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Full text of "Biophysikalisches Centralblatt 3.1907-08"

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Erstes Oktoberheft 1907 






Centralblatt für die gesamte Biologie 
II. Abteilung 


| Biophysikalisches Centralblatt 


Vollständiges Sammelorgan für Biologie, Physiologie und Phatologie 


mit Ausschluss der Biochemie 
unter Leitung von 


W. Biedermann E. Hering O. Hertwig F. Kraus E. v. Leyden 3. Orth 


Jena Leipzig Berlin Berlin Berlin Berlin 
R. Tigerstedt Th. Ziehen 
Helsingfors Berlin 


herausgegeben von 
Dr. phil. et med. Carl Oppenheimer und Prof. Dr. L. Michaelis-Berlin 


Generalreferenten: 
Dr. W. Cramer, Edinburgh, Physiol. Labor. Univ. 
Dr. Alb. Ascoli, Milano, Istit. Sieroterapico. 
„ Nordamerika Prof. Dr. Burton-Opitz, New-York, Columbia Univ. 
„ Russland Dr. Boldireff, St. Petersburg, Phys. Labor. d. Mil.-med. Akad. 
„ Skandinavien u. Finland Priv.-Doc. Dr. S. Schmidt- Nielsen, Christiania, 


| Physiol. Inst. 


für England 
, Italien: 


| LEIPZIG 
| VERLAG VON GEBRÜDER BORNTRAEGER 
NEW YORK LONDON W. C. PARIS 


G. E. STECHERT & Co. WILLIAMS and NORGATE ALBERT SCHULZ 
JA, HENRIETTA STREET, 14 8 PLACE DE LA SORBONNE 3 


COVENT GARDEN 


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Alphabetisches Autoren-Register. 








Adie 43 'Dontas 57 Jolly 83 iPachon 62 'Stefancszu 48, 49 
Agazzotti 9 Doyon 111 |Josūé 82 'Pheophilaktowa !Stich 25 
Ashburn 33 Driesen 116 EN > 150 Stoerk 105 
: Klemperer 71 T a OBER ne 

Basset 96, 97 D | Kollarits 54 De = PASEET 
Bataillon 20 |Korschelt 24 pine? 148 |Tallqvist 86 

. Battez 123 \Ellermann 54 |Kraus 47 ph 87  Tatewossianz 44 
Bayer 80 [Elster 10 Križ 17 Plate 34. 'Tedesko 32 
Beitzke 61 Exner 118 Kuckuck 21° Bjatpew cg :Lbompson 104 
Best 28 “ermi 51, 52 Kurdinowskillöip iu, ı 15 'Tigerstedt 76 
Birch-Hirschfeld François-Frank7 | Kuschel 125 Pol Re u lixier 100, 101 

127 Frank 67 N Tobler 26 
Bolten 106 Franz 78 Lamy 109,119 Raehlmann 126 | Tomarkin 50 
| | i í Langlois 85 (Rath ry 108 

Borschke 134 Fritsch 141 'Levaditi 41 RSR Trendelenburg 
Bourmoff 89  |Frühlich 58 T. Reiff 5 136 
Brugsch 89 Liebermann 90 |Ritzmann 31 Türk 45 
Burke 136 Galeotti 13 Livon 113  Roaf 11 | | | 
| Garten 4, 149 |Loeb, J. 18 Roché 41 i Uffenheimer 95 
Calmette 98° [Gautier 111  |Loewi 58° [Roith 102 Valtorta 77 
Carré %6, 97 Gautrelet 72,120, Lohmann 152 Rothberger 70 |Vassal 38 
Carter 39 121, 122 Loiseleur 30 Rumpf 66 Vincent 104 


Chavez 131 Geigel 1, 2 | ds RE | D4 
Chevallereau 145'Geitel 10 TEN E (Sacquépée 30 | Vrooman 56 





on 3 : à ‚Samojlew 150 Taro : 
ae ji ag r v.Mankowskil49;Samter 3 wen or 
an CE ‚werke 11 Mayer 108, 109, Sartory 46 Mes 
v. Cyon 63 |Grassmann 8] 110 IScheel 79 'Weidlich 129 


| Weiss 128 


Greeff 53 Maxwell 124 Schenk 151 |Wendelstadt 36 


Danilsen 92 a: TE 
Gugenot 6t, 65,! Myen-Ward 8 ‘Schiffmann 47 


Dastre 93 








Dehon 91 69 = Schneider 88 Weny on 40 
: Nagel 147 $ > ‘Weıtheimer 123 
‘ ) SC ` | 
Delage 19 Hallopeau +42 Nastase 94 Schoute 135 Wessely 139 


Demanche 46 ‘Heller 50 : ISchrüder 35 nn 
Neumann 84 Schüffner 37 Wichmann 16 


Desbours 85 Hertel 138 as a en 
Nicolaides 57 Schulze 140 | Wölfflin 132 


Dimmer 133 ‚Hess 103, 130,! 
Ditlevsen 14 | 143, 144 ' Noll 99 Seok 22 | Zieler 29 


Dittler 142 ‚Hofmann 12, 59/Ohm 137 Sewastjanow 107 Zwonitzki 117 























Alle geschäftlichen Mitteilungen, Reklamationen nicht eingegangener Hefte, 
Zahlungen, Adressenänderungen etc. wolle man an die 
Verlagsbuchhandlung Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 


Grossbeeren Strasse 9 
richten. 


Centralblatt für die gesamte Biologie 


II. Abteilung 


Biophysikalisches Gentralblatt 


Vollständiges Sammelorgan für Biologie, Physiologie und Pathologie 
mit Ausschluss der Biochemie 
unter Leitung von 


W. Biedermann E. Hering 0. Hertwig F. Kraus E. v. Leyden 3. Orth 


Jona Leipzig Berlin Berlin Berlin Berlin 
R. Tigerstedt Th. Ziehen 
Helsingfors Berlin 


herausgegeben von 


Prof. Dr. phil. et med. Carl Oppenheimer und Prof. Dr. L. Michaelis-Berlin 


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Dr. W. Cramer, Edinburgh, Physiol. Labor. Univ. 
Prof. Dr. Alb. Ascoli, Milano, Istit. Sieroterapico. 


„ Italien 
Nordamerika Prof. Dr. Burton-Opitz, New-York, Columbia Univ. 
ersburg, Phys. Labor. d. Mil.-med. Akad. 


„ Russland Dr. Boldyreff, St. Pet 
Skandinavien u. Finland Priv.-Doc. Dr. S. Schmidt- Nielsen, Christiania, 
Physiol. Inst. 


für England 


Dritter Band. 
1907/1908. 


LEIPZIG 
VERLAG VON GEBRÜDER BORNTRAEGER 


NEW YORK LONDON W. C. PARIS 
WILLIAMS and NORGATE ALBERT SCHULZ 


G. E. STECHERT & Co. 
14, HENRIETTA STREET, 14 8 PLACE DE LA SORBONNE 3 


COVENT GARDEN 


2. 
traf 
nf 


“Druck von A. W. Hayn'» Erben, Potsdam. 


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| 


 Biophysikalisches Gentralblatt 
3. Samter, M. — „Das Messen toter und lebender Fische für syste- 


matische und biologische Untersuchungen.“ Arch. f. Hydrobiol. u. 
Planktonkunde, 1907, Bd. II. p. 143—185. 


Verf. bezweckt die Darstellung der verschiedenen Vermessungs- 
` methoden von Fischen, wie sie für systematische und biologische (z. B. 
ı Rassen-)Fragen erforderlich sind. Im ersten Teil der Arbeit werden die 
' Messungen mittelst mechanischer Messwerkzeuge und die dabei leicht ein- 
tretenden Messungsfehler besprochen. Bei gehärtetem Material ist, um mit- 
einander vergleichbare Werte zu erlangen, zu beachten, dass alle Tiere in 
gleicher Weise und gleich lange Zeit gehärtet werden müssen. Andernfalls 
würden Gestaltveränderungen, die unter Umständen nach 2 Wochen 3,65, 
nach 3 Wochen 1,57 und nach 4 Wochen 0,56 —0,63 °/, betragen, das 
Ergebnis trüben. Ferner ist natürlich in allen Fällen auf genau gleiche 
Horizontal- und Vertikalorientierung zu achten. Verf. bringt ein Orien- 
tierungsbrett zur Anwendung, dessen Handhabung jedoch behufs exakter 
Messung eines Individuums wenigstens zwei Stunden erfordert. Die un- 
vermeidlichen Messungsfehler betragen dann immer noch durchschnittlich 
U,25 °/,, wird aber vor der erneuten Messung noch eine erneute Orientierung 
vorgenommen, so beträgt die Fehlergrüsse in 70°/, der Messungen etwa 
0.5 °/,, im Extrem sogar 1°j,., Da es nicht möglich ist, die bestimmten 
„Messpunkte“ zur Orientierung eines Fisches absolut genau zu bestimmen, 
so wird man sogar mit Fehlern von 2°/, zu rechnen haben. Daher ver- 
wirft Verf. die mechanischen Messmethoden überhaupt und gibt der Photo- 
grammetrie den Vorzug. 
(In der Biologischen Anstalt auf Helgoland haben sich Fischmessungen 
auf Messbrettern zu wissenschaftlichen Fanganalysen vorzüglich bewährt 
Biophysik. Centralbi. Bd. III l 








Bd. III. Erstes Oktoberheft No. ı 
Physik. 
l. Geigel, R.. Würzburg. — „Der Metallklang.* Dtsch. Arch. f. klin. 


Med, Bd. 90, p. 211, 10. Juni 1907. 


Der Metallklang entsteht durch diskontinuierliche Schwingungen 
höheren Grades, wobei die vom Grundton weit abliegenden Obertöne ver- 
stärkt werden. Gerhartz. 


2. Geigel, R., Würzburg. — „Der iympanitische und der nichttympa- 
nitische Schall.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 90, p. 599, 10. Juli 
1907. Mit 4 Abbild. 


Der Verf. fasst das Ergebnis seiner Studien über den tympanitischen 
und nichttympanitischen Schall dahin zusammen, dass im tympanitischen 
Schall der Grundton bei weitem gegen die zurücktretenden Obertüne vor- 
herrscht, weshalb seine musikalische Höhe leicht und sicher zu bestimmen 
ist; beim nicht tympanitischen Schall überwiegt der Grundton nur wenig 
oder gar nicht über die Obertöne. Der tympanitische Schall wird durch 
kontinuierliche, der nichttympanitische durch diskontinuierliche Schwingungen 
erzeugt. Gerhartz. 


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und gehen namentlich bei Plattfischen [Schollen usw.) sehr leicht und 
schnell vonstatten. Ref.) 

Bei der Photogrammetrie hat man zu berücksichtigen, dass die dem 
Objektiv näher liegenden Teile verhältnismässig grösser zur Darstellung 
kommen als entfernter liegende. Daher ist es erwünscht, die Feststellung 
der Raumtiefe aus der Photographie zu ermöglichen. Dies geschieht 
entweder, indem man das abbildende Objektiv in verschiedene Stellungen 
zum Objekt bringt und mehrmals photographiert (Meydenbauersches Mess- 
verfahren für Architekturaufnahmen, Pulfrichs Stereophotogrammetrie), oder 
indem man mit einer Aufnahme mit Hilfe zweckentsprechend aufgestellter 
Spiegel das Objekt selbst nebst seinen Spiegelbildern photographiert. In 
jedem Falle ergibt sich die wahre Lage der zu messenden Punkte auf 
geometrischem Wege. 

Das Meydenbauersche Verfahren lieferte trotz unzweckmässiger 
photographischer Apparate unerwartet günstige Ergebnisse; dieselben gingen 
bereits unter die Fehlerquelle hinab, welche die direkten Messungen am 
Fischkörper ergeben. Es erfordert indessen, da man weiche Tierkörper nur 
in irgend einer Flüssigkeit photographieren darf, infolge der doppelten 
Lichtbrechung ein sehr geübtes Zeichnen. 

Die Spiegelaufnahme, welche viel einfacher vonstatten geht, 
ergab im Falle wiederholter Aufnahmen nach jedesmaliger Neuaufstellung 
des Apparats bei den ersten Versuchen Differenzen zwischen den wahren 
und berechneten Werten, welche im Maximum nur noch 0,3 °/, betrugen, 
später betrugen dieselben sogar nur noch 0,03 °/,. 

Vergleichsmessungen nach Stereoaufnahmen vom lebenden Fisch 
nach wiederholter Orientierung ergaben Unterschiede von durchschnittlich 
kaum 0,5 °/,, im Maximum von 1°/,. 

„Bei der Abschätzung der beiden (letzteren) dargestellten Methoden 
ist hervorzuheben, dass die Möglichkeit der Messungen auf Grund einer 
Spiegelaufnahme von der Gestalt des betreffenden Körpers abhängt, da alle 
Messpunkte sowohl in der Vorderansicht wie im Spiegelbilde sichtbar sein 
müssen. Bei der Anwendung eines Spiegels wäre dies nicht immer 
möglich. In bezug auf die Vermessung mittelst Stereometers gibt allein die 
völlige Identität der photographischen Objektive und eine gute parallak- 


tische Bestimmung ein völlig einwandfreies Resultat.“ V. Franz. 

4. Garten, S. (Physiol. Inst., Leipzig). — „Über die Anwendung der 
Zungenpfeafe zur Registrierung.“ Pflügers Arch., 1907, Bd. 118, 
p. 228. 


Verf. hat sich dadurch ein Zeitregistrierungsinstrument geschaffen, 
dass er auf die Metallzunge einer kleinen Pfeife, die er mit Hilfe der 
Saugwirkung einer Wasserluftpumpe antrieb, einen kleinen Draht auflötete, 
dessen Bewegungen auf photographischem Wege sehr gut die Zeit 
registrieren. Der Apparat ist auch bereits an Stelle des Gartenschen 
Speichenrades benutzt worden und hat sich bewährt. Als besonderen Vor- 
zug seiner Methode gibt Verf. an, dass der Apparat im Gegensatz zu den 
elektromagnetischen Stimmgabeln keiner Wartung bedarf, immer betriebs- 
fertig ist und durch einfaches Aufdrehen eines Wasserhahnes in Gang ge- 
setzt werden kann. G. F. Nicolai, Berlin. 


5. Reif, H. J. — „Eine neue und handliche Methode des Kom- 
pressionsvakuummeters.* Physik. Zeitschr., 1907, Bd. VIH, p. 124—125. 


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Verf. teilt eine neue handliche Form des Kompressionsvakuummeters 
nach MacLord mit, das einen vollkommenen Ersatz der langen bisher im 
Gebrauch befindlichen darstellt. A. Geiger. 


6. Pinoy, E. — „Nouvel appareil de microphotographie. Possibilité 
d'obtenir, même à de forts grossissements, une image donnant l’idée 
de la structure d'un objet présentant une certaine épaisseur.“ Soc. Biol., 
Paris. Bd. 61, p. 552. 

Bis jetzt hat man nur gute Photographien von einem Plan eines 
Präparats erzielt. 

Verf. bedient sich eines nach dem Modell von Balbreck konstruierten 
Apparats, welcher sehr standfest ist und die Bewegungen des Mikroskops 
mit grosser Leichtigkeit erlaubt. 

Während der Aufnahme wird die Mikrometerschraube nach einem 
bestimmten Zeitraum regelmässig verschoben, so dass der Apparat nachein- 
ander für die verschiedenen Pläne des Präparats richtig gestellt ist. Dieser 
Zeitraum kann z. B. 12 Sekunden betragen für eine Aufnahme von einer 
Minute, so dass in diesem Falle die Mikrometerschraube fünfmal eine gleiche 
Quantität verschoben wird. F. Schwers, Lüttich. 


1. François-Frank, Ch. A. — „I. Demonstration de microphotographie 
instantanée et de chromomicrophotographie. TI. Comparaison des 
mouvements activs et passifs des branchies flottantes respiratoires et 
loromotrices.“ Soc. Biol, 1907, Bd. 62, No. 18. 

Verf. schildert die Technik der Mikrophotographie lebender Tiere. 

Er hat mit Hilfe dieser Verfahren bei einer Anzahl von Objekten (Wirbel- 

tiere und wirbellose) Studien über die lokomotorische und respiratorische 

Funktion der Kiemen angestellt. Pincussohn. 


8. Myen-Ward, C. F. — „A new central chromograph station for 
physiological laboratories.“ Proc. phys. Soc., p. 7. Nov. 1906; Journ. of 
physiol., 1906, No. 1/2. 

Beschreibung und Zeichnung des Apparates. Cramer. 


9. Agazzotti, Alberto (Physiol. Lab., Turin. — „Ultramikroskopische 
Beobachtungen über fermentative Prozesse.“ Zeitschr. f. allg. Physiol., 
190%, Bd. VII, H. 1. 

Bei ultramikroskopischen Beobachtungen fermentativer Prozesse findet. 
stets nach Zufügung des Ferments zum Substrat eine Agglutination statt. 
Verf, schliesst, dass das Ferment mit dem Substrat in enge Beziehungen 
tritt, die sich ultramikroskopisch nicht nachweisen lassen. Bei Agglutination 
durch Fermenten ist in den herkömmlichen Präzipitationen verschieden, 

E. J. Lesser, Halle a. S. 


10. Elster, J. und Geitel, H. — „Ein transportables Quadrantelektro- 
meler mit photographischer Registrierung.“ Physik. Zeitschr., 1906, 
Bd. VII, p. 493—496. A. Geiger. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


ll. Roaf, H. E. — „A note on the osmotic effect of various strengths 
of different salte upon cell volume.“ Bioch. Journ.. 1907, Bd. I, p. 383. 
Kaulquappen wurden in Salzlösungen von verschiedener Stärke 
gehalten und ihr Gewicht beobachtet. Die Konzentration, welche für das 


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Tier ein Optimum darstellt, ist geringer als die in einer Lösung, welche 
mit dem Zellinhalt der Tiere isosmotisch ist. 
Die Zellen haben also das Bestreben, einen Druckunterschied aufrecht 


zu erhalten, nicht eine Druckgleichheit herzustellen. Cramer. 
12. Hofmann, F. B. (Physiol. Inst., Innsbruck). — „Über einen peri- 


pheren Tonus der Cephalopodenchromatophoren und über ihre Be- 
einflussung durch Gifte.“ Pflügers Arch., Bd. 118, p. 413—451, Juni 
1907. 

Der Verf. beobachtet, dass die Chromatophoren von Sepia, wenn sie 
durch Nervenresektion vom Zentralorgan getrennt sind, einen Zustand 
mittlerer Expansion zeigen, den der Verf. als Tonus bezeichnet. An den 
gereizten Partien ist die mechanische Erregbarkeit gesteigert. Eingehende 
Untersuchungen über den Einfluss erregender und lähmender Gifte auf 
den Chromatophorenapparat haben den Verf. nicht dazu geführt, die Nerven 
gesondert von den Chromatophoren zu lähmen. Auf Grund einer Versuchs- 
reihe über dio Ursache des Tonus kommt der Verf. zu dem Resultat, dass 
wahrscheinlich eine Anhäufung von Kohlensäure den Erregungszustand 
bedingt. Die Blutversurgung leidet nämlich in den Gebieten, deren Nerven 
durchtrennt sind, weil die Gefässe mit den Nerven zugleich reseziert 
werden. Weiss, Königsberg. 


13. Galeotti, G. (Inst. f. allg. Path. d. Univ. Neapel). — „Ricerche di 
elettrofisiologia secondo i criteri dell elettrochimica. IV. Einfluss von 
Narcoticis auf die Permeabilität der Froschhaut und auf die Stärke 
der in ihr entstehenden elektromotorischen Kräfte.“ Zeitschr. f. allg. 
Physiol., 1907, Bd. VII, p. 136. 

Die Permeabilität für NaCl der Froschhaut wird durch Narkotika 
vergrössert. Gleichzeitig wird die elektromotorische Kraft des Froschhaut- 
stromes dabei geringer. Verf. erblickt hierin einen neuen Beweis für die 
Theorie, dass dio bioelektrischen Ströme ihre Ursache in physiologisch für 
bestimmte [onen impermeablen Membranen haben. 

E. J. Lesser, Halle a. S. 

14. Ditlevsen, Hjalmar (Finseninst., Kopenhagen). — „Versuche über das 
Verhältnis einiger Planktontiere gegenüber Licht.“ Skand. Arch. f. 
Physiol., Bd. XIX, H. 4—5, August 1907. 

Durch seine an Süsswasser- wie \Meeresplankton, wesentlich Copepoden, 
ausgeführten Untersuchungen fand Verf. eine deutliche Photopaihie, die sich 
dadurch äusserte, dass dio Tiere die möglichst helle Stelle aufsuchten: da- 
gegen kein einziges rein phototaktisches Phänomen. 

In den Aquariumsversuchen zeigten die Tiere bei einer plötzlichen 
Intensitätsverminderung des Lichtes eine augenblickliche Tendenz fortzu- 
suchen, um sich allmählich wiederum gleichmässig zu verteilen. 

Verschiedene Lichtqualitäten wirken prinzipiell gleichartig, die kurz- 
welligen Strahlen am kräftigsten photopathisch ; blaues Licht wird ent- 
schieden rotem vorgezogen, was aus 6 photographischen Aufnahmen der 
Versuchsaquarien hervorgehen darf. 

Verf. beschreibt auch kleinere Versuche an Gammarus, Agabus macu- 
latus, Stylaria proboscidea, welche sich gegenüber Lichteinwirkung gleich- 
gültiger als das Plankton verhielten. Polyphemus pediculus verhielt sich 
wie die echten Planktontiere, ist nur lichtempfindlicher. 

S. Schmidt-Nielsen. 


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15. Germann (Chirurg. Abteil. d. städt. Krankenhaus., Magdeburg-Suden- 
burg. — „Über die Wirkung der Quarzglas-Quecksilberlampe.“ Centrbl. 
f. Bakt., 190%, Bd. 43, p. 522. 

Das ultraviolette Licht wirkt baktericid auch bei Ausschaltung der 
Wärmestrahlen. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass das gebildete 
Ozon sich an der Wirkung beteiligt, wenn es auch allein unwirksam ist. 

U. Friedemann, Berlin. 

16. Wiehmann, Paul (Lupusheilanstalt f. Kranke d. Langesversicherungs- 
anstalt d. Hansastädte zu Hamburg). — „Experimentelle Untersuchungen 
über die biologische Tiefenwirkung des Lichtes der medizinischen 
Quarzlampe und des Finsenapparates.* Münch. Med. Woch., Bd. 54, 
p. 1382, Juli 1907. 

Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung des Finsen-Reyn- 
Apparates und der medizinischen Quarzlampe zeigen, dass die biologische, 
spezifische Wirkung des ersteren eine stärkere ist, als die der Quarzlampe. 
Schaltet man jedoch bei dieser durch geeignete Filter das kurzwellige 
Utraviolett aus, so ist die Quarzlampe dem Finsen-Reyn-Apparat in jeder 
Beziehung überlegen. Ehrenreich, Kissingen. 


15. Kriz, Ferdinand (Biol. Versuchsanstalt, Wien}, — „Unabhängigkeit 
der Coagulationspunkte spezifischer Muskelplasmen von der Temperatur 
wihrend des Lebens.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 23, p. 560—565, 
Juni 1907. 

Entblutete Muskeln werden zerrieben, Koliert, filtriert, koaguliert unter 
Abfiltrieren des jeweiligen Koagulums, die Fraktionen mit Salzlösungen auf 
ihre Fällbarkeit geprüft. Nach dieser Methode wurden folgende Tiergattungen 
behandelt: Petromyzon (Koagulationspunkte des ausgebildeten Tieres iden- 
tisch mit denen der Larve), Accipenser, Salamandra, Bufo, Rana, Hyla, Va- 
ranus, Testudo, Emys, Spermophilus, Vespertilio. Der Wüstenwaran, Varanus 
griseus, ein beständig in hohen Temperaturen lebendes Tier, zeigte dieselben 
Koagulationstemperaturen der Muskeleiweisskörper wie andere Reptilien 
Winterschläfer (Land- und Sumpfschildkröten, Fledermäuse), die in Räumen 
von nur wenigen Graden über dem Gefrierpunkte eingewintert waren, 
zeigten keine Verschiebungen der Koagulationspunkte, auch waren stets 
sowohl Myosin als auch die übrigen Muskeleiweisskörper verhanden. Mehrere 
Amphibien (Hyla arborea, Rana esculenta, Bufo vulgaris, Salamandra macu- 
losa) wurden an höhere Temperaturen gewöhnt, als sie sie normalerweise 
auszuhalten haben, um eventuell eine Hinaufrückung des Koagulations- 
punktes zu erzielen, welche aber nicht eintrat. Merkwürdigerweise gingen 
beispielsweise südliche Laubfrösche schon bei 30° C zugrunde, während 
Feuersalamander (ebenso Erdkröten und Wasserfrösche) noch an 37° gut 
gewöhnt werden konnten. kammerer, Wien. 


18. Loeb, J. (Herzstein Research Lab. California Berkeley). — „Über die 
allgemeinen Methoden der künstlichen Parthenogenese.“  Pflügers Arch. 
1907, Bd. 118, p. 572 - 582. 

I. Die Reifung und Entwickelung von Polynoeeiern (einer Anneliden- 
art), die normalerweise nur nach der Befruchtung stattfindet, tritt 
auch ein, wenn das Medium Hydroxvlionen in einer gewissen 
Minimalkonzentration enthält. Hypertonie allein bewirkt dies nicht, 
verstärkt aber den Einfluss der Alkaleszenz. 


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II. Bei Lottia gigantea (einer Molluske) ist der Grad der Alkaleszenz 
für die künstliche Reifung- und Entwickelungserregung wesentlich; 
Hypertonie allein vermag bei einzelnen Eiern die Reifung ohne 
folgende Entwickelung zu bewirken. 

Ill. Während bei Polynoe und Lottia nur Basen, bei andern Formen 
nur Säuren zur künstlichen Entwickelungserregung brauchbar 
scheinen, sind bei Seeigeleiern Säuren wie Basen, letztere allerdings 
erheblich langsamer, wirksam. 

IV. Wegen der theoretischen Folgerungen siehe Original. 

E. Laqueur. 

19. Delage, Yves. — „L’oxygene, la pression osmotique, les acides et 
les alcalis dans la parthénogenèse expérimentale.“ Compt. rend., 
Bd. 145, p. 218—224, Juli 1907. 

Verf. kommt durch seine Versuche zu Resultaten, die von denen 
Loebs und mancher anderen Forscher erheblich abweichen. So findet er, 
dass Gegenwart von Sauerstoff für die parthenogenetische Entwickelung der 
Seesterne nicht nur nicht notwendig, sondern sogar schädlich ist. Auch 
die Hypertonie der Lösungen ist für die Parthenogenese der Seesterne nicht 
erforderlich, für die der Seeigel ist sie nützlich, aber keineswegs unent- 
behrlich. Ferner genügt dem Verf. eine reine NaCl-Lösung als Entwicke- 
lungsmedium, die Anwesenheit zweiwertiger lonen ist entbehrlich. Verf. 
sieht als Bedingung für das Zustandekommen der Parthenogenese an, dass 
zuerst eine saure Lösung auf das Ei einwirkt (welche die Kolloide des Ei- 
protoplasmas koagulieren soll) und dann eine alkalische (welche die Kolloide 
wieder lösen soll). Es scheint weder auf die Wertigkeit noch auf die elek- 
trischen Ladungen der Ionen anzukommen; ihre Wirkung steht vielmehr 
in Beziehung zu ihrer sauren oder alkalischen Reaktion und zu ihren 
chemischen Eigenschaften. H. Aron. 


20. Bataillon, E. — „Les mouvements nucléaires préalables à la seg- 
mentation parthogénésique chez les anoures.“ Soc. biol., Bd. 62, No. 18, 
31. Mai 1907. 

Die parthogenetische Segmentation hat zur Grundlage der chroma- 
tischen Substanz die Äquatorialplatte der zweiten Polfigur. Das zweite 
Richtungskörperchen wird nicht ausgestossen. Die Verzögerung der partho- 
genetischen Teilung rührt zum grossen Teil daher, dass das Heruntergehen 
des weiblichen Kernes langsam erfolgt. Am deutlichsten wird diese Er- 
scheinung bei Behandlung mit destilliertem Wasser ohne Temperatur- 
änderung. Pincussohn. 


21. Kuckuck, Martin. — „Es gibt keine Parthenogenesis, allgemein- 
verständliche wissenschaftliche Beweisführung.“ C. F. Fest, Leipzig, 
1907. 

Der Verf. glaubt mitteilen zu müssen, dass er „gefunden“ habe, die 
Kerne der Blastodermzellen aller Bienenembryonen seien gleich gross. Da 
dies angeblich nur dann möglich sein soll, wenn die Tiere geschlechtlich 
erzeugt seien, so schreibt er im Anschluss hieran eine Polemik gegen die 
Wissenschaft und „erklärt zam Schluss in voller wissenschaftlicher Uber- 
zeugung das Dogma der Parthenogenese — nicht etwa nur bei den 
Bienen, sondern überhaupt — als Irrtum, für immer abgetan, tot und be- 
graben“. Da er von dieser seiner Meinung nicht abzugehen verspricht, 
ehe nachgewiesen sei,. dass das Quecksilberion negativ ist, so erscheint es 


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aussichtsios, sich mit Dr. Martin Kuckuck aus Petersburg über die Möglich- 

keit „wissenschaftlicher Beweisführung“ zu verständigen. 

G. F. Nicolai. 

22. Scott, G. G. (Coll. of the City of New York). — „Further notes on 
the regeneration of the fins of fundulus heteroclitus.“ Biol. Bull., Bd. XII, 
p. 335—400, Mai 1907. 

Die Regeneration der Finnen des Fundulus het. wird durch niedrige 
Temperaturen gehemmt. Bei jungen Tieren geht dieselbe schneller vor sich. 
Ebenso bei wohlgenährten Tieren. Es scheint, dass die am meisten ge- 
brauchten Finnen am schnellsten wieder auswachsen. B.-O. 


23. Piéron, H. — „De l'autotomie protectrice chez le erabe.“ Soc. biol., 
1907, Bd. 62, No. 17. 

Es gibt zwei Arten von Autotomie, die erste ist eine freiwillige, die 
man nicht als einfachen Reflex auffassen kann. Sie gibt dem Tier die 
Möglichkeit, sich unter Opferung eines Teiles von einem Feinde zu er- 
retten. Die andere, die wohl als Reflex zu deuten ist, zeigt ausserordent- 
liche Verschiedenheiten, deren Deutung zurzeit nicht möglich ist. Bei 
scheinbar ganz gleichen Verhältnissen tritt die Autotomie bisweilen ein, 
während sie ein anderes Mal unterbleibt. Pincussohn. 


34. Korschelt, E., Marburg i. H. — „Regeneration und Transplantation.“ 
286 S., 144 Fig. im Text, Jena, Gust. Fischer, 1907. 

Verf. hat seinen in der Stuttgarter Naturforscherversammlung am 
20. September 1906 gehaltenen, in der Naturw. Rdsch., Bd. 21, 1906 un- 
verändert abgedruckten Vortrag zu einem Werke ausgearbeitet, dessen 
Hauptverdienst dem Ref. in der didaktischen Art und Weise, wie es 
geschrieben ist, zu liegen scheint. Wie Verf. im Vorwort (S. III) selbst 
sagt, fehlt es nicht an Zusammenfassungen der Regenerations- und Trans- 
plantationserscheinungen, aber bisher dürfte keine erschienen sein, die so 
geeignet wäre, dem Lernenden, dem Orientierung Suchenden das Ein- 
dringen in das Gebiet zu erleichtern. Dieses Gepräge des Buches wird 
dadurch bestimmt, dass es zwar nirgends, weder in Literaturangaben noch 
in Wiedergabe der Tatsachen, eine vollständige Verarbeitung der bisher 
ermittelten Detailbefunde darstellt, dafür aber überall aus der Stofifülle 
sorgsam die instruktivsten Fälle heraushebt, ausführlicher behandelt und 
von grossen, deutlichen, einfach gehaltenen Abbildungen begleitet. Es 
kommen daher die sozusagen klassischen, älteren Beispiele hoher regenera- 
tiver Potenzen, Infusorien, Hydra, Planarien, Seestern, Regenwurm, an dem 
des Verf, eigenen Arbeiten viel Bereicherung unserer Kenntnis zu danken, 
Froschlarven usw. zu eingehender Berücksichtigung. 

Wenn von didaktischer Brauchbarkeit die Rede ist, muss der über- 
sichtlichen Gliederung des Stoffes gedacht werden, der durch zahlreiche 
Kapitel- und Paragraphenüberschriften dennoch nicht in ebensoviele allein- 
stehende Abschnitte zerspalten ist, sondern in fliessender Rede über die nur 
durch den Druck hervorgehobenen Titel hinwegläuft. Als geradezu muster- 
gültig möchte ich in diesem Sinne, was Inhalt und Form der Darstellung 
anlangt, die ausführliche, allgemein gehaltene, aber dennoch stets an der 
Hand besonders fasslicher Beispiele (Asellus, Lumbriciden) durchgeführte 
Behandlung des Kapitels „Verlauf der Regeneration“ bezeichnen, mit 
seinen drei Paragraphen „Wundheilung“, „Herkunft des Materiales“ 
und „Anlage, Ausgestaltung und Orientierung des Regenerates*, 


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Diesem wichtigen Kapitel entspricht im zweiten, die Transplantation 
behandelnden Teile das Kapitel über „Herstellung der Gewebs- 
verbindung“. 

Ein weiteres Verdienst besteht in ausgiebiger Heranziehung der 
botanischen und kristallographischen Regenerations- und Trans- 
plantationsvorgänge, welche den Gesichtskreis der Darstellung ausserordent- 
lich erweitern und immer dort zur Besprechung gelangen, wo durch sie 
Vereinheitlichung und Präzisierung des Problems möglich erscheint. Ausser- 
dem ist sowohl dem Ersatz verlorener Teile bei Pflanzen, als auch der 
Kristalle ganz zu Beginn je ein selbständiger Abschnitt gewidmet. Klar 
wird der in der Literatur oft verkannte Unterschied zwischen tierischer 
und pflanzlicher Regulation hervorgehoben: echte Regeneration von der 
Wundfläche aus und in deren ganzer Ausdehnung ist bei den Pflanzen 
relativ selten zu beobachten; meist tritt an ihre Stelle der Ersatz des Ver- 
Justes durch Adventivbildungen. 

Von Abschnitten, die besonderes Interesse verdienen, seien ferner ge- 
nannt derjenige über Autotomie, kompensatorische Regulation, Polarität, 
Hypotypie, Reduktion, Morphallaxis, Atavismus, Heteromorphose, Super- 
regeneration, Regeneration und Nervensystem, Regeneration und Alter, 
Regeneration und Ernährung. 

Was die theoretische Stellungnahme anbelangt, so hält Verf., 
dessen Darstellung von Sachlichkeit und Unparteilichkeit Zeugnis ablegt, 
eine vermittelnde Position ein zwischen dem noch immer scharfen Gegen- 
satz der Anpassungstheorie einerseits, Auffassung der Regeneration als 
allgemeine Erscheinung anderseits. Verf. pflichtet der letzteren An- 
schauung bei, indem er sagt: „Die Regeneration ist eine der gesamten 
Organismenwelt zukommende Erscheinung“ (S. 2), und „in der Tat ist die 
Regenerationsfähigkeit bei den Tieren eine sehr weit reichende und nach 
unseren heutigen Erfahrungen können wir sagen, dass sie bis zu einem 
gewissen Grade allen Tieren, von den einzelligen bis hinauf zu den 
höchsten Wirbeltieren eigen ist“ (S. 24). Als Stütze dieser Anschauung 
hätte Ref. noch gewünscht, dass Przibram, der nur dem Namen nach als 
Anhänger genannt ist, mit seiner „quantitativen Wachstumstheorie der 
Regeneration“ (Centrbl. f. Physiol., 1905, Bd. XIX, p. 682), die in hohem 
Grade das Verständnis der Erscheinung erschliesst und einheitlich erklärt, 
zu Worte gekommen wäre. Anderseits steht Verf. aber auch auf dem 
Standpunkte, dass jene allgemeine Regenerationskraft auf besonderen 
Punkten der ÖOrganismenreihe durch spezielle Anpassung verstärkt werden 
könne: „Wenn mit der steigenden Organisationshöhe die bei vielen niederen 
Tieren in so hohem Masse vorhandene Fähigkeit, sehr beträchtliche und 
umfangreiche Teile ihres Körpers neu zu bilden, immer mehr verloren 
geht, können bei den höher stehenden Tierformen dennoch einzelne, an- 
scheinend besonders exponierte Teile die Fähigkeit der Regeneration be- 
wahren“ (S. 51), und „Die Frage, ob die Naturzüchtung in der Lage war, 
eine so weitgehende Auslese zu bewirken, wie sie nötig erscheint, um die 
Regenerationsfähigkeit der verschiedenen Körperstellen zu ermöglichen, 
kann hier nicht eingehender behandelt werden, doch wird man sich trotz 
alledem nur schwer des Eindrucks erwehren können, dass leichte Verletz- 
barkeit und Regenerationsfähigkeit gewisser Körperteile in einem ursäch- 
lichen Zusammenhang stehen“ (S. 58) Wenn freilich Verf. auf S. 50 
noch ausführt: „Ein Zurücktreten des Regenerationsvermögens ist im all- 
gemeinen mit der zunehmenden Organisationshöhe der Tiere zu bemerken, 


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obwohl sich allerdings ein festes Gesetz dafür nicht aufstellen lässt. So 

finden sich unter den niederstehenden und einfachen Tierformen manche, 

die nur eine sehr geringe Regenerationsfähigkeit zeigen, während diese 
bei nahen Verwandten gut ausgebildet ist“, so wäre hierzu zu bemerken, 
dass viele solcher „Ausnahmen“. denen inmitten einer gut regenerierenden 

Verwandtschaft die Fähigkeit dazu abgehen sollte, sich eben bereits nur 

als scheinbare Ausnahmen erwiesen haben, bei denen sekundäre Ur- 

sachen, wie leichte Infizier-, schwere Haltbarkeit, ungünstige Temperatur- 
und Nahrungsbedingungen, die ihnen die Experimentatoren boten, Ein- 
lagerung starrer Gewebsarten und Apoplasmen das nichtsdestoweniger vor- 
handene, hohe Regenerationsvermögen maskieren. Gerade für den einen 

Fall, den Verf. als Beispiel an die zuletzt zitierte Stelle anschliesst, Mangel 

der Regenerativpotenz bei den Hirudineen gegenüber der hoch entwickelten 

der Borstenwürmer, liegt mir gegenwärtig die von einem unserer Mit- 
arbeiter stammende Widerlegung noch in Manuskriptform vor. 
Kammerer, Wien, 

25. Stich. — „Zur Transplantation von Organen mittelst Gefüssnaht.“ 
Arch. f. klin. Chir., 1907. Bd. 83, H. 2. 

Bei seinen ersten Versuchen überpflanzte Verf. die Nierengefässe auf 
die Halsgefässe desselben oder eines anderen Hundes und leitete den 
Ureter nach aussen. Stets wurde eine Urinsekretion beobachtet, wenn 
auch die Tiere bald an Pyonephrose zugrunde gingen. Deshalb hat Verf. 
bei späteren Versuchen die Gefässe der exstirpierten Niere auf die Vasa 
iliaca und den Ureter in die Blase eingenäht. Nach dreiwöchentlichem 
Wohlbefinden kam das Tier an chronischer abscedierender Peritonitis zum 
Exitus. Makroskopische und mikroskopische Untersuchung ergab eine völlig 
normale Niere, nur war die Vene an der Nahtstelle ziemlich stark verengt. 
Bei Implantation einer Schilddrüse durch Gefässnaht kommt Verf. zu dem 
Resultat, dass die reimplantierte Schilddrüse bei erhaltener Zirkulation glatt 
und ohne nachfolgende Erscheinungen eingeteilt ist. Ebenso sind vom 
Verf. fremde Schilddrüsen (nach Exstirpation der eigenen) implantiert 
worden. Die Tiere befinden sich wohl. Die Sektionen sind noch nicht 
gemacht, daher stehen die endgültigen Resultate noch aus. 

| Goldstein. 

26. Tobler, Münster. — „Über die Brauchbarkeit von Mangins Ruthe- 
niumrot als Reagens auf Pectinstoffe.“ Zeitschr. f. wiss. Mikr., 
Bd. 23, H. 2. 

Da Rutheniumrot auch Glycogen und Isolichenin specifisch färbt, ist 
seine Anwendung als Reagens auf Pectinstoffe nicht einwandsfrei. Brauch- 
bar ist es nur, wo es sich um den Nachweis von Pectinstoffen neben Cellu- 
lose, Callose etc. handelt. Unleugbare Vorteile besitzt es für die Dauer- 
färbung. W. Berg, Strassburg. 


27. Dürck, Hermann (Path. Inst., München). — „Über eine neue Art 
von Fasern im Bindegewebe und in der Blutgefüsswand.“ Virchows 
Arch., Bd. 189, H 1, Juli 1907. 

Mittelst der Weigertschen Kupfer-Hämatoxylin-Eisenlackfärbung liess 
sich im perineuralen Bindegewebe ein System langgestreckter nicht ana- 
stomosierender, meist in spitzwinkelig sich kreuzenden Bündeln verlaufender 
telegraphendrahtähnlicher Fasern nachweisen. Die elastischen Fasern 
treten bei dieser Färbung gleichfalls besonders deutlich hervor. Es gelang 
nachzuweisen, dass in kleinen Blutgefässen subendothelial ein engmaschiges 

Biophysik. Centralbl. Bd III. 2 


-o 


Längsfasernetz verläuft und dass sich in der Wandung aller grösseren Blut- 
gelässe radiär angeordnete elastische Faser von gestrecktem Verlaufe finden, 
welche von der Elastica externa zur interna verlaufen und offenbar als 
Antagonisten der circulären Gefässwandmuskulatur aufzufassen sind. Nach 
dieser Beobachtung muss man sowohl die Elastica interna als auch externa 
zur Media zählen.. Hart, Berlin. 


Entzündung und Infektion. 


28. Best, F., Dresden. — „Die Bedeutung pathologischen Glykogen- 
gehaltes.“ Centrbl. f. Pathol, Bd. XVIII, H. 12, Juni 1907. 

Verf. geht von Untersuchungen über die Glykogenablagerung in der 
Netzhaut aus und kommt zu folgender Zusammenfassung: Aus Versuchen 
mit der Anwendung entzündlicher Reize am Auge lässt sich schliessen, 
dass Glykogen bei der Entzündung und Eiterung auftritt als Reaktion auf 
den gesetzten Reiz; dass es eine chemische Teilerscheinung des ver- 
wickelten Komplexes ist, der das Wesen der Entzündung ausmacht. Bei 
Diabetes findet man Glykogen in Organen, die durch die Stoffwechsel- 
erkrankung spezifisch geschädigt werden, und es ist in diesem Falle wahr- 
scheinlich aufzufassen als eine Reaktion der betroffenen Gewebe gegen die 
Schädigung. 

Ähnlich deutet Verf. den Glykogenbefund in der Peripherie von In- 
farkten, Nekrosen und teilweise bei Geschwülsten, wahrscheinlich kommen 
aber bei letzteren noch spezifische ererbte Eigenschaften der Zellen in 
Betracht. Hart, Berlin. 


29. Zieler, Karl (Dermat. Klinik, Breslau). — „Über Exsudatzellen bei 
der akuten aseptischen Entzündung des Bindegewebes.“ Centrbl. f. 
allgem. Path., Bd. 18, H. 8, April 1907. 

Die Entzündung wurde bei ausgewachsenen Albinokaninchen durch 
das konzentrierte Bogenlicht einer Finsen-Reynlampe unter Ausschluss einer 
Wärmewirkung erzeugt. Die in den ersten 15 Stunden im Entzündungs- 
gebiet auftretenden Zellen stammen sicher aus der Blutbahn und gleichen 
in jeder Hinsicht den im Blute nachweisbaren Zellformen. Zuerst finden 
sich besonders zahlreich die kleinen rundkernigen Lymphocyten, die sich 
weiterhin im Gewebe durch Vermehrung des Granoplasmas zu Zellen vom 
Charakter grosser Lymphocyten, welche nach Maximow als Polyblasten be- 
zeichnet werden, umwandeln. Diese Zellen werden mechanisch ins Gewebe 
hineingeschwemmt, allein auch aktive Auswanderung kommt vor und nimmt 
besonders in den späteren Stadien der Entzündung zu. In diesen Stadien 
überwiegen auch im Entzündungsgebiet die granulierten Leukocyten, welche 
dann besonders aktiv auswandern, während anfänglich gleichfalls eine 
passive Ausschwemmung anzunehmen ist. Hart, Berlin, 


30. Sacquépée und Loiseleur, — „Sur les infections sanguines auto- 
gènes ou hétérogènes chez les animaux à l'état normal.“ Soe. biol., 
No, 18, 31. Mai 1907. 

Autogene Blutinfektion (durch regelmässig im Körper anwesende 
Mikroben erzeugt) fanden Verff. bei einer grossen Versuchsreihe in 
ca. 8°, und zwar bei Tieren, die während der Verdauung punktiert 
wurden (B. coli, Coccen und noch Gram färbbare Stäbchen). Im allgemeinen 
ist das Blut jedoch steril. 


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Zur Erzeugung von heterogenen Blutinfektionen gaben die Verff. 
unter das Futter Typhusbazillen, Paratyphus B, B. pyocyaneus und Pneumo- 
coceus, Es fand sich jedoch nur bei 1,7 °/, das betreffende Bakterium im 
Blut wieder, so dass eine Blutinfektion auf diesem Wege ausserordentlich 
seiten zustande kommt. Pincussohn. 


31. Ritzmann, Otto (Hyg. Inst., Zürich). — „Über den Einfluss erhöhter 
Aussentemperatur auf den Verlauf der experimentellen Tetanus- und 
Streptokokkeninfektion.“ Arch. f. Hyg., 1907, Ba. 61, H. 4. 

Erhöhung der Aussentemperatur auf 35° führt bei Infektion mit 
Tetanussporen „etwas sicherer“ zum Tode als normale Lufttemperatur. 
Strepwkokkeninfektionen an weissen Mäusen werden gleichfalls durch die 
Erhöhung der Aussentemperatur begünstigt. 

Infiziert man tetanusinfizierte Mäuse nachträglich mit Streptokokken, 
so wird das Auftreten des Tetanus begünstigt, selbst bei Dosen von 
Tetanussporen, die sonst nicht einmal zu Tetanussymptomen führen. Viel- 
leicht sind diese Tatsachen bedeutungsvoll für die Ätiologie des mensch- 
lichen Tetanus. Seligmann. 


32. Tedesko, Fritz. — „Experimenteller Beitrag zur Infektion der 
Appendic vom Rachenring aus.“ Arb. a. d. Gebiete d. pathol. Anat. u. 
Bakteriol. a. d. pathol.-anat. Inst. zu Tübingen, 1907, Bd. VI, H. 1. 

1. Es ist möglich, mit Streptokokken auf dem Wege der Blutbahn nach 
Passieren und Schädigung der Halslymphdrüsen isolierte charak- 
teristische Follikelerkrankung der Appendix beim Kaninchen hervor- 
zurufen; bei subkutaner und intravenöser Einverleibung gelang das 
nicht. 

2. Der Krankheitsprozess besteht in einer totalen Embolisierung mit 
konsekutiver Nekrose des betroffenen Follikels. 

3. Wahrscheinlich geschieht der Einbruch der pyogenen Keime in die 
Blutbahn von dem Randsinus der infizierten Halslymphdrüsen aus. 

4. Peritonitis per contiguitatem oder Perforation liess sich nicht erzielen. 

Seligmann. 

33. Ashburn, G. M. und Craig, C F. (Bureau of Science, Manila, P. F.). 
„Observations upon filaria Philippiniensis and its development in the 
mosquito.“ Philippine Journ. of Science, Bd. II, p. 1—14, März 1907. 

Filaria Philippiniensis entwickelt sich innerhalb des Moskitos, Culex 

fatigans Wied. wie folgt. Seine Entwickelung wird in 14—15 Tagen 

vollendet, wenn es in das Labium des Moskitos tritt. Die Hülle verliert 
das Embryo in dem Magen, worauf es diesen durchdringt und sich in den 

Muskeln des Thorax ansetzt. Hier treten die bedeutendsten Veränderungen 

während seiner Entwickelung auf. seine Länge nimmt von 0,32 mm auf 

2.30 mm zu und seine Breite von 0,0065 auf 0,02 mm. Ein Darmkanal 

hat sich gebildet. Der Mund scheint nur eine runde Öflnung zu sein, Am 

11. Tage scheint der Wurm vollkommen zu sein, und nimmt er noch an 

Länge zu und an Breite ab. Die Schlankheit der Filaria erlaubt das Ein- 

dringen in das Labium des Moskitos. B.-O. 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 
34. Plate, L. (Landwirtsch. Hochschule. Berlin). — „Pyrodinium baha- 
mense n, g. N. sp., die Leuchtperidinee des ‚Feuersees‘ von Nassau, 
Bahamas.“ Arch. f. Protistenk., 1906, Bd, VII, p. 411— 427. 


.) * 


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Beschreibung einer neuen Peridinee, die das Leuchten des „Feuer- 
sees“ bei Nassau (Bahamas) hervorruft. Es ist dies ein kleiner Binnensee, 
der durch einen Kanal mit dem Meere in Verbindung steht; das Leucht- 
vermögen besteht das ganze Jahr hindurch und wird nur unterbrochen, 
wenn durch starke Regenfälle oder andere Umstände der Salzgehalt des 
Sees zu gering wird. Das Leuchten beruht vielleicht auf der Oxydation 
der zahlreichen regelmässig am hinteren Körperende vorhandenen Öltröpfchen, 
die nach ihren Reaktionen (u. a. Unlöslichkeit in Alkohol, Äther und 
Chloroform, Nichtschwärzung durch Osmiumsäure) mit den -Ölen von 
Schütt identisch oder nahe verwandt sind. Die Lagebeziehungen der Ol- 
tröpfehen zu dem „Nebenkörper“, einem kernähnlichen Gebilde unbekannter 
Bedeutung, lassen eine Erzeugung der Öltröptchen durch diesen Nebenkörper 
vermuten; jedenfalls aber stammen sie nicht von den Chromatophoren. 

Das Leuchten ist so stark, dass man dabei die Stellung des Uhr- 
zeigers erkennen kann: es wird durch jede Berührung und Erschütierung 
hervorgerufen, kann aber bei Beobachtung gefangener Exemplare auch 


spontan auftreten. W, Loewenthal, Hagenau i. E. 
35. Schröder, Olaw (Zool. Inst., Heidelberg). — ,, Beitrüge zur Kenntius 


von tentor coeruleus Ehrbg. und St. roeselii Ehrhbg.* Arch. f. Pro- 
tistenk., 1906, Bd. VHI, p. 1—16, 1 Taf., 1 Textfig. 

Hauptsächlich morphologische Abhandlung über die Myoneme, die 
kontraktilen Elemente, die in einem besonderen, nach aussen durch einen 
einschichtigen Alveolarsaum (Zwischenstreifen) abgeschlossenen Kanal im 
Corticalplasma verlaufen. Die von Neresheimer beschriebenen nervösen, 
neben den Mpyonemen verlaufenden Elemente („Neurophane*) sollen die 
durch die angewandte Technik aus dem Zusammenhang gerissenen 


Zwischenstreifen sein. W. Loewenthal, Hagenau i. E. 
36. Wendelstadt. — „Über Behandlung und einige Entwickelungs- 


formen der Nuagonatiypanosomen.*  Sitz.-Ber. d. Niederrh. Ges. f. Nat.- 
u. Heilkunde zu Bonn, 128. Febr. 1907. Siehe B. C.. VI, No. 1286. 


37. Schüffner, W., Deli, Sumatra. — „Dre Spirochaela pertenuis und 
des klinische Bild der Framboesia tropica. Münch, Med. Woch, 
No. 28, Juli 190%. 

Verf. untersuchte 129 Fälle von Framboesie anf Spirochäten und fand 
dabei die Sp. pallidula s. pertenuis (Castellani) in S1°/, der Fälle Das 
positive Resultat stieg auf 93°, bei den Leuten, die einer wieder- 
holten Untersuchung zugänglich waren. Auch gelang die Darstel- 
lung der Sp. im Gewebe mittelst der Silbermethode nach Bertarelli und 
Volpino: in Schnitten war die Sp. nur allein im Bereich der erkrankten 
Hautpartie, und zwar nur innerhalb der Epidermis zu finden. Lieblingssitz 
anscheinend Rete Malpighi, an manchen Stellen „waren Massen von Sp.“ 
In Schnitten stets nur gleichmässige Spiralenabschnitte, deutlich von 
Nervenfasern zu unterscheiden.  Framboesie („eine Schwesternkrankheit 
der Lues“) ist auch wahrscheinlich eine Spirochätose. Doch genügt das 
bisherige Material noch nicht, um die Beweiskette zu schliessen. Die 
beiden Krankheiten sind nicht identisch: Verhältnis zur Syphilis „etwa wie 
Tertiana zu Perniciosa.* „Die Syphilis wird aufgelöst in eine Gruppe 
selbständiger Krankheiten.“ Eingehende Schilderung der pathologischen 
Anatomie und Klinik der Framboesie, \Mühlens. 


Js 13. = 


35. Vassal, J. J. — „Action des couleurs de benzidine sur le spirille 
de la ‚Tick Fever‘ (Sp. Dutton:).“ Soe. biol, 1907, Bd. 62, No. 9. 
Siehe B. C., VI, No. 1031. 


39. Carter, R. M. — „The presence of Spirochaete duttoni in the ova 
of Orinithodoros moubata.“ Ann. Trop. Med. and Parasitol., Liverpool, 
1907, Bd. I, p. 157, 1 Taf. 

Mit Spirochäten infizierte Zecken legen infizierte Eier, in den Eiern 
vermehren sich die Spirochäten wahrscheinlich unter morphologischen Ver- 
änderungen. Ashworth. 


40. Wenyon, C. M. — „Spirochaetosis of mice due to spirochaeta muris, 
n. sp. in the blood.“ Journ. Hyg., 1906, Bd. VI, p. 580—585. 1 Fig. 
3 bis 4 » lange, 2 u breite Spirochäte, 2—6 Windungen, kein Kern, 
keine undulierende Membram. Trypanosoma dimorphon war gleichzeitig 
im Blute der Maus. Ashworth. 


41. Levaditi, C. und Roché, J. — „Jmmunisation des spirille de la 
Tick-fever contre les anticorps. Méchanisme de la rechute.“ Soc. biol., 
1907, Bd. 62, No. 15. 

Ahnlich wie bei Recurrens gibt es bei Tick-fever einen Rückfall 
nach 3—6 Tagen. Im Intervall sind Spirillen im Blut nicht zu 
finden. Dagegen bilden sich Spirillolysine und thermostabile Opsonine, die 
in vitro immobilisierend und agglutinierend auf die Spirillen wirken. Diese 
Wirksamkeit erstreckt sich jedoch nur auf die Spirillen des ersten Anfalles: 
auf die Erreger des Rückfalles haben diese Antikörper keinen Einfluss. 
Verft. glauben, dass eine Immunisation der wenigen dem Einfluss der 
Antikörper entgangenen Mikroorganismen stattgefunden hat, die sich nun 
auch auf die Nachkommen vererbt. Pincussohn. 


42. Hallopeau, H. — „Sur le traitement de la syphilis par l'anilar- 
sinate de soude (atoaxyl) suivant le procédé de Paul Salmon.“ Revue sc. 
1907, No. 24, p. 745—150. 

Aus 120 Beobachtungen geht hervor, dass Natriumanilarsinat (Atoxyl) 
einen starken Einfluss besitzt auf das infektiöse Agens der Syphilis, wie 
P. Salmon es festgestellt hat. 

Nicht aber werden die syphilitischen Deuteropathien (Hemiplegie. 
allgemeine Paralysie) geheilt. 

Leider darf man diese Behandlung nicht lange durchführen, es ent- 
stehen gewöhnliche Störungen, weil der Patient das Mittel nicht ver- 
tragen kann. 

Die Symptome dieser Intoleranz bestehen aus Bauch- und Darm- 
schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, allgemeines Unbehagen, peinliche Empfin- 
dungen in den Gliedern usw., obgleich sie meistens vorübergehend sind, 
können sie in gewissen Fällen schlimm werden. 

Aufeinanderfolgende Dosen häufen sich im Organismus. Daher bleibt 
der Patient unter dem Einflusse des Arzneimittels, ohne dass man genötigt 
ist, die folgenden Injektionen so stark zu machen wie die ersten. 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Natriumanilarsinat sich nach Ein- 
führung in den Organismus dissoziiert mit Bildung toxischer Produkte. 

Natriumanilarsinat wird ziemlich schnell eliminiert: nach 14 Tagen 
lindet man keine Spur mehr im Harn und man kann ohne Gefahr eine 
neue kur beginnen (Salmon). 


u. A — 


Welcher Einfluss dem Anilin und welcher dem Arsen zuzuschreiben 
ist, ist noch ungewiss; letzterer ist wahrscheinlich vorherrschend. 

Es ist noch nicht festgestellt, ob Arsen eine direkte Wirkung ausübt; 
man ist aber ganz natürlich darauf angewiesen, die Injektionen in der 
Nähe der syphilitischen Erscheinungen zu machen. 

Nach den Versuchen von Metchnikoff und Salmon (Acad. de Med., 
4. Juni 1907) wurde bei infizierten Makaken die Krankheit durch Atoxyl- 
einspritzungen beseitigt. F. Schwers, Lüttich. 


43. Adie, J. RR — „Note on a Leukozytozoon found in mus rattus in 
the Punjab.“ Journ. of trop. med., 1906, No. 21. 

In Ferozepore (Punjab) fand Verf. im Blut von einer Anzahl von 
Ratten (etwa 20°/,) in den Leukozyten gelegene Parasiten, die grosse Ähn- 
lichkeit mit Halteridium haben. Die sämtlichen Ratten mit Leukozytozoen 
hatten auch Trypanosomen in ihrem Blut; wenn zahlreiche Trypanosomen 
vorhanden waren, fanden sich auch viele Leukozytozoen. Abbildungen. 
Literatur. Mühlens. 


44. Tatewossianz, Artem. — „Über die Identität oder Nichtidentität 
der Bazillen menschlicher und Rindertuberkulose.* Arb. a. d. Gebiete 
d. pathol. Anat. u. Bakteriol. a. d. pathol.-anat. Inst. zu Tübingen, 1907, 
Bd. VI, H. 1. 

Wertvolle, kritische Literaturübersicht (333 Nummern). Die eigenen 
Versuche des Verfs. an Kaninchen bestätigen die verschiedene Virulenz der 
Tuberkelbazillenstämme vom typus bovinus und typus humanus. Sie stellen 
ferner fest, dass in seltenen Fällen auch eine experimentelle Übertragung ge- 
ringer Mengen menschlicher Tuberkelbazillen bei Kaninchen und Rindern zu 
generalisierter Tuberkulose führen kann. Dass diese Bazillen deshalb dem 
typus bovinus zuzurechnen seien, wie Kossel und seine Mitarbeiter wollen, 
lehnt Verf, ab; dazu würde, nach seiner Ansicht, der Nachweis gehören, 
dass sie auch spontan, ohne künstliche, experimentelle Infektion, auf das 


Rind sich übertragen liessen. Seligmann. 
45. Türk, W. (Kais. Franz Josefspital, Wien). — „Ein Fall von Hefe- 


infektion (Saccharomykose) der Meningen.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 
1907, Bd. 90, H. 3 u. 4. 

Tödlich verlaufener Fall von Meningitis, bei dem zu Lebzeiten in der 
Lumbalflüssigkeit und bei der Sektion auch in der Ventrikelflüssigkeit eine 
echte Hefe in Reinkultur nachgewiesen wurde. Ausserdem wurden bei 
Sektion chronische Drüsen- und Lungentuberkulose festgestellt. Ausser in 
den Meningen konnte nur noch in der Schleimhaut der Mund-, Rachen- 
höhle und der Speiseröhre eine offenkundig durch die Hefe bedingte 
Krankheitserscheinung festgestellt werden. 

Morphologische und kulturelle Eigenschaften der isolierten Hefe sind 
eingehend geschildert, Mühlens. 


46. Demanche und Sartory. — „Etude d'une nouvelle levure isolée 
d'un pus de péritonite par perforation de l'estomac.“ Soc. biol.. Bd. 63, 
p. 261, 2. August 1907. 

Im Eiter einer durch Magenperforation entstandenen Peritonitis konnte 
neben Staphylo- und Streptokokken ein Mikroorganismus gefunden werden, 
der auf beinahe allen Nährböden wächst, Invertin sezerniert, alkoholische 


a. An 


Gärung erzeugt und Maltose fermentieren lässt. Gegenüber Galaktose und 
Lakwse ist er wirkungslos, Milch koaguliert er in fünf Tagen unter 
Kaseinfällung. ohne dass eine Peptonisierung eintritt. 
Für Kaninchen erwies er sich als pathogen, die Tiere starben unter 
starker Abmagerung. Leber und Niere wiesen Veränderungen auf. 
Th. A. Maass. 

47. Kraus, R. und Schiffmann, J. (Staatl. Seratherap. Inst., Wien). — 
„Studien über Immunisierung gegen das Virus der Hiühnerpest. 
I. Die aktive Immunisierung der Gans.“ Centrbl. f. Bakt., Bd. +43, 
H. 8, April 1907. Siehe Bioch. C., VI, No. 1158. 


48. Stefanescu, Elise. — „La presence des corpuscules de Negri dans 
les glandes salivaires des chiens enragés.“ Soe. biol, 1907, Bd. 62. 
No. 17. 


Bei einem an Wut gestorbenen Hund fand Verf. ziemlich zahlreiche 
Negrische Körperchen im Ammonshorn, wenig in den Purkinjeschen uni 
Rindenzellen, keine im Bulbus und Mark. Die Parotis war etwas hyper- 
ämisch: in einer Anzahl der Drüsenzellen fanden sich mit Sicherheit 
identifizierte Negrische Körperchen. Bei zwei anderen Fällen (Wolf und 
Hund) fanden sich die Körperchen in den nervösen Organen, aber nicht in 
der Speicheldrüse. Das Vorkommen in dieser dürfte daher nur ein ge- 
legentliches sein. Pincussohn. 


49 Stefanescu, Elisa, Bukarest. — „Die Gegenwart der Negrischen 
Körperchen in den Speicheldrüsen wutkranker Hunde.“ România 
medicala, 1907, No. 7. 

Die zuerst von Babes und dann von Negri näher beschriebenen 
Körperchen, die von einer hellen Zone umgeben im Protoplasma der 
Nervenzellen wutkranker Tiere auftreten, spielen in dieser Krankheit 
gewiss eine wichtige, aber bis nun noch nicht näher festgestellte Rolle. 
Babes erklärt dieselben als spezifische Körperchen, die durch Eindringen 
in die Nervenzellen in denselben eine Reizung hervorrufen, worauf die 
Reaktion der Zelle sich dadurch kundgibt, dass sie das fremde Körperchen 
mit einer Kapsel umgibt und es auf diese Weise isoliert. Als Beweis 
wäre der Umstand anzuführen, dass die Negrischen Körperchen nur in 
den einigermassen veränderten Nervenzellen, welche also denselben noch 
eine Resistenz darbieten, nicht aber in den gänzlich zerstörten Nerven- 
zellen gefunden werden. Die Virulenz der Speicheldrüsen hat viele 
Forscher veranlasst, die betreffenden Körperchen auch in diesen Drüsen 
aufzusuchen, doch waren ihre Resultate negativ. Der Verf. ist es nun 
gelungen, auch in der Parctis eines wutkranken Hundes Negrische 
Körperchen aufzufinden. Die betreffenden Präparate wurden in Formol 
gehärtet, mit dem Gefrierungsmikrotom geschnitten und mit Eosin-Methrien 
blau gefärbt. Die Körperchen erscheinen hierbei rot-violett und sind von 
dem blauen Protoplasma leicht zu unterscheiden. Bei demselben Tiere 
wurden auch im Ammonshorne, in den Purkinjeschen Zellen und in der 
Hirnrinde Negrische Körperchen gefunden, während dieselben im Bulbus 
und Rückenmarke fehlten. E. Toff, Braila 


0. Heller, O. und Tomarkin, E. (Inst. z. Erforsch. d. Infektionskr., 
Bern). — „Ist die Methode der Komplementhindung beim Nachweis 
spezifischer Stoffe für Hundswut und Vaccine brauchbar?“ Dtsch. 
Med. Woch., H. 20, 16. Mai 1907. Siehe Bioch. C.. VI No. 1156. 


= j6 = 


51. Fermi, C. — „Die Cerebrospinalflüssigkeit wutkranker Tiere ist 
nicht virulent.“ Centrbl. f. Bact., Bd. 44. H. 1, Mai 1907. 
Aus den Versuchen an 21 Kaninchen, 13 Hunden, 13 Ratten und 
4 Mäusen, schliesst Verf., dass die Cerebrospinalflüssigkeit von Tieren, die 
durch fixes oder Strassenvirus gestorben sind, nicht (wie Pasteur meint) 
infektiös ist, wenn sie mit aller Vorsicht entnommen wird und nicht Nerven- 
substanz mit sich führt. Mühlens. 


52. Fermi, C. — „Über die Virulenz des Speichels und der Speichel- 
driisen wutkranker Tiere.“ Centrbl. f. Bact., Bd. 44, H. 1. Mai 1907. 
Der Speichel, die Speicheldrüsen von Hunden, Kaninchen, Ratten, 
Mäusen und von einem Lamm, die an Lyssa durch Strassen- und fixes 
Virus gestorben waren, wurden nie virulent gefunden. Nach Verfs. Ansicht 
fällt mit der Wahrnehmung dieser Tatsache die Hoffnung. die man in den 
Speichel wutkranker Tiere gesetzt hat, um den spezifischen Faktor der Toll- 

wut ausserhalb des Nervensystems zu studieren. 

Mühlens. 

53. Greeff, R. (Augenklinik, Charité-Berlin). — „Über eigentümliche 
Doppelkörnchen (Parasiten) in Trachomeellen.“ Disch. Med. Woch., 
1907, No. 23. 

In den bei Trachomfollikeln bereits von Leber beschriebenen eigen- 
tümlichen grossen Zellen mit vielfachen Zelleinschlüssen, deren Natur noch 
nicht aufgeklärt ist, fand Verf. mit Prof. Frosch (Inst. f. Infektionskrankh.) 
kleinste, sehr dunkle Pünktchen, die die Neigung haben, sich wie Doppel- 
coccen zu zwei aneinander zu legen. Ob es sich um die Erreger handelt, 
ist noch nicht aufgeklärt. (Ähnliche Befunde sind kürzlich von Halber- 
städter und v. Prowazek bei Trachom in Java erhoben worden. Sie 
werden von diesen Autoren als Parasiten angesprochen.) Mühlens. 


54. Ellermann, V., Kopenhagen. — „Über kleinste Mikroorganismen 
im menschlichen Speichel.“ Centrbl. f. Bakt., Bd. 44, H. 2, Juni 1907. 
Schilderung von kleinen ‘/,—2 u grossen, im Speichel anscheinend 
häufig vorkommenden solitären beweglichen Körperchen, die nach Verfs. 
Ansicht bisher nicht beschrieben worden sind. Bei Lebenduntersuchung 
(1000fache Vergrösserung und Apochromat) sind sie an ihrer eigentüm- 
lichen Bewegung leicht kenntlich: sie beschreiben kleine Kreise von 20 bis 
30 æ Durchmesser, bald gleichmässig, bald in unregelmässigen Sprüngen. 
Lebend erkennt man einen dunkleren lichtbrechenden und einen blasseren 
matteren Teil. In Trockenpräparaten nach Giemsa- und bei anderen Färbungen 
blasses, graublaues Protoplasma mit relativ grossem Chromatinhaufen. Viel- 
leicht handelt es sich um Entwickelungsstadien von andern Mikroorganismen 
(Spirochäten?) bei den nach Verfs. Ansicht protozoischen Gebilden, oder 
auch um eine neue selbständige Art. Mühlens. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


55. Kollarits, Jenô (Univ.-Nervenklinik, Budapest), — „Untersuchungen 
iiber die galvanische Muskelzuckung bei verschiedenen Krankheiten.“ 
Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bda. 90, p. 385, Juni 1907. 

Verf. hat in einer früheren Arbeit die galvanische Muskelzuckung 
beim gesunden Menschen studiert und vergleicht hiermit jetzt die Muskel- 
zuckung bei verschiedenen Krankheiten. Bei hypertonischer Muskulatur 


a: A 


ist die Latenzzeit und der Anstieg der Kurve meist normal, selten etwas 
verkürzt. Die Erschlaffungszeit dagegen ist verlängert. 


Bei den hypotonischen Kurven macht sich ein Gegensatz zwischen 
grossen und kleinen Zuckungen bemerkbar, bei ersteren ist der aufsteigende 
Schenkel verhältnismässig kurz und der absteigende lang, bei den zweiten 
ist es umgekehrt, ausserdem sind Differenzen zwischen Anoden- und 
kathodenzuckung vorhanden. Bei schlaff gelähmtem Muskel ist die ganze 
Zackungskurve verlängert, der absteigende Schenkel verläuft oft wellen- 
artig, Bei dystrophischer Lähmung tritt ebenfalls eine Verlängerung ein, 
die sich zuerst am absteigenden Schenkel dokumentiert. 


Auch bei vielen anderen Krankheiten (Myasthenie, Torticollis, Chlorose, 
Neurasthenie, Epilepsie, Chorea) kommen manchmal verlängerte Kurven 
vor, ebenso bei stark geschwächten Kranken. Bei der Tetanie ist be- 
sonders der aufsteigende Schenkel verlängert, manchmal bis auf das 
Dreifache. G. F. Nicolai, Berlin. 


56. Vrooman, C. H. (Physiol. Lab., Univ., Winnipeg). — „Heat rigor 
in vertebrate muscle.“ Bioch. Journ., 1907, Bd. Il, p. 363. 

Glatte und quergestreifte Muskeln von Säugetieren zeigen beim lang- 
samen Erwärmen zwei Kontraktionen bei 47° und bei 62°. Bei Amphibien- 
muskeln treten diese Kontraktionen bei 39° und bei 50° auf. Nach der 
Totenstarre verschwindet die erste Kontraktion. 

Die erste Kontraktion rührt von der Wärmegerinnung des in der 
Muskelfaser enthaltenen Eiweissstoffes her, die zweite beruht auf Ver- 
änderungen der Bindegewebselemente des Muskels. 


Die verschiedenen in einem wässerigen Muskolextrakt vorhandenen 
Eiweisskôrper lassen sich also auf diese Weise in der lebenden Muskel- 
faser nicht nachweisen. Dieselben sind wahrscheinlich in der lebenden 
Faser als ein komplexer Eiweisskörper vorhanden. Cramer. 


91. Nicolaides, R. und Dontas, S. — , Hemmende Fasern in den Muskel- 
nerven.“ Sitzungsber. d. Kgl. Preuss, Akad. d. Wissensch., phys.-math. 
Klasse, 1907, No. 18, p. 1. 


Die Verff. haben sehr eigenartige Versuche beschrieben, die, wenn 
sie sich durchaus bestätigen sollten, den Nachweis hemmender Fasern in 
den peripheren motorischen Nerven sicherstellen würden. Reizt man 
nämlich die obere Wurzel des Froschischiadikus mit starken tetanisierenden 
Strömen und bewirkt dadurch einen maximalen Tetanus, so ruft die nun- 
mehrige Reizung der unteren Wurzel ein deutliches Absinken der Kurve 
hervor, welche nach Beendignng dieser zweiten Reizung an der unteren 
Wurzel wieder ansteigt, was zu beweisen scheint, dass es sich dabei nicht 
um eine Ermüdungserscheinung handeln kann. Aus der kurzen vorläufigen 
Mitteilung geht nicht mit genügender Sicherheit hervor, inwieweit etwa 
reizende Stromschleifen gegen die Medulla in Frage kommen und inwieweit 
etwa rein physikalische Interferenzen der beiden Ströme dabei in Spiel 
treten. Man wird die ausführlichere Mitteilung umsomehr abwarten müssen, 
als die Verff. selber angeben, dass das Auftreten dieser Hemmungs- 
erscheinungen nicht immer sicher zu demonstrieren sei, und dass sie die 
experimentellen Bedingungen für das Gelingen der Versuche noch nicht 
völlig in der Hand hätten. G. F. Nicolai, Berlin. 


Biophys. Centralbl. Bd. III. 3 


58. Fröhlich, A. und Loewi, O. (Zool. Stat., Neapel). — „Scheinbare 
Speisung der Nervenfaser mit mechanischer Erregbarkeit seitens ihrer 
Nervenzelle.“ Centrbl. f. Physiol., 1907, Bd. 21, p. 273. 

Übt man am eben herausgeschnittenen bewegungslosen (ganglien- 
haltigen) Nervmuskelpräparat, Präparat von Eledone moschata, einen mecha- 
nischen Reiz aus, so erfolgt eine, nach Nikotinisierung stärkere, aber in 
jedem Falle ausgedehnte Kontraktion. Nach Exstirpation des Ganglions 
fällt diese weg und es kommt nur zur Bildung eines lokalen Kontraktions- 
wulstes. Auch die mechanische Reizung der zwischen Ganglion und 
Muskel verlaufenden Nerven wird dann sehr bald unwirksam. Da sie 
nicht sofort unwirksam wird, kann es sich um keinen einfachen durch 
das Ganglion vermittelten Reflexvorgang handeln, und die Verff. sehen die 
einzig mögliche Erklärung ihrer Versuche in der Annahme, dass der peri- 
phere Nerv vom Ganglion her substanziell mit etwas gespeist wird, was 
seine mechanische Erregbarkeit bedingt. G. F. Nicolai, Berlin. 


59. Hofmann, F. B. (Physiol. Inst., Innsbruck). — „Gibt es in der 
Muskulatur der Mollusken periphere, kontinuierlich leitende Nerven- 
netze bei Abwesenheit von Ganglienzellen?“ Pflügers Arch., Bd. 118. 
p. 375—412, Juni 1907. 

Der Verf. kommt zu dem Resultat, dass es in der Muskulatur der 
Mollusken keine peripheren kontinuierlich leitenden Nervennetze gibt, dass 
vielmehr die verschiedenen kontraktilen Gebilde der Mollusken von zentralen 
Apparaten innerviert werden. Die Untersuchungen sind angestellt an der 
Mantelmuskulatur von Eledone moschata, an der Flossenmuskulatur von 
Sepia und besonders an den kontraktilen Chromatophoren der Sepia. Er 
findet, dass Reizung oder Lähmung eines Nerven, der zu den Chromato- 
phoren zieht, stets einen scharfumschriebenen Bezirk der Chromatophoren 
in Aktion setzt oder lähmt. Auch beim intakten Tiere geschieht das Spiel 
der Chromatophoren stets an scharf begrenzten Flächen und. pflanzt sich 
nicht etwa von einem Hauptbezirk an über die ganze Haut fort. 

Bei allmählich verstärkter Reizung der Nervenfasern beobachtet man oft 
ein successives sprungweises Auftreten der Reizwirkung an verschiedenen 
Bezirken. Verf. nimmt hierfür verschieden erregbare Nervenfasern oder 
Verstärkung der Stromdichte an an Nervenstellen, die den Anliegepunkten 
der Elektroden ferner liegen. 

Die Präparate zeigen auch die Erscheinungen der Ermüdung. Viel- 
fach zeigt sich bei minimalen Reizströmen eine sehr lange Latenzperiode. 
Während der Dauer einer Reizung bleiben die Chromatophoren des 
gereizten Bezirkes nicht immer gleichmässig expandiert, sondern kontrahieren 
sich und expandieren sich alternierend. Verf. nennt diese Erscheinung 
Pulsieren der Chromatophoren. 

Die Fortpflanzung der Erregung von einem Chromatophorenkomplex 
über die Haut, wie sie Steinach zuerst beobachtet hat, das sogenannte 
Wellenwandern, hat Verf. ebenfalls gesehen und glaubt, es könne viel- 
leicht durch Zug der Cbromatophoren an zu ihnen gehenden Nerven- 
fasern und hierdurch bewirkte Erregung benachbarter Chromatophoren 
erklärt werden. Schliesslich sei noch erwähnt, dass der Verf. die von 
Zander am Menschen anatomisch für die Haut bewiesene Doppelinnervation 
durch das physiologische Experiment auch für die Chromatophoren tragenden 
Flächen nachweist, Weiss, Königsberg. 





== 19 = Se 


60. Chvostek, F. — „Beiträge zur Lehre ron der Tetanie. III. Die 
elektrische Übererregbarkeit der motorischen Nerven.“ Wiener Klin. 
Woch., 1907. No. 26. 

Verf, gibt eine Kritik der Wertigkeit des Erbschen, des Facialis- 
und des Trousseau-Phänomens für die Diagnose der Tetanie. Zu prävalieren 
scheint ihm regelmässig keines dieser Symptome. Im akuten Stadium 
wird das Erbsche Phänomen nur sehr selten vermisst, in den intervallären 
Phasen prävaliert dagegen die mechanische Ubererregbarkeit gegenüber 
dem Erbschen Phänomen. 

Bei einzelnen Tetaniekranken fand Verf. zugleich mit dem Auftreten 
der Minimalzuckung anhaltende Muskelunruhe und fibrilläres Wogen mit 
leichter tetanischer Reaktion, besonders durch Reizung des N, facialis vom 
Stamm aus zu demonstrieren. Bei geringer Stromzunahme_ tritt das 
fivrilläre Zucken in den Hintergrund, während die tetanische Reaktion aus- 
gesprochen war. 

Eine auffallende Differenz zwischen Gesunden und an Tetanie Leidenden 
findet sich bei folgendem Versuch: Wenn man mit dem galvanischen 
Strom vom Nerven aus einmal mit fixierter Elektrode und Tasterschluss 
reizt, dann den Stromschluss durch vorsichtiges Auflegen der Elektrode 
auf dieselbe Stelle bewirkt und die Stromstärken vergleicht, bei denen 
Zuckung auftritt, findet man hauptsächlich bei der Schliessungszuckung, 
jedoch auch bei der Oe.-Z. viel geringere Zahlen. 

Die faradische Erregbarkeit der Nerven zeigt im allgemeinen weniger 
ausgesprochene Veränderungen als die galvanische. Pincussohn. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 


61. Beitzke, H. (Pathol. Inst., Berin). — „Taschenbuch der pathologisch- 
histologischen Untersuchungsmethoden.* Leipzig, J. H. Barth, 83 p., 
2,40 Mk. 

Eine beschränkte Auswahl besonders brauchbarer und einfacher 
Methoden unter ausführlicher Berücksichtigung der elementaren Technik, 
die das Büchlein besonders für klinische Semester geeignet macht. 

W. Wolff. 

62. Pachon, V. — „Sur la résistance comparée du canard et du pigeorw 
à lasphyxie dans Vair confiné.“ Soe. biol, Bd. 62, p. 1120, 21. Juni 
1907. 

Die Ente, die, wie alle Tauchvögel, eine ausserordentliche Wider- 
standsfähigkeit gegen Erstickung durch Untertauchen besitzt, ist gegen 
Asphyxie durch Aufenthalt in einem abgeschlossenen Raume viel weniger 
Widerstandsfähig als die Taube. Ma. 


63. v. Cyon, E. — „Die Nerven des Herzens. Ihre Anatomie und 
Physiologie.“ Übersetzt v. H. L. Hensner. Mit 47 Textfiguren. Berlin, 
Julius Springer, 1907. | 

Man würde dem temperamentvollen Buche beinahe Unrecht tun, wenn 
man versuchte, es sachlich zu referieren. Es ist ein Kampfruf gogen die 
dem Verf. verhasste Irrlehre der Myogenisten. und ein verzweifelter Ver- 
such, seine angeblich totgeschwiegenen Verdienste um die gerechte Sache 
der neurogenen Lehre ins rechte Licht zu rücken. Solche gereizte 

Stimmung lässt manches verzeihen: Die Bemühung, die eigene Person in 

den Vordergrund zu rücken. ebenso wie die masslosen Angriffe gegen 

3% 


seine Gegner, die fast durchgängig als Trottel oder Charlatane behandelt 
werden. Aber auch abgesehen von allem Persönlichen, wovon das Buch 
leider nur allzu voll ist, erscheint mir die Grundtendenz der Cyonschen 
Anschauungen verfehlt zu sein; er geht davon aus, dass es Geister gibt, 
die fast immer die Wahrheit unmittelbar erkennen, und solche, die stets 
dem Irrtume verfallen, dementsprechend muss denn auch entweder alles, 
was jemand sagt, richtig sein oder nichts, und weiter muss eine Lehre 
entweder vollkommen falsch oder vollkommen einwandsfrei sein, So aber 
haben gerade diejenigen ganz Grossen in der Naturwissenschaft, deren 
Lehre epochemachend war für ihre Zeit, den eigenen Wert nicht ein- 
geschätzt; sie wussten, dass, abgesehen von den tatsächlichen unverlier- 
baren Feststellungen, jede Zusammenfassung dieser Tatsachen, jede „Lehre“ 
nur einen zeitlichen und vorübergehenden Wert besitzt. Ja, einer jener 
Wenigen, denen es vergönnt war, der Zeit einen neuen Gedanken zu 
schenken — Ewald Hering —, hat es einmal ausdrücklich ausgesprochen, 
dass der Wert einer neuen Lehre im wesentlichen danach zu bemessen 
sei, inwieweit sie zur Auffindung neuer Tatsachen Ansporn und Möglichkeit 
biete. Diese neuen Tatsachen werden mit einer gewissen Fatalität der 
alten Theorie Schwierigkeiten bereiten, und so kann das Paradoxon 
zustande kommen, dass eine gut Idee kurzlebiger sein wird. als eine 
schlechte, sterile, die in sich nicht den Keim des Fortschrittes trägt. An 
diesem gerechteren Massstab gemessen, kommt Verf. seinen myogenen 
Gegnern gegenüber sicher zu kurz; jene haben der Welt eine Idee ge- 
schenkt, die ihren heuristischen Wert im Kampfe der Meinungen glänzend 
bewährt, Verf, aber hat im besten Falle mit den Methoden seines Moaisters 
weiter gearbeitet. Diese Konstatierung kann nicht respektlos erscheinen, 
da sie durch den absichtlich ausserordentlich scharfen Ton das Buches 
direkt provoziert ist, und gerade heute ist sie nötig: Eine ausserordentlich 
verfeinerte histologische Technik hat uns nervöse Elemente in ungeahnter 
Verbreitung gezeigt, anderseits sind unsere Vorst»llungen über die Funktion 
der Ganglienzellen ins Schwanken geraten und dazu kommt, dass Unter- 
suchungen, die an dəm sehr geeigneten Material wirbelloser Tiere an- 
gestellt sind, zu sehr auffälligen Resultaten geführt haben. Alle diese 
„nouveaux faits“ erfordern naturgemäss eine erneute Überlegung, die Frage 
entsteht, ob sie sich einreihen lassen in dis uns lieb gewordenen Vor- 
stellungen, oder ob sie eine Revision derseiben nötig machyn Aber welche 
Antwort auch immer die Zukunft hierauf erteilen mag, der Wert der 
myogenen Theorie wird dadurch nicht tangiert, der liegt überhaupt nicht 
in ihrer „absoluten Wahrheit“, sondorn darin, dass diese Theorie die 
klarste Zusammenfassung des damaligen Wissens über das Herz darstellte; 
dadurch erleichterte und ermöglichte sie die Fragestellung und dadurch 
diente sie dem Fortschritt der Wissenschaft. Wäre die myogene Theorie 
nicht entstanden, sicherlich wären viele jener Tatsachen niemals gefunden 
worden, auf Grund deren Verf. heute so verächtlich von den Myogenikern 
sprechen zu können glaubt. 

Die Polemik ist also sachlich unberechtigi, und das ist schlimmer, als 
der Umstand, dass sie in der Form so durchaus verfehlt ist. An Tat- 
sächlichem bietet die Arbeit Nichts neues und will es auch nicht, Es soll 
nur eine Zusammenstellung unserer bisherigen Kenntnisse über die Herz- 
nerven sein, und es darf nicht verkannt werden, dass diese Zusammen- 
stellung gut und geschickt gemacht ist. Einer, der die moderne Physio- 
logie hat entstehen sehen, beschreibt ihren Werdegang, und eben darin 


=. DT = 


liegt der historische Reiz dieses Buches, dass man überall aus der Dar- 
stellung das persönliche Miterleben herausmerkt. Allerdings ist nur die 
ältere Literatur in dieser gründlichen Weise berücksichtigt. Gerade die 
neueren und neuesten Arbeiten, auf die es bei der Beurteilung der Frage 
so sehr ankommt, sind nur flüchtig behandelt. Wäre es massvoller ge- 
schrieben, so könnte es trotzdem gegenüber gewissen hypermyogen ge- 
stimmten Kreisen, besonders unter den Klinikern, von Wert sein. Den An- 
schauungen gegenüber, der ganze intrakardiale nervöse Apparat sei völlig 


überflüssig, erscheinen die Cyonschen Worte als berechtigter Protest. Man 


darf nicht etwa glauben wollen, durch die myogene Theorie werde alles 

erklärt, auch sie ist nur eine Etappe, und wenn sie ihre Bedeutung nicht 

verlieren will, darf sie dem Quietismus in keiner Form Vorschub leisten, 
G. F. Nicolai, Berlin. 

64. Guyénot, E. — „Action du pneumogastrique gauche sur le coeur 
de testudo europea. Actions comparées des deux vagues.“ Soc. biol., 
Bd. 62, p. 1033, 14. Juni 1907. 

Der rechte Vagus beeinflusst die Frequenz der Herztätigkeit, er be- 
wirkt Verlangsamung oder Stillstand, indem er die Diastole verlängert 
oder permanent werden lässt, Ausserdem vermindert er den Herztonus 
während der Diastole, ohne die Kraft der Systolen zu verändern. 

Der linke Vagus wirkt nicht auf die Schlagfrequenz. Er übt während 
der Diastole und wahrscheinlich auch der Systole einen verringernden Ein- 
fluss auf den Tonus aus; jedenfalls ist die Kraft der Systolen gleichfalls 
vermindert. 

In vereinzeiten Fällen traten diese Resultate nicht ein. 

Th. A. Maass. 

69. Guyénot, E. — „Action du pneumogastrique sur le coeur des 
butracıens.“ Soc. biol., Bd. 62, p. 1145, 28. Juni 1907. 

Versuche an Temporarien, Eskulenten und Kröten. 


u A. Reizung. 
1. In einer Reihe von Fällen tritt Stillstand oder Verlangsamung der 
Herzaktion ein. Bisweilen bewirkt Reizung des rechten Vagus 
Stillstand, während die des linken das Niveau der diastolischen 
Minima senkt, ohne die Frequenz zu ändern. In anderen Fällen 
ist der linke inaktiv. während der rechte bei Gleichbleiben der 
Frequenz und der systolischen Maxima das Niveau der diasto: 
lischen Minima senkt, also Vergrösserung der Amplitude erzeugt. 
. Bisweilen bleibt die Reizung jedes der beiden Vagi ohne irgend 
welche Wirkung auf das Herz. 

3. Häufig hat der Vagus, und zwar sowohl auf Reizung jedes 
einzelnen, wie beider zusammen, beschleunigende oder tonus- 
erhöhende Wirkung, manchmal finden sich diese beiden Wirkungen 
vereint. 

4. Bei einigen Versuchen stellte sich während der Reizdauer eine - 
Verlangsamung ein, der unmittelbare Verschnellerung folgte, bis- 
weilen das umgekehrte, d. i. Erhöhung der Frequenz, der eine 
Verlangsamung folgt, an welche sich weiter eine Beschleunigung 
anschliessen kann. Bei langer Reizdauer kann die Herzaktion 
während dieser zuerst langsamer und dann schneller werden. 

B. Vagusdurchschneidung. 

Die Vagusdurchschneidung ist nur dann ohne Einfluss auf die Herz- 

aktion, wenn die Vagi sich auch gegen Reizung unempfindlich erwiesen 


ID 


hatten oder diese nur eine geringe Beschleunigung zur Folge hatte. In 
anderen Fällen tritt meist eine dem Ausfall entsprechende Beeinflussung ein. 


C. Einfluss der Atropinisierung. 


In den Fällen. in denen die Vagusreizung erfolglos ist oder eine Be- 
schieunigung bewirkt, ist die Atropinisierung ohne wesentliche Einwirkung. 
Th. A. Maass. 

66. Guyénot, E. — „Considérations sur les causes des variations ob- 
servées dans l'action des nerves vagues sur le coeur des batraciens.“ 
Soc. biol., Bd. 62, p. 1190, 5. August 1907. 

Die weiter oben berichteten Resultate über die Beziehungen des 

Vagus zur Herzaktion der Batrachier sind zum Teil von der Jahreszeit 

und dem Ernährungszustande der Tiere abhängig. Ma. 


67. Rumpf, Bonn. — „Die Beeinflussung der Herztütigkeit und des 
Blutdrucks von schmerzhaften Druckpunkten aus.“ Münch. Med. Woch., 
1907, No. 4. 
[In manchen Fällen allgemeiner Neurose, welche mit Neuralgien oder 
schmerzhaften Druckpunkten einhergehen, lässt sich durch stärkere 
Reizung und während dieser eine Veränderung der Herztätigkeit und der 
Zirkulation hervorrufen, welche sich charakterisiert: 
1. als einfache Beschleunigung der Herztätigkeit, 
2. als anfänglich kurzdauernde Verlangsamung mit nachfolgender 
Beschleunigung, 

3. als Abnahme der Pulsgrösse. 

4. vereinzelt als Irregularität des Pulses resp. Ausfallen einzelner 
Wellen in der Radialis, 

5. als deutliche Cyanose des Gesichtes. 

6. als Senkung des Blutdruckes, 

1. als Erhöhung des Blutdruckes, 

Alle diese Veränderungen der Herz- und Gefässtätigkeit haben das 
Gemeinsame, dass mit dem Aufhören des schmerzhaften Reizes die 
Änderung innerhalb kurzer Zeit schwindet. Am schnellsten erfolgt die 
Rückkehr zu dem vorhergehenden Status bezüglich der Pulsfrequenz, 
während die Veränderung des Blutdruckes meist langsamer zur Norm 
zurückkehrt. Besonders interessant in Beziehung auf die allgemeine 
Pathologie dürfte die Veränderung des Blutdruckes infolge schmerzhafter 
Reize sein, da sowohl die Senkung des Blutdruckes als die Erhöhung 
manche Erscheinungen der Pathologie eigentümlich beleuchtet. 

G. Peritz. 

68. Frank, Otto (Physiol. Inst., Giessen). — „Einfluss der Herztempe- 
ratur auf die Erregbarkeit der beschleunigenden und verlangsamenden 
Nerven.“ Zeitschr. f. Biol., 1907. Bd. 49, p. 392—420. 

Der Verf. untersucht zunächst die Abhängigkeit der Pulsfrequenz von 
der Herztemperatur an Kaninchen und Hunden. Die Tiere wurden intakt 
gelassen bis auf eine Tracheotomiewunde und eine Eröffnung der Jugular- 
vene, in die ein Thermometer bis ins Herz eingeführt wurde, das gleich- 
zeitig der Messung der Herztemperatur und durch seine Bewegungen der 
Registrierung des Herzschlages diente, Beim Kaninchen steigt die Schlag- 
frequenz mit der Temperatur erst langsam, dann schneller, beim Hunde 
nıehr gleichmässig. Die Untersuchungen über die Wirkung der Abkühlung 
auf die Zentralorgane für Atmung und auf den Herzschlag zeigen, dass 
die Respiration zuerst aufhört. Die Wirkung der Abkühlung auf den Er- 


Ze 293, = 


folg der Vagusreizung Zeigt keinen stetigen Zusammenhang bei Kaninchen. 

Erst bei sehr niedrigen Temperaturen tritt rasch eine Verminderung des 

Ertolges und Aufhören desselben ein. Bei Hunden ist ein alleiniges völliges 

Versagen der Vaguswirkung durch die Abkühlung überhaupt nicht zu er- 

zielen. Bei den Acceleratoren wirkt die sinkende Temperatur dagegen 

stetig vermindernd auf die beschleunigende Wirkung für den Herzschlag. 
Weiss, Königsberg. 

69. Pletnew. D. (Inst. f. allgem. Pathol., Moskau). — „Experimentelle 
Untersuchungen über Herzarhythmie.“ Zeitschr. f. exper. Path., Bd. IV, 
p. 320—329, Juli 1907. 

Versuche über die Wirkung der Druckerhöhung im Herzen auf den 
Ablauf der Schlagfolge; die Druckerhöhung wurde auf dreierlei Weise 
erzeugt: 

1. Steigerung des Vasoınotorenzentrums durch den faradischen Strom; 

2. durch Injektion von physiologischer Kochsalzlösung in die A. sub- 

elavia oder femoralis; 

3. durch Abklemmung der Aortenwurzel. 

Auf die erste Weise gelang es unter 15 Fällen, 12mal Arhythmie 
zu erzeugen, und zwar Extrasystolen, welche einzeln (bigeminus) und 
gruppenweise vorkommen oder längere Zeit dauern (kontinuierliche Bige- 
minie). Das Vorkommen der Arhythmie steht in keinem Verhältnis zur 
Höhe des Druckes. 

Auf die zweite Art gelingt es in der Regel nicht, Arhythmie zu er- 
zeugen. Bei allmählicher Drucksteigerung kommt es zur Verlangsamung 
der Schlagfolge und zur Vergrösserung der Einzelkontraktionen des Herzens. 
Auf die Abklemmung der Aorta reagieren Hunde und Kaninchen in ver- 
schiedener Weise. Bei Hunden beobachtet man bei unversehrten Hals- 
nerven schnell vorübergehende Verlangsamung der Herztätigkeit, die bald 
einer Tachycardie Platz macht. Die Arhythmie dauert an, solange die 
Aorta stenosiert ist. Sind die Halsnerven durchschnitten, so tritt bei 
Hunden ebenfalls zunächst Verlangsamung. dann aber geringe Be- 
schleunigung der Herzaktion ein. Bei Kaninchen war nur Verlangsamung 
beobachtet, auch wenn die Halsnerven unversehrt sind. Im letzteren Fall 
ist auch die Arhythmie nicht kontinuierlich. Die Arhythmie äussert sich 
bei Kaninchen und Hund in Form von aurikulären und ventrikulären 
Extrasystolen. Die Änderung der Schlagfolge geht vom Herzen selbst und 
den extrakardialen Nerven aus. Die Beschleunigung, welche bei Hunden 
auf die Verlangsamung des Herzschlages folgt, wird durch Lähmung des 
Vagus und Überwiegen der Acceloratoren bedingt. Von letzteren ist viel- 
licht auch die Arhythmie ausgelöst (was schon lange die Meinung von 
& v. Cvon ist). Mohr. 


10. Rothberger, C. Jul. (Inst. f. allgem. u. exper. Path, Wien). — 
„Über eine Methode zur direkten Bestimmung der Herzarbeit im 
Tiererperimente.“ Pflügers Arch., Bd. 118, p. 353—374, Juni 1907. 

Durch piethysmographische Registrierung der Volumschwankungen 
der Herzkammern und durch gleichzeitige Blutdruckmessung bestimmt Verf. 
die Herzarbeit. Weiss, Königsberg. 


il. Klemperer, F. (Physiol. Inst., Berlin). — „Über die Einwirkung des 
Kampfers auf das Herzflimmern.*“ Zeitschr. f. exper. Path., Bd. IV, 
pP. 389—397, Juli 1907. 


Die Wirkung des Kampfers ist hinsichtlich der Beeinflussung des 
Herzflimmerns weder stark noch konstant, sowohl bei Versuchen am 
Langendorffschen Herzpräparat als am normal schlagenden Herzen. Spon- 
tanes Flimmern wird durch Kampfer nicht aufgehoben, dagegen die erste 
Auslösung des Flimmerns durch Reizung mit dem Induktionsstrom erschwert. 

Mohr. 

72. Gautrelet, J. (Reun. biol. de Bordeaux). — „Del’action sur le coeur 
de l'ion potassium dissocié et introduit par electrolyse.“ Soc. biol., 
Bd. 62, p. 1084, 14. Juni 1907. 

Versuche an Fröschen über die Einwirkung des durch Elektrolyse 
eingeführten Kaliumions. Unter Sinken des Rhythmus und der Intensität 
der Herzaktion trat der Tod ein. Das Kaliumion erwies sich als Gift für 
den Herzmuskel. Ma. 


73. Magnus-Alsleben, E. (Med. Poliklinik, Jena). — „Versuche über 
relative Herzklappeninsuffizienzen.* Arch. f. exp. Path. u. Pharm., 
Bd. 57, p. 48, 26. Juni 1907. 

Zunächst wurden Versuche in der Richtung vorgenommen, durch Ab- 
klemmung des Aortenstamms vor dem Bogen oder durch intravenöse 
Injektion grosser Mengen Kochsalzlösung oder durch Kombination beider 
Methoden bei Hunden oder Kaninchen eine Klappeninsuffizienz zu erzeugen. 

Trotz enormer Überdehnung des Herzens konnten, selbst wenn die 
Versuche bis zur Erlahmung des Muskels fortgesetzt wurden, keine Ver- 
änderungen der Schlussfähigkeit der Klappen konstatiert werden. Weitere 
Versuche, bei denen Tiere vorher durch Phosphorvergiftung oder Injektion 
von Pyocyanase krank gemacht waren und dann dem oben beschriebenen 
Vorgehen ausgesetzt wurden, verliefen gleichfalls resultatlos. Durch vorher- 
gehende künstlich erzeugte Aorteninsuffizienz oder chronische Adrenalin- 
vergiftung gelang es, durch die genannten Massnahmen bisweilen eine 
Insuffizienz der Vorhofsklappen zu erzeugen. Th. A. Maass. 


74. Magnus-Alsleben, E. (Med. Poliklinik, Jena). — „Zum Mechanismus 
der Mitralklappe.“ Arch. f. exper. Path. u. Pharm., Bd. 57, p. 57, 
26. Juni 1907. 

Über die Anordnung und das Funktionieren der beiden Segel der 

Mitralklappe. Ma. 


75. Stursberg, Hugo (Med. Klinik, Bonn). — „Über das Verhalten des 
systolischen und diastolischen Blutdrucks nach Körperarbeit mit be- 
sonderer Berücksichtigung seiner Bedeutung für die Funktionsprüfung 
des Herzens.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1907, Bd. 90, p. 548. 

Die Körperarbeit wurde mit Hilfe eines sehr einfachen Apparates von 
den Versuchspersonen durch Beugen des Knie- und Hüttgelenks, ähnlich 
wie es Dehio angegeben hat, ausgeführt. Zur Blutdruckmessung diente 
die neue Recklinghausensche 15 cm breite Manschette. Der Pulsdruck 
wurde nach Sahlischer Methode bestimmt. 

Der systolische Druck bei Gesunden schwankte zwischen 102,5 und 
122,5 nım, der diastolische Druck zwischen 67,5 und 80 mm. 

1. Unmittelbar nach Schluss der Arbeitsleistung war bei den unter- 
suchten normalen Personen stets eine Steigerung der in der Zeiteinheit ge- 
leisteten Herzarbeit nachweisbar. Diese hatte nur einmal ihren Grund in 
ausschliesslicher Vermehrung der Zahl der Kontraktionen: in allen andern 


nn —— e o nn. or ir gr — 


Fällen war eine Vergrösserung der vom Herzen durch einmalige Zusammen- 
ziehung geleisteten Arbeit anzunehmen. In der Mehrzahl der Fälle war 
eine Vermehrung des Schlagvolumens erkennbar. Eine geringe Änderung 
der Gefässspannung, meist im Sinne einer Abnahme, seltener einer Er- 
höhung, konnte mehrfach vermutet werden. Ein Zusammengehen von 
Puls und Blutdruck, d. h. ein gleichmässiges Steigen und Fallen beider, 
war nicht festzustellen. 

2. Bei Neurasthenischen, besonders bei solchen mit Erscheinungen 
seitens des Zirkulationsapparates, ist meist schon in der Ruhe die Herz- 
arbeit erhöht. Nicht nur der systolische Druck, sondern ganz besonders 
der Pulsdruck und somit auch das Schlagvolumen ist gesteigert. 

Nach körperlicher Arbeit zeigen sie zwar qualitativ in der grossen 
Mehrzahl der Fälle etwa die gleichen Veränderungen der Blutdruckwerte 
und damit der Herzarbeit und Gefässspannung wie bei Gesunden, quanti- 
tativ ist aber die Zunahme der Herzleistung durchschnittlich grösser als in 
der Norm, in einzelnen Fällen ganz beträchtlich erhöht. Diese Erscheinung 
gewinnt noch an Bedeutung, wenn wir berücksichtigen, dass die Steige- 
rung der Herzarbeit bei Neurasthenikern sich meist schon auf einer höheren 
Ordinate aufbaut als bei Gesunden. 

3. 5 Versuche sind bei Kranken mit Herzklappenfehlern vorgenommen; 
sie lassen erkennen, dass hier das Verhalten des Zirkulationsapparates bei 
der gleichen Körperarbeit nicht so einfachen Gesetzen folgt wie bei Herz- 
gesunden. Während bei normalen Herzen die Änderung der Herzarbeit, 
besonders die Zunahme des Schlagvolumens, die bei weitem wichtigste 
Rolle spielt und eine Änderung des Gefässtonus nur nebenher in Betracht 
kommt, scheint der letzteren bei Kranken mit Herzklappenfehlern eine 
wesentlich grössere Bedeutung zuzukommen. Ein Gleichbleiben oder Sinken 
des Schlagvolumens ist bei ihnen nicht selten. Durch Zunahme der Ge- 
fässspannung wird, wie man wohl annehmen darf, in manchen Fällen ein 
infolge unzureichender Herzarbeit drohendes Sinken des Blutdruckes ver- 
hindert, in anderen durch ihren Nachlass eine dem Herzen zu grosse 
Widerstände entgegensetzende Drucksteigerung verhütet. 

Die Versuche endlich bei Kranken verschiedener Art sind nicht im 
Zusammenhange zu besprechen und müssen deshalb einzeln im Original 
nachgelesen werden. Zuelzer. 


16. Tigerstedt, Robert (Physiol. Inst., Helsingfors). — „Uber den Kreis- 
lauf nach Bindung der linken Lungenarterie.“ Skand. Arch. f. Physiol., 
Bd. XIX, H. 4—5, August 1907. 

Der Einfluss der Ausschaltung der einen Lunge auf die Speisung 
des linken Herzens wurde untersucht, indem Verf. bei Kaninchen mit seiner 
Stromuhr die durch die Aorta ascendens strömende Blutmenge feststellte, 
während die linke Lunge mittelst eines Ligaturstäbchens von Zeit zu Zeit 
gebunden war, 

Aus den Kurven geht hervor, dass durch die Bindung der linken 
Lunge die Sekundenvolumina der linken Kammer in der Regel eine gering- 
fügige Abnahme erleiden. In Prozenten der während der vorhergehenden 
Periode gefundenen Sekundenvolumina fand Verf. in 11 von 31 Fällen bei 
Unterbindung eine nicht in Betracht kommende Abnahme (+ 5 °/,), in 10 
höchstens 100}, in 7 11—15 o und in 3 16°/, und mehr. Wenn die 
Abnahme prozentisch auf das Mittel der vorhergehenden und folgenden 
Periode berechnet wird, zeigte sich das Sekundenvolumen in 18 von 31 
Fällen unverändert, erlitt nur in 2 Fällen eine Abnahme von mehr als 10 a 


zer, se 


Ähnliches mit dem Blutdrucke. 

Der übrig gebliebene Teil des kleinen Kreislaufes genügt, um das 
linke Herz mit etwa derselben Blutmenge wie vorher zu speisen, weshalb 
der Druck im grossen kreislaufe unverändert bleibt. 

S. Schmidt-Nielsen. 

77. Valtorta, F. (Physiol. Inst., Padua). — „La pressione del sangue 
nel raffreddamento progressivo fina alla morte.“ «(Der Blutdruck bei 
bis zu dem Tode fortgesetzter Wärmeentziehung.) Atti R. Istituto Veneto, 
1905 — 1906. 

Durch Einwirkung der Kälte steigt der Blutdruck erst über die 
Norm, um hierauf langsam aber nicht gleichmässig bis auf Null zu 
sinken; man beobachtet Schwankungen, welche mit dem Pulsschlage, den 
Wellen Il. und Ill. Ordnung zu dem Schüttelfrost und krampfhaften Be- 
wegungen des Tieres in Beziehung stehen. Entwickelt die Kälte plötzlich 
ihre Wirkung, so steigt der Blutdruck schnell und der Pulsschlag ver- 
zögert sich; findet jedoch die Wärmeentziehung langsam und progressiv 
statt, so nimmt auch der Blutdruck nach und nach zu, während der Puls- 
schlag sich nicht vermindert, manchmal sogar zunimmt. Das durch Kälte 
verursachte Steigen des Blutdruckes schreibt Verf. der unmittelbaren Ei; 
Wirkung der Kälte auf die Gefässe und teilweise auch einer Retflexwirkung 1 
zu, schliesst aber die Müglichkeit aus, dass es sich hier um einen spezi- 
fischen Reflex handle. Das langsame Sinken des Blutdruckes hängt von 
der paralysierenden Wirkung der zunehmenden Kälte auf die nervösen 
Zentren ab, und daher vermindert sich der Tonus des gefässverengernden 
Zentrums; es hängt ferner ab von der direkten erweiternden und paraly- 
sierenden Wirkung der niedrigen Temperatur auf die Blutgefässe und von 
der Verzögerung der Herzschläge durch direkte Wirkung auf das Herz. 
Das Ausbleiben einer Verlangsamung der Herzschläge bei gleichzeitigem 
Steigen des Druckes (wenn die Wirkung der . Kälte eine langsam zu- 
nehmende ist) ist der Vermehrung des Druckes zuzuschreiben, welchem 
die innere Herzfläche ausgesetzt ist und der gleichzeitigen durch den 
Temperaturabfall bedingten Herabsetzung der Reizbarkeit des bulbären 
Zentrums des Vagus, so dass die beschleunigende Wirkung des erhöhten 
Blutdruckes nicht neutralisiert werden kann. 

Die Temperatur im Mastdarm sinkt zuerst rasch. hierauf allmählich 
bis auf 20° C. und bleibt so unverändert bis zum Tod. 

Weder aus der Bestimmung des Blutdruckes, noch aus der Temperatur 
des Tieres lässt sich mit Sicherheit auf die Lebensdauer schliessen. 

Verf. nimmt an, dass der Tod durch eine Paralyse der nervösen 
Centra besonders des Kreislaufs und der Atmung eizeugt wird. 

Autoreferat (Ascoli). 

78. Franz, Arthur (Innere Abt, d. Augustahosp., Köln. — „Fortgesetzte 
Beobachtungen des Blutdruckes bei Herzkranken.* Diss.. Kiel, 1907. 
26 p. 

Es war die Absicht des Verf., den Blutdruck bei einer und derselben 
Person während des ganzen Verlaufes der Krankheit zu beobachten und 
festzustellen, welchen Einfluss die Digitalis auf den Blutdruck ausübt. Es 
stellte sich heraus, dass der Blutdruck unter der Einwirkung von Digitalis 
nicht erhöht wird, auch nicht durch intravenöse Digaleninjektionen (5 cm? 
Digalen). Der Blutdruck wurde kurz vor der Injektion. 5—30 Minuten 
nach derselben und am folgenden Tage gemessen, es konnte aber nie eine 
Drucksteigerung festgestellt werden. Fritz Loeh, München. 





* t 


zu. DT. ee 


19. Scheel, Olaf (Pathol. Inst., Christiania). — „Kurmualinger og Arterio- 
sklerose.“ (Gefässmessungen und Arteriosklerose.) Norsk Mag. f. Läge- 
videnskab, 1907, H. VI, 35 p. S.-A. 

Durch Gefässmessungen in 500 Fällen konstatiert Verf., dass die 
Umfänge der Aorta und der Art, pulm. immer bis zum höchsten Alter zu- 
nehmen, während die Elastizität, durch die Retraktion der Aorta nach ihrer 
Herausnahme bestimmt, von dem 21. Lebensjahre abnimmt. 

Diese Veränderungen der Gefässwände werden vorzugsweise auf der 
permanenten mechanischen Wirkung des Blutdruckes zurückgeführt, was 
aus den Gefässweiten bei Herzfehlern hervorgeht. Verf. untersucht auch 
die Beziehung zur Arteriosklerose und sagt, dass die Erweiterung und 
Rlastizitätsabnahme der Gefässe derselbe Prozess ist, welcher später zur 
Arteriosklerose führt, und dass letztere, sowohl die senile wie die frühzeitig 
auftretende, auch eine vorzugsweise mechanische Ursache hat. 

Durch einen Vergleich von seinen Werten und den bei der sog. „an- 
geborenen Enge des Aortensystems“ gefundenen findet Verf.. dass die 
Gefässweiten hier ungefähr normale Werte haben. 

Autoreferat (S. Schmidt-Nielsen). 

NO. Bayer, R. (Med. Klinik, Strassburg i. E). — „Über den Einfluss 
des Kochsalzes auf die arteriosklerotische Hypertonie.“ Arch. f. exper. 
Path. u. Pharm., Bd. 57, p. 162, 26. Juni 1907. 

Bei Kranken mit Arteriosklerose und Myokarditis kann Darreichung 
von Kochsalz den Blutdruck steigern. Gerhartz. 


SL. Grassmann, K., München. — „Über den Einfluss des Nikotins auf 
ie Zirkulationsorgane.“ Münch. Med Woch., Bd. 54, p. 975, Mai 1907. 
Siehe Bioch. C., VI, No. 1299. 


82. Josue, 0. — „Atherome arteriel et calcification.“ Soc. biol., Bd. 62, 
p. 1189, 5. Juli 1907. 

Aus histologischen Untersuchungen zieht Verf. den Schluss, dass 
beim Aortenatherom die Verkalkung nicht die ursprüngliche Läsion dar- 
stellt, sondern dass vielmehr die Muskelzellen des elastischen Gewebes 
multiple degenerative Veränderungen aufweisen, die zur Bildung der athero- 
matösen Herde führen können. Die Verkalkung ist als Verteidigungsmass- 
regel der Arterien anzusehen, indem sich die degenerativ veränderten 
Arterienteile zur Wiederherstellung ihrer geschwundenen Festigkeit mit 
Kalksalzen imprägnieren. Th. A. Maass. 


83. Jolly, J. — „Evolution du diamètre des globules rouges au cours 
du développement.“ Soc. biol., Bd. 63, p. 209, 2. August 1907. 

Während des ersten Lebensmonats nimmt der Durchmesser der Blut- 
körperchen ab. Ma. 


M. Neumann, Alfred (II. Med. Abt. Franz Josef-Spital, Wien). — „Über 
ultramikroskopische Blutuntersuchungen zur Zeit der Fettresorption 
bei Gesunden und Kranken.“ Wiener Klin. Woch., 1907, No. 28, 
p. 851. 

Verf. hatte schon früher gefunden, dass im normalen Blut kleine 
ultramikroskopische Teilchen in sehr geringer Anzahl vorhanden sind, die 
sich nach reichlicher Fettmahlzeit ausserordentlich vermehren. An 100 
Kranken prüfte Verf. den Einfluss der Fettaufnahme auf das ultramikro- 


zs, R 


skopische Bild und fand folgende Resultate. Bei Menschen mit normalem 
Magendarmtraktus zeigte sich fast stets bald eine sehr erhebliche Ver- 
mehrung der Ultrateilchen, die nach 1'/,—2 Stunden den Gipfel erreichte. 
Bei 9 Magendarmkranken (darunter 4 Pyloruskarzinome ohne gröbere 
motorische Störung) zeigte sich erhebliche Verspätung und Verminderung 
im Auftreten der Ultrateilchen. Fiebernde zeigten alle Grade der Ver- 
minderung bis zum völligen Ausbleiben, auch Rekonvaleszenten über 
60 Jahren zeigten Verminderung der Zahl und Verspätung des Auftretens. 
Verf. glaubt, dass die Methode klinisch wohl auszunutzen sei, vor 
allem sind es die motorischen Störungen des Magens wie gewisse 
Störungen der Darmverdauung, die Erfolg versprechen. Versuche bei Säug- 
lingen, die erst in einigen Fällen ausgeführt wurden, ergaben ähnliche 
Ergebnisse, Pincussohn. 


85. Langlois, J. P. und Desbours, G. (Lab. de phys. d. 1. Faculté méd., 
Paris). — ,Des effets des vapeurs hydrocarbonnées sur le sang (Ben- 
zine et Polyglobulie).“ Journ. d. phys. et d. path. gén., 1907, Bd. IX, 
No. 2. Siehe B. C., VI, No. 1024. 


86. Tallquist. — „Zur Pathogenese der perniziösen Anämie, mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Bothriozephalusanämie.“ Zeitschr. f. 
klin. Med., 1907, Bd. 61, No. 5 u. 6. Siehe B. C., VI, No. 1008. 


N7. Pirone, R. (Pathol. Lab., St. Petersburg). — „Gli organi emato- 
poietici durante la digestione.“ (Die blutbildenden Organe während der 
Verdauung.) Lo Sperimentale, 1907, H. 1/2. 

Um die Vermehrung der Leukocyten während der Verdauung zu 
erklären, wurden verschiedene Hypothesen aufgestellt. Einige Verff. schreiben 
diese Vermehrung einer chemotaktischen, positiven, von gewissen Ver- 
dauungsprodukten auf die Leukocyten ausgeübten Wirkung zu, andere 
der Bildung neuer, die weissen Blutkörperchen zerstörender, oder die blut- 
bildenden Organe anregender Substanzen, und wieder andere halten sie für 
einen Verteidigungsprozess des Organismus gegen schädliche Substanzen, 
welche durch die Chyliferi ins Blut eingeführt werden. 

Verf. hält diese Theorien für unvollständig. da in ihnen einzig der 
Vermehrung der Leukocyten Rechnung getragen wird, während man den 
Zustand der Organe, durch deren Wirkung die Leukocyten gebildet werden, 
übergeht, 

In diesem Sinne unternahm Verf. ein systematisches Studium der 
blutbildenden Organe während der Verdauung und in nüchternem Zustand 
und gebrauchte dabei die modernsten technischen Methoden. 

Verf. untersuchte das Mark von Hunden in verschiedenem Alter, 
welche in ungleichen Zeiträumen nach der Fütterung getötet worden waren 
und beobachtete, dass ausserhalb der Verdauungszeit die Myvelocvten im Mark 
vorherrschend waren, während der Verdauung hingegen die Polynukleären 
zunahmen und die Myelocyten verdrängten. Während der Verdauung 
findet man im Mark die Übergangsfuormen zwischen Mveloerten und Poly- 
nukleären vorherrschend. ausserhalb der Verdauung die ausgewachsenen Poly- 
nukleären. Verf. nimmt daher an, dass im Mark während der Verdauung 
eine lebhafte Umwandlung der Myelocyten in Polynukleäre stattfindet und 
dass diese so die Oberhand gewinnen und zwar erst im Marke, hierauf 
im kreisenden Rlute, 


sa DO. 


Das Auftreten dieser Reaktionen wird ausserdem durch das Alter 
beeinflusst; da dieselbe, beim jungen und ausgewachsenen Hunde, sehr stark 
ausgeprägt, beim alten unbedeutend waren. 

Auf Grund dieser Beobachtungen schliesst Verf., dass die Ver. 
dauungsleukocytose nicht als eine chemotoxische Wirkung, oder ein 
Verteidigungsprozess betrachtet werden müsse, sondern vielmehr als ein 
funktioneller Cyklus der blutbildenden Organe, welcher sich unter dem 
trophischen Reiz der Verdauungsprodukie vollzieht und, wie andere 
physiologische Vorgänge, im jugendlichen Alter mit grösserer Intensität 
auftritt. 

Verf. macht schliesslich einige Bemerkungen über Megakaryocyten, 
insbesondere jene mit pyknotischem Kern, welche weder alle noch in allen 
Fällen degenerativer Natur sein sollen. Autoreferat (Ascoli). 


88. Schneider, N. (Med. Klinik, Lemberg). — „Über das Verhalten des 
Blutes im Verlaufe einer krupösen Pneumonte bei einem Kranken 
mit Polycythaemia myelopathica, bei welchem früher die Milz exstir- 
piert wurde.* Wien. Klin. Woch., 1907, No. 27. 

Der Verlauf der Lungenentzündung dieses Falles verdient deshalb be- 
sondere Beachtung, weil er einen Menschen betraf, dem die Milz vorher 
exstirpiert worden war, und weil es zweitens von Interesse war, den Ein- 
fuss der Infektionskrankheit auf den Blutbefund der Polyglobulie zu 
studieren. Trotz des Fehlens der Milz überstand der Patient die Pneu- 
monie gut, also ein neuer Beweis dafür, dass dieses Organ bei Infektions- 
krankheiten keine für den Verlauf wesentliche Rolle spielt. Es sei er- 
wähnt, dass schon früher durch Tierexperimente von anderer Seite fest- 
gestellt worden war, dass entmilzte Tiere Infektionen besser überstanden 
als Kontrolltiere. 

Was nun den Blutbefund betrifft, so wurde folgendes festgestellt. 
Schon zu einer Zeit, als die Pneumonie noch nicht nachweisbar war und 
noch kein Fieber bestand, wurden 70000 Leukocyten gezählt, während be- 
kanntlich sonst bei Pneumonien erst einige Stunden nach dem initialen 
Schüttelfrost Leukocytose eintritt. Es sanken aber nun in diesem Falle 
die Leukocyten sehr bald, nämlich im Verlaufe von 3 Tagen auf 8000, um 
dann wieder langsam auf 33400 zu steigen, eine Zahl, auf der sie sich 
bis zu dem 10 Monate später erfolgenden Tode hielt. Dieses abnorm 
schnelle Sinken der Leukocytenzahl ist Verf. geneigt, auf das Fehlen der 
Milz zurückzuführen, weil diese als Filter im Blute kreisender Bakterien 
aufzufassen ist und man anderseits weiss, dass Bakteriämie mit Hypoleuko- 
tytose einhergeht. Er hält es aber auch für möglich, dass der der Poly- 
globulie zugrunde liegende pathologische Zustand des Knochenmarkes Ur- 
sache der abnorm verlaufenden Leukocytose ist. Übrigens trat in diesem 
Fall gleichzeitig mit der Hyperleukocytose eine vergrösserte Zahl von 
Normoblasten ins Blut, die parallel dem Abfall der l.eukocytenzahl gleich- 
falls sank, um mit dem abermaligen Ansteigen derselben gleichfalls wieder 
sich zu erhöhen. Hans Hirschfeld, Berlin. 


89. Bonrmoff, Th. und Brugsch, Th. (IT. Med. Klinik, Berlin). — „Das 
neutrophile Blutbild bei Infektionskrankheiten.“ Zeitschr. f. klin. Med., 
1907, Bd. 63, H. 5 u. 6. 

Die Arbeit enthält eine Nachprüfung der bekannten Arnethschen Be- 
funde. Im normalen neutrophilen Blutbild fanden die Verff. erhebliche 


zu öl, 


Differenzen für die Zahlen in den einzelnen Klassen, regelmässig fand sich 
nur, dass die 2. und 3. Klasse am bevölkertsten war. Schwankungen, die 
Arneth für pathologisch hält, fanden Verff. unter normalen Verhältnissen. 
Bei Infektionen fanden sie eine Verschiebung des Blutbildes nach links, 
die aber nicht immer der Schwere der Erkrankung parallel ging. Sie 
sehen aber nicht in den verschiedenen Klassen Arneths Altersstufen der 
Leukocyten, sondern halten die verschiedene Kernfragmentierung mit 
Grawitz und Grüneberg sowie Neumann für passagere Zustandsformen in- 
folge Anpassung an locomotorische Tätigkeit. Wäre Arneths Theorie 
richtig, so müsste bei Infektionen die Klasse W, Zelen mit wenig ein- 
gebuchtetem Kern, weitere Entwickelungsstufen der Myelocyten, vermehrt 
sein, was aber nicht der Fall ist. Die Verschiebung nach links soll trotz- 
dem dadurch zustande kommen, dass bei Infektionen die Leukocyten 
dickere und plumpere Kerne haben, die sich schwerer fragmentieren. 
Hans Hirschfeld, Berlin. 
90. v. Liebermann, L. (Hyg. inst., Budapest). — „Uber Hiämagglutination 
und Hämatolyse. Vorläufige Mitteilung.“  Bioch. Zeitschr., Bd. IV, 
p. 25—39, 27. April 1907. Siehe B. C., VI, No. 1008. 


91. Dehon, M. et Drucbert, J. — „Sur une modification du procédé 
de Pavlof pour Vétablissement du „petit estomac isolé.“ Soe. biol., 
Bd. 63, p. 96, 19. Juli 1907. 

Verfahren zur Vermeidung der nach Pawloff-Operationen bisweilen 
eintretenden Fistelbildung zwischen grossem und kleinem Magen: siehe die 


Abbildungen des Originals, Ma. 
92. Danilsen. — „Über die Schutzvorrichtungen in der Bauchhöhle 


mit besonderer Berücksichtigung der Resorption.“ Beitr. z. klin. Chir., 
1907, Bd. 54, H. 2. 

Zu den physiologischen Schutzmitteln gehört zunächst die Einteilung 
der Bauchhöhle in einer Reihe kleinerer Höhlen, so dass an den tiefsten 
Stellen bei liegender Haltung, am kleinen Becken und den Lumbalgegenden, 
den Stellen häufigster Abscessbildungen, die Verhältnisse zur Verschleppung 
von Infektionserregern am ungünstigsten liegen. Ferner bietet die grosse 
Öberflächenausdehnung des Peritoneums ein mechanisches Schutzmittel, da 
die Bakterien über die grosse Fläche verteilt, dort resorbiert und vernichtet 
werden. Die Verschieblichkeit des Peritoneums kommt sodann als Schutz- 
vorrichtung in Betracht, in dem Sinne, dass das Peritoneum bei Er- 
krankungen in der Nachbarschaft ausweichen kann. Des ferneren schützt 
die Blut- und Lymphgefässversorgung. Durch die Gefässschicht des Peri- 
toneums werden Toxine nach allen Richtungen abgelenkt, auch ist die 
Gefässschicht auf Grund ihrer guten Ernährung zu energischem Widerstand 
vegen Infektionen geeignet. Desgleichen spricht Verf. das Netz als Schutz- 
organ an: und zwar ist es erstens als ein mechanisches Schutzorgan an- 
zusehen, sodann ist es dank seiner günstigen Ernährungsverhältnisse im- 
stande, Serum und Phagocyten abzusondern. Deshalb ist die Widerstands- 
fähigkeit des Organismus nach Fortnahme des Netzes, wie erwiesen, her- 
abgesetzt. Besonders schön demonstrieren die Versuche von de Renzi, 
Boeri, und Pirone die schützende Kraft des Netzes. Bei Abbindung der 
Milzhilusgefässe legte sich das Netz um die Milz und schützte so den 
Organismus vor den giftigen Zerfallsprodukten, die bei Fortnahme des 

Netzes das Tier zugrunde gehen liessen. Auch Fremdkörper werden ebenso 


=, 59 


vom Netz eingehüllt. Desgleichen ist die schützende Rolle des Netzes bei 
Verletzungen erwähnenswert. Verf. spricht nun von schützenden Vorgängen 
bei Erkrankungen der Bauchhöhle. An erster Stelle handelt es von der 
Transsudation, um dann auf die Adhäsionsbildung überzugehen. Es folgt 
ein Abschnitt über die Vorgänge der Resorption als Abwehrvorrichtung des 
Organismus, wobei Verf. genau auf die Arbeiten auf diesem noch strittigem 
Gebiete eingeht. Den Beschluss der Arbeit bilden eigene Untersuchungen 
des Verfs. über den Weg, auf dem die in die Bauchhöhle eingedrungenen 
Bakterien resorbiert werden, über Temperatureinfluss auf die Resorption 
und über einige Versuche zur Erklärung der verschiedenartigen Resorption 
aus der Bauchhühle. Auf Grund eingehender Versuche kommt Verf. 
schliesslich zu dem Resultat, dass die Colloidsubstanzen auf dem Lymph- 
wege, die Kristalloidsubstanzen auf dem Blutwege aus der Bauchhähle 
resorbiert werden. Goldstein. 


93. „Rapport sur Vanthracose au nom d'une commission nommée par 
la société de biologie et composée de Mr. Dastre, président, Borrel, 
secrétaire, Henneguy, Letulle et Malassez, membres.“ Soc. biol., Bd. 62, 
H. 16, 17. Mai 1907. 

Wenn Meerschweinchen 6 Stunden nach Einbringung von chinesischer 
Tusche in den Magen getötet wurden, waren keine Kohlepartikelehen aus 
dem Darm in die Mesenteriallymphknoten übergegangen. Anderseits war 
ein Übertritt zu konstatieren, wenn die Eingabe von Tusche wiederholt 
wurde, ohne dass aber die genaueren Bedingungen und der Mechanismus 
festgestellt wurde. Pincussohn. 


94. Nastase, Nestor, Bukarest. —  , Erpertinmentelle Untersuchungen 
über die Rolle des Darmes in der Pathogenie der Pneumonie.* 
Spitalul, 1907, No. 8. 

Bekanntlich behaupten Calmette und seine Schüler, dass wenn man 
mit der Magensonde virulente Kulturen vou Pneumokokken in den Magen 
von Tieren bringt, diese Mikroorganismen nach 24 Stunden in reichlicher 
Menge im Lungenparenchym aufgefunden werden. Mironescu und Basset 
haben diese Behauptungen widerlegt und auch der Verf. ist zu ähnlichen 
negativen Resultaten gelangt. Er machte seine experimentellen Unter- 
suchungen an Kaninchen und gelangte zu folgenden Schlüssen: Eine 
experimentelle Pneumonie kann bei Kaninchen durch reichliches Einführen 
von Pneumokokken mittelst der Sonde in den Magen nicht hervorgerufen 
werden. Der Pneumokokkus durchdringt nicht die Darmwand und, wenn 
das Experiment gut ausgeführt worden ist, wird derselbe weder in den 
Ausstrichpräparaten der Lunge, noch in denjenigen anderer Organe 
gefunden. Nur bei fehlerhaft ausgeführten Inokulationen wurden Pneum»- 
kokken in der Lunge gefunden und durch Kulturversuche nachgewiesen. 

E. Toft, Braila. 

%. Uffenheimer, Albert (Hyg. Inst.. Univ. München. — „Wie schützt 
sich der tierische Organismus gegen das Eindringen von Keimen vom 
Magendarmkanal aus? Vorläufige Mitteilung.“ Münch. Med. Woch., 
1907, No. 20. Siehe Bioch. C., VI, No. 1150. 


96. Basset, H. und Carré, H. (Ecole vétérinaire d’Alfort). — „Conditions 
dans lesquelles la muqueuse digestive est perméable aur microbes de 
l'intestin. (I. note.)“ Soc. biol, Bd. 62, p. 890, 24. Mai 1907. 


ie I: 


Während die normale Schleimhaut undurchlässig für die Darm- 
mikroben ist, lässt die durch Podophyllin gereizte Schleimhaut eine Staphylo- 
kokkenart in geringer Menge passieren. Ma. 


97. Basset, J. und Carré, H. — „Conditions dans lesquelles la mu- 
queuse digestive est perméable aux microbes de l'intestin.“ Soc. biol., 
Bd. 63, p. 275, 2. August 1907. 

Versuche über die Verfütterung von Rindertuberkelbazillen an Hunden. 

Aus den bisherigen Versuchen scheint hervorzugehen, dass erst am dritten 

Tage nach der Einführung eine Passage durch die Darmschleimhaut statt- 

finde. Man kann daraus weiter schliessen, dass dieser Durchgang nicht 

passiv erfolgt, sondern dadurch, dass die Bakterien erst die Schleimhaut 
durch ihre eigene Tätigkeit verletzen. Th. A. Maass. 


98. Calmette, A. — „Sur les conditions dans lesquelles la muqueuse 
intestinale est perméable aux poussières inertes et aux microbes.“ Soc. 
biol., Bd. 62, p. 1050, 14. Juni 1907. 

1. Der normale Darm ist für eine ganze Reihe von Mikrobenarten 
durchgängig; 

2. das normale Serum besitzt den Mikroben gegenüber, welche nor- 
malerweise den Darm des betreffenden Tieres bewohnen. aus- 
gesprochen baktericide Eigenschaften. 

3. Die die Darmwandung passierenden pathogenen Mikroben können 
den Organismus infizieren, wenn dessen Verteidigungsmittel, Bakte- 
ricidie und Phagocytose nicht imstande sind, ihn ausreichend zu 
schützen. Th. A. Maass. 


99. Noll, A. (Physiol. Inst., Jena). — „Über die Beziehung des Nerven- 
systems zu den Resorptionsvorgängen. I. Die Aufnahme von Seifen- 
lösung durch das Darmepithel des Frosches.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 
H. 3/4, p. 349, Juli 1907. 

Versuche über die Resorption von ölsaurem Natron im Froschdarm 
zeigten, dass die Epithelzellen der Darmschleimhaut die Osmiumreaktion 
(Schwärzung der Granula) wenig oder gar nicht gaben, wenn den Fröschen 
vorher Gehirn und Rückenmark ausgebohrt waren. Wurden solche Tiere 
jedoch mit 0,8 °/,iger Kochsalzlôsung durchspült, so war die Resorptions- 
tätigkeit merklich gesteigert und konnte sogar diejenige normaler Tiere er- 
reichen. Die Durchspülungsflüssigkeit wirkt hierbei auf die Epithelzellen 
direkt. Die Herabsetzung der Resorptionstätigkeit nach Wegnahme des 
Zentralnervensystems ist also nicht durch einen Fortfall unmittelbarer 
nervöser Einflüsse auf die Zellen, sondern durch Zirkulationsstörungen be- 
dingt. Autoreferat. 


100. Tixier, L. — ,Anémies expérimentales consécutives aux ulcéralions 
du pylore déterminées par l'acide chlorhydrique.“ Soc. biol.. Bd. 62, 
p. 1041, 14. Juni 1907. 

Nach künstlich erzeugten Ulzerationen des Pylorus war bei Kaninchen 
eine starke Zerstörung von Blutkörperchen zu konstatieren. Bei der Sektion 
zeigte sich in der Milz hochgradige Makrophagie und im Knochenmark 
funktionelle Hyperaktivität. Ma. 


101. Tixier, L. — „Sur la pathogenie des andmies consécutives aux 
ulcérations expérimentales du pylore.“ Soc. biol.. Bd. 62, p. 1113, 
21. Juni 1907. 


=. 


Bei den Anämien, welche experimentellen Pylorusverletzungen folgen, 
scheinen hämolytische Vorgänge eine bedeutsame Rolle zu spielen. 
Ma. 

102. Roith. — „Zur Bedeutung der flexura coli sinistra.“ Beitr. z. klin. 
Chir., 1907, Bd. 54, H. 2. | 

Verf. hat teils an der Leiche, teils bei Laparotomien vielfach beob- 
achtet, dass die Füllungsverhältnisse des Dickdarmes verschiedene sind, 
und zwar so, dass der proximale Abschnitt ca. 3—3!/ mal so viel Gas 
und Kot enthält wie der distale. Dies Verhältnis ist als ein konstantes 
vom Verf. gefunden. Als Ursache hierfür wird von ihm die flexura coli 
sin. angesprochen, da dieselbe am festesten fixiert ist, und deshalb gleich- 
sam als Aufhängepunkt für den ganzen Dickdarm erscheint, so zwar, dass 
eine spitzwinkelige Abknickung zustande kommt. Dem Umstande, dass in 
der Wand des colon descendens weniger Lymphwege enthalten sind und 
dadurch eine herabgesetzte Resorption stattfindet, glaubt Verf. wenig Be- 
deutung beilegen zu sollen, da die Resorption bei der bereits festen Kon- 
sistenz des Kotes nicht mehr wesentlich sein kann. Im proximalen Darm- 
abschnitt verweilt der noch weiche oder dünnflüssige Stuhl der Resorption 
wegen länger. Seine Befunde sind durch die bekannten Wismutröntgen- 
platten anderer Autoren bestätigt worden, ebenso wie die geringe Ent- 
wickelung von Lymphgefässen im distalen Dickdarm von Frank an 30 Kinder- 
leichen durch Injektion mit Berlinerblaulösung nachgewiesen wurde. 

Goldstein. 

103. Hess, Otto. — „Die Ausführunysgänge des Pankreas.“ Pflügers 
Arch., 1907, Bd. 118, p. 536. 

Die vorläufige Mitteilung des Verf. bringt kurz die Resultate einer 
Reihe von Versuchen, welche, in analoger Weise ausgeführt, einer neueren 
Arbeit Lombrosos zugrunde liegen. 

1. Es gelingt in einer Anzahl von Fällen bei der Operation 3 Aus- 
fübrungsgänge des Pankreas aufzufinden, zu unterbinden und 
zu durchschneiden. 

. Die genaue Untersuchung des Pankreas post mortem erweist, dass 
es trotz sorgfältiger Operation und auch bei Kenntnis der Tatsache, 
dass der Pankreas mehr als 2 Ausführungsgänge besitzen kann, 
nur in wenigen Fällen gelingt, alle Gänge zu unterbinden 
und damit einen völligen Abschluss des Pankreassekretes vom 
Darm zu erreichen. 

3. Unterbindung aller Ausführungsgänge führt zu Störungen 

der Fettresorption und zu totaler Sklerose des Pankreas- 
gewebes. Ernst Heilner, München. 


104. Vincent, S. und Thompson, Florence D. — „The islets of Langer- 
hans ın the elasmobranch fishes.* Proc. phys. Soc., 1907, p. 45; Journ. 
of physiol., 1907, Bd. 35, No. 5/6. 

Kurze vorläufige Mitteilung über die Bauchspeicheldrüse der Elasmo- 
branchier. Die hellen Zellgruppen, die von verschiedenen Beobachtern 
beschrieben worden sind, stellen den primitiven Typus der Langerhansschen 
Inseln vor. 

Übergänge der Inselzellen in zymogene Zellen wurden beobachtet. 
Eine ausführliche Mitteilung wird in Aussicht gestellt. Cramer. 


105. Stoerk, Oskar (Pathol.-anat. Inst., Wien). — „Über experimentelle 


Leberzirrhose auf tuberkulöser Basis.“ Wien. Klin. Woch., 1907, 
No. 28 (Juli). 


tv 


za g = 


Bei tuberkulös infizierten Meerschweinchen wurden früher bereits des 
öfteren zirrhotische Leberveränderungen als Nebenbefund festgestellt. 

Der Verf. konnte an 120 von ihm untersuchten Lebern fast aus- 
nahmslos diese Veränderung konstatieren. 

Der Infektionsgang scheint durch die Pfortader zu erfolgen: die 
tuberkulösen Veränderungen zeigen sich zuerst im Bereiche der letzten 
intrahepatischen Pfortaderverzweigungen. Unter dem Einflusse der Tuber- 
kelbazillen und ihrer Toxine kommt es zunächst zu einer Gewebs- 
proliferation. Nach dem Verschwinden der Bazillen wird das spezifisch 
tuberkulöse Gewebe durch fibrinöses Gewebe einerseits und durch die 
Gallenproliferation anderseits ersetzt. Eine Folge dieses Prozesses ist die 
ausgedehnte Obliteration intrahepatischer Portalverzweigungen, ev, auch 
Nekrotisierung des Gewebes. 

Das Schwinden der spezifischen Gewebselemente und ihr Ersatz 
durch fibrinöses Gewebe samt eingelagerter Gallengangssprossung führt 
zum Bilde der Leberzirrhose. 

Anderseits bilden sich auch in einigen Fällen bei Meerschweinchen 
Veränderungen aus, die an die Form der menschlichen „biliären* Zirrhose 
erinnern. 

Verf. zieht aus diesen seinen Beobachtungen den Schluss, dass die 
Tuberkulose eine der Noxen darstellt, die in übereinstimmender Wirkungs- 
weise kongruente Zirrhosebilder zur Folge haben. Schreuer. 


106. Bolton, C. — „On the pathology of dropsy produced by obstruction 
of the superior and inferior venae cavae and the portal vein. Pre- 
liminary communication.“ Proc. Roy. Soc., B, 1907, Bd. 79. p. 267. 

Eingehende experimentelle Untersuchung an Katzen über die Faktoren, 
welche Hydrops herbeiführen. 

Der Hydrops wurde erzeugt durch teilweise oder völlige Kompression 
der Vena cava superior, Vena cava inferior und der Pfortader und der 
venöse und arterielle Druck bestimmt. 

Die eingehende Diskussion der so erhaltenen Resultate führt Verf. 
zu dem Schluss, dass der Hydrops auf einer pathologischen Zustandsände- 
rung in der Wand der Venen und Kapillaren beruht, und nicht auf einer 
Erhöhung des Druckes in den Kapillaren. 

Im einzelnen sei auf das Original verwiesen. Cramer. 
107. Sewastjanow, E. P. (Exper. Abt. d. bakt. Inst. Kiew) — „/n- 

travenöse Niereninjektion, ausgeführt an toten und lebenden Tieren.“ 
Zeitschr. f. Biol., 1907, Bd. 49, p. 503. 

Zwei Versuchsreihen sind an ausgeschnittenen Nieren, eine am 
lebenden Tiere angestellt, hierbei kam der neuerdings von Lindemann 
(Kiew) beschriebene Injektionsapparat zur Anwendung. 

Die Versuche am lebenden Tiere (mit Awenvel) ergahen im wesent- 
lichen ein Eindringen der eingeführten Flüssigkeit in die Glomerulus- 
kapillaren, Man kann dieses Eindringen gegen den Blutstrom unter folgen- 
den Kautelen verhindern: 

1. Der Druck in den Venen darf nicht höher als 5 mm den arteriellen 


übersteigen. 


© IC 


Ernst Heilner, München. 


. Die Dauer der Injektion darf nicht mehr als 5 Minuten betragen. 
. Die Quantität der injizierten Flüssigkeit darf nicht zu gross sein. 


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seh r y 3 
7 a poe 


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108. Mayer, A. und Rathery, Sér. — „Modifications histologiques 
du ren normal au cours des diureses provoqués. Etudes sur 
le rat. II. Modifications de structure protoplasmique.* Soc. biol., 
Bd. 62, p. 776, 10. Mai 1907. 

Die einzigen neuen Elemente, welche im Verlaufe künstlich ge- 
steigerter Diurese erscheinen, scheinen die Vakuolen zu sein. Verschiedene 
andere Veränderungen bedürfen noch der näheren Untersuchung. 

Ma. 

109. Lamy, H. et Mayer, A. — „Influence du rythme arteriel sur la 
sécrétion urinaire. Dispositif pour circulations arteficielles rytlimces.“ 
Soc. biol., Bd. 63, p. 44, 12. Juli 1907. 

Zum Studium der Frage nach dem Einfluss der Glomeruli resp. der 
arteriellen Pulsationen auf die Harnsekretion bedienten sich die Verff.,, da 
andere Anordnungen keine einwandsfreien Resultate gegeben hatten, eines 
Apparats, der eine rhythmische künstliche Zirkulation ermöglichte. Be- 
schreibung siehe im Original. Ma. 


110. Lamy, H. et Mayer, A. — „Comparaison des circulations artifi- 
cielles continues et rythmées à travers le rein.“ Soc. biol, Bd. 63, 
p. 106, 19. Juli 1907. 

1. Wird eine Niere fortgesetzt unter gleichem Druck oder in rhyth- 
mischen Stössen durchströmt, so ist in letzterem Falle der Aus- 
fluss aus der Vene grösser. 

2. Der Ausfluss aus dem Ureter nimmt gleichfalls bei rhythmischer 
Durchspülung der Niere zu. Ma. 


111. Doyon, M., Gautier, Cl. und Policard, A. — „Lesions rénales 
délerminées pur l'ablation du foie.“ Soc. biol, Bd. 62, p. 987, 7. Juni 
1907. 

Bei Fröschen treten nach Entfernung der Leber Läsionen der 

Nieren auf. Ma. 


112. Watson, Chalmers. — „The effects of captivity on the adrenal 
glands in wild rats.“ Proc. phys. Soc., 1907, p. 49; Journ. of physiol., 
1907, Bd. 35, No. 5/6. 

Das Gewicht der Nebennieren wilder Ratten nimmt nach zehn- 
wöchentlicher Gefangenschaft etwas ab. Dies ist entweder der Diät (Brot 
und Milch) oder der geringeren Muskeltätigkeit zuzuschreiben. 

Cramer. 

113. Livon, Ch. (Reun. biol. de Marseille). — „Sur le röle de Uhypophyse.* 
Soc, biol., Bd. 62, p. 1234, 5. Juli 1907. 

Nach den Versuchen des Verf. scheint die Hypophysis keinen direkten 
regulierenden Einfluss auf die Zirkulation zu besitzen, sondern nur ver- 
mittelst der Produkte ihrer inneren Sekretion eine Rolle im Organismus zu 
spielen. Ma. 


114. Gierke, E. (Pathol. Inst., Freiburg i. B.) — „Die Persistenz und 
Hypertrophie der Thymusdrüse bei Basedowscher Krankheit.“ Münch. 
Med. Woch., H. 16, April 1907. Siehe Bioch. C., VI, No. 950. 


115. Kurdinowski, E. M. (Pharm. Inst., Berlin). — „Weitere Studien zur 
Pharmakologie des Uterus und deren klinische Würdigung.“ Arch. f. 
Gynäkologie, 1906, Bd. 78, H. 3. (Siehe Bioch. C., bd. VI, No. 864.) 


116. Driesen, L. F., Amsterdam. — „Über Glykogen in der Placenta.“ 
Arch. f. Gynäk., Bd. 82, p. 278, Juli 1907. 

Die Untersuchung über Kaninchen- und Menschenplacenta ergab be- 
züglich der Glykogenablagerung weitgehende Übereinstimmung. Beim 
Menschen tritt wie beim Kaninchen schon in den frühesten Stadien der 
Placentation Glykogen auf, man findet das junge Ei umgeben von einer 
Schicht glykogenhaltiger Zellen, die sich an der Stelle befinden, wo fötales 
und mütterliches Gewebe einander berühren. Mit zunehmender Reife der 
Placenta schwindet das Glykogen allmählich und zwar nicht infolge Unter- 
gangs Langhansscher Zellen, sondern infolge der Degeneration der 
mütterlichen Deziduazellen. Überhaupt ist vor allem die mütterliche, nicht 
die fötale Plazenta Sitz des Glykogens, was bei Kaninchen allerdings neben 
auch histologischen Abweichungen weniger ausgesprochen ist. Auch beim 
Menschen können die Langhansschen Zellen Glykogen zeigen, besonders 
reichlich bei pathologischen Fällen (Blasenmole, Syncytioma malignum). 
Interessant sind glykogenreiche Zellinseln inmitten der fötalen Placenta, 
welche wahrscheinlich als Reste mütterlicher Gewebe aufzufassen sind. 

Beim Menschen, wo der Glykogengehalt der Deziduazellen nie den 
Grad wie bei den Kaninchen erlangt, pflegt bereits vor der Hälfte der 
Schwangerschaft das Glykogen zu schwinden; die reichste Aufspeicherung 
findet in der 3. bis 8. Woche statt, während die reife Placenta so gut 
wie ganz glykogenfrei ist. Hart, Berlin. 


117. Zwonitzky. — „Über den Einfluss der peripheren Nerven auf die 
Wüärmeregulierung durch die Hautgefüsse.“ Dissertation, Berlin, 34 p., 
1906. 

Den zentripetalen Nerven ist die wichtigste Rolle bei der regulatorischen 

Wirkung, den Kälte und Wärme auf die Hautgefässe ausüben, zuzuschreiben. 

Fritz Loeb, München. 


118. Exner, Sigm. (Physiol. Inst., Wien). — „Nochmals das Schweben 
der Raubvögel.“ Pflügers Arch., 1907, Bd. 117. p. 564. 

Verf. wendet sich gegen die Einwände, welche C. Schneider (vgl. 
Biophys. C., Bd. II, p. 476) gegen seine Theorie des Vogelfluges erhoben 
hat (vgl. Biophys. C., Bd. H, p. 253). Den Erklärungsversuch Schneiders 
hält Verf. für verfehlt und betont nochmals, dass die Ausnutzung des 
Windes nicht das entscheidende Moment für den Flug der Raubvögel ist. 

A. Noll, Jena. 


119. Weber, Ernst (Physiol. Inst., Berlin). — „Ein Nachweis von intra- 
kraniell verlaufenden gefüsserweiternden und -verengernden Nerven 
für das Gehirn.“ Centrbl. f. Physiol., 1907, Bd. 21, p. 237. 

Verf. schliesst aus vielfach variierten Blutdruckversuchen an Hunden 
und Katzen, bei denen er den allgemeinen Blutdruck in der Carotis und 
ausserdem das Hirnvolum mit dem Roy und Sherringtonschen Onkographen 
mass, und bei denen er eine vom allgemeinen Blutdruck unabhängige 
Volumveränderung des Gehirns konstatieren konnte, dass es intrakraniell 
verlaufende gefässverengernde und -erweiternde Nerven für das Gehirn 
gibt, die anscheinend von einem Gehirnteil abhängig sind, der zentralwärts 
von der Med. oblongata gelegen ist, und der reflektorisch sowohl vom 
Rückenmark als vom Kopfteil des durchschnittenen Halssympathikus aus 
erregt werden kann. G. F. Nicolai, Berlin. 


— 3j — 


120. Gaatrelet, J. (Réun. biol. de Bordeaux), — „De la réolisation de 
crises Epileptiformes obtenues pur électrolyse, chez le lapin.“ Soe. biol., 
Bd. 62, p. 916, 24. Mai 1907. | 

121. Gautrelet, J. — „Des effets physiologiques consécutifs à l'application 
de l'électrode à l'oreille de l'animel, dans lélectrolyse.“ Soc. biol., 
Bd. 62, p. 917, 24. Mai 1907. 

122. Gautrelet, J. — „Des modifications qu'entraine la suppression de la 
areulation dans l'électrolyse.“ Soc. biol., Bd. 62, p. 918. 24. Mai 1907. 

Über die Einwirkung des vom Ohr aus durch den Kaninchenkörper 


reschickten elektrischen Stroms. NES 
123. Wertheimer, E. und Battez, G. — „Sur lex voies qui transmettent 


au foie les effets de la piqûre diabétique. Soe. biol., Bd. 63, p. 233, 
2, August 1907. 
Versuche über die bei der Uberleitung des Zuekerstieherfolgs von 


dem Gehirn zur Leber beteiligten Nerven. Ma. 
124. Maxwell, S. S. (Physiol. Lab.. Univ. of California). — „Creatin asa 


brain stimulant.“ Journ. of Biol. Chem., Bd. Ii, p. 21—24. März 1907. 
Siehe B. C.. VL No. 1031. 


Sinnesorgane. 

125. Kuschel, J., Lüdenscheid. — „Die Architektur des Auges in ihren 
hudrostatischen Beziehungen zum intraokularen Stromgefälle.* Zeitschr. 
f. Augenheilk., 1907, Bd. XVII, H. 2/8. 

Für den mechanischen Aufbau des Auges müssen die Gewebe in 
2 Gruppen gesondert werden: die dicker, diehtgefügter, tangential an- 
geordnete Corneoscleralkapsel und die radiären Innengewebe. Jene bildet 
wie Haut und Knochengerüst einen Schutz- und Stützapparat, diese einen 
durch Flüssigkeitsdruck und Bimenmuskeln des Auges getriebenen Be- 
wezungsmechanismus. Hydrostatiseh ist das Auge eine mit ströọmender 
Flüssigkeit gefüllte, kugelförmige, wasserdichte Kapsel, deren Inneros zum 
grösseren Teil noch mit einem geringwertigen Stromhindernis erfüllt ist. 
Zu- und (vorderer) Abfluss erfolgt durch Filtration, jener ist grösser als 
dieser, Fasst man das Auge als die kugelfürmige Erweiterung einer 
röhrenformigen Strombahn auf, deren Zuflussröhre weiter ist als die Abtluss- 
rohre und mit einem der Zuflussstelle anliegenden und die Kapsel aus- 
füllenden Stromhindernis, so lassen sich die hydrostatischen Gesetze über 
ie Flüssigkeitsströmung in Röhren auch auf das Auge anwenden: 

1. Da der Querschnitt der vom Auge repräsentierten Strombahn- 
erweiterung ein erheblich grösserer ist als der der Zu- und Abfluss- 
wege, so muss die Strömungsgeschwindigckeit im Auge gering sein. 
Stromaufwärts vom Abfluss muss es bei der Enge der Abfluss- 
und der Weite der Zuflusswege zu einer Stauung kommen: daher 
der hohe intraokulare Druck und die starke Bulbuskapsel. 

3. Aus den Gesetzen vom Seitendruck auf die Rährenwand, der in 
der Richtung der Strömung abnimmt, lässt sich die Richtung der 
Strömung ableiten, wenn mit der Abnahme des Seitendrucks auch 
die Dieke der Röhrenwand nach dem Ende der Strombahn zu sinkt. 

Die Zugfestigkeit von Horn- und Lederhaut nimmt, wie ihre Ireke 
zeigt, von vorn nach hinten zu, also muss bei richtiger statischer Kon- 
Struktion des okularen Röhrensystems der Flüssigkeitsstrom von hinten 


IN 


TENE 


nach vorn fliessen. Für diese Stromrichtung spricht auch die Architektur 
der Binnengewebe des Auges (Pfeilernatur der Müllerschen Stützfasern). 
Auch die Gefässanordnung in den beiden Aderhautnetzen steht im Einklang 
mit den statischen Forderungen. Bildet die Aderhaut die Aussenbelastung 
des retinalen Pfeilersystems vermittels ihrer elastischen Spannkräfte, des 
Blut- und Gewebssäftedrucks, so trägt der Glaskörper die Innenbelastung. 
Seino Architektur entspricht völlig den nach statischen Gesetzen auf- 
zustellenden Forderungen. Die Spannungen in der Architektur des Glas- 
körpers sind gleichgerichtet denen der Aderhaut und der Aussenbelastung 
des retinalen Pfeilersystems; die Glaskörperflüssigkeit vermittelt den Gewebs- 
säftedruck. Der Flüssigkeitsdruck im Glaskörper ist wie der Binnendruck 
des Auges eine Folge der Flüssigkeitsbewegung. Die Einzelheiten der 
geistvollen Beweisführung sind im Original nachzulesen. 
Kurt Steindorff. 
126. Raehlmann, E., Weimar. — „Zur vergleichenden Physiologie des 
Auges.“ Ophthalm. Klinik, 1907, Bd. XI, H. 9/10. 

Das zusammengesetzte sog. Fächerauge des Arthropodenauges hat in 
seinem phototropen Retina- und dem Rhabdompigment einen vollkommeneren 
Abblendungsapparat als das Wirbeltierauge, jedes Einzelorgan ist von dem 
Nachbarorgan abgesondert. In jedem Rhabdom summieren sich die Licht- 
eindrücke verschiedenster Objekte, so dass zwar kein in den Einzelheiten 
deutliches, aber ein lichtstarkes, über zahlreiche Einzelorgane ausgedehntes 
Bild entsteht; daher sehen diese Fächeraugen ruhende Objekte undeutlich, 
sich bewegende aber vorzüglich. Eine Akkommodation fehlt, aber alle Teile 
der Netzhaut, Peripherie und Mitte sind gleichwertig, die Peripherie der 
menschlichen Retina ist ähnlich dem Insektenauge: ihre Sehschärfe ist 
gering, dafür ist sie aber für Licht und Bewegung sehr empfindlich. Durch 
die Lagerung der Innenglieder der Netzhautelemente in verschiedenen 
Ebenen, statt wie in der Macula lutea in einer Fokalebene, liegen die 
Bilder nicht in einer, sondern in verschiedenen Ebenen: daher die schlechte 
S der Netzhautperipherie, an der auch die Akkommodation nichts ändern 
kann. Im „Kristallkegel“ der Fazettenaugen werden wie auch in zahlreichen 
nicht radiär verlaufenden Elementen der Netzhautperipherie die Strahlen an 
der Wand total reflektiert,” so dass sie auch in dem Element weiter ge- 
leitet werden, auf das die optischen Konstanten des Auges sie konzentrieren. 
Dies bietet die physikalische Erklärung für die höhere Lichtempfindlichkeit 
der Netzhautperipherie und die Reflexion nur der senkrecht auf die Plättchen- 
aussenglieder auffallenden Strahlen in stehenden Wellen, die die normale 
Farbenempfindung bedingen. 

Beim Arthropodenauge liegt nicht wie bei dem der Wirbeltiere die 
empfindliche Netzhautschicht nach innen, so dass eine Reflexion in stehenden 
Wellen für die zweifellos vorhandene Farbenempfindung unzweckmässig 
wäre, wenn nicht die geschichteten Plättchen der Rhabdome des Facetten- 
auges die zu den Sehzellen austretenden Strahlen in einer bestimmten Be- 
wegungsphase dahin gelangen liess, so dass Maxima und Minima der 
Schwingungen in ganz bestimmten Abständen innerhalb des Protoplasmas 
liegen musste, wodurch die Farbenwahrnehmung eine Funktion des Ortes 
in der Sehzelle wird. Die Tiere müssen daher „Weiss“ als Farbe sehen. 
Die Fächeraugen sehen so wie wir, wenn wir durch ein farbiges Glas 
sehen. Diesem Glase gleichgefärbte Objekte imponieren durch ihre Hellig- 
keit, ihnen strebt das Tier mit Vorliebe zu: daher die Mimicry als Schutz- 
färbung! Das Licht, das in den Rhabdomen durch Reflexion in seiner 





— ` 


- — u = 
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Intensität abgeschwächt ist, muss, um für das Sehen in Betracht zu 
kommen, sehr intensiv sein: daher orientieren sich diese Tiere nur im 
direkten Sonnenlichte. Kurt Steindorft. 


127. Birch-Hirsehfeld, A. (Univ.-Augenkl., Leipzig). — „Weiterer Beitrag 
zur Wirkung der Röntgenstrahlen auf das menschliche Auge.“ Graefes 
Arch., 1907, Bd. 66, H. 1. 

Nach Bestrahlung eines Auges mit Sarkom der Aderhaut kam es zu 
rapidem Wachstum der Geschwulst, ausgedehnter Netzhautablösung, Ent- 
zündung der Sehnerven. Die Elemente der Geschwulst waren nicht zer- 
fallen: die Ablösung war die Folge eines Ergusses zwischen Netz- und 
Aderhaut; in der Netzhaut fanden sich ausgedehnte Veränderungen (Degene- 
ration der Stäbchen und Zapfen, Exsudation in den inneren Schichten, 
Chromatolyse der Ganglienzellen). 

Weder die Ablatio noch die Neuritis hält er für Folgen der Bestrah- 
lung, auch für die Veränderungen der Retina ist diese Ursache nicht mit 
shsoluter Sicherheit anzunehmen. 

Bestrahlung eines Karzinoms im äusseren Augenwinkel, nach der 
eine zentraie parenchymatöse Hornhauttrübung auftrat: ferner fand sich 
Vakuolisation und Chromatolyse der Netzhautganglienzellen und vakuoli- 
sierende Degeneration der Gefässe von Retina, Iris und Corp. cil.; Opticus 
und Macula waren normal. Die Veränderungen in der Retina hält Verf. 
für direkte Schädigungen durch die X-Strahlen. Kurt Steindorff. 


128. Weiss, Robert (Physiol. Inst., Leipzig). — „Wie ist die vermehrte 
Purpurfärbung in der Sehleiste der Kantnchennetzhaut zu erklären?“ 
Graefes Arch., 1907, Bd. 66, H. 2. 

Die Sehleiste bildet eine deutliche Verdickung der Netzhaut, namentlich 
die Stäbchenaussenglieder sind hier erheblich verlängert: da sie die Träger 
des Sehpurpurs sind, wird die sattere Purpurfärbung im Gebiete der Seh- 
leiste genügend erklärt. Kurt Steindorff. 


129. Weidlich, Johann, Elbogen a. Eger. — „Über quantitative Be- 
ziehungen zwischen den Pupillenweiten, den Akkommodationsleistungen 
und den Gegenstandsweiten nebst allgemeinen Bemerkungen zur 
Akkommodationslehre.“ Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd 57, H. 3. 

Die Erweiterung der Pupille arbeitet einer zu grossen Abschwächung 
der Lichtstärke der Netzhautbilder entgegen. Die Pupillenweite ist aber 
nicht der Entfernung proportional, vielmehr ist die Pupille für grössere 
Entfernungen relativ enger als für kleine, so dass wir auch infolge der 
grösseren Lichtstärke der Bilder in der Nähe besser sehen als in der Ferne; 
eine weitere Ursache hierfür bildet aber auch die Verringerung der Zahl 
der in das Pupillarbereich fallenden normalen Unregelmässigkeiten der 
brechenden Flächen und den Durchgangspartien des Lichtes, sowie das 
Vorrücken des Knotenpunkts. Die akkommodative Miosis steht zur Kon- 
vergenzbewegung und Akkommodation im Verhältnis einer Mitbewegung. 
Nur eine der Annäherung proportionale Verengerung könnte die Lichtmenge 
konstant erhalten, es müsste also entsprechende Innervation des N. III. 
diese Verengerung bewirken, aber bei der Pupillenreaktion wirkt zugleich 
mit dem Verengerer auch der Erweiterer antagonistisch, der eine den 
andern immer zügelnd; ein schon kontrahierter Muskel kontrahiert sich 
auf weitere Impulse weniger als ein ausgeruhter: also wird bei weiter 


=. A a 


Pupille leichter eine Verengerung als eine noch gesteigerte Verengerung 
erfolgen und umgekehrt, daher Fernpupille relativ enger, die Nahpupille 
relativ weiter. Die Regulierung der einfallenden Lichtmenge beim Pupillen- 
spiel erfolgt in gleichem Masse wie die Abblendung der Randstrahlen. 

Die Akkommodation für die Nähe ist passiv, durch Freiwerden 
elastischer Kräfte bedingt, die Abflachung der Linse besorgen die meridio- 
nalen Züge des M. cil. aktiv: auch hier wie beim Pupillenspiel antago- 
nistische Muskeltätigkeit. Beide Muskelpartien wirken bei jeder Einstellung 
innerhalb des Akkommodationsbereiches gleichzeitig. 

Kurt Steindorff. 
130. Hess, C., Würzburg. — „Versuche iber die Einwirkung ultra- 
voletten Lichtes auf die Linse.* Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd. 57, 
Heft 3. 

Schottsche Uviollampe bei 3—3!/, Ampere Stromstärke erzeugte bei 
Fröschen, Meerschweinchen und Kaninchen meist im Kapselepithel der 
Linse ausgedehnte charakteristische Veränderungen degenerativer Natur, 
die durch Einschaltung einer 1 mm dicken Glasplatte zwischen Auge und 
Lichtquelle ausblieben, Die Hornhaut (Frosch) zeigte eine Trübung 
mässigen Grades. Bei Warmblütern scheinen die degenerativen und 
die darauf folgenden regenerativen Vorgänge viel schneller zu erfolgen als 
bei Kaltblütern. Das Alter der Tiere (Meerschweinchen) ist ohne Be- 
deutung. Eine Schädigung der Linsenfasern konnte Verf. nicht beobachten. 
Vjelleicht haben diese Versuche Bedeutung für unsere Kenntnis vom 
Wesen des Glasbläserstais. Die Strahlen zerstören die Kapselzellen im 
Pupillargebiet, der Verlust wird durch starke Regeneration aus den durch 
die Iris geschützten gesunden Gebieten gedeckt, aber der permanente Ein- 
fluss des schädigenden Lichtes schwächt schliesslich die Leistungsfähigkrit 
dieser peripheren Zellen und führt damit zu Schädigungen der jungen, 
peripheren Fasern. Kurt Steindorif. 


131. Chavez. — „Cut. panet. nach Blitzschlag.*  Mexikan. Ophth. Ges. 
8. Nov. 1906: vgl. Woch. f. Ther. u. Hyg. des Auges, 1907, Bd. X, 
p. 357. 

Beim Erwachen aus der Ohnmacht blind: allmähliche Besserung. 
Punkte in beiden Linsen, besonders ist die hintere Cortiealis affiziert. Nach 
3 Jahren sind die Linsen wieder klar, die Papillen etwas blass. 

: Kurt Steindorff. 

132 Wôlfflin, Ernst. — „Über die Bestimmung der negativen Kon- 
vergenzbreite.* Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Mai/Juni 1907. 

Ebenso wie das Maximum lässt sich das Minimum der Konvergenz 
leicht bestimmen, jenes mit Landolts Ophthalmodynamometer, dieses mit 
abduzierenden Prismen. Gewöhnlich wird Prisma 5° von Emmetropen oder 
schwachen Ametropen eben noch überwunden, das Mittel ist Prisma 3°. 
Verf. hat an 20 Personen das Verhältnis der abduzierenden Fusions- 
bewegung der Augen bei parallelen Blicklinien zur Grösse der latenten 
Divergenz teils mit binokularen, teils mit monokularen Prismen untersucht: 
aus den Resultaten folgt die Unzuverlässigkeit einseitiger Prismenprüfung, 
die nur das einseitige Fusionsvermögen des Auges feststellt, das mit der 


latenten Divergenzbreite nicht identisch ist. kurt Steindorfi. 
133. Dimmer, F. (Augenklinik, Graz). — „Die Reflerstrerfen auf den 


Netzhautgefössen.* Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.. März 1907. 





Der menschliche Venenreflex wird durch Reflex an der vorderen 
Fläche der Blutsäule bewirkt, der auf den Arterien entstehende Reflex ist 
ein Ausdruck des arteriellen Achsenstromes. Diese schon früher von Verf. 
aufgestellte Behauptung hatte Elschnig angegriffen. Verf. verteidigt sie 
nun neuerlich auf Grund eingehender Beobachtungen. 

Kurt Steindorff. 

134. Borschke, Alfred, Wien. — „Ein experimenteller Beweis der Be- 
deutung des Spiegelloches für die skiaskopische Schattendrehung.“ 
Graefes Arch., 1907, Bd. 66, H. 1. 

Die Bedeutung des Spiegelloches für die skiaskopische Refraktions- 
bestimmung beruht in seiner Wirkung als optische Blende. Auch für die 
Schattendrehung ist das Spiegelloch von Bedeutung, weil die scheinbare 
Richtung der Schattengrenze abhängt von der Entfernung des Spiegellochs 
vom untersuchten Auge, aber nicht von der Entfernung des Untersucher- 
auges oder der Untersucherpupille. 

Verf. stützt diese Behauptung durch ein einfaches Experiment und 
polemisiert gegen Weinhold (Biophys. C., Il, No. 1659). 

Kurt Steindorff. 

135. Schoute, G. J., Amsterdam. — „Wahrnehmungen mit dem 
Orthoskop.“ Zeitschr. f. Augenheilk., 1907, Bd. XVII, H. 2. 

Zum Referat ungeeignet. | Kurt Steindorf. 


136. Trendelenburg, W. und Bumke, O. (Psychiatr. Klinik. Freiburg i. B.). 
— „Die Beziehungen der Medulla oblongata zur Pupille.“ Münch. 
Med. Woch., 1907, No. 28. ; 

Bach und Meyer haben bei Katzen nach doppelseitiger Durchschneidung 
des spinalen Endes der Rautengrube sotortige Lichtstarre beiderseits ge- 
funden, nach einseitiger Durchschneidung Lichtstarre der gekreuzten 
Pupille nach Freilegung der Pupille oft Starre und Miosis; auf diese Re- 
sultate stützte Bach die Annahme von Hemmungszentren am spinalen Ende 
der Rautengrube. Vorff. hatten diese Befunde nicht bestätigen können, 
fanden nie Starre, sondern nur Mydriasis; nach Freilegung nie Miosis, 
nach Halbseitendurchschneidung nur geringe Anisokorie. Bach hat diese 
bisher nur auszugsweise veröffentlichten Tatsachen angezweifelt; in der 
vorliegenden Arbeit weisen die Verff. Bachs Angriffe zurück. 

Kurt Steindorff. 

137. Ohm, Johannes (Hirschbergs Augenheilanstalt, Berlin). — „Ein Full 
von einseitiger reflektorischer Pupailenstarre infolge von peripherer 
Okulomotoriuslähmung nach Eindringen eines Eisensplitters in die 
Orbita.“ Centrbl. f. Aughkde., 1907. 

Ein 12 mm langer, 9 mm breiter und 3 mm dicker Eisensplitter 
war durch das Unterlid in die Orbita gedrungen und hatte zu fast totaler 
Öphthalmoplegie geführt. Es hinterblieb neben einer Schwäche des N. 
abducens einseitige reflektorische Pupillenstarre bei erhaltener Konvergenz- 
reaktion. Verf. glaubt nun, zumal da auch die Sensibilität der Cornea teil- 
weise herabgesetzt ist, dass die Läsion in der peripheren Auffaserung des 
ramus irid. n. II., nämlich in den Nn. ciliares breves sitzt, jedenfalls 
schliesst er eine zerebrale Läsion völlig aus. Kurt Steindorff. 


138. Hertel, E. (Augenklinik, Jena). — „Zuperimentelles und Klinisches 
üher die Anwendung lokaler Lichttherapie bei Erkrankungen des 


u. dB 


Bulbus, insbesondere beim Ulcus serpens.“ Graefes Arch., 1907, 
Bd. 66, H. 2. 

Finsens Entdeckung der bakteriziden Kraft der chemischen Strahlen 
hat Verf. zu eingehenden Untersuchungen über die Wirkung der Strahlen 
auf das Auge veranlasst, die auf therapeutische Ziele ausgingen. Er be- 
stimmte, wie an andern Orten des Näheren ausgeführt wurde. die Intensität 
und Wellenlänge der Strahlung thermoelektrisch. Strahlen töten Bakterien 
schnell, Gewebszellen erst nach längerer Einwirkung und in grösserer 
Intensität ab; Wellenlänge und aufzuwendende Strahlungsdauer waren ein- 
ander proportional, aber am besten geeignet sind kurzwellige Strahlen. 
Auch Bakterientoxine liessen sich beeinflussen, aber nicht Antitoxinlösung. 
Infolge von Sauerstoffabspaltung im Zellplasma rufen die Strahlen am Auge 
entzündliche Reizung hervor (Hyperämie, Ödem, Zellinfiltration, Mitosen- 
bildung, Vermehrung der Antitoxine im Kammerwasser). Die Wirkung der 
Strahlen erfolgt sofort, wird aber erst nach einem von der Intensität der 
Strahlung seiner Dauer nach abhängigen Latenzstadium sichtbar. Als 
Quelle für die Bestrahlung eignen sich am besten Elektroden aus einer 
Legierung von Kadmium und Zink, deren Strahlung keine Wirkung auf die 
Netzhaut entfaltet, dagegen Bakterien schon mit 5 Amperes Stromstärke 
25 Minuten tötet. Die therapeutischen Erfolge bei Hornhautgeschwüren 
sind ermutigend. Kurt Steindorff. 


139. Wessely, Karl. — „Graphische Registrierung des Augendrurks.* 
Berl. ophth. Ges., 17. Jan. 1907. 

Mareysche Kapsel von minimalem Durchmesser mit der Vorderkammer 
in Verbindung stehend, mit sehr leichtem in einer Uhrmacherachse gehen- 
den Hebelmechanismus, der auf die rotierende Trommel eines Kymographion 
schreibt. Auge und Mareysche Kapsel sind beliebig mit einem regulier- 
baren Hg-Manometer zu verbinden, so dass der Apparat einerseits von 
vorrherein auf die richtige Höhe des Augendruckes ausgestellt werden 
kann, anderseits nachträglich der erhaltenen Kurven auf Hg-mm geaicht 
werden können. Der Apparat zeigt Puls- und Atemschwankungen des Augen- 
drucks. Mittelst des Projektionsapparates demonstriert Verf. Kurven, die 
den Parallelismus zwischen Blut- und Augendrucksschwankungen am kura- 
risierten Tiere, die Wirkungen der Sympathicus- und Vagusreizung an 
Kaninchen und Katzen, die Wirkung intravenöser Adrenalin- und sub- 
konjunktivaler NACI-Injektionen zeigen. Nach letzterem steigt der Augen- 
druck erst enorm, sinkt aber bald unter den Anfangswert. 

Kurt Steindorff. 
140. Schulze, Ernst (Univ.-Augenklinik, Greifswald. — „Über den Ein- 
fluss der Bierschen Halsstauung auf den intraokularen Druck.“ Zeitschr. 
f. Augenheilk., Bd. XVII, H. 3, März 1907. 

Während die Stauung durch Saugwirkung für Erkrankungen der 
Lider und der Bindehaut sehr geeignet ist, kommt die Halsstauung für Er- 
krankungen des Bulbusinnern und der Orbita nicht in Betracht. Die in der 
Orbita erzeugte Hyperämie wirkt vielfach günstig, während sie in den intra- 
okularen Gefässen, so lange die Menge des Kammerwassers und Glaskörpers 
unverändert bleibt, den intraokularen Druck steigern muss, Verf. suchte 
am Tierauge den Eintritt einer intraokularen Hyperämie durch Prüfung des 
intraokularen Drucks und durch Nachweis des Übertritts von Eiweiss und 
Hämolysinen in das Kammerwasser zu kontrollieren. Zur manometrischen 
Messung genügte eine Stauung von 1—2 Stunden; benutzt wurde Rind- 


=; a. wu 


fleischs Doppelmanometer. Nebenher gingen tonometrische Bestimmungen 
mit dem von Livschitz modifizierten Fickschen Tonometer. Bei kurz- 
dauernder Stauung steigt der Druck sogleich ad maximum, sinkt dann 
konstant und ist auch in den Pausen anfangs am höchsten und nimmt 
dann nach und nach ab; das Sinken beruht wohl auf einer durch die 
Drucksteigerung bedingten vermehrten Kammerwasserfiltration durch die 
Maschen des Lig. pect. und des Can. Schlemmii; übrigens folgt bei 
Stauungen von 1—4!/, Stunden Dauer dem Tiefstand ein nochmaliges 
Steigen bis zu einem 2. Maximum. Tagelange Stauung hatte ausser einer 
anfänglichen, sich nach einigen Tagen ausgleichenden Drucksteigerung 
Eiweissvermehrung (bis 0,06 °/,, d. h. weniger als nach Punktion oder 
subkonjunktivalen Einspritzungen und geringfügige Hämolysinbildung) zur 
Folge. Durch Erzeugung einer artefiziellen intraokularen Entzündung hypo- 
tonisch gemachte Augen reagierten auf die Stauung gleichfalls mit anfäng- 
licher Steigerung und sekundärer konstanter Abnahme des Drucks. Beim 
Menschen ist ein Einfluss der Stauung auf das Innere nur unter besonders 
günstigen Bedingungen im gleichen Sinne wie beim Kaninchen festzustellen, 
meist zwingen die subjektiven Beschwerden, die Cyanose und der Ex- 
ophthalmus zu baldigem Abbruch der Stauung, die daher keine Bereiche- 
fung unserer ophthalmiatrischen Therapie bedeutet. 
Kurt Steindorff. 

141. Fritsch, J. — „Vergleichende Untersuchung der Fovea centralis 
des Menschen.“ Anat. Anz., 1907, Bd. 30, H. 17/15. 

Die Zapten der menschlichen Retina sind in deren peripheren Teilen 
von zylindrischem Bau, der sich auch im Zentrum der Fovea bei vermut- 
lich der Mehrzahl der Menschen erhält. 

Kantige Formen entstehen durch gegenseitige Abplattung. Regel- 
mässig sechskantige Zylinder verlangen allseitige Anlagerung von Foveal- 
zapfen gleichen Kalibers; sie kommen in beschränkter Ausdehnung in der 
Peripherie der Fovea vor; unregelmässig vier- oder fünfkantige im Zentrum. 

In der Mehrzahl der Fälle ist aber hier die Anordnung der Zapfen 
so locker, dass sie vollkommen zylindrisch sind. 

Die Anordnung der Zapfen ist in der Mitte der Fovea bald regellos, 
bald werden Bündel vierkantiger Elemente gebildet. Nach aussen geht 
die Anordnung in radiäre Reihen über, die zuweilen locker gestellt sind. 

In allen Fällen gehen die Fovealzapfen in der Peripherie des 
Grübchens in Formen des doppelten Durchmessers über. 

Der Einwurf, dass diese Unterschiede durch die Präparation ver- 
ursacht sein könnten, lässt sich widerlegen. 

Die Wirkung der locker gestellten Seheinheiten in der Fovea kann 
nur eine Vergröberung der Sehschärfe sein. 

Die locker gestellten Elemente der Fovea sind die grüberen, die 
dichter gestellten sind die feineren, so dass auf diese Weise die höchste 
Wirkung erzielt wird. | 

Auf Unterschiede hierin beruht die individuelle Variation; Rassen- 
merkmale werden sich nur auf dem Wege der Durchschnittsberechnung 
aufstellen lassen. 

Bei einem albinotischen Augenpaar eines Herero war die Area 
centralis unvollkommen ausgebildet. Die Zapfen waren nur von ?/, des 
allgemeinen Durchmessers, die Stäbchen auffällig kräftig und zahlreich. 

Die unvollkommene Ausbildung der Area centralis mit Zapfen sieht 
Verf. mit Chievils und Abelsdorf als durch einen verfrühten Stillstand der 
Sehzellenvermehrung des Embryo bedingt an. W. Berg, Strassburg. 


Zr. sh, 


142. Dittler, R. — „Über Zapfenkontraktion an der isolierten Frosch- 
netzhaut.“ Pflügers Arch., 1907, Bd. 117, p. 295. 

Verf. hat an der isolierten Froschnetzhaut bei Belichtung Kontraktion 
der Zapfenmyoide sicher nachgewiesen und es durchaus wahrscheinlich 
gemacht, dass es sich dabei nicht um eine Absterbeerscheinung, sondern 
um eine spezifische Reizwirkung handele. Diese Kontraktion erfolgt nach 
auffällig langer Latenz (mehrere Minuten) und erstreckt sich auch bei 
partieller Belichtung immer auf die Zapfenelemente einer verhältnismässig 
sehr weiten Umgebung. Dies spricht entschieden gegen eine direkte 
Reizung des kontraktilen Protoplasmas durch Licht und Verf. meint denn 
auch, dass es die Wirkung eines bei der Netzhauttätigkeit sich bildenden 
Stoffwechselproduktes sei. Einerseits konnte er — wie auch andere vor 
ihm — in der Retina die Bildung einer schwachen freien Säure bei der 
Belichtung nachweisen, anderseits erscheinen für die ausgesprochene An- 
sicht vor allem jene Versuche beweisend, in denen die Spülflüssigkeit einer 
belichteten Retina eine andere dunkel gehaltene Retina in den Helizustand 
überführen konnte. G. F. Nicolai, Berlin. 


143. Hess, Carl, Marburg, — „Über Dunkeladaption und Sehpurpur 
bei Hühnern und Tauben.“ Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd. 57, H. 4. 
Nach Auflösung der farbigen Olkugeln in den Netzhäuten des Huhns 
und der Taube liess sich in den spärlichen Stäbchen frischer Dunkelnetz- 
häute keinerlei Sehpurpur bei gedämpftem Lichte nachweisen; nur sehr 
selten waren geringe Spuren davon vorhanden und zwar in allen Quadranten 
gleichmässig.  Eingehende Adaptationsversuche, die mit Hühnern und 
albinotischen Lachtauben angestellt wurden, ergaben, dass diese Tiere eine 
beträchtliche Dunkeladaptation besitzen, die wenig oder gar nicht geringer 
ist als die des Menschen. Die Lehre von der Nachtblindheit der mit vor- 
nehmlich zapfenhaltigen Netzhäuten sehenden Hühner und Tauben ist also 
falsch. Damit fällt auch die Lehre, dass die Stäbchen die ausschliesslichen 
Vermitteler des Dämmerungssehens seien. Auch bei den erwähnten Vögeln 
steigt die Lichtempfindlichkeit beim Eintritt in den Dunkelraum wie beim 
Menschen erst rasch, dann langsam, nach Verlauf von ca. 1 Stunde 
kaum noch. Kurt Steindorff. 


144. Hess, Carl, Marburg. — „Untersuchungen über Lichtsinn und Farben- 
sinn der Tagvögel.* Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd. 57. H. 4. 

Belichtet man Weizen- oder Reiskörner durch ein objektives (Bogen- 
licht-)Spektrum, so fängt ein helladaptiertes Huhn in der Gegend von Rot 
oder Orange an zu picken und hört bei Grün oder Blaugrün, bei licht- 
stärkerem Spektrum bei Blau auf, pickt aber nicht im Ultrarot, Blau und 
Violett. Auch das dunkeladaptierte Huhn pickt nicht nach dem kurz- 
welligen Ende des Spektrums hin; bei der Taube ist diese Verkürzung noch 
etwas weiter. Ein nubischer Pavian zeigte bei dieser Versuchsanordnung 
dieselben Grenzen des Spektrums wie der Mensch. Stichlinge (Gasterosteus) 
haben keine besondere Vorliebe für bestimmte Farben, nach dem lang- 
welligen Ende hin haben sie etwa dieselbe Grenze wie der Mensch. Auch 
bei Pigmentlichtern beginnen die Hühner die rot gefärbten Körner aufzu- 
picken, selbst wenn daneben ausgestreute, blau gefärbte dem kurz dunkel- 
adaptierten Menschenauge erheblich heller und leichter sichtbar erscheinen; 
der Adaptationszustand des betreffondes Huhnauges ist dabei von Wichtig- 
keit. Dieses Verhalten der Tiere gegenüber homogenen und Pigment- 


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lichtern beruht vermutlich auf dem Vorhandensein der den Zapfen vor- 
gelagerten farbigen Kugeln, die nur relativ langwellige Strahlen passieren 
lassen, und dass die Tiere nur diese Zapfen zum Sehen benutzen; wenn 
wir uns entsprechend gefärbte Gläser vor das Auge setzen, können wir 
ähnliche Bedingungen schaffen, wie die sind, unter denen das Huhn sieht. 
Der Ort der primären Reizung bei der Farbenwahrnehmung in den Huhn- 
und Taubenaugen liegt in den Aussengliedern der Zapfen, was aus der 
anatomischen Lage der farbigen Ölkugeln zu den Aussen- und Innengliedern 
der Zapfen hervorgeht. Kurt Steindorff. 


145. Chevallereau, A. und Polack, A. — „De la coloration jaune de la 
macula.* Soc. d’ophth. de Paris, 2. Juli 1907; vgl. Rec. d’Ophth., Juli 
1907. 

Die Frage, ob an der Stelle des schärfsten Sehens ein gelber Farb- 
stoff angehäuft ist, hat Wert für die Beantwortung einer andern Frage: 
Ob dieser Farbstoff, wenn er vorhanden ist, auf unser Farbsehen von Ein- 
fluss ist. Die Verff. breiteten die Retina eines eben enukleierten Auges 
auf eine Glasplatte aus und fanden die Gegend der macula intensiv gelb 
gefärbt; bei jungen Individuen war die Farbe mehr zitronengelb, bei älteren 
orangegelb (7 Beobachtungen). Die Färbung besteht noch mindestens 
mehrere Monate nach der Enukleation. Spektroskopisch liegt das Maximum 
der Absorption, das dieser Farbstoff zeigt, in Blau. Damit sind die gegen- 
teiligen Behauptungen von Schweigger und Gullstrand widerlegt. Die gelbe 
Färbung der Macula wird mit anatomischen Gründen, der Beobachtung 
entoptischer Phänomene, physiologischen und Zweckmässigkeitsgründen 
bewiesen, Kurt Steindorff. 


146. Raehlmann, E., Weimar. — „Zur Anatomie und Physiologie des 
Pigmentepithels der Netzhaut.“ Zeitschr. f. Augenheilk., 1407, 
Bd. XVII, H. 1. 

Zur Sehzelle gehört physiologisch auch das Pigmentepithel, von dem 
aus vermutlich die den Reflexapparat bildenden Aussenglieder der Zapfen 
und Stäbchen entstanden sind, d. h. dio Aussenglieder sind ein Produkt 
des äusseren Blattes der Augenblase. Die Entstehung des Pigments ist 
keine einheitliche: teils ist sie rein hämatogen, teils verarbeiten die Zellen 
die im Blute entstandenen Chromogene, die mit den auf sie abgestimmten 
Biweisskörpern farbige Stoffe bilden. Diese Affinität zwischen Eiweiss und 
Farbstoff lässt sich ultramikroskopisch verfolgen. Im Pigmentepithel der 
Netzhaut entsteht das Pigment intrazellulär. Das retinale Pigment unter- 
scheidet sich von den andern Augenpigmenten durch seine Entstehung aus 
dem inneren Keimblatt, die Lokomotion bei Licht, sowie durch Form und 
Farbe. Embryologische Untersuchungen mit dem Ultramikroskop ergaben 
als wichtigstes Resultat, dass das Pigment der proximalen Lamelle der 
sekundären Augenblase, teils Körner-, teils Stäbchenform hat, und zwar 
gehört das Stäbchenpigment ausschliesslich den inneren, retinalwärts we- 
richteten Teilen der Epithelzellen der hinteren Netzhautabschnitte an, ebenso 
haben die von diesen Zellen ausgehenden Fortsätze, die zwischen Stäbchen 
und Zapfen, diese einschneidend, eintreten, Stäbchenform. Es entsteht 
embryologisch später als das Körnerpigment, und liegt in einer rot. gelb 
und grau gefärbten Grundsubstanz. Diese Farben hält Verf. für identisch 
mit dem Sehrot und Sehgelb. Danach wäre die Grundsubstanz des photo- 
tropen Netzhautpigments Träger bzw. Bildner des Sehpurpurs. Dieser 


2s A0 Be 


sowie der Übergang von Sehrot in Sehgelb ist ähnlich wie bei kolloidaler 
Goldlösung (Zsigmondy) Ausdruck der Grösse und Dichtigkeit der Elementar- 
teilchen in der Grundsubstanz. Die Existenz von Sehgelb als Nachstadium 
des Sehpurpurs beobachtete Verf. an frischen Netzhäuten. Körnerpigment 
ist tief rotbraun, Stäbehenpigment braungelb, an frischen Präparaten rötlich 
oder hellgelb (Bleichung durch Licht ?). Kurt Steindorff. 


147. Nagel. W., Berlin. — „Sichtbarkeit der Röntgenstrahlen bei totaler 
Farbenblindheit.“ Berl. ophth. Ges., 20. Juni 1907. 

Nach vorheriger Dunkeladaptation sah eine intelligente, total farben- 
blinde Person die Röntgenstrahlen wie ein normales Individuum, selbst bei 
Verbinden des Auges mit Samt. Grössere Empfindlichkeit total farbenblinder 
Augen ist mindestens unerwiesen. 

Diskussion: Herr v. Michel hat bei Versuchen, die Röntgen selbst 
mit ihm anstellte, die Strahlen auch wahrgenommen. 

Kurt Steindorff. 
148. Piper, H. (Physiol. Inst., Kiel). — „Zur messenden Untersuchung 
und zur Theorie der Hell-Dunkeladaptation.“ Klin. Monatsbl. f, Augen- 
heilk., März 1907. 

Bei einer etwas veränderten Versuchsanordnung konnte Verf. den 
schon früher von ihm festgestellten Verlauf der Adaptation aufs neue be- 
stätigen, ebenso die von Wölfflin nicht anerkannten Schwellenwerte beim 
Vergleich zwischen monokularer und binokularer Beobachtung (Addition der 
Erregungen der dunkeladaptierten Stäbchen des einen Auges zu den Er- 
regungen des anderen.) Ebenso konnte Verf. bestätigen, dass bei Hell- 
adaptation die Mitte der Netzhaut empfindlicher ist als die Peripherie, dass 
bei Dunkeladaptation aber dieses Verhalten sich umkehrt. Diese Erschei- 
nung ist von Bedeutung für die Frage, wie Stäbchen und Zapfen bei ver- 
schiedenen Adaptationszuständen und Belichtungsverhältnissen der Netzhaut 
zusammenwirken: nach Dunkeladaptation erregen schwache Lichtreize nur 
die Stäbchen, während die Erregung der Zapfen grässerer Lichtwerte 
bedarf, bei Helladaptation kehrt sich dieses Verhalten um. Ganz aus- 
geschaltet von der Lichtempfindlichkeit sind die Stäbchen bei Helladaptation 
nicht, aber sie beteiligen sich am Sehakt erst bei schwächerer Beleuchtung. 

Kurt Steindorff. 
149. Garten, S. in Gemeinschaft mit v. Mankowski, H. (Physiol. Inst., 
Leipzig). — „Über die Wahrnehmung von Intensttätsveränderungen 
bei möglichst gleichmässiger Beleuchtung des ganzen Gesichtsfeldes.“ 
Pflügers Arch., 1907, Bd. 118, p. 233. 

Verf. hat durch mehrfach hintereinander angeordnete Schirme, die er 
zwischen sich und dem Fenster aufstellte, eine möglichst gleichmässige 
Beleuchtung seines gesamten Gesichtsfeldes zu erzielen gesucht. Durch 
zwei Aubertsche Diaphragmen konnte er in weiten Grenzen eine beliebige 
Helligkeit des ganzen Gesichtsfeldes herstellen und dann ein Zusatzlicht 
von gemessener Grösse hinzufügen. Er wollte prüfen, ob unter diesen 
Bedingungen einer verhältnismässig weitgehenden Adaptation das Webersche 
Gesetz etwa Geltung hätte. Wie auch sonst, fand der Verf. auch hier 
eine annähernde Gültigkeit desselben, wenn man innerhalb enger Grenzen 
untersuchte. Ändert man dagegen die Intensität der Gesamtbeleuchtung 
innerhalb weiter Grenzen, so zeigte es sich, dass hierbei die relative Unter- 
schiedsempfindlichkeit auch nicht annähernd konstant bleibt. Eigentümlich 
war es, dass lange ehe etwa entschieden werden konnte, ob die Ver- 





tu. 
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änderung darin bestand, dass das Gesichtsfeld verdunkelt oder erhellt 
wurde, bei der plötzlichen Offnung oder Abdeckung des Zusatzlichtes eine 
gewisse Empfindung des Wetterleuchtens auftrat, welche anzeigte, dass 
überhaupt eine Veränderung stattgefunden hatte. | 
G. F. Nicolai, Berlin. 
150. Samojloff, A. und Pheophilaktowa, A. — „Über die Farbenwahır- 
nehmung beim Hunde.“ Centrbl. f. Physiol., Bd. 21, No. 5. 

Die Verff. haben einen Hund dahin zu dressieren versucht, eine runde 
grüne Scheibe von anderen in der Helligkeit abgestuften grauen Scheiben 
zu unterscheiden. Sie kommen zu dem Resultat, dass der Hund dies 
zweifelsohne lernen kann. lassen es aber dahingestellt, ob er von vorn- 
herein imstande ist, auf Farbenunterschiede zu achten. Jedenfalls war es 
nicht zu erreichen, dass der Hund etwa viereckige grüne Scheiben wählte, 
er hielt sich durchaus mehr an die Form als an die Farbe und nahm 
dann immer graue, aber runde Scheiben. G. F. Nicolai, Berlin. 


151. Schenck, F. (Physiol. Inst., Marburg). — „Theorie der Farben- 
empfindung und Farbenblindh eıt.* Pflügers Arch., Bd. 118, p. 129, 
Juni 1907. 

Verf. hat seine schon früher mitgeteilte Theorie über die Farben- 
empfindung weiter ausgebaut und zu vertiefen gesucht, wonach die ur- 
sprünglich allein vorhandene Weissempfindung sich in eine blaue und 
gelbe Komponente, die letztere in eine grüne und rote gespalten habe. Da 
die Komponenten immer noch zusammen die ursprüngliche Farbe ergeben, 
so erklärt sich, dass wir 5 Grundempfindungen und doch nur 3 Seh- 
substanzen haben; denn Verf. nimmt in Übereinstimmung mit der Theorie 
Helmholtz's einen Reizempfänger für langwelliges, einen für mittelwelliges 
und einen für kurzwelliges Licht an. Diese 3 Reizempfänger sollen nun 
auch auf der ersten Entwickelungsstufe, wenn noch gar keine von Weiss 
verschiedenen Empfindungen zustande kommen, bereits vorhanden sein, 
doch sollen sie dann entweder ungeordnet im Zapfen durcheinanderliegen, 
oder aber alle mit 3 Resonatoren verbunden sein. Im Laufe der Ent- 
wickelungsgeschichte ordnen sich nun die verschiedenen Reizempfänger 
bestimmten Opticusfasern zu resp. werden die Resonatoren so verteilt, 
dass immer bestimmten Reizempfüngern bestimmte Resonatoren zukommen. 
In dieser Weise entwickelt sich dann das farbige Sehen, das eben erst in 
dem zweiten Teil des Erregungsapparates zustande kommen soll: Der 
erste Teil der Reizempfänger nimmt die Lichtenergie auf und die von ihm 
abgegbene Eneergie ist massgebend für die Helligkeit der Lichtempfindung. 
Diese Energie geht auf den zweiten Teil der Empfindungserreger über, 
und dieser bestimmt erst die Farbe. Im weiteren versucht Verf. zu zeigen, 
dass seine vorgetragene Theorie in bester Übereinstimmung mit der 
normalen Farbenblindheit der Netzhautperipherie sowie mit den patho- 
logischen Fällen von Farbenblindheit steht und er behandelt zu diesem 
Zwecke in eigenen Kapiteln die Protanopie, die Deuteranopie, die Blaugelb- 
blindheit, die totale Farbenblindheit und die anomalen trichromatischen 
Systeme. Es kann hier nicht ausgeführt werden, in wie weit die Zurück- 
führung der tatsächlichen Befunde auf die Theorie geglückt ist. es muss 
in dieser Hinsicht auf das Original verwiesen werden. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

152, Lohmann, W. (Augenklinik, München). — „Zur Frage nach der 
Ontogenese der Raumanschauung.“ Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1907, 
Bd. 42, p. 130. 


=. M9 u 


Verf. hat die Frage nachgeprüft, ob man mit dem Auge kleine Ver- 
schiebungen von Gegenständen in senkrechter Richtung besser oder schlechter 
erkennen könne, als in horizontaler Richtung und kommt in zwei Versuchs- 
reihen an sich und einem anderen zu dem Resultat, dass dies nicht der Fall 
ist, dass also ein anatomisch vorgebildeter Vorrang der Längsreihen vor den 
horizontalen sich vermittelst der Prüfung der Lageverschiebung nicht nach- 
weisen lasse. Im Anschluss hieran wird die Möglichkeit eines empirischen 
Momentes zur Erklärung der Querdisparation untersucht. 

G. F, Nicolai, Berlin. 


Personalien. 


Berufen: Prof. Dr. Faust-Strassburg als ordentlicher Professor für Pharmak. 
nach Würzburg; Prof. Dr. Hirsch-Freiburg i. B. {inn. Med.) nach 
Göttingen; haben die Berufung angenommen. 

Ernannt: Geh. Med.-Rat: Prof. Dr. P. Friedrich-Marburg; Prof. Dr. Cramer 
und Prof. Dr. Jacoby-Gôttingen; Prof. Dr. His-Berlin. 

Geh. Reg.-Rat: Prof. Dr. Ostertag-Berlin. 

@eh. Hofrat: Prof. Kossel-Heidelberg. 

Ausserord. Honorar-Prof.: Priv.-Doz. Dr. Arneth-Münster. 

Ord. Honorar-Prof.: Prof. Disse-Marburg (Anat.); Prof. Rumpf-Bonn; Prof. 
Goldscheider-Berlin. 

A. Ord. Prof.: Priv.-Doz. Dr. Lubosch-Jena: Dr. Casagrandi-Uagliarı 
(Hyg.); Prof. Dr. Peter-Greifswald; Prof. Dr. O. Müller-Tübingen; 
Dr. Köppe-Giessen (Kinderheilkunde); Dr. Dionisi-Modena (path. 
Anat.); Dr. Alexinsky-Moskau (chirurg. Pathol.). 

Ord. Prof.: Dr. Collet-Lyon (allgem. Path.); Dr. Pic-Lyon (Therapie): Dr. 
Royue-Lyon (Path.); Prof. Dr. Nicolas-Paris (Auat.); Prof. Dr. 
Prenant-Paris (Hist.); Prof. Biondi-Uagliari (Staatsarzneikunde); 
Dr. Barabachew-Charkow (Ophth.); Prof Dr. Kourajew-Charkow 
(ined. Chemie); Prof. Dr. Cireincione-Palermo (Ophth.); Prof. Dr. 
Guizzetti-Parma (path. Anat.). 

Prof.: Priv.-Doz. Dr. Waldrogel Goliingen: Dr. Berzell-Berlin; Dr. 
Schmieden-Berlin; Dr. Poll-Berlin; Dr. zur Nedden uod Dr. 
Eschweiler-Bonn; Dr. Staehelin und Dr. Schittenhelm-Göt- 
tingen; Dr. Todd-Montreal (Parasitologie); Dr. Huber-New-York; 
Dr. Drever-Oxford (allgem. Path.); Prof. Dr. Mc Murrich-Toronto 
(Anat.). 

Abteilungsvorsteher: am hyg. Institut Priv.-Doz. Dr. Kisskalt-Berlin. 

Priv.-Doz Dr. H. Vogt (Provinzialheilanstalt Langenhagen) 
wird am 1. Oktober für ein Jahr die Leitung der hirnpathologischen 
Abteilung des Senckenbergischen Instituts in Frankfurt a. M. über- 
nehmen. 

Habilitiert: Dr. v. d. Velden-Marburg (innere Medizin); Dr. Külbs-Kiel 
(inn. Med.): Dr. Bartel-Wien (Pathol.); Dr. Meller-Wien (Ophth.); 
Dr. Loeb-Basel (exper. Path.); Dr. Laqueur- Königsberg (Physiol); 
Dr. Brückner-Königsberg (Ophth.): Dr, Gamann-Klausenburg (inn. 
Med.): Dr. Brasch-München (inn. Med.). 

Jubiläum: Geheimrat Prof. Dr. Freiherr v. la Valette St. George-Bonn am 
t. August das 60 jährige Doktorjubiläum. 

Gestorben: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Jacobi, Priv.-Doz. f, Staatsarzneikunlde, 
Breslau, am 1. August, 68 Jahre alt. 


Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 


Lehmann, O., Die wichtigsten Begriffe und Gesetze der Physik 
unter alleiniger Anwendung der gesetzlichen und der damit zusaminenhängenden 
Masseinheiten. Berlin, Jul. Springer, 1907, KT Sa, 58 N. 

v. Jaksch. Rud.. Klinische Diagnostik. 6. Aufl.. Berlin u. Wien, Urban 
u, Schwarzenberg, +40, 637 8. 

Heidenhain, Martin, Plasma und Zelle 1. Abteil, 1. Lief., Jens, 
G. Fischer, 506 8. À 

Fuhrmann. Franz, Graz, Bakterienenzvme. Jena, G. Fischer, 1907, 
3,50 Mk. 

v. Sterneck. Uzernowitz, Der Sehraum auf Grund der Erfahrung. 
Leipzig, 1907. 3,50 Mk. 








Biophysikalisches Centralblatt 


Bd. IJI. Zweites Oktoberheft er ~ Nog 2/3. 








Les spirilles pathogènes. 
Rapport au Congrès d'Hygiène de Berlin 
par le Dr. C. Levaditi de l’Institut Pasteur. 


La question qui fait le sujet du présent rapport est assez bien 
précisée. Je suis en effet, chargé d'exposer les progrès accomplis 
au cours de ces dernières années, par l'étude des maladies dont l'agent 
provocateur est un spirille pathogène, exception faite de la syphilis et 
de la Framboesie tropique. Ces dernières infections engendrées 
l’une par le Treponema pallidum de Schaudinn, lautre par le Spiro- 
chaeta pallidula de Castellani, ont ete etudiees ici par des savants 
plus compétents que moi: je n'en parlerai donc que d'une façon tout 
accidentelle, lorsqu'il s'agira d'établir quelque rapport d’analogie entre ces 
processus et les autres spirilloses. 

Depuis la decouverte du spirille de la fievre récurrente européenne 
faite par Obermeyer en 1868 et publiée en 1873, on a décrit chez 
l'homme et chez plusieurs espèces animales, des affections febriles 
provoquées par des parasites spirillés. Sauf une maladie sévissant chez e 
porc, caractérisée par des éruptions cutanées et dont l'étude a été ébauchéle 
par Sydney Dodd’), toutes les autres ,spirilloses“ ont, pour caractere 
commun, la pullulation des microbes en spirale dans la circulation generale. 
Ce sont donc de vraies septicémies, mais qui diffèrent des autres processus 
analogues d'origine bactérienne, par le fait que l'infection procède par 
rechutes. Apres un premier accès dont la fièvre et l'abattement sont les 
principaux caractères cliniques et qui se termine par une crise, les spirilles 
disparaissent du sang pour un temps variable suivant la maladie; suit une 
periode d’accalmie qui précède une nouvelle pullulation de microbes dans 
le sang, l’acces pouvant ainsi se repeter un certain nombre de fois. 

Voici les principales spirilloses humaines et animales décrites jusqu'à 
présent: 

a) La fièvre récurrente européenne, provoquée par le Spirillum 
Obermeyeri, a fait son apparition au 18"® siécle en Ecosse et en Angle- 
terre. En 1833 on a signalé une épidémie grave sévissant à Odessa. 
Actuellement la maladie existe sous forme endémique en Russie, en Bosnie 
et en Herzegovine. Au Gibraltar, Patrik Manson a signalé une infection 
avant jusqu'à six rechutes, engendrée par un spirille légèrement différent, 
quant à sa forme, du Sp. Obermeyeri. On ne sait, jusquà quel point 
cette infection doit être identifiée avec la fièvre récurrente de nos pays. 

b) La fievre récurrente américaine, découverte par Charles 
Norris à New-York, et étudiée par Novy et Knapp,?) Norris, Pappen- 
heimer et Flournoy?) et Carlisle.) Cliniquement cette maladie causée 
par un spirille qui, au point de vue morphologique, paraît être le même 
que celui d'Obermeyer, se rapproche beaucoup de la fièvre récurrente 
d'Europe. Le spirille américain est pathogene pour le rat, la souris et 
le singe. 

c)Lafievre récurrente africaine on Tick-fever, spirillose humaine 
a rechute, transmissible par un ectoparasite du groupe des Argasines, 

Biophysik. CentralbL Bd.III. 4 


zu. Be 


l'Ornythodorus moubata Murray. Mentionnée déjà par Livingstone on 
1857, qui parle de l’,human tik disease“ et par Hinde?’) en 1892, 
qui l'avait rencontrée dans le voisinage de Kasongo, cette fièvre fut re- 
connue comme maladie a spirilles par Cook (1899)°) et surtout par Nabaro 
(Commission de la Maludie du sommeil, 1903) qui firent leurs investigations 
dans l’Uganda. La Tick-fever fut étudiée d’une façon plus détaillée dans 
le Congo libre par Dutton et Todd') et avant eux déjà, par Ross et 
Milne.f) Elle sévit également dans les colonies allemandes de l’Afrique 
orientale, où elle fut découverte par Brückner?) en 1902 et indé- 
pendemment de cet auteur, par Werner?) en février de la même année 
(Tabora et Dar es Salam). Mais, c’est aux recherches de Koch,!!) faites 
pour la plupart dans les environs de Dar es Salam et Morogoro, que l'on 
doit des connaissances approfondies sur les caractères de la récurrente de 
l'est africain, sur le spirille qui en est la cause et sur les conditions qui 
président à sa transmissibilité par les tics. 

La Tick-fever, dont les allures cliniques sont les mêmes que celles 
de la récurrente d'Europe, est provoquée par un spirille dénommé le 
Sp. Duttoni en mémoire du savant qui succomba après s'être infecté au 
cours de ses recherches sur cette maladie. Ce spirille est pathogène pour 
le singe, la souris, le rat, le hamster (Fränkel), et comme nous aurons 
l'occasion de la voir plus loin, semble être différent du Sp. Obermeyeri. 
Injecté dans le péritoine des lapins et des cobayes, il ne se multiplie pas 
et ne paraît pas pénétrer dans la circulation générale (Fränkel). Le 
Sp. Duttoni est egalement inoffensif pour le chien et le bœuf (Koch). La 
maladie que ce parasite engendre chez le singe, le rat et la souris, procède 
par rechutes, qui peuvent se répéter trois ou quatre fois et qui sont séparées 
par des intervalles de deux à cinq jours. Les animaux, en particulier les 
singes et les souris, peuvent succomber à l'infection par le spirille de la 
Tick-fever. 

d) La Spirillose des oies, maladie décrite pour la première fois par 
Sacharoff'?) au Caucase et provoquée par le Spirillum anserina. Ce 
spirille dont la longueur atteint 10 à 20 w, diffère morphologiquement 
de l'agent pathogène de la fièvre récurrente; il est plus mince, ses ondu- 
lations sont plus serrées et même plus régulières. (Ces caractères le 
rapprochent du Sp. gallinarum dont il sera question plus loin. Le Sp. 
anserina est pathogène pour les oies et les petits poussins (Cantacuzène!')) 
et ne provoque qu'une maladie légère et passagère chez les canards et 
les vieilles poules. La spirillose des oies ne comporte qu'un seul accès, 
non suivi de rechutes. 

e) La spirillose des poules, découverte au Brésil par Marchoux 
et Salimbeni!#) et causée par le Spirillum gallinarum. Ce spirille, 
dont la forme et les reactions colorantes sont les m&mes que celles du 
spirille des oies, est pathogene pour la poule, le pigeon et les tout petits 
oiseaux (Padda orizivora, le moineau etc.). 

Chez le lapin, il ne détermine qu'une spirillose passagère (Levaditi,!$) 
Levaditi et Lange!f)), caractérisée par la pullulation des parasites dans 
le sang et par la disparition critique de ces parasites au bout de 24 à 
48 heures. Il n'y a qu’un seul accès chez les poules; il dure 4 à 5 jours, 
se termine par une crise et, si les animaux guérissent, ce qui arrive assez 
fréquemment, il leur confère une immunité absolue et durable. 

La spirillose des poules est transmise par une espèce d’argas (Argas 
reflexus, miniatus), comme l'ont démontre les expériences de Marchoux 
et Salimbeni. 


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f) La spirillose des bovides, décrite au Transvaal par Theiler!'} 
et provoquée par le Spirillum Theileri (Laveran!#))}, Ce spirochete. 
mesure de 20 à 30 a et se transmet par les piqûres du Rhipicephalus 
decoloratus. On n’a pas pu préciser sa pathogénité pour les bovidés, 
car les animaux infectés etaient atteints en même temps de piroplasmose 
et de trypanosomiase (Pir. bigeminum et Tryp. theileri Laveran). . 

g) La spirillose des espèces ovines, constatée en Erythrée par 
Mortoglio et Carpano‘?} et causée par le Spirillum ovina Blanchard. 
Le parasite mesure de 10 a 20 u» et a été retrouvé dans la circulation 
generale des moutons abyssiniens et du Transvaal (Theiler?°)). On n'a pas 
reussi jusqu à présent à transmettre cette spirillose par injection de sang 
infectant, même chez le mouton. 

h) La spirillose du cheval. Signalée tout d’abord au Transval par 
Theiler, cette spirillose a été rencontrée plus tard à Timbo en Guinée 
française, par G. Martin,?!) qui lui a consacré une étude détaillée. Le 
spirille décrit par cet auteur existait dans le sang d'un cheval malade 4, 
mesurait de 12 à 15 w et ne possédait que trois ou quatre tours de spire 
assez lâches. L'inoculation du sang riche en parasites, faite à un poulet 
et à un mouton, resta sans succès. 

i) La spirillose des chéiroptères (Vespertilio Kuhli) décrite 
à Tunis, par Nicolle et Comte.??) Cette maladie est provoquée par un 
spirille particulier, le Sp. vespertilii (nov. spec.), dont la longueur atteint 
de 12 a 18 u, dont les extrémités sont très effilées et qui peut être ino- 
cule avec succès aux chauves-souris de la même espèce. Il est absolument 
inoffensif pour la souris et le Macacus siniensis. Le premier accès 
febrile est suivi d’une rechute. Les animaux qui guérissent de cette 
spirillose se montrent réfractaires vis a vis d'une nouvelle inoculation de 
sang virulent. On ne connait pas le mode de transmission naturelle de 
la maladie, 

jı La spirillose des souris et des rats. En 1887, Vandyke 
Carter?) a mentionné la présence dans le sang des rats, aux Indes, d'un 
spirille très petit (5 à 9 u) dénommé par cet auteur Spirillum minor. 
Ce spirille n'est pas pathogène ni pour le rat, ni pour le macaque. Tout 
recemment Wenyon?) en examinant le sang d'une souris infectée, par le 
Tryp, dimorphon, a découvert à l’Institut Pasteur, un spirille court, très 
mobile, pourvu de 3 vu 4 ondulations assez serrees et mesurant de 3 à 
Tu. Le Spirochaeta muris de Wenyon ne produit aucun trouble 
morbide chez les souris infectées, et peut-être inocule avec succès à 
d'autres animaux neufs. La parasite ressemble aux spirochetes ren- 
contres par Borrel?®) dans les tumeurs cancéreuses spontanées de la 
Souris. Tl est identique au microorganisme décrit par Breinl et King- 
horn?®) et décélé par ces auteurs dans le sang de souris infectées à Liver- 
pool avec du matériel envoyé de Paris par Wenyon. 


+ $ 
* 


Dans quels rapports se trouvent-ils les spirilles qui sont les agents 
provocateurs des maladies humaines et animales décrites précédemment? 
Certains de ces parasites montrent des dissemblances morphologiques et 
biologiques tellement marquées, qu'il ne peut persister nul doute en ce qui 
qui concerne leur différenciation. Tel est le cas, par exemple, du Spiro- 
chaeta gallinarum et du Sp. Obermeyeri qui doivent être considérés 
comme appartenant à deux especes bien distinctes, Il est même 

j* 


PER r°) u 
r 


a prévoir que, du jour où l'on réussira d'obtenir en culture pure ces 
deux micro-organismes, on mettra en evidence des caracteres biologiques 
particuliers à chacun d'eux, plus marqués encore que ne le sont ceux 
révélés par l'étude de ces microbes in vivo. 

Par contre, d'autres spirilles pathogènes offrent des ressemblances 
morphologiques et des affinités colorantes extrêmement rapprochees. de 
sorte que, si l'on s'adresse au simple examen microscopique, il est pour 
ainsi dire impossible d'établir une distinction bien nette entre ces divers 
micro-organismes. Nous ne citerons comme exemple, que le Sp. 
anserina et le Sp. gallinarum d'une part, le sp. de la fièvre ré- 
currente américaine et celui de la récurrente d'Europe d'autre part. Des 
lors, une question se pose: doit-on considérer les diverses fièvres à rechute 
aécrites chez l’homme: en Europe, en Afrique et aux Etats-Unis comme 
engendrées par un seul et unique parasite spirallé, le Sp. Obermereri. 
on bien il s'agit en réalité, de maladies différentes, pour ainsi dire spéci- 
fiques, provoquées par des spirilles particuliers? Cette question a eté 
étudiée d'une facon très détaillée au cours de ces deux dernières années 
et les résultats obtenus sont des plus nets. Les voici: 

Au point de vue morphologique tout d'abord, certains savants, en 
particulier C. Fränkel.??) ont pu différencier entre eux le Sp. Ober- 
meyeri, le sp. de la Tick-fever et le spirille de la récurrente ameri- 
caine. Le premier surtout se distingue de ces congeneres, par ses petites 
dimensions et par la régularité de ses tours de spire, qui sont serrées, 
profondes. Si, avec Fränkel, on tente de classer ces trois varivtes 
spirillaire, suivant leur parenté, et en se basant exclusivement sur la 


morphologie, on doit placer le sp. américain entre l'agent pathogène de la ` 


fievre à rechute d'Europe et celui de la Tick-fever. Mais, cette differen- 
ciation morphologique, dont les promoteurs ont été Novy et Knapp,*) 
est loin de valoir celle qui s'appuie sur la pathogenite des spirilles en 
question et surtout sur les données fournies par l’etude de l’immunite 
antispirillaire, 

Novy et Knapp?) ont été les premiers auteurs qui, en se basant 
sur le pouvoir pathogène ainsi que sur la façon d'agir du sérum des animaux 
super-immunisés, ont soutenu que le spirille d’Obermeyer, le sp. de la 
Tick-fever et les sp. de la fièvre à rechute étudiée à Bombay par Mackie, 
sont des parasites appartenant à des genres différents. La question a 
été reprise tout récemment par C. Fränkel et par Uhlenhuth et 
Haendel.%®) Ces observateurs ont examiné la façon dont les animaux 
vaccinés contre une catégorie de spirille, réagissent vis-à-vis de l'infection par 
une autre espece spirillaire et ont recherche en plus, des dissemblances 
révélées par l’étude de la sero-reaction. 

Ainsi C. Fränkel?!) a constaté que les rats inoculés à plusieurs 
reprises avec du sang riche en Sp. Duttoni et qui se montrent refractaires 
vis-à-vis de ce spirille. sont par contre, sensibles à l'égard du virus de la 
récurrente américaine. Injectes avec le spirille américain de Novy, ces 
animaux prennent une spirillose qui tout en étant plus légère que celle 
des rats témoins, n’en est pas moins typique. Le même phenomene se 
reproduit quand on immunise tout d'abord contre le sp. américain et quon 
essaie la sensibilité des rats avec le parasite de la Tick-fever. Les deux 
especes de spirilles sont donc différentes, car la sensibilité des animaux 
immunisés contre l'espèce «, appréciée vis-à-vis du spirille b, tout en 
étant manifeste, n égale pourtant pas celle des organismes neufs. 


10 


Dans quels rapports se trouvent-ils le sp. Obermereri d'Europe et 
le parasite de la Tick-fever ou celui de la récurrente américaine? Dans 
un premier travail, Fränkel?) ayant échoué à transmettre au rat et à 
la souris, le spirille de la fievre de Russie (recherche de Blumenthal, de 
Moxon) et tenant compte d'autre part de la pathogénité du spirille 
americain pour ces espèces animales (Carlisle, Norris, etc.), se montre 
encline à établir une distinction entre ces deux espéces spirillaires. Pour- 
tint. ce caractère différentiel tire exclusivement de l'étude du pouvoir 
pathogene, s'est montré dans la suite peu conforme à la réalité. En effet, 
les constatations de Fülleborn et Mayer‘) montrerent bientôt que le 
Sp. Ubermeyeri, tout comme son congénère américain, est capable de 
pulluler chez la souris et d engendrer une maladie spirillaire non suivie de 
rechute. De leur côté, Uhlenhuth et Haendel%) arrivèrent aux 
memes resultats, de sorte qu'il a falce s'adresser aux réactions de 
limmunité pour établir une séparation tranchée entre les deux spirilles 
en question. C'est ce que firent C. Fränkel®) et Uhlenhuth 
et Haendel, Ils ont constaté que le sérum des animaux guéris d'une 
Spirillose donnée, agit in vitro sur le spirille correspondant; ce serum 
immobilise le parasite et provoque l'apparition de granulations le long du 
flament spirillien. Par contre, le même sérum reste sans action vis-à-vis 
d'une autre espèce de spirille, ce qui prouve l'existence d'une difference 
profonde entre les deux catégories de parasites. On obtient le même 
resultat, lorsque, au lieu de s'adresser aux recherches dans le tube à 
essais, on examine ce qui passe dans le péritoine des souris ayant reçu, 
en même temps que du virus, une trace de sérum Spirillicide. Le phéno- 
mene de Pfeiffer n'apparait dans ces conditions, que si l'on emploit un 
sérum et des spirilles homologues. Ce genre de recherches ont permis de 
differencier non seulement le spirille russe du spirochète américain, mais 
aussi deux races de Sp. Duttoni, provenant, une de Liverpool, l'autre 
de l'Institut de M. Koch de Berlin. C'est du moins, ce qui résulte du 
dernier travail de C. Fränkel.'f) 

Toutes ces constatations prouvent qu'il serait erroné d'identifier entre 
eux les divers spirilles morphologiquement assez rapprochés, qui engendrent 
les fièvres à rechute d'Europe, d'Afrique et d'Amérique. Ces parasites 
quoique appartenant à la même famille, constituent des variétés à part, 
ayant chacune ses propriétés biologiques particulières. 

Pour ce qui concerne le Sp. gallinarum et le spirille qui provoque 
la spirillose des oies, on peut admettre qu'une seule et même variété 
spirillaire évoluant chez des animaux d'espèce différente, a pu acquérir 
des qualités nouvelles et constituer une race a part. Mais, pour ce qui 
a trait aux divers spirochètes pathogènes des fièvres propres à l'espèce 
humaine, cette interprétation ne saurait être soutenue. Tout au plus peut- 
on attribuer la création de plusieurs varietes de spirilles issues d'une 
méme souche, à l'évolution des microbes dans l'organisme des ectopara- 
sites, qui sont différents d'une fièvre récurrente à l'autre. On sait en 
effet, que si la Tick-fever est transmise par l'Ornythodorus moubata, 
C'est très probablement la punaise qui est le vecteur du spirille d'Ober- 
meyer. 
= Cette hypothèse de la création de variétés de spirilles, en partant 
d'une seule espèce originelle, implique l'idée que les microorganismes en 
spirale doivent acquérir assez facilement des propriétés biologiques nou- 
velles, dės qu'ils évoluent dans de nouveaux milieux. Ur, cette sorte de 


we BR 


malleabilite des spirilles existe réellement, puisque, avec Roché, j'ai pu 
constater que les parasites spirillés de la rechute diffèrent, au point de 
vue de leur facon de se comporter, à l'égard d'un immun-serum, des 
spirilles du premier accès. Je reviendrai d'ailleurs plus loin sur cette 
question. 
$ * 
* 

Il a été beaucoup question au cours de ces temps derniers, de la 
vraie nature des micro-organismes en spirale et on a soutenu à ce propos, 
des opinions diamétralement opposées. Tandis que toute une série de 
savants, partageant la façon de voir de Koch, admettent que les spirilles 
appartiennent au monde des bactéries, une nouvelle école, ayant comme 
promoteur le regrété Schaudinn, tend à rattacher ces parasites aux 
protozoaires flagelles. Les observateurs appartenant à cette dernière ecole, 
en particulier Prowazek, invoquent en faveur de leur thèse toute une 
série d'arguments tirés de l'étude morphologique et biologique des spirilles, 
arguments qui, à leur avis, doivent établir sur des bases solides, la theorie 
ingénieuse du grand savant auquel on doit la découverte du Treponema 
pallidum. D'après cette theorie issue de l'étude sur l'évolution de 
l’Haemamoeba Ziemanni chez la cheveche et le Culex pipiens, les 
protozoaires flagelles, peuvent, au cours de leur cycle évolutif, exister sous 
la forme de spirochetes, ressemblant plus on moins aux spirilles patho- 
genes. Voici, en quelques mots, quels sont ces arguments: 


Certains parasites spirilles, dont le corps est rubanné, tel, par 
exemple le Sp. gallinarum, peuvent montrer des formations particulieres, 
colorables en rouge par le briliant-kresyl-blau et qui sont les equivalents 
de la chromatine nucleaire (Prowazek#). D’après Prowazek, les 
spirilles doués de pouvoir pathogène, possèdent une membrane ondu- 
latoire, pouvant être constatée non seulement sur des parasites vivanis, 
mais aussi après la coloration. Ainsi, si l'on observe attentivement le 
sp. de la poule, dit Prowazek, il n'est pas rare d'observer sur un des 
côtés du ruban spirillaire, une ligne plus foncée, plus refringente et qui 
doit correspondre à la membrane ondulatoire. S'il est difficile de colorer 
cette membrane sur des préparations traitées suivant les procédés 
habituels, par contre, cela devient relativement facile, si Yon a 
soin de soumettre préalablement les spirilles de la poule à l'action de 
l'eau distillée ou de lacide phénique. D'ailleurs, l’existence chez ces 
spirilles d'un mouvement en forme d'ondes, que l'on décèle lors qu'on fait 
agir sur eux une trace d'immun-sérum spécifique, indique bien, affirme 
Prowazek, que ces spirilles possèdent une membrane disposée le long 
du corps. 

Le mode suivant lequel les spirilles pathogènes se segmentent. lors 
de leur pullulation. prouve que ces micro-organismes appartiennent au 
monde des protozoaires. On sait que déja pour ce qui concerne le 
Treponema pallidum, Schaudinn admettait que ce parasite se seg- 
mente longitudinalement, et non pas transversalement, comme la plupart 
des bactéries. Dans une publication posthume, imprimée par les soins de 
Hartmann et Prowazek°®), l'illustre savant nous dit avoir saisi sur le 
vif cette segmentation longitudinale, et la décrit dans tous ses détails. 

Or d'après son élève Prowazek%) certain spirilles pathogènes qui 
nous occupent, offrent le mème mode de segmentation. Ainsi, pour ce 
qui concerne le Sp. gallinarum, si Von a soin d'examiner le sang de 


LS BB: es 


poule au début de l'infection, il n’est pas rare d'observer le phénomene 
suivant: le parasite se retracte, grossit et laisse voir une partie de sa 
chromatine nucléaire. Sitôt après, le spirille commence par se segmenter 
dans le sens de sa longueur et cette division progresse lentement pour 
aboutir à la formation de deux cellules filles, qui restent encore accolées 
par leurs extrémités. Il en résulte que, puisque les spirilles se divisent 
longitudinalement, ils doivent être classés parmi les protozoaires et être 
rapprochés en particulier des protozoaires flagellés. 

Un autre argument est tiré du mode de réaction des spirilles à 
l'égard des divers agents chimiques. L'étude de ce mode de 
réaction entreprise par Prowazek#) et par Prowazek et Neufeldt’) a 
montre d'une part, que sous l'influence des solutions hypertoniques de 
chlorure de sodium (5 et 10 p. 100) les spirilles, en particulier ceux de 
la poule, ne reproduisent pas le phénomène de la plasmolyse, comme le 
font en general les bactéries (A. Fischer). D'un autre côté, cette étude 
à prouvé que ces spirilles different des bacteriacées, en ce qui concerne 
leur façon de se comporter à l'égard de la solanine et du tauro- 
cholate de soude. Tandis que les bactériacées vivent et pullulent en 
presence de ces agents chimiques, par contre les spirilles, pareils en cela 
aux protozoaires, s immobilisent rapidement et finissent par se détruire com- 
pletement (taurocholate). 

A ce faisceau de preuves paraissant au premier abord, plaider en 
faveur de la nature protozoaire des spirilles, s'ajoutent celles deduites de 
la vie endo-cellulaire de certains parasites spirales et de l’existence de 
formes de repos chez ces micro-organismes. Pour ce qui 
concerne le premier point, Prowazek, a la suite de Borrel (com- 
munication orale) a constaté que le Spirillum gallinarum penetre 
a l'intérieur des globules rouges, comme le prouvent les recherches 
faites in vitro et les constatations recueillies chez les animaux infectés. 
Les spirilles intra-globulaires sont vivants et mobiles et leur pénétration 
dans le stroma détermine même le déplacement du noyau. Quant aux 
formes de repos, elles seraient représentées, d’après Prowazek, par une 
disposition particulière des micro-organismes en spirale, consistent en un 
enroulement de parasites sur eux-mêmes, en une formation des pelotons 
serres, constitués par des spirilles enchevĉtrės. (Schluss folgt.) 


— 


Physik. 
153. Molisch, H., Prag. — „Über die Brownsrhe Molekwlarbewegung in 
Gasen, sichtbar gemacht durch eın gewöhnliches Mikroskop.“ Zeitschr. 
f. wiss. Microsc., 1907, Bd. 24, H. 2. 

Zum Nachweise kleinster Teilchen in Gasen ist das Ultramikroskop 
angewendet worden. Verf. hat dasselbe mit dem gewönnlichen Mikroskop 
zu erreichen gesucht. Auf einen Objektträger wird ein Glasring aufgekittet, 
in der Mitte des so gebildeten wird ein Fleck von schwarzer Tusche an- 
gebracht. Bläst man in die durch Aufdecken eines Deckglases auf den 
Ring zu bildende Kammer Tabakrauch, so kann man auch mit gewöhn- 
lichen Lichtquellen mit bis 50—76facher Vergrösserung kleinste Teilchen 
erkennen. 

Im auffallenden Lichte sind dieselben so zu beobachten, dass man 
vor das Mikroskop einen schwarzen Schirm stellt und durch ein kleines 
Loch in demselben ein Lichtbüschel in die Rauchkanımer fallen lässt, 


an ee 


Geeignete Objekte sind auch Phosphornebel, Paraffindampf, Nebel von Chlor- 
ammonium, essigsaurem Ammon usw. 

Verf. mikroskopierte die Trübung, die sich innerhalb des Glasringes 
allmählich ansammelt und fand, dass sie aus Tröpfchen einer zähflüssigen 
Substanz bestand. W. Berg, Strassburg. 


154. Siedentopf, H. — „Dunkelfeldbeleuchtung und Ultramikroskopie.“ 
Zeitschr. f. wiss. Microsc., 1907. Bd. 24, H. 1. 
Erörterung der Anwendungsweise der verschiedenen von Zeiss heraus- 
gebrachten Anordnungen, deren Aufgaben in ärztlichen Kreisen vielfach 
missverstanden worden sind. W. Berg, Strassburg. 


155. Siedentopf, H., Jena. — „Paraboloidkondensor.“ Zeitschr. f. wiss. 
Micr., 1907, Bd. 24, H. 2. 

Der neukonstruierte Kondensor erlaubt die Beleuchtung des Objektes 
mit Strahlen von 1,1—1,4 numer. Apert., welche an der Oberfläche des 
Deckglases reflektiert werden, wenn sich Luft darüber befindet. Beob- 
achtet wird am besten mit dem Objektiv DD von Zeiss unter Anwendung 
starker Kompensationsokulare. Als Lichtquelle dient Gas-, Spiritusglühlicht, 
Nernstlicht, am besten Bogenlampenlicht. i 

Zwischen Kondensor und Objektglas wird durch einen Oltropfen eine 
homogene Verbindung hergestellt. 

Zweck der Anordnung ist die bequeme Herstellung einer Dunkelfeld- 
beleuchtung, die sich z. B. zur Beobachtung der Spirochaete pallida eignet. 

| W. Berg, Strassburg. 

156. Eve, A. S. — „Über das Verhältnis der Aktivitäten von Rudium 
und Thor, gemessen durch ihre y-Strahlung.“ Physik. Zeitschr., 1907, 
Bd. VIII, p. 188—190. 

Der Verf. kommt zu folgendem Ergebnis: 

1. Radiumbromid ist 4,5 - 10°mal so aktiv wie ThO, oder Radium 
ist, 6,9 - 10°mal so aktiv wie Thor, wenn sich beide im radio- 
aktiven Gleichgewicht befinden, wenn man die Aktivitäten durch 
die y-Strahlen misst. 

. Das Verhältnis der in einem Gramm Thor im Thorianit und im 
Thoriumnitrat vorhandenen Mengen Radiothorium ist von Boltwood 
nach der «a-Strahlenmethode, von Dadourian nach der Emanations- 
methode, und schliesslich vom Verf. nach der y-Strahlenmethode 
gemessen werden. Die mittelst dieser verschiedenen Methoden 
gewonnenen Ergebnisse stehen miteinander gut im Einklang. 

| A. Geiger. 

157. Levin, M. — „Über einige Eigenschaften des Uraniums und 
Aktintums.“ Physik. Zeitschr., 1907, Bd. VII, p. 129—132, 1907. 

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Aktivität des Uraniumnitrats, den 
Strahlungen des Uranium X, mıt der Elektrolyse der Aktiniumprodukte 
und der Abscheidung von Radioaktinium und Thorium B mit Hilfe von 
Tierkohle. A. Geiger. 


to 


158. Levin, M. — „Über einige radioaktive Eigenschaften des Uraniums.“ 
Physik. Zeitschr., 1906, Bd. VII, p. 692—696. 
Versuche, einen neuen aktiven Bestandteil aus Uranium zu gewinnen, 
misslangen. [Interesse bieten nur die Versuche mit fraktionierter Kristalli- 
sation. Hier zeigte sich, dass die auskristallisierten Urannitratkristalle 


BT 


sehr schnell ihre Radioaktivität verloren, die vielleicht durch Aufnahme 

von Wasserdampf aus der Atmosphäre erklärt werden kann. 

A. Geiger. 

159. Blanc, G. A. — „Untersuchungen über ein neues Element mit 
den radioaktiven Eigenschaften des Thors.* Physik. Zeitschr., 1906, 
Bd, VII, p. 620 - 630. 

Verf. erbringt den Nachweis, dass die Radioaktivität der gewöhn- 
lichen Thoriumsalze durch die Anwesenheit von Spuren eines radioaktiven 
Elementes verursacht ist, das sich teilweise von den Salzen trennen lässt. 
Das von dem Verf. aus den Ablagerungen der Thermalquellen von 
Echaillon isolierte radioaktive Element ist mit diesem identisch. Verf, wird 
es also als Radiothorium bezeichnen, eine Bezeichnung, die für das radio- 
aktive Prinzip des Thoriums schon üblich ist. Die Frage, ob das Radio- 
thorium ein Umwandlungsprodukt des Thoriums ist, bleibt noch zu er- 
ledigen. A. Geiger. 


160. Boltwood, B. B. — „Über die letzten Zerfallsprodukte der radin- 
aktiven Elemente. II. Die Zerfallsprodukte des Urans.“ Physik. 
Zeitschr, 1907, Bd. VIII, p. 97— 103. 

Verf. fasst folgendermassen seine interessanten Untersuchungen zu- 
sammen: 

Es ist der Nachweis erbracht worden, dass in unveränderten primären 
Mineralien von gleichem Ursprungsort die in dem Mineral vorkommende 
Bleimenge der Uranmenge proportional ist, und dass für unveränderte 
primäre Mineralien aus verschiedenen Gegenden das Verhältnis zwischen 
der Bleimenge und der Uranmenge in den Mineralien am grössten ist, 
deren Fundgebiet nach Massgabe geologischer Daten am ältesten ist. Dies 
wird als Beweis dafür angesehen, dass das Blei das letzte Zerfallsprodukt 
des Urans ist, 

Es ist weiter nachgewiesen worden, dass nach Massgabe der gegen- 
wärtig verfügbaren experimentellen Daten die in radioaktiven Mineralien 
gefundenen Heliummengen ungefähr von der Grössenordnung und niemals 
grösser sind, als auf Grund der Annahme zu erwarten wäre, dass Helium 
nur durch den Zerfall des Urans und seiner Produkte erzeugt wird. 

Es ist auf die Unwahrscheinlichkeit der Annahme hingewiesen worden, 
dass Blei oder Helium Zerfallsprodukte des Thoriums sind. 

: A. Geiger. 

161. Elster, J. und Geitel, H. — „Über die Abscheidung radioaktirer 
Substanzen aus gewöhnlichem Blei.“ Physik. Zeitschr., 1906, Bd. VII, 
p. 841 — 844. 

Verff. gehen aus von der bekannten Tatsache, dass in einem von 
Bleiblech eingeschlossenen Raum die lonisierung der Luft höher ist als in 
einem gleich grossen aus anderem Metall. Sie stellten fest, dass Blei 
selbst keine Strahlen aussendet, sondern nur absorbierend auf die in der 
Luft vorhandenen Strahlen wirkt. 

Stark radioaktives Blei zeigt keine Spur Emanation, aber starke «-” 
Strahlung (Radium F), ähnlich wie gewöhnliches Blei. Nun könnten also 
ım gewöhnlichen Blei Abkömmlinge des strahlenlosen Radium D, Radium 
E und F vorhanden sein, die sich von diesem trennen lassen. Dies ge- 
schieht durch Verwandlung des Bleis in Chlorid und fraktionierte Kristalli- 
sation. Im Filtrat befinden sich dann eventuell Radium E und F. In der 
Tat konnte aus einem Bleioxyd und anderen Bleipräparaten eine kleine ` 


Biophysik. Centralbl. Ba. III. z 


— 58 — 


Menge radioaktiver Substanz gewonnen werden. Die Versuche wurden 
im Freien vorgenommen und ausserdem festgestellt, dass die Radioaktivität 
weder durch Reagenzien noch Gefässe auf das gewonnene Präparat über- 
tragen war. 

Verff. nehmen als wahrscheinlich an, da die Gewinnung der radio- 
aktiven Substanz in derselben Weise erfolgte, wie die Gewinnung von 
Radium E und F aus wirklich radioaktivem Blei, dass man es hier mit 
solchem zu tun hat, das aus Resten von Radium D im Blei entstanden 
war. Die a-Strahlung würde weiter für Radium F sprechen. Bei der 
kleinen Menge der gewonnenen Substanz lassen sich bestimmmte Schlüsse 
nicht ziehen. A. Geiger. 


162. Wedekind, E. — „Über magnetische Verbindungen aus un- 
magnetischen Elementen.“ (Vortrag, geh. auf der 38. Vers. d. Naturf. 
u. Ärzte, 1906.) Physik. Zeitschr., 1906, Bd. VII, p. 805. 

Verf. gelang es, Legierungen aus unmagnetischen Elementen von 
magnetischen Eigenschaften darzustellen. In erster Reihe sind es Ver- 
bindungen von Mangan mit P, Sb, B und Sr, die diese Eigenschaft zeigen. 
Gewisse unmagnetische Verbindungen des Mangans lassen sich durch hohe 
Erhitzung magnetisieren. Verf. schliesst aus diesen Versuchen, dass der 
Magnetismus in diesen Verbindungen eine molekulare Eigenschaft sei, die 
der atomistischen im Eisen, Nickel und Kobalt an die Seite zu setzen ist, 
doch dürfte die Erwerbung magnetischer Eigenschaften auf eine gewisse 
Gruppe von Verbindungen beschränkt bleiben. A. Geiger. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


163. Häcker, Valentin, Stuttgart. — „Über Mendelsche Vererbung bei 
Axolotl.“ Zool. Anz., 1907, Bd. 31, H. 4. 2 Figg. 

Die Paarungsversuche albinotischer Axolotlmännchen mit schwarzen 
Axolotlweibchen misslangen. Dagegen fand Verf. bei seinen Kreuzungs- 
versuchen albinotischer Weibchen mit Männchen der schwarzen Rasse das 
Mendelsche Vererbungsverhältnis insofern bestätigt, als in der zweiten 
Generation die schwarzen Bastarde dreimal so stark vertreten waren wie 
die weissen Larven, während sich in der ersten Bastardgeneration nur 
eine undeutliche Prävalenz des dominierenden Charakters ergab. 

Saling, Berlin. 
164. Steche, O., Leipzig. — „Bemerkungen über pelagische Hydroiden- 
kolonien.“ Zool. Anz., 1907, Bd. 31, H. 1. 2 Fig. 

Die auf den Schalen des Pteropoden Hyalea lebende Hydroidenkolonie 
Perigonimus sulfureus ist vorzüglich an die pelagische Lebensweise an- 
gepasst. Die Kolonie besteht aus Fresspolypen, Medusen und Schuiztieren. 
Interessant ist die Verteilung der Fresspolypen an der für ihre Ernährung 
günstigsten Stelle, nämlich längs des Schalenrandes des Wirtstieres. Daher 
finden sich auch zuweilen in der Leibeshöhle der Hydroidpolypen Eier der 
Hyalea. Saling, Berlin. 


165. Leonhardt, E., Dresden. — „Über die Mopskopfbildung bei Abramis 
vimba L.“ Zool. Anz., 1907. Bd. 31, H. 2/3. 2 Figg. 
Diese eigentümliche Missbildung des Craniums stellt sich als eine 
pathologische Veränderung einzelner Schädelknochen dar und hat seine 
Ursache in der schiefen Lagerung des Embryos in der Eihaut. Die da- 


durch bedingte ungleichmässige Verteilung des Drucks der Hülle auf das 
Tierchen bewirkt die Verschiebung gewisser Schädelknochen und die 
schiefe Maulstellung des Mopskopfes. Saling, Berlin. 


166. Heath, H. — „The longevity of members of the different castes of 

termopsis angusticollis.“ Biol. Bull., Bd. XUI, p. 161—164, Aug. 1907. 

Die Arbeiter der Termiten leben etwa 4—5 Jahre. Die Soldaten 
ebenso lange. B.-0. 


167. Loeb, Jacques (From the Herzstein Research Laboratory of the Univ. 
of California). -- „Uber die anticytolytische Wirkung von Salzen mit 
zweiwertigen Metallen.“ Biochem. Zeitschr., Bd. V, p. 351—357, Aug. 
1901. Siehe Bioch. C.. VI, No. 1674. 


165. Hadley, P. B. (Biol. Lab., Brown Univ.). — „Galvanotasis in larvae 
of the American lobster (Homarus Americanus).“ Am. Journ. of 
Physiol., Bd. XIX, p. 39—51, Juni 1907. 

Die Larven reagierten gegen den elektrischen Strom, indem sie sich 
an der Anode ansammelten. Die Reaktion fand gewöhnlich aber nur dann 
statt, wenn die Tiere mit ihrem Rücken vollkommen oder teilweise der 
Anode zugekehrt waren. 

Die Bewegungen wurden durch rasche Kontraktionen des Bauchteiles 
bedingt. Sie entstanden nur dann, wenn ein aufsteigender Strom benutzt 
wurde, Der absteigende Strom besass diese Wirkung nicht. Er verursachte 
zuweilen Rigor. 

Die Resultate stehen nicht im Einklange mit dem Pflügerschen Gesetze. 

B.-0. 


169. Stern, Karl und Hesse, E. (Barackenkrankenhaus, Düsseldorf). — 
„brperimentele und klinische Untersuchungen über die Wirkungen 
les ultraviolelten Lichtes (Quarzlampenlicht).“ Dermatol. Zeitschr., 1907, 
Bd. XIV, H. 8. 

Bei der neuen Quarzlampe handelt es sich wie bei der von den 
\erf, früher geprüften Uviollampe um ultraviolettes Licht, erzeugt durch 
Verwertung von Quecksilberdämpfen. 

Das zur Erreichung eines therapeutischen Resultates notwendire 
Lichterrthem tritt infolge der intensiveren Lichtquelle nach weitaus 
kürzerer Bestrahlung auf als bei der Uviollampe. 

Bei Bestrahlung mit Druckwirkung ruft die Quarzlampe Nekrosen 
hervor, empfiehlt sich also bei Teleangiektasien, Naevi, oberflächlichen 
Epitheliomen. 

Für die Behandlung des Lupus kommt die Quarzlampe wegen ihrer 
geringen Tiefenwirkung bzw. geringen Penetrationskraft ihres Lichtes nicht 
in Frage, sobald es sich um Lupus im Gesicht handelt. Hier ist das 
Finsenverfahren weitaus überlegen. Fritz Lesser. 


10. Loewenthal, Braunschweig, — „Über die Wirkung der Radium- 
manabon auf den Menschen. II. Mitteilung.“ Berl. Klin. Woch., 
H. 35, 2, Spt. 1907. 

Wie bei radiumhaltigen Thermen beobachtet man auch nach Bädern 
mit künstlichem Emanationszusatz bei rheumatismuskranken Menschen zu- 


47 


— 60 — 


nächst das Auftreten einer Reaktion, d. h. Verschlimmerung der be- 
stehenden Schmerzen, welche der Heilung oder Besserung voraufgeht. 
Zuelzer. 

171. Meyer, Adolph H. — „Et Tilfelde af Sıtus inversus viscerum hos 

en 3aarig Pige.“ (Ein Fall von Situs inversus viscerum bei einem 

3jährigen Mädchen.) Hospitaistidende, Bd. 50, No. 33, August 1907. 

Mit Röntgenstrahlen untersuchter Fall von Transpositio viscerum. 
- Hasselbalch, Kopenhagen. 


172. Nageotte, F. — „A propos de l'influence de la pression osmotique 
sur le développement des prolongements nerveux dans les greffes gan- 
glionnaires.“ Soc. biol., Bd. 62, Nò. 25, Juli 1907. 

Verf. verpflanzte in das Ohr eines Kaninchens Ganglien eines anderen 
Tieres der gleichen Art, die er vorher verschieden behandelt hatte: unter 
diesen zeigten sich nach einer Woche die am besten entwickelten Fortsätze 
bei den Ganglien, die vorher etwas ausgetrocknet worden waren und denen, 
die 1'/, Stunden in 1,5°/, Chlornatriumlösung gelegen hatten. Verf. glaubt. 
dass Konzentrationsänderung der Lösung interessante Resultate geben würde. 

Pincussohn. 

173. del Conte, G. (Path. Inst., Neapel). — „Einpflanzung von embryo- 
nalem Gewebe ins Gehirn.“ Ziegl. Beitr., 1907, Bd. 42, H. 1. 

Das Gehirngewebe stellt im allgemeinen für embryonale Gewebsarten 
keinen guten Einpflanzungsboden dar, was einmal durch antagonistische 
Wirkung der Hirnzellelemente und zweitens durch die Spärlichkeit der 
Blutgefässe im Centrum ovale, wo die Einpflanzungen erfolgten, erklärt 
Mird. Einen positiven Erfolg lieferte nur die Implantation des hyalinen 
Knorpels, des Hautbindegewebes und der Hypophyse. 

Die beiden ersteren Bindegewebsarten besitzen offenbar eine grössere 
Unabhängigkeit und Anpassungsfähigkeit sowie ein geringeres Bedürfnis 
nach Blutversorgung ihrer Zellelemente. Verf. erhielt mit der Knorpel- 
implantation stets Enchondrome, in einem Falle sogar typisches Knochen- 
gewebe. Das Einheilen der Hypophyse wird dadurch erklärt, dass eine 
Einpflanzung um so grössere Aussicht auf Erfolg hat, je grösser die Ver- 
wandtschaft zwischen implantierten Zellen und denen des Pflanzbodens ist. 
Die Hypophysiszellen behalten ihre Sekretionstätigkeit nach normalem 
Typus bei. An dem mit Erfolg implantierten Gewebe tritt schliesslich eine 
Rückbildung ein. Hart, Berlin. 


174. Guthrie, C. C. (Physiol. Lab., Washington Univ.; Med. School. 
St. Louis, Mo.) — „Heteroplantations of blood vessels.* Am. Journ. 
of Physiol., Bd. XIX, p. 482—487, September 1907. 

Verf. verpflanzte mit gutem Erfolg ein Stück der Aorta der Katze 
zwischen die Enden der durchschnittenen Carotis communis eines Hundes 
(50 Tage). Ebenso ein Stück Kaninchenaorta zwischen die Enden der 
‚Carotis eines Hundes (31 Tage). B.-0. 


175. Drzewina, A. und Bohn, G. — „Action tératogène des solutions 
salines sur les larves des batracıens.“ Soc. biol., Bd. 20, No. 62, Juni 
1907. 

Ausser den Stadien der Gastrulabildung und der Schliessung des \e- 
dullarrohres ist auch das Stadium der Operculisation kritisch für die 

Bildung von Monstrositäten, wie Verff bei Versuchen an Embryonen von 


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Kana temporaria zeigten, Die Erscheinung ist am wenigsten ausgeprägt 
bei Embryonen, die sofort nach dem Auskriechen mit Salzwasser behandelt 
wurden und wird deutlicher, je älter man die Embryonen wählt; der kritische 
Punkt bleibt stets derselbe. Bei Embryonen im Anfangsstadium der Oper- 
culisation selbst ist der Erfolg ein ganz unmittelbarer, Die Erscheinungen 
werden durch keine spezifische chemische Wirkung, sondern nur durch den 
osmotischen Druck hervorgerufen. Pincussohn. 


176. Ellis, M. M. (Zoolog. Lab., Univ. of Indiana). — „The influence of 
the amount of injury upon the rate and amount of regeneration in 
mancasellus macrourus.“ Biol. Bull, Bd. XIII, p. 107—113, August 
1907. 

Die Jahreszeit spielt bei der Regeneration eine Rolle. Bis zu einem 

gewissen Grade scheint die Regeneration um so bedeutender zu sein, je 


grüsser die Schädigung des Tieres. B.-0. 


(55. Patterson, G. T. (Zoolog. Lab., Univ. of Chicago). — „The order of 
appearance of the anterior somites in the chick.“ Biol. Bull., Bd. XMI, 
p. 121—133, August 1907. 


lis. Child, C. M. (Zoolog. Lab., Univ. of Chicago). — „Studies on the 

relation between amitosis and mitosis. III. Maturation, fertilization 

and cleavage in moniezia.“ Biol. Bull., Bd. XIII, p. 138—148, August 
197. 

Die Reifung und Befruchtung bei Moniezia unterscheidet sich von 

der anderer Arten nur wenig. Obgleich die embryonale Entwickelung 

mit Mitose anfängt, wird diese bald durch Amitose ersetzt. Letztere fällt 


mit einer schnelleren Teilung zusammen. B.-0. 


149. Lams, H. und Doorme, J. — „Nouvelles recherches sur la maturation 
et la fécondation de l'oeuf des Mammifères.“ Arch. d. Biol., 1907, 
Bd 23, H. 2. 


Bei weisser Maus und Meerschwein folgen die Veränderungen im 
kern des Ovarialeies folgendermassen: 

a) Ruhekern, 

b) erste Reifespindel, 

e) Abschnürung des ersten Polkörpers, 

d) zweite Reifespindel. 
= Dam erfolgt das Platzen des Follikels und das Ei gelangt in den 
Ovidukt. 

d) Zweite Reifespindel, 

e) Abschnürung des zweiten Polkörperchens, Eindringen des Sperma- 

tozons in das Ei, 

f) Bildung von männlichem und weiblichem Vorkern, 

g) männlicher und weiblicher Ruhekern, 

h) Prophase der ersten Furchungsteilung. 

Bei der weissen Maus folgt Follikelsprung, Brunst und Koitus un- 
mittelbar aufeinander, beim Meerschwein springt der Follikel 9--1V Stunden 
nach dem Koitus. 

Bei der weissen Maus 
Polkörper der weitaus kleinere, 


ist der erste, beim \eerschwein der Zweite 


= (62 a 


Die Spermatozoen von Meerschwein und Maus waren mit ihrem 
Schwanze im Protoplasma der Eier zu beobachten. 

Die Bildung der Vorkerne erfolgt 13—24 Stunden nach der Be- 
gattung. 

Es lässt sich eine Polarität der Eier und ein Wechsel derselben nach- 
weisen. 

Wenn das Keimbläschen noch intakt ist, sind die „Fettkugeln“ über 
das ganze Ei verteilt. 

Beim Stadium der ersten Reifespindel sammeln sie sich am Pol, der 
der der Zellteilungsfigur entgegengesetzt ist; am Gegenpol bildet sich eine 
deutoplasmafreie Zone. Während der zweiten Reifeteilung wandern die 
Fettkugeln in den andern Pol hinüber, lassen aber die nahen Vorkerne 
noch frei. Diese wandern aber in den Gegenpol hinüber, der frei von 
Deutoplasma wird, das sich jetzt in der Nähe der Polkörper sammelt. 

Mit diesen Veränderungen sind Veränderungen der Mitochondrien 
verbunden. W. Berg, Strassburg. 


180. Jordan, H. E. (Princeton University). — „On the relation between 
nucleolus and chromosomes in the maturing oocyte of Astrriux For- 
besii.“ Anat. Anz., 1907, Bd. 31, H. 2/3. 

Bei dieser Echinodermenform entstehen die Chromosomen nicht aus 
dem Nueleolus, dagegen lässt sich der Übergang chromatischer Substanz 
aus dem XNucleolus in die Chromosomen nachweisen. Die Centrosomen 
entstehen aus dem Cytoplasma. W. Berg, Strassburg. 


181. Glaser, O. C. (Zoolog. Lab., Univ. of Michigan). — „Pathological 
amitosis in the food-ova of fusciolaria.“ Biol. Bull., Bd. XNI, p. 1—4. 
Juni 1907. 

Ein Fall von pathologischer Amitose wird beschrieben, B.-0. 


“ Biologie der Geschwülste. 

182. Wyss, Oskar, Zürich. — „Zur Wirkungsweise der Scharlachöl- 
injektionen B. Fischers bei der Erzeugung karzinomähnlicher Epithel- 
wucherungen.* Münch. Med. Woch., Bd. 1907, H. 32, August 1901. 

Verf. ist der Ansicht, dass die Epithelwucherungen weniger auf den 

Reiz spezifischer Substanzen, als vielmehr auf den Ausschluss des Epithels 

von der normalen Ernährung mit Blut zurückzuführen sind. Das schwer 

resorbierbare „Scharlachäl“ bildet zwischen Epithel und Bindegewebe eine 

Zwischenschicht, komprimiert alle Saftspalten und kleinen Gefässe, so das3 

eine mechanische Isolierung der Basalzellen vom Nahrungsstrome_ eintritt. 

Verf. vergleicht mit diesen Epithelwucherungen die Röntgenkarzinome, 

welche er durch allmählichen Verschluss der Blutgefässe erklärt, so dass 

die Epithelzellen genötigt werden, ihre Nahrung direkt aus den umgeben- 
den Zellen oder Gewehen (vermöge ihres vermehrten negativen osmotischen 

Druckes) zu entnehmen und damit gleichsam zu Parasiten werden. 

Hart, Berlin. 

153. Apolant, H. (Inst. f. exper. Ther., Frankfurt). — „ Über experimentell 
erzeugten Bückschlag von Müusekarzinom in den histologischen Typus 
des Adenoms.“ Münch. Med. Woch., Bd. 1907, H. 35, August 1907. 

Die Polymorphie der spontan entstandenen Mäusetumoren vom 
einfachen Adenom bis zu den verschiedensten Typen des Karzinoms hat 
uns gelehrt. welche enorme Variabilität diesen Geschwülsten zukommt. 


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Diese Erscheinung, sowie die merkwürdige Umwandlung karzinomatöser 
Geschwülste in sarkomatöse im Laufe der Überimpfungen beschäftigt uns 
noch vollauf, und nun berichtet Verf.. dass es ihm gelang, den plötzlichen 
Umschlag eines malignen Karzinoms in die histologische Form eines gut- 
artigen Adenoms festzustellen, welcher sich auffallenderweise bei solchen 
Tieren vollzog, welche auf irgend einem Wege partiell immunisiert worden 
waren. Der Geschwulstbau ist also abhängig von gewissen biologischen 
Veränderungen des Wirtsorganismus. Der Umschlag zeigte sich an 
Geschwülsten, welche schon über 50 Generationen stets das Bild des 
karzinoms geboten hatten, er bezog sich teils auf die ganze Geschwulst, 
teils nur auf einzelne Partien mit vielfachen Übergängen der Geschwulst- 
typen. Handelt es sich sonach um eine überaus feine Abstimmung des 
Tumorwachstums auf die Resistenz des Organismus, so scheint es, als ob 
die der geschwulstmässigen Wucherung zugrunde liegenden biologischen 
Zellveränderungen keine definitiven sind, sondern lediglich eine Kaschierung 
gewisser Zelleigenschaften durch andere in den Vordergrund tretende 
bedeuten, welche durch zweckmässige Beeinflussung wieder zur Geltung 
kommen können und zu normalen Wachstumsbedingungen führen. 
Hart, Berlin. 

184. Loeb, Leo (Inst. £. exper. Path. d. Univ. of Pennsylvania). — „Uber 
die experimentelle Erzeugung von Knoten von Deziduagewebe in dem 
Uterus des Meerschweinchens nach stattgefundener Kopulation.“ Centrbl. 
f. Path., Bd. XVIII, H. 14, Juli 1907. 

Verf. konnte feststellen, dass der Uterus des Meerschweinchens auf 
wenige Tage nach der Kopulation gesetzte Reize, die ohne vorhergegangene 
Imprägnation wirkungslos waren, stets mit der Bildung von Knoten 
typischen Deziduagewebe in beliebiger Zahl je nach der Zahl der reizenden 
Eingriffe reagierte. Diese Deziduome entwickeln sich in ganz gewöhn- 
licher Weise aus dem interglandulären Bindegewebe und sind unabhängig 
von dem Vorhandensein eines sich furchenden Eies. Bestehende Schwanger- 
schaft nimmt meist ihren ungestörten Verlauf. In späteren Perioden findet 
eine Bildung der Deziduome nicht statt. Diese sind sehr vergängliche 
Gebilde, denn einige Wochen nach ihrem Entstehen werden sie nekrotisch 
und verschwinden. Es kann also der mütterliche Teil der Placenta experi- 
mentell erzeugt werden. 

Es wurde auch die Frage der Entstehung einer Abdominalschwanger- 
schaft geprüft.” Obwohl aber die Eier durch Öffnen des Uterus nach der 
Bauchhöhle leicht sich aut dem Peritoneum ansiedeln konnten, trat doch 
keine Abdominalschwangerschaft ein, so dass der Eintritt des Eies allein 
— wenigstens beim Meerschweinchen — eine solehe nicht zu veranlassen 
scheint. Hart, Berlin. 


185. Funck, C., Köln. — „Zur Biologie der perniziösen Blutkrankheiten 
und der malignen Zellen.“ Berl. Klin. Woch., 1907. No. 29. 

Verf, zieht gewisse Parallelen zwischen den bei perniziösen Blut- 
krankheiten auftretenden pathologischen Zellformen und den Tumorzellen. 
Alle Reize, welche auf das hämatopoetische System einwirken, erzeugen 
eine gewisse Reaktion, die sich in der Produktion ganz bestimmter Zell- 
arten äussert. Hat nun das hämatopoetische System nicht mehr die Kraft, 
zur physiologischen Funktion zurückzukehren, so geht die Reaktion in 
einen selbständigen Prozess, in eine perniziöse Blutkrankheit über, Da bei 
diesen Affektionen immer junge Zellformen ins Blut übertreten. so handelt 


— 64i — 


es sich um eine Entdifferenzierung. Wird die Ausfuhr dieser neugebildeten 
Zellen aus ihren Bildungsstätten aus irgend welchen mechanischen Gründen 
unmöglich gemacht, so tritt eine destruierende Wucherung in die Nachbar- 
schaft ein. So werden z. B. die neugebildeten Lymphocyten in Lymphomen 
zuweilen aggressiv, sprengen die Kapsel und wuchern in die Nachbarschaft. 
So entsteht das Lymphosarkom. Auch bei den bösartigen Neubildungen 
nimmt Verf. eine Neigung des Gewebes zur Entdifferenzierung an. Die 
entdifferenzierte Zelle, die sich von den physiologischen Lebensgesetzen 
emanzipiert hat, kann sich als selbständige Lebenseinheit, als Parasit, be- 
tätigen. Die grosse Widerstandsunfähigkeit der malignen Geschwulstzelle 
gegeniiber den Röntgenstrahlsn führt Verf. auf den Zustand mangelhafter 
Differenzierung zurück. Darauf beruht auch die neuerdings gefundene Tat- 
sache, dass Röntgenstrahlen den Embryo im Uterus töten. Es hat sich 
seit einiger Zeit herausgestellt, dass Cholin und durch Röntgenstrahlen er- 
zeugte ihm sehr ähnliche Körper dieselbe Wirkung haben. Die Behand- 
lung mit Röntgenstrahlen ist bekanntlich nicht ungefährlich, und daher rät 
Verf. bei der Behandlung maligner Geschwülste sich der ähnlich wirken- 
den chemischen Substanzen zu bedienen, deren Wirkung eine lokal be- 
schränkte ist. Verf. berichtet, dass es ihm gelungen ist durch Combination 
von Methylenblau- oder Atoxylbehandlung mit Ptomainbehandlung deutliche 
Wirkungen auf bösartige Geschwülste zu erzielen. 
Hans Hirschfeld, Berlin. 

186. Bergell, Peter und Lewin, Karl (Inst. f. Krebsforschung, Berlin). — 

„Über Pathogenese und über den spezifischen Abbau der Krebs- 

geschwäülste. II.“ Zeitschr. f. klin. Med, Bd. 64, p. 185, September 

1907. 

Ausgehend von der Beobachtung v. Leydens und Bergells, dass ein 
aus der Leber von Tieren gewonnener fermentartiger Stoff imstande ist, 
einen weitgehenden Zerfall von Carcinomen beim Menschen zu bewirken, 
haben Verff. Versuche an Mäusen mit experimentell erzeugten Carcinomen 
gemacht. Es wurden paarweise Tumormäuse injiziert, die eine mit dem 
Leberferment gesunder Mäuse, die andere mit dem Leberferment carcinom- 
kranker Mäuse. Dabei zeigte sich stets eine wesentlich geringere Wirkung 
des von carcinomkranken Mäusen stammenden Leberextraktes. Die Leber- 
extrakte von Mäusen, welche sich gegen den Mäusekrebs immun gezeigt 
hatten, bewirkten starken Zerfall von Mäusetumoren. 

Verff. sehen in diesen Befunden eine Begründung für die v. Leyden- 
Bergellsche Theorie der Pathogenese des Carcinoms: „Dass das ungehinderte 
Wachstum des Tumors, welches ja seine Malignität darstellt, begründet ist 
in dem Mangel oder dem ungenügenden Gehalt des Organismus an einer 
fermenthydrolytischen Kraft, die wahrscheinlich spezifisch ist.“ 

Ehrenreich, Kissingen. 
187. Wieting und Hamdi (Konstantinopel, Gülhane). — „Über die physio- 
logische und pathologische Melaninpigmentierung und den epithelialen 
Ursprung der Melanoblastome. Ein primäres Melanoblastom der Gallen- 
blase.“ Zieglers Beitr., 1907, Bd. 42, H. 1. 

Der Unterschied zwischen der gelegentlich stärker werdenden Pig- 
mentierung Weisser, etwa unter dem Einfluss des Sonnenlichtes, und der 
bei den Negern gewohnheitsmässig sich vollziehenden Färbung wird vou 
den Verff. in letzter Linie als ein physiologisch und histologisch nur gradueller 
aufgefasst. In beiden Fällen ist es eine physiologische Leistung der pig- 
mentbildenden Zellen, die zwar in erheblichem Grade durch erblich über- 


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Soeben erschien : 


DIE 


BEDEUTUNG DER REINKULTUR 


EINE LITERATURSTUDIE 


VON 


DR. OSWALD RICHTER 


PRIVATDOZENT UND ASSISTENT AM PFLANZENPHYSIOLOGISCHEN INSTITUTE 
DER K. K. DEUTSCHEN UNIVERSITÄT IN PRAG 


MIT DREI TEXTFIGUREN 





< M y 
« Ci. À Y 





Phycomyces nitens. Nach Blakeslee. Mucor. Zygosporen. Nach Blakeslee. 
Die durch Zygosporenlinien markierton 
Grenzen der + und — Myzelien. 





Grossoktav. Preis geheftet 4 Mk. 40 Pfg. 





VERLAG VON GEBRÜDER BORNTRAEGER IN BERLIN 
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ie Bedeutung der Reinkultur ist so sehr über allem Zweifel 

erhaben, ihre Erfolge auf wissenschaftlichem Gebiete und in 
der Praxis so allgemein anerkannt, daß es am Platze zu sein schien, 
die auf ihre Anwendung sich beziehende Literatur zusammenzufassen, 
umsomehr als die diesbezüglichen Angaben vielfach zerstreut sind, 
sie kritisch zu sichten und die sich ergebenden Ausblicke auf die 
künftige Forschung dieses Gebietes anzugeben. 

Nach der chemischen Seite hat die Reinkultur bereits von 
berufenerer Seite eine eingehende Würdigung erfahren. 

Der Verfasser unternimmt es nun, die Bedeutung der Rein- 
kultur speziell für die Botanik zu schildern. In dieser Hinsicht 
hat sich die Reinkultur sowohl bei Beantwortung pflanzenphysio- 
logischer wie systematischer Fragen als ungemein wertvoll erwiesen, 
womit gleichzeitig eine natürliche Scheidung für die Vorführung 
des ungeheuren Stoffes nach den beiden Disziplinen Physiologie 
und Systematik gewiesen scheint. 

Innerhalb dieser lieferten die einzelnen Organismengruppen 
die natürlichen Anhaltspunkte für die weitere Sichtung des um- 
fangreichen Materials. 

So dürfte sicher die vorliegende Arbeit zur weiteren noch 
ausgiebigeren Anwendung des Reinzüchtungsverfahrens anregen. 


REA 


RICHTER, DIE BEDEUTUNG DER REINKULTUR 





Inhaltsangabe 


Die@Geschichte der gebräuchlichsten Verfahren der Reinkultur 


I. Teil. Die Bedeutung der Reinkultur für en ee 
logische Fragen 2. a. a aa ie nr ia 
l. Abschnitt: Die physiologische Bedeutung der Reinkultur bei den 

einzelnen Organısmengruppen © » » 2 2 2 2 en . . . . . . . . . 
I» Alpen rs sers ess Dies ses a or: 
1.Granalgen 4. 2% 20. Su ei EEE ME ee DR ng 
22 Blavslgen: 2202 2 ea 0 te rare ras a 
8. Diatomeen . . . . . . . Eur en. DE ES are à ete 
a) braune Diatomeen . . . . . . . . . . . . Er e ; 
Das Phaeophyll der Dilong Be eu. I a a p 
b) farblose Diatomeen . . . . . . . . . . . . . . . 
1i Bakterien 2 22 ve ES SERGE RENNES Ber ; 
1. Der Kreislauf des Stickstoffes . . . . . . . . . . . . . . . 
A. Die Harnstoffvergärer . . . . . . . . . . . . . . . . . 
B. Die Nitrifikationsorganismen . . . . . . . . . . . . . . . 
C. Die Stickstoffmehrer . . . . . . ne i e E o A 
Bacillus radicicola Beijerinck . . . . . . . . . . . . . . 


111. 


Die Wurzelknöllchen der Nichtleguminosen und die Mykorrhiza 
2. Über den Einfluß der Laboratoriumsluft auf das Wachstum 
von Bakterien + 3-2 a 4.8 8 5 E33 2 8 ei el 
A. Die Nitrifikationserreger und‘ die Untersuchungen von 
Rullmann. . 8 ur a 2 EN er ne ee, Bi 
B. Kaserers Untersuchungen über die Oxydation des Wasser- 
stoffes durch Mikroorganismen . . » 2 22 2 . . . . . . . 
Der Bacillus pantotrophus . . . . . . . . . . . . . . 
. Purpurbakterien . . . . . . . . . . TE E dr tell D 
Die Pektingärung « & à 4 5 2 44 Ne Lu 4 aug en à 
. Die Zellulosegüärung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 
Die. Chitingsrung < e g a-ioa aa desa Habite à me 
. Die Auflösung des Agars . . . . . . . . . . . a Magen 
s Bisenbakterien =... à - = % #3 2 8 Al né a je ne 
. Schwefelbakterien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 
Tabelle I. Übersicht über interessante Bakterien . . . . . . 


Bumyzeten s.2,.% u: MN Que Nr Ne desde 
L Die Helo 252 2h LU dd ess bebe 4e 
Tabelle lI. Übersicht über interessante Hefesorten . . . . . 
2..Andere: Pilze. %...: 5.4 u Le ea a ee ei ee NS 
Das Leuchten des Holzes - . . : 2: 2 2 2 2 nr . . . . . . 
Blakeslees Mucorineenstudien . . . . . . . . . . . . . . . 
Der SOOFDILS:e 2.88 de 4 à de à à 4 Be a 


EDR OR € 


Seite 


Œ I D OO DE À 


11 
11 
11 
13 
16 
17 
19 


19 


19 


VERLAG VON GEBRÜDER BORNTRAEGER IN BERLIN 


SW 11 GROSSBEERENSTRASSE 9 





it 

2. Abschnitt: Die Reinkultur als Mittel zur Pe der Verhältnisse | 
der Symbiose. . . . 48 

I. Flechten . . . se sd de dede 
II. Andere Smbiosen ET Algen D SU à de D on de NN dde 52 


II. Die Symbiosen von höheren Pflanzen mit Pilzen und Bakterien 55 
3. Abschnitt: Die Bedeutung der Reinkultur für die niedersten Stämme des 

Pflanzen- und Tierreichs . . . . : . . , . . . . . . . : > d 

I. Amoeben . ee ae ee i 5 

11: :Myxamoecbeh. » 2.222 2 2% LAN Lie de CLR EE S A 
UI. Euglenen . . . . He D OS DIN 60 
Andere Eisselluleh; beundre Ba pomen ET a 02 

IV; Zoochlorellen s-e sne sed e a e aa ru a a a a aoa 88 


V. Infusorien . . 65 
4. Abschnitt: Die Baa der Ken kuliiemeihode be aba sichtbären 
oder unsichtbaren Krankheitserregern . . . | 66 


I. Die Erreger der Dungen- und der Maul- u. keo soe aa 166 

II. Die Tabakkrankheit und die infektiöse Chlorose der Malvaceen 69 
U. Teil: Die Bedeutung der Reinkultur für die pflanzliche 

Systematik ..... er ee de 410 

1. Abschnitt: Die Hypothese T Plesmörphie BE ze ee ee ee er da 

I. Die Hypothese der Pleomorphie bei den Bunzen TETE S 

lI. Die Hyÿpothese der Pleomorphie bei den Bakterien . . . . . . . 80 

11]. Die Hypothese der Pleomorphie bei den SET eai ro dar) SDR 

l. Bei höheren Algen ssaa u 2 a 2a a en 582 

2: Bei niederen Alpen aux... u > ar Bun ra A ER an 83 

IV Rückblick. ES EL ce Ma ue ANSE SR WR ER 86 

2. Abschnitt: Die Hs pöthess. der Kamorhöse des Pronos 5 ur V8 

3. Abschnitt: Rein systematische Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . A 

D re ARS Rire 


IL. Bakterien . . . Eea a 91 
1. Se oeben E a e e a de e a a a a e aa 
2. Purpurbakterien 5e à 4 4.2 er 8 2 mn oa. au ea 92 
3- Eisenbakterieii s s- se es a anaa e Ea dus se à 9 
4. Leuchtbakterien. . 2 2 eoa a a a rn nr. ih 
UMI. Myxobakterien. © oa o aa a a sa” 6 
IV. Eumyzeten ... De re he ee ea ee aa he ie rer a 


l. Fungi imperfech 97 
2: Andere Euinyzeten 04 ww a Eee are B 
Anhang: Methoden, die entweder erst durch das Kochsche Rein- 
züehtungsverfahren entstanden sind oder dureh die Reinkultur auber- 
ordentlich gefördert wurden RE La ee . 
Tabelle HI a s aee 4% 2 3 bn we a a ae 40 
Erklärung und Übersicht der Tabellen IVa—d . 105 

Tabelle IVa. Abänderungen und der Kochschen 


Methode M 3, Se ea 106 

Tabelle IVb. Über Methoden der Sr en von ©: issiekailan 
zur Trennung der Keime 2 2 2.22.22... 110 
Tabelle IVe. Lehrbücher... . re 111 
Tabelle IVd. Über Konservie rungsme koda nd los cr 113 
Kiickblicke ar. u u a ne ee ee ce 
NCIS UD LA RS DNS RS ST ee Fe a ee LO 


S'ACREEPISTON LS ME LS Ra dun alain as ne HS 


99 


= a = 


tragene Rasseneigentümlichkeit einen stabilen Charakter erhält, aber doch 
eine Anpassung an äussere Lebenseinflüsse darstellt. Die Pigmentbildung 
ist vor allem als eine Schutzvorrichtung aufzufassen. Auf Grund zahl- 
reicher Untersuchungen an Tier- und Menschenhaut erkennen Verff. nur 
eine epitheliale Pigmentbildung an, Epithelzellen sind die eigentlichen 
Melanoblasten, während die zu Bindegewebselementen zu zählenden so- 
genannten Chromatophoren ihr Pigment einer Zufuhr aus jenen verdanken. 

Die Melanosarkome gehen von bindegewebigen Elementen aus und 
sind nicht aktiv pigmentiert. 

Die Melanokarzinome gehen von epithelialen Zellen aus, welche in- 
folge embryonaler, auf einen kleinen Bezirk beschränkter Missbildung, d.h. 
Missbildung ihrer Funktion, in hervorragendem Masse die Fähigkeit 
besitzen, Pigment zu bilden und diese Fähigkeit mit der abnormen Proliferation 
in hohem Masse steigern. Auch diese Karzinome können pigmentfrei sein. 

Neben den ektodermalen Zellen sprechen Verff. auch entodermalen 
Epithelien die Fähigkeit der Pigmentbildung zu, indem sie auf die Ver- 
hältnisse beim Frosch verweisen, wo bei der Gastrulation die pigmentierten 
Zellen der animalen Schicht in die Gastrulahöhle mit einbezogen werden. 

Hart, Berlin. 
1S8. Kuhn, E. (I. Med. Klinik, Berlin). — „Beiträge zur Karzinom- 
behandlung mit Pankreatin, Radium- und Röntgeustrahlen.“ Zeitschr. 
f. klin. Med., 1907, Bd. 63, H. 5/6. 

Durch Injektion von 4 cm? einer Pankreatinlösung in ein Mamma- 
carcinom war nicht nur, wie die Sektion ergab, der Tumor, sondern auch 
das umgebende Gewebe in weiterer Zone nekrotisiert worden. Es ergibt 
sich hieraus, dass man mit der Dosierung des Pankreatin sehr vorsichtig 
sein muss. Bei innerlichen Gaben von Pankreatin bei Magenkarzinom 
zeigte sich öfter Besserung, es ist jedoch nicht sicher, ob diese auf das 
Präparat zurückzuführen ist. Auch Radium scheint eine ähnliche Wirkung ans- 
zuüben. Verf, spricht auch ihm eine gewisseelektive Wirkungaufdieepithelialen 
Krebszellen zu, ohne nachfolgende Reizwucherung. Pincussohn. 


159. Bier, August (Chir. Univ.-Klinik, Berlin). — „Beeinflussung bösartiger 
Geschwülste durch Einspritzung von artfremdem Blut“ Dtsch. Med. 
Woch,, Bd. 33, p. 1161, Juli 1907. 

Verf, behandelte inoperable Karzinome mit Injektion von artfremdem 
Blute in die Umgebung des Tumors und bemerkte darnach ausgedehnte 
regressive Veränderungen in den Tumoren. Einen sicheren Fall von 
Heilung hat Verf. bis jetzt noch nicht beobachtet und bezweifelt auch, oh 
dies jemals gelingen wird, doch werden die Versuche fortgesetzt. Zwei 
Krankengeschichten, welche der Abhandlung beigefügt sind, zeigen, in welch 
auffälliger Weise manchmal die Wirkung der Injektionen zum Ausdruck kam. 

Ehrenreich, Kissingen. 


Entzündung und Infektion. 


190. Bartel, Julius (Path. Inst., Wien). — „Der normale und abnormale 
Bau des Iymphatischen Systems und seine Beziehungen zur Tuberkulose,“ 
Wien. Klin. Woch., 1907, No. 38. 

Verf, spricht sich mit Bestimmtheit dahin aus, dass zwischen der 
tuberkulösen Infektion beim Menschen und beim Tier und dem Lymph- 
system innige Wechselbeziehungen bestehen. Unter normalen Verhältnissen 
ist die Tatsache in Betracht zu ziehen, dass bei Kindern die Lymphdrüsen 
weite retikulumarme Bahnen zeigen gegenüber den dichten Filtern der 

Biophysik, Centralbl, Rd, III. à 


==. 60 = 


Lymphsinus bei Erwachsenen,: weiterhin, dass der Iymphatische Apparat der 
Lungen sich ausserordentlich spät entwickelt und dabei früh durch die fast 
als physiologisch zu bezeichnende Anthrakose geschädigt wird. Vor allem 
ist aber in pathologischer Hinsicht der Status lymphaticus zu berück- 
sichtigen, bei dem Bilder von stark destruiertem Aufbau des Stützgerüstes 
mit zuweilen fast völlilgem Schwunde des spezifischen Parenchyms, der 
Lymphocyten gefunden werden und zum Teil als echte Bildungsanomalien, 
zum Teil als vielleicht schon im Fötalleben eingetretene Entzündungsprozesse 
zu deuten sind. Der Abbau des spezifischen Parenchyms bei Individuen 
mit Iymphatischer Konstitution muss mit der Beobachtung des Einflusses 
Ivmphoider Zellen auf die Virulenz der Tuberkelbazillen darauf hinweisen, 
dass eine verminderte Resistenz gegenüber diesen vorhanden ist. Die 
Iymphoide Konstitution ist ein Glied in der Kette eines abnormalen allge- 
meinen Entwickelungsganges, einer mehr oder weniger allgemeinen „hypo- 
plastischen“ Konstitution, welche nicht allein morphologisch, sondern auch 
biologisch den Eintritt der Bazillen begünstigt, die Gewebe hinfällig macht, 
die Abwehrmittel verringert. Hart, Berlin. 


191. Bartel, Jul. und Spieler, Fritz (Path. Inst., Wien). — „Erxperimental- 
untersuchungen über natürliche Infektionsgelegenheit mit Tuberkulose.“ 
Wien. Klin. Woch., 1907, No. 38. 

Nach Verff. scheint nur eine ganz besonders reichliche Infektions- 
gelegenheit, wenn sie zudem durch lange Zeit hindurch obwaltet, geeignet 
zu sein, auf dem Wege der Inhalation in die Lungen genügend Keime zur 
Entwickelung einer Tuberkulose gelangen zu lassen. Bei kurzdauernder 
gleich reichlicher Infektionsgelegenheit hat es, wenigstens für das jugend- 
liche Alter allen Anschein, als ob dann die ausschlaggebendere Zahl von 
Keimen den Weg in den Digestionstraktus, von da sekundär in die übrigen 
Urgane und namentlich in die Lungen findet. Mag dabei auch bei den 
relativ widerstandsfähigen Menschen keine manifeste Tuberkulose im Bereich 
des Darmtraktus entstehen, so ist diese Infektion doch niemals als harmlos 
zu betrachten. Auf Grund neuer Meerschweinchenversuche steliten Verff. 
den wichtigen Satz auf, dass mit der antibazillären Prophylaxis allein die 
Aufgabe der Hygiene nicht erschöpft sein kann, sondern durch die Lösung 
von Fragen der Disposition speziell zur Tuberkulose mit dazu berufen ist, 
einen erfolgreichen Kampf gegen die Ausbreitung dieser Krankheit zu er- 
möglichen. Hart, Berlin. 

Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 

192. Jensen, Wilh. (Bakt. Lab. d. Univ., Kopenhagen). — „Om Geotropis- 
me hos Bacillus anthracis.“ (Uber Geotropismus bei Bacillus anthracis.) 
Hospitalstidende, Bd. 50, H. 26, Juni 1907. 

Bacillus anthracis, in einem Streifen auf schräg erstarrtem Pferde- 
serum gesät, wächst mit Aussendung von Ausläufern nach beiden Seiten, 
die mit einem Winkel von ca. 45° abgehen. Verschieden variierte Ver- 
suche zeigen, dass es sich um negativen Geotropismus handelt. Derselbe 
Wachstumsmodus ist von anderen für Bac. Zopfi und Bac. mirabilis 
konstatiert worden. Hasselbalch, Kopenhagen. 


193. Moroff, Theodor. — „Bemerkungen iiber den Kern der Aggregata 
Frenzel.“ Zool, Anz., 1907, Bd. 31, H. 2/3. 

Die Gattung Aggregata, deren ungeschlechtliche Entwickelung sich 

im Darm verschiedener Krabben vollzieht, während die geschlechtliche Ver- 


= DT == 


mehrung im Darm von Tintenfischen erfolgt, bietet sehr interessante Kern- 
tellungsverhältnisse. Die ausgebildeten Schizonten lagern in der Darm- 
wandzelle der Krabbe; erst wenn diese von einem Cephalopoden getressen 
wird, wird der Parasit frei, um gleich wieder in die Darmwandung des 
neuen Wirtes einzuwandern. Verf. fand allein bei der Gattung Aggregata 

sieben Teilungsmodi des Kernes, die darauf hinweisen, dass diese Parasiten 

systematisch in die Nähe der Gregarinen zu stellen sind; allerdings besteht 
auch eine Übereinstimmung mit der Schwärmerbildung bei Noctiluca. 
Saling, Berlin. 

1%. Loewenthal, W. und v. Rutkowski, W. (I. Med. Klinik, Berlin). — 
„Die Wirkung von Röntgen- und Radiumstrahlen auf Trypanosoma 
Lewisu.* Therapie der Gegenwart, p. 393— 595, Sept. 1907. 

In dem mit Natriumeitrat ungerinnbar gemachten Blutstropfen gelingt 
es, durch Röntgenbestrahlung die Trypanosomen in einer charakteristischen, 
halbgebogenen Stellung zu lähmen ; die gelähmten Exemplare sind bedeutend 
weniger lichtbrechend infolge Änderung des Kontraktionszustandes. Auch 
die nicht gelähmten, durch die Bestrahlung geschädigten Trypanosomen 
zeigen eine dicht vor den Blepharoplasten liegende Vakuole; hierin wird 
der anatomische Ausdruck der Schädigung der (wohl osmotischen) Funk- 
tionen des kinetischen Centrums, des Blepharoplasten, erblickt. 

Eine Schädigung der Trypanosomen im Rattenkörper konnte durch 
Rüntgenbestrahlung nicht erzielt werden. 

Eine Beeinflussung der Trypanosomen im Blutstropfen durch Radium- 
bestrahlung liess sich selbst nach 22stündiger Einwirkung nicht feststellen. 

Autoreferat. 

195. Miyajima, M. (Imp. Inst. of Res. of Infect. Diseases, Tokyo). — „On 
the cultivation of a bovine piroplasma: a preliminary communication.“ 
Philippine Journ. of Sci., Bd. II, p. 53—91, Mai 1907. 

Es ist möglich, eine Art Haemocytozoon (Piroplasma parvum) auch 
ausserhalb des Körpers zu züchten. Auf Blutbouillon entwickeln sie sich 
regelrecht zu typischen Trypanosomen, welche in dem Blute des infizierten 
Tieres nicht gefunden werden können. B.-0, 


196. De Blasi, D. (Hyg. Inst.. Rom). — „Ernolisi nella piroplasmosi degli 
animalı domestici.“ (Hämolvse bei Piroplasmose der Haustiere.) Ann. 
dig. sper., 1906, Bd. XVI. 

Da Verf. beobachtet hatte, dass die wässerigen Blutextrakte Malaria- 
kranker während des Verlaufs der Krankheit selbst und der darauffolgen- 
den Genesung oft eine hämolytische Wirkung auf die roten Blutkörperchen 
desselben oder anderer gesunder Individuen ausüben, stellte er ähnliche 
Untersuchungen bei der Piroplasmose des Hundes, des Ochsen und Pferdes 
an. Die betreffenden Untersuchungen ergaben gleichfalls eine hämolytische 
Wirkung der wässerigen Extrakte roter Blutkörperchen von an Piroplas- 
mose erkrankten Tieren. Ochsenblutserum und Hundeserum zeigten in je 
einem Falle eine starke hämolytische Wirkung; in allen andern Fällen 
jedoch ergab das Serum keine Spur einer solchen Wirkung. Die früher 
an der menschlichen Malaria angestellten Beobachtungen mit den gegen- 
wäriigen vergleichend, vermutet Verf., dass die Anämie der Malariakranken 
un! der an Piroplasmose leidenden Tiere ihre Ursache in der Wirkung 
von Hämolysinen hat, welche sich mit den roten Blutkörperchen verbinden, 
diese auflösen, sich aber sofort wieder frei machen, um sich an andere 
noch intakte Blutkörperchen zu verankern. Aus diesem Grunde besitzt das 


+ 
9 


Serum nur selten hämolytische Wirkung, im Gegensatz zum wässerigen 
Extrakte, welcher eine solche stets aufweist. Bei einem Überschuss von 
Hämolysinen aber (was in manchen Fällen eintrifft) findet sich die hämo- 
Iytische Wirkung nicht nur im Extrakte der roten Blutkörperchen, sondern 
auch im Serum. Autoreferat (Ascoli). 


197. Zettnow, E. (Inst. f. Infektionskrankh., Berlin). — „Über Frosch- 
laichbildungen in Saccharose enthaltenden Flüssigkeiten.“ Zeitschr. 
f. Hyg., Bd. 57, p. 154—170, Juli 1907. 

Die Arbeit gibt eine genaue Beschreibung der morphologischen und 
kulturellen Eigenschaften zweier neuer „Frosehlaich“ bildenden Strepto- 
kokkenarten, Strept. Aller und Strept. Opalanitza. Einzelheiten sind im 
Original nachzusehen. Der Arbeit sind vier Tafeln beigegeben. 

K. Thomas. 

198. Swellengrebel, N. H. (Zool. Inst., Amsterdam). — „Zur Kenntnis 
der Zytologie der Bakterien. II. Bacterium binucleatum.“ Centrhl. f. 
Bakt. (2), Bd. XIX, H. 7/9, Aug. 1907. 

B. binucleatum stammt aus der Bakterienflora des Mundes. Wie der 
Name sagt, besitzt es in seinem Inneren zwei Körner, die aus folgenden 
Gründen als echte Kerne anzusprechen sind: 

1. Grösse und färberisches Verhalten (Giemsa) entsprechən echten 
Kernen; 
chemisch sind sie von den bei Bakterien bekannten Reservestoffien 
scharf unterschieden; 
sie geben die wichtigsten Chromatinreaktionen, wenn auch nicht alle; 
. sie sind sicher keine Querwandanlagen (Guilliermond); 
sie sind in der Zelle stets in Zweizahl vorhanden; vor der Zell- 
teilung zweiteilen sie sich ebenfalls, so dass jede Tochterzelle 
wiederum zweikernig ist, Seligmann. 


199. Loewenstein, C. (Path. Inst., Bonn). — a protozoenartige Gebilde 
in den Organen von Kindern.“ Centrbl. . Path., Bd. XVII, H. 13, 
Juli 190%. | 

Verf. fand in vier von dreissig untersuchten Fällen in beiden Parotiden 
von Kindern Gebilde, welche an Beschreibungen Jesioneks und Kiolemeno- 
xlous sowie Ribberts erinnern. Es sind runde oder ovale Körperchen mit 
homogener, eine Membran vortäuschender Aussenzone des Protoplasmas 
ohne Eigenbewegung. Das Protoplasma lässt sich in ein Ekto- und ein 

Entoplasma scheiden. : Das letztere ist kuglig oder ovid, grob gekörnt und 

enthält viele mit Kernfarben sich stark tingierende Bröckel. Ihm liegt das 

homogene Ektoplasma mondsichelförmig an und lässt sich scharf abtrennen, 
zuweilen wird die Grenze durch das Übertreten der stark färbbaren Brocken 
in die homogene Plasmazone verwischt. Der Kern liegt stets im Ekto- 
plasma. Nach dieser Beschreibung sind die Gebilde aller Wahrscheinlich- 

'keit nach als Protozoän, etwa Coccidien oder andere Sporozoön, aufzufassen. 

Ihre pathogenetische Bedeutung liegt völlig im Unklaren, mit der Lues 

hereditaria haben sie anscheinend nichts zu tun. Bei totgeborenen 

Früchten konnten sie nicht nachgewiesen werden. Hart, Berlin. 


to 


ni 


200. Ashburn, P. M. und Craig, C. F. (U. S. Army Board, Div. Hosp., 
Manila, P. J). — „Erperimentol investigations regarding He eboluyy 
of dengue fever, with a general consideration of the disease.” 
Philippine Journ. of Sci. Bd, I p. 93—147. Mai 1907. 


a= GI = 


Ein Organismus konnte aus dem Blute bei Denguefieber nicht 
isoliert werden. Die Zahl der roten Blutkörperchen verblieb normal, morpho- 
logische Veränderungen derselben waren nicht vorhanden. Eine Erhöhung 
der kleinen Lymphocyten tritt auf. Ebenso eine Verringerung der poly- 
morphonucleären Leukocyten. Die intravenöse Inokulation mit filtriortem 
und nichtfiltriertem Dengueblute erzeugt die Krankheit bei gesunden Per- 
smen, Culex fatigans überträgt die Krankheit. B.-O. 


201. Ellermanu, V. (Kgl. Friederichs Hospital, Abt. A., Kopenhagen). — 
„Om Forekomsten af meget smaa bevaegelige Mikroorganismer i men- 
neskeligt Spyt.“ (Über sehr kleine bewegliche Mikroorganismen im 
Menschenspeichel.) Hospitalstidende, Bd. 50, No. 29, Juli 1907. 

Nachweis und Abbildung kleiner, beweglicher Mikroorganismen, die 
bis jetzt nicht von anderen im Menschenspeichel gefunden sind. Verf. hält 
sie für Protozoen, die ausschliesslich in der Mundhöhe wachsen und sich 
jormieren. Sie sind bei 9 von 13 untersuchten Individuen nachgewiesen 
worden. Einzelheiten im Original. Hasselbalch, Kopenhagen. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 

202. Schwarz, Karl (Physiol. Inst. d. Univ., Wien). — „Beiträge zur all- 
gemeinen Muskelphysiologie. II. Mitt. Uber die Beziehung der 
Kontraktilität zur Erregungsleitung im quergestreiften Froschmuskel.“ 
Pflügers Arch., Bd. 119, p. 77—94, Aug. 1907. Mit 6 Textfig. 

In curaresierten Froschsartorien, die unter der Wirkung von Natrium- 
sulfat-, Natriumtartrat- oder Natriumeitratlösungen ihre Kontraktilität ver- 
Iren, zeigte sich auch die Fähigkeit der Erregungsleitung aufgehoben, wie 
Verf, durch Beobachtung und graphische Registrierung feststellte, an Prä- 
paraten, in welchen beide Fähigkeiten in Ringerscher Lösung gleichzeitig 
wiederkehrten. Kontraktilität und Erregungsleitung erfahren unter der 
Wirkung genannter Salze immer eine gleichzeitige und gleichsinnige Ver- 
änderung. An nicht curaresierten Muskeln ist immer nur die Abnahme 
der Kontraktilität zu beobachten, die Erregungsleitung dagegen nicht auf- 
gehoben, da die intramuskulären Nerven der Einwirkung jener Salzlösungen 
länger widerstehen als die Muskelfasern. Auch durch Kalium-, Calcium-, 
Magnesium- und Strontiumchlorid lassen sich Kontraktilität und Erregungs- 
leitung nicht trennen, da auch hier die Veränderungen beider Eigenschaften 
vollkommen parallel gehen. Versuche mit isotonischer Rohrzuckerlösung 
wie mit destilliertem Wasser führten zu den gleichen Resultaten wie die 
mit den obengenannten Salzen. Verf. schliesst sich der Ansicht an, dass 
bei der Wasserstarre die tieferen Muskelfasern zunächst noch leistungs- 
fähig bleiben, wobei ihre Kontraktion durch die äusseren bereits wasser- 
starren Fasern maskiert wird. Mangold, Greifswald. 


%3. Harris, D. J. — „The periodieity of striuted muscle ünmersed in 
Biedermann’s fluid.“ Proc. of Physiol. Soc., Journ. of Physiol., 1907, 
vol, 36, Pt. I, p. XVIIL*) 

The tremor induced in an isolated frog's sartorius by immersing it 
in Biedermann's fluid was irregular but remarkably like the post-tetanie 
tremor in character and having the periodicity viz: on an average five 
per second. The energy of these chemically induced contractions is less 
than that of those induced by nerve impulses. Sutherland Simpson. 


*, In diesem Heft erscheinen, um keine Verzögerungen eintreten zu lassen, 
ausnahmsweise einige Referate in englischer Sprache. Die Red. 


204. Buchanan, F. — „The electrical varıation accompanying reflex in- 
hibition in skeletal muscle.“ Proc. phys. Soc., 1907, p. XLII; Journ. of 
phys., 1907, Bd. 35. 

Wenn der Gastroknemius eines Frosches, der sich von Strychnin- 
vergifturg erholt, reflektorisch gereizt wurde, so erschlaffte er anstatt sich 
zu kontrahieren, d. h. er verlängerte sich anstatt sich zu verkürzen. Beim 
Einspannen in den Stromkreis eines Kapillarelektrometers, wobei der Muskel- 
bauch positiv, das Sehnenende negativ war, trat bei reflektorischer Reizung 
(der entgegengesetzte N. ischiadicus wurde gereizt) vor der Erschlaffung 
eine positive elektrische Schwankung ein, d. h. es wurde der Muskelbauch 
stärker positiv; wurde er hingegen direkt durch den N. ischiadicus der- 
selben Seite gereizt, so trat eine negative Schwankung ein, der Bauch des 
Muskels wurde weniger positiv. Sutherland Simpson (J.). 


205. Lederer, R. und Lemberger, F. (Physiol. Inst. d. Univ., Wien). — 
„Zur Frage der doppelten Innervation von Muskeln des Warmblüters.“ 
Pflügers Arch., Bd. 119, p. 95—109, Aug. 1907. Mit 8 Textfig. 

Verff. untersuchten mit dem Spannungsmesser am M. cricothyreoideus 
des Kaninchens die doppelte Innervation dieses Muskels durch den N. 
laryngeus sup. und N. laryng. med. Exner. | 

Aus dem Ergebnis, dass bei gleichzeitiger Reizung beider Nerven 
ein grösserer Ausschlag erfolgt als bei isolierter Reizung jedes von beiden, 
glauben Verff. analog den Gadschen Resultaten am Froschgastrocnemius 
schliessen zu dürfen, dass ein Teil der Muskelfasern nur vom N. laryng. 
med., die übrigen vom N. laryng. sup. versorgt werden, dass also -jede 
einzelne Muskelfaser nur von einem der beiden Nerven Fasern bezieht. 
Auch bei isotonischer Anordnung wurde das gleiche Ergebnis beobachtet. 
Der ganze Muskelquerschnitt zerfällt also in zwei getrennt innervierte An- 
teile. Dieselben Versuche stellten Verff. auch an den ebenfalls doppelt 
innervierten Mm. flexor digitorum communis profundus und sublimis an, 
durch gleichzeitige und einzelne Reizung der Nn. cervicalis VIII und thora- 
calis I. Hierbei ergab sich niemals eine Summation der Ausschläge bei 
gleichzeitiger Reizung, vielmehr glich die Höhe des Ausschlages dann stets 
dem grösseren der bei Einzelreizung erzielten, oder, wenn hierbei gleiche 
Ausschläge erfolgt waren, diesen. Der letztgenannte Fall soll darauf hin- 
weisen, dass jede Muskelfaser mit je einer Nervenfaser beider Nerven in 
Verbindung tritt. 

Dass die Zuckung manchmal bei Reizung des Thoracalis I grösser 
ist wie bei der des Cervicalis VIIT und bei gleichzeitiger Reizung ebenso- 
gross wie bei der des Torac. I, deutet dagegen darauf hin, dass alle 
Muskelfasern vom Thor. I nd ein Teil derselben ausserdem noch vom 
Cerv. VIII innerviert werden. Die Doppelinnervation kann demnach in 
verschiedener Weise erfolgen. Mangold, Greifswald. 


206. Neumann, E., Königsberg. — „Altere und neuere Lehren über die 
Regeneration der Nerven.“ Virchows Arch., Bd. 189, H. 2, Juli 1907. 
Der zum Referat wenig geeigneten umfangreichen Arbeit entnehmen 

wir folgende wesentliche Sätze: 

Die Wallersche Degeneration der peripherischen Teile eines in seiner 
Kontinuität getrennten Nerven ist im wesentlichen nichts anderes als eine 
Entdifferenzierung der Nervenfasern zu einem embryonalen Neuroplasma. 
Die Entdifferenzierung ist die Folge der aufgehobenen Verbindung mit den 


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zentralen Ganglienzellen, welche einen regulierenden Einfluss auf die 
gesamte mit ihnen verbundene Neuroblastenkette ausüben. Eine von 
neuem eintretende, von den Neuroblastenkernen ausgehende Differenzierung 
des in den Endstücken der zentralen Fasern angesammelten Neuroplasmas 
liefert die ersten neuen Nervenfasern. Auch die aus den Schnittenden der 
zentralen Stümpfe in die Lücke hervorwachsenden primitiven Nerven- 
knospen bestehen aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem indifferenzierten 
kernhaltigen Neuroplasma. Die neuen Fasern (des peripherischen Nerven) 
verdanken ihren Ursprung einer in dem protoplasmatischen Inhalt der 
degenerierten Fasern eintretenden spezifischen Differenzierung (formativen 
Tätigkeit), und der Impuls für die Differenzierung pflanzt sich in der 
Richtung nach der Peripherie von Strecke zu Strecke fort. 

Die Neuroblasten- oder Zellkettentheorie ist mit der Annahme eines 
zentralen Einflusses, dessen Aufhebung zur Wallerschen Degeneration führt 
und eine Autoregeneration nicht zustande kommen lässt, durchaus ver- 
einbar. 

Die nähere Begründung dieser Sätze ist im Original nachzulesen. 

Hart, Berlin, 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 

207. Ficek, R. — „Einiges über die Rippenbewegungen mut Modell- 
demonstration.“  Verh. d. Anat. Ges., 21. Versammi. in Würzburg, p. 24 
bis 27, April 1907. 

Beschreibung und Auseinandersetzung der Vorteile eines sehr in- 
struktiven Modelles der Rippenbewegung. Gerhartz. 


208. François-Franck, Ch. A. — „Les phénomènes mécaniques de la 
respiration chez le lézard ocellé. II. Contractilite et innervation du 
poumon.“ Soc. biol., Bd. 62, No. 25, Juli 1907. 

Elektrische Reizung mit schwachen Induktionsströmen erzeugt aktive 
Retraktion der betreffenden Lunge: bei Ausdehnung auf die ganze Lunge 
oder genügend starken Strömen zieht sich die Lunge zu einer kompakten 
Membran zusammen, Durch lokalisierte Reizung an zwei benachbarten 
Punkten werden Strikturen erzeugt. Bei Reizung des Vagus, selbst durch 
schwache und kurze Ströme, ist der Erfolg viel stärker als durch direkte 
Reizung der Lunge. Die Wirkung beschränkt sich hier nicht wie z. B. bei 
der Schildkröte, auf die eine Lunge, sondern der Nerv der einen Seite 
wirkt auf beide Lungen und zwar direkt. Zwischen rechtem und linkem 
Vagus besteht in dieser Hinsicht kein Unterschied. Durch Atropin wird 
die Tätigkeit der Nerven gehemmt. Pincussohn. 


209. Hill, A. — „Nerves of the lung as stained by the methylene bue 
method.“ Proc. phys. Soc., 1907, p. XLII; Journ. of physiol, 1907, 
Bd. 35, No. 5/6. 

Mit dieser Färbemethode hat der Verf. die Nerven der Lunge, welche, 
dem Verlaufe der Bronchen und Blutgefässe folgend, in das Organ eintreten, 
bis zu ihrer Endigung im Epithel verfolgt. 

In einzelnen Fällen enden sie frei zwischen den Epithelzellen und in 
anderen bilden sie ein Netzwerk um die Epithelzellen, welche die Alveolen 
auskleiden. Einzelne Nervenzweige dringen in die Cylinderepithelzellen, 
welche die Bronchen auskleiden, und umspinnen die Kerne. 

Sutherland Simpson (J.). 


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210. Garrelon, L. und Langlois, J. P. (Lab. de phys. d. 1. Faculté de méd. 
de Paris), — „Etude sur la polypnée thermique.“ Journ. de physiol., 
Bd. IX, H. 4, Juli 1907. 

Damit der polypnoische Atmungsrhythmus zentralen Ursprungs auf- 
tritt und bestehen bleibt, müssen die verschiedenen organischen Funktionen 
in bemerkenswerter Weise erhalten bleiben: 

1. darf die Einatmungsluft nicht mehr als 2°/, Kohlensäure enthalten, 

2. tritt Dyspnoe auf, wenn der O-Gehalt des Blutes unter 16°, ist, 
selbst wenn der CO,-Gehalt noch nicht 40°], beträgt, vorausgesetzt, 
dass das Tier in verdünnter Luft atmet. 

3. Wenn das Tier in freier Luft atmet, so kann die Sauerstoff- 
spannung des Blutes um 60°}, vermindert werden, ohne dass eine 
Änderung im Rhythmus der Atmung eintritt. 

. Die Änderungen in der Gasspannung des Blutes können demnach 
die Änderungen im polvpnoischen Atemtypus in verdünnter Luft 
nicht erklären. 

. Der arterielle Druck übt einen bedeutsamen Einfluss auf den 
polypnoischen Rhythmus aus. Jede Drucksenkung führt eine 
Verlangsamung des Rhythmus,. jede Rückkehr zum normalen Druck 


seine Beschleunigung herbei, wenn die O-Spannung des Blutes 


nicht um 60°/, vermindert ist. Zuelzer. | 


211. Hasse, C. — „Die Mündungen der Lebervenen vor und nach der 
Geburt, eın weiterer Beitrag zur Lehre von dem Einfluss der Atmung 
auf die Organe des Körpers.“ Arch. f. Anat. (u. Phys.), 1907, p. 209—216. 

Die Lebervenen münden vor der Geburt oder kurz nach der Geburt 

unter dem Zwerchfell, innerhalb des oberen Teiles der Hohladerfurche, 
welcher von der Leber umschlossen ist, während sie später im wesent- 
lichen über der Leberoberfläche, ja zum Teile über dem Zwerchfell in die 
Cava inferior einmünden. Diese Wanderung der Lebervenen findet in den 
ersten Lebensjahren statt. Dabei kommt es auch zu einer Änderung in 
der Richtung der Gofässmündungen, und daher auch der Blutströme: 
Während die Achsen der Lebervenen bei Föten und Neugeborenen fast 
senkrecht auf der Achse der unteren Hohlader stehen, nehmen sie bei Er- 
wachsenen einen mehr gegen das Herz zu aufsteigenden Verlauf, wodurch 
günstigere Einströmungsbedingungen für das Blut geschaffen werden. 

Diese Lageänderung der \enenmündungen soll durch eine Ver- 
schiebung des Lebergewebes zustande kommen, deren ursächliches Moment 
in den nach der Geburt eintretenden Atembewegungen gegeben ist. Durch 

das Abwärtssteigen des Zwerchfelles bei der Einatmung wird die Leber- 
substanz über die befestigten Venenwände nach abwärts geschoben und 
werden die Venen in eine mehr senkrechte Verlaufsrichtung gebracht. 


Die nach der Geburt einsetzende Atmung ist auch — durch die mit 
ihr verknüpfte Abwärtsbewegung des Zwerchfelles einerseits und den Gegen- 
druck der Eingeweide anderseits — der bedingende Faktor für die Volums- 
abnahme der Leber und für die Verschiebung der unteren Hoblader nach 
rechts hin. A. Fischel. 
212, Mackenzie, James and Cushuy, A. R. — „Two cases of Cheyne- 

Stokes respiration.“ 


Proc. of Physiol. Soc., Journ. of Physiol., 1907, 
vol. 36, Pt. I, p. NL 


In one case this type of respiration was accompanied by persistent 





hiccough which continued throughout the apnoeie intervals and during 
these periods the rhythm of the hiccough was more rapid than during the 
periods of active respiration. 

In the other case there was a fall of blood pressure during the 
apnoeic periods but no alteration in the rate of the heart beat. This would 
indicate that the cardiac inhibitory and vaso-constrictor centres shared the 
depressed excitability of the respiratory function; otherwise the apnoea 
would have induced a rise of bloodpressure and a slowing of the heart. 

Sutherland Simpson. 


213. Stuart, T. P. Anderson (Univ. of Sidney). — „The functions of the 
epiglottis and of the glosso-epiglottic fossae.“ Journ. of physiol., 1907, 
Bd. 35, p. 446. 

Hauptsächlich eine Erwiderung auf die Kritiken einer Arbeit des Verfs. 
über die Funktionen der Epiglottis beim reflektorischen und willkürlichen 
Verschluss der Glottis, die vor 15 Jahren erschienen ist. Der Kernpunkt 
ist, dass beim Schlucken die Gloitis dadurch verschlossen wird, dass der 
Larynx nach oben und vorn gezogen wird unter die Zungenbasis und nicht 
dadurch, dass, wie man gewöhnlich annahm, die Epiglottis sich nach hinten 
umlegt. Diese Ansicht des Verfs. ist jetzt allgemein akzeptiert. 

Sutherland Simpson (J.). 


214. Hill, Leonard and Flack, Martin. — „Observations on body tem- 
perature, blood-pressure and alveolar tensions of athletes.“ Proc. of 
Physiol. Soc., Journ. of Physiol., 1907, vol, 36, Pt. I, p. XI. 

These observations were made on eight healthy medical students 
during some athletic competitions. With one exception, the rectal tem- 
perature was raised as the result of violent muscular exercise, and in one 
case after a race of three miles it reached the extraordinarily high figure 
of 105° F. (40,6° C.). 

The systolic radial blood pressure was found to be raised (some 
30-40 mm. Hg) immediately after the race, and most (60—70 mm. Hg) 
in those whose body temperatures were highest, than this, the authors 
conclude, points to the influence of cutaneous vaso-constrietion as one cause. 
of the high temperature. In one case there was neither rise of blood 
pressure nor of body temperature. 

The alveolar air was collected by Haldane’s method and it was found 
tbat the pulmonary ventilation was more than sufficient to keep normal 
the alveolar tensions of CO, and O,. The accumulation of CO, in the blood 
cannot be the cause of the extreme dyspnoea following violent exercise. 
The increased body temperature must be one cause of this dyspnoea but 
it cannot be the only cause, since panting was severe in the case where 
the body temperature was not raised at all. 

Sutherland Simpson. 


Circulation. 


215. Kanitz, Aristides, Bonn. — ,Auch fir die Frequenz des Süngetier- 
herzens gilt die RGT-Regel.“ Pflügers Arch., Bd. 118, p. 601, Juli 
1907. | 


Otto Frank hat soeben eine Arbeit veröffentlicht (Zeitschr. f, Biol., 
Bd. 49; Biophys. C., III, No. 68), worin er u. a. auch ein ausgedehntes 
Beobachtungsmaterial über die Temperaturabhängigkeit des [lerzschlages. 
beim lebenden Hund und Kaninchen mitteilt. 


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Ich habe das gesamte diesbezügliche Becbachtungsmaterial Franks 
rechnerisch verwertet und gezeigt, dass auch beim lebenden Säugetier die 
Abhängigkeit der Frequenz des Herzschlages von der Temperatur durch 
dieselbe mathematische Formel geregelt wird, welche die Abhängigkeit 
der chemischen Reaktionsgeschwindigkeit von der Temperatur darstellt. 
Von ca. 20 bis ca. 39° ergab sich Q,, für das Kaninchenherz zu rund 3, 
für das Hundeherz zu rund 2; wobei die Konstanz der Q,,-Werte eine 
überraschend befriedigende ist. 

Wegen der allgemeinen Interpretation derartiger Ergebnisse verweise 
ich auf meine frühere Abhandlung im Biol. Centralbl.. Bd. 27 Biophys. 
C., I, 1137). Autoreferat. 


216. Grünberger, V. und Zinser, V. (III. med. Abt. d. k. k. allg. Krankenh.. 
Wien. — „Das Verhalten der Herzarbeit und des Gefässtonus bei 
der Ascitespunktion.“ Zeitschr. f. Heilkunde, 1907, Bd. 28, p. 5. 

Verff. haben aus Pulsdruck, diastolischem und systolischem Blut- 
druck und Pulszahl die Herzarbeit berechnet und nach Ascitespunktionen 
folgende Verhältnisse gefunden: Verminderung der Herzarbeit, Erweiterung 
der Gefässe; Vergrösserung der Herzarbeit, Erweiterung der Gefässe: Ver- 
grösserung der Herzarbeit und Gleichbleiben oder Verengerung der Gefässe: 
endlich während der Punktion plötzliche Änderungen im Verhalten des 

Herzens und der Gefässe. Diagnostische Schlüsse lassen sich aus diesem 

verschiedenen Verhalten nicht ziehen. Zuelzer. 


217. Macleod, J. J. R. (Physiol. Lab., Western Res. Univ... — „The 
effect of expressed tissue juices of muscle on the mammalian hent 
beat.“ Amer. Journ. of Physiol., Bd. XIX, p. 426—435, Aug. 1907. 

Wurde der aus dem Herz- oder Skelettmuskel ausgequetschte Saft 
der Flüssigkeit, mittelst welcher das Herz eines Hundes nach der Langen- 
dorffschen Methode durchströmt wurde, beigemischt, so entstand eine Hemmung 
desselben. Diese Hemmung war zuweilen nur eine zeitweise; ebenso oft 
ging sie jedoch in fibrilläre Zuckungen der Kammern über. Wässrige 

Lösungen der Asche der Extrakte erzeugten die gleiche Wirkung. Die 

Giftigkeit der Extrakte wird auf ihren grossen Gehalt an Kalium zurück- 

geführt. B.-0. 


218. Rehfisch, E. (Spez.-physiol. Abt. d. physiol. Inst., Berlin). — „Über 
die Ursprungsstelle der Ventrikelkuntraktion.* Berl. Klin. Woch., 
Bd. 34, 26. August 1907. 

Verf. liess mittelst Serres-fines den Ventrikel an der Basis und an 
der Spitze schreiben, während und unmittelbar nach einer Vagusreizung: 
er konnte feststellen, dass die Kontraktion an der Spitze eher einsetzte als 
an der Basis. Die von Tawara entdeckten Muskelbündel, welche von dem 
Hisschen Atrioventrikularbündel ausgehend sich zum Papillarmuskel ziehen, 
sind wahrscheinlich die Bahn, auf der die myogene Reizleitung vom Vorhof 


nach der Herzspitze geführt wird. Zuelzer. 
219. Koch, Walter (Path. Inst., Freiburg). — „Uber das Ultimum moriens 


des menschlichen Herzens.“ Zieglers Beitr., Bd. 42, H. 1. Aug. 1991. 
Verf. betont, dass eine scharfe Dreiteilung des Herzens nicht möglich 

ist, da Sinus- und Vorhofsgebiet zu stark in ihren Grenzen verwischt sind, 
dass ferner der für die Ursprungsreize wichtigste und automatisch reg- 


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samsie Teil des Herzens nicht im Wurzelgebiet der Vena cava superior, 
sondern im Offnungsrande und in der Wand der Vena coronaria cordis 
liegt, an einer Stelle, die entwickelungsgeschiehtlich sicher dem Sinus 
venosus zuzurechnen ist und bis zu welcher die Fasern des Tawaraschen 
Reizleitungssystems nachzuweisen sind. Die Annahme des Coronarvenen- 
trichters als Geburisstätte des automatischen Reizes erfordert den Nachweis 
von Muskelfasern besonderer Struktur, denen die Automatie zugewiesen 
werden kann, sofern nicht gegen die myogene Theorie der automatischen 
Herzaktion Bedenken entstehen sollen. 

Die vorliegenden Resultate wurden gewonnen durch Versuche am 
absterbenden Herzen, welche feststellen sollten, welche Teile am längsten 
ihre Rhythmizität behalten; sie stehen zunächst noch im Gegensatz zu den 


Befunden am künstlich durchbluteten Herzen. Hart, Berlin. 
220. Bassin, N. — ,Sur le pseudo-tétanos du coeur.“ Soc. biol, Bd. 62, 


No. 25, Juli 1907. 
= Polemisch gegen M. Pachon, der die früheren Ausführungen Verfs. 
(Soc. biol.) angegriffen hat. Pincussohn. 


221. Gotch, Francis. — „Capillary electrometer records of the electrical 
changes during the natural beat of the frog's heart.“ Proe. Roy. Soc. 
Lond. B., vol. 79, p. 323. 

In the excised bloodless frog's heart the capillary electrometer record 
shows a diphasic current, the two phases being of opposite sign. Records 
obtained from the mammalian heart in situ also show a diphasic current 
which differs fundamentally from that in the isolated frog’s heart in that 
the second phase is of the same sign as the first. The author shows that 
the current changes observed in the frog’s heart when it remains in situ 
With the circulation maintained, are simular to those known to occur in 
the mammalian heart, that is, they are diphasic but the two phases have 
the same sign. 

If the heart is distended with blood by compressing the aortae the 
records show a triphasic current, — the base is BEBAUNE: then positive 
(apex negative) and then negative again. 

The author believes that the wave of ventricular activity starting at 
the auriculo-ventrieular groove is propagated to the apex and then returns 
along the tissue to the aortic part of the base. It is inferred that the 
frog’s ventricle still retains the functional characteristics of its early tubular 
form, and that the wave of activity is directed along the muscular loops 
to the beginning of the aorta. Sutherland Simpson. 


222. Wenckebach, K. F., Groningen. — „Beiträge zur Kenntnis der 
menschlichen Herztätigkeit. Zweiter Teil.“ Arch. f (Anat. u.) Physiol., 
p 1—24, April 1907. Mit 1 Textabb. u. 1 Kurventaf. 

Auch beim Menschen spielt die venöse Muskulatur des Herzens die 
führende Rolle. An der Vena cava superior finden sich innerhalb des Peri- 
cards schlingenförmige oberflächliche Muskelbündel, vom rechten Vorhof 
deutlich geschieden. Diese Ve-A-Grenze wird von einem flachem Muskel- 
streifen überbrückt, der nach Keith aus speziell ausgebildetem Muskel- 
gewebe wie die Purkinjeschen Fasern besteht. 

Unregelmässigkeiten der Herztätigkeit eines Patienten führt Verf. auf 
Extrasystolen zurück, welche mit grösster Wahrscheinlichkeit an den Venen 


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ausgelöst werden, da die Extravorkammersystole kürzer als die normale 
Vorkammerperiode ist, Bei langsamem Herzschlag zeigt sich eine Inter- 
ferenz zweier Venenrhythmen, welche durch eine Dissoziation in der Venen- 
muskulatur entstanden sein soll. Die myogene Selbstregulierung lässt pN 
schliesslich den einen Rhythmus siegen, der jedoch immer wieder durch - 
den andoren gestört wird. 

Die Dissoziation entsteht, sobald die Ausbreitung der an einer Stelle 
entstandenen Kontraktionswelle über die ganze Venenmuskulatur durch eine 
Kontinuitätstrennung (infolge Entzündung usw.) und dadurch Abnahme des 
Reizleitungsvermögens gestört wird. Da es sich nicht um exogene Extra- 
reize, sondern um Verdoppelung der normalen Reize handelt, kann sich 
diese Verdoppelung nur bei langsamem Schlage zeigen. 

Wenn die zarte Venenmuskulatur versagt, soll sich durch die myogene 
Selbstregulierung ein neuer Herzmechanismus ausbilden. Derartige Läsionen 
an der Ve-A-Grenze sind ein Analogon der Stanniusschen Ligatur; diese 
Annahme soll fast alle bei der fortwährend irregulären Herztätigkeit beob- 
achteten Erscheinungen erklären. Gegenüber den Ansichten von Hering 
und Mackenzie glaubt Verf., dass beim Pulsus perpetue irregularis nicht 
ein Ventrikelrhythmus den Venenrhythmus überstimmt, vielmehr dass der 
Venenrhythmus infolge Einstellung der Tätigkeit der Ve-A-Brückenmuskulatur 
gänzlich fehlt. Auch innerhalb der Ventrikelmuskulatur kommen Disso- 
ziationen vor. Mangold, Greifswald. 


223. Pawinski, J. (Hosp. z. Heil. Geist, Warschau). — „Die Entstehung 
und klinische Bedeutung des Galopprhythmus des Herzens.“ Zeitschr. 
f. klin. Med., 1907, Bd. 64, p. 70. 

Der Galopprhythmus ist der Ausdruck einer Disharmonie zwischen 
Herzmuskelkraft und Blutdruck, also verminderter Leistungsfähigkeit des 
Herzens. Es ist zweckmässig, Unterscheidung zu treffen zwischen Galopp- 
rhythmus bei hohem Blutdruck (z. B. präsystolischer Galopp bei Nephritis 
interstitialis und Arteriosklerose) und solchem bei niederem arteriellen Blut- 
druck (Typhus, Diphtherie, Scharlach). In der Mitte zwischen beiden Arten 
steht der „rechtsseitige Galopprhythmus“, wo der Druck in der Pulmonalis 
vermehrt, der in den Verzweigungen der Aorta vermindert ist. 

z Gerhartz. 
224. v. Leyden, E. und Bassenge, L. — „Uber ungleichzeitige Kontraktion 
der beiden Herzventrikel.“ Zeitschr. f. klin. Med., 1907, Bd. 64, p. 1. 
Neue Beobachtung von Hemisystolie bei hochgradiger Insuffizienz der 


Mitralklappe. Gerhartz. 
225. Joachim, G. (Med. Univ.-Klinik, Königsberg i. Pr... — „Das Ver- 


halten des linken Vorhofes bei der Störung der Reızleitung.* Zeitschr. 
f. klin. Med., 1907, Bd. 64, p. 95. 
In einem vom Verf, beobachteten Falle von Störung der Reizleitung 
arbeiteten beide Vorhöfe, wie durch das üsophageale Kardiogramm und 
Venenpuls nachgewiesen wurde, gleichmässig. Gerhartz. 





226. Hooker, D. R. (Physiol. Lab., Johns Hopkins Univ.). — „May reflex 
cardiac accleration occur independently of the cardio-inhibitory centre?” 
Amer. Journ. of Physiol, Bd. XIX, p. 417—425, August 1907. 

Eine Retlex-Beschleunigung des Herzens kommt unabhängig von dem 

Hemmungszentrum zustande. E 


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291. Carlson, A. J. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — „On the action 
of cyanides on the heart.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. XIX, p. 223 
bis 232, Juli 1907. Vgl. Biochem. Centrbl., Bd. VI, No. 2031. 


228. Mathews, S. A. und Jackson, D. E. (Bioch. and Pharm. Lab., Univ. 
of Chicago}, — „The action of magnesium sulphate upon the heart 
and the antagonistic action of some other drugs.“ Am. Journ. of 
Physiol., Bd. XIX, p. 5—13, Juni 1907. Vgl. Biochem. Centrbl., Bd. VI, 
No. 2025. ' 


229. @ley, E. — „Hypertrophie expérimental du coeur.“ Soe. biol., 
Bd. 63, p. 208, 2. August 1907. Siehe Bioch. C., VI, No. 1760. 


230. Kienböck, R., Wien, Seelig, A., Franzensbad, Beck, R., Wien. — 
„Untersuchungen an Schwimmern.“ Münch. Med. Woch., Bd. 54, p. 1427, 
Juli 1907. 

Untersuchungen an 11 jungen Leuten unmittelbar nach einem Wett- 
schwimmen, Die Körpertemperatur zeigte sich erhöht, die Harnunter- 
suchung ergab in 7 Fällen Albumen, teils in Spuren, teils bis zu 1'/, 
Essbach, In allen Fällen wurde auf Saccharum untersucht, das in 2 Fällen 
in Spuren nachgewiesen werden konnte. 

Bei 10 Fällen wurde unmittelbar nach dem Wettschwimmen eine 
teilweise beträchtliche Verkleinerung der Herzgrenzen im orthodiagraphischen 
Bilde konstatiert. Die Untersuchung von 12 Dauerschwimmern ergab bei 
1 abnorme Horzbefunde, z. T. recht beträchtlicher Art, trotz denen die 
Betreffenden ohne Kollaps die grosse Körperarbeit einer längeren Schwimm- 
tour bewältigten. W. Wolt. 


231. Stadler, E. (Med. Klinik, Leipzig). — „Experimentelle und histo- 
logische Beiträge zur Herzhypertrophie.* Dtsch. Arch. f. klin. Med., 
1907, Bd. 91, H. 1 u. 2. | 

An Kaninchen wurden experimentell Klappenfehler erzeugt. Die 
nachher entstandene Hypertrophie der Muskelfasern des rechten Vorhofs 
und seltener des rechten Ventrikels und der Papillarmuskeln erwies sich 
histologisch nicht nur als eine Hypertrophie der eigentlichen Muskelfasern, 
vielmehr war daneben eine mehr oder minder hochgeradige Vermehrung 
des Bindegewebes zu konstatieren. Diese Bindegewebshypertrophie ist 
jedoch nicht als entzündliche Reaktion oder als eine Ernährungsstörung 
aufzufassen, sondern erklärt sich aus mechanischen Ursachen. Muskulatur 
und Bindegewebe hypertrophieren entsprechend den gesteigerten Anforde- 
rungen und bestätigen die Auffassung der mechanischen Entstehungsweise 
der Myofibrosis cordis. Es ist möglich, dass anfangs die Bindegewebs- 
eniwickelung sich als eine Schutzmassregel gegen die Überdehnung des 
überlasteten Herzmuskels darstellt. Im späteren Stadium bedeutet sie ent- 
schieden eine Schwächung der Muskulatur und involviert eine Verminderung 


der Herzarbeit. Zuelzer. 
232. v. Tschermak, A. (Tierärztl. Hochschule, Wien). — „Studien über 


bonische Innervation. I. uber die spinele Innervation der hinteren 
Lymphherzen be den anuren Batrachiern.*“ Pflügers Arch., 1907, 
Bd, 119, p. 165. 

Die hinteren Lymphherzen verfallen bei Rana und Bufo fast durch. 
. Weg in definitiven Stillstand nach vollständiger Abtrennung vom Rücken- 


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mark, während sie nach isolierter Durchtrennung des N. spin. XI vent., 
aber auch bei isoliertem Stehenbleiben dieses Nerven fortpulsieren. Als 
gleichwertige Spinalbahnen zum hinteren Lymphherzen wurden neben dem 
N. spin. XI vent. seu cocc. sup. noch etwa fünf N. spin. XII bis XVI seu 
cocc. inferiores physiologisch und anatomisch nachgewiesen. Das Lymph- 
herz ist nicht bloss direkt durch künstliche Reize erregbar und unter 
günstigen Umständen zu rhythmischer Reaktion zu bringen, sondern auch 
indirekt durch Vermittelung des N. coce. sup. oder der N. coce. inf., sei 
es, dass die Nerven galvanisch, faradisch oder chemisch gereizt werden, 
Der Längsquerschnittstrom des N. cocc. sup. lässt keine pulsatorischen 
Schwankungen erkennen. 

Curare versetzt das Lymphherz in diastolischen Stillstand bei zu- 
nächst erhaltener direkter Reizbarkeit; Nikotin veranlasst Dauerkontraktur 
und Unreizbarkeit. Curare und Nikotin verhalten sich antagonistisch. Die 
spinale Innervationsweise der hinteren Lymphherzen stellt ein Beispiel von 
tonischer oder Bedingungsinnervation — speziell von Kineotonus — dar, 
indem die Rückenmarkszentren des Lymphherzens dieses in einen Zustand 
versetzen, in welchem es seine autochthone, allerdings vom Rückenmark 
her beeinflussbare Rhythmik manifestiert. Die Pulsation des Lymphherzens 
erscheint peripher begründet — gleichgütig, ob schliesslich myogen oder 
neurogen — aber spinal-neurotonisch bedingt, nicht alterativ vom Rücken- 
mark aus bewirkt: Ob der spinale Tonus rein auslösend wirkt oder durch 
seine Intensität auch für die Frequenz und Stärke der Lymphherzpulsation 
von Bedeutung ist, liess sich nicht mit Sicherheit entscheiden. 

Die Theorie von einer kontinuierlich-tonischen Innervationsweise, ver- 
gleichbar dem Dauereinflusse eines durch Adaptation zu einer speziellen 
Zustandsbedingung gewordenen äusseren Reizes, im Gegensatz zu einer 
alterativen bzw. rhythmisch-alterativen Innervationsweise scheint für nicht 
wenige Organe zuzutreffen und dürfte bezüglich des Problems trophischer 
Nerven sowie bezüglich der Alternative eines myogenen oder eines neu- 
rogenen Ursprungs mancher Bewegungserscheinungen eine neue Unter- 
suchungsrichtung und Erklärungsmöglichkeit eröffnen. 

L. Asher, Bern. 
233. Loewenstein, C. (Med. Klinik, Strassburg). — „Uber Beziehungen 
zwischen Kochsalzhaushalt und Blutdruck bei Nierenkranken.“ Arch. 
f. exper. Path. u. Pharm., Bd. 57, p. 137, 26. Juni 1907. Siehe Bioch. 
C., VI, No. 1715. 


334. Bayer, R. (Med. Klinik, Strassburg). — „Über den Einfluss des 
Kochsalzes auf die arleriosklerotische Hypertonie.“ Arch. f. exper. 
Path. u. Pharm., Bd. 57, p. 160, 26. Juni 1907. Siehe Bioch. C., VI, 
No, 1716. 


335. Jaschke, Rud., Innsbruck (Il. med. Klin., München. — „Über die 
diagnostische und prognostische Bedeutung der Pulsdruckmessung, mit 
besonderer Berücksichtigung der Pulsdruckamplitude.* Zeitschr. f. 
Heilkunde, 1907, Bd. 28, H. 8. 

Verf. hat über 1500 Blutdruckmessungen ausgeführt und zwar bei 
Nierenkranken, Herzkranken und bei akuten Infektionskrankheiten. Die 
kritischen Bemerkungen und die Analyse der erhaltenen Resultate, die ohne 
wesentlich Neues zu bringen, doch wertvolle Bestätigungen älterer 
Beobachtungen enthalten, sind zum Referat ungeeignet. Zuelzer. 


236. Bruck, E. (Med. Univ.-Poliklin., Breslau. — „Über den Blutdruck 
bei plötzlichen starken Anstrengungen und beim Valsalvaschen Versuch 
nebst Untersuchungen über die hierbei eintretenden Veränderungen 
der Herzgrösse.* Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1907, Bd. 91, H. 1 u. 2. 

Bei den in Rede stehenden Versuchen kommt es zu einer anfäng- 

lichen, manchmal recht beträchtlichen Blutdrucksteigerung, die bis 70 mm 

betragen kann. Durchschnittlich betrug sie 30—40 mm Quecksilber. Der 

Blutdrucksteigerung folgte eine Blutdrucksenkung, die unter das Niveau 

der Norm herabgehen kann, dann aber eine geringere Steigerung, die meist 

über das anfängliche Druckniveau hinausgeht, das Maximum jedoch nicht 


erreicht. Zuelzer, 
337. Münzer, Egmont, — „Appurat zw objektiver Blutdruckmessung; 


gleichzeitig ein Beitrag zur Sphygmo-Turgographre.* Münch. Med. 
Woch., H. 37, Sept. 1907. 

Beschreibung eines Apparates, der es gestattet, die in der Riva- 
Roccischen Manschette vor sich gehenden Schwankungen graphisch zu re- 
gistrieren und dabei das absolute Sphygmogramm von Sahli objektiv auf- 
zunehmen (Siehe Original.) Zuelzer. 


238. Fleischer, F. — „Über turgo-tonographısche Pulsdruckbestimmung.* 
Berl. Klin. Woch., 1907, H. 34—35. 

Verf. hat den von Strauss angegebenen Turgosphygmographen zur 
Pulsdruckbestimmung benutzt, indem er nach dem Sahlischen Prinzip den 
Puls und gleichzeitig den Manometerdruck aufschreibt. Auf diese Weise 
ist die objektive Darstellung des absoluten Sphygmogramms in anscheinend 
bequemerer Weise als mittelst der Sahlischen Methode müglich, 

| Luelzer. 


239. Battistessa, P. (Clin. Med., Pavia). — „Contributo clinico allo studio 
della pressione arteriosa nella tubercolosi polmonare.“ (Klinischer Bei- 
trag zum Studium des arteriellen Druckes bei Lungentuberkulose.) Gazz. 
Med. Ital., 1907, No. 10. 

Verf, bestimmte in 30 Fällen von Lungentuberkulose in verschiedenen 
Stadien den arteriellen Druck mittelst des Sphygmomanometers von Riva- 
Rocci. Er lenkte sein Augenmerk auf das klinische Bild jedes einzelnen 
Falles, auf die der Krankheit vorausgehende und sie begleitende Faktoren 
und auf alle jene Ursachen, welche, unabhängig von der Krankheit selbst, 
den arteriellen Druck auf die Dauer beeinflussen konnten. 

Auf Grund seiner Untersuchungen gibt Verf. an: Dass der arterielle 
bruck bei Lungentuberkulose keine dauernde Veränderung erfährt. 

Dass die in vielen Fällen auftretende Hypotension ihren Grund nicht 
in einer direkten toxischen Wirkung hat, sondern vielmehr von der all- 
gemeinen Schwäche des Organismus erzeugt wird. 

Die Prüfung mit dem Sphygmomanometer bietet kein Mittel zur Früh- 
diagnose bei Lungentuberkulose, sondern liefert nur Anhaltspunkte von ge- 
wissem Werte bei der Prognose der Krankheit. 

Die Haemoptoen sind häufiger bei Beginn der Krankheit und nehmen 
mit Eintreten des Verfalles des Organismus bedeutend ab: in manchen 
Fällen werden sie von verschiedenen von der Krankheit unabhängigen Ur- 
sachen (Diät, Arzneimittel) erzeugt, diese sollen daher womöglich vermieden 
werden. Autoreferat (Ascoli), 


u N 


‘240. Falk, Fritz (Med. Klinik, Graz). — „Über die durch Adrenalin- 
injektionen an Kaninchen hervorgerufenen Gefässveränderungen und 
deren experimentelle Beeinflussung.“ Zeitschr. f. exper. Path., Bd. IV, 
p. 360—389, Juli 1907. Siehe Bioch. C., VI, No 1821. 


241. Patta, A. (Pharmakol. Inst., Pavia). -— ,Contributa critico speri- 
mentale allo studio dell azione degli estratti di organi sulla funzione 
circolatoria.“ (Kritisch experimenteller Beitrag zum Studium über die 
Wirkung der Organextrakte auf den Kreislauf.) Arch. di Farmacol., 
1906, No. 4, 5, 10 u. 11, 1907, No. 2 u. 3. Siehe Bioch. C., VI, 
No. 1822. 


242. Mummery, P. L. and Symes, W. L. — „The specific gravity of the 
blood in shock.“ Proc. of Physiol. Soc., Journ. of Physiol., 1907, vol. 36, 
Pt. I, p. XV. 

The authors find that in cats suffering from severe shock such as 
that produced by extensive lesions of the nervous system, the specific 
gravity of the blood is diminished and not increased as described by 
Sherrington and Copernan in cases of slight shock. 

Sutherland Simpson. 

243. Boycott, A. E. and Damant, G. C. C. — „On the blood-volume of 
goats and its relation to their varying susceptibility to symptoms of 
caisson-disease.“ Proc. of Physiol. Soc., Journ. of Physiol., 1907, vol. 36, 
p. XIV. 

The ratio of blood mass to body weight did not vary greatly in the 
eight individuals examined the average being 6,5 : 190. No apparent re- 
lationship was found between the blood-volume and susceptibility to 
symptoms of decompression, Sutherland Simpson. 


244. Pergola, M. (Hyg. Inst., Siena). — „Sulle modificacioni della crusi 
sanguigna dell? asino nell immunizzazione anticolarica.“ (Über die Ände- 
rungen der Blutmischung des Esels bei der Immunisierung gegen Cholera.) 
Riv. Ig. e San. pubbl., 1907, No. 3. Siehe B. C., VI, No. 1278. 


245. v. Liebermann, L. (Hyg. Inst., Budapest). — „Über Hümugglutination 
und Hämatolyse Vorläufige Mitteilung.“ Bioch, Zeitschr., Bd. IV, 
p. 25—39, 27. April 1907. Siehe Bioch. C., VI, No. 1008. 


Verdauung. 

246. Carlson, A. J. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — ,, Vaso-dilator 
fibres to the submaxillary gland in the cervical sympathetic of the 
cat.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. XIX, p. 408— 413, August 1907. 

Der Sympathicus enthält sowohl gefässverengende wie erweiternde 

Fasern für die Gland. submaxillaris. Werden beide zu gleicher Zeit mit 

einem schwachen tetanisierenden Strome gereizt, so kommt die erweiternde 

Wirkung zum Vorscheine. B.-0. 


247. Cannon. W. B. (Physiol. Lab., Harvard Univ., Med. School). — „Oeso- 
phageal peristulsis after bilateral vagotomy.“ Am. Journ. of Physiol., 
Bd. XIX, p. 436— 444, August 1907. 

Nach beiderseitiger Durchschneidung der Vagi der Katze tritt eine 
vollkommene Paralyse des Oesophagus auf, welcher sodann eine Wieder- 


— RI — 


aufnahme der Funktion, wenigstens des unteren Teiles desselben, folgt. 

Um die Bewegungen dieses Teiles zu verursachen, scheint nur eine 

Dehnung desselben nötig zu sein. Mit der Zeit braucht die Dehnung nur 

geringgradig zu sein. 

Nach dieser Operation hält es schwer, die Speise durch die Cardia 
zu treiben. Mehrere Tage vergehen, ehe dieser Teil sich durchgängig 
gestaltet. 

Es besteht ein grosser Unterschied zwischen dem oberen und unteren: 
Teile. Auch nach Ablauf von einem Monate konnte in dem oberen Teile 
keine Peristaltik beobachtet werden. Er enthält gestreifte Muskelzellen, 
während der untere Teil aus glatter Muskulatur besteht. Letzterer setzt 
seine peristaltische Tätigkeit auch ohne die Hilfe der Nerven fort. 

B.-0. 

%48. Holle (Lab. d. Kgl. Württ. Medizinalkollegiums). — „Beitrag zur 
Frage der Durchgängigkeit der Magen- und Darmschleimhaut für 
nicht pathogene Mikroorganismen beim normalen und dürstenden 
Tiere“ Centrbl f. Bact., Bd. 44, p. 325—332, Juli 1907. 

Beim Meerschweinchen dringen die Keime sehr rasch durch die un- 
verletzte Magen- und Darmschleimhaut, beim Kaninchen rasch nur durch: 
die des Magens, nach 4 Stdn. auch durch die des Darms. Beim dürsten- 
den Kaninchen erfolgt durch die Magenschleimhaut eine energischere Passage 
als beim nicht dürstenden. K. Thomas, 


249. Kast, L. und Melzer, S. J. — „Die Sensibilität der Abdominal- 
organe und die Beeinflussung derselben durch Injektion von Cocain.“ 
Berl. Klin. Woch., 1907, No. 19. Siehe B. C., VI, No. 1298. 


250. Askanazy, M. und Hübschmann, P. (Path. Inst., Genf), — „Über 
Glykogenschwellung der Leberzellkerne, besonders bei Diubetes.“* Centrbl. 
í. Path, Bd. XVIII, H. 16, August 1907. 

In den zunächst kaum vergrösserten Kernen der Leberzellen treten: 
innerhalb des Chromatingerüstes kleinste Giykogentröpfchen auf, mit deren 
Vermehrung die Chromatinsubstanz sich allmählich lichtet. 

Mit dem Auftreten grösserer Glykogenschollen vergrössert sich der 
Kern, das Chromatin stellt nur noch seltener zwei Klümpchen dar, welche 
gegen die Kernwand gepresst liegen. Die Glvkogenklumpen zeigen alle. 
möglichen Formen und kommen sicher teilweise durch Konfluenz zu- 
stande. Schliesslich kann der stark geschwollene Kern nur noch von einem 
einzigen Giykogenklumpen ausgefüllt sein und die Chromatinsubstanz einzig 
durch die Kernmembran repräsentiert werden. Ein völliger Schwund der 
Kernmembran, ein vollkommener Kernverlust war aber nie nachzuweisen. 
Es scheint so, als könne das Glykogen auch in gelöstem Zustande den 
Kern erfüllen. In den Zellen, deren Kern Glykogen enthält, ist das Zell- 
protoplasma in der Regel frei von Glykogen, während umgekehrt der Kern 
frei ist, wenn im Zellprotoplasma Glykogen nachzuweisen ist. 
= Ob diese Glykogenanhäufung im Zellkern als Degeneration aufzufassen 
ist, erscheint bisher sehr fraglich. Hart, Berlin. 


%51. Thoinot und Diamare. — „Etude sur le pancréas diabétique.“ Arch. 
de med, exper., 1907, Bd. XIX, p. 176. 

Die Untersuchung von sieben Bauchspeicheldrüsen an Diabetes Ver- 

storbener führt die Verff. zu dem Schluss, dass der Diabetes eine Folge 


s BI 


von Veränderungen der Langerhansschen Inseln sei. Zwar finden sich 
unter den untersuchten Drüsen zwei, bei denen die Inseln ganz normal 
waren, und eine, bei welcher sich kaum merkliche Veränderungen zeigten; 
doch bringt das die Verff. nicht weiter in Verlegenheit; sie nehmen eben 
ganz willkürlich an, dass diese Diabetesfälle nicht pankreatischen Ursprungs 
gewesen seien. S. Rosenberg. 


252. Seaffidi, V. (Inst. f. allgem. Pathol. d. Univ., Neapel). — „Über die 
cytologischen Veränderungen im Pankreas nach Resektion und Reizung 
des Vagus und Sympathikus.“ Arch. f. (Anatomie u) Physiol., 1907, 
H. 3/4, p. 276. 

Die histologischen Untersuchungen, deren Details im Original einzu- 
sehen sind, führen den Verf. zu der Ansicht, dass dem Vagus sowohl ein 
regulatorischer Einfluss auf die Bildung der Pankreasfermente zukommt, 
als auch eine hemmende Wirkung auf deren Elimination aus dem Zell- 
körper. Dem Sympathikus dagegen schreibt er eine überwiegende Rolle 
bei der Ausstossung der Zellprodukte zu, neben einer Wirkung auf deren 
Bildung, die in der Zelle durch Regulierung des Kreislaufes beeinflusst 
werde. S. Rosenberg. 


253. Herzfeld, Ernst (I. Med. Klinik, Berlin). — „Uber die Bedeutung 
der molekularen Konzentration von Flüssigkeitsergüssen für die Re- 
sorption derselben.“ Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 64, p. 108, September 
1907. 

Die kryoskopische Untersuchung einer Reihe von Exsudaten und 
Transsudaten ergab im Gegensatz zu Rothschild u. a., dass die molekulare 
Konzentration nicht ausschliesslich für die Resorption massgebend ist. 
Auch einen Einfluss bakterieller Einwirkungen auf die molekulare Kon- 
zentration hält Verf. auf Grund seiner Versuche entgegen den Mitteilungen 


Zangenmeisters für ausgeschlossen. Ehrenreich, Kissingen. 
| Exoretion. 
254. Bruntz, L., Nancy. — „Etude physiologique sur les phylloporles 


branchiopudes. Phagocytose et excrétion.“ Arch. Zool. expér. et gén. 
1905, IV. Ser., Bd. IV, p. 183—198. 1 Tafel. 

Verf. stellte seine Experimente an Chirocephalus diaphanus in der 
Weise an, dass er in den Pericardialsinus Karmin, Anilinfarben oder am 
geeignetsten Tusche injizierte und dann die Ausscheidung des Farbstofles 
studierte, der sehr bald an gewissen Stellen der Körperoberfläche, so in 
der Dorsalregion des Kopfes und des Abdomens, in der dorsolateralen 
Region es Thorax und in den Kiemenanhängen, austrat. Die Phagocytose 
geschieht bei den Branchiopoden auf zweierlei Art, durch junge Blutzellen 
(= Mikrophagen) und durch Makrophagen, d. h. grosse phagocytäre und 
exkretorische Zellen. Im fixiertem Zustande sind die Psoudopodien der 
Blutzellen eingezogen; neben dem Kern liegen ein oder mehrere Tusche- 
körnchen. 

Die Vermehrung der Blutzellen geschieht auf amitotischem Wege, 
vielleicht auch noch in anderer Weise. In den verschiedensten Körper- 
partien sind sie angehäuft, oft so zahlreich, dass sie richtige Embolien ver- 
anlassen. Die bedeutend grösseren Makrophagen (= „Lymphoidzellen“ 
Schneiders) besitzen nur einen Kern im Gegensatz zu den Karmin aus- 
scheidenden Nephrocvten, liegen im ganzen Körper verteilt, hauptsächlich 
in der Dorsalregion des Kopfes und werden ständig vom Blute umspült, 


das sich auf diese Weise seiner fremden und schädlichen Beimischungen 
entledigt. Die Makrophagen entsprechen in ihrer physiologischen Funktion 
den perikardialen Nephrocyten der normalen Amphipoden. Bei Chiro- 
cephalus sind drei verschiedene Exkretionsorgane tätig: 

Î. die Maxillardrüsen, deren Sacculus Karmin ausscheidet, während 
das Labyrinth Indigokarmin eliminiert: 

2. die Karmin ausscheidenden Nephrocyten, die mit den oben be- 
schriebenen Makrophagen im wesentlichen übereinstimmen. Jedoch 
vermögen sie in die Leibeshöhle injizierte Anilinfarben nicht zu 
beseitigen und unterscheiden sich dadurch von den anderen bei 
Arthropoden bekannten Nephrocyten; 

3. die vorderen Darmblindsäcke, die hinsichtlich ihrer physiologischen 
Tätigkeit als Leber bezeichnet werden könnten. Antennendrüsen 
fehlen bei Chirocephalus ganz. Saling, Berlin. 


250. Bock, J. (Pharmakolog. Inst., Kopenhagen). — „Ein Apparat zu 
Infusionsversuchen.* Arch. f. exper. Path., Bd. 57, p. 177, Aug. 1907. 
Beschreibung eines Injektionsapparates, um mit verschiedenen 
Geschwindigkeiten und kontinuierlich intravenöse Infusionen zu machen. Der 
Apparat besteht im wesentlichen aus zwei elektrisch betriebenen und 
regulierten Spritzen und arbeitet stundenlang, ohne irgend welcher Aufsicht 
zu bedürfen. | L. Asher, Bern. 


256. Bock, J. (Pharmakol. Inst., Kopenhagen). — „Untersuchungen iher 
die Nierenfunktion. I. Uber die Ausscheidung der Alkalimetalle nuch 
Injektion von Kaliumsalzen.“ Arch. f. exper. Path., 1907. Bd. 57, 
p. 183. 

Zunächst wird festgestellt, dass ein Vergleich des Kochsalzgehaltes 
des Serums mit dem des Harnes nur auf Basis des Chlorgehalts des 
Harns nicht zulässig ist, weil im Harn weit mehr Ci-Aquivalente als Na- 
Aquivalente enthalten sein können. Diese Tatsache ist von den Anhängern 
der Filtrationstheorie bis jetzt ausser acht gelassen worden. Das Serum 
enthält unter normalen Verhältnissen ca. 0.02 Prozent K und bei konti- 
nuierlicher Injektion selbst grosser \engen isotonischer Kaliumsalzlösungen 
in die Venen übersteigt die Menge — sogar bei nephrektomierten Tieren 
— kaum 0,03 Prozent K. Die Natriummenge im Serum ändert sich nicht 
bei Injektion von Kaliumsalzen. Bei solchen Injektionen steigt mit der 
primären Diurese der prozentige Chlorgehalt des Harns von einem Werte, 
der weit niedriger ist als der des Serums bis auf einen Wert, der weit 
höher ist als der des Serums. Die Kaliummenge des Harns nimmt sehr 
wesentlich zu. Um diese Tatsache in Einklang mit der Filtrationstheorie 
zu bringen, müsste erstens angenommen werden, dass die Kaliumsalze gar 
nicht oder nur äusserst schwierig rückresorbiert werden können und ferner, 
dass nicht nur unter normalen Verhältnissen, sondern auch während stark 
gesteigerter Harnflut Flüssigkeitsmengen zurückresorbiert wurden, welche 
die abgesonderte Harnmenge um das 13—23 fache übersteigen. 

Es tritt nach dem Aufhören der Infusion eine sekundäre Diurese 
ein. Dabei nimmt die Chlormenge des Harns ab, obschon die Tiere chlor- 
reicher waren und auch die Kalilummenge, obgleich die Tiere kaliumreicher 
waren als während der Normalperiode. Auch die Natriummenge erwies 
sich gewöhnlich als vermindert. Der Filtrationstheorie zufolge müssten 
während der Perioden nach dem Aufhören der Infusion die Kalium- und 


== Ba a 


Natriummengen des Harns sich bei Schwankungen der Menge des Harn- 
wassers in derselben Richtung bewegen. Die Erscheinungen sprechen 
viel mehr für die Ansicht, dass die Salze des Harns mittelst einer 
Sekretion ausgeschieden werden, etwa ähnlich wie bei der Milch. 
L. Asher, Bern. 
257. Fujitani, J. (Pharmakol. Inst., Kyoto, Japan). — „Über Blutviskosität 
und Harnabsonderung.“ Arch. int. de Pharm. et de Thérap., 1907. 

Verf. sucht der Frage, ob die Blutviskosität auf die Harnsekretion 
einen Einfluss ausübt, experimentell näher zu treten. Die Ergebnisse 
werden folgendermassen zusammengefasst: 

1. Bei der überlebenden, d. h. isolierten Niere ist die Zirkulations- 
geschwindigkeit umgekehrt proportional der Blutviskosität. Die 
Harnmenge geht mit der Zirkulationsgeschwindigkeit parallel. 

2. Gummilösung vermag die Funktion der ausgeschnittenen Niere 
nicht auf der Norm zu erhalten, auch wenn sie isotonisch gemacht 
wird und mit Sauerstoff gesättigt ist. Bei der Durchleitung solcher 
Lösung geht das Gummi in den Harn über. 

3. Die Ringersche Lösung, in die Vene injiziert, vermehrt sofort stark 
die Harnmenge. Die Diurese klingt etwa nach einer halben 
Stunde ab. 

4. Nach der Autotransfusion nimmt die Blutviskosität zu. Die Harn- 
zunahme tritt in diesem Falle erst nach einer halben Stunde oder 
noch später ein. 

5. Der Aderlass ruft Abnahme der Blutviskosität hervor und zwar in 
solchem Grade, dass man annehmen muss, dass das entzogene 
Blut im Körper durch eine sehr kolloidarme Flüssigkeit ersetzt 
werde. Die Harnmenge nimmt ab. 

6. Die nach einem Aderlass vorgenommene Transfusion verhält sich 
bezüglich ihrer Folgen auf die Harnsekretion wie eine einfache 
Transfusion, die Infusion der Gummilösung von nicht zu starker 
Konzentration (9—15 °/,) wie eine einfache Salzinfusion und die 
Infusion einer konzentrierten Gummilösung (25 °/,) wie die Auto- 
transfusion. Kochmann, Greifswald. 


258. Williams, W. W. (Pharm. Lab., Western Res. Univ.). — „Perfusion 
experiments on excised kidneys. VIII. The effects of solutions on 
the histological appearance of kidney sections.“ Am. Journ. of Physiol., 
Bd. XIX, p. 252—257, Juli 1907. 

Es wurden frische Gefrierschnitte von Nierengewebe, welches in 
verschiedenen Salzlösungen gelassen worden war, histologisch untersucht. 
Die verschiedenen Gebiete derselben Schnitte zeigten ebensolche ausge- 
sprochene Veränderungen wie die den verschiedenen Lösungen entnommenen. 
Endgültige Schlüsse konnten somit nicht gezogen werden, mit Ausnahme 
des Gewebes, welches mit stark hyper- oder hypotonischen Lösungen be- 
handelt worden war. Autoreferat (B.-0.). 


259. Sollmann, T. (Pharm. Lab., Western Res. Univ.) — „Perfusion 
experiments on excised kidneys. VII. Solutions of electrolytes.“ Am. 
Journ. of Physiol., Bd. XIX, p. 233—251, Juli 1907. 

Unter Benutzung einer schon früher beschriebenen Methode hat Verf. 
die Wirkung einer Reihe von Elektrolyten mit der des NaCl verglichen. 

Auf denselben Gefrierpunkt wie 1°/,iges NaCl gebracht, erzeugten bei 


=s p o 


Durchströmungsversuchen folgende lone keine Veränderung K, Li, Br, 
C0, J NO, C,.H30,. Eine Erhöhung des Venen- und Harnleiter- 
stromes verursachten: C,H,O,, Mg, SO, Ca, NH, F, OH, CO, HCO, und 
HPO,. 

" Lösungen verschiedener Elektrolyte, welche denselben Gefrierpunkt 
wie 1%/,iges NaCl besitzen, sind nicht immer gegen die Nierenzellen isotonisch. 
Dieser esmotische Faktor kam besonders bei Benutzung von C,H,.O,, SO, 
HPO, und Mg zum Ausdrucke. Alle diese Ione sind hypertonisch.’ In 
anderen Fällen, H, OH, CO:, HPO, und SO,, konnten die Beeinflussungen 
auf chemische Veränderungen des Protoplasmas zurückgeführt werden. NH,, 
Ba, Ca und F verhielten sich sehr verschieden gegen lebendes und totes 
Nierengewebe. 

Eine Mischung von Ionen, wie sie z. B. in der Ringerschen Lösung be- 
steht, verursacht etwa dieselben Erscheinungen wie reines NaCl gleicher 
Stärke, Autoreferat (B.-O). 


260. Bromau, I., Lund. — „Über die Existenz eines embryonalen Pfort- 
aderkreislaufes in der Nachniere der Säugetiere.“ Anat. Anz., 1907, 
bd. 31, H. 4/5. 

Die bleibenden Nieren der Säugetiere besitzen, so lange sie auf der 
Wanderschaft vom Becken zu ihrem definitiven Lagerplatze sind, keine 
Arterienzweige. Da die Nieren sich in diesem Stadium erheblich ent- 
wickeln, war bisher diese Gefässlosigkeit rätselhaft, Der Verf. konnte jetzt 
nachweisen, dass auch in dieser Periode Gefässe in der Niere existieren, 
welche aber aller Wahrscheinlichkeit nach dem Pfortaderkreislauf an- 
gehören. 

Ein Nierenpfortadersystem haben Fische und Amphibien zeitlebens. 
Bei der Urniere von Reptilien und Vögeln tritt in der Embryonalzeit ein 
Pfortadersystem auf, für eine Periode in der Nachnierenentwickelung von 
Reptilienembryonen ist es nachgewiesen. W. Berg, Strassburg. 


361. Polieard, A. und Garnier, M. — „Des lésions rénales proroqurrs 
par l'injection sous-cutanée de doses mussires de Phloricine.“ Soc. biol., 
Bd. 62, p. 834. 17. Mai 1907. 

Die subkutane Injektion grosser Phlorizindosen bewirkt auf eircum- 
skripte Herde verteilte Läsionen der Nieren. Diese Läsionen erstrecken 
sich nur auf den Bürstenbesatz der Tubuli contorti und bestehen in einer 
charakteristischen glasigen Degeneration. Ma. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 

262. Nusbaum, J., Lemberg, — „Zur Histologie der tütigen Gasdrüse 
und des Ovals bei den Teleostiern.* Anat. Anz., 1907, Bd. 31, H. 6. 

Polemisch gegen A. Jäger (Anat. Anz., Bd. 30, 20—22). 

W. Berg, Strassburg. 

263. Paulesco, N. G. (Lab. de physiol., Bukarest). — „Sur la physiologie 
de l'hypophyse du cerveau. L'hypophysektomie et ses effets.“ Journ. 
de physiol. et pathol. gen., 1907, Bd. IX, H. 3. 

Verf. hat eine grosse Zahl von Versuchen an Fischen, Reptilien, 
Vögeln und Säugern gemacht. Seine Resultate sind die folgenden: 

Die totale Exstirpation der Hypophyse führt baldigen Tod herbei, beim 
Hund im Durchschnitt nach 24 Stunden. Wenn das Tier noch längere 
Zeit lebt oder überhaupt am Leben bleibt, sind epitheliale Teile der Drüse 
zurückgeblieben. Es treten nach der Exstirpation keine charakteristischen 


I: pr = 


Symptome auf. Entfernung eines Teiles der Rindensubstanz des epithe- 
lialen Lappens erzeugt keine Störung, die des ganzen Lappens hat die 
gleiche Wirkung wie die völlige Entfernung der Hypophysis. Entfernung 
des nervösen Lappens macht keine Störung. Die Öffnung des dritten 
Ventrikels wirkt nicht tötlich, ebensowenig Verletzungen an der Gehirn- 
basis in der Nähe des Infundibulum. Es erfolgen dagegen Convulsionen, 
einseitige spastische und paretische Erscheinungen. Trennung der Hypo- 
physe von der Gehirnbasis hat denselben Effekt wie totale Hypophysektomie. 
Der wesentlichste Teil der Hypophyse ist die Rindenschicht des epithelialen 
Lappens. Pincussohn. 


264. Alquier, L. (Lab. Prof. Raymond, Salpêtrière). — „Sur les modifi- 
cations de l'hypophyse après l'exstirpation de la thyroide ou des sur- 
rénales chez le chien.“ Journ. d. physiol. et pathol. gén., 1907, Bd. IX, 
H. 3. 

Die Exstirpation der Nebennieren erzeugt nur eine geringe Mehr- 
funktion der Hypophyse. Einseitige Thyreoidektomie bewirkt Volum- 
vergrösserung der Hypophyse und Zeichen von vermehrter Funktion und 
zwar Überproduktion von Kolloidsubstanz und bläschenförmigem Kern, jedoch 
ohne deutliche Karyokinese. Diese Erscheinungen scheinen sich schon in 
den ersten Tagen einzustellen. Pincussohn. 


265. Doyon (Lab. physiol. d. 1. Fac. méd. d. Lyon). — „Les parathyroides 
de la tortue.“ Journ. d. physiol. et pathol. gen., Bd. IX, H. 3, Mai 
1907. 

Die afrikanische Schildkröte hat zwei Nebenschilddrüsen, eine auf 
jeder Seite, ziemlich weit von der Thyreoidea gelegen, nahe und unter der 
Thymus in der Krümmung des Aortenbogens. Sie sind rundlich, gelblich 
gefärbt und sehr klein (ca. 1 mm Durchmesser bei einer Schalenlänge von 
15 cm). Sie bestehen histologisch aus Zellsträngen von Zellen mit fein- 
gekörntem Protoplasma und ovalem Kern. Zwischen den Strängen finden 
sich zahlreiche Blutkapillaren. Im Gegensatz zur Schilddrüse enthalten die 
Gland. parathyroid. kein oder sehr wenig Jod. Zerstörung beider Neben- 
schilddrüsen bewirkt Paralvse und Tod. Zerstörung nur einer ist ohne 
Folge. Pincussohn. 


266. MeClendon, J. F. (Biol. Lab., Randolph-Macon Coll). — „The sper- 
matogenesis of pandurus sinatus say.“ Biol. Bull., Bd. XII, p. 114 
bis 119, August 1907. B.-0. 


267. Doncaster, L. — „Spermatogenesis of the Honey. Bre (Apis melli- 
fera).* Anat. Anz., 1907, Bd. 31, H, 6. 

Berichtigung der Mitteilung in Bd. 29, p. 490. 

. W. Berg, Strassburg. 
268. de Bonis, V. — „Uber die Sehretionserscheinungen in den Drüsen- 
zellen der Prostata.“ Arch. f. Anat. (u. Phys.), 1907, p. 1—17. 

Die Sekretion in der Prostata des Hundes ist eine zweifache: Flüssig- 
keitssekretion und Sekretion in Gestalt von Granulis und Plasmosomen. 
Diese letzteren werden im Kerne gebildet und treten dann in das Cyto- 
plasma über, Ist die Zelle mit Granulis gefüllt, so treten dieselben ins 
Lrüsenlumen über. Das soll besonders während des Coitus stattfinden. 

Hodenentfernung führt zur Atrophie der Prostata: die Ursache hiervon 
liegt aber nicht im Wegfalle einer inneren Sekretion der Hoden. 





zen. BT 


Der Hodenextrakt übt keinen Einfluss auf die Prostatasekretion aus, 
während der Prostataextrakt die Hodenzellen zur Granulabildung veranlasst. 

Der histologische Bau der Prostata erfährt während des Lebens 
mäncherlei Änderungen, die näher geschildert werden. Zu beachten ist, 
dass auch in der altersatrophischen Prostata eine geringgradige Sekretion 
statthat. A. Fischel. 


269. Elliott, J. R. — „The innervation of the bladder and urethra.“ 
Journ. of Physiol., vol. 35, p. 367. 

The nerve supply of the bladder has been studied exhaustively in 
the following animals, — cat, dog, rabbit, ferret, macaque monkey, mon- 
goose, civet cat, pig, goat and man. As is well known nervous impulses 
can reach the bladder either through the lumbar spinal roots in the hypo- 
gastries, or through the sacrals in the pelvic visceral nerves, but there is 
still difference of opinion as to the part played by inhibition in the act of 
micturition, and as to the path followed by inhibitory impulses. Most pre- 
vious workers have confined there observations to one species of animal, 
but the author finds that the physiological, as well as the anatomical in- 
nervation of the bladder, differs from one animal to another. 

In all mammals the pelvic visceral or sacral nerves cause the whole 
bladder to contract; in the cat and rabbit, and probably in others, they 
also inhibit the sphincter. Hence the pelvic viscera! nerves (nervi erigentes) 
are the nerves of micturition. In the cat the hypogastric nerves constrict 
(but do not shorten) all the urethra and relax the bladder. They are the 
nerves which facilitate the retention of urine. Inhibition by the hypo- 
gastrics is seen to a less degree in the monkey and apparently in the pig; 
but there is no good proof of its occurrence in man. 

The cat's bladder is both by its anatomy and its innervation pecu- 
liarly adapted for the storage of large quantities of urine. The presence 
of inhibitor fibres is a chief part of this specialisation. In the dog the 
hypogastrics control only a very small area at the base of the bladder 
close to the sphincter, and similarly in the rabbit, female goat and mon- 
goose, but in the ferret conspicuously, and to a less extent in the male 
goat, the contraction evoked by the hypogastries ìncludes the whole bladder. 
These are only a few of the more important points which have been made 
out by the author. For a complete understanding of the subject the paper 
itself should be consulted. Sutherland Simpson. 


Bewegungsliehre u. a. 


#10. Merrington, C. S. — „On reciprocal innervution of antagonistic 
muscles, Tenth note.“ Proc. Roy. Soc. Lond., Series B, 1007, Bd. 79, 
pP. 337. | 

Verf. gibt verschiedene nachträgliche Beispiele von der abwechselnd 
antagonistischen Tätigkeit entgegengesetzter Muskeln, z. B. tibialis ant. und 
gastroknemius und verschiedener anderer Gruppen von Bein- und Schenkel- 
muskeln, In einzelnen Fällen veranlasst Reizung der zuführenden Nerven- 
fbrillen, die von einem Muskel ausgehen, eine reflektorische Kontraktion in 
diesem Muskel und seinen Synergisten, gleichzeitig eine reflektorische Er- 
schlaffung der Antagonisten. Hierfür führt er verschiedene Beispiele an. 

Ferner gibt es unter den Nerven, die von den Extremitätenmuskeln aus- 

gehen, 2 Gruppen. Reizung der einen führt zu einem Reflex, welcher eine 


— 88 — 


Kontraktion der Muskeln veranlasst, von denen der zuführende Nerv selbst 
entspringt, und eine Erschlaffung der Antagonisten, während von der 
anderen Gruppe ein Reflex ausgelöst wird, der zu einer Erschlaffung der 
Muskeln führt, von denen der Nerv selbst entspringt und gleichzeitig zu 
einer Kontraktion der antagonistischen Muskeln. Verf. findet, dass hingegen 
bei einzelnen Reflexen, z. B. dem Kratz- und Ohrenreflex, das Reflex auf- 
nehmende Feld einzig und allein in der Haut gelegen ist, beim Beugereflex 
des Gliedes ist das Reflex aufnehmende Feld sowohl oberflächlich wie tief, 
d. h. der Reflex kann ausgelöst werden durch Reizung der Hautoberfläche 
bzw. der Nerven, die von ihr ausgehen, aber auch durch Reizung der 
Nerven, die von Muskeln und ihren Organen, Sehnen, Bändern usw. erfolgt: 
dies wären die tiefen Reflex aufnehmenden Felder des Körpers. 

Viele andere Beispiele werden angeführt, die man in der Original- 
arbeit nachlesen muss. Sutherland Simpson (J.). 


271. Athanasiu, J., Bukarest. — „Recherches expérimentales sur Vinter- 
vention des nerfs et des muscles antagonistes dans la production des 
mouvements du pied.“ Soc. biol., Bd. 62, No. 27, Aug. 1907. 

Im Gegensatz zu den Behauptungen von Noica zeigen Verff. durch 
eine Anzahl von Kurven vom Frosch, Ratte, Hund und Katze, dass keine 
Schwächung der durch den N. tibialis innervierten Muskeln eintritt, wenn 
man den N. peroneus durchschneidet. Pincussohn. 


272. Öhrwall, Hjalmar (Physiol. Inst., Upsala). „Über den Einfluss 
der Müdigkeit auf den Übungswert ‘der Arbeit.“ “. Skand. Arch. f. Physiol., 
Bd. XIX, H. 4/5, Aug. 1907. . 

Um den Einfluss der Müdigkeit auf den Übungswert der Arbeit fest- 
zustellen, machte Verf. !an 32 medizinischen Studenten im ganzen 28480 
einfache Versuche nach der Blixschen Methode zur Bestimmung des Muskel- 
sinnes. Es zeigte sich, dass. wenn man bei der Übung danach strebt, ein so 
gutes Übungsresultat wie möglich zu erreichen, man bei den einzelnen 
Übungsgelegenheiten die Übung nicht über den Punkt hinausdehnen darf, 
wo die Müdigkeit aufzutreten beginnt. Die Müdigkeitsarbeit ist nämlich 
nicht nur hinsichtlich ihres Übungswertes minderwertig, sondern sogar 
schädlich. Wenn man die Übung fortsetzt, nachdem die Müdigkeit sich 
eingestellt, so setzt man sich der Gefahr aus, dadurch die Fertigkeit zu 
vermindern, die man bereits erlangt hat. 

S. Schmidt-Nielsen, Christiana. 

273. Lehmann, Alfr. und Pedersen, R. H. — „Vejret og vort Arbejde.“ 
(Wetter und Arbeit.) Schrift d. kgl. dänisch. wiss. Gesellsch , Reihe 7, 
naturwiss.-math. Abt. IV, 2. 

Aus mehrjährigen weitläufigen Messungen wird das Gesetz abgeleitet, 
dass die Grösse von körperlicher und psychischer Arbeit. von Tag zu Tag 
variiert, und dass diese Schwingungen, was die Muskelkraft und wahr- 
scheinlich das Gedächtnis anbelangt, von der Lichtstärke und dem Luft- 
druck (direkt), sowie von der Temperatur (umgekehrt) abhängig sind, 
während die Additionsschnelligkeit mit Sicherheit nur von der Temperatur 
(umgekehrt) abhängig gefunden ist. Uber Abweichungen von diesem Ge- 
setz und über zahlreiche Einzelheiten siehe Original. 

Hasselbalch, Kopenhagen. 

274. Rivers. W. H. R. and Weber, H. N. — „The uction of caffeine on 
the capacity for muscular work.“ Journ. of Physiol., 1907, Rd. 36, 
pt. I, p. 33. 


— 89 — 


The authors have experimented on themselves, using an improveđ 
form of Mossos ergograph. Each experiment was prolonged over a 
number of days on some of which a dose of caffeine (0,3 gram of the 
citrate) was taken, and on others a dose of an inert control mixture, in- 
distinguishable by taste from caffeine; this was to do away with the pos- 
sitility of any psychical effect, the subject not knowing which was caffeine 
and which control, 

They found in both their cases that caffeine did produce an increase 
in the capacity for muscular work, buth the amount of this increase was 
sery different being in one case only very slight, in the other case quite 
distinet. In the one individual the action though somewhat more pro- 
nounced at the beginning continues to the end of the experiment; in the 
other the increase is only present at the beginning and is succeeded by & 
decided fall below the normal towards the end of the experiment. The 
effects on the height and on the number of the contractions also differed 
considerably in the two cases, in the one case the former being pre- 
dominantly affected, in the other case the latter. 

They are inclined to conclude that caffeine has a double action; one 
lasting for a considerable time and which may be said to diminish the 
effects of fatigue, the other being of the nature of a transitory stimulus 
followed by a great reaction. Sutherland Simpson. 


Tierische Wärme. 
pe 


255. Reichenbach, Hans und Heymann, Bruno (Hyg. Inst. d. Univ., Breslau). 
— „Untersuchung über die Wirkungen klimatischer Faktoren auf den 
Menschen.“ Zeitschr. f. Hyg., Bd. 57, p. 1—50, Juli 1907. 

l Mitt.: „Beziehungen zwischen Haut- und Lufttemperatur.“ 

Die Wirkung der Lufttemperatur auf die Hauttemperatur ist 

l. eine physikalische, ausgedrückt durch die von Vincent aufge- . 

stellte, von den Verff. experimentell geprüfte Formel 

yo . Er 1 
K K 
wobei H = Hauttemperatur, B = körpertemperatur (in der Vincent- 
schen Formel als 37,6 eingesetzt), I = Lufttemperatur, K = Kon- 
stante aus Wärmeleitungsvermögen, Schichtdicke, Wärmestrahlungs- 
vermögen usw. In der Tat ergaben Messungen gegen die be- 
rechnete Hauttemperatur Distanzen von höchstens 0,5° innerhalb 
eines Lufttemperaturintervalls von 7.1—28,8° (die beste Überein- 
stimmung zwischen 15 und 25°. Dabei muss sorgfältig darauf 

Bedacht genommen werden, 

2, physiologische, die Hauttemperatur beeinflussende Momente 
auszuschliessen. Als solche kommen in Betracht: 

a) Arbeit, Ernährung, Fettbestand, Kleidung (Rubner). 

b) Durch den klimatischen Einfluss selbst hervorgerufene physivlo- 
gische Vorgänge (Schweissbildung, veränderter Füllungszustand 
der Hautgefässe). Treten diese Momente mit in Wirksamkeit, 
so erhielten die Verff. trotzdem nur Distanzen von 1—2° gegen 
den theoretischen Wert der Hauttemperatur. 

Die Versuche wurden grösstenteils mit einem — gegen das schon 
von Kunkel und Rubner benutzten etwas modifizierten — Thermoelement 
ausgeführt. Pür Messungen im Freien kam ein Thermometer zur An- 
Wendung, dessen Quecksilbergefäss zu einer flachen Spirale von etwa 3 cm 


a L, 





— 90 — 


Durchmesser geformt ist. Für den Gebrauch wird es etwas höher als die 
erwartete Temperatur erwärmt. Auf der Haut kühlt es sich dann im ersten 
Moment ab, gleich darauf steigt es wieder etwas. Der Umkehrpunkt kommt 
in Anrechnung. 

I. Mitt.: „Beeinflussung der Körperwärme durch Arbeit und Be- 
schränkung der Wärmeabgabe.“ 

Die Beobachtungen erstrecken sich auf Bau- und Strassenarbeiter, 
sowie auf Grubenarbeiter. Schwere Arbeit in kühler Jahreszeit erhebt die 
Körpertemperatur um etwas (0,6°); auch in schwülster Sommerhitze bleibt 
sie gewöhnlich unter 37,2. Warme Luft (im Mittel) 21,8°, deren Feuchtig- 
keitsgehalt gegen 90°/, beträgt, deren Bewegung kaum fühlbar, nicht mehr 
messbar ist, erhöht die Körpertemperatur auf 37,37 im Mittel aus 18 Be- 
stimmungen. Ist dagegen die gleiche Luft sehr bewegt, so entfaltet sie 
ihre Wirksamkeit. Bei einer Lufttemperatur von 20,8° beträgt im Mittel 
die Körpertemperatur 36,8, dagegen entspricht einer Lufttemperatur von 
29,0° eine Körpertemperatur von nur 37,6°. K. Thomas. 


276. Nobécourt, P. (L'hospice des enfants-assistés). — „Sur la température 
des nourrissons.“ Revue mensuelle des maladies de l'enfance, Bd. 25, 
p. 341, Aug. 1907. 

Der gesunde Säugling weist eine fast gerade Temperaturkurve aut; 
die Schwankungen betragen höchstens '/,,—?/,, Grad, es besteht also bei- 
nahe eine „Monothermie“. Die Einförmigkeit der Temperatur wird nicht 
durch die Nahrungsaufnahme unterbrochen. Vielleicht ist ihre Ursache der 
Mangel an Bewegung. Störungen jedweder Natur bringen mehr oder minder 
starke Temperaturschwankungen hervor. 

Ludwig F. Meyer, Berlin. 

277. Eyre, J. W. H. und Kennedy, J. C. — „The temperature of the 
normal monkey.“ Journ. of physiol.. 1907, Bd. 35, No. 5/6; Proc. 
phys. Soc., 1907, p. XXX. 

Es ist dies ein Verzeichnis der Morgen- und Abendtemperaturen von 
40 gesunden aus Malta stammenden Affen (macacus rhesus), das sich über 
einen Zeitraum von 2 Monaten erstreckt. Die Durchschnittswerte sind fast 
dieselben, wie sie Simpson und Galbraith an 37 Affen 1903 in Edinburgh 
erhielten. Nach 2947 Messungen fixieren sie die Morgentemperatur (7 bis 
8 Uhr vormittags) auf 38,22 ° C., die Abendtemperatur (5 bis 6 Uhr nach- 
mittags) auf 38,62° C., berechnen also die mittlere Temperatur auf 
38.420 C. Sutherland Simpson (J.). 


Centralnervensystem. 


278. Langley, J. N. — „Note on a reflex in the dog.“ Journ. of physiol., 
1907, Bd. 35, No. 5/6: Proc. phys. Soc., 1907, p. L. 

Bei unter Chloroform und Morphium enthirnten Hunden hat der Verf. 
in 2 Fällen einen bisher unbeschriebenen Reflex beobachtet. Bei leichter 
Berührung der Innenseite des Ohres oder, wenn man leicht Luft in das- 
selbe bläst, wird eine Vorwärtsstreckung des entgegengesetzten Vorder- 
beines bewirkt. Stärkere Reize derselben Art rufen bei Summation Streckung 
des Vorderbeines derselben Seite und Beugung des Nackens hervor. 

Sutherland Simpson (J.). 
279. Jappelli, G. (Physiol. Inst., Neapel). — ,Sincronizzazioni dei riflessi 
vasomotori per eccitamenti ritmici dei nervi centripeti.“ (Synchroni- 
sierung der vasomotorischen Reflexe durch rhythmische Reize der zentri- 
petalen Nerven.) Arch. Fisiol., 1907, Bd. IV, H. 3. 


sa O 


In der ersten Gruppe seiner Untersuchungen beweist Verf. am nor- 
malen Hunde, dass die rhythmischen Reize des Nervus ischiadicus mit 
Induktionsschlägen eine Synchronisierung sowohl der Atmungsbewegungen 
als auch der Il. Kurve des arteriellen Druckes bewirken: bis zu 80 Reizen 
pro Minute ist die Synchronisierung deutlich, lässt sich aber in den poly- 
pnoischen Rhythmen nicht mehr erkennen. 


An Hunden, bei welchen man die Durchschneidung des Markes unterhalb 
des Bulbus und auch jene des Vagus vollzogen hat, verursachen die rhyth- 
mischen Induktionsschläge auf den Nervus ischiadicus bei Beginn derErstickung 
(Aufhören der künstlichen Atmung) gänzlich synchronisierte spinale vaso- 
motorische Reflexe, speziell wenn der Rhythmus des Reizes dem normalen 
Atmungsrhythmus gleichkommt. In so operierten und überdies kurari- 
sierten Tieren fehlt infolge von Induktionsschlägen auf den Nervus Ischia- 
dieus der spinale vasomotorische Reflex gänzlich, dieser erscheint hingegen 
nach tetanisierenden Reizen von ungefähr der Dauer einer normalen Ein- 
atmung, was durch einen besonderen Unterbrecher, vom Verf. „pneumo- 
interruttore automatico“ genannt, erzielt wurde. 


Auch die Traube-Heringschen Kurven sind einer Synechronisierung 
empfänglich sowohl beim Tiere mit geöffnetem Brustkorb (mit einfachen 
Induktionsschlägen) als beim kurarisierten Tiere (nur mit tetanisierenden 
Reizen), 

Verf. hat weiterhin die Rolle der Ganglien des Sympathikus bei der 
Synehronisierung der Kurve des arteriellen Druckes veranschaulicht, indem 
er deren Veränderung infolge des rhythmischen Reizes der prägangliären 
und postgangliären Fasern des ersten zervikalen Ganglions studierte. Verf. 
konnte beweisen, dass ein auf die ersteren einwirkender tetanisierender 
Reiz (auch beim vollständig kurarisierten Tiere) synchronisierte Druck- 
wellen bewirkt, während ein Reiz auf die letzteren keinerlei Wellen er- 
zeugt. Daraus geht hervor, dass die Ganglien die Impulse zentralen Ur- 
Sprungs beeinflussen, indem sie sie auf die Muskulatur der Gefässe ab- 
stimmen, so dass die Muskulatur den Reiz nicht mit einer andauernden 
tonischen Kontraktion, sondern mit kurzen rhythmischen Kontraktionen er- 
widert. 

An der Hand seiner Untersuchungen kommt Verf. zur Schluss- 
[olgerung, dass sowohl die Tätigkeit des vasomotorischen bulbären Zentrums 
als jene des vasomotorischen spinalen Zentrums sich mit rhythmischen 
Reizen der zentripetalen Nerven zu synchronisieren trachtet; dass ferner 
genannte Zentren nicht als automatische, sondern als Reflexzentren zu be- 
trachten sind, deren Tätigkeit durch äussere Reize bestimmt wird. Diese 
rhythmisch tetanisierenden Reize haben in der Norm ihren Ausgangspunkt 
in den quergestreiften Muskeln, vor allem in jenen, welche eine rhythmische 
Kontraktion besitzen, d. h. in den Atmungsmuskeln. 

Autorefcrat (Ascoli), 


380. Fleig, C. und Gaujoux, E. (Fac. d. méd. d. Montpellier). — „Anufyse 
Physio-pathologique d'un trouble central du reflexe de déglutition.“ 
Journ. de physiol. et pathol. gén., Bd. IX, H. 3, Mai 1907. 

Störung des Schluckaktes bei einem 2'/ jährigen Kinde. Das Kind, 
das nur einige Flüssigkeiten annimmt, wirft hierbei den Kopf nach hinten 
über, schliesst den Mund unvollkommen und macht im Munde mit der 
Zunge Bewegungen wie ein leckender Hund. Das Herunterbefürdern der 
Flüssigkeit geschieht unter bisweilen lange anhaltender und sich zur 


— 9 — 


Cyanose steigernder Apnoe. Verff. geben genaue Analyse des Falles, der 
auf eine verminderte Erregbarkeit des Schluckzentrums zurückzuführen ist. 
Pincussohn. 

281. Schäfer, E. A. und Bruce, A. N. — „The cerebellar tracts of the 
spinal cord.“ Proc. phys. Soc., 1907, p. XLIX; Journ. of physiol., 1907. 
Bd. 35, No. 5/6. 

Die Verff. haben die Gowers’schen Stränge im Brustmark von Affen 
durchschnitten und die Degeneration aufwärts verfolgt. Sie finden, dass 
beim Aufsteigen sehr viel Fasern in dem Flechsigschen Strange ausstrahlen 
und sich mit deren Fasern mischen. Dies bleibt so im ganzen oberen 
Teil des Rückenmarks und in der Medulla oblongata, so dass viele von den 
Fasern, die ursprünglich dem Gowerschen Bündel angehörten, in den Wurm 
des Kleinhirns beim Corpus restiforme neben den Fasern der Flechsigschen 
Stränge eintreten. Die Verff. glauben, dass diese beiden Kleinhirnbahnen 
(ventral und dorsal) wahrscheinlich zu demselben System gehören, da sie 
mehr oder weniger gemeinsamen Verlauf und Bestimmung haben. 

Sutherland Simpson (J.). 

282. Verger, H. et Soulé. — , Persistance de la sensibilité dolorifique des 
deux côtés après hémisection de la moelle chez le chat.“ Soc. biol., 
Bd. 62, No. 25, Juli 1907. 

Nach rechtsseitiger Durchschneidung des Lendenmarkes bei der Katze 
konnten Verff. zwar Monoplegie der rechten Hinterpfote, jedoch keine ver- 
schiedene Schmerzempfindlichkeit auf beiden Seiten feststellen. Es gibt keine 
gekreuzte Analgesie. Pincussohn. 


283. Jolly, W. A. und Simpson, Sutherland. — „Functions of the rolandic 
cortex in monkeys.“ Proc. Roy. Soc. Edin., 1907, Bd. 27, p. 64. 

Bei Gebrauch der unipolaren elektrischen Reizungsmethode mit Vor- 
sichtsmassregeln, um eine Ausstrahlung des Stromes zu verhindern, haben 
die Verff. die motorischen Centren des Macacus begrenzt und haben ge- 
funden, dass sie ziemlich genau denen des Schimpansen und der anderen 
anthropoiden Affen enisprechen, wie dies Sherrington gefunden hat. Sie 
liegen sämtlich vor der Fissura Rolandii und umfassen praktisch die ganze 
Breite der aufsteigenden Frontalwindung an der lateralen Seite der cerebralen 
Hemisphäre, von wo sie sich ausdehnen über den Rand bis zur marginalen 
Windung der medialen Seite. Autoreferat (J.). 


284. Stewart, G. N. und Pike, F. H. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — 
„Resuscitation of the respiratory and other bulbar nervous mechanisıns 
with special reference to the question of their automaticity.“ Am. 
Journ. of Physiol, Bd. XIX, p. 328—359, August 1907. 

Das Atmungszentrum fängt seine Tätigkeit während der Wieder- 
belebung schon an, wenn sensorische Erregungen noch unwirksam ver- 
bleiben. Das Gefässzentrum kann weit früher beeinflusst werden; während 
das Hemmungszentrum für das Herz sensorisch vor der Wiedererlangung 
seines Tonus erregt werden kann. Das Atmungszentrum ist am wenigsten 
von peripheren Reizungen abhängig und ist somit weit mehr automatisch 
als die anderen Zentren. Der Tonus des Gefässzentrums kehrt früher 
wieder als der des Herzzentrums. Die durch periphere Reizung bedingte 
Gefässreaktion zeigt pressorische Eigenschaften. B.-0. 


285. Hill, A. — „Histology of the nucleus trapezoides.“ Proc. phys. Soc., 
1907, p. XLI: Journ. of physiol., 1907, Bd. 35, No. 5/6. 


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Histologie des Nucleus trapezoides. Bei einer besonderen Färbe- 
methode werden die Zellen dieses Kerns und deren Axone blau gefärbt, 
das pericellulare Netzwerk der endigenden Nervenfibrillen intensiv rot. Held 
glaubt, dass Äste dieser Endfibrillen in der Substanz der Zellen eindringen, 
welche sie umspinnen. Verf. findet keine Spur von irgendwelchen intra- 
cellularen Verzweigungen, die bei seiner Präparationsmethode durch die 
kontrastfarbe leicht sichtbar sein müssten. Sutherland Simpson (J.). 


Sinnesorgane. 


26. Bielschowsky, M. (Neurobiol. Lab., Berlin), — „Über sensible Nerven- 
endigungen in der Haut zweier Insectivoren (Talpa europaea und 
Centetes ecaudatus).*“ Anat. Anz., 1907, Bd. 31, H. 7/8. 

An den nervösen Gebilden der Eimerschen Papillen in der Maulwurfs- 
schnauze konnte Verf. in der Cutis einen starken subepithelialen Plexus 
nachweisen, von dessen Ästen die Nervenfasern senkrecht aufsteigen, 
welche im Epithel enden. In der Cutis sind in Verbindung mit diesem 
Plexus gewöhnlich ein oder mehrere Vater-Pacinische Nervenendkörper 
einfachster Bauart gelegen. Merkelsche Tastzellen finden sich im unteren 
Gebiete des Epithelzapfens, sie werden von Nervenfasern umfasst, wie bei 
Butzenscheiben die Gläser vom Blei. Die Zahl der Nervenfasern in einem 
£imerschen Organ ist viel grösser, als dieser Autor s. Z. annahm: 150000 
Fäserchen, mehr als 5000 Endkolben und eine ungeheure Zahl von Merkel- 
schen Zellen. 

In den Cutis der Schnauzenhaut von Centetes ecaudatus fand Verf. 
eigentümliche Sinneszellen, in Gruppen zusammenliegend, auf deren Ober- 
Näche sich Fibrillen und interfibrilläres Plasma der hinzutretenden Nerven- 
fasern ausbreiten. Die perifibrilläre Substanz verschmilzt mit dem Zell- 
protoplasma, die Nervenfibrillen zeigen an der Zelloberfläche zahlreiche 
Verästelungen, Schlingen und Schleifen. Die Zellen sind keine atypisch 
gelagerte Ganglienzellen. W. Berg, Strassburg. 


287. Michailow, S. (Mil.-Lab. d. Militärakademie, St. Petersburg). — „Ein 
neuer Typus von eingekapselten sensiblen Endepparaten.“ Anat. Anz., 
1907, Bd. 31, H. 4/5. 

Beschreibung zweier Typen von eingekapselten Nervenendkörperchen 
aus dem visceralen Blatte des Pericards vom Pferde. 

Beim ersten Typus dringt in die Bindegewebskapsel eine markhaltige 
NXervenfaser (unter Verlust ihrer Markscheide) ein und tritt mit der „Basal- 
platte“ in Verbindung. von der Nervenendplatten und Keulen sowie 
sphärische Verflechtungen von Nervenfüden ausgehen. Im zweiten Fall 
sind es zwei Nervenfasern. die in die Kapsel eindringen und sich hier in 
einer hypothetischen Weise verzweigen. W. Berg. Strassburg. 


288. Winkler, Ferd., Wien. -— „Die lokale Herabsetzung des Schmerz- 
sinnes durch den elektrischen Strom.“ Monath. f. prakt. Dermatol., 
1907, Bd. 45, No. 6. 

Beim Studium des von Stefan Leduc in die Elektrologie eingeführten 
intermittierenden Gleichstromes von niedriger Spannung fand Vert., dass 
er lokal eine Verminderung der Empfindungsqualitäten herbeiführt. Die 
zwischen den Elektroden auftretende Hvpästhesie der Haut kann zur Herab- 


z g 


setzung der Hautempfindlichkeit bei elektrolytischer Epilation praktisch ver- 
wendet werden. Fritz Lesser. 


289. Kolmer, W. (Physiol. Inst. d. Hochsch. f. Bodenkultur, Wien). — 
„Zur Kenntnis der Riechepithelien.“ Anat. Anz., 1907, Bd. 30, No. 21. 
Mit der Silbermethode Cajals lassen sich bei kleineren Fischen bei 
einzelnen Riechzellen die Fäserchen der Riechnerven und der weitere Ver- 
lauf der Neurofibrillen in den Sinneselementen darstellen. 

Unter dem Epithel bilden die Nervenfasern eines Plexus. Die ein- 
zelnen Fasern treten am unteren bauchigen Teil der Zellen ein, umziehen 
den Kern mit einem Geflecht weiter Maschen, zwischen denen ein grosser 
dicker Ring, eine Schleife usw. eingeschaltet sein kann. Im oberen Teil 
der Zelle sind die Maschen feiner. 

Wirkliche Anastomosenbildung ist nicht mit voller Klarheit fest- 
zustellen. 

Das Maschenwerk zeigt sehr verschiedene Formen. 

W. Berg, Strassburg. 
290. Wittmaack, Greifswald. — „Über Schädigung des Gehörs durch 
Schalleinwirkung. Eine experimentelle Studie.“ Zeitschr. f. Ohren- 
heilkunde, 1907, Bd. 54, p. 37. Mit 25 Tafelfig. 

Im Anschluss an seine früheren Arbeiten über experimentelle degene- 
rative Neuritis des Hörnerven untersuchte Verf. an 90 Meerschweinchen 
mikroskopisch den Einfluss intensiver oder kontinaierlicher Schallein- 
wirkungen auf das Gehörorgan. Wenn er den Schall einer lauten 
elektrischen Klingel 5—60 Tage lang Tag und Nacht allein durch Luft- 
leitung zuführte, fanden sich sämtliche Gebilde des mittleren und inneren 
Ohrs normal. Wurde jedoch der Schall, in Analogie mit den Ursachen der 
professionellen Schwerhörigkeit, ununterbrochen durch Luft- und Knochen- 
leitung zugeführt, indem der Klöppel gegen die Blechplatte unter den 
Füssen der Tiere schlug, kamen die Tiere schnell im Ernährungszustande 
berunter, starben zum Teil nach 14 Tagen und zeigten Degeneration der 
Nervenzellen des Ganglion cochleare und der Fasern des Ramus cochlearis, wie 
auch beginnenen Zerfall des Cortischen Organes. Wurde durch Beschränkung 
der Schalleinwirkung auf die Nachtzeit die Störung im Allgemeinbefinden ver- 
mieden, zeigten sich nach Tötung am 3. bis 250. Tage der Behandlung 
die gleichen Veränderungen im inneren Ohre, während das Mittelohr normal 
blieb. Dieselben degenerativen Prozesse in den Nervenzellen, Nervenfasern 
und Sinneszellen, gefolgt von Rückbildungen im Stützapparat des Cortischen 
Organs, traten auf bei Tieren, welche im Verlauf von 3—200 Tagen 
wiederholt dem intensiven Schall einer Pfeife mit hohem, schrillem Tone 
ausgesetzt wurden, und liessen sich bis zum Verschwinden des Cortischen 
Organes steigern. 

Nach nur einmaliger kurzer Schalleinwirkung durch dieselbe Pfeife 
zeigten sich gleichartige Erscheinungen im inneren Ohre, wenn auch 
wesentlich leichtere Veränderungen, bei Tieren, die unmittelbar oder erst 
12 Stunden bis 2b Tage nachher getötet wurden. Ebenso nach dem Knall 
einer Jagdbüchse. Die ausgezeichneten, der Arbeit beigefügten, mikro- 
skopischen Abbildungen veranschaulichen die graduell verschiedenen 
Degenerationserscheinungen im inneren Ohr. Uber die Mikrotechnik muss 
das Original eingesehen werden. 

Bemerkenswert für den Physiologen ist das völlige Intaktbleiben wie 
des Mittelrohrs so auch des Vestibularnerven, seines Ganglion und der 


an 50, 


=., vonihm innervierten Sinnesapparate, Maculae und Cristae acusticae, was 
"entschieden für eine andersartige Funktion dieses Apparates spricht und da- 


gegen, dass ihm für die Schallperzeption ein wesentlicher Einfluss zu- 
kommt. 

Auffallend ist ferner, dass die durch Knochenleitung übertragenen 
Schallwellen eine so viel stärkere Schädigung bewirken. 


Durch die experimentelle Methode des Verf. wird es ermöglicht, An- 
haltspunkte für die Beurteilung der Helmholtzschen Theorie zu gewinnen. 
Verf. fand nämlich, dass je nach der Art der gewählien Schalleinwirkung 
verschiedene Bezirke in der Schnecke beeinflusst wurden; besonders bei 
den mit mehrmaligem Pfiff aus derselben hohen Pfeife behandelten Tieren 
war immer derselbe ganz bestimmte Bezirk der Skala, der dem Übergang 
der untersten in die zweitunterste Windung entsprach, bei weitem am 
intensivsten befallen, während sonst meist die mittleren, zuweilen auch die 
oberen Windungen stärker befallen waren, wie besonders bei den mit 
einmaligem Knall behandelten Meerschweinchen. 

Mangold, Greifswald. 


291. Geigel, Würzburg. — „Die Bedeutung der Ohrmuschel für das 
Hören.“ Münch. Med. Woch., Bd. 54, p. 1478, Juli 1907. 


Die Ohrmuschel sammelt nicht nur die Schallwellen und leitet sie 
wie in einen Trichter durch Reflexion in den Gehörgang hinein, sondern 
ihre Hauptaufgabe besteht nach Verf. darin, dass die Knorpel der Ohr- 
muschel selbst die Schallwellen aufnehmen, ins Schwingen geraten und 
diese Schwingungen ohne Übergang in Luft durch lauter feste Teile dem 
Trommelfell übermitteln. W. Wolff. 


292. Ehrlich, H. (II. anat. Inst., Wien). — „Zur u der Baletaubheit 
bei Tetrao urogallus.“ Anat. Anz., 1907, Bd. 31, H. 7/8. 


Verf. findet, dass der Ohrfortsatz des Unterkiefers nicht geeignet ist, 
einen Verschluss des Gehörganges beim Öffnen des Schnabels herbei- 
zuführen. Die sogenannte Schwellfalte (Wurm und von Graff) enthält 
Talgdrüsen und ihre Blutgefässe haben keinen cavernösen Charakter, 
sondern gehören zu den Drüsen. Die Wirkung von pneumatischen Räumen 
auf den Gehörgang ist auch nicht anzunehmen, so dass als Ursache der 
Balztaubheit des Auerhahnes nur psychische Momente übrig bleiben. 

W. Berg, Strassburg. 


293. Hartert, Wilhelm. — „Das Dioptometer. Ein neuer Apparat zur 
subjektiven und objektiven Refraktionsbestimmung.“ Diss. Göttingen, 
1906, 21 p. Fritz Loeb, München, 


#94. Levinsohn, Georg, Berlin. — „Angeborene Oculomotoriuslähmung 
mit kontinuierlichem Pupillenwechsel.* Zeitschr. f. Augenheilk., Bd. XVII, 
H. 4, April 1907. 

Bei einem 6 Jahre alten Mädchen besteht eine fast totale Lähmung 
des rechten N. oculomotorius; der Durchmesser der rechten Pupille wechselt 
kontinuierlich unbeeinflusst durch Licht oder Konvergenz. Das Maximum 
der Mydriasis beträgt ca. 9 mm, das der Miosis 2,5—3 mm, beide Phasen 
dauern 10-20 Sekunden, jene entwickelt sich binnen 10, diese schnell in 
i—-5 Sekunden. Abduktion beschleunigt den Eintritt der Mydriasis, 
Adduktion den der Miosis, ebenso wie Kontraktion des M. orbicularis; Kon- 
vergenz verlängert die Dauer der Miosis, die auch zu leichtem Spasmus 


— 96 — 
der Akkomodation führt. Sehr wahrscheinlich liegt der Erscheinung eine 
Kernaffektion zugrunde. Kurt Steindorff. 
295. Blanluet und Cason. — „Albducenslähmung nach Rückenmerks- 


anästhesie.* Soc. d’Opht. de Paris, 4. Dez. 1906; vgl. Klin. Monatsbl, 
f. Aughkde., Febr. 1907. 
Vier Tage nach einer unter Rachistovainisation vorgenommenen 


Hämorrhoidaloperation trat Lähmung des rechten N. abd. ein. 
Kurt Steindorf. 


296. Ginzburg. — „Zur Pathogenese des Kryptophthalums congenitus.“ 
Berl. ophth. Ges., Mai 1907. 

Von 14 bisher veröffentlichten Fällen beziehen sich 11 auf den 
Menschen, 5 sind bisher anatomisch untersucht worden. In dem Streit der 
Meinungen, ob es sich um eine echte Missbildung oder um das Resultat 
eines Entzündungsprozesses ‘handele, kam Verf. auf Grund der Unter- 
suchung eines von einem 3 Monate alten Kinde gewonnenen Präparates 
zu dem Schluss, dass es sich um eine Missbildung handle. 

Kurt Steindorff. 


297. Ohm, Johannes (Hirschbergs Augenheiïlanst. Berlin}, — ,Æin Bei- 
trag zur Kenntnis der verschiedenen Arten der absoluten Lokalisation 
beim konkomitierenden Schielen.* Graefes Arch., 1907, Bd. 66, H. 1. 


Zusammenstellung der Resultate: 


1. Falsche absolute Lokalisation ist nicht für Augenmuskellähmungen 
pathognomonisch, sondern findet sich auch in ausgesprochenem 
Masse bei gewissen Formen des konkomitierenden Schielens. 

2. Die Lokalisation nach der Breitendimension ist das Produkt aus 
Lateralinnervation und Lage des Bildes auf der Netzhaut. 


Liegt das Bild in einer Fovea centralis, gleichgültig ob im rechten 
oder linken Auge. so wird es beim Normalen und beim Schielenden der 
2. Gruppe (verschiedene Lokalisation bei Rechts- und Linksfixation, d. Ref.) 
— in letzterem Falle bei Beteiligung beider Augen am Sehakt — nur bei 
einer gewissen, bei Schielenden der 1. und 3. Gruppe bei 2 verschiedenen 
Lateralinnervationen „gerade vorne“ lokalisiert. Kurt Steindorff. 


298. Lopez, E, Havana. — „Formile du champs visuel“ Recueil 
Ophthalmologie, Juni 1907. 

Die Formel beruht auf dem Koordinatensystem und drückt die 

Gesichtsfeldgrenzen als Bruch aus, dessen Zähler die obere, dessen Nenner 


die untere Grenze bezeichnet. Kurt Steindorff. 
299. Hilbert, R., Sensburg. — „Über subjektive pathologische Farben- 


empfindungen infolge von Vergiftungen.“ Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., 
Mai;duni 1907. 

Verf. stellt die gesamte Literatur über das in Frage stehende Gebiet 
zusammen und tut eines Mannes Erwähnung, der nach Einnahme von 28 
Phenazetin bei normaler Sehschärfe und normalem Augenhintergrund zwei 
Tage anhaltende Xanthopie bekam. Diese pathologische Farbenempfindung 
ist die häufigste, erst dann folgen Blau-, Violett-, Rot- und Orangesehen, 
während Grünsehen bisher nieht beobachtet worden. 

Kurt Steindorff. 





ee r i 


Biophysikalisches Centralblatt 


.— m 
= D ER es 


Bd. II. Erstes Novemberheft No. 4 


= mm 
































Les spirilles pathogènes. 
Rapport au Congrès d'Hygiène de Berlin 


par le Dr. C. Levaditi de l'Institut Pasteur. 
(Schluss.) 

Malgré le grand intérêt et le caractère suggestif de cette conception 
de la nature protozoaire, des spirilles pathogenes, on ne saurait, en l'état 
actuel de la question, la considérer autrement que comme une simple hypo- 
these attendant encore sa vérification définitive. En effet, il ne me parait 
pas que les divers arguments invoques par les savants de l'école de 
Schaudinn, soient à l'abri de toute critique; jessaverai de le prouver 
dans ce qui suit. 

Je dois rappeler tout d'abord, que Schaudinn lui-meme, dans le 
dernier travail qui est sorti de sa plume“), se montre moins affirmatif 
quavant, au sujet de la nature protozoaire des spirilles, ou du moins est- 
il moins dispose à identifier les formes en spirale découvertes par lui 
chez JHaemamoeba Ziemanni, avecl es vrais spirochetes. Je dirais en- 
suite, que malgré une technique irréprochable et des études systématiques, 
Lettnow#) déclare n'avoir jamais pu déceler chez le Sp. Duttoni des 
details de structure fine pouvant plaider en faveur de l'existence de noyaux, 
de centrosomes, ou de membrane ondulante. Tel est egalement l'avis de 
koch, de Fränkel et l'impression que j'ai pu acquérir au cours de mes 
etudes. Les spirilles pathogenes les plus volumineux, comme par exemple 
le parasite de la Tick-fever, paraissent être constitués par un ectoplasme, 
retfermant un mélange intime d’endoplasme incolore et de chromatine 
difuse, D'ailleurs, Prowazek dit lui-même que pour mettre en évidence 
l'existence de la membrane ondulante, il est nécessaire de soumettre les 
spirilles à l'influence d'agents chimiques qui, à l'exemple de l'acide phénique, 
provoquent des alterations profondes dans la structure des spirilles. Ce 
nest en effet, que lorsque le micro-organisme est retracté, ratatiné que eette 
membrane devient saisissable au microscope. Or, rien ne nous assure pre- 
eisemment que cette prétendue membrane ondulante ne soit qu'un produit 
artificiel résultant de cette dégénérescence provoquée par les réactifs dont 
nous venons de parler. Il est possible que la rétraction du corps spirillaire 
etant plus prononcée que eelle de l'enveloppe ectoplasmique, engendre la 
formation de plis pouvant simuler les ondulations d'une membrane 
ndulatoire. 

Les opinions sont également partages au sujet du mode de segmen- 
taton des spirilles pathogènes. Contrairement à Prowazek., Hoffmann 
et dautres, Koch, Zettnow. Fränkel admettent que ces spirilles se multi- 
plient par segmentation transversale. Moi-même, au cours de mes recherches 
Sur le spirille de la poule et celui de la Tick-fever, j'ai pu m'assurer que 
la seule façon suivant laquelle ces parasites de divisent, est cette seg- 
mentation transversale, qui se traduit par l'étirement du microbe en un 
point donné et par la formation d'un filament minee destiné à se rompre, 
le phénomène observé par Prowazek chez les spirilles vivants, ne me 
semble pas prouver la réalité de la division dans le sens de la longueur. 

Biophysik. Centralbl. Bd. IIT. T 


— 98 — 


Il se peut qu'il ait assisté à la separation de deux spirilles préalablement 
agglutinés et intimement enchevêtrés, simulant une segmentation longi- 
tudinale. 

La façon particulière dont les spirilles pathogènes réagissent à l égard 
de la solanine et du taurocholate de soude, me paraît constituer un fait 
dont il faudra certainement tenir compte lorsqu'on devra ranger défini- 
tivement les spirochètes parmi les protozoaires ou les bactériacées. Toute- 
fois, il y aura lieu de se garder d'en exagérer la portée. En effet, ce qui 
me détermine à formuler certaines réserves à ce sujet, c'est une con- 
statation de Neufeld#) lui-même, à savoir que certaines bactéries, en 
particulier le pneumocoque, se comportent tout à fait comme les protozoaires 
et les spirilles vis-à-vis du taurocholate de soude: ils sont entièrement 
dissous par ce sel. La méthode ne serait donc pas un moyen infaillible per- 
mettant de classer un micro-organisme dans le groupe des protozoaires. ou 
dans celui des bactéries. Si elle semble différencier nettement certains 
schizomicètes type, comme le staphylocoque, le streptocoque. ete., des 
trypanosomes par exemple, on doit se demander si elle ne se trouve en 
defaut quand il s’agit de microbes beaucoup plus délicats, tels le vibrion 
cholérique ou les vibrions des eaux. 

Restent les arguments tirés de la vie endo-cellulaire de spirilles et de 
l'existence d'une ébauche de cycle évolutif chez ces parasites. J'ai été le 
premier à démontrer que le microbe de la syphilis, le Treponema 
pallidum, est capable de pénétrer dans le protoplasma de certains ele- 
ments cellulaires nobles,**) mais je me suis gardé de considérer ce fait 
comme pouvant plaider tant soit peu en faveur de la nature protozoaire 
de ce tréponème. A l'heure actuelle, et quoique l’envahissement des 
cellules épithéliales vivantes par le spirochete de Schaudinn et Hoffmann 
soit hors de doute, et que la pénétration du Spirillum gallinarum dans 
les épithéliums hépatiques de l’embrron de poulet [Levaditi*)] et dans 
l'ovule [Levaditi et Manouélian‘)] soit egalement démontrée, j'hésite à 
considérer ces faits comme des preuves en faveur de la nature protozoaire 
de ces spirilles. L'envahissement des erythrocytes par le spirochete de 
Marchoux et Salimbeni, ne saurait non plus ètre considéré comme 
un argument irréfutable en faveur de cette thèse. Tout d'abord, il s agit 
la d'un fait isolé, car ni Levaditi et Manouelian,“) ni C. Fränkel, 
n'ont pu déceler le Sp. Duttoni dans les globules rouges des rats et des 
souris infectées. Ensuite, cette constatation n'aurait une valeur démon- 
strative réelle, que si l'on réussissait à saisir l'existence de tout un cyele 
évolutif, dont un des stades serait intra-cellulaire. Or, c'est la un point 
qui reste en suspens, malgré les recherches suivies de Prowazek et 
de ses collaborateurs. 

Je ne suis pas convaincu non plus que les formes decrites par Pro- 
wazek comme des stades de repos, le soient réellement. J'ai expose 
autre part, en collaboration avec Manouélian.*”) les arguments qui m'ont 
conduit à considérer l’enroulement des spirilles comme un signe de degene- 
rescence ou dinvolution, précédant la mort de ces parasites. Les voici, 
en quelques mots: j'ai vu ces formes dans le jaune des oeufs non fécondes, 
apres l’inoculation de sang riche en spirilles de Marchoux, je les ui ren- 
contrées également dans le protoplasma des phagocytes mono- et poly- 
nucléaires, ayant englobé in vitro ou dans l'organisme vivant, le Tre- 
ponema pallidum, le Sp. gallinarum, ou le parasite de la Tick-fever. 
Ayant constaté, à côté de ces spirilles entortillés, des micro-organismes 


= 0: as 


moniiformes en train de se transformer en granules, jai conclu que 
l disposition enchevêtrée est un stade dégénératif qui precede la 
complète destruction et la mort de ces micro-organismes. Je doute donc 
que les spirilles disposés en boule soient encore capables de récupérer leur 
forme spirillaire et de se reproduire. Ce qui me le fait croire, c'est que, 
lorsque les cultures de spirilles pathogènes faites en sac de collodion, 
cessent de pulluler, par suite de mauvaises conditions de milieu, elles con- 
tiennent de nombreux spirilles entortillés, disposes en boule, En somme, 
rien de moins prouvé que l'existence de formes de repos dans le cycle 
évolutif des spirochetes, si même cycle évolutif il y a. 

En résumé, nous devons considérer comme étant loin d'être détini- 
tivement résolu le probleme des affinités entre les Spirilles pathogènes et 
ls protozoaires. Mon impression est que, a l'heure actuelle, ce serait agir 
prmaturément que de classer définitivement ces parasites dans un groupe 
ou dans l'autre, et qu'il faut attendre, pour résoudre la question, la culture 
des spirilles sur des milieux artificiels. In tout cas, il ne faudra pas 
setonner trop si un jour, on démontrera que ces spirilles occupent une place 
à part et que peut-être sont-ils les représentants d'une catégorie de micro- 
organismes faisant transition entre les bacteriacées et les protozoaires (Mesnil), 

Pour le moment, il y a, a mon avis, un seul fait bien prouvé, 
qui permet de se faire une idee plus précise de la nature intime des 
spriles pathogenes. C'est la présence de eils peritriches chez certains 
micro-organismes en spirale, Ces cils ont été découverts tout d'abord par 
Borrel®") chez le Sp. gallinarum et ont été retrouvés ensuite par 
Letinow*!) chez le Sp. Duttoni et par C. Fränkel?) chez le spirille de 
la recurrente américaine et le sp. d'Obermerer. Quoique Prowazek émet 
des doutes sur la vraie nature ciliuire des appendices nombreux décrits 
et figurés par les auteurs précédents, il suffit d'examiner les préparations 
de ces auteurs pour se convaincre. Cils peritriches, voilà ce que, A mon 
Savoir, on ne connait pas chez les divers représentants du monde proto- 
Lire: Voila aussi ce qui me fait partager l'opinion de ceux qui rangent 
les spirilles parmi les bacteriacees. Mais, encore une fois. il convient 
detre prudent à ce propos, et d'attendre, avant de conelure, que de 
nouvelles recherches viennent preciser mieux encore la morphologie et la 
binlogie des spirilles. 


X. 


ll a eté impossible jusqu'à présent de cultiver sur des milieux artificiels 
les spirilles pathogenes. La seule culture réalisée à été faite en saes de 
Colodion places dans la cavité péritonéale du lapin. En me servant d'un 
pruerde dont les détails ont été exposés ailleurs.%) j'ai pu cultiver en 
series ininterrompues le Sp. gallinarum, celui de la Tick-feverñt) et, 
patmi les spirilles non pathogenes, le Sp. refringens®®) de Schaudinn et 
Hoffmann, Ces recherches ont démontré que les spirilles peuvent se 
multiplier pour ainsi dire a l'infini, sans montrer d'autres formes que celles 
en spirale, et qu'il ny a aucun eyele evolutif dans ces conditions. Elles 
ont prouvé de plus, que les échanges qui se font a travers la paroi du 
Sat, entre Je milieu de culture et les humeurs du peritoine, sont une con- 
ditio sine qua non pour la multiplication des parasites, II est possible que 
brs de leur développement, les spirilles sécretent eertaines substances 
solubles qui leur sont nuisibles, J'ajoute que ces recherches ont éte con- 


_ 


x 
i 


— 100 — 


firmees par Novy et Knapp°6) pour ce qui concerne le spirille d Öbermerer, 
Je rappellerai aussi que nous ne savons rien de précis sur la preférener 
des spirilles pour la vie aérobie ou anaérobie. Toutefois, les constatations 
de Mühlens et Hartmann“) qui ont réussi a cultiver in vitro le Sp. 
dentium, semblent montrer que l’anaerobiose est favorable à la pullulation 
de certains micro-organismes en spirale. 

* À # 

Les acces dans les maladies à spirilles. se terminent par une crise. 
au cours de laquelle les parasites disparaissent plus ou moins rapidement 
de la circulation générale et qui est marquée par une chute brusque de a 
température. Le mécanisme qui préside à cette destruction critique des 
spirilles circulants a été étudie par un grand nombre d’observateurs: il a 
été précisé grâce aux expériences rendues possibles par la découverte des 
spirilloses animales transmissibles en série, telle la spirillose des oies et 
des poules. Comme partout ailleurs dans l’immunité, deux théories ont “tr 
formulées au sujet de ce mécanisme. L'une d'elles admet que la destruc- 
tion des parasites spirillés est due exclusivement aux actions bactericides 
des humeurs: c'est la théorie humorale. L'autre, la théorie cellulaire 
attribue aux propriétés phagocytaires des globules blancs cette destruction. 
Gabritchewskv°f) le promoteur de ia conception humorale. avant constate 
que le sérum des hommes guéris de la fièvre récurrente et des animaux 
avant traversé une crise spirillaire, jouit de qualités bactéricides manifestes 
a l'égard des spirilles, pense que les humeurs, qui s'enrichissent en sub- 
stances bacteriolytiques au cours de l'accès, tuent les parasites au moment 
de la crise. Tout en reconnaissant l'existence de la phagacrtase pendant 
l'évolution de la maladie, il ne lui attribue aucun rôle efficace dans le 
mécanisme de la destruction critique des spirilles pathogènes. Tel n'est 
pourtant pas lavis de Metchnikoff et de son école, Les arguments que 
ce savant et ses élèves invoquent contre la facon de voir de Gabri- 
tchewskv, peuvent se résumer ainsi: Si l'on examine l'état des spirilles 
pendant la maladie et au moment de la crise, on constate que ces para- 
sites ne s'immobilisent jamais, ni dans le sang, ni dans l'intimité des 
organes. Tous les auteurs. même ceux qui sont peu enclins à accepter 
le rôle des leucocytes dans la crise spirillaire, sont d'accord à ce sujet. 
Ainsi, Fränkel’) ne remarque a la fin de l'acces, qu'une certaine dimi- 
nution dans la mobilité des parasites, et non pas leur immobilisation com- 
plète, et Prowazek°®} ne rencontre des spirilles dépourvus de mouvement 
que dans des cas très rares. Or, comme les substances spirillicides du 
sérum des animaux guéris, commencent toujours par immobiliser les 
spirilles, avant de les transformer en granules, on devrait, si la erise 
était réellement due à l'intervention de ces substances, révéler une 
immobilisation très marquée de ces spirilles dans le sang à la fin de 
l'infection, D'un autre côté, est malgré un examen attentif. ni 
Cantacuzèneft)}, ni moi-même) en collaboration avec Manouélian®) 
dans nos recherches sur les maladies provoquées par le Sp. gallinarum, 
le Sp. anserina et le Sp. Duttoni, nous n'avons constaté une 
véritable destruction extra-ecllulaire de ces spirilles dans le sang des ani- 





maux infectés: jamais nous n'avons révélé l'aspect moniliforme des parasites 
examinés au voisinage où mème pendant la crise, ni leur transformation 
en granules de Pfeiffer. Pourtant, rien de plus facile que L'observation 
de ees phénomènes, lorsque lon fait agir in vitro un sérum actif sar Îles 


— 11 — 


spirilles correspondants (Tick-fever p. exemple). On ne mobjectera pas 
que, “ant données les faibles dimensions de ces spirilles, le phenomene de 
Pfeiffer peut passer inaperçu dans le sang ou les organes des animaux 
examinés pendant la crise. J'ai pu constater en effet, que, lorsque ce 
phenomene existe réellement, on peut facilement l'observer même chez des 
microbes dont la grandeur est voisine de celle de certains spirilles 
pathogenes, tel par exemple le vibrion cholérique.f{) 

Enfin, la précision du moment où les anticorps spirillaires, bacterio- 
lsines et opsonines spécifiques thermostabiles, apparaissent dans 
le sang, montre que ces anticorps ne deviennent appreciables que 
quelque temps après la disparition critique des spirilles circulants. Avec 
Roche %) et en me servant de la méthode de Wright, jai pu en effet 
vor, que, pour ce qui concerne le Sp. Duttoni, les bactériolysines 
et les opsonines font leur apparition chez le rat 24 et surtout 48 heures 
apres la crise, le sérum des animaux sacrifiés en pleine infection ou au 
moment de la crise, ne différent pas, au point de vue de sa teneur 
en anticorps, d’un sérum normal. Je conclus de ces faits, que ces anti- 
corps, loin d'être la cause de Ja destruction critique des spirilles, semblent 
plutót en être la conséquence. Il me paraît plus plausible d'admettre qu'a 
la suite de l'englobement des spirilles par les globules blancs, ces éléments, 
impregnés d'antigene, sécrètent les anticorps spécifiques que l'on rencontre 
dans le sang quelque temps après la destruction phagocytaire des parasites 
en spirale. 

Quant à l'existence de cette destruction phagocytaire, personne ne 
peut la nier, puisqu'elle a été maintes fois constatée et sur des frottis 
et sur des coupes colorées à l'argent [Levaditi, Levaditi et Manouélian, 
Cantacuzène, Bertarelli®) etc.J. Ce sont surtout les macrophages, 
ceux de la rate et du foie en particulier, qui englobent les spirilles et qui 
ks digerent dans des vacuoles protoplasmiques. Le phénomène en question 
na pas été inaperçu même par Neufeld et Prowazek‘’) et par Prowa. 
zek.®) qui pourtant, refusent à lui attribuer un rôle efficace dans le pro- 
cessus de la guérison. C. Fränkel) est le seul à nier l'existence de 
la phagocytose des spirilles de la Tick-fever et de la récurrente américaine 
et européenne; mais les observations de cet auteur portent exclusivement 
sur le sang. Or, cest dans les organes que, d'après Koch et les auteurs 
qui nouvellement encore ont étudié cette question par la methode à l'argent, 
que l'on rencontre cette phagocytose. 


Neufeld et Prowazek, tout en reconnaissant la réalité de la phago- 
cytose, pensent qu'il s'agit la d'un processus sans importance au point de 
Vue de la guérison des spirilloses. Les motifs qu’ils invoquent en faveur 
de leur facon de voir ne résistent pourtant pas à la critique. Si ces 
auteurs n'ont pas réussi à provoquer l'englobement des spirilles de la poule 
par les leucocytes, dans des expériences faites in vitro, cela ne nous 
etonne nullement. Il est en effet, extrémement difficile de réaliser des 
recherches d'opsonisation avec ces parasites, car par suite de leurs faibles 
dimensions et de leurs affinités colorantes peu marquées, on ne peut pas 
les distinguer aisément dans le protoplasma leucocytaire. Si comme nous 
l'avons fait avec Roché, Neufeld et Prowazek avaient expérimenté avec 
le Sp. Duttoni, ils auraient pu s'assurer de la réalité de lenglobement 
Specifique de ce spirille, sous l'influence des opsonines du sérum, 


:K x 


-- 102 — 


Il me reste à dire quelques mots au sujet du mécanisme de la 
rochute. Toutes les spirilloses, sauf celles des poules et des oies, sont 
caractérisées par des rechutes uniques ou multiples. J'ai étudié récemment 
avec Roche’) le mécanisme de cette rechuté et je suis arrivé à des 
conclusions qui me paraissent dignes d'être citées ici. Nous avons vu tout 
d'abord, conformément aux donnés antérieures de Breinli et Kinghorn,') 
que le sang des rats examiné au cours de la période d’accalmie qui sépare 
deux accès de Tick-fever, continue a être infectieux pour la souris. 
L'examon microscopique fait sur un grand nombre de préparations, montre 
d'ailleurs que ce sang renferme encore des spirilles vivants et mobiles, 
qoique ces parasité soiyent extremement rares. Cela prouve que la 
période qui s'écoule entre le premier acces et la rechute, ne correspond 
pas à une évolution particuliere des spirilles, dans le sens d'un cycle 
évolutif. Nous avons vu, d'autre part, que toujours pendent l’accalmie, 
et aussi au cours de la rechute, le serum continue à renfermer des 
anticorps spirillieides, bactériolysines et opsonines spécifiques. Ces anti 
corps qui font leur apparition 48 heures après la crise, persistent donc 
longtemps après elle. Il en résulte que la nouvelle multiplication des 
parasites, au cours de la rechute, ne saurait être due, comme le 
pensait Gabritchewsky, a la disparition momentanée des anticorps. 
Comment expliquer alors ce fait, en apparence paradoxal, que les quelques 
spirilles qui persistent apres le premier acces, continuent à vivre et à se 
mulüplier abondemment, malgré la richesse des humeurs en bacterio- 
lysines et en opsonines? Nos expériences nous ont permis de résoudre 
d'une facon satislaisante ce problème. 

Les spirilles de la rechute different totalement des parasites du 
premier acces par leur façon de se comporter à l'égard des anticorps 
spirillicides. Tandisque ces spirilles de premiere infection se laissent 
facilement immobiliser et transformer en granules par le sérum des ani- 
maux sacrifiés en pleine recidive, par contre les spirilles de la rechute 
se montrent réfractaires à l'égard de ce sérum. Ils sont pour ainsi dire, 
immunises contre les anticorps et ont perdu même la faculté de fixer 
l'ambocepteur, par suite de la perte de leurs récépteurs spécifiques. Le 
phénomène peut être également réalisé dans l'organisme vivant, en effet, 
si on injecte dans le peritoine des souris, d'une part un mélange de sérum 
de récidive et de spirilles de premiere infection, et d'autre part, un mélange 
du méme serum et de spirilles de récidive, on constate que les animaux 
qui ont reen ce dernier mélange montrent une infection qui débute des le 
lendemain, cependant que les premiers restent longtemps sans présenter 
des spirilles dans le sang. Exemple: 

Souris | recoit du sérum de récidive (55 ^) + spirilles de récidive. 
Le sang contient des parasites le lendemain. 

Souris Il reçoit le même sérum + spirilles de Ire infection; le sang 
montre des parasites apres 6 jours. 

Ces donnees permettent de résumer de la facon suivante l'évolution 
des spirilloses à rechute: 

An cours de la premiere erise, quelques spirilles réussissent à 
échapper à la phagvertose, soit qu'ils n'ont pas été englobés, soit que, 
meme englobes dans le protoplasma des globules blanes, ils n'ont pu 
résister aux ferments leuvcocrtaires. Ces spirilles continuent à vivre et sont 
obliges à subsister dans un milieu qui devient bientot riche en anticorps. 
Soumis à de nouvelles conditions d'existence, les parasites s'immunisent 





— 103 — 


progressivement contre les anticorps et acquitrent ainsi de nouveaux carac- 
tres qui aboutissent à la création d'une nouvelle race. Une fois immu- 
nisés, les spirilles se multiplient et donnent lieu à la rechute. Les 
nouveaux caracteres acquis se transmettent d'ailleurs pendant un certain 
temps, dune generation de spirochètes à l’autre. Nous avons pu nous 
assurer en effet, que même après trois passages sur la souris. les spirilies 
de la récidive gardent leur faculté de résister aux anticorps spécifiques. 
Ces faits rappellent ceux qui ont été constatés par Eisenberg chez 
œrtaines bactéries et par Ehrlich??) qui a vu l'immunisation des trypano- 
somes contre les anticorps et contre certaines couleurs douves de proprietes 
therapeutiques*.) 

Que se passe-t-il plutard, apres fa fin du second accès? Les 
spirilles persistent encore pendent un certain temps dans le sang (5 jours 
et plus), mais finissent par disparaître complétement. Cette disparition 
coincide avec une nouvelle formation d'anticorps. Ceux-ci sont d'ailleurs 
devenus capables d'agir même sur les spirilles de la récidive. 

Nous sommes donc autorisées à conclure de toutes ces constatations, 
que la rechute est due à l'immunisation des spirilles contre les 
anticorps spécifiques. 

= x 
+ 

Ön connait actuellement deux spirilles pathogènes dont la trans- 
mission d'un animal à l'autre est assurée par des ectoparasites bien deter- 
mines: ce sont le Sp. gallinarum et le Sp. Duttoni. L'organisme 
vecteur du premier de ces parasites, est largas (miniatus), celui du 
second est ’Ornythodorus moubata Murray (Syn. Orn. savignii var. 
caeca Neumann). La transmission a «te demontree experimentalement 
chez la poule, par Marchoux et Salimbeni’?,) chez le singe par Dutton 
et Todd”) et par R. Koch. Nous ne possédons actuellement aucune 
donnée précise sur l'évolution de parasites spiralés chez ces organismes 
transmetteurs. Nous savons seulement que, d'après Borrel et Marchoux, 
ie spirille de la poule est capable de se multiplier activement dans l'argas : 
en efet, des argas placés à 38 degrès, se montrent, apres un certain 
temps, fareis de Sp. gallinarum. Nous savons également que les sp. 
de la Tick-fever persistent un temps plus ou moins prolonge dans l'estomac 
de lOrnythodorus: Dutton et Todd les ont rencontré cinq semaines 
apres la piqûre, tandisque d’apres Koch, ces parasites disparaitraient déja 
au bout de quelques jours. 

Une constatation des plus interessantes est celle qui a trait à 
la pénétration du Sp. Duttoni dans l'ovaire et les oeufs de V’Ornrv- 
thbodorus R. Koch affirme que les oeufs provenant d'ectoparasites 
ayant suce du sang virulent, sont infectés dans une proportion de “Ja 
Les spirilles existent dans l'oeuf sous la forme d'amas et gardent leur 
vitalite et leur virulence, En effet, d'apres Dutton et Todd et 
R. Koch, les nymphes issues d'oeufs infectés renferment le parasite de Ja 
Tick-fever et sont capables de transmettre la maladie. 
| Le fait que 15 et méme parfois 5O p. 100 des tics de l'Afrique 
»rentale sont infectés par le Sp. Duttoni, et d'autre part. les conditions 
de vie de ces ectoparasites, permettent de préciser dans Ses moindre détails 


*) [l'est probable que l’absence de rechute dans la spirillose des poules 
et des oies est due à ce que le Sp. zallinarum et le Sp. de Sacharofl sont 


= 


Mraäpables de s'immuniser contre les anticorps. 


— 104 — 


l'epidémiologie de la Tick-fever, Cette epidémiologie a été bien étudiée 
par l'expédition Allemande dirigée par KR. Koch, qui à insisté sur la possi- 
bilité de la transmission à distance par des Ornythodorus emportés avec 
des ballots de marchandises et sur des dangers qu’offrent les habitations 
échelonées le long des routes des caravanes. 

Pour ce qui a trait à la pénétration du Sp. de la Tick-fever dans 
l'oeuf de l'Ornythodorus, c'est là une constatation des plus intéressantes, 
car elle offre des analogies étroites avec l'envahissement de l'ovocrte 
humain par le Treponema pallidum et l'existence du Sp. gallinarum 
dans l'ovule de la poule. En effet Wolters’‘), de même que Levaditi 
et Sauvage”) ont constaté la presence de nombreux treponemes dans 
l'ovocyte des herédo-syphilitiques, et d’un autre coté, Levaditi et 
Manouelian’®) ont vu que chez les poules infectées par le spirille de 
Marchoux et Salimbeni, les oeufs peuvent contenir des spirilles typiques, 
I semble donc que les spirochetes pathogènes offrent au plus haut point 
cette faculté d'envahir les éléments sexués femelles, ce qui explique la 
fréquence de la transmission héréditairo de certaines spirilloses, telle que 
la syphilis. 

Quant'au mode de transmission de la fièvre récurrente d'Europe, il 
est peu précisé à l'heure actuelle. Il est tres probable que les punaises 
jouent un rôle actif dans cette transmission, comme il semble résulter des 
recherches de Tiktin, mais de nouvelles expériences sont nécessaires pour 
trancher définitivement cette question. Il semble pourtant que le Cimex 
lectularius est incapable de transmettre la Tick-fever au singe (Breinl, 
Kinghorn et Todd’). 

X sé: . 

La vaccination préventive contre les maladies à spirilles est d'une 
réalisation facile. L'injection des parasites spiralés tués par la chaleur, 
ou par des procédés chimiques (taurocholate de soude, Neufeld et 
Prowazek), de même que l'injection de sérum provenant d'animaux guéris, 
conferent l'immunité aux animaux neufs. Ce serum est à l'exemple du 
sérum anti-cholérique, constitué par un ambocepteur spécifique thermostabile 
et par un complément thermolabile (Levaditi, Neufeld et Prowazek). 
L'ambocepteur anti-spirillaire jouit également de qualités opsoniques. et 
tout comme l’ambocepteur cholerique, est un produit de sécrétion des 
éléments cellulaires accumulés dans les organes hématopoietiques 
(Levaditi).’®) 

Quant au traitement des spirilloses, il a pris une nouvelle direction 
depuis L'intéressante decouverte de Uhlenhuth, Gross et Bickel”) 
concernant Taction curative de l’atoxyl dans la spirillose des poules. Il 
résulte en effet, des recherches de ce savant complétées par celles que 
j'ai entreprises avec Me Intosh8l,) que l'injection d’une solution d'atoxil 
prévient et guérit la spirillose de Marchoux et Salimbeni et, en plus, conîfere 
l'immunité aux animaux traités. dJ'ajouterai que, d'après Mesnil et Vassal, 
certaines couleurs de benzidine agissent de la même facon dans l'infection 
expérimentale provoquée par le Sp. Duttoni. 

Arrivé à la fin de mon rapport, je desire attirer votre attention sur 
les progres réalisés au cours de ces dernieres années par les études con- 
cernant les spirilles pathogenes. Il reste néanmoins de nombreux pro- 
blémes qui attendent encore leurs solutions, en particulier ceux qui ont 
wait à la nature intime de ces micro-organismes et surtout à leur culturo. 





— 105 — 


(est dans ces Voies que devront s'engager les chercheurs qui s'intéressent 
a la question des microbes en spirale. En effet, cultiver in vitro un des 
spirilles pathogènes, cest trouver la methode tant désirée qui pourrait 
conduire à la culture pure du Treponema pallidum. Le savant qui 
aura accompli ce progrès, pourra se féliciter d'avoir apporté l'hommage 
le plus digne de la memoire du regretté Fritz Schaudinn. 


Literaturverzeichnis. 


I) Journ. of comp. Pathol., sept. 1906. 
2 Journ, americ. med. assoc., janvier 1906, p. 116; The Journ. of infect. 
Diseas, Bd. If, No. 3, Mai 1906, p. 291. 
3) The Journ. of infect. Diseas, 1906, Bd. Ill, No. 3. p. 26. 
4) Ebenda, p. 233. 
i 3) La chute de la dominion des Arabes au Congo. Bruxelles 1897, d'après 
erner. 
b) ‚Journ. of trop. med., 1904, p. 24. 
1) XVII mémoire du Leverpool school of Trop. Med., 1905: Brit. med. 
Journ, 1905. 
S) Brit med. Journ., 1904. 
1) Medizinalber. über die deutschen Kolonien, 1905. Mittler & Sohn, Berlin. 
10} Arch. f. Schiffs- und Tropenhygiene, 1907, Bd. X, p. 116. 
II) Dtsch. med. Woch., 1905, No. 41. 
12} Ann. Inst. Pasteur, Bd. V, p. 564. 
13) Ebenda, 1899, Bd XIII. p. 529. 
14) Ebenda, 1903, Bd. XVII, p. 569. 
15) Ann. de l'Inst. Pasteur, 1904, vol. XVTIL p. 511. 
Ih) Ebenda. 
17) Journ. of comp. Path., 1904, Bd. XVII; Proceed. Roy. soc.. 1905, Bd. 76 
IN C. R. Acad. des Sciences, 1903, Bd. 136. 
19 Ann. [giene speriment., 1904, Bd. XIV. 
20) Journ. of comp. Path., 1904, Bd. XVII. 
21} C. R. de la Société de Biologie, 1906, Bd. 60, p. 124. 
22) Ann. de l'Inst. Pasteur, 1906, Bd. XXV, p. 311. 
23) Scient. Memoires bey Med. offic. of Army of India, 1887. Bd. HIL, p. 45. 
24, The Journ. of Hyg., 1906, Bd VI, p. 580. 
23, C. R. de la Soc. de Biolog.. 1905, p. 770. | 
26) XXI mémoire the Liverpool school of trop. med., 1906, p. 55. 
27) Berl. klin. Woch.. 1907. No. 2, 
28) The Journal, Janvier 1406. 
2 Journ. of infeet. Diseas, 1906. Bd. III, p. 291. 
30; Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte. 1907, Bd. 26, p. 1. 
31) Münch. med. Woch.. 1907, No. 5. 
32) Hyg. Rundsehau, 1907. No. 5. 
33) Med. Klin., 1907, No. 17, p. +17. 
3 Déjà cités. 
>) Berl. klin. Woch., 1907, No. 22. 
h) Medizinische Klinik, 1907, No. 31. 
37) Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte, 1906. Bd. 2: 
38) Ebenda, 1407, Bd. 26. p. 11. 
34) Deja cite. 
40: Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte, 1906, Bd. 23, p. 334. 
41) Ebenda. 1907, Bd. 25, p. 494. 
42) Dtsch, med. Woch., 1905, No. 42. 
13) Zeitschr. für Hygiene, 1906, Bd. 32. p. 455. 
4) Ebenda, Bd. 34, p. 454. 
4) Ann, [nst. Pasteur, janvier 1906, Bd. 25, p. +1. 
36) Ebenda, 1906, Bd. XX, p. 424. 
41) Ébenda, juillet, 1906, Bd. XX. p. 34. 
48) Ebenda, avril 1907, Bd. 21, p. 295. 
49) Ebenda. 
30) C. R. de Ja Société de Biologie, 1906, 20 janvier, Bd. 60. p. 138. 
»l) Zeitschr. f. Hvg., 1906, Bd. 25, p. 495. 
52. Déjà cité, | 
Biophysir, Centralbl. Rd IHI. 


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— 106 — 


53) C. R. de la Société de Biolog., 7 avril 1906. 

54) C. R. de l'Acad. Sciences, 14 mai 1906. 

55) C. R. de la Société de Biologie, Bd. 60, p. 688. 

56) Journ. of the Americ. Med. Assoc., en p. 2152. 

57) Zeitschr. f. Hyg., 1906, Bd. 55, 

58) Centrbl. f. Bakt., 1899, Bd. 26, Ro 10. 

59) Berl. klin. Woch., 1907, No. 5. 

60) Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte, 1906, Bd. 23, p. 554. 
61) Déjà cité. 

62) Ann, Inst. Pasteur, mars 1904, Bd. XVIII, p. 129. 

63) Ebenda, juillet 1905, Bd. XIX, p. 593. 

64) Ebenda, Avril 1907, Bd. 21, p. 295. 

65) C. R. de la Société de Biologi ie, avril 1907, Bd. 62, p. 619. 
66) Rivista d’Igiene, 1905, Bd. XVII. 

67) Déjà cités. 

68) Déjà cités. 

69) Déjà cités. 

10) C. R. de la Société de Biologie, mai 1907, Bd. 62, p. 815. 
71) Liverpool School of trop. Med., Memoire 21. 

72) Berl. klin. Woch., 1907, No. 9—12. 

13) Déjà cités. 

74) Br. med. Journ., 1905, février et mai. 

75) XXI Mem. of the Liverpol School of trop. Med., 1906,p. 113. 
76) Hoffmann, Rapport au Dtsch. dermat. Gesellsch., IX Congrès, à Berne 1906. 
77) C. R. de l'Acad. des Sciences, octobre 1906. 

78) Ann. Inst. Pasteur, juillet 1906 E XX, p. 593. 

79) Ebenda, août 1904, ba. XVIII, p. 511. 

80) Dtsch. med. Woch., 1907, Bd. 33, p. 129. 

81) C. R. de la Société de Biologie, juin 1907, Bd. 62, p. 10%. 


Physik. 


300. Njegotin, J. K. — „Die graphische Registrierung der bei dem 
graphisch-akustischen Signalisierungsverfahrenhörbaren Glockenschlägen.“ 
Pflügers Arch., Bd. 119, p. 152, Sept. 1907. 

Schon früher hatte der Verf. ein sehr einfaches und leicht verständ- 
liches Verfahren angegeben, um Vorgänge, die man graphisch verzeichnete, 
dadurch einem grösseren Publikum mitzuteilen, dass der registrierende 
Hebel bei seiner Bewegung gleichzeitig einen elektrischen Kontakt unter- 
brach resp. schloss und dadurch eine Glocke zum Tönen brachte. Jetzt 
beschreibt er aus Gründen, die dem Referenten nicht recht klar geworden 
sind, eine Einrichtung mit der man diese Glockensignale nun wieder 
graphisch registrieren kann. In beigegebenen Kurven werden dann in 
dieser Weise einige der bekanntesten Vorlesungsversuche dargestellt. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

301. Nicolai, G. F. (Physiol. Inst., Berlin). — „Die Gestalt einer defor- 
mierten Manometermembran, experimentell bestimmt, mit einem theo- 
retischen Anhange von M. Schlick.“ Arch. f. (Anat. u.) Phys., 1907, 
Physiol. Abt., p. 129. 

Verf. zeigt an einem Beispiel die Wertlosigkeit mathematischer De- 
duktionen für die Physik, wenn diese Deduktionen unabhängig von jeder 
Erfahrung und ohne Nachprüfung an der Hand von Tatsachen vorgenommen 
werden. OÖ. Frank hatte auf rechnerischem Wege den Querschnitt einer 
deformierten Manometermembran als eine Parabel bestimmt, und dann 
darauf seine Theorie überhaupt weiter aufgebaut. Da sich nun aber mit 
Hilfe photographischer Aufnahmen leicht zeigen lässt, dass der Querschnitt 
durchaus keine Parabel ist, sondern eine Gestalt besitzt, welche vom Kreise 


\ 


sa 0 == 


in umgekehrten Sinne, wie die Parabel abweicht, so ergibt sich tatsächlich, 
dass die Franksche Annahme, sowie alle daraus abgeleiteten Schlussfolge- 
rungen falsch sein müssen, Verf. zeigt dann weiter, wie in elementarer 
Annäherung die wirkliche Gestalt auch theoretisch einwandsfrei abgeleitet 
werden kann. In dem Anhang von Schlick wird dann nachgewiesen, dass 
Frank auch falsch gerechnet hat. R. Golant, Berlin. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


302. Fick, R. — „Vererbungsfragen, Reduktions- und Chromosomen- 
hypothesen, Bastardregeln.“ Ergebnisse d. Anat. u. Entwickelungsgesch., 
1906, Bd. XVI. S.-A, | 

Das Studium des Zellenkerns hat in den letzten vier Dezennion nicht 
nur viele wichtige Tatsachen, sondern auch zahlreiche Hypothesen teils 
alle-meinerer, teils spezieller Art zutage gefördert. Da in den Hypothesen 
wichtige Zellenprobleme, wie die Frage nach dem Wesen der Vererbungs- 
substanz, nach der Bedeutung der Kernteilungsfiguren usw. behandelt 
werden, muss es als ein zeitgemässes und verdienstliches Unternehmen 
bezeichnet werden, wenn Verf. in einer zusammenfassenden, ausführlichen 
Arbeit eine strenge Kritik an sie angelegt hat, um zu prüfen und zu ent- 
scheiden, ob sie nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft 
berechtigt sind oder als willkürliche und unbegründete Annahmen gänzlich 
fallen gelassen werden müssen. In seiner Kritik scheint uns allerdings 
der Verf., wie das so leicht geschieht, auf einen allzu negierenden Stand- 
punkt geraten zu sein; denn nach unserer Ansicht stellt er auch Hypothesen, 
die bis jetzt sich als nützlich erwiesen haben und zu deren Gunsten 
wichtige Gründe sprechen, zu früh als haltlose Phantasiegebilde hin. von 
dnen sich die strenge Wissenschaft von jetzt ab los zu machen habe. 

Bei der Frage nach dem Wesen und der Lokalisation der Vererbungs- 
substanz glaubt Fick die Haltlosigkeit aller Gründe, die für das Ver- 
erbungsmonopol des Kerns zu sprechen scheinen, nachgewiesen zu haben. 
Die Notwendigkeit besonderer Reduktionsteilungen bei der Eireife, mag 
man sie im Weismannschen Sinne oder bloss als Massenreduktion deuten, 
erkennt er nicht an: in der Zahlenreduktion der Chromosomen aber 
sieht er nur eine logisch notwendige Folge ihrer Zahlenkonstanz, vine 
Folge, welche auch eintreten würde, wenn die Chromosomen mit der 
Übertragung der Erbeigenschaften nicht das geringste zu tun hätten. Die 
von Boveri aufgestellte ,Individualitätshypothese“ verwirft er und sucht sie 
durch seine ,Manüverierhypothese“ zu ersetzen. 

Die Ergebnisse der Bastardforschung und besonders die Mendel- 
regeln betrachtet Fick nicht als eine Gewähr für die Richtigkeit der Indivi- 
dualitätshypothese und der Annahme der Mikroskopiker betroffend die Ver- 
teilung der Chromosomen bei den Reifeteilungen. — Während Referent 
in manchen Punkten den kritischen Auseinandorsetzungen des Verf. glaubt 
zustimmen zu können, ist er in anderen abweichender Ansicht, die er 
gelegentlich und an anderem Ort auch geltend machen wird. 

Oscar Hertwig, Berlin. 

303. Spaalding, E. G. (Princeton Univ). — ,The energy of segmentation, 
on application of physical laws to organic events.“ Journ. of exp. 
Zoology, Bd. IV, p. 283—316, Juni 1907. 

Eine Ubertragung allgemeiner Prinzipien anorganischer Vorgänge auf 
organische Prozesse. B.-O. 

S* 


— 108 — 


304. Schultz, E. — „Über Individuation.“ Biol. Centrbl., 1907. Bd. 27. 
p. 417 — 427. 

Unter verschiedenen Ausführungen allgemeinen Inhaltes ist das wich- 
tigste, dass die Differenzierung und Arbeitsteilung der Organismen nicht 
eine Folge der Assoziation von gleichwertigen Bestandteilen, wie z. B. 
Zellen ist, sondern auch ohne eine solche im Organismus vor sich gehen 
kann. So gibt es Fälle von Differenzierung und anfänglicher Entwickelung 
von Metazoen ohne Zellteilung (ätherisierte Seeigeleier, Eier von Chaeto- 
pterus bei KCI-Einwirkung usw.). „Dasselbe Organ kann aber durch Zell- 
teilung, also nach der Anschauung der Polyzoisten durch Assoziations- 
arbeit, oder auch ohne eine solche Assoziation vor sich gehen.“ Auch er- 
folgt die Verkleinerung einer Planarie oder Hydra bei Hungerwirkung, die 
bis zur Reduktion auf '/,, der ursprünglichen Grösse geben kann, auf 
Kosten der Zahl der Zellen, nicht ihrer Grösse. Die Entstehung eines 
mehrzelligen Organismus beruht also nicht auf Assoziation, sondern auf 
Individuation. Die Zellenbildung selbst ist nicht als Primäres anzusehen, 
sondern als eine bei höheren Tieren sekundär aufgetretene Differenzierung. 
„Sie kann so gut sekundär erworben sein, wie die Metamerisation, die ja 
auch bei allen höheren Tieren nachweisbar ist, ohne dass dies deswegen 
ein Beweis der früheren Individualität der Metameren wäre.“ 


Verf. stellt auch einige Erwägungen soziologischer Natur an. 
V. Franz. 


305. Petersen, W. — „Ein Beitrag zur Frage der geschlechtlichen Zucht- 
wahl (Lepidopt.).“ Biol. Centrbl., 1907, Bd. 27, p. 427—440. 

Verf. bekämpft die weit verbreitete Meinung, dass gewisse Farben 
bei Schmetterlingen, und zwar speziell das Blau der männlichen Bläulinge 
(Lycaeniden) die Bedeutung von Schmuckfarben hätten und durch geschlecht- 
liche Zuchtwahl ausgebildet seien. Man hat nämlich stets als selbst- 
verständlich angenommen, die braune Färbung der Weibchen sei die ur- 
sprünglichere und das Blau der Männchen sei das Sekundäre. Verf. aber 
führt an der Hand der Hodenbildung der Lycaeniden den Nachweis, dass 
die morphologisch ursprünglichsten, wenigst differenzierten Formen gerade 
diejenigen sind, bei welchen Männchen und Weibchen blau sind. Die in 
beiden Geschlechtern braunen Arten dagegen stellen die letzten Etappen 
der phylogenetischen Entwickelung vor und sind mithin als die sekundär 
abgeänderten Formen zu betrachten. Bei den ersteren besteht nämlich der 
Hoden aus vier nebeneinander liegenden Follikeln, bei den späteren Formen 
aber verschmelzen die Hoden allmählich immer mehr und mehr bis zu einer 
einheitlichen, unpaaren, nur noch in der Mitte leicht gefurchten Hodenkugel. 

Ferner erwägt Verf., das blaue Pigment müsste, wenn das Braun das 
Primäre wäre, zuerst im Spitzenteil der Schuppen auftreten, da er nur 
hier zur Geltung kommen könne. Wie Verf. aber erwartete, ist das Gegen- 
teil der Fall. Bei den isolierten dunklen Schuppen ist der Basalteil bei 
richtiger Beleuchtung vollkommen blau. Auch bei den vorwiegend goldrot 
gefärbten Feuerfaltern, die nach Verfs. Untersuchungen Abkömmlinge der 
Bläulinge sind, ist der Basalteil der Schuppen noch vollständig blau. 

In der Ontogenese vollzieht sich der Werdegang der Pigmentierung 
auf ähnlichem Wege wie in der Phylogenese. Die Untersuchung der weib- 
lichen Sexualorgane führte zu demselben Ergebnis, wie die der männlichen. 

Für die Erklärung der sekundär aufgetretenen dunklen Färbung der 
Weibchen behilft sich Verf. teils mit der grösseren Schutzbedürftigkeit der 


— 109 — 


Weibchen, teils mit dem erhöhten Wärmeabsorptionsvermögen, das mit der 
dunkleren Färbung verbunden ist. V. Franz. 


306. Sanders. Miss C. B. — , Electrical conditions in active arum spadices.* 
Proc. of Physiol. Soc., Journ. of Physiol., 1907. vol. 36. p. XVII. 
Sauromatum guitatum wurde untersucht. Nach Reizung durch einzelne 
Induküonsschläge verlief der Aktionsstrom in der Richtung von dem weniger 
aktiven zu dem aktiveren Ende innerhalb des Pflanzengewebes, während 
die anfänglichen oder die Normalströme, welche immer vorhanden sind, in 
entgegengesetzter Richtung verliefen. Sutherland Simpson. 


30%. Kabu, R. H. und Lieben, S. (Physiol. Inst., Prag). — „Über die 
scheinbaren Gestaltänderungen der Pigmentzellen.* Arch. f. (Anat. u.) 
Physiol., 1907, H. 1/2. p. 104. 

Es wurde festgestellt, dass sich das Pigment bei der Ballung und 
Expansion auf präformierten Bahnen bewegt. Die Fortsätze der Melano- 
phoren bleiben jederzeit in ihren ganzen Ramifikationen erhalten, daher 
besitzt die Pigmentzelle eine bestimmte, unveränderliche Form, welche nur 
durch Wachstum und eventuell bei der Zellteilung sich ändern kann. Die 
bei der Beobachtung der einzelnen sich bewegenden Körnchen zu machen- 
den Wahrnehmungen geben keine Anhaltspunkte für die Annahme Bieder- 
manns, die Körnchenbewegung sei durch eine Strömung des Zellprotoplas- 
mas verursacht, Sie widerspricht entschieden der Annahme Fischels, 
welcher als Ursache einer solchen Strömung Druckdifferenzen zwischen 
Fortsätzen und Zellleib ansieht. L. Asher, Bern. 


308. Mangold, Ernst (Physiol. Abt. d. Zool. Stat., Neapel). — „Leuchtende 
Schlangensterne und die Flimmerbewegung bei Ophiopstla.*  Pilügers 
Arch., Bd. 118, p 613, Juli 1907. 

Die in der Ruhe niemals zu beobachtende Phosphoreszenz der 
Schlangensterne wird leicht durch mechanische, elektrische und chemische 
Reize hervorgerufen und breitet sich vom Reizort über sämtliche Arme 
aus, Genauere Untersuchung ergab, dass bei Ophiopsila annulosa die 
ventralen und lateralen Platten der Armwirbel wie ferner alle Stacheln, 
auch die mit der vom Verf, gefundenen Wimperung, zu leuchten ver- 
mögen, während bei Oph. aranea die Stacheln nicht leuchten und bei 
Amphiura filiformis wieder nur die Stacheln leuchten. Die der 
letzteren nächstverwandte Amph. Chiajei zeigt keine Lumineszenz. Bei 
Amph. squamata tritt das Leuchten nur in den Basalplatten der Stacheln 
auf. Das Leuchten geht von Zellen der Haut aus, ein leuchtfähiges 
Sekret wird nicht abgegeben. Durch längere mechanische oder elektrische 
Reizung wird leicht Erschöpfung der Leuchtfähigkeit bewirkt. welche 
jeloch nach kurzer Ruhe wiederkehrt. Die Fortleitung des Leuchtreizes 
erfolgt allein durch die in den Armen verlaufenden Ambulakralnerven und 
in die anderen Arme durch den den Mund umgebenden Ringnerven. Wird 
der Armnerv durchtrennt, so breitet sich das Leuehten nicht mehr über 
die Stelle der Neurotomie hinüber aus. Das Leuchten kann reflektorisch 
durch Hautreize hervorgerufen werden, ebenso auch an einzelnen Stacheln 
und an abgetrennten Armstücken besonders durch chemische Reize. 

Cokain, Muskarin ud Pilokarpin bewirken starkes Leuchten, während 
Atropin nicht erregend wirkt. Durch Chloralhydrat lässt sich eine Narkose 
der Leuchtfähigkeit erzielen. Besonders starkes Leuchten tritt in auto- 


— 10 — 


tomierten Armstücken auf. Stets ist es ein gelbgrünes Licht. Bei 
Amphiura squamata leuchten bereits die Jungen im Mutterleibe auf Reizung 
durch die Rückenhaut des Muttertieres hindurch. 


Für einen biologischen Zweck des Leuchtens spricht mit grosser 
Entschiedenheit das ziemlich auf im Dunkeln lebende oder lichtscheue Tiere 
beschränkte Auftreten des Phänomens. Auch die Ophiuriden fliehen das 
Tageslicht. 

Ophiopsila annulosa und aranea besitzen, unterschiedlich von anderen 
Schlangensternen, auf der Ventralseite jedes Armwirbels ein Paar Stacheln, 
welche ausser durch den nicht kreisrunden, sondern ungefähr S-förmigen 
Querschnitt ihres Skeletts noch durch die in den Bogen des S eingebetteten 
Flimmerepithelien Interesse verdienen. Die Flimmerbewegung geht in 
jedem Wirbel kontinuierlich und gleichsinnig von der Aussenseite des einen 
Flimmerstachels über einen die Ventralfläche durchquerenden Flimmer- 
streifen auf den Flimmerstachel der anderen Seite über, auf dessen innerer 
Seite hinauf und auf der anderen wieder hinab, ohne dass indessen ein 
Zusammenhang der Flimmerung in den benachbarten Wirbeln bestünde. 
Bemerkenswerter Weise interferiert bei dieser Flimmerbewegung stets mit 
der Längsbewegung noch ein quer zur Stachellängsachse gerichtetes inten- 
sives Ausschlagen der Wimpern, und auch diese Querbewegung pflanzt 
sich in der Längsrichtung fort. Zusatz von Chloralhydraı zum Seewasser 
bringt die Flimmerbewegung sofort zum Stillstand, doch tritt in frischem 
Seewasser schnell wieder Erholung ein. Pilokarpin dagegen beschleunigt 
die normale Flimmerung beträchtlich und kann die geschwundene Bewegung 
wiedererwecken, hat also eine spezifisch erregende Wirkung. Über die 
biologische Bedeutung dieser Flimmerung ergaben die Beobachtungen keinen 
sichern Anhalt. Autoreferat. 


309. Arnold, Julius, Heidelberg. — „Die Rolle der Zellgranula bei der 
hümatogenen Pigmentierung nebst Bemerkungen über entzündliche 
Zellformen.“ Virchows Arch., Bd. 190, H. 1, Okt. 1907. 

Der um die Granulalehre hochverdiente Gelehrte stellt folgende Leit- 
sitze auf: 

Die bei der hämatogenen Pigmentierung in den Zellen auftretenden 
sideroferen Körner sind zum grossen Teil umgewandelte Plasmosomen 
bzw. Granula der Zellen, welche Hämoglobin aufgenommen haben. 

Für die Aufnahme von Hämoglobin und die Entstehung sideroferer 
Granula ist die Bildung globuliferer Zellen nicht ausschliessliche Bedingung; 
vielmehr kann Hämoglobin auch ohne eine solche von den Zellen aufge- 
nommen und durch deren Plasmosomen bzw. Granula umgesetzt werden. 
Eine diffuse Färbung des Cytoplasmas der Zellen kann, muss aber nicht 
nachweisbar werden. 


In den verschiedensten Zellformen — Iymphocvtoiden, myelocytoiden, 
pseudoeosinophilen und eosinophilen, sowie Bindegewebszellen, Endothelien, 
Eipithelien und Drüsenzellen usw. — können siderofere Granula ent- 


stehen, ohne dass sie phagocytäre Eigenschaften ausüben oder besitzen. 
Eine direkte Umwandlung von Blutkörperchenträmmern in eosinophile oder 
pseudoeosinophile Granula findet nicht statt. 

Aus dem morphologischen und biologischen Verhalten der eosinophilen 
und pseudoeosinophilen Granula darf geschlossen werden, dass sie als um- 
gowandelte Strukturbestandteile — Plasmosomen — aufzufassen sind. 


— 111 — 


0b und inwieweit Hämoglobin an dem Aufbau der pseudoeosinophilen 
und eosinophilen Granula beteiligt ist, lässt sich zurzeit nicht entscheiden; 
es müsste in diesem Falle nicht eine einfache Aufnahme, sondern eine 
Umsetzung durch die Granula angenommen werden. Hart, Berlin. 


310. Löwi, Emil (Pflanzenphysiol. Inst.. Wien). — „Untersuchungen über 
die Blattablösung und verwandte Erscheinungen.“  Sitz.-Ber. d. Kais. 
Akad. d. Wiss., math.-naturw. Kl., Wien, Bd. 116, p. 983, Juni 1907. 


Verf. unterscheidet nach der die Ablösung von Organen herbei- 
führenden unmittelbaren Ursache folgende Mechanismen: 


I. Rundzellenmechanismus (Mohl); 

Il. Auflösungsmechanismus (Tison); 

III. Macerationsmechanismus (Wiesner, Kubart); 
IV, Turgeseenzmechanismus (Wiesner); 

V. Schiauchzellenmechanismus; 

VI. Hartzellenmechanismus (Bretfeld, Molisch). 


| und IH entstehen beide durch Zusammenwirken von erhöhter Turgescenz 
und Auflösung der Intercellularsubstanz und unterscheiden sich dadurch 
voneinander, dass bei I die Auflösungsvorgänge gegenüber der Turgescenz 
ganz in den Hintergrund treten, während bei letzterem auch die Maceration 
eine sehr hervorragende Rolle spielt und die isolierten Zellen sehr ver- 
schiedene Gestalt haben können. Die Bildung der zu ll und V führenden 
Trennungschicht wird durch eine Veränderung in der Struktur der Ver- 
diekungsschichten eingeleitet; während aber darauf bei Il eine weitgehende 
Celluloselisung erfolgt, entsteht bei V die Membranverdünnung durch 
Wachstum der ursprünglichen Zellen und Meristembildung. worauf die 
Trennung durch ungleichmässiges Wachstum, besonders in der Längs- 
richtung erfolgt. IV führt durch die Verschiebung der dünnwaniligen, 
stark turgescierenden Zellen an den weniger turgescenten oder schrumpten- 
den Zellen des abzuwerfenden Stückes die Ablösung herbei. Die Trennung 
an der Grenze zweier Zeilschichten von verschiedener Beschaffenheit hat 
IV mit VI gemeinsam. Ruhland, Berlin. 


311. Rabes, Otto, Magdeburg. — „Regeneration der Schwanzfiden bri 
Apus cancriformis.“ Zool. Anz., 1907, Bd. 31, p. 753—755. 4 Fig. 

Innerhalb fünf Wochen waren die an der Wurzel abgeschnittenen 
Schwanzfäden von Apus nach vier Häutungen vollständig regeneriert. Der 
kürzere Stumpf setzte mit einem schnelleren Wachstum ein, so dass die 
\ormallänge der beiden Schwanzfäden gleichzeitig wieder erreicht wurde. 

Saling, Berlin. 

312. Nussbaum, M. — „Experimentelle Bestätigung der Lehre von der 
Regeneration im Hoden einheimischer Urodelen.*  Pflügers Areh., 
Bd. 119, p. 443—450, Sept. 1907. 

Verf. beobachtet bei Triton cristatus, dem der rechte Hoden unter 
Erhaltung des Lungenzipfels und einiger kleiner Ampullen exstirpiert 
worden war, Regeneration eines Hodenlappens auf dieser Seite, während 
links zwei Lappen vorhanden waren, Ein nichtoperiertes Kontrolltier hatte 
auf beiden Seiten zwei Lappen. Verf. schliesst, dass die Urodelen in 
Regenerationsvorgängen des Hodens eine Übergangsform zwischen Selachiern 
und Wirbeltieren, die höher als die Urodelen stehen, darstellen, 

Weiss, Königsberg. 


== 2: 


313. Child, C. M. (Hull Zool. Lab., Univ. Chicago) — „An analysis of 
form-regulation in tubularia. IV. Regional and polar differences in 
the lime of hydrant formation as a special case of regulation in a 
complex system.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 1—28, Juli 1907. 

Gewöhnlich kommen die proximalen Hydranten später zum Vorschein 
als die distalen, gleichgültig, ob es orale oder aborale Hydranten sind. 
Nur bei verhältnismässig langen Stücken (halben Stämmen) ist ein Vor- 
sprung in der Entwickelung der aboralen Hydranten zu erkennen, und um- 
gekehrt bei verhältnismässig kurzen Stücken (von nicht über 8 mm Länge) 
ein Vorsprung der oralen Hydranten. 

Das Zooid wird als ein physiologisches System aufgefasst, „in 
welchem Korrelation besteht, d. h. die Zustände und Prozesse in gewissen 
Bezirken beeinflussen die in anderen Bezirken im Bereich eines gewissen 
Abstandes. Die Grössenbegrenzung des Systems stellt sich dar als eine 
Funktion der Reaktionsenergie und der Beschaffenheit des . Substra:s. 
Daher haben alle Faktoren, welche quantitativ die Reaktion oder welche 
das Substrat verändern, auch Einfluss anf die Grössenbegrenzung des 
Systems.“ 

Entwickelung aboraler Hydranten ist im allgemeinen gleichbedeutend 
mit vegetativer Fortpflanzung: es tritt also eine Zweiteilung des physio- 
logischen Systems ein, welche das Ergebnis darstellt der Herabsetzung 
seiner Grenzgrösse unter die Länge des betreffenden Stückes, wozu innere 
und äussere Faktoren Veranlassung geben können. Die Zeit, bis zu 
welcher aborale Hydranten auftreten, ist proportional der Zeit, innerhalb 
welcher jene Herabsetzung der Systemgrösse unter die Stücklänge statt- 
findet. Alle Faktoren, welche die Reaktionsenergie herabsetzen, beschleunigen 
daher gleichzeitig das Entstehen aboraler Hydranten. 

Kammerer, Wien. 

314. Child, C. M. (Hull Zool. Lab., Chicago). — „An analysis of form- 
regulation in tubularia. V. Regulation in short pieces.“ Arch. f. 
Entw.-Mech., Bd. 24, p. 285—316, Aug. 1907. 

Wird die Grösse eines Tubulariastückes unter 4—6 mm herabgesetzt, 
so werden auch die an dem Stück entstehenden Neubildungen kleiner. 
Stiel und Stamm nehmen rascher ab als die Hydranten, welche Pro- 
portionsverschiebungen bis zur Bildung von Hydranten ohne Stiel 
gehen können. „Die hauptsächlichen Faktoren bei Determination dessen, 
was ein kurzes Stück hervorbringen wird, sind Polarität und Stücklänge 
mit Beziehung auf den Stammbezirk, an dem die Neubildung erscheint. 
Mit Bezug auf die Art der erzeugten Neubildungen ähneln längere Stücke 
aus den distalen Bezirken kürzeren Stücken aus den proximalen Regionen. 
Wenn die physiologischen Verschiedenheiten an beiden Stückenden gross 
genug sind, so entstehen einzelne vollständige Bildungen von geringerer 
Grösse auch an sehr kurzen Stücken.“ 

In ganz kurzen Stücken aber, wo die Verschiedenheiten der Enden 
nicht gross genug sind, entstehen unvollständige Strukturen. Doppelte 
Bildungen entstehen nur an apolaren Stücken, d. h. solchen, an denen die 
ursprüngliche Verschiedenheit der Stückenden ganz gering ist oder fehlt. 
Doch treten in solchen Stücken in jeder Hälfte mit der Zeit neue, ent- 
gegengesetzte Polaritäten auf, als Folge vorhandener freier terminaler 
Bezirke. Je nach grösseren oder geringeren Differenzen der neuen Pole 
treten nun doppelte vollständige oder doppelte unvollständige Bildungen auf. 

Kammerer, Wien. 


— 113 — 


315. Child. C. M. (Hull Zool. Lab.. Chicago). — „An unelysis of form- 
regulation in tubularia. VI. The significance of certain modifications 
of regulation: Polarity and form-regdlation in general“ Arch. f. 
Entw.-Mech., Bd. 24, p. 317— 349, Aug. 1907. 

Die Proportionen eines am Stammende nach Entfernung eines 
Primordiums regenerierten Primordiums sind von denen eines solchen. das 
nach Entfernung einer Hydrante regeneriert ist, verschieden. Uflenbar 
bewirkt die Hydrantenentwickelung progressive Veränderungen in benach- 
barten Stammbezirken. Entfernung distaler Teile in Entwickelung be- 
griffener Primordien hat entweder Ersatzregulation durch Umdifferenzierung 
oder Degeneration zur Folge. Auflösung des Restes erfolgt dureh Ab- 
trennung von mindestens einem halben, noch jugendlichen Primordium; 
Restitution nach Abtrennung kleinerer Bruchstücke auf spätem Stadium. 
In verdünntem Seewasser (auf 60— 75°], der Normalkonzentration) kommen 
grössere, länger gestielte und langlebigere Hydranten, sowie häufiger als 
sonst aborale Hydranten zustande. Die regionären Unterschiede der 
Hydrantengrösse und die doppelten Bildungen an ganz kurzen Stücken 
sind ebensogut als eigentliche Polaritätserscheinungen aufzufassen. wie die 
Bildung von Hydranten an dem einen und diejenige eines Stolonen am 
anderen Ende. 

Alle bei Tubularia und Verwandten konstatierten formregulativen 
Polaritätsphänomene zerfallen in vier Gruppen: 

. Qualitative axiale Verschiedenheiten in der Regulation. 

. Qualitative rerionäre Verschiedenheiten, 

. Quantitative axiale Verschiedenheiten, 

Quantitative regionäre Unterschicde. 


Se DD 


gr 


Die axialen Heteromorphosen lassen sieh in Zwei Katexorien 
gruppieren: 

1. Primäre Heteromorphosen, deren Eintritt dureh die Verhältnisse 

bestimmt wird, die vor der Isolation des Stückes bestehen. 

2. Sekundäre Heteromorphosen, deren Eintritt dureh Bedingungen 
determiniert wird, welche sieh nach Isolierung des Stückes ein- 
gestellt haben, 

Die Deutung der morphologischen Phänomene im Normalleben ist mit 
denen der Regulationsphänomene prinzipiell gleich Unterschiede dies- 
bezüglich basieren nur auf Verschiedenheiten der Bedingungen. 

Kammerer, Wien. 

316. Nusbaum, Józef (Zool. Inst, Lembergi — „Zur Teratologie der 
Knochenfische, zugleich ein Beitrag zu deren Regeneration.“ Arch. 
f. Entw.-Mech.. Bd. 24, p. 114—123. 1 Taf., Juli 1907. 

Entfernt man eben ausgeschlüpften oder bis 12 Tage alten Forellen die 
Caudalfiosse ganz, so tritt totale Regeneration ein, die ähnlich der Onto- 
genese verläuft Entfernt man zugleich ein Rumpfstüek in der Höhe der 
Analtlosse, so tritt totale Regeneration auf einem etwas differenten Weg 
ein: es erscheint eine gemeinsame Analeaudaltlosse, deren Oberteil erst 
Sekundär einen kleinen dreieckigen Anhang bildet, welcher nach hinten 
wächst und die definitive Caudale anlegt. Entfernt man den Rumpf in 
Anushöhe, so entsteht gleichfalls die kontinuierliche Analeaudale: die 
Flossenstrahlenträger entwiekeln sieh aber nieht nur als Ditferenzierungen 
der Parapophysen der 5 letzten Wirbel. sondern auch als solehe der oberen 
Boxen der 2 oder 3 letzten Wirbel. Metamerenzahl vollständig. 

Biophys. Centratbl. Bd. III. : 


— 114 — 


Entfernt man den hinteren Abschnitt zwischen Anus und rück- 
wärtiger Dorsalflossengrenze, so regenerieren nur 6—7 statt 23—25 Meta- 
meren, und die Kloake bricht terminal auf einer Papille durch. Die Anal- 
caudalflosse entsteht oberhalb der Kloake, und in der Flosse entstehen un- 
abhängig von der Wirbelsäule knorpelige Strahlenträger. In ihrer Stellung 
am Körperende und funktionell ahmt diese Analcaudale die typische 
Caudale nach, besitzt jedoch wegen Entstehung der Knorpelstrahlen aus 
dem Mesenchymgewebe den Charakter einer Anale. Entfernt man das 
Hinterteil direkt hinter den Bauchflossen, so spielt auch die Dorsalflosse 
eine Rolle bei Neubildung der Caudale. Die Rückenflosse bildet regene- 
rierend nach hinten einen Saum, der das Hinterende umgibt und als dorso- 
caudale Flosse funktioniert. Ausserdem ist wieder die anal-caudale Flosse 
da, obschon kleiner als im Fall zuvor. 

Gänzliches Zusammenwachsen der dorsal-caudalen und anal-caudalen 
Flosse ist bei Forellen nicht zu erzielen. Vermöge seiner Flossenstellung 
wäre der Hecht geeigneter hierfür, und zwei Naturfunde Hofers (einer 
davon in ref. Abhandlung abgebildet) sprechen für das Vorkommen jener 
Verwachsung: die Pseudoschwanzflosse ist hier infolge Fehlens einer Ver- 
bindung mit der Wirbelsäule lediglich als Produkt von Dorsale und Anale 
anzusprechen. 

Verf. erhielt ferner einen 5 cm langen Karpfen mit teratologischem 
Schwanz: aus der Mitte des hinteren, verschmälerten und bogenförmigen 
Körperrandes mit entsprechend gekrümmter After- und Rückenflosse ragt 
ein weicher, seitlich kompresser, in Profilansicht etwa kegelförmiger An- 
hang von !/, cm Länge. Vermutlich ist dem Exemplar, als es schon 
relativ älter war als Verf. Versuchsforellen, der Rumpf dicht hinter Dorsale 
und Anale abgebissen worden. Hierfür spricht die starke Verschmälerung 
des Regenerationskegels und die starke Cutis- und Schuppenentwickelung 
im älteren Abschnitte im Gegensatze zu deren Fehlen im Regenerät. 
Weder Muskeln noch Rückenmark dringen in den Anhang, nur einzelne 


Äste der hintersten Rückenmarksnerven. Kammerer, Wien. 
317. Nusbaum, Józef (Zool. Inst., Lemberg). — „Kleiner Beitrug zur 


atavıstischen Regeneration der Scheren beim Flusskrebse.“ Arch. f. 
Entw.-Mech., Bd. 24, p. 124—130, 2 Fig., Juli 1907. 

Nach Schultz sind regenerierte Scheren von Astacus pachypus, 
fluviatilis, colchicus und Kessleri durchweg nach dem Typus der Schere 
ihrer gemeinsamen hypothetischen Urform, Astacus leptodactylus var. 
colchica, gebaut. Auch Scherenregenerate von A. leptodactylus (forma 
typica) weisen die Merkmale der als Stammform angenommenen var. 
colchica auf. 

Verf. beschreibt nun ein Exemplar von Astacus fluviatilis, dessen 
sehr verkleinerte rechte Schere nach dem Leptodactylustypus gebaut ist. 
Die linke Schere weist eine Doppelbildung aut in Gestalt zweier unbeweg- 
lich aus dem Dactylopoditen hervorwachsender Finger, welche wahrschein- 
lich infolge einer Verwundung während der Häutungsperiode entstanden 
sind: die beiden überzähligen Scherenfinger, von denen der äussere, etwas 
verdickte Ast als Index, der innere, dünnere als Dactylopodit aufzufassen 
ist, sind lang und schmal, haben keine Ausbuchtung und keine der für 
A. fluviatilis so charakteristischen Höcker am Innenrande des Index, ver- 
laufen gerade ohne halbmondförmige Beugung. Mit einem Wort, die über- 
zählige Scherenbildung zeigt abermals die Kennzeichen der Schere von 
A. leptodactylus var. colchica. 


— 15 — 


Zur Terminologie der Regeneration schlägt Verf. vor, verkleinerte 
Regenerate „meiotrophisch*, vergrösserte Regenerate „qualitativ 
hrpertrophisch“ zu nennen, wenn das regenerierte Organ im ganzen 
grösser, „quantitativ hypertrophisch“, wenn es in zwei- oder mehr- 
facher Anzahl aufgetreten ist. Auf die Scheren des beschriebenen Fluss- 
krebses angewendet, wäre die rechte als „atavistisch-qualitativ-meiotrophisch “, 
die linke als „atavistisch-quantitativ-hypertrophisch“* zu bezeichnen. 

Kammerer, Wien. 

318. Morgan, T. H. und Lyon, E. P. — „The relation of the substances 
of the egg, separated by a strong centrifugal force, to the location of 
the embryo.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 147—159, 2 Taf., 
Juli 1907. 

Lässt man Eier des Seeigels Arbacia mit grosser Geschwindigkeit 
rotieren, so ordnen sich die in ihnen vorhandenen Substanzen von ver- 
schiedenem spezifischen Gewicht in vier Zonen an. Diese Schichtung steht 
nicht in Beziehung zur primären Eiachse, denn es findet in der Zentrifuge 
keine Selbstorientierung der Eier statt, sondern sie liegen darin in allen 
Stellungen, welche sie zufällig gerade zu Beginn des Versuches ein- 
genommen hatten. 

In zentrifugierten Eiern, die befruchtet wurden, findet Furchung statt, 
die durch die Schichtung bestimmt wird; trotzdem sind nach Bildung der 
4. Furche die nämlichen Zellarten da wie im normalen Ei. Meist bilden 
sich Mikromeren am äusseren, stärker pigmentierten Pol. Vor Beginn der 
Furchung werden aber nicht etwa die Eimaterialien wiederum von der 
durch den Versuch bedingten Schichtung zur normalen Durchmischung der 
verschieden schweren Substanzen umgveordnet: denn während der letzten 
Furchenbildung sind noch immer dieselben Verschiedenheiten vorhanden 
wie unmittelbar nach der Rotation. 

ber Urdarm wird zwar öfter in der Gegend des pigmentierten Poles 
eingestülpt. die Einstülpung kann aber auch an jedem anderen Punkte 
stattfinden. Das Pigment lagert bei der Pluteuslarve meist zwischen Mund 
und After, nicht in der Mediane, sondern lateral. 

Aus diesen Ergebnissen ziehen die Verf. folgende Schlüsse: 

l. Die Furchung verhält sich ähnlich wie die experimentell hervor- 
gerufene Schichtung, die Gastrulation aber stimmt in der symme- 
tischen Materialanordnung nicht mit ihr überein. 

2. Es ist keine Beziehung zwischen Schiehtung und Embryoachse 
notwendig; daher sind die durch die Zentrifuge getrennten Stoffe 
keine organbildenden, „obgleich die gegenseitigen Beziehungen der 
Zellen, welche durch die auf die Materialverteilung folgendo 
Furchung bestimmt werden, ein wichtiger Faktor für die Fest- 

legunx der Achsenlage im Embryo sein können“. 

3. Gibt dio zweite Furchungsebene die Medianebene des Embrvos an, 
so ist die gewöhnliche Lage des Embrvos in bezug auf das Pig- 
ment dafür verantwortlich zu machen. 

4. Die bilaterale Symmetrieebene wird dureh die Furehung und die 
daraus folgenden gegenseitigen Beziehungen der Zellen bestimmt, 
nicht durch die Stoffe, welche die Zelen enthalten. „Der be- 
stimmende Faktor für die embryonale Medianebene ist 

daher ein dynamischer und kein materieller. Von diesem 
Gesichtspunkt aus hat die Marerjalanordnung im Ei einen Einfluss 
auf die Organbildung. nicht weil die Materialien die wirklichen 
ye 


— 16 — 


ersten Anlagen der Organe wären, sondern lediglich insofern, als 
sie den Eintritt des Spermatozoon, die Lage der Furchungsebenen 
oder die gegenseitigen Beziehungen der Zellen nach der Furchung 
bestimmen.“ Kammerer, Wien. 


319. Köhler, R., Lyon. — „Sur le dimorphisme sexuel de l'Ophiacantha 
vivipara.“ Zool. Anz., 1907, Bd. 31, p. 229—230. 

Die fünfarmigen Exemplare von Ophiacantha sind Männchen, die mehr- 
armigen dagegen Weibchen. Auf einem Exemplar dieses Ophiuriden fand 
sich auch ein Myzostoma, das bisher nur als Parasit der Crinoiden be- 
kannt war. Saling, Berlin. 


320. Gadd, G., Charkow. — „Ein Fall von Hermaphroditismus bei dem 
Strongylocentrotus droebachiensis O. F. Müll.“ Zool. Anz., 1907, 
Bd. 31. p. 635. 

Ein Seeigel besass ausser weiblichen Gonaden auch eine männliche., 

Saling, Berlin. 

321. Metalnikoff, S. — „Zur Verwandlung der Insekten.“ Biol. Centrbl., 
1907. Bd. 27, p. 396—405. 

Die Resorption der Gewebe der Insekten zur Zeit der Metamorphose 
vollzieht sich nach Beobachtungen des Verf. an Schmetterlingsraupen nicht 
auf dem Wege der Cytolyse, sondern vielmehr (in Übereinstimmung mit 
Kowalewski, van Rees u.a., gegen Karawajew, Torre, Anglas u. a.) durch 
Phagocytose. Die Phagocyten wurden durch Karminpulverinjektion in den 
Insektenkörper kenntlich gemacht, wobei das Karmin sich in den Leuko- 
cyten aufspeichert. Kurz vor der Metamorphose treten die karminbeladenen 
Leukocyten an die Muskelringe des Darmes — diese lassen nämlich am 
leichtesten die in Rede stehenden Vorgänge verfolgen — in grossen Mengen 
heran, zwängen sich zwischen dieselben hindurch, dringen dann in die 
Muskelfasern selbst ein und fressen sie schliesslich auf; denn das Volumen 
der Muskelfasern nimmt ständig ab, während das der Leukocyten sich ver- 
grössert, bis die ganze Darmregion wie ein dichter Haufen Leukocrten er- 
scheint. Die Endothelzellenschicht des Darmes bleibt unangetastet. 

Wenn die Leukocyten erst zur Zeit der Metamorphose ihr Zerstörunggs- 
werk beginnen, so beruht dies auf dem Auftreten von Toxinen zu dieser Zeit. 
Die Toxine vergiften offenbar die zu zerstörenden Gewebe, worauf diese 
den Leukocyten anheimfallen. Wurde nämlich Blut einer in der Meta- 
morphose (Verpuppung) stehenden Raupe einer anderen Raupe derselben 
Spezies injiziert, so rief dasselbe deutliche Schädigungen hervor. Die 
Toxizität des Blutes tritt 2—3 Tage vor der Metamorphose auf und 
schwindet, sobald in der Puppe die histolytischen Prozesse abgelaufen sind 
und die Histogenese einsetzt, d. h. bei der etwa dreitägigen Puppe. 

Die Toxizität des Blutes übt nur auf Tiere derselben Spezies eine 
Wirkung aus. Halbstündiges Erwärmen auf 60°C vernichtet die Toxizität. 

V. Franz. 

322. Mräzek, A. — „Einige Bemerkungen über die Knospung und ye- 
schlechtliche Fortpflanzung bei Hydra.“ Biol. Centrbf., 1907, Bd. 2%, 
p. 392— 396. 

Knospung und geschlechtliche Fortpflanzung bei Hydra schliessen sich 
nach Beobachtungen des Verf. an Hydra fusca und H. grisea nicht aus, 
sondern können auch zeitlich zusammentreffen. Ja bei geschlechtsreifen, 
aber gleichzeitig knospenden Individuen von Hydra fusea, seltener von H. 


grisea können, wie auch schon von Downing gelegentlich beobachtet wurde, 
Hoden an den Knospen vorkommen. Eine andere, zurzeit ungelöste 
Frage ist es allerdings, ob die Hodenbildung im Tochterindividuum unabhängig 
vom Muttertier entsteht oder ob die Gonaden noch im Muttertier angelegt 
und erst sekundär in die junge Knospe hineingerissen werden. Jedenfalls 
sind nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, Hungerzustände für das 
Auftreten der Geschlechtsperiode massgebend. Denn die Knospenbildung 


hat reichliche Ernährung zur Voraussetzung. V. Franz. 
323. Achard, Ch. und Aynaud, M. — „Recherches sur limprégnation 


histologique de lendothélium.“ Arch. de Méd. exper., Bd, 19, H. 1, 
Juli 1907. 

Durch Anwendung verschiedenster Färbemethoden suchten Verff. fest- 
zustellen, ob die Endothelien untereinander durch eine Kittsubstanz ver- 
bunden sind oder ob zwischen ihnen eine amorphe protoplasmatische Sub- 
stanz mit engen Beziehungen zur Gewebsiymphe liegt. Die Imprägnation 
der Endothelzellgrenzen beruht bei Silberanwendung auf einer Präcipitation 
des Chlorürs dieses Metalles, sie lässt sich durch geeignete Mittel leicht 
rückgängig machen. Auch andere Präcipitatfarben bringen die Zellgrenzen 
zur Darstellung. Die Leichtigkeit, mit welcher die Zellzwischenräume sich 
darstellen und wieder zum Verschwinden bringen lassen, weisen darauf 
hin, dass keine feste Kittsubstanz, sondern eine flüssige Masse von grosser 
osmotischer Lebhaftigkeit die Zellzwischenräume ausfüllt und dass sie wahr- 
scheinlich in engem Zusammenhang mit der Gewebsflüssigkeit steht. 

Hart, Berlin. 

34. Kitamura, S. (Path. Inst. d, Rud. Virchow-Krankenh., Berlin), — 
„Uber sekundäre Veränderungen der  Bronchien und einige Be- 
merkungen iber die Frage der Metaplasie.“ Virchows Arch., Bd. 190, 
H. 1, Okt. 1907. 

Soweit sich primäre und sekundäre Erkrankungen der Bronchien 
unterscheiden lassen, sind bei akuten und subakuten Zuständen die histo- 
logischen Veränderungen der Bronchien nicht wesentlich voneinander ver- 
schieden. Dagegen spielen sich bei chronischen Zuständen, wie sie be- 
sönders bei tuberkulöser Erkrankung gegeben sind, sowohl an dem Bronchial- 
epithel als auch in der Wandung Prozesse ab, welche zwar auch sonst 
vorkommen, aber hier besonders gehäuft und frühzeitig sich einstellen. Sie 
sind teils sicher, teils aber nur wahrscheinlich durch besondere irritative 
Momente bedingt und müssen teilweise als echte Metaplasie aufgefasst 
werden, Eine solche echte Metaplasie, d. h. die Transformation eines 
morphologisch wohlcharakterisierten und spezifisch funktionierenden Epithels 
in eine andere gleichfalls morphologisch und physiologisch präzis charakteri- 
Sierte Epithelart erblickt Verf. in dem oft auftretenden echten Platten- 
epithel in der Bronchialschleimhaut, daneben beschreibt er als Pseudo- 
metaplasie die offenbar nur auf mechanischen Verhältnissen beruhende 
Formveränderung der Epithelien. An der Wandung fand Verf, bei Tuber- 
kulose fern dem Krankheitsherd peribronchiale Entzündung, Zerstörung der 
Wandbestandteile, besonders Atrophie des Knorpels. Neben einfacher Kalk- 
ahlagerung findet sich echte Knochenbildung mit fihrösem und Fettmark 
und sekundären lakunären KResorptionserscheinungen. Auch hei dieser 
Anochenbildung handelt es sich um eine echte Metaplasie, gewissermassen 
tm metaplastisch neuvontstandene Organe. Knochen und knochenmark- 
ähnliches Gewebe bilden sich unabhängig voneinander vielleicht auf Grund 


= je 


des gleichen Reizes, dem letzteren Gewebe kommt nur abbauende, keine 
aufbauende Eigenschaft zu. Hart, Berlin. 


Biologie der Geschwülste. 


325. Bashford. E. F.. Murray, I. A. und Haaland, M. (Lab. d. Imp. Cancer 
Research Fund, London). — „Ergebnisse der experimentellen Krebs- 
forschung.“ Berl. Klin. Woch.. No. 35, p. 1194, Sept. 1907. 

Von zwei spontanen Pläattenepithelkrebsen der Maus erwies sich eins 
als transplantabel. [rie Impfausbeuten in den ersten Generationen waren 
sehr schlecht, das Wachstum langsam. Von der dritten Generation wurde 
das Wachstum erheblich schneller, die Ausbeute mässig (30° ,1: Wachstum 
infiltrativ in die Muskulatur, Lunzenmetastasen: Struktur die eines gewöhn- 
lichen Karzinoma alveolare solidum. Von der achten Generation an traten 
Verhornungen ein. Nachträgliche Untersuchung des Primärtumors ergab 
ebenfalls einzelne verhornte Inseln. Die nicht verhornten Zellen zeigen 
Übergänge zu Stachelzellen und weiterhin zu Hornzellen. Es wird deshalb 
eine einheitliche histogenetische Natur aller dieser Zellen angenommen. 

Die Wachstumsfähigkeit ist ähnlichen Schwankungen unterworfen, wie 
sie Bashford schon früher wiederholt für andere Krebsstämme beschrieben 
hat. Auch eine charakteristische Stromareaktion des Tumors wird be- 
schrieben, welche in den Frühstadien zu einer Zellproliferation von immer 
gleichem Charakter führt, die aber sicher sekundärer Natur ist. Auch 
spontane Resorptionen kommen vor. Kleine Mengen Impfmaterial führen 
zu besseren [mpfausbeuten als grössere, 

Immunität zeigen sowohl Tiere, bei denen spontane Resorption ein- 
getreten ist, als auch solche, die einmal erfolglos geimpft worden sind. 
Dagegen immunisieren andere Tumoren nur wenig. Von nicht krebsigem 
Gewebe immunisiert embryonale Mäuschaut in hervorragendem Masse, 
andere Gewebe, sowie Blut nur unvollkommen. L. Michaelis. 


326. Hertwig, Oscar und Poll, Heinrich (Anat.-biol. Inst., Berlin). — „Zur 
Biologie der Mäusetemoren.* Abh. d. kgl Pr. Akad. d. Wissensch. 
190%. Mit 2 Taf. 

Die Ergebnisse einer etwas über 1000 Versuche umfassenden Ver- 
pflanzungsarbeit über die als Mäusekarzinom bekannten Tumoren fassen 
H. und P. in folgende Sätze zusammen. 

1. Primärtumoren von Mäusen sind schwieriger zu transplantieren als 
impftumoren. 

2. Bei Transplantationen eines Tumors, die dureh mehrere Generationen 
fortgesetzt werden, lasst sich eine allmähliche Steigerung der Verpflanzungs- 
ziffer auf 50, 60, <O Prozent, bei manchen Geschwülsten sogar auf 80 bis 
100 Prozent wahrnehmen. Die Tumoren erhalten infolge fortgesetzter 
Transplantation, wie Ehrlich zuerst festgestellt hat, eine grüssere „Virulenz“. 

3. Die Steizerunz der Verpflanzungsziffer ist keine gleichmässig an- 
steigende, sondern vollzieht sich, wie schen Bashford beobachtet hat, in 
Intervallen derart, dass Tumoren mit hoher Verpflanzungsziffer vorüber- 
gehend zu Tumoren werden, die bei weiterer Transplantation eine geringer? 
Ausbeute liefern. 

4. Verschiedenartize, in ihrer histologischen Struktur unterscheidbare 
Tumoren der Maus lassen sich teils leichter, teils schwerer transplantieren. 


— 119 — 


Unter den von uns benutzten Geschwülsten besassen À und H eine erheb- 
lich höhere Verpflanzungsziffer als C und M. 

5. Mäusetumoren können auf eine andere, wenn auch nahe verwandte 
Spezies, wie die Ratte, nicht transplantiert werden. Es gelten für diese 
Geschwülste dieselben Regeln, welche bei Transplantationen im Tier- und 
Pflanzenreich ermittelt worden sind (vgl. O. Hertwig: „Allgemeine Biologie“, 
2. Aufl.. 1906, Kap. XV, Die Lehre von der vegetativen Affinität). 

6. Die aut der weissen Maus spontan entstandenen Geschwülste A 
und C wie der einer grauen Maus entstammende Pimärtumor II lassen sich 
sowohl auf die weisse wie graue Varietät der Maus übertragen und in 
mshreren Generationen fortzüchten. Desgleichen lassen sich Reihen von 
Lickzacktransplantationen von weiss auf grau und von grau auf weiss usw, 
durchführen, 

Doch ist an der ungleichen Höhe der Verpflanzungsziffer hierbei 
immerhin wahrzunehmen, dass die Mäusevarietät, auf welcher der Tumor 
spontan entstanden ist, auch bei fortgesetzter Transplantation für ihn einen 
gesieneteren, adäquateren Nährboden abgibt als die fremde Varietät. 

i. Die Abstammung der Mäuse gleicher Varietät aus verschiedenen 
Zuehten, aus verschiedenen Ländern und Städten (Kopenhagener, Pariser, 
Berliner, Frankfurter usw. Mäuse) scheint uns für den Erfolg der Trans- 
plantation nicht von der ausschlaggebenden Bedeutung zu sein, die ihr von 
vielen Forschern zugeschrieben wird. 

8. Unter Mäusen desselben Stammes finden sich immer vereinzelte 
Individuen, bei denen die Transplantationen auch bei tudelloser Ausführung 
erfolglos bleiben, selbst dann, wenn sie in kürzeren oder längeren Inter- 
vallen mehrmals hintereinander ausgeführt werden. Wir erklären diesen 
Misserfolg aus einer angeborenen, grösseren, individuellen Resistenz ein- 
zeiner Tiere gegenüber der Einverleibung kürperfremden Gewebes und be- 
zeichnen in diesem Sinne die Individuen, auf welchen sich Geschwulst- 
krime nicht zur Entwickelung bringen lassen, als „Immuntiere*“. 

4. Bei Mäusen, die schon einen kleineren oder grösseren Tumor þe- 
Sitzen, können mit Erfolg noch weitere Transplantationen zum zweiten und 
dritten Male vorgenommen werden. Die Erkrankung an einer Geschwulst 
liefert daher keinen Schutz gegen eine zweite und dritte Infektion mit 
Geschwulstmaterial. 

Wenigstens gilt dies für die nun hierauf genauer untersuchte Ge- 
schwulst A, mit welcher sich eine atreptische Immunität im Sinne Ehrlichs 
Jedenfalls nicht erzielen lässt. 

10. Dadurch, dass man zahlreiche (15—20) Geschwulststückchen 
einem einzelnen Tier an verschiedenen Körperstellen unter die Haut im- 
Plantiert (Massentransplantation), kann man es zwingen, eine enorme Ge- 
schwulstmasse zu produzieren, welche in wenigen Wochen dem Ausgangs- 
gewicht des Versuchstieres gleichkommt und dadurch zu einer Verdoppelung 
des Körpergewichts führt.‘ 

il. Die Tumoren der Maus sind ein geeignetes Objekt, um an ihnen 
die Frage nach dem „Überleben von Gewebsteilen“ oder die „Vita propria 
der einzelnen Zellen“ zu studieren. 

12. Geschwulststücke, die nach Entfernung aus der Maus 5—20 Tage 
steril bei einer Temperatur von 1—2 Grad über Null aufbewahrt worden 
sind, können noch mit Erfolg auf gesunde Mäuse derart überpflanzt werten, 
dass aus ihnen nach kurzer Zeit sich wieder neue, rasch wachsende Ge- 
Schwülste entwickeln. Es folgt aus diesen Versuchen, dass in den Ge- 


— 120 — 


schwulststückchen, trotzdem sie von Blut und Säften nicht mehr durch- 
strömt werden, grössere oder kleinere Zellgruppen am Leben bleiben und 
unter günstigen Bedingungen wieder zum Ausgangspunkt von Geschwülsten 
werden, in denen sich die charakteristischen Eigenschaften des ursprüng- 
lichen Ausgangstumors Punkt für Punkt erhalten finden. 

13. Bei Verpflanzung der längere Zeit aufbewahrten Geschwulststücke 
ist häufig eine ausgedehntere Ruheperiode (Latenz) zu beobachten, während 
welcher ein Wachstum nur in sehr langsamer Weise, wenn überhaupt, 
stattfindet, 

14. Aus der Tatsache, dass Geschwülste der Maus, welcher histo- 
logischen Struktur sie immer seien, ihren charakteristischen Aufbau bei Trans- 
plantationen durch viele Generationen hindurch auf das strengste bewahren, 
lässt sich der sichere Schluss ziehen, dass die wiederholte Geschwulst- 
bildung immer nur durch Vermehrung der von der zuerst erkrankten 
Stammmaus herrührenden Gewebszellen vor sich geht. 

Ob ausserdem noch Mikroorganismen, sogenannte „Krebserreger“, als 
Reiz zur Vermehrung und zum späteren Zerfall des Tumorgewebes mit- 
wirken ist eine Frage, die zur Zeit nach unserer Ansicht weder mit ja 
noch nein beantwortet werden kann. Autoreferat. 


327. Sticker, Anton (Chir. Univ.-Klin., Berlin). — „Erfolgreiche Über- 
tragung eines Spindelzellensarkoms des Oberarms beim Hunde.“ Münch. 
Med. Woch., No. 33, Aug. 1907. 

Verf. ist es gelungen, ein Spindelzellensarkom des Oberarms von 
Hund auf Hund zu übertragen und damit die Zahl der transplantablen 
malignen Tumoren um eine neue Art zu vermehren, Es wird von neuem 
darauf hingewiesen, dass pathologisch-anatomische und experimentelle Ge- 
schwulstforschung zu übereinstimmenden biologischen Resultaten kommen: 
jeder Tumor nimmt von wenigen an Ort und Stelle etablierten Geschwulst- 
zellen seinen Ausgang und tritt zu dem benachbarten Gewebe nur insoweit 
in Beziehung, als es zu seiner Ernährung notwendig ist. Die Geschwuist- 
zellen zeigen eine Artspezifität, welche eine Übertragung nur auf arteigenes 
Gewebe gestattet. Eine wichtige Entscheidung bleibt noch vorbehalten, 
nämlich ob alle Tumoren auch im fötalen oder postembryonalen Leben auf 
implantierte Zellen zurückzuführen sind, mit anderen Worten, ob die Tumor- 
zellen zwar arteigene, aber nicht körpereigene Zellen darstellen. 


| Hart, Berlin. 
328. Bergell, Peter und Sticker, Anton (Inst. f. Krebsforsch. und chir. 
Univ.-Klin., Berlin). — „Über Pathogenese und über den spezifischen 


Abbau der Krebsgeschwiülste.“ Dtsch. Med. Woch., No. 38, September 
1907. 

Aus der Leber isolierte Stoffe zerstören Sarkome und Carcinome auf 
dem Wege einer enzymatisch erzeugten Nekrose und Verflüssigung, wes- 
halb von v. Leyden die Theorie aufgestellt wurde, dass das ungehinderte 
Wachstum der malignen Geschwülste in dem Mangel oder ungenügenden 
Gehalt des Organismus an einer spezifischen fermenthydrolytischen Kraft 
begründet ist. Verff. konnten nun durch die Injektion der spezifisch ab- 
bauenden Leberfermente ein Sarkom eines Hundes, bei dem Selbstheilung 
bereits ausgeschlossen war, durch Erzeugung regressiver Metamorphosen 
völlig zum Schwinden bringen und selbst eine metastatisch erkrankte Lymph- 
drüse derart beeinflussen. Die injizierten Tumoren fallen einer schnellen 
Auflösung und Verflüssigung anheim. an Stelle des Tumorgewebes bilden 


— 121 — 


sich serösdurchtränkte Gewebslücken, in welchen zahlreiche ‘phagoertäre 
Rundzellen anzutrefien sind, nirgends sieht man mitotische Vorgänge. Die 
bei dem normalen Wachstum des Organismus sicher anzunehmenden 
Wachstumshemmungsstoffe sind vielleicht mit obigen Erscheinungen in Be- 
ziehung zu bringen, wenngleich die Identität dieser Stoffe mit den fermen- 
tativ abbauenden erst noch festzustellen ist. Sticker deutet die Möglichkeit 
an, dass letztere Stoffe auch als Bestandteile des Blutserums eine enzymatisch- 
Iytische Wirkung artfremden Blutes auf Geschwulstzellen vielleicht ausüben 
können. Hart, Berlin. 


329. Saul, E. (Univ.-Frauenklin., Berlin). — „Uhtersuehungen zur Ätio- 
logie der Tumoren.“ Gentrbl. f. Bakt., 1907. Bd. 44, p. 416. 
Zusammenstellung solcher statistischen Daten über die Häufigkeit der 
Krebstodesfälle und über die Verteilung der Krebsmortalität auf verschiedene 
Berufsklassen, die als Stütze der parasitären Krebstheorien angesehen werden 
können und Anführung einiger Arbeiten über Krebspathologie des Menschen 
und der Tiere, die in gleichem Sinne zu deuten sind. Landsteiner, 


Entzündung und Infektion. 


330. Weichselbaum, A., Wien. — „Über die Infektionswege der mensch- 
chen Tuberkulose.“ Wien. Klin. Woch., 1907, No. 38. 

Der Artikel gibt ein kritisches Referat über die Arbeiten der letzten 
Jahre und kommt, zu dem Schlusse, dass die Fütterungstuberkulose bzw. 
Deglutitionstuberkulose beim Menschen, besonders im Kindesalter, viel häufiger 
vorkommt als bisher allgemein angenommen wird. Bei diesem Infektions- 
modus kann das Eindringen der Tuberkelbazillen nicht nur vom Magen 
und Darme, sondern auch von der Mund-, Nasen- und Rachenhöhle und 
war gleichzeitig von allen diesen Stellen erfolgen, gleichgültig, ob die 
Bazillen mit der Nahrung und sonstigen Ingesta oder mit der Atemluft 
oder durch eine andere Weise in die genannten Höhlen gekommen sind. 
In den betreffenden Schleimhäuten und auch in den regionären Drüsen 
braucht es nicht sogleich oder überhaupt nicht zu manifesten bzw. spezifisch 
tuberkulösen Veränderungen zu kommen, sondern die Wirkung der Tuber- 
kelbazillen kann sich zunächst in der Erzeugung der sogenannten lymphoi- 
den Tuberkulose äussern, deren Dauer verschieden lange sein kann und 
die entweder schliesslich ganz zurückgeht oder nach erneuter Infektion, 
aber auch ohne eine solche zu spezifisch tuberkulösen Veränderungen führt, 
sei es an den Eingangspforten oder in den Lungen und Bronchialdrüsen 
oder in anderen Organen. Hart, Berlin. 


331. Pfeiffer, R. und Friedberger, E. (Hyg. Inst.. Univ. Königsberg). — 
„Vergleichende Untersuchungen über die Bedeutung der Atmungs- 
organe und des Verdauungstraktus für die Tuberkuloseinfektion 
(nach Versuchen am Meerschweinchen)“ Dtsch. Med. Woch., p. 1577. 
26. Sept. 1907. 

Es wurde einer Serie von Meerschweinchen Gelegenheit gegeben, fein 
Yersprengte Emulsion von Tuberkelbazillen einzuatmen. Eine andere Serie 
wurde mittelst Schlundsonde mit einer etwa 1000mal grösseren Menge des 
gleichen Virus gefüttert. Die Dosierung war derartig, dass die inhalierte 
Menge möglichst nahe an der gerade noch wirksamen Minimaldosis ge- 
legen War, 

Biophy-ik. Centralbl. Bd. 111. 19 


= 42 


Von 29 Inhalationstieren zeigten 22 Lungentuberkulose, keine tuber- 
kulöse Veränderungen an Darm und Mesenterialdrüsen. 

Von 28 Fütterungstieren blieben 21 völlig gesund, 4 zeigten Lungen- 
tuberkulose, doch liess sich bei 3 von diesen mit Sicherheit nachweisen. 
dass es sich um eine primäre bei der Fütterung entstandene Aspirations- 
infektion handelte. 

Beim Meerschweinchen spielt also der Infektionsmodus durch den 
Darmtraktus gegenüber der Infektionsmöglichkeit durch die Atmungsorgane 
keine wesentliche Rolle. „Die Übertragung auf die Verhältnisse beim 
Menschen liegt nahe.“ Autoreferat (Friedberger). 


332. Finkler, D. (Hyg. Inst. d. Univ., Bonn). — „Disposition und Virulenz. 
Eine klinisch-bakteriologische Studie.“ Dtsch. Med. Woch., H. 39, 
p. 1573. Sept. 1907. 

Der Begriff Disposition kann enger umschrieben werden durch die 
bessere Kenntnis von den Bedingungen, die die Krankheitserreger ausser- 
halb des Körpers zu ihrem Fortkommen brauchen, vom Ort ihres Vor- 
kommens und vom Wege der Übertragung. Nicht alle Menschen werden 
bei einer Epidemie von der Infektion getroffen. Von seiten des Körpers 
können die Ansiedelung und die Aufnahme der Bakterien sowie die lokale 
Entwickelung der spezifisch pathologisch-anatomischen Veränderung be- 
günstigen chemische Anomalien (Diabetes), rein mechanische Momente 
(Lungenspitze); physiologische Veränderungen in bezug auf die Abwehr des 
Organismus und deren Schwächung (Schwangerschaft, Wochenbett), sowie 
das Alter. Die Empfindlichkeit gegen das produzierte Gift der einmal her- 
eingekommenen Bakterien kann gesteigert sein infolge von angeborener 
Empfänglichkeit („autochthoner Disposition“), erworbener Empfänglichkeit 
(intrauterine Infektion oder Infektion nach der Geburt) und infolge von 
Mischinfektion. Sie kann abgeschwächt sein, d. h. der Körper ist mehr 
oder weniger unempfänglich infolge von angeborener Immunität (natür- 
liche Unempfänlichkeit) und von erworbener Immunität. Diese kann 
eine passive und eine aktive sein. Disposition (im Gegensatz zu 
Empfänglichkeit) ist dann zu nennen nur die ursprüngliche, natürliche An- 
lage begründet im Bau und der Energie der lebenden Zellenmoleküle, wo- 
durch ihr Verhalten gegenüber einem Gift bestimmt wird. Von seiten der 
Bakterien bestimmt Verlauf und Bild der Krankheit die Virulenz. d. h. die 
Ansiedlungsenergie und die Grösse der Giftproduktion. Das Vorhandensein 
der Virulenz hat sichergestellt die klinische und epidemiologische Beob- 
achtung auf Grund einer richtigen bakteriologisch differenzierten Diagnose, 
sowie die Möglichkeit, durch Tierpassage die Virulenz zu verändern. 

| K. Thomas. 


333. Wijuhausen, ©. J. — „Em Beitrag zur Kenntnis der Cyto- 
diagnostik der Uydroceele* Ned. Tydsehr. v. Geneesk., 1906, Bd. I, 
p. 957. 

Es wurde vom Verf. in 58 Fällen von Hydrocele das Exsudat unter- 
sucht, welches mittelst Punktion oder Operation möglichst ohne Blut- 
beimischung, erhalten wurde; diese Flüssigkeit wurde wiederholt mit physiolo- 
gischer Salzlösung verdünnt, zentrifugiert: der Bodensatz schliesslich auf 
ein Objektglas gebracht, und direkt nach der Leishmannschen, oder es 
wurde, nach vorhergehender Fixation mit Ätheralkohol nach der Methode 
Romanowsky-Ziemanns gefärbt, 


— 123 — 


In den 52 Fällen asymptomatischer Hydrocele wurde nur zweimal 
eine grosse Menge Formelemente (vorwiegend Lymphöocyten) gefunden; 
in allen übrigen Fällen waren die zelligen Elemente nur sehr spärlich vor- 
handen, zum grössten Teile fanden sich noch Endothelzellen, und auch 
Lymphoeyten, sehr wenig polynucieäre Leukocyten; in einzelnen Fällen 
waren auch Spermatozoen nachweisbar. 

In 3 Fällen tuberkulöser Hydrocele war stets der Gehalt an Zellen, 
vorwiegend Lymphocyten, sehr gross; es ist Verf. der Meinung, dass man 
umgekehrt bei einem solchen Befund an eine tuberkulüse Ursache für die 
Hydrocele denken dürfte. 

Bei akuter Hydrocele (durch Gonorrhoe etc.) fanden sich auch sehr 
viele Zellen in der Flüssigkeit, jedoch vorwiegend polynucleär» Leukocyten. 
J. de Haan, Groningen. 


\ 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 


334. Sorgo, Josef (Heilanstalt Alland). — „Uber Mutationen von mensch- 
lichen Tuberkelbazillen.“ Wien. Klin. Woch., 1907, Bd. XX, No. 38. 

Mutationen im Sinne von de Vries, d. h. plötzlichem Auftreten 
neuer Formen, die neuen von der Elternform abweichenden Merkmale und 
die Konstanz derselben bei den nachfolgenden Generationen wurde bei 
Tuberkelbazillenstänmen menschlicher Herkunft beobachtet, und zwar nach 
kalthlüterpassage und im Brutschrank. Die Bedeutung dieses Befundes 
Wird speziell vom botanischen Standpunkte aus gewürdigt. 

Seligmann. 

335. Penard, E.. Genf. — , Étude sur la Clypeolina marginata.“ Arch. 
I, Protistenk., 1906. Bd. VII, p. 66—85, 10 Textfig. 

Dieses Rhizopod, in einem Tümpel am Genfer See und auch im See 
selbst lebend, zeichnet sich durch den Besitz zweier etwa miesmuschel- 
firmiger, aus Fremdkörpern bestehender, miteinander nicht verbundener 
Schalenklappen aus. Der Spalt zwischen beiden wird durch eine wall- 
artive Anhäufung der in eine klebrige Masse eingebetteten Reserveplättchen 
zur Schalenbildung ausgefüllt. In !/, der Fälle sind die beiden Schalenklappen 
an Farbe oder Bau verschieden; bei der Teilung nämlich behält offenbar 
jedes der Tochtertiere eine Klappe und bildet die andere neu. Das Tier be- 
sitzt ferner eine innere Hülle, die bei Aufnahme von Nahrungspartikeln 
(iatomeen), die grösser sind als der Körper, ausgedehnt wird. 

Der Rhythmus der pulsierenden Vacuole ist aussergewühnlich langsam 
(anscheinend dauert die Ausdehnung etwa “, Tag), was wohl mit der 
sehr dichten Beschaffenheit des Plasmas dieser Art zusammenhängt. 

W. Loewenthal, Hagenau i. E. 

36. Awerinzew, S. (Biol. Stat., Alexandrowsk). — „Beiträge zur 
Kenntnis der Süsswasserrhizopoden. (Vorläufige Mitterlung).“* Arch. f. 
Protistenk., 1906, Bd. VIH, p. 112—119. 2 Texttig. 

Aus dieser, fünf verschiedene Notizen enthaltenden Mitteilung sei die 
Angabe hervorgehoben, dass die Gehäuse der Süsswasserrhizopoden aus 
kalten Gewässern durchschnittlich grösser sind als bei den gleichen Arten 
aus Gewässern der gemässigten Zone. Auch einige in den Polarländern 
neu gefundene Arten zeichnen sieh dureh die Grösse ihrer Gehäuse vor 
dn verwandten Arten aus. | 

Weitere Notizen betreffen die geographische Verbreitung der Süss- 
wasserrhizopoden mit Rücksicht auf ökologische Verhältnisse, Ausscheidung 
üebriger Substanz durch das Protoplasma, die Kernmeinbran (ausser der 

Ju 


— 124 — 


protoplasmatischen Hülle lässt sich noch eine dünne, strukturlose, eigentliche 
Kernmembran nachweisen) und die Encystierung der Süsswasserrhizopoden. 
W. Loewenthal, Hagenau i. E. 
337. Popovici-Baznosanu, A., Bukarest. — ,La forme mobile des Hémo- 
gregarines des Chélonéens.“ Zool. Anz., 1907, Bd. 31, p. 620—624, 
7 Fig. 

Bei der Beobachtung frischen Blutes von Testudo mauritanica konnte 
Verf. die eingekapselten Hämogregarinen innerhalb der roten Blutkörperchen 
lebend beobachten. Wenn man die Blutpräparate luftdicht abschliesst, so 
veranlasst die Anhäufung der Kohlensäure im eingeschlossenen Blute eine: 
lebhaftere Bewegung der Parasiten in der Kapsel, so dass er bald kon- 
trahiert, bald wurmförmig gestreckt oder auch nierenförmig umgebogen er- 
scheint. Nach Verbrauch des Blutkörperchens befindet sich die eingekapselte 
Gregarine im Blutserum. Sodann wird die Kapsel gesprengt und der aus- 
gewachsene, wurmförmige Parasit tritt frei aus. Die weiteren Vorgängo 
und Entwickelungsformen konnte Verf. nicht beobachten, da die Hämo- 
gregarinen in diesem Stadium einen neuen Wirt (Blutegel, Acarine) auf- 
zusuchen pflegen. Die lebhaft aktive Bewegungsmöglichkeit verdankt der 
Parasit einer kontraktilen Zone, die zuweilen deutlich sichtbar wird. 

Saling, Berlin. 
338. Plehn, A., Berlin. — „Zur Frage der Arteinheit des Malariapara- 
siten.“ Dtsch. Med. Woch., 1907, No. 30. 

Verf. hält an seiner bereits früher geäusserten Ansicht fest. dass es 
nur einen einzigen Malariaparasiten gebe, dessen Erscheinungsform 
ebenso wie das Erkrankungsbild mit den klimatischen Verhältnissen der 
Umgebung und den individuellen Eigentümlichkeiten des Wirtes (Menschen, 
vielleicht auch der Mücke) in der mannigfachsten Weise wechseln sell. 
Als Beweis für diese (Laveransche) Theorie wird u. a. eine klinische Beob- 
achtung angeführt: Vier Wochen nach einem unmittelbar nach der Rück- 
kehr aus Westafrika aufgetretenen Schwarzwassertieber mit typischen 
Tropikaparasiten entwickelte sich im nordeuropäischen Herbstklima eine 
Tertiana benigna mit typischen grossen Parasiten. Voraufgegangene 
Doppelinfektion glaubt Verf. ausschliessen zu können, da er in Westafrika 
nie Tertianaparasiten unter natürlichen Verhältnissen beobachten konnte. 

‚Mühlens. 
339. Sergent, Edmond und Sergent, Étienne, Algérie, — „Etudes sur les 
Hematozoaires d'oiseaux.“ Ann. Pasteur, 1907, Bd. 21, No. 4. 

Die Verff. haben in Algerien über 4 Arten von Vogelhämatozoen 
Versuche angestellt: 

A. Plasmodium relictum oder Haemamoeba relicta. 

Es gelang eine fortlaufende Infektion von mehreren Vögeln hinter- 
einander durch dieselben Stechmücken, die nicht neuinfiziert waren: die 
Nachkommenschaft von infizierten Mücken zeigte sich dagegen nicht in- 
fektiös. Die Mücken werden durch eine erste Erkrankung nicht immun. 
Ausser den Culexarten ist auch die Gattung Stegomyia fasciata für eine 
Infektion mit Plasmodium relictum empfänglich. 

B. Leukocytozoon ziemanni und Haemoproteus noctuae. 

Die Angabe Schaudinns, dass Culex pipiens als zweites Wirtstier für 
das Leukocrtozoon ziemanni in Frage komme, konnte durch die drei Jahre 
lang fortgesetzten Untersuchungen der Verff. nicht bestätigt werden. Die 
von ihnen gefundenen Spirochäten haben auch bei der Romanowskifärbung 
niemals in ihrer Struktur eine Ähnlichkeit mit Trypanosomen gezeigt. 


=. Joe 


C. Haemoproteus Columbae. 


Die Inkubationszeit bei intravenöser oder subkutaner Einspritzung be- 
trägt bei Tauben 28--29 Tage. Von 4 Versuchen hat das Virus einmal 
ein Berkefeldfilter passiert. Der Grad der Infektion einer Taube ent- 
spricht im allgemeinen der Zahl der Mücken, welche sie gestochen haben 
oder die man ihr eingespritzt hat. Häufig tritt Spontanheilung ein. Die 
Übertragung des Haemoproteus findet bei den Tauben durch die zur Gattung 
der Hippoboseiden gehörige Lynchia Maura statt. 


D. Das Trypanosoma der Schwalbe. 
Es gelang diese Flagellaten bis zur 15. Kultur zu züchten. 
Möllers. 


340. Schein, H. (Inst. Pasteur de Uha-Trang. Annam). — „Hématozoaires 
les Bowidés en Indo-Chine.“ Ann. Pasteur, Bd. 21, No. 8. 

Verf. fand bei fast allen Rindern, die er daraufhin untersuchte, 
Piroplasmen im Blut, die mit denen übereinstimmten, die Verf, bei Hirsch- 
kühen gefunden hatte; es handelte sich um den Typus des Piroplasma 
bigeminum und des Piroplasma parvum des afrikanischen Küstenfiebers. 
Weiterhin fand Verf. in dem Blut von Rindern aus Annam ein Trypa- 
nssoma, welches dem Tryp. transvaaliense ähnlich war. Dieses Trypano- 
soma ist auf andere Tiere. ausser auf Rinder, nicht übertragbar. Es 
scheint Immunität gegen einen neuen Anfall zu übertragen, ist im allge- 
meinen wenig pathogen, kann aber unter schlechten Ernährungsverhältnissen 
bei geschwächten Tieren für diese gefährlich werden. Für die Praxis 
empfiehlt Verf., um diese Trypanosomen von den Erregern der Surra zu 
unterscheiden, die Verimpfung des fraglichen Blutes auf Ratte oder Hund. 

Möllers. 


#1. Perucei, P., Bologna. — „Beobachtungen über die Malaria der Pferde 
(Pıroplasmose).“ Centrbl. f. Bakt., Bd. 44, H. 5, Aug. 1907. 

Studien an 8 mit Piroplasmen infizierten Pferden einer Trainkompagnie 
in Bologna. Nach den Versuchen ist eine direkte Übertragung der Krank- 
heit durch sofortige intravenöse Injektion von Pferd zu Pferd möglich. 
Die Infektion gelingt nicht, wenn nach der Genesung keine Parasitenformen 
mehr im Blute sind. Inkubationsdauer bei direkter Überimpfung 5'/, bis 
6, Tage. Die Krankheit verläuft nach künstlicher Übertragung ebenso 
Wie bei natürlicher Infektion. (Symptome: Fieber, Ikterus, Petechien und 


Hämoglobinurie.) Mühlens. 
32. Massaglia, M. A. — „An sujet du role de la rate dans les trypa- 


nosomiases.*“ Compt. rend., Bd. 145, p. 14, 30. Sept. 1907. 

Verf. kann durch eigene Versuche die bereits von anderen Autoren 
gmachten Beobachtungen bestätigen. Die aus der Milz eines tsetsekranken 
Tieres gewonnenen Trypanosomen zeigen die gleichen Eigenschaften, wie 
die aus anderen Organen gewonnenen. Die Virulenz der Trypanosomen 
verschwindet in der Milz an Tsetse gestorbener Tiere nicht schneller als 
in dem Blute dieser Tiere. Milzextrakt zerstört in vitro die Trypanosomen 
nicht. Bezüglich des Verlaufs der Surrakrankheit besteht kein Unterschied 
zwischen einem entmilzten und einem normalen Hunde. Die Milz hat 
keine speziell Trypanosomen auflösenden Eigenschaften. Möllers. 


38. Koch, R. — „III. Bericht von der deutschen Expelition zur Er- 
forschung der Sehlafkrankheit.“ Dtsch. Med. Woch., 1907. No. 36. 


— 16 — 


Auszug aus einem vom Verf. am 6. Juli an die Reichsregierung er- 
statteten Bericht. Auf deutschem Gebirt an der Küste des Viktariasees, 
woselbst schon früher Glossina palpalis nachgewiesen war, schreitet die 
Schlafkrankheit weiter fort. Im Innern sollen dagegen nur eingeschleppte 
Falle vorkommen. Insbesondere wurden neue Herde in Mohurru und 
Kirugu festgestellt: viele aus Uganda eingeschleppte Kranke waren ferner 
im Bezirk Shirati und besonders in Bukoba (mindestens 400) am Viktoriasee. 

Auf der Insel Sijawanda fanden sich Glossinen nur noch an den 
Stellen. welche vor li, Jahr nicht abgeholzt worden waren. 

Mühlens. 
344. Loeffler, F. und Rüss, K.. Greifswald. — „Die Heilung der experi- 
meuntellen Noqgana (Tsetsekrankhreiti > Irsch. Med. Woch.. 1907, No. 34. 

Acidum arsenicosum ist ein spezifisches Mittel green künstliche Na- 
ganainfektion (vgl. die früheren Mitteilungen Laverans. Ref. 

B-ste Behandlungsmethode: Darreichung der „dosis efficax“ in fünf- 
tägigen Zwischenräumen, per os, intravenös oder intraperitoneal. Nagana- 
infizierte Meerschweinchen, Kaninchen und Ratten können durch 3—5 malige 
l'arreichung einer derartigen Dosis geheilt werden. 

Purch eine in fünftägigen Zwischenräumen wiederholte Verabreichung 
der dos. eff. können gesunde Meerschweinchen trotz wiederholter Infektionen 
vor der Erkrankung bewahrt werden. 

Verfl. erwarten. „dass auch alle anderen Trypanosomenarten sowie 
auch Spirillen, vor allem die der Lues. durch eine analoge Behandlung 
im Menschen- und Tierkörper vernichtet werden können.“ 

Mühlens. 
345. Ogata. M. und Ishiwara, K.. Tokio. — „Zwrite Mitteilung über die 
Abologie der Tertsiegumushikrankheit (Überschwemmungsfirber von 
Ba!z.* Irisch. Med. Woch., 190%, No. 33. 

Lie bereits früher von Ogata als die Erreger der Krankheit an- 
gegebenen Tsutsuramushisporozoen lassen sich auch auf Kaninchen und 
Ziegen übertragen. Beschreibung der .Hauptentwickelungsstadien* dieser 
„Sporozoen“: „Beweglichkeit von Schizogonie, mässig grosse amüboide 
Zellen und ÖOokineten, Bildung und Entwickelung der Schizogonie aus 
Sporozoiten. der amöboiden Zellen und der Gameten aus Schizogonie, der 
Ouzvsten, Ookineten, sowWie Sporoblasten und Sporozoiten unter dem Mikro- 
skop beobachtet.“ (Die Darstellung ist in mancher Hinsicht unklar. Ref.) 

\Mühlens. 
346. Nicolle. C. (Inst. Pasteur de Tunis — „Sur une prroplasmose nou- 
velle d'un ronyeur.“ Soc. biol, Bd. 63, H. 27, August 1907. 

bei einem nordafrikanischen Nager, dem Gondi (Ctonodaetylus Gondi). 
einem dem Meerschweinchen sehr ähnlichen Tier, fand Verf. einen neuen 
Blutparasiten, den er mit den Namen Piroplasma quadrigeminum bezeichnet. 
Die spontan befallenen Tiere scheinen darunter nicht zu leiden. Im Blut 
zeigt sich der Parasit intraglobulär, ohne dass die befallenen Blutkörperchen 
sichtbare Änderung zeigen. Die jungen Formen sind runde oder ovale 
Gebilde von höchstens 1 # Durchmesser. Später zeigt sich ein bläschen- 
fürmiger Kern mit einen Punkt aus Uhromatinsubstanz, dem grossen Kern- 
körperchen. Ein zweites. das kleine Kernkörperchen. liegt an der Grenze 
des Kernes und des ziemlich spärlichen Protoplasmas. Weitere Ver- 
grösserung erfolgt nun durch Protoplasma. Im allgemeinen kommt auf 
jedes Blutkörperchen nur ein Piroplasma. 

Wenn man einem gesunden Gondi einige Tropfen des Blutes eines 
infizierten Tieres intraperitoneal injiziert, zeigen sich vom dritten Tage 


= Dr = 


Piroplasmen im Blut. Am sechsten bis siebenten Tag zeigen sich neue 
Formen, indem der Parasit sich durch Teilung. von den Kernkörperchen 
beginnend, vermehrt und zwar durch Vierteilung. Es zeigt sich bald 
Fächerform, bald die Form eines vierblättrigen Kleeblattes, in seltenen 
Fällen auch noch verdoppelt. 

Bei einem der Gondis wurde noch zusammen mit dem Piroplasma eine 
ziemlich seltene Spirille gefunden, die ca. 16—19 u lang, 0,3 u breit war 
und sich durch Querteilung vermehrte Für diese Spirille, die nicht 
pathogen zu sein scheint und bald aus dem Blut verschwand, schlägt 
Verf. den Namen Sp. Gondii vor. Pincussohn. 


347. Morofl, Theodor (Lab. d. Zool., Grenoble), — ,, L'utersuchungen über 
Cocadien. I. Adelea zonula n. sp.“ Arch. f. Protistenk., 1906, Ba. VII. 
p. 17—51, 1 Taf., 24 Textfig. 

Das neu beschriebene Coccidium Adelea zonula befällt die Fettkürper 
der Larven von Blaps mortisaga, anscheinend ohne den Wirt zu schädigen, 
da es sich beim Fettkörper um Reservestoffoe handelt; die befallenen Fett- 
zellen verhalten sich vollkommen normal. Dringen die Parasiten ausnahms- 
weise in Bindegewebs- oder Muskelzellen ein, so werden sie durch die auf- 
tretende entzündliche Wucherung erstickt. 

Die jüngsten Sporozoiien sind ausgezeichnet durch ihre Form- 
veränderlichkeit, erst später nehmen sie unter gleichzeitiger Lage- und 
Bauveränderung des Kerns eine feste Gestalt an: diese Metamorphose geht 
meist im Darmlumen, noch vor Eindringen in die Darmwand des Wirtes 
vor sich. 

Bei der Schizogonie sind die Kernverhältnisse besonders interessant. 
Das Karyosom nämlich bildet sich als schwach färbbares Gebilde im Proto- 
plasma und rückt dann erst, allmählich an Färbbarkeit mit Hämatoxvlin 
zunehmend, in den Kern. Es wird angenommen, dass in diesem Karyosom 
Stoflwechselprodukte aufgespeichert werden, die für die spätere Existenz 
der Zelle keine Verwendung finden, mit jeder Schizogonie wird das Karyosom 
aus dem Kern ausgestossen und im jungen Merozoiten neu gebildet. Ferner 
ist der Kern ausgezeichnet durch ein schon während der Ablösung des 
Merozoiten vom Schizonten im Kern sich bildenden Nucleolo-Centrosoma 
(die erste bisher bei Coceidien bekannte Centrosomenbildung), das auf die 
(hromatinteilchen bei der Kernteilung einen richtenden Einfluss ausübt, 
aber keine Strahlung hervorruft. 

Die Mikrogametocyten zeichnen sich durch den grossen Chromatin- 
gehalt der Kerne aus. Normalerweise verbindet sich der Mikrogametoert 
schon vor Ausbildung der Mikrogameten mit dem Makrogameten. Häutig 
aber verbinden sich zwei Mikrogametocyten miteinander, die dann aber nach 
der ersten Kernteilung absterben. Dies tritt besonders bei Degeneration 
der Parasiten durch übermässig starke Schizogonie auf, wobei sich winzie 
kleine \ikrogametocyten mit verhältnismässig grossem, die Hälfte der Körper- 
grüsse erreichendem Kern, und riesenhafte Makrogameten mit sehr kleinem. 
chromatinrmem Kern bilden. 

ber Makrogamet zeichnet sich durch sein sehr grosses Nucleolo- 
Centrosoma aus: die Reifung besteht darin. dass das Karyosom sein ganzes 
Chromatin verliert und der blasse Rest aus dem Kern ausgestossen wird: 
auch Chromatin wird in gelöstem Zustand an das Plasma aus dem Kern 
abgegeben, sowie auch eigentümliche, vielleicht als Enzyme für die Ver- 
arbeitung der Reservestoffe deutbare, im Karyosom entstandene Körnchen. 
die nur mit Gentianaviolett färbbar sind. 


=, 128. 


Die Befruchtung und die Bildung der Sporoeysten bietet nichts 

biophysikalisch wesentlich Interessierendes. 
. W. Loewenthal, Hagenau i. E. 
348. Ehrmann, S., Wien. — „Über die Beziehungen der Spirochaeta 
pallida zu den Lymph- und Blutbahnen, sowre über Phagozytose im 
primären und sekundären Stadium.“ Centrbl, f. Bakt., Bd. 44, H. 3, 
Juli 1907. 

Umfangreiche Studien mit zahlreichen Zeichnungen. 

Bei der Infektion gelangen die Spirochäten entweder direkt oder 
durch die Interspinalräume der Malpighischen Schicht in die Cutis, waselbst 
nach längerer Zeit Neubildung von Blutgefässen und Leukocytenauswanderung 
zu finden ist. Der Infiltration geht eine Anschwellung der Fibroblasten 
und Neubildung von Kapillaren voraus. Die direkten Beziehungen der 
Spirochäten zu diesen frischen Veränderungen lassen sich histologisch 
nachweisen, während in den ältesten Produkten die Sp. nicht mehr nach- 
weisbar sind. 

Diese nehmen ihren Weg vorwiegend in die Lymphgefässe und zu 
geringerem Teil in die kleineren Venen; nur sehr spärliche Spirochäten 
dringen in kleinere Kapillaren ein. Während bei der Initialsklerose die 
Gefässveränderungen vorwiegend durch die von aussen in die Lymph- 
gelässe und Venen eindringenden Spirochäten veranlasst werden, sind die 
Veränderungen im Sekundärexanthem auf den umgekehrten Weg der Spiro- 
chäten zu beziehen. „Die Sp. befinden sich hier in der Blutbahn und 
haben sich soweit vermehrt, dass die Mehrzahl der Arterienverzweigungen 
in der Haut davon etwas erhalten haben, wenn das Exanthem ein genera- 
lisiertes ist,“ 

Die Phagozytose (eingehend beschrieben) ist auch bei der Syphilis 
eine Schutzwehrmassregel von seiten des Organismus gegen die Spiro- 
chäten. Dazu gehören auch noch die Infiltration sowie die Leukozyten- 


infarzierung der kleinsten Lymphbahnen. Mühlens. 
349. Mühlens, P., Wilhelmshaven. — „Beitrag zur experimentellen 


Kuninchenhornhautsyphrlis.“ Dtsch. Med. Woch., 1907, No. 30. 

Es gelang die Passage: Mensch(Drüse)-Kaninchenhornhaut-Affe- 
Kaninchenhornhaut, Die Spirochäten von der Kaninchenhornhaut 
konnten u. a, auch lebend bei Dunkelfeldbeleuchtung (Prof. Frosch) und 
in Giemsaausstrichpräparaten zahlreich nachgewiesen werden. 

Auch nach Hornhautimpfung mit frischem ÖOrgansaft (Lunge und 
Nebenniere) von kongenitaler Lues entstand eine typische Keratitis parenchy- 
matosa. 

In dem frischen Organsaft waren die Spirochäten auch zahlreich 
lebend gesehen worden, Autoreferat. 


350. Mühlens, P. (Inst. f. Infektionskrankh., Berlin. — „ Vergleichende 
Spirochätenstudten.* Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh., Bd. 57. 
No, 3. Oktober 1907. 

Vergleichende Gegwnüberstellung von bei den verschiedensten 
Affektionen gefundenen Spiroehätentypen in zahlreichen unter genau den- 
selben Bedingungen mit Zeiehenapparat hergestellten Zeichnungen eines 
objektiven wissenschaftlichen Zeichners. Beschreibung der Spirochäten- 
typen (Sp. pallida. refringeus, balanitidis, Duttoni, Öbermeieri, gallinarum, 
Laverani, Vincent, balbianii, Mundspirochäten: bucealis und dentium, ferner 


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R e Me md me o 





Spirvehäten aus Mückenmagen, Karzinom, Lungengangrän und Darm- 
spirochäten). 
Die Spirochaeta pallida lässt sich von anderen Typen wohl unter- 


scheiden. Autoreferuat. 
351. Saling, Theodor (Zool. Inst., Berlin). — „Spirochätenähnliche Spiral- 


fasern (sog. ‚Selberspirochäten‘) im Gewebe eines Schwernefötus.* Centrbl. 
f. Bakt., 1907, Bd. 44, p. 339—348, 1 Taf. 

Verf, bringt für seine Ansicht, dass die sog. „Silberspirochäten“ bei 
Syphilis nicht mit echten Spirochäten identisch zu sein brauchen, sondern 
grösstenteils durch Krankheits- resp. Mazerationsprozess und Silbermethode 
deformierte feinste Gewebsfibrillen sind, eine neue Stütze. Der bekannte 
Spirochätenforscher Karlinski untersuchte einen mazerierten Schweinefötus, 
der van einem kerngesunden Muttertier herrührte. Die Haut des Fötus 
war aufgedunsen und abgehoben und zeigte nach der Silbermethode Leva- 
ditis sowohl im Gewebe wie im Lumen der Hautgefässe ungeheure Mengen 
feinster Spiralfasern, die morphologisch mit den sog. „Silberspirvchäten“ 
in den menschlichen Fötelorganen vollkommen identisch waren, wie auch 
Hoffmann anerkannte. Bei der Kontrolluntersuchung mit Farbstoffen zeigte 
sich jedoch, dass keine einzige wirkliche Spirochäte vorhanden war, ob- 
wohl die Gefässe von Silberspiralen vollgestopft erschienen. Bei sorgfältiger 
mikroskopischer Prüfung ergab sich ebenfalls, dass die in Frage stehenden 
Siiberspiralen Artefakte sind und aus dem stark aufgelockerten Gewebe 
sich von der allenthalben verletzten Gefässwandung in das Gefässlumen 
abgelöst haben. Die Silbermethoden sind also infolge der grossen Ver- 
wechselungsgefahr spiralig deformierter Gewebsfibrillen mit Spirochäten zur 
Klärung der Syphilisätiologie ganz unbrauchbar. 

In einem Nachworte wird die Schmorlsche Methodik kritisiert und 
darauf hingewiesen, dass die Organe kongenitalsyphilitischer Füten und 
Neugeborenen ebensowenig zur Untersuchung geeignet sind wie die 
luetischen Hautaffektionen und Drüsen, da regelmässig eine Mischinfektion 
vorliegt, die durch die geringe Widerstandsfähigkeit des kranken, jungen 


Organismus sehr begünstigt wird. Autoreferat. 
%02. Swellengrebel, N. H. (Zoolog. Inst. d. Univ., Amsterdam). — „Sur 


la cytologie comparée des Spirochetes et des Spirilles.“ Ann. Pasteur, 
1907, Bd. 21, No. 6 u. 7. 

Verf. sucht in ausführlicher Abhandlung darzulegen, dass die Spiro- 
chaeta balbiani nicht zu den Trypanosomen gehöre, sondern sich mehr 
den Bacteriaceen, insbesondere den Spirillen, nähere; das gleiche nimmt er 
für die Spirochaeta buccalis an. Die Zellteilung ist eine transversale: bei 
Spirillum giganteum und Spir. bucealis geschieht sie dureh Abschnürung 
und zwar bildet sich ein Faden, der noch einige Zeit die Tochterzellen zu- 
sammen hält. Bei der Spir. balbiani geschieht die Teilung durch Bildung 
einer queren Scheidewand. Bei Spir. giganteum und Spir. balbiani hat der 
Kern die Gestalt eines spiraligen Chromatinfadens, der an der Peripherie 
des Zelleibes liegt und sigh in der Längsrichtung teilt; bei der Spir, 
buccalis sieht man dagegen die mehr in der Breitenrichtung angeordneten 


Kürnchen, die die ganze Länge der Zelle einnehmen. Möllers, 
303. van den Borne, E. W. K. — „Uber Spirochaete pallida (Castellani) 


be Framboesia tropica.“ Nederl. Trdschr. voor Geneesk., 1906, Bd. IL, 
p. 889. 


— 13) — 


Im Anschluss an die Mitteilungen Castellanis untersuchte Verf. 17 
Fälle von Framboesia tropica auf das Vorhandensein der Spirochaete pallida 
in den Eruptionen, welche bei dieser mit Syphilis in mancher Hinsicht 
übereinstimmenden Krankheit auftreten. 

Es wurden Präparate hergestellt von frisch aufgetretenen Papeln, von 
Himbeeren ähnlichen grossen Papeln, von ulcerierenden und von einge- 
trockneten älteren Papeln. In den jungen Papeln wurde Spirochaete pallida 
immer aufgefunden: in den älteren Formen jedoch war das Resultat oft 
ein negatives. Die vorhergehende Reinigung mit Äther setzte Verf. in- 
stand, die Zahl der Bakterien, welche zumal bei den älteren Geschwüren der 
auswendig sich findenden Kruste ankleben. ausgiebig zu verringern; in den 
aus jungen Papeln hergestellten Präparaten waren die Bakterien infolge 
‚jenes Vorganges ganz verschwunden. 

In den jungen Papeln traten die Parasiten immer auf in der Gestalt 
zarter spiraliger Fäden, in den ulcerierenden Papeln fanden sich jedoch nebst 
dieser Form auch dickere Fäden: es dürften hier vielleicht Formen vor- 
liegen, welche widerstandsfähiger sind gegen die in den älteren Papeln 
stärker einwirkenden äusseren Einflüsse. 

Es fanden sich die Parasiten im frischen Material oft in sehr schneller 
Bewegung, welche sich jedoch nach einiger Zeit ganz aufgehoben zeigte; 
es zeigten die Parasiten dann eine Neigung zur Agglutination. In den 
weiter vorgeschrittenen Papeln fanden sich die Spirochäten oft in Teilung, 
indem sie sich der Länge nach spalteten: bei dem aus jungen Papeln er- 
haltenen Material fehlte eine solche Spaltung konstant. 

‚Die Zahl der Spiralwindungen wechselte von 3 bis 14 und mehr, die 
Länge der Parasiten war oft nicht grösser als der Durchmesser eines ruten 
Blutkörperchens, oft auch um ein Zwei- oder Dreifaches grösser. Neben 
diesen Spiralformen fanden sich in jungen Papeln auch viele kreisförmige 
Körperchen, welche sich in 1, 2 oder mehr Windungen fortsetzten, und 
vom Verf. für die jüngeren Entwickelungsstadien gehalten werden. 

Wegen der geringen Zahl der untersuchten Objekte wagt Verf. es 
nicht zu entscheiden, ob in den Spir. pall. das ätiologische Moment für 
diese Krankheit zu suchen wäre; es weist jedoch das regelmässige Vor- 
handensein dieser Parasiten ohne andere Bakterien in den jugendlichen 
Papeln wohl auf jene Möglichkeit hin. Es nimmt Verf. als wahrscheinlich 
an, dass eine Kontaktinfektion bei Framb. trop. nur selten vorliege. dass 
vielmehr Insekten die Überträger der Krankheit seien; es konnten nämlich 
vom Verf. im Magensekret der Stegomyia fascinata, welche in der Nähe 
von Framboesiakranken gefangen worden waren, in zwei Fällen die An- 
wesenheit von Spirochäten des Pallidatypus konstatiert werden. 

J. de Haan, Groningen. 
354. Klodnizkij, N. N. (Bakteriol. Lab., Astrachan). — „Über die Ver- 
mehrung der Spirochüte im Organismus der Wanzen.“ Russischer 
Arzt, 1907. No. 23. 

Die Wanzen wurden entweder direkt von an Typhus recurrens er- 
krankten Personen angesteckt oder in solchen Räumen gesammelt, wo der- 
artige Kranke lagen. Es wurden im ganzen 30 Wanzen untersucht. 
Innerhalb der Wanzen vermehrten sich die Spirochäten dem Anschein nach 
stark und nahmen das Aussehen von Fäden an, die in der Form von 
Filzen und Knäueln verwirrt waren. Uberlässt man die Wanzen sich selbst, 
so werden diese Fäden während eines bis jetzt noch nicht festgestellten 
Zeitraumes dünner, färben sich schlechter und zerfallen schliesslich in ein- 


— 131 — 


zeine stablöürmige Bildungen von verschiedener Länge. Ernährt man aber 
die Wanzen mit dem Blut gesunder Mäuse, so erhalten sich die Fäden 
ziemlich lange (bis 30 Tage). 
Der Verf. setzt seine Untersuchungen noch fort. 
5 E W. Boldyrefi. 
355. Parodi, U., Turin. — „Über die Übertragung der Syphilis auf den 
Hoden des Kaninchens.“  Centrbl. f. Bakt., Bd. 44, H. 5, Aug. 1907. 
4 Wochen nach Einimpfung eines syphilitischen Papelstückchens 
unter die Tunica vaginalis des Kaninchenhodens wurde eine kleine syphilom- 
artige Neubildung festgestellt, in der sich nach der Levaditimethode Spiro- 
chäten nachweisen liessen. Mühlens. , 


356. Schellack, C. — „Morphologische Beiträge zur Kenntnis der euro- 
pörschen, amerikanischen und afrikanischen Rekurrensspirorhäten.“ 
Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte, 1907, Bd. 27, H. 2. 

Auf Art der Bewegung, Länge und Dicke, Vermehrung, Endfäden, 
undulierende Membran, seitenständige Geisseln, Innenstrukturen sowie in 
Urganschnitten wurden die im Titel genannten Spirochäten untersucht. Sie 
lassen sich daraufhin morphologisch ebenso wie serologisch voneinander 


unterscheiden, Seliemann. 

357. Fermi, Claudio (Hyg. Inst, Sassari). -- „Normale Hirnsubsfanz und 
antırabischer Impfstoff gegen Lyssa.“ Centrbl. f. Bakt., 1907, Bd. 44, 
D, 419. 


Zu Versuchen von Verf. hat sich die gegen Lyssa immunisierende 
Wirkung der normalen frischen Nervensubstanz nicht schwächer erwiesen 
als die von virushaltiger nervöser Substanz. 

Ein merklicher Unterschied zwischen der Wirkung der beiden Stoffe 
stellt sich beim Austrocknen heraus. 

Verf. will nicht den Schluss ziehen. dass die Imptwirkung der nor- 
malen Nervensubstanz mit der des antirabischen Impfstoffes identisch sei. 

Landsteiner. 
35N, Stefanescu, Elisa, Bukarest. — „Die Gegenwart der Negrischen 
Aürperchen in den Speichrldrüsen wutkranker Hunde.“ România 
medieala, 1907, No. 7. 

Die zuerst von Babes und dann von Negri näher beschriebenen 
Nürperchen, die von einer hellen Zone umgeben im Protoplasma der Nerven- 
zellen wutkranker Tiere auftreten, spielen in dieser Krankheit gewiss eine 
wichtige, aber bis nun noch nicht näher festgestellte Rolle. Babes erklärt 
dieselben als spezifische Körperchen, die durch Eindringen in die Nerven- 
zellen in denselben eine Reizung hervorrufen, worauf die Reaktion der 
Zelle sich dadurch kundgibt, dass sie das fremde Körperehen mit einer 
Kapsel umgibt und es auf diese Weise isoliert. Als Beweis wäre der Um- 
stand anzuführen, dass die Negrischen Körperchen nur in den einiger- 
massen veränderten Nervenzellen, welehe also denselben noch eine Resistenz 
darbieten, nicht aber in den gänzlich zerstörten Nervenzellen gefunden 
werden. Die Virulenz der Speicheldrüsen hat viele Forscher veranlasst, 
die betreffenden Körperchen auch in diesen Drüsen aufzusuchen, doch 
wären ihre Resultate negative. Der Verf. ist es nun gelungen. auch in 
den Parotis eines wutkranken Hundes Negrische Körperchen aufzufinden. 
Die beireffenden Präparate wurden in Formol gehärtet. mit dem Gefrierungs- 
mikrotom geschnitten und mit Eosin-Methylblau gefärbt. Die Körperchen 


— 132 — 


erscheinen hierbei rot-violett und sind von dem blauen Protoplasma leicht 
zu unterscheiden. Bei demselben Tiere wurden auch im Ammonshorne. in 
den Purkinjeschen Zellen und in der Hirnrinde Negrische Körperchen ge- 
funden, während dieselben im Bulbus und Rückenmarke fehlten. 
\ E. Toff, Braila. 
359. Giarre und Carlini, Florenz. — „Über die Anwesenheit eines 
hämophien Bazıllus im Blute Masernkranker.* Arch. f. Kinderheilk.. 
Bd. 46, p. 262, Sept. 1907. 

Giarre und Picchi hatten (Die med. Woche, 1903, 9/14) in dem Sekret 
der Konjunktiven, Nase und Bronchien von Masernkranken einen hämo- 
philen, dem Pfeifferschen Influenzabazillus ähnlichen Mikroorganismus ge- 
funden., Gelegentlich einer Spitalsepidemie gelang es nun den Verff,, in 
21 von 24 Fällen in dem Blute Masernkranker einen Bazillus zu finden, 
der dem von Giarre und Picchi identisch erscheint. Der einzige Unter- 
schied besteht in der Schwierigkeit, den Mikroorganismus des Blutes zu 
züchten. Ein gewisses Resultat ist nur mit hämoglobinisierten Nährböden 
zu erzielen. W. Wolff. 


360. Fermi, Cl. und Repetto, Romolo (Hyg. Inst., Sassari). — „Über die 
Filtrierbarkeit des Trachomerregers und über den pathogenetischen 
Wert der kultivierbaren Flora der trachomatösen Konjunktiva.“ Vor- 
läufige Mitteilung. Berl. klin. Woch., Bd. 44, p. 1197, Sept. 1907. 

Durch Berkefeldfilter filtriertes trachomatöses Augensekret auf 

gesunde Konjunktivalschleimhaut verrieben rief keinerlei Erscheinungen 

hervor, während nicht filtriertes Sekret typisches Trachom erzeugte. 

Angestellte Kulturversuche zeigten, dass keiner von den verschiedenen, 

auf Agar oder in Glycerinbouillon kultivierbaren Mikroorganismen, die 

die ganze Flora der trachomatösen Konjunktivitis bildeten, weder einzeln 
noch zusammen die Kraft besassen, das Trachom wieder hervorzurufen. 

Sämtliche Versuche wurden an Affen und Menschen gemacht. Aus ihren 

Versuchen folgern die Verff. mit dem nötigen Vorbehalt, dass das einer- 

seits nicht zu dem filtrierbaren Mikroorganismus und anderseits zu den 

kultiviorbaren Mikroorganismen gehörige trachomatöse Virus 

a) ein sichtbarer, den kultivierbaren zugehöriger, aber noch nicht von 
diesen zu unterscheidender Mikroorganismus sein könnte, 

b) könnte er aber auch eine sicht- und kultivierbare, eine der andern 
ähnliche Form sein, die aber in den Kulturen fast augenblicklich 
ihre Virulenz verliert. In diesem Falle müßte ausserdem diese 
Form immer konstant sein: 

c) ein Mikroorganismus, der, obwohl genügend gross, um siehtbar 
zu sein, dies infolge seiner chemischen Struktur und seiner be- 
sonderen mikrochemischen Natur nicht ist, die ihn sowohl in 
frischen wie in nach den bisher bekannten Methoden gefärbten 
Präparaten nicht erkennen lässt. W. Wolff. 


361. Todd, Charles (Serum Inst., Abbasieh Cairo). — „Some erperiments 
on the filtration of cattle plague blood.“ Journ. of Hyg., Bd. VIL 
p. 57U—581. Juli 190%. 

Zur Entscheidung der Frage über die Filtrierbarkeit des Rinderpest- 
virus wurden 4 frisch aus Cypern eingeführten Rindern je 50 cm? Filtrat 
von virulentem Blut injiziert. Ein Teil des Blutes war möglichst langsam 
dureh ein sehr feinkörniges Berkefeldfilter mit Hilfe der Wasserstrahlpumpe 


— 155 — 


gesaugt, ein anderer Teil möglichst rasch durch ein grobkörniges. Zur 
Probe war jeweils eine Kultur kleinster Bazillen zugesetzt, die aber nicht 
mit durchgegangen waren. Alle 4 Tiere zeigten nicht die geringsten 
krankheitssymptome, keine Temperatursteigerung, die doch sonst mit 
grüsster Regelmässigkeit am 5. Tag eintritt. Ein weitergehender Beweis 
für die Unfiltrierbarkeit des Virus wurde dadurch erbracht, dass ein 
Chamberlandfilter F, in dessen Innern virulentes Blut eingeschlossen war, 
aseptisch in die Bauchhöhle gebracht, ebenfalls keine Krankheits- 
symptome auslöste. Die Wunde schloss sich per primam, das Tier er- 
holte sich. Dass auch keine Immunität auf diese Weise erreicht war, 
zeigte die am 13. Tage erfolgte Infektion mit virulentem Blut. Nach 
einem typischen Anfall trat der Tod nach 8 Tagen ein, 
: K. Thomas. 
362. Carnwath, Th. — „Zur Atiologie der Hühnerdiphtherte und Ge- 
flügelpocken.* Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte, 1907, Bd. 27, H. 2. 
Aus den Züchtungsversuchen geht hervor, dass zwar einzelne Bakterien 
bei der Hühnerdiphtherie häufig vorkommen, dass aber ein einheitliches 
bakteriologisches Bild nicht vorhanden ist. Der negative Verlauf der Impf- 
versuche spricht ferner dagegen, dass eines der untersuchten Bakterien 
eine besondere Rolle bei der Hühnerdiphtherie spielt. Übertragungen dor 
krankheit durch submuköse Impfung mit Membranstückchen der erkrankten 
S:hleimhäute fielen fast regelmässig positiv aus. Wurden die diphtheri- 
schen Beläge mit physiologischer Kochsalzlösung extrahiert, und der Extrakt 
nach vorsichtiger Skarifizierung der Kämme und Bartlappen kutan einge- 
riehen, so entstand das typische, klinische Bild der Geflügelpocken. Rück- 
impfung auf Schleimhäute ergab wieder Schleimhautdiphtherie. Augen- 
scheinlich handelt es sich also um denselben Erreger. Dafür spricht auch 


die Erwerbung einer wechselseitigen Immunität. Seligmann. 
363. Lefas, M. — „Contribution à l'étude de l'anémie corpusculaire.“ 


Arch. de med. experim., Bd. 19, H. 1, Juli 1907. 

Bei einer 42 jährigen in Brasilien geborenen, aber seit ihrem 5. Lebens- 
jahr in Paris wohnenden Frau, welche seit ihrem 18. Lebensjahre abzu- 
Migern und blutarm zu werden begann, fanden sich in den roten Blut- 
körperchen runde oder eiförmige Gebilde meist in der Einzahl, zuweilen 
auch zu zweien. Die Gebilde liegen sowohl zentral als auch häufig peripher 
und sind meist von einem ungefärbten Hof umgeben. Auch in einigen 
polvnukleären Neutrophilen fand sich ein solches Gebilde. Im übrigen 
War das Blutbild, abgesehen von einigen Normoblasten, nieht wesentlich 
verändert. An Malariaparasiten erinnern die Einsehlüsse nicht. Nach 
Übertragung von Blut auf ein junges Kaninchen fanden sieh in dessen 
Blut und in der Milz die gleichen Gebilde, Verf. betrachtet sie als Para- 
siten, deren Natur einstweilen zweifelhaft bleibt. Hart, Berlin. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 

364. Fahr, George. — „Über die Wirkung des Kaliumechlorids auf den 
Kontraktionsakt des Muskels.“ Zeitschr. f. Biol.. 1907, Bd. 50, p. 203. 
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Einwirkung von schwachen 
KÜl-Lösungen auf den Sartorius des Frosches. Die Lösung musste so 
verdünnt sein, dass sie nicht zu einer völligen Lähmung des Muskels 
führte, Es ergab sich als Effekt solcher Lösungen eine Verkleinerung der 
/uckungshöhe des Muskels. Verlängerung der Latenzzeit und \bnahme der 


— 134 — 


Leitungsgeschwindigkeit unter starkem Dekrement der Erregungswelle. 
Die Schädigung war für all diese Funktionen des Muskels annähernd 
gleich stark. W. Caspari. 


365. Piper, H. (Physiol. Inst., Kiel). — „Über den willkürlichen Tetanus 
der quergestreiften Muskeln.“ Pflügers Arch., Bd. 119, H. 6—8. Sept. 
. 1907. 

Um die Vorgänge zu verfolgen, welche in der kontraktilen Substanz 
des quergestreiften Muskels bei der willkürlichen Innervation tetanischer 
Kontraktionen abiaufen, wurde der zeitliche Ablauf der muskulären Aktions- 
strôme untersucht. Auf der Haut über den Flexoren des Unterarmes 
wurden unpolarisierbare Elektroden angesetzt und durch diese wurden die 
Stromoscillationen, welche bei willkürlichen Kontraktionen im Muskel auf- 
treten, zum Saitengalvanometer abgeleitet. Die Reaktionen dieses Instru- 
mentes wurden photographisch registriert. Es ergab sich: 

1. Die Zahl der Stromwellen, welche bei willkürlichem Tetanus ab- 
leitbar sind, ist konstant und beträgt 47 —50 pro Sekunde. Die 
speziellen Verhältnisse der Form, der Grösse und der Rhythmik 
dieser Stromwellen machen es wahrscheinlich, dass ihre Zahl 
identisch ist mit der Zahl der in den Einzelfasern ablaufenden 
Kontraktionswellen. 

2. Bei Veränderung der Kraft der Kontraktion variiert nicht die 
Frequenz der abgeleiteten Aktionsstromoszillationen, sondern nur 
die Amplitude. 

3. Der Vergleich mit den Stromschwankungen, welche bei elektrischer 
Reizung des Nervus medianus mit Einzelschlägen (Zuckung) und 
Wechselströmen (Tetanus) registriert wurden, führt zu der An- 
nahme, dass der Rhythmus der im willkürlichen Tetanus über den 
Muskel laufenden Kontraktionswellen direkt durch den Rhythmus 
der Innervationsimpulse bestimmt ist, dass also diese Impulse mit 
der Frequenz von 47—50 pro Sekunde zum Muskel gelangen und 
nur in ihrer Intensität variabel sind. 

4. Grössenverhältnisse und zeitliche Schwankungsform der Strom- 
wellen erklären sich durch die Annahme, dass die Kontraktions- 
wellen aller Fasern annähernd gleichzeitig vom „nervösen Äquator“ 
(Hermann) der Flexoren abgehen und schwarmartig zusammen- 
gehalten durch den Muskel hinlaufen. So ergibt sich die grosse 
Kontraktionswelle des Gesamtmuskels bei Einzelzuckungen und 
eine Folge von 47—50 solcher Wellen beim willkürlich innervierten 
Tetanus. 

5. Das elektromotorische Verhalten des Muskels bei elektrischer 
Nervenreizung und willkürlicher Innervierung lässt schliessen, dass 
die Nervenendstellen als Abgangsstellen der Kontraktionswellen an- 
nähernd in einem bestimmten Muskelquerschnitt der Flexoren, dem 
nervösen Äquator beisammen liegen und dass die Innervations- 
impulse für jede Kontraktionswelle des Gesamtmuskels immer 
gleichzeitig („salvenmässig*) bei den Nervenendplatten alle ninzel 
fasern im nervösen Äquator eintreffen. 

6. Auch kürzeste Willkürkontraktionen sind Tetanie und die Oszillations- 
frequenz der Ströme, bzw. des der Kontraktion zugrunde liegenden 
Prozesses beträgt auch in diesem Falle 47—50 pro Sekunde. 

Autoreferat. 


— 135 — 


366. Reiss, Emil (Institute f. physik. Chem., Göttingen u. Berlin). — „Die 
elektrische Reizung mit Wechselströmen.“ Pflügers Arch.. 1997, Bd. 118, 
p. 518—603. 

Nernst hat aus den Gleichungen des Wechselstromes und der 

Difusion eine Formel hergeleitet, die Beziehungen zwischen Stärke und 

Frequenz eines Wechselstromes bei der physiologischen Reizung ausdrückt. 


Die Formel lautet J = V N - C, worin J die Intensität des Wechselstromes, 
N die Anzahl der ganzen Polwechsel in der Zeiteinheit und C eine Kon- 
stante bedeutet, d. h. die Intensität eines Wechselstromes, die einen be- 
stimmten physiologischen Effekt ausübt, ist proportional der Wurzel aus 
der Wechselfrequenz und einer Konstanten. Verf. hat diese Formel an 
motorischen Froschnerven und kurarisierten Muskeln. an sensiblen Nerven 
des Menschen und an Mimosen geprüft und für die tierischen Objekte 
befriedigend bestätigt gefunden. Die pflanzlichen konnten aus tech- 
nischen Gründen nicht eingehend untersucht werden. 
Weiss, Königsberg. 

367. Hoorweg, J. L. — „Über die elektrische Erregung durch unter- 
brochene Ströme.“ Pilügers Arch., Bd. 119, p. 39—53 u. 404—416, 
Aug./Sept. 1907. 

Polemisch. Zu auszüglicher Wiedergabe ungeeignet. 

Weiss, Königsberg. 

365. Hofmann, F. B. (Zool. Station Neapel u. physiol. Inst., Innsbruck) — 
„Histologische Untersuchungen über die Innervation der glatten und 
der ihr verwandten Muskulatur der Wirbeltiere und der Mollusken.“ 
Arch. f. mikr. Anat., 1907, Bd. 70, H. 3. 

In der glatten und der ihr verwandten Muskulatur (Hersmuskulatur)} 
der Wirbeltiere und Cephalopoden bildet sich durch Abschwenkungen und 
Teilungen der in ihr enthaltenen Nervenfasern zunächst ein Grundplexus, 
von dem aus kürzere oder längere Verbindungsstücke zum Endplexus ab- 
gehen, dessen einzelne Nervenfädchen ganz dicht an den Muskelzellen hin- 
ziehen. Diese Nervenfädchen endigen nicht in Endknospen, sondern bilden 
ein Endnetz. Ob ein kontinuierliches Endnetz vorhanden ist, liess sich 
nicht entscheiden. 

Nervenendnetze im Sinne Bethes. die durch breite anostomosierende 
Ganglienzellen gebildet werden, sind nicht vorhanden. Bethe scheint Kerne 
der Nervenhüllen für Ganglienzellen gehalten zu haben. 

W. Berg, Strassburg. 

369. Saigo, Y. (Path. Inst. d. Rud. Virehow-Krankenh., Berlin). — „Über 
die Altersveränderungen der Ganglienzellen tm Gehirn.“ Virchows Arch., 
Bd. 190, H. 1, Oktober 1907. 

Verf. prüfte die Behauptung Metschnikoffs nach, dass im Gehirn der 
Greise und der alten Tiere die Nervenzellen von Makrophagen umlagert 
und verzehrt würden. Diese ja berühmt gewordene Phagocytentheorie M.s 
fand Verf. nicht bestätigt. Zwar wird zugegeben, dass lakunäre Buchten- 
bildungen des Protoplasmaleibes der: Ganglienzellen mit Anlagerung uni- 
nucleärer Rundzellen häufig angetroffen wird, allein diese Bilder finden sich 
in jedem Lebensalter, die Buchten sind weiterhin vielfach schon durch die 
normale Form der Ganglienzellen bedingt, zum Teil durch die Einwirkung 
der Fixierungsflüssigkeit erzeugt. Die Einbuchtungen des Zellleibes können 
trotz Anlagerung uninucleärer Rundzellen fehlen und umgekehrt ohne das 
Vorhandensein solcher bestehen, vielfach handelt es sich sicher um eine 
at Anpassung und bestmäglichste Ausnutzung des gegebenen Raumes, 


=; 190 = 


Die von Metschnikoff als Makrophagen angesprochenen Zellen sind Glia- 
zellen, welche naturgemäss bei allgemeiner Gliomatose zahlreicher als ge- 
wöhnlich anzutreffen sind. Die Atrophie der Ganglienzellen entspricht im 
wesentlichen der vielfach beschriebenen pigmentösen Atrophie, neben welcher 
eine Verdichtung der Gliasubstanz einhergeht, beide Veränderungen sind 
vielleicht zum Teil auf Altersveränderungen der Gefässe zurückzuführen. 
Hart, Berlin. 
370. Bardier, E. — „Les sels de magnésium et le systeme nerveus 
moteur périphérique.“ Journ. d. phys. et path. gén.. 1907, Bd. lX, 
H. 4. Siehe Bioch. C., VL No. 2026. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 


371. Babák, E. und Dědek, B. (Böhm. Physiol. Inst., Prag). — ,Uuter- 
suchungen über den Auslösungsreiz der Atembewegungen bei Süss- 
wasserfischen.“ Pflügers Areh, 1907, Bd. 119, p. 483. 

Zur Entscheidung der strittigen Frage, ob die Atembewegungen 
der Fische zum Gasgehalt des Blutes in Beziehung stehen, sind die 
Cobitidinen (besonders Misgurnus fossilis, der Schlammbeisser) sehr ge- 
eignet, indem sie höchst sowohl in Amplitude als auch in Frequenz 
variable Riemendeckelbewegungen zeigen. Anderseits gestatten sie 
den Sauerstoff- und Kohlensäurerehalt des Blutes durch die ausgiebige 
Darmatmung zu ändern. Beim Sauerstoftmangel werden ununter- 
brochene, typisch dyspnoische Atemhbewegungen beobachtet: im sauer- 
stoffhaltigen Medium erscheint Eupnoe, bei Sauerstoffüberschuss 
wechseln lange apnoische Zustände mit Atemperioden ab. Selbst im 
ausgekochten Wasser kommen apnoische Zustände vor, wenn sich der 
Fisch den Darmkanal mit Sauerstoff wefüllt hat; aber wenn die 
verschluekte Luft verbraucht ist, erscheinen dyspnoische Atembewegunegen. 

Der Sauerstoffmangel des Centralnervensystems ist mit 
Dvspnoe, der Sauerstoffüberschuss mit Apnoece verbunden. Dem- 
gegenüber scheint die Kohlensäure keinen eigentlichen Atemreiz 
vorzustellen: wenn das Tier mit Sauerstoff gut versorgt ist, erscheint 
Apnoe, selbst wenn zugleich viel Kohlensäure in den Darmkanal auf 
genommen wurde. Ebensowenig konnten bei anderen Cobitidinen (Nemachilus 
barbatula. Cobitis taenia) sowie bei den Labyrinthfischer, welehe ausgiebig 
tätige Luftatmungsorgane besitzen, unzweideutige dvspnoische Zustände 
dureh Kohlensäure hervorgerufen werden. 

Durch den Sauerstoffmangel lassen sich aber bei verschiedenen 
Cobitidinen. welche minder entwirkelte Darmrespiration besitzen als Mis- 
gurnus, sowie bei den verschiedenen anderen Süsswasserknochen- 
fisehen (Üypriniden, Siluriden) dyspnoische Atembewegungen auslösen. 
während bei Sauerstoffühersehuss Apnoe vorkommt: doch es müssen, 
besonders bei den Karpfenfischen und Welsen, längere Versuche an 
gestellt werden, um Dyspnoe, Eupnoe, Apnoe beliebig hervorzurufen, 
während der Schlammnbeisser gleichsam Demonstrationsobjekt genannt 
werden kann. 

Bei den Labyrinthfischen können die Luftatmungsorgane den 
gesamten respiratorischen Gaswechsel vollständig verriehten, so dass die 
Kiemenatmung ohne Schaden ausfallen kann. Und so können selbst 
im ausgekoehten Wasser apnoische Zustände vorkommen. wenn das 


ne ana 0? 
x w re , 
r. 1 
: er . 


Centralnervensystem durch die Luftatmungsorgane mit Sauer- 
stoff versorgt wird. Enthält aber die in die Luftatmungsorgane aufge- 
nommene Luft zu wenig Sauerstoff, oder wird auf irgend eine Weise die 
Atemtätigkeit dieser Organe verhindert, so erscheinen auffallende dyspnoische 
Zustände, auch wenn das Wasser sauerstoffgesättigt ist (denn der Gas- 
wechsel der Kiemen ist unvollkommen). 

Durch diese Ergebnisse ist dargetan, dass die Fische automatische 
(durch Blutreize vermittelte) Tätigkeit der centralen Almungsorgane 
aufweisen können, ähnlich wie die höheren Wirbeltiere, und zwar ist 
der Sauerstoffmangel der eigentliche Atemreiz. Autoreferat. 


312. Babak, E. und Foustka, O. (Böhm. Physiol. Inst., Prag). — „Unter- 
suchungen über den Auslösungsreiz der Atembewegungen bei Libelluliden- 
larren (und Arthropoden überhaupt).“ Pflügers Arch., 1907, Bd.119, p.530. 

Die Versuche über den Einfluss des Sauerstoffgehaltes des 
Mediums auf die Atembewegungen der Arthropoden (Ventilationen des 
Enddarmes und der darin befindlichen Tracheenkiemen bei den Libelluliden- 
larven, den Tracheenkiemenlamellen bei den Ephemeridenlarven, der kiemen- 
tragenden Extremitäten bei den Branchiopoden, des Ventilationsapparates 
bei den Dekapoden und der peristaltischen Abdomenbewegungen bei den 
Coleopteren) haben sichergestellt, dass der Sauerstoffmangel als der 
eigentliche Reiz der respiratorischen Centralorgane anzusehen 
ist, indem er dyspnoische Zustände herbeiführt, wogegen Sauerstoff- 
überschuss Apnoe oder wenigstens herabgesetzte Frequenz der Atem- 
bewegungen bedingt. 

Bei den Libellulidenlarven werden im sauerstoffarmen Wasser 
ununterbrochene Atembewegungen vollführt, welche typisch dys- 
pnoisches Aussehen besitzen, indem sowohl die Amplitude als auch die 
Frequenz der Exkursionen bedeutend gesteigert ist. Enthält das Medium 
genügend Sauerstoff, so wird die Frequenz (sowie die Amplitude) der Atem- 
bewegungen herabgesetzt, ja es kommt zum Wechsel apnoischer Zustände 
mit Atemperioden; im sauerstoffgesättigten Wasser können die apnoischen 
Zustände sehr lange anhalien. 

Bei genügender Sauerstoffversorgung hat die Kohlensäure- 
anhäufung im Centralnervensystem keine dyspnoische Einwirkung, 
auch wenn man von den kleinsten bis zu grossen Kohlensäuremengen auf- 
steigt: durch die Kohlensäure wird zuerst höchstens nur die Amplitude 
der Atmungsexkursionen unbedeutend erhöht, aber durch die Ausdehnung der 
Inspiration die Atemfrequenz merklich vermindert: sofern aber diese Atem- 
bewegungen das Centralnervensystem genügend mit Sauerstoff ver- 
sorgen, pflegen selbst die üblichen apnoischen Zustände, abwechselnd mit 
Atemperioden, aufzutreten. Bei grossen Kohlensäuremengen ist die Atem- 
[requenz sowie die Amplitude der Atembewegungen stark verkleinert. 

Demnach scheint der Sauerstoffgehalt des Centralnerven- 
Systems eigentlich und sozusagen ursprünglich die Tätigkeit 
der respiratorischen Centralorgane zu bestimmen, wie es auch der 
ene von den Verff. bei den Fischen sichergestellt hatte. Die Ergebnisse 
an den Libellulidenlarven sind insofern klarer und einstimmiger, als hier 
bei den Sauerstoffmangelversuchen die übrige Ernährung des Central- 
nervensystems normal geschieht; da die Tiere ein eigenes Tracheensystem, 
unabhängig von der Cirkulation des Ernährungssaftes, besitzen, kann man 
das Centralnervensystem rein nur dem Sauerstoffmangel aussetzen. 

Autoreferat, 


— 158 — 


373. Nicolaides, B. (Physiol. Inst., Athen). — „Über die Innerrution der 
Atembewegungen.“ Engelmanns Arch., 1907, H. 1/2, p. 68. 

Nach medianer Spaltung der M. oblongata und Durchschneidung des 
einen Vagus bei erwachsenen Tieren (Hunden und Kaninchen) kommt keine 
Asynchronie der Atembewegungen vor. wie das der Fall ist bei jungen 
Kaninchen. Die Reizung des zentralen Endes des durchschnittenen Vagus 
nach medianer Spaltung der M. oblongata verändert sowohl bei Hunden 
wie bei Kaninchen die Atembewegungen beider Brusthälften und nicht nur 
die der entsprechenden Seite, wie Langendorff behau»tete. Bei erwachsenen 
Tieren, Hunden und Kaninchen, bemerkt man nach medianer Spaltung der 
M. oblongata und Durchschneidung beider Vagi keine Asynchronie der 
Atembewegungen. Die efferenten Bahnen, welche von jedem der in der 
M. oblongata gelegenen Atemzentren ausgehen und zu den im Rückenmark 
befindlichen Atemmuskelkernen hinziehen, verlaufen grösstenteils gleich- 
seitig und nur ein Teil davon geht auf die entgegengesetzte Seite über 
und kreuzt sich mit gleichen Fasern dieser Seite. Diese Kreuzung findet 
aber im Rückenmark und nicht in der M. oblongata statt. Die Atem- 
muskelkerne beider Rückenmarkhälften verbinden sich wahrscheinlich mit- 
einander durch Kommissurfasern. Aus dem Verlaufe der efferenten 
respiratorischen Bahnen und aus den zwischen den Atemmuskelkernen 
existierenden Kommissurfasern erklären sich die in den drei ersten Sätzen 
enthaltenen Erscheinungen. Die oberen Bahnen wirken auf die Atem- 
zentren ein und tragen zum Svnchronismus der Atembewegungen beider 
Brusthälften bei. L. Asher, Bern. 


374. Goerke, Max. — ,Asitisches zur Physiologie der Tonsillen.* Arch. 
f. Laryngologie, 1907, Bd. XIX, H. 2. 

In vorliegender Arbeit, die eine Fortsetzung der in früheren Bänden 
des Archivs erschienenen „Beiträge zur Pathologie der Rachenmandel* 
darstellt, bespricht Verf. in kritischer Weise nacheinander die bisher aui- 
gestellten Hypothesen über die Funktion der Tonsillen i. e. des ganzen 
Waldeyerschen Schlundrings. Er kommt zu dem Ergebnis, dass von allen. 
seien sie durch rein anatomische Betrachtung, durch Experiment oder durch 
klinische Beobachtung gewonnen, nur die sog. Abwehrhypothese einer ernst- 
haften Kritik standhält, d. h. diejenige, die in den Tonsillen einen Schutz- 
apparat des Körpers gegen gewisse Infektionsgeiahren erblickt. Bewirkt 
wird dieser Schutz durch den in dem mächtigen Lymphnetz der Mandeln 
beständig sich bewegenden Lymphstrom, der nach der freien Oberfläche zu 
gerichtet ist. Ursache dieser Bewegung ist die Druckdifferenz zwischen 
dem in den zuführenden Lymphgefässen einerseits und dem auf der freien 
Oberfläche herrschenden anderseits. Je nachdem sich der eine oder der 
andere ändert, resuitiert eine Beschleunigung oder Verlangsamung der 
Lymphdurchströmung. 

Zum Schluss hebt Verf. mit Recht hervor, dass auch mit dieser 
Hypothese in der Physiologie der Mandeln das letzte Wort wohl noch nicht 
gesprochen ist, dass es aber bisher keine gibt, die den Forderungen der 
Anatomie und Physiologie, der Pathologie und Klinik besser gerecht wird. 

Davidsohn. 
375. Thilo, Otto, Riga. — „Das Schwinden der Schwimmblasen ber den 
Schollen.“ Zool. Anz., 1907. Bd. 31., p. 393—406, T Fig. 

Die jungen an der Meeresoberfläche lebenden Schollen besitzen eine 

Schwimmblase mit Ausführungsgang in den Enddarm, ähnlich wie es bei 


— 139 = 


Zeus der Fall ist. Mit zunehmendem Alter werden die Schollen zu Grund- 
fischen. Das Vorhandensein einer Schwimmblase wäre dann infolge der 
hohen Druckverhältnisse sehr unvorteilhaft. Bald macht sich daher auch 
eine Tendenz zum Schwinden der Blase bemerkbar, was besonders be- 
günstigt wird durch die während des Wachstums immer mehr zunehmende 


Einengung der Bauchhöhle. Saling, Berlin. 
316. Hellin, Dionys. — „Der doppelseitige Pneumothorar und die Un- 


ibhängigkeit der Lungenrespiration von den Druckverhältuissen.* 
Grenzg, d. Med. u. Chir., 1907, Bd. XVII, p. 414. 

Zusammenfassung aller Gründe, die gegen die Abhängigkeit der 

Lungenrespiration von den Bewegungen des Thorax sprechen. Zu kurzem 


Referat nicht geeignet. Magnus-Levy. 
Circulation. 
311. Guyénot, E. — „Achon du pneumogustrique gauche sur le corur 


de testudo europea. Actions comparées des deur vagues.“ Soe. biol., 
Bd. 62, p. 1033. 14. Juni 1907. 

Der rechte Vagus beeinflusst die Frequenz der Herztätigkeit, er be- 
wirkt Verlangsamung oder Stillstand, indem er die Diastole verlängert 
oder permanent werden lässt, Ausserdem vermindert er den Herztonus 
während der Diastole, ohne die Kraft der Svstolen zu verändern. 

Der linke Vagus wirkt nicht auf die Schlagfrequenz. Er übt während 
der Diastole und wahrscheinlich auch der Systole einen verringernden Ein- 
Kuss auf den Tonus aus: jedenfalls ist die Kraft der Systolen gleichfalls 
vermindert. 

In vereinzelten Fällen traten diese Resultate nicht ein. 

Th. A. Maass. 
378. Strubell, Alexander. — „Über Methoden zur Bestimmung der Herz- 
erbeit.* Wien. Klin. Woch., 1907, Bd. XX, p. 30. 

Zusammenfassendes Referat der betreffenden physiologischen Unter- 

suchungsmethoden. Zur Wiedergabe ungeeignet. Zuelzer. 


3:9. Mathews, S. A. und Jackson, D. E. (Bioch. and Pharm. Lab., Univ. 
of Chicago). — „The action of magnesium sulphate upon the heart 
and the antagonistic action of some other drugs.“ Am. Journ. of 
Physiol., Bd. XIX, p. 5—13, Juni 1907. Siehe Bioch. C., VI, No. 2025. 


350. Carlson, A. J. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — „On the action 
of cyanides on the heart.“ Amer. Journ. of Physiol., Bd. XIX. p. 223 
bis 232, Juli 1907. Siehe Bioch. C., VI, No. 2031. 


38I. Bachem, C. (Pharm. Inst., Bonn). — „Alkohol und Warmblüterherz.* 
Zentrbl. f. inn. Med., 1907, Bd. 28. No. 34.“ 

Kurzes Referat der älteren Arbeiten und der eigenen Versuche (siehe 
Pflügers Arch,, 114, p. 508) über die Wirkung des Alkohols resp. alkoho- 
lischer Getränke auf die Zirkulationsorgane. Die flüchtige Blutdruck- 
steigerung durch Alkohol ist nach Verf. die Folge 

l. verstärkter Herzarbeit (Bock-Heringsche Versuchsanordnung). 

2. von Gefässverengerung a) der Gebiete, deren Wandungen bei der 

Injektion direkt mit dem Alkohol in Berührung kommen, b) in- 
folge zentraler Vasomotorenreizung. 


— 140 — 


Nach Ausschaltung des Vasomotorenzentrums bleibt eine geringe Druck- 
steigerung (3—5b mm Hg) bestehen. Beim künstlich geschwächten Herz 
(Chloralhydrat, Phosphor, weinsaures Kupferoxydnatrium) wirkt Alkohol 
schwächer drucksteigernd als beim normalen. 

Franz Müller, Berlin. 
382. Gautrelet, J. (Reun. biol. de Bordeaux). — „De l’action des ions 
magnésium, baryum, calcium et sodium dissocies et introduits por 
electrolyse.* Soc. biol., Bd. 62, p. 1085, 14. Juni 1907. 

Einführung der betreffenden bei der Elektrolyse von Salzen dissoci- 
zierenden Metallionen. Die Wirkung ist meist derart, dass unter Ver- 
minderung der Frequenz eine Vergrösserung der Amplitude des Herzens 


eintritt. Ma. 
383. Bergonié, J., Broca, André und Ferrié, G — „Conservation de la 


pression artérielle de l’homme après d'application des courants de 
haute fréquence sous forme d’autoconduction.“ C. R., 1907, Bd. 145, 
p. 526—528. 
Ströme hoher Frequenz übten in den Versuchen der Verff. keine 
Wirkung auf den arteriellen Blutdruck aus. H. Aron. 


384. Wenckebach, K. F. — „Über den Einfluss des Diaphragmatief- 
standes auf die Zirkulation.“ Ned. Tydschr. von Geneesk., 1907, Bd. I, 
p. 589. 

Verf. leitet die bei der Enteroptosis vorhandenen Zirkulationsstörungen 
von einem Tiefstand des Diaphragmas ab. Es weisen die baldige Ermüdung, 
der Schwindel, die schlaffe Haut, die matten Augen, die starke Blässe ohne 
Kachexie und ohne nennenswerte Anämie, der kleine, meist frequente, nicht 
immer schlaffe Puls, auf eine ungenügende Füllung des arteriellen Systems 
hin; wegen der nur in seltenen Fällen vorhandenen venösen Stauung müsste 
an eine starke Füllung der Bauchgefässe gedacht werden. 

In normalem Zustande wird, bei der Inspiration, die Zirkulation von 
der Diaphragmakontraktion gefördert, indem das Blut aus den weiten 
Bauchgefässen in die Brusthöhle gepresst wird; während der Ausatmung 
kann das Blut wieder aus der Peripherie in die entlastete Bauchhöhle 
fliessen. Bei Enteroptosis wird der Diaphragmastand eine tiefere, die 
schlaffen Bauchorgane sind ausserstande, das Diaphragma bei der Aus- 
atmung aufwärts zu treiben; die Diaphragmaatmung und ihre Wirkung 
auf die Zirkulation nimmt ab; demzufolge tritt eine Stauung in den Bauch- 
gefässen und arterielle Anämie ein; der arterielle Druck steigert sich 
wieder nach einer schweren Belastung des Bauches, während letzteres 
unter normalen Umständen ausbleibt. 

Sich stützend auf A. Keith, zeigt Verf., dass die Beziehung des 
Zwerchfells zur Atmung nur eine sekundäre ist: bei Amphibien ist das 
Zwerchfell noch ein Expirationsmuskel infolge seiner Lage hinsichtlich der 
Lungen. Die primäre Funktion ist (deutlich bei Kiemeratmern) Kompression 
der Leibeshöhle und Zug an das inniglich mit ihm verwachsene Pericardium, 
und mittelst dieser an das Herz. Infolgedessen wird die Aufnahme im 
Herzen des gleichzeitig aus der Leibeshöhle xgepressten Blutes erleichtert. 

Auch der Mechanismus der Herzwirkung ist bei einem tiefen Stande 
des Diaphragmas gestört, auch dann, wenn eine Enteroptosis nicht vorliegt. 
Ein wichtiges Hilfsmittel zur Bestimmung des Zwerchfellstandes und der 
Form des Herzens ist die Rüntgenphotographie. Es ist normal der Wirbel- 


— 141 — 


ansatz der zehnten Rippe noch gerade über dem Zwerchfell sichthar: bei 
Enteroptosis ist oft die elfte Rippe noch zum grössten Teil sichtbar, 
Während das normale Herz auf dem Diaphragma ruht, ist es bei Enterop- 

tosis an den grossen Gefässen und der Trachea geradezu aufgehängt. Es 

wird das Herz also bei seiner kontraktion nach oben gezogen werden, 
während umgekehrt die Trachea nach unten gezogen wird. 

Es macht sich diese Wirkung während der Inspiration infolge des 
tieferen Standes des Diaphragmas in höherem Masse geltend; es lässt sich 
in dieser Weise das Symptom von Oliver-Cardarelli bei Enteroptosis erklären. 
Es ist der Herzschatten bei Röntgenbeleuchtung in jenen Fällen, wo Enterop- 
tosis vorliegt, sehr schmal, wie ausgezogen. 

Bisweilen zeigt sich ausser den anderen Enteroptosiserscheinungen 
starke Cyanosis, Überfüllung der Halsvenen bei Inspiration und leichtes 
(dem. 

Die Saugwirkung infolge der Thoraxerweiterung bei Inspiration wird 
alsdann aufgehoben durch den negativen Effekt «der schlechten Herzwirkung - 
infulge der erhöhten Ptosis cordis, wodurch das normale inspiratorische 
Zusammenfallen der Venen ausbleibt: diese UÜberfüllung der Halsvenen fand 
Verf. auch bei einem Patienten mit tiefem Zwerchfellstand, bei dem keine 
Enteroptosis. sondern bloss ein abnormal langer Thorax, mit stark hinab- 
laufenden Rippen sich vorfand. Es stellten sich hier die Bewegungen des 
Zwerchfells als normal heraus: das Cor. pendulans musste also in diesem 
Falle für jene Erscheinung verantwortlich gestellt werden, 

Es wird der Text von drei typischen Röntgenphotograpbien erläutert. 

J. de Haan, Groningen, 

355. Tiedemann (Med. Klin., Strassburg). — „Versuche. die Funktion des 
Herzens nach dem Verfahren Heinrich von Recklinghausens zu prüfen.“ 
Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 91. H. 3/4, Sept. 1907. 

Verf. geht von der Reeklinghausenschen Formel aus: Amplitude 
ie nu NZ) 

Weitbarkeit der Gefässe 
barkeit der Gefässe entzieht sieh der Beurteilung: deshalb ist die Grösse 
des Sekundenvolumens beim Menschen nicht bestimmbar. Als praktisch 
wichtig ergab sich jedoch, dass das Amplituden-Pulsfrequenzprodukt die 

Suffizienz resp. Insuffizienz des Herzens insofern objektiv anzeigte, als es 

bei gesunden Personen während einer Arbeit, die sie ohne Anstrengung 

verrichten konnten, «durehsehnittlich um 35°, des Ruhewertes anstieg: bei 

Herzinsuffizienz trat jedoch entweder nur eine geringe Vergrösserung oder 

gir eine Verkleinerung auf, 

Die Blutdruckänderungen allein nach der Arbeit sind noch weniger 
geeignet als die während der Arbeit einen Vergleich zwischen den Vor- 
gingen im gesunden und kranken Herzen und Gefässsystem anzustellen, 
In der Zeit unmittelbar nach der Arbeit (1—5 Minuten) verhält sich das 
Amplitudenfrequenzprodukt ähnlich wie während der Arbeit. In der 
zweiten Periode (5—:5 Minuten nach der Arbeit) besteht im allgemeinen, 
beim gesunden und kranken Herzen, die Tendenz, zum Ruhewert zurück- 


Die Weit- 


zukehren. Zuelzer, 
ING. Ettinger, Witold (Kindlein Jesu-Krankenh., Warschaw. fus 


kultatorische Methode der Blutedrackbestinmung und ihr praktischer 
Wert.“ Wien. Klin. Woch. 1997. Bd. NX. p. 33. 


— 12 — 


Die Arbeit behandelt eine Nachprüfung der gleichzeitig von Korotkow, 
Petersburg und Fellner beschriebenen auskultatorischen Methode der Blut- 
druckbestimmung. Dieselbe beruht darauf, dass man nach Anlegung der 
Riva-Roccischen oder Recklinghausenschen Manschette am Oberarm und 
nach stärkerer Kompression als dem systoliscnen Blutdruck entspricht, im 
Momente, wo der Manometerstand dem systolischen Blutdruck entspricht. beim 
Auskultieren der Brachialarterie unterhalb der Manschette systolische Druck- 
geräusche auftreten hört; dann folgt beim weiteren Sinken des Druckes eine 
Phase zweiter Töne, wonach alle auskultatorischen Phänomene verschwinden. 
Dieses letztere entspricht dem Momente, in welchem das Blut durch die 
Brachialarterie schon frei fliesst. Sie bestimmt folglich den diastolischen 
Blutdruck. 

S Die Vergleichung dieser Methode mit den bisher üblichen ergab die 
Überlegenheit der auskultatorischen Methode. Sie versagt nur bei Aorten- 
insuffizienz, weil man in diesem Falle sehon an sich ohne jeden Druck 


auskultarorische Erscheinungen in der Arterie hört. Zuelzer. 
387. Janowski, W. — „Nochmals über Dikrotie bei Aorteninsuffizienz.“ 
Zeitschr. f. klin. Med., 1907, Bd. 63, p. 544. 
Polemisch Kritisches gegen Geigel. Magnus-Levv. 


388. Weber, E. (Psycholog. Lab. d. Nervenklin. d. Charite u. physiol. Inst., 
Berlin). — „Über die Ursache der Blutverschiebung im Körper bei 
verschiedenen Zuständen. I. Untersuchungen mit einem inneren Darm- 
plethysmographen über Anderungen des Blutgehalts der Bauchorgane. 
II. Untersuchungen mit Mossos Menschenwage über die Verschiebung 
des Schwerpunktes des Körpers.“  Engelmanns Arch., 1907, H. 3/4, 
p. 293. 

Die Ergebnisse des ersten Teiles lauten: Beim Menschen wird die 
Volumverminderung des Armes, die beim Eintritt eines Zustandes der ge- 
steigerten Aufmerksamkeit (geistiger Arbeit, Erschrecken usw.) erscheint, 
von einer oft genau der Form nach entsprechenden Volumvermehrung der 
Bauchorgane begleitet. Beim Menschen wird die Volumenvermehrung des 
Armes, die bei Entstehen eines durch äussere Einwirkung oder hypnotische 
Suggestion erregten Lustgefühls eintritt, von einer Volumenverminderung 
der Bauchorgane begleitet, um die Volumenverminderung des Armes, tie bei 
Unlustgefühlen eintritt, von einer Vermehrung des Volumens der Bauch- 
organe. Dieselben Wirkungen kann man durch Herbeiführung von lust- 
oder unlustbetonten Affekten vermittelst hypnotischer Suggestion erzielen. 
Die Ergebnisse des zweiten Teiles lauten: die Wägungen der Versuchs- 
personen auf der Wage Mossos, einmal in solcher Lage des Körpers, dass 
die Bauchorgane, kopfwärts. dann in der, dass sie fusswärts der Achse des 
Wagebrettes liegen, zeigen, dass bei geistiger Arbeit, Erschrecken, Unlust- 
gefühlen, unlustbetonten Affekten und meist auch bei plötzlichem Erwachen 
aus tiefem hypnotischen Zustand, der Schwerpunkt des Körpers von der 
Achse der Wage nach den Bauchorganen zu verschoben wird, wobei Ein- 
wirkungen durch Bewegungen und Veränderungen der Atmung ausge- 
schlossen sind. Bei Entstehung von lebhaften Bewegungsvorstellungen, 
von Lustgefühlen und meist auch beim Eintritt des tiefen hypnotischen Zu- 
standes wird der Schwerpunkt des Körpers umgekehrt in der Richtung von 
den Bauchorganen nach der Achse der Wage zu verschoben. Diese Er- 
scheinungen können. nachdem der Einfluss der Atmung und andere 


a Ze 


Störungen ausgeschieden sind, nur durch Blutverschiebungen im Körper 
erklärt werden, die beim Entstehen der verschiedenen psychischen Zustände 
stattinden. L. Asher, Bern. 


359, Schmid, J. und Geronne, A. (Städt. Krankenh., Charlottenburg). — 
„Die Einwirkung der Röntgenstraklen auf die weissen Blutzellen nach 
Mikrophotographien mit ultraviolettem Licht.“ Fortschr. d. Röntgen- 
strahlen, Bd. XI, H. 4, Sept. 1907. 

Dureh Hirudin ungerinnbar gemachtes Blut von Patienten mit starker 
Leukocrtose wurde Rôntgenstrahlen ausgesetzt und in ultraviolettem Lichte 
photugraphiert. Es zeigte sich, dass das Protoplasma der Polvnukleären 
2. T. gequollen und grobkörnig war: durch Sprengung der Zellwand häufig 
Austritt von Protoplasma, die Kerne waren unscharf, verschwommen. Die 
Schädigung betraf ausschliesslich die polynukleären Leukocyten, während 
Lymphöeyten intakt erschienen. Daher dürfte auch die Lymphocyten- 
abnanme infolge Röntgenbestrahlung auf Insuffizienz der Mutterorgane 
zurückzuführen sein, sei es durch anatomische Läsion (bei Totalbestrahlung) 
oder durch toxische Einflüsse. Auf die Resistenz der Lymphocvten ist das 
häufig refraktäre Verhalten der Iymphoiden Leukämie gegenüber der Röntgen- 
therapie wenigstens zum Teil zurückzuführen. Pincussohn. 


390 Dekhuvzen, M. ©. — „Über die Wirkung schwacher Korhsalz- 
lisungen auf Leukocytenkerne.* Nederlandseh Tydschrift von Genees- 
kunde, 1906, Bd. II, p. 826. 

Die Untersuchungen des Verfs. betreffen die Frage, von wioviel 
Leukoeyten des strömenden Blutes die Kerne in Bläschen zerfallen sind. 

Die meisten Leukocytenkerne schwellen in hypisotonischen NaCl- 
Lisungen oder bei Verdünnung des Blutes mit Wasser; dabei hören die 
amsboiden Bewegungen auf; ein Teil der Leukocrten aber schwillt nicht, 
und bleibt bewegungsfähig. 

Die Schwellung bis zu einer vollständig runden Blase wird unmöglich, 
wenn zwei Kernteille mehrere Anastomosen besitzen, wird also unwahr- 
scheinlicher bei mehrfach gelappten Kernen: daraus erklärt sich vielleicht, 
dass viele Kerne schwierig odor gar nicht zu einer Kugel schwellen. 

Von Eiterzellen wurden auch, wenn diese während 15 Minuten in 
NaCl 0,3%, bei 37° verblieben, die meisten polymorphen Kerne mono- 
nucleär: da jedoch Eiterzellen sich gegen die Verdünnung sehr refraktär 
zeirten, kehrte Verf. zu Versuchen mit Blut zurück. 

Methode für Froschblut: Die Stammflüssigkeit mit 1°/, NaCl und 
ho Na-Oxalat wird verdünnt auf 0,3, 0,25, 0,2. 0.15 und 0,1 %/, NaCl 
und die 20fach geringere Menge Na-Oxalat; es wurden in 25 cm? von 
jeder dieser Lösungen der am Fussgelenke durchschnittene Hinterfuss eines 
Frosches hin und her gezogen, und nach resp. 10 und 20 Min. und 24 
Stunden ein Tropfen der Mischung (resp. des Bodensatzes mit 3/, Osmacet 
auf einem Objektglas gemischt. Die Präparate waren gut gefärbt, aber nicht 
dauerhaft: 

In einer 0,3%,,igen NaCl-Lösung wurden bei grobkörnigen (eosino- 
philen) und feinkörnigen Leukocyten keine Kerne vollständig rund, viele 
waren noch dimer: NaCl 0.25 °/, wirkt schon stärker: bei NaCl 0,2%/, sind 
ale Kerne der grobkörnigen Leukocyten rund oder oval, erst bei NaCl 
0,150, war solches bei den feinkörnigen Leukocyten der Fall. Nach 24 
Stunden war sowohl die Zahl der Leukocyten als «ie der runden Kerno 


— 114 — 


verringert, und waren alle feinkörnigen Leukocyten verschwunden. In einer 
0,1°/,igen NaCl-Lösung zeigte sich auch nach 20 Min. bei 10 von den 28 
rundkernigen Zellen eine beginnende Vacuolisation der eosinophilen Körner, 
bei 3 war dies schon weiter gefördert. 

Von den 328 untersuchten Zellen war nie bestimmt ein zweites ge- 
sondertes Kernbläschen zu sehen; die Zahl der tetrameren und trimeren 
Kerne verringerte sich hier bei grösserer Verdünnung der NaCl-Lösung. Auch 
bei einem zweiten Frosche und bei Kaninchenblut zeigte sich die geringere 
Schwellung nach 24 Stunden; die Zellen scheinen sich an die niedrigeren 
NaCI-Konzentration zu akkommodieren. 

Für Säugetierblut war diese Methode nicht geeignet, da die weniger 
resistenten roten Blutkörperchen durch ihren Zerfall Gerinnung hervorrieien: 
also war Ösmacetbehandlung hier unmöglich, und das Schneiden des Coagulums 
in Paraffin notwendig; in diesen Schnitten waren nur spärliche Leukocyrten 
anwesend. 

Wenn die Gerinnung mittelst Na,CO,-Lösung behindert wurde, dann 
stellte sich die Färbung und Sonderung der Leukocyten als ungenügend 
heraus. Nach sofortigem Zentrifugieren nach der NaCl 0,3°/,-Behandlung. 
waren die Zellgrenzen der Leukocyten undeutlich geworden. Dennoch 
stellte sich als sehr wahrscheinlich das seltene Vorkommen fragmentierter 
Kerne heraus, wie von Verf. mit Zahlen erläutert wird. 

Sowohl beim Frosch als beim Kaninchen wurden nur Leukocyten mit 
relativ viel Protoplasma gezählt. Hier findet sich also ein Gegensatz zu 
Weidenreichs Behauptung, dass richtig fragmentierte Kerne bei Leukocrten 
frequent vorkämen. 

In einer Nachschrift gibt Verf. eine Methode für Säugetierblut an: in 
0,1 cm3 einer 0,2°/,igen NaCl-Lösung auf das Objektglas gebracht, wird 
die möglichst von Haaren befreite und alsdann eingeschnittene Ohrspitze 
des Kaninchens kurze Zeit gerührt. Auf den Objektträger wird ein grosses 
Deckglas (z. B. 30 bei 70 mm) gelegt und nach 10 Min. an dessen Rande 
eine Lösung von Methylenblau in 6°/, Essigsäure gebracht. Bei alien 
Leukocyten fanden sich geschwollene Kerne, bei allen Erythrocyten Hämo- 
lyse: keine Fibrinbildung; Kerne der Leukocyten blau, deutlich gesonderte 
Zellen: Blutplättchen agglutiniert. 

Resultat: von 467 Leukocyten waren 452 einkernig, bei 9 dimeren 
Kernen waren zweifelhafte Anastomosen vorhanden, 6 dimere [terne 
zeigten sich ohne Anastomosen, also nur 1,3 °/, war zweifellos fragmentiert. 

J. de Haan, Groningen. 


391. Utendörfer (Veterinärinst. d. Univ., Leipzig). — „Über Leukocytose 
beim Rinde unter besonderer Berücksichtigung der Trächtigkerit und 
der Tuberkulose“ Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilk., Bd. 33, p. 324 
bis 371, Juli 1907. 

Von den Ergebnissen der Untersuchungen Verfs. .über den Gehalt 
des Blutes an weissen Blutkörperchen unter physiologischen 
Verhältnissen, bei Trächtigkeit und Tuberkulose des Rindes 
seien nur einige Schlusssätze hier wiedergegeben. 

1. In den verschiedenen Altersstufen des Rindes ist die Menge der 
Leukocyten im Blute verschieden dergestalt, dass jugendliche Tiere 
eine grössere Anzahl aufweisen wie ältere. 

2. Geschlecht und Kastration haben keinen Einfluss auf die 
Leukocytenzahl. 


3. Das Verhältnis der Leukocytenarten untereinander ist 
ähnlich den beim Menschen mit der Abweichung, dass für die 
eosinophilen Zellen beim Rinde meist höhere Werte gefunden werden 
wie beim Menschen. 

4. Eine Leukocytose während der Verdauung und Trächtig- 
keit tritt beim Rinde nicht auf. 

9. Die Produktion von spezifischer Nährflüssiekeit in den Milch- 
drüsen scheint einen Einfluss auf die Bildung von eosinophilen 
Zellen zu haben. 

6. Eine Leukocytose tritt nach künstlicher Infektion mit 
Tuberkelbazillen und bei der schweren Form der Tuberkulose, 
unter sonst normalen Verhältnissen stets ein. Die Leukocytose 
unterstützt den Körper in der Abwehr schädlicher Einwirkungen. 

Bezüglich des Verhaltens der Leukocytenmengen und Arten bei 


Tuberkulininjektion sei auf das Original verwiesen. Scheunert. 
Verdauung. 
392. Lubosch, Wilhelm, Jana. — „Universelle und spezialisierte Kau- 


bewegungen bei Tieren.“ Biol. Centrbl., Bd. 27, p. 613, Sept. 1907 
u. p. 692, Okt. 1907. 

Verf. hat, um die Entwickelung des Squamoso-Dentalgelenks stammes- 
geschichtlich zu erklären, die Kaubewegungen der Marsupialier, Edentaten 
und Ungulaten im Zoologischen Garten zu Berlin studiert. Verf, sondert 
in erster Linie aus der gesamten Kaubewegung die Greifbewegung aus, 
welche, charakterisiert durch den ausschliesslichen Gebrauch des Kiefer- 
gelenks als Scharnier, die einzige Bewegung des Kiefergelenks der Gnatho- 
stomen ausser den Säugetieren darstellt, doch auch bei diesen zum Er- 
fassen der Nahrung vorkommt. Es ist dies also ein primitiverer Zug im 
Gebrauch des Gebisses. Gegenüber dem monofunktionellen, spezialisierten 
Gelenk der übrigen Gnathostomen ist das der Säuger ein universelles, da 
ihm neben den Scharnierbewegungen in verschiedenen Richtungen gegen- 
einander gleitende Bewegungen zukommen, wie sie bereits in den Saug- 
bewegungen auftreten. Die Spezialisierungen des Kauaktes bei Carnivoren, 
Ungulaten und Nagern sind aus solchen universellen Bewegungen herleit- 
bar, wie sie noch heute bei gewissen Formen anzutreffen sind. 

Innerhalb des Beuteltierstammes haben sich die Kaubewegungen in 
dieselben Spezialbewegungen zerlegt wie später noch einmal bei den 
Plazentaltieren, Der Beutelwolf zeigt nur das primitive Aufeinanderklappen 
der Kiefer mit ganz geringgradigen seitlichen Verschiebungen und frisst 
ungeschickter als die anderen fleischfressenden Beuteltiere. Das Känguruh 
isst den Bissen mit den Vorderzähnen ab und zerkleinert ihn durch 
Scharnierbewegungen und feiner durch seitliche Exkursionen. Gegenüber 
den verschiedenen Typen der Kautätigkeit bei den Marsupialiern zeigen die 
Ungulaten eine einheitlichere Form der Bewegung mit neuen eigentim- 
chen Modifikationen. Die Giraffe bewegt den Unterkiefer in dreizeitigen 
Vorbereitungs- und Hauptbewegungen, welche in Richtung, Tempo, Rhyth- 
mus und Ausdehnung sich ändern können bei den verschiedenen Wieder- 
käuern, welchen die Vorbereitungs- und Hauptbewegung wie der takt- 
mässige Rhythmus gemeinsam ist, ohne dass je eine willkürliche Zwischen- 
bewegung erfolgt. Alle Wiederkäuer benutzen beide Seiten des Gebisses 
durch alternierendes Kauen. Verf. beschreibt genauer die Kaubewegungen 
verschiedener Wiederkäuer. Bei einem alten Rhinozeros waren die Kau- 


— 146 -— 


bewegungen genau dieselben wie bei echten Wiederkäuern, während sie 
sich bei einem Jungen einer anderen Art wesentlich anders verhielten. 
Beim Tapir wird gleichzeitig mit der anteroposterioren Hauptbewegung der 
Unterkiefer nach der Seite geschoben, was schon an die Mahlbewegungen 
der Affen erinnert. Ähnlich schiebt auch der Elefant zum Abschluss der 
Bewegung den Unterkiefer bald nach links, bald nach rechts gegen den 
Oberkiefer ein. 

Die Kaubewegung ist die Wirkung der Anpassung an eine bestimmte 
Nahrung, das Kiefergelenk gewährt dem Gebisse den Spielraum für seine 
Wirksamkeit. 

Die Kaubewegung der ältesten Marsupialier muss sich ähnlich wie 
bei den rezenten Phalangeriden verhalten haben, sie hatten ein universelles 
Kiefergelenk, mit mahlender Seitenbewegung neben der Scharnierbewegung. 
Eine spezialisierte Gelenkform und -bewegung wie bei den echten Karni- 
voren ist stets erst etwas sekundär erworbenes, die Kaubewegung der 
Insektivoren und Primaten eine primitive, universelle. Die Formen des 
Kiefergelenks der Ungulaten konvergieren alle gegen die Gelenkgestaltung 
bei Hyrax und diese Form ist wieder dieselbe wie bei den Phalangeriden 
und Primaten. Über die Entstehung des universellen Kiefergelenks der 
Säugetiere sagt Verf., dass bereits im Jura ein Gelenk mit Tuberkulum 
artic., Fossa glenoid. und Proc. articul. post. bestanden hat. Der Meniskus 
des Karnivorengelenks ist bei geringerer Tätigkeit des Musc. pteryzoid. ext. 
erst sekundär zurückgebildet, während er bei Monotremen und Xenarthra 
primitiv fehlt. 

Das Säugetiergelenk ist also von jeher ein universelles gewesen. 
Die Entstehung des Meniskus gegen Ende der Trias oder Anfang der 
Jurazeit hat das Gelenk auf eine höhere Stufe der Universalität gehoben. 
Das Gelenk der Insektivoren, Pbalangeriden, Prosimier und Primaten hat 
diesen primitiven Typus bewahrt, während in der Entwickelung des Säuge- 
tierstammes Spezialisierungen stattgefunden haben. 

Mangold, Greifswald. 
393. Mischtowt, G. W. (Physiol. Lab. d. Militär-med. Akad., St. Peters- 
burg). — „Die ausgeführte Hemmung des künstlichen bedingten (akustı- 
schen) Refleres uuf die Speicheldrüsen.* Diss., St. Petersburg, 1907. 

Die Arbeit des Verfs. erscheint als ein einzelnes Glied in einer langen 
Kette von Untersuchungen, die im Laboratorium des Prof. J. P. Pawloff 
ausgeführt wurden und noch jetzt ausgeführt werden, und zwar über die 
Physiologie des Gehirns und der Sinnesorgane. Die Methodik und die 
Resultate dieser Forschungen wurden von mir seiner Zeit im Biophysik. und 
Biochem. Centralblatt beschrieben (siehe Biophys. Centrbl., Bd. I, No. 442: 
Bd. Il, No 78ff.).. Die Methodik des Verfs. ist die gleiche geblieben. 

Seine Schlussfolgerungen: 

1. Bei der Bildung des künstlichen bedingten Reflexes auf dir 
Speicheldrüsen kann man die Periode eines chaotischen Zustandes 
beobachten, wenn alle Erreger von Nebenreizen speicheltreibend 
wirken. 

2. Die Vereinigung des Nebenreizerregers mit dem künstlichen he- 
dingten Reizerreger ohne Unterstützung dieser Kombination dureh 
einen unbedingten Reflex erzeugt eine allmähliche Abschwächung 
des bedingten Reflexes und sogar dessen vollständige Hemmung. 

3. Wird der Nebenreizerreger mit dem künstlichen bedingten Reiz- 
erreger unter den angetührten Bedingungen vereinigt, so gelangt 
selbst der erstere nicht zu speicheltreibender Wirkung. 


— 147 — 


4. Die verschiedenen Reizerreger bewirken die Hemmung des künst- 
lichen bedingten Reflexes nicht gleich schnell. 

5. Die angewandten Reizerreger erscheinen nach ihrer hemmenden 
Wirkung auf den künstlichen bedingten Klangreflex in folgender 
Ordnung: der stärkste Reizerreger ist das Kratzen; es folgt dann 
die Abkühlung von QO auf — 1° C. dann die Erwärmung bis auf 
+50°C.; dann Beleuchtung, und als der schwächste endlich er- 
weist sich die Abkühlung auf 5° C. 

6. Der bedingte Reflex, der nach einer kombinierten Reizung erhalten 
wurde, war in der bedeutenden Mehrzahl der Fälle geringer als 
der vor der Reizung erhaltene bedingte Reflex. 

\W, Boldyreft. 

394. Perelzweig, J. J. (Physiol. Lab. d. Inst. f. exper. Med., St. Peters- 
burg). — „Materialien zum Studium der bedingten Reflexe“ Diss., 
St. Petersburg, 1907. 

Der Verf. setzt die Lehre über die bedingten Reflexe in ihrem gegen- 
wärtigem Zustande auseinander und führt dann die Resultate seiner auf 
diesem Gebiete angestellten Forschungen an. 

ks folgen hier seine wichtigsten Schlussfolgerungen: 

l. Bei einer Reizung der Mundhöhle durch Säure, Lauge oder andere 
Stoffe gerät im Gehirn nicht nur ein bestimmtes Zentrum für alle 
diese Beispiele in Erregung, sondern in jedem Falle ein besonderes. 

2. Bei gleichzeitiger Wirkung zweier beliebiger Reizerreger wird der 
bedingte Reflex als Resultat des Reizes, nur durch einem der 
heiden Erreger hervorgerufen, nämlich durch den stärkeren. 

3. Bei gleichzeitiger Wirkung Zweier Reizerreger hemmt der erregende 
Einfluss des einen Erregers die Wirkung des anderen. 

4. Wenn bei einem Hunde 2 künstliche bedingte Reflexe hervor- 
gerufen werden, ein mechanischer und ein thermischer, so wird 
das Licht, als künstliches Hemmnis des einen Reizes angewendet, 


auch den anderen hemmen. \W. Boldyreff. 
Exkretion. 
39. Fiessinger, Noel. — „Les lésions rénales et hépatiques au cours 


de lintorication mercurielle“ Journ. de phys. et path. gén. 1907, 
Bd. IX, H. 3. Siche Bioch. C., VI, No. 2029. 


3%. Watson, C. — „The influence of meat diet on the kidneys. „Intern. 
Monatsschr. f. Anat. u. Physiol., 1907. Bd. 24, H. 4/6. Siehe Bioch. C., 
VI, No. 1947. 


391. Macleod, J. J. R. (Physiol. Lab., Western Res. Univ). — „Studies 
in experimental glycosuria. I. On thr existence of afferent anıl efferent 
nerve fibres, controlling the amount of sugar in the blood“ Amer. 
Journ. of Physiol., Bd. XIX, p. 388-407, Aug. 1967. Siehe Bioch. C., 
VL No. 1926. 

Sonstige Drüsen und Genitalien. 

398. Selinof, A. E. (Pathol-anat. Inst. f. exper, Med., St. Petersburg). — 
„Zu den pathologisch-anatomischen Veränderungen der Nebennieren- 
drüsen bei Tollwut.“ Arch. d. Seiene, Biol., 1907, Bd. XII, p. 85. 

Es wurden Kaninchen untersucht, die durch Tollwutgift infiziert 
waren, das man unter der harten Hirnhaut fixiert hatte, sowie Hunde, die 
an der Tollwut durch Vergiftung mit Strassengift zugrunde gegangen 


— 148 — 


waren. In beiden Fällen wurden die Nebennierendrüsen sogleich nach 
dem Tode der Tiere genommen. Bei den Kaninchen fand der Verf. in 
diesen Organen keine merklichen Veränderungen. bei den Hunden aber war 
unter dem Mikroskop in der Rindenschicht das Vorhandensein einer grossen 
Menge äusserst kleiner fettähnlicher Körnchen bemerkbar, welche, obgleich 
sie sich im Äther nicht lösten, sich durch Osmiumsäure doch nicht schwarz 
färbten. W. Boldyreff. 


399. Schur und Wiesel (Inst. f. exper. Path., Wien). — „Beiträge zur 
Physiologie und Pathologie des chromaffinen Gewebes.“ Wien. Klin. 
Woch., H. 40, Okt. 1907. 

Ausgehend von der Tatsache, dass sich im Nephritikerserum chemisch 
mittelst der Eisenchloridreaktion Adrenalin nachweisen lässt, stellten Verff. 
Tierversuche an, welche unzweideutig ergaben, dass ein ursächlicher Zu- 
sammenhang zwischen Adrenalingehalt des Blutes und Nierenaffektion besteht. 
Beweisend für einen solchen sind weder die Fälle von klinischer noch die 
von experimenteller Nephritis, da bei diesen das die Nieren schädigende 
Agens auch selbst die Sekretion des chromaffinen Systems anregen, ja, 
was bei einzelnen arteriosklerotischen Nephrosen wirklich der Fall zu sein 
scheint, die Reizung des chromaffinen Systems die Nierenaffektion erst 
sekundär erzeugen kann. Dagegen muss der positive Adrenalinnachweis 
beim entnierten Tier und noch mehr der positive Befund beim einseitig 
nephrektomierten Tier als sicherer Beweis eines Zusammenhanges zwischen 
Nierenfunktion und Funktion des chromaffinen Systems gelten. Die Art 
des Zusammenhanges bleibt zunächst unklar. Weiterhin wird darauf hin- 
gewiesen, dass das Blut während des Laufens der Tiere adrenalinhaltig 
wird, dass bei wiederholten Versuchen die Adrenalinausschwemmung immer 
leichter vonstatten zu gehen scheint, die Muskeltätigkeit mehr und mehr 
überdauert und schliesslich das Blut überhaupt nicht mehr adrenalinfrei 
wird. Es wird also durch Muskeltätigkeit das chromaffine System zur 
Sekretion gereizt. 

Es liess sich nun histologisch bei diesen Versuchstieren eine Ab- 
nahme der Chrombräunung der chromaffinen Zellen konstatieren, ja bei 
Tieren, welche bis zur Erschöpfung liefen, fand sich überhaupt keine 
chrombraune Zelle mehr. Da nun während erhöhter Muskelarbeit Adrenalin 
im Blutserum auftritt, ferner feststeht, dass nach unserem heutigen Wissen 
das Adrenalin nur von den chromaffinen Zellen abgegeben wird, da endlich 
an den erschöpften Zellen der chemische und biologische Nachweis des 
Adrenalins misslingt, so ist der Schluss zu ziehen, dass die chrombraune 
Substanz der chromaffinen Zellen ihrer chemischen Zusammensetzung nach 
Adrenalin oder ein dem Adrenalin sehr nahestehender Körper ist, der 
während forzierter Muskelarbeit bis zur Erschöpfung der produzierenden 
Zellen an das Blutserum abgegeben wird. Umgekehrt waren bei nephrekto- 
mierten Tieren Veränderungen des chromaffinen Systems festzustellen, 
welche geradezu als Hypertrophien zu bezeichnen wareı. 

Sehr interessant und wichtig erscheint Ref. die Mitteilung, dass bei 
einem Hunde, welcher länger als einen Monat täglich mehrere Stunden 
lief, an der Bauchaorta und den lliacalarterien mesarteriitische plaques- 
förmige Verkalkungen festzustellen waren, was vielleicht mit der Adrenalin- 
ämie zusammenhängt. Hart, Berlin. 


400. Yanase, J. (Path. Inst., Wien). — „Über Epithelkürperbefunde bei 
galvanischer Übererregharkeit der Kinder.“ Wien. Klin. Woch., No. 39. 
September 1907. 


— 149 — 


Auf Grund umfangreicher Untersuchungen kommt Verf. zu der An- 
sicht, dass zwischen der Tetanie der Kinder, welche speziell mit galva- 
nischer Ubererregbarkoit der peripheren Nerven einhergeht, und Ver- 
änderungen der Epithelkörperchen ein unverkennbarer Zusammenhang be- 
steht; in erster Linie kommen Epithelkörperchenblutungen in Betracht. 
Derartige Blutungen können ausheilen durch bindegewebige Abkapselung 
und Resorption, es ist aber histologisch eine stattgehabte Epithelkürperchen- 
blutung mit Sicherheit nur im ersten Lebensjahr nachzuweisen, während 
nach dem ersten Lebensjahre die Möglichkeit dieses Nachweises mehr und 
mehr abnimmt und im fünften sogar so gut wie ganz schwindet. Bei 
Tetaniefällen mit normaler galvanischer Erregbarkeit fanden sich nie 
Epithelkörperchenblutungen, bei solchen mit anodischer und katodischer 
Übererregbarkeit dagegen ebenso wie bei manifesten konvulsivischen Krampf- 
formen waren sie meist nachzuweisen. Der Zusammenhang zwischen 
Tetanie und Blutung ist folgender: Im Stoffwechsel ist die Bildungsstätte 
des Tetaniegiftes zu suchen, im Nervensystem liegt dessen hauptsächlichste 
Angriffsstelle und im Epithelkörperchen müssen wir das dieses Gift neutrali- 
sierende Organ sehen. Die Blutung in die Epithelkörperchen kann allerdings, 
da es sich nur um eine partielle Schädigung des Organs handelt, nicht 
alleinige Ursache der Tetanie sein, dazu kommt noch ein auslösendes 
Moment, welches in einer vermehrten Produktion des Tetaniegiftes zu 
suchen ist. Die Schädigung der Epithelkörperchen und ihrer Funktion 
schafft die Disposition zur Tetanie. Diese Disposition wird meist im An- 
fange des postfötalen Lebens akquiriert. Hart, Berlin. 


41. Zietzschmann, Otto (Physiol. Inst. d. Tierärztl., Hochsch, Dresden und 
veterinär-anat. Inst,, Zürich). — „Beiträge zum Studium der Folgen der 
Thyreoidektomie bei Ziegen.“ Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilk., Bd. 33, 
H. 4/5, S. 461/84, Juli 1907. 

Verf, stellt der Schilderung seiner Untersuchungen eine Einleitung 
voran, in derer an der Hand der einschlägigen Literatur ein Bild davon ent- 
wirft, wie sich die Lehre von der Funktion der Schilddrüse in den Haupt- 
punkten entwickelt hat, welche Resultate man nach Ausschaltung des 
vinen oder anderen Teils der Schilddrüse bei den verschiedenen Tierspezies 
erzielte und was man über die verschiedengradige Wirksamkeit der beiden 
Komplexe weiss. 

Verf. selbst beobachtet» 14 erwachsene und 3 junge Ziegen, bei denen 
er selbst die Thyreoidektomie ausgetührt hatte. Beiden erwachsenen Ziegen 
treten auf: 

l. Störungen des Nervensystems. Diese geben sich durch 
fibrilläre Zuckungen, seltener durch Krämpfe, durch Stupidität 
und in schweren Fällen durch Gleichgewichtsstörungen kund. 

2. Störungen des Stoffwechsels, in Gestalt von Abmagerung, 
myxödematösen Veränderungen desBindegewebes, Hauterscheinungen 
und in schwereren Fällen von Anämie 

Die Störungen machen sich in verschieden hohem Grade geltend, 
treten in sehr wechselnder Zeit nach der Operation auf und führen. wenn 

sie letal verlaufen, nur langsam zum Tode. Von den 14 ausgewachsenen 
Tieren liessen 4 bei der Sektion die Gegenwart einer accessorischen Schild- 
drüse erkennen und bei einer fand sich ein parenchymatöser Isthmus. Von 
den bleibenden 9 Tieren erkrankten 5, 2 unter leichteren, 3 unter schweren 
Symptomen, die zum Tode führten. Der Rest von 4 Liegen zeigte bis 


— 190 — 


zur Tötung, die nach 1'j,, 3, 4 und 7 Monaten erfolgte, keinerlei Er- 
scheinungen. Da von den 5 erkrankten Tieren bei 2 erst 14 bzw. 15 Mo- 
nate nach der Operation die ersten Symptome auftraten, darf man zur Be- 
urteilung der Folgen der Thyreoidektomie nur Tiere heranziehen, die ent- 
weder erkrankten oder ohne Symptome zu zeigen, wenigstens 15 Monate 
nach der Operation beobachtet wurden. 

Bei jungen Ziegen beobachtet man nach der Exstirpation der Schild- 
drüse sofort eintretende Wachstumshemmung und Atrophie, in selteneren 
Fällen myxödematöse Erscheinungen. 

Aus einigen Versuchen, die Verf. wegen zu geringer Ausdehnung 
mit Vorsicht aufgenommen zu sehen wünscht, scheint hervorzugehen, dass 
bei jungen Ziegen Thyreoidingaben auf den Ablauf der Erkrankung 
nach der Exstirpation günstig eingewirkt haben, ohne allerdings die 
Schilddrüse ersetzen zu können. Hingegen kann bei erwachsenen 
Tieren von einer Wirksamkeit der Thyreoidingaben nicht die Rede sein. 


Verf. schliesst seine Ausführungen mit den Worten: 


„Meine Untersuchungen lehren also vor allem, dass auch erwach- 
sene Wiederkäuer mit ziemlicher Regelmässigkeit nach Schild- 
drüsenexstirpation erkranken — wenn man sie lange genug be- 
obachtet — und zwar unter Erscheinungen, wie solche nach der gleichen 
Operation in ähnlicher Weise auch beim Menschen, beim Affen, beim Ka- 
ninchen und bei den Fleischfressern zu beobachten sind.“ Scheunert, 


402. Schultze, Kurt (Chir. Klinik, Bonn). — „Experimentelle Unter- 
suchungen über das Fieber nach Kropfoperationen.“ Grenzg. d. Med. 
u. Chir., 1907, Bd. XVII. p. 655. 

Verf. injizierte den steril gewonnenen, durch bakteriologische Prüfung 
bakterienfrei befundenen Saft von gewöhnlichen oder von Basedowkröpfen 
sich selbst und den operierten Kranken. In keinem Fall stieg danach die 
Temperatur um mehr als 0,4°, deutliche subjektive Störungen traten nicht 
auf. Verf. schliesst daraus, dass das postoperative Fieber nach Kropf- 
exstirpationen nicht von einer Resorption von Kropfsaft, sondern von der 
Aufsaugung des nur schwer zu vermeidenden Hämatoms herrühre. 

Magnus-Levy. 


403. Caro, L. — „Schilddrisensekretionen und Schwangerschaft in ihren 
Beziehungen zur Tetanie und Neplritis.“  Grenzg. d. Med. u. Chir., 
1907, Bd. XVII, p. 447ff. 

Verf. wendet sich zunächst gegen die von Pineles vertretene Lehre. 
wonach die Tetanie nicht Folge der Exstirpation der Schilddrüse, sondern 
der Epithelkörperchen sei. Hunde, denen 3/,—?/, der Schilddrüse und sämtliche 
„Nebenschilddrüsen“ entfernt werden, überleben ohne Toetanie, sterben aber 
daran nach Entfernung des stehen gebliebenen Restes der Schilddrüsen. 
Trächtige Hunde und Katzen bekommen, wenn man ihnen 5/,—,o der 
Schilddrüse entfernt, etwas leichter Tetanie als nichtträchtige Tiere. Eine 
grössere Anforderung an die Tätigkeit der Schilddrüse in der Schwanger- 
schaft ist also nicht in jedem Falle vorhanden. Magnus-Levy. 


404. Bucura, Constantin J. (Klin. Chrobak, Wien). — „Beiträge zur 
inneren Funktion des weiblichen Genitales.“ Zeitschr. f. Heilk., Bd. 28 
(Neue Folge Bd. VII), H. 9, Sept. 1907. 


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— 151 — 


Die hauptsächlich an Kaninchen z. T. auch an Meerschweinchen aus- 
geführten Versuche ergaben Resultate, welche zu folgenden Schlüssen be- 
rechtigen : 

Auf kastrierte weibliche Tiere überpflanzte artfremde Ovarien können 
picht nur einheilen, sondern auch insofern funktionieren, als sie Follikel 
zur Reife bringen und die Kastrationsatrophie des Uterus aufhalten. 

Auf kastrierte weibliche Tiere überpflanzte artgleiche Hoden können 
einheilen, indem ein Teil derselben erhalten bleibt und sich sowohl in den 
Hodenkanälchen Spermatogenese als auch in den Nebenhodenkanälchen 
frische Spermatozoen vorfinden; trotz gelungener Einheilung vermochte 
aber der Hoden nicht die Kastrationsatrophie des Uterus aufzuhalten. Der 
Stoffwechsel scheint durch die implantierten Hoden beeinflusst zu werden, 
da diese Tiere eine geringere Gewichtszunahme aufweisen, als die nur 
kastrierten. Injektionen mit Ovarienextrakt in grosser Zahl ausgeführt, 
vermochten bei kastrierten Tieren nicht die Uterusatrophie aufzuhalten, doch 
zeigte hierbei der Uterus ein anderes histologisches Verhalten, als nach 
einfacher Kastration. Dagegen zeitigte das Ovarin (Kaninchenovarin und 
Bierstockextrakt von Kuhovarien Meerschweinchen verabfolgt, und Kuh- 
ovarın Kaninchen injiziert) bei nicht operierten Tieren eine ausgesprochene 
deletäre Wirkung auf den Follikelapparat der Eierstöcke; wegen der Viel- 
gestaltigkeit des Tierovars aber wird, trotz genügender Kontrollversuche, 
diesen Befunden eine gewisse Reserve auferlegt. 

Bei einem Tierversuch ergab sich weiter, dass Follikel ganz 
allein, ohne Corpus luteum, ohne Stromazellen imstande sind, die 
Atrophie des Uterus aufzuhalten, während ein zweites Experiment den 
Nachweis erbrachte, dass das Vorhandensein eines, wenn auch völlig in- 
takten Corpus luteums ohne Follikel nicht imstande ist, diese 
Atrophie aufzuhalten. 

Histologische Untersuchungen an Menschenmaterial und Tierexperi- 
Mente zeigten, dass das Parovar auch nach der Geburt sich fortentwickelt, 
ja mit dem Individuum reift und erst im Alter atrophiert, dann dass der 
Uterus anders reagiert, wenn nur das Parovar exstirpiert, anders wenn nur 
das Ovar entfernt wird und in beiden Fällen wieder anders als er nach 
der gewöhnlich ausgeführten Entfernung der Adnexe zu reagieren pflegt; 
soweit letztere Versuche eine Schlussfolgerung gestatten, würden dieselben 
den Gedanken aufkommen lassen, ob nicht vielleicht auch dem Parovar 
eine innere Funktion zukäme. 

Histologische Untersuchungen und klinische Nachforschungen bei 
kastrierten Osteomalazien bestätigten die negativen pathologischen Befund 
an den Ovarien, zeigten, dass die Kastration in manchen Fällen nütze, er- 
gaben aber auch das merkwürdige Resultat, dass es möglich ist, die früher 
intensivsten Schmerzen durch die Operation zum dauernden Schwinden zu 
bringen, ohne aber hierdurch die Weichheit der Knochen zu beeinflussen, 
indem noch nach 17 Jahren das Skelett progrediente Verbiegungen aufweist, 
trotz absolutester Schmerzlosigkeit. 

Zum Schluss wird auf Grund obiger Ergebnisse die Möglichkeit er- 
wogen, dass vielleicht auch andere Teile, ausser den Ejerstöcken, im weib- 
liche Genitale für die innere Funktion in Betracht kommen; man muss 
demnach in Zukunft die einzelnen Teile des weiblichen Genitales mehr als 
einzelne Individualitäten berücksichtigen. Autoreferat. 


408. Sonnenberg, Brilon. — „Die Brunst und ihre Ursache.“ Ber. 
Tierärztl. Woch., p. 700—701, Sept. 1905. 


— 152 — 


Verf. beschreibt 5 Versuche an 4 weiblichen und 1 männlichem 
Kaninchen, denen er subkutan 0,8— 1,5 em? Eifollikelflüssigkeit (gesammelt 
aus Eierstöcken von Kühen und Schweinen, mit 30 °/, Glycerin versetzt 
und filtriert) applizierte. 

Durchschnittlich in 15 Minuten nach der Injektion sah Verf. Brunst- 
erscheinungen eintreten, die sich nach 30 Minuten zur regulären Brunst 
steigerten, und gelangt daher zu dem Schlusse, dass der Liquor folliculi 
die Stoffe, welche die Brunst hervorriefen, enthält. Danach stehen Ovu- 
lation und Brunst in naher Beziehung zueinander und zwar ist die 
Brunst eine Folge der Ovulation, nicht umgekehrt. 

| Scheunert, Dresden. 
406. van Leeuwen, W., Utrecht. — „Über die Aufnahme der Spermuto- 
phoren bei Salamandra maculosa Laur.“ Zool. Anz., 1907, Bd. 3i. 
p. 649—653. 

In Gefangenschaft gehaltene Tiere kopulierten zwischen Juli und 
September. Die Spermatophoren werden normalerweise nicht im Wasser 
abgesetzt, wo sie aufquellen und sich verändern, sondern am trockenen 
Boden im Moose. Das Männchen kriecht der ganzen Länge nach unter 
das Weibchen, hält es mit den nach oben gerichteten Armen fest um- 
schlungen und legt unter heftiger Erregung eine Spermatophore am Boden 
ab; dann schmiegt sich das Männchen zur Seite und nötigt das Weibchen 
mit der Geschlechtsöffnung auf die zu einer Pyramide ausgezogene Sper- 
matophore. Saling, Berlin. 


407. Offergeld, Marburg. — „Chemische und histologische Beiträge zur 
Pubotomie.“ Monatsschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. 26, H. 1 u. 2. Juli- 
August 1907. Siehe Bioch. C.. VI, 1932. 


408. Widakowich, Viktor, Wien. — „Uber eine Verschluxsrorrichtung im 
Eileiter von Squalus acanthias.“ Zool. Anz., 1907, Bd. 31, p. 636 — 643. 
2 Fig. 

An der Übergangsstelle des Oviduktes in den Uterus trennt sich der 
Ovidukt von seiner äusseren Muskelschicht und mündet nach mehrfachen 
Abknickungen auf einer Papille in den Uterus ein. Diese Vorrichtung be- 
werkstelligt einen hermetischen Verschluss der Uterushöhle gegen die 
oberen Teile des Oviduktes und das Ostium und verhindert also den Ab- 
fluss der eiweisshaltigen Nährflüssigkeit in die Bauchhöhle des Tieres. Je- 
doch besitzen die Windungen des Oviduktes innerhalb der äusseren Muskel- 
schicht genügend Spielraum, um die Eidotter in den Uterus passieren zu 
lassen, was tagelang dauern kann. An diese Funktion sind auch dis 
Uterusarterien angepasst, die infolge ihres eigentümlichen Verlaufes nicht 
einer tagelangen Kompression ausgesetzt sind, die sonst zur Nekrose des 
Uterus während der Eipassage durch den Ovidukt führen müsste Ein 
tubo-uteriner Verschluss wurde auch bei andern Plagiostomen beobachtet, 
ja wird sich wohl überall da noch finden lassen, wo der Fötus in der 
Nährflüssigkeit des Uterus frei schwimmt und nicht bis zur Geburt mit 
seinem Fruchtwasser abgekapselt ist. Interessant wäre eine diesbezügliche 
Untersuchung bei den Marsupialiern, da bei diesen Säugern die Embryonen 
lediglich von den Ausscheidungen der Uteruswand sich nähren sollen. 

Saling, Berlin. 
Tierische Wärme. 


409. Weselkin, N. (Lab. f. allg. u. exper. Pathol. d. kais. Milt.-Med. Akad., 
St. Petersburg). — „Uber den Eimfluss einer 3—10°l, CO, ent- 


— 1953 — 


haltenden Luft auf die Temperatur des normalen und des fiebernden 
Organismus.“ Russki Wratsch, 1907, Bd. VI, No. 14. 

Die Versuche sind an Kaninchen und Hunden ausgeführt. Auf die 
Temperatur des normalen Tieres hat das Einatmen von CO,-haltiger Luft 
einen verschiedenen Einfluss je nach der Gattung des Versuchstieres und 
der CU,-Menge. 5°, CO, beeinflusste bloss die t? von Kaninchen, indem 
sie dieselbe um 0,4—0,7° C. herabsetzte. 10°/, CO, beeinflusste die t° 
von Hunden, indem sie dieselbe um 0,6—0,9° C. herabsetzte. In allen 
Fällen der Beeinflussung der normalen t° durch CO, währte die Be- 
einflussung bloss 1—1!/, Stunden, worauf die Temperatur wieder zur 
frübıren Höhe zurückkehrte und bis zum Schluss des Versuches sich nicht 
wirder veränderte. 

Der Einfluss der CO, auf die Fiebertemperatur war grösser und 
zwischen Kaninchen und Hunden war hierbei kein Unterschied zu be- 
merken, 

Die Tiefe der Temperatursenkung war bei 5°/, CO, im allgemeinen 
um so grösser, je höher die Fiebertemperatur war und umgekehrt. 

In der Hälfte der Fälle erreichte die Temperatur die normale Höhe. 

Bei 10°}, CO, fiel die Fiebertemperatur in allon Fällen zur Norm ab. 

Die Senkung der Fiebertemperatur war andauernder als die der 
normalen. 

Bei Übergang in eine normale Atmosphäre ist sieh die gesunkene 
Temperatur nicht gleich. 

Einen toxischen Einfluss hatten die angegebenen CO,-Mengen offen- 
bar nicht. 

Indem der Verf. die erhaltenen Resultate mit der bekannten Tatsache 
der Verringerung des CO,-Gehaltes im Blut der tiebernden Tiero zusammen- 
stell, nimmt er an, dass diese Senkung eine hervorragende Rolle in dem 
Mechanismus spielt, mit Hilfe dessen die Temperatursteigerung im Fieber 
erfolgt. 

Ferner spricht er die Vermutung aus, dass auch die CO,-Schwankungen 
im arteriellen Blut von Gesunden nicht den Charakter zweckloser Er- 
scheinungen haben, vielmehr von Bedeutung für die Wärmeregulation sind. 

Die Arbeit wird fortgesetzt. Autoreforat (W. Boldyreff). 


Centralnervensystem. 


#10. Tichomiroff, N. P. (Physiol. Lab. d. Inst. f. exper. Med., St, Peters- 
burg). — „Versuche einer streng objektiven Untersuchung der Funk- 
tionen der grossen Hemisphüren bei Hunden.“ Diss., St. Peters- 
burg, 1906. 

Der Verf. untersuchte an Hunden die Eigentümlichkeiten der soge- 
nannten natürlichen und künstlichen bedingten Reflexe. In einer langen 
Reihe von Versuchen, wurde an den Hunden dieser oder jener Teil der 
Hirnrinde entfernt und der Verf. beobachtete dann nach der Wieder- 
genesung des Tieres die Art und Weise, in welcher die Operation auf den 
bedingten Reflex einwirkte. 

Es folgen hier seine wichtigsten Schlüsse: 

1. Die Zerstörung der Rinde verschiedener symmetrischer Gebiete der 
beiden Hirnhemisphären (Stirnteile, die äussere Oberfläche der 
Scheitel- und Nackenteile) führte in keinem einzigen Falle zum 
Verschwinden der natürlichen bedingten Reflexe auf die Speichel- 
drüsen. 


2. Nach einer doppelseitigen Zerstörung der motorischen Rindengebiete 
verschwand der künstliche bedingte Reflex auf das Kratzen und 
konnte nicht wieder hervorgerufen werden, während die Bildung 
eines künstlichen bedingten Reflexes anderer Art (auf den Geruch) 
sich als möglich erwies. 

3. Bei den Hunden mit zerstörten Stirnteilen wurden einige Ab- 
weichungen beobachtet, sowohl in der Bildung des künstlichen be- 
dingten Reflexes als auch in dessen Hemmung. 

W. Boldyreff. 


Sinnesorgane. 
411. Becker, C. Th. und Herzog, R. O. (Chem. Inst. d. Techn. Hochsch., 
Karlsruhe), — „Zur Kenntnis des Geschmackes.“ Zeitschr. f. physivl. 


Ch., Bd. 52, p. 496, Juli 1907. 

Innerhalb gewisser Konzentrationsintervalle lässt sich die Geschmacks- 
intensität gleichartig schmeckender, chemisch verschiedener Stoffe gut 
bestimmen. Verff. fanden für Säuren, Salzsäure gleich 109 gesetzt, 
folgende relative Werte: 


Salpetersäure < 100. Trichloressigsäure 76, Ameisensäure &4, 
Milchsäure 65, Essigsäure 45, Buttersäure 32. 


Für Kohlenhydrate ergab sich die Reihe: 
Rohrzucker > Lävulose > Milchzucker, Dextrose > Maltose > Galaktose. 


Die Ergebnisse sind in mittleren Grenzen von der Temperatur und vom 
Volumen unabhängig. 


Die Schwellenwerte dagegen lassen sich nur erheblich ungenauer 
bestimmen, „es ist eigentlich nur möglich, die Grössenordnung bei be- 
stimmter Versuchsanordnung anzugeben“ Vom reinen Wasser konnten 
unterschieden werden n/10 000 Säuren und Alkalien, n/1000 Salz- und 
n/100 Kkohlenhydratlösungen. Aristides Kanitz, Bonn. 


412. Bonamico. — „Sulla sensibilita della superficie oculare.“ Ann. di 
Ottalm., III. 1906; vgl. Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd. 58. H. 1. 
Versuche nach Frey und Nagel an gesunden nnd kranken Augen 
zeigen, dass die Cornea Schmerz- und Temperatursensibilität (besonders für 
Wärme) besitzt, der taktilen aber entbehrt. Die Bindehaut empfindet 
taktile und thermische Reize (Kälte mehr als Wärme). Die taktile Sensi- 
bilität der Lidbindehaut ist sehr abgestumpft. Kurt Steindorff. 


413. Raehlmann, E. — „Zur vergleichenden Physiologie des Gesichts- 
sinnes.“ Gustav Fischer, Jena, 1907. 

Schon früher hatte der Verf. darauf hingewiesen, dass seiner Meinung 
nach das einfallende Licht für das Sehvermögen nicht in Betracht kommen 
könne, da es gegen die Leitungsrichtung der Nerven und Nervenendorgane 
sich bewegt. Wer eine Schwierigkeit in dieser Vorstellung nicht erblickt, 
dem erscheint auch nicht ohne weiteres die Notwendigkeit, eine Theorie 
auszubauen, nach welcher die Lichtwirkung umgekehrt wird. Verf. tut 
dies, indem er eine Reflexion des Lichtes annimmt und sich in diesem 
Buche nun zu zeigen bemüht, dass in der gesamten Tierreihe die Er- 
klärung der Lichtperzeption auch auf diese Weise mäglich ist. Eine Tat- 
sache, die kaum bezweifelt werden kann. 


Zum Schluss wird versucht, auf Grund dieser theoretischen Grund- 
lage die Möglichkeit resp. Unmöglichkeit des Farbensehens verschiedener 
Tiere zu diskutieren. G. F. Nicolai, Berlin. 


44. Nowikofl, M. — „Über das Parietalauuge von Lacerta agilis und 
Anguis fragilis.“ Biol. Centrbl., 1907, Bd. 27, p. 364—370 und 405 
bis 414. 

Das Parietalauge der Saurier ist nicht, wie bisher gewöhnlich ange- 
nommen, ein rudimentäres Organ, sondern dient nach Verf. auch heute 
noch zur Rezeption von Lichtstrahlen. Die retinale Wand besteht von 
innen nach aussen aus Sehzellen, Pigmentzellen, Nervenfasern und Gang- 
lienzellen. Das Parietalauge ist mit dem Gehirn durch einen „Parietal- 
nerven“ verbunden, dessen Existenz bisher umstritten bzw. unbekannt war. 
Lie distalen Enden der Sehzellen tragen je einen ins Augenlumen hinein- 
raxenılen Fortsatz, der in seinem Aussehen an zusammengeklebte Cilien 
von Flimmerzellen erinnert. Das Retinapigment, aus runden, braunschwarzen 
körnehen bestehend, liegt nicht, wie bisher angenommen, in den Sehzelien 
selbst. sondern in Zwischenräumen zwischen derselben, welche nichts 
anderes sind als die Fortsätze besonderer Pigmentzellen. Die Nervenfaser- 
schicht liegt zwischen der Region der Sehzellenkerne und der Pigment- 
zellenkerne und besteht aus den Fortsätzen der Sehzellenkerne. Aus ihr 
entspringt der Parietalnervenstrang. Die Ganglienzellen liegen der Aussen- 
seite der Nervenfaserschicht an. Die äusserste Schicht der Retina wird 
von den Zellkörpern der Pigmentzellen gebildet. Die dem Körperintegument 
zugewendete Wand der Augenblase, die Pellucida ist häufig linsenartig 
verdiekt. Sie besteht vorwiegend aus langen, fadenförmigen Zellen, die 
vermutlich den Pigmentzellen der Retina morphologisch gleichwertig sind. 
In denselben ist eine geringe Pigmentmenge vorhanden. Der äusserst zarte 
(laskörper besteht aus Fortsätzen der Pellucidazellen, Fortsätzen der Seh- 
zeilen und einigen verästelten, mit einander anastomosierenden Zellen. 

Einfache Experimente lehrten, dass in dem bei Dunkelheit konser- 
vierten Auge die innerste Retinaschicht pigmentfrei ist, die Sehzellen dem 
Lichte also in vollem Masse dem Licht ausgesetzt sind. Bei dem in Licht 
konservierten Auge dagegen befinden sich die Pigmentkörnchen vorwiegend 
in den Fortsätzen der Pigmentzellen, dem Augeninnern zunächst, so dass 
sie die distalen Teile der Sehzellen vor zu starker Belichtung schützen. 
lie Pigmentverschiebungen gehen mithin denjenigen in den paarigen Angen 
parallel, 

Verf. hält also das Parietalorgan für ein Lichtsinnesorgan. Aber kann 
mn sich nicht auch denken. dass es sich um ein Wärmesinnesorgan 
handele” V. Franz. 


#15. Ovio. — „Nuoro contributo allo studio dei circoli di diffusione.“ 
Ann. di Ottalm., III, 1906; cfr. Arch. f. Augenheilk., Bd. 58, H. 1. 

Mit der photographischen Methode hat Verf. die Gesetze dargelegt, 

die die Zerstreuungskreise regeln und so die Richtigkeit dieser Gesetze 
vollauf bestätigt, Kurt Steindortf, 


416. Gertz, Hans. — „Über autoptische Wahrnehmung der Schtätigkeit 
der Netzhaut.“ Skand. Arch. f. Physiol, Bd. XIX. p. 381. Sept. 1907. 
Der Verf. beschreibt ein schon von Purkinje beobachtetes Phänomen 
genauer, bei dem man, wenn man mit helladaptiertem Auge in einem 


— 156 — 


dunklen Zimmer einen schwach leuchtenden Punkt nicht genau, aber an- 
nähernd fixiert, elliptische Lichtstreifen wahrnimmt, welche den fixierten 
Punkt umkreisen und sämtlich gegen den blinden Fleck auszustrahlen 
scheinen, so dass daraus im ganzen eine lanzettähnliche Form der Er- 
scheinung resultiert. Diese Lichtstreifen sollen genau mit denjenigen reti- 
nalen Optikusfasern zusammenfallen, welche durch das kleine Reizlicht er- 
regt werden, und in der Weise zustande kommen, dass der im tätigen 
Optikus erzeugte Aktionsstrom in die nächstgelegenen Sehzellenschichten 
irradiiert, dementsprechend wird die Erscheinung auch als „Neuroaktions- 
phosphen“ bezeichnet. Ausserdem beschreibt er eine mehr diffuse Er- 
scheinung, einen blauen Hof, der das fixierte Objekt selbst umgibt, das 
ebenfalls als photoelektrische Irradiation u. z. diesmal von der Retina selbst 
ausgehend, gedeutet und dementsprechend als Retinaaktionsphosphen be- 
zeichnet wird. G. F. Nicolai, Berlin. 


41%. Chevallereau und Polack. — „Die gelbe Färbung der Netzhaut.” 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Aug.-Sept. 1907; Soc. d’Opht. de Paris. 
Netzhäute des lebenden Menschen, die von der Aderhaut abgelöst, 
sofort nach der Enukleation im durchfallenden Lichte beobachtet wurden. 
zeigen an der Stelle der Macula intensive, durchaus transparente Gelb- 
färbung, die in der Mitte dunkler ist, nach der Peripherie zu schwächer 
wird und schliesslich verschwindet. Sie hält sich monatelang, nur wird 
sie an der Oberfläche durch Austrocknung matter. Sie absorbiert. spektro- 
skopisch untersucht, stark lichtbrechende Strahlen, besonders Blau. Ophthal- 
moskopisch ist diese gelbe Farbe selbst bei Tageslicht nicht nachweisbar. 
Kurt Steindorff. 
418. de Vries, M. M. — „Das von Genderen-Stortsche Phänomen.“ 
Ned. Tydschr. v. Geneesk., 1906, I, 6; vgl. Arch. f. Augenheilk., 1907, 
Bd. 58, H. 1. 

Bei der dem Lichte ausgesetzten Netzhaut des Frosches sind die 
Zapfen zwischen die Innenglieder der Stäbchen gestellt; bei Dunkelfröschen 
sind sie ausgedehnt und verlängert, überragen also die Innenglieder der 
Stäbehen. Das Phänomen betrifft die Zapfen mit und die ohne Fettkugeln; 
bei den Doppelzapfen waren die Nebenzapfen starr und nur die Haupt- 
zapfen kontraktil. Das Licht erzeugt also die Erscheinung, neben der 
Pigmentwanderung in der Richtung der Körnerschicht, der Verblassung des 
Purpurs, den Aktionsströmen. Ausser beim Triton, Barsch, Schwein, der 
Taube wurde das Phänomen auch beim Menschen beobachtet. 

Kurt Steindorff. 
419. Ruediger, W. C. (Psychol. Lab., Columbia Univ.) — „The field of 
distinct vision with special reference to individual difference and their 
correlations.“ Arch. of Psychol., No. 5, Juni 1907; Sci. Press, New York. 
B.-0. 
420. Nyman, A. — „Studien über die Reaktionsgeiten für das hell und 
dunkeladaptierte Auge.“ Skand. Arch. f. Physiol., Bd. XIX, p. 369, 
Sept. 1907. 

Vergleichende Untersuchungen ergaben, dass die Reaktionszeit des 
dunkeladaptierten Auges bei einer und derselben Reizintensität fast zwei 
Hundertstel Sekunden länger ist als die Reaktionszeit des helladaptierten 
Auges. Dieser Unterschied, der sich bei allen Reizintensitäten von der 
Schwelle an fand, konnte unmöglich darauf zurückgeführt werden, dass 
etwa die Stäbchen eine längere Reaktionszeit besitzen als die Zapfen; denn 


= 


die Reize waren auch für das dunkeladaptierte Auge so stark gewählt, dass 
sicher dadurch die Zapfen mitgereizt wurden. 

Ausserdem erschien das Reizlicht auch dem dunkeladaptierten Auge 
deutlich farbig. G. F. Nicolai, Berlin. 


421. Bossalinoe. — „Su la visibilità dei raggi X.“ Ann. di Ött., IV, 1906; 
fr. Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd. 58, H. 1. 

Verf. hat an seinen und an den Augen normaler und kranker In- 
dividuen die Sichtbarkeit der X-Strahlen konstatiert; sie werden bei nor- 
malem Hintergrund gesehen, gleichgültig, ob die Linse klar oder trübe ist. 
Ihre Wahrnehmung erfolgt in der Netzhaut durch Fluoreszenz. 

. Kurt Steindorif. 
422. Siven, V. 0. — „Über @Gelbsehen bei Ikterus.* Skand. Arch. f. 
Physiol., Bd. XIX, p. 356, Sept. 1907. 

Verf, hat einen Fall von Ikterus beobachtet. bei dem der Patient die 
Umzebung gelb gefärbt sah. Die genaue perimetrische Untersuchung ergab, 
dass ein Zentralgebiet von etwa 15 bis 20° Ausdehnung vorhanden ist, in 
weichem weisse Papierstückchen richtig als weiss angegeben werden. Trotz 
der verhältnismässigen Grösse dieses Areals folgert Verf. daraus, dass das 
(relschen durch eine Störung in der physiologischen Funktion der Stäbehen 
hervorgerufen wird. da das „ikterische Gelbsehen nur durch solche Teile 
der Netzhaut vermittelt wird, wo Stäbchen vorhanden sind. 

Die etwaige Verfärbung der Augenmedien an sich durch ikterischen 
Farbstoff sei nieht imstande, diese Erscheinung zu erklären. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
£3. v. Tsehermak, A — „Über das Verhältnis von Gegenfarbe, 
Kompensationsfarbe und Konstrastfarbe nach Beobachtungen von 
d. Krause.“ Pflügers Arch., 1907, Bd. 117, H. 10—12. 

Wem man bei Tageslicht die theoretischen Gegenfarben zu bhe- 
stimmen versucht, sei es nach der Kompensationsmethode, d. h. Herstellung 
ener neutralen Graumischung oder nach der Kontrastmethode, d. h. Beob- 
achtung des simultanen oder sukzessiven Kontrastes, so findet man in 
beilen Fällen Abweichungen und zwar im zweiten Falle grössere Ab- 
weithungen im Sinne von Addition emer bestimmten Quantität von Blau 
ul Ror. Diese an sieh schon bekannte Tatsache wurde zahlenmässig 
genauer charakterisiert. Da nun weiter gezeigt werden konnte, dass nach 
künstlicher Ermüdung (besser chromatischer Verstimmung oder Adaptation 
für eine bestimmte Farbe) die Kompensationsfarbe, noch mehr die Kontrast- 
farbe, ebenfalls im Sinne von Addition einer bestimmten Quantität der 
\aptationsfarbe von der strikten Giegentarbe abweicht, so führt diese 
prinzipielle Übereinstimmung zu dem naheliegenden Schluss, dass bei der 
Taseslichtadaptation eine chromatische Adaptation für Rot und Blau besteht, 
bie Quelle dieser chromatischen Verstimmung sieht der Verf. vor allem in 
einer entsprechenden Farbe des Tageslichtes an sich und dann in einer 
Verfärhung des Tageslichtes dureh elektive Absorption in den Augenmedien. 
Hierfür führt er an das gelbrote diasklerale Seitenlicht, die Pigmente der 
Linse, des Retinaepithels und der Macula, und endlich wenigstens mög- 


icherweise den bläulichroten Sehpurpur. G. F. Nicolai, Berlin, 
P4. Cords, R. und Brücke, E. Th. (Physiol. Inst, Leipzig). — , Über die 


Geschwindigkeit des Bewegungsnarchbhildes.* Pħügers Areh.. 1907, 
Bil. 119, p. 54. 


"e 


Um die scheinbare Bewegung des Nachbildes, welche man nach der 
Betrachtung von bewegten Objekten subjektiv wahrnimmt, zu messen, haben 
die Verf. das Bewegungsnachbild auf einem sich in entgegengesetzter 
Richtung objektiv bewegenden Grunde abklingen lassen. Wenn dann die 
Bewegung so gross war, dass das Nachbild still zu stehen schien, so wurde 
diese objektiv messbare Geschwindigkeit als Maass für die Geschwindigkeit 
der Scheinbewegung genommen. Die Verff. fanden mit dieser Methode 
hauptsächlich, dass, wenn die Geschwindigkeit des Vorbildes zunimmt. bis 
zu einem gewissen Grade auch die Geschwindigkeit der Scheinbewegung 
wächst, um bei übermässiger Beschleunigung des Vorbildes (Beginn des 
Flimmerns) wieder zu sinken. Die Geschwindigkeit schwankt dabei zwischen 
0° 3° 0’ und 1° 0° 6” d. h. auf eine Entfernung von einem Meter pro- 
jiziert zwischon 1 mm und 1 cm pro sec. Ausserdem zeigten sich 
Schwankungen, die offenbar von bisher unbekannten Ursachen bedingt sind, 

G. F. Nicolai, Berlin. 
425. Gaudenzi, G. — „Intorno alla cosi detta imagine visiva cerebrale.” 
Arch. di Ottalm., 1906 : vgl. Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd. 56, H. 1. 

Wird im normalen Auge ein Nachbild auf der dem Sehnervenkopie 
entsprechenden Netzhautregion des andern erzeugt, so tritt dieses Nach- 
bild im Gesichtsfeld des andern entsprechend dem blinden Fleck des aus- 
geruhten Auges, also in einer Zone auf, die der nervösen und leitenden 
Elemente entbehrt. Kurt Steindorfi. 


426. v. Reuss, Wien. — „Über eine optische Täuschung.“  Ophth. Ges. 
Wien, Mai 1907; vgl. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk,, August-Sept. 1807. 
An einem Gasselbstzünder, der auf einem Lampenzylinder sitzt und 
im wesentlichen aus zwei während des Brennens in rascher Rotation um 
eine senkrechte Achse befindlichen Aluminiumglöckehen besteht. erfolgt bei 
längerem Zusehen eine Umdrehung der Drehungsrichtung, die anfangs vom 
Willen des Beobachters abhängig schien. In der Tat erfolgt sie gesetz- 
mässig und zwangsweise, wenn das Netzhautbild des Drehungsobjektes un- 
scharf wird entweder durch Fixieren eines seitlichen Gegenstandes oder 
durch Änderung von Akkommoldation und Konvergenz bei makularer Lage 
des Bildes oder bei Vorhalten eines 4 oder — Glases. Bei Anbringung 
mehrerer seitlicher Fixationspunkte wechseln Inversion und Reinversion, wenn 
man die Fixation wechselt, so dass die der Wirklichkeit entsprechende Drehung 
auch bei seitlicher Fixation eintritt, bei der sie ja eigentlich invertiert sein 
sollte. Die Ursachen sind die gleichen wie bei Sinstedens Windmühle. 
Kurt Steindorff. 
427. Westerlund, A. — „Studien über die photoclektrischen Fluktwationen 
des isolierten Froscheuges unter der a von Stickstoff wil 
Sauerstoff.*  Skand. Arch. f. Physiol, Bd. XIX, 337. Sept. 1907. 
Der Verf, konnte zeigen, dass die B a Phänomene des iso- 
lierten Froschauges bei völligem Abschluss von Sauerstoff nach etwa zwei 
Stunden erlöschen, um bei erneuter Zufuhr von Sauerstoff wieder zurück- 
zukehren und zwar um so schneller und vollständiger, je kürzer die Pauer 
der Erstickung gewesen ist. Dieser Befund ist darum wichtig, weil dabei 
ein so kompliziert gebautes nervöses Endorgan, wie es das Ange, ist durch 
Sauerstoffzufuhr wieder belebt werden kann. 
G. F. Nicolai. Berlin. 
428. Polimanti, ©. — „Sulla valenza motoria dela pupilla.“ Areh. di 
Ottalm., 1906; vgl. Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd. 58. H. 1. 


rn Eee a 


— 159 — 


Als Hauptfaktoren in die Regulierung der Pupilleninnervation greifen 
die Reizwerte der verschiedenen Lichtarten des Spektrums ein: motorische 
Valenz der Pupillo und Leuchtwert der verschiedenen Lichtsorten des 
Spektrums koinzidieren vollkommen unter einander. 

Kurt Steindorff. 
429. Schiötz, Christiania. — „Tonometrie.* 3. Nordische Ophthalmologen- 
versammlung, Juni 1907; vgl. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., August- 
September 1907. 

Versuche mit seinem Tonometer. 32—34 mm Hg. künnen normal 
sein. Eserin und noch mehr Pilokarpin vermindern den Druck, ebenso 
Kokain (bei Glaukomdisposition Drucksteigerung); Atropin erhöht den Druck 
wenig destlich vorübergehend; Morphin erhöht ihn. In einem Fall von 
Aniridia congen. verminderte Eserin den Druck. Bei normalen Augen 
wechselt der Druck zu verschiedenen Tageszeiten unbedeutend. bei Kranken 


dagegen erheblich. Kurt Steindorff. 
430. Hensen, V. (Physiol. Inst., Kiel. — „Die Empfindungsurten des 


Schulles.* Pfilügers Arch., Bd. 119, p. 249. Sept. 1907. 

Der Verf. hat sich einen neuen Apparat konstruiert, den er „Schlitz- 
sirene“ nennt und der im wesentlichen in einer Messingtrommel von etwa 
14 cm Radius und etwa 6 cm Höhe besteht. In die Wand der Trommel 
sind parallel zur Achse sehr zahlreiche 4 cm lange und etwa 0,1 cm breite 
Schlitze eingeschnitten, die einzeln beliebig mit Papier verklebt werden 
können. Senkrecht zur Trommelwand kann ein Luftstrom angeblasen 
werden, Da die Trommelrandung mit einer stets messbaren Geschwindig- 
keit von etwa 6—2500 cm pro Sek. an dem Gebläse vorübergeführt 
werden kann, so hat es der Experimentator in der Hand, durch gleich- 
zeitire Eröffnung eines oder mehrerer Schlitze und Variation der Ge- 
schwindigkeit sich die verschiedensten Formen von Schallbewegungen her- 
zustellen. Mit diesem Apparate sind die Explosivlaute (Knalle), die Ge- 
räusche und Klänge untersucht. Ein Knall entsteht bereits, wenn nur ein 
Schlitz eröffnet ist, ja auch dann schon, wenn das Papier nur einfach ge- 
ritzt ist. Einen reinen Knall hört Vert. nur dann, wenn die physikalische 
Entstehung eine Dauer von höchstens 1,5 o hat, einen sogenannten dumpfen 
Knall auch noch bei einer Dauer bis zu 5 o. 

Die auf verschiedene Weise erzeugten Knalle haben zwar eine ver- 
schiedene Färbung, lassen jedoch keine Tonhöhe erkennen. Bei einer Knall- 
frequenz von acht pro Sek. kann Verf. jedesmal eine Pause, bei einer 
Frequenz von 33 noch die Tatsache sukzessiver Knalle unterscheiden, aber 
erst bei einer Frequenz von 310 ist ein einfacher Knall nicht mehr von 
einem Doppelknall zu unterscheiden. Die Unterschiedsschwelle für ver- 
schieden starke Knalle beträgt 1°/, ist also der in anderen Sinnesgebieten 
ähnlich. Zum Schluss macht Verf. auf die merkwürdige Erscheinung auf- 
merksam, dass beim plötzlichen Anfang oder Ende eines Tones ein Knall 
gehört wird, der nicht auf physikalischen Bedingungen beruhen kann, 
sondern physiologischer Natur seiu muss. In ähnlicher Weise werden auch 
die Geräusche, welche Verf. für eine Reihe schnell aufeinanderfolgender 
Knalle hält, und die Töne analysiert, doch muss in bezug auf die grosse 
Anzahl von Einzelheiten auf das Original verwiesen werden. Auch hier 
kommt der Verf, sicher mit Recht, zu dem Resultat, dass diese drei 
Gruppen von Schallbewegungen im wesentlichen deshalb abgegrenzt werden, 
weil das Ohr diese drei spezifischen Empfindungen hervorrufen kann. In 


— 160 — 


theoretischer Beziehung entwickelt er seine Ansicht, worauf hier ebenfails 
nicht näher eingegangen werden kann, wonach der Otholithenapparat die 
Stoss- uud Knallempfindungen vermittelt, während die Summation zu Ge- 
räuschen in den Halbzirkelkanälen zustande kommt. Die Schnecke soll 
dann im wesentlichen als musikalischer Apparat funktionieren und — wenn 
auch vielleicht nicht ganz allein — die Höhenempfindung der Töne erzeugen. 
G. F. Nicolai, Berlin. 
431. v. Cyon, E. — „Das Ohrlabyrinth als Organ der mathematischen 
Sinne für Raum, Zeit und Zahl.“ Pflügers Arch., Bd. 118, H. ð bis 
10, Juli 1907. 

Die Arbeit ist z. T. das Referat früherer Arbeiten des Verf., z. T. 
versucht sie eine Vorstellung davon zu geben, wie Verf. sich das Zu- 
standekommen des Zahlen- und Zeitbegriffes denkt. Gerade aus diesen 
Ausführungen scheint hervorzugehen, dass Verf. auch dann, wenn er von 
dem Bogengangsapparat als einem Organ des Raumsinnes sprach, darunter 
nicht nur verstanden wissen wollte, dass eben dieses Organ ein Mittel sei. 
um sich damit im Raume zu orientieren, sondern damit ein gleichsam 
transzendentales Organ meinte, das in uns die Raumanschauung erzeugt. 

Eine genaue — leider nicht mitgeteilte — Analyse hat den Verf. nun 
zu der Überzeugung gebracht, „dass das Aufeinanderfolgen oder Nacheinander- 
sein der Erscheinungen oder Bewegungen nur durch die sagittale Richtung 
ausgedrückt werden kann“, wobei „selbstverständlich der Nullpunkt der 
Zeitkoordinate mit dem des rechtwinkligen Koordinatensystems des Raumes 
sich vollständig decken muss“. Da dann weiter für Verf. die zwangs- 
mässige Vorstellung zu bestehen scheint, die Vergangenheit dorsal und die 
Zukunft ventral zu lokalisieren, so ist damit die Richtung des Zeitbegrifis 
festgelegt. Der Begriff der Geschwindigkeit des Zeitablaufes soll durch 
das Cortische Organ vermittelt werden. Auch hier wird zur Begründung 
nur angegeben, dass „eine genauere Analyse zu dieser Überzeugung drängt“ 
und im übrigen auf den nahen Zusammenhang zwischen Mathematik und 
Akustik verwiesen. Wenn dafür allerdings als Beweis angeführt wird, dass 
die sämtlichen Grundlagen der Akustik von hervorragenden Mathematikern 
ermittelt seien, so fehlt eine Andeutung darüber, worauf es beruht, dass 
doch schliesslich auch die Grundlagen der Optik von Mathematikern er- 
mittelt sind. G. F. Nicolai, Berlin. 


Personalien. 
Ernannt: Prof: Dr. R. Menocal, Dr. E. Martinez. Dr. (. Finlav-Havana 

Ord. Prof: Prof. Dr. Walther-Odexsa (med, Klinik); Dr. R. Leitao da 
Cunba-Rio de Janeiro (Histol.). 

A.-Ord. Prof.: Dr. Münzer, Dr. Pick-Prag (inn. Med); Dr. Sserapin- 
Petersburg (Mikr. Path.) nach Odessa; Dr. Schwenkenbecher- 
Heidelberg (med. Polikl.) in Marburg. 

Abteilungsvorsteher am physiologischen Institut zu Marburg wurde Prof. Dr. 
Kutscher. 

Habilitiert: Dr. 0. Löb-Basel (exper. Path.). 

Jubiläum: Geheimrat v. Voit feierte am 8. Oktober das 50 jährige Dozenten- 
Jubiläum. 

Gestorben: Prof. Dr. Swithin Wilders-Birmingham: Prof. Dr. Henry Jackseon- 
Vermont de Burlington (Physiol.); "Prof. Dr. Ch. Stewart- London 
(vgl. Anat. u. Physiol.), 67 Jahre alt. 


Berichtigung. 
In Ref. 270 lies als Autor Sherrington statt Merrington. 
In Ref. 242 letzte Zeile Copeman statt Copernan. 


Biophysikalisches AU 


ee a — —_—_ =. — _ = == = 


"Ba. ı  Dezemberheft No. . 516. 


Physik. 


432. Müller-Pouillet. — „Lehrbuch der Physik und Meteorologie.“ 
10. Aufl., herausgegeben von L. Pfaundler. Dritter Band: „ Wiirmelelre, 
Chemische Physik, Thermodynamik und Meteorologie“ 923 S. mit 
499 Abb. Braunschweig, F. Vieweg & Sohn, 1907. Preis Mk. 16.—. 
ch. Mk. 18.—. 

ben beiden ersten hier angezeigten Bänden des altberühmten Werkes 

Biuph. C., H, 1106 u. 1661) ist nun der dritte gefolgt, der ebenfalls stellen- 

weise erheblich umgearbeitet ist. Thermometrie und Kalorimetrie sind wie 

früher vom Herausgeber bearbeitet. Dagegen sind andere Kapitel von 

Spezialforschern total neu bearbeitet worden, so wurden die chemisch- 

physikalischen Tatsachen und die Lehre von der Umwandlung der Aggregat- 

zustände durch Dr. Drucker, einen Schüler Ostwalds, bearbeitet. Die Thermo- 
dynamik, Wärmeleitung und kinetische Wärmetheorie fand in Prof. Wass- 
muth einen Bearheiter, der das sehr schwierige Gebiet klar und verständlich 
zur Darstellung zu bringen wusste. 

Das 120 Seiten umfassende Kapitel Meteorologie hat Hann zum Ver- 
fasser, der damit einen Auszug aus seinem klassischen Werke gibt. Die 


Ausstattung ist hervorragend. Oppenheimer. 
#33. Simons, Arthur (II. Med. Klinik d. Univ, Berlin). — „Zur Theorie 


ml Praris der Schwellenwertsperkusston.* Dtsch. Med. Woch., 1907. 
\o, 38, p. 1593. 
Die Goldscheidersche Griffelperkussion ist keine Methode für sieh, 
sundern auch Schwellenwertsperkussion; denn 
l. ist es physikalisch unmöglich. dass durch den Giasgriffel Schall- 
strahlen eine bestimmte Richtung gegeben wird, 
2. modifiziert diese Art der Perkussion den Lungenschall derart, dass 
etwaige Vorzüge des Instrumentes völlig aufrehoben werden. 
In der Praxis hat sieh die Methode, soweit es sich um die Früh- 
diagnose der Lungentuberkulose handelt, ebenfalls nicht bewährt. 
Gerhartz. 

134. Blum, Richard. — „Die Bedeutung der Röntgenstrahlen für die 
Erkenntnis der anatomischen, physiologischen und pathologischen Ver- 
hältwisse des menschlichen Körpers.“ Dissertation, Freiburg i. Br., 1907. 
44 p. Fritz Loeb, München. 


Ho. Tschagowetz, \\. J. — . Über die Rolle der semipermeahlen. Mem- 
banen bei Entstehung elektrischer Ströme im lebenden Gewebe.” 
Leitsehr, f. Biol, 1907, Bd. 50, p. 247. 

M. Cremer hatte gelegentlich einer Arbeit, welche sieh mit der Auf- 
fassung der elektrischen Ströme der Gewebe als Konzentrationsströme be- 
schäftigte, auf die hohe Wichtigkeit der Membranen für die Theorie dieser 
elektrischen Erscheinungen hingewiesen. Er hatte bei dieser Gelegenheit 
gegen den Verf. den Vorwurf erhoben. dass er die Bedeutung der Mem- 
brane ignoriert habe. Um diesem Vorwurfe zu begegnen, publiziert der 

Bisphysik, Centralbl. Bd IH a 


— 162 — 


Verf. die Übersetzung eines diesbezüglichen Kapitels aus einem Buche. 
welches er im Jahre 1903 in russischer Sprache hat erscheinen lassen. 

Es geht aus der Mitteilung hervor, dass der Verf. in der Tat dir 
Rolle der Membrane bei der Entstehung elektrischer Ströme im lebenden 
Gewebe auf das eingehendste gewürdigt hat, ohne jedoch bezüglich der 
Ursache dieses Einflusses zu einem sieheren Schlusse gelangen zu können. 

| W. Caspari. 
436. Studte. — „Über Beziehungen der Thermo- und Triboelektrizitit 
zur Elektrophysiologie.* H. Kurtzig, Verlag, Berlin- Charlottenburg. 
1908. 

Der Titel verspricht insofern zuviel, als der Verf. nur sagt, dass die 
Thermoelektrizität und die Triboelektrizität (worunter er diejenigen elek- 
trischen Phänomene versteht, die beim Aneinanderreiben von Leitern erster 
Klasse entstehen) möglicherweise in irgend einer Verbindung mit der 
Elektrophysiologie stehen, und dann eine sehr populäre Beschreibung dieser 
beiden Möglichkeiten der Elektrizitätserzeugung gibt, wobei er sehr er- 
staunt zu sein scheint, dass die auf diese Weise erzeugten elektrischen 
Ströme genau dieselben Eigenschaften haben, wie die auf andere Weise 
erzeugten. G. F. Nicolai, Berlin. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


437. Kranichfeld, Hermann. — „Das Gedächtnis der Keimzelle und div 
Vererbung erworbener Eigenschaften.“ Biolog. Centrbl., Bd. 27. p. 625 
bis 638, 681—697, Okt. 1907. 

Hering hat bekanntlich das Gedächtnis als eine allgemeine Funktion 
der organisierten Materie bezeichnet und insbesondere die Vorgänge der 
Erinnerung und die der Vererbung in Parallele gestellt. 

Semon hat diesen Gedanken wieder aufgenommen, weiter ausgeführt 
und u. a. auch auf die Vererbung erworbener Eigenschaften ausgedehnt, 
indem er die von Hering angenommene Analogie zwischen Reproduktion 
der Entwickelung und Reproduktion der Erinnerung stillschweigend fallen 
liess und sie ersetzte durch die Analogie zwischen der Reproduktion der 
Entwickelung und der „mnemischen* Reproduktion motorischer Hand- 
lungen. Verf. weist indessen umständlich, aber höchst einleuchtend nach, 
dass auch hierin keine Analogie bestehe, sondern dass es sich bei dem 
supponierten „Gedächtnis der Keimzelle“ und dem Gedächtnis des Kopfes um 
zwei ganz verschiedene, gar nicht vergleichbare Dinge handelt. 

Semons Annahme einer Identität der Gesetze der Vererbung und der 
Assoziation ist also unzulässig. Das Gedächtnis scheint vielmehr auf 
funktioneller Anpassung der Nervenbahnen zu beruhen; die Vererbung 
erworbener Eigenschaften aber scheint, soweit sie überhaupt vorkommt, 
nichts mit einem neuen Stammeserwerb zu tun zu haben, sondern nur mit 
einer Umprägung alten Besitzes, teils ssheint es sich auch um atavistische 
Erscheinungen zu handeln, um Aktivierung schon vorhandener, versteckter 
Determinanten usw. V. Franz. 
438. Klebs, Georg. — „Studien über Variation.“ Arch. f. Entw.-Mech., 

1907, Bd. 24, p. 29—113, 15 Fig. 

Ein Beitrag zur experimentellen Variationslehre, bei welchem nur 
Veränderungen einer einzigen, vegetativ oder durch Selbstbefruchtung 
vermehrten Form (Sedum spectabile aus dem Garten von Halle) in Betracht 
gezogen werden. Ausführliche Beobachtungen sind angestellt betreffs 


— 163 — 


Variation der Staubblätterzahl, der Blumen- und Fruchtblätterzahl, des 
Baues der Blütenorgane. 

Aus einer Darstellung der Staubblätterzahl in Kurvenform ergeben 
sich 6 Haupttypen, die sich durch bestimmte äussere Bedingungen hervor- 
rufen lassen. Andere, zum Unterschiede von diesen auf grösseren 
Zählungen beruhenden nur einzeln angestellte Versuche ergeben noch eine 
Reihe von Variationskurven, in denen der Zusammenhang mit der Kultur- 
bedingung minder sicher ist. Alle Varianten sind durch Zwischenformen 
verbunden, die ein Produkt etwas modifizierter, anders kombinierter Ba- 
dingungen sind, z. B. bei Übertragung von Pflanzen mit angelegten Blüten 
aus weissem in rotes Licht oder umgekehrt. 

Anderseits ist es auch gelungen, die Variationsbreite durch Gleich- 
artigkeit der Bedingungen und des Materiales sehr einzuschränken. Völlige 
Variationslosigkeit ist praktisch noch undurchführbar, doch ist klar, dass 
an und für sich kein Merkmal variieren muss, wenn die Variationen von 
der Aussenwelt abhängen. 

Blumen- und Fruchtblätter werden relativ konstant in der Zahl 
J gebildet. Trotz ziemlich wechselnder Bedingungen (Freiland und Topf- 
kultur) beträgt die Zahl der Abweichungen gewöhnlich nur 0,2 °/,. Erst 
hei starken Faktorenveränderungen steigt dieser Prozentsatz, bis 98 ’/, bei 
Entwickelung der Blüten unter Wasser. Unter geeigneten Umständen 
können somit die konstantesten Merkmale, die Organisationsmerkmale 
\aegelis, die in der Systematik zur Diagnostizierung der Kategorien 
(Spezies, Genus usw.) dienen, sehr variabel werden. „Die Konstanz der 
Spezies besteht immer nur in einem konstanten Verhältnis zu einer ge- 
wissen Beschaffenheit der Aussenwelt.“ 

Die Versuche an Sedum und Sempervivum haben auch die Nicht- 
anwendbarkeit der namentlich von de Vries aufgestellten Unterschiede 
zwischen fluktuierender und diskontinuierlicher Variation dargetan, 
indem infolge bestimmter Änderungen der Aussenwelt sowohl die ersteren 
als auch die letzteren und Übergänge zwischen beiden entstehen. 

Hinsichtlich der vielen interessanten Details sei nachdrücklich auf 
das Original verwiesen. Kammerer, Wien. 


439. Child, C. M. (Hull Zool. Lab., Chicago). — „Some corrections und 
criticisms.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 131—146, Juli 1907. 

Den Inhalt der Arbeit bildet eine Auseinandersetzung des Verf. mit 
Driesch, der von seinem vitalistischen Standpunkt aus die mechanistische 
Anschauung des Verf. angefochten hat. Verf. erklärt sich nun von Driesch 
hauptsächlich hinsichtlich des Sinnes, in welchem er die Begriffe „Funktion“ 
und „Form“ angewendet hat, missverstanden, gibt genauere Definitionen 
derselben und stützt sie durch experimentelle Beispiele aus seinen Arbeiten 
(vgl. Biophys. Centrbl, Bd. I, p. 299, 300, 363). 

Kammerer, Wien. 

440. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Vererbung der er- 
worbenen Eigenschaft habituellen Spätgebürens bei Salamandra macu- 
losa.“ Centrbl. f. Physiol., Bd. 21, No. 4, p. 99—102, Mai 1997. 

In früherer Arbeit (Arch. f. Entw.-Mech., Bd. XVIL H. 2/3, 1904) 
hatte Verf. den normalerweise larvengebärenden Feuersalamander durch 
Wasserentzug dazu vermocht, die Jungen so lange im Uterus zurück- 
zuhalten, bis sie darin ihre ganze Metamorphose zurückgelegt hatten und 
bei Geburt schon ausser Wasser leben konnten. Die Fortpflanzung war 

Biophysik. Centraibl. Bd. III. 12 


— 164 — 


dadurch und durch entsprechende Begleiterscheinungen derjenigen des 
Alpensalamanders (Sal, atra) fast gleich geworden. In der gegenwärtigen 
Mitteilung wird berichtet. dass die spätgeborenen Jungen von Sal. maculosa 
nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen sich bei Haltung in grossen Frei- 
landzwingern zu geschlechtsreifen Tieren aufziehen (binnen 3',, Jahren) 
und zur Weiterzucht bringen liessen. Sie setzten zwar gleich ihren Gress- 
eltern und ungleich der Art, wie sie selbst zur Welt kamen, Larven ins 
Wasser ab, aber sehr vorgeschrittene, grosse Larven. die sich bald meta- 
morphosierten. Die erworbene Eigenschaft hat sich demnach iu 
abgeschwächtem Grade schon auf unmittelbare Nachkommen 
vererbt. Autoreferat. 


441. Kammerer. Paul (Biol. Versuehsanst., Wien), — „Erzwungene Fort- 
pflanzungsveränderungen vund deren Vererbung und Demonstration 
neuer Tierbastardı.*  Centrbl. f. Physiol.. Bd. 21. No. 8. p. 253—255, 
Juli 1907. 

Zunächst wird über einen geschlechtsbestimmenden Faktor be- 
richtet: die Weibchen der Schwanzlurehe bewahren den Spermavorrat einer 
einmaligen Begattung in blindsackartigen Ausstülpungen der Kloakenwand 
auf, und von diesem physiologischen Receptaculum seminis her kann ohne 
neuerliche Kopulation bei mehreren künftigen Fortptlanzungsperioden Be- 
fruchtung erfolgen. Die Zahl der Männchen nimmt um so mehr zu, je 
länger keine Begattung stattgefunden, je älter also die Spermatozoen. 

Weitere Vererbungen veränderter Fortpflanzungsmodi (nämlich 
ausser dem habituellen Spätgebären von Salamandra maculosa bei Wasser- 
entzug. vgl. Centrbl. f. Physiol., Bd. 21, H. 4. 1907) wurden erzielt bei 
Sal. atra (habituelles Frühgebären bei Wasserübertluss), bei der Geburts- 
helferkröte Alytes obstetricans terblich fixiertes Aufgeben der Brutpflege in 
höherer Temperatur) und Hyla arborea: hier, beim Laubfrosch. war die 
1. Generation veranlasst worden, ihre Laichklumpen beim Fehlen eines 
Wasserbeckens in dütenförmige, innen feuchte Blätter abzulegen, und aus 
der von der Norm abweichend, ähnlich gewissen tropischen Froscharten 
sich entwickelnden Nachkommenschaft waren Zwergformen resultiert; die 
2. Generation, eben diese Zwerglaubfrösche, laichten zwar gleich ihren 
Grosseltern ins Wasserbassin, aber dennoch entwickelten sich die Larven 
unter morphologischen und physiologischen Erscheinungen, welche noch 
denen der in l’üten aufgezorenen Brut ähnlich waren. 

Die lebendiggebärende Bergeidechse (Lacerta vivipara) wird in sehr 
hoher Temperatur ovipar: bei der 1. Eiablage waren die Eier noch schalen- 
los, dünnhäutig und gaben die Jungen längstens binnen etwas über 1 Wovbe 
frei; bei der 2. Ablage der nämlichen Weibchen waren die Eier schon von 
dicken Pergamentschalen (wie bei anderen, normalerweise eierlegenden 
Lacerten) umgeben und bedurften einer Nachreife von mehreren Wochen. 
Die Nachkommen sind zurzeit noch nicht geschlechtsreif, daher die Prüfung 
der Vererbung in diesem Falle noch ausständig. 

Eidechsenbastarde wurden erzielt: 

Lacerta muralis 2 X L. Genei ”. 
5 serpa ¥ X L. fiumana v, 
„ graeca © X L. oxycephala >. 

Überall sind diese Bastardformen der väterlichen Stammform sehr 
ähnlich. Autoreferat. 


— 165 — 


42. Przibram, Hans (Biol. Versuchsanstalt, Wien), — „Ewuwperimental- 
zoologie. Bd. 1: Embryogenese.“ Leipzig u. Wien, Verlag F. Deuticke, 
125 p.. 16 lithogr. Tafeln, 1907. 

Ein Kompendium der experimentellen Entwickelungslehre (Befruchtung, 
Furchung, Organbildung), welches die Forschungsergebnisse bis inkl. 1906 
sehr genau berücksichtigt: das ausführliche Literaturverzeichnis weist Hand- 
bücher, periodische Referate und Uriginalabhandlungen nach. 

Nach einer als Einleitung gebrachten Rekapitulation deskriptiver Ent- 
wiekelungsgeschichte folgen die neun grösseren Kapitel des Buches, an 
deren Schluss jedesmal eine kurze Zusammenfassung der betreffenden 
Problembeantwortung gestellt ist. Diese Zusammenlassungen ermöglichen 
es, hier einen Überblick über den Gesamtinhalt und damit den gegen- 
wärtigen Stand des Wissensgebietes zu geben. 


I. Befruchtung. 

Die Ursache, welche den Übergang der ruhenden Eizelle in einen 
/ustand fortschreitender Entwickelung veranlasst, ist in Beschleunigung der 
auch im ruhenden Ei vor sich gehenden vitalen Prozesse (Loeb) zu suchen, 
die bei der Befruchtung — sei es künstliche Parthenogenese oder Be- 
samung — durch Wasserentzug bewirkt wird. 

I, Eibau (Promorphologie des Eies). 

Bereits vor der Befruchtung ist in den Eiern ein Bau aus ver- 
schielenen Substanzen vorhanden, der die Entstehung einer wahrnehmbaren 
Nanniglaltigkeit (Roux) garantiert. 

III. Richtung der ersten Furche. 

Sie ist gegeben durch eine senkrechte Ebene auf die Achse der 
ersten Kernteilungsspindel, und die Stellung der letzteren durch eine 
wsultierende aus Eistruktur, geometrischer Form und Befruchtungs- 
meridian. 

IV. Mitotische Zellteilung (Kernwanderung). 

Die normale Verknüpfung von Centrosomenteilung, Astrosphären- 
biung, Kernspaltung und Zelleibsteilung sind nicht in der Weise zu denken, 
diss jeweils das vorausgehende Glied dieser Kette die Ursache für das 
nächstfolgende abgibt, sondern dass eher alle durch eine gemeinsame Ur- 
sache nacheinander hervorgerufen werden 

V. Mitotische Zellteilung (Plasmastrahlung). 

Die gemeinsame Ursache der Mitosen liegt in einer lokalisierten Aus- 
scheidung — „Verdiehtung“ — einer flüssigeren Phase, des Enchylemmas, 
und den dureh dis Flüssigkeitsverschiebungen bedingten Umordnungen 
eines monozentrischen in ein dizentrisches Obertlächenspannungssystem. 

VI. Anordnungen der Furchungszellen. 

bie zweite und die weiteren Furchen beruhen auf rhythmischer 
Wielerkehr des für die erste Furche massgebenden Stoffverhältnisses, in- 
dem der Eintritt von Sauerstoff den Fortgang des Stoffwechsels bedingt, 
lessen Intensität also mit der Veränderung des Verhältnisses zwischen 
resorbierender Oberfläche und assimilierendem Volumen wechselt, und auf 
Anwesenheit antagonistischer Stoffe, die teils völliges Auseinanderweichen 
der Blastomeren verhindern (Calcium), teils eine gewisse Auflockerung ge- 
statten (Natrium). Die Anordnung der Blastomeren beruht auf dem Ge- 
setze der kleinsten Oberfläche, wobei Abweichungen auf Eiteile abweichen- 
der Konsistenz zurückzuführen sind, welch letztere namentlich auch für 

12* 


== 166 == 


die verschiedene Grösse der gebildeten Blastomeren verantwortlich sind 
( Balfour). 
VII. Gastrulation. 


Biastulation und Gastrulation beruhen auf chemotaktischen Wirkungen, 
die, durch Stoffwechselprozesse ins Werk gesetzt, nicht allein passiv- 
mechanische Verschiebungen, sondern auch aktive Wanderungen von Zellen 
veranlassen. 


VIII. Entwickelungsmechanik der Differenzierung. 


Nachdem die verschiedenen Tiergruppen, aus denen einzelne Ver- 
treter entwickelungsmechanische Resultate geliefert haben, in systematischer 
Folge durchbesprochen sind, wird folgendes über die Lokalisation von An- 
lagen der einzelnen Embryonalorgane ausgesagt: In verschiedenen Eizonen 
sind verschiedene Stofle vorhanden, welche die Differenzierung der Organe 
entweder in ihren Bezirken oder, wenn sie durch Furchung, Gastrulation 
und spätere Bewegungsvorgänge anderswohin verteilt werden, an diesen 
neuen Stellen veranlassen. Die prospektive Bedeutung (Driesch) der 
Blastomeren führt, wenn bei Verminderung des Eimateriales keine Um- 
ordnung stattfinden kann, zu einer Selbstdifferenzierung der Teilbildungen. 
zur Entstehung von Halb-, Vierte- usw. Bildungen. Ist daher Rück- 
umordnung in normale Lage möglich, so entstehen proportional verkleinerte 
Ganzbildungen: die prospektive Potenz der Blastomeren ist dann grösser 
als ihre prospektive Bedeutung. 


IX. Einfluss äusserer Faktoren. 


Er tritt zurück gegenüber den inneren Bildungsfaktoren, so dass die 
tierische Embryogenese im allgemeinen als eine fast vollkommene Selbst- 
differenzierung (Roux) bezeichnet werden kann. 

Zablreiche vom Verf. gezeichnete, meist schematisch oder halb- 
schematisch gehaltene Abbildungen (auf 16 Tafeln) erleichtern wesentlich 
Verständnis und Orientierung. Kammerer, Wien. 


443. Heiberg, K. A. (Kgl. Frederiks Hosp., Kopenhagen). — „Über eine 
erhöhte Grösse der Zelle und deren Teile bei dem ausgewachsenen Or- 
ganismus, verglichen mit dem noch nicht ausgewachsenen.“ Anat. Anz.. 
Bd. 31, p. 11/12, Okt. 1907. 

Protoplasma und Kern nehmen nach Verf. bis zur Vollendung des 
Wachstums an Grösse zu. Leber- und Pankreaszellkerne von etwa 6 u 
auf 8 p. 

Der Durchmesser roter Blutzellen ist beim Neugeborenen etwas grösser 
als beim Erwachsenen. 

Bei den Drüsen repräsentiert die Vergrösserung des Zellvolumens 
(dem Wachstum des Kernes von 6 auf 8 œ würde eine Vergrösserung des 
Zellvolumens von 1 auf 2 entsprechen) einen Faktor bei dem Wachstum 
des Organes. W. Berg, Strassburg. 


444. Mast, S. O. (Biolog. Lab., Hope College, Michigan). — „Light rear- 
tions in lower organisms.“ Journ. of Comp. Neurol. and Psychol., 1907. 
Bd. XVII, p. 99—180. 

Eine ausgedehnte Studie über die Bewegungen von Volvox unter dem 

Einflusse des Lichtes. B.-0. 


445. v. Uexküll, J. — „Studien über den Tonus. V. Die Libellen.* 
Zeitschr. f. Biol., 1907, Bd, 50, p. 168. 


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Eine Schöpfungsgeschichte, welche die verschiedenen 
bisherigen Deutungsversuche des Darwinismus und der 


Deszendenztheorie auf ein einheitliches kosmisches 





Prinzip zurückführt und die Umwandlung und Ver- 





: ioi s: breitung der Lebewesen erklärt ::°:: :: :: 


- 








DIE PENDULATIONSTHEORIR 


Dr. Heinrich Simroth 


Professor an der Universität Leipzig 


Preis: broschiert M. 12.—, gebunden M. 14.—. 
36 Bogen in Lexikonformat mit 27 teils zweifarbigen Karten. 


Fa 


Vor sechs Jahren stellte der Ingenieur P. Reibisch in zwei 
Vorträgen vor dem Verein für Erdkunde in Dresden die Pendu- 
lationstheorie auf, die er mit einer Anzahl Tatsachen aus der 
Geologie und Biologie begründete. Der Verfasser obigen Werkes 
wurde alsbald von ihrer Tragweite gepackt und suchte sie in 
einer breiten Skizze ‚Über die wahre Bedeutung der Erde in 


der Biologie“ (Ostwalds Ann. der Philosophie) einem größeren j 
Publikum zu verdeutlichen. Verschiedene Aufsätze und Vor- | 
träge vor der deutschen zoologischen Gesellschaft u. a. a. O. þe- ; 
handelten seither dasselbe Thema, blieben aber teils zu schr 

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Konrad Grethlein’s Verlag in Leipzig. 





zerstreut, teils nur auf einzelne Kapitel der Biologie beschränkt, 
so daß die abgerissenen Publikationen höchstens als Stichproben 
gelten konnten. Die Zwischenzeit wurde nun benutzt, um wo- 
möglich das gesamte Material der Zoologie, einschl. des Menschen 
und seiner. Kultur, immer in Verbindung mit der Paläontologie, 
die wichtigsten Daten der Botanik und der Geologie zu prüfen, 
inwieweit sie vor der Theorie bestehen. Alle Gebiete liefern 
glänzende Bestätigungen, eine Reihe von Tatsachen bleibt gleich- 
gültig, keine einzige aber scheint in Opposition zu stehen. 

Die Theorie besagt zunächst, daß die Erde zwei feste Pole 
hat, Ecuador und Sumatra, zwischen denen die Nordsüdachse 
langsam hin und her pendelt. Die Pendelausschläge bedeuten 
die geologischen Perioden; in der diluvialen sowohl wie in der 
permischen Eiszeit lagen wir weiter nördlich, in der Kreide und 
im Eozän weiter südlich. Dadurch, daß die einzelnen Punkte 
der Erdoberfläche, am stärksten unter dem Schwingungskreis, 
d. h. dem Meridian, der durch die Beringsstraße geht und von 
den Schwingpolen gleich weit entfernt ist, unter immer andere 
Breite rücken und damit ihre Stellung zur Sonne und ihr Klima 
verändern, wird die ganze Schöpfungsgeschichte auf ein kos- 
misches Prinzip zurückgeführt. Der Unterschied zwischen dem 
großen und dem kleinen Erdradius (ca. 22 Kilometer) hat dabei 
eine wesentliche Folge. Das flüssige Wasser nimmt jederzeit die 
Form des Rotationsellipsoides ein, das durch die Zentrifugal- 
kraft bedingt wird. Da die feste Erdkruste erst allmählich in 
der Gestaltänderung folgen kann, ergeben sich abwechselndes 
Auf- und Untertauchen der Küsten, Trockenlegen und’ Ver- 
schwinden von Landbrücken. Der Wechsel zwischen Land und 
Wasser enthält aber den stärksten Anreiz für die Weiterbildung 
der Lebewesen (neben der Änderung des Klimas). Se kommt 
es, daß unsere atlantisch-indische oder afrikanisch -europäische 
Erdhälfte und hier wieder unser zerrissenes Europa der Ort 
ist, auf dem die ganze Schöpfung zu ihrer jetzigen Höhe 
heranreifte. Wie hier die menschliche Kultur sich entwickelt 
hat, so ist hier der Mensch entstanden, so vor ihm alle Lebe- 
wesen, soweit sie sich in der Paläontologie rückwärts ver- 
folgen lassen. Von hier aus haben sie sich in bestimmten 
Linien über die ganze Erde verbreitet, so daß selbst Er- 








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Konrad Grethlein’s Verlag in Leipzig. 





scheinungen, wie der Wanderzug der Vögel, zu mathematischen 
Problemen werden und ihre Erklärung finden. _ Die geologischen 
Perioden und Formationen, der Vulkanismus, die Erdbeben, selbst 
die meteorischen Erscheinungen der Atmosphäre folgen denselben 
Linien. Die ganze Schöpfung wird folgerecht und kontinuierlich. 
Ja die astronomische Ursache der Pendulation, der Aufsturz 
eines zweiten Mondes in Afrika, scheint durch die neuesten Speku- 
lationen englischer Astronomen bereits der Sphäre des rein Hypo- 
thetischen entrückt zu sein. 


Wie weit der Beweis und die Rechnung im einzelnen schon 


gelungen sind, mögen Anthropologen und Ethnologen, GÉSSbAER, 
Zoologen, Botaniker und Geologen prüfen. 





Konrad Grethlein’s Verlag in Leipzig. 








398° Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. ag 








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Simroth, Die Pendulationstheorie, 


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Verf. gibt nach kurzen, die Haltlosigkeit Darwinscher Vorstellungen 
beleuchtenden Vorbemerkungen eine sehr eingehende Darstellung des be- 
hendelten Insektes, der Libelle. In besonderen Abschnitten werden Abdomen, 
Beine, Autoomie und das Gehen dieser Tiere abgehandelt. Einen bei den 
Libellen beobachteten, alle anderen Reflexe durch Präzision und Vielseitig- 
keit überragenden Reflex benennt Verf. mit dem Namen „Gesamtreflex“ 
(8. 179ff.), biologisch wird er als Fluchtreflex gedeutet. Abdomen, Beine 
und Flügel reagieren auf einen einzigen Reiz; diese Reaktion wird ex- 
perimentell dargelegt. Bei der Diskussion dieses Phänomens führt Verf. 
den Begriff eines „Tonusreservoirs“ ein, eines zur Speicherung des Tonus 
vom Verf. zuerst bei den Seeigeln beobachteten Äpparates. 

Durch dieses Reservoir werden alle rhythmischen Bewegungen unter 
die Herrschaft des Auges gebracht. Die beiden folgenden Kapitel, die 
Leistungen des Libellenhirns und die kompensatorische Kopfbewegung 
müssen im Original gelesen werden. Ernst Heilner. 


H6. Turner, C. H. — „The homing of ants: an experimental study of 
ant behavior.“ Journ. of Comp. Neurol. and Psychol., 1907, Bd. XVII, 
p. 867 — 434. 

Verf. wendet sich gegen die Chemotaxis der Ameisen. Die Richtung 
des Lichtes ist ein wichtiger Faktor. Sie erkennen die Richtung der Ebene, 
auf welcher sie sich bewegen, und die Distanz. 

Die Ameisen sind keine Reflexmaschinen; sie sind selbsttätige Wesen 
und werden durch ontogenetische Erfahrung geleitet. B.-0, 


4. Harper, E. H. (Zoolog. Lab., Northwestern Univ.). — „The behavior 
of the phantom larvae of Corethra plumicornis Fabricius.“ Journ. of 
Comp. Neurol. and Psychol., Bd. XVII, p. 435—456, Sept. 1907. 

Die Bewegungen dieser Larve sind unterbrochen. Jeder Schlag des 
Körpers wird von einer Ruhepause gefolgt. Jeder Reiz verursacht ge- 
wöhnlich nur eine Bewegung. Die meisten Bewegungen sind Folgen eines 
Energieüberflusses und nicht regelmässig. 

Die einem äusseren Reize folgenden Bewegungen sind jedoch regel- 
mässig, doch nicht im Einklange mit den Regeln der Tropismen. Ihre 
horizontalen Bewegungen sind begrenzt, ihre vertikalen umfassen Wande- 
ungen durch verschiedene Tiefen. Starkes Licht bedingt eine Bewegung 
nach unten, schwaches Licht eine solche nach oben. Die Larven sind 
positiv phototaktisch. Sie bewegen sich horizontal gegen das Licht. Die 
Puppen orientieren sich in allen Richtungen gegen das Licht. 

Ihre Muskelbewegungen werden kräftig ausgeführt. Ermüdung zeigen 
sie nach andauernder mechanischer Reizung. B.-0. 


H8. Manwaring, W. H. und Ruh, H. O. (Path. Lab., Indiana Univ.) — 
„The effect of certain surgical antisepties and therapeutic agents on 
phagocytosis. Carbolic acid, mercuric chloride, borie acid, quinine 
hydrochloride.“ Journ. of exper. Med., Bd. IX. p. 473—486, Sept. 1907. 

Carbolsäure erzeugt eine Verringerung der Phagocytose von An- 
fang an. Bei einer Konzentration von 2i Pfa ist dieselbe um '/; ge- 
finger; bei !/,°%, hört sie ganz auf. Borsäure und Sublimat reizen 
zuerst, bald aber verursachen auch sie eine Hemmung. Chininchlorid 
fördert die Phagocytose bis ein Maximum bei "/z90 "fo erreicht wird. Eine 
weitere Erhöhung der Konzentration erzeugt nun ebenfalls eine Hemmung. 

B.-0. 
Biophysik. Centralbl. Rd. III. 13 


— 168 — 


449. Mangold, Ernst (Physiol. Abt. Zool. Station, Neapel. — „Über das 
Leuchten der Tiefseefische.“ Pflügers Arch., Bd. 119, p. 583, Okt 
1907. Mit 4 Textfig. 

Spontanes Leuchten der lebend untersuchten Exemplare von Maurolicus 
Pennantii war nicht zu beobachten, doch hatte Reizung mit Induktions- 
strömen oder mechanische Reizung lebhafte Lumineszenz in den augen- 
ähnlichen Organen zur Folge. Das Leuchten, welches auch beim Ein- 
tauchen der Tiere in Süsswasser erfolgte, trat in gelbgrüner, gelber oder 
blauer Farbe auf, und war stets ein ruhiges, nicht flackerndes Licht. 
"Auffallend war die Indifferenz chemischer Reize. Im Gegensatz zu Greene 
tritt Verf. für die reflektorische Entstehung des Phänomens ein. Verf. 
‘beschreibt nach neuen Präparaten den Bau der Leuchtorgane und hält die 
‘Frage noch für unentschieden, ob das Leuchten in den spezifischen Drüsen 
in den Zellen selbst erfolgt, da er Drüsenlumina gefunden zu haben glaubt. 
Die Fasern des äusseren und inneren Reflektors zeigen in Schnittpräparaten 
Interferenzfarben, welche mit dem Einfallswinkel des Lichtes wechseln. 
Vielleicht kommt hierdurch die wechselnde Farbe des produzierten Lichtes 
zustande. Übrigens sind die Reflektorfasern auch doppelbrechend. 

Maurolicus Pennantii erwies sich in beträchtlichem Grade als licht- 
empfindlich und orientierte sich, wenn schwaches Tageslicht in der Dunkel- 
kammer zugelassen wurde so, dass die Körperlängsachse in der Licht 
einfallsrichtung stand, wie es auch andere lichtfliehende Tiere tun, z. B. 
Schlangensterne. Damit ist ein Beweis dafür erbracht, dass auch im 
Dunkel der Tiefsee die Bewegungen der Tiere durch Beleuchtungsdifferenzen, 
welche hier nur von tierischer Phosphoreszenz ausgehen, bestimmt werden. 

Autoreferat. 


450. Peirce, G. J. (Leland Stanford Is. Univ.) — „Studies of irritability 
in plants.“ Ann. of Botany, 1907, Bd. XX, p. 449—465. 


Junge Pflanzen zeigen nur dann die Eigenschaften der Eltern, wenn 
sie unter gleichen Bedingungen aufwachsen. Gewisse physikalische Fak- 
toren der Umgebung (kcnstant oder periodisch) bilden wegen ihrer Un- 
veränderlichkeit die Ursache für die Vererbung der Merkmale der rltern. 
Bleibt einer der Faktoren nicht konstant, so sind die Sprösslinge nicht 
nur von den Eltern verschieden, sondern auch unter sich selbst. 

B.-O. 


451. Reinke, Friedrich, Rostock. — „Die quantitative und qualitative 
Wirkung der Ätherlymphe auf das Wachstum des Gehirns der Sala- 
manderlarve.“ Arch. f. Entw.-Mech., . 24, p. 239—316, 30 Fig. 
August 1907. 

In den vom Verf. beschriebenen Fällen hatte der Äther folgende 
Wirkung: 

„Verkleinerung des ganzen Gehirns. Atrophie der grauen und 
weissen Substanz. Atrophie und Wucherung der Plexus chorioidei. Ver- 
grösserung der Lichtung der Ventrikel und damit verbundene Vermehrung 
des Liquor cerebri. Enorme Vermehrung der mitotischen Teilungen, die 
erst in späteren Stadien ganz aufhören.“ 

Als Ursachen dieser Wirkungen gibt Verf. folgende an: 

1. Eine direkte Reizwirkung des Äthers auf die Gehirnzellen ist nicht 

wahrscheinlich, weil längere Zeit (10 Tage oder länger, also bis 


der Äther längst verdunstet ist) verstreicht, ehe die Mitosen auf- 
treten. 


— 169 — 


2. Viel wahrscheinlicher ist eine durch die (vom Verf. kurzweg 
Lymphe genannte) Liquor cerebri erzeugte indirekte Wirkung. 
Diese „Atherlymphe“ kann in quantitativer Hinsicht erhöhten 
Turgor, grössere Spannung (Lymphdruck) bewirken, letztere in 
weiterer Folge Entspannung der Zellen und Raumschaffung ver- 
anlassen, wobeischon das Fehlen normaler spezifischer Nachbarschafts- 
wirkungen (Roux) für die Mitosen ursächlich werden kann. 

. In qwalitativer Hinsicht nimmt Verf. an, dass durch die Wirkung 
der Ätherlymphe (analog der künstlichen Parthenogenese in hyper- 
tonischen Lösungen aus den Eizellen) hier aus den Gehirnzellen 
ein Hemmungsstoff abgeschieden wird, der die Bildung der Mitosen 
zurückhält. Verschiedenartige Substanzen, in unserem Falle der 
Äther, in der normalen Wachstumsperiode eine in der Lymphe vor- 
handene, vermutlich aus dem Blute stammende Substanz, alterieren 
jenen vielleicht in die Gruppe der Lipoide gehörigen Hemmungsstoff 
dahin, dass nunmehr mitotische Kern- und Zellteilungen statthaben. 

Kammerer, Wien. 

452. Whitney, David Day (Zool. Lab., Columbia Univ.) — „The influence 
of external factors in causing the development of sexual organs 
m Hydra viridis.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 26, p. 524—537, Okt. 
1907. 

Weder Temperatur- noch Nahrungseinflüsse für sich allein 
bringen die Entwickelung von Gonaden in den Hydren zuwege: Kälte und 
darauffolgende Wärme bewirken rasche Knospung, sogar ohne Rücksicht 
auf die Ernährung. Wird Hydra hingegen lange genug niodriger Temperatur 
unterworfen, worauf man eine Wärmeperiode kombiniert mit Hunger folgen 
lässt, so entwickeln sich Hoden und Eier. Ohne vorausgegangene Kälte- 
periode, nur durch Nahrungsentziehung, geschieht solches nicht. 

Soll Eibildung stattfinden, muss die Kälteperiode länger andauern, 
als wenn nur Hodenproduktion beabsichtigt ist. Auch von der Grösse 
der Tiere ist die Bestimmung der entstehenden Geschlechtsprodukte einiger- 
massen abhängig: grosse Exemplare nämlich produzieren sowohl Testikel 
als auch Eier, kleine Exemplare nur Testikel. Unbeschadet der Gonaden- 
entwickelung kann Knospung statthaben, und die Knospen können vor 
ihrer Ablösung vom Muttertier ihrerseits sowohl Hoden als auch Eier 
hervorbringen. 

Nahrungsüberfluss nach der Kälteperiode unterdrückt jedoch die Er- 


SS 


zeugung irgendwelcher Reproduktionsorgane. Kammerer, Wien. 
453. Gräper, Ludwig (Anat. Anst., Leipzig). — „Untersuchungen über die 


Herzbildung der Vögel.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 375—410, 
Taf. X—XII u. 5 Fig., Okt. 1907. 

Der Fund eines Huhnes mit 7 normalen Herzen, den Verocay be- 
schrieb, gab die Anregung zu vorliegender Arbeit, deren Ergebnisse Verf. 
selbst ungefähr wie folgt zusammenfasst: 

Blutinseln und Gefässe entstehen aus Keimwallmaterial, sind also 
entvdermalen Ursprungs. Gefässzellenzüge gelangen zwischen die verdickte 
Splanchnopleura und das verdickte Entoderm, um hier als Stamm der Vena 
mphalomesenterica jederseits eine Herzanlage zu bilden (bei den Vögeln 
zuerst noch ohne Lumen). Durch Vereinigung beider und Bildung eines 
einheitlichen Lumens entsteht das Herz gleichsam als Produkt der Venae 
omphalumesenterieae. Unterdrückt man die eine Herzanlage, so bildet die 

13* 


— 109 — 


andere ein vollständiges Herz. An Embryonen, bei denen die Vereinigung 
der Herzanlagen noch nicht erfolgte, kann man diese Vereinigung dauernd 
hindern und demnach Embryonen mit zwei Herzen von Normalgrösse er- 
langen. Wenn also durch irgend einen hierzu geeigneten Zufall auch die 
Wurzeln der Venae omphalomesentericae isoliert in den Embryo gerieten, 
so ist die Entwickelung mehrerer Herzen aus jenen Venenwurzeln mit Be- 
stimmtheit zu erwarten. Kammerer, Wien. 


454. Herbst, Curt, Heidelberg. — „Vererbungsstudien. V. Auf der Suche 
nach der Ursache der grösseren oder geringeren Ähnlichkeit der Nach- 
kommen mit einem der beiden Eltern.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, 
p. 185—238, Taf. IV—VI, August 1907. 

In Bastardzuchten der Seeigelgattungen Spbaerechinus und Strongylo- 
centrotus kann eine Verschiebung der Vererbungsrichtung nach 
der mütterlichen Seite hin auf verschiedene Weise zustande kommen: 

Wenn der Eikern im Augenblicke der Befruchtung an Grösse zu- 
nimmt, so ist damit das kritische Stadium dieser Verschiebung gegeben. 
Ihr Höhepunkt fällt mit der grössten Ausdehnung des Eikernes zusammen; 
nach seiner Überschreitung sinkt aber die Verschiebung nicht wieder auf 
Null. Die meisten Larven mit mutterwärts verschobener Vererbungsrichtung 
haben grössere Kerne als die gewöhnlichen Bastarde, ja teilweise noch 
grössere Kerne als parthenogenetische Larven, die sich keineswegs als 
halb-, sondern als normal- oder sogar bereits als übernormalkernig erweisen. 
Damit stimmt die Häufigkeit der Monaster in Verfs. Kulturen überein. 
Der Grössenunterschied zwischen den Kernen normalkerniger parthenogene- 
tischer und denen der Bastardlarven würde sich durch Kopulation eines 
Diplothelykaryons und eines Arrhenokaryons erklären; und eine Kopulation 
zwischen Ei- und Spermakern hat wenigstens bei einem grossen Teil der 
Bastarde mit mutterwärts verschobener Vererbungsrichtung nahezu sicher 
wirklich stattgefunden, nachdem der Eikern seinen ersten Teilungsschritt 
in Form einer Monasterbildung vollbracht hat. Die Kopulation der 
Geschlechtskerne kann jedoch auch bereits stattfinden, wenn sich der Ei- 
kern noch nicht geteilt hat; es erhellt dies aus dem Vergleich zwischen 
Kerngrösse der mutterähnlichen Bastarde einer-, der partiell thelykaryo- 
tischen oder halbkernigen Plutei anderseits. 

Wenn die erste Teilungsfigur des Eikernes ein Dyaster ist und der 
Spermakern erst nachher mit einem der Tochterkerne kopuliert, so können 
fast oder ganz symmetrische oder auch asymmetrische, „partiell-thelykaryo- 
tische Larven entstehen, welche auf der einen Seite weibliche Halbkerne und 
auf der andern Kopulationskerne besitzen“. Jene Seite ist fast rein mütter- 
lich, diese bastardisch. 

In Bastardzuchten mit mutterwärts verschobener Vererbung gibt es 
auch kleinkernige Larven, deren Kerne mit den Halbkernen der partiell- 
thelykaryotischen Larven in bezug auf die Grösse übereinstimmen. Teilweise 
sind jene kleinkernigen Larven von mütterlichem, teilweise von väterlichem 
Typus. Die Entstehung der ersteren erklärt sich durch nachträgliche 
Elimination des eingedrungenen Spermakernes, die letzteren sind wenigstens 
bisweilen als arrhenokaryotisch zu bezeichnen. Ausserdem konımen noch 
Larven vor, die im allgemeinen kleinkernig sind, jedoch je einen Bezirk 
grosser Kerne enthalten: sie sind als partiell arrhenokaryotisch anzusprechen. 
Sowohl die durchweg kleinkernigen Larven als auch solche mit einem 
Bezirk grosser Kerne sind in manchen Fällen sehr Strongylocentrotus-ähnlich, 
in anderen Fällen sicher bastardisch. 


= Nr 


„Da nach Kopulation eines infolge von Monasterbildung verdoppelten 
rikermes mit einem Spermakern die mütterlichen Charaktere mehr als bei 
gewöhnlichen Bastarden hervortreten, so dürfte auch bei normalem Ei- 
material die Vererbungsrichtung im einzelnen Falle von dem Verhältnis der 
weiblichen Kernmasse zur männlichen abhängen.“ 

Kammerer, Wien. 

455. Stevens, N. M. (Biol. Lab. Bryn Mawr Coll.). — „A histological study 
of regeneration in Planaria simplicissima, Planaria maculata and 
Planaria morgani.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 350—3873, pl. VII 
bis IX, 10 Fig., Aug. 1907. 

Die durch Schnitt oder Spaltung erzeugten Wundflächen werden als- 
bald von wandernden Ektodermzellen überkleidet, in welche später noch 
Parenchymzellen einwandern. Auch bei späteren Stadien des Normal- 
wachstums und der Regeneration spielen Zellwanderungen eine wichtige 
Rolle. 

Gehirn und Augen regenerieren annähernd gleichschnell in vor dem 
Pharynx abgetrennten vorderen wie in hinter ihm abgetrennten rückwärtigen 
Stücken. Hingegen regeneriert der Pharynx selbst etwas schneller bei der 
ersteren Operationsart, am schnellsten in der ganzen oder einem Teil der 
leeren Pharynxkammer. 

Auffällig sind einige Punkte, in denen die Regeneration der nahe 
verwandten Planariaformen verschiedene Wege einschlägt, um zu dem 
nämlichen Ziel zu gelangen. So regeneriert der Pharynx bei Pl. simpli- 
eissima „immer in dem neuen Teil, aber am Rande des alten. Bei der 
Varietät Pl. maculata erscheint der Pharynx, falls das Stückniveau vor 
dem Pharynx liegt, im alten Gewebe, aber am Rande des neuen, und bei 
hinter dem Pharynx belegenem Niveau um !/,—!}, der Stücklänge vom 
Vorderende entfernt. Bei Pl. morgani entwickelt sich der Pharynx für 
jedes Niveau innerhalb des alten Gewebes, jedoch am Rande des neuen, 
indem die Anhäufung von Parenchymzellen auf frühen Stadien kontinuierlich 
stattfindet.“ Bei Pl. morgani besteht die Regulation fast aus reiner Re- 
generation, nur wenig von Undifferenzierungen der alten Teile 
unterstützt. Bei Schwanzstücken von Pl. morgani wird der axiale Darm- 
teil nach Anlage des Pharynx aus Entoderm umdifferenziert; die lateralen 
Verästelungen des primären Darmes können später in anteriorer Richtung 
weiter- und vor dem Pharynx zusammenwachsen. 

Da sich in alten Entodermzellen Augenpigment entwickelt, so scheinen 
alle embryonalen Zellen von Planaria totipotent zu sein. 

| Kammerer, Wien. 

456. Schultz, Eugen, St. Petersburg, — „Über Reduktionen. III. Die 
Reduktion und Regeneration des ahgeschnittenen Kiemenkorbes von 
Clavellina lepadiformis.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 503—523, 
Taf, XVII, Okt. 1907. 

Eine Nachuntersuchung der Beobachtungen von Driesch, die zur Be- 
stätigung derselben führt und vom Verf. zu dem Zwecke unternommen 
wird, um einen der wenigen bekannten Fälle von Reduktion mit darauf- 
folgender Regeneration histologisch zu durchforschen. Driesch fand, dass 
nach Durchschneidung der Ascidie Clavellina der übriggebliebene Kiemenkorb 
entweder einfach regeneriert, oder dass er sich nach bereits begonnener 
Regeneration reduziert, um dann als verkleinerte Bildung wieder aufzu- 
tauchen, oder endlich, dass vor Regenerationsbeginn Totalreduktion mit 
nachfolgender Verjüngung stattfindet. Nur die beiden letzten Wieder- 


— 1172 — 


herstellungsarten kamen für Verf. in Betracht. Die Darstellung des 
Reduktions- und Restitutionsganges ist nach Organen geordnet: 
1. Bei vollständiger Reduktion geht alles zugrunde ausser einem Teile 


des Kiemenkorbes, der sich zu einer Blase reduziert, welche 
ventral den Darm, lateral die Peribranchialhöhle, dorsal das Ganglion 
sprossen lässt. Dabei ist äusserlich die Anhäufung milch- 
weissen Pigmentes die auffallendste Begleiterscheinung. Das 
Pigment scheint aus zerfallenden Geweben zu entstehen, also ex- 
kretorischer Natur und ein nicht weiter aufzulösendes Endprodukt 
zu sein. Am reichsten sammelt es sich, wo es dem freien Wasser 
nahe ist (Oxytropismus). Mit zunehmender Restitution nimmt das 
Pigment ab: es scheint ein Ernährer des Regenerates zu sein, wie 
der „rote Stoff“ bei Tubularia, und somit gleich gewissen Zerfalls- 
produkten (z. B. Asparagin) der Pflanzen wieder in den Kreislauf 
aufgenommen zu werden. 


. Der Kiemenkorb legt bei Reduktion, die durch Einschmelzung 


der Kiemenspalten und Rückbildung der Flimmerbogen geschieht, 
den Weg zur Embryonalanlage zurück. 


. Bei Regeneration des Darmes wird der Magen vom Oesophagus, 


der Mittel- vom Enddarm gebildet. Die Vereinigung von Vorder- 
und Hinterende gelingt nicht immer, sondern es kommt Durch- 
bruch in andere Epithelwände (Kiemenkorb, äusseres Körper- 
epithel) vor. Blieb vom Darm keine Spur, so regeneriert er vom 
Kiemenkorb. 


. Das Epicard entsteht als Auswuchs des Kiemenkorbes, das Peri- 


card als kleine bläschenförmige Ausstülpung am hinteren Teile 
des Epicards, dem äusseren Körperepithele zugewendet: hier schlägt 
die Regeneration einen dritten, von Embryogenese und Knospung 
verschiedenen Weg ein. Das Herz entsteht (übereinstimmend mit 
Embryogenese und Knospung) als Einstülpung der primären Leibes- 
höhle in die Pericardialblase. 


. Bei Regeneration nach gemischtem Modus (beginnende Regeneration, 


dann erst Auffrischung) scheint das Ganglion nicht zugrunde zu 
gehen, während Fliimmergrube und Subneuraldrüse degene- 
rieren. Bei voller Reduktion entsteht das Ganglion neu aus einer 
Entodermblase. 

Bei gemischtem Regenerationsmodus bleiben Testikelteile erhalten, 
entwickeln sich und reifen, während die Reduktion des Kiemen- 
korbes weitergeht. (Allgemeine Regel: grosse Widerstandsfähigkeit 
der Geschlechtszellen.) Bei totaler Entfernung beider Gonaden 
entstehen sie neu aus einer Gruppe zuerst freier Mesenchymzellen, 
die nachher ein Lumen umschliessen, welches von Epithel aus- 
gekleidet wird und sich endlich in Testikel und Ovar scheidet. 
„Hier haben wir das Gegenteil einer reinlichen Scheidung 
der Genitalzellen von den somatischen.“ Die Gonaden reifen 
bei totaler Reduktion rascher, als die übrigen Organe sich ent- 
wickeln (Progenese), und zwar überholt die Hodenbildung diejenige 
des Ovars, während es bei normaler Knospung umgekehrt ge- 


‚schieht. Mitunter wurde die Ovarialbildung unabhängig vom Hoden 


beobachtet; vielleicht nur dann, wenn der Hoden vom Rest des 
Vas deferens regenerieren konnte, das Ovar sich jedoch von Grund 
auf neu bilden musste. 


— 173 — 


i. Während der Reduktion schliesst sich die Ingestions- und Egestions- 
öffuung. Befinden sich im Peribranchialraum Larven, so können 
sie nicht heraus und vollenden ihre Metamorphose im Muttertier. 
Das freie Larvenstadium wurde also unterdrückt und direkte Ent- 
wickelung erzwungen, wie Ciona intestinalis und Molgula 
manhattensis sie zeigen. Ein Parallelfall ist die vom Ref. er- 
zielte Zurückhaltung der Salamandra maculosa-Larven im 
Uterus bis zur Erreichung des Vollmolchstadiums. 

Kammerer, Wien. 

451. Schmincke, Alexander. — „Die Regeneration der quergestreiften 
Muskelfasern bei den Wirbeltieren. Eine vergleichende pathologisch- 
anatomische Studie. I. Ichthyopsiden.“  Habilitationsschrift, Würz- 
burg, 1907. 130 p., 2 Tafeln. 

Schlusszusammenfassung: Alle untersuchten Tiere zeigten einen 
durch Neubildung bedingten Ersatz der von der Verletzung betroffenen 
Muskelfasern, und zwar ging diese Neubildung aus von Elementen der 
alten Fasern; die Regeneration ist also bei den Fischen und Amphibien 
eine isogene, spezifische. Bei den Fischen und bei den anuren Amphibien 
wurde bei der Regeneration die Kontinuität der neugebildeten Muskel- 
fasern mit den alten Fasern gewahrt; es wuchsen teils aus der Kontinuität 
der alten Fasern Fibrillenzüge aus, oder es bildeten sich vorher terminale 
oder laterale Spaltungsprodukte, und aus diesen gingen die Fibrillenzüge 
hervor, die in das den Wunddefekt ausfüllende Granulationsgewebe vor- 
wuchsen und so junge Muskelfasern bildeten. Bei den anuren Amphibien 
erfolgte die Regeneration ebenfalls in der Kontinuität und den alten Fasern 
und zwar durch terminale Knospenbildung; diese ging entweder am Ende 
der alten Faser vor sich, oder die Faser teilte sich durch Längsspaltung 
in Spaltungsprodukte, oder diese wuchsen terminal in Knospen aus. Bei 
den Tritonen war der Regenerationsmodus insofern von den anderen Tieren 
verschieden, als hier die Kontinuität der neugebildeten Elemente mit den 
alten Fasern nicht gewahrt wurde, sondern die Regeneration diskontinuier- 
lieh durch Sarkoplasten vor sich ging, die durch weitere Ausbildung zu 
syneytialen Bändern sowie aus Zellverwachsungen entstandenen syınplas- 
matischen Bildungen zu Muskelfasern sich umgestalteten. 

Im Hinblick auf diese schon an der relativ kleinen vergleichenden 
\ersuehsreihe erhaltenen differenten Ergebnisse der Bildungsweise der 
neuen Muskelfasern scheint schon jetzt der Schluss gerechtfertigt, dass die 
in der Literatur vorhandene Differenz der Auffassung der Muskelfaser- 
regeneration als kontinuierlicher — durch Knospenbildung vor sich gehender 
— oder diskontinuierlicher — durch Sarkoplasten erfolgender — Prozess 
bedingt ist durch die an verschiedenen Tieren erhobenen Befunde. In 
bezug auf die zeitlichen Verhältnisse der Regeneration waren Unterschiede 
bei den einzelnen Tieren deutlich. Bei den Fischen setzte die Regeneration 
spät ein, bei dem Frosch relativ früh, bei den Tritonen, Laubfrosch, Kröte 
wieder nach Ablauf längerer Zeit. Es konnte gezeigt werden, dass neben 
individuellen, den Tierarten eigentümlichen Momenten, hier Trägheit der 
Resorption und des Wegtransportes der Zerfallsprodukte den Beginn der 
Regeneration verzögerten, denn diese pflegt erst dann einzutreten, wenn 
die Zerfallsprodukte weggeschafft sind. Auch in quantitativer Hinsicht 
waren die Regenerationsverhältnisse verschieden; bei den Fischen war die 
Regeneration nur eine geringe, funktionell wohl kaum in Betracht kommende. 
insofern als eine Durchquerung des ganzen Wunddefektes durch neugehildet« 


— 114 — 


Muskelfasern nicht zu konstatieren war. Weitgehender war beim Frosch 
und Laubfrosch die Regeneration, doch nur bei den Tritonen konnte sie 
. als teilweise vollkommene angesprochen werden, indem hier wenigstens am 
Grunde des gesetzten Wunddefektes ein vollkommener, auch wohl funk- 
tionell vollwertiger Ersatz der zerstörten Muskelfasern durch neugebildetie 
Fasern festgestellt werden konnte. Der Kernteilungsmodus bei der Re- 
generation war bei den Fischen und bei den anuren Amphibien die Amitose, 
bei den Urodelen die Amitose und Mitose; es scheint dem Verfasser der 
Befund der Amitose bei der Bildung der jungen Muskelfasern auch deshalb 
von allgemeinerem Interesse, weil auch sie für die biologische Wertigkeit 
der Amitose sprechen. Fritz Loeb, München. 


458. Moszkowski, Max (Biol. St. d. Inst. f. Meeresforsch., Bergen). — „Die 
Ersatsreaktionen bei Aktinien (Actinia equina und Actinoloba di- 
anthus).“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 411—433, Taf. XIV, 16 fig., 
Okt. 1907. 

Verf. hat an Pferdeaktinien und Seenelken totale und partielle, quere 
oder longitudinale Abtrennung ausgeführt. Je nach der Höhe, in welcher 
der Aktinienkörper operiert wird, ist die Regulationsart verschieden : 

1. Formrestitution durch Einrollung und Wundheilung, wenn das 

Tier vertical halbiert wurde. 

a) Kann es sich festsetzen, so kontrahiert sich die Mundscheibe. 
schliesst sich die Schlundwunde, rollen sich die Leibesseiten- 
ränder ein und verkleben. 

b) Kann es sich nicht festsetzen, so streckt sich plötzlich eine 
zungenförmige Ausstülpung gegen die Wunde vor und kriecht 
darüber, den Rest der Leibeswand hinter sich herziehend, 
bis die gegenüberliegende Seite erreicht ist und Verheilung 
stattfindet. 

2. Reproduktion, wenn das Tier horizontal in der Höhe der die 
Mundscheibe umgebenden Hautfalte samt Tentakeln durchschnitten 
wurde: nach etwa 24 Stunden erhebt’ sich auf der stehengebliebenen 
Mundscheibe ein zirkulärer Wulst, an dessen Innenseite neue 
Tentakeln von der Grösse der alten in ungleicher Zahl, Wachs- 
tumsgeschwindigkeit und Anordung sich erheben. Diese Merkmale 
bestimmen Verf. zu der Ansicht, dass es sich hier um Auswachsen 
präformierter Anlagen (Reproduktion wie bei Pflanzen) handelt. 

3. Echte Regeneration: 

a) Wenn der Horizontalschnitt eben die ganze Mundscheibe weg- 
genommen hat. Es erfolgt Einrollung der Leibeswand- und 
Schlundschnittränder und Verwachsung der ersteren auf der 
Schlundwand. Von der Verwachsungsstelle erhebt sich 
zirkulär eine Falte, die neue Mundscheibe, auf der sich in 
regelmässiger Zahl und Anordnung zarte Tentakeln ent- 
wickeln. 

b) Wenn der Schnitt durch die untere Schlundhälfte ging, wird 
der zurückbleibende Osophagusstumpf abgestossen. ein neuer 
von der inzwischen wie vorher regenerierten Mundscheibe 
aus eingestülpt. 

4. Morpholaxis (früher und wohl richtiger „Morphallaxis“, oog) 
und dAiarıo! Ref.), nämlich Umdifferenzierung zu verkleinerter 
Ganzbildung ohne Gewebsneubildung, resultiert beim Heraus- 


— 15 — 


schneiden kleiner Seitenteile, die etwas von der Fussscheibe ent- 
halten müssen. Nur ein Teil des vorhandenen Hydrantenwand- 
materials gelangt zur Verwendung, der Rest des alten Hydranten 
wird ausgeschieden und verfällt der Auflösung. 

5. Heteromorphosen sind bei Aktinien selten. Äussere Faktoren 
(Kontakt, Schwerkraft) kommen hier nicht in Betracht, sondern 
die Lagebeziehungen zwischen Leibeswand und Ösophagus (vgl. 3). 
Liegen die horizontalen Schnittflächen nahe genug aneinander, so 
ist das Verhältnis der einzelnen Zellen (Druck, Zug, Oberflächen- 
spannung) an der aboralen Schnittfläche demjenigen an der oralen 
so ähnlich geworden, dass an beiden Flächen Mundscheiben mit 
Hydranten entstehen. 

6. Unvollkommene Regeneration gibt es bei Aktinien nur an 
aboralen Wundflächen. Wird am Aktinienkörper ein Stück in 


ziemlicher Höhe weggeschnitten, so vereinigen sich zwar — ab- 
gesehen von den Fällen, in denen die Wundheilung ganz ver- 
hindert wird und das Tier eingeht — die Wundränder, die Basis 


wird platt, aber regeneriert keine eigentliche, ansaugefähige Mund- 
scheibe. Dies Verhältnis wird durch sekundäre Hemmungen, 
nicht durch Fehlen der Potenz zur Fussscheibenbildung erklärt. 

Die Befunde bei schräger Amputation bieten gegenüber der 
xeraden wenig Neues: auch hier wieder Höhenzonen, wo nur einfache 
Einrollung und Wundheilung, dann Reproduktion, dann echte Regeneration 
stattfindet. Wo immer der Schnitt durch mehr als eine von diesen Höhen- 
zonen läuft, geht der Ersatz von dem am höchsten gelegenen Teile der 
Wundfläche aus (Lokalisation der Regulation auf die distalsten Partien). 
Die Formregulation geschieht jedesmal so, wie sie zur möglichst raschen 
\Vijederherstellung dient. 

Bei seitlichen Verwundungen tritt Turgeszenzverlust oberhalb, er- 
höhter Turgor unterhalb und seitlich vom Schnitt ein. Der Ersatzverlauf 
ist abhängig von der Höhe der operierten Körperstelle und der Schnittiefe. 
Auf Schnitte von ?/, des Leibesumfanges erfolgt Regulation wie nach voll- 
ständiger Amputation, auf solche von geringerer Tiefe können, wenn den 
Wundrändern nicht vor dem Einsetzen regenerativer Prozesse ihre Wieder- 
vereinigung gelingt (was aber beim Einschneiden in der Höhe des Gastro- 
vascularraumes fast stets der Fall), Doppelbildungen der Hydranten ent- 
stehen. 

Allen Regenerationen der Aktinien ist reichliche Bedeckung der 
Wunden mit Schleim und Imbibition der regenerierenden Partien gemein- 
sam. Erstere ist so stark, und die Wunden werden dadurch so gut ge- 
schützt, dass ein Aufeinanderpfropfen von Teilstücken unmöglich wird. 
Letztere geschieht durch Wasseraufnahme mittelst des Fusses, nicht durch 
den Schlund in den Gastrovascularraum. Kammerer, Wien. 


459. Van Beusekom, J. (Botan. Lab., Utrecht). — „Over den invloed van 
wondprikkels op de vorming van adventieve Knoppen aan de bladeren 
van Gnetum Gnemon L.“ Zittingsversl. Koninkl. Acad. v. Wetensch., 
Bd. XVI, p. 93, 29. Juni 1907. 

Die vom Verf. beschriebenen Gebilde wurden nur an der Blattspitze 
aufgefunden; anfangs lassen sich an dieser Stelle einzelne gelbe Bläschen 
nachweisen, bald darauf ist die ganze Blattspitze verdickt und hat eine 
gelbe Farbe angenommen; daraus wachsen nach einiger Zeit gesonderte 

Biophysik. Centralbl. Ba. III. 14 


— 116 — 


Knoten hervor, welche grösstenteils verkorken, und aus denen eine oder 
mehrere grüne Knospen hervorspriessen. 

Mikroskopisch ergab sich, dass die gelben Bläschen auf eine 
Hypertrophie des Schwammparenchyms beruhen unter Degeneration der 
Chlorophylikörner und ein Verengern der Interzellulärräume; auch die 
ganze Blattspitze erleidet dieselbe Metamorphose; das Dickenwachstum 
des Blattes beruht auf einer mehrfachen Teilung der Zellen des Schwamm- 
parenchyms, welche stellenweise stärker hervortritt und in dieser Weise 
die Knoten bildet; die Epidermiszellen verbreitern sich anfangs, geben 
jedoch alsbald dem stärkeren Drucke nach und werden zerrissen. Während 
anfangs in den gelben Flecken nur einzelne braune Korkzellen anwesend 
sind. tritt jetzt in den Knotenzellen eine immer weiter schreitende Ver- 
korkung ein ohne Bildung eines eigentlichen Phellogens: dagegen 
wandeln einzelne Zellgruppen des Schwammparenchyms oder des Palisaden- 
parenchyms sich um in ein Meristem, die Anlage der Adventivknospe: 
die umgebenden Zellen werden von diesem wachsenden Meristem zerdrückt 
und teilweise resorbiert, und in dieser Weise wird die Neubildung zu 
einer gesonderten, durch einen Spalt von der Umgebung getrennten Knospe. 
welche nach kürzerer oder längerer Zeit, je nach der Stelle ihres Ent- 
stehens, an der Oberfläche hervortritt; schon in der Tiefe hat sich, also 
unabhängig vom Lichte, Chlorophyli in den jungen Zellen gebildet. 

Die neugebildeten Sprossen erreichten nur eine geringe Grösse mit 
wenigen Internodien; die Nervatur der Blätter war ähnlich wie an der 
Mutterpflanze; die Sprossen blieben unverästelt und liessen sich nicht in 
den Boden überpflanzen; das Gefässsystem des Sprosses wurde durch in 
Tracheide sich umwandelnde Zellen ermittelt, welche zu einem Bündel vereint. 
mit einem Blattnerven in Verbindung gerieten. 

Als die Ursache der Neubildung erwies sich Aspidiotus spec., eine 
Schildlaus; die Zellen, welche in unmittelbare Berührung mit dem ein- 
dringenden Saugorgane dieses Tieres kommen, verkorken, aber die Nach- 
barzellen reagieren durch hypertrophisches Wachstum; dabei spielt nur der 
mechanische Wundreiz eine Rolle, denn auch mit feinen Nadelstichen 
wurde ein völlig ähnliches Resultat erhalten; es ist also eine Art Callus- 
bildung, wofür hohe Temperaturen und grosse Feuchtigkeit notwendige 
Faktoren sind; dass nur an den Blattspitzen diese Knospen zur Ent- 
wickelung gelangen, rührt daher, dass nur an diesen apikalen Stellen die 
benötigte Anhäufung von Nährstoffen realisiert werden kann. 

J. de Haan, Groningen. 
460. Berg, W. (Anat. Inst., Strassburg). — „Die Veränderungen (des 
Volumens und Gewichtes des Gewebes bei der histologischen Firation, 
dem Auswässern, der Färbung und der Paraffineinbettung.* Anat. 
Anz., Bd. 31, H. 9/10, Okt. 1907. 

Bisher hatte eine zahlenmässige Feststellung der Veränderungen ge- 
fehlt, welche am Gewebe durch die Reihe der histologischen Prozeduren 
gesetzt werden, bis das Gewebe schnittfähig geworden ist. 

Das Zellprotoplasma ist nicht homogen. Nach der von O. Bütschli 
vertretenen Anschauung ist es nach Art eines Wabenwerkes strukturiert. 
d. h. es besteht aus zwei Phasen: der Wabenwandsubstanz und den Waben- 
vakuolen. 

Will man die Grösse der durch die histologische Behandlung gesetzten 
Veränderungen feststellen, so darf man die Veränderung des Gesamtvolums 
des behandelten Organs oder Organstückes nur dann zum Massstabe der 


— 17 — 


Veränderung machen, wenn Wabenwandsubstanz und Wabenvakuolen in 
paralleler Weise ihr Volumen ändern, wenn das Volumenverhältnis von 
Wandsubstanz und Hohlräumen, die Porosität, gleich bleibt. 

Dies ist aber nicht der Fall, vielmehr kann die Porosität in starkem 
Grade schwanken. Für die Grösse dieser Schwankungen werden Zahlen 
gegeben. 

Die Veränderung der Hohlräume in bezug auf ihr Volumen, die Ver- 
änderung der Wandsubstanz in bezug auf Volumen, Gewicht und spezifisches 
Gewicht wurden mit einer geeigneten Methode getrennt bestimmt und mit 
der Veränderung des Gesamtvolums verglichen. Untersucht wurde die 
Wirkung der Fixation (Formalin-, Chromsäure-, Kaliumbichromat-, Pikrin- 
säure-, Sublimatlösungen, Alkohol; Müllersche, Zenkersche, Tellyesniczky- 
sche Flüssigkeit, Pikrinsäuresublimat, Alkoholformalin, Alkoholeisessig), 
des Auswaschens, der Härtung, der Xylol- und Paraffinbehandlung. 

Verschiedene Organe verhielten sich derselben Behandlungsmethode 
gegenüber oft ganz verschieden; die Veränderungen, welche nach der 
Fixation durch Auswaschen und Härten hervorgerufen werden, können den 
durch die Fixation hervorgerufenen an Grösse ähnlich sein. 

Aus den Resultaten liess sich nicht folgern, dass Fixationslösungen 
mit zu dem fixierenden Material isotonisch sein müssen. 

Autoreferat. 
461. Löhner, L. (Physiol. Inst., Graz). — „Beiträge zur Frage der Ery- 
trocytenmembran nebst einleitenden Bemerkungen über den Membran- 
begriff.“ Arch. f. mikr. Anat.. 1907, Bd. 71, H. 1. 
Verf. unterscheidet: 
l. Physikalische Membranen. Nicht wahrnehmbar, nicht darstellbar 
oder isolierbar 
1. Oberflächenhäutchen ohne elektive Fähigkeiten, 
2. Plasmahaut mit elektiven Fähigkeiten. 
Il. Histologische Membranen. Wahrnehmbar, darstellbar, isolierbar. 
3. Crusta, unvollkommen isolierbar, 
4. echte Zellmembran, vollkommen isolierbar. 

Auf Grund von Schüttel- und Quetschversuchen an Erythrocyten kommt 
er zu folgenden Ergebnissen: 

1. An der gallertartigen sehr elastischen Substanz der Säuger- 
erythrocyten kann eine schmale etwas festere Aussenschicht und 
eine breitere, weniger feste Innenschicht unterschieden werden, ver- 
gleichbar dem Exoplasma und Endoplasma der Protozoen. 

. Eine echte histologische Membran ist nicht nachweisbar. 

. Die Differenzierung und Festigkeit der Aussenschicht rechtfertigt 
nicht die Bezeichnung Crusta. 

4. Die Aussenschicht wäre vergleichsweise als Exoplasma zu be- 
zeichnen, die äusserste Begrenzung des Körperchens als Plasmahaut. 

. Danach besitzen die Erythrocyten überhaupt nur eine physikalische 
Membran. W. Berg, Strassburg. 


x IV 


©! 


462. Fabian, Erich (Pathol. Inst., Zürich). — „Zur Fraye der Entstehung 
Russelscher Körperchen in Plasmazellen (Unnas hyaline Degeneration 
der Plasmazellen).* Centrbl. f. Pathol., Bd. XVII. H. 17, Sept. 1907. 

Nach Verf. ist als Hauptbildungsstätte der Russelschen Körperchen 
die Plasmazelle anzusprechen. Er konnte ein stetes Nebeneinandervor- 
kommen von Plasmazellen und Russelschen Körperchen bei seinen Unter- 


14 * 


— 178 — 


suchungen nachweisen, nie traf er die letzteren ohne Plasmazellen. Es 
gelang ihm auch der Nachweis Russelscher Körperchen in Plasmonen, hier 
lagen die Körperchen rings von Plasmazellen eingeschlossen, keine Binde- 
gewebs-, keine polynukleären eosinophilen, keine Mastzellen in ihrer Nähe. 
Die Körperchen, welche meist maulbeerförmig sind, bilden sich ohne 
Zweifel als hyaline Kugeln aus in Zellen, die alle Merkmale der Plasma- 
zellen erkennen lassen; entsprechende Zell- und Kernform, exzentrische 
Lage und Radspeichenstruktur des Kernes, Basophilie und vakuoläre Be- 
schaffenheit des Protoplasmas, cireumnukleärer heller Hof, zwei Kerne. Die 
Bildung hyaliner Kugeln aus dem Granoplasma der Mastzellen in Rhino- 
skleromen, wie sie Unna beschrieben hat, scheint ein analoger Vorgang zu 
sein. Wahrscheinlich bilden sich die Russelschen Körperchen nicht aus 
intracellulär umgewandelten roten Blutkörperchen, sondern aus der-Kon- 
fluenz seiner Körnchen im Protoplasma der Zellen. 
Näheres über die Genese harrt noch der Aufklärung. 
Hart, Berlin. 


Biologie der Geschwülste. 


463. Sanfelice, Francesco (Hyg. Inst., Messina). —- „Über die Wirkung der 
löslichen Produkte der Blastomyreten in bezug auf die Attologte der 
malignen Geschwülste* Zeitschr. f. Krebsforschung, 1907, Bd. VI, 
p. 165. 

In Verfolg seiner früheren Ideen über die ätiologische Bedeutung der 
Hefen für die Ätiologie der Tumoren hat der Verf. jetzt die Wirkung der 
Stoffwechselprodukte dieser Hefen in künstlichen Kulturen beim Tierver 
such verfolgt. Die Hefen erhielt er „neben vielen anderen Bakterien“ aus 
Tumoren, eine neue Abart erhielt er auf dieselbe Weise jetzt aus einem 
(nicht ulceriertem) Penissarkom des Hundes als Saccharomyces canis Il. 

Die beste Züchtung war die auf Kartofteln. Es erzeugten nun diese 
Kulturen selbst wie auch besonders die wässrigen Extraktionsprodukte der 
von den Heferasen befreiten Kartoffelnährböden bei Tieren Tumoren, und 
zwar bei dieser Versuchsreihe bei Hunden und Katzen, subkutan und intra- 
peritoneal. Dabei entstanden häufig grosse geschwulstartige Bildungen. 
Verf. wirft die Frage auf, ob es sich um Granulations- oder echte Ge- 
schwülste handelt. Bei der zugegebenen Schwierigkeit der rein histo- 
logischen Deutung beruft er sich auf die von ihm beobachtete Fähig- 
keit der Metastasenbildung zum Beweis der echten Tumornatur. 
Es lässt sicht nicht leugnen, dass die reproduktive Reaktion des 
Organismus bei diesen Versuchen zu ganz ungewöhnlich grossen Gewebs- 
neubildungen Anlass gegeben hat, aber über die echte Tumornatur der- 
selben lässt sich noch eben so sehr streiten wie über die Auffassung der 
„Metastasen“ des Autors. L. Michaelis. 


464. Orthner, Franz (Chir. Klin., Wien). — „Das Wesen der Avidität der 
Zellen zu den Nährstoffen und die Entstehung der Geschwülste ans 
verlagerten Keimen.“ Wien. Klin. Woch., H. 41, Okt. 1907. 

Die Grundbedingung einer Gewebsproliferation ist genügende Blut- 
versorgung, die Avidität der Zellen zu den Nährstoffen und endlich die 
Neigung der Zellen, die aufgenommenen Substanzen im Sinne der Pro- 
liferation (Vermehrung der Körpersubstanz mit ihren Folgen) zu verwerten. 
Zu diesen drei Grundbedingungen gesellen sich noch wachstumsauslösende 
Momente. Normal gelagerte Zellen erhalten schon unter gewöhnlichen Ver- 


— 179 — 


hältnissen viel mehr Nährmaterial, als sie verwerten können, sie können 
daher zu diesen gewisse elektive Neigungen entwickeln, d. h. auf der 
chemischen Verwandtschaft, die zwischen Bestandteilen des Zelleibes und 
der Nährstoffe besteht, beruht die Avidität der Zellen zu den letzteren. S» 
stellt sich ja auch die Ehrlichsche Seitenkettentheorie vor, dass auf dem 
Wege der Absättigung der Rezeptoren, der dem Leistungskern ange- 
gliederten ungesättigten chemischen Verbindungen die Ernährung der Zelle 
erfolgt. Der Vorgang der Assimilation fordert eine chemische Bindung 
der Nährstoffe an das Protoplasma, es sind demnach chemische Spann- 
iräfte im Zellprotoplasma anzunehmen, welche wohl während des Lebens 
eins allmähliche Abnahme erfahren. Von der Stabilität dieser Spannkräfte, 
von ihrer Abnahme im Alter hängen die Zustände des Gesamtorganismus 
ab (jugendliche Lebenskraft, Selbstbeherrschung im Alter). Trotz kleiner 
Schwankungen halten sich die Zellen normalerweise in ihrer Avidität zu 
den Nährstoffen das Gleichgewicht; Störungen können bedingt sein, wenn 
in gewissen Zellen der Limsatz der Spannkräfte gehemmt ist, so bei der 
Verlagerung von Zellen. Diesen wird einmal nicht genug Blut zugeführt. 
anderseits sind sie funktionell wenig tätig und zeigen daher geringen Ver- 
brauch der Spannkräfte. Dieser Überschuss der Spannkräfte kann so gross 
werden, dass auch die durch Verlagerung bedingten Widerstände nicht 
mehr ausreichen. den Umsatz der Spannkräfte in lebende Energie zu ver- 
hindern. Überhaupt können die verschiedensten Umstände, so Trauma und 
Entzündung, den Stoffwechsel in diesen Zellen gegenüber ihrer Nachbar- 
schaft so beeinflussen, dass eine vermehrte Proliferation sich einstellt. 
Hart, Berlin. 
165. Hofbauer, J. (Univ.-Frauenklin., Königsberg). — „Experimentelle 
Beiträge zur Carcinomfrage.* Wien. Klin. Woch., H. 41, Okt. 1907. 

Verf. ging aus von Studien über die Biologie der Placenta, insbe- 
sondere des Wachstums der Chorionzotten. Bestimmte Momente müssen 
es sein, welche den Zotten und ihren Derivaten (Zellsäulen) den Einbruch 
in die mütterlichen Gewebe gestatten und diese Invasion in fremdes Ge- 
biet erklären. Dieses plastische Wachstum haben wir uns zu erklären als 
Kombination 

a) einer spezifischen Wachstumsenergie des Zottengewebes und 

b) der den Zottenepithelien innewohnenden, ihnen eigentümlichen 

Fermentwirkungen, welche die chemischen Energiemittel und 
Werkzeuge der Zellen darstellen. 

Die Langhansschen Zellen sind Träger hochaktiver eiweissspaltender 
Fermente, welche nicht nur die Aufnahme des Nährmaterials ermöglichen, 
sondern auch die maternen Gewebe auflösen und zerstören. Auch beim 
Carcinom aber handelt es sich gleich diesen einzig dastehenden physio- 
logischen Vorgängen um die Substitution der Gewebe des Wirtes und es 
liegt nahe, auch hier an eine Fermentwirkung zu denken. In der Tat 
stellte Verf. an frisch untersuchten Mammakrebsen fest, dass abnorme 
Fermentvorgänge im Careinomgewebe sich abspielen, welche sicherlich eine 
Störung der normalerweise jeder Zelle zustehenden enzymatischen Lebens- 
äusserungen darstellen. 

Diese Tatsache, welche Verf. dahin zusammenfasst, dass die Anaplasin 
der Zelle sich in einem geänderten Chemismus äussert, ist schon früher 
iestgestellt. Die heterolytische Fermentwirkung der Krebszellen charakte- 
risiert sie allein schon als verderblich. Die sowohl in Spaltungsprozessen 
als auch synthetischen Vorgängen beruhende Tätigkeit der normalen Zelle 


— 10 — 


ist durch bestimmte Hemmungsfaktoren auf ein gewisses Mass beschränkt, 
es liegt nahe, anzunehmen, dass die abnormen Fermentvorgänge im 
Carcinomgewebe dadurch zustande kommen, dass die präexistierenden Eigen- 
schaften infolge Wegfalls hemmender und regulierender Faktoren in einer 
auneingeschränkten Weise sich äussern. So ist vielleicht auch der Grenz- 
streit von Epithel und Bindegewebe zu erklären aus fermentativen Potenzen 
der Zellen, denen Antifermente als Antagonisten entgegenstehen. Nach 
alledem erhält man die Vorstellung, dass die Befähigung zur ungebundenen 
Vermehrung und zum infiltrativen Wachstum einer jeden Epithelzelle inne- 
wohnt. Einen Beweis für diese Annahme sieht Verf. in Versuchen, in 
denen er durch Injektion frisch bereiteter Trypsinlösung ins Bindegewebe 
Epithelwucherungen am Kaninchenohr hervorrufen konnte. Verf. glaubt 
durch das Trypsin die antifermentative Potenz des Bindegewebes gegen- 
über den Epithelzellen paralysiert zu haben. 

Auf Grund der gewonnenen Perspektiven rät Verf. zu gewissen thera- 
peutischen Massregeln, die darauf hinausgehen, die gesteigerte Assimila- 
tions- und Proliferationstätigkeit der Zellen zu hemmen und dem Organis- 
mus künstlich die zu Verlust gegangenen Hemmungskörper zuzuführen. 

Hart, Berlin. 
466. Ranzi, E. — „Untersuchungen über antıgene Eigenschaften der 
Tumoren.“ Arch. f. klin. Chir., 1907, Bd. 84, H. 1. 

Auf Grund von Versuchen, die Verf. sowohl an Tieren, als auch an 
zwei Menschen angestellt hat, kommt er zu dem Resultat, dass durch In- 
jektion von Tumormaterial gewonnene Antikörper nicht spezifisch auf die 
Tumoren wirkten, sondern eine auf menschliches Eiweiss zu beziehende 
Reaktion hervorrufen und dass wohl einzelne Immunsera, aber nicht Tumor- 
extrakte hämolytische Wirkung hervorrufen können. Goldstein. 


467. Liepmann, W. — „Zur experimentellen Krebsforschung.“ Charité- 
Annalen, 1907, Bd. 31. 

Verf. injizierte Kaninchen den Extrakt aus getrockneter Substanz von 
Karzinomen und Sarkomen und erhielt Präzipitine, welche spezifisch für 
maligne Geschwülste waren, aber zwischen Karzinom und Sarkom nicht 
unterschieden. Auf normale Organauszüge wirkten sie nicht, im Gegensatz 
zu den Angaben mehrerer früherer Autoren. Verf. hofft diese Tatsache zu 
serodiagnostischen und therapeutischen Zwecken zu verwenden. 

L. Michaelis. 
468. Meller, Anton. — „Zur Statistik der Hautcarcinome des Kopfes 
und Halses.“ Zeitschr. f. Krebsforschung, 1907, Bd. VI, p. 1. 
L. Michaelis. 
469. Michaelis, Leonor, Berlin. — „Kritische Sammelberiehte über die 
Ergebnisse der experimentellen Krebsforschung. I. Bericht über die 
Frage nach der Kontagiosität des Krebses.“ Therapeut. Monatsh.. 
Okt. 1907. | 

Alle bisherigen Versuche, einen spezifischen Krebserreger zu demon- 
strieren oder einen solchen gar in Reinkultur zu züchten, sind als voll- 
kommen misslungen zu betrachten, man ist daher auch mit Recht immer 
mehr von der Annahme eines spezifischen parasitären Krebserregers zu- 
rückgekommen. Bei oberflächlicher Beurteilung könnte es fast scheinen, 
als habe die experimentelle Forschung Belege für die infektiöse Natur des 
Krebses beigebracht und als sei das jetzige Stadium der Krebsforschung 
mit jenem der Tuberkuloseforschung zur Zeit Villemins und Cohnheims 


— 131 — 


analog zu setzen, wo zwar die infektiöse Natur der Krankheit sicher fest- 
stand, der spezifische Erreger aber noch gänzlich unbekannt war. In 
Wahrheit ist folgendes festgestellt: Der experimentell übertragbare Krebs 
einer Tierart lässt sich stets nur auf Tiere gleicher Spezies übertragen, 
die Übertragung gelingt nur mit völlig intaktem, d. h. lebens- und 
teilungsfähigem Zellmaterial, aus der übertragenen Krebszelle selbst also 
entwickelt sich stets die neue Geschwulst des Impftieres. Allein es wäre 
falsch, nun den Krebs insofern als eine Infektionskrankheit zu bezeichnen, 
als die Krebszelle selbst der von aussen kommende Erreger sei. So wenig die 
Statistik besonders über den Cancer a deux und die histologische Struktur der 
angeblich familiär-infektiösen Krebse dafür sprechen, so sicher ist, dass die 
Transplantation nicht der Weg ist, auf dem der Krebs sich in der Natur 
verbreitet. Wenngleich die Möglichkeit der tatsächlich noch nie sicher 
nachgewiesenen Transplantation bei natürlicher Krebserkrankung nicht ab- 
zuleugnen ist, so ist doch daran festzuhalten, dass der Krebs in der 
Matur nicht durch Transplantation, sondern autochthon entsteht. 
Hart, Berlin. 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 


$10. Kisskalt, Karl und Hartmann, Max. — „Praktikum der Bakteriologre 
und Protozoologie.“ Jena, Gustav Fischer, 1907, 174 p., mit 8% teils 
mehrfarbigen Abb. im Text. 


Die Einteilung des Stoffes ist in diesem Buche genau in der Art 
eines praktischen Kurses gegeben; an jedem Übungstage werden eine ganze 
Reihe von Kapiteln begonnen und je nach Zeit und Art des Materials in 
einer späteren, geeigneten Stunde fortgesetzt. Dadurch gewinnt das Buch 
nicht an Übersichtlichkeit für den Leser. Da es aber auch nur für den 
Kursisten gedacht ist, so fällt dieser Übelstand nicht so sehr ins Gewicht, 
wenn ich auch meine, dass der Kursist auch ein zum Lesen brauchbares 
Buch mit Vorteil benutzen könnte. 


Inhaltlich ist der Stoff in vorzüglicher Weise behandelt, besonders 
auch die technischen Angaben sind gut und es kann dem Buche die beste 
Empfehlung mit auf den Weg gegeben werden. L. Michaelis. 


#1. Richter, Oswald. — „Die Bedeutung der Reinkultur.“ Eine Lite- 
raturstudie mit 3 Textfig., 128 p., 8°. Berlin, 1907. bei Bornträger, 
Verf. wollte, wie er in seiner Vorrede sagt, die auf die Anwendung 
der Reinkultur sich beziehende Literatur zusammenfassen, kritisch sichten 
und die sich ergebenden Ausblicke auf die künftige Forschung dieses Ge- 
bietes angeben. Es geschieht dies, der Vorbildung des Verf.s entsprechend, 
vom Standpunkte des Botanikers. Nach einer kurzen Geschichte der 
gebräuchlichsten Verfahren der Reinkultur folgt Teil I: Die Bedeutung der 
Reinkultur für pflanzenphysiologische Fragen. Hier werden für Algen, 
Bakterien, Pilze usw. die wichtigsten in Reinkultur erforschten Stoflwechsel- 
vorgänge (Stickstoffkreislauf, Gärungsvorgänge). ferner symbiotische Ver- 
hältnisse und pathogene Wirkungen kurz besprochen. Der II. Teil be- 
handelt die Bedeutung der Reinkultur für die pflanzliche Systematik. Hier 
wird neben den rein systematischen Ergebnissen vor allem die Hypothese 
der Pleomorphie in den einzelnen Gruppen erörtert.  Literaturtabellen 
bilden den Schluss. Ruhland. Berlin. 


— 1832 — 


472. Bott, Karl (Zool. Inst., Marburg). — „Über die Fortpflanzung von 
Pelomyxa palustris nebst Mitteilungen über ıhren Bau.“ Arch. f. Pro- 
tistenk., 1906, Bd. VIII, p. 120—158, 2 Taf., 1 Textfig. 

Charakteristisch für Pelomyxa sind die im Protoplasma vorhandenen 
Glanzkörper; sie entstehen nicht aus dem Kern, sondern im Plasma, sie 
sind Reservenahrungsbehälter, die sich beim Hunger verkleinern und bei 
erneuter Nahrungsaufnahme wieder vergrössern; sie sind mit Glycogen an- 
gefüllt. 

Pelomyxa ist vielkernig, bei Zerschneidungsversuchen erweisen sicli 
die Teilstücke als lebens- und entwickelungsfähig, falls sie einen Kern 
enthalten. Tiefe Verletzungen werden durch Zusammenfliessen der Wund- 
ränder ausgeglichen, nach vollständiger Durchtrennung aber ist eine Wieder- 
vereinigung nicht zu erzielen, selbst wenn die Teilstücke mit den wunden 
Stellen aneinander gelegt werden. 

Während des vegetativen Lebens, besonders nach Hungerperioden, 
lassen einzelne Kerne durch teilweise oder vollständige Auflösung der Kern- 
membran die Kernpartikel ins Protoplasma übertreten; diese vegetativen 
Chromidien gehen unter färberisch darstellbarer Scheidung von Chromatin 
und Plastin zugrunde. An einer zweiten Art Chromidienbildung, die die 
Fortpflanzung einleitet, beteiligen sich sämtliche Kerne; es werden aus dem 
erhalten bleibenden Kern auf kompliziertere Weise grössere Brocken aus- 
gestossen, die, ebenfalls unter Scheidung von Chromatin und Plastin, neue 
bläschenförmige Kerne bilden können. Dieser Vorgang wird vom Verf. da- 
hin gedeutet, dass das somatische Chromatin ausgestossen wird, während 
das generative Chromatin im Kern bleibt. Nach und selbst noch während 
der Ausstossung bildet sich nämlich innerhalb des Kerns mit dem zurück- 
. bleibenden Chromatinrest eine kleine Teilungsspindel mit Spindelfasern. 
Centrosomen und 8 Chromosomen aus, die Tochterplatten erhalten je 4 
ganze Chromosomen. Die sich abrundenden Tochterplatten umgeben sich 
innerhalb des Kerns zusammen mit je einem Centrosoma mit einer dunkler 
färbbaren Masse (Pronuclei erster Ordnung). Jeder dieser Pronuclei erster 
Ordnung macht Teilung der Centrosomen, Spindelbildung und Äquations- 
feilung durch, und erst nach Bildung der Pronuclei zweiter Ordnung 
schwindet die Kernmembran und die Pronuclei kommen frei ins Plasma zu 
liegen. Dieser Vorgang mit Bildung von 4 gleichwertigen entwickelungs- 
fähigen Enkelkernen wird mit den Reifungsteilungen bei der Spermatogenese 
der Metazoen verglichen. 

Die Pronuclei zweiter Ordnung wachsen heran, es bildet sich in ibrem 
Innern eine Achromatinvacuole, in welche das Chromatin einwandert und 
einen neuen Kern bildet; das ganze Gebilde umgibt sich mit einer Hülle, 
aus der es später als kleine Amöbe auskriecht und den Körper des Mutter- 
tieres verlässt, um mit einer anderen gleichartigen zu kopulieren und eine 
Ruhecyste zu bilden. W. Loewenthal, Hagenau i. E. 


473. Dunbar (Hyg. Inst., Hamburg). — „Zur Frage der Stellung der 
Bakterien, Hefen und Schimmelpilze im System. Die Entstehung von 
Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen aus Algenzellen.“ Oldenburg, 
München und Berlin 1907, 60 S., Sept. 1907. 

Im Gegensatz zu dem von Robert Koch aufgestellten modernen bak- 
teriologischen Standpunkt der Selbständigkeit und Spezifizität der Bakterien 
entwickeln sich nach Verfs. Ansicht die Bakterien aus chlorophylihaltigen 
Pflanzen; sie gehören nicht nur phylogenetisch zu den chlorophyllhaltigen 


— 183 — 


Algen, sondern sie entstehen auch heute noch täglich und überall aus 
salchen. Das Ausgangsmaterial seiner Untersuchungen bildete eine Algen- 
reinkultur, die von einer seit dem Jahre 1894 aufgehobenen Wasserprobe 
herrührte von einem Schiffe, auf dem Cholerafälle vorgekommen waren. 
\ach langen Bemühungen gelang es Verf. im Jahre 1896 eine bakterien- 
freie Kolonie zu isolieren, mit deren Abkömmlingen er während der ver- 
gangenen 11 Jahre seine Versuche fortsetzte. Von dieser Algenreinkultur 
wurden im ganzen 2360 Kulturen angesetzt, die auf bestimmten Nährböden, 
unter bestimmten Temperaturen bei verschiedenartigen chemischen Zusätzen, 
deren Einfluss nach und nach gefunden war, fortgezüchtet wurden. Im 
Laufe der Zeit traten in 101 von den mit Algen beimpften Kulturen Bak- 
terien auf, in 75 anderen entwickelte sich Schimmel, in 24 Kulturen trat 
beides ein, so dass im ganzen 200 Kulturen (= 8,5°/,) Schimmel oder 
Bakterien zeigten. Bei 378 nicht mit Algen beimpften als Kontrolle 
dienenden Gefässen traten dreimal (= 0,&°/,) Schimmel bzw. Bakterien auf. 
Bei den Versuchen mit älteren Kulturen ergaben von 484 Algenreinkulturen 
195 Bakterien, 36 Schimmel (zusammen 47,7°/,), während 253 frei 
blieben. Von 221 ungeimpften Kontrollgefässen zeigten 15 Wachstum 
(= 6,8%). 

Aus diesen Versuchen zieht Verf. den Schluss, dass die gefundenen 
Mikroorganismen aus den Algen entstanden sein müssen. Bei jungen 
Algenkulturen, die in gleichem Nährboden gewachsen sind und sich in an- 
nähernd gleichem Entwickelungszustande befinden, scheinen sich nur Bak- 
tren zu entwickeln, während bei den älteren Kulturen die Sache anders 
legt. Auf 5 Tafeln bildet Verf. die sukzessiven Entwickelungszustände 
der Algen ab. Tafel I zeigt neben den typischen Formen der Alge die 
Billung von sternförmigen Bakterien, Spirochäten und Vibrionen, Tafel II 
die Entwickelung von Kokken aus Algen; neben traubenförmigen Kokken 
sieht man auch Tetragenusformen. In Tafel III sehen wir die verschieden- 
artigsten Bakterien, die teils zu Schläuchen ausgewachsen sind, in denen 
sich wiederum längliche Sporen entwickeln. Tafel IV und V zeigen die 
Intwickelung von Hefe und Schimmel aus Algenzellen. Verf. ist auf 
Grund seiner Beobachtungen zu der Auffassung gekommen, dass die hier 
in Frage stehenden Vorgänge unserem Verständnis nur zugängig sein 
Können, wenn sich aus jeder Algenzelle jede beliebige Form von Bakterien 
entwickeln kann: die Art der Bakterien ist abhängig von dem Milieu, in 
welchem sich die Alge zur Zeit der Entstehung der Bakterien befindet, 
\icht alle Algenzellen gleicher Form hält er für identisch; möglicherweise 
könnte man Algenzellen in Reinkultur gewinnen, die sich von vornherein 
giftig erwiesen und nur giftige Mikroorganismen hervorbringen. Aus der- 
artig pathogenen Algen könnten sich spezifische Krankheitserreger immer 
nar unter ganz übereinstimmenden Bedingungen entwickeln, z. B. Cholera- 
vibrionen und Typhusbazillen nur im Menschen. Ebenso hält Verf. es 
fir möglich, dass aus ein und derselben Mutterzelle im Rinde der bovine, 
im Menschen der humane Tuberkelbazillus entstehen könnte. 

Möllers. 
fit. Calkins, G. N. (Zoolog. Lab., Columbia Univ.) — „The fertilization 
of Amoeba proteus.“ Biol. Bull.. Ba. XIII, p. 219—227, Sept. 1907. 

Nach der gewöhnlichen Zellteilung vermehrt sich die Amoeba ge- 
schlechtlich.. Nach Vermehrung der Kerne durch Teilung verändern sich 
diese „primären“ Kerne in „sekundäre“, in feine körnige Massen. Letztere 
verschmelzen zu Befruchtungskernen. Die Karyosomen bilden fein ver- 

Biophys. Centralbl. Bd. TIl 19 


— 184 — 


teiltes Chromatin mit einer Vacuole in der Mitte. Durch Ansammlung 
dieser Chromatinkörnchen entsteht der periphere Kern, welcher durch Auf- 
nahme von Protoplasma die Pseudopodiosporen hervorrufen. Letztere 
trennen sich von der Mutterzelle und bilden junge Amöben (Amoeba radiosa) 
und diese wiederum Amoeba proteus. B.-0. 


475. Bovard, J. F. (Zoolog. Lab., Univ. of California). — „The structure 
and movements of Condylostoma patens.“ Univ. of California Public. 
Zoology, Bd. III, p. 343—368, Sept. 1907. 

Die Bewegungen dieses Tierchens hängen direkt von dem Bau seines 
Körpers ab. Es bewegt sich normalerweise im Zirkel nach links, da das 
hintere Ende des Körpers sich nach dieser Seite neigt. 

Ebenso hängen die spiralen Schwimmbewegungen nicht allein von 
den Härchen ab, sondern von der Krümmung des ganzen Körpers. Die 
motorischen Reaktionen sind denen anderer Protozoen ähnlich. 

B.-0. 

476. Van der Hilst Karrewij, G. J. — „Über die Parthenogenesis der 
Makrogameten bei Recidiv von Malaria Tertiana.“ Geneesk. Tijdschr. 
von Ned. Indie, 1907, p. 217. 

Schon mehrmals sind bei Malaria Tropica Makrogametenformen be- 
schrieben, welche auf eine parthenogenetische Teilung derselben hinwiesen: 
für die Tertiana wurde solches jedoch nur einmal von Schaudinn beob- 
achtet. Verf. versuchte im Blute von Tertianapatienten diese Schaudinnschen 
Teilungsfiguren nachzuweisen; die an der Luft getrockneten und darauf in 
Methylalkohol fixierten Präparate wurden mittelst der wässerigen Giemsa- 
lösung gefärbt. 

Im Blute mehrerer Patienten wurden einzelne Stadien, wie sie von 
Schaudinn beschrieben worden sind, wiedergefunden, in einem Falle jedoch 
war Verf. imstande, den ganzen Entwickelungszyklus der parthenogenetischen 
Teilung im Blute zu verfolgen, welches bei einer Körpertemperatur von 
40,9° C. dem Patienten entnommen worden war. In einer beige- 
gebenen Figur werden die aufeinanderfolgenden Stadien in 7 Zellen ver- 
anschaulicht: der Kern teilt sich in eine chromatinfreie und eine an Chro- 
matin reiche Hälfte, welche sich alsbald vollständig trennen; alsdann zer- 
fällt der chromatinenthaltende Teil in viele Fragmente, welche die eine 
Ecke der Zelle einnehmen, während die schwach gefärbte Kernhälfte sich 
in den übrigen Zellenteil zusammen mit dem Pigmente zurückzieht; im 
letzten Stadium sind die in Schizonten umgewandelten Kernfragmente im 
Begriff, auszuschwärmen. 

Im wesentlichen unterscheidet sich jedoch dieser Fall von dem von 
Schaudinn beschriebenen dadurch, dass letzterer seine Präparate erhielt bei 
nur geringer Temperatursteigerung des Patienten, zwei Tage vor einem 
schweren Fieberanfall, während vom Verf. das Blut im Höbepunkte des 
Fiebers entnommen wurde, und in fieberfreien Tagen vor späteren Recidiven 
die Teilungsstadien niemals aufgefunden wurden. 

Diese parthenogenetische Teilung möchte vielleicht eine Erklärung geben 
für die Erscheinung, dass scheinbar leichte Fälle plötzlich perniziös werden. 
indem infolge dieser Teilung das Blut von einer grossen Masse frischer 
Schizonten angegriffen würde. J. de Haan, Groningen. 


457. Rouband, E. — „Stomoxyides nouveaux du Congo.“ Annales Pasteur, 
1907, Bd. 21, p. 666. 


— 15 — 


Vielleicht kommen Stomoxyden für Übertragung von Trypanosomen- 
krankheiten in Betracht. Verf. beschreibt eine Anzahl zum Teil neuer 
Arten, die er am französischen Congo teils auf Schlafkranken, teils auf 


trypanosumeninfizierten Tieren gefangen hat. Mühlens. 
478. Denier (Inst. Pasteur de Uha-Trang, Annam). — „Sur un Piro- 


plasme du Cervus aristotelis de l Annam.“ Ann, Pasteur, 1907, Bd. 21, 
No. 8. 

Beschreibung eines Piroplasma, welches bei zwei jungen Hirschkühen 

der Gattung Cervus aristotelis, die in der Gefangenschaft plötzlich gestorben 

waren, gefunden wurde. Charakteristisch für die Art ist die Vierteilung 


der Piroplasmen in Kreuzform. Möllers. 
479. Manteufel. — „Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Rekur- 


rensspirochäten und ıhrer Immunsera.“ Arb. a. d. Kais. Gesundheits- 
amte, 1907, Bd. 27, H. 2. 

Es gelang, Ratten durch Aufbringen spirochätenhaltigen Blutes auf 
die kurzgeschorene, unverletzte Haut zu infizieren. Die Möglichkeit einer 
analogen Ubertragung auf den Menschen (unverletzte Haut) ist also ge- 
geben. Nach ihrem klinischen Bilde lassen sich die drei verschiedenen 
Rekurrensformen (europäisch, amerikanisch, afrikanisch) kaum unterscheiden. 

An einem zufällig beobachteten Falle von Laboratoriumsinfektion mit 
amerikanischem Rekurrens wurden die Serumreaktionen im Vergleich mit 
Immunseris untersucht. 

1. Agglomeration. Das Krankenserum agglomerierte den amerika- 
nischen Stamm bis 1:100; die anderen Stämme nur bis 1:2 oder 
1:4. Trotzdem erwies sich die Agglomeration im allgemeinen als 
kein sehr frühes oder sehr regelmässiges Sympton der Krankheit; 
ihre praktische Brauchbarkeit für diagnostische Zwecke ist nur 
gering, obwohl sie, wie Versuche mit hochwertigen Immunseris 
lehrten, streng spezifisch ist. Die Reaktion ist abhängig von der 
Vitalität der Spirochäten (negativ bei abgetöteten Exemplaren) und 
nicht sehr stabil (Desagglomeration). 

. Parasitizide Antikörper. Im Pfeifferschen Schutzversuch bei Mäusen 
konnten sowohl im Krankenserum, wie im experimentell erzeugten 
Immunserum Antikörper nachgewiesen werden, die sich streng 
spezifisch verhalten. 

3. Lysine. In ähnlicher Weise wie die Bakterien werden auch die 
Spirochäten durch Immunserum in vivo und in vitro (besonders 
deutlich) aufgelöst. Der Vorgang ist ein komplexer und bedarf 
der Zusammenwirkung von Immunkörper und Komplement. 

4. Phagocytose, Eine Aufnahme- lebender Spirochäten durch Leuko- 

cyten wurde niemals beobachtet, weder bei normalen, noch bei 
immunisierten Tieren. Auch Spirochätentropine liessen sich im 
Immunserum nicht nachweisen. Die Phagocytose kann demnach 
bei der Rekurrensinfektion keine wesentliche Rolle spielen. 

. Die Dauer der Immunität ist bei passiver Immunisierung gering 
(etwa eine Woche); bei kombinierter Impfung länger (68 Tage und 
mehr). Man kann mit Immunserum gute Heilerfolge erzielen, 
selbst wenn man es auf der Höhe der Infektion anwendet. 

6. Endotoxine liessen sich bei Ratten und Mäusen nicht nachweisen, 

wohl aber bei Affeninfektionen. 


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15* 


— 156 — 


1. Rückfälle. Die Spirochäten erwerben im Laufe ihres Verweilens 
im Tierkörper eine gewisse Serumfestigkeit; das lässt sich experi- 
mentell beweisen und erklärt theoretisch die Rezidive im immun- 
körperhaltigen Blute des Patienten. 

8. Zum Schluss werden die Unterschiede zwischen natürlichem und 
künstlichem Immunserum besprochen und die Anschauung aus- 
gesprochen, dass die Rekurrensspirochäten wahrscheinlich den 
Protozoen zuzuzählen sind. Seligmann. 


480. Kayser, J. D. und Gryns, G. — „Ein dem Madurafusse sehr ühn- 
Iwher Fall von Bothryomycosis.“ Geneesk. Tijdschr. von Ned. Indie, 
1907, H. 2/3, p. 172. 

Es betreffen die ausführlichen Mitteilungen der Verff. den Fall eines 
Patienten mit einem stark verunstalteten Fusse, dessen makroskopische Er- 
scheinungen alle auf Madurafuss hinwiesen; der mikroskopische Befund 
war jedoch damit in Widerspruch. Der aus den zahlreichen Fisteln her- 
vortretende Eiter enthielt zahllose makroskopisch sichtbare gelbe Körner, 
welche sich mikroskopisch herausstellten als eigentümliche Konglomerate von 
verschieden grossen Kugeln, von denen die grösseren einen mikrokokken- 
ähnlichen Inhalt aufwiesen, die kleineren jedoch homogen waren. Aus 
einem steril geöffneten völlig abgeschlossenen Herde des amputierten 
Fusses wurden diese Gebilde auf verschiedene Nährböden geimpft: die 
daraus erhaltenen Kulturen wiesen jedoch nie die Konglomerate auf, sondern 
verhielten sich in allen ihren Eigenschaften wie Staphylococcus pyogenes 
aureus; dennoch wurden in den mikroskopischen Schnitten eines solchen 
Herdes nie gesonderte Kokken aufgefunden. Es lag hier also zweifellos 
die Bothryomycosis vor, wie sie bisher fast nur beim Pferde sich zeigte; auch 
da sind dieselben Kugeln vorhanden, welche künstlich gezüchtet, sich wie 
Staphylococcus verhalten, und auch bei Impfung auf andere Tiere, ausser 
den Pferden, nur Eiterung hervorrufen, ohne dass die Konglomeräte an- 
wesend sind. Dass hier jedoch keine wahren Staphylokokken vorliegen. 
darauf weisen die Untersuchungen von Parascandolo hin, welche zeigten, 
dass mit Bothryomyces geimpfte Kaninchen ein Serum erhalten. welches 
nur Bothryomyces, nicht den Staphylococcus zu agglutinieren imstande ist. 

Die bisher beschriebenen Fälle von sogenannten Bothryomycosis beim 
Menschen waren völlig verschiedener, ziemlich unschuldiger Natur. bei 
denen die für Bothryomycosis typischen Konglomerate nie aufgefunden 
wurden. J. de Haan, Groningen. 


481. De Jager, L. — „Über die Keimung von Bazillensporen in der- 
selben Flüssigkeit, in welcher sie entstanden sind.“ Ned. Tijdschr. voor 
Geneesk., 1907, Bd. I, p. 1165. 

Es gelang dem Verf., aus Speichel und Glycerin eine bis jetzt nicht 
baschriebene Bazillenart zu züchten, in mancher Hinsicht dem Bac. 
mesentericus ähnelnd, über dessen Form, Kolonienbildung und eigentümliche 
Sporenkeimung ausführlich berichtet wird. 

Während die Sporen anderer Bakierien im allgemeinen in demselben 
Nährboden nicht wieder auskeimen, gelang es dem Veri., bei dieser 
Spezies aus Sporenmaterial, welches durch vorhergehendes Kochen 
sterilisiert worden war, neue Kulturen zu erhalten; dieses vorhergehende 
Sterilisieren und auch die Anwesenheit irgend eines Kohlehydrates im 
Nährboden waren jedoch für das Gelingen dieses Versuches notwendige 
Faktoren. J. de Haan, Groningen. 


— 187 — ou , 

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482. Van de Velde, Uh. A. — „Über das Vorkommen von Blastomyceten 
Ned. Tijdschr. voor 


bei Krankheiten der weiblichen Genitalien.“ 


Geneesk., 1907, Bd. II, p. 727. 
Nach den Untersuchungen des Verf, ist es sehr wahrscheinlich, dass 


für viele oberflächliche oder tiefergehende Entzündungen der weiblichen 
Genitalien Blastomyceten das ätiologische Moment darstellen. In einigen 
Fillen war dies zweifellos der Fall, indem die in Reinkultur gezüchteten 
Blastomyceten bei einem Kaninchen völlig analoge Erscheinungen hervor- 
riefen; noch andere Beweise, welche kaum weiteren Zweifel übrig lassen, 
werden ausführlish mitgeteilt. Eire vorhergehende Gonorrhoe oder eine 
Schwangerschaft scheinen der Blastomyceteninfektion günstig zu sein. 
J. de Haan, Groningen. 
483. Marie, A. „L’inoeulation du virus des rues au chien.“ 


biol., Bd. 63, H. 28, Okt. 1907. 
Im Gegensatz zu anderen Angaben fand Verf., dass Wutgift bei 


Passage durch Hundegehirn nicht abgeschwächt, sondern im Gegenteil 
virulenter wird, und zwar schneller als durch Passage durch das Gehirn 
von Kaninchen und Meerschweinchen. Das gilt sowohl von aus Menschen- 
gehirn wie aus Hundegehirn gewonnenem Virus. Pincussohn. 


Soc. 


484. Lourens, L. F. D. E., Delfshaven (Holland). — , Untersuchungen iiber 
die Filtrierbarkeit der Schweinepestbazillen (Bar. suipestifer).“  Centrbl. 


f. Bakt., Orig., 1907. Bd. 44. H. 5, 6 u. 7. 


Schlusssätze: 
1. Der Schweinepestbazillus kann unter bestimmten Umständen durch 


einen, aus nicht verglastem Porzellan oder aus Infusorienerde 
angefertigten Filter gehen. 

Die Fähigkeit des Schweinepestbazillus, durch einen Filter zu gehen, 
steht in engem Zusammenhang mit seiner Eigenschaft, in Körner 


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zu zerfallen. 
3. Die Fähigkeit der Körnchenbildung muss als eine Stammeseigen- 


schaft betrachtet werden. 
. Die Zusammensetzung der Flüssigkeit, in welcher sich die Bazillen 


befinden, ist von Einfluss auf die Filtration. 
9. Bei der Filtration spielt die Grösse der filtrierenden Teilchen eine 
relative Rolle. 
wände üben auf diese Teilchen einen Einfluss aus, 


bisher zu wenig gerechnet wurde. 
6. Bac. suipestifer ist die Ursache der Schweinepest. 


= 


dass sich in dem von 
Schweinepestbazillen fanden. 


Die adhäsiven und abstossenden Kräfte der Poren- 
mit welchem 


Vor keinem der Untersucher ist der überzeugende Beweis geliefert, 
ihnen benutzten Filtraten wirklich keine 


. Wenn Ferkel von einer Infektion mit den Bazillen der Schweine- 
pest genesen, haben diese Tiere gegen die natürliche Ansteckung 
Immunität erworben. Die Schutzimpfung der Ferkel nach der von 
Poels angegebenen Methode ist augenblicklich das einzige Ver- 
fahren, welches günstige Resultate ergibt. Mühlens, Berlin. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


485. Polimanti, O0. — „Recherches sur la physiologie générale des muscles 
L. Influence des substances albumineuses sur s’ercitabilit@ musculaire.“ 


Arch. ital. de Biol., Bd. 47. p. 49. 


— 188 — 


486. Polimanti, O. — „ZI. Sur le cours de la fatigue musculaire par 
l’action des substances albumineuses, des sucres et du glycogine“ 
Ebenda, p. 70. 

487. Polimanti, O. — „III. Action des différents gaz à diversrs tem- 
peratures sur le mode de se comporter de la fatigue musculaire.“ 
Ebenda, p. 92. 

In der ersten Arbeit zeigt Verf., dass Blutserum und frisches sowie 
krystallisiertes Eieralbumin die Erregbarkeit eines Muskels länger erhalten, 
als eine physiologische Kochsalzlösung. Während alle übrigen Albumin- 
substanzen ohne jede Wirkung sind, resp. selbst schädlich wirken. Diese 
Erfahrungen beziehen sich jedoch nur auf die gedachten Mittel als Kon- 
servierungsmittel, als Nährlösung wirken sie durchaus anders, denn ein 
Muskel arbeitet in einer physiologischen Kochsalzlösung länger als in jeder 
Eiweisslösung, wie der Verf. in der zweiten Arbeit zeigt. In der dritten 
Arbeit wird der Einfluss verschiedener Gase bei verschiedenen Temperaturen 
untersucht. Es zeigt sich im wesentlichen, dass die bekannten Einflüsse 
von Gasen und verschiedenen Temperaturen auch bei der kombinierten 
Einwirkung wirksam bleiben. Ausserdem zeigt sich, dass Sauerstoff bei 
höherer Temperatur als tetanisierender Reiz wirkt. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

488. Samoijloff, A. (Physiol. Lab. der physiko-math. Fakult,, Kasan). — 
„Über die rhythmische Tätigkeit des quergestreiften Muskels. Nach 
Versuchen von Herrn P.M.Pheophilektoff.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 
p. 145—161, Juli 1906. 

Verf. hat die von Biedermann beobachteten rhythmischen Kontraktionen 
näher untersuchen lassen, die ein Froschsartorius bei chemischer 
Reizung zeigen kann. Die Zuckungen sind photographisch registriert 
worden. Es hat sich gezeigt, dass sie nicht auf Kontraktionen des ganzen 
Muskels zurückzuführen sind, vielmehr geraten abwechselnd einzelne Ab- 
schnitte des Muskels in rhythmische Aktion. Die periodischen Kontrak- 
tionen geschehen nicht in regelmässiger Zeitfolge, vielmehr schwanken die 
Intervalle zwischen den Einzelkontraktionen. In einem Falle schwanken 
sie zwischen 1 und 1,64, in einem anderen sogar zwischen 1 und 1,91. 
Zuckungsform und -grösse sind hingegen konstant, wodurch sich der 
Erscheinungskomplex von den Herzaktionen unterscheidet. Auch darin 
unterscheidet sich der Sartorius vom Herzmuskel, dass Extrareize auf die 
Periode der Zuckungen nicht den geringsten Einfluss haben. Verf. schliesst, 
dass die rhythmischen Kontraktionen des Sartorius eine Rhythmik sui ge- 
neris darstellen. Parallelen zwischen Lymphherzaktion und Satorius- 
rhythmik siehe im Original. Weiss, Königsberg. 


489. Benedicenti, A., und Contini, A. — „Sur la methode pour l'étude 
des courants de démarcation dans les muscles.“ Arch. ital. de Biol.. 
Bd. 47, p. 271. 

Die Verff, haben gozeigt, dass die Wirkung der Produkte, welche 
man bei der Zerreibung von Muskeln erhält, in bezug auf die Entwickelung 
einer elektromotorischen Kraft kaum verschieden ist von der Wirkung einer 
physiologischen Kochsalzlösung. Sie geben weiter eine Methode an, welche 
es erlauben soll, exakt den Grad der Durchlässigkeit verschiedener Mem- 
branen zu prüfen und fügen hinzu, dass die elektromotorische Kraft 
zweier Lösungen abhängig sei von der gebrauchten Membran. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


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— 189 — 


490. Chid, M. — ,Sur les courants de démarcation de nerfs.“ Arch. 
ital. de Biol., 1907, Bd. 47, p. 417 — 426. 

Der Verf. hat aus der Bestimmung der elektromotorischen Kraft von 
Gasketten, in welchen die Nerven vorkommen, gefunden, dass die natür- 
liche Oberfläche peripherer Nerven, welche aus dem Organismus heraus- 
genommen Sind, leicht alkalisch ist (im Maximum entsprechend einer Soda- 
lösung von N/,g0000), dass aber entgegengesetzt der herrschenden Meinung 
die Schnittstelle des Nerven unter Umständen stärker alkalisch sein kann, 
als die natürliche Oberfläche, und dass daher die Demarkationsströme in 
den Nerven nicht obne weiteres ausschliesslich auf diesem Grunde be- 
ruhen können. G. F. Nicolai, Berlin. 


491. Maxwell, S. S. (Physiol. Lab., Univ. of California), — „Is the con- 
duction of the nerve impulse a chemical or a phıysical process?“ Journ. 
of Biol. Chem., Bd. HI, p. 359—385, Okt. 1907. 

Eine Reihe von Versuchen über das Verhältnis der Temperatur zu 
der Geschwindigkeit der Erregungswelle des Nerven ergaben Tatsachen, 
welche für die Annahme sprechen, dass die Leitung der Erregung durch 
chemische Vorgänge ermöglicht wird. Auf Oxydationen scheint dieser Vor- 
gang nicht zu beruhen. Die Fussnerven des Ariolimax columbianus wurden 
benutzt. B.-O. 


492. Macdonald, J. S. — „Chlorides in nerve fibres.“ Proc. of Physiol. 
Soc., Journ. of Physiol, 1907, Bd. 34, p. III and p. XVI. 

Fortsetzung der Versuche des Verfs., um die Verteilung der Kalium- 
salze in den Nervenfasern zu bestimmen. Er untersucht hier den Einfluss 
eines polarisierenden Stromes und des Läsionsstroms auf die Verteilung der 
Chloride. Im polarisierten Ischiadicus des Frosches, welcher unmittelbar 
nachher in Silbernitratlösung versenkt und im Sonnenlichte oder mit Pyro- 
gallol behandelt wird, erscheint jeder Ranvierscher Knoten als ein Silber- 
niederschlag. Auf der Kathodenseite ist die Niederschlagsmasse äusserst 
kurz, während auf der Anodenseite desselben Knotens er etwa die Zwanzig- 
lache Länge einnimmt und wie nach der Anode hinzuströmen scheint. 
Ahnliche Erscheinungen wurden beobachtet in Nervenfasern, welche nicht 
von einem polarisierenden Strom, sondern nur von dem Läsionsstrom durch- 
strömt worden waren. Sutherland Simpson. 


493. Lapicque, M., Louis. — ,Considérations préalables sur la nature 
du phénomene par lequel l'électricité excite les nerfs.“ Jour, de 
Physiol. et de Pathol. gen., 1907, Bd. IX, p. 565. 

194. Lapieque, M. Louis. — , Recherches quantitatives sur l'excitation 
électrique der nerfs, traitée comme une polarisation.“ Kbenda, p. 620. 

Aus seinen Reizungsversuchen an Rana esculenta schliesst der Verf. 
dass die Elektrizitätsmenge bei der Nervenreizung nicht die einzige Rolle 
spielt. Er findet dasselbe Phänomen, das er und andere schon früher bei 
langsamer reagierenden Geweben gefunden hatten. Dieser Einfluss be- 
wirkt, dass bei sehr kurzen Keizungen mit Strömen von sehr hoher 

Spannung die Elektrizitätsmenge kleiner ist, als man es entsprechend den 

Reizungen von längerer Dauer erwarten sollte. 

Der Verf. macht darauf aufmerksam, dass dies dann zu erwarten 

st. wenn man annimmt, dass das Dekrement nicht konstant ist, sondern 

in jedem Augenblick proportional dem bereits erreichten Effekt. Denn in 


— 1% — 


diesem Falle erhält man eben eine logarithmische Kurve. Aus diesen 
Gründen, meint der-Verf., dass man für die Analyse der Reizwirkung eine 
Erscheinung heranziehen müsse, bei der ein logarithmisches Dekrement 
auftritt. Eine solche sei die Polarisation, und aus ihrer Analyse heraus 
versucht er in der zweiten Arbeit eine Formel für die Reizwirkung des elek- 
trischen Stromes auf die Nervensubstanz zu eruieren. 

Er kommt dabel in der Tat zu einer Erklärung und Formulierung. 
in bezug auf welche auf das Original verwiesen werden muss und meint, 
dass dieselbe in der Tat genüge, um die Reizwirkungen des elektrischen 
Stromes zu erklären, bis auf die Tatsache der Nichtwirksamkeit langsam 
ansteigender Ströme. Er deutet an, dass auch diese Erscheinungen 
möglicherweise rechnerisch erklärbar seien, will es aber mit Recht vorziehen. 
auch diese Frage experimentell zu lösen. G. F. Nicolai, Berlin. 


495. Nageotte, J. (Hosp. de Bicêtre, Paris). — , Etude sur la greffe des 
ganglions rachidiens; variationes et tropismes du neurone reaictifs.® 
Anat. Anz., Bd. 31, H. 9/10, Okt. 1907. 

Verpflanzt man Spinalganglien des Kaninchens unter die Haut des 
Öhres, so wird Gewebe des Ganglions teils resorbiert, teils aber persistieren 
die Nervenzellen und zeigen Phänomene im Sinne der Regeneration. Es 
sprossen nämlich vom Zellkörper, von dem Knäuel, den der Axenfaden nach 
seinem Austritt aus dem Zellkörper bildet, endlich von dem Axenfaden 
selbst Fortsätze verschiedener Gestalt aus, welche Bildungen die Tendenz 
zeigen, die durch Nekrose von Zellen zerstörte Nervenleitung wieder her- 
zustellen (régénération collaterale). Ähnliche Erscheinungen finden sich, 
freilich nicht so häufig, im normalen Ganglion; ihre Häufigkeit ist ge- 
steigert bei pathologischen Zuständen wie z. B. Tabes dormalis. 

W. Berg, Strassburg. 

496. Wertheimer, E. und Dubois (Lab. de Physiol., Lile). — „Sur la 
suture du nerf lingual et du nerf hypoglosse.“ Arch. internat. de 
Physiol., 1907, Bd. V, p. 91. 

Aus ihren an Hunden unternommenen Versuchen, bei denen sie das 
periphere Ende des Hypoglossus mit dem zentralen Ende des Lingualis 
verbanden, schliessen die Verf., dass sich die Nerven nicht autogen regene- 
rieren können, weil dabei die peripheren vasokonstriktorischen Fasern zu 
vasodilatatorischen werden (diese neuen Eigenschaften könnten aber ihre 
Entstehung nur einer Wirkung der im Lingualis verlaufenden Cordafasern 
verdanken; und weil Reizungen sowohl des peripheren Hypoglossusstumpfes 
als auch des zentralen Lingualisstumpfes keine Hypoglossuswirkungen, 
sondern sogenannte pseudomotorische Bewegungen hervorrufen. Die Vert. 
diskutieren dann weiter Versuche von Vulpian und Heidenhain, die nach 
ihnen ebenfalls beweisen sollen, dass die motorischen Fasern des Hypo- 
glossus verschwunden sind. G. F. Nicolai, Berlin. 


497. Boeke, J. — „Over den bouw der Gangliencellen in het centrale 
zenuwstelsel van Branchiostoma lanceolata.“  Zittingsversl. der Koninkl. 
Acad. v. Wetensch., Bd. XVI, 24. Mai 1907. 

Verf. verwendete dje neue Methode von Bielschowsky-Pollack für Unter- 
suchungen über den Bau des zentralen Nervensystems von Branchiostoma 
lanceolata. 

Die verschieden grossen Zellen des Rückenmarkes enthielten alle ein 
reichlich anastomisierendes Netz von Neurofibrillen, welches sich auch, nur 
mit etwas der Länge nach gereckten Maschen, eine gute Strecke auf die 


— 11 — 


dickeren Dendriten fortsetzte und in welches die gesonderten Fibrillen des 

Nervenfortsatzes sich auflösten. In den Rückenmarkzellen von jungen, 

aber schon völlig ausgebildeten Tieren war diese Netzzeichnung viel 

feinerer Struktur, aber derselben Dichtigkeit; es scheint also die Zahl der 

Neurofibrillen bei den älteren Tieren keine Änderung zu erleiden. Eine 

Vergleichung mit den von anderen Forschern mitgeteilten Untersuchungen 

scheint darauf hinzuweisen, dass bei den höheren Tierarten das Neuro- 

fibrillennetz eine immer feinere Ausbildung erreicht. 

Eine eigentümliche Ganglienzellenart fand sich dorsal im Rücken- 
marke, unmittelbar kaudal vom Hirnventrikel: Zellon von Bechergestalt, 
an ihrer Aussenfläche ganz mit ziemlich langen Haaren besetzt, welche 
den ganzen Raum zwischen der Zelle und einer einhüllenden Kapsel ein- 
nahmen; nur an den Austrittstellen der Dendriten und des Nervenfort- 
satzes fehlten die Haare und legte sich die Kapsel der Zelle unmittelbar 
an; diese dorsalen Zellen wurden von Joseph identifiziert mit den wahr- 
scheinlich der Lichtperzeption dienenden sogenannten Augenzellen, 
welche segmental um den Zentralkanal des ganzen Rückenmarks hindurch 
vorhanden sind; die bei den Augenzellen sich findenden oberflächlichen 
kurzen Stäbchen fehlen jedoch bei den dorsalen Zellen, bei denen Form 
und Struktur nicht mit einer möglichen Lichtfunktion übereinstimmen, 
sondern vielmehr auf irgend eine statische Bedeutung hinweisen. 

J. de Haan, Groningen. 

498. Polimanti, 0. — Contributions à lu physiologie de la larve du ver 
à sole (Bombyr mori). Arch. ital. de Biol, 1907, Bd. 47, p. 341 
bis 372. : 

Der Verf. hat den Einfluss studiert, welchen das Nervensystem auf 
die peristaltischen Bewegungen der Seidenraupe ausübt. Er konnte zeigen, 
dass eine Ligatur der Ganglienkette eine Erschlaffung und ein Flacher- 
werden der unterhalb der verletzten Stelle gelegenen Körperhälfte nach 
sich zog. Den nervösen Einfluss auf den normalen Tonus des Tieres 
konnte er noch besser dadurch nachweisen, dass die Erschlaffung nach 
hokainisierung des Rückenmarks ebenfalls eintrat. Dass die dabei auf- 
tretenden Blutverluste nicht der Grund der Erschlaffung sein konnten, 
zeigten Kontrollversuche. G. F. Nicolai, Berlin. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 


199. Straub. Walter (Pharm. Inst., Würzburg). — „Ein einfacher Apparat 
zur Unterhaltung der künstlichen Atmung an Versuchstieren.* Pflügers 
Arch., Bd. 119, p. 549, Sep. 1907. 

Die einfache Vorrichtung besteht in einem Dreiweghahn, dessen 
Zapfen durch einen Elektromotor getrieben wird. Der Zapfen trägt eine 
exzentrische Bohrung, so dass die Luft von dem Gebläse oder der Sauer- 
stoff von der Bombe her dem Tier zeitweise zustrümt, oder die Lunge 
sich nach der Atmosphäre hin entleeren kann. Die Lunge ist in */,, der 
Leit gefüllt, in ®/,, leer. Eine vorgelegte Flasche gestattet Zufuhr des Nar- 
koticums, Vorschalten von Widerständen bewirkt Variationen des Atem- 
rhythmus. (Fabrikant: Mechaniker Strohbach, Würzburg.) 

Franz Müller, Berlin. 

900. Babäk, E. (Böhm. Physiol. Inst., Prag). — „Über die funktionelle 
Anpassung der äusseren Kiemen beim Sauerstoffinangel.“  Centrbl. f, 
Physiol., 1907, Bd. 21, p. 97. 


— 192 — 


Die äusseren Kiemen der Larven von Rana fusca wachsen im 
Wasser, welches wenig Sauerstoff enthält, weit bedeutender aus als im 
Medium, welches normal durchgelüftete wird. Im mit Sauerstoff ge- 
schwängerten Wasser entwickeln sie sich demgegenüber nur unbe- 
deutend und verkümmern merklich früher als im gewöhnlichen durch- 
lüfteten Wasser. Die Larven von Rana arvalis, welche unter den üblichen 
Verhältnissen nur geringe Spuren von äusseren Kiemen aufweisen, ent- 
wickeln im ausgekochten (und überhaupt sauerstoflarmen) Wasser in 
einigen Stunden ganz auffällige Kiemen. Bei den Larven von Sala- 
mandra maculosa wird durch Sauerstoffmangel auffallendes Wachs- 
tum der äusseren Kiemen ausgelöst; es werden besonders die Kiemen- 
fäden bedeutend länger ausgebildet, wogegen sie im sauerstoff- 
gesättigten Wasser hochgradig verkümmern. Gegenüber der wachstums- 
fördernden Einwirkung des Sauerstoffmangels scheint der Kohlensäure- 
überschuss keine ähnliche Erscheinung hervorzurufen. 

‘Der Sauerstoffmangel bringt also eine ausgiebige Ver- 
grösserung der respirierenden Oberfläche zustande; dieselbe wird 
im Medium, welches mit Überschuss von Sauerstoff versehen ist, stark ver- 
kleinert. Es liegt hier also ein klares Beispiel vor von der funktionellen 
Anpassung im Sinne Roux’. Autoreferat. 


501. Babäk, E. (Physiol. Inst. d. böhm. Univ., Prag). — „O podnétu 
vybavujicim rythmus pohybu dychacich.“ (Über den die rhythmischen 
Atembewegungen auslösenden Reiz.) Časopis Lék. českých, Sept., Prag, 
1907. 

Nach den Ergebnissen der früheren Untersuchungen (vgl. Bd. Il. 
No. 1566; Bd. III, No. 331) ist der Sauerstoffmangel der eigentliche „Atem- 
reiz“ bei den Arthropoden sowie bei den Fischen (bes. den Cobitidinen). 
Bei den Amphibien findet man gewöhnlich die Angaben, dass ihre Atem- 
bewegungen von den Blutreizen vollständig unabhängig sind, in- 
‚dem man beim Sauerstoffmangel keine Dyspnoe, beim Sauerstoffüberschuss 
keine Apnoe beobachtet; man hat vor kurzem geglaubt (auf Grund einiger 
Arbeiten an Seefischen), die automatische Tätigkeit des Atemzentrums auch 
bei den Fischen leugnen zu dürfen. 

Es scheint aber, dass die Unabhängigkeit des Atemrhythmus vom 
‚Sauerstoffgehalte des Mediums, wie man dieselbe bei Fröschen sieht, erst 
sekundär zustande kam. Der Verf. konnte nämlich an verschiedenen 
‚Stadien der Froschlarven eine ungemein innige Beziehung zwischen 
dem Sauerstoffgehalte des Wassers und dem Atemrhythmus 
sicherstellen: im ausgekochten Wasser erscheint auffällige charakteristische 
Dyspnoe, im sauerstoffgesättigten Wasser Verflachung und Frequenz- 
minderung der Atembewegungen bis apnoenartige Zustände. Die meta- 
‚morphosierenden Stadien weisen selbst in sauerstoffhaltiges Wasser unter- 
getaucht starke Dyspnoe auf, denn ihre Kiemen sind verkümmert und die 
‚Lungenventilation ist ausgeschaltet. 

Bethe hat die Unbeeinflussbarkeit des Atemrhythmus der Amphibien 
durch Sauerstoffmangel auf bedeutende Widerstandsfähigkeit ihres Central- 
nervensystems überhaupt gegenüber dem Sauerstoffmangel bezogen. Diese 
Erklärung erhält durch vorliegende Untersuchungen Bestätigung; denn die 
Froschlarven sind dem Sauerstoffmangel gegenüber weit weniger 
widerstandsfähig als die ausgewachsenen Tiere, und gleichzeitig ist 
ihr Atemzentrum gegen die Oscillationen des Sauerstoffgehaltes 


— 193 — 


des Blutes ähnlich empfindlich, wie dasjenige der höheren Wirbel- 
tiere. Autoreferat. 


02. Francois-Franck, Ch. A. — „Etude de mécanique respiratoire com- 
parée. La respiration du lézard ocellé. TII.“ Soc. Biol., Bd. 63, H. 26, 
Juli 1907. 

Weitere Angaben über die Funktion der Lunge und der äusseren 
respiratorischen Organe. Besonders ist die Wirkung des Vagus unter- 
sucht. Zentrifugale Reizung eines Vagus gibt gleiche Kontraktions- 
erscheinungen, nie direkte Reizung. Die Wirkung ist doppelseitig, 
gekreuzt. Auch nach Resektion eines Vagus bleibt der muskulöse Apparat 
der entsprechenden Lunge kontraktil;: einen Monat nachher ergab zentri- 
fugale Reizung der anderseitigen Nerven gleiche Kontraktion wie vor der 
Resektion. Atropin, Pilocarpin, Amylnitrit schwächen und hemmen sodann 
die kontrahierende Wirkung der Nerven. Pincussohn. 


03. Bohr, Christian (Physiol. Inst., Kopenhagen). — „Die funktionelle 
Bedeutung des Lungenvolums in normalen und pathologischen Zu- 
stünden.“ Wien. Med. Woch., Bd. 57, p. 41, Okt. 1907. 

Unter normalen Verhältnissen nimmt die Mittelkapazität oder das 
Volumen der Lunge während der natürlichen Atmung stets reflektorisch 
ihre Einstellung den an die Lungenarbeit gestellten Forderungen gemäss 
ein, indem sie gleichzeitig mit dieser anwächst und abnimmt. Die Menge 
der Residualluft erweist sich ebenfalls als bis zu einem gewissen Grad 
von der Lungenfunktion abhängig, doch tritt diese Abhängigkeit erst dann 
hervor, wenn die Herztätigkeit infolge einer sehr angestrengten Arbeit stark 
beeinflusst worden ist. Es tritt dann eine Vermehrung der Residualluft 
ein. Diese Vermehrung der Residualluft, die Hand in Hand mit einer Ver- 
minderung der Vitalkapazität geht, ist der Ausdruck einer Reflexhemmung, 
da kein mechanisches Hindernis für die Ausatmung, noch eine Schwächung 
der Muskeln angenommen werden kann. Diese Reflexhemmung ist dadurch 
verursacht, dass die Lunge in dem Augenblicke starker Anstrengung nicht 
einmal auf ganz kurze Zeit in einer so zusammengefallenen Lage, wie sie 
der gewöhnlichen tiefsten Ausatmung entspricht, befriedigend zu fungieren 
vermag. Die forcierte Ausatmung wird dann also durch einen zwangs- 
mässigen Reflex gehemmt. Massgebend dafür ist, wie Verf. ausführt, der 
Umstand, dass der Widerstand in den Lungenkapillaren während der stark 
vermehrten Blutströmung keine Vergrösserung erträgt, ohne das Herz zu 
überanstrengen. Bei den Übergängen der physiologischen Zustände zu den 
pathologischen, also sowohl bei der akuten Lungenblähung. die nach ange- 
strengter Arbeit entsteht, obne «dass sich ein vorhergehendes Lungenleiden 
feststellen lässt, als auch bei dem kardialen und dem substanziellen Em- 
physem finden sich dieselben funktionellen Volumänderungen der Lungen- 
vermehrung, der Mittelkapazität und der Residualluft bei vermehrter Lungen- 
arbeit, die deshalb ebenfalls als eine reflektorische Einstellung der Herz- 
arbeit zu betrachten ist. Der Unterschied zwischen den physiologischen 
und pathologischen Zuständen liegt darin, dass im letzteren der zwangs- 
mässige Reflex bedeutend früher auftritt als beim ersteren. 

Zuelzer. 

SM. Demoor, J. (Inst. Solvay de Physiol., Bruxelles), — ,Role des fonc- 
kons cellulaires dans le réglage de la circulation pulmonaire.“ Arch. 
intern. d. Physiol., Bd. V, p. 26—38. Juni 1907. 


— 194 — 


Verf. hat die Wirkung des Peptons auf die aus dem Körper heraus- 
genommenen und künstlich durchbluteten Lungen studiert und gefunden. 
dass die Lungen bei Durchspülung mit einer mit Pepton versetzten 0,9": 
NaCl-Lösung, deren osmotischer Druck um ein Geringes grösser ist als der 
einer 0,9°/, NaCl-Lösung, sich aufblähen genau wie unter der Einwirkune 
einer stark hypotonischen Lösung (0,5—0,6°/, NaCl). Diese Erscheinung 
kann durch die Annahme, dass das Pepton die Permeabilität der Zellen 
schädigt, erklärt werden. Verf. weist überhaupt darauf hin, dass die Or- 
gane ihre eigene Zirkulation durch eine Reihe „nicht nervöser Reflexe“, 
durch Veränderungen in ihren Zellen regeln, die durch den Ablauf ihres 
Stoffwechsels hervorgerufen sind. H. Aron. 


505. Bannier. Alfred (Med. Klinik, Marburg). „Physiologische Studien 
am gesunden Menschen im Überdruckappar ate.“ Dissertation, Marburg, 
1906, 33 p. 

Im Uberdruckapparate verhalten sich Blutdruck, Puls, Modus und 
Schnelligkeit der Atmung — gemessen in regelmässigen Zeitintervallen bei 
gesunden Personen und einem Überdruck von 10—12 cm Wasserdruck — 
durchaus normal. Die minimalen Schwankungen, die ohne alle Gesetz- 
mässigkeit erfolgen, sind im wesentlichen durch psychische Vorgänge be- 
dingt. Fritz Loeb, München. 


506. Cousot, M. — „Note sur l'innervation respiratoire.“ Bull. de l Ac. 
Royale de Méd. de Belgique, Bd. 21, H. 6/7, Juni-Juli 1907. 

Der Vagus führt keine besonderen Fasern für Exspiration und In- 
spiration. Die Erregung der inspiratorischen Phase bewirkt augenblicklich 
Stilllegung des Atemzentrums und zway ist diese abhängig von der Zu- 
sammensetzung der Lungenluft und demnach auch von der Zusammen- 
setzung der Blutgase. Es ist nicht richtig, dass der inspiratorische und 
exspiratorische Akt durch Erregung besonderer Fasern erzeugt werden. 

Pincussohn. 
Circulation. 


507. Grawitz, Ernst, Berlin. — „Klinische Pathologie des Blutes nebst 
einer Methodik der Blutuntersuchungen und spezieller Pathologie und 
Therapie der Blutkrankheiten.“ Georg Thieme, Leipzig, 1906. Mit 
32 Fig. im Text, 6 Tafeln in Farbendruck und einer Tafel mit Mikro- 
photographien. 3. vollständig neu bearbeitete und vermehrte Auflage. 

Der wesentlichste Inhalt dieses aus seinen früheren Auflagen schon 

gut bekannten Buches ist der klinische. Seine Besprechung gehört nicht 
in den Rahmen dieser Zeitschrift. Aber gerade bei dem Kapitel der Blut- 
pathologie steht die Klinik in so innigem Connex mit der Biologie des 
Blutes im weitesten Sinne, dass dieses Buch auch von dem Nichtkliniker 
mit grossem Vorteil herangezogen werden kann. Bezüglich der Frage nach 
der Gruppierung der Leukocyten steht der Autor nicht auf dem streng 
dualistischen Standpunkte Ehrlichs, sondern nimmt keine scharfe Scheidung 
der Lymphocyten von den granulierten Zellformen an. Hieraus ergeben 
sich die wesentlichen Konsequenzen seiner ferneren Anschauungen. 

Als neu hinzugekommen sind für diese Auflage die Photogramme der 

Blutzellen im ultravioletten Licht hervorzuheben. L. Michaelis. 


508. Rautenberg (Med. Poliklin., Königsberg). — „Die Registrierung der 
Vorhofpulsalion von der Speiseröhre aus.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 
1907, Bd. 91, H. 3/4. 


— 195 — 


Die Pulsation des linken Vorhofes hat in der Speiseröhre eine Aus- 
dehnung von 4—5 cm, deren Vergrösserung in pathologischen Fällen 
konstatiert werden kann. In der normalen Kurve markiert sich die Vor- 
hofsystole (a s) als Welle, der Momant der Öffnung der Atrioventrikular- 
klappen (D) als tiefer Abfall. Im Beginn der Ventrikelsystole mischt sich 
dazwischen eine steile Welle, die „Ventrikelzacke“* (vs). Aus der Lage 
dieser Marken lässt sich die Dauer der Vorhofsystole und Ventrikelsystole 
berechnen. 

Bei Dissoziation der Vorhöfe und Ventrikel interferieren die as-Wellen 
mit den durch die Ventrikelaktion bedingten Bewegungen (vs, D). 

Die bei gut kompensierter Mitralisinsuffizienz gewonnenen Kurven 
unterscheiden sich kaum von normalen Pulsationen, so lange der Vorhof 
gut pulsiert; dagegen zeigt die Parese des Vorhofes charakteristische 
Formen. In einem Falle von Myodegeneration liess sich nach Digitalis- 
gebrauch die Erholung des Vorhofes aus dem Zustand der Parese nach- 
weisen. Weitere Details, z. B. die Formen des Vorhofpulses bei anderen 
Klappanfehlern, müssen im Original eingesehen werden. 

Autoreferat. 
- 509. Einthoven, W., Wieringa, J. H. und Snyders, E. P. — „Über einen 
dritten Herzton.“ Ned. Tijdschr. voor Geneesk., 1907, Bd. II, p. 470. 

Bei der Untersuchung der Herztône mittelst eines Snarengalvano- 
meters nahmen die Verff. bei einem jungen Manne mit im übrigen normalen 
Herztönen kurz nach dem zweiten Tone einen Extraton wahr, gerade wie 
ein solcher auch von Gibson auskultatorisch gehört und beschrieben worden 
ist, von sehr geringer Intensität und Tonhöhe; der Ton war einfach, nichi 
ein Komplex von verschiedenen Tönen, und konnte stethoskopisch nicht 
gehört werden. 

Die Meinung Gibsons, dass dieser Ton auf eine von einem Venenpuls 
herbeigeführte Vibration der Valvv. Tricuspidales beruht, konnte widerlegt 
werden ; ebensowenig konnte von einem präsystolischen Geräusche, oder 
von einer Spaltung des diastolischen Tones in Aortaton und Pulmonalton 
hier die Rede sein. Wahrscheinlich muss hier an einen zweiten diasto- 
lischen Ton der Aorta gedacht werden, hervorgerufen von der Elastizität 
der stark gespannten Aortawand. Dass der zweite und der dritte Ton 
nur an der Herzspitze gesondert gehört werden, dürfte davon herrühren, 
dass am Ostium aorticum der dritte Ton der Valvv. semilunares nicht ge- 
hört wird unter den vielen Nachschwingungen der Aortenwand, welche- 
letztere aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zur Herzspitze übertragen 
werden. 

Wahrscheinlich ist dieser dritte Ton also nicht ein Ausdruck patho- 
logischer Verhältnisse, sondern er kommt an allen normalen Herzen vor, 
nur dass er fast nie stethoskopisch und auch nur selten mittelst des 
Snarengalvanometers wahrgenommen werden kann infolge seiner geringen 
Intensität, J. de Haan, Groningen. 


510. Babäk, E. und Boucek, B. (Physiol. Inst. d. böhm. Univ., Prag). — 
„Uber die ontogenetische Entwickelung der chronotropen Vaguserin- 
wirkung.“ Centralbl. f. Physiol., 1907, Bd. XXI, p. 513. 

Die negativ chronotrope Vaguseinwirkung ist sowohl bei direkter als 
auch bei reflektorischer Reizung (von den Eingeweiden, bes. von der Ver- 
dauungsröhre aus) bei Rana esculenta leichter und regelmässiger erzielbar 
als bei Rana fusca. Die Froschlarven besitzen insgesamt niedrigere 


— 1% — 


Stufen der Entwickelung der negativ chronotropen Vagusein- 
wirkung als die ausgewachsenen Tiere. Bei jungen Stadien von 
Rana fusca lässt sich überhaupt keine Herzhemmung sicherstellen; später 
ist dieselbe direkt leichter auslösbar als reflektorisch, aber selbst bei jungen 
Fröschchen wird sie oft vermisst; bei jungen Stadien von Rana esculenta 
wird sie schon, obzwar selten, angetroffen, bei späteren Stadien immer regel- 
mässiger, bei fortgeschrittener Metamorphose ohne Ausnahme Im ganzen 
wird beobachtet, dass sich die reflektorische Hemmung merklich 
später einstellt, nachdem vom Kopfmarke aus die Frequenz- 
hemmung schon leicht erzielbar ist. 

Andere Fälle von der Entwickelung der chronotopen Vaguseinwirkung 
während der Ontogenie sind bisher — mit solcher Deutlichkeit — nicht 
bekannt. Es wird vielleicht lehrreich sein, die Physiologie (und Pharma- 
kologie) des Froschlarvenherzens eingehend durchzuarbeiten. 

Was die niedersten Wirbeltiere betrifft, welche in der Entwickelung 
der kardioregulatorischen Nerven gleichsam ein phylogenetisches Gegen- 
stück zu der von den Autoren sichergestellten ontogenetischen Ent- 
wickelung bei den Anuren bilden könnten, hat bei Marsipobranchien 
(Cyclostomen) Greene angegeben, dass bei Polistotrema stouti keine 
negativ chronotrope Vaguswirkung zu beobachten ist; dies wurde durch 
Carlson an Bdellostoma dombeyi bestätigt; derselbe fand, dass ebenfalls 
Entosphenus tridentatus keine herzregulatorischen Nerven besıtzt, wogegen 
Ichthymyzon castaneus und concolor sowohl positiv als auch negativ chro- 
notrope Nerveneinwirkungen aufweisen. Da er aber von Entosphenus 
larvale Stadien, von Ichthymyzon ausgewachsene Tiere besass, und 
da bei den Versuchen an Polistotrema (Boellostoma) keine Angaben über 
das Alter der Tiere zu finden sind, ist es nicht ausgeschlossen, dass sich 
nur die ganz jungen Entwickelungsstadien der niedersten Wirbeltiere (ähn- 
lich wie diejenigen der Anuren) durch die Abwesenheit der negativ 
chronotropen Vaguseinwirkung auszeichnen. Für die Zukunft müssen die 
Experimentatoren das Alter der Tiere beachten. Autoreferat. 


511. Seitz, Karl (Phys. Inst. Giessen). — „Der periodische Wechsel der 
Erregbarkeit des Herzmuskels.“ Dissertation, Giessen, 1906, 47 p. 
Zu einem kurzen Referat ist die Arbeit nicht geeignet. 
Fritz Loeb, München. 
512. Burnett, T. C. (Physiol. Lab., Univ. of California). — „Can sea 
water maintain the beat of the heart of fresh water animals.“ Biol. 
Bull.. Bd. XIIL, p. 203—210, Sept. 1907. 

Stücke der Kammer des Schildkrötenherzens leben ebenso lange in 
isotonischem Seewasser wie in Ringerscher Lösung. Das gleiche gilt von 
dem ganzen Herzen. Nach „NaCl-Stillstand“ erholt sich das Herz ebenso- 
wohl in isotonischem Seewasser als in Ringerscher Lösung. B.-0. 


513. Kraus. F. und Nicolai, H., Berlin. — „Das Elektrodiagramm des 
gesunden und kranken Herzens.“ Berl. Klin. Woch., H. 25/26, Juni 
1907. = 

Das Herz besitzt wie alle Muskeln auch einen Aktionsstrom, den 

Nicolai nicht nur am freigelegten Tierherzen, sondern mittelst des Einthoven- 

Seitengalvanometers auch in situ gemessen hat. Ir erhielt für . den 

Aktionsstrom des Herzens eine Kurve mit 3 Zacken, einer Vorhofszacke 

und 2 Ventrikelzacken, von denen die erste steil, die zweite stumpfer ist. 


— 197 — 


Am freigelegten schlagenden Herzen zeigt es sich, dass tatsächlich die 
erste Zacke der Erregung des Vorhofs, die andern der der Kammern ent- 
sprechen. 

Analog wie beim Tier hat das Menschendiagramm die 3 Zacken: die 
erste Ventrikelzacke nennt Kraus instantanes Moment der Kammerzacke, 
die zweite stumpfe Zacke zweiten Teil des Kammerdiagramms. Letztere 
haben besonders gesunde Herzen, die bei vermehrter Arbeit nicht mit Zu- 
nahme der Pulsfrequenz, sondern mit Zunahme des Schlagvolumens rea- 
gieren. 

Bei gesunden Frauen ist das Diagramm ähnlich, der zweite Teil nur 
nicht so hoch. Bei Kindern und manchen Frauen zeigt das instantane 
Moment eine negative Phase, d. h. der absteigende Schenkel geht unter 
die Abszissenachse der Kurve. Besonders deutlich ist dies bei Hypertrophie 
des linken Ventrikels. Bei einer andern Gruppe von Hypertrophien ver- 
laufen beide Schenkel dieser Zacke flacher als normal. Bei Kindern und 
nervösen Herzen findet man dies, ohne dass man klinisch eine Hypertrophie 
nachweisen kann. Bei schweren organischen Fehlern verschwindet der: 
ıweite Teil des Kammerdiagramms. Bei Myocarditis und Arhythmien zer- 
splittert das ganze Diagramm, doch bleiben Kammer- und Vorhotszacken 
stets erkennbar. W. Wolff. 


l4. Fauconnier, Henri, Liège. — ,Sur l'onde de contraction de la 
systole ventriculaire.“ Arch. internat. de Physiol., 1907, Bd. V, p. 122. 
Aus Hundeversuchen, bei denen der Verf. die Bewegung verschiedener 
Herzteile graphisch verzeichnete, schliesst er, dass der linke Ventrikel sich 
nicht gleichzeitig an allen Stellen kontrahiert, sondern dass die Zusammen- 
ziehung der Basis der der Spitze vorausgeht. Wenn man aber eine Extra- 
systole durch Erregung einer beliebigen Stelle der Ventrikeloberfläche her- 
vorruft, dann entsteht eine Welle, welche an diesem Punkte ihren Ausgang 

nimmt, um sich von hier aus nach allen Seiten auszubreiten. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


olö. Buttermilch, W., Berlin, — „Puls und Blutdruck bei Säuglingen.“ 
Ber. d. Tag. der dtsch. Ges. f. Kinderheilk., Dresden, 1907; nach Ref. 
im Jahrb. f. Kinderheilk.. Bd. 66, p. 465, Okt. 1907. 
Untersuchungen mit Hilfe des Gärtnerschen Tonometers. Blutdruck 
bei gesunden Säuglingen im 1. Lebenshalbjahr durchschnittlich 80 mm, im 
2. Lebenshalbjahr 85 mm. Der Blutdruck ist von der Pulsfrequenz unab- 
hängig. Nennenswerte Differenzen zwischen rechter und linker Hand waren 
nicht zu konstatieren. Frühgeburten haben einen geringeren Blutdruck : 
während des Säugeaktes ist er erhöht, im Fieber nicht immer. Der Blut- 
druck ist ferner erhöht bei steigender Herzkraft, Pneumonien (namentlich 
mit Atemnot), Meningitis, Eiterretentionen. Bronchitis und Tuberkulose üben 
hingegen keinen merklichen Einfluss auf ihn aus. Bei angeborenem Herz- 
fehler wurde subnormaler Blutdruck gefunden. Kochsalzinfusionen, kühle 
Bäder und Übergiessungen, heisse Bäder erhöhen, Antipyretica und Chloral- 
hydrat erniedrigen den Blutdruck. Stauungsumschläge pflegen ihn wenig 
zu beeinflussen. W. Wolff. 


016. Sollmann, T., Brown, E. D. und Williams, \W. W. (Pharmakol. Lab,, 
Western Res. Univ). — „The acute effects of gastrie and peritomeal 


— 198 — 


cauterization and ırrıtation on the blood pressure and respiration.“ 
Amer. Journ. of Physiol., Bd. XX, p. 14—80, Okt. 1907. 

Bei narkotisierten Tieren verursachte die milde sowie starke Reizung 
der Magenfiäche und des Bauchfelles keine plötzlichen Reflexwirkungen auf 
den Blutdruck und die Atmung. Wenn vorhanden, war die Reaktion ge- 
wöhnlich gering und eine Erniedrigung des Druckes erschien ebenso _ oft 
wie eine Erhöhung. B.-0O. 


517. Joseph, D. R. (Physiol. Lab., St. Louis Univ... — „Further investi- 
gation upon the influence of organ extracts of cold-blooded animals on 
the blood-pressure.“ Journ. of exp. Med., Bd. IX, p. 606—623. Sept. 
1907. 

Ein Extrakt der Testes des Haifisches verursachten eine Erniedrigung 
des Blutdruckes, wenn intravenös eingeführt. Geringe Gaben genügten. 
Es tritt eine Gefässerweiterung auf, welche durch wiederholte Gaben ab- 
geschwächt wird. Fortgesetztes Kochen des Extraktes zerstört die gefäss- 
erweiternde Wirkung und lässt seine verengernden Eigenschaften mehr zum 
Vorschein kommen. 

Obgleich letzterer Bestandteil dialysiert werden kann, können die er- 
weiternden und verengernden Körper dennoch nicht getrennt erhalten werden. 
Durch Alkohol und Kochsalzlösung liess sich auch keine Trennung dieser 
Bestandteile erzielen. 

Nach Durchschneidung der Vagi nahm der Blutdruck weit schneller 
seinen normalen Wert an. B.-0. 


518. Weigert, Kurt (Innere Abt., Stadtkrankenhaus Johannstadt, Dresden). 
— „Das Verhalten des arteriellen Blutdrucks bei den akuten Infektions- 
krankheiten.“ Dissertation, Leipzig, 1907, 44 p. 

Bei den akuten Infektionskrankheiten ist der Blutdruck fast aus- 
nahmslos vermindert, nur während der Eruption bei den exanthematischen 
Krankheiten scheint Drucksteigerung vorzukommen. 

Fritz Loeb, München. 

519. Huchard, H. Amblard, L. (Hospital Necker). — „Crises d’hyper- 
tension artérielle au cours de la dothiénentérie. Leur valeur pro- 
gnostique.“ Revue de Méd., Bd. 27, H. 7, Juli 1907. 

Die Verff. haben beobachtet, dass wenn, im Verlaufe des Typhus 
eine plötzliche Zunahme des (hier an sich niedrigen) Blutdruckes (Steigerung 
auf etwa 160—170 mm Hg) auftritt, dies von schlechter prognostischer 
Bedeutung ist; es trat unmittelbar darnach regelmässig eine schwere 
Komplikation (Hämorrhagie, Darmperforation) auf. Die arterielle Druck- 
steigerung bedingt stets einen (mesosystolischem) Gallopprhythmus am 
Herzen nach dem Schema ----. Zuelzer. 


520. Zografidi, Stef. (Marine royale Hellenique). — „Contribution a Tetude 
des accidents de décompression chez les plongeurs à Scaphaedre.“ Revue 
de Méd., Bd. 27, H. 2, Feb. 1907. 

Verf. hat 260 Fälle von Taucherkranheit beobachtet. Er unterscheidet 

3 Formen: die feudroyante Form mit unmittelbarem Tod; die akute Form, 

die in Tod oder in die chronische Form mit Hinterlassung der typischen 

Myelitis ausgehen kann und die leichte, vorübergehende Form. Die Krank- 

heit, welche durch zu plötzliches Nachlassen des Druckes entsteht, hat 

zur Ursache den Lufteintritt in das Blut. Der chronische spastische Zustand 


— 199 — 


entsteht durch Bindegewebszerreissungen im Rückenmark und sekundäre 
Narben. 

Der Sauerstoff hat als Heilmittel die in ihn gesetzten Erwartungen 
nicht erfüllt. Die einzige Behandlung ist zurzeit die Prophylaxe. 

Das Leben kann trotz Anwesenheit von Luft im Blut mehrere Tage 
erhalten bleiben. Zuelzer. 


521. Steinhaus, Jules (Inst. Solvay de Physiol., Bruxelles). — , Les rela- 
tions entre la fréquence du pouls et la durée totale de la révolution 
sanguine chez le chien.“ Arch. intern. de Physiol., 1907, Bd. V, p. 237. 

Der Verf. hat die Umlaufszeit des Blutes bei Hunden nach der 

Methode von Stewart bestimmt und den Einfluss untersucht, den die 

Frequenzänderung des Herzschlages, die er durch Vagusdurchschneidung 

erzielte, hervorrief. Er fand dabei, dass, nachdem infolge des wegfallenden 

Vagustonus die Frequenz gestiegen war, auch die Umlaufsgeschwindigkeit 

im allgemeinen im Anfang vermehrt wird, dann aber allmählich sinkt, weil 

die einzelnen Herzschläge gleichzeitig schwächer werden, so dass es zu 

einem Stadium kommt, in dem die Umlaufszeit gleich der ursprünglichen 
ist, später wird sie sogar länger. Bei schwachen Hunden, bei denen. das 

Herz schnell schlecht wird, kann das zweite oder auch das dritte Stadium 

gleich von Anfang an auftreten. Hiermit glaubt Verf. die widersprechenden 

Angaben in der Literatur von Hering, Volkmann und Bernstein in einheit- 

licher Weise erklären zu können. G. F. Nicolai, Berlin. 


522. Janowski, W. (Kindlein Jesu-Hosp., Warschau). — „Über minimale 
Schwankungen der Dauer einzelner Pulswellen ın normalen und patho- 
logischen Zuständen.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 91, H. 3/4, 
Sept. 1907. 

Verf. hat an einigen hundert Personen, gesunden und kranken, mittelst 
des Jaquetschen Sphygmographen Pulskurven aufgenommen und die Dauer 
der ganzen Welle, die Dauer des aufsteigenden sowie des absteigenden 
Teiles gemessen. Er fand die grössten Schwankungen der Dauer einzelner 
ganzer Pulswellen bei Gesunden; gleich mit diesen standen Kranke mit 
normalem Pulse und erst später der Reihe nach Nierenkranke mit ge- 
spanntem Pulse, Arteriosklerotiker mit gespanntem Pulse, fiebernde Kranke 
mit dikrotem Pulse usw. Die kleinsten Schwankungen der Dauer einzelner 
Pulswellen kommen bei Kranken mit leichten Kompensationsstörungen und 
bei fiebernden Personen mit hypodikrotem Pulse vor. 

Die Schwankungen in der Dauer der einzelnen Pulswellen entbehren 
jedenfalls praktischer Bedeutung, da die grössten nicht '/, Sekunde über- 
treffen. Auch beim pulsus inaequalis — der nur ungleich in bezug auf 
die Wellenhöhe ist — waren die Schwankungen nicht häufiger oder grösser 
als in der Norm. Zuelzer. 


523. Polimanti, Osv., Rome. — „Sur quelques phénomènes observés en 
soumettant plusieurs parties du soeur à différentes températures.“ 
Journ. de physiol. de pathol. gen., Bd. IX, H. 5, Sept. 1905. 

Wenn man einerseits den Sinus und das Herzohr des Schildkröten- 
herzens erwärmt, und anderseits die Atrioventrikularfurche und den Ven- 
trikel abkühlt, so kann man Ventrikelextrasystolen ganz unabhängig von 
dem Verhältnis des Ventrikelvorhofrhythmus erzeugen; ja man kann eine 
richtige extrasystolische Allorhythmie hervorrufen. 


en ZW a 


Bezüglich des speziellen Charakters der Ventrikelextrasystolen muss 
auf das Original verwiesen werden. Zuelzer. 


524. Corschmann. Hans (Med. Klin.. Tübingen. — „Schmere und Blat- 
druck. (Klinische Untersuchungen.)“ Münch. Med. Woch., H. 42, 
Okt. 1907. 

Verf. fand, dass äussere Schmerzreize bei Gesunden und Kranken 
mit normalem Hautgefühl eine den systolischen Blutdruck steigernde, weit 
seltener ihn ebenso deutlich herabsetzende Wirkung haben. Bei organischen 
sowohl wie bei hysterischen Störungen des Hautgefühls hingegen blieb bei 
Reizung analgetischer Stellen eine Einwirkung auf den Blutdruck aus. 
Die Tatsache des gleichen Verhaltens der organischen und hysterischen 
Anästhesien führt Verf. als Beweis für die Reellität der hysterischen Gefühls- 
störungen an. Bei Krisen der Tabiker und Bleikoliken, fand Verf. auf- 
fallende Blutdrucksteigerung, die mit dem Anfall kam und mit seinem Ab- 
klingen ebenfalls abklang. Bei anderen abdominellen Schmerzen, Ulcus 
und Carcinoma ventriculi, Cholelithiasis, sowie bei neuralgisch oder radikulär 
bedingten Schmerzen der unteren Rumpfhälfte hingegen war stets nur sehr 
geringe Steigerung des Blutdrucks vorhanden. Verf. misst der Methode 
einen hohen, differentialdiagnostischen Wert bei. W. Wolff. 


525. Frédérieq, Léon (Inst. de Physiol., Liege). — „La seconde ondu- 
lation positive (première ondulation systolique) du pouls veineur 
physiologique chez le chien.“ Arch. internat. de Physiol., 1907, Bd. V. 
p. 1. 

Verf. hat die zweite positive Erhebung des Venenpulses untersucht, 
welche die Kliniker im allgemeinen für eine mitgeteilte Bewegung vom 
-Garotispuls aus halten. Er selbst konnte dann zeigen, dass diese zweite 
Erhebung auch unter Umständen bestehen bleibt, unter denen das Zustande- 
kommen einer Übertragung der arteriellen Welle unmöglich ist. Er zeigt 
dann weiter, dass diese zweite Erhebung mit dem Anfang der Ventrikel- 
systole zusammenfällt und auftritt, ehe die Spannungszeit zu Ende ist, 
ehe also auch nur ein Tropfen Blut in die Aorta hineingeworfen ist. Wenn 
von klinischer Seite angegeben ist, dass diese Erhebung mit der Carotis- 
welle zeitlich zusammentreffe, so sei dies zwar richtig, aber es handele 
sich nur um ein zufälliges Zusammentreffen, das dadurch bedingt sei, dass 
die in Wirklichkeit später entstehende arterielle Welle sich mit grösserer 
Geschwindigkeit (6—8 m p. sec.) fortpflanzt als die venöse Welle (2 m 
p. sec.) Am Halse, wo der Venenpuls ja meist aufgenommen wird, habe 
die arterielle Welle die venöse so weit überholt, dass die primäre arterielle 
Erhebung gerade mit der sekundären venösen zusammenfällt.e. Daher rühre 
die Verwechselung; er selbst glaubt, diese Erhebung hänge irgendwie 
mit der Tricuspidalklappe zusanımen und hält es für am wahrscheinlichsten, 
dass sie der plötzlichen Schliessung dieser Klappe ihre Entstehung ver- 
‚dankt. G. F. Nicolai, Berlin. 


526. v. David, C. (Physiol. Inst., Graz). — „Über optische Einstellungsbilder 

kreisförmiger Erythrocyten.“ Arch. f. mikr. Anat., 1907, Bd. 71, H. 1. 

Verf. hält die Napfformen menschlicher Erythrocyten für Einstellungs- 

bilder von bikonkaven Formen. Er sucht seine Ansicht durch Photographien 
eines geeigneten Glasmodells in verschiedener Lage zu demonstrieren. 
W. Berg, Straßburg. 


— 201 == 


524. Lifschitz, A. J. (Pharmak. Lab. d. militärmed. Akad. in Petersburg). 
— „Über die Wirkung des Digitalin, Cotfein und des Alkohols auf 
das isolierte Herz bei verschiedener Temperatur.“ Diss., 1907. Vgl. 
Bioch. C., Bd. VII, No. 123. 


528. Schneider, N. (Med. Klin., Lemberg). — „Über das Verhalten des 
Blutes im Verlauf einer kruppösen Pneumonie bei einem Kranken 
mit Polycythaemia myelopathica, bei welchem die Milz früher exstirpiert 
wurde* Wiener Klin. Woch., 1907, No. 27. 

Über den Fall, an welchem die hier mitgeteilten interessanten Beob- 
achtungen gemacht wurden, hat Verf. schon früher ausführlich berichtet 
(Wiener Kiin. Woch., 1907, No. 14). Es sei erwähnt, dass bald nach der 
Milzexstirpation die Leukocytenzahl 15000 betrug. Am Vormittage des 
Tages nun, an welchem nachmittags die Pneumonie begann, wurden 70000 
gezählt, abends 65750 und es sanken dann die Lenkocyten stufenweise bis 
zum Tage der Krise auf 8000. Dann stiegen sie allmählich wieder, waren 
vier Tage später bereits 33400 und blieben auf dieser Höhe bis zu dem 
vier Monate später erfolgenden Tode. Dieses von der Norm bei Pneu- 
monie abweichende Verhalten der Leukocyten führt Verf. auf die Knochen- 
markerkrankung zurück. Auffällig und ebenso auf letztere zurückzuführen 

war das Auftreten zahlreicher Normoblasten; an einem Tage kamen auf 

510 Leukocyten 65 Normoblasten, an einem andern auf 700 Leukocyten 223 

und an einem dritten auf 544 Leukocyten 264 Normoblusten (Blutkrise). 

Hans Hirschfeld, Berlin. 

329. Jolly, J. (Lab. d’histol. du Coll. de France). — ,, Recherches sur la 
formation des globules rouges des Mammiferes.“ Arch. d Anat. micr., 
1907, Bd. IX, H. 1. 

Das rote Blutkörperchen ist eine Zelle, deren Kern verschwunden ist. 

Im Laufe der Embryonalentwickelung existieren zwei Generationen 
von Hämatoblasten. Die erste entsteht gleichzeitig mit der Bildung der 
Gefässe, die zweite mit der Ausbildung der hämatopoëtischen Organe, 
letztere Generation ist die Vorstufe für die bleibenden roten Blutkörperchen. 
Sie teilen sich zunächst mitotisch in kleinere kernhaltige Elemente, die 
sich mit Hämoglobin beladen und die Grösse der definitiven roten Blut- 
körperchen haben. Von einem gewissen Augenblick ab verschwindet der 
kern durch Pyknose bis auf ein kleines stark basophiles Kügelchen. 
Dieses wird im ganzen oder in Teilen ausgestossen. 

Bei Ziegen- und Schafembryonen von 18—35 cm kann man freie 
und von Phagocyten gefressene Kerne in grosser Menge im Knochenmark 
nachweisen. 

Die in pathologischen Zuständen (Aderlass) auftretenden kernhaltigen 
roten Blutkörperchen sind ein normales Vorkommen beim Neugeborenen, 
manchmal auch beim heranwachsenden Individuum. 

Beim Neugeborenen gibt es ausser kernhaltigen roten Blutkörperchen 
soiche, welche färbbare Körner wechselnder Grösse enthalten. Diese sind 
Kernreste. Dieselben Bilder findet man schon beim Embryo. 

Bei Ratte und Schwein, welche bei der Geburt im Blute noch viele 
kernhaltige rote Blutkörperchen haben, finden sich öfters rote Blutkörperchen, 
deren Kern Pyknose und Fragmentation, Chromolyse und Karyorexis zeigt. 

Karyorexis (Fragmentation ohne Volumenverminderung und Ausstessun; g) 
ist ein pathologisches Phänomen. 

Die durch Neutralrot nachweisbaren Granulationen sind meist Kunst- 


— 202 — 


produkte. Für die basophilen Granulationen ist Abkunft vom Kerne nicht 
nachgewiesen. 

Die Verwandlung des Basichromatins in Oxychromatin wird meist 
durch das Zugrundegehen des Kernes überholt. 

W. Berg, Strassburg. 
530. Shattock, S. G. and Dudgeon, L. S. — „Fatty degeneration of the 
blood.“ Proc. Roy. Soc., 1907, Bd. 79, p. 427—439. 

Durch Scharlachfärbung von in Formaldampf fixierten Blutfilm- 
präparaten haben Verff. in einer Anzahl von Fällen das Vorhandensein einer 
fettigen Degeneration des Blutes feststellen können. Nur die feingranulierten, 
polymorphen Leukocyten enthielten Fett: in Lymphocyten wurde niemals 
Fett gefunden. In Myelämie wurde auch in den Myelocyten Fett beobachtet. 

Die Fälle, in welchen eine fettige Degeneration des Blutes beobachtet 
wurden, lassen sich in zwei Gruppen teilen: Toxämien und Anämien. 

In einer Anzahl solcher Zustände (z. B. Diphtherie, perniciöse Anämie, 
Meningitis usw.) wurde jedoch nicht eine wahre fettige Entartung gefunden, 
sondern eine diesem Zustand verwandte Erscheinung, welche von den Verff. 
„Scharlachgranulier&ung“* genannt wird. Nach einer eingehenden Diskussion 
dieser Beobachtung kommen Verff. zum Schluss, dass dieselbe mit anderen 
bekannten Erscheinungen nicht identisch ist. Eine Erklärung für diese 
Granulierung kann vorläufig nicht gegeben werden. Cramer. 


531. Güthig, K. — „Ein Beitrag zur Morphologie des Schwerneblutes.” 
Arch. f. mikr. Med., 1907, Bd. 70, H. 4. 

Unter Ferkeln und jungen Schweinen finden sich hinsichtlich der 
Zusammensetzung des Blutes zwei Gruppen. 

Die erste zeigt hohe Zahlen für Erythrocyten, keine oder spärliche 
Normoblasten im kreisenden Blute, hohe Leukocytenzahl und verhältnis- 
mässig viel Blutmastzellen und Eosinophile. 

Die zweite Gruppe (Repräsentanten einer häufig vorkommenden Arämie) 
haben reichlich Normoblasten, herabgesetzte Zahl von Erythrocyten. Die 
Zahl der Leukocyten ist niedriger, Mastzellen und Eosinophile sind spärlich 
vorhanden, 

Im normalen Schweineblut finden sich Normocyten, Normoblasten. 
polymorphkernige und polynukläre Neutrophile, Eosinophile und Mastzellen, 
kleine und mittelgrosse Lymphocyten, grosse einkernige Zellen Ehrlichs 
und Übergangsformen. 

Die Erythrocyten zeigen starke Grössendifferenzen, färben sich akro- 
chromatisch und bilden niemals Geldrollen. 

Die polymorphkernigen Neutrophilen bilden die Hauptmasse der 
weissen Zellen. Ihre Granula sind zarter als die entsprechenden beim 
Menschen. Der Kern ist meist stark gelappt. Das Protoplasma färbt sich 
mit Eosin, nicht mit Methylenblau. | 

Die Eosinophilen sind nur zu einigen Prozenten vorhanden. Die 
Granula der Mastzellen sind etwas kleiner als die der Eosinophilen. Die 
Mehrzahl der Lymphocyten sind etwas grösser als die Erythrocyten. Große 
Lymphocyten sind im kreisenden Blut selten. 

Im Knochenmark entstehen Granulocyten (in der Stammzelle nimmt 
die Basophilie des Protoplasmas ab, es kommt zum Auftreten von neu- 
trophilen, eosinophilen, basophilen Granulis) und kleine Lymphocyten (aus 
den ersten Lymphocytenstammzellen) nebeneinander. In der Milz prävalieren 
die Lymphocyten, diese allein finden sich in den Lymphknoten und lympha- 
venoiden Geweben. 


Daneben sind in den adenoiden Geweben in Lymphknoten. Hämo- 
Irmphknoten Leber und Milz „histiogene“ einkernige Zellen vorhanden. 

In den Hämolymphknoten werden nicht nur Erythrocyten zerstört; 
in rei Fällen fanden sich unzweifelhaft germinative Zentren für rote und 
neutrophilgranulierte Zellen. 

Die prozentuale Zusammensetzung der Zellen ist konstant, aber leicht 
zu stören. W. Berg, Strassburg. 


932. Crouzon, 0. et Soubies, J. — „Influence «de la pression, de la 
temperature et de l'état hygrométrique de l'air sur l’hyperglobulie 
périphérique pendant les ascensions en ballon.“ Soc. biol., Bd. 63, 
p. 313, 18. Okt. 1907. 

Während einer Ballonfahrt zeigte sich, dass von den mitgenommenen 
Meerschweinchen nur bei dem in einem offenen Käfig befindlichen und 
dem, dessen Käfigatmosphäre künstlich feucht gehalten wurde, eine deut- 
liche Vermehrung der Zahl der roten Blutkörperchen zu konstatieren war. 
während bei anderen, welche künstlich warm oder trocken gehalten wurden, 
kein deutlicher Einfluss des Aufstieges zu bemerken war. Th. A. Maass. 


333. Mironescu, Th., Bukarest. — „Experimentelle Läsionen der Aorta 
bei Kaninchen, hervorgerufen durch Adrenaltineinspritzungen.* Romänia 
medicala, No. 7, 1907. 

Der Verf, hat junge Kaninchen im Gewichte von 1200—1800 g be- 
nützt, welchen er im Verlaufe von 25—30 Tagen 3—4 intravenöse Ein- 
spitzungen von 2,5—2,8 em? Adrenalinlösung 1°), gemacht hatte. Bei 
der Sektion zeigte die Aorta der Versuchstiere, bei Färbung mit Hämatoxy- 
Iin-Eosin, eine Verdickung der Intima mit Proliferierung der Zellen und zahl- 
richen Fibroblasten, Veränderungen, denen eine Ähnlichkeit mit der 
menschlichen Arteriosklerose nicht abgeleugnet werden kann. An manchen 
Stellen erschienen die elastischen Fasern wie gerissen, die Muskelfasern 
nekrotisch und oft kalkig infiltriert, auch aneurysmatische Ausbuchtungen 
der Intima gehörten nicht zu den Seltenheiten. Diese Veränderungen 
kommen sonst bei Kaninchen nicht vor, wie dies Verf. in mehr als 300 Sektionen 
feststellen konnte und man kann daher sagen, dass das Adrenalin die Ur- 
sache derselben ist. Wenn also andere Forscher zu abweichenden Resul- 
taten gelangt sind, so kann dies nur auf die geringe Anzahl von Ver- 
suchen und auf spezielle Umstände derselben zurückgeführt werden. 

E. Toff, Braila. 

534. Soprana, F. — „Recherches ultérieures sur la dégénéresrence des 
centres nerveux des pigeons à la suite de lésions des canaux demi- 
circulaires,“ Arch. ital. de Biol., 1907, Bd. 47, p. 303. 

Der Verf. hat neuerdings Verletzungen des peripheren Vestibularis 
\eurons an Tauben ausgeführt und ausser den schon beschriebenen 
Iwgenerationen im Rückenmark und Kleinhirn eine Degeneration sehr zahl- 
reicher Fasern beobachtet, die hauptsächlich in der Region des Mittelhirns 
verlaufen und von denen der Verf. meint, dass sie einen grossen Teil der 
zentralen Vestibularisbahnen bilden. Als Teile des terminalen Vestibulares- 
kerns verlaufen sie als innere und äussere Fibrae areiformes in der Fuss- 
abteilung des Mittelhirns. Von dort wenden sie sich dorsolateralwärts, 
durchdringen das Dach des Mittelhirns, verlaufen durchs Zwischenhirn und 
enden in der Hirnbasis im Linsenkern. Aber nicht alle Bahnen sind gleich 
lang, einige laufen nur bis zu dem Dach, einige enden in der Deecussatio 
Ssupraeinfundibularis, und ein kleines Bündel scheint auch zum Grosshirn zu 
verlaufen, G. F. Nicolai. Berlin. 


— 204 — 


Verdauung. 
835. Carlson, A. J., Greer, J. R. und Becht, F. C. (Physiol. Lab., Univ. 
of Chicago). — „The relation between the blood supply to the sub- 


maxillary gland and the character of the chorda and sympathetic: 
saliva in the dog and the cal.“ Amer. Journ. of Physiol., Bd. XX, 
p. 180—205, Okt. 1907. 

Es wurde gefunden, dass die Verringerung des Sauerstoffes durch. 
Unterbindung der Arterie oder Vene der Hundsubmaxillaris die Menge 
des Chordaspeichels erniedrigt und ihren Gehalt an organischen Bestand- 
teilen erhöht. So kann es geschehen, dass der Chordaspeichel ebenso reich 
oder reicher an organischem Material ist als der Sympathicusspeichel. Es 
besteht ein direktes Verhältnis zwischen dem Grade des Sauerstoffma ngels 
und obigen Veränderungen, 

Der Sympathicusspeichel zeigt während Sauerstoffmangel einen 
grösseren Reichtum an organischem Material als der normale Sympathicus- 
oder Chordaspeichel. 

Diese Unterschiede beruhen auf der Verringerung der Absonderung von 
Wasser und Salzen und nicht auf einer erhöhten Ausscheidung von orga- 
nischen Substanzen. B.-0. 


536. Roeder, H., Berlin. — „Experimentelle Untersuchungen zur Patho- 
genese der Salivatıon.* Ber. d. Tag. der dtsch. Ges. f. Kinderheik.. 
Dresden, 1907: nach Autoref. im Jahrb. f. Kinderheilk., Bd. 66, p. 417. 
Okt. 1907. 

An Hunden mit Speicheldrüsenfisteln wurden vom unteren Abschnitte 
des Darmkanals sowie von der Magen- und Ösophagusschleimhaut mecha- 
nische, chemische und elektrische Reizangen ausgeübt. Nur die Anwendung 
starker Reize veranlasste Speichelfluss unter gleichzeitig einsetzenden 
ructusartigen Würgebewegungen. Nach der Ausführung einer Üsophago- 
tomie vermochten die gleichartigen Reizversuche wohl noch die Würge- 
bewegungen zustande zu bringen, aber nicht mehr die Speichelsekretion 
anzuregen. Verf. nimmt an, dass reine Reflexwirkung als Ursache 
für die Entstehung des Speichelflusses nicht in Betracht kommt, sondern 
dass diese Reize die normalerweise bestehende Wandströmung vom Magen 
zur Mundhöhle steigern und durch den Reiz des vermehrten Flüssigkeits- 
stromes auf die nervösen Endapparate der Speicheldrüsen die Sekretion 
herbeiführen. Verf. kommt daher zu dem Schluss, dass auch die bei den 
Verdauungskrankheiten der Kinder beobachtete Salivation nicht durch reine 
Reflexwirkung vom Intestinaltrektus oder durch funktionelle Störung inner- 
halb der Speicheldrüsen zustande kommt, sondern durch den unter patholo- 
gischen Verhältnissen vermehrten aufsteigenden Flüssigkeitsstrom vom 


Magen zur Mundhöhle. W. Wolff. 
537. Gött, Theodor. — „Die Speichelkörperchen.“ Dissertation, München. 
1907. 


Die Speichelkörperchen stammen aus den adenoiden Geweben der 
Tonsillen und der Zungenbalgdrüsen. Aus diesen Organen wandern sie 
als kleine, einkernige Lymphocyten aktiv aus und gelangen durchs Epithel 
der Mundhöhle in den Speichel. Sobald sie mit diesem in Berührung 
kommen, beginnen sie sich zu verändern, ihr Protoplasma quillt langsam 
auf und füllt sich mit kleinen Körnern an, welche denen der neutrophilen 
Leukocyten zu entsprechen scheinen: ihr bisher einfacher Kern zerfällt in 


— 205 — 


ıwei oder mehr kugelförmige Kerne, so dass schliesslich eine Zellform 
resultiert, welche einem gewöhnlichen polymorphkernigen Leukocyten sehr 
gleicht und bisher auch als solcher betrachtet wurde. Dass auch echte 
polymorphkernige neutrophile Leukocyten in den Speichel übergehen, kann 
nicht ausgeschlossen werden. Sicher ist aber, dass die aus den adenoiden 
Organen stammenden Lymphocyten sich als Speichelkörperchen zu leuko- 
eytenartigen Formen umbilden, ein Prozess, der auf einer durch den 
Speichel veranlassten Degeneration beruht. Sicher ist auch, dass zurzeit 
keine histologische Beobachtung zur Annahme berechtigt, dass die grosse 
Zahl der Speichelkörperchen in der Mundhöhle ausschliesslich aus ein- 
gewanderten neutrophilen Leukocyten besteht. 
Fritz Loeb, München. 
538. Joneseu-Michaesci, C. — „Beiträge zur Durchgängigkeit des Darmes 
für inerte Pulver.“ Bukarest, 1907. 

Der Verf. hat unter der Leitung von I. Cantacuzino bei Meer- 
schweinchen neue Untersuchungen angestellt, um festzustellen, ob und in 
wie ferne inerte Pulver durch die intakte Darmschleimhaut hindurchgehen 
und ob die Anthrakose auf eine Resorption vom Darme aus zurückgeführt 
werden kann. Die verwendeten Tiere waren Meerschweinchen, denen man 
mit der Osophagussonde verschiedene Farbstofle, wie Karmin, Zinnober, 
Pflanzenkohle, Rauchschwarz usw. eingab. Die Versuchstiere wurden nach 
1-24, 48 und 72 Stunden getötet und die aus der Lunge und den 
verschiedenen, in Betracht kommenden Organen hergestellten Präparate 
mikroskopisch untersucht. Es stellte sich heraus, dass in der grossen 
Mehrzahl der Fälle eine Ablagerung der eingeführten pulverfürmigen Körper 
in den untersuchten Organen nicht stattgefunden hatte, dass folglich von 
einer Durchgängigkeit des Darmes für inerte Pulver nicht gesprochen 
werden kann. E. Toff, Braila. 


539. Grijns, G. — „Pathologisch-anatomische Studien über Appendieitis.“ 
Geneesk. Tijdschr. voor Ned. Indie, 1907, p. 245. 

Es bestreitet der Verf. die zuerst von Ribbert begründete Theorie, 
dass die Appendix in ontogenetischer und phylogenetischer Hinsicht ein 
rudimentäres Organ sei, und ebenso die Meinung, dass rudimentäre Organe 
im allgemeinen zu pathologischen Abweichungen disponiert sind; hinsicht- 
lich der Meinung, dass die nur schwache Muscularis des processus vermi- 
formis infolge ungenügender Peristaltik eine Stauung der Fäces in seinem 
Lumen herbeiführen solllte, und dadurch zu der Bildung von Koprolithen 
Veranlassung geben sollte, hat Verf. eine genaue Messung einer grossen 
Zahl Appendix-musculares vorgenommen; daraus zeigte sich, dass die 
Appendix verhältnismässig die bestentwickelte Muskulatur der ganzen Darın- 
röhre besitzt. Die vorhergenannte Erklärung des häufigen Vorkommens 
von Appendicitis ist also nicht zutreffend. J. de Haan, Groningen, 


040. Yanase, d. (Physiol. Inst., Wien). = „ Berträge zur Physiologie der 
Peristaltischen Bewegungen des embryonalen Darmes. II. Mitteilung. 
Beobachtungen an menschlichen Föten.“  Pflügers Arch.. Bd. 119, 
p. 451, Sept. 1907. 

Im Anschluss an die früheren Untersuchungen über das Auftreten 

der Darmperistaltik bei Meerschweinchenembryonen (vgl. Biophys. C., Bd. I. 

P. 614) machte Verf. in gleicher Weise Beobachtungen an menschlichen 

Föten. Hier ist in der fünften Woche noch keine Darmmuskulatur vor- 


— 208 — 


handen, die Ringmuskulatur wird in der sechsten Woche angelegt, in der 
siebenten entwickeln sich die Längsschicht und Gruppen von Ganglien- 
zellen zwischen beiden Muskellagen. Von der zehnten Woche an lässt 
sich mit der Vergoldungsmethode ein Nervenplexus darstellen, welcher später 
an Mächtigkeit zunimmt. 

Überlebende Därme in körperwarmer Ringerlösung zeigten in der 
sechsten Woche noch keine Peristaltik, dieselbe aber deutlich nach elf 
Wochen. Es tritt also die Peristaltik erst auf, wenn die Nervenelemente 
der Darmwand da sind — vermutlich in der siebenten Woche — und es sind 
auch hier die fötalen Darmbewegungen neurogenen Ursprungs. Wie ein 
Vergleich zeigt, treten sie aber beim menschlichen Fötus in einem früheren 
Entwickelungsstadium auf als beim Meerschwein. A. Noll, Jena. 


541. Meltzer, S. J. und Auer, J. (Rockefeller Inst. of Med. Research), — 
»Peristaltic rush.“ Amer. Journ. of Physiol., Bd. XX, p. 259—281, 
Okt. 1907. 

Peristaltische Rollbewegungen bestehen aus einer schnellen Kontraktions- 
welle, welche über ein langes Stück erweiterten Darmes zieht. Eine voll- 
kommene Rollbewegung zieht ohne Anhalt von dem Duodenum bis zum 
Caecum. 

Besonders traten die Rollbewegungen während intravenöser Injektion 
verschiedener fördernder und hemmender Substanzen auf. Ergot und CaCh 
ergaben die besten Resultate. Durchschneidung der Vagi verhütete das 
Auftreten einer vollkommenen Rollbewegung. B.-0. 


542. Neter, Eugen. — ,Zur Pathogenese der Hirschsprungschen Krank- 
heit.“ Münch. Med. Woch., H. 37, Sept. 1907. 

Im Anschluss an einen beobachteten Fall, in dem plötzlich bei einem 
Säugling. der nie an Stuhlverstopfung gelitten hatte, im 10. Lebensmonat 
eine 6 Wochen anhaltende, fast absolute Obstipation auftrat, und der nachher 
wieder vollkommen normales Verhalten zeigte, kommt Verf. zu der Auf- 
fassung, dass die Länge und Form der kindlichen Flexur wohl die wichtigste 
Rolle in der Ätiologie der Hirschsprungschen Krankheit spielen. Die ab- 
norme Verlängerung des S. romanum sieht er als das Primäre und die 
Dilatation und evt. Hypertrophie als das Sekundäre, nicht Kongenitale an 
und als eine evt. wie in diesem Falle durch geeignete Intervention zu 
verhindernde Veränderung im Krankheitsbilde. Zuelzer. 


543. Mottram, V. H. — „Granules in mammalian liver cells.“ Proe. 
of Physiol. Soc., Journ. of Physiol., 1907, vol. 36, p. IV. 

Verf. gibt eine leichte und schnelle Methode zur Darstellung von 
Granula der Säugetierleberzellen, ähnlich denen, die im frischen Zustand 
sichtbar sind. Kleine Stückchen werden 4 Stunden in 40 °/, Formaldehyd 
fixiert, gefroren in Formolgummi geschnitten, mit Formolfuchsin gefärbt, 
gewaschen und wie üblich in Kanadabalsam montiert. Sie sind am leichtesten 
zu erbalten beim Meerschweinchen, Kaninchen, Ratte, und es ist am besten, 
die Tiere einen oder zwei Tage hungern zu lassen, um sie glykogenfrei 
zu machen. Sutherland Simpson. 


544. Ikonnikoff, P. S. (Chirurg. Klin., Prof. Feodoroffs u. d. Labor. Prof. 
Pawlofts a. d. Militärmed. Akad., Petersburg). — „Zur Frage über de 
entzündlichen Erkrankungen der Gallenblase.* Dissertation, Petersburg, 
1907. 


— 207 — 


Die Arbeit des Verfs. besteht aus zwei Teilen, einem klinischen Teile,. 
der sich auf dreissig Fälle von Gallensteinoperationen stützt und einem 
experimentellen Teile, dem Experimente an vierzig Tieren (Hunden, Kanin- 


chen, Katzen) zugrunde gelegt wurden. Der Verf. gelangt zu folgenden 
Schlussfolgerungen : 


l; 
2. 


3. 


an 


on 


In der normalen Gallenblase enthält die Galle keine pathogenen 
Keime. 

Beim Vorhandensein von Steinen in der Gallenblase muss man den 
Inhalt derselben immer als infiziert betrachten. 

Zur Bildung von Steinen in der infizierten Gallenblase führt weniger 
die Stockung der Galle, als vielmehr die Stockung der Produkte 
der Sekretion und des Zerfalls der Schleimhaut. 


. Die Infektion der Gallenblase schafft jene Bedingungen, unter denen 


beim Menschen die Bildung von Gallensteinen möglich wird. 


. Die Entstehung von zusammengewachsenen Gebilden ist bei einer 


Infektion von bedeutender Virulenz möglich, die sich nicht nur auf 
katarrhalische Veränderungen in der Schleimhaut der Gallenblase 
beschränkt; aber zu ihrem vollkommenen Aufbau, mit deutlich aus- 
gesprochener Schichtung und Kristallisation müssen sie eine lange 
Zeit in der Gallenblase verbleiben, weswegen die Infektion von 
schwacher Virulenz sein muss, 


. Die primäre Infektion der Gallenblase geht hauptsächlich vom Darm 


aus und driugt durch die Gallenkanäle ein; als eine sehr günstige: 


Bedingung hierfür erscheint die Behinderung des freien Abflusses 
der Galle. 


. Auf experimentellem Wege kann man in der Gallenblase Steine 


erhalten ohne Infektion derselben und ohne Mitwirkung der Galle. 


. Sind in der Gallenblase einmal Steine vorhanden, so rufen sie 


verschiedene Komplikationen hervor; als die unangenehmste er- 
scheint das Durchstossen der Wände der Gallenblase und die Ent- 
wiekelung bösartiger Neubildungen in derselben. 

W, Boldyreff. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


dt. Hotz, G. — „Die Ursachen des Thymustodes.“ Beitr. z. klin. Chir., 
1907, Bd. 52, H. 2. 


Auf Grund einer eigenen Beobachtung und einer genauen Durchsicht 


der Literatur kommt Verf. zu folgenden Schlüssen: Die anatomischen Ver- 
hältnisse des kindlichen Körpers lassen einen mechanischen Einfluss der 
vergrösserten Thymus auf die Thoraxorgane zu. Die hypertrophische 
Thymus ist imstande, die Trachea erheblich zu komprimieren, so dass 
diese Kompression bei der Sektion nachgewiesen werden kann. Eine Kom- 
pression des Herzens oder der grossen Gefässe ist selten, kommt aber vor. 


Die übrigen Endresultate der Arbeit haben lediglich chirurgisches 


Interegse, Goldstein, Berlin. 


M$. Sehrt, — „Beiträge zur Pathologie der Schilddrüse Beitr. z. klin. 


Chir., 1907, Bd. 55, H. 2. 
Zu den seltensten Geschwülsten der Mamma gehüren die Osteosarcome. 


Ein derartiger Fall ist vom Verf. beobachtet und aufs Genaucste mikro- 


— 208 — 


skopisch untersucht worden. Verf. konnte hierbei konstatieren, dass die 
Knochenbildung im Tumor vom Bindegewebe ausgeht. Der Theorie, dass 
es sich nicht um eine Metaplasie von Bindegewebe handelt. vielmehr um 
eine Keimversprengung, kann Verf. nicht das Wort reden. Vielmehr will 
er den Satz Marchands, dass Knochensubstanz aus Bindegewebe gebildet 
werden kann, wenn genügend Kalksalze vorhanden sind, dahin erweitern, 
dass derselbe auch bei gleichen Bedingungen bei den Geschwülsten der 
Bindegewebsreihe Berechtigung hat. Was die Aktinomykose der Brust- 
drüse anlangt, so kommt Verf. auf Grund seiner Studien zu dem Schluss, 
dass im Gegensatz zur tierischen Actinomykose die Tendenz zur geschwulst- 
mässigen Wucherung zeigt, die Actinomykose des Menschen mehr zum 
Zerfall und zur Weiterverbreitung neigt. Goldstein, Berlin. 


547. Topolanski, Wien. — „Zur Frage des chronaffinen Systems.“ 
Wien. Klin. Woch., H. 41, Okt. 1907. 

Auf Grund der Mitteilungen von Schur und Wiesel teilt Verf. mit, 
dass es ihm seit Jahren aufgefallen ist, dass der Befund an der Retina mit 
dem Nierenbefunde bei Erkrankung der Nieren sehr oft nicht übereinstimmt, 
dass öfter alte Fälle von Nierenerkrankung keinerlei Retinabefund ergeben, 
dass aber umgekehrt nicht gar so sehr selten schwere Veränderungen der 
Retina fast keinen positiven oder oft sogar wochenlang negativen Ham- 
befund hatten. Seine Vermutung geht dahin, dass zwischen Niere und 
Retina ein Zwischenglied besteht, welches für den Befund an der Retina 
mit verantwortlich zu machen ist und als solches Zwischenglied spricht 
er die Nebenniere mit ihren Produkten an. Hart. Berlin. 


548. v. Schuhmacher, S. (II. anat. Inst., Wien). — „Über das Glomus 
coccygeum des Menschen und die Glomeruli caudales der Säugetiere." 
Arch. f. mikr. Anat., 1907, Bd. 71, H. 1. 

Das Glomus coccygeum und die Glomeruli caudales sind einander 
homolog. Es sind arterio-venöse Anastomosen. Das Endothel der zu- 
führenden Arterie und der anastomotischen Gefässe ist kontinuierlich. Die 
Media der Arterie geht in die für das Glomus spezifischen Zellschichten 
über; diese Zellen sind nichts als umgewandelte Muskelzellen; die Modifi- 
kation ist bei dem Glomeruli der Tiere nicht so stark als beim Glomus der 
Menschen. 

Entwickelungsgeschichtlich hat der Sympathicus nur Lagebeziehungen 
zum Glomus coccygeum. 


Die Funktion derselben scheint die der Blutdruckregulierung — im 
Sinne einer Nebenschaltung zu sein. W. Berg, Strassburg. 
549. Schmaltz (Anat. Inst. d. tierärztl. Hochschule), — „Anzeichen einer 


besonderen Sekretion in jugendlichen Hoden.“ Arch. f. mikr. Anat.. 
1907, Bd. 71, H. 1. 

Verf. fand in Präparaten von Hoden jugendlicher Haussäugetiere 
(Fohlen, Schaf, Hund) blasenähnliche Bildungen, die entweder dem Epithel 
der Tubuli auflagen und sich zwischen den Zellen derselben befanden. Der 
Inhalt der Blasen gab weder Fett- noch Mucinreaktion. Leider ist nicht 
angegeben, wie die Objekte fixiert worden sind. 

W. Berg, Strassburg. 


— 209 — 


50. MeUracken, Isabel M. (Physiol, Lab., Leland Stanford Univ.) — 
„The egg-laying apparatus in the silk worm (bombyx Mori) as a reflex 
apparatus.“ Journ. of Comp. Neurol. and Psychol., 1907, Bd. XVII, 
p. 262—285, 

Entfernung des Gangl. supra- et infraocsophag. hatte keine Ver- 
kürzung der Lebensdauer des Seidenspinners zur Folge. Ein solches 
Weibchen paart sich und der ÖOvipositor reagiert ohne Rückhaltung auf 
äussere Reize. Bei Vorhandensein des Hirnes widersteht der Ovipositor 
äusserer Reizung. Druck und Berührung sind am wirkungsvollsten. 

Die Reflexe des letzten Bauchganglions sind bei Vorhandensensein 
des Hirnes und Thorax weit lebhafter. Dieses Ganglion steht den Fort- 
planzungsorganen vor und besitzt einen hohen Grad von Selbstständigkeit. 

Obgleich ein normales Nervensystem für die tadellose Tätigkeit der 
Zeugungsorgane nötig ist, konnten wiederholt Reaktionen im Beisein des 
hinteren Bauchganglions erzielt werden. B.-O. 


551. Krnieger und Offergeld. — „Der Voryang von Zeugung, Schwanger- 
schaft, Geburt und Wochenbett an der ausgeschalteten Gebärmutter. 
Esperimentelle und klinische Beiträge zur Lehre des gesamten 
(renrrabionsprozesses nach Durchtrennung des Rückenmarks.* Arch. 
f. Gyn.. 1907, Bd. 83, H. 2. 

Die Schlussfolgerungen der Arbeit stützen sich auf die klinische 
Beobachtung und die Sektion von zwei Fällen von Geburt bei Frauen, die 
im Verlauf der Schwangerschaft eine traumatische Zerquetschung des 
Rückenmarkes erlitten hatten. Ferner wurde bei 21 Hunden der gesamte 
Generationsprozess nach Durchschneidung des Rückenmarks in verschiedener 
Höhe beobachtet. Endlich wurden noch Experimente an der ausge- 
schnittenen überlebenden Gebärmutter angestellt. Die Ergebnisse waren 
folgende: Für die Vorgänge des gesamten Generationsprozesses ein- 
schliesslich der Laktation sind ohne irgend welchen Einfluss das Gehirn, 
die Medulla oblongata, das Rückenmark bis herab zum 10. Brustwirbel, 
der Vagus, Splanchnicus und die Spinalnerven. Die unteren Partien des 
Rückenmarks sind nur für den Geburtsverlauf in etwa von Wichtigkeit. 
Diesem lumbalen Gebärzentrum kommt auch nur eine den Geburtsverlauf 
modifizierende und unterstützende Wirkung zu. Es ist aber spontane 
Geburt selbst mehrerer Föten auch nach seiner völligen Zerstörung möglich. 
Infolge der verlängerten Geburtsdauer trübt sich aber die Prognose für 
Mutter und Kind. Die wichtigsten und hauptsächlichsten nervösen Centren 
der Genitalien sind in den uterinen, paracervikalen und paravaginalen 
Ganglien zu erblicken. Ihre Erregbarkeit für heterogene, von der Aussen- 
welt kommende Reize ist am grössten im nicht graviden Zustand, sinkt 
während der Schwangerschaft und ist an deren Ende fast erloschen, 

Leo Zuntz, Berlin. 

2. Rosen, Véra (Maternité de Lausanne), -— ,Contribution à l'étude de 
l'influence des rayons X sur les ovaires de la femme.“ These de 
Lausanne, 1907, 45 p. Fritz Loch, München. 


Centrainervensystem. 

653. Rothmann, Max, Berlin. — „Über die physiologische Wertung der 
corticospinalen (Pyramiden-) Bahn. Zugleich ein Beitrag zur Frage 
der elektrischen Reizbarkeit und Funktion der Extremitütenregion der 
Grosshirnrinde.* Arch. f. (Anat. u.) Physiol., p. 217—275. Juli 1907. 


— 210 — 


Verf. diskutiert zunächst die Anschauungen über die Gründe vor- 
übergehender Ausfallserscheinungen, die nach Eingriffen in das Zentral- 
nervensystem sich zeigen. Er verwirft die Diaschisishypothese und die 
Hemmungshypothesen und kommt selber zu der Annahme, dass die Re- 
stitution temporär ausgefallener Funktionen durch Einübung phylogenetisch 
alter Zentren oder Bahnen bewirkt werde. Diese Bahnen sollen ihre völlige 
Selbständigkeit wieder erlangen, die beim normalen Individuum verloren 
gegangen, in der Entwickelung aber vorhanden gewesen ist. 

Als Pyramidenfasern bezeichnet Verf. die von der motorischen Re- 
gion der Grosshirnrinde zu den motorischen Kernen des Kopfmarks und 
Rückenmarks herabziehenden Fasern, die er corticospinale Bahn nennt. 
Ihre Zerstörung ist die erste Aufgabe des Verfs. Er durchschneidet zu diesem 
Zwecke den Hinterseitenstrang des dritten Halssegmentes, und zwar beim 
Affen. Die Folgen der Operation bildeten vorübergehende Motilitäts- 
störungen, die sich aber schnell zurückbildeten. Verf. kann die Angaben 
Schüllers, nach dem der sogenannte Flankengang vom Intaktsein der 
Pyramidenbahn abhängig sein soll, nicht bestätigen, weder beim Affen 
noch beim Hunde, vielmehr vernichtet die Durchschneidung der corti- 
cospinalen Bahn allein oder in Verbindung mit dem rubrospinalen Bündel 
nicht die isnlierten Bewegungen der gekreuzten Extremitäten, die am Taxe 
nach der Operation bereits wieder weitgehend nachweisbar sind. Diese 
extrapyramidale Restitution der Motilität der Arme ist, wie Verf. in weiteren 
Versuchen zeigt, nicht von der corticalen Armregion oder von der anderen 
corticospinalen Bahn abhängig. Diaschisis kann Verf. nicht beobachten, 

Die faradische Erregbarkeit der Extremitätenregion der Hirnrinde 
ist beim Affen weder nach einer Ausschaltung der corticospinalen Bahn 
noch nach hoher Durchschneidung des Hinterseitenstranges erloschen, ist 
jedoch nach drei bis vier Wochen auf ein umschriebenes Gebiet der Hand- 
und Fingerregion bzw. Zehenregion beschränkt. Dieses ist in der Arm- 
region nach beiderseitiger Ausschaltung der corticospinalen Bahn kleiner 
als nach einseitiger Ausschaltung von corticospinaler und rubrospinaler 
Bahn. Unerregbar ist aber der Gyrus centralis posterior, Weitere Beob- 
achtungen und Folgerungen sind im Original einzusehen. 

: Weiss, Königsberg. 
554. Wiggers, C. J. (Physiol. Lab,, Univ. of Michigan. — „The inner- 
vation of the cerebral vessels as indicated by the action of drug:.* 
Amer. Journ. of Physiol., Bd. XX, p. 206—233, Okt. 1907. 

Mittelst einer speziellen Anordnung wird gezeigt, dass die Blvt- 
gefässe des Gehirns gegen verschiedene Substanzen reagieren. Chloreton 
erweitert die Gefässe des künstlich durchströmten Organes, während 
Adrenalin und Digitalin dieselben verengern. Chloroform in schwacher 
Lösung besitzt eine erweiternde, und in starker Lösung eine verengernde 
Wirkung auf die Gefässe. Das Umgekehrte gilt von Apocodein. 

Apocodein hemmt die Wirkung des Adrenalins. Digitalis besitzt keinen 
Einfluss auf das Adrenalin; es verringert jedoch die Wirkung des Apocodeins. 

B.-0. 
555. Herrick, C. J. (Neurol. Lab., Denison Univ.) — „The tactile centers 
in the spinal cord and brain of the sea robin, prionotus carolinus L.“ 
Journ. of Comp. Neurol. and Psychol., Bd. XVII, p. 307 — 319, Juli 1907. 
B.-0. 
556. Lahousse, E. (Inst. d. Physiol., Gand). — ,, Influence de la piqüre du 
plancher du 4me ventricule sur les échanges respiratoires chez le lapin.” 
Arch. intern. de Physiol., Bd. V, p. 106—109, Juni 1907. 


— 211 — 


Verf. hat bei tracheotomierten Kaninchen den Gaswechsel mit dem 
Verfahren von Zuntz vor und nach dem Zuckerstich untersucht, um auf 
diese Weise nachzuprüfen, ob es sich — wie Claude Bernard behauptet 
hat — wirklich nur um eine Überproduktion des Zuckers ohne eine gleich- 
zeige Herabsetzung der Verbrennung dieses Stoffes in den Geweben 
handelt. In einer Reihe von Versuchen an Kaninchen, welche durch den 
Zuckerstich deutlich glykosurisch wurden, war nach der Ausführung des 
Zuckerstiches die Menge der ausgeschiedenen CO, und meistens auch die 
des aufgenommenen ©, geringer als vorher und der respiratorische Quotient 
gesunken. Daraus schliesst Verf., dass nach dem Zuckerstich die Glykolyse 
im Organismus herabgesetzt ist. 

Nach subkutaner Injektion von Atropin trat die Glykosurie nach dem 
Zuckerstich ebenso auf wie in der Norm, dagegen fehlte immer die Polyurie. 

H. Aron. 

591. Marinesco, G. und Minea, J. — , Recherches expérimentales sur les 
lésions consécutives à la compression et à écrasement des ganglions 
sensitifs.“ C. R., Bd. 145, p. 554/555, Sept. 1907. 

Mässiger Druck auf (das 2. Cervikal-)Ganglion verändert die Öber- 
lächenspannung und den osmotischen Druck der Nervenzellen; Quetschung 
dieser Ganglien verändert in einem nach der Schwere des Traumas 
wechselnden Grade die Morphologie der Zelle und vernichtet die neuro- 
formative Fähigkeit des Neurons. H. Aron, 


508. Marrassini, A. — „Sur les phénomènes consécutifs aux extirpations 
partielles du cervelet.“ Arch. ital. de Biol., 1907, Bd. 47, p. 135. 

Der Verf. bespricht auf Grund von Kleinhirnexstirpationen, die er an 
Hunden vorgenommen, die Schwierigkeiten, die sich einer Deutung der- 
artiger Experimente entgegenstellen und kommt zu dem Schluss, dass diese 
Läsionen unter allen Umständen Asthenie, Atonie und Astasie bedingen, dass 
aber die Compensations- und Irritationserscheinungen diese konstanten Merk- 
male oft in den Hintergrund treten lassen. Die Versuche, eine Lokalisation 
einzelner Funktionen im Kleinhirn festzustellen, hat zu nennenswerten Er- 
sebnissen nicht geführt; immerhin gelang es, zwei Zonen zu bestimmen, 
\on denen die eine vorzugsweise eine homolaterale Wirkung auf vordere, 
die andere eine homolaterale Wirkung auf die hintere Extremität hat. 

G. F. Nicolai. 

59. Parhon, C. und Goldstein, M., Bukarest. — „Ein Fall von Lähmung 
les Abducens infolge von Rhachistovainisterung.* Spitalul, No. 11—12, 
907. 

Die Lumbalanaesthesie bietet neben vielen Vorteilen auch manche 
Nachteile, von denen einer die einige Zeit nach derselben auftretende 
Lähmung des Abducens ist. Der eigentliche Grund dieser Lähmung ist 
noch nicht genau bekannt, auch ist es noch nicht einwandfrei erklärt, 
warum die Einspritzung einer anästhesierenden Lösung in den Arachnoideal- 
raum eine elektive Wirkung gerade auf den VI. Hirnnerven ausübt. Mög- 
licherweise handelt es sich um eine meningeale Reizung oder um eine 
tische Einwirkung. 

In dem von den Verff. beobachteten Falle handelte es sich um einen 
sljährigen Mann, bei welehem unter Lumbalanästhesie eine Hämorrhoidal- 
e\stirpation vorgenommen wurde. Das angewendete Anästhetikum war 
Stovain (0,10 ctg). Es trat zehn Tage später eine komplette Lähmung 
des linken und eine Parese der rechten Abduceus auf. welche über drei 
Monate andauerten. E. Totf, Braila. 


=. 912. = 


560. Retzlaff, Karl. — „Die diagnostische Bedeutung der Pupilenstarre 
und der Pupillenträgheit für die Erkennung von Nerven- und Geistes- 
krankheiten.* Diss., Berlin, 42 p., 1907. 

Pupillenstarre, speziell reflektorische Pupillenstarre auf Lichteinfall, 
kommt bei Paralyse in ca. 50°/, bei Tabes in ca. 80°/, aller Fälle vor 
und bildet ein Frühsymptom, das dem Ausbruche dieser Krankheiten zehn 
und mehr Jahre isoliert vorausgehen kann. 

Die Arbeit verdient hauptsächlich wegen des 265 Arbeiten zitierenden 
Literaturverzeichnisses Erwähnung an dieser Stelle. 

Fritz Loeb, München. 

561. Bumke, Oswald (Psychiatr. Klin., Freiburg i. B.). — „Die Physiologie 
und. Pathologie der Pupillenbewegungen.“ Med. Klin., 1907, No. 41. 

Pupillenbewegungen und -weite hängen nicht von elastischen Wirkungen 
und Blutdruckschwankungen ab, sondern vom Tonus der beiden anta- 
gonistisch wirkenden Irismuskeln: des Sphinkter und des Dilatator pupillae, 
jener vom N. Ill. dieser wie der Müllersche Muskel (Hornerscher Symptomen- 
komplex) vom N. sympathicus versorgt. Kokain wirkt reizend auf den 
Dilatator, versagt also bei Sympathikusparese; Eserin reizt ebenso wie seine 
Homologe den Sphinkter, und Atropin mit seinen Derivaten lähmt den 
Sphinkter. Der Dilatator kommt aus den vorderen Wurzeln des unteren 
Brust- und oberen Halsmarks, des Okulomotoriuskern, der die Fasern für 
den Sphinkter hergibt, liegt in dem vorderen Vierhügel. Konvergenz, Ak- 
kommodation und Pupillenverengerung siud Mitbewegungen, die einem 
zentralen Impulse unterliegen. Sie sind diagnostisch weniger wichtig als 
der Lichtreflex, dessen doppelseitiges Auftreten bei Belichtung nur eines 
Auges (sog. konsensuelle Reaktion) eine Folge der Kreuzung der Seh- 
nervenfasern im Chiasma und der Verbindung jeden Sphinkterkerns mit 
der Retina eines jeden Auges ist. Die Pupillenweite hängt ab von der Menge 
des einflutenden Lichtes und von der Adaptation, die für die Reflexerreg- 
barkeit und die Lichtempfindlichkeit der Retina von hoher Bedeutung ist. 

Von den Störungen der Pupilleninnervation kommt in Frage neben 
der amaurotischen Starre (Bach) die absolute Starre, die Sphinkterlähmung, 
die als Teilerscheinung einer totalen oder partiellen Lähmung des N. Jl 
auftritt. Die mehr oder weniger komplete Parese des N. III hat ver- 
schiedene Ursachen und ist eine Kernaffektion ebenso wie die Parese der 
Binnenmuskulatur des Auges (Ophthalmoplegia interna), die unkomplizierte 
absolute Starre beruht fast stets auf Lues. Echte reflektorische Starre 
(Argyli Robertsonsches Symptom), bei der der sensorische zentripetale und 
die motorische zentrifugale Ast des Reflexbogens intakt, aber die Reflex- 
übertragung unmöglich ist bei erhaltener Konvergenzreaktion, stellt eine 
‚zentrale Störung dar, die zwischen dem für den Sphincter iridis bestimmten 
Teil des Oculomotoriuskerns und der Sehnervenendigung im Kniehöcker 
sitzt. Sie ist selten, weil sie auf der Zerstörung weniger isolierter Fasern 
beruht, und ist das Symptom der Metasyphilis von Tabes oder progressiver 
Paralyse, nur äusserst selten ist sie die einzige nervöse Folgeerscheinung 
der Syphilis. Zu hüten hat man sich vor Verwechselungen dieses Symptoms 
mit der Parese des Sphincter pupillae. Übrigens sind in 20°/, der Fälle 
von Tabes oder progr. Paralyse keine Störungen der Pupilleninnervation vor- 
handen, Das Robertsonsche Zeichen scheint fast stets auf eine Erkrankung 
der Hinterstränge zu deuten, also ein spezifisch tabisches zu sein; derartige 
Veränderungen sind im Endstadium der Paralyse ebenso wie Pupillenstarre 
fast stets vorhanden. Auf die pathologische Anatomie der reflektorischen 


— 23 — 


Pupillenstarre (Ausfall bestimmter Fasern im Halsmark: Reflexzentren im 
verlängerten Mark) sind aus diesen Beobachtungen noch keine definitiven 
Schlüsse zu ziehen. In der Vierhügelgegend, wie a priori anzunehmen 
wäre, zwischen Ganglion geniculatum und Sphinkterkern, hat bisher keine 
charakteristische Veränderung nachgewiesen werden können. 
Kurt Steindorff. 
562, Meek, W, J. (Neurol. Lab., Univ. of Chicago). — „A study of the 
choroid plexus.“ Journ. of Comp. Neurol. and Psychol., 1907, Bd. XVII, 
p. 286—306. » B.-O. 


563. Langelaan, J. W. — „On congenital ataria in a cat.“ Ver- 
handeling der Koninkl. Acad. v. Wetensch., 1907, Bd. XIII, H. 3. 

Die vom Verf. beobachtete ataktische Katze stammte aus einer neu- 
rotischen Familie her und zeigte folgende Eigentümlichkeiten: 

Zu geringes Körpergewicht, krankhafter Habitus. Die Tast- und 
Schmerzempfindung, die Fähigkeit zum Orientieren, das Muskelgefühl, die 
Reflexe der Haut, der Cornea und der Konjunktiva waren alle ziemlich 
normal; die Sehnenreflexe, zumal an den hinteren Extremitäten, waren 
erloschen, wahrscheinlich jedoch infolge der Atonie der sehr schlaffen, 
kleinen, etwas verlängerten Muskeln. Bei allen freien Bewegungen zeigte 
sich eine grosse Ataxie an den Extremitäten und dem Kopfe. Die Sinnes- 
organe funktionierten alle ziemlich gut. 

Die Ataxie fand ihren Grund in der abnormen Kontraktionsweise der 
einzelnen Muskeln; die Kontraktion geschah in drei Tempos: langsam im 
Anfange, alsdann schnell zum Maximum, und darauf wieder langsames 
Erschlaffen: in dieser Weise war die gesamte Kontraktionszeit verlängert; 
demnach fängt eine zweite elementare Bewegung schon an, wenn die 
erstere noch nicht geendet ist; die dadurch bewirkte Unsicherheit ruft 
wieder Kontraktionen der Antagonisten hervor, und in dieser Weise wird 
eins Inkoordination vorgetäuscht, welche nur eine sekundäre ist. Wohl 
sind die Kontraktionen wenig kräftig, unfest und bald erschöpft. Das 
Cerebellum ist also nicht ein Zentrum der Koordination. 

Die an erschöpfenden epileptischen Anfälle leidende Katze starb in 
einigen Monaten. 

Makroskopisch war ‘das Gehirn in der Entwickelung zurückgeblieben, 
zumal das Cerebellum ein embryonales Verhalten zeigte. Von den Klein- 
hirnschenkeln war der obere gut entwickelt, der mittlere und der untere 
ausserordentlich schmal; Pons auch atrophisch; ebenso der Funiculus Golli 
und das Tuberculum gracile; dagegen waren der Fun. Burdachi, das 
Tubereulum cuneatum, das Tubereulum Rolandi und die Olivae ziemlich 
normal. 

An mikroskopischen Schnitten des Cerebellums war kein deutlicher 
Unterschied zwischen grauer und weisser Substanz; die Ganglienzellen 
waren über die ganze Schnittfläche zerstreut: die in mehreren Reihen 
geordneten Purkinjeschen Zellen zeigten deutliche Entartung; es war 
keine gesonderte granulierte Schicht vorhanden, sondern die ebenfalls ent- 
arteien Körnerzellen waren überall zerstreut! dagegen waren die Nuclei 
des Kleinhirns intakt, ebenso die naheliegenden Nervenfasern, während die 
Fasern der Rinde offenbar degeneriert waren. 

Im Rückenmarke konnte eine Degeneration folgender Bahnen nach- 
gewiesen werden: 

1. Der tractus spino-cerebellaris dorsalis. 


— 214 — 


2. Der tractus spino-cerebellaris anterior (Gowers). 

.3. Der tractus cerebello-spinalis descendens (Marchi, Thomas). 

Diese drei Bahnen müssen also mit der atrophischen Klein- 
hirnrinde kommunizieren und sind unabhängig von den intakt 
gebliebenen Kleinhirnnuclei. 

4. Funiculus gracilis bis zum nucl. Golli nachweisbar; die Tatsache 
jedoch, dass letzterer nur wenige atrophische Zellen aufwies, 
deutet darauf hin, dass auch diese degenerierten Fasern in das 
Corpus restiforme übergehen und zum Kleinhirn ziehen. 

Die Degeneration der unteren Olive bei Exstirpation der contra- 
lateralen Kleinhirnhälfte muss beruhen auf einer Kommunikation zwischen 
der Olive und den Kleinhirnnuclei, denn diese waren beide im vor- 
liegenden Falle normal geblieben; die atrophische Kleinhirnrinde muss auf 
die Olive ohne Einfluss sein. | 

| Die Atrophie in den Zellen der Nuclei pontis und die entarteten 
Fasern an Brückenstielen beweisen eine Verbindung zwischen diesen Kernen 
mit der Cortex cerebelli. 

Vom normalen Nucleus vestibularis konnten einzelne Fasern entlang 
dem Deeterschen Kerne bis zu den Kleinhirnnuclei nachgewiesen werden; 
auch müssen die Kleinhirnnuclei mittelst den intakten Bindearmen mit 
dem Grosshirn kommunizieren. 

Die Pyramidenbahn war unverletzt. 

Die Bahn, welche vom Grosshirn zum Pons verläuft und alsdann 
den Brückenteil entlang die Kleinhirnrinde erreicht, ruft wahrscheinlich 
‘eine Verstärkung der normalen willkürlichen Kontraktion hervor, dessen 
Reiz mittelst der cerebello-spinalen Bahn die Muskeln erreichen wird. 

Der Muskeltonus wird erhalten durch zentripetale, in den spino- 
cerebellären Bahnen verlaufende Reize, und durch einen dadurch in der 
Kleinhirnrinde hervorgerufenen zentrifugalen Impuls. 

Die Brachia connectiva dürften die Reize leiten, welche zentripetal 
mittelst verschiedener Bahnen, oder durch Collaterale von der Kleinhirn- 
rinde her, in den Kleinhirnnuclei erhalten, von letzteren heraus im Gross- 
hirn einen Eindruck geben von der allgemeinen Körperlage. 

J. de Haan, Groningen. 
564. Philippson, Maurice (Inst. Solvay de Physiol., Bruxelles). — „Note 
sur le temps de latence du réflexe rotulien du chien.“ Arch. internat. 
de Physiol., 1907, Bd. V, p. 131. 

Verf. findet, dass die Latenzzeit des Papillarreflexes kleiner wird, 
wenn man das Hirn entweder durch Durchschneidung des Rückenmarks 
oder durch Narkotisierung des Tieres ausschaltet. Das Hirn übt also einen 
'hemmenden Einfluss auf das Rückenmark aus. Die Unterschiede, die er 
beobachtet, waren zwar nur gering (2,3°/, der Latenzzeit), aber auf 
rechnerischem Wege erhielt er eine Verminderung um etwa 12 °/,. Weiter 
wies er das Bestehen gekreuzter Reflexe nach, die Latenzzeit ist hier nicht 
unbeträchlich länger. 

Endlich konnte er gewisse Ermüdungserscheinungen konstatieren, die 
allerdings nicht bei einer fortlaufenden Reihe von Reflexreizungen bemerk- 
'bar werden, sondern im Gegenteil erst nach einer, einige Minuten dauernden 
Ruhe manifest werden. G. F. Nicolai, Berlin. 


Sinnesorgane. 


.565. Ballien, Maria. — „Klinische Beifräge zur Kenntnis der Vibrations- 
empfindung.“ Dissertation, Greifswald, 1906. 30 p. 


— 215 — 


Die Vibrationsempfindung ist nicht als eine spezifische Empfindungs- 
qualität, sondern als eine Modifikation des Gefühles für Druck, nämlich 
als die Fähigkeit, feine Druckschwankungen durch Summation wahrzu- 
nehmen, anzusehen. Sie gehört hauptsächlich den tiefen Weichteilen an, 
wenn auch der Haut ein geringer Anteil zuerkannt werden muss. Dieser 
Anteil macht sich in einigen Fällen in der Weise geltend, dass er vor- 
handene Störungen der tiefen Vibrationsempfindung geringer erscheinen 
lässt; jedoch ist die Vibrationsempfindlichkeit der normalen Haut in 
manchen Fällen immer noch geringer als die hyperästhetischer tiefer 
Weichteile. Die Störungen der Vibrationsempfindung gehen hin und wieder 
denen des Drucksinnes voraus, da bei Störungen in diesem Gebiete die 
Fähigkeit, die Summation feiner Druckschwankungen wahrzunehmen, 
leichter geschädigt wird, als die Empfindung für einen einmaligen kräftigen 
Drackreiz. Die Lokalisation der Empfindung ist scharf, ausser in den 
Fällen schwerer Störung aller Qualitäten. Ebenso lassen sich die Grenzen 
der Störungen genau bestimmen. Der Druck der Stimmgabel muss bei 
der Beurteilung der Resultate in Betracht gezogen werden. Es ist zu 
unterscheiden zwischen der Dauer und der Deutlichkeit der Empfindung, 
da die Störungen sich manchmal nur in einer geringeren Intensität der 
Empfindung zu äussern scheinen. In der Mehrzahl der Fälle wird indessen 
diese Erscheinung der relativ gering geschädigten Empfindungsdauer durch 
\achempfindung zu erklären sein. Fritz Loeb, München. 


666. Frank, O. P. — „Klinische Beobachtungen über die Wirkungen des 
blau-violetten Endes des Spektrums des Voltaschen Bogenlichtes auf 
Erkrankungen der Hornhaut.“ Westn. Ophth., 1907, No. 1; vgl. Arch. 
f. Augenhkd., 1907, Bd. 58, H. 4. 

Das Licht einer blauen Glasglühlampe beeinflusst Extravasate in der 
Retina und Chorioiditis disseminata nicht; bei Coniuntivitis phlyctaenulosa, 
keratit. superfic., Hornhautflecken nehmen nur die subjektiven Beschwerden, 
aber nicht der Krankheitsprozess ab. In Versuchen mit blauviolettem Licht 
diente die statt mit Methylenblau mit Kupferammoniak gefüllte Neznamow- 
sche Lampe; Lichtquelle statt der Sonne eine Voltabogenlampe. Später 
nahm Verf. nur ein planparalleles Glasgefäss, das mit Kupferammoniak 
gefüllt war, und vor dem er ein plankonvexes Glas befestigte. Er be- 
strahlte 8 Fälle von Hornhauterkrankungen und kam zu dem Schluss, dass 
das blauviolette Ende des Spektrums des Voltabogens auf die vaso- 
motorischen und sensiblen Nerven der Augen wirkt und die Heilung bei 
Hornhautentzündungen durch Schwächung der destruktiven und Stärkung 


der regenerativen Erscheinungen günstig beeinflusst. 
Kurt Steindorff. 


567. Nepveu, Andre (Lab. de physiol. de la Faculte de med. de Paris). — 
„La résistence de liris dans la série animale.“ Journ. de physiol. et 
de path. gén., 1907, Bd. IX, p. 5. 

Studien an 250 Augenpaaren von mehr als 50 verschiedenen Tier- 
arten über die Ursachen, die die Widerstandskraft der Iris beeinflussen, 
die progressive Alteration der Reaktionen im Verlaufe des Überlebens bei 
einem bestimmten Tier (Typus: der Aal}, die Alteration der Reaktionen 
bei der ganzen Serie und die Dauer des Überlebens. 

Unter den Ursachen spielt die Temperatur die Hauptrolle: mit ihrem 
Steigen sinkt die Widerstandskraft rapide. 


=: 216 = 


Bei O9 ist sie gleich 1 

De A 
10 5 sm à ‘015 
n 159 , 2» 05 
UN & 3 ‘2 

Ferner kommt die Ermüdung in Frage: sie ist nach der Wirkung 
der Hitze stärker als nach der des Lichts. 

Die interessanten Einzelheiten über die fortschreitende Alteration der 
Reaktionen beim enukleierten Aalauge sind im Original nachzulesen. Sir 
sind bei allen Tieren fast die gleichen. 

Die günstigsten Bedingungen für ein Überleben der Iris sind Tempe- 
ratur von 0°, Dunkelheit, Unbeweglichkeit, Aufenthalt in beständig zu er- 
neuernder, den Mitteln des Auginnern isotonischen Lösungen. Alle Fische 
besitzen starke Widerstandskraft der Iris; Homoeo- und Poikilotherme ver- 
halten sich fast gleich: ebenso die Widerstandskraft der Iris und der 
andern Gewebe des Körpers: die der Irismuskulatur übersteigt beim 
enukleierten Auge die jedes andern vom Körper getrennten Gewebes. 

Kurt Steindorff. 
568. Nepveu, André (Lab. d. pys. et d. physiol. d. l. fac. d. md). — 
„La photo irritabilité de Viris aux diverses régions du spectre.“ Soe, 
biol., Bd. 63, H. 25, Juli 1907. 

Die Retina reagiert spezifisch auf Komplementärfarbe; wenn sie durch 
cino Farbe erschöpft ist, wird sie durch die Komplementärfarbe von neuem 
erregt. Das Gegenteil findet bei der Iris statt. Wenn sie durch eine Farbe 
ermüdet ist, bleibt die Bestrahlung mit der Komplementärfarbe ganz 
wirkungslos. Pincussohn. 


869. Polimanti, O. — „Sur lu valence mətrice de la pupille.“ Arch. ital. 
de Biol., 1907, Bd. 47, p. 400—408. 

Der Verf. hat Versuche gemacht, um zu entscheiden, welchen Ein- 
fluss die verschiedenen Spektralfarben auf die Pupillarroaktion ausüben 
und gefunden, dass eine völlige Proportionalität zwischen ihren Helligkeits- 
werten, die er mit dem Flimmerphotometer bestimmte und ihrer motorischen 
Valenz. d. h. ihre Fähigkeit, den Pupillarreflex zu beeinflussen, besteht. 
Des weiteren schliesst er aus seinon Experimenten, dass sowohl die 
Stäbchen als auch die Zapfen, je nach dem Adaptationszustand des Auges, 
die Erregungsapparate für den Reflexbogen der Pupillarreaktion bilden 


können. G. F. Nicolai, Berlin. 

570. Cantonnet, A. — „La région papillo-maculaire et la périmétrie des 
couleurs dans le décollement rétinien.“ Arch. d’ovht., 1907, Bd. 27. 
p. 8. 


Bei teilweiser Netzhautablösung boobachtəote Verf. häufig Anomalien 
der Ausdehnung der Farbenwahrnehmung in der Peripherie und der peri- 
papillären Zone. Kurt Steindorfi. 


571. Ulbrich, Prag. -— „Zur Lehre von der intraokuluren Flüssigkeits- 
strömung.“ 34. Vers. der Ophth. Ges., Heidelberg, 1907. 
Kongenitales, partielles Iriskolobom, das durch eine bewegliche 
Membran verschlossen ist. Der Fall ist die erste unmittelbare Beobachtung 
von Druckdifferenzen zwischen vorderer und hinterer Kammer ohne vor- 
herige Operation. Die Membran machte folgende Bewegungen: 


— 217 — 


l. eime künstlich hervorzurufende: Druck auf die Cornea bewirkt 
Einstülpung. Nachlassen des Drucks oder Druck auf den Äquator. 
Ausstülpung der Membran: 

2. ganz unregelmässige Ein- und Ausstülpungen ohne Zusammen- 
hang mit Akkommodation, Pupillen- oder Bulbusbewegungen; Lid- 
schlag und -schluss bewirkt öfter Einstülpung; 

3. \kkommodation erzeugt Ein-, ihr Nachlassen Ausstülpung, letztere 
folgt auch länger fortgesetzter \kkommodationsspannung. 

Aus diesen Membranschwankungen geht das Vorhandensein intra- 
»iularer Druckdilferenzen hervor. Die Unregelmässigkeit der Membran- 
hewerungen beruht auf der Tatsache des physiologischen Pupillenabschlusses. 
Die spontane Ausstülpung der Membran bei Ruhe und Anspannung der 
\kkommodation spricht für die Entstehung des Humor aqueus in der 
hinteren Kammer, Der Lidschlag scheint den physiologischen Pupillen- 
abschluss zu lösen und den Übertritt des Kammerwassers zu ermöglichen. 
Die akkommodativen Membranschwankungen sprechen für Helmholtz’ Theorie. 

Kurt Steindorff. 

553. Maslennikow. — „Über die tüglirhen Druckschwankungen beim 
Frluukom.“ “NVestn. Ophth.. 1907, Bd. 22, p. 237; vgl. Zeitschr, f. Aughkde., 
1947, Ba. XVII, No. 3. 

Die täglich mehrfach vorgenommene tonometrische Untersuchung von 
22 glaukomatösen Augen ergab, dass der Druck früh höher ist als abends 
tbis 22 mm Hr). Miotica und Iridektomie änderten, obwohl sie den Druck 
herabsetzten, an diesen für Glaukom charakteristischen Schwankungen 
nichts. Auch da, wo tags oder abends der Druck nicht erhöht ist, ist er 
tih vermehrt. Darum sollen Miotica nicht zu beliebiger Zeit eingeträufelt 


erden, sondern dann, wenn der Druck ansteigt. Kurt Steindorff. 
4. Isakowitz, J. (Maximilians-Augenklinik, Nürnberg), — „Messende 


Versuche über Mikropie durch Konkargläser nebst Bemerkungen zur 
Theorie der Entfernungs- und Grössenwehrnehmung.“ Graefes Archiv, 
1901, Bd. 66, H. 3. 

Die Verkleinerung nimmt direkt proportional der Akkommodations- 
Srusse zu; bei einer Akkommodation von 100 D. beträgt der Verkleinerungs- 
wert 20. Betreffs der Einzelheiten und weiteren Ausführungen, die zum 
Referat ungeeignet sind, ist die Originalarbeit nachzulesen. 

Kurt Steindorff. 

300, Katz. — „Zur Frage des Sehens in Zerstreuungskreisen.*  Westn, 
Ophth., 1907, Bd. 22, p. 271; vgl. Zeitschr. f. Aughkde., 1907, Bd. NI, 
`o, 3. 

In mehreren Fällen von Myopie war ohne Korrektion S auffallend 
gut, z. B. bei einem 10 Jahre alten Mädchen mit — 5,0 D. = 0,3, 
körektion besserte das Sehvermögen nicht. Verf. nimmt einerseits eine 
besondere Fähigkeit in Zerstreuungskreisen zu sehen an, anderseits eine 
der Amblyopia ex hypermetropia oder ex astigmatismo analoge Amblyopia 
ad myopiam, die die Unkorrigierbarkeit der S erkläre. 

Kurt Steindorff. 

916, Aubaret. — „Sur les scotomes par éclipse solaire. Scotoma heli- 
erlipticum.* Arch, d’Opht., Bd. 27; vgl. Arch. f. Augenhkdo., 1907, 
Bd. 58, H. 4. 

Das Scotoma centrale ist in Leseweite meist nur 2 mm gross: an 


langs ist es negativ, später positiv. Die Heilung erfolgt meist durch Auf: 


— 218 — 


hellung seltener, durch konzentrische Einengung des Skotoms. Einmal 
persistierte es 45, ein anderes Mal 28 Jahre. Anfangs besteht ophthal- 
moskopisch nur starke Pigmentierung der Macula (Kontrastphänomen'). 
Verf. nimmt eine Neuronunterbrechung durch das „Photo-Trauma“ an. 
Die stärksten Veränderungen ruft das Sonnenlicht in der Schicht der 


Zapfen und Stäbchen hervor, alle anderen anatomischen und physiologischen 
Erscheinungen sind Reflex- oder akzessorische Erscheinungen. 
Kurt Steindorff. 
577. Abelsdorfi, G., Berlin. — „Einige Bemerkungen über den Farben- 
sinn der Tag- und Nachtvögel.“ Arch. f. Augenheilk., 1907, Bd. 58. 
H. 1. 

Nach Sachs ruft von farbigen Lichtern dasjenige die stärkste Ver- 
engerung der Pupille hervor, das die grösste scheinbare Helligkeit besitzt: 
daher kann. bei Belichtung von Tieraugen mit verschiedenen Farben aus 
den Änderungen der Pupillengrösse erkennen, welche Farbe dem Versuchs- 
tiere am hellsten erscheint. Bei Haustauben wirkt Grün und Blau weniger 
auf die Pupille als bei farbentüchtigen Menschen. Damit ist, wenn auch 
auf anderem Wege, die Behauptung von Hess bewiesen, dass das Spektrum 
für das Auge der Tagvögel nach dem kurzwelligen Ende hin erheblich 
verkürzt ist. Nachtvögel (Eulen) verhalten sich gerade umgekehrt: Blau 
ruft energische Miosis hervor; beim Steinkauz ist die Reizbarkeit durch 
Blau grösser als beim farbentüchtigen und auch beim total farben- 
blinden Menschen. Die relative Unwirksamkeit von Grün und Blau bei 
Tagvögeln (Huhn, Taube) führt Verf. auf die Absorption dieser Farben 
durch die in den Zapfeninnengliedern gelegenen roten und orangefarbenen 
Ölkugeln zurück. Die Retina der Eule entbehrt dieser Kugeln und besitz! 
nur einzelne grünlichgelbe Oltropfen, auch fehlt ihr eine Mac, lut.: daher 
infolge des Mangels an lichtabsorbierenden Stoffen die relative Überwertig- 
keit von Blau. Hunde und Katzen reagieren wie Menschen, Katzen wie 
Eulen auf Blau (wohl infolge des Reichtums der Netzhaut an Stäbchen’. 

Kurt Steindorf. 
578. Oguchi, Ch., Tokio. — „Experimentelle Studien über die Abhängig- 
keit der Sehschärfe von der Beleuchtungsintensität und der praktisch 
Wert des Photoptometers von Hori.“ Graefes Archiv, 1907, Bd. 6ô. 
H. 3. 

Die Beschreibung des einfachen Apparates, den Hori konstruiert hat, 
ist im Original einzusehen; der Apparat taugt zu Untersuchungen der S 
bei schwacher Beleuchtung und zur Prüfung der Reizschwelle des Lichtsinns. 

S vermindert sich mit der Abnahme der Beleuchtung, sie verhält 
sich proportional der Kubikwurzel der Beleuchtungsintensität (vom Farben- 
sinn ist dabei abgesehen); doch gilt dieses Gesetz nur bis zu 0,00375 
Kerzenstärke und S = /,,, unter 0,00260 Kerzenstärke und S = "h 
hört seine Geltung auf, S vermindert sich dann erheblicher. 

Kurt Steindorff. 
579. Alexander-Schäfer, Giss (Physiol. Inst. d. Univ. Wien), — „Ver 
gleichend-phystologische Untersuchungen über die Sehschärfe.“ Pflügers 
Arch, Bd. 119, p. 571, Okt. 1907. 

Die Verf. hat die Sehschärfe verschiedener Tiere dadurch bestimmt. 
dass sie einmal die Grösse des Retinabildes eines in bestimmter Ent- 
fernung vom Auge befindlichen Gegenstandes mass und dann die Grösse 
eines Netzhautelementes bestimmte. Die Sehschärfe muss notwendiger 
weise in jedem Falle der Grösse des Netzhautbildes direkt, der Grösse des 


— 219 — 


Retinaelementes dagegen umgekehrt proportional sein. (Allerdings nur unter 
der Voraussetzung, dass die Bildschärfe und Helligkeit in allen Fällen 
dieselbe! Ref.) Es zeigte sich, dass die Sehschärfe auf diese Weise be- 
rechnet, bei den verschiedenen Tieren zwar sehr verschieden, bei der 
einzelnen Spezies aber individuell nur äusserst wenig variiert (bei 5 Rindern 
z. B. nur um etwa 1°/,), was um so merkwürdiger erscheinen muss, wenn 
wir die grosse Variationsbreite der menschlichen Sehschärfe berücksichtigen. 
Im einzelnen ergab sich, dass nach dieser Berechnung der Mensch die 
grisste Sehschärfe besitzt (die Verf. setzt sie — 60). Es folgen dann Rind, 
Pferd, Schaf, Schwein, Kalb und von den Vögeln nur der Kautz mit 
$= über 20 — Katze, Ziege, Mäusebussard und Kaninchen über 15 —, 
Delphin und Hund haben 12. 

Die anderen untersuchten Vögel und von den Kaltblütern der Ochsen- 
frsch hatten eine Sehschärfe zwischen 10 und 5. 

Es folgen dann Ratte und Igel und endlich die Kaltblüter, Fische 
und Amphibien. Die geringste Sehschärfe aber besass wiederum ein Warm- 
hlüter. die Fledermaus. G. F. Nicolai, Berlin. 


INO. Reif, Hermann I., Wetzlar. — „Zur Erklärung der Thomsonschen 
optischen Täuschung.“ Pflügers Arch., Bd. 119, p. 580, Okt. 1907. 

Die bekannte optische Täuschung, wonach ein auf Papier gezeichnetes 
System konzentrischer Kreise, wenn man es als Ganzes in einer kreis- 
Iitmigen Bahn bewegt, dabei gleichzeitig wie ein Rad um seinen Mittel- 
punkt zu rotieren scheint, wird von dem Verf. dadurch erklärt, dass bei 
der kreisförmigen Bewegung immer diejenigen Teile der Kreise, welche 
mit der augenblicklichen Bewegungsrichtung parallel laufen, klar und deut- 
ich erscheinen, während diejenigen Teile, die gerade senkrecht zur 
Bewegungsrichtung stehen, durch Nachbilder verschwommen erscheinen, 
Dadurch, dass nach und nach immer andere Teile in die Bewegungsrichtung 
füllen, wandern auch die deutlich und die verschwommen erscheinenden 
Sektoren, und diese Wanderung bedingt die scheinbare Raddrehung. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
ôl. Kahn, R H. (Physiol. Inst. d. Univ. Prag). — „Über Tapetenbilder.“ 
Arch. f. Anat, u. Physiol., Physiol. Abt., 1906, H. 1 u. 2, p. 56. 

Verf, untersucht die stereoskopische Täuschung genauer, welche ein- 
vit, wenn ein Tapetenmuster (d. h. ein Muster mit immer wiederkehrenden 
identischen Einzelheiten) derart binokular betrachtet wird, dass die Augen- 
achsen nicht auf dasselbe Stück, sondern auf benachbarte, identische Stücke 
des Musters gerichtet sind. Er beschreibt mehrere merkwürdige Erschei- 
hungen dieser Tapetenbilder und zeigt insonderheit, dass sie ein Schul- 
beispiel sind für die Rolle der Konvergenz bei der Wahrnehmung der 
Tiefondimension und für die Möglichkeit der Trennung von Konvergenz 
und Akkomodation. 

Auch zur Demonsiration des Wettstreits der Farben und der stereo- 
Skopischen Glanzes eignet sich diese Erscheinung "ganz besonders. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
9%. Kreidl, Alois und Yanase. I. Japan. — „Zur Physiologie der 
Cortischen Membran.“ Centrbl. f. Physiol., 1907, Bd. 21, No. 16, p. 1. 

Die Verff, haben den Hörreflex bei jungen Ratten beobachtet und 
gefunden, dass derselbe zwischen dem 12. und 14. Tage nach der Geburt 
auftritt. Durch vielfache mikroskopisch-anatomische Untersuchungen konnte 
festgestellt werden, dass sowohl der Schalleitungsapparat als auch der 


— 220 — 


Nervus acusticus und die zentrale Hörbahn schon vollständig entwickelt 
sind, ehe der Hörreflex auszulösen ist, und dass daher Veränderungen 
im schallperzipierenden Apparat es sein müssen, welche das veränderte 
Verhalten der Tiere in bezug auf die Auslösbarkeit des Hörreflexes b«- 
dingen, und zwar war der auffälligste und nach den Verff. auch einzig 
Unterschied vor und nach Auftreten des Reflexes der, dass vorher noch 
ein Zusammenhang zwischen Cortischem Organ und Cortischer Membran 
besteht, dass aber dieser Zusammenhang bei allen Tieren, die nach Auf. 
treten des Reflexes getötet worden sind, bereits gelöst oder zum mindesten 
gelockert erschien. Auf Grund dieser Befunde ist es sehr wahrscheinlich, 
dass normalerweise im Labyrinth eines Hörenden (Menschen oder Tieres) 
ein Zusammenhang zwischen Cortischer Membran und Cortischem Organ 
nicht besteht und dass ein Labyrinth, in welchem ein solcher vorhanden 


ist, zur Perzeption von Gehörsempfindungen nicht befähigt ist. 
G. F. Nicolai, Berlin. 


Berichtigung. 


In Ref. No. 422 lies 5—10° anstatt 15—20°. Nicolai. 


Personalien. 


Ernannt: Prof.: Dr. Göbell-Kiel. 
Ord. Prof.: Prof. Dr. Jamin-Erlangen (Pharm. u. med. Poliklin.). 


A.-Ord. Prof.: Dr. Schittenhelm-Erlangen (med. Propaed. u. Geschichte 
der Med.); Dr. Grosser (Anat.) und Dr. Stoerk (path. Anat.) in 
Wien; Dr. Klein, Dr. Pauli (inn. Med.) in Wien. 

Zum Direktor der neurolog.-psychiatr. Klinik in Graz der A.-Ord. Prof. 


Dr. Fritz Hartmann. 
Habilitiert: Dr. 0. Pryın-Bonn (inn. Med.); Dr. Brasch- München (inn. Med. 
Dr. Gildemeister, bisher Privatdozent in Königsberg. habilitiert ın 
Strassburg (Physiol); Dr. Stargardt, bisher Privatdozent in Kiel 
habilitiert in Strassburg (Ophth.); Dr. Theodor Mayer-Jena (Ge- 


schichte der Medizin); Dr. M. Wolfram-Leipzig (Ophth.). 
Jubiläen: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Mosler-Greifswald, das 50 jährige Dozenten- 
| Tens: das 25 jähr. 


ubiläum; Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Binswanger- 


Professoren ubiläum, 
Verleihungen: Aus der Stiftung von Dr. Faber (Stuttgart) erhielten Preise 
von je 1000 Mk.: Privatdozent Dr. Brunn, Dr. Letsche-Tübingen. 


Gestorben: Dr. Sevestre-Paris, Mitglied der Akad. der Med. 


Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 

Müller-Pouillet, Lehrbuch der Physik, II. Band. Friedr. Vieweg & Sohn 
3raunsehweis. Geh. 16,— Mk.; geb. 18,— Mk. 

Tigerstedt, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. I. Band. $. Aut- 
lage. Geh. 12,— Mk.: Geb. 14,— Mk. Der Il. Band erscheint Ende dieses ‚Jahres 
in neuer Auflage. S. Hirzel, Leipzig., 

Cohen. Ernst, Vorträse für Arzte über Physikalische Chemie, IL Aufl. 
Leipzig, Engelmann, 1907, Preis 8 Mk. 

Koranyi-Richter, Physik. Chemie und Medicin, I. 16,— Mk. Verlags 


handlung Georg Thieme, Leipzig. 
Boruttan, Lehrbuch der Mediz. Physik, 282 S. Leipzig, J. A. Barth, IN 
Bose, J. Ch, Comparative Electro-physiology, 759 S. Longmans, Green & Lo 
London. 1907. Price 15 Sh. 
Righi, A N, Bewegung der Ionen bei der elektrischen Entladung. Deutsch 
von M. Ikle. Leipzig, Barth, 1907. Pr. 2,— Mk. 
Braeunig, Karl, Mechanismus und Vulkanismus. Leipzig, Engelmann, 


110 S.. 1907, 





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4 


Bapiysikalisches Centralblatt 





Physik. 


583. Boruttan, H., Berlin. — „Lehrbuch der medizinischen Physik für 
Studierende und Arzte. Leipzig, J. A. Barth. 

Dass eine „medizinische Physik“ ein notwendiges Buch ist, wird 
heute, wo die physikalische Diagnostik und die physikalische Therapie 


einen — wie spätere Geschlechter vielleicht sagen werden — sogar un- 
verhältnismässig breiten Raum einnimmt, niemand bezweifeln. Dass das 
neueste Buch auf diesem Gebiet — der alte Fick — seit nunmehr über 


20 Jahren nicht neu aufgelegt ist und dass trotzdem die „noue medizinische 
Physik“ bisher ungeschrieben bleiben konnte, dürfte vor allem beweisen, 
wie ausserordentlich schwer es ist, heute noch Physik und Biologie in 
dem Masse in sich zu vereinigen, um es wagen zu können, ein derartiges 
Werk zu schreiben. Schon die Übersicht der Literatur auf drei getrennten 
Gebieten, dem der Physik, dem der Biologie und dem der praktischen 
Medizin, erfordert ein Mass von Belesenheit, die selten vorkommt. Gerade 
in dieser letzten Beziehung dürfte der Verfasser der geeignete Mann sein. 
Ind das ist wohl bei einem Buche die Hauptsache, bei dem es nicht gilt, 
neue Tatsachen zu finden, sondern nur bekannte Dinge unter neuen 
Gesichtspunkten anzuordnen und darzustellen. Die Literaturangaben sind 
zwar nur spärlich, wie es sich für ein Lehrbuch auch ziemt, aber man 
merkt überall, dass der Verf. bei all seinen Beispielen und Anwendungen 
aus einem reichen Schatze wohlfundierten Wissens schöpft, und man hat 
die Empfindung, als ob der Verf. mehr weiss, als er im einzelnen Falle 
sagt, und so soll es ja bei einem guten Buche sein. Dass der Verf. es 
als obersten Leitsatz aufstelll, mehr eine experimentelle, als eine theo- 
retische medizinische Physik darzustellen. kann jeden, der gesehen hat, 
wohin in der letzten Zeit wieder rein theoretische Spekulationen geführt 
haben, nur mit Freude erfüllen. Dadurch, dass das Buch als Ergänzung 
zu jedem Physikbuch (in Sonderheit zu dem von Lommel) gedacht ist, 
konnten durch Verweisungen schr viele Längen gespart werden. Dem 
Buche ist weiteste Verbreitung zu wünschen, im Interesse eines otwas 
weitergehenden Verständnisses für physikalische Dinge, als es bisher bei 
Medizinern im allgemeinen vorhanden war. G. F. Nicolai, Berlin. 


9%. Marbe, Karl (Phys. Inst, Frankfurt a. M.). — „Itegistrierung der 
Herztöne mittelst russender Flammen.“ Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, 
p. 205. 

Marbe hat schon früher eine Methode angegeben, um die Königschen 
Flammenbilder in einfachster \Weise zu fixieren, indem er die Flammen 
russend brennen lässt und durch ihren oberen Teil einen Papierstreifen 
hindurehzieht: der leuchtende Mantel der Flamme drückt sich dann bei 
jeder Flammenschwingung einmal als schwarzer Ring nuf dem Papier- 
streifen ab, er zeigt jetzt, dass man mit dieser Methode auch imstande ist, 
die Herztöne graphisch zu registrieren, und hebt hervor, dass diese Me- 
thode sehr viel einfacher sei, als die von anderer Seite vorgeschlagenen. 

G. F. Nicolai, Berlin, 
Biophysik. Centralbl. Rd. ILL, 16 


— 222 — 


585. Frank, Otto (Physiol. Inst., Giessen). — „Dynamik der Membran- 
manometer und der Lufttransmission.“ Zeitschr. f. Biol., 1907, Bd. 50. 
p. 309—354. 

Verf. entwickelt die Dynamik der Membranmanometer und der Luft- 
transmission theoretisch und zum Teil mit experimenteller Prüfung. Be- 
sonders werden die Eigenschwingungen der registrierenden Instrumente 
berücksichtigt. Es hat sich ergeben: dass die Dauer der Eigenschwingung 
T eines Kolbenmanometers gleich ist der Quadratwurzel aus dem Quadrat 
der Schwingungsdauer T, des Kolbens mit dem Hebel plus dem Quadrat 
der Schwingungsdauer T, der Flüssigkeit allein. T=YT%,-+T},. Die- 
selbe Formel gilt auch für Membranmanometer bei analoger Betrachtungs- 
weise. Verf. gibt weiter eine Formel für die Schwingungsdauer, die aus 
den Konstanten des Systemes abgeleitet wird. In diese Formel führt er 
die durch Hebelvergrösserung erzielte Empfindlichkeit des Systemes «€ ein. 
Für das Membranmanometer ergibt sich h dann 





a „|: yuras d?)x 2m (5). 
= 2 nA RE Ne nn 5 
rx (1 — 0?) 

Hierin ist v die ae M’ die wirksame Masse des 
Systems, die übrigen Grössen andere Konstanten des Systems. Aus 
Empfindlichkeit und Schwingungsdauer des Instrumentes definiert Verf. die 
Güte. Sie ist das Produkt aus dem Quadrate der Schwingungszahl und 
der ersten Potenz der Empfindlichkeit G=N?.s Durch weitere Rech- 
nungen bestimmt der Verf. dann die günstigsten Verhältnisse, die eine 
möglichst grosse Güte ergeben. Die Betrachtung ist durchgeführt für das 
Federmanometer und für das Lufttransmissionsverfahren und zwar für die 
Übertragung der Bewegung einer Fläche auf die Membran durch einen 
auf die betreffende Fläche aufgesetzten Trichter der durch einen Schlauch 
mit der Membrankapsel verbunden wird, ferner für das von Chauveau und 
Marey im Ventrikelmanometer erdachte Verfahren, endlich für das Prinzip 
des Mareyschen Transmissionssphygmographen. Zum Schluss analysiert 
der Verf. das von ihm als Herztonkapsel bezeichnete Instrument, das aus 
einer dünnen Gummihaut die einen Spiegel trägt, besteht. Die Rechnungen 
können hier leider in Kürze nicht wiedergegeben werden, es sei auf das 
Original verwiesen. Weiss, Königsberg. 


586. Ariëns Kappers, C. U. (Frankfurt a. M. Senckenbg. Inst). — „Dir 
Bildung künstlicher Molluskenschalen.* Zeitschr. f. allg. Physiol., 
Bd. VII, p. 166—176, Nov. 1907. Mit 4 Textabbildungen. 

Verf. beschreibt eigentümliche Formen, welche erstarrendes Paraffin an- 
nehmen kann und bildet einige derselben ab, welche den Schalen von Arca 
Noae, Turbo, Terebratula und Pulla ausserordentlich ähnlich sehen. Verf. be- 
spricht die einschlägige Literatur über die Entstehungsweise der Mollusken- 
schalen und schliesst sich der Ansicht an, dass diese Skelettbildungen 
nach rein physikalischen und chemischen Erfahrungen erklärt werden 
können. Es wird betont, dass auch das Paraffin kristallisationsfähig ist 
und dass der Grad der Viskosität für die Art der entstehenden Kristalle 
entscheidend ist. Die grosse chemische Differenz zwischen Paraffin und 
Kalksalzen weist darauf hin, dass hauptsächlich die physischen und nicht 
die chemischen Faktoren die Skelettformen der Mollusken bedingen, so- 
wohl die der Lamellibranchiaten wie die der Gastropoden. Die bevorzugte 
Rechtswindung der Gastropodenschalen lässt sich vielleicht auf die kristallo- 


— 223 — 


graphischen Eigenschaften der sich bildenden Schalensubstanz zurück- 

führen und die abwechselnde Rechts- und Linkswendung bei derselben Art 

durch Modifikationen in der Ausbildung der ersten Schalenkristalle erklären. 
Mangold, Greifswald. 

587. v. Weimarn, P.P. (Chem, Lab. kais. Berginst. Kaiserin Katharina Il., 
St. Petersburg). — „Über die Müglichkeit der Erweiterung’der ultra- 
mikroskopischen Sichtbarkeitsgrenze.* Zeitschr. f. Chem. u. Industr. d. 
Koll., Bd. If, p. 175—177, Dez. 1907. 

Wie Lord Rayleigh gezeigt hat, ist dio Grösse der inneren Diffusion 
der Strahlen, die beim Durchgang eines Strahlenbüschels durch ein sog. 
„rübes Mittel“ (mit im Verhältnis zur Wellenlänge des Lichtes sehr kleinen 
Teilchen) beobachtet wird, proportional der vierten Potenz der Wellenlänge 
des Lichtes (åf), d. h. äusserst kleine materielle Teilchen reflektieren vor- 
wiegend Lichtstrahlen mit geringer Wellenlänge. Aus diesem Grunde 
müssen die ultravioletten Strahlen Teilchen dort nachweisbar machen, wo 
die übrigen Strahlen von grösserer Wellenlänge es nicht tun können. 
Apparate, welche die Anwendung des ultravioletten Lichtes in der Ultra- 
mikroskopie bequem gestatten, wie sie auf Anregung des Verfs. von dem 
optischen Institut C. Reichert in Wien ausgeführt werden sollen, „werden 
daher nicht nur erlauben, Stoftmassen von geringeren Dimensionen als 
Ð au zu sehen, d. h., die Grenzen des jetzigen Ultramikroskops zu über- 
schreiten, sondern das Sehvermögen wahrscheinlich auch noch über die 
hypothetischen Dimensionen der Molekeln hinaus zu erweitern.“ 

H. Aron. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


>s8. Mordwilko, A. — „Beiträge zur Biologie der Pflanzenläuse, Aphi- 
didae Passerini.“ Biol. Centrbl., 1907, Bd. XVII, p. 529—575. 

Bei den Aphididae wechseln geschlechtliche Generationen mit par- 
thenogenetischen Weibchengenerationen ab. Unter den parthenogenetischen 
Weibchen gibt es geflügelte und ungeflügelte, von denen bald diese, bald 
jene vorherrschen. 

Die ungeflügelten parthenogenetischen Weibchen sind als Anpassung 

an eine vollständigere Ausnützung günstiger Ernährungsbedingungen aufzu- 
fassen, indem ein Weibchen, das infolge günstiger Ernährungsbedingungen 
aufzufassen, indem ein Weibchen, das infolge günstiger Ernährungsbedin- 
gungen auf die Flügel verzichten konnte, zugleich eine erwiesenermassen 
grössere Produktivität erlangte. Daher werden auch heute noch in der 
Natur an austrocknenden Gewächsen die parthenogenetischen Larven zu 
sellügelten Weibchen, bei günstigeren Ernährungsbedingungen zu ungo- 
llügelten. Zu den Ernährungsbedingungen können noch Bedingungen der 
Temperatur hinzutreten. 
Das Auftreten der zweigeschlechtigen Generation hängt mit den am 
bnde der Vegetationsperiode eintretenden ungünstigen Ernährungsbedin- 
sungen zusammen, „indem im entgegengesetzten Falle die Parthenogenese, 
durch welche die Vermehrung der Individuen einer Art bedeutend ge- 
steigert wird, keinen Sinn haben würde und undenkbar wäre“. 

Günstige Ernährungsbedingungen bewirken — wie auch sonst be- 
kannt ist — ein Überwiegen der Weibchen, ungünstige ein solches der 
Nännchen, und zwar nach Verf. deshalb. weil im ersteren Falle eine Ver- 
sserung der Individuenzabl, im letzteren eine Verminderung derselben. 

15* 


— 224 — 


die ja eine umso bessere Entwickelung der Einzelindividuen ermöglicht, 
von Vorteil ist. 

Physiologisch ist das Schwanken der Zahl von Weibchen und 
Männchen so zu erklären, dass bei günstigeren lörnährungsbedingungen der 
„Kampf der Teile“ weniger lebhaft ist und deshalb weniger das Be- 
dürfnis der Genitalzellen nach Oberflächenvergrösserung und das Er- 
fordernis häufiger Teilungen eintritt. So entstehen Eier: im umgekehrten 
Falle die weniger voluminösen, aber um so differenzierteren Sperma- 
tozoen. 

Das Ei ist im Verhältnis zum Spermatozoon weniger spezialisiert und 
behält dadurch seine Teilungsfähigkeit. Noch weniger spezialisiert (z. B. 
infolge Ausfalls der Richtungskörperbildung) müssen die parthenogenetischen 
Bier sein. 

Die Arbeit ist reich an Literaturzitaten, das Sexualitätsproblem 
betreffend. V. Franz. 


589. Strohl, Joh. (Zool. Inst., Freiburg). — „Die Biologie von Polu- 
phemus pediculus und die Generationszyklen der Cladoceren.“ Zoolog. 
Anzeiger, 1907, Bd. 32, p. 19—25. 

Verf. wendet sich gegen Issakowitschs Meinung, dass die Temperatur- 
höhe oder die Ernährungsstärke einen Einfluss auf die Erzeugung männ- 
licher oder weiblicher Nachkommen ausübe, und stimmt vielmehr Weis- 
mann bei, welcher die in Frage kommenden Erscheinungen (partheno- 
genetische Fortpflanzung durch Weibchen im Sommer, Auftreten von 
Männchen und Bildung befruchteter Wintereier im Herbst) als Anpassungs- 
erscheinungen erklärt. Denn, wie auch schon Keilhack gefunden hatte. 
hat Polyphemus pediculus zwei Geschlechtsperioden, erzeugt also bereits 
einmal mitten im Sommer Männchen, eine Tatsache., die der Ansicht 
Issaköwitschs widerspricht und nur als ererbte Anpassung aus den Tagen 
der Eiszeit erklärt werden kann. V. Franz. 


590. Filatoff. D. — „Die Metamerie des Kopfes von Emys lutaria zur 
Fruge über die korrelative Entwickelung.* Gegenbaurs morphol. Jahrb.. 
1907, Bd. 37, H. 2/3. 

Mit Beginn des intensiven Wachstums des Mesoderms segmentiert 
sich der Körper des Embryos durch dieses Wachstum, aber auch dureh 
die Vorgänge in den Nachbaranlagen wird das Auftreten der Somiten 
bedingt. 

Die Abweichungen in der Entwickelung der Somiten bei verschiedenen 
Tieren und verschiedenen Körperabschnitten werden durch Abweichungen 
in der Entwickelung der Nachbarorgane bedingt. 

Die Anzahl und Güte der Somiten werden durch die Dimensionen 
des ihnen bei der Entwickelung zur Verfügung stehenden Itaumes bedingt: 
ihre Form hängt davon ab, ob die Dimensionen dieses Raumes während 
der Entwickelung der Somiten Schwankungen unterworfen waren 
vder nicht. 

2 Durch Gestaltsveränderungen dieses Raumes lässt sich auch das beim 

Übergang von den niederen zu den höheren Tierformen nach und nach 

bemerkbar werdende Verschwinden der Somiten im mittleren Teile des 

Kopfmesoderms erklären. Es wird durch eine passive Ausdehnung des be- 

treffenden Distrikts seitens des im Wachstum befindlichen Vorderendes des 

Nervensystems verursacht, 


— 225 — 


Bei der Abhängigkeit der die Somitenzahl bestimmenden Faktoren 
von der Entwickelung der Nachbarorgane lassen sich nicht einzelne Somiten, 
sondern nur Gruppen derselben homologisieren. 

Bei der Entwickelung des Vorderkopfsomiten lassen sich zwei Stadien 
unterscheiden: Das erste das der typischen Somiten, das zweite das der 
Kopfhöhle; ersteres Stadium wird bei den höheren Tieren durch Ver- 
stärkung des deformierenden Einflusses des Hirns immer mehr verdunkelt. 

Für die Einteilung des Kopfes in zwei Abschnitte verschiedener Her- 
kunft gibt die Ontogenie keinen Anhalt. 

Die Faltenbildung des Nervenrohrs ist ein analoger Vorgang mit der 
vor Auftreten der Somiten stattfindenden Faltenbildung des Mesoderms, 
kein Wachstum im beschränkten Raum. Im einen Falle ist das spätere 
Ergebnis die mesoderme Somitenbildung, im anderen das Wachstum in 
der Richtung des geringsten \Viderstandes und der Verlängerung des 
Nervenrohrs. W. Berg, Strassburg. 


591. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Über den Kopu- 
lationsakt der Erdmolche (Salamandra Laur.).“ Zool. Anz., Bd. 32, 
p. 33—36, August 1907. 

Verf. wiederholt und vervollständigt seine zum Teil schon in früherer 
Arbeit (Arch. f. Entw.-Mech., Bd. XVII, p. 248 u. 249) mitgeteilten Beob- 
achtungen mit Rücksicht darauf, dass Van Leeuwen (Biophys. C., Bd. II, 
No. 4) nur Landkopulationen beobachtet hatte und, da er Verfs. Angaben 
nicht kannte, das Vorkommen von Wasserkopulationen in Abrede stellte. 

Die den Beobachtern lange Zelt entgangene Begattung der Erd- 
salamander kann sowohl auf dem Lande, als auch im Wasser stattfinden, 
nimmt aber je nachdem etwas verschiedenen Verlauf. Bei Landkopu- 
lation vollführt g, welches in normaler Lage (mit dem Rücken nach 
oben) unter dem © liegt, seine Arme von unten und hinten nach oben 
und vorne über diejenigen des ẸỌ schlingt, eine gewaltsame Drehung, der 
zufolge trotz des hierfür ungünstigen Amplexus nunmehr die Bauchseite 
nach oben gekehrt wird. Hierdurch nähern sich die Genitalöffnungen so 
weit, dass der Spermatophor unmittelbar in die 2 Kloake hinübergepresst 
werden kann. Zuweilen lässt 5‘ einen Arm aus der Umschlingung los. 
Vollständige Vereinigung der Genitalen wurde übrigens nie beobachtet. 

Bei Wasserkopulation ist der Amplexus derselbe, aber es findet 
keine vertikale Drehung statt, sondern cf schlägt nur seinen Rumpf in 
spitzem oder rechtem Winkel zu demjenigen des © seitwärts. Sperma- 
tophoren werden hier auf den Boden gesetzt und von da aus seitens des 
© aktiv in die Kloake aufgesaugt. Zuweilen lässt hier X sein © nach 
Spermaabgabe ganz los und entfernt sich; © bleibt allein im Wasser zurück 
und sammelt, mit geöffneten Kloakenlippen dahintastend, die schwach auf 
dem Boden klebenden Spermatophoren. Autoreferat. 


592. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Über künstliche 
Tiernigrinos.“ Verh. d. k. k. zool. bot. Ges. Wien, Bd. 47, p. 134 bis 
136, Juni 1907. 

Durch Hitze, Insolation und Trockenheit (isoliert oder kombiniert) ge- 
lingt es, viele Tiere in Nigrinos umzuwandeln, z. B. Lacerta fiumana und 
andere Eidechsen (vgl. Bioph. C., Bd. II, No. 381), Feuersalamander, welche 
beim Feuchtigkeitsminimum, welches sie überhaupt vertragen, fast dem 
total schwarzen Mohrensalamander gleich werden. und Süsswasserkrabben 

Biophysik. Centralbl. Bd. III. 17 


— 226 — 


(Telphusa). Sudanesische Gliedertiere aus Steppengegenden, welche oft 
von Bränden heimgesucht werden, mögen durch die im Nachbarbereiche 
entstehende Hitze und Trockenheit ihre Ähnlichkeit mit verkohlten Halmen 
direkt, ohne dass Eingreifen selektiver Prozesse notwendig würde, erhalten 
haben. Es ist auch Verf. bereits gelungen, durch die entgegengesetzten 
Faktoren, Kälte, Dunkelheit, Nässe (gleichviel ob isoliert oder kombiniert) 
Nigrinos aufzuhellen und Normaltiere bis zur Albinoähnlichkeit zu bleichen. 
Autoreferat. 
593. Stockard, C. R. (Zoolog. Lab., Columbia Univ.). — „A peculiar leg- 
less sheep.“ Biolog. Bull., Bd. XIII. p. 288—289, Okt. 1907. 
Verff. beschreibt ein in North Carolina geborenes beinloses Schaf. 
Das Mutterschaf hat ein solches Junges zum ersten Male geworfen, während 
der Schafbock mit einem anderen Mutterschafe innerhalb 3 Monate ein 
zweites beinloses Junge erzeugte. B.-0. 


594. Nusbaum, Jözef, Lemberg. — „Ein Fall einer Viviparität beim 
Proteus anguineus.“ Biol. Centrbl., Bd. 27. p. 370, 1 Abb., Juni 191. 
Von 3 Olmen, welche mehr als ein Jahr in einem wassergefüllten. 
sonst leeren, hell belichteten Glase gehalten wurden, magerten 2 in dieser 
Hungerperiode ab, das dritte nahm an Umfang zu und gebar schliesslich 
nach 13 Monate langer Gefangenschaft ein 12,6 cm langes Junges. Seit 
rechtes Vorderbein ist normal, dreizehig, sein linkes nur zweizehig (ein- 
seitige Entwickelungshemmung). Sein linkes Hinterbein fehlt (Druck- 
wirkung’), sein rechtes ist normal. Kiemen normal, Augen deutlich, punkt- 
förmig, schwarz. Während die alten Olme unter dem Lichteinflusse dunklie 
Pigmentierung angenommen hatten, war das Junge, welches nur wenig? 
Stunden lebte, hell und durchscheinend. 

Da bisher in mehreren Fällen (Schultze, Chauvin, Zeller) Oviparität 
beobachtet worden war, deutet Verf, seinen Fall als seltene Abnormität, 
hervorgerufen durch ungünstige Bedingungen, denen das Muttertier aus- 
gesetzt war. Wie bei Salamandra atra dürfte sich ferner das Junge auf 
Kosten der übrigen, in den Ovidukt eingetretenen Eier aktiv ernährt haben. 

(Fälle von Viviparie bei Proteus, die Ref. inzwischen konstatierte. 
führen ihn zur Deutung, dass diese im Freileben die Norm darstelle. 
worüber nach Erscheinen der betr. Publikation an dieser Stelle ebenfalls 
berichtet werden wird). Kammerer, Wien. 


595. Bolk, L. — „Is rood haar cen nuance of een varieteit?* Zitting»- 
versl. der Koninkl. Acad. van Wetensch., Bd. XVI, p. 260, 26. Oktober 
1907. 

Ziemlich allgemein wird auf unbestimmten Gründen das rote naar 
als eine speziell dem blonden Typus eigene Nuance betrachtet: Virchow 
hält es auf Grund völlig ungenügender Experimente für eine Übergangs- 
form zwischen blond und schwarz, auf einer quantitativen Änderung des 
Pigmentes beruhend. 

Betreffs dieser Sache untersuchte Verf. fast eine halbe Million Kinder 
aus den Niederlanden; bei 2,45 °/ọ der Gesamtzahl war rotes Haar vor- 
handen, und diese Prozentzahl fand sich sowohl in den nördlichen Pro- 
vinzen mit vorwiegend blondem Typus, als in den mehr brünetten süd- 
lichen Regionen zurück, und ebenso bei den dunklen jüdischen Kindern: 
diese auffallende Übereinstimmung darf jeden näheren Zusammenhang 
zwischen rot und blond ausschliessen; auch von einer Zwischenform in- 


fülge einer Vereinigung von blonden und dunklen Individuen kann hier 

nicht die Rede sein, denn in den südlichen Provinzen, wo derartige Misch- 

typen am meisten sich finden, wurde keine grössere Prozentzahl aufge- 
wiesen. 

Während für andere Haarfarben der Pigmentgehalt der Iris (von blau 
bis braun) regelmässig mit der Quantität Haarpigment zunimmt, war das 
rte Haar von einer bestimmten Augenfarbe unabhängig. 

Man soll das rote Haar also als eine Varietät mit qualitativ ver- 
schiedenem Pigmente betrachten, welche innerhalb seines Bezirkes alle 
quantitativen Differenzen zwischen hell- und dunkelrot aufweist, gleichwie 
dies auch zwischen blond und schwarz der Fall ist. 

J. de Haan, Groningen. 

596. Tornier, G. — „I. Eicperimentelles über Erythrose und Alhinismus 
der Kriechtierhaut.* Sitz.-Ber. d. Gesellsch. naturf. Freunde, Berlin, 
1907. p. 81—89. 

397. Tornier, G. — „2. Nachweis über das Entstehen von Albinismus, 
Melanismus und Neotenie bei Früschen.“ Zoolog. Anzeiger, 1907, 
Bd. 32, p. 284— 288. 

1. (Erste Arbeit. Fs gibt nach Verf. folgende Arten von Chromato- 
pharen: schwarze, graue, braune, rote, gelbe, weisse. Die ersteren sind 
die am stärksten verästelten, grobkörnigsten und grössten; die folgenden 
sind in der genannten Reihenfolge stufenweise in diesen Charakteren 
schwächer ausgebildet. Die weissen Chromatophoren können sich auf- 
steigend allmählich bis zu den schwarzen hin entwickeln, die letzteren 
können umgekehrt bis zu den ersteren hin degenerieren. 

An regenerierten Schnittstellen im .\mphibienlarvenschwanze sind die 
den Gefässausschnitten benachbarten Hautpartien infolge Überernährung der 
Chromatophoren schwarz. Ebenso färbt sich ein verheilter Wundrand in 
der Flügeldecke von Käfern schwarz. Seine Umgebung aber kann sich 
rot färben, offenbar infolge der Gefässverengerung in einiger Entfernung 
von der Stelle des Wundreizes. 

Die Umfärbung ganzer Larven von Pelobates fuscus (IKnoblauchs- 
rite) gelang durch Schwächung der Chromatophoren, und zwar a) durch 
Chemikalieneinwirkung (Glycerin oder MgCl,), b) indem mit einer Nadel 
durch dio Medullarplatte in den Dotterbezirk gestossen wurde. Im letzteren 
Falle nämlich saugte der Dotter durch den Finstichkanal Fruchtwasser an, 
quoll daher auf und dehnte sich aus, wodurch die Rückenhaut dicht an 
die Körperwand gepresst wurde und die normale Ausbildung von Blut- 
gefässen in ersterer eine Hemmung erfuhr. Die Tiere erhielten kastanien- 
braune, rote oder gelbe Hautfärbung. 

Beiläufig findet Verf., dass die Pigmentkörner bei Zellteillungen als 
Reservebaustoffe für das Plasma dienen. 

2. (Zweite Arbeit). Die Umfärbung ganzer Tiere gelang e) durch 

Unterernährung der Tiere mit Pflanzennahrung, der nur das gerade nötige 

Minimum von Fleisch beigemengt wurde. Die Tiere wurden albinotisch. 

Reine Fleischnahrung erzeugte dagegen Melanose. 

-= Neotenie (Jugendverlängerung) wurde hervorgerufen, wenn von 

einem mittelgrossen Stadium mit kurzen Hintergliedmassen ab der Fleisch- 

zusatz der Nahrung verweigert wurde. Die Tiere blieben dann auf diesem 

Stalium, bis wieder Fleischnahrung gewährt wurde. las (refangenhalten 

der Larven in Wasser bewirkt jedoch — entgegen einer verbreiteten An- 

nahme — die Neotenie nicht. 
IE 


— on 


Eben ausgeschlüpfte Larven gehen bei reiner Pflanzennahrung zu- 
grunde. V. Franz. 


598. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst. Wien), — „Über Schlamm- 
kulturen.“ Arch. f. Hydrobiol. u. Planktonkde., Bd. Il, p. 500—526. 
3 Fig., April 1907. 

Die Untersuchung bedient sich der altbekannten. aber wenig ange- 
wendeten Methode, aus trocken und keimdicht aufbewahrtem Schlamm 
durch das nach längerer Zeit erfolgte Ansetzen mit Wasser eine Mikrofiora 
und -fauna zu erziehen. welche derjenigen in den Fundgewässern des 
Schlammes gleich ist, minus solcher Formen, die weder in Zysten noch 
in Form von Dauerkeimen der Dürre trotzen können. Das Ziel der Unter- 
suchung ist nicht die systematische Durchforschung der (meist aus dem 
oberen Nil, ferner aus Kleinasien, dem roten Meere und Norwegen 
stammenden) Proben, sondern Beobachtung der Periodizität im Auftreten 
der Formen. Einige lassen eine solche Periodizität erkennen, ohne dass 
äussere Faktoren (Temperatur, Wasserstand) sie dazu zwingen: so dauerte 
die Tätigkeitsperiode von Chydorus sphaericus alljährlich 5—7, die von 
Alonopsis elongata 4—5, von Branchipus stagnalis 3—4 Monate: eine 
Characee aus dem Nil vegetierte 6 Monate im Jahr. Die Perioden voll- 
ziehen sich aber nicht in jedem Jahre um dieselbe Zeit, sondern es ist eine 
regelmässige, gleichgerichtete, meist rückläufige Verschiebung zu beob- 
achten. Hingegen sind andere Formen von Anbeginn ununterbrochen, ohne 
zwischenliegende Ruheperioden, in Tätigkeit. Die Verhältnisse des Frei- 
lebens entscheiden nicht, ob ersteres oder letzteres Verhalten eintritt; es 
zeigen manche tropischen Formen periodisches Auftreten und Verschwinden. 
anderseits nordische Formen ununterbrochene Tätigkeit im Individualdasein 
und den folgenden Generationen. Massgebend ist hierfür einzig die lang- 
samere oder raschere Anpassungsfähigkeit an die gleichmässigen, keinerlei 
Schwankungen der Jahreszeit oder des Wasserreichtums unterworfenen Be- 
dingungen des Gefangenlebens. 

Die Dauerzustände nicht weniger Organismen vermögen einige Jahre 
der Dürre zu widerstehen: Chydorus sphaericus, Alonopsis elongata, Cyclops 
vernalis lebten 2'/, Jahre nach dem Austrocknen wiederum auf. 

Aus dem sonstigen Inhalt der Arbeit sei auf die ausführliche An- 
leitung zur Handhabung der Schlammprobentechnik, auf die Namhaft- 
machung von Tierformen, deren Fähigkeit, Dauerkeime zu bilden, bisher 
unbekannt war (Cyprinodonten. gewisse Batrachier), auf die Beschreibung 
der Baue und Bewegungen einiger Limicolen und Entomostraken hin- 
gewiesen. 

Den Beschluss bildet eine polemische Stelle, die ich lieber nicht ge- 
schrieben hätte: nur durch Arbeit, nicht durch Gezänke kann man in der 
Wissenschaft etwas bessern! | Autoreferat. 


599. Rothert, W. (Botan. Labor. d. Universität, Odessa). — „Die neuen 
Untersuchungen über den Galvanotropismus der Pflanzenwurzeln.“ 
Zeitschr. f. allg. Physiol., Bd. VII, p. 142, Nov. 1907. 

Verf., welcher dafür eingetreten ist, dass die galvanotropische Emp- 
findlichkeit nicht ausschliesslich an der Wurzel lokalisiert zu sein braucht, 
da die Unempfindlichkeit dekapitierter Wurzeln auch auf Anästhesie be- 
ruhen könnte, gibt eine kritische Übersicht zweier Arbeiten von Gassner 
und Schellenberg. Aus dieser Darstellung sei nur hervorgehoben, dass 


229 — 


Gassner den Beweis erbracht hat, dass die galvanotropische Empfindlich- 
keit ausschliesslich in der Wurzelspitze lokalisiert ist. Der Strom beein- 
lusst die Wurzeln direkt und nicht durch elektrolytische Produkte. R. 
hält es nicht für sicher, dass es sich bei diesem Galvanotropismus um 
einen Spezialfall des Traumatropismus handelt. 

Nach den Untersuchungen von Schellenberg reiht sich der Galvano- 
tropismus den Fällen an, wo das gleiche Reizmittel je nach der Intensität 
verschiedene, bei geringerer Intensität positive, bei hüherer negative 
Reaktionen auslöst, während bei mittlerer Intensität (Optimum) eine 
Reaktion ausbleibt. R. weist aus diesen Untersuchungen nach, dass die 
galvanotropische Umstimmung nicht allein von der lonenkonzentration, 
sondern auch von der chemischen Beschaffenheit der Salze des Mediums 
abhängig ist und wendet sich gegen die Ansicht Schellenbergs, dass der 
Chemotropismus die gleiche äussere Ursache habe wie der Galvanotropismus. 

Mangold, Greifswald. 

600. Rubautkin, W. (Milit.-med. Akad., St. Petersburg). — „Uber das 
erste Auftreten und Migration der Keimzellen bet Vögelemhryonen.* 
Anat. Hefte, Bd. 35, H. 1. 

Zum kurzen Referate nicht geeignet. W. Berg, Strassburg. 

601. Blount, Mary. — „The early development of the pigeons egg, with 
esperial reference to the supernumerary sperm nuclei, the periblast and 
the gerne wall.“ Biol. Bull., Bd. XIII, p. 231— 250, Okt. 1907. 


602. Schmidt, H. E. (Inst. f. Lichtbeh. u. anat.-biol. Inst, Berlin), — „Über 
den Einfluss der Röntgenstrahlen auf die Entwickelung von Amphibien- 
eiern.* Arch. f. micr. Anat., Bd. 71, H. 2, Dez. 1907. 

Makroskopisch liess sich an den mit Röntgenstrahlen behandelten 
Axolotlarven Entwickelungshemmung, Auftreten eigentümlicher Missbil- 
dungen (Blasen am Schwanzende, Krümmung des Körpers) und schliesslich 
Absterben konstatieren. Mikroskopisch erwies sich das Gehirn, nicht ganz 
so stark das Rückenmark, als schwer zerstört und seine Wand grössten- 
teils in eine körnige Masse verwandelt. W. Berg, Strassburg. 


603. Morgan, T. H. und Stockard, C. R. (Zool. Lab., Columbia Univ.). — 
„The effects of salis and sugar solutions on the development of the 
frog egg.“ Biol. Bull., Bd. XII, p. 272—279, Okt. 1907. 

Die durch die Einwirkung von Salz- und Zuckerlösungen verursachten 
Veränderungen der Eier scheinen nicht durch osmotische Vorgänge bedingt 
zu sein, sondern eher durch zwischen diesen und dem Zelleninhalte ent- 
stehenden chemischen Reaktionen. Natriumzuckerverbindungen dürften 
z. B. entstehen. 

Der physiologische Zustand der Eier wird durch Süsswasser geschwächt, 
In Seewasser wirken die Substanzen weniger stark auf die Eier ein. 

B.-0. 

6. Delage, Yves. — „La parthenogenèse sans oxygène: élevuye des 
larves parthénogénétiques d'astéries jusqu'à la forme parfaite.“ CR, 
Bd. 145, p. b41—544, Sept. 1907. 

Nach Entfernung des Sauerstoffs aus den Entwickelungslüsungen im 
Vakuum oder durch Stickstoffdurchleiten ist die Zahl der zur pathenogene- 
schen Entwickelung gekommenen Eier stets erheblich geringer. Stets 
sind Larven entstanden; es kann aber nicht mit Bestimmtheit festgestellt 
werden, dass Verf. wirklich mit seiner Methode allen Sauerstoff entfernt hat. 


— 230 — 


Sein Verfahren mit Tannin und NH, hat Verf. jetzt etwas modifiziert. 
indem er die Eier erst in ein Gemisch von Meerwasser, Zuckerlösung und 
destilliertem Wasser und dann in reines Meerwasser bringt (Näheres im 
Original.) H. Aron. 


605. Delage, Yves. — ,Dévéloppements parthénogénétiques en solution 
isotonique à l'eau de mer. Élevage des larves d'oursins jusqu'à 
l'image.“ C. R., Bd. 145, p. 448—452, Aug. 1907. 

Verf. hat mit Hülfe seines Verfahrens (Zusatz von Tannin und 
Ammoniak, vgl. Bioph. C., II, 19) die Wirkung der verschiedenen Elek- 
trolyte, sowie von Rohr- und Traubenzucker allein und gemischt immer 
in isotonischen Lösungen auf die Entwickelung der Seeigeleier untersucht. 
Es gelang in einer reinen Zuckerlösung, die keinen höheren osmotischen 
Druck hatte als die Eier selbst, ferner keinen Bestandteil des Meerwassers und 
keine anderen Elektrolyte enthielt, die parthenogenetische Entwickelung 
von Seeigeleiern durch das Tannin-Ammoniak-Verfahren hervorzurufen. 

Die Gegenwart von Elektrolyten in der Lösung ist also zu diesem 
Prozess nicht unbedingt erforderlich und ebensowenig die Hypertonie. 

H. Aron. 


606. Ostwald, Wolfgang (Zoolog. Inst., Univ. Leipzig). — „Über das 
Vorkommen von oxydatıven Fermenten ın den reifen Geschlechtszellen 
von Amphibien und über die Rolle dieser Fermente bei den Vor- 
gängen der Entwickelungserregung.“  Bioch. Zeitschr., Bd. VI, p. 409 
bis 478, November 1907. Siehe Bioch. C., Bd. VI, No. 2660. 


607. Löwenstein, Arnold (Dtsch. anat. Inst., Prag) — „Versuche iiber 
Beziehungen zwischen Eiern und Samenfäden bei Seeigeln.“ Arch. f. 
Entw.-Mech., Bd. 24, p. 434—438, Okt. 1907. 

Nach Fehlschlagen der eigentlich beabsichtigten Nachprüfung von 
Winklers Befunden über die Furchung unbefruchteter Eier unter dem Ein- 
flusse von Extraktivstoffen aus dem Sperma unternahm Verf. eine Reihe 
von Experimenten mit Eiern und Spermatozoen von Sphaerechinus granu- 
laris und Psammechinus microtubereulatus, welche der Untersuchung einer 
"am lebenden Seeigelei beobachteten, im Vergleich zum Seewasser verschieden 
lichtbrechenden, scharf umgrenzten, dichteren Zone galten: lebende Sperma- 
tozoen vermochten sich in dieser Zone schwieriger als ausserhalb derselben 
fortzubewegen: wurden tote Spermatozoen zu lebenden Eiern gebracht. so 
blieb um jedes Ei ein spermafreier Hof von '/,—?/, des Eiradius bestehen, 
an dessen Umkreis Sperma und Zelltrümmer in grösserer Zahl adhärierten, 
während sie sich sonst gleichmässig im Gesichtsfeld verteilten. Tote 
Spermatozoen, mit toten Eiern zusammengebracht, hatten diese besondere 
Lagerung nicht, und lebende Spermatozoen, mit toten Eiern zusammen- 
gebracht, wurden von letzteren weder angezogen noch abgestossen. Ob 
die sonach nur um lebende Eier gebildete Zone an ihrer Peripherie eine 
Membran bildet oder nicht, lässt Verf. dahingestellt. 

Kammerer, Wien. 

608. Prowazek, S. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankheiten, Hamburg). — 
— „Zur Regeneration der Algen.“ Biolog. Centribl., 1907, Bd. 23, 
p. 737 — 147. 

Unter vielen einzelnen Beobachtungen des Verf. stien folgende 
genannt: 


— 231 — 


l. Reiz- und Verwundungsphänomene. 


Bei Spirogyrafäden bewirkt der Wundreiz den Zerfall des Chlorophyll- 
bandes ohne gleichzeitiges Eintreten der für viele Algen charakteristischen 
Protoplasmaballungen. Bei Ulva lactuca in den der Wundstelle nahe 
gelegenen Zellen neigt das Plasma samt dem Kern gegen die Wundstelle 
hin. Vermutlich werden auf diese Weise Reservestoffe transportiert. Bei 
Bryopsis zieht sich das Plasma des Zellfadens von einer gequetschten 
Stelle kappenförmig zurück. Eine innere, von der Wundstelle weg- 
gerichtete fontainenartige Strömung in der Plasmakappe wird bald durch 
eine periphere, entgegengesetzt gerichtete überwogen, so dass nach etwa 
I) Minuten beide Kappen verschmelzen. Stärkere Reize führen oft zur 
Bildung von Vakuolen mit Niederschlagsmembranen. 


I. Reparations- und Regenerationserscheinungen. 


Bei Spirogyra und Mougeotia, deren Zellfäden durch Druck teilweise 
zersprengt worden sind, bildeten sich Niederschlagsmembranen um die 
nackten Endteile des Protoplasten, die zur richtigen Zellmembran wurden. 
Bei Cladophora wird der Cytoplasmateil mit einer neuen durchgehenden 
Membran versehen, so dass er in der alten Zellmembran wie in einer 
Schutzscheide stecken bleibt. Bei verschiedenen Arten werden beim Aus- 
tritt der Protoplasmamassen alle Intimstrukturen. zerstört, Kerne und 
Chloroplasten durcheinandergewirbelt, es bilden sich also rein mechanisch 
aufzufassende nackte Flüssigkeitsballen und Tropfen als erste Stufo des 
Regenerats. Die Protoplasten umgeben sich wiederum mit einer Nieder- 
schlagsmembran. Das rein physikalische Geschehen verquickt sich mit 
biologischem. Die Protoplasten schreiten nur dann zur Regeneration, wenn 
sie Kerne enthalten, deren Masse anscheinend zur Plasmamasse in einem 
bestimmten, lebensfähigen Verhältnis stehen muss (Kernplasmarelation, R. Hert- 
vig}. Eine Stelle der Plasmamasse wächst sodann zum typischen Algen- 
faden aus. 

III. Überschreitende Regeneration 


ist nur in einigen Fällen beobachtet worden. Bei Ectocarpus produzierte 
eine regenerierende Zelle zwei Zellen, von denen die eine einen normalen 
Zellfaden, die andere ein rhizoidartiges Zellgebilde hervorbrachte. Spiro- 
grren regenerierten geweihartige, rhizoidfürmige Zellauswüchse. 

Verf, nimmt statt besonderen, die Gestaltungsprinzipien bergenden 
Strukturen nur eine Spezifität der Morphe an, die zu den physikalisch 
analysierbaren Prozessen hinzutritt. Daneben ist die Gestaltung noch 
von der Grösse der Protoplasten und von der Kernplasmarelation 
abhängig. Bei überschreitender Regeneration antworten die Zellen mit 
einem sonst nicht auslösbaren Geschehen der Morphe. V. Franz. 


609. Slingenberg, B. J. W., Amsterdam. — „Misvormingen van Esrtremi- 
teiten.“ Doktor-Diss., April 1907. 

Verf. ist der Meinung, dass in der neueren Zeit zu viel die mecha- 
nischen exogenen Momente zur Erklärung auch für das Entstehen typisch 
vererbender Missbildungen hervorgehoben werden; allerdings kommt diesen 
exogenen Ursachen in vielen Fällen eine grosse Rolle zu und Verf. 
beschreibt ausführlich einige Beispiele, bei welchen mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit solche Vorgänge in der Gestalt eines abnormen Amnions 
vorlagen. Wenn jedoch mehrere Generationen hindurch dieselben Körper- 
teile betroffen werden, sollte nach Verf. immer an eine abnorme Keim- 
anlage gedacht werden. 


— 9232 — 


So hält Verf. die exogenen Erklärungen für die verschiedenen 
Formen von Sympodie nicht für zutreffend; ein völlig befriedigendes Bild 
gestattet jedoch die Bolksche segmentale Theorie: Infolge des Weg- 
bleibens einer wechselnden Zahl Körpersegmente bleiben auch entsprechende 
Teile der unteren Extremitäten unangelegt, werden zugleich terminal dem 
Körper angesetzt und werden also primär einander anliegen, ohne dass von 
einem sekundären Verwachsen durch exogene Momente die Rede sein 
dürfe: in Einklang damit ist die geringe Entwickelung von äusseren 
Genitalien und Blasenmuskulatur, und das Fehlen der normalen Drehung 
der unteren Extremitäten über 180°. 

Auch für die Erklärung der sogenannten Strahlendefekte wird neuer- 
dings von Kümmel u. a. an exogenen Amniondruck gedacht; die dafür 
beigebrachten Argumente werden vom Verf. jedoch in ausgiebiger Weise 
widerlegt; dagegen wird die Anomalie in befriedigender Weise erklärt, wenn 
man sich denkt, dass infolge eines Keimfehlers, ein grösserer oder kleinerer 
Teil des Radiusstrahles des Gegenbauerschen Archipterygiums in Anlage 
oder in weiterer Ausbildung zurückbleibt; die gleichzeitige rudimentär« 
Entwickelung von M. biceps und M. brachialis weist auch auf eine seg- 
mentale Anomalie. Zu derselben Kategorie sollten auch mehr vor- 
geschrittene Fälle gehören, wo auch die Ulna oder selbst der Humerus 
(Phocomelie) oder an der unteren Extremität das Femur fehlen; ebenso für 
die exquisit vererbenden Spalthände und Spaltfüsse mit oft nebenhergehen- 
der Syndactylie, wo andere Strahlen des Archipterygiums nicht zur Aus- 
bildung geraten sind, und für den Pes calcaneo-valgus und equino-varus, 
insofern vererbend, dürfte dieselbe Anomalie zugrunde liegen. Umgekehrt 
sollte in Fällen von Polydactylie ein überschüssiger Strahl des Archipterv- 
giums vorliegen. 

Für die Erklärung der vererbenden Missbildungen denkt sich Verf. 
eine Störung der Weissmannschen Determinante, eine Anomalie in der 
„Gedächtnisfunktion“ dieser Kernteile, und infolgedessen eine abnorme Ent- 
wickelung der von ihnen bestimmten Organe oder Körpersegmente; diese 
Anomalie und zugleich die Vererbung könne auch auf einmal wieder auf- 
hören. J. de Haan, Groningen. 


610. Meves, T. (Anat. Inst., Kiel). — „Über Mitochondrien bzw. Chondrio- 
konten in den Zellen junger Embryonen.“ Anat. Anz., Bd. 31, H. 15,16, 
14. Nov. 1907. 

Die von Benda entdeckten Mitochondrien sind in einer Anzahl von 
Zellarten reifer Tiere nachgewiesen worden. Verf. fand sie auch bei 
embryonalen Zellen. Hier lassen die faden- oder stäbchenförmigen Gebilde, 
um die es sich handelt, einen Aufbau aus Körnern nicht erkennen, wes- 
halb die Bezeichnung Chondriokonten vorgeschlagen wird. 

Die Bildungen finden sich als Fädchen von mehr oder weniger ge- 
schlängeltem Verlauf im Protoplasma aller Zellen des Dreiblätterstadiums 
beim Hühnchen, bei Hühnerembryonen von 3—5 Tagen und entsprechenden 
Stadien von Maus und Meerschweinchen in allen Zellen der Organe. - 

Sie geben das Bildungsmaterial ab für Faserstrukturen (quergestreifte 
Muskelfasern, Neurofibrillen, Neurogliafasern, Bindegewebsfäden). 

W. Berg. Strassburg. 

611. Walker, C. EE — „Observations in the life-history of leucocytes. 
Part II. On the origin of the granules.“ Roy. Soc. Proc.. Series B, 
1907, Bd. 79, p. 491. 


— 233 — 


Im Knochenmarkleukocyten liegen die Granula nicht Unregelmässig 
zerstreut im Protoplasma, sondern sind perlschnurartig aneinander gereiht. 
Die Granula entstehen wahrscheinlich aus einem mit basischen Farbstoffen 
sich färbenden Faden, der in seinen frühesten Stadien an der Oberfläche 
des Archoplasmas liegt. Er scheint aus Chromatin zu bestehen, wie die 
aus ihm hervorgehenden Granula. ' 

Nachdem der Faden in einzelne Granula zerfallen ist. färben sich 
dieseiben mehr und mehr mit sauren Farbstoffen. Verf. vergleicht diese 
Bildungen mit den Umwandlungen der Sphäre im Hoden, und mit analogen 
Strukturen im Pankreas. Murray (C.). 


612. Walker, C. E. — „Observations on the life-history of leucocytes. 
Part III.“ Proc. Roy. Soc., Series B, 1907. Bd. 79. p. 495. 

Leukocyten vom Axolotl im entzündlichen Exsudat oder in der Um- 
gebung von Fremdkörpern zeigen einen eigentümlichen Vorgang, welchen 
Verf. mit einer Befruchtung vergleicht. 

Die Kerne von zwei sich berührenden Leukocyten (einkernig) senden 
Fortsätze gegen einander zu. Eine Chromatinröhre wird gebildet und durch 
diese fliesst alles Chromatin aus einem Kern in den anderen über. Endlich 
liegt ein kernloser Protoplasmahaufen zur Seite eines Leukocyten, der für 
gewöhnlich die doppelte Menge Chromatin besitzt. Weiteres über Schicksal 
der Tätigkeit dieser befruchteten Zellen liegt nicht vor. 

Ähnliche Beobachtungen in der Milz des Meerschweinchens. 

Murray (C.). 
613. Barrat, J. 0. W. — „On mitosis in proliferating epithelium.” Proc. 
Roy. Soc., Series B, 1907, Bd. 79, p. 372. 

Kaninchenohrepithel durch Scharlachöl zur Proliferation gereizt, bietet 
somatische (volle Chromosomenzahl) und reduzierte Mitosen dar. Proli- 
ferierendes Epithel, auf normale Tiere transplantiert, zeigt beide Arten 
von Mitosen. Die Zahl der Chromosomen in den Reduktionsteilungen 
schwankt zwischen 14 und 18. In den somatischen Mitosen schwanken 
die Zahlen zwischen 28 und 36. Die Reduktionsteilungen sind viel seltener 
als die normalen, auch kommen viele Figuren vor, die nicht zur einen 
nder anderen Kategorie gerechnet werden können. 

Figuren im Text, nach Modellen gefertigt. Murray (C.). 


Biologie der Geschwülste. 


614. Orthner, Franz (Chir. Univ.-Klin. Wien. — „Wachstum und 
Wachstumsstillstand gutartiger und bösartiger Gesclaciülste.s Wien. Klin. 
Woch., 1907, H. 45, Nov. 1907. 

Der Bestand der Zellen an chemischen Spannkräften und damit ihre 
àvidität zu den Nährstoffen erfährt während des Lebens eine dauernde all- 
mähliche Abnahme. So kommt es, dass verlagerte, nicht ordnungsmässig 
im Organismus funktionierende Zellen über einen Überschuss an Spann- 
kräften gegenüber ihrer Umgebung verfügen. und, falls günstige Umstände 
einen Ausgleich dieses Überschusses durch einen vermehrten Energieumsatz 
gestatten, in ein geschwulstmässiges Wachstum eintreten. Sie werden um 
so schneller wuchern, je länger sie ausgeschaltet waren, je grösser der 
Überschuss an Spannkräften ist und gegenüber ihrer Nachbarschaft vermöge 
der grossen Avidität zu den in dieser aufgespeicherten Nährstoffen eine 
art auflösender und phagocytärer Eigenschaft ausüben. Dieses Wachstum 
wird modifiziert durch den Grad der Blutversorgung und die Natur der 

Biophys. Centralbl. Bd. lII, IN 


— 234 — 


umliegenden Gewebe, so wird vielleicht die Ribbertsche Theorie erklart, 
indem bei entzündlichen Prozessen einmal Hyperämie besteht, ferner die 
Bindegewebe lockerer und protoplasmareicher (reicher an Nährstoff) werden. 
Zu einem definitiven, absoluten oder relativen Wachstumsstillstand kommt 
es, wenn die Spannkraftdifferenz zwischen den Zellen der Geschwulst und 
der benachbarten Gewebe gleich Null geworden ist. Gewissermassen br- 
findet sich jede zentral gelegene Geschwulstpartie in dieser Lage, dem- 
entsprechend proliferiert jede Geschwulst wesentlich in den Randpartien. 
Während bei grossem Überschuss an Spannkraft ein rasch wachsender, 
maligner Tumor resultiert, besitzen gutartige Tumoren nur geringen Über- 
schuss, was sich histologisch in einer grösseren Gewebsreife äussert. Die 
malignen Geschwülste führen zum Tode, weil das befallene Individuum den 
Spannkraftausgleich nicht erleben kann, wohl aber wird dieser bei Über- 
tragung auf mehrere Generationen schliesslich zum Ausdruck kommen. S» 
erklärt Verf. den Umstand, dass Ehrlich bei seinen Geschwulstverimpfungen 
schliesslich an Stelle eines Carcinoms ein Sarkom entstehen sah, folgender- 
massen: Die mit dem Carcinomgewebe transplantierten Bindegewebszellen 
befanden sich während der Zeit der Carcinomentwickelung im Zustande 
relativer Unterernährung, mit Erschöpfung des Carcinomwachstums dagegen 
trat in den Bindegewebs(Stroma-)zellen ein Spannkraftüberschuss ein, der 
nun ihrerseits geschwulstmässiges Wachstum veranlasste. Die bei Trans- 
plantationen beobachtete Virulenzsteigerung erklärt sich einfacherweise aus 
einer von selbst eintretenden zweckmässigen Anordnung der aus zahlreichen 
Teilmolekülen bestehenden physikalisch-chemischen Zellkräfte. 
Hart, Berlin. 

615. Ehrlich, P. (Inst. f. exper. Path., Frankfurt a. M.). — „Bemerkungen 

zu den Aufsätzen des Herrn Dr. Ortliner.* Wien. Klin. Woch., H. 49. 

Dez. 1907. 

Verf. wahrt Orthner gegenüber seine Priorität. Er weist darauf hin, 
dass er bereits vor einigen Jahren den Gedanken entwickelte, dass in den 
bestimmten Beziehungen, welche hinsichtlich der Verteilung der Nährstotfe 
zwischen den einzelnen Organen bestehen, und welche den normalen Ab- 
lauf der Körperfunktion gewährleisten, durch die Entwickelung einer 
Geschwulst infolge erhöhter Avidität ihrer Zellen zu den Nährstoffen eine 
Störung eintritt. Erfahrungen bei Tumortransplantationen führten zu dem 
Schluss, dass gelegentlich der erste Anstoss zur Tumorbildung nieht so- 
wohl auf einer Erhöhung der Avidität der Tumorzellen als vielmehr auf 
einer Erniedrigung derjenigen der Körperzellen beruht. Immer ist eine 
Differenz der Aviditäten für die Tumorentstehung verantwortlich zu machen. 

Den Übergang des Karzinoms in Sarkom, den Orthner aus einer Er- 
schöpfung des Krebswachstums mit sekundärem Überhandnehmen der 
Avidität der Stromazellen erklärt, versteht Verf. umgekehrt als primäres 
Sarkomwachstum mit sekundärem Untergang der Krebsnester. So lange 
die karzinomatöse Komponente nicht eliminiert ist, findet sich keine Ab- 
nahme der Mitosen, wohl aber lässt sich stets die grössere Virulenz der 
Sarkomkomponente nachweisen. 

Nur aus akzidentellen Ursachen gehen Krebsstämme ein: ändern sie 
ihre Virulenz, so handelt es sich stets um eine Steigerung derselben. 

Hart, Berlin. 
616. Schwalbe, Ernst, Karlsruhe. — „Neuere Forschungen über Morphi- 
logie und Entstehung der Geschwiilste“ Dtsch. Med. Woch. H. 49. 
Lez. 1907. 


2 
T 


— 23 — 


Die Morphologie der Geschwülste gibt noch immer wertvolle Auf- 
schlüsse über die Onkologie Wir haben die hypernephroiden Tumoren, 
die Chorionepitheliome und Melanome (Chromatophorome) als von be- 
stimmten Zellen ausgehende Geschwülste erkannt und dabei über die 
Mutterzellen selbst auch und über die Entstehungsweise der Geschwülste 
inwressante Aufschlüsse erhalten. Sehr wertvoll ist uns die Erkenntnis 
geworden, dass auch den Geschwulstzellen eine oft sogar ganz der 
normalen entsprechende und für die Physiologie des Individuums wichtige 
Funktion zukommt; ferner, dass der Nachweis des häufigen Untergangs 
mit dem Blutstrom verschleppter Geschwulstzellen an die spontane Heil- 
barkeit der Geschwülste denken lässt. Der Hinweis, dass die Lympho- 
sarkome eine Sonderstellung unter den Tumoren einnehmen und mög- 
hcherweise einmal aus ihrer Gruppe ganz ausscheiden müssen, ist 
bedeutungsvoll. 

Bezüglich der formalen Genese wird der Wert der Cohnheimschen 
Theorie und ihrer Erweiterung durch Ribbert hervorgehoben, besonders 
auf dessen Lehre von dem Wachstum des Tumors aus sich heraus, welche 
immer weitere berechtigte Verbreitung erlangt, hingewiesen, Verf. zeigt 
grosse Neigung, eine Kontinuierliche Reihe, nämlich Doppelbildung, Teratom, 
Mischgeschwulst, einfache (reschwulst unter dem einheitlichen (iesichts- 
punkte der zeitlichen (reschwulstentwickelung aus abgesprengten Keimen 
zu betrachten. Analog dem von ihm Kunstrulerten Begriff der terato- 
genetischen Terminationsperiode könnte man vielleicht von einer onko- 
gischen Terminationsperiode sprechen und aus ihr die stufenweise 
humpliziertheit der Gebilde erklären. In einer gewissen Begrenzung schiene 
das Ref. sehr zweckmässig. Es wird weiterhin das entwickelungs- 
mechanische Prinzip Albrechts, welcher die Tumoren in ihrer Gesamtheit 
als Organoide oder Organula betrachtet, ferner die Lehre von der Anaplasie 
erwähnt. Gerade bezüglich der letzteren sei auch vom Ref. darauf hin- 
gewiesen, wie viele wichtige Anhaltspunkte für diese Lehre v. Hanse- 
manns die experimentelle (ieschwulstforschung ergeben hat. 
= Die ätiologische Forschung hat die parasitäre Theorie in hohem 
(male unwahrscheinlich gemacht. Die (reschwulstübertragung entspricht 
durchaus einfacher Transplantation. Die Bedeutung der Artgleichheit der 
Gewebe wird betont. 

Interessant ist besonders, dass ein Tumor bei wiederholten Über- 
tragungen seinen morphologischen Charakter ändern kann. Die Theorie, 
die Krebszelle selbst verhalte sich wie ein Parasit, ist bisber wenig frucht- 
bar für das (ieschwulstproblem gewesen. 

je Immunitätslehre (Ehrlich) gibt hoffnungsvolle Ausblicke bezüglich 
der Therapie. Hart, Berlin. 


61%. Bridré, J. (Lab. de M. Borrel, Paris). — „Recherches sur le cancer des 
souris.“ Annales de l'inst. Pasteur, Bd. 21, H. 10, Okt. 1907. 

Verf. unternahm während zweier Jahre eine kontinuierliche Transplan- 
tation eines leicht überpflanzbaren Tumors vom Charakter des Adeno- 
careinoms. Die Geschwulstzellen waren typische Cylinderzellen. Die 
Resultäte waren folgende: Die Immunität (Resistenz) gegen den übertrag- 
baren Krebs der Mäuse ist keine Krebsimmunität im eigentlichen Sinne des 
Wortes; sie ist nicht spezifisch. Sie kann erzielt werden durch Injektion 
von Krebsgewebe sowohl als auch von gewissen normalen Geweben der 
Maus. Bei Injektion von gleiehen Mengen gibt das Krebsgewebe eine 

IS: 


= 2336 — 


höhere Immunität als das normale Gewebe (mit Ausnahme der Milz). Die 
erzielte Immunität ist proportional der Menge der eingespritzten Substanz. 
Hart, Berlin. 


618. Snow, C. (Path. Lab., Univ. of Michigan). „An attempt to produce 
an atypical epithelial growth by injection of Scharlach R in olive oil: 
a control of Fischers experiments.“  Journ. of Inf. Dis.. Bd. IV, p. 385 
bis 396, Juni 1907. 

Mit „Scharlachöl“ konnten keine carcinomähnlichen Geschwülste bei 
Kaninchen hervorgerufen werden. Das Epithel an der Injektionsstelle zeigt 
keine Wucherungen. Scharlachöl wirkt ebenso wie andere Reizlüsungen. 

B.-0. 

619. Me. Kenzie. Ivy (Path. Inst.. Dresden-Friedrichstadt). — „Epitht 
metaplasıe bei Bronchopneumonie.* Virch. Arch., Bd. 190, H. 2, Nov- 
1907. 

Die Arbeit stellt ein interessantes Seitenstück zu jener Kitamuras 
(vgl. Biol. Centrbl. 1907, p. 11%) dar. Verf. fand bei Untersuchungen über 
Bronchopneumonie unter 43 Fällen viermal an Stelle des einfachen Zylinder- 
epithels deutlich geschichtetes Plattenepithel mit Verhornung und Keratw- 
hyalinbildung in den Bronchien. Diese Zellumwandlung fasst Verf. als 
echte Metaplasie auf, bedingt durch die entzündliche Veränderung der 
Wandung. Die Epithelmetaplasie fand sich nur in ganz bestimmten Be- 
zirken, in denen die Entzündung gleichsam die Mitte hielt zwischen ganz 
leichten Veränderungen und schwersten Schädigungen. Die Bildung der 
Plattenepithelzellen wird aufgefasst als der höchste Grad der Reaktions- 
fähigkeit der Schleimhaut zum Schutz vor weiterem Reiz, welcher aus- 
gehend von den im Lumen angehäuften Exsudatmassen gedacht wird. Die 
Plattenepithelinseln bleiben wahrscheinlich fürs ganze Leben bestehen und 
aus solchen metaplastisch entstandenen Plattenepithelherden erklärt sich 
die Möglichkeit der Entstehung echter Plattenepithelkrebse in der Lunge. 
Eine Annahme von versprengten Keimen ist nicht nötig. 

Hart. Berlin, 


620. Keenan, C. B. und Archibald, E. W. (Montreal, Can.), — „Fatty 
tumor of kidney suggesting a metamorphosis of adrenal cells into trur 
fat.“ Journ. of Med. Research, 1907, Bd. XVI, p. 121—141. 


621. Bantels, P. (Anat. Inst., Berlin). — „Zum Verständnis der Ver- 
breitungsmöglichkeit des Zungenkrehses.“ Anat. Anz., Bd. 31, H. 13:14, 
26. Okt. 1907. 

Beschreibung eines besonders gut gelungenen Injektionspräparates 
des Lymphgebietes der Zunge. 

Zu diesem Gebiete gehören die Lymphoglandulae submentales, sub- 
maxillares, cervicales profundae. Auf der Unterkieferspeicheldrüse ist ein 
Lymphgefässnetz vorhanden, dicht dieser Drüse anliegend eine Lgl. parasub- 
maxillaris, was die Submaxillaris-Metastasen erklärt. Eine tiefe Lymphdrüse 
in der Nähe der Parotis macht auch die Parotismetastasen verständlich. 
Mit den supraclavicularen Lymphdrüsen sind auch Verbindungen vorhanden, 
in gleicher Weise ist das Lymphsystem der Zunge mit dem der Sub- 
lingualis und des Mundbodens verbunden. W. Berg, Strassburg. 


622. Niosi. Francesco (Chir. Klinik, Pisa). — „Die Mesenterialeysten vm- 
bryonalen Ursprungs nebst einigen Bemerkungen zur Entwrckelungs- 


— 237 — 


geschichte der Nebennierenrindensubstanz sowte zur Frage des Chorio- 
withelioms.“ Virch. Arch., Bd. 190, H. 2, Nov. 1907. 

Ausführliche kritische Besprechung an der Hand eines vom Verf. 
beobachteten Falles von Mesenterialcyste. Dieselbe wird vom Wolffschen 
körper abgeleitet. Die Wandung war mit Zylinderepithel ausgekleidet und 
enthielt Schläuche, die von zylindrokubischen Zellen gebildet waren und 
den Kanälchen des Wolffschen Körpers ähnlich sahen. Daneben fanden 
sich noch solide Zellstränge, die als in Entwickelung begriffene Kanälchen 
gedeutet wurden. Weiterhin spricht für die Annahme sehr das Vor- 
handensein von Nebennierenknötchen, die mit der Cystenhöhle und mit den 
in der Wand der Cyste gelegenen Schläuchen in innigem räumlichen Ver- 
hältnis standen, ganz ebenso wie versprengte Nebennieren in nächster Nähe 
der Abkömmlinge des Wolffschen Körpers in der Region der Geschlechts- 
organe zu liegen pflegen. Aus diesem Befunde glaubt Verf. eine Stütze 
fir de Annahme herleiten zu können, dass die Rindensubstanz der Neben- 
niere abstammt von den Glomeruli oder den Kanälchen der Exkretions- 
organe (Mesonephron, Pronephron), wie sie bereits sowohl für die Corticalis 
selbst als auch für die akzessorischen Nebennieren vertreten wurde Ein 
chorionepitheliomähnlicher Knoten in der Cystenwand führt Verf. zu der 
Ansicht, dass das Chorionepitheliom kein spezifischer Tumor ist, der nur 
vom Epithel der Chorionzotten ausgehen kann, sondern dass jedes andere 
Epithel dazu fähig ist, z. B. das Epithel von Cysten, des Wolffschen 
Körpers, Als Einteilung der Mesenterialeysten embryonalen Ursprungs gibt 
Verf. folgende: 


l. Cysten intestinalen Ursprungs, vom Meckelschen Divertikel der 
konkaven Seite ausgehend, die Zwischen die beiden Blätter des 
Mesenteriums vordringen, oder Cysten von Keimen, die von der 
Darmwand abstammen und während der Entwickelung im Mesen- 
terium eingeschlossen sind. 

2. Dermoideysten. 

3. Cysten, die von retroperitonvalen Organen abstammen, also von 
Urogenitalorganen (Keimepithel, Ovarium, Woltfscher Körper, 
Müllerscher Gang. Hart, Berlin. 


623. Risel. W. (Pathol. Inst., Leipzig). — „Zur Frage der chorion- 
epitacliomähnlichen Geschavilste.“  Livglers Beitr., Bd. 42, H. 2, Nov. 
1907. 

Verf. beschreibt 2 Fälle von Magenkarzinom, welche zu chorion- 
epitheliomartigen Metastasen in der Leber geführt hatten. Die Täuschung 
war auch mikroskopisch eine fast vollkommene, allein es konnte mit Sicher- 
heit nachgewiesen werden, dass die anscheinend chorioepithelialen Zellformen 
aus karzinomatösen Elementen von gewöhnlichem Bau hervorgingen. Ref. 
gibt seiner Anschauung Ausdruck, dass derartige anscheinend chorion- 
epitheliale Bildungen in Tumoren der verschiedensten Histiogenese vor- 
kommen können und keineswegs als stets teratoiden Charakters aufzufassen 
sind, Hart, Berlin. 


6%4. Thiroloix, J. und Debre, R. (Med. hosp., Paris) — „A propos d'un 
epithelioma du médiastin antérieur. Essai de classification des 
tumeurs cancéreux de la loge thymique.* Arch, de med. exper., 
Bd. XIX, H. 5, Sept. 1907. 


=, 235 = 


Bei einem 56jährigen Zeitungshändler entwickelte sich im Verlauf 
von zwei Jahren hinter dem Brustbein eine mächtige Geschwulst, welche 
zum Erstickungstod führte. Der Tumor lag an der Stelle der Thymus, 
ummauerte alle Organe und bestand mikroskopisch aus einem alveolär ge- 
bauten Gewebe, dessen Geschwulstzellen unregelmässig und ohne Zwischen- 
substanz um kleine mit kolloiden Massen erfüllte Lumina angeordnet lagen. 
Auffallend waren die in zahlreichen Zellen nachweisbaren Verhornungs- 
prozesse. Verff. erklären die Geschwulst als eine epitheliale, lassen aber 
die Frage nach ihrer Genese offen, da diese eine dreifache sein kann. 
Einmal kann es sich um ein echtes Thymom, eine geschwulstmässige 
Wucherung von Thymuszellen handeln, dann weiterhin um einen Inklusions- 
(dermoidalen) Tumor und endlich um einen branchiogenen. 
Hart, Berlin. 
625. Buday, K., Budapest. — „Statistik der in dem pathologisch-ana- 

tomischen Institut der Universität Koloszvar in den Jahren 1870 bıs 
1905 zur Obduktion gelangten Krebsfälle, nebst kurzer Ubersicht der 
innerhalb desselben Zeitraums vorgekommenen sonstigen bösartigen Ge- 
schwülste.* Zeitschr. f. Krebsforschung, 1907, Bd. VI, p. 1. 


Entzündung und Infektion. 


626. Buxton, B. H. (Cornell Univ. Med. School). — „Absorption from the 
peritoneal cavity.“ Journ. of Med. Research, 1907, Bd. XVI, p. 17 
bis 41. | 

Auch wenn geringe Mengen von Bakterien in die Bauchhöhle injiziert 
werden, gelangen sie binnen wenigen Minuten in die Zirkulation. Die 


Lymphwege des Zwerchfelles bilden den Übergangsweg. B.-0. 
627. Zangemeister, W., Königsberg i. P. — „Über Malakoplakie der 


Harnblase.“ Zeitschr. f. Urologie, 1907, Bd. I, H. 10. 

Verf. glaubt, dass die von Hansemann Malakoplakie genannte plaque- 
förmige Cystitis caseosa (exsudativ entzündliche Form) wahrscheinlich in 
den meisten Fällen nichts anderes ist als eine besondere Form der Blasen- 
tuberkulose, wie schon Kimla angenommen hat. Vielleicht beruhen sämt- 


liche Fälle dieser Affektion auf tuberkulöser Grundlage. 
Pincussohn. 


628. Bartel, Julius und Neumann, Wilh. (Path.-anat. Inst., Wien). — 
„Erperimentaluntersuchungen über den Einfluss von organischen 
Substanzen auf den Gang der Tuberkuloseinfektion beim Aleer- 
schweinchen.* Wien. Klin. Woch., 1907, No. 43 u. 44, p. 1321 und 
1365. 

Organzellen, bzw. ihre Produkte, insbesondere native ÖOrganstoffe, 
beeinflussen den Verlauf einer Infektion mit Tuberkelbazillen günstig. 

Vor allem entfalten Filtrate von Organstoffdekokten, die längere Zeit 
bei 37° mit virulenten Tuberkelbazillen vermischt gehalten wurden. eine 
günstige Wirkung. 

Der Erfolg dieser Beeinflussung ist abhängig: 

1. von der Art der Infektion, 

2. vom Alter der Filtratstoffe, 

3. von der Dauer der Einwirkung der Organdekokte auf das tuber- 

kulöse Virus. Gerhartz. 


ei BE m 


629. Joest, E., Noack, C. und Liebrecht, C. (Pathol.-anatom. Inst. d. tier- 
ärztl. Hochschule, Dresden). — „Untersuchungen zur Frage des Vor- 
kommens latenter Tuberkelbazillen in den Lymphdrüsen des Rindes 
und des Schweines.*“ Zeitschr. f. Inf.-Krankheiten, parasitäre Krank- 
heiten u. Hyg. der Haustiere, Bd. II, p. 257—292, Nov. 1907. 

Wiederholt ist in den letzten Jahren die Frage näher erörtert worden, 
ob in unveränderten oder makroskopisch nicht tuberkulös erscheinenden 
Lymphdrüsen lebende virulente Tuberkelbazillen vorkommen. Wir sprechen 
in solchen Fällen von latenten Tuberkelbazillen. 

In den Lymphdrüsen der Menschen — es gelangten in der Haupt- 
sache Lymphdrüsen nicht tuberkulöser Individuen zur Untersuchung — 
wurden von mehreren Forschern solche Tuberkelbazillen gefunden. Ob 
auch beim Rinde latente Tuberkelbazillen vorkommen, wurde bei Gelegen- 
heit von Immunisierungsversuchen erörtert. Man fand bei diesen Tieren, 
die einige Zeit nach der Immunisierung mit virulenten Rindertuberkel- 
bazillen auf ihre Immunität geprüft worden waren, in den scheinbar un- 
veränderten Lymphdrüsen lebende Tuberkelbazillen, 

Da für das Rind und die anderen Haustiere nähere Untersuchungen 
nicht vorliegen, und die Frage nach der Latenz der Tuberkelbazillen in 
den Lrmphdrüsen besonders für die Fleischbeschau sehr wichtig ist, so 
untersuchten die Verfi. vergrösserte, bei der Fleischbeschau jedoch nicht 
tuberkulös befundene Lymphdrüsen generalisiert tuberkulöser Tiere. Es 
gelangten 141 solcher Lymphdrüsen zur Untersuchung (82 vom Schwein, 
9 vom Rind und 2 von der Ziege). Von jeder Lymphdrüse wurden. 
um lebende Tuberkelbazillen nachzuweisen, Meerschweinchen geimpft, ferner 
wurden die Drüsen noch auf das genaueste makroskopisch und histologisch 
untersucht, 

In 31 Drüsen (in 27 vom Rind und 4 vom Schwein) wurden im 
Tierversuch Tuberkelbazillen nachgewiesen. In allen diesen Fällen wurden 
durch die anatomische Untersuchung spezifische tuberkulöse Veränderungen 
(Epitheloidzelltuberkel mit Riesenzellen) in diesen Drüsen gefunden. Durch 
histologische Untersuchung dieser Lymphdrüsen konnte also 
festgestelt werden, dass es sich hier nicht um latente Tuberkel- 
bazillen handelt. Latente Tuberkelbazillen wurdenin den Lymph- 
drüsen des Rindes und Schweines nieht nachgewiesen. Wo der 
Tierversuch das Vorhandensein von Tuberkelbazillen anzeigte. 
konnten histologisch auch stets die spezifischen Veränderungen 
erkannt werden. Autoreferat (Liebrecht). 


630. Joannovies, G. und Kapsammer, G. (Inst. f. allgem. u. exper. Path. 
u. allgem. Poliklinik, Wien). — „Untersuchungen über die Verwert- 
barkeit neuerer Methoden zur Diagnose der Tubherkulose im Tier- 
rersuch.“ Berl. Klin. Woch., H. 45, p. 1439—1442, 11. Nov. 1907. 

Blochs Methode (Berl. Klin. Woch., 1907, No. 17, Injektion des Unter- 
suchungsmaterials in die vorher gequetschten Inguinaldrüsen beim Meer- 
schweinchen und spätere histologische Untersuchung) gestattet die sichere 

Diagnose auf Tuberkulose schon nach 14 Tagen zu stellen. Alle Y9 Meer- 

schweinchen, auch solche, denen eine so dünne Bazillenemulsion injiziert 

war, dass 1 Bazillus auf 192 bzw. 384 Gesichtsfelder kam. in der er 
also direkt nicht mehr nachzuweisen war, liessen nach 14 Tagen in den 
operativ entfernten Drüsen typische Herde erkennen und gingen später an 
allgemeiner Tuberkulose zugrunde. Von Pirquets Hautreaktion liess voll- 


— 240 — 


ständig im Stich, indem sich bei sämtlichen 14 gesunden und kranken 
Tieren ein gleichmässig uncharakteristischer Schorf an der Skarifikations- 
stelle gebildet hatte. Diagnostisch ebenfalls nicht verwertbar zeigte sich 
die Ophthalmoreaktion mit Tuberkulin nach Wolff-Eisner und die mit 
alkoholischen Tuberkulinfällungen (Chantemesse). K. Thomas. 


631. Kilutschareff, S. J. (Gouvernements-Semstwo-Krankenhaus zu Rjäsan 
u. Moskauer städt. Krankenhaus d. Fürsten Schtscherbatoff), — „Zur 
Frage über die Heilung des Scharlach mit Moserschem Serum. Ein- 
fluss des Serums auf die Scharlachleukocytose.“ Diss., Moskau, 1907. 

Der Verf. führte seine Untersuchungen an 26 Scharlachkranken aus: 
er gelangte zu folgenden Schlussfolgerungen: Das Mosersche Serum zeigt 
in der Periode des Krankheitshöhepunktes keinen unmittelbaren direkten 

Einfluss auf die Leukocytose der Scharlachkranken. Die Erhöhungen der 

Leukocytose, die in einigen Fällen nach der Injektion des Moserschen 

Serums beobachtet werden, entsprechen einer Verschlimmerung des Krank- 

heitsprozesses. Das Erhöhung oder der Zustand der Unveränderlichkeit in 

der Leukocytose stehen in Verbindung mit den gleichen Zuständen des 

Krankheitsprozesses.' , Ein plötzliches Sinken der Leukocytose wird in 

solchen Fällen beobachtet, wenn der günstigste Einfluss des Serums auf 

den kranken Organismus zum Vorschein kommt. Am Ende des Fiebers 
haben wir bei den Serumkranken eine normale Leukocytenmenge. Das 

Auftreten von Krankheitserscheinungen nach dem Serum ist von den 

spezifischen Symptomen seitens der Leukocyten begleitet, nämlich Hypo- 

leukocytose und Leukopenie. Die Vermehrung der Zahl der Neutrophilen 
bei den Serumkranken entspricht der Vermehrung der allgemeinen (ab- 
soluten) Menge der Leukocyten; die Verminderung der Zahl der Neutro: 
philen ist dagegen mit einer umgekehrten Erscheinung seitens der 
allgemeinen Leukocytenmenge verbunden. Die Zahl der Leukocyten steht 
in einem umgekehrten Verhältnis zur Menge der Neutrophilen und der 
allgemeinen (absoluten) Leukocytenmenge. Die Vermehrung der Leuko- 
cytenmenge und zwar der Neutrophilen ist ein günstiges Symptom 
bei den Serumkranken. Ein bedeutender Gehalt an Eosinophilen im Blute 
des Serumkranken ist ebenfalls ein günstiges Zeichen. Der Grad der 
Leukocytose entspricht nicht immer genau dem Grad der Schwere der 
Krankheit. W. Boldyreff. 


632. Adamofl, A. N. (Lab. f allgm. Path. d. Inst. f. exp. Med., St. Peters- 
burg). — „Pathologisch-anatomische Veränderungen des Herzmuskels, 
der Leber, der Nieren und der Pankreasdrüse ber Tollwut.“ Diss.. 
1907. . 

Auf Grund von Untersuchungen des Herzens, der Leber, der Nieren 
und der Pankreasdrüse sowohl bei experimenteller Tollwut, die durch In- 
fektion der Tiere (Kaninchen, weisse Ratten) durch fixiertes Wutgift hervor- 
gerufen wurde, als auch bei Strassenwut (des Hundes) gelangt der Verf. 
zu folgenden Schlüssen: 

1. Sowohl das fixierte Wutgift als auch das Strassengift ruft in den 

erwähnten Organen ein und dieselben Veränderungen hervor. 

2. Das Herz zeigt beständig in höherem oder geringerem Grade 
degenerative Veränderungen (Eiweiss, Fett- und Pigment- 
degeneration der Muskelfasern, sowie Auflösung und Fragmentation 
derselben). 


— 24 — | no 7 


3. Die Leber zeigt, abgesehen von den Erscheinungen einer still- 
stehenden Hyperämie, schwach ausgeprägte atrophische Ver- 
änderungen des Zellkörpers und des Kerns; diese Veränderungen 
hängen hauptsächlich von der Zerstörung der Blutzirkulation ung 
vielleicht auch von der Wirkung des Wutgiftes selbst ab. 

4. Die Nieren zeigen, abgesehen von den Erscheinungen einer still- 
stehenden Hyperämie, beständig degenerative Veränderungen, die 
gewöhnlich ziemlich bedeutend sind (trübe Schwellung, Eiweiss- 
und Fettdegeneration); in den Kanälchen der Rindenschicht gehen 
die einzelnen Zellen schliesslich in Zerfall über. Die Entzündungs- 
erscheinungen sind schwach ausgeprägt, sie fehlen zuweilen ganz 
und tragen, wie es scheint, denselben Charakter wie beim Herzen. 
Seitens der Malpighischen Glomeruli beobachtet man Anschwellung 
und Proliferation der Kerne. 

5. Die Pankreasdrüse zeigt in höherem oder geringerem Grade 
Degenerationserscheinungen des Epithels der Drüsenbläschen (trübe 
Schwellung, Eiweiss-Fettdegeneration) mit schliesslicher Nekrose der 
einzelnen Zellen. 

6. Die Veränderungen des Herzens, der Leber. der Nieren und der 
Pankreasdrüse zeigen sich schon vor dem Eintritt der aus- 
gesprochenen Tollwutsymptome. 

7. Zieht man bei der Tollwut die beständigen Läsionen der Herz- 
muskulatur (und nach den Literaturangaben auch die der Skelett- 
muskulatur) in Betracht. so kann man zugeben, dass das Wutgift 
nicht nur ein Nerven-, sondern gleichzeitig auch ein Muskelgift ist. 

W. Boldyreff. 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 


633. Martini, E., Tsingtau. — „Über das Vorkommen eines Rinderpiro- 
plasmas in der Provinz Petschili (China).“ Arch. f. Schiffs- u. Trop.- 
Hyg., Bd. XI, H. 22. Nov. 1907. 

Verf. fand bei der Untersuchung von 24 Kälbern zu Tientsin bei 
einem Kalb im Blut zahlreiche Parasiten teils stäbchen-, teils ringförmiger 
Gestalt innerhalb der roten Blutkörperchen. Wahrscheinlich müssen die 
Parasiten zu der Gruppe des afrikanischen Küstenfiebers gerechnet werden. 
Das Kalb machte einen gesunden Eindruck. Zecken konnten auf der 
Farm trotz angestrengten Suchens nicht gefunden werden, 

Möllers. 

634. Léger, Lonis (Zool. Inst., Grenoble). — „Les schizogregarines des 
trachéates. I. Le genre ophryocystis.“ Arch. f. Protistenk., 1907. 
Bd. VII, p. 159—202, 4 Taf, 13 Textfig. 

Schizogregarinen sind solche Gregarinen, die im Wirtstier sich durch 
Schizogonie vermehren, die bei den Eugregarinen fehlt. Die Angehörigen 
der Schizogregarinengattung Ophryocystis leben in den Malpighischen 
(iefässen verschiedener Coleopteren. Die Parasiten haben kein intrazellu- 
läres Stadium und die Schädigungen der Epithelzellen der Malpighischen 
Gefiässe sind gering; sie bestehen je nach der Parasitenart in Atrophie 
oder Hypertrophie; ausserdem besteht an den stärker befallenen Strecken 
oft eine Pigmentanhäufung in den Epithelzellen. Mechanisch können die 
Parasiten zur Obstruktion des Malpighischen Gefässes führen. 

Der auf der Epithelzelle angesiedelte Sporozoit wächst zu einem für 
jede Art charakteristischen 2—4 kernigen Schizonten heran, der sich von 

Biophysik. Centralbl, Bd TIL. 19 


Le DE 


der Basis her in einzelne Merozoite teilt, ohne das Epithel, auf dem er mit 
Radicellen aufsitzt, zu verlassen. Bei einigen Arten kommt auch Bildung 
vielkerniger, als mycetoid bezeichneter Schizonten von unbestimmter Form 
vor, aber auch bei diesen Arten treten später typische gregarinoiie 
Schizonten auf. Das Protoplasma der mycetoiden Schizonten hat starke 
Affinität zum Hämatoxylin, während das Protoplasma der gregarinoiden 
Schizonten und der Gamonten Affinität zu Orange hat. Gegen physio- 
logische Kochsalzlösung sind die Schizonten sehr empfindlich; sie werden 
rapid vakuolär und es bilden sich konische und fadenförmige Plasmaaus- 
stülpungen, die (physikalisch hervorgerufene) Oszillations- und Wellen- 
bewegungen ausführen und dadurch Geisseln vortäuschen können, und die 
dann abgestossen werden. In der Flächenansicht sehen die Schizonten wie 
Amöben aus, sind aber anscheinend völlig unbeweglich. 

Aus der letzten Teilung gehen einkernige Gamonten hervor, die sich 
vom Epithel ablösen, je zwei aneinanderlegen und innerhalb der von ihnen 
abgeschiedenen Cystenhülle jeder zwei Kernteilungen durchmachen: die 
drei resultierenden somatischen Kerne gehen zugrunde, der vierte, 
Geschlechtskern, kondensiert einen Teil des Protoplasmas um sich und 
bildet so den Gameten, der vom Soma als Hülle umgeben ist. Aus der 
Copula der beiden Gameten resultiert die Sporocyste. Beide Gamonten 
sind gleichwertig, und so kann parthenogenetisch jeder Gamet für sich 
eine Sporocyste bilden, doch ist auch für die Parthenogenese der dureü 
die Aneinanderlagerung der Gamonten gegebene Reiz nötig. 

In bezug auf weitere Details, Cytologie, Chromidienbildung u. del. 
muss auf die Monographie selbst verwiesen werden. 

W. Loewenthal, Hagenau i. E. 
635. Niebert, W. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg). — 
„Frambösiespirochäten im Gewebe.“ Arch. f. Schiffs- u. Trop.-Hve.. 
Ba. XI, H. 22, Nov. 1907. 

Verf. konnte in einer etwa talergrossen Papel, die ihren Sitz am 
Oberarm eines in Sumatra gebürtigen Malaienjungen hatte, mittelst der 
Levaditischen Silbermethode die von Castellani zuerst beschriebenen 
Framboesiespirochäten nachweisen. Im biologischen Verhalten zeigen diese 
viele Beziehungen zur Spirochaete pallida der Syphilis; die Framborsie- 
spirochäten scheinen sich jedoch in der äusseren Haut mehr oberflächlich 
zu lagern, worauf vielleicht auch die hier fehlende Neigung zum Tiefen- 
zeriall zurückgeführt werden kann. Möllers. 


636. Siegel, J. — „Eaperimentelle Studien über Syphilis. II. Der Er- 
reger der Kyphilis.* Centrbl. f. Bact., 1907, Bd. 45, H. 3. 

Der Verf. beharrt bei seiner Ansicht, dass die Spirochäta pallida nicht 
der Erreger der Syphilis sei. Er bekämpft die Anschauung Schaudinns. 
nach der die Spirochäten nicht zu den Bakterien, sondern zur Gruppe der 
Protozoen gehören, negiert die Möglichkeit einer Trennung der Pallida von 
der Refringens und hält die durch Silbermethode dargestellten Spirochäten 
für Gewebsfasern, die durch Autolyse, entzündliche Prozesse, Maceratien 
aufgelockert sind. 

Nach Ansicht des Verfs. gehört die Syphilis ihrem Gesamtcharakter 
nach nicht zu den Spirochätosen, sondern zu den akuten I;xanthemen un! 
ihr Erreger mit grosser Wahrscheinlichkeit zur Gruppe der Gytorrhycten. 
Da der Cytorrhyctns ausserhalb des lebenden Körpers unkonserviert sehr 
bald abstirbt, ist es stets wichtig, nur ganz frisches Material zu unter- 


— 243 — 


suchen. Der Cytorrhyctes luis ist in primären und sekundären Produkten 
der Syphilis nachweisbar. Eine echte Kultivierung des Cytorrhyctes auf 
totem Nährboden und im Collodiumsäckchen ist bisher einwandfrei nicht 
gelungen. Dem Verf. war es möglich, durch Vorbehandlung mit ab- 
getötetem syphilitischem Material eine grosse Anzahl von Pavianen gegen 
Syphilisimpfung zu immunisieren. Meyerstein, Strassburg. 


637. Mandelbaum, M. (I. med. Klin., München). — „Eine vitale Färbung 
der Spirochaete pallida.“ Münch. Med. Woch., H. 46, Nov. 1907. 

Reizserum von einem Primäraffekte oder einer nässenden Papel wird 
auf ein Deckgläschen in Form eines hängenden Tropfens gebracht, zu 
dem man mit der Platinöse etwas Löfflers Methylenblau zusetzt, das Ganze 
vermengt und dann eine Öse !/,, Normalnatronlaugenlüsung zusetzt, wo- 
nach die Spirochäte blassblau gefärbt ist. Vorteile der Methode sind die 
sofortige Färbung, das vollkommene Erhaltenbleiben ihrer natürlichen Form 
und das Erkennen von Eigenbewegungen der gefärbten Spirochäte. 

W. Wolff. 
638. Levaditi, C. und Me Intosh (Inst. Pasteur, Paris), — „Contribution 
à l'étude de la culture de ,Treponema pallidum‘.“ Ann. Pasteur, Bd. 21, 
p. 184—795. Okt. 1907. 

Eine Kultivierung der verschieden pathogenen Spirochätenarten gelingt 
in Kollodiumsäckchen, versenkt in die Peritonealhöhle des Kaninchens 
Die Spirochaeta pallida entwickelt sich aber nur, wenn das Säckcehen in 
die Peritonealhöhle eines Affen versenkt wird. Später gelingt dann die 
Passage im Peritoneum des Kaninchens. Trotz der jedesmaligen Ver- 
dünnung enthält nach 4—5 Tagen die stark nach faulendem Eiweiss 
riechende Flüssigkeit sehr reichlich Spirochäten. Als Kulturflüssigkeit kann 
60° Serum von Mensch, Kaninchen oder Pferd dienen. Verff. haben bis 
jetzt in 74 Tagen und 59 Säckchen eine 12 malige Passage ermöglichen 
können. Die Spirochäten sind von einem Streptoc. pyog. und von Anaeroben 
(1 Kokkus- und 2 Bakterienarten) begleitet, von denen sie sich nicht iso- 
lieren lassen und die ihre eigene Entwickelung fördern. Ausserhalb der 
Peritonealhöhle ist eine Fortzüchtung der Spirochäten nicht gelungen. 

In Form, Grösse, dem Verhalten der Windungen und der Färbbarkeit 
sind die Spirochäten nicht von der Spirochaeta pallida zu unterscheiden. 
Sie teilen sich transversal: in Säckchen, die lange in der Peritonealhöhle 
geblieben, finden sich reichlich Involutionsformen. Dagegen haben die auf 
diese Weise fortgezüchteten Spirochäten ihre Pathogenität vollständig ver- 
loren. Weder entwickelt sich bei der Inokulation auf die Kaninchenkornea 
oder bei der Injektion von Affen eine spezifische Erscheinung, noch wird 
dadurch Immunität gegen eine spätere Luesinfektion erreicht. Die Verff. 
halten die Indentität der gezüchteten Spirochäten mit der Sp. pallida trotz- 
dem aufrecht, denn auch die Sp. gallinarum verliert ihre Virulenz voll- 


kommen bei derartiger Züchtung, K. Thomas. 
639. Metchnikoff, Elie. — „La syphilis erperimentale.“ Revue de médi- 


eine, H. 10, Okt. 1907. 
Die Arbeit bringt eine Zusammenfassung über die Ergebnisse der 
neueren experimentellen Syphilisforschung. Fleischmann. 


640. Babes, V. und Stefanesen E.. Bukarest. — „Wann erscheinen die 
Negrischen Körperchen im Nervensystem wutk ranker Tiere?“ România 
medicala, 1907, No. 12/14. 


19* 


I — 


Es ist durch die Experimente von Remlinger erwiesen, dass das 
Nervensystem der mit Tollwut infizierten Tiere noch vor dem Erscheinen 
der ersten Krankheitssymptome virulent sein kann. Es war also interessant 
zu sehen, ob die \egrischen Kôrperchen bereits zu dieser Zeit entwickelt 
sind. Zu diesem Behufe wurden von \egri verschiedene Untersuchungen 
angestellt und gefunden, dass bereits am 13. und 14. Tage nach der Ino- 
kulation kleine Körperchen im Ammonshorne existieren, also bevor noch 
die ersten Tollwutsymptome, die am 15. Tage auftreten, erschienen sind. 
Je deutlicher in den folgenden Tagen die Symptome in Erscheinung traten, 
umso grösser waren auch die Anzahl und die Grösse der betreffenden 
Körperchen. 

Ausser anderen Autoren haben auch die Verff. diese Versuche kon- 
trolliert und zwar an Hunden, denen sie subdural durch Trepanation eine 
Emulsion von Strassenvirus, welcher direkt einem an Tollwut zugrunde 
gegangenen Hunde entnommen wurde, einspritzten. ls zeigte sich. dass 
die Negrischer. Körperchen bereits am 9. Tage nach der Einimpfung im 
Ammonshorne erscheinen, dass aber die rabischen Knoten schon am 7. Tage 
im Bulbus aufzufinden sind. Die Versuche wurden derart vorgenommen, 
dass eine Serie von 6 Hunden in der oben erwähnten Weise inokuliert 
wurde, dass, angefangen mit dem 7. Tage nach der Inokulation, täglich 
je ein Hund getötet, dessen Nervensystem mit dem Gefriermikrotom ge- 
schnitten und nach der Mannschen Methode gefärbt wurde. Während der 
Vornahme dieser Versuche hatte noch keines der Tiere irgend welches 
Symptom von Lyssa gezeigt, die bei einem am Leben gelassenen Kontroll- 
tiere am 13. Tage erschienen waren. E. Toff, Braila. 


641. Serra, A. (Hyg. Inst., Cagliari). — „Sulla filtrabilità del mollusco 
contagioso dell’ uomo.“ (Über die Filtrierbarkeit des Molluscum conta- 
giosum des Menschen.) Boll. Soc. Scienze med. e nat., Cagliari, 1907, 
No. 2. 

Die Untersuchungen Verf. hatten den Zweck festzustellen. ob das 
Virus des Molluscum contagiosum des Menschen tatsächlich durch Kerzen 
filtrierbar ist, welche andere mikroskopisch sichtbare Keime nicht passieren 
lassen. 

An der Hand dieser Untersuchungen kam Verf. zu folgenden 
Schlüssen: 

1. Das in den Knötchen des Moluscum contagiosum enthaltene Virus 

passiert die Berkefeldkerzen W. 

2. Die Inkubationsdauer der Krankheit erstreckt sich unter Umständen 
auf 90 Tage. 

3. Im Filtrate der Knötchen beobachtete Verf. die Gegenwart von 
Körperchen, welche mit den Giemsafarben sich blau färbten, über 
deren Natur er sich aber bis auf weiteres nicht auszusprechen 
vermag. 

4. Genannte Körperchen gleichen jenen, welche aus den in der Pulpa 
der Knötchen enthaltenen ausgewachsenen Körperchen des Molus- 
cums austreten. 

Nach Annahme des Verf. ist demnach das Molluscum contagiosum 
sicher filtrierbar und kann mit gleicher Sicherheit auch für unsichtbar 
gelten. Allem Anscheine nach handelt es sich hier um einen ungemein 
kleinen Keim, welcher die Grenzen der Sichtbarkeit erreicht, jedoch nicht 
überschreitet, Ascoli. 


— 245 — 


642. Fermi, Claudio (Hyg. Inst. d. Univ., Sassari). — „Die Wirkung ver- 
schiedener chemischer Agentien auf das Wutvirus.“ Arch. f. Hyg., 
Bd. 63, p. 315—330, Nov. 1907. 

Die Virulenz von Gehirnstücken. in Giycerin aufbewahrt, bleibt nicht 
länger als 20—25 Tage erhalten. Eine Änderung im Krankheitsbild durch 
Injektion der so vorbehandelten Masse ist nicht zu beobachten. Am 
raschesten wird das Wutvirus vernichtet durch Sublimat und verschiedene 
Silberpräparate. Kupfersulfat wirkt stärker als freies Jod, dieses mehr als 
Jodverbindungen. Diesen reihen sich an organische Säuren, dann Fluor- 
natrium, Ammoniak. Nur schwach wirksam erweisen sich Chloroform, 
Wasserstoffsuperoxyd, am schwächsten Kochsalz. Die Iyssatötende Kraft 
von Thymol,. Phenol, Isoform, Alumnol usw. entspricht ungefähr dem 
desinfektorischen Wert dieser Präparate, dagegen schädigen das Wutvirus 
verhältnismässig stark einige Anilinfarben, besonders Larycith II, weniger 
Malachitgrün, am wenigsten Methylenblau. Aufsaugen einer geringen 
Menge einer 1°/,igen Kokain- bzw. Holokainlösung in die bereits gefüllte 
Spritze beeinträchtigt den Verlauf der Pasteurschen Kur nicht im geringsten. 
Es eignet sich dies Verfahren nach den Erfahrungen des Verf. in den 
letzten 3 Jahren sehr, um gerade bei Kindern oder Frauen die Ein- 
spritzungen so schmerzlos wie möglich zu machen. K. Thomas. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


643. Mayer, Ernst (Physiol. Inst., Zürich). — „Über die Leitung. des elek- 
trischen Stromes durch den lebenden Muskelprotoplasten.“ Diss., Zürich, 
1907, 37 p. | 

Der lebende Muskulprotoplast leitet den elektrischen Strom. 
Details müssen im Original eingesehen werden. 
Fritz Loeb, München. 


644. Winterstein, H. (Physiol. Inst., Rostock). — „Über die physiologische 
Natur der Totenstarre des Muskels. (Versuche am isolierten Säuge- 
liermuskel.)“ Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, p. 225—248. 


Verf. benutzt zu seinen Versuchen Halsmuskei von Kaninchen, die 
er in einem eigens dazu konstruierten Apparate Sauerstofidrucken bis zu 
4 Atmosphären aussetzen kann. 

Die wichtigsten Ergebnisse sind: 


1. Der ausgeschnittene Säugetiermuskel kann in Ringerlösung bei 
einem Sauerstoffdruck von 2—4 Atm. und bei Temperaturen 
zwischen 36 und 38°C. seine Erregbarkeit bis zu 27 Stunden nach 
Entfernung aus dem Tierkörper bewahren; die indirekte Erreg- 
barkeit ist unter gleichen Bedingungen nicht länger als 4 Stunden 
zu erhalten. 

2. Die unter Sauerstoffdruck gehaltenen Muskeln werden nicht 
„totenstarr“. Überführung eines Muskels, der in der Luft bereits 
teilweise starr geworden, in die Sauerstoffatmosphäre kann eine 
weitere Ausbreitung der Starre verhindern. Verf. schliesst daraus, 
dass die Totenstarre eine Erstickungserscheinung ist. 

3. Ist ein Muskel nach längerem Aufenthalt in der Sauerstoff- 
atmosphäre, ohne starr geworden zu sein, unerregbar geworden 
(tot), so wird er auch nach „Erstickung* — Einbringen in eine 
Stickstoffatmosphäre -— nicht mehr starr. 


— 246 — 


4. Der in Luft völlig starr gewordene Muskel bleibt es auch unter 
Sauerstoffdruck und gewinnt die verlorene Erregbarkeit nicht 
wieder. 

. Der Eintritt der Wärmestarre kann durch Sauerstoffdruck 
nicht verhindert werden. 

6. Die bisher erwähnten Resultate sind an Muskeln, die sich in 
Ringerlösung befanden, gewonnen. Sind die Muskeln ausserhalb 
der Lösung, so verlieren sie schon nach ca. 5 Stunden ihre Erreg- 
barkeit, gewinnen sie aber durch Eintauchen in Kochsalz-, noch 
besser in Ringerlösung wieder. Isotonische Traubenzuckerlösung 
ist ohne Wirkung. Verf. schliesst daraus, dass die Ionen, be 
sonders Natrium, an dem Stoffwechsel des Muskels teilnehmen. 

E. Laqueur, Königsberg. 

645. Mosso, U. (Lab. d. Pharmakol., Univ. Genua). — „Velocite d` élimi- 
nation des produits de la fatigue et leur influence sur la contraction 
des muscles.* Arch. ital. d. Biol., Bd. 47, p. 409—416, Sept. 1907. 
Siehe Bioch. C., Bd. VI, No. 2614. 


Si 


646. Fröhlich, Friedrich W. (Physiol. Institut, Göttingen) — „Die Analyse 
der an der Krebsschere auftretenden Hemmungen.“ Zeitschr. f. allg. 
Phys., Bd. VHI, p. 393, Nov. 1907. Mit drei Kurventafeln und 2 Text- 
figuren. 

Verf. erweitert die bekannten Untersuchungen anderer Autoren an 
den Muskeln der Krebsschere. In bezug auf die Reaktion des Präparates 
vom Offnungsmuskel auf verschiedene Reizfrequenz besteht vollkommene 
Übereinstimmung mit dem Verhalten des lokal geschädigten Nerven. Durch 
Steigerung der Reizfrequenz werden vorher erregende Reize zu hemmenden. 
Die Versuchsergebnisse drängen zu dem Schlusse, dass der Hemmungs- 
mechanismus des Öffners auf einer Ermüdung durch starken Reiz beruht. 

Die Hemmung der direkten Muskelreizung durch Nervenreizung ist 
nur scheinbar. Der Sitz der Hemmung kann nicht im Muskel liegen. Die 
Entscheidung, ob sie im Nerven oder Nervenendorgan lokalisiert ist, hat 
Verf. durch Anwendung der Methode, Nervenstrecken durch Elektrotonus 
leitungsunfähig zu machen, getroffen und gefunden, dass das Nervenend- 
organ der Sitz der Hemmung sein muss, zugleich auch der Sitz des Tonus. 

Die Hemmung des Öffnungsmuskels beruht auf einer Ermüdung des 
Nervenendorgans durch starke Reizung. Die Ermüdung kommt dadurch 
zustande, dass das Refraktärstadium des Nervenendorganes nach einem 
starken Reiz, abhängig von der Reizintensität, verhältnismässig lang ist. 
Bei frequenter und starker Reizung fallen daher die folgenden Reıze in 
das Refraktärstadium des ersten Reizes. 

Der Tonus beruht wohl darauf, dass das Nervenendorgan einen Reiz 
mit einer längeren Folge von Erregungen beantwortet. 

Die Hemmung des Schliessmuskels beruht auf einer relativen Ermüd- 
barkeit für schwache Reize, wie sie mehr oder minder bei allen Formen 
lebender Substanz ausgeprägt zu sein scheint. Auch die Hemmung des 
Schliessmuskels kann ihren Sitz nur im Nervenendorgan haben, wie dem- 
entsprechend auch der Tonus. Das Schliesserpräparat weist ein Refraktär- 
stadium auf, das für schwache Reize lang, für starke Reize kurz ist, und bei 
Reizstärken, die rhythmische Kontraktionen hervorrufen, noch eine dritte 
Art Refraktärstadium, die sich immer erst nach einer Reihe von Reizen 
entwickelt. Mangold, Greifswald. 


— 241 — 


643. Fröhlich, Friedrich W. (Physiol. Inst., Göttingen). — „(ber periphere 
Hemmungen.“ Zeitschr. f. allg. Physiol., Bd. VII, p. 444, Nov. 1907. 
Mit 2 Kurventafeln. 

Die peripheren Hemmungen, die sich in einer Herabsetzung der Er- 
regbarkeit des motorischen Nerven durch Beeinflussung der sensiblen 
Wurzeln bzw. durch reflektorische Vorgänge kundtun, bieten nicht den 
geringsten Anhaltspunkt für die Annahme spezifischer Hemmungsnerven 
oder einer Leitung spezifischer Hemmungsvorgänge. Diese Hemmungen 
lassen sich in ihrer Gesamtheit am Nervmuskelpräparat darstellen und be- 
rıhen zum Teil auf einer relativen Ermüdbarkeit des Nervenendorgans für 
schwache Reize und einer absoluten Ermüdbarkeit für starke Reize, und 
zum Teil auf einer Selbstunterstützung des Muskels durch eine tetanische 
Reizung, zum Teil endlich auf dem Fortfall von Frregungen, die den 
Muskel im Zustand der Ermüdung treffen und die Wirkung der Einzel- 
reizung verstärken, eine Verstärkung, die mit dem Prinzip der „Treppe“ 
in engem Zusammenhang steht. 

Beim Schliessmuskel der Krebsschere liess sich ein für den Skelett- 
muskel der Wirbeltiere nicht zutreifender Hemmungsmechanismus nach- 
weisen, der auf einer relativen Ermüdung durch schwache Reize beruht. 

Mangold, Greifswald. 

648. Fröhlich, Friedrich W. (Physiol. Inst, Göttingen). — „Über den Ein- 
fluss der Temperatur auf den Muskel.“ Zeitschr. f. allg. Physiol, 
Ba. VII, p. 461, Nov. 1907. Mit 2 Textabbildungen. 

Untersuchungen an den Muskeln der Krebsschere ergaben, dass die 
Erregbarkeit des Schliess- und Öffnungsmuskels für faradische Reize mit 
sinkender Temperatur zunimmt (Optimum 9—10°) und dass die tonische 
Erregung beider Muskeln durch die sinkende Temperatur begünstigt wird. 
Gleichzeitig tritt eine bedeutende Verlangsamung der Reaktionen ein. Bei 
Versuchen am kurarisierten Sartorius und Gastrocnemius von Temporarien 
zeigte sich die Höhenzunahme der maximalen Zuckung des abgekühlten 
Muskels in Einklang mit derjenigen im Stadium der Muskeltreppe oder der 
Nohlensäurevergiftung, Auch hier gleichzeitige Verringerung der Kon- 
traktionswelle. Die über den Muskel ablaufende Kontraktionswelle erfährt 
im Beginn verschiedenartigster Schädigungen (Abkühlung, Narkose, Er- 
stiekung, Ermüdung, CO,) eine Verringerung der Amplitude und Zunahme 
der Dauer. Mit dem Sinken der Reizschwellenerregbarkeit für einzelne 
ffnungsinduktionsschläge durch Abkühlung geht eine Steigerung der Reiz- 
schwellenerregbarkeit für faradische Reize einher. 

Die Differenz der Zuckungshöhen bei verschiedener Temperatur ist 
um so grösser, je geringer die Belastung, je günstiger die Bedingungen 
für eine Hebelschleuderung sind. Mit sinkender Temperatur nimmt mit 
der Zunahme der Dauer die Höhe der Zuckungen zu. 

Mangold, Greifswald. 

649. Polimanti, 0. — „Recherches sur lu physiologie générale des muscles. 
I. Influence des substances albumineuses sur l'ercitabilité musculaire. 
II. Sur le cours de la fatigue musculaire par laction des substances 
ulbumineuses, des sucres et du glycogene. III. Action des différents 
gaz à diverses températures sur le mode de se comporter de la fotique 
musculaire.“ Arch. ital. de Biol., 1907, Bd. 47, p. 49, 70 u. 92. 

In der ersten Arbeit zeigt Verf., dass Blutserum und frisches sowie 
kristallisiertes Eieralbumin die Erregbarkeit eines Muskels länger erhalten, 
als eine physiologische Kochsalzlösung. Während alle übrigen Albumin- 


— 248 — 


substanzen ohne jede Wirkung sind, resp. selbst schädlich wirken. Diese 
Erfahrungen beziehen sich jedoch nur auf die gedachten Mittel als Konser- 
vierungsmittel, als Nährlösung wirken sie durchaus anders, denn ein Muskel 
arbeitet in einer physiologischen Kochsalzlösung länger als in jeder Eiweiss- 
lösung, wie Verf. in der zweiten Arbeit zeigt. In der dritten Arbeit wird 
der Einfluss verschiedener Gase bei verschiedenen Temperaturen untersucht. 
Es zeigt sich im wesentlichen, dass die bekannten Einflüsse von Gasen 
und verschiedenen Temperaturen auch bei der kombinierten Einwirkung 
wirksam bleiben. Ausserdem zeigt sich, dass Sauerstoff bei höherer Tem- 
peratur als tetanisierender Reiz wirkt. G. F. Nicolai, Berlin. 


650. Perroneito, Aldo (Inst. Golgi, Pavia). — „Die Regeneration der 
Nerven.“ Zieglers Beitr., Bd. 42, H. 2, Nov. 1907. 

Die sehr umfangreiche Arbeit kommt zu folgenden Schlusssätzen: 

1. Obwohl die Frage der anatomischen Nervenregeneration mit. jener 
der funktionellen Heilung in den verletzten Gebieten eng zusammen- 
hängt, so sind doch beide Fragen als gesonderte, nicht notwendig 
aneinander gebundene zu betrachten. 

2. Bei Kontinuitätsverletzung eines Nerven findet am Ende eines 
zentralen Stumpfes eine rasche Neubildung von Fasern statt. 

3. Regenerierte Nervenfasern sind am Ende des zentralen Stumpfes 
bereits vorhanden, noch bevor die von den Vertretern der autogenen 
Regeneration angeführten Zellketten sich gebildet haben. 

4. Die neugebildeten Nervenfasern, selbst die zartesten, sind schon 
von Anfang an stets kontinuierliche. 

5. Der äusserste Abschnitt der Achsenzylinder durchschnittener Fasern 
degeneriert in der Regel; die jungen Fasern wachsen — grössten- 
teils wenigstens — aus lateralen Knospen alter Achsenzylinder in 
der Nähe des Stumpfendes heraus. 

6. Nachdem die neugebildeten Nervenfasern durch die Narbe hindurch 
unter mehrfacher Verästelung den peripheren Stumpf erreicht haben, 
durchziehen sie denselben in seiner ganzen Ausdehnung. 

1. Das Vorkommen von Knöpfen in einer Gegend des zentralen 
Nervensystems kann nicht als das sichere Anzeichen eines sich 
eben abspielenden Degenerationsprozesses angesprochen werden. 

8. Es bilden sich keine Nervenfasern ausser aus den Zentralstümpfen 
der durchschnittenen Nerven auswachsenden. 

9. Die Fasern des peripheren Stumpfes entarten; aber während für 
einige Fasern, namentlich für die markhaltigen, die Entartung eine 
rasche ist, können andere, speziell die marklosen, lange hindurch 
(20 Tage) unverändert bleiben, wobei es an ihrem Proximalende 
nahe der Durchschneidungsstelle zur Bildung einer eigentümlichen 
Anschwellung kommt. 

10. Die neuen vom zentralen Stumpf herkommenden Fasern verlaufen 
im peripheren Stumpf gewöhnlich zwischen den alten in Entartung 
begriffenen. 

11. In den peripheren Stümpfen der in Regeneration begriffenen 
Nerven können zwei Kategorien von nicht vom zentralen Stumpf 
herkommenden Fasern vorkommen: regenerierte Nervenfasern, von 
Astchen herkommend, die bei Anlegung der Wunde verletzt 
worden, und normale Nervenfasern von präexistierenden anasto- 
motischen Collateralästen herrührend (in diese Kategorie gehören 
die rückläufigen). 


— 249 — 


12. Die Nervennaht ermöglicht ein rascheres Fortschreiten der jungen 
Fasern nach der Peripherie und macht deren Verlauf in der Narbe 
zu einem regelmässigeren. 

13. Identische anatomische Verletzungen können verschiedenartige Bilder 
von physiologischen Läsionen hervorrufen. 

14. Die neugebildeten Fasern der Narbe und des peripheren Stumpfes 
nehmen in der Regel die Funktion wieder auf. 

15. Die Wiederherstellung der Leitungsfähigkeit eines durchschnittenen 
Nerven für elektrische Reize erfolgt früher im peripheren Stumpfe 
als in der Narbe. 

16. Es ist nicht möglich, eine Wiederherstellung der Funktionstätigkeit 
bei Nerven nachzuweisen, die zu den \ervenzentren in keiner Be- 
ziehung stehen resp. getreten sind; wer das Gegenteil davon be- 
hauptet. hat entweder seine Versuche mit wenig wissenschaftlicher 
Strenge durchgeführt oder denselben einen Wert beilegen wollen, 
der ihnen in keiner Weise zukommt, 

17. Die funktionelle Heilung hängt nicht ausschliesslich und notwendig 
mit der anatomischen Regeneration zusammen, hierbei kann das 
Vorhandensein von Collateralbahnen eine sehr wichtige Rolle spielen. 
18. Die am meisten Wahrscheinlichkeit für sich habende Erklärung 

der rückläufigen Sensibilität ist noch heute die von Arloing und 
Tripier, dieselbe stützt sich auf exakte anatomische Befunde, 
während die anderen Annahmen nur auf Hypothesen beruhen und 
zu manchen Erfahrungen im Widerspruch stehen. 

19. Die anatomischen und physiologischen Erfahrungen dürften heute 
in ihrer Gesamtheit dazu berechtigen, die Frage der rückläufigen 
Sensibilität in jene der Collateralbahnen einzufügen; jedenfalls ist 
das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen. 

20. Durch die Nervennaht wird die eventuelle vollständige Wieder- 
herstellung der Funktion erleichtert und beschleunigt. 

21. Bei der Frage der funktionellen Wiederherstellung muss auf den 
Zustand der Gewebe im Augenblick des Eintreffens der regenerierten 
Fasern sowie auf etwa in den Geweben stattgefundene Prozesse 
Rücksicht genommen werden. 

22. Im Hinblick auf das vom Verff. benutzte Material gelten obige 
Schlussfolgerungen für die höheren Tiere und den Menschen, und 
zwar von dem Augenblicke an, da die Operation ausgeführt worden, 
bis über ein Jahr nach derselben. 

Ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis erhöht den Wert der 

Arbeit, Hart, Berlin. 


6öl. Cremer, M. (Physiol. Inst., München). — „Zur Theorie der Öffnungs- 
erregung.“ Zeitschr. f. Biol., 1907. Bd, 50, p. 355. 

Verf. teilt eine Reihe von Versuchen mit, welche die langjährige 
Streitfrage entscheiden sollen, ob die Erregung, welche dann eintritt, wenn 
Man einen konstanten durch das Gewebe fliessenden Strom unterbricht, 
auf einer vorausgegangenen Polarisation des Nerven beruht. Von diesen 
Versuchen sind besonders diejenigen erwähnenswert, bei denen er mit 
Hilfe eines von ihm konstruierten Helmholtzpendels mit 8 Kontakten den 
Stromdurchflossenen Nerven erst eine kurze Zeit kurzschloss, ehe er den 
Polarisationsstrom ableitete, um auf diese Weise event. vorhandene Ladungs- 
elektrizität zum Ausgleich zu bringen: trotzdem reizte der Polarisations- 

Biophysik. Centralbl. Bd. III. 20 


= EU S 


strom einen anderen Nerven. Weiter hat er den Vorgang mit Hilfe des 

Saitengalvanometers studiert und dabei vor allem gefunden, mit weicher 

ausserordentlichen Schnelligkeit der Polarisationsstrom abnimmt. Er selbst 

fasst die von ihm vertretene Theorie der Öffnungserregung in den Satz zu- 

sammen: „nur an wahren und absoluten Kathoden findet Reizung statt“. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

652. Dantschakowa, W. M. omol ana Lab. d. Gouvernements-Semstw v- 
Krankenhauses in Jekatherinoslaff). „Zur Frage über den neurs 
fibrilaren Apparat der Ni und seine Ver änderungen brvi 
Tollwut.“ Diss., Petersburg, 1907. 

Die Arbeit wurde an Kaninchen ausgeführt. Schlussfolgerungen: 
Der neurofibrilläre Apparat der Zellen des Rückenmarks muss als ein 
äusserst widerstandsfähiges Element angesehen werden; so zeigten viele 
untersuchte Fälle von Kaninchen, die an Tollwut zugrunde gegangen 
waren, nur leichte Veränderungen in der Anordnung seiner Netze. Die 
Schwere der Verletzung des neurofibrillären Apparates der Zelle steht in 
einem direkten Zusammenhang mit der Dauer der ausgesproehenen Toll- 
wutperiode. Die Veränderungen des neurofibrillären Apparates bei Tollwut 
erweisen sich als folgende: 

a) seine architektonische Veränderung (Hypertrophie der Fibrillen usw.): 

b) degenerative Prozesse (Fragmentation, granulöser Zerfall usw.\. 

Im Protoplasma der pathologischen Nervenzellen zeigen sich bei Tull- 
wut zahlreiche Vakua in Form von spaltenähnlichen Kanälchen. 

W. Boldyrefi. 
653. Chio, M. — „Sur les courants de démarcation des nerfs.“ Arch. 
ital. de Biol., 1907, Bd. 47, p. 417—426. 

Der Verf. hat aus der Bestimmung der elektromotorischen Kraft von 
Gasketten, in welchen die Nerven vorkommen, gefunden, dass die natür- 
liche Oberfläche peripherer Nerven, welche aus dem Organismus heraus- 
genommen sind, leicht alkalisch ist (im Maximum entsprechend einer Soda- 
lösung von n/100000), dass aber entgegengesetzt der herrschenden Meinung 
die Schnittstelle des Nerven unter Umständen stärker alkalisch sein kann. 
als die natürliche Oberfläche, und dass daher die Demarkationsströme in 
den Nerven nicht ohne weiteres ausschliesslich auf diesem Grunde beruhen 
können. G. F. Nicolai, Berlin. 


654. Lapicqne, M. Louis. — ,Considérations préalables sur la nature du 
phénomene par lequel l'électricité excite les nerfs.“ Journ. de Physiol. 
et de Pathol. gen., 1907, Bd. IX, p. 565. 

655. Lapieque, M. Louis. — ,Recherches quantitatives sur l’erritation 
électrique des nerfs, traitée comme une polarisation.“ Ebenda, p. 62U. 

Aus seinen Reizungsversuchen an Rana esculenta schliesst der Verf.. 
dass die Elektrizitätsmenge bei der Nervenreizung nicht die einzige Rolie 
spielt. Er findet dasselbe Phänomen, das er und andere schon früher bei 
langsamer reagierenden Geweben gefunden hatten. Dieser Einfluss bewirkt, 
dass bei sehr kurzen Reizungen mit Strömen von sebr hoher Spannung 
die Elektrizitätsmenge kleiner ist, als man es entsprechend den Reizungen 
von längerer Dauer erwarten sollte. 

Der Verf. macht darauf aufmerksam, dass dies dann zu erwarten ist, 
wenn man annimmt, dass das Dekrement nicht konstant ist, sondern in 
jedem Augenblick proportional dem bereits erreichten Effekt. Denn in 
diesem Falle erhält man eben eine logarithmische Kurve. Aus diesen 


— 251 — 


Gründen meint Verf., dass man für die Analyse der Reizwirkung eine Er- 
scheinung heranziehen müsse, bei der ein logarithmisches Dekrement auf- 
tritt. Eine solche sei die Polarisation, und aus ihrer Analyse heraus ver- 
sucht er in der zweiten Arbeit eine Formel für die Reizwirkung des elek- 
trischen Stromes auf die Nervensubstanz zu eruieren. 

Er kommt dabei in der Tat zu einer Erklärung und Formulierung in 
bezug auf welche auf das Original verwiesen werden muss und meint, dass 
dieselbe in der Tat genüge, um die Reizwirkungen des elektrischen Stromes 
zu erklären, bis auf die Tatsache der Nichtwirksamkeit langsam ansteigen- 
der Ströme. Er deutet an, dass auch diese Erscheinungen möglicherweise 
rechnerisch erklärbar seien, will es aber mit Recht vorziehen, auch diese 


Frage experimentell zu lösen. G. F. Nicolai, Berlin. 
656. Bocei. — „Die Sehnervenfasern und die Ganglienzellen der Seh- 
zentren.“ 


Behandelt die Doppelsinnigkeit der Nervenleitung. Siehe Ref. No. 758. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 


657. Baglioni, Silvestro (Physiol. Abt. d. Zoolog. Station Neapel). — „Der 
Atmungsmechanismus der Fische. Ein Beitrag zur vergleichenden 
Physiologie des Atemrhythmus.* Zeitschr. f. allg. Physiol., Bd. VII, 
p. 177, Nov. 1907. Mit 6 Kurventafeln und 7 Textfiguren. 

In dieser monographischen experimentellen Bearbeitung der Atem- 
bewegungen der Fische kommt Verf. zu reichen Ergebnissen, betreffend 
die Fischatmung im speziellen wie auch die Lehre von der Atmung im 
allgemeinen, besonders die Frage nach der automatischen oder reflektorischen 
Entstehung der Atembewegungen. Die Atemmechanik der Fische stellt, in 
ihrer Gesamtheit betrachtet, einen besonderen und für diese wasseratmenden 
Tiere recht zweckmässigen Komplex von Muskelbewegungen und Vor- 
richtungen dar, welche eine vollständige respiratorische Wassererneuerung 
bewirken, die keinerlei Ähnlichkeit mit der Lufterneuerung der mit Lungen 
versehenen Wirbeltiere darbietet. Diese wesentliche Verschiedenheit lässt 
sich deutlich in den Atemkurven erkennen, besonders in den Kurven der- 
jenigen Abschnitte des Gesamtatemapparates, die die Erneuerung des 
Atemwassers direkt bewirken, d. h. des Operkular- und Branchiostogal- 
apparates der Knochenfische oder der entsprechenden Seitenwände der 
Knorpelfische. Für die Fische charakteristisch ist, dass die Exspirations- 
phase kürzer und dementsprechend steil ist, in einem ununterbrochenen 
Zuge ablaufend, während die Inspirationsphase länger dauert und in zwei 
Züge zerfällt, von denen der erste sofort nach dem Exspirationsakt einsetzt 
und sich rasch vollzieht, der zweite langsamer und flacher verläuft. 

Es gibt bei den verschiedenen Fischarten keinen einheitlichen Atmungs- 
mechanismus, doch lassen sich die verschiedenen Atemtypen als Variationen 
einer einheitlichen Grundform erklären, welche die allen Fischen gemein- 
samen Anforderungen der Wasseratmung erfüllt, und welcher allgemeine 
physiologische Merkmale entsprechen, die die Fischatmung von derjenigen 
der luftatmenden Wirbeltiere scharf trennen. 

Die Väriationen der Grundform des Atemmechanismus der Fische 
stellen ebensoviele zweekmässige Modifikationen dar, die den besonderen 
biologischen Bedingungen der verschiedenen Fische genau entsprechen. So 

2 


— 252 — 


ergaben sich besonders schlagende Unterschiede zwischen den am Meeres- 
boden sitzenden Grundfischen und den freischwimmenden pelagischen 
Fischen. Verf. trennt wegen besonderer Merkmale den Atemmechanismus 
der Knorpelfische von dem der Knochenfische und unterscheidet bei diesen 
wieder drei Atemtypen. Bei den sesshaften Knochenfischen stellen die 
Bewegungen des Branchiostegalapparates die bedeutendsten Atemmecha- 
nismen dar, während bei den fast ohne Unterbrechung vorwärtsschwim- 
menden der dadurch erzeugte Wasserstrom den Branchiostegalmechanismus 
überflüssig macht. Ähnlich besitzen bei den Knorpelfischen die sesshaften 
Formen den Mechanismus der Spritzlöcher ganz ausgesprochen. 

Der normale Ab\auf der nervösen Atemtätigkeit aller Fische kann 
durch abnorme reflektorische Erscheinungen beeinflusst werden. die durch 
bestimmte periphere Reize ausgelöst werden. Reflektorische Hemmung der 
Atembewegungen wird durch Entfernung des normalen Milieus (Wasser) 
hervorgerufen. Bei manchen Knochenfischen tritt dann durch Eintauchen 
der Schnauze in Süsswasser oder Milch der normale Atemrhythmus wieder 
auf, bei den Knorpelfischen besonders kommt es dadurch jedoch zu re- 
flektorischen Abwehrbewegungen des Atemapparates, wie sie immer durch 
Reizwirkung eines Fremdkörpers (Sandkörner, Schleim, aber auch Luft!) 
auf die Mundschleimhaut ausgelöst werden. 

Auch die Fische können dyspnoisch werden, und zwar erzeugt 
Temperaturerhöhung und Sauerstoffmangel wahre Dyspnoeerscheinungen, 
indem sie direkt auf die Atemzentren einwirken, deren Erregbarkeitszustand 
sie ändern. Bei fortdauerndem Sauerstoffmangel kommt es zu Üherne- 
Stokesscher Atmung, Erstickungskrämpfen und Atemstillstand. 

Zur Frage nach dem letzten Ursprung der nervösen Atemtätigkeit 
betont B., dass die Bedeutung der Schwankungen im Gehalt an O, unà 
CO, als endgültig widerlegt gelten darf, dass ferner für eine Rhythmizität 
automatischer Zellen bisher keine zwingenden Beweise erbracht sind und 
dass die Tatsachen zugunsten der Reflexnatur der Atembewegungen sprechen. 
dass es sich also um eine Art Selbsteuerung der Atmung nach dem für 
den Lungenvagus angenommenen Typus handelt. 

Mangold, Greifswald. 
658. Mink, J. P., Deventer (Holland). — „Das Spiel der Nasenflüyel.* 
Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, p. 210 — 224. 
Theoretische Auseinandersetzung: zum Referat ungeeignet. 
E. Laqueur, Königsberg. 
659. Lubenau, C. (Sanatorium d. Landesvers.-Anst. Berlin, Beelitz). — 
„Experimentelle Staubinhalationserkrankungen der Lungen.“ Areh. f. 
Hyg., Bd. 63, p. 391—410, Dez. 1907. 

Meerschweinchen oder Kaninchen mussten 1 Woche lang täglich 
12 Stunden unter einer (slasglocke atmen, durch die mit der Wasserstrah!- 
pumpe Luft gesaugt wurde, der jeweils 150 em? Staub beigemischt waren, 
Ein Versuchstier wurde sofort nach der lxpositionszeit getötet, die zwei 
anderen erst nach '/, Jahr und so die akuten und chronischen Verände- 
rungen zur Anschauung gebracht. Einen Überblick über die Gefährlichkeit 
der einzelnen Staubarten, mit denen experimentiert wurde, gibt folgende 
Zusammenstellung: Am schädlichsten waren Schamottestaub (von 5 Ver- 
suchstieren starben 3 am 3.—4. Tag, Unterlappenbronchopneumoniei, 
Thomasschlacke (von 4 Tieren starben 2, Oberlappenbronchopneumeonir), 
halkspat (1 starb sofort nach der Exposition, eitrige Bronchitis), Erzgestein 
(1 starb an Bronchopneumonie). Dolomit und Bleiglanz (reichlich inter- 


<= DES ee 


stiielle Staubablagerung resp. Induration), Bronze, Hartholz (eitrige 
Bronchitis), Elfenbein (akute Lobärpneumonie), Hanf, Tabak. 

Weniger gefährlich: Sandstein, Porzellan, Zement, Glas. Chaussee- 
staul (sterilisiert oder nicht sterilisiert, akute Pneumonie), Tonschiefer und 
(rauwacke, (ralmei, Staub aus einer Getreidemühle (viel mineralische Be- 
standteile enthaltend). Relativ ungefährlich waren Granit, Marmor, Gips, 
Ziegel, Blende, Papier, Filz, Iohlenruss. Verf. schliesst aus seinen 
Resultaten, dass nicht erst monatelange Inhalation des Staubes (Arnold) 
tiefer greifende Veränderungen in der Länge hervorruft, dass die (iefähr- 
lichkeit sich nicht aus dem physikalischen und chemischen Verhalten 
berechnen lässt, sondern dass sie experimentell durch Vergleich mit einer 
Staubart bekannter Wirkung (z. B. Russ) bestimint werden soll. 

K. Thomas, 


Circulation und Blut. 


660. Burton-Upitz, R. und Lucas, D. R. (Physiol. Lab., Columbia Univ.). 
— „The influence of the pressure in the ureter upon the renal cir- 
culation,“ Proc. Soc. for Exp. Biol. and Med., New York, 19. Dezember 
1907. 

Das Stromvolum der Vena renalis wurde mittelst der von Burton- 
Opitz beschriebenen Stromuhr gemessen. Während des Versuches wurde 
der Iiruck in dem entsprechenden Harnleiter verschiedenartig erhöht (bis 
120 mm Hg). 

Jede Erhöhung des [Druckes verursachte eine Abnahme in dem 
Strémungsvolum der Nierenvene, welcher von einer Blutdrucksenkung (Vene) 
begleitet war. Wurde die Canüle nahe der Blase eingeführt, so verursachte 
eine geringe Erhöhung des l’ruckes, etwa 20 mm Hg, keine mit dieser 
Stromuhr wahrnehmbare Stauung. Eine gleiche Erhöhung des Harnleiter- 
druckes nahe der Niere, bedingte jedoch jeweils eine Verringerung des 
Blutlaufes. 

Durch Erhöhung des Druckes in der Blase (via urethra oder Fundus) 
konnte eine Abnahme des Strömungsvolums der \ierenvene nicht erzielt 
werden, und auch dann nicht, wenn ein so hoher I’ruck angewandt wurde, 
dass das Organ platzte. Autoreferat (B.-0.). 


661. Burton-Opitz, R. und Lucas, D. R. (Physiol. Lab., Columbia Univ.). — 
„Regarding vaso-motor nerves in the kidney.“ Proc. Soc. for Exp. 
Biol. and Med., New York. 19. Dez. 1907. 

Während das Strömungsvolumen der linken Nierenvene mittelst der 
von Burton-Opitz beschriebenen Stromuhr aufgeschrieben wurde, wurden 
verschiedene der Prä- und Postganglionkette angehörende Fasern (Splanch- 
nicus und Plexus renalis) gereizt. Die Reizungen verursachten jeweils 
eine Abnahme des Stromvolumens und eine Blutdrucksenkung. 

Autoreferat (B.-0.). 

662. Burton-Opitz, R. (Physiol. Lab., Columbia Univ). — „Aegarding 
UAS0o-motor nerves in the central veins.“ Proc. Soc. for Exp. Biol. and 
Med., New York, 19. Dez. 1907. 

Während der Bestimmung des Strömungsvolums der linken Nieren- 
vene mittelst der vom Verf. beschriebenen Strohmuhr wurden Adrenalin- 
lösungen zentral von der Stromuhr in die Vene eingeführt. Die Wirkung des 
Adrenalins, welche sich, wie schon früher angegeben, durch eine Rück- 
Stauung des Blutes kundgibt, erschien erst nach einer Zwischenpause von 


— 254 — 


etwa 9—11 Sekunden. Man darf wohl annehmen, dass das Adrenalin zu 


dieser Zeit das Venengebiet längst passiert hat. Autoreferat. 
663. Burton-Opitz, R. (Physiol. Lab., Columbia Univ.\.. — „Some data 


regarding the portal circulation.“ Proc. Soc. for Exp. Biol. and Med. 
New York. 19. Dez. 1907. 

Mittelst der vom Verf. beschriebenen Stromuhr wurde das Strömungs- 
volumen der Vena mesenterica gemessen. Reizung des Splanchnicus (links) 
ergab eine Abnahme der Strömung und Senkung des Blutdruckes. Auf 
Grund der Resultate wird das Vorhandensein von Gefässnerven in der Pfort- 
ader selbst verneint. lie Veränderungen der Strömung in der Pfortader 
sind peripheren Ursprungs (entgegen Mall). 

Auf gleiche Weise wurde auch das Strömungsvolum des Milzvene an 
der Stelle bestimmt, wo der letzte Zweig aus dem Organe in die Haupt- 
vene eintritt. Reizung der \ervenfasern, welche den Gefässen entlang dem 
Organe zustreben (postgen. Fasern) ergab zuerst eine starke Zunahme der 
Strömung, welche sodann einer ebenso stark ausgeprägten Abnahme Platz 
machte. Die Zunahme des venösen Blutlaufes wird nicht durch eine pri- 
märe Erweiterung der Gefässe der Milz bedingt, sondern durch eine Ver- 
engerung derselben von Anfang der Reizung. Die Milz ist sehr blutreich, 
nur die Gefässverengerung bewirkt eine Ausquetschung des „aufgestauten“ 
Blutes. Erst wenn sich das Organ genügend entleert hat, kommt die 
Gefässverengerung {Abnahme des venösen Stromes) vollkommen zum .\us- 
druck. Autoreferat. 


664. Hoepffner. C. (Med. Klin., Strassburg). — „Das Sekundenvolumen 
des Herzens bei gesunden und kranken Menschen.“ Dtsch. Arch. f. 
klin. Med., Bd. 91, p. 483—502, 23. Okt. 1907. 

Beim gesunden im Ruhezustand befindlichen Menschen schwanken 
die Pulsamplituden, nach der Methode von Recklinghausens gemessen, nicht 
wesentlich. Der Durchschnittswert der Amplitude ist 54. Eine Änderung 
der Grösse der Amplitude wird in der Regel durch ein Steigen des 
Maximums herbeigeführt. 

Bedeutenderen Schwankungen als die Pulsamplitude ist die Pulsfrequenz 
‘unterworfen, so dass Variationen des Amplitudenfrequenzproduktes, des 
Masses für das Schlagvolum des Herzens, zumeist durch Pulsfrequenz- 
veränderungen herbeigeführt werden. | 

Beim Fiebernden sind Amplitude und Amplitudentrequenzprodukt 
ebenso konstant. 

Temperaturschwankungen üben auf Amplitude und Amplitudenfrequenz- 
produkt keinen regelmässigen Einfluss aus. 

Ändert sich die Weitbarkeit der Gefässe, so ist das Produkt aus 
Amplitude und Pulsdauer kein Mass für das Schlagvolumen des Herzens. 

Gerhartz. 

665. Stasson, M., Liege. — „De l'ordre de succession des différentes 
phases de la pulsation cardiaque chez le chen.“ Arch. internat. de 
Physiol.. 1907, Bd. V, p. 60. 

Verf. hat am freigelegten Hundeherzen die Bewegung der vier Herz- 
abschnitte mit der Suspensionsmethode in Verbindung mit Mareyscher Luft- 
übertragung aufgezeichnet und dabei gefunden, dass normalerweise die 
Herzbewegung am rechten Ohr beginnt, dann nach 20—30 ø das linke 
Herzohr erreicht, während eines Intervalls von 80—100 ø durch das His- 


— 255 — 


sche Bündel verläuft, dann den linken und endlich nach 40 0 den rechten 
Ventrikel erreicht. Dieser normale Ablauf der Erregungswelle im Herzen, 
kann durch verschiedene Dinge abgeändert werden. Verf. zeigt, dass dies 
bei schwacher Vagusreizung der Fall ist, wobei die automatische Tätigkeit 
der Muskelfasern desto eher aufgehoben wird, je näher sie dem nor- 
malen Ausgangspunkt der Erregungswelle liegt. Wenn man durch starke 
Vagusreizung Stillstand hervorgerufen hat, hängt der Verlauf, welchen die 
Erregungswelle bei einer durch Induktionsströme erzeugten Extrasystole 
nimmt. durchaus von dem gewählten Reizpunkte ab. (Dieselben Versuche, 
nur nicht mit graphischer Registrierung des mechanischen Verlaufes, sondern 
ınit Registrierung des Elektrokardiogramms hat Referent gemeinsam mit 
Kraus einen Monat früher publiziert.) G. F. Nicolai, Berlin. 


666. Flaskamp, Wilhelm (Physiol. Inst., Giessen). — „Der Radiulpuls bei 
verschiedener Haltung des Armes.“ Diss., Giessen 1907, 28 p. 

Die Veränderung der Pulsform bei verschiedener Haltung des Armes 
erklärt sich im wesentlichen aus der Abnahme des Lumens der Arterie 
und dadurch bedingten Zunahme der Reibung. Der Blutungen ver- 
ringernde Einfluss der stärkeren Elevation dürfte im wesentlichen auf 
Vermehrung der Reibung zurückzuführen sein. 

Fritz Loeb, München. 
667. Müller, Otfried und Blauel, Karl (Med. und chirurg. Klinik, Tübingen). 
— „Zur Kritik des Riva-Roccischen und Gärtnerschen Sphygmo- 
manometers. Untersuchungen bei Amputationen (mit 14 Kurven).“ 
Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 91, p. 517—554, 23. Okt. 1907. 

Die Verff. haben, um Aufschluss über den Wert der klinisch ge- 
bräuchlichen Blutdruckapparate zu erhalten, bei Gelegenheit von Ampu- 
tationen am Menschen die klinischen unblutigen Druckbestimmungen mit 
den direkten Blutdruckmessungen verglichen. 

Die direkte Bestimmung wurde in der Weise vorgenommen, dass vor 
der Amputation des Gliedes eine Fingerarterie bzw. Radialis oder Brachialis 
freigelegt, die Blutdruckkanüle eingeführt und nun sowohl mit einem 
Hürthleschen Federmanometer, wie mit einem Ludwigschen Quecksilber- 
manometer der Druck gemessen wurde. 

Nach der Beendigung der Messungen wurden die Manometer geeicht. 

Die Versuche haben gelehrt, dass es unmöglich ist, mit irgend einer 
der bisherigen klinischen Blutdruckmessmethoden richtige absolute Werte 
zu erhalten, dass aber brauchbare Zahlen für den systolischen Druck so- 
wohl mit der von Recklinghausenschen Modifikation des Riva-Roceischen 
Apparates wie mit dem Gärtnerschen Tonometer gewonnen werden können. 
Die genauesten Resultate gibt der erstere Apparat. Als ganz unbrauchbar 
erwies sich der alte Riva-Roccische Apparat (mit schmaler Binde). 

Die Grösse der Fehler hängt ab 

1. von der Breite der komprimierenden Manschette, 

2. von der Stärke der Weichteile. 

Unbrauchbar sind ferner die Methoden von Sahli-Bingel und Strass- 
burger zur Messung des diastolischen Druckes. Die von v. Recklinghausen 
kürzlich angegebene oscillatorische Methode wurde nicht geprüft. 

Es ergab sich aus den Versuchen, dass auch beim Menschen das 
L’ruckgefälle in Subclavia, Brachialis und Radialis gering ist, dass es unter- 
halb der Radialis bis hinab zu den Fingerarterien aber sehr gross und 
rasch wird. Gerhartz. 


= 298 


668. Frederieqg. Leon. Lig. „Sur Teristence d'un plateau <ystolique 
dans le sphygmogramme du pouls sender.“ Arch. internat. de Physiol., 
1307. Bd. V, p. 125. 

Verf. publiziert 8 Kurven von Greisen, die keinen Herzfehler besitzen 
und macht darauf aufmerksam. dass alie diese Pulse ein Plateau besitzen: 
er bringt das damit in Zusammenhang, dass auch die Druckkurve im 
Ventrikel normalerweise ein Plateau zeigt, das jedoch durch die Elastizität 
der Arterienwand im allgemeinen im Pulsbilde verwischt wird. Bei den 
arteriosklerotischen Gefässen der Greise aber würde die ventrikuläre L’ruck- 
schwankung treu bis zur Art. radialis forigeleitet, Eine Auffassung dieses 
Phänomens, wie sie auch schon von Marey gegeben ist. 

G. F. Nicolai. Berlin. 

669. Barach. J. IH. (Pittsburgh, Pa.) — „Blowl pressure studies un 
typhond ferer.* New York Med. Journ.. Bd. &6. p. 348—354, Aug. 
1907. 

Pie Blutdruckerniedrigung (unter 100 mm Hg.) besteht während der 
ganzen Krankheit und kann benutzt werden, um diese von anderen zu 
unterscheiden. B. 0. 


670. Zanda. G. B. (Lab. d. Pharm. exp., Univ. d. Messine). — „Action 
des ertraits de tissus d'animaux marins invertébrés sur la pression 
artérielle.“ Arch. ital. de biol., Bd. 47, H. 2, Juli 1907. Siehe Bioch. 
C., Bd. VI, No. 2612. 


671. Strassburger, Julius (Med. Klin, Bonn). — „Über den Einfluss der 
Aortenelastizität auf das Verhältnis zwischen Pulsdruck und Schlag- 
volumen des Herzens.* Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1907, Bd. 91. 

Verf. hat die Elastizitätsmessungen der Arterien an der Aorta 
ausgeführt und zwar nicht nur an kleinen Stücken derselben, sondern er 
unterwarf einen möglichst grossen Teil der ganzen Aorta der Eichung. 
Um trotz geringer Einrisse und trotz der vielen abgehenden kleinen Aste, 
die schwer luftdicht zu unterbinden waren, die Aorten in einem mit Wasser 
gefüllten Plethysmographen nach Aufblasen mit Luft prüfen zu können. 
führt er in Analogie zu den beiden Gummireifen des Zweirades einen ganz 
dünnwandigen Gummischlauch in die Aorta ein, der so weit und lang wear, 
dass er selbst bei dem höchsten anzuwendenden Druck in keiner Richtung 
gespannt wurde. Der ganze Innendruck wurde dann ausschliesslich von 
der Wand der Aorta getragen. 

Das Ergebnis der Elastizitätsprüfung an menschlichen Aorten, wie sie 
zufällig zur Verfügung standen, ergab, dass die grösste Elastizität vor- 
wiegend von dem Verhalten der Media abhängt, und dass die Dehnbar- 
keitsabnahme eine um so grössere war, je mehr der sklerotische Prozess die 
Media ergriffen hatte. Auf die Einzelausführungen bezüglich der physi- 
kalischen Bedingungen, von denen die Volumkurve abhängt, kann hier 
nicht näher eingegangen werden. Als Resultat für die Blutdruckmessung 
ergibt sich, dass, je dehnbarer eine Arterie ist, im Verhältnis zu ihrer 
ursprünglichen Weite bei niedrigem Innendruck, um so eher bei gleichem 
Druckzuwachs die Volumzunahme bis zu einer bestimmten Druckhöhe 
hinauf zunächst einen steigenden Wert darstellen wird. Und als 
praktisches Resultat für die Blutdruckmessung lässt sich der Satz auf- 
stellen, dass bei erwachsenen Menschen im Bereich der Druckwerte, die 
überhaupt für die Messung in Betracht kommen, die Kapazitätszunahme 
der Aorta bei steigendem Druck sich ständig verringert. Es entspricht 


— 257 — 


somit dem gleichen Pulsdruck ein um su kleineres Schlagvolumen des 
Herzens, je höher der Gesamtblutdruck liegt: die Werte für das Schlag- 
volumen, die wir aus dem Verhalten des Pulsdruckes erschliessen, fallen 
daher bei höherem Blutdruck zu gross aus. 

Ferner kommt Verf. zu dem Resultat, dass man die Grösse des 
Quotienten: Druckzuwachs zu Gesamtdruck, einfach als Mass des Volum- 
zuwächses betrachten darf, und für praktische Zwecke zu dem Ergebnis, 
dass der Wert Pulsdruck zu Maximaldruck, den er bisher als Blutdruck- 
quotient bezeichnet hat, uns einen annähernd richtigen Proportionalwert 
für die Grösse des Schlagvolumens gibt, auch bei erheblichen Abweichungen 
des Blutdruckes von den normalen Werten, insbesondere bei den Blut- 
drucksteigerungen älterer Personen und von Leuten mit sklerotischen 
Aorten, 

Durch Betrachtung des Verhältnisses der kubischen Zunahme ver- 
schiedener Aorten auf gleiche Druckhöhe, kommt Verf. zu dem Resultat. 
dass der absolute Wert der Volumzunahme von zwei Momenten abhängt, 
von der Grösse des Gefässes und von der Dehnbarkeit der Wandung. 
Durch Kapazitätsbesimmung der Aorta und Berücksichtigung bekannter 
Verhältnisse erscheint der Schluss gerechtfertigt, dass im höheren Lebens- 
alter das Schlagvolumen des Herzens und die Menge des Blutes, die die 
Aorta in der Zeiteinheit durchfliesst, in ausgesprochenem Masse abnehmen 
muss. Das Schlagvolumen des Herzens und die Geschwindigkeit der 
Blutströomung sind in der Jugend am grössten. Sie werden beide, nach- 
dem der Höhepunkt des Lebens überschritten wurde. allmählich geringer. 


Zuelzer. 
2. Kalamkaroff, J. G. (Pharmakol. Lab. d. Milit.-Med. Akad., St. Peters- 
Eo — ‚Zur Frage über va D Atheromatose der Aorta beim 


Kaninchen und über die Wirkung der Jodverbindungen auf diesen 
Prozess.“ Diss., 1907. 
Die subkutane Einspritzung von Jodipin bei gleichzeitiger intravenöser 


Einspritzung von Adrenalin ergaben nicht nur keine Vorbeugung gegen 


die Veränderungen in der Aorta der Kaninchen, sondern verstärken sie 
sogar. Die gleichzeitige Einspritzung von Adrenalin mit NaJ in die Ohr- 
vene des Kaninchens wirkt bedeutend stärker, als die Einspritzung von 
Adrenalin allein. Die intravenöse Einspritzung von blossem NaJ ist bei 
Kaninchen bisweilen imstande, Veränderungen in der Aorta hervorzurufen, 
die denen ähnlich sind, die bei Einspritzung von Adrenalin vorkommen. 
Solche Veränderungen in der Aorta der Kaninchen gleichen der Atheroma- 
tose beim Menschen nicht. W. Boldyreff. 


673. Wesselkoff, A. P. (Lab. der propäd.-therap. Klinik der militärmed. 
Akad., Petersburg). — „uber die Veränderungen in der Aorta der 
Kaninchen bei der Einführung einer Adoninlösung in die Ohrvenen.“ 
Diss., 1907. 

Indem der Verf. das Wesen der pathologischen Veränderungen in 
der Aorta bei Kaninchen, die sich durch wiederholte intravenöse Ein- 
spritzungen von 1o und 2°j,.n wässeriger Adoninlösung entwickeln, 
resümiert, gelangt er zu folgenden Schlüssen;, Die Veränderungen in der 
Aorta der Kaninchen bei intravenöser Einspritzung einer 1°/,, Adonin- 
lösung haben einen herdartigen Charakter und erscheinen an verschiedenen 
Stellen der Aorta nicht gleichzeitig, so dass man an einem und demselben 
Kaninchen manchmal fast alle Stadien dieses pathologischen Prozesses 


—. 258 — 


‚sehen kann. In der ersten Zeit erscheint in den mittleren Schichten 
medial eine Auseinanderschiebung der elastischen Fasern und eine An- 
schwellung der Muskelelemente, später unterliegen diese Elemente 
nekrotischen Veränderungen. Die entstandenen Nekrosen beladen sich 
dann mit Kalk und infolgedessen erscheinen dann Plättchen von be- 
deutenderer oder geringerer Grösse. Diese Kalkplättchen üben dann auf 
‚das sie umgebende Gewebe einen Reiz aus und rufen eine granulöse Ent- 
zündung hervor. Die granulösen Elemente gehen entweder im Laufe der 
Zeit in ein dichtes faseriges Bindegewebe über, wobei das Kalkplättchen 
aufgesaugt wird, an dessen Stelle dann eine Narbe erscheint, oder es wird 
weiteren Veränderungen unterworfen. In letzterem Falle erscheinen dann 
hauptsächlich von der der Adventitia zugewandten Seite knorpelige Zellen, 
. die dann an Zahl zunehmen; um dieselben herum entwickelt sich eine Zwischen- 
substanz und auf diese Weise entsteht ein hyaliner Knorpel. Mit der Zeit 
erscheinen um die Gefässe herum, die von der Seite der Adventitia kommen, 
stellenweise um den eigentlichen Knorpel herum osteoide Zellen. Um 
.diese Zellen herum lagert sich dann eine homogene Zwischensubstanz. 
Diese neugebildete osteoide Substanz verändert nach und nach ihre morpho- 
logischen Eigenschaften und geht schliesslich in ein Gewebe über, das sich 
seinem Aussehen nach in nichts von einem Knochengewebe unterscheidet. 
Anfänglich beobachtet man in diesem Knochengewebe weder primäre 
Kanälchen, noch Knochenmark, mit der Zeit aber erscheinen in diesen 
neugebildeten Knochenplättchen Knochenmarkhöhlen mit einem roten oder 
‚gelben Mark. Bei den oben beschriebenen Veränderungen bilden sich so- 
wohl die knorpeligen als auch die osteoiden Zellen direkt aus den 
granulösen Elementen. Alle obenerwähnten herdartigen Veränderungen er- 
‚scheinen an jenen Stellen der Media, die durch die kleinsten Verzweigungen 
der Vasa vasorum ernährt werden. Die Intima und Adventitia zeigen keine 
besonderen Veränderungen. Sehr häufig beobachtet man auch gar keine 
Veränderungen in den inneren und äusseren Schichten der Media. Als 
Ursache aller hier angeführten Veränderungen dient dem Anschein nach 
die Veränderung der Höhlung der Vava vasorum. W. Boldyreft. 


674. Toropoff, D. J. (Propäd.-therap. Klin. der Milit..Med. Akad., St. Peters- 
burg). — „Über die pathologisch-unatomischen Veränderungen des 
Gefässsystems bei intravenöser Injeklion von Adrenalin.“ Diss.. 
Petersburg, 1907. 

Die intravenöse Einführung von Adrenalin ruft bei Kaninchen patho- 
logisch-anatomische Veränderungen im ganzen Gefässsystem und in allen 
3 Gefässhäuten hervor. Die äussere Haut der grossen und mittleren Ge- 
fässe (aorta, a. pulmonalis, a. carotis) wird früher in den pathologisch- 
anatomischen Prozess hineingezogen als die anderen Gefässhäute. Die kleinen 
Blutgefässe der äusseren Haut erscheinen ausgedehnt und hyperämisch, 
stellenweise auch noch thrombosiert; später werden sie einer Obliteration 
unterworfen, wobei an manchen Stellen in der Umgebung der Gefisse 
Blutergüsse beobachtet werden. In den Anfangsstadien bemerkt man im 
Gewebe der äussern Haut einen leichten Grad von Anschwellung und 
Lockerung, und später entwickelt sich an Stelle der früheren Blutergüsse 
eine perivasculare Infiltration, die gewöhnlich in dichtes, faseriges Binde- 
gewebe übergeht. Die mittlere Haut der Aorta wird, den verletzten Stellen 
der äusseren Haut entsprechend. nekrotisiert und verkalkt in Form von 
kleinen Herden, sogenannten Plättchen. Die Nekrotisierung und Verkalkung 


— 259 — 


der mittleren Haut wird nicht nur in der Aorta, sondern auch in deren 
Ästen und in der A. pulmonalis beobachtet. Die Plättchen werden in der 
ganzen Ausdehnung der Aorta angetroffen, doch finden sie sich in ihrem 
Brustteile gewöhnlich in grösserer Menge und erreichen hier einen grösseren 
Umfang. Rings um die Plättchen treten entzündliche reaktive Verände- 
rungen ein mit einer allmählichen Entwickelung von Bindegewebe, welches 
später die ganze Platte durchdringt; infolgedessen wird der ganze Kalk 
aufgesaugt und an Stelle der Platte bildet sich eine Narbe. Die elastischen 
Fasern, die in den Anfangsstadien der Nekrose der Mittelhaut keine Ver- 
änderungen zeigen, kommen bei der Ablagerung des Kalkes einander sehr 
nahe, ordnen sich in Form von parallelen Linien an, werden dann atrophisch 
und zerfallen in kleine Körnchen. Bei Bildung einer Narbe an Stelle des 
früheren Plättchens wird keine vollständige Regeneration der elastischen 
Fasern beobachtet. Bei einer nicht sehr ausgeprägten Atrophie des Muskel- 
gewebes und der elastischen Fasern beobachtet man bisweilen kleine Ver- 
ziehungen der mittleren Haut der Aorta, und bei scharf ausgeprägter 
Atrophie dieser und jener Elemente bilden sich aneurysmatische Vorsprünge. 
In den aneurysmatischen Vorsprüngen werden die elastischen Fasern nach 
und nach dünner und atrophisch, laufen gewissermassen auseinander; ein 
Zerfall in kleine Körnchen findet jedoch nicht statt. Die innere Haut der 
Aorta wird den verkalten Stellen der mittleren Haut entsprechend nekroti- 
siert und in der Folge bisweilen verletzt. Führt man gleichzeitig mit dem 
Adrenalin Jodpräparate ein, so wird der Verkalkungsprozess der Aorta da- 
durch nicht aufgehalten. Als ätiologisches Moment der Veränderungen des 
Gefässsystems erscheint der toxische Einfluss des Adrenalins auf das 
Endotbel der Gefässe. W. Boldyrefi. 


675. Andropoff, P. W. !Pharmakol. Lab. d. Milit.-Med. Akad., St. Petersburg). 
— „Über die relative Wirkung der ein- und vielatomigen Alkohole der 
Fettreihe auf das Herz (des Kaninchens).* Diss., Petersburg 1907. 

Die einatomigen Alkohole wirken auf das isolierte Herz narkotisch. 

Die giftige Wirkung der einatomigen Alkohole auf das Herz ist um sp 

stärker, je grösser ihr Atomgewicht ist. Der Rhythmus des Herzens wird 

durch die Wirkung der einatomigen Alkohole beschleunigt Die niedrigeren 

Alkohole, Methyl und Äthylalkohol, geben in dieser Beziehung nur 

schwache Anzeichen, aber schon vom Propylalkohol an erscheint dieses 

Symptom als beständig fast für alle Lösungen. Das Herz zeigt den ein- 

atomigen Alkoholen gegenüber eine grosse Ausdauer. Die vielatomigen 

Alkohole, sowie Trauben- und Rohrzucker, zeigen ihre Wirkung auf das 

Herz erst in verhältnismässig starken Lösungen (1 : 500, 1 : 200). Sie 

wirken auf das Herz erst in erregender, dann in erschlaffender Weise. 

Der Rhythmus des Herzens wird unter der Wirkung dieser Alkohole be- 

schleunigt, wobei gleichzeitig die Höhe der Kontraktionen gesteigert wird; 

später bleibt der Rhythmus entweder beschleunigt, oder verlangsamt sich 
wieder. Die Auswaschung des Giftes mit Normalflüssigkeit führt zu einer 
weiteren Schwächung der Stärke der Herzkontraktionen und zu einer Ver- 
langsamung des Rhythmus. Die Herzkontraktionen gelangen unter dem 

Einfluss der Lösungen 1:25, 1:20, 1: 12,5 auf ein Minimum und hören 

schliesslich bei der nun folgenden Auswaschung des Giftes mit Normal- 

flüssigkeit ganz auf. Eine Ausnahme bilden nur die Adonin- und Eritrin- 
lösungen, nach deren Wirkung die Normalflüssigkeit. wie auch bei den 
einatomigen Alkoholen, die Herztätigkeit wieder verbessert. Die vielatomigen 


=; DU 


Alkohole ergaben auf das Herz eine verhältnismässig giftigere Wirkung 
als die einatomigen. W. Boldyreff. 


676. Lifschitz, A. J. (Pharm. Lab. d. militärmed. Akad. in Petersburg). — 
„Über die Wirkung des Digitalin, Coffein und des Alkohols auf das 
isolierte Herz bei verschiedener Temprratur.* Dissert., 1907. Siehe 
Bioch. C., VII, No. 123. 


677. Macnider, W., de B. und Mathews, S. A. (Lab. of Exp. Therapeutics, 
Univ. of Chicago). — „A further study of the action of magnesium 
sulphate on the heart.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. XX, p. 323—329. 
Nov. 1907. 

Nachdem das Herz durch intravenöse Injektion von MgSO, gehemmt 
worden war, konnte es durch schwache Induktionsschläge und Reizung der 
beschleunigenden Fasern wieder in Gang gebracht werden. Durch Vagus- 
durchschneidung wurde der Tonus des Herzens erhöht. Dieser Eingriff 
übte somit eine dem MgSO, entgegengesetzte Wirkung aus. Im Verlaufe 
der Vergiftung hörte der hemmende Einfluss des Vagus erst mit dem Er- 
löschen der Herztätigkeit auf. Reizung zu dieser Zeit brachte jedoch noch 
eino merkliche Beschleunigung des Herzens hervor. B.-0. 


678. Danile wsky, B. „ Untersuchungen über die physiologische Aktivi- 
tät der Stofwechselprodukte, II. Über die Wirkung des Cholesterins 
aufs Froschherz2.* Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, p. 181. 

Im Anschluss an frühere Untersuchungen, nach denen Lecithin ein 
Stimulans für die Herztätigkeit darstellt, findet Verf. das gleiche 
für das Cholesterin. Die Versuche sind am Herzen von Rana escul. 
angestellt, teils am ausgeschnittenen Präparat, teils am Herzen in situ. 
Die Herzbewegungen werden durch einen Engelmannschen Hebel, der an 
der Herzspitze befestigt ist, registriert. 

I. Nach Cholesterineinwirkung steigen die systolischen Höhen und 
zwar relativ am meisten an Herzen mit vorher verminderten 
Systolen. Nach 4—5 Minuten beginnen die Systolen wieder zu 
sinken, bleiben aber auch da noch höher als in der Norm; durch 
neue Cholesteringaben tritt wieder eine Steigerung auf. Lie 
Frequenz des Herzschlages wird nicht beeinflusst. 

II. Cholesterin gleicht Irregularitäten im Rhythmus der Herzschiäge 
aus: besteht eine Gruppenbildung von je 3 oder 4 Systolen hinter- 
einander, gefolgt von einer fast minutenlangen Pause bis zur 
nächsten Gruppe, so schwindet nach Cholesteringaben diese 
Periodizität, und es folgen im gleichmässigen Abstande von 12 
bis 13” die höher gewordenen Systolen. 

Il. Die Wirkung des Lecithins ist stärker als die des Cholesterins 
und tritt schneller ein. E. Laqueur, Königsberg. 


679. v. Hertzen, W. E. und Oehmann, K. H. (Physiol. Inst., Helsingfors). 
— „Über die Einwirkuny des Hirudinins auf den Kreislauf.“ Skand. 
Arch., Bd. XX. p. 1, 11. Okt. 1907. 

Hirudinininjektionen bewirken einen sehr schnell vorübergehenden 
Abfall des Blutdrucks. Danach kehrt der Druck zur Norm zurück, ohne 
dass irgendwelche Beeinflussung des Herzens und seiner Nerven oder der 
Gefässe bestehen bleibt. Th. A. Maass. 


— 261 — 


680. Backmann, E. L. (Physiol. Inst., Upsala). — „Die Wirkung einiger 
stickstoff haltigen, in Blut und Harn physiologisch vorkommenden, or- 
ganıschen Stoffwechselprodukte auf das isolierte und überlebende Säuge- 
tierherz.“ Skand. Arch., Bd. XX, p. 5, 11. Okt. 1907. 

Zur Untersuchung wurden überlebende Kaninchenherzen verwendet, 
die mit Lockescher Lösung unter Zusatz von Harnstoff, Ammoniumkarbamat, 
Ammoniumkarbonat, Natriumhippurat, Kreatin, Hypoxanthin, Xanthin, Na- 
triumurat und Allantoin durchströmt wurden. 

Im allgemeinen zeigten alle untersuchten Substanzen in ungefähr den 
Konzentrationen, in denen sie im menschlichen Blute physiologisch oder 
pathologisch vorkommen, auf das Warmblüterherz eine ähnliche Wirkung, 
indem sie seine Schlaghöhe vergrösserten. Eine Reihe der Körper bewirkte 
in kleinen Dosen ausserdem eine Vermehrung der Frequenz. Über die 
Wirkung der einzelnen Substanzen ergab sich: 

Harnstoff vergrössert die Schlaghöhe sehr stark und schon in sehr 
geringer Konzentration, nebenbei erhöht er die Frequenz. Die Wirkung 
ist eine sehr anhaltende. 

Ammoniumkarbamat zeigt im wesentlichen die gleichen Wir- 
kungen, welche man jedoch in eine lähmende und eine excitierende Phase 
zerlegen kann. Die Frequenz wird nur unwesentlich beeinflusst. 

Ammoniumkarbonat zeigt in den in Frage kommenden Konzen- 
trationen keinen deutlichen Einfluss. 

Hippursäure zeigt selbst in Konzentrationen. welche die physio- 
logisch im Blute vorkommenden weit übertreffen, nur geringe Wirkungen 
auf die Schlaghöhe. Bei Anwendung sehr hoher Konzentrationen sind ex- 
citierende und lähmende Wirkungen wahrzunehmen. 

Kreatin beeinflusst die Schlaghöhe ebenso wie der Harnstoff, ohne 
jedoch auf die Frequenz zu wirken. 

Hypoxanthin, Xanthin, Harnsäure und Allantoin zeigen schon 
in sehr geringen Konzentrationen eine schlaghöhenvermehrende Wirkung, 
die drei erstgenannten beschleunigen ausserdem die Frequenz. 

Sowohl nach ihrem Verhalten im Stoffwechsel, als auch nach der 
Art ihrer Wirkung auf das Herz kann man die genannten Substanzen in 
zwei Gruppen einteilen. 

Die erste Gruppe umfasst den Harnstoff, das Ammoniumkarbamat, 
das Ammoniumkarbonat, die Hippursäure und wahrscheinlich das Kreatin. 
Diese Stoffe werden vom Organismus nicht weiter oxydiert und zeigen 
auf das Herz eine überwiegend stimulierende Wirkung. Die andere um- 
fasst das Hypoxanthin, das Xanthin. die Harnsäure und das Allantoin, 
körper, welche weiter oxydiert werden können und im wesentlichen nu- 
triierend auf das Herz wirken. Th. A. Maass. 


681. Tiedemann und Lund, H. P. (Med. Klin., Strassburg). — „Klinische 
Beobachtungen über den Einfluss von Kohlensäurebädern und gym- 
nastischen Ubungen auf Herzkranke.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 
Bd. 91, p. 554—588, 23. Okt. 1907. 

Kohlensäurebäder beeinflussen den Kreislauf Kranker mit leichter 
Herzinsuffizienz in der Weise, dass eine Besserung des subjektiven Be- 
findens eintritt. Es bestehen hier keine Kontraindikationen. 

Manuelle Heilgymnastik bewirkt eine Abnahme des pathologisch er- 
höhten Gefässtonus. Sie bessert so die Zirkulation und schont die Herz- 
kraft. Widerstandsbewegungen gewöhnen den Herzmuskel an vermehrte 
Tätigkeit und kräftigen ihn dadurch. Gerhartz. 


== 202 = 


682. Schieffer (Med. Klinik, Giessen). — „Über den Einfluss des Er- 
nährungszustandes auf die Herzgrüsse.* Dtsch. Arch. f. klin. Med.. 
Bd. 92, p. 54—63, 19. Nov. 1907. 

Orthodiagraphische Untersuchungen an Hunden, aus denen hervor- 
geht, dass die Herzgrösse je nach dem Ernährungszustande schwankt und 
dass schon eine kurz dauernde Mastperiode genügt, um ein durch Hunger 
verkleinertes Herz auf seine normale Grösse zu bringen. 

Es werden auch einschlägige Beobachtungen am Menschen mitgeteilt. 

… Gerhartz. 

683. Mendl, J. und Selig, A. (Med. Klin, Prag). — „Über Herz- uni 
Blutbefunde bei Lungentuberkulose.“ Prager Med. Woch., Bd. 32. 
p. 529, 10. Okt. 1907. 

Das Herz der Tuberkulösen ist kleiner als das gesunder Menschen. 
Es ist in der Regel steil gestellt, in extremen Fällen das sog. „Tropfen- 
herz“. 

Der Blutdrück ist herabgesetzt. 

Der Hb-Gehalt des Blutes ist meist vermindert; er steht in 
keinem proportionalen Verhältnis zur Verminderung der Zahl der roten 
Blutkörperchen oder zur Schwere der Erkrankung. 

Die Zahl der Erythrozyten und Leukocyten weicht nicht von 
der normaler Individuen ab. In schweren Fällen sind die polynukleären 
neutrophilen Leukocyten vermehrt, die eosinophilen vermindert. Im übrigen 
sind keine Besonderheiten hinsichtlich der Verteilung der einzelnen Leuko- 
cytenformen vorhanden. Gerhartz. 


684. de Meyer, J., Berne. — ,Sur de nouveaux courants d'action du 
coeur et sur les variations de l'oscillation négative. Communication 
préliminaire.“ Arch. internat. de Physiol., 1907, Bd. V, p. 76. 

Verf. hat den Aktionsstrom des Herzens nicht, wie man es gewühn- 
lich tut, von der Basis und der Spitze abgeleitet, sondern die eine Elek- 
trode mit der Umspülungsflüssigkeit des herausgeschnittenen Herzens. die 
andere mit der den Binnenraum des Herzens erfüllenden \Nährflüssigkeit 
verbunden, und hierdurch sowohl von der ganzen Innenfläche des Herzens 
als auch von seiner ganzen Aussenfläche abgeleitet. Er erhielt dabei eine 
durchaus andere Form des Elektrogramms und schliesst daraus, dass die 
äusseren Fasern, die von den inneren funktionell getrennt seien, eber in 
Aktion treten. Weiter hat er die sehr lange Latenz des Herzmuskels be- 
stimmt, und den Einfluss verschiedener chemischer Einflüsse untersucht, 

G. F. Nicolai, Berlin. 

685. Einthoven, W. (unter Mitwirkung von J. H. Wieringa u. E. P. Snyders) 
(Physiol. Lab., Leiden). — „Ein dritter Herzton.“  Pflügers Arch. 
Bd. 120, p. 31, 23. Okt. 1907. 

Der Verf. beobachtete im Cardiophonogramm eines gesunden Menschen 
einen dritten Herzton kurz nach den Schwingungen des zweiten Tones. 
Der dritte Herzton wird durch Schwingungen der Aortenklappen erzeugt. 
ist aber dennoch nicht am Aortenostium, sondern nur an der Herzspitze 
nachweisbar, weil an der Aorta zu derselben Zeit andere Schall- 
erscheinungen hörbar sind. Es handelt sich wahrscheinlich um eine 
allgemein vorkommende Erscheinung. Gerhartz. 


686. Hornung. Oskar (Kuranstalt Marbach). — „Über atypische tachi 
kardische Parosysmen.“ Ensch. Arch. f. klin. Med., Bd. 91, p. 469—483. 
23. Okt. 1907. 


m uno er . 


— 263 — 


Es werden vier Fälle von paroxysmaler Tachykardie mitgeteilt, die 
sämtlich mit vermehrter Harnabsonderung, Respirationsstörungen, und Fr- 
höhung des Blutdrucks einherliefen. 

Alle Kranken litten an Arteriosklerose. Die Ursache der Störungen 
sieht der Verf. in reflektorisch ausgelösten und in den beobachteten Fällen: 
durch ein Missverhältnis zwischen Herzkraft und Herzarbeit komplizierten 
Änderungen der Zirkulation in arteriosklerotischen Gefässgebieten des 
Lentralnervensystems. Gerhartz. 


685. Wolterson, P., Utrecht. — „Quantitatieve betrekking tusschen Vagus- 
prikkeling en hartswerking.“ Doktor-Diss., Utrecht, Mai 1907. 

Verf. reizte den N. vagus von Schildkröten mittelst Ladungs- und 
Entladungsströmen eines Kondensators, welche im allgemeinen eine gleiche 
Wirkung zeigten, und beobachtete am doppelt suspendierten Herzen dieses 
Tieres durch Registriermethoden folgende Erscheinungen: 

1. Einen negativ inotropen Effekt, welcher bei stärkeren Reizen eine 
Zeitlang an Intensität zunahm, bis ein Maximum erreicht war, über 
welches hinaus selbst die stärksten Reize unwirksam blieben; ein 
ähnliches Verhalten zeigte auch die Dauer des inotropen Fffektes: 
diese negative Inotropie wurde jedoch nur am Atrium gefunden; 
der Ventrikel wies ein völlig entgegengesetztes Verhalten auf, 
nämlich vermehrte Kontraktionskraft. 

2. Eine negativ chronotrope Wirkung an allen Horzabschnitten. 

3. Eine negativ tonotrope Wirkung, welche sich «durchschnittlich wie 
der chronotrope Effekt verhielt. 

4. Ein dromotroper Effekt fehlte. 

Das Maximum der inotropen Wirkung fiel in eine spätere Periode 
als dasselbe bei der chronotropen und tonotropen Wirkung sich zeigte: 
auch war bei der Inotropie ein kürzeres latentes Stadium vorhanden und 
ein niedrigerer Schwellenwert. 

Diese sämtlichen Erscheinungen wurden meistens nur bei wieder- 
holten Reizen erhalten; bei einem einzigen Reize zeigte sich nur ein 
inotroper Effekt am Busen. J. de Haan, Groningen. 


65N. Bruner, H. L. — „On the cephalic veins and sinuses of reptiles, 
with description of a mechanism for raising the venous blood-pressure 
in the head.“ Amer. Journ. of Anatomy, Bd. VII, p. 1—117, Juni 
1907. 

Das Aufschwellen des Kopfes bei den Reptilien (Eidechsen) wird durch 
einen in der Gegend der Parotis gelegenen Muskel erzeugt, welcher den 
Abfluss von der Vena jug. int. hemmt. Zu gleicher Zeit erscheinen Ge- 
lässerweiterungen und eine Beschleunigung des Herzens. Bei der Eidechse 
steht der Muskel unter der Kontrolle des Gangl. sup. vagi: bei der Schlange 
des Gangl. trunci vagi. B.-O. 


689. Stamer, Aage (Pathol. Inst., Kopenhagen). — „Untersuchungen über 
die Fragmentation und Seymentation des Herzmuskels.“  Zieglers Bei- 
träge, Bd. 42, H. 2, Nov. 1907. 

Nach Verf. treten Brüche der Herzmuskelfasern sowohl als Brüche 
in den Kittlinienstrukturen (Segmentation) als auch solche ausserhalb der- 
selben (Fragmentation) auf. Beide Typen können gleichzeitig vorkommen. 
Wahrscheinlich haben beide Formen der Brüche in vielen Fällen dieselbe 


— 264 — 


Ursache. die vorwiegend in eigentümlichen agonalen Kontraktionen der 
Fasern während des Absterbens der Muskulatur zu suchen ist. Nur 
Fälle von reiner Segmentation lassen sich in dieser Weise nicht er- 
klären. Es gibt keine sicheren Anhaltspunkte. um diese Verände- 
rungen in ihrer typischen Form als ein Produkt der Fäulnis zu deuten, 
selbst wenn es eine natürliche Annahme ist, dass infolge des Fäulnis- 
vorganges zu einem gewissen Zeitpunkte Zersetzungen der Herzmuskulatur 
eintreten, die sich als Trennung der Kontinuität der Fasern äussern können. 
Hart, Berlin. 


690. Grober, J. (Med. Klin., Jena). — „Untersuchungen zur Arbeits- 
hypertrophie des Herzens.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 91, p. 502 
bis 517, 23. Okt. 1907. 

Die proportionalen Herzgewichte von Stallkaninchen, wilden Kaninchen 
und Hasen, Tieren. welche nachweislich genetisch zusammenhängen und 
bei denen die Lebensweise Unterschiede im Herzgewicht vermuten liess, 
waren: 

(nt 1. 2,4 (Stallkaninchen), 
„ (= 100) _ 2. 2,76 (wildes Kaninchen). 
3. 7.75 (Hase). 

Das muskelkräftigere Tier hat also ein Herz, das stärker entwickelt 
ist, als der Körpermuskulatur entspricht: es besteht eine Arbeitshyper- 
trophie. 

An dieser ist in erster Reihe der rechte Ventrikel beteiligt, wie 
folgende Masse lehren: 





| Wilde | 


Stallkaninchen Kaninchen | 








| 
Körpergewicht | Link. Ventr. 0,99 1,03 2,84 
— 1000 Rechter , 0,46 0,54 | 1,86 
Aber auch der linke Ventrikel wächst, aber viel weniger stark. 
Die erheblichere Hypertrophie der rechten Kammer ist auf die Druck- 
verhältnisse in den Lungen zurückzuführen. Gerhartz. 


691. Askanazy, S. (Med. Klin., Königsberg). — „Über die Körnung der 
roten Blutkörperchen bei anämıschen Zuständen.“ Zeitschr. f. klin. 
Med., Bd. 64, H. 3 u. 4, Nov. 1907. 

Verf.. der im Jahre 1893 die basophil punktierten Erythrocyten bei 
der perniciösen Anämie entdeckt und die Granulierung des Protoplasmas 
auf Kernzerfall zurückgeführt hat, berichtet in der vorliegenden Arbeit aus- 
führlich über seine weiteren Erfahrungen und Studien über diesen Gegen- 
stand. Die beste Darstellungsmethode dieser Körnchen ist 3 Minuten lange 
Färbung, 10 Minuten lang in absolutem Alkohol fixierter Trockenpräparate 
mit Löfflers Methylenblau. Wenig geeignet ist die Jenner-May-Grünwaldsche 
Tinktionsflüssigkeit. Die Mehrzahl der punktierten Erythrocyten ist auch 
polychromatisch und je intensiver die Polychromasie, desto reichlicher, feiner 
und dichter erscheinen die körnchen. Bei Gesunden hat sie Verf. im 
Gegensatz zu anderen Autoren niemals gesehen; insbesondere bestätigt er 
ihr häufiges Vorkommen bei Bleivergiftungen, wo sie ein konstantes Früh- 
symptom sind. 


— 265 — 


Überhaupt erscheinen sie bei Anämien häufig früher als andere Ver- 
änderungen des Blutes und treten auch, was früher von einigen Forschern 
bestritten wurde, bei Anämien infolge von Blutvergiftung aut. 

Die Plehnsche Ansicht, der diese körnchen bei Malaria als Jugend- 
formen von Parasiten ansieht, bestreitet Verf. entschieden. Während er 
früher die Körnchen vom I\ernzerfall ableitete. ist er jetzt auf Grund einer 
grösseren Reihe von Untersuchungen zu dem Resultat gekommen, dass sie, 
wie zuerst Grawitz behauptet hat, Produkte einer Protoplasmadegeneration 
sind. Er hat bei Tieren experimentell schwere Anämien mit reichlichem 
Auftreten punktierter Erythrocyten im Blute erzeugt, ohne dass es ihm 
gelang, die gleichen Gebilde in dem sonst schwer veränderten Knochen- 
mark nachzuweisen. Sie müssen also im Blute entstehen und zwar unter 
dem besonderen Einfluss des durch die Anämie veränderten Blutplasmas. 
Die Ansicht von Grawitz, der ihre Entstehung auf Giftwirkung zurückführt, 
bestreitet er. Die Erythrocytengranula sind nach ihm Zeichen starker Re- 
generation, ebenso wie die Polychromatophilie. Den interessanten Befund 
von Grawitz, dass nach intestinalen Blutungen und nach der Einnahme 
organischer Blutpräparate basophil punktierte Erythrocyten in besonders 
reichlicher Menge auftreten, bestätigt er, da er aber bei vielen Patienten 
trotz dieser Medikation eine stetig zunehmende Besserung eintreten sah, 
hält er gerade deshalb die basophil punktierten Erythrocyten für Äusse- 
rungen einer besonders lebhaften Blutregeneration. Zwischen der diffusen 
Polychromatophilie und den punktierten Erythrocyten lassen sich alle Über- 
gangsformen auffinden und deswegen glaubt Verf., dass eine chemische 
Veränderung des Blutplasmas oder auch eine physikalische aus den poly- 
chromatophilen Elementen die punktierten Erythrocyten hervorgehen lässt, 
so dass die Körnung lediglich als eine Modifikation der Polychromatophilie 
anzusehen wäre. Hans Hirschfeld, Berlin. 


692. Brugsch, Theodor (II. med. Klin., Berlin). — „Das neutrophile Blut- 
bild bei Infektionskrankheiten.“ Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 64, H. 3 
u 4, Nov. 1907. 

Replik auf eine Entgegnung Arneths auf die Arbeit von Bournoff und 
Brugsch. Verf, präzisiert seinen Standpunkt folgendermassen: 

Die Lehre von dem neutrophilen Blutbilde, die Arneth aufgestellt hat, 
beruht auf falschen Voraussetzungen und Schlüssen. Soweit nicht das 
Auftreten von Myelocyten und Metamyelocyten bei Infektionskrankheiten in 
Frage kommt, beruht die Verschiebung nach links im Sinne Arneths nicht 
auf der vermehrten Produktion junger und absterbend alter neutrophiler 
Leukoeyten, sondern beruht auf einer Art Quellungserscheinung des polv- 
morphen Leukocytenkerns, wodurch derselbe der Segmentierung und Frag- 
mentierung gegenüber widerstandsfähiger gemacht wird. 

Alle Schlussfolgerungen, die Arneth aus seiner Lehre zieht, und die 
grossen Umwälzungen im neutrophilen Blutbilde demonstrieren sollen, 
sind ebenfalls Hypothesen auf schwankendem Boden. | 

Hans Hirschfeld, Berlin. 

69. Löhner, L. (Physiol. Inst. Graz). — „Über einiye neue Beob- 
achtungen am Blute nach Einwirkung des elektrischen Entladlwugs- 
schlages.“ Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, p. 193, | 
__ Die bekannten Rolletschen Versuche werden wiederholt; sie sind „an 
dünnen Blutschichten (Menschenblut) angestellt, die auf elektrischen Ob- 


— 266 — 


jektträgern mit Staniolbelegen aufpräpariert waren und unter dem Mikro- 
skope beobachtet wurden“. Verf. findet: 

1. Blutkörperchen, die mit ihrer grossen Achse und Geldrollen, die mit 
ihrer grössten Ausdehnung senkrecht zur Stromrichtung liegen, 
erleiden die charakteristischen Umwandlungen durch den Strom 
früher als Blutkörper bzw. Geldrollen in anderer Stellung. Verf. 
meint, bei der oben erwähnten Orientierung bieten die Gebilde den 
geringsten Widerstand und erhalten dementsprechend die grösste 
Stromintensität. 

2. Die durch den Strom in Kugelform gebrachten Blutkörper fliessen 
manchmal zu zweien zusammen. Diese Erscheinung ist bisher 
an Säugetiererythrocyten nicht beobachtet und spricht nach Verf. 
gegen das Vorhandensein einer festen Membran. 

3. In dem Raum zwischen Staniolelektroden und Deckglas treten 
Blutkörperchen auf, die Glocken- oder Napfform zeigen; eine Er- 
scheinung, für die Verf. zurzeit keine Erklärung anzugeben ver- 
mag. E. Laqueur, Königsberg. 


694. Wolff-Eisner, Alfred (Bakt. Lab. d. Krankenh. Friedrichshain, Berlin). 
— „Über das Fehlen des Glykogens in den Leukocyten bei der 
myeloiden Leukämie nebst Betrachtungen über dessen Bedeutung fir 
die Immunitätslehre und Phagocytentheorie.“ Dtsch. Med. Woch., J901. 
No. 44. Siehe Bioch. C., Bd. VI, No. 2674. 


695. Perrone, Salvatore (Inst. d. sciences biolog.). — „Recherches erpert- 
mentales sur les rapports supposés entre la réaction jodique des leu- 
cocytes.“ Journ. d. phys. et pathol. gén.. Bd. 1X, H. 5, Sept. 1907. 

In aseptischen, durch Terpentinöl erzeugten Eiterungen zeigt sich 
Jodreaktion sowohl bei den weissen Blutkörperchen wie bei den Eiter- 
körperchen. Verf. hält diese Färbung für einen Ausdruck der Degeneration. 
ähnlich der amyloiden. 

Auch bei fortgesetzt erzeugten Eiterungen trat bei Meerschweinchen, 
Kaninchen und Hunden keine Kachexie auf, ebensowenig fand sich amyloide 
Entartung in den Baucheingeweiden, dagegen Milzvergrösserung. 

Pincussohn. 

696. Schmidt, P. (Hyg. Inst. d. Univ. Leipzig). — „Über Bleivergiftungen 
und ihre Erkennung.“ Arch. f. Hyg., Bd. 63, p. 1—22. Okt. 190:. 
Siehe Bioch. C., Bd. VI, No. 2692. 

Blutbefunde. 


697. Weidenreich, Franz. —  ,Centrosomen oder Kernreste in den 
Erythrocyten des normalen strömenden Blutes.“ Arch. f. Hyg., 1907, 
Bd. 63, H. 3. 

Nissle hat in den Erythrocyten einiger Säugetiere veigentümliche 
Doppelkörnchen beschrieben, welche er für Centrosomen erklärt. Die 
gleichen Elemente hat nach Nissle auch Verf. gefunden und zwar such in 
den normalen Erythrocyten des Menschen. Nach seiner Ansicht aber sind 
es Kernreste. An dieser seiner früher geäusserten Ansicht glaubt nun 
Verf. auch nach Erscheinen der Nissleschen Arbeit festhalten zu müssen. 
Es ist bisher ohne jedes Analogon in der Zellbiologie, dass Centrosomen 
erhalten bleiben, während Kerne zugrunde gehen. Auch färben sich die 
körnchen mit allen typischen Kernfarbstoffen, während daneben in den 


— 26i — 


Leukocyten liegende Centrosomen ungefärbt bleiben. Auch Jolly leite 
diese Gebilde von zugrunde gehenden Kernen ab, wie er in einer kürzlich 
erschienenen Arbeit ausführt. Hans Hirschfeld, Berlin. 


698. Blumenthal, Richard. — „Sur l'origine myélogène de la polycythémie 
vraie.“ Arch. d. med. exp., 1907, No. 5. 

Verf. hat längere Zeit einen Fall von Polycythämie ohne Milztumor 
beobachtet und pathologisch-anatomisch untersucht. Die Krankheit bestand 
bei der Patientin seit dem 2, Lebensjahr und endete im 31. tödlich. Das 
Blut zeigte folgende Zusammensetzung: Hb 110°/,, rote Zellen 11450000, 
weisse 16300. basophil granulierte Myelocyten 8°/,, Mastzellen 1 °/,, neutra- 
phile Myelocyten 36°,,, polynucleäre neutrophile 48°/,, eosinophile 5°/,. 
kleine Lymphocyten 2°/,. Die Obduktion ergab, von unwesentlichen Ano- 
malien abgesehen, das Vorhandensein einer enormen Blutmenge im 
Organismus und rotes Knochenmark. In letzterem überwogen bei weitem 
— wie in allen bisher mitgeteilten Fällen — die farblosen Elemente. 

Hans Hirschfeld, Berlin. 

699. Schnütgen (Senatorsche Poliklinik). — „Über das Verhalten der Leu- 
kocyten des Blutes bei Küälteeinwirkung.“ Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 64, 

H. 3 u. 4, Nov. 1907. 

Die Ergebnisse der Untersuchungen des Verf. sind folgende: 

1. Nach einem warmen Bade werden die roten Blutkörperchen meist 
vermehrt, die weissen vermindert. 

2. Das Verhältnis der roten zu den weissen Blutkörperchen wächst 
immer im Anschluss an ein warmes Bad. 

3. Mit der Zunahme der Zahl der neutrophilen Zahlen beobachtet 
man nach Wärmeapplikationen vielfach ein Abnehmen der Lym- 
phocrten. 

4. Die Zahl der eosinophilen Zellen nimmt in der Mehrzahl der Fälle 

nach einem warmen Bade ab. 

. Die Zahl der roten Blutkörperchen ist nach dem kalten Bade (trotz 
absoluter Vermehrung) relativ geringer als nach dem warmen 
Bade, die der weissen verhält sich, umgekehrt. Die Verhältnis- 
zahlen der roten zu den weissen Blutkörpern sind nach dem kalten 
Bade kleiner als nach dem warmen. 

6. Prozentuell ist die Zahl der neutrophilen Zellen unter den Leuko- 
cyten nach dem kalten Bade meist geringer als nach dem warmen 
Bade, die der Lymphocyten meist grösser, die der eosinophilen 
Zellen meist kleiner. 

7. Nach dem kalten Bade vermehrt sich oft die Zahl der roten Blut- 

körper, die der weissen vermehrt sich stets ganz beträchtlich. 

. Das Verhalten der roten zu den weissen Blutkörperchen sinkt in 
der Mehrzahl der Fälle im Anschluss an ein kaltes Bad. 

Y. Die neutrophilen Zellen vermindern sich zumeist nach einem kalten 
Bade, die Lymphocyten vermehren sich. 

10. Vielfach vermehrt sich die Zahl der eosinophilen Zellen nach Kälte- 
applikation. 

11. Das Verhalten des Blutes aus Venen und Kapillaren mit Bezug 
auf die roten und die einzelnen Formen der weissen Blutkörper 
ist ohne Kälteeinwirkung nicht wesentlich verschieden. 

12. Sowohl das Verhältnis der roten zu den weissen Blutkörpern wie 
das der neutrophilen Zellen, der Lymphocyten, eosinophilen Zellen 


©! 


CL 


— 268 — 


und Mastzellen des Blutes aus Venen und Kapillaren schwank‘ 
nach Beeinflussung durch Kälte im Vergleich zueinander in ge- 

. ringem Grade. 

13. Bei Leukämie beobachtet man nach einem kalten Bade eine Zu- 
nahme der roten und auffälligerweise eine Abnahme der weissen 
Blutkôrper. Das Zahlenverhältnis der roten zu den weissen Blut- 
körperchen nimmt zu. 

14. Die Prozentzahl der neutrophilen Zellen ist nach einem kalten 
Bade, bei Leukämie und £Erythrocytosis megalosplenica vermindert. 
die der Lymphocyten vermehrt, also auch umgekehrt, wie mar 
dies sonst nach Kälteapplikationen beobachtet. 

15. Nach einem kalten Bade nimmt die Prozentzahl der eosinopbilen 
Zellen und Mastzellen bei Leukämie meist ab. 

16. Bei Erythrocytosis megalosplenica ist nach einem kalten Bade die 
Zahl der roten Blutkörperchen vielfach vermindert, die der weissen 
vermehrt. 

17. Die Verhältniszahl der roten zu den weissen Blutkörperchen sinkt 
bei Erythrocytosis megalosplenica nach Kälteeinwirkung. 

18. Die Prozentzahl der eosinophilen Zellen bei Erythrocytosis megaln- 
splenica sinkt nach Kälteeinwirkung, die der Mastzellen steigt. 

Hans Hirschfeld, Berlin. 
700. Froin, G. — ,Le mécanisme régulateur des leucocytoses intra- et 
extra-vasculaires.* Soc. Biol., 1907, Bd. 63, No. 28. 

Leukocytose wird durch Vermittelung der mehr oder weniger ver- 
änderten Erythrocyten hervorgerufen. Findet die Schädigung der roten 
Blutkörperchen schnell statt, finden sich besonders neutrophile Polynukleäre, 
bei langsamer eosinophile und mononukleäre Zellen, bei sehr langsamer 
Wirkung endlich Lymphocyten. 

Die Auswanderung der Leukocyten kann durch einfache mechanische 
Verhältnisse, nämlich lokale Gefässdilatation durch das schädigende Agens 
erklärt werden. Zudem wird die Diapedese der Leukocyten durch extra- 
vaskuläre rote Blutkörperchen befördert. Pincussohn. 


701. Hess, Leo (I. med. Klin., Wien). — „Über Blutbefunde bei Lymph- 
drüsenerkrankungen.“ Wien. Klin. Woch., 1907, No. 44. 

Verf. teilt eine Reihe von Fällen von Erkrankungen des lympha- 
tischen Apparates mit, welche so recht die Schwierigkeit der Diagnose 
dieser Erkrankungen demonstrieren und einen wichtigen Beitrag zur Patho- 
logie und Klinik derselben liefern. 

Fall 1: Klinisch bestand das Bild einer Lebercirrhose mit Milztumor, 
ziemlich schwerer Anämie und normalem Verhalten der Leukocyten. Die 
Obduktion ergab eine ausgedehnte Erkrankung der Mediastinal- und 
Bauchlymphdrüsen. Es bestand aber keine Hyperplasie der Drüsen, sondern 
Veränderungen, wie sie für die neuerdings als Hodgkinsche Krankheit be- 
zeichnete eigenartige Lymphdrüsenerkrankung beschrieben worden sind: 
nämlich Bindegewebsneubildung, Nekrosen und Anhäufung grosser riesen- 
zellenähnlicher Elemente. Tuberkulöse Veränderungen fehlten. 

Fall 2: Hier lag eine chronische Tuberkulose der Lungen vor und 
Schwellung der rechtsseitigen Leisten- und in geringerem Grade einiger 
anderer Drüsenabschnitte, die für Iymphosarkomatös gehalten wurde. Der 
Leukocytenbefund war normal, die Anämie war nicht erheblich. Die ub- 
duktion ergab, dass eine chronische I,ymphdrüsentuberkulose vorlag. 


u — em. 


— 269 — 


Fall 3, 4, 5, 6, 7, 8: Auch in diesen Beobachtungen handelte es 
sich um eine klinische Lrmphdrüsentuberkulose. In einem derselben wurde 
die Diagnose auf Grund des positiven Ausfalls der Tuberkulinreaktion ge- 
stellt. Die Leukocytenzahlen schwankten innerhalb normaler Grenzen, auch 
die Lymphocytenwerte waren normal. In einem Falle dachte man an 
Lymphosarkom. Niemals wurden bei einem dieser Patienten Ulcerationen 
der Drüsen festgestellt. 

Fall 11 war ein Lymphosarkom auf der Basis chronischer Lymph- 
drüsentuberkulose, Fall 12, 13, 14 und 15 waren Lymphosarkome, in 
welchen das Blut keine wesentlichen Veränderungen aufwies. In einem 
Falle von ulceriertem Carcinom des Darmes bestand ziemlich schwere 
Anämie, so dass wegen des jugendlichen Alters des Patienten erst an 
Lvmphosarkom gedacht worden war. 

Im ganzen geht aus dieser Zusammenstellung hervor, dass man aus 
dem Blutbefund, abgesehen von den Fällen Iymphatischer Leukämie und 
Pseudoleukämie im Sinne von Pinkuss bei Ly mphdrüsenerkrankungen nur 
mit grösster Vorsicht Schlüsse ziehen darf. 

Hans Hirschfeld, Berlin. 

02. Port, F. und Schütz, O. (Stadtkrankenhaus, Chemnitz). — „Zur 
Kenntnis des Chloroms.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1907, Bd. 91, 
H. 5/6. 

Mitteilung eines Falles von myeloidem Chlorom mit bemerkenswerten 
Einzelheiten. Der Patient, ein 16jähriger Jüngling erkrankte unter den 
Erscheinungen der akuten Leukämie. Von den 44000 Leukocyten waren 
die meisten Lymphocyten von grossem Typus, doch zeigten viele derselben 
neutrophile Granula und manche glichen völlig Myelocyten. Nach fünf- 
wöchentlicher Krankheit Exitus. Sektionsergebnis: grünes Knochenmark 
ınd einzelne grüne Lymphdrüsen. In diesen Organen wie in der Milz die 
gleichen Zellen wie im Blut. Es handelte sich also um eine akute 
myeloide Leukämie mit chloromatöser Färbung des Markes und einiger 
Irüsen, ohne Symptome einer Geschwulstbildung. Verff. schlagen vor, den 
Begrift Chlorom als selbständiges Krankheitsbild fallen zu lassen und die 
betreffenden Veränderungen einfach mit dem Beiwort „chlorotische* (besser 
chloromatös, Ref.) zu belegen. Hans Hirschfeld, Berlin 


«03. Kon, Jutaku (Path. Inst., München). — „Uber Leukämie beim Huhn.“ 
Virch. Arch, Bd. 190, H. 2, Nov. 1907. 

Bei einem Huhn fanden sich alle Organe auffallend blass, die Leber 
und Milz enorm vergrössert, das Knochenmark blassgraurot, derb. Mikro- 
sköpisch ergab sich eine zellige Hyperplasie der Milz und des Knochen- 
markes und eine am stärksten in der Leber ausgesprochene Infiltration 
mit grossen uninukleären Zellen. Die Blutkörperchen wurden in Gefiss- 
durchschnitten der Leber gezählt: Grosse uninukleäre Zellen 70, le kleine 
Lrmphocrten 22, 0}. eosinophile Zellen 6,3°/4 Mastzellen 1,2°/ Dem- 
nach muss es sich um eine echte Leukämie handeln, und zwar nach Verf. 
um eins lienale Form. Nach Ansicht K.s dürften genaue vergleichend 
pathologisch- histologische Untersuchungen die Bedeutung der Milz bei der 
Leukämie weit mehr in den Mittelpunkt als bisher rücken. Der Leuko- 
t\tenreichtum des Blutes wird erklärt durch aktives Eindringen, wie sub- 
endotheliale zellige Wucherungen in verschiedenen Organen zu beweisen 
scheinen, und durch Vermehrung im strömenden Blute, da grosse granula- 
free, basophile Zellen mit Teilungsfiguren sich in diesem fanden. 


=, DU, = 


Eine bemerkenswerte Erscheinung ist die Aufnahme leukämischer 
Blutzellen in die Parenchymzellen der Leber und Niere, die eingeschlossenen 
Zellen waren noch wucherungsfähig. Diese Beobachtung betrachtet K. als 
Steigerung physiologischer Vorgänge, da sie sich auch bei gesunden Tieren 


fanden. 


Hart, Berlin. 


704. Krantz, Eva (Hämatol. Arb. unter Privatdoz. Dr. Naegeli, Zürich). — 
„Über Bothriocephalus- Anämie mit aplastischem Knochenmark.“ Disser- 
tation, Zürich 1906, 20 p. 

Ergebnisse: 
1. Bei Botriocephalus-Anämie kommt auch die aplastische Form der 


2 


perniciösen Anämie vor, ebenso trifft man das Dominieren der 
Myeloblasten über die Myelocyten des Knochenmarks. Durch den 
Nachweis dieser beiden Tatsachen ist die völlige pathologisch- 
anatomische (und klinische) Gleichheit der Bothriocephalus-Anämie 
mit der perniciösen Anämie kryptogenetischer Basis erzielt. 

Das vollständige Fehlen der Polychromasie und der basophilen 
Granulation in den Erythrocyten des strömenden Blutes und das 
reichliche Vorkommen beider morphologischen Zustände im Knochen- 
mark kann nur so erklärt werden, dass Polvchromasie und bass- 
phile Granulation nicht durch Gifte im peripheren Blut, sondern 
unter der Einwirkung des Knochenmarks entstehen und bei In- 
suffizienz des Knochenmarks rote Blutkörperchen mit diesen Ver- 
änderungen nicht einmal ins periphere Blut übertreten müssen. 


. Die aplastische Form der perniciösen Anämie kann von der erythro- 


blastischen nicht prinzipiell, sondern nur quantitativ getrennt 
werden, indem beiden Zuständen die megaloblastische Umwandlung 
des vorhandenen funktionierenden Knochenmarks eigen ist. 

Fritz Loeb. München. 


705. Seher, Carl (Aus der med. Klin., Zürich). — „Beitrag zum Blut- 
befund bei progressirer perniciüser Animie nach Untersuchungen auf 
der medizinischen Universttätsklinik in Zürich.“ Dissertation, Zürich 
1907, 61 p. 

Verf. zieht aus seinen Untersuchungen folgende Schlüsse: 
1. Die Zahl der Erythrocyten ist meistens sehr stark reduziert. Je 


=. e 
‘ww tS 
e. 


DO'L 


näher dem Exitus, um so niedriger; Megaloblasten sind nicht 
immer vorhanden, dagegen stets Mikrocyten. 

Die Zahl der Leukoeyten ist in den meisten Fällen stark ver- 
mindert. 


. Poikiloceytose ist stets vorhanden. 


. Anisoeytose ist immer vorhanden, meist sehr hochgradig. 
- Cytenquotient immer unter dem Normalwert. 


Leukoeytenmischung verschieden. Multinukleäre teils vermindert. 

teils vermehrt. Uninukleäre teils vermindert, teils vermehrt. Wo 

letzteres vorhanden, da war diese Vermehrung hauptsächlich durch 

die Lymphoerten bedingt. 

Der Färbeindex war in der Mehrzahl der Fälle stark erniedrigt. 
Fritz Loeb, München. 


Verdauung. 


406. Cannon. W. B. (Physiol. Lab.. Harvard Univ. Med. Schvo!) — „The 
acul control of Hır pulorus* Am. Joum. of Physiol. Bd. NX, pp. 253 


bis 


322, Nov. 1807. 


Fr 


Die chemische Theorie betrefts der Öffnung des Sphincter pylori erhält 
durch folgende Tatsachen eine Stütze: 

1. Bekanntlich verlassen die Kohlehydrate den Magen sehr schnell. 
Werden sie mit NaHCO, benetzt, so dauert ihr Durchgang weit 
länger. 

Werden Proteide als Säureproteide gefüttert, so verlassen dieselben 

den Magen viel eher, als normal. 

3. Die Einfuhr von Säure durch eine Fistel verursacht die Öffnung, 
und die Einfuhr von Alkalien die Schliessung des Pylorus (trotz 
starker Peristaltik). 

4. Wird der herausgeschnittene Magen in O.-Ringerscher Lösung auf- 
bewahrt, so kann der Pylorus durch Säureeinfuhr geöffnet werden. 

3 Durch Unterbindung der Duct. pancreatis wird die Entleerung des 
Magens verlangsamt. 

6. Proteide werden schneller entleert, wenn der Pylorus unterhalb 
des Duodenum in den Darm einmündet. 


Der schnelle Durchgang von Eiweiss wird auf Grund der Annahme 
erklärt, dass es sich leicht mit Säure verbindet. Fette reizen die Ab- 
snderung von Säure nicht, daher verbleiben sie jange in dem Magen. 
burch Abspaltung von Fettsäuren tritt endlich eine saure Reaktion auf. 
Wasser tritt schnell aus dem Magen ohne Änderung der Reaktion aus. 


LI 
< 


B.-0. 
107. birgoslaff, S. S. (Lab. der propäd.-chir. Klin. d. Milit.-Med. Akad., 
St. Petersburg). — „Erperimentelle Ergebnisse zur Frage üher die 


Anwendung des isolierten Netzes m der Chirurgie des Unterleibes.* 
Liss., 1907. 

Die Arbeit des Verfs. wurde an 58 Tieren ausgeführt (45 Katzen, 

12 Hunden und 1 Kaninchen). An einigen Tieren wurden je 2 Versuche 
angestellt an verschiedenen Organen. Einzelne Stücke des Netzes, die aus 
Ihrer Verbindung mit dem übrigen Organismus gelöst sind und an einem 
beliebiren Ort der Bauchhöhle verpflanzt werden, bleiben lebendig und 
lebensiähig. Die Vereinigungen der Stückchen mit dem unter ihnen 
lerenden Gewebe tritt in einigen Stunden ein, wobei in den meisten Fällen 
zwischen den zusammengefügten Flächen eine fibrinöse Ausschwitzung er- 
funden wird, Die Blutzirkulation stellt sich in den transplantierten Netz- 
stückchen im Verlauf des zweiten Tages durch Bildung von Anastomosen 
zwischen den Gefässen der sich berührenden Flächen wieder her. In den 
ersten Tagen nach der Operation beobachtet man in den transplantierten 
Stückchen des isolierten Netzes eine Thrombose der grossen Gefässe (Venen): 
mit der Zeit findet jedoch eine Absorption durch das Fettgewebe und eine 
Bildung von Bindegewebe statt, sowohl aus den fibrösen Bündeln des 
Netzes, als auch aus dem Stroma der unter ihm liegenden Organe. Ein 
Stückchen isolierten Netzes auf Nähte und verletzte Stellen der Wände von 
hohlen Organen der Bauchhöhle transplantiert, erhöht die Festigkeit der 
Nähte und beugt im hohen Grade dem Eintritt einer Perforation vor. Ein 
isoliertes Netz, auf eine verletzte Stelle der Magenwand, der Harnblase und 
des Dickdarms transplantiert, dient als eine gewisse, wenngleich nicht ab- 
solute, Garantie gegen die als Folge eintretenden Vorwachsungen innerhalb 
der Bauchhühle, während die gleichen Verletzungen dieser Organe, die nicht 
durch eine Plastik aus isoliertem Netz geschützt werden, in der Regel be- 
deutende Verwachsungen bilden. An den Dünndärmen gelang es nieht, 


— ou 


durch Plastik mit isoliertem Netz der Bildung von nacu der Operation ein- 

tretenden Verwachsungen vorzubeugen. Das Nähen von Verwundungen der 

Leber und der Milz durch eingeführtes, resp. eingepflanztes Netzgewebe 

verhindert ein Reissen der Nähte, und, indem es die verwundeten Kanäle 

tamponiert, trägt es dazu bei, Blutungen aufzuhalten. Jedesmal, wenn zu 
irgend einem Zweck die Ausschneidung eines Teiles des Netzgewebes aus- 
geführt wird, ist die Peritonisation seines Kultes nach dem Segondschen 

Verfahren wünschenswert, weil solche Kulte fast niemals weder mit der 

Bauchwand, noch mit den inneren Organen zusammenwachsen. Die Plastik 

durch das isolierte Netz kann sich bei verschiedenartigen, operativen und 

zufälligen Verletzungen der Bauchhöhlenorgane als nützlich erweisen, und 
zwar: zur Wiederherstellung verletzter Stellen der Bauchdecke, zur Ver- 
festigung von Nähten, zur Vorbeugung gegen Verwachsungen nach Ope- 
rationen, zum Nähen parenchymöser Organe, jedoch mit Ausnahme solcher 

‘Organe, wo eine sehr ausgedehnte Verletzung vorliegt und wo schon eine 

Perforation eingetreten ist, oder eine solche unmittelbar bevorsteht. In 

solchen Fällen ist die Benutzung des nicht isolierten Netzes vorzuziehen. 

W. Boldyreff. 
Seoretion. 

708. Takayasu, R. (Med. Klinik, Tübingen). — „Über die Beziehungen 
zwischen anatomischen Glomerulusveränderungen und Nierenfunktion 
bei experimentellen Nephritiden.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 92. 
p. 127—154, 19. Nov. 1907. 

Vergleiche zwischen Nierenfunktion und histologischem Zustande der 
Niere bei künstlicher Nephritis ergaben, dass schwere Funktionsstörungen 
ohne jede anatomische Veränderung vorkommen können. Die geringsten 
anatomischen Veränderungen weisen aber anderseits auf eine erhebliche 
Beeinträchtigung des gesamten Nierengefässapparates hin. Gerhartz. 


09. Schlayer (Med. Klinik, Tübingen. — „Zur Theorie der Harn- 
absonderung.* Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, p. 359. 

Bei Kaninchen mit experimentell erzeugter Urannephritis rufen In- 
jektionen von hypertonischer und hypotonischer Kochsalzlüsung und von 
Koffein wie bei der normalen Niere Vergrösserung des Nierenvolums und 
Zunahme der Einzelpulsationen hervor, hingegen tritt keine Steigerung der 
Absonderung, sondern sogar Unterbrechung einer schon bestehenden nach 
Salzinjektion ein, während Koffein noch prompt Diurese auslöst. Adrenalin- 
injektion und sensible Reizung beweist die intakte Kontraktionsfähigkeit der 
Nierengefässe. 

Die anatomischen Veränderungen bestehen in einer Zerstörung der 
Kanälchonepithelien. 

Diese anatomische Veränderung ist der Urannephritis gemeinsam mit 
der Chrom- und Sublimatnephritis, jedoch zeigen die beiden letzteren 
Formen nach Salzinjektion mit der Ausdehnung des Nierenvolums profuse 
Diurese. Die Erscheinungen bei Urannephritis sind unvereinbar mit der 
Filtrationstheorie. L. Asher, Bern. 


‘10. Segallow, C. F. (Bachruschin-Krankenh., Moskau). — „Zur Frage. 
des sogenannten Diabetes insipidus.“ Fol. urolog., Bd. I, H. 2, Sep. 
1907. 

Verf. hat 9 Fälle von Polyurie und Polydipsie untersucht. Er nimmt 
hieraus an, dass stets eine oder die andere Affektion des Nervensystems 


æ 


Zoe 


der sogenannten Diabetes insipidus zugrunde liege. In 3 Fällen handelte 
es sich um Hysterie, in den anderen um eine Krankheit des Zentralnerven- 
systems. Es wurde in einem Fall eine chronische Ependymitis am Boden 
des 4, Ventrikels festgestellt, in anderen ein syphilitischer Hirnaffekt, eine 
wachsende Geschwulst usw. Auch Schwangerschaft kann Polyurie durch 
reflektorische Reizung hervorrufen, und zwar besonders in der zweiten 
Hälfte (Druck auf den Plexus solaris oder dessen Nerven), 
Pincussohn. 
‘11. Matucei, G. (Lab. de Pharm., Univ. Pisa). — „Sur le mécanisme 
dachon des substances diurétiques.“ Arch. ital. de biol., Bd. 47, H. 1, 
April 1907. Siehe Bioch. C., Bd. VI, No. 2636. 


ı12. Schnütgen (Senator'sche Poliklinik). — „Die Beschaffenheit der im 
Harn be ‚Morbus Briyhti® vorkommenden Leukocyten.“ Berl. Klin. 
Woch., No. 45, Nov. 1907. 

Schon vor Jahren hat Senator gezeigt, dass die bei Morbus Brightii 
in den Harn übertretenden farblosen Blutzellen Lymphocyten und nicht 
etwa Eiterkörperchen sind. Unsere modernen Untersuchungsmethoden haben 
aber gelehrt, dass es im Einzelfall oft ausserordentlich schwierig ist, zu 
entscheiden. ob eine rundkernige farblose Blutzelle auch wirklich ein Lym- 
phocvt ist, Aus diesem Grunde hat Verf. den Harn einer Reihe von 
Morbus Brightiikranken mit allen neueren Färbungsmethoden untersucht 
und konnte nachweisen, dass in der Tat die damalige Senatorsche Angabe 
auch mit Hilfe unserer jetzigen Färbetechnik bestätigt werden kann. Dia- 
gnostisch kommt der Lymphocytenbefund im Urin dort in Frage, wo es. 
sich auf andere Weise nicht mit Sicherheit entscheiden lässt, ob Nieren- 
abscess oder Pyelitis oder aber Brightsche Nierenkrankheit vorliegt. 

' Hans Hirschfeld, Benlin. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


113. Bernard, Léon, Paris. — „Du röle des glundes surrenules dans les 
‘lats pathologiques.“ Revue de Medec.. Bd. 27, H. 10, 10. Okt. 1907. 
Zusammenfassendes ausführliches Referat über das angegebene Thema 

mit guten Literaturangaben. Zuelzer, 


ili. Hunt, R. (Hyg. Lab., U. S. Mar. Hosp. Service). — „The probable 
demonstration of thyroid secretion in the blood in exophthalmic goiter.“ 
Journ. Amer. Med. Assoc., Bd. 49, p. 240 —241, Juli 1907. 

Solche Mäuse, welchen Blut von vergrösserten Schilddrüsen mit dem 
Futter gegeben wurde, überstanden eine zweimal so grosse Gabe von 
Acitonitril als diejenigen, welche normales Blut erhielten. ler Schutz gegen 
das Nitril, welchen dieses Blut gewährt, ist etwa ebensogross als der durch 
005—0,1 mg getrocknete Schafschilddrüse erzeugte: 1 cm? des Blutes 
enthält eine ebenso grosse Menge der Absonderung der Schilddrüse als 
obige Menge der getrockneten Substanz. B.-O. 


i16. Hunt, R. (Hyg. Lab., U. S. Mar. Hosp. Service). — „The relation 
of todin to the thyroid gland.“ Journ. Amer. Med. Assoc., Bd. 49, 
pP. 1323—1329, Okt. 1907. 
Es wird gezeigt, dass jodfreie Schilddrüsensubstanz eine gewisse 
Physiologische Tätigkeit entfaltet. Durch Beimischung von Jod wird diese 


= IE 


aber bedeutend erhöht. Schafschilddrüse, welche etwa 0.16%, Jod ent- 
halt. war etwa 80mal kräftiger als jodfreie Schilddrüse des Kindes. 
B.-0. 
916. Alquier. L. und Theunveny. H. — „Sur les accidents nerveux 
consécutifs XX ous ablations totales ou partielles de FTappareıl thyro 
paratlıyrodien chez les chiens.“ Soc. biol.. Bd. 63, p. 397. 8. Nov. 
190%. 
Vorläufige Mitteilung. Die nervösen Störungen b»stehen in Kontrak- 
turen und konvulsivischen Zuständen. Ma. 


717. Barberio, M. (Path.-anatom. u. chem. Lab., Neapel). — „Über einen 
höchst seltnen Fall ron Calcification der Uteruswand, besonders in 
der Umgebung der Uterushöhle.“ Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gyn., 1901, 
Bd. 60. H. 3. 

Spontaner Abgang und Ausloffelung von Kalkschüppchen aus dem 
Uterus einer 52jährigen Frau, bei denen es sich weder um Knochen noch 
verkalkte Knorpel handelt, sondern um ein weiches Gewebe, das durch 
Infiltration mit Kalksalzen Induration erfahren hat. Mitteilung der chemi- 
schen Analyse. Aschheim. 


+18. Hagenbach, Ernst, Basel. — „Experimentelle Studie über die Funktion 
der Schilddrise und der Epithelkürperchen.“ Mitteil. aus d. Grenzgeb. 
d. Med. u. Chir.. 1907, Bd. XVIII, H. 2. 

1. Bei Katzen sind die anatomischen Verhältnisse bez. der Thy- 
reoidea und der Epithelkörperchen konstant. 

2. Es ist bei Katzen technisch in der Mehrzahl der Fälle möglich, 
Thyreoidea plus innere Epithelkörperchen zu exstirpieren und dabei 
die äusseren in ihrer Ernährung zu erhalten. 

3. Gelingt dies, so bewahren die 2 zurückgebliebenen Epithelkörper 
die Tiere vor Tetanie; sie treten aber für die wegfallende Schild- 
drüse nicht mitwirkend ein. Es bildet sich deshalb eine typische 
Kachexia thyreopriva aus. Diese Befunde sind der Athyreosis 
(Thyreoaplasie, congenitales Myxoedem) analog. Nachträgliche 
Entfernung der beiden Epithelträger ruft ausgesprochene Tetanie 
hervor. 

4. Die Thyreoidea und Epithelkörperchen sind sowohl anatomisch 
als auch entwickelungsgeschichtlich, als auch funktionell differente 
Organe. Zuelzer. 


19. Levy und de Rothschild. — „Das Augenbrauenzeichen bei Hypo- 
thyreoidismus.“ Sem. méd., 15. Mai 1907: vgl. Ophth. Klin., 1907. 
No. 20. 

Die Thyreoidea beeinflusst das Wachstum der Haare. Bei Hypo- 
thyreoidismus entwickeln sich manchmal hereditär und, proportional dem 
Grade des Hypothyreoidismus, die äusseren Augenbrauenpartien mangelhaft: 
oft besteht dabei dauerndes oder vorübergehendes Lidödem. 

| Kurt Steindorff. 

120. Leischner. — „Über Epithelkörperchentransplantationen.*“ Arch. f. 
klin. Chir., 1907, Bd. 84, H. 1. 

Auf Grund vier experimenteller Untersuchungen kommt Verf. zu dem 
Resultat, dass bei der Transplantation der Epithelkörperchen in die Baurh- 
decken von grösster Wichtigkeit zu sein scheint, ob die Epithelkörperchen 


— 219 — 


nacheinander oder gleichzeitig überpflanzt werden. Kine Überpflanzung 
der einzelnen Epithelkörperchen nach einer Zwischenpause von 10 Tagen 
hat den Zustand der Tiere kaum irritiert, während eine gleichzeitige Trans- 
plantation Tetanie hervorgerufen hat. In allen Fällen wurde Tetanie her- 
vorgerufen, wenn nach einwöchentlichem Einheilen der Körperchen in die 
Bauchhöhle dieselben wieder entfernt wurden. In einer zweiten Versuchs- 
reihe befasst sich Verf. mit der Frage, ob transplantierte Epithelkörperchen 
dauernd funktionieren und ob fremde Epithelkörperchen derselben Tier- 
spezies transplantiert und lebensfähig bleiben können. Auf Grund seiner 
allerdings noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen kommt Verf. zu 
dem Schluss, dass es geboten erscheint, bei Fällen länger bestehender 
Tetanien, ein Epithelkörperchen eines anderen Individuums zu überpflanzen. 
Naturgemäss empfiehlt Verf. äusserste Vorsicht. Als Ort der Trans- 
plantation ist am geeignetsten irgend eine Tasche zwischen Fascie und 
Peritoneum. Goldstein, Berlin. 


721. Cerletti, U. (Clin. psych.. Rome). — „Effets des injections du suc 
d’hypophyse sur laccrorssement somatique.“ Arch. ital. d. biol., 1907. 
Bd. 47. H. 1. 

Injektion von Hypophysensubstanz bei heranwachsenden Tieren 
(Kaninchen, Meerschweinchen, Hunden) erzeugte deutliches Zurückbleiben 
des Gewichtes wie der Skelvttbildung der behandelten Tiere. Von den 
Knochen boten besonders die Tibien interessante Verhältnisse: die Gesamt- 
lange der Tibia war vermindert, besonders auf Kosten der Diaphyse, da- 
gegen zeigten sich die Epiphysen absolut grösser, besonders auch im 
frontalen Durchmesser, als die der Kontrolltiere. Pincussohn. 


#22. Königstein, Hans (Physiol. Inst., Wien). —- „Die Veränderungen der 
Genitalschleimhaut während der Gravidität und Brunst bei einigen 
Nagern.“ Pflügers Arch., Bd. 119, p. 553, Sept. 1907, 

In der Vagina der Ratte geht die Schleimbildung, welche hier am 
uterinen Teil der Schleimhaut anhebt, so vor sich, dass die oberste Schicht 
des Plattenepithels sich ablöst und schmale hohe Zellen, von den basalen 
Zellen gebildet, unter Volumenzunahme verschleimen, so dass die Buchten 
und Furchen der Schleimhaut von ihnen fast ganz ausgefüllt werden. Das 
verschleimte Epithel wird dann z. T. während der Schwangerschaft, haupt- 
sächlich aber bei der Geburt und beim Koitus abgestossen. Die Ver- 
schleimung der Schleimhaut findet auch ohne Gravidität statt, nur ist sie 
dann nicht von so langer Dauer. Ähnliche periodische Epithelveränderungen 
spielen sich auch an der Cervixschleimhaut der Ratte ab, aber hier sind 
die Veränderungen weniger hochgradig, und die Epithelruhe dauert länger 
als in der Vagina. Ausser dem Schleim liefern die Cervixzellen noch ein 
körniges, eosinophiles Sekret. Während dieser Veränderungen am Epithel 
findet sowohl in der Vaginal- wie Cervixschleimhaut eine reichliche An- 
sammlung von mehrkernigen Leukocyten statt. 

In dem Schleimpfropf der Vagina liegen die männlichen Samen- 
produkte zentral; der Pfropf kann vier Tage und länger bleiben. 

Während die Verhältnisse beim Meerschwein ähnlich sind, zeigt beim 
Kaninchen weder die Schleimhaut der Vagina noch die der Cervix erheb- 
liche Schleimproduktion, auch keine Zeichen von Desquamation des Epithels, 
und es fehlt auch die Leukocytenwanderung. A. Noll, Jena. 


= 976, = 


Tierische Wärme. 

«23. Kisskalt, Karl (Hyg. Inst. d. Univ., Berlin). — „Die Wärmeabgul- 
des Menschen in ungleichmässig temperterten Räumen.“ Arch. f. Hyg.. 
Bd. 63, p. 287 — 311, Okt. 1907. 

Eine mit Quecksilber gefüllte Glaskugel, deren Wasserwert bekann 
war, wurde erwärmt und frei im Zimmer aufgehängt. Aus den Beob- 
achtungen ergab sich, dass eine bestimmte rechnerisch festlegbare Be- 
ziehung besteht zwischen Kugel- und Zimmertemperatur, Kugel- und 
Wandtemperatur und der Anzahl Sekunden, die nötig sind, um unter den 
verschiedenen Bedingungen die Temperatur der Kugel um 1° niedriger 
werden zu lassen. 

Daraus konnte berechnet werden, wieviel Wärme ein Mensch einmal 
bei leichter Arbeit und dann bei vollständiger Ruhe in schlecht geheiztem 
Zimmer mehr abgibt. Dabei stellte es sich heraus, dass bei einer Zimmer- 
temperatur von 17,5° der Mensch bei mittlerer Arbeit für 1° Temperatur- 
differenz zwischen Zimmerluft und Wand durch Strahlung, Leitung und 
Wasserverdunstung 8°/, Wärme mehr abgibt, bei Ruhe sogar 10°/,. Wenn 
die Person gerade vorher stark gearbeitet hat und dann in einen solchen 
Raum eintritt, um sich auszuruhen, so ist der Mehrverlust an Wärme 
noch etwas höher als 10°/,. 

Die grösste Temperaturdifferenz zwischen Luft und Wand, die er- 
reicht werden konnte, betrug 7,4°. Leichter können Differenzen von 4—5° 
erreicht werden, aber praktisch werden auch diese selten vorkommen. 

K. Thomas. 

724. Makijewsky, R. (Med. Klin., Zürich. — „Über die Temperatur- 
verhältnısse beim hämoptoischen Lungeninfarkt der Herzkranken, bein 
Bluthusten der Tuberkulüsen und bei Magenblutungen.“ Diss., Zürich. 
1907, 60 p. 

Bei Hämoptoe der Phthisiker und bei Hämatemesis bei Ulcus simplex 
weist die Temperatur eine Tendenz zum Sinken auf (was ja im Einklang 
mit den physiologischen Gesetzen steht). Bei hämoptoischem Lungeninfarkt 
der Herzkranken ist dagegen ein Seen der Temperatur zu konstatieren. 

Fritz Loeb, München. 


Centralnervensystem. 


725. Ramon y Cajal, Santiago. — „Structure et connexions des neurones.” 
Nord. med. Arkiv, 1907, Bd. 40, p. 30, 11 PL. 

Zusammenfassende Darstellung, gegeben am 12. Dezember 1906 in 
der Schwedischen Akademie der Wissenschaften über die Untersuchungen 
des Verfs., welche mit der einen Hälfte des medizinischen Nobelpreises für 
1906 belohnt wurde. Schmidt-Nielsen. 


726. Polimanti, 0. — „Contributions à la physiologie de la larve du ver 
à soie (Bombyx mori).“ Arch. ital. de Biol, 1907, Bd. 47, p. 341 
bis 372. 

Der Verf. hat den Einfluss studiert, welchen das Nervensystem aul 
die peristaltischen Bewegungen der Seidenraupe ausübt. Er konnte zeigen, 
dass eine Ligatur der Ganglienkette eine Erschlaffung und ein Flacher- 
werden der unterhalb der verletzten Stelle gelegenen Körperhälfte nach 
sich zog. Den nervösen Einfluss auf den normalen Tonus des Tieres 
konnte er noch besser dadurch nachweisen, dass die Erschlaffung nach 
Kokainisierung des Rückenmarks ebenfalls eintrat. Dass die dabei auf- 


— ii — 


retenden Blutverluste nicht der Grund der Erschlaffung sein konnten, 
zeigten Kontrollversuche. G. F. Nicolai, Berlin. 


27. Allen, A. R. (Neur. Lab., Univ. of Pennsylvania). -— „The distri- 
bulion of the motor root in the anterior horn.“ Univ. of Pennsylvania 
Med. Bull., Bd. XX, pp. 202—204, Nov. 1907. 

Zählungen der Ganglienzellen bei einem Falle von Fibrosarkom des 
Rückenmarkes (VI, vert. cerv.) ergaben eine geringere Anzahl von Zellen 
in dem rechten Cornu ant. als in dem linken. Der grösste Unterschied 
war in den höheren Querschnitten vorhanden. B.-0. 


128. Krônig, B. und Gaus, C. J. (Univ.-Frauenklin., Freiburg i. B.) — 
„Anatomische und physiologische Betrachtungen bei dem ersten Tausend 
Rückenmarksanästhesien.* Münch. Med. Woch., H. 40/41, Okt. 1907. 

Aus längeren Leichen- und Tierversuchen sowie Beobachtungen am 
Lebenden folgern die Verff.: 

Die Ausbreitung der injizierten anästhesierenden Lösung in der 
Subarachnoidealflüssigkeit ist abhängig von dem Dichtigkeitsverhältnis beider 
Flüssigkeiten. Die Ausbreitung der anästhesierenden Lösung, die spezifisch 
leichter als die Spinalflüssigkeit ist, findet bei der Injektion in den lumbalen 
Teil des Subarachnoidealraums und bei sitzender Stellung mit dem oberen 
Flüssigkeitsspiegel des Subarachnoidealraums zunächst einen oberen Ab- 
schluss; späteres Aufsteigen durch Kapillarattraktion ist nicht aus- 
«schlossen. Durch Beckenhochlagerung wird die Ausbreitung der Lösung 
in Subarachnoidealraum wesentlich beeinflusst, dieselbe ist auch längere 
Zeit nach der Injektion noch wegen der Möglichkeit des Hinaufgelangens 
des Anästhetikums nach der Medulla oblongata gefährlich. Die Anästhe- 
sierung höher gelegener Rückenmarkssegmente darf daher nicht durch 
steile Beckenhochlagerung erzielt werden, sondern ist durch richtige Wahl 
eutsprechend dichter anästhesierender Lösungen anzustreben. Im Interesse 
der Verwendung chemisch reiner Lösungen empfehlen die Verff. das Supra- 
renin erst kurz vor dem Gebrauch den anästhesierenden Lösungen zu- 
zusetzen. 

Ausser der Gefahr der Erreichung der Medulla oblongata durch das 
Anästhetikum weisen die Verff. noch auf die Getahr einer lokalen 
Schädigung der Injektionsstelle hin. Sie erwähnen an anderer Stelle er- 
scheinende Untersuchungen Spielmeiers, der das Rückenmark von Fraueu 
histologisch untersucht hat, die nach einer Rückenmarksanästhesie (mit 
hohen Stovaindosen) an Sepsis usw. gestorben waren. Doch bezweifeln 
die Verf., ob man die von Spielmeier an den Ganglienzellen gefundenen 
Veränderungen für die Praxis hoch einschätzen darf. Den Schluss der 
Arbeit bildet Betrachtung des Materials vom klinischen Standpunkte aus. 

W. Wolff. 

‘39. Simpson, Sutherland und Jolly, W. A. — „Dryenerations following 
experimental lesions in the motor cortex of the Monkey.“ Proc, Roy, 
Soc. Edinb., Bd. 27, p. 281. 

Es wurden beschränkte Läsionen in der motorisehen Rinde des Atfen 
ausgeführt und die folgenden Degenerationen mit der Marchischen Methode ver- 
blet, Es fand sich, dass die Fasern von der motorischen Rinde in die 
Corona radiata zuerst in scharf distinkten Gruppen gehen, bald aber sieh 
zu vermischen beginnen und in den höchsten Ebenen der inneren Kapseln 
schon eine beträchtliche Durchtlechtung zeigen. Die Fasern von der seit- 


— 2,5 — 


lichen Partie der Rolandischen Gegend (Gesicht) gehen in den vorderen 
Teil der Kapsel, die der medialen Partie (Bein) weiter hinten, während 
zwischen beiden. aber ıIntermittierend mit ihnen, die Fasern aus den mitt- 
leren Teilen der Cortex (für Arm und Rumpf) kommen. In den niederen 
Schichten der Kapsel verflechten sich die Degenerationsgebiete, die aus der 
Abtragung der Gesichts-, Rumpf- und Extremitätenfelder resultieren. !n 
grosser Ausdehnung, und dies ist noch ausgesprochener in der crusta der 
Fall. Unterhalb dieser in den Brückenpyramidensträngen, den vorderen 
Pyramiden und den direkten und gekreuzten Pyramidensträngen im Rücken- 
mark ist überhaupt keine Lokalisation der Fasern vorhanden, denn selbst 
nach einer ganz beschränkten Läsion ist die Degeneration gleichfürm!z 
über das ganze Gebiet der Pyramidenstränge im Querschnitt verteilt. 
Autoreferat (C). 
730. Trendelenburg und Bumke, Freiburg i. B. — „Zur Frage der Bart. 
schen Pupillenzentren in der Medulla oblongata.“ XXXIV. Ophthalm. 
Ges.; vgl. Zeitschr. f. Augenhkde., Bd. XVII, H. 3. 

Experimente an Katzen hatten Bach und Meyer zu der Meinung ge- 
bracht, dass doppelseitige Durchschneidung der Medulla am spinalen End: 
der Rautengrube sofortige Lichtstarre, einseitige Durchschneidung Licht- 
starre der gekreuzten Pupille, Freilegung der Rautengrube oft Lichtstarre 
und Miosis (Tabespupillen) zur Folge habe. Bach nahm als Ursache dieser 
Erscheinungen ein Hemmungszentrum am spinalen Rautenende an. Tie 
Vortr. durchschnitten nach den Vorschriften von Bach und Meyer 6 mal 
die Medulla an der typischen Stelle total, 4 mal partiell, wobei die Tiere 
bis zu 3 Wochen am Leben gelassen wurden. Mikroskopische kontrolle. 
Die Vortr. sahen nie Lichtstarre, stets nur gleich nach dem Schnitt 
Mydriasis und dementsprechend grösseren Ausschlag des Lichtreflexes. 
Äthernarkose ohne operative Eingriffe erzeugte dagegen typische Miosis 
und Starre. Halbseitendurchschneidung machte eine schwer zu erklärende 


geringe Pupillendifferenz. Kurt Steindorff. 
+31. Philippson, Maurice (Inst. Solvay de Physiol., Bruxelles), — „Note 


sur le temps de latence du réflece rotulien du chien.“ Arch. intern. 
de Physiol., 1907, Bd. V, p. 131. 

Verf. findet, dass die Latenzzeit des Papillarreflexes kleiner wird, 
wenn man das Hirn entweder durch Durchschneidung des Rückenmarks 
oder durch Narkotisierung des Tieres ausschaltet. Das Hirn übt also einen 
hommenden Einfluss auf das Rückenmarck aus. Die Unterschiede. die er 
beobachtet, waren zwar nur gering (2,3°/, der Latenzzeit), aber auf rechne- 
rischem Wege erhielt er eine Verminderung um etwa 12°/ Weiter wies 
er das Bestehen gekreuzter Reflexe nach; die Latenzzeit ist hier nieht un- 
beträchtlich länger. 

Endlich konnte er gewisse Ermüdungserscheinungen konstatieren. dir 
allerdings nicht bei einer fortlaufenden Reihe von Reflexreizungen be- 
merkbar werden, sondern im Gegenteil erst nach einer, einige Minuten 
dauernden Ruhe manifest werden. G. F. Nicolai, Berlin. 


132. Krusius, Franz F. (Univ.-Augenklinik, Marburg). — „Zur ıliagnosti- 
schen Verwertung des Eserins bei Pupillenstörungen.“ Zeitschr. f. 
Augenhkde., 1907, Bd. XVII, H. 5. 

An einer Reihe tabellarisch zusammengestellter Fälle von Parese bzw. 

Paralyse des M. sphincter pupillae kommt Verf. zu dem Schlusse, dass 


2 Re nn o Mi 


— 219 — 


Eserin nicht geeignet ist uns zu zeigen, ob bei absoluter Starre das zen- 
trale oder periphere Neuron betroffen ist, ob die Schädigung also vor oder 
hinter dem Ganglion ciliare liegt. Kurt Steindorff. 


133. Soprana, F. — „Recherches ultérieures sur la dégénérescence des 
centres nerveux des pigeons à la suite de lésions des canaux demi- 
circulaires.“ Arch. ital. de Biol., 1907, Bd. 47, p. 308. 

Der Verf, hat neuerdings Verletzungen des peripheren vestibularen 
Neurons an Tauben ausgeführt und ausser den schon beschriebenen Degene- 
rationen im Rückenmark und Kleinhirn eine Degeneration sehr zahlreicher 
Fasern beobachtet, die hauptsächlich in der Region des Mittelhirnes ver- 
laufen und von denen der Verf. meint, dass sie einen grossen Teil der 
zentralen Vestibularisbahnen bilden. Als Teile des terminalen Vestibularis- 
kerns verlaufen sie als innere und äussere Fibrae arciformes in der Fuss- 
abteilung des Mittelhirnes. Von dort wenden sie sich dorsolateralwärts, 
durchdringen das Dach des Mittelhirnes, verlaufen durchs Zwischenhirn 
und enden in der Hirnbasis im Linsenkern. Aber nicht alle Bahnen sind 
gleich lang, einige laufen nur bis zu dem Dach, einige enden in der 
Drecussatio suprainfundibularis, und ein kleines Bündel scheint auch zum 
Grosshirn zu verlaufen. G. F. Nicolai, Berlin. 


534. Krasnogorskij. N. J. (Kinderkrankenhaus d. Prinzen von Oldenburg, 
Petersburg). — „Versuch zur Erlangung künstlicher bedingter Reflexe 
bei Kindern im frühen Lebensalter.“ Russkij wratsch, 1907, No. 36. 

Es gelang dem Verf. bei einem Kinde von 14 Monaten einen künst- 
lichen speichelabsondernden Reflex zu bilden auf den Ton einer Klingel. 
Die Idee der Versuche und die wesentlichen Züge der Methodik waren den 
Arbeiten im Laboratorium Prof. J. P. Pawloffs entnommen, über die sich 
Referate im Biophysik. C., Bd. I, p. 211, Bd. II, p. 52—56 und folgende 
finden. Der Verf. erhielt an dem Kinde einen ebensolchen Reflex, wie er 
im Laboratorium an Hunden erzielt wurde. Genau ebenso gelang es ihm, 
in Übereinstimmung mit den Ergebnissen des Laboratoriums, den Fall 
einer Reflexhemmung beim Weinen des Kindes wahrzunehmen. 

W. Boldyreff. 

535. Kretschmer, W. (Städt. Krankenhaus, Wiesbaden). — „Lymphocytose 
des Liquor cerebrospinalis bei Lues hereditaria tarda.“ Dtsch. Med. 
Woch., No. 46, Nov. 1907. 

In der Cerebrospinalflüssigkeit von Neugeborenen und Kindern der 
ersten Lebensjahre mit hereditärer Lues hat Tobler Lymphocytose fest- 
gestellt. Verf. hat in der gleichen Richtung Untersuchungen bei Lues 
hereditaria tarda ausgeführt, zumal bisher nur ganz spärliche diesbezüg- 
liche Beobachtungen vorliegen. In zwei Fällen fand er in der Tat eine 
ausgesprochene Lymphocytose; weiteren Untersuchungen muss die Fest- 
stellung vorbehalten bleiben, wie häufig bei der hereditären Spätlues Lympho- 
cytose des liquor cerebrispinalis vorkommt und ob sie durch spezifische 
Behandlung zum Verschwinden gebracht werden kann. 

Hans Hirschfeld, Berlin. 

136. Rous, F. P. (Pathol. Lab., Univ. of Michigan). — „Clinical studies 
of the cerebro-spinal fluid, with especial reference to pressure, protein 
content, and the number and character vf the cells.“ Am. Journ. of 
the Med. Sciences, 1907, Bd. 133, p. 567 —582. 

Der normale Liq. cerebro-spinalis scheint niemals ohne Zellen zu sein. 
Auch wenn 7 pro cm? vorhanden sind, brauchen keine pathologischen Zu- 


= Be 


stände vorhanden zu sein. [Die Lrruckverhältnisse unterliegen grosser 


Schwankungen. LDrer Proteingehalt ist ziemlich konstant. B.-O. 
Sinnesorgane. 
137. Van Rijnberk, G. — „Over segmentale huidverzorging door he 


sympathisch zenuwstelsel by gewervelde dieren, enz.“ Zittingsversl. 
der Koninkl. Acad. van Wetensch.. Bd. XVI, 26. Okt. 1907. 

Verf. stellte sich die Aufgabe. experimentell festzustellen, in wie weit 
die segmentalen Hautgebiete der rein sensiblen Fasern und der zentri- 
fugalen, in den segmentalen Rami communicantes verlaufenden sympathischen 
Nervenfasern betreffs ihrer Lokalisation und Verbreitung miteinander über- 
einstimmen. 

Verf. fand geeignete Objekte in den Plattfischen, von denen 6. 
Pouchet ein Farbenwechseln lokalisierter Hautzonen unter Einfluss von 
sympathischen Nervenfasern nachgewiesen hat. Bei verschiedenen Solea- 
arten und bei Rhomboidichthys mancus wurden einzelne auf einander folgende 
Rami ventrales n. n. spinalium samt den zugehörigen sympathischen Rami 
communicantes zerstört. Resultat: Es zeigten sich scharf. umschriebene 
dunkele Hautgebiete, welche jedoch erst deutlich hervortraten, wenn wenig- 
stens drei auf einander folgende Nerven durchschnitten worden waren. Lie 
Breite jedes sympathischen Astes konnte ziemlich genau bestimmt werden 
und es stellte sich heraus, dass die hintereinander liegenden Segmente ein- 
ander um mehr als die Hälfte deckten. Die gefühllosen Regionen stimmten 
genau mit den verfärbten Stellen überein. 

Zweitens wurden die von Langley festgestellten pilomotoren sym- 
pathischen Fasern, zu den Rückenhaaren der Katze verlaufend, in ihrer 
segmentalen Ausbreitung mit den entsprechenden sensiblen Dorsalgebirten 
verglichen; dazu wurden mehrere Rami dorsales, welche auch die ge- 
nannten sympathischen Fasern enthalten, zerstört, nur der mittlere Ramus 
einer solchen Reihe blieb unverletzt: die in dieser Weise zwischen zwei 
gefühllosen Abteilungen eingefasste empfindliche Zone und die mittelst 
Induktionsreize bestimmte pilomotorische Region wiesen deutliches, seg- 
mentales Verhalten auf; nur waren letztere (bald mehr. bald weniger) 
schmaler als die sensiblen Bezirke, die Grenzen fielen aber immer innerhalb 
der sensiblen Gebiete. J. de Haan, Groningen. 


738. Ramström, M., Upsala. — „Über die Funktion der Vatır- 
Pacinischen Körperchen.*  Mitteil. aus d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., 
1907, Bd. XVII, H. 2. 

Die Körperchen gelten als Drucksinnesorgane. Im Peritoneum parietair. 
wo keine Druckempfindung vorhanden ist (Lennander), sind diese Kürper- 
chen in letzter Zeit entdeckt worden. Die die Körperchen enthaltenden Stellen 
wurden nun besonders (bei Operationen) auf Drucksinn geprüft. aber es 
konnte nicht eine einzige Druckempfindung vom Peritoneum ausgelöst werden. 
Deshalb ist die alte Vorstellung von diesen Körperchen als Drucksinnes- 
organen nicht festzuhalten. Zuelzer. 


139. Ramström, Martin (Anat. Inst,, Upsala). — „Om de Valer-Paciniska 
Kropparnas Funktion.“ (Über die Funktion der Vater-Pacinischen 
Körperchen.) Upsala Läkareför. Förh., N. F., 1907, Bd. XII, H. 1, 
S.-A., 18 p. 

Während in Lokalanästhesie ausgeführten Laparatomien untersuchte 

Verf. die im Peritoneum parietale des Menschen befindlichen Vater-Paeinischen 


= nam sma CAC Ney mit — = se a- 


a 


oOo OE O EEE . 


—, 8 


Körperchen auf Druckempfindlichkeit. Verf. konnte an 5 Personen keine 
einzige Druckempfindung beobachten, und dies weder bei einfacher Be- 
rührung noch bei schwachem oder starkem Drucke in verschieden langer 
Zeit. Es war gleichgültig, ob die Untersuchungsinstrumente stark abgekühlt 
oder erwärmt waren. Verf. betont, dass man an der alten Vorstellung von 
diesen Körperchen als Drucksinnesorganen nunmehr nicht festhalten kann. 
| S. Schmidt-Nielsen. 
740. Heine, L, Greifswald. — „Über das Leben der Wirbeltiere und der 
Kopffüssler.“ 79. Naturforscherversammlung Dresden, Sektion f. Augen- 
heilk., 1907. 

Der Akkommodationsmechanismus, wie ihn der Mensch besitzt, kehrt 
bei allen Säugern, Vögeln und einigen Amphibien wieder; ausgiebiger ist 
er freilich nur bei Affen. Je grösser das Tier und sein Auge, je grösser 
namentlich die „Fressdistanz* ist, um so mangelhafter ist das Einstellungs- 
vermögen entwickelt (Elefant, Pferd, Hund, Katze, Kaninchen). Bei den 
Vögeln ist der Mechanismus dadurch ausgezeichnet, dass die Muskulatur 
quergestreift ist, was einen schnelleren Wechsel des Einstellens ermöglicht; 
kleine Vögel akkommodieren auf wenige cm; durch den komplizierteren Bau 
der Linse verfallen die Vögel nicht den Regeln der Presbyopie. Bei vielen 
Reptilien ändert die Zusammenziehung des Augenbinnenmuskels nicht die 
Gestalt, sondern die Lage der Linse; bei Erschlaffung ihres Aufhängebandes 
stösst sie der der Kugelgestalt zustrebende Glaskörper nach vorn. Dadurch 
haben z. B. die Schlangen eine ausgiebige Akkommodation. Beer fand bei 
einigen Nattern bei der Akkommodation sowohl Wölbungszunahme wie auch 
Vorrücken der Linse, was die Einstellung viel ausgiebiger ermöglicht. Die 
Fische sind, zumal über Wasser, stark myopisch; unter Wasser ver- 
schwindet durch Fortfall der Hornhautwirkung der grösste Teil der Myopie 
bis auf einen Rest. Die Einstellung für die Ferne erfolgt aktiv durch 
Retraktion der kugeligen Linse, nach deren Rückkehr in die Ruhelage 
wieder Naheeinstellung eintritt. Auch Fische, die so tief im Meere hausen, 
dass kein Sonnenstrahl zu ihnen dringt, haben solche Akkommodation. 
Kopffüssler (Polypen, Kraken, Tintenfische) können aus mittlerer Ruhelage 
für grössere Ferne und grössere Nähe einstellen, indem ein Binnenmuskel- 
system des Auges die in ihrer Form starre Linse vorwärts oder rückwärts 
bewegt; diese niederen Tiere haben also einen auffallend vollkommenen 
Akkommodationsmechanismus. Kurt Steindorff. 


741. Hesse, Tübingen. — „Das Leben der niederen Tiere.“ 79. Natur- 
forscherversamml.; vgl. Zeitschr. f. Augenhkde., 1907, Bd. XVII, H. 4. 
Je nach der quantitativen und lokalen Verschiedenheit der Erregungen 

im Sehapparat ist zu unterscheiden: Helldunkelsehen, Richtungssehen, Be- 
wegungsschluss, Entfernungs- und Formsehen. Das Pigment ist kein Transfor- 
mator, sondern ein Lichtschirm, es macht nicht den Reiz wirksam, sondern iso- 
liert optisch. Die einfachstePigmentblendung ist eine zur Oberfläche senkrecht 
stehende Pigmentwand, vor und hinter der die Sehzellen liegen, so dass 
die aus den verschiedenen Richtungen kommenden Strahlen verschieden 
wirken (einfachstes Richtungssehen). Besser isolieren die in den paren- 
chymatösen und subepithelialen Pigmentbecherozellen gelegenen becher- 
formigen Pigmenthüllen. Diese Ozellen können im engen Becher wenige 
oder im weiten zahlreichere Sehzellen enthalten, je nachdem ist das Seh- 
feld enger oder weiter. Die Ozellen kommen doppelt vor: wenige mit 
zahlreichen Sehzellen oder zahlreiche mit 1 Sehzelle (divergente Achsen); 


= 999. 


letztere leisten umsomehr, je besser sich die Sehfelder der Einzelozelle er- 


gänzen: gutes Richtungs- und Bewegungs-, musivisches Bildsehen (Rühren- 


wurm, Branchiomma mit Kiemenozellen). Vertiefen sich vielzellige epitheliale 
Pigmentbecherozellen zu Sehgruben oder schnüren sie sich zu Sehgruben 
(Ringelwürmer, Weichtiere), so füllt die ursprünglich die rezipierenden End- 
organe schützende Sekretmasse die Grube bzw. Blase und wird zur licht 
brechenden Linse, die aus gleicher Richtung kommende Strahlen zur gleichen 
Sebzelle leitet, sie isoliert also auch optisch. Die Sehzelle erhält den 
stärksten Reiz durch Strahlen, die aus einer bestimmten Entfernung kommen, 
auf die der Jinsenozell eingestellt ist. Die meisten Wirbellosen haben 
keine Akkommodation wie Wirbeltiere und Tintenfische. Manche Linsen- 
ozelle, wie das Stirnozell der Libelle, sind auf nahe und ferne Objekt 
gleichzeitig eingestellt, indem die Sehzellen verschieden weit von der Linse 
entfernt sind. Sind im Linsenozell wenige Sehzellen (z. B. nur 8—10 bei 
Pleurobranchus), so besteht nur Richtungssehen. Häufung so einfacher 
Linsenozelle mit divergenten Achsen steigert die Leistung, wie entsprechende 
Anordnung zahlreicher Pigmentbecherozelle: Zusammendrängung wie bei 
den zusammengesctzten (Fazetten-)JAugen der Krebse und [Insekten er- 
möglicht musivische Bildchen, die um so genauer sind, je weniger die Einzel- 
ozelle (= Fazetten) divergieren. Je grösser die lichtzulassende Oberfläche 
der Corneallinse ist, um so lichtstärker sind die Bilder; daher in licht, 
armer Umgebung bei wenig divergenten Fazettengliedern zuweilen starke 
Verlängerung zur Vergrösserung der Corneallinsenoberfläche (Frontaugen 
mancher Tieiseckrebse und der Ephemeridenmännchen). Ist der licm- 
brechende Apparat des Fazettenauges in gewisser Weise gestaltet, so 
kann er auch ohne Pigmentblender ein aufrechtes Bild entwerfen; so bei 
Lamprris (Exner), wo Superpositionsbildchen entstehen, indem die von 
einem leuchtenden Punkte auf eine Gruppe von Linsenoberflächen fallenden 
Strahlen wieder in einem Punkte vereinigt werden. So wirkt der licht- 
brechende Apparat wieder einheitlich und kann auch morphologisch von 
dem lichtperzipierenden Apparat, den Rhabdomen, unabhängig werden- 
indem weniger Linsen und Kegel vorhanden sind als Rhabdome (Tiefser- 
chiropode Stylocheiron). Kurt Steindorff. 


742. Braunstein. — „Über kurze vereinzelte Lichtreize der Netzhaut‘ 
Augenärztl. Sekt. des X. Pirogowschen Kongr.; vgl. Ophthalmolog. Klin. 
1907, Bd. XI, p. 21. 

1. Die Minimaldauer, die zur Lichtempfindung nötig ist, verhält sich 
umgekehrt proportional zur Intensität des Lichtreizes. 

2. Bei Helladaptation ist die Minimaldauer am grössten, sinkt bei 
Dunkeladaptation schon nach 1 Minute Aufenthalts im Dunkelraum: 
in den nächsten 7—9 Minuten sinkt sie gleichmässig, dann stark 
und von der 10. Minute an in den nächsten 30 Minuten sehr 
wenig und gleichmässig. 

3. Bei Helladaptation ist die Minimaldauer für Lichtempfindung bei 
monokularem und binokularem Sehen fast gleich. 

4. Sie ist bei Helladaption für die Netzhautmitte geringer als für die 
Peripherie, temporal geringer als nasal: im Zentrum umgekehrt 
proportional der Quadratwurzel der Gegenstandsgrösse, die für die 
Peripherie belanglos ist. 

. Bei Dunkeladaptation im Laufe von 12 Stunden hört das gleich- 

mässige, geringe Sinken der Minimaldauer nicht auf. 


©! 


Em 
Al 


= D 


6. Bei Dunkeladaptation im Laufe von 60 Minuten ist die Minimal- 
dauer des binokularen Sehens 1'/,mal kürzer als bei monokularem 
Sehen. 

i. Bei Dunkeladaptation ist die Minimaldauer für die Peripherie der 
Netzhaut kürzer als für die Mitte, für die temporale kürzer als 
für die nasale Hälfte. 

8. Bei der Dunkeladaptation ändert sich die Minimaldauer für die Netz- 
hautperipherie umgekehrt proportional der angenommenen Gegen- 
standsgrösse. 

9. Die Minimaldauer ist, besonders bei herabgesetzter Beleuchtung, 
für eine kranke Retina viel grösser als für eine gesunde. 

Kurt Steindorff. 

43. Fortin. E. P. — „De la circulation rétinienne et d'une certarne 
culégorie de phosphènes en dépendant.“ Rec. d’Ophtalm., Aug. 1907. 

Die Lampen von Cooper-Hewith geben ein monochromatisches blaues 

Licht, das man durch eine Linse sammeln und mit blauen Gläsern beobachten 

kann. Dabei erscheinen die pulsierenden Netzhautkapillaren und in ihnen 

die roten Blutkörperchen. Durch ein stenopäisches Loch kann man auch 
das feine Gefässnetz der makularen Gefässe schen. In regelmässigen 

Zwischenräumen erscheinen leuchtende Punkte, die feinen, sich langsam 

bewegenden Sternen gleichen und immer dieselben Bahnen in bezug auf 

den Fixierpunkt beschreiben. Dieses Phänomen, das in pathologischen 

Fällen den Pat. auch bei gewöhnlicher Beleuchtung zum Bewusstsein kommen 

kann, ist der Ausdruck des Stosses der Blutkörperchen gegen die Gefäss- 

wände. Kurt Steindorfi. 


44. Chapman, H. G. — „Note on cercbral localisation in the Bandicoto 
(Perameles).“ Proc. Linnean Soc. of New South Wales. 1906. Bd. 31, 
p. 493. 

kurze Mitteilung über die Lokalisation einiger motorischer Rinden- 
zentren im Gehirn des zu den Marsupialia gehörenden Perameles. Die an 

5 Tieren konstant erhaltenen Resultate sind in einer nach Mass gezeichneten 

Figur wiedergegeben. 

Die Lokalisation wurde durch schwach faradische Reizung bestimmt. 

Alle derart erhaltenen Bewegungen waren gekreuzt. Cramer. 


145. v. Kries, Lotte und Schottelius, Elisabeth (Physiol. Inst.. Freiburg i. B.). 
— „Beitrag zur Lehre vom Farbengedichtnis.* Zeitschr. f. Sinnesphys,, 
1907, Bd. 42, p. 3. 

Die Verff. versuchten erstens auf Grund des unmittelbaren Empfindungs- 
eindrucks und der von vornherein gegebenen Vorstellung eine der Be- 
obachterin als sog. Prinzipalfarbe erscheinende Farbe einzustellen, wobei 
als Versuchsergebnis die im Durchschnitt ermittelten, durch ihre Wellen- 
länge definierten Lichter und der Grad der Genauigkeit oder die mittleren 
Abweichungen in Betracht kamen. Zweitens suchten sie ihrem Gedächtnis 
eine willkürlich gewählte Zwischenfarbe einzuprägen, wobei es hauptsächlich 
auf ein sicheres Wiedererkennen ankam. 

Versuchsanordnung und die vielfach überraschenden Ergebnisse wolle 
man in der Originalarbeit einsehen. Kurt Steindorft. 


146. Matteotti. — „Uhromoästhetische Evolution der Retina.“ Arch. di 
Ött. del Prof. Angelucci, 1906: vgl. Centrbl. f. Augenhkde., Suppl. 1906. 


— 284 — 


Die Urmenschen haben zuerst Grün empfunden, später entwickelte 

sich der Farbensinn nach beiden Seiten des Spektrums. 
Kurt Steindorff. 
747. Lewandowsky, Max (Krankenh. Friedrichshain, Berlin). — „Abspaltung 
des Farbensinnes durch Herderkrankung des Gehirns.“ Berl. Klin. 
Woch., 1907, No. 45. 

Die Störungen des Farbonsinns, die bei Gehirnerkrankungen vor- 
kommen, sind: eigentliche Farbenblindheit (totale oder partielle, auf den 
Ausfall von Rot-Grün beschränkte), amnestische Farbenblindheit (Wilbrand). 
d. h. eine auf die Farbennamen beschränkte sensorische Aphasie. Verf. 
beobachtete einen 50 Jahre alten Mann, der plötzlich das Bild typischer 
sensorischer Aphasie (Wernicke) bekam: während motorische Störungen ganz 
fehlten, blieb nach dem Abklingen der sensorischen Aphasie eine sub- 
kortikale Alexie zurück. Offenbar bestand ein Herd in den vorderen Ge- 
bieten des linken Okzipitallappens, etwa nach der Angularwindung zu. 
Ferner hatte der Kranke Halbblindheit nach rechts. Der Farbensinn war 
folgendermassen gestört: Pat. konnte die Holmgrenschen Wollproben weder 
benennen noch ihm benannte Proben zeigen. Die Farbe ihm bekannter 
Dinge vermochte er nicht anzugeben, wobei aber keine Sprachstörung mit- 
spielte. Für schwarz und weiss versagte er wie für spektrale Farben, 
war aber über hell und dunkel orientiert. Bei alledem lag weder eine 
angeborene noch eine erworbene Farbenblindheit vor, vielmehr war sein 
Farbensinn. wie die Prüfung auch z. B. am Helmholtzschen Mischapparat 
bewies, völlig gesund; auch sein Gedächtnis für Farben war intakt. Verf. 
nimmt an, dass in dem Gehirn des Patienten der Farbensinn abgespalten 
war von den Vorstellungen und Begriffen der Formen und Gegenstände. 
dass er isoliert war und mit dem Licht- und Formensinn nicht assoziiert 
werden konnte. Das linke Farbenzentrum war zerstört, das rechte er- 
halten; die Assoziation des Farbensinns nicht nur der linken Netzhaut- 
hälften, sondern der allein noch funktionierenden rechten mit den übrigen 
optischen Elementen ging bei dem Patienten nur vom oder über das Farben- 
zentrum der linken Hemisphäre, nach dessen Zerstörung die Assoziation 
schwand. Die Intaktheit des Farbensinns beruht auf der Intaktheit des 
rechtsseitigen Farbenzentrums. Verf. zweifelt, ob die Assoziation der Farben 
mit den übrigen optischen Wahrnehmungen bei allen Menschen über die 
linke Hemisphäre erfolgt. Kurt Steindorff. 


748. Siven, V. O., Helsingfors. — „Einige Bemerkungen über die Wirkung 
von Santonin uuf die Farbenempfindungen. Eine Antwort an Herrn 
Vaughan.“ Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1907, Bd. 42, H. 3. 

Polemik, die Vaughan der Oberflächlichkeit in seiner Arbeit (Zeitschr. 

f. Sinnesphysiol., Bd. 41) zeiht. Verf. glaubt nicht, dass bei starker Licht- 

intensität auch die Macula durch Santonin in ihrem Vermögen, Farben zu 

perzipieren, alteriert werde, ein Befund. der gegen die Duplizitätstheorie 
von v. Kries spricht, dass die Stäbchen farbenblind und nur die Zapfen der 
chromatische Apparat seien. Verf. beobachtete bei einem Fall von ikterischem 

Gelbsehen dieselben Farbenanomalien wie beim santoninvergifteten Auge. 

Kurt Steindorff. 

749. Köllner, H. (Univ.-Augenklinik, Berlin). — „Über den Einfluss der 
Refraktionsanomalien auf die Farbenwahrnehmung, besonders auf die 
Beurteilung spektruler Gleichungen.“ Zeitschr. f. Augenhkde.. 1907. 
Bd. XVII, H. 5. 


5 Den > 


Die mit Nagels Anomaloskop angestellten Versuche ergaben, dass die 
bei Aphakischen künstlich erzeugte Myvopie und die dadurch hervorgerufene 
Herabsetzung der Sehschärfe das Erkennen der Farbendifferenz der Ver- 
gleichsfelder kaum beeinflusst. Überhaupt wird die Einstellung des binären 
Farbengemisches durch Refraktionsanomalien wenigstens bis 20,0 D. nicht 
geändert, während die Helligkeit des Vergleichsfeldes etwas schwerer be- 
urteilt wird. Ähnlich war das Verhalten bei Scheingleichungen zwischen 
2 homogenen Lichtern. Hat die Refraktion die Sehschärfe unter '/,, herab- 
gesetzt, so ist eine Prüfung mit dem Anomaloskop nicht mehr möglich. 

: Kurt Steindorff. 

75. Böhm, Marie. — „Uber physiologische Methoden zur Prüfung der 
Zusammensetzung gemischter Lichter.“ Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1907, 
Bd. 42, H. 3. 

Verf. stellt folgende Schlusssätze auf: 

„1. Die qualitative Zusammensetzung gemischter Lichter, insbesondere 
die Änderungen, die in dieser Hinsicht das Licht von Glühlampen 
bei wechselnder Brennstärke erleidet, können nach physiologischen 
Verfahrungswerten geprüft werden, die innerhalb eines gewissen 
Umfanges als Ersatz einer bolometrischen Durchprüfung des 
Spektrums benutzt werden können. | 

2. Die vergleichende Prüfung des Lichts der Kohlenfaden- und Nernst- 
lampe lehrt, dass bei einer bestimmten Änderung der Spannung 
(Verminderung von 220 auf 190 Volt) das Licht der ersteren eine 
weit beträchtlichere qualitative Änderung erleidet. 

3. Von den 3 hier in Anwendung gezogenen physiologischen Prüfungs- 
methoden erreicht (so wie sie hier verwendet wurden) die der 
Rayleighgleichung den höchsten Genauigkeitsgrad. Die mittlere 
Abweichung beläuft sich hier auf 23 °/, desjenigen Betrages, der 
einer Veränderung des Nernstlampenlichts durch Verminderung der 
Spannung von 220 auf 190 Volt entspricht. Der analoge Wert 
beträgt für die Methode der Minimalfeldhelligkeiten 33 und für die 
der Dämmerungswerte 62 °/,. p 

4, Für physiologisch-optische Versuche, bei denen Änderungen der 
Lichtqualität als Fehlerquelle in Betracht kommen, wird die Nernst- 
lampe der Kohlenfadenlampe vorzuziehen sein.“ 

kurt Steindorff. 

‘öl. Polimanti, O. — „Sur la valence motrice de la pupille.“ Arch. ital. 
de Biol., 1907, Bd. 47, p. 400—408. 

Der Verf. hat Versuche gemacht. um zu entscheiden, welchen Einfluss 
die verschiedenen Spektralfarben auf die Pupillarreaktion ausüben und ge- 
funden, dass eine völlige Proportionalität zwischen ihren Helligkeitswerten, 
die er mit dem Flimmerphotometer bestimmte und ihrer motorischen Valenz, 
d. h. ihrer Fähigkeit, den Pupillarreflex zu beeinflussen, besteht. Des 
weiteren schliesst er aus seinen Experimenten, dass sowohl die Stäbchen 
als auch die Zapfen, je nach dem Adaptationszustand des Auges, die Er- 
gungsapparate für den Reflexbogen der Pupillarreaktion bilden können. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

‘92. Schanz, F. und Stoekhausen, Dresden. — „Wie schützen wir unsere 
Augen vor der Einwirkung der ultravioletten Strahlen unserer kinst- 
lichen Lichtquellen?“ 79. Naturforschervers., Dresden, 1907, Abteil. f. 
Augenheilkd. 
= Die Ophthalmia electrica ist eine Folge der ultravioletten Strahlen; 

Einschaltung eines Glase» zwischen Auge und Lichtquelle nützt nichts, 


— 286 — 


denn Glas absorbiert nur ultraviolette Strahlen bis zu 300 pp Wellenlänge, 
d. h. die Strahlen, die am wenigsten tief in den Körper eindringen. Die 
wirksamen ultravioletten Strahlen von 300—400 pœ werden von den ge- 
wöhnlichen Lampen- und Brillengläsern, besonders von den blauen. aber 
auch von den rauchgrauen durchgelassen. 

Je lichtstärker eine künstliche Lichtquelle ist, umso reicher ist sie 
an ultravioletten Strahlen. Das diffuse Sonnenlicht ist nicht sehr reich an 
diesen Strahlen, weil unsere Atmosphäre sie stark absorbiert. und weil 
durch die mehrfache Reflexion viele davon verloren gehen. 

Ist vielleicht der Altersstar eine Folge der Einwirkung ultravioletter 
Strahlen? Meist beginnt er in der Peripherie, die doch durch die Iris vor 
der Wirkung dieser Strahlen geschützt wird. Vielleicht verhindert dir 
Kernsklerose das Zustandekommen zentraler Trübungen. Wenn Strahlen 
vor Eintritt der Kernsklerose intensiv auf das Auge wirken (Glasbläserstarı, 
trübt sich gerade die Linsenmitte. Die Vortr. haben ein Glas gefunden. 
das die schädlichen ultravioletten Strahlen sehr gut absorbiert. 


Diskussion: 


Pröbsting sah den Glasbläserstar meist in der Peripherie, nicht in der 
Mitte beginnen. 

Best sah nach einer längeren Schneewanderung Rot-Grünblindhei: 
auftreten. 

Wolf, Tübingen, glaubt, dass auch die Temperatur bei der Wirkung 
auf das Auge von Bedeutung ist. 

Hallauer fand, dass Fienzalsche Gläser am besten die ultravioletten 
Strahlen absorbieren. Kurt Steindorfl. 


153. Vagt, Alfred, Aarau. — „Schutz des Auges gegen die Einwirkung 
ultraveoletter Strahlen greller Lichtquellen durch eine neue, nahezu 
farblose Glasart.“ Arch. f. Augenhkde,, Bd. 59, H. 1. 

Es handelt sich um ein Schwerflint, 4032 Typus 0. 198 von Schott 
und Genossen, Jena, dessen Absorptionsfähigkeit für photographisch wirk- 
sames Licht und Äquivalenz für Absorption kurzwelliger Strahlen mit 
Triphenylmethan-Xylollösung (Spektrum bei 396 up) geprüft wurden. Die 
Absorptionskurve des Glases O. 198 fällt schon bei 405 so steil, dass 
schon bei 384 wa bei Dicken von 1—3 mm Messungen nicht mehr müg- 
lich waren. Wegen der dem Glase eigentümlichen, wenig steilen Absorp- 
tionskurven für kurzwellige Strahlen ist komplette Absorption des ultra- 
violetten Spektrums bei völliger Farblosigkeit undenkbar. Das Glas OÖ. 145 
leistet das Maximum der Absorption kurzwelliger Strahlen, das ein in 
dünneren Schichten völlig, in dickeren fast farbloses Glas erreichen kann. 

Kurt Steindorff. 

754. Trombetta und Nanta-Maria. — „Wirkung oszillierenden Licht-s 
auf das Auge“ Ann. di Ottalm, 1906, H. 3/4: vgl. Centrbl. f. 
Augenhkde., Suppl. 1906. 

Mehrfache Fälle von Blendung bei militärischen Telegraphisten ver- 
anlassten die Versuche. Optische Telegraphisten des Geniekorps hatten 
nach den Übungen Hyperämie der Bindehaut, Photophobie, Asthenopia 
accommodativa, Spasmus des M. eil. und M. orbicularis, Dyschromatopsir, 
Nystagmus, Flimmerskotom, spastische Myopie und spastischen Astigmatis- 
mus, Presbyopie (zumal bei neuropathisch veranlagten Leuten). Ferner 
leichte Herabsetzung und Verschleierung des zentralen Sehens. Gf.-Br- 
schränkung, starke Beeinträchtigung des Lichtsinns. Kurt Steindorfl. 


id 


«>58. Pettinelli. — „Amblyopie durch Blendung.“ Ann. di Ottalm. di 
Quaglino, Guaita Rampoldi. Bd. 35, H. 3 u. 4; vgl. Centrbl. f. Augenhkde., 
Suppl. 1906. - 

Blendung durch Beobachtung der Sonnenfinsternis vom 30. 8. 1905 
machte nach dem Verf. Parese der Akkommodation, Gf.-Beschränkung für 
Weiss, zentrales positives Skotom, zentrales relatives Skotom für Gelb und 
Orange, subretinale Blutungen. Kurt Steindorff. 


756. Kahn, R. H. (Physiol. Inst. d. Univ., Prag). — „Über Tapetenbilder.“ 
Arch. f. Anat. und Physiol., Physiol. Abt., 1906, H. 1/2, p. 56. 

Verf. untersucht die stereoskopische Täuschung genauer, welche ein- 
tritt, wenn ein Tapetenmuster (d. h. ein Muster mit immer. wiederkehrenden 
tdentischen Einzelheiten) derart binokular betrachtet wird, dass die Augen- 
achsen nicht auf dasselbe Stück, sondern auf benachbarte, identische Stücke 
des Musters gerichtet sind. 

Er beschreibt mehrere merkwürdige Erscheinungen dieser Tapeten- 
bilder und zeigt in Sonderheit, dass sie ein Schulbeispiel sind für die Rolle 
der Konvergenz bei der Wahrnehmung der Tiefendimension und für die 
Möglichkeit der Trennung von Konvergenz und Akkomodation. 

Auch zur Demonstration des Wettstreits der Farben und des stereo- 
skopischen Glanzes eignet sich diese Erscheinung ganz besonders. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
757. Wandenzi. — „Über das sogenannte zerebrale Nachbild.“ Arch. di 
Ottalm. del Prof. Angelucci, 1906; vgl. Centrbl. f. Augenhkde., Suppl. 
f. 1906. 

Besprechung des schon lange bekannten Nachbildes, das im zweiten 
Auge auftritt, wenn das erste einen intensiven Eindruck erhalten hat. 
Experimenteller Beweis, dass dieses Nachbild in Wirklichkeit nicht im zweiten 
Auge besteht, sondern nur fälschlich auf dieses bezogen wird, vielmehr 
nur im ersten Auge vorhanden ist. Kurt Steindorti. 


758. Bocei. — „Beobachtung des Netzhautbildes im lebenden Tiere.“ 
Lav. del Laborat. di Fisiol., Siena, 1906; vgl. Centrbl. f. Augenheilk., 
Suppl. 1906. 

Man kann am lebenden Tiere das umgekehrte Netzhautbild mit einer 
Auetvlengasflamme sehr gut beobachten, wenn man einem albinotischen 
Kaninchen den hinteren Bulbusabschnitt freilegt. Wechselnde Lichtintensi- 
täten des Bildes, grössere oder geringere Schärfe und Grösse lassen bei 
Durchschneidung bzw. Reizung des gleichseitigen Halssympathicus oder 
Reizung des N. Ill. feststellen, wozu die eine Elektrode am Hornhaut- 
rande, die andere auf die blossgelegte hintere Lederhaut gesetzt wird. 

Kurt Steindorff. 

159. Bocei. — „Die Sehnervenfasern und die Ganglienzellen der Seh-« 
zentren.“ Lav. del Laborat. di Fisiol., Siena, 1906; vgl. Centrbl. f. Augen- 
heilk., Suppl. 1906. 

Der Nerv leitet beim lebenden Tiere nach beiden Seiten: macht man 
am Frosch einen N. ischiad. durch Trennung aller sensiblen Wurzeln zu 
einem rein motorischen Nerven, so hat el. Reizung allgemeine Reflexe und 
Reflexe in der anderen hinteren Extremität zur Folge. 

Das cerebrale Nachbild, das vom aktiven auf das ruhende Auge in 
identischer Form, aber in differenten Farben oder in differenter Form und 
Farben übertragen wird, beweist die zentrifugale Leitung auf sensiblen 


— 288 — 


Bahnen. Dass im ruhenden Auge Farben und Form des Bildes erscheinen, 

beweist die Aufnahme von Form und Farben durch die nervösen Zentren. 
Kurt Steindorff. 

760. Bocci. — „Das cerebrale Nachbild.* Lav. del Laborat. di Fisiol. d. 
R. Univ. di Siena, 1906; vgl. Centrbl. f. Augenheilk., Suppl. 1906. 

Verf. suchte rechts an der Stelle des Mariotteschen Flecks das Nach- 

bild eines hell erleuchteten Discus zu erwecken, der der korrespondierenden 

identischen Stelle des linken Auges dargeboten wurde. Der Versuch gelingt 

mittelst besonders konstruierter Apparate mit Sonnen- und elektrischem 
Licht. Kurt Steindorff. 


761. McMillan, Lewis, Glasgow. — „Two unusual forms of ambl.yoprr.“ 
The Ophth. Review, Sept. 1907; vgl. Woch. f. Ther. u. Hyg. d. Auges, 
1907, Bd. XI, p. 5. 

a) Kokainambiyopie: 

Innerhalb 2 Monaten bekam ein 49 Jahre alter Mann zur Kauterisation 
eines Nasenleidens dreimal Kokain (15°/,) und einmal Stovain (20°j,): 
trotzdem war der Eingriff sehr schmerzhaft und von starkem Blutverlust 
begleitet. Kein Erbrechen, Kopfweh oder Schwindel; Urin normal. S=°;,, 
bzw. °/,,, zentrales Skotom für Rot; Papille abgeblasst. S hob sich all- 
mählich wieder auf °/, beiderseits. 

b) Blitzamblyopie: 

Nach Beobachtung eines zweistündigen Gewitters am andern Morgen 
links Bewegungsschmerz und schlechtes Sehen, das bald auch rechts ein- 
trat: rechts '/,,, links Handbewegungen vor dem Auge (ophthalmoskopischer 
Befund? D. Ref.); S. stieg auf °/,, und °/,, Gesichtsfeld eingeengt. 

Kurt Steindorff. 

162. v. Pflugk, Dresden. — „Jodkalium und Linsenepithel.* 79. Natur- 
forschervers., Dresden, 1907, Abteil. f. Augenheilkd. 

Studien an Naphthalinkaninchen zur Prüfung der bei beginnendem 
Star empfohlenen Jodkaliumbehandlung. An der Kaninchenlinse nehmen 
die über der vorderen Linsennaht liegenden Epithelzellen der Kapsel in- 
sofern eine besondere Stellung ein, als Naphthalin sie vornehmlich schädigt: 
2 Stunden nach Darreichung von 1 g emulgiertem Naphthalin sind diese 
Zellen bereits stark verändert, während subkonjunktivale Jodkaliuminjektien 
(10—'"!,0 °Io) den Untergang dieser, ja aller im Pupillarbereich liegenden 
Zellen und der ganzen Kapsel auf Stunden hinausschiebt. 

An der der Linsennaht entsprechenden Epithellinie zeigt die Reaktion 
mit Palladiumammoniumchlorür, dass hier das im Kammerwasser suspendiert® 
Jodkalium am ehesten und intensivsten wirkt. Die in der Umgebung der 
Linsennaht gelegenen Zellen zeigen keine Jodkaliumreaktion, also tritt Jod- 
kalium ebenso wie die Naphthalinderivate an dieser Stelle direkt durch die 
-Kapsel in das Linseninnere ein. Kurt Steindorfi. 


763. Howe, Buffalo. — „Über die Zugkraft der Adduktoren und die 
Dehnbarkeit der Recti.“ Am. Journ. of Ophthal., 1906; vgl. Centrbl. 
f. Augenhkde., Suppl. 1906. 

Bestimmung der Zugkraft: mittelst einer am Bulbus befestigten Pin- 
zette und eines an dieser festsitzenden, über eine Rolle geführten Fadens, 
der eine kleine Schale trägt, wird die Menge Wasser bestimmt, mit der 
die Schale gefüllt werden muss, um den Bulbus grade aus der Ruhelage 
zu bewegen. Für die Adduktoren ist der Schwellenwert 14,0 g. 


— 289 — 


Die Zugkraft wird duroh das Gewicht ausgodrückt, das den Muskel 


zerreisst (für den M. rect. inf. 2!/, kg). Kurt Steindorff. 
164. Rieper, Alfred (Psych. u. Nervenklin., Kiel). — „Über einen Fall 


von Tumor cerebri ohne Slauungspapille.“ Dissertation, Kiel, 1906, 
Rp. 
Der grosse Tumor hat seinen Sitz im Zentrum semiovale, den grossen 

Ganglien und der ersten und zweiten Stirnwindung., 

Fritz Loeb, München. 

165. Abelsderff, Georg, und Wessely, Karl, Berlin. — „Zur vergleichenden 
Physiologie des intraokularen Flüssigkeitswechsels.“ XXXIV. Ophth.-Ges,, 
Heidelberg; vgl. Zeitschr. f. Augenheilk., 1907, Bd. XVII, H. 3. 

Erforschung des intraokularen Flüssigkeitswechsels bei verschiedenen 

\irbeltierklassen (Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische). Sie untersuchten: 

a) den Neuersatz der Augentlüssigkeiten und ihr chemisches Ver- 
halten in normalem und anomalem Zustand: 

b) die Fluoreszëinerscheinungen : 

c) die anatomischen Veränderungen im punktierten gegenüber dem 
normalen Auge: 

d) die Folgen der Exstirpation der einzelnen für die Absonderung in 
Frage kommenden Teile. 

lie Aderhaut beteiligt sich ganz anders am Flüssirkeitswechsel als bei 

Säugetieren. Kammerpunktion erzeugt eine enormo Hyperämie. Die an 

sich sehr gefässreiche Vogeliris ist für den Flüssigkeitswechsel entbehr- 

ich, denn sie kann bei Hühnern und Tauben in toto entfernt werden, 
ohne dass die Augen auch hinsichtlich des Kammerwasserersatzes Abwei- 
chungen von der Norm zeigen: ebensowenig Bedeutung für die Ernährung 
scheint bei Vögeln der Pekten zu haben. Die Flüssigkeiten werden bei 

A\inphibien, Reptilien und Vögeln viel schneller ersetzt als bei Säugern, 

bei Fischen dagegen sehr langsam. Kurt Steindorff. 


166. Jones, E. E. (Psych. Lab., Columbia Univ... — „The influence of 
bodily posture on mental activities.“ Columbia Contrib. to Philos. and 
Psychology, 1907, Bd. XVI, No. 2, Science Press, New York. 

Die Tonhöhe kann besser bestimmt werden, wenn die Person sich in 
der senkrechten Stellung befindet. Die I’ruckempfindlichkeit ist etwas aus- 
seprägter in der horizontalen Lage. las Gehör- und Sehgedächtnis ist 
schärfer in der horizontalen Stellung. Iurmüdungserscheinungen treten 
leichter in dieser Stellung auf. B.-0. 


167. Van Rossem, A., Utrecht. — „G@ewaarwordingen en reflexen, opgewekt 
von uit de halfcirkelvormige kanalen.“ Doktor- Diss., März 1907. 
Bei einseitiger oder beiderseitiger Exstirpation der Labyrinthe erhielt 
Verf, im allgemeinen die schon von andern beschriebenen Symptome; für 
die Versuche wurden Frösche, Tauben. Schildkröten und Meerschweinchen 
verwendet. Die auftretenden Erscheinungen zeigten zumal bei Meer- 
schweinchen oft grosse Ähnlichkeit mit Krampfanfällen: die Tatsacho 
jedoch, dass auch das nur lähmend wirkende Kokain, in die Canales 
semicirculares gebracht, dieselben Erscheinungen hervorrief, bewies, dass 
hier keine Reizwirkungen, sondern nur Ausfallssymptome vorlagen. Aus 
Rotationsversuchen bei den genannten Tieren zeigte sich, dass von einem 
byrinthe aus die in Kopf- und Augenbewegungen sich äussernden 
Reflexe nur nach einer Seite, bei Tauben jedoch nach beiden Seiten hin 


— 290 — 


erweckt wurden; Schildkröten und Meerschweinchen nahmen in dieser 
Hinsicht eine Zwischenstellung ein. Dergleichen Rotierungsexperimente 
beim Menschen ergaben, dass auf das Minimum perceptibile, bei dieser 
Bewegung die Entfernung der Rotationsachse von den Canales semicirculares 
ohne Einfluss ist; das Minimum perceptibile wechselt für verschiedene 
Kopfstellung. war nämlich für die Canales verticales (ant. und post.) 
niedriger als für den Canalis horizontalis. 

Die Reaktionszeit der Rotationsempfindungen war offenbar cine 
längere als für andere Sinnesorgane mit Ausnahme des Geruchs- und 
Geschmacksorganes; sie war im Mittel 0,8 Sekunde. Die Minimumenergir. 
für die Empfindnng notwendig, also die KReizschwelle, welche auf 
1,25 x 10° Erg bestimmt wurde, wurde erreicht bei einer Schnelligkeits- 
zunahme von 80° und eine Schlussschnelliekeit von 1° 36’ in der Sekunde. 

J. de Haan, Groningen. 


768. Wittmaack, Greifswald. — „Eine neue Stütze der Helmholtzscheu 
Resonanztheorie.“  Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, p. 249. 

Verf. hat durch sehr intensive Schalleinwirkung in unmittelbarer 
Nähe des Ohres an Meerschweinchen Hörstörungen hervorgerufen. Wem 
er dazu eine auffallend reine, sehr laut tönende c’-Pfeife verwendete, fand 
er bei der darauffolgenden mikroskopischen Untersuchung immer einen 
ganz auffallend starken totalen, aber zirkumskripten Defekt des Cort- 
schen Organes in der Höhe der zweituntersten Windung, während sänt- 
liche übrigen Windungen, höchstens mit Ausnahme einiger Verzerrung der 
Reissnerschen Membran, keinerlei Veränderungen erkennen liessen. Er 
weist mit Recht darauf hin, dass diese fast ausschliessliche Schädigung 
eines relativ kleinen zirkumskripten Teiles der Schneckenskala nur darau 
beruhen kann, dass diese kleine Partie infolge Abstimmung auf den ver- 
wandten Ton in ganz ungleich stärkerer Weise als die übrigen Teile der 
Skala durch die Schäallwellen in Mitschwingung versetzt worden ist, unl 
erblickt daher hierin einen experimentellen Beweis der Heimholtzschen 
Theorie des Hörens. G. F. Nicolai, Berlin. 


269. Marx, Hermann (Universitätschrenklinik, Heidelberg). — „Lite 
suchungen über Kleinhirmveränderungen nach Zerstörung der Täutiyen 
Bogengänge des Ohrlabyrınths.* Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, p. 166. 

Bei 17 Tauben, von denen bei 10 auf einer Seite und bei 7 aul 
beiden Seiten der hintere und äussere Bogengang des Labyrinthes extra 
hiert war, und von donen 9 infolgedessen die Kopfverdrehung zeigten. 
konnte weder mit der Marchi-, noch mit der Nissl-Methode eine sichert 

Degeneration in dem Kleinhirn der Medulla oblongata und dem oberei 


Halsmark nachgewiesen werden. G. F. Nicolai, Berlin. 
770. Zitowitseh, M. F. — „Zur Frage über die respiratorischen wnd 


pulsatorischen Bewrgungen des Trommelfelis.* Diss., Petersburg, 1%. 
Das Trommelfell kann sich bei der Einatmung sowohl nach aussèn 

als aueh nach innen bewegen; die Häufigkeit der Richtung dieser Be 
wegungen beim Einatmen nach aussen zu denjenigen nach innen verhält 
sich wie 3 zu 1. Die Amplitude der Schwingungen eines normalen 
Trommelfells beträgt durchschnittlich 1 mm: bei atrophischem Nasenkatarrh 
erhöht sie sich auf 1%, mm. Bei jedem akuten oder verschärften Katarrh 
des Nasen-Rachenraumes können die Bewegungen des Trommelfells gint 


a 2r s 


ich aufhören. Die Ursachen der respiratorischen Bewegungen des Trommel- 
iels sind verschiedene: 

3) der Eintritt der Luft aus der Eustachischen Röhre in das Mittel- 
ohr infolge der beim Einatmen stattfindenden Unterbrechung mit 
dem Levat. veli palatini; 

b) die wirbelnden Bewegungen der an der Mündung der Röhre vor- 
übergehenden Luftstrahlen, wenn die Luft in die Röhre hineingeht; 

c) der Unterschied des Druckes im Nasen-Rachenraum und in der 
Mittelohrhöhle ; 

d) die saugende Wirkung der Luftstrahlen, die bei der Atmung an 
der Mündung der Eustachischen Röhre vorbeigehen. 

Die Mündung der Eustachischen Röhre verengert sich beim Einatmen, 
während sie sich beim Ausatmen erweitert. Bei der Atmung durch den 
Mund finden keine Bewegungen des Trommelfells statt, die sich noch mit 
dem Manometer auffangen liessen. Das Trommelfell pulsiert auch. Eine 
verstärkte Pulsierung, besonders von einer Seite, erscheint oft als das 
einzige Anzeichen einer Hyperämie des Mittelohres. In den manometrischen 
Schwingungen besitzen wir das einzige richtige Anzeichen für das Ein- 
dringen der Luft in das Mittelohr bei Katheterisation. Die Grösse der 
nanometrischen Schwingungen beträgt für das normale Ohr bei Kathe- 
terisation 15 mm. Der Charakter der Hebung und Senkung des Tropfens 
ım Manometer gibt uns wichtige und zuweilen die einzigen Hinweise auf 
den Zustand des Trommelfells beim Verlust der letzten Elastizität. Nach 
dem Aufhören der Zusammenpressung des Ballons fällt der Tropfen ent- 
Weder äusserst langsam oder er fällt üherhaupt nicht, und erst nach dem 
Akt des Schluckens nimmt er das Niveau ein, das er vor der Katheteri- 
sation inne hatte. Die Unbeweglichkeit oder die äusserst beschränkto 
Bewegliehkeit des Tropfens im Manometer, die sich nicht durch Bougieren 
beseitigen lässt, ist charakteristisch für sekundäre Sklerose. 
W. Boldyreff. 
itl. Seleny, G. P. (Physiol. Abt. d. Inst. f. exper. Med., St. Petersburg). 

— „Materialien zur Frage iiber die Reaktion des Hundes auf akustische 

Reize“ Diss., 1907. 

Die Arbeit des Verfs. steht in engem Zusammenhange mit den zahl- 
weichen Untersuchungen, dio früher in dem gleichen Laboratorium ausge- 
üht wurden und noch ausgoführt werden. Dio Methodik ist im allge- 
meinen in allen diesen Arbeiten die gleiche. Die Hauptschlussfolgerungen 
der genannten Arbeit sind folgende: Die einzelnen Töne werden durch 
den Hörapparat der Hunde noch bei einem Unterschied der einzelnen Töne 
untereinander von ‘[, Ton als verschiedene Reize aufgenommen. Als ver- 
schiedene Reize wurden auch Töne aufgenommen, die sich nur durch einen 
unbedeutenden Grad im Timbre voneinander unterscheiden. Der bedingte 
Reflex von einer bestimmten Stärke ist spezifisch für einen Ton von der- 
enigen Höhe, auf der er gebildet wurde. Sogar eine verhältnismässig 
kleine Veränderung im Timbre des gewöhnlichen Tones zieht eine Ver- 
minderung oder das Verschwinden des mit ihm verbundenen Reflexes nach 
sich, Töne, die sich nur durch eine geringe Differenz in der Höho von 
einander unterscheiden (bei gleichem Timbre und gleicher Stärke) können 
zu Erregern von Absonderungen gemacht werden; die einen erregen die 
Absonderungen von flüssigem Speichel, die anderen eine solche von dickem 
Speichel, Die Spezifität der bedingten Reflexe für jene Töne, auf welchen 
sie gebildet wurden, kann 2 Monate erhalten bleiben. Wenn der Ton ganz 


— 292 — 


allmählich jene Stärke erreicht, bei der sich gewöhnlich der beiinz- 
Reflex ergibt, so wird er, wenn er im Anfang sehr schwach ist. keines 
Reflex hervorrufen. Die einzelnen Teile eines zusammengesetzten Tone. 
auf dessen Wirkung sich ein bedingter Reflex bildet, rufen auch bei einer 
gewissen relativen Stärke Reflexe hervor. Ein Ton eines (gewöhnlichen) 
Akkordes, der aus 3 Tönen gleichen Timbres und gleicher Stärke besteht. 
ruft einen (partiellen) Reflex von geringerer Grösse hervor, als 2 Tönr. 
Die Hinzufügung eines Nebentones zu einem gewöhnlichen Tone hemm: 
den bedingten Reflex. Die Behauptung, dass ein erloschener Reflex dur‘ 
jeden unbedingten Reflex wiederhergestellt wird, muss als unrichtg be- 
zeichnet werden. Das durch Wiederholung entstehende Erlöschen de: 
Reflexes auf einen Ton zieht eine gewisse Schwächung des anderen Reflexes 
auf den anderen Ton nach sich, der auf Grund desselben unbedingt 


Keflexes erhalten wurde wie der erste. W. Boldyreff. 
Personalien. 
Berufen: Geb. Med.-Rat Prof. Dr. Jacobj als o. Prof. f. Pharmak. nach Tübingen 
(angenommen). 


Ernannt: Prof.: Dr. Askanazy-Königsberg; Dr. Hans Sachs-Frankfurt a M.: 
Dr. Barry-Cork (Physiol); Dr. Pierre Marie- Paris (Path. Anat :. 
Dr. Wandel-Kiel (inn. Med.); Dr. E. Abderhalden- Berlin. 
Ord. Pref.: Dr. Stefanis-Kiew (Anat.;: Prof. Dr. Timofeiev-Kasan (Histol.' 
Dr. Laudenbach, Prof. der Pharmak. erhielt einen Lehr- 
auftrag für Physiologie nach Kiew. 
Ausserord. Pref.: Prof. Ficker-Berlin (Hvg.ı:; Prof. Dr. Kutscher-Marburz 
(Physiol.). 
Ausserord. Prof. Dr. Hcinz-Erlangen hat den Lehrauftrag fü: 
Pharmakologie erhalten. 
Geh. Med.-Rat: Prof. Dr. A. Baginskv-Berlin: Prof. Dr. D. v. Hansemann- 
Berlin. 
Geh. Obermed.-Rat: Prof. Dr. P. Ehrlich-Frankfurt a. M. 


Habilitiert: Dr. Loening-Halle a. S, (inn. Med.); Dr. Oppel-Halle a N. 
(Anat.); Dr. Liepmann-Berlin (Gvn); Dr. Schultze-(söttinzen 
(prakt. Anat.); Dr. Gierke (Path.) und Dr. Friedmann (Physiol 
Berlin; Dr.Morawitz-Heidelberg (inn. Med.); Dr. Bittorf-Breslau {inu 
Med.) und Dr. Kramer-Breslau (Neurol.): Dr. Königer- Erlangen 
(inn. Med.); Dr. Verse-Leipzig (Path. Anat.): Dr. Lüdke-Rastok 
(inn. Med.). 
Prof. Dr. Stieda- Königsberg feierte seinen 70. Geburtstag. 
Priv.-Doz. Dr. Friedländer- Leipzig (inn. Med. und Bakt.) ist aus dem 
Lehbrkörper ausgeschieden. 
Jubiläum: Prof. Röhmann-Breslau feierte das 23 jährige Professorenjubiläun. 
Die Akad. der Wiss. in Wien verteilte an Subventionen: Prv- 
Doz. Dr. Braun 500 K. zu Arbeiten über den Kreislauf; Dr. Brezina 
600 K. für biolog. Forschungen auf dem Gebiete der Verdauung: 
Priv.-Doz. Dr. Falta 1500 K. zu Untersuchungen über den Enerzie 
verbrauch normaler und diabetischer Menschen: Dr. Ranzi 400 K zi 
Untersuchungen des Kotes und der Verdauungssekrete. 
Gestorben: Prof. Dr. Hache-Reims (Histologie); Prof. Dr. Sinitsine-Moskau 
(chirurg. Path.); Geh. Med.-Rat Prof. Dr. von Mering-Halle. 58 Jahre. 
am 6. Januar 1908. 


Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 


Zellner, Chemie der höheren Pilze. Leipzig, Engelmann, 1907, 236 
9,— Mk. 

Schenck & Gürber, Leitfaden der Physiologie. 5. Aufl. Geb. 3,40 Mi 
Stuttgart, Ferd. Enke, 1907. 








Biophysikalisches Ce Centralblatt 











Bd. Il.  Februarheft = No. 
Physik. 
772. Ramsay, W. „Über Radiumemanation. (Kurze vorläufige Mit- 


teilung.)“ Physik. Zeitschr., 1907, Bd. VIII, p. 521—522. 


Der Verf. teilt kurz die neu von ihm beobachteten Umwandlungs- 
erscheinungen der Radiumemanation mit. Während diese spontan Helium 
gibt, verwandelt sie sich bei Gegenwart von Wasser in Neon, von Kupfer- 
sulfatlösung in Argon, während die eingedampfte Lösung die Spektren von 
Kalium, Natrium und Lithium zeigt. 

Der Verf. sucht die Erklärung dieses merkwürdigen Phänomens in 
der Annahme, dass die Radiumemanation in die Heliumgruppe des perio- 
dischen Systems gehört und mit Hilfe der grossen ihr innewohnenden 
Energie bei der „Zersetzung“ (Gegenwart fremder Stoffe) Elemente anderer 


-Energieform“ zu liefern. A. Geiger. 
773. Tereschin, S. und Georgiewsky. — „Über die Elektrisierung des 


menschlichen Körpers bei einigen Bewegungen.“ Physik. Zeitschr., 
1907, Bd. VIII, p. 569—592. 

Im Gegensatz zu den Resultaten der einzigen über dies Gebiet vor- 
liegenden Arbeit konnten die Verff. nachweisen, dass bei Bowegung des 
Körpers Elektrizität nicht durch Muskelkontraktion, sondern mit einem für 
jeden Fall (Art der Kleidung und des Schemels) bestimmbaren Vorzeichen 
lediglich durch Reibung an Kleidung oder Unterlage hervorgerufen wird 
und bestätigen durch genaue Messungen die längst bekannte Tatsache, 
dass der menschliche Körper ein guter Leiter ist. A. Geiger. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


774. Krehl, Ludolf, Heidelberg. — „Pathologische Physiologie.“ V. Aufl., 
Leipzig, F. C. W. Vogel, 1907. 

Diese Auflage ist so überraschend schnell auf die vor kurzem hier 
angezeigte vierte gefolgt, dass sich daraus besser wie aus jeder Kritik die 
Brauchbarkeit des Krehlschen Werkes ergibt. Die neue Auflage ist nur in 
einigen Punkten gegenüber der vorigen modernisiert, so dass sich eine 
spezielle Analyse erübrigt. Oppenheimer. 


1715. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Vererbung er- 
ewungener Fortpflanzungsanpassungen. I. und II. Mitt.: Die Nach- 
kommen der spätgeborenen Salamandra maculosa und der früh- 
geborenen Salamandra atra.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 7—51, 
1 Taf., Dez. 1907. 

Fortsetzung der Arbeit aus Arch. f. Entw.-Mech., Bd. XVII, H. 2/3, 
1904, deren Ergebnisse jetzt auf eine weitere Generation ausgedehnt er- 
scheinen. 

Doch sind auch weitere Fortpflanzungsanpassungen in erster Gene- 
ration zu verzeichnen, welche zuerst aufgezählt werden müssen: 

Biophysik. Centralbl. Bd. III. 21 


— 294 — 


1. Salamandra maculosa wird ovipar (statt ovovivipar), S. atra larven- 
(statt vollmolch-) gebärend bei mechanischem Abstreichen, in hoher 
Temperatur, wassergesättigter Umgebung. 

2. S. maculosa wird vollmolch- (statt larven-) gebärend in niedriger 
Temperatur und geringem Feuchtigkeitsgehalt. 

Die Eier habituell ovipar gewordener S. maculosa sind kugeiiz, 
haben 8,5 mm Durchm., liegen auf dem Boden des Wassergefässes mit 
dem animalen Pol nach oben. Ihre \Nachreife dauert 9—16 Tage, und ‘ie 
Larven, welche (statt durch aktive Muskelbewegung) passiv durch Hüllen- 
mazeration frei werden, haben zu dieser Zeit erst das vordere Beinpaar 
(statt normal beide Paare). 

Die Larven habituell larvengebärend gewordener S. atra treten in 
grösserer Zahl (statt nur in der Zweizahl), geringerer Länge, kürzeren 
iemen, breiterem Flossensaum, hellerer Färbung, reicherer Zeichnung und 
besserer Fähigkeit des Wasserlebens auf. 

Die Jungen habituell vollmolchgebärend gewordener S. maculosa er- 
scheinen in geringerer Zahl (anfangs bis 7, schliesslich stets nur 2 neu- 
geborene Vollmolche statt bis 70 neugeborene Larven), sind kleiner als 
sonst frischverwandelte Vollsalamander und fast schwarz. 

Nachdem diese unter abweichenden Verhältnissen geborenen Nach- 
kommen binnen 3'/, Jahren geschlechtsreif geworden waren, zeigte sich 
folgendes hereditäre Wiederauftreten der erworbenen Charaktere 
(vgl. auch Bioph. C, Bd. III, p. 163. 164). 

1. Die infolge Wasserreichtum als Larven geborenen S. atra sind 
abermals larvengebärend und benutzen zum Geburtsakt das Wasser- 
becken. Diese Larven übersteigen bei jedem Wurf die normale 
Zweizahl und liefern relativ grosse frischverwandelte Vollsalamander. 
von denen einer reichliche Gelbfleckung aufwies wie sonst nur 
S. maculosa! 

2. Die infolge Wassermangel als Vollsalamander geborenen S. macu- 
losa gebären ohne Fortdauer der Versuchsbedingungen: 

a) ins Wasser: entweder sehr vorgeschrittene, bereits mit redu- 
zierten Kiemen versehene Larven, die sich schon binnen 
mehreren Tagen in relativ kleine Vollsalamander metamorpirr- 
sieren; oder mässig vorgeschrittene, mit grossen, erst im Wasser 
sich reduzierenden Kiemen versehene Larven; 

b) auf dem Lande: kleine, mit rudimentären kiemen, walzen- 
rundem (statt von oben nach unten zusammengedrückten) Rumpf 
und schmalem Kopf versehene Larven, die in tiefem Wasser 
nicht lebensfähig waren, sich nach 10—12 Tagen zur Imaginal- 
farbe umpigmentierten und nach 4 Wochen in zwerghafte Voil- 
salamander verwandelten. 

3. Bei Fortdauer der Versuchsbedingungen sind als Vollmolche ge- 
borene S. maculosa gleich bei der ersten Geburt abermals vell- 
molchgebärend. Durch ihre schwarze Farbe und geringe Länge 
erinnern diese neugeborenen Maculosa-Vollsalamander sehr an 
normal neugeborene Atra-Vollsalamander. Autoreferat. 


776. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Symbiose zwischen 
Libellenlarve und Fadenalge“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 52 
bis 81. 1 Fig., Dez. 1907. 

Es handelt sich um Larven von Aeschna cyanea, die hauptsächlich 


auf der Oberseite und um den After von Oedogonium undulatum bewachsen 
waren. Bei den Häutungen geht der Algenrasen ab, erneuert sich aber 
durch Übertragung von anderen Larven und durch Überwachsen von Be- 
standteilen des alten Rasens auf das neue Integument durch die Spalten, 
weiche vor der Häutung im abzustreifenden Chitinpanzer entstehen. Die 
erste Algenbesiedelung geht in der Regel in der Weise vor sich, dass die 
Larven beim Hindurchkriechen durch Algenwatten Partikelchen mitnehinen, 
die auf ihnen stabil werden. 

Vorteile auf Seite der Algen: Förderung der Assimilation (Trans- 
port in frisches Nährmedium, Iünger durch Fäkalien und Schlammwühlen); 
Larbieten bequemer Anheftungspunkte; Schutz vor Feinden durch Ver- 
teidisung und Flucht. 

Vorteile auf Seite der Larven: Förderung der Respiration 
(Sauerstoffabscheidung der Algen, besonders in der Analgegend, dem Darm- 
kiemenbereich), durch welche die Larven in den Stand gesetzt werden, 
starken Verunreinigungen und Kohlensäureansammlungen zu trotzen: Ab- 
haltung von Ektoparasiten; Maskierung zum Schutze vor Feinden und he- 
hufs ergiebigerer Raubzüge. 

Diese Vorteile verwandeln sich in Nachteile., sobald nicht genug Tages- 
licht vorhanden ist, in welchem die Algen Kohlendioxyd assimilieren können, 

Autoreferat. 

177. Whitney, D. D. (Zoolog. Lab., Columbia Univ). — ,Arfificril removal 
of the green bodies of hydra viridis.“ Biol. Bull.. Bd. XII, p. 291 bis 
299, Nov. 1907. 

Wird Hydra viridis in einer 0,5—1.5 "/,igen Glycerinlösung gehalten, 
so verliert sie ihre grüne Farbe. Die grüne Alge verlässt die Endoderm- 
zellen und gelangt in den Verdauungskanal, von wo sie durch den Mund 
entfernt wird. In Glycerinlösungen leben die grünen Algen nicht lange, 
die weissen dagegen während wenigstens 17 Tagen. 

In mässiger Belichtung sind die weissen sowie die grünen Hydrae 
positiv heliotropisch. B.-0, 


8. Whitney, D. D. (Zool. Lab., Columbia Univ.) — „Determination of 
sex in Hydatina senta.“ Journ. of exper. Zool., Bd. V. p. 1—26, Nov. 
1907. 

Durch Temperatureinflüsse konnte das Geschlecht der Hydatina senta 
nicht bestimmt werden. Etwa 22°, der weiblichen Tiero legten zwischen 
l4—29° ©. männliche Eier. Ein männliche Eier legendes Tierchen er- 
wugt diese mit grösserer Geschwindigkeit (zwischen 25—29 °? C.) als ein 
weibliche Eier legendes. 

Durch Hunger konnten die jungen weiblichen Tiere nieht gezwungen 
werden, eine grössere Anzahl männlicher Eier zu legen. Eine bestimmte 
Gruppe von Tieren, welche konstant eine grössere Anzahl männlicher Eier 


erzeugen, konnte nicht erhalten werden. B.-0. 
19. Jeunings, H. S. (Zvol. Lab., Johns Hopkins Univ). — ,Beharior of 


the starfish Asterias forrerr de loriol,“ Univ. of California Public., 
Zoology., Bd. IV, p. 583—185., Nov, 1907. 

Die Arbeit ist eine Zusammenstellung von neuen und alten Tatsachen 
ħetreffs des Verhaltens des Seesternes unter verschiedenen Bedingungen. 
Es wird gezeigt, dass das Tier sich physiologischen Bedingungen leicht 
anpasst. Die Bildung von Gewohnheitstätigkeiten wird besprochen. Die 

PT 


— 296 — 


Gleichförmigkeit und Koordinatiun seines Verhaltens wird theoretisch be- 
gründet. Es folgt eine Besprechung der Fortbewegungsweise des Tieres. 
sowie der Ursache der negativen Reaktionen. B.-0. 


180. Lesage, Pierre. — „Action du champ magnetique de haute frequence 
sur le Penicillıum.* C. R.. 1907, Bd. 145, p. 1299. 

In magnetischen Feldern von hoher Frequenz wird Keimung und 
Wachstum von Penicillium beschleunigt. Zum grossen Teil ist dies der 
leichten Erwärmung des Fadens des Solenoids zuzuschreiben. 

Gatin (0). 
781. Payne, F. (Zool. Lab., Indiana Univ.) — .The reactions of the blind 
fish, Amblyopsis spelaeus, to light.“ Biol. Buli., Rd. XIII, p. 317—323. 
Nov. 1907. 

Amblyopsis ist negativ phototaktisch. Die Jungen sind gegen Licht 
empfindlicher als die älteren. Ebenso empfindlich sind sie, wenn die 
Augen zerstört worden sind. Demgemäss spielen diese Organe bei den 
Lichtreaktionen keine Rolle. Die Richtung der Strahlen ist ohne Belang. 
Sie sind positiv geotropisch und photodynamisch. B.-0. 


782. Walter, H. E. (Zoolog. Lab., Mus. Comp. Zoology, Harvard Univ.). — 
» The reactions of planarians to light.“ Journ. of exper. Zool., Bd. V. 
p. 35—116, Nov. 1907. 

Eine ausführliche Arbeit über die Bewegungen der Planarien unter 

dem Einflusse von Licht. B.-0. 


783. Buschke, A. und Mulzer, Paul (Dermatol. Abt. d. Virchow- Krankenh., 
Berlin), — „Weitere Beobachtungen über Lichtpigment.“ Berl. Klin. 
Woch., H. 49, Nov. 1907. 

Die Verff. bestrahlten normale Haut einmal 1--2 Minuten lang mit 
der Quarzlampe und untersuchten sie verschieden lange Zeit nach der Be- 
strahlung mikroskopisch. Makroskopisch fand sich 10 Tage bis 3 Wochen 
nach der Bestrahlung ein in ziemlich regelmässigen, allmählich sich ver- 
grössernden Punkten angeordnetes Pigment. Mikroskopisch waren ziemlich 
scharf abgegrenzte Inseln von Pigment zu sehen, und zwar in Form von 
agglomerierten Häufchen kleinster Körnchen und gröberer unregelmässiger 
Schollen, hauptsächlich in den epithelialen Saftspalten des Rete Malpighi 
und auch in den höheren Epithellagen, jedoch nur spärlich unter dem 
Epithel. Im Epithellager waren keine Chromatophoren, in der Cutis nur 
ganz vereinzelte vorhanden. Das normale intraepitheliale Pigment der 
tiefsten Epithelschicht fehlte im bestrahlten Gebiet vollständig, in der Nach- 
barschaft war auch nur wenig davon zu sehen. Die Anfänge der Pigment- 
bildung wurden histologisch am achten Tage nach der Bestrahlung beob- 
achtet. Das Pigment war fast immer extraepithelial gelegen, nur einzelne, 
gröbere Körnchen schienen in Zellen eingeschlossen zu sein. Es zeigte 
niemals die zarte Beschaffenheit und die regelmässige Anordnung des nor- 
malen intraepithelialen Pigmentes. Die Verft. glauben, dass dieses künst- 
liche Pigment im Epithel selbst entsteht, entweder in der Nähe der Follikel 
oder von inselförmigen Gruppen basaler Epithelien aus, die normaler Weise 
mehr Pigment enthalten (pigmentophore Epithelgruppen), und schliessen aus 
den Unterschieden gegen das normale Pigment, dass dieses nicht dem 
Lichte, sondern andern Faktoren seine Entstehung verdankt, 

E. Blumenthal. 


= DT e 


?8%4. Gluschkiewitsch, Theophil B,. (Biol. Versuchsanst,, Wien). — „Ae- 
generation des Vorder- und Hinierendes der Clepsine tessulata.“* 
Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 1—6, 4 Fig., Dez. 1907. 

Im Gegensatze zu Nusbaum, Loeb u. a. erhielt Vorf. von 20 ganz 
jungen Schneckenegeln (Clepsine tessulata Fr. Müll.) nach 23 Tagen 3 
vollständige und 5 unvollständige Regenerate des Vorder-, von 20 Versuchs- 
tieren gleicher Art in derselben Zeit 2 unvollständige Regenerate des 
Hinterendes. Verf. vermutet, dass die früheren Experimente mit zu vor- 
geschrittenen Altersstadien gemacht worden waren. 

Kammerer, Wien. 

155. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wier). — „Regeneration sekun- 
direr Sexualcharaktere bei den Amphibien.“ Arch. f. Entw.-Mech., 
Bd. 25, p. 82 —124, Taf. II, III, Dez. 1907. 


A. Regenerationen: 


l. Typische Regenerationen: männliche Charaktere der Anuren- 
gliëdmassen; Sporn von Triton rusconii; hinsichtlich der Form die 
ganzrandigen Kämme des Triton alpestris- und marmoratus- 
Männchens, vulgaris-Weibchens. vulgaris ıneridionalis- und graeca- 
Männchens; Schwanzfäden, Labiallappen, Zehenlappen, Schwimm- 
häute, all diese nur bei nicht allzutief eingreifender Operation, 
sonst hypotypisch. 

. Hypotypische Regenerationun: Kehlsack von Hyla; Doppel- 
stimmsack von Rana esculenta; Halswarze des männlichen Triton 
pyrrhogaster; hinsichtlich der Farbe die ganzrandigen, auch hin- 
sichtlich der Form die gesägten und gezähnten Tritonkämme; die 
Schwanzbinde des männl. und die Vertebrallinie des weibl. Triton 
cristatus. 

3. Hypertypische Regenerationen: Kamm von Triton blasii; 
Schwanzsaum von Tr. cristatus (falls die Muskel- und Skelettpartie 
intakt blieb). 

4. Hypertrophische Regenerationen: zuweilen bei Käümmen, 
Schwimmhäuten, Schwanzfäden mancher Tritonen. Als 

y. Regenerationen mit Wiederholung ontogenetischer Stadien 
ist ein Teil der hypotypischen Regenerationen, als 

6. Regenerationen mit Wiederholung phylogenetischer Stadien 
das Regenerat des Tr. blasii- und cristatus-hammes. sowie des 
Schwanzendfadens von Tr. palmatus aufzufassen. 


B. Kompensationen: 


Die meisten Farben- und Formhypotypien der Regenerate bemächtigen 

sich unverletzt gebliebener Nachbarpartien. Hierfür je ein Beispiel: 

1. Wird aus dem braunen Kehlsack von Hyla-5 ein Mittelfeld aus- 
geschnitten, so regeneriert dieses in Weiss, welche Farbe auf div 
stehengebliebenen Ränder übergreift. 

2. Der gezähnte Kamm von Triton vulgaris-S wird bei Regeneration 
benachbarter Kammstrecken in Übereinstimmung mit letzteren 
ganzrandig oder erfährt — bei Regeneration weit entfernter 
Strecken — Verminderung der Zacken und Reduktion (Verflachung 
und Abrundung) der übriggebliebenen. 

C. Nebenresultate: 

1. Hohe Temperatur beschleunigt den Eintritt der Geschlechtsreito 

bei den Froschlurchen, welche normalerweise durchschnittlich 


te 


— 298 — 


3—4 Jahre nach der Metamorphose eintritt, um beinahe die Hälfte 
dieser Zeit. 

2. Operierte Molche setzen stets früher als unverletzte ihre Geschlechts- 
produkte ab. 

3. Die Nuptialattribute der Molche können durch Kälte und Lufi- 
reichtum, am sichersten durch reinen Sauerstoff, gesteigert und 
ausser der Brunstperiode hervorgerufen werden. 

4. Die sekundären Sexualcharaktere des Triton rusconii-c (Sporn 
und Hechtschnauze) treten ca. 1'/, Jahr vor der Geschlechtsreife 
auf, Autoreferat. 


786. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien), — „Regeneration des 
Dipterenflügels beim Imago.“ Arch. f. Entw.-Mech,, Bd. 25, p. 319 
bis 360, 4 Fig., Dez. 1907. 

Die Vorderflügel von Musca domestica und vomitoria sind regene- 
rationsfähig, noch wenn sie dem frischmetamorphosierten Insekt exstirpiert 
werden. Blosse Amputation ergibt nur Wundheilung. Der Regenerations- 
prozess kommt zustande 

1. durch Bildung einer dünnen Haut über der Wunde; 

2. Ausdehnung dieser Haut durch Einpumpen von Luft: 

3. Verwachsen der so geschaffenen Aussackung zur Flügelplatte. 

Das Anfangsstadium besitzt grosse Ähnlichkeit mit der Haiteren- 
deckschuppe; es ist homogen glashell und erhält erst später seine Rippen. 
Das vorgeschrittene Regenerationsstadium ist gleich dem jungen Flügel 
nach Verlassen der Puppenhaut zusammengefalte. Auch sonst herrscht 
grosse Übereinstimmung zwischen regenerativer und ontogenetischer Ent- 
wickelung des Flügels. 

Bei einseitig operierten Fliegen zeigt der nicht verletzte Flügel eine 
kompensatorische Reduktion, die sich äussert in 

1. Proportionierter Verkleinerung des Gesamtflügels, 

2. Einrollung der Flügelränder. Autoreferat. 


787. Steele, Mary J. — „Regeneration in compound eyes of crustacea.“ 
Journ. of exper. Zool., Bd. V, p. 163—243, Dez. 1907. 
Das Gangl. opticum spielt bei der Regeneration des Crustaceenauges 
eine wichtige Rolle. B.-0. 


458. Zeleny, C. (Zoolog. Lab., Indiana Univ.). — „The effect of degree 
of injury, surcessive tijury and functional activity upon regenerohon 
in the seyphomedusa, Cassiopea zamachana.“ Journ. of exper. Zool. 
Bd. V, p. 265—213, Dez. 1907. 

Die Regenerationsgeschwindigkeit wird nicht nur durch den Charakter 
des einen Schnittes bestimmt, sondern auch durch den Charakter von 
anderen zu gleicher Zeit erhaltenen Körperschädigungen. 

Die zweite Regeneration ist lebhafter als die erste (Cassiopea). 

Schlagende Individuen zeigten meist eine langsamere Regeneration als 
nichtschlagende. B.-0. 


389. Wilson, H. V. (Univ. of North Carolina). — „On Some phenomena 
of coalescence and regeneration in sponges.“ Journ. of exper. Zool.. 
Bd. V., p. 245—258, Dez. 1907. 

Die dissoziierten Zellen der Schwämme (Microciona usw.) verbinden 
sich nach ihrer Entfernung zu Massen, welche das Vermögen besitzen, 


— 29 — 


neue Schwämme zu bilden. Auf diese Weise können bei Microciona 
Hunderte von jungen Schwämmen mit wohl entwickeltem Kanalsystem ge- 
bildet werden. Entartung braucht nicht erst einzusetzen; die Zellen der 
[rischen Schwämme können benutzt werden. | 

Mittelst der Zellen dreier sehr verschiedener Schwämme konnte eine 
Verschmelzung derselben und Bildung neuer Individuen nicht erzielt werden. 

B.-0. 
390. Przibram, H. (Biol. Versuchsanstalt, Wien). — „Equilibrium of 
anımal form.“ Journ. of exper. Zool., Bd. V. p. 259—262, Dez. 1907. 

Bei Typton spongicola bildeten sich an dem zweiten Brustbeinpaare 
asymmetrische Chelae. 

Wurde dem Krebse während des Versuches jegliche Nahrung ent- 
zogen, so war die abgeworfene Haut kleiner als bei der vorhergehenden 
Häutung. Zu Ende der Transposition war das Tier kleiner. B.-0. 


191. Duncker, Georg, Hamburg. — „Über Regeneration des Schwanz- 
endes bei Syngnathiden. Zweite Mitteilung.“ Arch. f. Entw.-Mech.. 
Bd. 24, p. 656—661, Taf. XXVIII u. 2 Fig., Dez. 1907. 

Arten ohne oder mit rudimentärer Schwanzflosse gleichen den Ver- 
lust der terminalen Schwanzringe durch einfache Wundheilung aus. Arten 
mit wohlentwickelter Schwanzflosse bilden nach dem Verlust terminaler 
Schwanzringe eine neue bewegliche Schwanzflosse. 

Die Regeneration findet in der Weise statt, dass zunächst eine em- 
brronale Schwanzflosse an der verheilenden Wundfläche, und zwar an der 
Durchtrennungsfläche der Wirbelsäule, auftritt. Während der Bildung von 
definitiven Strahlen in der Flosse entsteht zwischen ihrer Basis und dem 
erhaltenen Wirbel bzw. Wirbelrest ein verknöcherndes Urostyl. Bei Syn- 
gnathus acus nahm die Regeneration zwei Monate in Anspruch. 

Die regenerierte Schwanzflosse ist häufig hypertrophisch, d. h. sie 
erreicht eine bedeutendere Grösse und enthält mehr Strahlen als die ur- 
sprünglich vorhandene. Nicht selten verdoppelt sie sich in ihrem ventralen 
Abschnitt. Sowohl die Verdoppelung wie die Hypertrophie ist wahrschein- 
lich Folge einer übermässigen Entwickelung des neugebildeten Urostyls. 

Infolge von Schwanzverletzungen ohne völlige Abtrennung kann eine 
überzählige, nicht terminale Schwanzflosse entstehen, deren Ebene bei dor- 
saler und ventraler Position der Flosse mit der Mediane des Tieres zu- 
sımmenfällt, bei lateraler Fiossenstellung in sagittale Richtung gestellt ist. 

Regeneration kann mehrmals erfolgen: Verluste bis zur Hälfte der 
Schwanzringzahl werden ertragen und mit Regeneration beantwortet, ob- 
wohl Autotomie bei Syngnathiden nicht vorkommt und die Funktion der 
Schwanzflosse unwesentlich ist. Kammerer, Wien. 


192, Baseman, John Diederich (Zool. Lab., Indiana Univ.). = „The Di- 
rechon of Differentiation in Regenerating Crustacean Appendages,“ 
Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 617—637, Taf. 19— 27, Dez. 1907. 

Wasserasseln, Flohkrebse und höhere, eigentliche Krebse vermögen 
während der Regeneration von Extremitäten eine doppelte Richtung der 

Differenzierung zu zeigen: von der Basis zur Spitze oder von der Spitze 

zur Basis. Beide Richtungen kommen bei der nämlichen Antenne oiler 

Antennula der zum Versuche verwendeten niederen Krebse vor. Beim 

eigentlichen Krebs beschränkt sich die erste Riehtung auf die letzten zwei 

Schreitbeinpaare, die zweite auf die ersten zwei Schreitbeinpaäre und das 


— 30 = 


Scherenpaar. Vielleicht wird die Differenzierungsrichtung hier durch den 
Kneifmuskel bestimmt. Die distalen Anteile der Antennen und Antennulae 
von Assel und Flohkrebs sind nämlich muskellos (ein Befund, der vielleicht 
unter den Arthropoden, im besondern auch unter den Insekten, nicht allein 
dastehen dürfte), und wenn die Antenne oder Antennula dieser Tiere distal 
vom X. Segmente abgetrennt wird, so vervollständigt das X. Segment den 
Anhang, und einige der basalwärts gelegenen Segmente werden in Spitzen- 
segmente umgeändert. 

Es ist nicht so sehr das Wachstum als die Differenzierung, welche 
die Segmentierung beeinflusst. Jene beginnt erst, nachdem der Anhang 
sich zu ausreichender Länge vergrössert hat, und dann erst erfolgt die 
Segmentierung. Daher muss die Differenzierung, nicht das Wachstum, der 
determinierende Faktor sein. Die Segmentierung kann als Merkmal der 
Differenzierungrichtung verwertet werden; denn die Muskeln der Schreit- 
und Scherenbeine erscheinen beim Krebs in derselben Reihenfolge wie die 
Segmente. 

Der Krebs regeneriert Beine ohne Hüllsäcke wie die der Krabbe und 
Assel. Gewöhnlich tritt die Proliferation nach einer Häutung ein, doch 
kommt auch schon vor der Häutung Regeneration vor. 

Von drei hervorgebrachten Monstrositäten beweist die eine die schwimm- 
fussähnlichen Eigenschaften des Chelipeds. Alle drei zeigen die Umkehr- 
barkeit der Differenzierungsrichtung. Kammerer. Wien. 


793. Haseman, John Diederich (Lab. Bureau of Fisheries Woods Hole, Mass.). 
— „The Reversal of the Direction of Differentiation in the Chelipeds 
of the Hermit Cabr.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 663—669, 
Taf. 29 u. 1 Fig., Dez. 1907. 

Werden die Scherenfüsse von Eupagurus longicarpus an ihren Auto- 
tomiestellen abgetrennt, so differenzieren sie sich zentripetal. Umgekehrt 
machen es die Klauenfüsse. Wird aber die Spitze eines regenerierenden 
Scherenfusses ungefähr zur Zeit der Zangendifferenzierung amputiert und 
gleichzeitig der nun zurückbleibende Stumpf nahe seiner Mitte angestochen 
(punktiert), so kann die Differenzierungsrichtung umgekehrt werden. Es 
geschieht dies sogar recht häufig. 

Nebenresultate: 

1. Die regenerierenden Chelipede sind in Hüllsäcke eingeschlossen. 
Bevor drei Tage nach der Operation verstrichen sind, ist keine 
Differenzierung wahrnehmbar. 

2. Obwohl die Basis amputierter Beine öfters gespalten wurde, fand 
keine Superregeneration zweier Beine statt. 

3. Das neue Bein hat in der Regel nur 6 Segmente, nur eines er- 
hielt sieben. Viele haben weniger als 6, aber sie verraten An- 
zeichen einer noch nicht zum Abschlusse gekommenen Differenzierung. 

Kammerer, Wien, 

794. Lamb, A. B. — „A new explanation of the mechanics of mitosis.“ 
Journ. of exper. Zool., Bd. V, p. 27—33, Nov. 1907. 

Verf. erklärt die Mitose auf Grund von pulsatorischen Bewegungen. 
Die Körper bewegen sich gegen- oder voneinander im Einklang mit der 
Phase, zu welcher die Oscillationen stattfinden. B.-0. 


795. Wolfsohn, J. M. (Herzstein Res. Lab., Univ. of California), — „The 
causation of maturation in the eggs of limpets by chemical means.“ 
Biol. Bull., Bd. XIII, p. 344—350, Nov. 1907. 


— 301 — 


‘Die Hinzufügung geringer Mengen eines Alkali zu dem Seewasser 
bedingt bei Acmaea patina, pelta, persona und scabra eine Reifung der 
Eier. Durch O wird die Zerstörung der reifen unbefruchteten Acmaeaseier 
gefördert. Ein O-Mangel oder eine Herabsetzung der Oxydationsvorgänge 
durch Kaliumeyanid verhütet die Reifung und auch die Entartung der er- 
wachsenen unbefruchteten Eier. 

Durch Behandlung der Acmaeaeier mit Benzol, Chloroform. Äther 
und Äthylazetat wird ihre Reifung gefördert. B.-0. 


19%. Delage, Yves und de Beauchamp, P. — „Etude comparative des 
phénols comme agents de parthénogenèse.“  C.R., Bd. 145, p. 135 —139, 
Nov. 1907. 

Eine Reihe 2- und mehrwertiger Phenole und deren Derivate wurden 
untersucht; sie begünstigen in verschiedenem Grade in Meerwasser und 
Salzlösungen die Parthenogenese; zwei OH-Gruppen in Meta-Stellung sind 
von Bedeutung, dagegen die Verwandtschaft der Phenole zum Sauerstoff 
ohne Einfluss, H. Aron, 


197. Montgomery, T. H. (Zool. Lab., Univ. of Texas). — „On partheno- 
genesis în spiders.“ Biol. Bull. Bd. XIII, p. 302—305, Nov. 1907. 
Die jungfräulichen Lycosae relucens spinnen Eier enthalten Cocons. 
lie Eier entwickeln sich jedoch nicht. Auch sind die Cocons schlecht 
gearbeitet. Solche Tiere fressen die Eier gewöhnlich auf. B.-0. 


198. Tennent, D. H. (Bryn Maws College). — „Further studies on the 
parthenogenetic development of the starfish egg.“ Biol. Bull.. Bd. XII. 
p. 309—316. Nov. 1907. 

Die herabgesetzte Chromosomenzahl der männlichen Zellen der Asterias 
vulgaris beträgt 9. Befruchtete Seesterneier enthalten als somatische 
Zahi 18 und 36 Chromosome. Parthenogenetisch entwickelte Eier besitzen 
die Hälfte der somatischen Chromosomenzahl. B.-0. 


19. Carrel, A. (Rockefeller Inst. for Med. Res.). — „Transplantation in 
mass of the kidneys.“ Journ. of exper. Med., Bd. X, p. 98—140, Jan. 
1908. 


Es wird die bei der Verpflanzung von beiden Nieren von einem 
Tiere in das andere benutzte Methodik genau beschrieben. Die Tiere über- 
lebten die Operation oft mehrere Wochen. Mittlerweile schienen sie in 
stem Zustande zu sein. Der zu dieser Zeit abgesonderte Harn liess 
wenig Pathologisches erkennen. Die Absonderung fing oft an, sobald die 
Blutgefässe wieder nach Vollendung der Operation eröffnet wurden. Die 
Harnstoffmenge hing von dem Futter ab: 2,7—5,1 g. B.-0. 


800. Kirehner, A., Göttingen. — „Die Architektur der Metatarsalien des 
we Arch, f. Entw.-Mech., Bd. 24, p. 539—616. 18 Fig., Dez. 

1. 

Eine detaillierte Schilderung und Beurteilung der typischen Struktur 
der Metatarsalien, welche für eine später in Aussicht genommene Behand- 
lung der Platt- und Klumpfussarchitektur als Grundlage dienen soll. 

Die Metatarsalia V—II einerseits und das Metatarsale I anderseits 
sind hinsichtlich Struktur und Beanspruchung zu trennen. Entsprechend 
der nacheinander stattfindenden Beanspruchung auf Druck und Zug finden 
sich in den Metatarsalien V—II Trajektionssysteme, welche in der Längs- 

Biophys. Centralbl. Bd. MI. 22 


— 302 — 


richtung des Knochens verlaufen. Da bei der Supinationsstellung das 
Metatarsale V am stärksten und in der Weise beansprucht wird, dass der 
Knochen an beiden Enden aufgesetzt wird, finden sich jene Trajektorien- 
systeme hier in Gestalt einer Biegungskonstruktion. In der Struktur der 
proximalen Enden der Metatarsalia V- II kommt die Druckübertragung von 
einem Basalteil zum andern in bestimmter Weise zum Ausdruck. Der 
Basalteil des Metatarsale V wird beim Aufsetzen des Fusses, beim Gehen 
und einbeinigen Stehen in ähnlicher Weise beansprucht wie der Calcaneus, 
und daher ist auch die Struktur ähnlich wie beim Calcaneus. Innerhalb 
des Basalteils der Metatarsalien IV—II findet diese Druckübertragung durch 
Platten statt, welche der Dorsalfläche des Basalteils annähernd parallel 
laufen, aber rechtwinklig zu den seitlichen Gelenkflächen stehen. Da, wo 
im Basalteil der Metatarsalien IV—II die zu den seitlichen Gelenkflächen 
rechtwinklig stehenden Platten mit den sagittalen Platten zusammentreffen. 
findet sich oft eine tubulöse Struktur. Für die besondere Beanspruchung 
des Metatarsale III beim Stehen sprechen schräge, sich kreuzende Züge im 
plantaren Abschnitt des Basalteils nahe dem Beginn der Markhöhle. Das 
Metatarsale I hat eine von den übrigen erheblich abweichende Struktur, 
und zwar wiederum abweichend in der distalen von der proximalen Hälfte. 
Die vorwiegende Beanspruchung des Metatarsale I in seinem fibularen Ab- 
schnitt, welche aus seiner Struktur hervorgeht, lässt erwarten, dass Meta- 
tarsale II bei Abwickelung des Fusses beim Gehen mitbeansprucht wir. 
In der Tat lassen sich in der Architektur des Metatarsale II Belege hier- 
für nachweisen. Im Gegensatz zum Metatarsale I liegt die Markhöhle bei 
Metatarsalia V— II bei reichlicher Spongiosa in der proximalen Schafthälfte. 
In der distalen Hälfte nimmt die Spongiosa vom Metatarsale V zum Meta- 
tarsale Il in der Regel an Menge ab. Metatarsale V besitzt bei gut ge- 
wölbten Füssen stets die stärkste Compacta. 

Die Angaben Pfitzners über das gegenseitige Stärkenverhältnis der 
Metatarsalien können im allgemeinen als zutreffend angesehen werden. Die 
Struktur der einzelnen Metatarsalien unterliegt beträchtlichen individuellen 
Variationen. Kammerer, Wien. 


Biologie der Geschwülste. 


801. Loeb, Leo (Lab. f. exp. Path. Univ., Pennsylvania). — „Beiträge zur 
Analyse des Gewebewachstums. I. Über Transplantation regeneriren- 
den Epithels und über Serientransplantation von Epithel.“ Arch. f. 
Entw.-Mech., Bd. 24, p 638—655, Dez. 1907. 

Durch Transplantation regenerierenden Epithels oder durch serien- 
weise Transplantation von Epithel lässt sich eine Summierung der Reaktionen 
auf die Wachstumsreize nicht erzielen. Nach in 5—10Otägigen Abständen 
erfolgenden Transplantationen bildet das transplantierte Epithel häufig eine 
Cyste. Falls dies geschieht, kann das Epithel lange oder dauernd er- 
halten bleiben. Eine solche Cystenbildung ist nun sehr häufig nach ein- 
maliger Transplantation, bei Serientransplantationen aber wird die Cysten- 
bildung oft verhindert. 

Im Laufe einer gewöhnlichen Epitheltransplantation gehen zwei Reilıen 
von Vorgängen gleichzeitig vor sich: 

1. Wachstums- (und Degenerations-) Vorgänge am Epithel, 

2. Wachstumsvorgänge im umgebenden Bindegewebe. 

In Verfs, Versuchen wird das zeitliche Verhältnis der beiden Prozesse 
experimentell geändert. Aber die bei der Transplantation von regene- 


— 303 — 


rierendem Epithel stattfindenden Störungen in der Parallelität der Wachs- 
tumsphasen von Epithel und Bindegewebe führen nicht zu einem ver- 
stärkten Wachstum des Epithels. 

Das Epithel kann nach der Transplantation teilweise oder ganz 
nekrotisch werden, es kann aber auch fast ganz erhalten bleiben. Zu 
allen Zeiten nach Transplantation sind im Epithel Mitosen zu finden. Am’ 
ersten Tage mögen es vielleicht schon vorher im Epithel vorhanden ge- 
wesene sein; gegen Ende des ersten Tages scheint ein Minimum in der 
Zahl der Mitosen einzutreten. am Ende des zweiten Tages beginnt wieder 
eine Zunahme. 

In zweierlei Hinsicht unterscheidet sich das regenerative Wachstum 
im wesentlichen von dem carcinomatösen: 

1. Das letztere ist während eines langen Zeitraumes quantitativ 
stärker als das regenerative Wachstum und zeigt nicht die Wachs- 
tumsphasen des regenerierenden Epithels. 

2. Das carcinomatöse Wachstum ist gewöhnlich infiltrativ, das rege- 
nerative nicht. : 

Diese Eigenschaften bleiben bestehen, falls Carcinom oder regeneratives 

Epithel auf ein anderes Individuum übertragen wird. 

Tumorzellen haben anscheinend eine unbegrenzte Existenz und 
scheinen darin Keimzellen zu gleichen. Aber es ist vorläufig noch unent- 
schieden, ob hierin ein prinzipieller Unterschied zwischen Tumor- und ge- 
wissen anderen somatischen Zellen besteht. Hier dürfte ein biologisches 
Problem von.grosser Bedeutung liegen, und es dürfte mit Hilfe der vom 
Verf. angegebenen Methode der serienweisen Epitheltransplantation möglich 
sein, zu entscheiden, ob andere somatische Zellen hierin den Tumorzellen 
gleichen. Kammerer, Wien. 


802. Loeb, Leo (Inst. f. exper. Path., Philadelphia). — „ Über Entwickelung 
eines Sarkoms nach Transplantation eines (’arcinoms.“ Dtsch. Med. 
Woch., H. 1, Jan. 1908. 

Der Primärtumor stammt von einer japanischen Tanzmaus und enthielt 
vielfach vakuoläre Zellen, wie sie z. B. in den Talg- und Speicheldrüsen 
vorkommen; die Geschwulst entsprach ihrem Bau nach durchaus einem 
Adenocareinom. Schon in der zweiten Generation trat ein Sarkom auf, 
so dass eine Virulenzsteigerung durch oft wiederholte Transplantation aus- 
zuschliessen war. Dieses Sarkom trat nieht nur in einem der trans- 
plantierten Tumoren auf, sondern gleichzeitig in allen transplantierten 
Tumoren dieser Generation. Das Wachstum des Primärtumors war dabei 
ein langsames gewesen und die transplantierten Tumoren zeigten eine lange 
Latenzperiode. Die Sarkombildung scheint durch Wucherung des Binde- 
gewebes des Wirtstieres zu erfolgen, es entwickelte sich das Sarkom in 
der Peripherie der Geschwulst. Erst in der dritten Generation fand eine 
allgemeine Vermischung der Krebs- und Sarkomkomponente der Geschwülste 
statt. Der Reiz zur sarkomatösen Wucherung des Bindegewebes geht an- 
scheinend von den Krebszellen aus, Im Verlaufe weiterer Transplantationen 
nahmen die vakuolären Zellen des Carcinoms ab und auch das Sarkom 
verlor von seinem ursprünglichen Zellpolymorphismus. Das Sarkom nahm 
allmählich überhand, nach Exstirpation in der zweiten Generation recidivierte 
das Sarkom und wuchs bedeutend schneller. 

Auch gewisse spontan entstandene Mäusetumoren glaubt Verf. als 
„Kombinationstumoren* auffassen zu können. allein vorläufig lässt sich 

e) 


— 304 — 


noch nicht angeben, wie die Entstehung einer Geschwulstkomponente unter 
dem Einfluss der anderen zu denken ist. Hart, Berlin. 


803. Gierke, Edgar (Path. Inst., Berlin). — „Was hut uns die experi- 
mentelle Forschung über den Mäusekrebs gelehrt?“ Berl. Klin. Woch., 
H. 2, Jan. 1908. 

Die Mäusetumoren sind zwar nicht völlig, aber nahezu identisch mit 
dem Krebs des Menschen. Metastasenbildung, Recidivbildung, das wenn auch 
geringere infiltrative Wachstum charakterisieren sie als maligne Tumoren. 
Auch bei den Mäusen gehen die Tumoren aus Zellen des Körpers hervor, welche 
primär von den anderen gleichen Zellen differente biologische Eigenschaften, 
wie die Transplantation lehrt, wohl erst während des Lebens erworben 
haben. Diesen Zellen kommt eine unerschöpfliche Wachstumskraft zu, denn 
bereits über 100 Generationen hat sich beispielsweise der Jensensche Tumor 
transplantieren lassen. Nur die Tumorzellen selbst wuchern, das Stroma 
bildet sich in wechselvollem Grade stets neu, es besteht eine „Stroma- 
reaktion“ der Geschwulstzellen. Vielleicht beruht auf dieser Stromareaktion 
die Umwandlung karzinomatöser Tumoren in sarkomatöse. Bekannt ist die 
Möglichkeit künstlicher „Virulenz“steigerung und Immunisierung, welche 
letztere nicht allein durch Behandlung mit Tumorzellen, sondern auch nor- 
malen Zellen der betr. Mäuserasse zu erzielen ist. Eine spezifische Immu- 
nität ist trotz der Aufstellung des Begriffes einer „Panimmunität“ durch 
Ehrlich anzunehmen. Spezifische immunisierende Stoffe liessen sich bisher 
im Mäuseblut nicht nachweisen, es ist möglich, dass es sich im wesent- 
lichen um Einwirkungen auf das Wachstum der Geschwulst "handelt. 

Hart, Berlin. 

804. Reinke, Friedrich, Rostock. — „Gelungene Transplantationen durch 
Äther erzeugter Epithelwucherungen der Linse des Salamanders.“ 
Münch. Med. Woch., H. 48, Nov. 1907. 

Verf. erhielt durch Injektion von 4’/,igen Äther in das Auge des er- 
wachsenen Feuersalamanders atypische Wucherungen der Linsenepithel- 
zellen (Epitheliome), die er in physiologischer Kochsalzlösung zerkleinerte 
und anderen Tieren in die Bauchhöhle injizierte. Nach 60 Tagen fanden 
sich im perietalen Bauchfell stecknadelkopfgrosse, pralle Knötchen, deren 
mikroskopische Untersuchung ergab, dass nicht nur die injizierten, von der 
Linse herstammenden Epithelien sich erheblich vermehrt hatten und noch 
wucherten, sondern dass auch die ganzen Gebilde von Blutgefässen und 
Bindegewebe durchwachsen waren. In diesem bindegewebigen Stroma lagen 
nesterweise die Epithelzellen, die mit Linsenepithelien kaum noch Ähnlich- 
keit zeigten, sich jedenfalls nicht in Linsenfasern umgebildet hatten. Ausser 
grossen, vielkernigen Zellen kommen auch pigmenthaltige Zellen vor, die 
teilweise mobilgewordene lIrisepithelien, teilweise Leukocyten sind, deren 
Pigmentgehalt aus der Iris stammt. W. Wolff. 


805. McConnell, G. (Skin and Cancer Hosp., St. Louis, Mo... — „The 
transplantation of human carcinomatous material into lower animals.” 
Journ. of exper. Med., Bd. X. p. 36—44, Jan. 1908. 

Die Übertragung von menschlichen Krebsteilen auf Ratten verlief bei 
einem jungen Tiere negativ. Innerhalb 10 Tagen war das Material ver- 
schwunden. Bei einem älteren Tiere verblieb jedoch die Geschwulst während 
längerer Zeit bestehen. Die Widerstandskraft des Tieres war jedoch stark 
genug, um das Wachstum des übertragenen Gewebes zu verhüten. End- 
lich bildete sich eine Kapsel um das fremde Gewebe, und da die Blut- 


Univ ee. 
u. > 


NS 





gefässe sich nicht in dasselbe verzweigten, entstand eine Entartung des 
Epithels. B.-0. 


806. Barratt, J. 0. W. — „Implantation of actively proliferating epithe- 
lum.“ Roy. Soc. Proc. B., 1907, Bd. 79, p. 546. 

Nach Scharlach R-Injektionen proliferierendes Kaninchenohrepithel 
warde zu Transplantationen benutzt. Als Kontrolle diente normales Ohr- 
epithel. Sämtliche Transplantationen unter die Rückenhaut des Kaninchens. 
Während der ersten T—14 Tagen sind Mitosen ebenso häufig wie vorher in 
den nicht nekrotischen Teilen des Epithels. Die bindegewebige Reaktion, 
die von lebendigen Stachelzellen hervorgerufen wird, ist viel spärlicher als 
die, welche toten Stachelzellen (Aufbewahren in absol. Alkohol) erzeugen. 
Letztere ist zuerst polymorph, später mononukleär, wozu (Fremdkörper-) 
Riesenzellen sich gesellen. 

Das proliferierende Epithel wirkt stark chemotaktisch auf das Binde- 
gewebe des Coriums in situ, mit Vermehrung der zelligen Elemente. Keine 
neoplastischen Veränderungen wurden in den FEpithelzellen beobachtet. 
Knorpel und Hornschuppen (Haare) bleiben lange unverändert und werden 
wahrscheinlich endlich von den Riesenzellen weggeschafft. 

Murray (C.). 

807. Schümann, E. (Chirur. Klin., Leipzig). — „Über die Entstehung bös- 
artwer Neubildungen auf der röntgenbestrahlten Haut.“ Arch. f. klin. 
Chirurgie, 1907, Bd. 84, H. 3. 

Verf. teilt die Röntgencarcinome ein in solche, die nach radiothera- 
peutischer Bestrahlung und solche, die als Gewerbekrankheit auftreten. 
Bei den ersten macht er den Unterschied zwischen Careinomen, bei denen 
auf ursprünglich gesunder Haut durch Röntgenbestrahlung eine Dermatitis 
entstand und später der Anstoss zur malignen Entwickelung gegeben wurde 
und den viel häufigeren, bei denen die Röntgenbestrahlung, wegen be- 
stehender Hautaffektion eingeleitet, den Anstoss zur Carcinomentwickelung 
gab. An erster Stelle nennt Verf. hier den Lupus, der auch ab und zu 
zu sarkomatöser Entartung neigt. Zu der zweiten Art, der Entstehung 
eines Carcinoms auf der Basis einer Röntgendermatitis, steuert Verf. einen 
Fall bei, der von Trendelenburg operiert und vom Verf. histologisch unter- 
sucht worden ist. Auf Grund dieses und anderer Fälle aus d«r Literatur 
kommt Verf. zu folgenden Schlüssen: 

Í. einmalige, schwere Röntgenschädigungen, wie Verbrennungen, 
geben nie die Basis für ein Carcinom ab, stets ist der chronische 
Schaden nötig; 

2. die Röntgendermatitis hat verschiedene histologische Eigenschaften 
mit Hautaffektionen gemeinsam, die gleichfalls zur Carcinombildung 
neigen; 

3. es ist nicht angängig, mit Wyss anzunehmen, dass die Gefäss- 
veränderungen bei Röntgendermatitis die Basis für Careinombildung 
darstellen; 

4. Verf. nimmt vielmehr an, dass die Röntgenstrahlen einen direkten 
Wachstumsreiz auf die Zellen ausüben, ist aber in bezug auf die 
biologischen Vorgänge sehr zurückhaltend. Goldstein. 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 


808. Stigell, R. (Hyg. Inst., Helsingfors). „Über das spezifische Ge- 
wicht einiger Bakterien.“ Centrbl. t. Bact., Bd. 45, p. 487—491, Dez. 1907. 


— 306 — 


Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes geschah in der Weise, 
dass ein Stückchen der Kultur in eine 50 °/,ige Kaliumkarbonatlösung ge- 
bracht wurde (spez. Gew. = 1,554). Sie wird solange mit Wasser ver- 
dünnt, bis das Kulturstückchen in ihr weder schwimmt noch untersinkt, 
und dann also das spezifische Gewicht der Flüssigkeit gleich dem des 
Kulturstückchens ist: durch Übung können diese Grenzwerte einander sehr 
genähert werden und bei sorgfältiger und lange dauernder Beobachtung 
genaue Resultate erhalten werden. Wenn das spezifische Gewicht der 
Stückchen unter 1 ist, wird Alkohol benützt. 

Die Entwickelung der Bakterien verursacht eine Änderung im spezi- 
fischen Gewicht des Nahrungsstoffes und damit natürlich auch im Volumen 
desselben. Wird also eine genau gemessene Menge Kulturflüssigkeit von 
bestimmtem spezifischen Gewicht nach der Impfung sorgfältig verschlossen, 
so dass Verdunstung ausgeschlossen ist, so kann aus der beobachteten 
Volumänderung die Änderung des spezifischen Gewichtes berechnet werden. 
vorausgesetzt, dass keine gasförmigen Stoffwechselprodukte entstehen. 

Verf. untersuchte zahlreiche Agar- und Gelatinekulturen, Häutchen 
von Bouillonoberflächen und Bodensatzbildungen. Die Originalzahlen eignen 
sich nicht zu kurzer Wiedergabe. K. Thomas, 


809. Holmes, S. J. (Biol. Lab., Univ. of Wisconsin. — „Rhythmical 
activity in infusoria.“ Biol. Bull., Bd. XIII, p. 306—308, Nov. 1901. 


Rhythmisch wiederkehrende Erhöhungen der Aktivität zeigen haupt- 
sächlich Stentor und Vorticella, nämlich diejenigen. welche ihren Platz 
selten ändern. B.-0. 


810. Dogiel, V., St. Petersburg. — „Beiträge zur Kenntnis der Grega- 
rinen. II. Schizocystis sipunculi nov. sp.“ Arch. f. Protistenk., 1907. 
Bd. VII, p. 203—215. 1 Taf. 

Diese Schizogregarine lebt im Darm von Sipunculus nudus, wo sie 
grosse gregarinengefüllte Ausstülpungen des Darmlumens bildet. Innerhalb 
der Ausstülpungen wird das gesamte Bindegewebe verdrängt, so dass die 
Gregarinen nur durch das Darmepithel und das Coelothelium von der 
Leibeshöhle getrennt werden. 

Die erwachsenen Schizonten sind stark metabol, das vordere Ende 
geht in ein nur aus Ektoplasma bestehendes Rostrum über, das zur 
Nahrungsaufnahme zu dienen scheint. Es kann beobachtet werden, wie 
im Präparat das Rostrum sich in rote Blutkörperchen einbohrt, in denen 
dann Hohlräume als Zeichen des Substanzverlustes auftreten. Die häufig 
im Rostrum zu findenden, mit Osmium sich schwärzenden Körnchen werden 
als Reservestoffe gedeutet, die von den aus den Epithelzellen gesaugten 
Nahrungsstoffen stammen. In der Tat werden durch die Gregarinen trotz 
ihres extrazellulären Lebens die Darmepithelien intensiv geschädigt. 

Bei der Schizogonie werden im hinteren Teil des Schizonten, der 
seinen Kern behält, 150—200 und mehr Merozoiten gebildet, die an- 
scheinend nicht gleichzeitig das Muttertier verlassen. Diese „endogene 
Schizogonie“ ist bisher bei den Telosporidien ohne Analogon. Es geht bei 
der Merozoitenbildung ein so wesentlicher Teil des Muttertieres samt dem 
Mutterkern zugrunde, dass man den Prozess der Fortpflanzung mit dem 
individuellen Tod der Mehrzelligen vergleichen kann. 

W. Loewenthal, Hagenau i. Els. 


— 307 — 


811. Salm, A. J. — „Haemogreganinen van slangen, kikvorschen en 
schildpadden.“ Geneesk. Tijdschr. v. Ned. Indië, 1907, Bd. 47. p. 537. 
Verf. fand im Blute von Schlangen, Fröschen und Schildkröten einen 
Parasiten, und zwar meistens als endoglobuläre Form, ein Gebilde von ge- 
reckter Gestalt, deren bisweilen zwei in einem Blutkörperchen sich fanden: 
sie wurden schon im frischen Material, aber besser in mit Methylenblau 
und Eosin gefärbten Präparaten gesehen; in diesen Farbstoffen wurde der 
Parasit blau tingiert mit rotem Kerne, das Blutkörperchen wurde rot mit 
violettem Kerne. | 
Es kamen auch freie Formen vor von wurstähnlicher Gestalt. jedoch 
in viel geringerer Zahl. Bei beiden Gattungen wurden Bewegungen wahr- 
genommen. Dieser Parasit wurde bei Schlangen ungemein häufig, in etwa 
10°}, der Fälle angetroffen. J. de Haan, Groningen. 


812. Pappenheim, A. — „Über eigenartige Zelleinschlüsse bei Leukämie.“ 
Berl. Klin. Woch., H. 2, Jan. 1908. 

In einem Falle von akuter hämorrhagischer myeloider Grossly mpho- 
ertenleukämie fanden sich bei Romanowski-Giemsafärbung in den stark 
azurophil gekörnten Myelocyten neben dem Kern plasmatische Vakuolen 
ausgefüllt mit azurophilkörnigen Massen, die sich von den frei im Cyto- 
plasma befindlichen multiplen azurophilen Körnungen dadurch unterschieden, 
dass sie nicht multilokulär zerstreut, sondern dicht zu einem roten Klumpen 
zusammengesintert schienen. Meist fand sich nur eine, gelegentlich zwei 
Vakuolen in einer Zelle. Es kamen alle Übergänge vor von kleinen rund- 
ichen und ovalen Einschlüssen im schmalen Zellleib bis zu grossen, den 
Lelleib direkt nach aussen ausstülpenden Bläschen. Frei im Blut kamen 
die Körnchen nicht vor. Gegen Sekreteinschlüsse spricht, dass in unreiten 
Stammzellen sich azurophile, leuchtend rot gefärbte Stäbchen fanden, bald 
direkt im Cytoplasma innerhalb einer ovalen lichten Zone bald innerhalb 
jener ausgesprochenen Vakuolen, die dann frei von den Körnungen waren. 
Zuweilen liessen sich an den bazilloiden Gebilden knopfförmige An- 
schwellungen erkennen. a 

Die fraglichen Gebilde zeigen gewisse Ähnlichkeit mit protozoischen 
Lvlparasiten, es spricht nichts direkt gegen und für sie, auch karyogene 
Sekretionsprodukte könnten es sein. Hart, Berlin. 

S13. Loewit, M. (Path. Inst., Innsbruck). — „Uber intranukleäre Körper 
der Lymphocyten und über geisselfiihrende Elemente bei akuter lym- 
phatischer Leukämie.“  Centrbl. f. Bact., Bd. 45, H. 7, Dez. 1907. 

In den Kernen von Lymphocyten liessen sich meist von einem lichten 
Hof umgebene dunkel gefärbte Körperchen nachweisen von verschiedener 
Grüsse, zentral oder vorwiegend exzentrisch gelegen, rundlich oder selten 
sichelfürmig. meist gleichmässig gefürbt aber auch zuweilen mit hellem 
Inneren. Es muss bezweifelt werden, ob es sich um physiologische Bil- 
dungen handelt, da Kontrolluntersuchungen negativ ausfielen: wahrschein- 
lich handelt es sich um Bildungen, die unter pathologischen Verhältnissen 
im Kern auftreten, wobei man entweder an fremde, von aussen in den 
kern gelangte Bestandteile oder an pathologisch veränderte Nuklear- oder 
Chromatinsubstanz denken kann. 

Von grösserer Bedeutung scheint der Nachweis griselführender 
Körperchen in reichlicher Menge in den 3 Stunden nach dem Tode ont- 
nommenen Lymphdrüsen (Ausstrichpräparate), während solche in den später 
Ntnommenen Drüsen und in Kontrollpräparaten nicht zu entdecken waren, 
Die geiselführenden Körperchen gehören ihrer Form nach in drei Gruppen: 


— 308 — 


1. Flaschen-, sichel-, birnförmige Gebilde mit einer oft langen und 

mehrfach gewundenen Geisel. 

2. Freie geiselförmige Bildungen ohne Körper. 

3. Geiselförmige Bildungen mit knopf- oder ringförmiger Anschwellung 

an einem oder auch an beiden Enden. 

Ob diese Formen ineinander übergehen, blieb unentschieden. Die 
Lagerung der Gebilde scheint eine interzelluläre zu sein. Falls es sich um 
lebende Gebilde handelt, stünden sie der Familie der Cercomonadidae nahe, 
doch kämen auch Sporozoen resp. deren Entwickelungsstadien in Betrachi 

| Hart, Berlin. 
814. Jürgens (Il. med. Klinik, Berlin). — „Die Amöbenenteritis und ihre 
Beziehungen zur Dysenlerie.“ Zeitschr. f. exper. Path., Bd. 1V, p. 768 
bis 815, Dez. 1907. 

Die bei uns auftretende epidemische Ruhr ist eine bazilläre, aber 
bakteriologisch nicht einheitliche Infektionskrankheit, die akut verläuft, aber 
manchmal Darmstörungen im Gefolge hat, die zwar symptomatisch ver- 
schiedenartig auftreten können, immer aber charakterisiert sind durch ihre 
Beziehungen zur Darmdiphtherie bzw. zu den Heilungsvorgängen solcher 
diphtheritischer Prozesse. Diese epidemische Ruhr ist ebenfalls in ausser- 
europäischen Ländern heimisch, und es kann keinem Zweifel mehr unter- 
liegen, dass sie auch in China und in den Tropen klinisch, ätiologisch und 
anatomisch in derselben Weise verläuft wie bei uns. Die Amöbenenteritis 
stellt demgegenüber sich als eine ganz andere Erkrankung dar, die über- 
haupt keine Beziehungen zur Darmdiphtherie hat und durch ganz eigen- 
artige, ihr allein zukommende Geschwürsbildungen ausgezeichnet ist. In 
ihren reinen Formen wird die Amöbenenteritis anscheinend selten beob- 
achtet, fast immer erscheint sie im Anschluss an andere infektiöse Darm- 
erkrankungen und besonders an die bazilläre Ruhr. Die klinischen Er- 
scheinungen, besonders der langwierige, zu Rezidiven neigende Verlauf der 
Amöbenenteritis mit dem leichten Nachweis der Entamoeba histolytica 


macht für die Diagnose keine besonderen Schwierigkeiten. Mohr. 
Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 
815. Dreser, H., Elberfeld. — „Zur Auswertung der „travail statique‘ 


beim Veratrinmuskel.“ Pflügers Arch., Bd. 120, p. 409, Nov. 1907. 

Unter „travail statique“ verstehen Morat und Doyon den Energieauf- 
wand des Muskels beim Tragen eines Gewichtes in gleicher Höhe während 
einer Dauerkontraktion.e Nach der üblichen Auffassung leistet ein Muskel 
mechanische Arbeit nur beim Heben einer Last, nicht dagegen beim Tragen dieser 
Last in gleicher Höhe, etwa im Tetanus. Doch lehrt die Erfahrung, wie 
die kontinuierliche Wärmeentwickelung im Tetanus und der Muskelton, 
dass doch fortdauernd Arbeit geleistet werden muss. Wenn man diese er- 
mitteln könnte, so liesse sich der ökonomische Koefficient für die mecha- 
nische Energieentwickelung am tetanischen Muskel aus der gesamten 
Wärmeentwickelung unschwer bestimmen, 

Der Fall, dass ein Gewicht unter kontinuierlichem Verbrauch von 
mechanischer Energie getragen wird, ist nun verwirklicht bei einer auf 
einem Springbrunnenstrahl tanzenden Kugel: die kinetische Energie des 
Strahles wird fortdauernd verbraucht, um die Kugel zu tragen, so wie ein 
tetanischer Muskel seine Last trägt. Verf. berechnet in einer in kurzen 
Worten des Referats nicht wiederzugebenden Art die Sekunden- 
arbeit des Strahles, entsprechend der pro Sekunde vom Muskel geleisteten 
Tragarbeit: A—h-.q-y%gh (h = Höhe, q = Querschnitt der Ausfluss- 





— 309 — 


éfinung) und setzt für q = + V 2gh (L = Last, z = Zughöhe). L 
und 2 sind unveränderlich, h ist veränderlich und von h ist A abhängig. 
Mittelst Differentialrechnung findet Verf. die möglichst ökonomische 
Sekundenarbeit zu 32, das heisst: der Muskel trägt im Tetanus am ökono- 
mischsten, wenn die mit der Last erreichte Zughöhe ein Drittel von der 
gesamten Höhe ist, die er bei allmählicher Entlastung erreichen würde. 

Die gleiche Berechnungsart gedenkt Verf. später am Veratrinmuskel 
bei verschiedenen Belastungen zu verwerten. 

Franz Müller, Berlin. 

$16. Maydell, E. (Physiol. Lab., Kiew). — „Über kontinuierlichen Tetanus.“ 
Arch, f. (Anat. u.) Physiol., 1907, Suppl.-Bd., p. 18. 

Verf. beschäftigen einige Fragen aus der Tetanuslehre. Er kommt 
hierbei gemeinsam mit Tschirjew zu Resultaten, die der gewöhnlichen An- 
schauung widersprechen: jeder willkürliche oder künstliche, durch den 
Willen bzw. durch irgendwelche andere dauernde Reizung hervorgerufene 
Tetanus ist ein vollkommen kontinuierlicher nicht oscillierender Tetanus. 
Dies werde bewiesen: 

1. durch den kontinuierlichen Charakter der myographischen Kurven 

selbst, d. h. das Fehlen jeglicher Ösecillationen in denselben; 

2. durch die völlige Abwesenheit von sekundärem Tetanus bei solchen 
tetanisch kontrahierten Muskeln; 

3. durch das Fehlen jeglicher Oscillationsbewegungen auf den Photo- 
grammen der Kurven der negativen Schwankung dieser im Zu- 
stande des beständigen Tetanus befindlichen Muskeln. 

Wegen des Polemischen von Frey u. a. gegenüber siehe Original. 

E. Laqueur, Königsberg. 

817. Woodley, V. T. — „On an apparent muscular inhibition produced 
by excitation of the ninth spinal nerve of the frog, whith a note on 
the wedensky inhibition.“ Journ. of Physiol., 1907, Bd. 36, p. 177. 

Nicolaides und Dontas zeigten, dass wenn ein dauernder Tetanus des 
Gastroknemius des Frosches hervorgerufen wird durch Reizung des 
8. Spinalnerven, eine schwächere Reizung des 9. Nerven oft eine Er- 
schlaffung hervorruft. Dies sollte nach ihrer Annahme beweisen, dass der 
9. Spinalnerv hemmende Fasern für den Gastroknemius enthält. Verfasser 
glaubt indessen, dass dieses Phänomen ein spezieller Fall der Wedensky (?)- 
Hemmung ist und nicht auf der Gegenwart hemmender Fasern im 9. Nerven 
beruht, ._ Sutherland Simpson. 


818. Lucas, Keith. — „The excitable substances of skeletal muscle.“ 
Journ. of Physiol., 1907, Bd. 36, p. 113. 

Fortsetzung früherer Arbeiten. Verf. glaubt früher gezeigt zu haben, 
dass es möglich ist, nicht nur die Nervenfaser und die Muskelfaser des 
Skelett-Nerven-Muskelapparats, sondern auch die dritte Substanz, die nur 
in der Region der peripheren Nervenendigungen des Curare-Blocks gefunden 
worden ist und die durch Curare leichter als die Muskelsubstanz affiziert 
wird, direkt zu reizen. Bisher war es ihm niemals gelungen, in dem- 
selben Präparat gleichzeitig mehr als zwei von diesen zu demonstrieren, 
aber jetzt, vermittelst verbesserter Methoden und unter Anwendung des 
galvanischen Stromes anstatt des Kondensors, konnte er die Gegenwart 
aller drei Substanzen in einem einzigen Versuch zeigen, bei der Kröte wie 
beim Frosch. Die Wahrscheinlichkeit von drei verschiedenen erregbaren 


— 30 — 


Substanzen in einem Nerv-Muskelpräparat wird durch diese Versuche er- 
heblich bestärkt. Sutherland Simpson. 


819. Sherrington, C. S. — „Strychnine and reflex inhibition of skeletal 
muscle.“ Journ. of Physiol., 1907, Bd. 36, p. 185. 

Der Beugereflex des Hinterbeins der Katze wurde benutzt. Wenn 
dieser Reflex hervorgebracht wird, kontrahiert sich die Flexorengruppe 
der Kniemuskeln, während gleichzeitig die Extensoren erschlaffen. 
Nach Strychnin wird die Erschlaffung der Extensoren umgewandelt in 
eine Kontraktion, so dass gleichzeitig eine Kontraktion der Beuger und 
Strecker eintritt und die normale Koordination völlig gestört wird. Unter 
Chloroform und Strychnin verschwindet die Strychninwirkung und der 
normale Vorgang kann wieder eintreten, aber sobald die Narkose nachlässt. 
kehrt die Strychninwirkung wieder hervor. Sutherland Simpson. 


820. Benedicenti, A. und Contini, A. — „Sur la méthode pour l'étude 
des courants de démarcation dans les muscles.“ Arch. ital. de Biol.. 
1907, Bd. 47, p. 271. 

Die Verf. haben gezeigt, dass die Wirkung der Produkte, welche man 
bei der Zerreibung von Muskeln erhält, in bezug auf die Entwickelung 
einer elektromotorischen Kraft kaum verschieden ist von der Wirkung einer 
physiologischen Kochsalzlösung. Sie geben weiter eine Methode an, welche 
es erlauben soll, exakt den Grad der Durchlässigkeit verschiedener Mem- 
branen zu prüfen und fügen hinzu, dass die elektromotorische Kraft zweier 
Lösungen abhängig sei von der gebrauchten Membran. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

821. Golgi, Camillo. -- „La doctrine du neurone. Theorie et faits.“ 
Nord. med. Arkiv, 1907, Bd. 40, p. 1—26. 

Vortrag, gehalten in der Akademie der Wissenschaften in Stockholm 
am 11. Dezember 1906 wegen der Verleihung der einen Hälfte des medi- 
zinischen Nobelpreises für 1906. Schmidt-Nielsen. 


822. Alevek, N. H. and Lynch, G. R. — „On the relation, between the 
physical, chemical and electrical properties of the nerves. Part. 1.“ 
Journ. of Physiol., 1907, Bd. 36, p. 93. 

Bestimmt wurden der Gehalt von Wasser und Chloriden in den Nerven 
verschiedener Tiere (Katze, Hund, Ziege, Pferd) und in verschiedenen 
Nerven von ein und demselben Tier, sowie die Konzentration von NaÜl 
und KCl-Löüsungen, welche mit den verschiedenen Nerven isotonisch ist. 
Die isotonische Konzentration wurde derart bestimmt, dass die Gewichts- 
zunahme oder -abnahme beobachtet wurde, die Nerven bei der Immersion 
in Salzlösungen verschiedener Stärke erleiden. 

Verfasser ziehen aus ihren Versuchen die folgenden Schlüsse: 

Der Wassergehalt der markhaltigen Nervenfasern ist im Durchschnitt 
für Katzen 67.3°/, Hunde 69,7°/,, Ziegen 75,4°/,, Pferde 69,3”/,. Der 
Wassergehalt der marklosen Nerven des Pferdes ist 81,2°/,. 

Der Wassergehalt ist für verschiedene Tiere der gleichen Spezies 
und für verschiedene Nerven des gleichen Tieres verschieden. 

Katzennerven behalten ihr Gewicht, wenn sie in eine NaCl-Lösung 
gelegt werden, die 1,16°/, NaCl enthält. 

Markhaltige und marklose Nervenfasern des Pferdes haben den 
gleichen Gehalt an Chloriden, nämlich 0,23°/,. Dies widerspricht deu 
Beobachtungen von Macallum und Menten. Sutherland Simpson (C.). 


— 3U — 


23. Höber, Rudolf (Physiol. Inst., Univ. Zürich). — „Beiträge zur physi- 
kalischen Chemie der Erregung und Narkose.“ Pflügers Arch., Bd. 120, 
p. 492—516, Dez. 1907. S.-A. 

Bei der lokalen Behandlung unverletzter Sartorien mit isotonischen 
Lösungen neutraler Alkalisalze entstehen Ruheströme von je nach dem 
Salz verschiedener Spannung und Richtung. Die stromentwickelnden Fähig- 
keiten der Kationen und Anionen stufen sich dabei in der gleichen Richtung 
ab, in der sich die Fähigkeiten der Ionen, den Lösungszustand von Eiweiss 
und Leeithin zu beeinflussen, abstufen. Salze. welche den Ruhestrom von 
regulärer Richtung (Längsquerschnittstrom) erzeugen, hsben die Erregbar- 
keit auf, Salze, welche keinen oder einen konträren Strom erzeugen, ver- 
mögen die Erregbarkeit zu konservieren. Hierauf gründet sich die vom 
Verf, aufgestellte Hypothese, dass die unter der Salzeinwirkung im Muskel 
auftretenden Ruheströme (ihre Richtung und ihre E. M. K.), sowie die 
Änderungen der Erregbarkeit auf eine durch die Salze hervorgerufene 
Änderung in der Konsistenz oder dem Lüsungszustand der Protoplasma- 
kolleide zurückzuführen sind. 

Durch Narkotika wird sowohl der natürliche Erregungsvorgang und 
der damit verbundene Aktionsstrom als auch der auf Salzzusatz entstehende 
Salzruhestrom gehemmt. Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass die 
\urkotika an den Plasmahautkolloiden angreifen und deren zur Erregung 
gehörige Zustandsänderung hemmen. Durch mikroskopische Untersuchungen 
am Achsenzylinder scheint sich die Richtigkeit der Theorie beweisen zu 
lassen: denn unter der Einwirkung des Narkotikums Äthylurethan auf 
einen Nerven tritt die bei normalen Nerven ohne Narkotikum durch Kalium- 
sulfat zu beobachtende Auflockerung des Achsenzylinders nicht ein. 

Bei der Erregung muss in den Lipoiden etwas vor sich gehen, was 
mit den funktionellen Vorgängen im Protoplasma der erregten Substanz zu- 
sammenhängt, und dieser Prozess, der sich bei der Erregung in den 
Lipoiden abspielen muss, kann durch Narkotika gehemmt werden. Des- 
halb definiert Verf. jetzt Narkose folgendermassen: Narkose beruht 
auf der Ansammlung lipoidlöslicher Stoffe in den Zellipoiden bis zu einer 
bestimmten Konzentration und Aufhebung einer sonst bei der Erregung 
durch die Zellelektrolyten herbeigeführten Zustandsänderung in den kolloiden 
Lipoiden. 

Die Erdalkali-, speziell die Caleiumsalze, wirken in mehrfacher Hin- 
sicht ähnlich wie die Narkotika. H. Aron. 


S34. Beltrani, B. (Hallerianum, Bern). — „Wechselnde Erregbarkrit von 
Kaninchen- und Froschmuskelnerven.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 
pP. 451—462, Dez. 1907. 

In Fortsetzung älterer Versuche von Budge, Heidenhain, Ptlüger usw., 
prüft Verf, die Erregbarkeit der Nervi peronei und tibiales mit fein abstuf- 
taren Offnungsinduktionsstromen und findet: 

a) bei Fröschen zeigt sich u. a. ein verschiedenes Verhalten der 
peripheren und zentralen Nervenstrecken gegenüber auf- und ab- 
steigenden Strömen. 

Ferner sind durchschnittene Nerven oft erregbarer als unter- 
bundene. 

Ein allgemein gültiges Zuckungsgesetz für minimale Reize 
existiert nicht; selbst die beiden Schenkel desselben Frosches zeigen 
oft ungleiche Erregbarkeit. 


— 312 — 


b) Bei Kaninchen besteht eine scharfe Grenze zwischen Strecken 
hoher und geringer Erregbarkeit. 
Beim Durchfrieren der zentralen Teile verlieren nur Nn. peronei 
ihre Erregbarkeit, während Nn. tibiales sie behalten. 
Die Nerven werden nach dem Tode im Gegensatze zu den Muskeln 
sehr schnell unerregbar. E. Laqueur, Königsberg. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Ciroulation. 


825. Aubertin, Ch. — „L’hypertrophie cardiaque dans les infections et 
intoxications chroniques expérimentales; ses rapports avec les lésions 
rénales et surrénales.“ Soc. biol, Bd. 63, p. 397, 8. Nov. 1907. 

1. Chronische Infektionen und Intoxikationen können eine Hypertrophie 
des linken Ventrikels erzeugen. 

2. Die Grösse der Hypertrophie ist nicht proportional zur Intensität der 
interstitiellen Nierenschädigung. 

3. Neben der Hypertrophie besteht meist eine stets kortikale und 
ausnahmsweise auch medulläre Hyperplasie der Nebennieren. 

Th. A. Maass. 

826. Aubertin, Ch. und Clunet, J. — „Hwypertrophie cardiaque et hyper- 
plasie médullaire des surrénales.“ Soc. biol.. Bd. 63, p. 595, 13. Liez. 
1907. 

1. Man beobachtet viel seltener medulläre als kortikale Hyperplasie 
der Nebennieren. Beide Arten gehen oft nebeneinander her, treten 
jedoch auch jede für sich auf. 

2. Häufig tritt medulläre Hyperplasie neben Atherom oder chronischen 
Nephritiden auf. 

3. Sehr häufig (in 16 von 18 Fällen) war die Hyperplasie von Herz- 
hypertrophie besonders solcher des linken Ventrikels begleitet. die 
Herzhypertrophie war nicht in allen Fällen renalen Ursprungs. 

Th. A. Maass. 

827. Langendorff, O. (Physiol. Inst., Rostock). — „Untersuchungen über 
die Natur des periodisch aussetzenden Rhythmus, insbesondere des 
Herzens.“ Pflügers Arch., Bd. 121, p. 54, Dez. 1907. 

Verf. bestätigt und erweitert durch Versuche am erstickenden Frosch- 
herzen unter Beifügung lehrreicher graphischer Darstellungen frühere Be- 
obachtungen. welche bewiesen, dass beim periodisch aussetzenden Rhythmus 
sowohl am Atmungsapparat als am Herzen die Möglichkeit besteht, durch 
Extrareize, die in die Pause fallen, Extragruppen von Atmungen oder Herz- 
schlägen auszulösen, und dass die Länge der durch Extrareize auszulösendea 
Extragruppen um so grösser ist, je längere Zeit seit der vorangegangenen 
Gruppe verflossen ist. Die Versuche erstrecken sich auf die mit der Pausen- 
dauer wechselnden Erfolge der Extrareize, auf die Dauer der den Extra 
gruppen folgenden Pause, auf die Anwendung von Extrareizen innerhalb 
der Pulsgruppen und auf die Verlängerung der natürlichen Pulsgruppen 
durch unmittelbar danach eintretende künstliche Reizung. 

Beim Herzen besteht nach Beendigung einer Gruppe von Kontrak- 
tionen kein Refraktärstadium. Die Zahl der durch mechanischen oder 
elektrischen Reiz hervorgerufenen Gruppenpulse nimmt gesetzmässig mit 
der Pausendauer zu. 

Bei dem durch Einschaltung von Extragruppen gestörten periodisch 
aussetzenden Rhythmus tritt keine kompensatorische Pause ein, vielmehr 


— 313 — 


weicht die Dauer der einer hervorgerufenen Gruppe folgenden Pause von 
der einer Normalpause nicht wesentlich ab. Durch Extrareize wird der 
Rhythmus der Gruppe gestört, die Störung wird aber nicht ausgeglichen. 
Durch rbythmische, langsame oder tetanisierende Reizung liess sich eine 
Grnppenverlängerung erzielen durch Anfügung einer Anzahl von Sonder- 

pulsen. 

Über die Ursache des periodisch aussetzenden Rhythmus bemerkt 
Verf, dass Beobachtungen am Atmungsapparat zeigen, dass die Quelle der 
Periodik nicht in das reagierende Organ verlegt werden kann, wie es die 
Öehrwallsche Hypothese will, und dass diese Deutung auch beim Herzen 
auf Bedenken stösst. Vielmehr spricht alles dafür, dass auch beim Herzen 
die Ursache der periodischen Funktion statt in das ausführende Organ in 
dasjenige verlegt werden muss, das die Tätigkeitsimpulse austeilt, den auto- 
matischen Apparat, ob man diesen nun myogen oder neurogen auffasst. 

Mangold, Greifswald. 

528. Samojlofl, A. (Physiolog. Lab., Kasan). — „Zur Charakteristik der 
polyrhythmischen Herztätigkeit.* Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1907, 
Suppl.-Bd., p. 29. 

Verf. verfolgt die durch von Kries bekannt gewordene Erscheinung poly- 
rhythmischer Herztätigkeit in eigenen Versuchen. Unter gewissen Umständen 
schlägt Vorhof und Ventrikel nicht in gleichem Rhythmus, sondern der Vor- 
hof pulsiert 2, 4, 8 oder allgemein 2" mal häufiger als der Ventrikel. Durch 
anwendung von Extrareizen auf polyrhythmisch schlagende Herzen wird 
Verf, zu folgenden Schlüssen geführt: Fällt auf 2% Vorhofskontraktionen, 
die 2 m Vorhofreizen entsprechen, nur eine Ventrikelkontraktion, so liegt 
dies daran, dass entweder nur der erste von den 2 m Reizen bis zum 
Ventrikel gelangt oder der erste und der (m + 1) at, wobei aber letzterer 
curch Hineinfallen in die refraktäre Phase wirkungslos bleibt. 

E. Laqueur, Königsberg. 

9. Janowski, W. (Kindlein Jesu-Hospital, Warschau). — „Über die 
O bei Aorteninsuffizienz.* Zeitschr. f. klin. Med.. 1907, Bd. 61, 
. 1 u. 2. 

Verf. wendet sich gegen die Geigelsche und jüngst von Goldscheider 
ibernommene Erklärung, dass eine ausgesprochene Pulsdikrotie bei Aorten- 
insuffizienz für das Hinzutreten einer Mitralinsuffizienz pathognomonisch 
ist, In den beschriebenen Fällen beruhte seiner Auffassung nach, ebenso 
wie in zahlreichen eigenen Fällen, die Dikrotie nur auf der durch das Fieber 
bedingten Arterienwandentspannung. Die einfache Komplikation einer Aorten- 
Insuffizienz mit einer Mitralinsuffizienz, also bei fieberlosem Verlaufe, ruft 
keine Pulsdikrotie hervor, Zuelzer. 


530. Nürnberg, A. (Fakultätsklinik d. Univ. Charkow). — „Über Dikrotie 
lei dorteninsuffizienz.* Zeitschr. f. klin. Med., 1907, Bd. 61, H. 1 u. 2. 
Verf. bespricht an der Hand neun eigener Fälle die von Goldscheider 
veröffentlichten Pulskurven bei kombinierter Aorten- und Mitralinsuffizienz. 
l. Die prädikrotische Welle steht mit der kompensatorischen An- 
strengung der propulsiven Leistung der Aortenwurzel bei Insuff. 

vv. aortae in Zusammenhang. 

2. Die dikrotische Welle in Verbindung mit Insuff. vv. mitralis ge- 
langte zu einer so mächtigen Intensität, dass sie der palpatorischen 
Untersuchung zugänglich war, infolge 

a) der gesteigerten Temperatur der Patienten und 
b) des jungen Alters derselben (16 und 17 Jahr) 


| — 314 — 
insofern, als hier die Wandung der peripherischen Gefässe ze- 
wöhnlich ihre Elastizität noch beibehalten. Zuelzer. 


831. Rautenberg, E. (Univ. Poliklin., Königsberg. — „Die Analys der 
Extrasystolen im Bilde der Vorhofspulsation.*“ Münch. Med. Woch. 
1907, H. 50. 

Verf. beleuchtst an der Hand von zwei ösophagealen Vorhvts- 
schreibungen bei Extrasystolen, dass keine andere Registriermethode so ein- 
wandfreie Analysen der am Herzen stattfindenden Vorgänge gestattet wie 
diese. Der erste Fall betrifft eine ventrikuläre Extrasystole mit retrogrüler 
Extrasystole des Vorhofes, der zweite eine aurikuläre Extrasystole. 

Zuelzer. 

832. Starkenstein, Emil (Pharm. Inst. d. dtsch. Univ., Prag), — „Uhr 
experimentell erzeugten Pulsus alternans.“ Zeitschr. f. exper. Pathol 
u. Ther., Bd. IV. p. 681— 692, Dez. 1907. 

Konstanter als die Stoffe der Digitalisgruppe löst Glyoxylsäure 
die als Pulsus alternans bezeichnete Störung des Herzrhytbmus aus. Der 
Pulsus alternans beruht auf einer Störung der Kontraktilität, die durch vor- 
ausgegangene übermässige Erregung bedingt ist. Bei bestehendem Pulsus 
alternans ist die Darreichung von Digitalis kontraindiziert, dagegen Chlor- 
hydrat und Chinin rätlich. Mohr. 


833. Bohlmann, F. (Physiol. Inst.. Marburg). — „Das Schlagvolumen de: 
Herzens und seine Beziehung zur Temperatur des Blutes.“ Pflügers 
Arch., Bd. 120, p. 400, Nov. 1907. 

Nach der von A. Lohmann erprobten Methode (Pflügers Arch. 
Bd. 118, p. 260) wurden am durch Ringerlösung gespeisten Herzen Be- 
stimmungen der bei möglichst normalem Arbeiten des Herzens ausge- 
worfenen Flüssigkeitsmengen gemacht. Es fanden sich keine gesetz- 
mässigen Beziehungen zwischen Höhe des Blutdrucks und Auswuris- 
volumen. Manchmal war im Widerspruch zu der allgemein verbreiteten 
Ansicht bei höherem Druck das Volumen kleiner (bei 160 cm 0.29 cr 
pro kg Körpergewicht, bei 110 cm 0,37 cm?. Herzgrösse war genau 
gleich). 

Dagegen nimmt ganz gesetzmässig das Schlagvolumen mit steigendr 
Temperatur zu: pro kg Körpergewicht berechnet bei34.6 —37,0° etwa 0.20cm”. 
bei 38°—42,59 zwischen 0,43—1,0 cm?, bei mittleren Temperaturen 
0,35—0,37 cm®. Für die letzteren beträgt das Pulsvolumen 0.00035 des 
Körpergewichts, etwa gleichviel wie die Tigerstedtschen Zahlen ergaben. 

Franz Müller, Berlin. 

834. Winterberg, H. (Inst. f. allg. u. exper. Pathol., Wien). — „Uhr 
die Wirkung des Physostigmins auf das Warmblüterherz.“ Zeitschr. 
f. exper. Pathol. u. Ther., Bd. IV, p. 636—657, Dez. 1907. 

Das Physostigmin steigert in hohem Grade die Erregbarkeit des 
kordialen Hemmungsapparates. Die Steigerung —- in gewissen Grenzen 
direkt abhängig von der Grösse der angewandten Giftmenge — zeigt sich 
in dem viel intensiveren und lange, selbst 2—3 Minuten, anhaltenden 
Reizeffekt sowie in einer oft bedeutenden Herabsetzung der zur Errerung 
der Vagus notwendigen minimalen Stromstärke. Sie kann bei Anwendung 
kleiner Giftmengen (0,1—0,5 mg) ohne manifeste Symptome einer gleich 
zeitigen Vaguserregung, namentlich ohne Änderung der Schlagfreuenz 
ausgebildet sein. 


— 315 — 


Sehr häufig geht sie der Verlangsamung der Schlagtolge zeitlich 
voraus. Die Pulsverlangsamung ist im wesentlichen eine sekundär durch 
die gesteigerte Erregbarkeit des Vagus bedingte Erscheinung, doch ver- 
mögen grosse Dosen Physostigmin auch nach vollkommener Lähmung der 
Vagi (durch Curare oder Atropin) die Herzfrequenz in geringem Grade 
herabzusetzen. Die Pulsverlangsamung ist weiterhin die Ursache der Ver- 
grösserung des Schlagvolumens bzw. der Pulswellen. Eine Verstärkung 
der Herzaktion wird durch Physostigmin nicht hervorgerufen. Infolge der 
Vaguserregung geraten die Vorhöfe bei Physostigminvergiftung bei direkter 
oder mit Vaguserregung kombinierter Reizung in ein den Reiz lange über- 
dauerndes Flimmern. Häufig kommt dies Flimmern auch bei einfacher 
Vagusreizung zustande, was auf eine direkte Reizwirkung des Physostigmins 
auf das Herz schliessen lässt. 

Physostigmin hebt bis zu einem gewissen Grade nicht nur die Atropin- 
und Curare-, sondern auch die Nikotinlähmung des Vagus auf. 

Mohr. 


835. Mukens, T. T. — „Genesis of the alternating pulse.“ Journ. of 
Physiol., 1907, Bd. 36, p. 104. 

Verf. beschreiht mehrere Formen des Pulsus alternans am Frosch- 
herz, hervorgerufen durch schlechte Ernährung und durch Digitalis. In 
einigen Typen dieses Zustandes wird die Ursache gefunden in irgendeiner 
Anderung der Leitfähigkeit an den sino-auricularen und auriculo-ventri- 
kularen Verbindungen, und in den Ventrikeln selbst, während in anderen 
eine antiperistaltische Welle die Ursache zu sein scheint, 

Sutherland Simpson. 


836. Hering (Inst. f. exper. Path., Prag) — „Zur Analyse des Venen- 
pulses.“ Dtsch. Med. Woch., 1907, H. 46. 
Kritische Bemerkungen zur Methode der klinischen Untersuchung des 
Venenpulses und zur Analyse der Venenpulskurven. Zuelzer. 


837. Porter, W. T., Marks, H. K. und Swift, Fr. J. B. (Physiol. Lab., 
Harvard Univ. Med. School). — „The relation of afferent impulses to 
fatigue of the vasomotor centre.“ Amer. Journ. of Physiol., Bd. XX, 
p. 444—449, Dez. 1907. 

Durch langdauernde Reizung zuführender Nervenbahnen konnte eine 

Erniedrigung des Blutdruckes nicht erzielt werden. B. O. 


838. Schlayer, Tübingen. — „Zur Frage blutdrucksteigender Substanzen 
im Blute bei chronischer Nephritis.“ Dtsch. Med. Woch., 1907, H. 46. 
Verf. hat die Meyersche Mothode zur Erkennung blutdrucksteigernder 
Substanzen im Blute angewandt, indem er die Kontraktionsfähigkeit nor- 
maler Rinderarterien durch die verschiedenen Sera prüfte. Verf. fand mit 
dieser Methode, dass sich im Nephritikerblut keine Vermehrung blutdruck- 
steigernder Substanzen gegenüber dem normalen Blut nachweisen liess, und 
er kommt demnach zu dem Resultat, dass die Hypothese eines Zusammen- 
hanges zwischen der nephritischen Hypertension und der Nebennieren- 
funktion bis heute durchaus unbewiesen ist. Zuelzer, 


839. Schur, H. und Wiesel, J. (Inst. f. allg. u. exper. Path., Wien). — 
„Zur Frage blutdrucksteigernder Substanzen.“ Dtsch. Med. Woch., 1907, 
H. 51. 


— 316 — 


Verf. weisen die in der gleichnamigen Arbeit von Schlayer gemachten 
Behauptungen zurück, indem sie darauf hinweisen, dass der von ihnen 
mittelst der Ehrmannschen Methode (Pupillenreaktion am Froschauge) ge- 
fundene Unterschied durch die Untersuchung nicht alteriert wird, dass sich 
auch mit der Eisenchloridprobe ein deutlicher Unterschied zwischen nor- 
malom und Nephritikerserum konstatieren lässt, und dass ihr anatomischer 
Befund mit grösster Wahrscheinlichkeit den Schluss zulässt, dass der mit 
beiden Methoden nachgewiesene Körper Adrenalin sei. Zuelzer. 


840. Liwschitz, Boris (Med. Klin., Tübingen). — , Tachographische Unter- 
suchungen über die Wirkungsweise kohlensäurehaltiger Soolbäder.“ 
Zeitschr. f. exper. Pathol. u. Ther., Bd. IV, p. 6892-703, Dez. 1907. 

Die kühlen kohlensäurehaltigen Salzbäder regen in ähnlicher Weise 
wie die Digitalis das Herz zu primär verstärkter Tätigkeit an, sie veran- 
lassen eine beträchtliche Vergrösserung der Schlagvolumina. Kühle Süss- 
wasserbäder üben keinen nennenswerten, direkt anregenden Einfluss auf 
das Herz aus, die Schlagvolumina nehmen unter ihrem Einfluss entweder 
gar nicht, oder doch nur in geringem Grade zu. Mohr. 


841. Stewart, G. N. (Physiol. Lab., Western Res. Univ.) — „Some ob- 
servations on the behavior of the automatic respiratory and cardiac 
mechanisms after complete and partial isolation from extrinsic im- 
pulses.“ Amer. Journ. of Physiol., Bd. XX, p. 407—438, Dez. 1907. 

Nach doppelter Vagusdurchschneidung ist das Verhältnis des Pulses 
zu der Atmung zuerst wegen der Beschleunigung des Herzens stark er- 
höht. Bei Tieren, welche die Operation 2—3 Tage überleben, tritt wegen 
der Verlangsamung des Herzens eine Erniedrigung ein. Die Atmungs- 
geschwindigkeit bleibt konstant, da in Abwesenheit der Hering-Breuerschen 
Fasern das Atmungszentrum seine rhythmische Tätigkeit am besten ent- 
falten kann. 

Wenn auch einige Zeit zwischen der Durchschneidung der Vagi ver- 
geht, führt die Operation dennoch meist zum tödlichen Ausgang. la 
seltenen Fällen tritt eine Heilung auf, wenn die Durchschneidung dieser 
Nerven oberhalb der Nerv. laryng. inf. vorgenommen worden ist. Eine 
Regeneration der Nervenenden kann hierfür nicht verantwortlich gemacht 
werden. 

Nach einseitiger Vagotomie und einer teilweisen Durchschneidung des 
anderen (von innen nach aussen, so dass die Hering-Breuerschen Fasern 
zurückblieben) verlief die Operation nicht tödlich. Wurde der zweite Vagus 
jedoch in umgekehrter Richtung durchschnitten ('/s), so traten die Symp- 


tome der doppelten Vagotomie auf. B.-0. 
Blut und blutbildende Organe. 
842. Morawitz und Rehn (Med. Klinik, Heidelberg. — „Über einige 


Wechselbeziehungen der Gewebe in den blutbildenden Organen.“ Dtsch. 
Arch. f. klin. Med., 1907, Bd. 92. 

Die Verfasser machen darauf aufmerksam, dass zwischen myeloidem 
und Iymphoidem Gewebe gewisse Wechselbeziehungen bestehen, über die 
noch wenig Sicheres bekannt ist. So verschwinden bei den sogenannten 
aplastischen Anämien, sowie im Tierexperiment auch unter dem Einfluss 
fortgesetzter Blutentziehungen im Knochenmark nicht nur die Erythro- 
blasten, sondern auch die Myelocyten. Uberhaupt findet man bei schweren 


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— 31 — 


Anämien im Knochenmark weniger granumierte und mehr lymphoide Ele- 
mente, als unter normalen Verhältnissen. Auch die Röntgenstrahlen wirken 
sowohl auf Leukocyten, wie Erythrocyten ein; nach Aderlässen beobachtet 
man ausser dem Auftreten von Normoblasten auch Leukocytose und bei 
Leukocytosen pflegen auch kernhaltige Elemente ins Blut überzutreten. In 
einigen Tierexperimenten, die an Kaninchen vorgenommen wurden, haben die 
Verff, nun versucht, über diese Wechselbeziehungen Näheres zu erfahren. Auch 
im Tierexperiment gelang es ihnen, durch Erzeugung von Anämien im 
Knochenmark neben einer Vermehrung Iymphoider Elemente einen Rückgang 
der Myelocyten und Erythroblasten hervorzurufen. Indessen sehen sie 
diese Iymphoiden Elemente nicht als Lymphocyten, sondern als Myeloblasten, 
d. h. also als Vorstufen der Myelocyten an. Sie stehen durchaus auf dem 
dnalistischen Standpunkte, welcher Lymphocyten und Granulocyten scharf 
voneinander trennt und es gelang ihnen, nach der Schridde-Altmannschen 
Methode stets im den Lymphocyten der Lymphdrüsen Granula nachzuweisen, 
niemals dagegen in den Iymphocvtenähnlichen Elementen des Knochen, 
markes die Myeloblasten. Trotzdem gelten sie im Gegensatz zu der An- 
schauung von Ehrlich und Helly nicht für metastatisch, sondern für ineta- 
plastisch entstanden. Besonders aber deshalb, weil bei den myeloiden Meta- 
plasien meist Myelocyten und Normoblasten zugleich autochton entstehen- 
glauben sie anderseits doch an einen Zusammenhang zwischen erythro, 
blastischem und myeloidem System, Sie sind aber vorläufig nicht im- 
stande, Näheres über diesen Zusammenhang auszusagen, auf den übrigens- 
wie Referent bemerken möchte, sehon früher wiederholt von anderer Seite 
aufmerksam gemacht worden ist. Hans Hirschfeld, Berlin. 


$43. Le Sourd, L. und Pagniez, Ph. — „Contribution à la question de 
l'origine des hématoblastes.“ Soc. biol., Bd. 63, H. 35, Dez. 1907. 

In vitro wirkt das antihämatoblastische Serum schädigend auf alle 
Blutbestandteile, jedoch weitaus am ersten auf die Hämatoblasten. 

In vivo verschwinden die Hämaätoblasten; nach mindestens 5 Stunden 
zeigt sich auch Verminderung der Erythrocyten, Vermehrung der Leuko- 
rsten. Letztere Erscheinungen verschwinden jedoch bald auch nach 
weiteren .\ntiseruminjektionen, während das Fehlen der Hämatoblasten 
konstant bleibt. Pincussohn. 

Rit. Ribbert, Hugo (Pathol. Inst., Bonn). — „Über die Bedeutung der 
Lymphdrüsen.“ Med. Klin., H. 51, Dez. 1907. 

Den Lymphdrüsen kommt sowohl eine mechanisch filtrierende wie 
vor allem eine biologisch-phagocytäre Tätigkeit zu. Gerade die letztere, 
welche allein den Endothelien zukommt, ist deshalb bedeutungsvoll, weil 
nicht nur ungelöste korpuskuläre Bestandteile, sondern auch gelöste von 
den Endothelien aufgenommen werden. Die Lymphocyten der Markstränge 
und Follikel werden nach und nach von mit Stoffen beladenen Endothelien 
verdrängt. Diese filtrierende Tätigkeit ist besonders sehr erhöhten An- 
sprüchen gegenüber keine absolute, aber für gewöhnlich wirkt sie sicher, 
nicht zum wenigsten infolge der Hintereinanderschaltung ganzer Drüsen- 
ketten, Kokken- und pigmenthaltige Zellen wandern so von Drüse zu 
Drüse, ehe sie in das Blut gelangen und den Organismus überschwemmen, 
wobei nicht nur die Strömung der Lymphe, sondern eine beträchtliche 
Wanderfähigkeit der Endothelien anzunehmen ist. Im Alter und bei Ver- 
eiterung werden ja sicher die Drüsen undicht, ihren Nutzen wird man 


= 31% — 


aber nicht verkennen, indem sie wenigstens möglichst lange den Organimus 
zuweilen unter Selbstopferung schützen. 

Die immunisierende Wirkung der Lymphdrüsen denkt sich Verf. so, 
dass die Endothelien sicb mit den (auch toxischen gelösten) Substanzen 
beladen, gegen welche immunisiert werden soll, und auf die Lymphocyten 
einwirken lassen, in denen vermutlich die Bildung, immunisierender Stoffe 
stattfindet. Hart, Berlin. 


845. Longcope, W. T. (Med. Clinic, Univ. of Pennsylvania). — „Nofes on 
experimental inoculalions of monkeys with glands from cases of Hodg- 
kins disease.“ Univ. of Pennsylvania Med. Bull., Bd. XX, p. 229 — 231, 
Dez. 1907. 

Drüsenstücke von einem Falle von Hodgkins Krankheit wurden Affen 
subkutan eingenäht und auch als Emulsion gefüttert. Die Tiere ent- 
wickelten nach einiger Zeit eine allgemeine Vergrösserung der Lymph- 
drüsen, welche während 2 Monate andauerte. B.-0. 


846. Lommel. Felix (Med. Klinik, Jena). — „Über Polycythämie. 2. Mit- 
telung.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1907, Bd. 91, H. 1 u. 2. 

Verf. teilt einen neuen Fall von Polycythämie mit Milztumor mit, an 
dem eine Reihe interessanter Feststellungen gemacht worden sind. Zu- 
nächst wurde eine beträchtlich gesteigerte Urobilinausscheidung konstatiert, 
wodurch auch das Vorhandensein einer gesteigerten Erythrocytenbildung 
wahrscheinlich gemacht ist. Die Blutviskosität war enorm erhöht (2 = 11,2 
gegen den normalen Wert von 5,1). Der Milztumor des Patienten schwand 
während der Beobachtung, ohne dass sich sonst etwas im Zustand änderte. 
Eine Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels ergab Werte, die an 
der oberen Grenze des normalen standen. Dagegen befand sich die Sauer- 
stoffkapazität des Hämoglobins an der unteren Grenze der Norm. Verf. 
erörtert dann ausführlich, worauf die Polycythämie seines Falles beruhen 
könnte und vermutet, dass dabei vielleicht auf Störungen im Lungen- 
kreislauf beruhende Stauungen eine ätiologische Rolle spielen, ohne aber 
einen dringenden Beweis zu liefern. Hans Hirschfeld, Berlin. 


847. Blumenthal, M. und Morawitz, P. (Med. Klinik, Strassburg). — „Er- 
perimentelle Untersuchungen über posthämorrhagische Anüämien und 
ihre Beziehungen zur aplastischen Anämie.“ Dtsch. Arch, f. klin. Med.. 
1907, Bd. 92, H. 1 u. 2. 

Angeregt durch die Untersuchung eines Falles von aplastischer Anämie 
bei einer Frau mit chronischen Blutungen haben die Verff. versucht, durch 
fortgesetzte Blutontziehungen und chronische Unterernährung bei Tieren 
Aplasie der Blutbildungsorgane zu erzeugen. Ihre Schlussergebnisse sind 
folgende: Durch längere Zeit fortgesetzte Hämorrhagien gelingt es, zu- 
weilen beim Hund und Kaninchen Knochenmarksveränderungen hervorzu- 
rufen, die für eine Erschöpfung der erythroblastischen Tätigkeit sprechen. 
und an manche Bnfunde bei aplastischer Anämie erinnern. Dieselben be- 
stehen in Schwund der Erythroblasten und Granulocyten und Vermehrung 
lymphoider Zellen. Die regeneratorische Fähigkeit des Knochenmarkes 
scheint grosse individuelle Differenzen aufzuweisen. Das Alter der Tiere 
dürfte dabei eine grosse Rolle spielen. Im Verlaufe selbst langdauernder 
und hochgradiger posthämorrhagischer Anämien konnte das Auftreten 
erythroblastischer Herde in Milz, Lymphdrüsen und Leber nicht beobachtet 
werden, ebenso auch keine myeloide Umwandlung dieser Organe. 

Hans Hirschfeld, Berlin. 


— 819 — 


S48. Harter, A. und Lucien, M. — „Eosinophilie dans un cas de blasto- 
mycose humaine généralisée.“ Soc. biol., Bd. 63, H. 34, Nov. 1907. 
Es fand sich neben starker Anämie, geringem Hämoglobingehalt und 
erheblicher Leukocytose eine bedeutende Vermehrung der Eosinophilen bis 
zu 23° Es ist also nicht richtig, wenn man solche im Verlauf von 
parssitären Erkrankungen auftretende Eosinophilie als beweisend für Hel- 


minthiasis annimmt, Pincussohn. 
Verdauung. 
89. Vineent, S. und Thompson, F. D. (Physiol. Lab.. Univ. of Manitoba 
Winnipeg., Canada). — „On the relation between the ‚Islets of Langer- 


hans‘ and the zymogeneous tubules of the Pancreas.“ Intern. Monats- 
schr. f. Anat. u. Physiol., 1907, Bd. 24, H. 1/3. 

Die Autoren haben zahlreiche Bauchspeicheldrüsen von Säugetieren, 
Vögeln, Fischen und Amphibien an gefärbten Präparaten untersucht und 
geben genaue Details ihrer Befunde, die im Original einzusehen sind. Aus 
den gewonnenen Bildern schliessen sie, dass Umbildungen von Drüsenparen- 
chym in Langerhanssche Inseln und Rückbildungen dieser in Parenchym 


ganz gewöhnliche Vorgänge sind. Im Zustande der Inanition — weniger 
nach Erschöpfung des Parenchyms durch Sekretininjektion — ist eine 


starke Vermehrung der Inseln zu bemerken, wohingegen nach wieder er- 
iolgter Ernährung durch Umbildung der Inseln in Parenchym dieses wieder 
in den Vordergrund tritt. Entsprechend diesen Befunden können die Autoren 
die Inseln als ein Gewebe sui generis nicht ansehen; dıe Frage, ob ihnen 
eme endokrine Funktion zukommt. lassen sie offen. 

In einem Anhang sprechen sie Zweifel an der richtigen Deutung 
ihrer Bilder aus, da ihnen Fehler in der Färbetechnik und vielleicht auch 
pathologische Verhältnisse mit untergelaufen seien. 

(Leider verliert die Arbeit dadurch jeden Wert. Ref.) 

S. Rosenberg. 
b50. Herring, P. T. and Simpson, S. (Physiology Department, Edinburgh 
University). — „The pressure of bile secretion and the mechanism of 
bile absorption in obstruction of the bile duct.“ Proc. Roy. Soc. B, 
1907, Bd. 79, p. 517. 

Bei Katzen, Hunden, Kaninchen, Meerschweinchen und Affen wurde 
der Druck der Galle bestimmt durch Messung der Höhe, zu welcher die 
Galle in einer mit dem Gallengang verbundenen Glasröhre ansteigt. Die 
so gefundenen Maximalwerte sind grösser, als die von Heidenhain ange- 
gebenen Zahlen, nämlich bei Hunden, Katzen und Affen ca. 300 mm, in 
Kaninchen je nach der Rasse 200—300 mm. Der grösste Druck wurde 
In einer Katze beobachtet und betrug 373 mm. 

Bei Gallenstauung tritt die Galle aus der Leber dureh die Lymph- 
gelässe des Pfortadersystoms aus. Werden die Gallengängo mit Karmin- 
gelatine injiziert, ohne dass der Druck den maximalen Gallendruek über- 
ifft, so erscheint das Injektionsmaterial ebenfalls in den Lymphgefässen 
der Leber. Bei der mikroskopischen Untersuchung von derart injizierten 
Lebern wurde das Injektionsmaterial in den an der Peripherie der Lober- 
läppchen gelegenen Leberzellen gefunden. 

Lie Beobachtungen machen es wahrscheinlich, dass bei Gallenstauung 
die Galle aus den von Schäfer beschriebenen intracellulären Plasma- 
kanälchen abfliesst. Diese Kanälchen bilden ein System, welches die 
Lymphe bei ihrer Bildung aus dem Blut der Lebergefässe zu passieren hat. 

Autoreferat (C.). 


— 320 — 


851. Parisot, J. und Harter, A. — ,Lesions expérimentales du foie.“ Soc. 
biol., Bd. 63, H. 34, Nov. 1907. 

Durch Abbindung des Choledochus wie durch Injektion verdünnter 
Essigsäure in den Gang konnten Verff. ausser Schädigungen der Zellen in 
verschiedenen Graden auch deutlich ausgesprochene beginnende Cirrhose 
erzeugen. Pincussohn. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


852. Régaud, CI. und Dabreuil, G. — „Action des rayons de Röntgen 
sur le testicule du lapin. I. Conservation de la puissance virile et 
stérilisation.“ Soc. biol., Bd. 63, p. 647, 20. Dez. 1907. 

Bei männlichen Kaninchen erlosch nach Röntgenbestrahlung der Hoden 
die Zeugungsfähigkeit, ohne dass der Geschlechtstrieb und die Fähigkeit 
den Koitus zu vollziehen, eine Beeinträchtigung erfahren hatte. 

Ma. 

853. Wargaftig, Gregorius. — „Der auyenblickliche Stand der Lehre von 
der Herkunft, der Physiologie und Pathologie des Fruchtwassers.“ 
Dissertation, Freiburg i. Br., 1907, 37 p. Fritz Loeb, München. 


854. Massaglia, A. und Sparapani, G. (Inst. d. path. gen. Univ., Modena). 
— „Eclampsie expérimentale et éclampsie spontande des animau.r.“ 
Arch. ital. de biol., 1907, Bd. 48, p. 109. 

Verff. stehen ganz auf dem Boden der Vassaleschen Theorie. Das 
Bild der Eklampsie von ihnen beobachteter Tiere und der Eklampsie des 
Menschen einerseits, das der durch teilweise Exstirpation der gland. para- 
thyreoideae künstlich erzeugten Eklampsie anderseits sind so ähnlich, dass 
man für alle Fälle die gleiche Pathogenese annehmen muss. Der spentane 
Ausbruch bei der Frau gegen Ende der Schwangerschaft ist auf die An- 
sammlung toxischer Produkte während der langen Zeit der gestörten Darm- 
und Nierentätigkeit zurückzuführen. Kommt noch angestrengte Muskel- 
tätigkeit, besonders durch schwere Geburt bei Erstgebärenden, hinzu, so 
wirken die gebildeten Ermüdungsstoffe noch aggravierend. 

Pincussohn. 

855. Pfeiffer, Hermann und Mayer, Otto. — „Experimentelle Betrüge zur 
Kenntnis der Epithelkorperchenfunktion.“ Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. 
Med. u. Chir., 1907, Bd. XVII, H. 3. 

Die sehr ausführliche und gründliche Arbeit befasst sich mit folgenden 
Hauptfragen: 

1. Beweist das Tierexperiment die Vermutung, dass die postoperative 

Tetanie eine Autointoxikation ist? 

2. Lassen sich die beim Menschen vorkommenden Tetanieformen als 

zusammengehörig nachweisen ? 

3. Gibt der Tierversuch Auskunft über die Funktion der Epithel- 

körper? 

Auf Technik und Anordnung der experimentellen Versuche einzugehen 
würde zu weit führen. Die Verff. haben ihre Versuche an Hunden, Ratten 
und weissen Mäusen ausgeführt. Die sehr bemerkenswerten Resultate, die 
die Verff. gefunden haben, fassen sie in ihren Schlussbemerkungen unge- 
fähr wie folgt zusammen: 

1. Postoperative Tetanie entsteht bei Ausfall der Epithelkörperchen- 

funktion. 

2. C !/, agonaler Seren nach postoperativer Tetanie vermochten ge- 

sunde Mäuse nicht zu schädigen, dagegen lösten sie bei ihrer 


— 321 — 


Epithelkörperchen beraubten Tieren typische Tetanie aus. 

. Diese Wirkung ist mit dem Serum gesunder Hunde nicht zu er- 
zielen. 

4. Die postoperative Tetanie tritt bei derselben Tierspezies je nach 
dem Alter verschieden in die Erscheinung. 

5. Idiopathische Tetanieformen sind im Tierversuche noch nicht er- 
zielt worden. 

6, Die Hypertoxicität des Urines tetanischer Hunde ist nicht als die 
Ausscheidung eines „Tetaniegiftes“, sondern vielmehr als ein 
Symptom des im Anfall gesteigerten Stoffwechsels aufzufassen. 

Goldstein. 

856. beyl, À. — ,Melkafscheidung uit de okselholte bij kraam v rouwen 
tengevolge van het functionneeren van een rudimentair mammair- 
orgaan.“ Ned. Tijdschr. v. Gen., Bd. Il, p. 1314, Nov. 1907. 

Verf. vertritt die Meinung, dass in den bisweilen zur Milchsekretion 
gelangenden grösseren Schweissdrüsen der Achselhöhle eine rudimentäre 
Mamma gesehen werden soll, und dass umgekehrt die Milchdrüse eine 
modifizierte Schweissdrüse darstellt und keineswegs aus Talgdrüsen ihren 
Ursprung nimmt. J. de Haan, Groningen. 


85. Gemelli, A. Milano. — „Nuove osservazioni su l'ipofisi delle mar- 
motte durante il letargo e nella stagione estiva.“ (Neue Beobachtungen 
über die Hypophyse der Murmeltiere während des Winterschlafes und in 
der Sommerzeit.) Biologica, 1907, No. 1. 

1. Die Hypophyse des Murmeltieres folgt dem allgemeinen Gesetz, 
welchem die übrigen Organe während des Winterschlafes und beim 
Wiedererwachen im Frühling untergeordnet sind. 

Die Verminderung der cyanophilen Zellen während des Winter- 
schlafes: das Erscheinen zahlreicher Karvokinesen und die Zu- 
nahme der cyanophilen Zellen bei Rückkehr des Frühlings berech- 

tigen die Hypothese, dass die Tätigkeit des Drüsenlappens der 

Hypophyse im Verein mit jener anderer Drüsen mit innerer Se- 

kretion den Zweck hat, die Toxine zu neutralisieren, zu welcher 

Schlussfolgerung Verf. auf Grund seines Studiums der oben ge- 

nannten durch die Histologie, die pathologische Anatomie und ex- 

perimentelle Physiologie gelieferten Tatsachen geführt wurde. 

3. Der vordere Teil des Drüsenlappens der Hypophyse kann nach 
Verf. nicht als hypothetisches Zentrum des physiologischen Schlafes 
betrachtet werden. Ascoli. 


Bewegungslehre u. a. 

5. Trendelenburg, W. (Physiol. Inst., Freiburg i. B.). — „Zur Kenntnis 
des Tonus der Skelettmuskulatur.* Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1907, 
p. 499, 

Durch eine Bemerkung Baglionis, in dessen Übersetzung des Luciani- 
schen Lehrbuches veranlasst, hat Verf. frühere Versuche ergänzt und kommt 
Wiederum zu folgendem Resultate: 

1. Während der Tonus der Beinmuskulatur der Taube ein Reflextonus 
ist und, wie die bisher bekannten Formen des Retlextonus, seinen 
Ursprung im tonisch innervierten Gliede selbst hat, liegt am Flügel 
ein Tonus vor, an welchem die aus der Peripherie des Gliedes 
selbst stammenden Erregungen unbeteiligt sind. Auch andere 
reflektorische Einflüsse sind, soweit sie untersucht werden konnten, 
unbeteiligt. 


Qo 


DD 


— 322 — 


2. Die Ansicht Baglionis, dass der Flügelhaltung gar keine Dauer- 
innervation der Muskulatur (Tonus) zugrunde liegt, sondern dass 
sie der vornehmlich durch die Bänder bedingten Kadaverstellung 
entspricht, wurde widerlegt. Durch Narkose, Halbsseitenläsion und 
Durchschneidung der peripheren Nerven werden die tonischen 
Muskelinnervationen aufgehoben, daran kenntlich, dass die Flüge 
eine völlig andere Haltung einnehmen, wie vor diesen Eingriffen. 

E. Laqueur, Königsberg. 
859. Baglioni, S. (Physiol. Inst, Rom). — „Auch die normale aktır 
Flügelhaltung der Taube beim Stehen und Gehen wird durch einen 
Reflertonus bewirkt.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1907. Suppl.-Bi, 
p. 71. 

In dieser Arbeit gibt Verf. zu, dass die Flügelhaltung des sensibel 
gelähmten Flügels nicht mit der Kadaverstellung übereinstimmt. Trotzdem 
sieht er im Gegensatze zu Trendelenburg in der Tatsache, dass der sensibri 
gelähmte Flügel nach Abziehen aus der Ruhelage nicht in diese zuriick- 
kehrt, einen Beweis, dass er keinen Tonus mehr besitzt. Eine befriedigende 
Erklärung für den Unterschied im Verhalten des nur sensibel und des 
auch motorisch gelähmten Flügels ist Verf., wie es Ref. scheint, nicht ge- 
lungen. E. Laqueur, königsberg. 


860. du Bois-Reymond, R. — „Bemerkung über die Veränderung d'r 
Wirbelsäule beim Stehen.“ Verhandl. d. Berlin. physiol. Ges.: Arch. f. 
(Anat. u.) Physiol, 1907, p. 550. 

Verf. hat die Grösse der Verkürzung gemessen, die sich beim 
Menschen während des Tages ausbildet, nachdem die Nacht in horizon- 
taler Lage zugebracht ist: sie beträgt 2,0—2,5 cm. Die Zunahme der 
Krümmung der Wirbelsäule ist dabei so gering, dass die gebräuchliche An- 
nahme, die Verkürzung käme durch Zusammenschrumpfen der Zwischen- 
wirbelscheibe zustande, gerechtfertigt scheint. 

E. Laqueur, Königsberg. 


Centrainervensystem. 


861. Nageotte, J. und Lévy-Valensy. — „Numération directe des éléments 
cellulaires du liquide céphalo-rachidien: limites physiologiques de la 
lymphocytose (56 observations).“ Soc. biol, Bd. 63, p. 603, 13. Dez. 
1907. 

In physiologischer Zerebrospinalflüssigkeit beträgt die Menge der 

Lymphozyten meist 0,5—1,5 pro mm. Ma. 


862. Wunderlich, Hans. — „Das Verhalten des Rückenmarkes hei er- 
flektorischer Pupillenstarre.“ Inaug.-Diss., Würzburg, 1907. 28 p. 
Aus den vom Verf. angeführten Rückenmarksbefunden von 15 Para- 
Ivtischen lässt sich ersehen, „dass durchaus ein gesetzmässiger Zusammen- 
hang zu bestehen scheint zwischen Hinterstrangerkrankung und reflek- 
torischer Pupillenstarre“. Die Hintersträuge des obersten Halsmarkes (und 
zwar eine besondere Stelle daselbst, nämlich der ventrale Teil der Beech- 
terewschen Zwischenzone) waren immer nur da erkrankt, wo sich klinisen 
eine länger dauernde Pupillenstarre gefunden hat, dagegen erwiesen sich 
die Hinterstränge des obersten Halsmarkes als intakt, wo klinisch aueh ii? 
Pupillen entweder vollkommen normal oder noch nicht erstarrt waren. 
Fritz Loeb, München. 


— 323 — 


%3. Nicolai, G. F. — „Die physiologische Methodik zur Erforschung 
der Tierpsyche, ihre Möglichheit und ihre Anwendung.“  Antritts- 
vorlesung gehalten am 16. Mai 1907. Verl. Johann Ambrosius Barth, 
Leipzig, 1907. 

Der Inhalt der interessanten Abhandlung ist der Versuch einer Ana- 
lyse der psychischen Fähigkeiten von Hunden durch exakte physiologische 
Methodik. Das Verfahren, das zur Anwendung kam, war die Messung 
resp. graphische Registrierung der Tätigkeit einer Speicheldrüse, deren 
Ausführungsgang nach dem Pawlowschen Vorgehen nach aussen verlegt 
war. Da die Speichelsekretion nicht nur auf direkte Berührung der Mund- 
sthleimhaut eiusetzt, d. i. eine unbedingte Reflextätigkeit aufweist, 
sondern auch durch bedingte Reflexe, wie Anblick, Geruch oder andere 
Begleiterscheinungen der Nahrung hervorgerufen wird, konnten auch 
experimentell dem Fressakt beigesellte Reize verschiedenster Natur, später 
ohne Nahrungsdarreichung als bedingte Reflexe verwendet werden. Die 
Veränderung der Art solcher Reize, z. B. die Projektion eines leuchtenden 
Vierecks nachdem der Hund vorher an die eines Kreises gewöhnt war, er- 
laubte nach der Art ihrer Beantwortung durch die Speichelsekretion Schlüsse 
aut das Differenzierungsvermögen des Tieres. In betreff der Resultate, 
der Erzeugung und Unterdrückung der bedingten Reflexe, sowie der Einzel- 
heiten der Methodik und namentlich der zur Vermeidung von Trugschiüssen 
notwendigen sorgfältigen Kautelen sei auf das Original verwiesen, welches 
durchaus frei von philosophischen Spekulationen gehalten in klarer Weise 
die Richtlinien für ein auf dem Experiment basierendes Studium der psvehi- 
schen Funktionen gibt. Th. A. Maass. 


Sinnesorgane. 

K6t. Reddingius. A. — „1. Phototropisme bij den Mensch“ „2. Beper- 
king der voorwarts-bewegingen en beperking van de werking des beeld- 
grootte (Beschränkung der Vorwärtsbewegungen und des Einflusses der 
Bildgrüsse).*“ „3. Fusie en firatie.* Nederl. Tijdschr. voor Geneesk., 
Bd. I. „4. Wat is zien?“ Im Haag bei Martinus Nijhoff; vgl. Zeitschr. 
l. Aughkde., Bd. XVIII, p. 6. | 

Bewusstsein ist eine Grosshirnfunktion; es ist aber nicht sicher, ob 
niedere Tiere, Pflanzen, Fermente, Mineralien, die kein Grosshirn hahen, 
des Bewusstseins entbehren. Zwischen den Bewegungen der Menschen, 
die auf Gesichtseindrücke erfolgen, und den phototropischen Bewegungen 
ist gar kein so grosser Unterschied: beide sind gleich, wenn man das 

Wort „Sinnesorgan“ streicht und nur von Bewegungen, veranlasst durch 

Lichteindrücke, spricht. Alle Bewegungen aller Individuen sind photo- 

tropische Reaktionen. Auch der Mensch ist aus Protoplasma zusammen- 

gesetzt, das dem Phototropismus unterworfen, aber freilich so mannigfach 
differenziert ist, dass nur einzelne Teile des Körpers liehtempfindlich ge- 
blieben sind. Ein Reiz dieser Teile, der Augen, löst eine Drehung des 

Rumpfes, der Gliedmassen, der Netzhautzentra oder der Aufmerksamkeit 

aus, wenn periphere Netzhautelemente. eine Vorwärtsbewegung, wenn die 

Netzhautmitten getroffen sind. Dazu entwickelte sich im Gehirn ein die 

Bewegungen regulierendes Hemmungssystem, das aus einem Zentrum für 

lie Akkommodation und Zentren für die Fusion (Konvergenz, Divergenz, 

Hebung, Senkung) besteht. Durch diese Hemmung ist es möglich ge- 

worden, dass von vielen Reizen nur einer, z. B. der stärkste, eine Bewegung 

ansläst. Kurt Steindorff, 


== SE ES 


865. Murbach, L. — „On the light receptive function of the marginal 
papillae of Gonionemus.“ Biol. Bull., Bd. XIV, p. 1—8, Dez. 1907. 
Die Versuche über den Einfluss der Entfernung der Papillae haben 
gezeigt, dass diese nicht allein die Organe der Lichtempfindung sind. [D'er 
pigmentierte Gewebsstreifen zwischen den Papillen und an der Kante der 
Glocke gelegen, scheinen ganz unempfindlich zu sein. Die Eierstücke, 
Tentakeln und Venen haben nichts mit der Lichtempfindung zu tun. Das 
Epithelgewebe an der unteren Fläche des Schirmes scheint empfindlich zu 
sein, B.-0. 


866. Polimanti. — ,Die motorische Vulenz der Pupille“ Arch. di Or. 
del Prof. Angelucci; vgl. Centrbl. f. Augenhkde., Suppl. 1906. 
Motorische Valenz der Pupille und die der vibratorischen Photometrie 
gehen vollkommen parallel. Kurt Steindorfi. 


867. Bethe, Albrecht (Physiol. Inst., Strassburg). — „Beobachtungen über 
die persönliche Differenz an einem und beiden Augen.“ Pflügers Arch. 
Bd. 121, p. 1, Dez. 1907. 

Verf. fasst seine Resultate folgendermassen zusammen: 

Bei momentanen Erleuchtungen grösserer Flächen äussert sich die 
persönliche Difterenz in einer subjektiven Bewegungsempfindung. Über- 
wiegt die eine Dimension der Fläche sehr stark (lange Papierstreifen, 
Geisslersche Röhren), und wird das eine Ende der Fläche in die primäre 
Aufmerksamkeit genommen, so scheint das Licht vom Aufmerksamkeits- 
punkte nach dem anderen Ende hin sich fortzubewegen. 


Das Phänomen ist unabhängig von der Lage der getroffenen Netz- 
hautstellen und nur abhängig von der Aufmerksamkeit, da Aufmerksam- 
keitspunkt und Fixationspunkt voneinander getrennt werden können, ohne 
eine Änderung hervorzurufen. 


Einbrechendes Dauerleuchten und einbrechendes Dunkelsein nehmen 
ihren subjektiven Ausgangspunkt von der Stelle, wo die Aufmerksamkeit 
weilt. Bei grossen Flächen ohne ausgesprochenes Überwiegen einer 
Dimension besteht die Bewegungserscheinung (bei instantaner Beleuchtung‘ 
in einem vom Aufmerksamkeitspunkt nach allen Seiten sich schnell unter 
Abnahme der Intensität ausbreitenden Hellwerden, wonach sich das Licht 
scheinbar wieder in den Aufmerksamkeitspunkt zurückzieht. Bei Flächen 
mit überwiegender Längsausdehnung scheint die Aufmerksamkeit zu wandern. 
Im anderen Falle scheint diese Wanderung zu unterbleiben. 


Nach der angegebenen Methode beträgt die Zeit, in welcher die Aui- 
merksamkeit von einem Objekt auf ein anderes in einem Sehwinkel ven 
27— 50° übergeht, '"/,—!/, Sekunde. Mangold, Greifswald. 


Personalien. 


Berufen: Geh. Med.-Rat Pref. Dr. Wassermann als ordentlicher Professor 
für Hygiene an die tierärztliche Hochschule in Berlin, hat ab- 
gelehnt. 

Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Binz-Bonn hat seinen Abschied eingereicht. 

Gestorben: Prof. Dr. Snellen-Utrecht (Ophth.) am 18. Januar, 73 Juhre alt: 
Prof. Dr. Danner-Tours (Physiol.); Prof. Dr. Biagi-Florenz (Chir. 
Path.); Prof. Dr. Loomis-New York (Ther. u. Pathol.); Geh. Mel. 
Rat Prof. Dr. Thierfelder- Rostock, am 22. Januar, 65 Jahre alt. 


| Bophysikalisches Centralblatt 


Bd. IL. Märzheft No. IO. 











Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


665. Hanel, Elise (Zool. Inst., Zürich). — „Vererbung bei ungeschlecht- 
licher Fortpflanzung von Hydra grisea.“ Jenaische Zeitschr., 1907, 
Bd. 43, p. 321—372. 

Die Tentakelzahl von Hydra grisea lässt, wie Tabellen und Kurven der 

Verf. beweisen, eine gewisse Erblichkeit erkennen. Der Mittelwert der Tentakel- 

zahl bei den Nachkommen einer Gruppe von 5- bis 6-tentakligen Individuen ist 

1. B. etwas niedriger als derjenige 9- und mehrtentakliger. Er beträgt bei den 

ersteren 6,943, bei den letzteren 7,383, lässt also gleichzeitig wiederum eine 

gewisse Regression, eine Rückkehr zur Normalzahl erkennen. Die (künst- 
liche) Selektion ist also innerhalb einer „Population“ (die aus Muttertieren 
mit je gleicher Tentakelzahl besteht), wenn auch nur bis zu gewissem 

Grade, wirksam. Dagegen erwies sie sich unwirksam innerhalb der „reinen 

Linie“, denn wenn man unter den Nachkommen eines Individuums die 

heilen extremsten Varianten zur Weiterzucht auswählte, zeigten die Teil- 

zuchten keine gesetzmässig divergierenden Mittelwerte. 
Die Arbeit enthält auch Bemerkungen über die Abhängigkeit der 

Tentakelzahl von äusseren Umständen (Gefangenschaft, Temperatur, Grösse 

ud Ernährung: letztere beiden sind wirkungslos). V. Franz. 


569. Henderson, W. D. (Zool. Inst., Freiburg i. B.) — „Zur Kenntnis 
der Spermatogenese von Dytiscus marginalis L., nebst einigen Be- 
merkungen über den Nucleolus.* Zeitschr. f. wiss. Zool., 1907, Bd. 87, 
p 644—684. 

Die Arbeit ist wesentlich vergleichend-entwickelungsgeschichtlichen 
Inhalts. Bezüglich der Bedvutung der paarweisen Anordnung der Chromo- 
smen und der Konjugation der Mikrosomen jedes Paares während der 
Vorbereitung für die erste Reifeteilung kommt Verf. zu dem Schlusse, den 
uch schon Schreiner aussprach, dass dieser Prozess die Variabilität der 
Nachkommen in gewissen Grenzen hält, hier aber eine grössere Zahl und 


vinere Abstufung der Variationen ermöglicht. V. Franz. 
Ni0. Przibram, Hans (Biol. Versuchsanst., Wien). — „ Vererbungsversuche 
iiber asymmetrische Augenfürbung bei Angorakatzen.“ Arch. f. Entw.- 


Mech., Bd. 25, p. 260—265, Dez. 1907. 

Unter Umständen kann die Korrelation zwischen der Färbung der 
biden Augen eines Individuums verloren gehen. Diese Asymmetrie kann 
lurch mehrere Generationen als Ganzes unverändert auf die Nachkommen 
vererbt werden, kann aber auch in ihrer Umkehrung auftreten: ausserdem 


jede Augenfarbe der diesbezüglich unsymmetrischen Eltern in beiden Augen 


der dann symmetrisch gefärbten Nachkommen. 

Blauäugige weisse Katzen sind taub: diese Korrelation bleibt auch 
für die Körperhälfte bestehen, wenn nur das eine Auge blau, das andere 
aber gelb ist. Als definitiv blauäugig sind Katzen übrigens erst im halb- 
wüchsigen Zustande zu erkennen, da die Augen der meisten (aller?) Jungen 
zunächst blau sind. Kammerer, Wien. 

Biophysik. Centralbl. Bd. IIT. 23 


871. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Die Fortpflanzung 
des Grottenolmes (Proteus anguineus Laurenti).“ Verh. d. k. k. Zool.-bot. 
Ges., Wien, Bd. 57, p. 277—292, Jan. 1908. 

In einer trockengelegten Zisterne der Biol. Versuchsanstalt Wien, wo 
in jeder Beziehung die natürlichen Verhältnisse seiner Grottenheimat 
herrschen, ist Proteus vivipar und bringt bei jedem Wurf zwei vierbeinige. 
auffallend grosse (durchschnittlich 10 em lange) Junge zur Welt. Aus 
diesen und den in der Literatur vorliegenden Fällen, welche bezeugen, dass 
Proteus ovipar (Schultze, Chauvin, Zeller), ovovivipar (Michahelles) und 
vivipar (Nusbaum, vgl. Biophys. Centrbl., Bd. Ill, p. 226) sein kann, scheint 
hervorzugehen, dass die Viviparität der im Freileben herrschende Normal- 
zustand sei, und dass die Oviparität namentlich unter dem Einflusse einer 
schwankenden, meist höheren Gefangenschaftstemperatur zustande komme. 
Hierfür spricht auch die analoge Poekilogonie von Salamandra maculısa 
(Biophys. Centrbl., Bd. III, p. 163) und Lacerta vivipara (Biophys. Centrbl. 
Ba. III, p. 164), welche vom Verf. im Sinne einer bei hoher Temperatur ein- 
tretenden echten Oviparität trotz normaler Viviparität oder Ovoviviparität 
bereits experimentell verfolgt worden ist. Autoreferat, 


872. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Symbiose zwischen 
Oedogontum undulatum und Wasserjungferlarven.“ Wiesner-Festschrift 
1908, Wien, Verlag Konegen, p. 239—252, 1 Fig. 

Eine Erweiterung der im Biophys. Centrbl., Bd. III, 750 besprochenen 
Arbeit nach der botanischen Seite hin. Da die Symbionten bereit 
ziemlich stark aufeinander angewiesen sind, ist ihre Reinkultur schwierig. 
Die der Algen gelingt nur auf animalischem, nicht auf anorganischen 
oder vegetabilischem Boden. Auch lassen sich andere Larven als 
die symbiotische Art (Aeschna cyanea) mit der Alge infizieren, so Anav- 
Libellula-, Calopteryx- und Dytiscuslarven. Von anderen Algen als der 
symbiotischen Art (Oed. undulatum) war nur Oed. capillare auf den 
Libellenlarven einigermassen zu kultivieren, während Spirogyra, Clado- 
phora. Vaucheria, auch solche Formen, die mit Vorliebe tierisches Substrat 
besiedeln, sich dort nicht halten liessen. 

Abgestreifte Larvenhäute, die einen grossen Teil des Algenrasens 
mitnehmen, während ein kleinerer Teil bereits auf das neue Integument 
der Larve übergewachsen ist, verfallen ungemein rascher Mazeratior. 
ebenso ganze Larvenkadaver, wenn mit Algen bewachsen. Einige Tage 
bleiben diese noch darauf haften, dann lösen sie sich los; während die 
festsitzenden Algen sich nur vegetativ vermehren, tritt vom Momente des 
Freiwerdens (also in der minder günstigen Existenzbedingung) reichlich? 
Befruchtung ein. 

Die algenbewachsenen Larven verwandeln sich später als normal 
zum Imago und erreichen eine übernormale Larvengrösse (partielle 
Neotenie). 

Abgerissene Algenfäden regenerieren ein hypotyp gestaltetes 
Rhizoid: sie können aber unter bestimmten Bedingungen auch nach beiden 
Seiten eine Fadenspitze oder ein Rhizoid erzeugen. Autoreferat. 


853. Issakowitsch, A. (Zoolog. Inst, München). — „Es besteht eine 
zyklische Fortpflanzung ber den Cladoceren, aber nicht im Sinne Wos 
manns.“ Biol. Centrbl., 1908, Bd. 28, p. 51—61. 


Verf, wendet sich gegen die unlängst referierte Arbeit von Strohl. 
Der Inhalt ist in der Überschrift gesagt. Die Zyklen werden durch 
äussere Lebensbedingungen (Temperatur, Ernährung) modifiziert. 
V Franz. 
5:4. Me6ill, Caroline (Univ. of Missouri), — „The effect of low tempe- 
ratures on hydra.“ Biol. Bull., Bd. XIV, p. 78—86, Jan. 1908. 
Niedrige Temperaturen allein genügen nicht, um die Hydra in nicht 
differenziertes Protoplasma zu verwandeln. Andere ungünstige Lebens- 
bedingungen müssen zu gleicher Zeit zugegen sein. B.-0. 


Nt5. Schuberg, A., Heidelberg. — ,Über Zellrerbindungen. (Vorlüufiger 
Bericht“ Verh. d. Naturhist. Med. Vereins, Heidelberg, 1907, Bd. VII, 
p. 426. 

Bei Amphibienlarven können Zellverbindungen zwischen Epithel und 
Bindegewebe an der gleichen Stelle der Haut je nach dem Entwickelungs- 
stadium fehlen oder vorhanden sein, neu entstehen oder zurückgebildet 
werden. Auch bei Proteus anguinus Laur. (Grottenolm) sind die basalen 
Zellen der Epidermis durch zahlreiche feine Ausläufer mit den Binde- 
gewebszellen des Coriums verbunden. Pincussohn. 


816. Petrunkevitch, A. — „Studies in adaptation. 1. The sense of 
sight in spiders.“ Journ. of Exp. Zoology, Bd. V, p. 275—308, Dez. 
1907. | 

Die grösseren Augen sind empfindlicher als die kleinen. Ebenso sind 
die Augen der erwachsenen Spinnen empfindlicher als die des jungen 

Tieres. Veränderungen in der Stellung der Augenachse treten zu ge- 

wissen Zeiten auf. Es besteht ein direktes Verhältnis zwischen der 

Funktion und Struktur des Auges. Eine schnelle Anpassung ist möglich. 

Das langsamere Wachstum der Augengruppe gegenüber dem des 

Cephalothorax ist vorteilhaft. B.-0. 


517. Sterzinger, J. (Zool. Inst., Innsbruck). — „Über das Leuchtvermögen 
von Amphiura squamata Sars.“ Zeitschr. f. wiss. Zool., 1907, Bd. 88. 
p. 358—384. 

Das Leuchten des Schlangensterns Ophiura squamata kann durch 
starke chemische Reize (absol. Alkohol, Salzsäure) hervorgerufen werden, 
schwerer durch Süsswasser, das sonst als heftiger Erreger der Lumineszenz 
gilt. Auch ohne Reizung leuchten mitunter selbst wenig lebensschwache, 
moribunde Tiere. Dagegen war merkwürdigerweise bei lebenskräftigen das 
Leuchten meist weder durch mechanische, noch durch chemische Reize 
zu erzielen. Die Leuchtorgane sind kleine, drüsige Schläuche am 
Füsschenende. Sie sezernieren leuchtenden Schleim, der sich auch in 
den Interzellularen sammelt. Salzsäure löst den Schleim auf. Ausser 
leuchtendem Schleim wird auch nicht leuchtender, bei Tageslicht anders 
&efärbter, sezerniert (von denselben Drüsen?). V. Franz. 


838. v. Lendenfeld, R. — „The radiating orguns of the deap sea fishes. 
Appendix: E. Trojan: On the structure of the bud-like organs of 
althopsis spinulosa Garman.“ Mém. ot the Mus. of Comp. Zoology at 
Harvard College. 1905, Bd. XX. No. 2. 
Die vorliegende Arbeit fördert wesentlich unsere Kenntnisse von den 
Leuchtorganen der Tiefseeknochenfische. Verf. unterscheidet deren drei 
Biophysik. Centralbl. Ba.III. 94 


— 328 — 


Typen: Ocellare Leuchtorgane, Leuchtscheiben und tubulare Leuchtorgane. 
Im ganzen haben zwar die feineren Untersuchungen mehr morphologischen 
als biophysikalischen Wert. Doch sei an dieser Stelle besonders auf den 
von E. Trojan verfassten Appendix hingewiesen, in welchem dieser Autor 
gewisse knöpfcehenähnliche Organe am Kiefer des Fisches Malthopsis be- 
schreibt. Im Mikrotomschnitt stellen sie sich dar als kleine kurz gestielte 
Knöpfe, in welche eine Arterie eintritt, um sich darin in viele Kapillaren 
aufzulösen. Eine Vene führt das Blut wieder fort. Ausserdem tritt ein 
verhältnismässig mächtiges Nervenfaserbündel ein, das sich vielfach zer- 
teilt. Über die Funktion dieser Organe wissen wir zwar nichts Positives. 
doch wird der Verf. vielleicht Recht haben, wenn er ihnen die Rezeption 
des hydrostatischen Druckes zuschreiben will. Jedenfalls bandelt es sich 
um ein Sinnesorgan ganz neuer Art. V. Franz. 


879. Nusbaum, Joseph (Zool. Inst., Lemberg). — „Weitere Reg nerations- 
studien an Polychäten. Über die Regeneration” von Nereis dirersiolor 
(0. F. Miiller).“ Zeitschr. f. wiss. Zool., 1907. Bd. 89, p. 109—163. 

Die Regeneration des Hinterendes von Nereis erfolgt leicht und 
schnell, im Zusammenhang mit der grossen Verletzbarkeit und wegen der 
inneren, zu Proliferationsbildungen geeigneten Struktur der Gewebe. Die 
nach der Wundverheilung einsetzende Regeneration stellt in vielen Hin- 
sichten eine Wiederholung der ontogenetischen Prozesse dar (Bildung einrs 
ektodermalen Proctodäums, des Bauchmarks, des Cölomgewebes usw.). 

Die distalen Segmente werden zuerst neugebildet, hierauf die proximalen. 

Es werden vom Verf. viele speziellen Tatsachen sehr eingehend beschrieben. 

V. Franz. 


880. Grochmalicki, J. (Zool. Inst., Lemberg). — „Über die Linsenregenr 
ration bei den Knochenfischen.* Zeitschr. f. wiss. Zool., 1907, Bd. «4. 
p. 164—172. 

Verf. zeigt zum ersten Male, dass eine Linsenregeneration nicht nur 
bei Amphibien, sondern auch bei Fischen (Forellenbrut) eintreten kann. 
lie regenerierte Linse entsteht aus dem retinalen Teil des Pupillarrandes 
wie bei Amphibien, sie kann jedoch nicht nur am oberen Irisrande vor 
sich gehen, sondern an jeder beliebigen Stelle derselben. Der Umbildung 
der Epithelzellen geht eine Entpigmentierung voraus. Die Zeitdauer der 
Linsenregeneration ist, was nicht wunderbar erscheint, bei Fischen viel 
grösser als bei Amphibien. V. Franz. 


881. Zuelzer, Margarete (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Über den Ein- 
fluss der Regeneration auf die Wachstumsgeschwindigkeit von Asellus 
aquaticus L.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 361—397, Taf. XV bis 
XVII, 8 Tab., Dez. 1907. 

Bei normalen Exemplaren der Wasserassel treten mit danene 
Wachstum die Häutungen nach zunehmend sich verlängernden Zeit 
abschnitten ein, bei operierten hingegen, welche einfachere Körperteile 
(Antennen, Furca) rasch, kompliziertere (Beine) langsamer regenerieren, triit 
Häutungsbeschleunigung ein. Kommt die Operation. jedoch nahe an 
eine bevorstehende Häutung zu liegen, so kann diese auch verzögert und 
erst die nächstfolgenden Häutungen beschleunigt werden. Bei mehrmaligen 
Amputationen kann die Häutungsbeschleunigung nach der zweiten Operation 
stärker auftreten als nach der ersten. 





Beiderseits in ungleicher Länge abgeschnittene Antennen streben 
duch ungleiche Wiederwachstumsgeschwindigkeit vorerst einen Längen- 
ausgleich zu erreichen. Die Regenerate zeigen bisweilen Hypertrophie. 

Ausführliche Protokolle und Häutungskurven (Taf. XVI und XVIIL) 


“sen quantitative Aufschlüsse. Kammerer, Wien. 
SW, Muftié, Enver (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Die Lungenregene- 


rition bei Salamandra maculosa und einigen anderen Amphibien.“ 
Arch. f, Entw.-Mech., Bd. 25, p. 235—259, Taf. IX u. 7 Figuren, 
bez. 1907. 

Die Lungen von Salamandra maculosa, Hana esculenta und Bufo 
vulgaris erwiesen sich als regenerationsfähig, während dieses Ergebnis bei 
Titon cristatus noch nicht mit Sicherheit gewonnen, wenn auch mit Wahr- 
scheinlichkeit vermutet werden konnte. Der Rogenerationsprozess wird 
günstig beeinflusst, wenn bei Amputation zurückbleibende Teile durch 
ligatur funktionsfähig bleiben. Aber auch bei välliger Exstirpation, ein- 
schliesslich eines Teiles der Bruonchien, wurden neue Lungenbläschen von 
iernormaler Grösse gebildet. 

Bei einseitiger Operation tritt am unverletzten Lungenflügel kompen- 
sätorische Hypertrophie auf. 

Die regenerierende Lunge weist an der ehemaligen Verletzungsstelle 
massenhaft hochgeschichtete, nach der Mitte konzentrierte lipithelzellen auf, 
welche dort eine Regenerationsknospe bilden. Dabei fällt besonders div 
aleinheit der Kerne in die Augen. Hingegen sind die Kerne der hyper- 
tmphierten Lungenzellen gross und liegen in langgestreckten Zellen, die 
sieh nicht vermehren. Kammorer, Wien, 


333. Przibram, Hans (Biol. Versuchsanst.. Wien). — „Die Scherenumkehr 
wi dekapoden Crustaceen (zugleich:  Erpertmentelle Studien iiher 
Regeneration. Vierte Mitteilung).* Arch. f. Entw.-Meeh., Bd. 25, p. 266 
bis 343, Taf. X—XIV, 1 Fig., Dez. 1907. 

Die Scherenumkehr (Regeneration der verlorenen Knackschere als 
/wiekschere, Umbildung der primären Zwickschere zur Iinackschere) ist 
ene fast allgemeine Erscheinung der ungleichscherigen Krebse, sei nun 
das ersto oder zweite Schreitbeinpaar das Scherenpaar. Die Scheren- 
inkehr ist desto langsamer, je grösser der Krebs ist. Nervendurch- 
schneidung hat darauf keinen anderen Einfluss als den der Wachstums- 
lemmung, 

Auch bei jenen verschiedenscherigen Krebsarten, die gewöhnlich die 
K.-Schere direkt regenerieren, ist diese nicht unabänderlich an eine 
bestimmte Körperseite gebunden. 

Individualebaraktere der Scheren treten am Regenerat abermals auf, 
solehe dev K- bzw. Z.-Schere auch dann, wenn dieselben nach Regeneration 
nl Scherenumkehr auf die entgegengesetzte Körperseite kommen, 

Manche Krebse, besonders Typton, machen bei ungenügender Nahrung 
köduktionen der Gesamtkörpergrösse durch. Auch  kompensatorische 
Reduktion des Daktylopoditen der Z.-Schere nach Verlust desjenigen der 
K.-Schere wurde beobachtet. 

Der ausführliche Abdruck der Versuchsprotokolle ermöglicht Ver- 
Wertung der quantitativen Daten. Kammerer, Wien. 

24° 


CR e i 


— 330 — 


884. Klintz, Josef (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Versuche über dus m- 
ringe Regenerationsvermögen der Cyelopiden.* Arch. f. Enww.-Mech. 
Bd. 25. p. 125—134, 7 Fig., Dez. 1907. 

Die normale Postembryonalentwickelung von Cyclops verläuft in sechs 
lläutungen, nach deren letzter die Tiere geschlechtsreif sind. Sie häuten 
dann nicht mehr, weder im natürlichen noch im operierten Zustande. 

Daher zeigt Cyclops nur in seinen Jugendstadien die Fähigkeit. ver- 
lorene Teile (Antennenstücke und Furcalborsten) zu ersetzen. Bei ge- 
schlechtsreifen, nicht mehr wachstumsfähigen Exemplaren bildet sich niex 
einmal eine Regenerationsknospe, sondern nur ein Gerinnungspfropf. 

Die Fortpflanzung von Cyclops erleidet durch die Operationen keine 
Störung. Kammerer, Wien. 


885. Megusar, Franz (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Regeneration der 
Tentakel und des Auges bei der Spitzschlammschnecke (Limnaea stw 
qnalıs L.)“. Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 135—143, Taf. 4, Dez. 
1907. 

Limnaea stagnalis, auch eine von den sogenannten ,Ausnahmen”. 
denen die Kegenerationsfähigkeit abgehen soll, regeneriert Tentakel uni 
Augen. Schon nach einigen Tagen ist das Narbengewebe fertig, nach dre. 
Wochen ein deutliches Regenerat ohne die normale Pigmentperlung des 
ursprünglichen Tentakels. Kleine Tentakelstücke wachsen relativ langsame! 
nach als der ganze Tentakel. Auch Superregenerationen sind oft erhättlich. 

Ein regeneriertes Auge ist kleiner als das normale, vom Tentakel in 
Form eines sehr spitzen Konus abgesetzt und trägt am Distalende einen 
einzigen Pigmentfleck. Ausserdem besitzt es im Gegensatz zum Normu- 
auge an der Vorderseite eine schmale Pigmentstrasse, die sich vom distulen 
Fleck bis zur Basis des Augenstieles hinzieht. 

Ein Teil der Versuchsschnecken ist noch dadurch merkwürdig, dass 
infolge Aufenthaltes in einem dunklen Becken eine auffällige Bleichung d': 
Gesamtkörpers stattgefunden hat. Kammerer, Wien. 


886. Megusar, Franz (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Regeneration der 
Caudalhorns bei der Seidenspinnerraupe (Bombyx mor: L.).“ Archf. 
Entw.-Mech., Bd. 25, p. 144—147, 2 Fig., Dez. 1907. 

Kellogg hatte bei Regenerationsversuchen des Caudalhorns ein nega- 
tives Resultat erhalten. In der Vermutung, Kellogg hätte mit zu vor 
geschrittenen Stadien operiert, wiederholte Verf. die Versuche und erhir! 
tatsächlich Regenerate, welche distalwärts verjüngt und fein beborstet sind. 
während das normale Horn an der Spitze leicht abgeflacht ist und kräftige!t 
Beborstung zeigt. Kammerer, Wien. 


887. Megusar, Franz (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Die Regenerotin 
der Coleopteren.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 148—234, Tal.» 
bis 8, Dez. 1907. 

Verf. hat an 11 Käferarten die Regenerationsfähigkeit von Rump- 
teilen, Flügeln, Mandibeln und Beinen untersucht. 

1. Rumpfteile: Die Larven von Tenebrio molitor und Lampyris nut 

luca regonerieren die abgeschnittenen letzten Abdominalsegmeilt. 

Die Regenerate sind hypotypisch, bestehen bisweilen aus em 

grösseren Segmentzahl als der primären und besitzen einen pro\t 





m di 


sorischen, terminalen (statt ventralen) After, der infolge Durch- 
bruches der Exkremente durch den Wundschorf entstanden ist, 

2. Flügel: Nach Amputation der entsprechenden Thorakalteile an 
Larven erscheinen bei Puppe und Imago Miniaturflügel; dabei er- 
fährt das Hinterbein der betreffenden Körperseite eine kompen- 
satorische Reduktion, desgleichen der Hintertlügel bei Exstirpation 
des Hinterbeines. 

3. Mandibeln: Die regenerierten Mandibeln sind vereinfachte Formen 
ohne Behöckerung, und auch an der normalen Mandibel der Gegen- 
seite kommt während des Regenerationsprozesses der anderen eine 
Einschmelzung von Höckern vor. 

4. Beine: Von den Landkäterlarven besitzen die von Tenebrio und 
Rhagium — letztere, obwohl es rudimentäre Organe sind! — das 
rascheste Wachstum und Wiederwachstum; langsamer geht es bei 
Uryeteslarven, welche aber immerhin auch noch an der Larve 
selhst die Regenerate zum Vorschein bringen. Hingegen geschieht 
dies bei den Wasser- und Schwimmkäferlarven erst an Puppe und 
Käfer. Die Ausdifferenzierung der Tarsen erfolgt in der Weise, 
dass zuerst das terminalste Glied angelegt wird, die Abgliederung 
der übrigen aber von der Basis zur Spitze statthat. 

Alle Defekte haben gewöhnlich Häutungsbeschleunigung zur Folge. 
Stehen die operierten Larven schon vor der Verpuppung, so tritt aber Ver- 
gerung der letzten Larvenhäutung ein. Von den Larven in welchem 
Stadium immer erlittene Verletzungen kehren in ihren Folgeerscheinungen 
am Käfer wieder, woraus die Nichtexistenz besonderer „Imaginalscheiben“ 
zu schliessen ist. Kammerer, Wien. 


SNS. Werber, Isaak (Biol. Versuchsanst., Wien), — „Regeneration der 
rsstirpierten Flügel beim Mehlkäfer (Tenebrio molitor).“ Arch. £. Entw.- 
Mech., Bd. 25, p. 344—348, 3 Fig., Dez. 1907. 

Der Mehlkäfer regeneriert Flügel und Pecken unter einer partiellen 
Häutung noch als Imago. Nach Abbrechen der Elytren werden die häutigen 
Flügel spontan bis zum Schwunde abgebröckelt und dann mit jenen zu- 
sammen ersetzt. 

Ihr Wachstum ist ein äusserst rapides, doch gelingt das Experiment 
infolge der kurzen Lebensdauer des Vollkäfers nur an wenig Exemplaren. 

Kammerer, Wien. 

\s9. Fischel, E., Prag. — „Zur Frage der Pigmentballung.“ Arch. f£. 
(Anat. u.) Phys., H. 5/6, p. 427, Dez. 1907. 

Erwiderung auf eine Kritik von Kahn und Lieben an der vom Verf, 
reäusserten Anschauung über die Bewegung der Pigmentkörnchen in den 
gereizten Pigmentzellen. Verf. bleibt trotz der Kritik bei seiner früheren 
Ansicht, dass diese durch Druckdifferenzen innerhalb der Zelle hervor- 


gerufen sein können. Franz Müller, Berlin. 
89. van Leenwen, W. und van Leeuwen-Reynvaan, J. — „Over 


een tweemalige reductie van het aantal chromosomen by het ontstaur 
der geslachtscellen en over de daaropvolgende tweemalige bevruchting bij 
sommige Polytrichumsoorten.“ Zittingsversl. koninkl. Acad. van Wetensch., 
Bd. XVL, p. 312, 30. Nov. 1907. 
Das von Ikeno in den Antheridienzellen von Marchantia polymorpha 
entdeckte Zentrosom wurde von den Verff. auch in den Antheridien mehrerer 


— 332 — 


Polytrichumarten wiedergefunden: auch hier trat es vor der Teilung au: 
dem Kerne hervor und teilte sich, wurde aber den Tochterkernen nicht im 
Dyasterstadium, sondern erst im Ruhestadium wieder einverleibt; auch 
wurde es nicht, wie Ikeno fand, nach der letzten Teilung zum Blephar»- 
plast oder Zilienträger der Spermatozoiden, sondern wurde auch dann wieder 
in den Kern aufgenommen. 

Die Chromosomenzahl, welche in der vegetativen Generation auf 1? 
bestimmt wurde, und in den Antheridienzellen schon auf 6 reduziert war. 
wurde bei der Spermatozoidenbildung aufs neue halbiert ; jeder Spermatoz.:: 
enthält also nur 3 Kernsegmente. 

In Übereinstimmung mit dieser doppelten Reduktion fand auch ein: 
doppelte Befruchtung statt: die Chromosomenzahl der unbefruchteten Eize:: 
konnte nieht genau bestimmt werden, war jedoch aller Wahrscheinlichkei 
nach nicht kleiner als sechs; durch das Verschmelzen mit 2 Spermatozoider- 
kernen war also die normale Zahl wieder erreicht. 


Die Kerne der eben gebildeten Spermatozoiden stiessen zuerst ein 
Zentrosom aus, welches mittelst eines um die Peripherie der Zelle laufenden 
Bandes mit dem Kerne in Kontakt trat; auch sonderte sich vom Kerne 
ein chromatoider Nebenkörper ab, welcher unnachweisbar wieder ver- 
schwand: schliesslich ein dritter Chromatinkörper, der sich an der Spitze 
des obengenannten Bandes dem Kerne dicht anlagerte. 

J. de Haan, Groningen. 
891. Sobotta, S. — „Die Bildung der Richtungskörper ber der Muux“ 
Anat. Hefte, 1907, No. 106. 

Das Ei der Maus bildet nur in etwa '/, der Fälle zwei Richtung: 
körper. In der grossen Mehrzahl der Fälle fehlt ein Richtungskörper. 

Der meist fehlende Richtungskörper ist der erste. Jedes Ei der Mau: 
lässt zwei Richtungsteilungen erkennen. Die erste erfolgt bis zu ihrm 
Endstadium, der Abschnürung des ersten Richtungskörpers, im Eierstick. 
die zweite beginnt im Bierstock, endet im Eileiter und zwar erst nach er- 
folgter Besamung. 

Nur in einem Fünftel der Fälle wird die erste Reifeteilung beendt. 
Gewöhnlich vollzieht sie sich nur bis zum Monasterstadium und bis zur 
Teilung der Centrosomen. Infolgedessen fehlt in der grossen Mehrzahl der 
Fälle der erste Richtungskörper. 

In */, der Fälle bildet sich wahrscheinlich das Monasterstadium der 
ersten Richtungsspindel direkt in das der zweiten Spindel um, wobei die 
eine Hälfte der Chromosomen zugrunde zu gehen scheint. 

Die erste Richtungsspindel der Maus ist etwa doppelt so lang und » 
breit als die zweite. Sie liegt oft nahezu zentral im Ei, stets ziemlich ti 
unter der Oberfläche. Ihre Chromosomen sind gut doppelt so gross als ir 
der zweiten und von unregelmässiger Form. Sie teilen sich der Quer 
nach. Die achromatischen Fasern sind zart. 

Die zweite Richtungsspindel ist viel kleiner als die erste. Sie lieg! 
stets ganz oberflächlich im Ei. Ihre Chromosomen sind kurze, in der Mitt? 
verdickte, an den Enden abgerundete Stäbchen, die sich der Genese nach 
teilen. Die Spindelfasern sind kräftig und stark. 

Beide Richtungsspindeln liegen im Monasterstadium tangential und 
drehen sich beim Übergang in das Dyasterstadium in die radiäre Richtung. 
Die Chromosomen beider Richtungsspindeln erscheinen in der reduziert 
Anzahl. Diese beträgt 16. Ob durch die Richtungsteilungen oder ein 


— 333 — 


von beiden die Reduktion der Chromosomenzahl herbeigeführt wird, ist 
mindestens unsicher. Das äussere Bild spricht nur für eine Massenreduktion. 

Die Besamung der Eier der Maus erfolgt stets im Eileiter und zwar 
im Monasterstadium der zweiten Richtungsspindel. Erst nach der Besamung 
findet die Teilung der Chromosomen und die Metakinese statt. 

Werden Eier der Maus nicht befruchtet (atretische Follikel, Eierstocks- 
eier), so unterbleibt die Abschnürung des zweiten Richtungskörpers. Solche 
Eier haben also entweder bloss eine Richtungsspindel oder auch (seltener) 
daneben einen abgestossenen Richtungskörper. 

W. Berg, Strassburg. 


Biologie der Geschwülste. 


x92. Apolant, H. (Inst. f. exper. Pathol., Frankfurt). — „Über künstliche 
Tumormischungen.“ Zeitschr. f. Krebsf., Bd. VI, H. 2, Jan. 1908. 

Es wird von Neuem darauf hingewiesen, dass sich Carcinom und 
Sarkom gemischt zu einem neuen Geschwulsttypus gewissermassen amal- 
gamieren, einem typischen Carcinoma sarkomatodes. Verf. ist es gelungen, 
durch Beeinflussung der Proliferationsenergie der einzelnen Geschwulst- 
komponenten die verschiedenartigsten Mischungen dieser zu erzielen, welche 
alle Bilder vom einfachen Carcinom über das Carcinoma sarkomatodes zum 
reinen Sarkom durchliefen. Mit dem transplantablen Chondrom dagegen liess 
sich nie eine innige Tumormischung erzielen, sondern nur ein Neben- 
einander verschiedener Geschwülste, was auf den eigenartigen Wachstums- 
ledingungen des Chondroms beruhen dürfte. Für die allgemeine Geschwulst- 
pathologie ergab sich jedenfalls die nicht unwichtige Tatsache, dass Misch- 
geschwülste nur dann zustande kommen bzw, dauernd als solche bestehen 
können, wenn die biologischen Bedingungen für das Wachstum der ein- 
zelnen Komponenten annähernd die gleichen sind. Tritt in diesen Be- 
dingungen eine Verschiebung ein, so muss sich dies notwendigerweise in 
der Präponderanz der einen Geschwulstform über die andere geltend 
machen. Hart, Berlin, 


N93. Lewin, Carl (Inst. f. Iirebsf., Berlin). — „Furperimentelle Beiträge 
zur Morphologie und Biologie bösartiger Geschwülste bei Ratten und 
Mäusen.“ Zeitschr. f. Krebst., Bd. VI, H. 2, Jan. 1908. 

Durch Transplantation eines Mammacarcinoms (Adenocarcinoms) der 
Ratte gelang es Verf. im Verlaufe von 11 Generationen Adenocareinom. 
Caneroid, Spindelzellensarkom und Rundzellensarkom sowie Mischungen 
dieser vier Tumorfoımen zu erzielen. Der ursprüngliche Rattentumor zeigte 
sowohl klinisch als auch histologisch eine weitgehende Analogie mit den 
bösartigen Geschwülsten des Menschen: Die Tiere starben an Kachexie: 
der Tumor setzte schon makroskupisch nachweisbare Metastasen in fast 
allen Organen, bei intraperitonealer Impfung eine diffuse Carcinose der 
Serosa und Bauchorgane und wuchs deutlich infiltrierend. Die Virulenz 
der Geschwulst war im allgemeinen eine steigende mit einzelnen Remis- 
sionen, die Virulenzsteigerung wurde erzielt durch Verimpfung schnell 
wachsender Geschwülste, auch war Steigerung der Virulenz und Impf- 
ausbeute durch kurz aufeinanderfolgende Doppelimpfungen zu erzielen, 
Verf. ıst der Ansicht, dass der Einfluss der Rasse weder bei den Mäusen 
noch bei den Ratten ein so erheblicher ist, wie manche Autoren annehmen. 
Bei Ratten gelang es, den Tumor auf alle zur Verfügung stehenden Tiere 
verschiedenster Herkunft und Rasse. auch auf graue Bastarlratten zu über- 


— 3354 — 


impfen. Ähnlich war das Ergebnis der Verimpfung eines Mäusecareinoms 
auf graue und weisse, Jüngere Tiere zeigen eine erheblich höhere Impf- 
ausbeute als ausgewachsene. Das Geschlecht der Tiere ist belanglos. Di: 
Transplantationsfähigkeit des Rattentumors wurde weder durch Erhitzen 
auf 46° während einer Viertelstunde noch durch längeren Aufenthalt im 
Eisschrank vernichtet. Es gibt eine angeborene und eine erworbene 
Geschwulstimmunität bei den Ratten; Tiere, bei denen ein Tumor bis 
Pflaumengrösse wächst, zeigen spontanes Zurückgehen der Geschwulst und 
sind dann immun gegen weitere Impfungen mit allen Tumorformen. Se- 
wohl bei Ratten als auch bei Mäusen gelingt es fast immer, Tiere, die 
schon einen Tumor acquiriert haben, zum zweiten Male mit Erfolg zu 
impfen. Das spricht gegen die von Ebrlich aufgestellte Theorie der atrep- 
tischen Immunität. Es bestehen bei Ratten zwischen Carcinom und Sarkom 
gemeinsame immunisatorische Beziehungen. Mit Carcinom oder Cancroid 
negativ geimpfte Ratten oder solche Tiere, bei denen ein Tumor wieder 
resorbiert wurde, sind immun gegen Carcinom und Sarkom. Die Immu- 
nität bezieht sich auch auf Tumoren anderer Herkunft als des ursprüng- 
lichen. Durch Injektion von etwa 1 cm? Rattenblut gelingt es in beträcht- 
lichem Grade, die Tiere sowohl gegen Carcinom als auch gegen Sarkom 
zu immunisieren. Durch Verimpfung mit Rattencarcinom oder -sarkom 
werden Mäuse in hohem Grade gegen ein vollvirulentes Mäusecarcinom 
immun, ebenso umgekehrt. Hart, Berlin. 


894. Tyzzer, E. E. — „The inoculable tumors of mice.“ Journ. of Med. 
Res., Bd. XVII, p. 187—153, Nov. 1907. 


Die Inokulation mit dem Jensentumor ist während 10 Generationen 
fortgesetzt worden. Lebhaft wachsende Tumoren entwickelten sich in 
45,6 °/, der normalen Mäuse und in 16 °/, derselben gingen die Geschwälste 
wieder zurück. 

Ein Ehrlich-Siamm 11 ergab 52,6 °!, wachsende Tumoren und nur 
1 Geschwuslt, welche später verschwand. 

Beide Arten ergaben meist nekrotische Gewächse, weil ihr Wachstum 
so lebhaft war, dass die Blutgefässe nicht nachkommen konnten. Meta- 
stasen erscheinen meist in den Lungen. Nur 4 der 73 Mäuse zeigten 
‚dieselben. Die Lymphknoten waren nicht beteiligt. B.-0. 


895. Tyzzer, E. E. — „A series of twenty spontaneous tumors in mie. 
wilh the accompanying pathological changes and the results of the 
inoculation of certain of these tumors tuto normal mice.“ Journ. ol 
Med. Res., Bd. XVII, p. 155—197, Nov. 1907. B.-0. 


896. Tyzzer, E. E. — „A study of heredity in relation Lo the development 
of tumors of mice.“ Journ. of Med. Res., Bd. XVII, p. 199—211, Nov. 
1907. 

Die Daten befestigen die Ansicht, dass ein vererblicher Charakter in 

gewissen Familien der Mäuse besteht. B.-0. 


897. Spude, H., Pr. Friedland. — „Über Ursache und Bchandlung de 
Krebses.“ Zeitschr. f. Krebsf., Bd. VI, H. 2, Jan. 1908. 


Polemik gegen Fischer-Bonn. Hart, Berlin. 





— 335 — 


898. Abramowski. — „Zur Frage des endemischen Vorkommens von 
Krebs.“ Zeitschr. f. Krebsf., Bd. VI, H. 2, Jan. 1908. 

Verf. ist ein Anhänger der „‚parasitär-aquatil-humiden‘(!) Theorie 
Behlas und beschreibt an der Hand von Skizzen das gehäufte Auftreten 
von Krebs in zwei Dörfern, welche unmittelbar von den feuchten Wiesen 
eines kleinen Flüsschens umgeben sind. Besonders auffallend ist ihm, dass 
es sich fast nur um Magenkrebs in benachbarten Häusern handelt. 

Hart, Berlin. 

899. Kelling, Dresden. — „Über die Anwendung und die Deutung spezi- 
fischer Serumreaktionen für die Carcinomforschung.“ Zeitschr. f. 
Krebsf., Bd. VI, H. 2, Jan. 1908. 

Verf. bespricht des Langen und Breiten z. T. in polemischer Form 
gegen v. Dungern die bekannten von ihm angestellten Serumreaktionen, 
aus welchen er glaubt nachweisen zu können, dass die Carcinomzellen nicht 
nur körper-, sondern sogar artfremde Zellen sind. Aus seinen früheren 
Arbeiten ist ja bekannt, dass alle möglichen Tiere die Krebszellen liefern 
sollen. Das Bedauerliche dieser Ausführungen des Verfs. ist immer wieder die 
\ichtachtung, mit welcher er den mühsamen histologischen Forschungen 
über die Geschwülste von Johannes Müller bis zur Neuzeit begegnet, welche 
es doch mehr als wahrscheinlich machen, dass die Krebszelle eine Zelle 
des menschlichen Körpers ist und sich sogar funktionell von ihren Art- 
genossen nicht Zu unterscheiden braucht v. Hansemann fügt denn auch 
der Abhandlung eine Zurechtweisung in dieser Hinsicht an. 

Hart, Berlin. 

900. Bolognino, G. Turin. — „Maligne Geschwülste und erysipelatöse 
Infektion.“ Zeitschr. f. Krebsf., Bd. VI, H. 2, Jan. 1908. 

Verf. berichtet über zwei Fälle. in denen eine schwere erysipelatöse 
Wundinfektion Tumoren zum Schwinden brachte. welche als inoperabel 
galten. Zur Heilung einer malignen Geschwulst durch Streptokokken- 
infektion hält Verf. zweierlei für nötig: einerseits muss die Infektion sehr 
stark und anderseits die Geschwulst klein sein. Hart, Berlin. 


%01. Lindemann, Aug. (Pathol. Inst., Rud. Virchow Krankenh., Berlin). — 
„Ein Beitrag zum Carcinoma sarkomatodes.“ Zeitschr. f. Krebst., 
Bd. VI, H. 2, Jan. 1908. 

An der Hand eines Carcinoma sarkomatodes des Magens weist Verf. 
von neuem darauf hin, dass es sich bei diesen Geschwülsten um eine 
innige Vermischung beider Geschwulstkomponenten, eine Amalgamierung 
zu einheitlichem Tumor handelt. Diese innige Vermischung kann sich auch 
in den Metastasen zeigen oder aber in diesen entwickeln sich getrennte 
Charaktere, Die Geschwulst kann sich aus gleichzeitig beginnender aty- 
pischer Wucherung des Epithels und des Bindegewebes entwickeln oder 
aber es handelt sich um sekundäre krebsige Entartung des Krebsstromas. 

Charakteristisch scheint für diese Geschwülste, welche bei sorg- 
fältiger Klassifizierung recht selten sind, nach v. Hansemann das sehr 
maligne Wachstum zu sein. Hart, Berlin, 


%02. Kudo, T. (Path. Inst., München a. d. Isar). — „Das primäre Karzi- 
nom der Appendix.“ Zeitschr. f. Krebsf., Bd. VI. H. 2, Jan. 1908. 
Beschreibung einiger einschlägiger Fälle. Die relative (rutartigkeit 
der Appendixkrebse wird auf das Fehlen vieler äusserer mechanischer 
und chemischer Reize zurückgeführt. Was die Ursache der Neubildung an- 
Biophysik. Centralbi. Bd. III. 2 


betrifft, so neigt Verf. zur Annahme verlagerter oder abgespreneter Keim- 
anlagen, welche die Häufigkeit der Appendixkrebse besonders im jugend- 
lichen Alter erklären würde, Die öftere Entzündung scheint eher eine 
Folge der durch die primäre Geschwulstbildung verminderten Widerstands- 
fähigkeit zu sein. (Sekreistauung durch Stenvusen.) 

Hart. Berlin. 


Entzündung und Infektion. 


903. Buxton, B. H. und Traey, Martha (Cornell Univ. Med. School). — 
„Absorption from the perrloneal cavity, IX. Preparation of the peri- 
toneal cavity by injections of nuelein and od.“ Journ. of Med. Res.. 
Bd. XVII, p. 1—14, Okt. 1907. 

Wird Nuklein 24 Stunden vor der Inokulation mit Bakterien in di- 
Bauchhöhle injiziert, so wird die Schnelligkeit, mit welcher diese in andere 
Teile des Körpers dringen, stark vermindert. Die Lymphwege werden 
wahrscheinlich durch die Entzündungsvorgünge den Bakterien verschlossen. 
Öl hindert das Eindringen der Bakterien nur insofern, als es eine Eni- 
zündung hervorruft. B.-O. 


904. Pappenheim, M. (Dtsch. psychiatr. Klin., Prag). — „Beiträge zum 
Zellstudium der (Cerebrospinalflüssigkeit.* Zeitschr. f. Heilk., 1907, 
H. 10. 

Verf. hat die interessante Entdeckung gemacht, dass jede (err- 
brospinalflüssigkeit auf weisse Blutkörperchen einen schädigenden Eintluss 
ausübt, ganz besonders aber ist diese Fähigkeit dem Liquor der Para- 
Ivtiker eigen und es gelingt durch Erhitzung auf 56 Grad dieses Agens 
unschädlich zu machen. Für cytologische Untersuchungen empfiehlt es 
sich daher, der Lumbalflüssigkeit bald nach der Entnahme Formol zuzu- 
setzen. Viele, als besondere Zellformen in der Cerebrospinalflüssigkeit be- 
schriebenen Elemente sind sicherlich nichts als degenerierte Leukocrten. 
welche durch das Leukotoxin geschädigt worden sind. Ein besonderes 
Studium hat Verf. den von Sabrazes und Muratet unter dem Namen 
Hämatomakrophagen bezeichneten Elementen gewidmet. Ihre Anwesenheit 
soll für eine etwa vor einer Woche stattgehabte Hirnblutung sprechen, 
während Gelbfärbung des Liquor allein auch auf eine frühere, gelegentlich 
einer Punktion eingetretene Blutung zurückzuführen sei. Verf. konnte nun 
nachweisen, dass auch die Hämatomakrophagen Folgen einer solchen Ver- 
letzung sein können, denn in einem seiner Fälle fand er an der Dura 
mater entsprechend einer früheren Punktionsstelle typische Hämatomakreo- 
phagen. Hans Hirschfeld, Berlin. 


905. Dieterlen, F. (Kaiser. Gesundheitsamt), — „Über dus Aufwärts“ 
wandern der Bakterien im Verdauungskanul und seine Bedeutwn 
für die Infektion des Respirationstraktus.*  Gentrbl. f. Bact., Bd. 45. 
p. 385—388, Iez. 1907. 

In Anlehnung an die von Ficker ausgearbeitete Methodik brachte 
Verf. Prodigiosusaufschwemmungen Tieren per clysma bei. In en 
Organen einer Katze war der Keim nicht wieder zu finden, bei Hunden 
nur im Dickdarm und in der Mesenterialdrüse. Bei Pflanzenfressern da- 
gegen (Ziegen, Meerschweinchen. Kaninchen) enthielten Dünndarm. Magen. 
Ösophagus, Trachea und wenigstens eine Lunge, nie dagegen dlas Herzblut 
lebende Prodigiosuskeime. Ebenso verhielten sich (Geflügelcholera- uw 


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— 337 — 


Tuverkelbazillen: war der Osophagus unterbunden, so wurde die Lunge 
stets frei von den beigebrachten Keimen gefunden. 

Die Versuche werden ausführlich in den Arbeiten des Kaiserlichen 
Gesundheitsamtes mitgeteilt werden. K. Thomas. 


906. Daels, Fr. — „Over de betrekking tusschen de virulentie van den 
luberkelbacil en de lokaliseering der door hem veroorzaakte aandoe- 
ningen.“ Ned. Tijdschr. v. Gen., Bd. II, p. 1341, Nov. 1907. 

Verf. experimentierte an einer grossen Zahl Kaninchen betrelfs der 
nämatogenen Metastase von hineingebrachten Kulturen von Tubelkelbazillen. 
Lazu wurden in die Karotis injiziert: 

1. getötete Kulturen des Tuberkelbazillus des Menschen, 

2. lebende Kulturen verschiedener Virulenz desselben Bazillus, 

3. Kulturen von Tuberkelbazillen des Rindes. 

Lese Untersuchungen ergaben folgende Resultate: 

a) Tote und schwach virulente Kulturen des Menschenbazillus riefen 

nur Tuberkel im zuerst passierten Kapillarnetz hervor, nämlich im 
Auge, und erst sekundär von dieser Stelle aus bisweilen in den 
Lungen im zweiten Kapillarnetz. 

b) Menschliche Kulturen hoher Virulenz vermochten das erste Kapillar- 
netz zu passieren und primäre Metastasen in der Lunge zu ver- 
ursachen, 

ce} Die für Kaninchen sehr virulenten Kulturen des Rinderbazillus ver- 
ursachten eine primäre akute Miliartuberkulose über den ganzen 
körper, passierten also ungehindert auch das zweite Kapillarnetz. 

iese Experimente beweisen, dass bei hämatogener Infektion die Aus- 
hreitung des Prozesses nur wenig von der Bakterienzahl, aber vorwiegend 
vn deren Virulenz abhängig ist. J. de Haan, Groningen. 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 

Wi. Schubotz, H. — „Pyenothrir monocystoides, nov. gen. nov. spec., 
em neues ciliates Infusor aus dem Darm von Procavia (Hyrax) 
capensis (Pallas).“ Abdruck aus: L. Schultze, Forschungsreise im west- 
lichen und zentralen Südafrika, ausgeführt in den Jahren 1903—1905. 
Denkschriften d. med.-naturw. Ges. zu Jena, 190$, Bd. XIII. 

Das vom Verf. studierte, in mehr als einer Hinsicht hochinteressante 
Infusor war von Prof. L. Schultze gelegentlich einer Forschungsreise in 
Südafrika aus dem Darm des Klippdachses gesammelt worden. Die Grüsse 
des Tieres (2,2—3,2 mm) und seine spindelfürmige Gestalt geben ihm das 
Aussehen eines Nematoden. Die nähere Betrachtung zeigt eine gleich- 
mässige Bewimperung der ganzen Oberfläche, ein ausserordentlich scharf 
‘om Endosark getrenntes mächtiges Ektosark und zwei fast über die 
sanze Länge des Tieres verlaufende Wimperfurchen. Im Jindosark liegt 
der grosse, stark färbbare Macronucleus, dem ein kleiner, nieht färbbarer 
Nieronueleus eng angelagert ist. Besonders merkwürdig erscheint ein im 
Endosark verlaufendes, sich mehrfach verzweigendes Kanalsystem, das 
Stets an derselben Stelle, an der Grenze zwischen zweitem und letztem 
Drittel des Körpers, mit einem Porus nach aussen mündet. 

Das Studium des feineren Baues ergab eine Reihe weiterer bemerkens- 
Werter Befunde. Das durch seine Dieke imponierende Ektosark erweist 
sich als ein recht kompliziertes Gebilde, das nur schwierig eine Einteilung 
In Pellicula, Alveolarschicht und Corticalplasma, wie sie sonst bei Ciliaten 


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— 338 — 


üblich, zulässt. Die Gilien besitzen 2 Reihen von Basalkörperchen. 
eine äussere und eine innere, die durch Fibrillen miteinander verbunden 
sind. Weitere, stärkere Fibrillen verbinden die innere Reihe der Basal- 
körpercehen mit den zahlreichen Myonemen, welche den zentralen Teil dıs 
Ektoplasmas durchziehen. Diese Myonemen selbst lassen eine äussere längs- 
gerichtete und eine innere zirkuläre Schicht erkennen, und sind durch ein» 
feine Linie scharf vom Endosark getrennt. Nur dort, wo die Myo 
nemen zu den Wimperfurchen in Beziehung treten, lassen sie sich bis 
ins Endosark hinein verfolgen. Sie zeigen an diesen Stellen ein« An- 
ordnung, welche ihre Funktion als Sphinkteren der Wimperfurch-n 
erweist. 

Die Furchen zeigen in regelmässigen Abständen taschenfirmig" 
Ausbuchtungen ins Endoplasma hinein. Hier existiert also eine direkte 
Kommunikation zwischen Aussenwelt und Endosark, so dass wir di 
Wimperfurchen als Organe anzusehen haben, welche dem Cytostom uni 
Cytopharynx der Ciliaten entsprechen: nur dass Pyenothrix mehrer: 
solcher Mundôffnungen besitzt. 

Das Studium des Endosarks litt vielfach unter der Ungunst des 
Konservierungsmittels. Über die feinere Plasmastruktur liess sich daher 
nichts feststellen. Sicher ist, dass keine Vacuolen vorhanden sind. Ihre 
Funktion übernimmt offenbar das schon erwähnte Kanalsystem. B«- 
merkenswert ist seine Bewimperung, die sich mit Sicherheit wenigstens ir 
dem Hauptstamm nachweisen liess. Das Kanalsystem liegt ausschliesslich 
im Endosark. 

Der Kern ist von beträchtlicher Grösse und besitzt keine Membran: 
er enthält eine grössere oder geringere Zahl von Binnenkörpern. In einer 
dellenförmigen Vertiefung seiner Oberfläche liegt der linsenförmige Mier»- 
nucleus. Kernveränderungen, besonders durch Quellung, wurden häufig 
beobachtet, einmal auch ein Zerfall in einzelne unregelmässige Stückt. 
Folgerungen lassen sich aber aus den zu seltenen Beobachtungen vorläufig 
nicht ziehen. Besonders interessant ist die Tatsache, dass die Tiere häufig 
ihren Korn ausstossen. Verf. fand Tiere ohne Kern mit einer kleinen 
Austrittsöffnung im Ektoplasma und solche, bei denen das Ektoplasma 
dicht am Kern verdünnt und ein wenig vorgewölbt war. Diese Beot- 
achtungen sowie einige andere sprechen für einen Kernaustritt beim 
lebenden Tiere. Über die mannigfachen Kernerscheinungen wird jeden- 
falls erst die Beobachtung am lebenden Tiere völlige Aufklärung bringen 
können. 

Dies gilt mit fast noch mehr Berechtigung für die Kenntnis der 
Teilungsvorgänge. Immerhin bieten die wenigen Stadien, die Verf. 
beobachten konnte, schon ausserordentlich Interessantes. Die Teilung wird 
nämlich durch einen höchst merkwürdigen Vorgang eingeleitet: die Ab 
schnürung eines kernlosen Teils des Zellleibes. Das hintere. 
schmale Ende des Tieres knickt sich gegen das vordere, breitere, ab. 
wandert an der Oberfläche häufig bis fast zur Mitte und wird dann al 
gestossen. Dieser Abschnürungsvorgang scheint zu verschiedenen Zeit- 
punkten der Kernteilung. meist aber sehr früh, einzutreten. Der hern. 
Macronucleus, selbst zieht sich zunächst zipfelig aus. wird dann hantei- 
und spindelförmig mit verdickten Enden; weitere Stadien konnten im vor 
handenen Material nicht aufgefunden werden. Ebenso liegen für den Ver- 
gang der Plasmateilung vorläufig noch zu wenige Beobachtungen vr. 

Auch ineinandergeschachtelte Tiere wurden gefunden, die an Kon- 
jugationsvorgänge denken liessen: doch können diese Formen auch aul 


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— 339 — 


mechanischen Wege künstlich entstanden sein. Nicht uninteressant er- 
scheint auch das recht häufig beobachtete Vorkommen kleiner Nematoden 
im Innern des Infusors, die offenbar durch den Exkretionskanal als Schma- 
rotzer in das Tier eindrangen. 

Den gleichen Weg haben vielleicht auch zwei Arten kleiner Infu- 
saien genommen, die Verf. teils frei, teils aber im Zellleibe von Pycnothrix 
vorfand. Trotz der Ähnlichkeit im Bau glaubt Verf. aus gewichtigen 
Gründen diese Exemplare nicht als schizogenetisch entstandene junge Tiere, 
sondern als Schmarotzer, jedenfalls als eine ganz andere Art, betrachten 
zu müssen. 

Das beschriebene Infusor ist durch anatomische wie biologische Eigen- 
schaften in so vieler Hinsicht aussergewöhnlich, dass eine Untersuchung 
am lebenden Material sehr wünschenswert wäre. Verf., der als Mitglied 
einer wissenschaftlichen Expedition zurzeit in Zentralafrika weilt, wird 
hoffentlich zar Aufklärung dieser Fragen selber beitragen können. 

Riesser (M.), 


MS. Hoogenraad, H. R. (Rijswijk. Holand). — „Einige Beohachtungen 
an Vampyrella lateritia Leidy.“ Arch. f. Protistenk., Bd. VIII, p. 216. 
bis 224, 1907. Mit 10 Textfig. 

Kurze Bemerkungen über Morphologie, Ernährung, Enceystierung und Be- 
wegung von V. lateritia. Bemerkenswert ist, dass die Vampyrellen aus einem 
Gemisch verschiedener Algen (Cyanophyceen, Diatomeen, verschiedene Chloro- 
phyceen) ausschliesslich die Spirogyren befielen. Die grüne Farbe des 
Spirogyrachromatophors verschwindet fast unmittelbar bei seiner Aufnahme 
in den Vampyrellakörper. In den vom Verf. beobachteten Fällen brauchte 
d:e Vampyrella meist nur '/, Stunde, um den gesamten Inhalt einer Spiro- 
gyrazelle in sich aufzunehmen. W. Loewenthal, Hagenau i. Els. 


%9. Prandtl, Hans (Zool. Inst., München). — „Die physiologische Degene- 
ration der Amoeba proteus.“ Arch. f. Protistenk., 1907, Bd. VHI, 
p. 2831-293, 1 Taf., 2 Textfig. 

In dicht besetzten Kulturen der Amoeba proteus trat im Winter 
Degeneration der Amöben auf, die zum Aussterben der Kulturen führte. 
Die degenerierenden Amöben sind ebenso wie ihr Kern abnorm gross; sie 
zeigen das Bestreben, sich zu vielen an einem Punkt zu sammeln und 
manchmal fliessen zwei Tiere zusammen. Doch können mehrkernige Tiere 
auch durch direkte Kernteilung ohne nachfolgende Körperteilung entstehen: 
durch Ausstossung der überzähligen Kerne können die Tiere wieder ein- 
kernig werden. 

Von ausschlaggebender Bedeutung beim Degencrationsprozess sind 
die Kernveränderungen. Die hyperchromatischen Kerne geben ihren über- 
schüssigen Chromatingehalt ans Protoplasma ab, wodurch dieses stark färb- 
bar wird, schliesslich geht der ganze Kern entweder unter Ausstossung 
seines gesamten Chromatins oder unter Auflösung seiner Membran zu- 
runde. Solche kernlos gewordenen .\möben können noch leben und sich 
bewegen, aber wahrscheinlich keine Nahrung mehr aufnehmen. -` 

Die Schnelligkeit der Degeneration hängt von der Höhe der Tempe- 
ratur ab; bei höherer Temperatur (25°) treten im Protoplasma doppelt- 
brechende Kristalle auf, die allem Anschein nach aus dem ausgestossenen 
Chromatin entstehen. W. Loewenthal, Hagenau i. Els, 


— 340 — 


910. Mencl, Em. (Zoolog. Inst., böhm. Univ., Prag). — „Nachlräge zu 
den Strukturverhältnissen von Bacterium gammari Vejd.“ Arch f 
Protistenk., 1907, Bd. VIII, p. 259—280, 1 Taf. 

Bei entsprechender Färbung mit Eisenhämatoxylin lässt sich bei Bact. 
vammari ein Kern mit Kernmembran und Nukleolen nachweisen; ferner in 
gewissen Stadien zwei kugelförmige Chromosomen und ein, dem Centrio 
vergleichbares, an der Innenwand der Kernmembran liegendes Centralkorn. 
Es lässt sich also kein prinzipieller Unterschied zwischen Protozoen- und Prota- 
phytenkern einerseits und Metazoen- und Metaphytenkern anderseits machen 
und der Schluss ziehen, dass entweder allen Lebewesen ein gleicher Bau- 
plan zugrunde liegt, oder aber die Bakterien nicht so niedrig stehend 
Organismen sind, wie man angenommen hat. 

Verf. nimmt bei B. gammari einen Wirtswechsel zwischen dem Krebs 
und einem noch unbekannten Wirt an und setzt dementsprechend einen 
komplizierteren Entwickelungsgang des Organismus voraus. 

W, Loewenthal, Hagenau i. Els. 

911. Penard, E., Genf. — „Recherches biologiques sur Lieberkihnie” 
Arch. f. Protistenk., 1907. Bd. VIII, p. 225—258, 22 Textfig. 

Die gelbliche Farbe des Plasmas von L. paludosa beruht auf. der An- 
wesenheit etwa 1 w grosser, sphärischer Körnchen, die wahrscheinlich 
Reservenahrungsstoffe sind; bei Nahrungsmangel aufbewahrt, werden die 
Lieberkühnien blasser, verlieren die gelben Körnchen, und dafür treten 
kristalloide Körper (Exkretkörner) auf. Die allen Gromien gemeinsame 
ständige Rotationsbewegung der Plasmamasse (Crclose) ist in ihrer Stärke 
im allgemeinen proportional der Beleuchtungsintensität, der Aktivität und 
dem Jugendzustand des Individuums. 

Die feinen Pseudopodien werden von dem aus der Schalenöffnun: 
herausgetretenen und sich auf der ganzen Oberfläche der Schale aus 
breitenden Ektoplasma gebildet; auf der Oberfläche der Pseudopodien sin 
an der Bewegung der feinen Granula erkennbare Strömungen des hall 
flüssigen, hyalinen Plasmas, deren Richtungen sich vielfach kreuzen. Auch 
Nahrungspartikel werden von diesen Strömungen dem Entoplasma zuge 
führt, und zwar werden diese Partikel schon von den Pseudopodien zu 
3—4 u grossen kKügelchen verarbeitet, die nicht mehr als Algen oter 
andere organisierte Körper erkennbar sind. Trotz dieser extracellulären 
Vorverdauung besitzt auch das Entoplasma selbst die Fähigkeit, zu ver- 
dauen und es konnte die Überführung ganzer Euglenen und kleiner Dit 
tomeen ins Körporinnere beobachtet werden. Es ist bei L. paludosa leicht, 
das Pseudopodiennetz durch Druck aufs Deckglas vom übrigen Tier zu 
isolieren und mehrere Tage lebens- und bewegungsfähig zu erhalten: vm 
aus der Schale ausgepresstes, kernloses Stück eines Tieres nahm sogi 
noch Nahrung auf. Durch Druck voneinander getrennte Teilstücke des 
Tieres können sich wieder miteinander vereinigen. 

W, Loewenthal, Hagenau i. Els. 

912. Kinoshita, K. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg). — 
„Untersuchungen über Babesia canis (Piana und Galli- Var” 
Arch. f. Protistenk., 1907, Bd. VII, p. 294—320, 2 Taf. 

Es werden von diesem unter dem alten Namen Piroplasma bt 
kannteren Blutparasiten «die verschiedenen intra- und extracellulären Ent 
wickelungsstadien beschrieben, Jugendformen, Schizogonie und männliche 
und weibliche Geschlechtsformen, die sich durch den Bau des Kerns unter- 
scheiden. Die Bahesien besitzen einen bisher übersehenen Blepharoplast 


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— 341 — 


und es können sich unter den männlichen Individuen Fiagellatenformen 
entwickeln, deren Geissel unter Einwirkung von Natriumcitrat eine be- 
deutende Länge erreichen kann. Bei Aufbewahrung parasitenhaltigen Blutes 
in Eisschrank gehen die in den Blutkörperchen enthaltenen Stadien 
(Schizonten und unreife Gameten) ebenso wie die reifen männlichen Ga- 
meten innerhalb der ersten vier Tage zugrunde; die noch bis zu 39 Tagen 
nachweisbaren Dauerformen sind auf überlebende, reife weibliche Gameten 
zurückzuführen. W. Loewenthal, Hagenau i. Els. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


913. Lucas, Keith and Mines, G. R. (Phys. Lab., Cambridge). — „ Tempe- 
rature and ercitadility.“ Journ. of Physiol., 1908, Bd. 36, p. 334. 

An Muskel und Nerven der Kröte wurde die Beziehung von Tempe- 
ratur und Erregungsfähigkeit studiert. Reizung wurde durch von einer 
Batterie gelieferte Ströme von kurzer und langer Dauer herbeigeführt. Die 
Versuchsergebnisse bestätigen die Angaben von M. und Mme. Lapicuue, 
welehe die Entladungen von Kondensatoren verschiedener Kapazität ver- 
wendeten. Sutherland Simpson (C.). 


914. Lucas, Keith (Physiol. Lab., Cambridge Univ). — „On the rate of 
variation of the exciting current as a factor in electrical excitation.” 
Journ. of Physiol., 1908, Bd. 36, p. 253. 

Ein Versuch, die Beziehung zu bestimmen, welche zwischen der Cie- 
schwindigkeit der Steigerung eines elektrischen Stromes und dem zur 
Reizung nötigen Minimum der Stromstärke besteht. Um Änderungen in 
der Stromstärke hervorzurufen, benutzt Verf. an Stelle des Örthorhenononms 
von Fleischl einen selbstkonstruierten Apparat. In bezug auf die Kon- 
struktion sei auf das Original verwiesen, das eine genaue Beschreibung und 
Abbildungen des Apparates enthält. 

Für den Ischiaticus der Kröte wurde gefunden, dass wenn die Strom- 
Steigung abnimmt, die zur Reizung nötige Stromstärke zunimmt, bis schliess- 
lich ein Minimum der Stromsteigung erreicht wird, so daß für eine ge- 
ringere Steigung Reizung überhaupt nicht mehr erzielt werden kann. 

Diese minimale Steigung ist steiler für den Froschnerven als für den 
Nerven der Kröte. 

Die minimale Steigung für den Nerven eines Tieres ist ungefähr 
zehnmal so steil als die für den Muskel desselben Tieres. 

Sutherland Simpson (C.). 

915. Boeke. J. und De Groot, G. J. — „Physioloyixche regeneratie van 
neurofibrillaire eindnetten.“  Zittings versl. Koninki. Acad. v. Wetensch., 
Bd. XVI., p. 319. 30. Nov. 1907. 

Bielschowsky behauptet, sich stützend auf mit den neueren Methoden 
angefertigten Präparate, dass die Achsenfaser und die Randfasern des sich 
an der Maulwurfschnauze befindenden Eimerschen Organs in keinem 
näheren Konnex zu den Epithelzellen dieses Organes stehen: die in regel- 
mässigen Abständen an diesen Nervenfasern vorkommenden Varikositäten 
sollten auf Zerfallsprodukte zurückzuführen sein, indem sie nur erst an 
der Verhornungszone des Epithels deutlich hervorträten. Botezat hält sie 
für epizelluläre Gebilde. Die von den Verff, vorgenommenen Untersuchungen 
beweisen jedoch in einleuchtender Weise die Richtigkeit der älteren Meinung 
Eimers und Huss. nach welcher diese Terminalkürperchen in die Zellen 
hineindringen: die für sich vedenden Präparäte wurden nach Bielschowsky- 


u. BD 


Pollack angefertigt. In den tieferen Zellschichten liegen die Körperchen 
noch interzellulär im Verlaufe der Faser, nur lokale Erweiterungen des 
Neurofibrillennetzes. Erst an den 4—5 oberen Schichten gelangen sie zur 
völligen Ausbildung, dringen seitwärts in eine Zelle hinein und sind nur 
mit einem Stiele mit der Faser verbunden. 

Die über dem Organe sehr dünne Hornschicht ist in schnellem Zer- 
falle begriffen. wird fortwährend durch tiefere Zellen ersetzt, und zugleich 
damit lösen die Terminalkörperchen der oberen Schicht die Verbindung mit 
der an dieser Stelle degenerierenden Nervenfaser, und werden atrophisch: 
neue Terminalkörperchen wachsen aus der Tiefe heran, und geraten zur 
Ausbildung. 

Nur den völlig entwickelten Varikositäten kommt wahrscheinlich per- 
zipierendes Vermögen zu; allem Anschein nach werden sie kein inte- 
erierender Bestandteil des Zellprotoplasmas, sondern bleiben von einer 
dünnen Schicht perifibrillärer Substanz umgeben. | 

J. de Haan, Groningen. 
916. Jordan, H., Ncapel. — ,,Beitrag zur physiologischen Technik fiir 
‚Tonusmuskeln‘ vornehmlich bei wirbellosen Tieren nebst Beschreibung 
eines Mess- und Registrierapparales für die Reaktionen solcher Muskeln.“ 
Pflügers Arch., Bd. 121, p. 221, Jan. 1908. 

Wendet man die beim Studium der Skelettmuskeln von Wirbeltieren 
üvlichen Registrierapparate ohne weiteres für die Untersuchung der Muskeln 
wirbelloser Tiere an, so kommt man zu Fehlschlüssen aus folgenden 
Gründen: 

1. Die Reizbarkeit sogen. Tonusmuskein, d. h. solcher, die auch in 
der Ruhe einen bestimmien relativen Verkürzungsgrad beibehalten, 
ist abhängig vom Grad des Tonus. Je niedriger der Tonus. desto 
höher die Reizbarkeit. 

2. Der Grad der Kontraktilität auf einen bestimmten Reiz hängt vom 
Tonus ab. Er wächst, wenn der Tonus abnimmt. 

3. Der Tonus ist von der Last abhängig. Überlastung bedingt 
Dehnung des Muskels und der Tonus selbst sinkt bei Überlastung. 

Hieraus ergibt sich, dass wir bisher kein absolutes Mass für den 
Tonus haben, da wir den Punkt: Tonus und Erregung = O nicht be- 
stimmen können. Da wir die absolute Länge des Muskels nicht kennen. 
können wir auch nichts über die relative Verkürzung aussagen. Ebenso- 
wenig besitzen wir Konstanten für die Erregbarkeit oder Kontraktilität bei 
bestimmter Reizstärke. Es fehlen bisher absolute Zahlen. Verf. hatte di- 
her Recht, einen Apparat zu konstruieren, mit dessen Hilfe man, seiner 
Ansicht nach, allgemein gültige Normen aufstellen kann. 

Das Prinzip desselben ist, dass ein Muskel mit einem gewöhnlichen 
Schreibhebel durch einen über eine Rolle gehenden Faden so in Verbindung 
steht, dass der in horizontaler Richtung wirkende Muskelzug in eine verti- 
kale Hebelbewegung übergeführt wird. Das zweite Ende des Muskels ist 
ebenfalls mittelst Hakens mit einem über eine Rolle gehenden Faden ver- 
bunden. Der Muskel ruht auf einer Glasplatte. Mit Hilfe dieser Anordnung 
gelingt es. den Muskel verschieden stark zu spannen und zu entlasten und 
das Verhältnis von Muskel zu Hebel zu kontrollieren. Zur Messung des 
Tonus bewährt sich am besten die Anordnung, bei konstanter Last die 
Länge des Muskels zu bestimmen. Über die Einzelheiten in der Anordnung. 
die vielen einzelnen Ratschläge der Messung der Reizbarkeit und Kontrakt 
vitit muss auf das Original verwiesen werden. 


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— 343 — 


Ein Registrierungsapparat für sehr lang andauernde und sehr aus- 
giebige Kontraktionen wird von Albrecht in Tübingen geliefert. 


Franz Müller, Berlin. 


917. Margulies, Alexander (Psychiatr. Klin, Prag). — „Zur Frage der 
Regeneration in einem dauernd von seinem Zentrum abgetrennten 
peripherischen Nervenstumpf.“ Virch. Arch., Bd. 191, H. 1, Jan. 1908. 

Verf. kommt zu folgenden Schlussfolgerungen: 


Arch. 


= 1. Nach der Durchschneidung eines peripherischen Nerven treten im 


distalen Stumpf markante Degenerationserscheinungen ein, Achsen- 
zylinder und Markscheide schwinden vollkommen. 


2. Die Schwannschen Zellen bilden durch Vermehrung und Massen- 


zunahme ein neues, spezifisches Fasergewebe. 


. In diesem unfertigen Zusiande verharrt der Nerv, wenn er dauernd 


vom Zentrum abgetrennt bleibt. 


. Er differenziert sich zum vollwertigen, mit Achsenzylinder und 


Markscheide ausgestatteten Nerven, wenn die Verbindung mit dem 
Zentrum wieder hergestellt wird. 


. Autogene Regeneration, d. h. Bildung vollwertiger Nerven, findet 


im dauernd abgetrennten Nervenstumpf bei erwachsenen Tieren 
nicht statt. 

Jede Nervenregeneration ist ein autonomer Wachstumsvorgang, in- 
sofern die anatomische Grundlage des Nerven von den Schwann- 
schen Zellen aufgebaut wird. Hart, Berlin. 


918. Bassin, N. (Phys. Inst. Bern). — „Aann das Herz tetanisiert werden?“ 


f. (Anat. u.) Phys. H. 5/6, p. 428, Dez. 1907. 


Verf. schliesst aus seinen zahlreichen beigegebenen Kurven, dass es. 
| 1. 


keinen Tetanus des Herzens gibt. Die anscheinend auftretenden 
Summationen der Zuckungen sind durch unregelmässige Über- 
höhungen, bei denen „verschiedene Abteilungen des Froschherzens 
convulsiv zusammengewirkt hätten“, durch ungleichzeitige Kon- 
traktion der Spitze und der Basis der Kammer, durch wachsende 
Pulsreihen (Bowditchsche Treppen) mit abortiven Diastolen u. a. m. 
bedingt. 


. Tonische Herzkontraktionen sind niemals grösser als maximale ein- 


füche Pulse. 


. Die Vagi vermögen das erwärmte Herz genau so zu hemmen wie 


das kühl gehaltene. Franz Müller, Berlin. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Atmung. 


919. Sandoz, Charles. — „Untersuchungen über die Bedeutung des Ster- 
nalwinkels bei Lungentuberkulose.“ Diss., Basel, 1907. 
Verf. zieht aus seinen Untersuchungen folgende Schlüsse: 


L. 


2 


Der Sternalwinkel bei Phthisikern ist individuell sehr verschieden 
gross, so dass man nicht imstande ist, irgend einen konstanten 
Wert der Abflachung dieses Winkels bei Phthisikern zu finden. 


. Die Exkursionsgrösse in der Gelenkverbindung zwischen Manubrium. 


und Corpus sterni bei Phthisikern variiert, in Zahlen ausgedrückt, 
zwischen O und 20°. 


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3. Die Verkürzung des antero-posterioren Brustdurchmessers kann bei 
Phthisikern nicht als Ursache eine Neigungsabnahme der den 
Sternalwinkel bildenden Ebenen haben. 

4. Der Sternalwinkel hat nach den Ergebnissen der vorliegenden 
Untersuchungen nicht diejenige Bedeutung für die Entstehung der 
Lungenspitzentuberkulose, die Rothschild ihm zuschreihen möchte. 

F. Loeb. 
‘920. Kahn, R. H. (Phys. Inst., Prag). — „Zur Physiologie der Trachzo. 
Arch. f. (nat. u.) Phys., H. 5/6. p. 398, Dez. 1907. 

Am kuraresierten Hunde wurde eine Tracheakanüle möglichst tief ein- 
geführt, die mit Hilfe eines Obturators die Luftröhre kopfwärts luftdicht 
verschloss, darauf die Luftröhre direkt unterhalb des Kehlkopfs geütnet 
und vermittelst Stopfen das Innere des luftdicht verschlossenen Halsteils 
der Trachea mit einem Registrierapparat verbunden. Die Trachealmuskein 
werden also während der Beobachtung normal durchblutet und innerviert. 

Der Verf. findet, dass die Trachealmuskulatur auf dem Wege des 
Rekurrens vom Vagus her motorisch innerviert wird. Nach doppelseitiger 
Vagusdurchschneidung ist der Tonus nicht vollkommen aufgehoben, da- 
gegen verschwinden die spontanen rhythmischen Kontraktionsänderungen. 
(Sofort nach der Durchschneidung tällt die Kurve infolge Erschlaffung steil 
ab, doch bald stellt sich der frühere Tonus, wenn auch auf niedrigerem 
Niveau wieder her). Die an der Trachealwand liegenden (ranglien unter- 
halten auch einen aber nur geringen Tonus. Selbst bei maximaler 
Kontraktion der Muskeln ist die Verengerung der Trachea sehr germs. 
Die Verengerung selbst wird aktiv durch Muskelkontraktion bedingt. die 
Erweiterung erfolgt passiv durch die durch Verbiegung der Knorpel aus 
gelösten elastischen Kräfte (wie schon früher Horvath beobachtet hat. 
Trachealmuskeln können maximal einen [nnendruck von 40—50 mm Hg 
überwinden. Erhöht man den Druck stärker, so stehen die Muskeln une! 
isometrischen Bedingungen: Kontraktion der Muskulatur bewirkt keine 
-Querschnittsänderung mehr, sondern eine Änderung der elastischen Spannung 
der Wand. Adrenalin wirkt erschlaffend, entsprechend der Beobachtung 
von Brodie und Dixon über die erschlaftende Wirkung des Adrenalins au! 
die Bronchialmuskulatur. Es greift wahrscheinlich u. a. an den Ganglien 
an der Wand der Trachea an. Die Muskulatur ist durch Reizung der 
zentralen Enden des Lungenvagus, des Laryngeus sup., Recurrens, Ischiz- 
dieus, Femoralis, reflektorisch erregbar. Im vordersten Teil des gvrus sig- 
moideus anterior liegt ein Zentrum für die Kontraktion. Im gvrus corunais 
ein solches für die Erschlaffung der Trachealmuskulatur. Lungendehnung 
und Collaps erzeugen reflektorisch Erschlaffung bzw. Kontraktien der 
Trachealmuskeln. Die physiologische Funktion dieser Muskeln besteht 
darin, bei Druckerhöhung in der Trachea (Schreien, Singen, Husten) dur 
eleichzeitige Kontraktion die Pars membranacea vor Zerreissung und Lbrr- 


.dehnung zu schützen. Franz Müller, Berlin. 
Circulation. 
921. Strassburger (Med. Klin., Bonu). — „Weitere Untersuchungen ihr 


Messung des diastolischen Blutdruckes.* Dtsch. Med. Woch,, 1803. 
H. 2 u. 3. 
Verf. hält nach seinen Erfahrungen das Tonometer von Recklin?- 
hausen unter den Instrumenten zur Bestimmung diastolischen Blutdrucks 
zurzeit für das vollkommenste. Die Messung mittelst dieses Apparates. auf 


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— 349 — 


oszillatorischem Wege, gibt aber für einen Teil der Fälle zu tiefliegende 

Werte, insbesondere dann, wenn die pulsatorischen Iiruckschwankungen 

beträchtlich sind. Es lässt sich diese Tatsache feststellen, wenn man an 

geeigneten Personen mit der von Verf. angegebenen Methode zur Bestim- 
mung des Minimaldruckes in den Arterien vergleichende Messungen vor- 
nimmt. Die Ursache dieser Divergenz erblickt Verf, in der Unvollkommen- 
heit, mit der die Druckschwankungen in der Brachialarterie durch die 

Manschette auf das Tonometer übertragen werden. Man gelangt zu einem 

Verständnis dieser Erscheinung, wenn man für die Entstehung der grossen 

Schwankungen im Manometer nicht bloss das Auf- und Zuklappen der 

Arterie berücksichtigt, wie dies von Recklinghausen im wesentlichen getan 

hat, sondern auch die der Arterienwand eigentümlichen Elastizitätsverhält- 

nisse betrachtet, für deren Verhalten diese Arbeit experimentelle Belege 
hringt. Es gelingt jedoch, nach Verfs. Erachten, mit Hilfe des Tonometers 
von Recklinghausen korrekt zu arbeiten, wenn man die Methode, durch 
welche die Oszillationen in der Manschette gemessen werden, mit der Beob- 
achtung des Pulses peripherisch von der Manschette, am besten bei ein- 
facher Palpation, verbindet. Beide Methoden ergänzen sich gegenseitig, da 
jede für sich dort besonders sichere Resultate gibt, wo die andere versagt. 

Man kann ferner noch die oszillatorische Messung dadurch zuver- 
lässiger gestalten. dass man nicht nur auf die Grösse, sondern auch auf das 

Phänomen des Zitterns und Hängenbleibens des Zeigers achtet. 

Zuelzer. 

922. Capps, J. A. und Lewis, D. D. (Lab. of exp Therap.. Univ. of Chicago). 
— „Observations upon certain blood-pressure-lowering reflexes that 
uvise from irritation of the inflamed pleura.“ Am. Journ. Med. Se., 
Bd. 134, p. 868—894, Dez. 1907. 

Mechanische und chemische Reizung der entzündeten Pleura (Terpentin) 
verursachte bei einigen Hunden keine Veränderung des Blutdruckes, bei 

anderen jedoch eine starke Verminderung desselben. B.-O. 


923. Hewlett, A. W. (Cooper Med. College, San Franeisco). — „The inter- 
pretation of the positive venous pulse.“ Journ. of Med. Research, 
Bd. XVII, p. 119—136, Okt. 1907. 

Drei Ursachen werden für das Erscheinen einer positiven Venenpuls- 
welle während der Systole der Kammern angegeben, nämlich 

a) gleichzeitige Systole der Vorkammern und Kammern, 

b) Lähmung der Kammern und 

c) Tricuspidalisfehler. B.-0. 


924, Joung, C. J. und Hewlett, A. W. (Cooper Med. College, San Fran- 
cisco), — „The normal pulsations within the vesophagus.* Journ. ot 
Med. Research, Bd. XVI, p. 427—434, Juli 1907. 

Lie mittelst einer in den Ösophagus eingeführten Sonde erhaltenen 

Cardiogramme werden beschrieben. B.-0, 


925. Guthrie, C. C, und Pike, F. H. (Phys. Lab., Univ. of Chicago. — 
„Further observations on the relation between blood pressure and the 
respratory movements.“ : Am. Journ. of Physiol., Bd. XX, p. 451—456, 
Jan. 1908. 


Eine weitere Prüfung ihrer Resultate ergab ganz ähnliche Schluss- 
folgerungen, nämlich 


— 346 — 


1. dass die Grösse oder Kraft der Atembewegungen gewöhnlich 
während des Bestehens eines hohen Blutdruckes abnimmt und 
bei niedrigem Drucke zunimmt und 


2. dass unter den Bedingungen ihrer Versuche die Erhöhung des 
Druckes eine grössere Schnelligkeit und geringere Tiefe der Atmung 
und vice versa nach sich zieht. B.-0. 


926. Porter, W. T. und Quinby, W. C. (Phys. Lab., Harvard Univ. Med. 
School). — „Further data regarding the condition of the vasomotor 
neurons in ‚shock‘.*“ Amer. Journ. of Physiol., Bd. XX, p. 500—505, 
Jan. 1908. 


Entgegen der Annahme, dass während des Wundschocks die Gefäss- 
zentren durch die eintretenden starken Reizungen geschwächt und ge- 
hemmt sind, geben Verff. an, dass diese sich nicht in einem Zustande der 
Hemmung befinden. Sie haben schon früher gezeigt, dass starke periphere 
Reizungen .den Blutdruck nicht merklich verändern. B.-O. 


927. Klemperer, F. (Physiol. Inst., Berlin). — „Zur Einwirkung des 
Kampfers auf das Herzflimmern.“ Arch. (f. Anat.) u. Physiol, 1907, 
p. 545. 


Von 8 Versuchen an überlebenden nach Langendorff gespeisten Katzen- 
herzen ergaben 7 eine Wirkung des Kampfers: Flimmern wurde danach erst 
durch stärkere Ströme ausgelöst. Nach Ausspülung des Kampfers genügte 
der ursprüngliche geringe Reiz. Das schon bestehende Flimmern wurde 
nicht regelmässig durch Kampfer beseitigt. 


6 Versuche an Katzen intra vitam verliefen positiv: 10—7 cm RA. 
erzeugte ohne Kampfer tödliches Flimmern, mit Kampfer vorbehandelte 
Tiere ertrugen bis RA. 1—0 cm, bevor Flimmern auftrat. Auch hier 
kommen Ausnahmen vor. Bei Hunden waren die Resultate unsicher: deut- 
lich aufgetretenes Flimmern wurde nicht beseitigt, doch war das Herz 
gegen den Induktionsstrom weniger empfindlich. 


An Frosch geht das durch Erwärmen und Reizung hervorgerufene 
Flimmern regelmässig bei Kkampferaufträufelung zurück; die Wirkung be- 
ruht auf einer Herabsetzung der Reizbarkeit des Herzmuskels. 

Franz Müller, Berlin. 


928. Nierstrasz, V. E (Physiol. Lab., Utrecht). — „Ruuwolfine als hart- 
gif.“ Doktor-Diss., Febr. 1907. Siehe Bioch. C., VIL, No. 132. 


929. Borustein, A. (Med. Klinik, Genf). — „Über die Wirkung des Chloro- 
forms und des Chloralhydrats auf den Herzmuskel.* Arch. f. (Anat. u.) 
Phys., 1907, p. 383. 


Beim genauen Studium der Beeinflussung der Grundeigensehaften 
des Herzmuskels zeigt sich, dass neben primären Änderungen der Kon- 
traktilität, Anspruchsfähigkeit, Leitfähigkeit und Rhythmus auch primär 
die normalen Beziehungen zwischen diesen gestört werden können. 

So gibt es einen „optimalen“ Rhythmus, der beim unvergifteten 
Herzmuskel ceteris paribus die grössten Systoien erzeugt: dieser optimale 





z Ai ? NE gl dE 
i i 
Ea = 
Em M o o oO B ; 


ie 


Rhythmus ändert sich nun bei der Vergiftung. Als Beispiel hat Verf. 
früher die Erwärmung anführen können: positiv rhythminotroper Effekt 
(d. h. Beschleunigung des Rhythmus ohne Abnahme der zuvor bei ge- 
ringerer Frequenz höchstmöglichen Kontraktionen). Er zeigt jetzt an der 
abgeklemmten Herzspitze dasselbe für Chloralhydrat (0,1 °/,) und Chloro- 
form (0,01°/, in Ringerlösung). Mit anderen Worten: es nimmt die 
Restitution der Kontraktilität schneller zu als zuvor und die 
erreichbare Kontraktilität bleibt unverändert. Die meist beob- 
achtete negativ-inotrope Wirkung tritt beiChloralhydrat und Chloroform erst bei 
!üfach höherer Konzentration ein (1 °/, bzw. 0,1°/,). Auch die Anspruchs- 
fähigkeit ist ja bei Beginn der Kontraktion auf Null gesunken und steigt 
dann bis zu einer gewissen Höhe, um von da ab langsam abzunehmen. 
Es gibt nun einen bestimmten Rhythmus, der durch den kleinstmöglichen 
Reiz aufrecht erhalten wird: „Rhythmus des kleinsten Reizes“, der 
nicht mit optimalem Rhythmus identisch ist. Das musste schon nach 
Engelmanns Auffassung von der gegenseitigen Unabhängigkeit der Grund- 
eigenschaften erwartet werden. Man kann nun eine Giftwirkung beobachten, 
dio in einer Änderung der Geschwindigkeit besteht, mit der die Anspruchs- 
fähigkeit zur alten Höhe wieder ansteigt: rhythmobathmotroper Effekt. 
So ist der kleinstmögliche Reiz imstande, nach der Vergiftung (0,1 °}], 
Chloralhydrat, 0,01 °/, Chloroform) bedeutend schnellere Rhythmen aufrecht 
zu erhalten, als zuvor, und die durch ihn nicht mehr erzeugbaren schnellen 


‘Rhythmen können durch einen viel schwächeren Reiz als zuvor erzeugt 


werden. Die negativ-bathmotrope Wirkung (Sinken der Reizschwelle) tritt 
erst bei 0,7 °/, Chloralhydrat bzw. 0,1 °/, Chloroform ein. Die bathmotrope 
Wirkung verschwindet bei Auswaschen des Giftes (reversibler Prozess), die 
rhythmobathmotrope dagegen geht selbst nach Stunden noch nicht zurück 
(irreversibler chemischer Vorgang in der Zelle). 

Wie beim Skelettmuskel sind beim Herzmuskel Spannungsänderungen 
ohne Einfluss auf die Anspruchsfähigkeit und ihre rhythmischen Schwan- 
kungen, Franz Müller, Berlin. 


30. Polimanti, ©. — „Comment se comportent la pression sanguine et 
la resmration dans l’empoisonnement aigu par le chloroforme.“ Arch. 
ital. de biol., 1907, Bd. 48, p. 115. 

Entgegen der verbreiteten Ansicht, dass bei der akuten Chloroform- 
vergiftung das Herz den Stillstand der Respiration um. ungefähr 2 Minuten 
überlebt, stellt Verf. bei einem Versuche fest, dass der Tod durch gleich- 
zeitigen Stillstand der Atmung und des Herzens erfolgt. 

Pincussohn. 

931. Burton-Opitz, R., New York. — „Der Einfluss des intraabduminulen 
Druckes auf die Strömung in den Venen.“ Pflügers Arch., Rd. 121, 
p. 156, Jan. 1908. 

Stromuhrmessungen in der Vena jugularis externa ergaben eine Zu- 
nahme des Strömungsvolumens während der Einatmung, in der Höhe ent- 
sprechend der Tiefe der Atembewegungen. Dementsprechend bewirkte die 
Erniedrigung des Druckes in der Brusthöhle durch Reizung der Phrenici 
Erhöhung des Blutvolumens. 

Kontraktion des Zwerchfells erzeugte meist Verlangsamung der Blut- 
ströomung in der Femoralvene, wohl infolge Erhöhung des Druckes in der 
Bauchhöhle und Stauung. Wird der intraabdominale Druck entweder 
durch Nachhintendrücken der vorderen Bauchwand oder Einblasen von Luft 


« 


— 38 — 


in die Bauchhöhle erhöht, so tritt im ersten Fall eine weit schnellere 
venöse Stauung ein als im zweiten. Verf. nimmt an, dass im ersten Fall 
der Druck sich nicht nach allen Richtungen verbreitet, sondern hauptsäch- 
lich die untere Hohlvene betrifft. Sobald der intraabdominale Druck er- 
niedrigt wird, kehrt das Strömungsvolumen in der Femoralvene und auch 
der Venendruck zur Norm zurück. 

Auf den Blutstrom in der Vena jugularis externa hat Erhöhung des 
intraabdominalen Druckes keinen Einfluss. Franz Müller, Berlin. 


932. Burton-Opitz, R., New York. — „Eine Stromuhr für die Messung 
der Blutvolumina der Venen.“ Pflügers Arch., Bd. 121, p. 150, Jan. 
1908. 

Beschreibung eines im Prinzip der Hürthleschen Stromuhr ähnlichen 
Apparates, bestehend aus einem Zylinder mit Kolben, der durch das ein- 
strömende Blut bewegt wird und dessen Bewegungen verzeichnet werden. 
Durch Wagerechtstellen des Zylinders und Anbringung der Eintrittstelle 
des Blutstromes auf einer direkt unter dem Zylinder befindlichen v- 
förmigen wagerechten Drehscheibe konnte der Zylinder auf fast dasselbe 
Niveau wie die blutspendende Vene gebracht und dadurch die Messung 
empfindlicher als bisher gestaltet werden. Die Stromuhr wird vor dem 
Gebrauch mit Öl abgerieben und die Luft durch gewärmte Kochsalzlüsung 
entfernt, darauf mit dem Einströmen des Blutes ans dem Blutgefäss be- 
gonnen. Franz Müller, Berlin. 


933. Josue, O0. — , Pathogénie de l'artériosclérose.“ Soc. biol., Bd. 63, 
H. 29, Okt. 1907. 

Die Arteriosklerose ist das Resultat der Verteidigungsmittel, die der 
Organismus aufbietet, um die Integrität und Funktionsfähigkeit der Arterien 
zu erhalten. Hierbei kommen jedoch ausser den produktiven auch degene- 
rative Veränderungen zustande, so dass man die Arteriosklerose als eine 
Verletzung zwecks Verteidigung auffassen kann. Pincussohn. 


934. Harvey, W. H. (Pharm. Lab.,’Univ. of Cambridge, England). — „Eır- 
perimental bone-formation in arteries.“ Journ. of Med. Res.. Bd. XVII. 
p. 25—34, Okt. 1907. 

Die Bildung von Knochen kann experimentell in Arterien angeregt 
werden. Die Bildung findet in nekrotischen Herden statt. Ein Zwischen- 
gewebe ist oft vorhanden, welches Knorpel ähnelt. Der Vorgang besteht 


in einer \Mletaplasie des Bindegewebes. B.-0. 
935. Schmid, Julius (Physiol., Inst., Breslau). — „Der Blutstrom in dr 


Pfortader unter normalen Verhältnissen und bei experimenteller Be- 
einflussung.*  Habilitationsschrift, Breslau 1907, 95 p. 

Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse: 

1. Mittelst Einführen der Stromuhr in die Pfortader lässt 
sich beim Hund die Hauptmenge (Ausfall von Gefässen durch 
Unterbindung usw.) des der Pfortader zuströmenden Blutes be- 
stimmen. Unter der Annahme, dass gleiche Organgewichtsteile 
von gleichen Blutmengen versorgt werden, wird aus der ge 
messenen Menge das gesamte Pfortaderstromvolumen berechnet. 
Bei der Katze lässt sich in der Regel (kein Ausfall von Gefüssen) 
der ganze Pfortaderstrom messen. 


ee mm € o = 


OS 


— 349 — 


Darnach ergibt sich als Min.-Vol. beim und (Durchschnitt 
von 7 Vers.) 118,2 cm? bei 88,3 mm Hg Aortendruck und 10 mm 
Hg Pfortaderdruck; bei der Katze (Durchschnitt aus 9 Vers.) 42,0 
em" bei 58,4 mm Hg Aortendruck und 9,8 mm Hg Pfortaderdruck. 
Pas Min.-Vol, pro 100 g Organ beträgt beim Hund 19,6, bei der 
katze 28,8 cm?. Aus diesen Werten findet sich berechnet der: 
Widerstand der Strombahn in Magen, Darm, Milz, Pankreas einer- 
seits, in der Leber anderseits. Der Blutstrom der Milz wurde 
einmal am Hund gemessen. Er beträgt — am selben Tier — für 
die Gewichtseinheit dieses Organs gegenüber den übrigen „Pfort- 
aderorganen“ zirka den sechsfachen Wert. | 


. Wo respiratorische Schwankungen im Pfortaderstrom auf- 


getreten sind, verlaufen diese beim Hund und bei der Katze gleich- 
sinnig. Während der Inspiration erfährt der Blutstrom in der 
Piortader eine Verlangsamung mit Drucksteigerung, welcher mit 
Beginn oder kurz nach der Exspiration eine Beschleunigung des 
Druckes folgt. Die Erklärung dieser Tatsache ist zunächst eine 
nur hypothetische. 
Intrabronchiale Drucksteigerung bewirkt eine erhebliche AD- 
nahme des Pfortaderstromes unter Drucksteigerung 

a) infolge der gleichzeitigen Abnahme des Aortendruckes, 

b) infolge der Behinderung des Abflusses des Pfortaderinhaltes 

nach der Vena cava, in welcher der Druck erheblich ansteigt. 


. Adrenalin in die Ven. facial. injiziert ruft in der Regel eine 


Kontraktion der Splanchnicusgefässe hervor, die so erheblich sein 
kann, dass der Blutstrom in der Pfortader stockt. Dementsprechend 
fällt der Pfortaderdruck zunächst, er, steigt aber später über den 
ursprünglichen Wert an infolge einer nun eintretenden Erhöhung 
des Widerstandes der Lebergefässe. Diese Wirkung auf die Leber- 
gefässe tritt erst zu einer Zeit ein, wo sich boreits der Krampf 
der Darmgefässe wieder löst. 


. Digitalis ruft regelmässig eine erhebliche Steigerung des Ptort- 


aderstromvolumens hervor, unabhängig von einer meist gleichzeitig 
auftretenden geringen Aortendrucksteigerung. (Auch bei gleich- 
bleibendem Aortendruck nimmt das Pfortaderstromvolumen zu.) 
ber Pfortaderstromvermehrung kann eine Stromverminderung (mit 
Tod des Tieres) folgen. 


.An der Verringerung der Gesamtblutmenge durch Ader- 


lass ist das Pfortadersystem gleichmässig mitbeteiligt. Der dureh 
den Aderlass gesunkene Aortendruck steigt wieder an, in den vor- 
liegenden Versuchen nicht durch Widerstandserhöhung im Pfort- 
adersystem. 

Bei Splanchnicusreizung weist der Pfortaderstrom einen, unabhängig 
von Reizdauer, zeitlich bestimmt verlaufenden Reizettekt auf. Es 
tritt sofort eine Steigerung des Aortendruckes auf, gleichwohl 
Strom uud Druck in der Pfortader zunächst noch unverändert oder 
gestiegen sind, erst später nehmen diese ab: daraus ist zu 
schliessen, dass bei der Kontraktion der Darmgefässe ein Aus- 
pressen des Blutes nach der Pfortader zu stattfindet, daher zu- 
nächst gleiehbleibende oder vermehrte Strömung. Das spätere Ver- 
halten des Pfortaderdruckes lässt erkennen, dass auch die Pfort- 
ader und ihre Verzweigung in der Leber an der Gefässkontraktion 
teilnimmt. 


— 350 — 


Die Ergebnisse der Splanchnicusreizungsversuche decken sich 
vollständig mit den von v. Basch erhaltenen. 


8. Unter Dyspnoe treten Veränderungen des Pfortaderstromes auf, 
welche denen bei Splanchnicusreizung ähnlich sind. 
‘Fritz Loeb, München. 


Blut. 


936. Löwit, M. (Inst. f. Path., Innsbruck). — „Über die Membran und 
die Innenkôrper der Süugetiererythrocyten.“ Zieglers Beitr., 1997, 
Bd. 42, H. 3. 

Zur Darstellung der Erythrocytenmembran, deren Existenz bekannt: 
lich von vielen Autoren bestritten wird, gibt Verf. folgende Methode an- 
Lufttrockene Deckglastruckenpräparate kommen zunächst in eine !/,°j,ize 
methylalkoholische Lösung von S-Fuchsin oder Orange, wo sie 4 bis 
8 Minuten bleiben, um dann in Methylalkohol abgespült zu werden. Danach 
bringt man sie in 1°I,ige wässerige Lösungen von Toluidinblau, Thionin oder 
Methylenblau, auf denen man sie 3—5 Sekunden schwimmen lässt, um 
sie rasch abzuspülen. Erwärmen der Präparate ist zu vermeiden. Die 
Färbung mit basischen Farbstoffen allein bringt die Membran nicht zur 
Darstellung. | 

Auch die Erythroblasten (d. h. die vom Verf. so genannten häm- 
globinfreien oder -armen Zellen mit Radkern) zeigen eine Membran, niemals 
dagegen die Leukocyten. Ob die weissen und roten Zellen eine gemein- 
same Stammform haben, lässt sich mit Hilfe der Entscheidung, ob sie eine 
Membran besitzen oder nicht, kaum klären. 

Die Innenkörper der Erythrocyten hält Verf. nicht mehr, wie früher, 
für Kernreste. Zu ihrer Darstellung erwärmt er auf '/,°/,iger methyl- 
alkoholischer S-Fuchsinlösung schwimmende Deckglaspräparate und lässt 
sie dann noch 4—8 Minuten in der Kälte stehen. Dann wird mit Toluidin- 
blau oder Thionin in 1°/,iger wässeriger Lösung gefärbt. Bei Dunkelfeid- 
beleuchtung kann man auch im frischen ungefärbten Präparat an einzelnen 
Erythrocyten einen Innenkörper auffinden, der sogar beweglich erschien. 
Embryonales Blut war sehr arm an Innenkörpern. Verf. sieht in ihrem 
Auftreten ein Zeichen physiologischer Alterung. 

Hans Hirschfeld, Berlin. 


937. Hasselbalch, K. A. und Heyerdahl, S. A. (Finseninstitut, Kopenhagen). 
— „Om nogle fysiske Aarsager til Variationer i Mängden af Blodt-- 
gemer.“ (Über einige physikalische Ursachen zu Variationen in der 
Menge von Blutkörperchen.) Oversigt over det kgl. danske Videnskabers 


Selskabs Forhandl., 1907. No. 5, p. 219—264. S.-A. 


Verff. untersuchten zuerst, ob die durch Lageveränderungen des 
menschlichen Körpers bewirkten Variationen in der Pulsfrequenz einen Ein- 
fluss auf die Leukocytenzahl im Ohrenvenenblut ausübt. 

Es zeigte sich zuerst an normalen Menschen, dass die Zahl der 
Loukocyten beim plötzlichen Übergang vom Stehen zum Liegen deutlich 
abnimmt, während bei der umgekehrten Lageveränderung eine Vermehrung 
eintritt. An Patienten mit Herzkrankheiten zeigte sich, dass diese Leuk»- 
cytenänderungen zuweilen dem eben erwähnten entgegengesetzt sind: war 
indessen die durch Lageveränderungen hervorgerufene Änderung der Puls- 
frequenz normal. änderte sich die Leukocytenzahl, wie für normale Menschen 
gefunden. 


— 31 — 


In bezug auf die Bedeutung der Hauthyperämie (dureh Lichtbehand- 
lung) fanden Verff,, dass eine lokale Erweiterung der I\apillaren entweder 
keine oder eine geringfügige Änderung der Leukocytenzahl bewirkt. Eine 
auseedehntere Gefässdilatation hat kaum einen Einfluss auf die Zahl der 
Formelemente, wenn sie nicht von Änderungen in der Herzaktion begleitet 
wurden, 

Verff. fanden schliesslich, dass kurzdauerndes Laufen eine Hyper- 
leukocytose hervorruft, welche hauptsächlich durch den Übergang von Ruhe 
zu kräftiger Herzaktion hervorgerufen wird. Eine entsprechende Änderung 
in der Zahl der roten Blutkörperchen wurde nicht nachgewiesen. 

Dass die Pulsfrequenz für das beschriebene Phänomen nicht das 
einzig Massgebende sein kann, schliessen Verff. aus ihren Versuchen: Die 
Pulsamplitüde muss jedenfalls mitbestimmend sein. 

S. Schmidt-Nielsen. 

938. Orland, Ferdinand (Med. Univ.-Klinik, Bonn). — „Die neueren Er- 
gebnisse iber das Verhalten der Leukocyten mit Beiträgen zur Unter- 
suchung des ‚neutrophilen Blutbildes‘ beim gesunden und beim kranken 
Säugling.“ Diss., Bonn, 1907/08, 70 p. 

Fritz Loeb, München. 

939. Daskalitza-Kofmann, S. (Gynäkol. u. Frauenklinik, Genf). — „In- 
fluence de lacıde nucleinique sur la répartition des leucocytes dans le 
sang du coeur et de la péripherie.“ Thèse de Genève, 1907, No. 147, 
p. 92. Fritz Loeb, München. 


940. Pollitzer, Hans (IL med. Univ.-Klin., Wien. — „Beiträge zur 
Morphologie und Biologie der neutrophilen Leukoryten.* Zeitschr. f. 
Heilk., 1907, H. 10. 

In dieser sehr ausführlichen Arbeit (Verf. will im Laufe von 8 Monaten 
+, Millionen Leukocyten analysiert haben !?) gibt Verf. eine Schilderung 
über die Morphologie der neutrophilen Leukocyten, zu welchem Zwecke er 
sich ausschliesslich der Leishmanschen Färbung bedient hat. Seine Resultate, 
die dringend zur Nachprüfung auffordern, stehen mit manchen unserer 
grundlegenden Anschauungen im Widerspruch. Es seien hier die wesent- 
lichsten Resultate des Verf. zitiert: Es scheint sich bei der Granulierung 
der neutrophilen Leukoeyten nicht um Einschlüsse im Protoplasma zu 
handeln, sondern um eine dritte Substanz von wabenförmigem Bau, die 
ıwischen Kern und Protoplasma eingeschaltet ist und selbständige Eigen- 
schaften hat. Die Myelocyten sind in Wahrheit echt polymorphkernig 
(Verf. hat Myelocyten lediglich im anämischen Blute studiert). „Was wir 
als Kernbild, besonders bei älteren Färbungsmethoden zu sehen bekommen, 
ist eine Silhouette, die dem Zufall ihre Entstehung verdankt. Die Defi- 
nition der Myelocyten als einfach kernige Zellen mag vielleicht heute noch 
didaktischen Zwecken genügen, den Tatsachen aber entspricht sie nicht 
und die Konsequenzen, die aus ihr gezogen wurden (Arneth), haben ihre 
Unzulänglichkeit erwiesen. Die Entwickelungslinie des Myelocytenstammes 
wird durch zwei andere Punkte bestimmt: die allmähliche Strukturierung 
des Chromatines und daneben die Abnahme der Cyanophilie des Proto- 
plasmas.“ „Die reifen polymorphkernigen Leukocyten des Blutes sind 
einer Teilung fähig. Ihr Nuklearapparat stellt im Ruhezustande ein ein- 
heitliches Gebilde dar, dessen Lagerung im allgemeinen von mechanischen 
Verhältnissen bestimmt wird.“ Verf. gibt eine Reihe von Abbildungen, 
Welche die Teilung polymorphkerniger Leukocyten im strömenden Blute 


== SD s 


‚darstellen. Referent muss gestehen, dass er derartige Bilder niemals 
gesehen hat. Die Arnethsche Lehre von der Leukocytenalterung verwirit 
Verf. vollkommen. Hans Hirschfeld, Berlin. 


941. Pollitzer, Hans (ll. Med. Klinik, Wien. — „Zu Arneths Ver- 
schiebung des neutrophilen Bluthbildes‘.“ Dtsch. Arch. f. klin. Mwd. 
1907, Bd. 92, H. 1 u. 2. 

Gegen die bekannte Lehre Arneths von der Bedeutung der Kernzat. 
der Neutrophilen ist Verf. schon früher aufgetreten und hat behauptet 
dass es im Blut überhaupt keine Zellen gäbe, die das Arnethsche Kriterium 
der Jugendlichkeit zeigen, die Verschiebung des Blutbildes sei ein Tau- 
schungsbild, verursacht durch andere Vorgänge. In der vorliegenden Arbeit 
gibt Verf. eine genauere Darstellung seiner Befunde. Arneth hat nur mit 
Triacid gefärbt. das die einzelnen Kernfragmente nur undeutlich gefärtt 
erscheinen lässt, in Hämatoxylinpräparaten und solchen mit Leishmanscher 
Färbung sieht man niemals Zellen der Klasse I Arneths, sondern nur 
solche mit vielfach fragmentierten Kernen. Bei Infektionskrankheiten kommen 
nun Kernveränderungen vor, welche die Fragmentierung veiıwischen, uri 
zwar: 1. Zusammenballung, 2. Quellung, 3. Degeneration des Chromatıns. 
Derartig veränderte Zellen sind natürlich keine jugendlichen Elemente. 
Es gibt nun aber auch Zustände, wo im Blut wirklich jugendliche Ele- 
mente in grösseren Mengen auftreten und zwar Myelocyten und jungė. 
gelapptkernige Neutrophile mit allen Zeichen der Unreife: man spricht dann 
von submyelämischem Blutbeiund. Jedenfalls ist Arneths System zu ver 
werfen, es ist ein Trugbild. Von bemerkenswerten histologischen Einzel- 
heiten sei erwähnt, dass der Verf. bei perniciöser Anämie Kugelkern- 
leukocyten und eine auffällige Affinität der eosinophilen Granula sowie 
Eosin gefunden hat. Hans Hirschfeld, Berlin. 


942. Perrin, Maurice (Lab. d. l. clinique d. Prof. Spillmann). — „L: 
leucocytes chez les cirrhotiques. II. Etude qualitative.“ Soe. biv.. 
Bd. 63, H. 34, Nov. 1907. 

Während die Leukocytenzahl bei der Cirrhose wenig verändert is. 
unterliegt die Verteilung einer Modifikation. Im allgemeinen findet sieh 
Vermehrung der grossen Mononukleären, leichte Eosinophilie in den Pe- 
rioden des Blutersatzes, und Neutrophilie mit Granulis. 

Durch Lebercirrhose werden quantitative Veränderungen der Leuk- 
eyten nicht notwendigerweise herbeigeführt. Eine solche erfolgt im aii- 
gemeinen erst unter dem Einfluss von Komplikationen. Pincussohn. 


943. Schnütgen (Poliklinik Senator). — „Über das Verhalten der Lew» 
cyten des Blutes bei Kälteeinwirkung.*“ Zeitschr. f. klin. Medicin, 19W. 
Bd. 64, H. 3 u. 4. 

Die Ergebnisse des Verf. sind folgende: 

1. Nach einem warmen Bade werden die roten Blutkörperchen meist 
vermehrt, die weissen vermindert. 

2. Das Verhältnis der roten zu den weissen Blutkörperchen wärhs! 
immer im Anschluss an ein warmes Bad. 

3. Mit der Zunahme der Zahl der neutrophilen Zahlen beobachtet man 
nach Wärmeapplikationen vielfach ein Abnehmen der Lymphocvten. 

4. Die Zahl der eosinophilen Zellen nimmt in der Mehrzahl der Falk 
nach einem warmen Bade ab. 


| 


— 353 — 


5. Die Zahl der roten Blutkörperchen ist nach dem kalten Bade (trotz 
aboluter Vermehrung) relativ geringer als nach dem warmen Bade, die 
«ler weissen verhält sich umgekehrt. Die Verhältniszahlen der roten zu 
den weissen Blutkörpern sind nach dem kalten Bade kleiner als nach dem 
warmen. 

6. Prozentuell ist die Zahl der neutrophilen Zellen unter den Leuko- 
cyten nach dem kalten Bade meist geringer als nach dem warmen Bade, 
die der Jymphocyten meist grösser, die der eosinophilen Zellen meist 
kleiner. 

T. Nach dem kalten Bade vermehrt sich oft die Zahl der roten Blut- 
körper, die der weissen vermehrt sich stets ganz beträchtlich. 

8. Das Verhalten der roten zu den weissen Blutkörperchen sinkt in 
der Mehrzahl der Fälle im Anschluss an ein kaltes Bad. 

9. Die neutrophilen Zellen vermindern sich zumeist nach einem kalten 
Bade, die Lymphocyten vermehren sich. 

10. Vielfach vermehrt sich die Zahl der eosinophilen Zellen nach 
Kälteapplikation. | 

11. Das Verhalten des Blutes aus Venen und Kapillaren mit Bezug 
auf die roten und die einzelnen Formen der weissen Blutkörper ist ohne 
Kälteeinwirkung nicht wesentlich verschieden. 

12. Sowohl das Verhältnis der roten zu den weissen Blutkörpern wie 
das der neutrophilen Zellen, der Lymphocyten, eosinophilen Zellen und 
Mastzellen des Blutes aus Venen und Kapillaren schwankt nach Beein- 
flussung durch Kälte im Vergleich zueinander in geringem Grade. 

13. Bei Leukämie beobachtet man nach einem kalten Bade eine Zu- 
nahme der roten und auffälligerweise eine Abnahme der weissen Blut- 
körper. Das Zahlenverhältnis der roten zu den weissen Blutkörperchen 
nimmt zu. 

14. Die Prozentzahl der neutrophilen Zellen ist nach einem kalten 
Bade, bei Leukämie und Erythrocytosis megalosplenica vermindert, die der 
Lymphocyten vermehrt, also auch umgekehrt, wie man dies sonst nach 
Kälteapplikation beobachtet. 

15. Nach einem kalten Bade nimmt die Prozentzahl der eosinophilen 
Zellen und Mastzellen bei Leukämie meist ab. 

16. Bei Erythrocytosis megalosplenica ist nach einem kalten Bade 
die Zahl der roten Blutkörper vielfach vermindert, die der weissen ver- 
mehrt. 

17. Die Verhältniszahl der roten zu den weissen Blutkörperchen sinkt 
bei Erythrocytosis megalosplenica nach Kälteeinwirkung. 

18. Die Prozentzahl der eosinopbilen Zellen bei Erythrocytosis megalo- 
splenica sinkt nach Kälteeinwirkung, die der Mastzellen steigt. 

Hans Hirschfeld, Berlin. 


Verdauung und Drüsen. 


944. Roeder, H. (Exp. biol. Abteil. d. pathol. Inst., Berlin). — „Ein ex- 
perimenteller Beitrag zur Pathogenese der Salivation bet Verdauungs- 
krankheiten.“ Arch. f. Kinderheilk.. Bd. 47, H. 1—3, Dez. 1907. 

Hunde mit permanenten Fisteln der Unterkiefer-, Unterzungendrüse 
und der Parotis wurden vom Darm und nach Anlegung einer Magenfistel 
bzw. der Ösophagotomie vom Magen und Ösophagus aus chemisch, mecha- 
nisch und elektrisch gereizt. Vert. entnimmt aus seinen Versuchen, dass 
von der Schleimhaut der inneren Oberfläche des Gastrointestinaltraktus eine 


— 334 — 


Absonderung der Speicheldrüsen retlektorisch überhaupt nicht angeregt! 
werden kann. Nar wenn gleichzeitig bei intensiver Reizung infolge mangel- 
hafter Lokalisation des Reizes oder durch Übergreifen des Reizes auf emp- 
findsame Teile schmerzhafte Empfindungen oder wenn dabei allgemeine 
Bewegungen dieses Teiles entstehen, kann Speichelfluss eintreten. Zur 
unbedingten Auslösung des Speichelflusses ist ein drittes Moment not- 
wendig. Dass der Speichelfluss vor der Ösophagotomie eintrat und nach 
derselben ausblieb, scheint Verf. zu beweisen, dass einmal die Integrität 
der Speiseröhre Voraussetzung ist und anderseits die Heraufbeförderung 
geringer Spuren von Schleim und Mageninhalt mittelst der vom Verf. be- 
obachteten Würgebewegungon durch Reizung der einzelnen Abschnitte der 
\Mundhöhlenwand für die Entstehung des Speichelflusses als ein auslöseniles 
Moment in Betracht kommen könnte. 

Verf. nimmt an, dass die von der Darmschleimhaut ausgeübten Reize 
die (von Kast studierte) \Wandströmung vom Magen durch den Usophagus 
bis zur Mundhöhle steigerten und durch den vermehrten Flüssigkeitsstrom 
auf die Mundhöhlenwand und auf die zentripetalen Endapparate der Speichel- 
drüsen einwirkten. Dies bedeutete auf die klinischen Verhältnisse über- 
tragen, dass die Salivation bei den Verdauungskrankheiten in der Weise 
zustande kommt, dass die durch die jeweilige Erkrankung in den Ver- 
dauungsorganen erfolgte funktionelle oder anatomische Schädigung die für 
den ganzen Intestinaltraktus und insbesondere für den Ösophagus er- 
wiesene rückläufige Wandströmung in krankhafter Weise steigert und die 
Vermehrung des durch sie bedingten Flüssigkeitsstromes vom Magen nach 
der Mundhöhle die Speicheldrüsen zu reizen und direkt zu einer Absonde- 
rung anzuregen vermag. W. Wolff. 


945. Lanz, O. — „I. Over transplantatie.“ Ned. Tijdschr. v. Gen., Bd. H, 
p. 1335, Nov. 1907. 

946. Lanz, O. — „II. Erperimenteele vervanging van het mesenterium.“ 
Ibid., p. 1337. 

Verf. versuchte experimentell ein 50 cm langes Stück des Dünn- 
darmmesenteriums bei zwei Hunden durch das grosse Netz zu ersetzen: 
die Hunde starben nach einigen Monaten; das entsprechende Darmstück 
war verkürzt, aber noch lebend. Ungleich viel günstiger war das bei 
einer Frau erhaltene Resultat, bei welcher infolge eines Magenkrebses eine 
Pylorusresektion vorgenommen wurde; dabei musste eine Partie des Meso- 
colon hinweggenommen werden, und, wegen der hoffnungslosen Lage der 
Patientin, wurde es gewagt, das Defizit durch Netz zu ersetzen; voll- 
ständige Heilung trat ein. J. de Haan, Groningen. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


947. Valentin, E. (Path., Bern). — „Der Einfluss letaler Verbrennungen 
auf das histologische Bild der Schilddrüse.“ Virchows Archiv, Bd. IU. 
H. 1, Jan. 1908. 

Als auffallendste Veränderung fand sich eine sehr lebhafte Desqua: 
mation der Epithelien, welche vakuolisiert, aufgequollen und, wie der zer- 
setzte Rand vermuten lässt, in Auflösung begriffen waren. Auch die Kerne 
erscheinen vielfach gequollen, zeigen starke Wandhyperchromatose, vielfach 
Pyknose und Auflösung. Eine Minderzahl von Zellen erleidet gerade ent- 
gegengesetzte Veränderungen, sie scheinen geschrumpft, gleichsam aus- 
getrocknet und fliessen vielfach zu grösseren Klumpen mit zahlreichen 


pyknotischen Kernen zusammen. Zuweilen findet sich auch völlige Nekrose 
der Epithelien. Das Kolloid ist spärlich, anscheinend oft resorbiert und 
zeigt durchweg eine schleimige Umwandlung. Diese Veränderungen, für 
welche eine kadaveröse Natur besonders abgelehnt wird, zeigen sich bei 
hindern erheblicher als bei Erwachsenen, dagegen scheint weder die Inten- 

sität der Verbrennung noch die Lebensdauer nach dieser eine Rolle zu 

spielen. Eine Entscheidung, ob die Ursache der Veränderungen in der 

Blutveränderung oder in der Einwirkung von Toxinen zu suchen ist, war 

nicht zu treffen, wahrscheinlich aber kommt der letzteren eine Bedeutung zu. 

Hart, Berlin. 

448. Forsyth, D. (Charing Cross Hospial, London). — „The parathyroid 
glands. — PartI. Their function and relation to the thyroid gland.“ 
Quart. Journ. of Med., 1908. Bd. I, p. 150—172. 

In der kinleitung wird die Literatur über die Schilddrüse und Ncben- 
schilddrüsen kritisch besprochen. Die vergleichend histologischen Unter- 
suchungen des Verf. bestätigen im allgemeinen die Befunde von Vincent 
und Holtz (Bioch. C., IH, 739; Biophys. C., Il. 741). Die Unter- 
suchung der Schilddrüsen und Nebenschilddrüsen bei 77 Tieren (Vögel und 
Säugetiere), sowie pathologische Daten führen Verf. zu folgenden Schluss- 
folgerungen: Die Nebenschilddrüsen sind nicht embryonale Reste der 
Schilddrüse. sondern Teile derselben, die zwar schon eine deutliche Zell- 
tätigkeit zeigen, aber noch keine Tubuli gebildet haben. 

Die Nebenschilddrüsen können in Schilddrüsengewebe übergehen; vel- 
schiedene Stadien des Überganges können nachgewiesen worden. 

Die Nebenschilddrüsen sind also im wesentlichen mit der Schilddrüse 
identisch, Sie haben keine besondere Funktion, sondern sezernieren das 
gleiche Material wie die Schilddrüsen. 

Der Arbeit sind 18 Abbildungen, welche verschiedene Typen der 
Schilddrüse und Nebenschilddrüse darstellen, beigegeben. 

Cramer. 

949. Disselhorst, R. (Anat.-physiol. Abt. d. landwirtsch. Inst., Halle). — 
nGewichts- und Volumzunalime der männlichen Keimdriisen bei Vögeln 
und Säugern in der Paurungszeit, Unabhängigkeit des Wachstums.“ 
Anat. Anz., Bd. 32, H. 5, 31. Jan. 1908. 

Verf. weist auf folgende bekannte Tatsachen hin: Die Grösse und 
das Gewicht der Keimdrüsen ist von dem Körperwachstum unabhängig. 
Sie ändert sich durch Pubertät und Brunst und zwar am stärksten bei den 
Vögeln. Bis Fringilla kann der funktionierende Hoden auf das 300 fache 
des ruhenden Hodens anwachsen. Der Hoden eines Enterichs in der 
Paarungszeit hat etwa die Grösse desjenigen eines 10endigen Hirsches. 

Diese Tatsachen scheinen vielfach unbeachtet geblieben zu sein, wie 
ein Aufsatz von Mencl (Anat. Anz., Bd. 31, No. 17/18) beweist, der die 
Geschlechtsorgano eines brünstigen Enterichs als merkwürdig hyperplastisch 
beschreibt., Berg. Strassburg, 


Tierische Wärme. 


50. Simpson, Sutherland (Physiol. Dep., Edinburgh Univ.). — „The body 
temperature of fishes and other marine animals“ Proc. Roy. Soc. 
Edinburgh, 1908, Bd. 28, p. 66. 

Die Körpertemperatur verschiedener Arten von Seefischen und von 

im Meer lebenden Crustaceen und Echinodermen wurde bestimmt und mit 

der Temperatur des umgebenden Wassers verglichen. Die Körpertemperatur 


— 356 — 


ist fast immer etwas höher als die Temperatur des umgebenden Wassers; 
jedoch ist der Unterschied niemals mehr als ein Bruchteil eines Grades. Der 
Unterschied ist am grössten bei der grössten dər untersuchten Arten: beim 
Kabeljau (Gadus Morrhera) wurde das Maximum von 0,7° gefunden. Bei 
vielen der kleineren Arten ist gar kein Temperaturunterschied. 

Die vom Verf. becbachteten Werte sind viel niedriger als die früheren 
Autoren, deren Beobachtungen sich meist auf Süsswasserfische beziehen. 

Autoreferat (C.). 
951. Rogers, L. — „The relationship of the incidence of heartstrokr to 
meteorological conditions.“ Proc. Physiol. Soc., p. XXVIII, 19. Okt. 1907: 
Journ. of Physiol., Bd. 36, No. 2 u. 3. 

363 in der britischen Armee in Indien vorgekommene Hitzschläze 
können auf die Temperatur und die Feuchtigkeit der Luft zurückgeführt 
werden. Dies beweist, dass dieser Zustand aus rein physiologischen Ur- 
sachen erklärt werden kann, und dass die Tatsachen die Anschauung. dass 
dieser Zustand von Mikroben verursacht ist, nicht rechtfertigen. 

Sutherland Simpson (C.). 


Centralnervensystem. 


952. Davies, H. Morriston. — „The functions of the trigeminal nerre.” 
Brain. 1907, p. 219; nach Autoref. in Rev. of neurol. u. psychol. 
1907, No. 11. 

Verf. erörtert die Verteilung und Natur der Äste des Trigeminus an 
der Hand früherer Arbeiten und an den Befunden bei 30 Patienten, denen 
das Ganglion gasseri wegen Trigeminusneuralgie entfernt war. Die meisten 
Patienten wurden bei verschiedenen Gelegenheiten und in Zwischenräumen 
bis zu 7 Jahren untersucht, so dass es möglich war, genau die Veränd-- 
rungen des anästhetischen Feldes zu bestimmen, das nach der Nerven- 
durchschneidung zurückblieb. In einer Anzahl von Fällen fand eine wesent- 
liche Verringerung des anästhetischen Feldes statt, die immer nach 6, ge- 
wöhnlich nach 2 Monaten beend»st war. Die Hauptäste des Nerven zeigten 
bei den verschiedenen Individuen beträchtliche Verschiedenbeiten, die in 
vier gut abgegrenzten charakteristischen Typen klassifiziert werden konnten. 
Der Ast für den äusseren Gehörgang und der für die Mundschleimbant 
variierten ebenfalls innerhalb ziemlich weiter Grenzen, waren aber nicht ın 
so bestimmten Typen zu klassifizieren. Eine Beziehung zwischen den 
Versorgungsgebieten des Nerven im Gesicht, im äusseren Gehürgang und 
im Mund konnte nicht festgestellt werden. Das Trommelfell wurde in 
ca. '/, der Fälle ganz, in !/, teilweise und in ca. der Hälfte der Fälle gar 
nicht vom Trigeminus versorgt. Soweit Verf. im einzelnen untersuchte. 
ob vom Trigeminusstamm Geschmackstfasern geführt wurden, kam er zu 
dem Schluss, dass dieser (einmal konstatierte) Verlauf nicht normal wäre. 
Die motorischen Fasern sind nur für die Kaumuskulatur bestimmt. Tier- 
experimente, Nervendurchschneidungen am Menschen sowie die farradischr 
Untersuchung des Cavum Meckelii, die zum Boweise der völligen Ent- 
fernung des Ganglion Gasseri vorgenommen wurden, ergaben sämtlich. 
dass der Trigeminus den Musculus tensor veli palatini nicht versorgt. 

Der Zusammenhang von trophischen Hornhauterkrankungen mit Ver- 
letzungen des Trigeminus soll in einer anderen Arbeit erörtert werden. 

W. Wolfi. 

953. De Lange, S. J. — „Opstijgende degeneratie na gedeeltelijke dvor- 
snijding van het ruggemerg.“ Zittings versl. Koninkl. Acad. v. Wetensch.. 
Bd. XVI, p. 350, 30. Nov. 1907. 


2 Nach halbseitigem Durchtrennen des Rückenmarkes (bzw. verlängerten 
“>: Markes) wurden mittelst der Marchischen Methode bei Kaninchen und 
katzen folgende aufsteigende Bahnen degeneriert befunden: 

1. Tractus spino-cerebellaris ant. (Gowersi) et dorsalis vorwiegend 
| an der lädierten, im Gowersschen Bündel aber auch teilweise an 
ie der gekreuzten Seite. Bei hoher Hemisektion in der Med. obl. war 
die Zahl der degenerierten dorsalen Fasern im Corp. restiforme 

| eine viel grössere als bei tieferen Rückenmarksläsionen; dies findet 
de nach Verf. seine Ursache teilweise in zuköämmlichen bulbo-zere- 
pi bellären Fasern, teilweise auch darin, dass viele Rückenmarks- 
| fasern des dorsalen Bündels im Bulbus ihr vorläufiges linde finden 
und ein neues Neuron anfängt. 

2. Im Fasciculus longitudinalis posterior entstammen die beider- 
seits degenerierten Fasern wahrscheinlich aus Rückenmarkszellen. 
aus der Nähe des Zentralkanals, und laufen im Rückenmark teil- 
weise im vorderen, zum Teil auch im antero-lateralen Bündel. Sie 
wurden auch von Ramon y Cajal gefunden, und versehen an- 
scheinlich alle Gehirnnerven von afferenten Fasern. 

3. Bei hoher Hemisektion der Tract. bulbo-cerebellaris. von der Oliva 

entlang dem Corp. Rest. mehrteils gekreuzt, zum Kleinhirn ver- 

laufend. 

Einzelne degenerierte Fasern in der Formatio reticularis: und viele 

beiderseits im Corpus trapezoides. 

Absteigende Degeneration fand sich im Vorderstrang, vorwiegend der 
kdierten Seite, wahrscheinlich zentrifugale Fasern aus dem Fase. long. 
dursalis! weiterhin in derPyramidenseitenstrangbahn derselben Seite; im Tract. 
rubro-spinalis des Seitenstranges (Van Gehuchten): im Tract, vestibulo 
spinalis (Edinger); Fasern im Hinterstrange entlang dem sule, long. post. 


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und dem Eintritt der hinteren Wurzeln. J. de Haan, Groningen. 
` 94. Buchanan, Florence (Univ. Museum, Oxford). „On the time taken 


m transmission of reflex impulses in the ah cord of the frog.“ 
Quarterly Journ. of Exp. Physiol., 1908, Bd. 1, p. 1 u. 66. 
Der Ischiaticus eines decerebrierten Frosches wurde mittelst ein Paar 
\alelelektroden durch ein Kroneckersches Induktorium gezeizt. Die Sehne 
und die Mitte des gleichzeitigen Gastroknemius waren mit einem Kapillar- 
öiektrometer verbunden, dessen Bowegungen durch einen besonders konstru- 
rien Apparat photographisch registriert wurden. 

Wurde der nicht durchschnittene Ischiadieus durch einen einzelnen 
starken Induktionsvorschlag gereizt, so wurden zwei Aktionsströme er- 
halten: der erste begann 0.004 Sekunden nach der Reizung, der zweite. 
viel schwächere folgte auf den ersten Aktionsstrom nach einem Zeitraum 
von ca. 0,02 Sekunden. Wurde der Nerv zwischen den Elektroden und 
dem Rückenmark durchschnitten, so konnte selbst bei maximaler Reizung 
niemals der zweite Aktionsstrom erhalten werden. Der erste oder direkte 
Aktunsstrom wird durch die Reizung der motorischen Fasern des Ischiadicus 
hervorgerufen, während der zweite Aktionsstrom auf der Reizung der 
sensiblen Fasern beruht und daher eine Reflexerscheinung ist. Da die 
Länge des ganzen Nerven durch Messung bestimmt werden kann, so lässt 
sch die Verzögerung ermitteln, welche die Fortpflanzung der Erregung im 
tormalen Rückenmark des Frosches erfährt. Dieselbe schwankt in ver- 
schiedenen Präparaten von 0,012 Sekunden bis 0,022 Sekunden 


— 398 — 


Wird das Rückenmark allein mit einer sehr schwachen Strychnin- 
lösung behandelt, so ist die Verzögerung etwas geringer, nämlich 0.09 
bis 0,02 Sekunden. Sie ist dagegen grösser, wenn sowohl der Blutkreis- 
lauf als das Rückenmark unter dem Einfluss des Strychnins steht. Durch 
Abkühlung des mit Strychnin behandelten Rückenmarks wird der Verzug 
vergrüssert. Abkühlung des normalen Markes wirkt im gleichen Sinne, 
jedoch nicht so stark. Die gleiche Wirkung kann auch durch Ermüdung 
erzeugt werden. 

Der gekreuzte Reflex (Aktionsstrom in einem Gastroknemius, wenn 
der Ischiaticus der anderen Seite gereizt wird) konnte nicht im normalen 
Rückenmark, wohl aber in dem mit Strychnin behandelten Mark hervor- 
gerufen werden. Die Verzögerung ist dann ungefähr doppelt so gross wie 
beim gleichseitigen Reflex. 

Es wird der Schluss gezogen, dass beim einseitigen Reflex eine 
einzelne Synapse in die Leitungsbahn eingeschaltet ist, während beim ge- 
kreuzten Reflex zwei solcher Synapsen im Rückenmark durchlaufen werden. 

Sutherland Simpson (C.). 
955. Kuliabko, A., Tomsk. — „Versuche am überlebenden Fischkopf I 
künstlicher Durchströmung.“ Sitzber. d. Physiol. Ges., 1907: Arch. í. 
Anat. u. Physiol., 1907, H. 3/4, p. 551. 

Der Vortr. demonstriert ein einfaches Verfahren der künstlichen Zır- 
kulation am Fischkörper: man schneidet den Fisch durch einen zur Längs- 
achse des Körpers senkrechten Querschnitt in zwei Teile, schneidet dan 
die Bauch- und Brustwand des Kopfteiles in der Linea alba nach vorn zu 
auf, entfernt durch einen semizirkulären Scheronschnitt die linke Körper- 
wandung, fixiert das Präparat in rechter Seitenlage auf eine Korkplatte 
und verbindet den Herzventrikel und den freien Rand des Kiemendeckel; 
je mit einem registrierenden Schreibhebel. Jetzt steckt man die Kanülen- 
spitze in eine durch den Querschnitt des Körpers hergestellte Öffnung der 
Kardinalvenen oder in die Lebervene oder auch ganz einfach in den Vor- 
hof selbst und lässt die gewöhnliche mit Sauerstoff gesättigte Lockesche 
Lösung aus einem Reservoir einfliessen. Aus dem Vorhof geht die Lösung 
in den Ventrikel, von dort in die Kiemengefässe, ins Arteriensystem urd 
durch deren Verzweigungen zum Gehirn. Durch Eröffnung der Schädel- 
höhle kann das Gehirn auch freigelegt werden. 

Die sehr kräftigen, allgemeinen Zuckungen nach dem Durchschneiden 
des Körpers hören nach Beginn der künstlichen Zirkulation auf. Statt 
dessen sieht man die immer regelmässiger werdenden rhythmischen Atem- 
bewegungen der Kiemendeckel und Beschleunigung der Herzschläge. Spert 
man jetzt den Flüssigkeitsstrom, so bekommt man wieder die früheren 
dyspnoischen Erscheinungen: verstärkte und unregelmässige Atemzüge. 
Atemgruppen, event. mit darauf folgendem Atemstillstand, starke allgemeine 
Zuckungen, sowie auch \erlangsamung der Herztätigkeit, die sonst nich! 
lange dauert. Ähnliche dyspnoische Erscheinungen beobachtet man auch 
bei Durchströmung des Gehirns durch mit CO, gesättigter Lockescher 
Lösung. 

Die ausgeführten Untersuchungen zeigen, dass die Gehirnzentren auch 
bei Fischen ein ziemlich grosses Sauerstoffbedürfnis besitzen. Die Tätig- 
keit der Gehirnzentren kann bei künstlicher Zirkulation nicht nur stunden- 
lang andauern, sondern auch nach vollständigem Erlöschen durch Locke- 
lösung wieder hergestellt werden, eine Wiederbelebungsfähigkeit des Zentral- 
nervensystems, wie sie bisher in der Tierreihe einzig dasteht. 

Autoreferat (F. Müller). 


— 399 — 


956. Van Valkenburg, C. T. — ,Over de pathologische anutomie van net 
rerschignsel van Westphal bij progressieve paralyse.“ Ned. Tijdschr. v. 
Gen., Bd. II, p. 864, Sept. 1907. 

Der Verf. untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Westphal- 
schen Symptom und einer Degeneration der hinteren Wurzelzone in den 
Hintersträngen des lumbodorsalen Rückenmarkes bei drei Patienten mit 
Dementia paralytica, deren Sektionsbefund (makroskopisch und mikroskopisch) 
fllgendes ergab: Wenn das Westphalsche Symptom konstatiert wurde, war 
such zugleich die Degeneration der genannten Zone vorhanden, wurde je- 
doch auch in einem Falle beobachtet, wo der Patellarreflex intakt geblieben 
war, im letzteren Falle war auch die, Pyramidenseitenstrangbahn und 
weniger stark die dorsolaterale Seitenstrangbahn (Flechsig) degeneriert. 
Beim dritten Patienten war der Patellarreflex einerseits erhalten, anderseits 
verschwunden, ohne dass eine Degeneration der hinteren Wurzelzone vor- 
lag; auch fehlten etwaige Symptome einer Erkrankung des peripheren 
motorischen Neurons; wohl aber wiesen die motorischen Zellen des Vorderhornes 
der erkrankten Seite Änderungen auf, welche an der anderen Seite fehlten. 

J. de Haan, Groningen. 


Sinnesorgane. 


957. de Vries. — „Veranderingen van het oog bij accommodatie.“ Nederl, 
Tijdschr. voor Geneesk., Bd. Il; vgl. Zeitschr. f. Aughkde., Bd. XVII. 
p. 6. 

Gegen Helmholtz’ Akkommodationstheorie sprechen 3 Gründe: 


1. Nach dieser Theorie würde die menschliche Linse ihre normale 
Form in vivo nur bei maximaler Akkommodation, d. h. fast nie 
annehmen. 

2. Die Form der akkommodierten Linse ist eine ganz andere, als 
Helmholtz unterstellt hat. 

3. Im Kadaver nimmt die Linse nicht die Akkommodationsstellung ein. 

Kurt Steindorff. 


98. v. Brücke, E. Th. und Garten, S., Leipzig. — „Zur vergleichenden 
Physiologie der Netzhautstrüme.“ Pflügers Arch., Bd. 120, p. 29, 
Dez. 1907. 

Die Verff. besprechen die sehr umfangreiche Literatur über die 
elektrischen Schwankungen, welche bei Belichtung der Augen verschiedener 
Tiere auftreten. Die übersichtliche, in Kurvenform gebrachte Anordnung 
der Resultate der früheren Autoren zeigt deutlich, wie verworren und un- 
bestimmt unsere Kenntnisse auf diesem Gebiete sind. Die Verff., welche 
mit Recht meinen, dass dies z. T. dadurch verschuldet sei, dass die ein- 
zeinen Untersucher je an einem Tier mit verschiedenen Methoden gearbeitet 
haben, versuchen nun nach einheitlicher Methode, teils mit dem Kapillar- 
elekirometer, teils mit dem Saitengalvanometer die Augenströme von Ver- 
etern aller Wirbeltierklassen zu untersuchen, und zwar haben sie ihre 
Versuche an Affen, Katzen, Eulen, Schildkröten, Fröschen, 
Salamandern, Hechten und Bleien angestellt. Ausserdem wurden 
de Augen eines Hammers untersucht. Aus den sämtlichen Versuchen 
glauben die Verff. schliessen zu können, dass die photoelektrische 
Schwankung bei den verschiedenen Tierarten auf eine einheitliche Grund- 
form zurückzuführen ist, die allerdings nur bei ganz frischen Augen und 
inter den günstigsten Bedingungen zu beobachten ist. Doch lassen sich 


— 360 — 


die vorkommenden Abweichungen unschwer auf diesen Grundtyp der photo- 
elektrischen Reaktion zurückzuführen, dessen Verlauf sie schematisch in 
folgende drei Einzelphasen einteilen. 

1. Negative Vorschwankung, kurz nach der Belichtung ein- 
tretende negative Schwankung des normal gerichteten Bestand- 
stromes. 

2. Positive Eintrittsschwankung, welche eine Vergrösserung des 
normalen Bestandstromes bedeutet, welche bei länger dauernder 
Belichtung wieder zurückgeht. 

3. Dauerwirkung, die etwas verschieden sein kann, entweder eine 
dauernde Verstärkung des Normalstromes oder sogar ein lang- 
samer Anstieg desselben. 

Bei der Verdunkelung tritt eine erneute Zunahme des Stromes 
auf, nach der er mit verschiedener Geschwindigkeit wieder zu seinem 
Ruhestand zurückkehrt. (Verdunkelungsschwankung.) In bezug auf 
die Einzelheiten der photoelektrischen Schwankung bei den verschiedenen 
Tieren, sowie in nezug auf die Untersuchungen über die Latenz muss auf 
das Original verwiesen werden. G. F. Nicolai, Berlin. 


959. Boltunow, Alexander (Physiol. Inst., Berlin). — „Über die Sehschürfe 
im farbigen Licht.“ Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1908, Bd. 42, H. 5. 
Verf. fand nach einer im Original genauer beschriebenen Methode dir 
kleinste Sehschärfe für Rot, eine mittlere für Grün und für Weiss die 
grösste. Benutzte er statt der Landoltschen Ringe nach Orums Vorgang 
die Punktmethode, so fand er die kleinste S für Grün, die mittlere für 
Weiss, die grösse für Rot. Die Verschiebung hängt mit dem Unterschied 
der Flächengrösse zusammen. Kurt Steindorff. 


Personalien. 
Berufen: Re;.-Rat Prof. Dr. Heffter als ordentl. Prof. für Pharmakologie nach 
Berlin (angenommen). Prof. Dr. E. Abderhalden als ordentlicher 
Professor für Physiologie an die tierärztlichen Hochschule in Berlin 
(angenommen). Priv. oc. Dr. L. Mohr-Berlin als Prof. e. o. an die 
med. Poliklinik-Halle. 
Als Nachfolger von v. Mering-Halle: A. Schmidt-Halle. 
Als Nachfolger von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Binz-Bonn sind vorgeschlagen: 
Prof. Gottlieb-Heidelberg, Dreser-Elberfeld und Leo-Bonn. 
Dr. Funccius-Erlangen ist zum Prosektor des Krankenhauses Elberfeld 
gewählt. 
Ernannt: Prof.: Dr. Mueller-Rostock (Physiol.); Dr. Dupree, M. Hall- 
Memphis (Physiol.); S. P. L. Sörensen, Vorstand der chemischen 
Abteilung am Carlsberglaboratorium in Kopenhagen; D. Buschxe- 
Berlin. 
Ord. Prof.: Dr. Luogaro-Modena (bisher ausserordentlicher Prof. in Messina 
(Neurol.); Prof. Dr. Stefanis-Kiew (Anat.). 
Geh. Med.-Rat: Prof. Dr. Hans Virchow-Berlin. 
Habilitiert: Dr. R. Müller-Kiel (Hyg.); Dr. Berg-Strassburg i. E. (Anats 
Dr. P. Knapp-Basel (Ophthalm.). 
Zurückgetreten: Staatsrat Dr. Kapustin: Kasan (Hyg.). 
Gestorben: Geheimrat Prof. Dr. Carl Voit- München, am 31. Januar. 78 ‚Jahre at. 


Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 
Fischer, Organische Synthese und Biologie. Verlag von Julius Springer 
Berlin. Preis 1,— Mk. 





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Biophysikalisches Centralblati 


Bd. TI = Aprilheft 








No. Ii. 


Physik. 


%0. Righi, A. — „Die Bewegung der Ionen bei der elektrischen Ent- 
ladung.“ Deutsch von M. Iklé. Leipzig, Johann Ambrosius Barth, 1907. 
An der Hand einer Reihe treffend gewählter und geschickt durch- 
eeführter Beispiele wird das Verständnis der modernen Elektronentheorie 
in einer auch dem gebildeten Laien verständlichen Darstellungsweise ent- 
wickelt. Das Buch ist nicht für Physiker allein bestimmt. Es setzt nicht 
mehr Kenntnisse der Physik voraus, als sie im allgemeinen auch Ärzte 
besitzen werden und kann daher als Einführung in diese heute so 

wichtige Materie angelegentlichst empfohlen werden. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

961. Frank, Otto (Physiol. Inst., Giessen). — „Endliche Ausbauchungen 
einer aufgespannten elastischen Membran.“ Zeitschr. f. Biol., 1903, 
Bd. 32, p. 280— 302. 

Verf. hat in seiner Abhandlung über die Statik der Membranmano- 
meter und der Lufttransmission die Beziehung für die Deformation aufge- 
stellt, die eine kreisförmige elastische Membran, die über eine Trommel 
ausgespannt ist, erfährt, wenn auf ihre Fläche ein hydrostatischer Druck 
einwirkt. Sie lautet: 

— sin æ S 2x n = x’ pr. 

Diese Gleichung erlaubt eine Integration auch für endliche Be- 
wegungen der Membran unter der Voraussetzung, dass die Anfangsspannung 
der Membran S konstant bleibt. 

Das lässt sich erreichen dadurch, dass die Spannung S von vorn- 
herein sehr gross gemacht wird. Verf. entwickelt nun die aus der De- 
irmation sich ergebenden Membranprofile; die Rechnungen sind im Original 
einzusehen. Zugleich enthält die Abhandlung Bemerkungen über eine 
Untersuchung von G. F. Nicolai und Schlick. Auch hierüber ist das 


Original einzusehen. Weiss, Königsberg. 
%2. Wertheim-Salomonson, J. K. A.. Amsterdam. — „Ein neuer photo- 


ne Registrierapparat.* Pflügers Arch., 1907, Bd. 120. p. 618 
is 622. 

Der Kassettenträger fällt durch die Schwere herab und wird hierbei 
durch einen Kolben, der bei seiner Bewegung Wasser durch eine verstell- 
bare Öffnung hindurchdrückt, gehemmt. 

Die Geschwindigkeit lässt sich von 1 mm bis auf 600 mm p. Sek. 


verändern. E. Laqueur, Königsberg. 
963. Hoffmann, F. B. (Physiol. Institut, Innsbruck). — „Eine neue Re- 


gulierungsvorrichtung für Kymograplhien.“ Centrbl. f. Physiol., 1907, 

Bd, 21, p. 721. 

| Vert. teilt mit, dass ein photographischer Registrierapparat, der im 
Prinzip völlig mit dem übereinstimmt. den letzthin Wertheim-Salomonson 
beschrieben hat (vgl. Biophys. C., Bd. III, No. 962). seit einem Jahre in 
seınem Institute in Gebrauch ist. E. Laqueur, Königsberg, ' 

Biophysik. Centralbl. Bd. IIT. 9; | 


u 308 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


964. Braemnig, K. — „Mechanismus und Vitalismus.“ Leipzig, Engel- 
mann, 1907. 
Eine zeitlang schien es wirklich — wenigstens hier in Deutschland 


— als wäre es mit der mechanischen Lebensanschauung, die uns als Erbe 
der grossen Naturforscher um die Mitte des 19. Jahrhunderts überkommen 
war, nun ganz und gar bereits zu Ende; unter versteckten Namen, denn 
ganz offen getraute sichs niemand, liefen allerlei dunkle Existenzen aneh 
unter den Naturforschern gegen die junge Wissenschaft Sturm. Aber in 
der letzten Zeit mehren sich nun wieder erfreulicherweise die Stimmen. 
die energisch Front machen gegen die neovitalistische Reaktion. Diesen 
Bestrebungen wird das vorliegende Buch des Verfs. das in geschichtlichem 
Rückblick die Biologie des 19. Jahrhunderts behandelt, eine wünschens- 
werte und willkommene Unterstützung bieten. Die Beweisführung wirkt 
desto eindringlicher, weil er nicht nur in wirklich objektiver Weise darzu- 
stellen versucht, warum diejenigen Gesichtspunkte, die seinerzeit zum Siege 
des Mechanismus über den Vitalismus führten, auch heute noch ihre volle 
Berechtigung haben, sondern weil er auch die Ursachen klarlegt, die das 
Wiederaufleben vitalistischer Vorstellungen in unseren Tagen zwar nicht 
entschuldbar aber doch begreiflich erscheinen lässt. Dabei fehlt es dem 
Verf. nicht an genügender philosophischer Schulung und Literaturkenntnis. 
was nicht sowohl sachlich als vor allem formal wichtig ist. weil die 
modernen Vitalisten im allgemeinen ihre wenigstens äusserlich bessere 
Kenntnis der Philosophie dazu zu benutzen pflegen, den einfachen Natur- 
forschern zu beweisen, ihre Naturwissenschaft sei aus philosophischen 
Gründen verwerflich. Wenn derartige Ausführungen auch im allgemeine 
belanglos sind, so ist es doch doppelt erwünscht, wenn die „philosophischen 
Naturforscher“ einmal mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden. 
G. F. Nicolai, Berlin. 


965. Newest, Th., Leipzig. — „ Vom Zweck und Ursprung des organischen 
Lebens.“ Wien, 1908. Karl Konegen. 

Der Verf. beklagt sich, dass seine früheren Werke — die physi- 
kalischer Natur waren — von seiten der Astronomen und Physiker „mit 
einer dreifachen Mauer des Schweigens umgeben“ seien. Ich möchte es 
aber für ganz passend halten zu erwähnen, dass dies vorliegende Buch 
nicht nur durchaus unwissenschaftlich, sondern auch noch nebenbei herz- 
lich langweilig ist und keinen einzigen originellen Gedanken enthält. Pa 
das Buch 3 Mk. kostet und von seinem Vorgänger bereits die zweite Auf- 
‚lage erschienen ist, lohnt sich eine solche Warnung vielleicht doch. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


966. Distaso, A. (Zool. Inst., München). — „Die Beziehungen zwischen 
den Pıgmentbändern des Mantels und denen der Schale bei Helix 
nemoralis L. und hortensis Müller.“ Biolog. Centrbl., 1908, p. 120 
bis 129. 

Die Pigmentkörnchen entstehen primär in mesodermalen Pigment- 
zellen als Umwandlungsprodukte des aus dem Zellkern ins Plasma über- 
tretenden Chromatins. Von hier treten die Körnchen in die Epithelzellen 
des Mantels über. Bei der Erzeugung der Kalkschale tritt das Pigment 
in die letztere ein. Die Pigmentierung des Mantels ist nämlich bei jedem 
Individuum die gleiche wie die der Schale. 


-- 363 — 


Ler Übertritt des Kernchromatins ins Plasma ist ein Beispiel zur 
Chromidienlehre (R. Hertwig, Goldschmidt). Die Herkunft des Pigments aus 
dem Kern soll die Vererbbarkeit der Schalenbänder (A. Lang) begreiflich 
machen. V. Franz. 


967. Van Rynberk, G. (Physiol. Lab., Rom). — „I disegni cutanei de 
vertebrati in rapporto alla dottrina segmentale.“ (Uber die Hautzeichnung 
der Wirbeltiere in Beziehung zur Segmentaltheorie.) Arch. di fisiol.. 
1907, Bd. IM, H. 1. 


Verf. nimmt sich in der vorliegenden Abhandlung vor, die eigentüm- 
liche Verteilung des Hautpigmentes bei Wirbeltieren zu beschreiben und zu 
ergründen, wobei er von der segmentalen Innervation der Haut ausgeht. 

Die Abhandlung besteht aus drei Teilen. 

In dem ersten Teile werden die vorwiegend zoologischen Studien 
Eimers sowie auch dessen Lehre von der „Hautzeichnung der Tiere“ ein- 
£ehend besprochen und einer Kritik unterzogen. In dem zweiten Teile sind 
die Ergebnisse der bisherigen, vom Verf. sowohl, als auch von anderen 
Autoren vorgenommenen Untersuchungen über die spinale (segmentale) 
Innervation der Haut kurz zusammengefasst. Der dritte Teil liefert den 
originellsten Beitrag, indem Verf. darin seine eigene Deutung der Er- 
scheinung auseinanderlegt. 

Verf, unterscheidet bei seinen Beschreibungen nicht etwa eine Zeich- 
nung und einen „Grund“, sondern, indem er den „Grund“ als Ausgangs- 
punkt nimmt, versucht er in erster Linie zu bestimmen, ob die Zeichnung 
durch einen Überfluss an Pigment oder durch einen Mangel an Pigment 
beiingt ist; er bezeichnet als „Exzesskontraste bzw. als Defektkontraste“, 
Je vom Grunde abstechenden, dunkleren bzw. helleren Flecke. 

Nach ihrer Lage und ihrem Umfang können die „lExzesskontraste" 
entweder 

l. als Hautsegmente (Dermatoma), die reichlicher mit Pigment aus- 

gestaitet sind, als die übrigen: oder 

2. als Intrasegmentalzonen aufgefasst werden, bei welchen sowohl 

die Innervation als die Pigmentation eine Summationserscheinung 
darbieten (Langelvansche Linien). 


Die „Defektkontraste“ können nach ihrer Lage und ihrem Umfang. 
als „Ausfallserscheinungen‘‘ betrachtet werden, insofern sie durch den Um: 
sand bedingt werden, dass einzelne Segmente die Fähigkeit, Pigment zu 
“zeugen, eingebüsst haben, ein Umstand, der das Erscheinen von helleren 
Flecken zur Folge hat. Ascoli, 


%8. Meltzer, S. J. und Auer, J. (Rockefeller Inst. for Med. Researeh, 
Dep. of Physiol. and Pharm.). — „Üher die Beziehungen des Calciums 
zu den Hemmungswirkungen des Magnesiums bei Tieren. Vorl. Mitt.“ 
Centrbl, f. Physiol., Bd. 21, p. 788, Febr. 1908. 


= Calcium ist der wirksamste Antagonist des Magnesiums, und die ver- 
schiedensten Hemmungsvorgänge, welche vom Magnesium hervorgerufen 
erden, können von Calcium in der kürzesten und nachdrücklichsten Weise 
beseitigt werden. Wenn man z. B. ein Kaninchen durch subkutane In- 


Jektion von AgSO, tief narkotisiert und lähmt, so tritt bereits wenige Se- 


kunden nach Beginn einer Einspritzung von Caleiumchloridlösung in die 


2 


— 364 — 


Ohrvene Beschleunigung der Atmung ein und Restitution der normalen 
Körperhaltung. 
Die Verff. haben diesen Antagonismns auch graphisch studiert. 
Mangold, Greifswald. 
969. Bohn, Georges. — „Du changement de signe du phototropismir vn 
tant que manifestation de la sensibilité differentielle.“ Soc. biöl., Bd. 63. 
H. 38. Dez. 1907. 

Bei den Tieren, die positiven Phototropismus zeigen, hat Belichtungs- 
verminderung, die sich über die ganze Ausdehnung des betr. Raumes er- 
streckt, eine Änderung des Vorzeichens zur Folge, nachdem zuerst ein 
mehr oder weniger langer Stillstand eingetreten war. So wenden sich 
z. B. soeben ausgeschlüpfte Tintenfischlarven, die in ihrem Behälter in der 
Richtung des Fensters schwimmen, nach Abdunkelung plötzlich vom Fenster 
ab. Bei Tieren mit negativem Phototropismus hat Lichtvermehrung den 
gleichen Effekt. Die Wirkung durch Veränderung der Lichtintensität ist 
bald eine vollkommene (wie in obigem Beispiel), bald eine langsame oder 
nur teilweise. Pincussohn. 


970. Rössle, Robert (Pathol. Inst., München). — „Über Hypertrophie und 
Organkorrelation.“ Münch. Med. Woch, Bd. 55, H. 8, Febr. 1902. 
g Verf. teilt die korrelativen Hypertrophien, d. h. Hypertrophien mit 
Ubernahme von Organleistung in 3 Gruppen: die häufigste ist die van 
paarigen, d. h. gleichstrukturierten Organen, z. B. der einen Niere nach 
Schwund der anderen. In zweiter Linie kommen Wachstumsvorgänge in 
Betracht, bei denen die Arbeit leistungsunfähiger Organe von ähnlich 
gebauten Teilen eines Systems übernommen werden, z. B. Herzhyper- 
trophie bei ungenügender Gefässtätigkeit. Die dritte Gruppe bilden die 
Fälle, bei denen ohne nachweisbaren morphologischen Defekt Organ- 
leistungen, namentlich chemischer Natur, nachlassen und wo für das un- 
genügend funktionierende Organ ganz anders gebaute (Gewebe einspringen. 
Gewebe, welche höchstens eine ähnliche Leistung zu vollbringen imstande 
sind, so dass nur eine als teilweise zu bezeichnende Ersatzleistung aus- 
geführt wird. Hierzu rechnet Verf. den Morbus Basedow und vielleicht die 
Hypophysishypertrophie nach Exstirpation der Schilddrüse. An einigen 
Beispielen tut Verf. die Verschiedenartigkeit der zur Hypertrophie führen- 
den Momente dar. Auf welche Weise aber das Wachstum ausgelöst wiri. 
darüber kann er aber auch nichts mitteilen. Das gemeinsame Moment für 
alle genannten Arten der Hypertrophie dürfte vielleicht die mechanische 
und chemische Wirkung der Hyperämie in stark arbeitenden Geweben nnd 
die Regeneration im Überschuss nach Ersatz des Verbrauchten im Sinne 
des Weigertschen Gesetzes darstellen. Hierunter fallen nur nicht die am 
geborenen Hypertrophien von Organen und Organteilen durch Eszes» 
bildung. Während alle anderen Formen der Hypertrophie nur auf Grund 
von Funktion, von Organleistung entstehen und in irgend einem Sinie 
korrelativ sind, ist das Wesen der Exzesshypertrophie die Missbildung: es 
sind z. T. richtige, z. T. unrichtige Gewebsmischungen, geschwulstähnliche 
Hypertrophien, welche deutlich die Grenzgebiete zwischen Hypertrophie uni 
Tumor, aber auch ihre Verwandtschaft zeigen. W. Wolff. 


971. Sauerbruch, F. und Heyde, M. (Chirurg. Univ.-Klin.. Marburg). — 
„Über Parabiose künstlich vereinigter Warmbliter.“ Münch. Med. Woch. 
Bd. 55, No. 4. Januar 1908. 


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— 369 — 


Es gelang den Verff. Kaninchen Seite an Seite sowohl an den 
Muskellächen wie unter Kommunikation der Peritonealhöhlen und sogar bei 
gleichzeitiger Enteroanastomose der Därme beider Tiere zusammenzunähen 
und derartige Zusammenheilung zu erzielen, dass die Tiere wochenlang 
vereint weiter leben konnten. Konstant gelang es indessen nur, gleich- 
geschlechtliche Tiere vom gleichen Alter und gleichen Wurf zu vereinigen, 
da bei anderen Tieren fast stets eine Auflösung der Nähte infolge Wund- 
eiterung statthatte. Anatomische Präparate, die zu den verschiedensten 
Zeiten des Wundverlaufs angefertigt wurden, zeigten, dass alle Vorgänge 
des Wundheilungsprozesses ebenso ausgebildet waren wie beim einzelnen 
Tier und dass vor allem eine direkte Blutgefässkommunikation von einem 
Tier zum anderen stattfand. Nach erfolgter Zusammenheilung boten die 
Tiere das Bild organischer Gemeinsamkeit. Das Leben des einen Tieres 
ist unbedingt an das des anderen gebunden. Es stellte sich auch bald eine 
koordination der Bewegungen beider Tiere ein. Ausser dem anatomischen 
Beweis gelang auch der biologische, dass eine Gefässkommunikation beider 
Tiere stattfindet, denn die einem Tier subkutan injizierten Medikamente 
konnten gleichzeitig im Harn beider Tiere nachgewiesen werden. Auch 
issliche Giftstoffe und Bakterien gelangten aus einem Organismus in den 
anderen. Ob Organe des einen Tieres funktionell für die exstirpierten des 
anderen (Nieren z. B.) eintreten könnten, gelang noch nicht einwandsfrei 
zu beweisen. W. Wolfi. 


Biologie der Geschwülste. 


972. Schwalbe, Ernst, Heidelberg. — „Die Entstehung der Geschwülste 
im Lichte der Teratologie.* Verh. d. Naturhist.-Med. Vereins zu Heidel- 
berg, 1907, Bd. VIII, p. 387. 

Die Cohnheim-Ribbertsche Theorie ist nicht ausreichend; wenn auch 
fir eine Anzahl einfach gebauter Geschwülste die Cohnheimsche Annahme 
wahrscheinlich ist. Als zweckmässig würden Verf. besonders genauere 
Studien der Tumorenbildung der Kaltblüter erscheinen. 

Pincussohn. 


9:3. Kelling, Georg, Dresden. — „Ergebnisse serologischer Untersuchungen 
bim Careinom, besonders vom chirurgischen Standpunkte aus.“ Arch. 
f. klin. Chir., Bd. 85, H. 1, Jan. 1908. 

In diesem Artikel berichtet Verf. über seine oft vorgetragenen sero- 
logischen Untersuchungen, über welche mehrfach referiert worden ist. Sie 
haben sich nirgends Geltung verschafft. Er betont, dass die von ihm an- 
gegebenen biochemischen Reaktionen in Beziehung zur malignen Geschwulst- 
bildung stehen und zur Diagnose occulter Carcinome verwendet werden 
können, welche man dadurch frühzeitiger zur Operation bringen kann. 

Hart, Berlin. 


914. Baisch, B., Heidelberg. — „Untersuchungen über den von O. Schmidt 
angegebenen protogoenähnlichen Parasiten der malignen Tumoren und 
über Kankroidin (Schmidt).“ Dtsch. Med. Woch., H. 7, Febr. 1908. 

Es gelang Verf, wiederholt, aus nicht ulcerierten Tumoren die von 

Schmidt (Köln), beschriebene Mukorentwickelung auf den angelegten Kultur- 

führen zu erhalten. Dieser Mukor soll bekanntlich nach Schmidt die 

Existenzbedingung für einen protozoenartigen Parasiten sein. In der Tat ist 

es Verf. gelungen, durch die Injektion von aus malignen Tumoren ge. 

züchtetem Mukor bei einer Maus eine Geschwulst zu erzeugen, jedoch wird 


— 366 — 


die Frage unentschieden gelassen, ob der Mukor oder der angeblich in ihm 
enthaltene Parasit die Ursache der Tumorbildung war. 


Eine von Schmidt angegebene Konkroidinreaktion gelang gleichfalls 
zu wiederholten Malen, war aber nicht sicher als eine spezifische anzu- 
sprechen. Hart, Berlin. 


Entzündung und Infection. 


975. Oberwarth, Ernst und Rabinowitsch, Lydia. — „Über die Re- 
sorptionsinfektion mit Tuberkelbazillen vom Magendarmkanal aus.“ 
Berl. Klin. Woch., 1908, No. 6. 

Bei der Anordnung früherer Versuche, in denen Tuberkelbazillen nach 
Laparotomie direkt in den Magen eingebracht wurden. blieb noch die 
Möglichkeit offen, dass tuberkulöses Material in Speiseröhre, Schlund und 
Mundhöhle regurgitierte und auf diesem Wege in die Atmungswege ge- 
langte. Die Verff. durchtrennten daher wie bei den Pawlowschen Schein- 
fütterungsversuchen bei einigen Ferkeln, denen vorher eine Magenfistel 
angelegt war, den Osophagus, bildeten mit den beiden Enden in einem 
gewissen Abstand 2 Fistein am Halse und verschlossen die untere Fistel- 
öffnung mit Wattepfropf und Collodiumschicht. Dann brachten sie durch 
die Magenfistel Tuberkelbazillen in den Magen ein. Drei Tiere überstanden 
die vorbereitenden Operationen und konnten zum Versuch benutzt werden. 
Davon wurde eins 22 Stunden nach der Infektion getötet, das zweite starb 
nach 4 Tagen, das dritte nach 21 Tagen. Während nun bei allen dreien 
weder makroskopisch noch mikroskopisch Tuberkulose in den untersuchten 
Organen nachgewiesen werden konnte, zeigten mit Blut und Organen 
(Lunge, Leber, Niere, Drüsen) geimpfte Meerschweinchen ein positives 
Resultat. Es ergab sich also, dass direkt in den Magen eingebrachtr 
Tuberkelbazillen bereits nach 22 Stunden in Blut und Lunge überzugehen 
vermögen und ferner, dass sie in den Geweben geraume Zeit latent bleiben 
können, ohne histologische Veränderungen hervorzurufen. 


Meyerstein, Strassburg. 


976. Ciuca, H. — „Die Hypothermie bei einigen experimentellen Inf-k 
tionen.“ Rev. stiintzelor med., Okt.-Nov. 1907. 

Der Verf. hat mehrfache Versuche angestellt, um die Wirkung starker 
Körperabkühlung bei weissen Mäusen und Meerschweinchen gegenüber 
verschiedenen experimentellen Infektionen festzustellen und ist zu folgenden 
Ergebnissen gelangt: 

Die durch einige Zeit fortgesetzte Immersion von Meerschweinchen in 
Wasser von 12° Temperatur, bewirkt bei denselben eine Herabsetzung der 
rektalen Temperatur bis unter 29°. Werden die Tiere nach 17 Minuten 
aus diesem Bade herausgezogen, so dauert es 6—7? Stunden, bis die Körper- 
temperatur wieder die normale Höhe erreicht hat. 

Die Hypothermie bewirkt bei den betreffenden Tieren eine Herab- 
setzung oder gänzliche Aufhebung ihrer natürlichen Immunität gegenüber 
verschiedenen experimentellen Infektionen, 

Mäuse, die vor der Abkühlung mit auf 70° erwärmten Tetanussporen 
subkutan oder intraperitoneal infiziert worden sind, zeigen nach einer bis 
vier Tage dauernden Inkubation, allgemeinen Tetanus mit Isolierungs- 
möglichkeit des Nikolaierschen Bazillus, sowohl aus dem Blute, als auch 
aus den Eingeweiden. Die nicht abgekühlten, aber gleichzeitixz uni 


mit denselben Dosen geimpften Tiere, zeigen keinerlei pathologische Er- 
scheinungen. 

Die Hypothermisation hebt die natürliche Immunität des Meerschwein- 
chens für menschliche Streptokokken auf. Eine sonst nicht tödliche Dosis, 
auf intraperitonealem Wege eingeimpft, bewirkt bei den der Kälte aus- 
zesetzten Tieren tödliche Streptokokkenseptikämie. 

Die Erklärung der erwähnten Kältewirkung ist in einer akuten 
Nekrose der Leukocyten der Peritonealhöhle, nach vorangehender kurzer 
Hyperaktivität, zu suchen. Am meisten sind die Polynukleären betroffen, 
die schon nach einer Stunde Koagulationsnekrose zeigen. Diese Aufhebung 
der natürlichen Phagocytose gibt die Erklärung für die Aufhebung der 
natürlichen Immunität. E. Toff. Braila. 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 


977. Goldschmidt, R. und Popoff, M. (Zool. Inst., München). — „Die 
Karyokinese der Protozoen und der Chromidialapparat der Protozoen- 
und Metazoenzelle.“ Arch. f. Protistenkunde, 1907, Bd. VII, p. 321 
bis 343, 6 Textfig. 

Manche Gebilde der Protozvenzelle, die früher den Centrosumen homo- 
bgisiert wurden, lassen sich richtiger als Chromidialbildungen auffassen: das 
*Nücleolo-Centrosoma“ von Euglena, der ,,Nebenkôrper“ von Paramoeba, 
die „Sphäre* von Noctiluca, das „spongiöse Centrosom“ von Actinosphae- 
rium; dies letztere ähnelt in auffallender Weise der Chromidienbildung in 
den Ovocyten von Paludina. Nachdem diese und andere Gebilde als Chro- 
midien erkannt sind. werden sie unter dem Gesichtspunkt der Duplicität 
des Zellkerns und der mehr oder minder vollständigen und dauernden 
Trennung des somatischen und propagatorischen Chromatins betrachtet. 
Anderseits ist freilich die Möglichkeit gegeben, die starke Ausbildung der 
Chromidien bei den Geschlechtszellen, bei den Gewebszellen usw. und bei 
den Fortpflanzungsvorgängen der Protozoen als einen Ausdruck erhöhter 
Lelltätigkeit aufzufassen. W. Loewenthal, Hagenau i. E, 


98. Joseph, H. (II. zool. Inst., Wien). — „Beobachtungen über die Kern- 
verhältnisse von Loxodes rostrum O. F. M.“ Arch. f. Protistenkunde, 
1907, Ba. VII, p. 344—369, 1 Taf. 

Aus der detailreichen Abhandlung interessiert hier die Tatsache, dass 
bei diesem ciliaten Infusor, dessen rechte Seite bewimpert und dessen linke 
Seite glatt ist, sämtliche Kerne ausnahmslos im Bereiche der bewimperten 
rechten Seite oberflächlich, unmittelbar unter dem dünnen Ectoplasma ge- 
lagert sind. Wenn auch ein wirklicher anatomischer Zusammenhang 
zwischen Kernen und Cilien nicht nachzuweisen ist, fordert trotzdem dies 
Verhalten zu einer Analogisierung mit den Beziehungen zwischen Kern- 
gebilden und motorischen Organellen bei Flagellaten und andern Organismen 
heraus. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass die Kerne die Beherrscher 
des Zellstoffwechsels sind, erscheint ihre Lagerung an der ein unermüld- 
liches Wimperspiel zeigenden Seite erklärlich. Möglicherweise stehen beide 
Prinzipien in innigem Zusammenhang. 

W. Loewenthal, Hagenau i. E. 

919. Brasil, L., Caen. — „Recherches sur le cycle évolutif des Seleni- 
diidae, Grégarines parasites d' Annélides polychètes. I. La schizogonie 
et la croissance des gamétocytes chez Selenidium caulleryi n. sp.“ 
Arch, f, Protistenkunde. 1907, Bd. VIIL, p. 370—397. 1 Tat. 


— 368 — 


Der beschriebene Parasit bewohnt den Darm des Wurmes Protula 
tubularia. Die von den jungen Sporozoiten befallene Darmepithelzelle ver- 
breitert sich, verliert aber ihre Beziehung zum Darmlumen und wird zu 
einer Basalzelle. Die Merozoiten setzen sich auf den Epithelzellen fest, 
wachsen auch in sie hinein, bleiben aber immer mit dem Darmlumen in 
Berührung und werden nicht ganz intracellulär. Jeder einzelne Merozoit 
wächst zum Gametocyten heran, es kommen nicht mehrere agame Gene- 
rationen zur Entwickelung; auch würde der Darmtractus des Wirtes eine 
sich wiederholende Infektion nicht ertragen, da die Darmepitheliön stark 
geschädigt werden, am meisten beim Freiwerden der herangewachsenen 
Gametocyten, wo nur der basale Anteil der Epithelzelle mit dem Kern er- 
halten bleibt, der Rest aber zugrunde geht. 

In bezug auf die übrigen Angaben morphologischer, entwickelungs- 
geschichtlicher und systematischer Natur sei auf das Original verwiesen. 

W. Loewenthal, Hagenau i. E. 
980. Peters, A. W. (Zool. Lab., Univ. of Michigan). — „Chemical studies 
on the cell and its medium. III. The function of the in organic 
salts of the protozoan cell and its medium.“ Am. Journ. of Physiol., 
Bd. 21, p. 105—125, Febr. 1908. 

Die Zellen wurden in destilliertes Wasser getan, welches fortwährend 
frisch erhalten wurde. Die Tierchen samt Wasser wurden zentrifugiert, 
bis sie alle in 1 cm? gesammelt waren. Sodann wurden 14 cm3 frisches 
Wasser hinzugefügt. Dieses Verfahren wurde oft wiederholt. Die Tierchen 
konnten in dem reinen, destillierten Wasser nicht leben. Ihre Bewegungen 
wurden langsamer und hörten später ganz auf. Die Vacuolen wurden 
grösser, die ganzen Zellen nahmen an Grösse zu. Die Beimischung von 
Salzen, Milch und Zucker verhütete die schädliche Wirkung des destillierten 
Wassers. B.-0. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


981. Athanasiu, J. (Inst. de Phys., Bucarest) — „Zrgographe double à 
boule.“ Soc. biol., Bd: 64, H. 2, Jan. 1908. 

Beschreibung eines Kugelergographen, die im Original nachzulesen 
ist. Der Apparat gestattet auch gleichzeitig vergleichende Untersuchungen 
an zwei Muskeln desselben oder verschiedener Individuen vorzunehmen. 

Pincussohn. 
982. Tschachotin, S. (Inst. f. exper. Pharmakol., Messina). — „Uber die 
bioelektrischen Ströme bei Wirbellosen und deren Vergleich mit analogen 
Erscheinungen bei Wirbellieren. Vergleichend-physiologische Studie.* 
Pflügers Arch., 1907, Bd. 120, p. 365 — 617. 
Die Versuche sind mit dem Ostwaldschen Kapillarelektrometer angestellt. 


1. Es lassen sich bei allen ruhenden und kuraresierten Tieren, Verte- 
braten, wie Wirbellosen, die Hautdrüsen besitzen, beim Ab- 
leiten der drüsenhaltigen Hautbezirke elektrische Ströme nach- 
weisen, die als Ausdruck der Tätigkeit dieser Drüsen anzu- 
sehen sind. Fehlen eigentliche Hautdrüsen, so ist kein 
Strom zu konstatieren und dies auch dann nicht, wenn eine 
schleimige Metamorphose der ektodermalen Zellen statt hat. Dies 
spräche „gegen die Hermannsche Auffassung der Hautströme als 
Epithelströme, bedingt durch die schleimige, hornige usw. Meta- 
morphose“. 


— m 


— 369 — 


2. Sogenannte Ruhe- oder Demarkationsströme treten nur in den- 
jenigen Muskeln der Wirbellosen, wie der Wirbeltiere auf, die 
einen quergestreiften Bau besitzen; dagegen sind glatte Muskeln 
bei Wirbeltieren, wie alle Körpermuskeln der Wirbellosen, die sich 
im histologischen Bau diesen nähern, unfähig Ruheströme zu 
liefern. (Hiermit stehen Angaben von E. du Bois-Reymond, Bern- 
stein und Engelmann in Widerspruch, von denen Verf. nur die 
des letzteren in einem Nachtrage erwähnt.) | 

3. Zusammenfassung der über Ruhestrôme bei Muskeln bekannten 


Tatsachen. 
4. Diskussion der wichtigsten Theorien über Ursachen und Natur der 
Ruheströme. E. Laqueur, Königsberg. 
983. Schwarzkopf, Eduard (Physiol. Inst. Univ. Wien). — „Beiträge 


zur Physiologie der Vogelmuskeln.* Pflügers Arch., 1908, Bd. 121, 
p. 416. 
Im Anschluss an frühere Untersuchungen S. Exners ergab sich die 
Fragestellung, ob die zur Erreichung eines glatten Tetanus nötige hohe 
Reizfrequenz für alle Muskeln eines Vogels Bedingnis ist, oder nur für 
die Flügelmuskeln giltig ist. Die weitere Frage knüpft an die Beob- 
achtungen Mareys und Exners an, dass die durch Reizung von Flügel- 
muskeln erzeugten Kontraktionen auf grosse Wellen aufgesetzt sind. Verf. 
gelangt zum Resultate, dass das Auftreten eines kontinuierlichen Tetanus 
erst bei einer Reizfrequenz von 70 in der Sekunde keine spezifische Eigen- 
schaft der Fliegmuskeln der Taube ist, sondern auch ihren Laufmuskeln 
zukommt: ferner, dass die langen Wellen, auf denen bei Reizung eines 
Flügelmuskels die einzelnen Kontraktionen derselben aufgesetzt sind, synchron 
mit den Atembewegungen verlaufen, und nicht durch Kkontraktionen des 
Muskels, sondern durch Bewegung des Sternums bedingt sind, dessen 
Exkursionen sich vergrössern. wenn durch sensible Reizung die Atmungs- 


bewegungen verstärkt werden. E. Heilner. 
984. Bose, J. C. — „Comparative Elektro- Physiologie.“ Longmans, 


Green & Co., London, 1907. | 
Der Verf. ist ein Indier, und indischer Monismus mag das sonder- 

bare Buch erklärlich erscheinen lassen. Die Allbeseelung der Natur, von 
der indische Träumer so schön phantasierten, will heute ihr modern ange- 
hauchter Nachkomme mit den Mitteln westeuropäischer Wissenschaft nach- 
weisen. Schon in früheren Arbeiten hat er sich bemüht zu zeigen, dass 
die elektrischen Erscheinungen der lebendigen Substanz auf einer moleku- 
laren Struktur, die unabhängig von der Tatsache der Organisation ist, be- 
ruhen und demgemäss auch bei unorganisierten Substanzen vorkommen. 
In dem jetzt vorliegenden Werk fasst er das früher Gesagte zusammen 
und behandelt hauptsächlich die Elektrophysiologie der Pflanzen, wobei er 
sehr viel interessantes tatsächliches Material bringt, das im einzelnen nicht 
referiert werden kann, und dessen Wirkung dadurch ausserordentlich er- 
schwert wird, dass vielfach numerische Angaben nicht einmal über die 
Grössenordnung der geschilderten Reaktion gemacht werden. Weiter wird 
eine motorische Reaktion des Nerven beschrieben, der sich bei Reizung wie 
ein Muskel kontrahieren soll. Soweit man aus der Beschreibung sehen 
kann, ist jedoch niemals der Nerv im eigentlichen Sinne nur an einer 
Stelle gereizt, sondern immer seiner ganzen Länge nach durchströmt 

Biophysik. Centralbi. Bd. III. 27 


= 3, 


worden. Dass unter diesen Umständen sich auch z.B. Violinsaiten kontra- 
hieren ist schon von anderer Seite gezeigt worden. G. F. Nicolai, Berlin. 


955. Cremer, Max. — „Zur Theorie der Offnungserregung.“  Leitschr. 
f. Biol., Bd. 50, p. 355, Dez. 1907. S.-A. 

Verf. hat den Matteuccischen Versuch wiederholt, und durch den 
Polarisationsstrom eines Nerven ein Nervmuskelpräparat zur Zuckung ge- 
bracht. Er hat dabei unter Verwendung seines früher beschriebenen 
„Helmholtz-Pendels mit 8 Kontakten“ in geschickter Weise jede Fehlrr- 
möglichkeit auszuschliessen gesucht und kommt auf Grund seiner mannig- 
fach variierten Versuche zu dem Resultat, dass die von Grützner uni 
Tigerstedt verfochtene Theorie, wonach dieÖffnungserregung auf Schliessung:- 
erregung durch Polarisationsströme zurückgeführt wird, durch seine \er- 
suche zwar nicht bewiesen sei, dass aber doch wenigstens auf Gruni 
dieser Versuche die Möglichkeit nachgewiesen sei, dass es sich so ver- 
halten könne, wie die genannten Forscher wollen. Allerdings scheint er 
selbst ziemlich überzeugt von dieser Auffassung zu sein, die er auch 
theoretisch zu begründen und z. B. gegen den Einwand der „positiven 
Polarisation“ zu verteidigen sucht, da er am Schluss seine Meinung dahin 
zusammenfasst, dass „nur an wahren und absoluten Kathoden fiie: 
Reizung statt“. G. F. Nicolai, Berlin. 


956. Dhéré, Ch. und Prigent, G. (Faculté d. sciences, Fribourg [Suisse]. 
— Sur l'excitation chimique des terminaisons cutanées des nert 
sensttifs. I.“ Soc. biol., Bd. 63, H. 37, Dez. 1907. 

Gearbeitet wurde an enthirnten Fröschen. Angewandt wurden Norme! 
lösungen von Chloriden, 0,02 n-Lösungen von Hydroxyden. 

Für die Chloride war die Reaktionszeit am kürzesten, für Rubidium- 
und Kaliumchlorid fast ohne Unterschied; es folgen Ammonchlorid, Cäsium- 
chlorid, Natriumchlorid, Lithiumchlorid. Für die Hydrate ergab sich nur für 
NH,OH eine kurze Reaktionszeit, bei den anderen Hydroxyden (Natrium. 
Rubidium, Kalium, Cäsium, Lithium) waren die Zeiten erheblich länger un} 
untereinander fast gleich. Pincussohn. 


987. Schwarz, C. (Phys. Inst., Wien). — „Über die Beziehung der Kontraktilitit 
zur Erregungsleitungim Froschherzen.* Pflügers Arch., Bd. 120, p. 349. lez. 
1907. : 

Verf. hat durch Eintauchen in isotonische Lösungen von Natrium- 
sulfat, neutralem Natriumtartrat und Natriumzitrat die Vorhöfe des Frosch- 
herzens wasserstarr gemacht und hierbei sowie bei Vagusreizung und bei 
der Muskarinvergiftung des Herzens die Kontraktionsfähigkeit der Vorhif 
völlig verschwinden sehen, ohne, dass dabei das Leitungsvermögen litt. 
Die Vorhofmuskulatur verhält sich also in dieser Beziehung, wie der der 
nervenhaltige Skelettmuskel, während der nervenlose (curarisierte Skelett 
muskel) durch die genannten Salzlösungen keine Trennung der Kontral- 
tilität von dem Leitungsvermögen zulässt. Verf. weist darauf hin. dass 
dieser Befund naturgemäss mit der Frage nach der myogenen oder neun- 
genen Theorie in Verbindung gebracht werden müsse, hält aber eine Beant- 
wortung dieser Frage vorläufig noch für verfrüht. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


= 37 = 


9SN. Tait, John (Phys. Dep., Univ. Edinburgh). — „The freezing oft 
frogs nerve, with special reference to its fatigability.“ Quart. Journ. 
of exper, Physiol., 1908, Bd. I, p. 79. | 

Verf. fror ein kurzes Stück des Nervus ischiaticus des Gastroknemius 
des Frosches ein und beobachtete erstens dio Veränderung während der 
Pauer des Frierens, und zweitens die Veränderungen während des Auf- 
tauens einschliesslich der Ermüdungsveränderungen. 

Während des Frierens, welches Verf. mit dem Trocknen vergleicht, 
geht das Leitungsvermögen bald verloren, derart jedoch, dass der unmittel- 
vare Beginn des Frierens von einer Vermehrung dieser Funktion begleitet 
ist. In der Regel führt das Frieren des Nerven zu einem Krampf des 
Muskels, aber nicht in den Fällen, wo die gewöhnliche Temperatur der 
hältestarre des Nerven über dem Frierpunkt liegt. Bei der Wiederkehr 
der Leitfähigkeit nach dem Tauen können verschiedene Stadien unter- 
schieden werden. Eine beträchtliche Zeit vergeht, bis die Nervenfunktion 
wieder normal ist und eine Tendenz zur Kältestarre bei relativ hohen Tempe- 
raturen bleibt nach dem Tauen bestehen. In dem Stadium der Rückkehr 
der Leitfähigkeit ist der Nerv leicht ermüdbar durch rasche rhythmische 
Reizung. und diese Ermüdung besteht mehrere Minuten lang. 

Sutherland Simpson. 


989. Cajal, S. R., Madrid. — „Nourelles observations sur l'évolution des 
‚neuroblastes avec quelques remarques sur Uhypothese neurogenetique 
de Hensen-Held.“ Anat. Anz., 1908, Bd. 32, H. 1—4. 

Held hat im Anschluss an Hensen die Ansicht entwiekelt, dass beim 
Auswachsen der Nerven an dem embryonalen Centralnervensystem in den 
körper hinein zwei Arten von Zellen tätig sind: Einmal die Neuroblaston, 
diese liefern das Axon und die Neurofibrillen, dann aber die Leitzellen. in 
deren Innern resp. deren protoplasmatischen Fortsätzen die Nervenfibrillen 
sich vorschieben und vorwachsen. Die Nervenfasern und ihr peripherer 
Wachstumskegel sind also intracellulär gelagert. 

Die Leitzellen, welche den Weg bestimmen, auf dem die Nerven- 
fasern vorwachsen, sind vielleicht ectodermaler Herkunft. Sie werden 
schliesslich zu den Zellen der Schwäannschen Scheide. Sie produzieren 
nicht Neurofibrillen. 

Das Neuron ist nicht selbständig. Es dringen vielmehr oft Neuro- 
fibrillen in das Innere von Neuroblasten ein, um sich hier netzfürmig aus- 
zubreiten. Ähnliche Verbindungen existieren schon bei den primordialen 
Axonen. 

Verf, wendet sich teilweise gegen die Beobachtungen Helds, greift 
aber vor allem seine Deutung an. Zunächst schildert er die Entwiekelung 
der Nervenzellen. 

Das erste Stadium ist dasjenige der Keimzelle; die Zelle nimmt bei 
Behandeln mit der Silberreduktionsmethode keine Färbung an. Dann kommt 
das Stadium der apolaren Zelle: im Protoplasma ist ein aufgeknäulter mit 
Silber färbbarer Faden nachzuweisen. Der Zellkörper ist rund. Dann 
schickt die Zelle zwei Fortsätze aus, von denen sich bald der eine als 
Achsenfortsatz differenziert (Stadium der Bipolarität) und in den inter- 
cellularen Interstitien vorwächst und seine Richtung ändert, wenn er auf 
Hindernisse stösst, resp. sich vor ihnen teilt. Im weiteren Verlauf ver. 
kleinert sich der proximale Fortsatz, und der Achsenfortsatz wächst weiter 
aus imonopolares Stadium). 


27% 


— 312 — 


Bei dem Studium dieser Phasen gelang es nie, interneurale Anasto- 
mosen zu finden. Wo solche vorzuliegen schienen, waren sie als Kunst- 
produkte anzusprechen, Ebensowenig war ein \eurospongium (His) nach- 
zuweisen. Im Bereich des Gentralnervensystems wachsen die Nervenfasern 
zunächst radial und biegen, an der Membrana limitans angelangt. um, in- 
dem sie an dieser entlang gleiten. Die Wachstumskegel werden bisweilen 
sehr gross und haben dann dreieckige, oblonge oder halbmordförmige Ge- 
stalt. Sie gehören oft zu abgeirrten Fasern, die offenbar durch ein 
Hindernis aufgehalten wurden und in falscher Richtung, d. h. centralwärts, 
wachsen, auch kann es vorkommen, dass Nervenfasern in der der gewöhn- 
lichen entgegengesetzten Richtung wachsen. und bisweilen werden Neuro- 
blasten gefunden, die durch einen Zufall in das Innere des Centralkanals 
verlagert sind und ihre Fortsätze eine Strecke weit durch diesen auswachsen 
assen, bevor sie in die Substanz des Centralnervensystems wieder eintreten. 


Alle diese Tatsachen lassen sich nicht mit Helds Annahme, dass die 
Nervenfasern aufBahnen auswachsen, dieihnen von den Leitzellen vorgezeichnet 
sind, vereinigen. Ebensowenig aber auch die Tatsache, dass die Nerven- 
fasern beim Durchwachsen durch den das (entralnervensystem umgebenden 
Lymphraum vollkommen frei sind. 


Auf ihrem Wege durch den embryonalen Körper benutzen die Nerven- 
fasern als Bahnen die Intercellularräume. Die Leitzellen sind immer seitlich 
angeordnet. Die Axonen können durch Wirkung der Reagentien partiell 
mit dem mesodermalen Balkenwerk in Verbindung treten. Dies ist aber 
ein Kunstprodukt. Weiter sind die Wachstumskegel bisweilen von grösserem 
Kaliber als die Balken (Plasmodesmen) der Leitzellen. Die mit den vorderen 
Wurzelfasern auswandernden sympathischen Zellen sind voluminöser als 
die Leitzellen selbst. Ferner besteht ein embryonaler Nerv ausschliesslich 
aus Bündeln von Fasern, ohne eingeschlossene Leitzellen. Diese würden 
also für die inneren Fasern fehlen. 


In den Nervenkernen des Centralnervensystems der Embryonen kommt 
es häufig beim Auswachsen der Fasern zu Abweichungen oder Abirrungen 
von der normalen Richtung. Endlich aber verweist Verf. auf die Vorgänge 
bei der Regeneration verletzter Nerven, bei welchen das Vorhandensein von 
Zellketten auszuschliessen ist. 


Alle die aufgeführten Tatsachen benutzt der Verf., um darauf hin- 
zuweisen, dass die Heldsche Ansicht nicht zu Recht besteht, sondern dass 
die Nervenfasern allein durch die Tätigkeit der Nervenzellen auswachsen, 
indem sie dem Wege folgen, auf dem sie den geringsten Widerstand finden. 


W. Berg, Strassburg. 


990. Langley, J. N. — „Croonian lecture. On nerre endings and m 
special ercitable substances in cells.“ Proc. Roy. Soc. B., 1907, Bd. 18. 
p. 170—194. 

Unter Heranziehung des vom Verf. gesammelten experimentellen 
Materials wird gezeigt, dass gewisse Alkaloide und andere Substanzen (wie 
Adrenalin) nicht, wie allgemein angenommen wird, die Nervenendigungen reizen 
resp. lähmen, sondern vielmehr auf Bestandteile der (Muskel- oder Nerven-) 
Zelle selbst wirken, welche als „rezeptive Substanzen“ bezeichnet werden. 
Dieselben können Reize empfangen und übermitteln, oder sie können ge- 
lähmt werden, während die Hauptfunktionen der Zelle (Kontraktion. 
Sekretion usw.) von anderen Substanzen besorgt werden. Cramer. 


nr 





f UNIVERSITY 


à OF To 
91. Langley, J. N. (Physiol. Lab., Cambridge). — „On the contraction 


of muscle chiefly in relation to the presence of receptive substances. 
Part I.“ Journ. of physiol., 1908, Bd. 36., p. 347—384. 

In dieser Arbeit wird in zahlreichen Versuchen über die durch Nicotin 
hervorgerufenen Zuckungen und toxischen Kontraktionen von Froschmuskeln 
die vom Verf. aufgestellte Lehre verfochten, dass, wie allgemein angenommen, 
auf die Nervenendigungen wirkende Alkaloide, wie z. B. Nicotin und Curare, 
in Wirklichkeit auf receptive Substanzen der Muskelzelle selbst wirken. 

Die Einwirkung von Nicotin auf verschiedene Muskeln des Frosches 
zeigt graduelle Verschiedenheiten. Durch punktförmige Applikation des 
\ikotins wird gezeigt, dass verschiedene Teile desselben Muskels sich 
ebenfalls verschieden gegen Nicotin verhalten. Die so hervorgerufene 
Reizung bleibt auf die vom Nicotin berührte Muskeifaser lokalisiert und 
wird nicht auf benachbarte Fasern übertragen, so dass also die Nerven- 
endigungen überhaupt nicht gereizt zu werden scheinen. 

Durch Anwendung von Nicotinlösungen verschiedener Konzentration 
wird gezeigt, dass Lösungen bis zu 0,1 nur die am leichtesten erregbaren 
Teile des Muskels, die den Nervenendigungen benachbart sind, reizen, 
während 1 °/,ige Lösungen die ganze übrige Muskelsubstanz zur Kontraktion 
bringen. 

Einzelheiten dieser an experimentellem Material reichen Arbeit müssen 
im Original eingesehen werden. Cramer. 


992. Wollmann, Eugène und Lecrenier, Lambert. Liège. — „Influence 
de la température sur la conductibilité des nerfs chez le chien.“ Arch. 
int. d. phys., 1907, Bd. V, p. 318. 

Die Verff. haben den Einfluss niedriger Temperaturen auf den in situ 
gelassenen Hundeischiaticus untersucht, und zwar haben sie die Änderung 
der Reizschwelle bestimmt, wenn sie ein zwischen Muskel und Reizstelle 
gelegenes Nervenstück abkühlten. Diese Änderung bezeichnen sie als 
„Anderung der nervösen Leitfähigkeit“. Sie konnten konstatieren, dass bei 
einer Abkühlung bis zu 15° eine nur sehr geringe Verminderung der Leit- 
fähigkeit eintritt, dass diese dann bei 10° etwa auf die Hälfte herunter- 
sinkt, um bei Temperaturen, die zwischen 5 und 8° liegen, völlig zu ver- 
schwinden. Vor dem Verschwinden scheint manchmal die Reizbarkeit in 
ihrer ursprünglichen Grösse wiederzukehren. Die Verff. geben selbst an, 
dass die Kesultate weitaus inkonstanter und variabler sind, als jene, die 
sie bei der Erwärmung des Nerven erhalten haben. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration und Stoffwechsel. 


993. Volhard, F. (Städt. Krkh., Dortmund). — „Über künstliche Atmung 
durch Ventilation der Trachea und eme einfache Vorrichtung zur 
rhythmischen künstlichen Atmung.“ Münch. Med. Woch.. Bd. 55, No. 5, 
Febr. 1908. 


In zahlreichen Versuchen an Hunden gelang es, Tiere, deren Atmung 
durch Kurare völlig aufgehoben war, 1—2 Stunden lang ohne irgendwelche 
aktiven oder passiven Atembewegungen am Leben zu erhalten, wenn man 
in die Luftröhre durch ein sie nicht ganz ausfüllendes Rohr Sauerstoff ein- 
leitete. Das Blut der Tiere blieb his zum Exitus hellrot. Mit Luft statt 


— 34 — 


mit Sauerstoff gelang das Experiment nicht, das Blut wurde schwarz-rut 
und es trat schnell der Erstickungstod ein. Verf. stellte fest, dass bei 
der Sauerstoffventilation der Trachea in Kurarenarkose der Sauerstsfl- 
gehalt des Blutes konstant bleibt, der Kohlensäuregehalt dagegen bis auf 
mehr als das Dreifache des normalen ansteigt. Der nach 2 Stunden er- 
folgende Tod derartig behandelter Tiere bietet also das Bild einer Fr- 
stickung bei hellrotem, sauerstoffgesättigtem Blut, einer Autointoxikation 
durch die im Körper gebildete und retinierte Kohlensäure dar. Der vom 
Verf. angegebene Apparat beruht auf folgendem Prinzip: Der abströmend« 
Sauerstoff oder Luft wird in einen Zylinder geführt, weicher in einem 
etwas weiteren Zylinder eben in Quecksilber eintaucht. Durch die zu- 
strömende Luft wird die Lunge gebläht bis der Widerstand, den das im 
äusseren Zylinder emporsteigende Quecksilber bietet, überwunden ist: in 
diesem Moment collabiert die Lunge und der Vorgang beginnt von neuem. 
W. Wolff. 
994. Sihle, M. (Physiol. Inst., Odessa). — „Über den Einfluss von Diinn- 
darm- und Ischiadicusreizung auf die Luft- und Blutkapazitit der 
Lungen.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1907, Suppl.-Bd., p. 1—17. 

Die vorliegende Arbeit bildet eine Ergänzung älterer Versuche des 
Verf. (Biophys. C., I, No. 516; II, No. 937). 

Verf. findet, dass Reizung des Dünndarms wie des Ischiadicus analog 
seinen früheren Erfahrungen über Reizung des Vagus und des Trigeminus 
die Luftkapazität der Lunge vermindert. 

Bei Dünndarmreizung ist die Verminderung des Luftgehaltes von 
einer Vermehrung des Blutgehaltes der Lunge begleitet. Das Lungen- 
volumen nimmt dabei zu, wodurch der Pleuradruck zum Steigen gebracht 
wird; er bleibt zuweilen auch in der Inspirationsphase positiv. 

Bei Reizung des Ischiadicus verhält sich der Pleuradruck verschieden: 
er sinkt zuweilen unter die Norm, kann aber auch steigen. Dieses 
wechselnde Verhalten erklärt Verf. durch die verschiedene Fähigkeit des 
linken Ventrikels, sich vermehrter Herzarbeit anzupassen. Durch die 
Nervenreizung steigt der Widerstand im Aortensystem und nur, wenn der 
linke Ventrikel ihn genügend überwindet, kann der Pleuradruck ent- 
sprechend der verminderten Luftkapazität ebenfalls sinken; findet dagegen 
eine Stauung im kleinen Kreislauf statt, so kann der vermehrte Blut- 
gehalt die Verminderung des Lungenvolumens durch Abnahme ihrer 
Kapazität überkompensieren und zu einer Steigerung des Pleuradruckes 
führen. E. Laqueur, Königsberg. 


995. Hill, L. and Greenwood, M. — „The influence of barometric pressure 
on mun. No. 4. The relation of age and body weight to decom- 
pression effects.“ Proc. Roy. Soc, 1908, Bd. 80, p. 12. 

Fortsetzung der früheren Versuche der Verff. über die Wirkung der 
Druckentspannung. Die folgenden Tiere wurden zu Versuchen benutzt: 
Ratten, Mäuse, Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen. Unter Heran- 
ziehung der Versuche anderer Autoren, die in Tabellen zusammengestellt 
sind, kommen Verff. zu folgenden Schlüssen: 

Kleine Säugetiere sind verhältnismässig immun gegen die Wirkung 
der. Druckentspannung. Diese Immunität beruht auf der grösseren Schnellig- 
keit der Blutzirkulation und kann aufgehoben werden, wenn man die 
Zirkulation durch Chloroform verlangsamt. 

Das Alter der Tiere ist zwar wahrscheinlich an sich ein wichtiger 
Faktor. aber nicht von so grosser Bedeutung wie das Körpergewicht. 


— 3.5 — 


Kleine Tiere werden durch Sauerstoff unter hohem Druck nicht 
schneller vergiftet als grosse Tiere. 

Es folgt aus diesen Versuchen, dass man für Arbeiten in kompri- 
mierter Luft junge Leute von geringem Körpergewicht und lebhafter Blut- 


zirkulation auswählen soll. Cramer. 
Circulation. 
996. Saltzman, Fredrik (Physiol. Inst., Helsingfors). — „Über die Fort- 


pflanzung der Kontraktion im Herzen mit besonderer Berick- 
sichtigung der Papillurmuskeln.“* Skand. Arch. f. Physiol.. 1905. Bd. 20, 
p. 233—248. | 

An mit Ringer-Lockescher Lüsung gespeisten Kaninchenherzen studiert 
Verf. das zeitliche Verhalten der Papillarmuskelkontraktion zu der Kon- 
traktion der übrigen Teile der Herzwand. 

Aus seinem Versuchsmaterial scheint Verf. schliessen zu dürfen, dass 
die Erregung in der rechten Kammer längs der Scheidewand von oben 
nach unten verläuft, dann bei der Spitze auf die Aussenwand übergeht 
und in dieser sich von unten nach oben fortpflanzt. 

S. Schmidt-Nielsen. 

997. Roos, E. (Psychol. Inst. d. Akad., Frankfurt a. M.). — „Uber objek- 
tre Aufzeichnung der Schallerscheinungen des Herzens.“  Irtseh. Arch. 
f. klin. Med., 1908, Bd. 92, p. 314—335. 

Klinische Anwendung der Marbeschen Methode. Die aufgenommenen 
kurven sind wiedergegeben und interpretiert. - Die Arbeit eignet sich nicht 
zu kurzem Referat, Gerhartz. 


998. Kraus, F. und Nicolai, G. — „Über die funktionelle Solidarität 
der beiden Herzhälften.* Dtsch. Med. Woch., 1908, No. 1. 

Die Solidarität beider Herzhälften. d. h. die gleichzeitige Aktion des 
hnken Vorhofs mit dem rechten, welche auf Grund der graphischen Methoden 
angenommen werden müsste. ist durch Anwendung des verbesserten Elektro- 
eardiogramms mit Sicherheit als nieht absolut bestehend nachgewiesen, 
Es werden 2 Typen von Inkongruenz in der Tätigkeit der beiden Herz- 
hälften besprochen: 

A. Bei ventrikulärer Extrasvstolie: die von Extrareiz nicht direkt an- 
gegriffene (nicht zuerst ergriffene) Kammer zeigt schon nach 
Massgabe graphischer Registrierung des Drurkablaufs bzw. der 
INontraktionskurve bei passender Versuchsanordnung (und zwar 
nicht bloss am absterbenden, sondern auch am fortlebenden Herzen 
alle Übergänge von blossen Defekten der Synergie bis zu wirk- 
licher Asystolie. Bei Reizung der einzelnen Kammern erfährt das 
normale Zweikammerelektrogramm {typische Elektrokardioeramm 
minus Vorhofausschlag) eine für jeden Ventrikel höchst chärak- 
teristische Abweichung. In klinischen Fällen. welche auch sonst 
Analogien zu derartigen experimentellen Beobachtungen aufweisen. 
ermöglicht das völlig entsprechende Elektrokardiogramm die Diagnose 
des P, bigeminus rechts- und linksseitigen Ursprungs. 

B. Eine Inkongruenz beider Herzhälften dem Grade des Erregunes- 
vorgangs nach zugunsten des linken Ventrikels bei Hypertrophie 
(Erweiterung) der linken Rammer Die Beweisführung ist hier 
bisher bloss auf die Gegenüberstellung klinisch-anatomischer Be. 
funde und des Elektrokardiogramms möglich, aber gleichwohl aus- 
reichend sicher. Luelzer. 


=. 376: — 


999. Pfeiffer, W., Kiel. — „Untersuchungsergebnisse an Wettgehern und 
Wettradfahrern.“ Berl. Klin. Woch., H. 3, Januar 1908. 

Untersuchungen an 30 Wettgehern nach einem Marsch von 100 km 
ergaben Temperatursteigerungen bis 39° einmal Herzverbreiterung nach 
rechts und Pulsschwankungen von 80—150 Schlägen. In 27 Fällen wurde 
der Urin untersucht und hiervon in 24 mehr oder minder reichlich Eiweiss, 
z. T. auch Blut und mehr oder minder reichliche Harnzylinder gefunden. 
Eine Nachuntersuchung von 14 dieser Fälle ergab überall einen eiweiss- 
freien Urin. Zuckerausscheidung wurde in keinem Falle konstatiert. Bei 
7 untersuchten Wettradfahrern waren die Ergebnisse besser, denn nur in 
2 Fällen wurde Temperatursteigerung gefunden, Eiweiss, Zylinder und 
Zucker im Harn wurden nie festgestellt. Ein Unterschied in den Befunden 
an Vegetarianern und Nichtvegetarianern konnte nicht erhoben werden. 

W. Wolff. 
1000. Lohmann, A. (Phys. Inst., Marburg). — „Über den Sitz der auto- 
matischen Erregung im Herzen.“ Pflügers Arch., Bd. 120, p. 420. 
Dez. 1907. 

Verf. publiziert mit der Engelmannschen Suspensionsmethode ge- 
wonnene Kurven, bei denen am ruhig schlagenden Herzen aus nicht er- 
sichtlichem Grunde die Koordination zwischen Vorhof und Sinus aufhört. 
Der Vorhof beginnt in seinem eigenen Rhythmus zu schlagen, unabhängig 
vom Sinus, während dieser für sich in seinem verlangsamten Rhythmus 
schlägt. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen also, dass am ruhig 
schlagenden Herzen die Kontraktionen nicht unter allen Umständen vom 
Sinusgebiet auszugehen brauchen, sondern dass ‚auch andere Teile des 
Herzens in hohem Grade die Fähigkeit besitzen, automatische Reize zu ent- 
wickeln. Es kann also, trotz regelmässig pulsierendem Sinus das übrige 
Herz in eigenem unabhängigen Rhythmus schlagen. 

Von welchem Punkte diese vom Sinusgebiet unabhängige Automalie 
ausgeht, das lässt sich auf Grund des vorhandenen Materials noch nicht 
entscheiden. G. F. Nicolai, Berlin. 


1001. Hering, H. E., Prag. — „Über den Beginn der Papillarmuskel- 
kontraktion und seine Beziehung zum Atrioventrikularbündel (Vor 
lufige Mitteilung).“  Centrbl. f. Physiol., 1907, Bd. 21. p. 719. 

Verf. erklärt seinen früher erhobenen Befund, dass die Papillar- 
muskeln sich vor der Herzbasis kontrahieren, durch die Annahme, 
dass die vom Vorhof kommende Erregung zuerst zu den Papillarmuskeln 
gelangt und danach erst zur Herzbasis. Hierzu stimmt auch der von 
Aschoff-Tawara gefundene anatomische Befund, dass das Atrioventrikular- 
bündel nach seiner Teilung in zwei Schenkel geschlossen bis zu der 
Papillarmuskelgegend verläuft. E. Laqueur, Königsberg. 


1002. Rautenberg, E. (Univ.-Klinik, Königsberg i. Pr.) — „Zur Physw- 
logie der Herzbewegung.“ Zeitschr. f. klin. Med., 1908, Bd. 65, p. 106. 
Im Verfolg früherer Untersuchungen konnte Verf. jetzt zeigen, dass 
die Pulsationen des rechten und linken Vorhofes gleichartige Schwankungen 
zeigen und damit den Beweis erbringen, dass seine Methode der Registrie- 
rung der Vorhofspulsation von der Speiseröhre her eine äusserst zuver- 
lässige ist. 
Des weiteren verglich er mit Hilfe dieser Untersuchungsmethode den 
Venen- und Vorhofspuls durch gleichzeitige Registrierung der Jugularvene 


= it — 


und des linken Vorhofs miteinander. Es zeigte sich, dass sowohl beim 
Hunde wie beim Menschen die Schwankungen des Venenpulses in engster 
Beziehung zum Vorhofspuls stehen und zwar so, dass sie stets mit zeit- 
licher Verspätung auftreten. 

Diese Verspätungszeit der einzelnen Venenwellen ist sowohl bei ver- 
schiedenen Individuen, wie bei demselben Individuum eine wechselnde. Es 
fehlt dem Venenpuls das feste zeitliche Verhältnis zur entsprechenden Phase 
des Vorhofspulses im Gegensatz zur gesetzmässigen Geschwindigkeit des 
arteriellen Pulses. Aus diesem Grunde ist die exakte Rekonstruktion des 
Vorhofspulses aus dem Venenpulse nicht möglich. 

Endlich hat Verf., indem er mit dem registrierenden Ballon den Ösophagus 
in seiner ganzen Länge abtastete und die dabei beobachtete pulsatorische Bewe- 
gung untersucht, eine eigentümliche Bewegung kennen gelernt, die offenbar 
mit dem Herzspitzenstoss in engster Beziehung steht und die er als öso- 
phageale Spitzenstosspulsation bezeichnet. Sie liegt im untersten Teil der 
Speiseröhre, 3—4—6 cm über der unteren Öffnung der Cardia und kommt 
bei etwa !/; der untersuchten Personen vor. Zuelzer. 


1003. Loeper, M. und Boveri, P. (Hotel Dieu, Paris). — „Sull influenza 
dei sali di calcio sul cuore e sui vasi.“ (Uber den Einfluss der Kalk- 
salze auf das Herz und die Gefässe.) Clin. Med. Ital., 1907, No. 7. 

Die Kalksalze verursachen beim Menschen eine Vermehrung des 

Arteriendruckes und eine Verlangsamung der Herzschläge. Gibt man den 

Tieren (Karinchen) für die Zeitdauer eines Monats und darüber hinaus, 

eine tägliche Dosis von 1,2 g des Chlorids und bis zu 8 g kohlensaures 

und phosphorsaures Kalksalz, so lässt sich bei ihnen eine ausserordentliche 

Herzhypertrophie wahrnehmen. Im Herzen sowohl, als auch in den Ge- 

fässen setzt sich der Kalk mit besonderer Neigung fest, je nach dem 

Bedarf des Organismus, sowie auch der Anhäufungsfähigkeit der Knorpel 

und Knochen. 

Die Hemmung der Ialkausscheidung im Organismus beginnt im reifen 

Alter und da sie durch die Undurchgängigkeit der Niere begünstigt wird, 

so ist sie den Gefässen ausserordentlich schädlich, Wenn wir bei den 

Tieren die Gattung heraussuchen, welche am leichtesten zum Arterienatherom 

neigen, so finden wir, dass gerade solche es sind, bei denen die Ernährung 

die an Kalksalzen reichste ist (Ochse, Pferd, Kaninchen) und bei denen die 

Gewebe den hörhsten Kalkkoeffizient ergeben. Durch zahlreiche Versuche 

ist es den Verff. gelungen, das Arterienatherom bei Kaninchen zu erzeugen, 

indem sie ihnen schwache Dosen Adrenalin zuführten und ihrer täglichen 

Nahrung hohe Dosen Kalksalze hinzufügten (Chlorid, Phosphat, Carbonat). 

Die Kontrollkaninchen (d. h. die mit reinem Adrenalin behandelten) neigten 

weniger zum Arterienatherom. 

Junge Kaninchen sowohl als auch weibliche trächtige machen je- 
doch hiervon eine Ausnahme. 
Blosse Kalküberladung erzeugt kein Atherom, erleichtert aber die 

Erzeugung des Atheroms. Autoreferat (Ascoli). 


1004. Backman, E. Louis (Physiol. Inst., Uppsala). — „Die Wirkung der 
Milchsäure auf das isolierte und überlebende Süugetierherz.“ Skand. 
Arch. f. Physiol.. 1908. Bd. XX, p. 162—196, 1 Tafel. 

Deutsche Übersetzung der früher schwedisch in Uppsala Läkareför. 

Förh., März 1907 erschienenen Arbeit. Cfr. B. C., Bd. VI, No. 718. 

S. Schmidt-Nielsen. 


= Be 


1005. Lust, F. (Städt. Krankenh., Wiesbaden). — „Klinische Erfahrungen 
mit der intrarenösen Strophantintherapie.* Dtsch. Arch. f. klin. Med.. 
1908, Bd. 92, p. 282—302. 

Eine Dosis von !,—1 mg Strophantin, intravenös eingespritzt, be- 
einflusst in der Regel auch sehr schwere akute Herzinsuffizienzen in 
wenigen Minuten. Reicht die Dosis nicht aus, so darf erst nach Verlauf 
von 24 Stunden (um die kumulierende Wirkung zu vermeiden) eine neue 
Injektion nachfolgen. Die weitere Behandlung der Kranken erfolgt zweck- 
mässig entweder mit kleineren Strophantinmengen oder mit Digitalis. 

Die Wirkung der intravenösen Strophantininjektion äussert sich durch 
Vergrösserung der Pulsamplitude, Abnahme der Pulsfrequenz,” subjektive 
Erleichterung und Vermehrung der Diurese. 

Bei fibrinöser Pneumonie versagt diese Therapie. Gerhartz. 


1006. Tigerstedt, Carl (Physiol. Inst., Helsingfors). — „Zur Kenntnis der 
Einwirkung von Digitalis und Strophantus auf den Kreislauf.“ Skand. 
Arch. f. Physiol., 1907, Bd. XX, p. 115—151, 2 PI. 

Verf. stellte sich die Aufgabe, festzustellen, wie Digitalis und Stro- 
phantus auf die vom Herzen ausgetriebene Blutmenge einwirkte. Versuchs- 
tiere waren Kaninchen; das Sekundenvolumen wurde mittelst einer Stromuhr 
nach R. Tigerstedt in der Aorta ascendens gemessen. Es stellte sich heraus, 
dass die Drucksteigerung wesentlich von der Gefässkontraktion verursacht 
wird. Der Einfluss des Sekundenvolumens beschränkt sich auf die erste 
Zeit, bevor der Druck sein Maximum erreicht hat. 

In den meisten Fällen tritt eine zuweilen sehr bedeutende Zunahme 
der Herzarbeit ein. Die Maxima der Arbeit und des Sekundenvolumens 
fallen gewöhnlich zusammen. Beide nehmen ab, bevor der Druck sein 
Maximum erreicht hat. Die Arbeitsmenge, die zur Zeit des maximalen 
Druckes vom Herzen geleistet wird, ist in vielen Fällen sehr gering. 

Kein bestimmter Unterschied zwischen den beiden Stoffen konnte 
nachgewieseu werden. S. Schmidt-Nielsen. 


1007. Tigerstedt, Carl (Physiol. Inst., Helsingtors). — „Zur Kenntnis des 
Kreislaufes bei vermehrter Blutmenge.“ Skand. Arch. f. Physiol., 1905, 
Bd. XX, p. 197—225. 

Mittelst der R. Tigerstedtschen Stromuhr bestimmte Verf. das Sekunden- 
volum in der Aorta und den Blutdruck bei Transfusion von Ringer-Lösung 
oder Blut in die Vena jugularis. 

Bei Transfusion von einer Flüssigkeit, deren Viskosität geringer ist 
als die des Blutes, nimmt der Widerstand gegen die Blutströmung in den 
Arterien ab; eine Flüssigkeit von hoher Viskosität, z. B. Blut, bewirkt 
keine Verminderung der Viskosität des strömenden Blutes, die Zunahme 
des Sekundenvolumens bewirkt deswegen nun eine Drucksteigerung. wes- 
halb das Herz leichter überanstrengt wird, was nicht so leicht mit der 
dünnflüssigen Transfusionsflüssigkeit eintritt. 

Das Herz sucht den Blutdruck in der Weise konstant zu erhalten, 
dass bei vermehrtem Widerstande nicht die zur Verfügung stehende Blut- 
menge ausgetrieben wird, während dagegen, wenn der Druck bei Trans- 
fusion einer Flüssigkeit mit geringer Viskosität die Neigung hat, herab- 
zusinken. das Herz eine wesentlich grössere Blutmenge als vorher heraus 
treibt. S. Schmidt-Nielsen. 


u Br: 


1005. Tigerstedt, Car! (Physiol. Inst., Helsingfors). — „Tall Kinnedomen 
om Fürhällandena à Kürlsystemet vid keetning af Nervus depressor.“ 
(Zur Kenntnis der Verhältnisse im Gefässsysteme durch Reizung des 
Nervus depressor.) Finska Läkaresällsk. Förh., 1907, Bd. 49, p. 634 
bis 116. 

Die durch Reizung des Nervus depressor bewirkte Gefässdilatation 
und der entsprechend verminderte Widerstand im Gefässsysteme lässt das Herz 
vn vermehrtes Sekundenvolumen austreiben, wenn hinreichend viel Blut 
dm Herzen zur Verfügung steht. Die Menge des zurückströmenden Blutes 
wird doch wegen der Gefässdilatation vermindert und es kann deswegen 
geschehen, dass das Sekundenvolumen, welches im Anfange vermehrt 
wird, schon den ursprünglichen Wert erhält, ehe die Gefässdilatation ihr 
Maximum erhalten hat. 

Die Grösse der Herzarbeit wird häufig bei Depressorreizung ver- 
mindert. Dies braucht jedoch nicht der Fall zu sein, wenn die Blutzufuhr 
in den zentralen Venen hinreichend gross ist, Zuweilen kann die Arbeit 
vermehrt werden. 

Verf. zieht aus seinen Versuchen keine bestimmte Folgerungen über 
den Einfluss der verminderten Pulzfrequenz auf das Sekundenvolumen bei 
Lvpressorreizung. Dieser Einfluss darf jedoch nicht besonders hoch an- 
gesehen werden. Autoreferat (Schmidt-Nielsen). 


1009. Tigerstedt, Robert (Physiol. Inst., Helsingfors). — „Die Pulskurve 
der Aorta beim Menschen.“ Skand. Arch. f. Physiol. 1908, Bd. XX, 
p. 249—258. 

An einer 27jährigen Frau, bei der das Sternum und der angrenzende 
Teil der rechten Brustwand wegen Osteosarkoma entfernt war. konnte 
Verf. die Pulsation der grossen Arterien registrieren. Die Übereinstimmung 
mit der gleichzeitig aufgenommenen Karotispulskurve, lässt Verf. schliessen, 
dass es die Aorta und nicht die Pulmonalis war. 

Aus den gewonnenen Kurven berechnet Verf. bei einer mittleren 
Pulsfrequens von 80 pro Minute: 

1. Die Anspannungszeit zu 0.051 Sek, 

2. die Austreibungszeit zu 0,254 Sek., 
also die Kammersystole zu 0,305 Sek. Die Kammerdiastole betrug 
0.445 Sek. Die Vorhofssystole konnte nicht genau festgestellt werden: 
scheint approximativ ein klein wenig mehr als 0,1 Sek. zu sein. 

S. Schmidt-Nielsen. 

1010. Frank, Otto (Physiol. Inst., Giessen). — „Konstruktion und Theorie 
eines neuen Tachographen.“ Zeitschr. £ Biol, N. F. 1908, Bd. 32, 
P. 303—308. 

Verf. hat einen Tachographen konstruiert. Er besteht aus einer 
Plethysmographenkapsel, in die das zu untersuchende Glied eingeführt wird. 
Diese Kapsel hat zwei Öffnungen. Die eine dient zur Verbindung des 
Plethysmographenraumes mit einer optischen Kapsel (Herztonkapsel nach 
Verf.), die zweite Öffnung kann mehr oder weniger weit geöffnet werden, 
Bei geschlossener Seitenöffnung schreibt das Instrument die Volum- 
schwankungen des Gliedes auf, bei geöffneter Kapsel werden die ersten 
Differentialquotienten der Volumschwankungen, d. h. die Kurve der Ein- 
strömungsgeschwindigkeit registriert. Der Plethysmographenraum muss so 
klein wie möglich sein und die Geschwindigkeitsänderungen dürfen nicht 
zu Schnell vor sich gehen, wenn die Aufzeichnungen treu sein sollen, 

Weiss, Köngisberg, 


— 380 — 


1011. Janowski, \W. (Kindlein Jesu-Hospital, Warschau). — „Über Blut- 
druck, wahre Pulsgrösse und Pulseelerität bei verschiedenen patho- 
logischen Zuständen.“ Wien. Klin. Woch., 1907, No. 50. 

Die Grundlage der Arbeit bildeten die systematischen Blutdruck- und 
Pulsuntersuchungen an 364 verschiedenartig erkrankten Personen. Patienten 
mit Herzerkrankungen, Gefässleiden, Morbus Basedow, infektiösen Er- 
krankungen, verschiedenartigen chronischen Krankheiten, wie Krebs usw. 
Die einzelnen Beobachtungen müssen im Original nachgelesen werden. 
Auf Grund dieses Materials kommt Verf. zu der Ansicht, dass die bis- 
herigen Methoden der Ausnützung sphygmomanometrischer, den Blutdruck 
betreffenden Daten uns keinen Anhalt zur gehörigen Beurteilung der 
Herzleistungsfähigkeit in jedem Einzelfalle biete, noch zur Orientierung 
darüber, welcher Teil des klinisch bestimmten Blutdrucks von der Herz- 
arbeit und welcher von dem \WViderstande peripherer Blutgefässe abhängt. 
Die Sphygmobolometrie von Sahli verspricht bessere Resultate in dieser 
Hinsicht zu geben. Zuelzer. 


1012. Janowski, W. — „Koeffizient der Pulscelerität in normalen und 

pathologischen Zuständen.“ Zeitschr. f. klin. Med., 1908, Bd. 65, p. 73. 

Verf. sucht durch Aufstellung eines Koeffizienten der Pulsceleritat 

für jede Pulskurve die dem absoluten Sphygmogramm von Sahli anhaftenden 

Fehlerquellen zu vermeiden. Auf die Einzelheiten dieser sehr komplicierten, 

z. T. durch Abbildungen veranschaulichten Berechnungen kann hier nicht 
näher eingegangen werden. Zuelzer. 


1013. Isaac, S. und van der Velden, R. (Med. Klinik, Marburg). — „Unter- 
suchungen über das Verhalten des Kreislaufs bei Zufuhr jodierter 
Etweisskörper.“ Med. Nat. Arch., 1907, Bd. I, H. 1. S.-A. 

1. Durch die Jodierung erhält das Eiweissmolekül eine distinkte 
Kreislaufwirkung nach intravenöser Zufuhr. Verff. haben dies für 
Jodeiweiss und Jodalbumosen nachgewiesen. 


2. Die Wirkung ist nur bei der Katze, nicht beim Kaninchen narh- 
zuweisen. 

3. Sie besteht vorwiegend in einer Reizung der zentralen Apparate 
des Vagus. 

4. Zur Erzeugung eines maximalen Reizes sind relativ kleine Dosen 
notwendig. 

5. Nach Überwindung des maximalen Reizes kann ein weiterer Effekt 
nicht erzielt werden. 

6. Schwächere Dosen müssen sich erst summieren. 

7. Wirkungen auf andere Zentralorgane zeigten sich nur in schwächerer 
Weise. 

8. Anorganische Jodverbindungen zeigen auch nicht andeutungsweise 
eine ähnliche Wirkung. Zuelzer. 


1014. Joseph, Don R. und Meltzer, S. J. (Rockefeller Inst. for Med. 
Research, Dep. of Physiol. and Pharm.) — „Über den Einfluss der 
Reizungen des Vagus auf die Entwickelung des Rigor mortis am Hers- 
muskel.“ Centrbl. f. Physiol.. Bd. 21, p. 787, Febr. 1908. 

Bei Hunden, Katzen und Kaninchen, deren Vagi gereizt wurden, 
hörten nach dem Tode beide Herzkammern früher auf zu schlagen als bei 
den Kontrolltieren, und auch das Intervall zwischen dem Tode und dem 


— 381 — 


Einsetzen der Starre war kürzer, ebenso auch die Zeit zwischen Anfang 
und Höhepunkt der Starre. 


Die Verff. suchen dies Verhalten mit einem gewissen Grade von 
Asphyxie des Herzmuskels durch die häufigen Verlangsamungen und Still- 
sände zu erklären und sehen hierfür eine Stütze in der Tatsache, dass 
nach der Vagusreizung auch in den Skelettmuskeln die Starre früher ein- 


setzte als bei den Kontrolltieren. Mangold, Greifswald. 
1015. Rergonié, J. — ,Sphygmomanomètre clinique pour lhumérale.“ 
Soc. biol., Bd. 63, H. 37, Dez. 1907. 


Im Innern einer Oberarmbinde sind übereinander zwei Gummikissen 
angeordnet. Mit Hilfe des oberen kann die Arterie komprimiert werden: 
ein Manometer steht damit in Verbindung. 

Durch eine Übertragung von dem unteren Kissen auf einen Zeiger 
kann man entnehmen, ob die Arterie noch pulsiert. Im Augenblick, wo 
der Puls verschwindet, wird auf dem Manometer der Druck abgelesen. 
Wesentlich ist bei dem Apparat, dass die z. B. beim Riva-Rocci-Apparat 
erforderliche Schätzung durch das Gefühl des Fingers fortfällt 

Pincussohn. 


1016. Engling, Max (Physiol. Inst., Innsbruck). — „Untersuchungen iiber 
den peripheren Tonus der Blutgefässe.* Pflügers Arch., 1908, Bd. 121, 
p. 275. 

Histologische Untersuchungen an Getässen vom Frosch (untere Ex- 
tremität) und Kaninchen (Ohrgefässe) mit Hilfe der Methylenblaumethode 
ergaben, dass nach der Durchschneidung der Gefässnerven deutliche De- 
generationserscheinungen in den Nervengetlechten der Gefüsse auftraten, 
so dass diese Geflechte schliesslich entweder vollständig oder bis auf ganz 
geringe Reste verschwanden. Daraus wurde geschlossen. dass diese Ge- 
flechte nicht als periphere Gangliennetze zu betrachten seien. Ab und zu 
kommen geringe Reste von Nervenfasern an den Gefässen vor. Es ist die 
Annahme berechtigt, dass dieselben Endausbreitungen von nicht durch- 
schnittenen Gefässnerven darstellen. Parallel mit der histologisch nach- 
Weisbaren Degeneration der Nervengeflechte in der Adventitia ging physio- 
logisch das Verschwinden der Möglichkeit, durch lokale Reizung eine Kon- 
raktion der Gefässe der Arterie auf grössere Strecken hin hervorzurufen. 
Die ausgebreitete Kontraktion der Gefässe bei lokaler Reizung muss auf Er- 
'egung der adventitiellen Nervengeflechte zurückgeführt werden. Dagegen 
ist die Wiederkehr des peripheren Tonus von dem Bestehen der adven- 
titiellen Nervengeflechte gänzlich unabhängig. Der Endplexus in der Mus- 
kulatur färbte sich bei der angewandten Methode nicht, so dass über dessen 
Bestehenbleiben oder Nichtbestehenbleiben sich keine Angabe machen liess. 
AmYlnitrit hebt sowohl den Tonus der entnervten wie der nichtentnervten 
Gefässe auf. L. \sher, Bern. 


1017. Carrel, A. (Rockefeller Inst. for Med. Research). — »Culcificution of 
the arterial system in a cut with transplanted kidneys.“ Journ, ot 
Exp. Med., Bd. X, p. 276 —282, März 1908. 

Eine genaue Beschreibung der Verkalkungen der Arterien, welche hei 
tiner Katze nach doppelter Verpflanzung der Nieren auftraten. Die ver- 

Pflanzten Teile der Arterien wiesen keine Entartungen auf. B.-0). 


— 392 — 


Blut und blutbildende Organe. 


1018. Freytag, Fr. (Physiol. Inst. u. tierärztl. Hochschule, Hannover). — 
„Beziehungen der Milz zur Reinigung und Regeneration des Blutes.” 
Pflügers Arch.. 1907, Bd. 120, p. 517 — 565. 

Die Versuche des Verf. führen zu etwa folgenden Ergebnissen: 

1. Unmittelbar nach Exstirpation der Milz steigt die Erythrocvtenzah: 
und der Hämoglobingehalt; dies sei die Folge der Ausschaltung 
eines „blutkörperauflösenden Organs“. 

2. Am 2.—3. Tage nach der Operation macht sich eine Verringerung 
der Erythrocytenzahl und des Hämoglobingehaltes bemerkbar: als 
Ursache setzt Verf. den Eisenverlust, der dadurch eintrete, dass 
mit der Entfernung der Milz auch alle in ihr enthaltenen Zerfalls- 
produkte, die zur Blutbildung nötig seien, fortfielen. 

3. Nach ca. 8 Tagen hat das Blut normale Zusammensetzung. weil 
die Leber aus ihrem Vorrat Eisen für das Blut hergegeben habe. 
was sich an der Abnahme des Eisengehaltes der Leber zeigr: 
dieser sinkt von 0,2°/, bis auf 0,001°/, am 9. Tage. 

4. Die Wirkung des Aderlasses, gemessen an der Ervthrocrtenzahi 
und dem Hämoglobingehalt, ist beim entmilzten Tiere keine andre 
als beim normalen. 

5. Nach ca. 6 Wochen hat auch die Leber ihren normalen Eisen- 
gehalt wieder. Dies liege an den Lymphdrüsen, die vikariieren: 
für die Milz einträten; sie hielten das Eisen zurück. Verf. sucht 
diese Anschauung durch histologische Untersuchungen zu stützen. 

Literaturbesprechung. E. Laqueur, Königsberg. 


1019. Marbe, S. — „Le principe de Uhyperovarisme menstruel. L” 
variations numériques des hematies dans les périodes menstruslles et 
dans les périodes intercalaires.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 2, Jan. 1905. 

Die Anzahl der Blutkörperchen in der vormenstruellen und menstru- 
ellen Periode schwankt zwischen 2000 000 und 3 000 0U0 im mm’. In 
der vormenstruellen Periode findet eine Abnahme statt; am letzten Tag” 
der Vorperiode ist das Minimum an Erythrocyten erreicht. Während er 

Menstruation selbst nimmt die Zahl der roten Blutkörperchen wieder zu und 

erreicht ihr Maximum am letzten Tage derselben. Dieser hohe Gehalt 


bleibt nur einen Tag lang bestehen. Pincussohn. 
Verdauung. 
1020. Schridde, Hermann (Pathol. Inst., Freiburg i B.) — „Über di 


Epithelproliferationen in der embryonalen menschlichen Speiseröhre.” 
Virchows Arch., Bd. 191, H. 2, Febr. 1908. 

Bisher nahm man namentlich nach dem Vorgang Kreuters an, dass 
es eine physiologische Atresie des Ösophagus in früher Embryonalzeit gib! 
infolge einer Wucherung der entodermalen Elemente unter vollständigen 
Verlust ihres epithelialen Charakters; normalerweise soll diese Atresie ge- 
löst werden durch Confluenz zahlreicher Vakuolen, welche sich im Zell- 
massiv entwickeln. | 

Die kongenitale Atresie des Ösophagus wird ebenso wie die des lu 
denums auf das Ausbleiben dieser Resolution zurückgeführt. 

. Verfs. Untersuchungen an dünnen Serienschnitten ergaben: Das Epithel 
des Osophagus besteht zu allen Zeiten der frühen Embryonalperiod« aus 
einem zweischichtigen Cylinderepithel. Zu allen Zeiten seiner ersten Ent 


= Be 


wickelung besitzt der Ösophagus ein Lumen und es kommt niemals zur 
Bildung eines Zellmassivs. Die Vakuolenbildung wird vorgetäuscht durch 
die Bildung zahlreicher, in ihrer Lokalisation aber sehr. unbeständiger 
Epithelbrücken, welche die Folge eines gegen die mesodermalen Wand- 
schichten beschleunigten Epithelwachstums sind. Da es ein solides Stadium 
in der embryonalen Entwickelung des Ösophagus nicht gibt, so sind alle. 
daran geknüpften Deduktionen hinfällig. Die kongenitale Ösophagusatresie 
ist eine Entwickelungsstörung noch unbekannter Ursache. 
Hart, Berlin. 

1021. Doyon, M., Gautier, CL. und Policard, A. (Lab. d. phys. d. l. fac. d. 

médec., Lyon). — „Modifications du foie après la défibrination totale 

du sang.“ Soc. biol., Bd. 63, H. 38, Dez. 1907. 

Nach vollständiger Defibrinierung beim Hunde fanden Verff. an der 
Leber folgende Veränderungen: Im mittleren Teil der Lobuli war das 
Protoplasma der Zellen ausserordentlich vakuolenreich. Ungefähr 5 Stunden 
nach der Defibrinierung bemerkt man in einzelnen Vakuolen homogene. 
eosinophile Kugeln unbekannter Natur. An der Peripherie der Lobuli, um 
die Pfortaderäste, sind die Zellen homogen. 2 bis 3 Stunden nach der 
Operation treten hier polynukleäre, neutrophile Leukocyten in grosser Zahl 
auf. Diese sind im Zentrum der Lobuli ausserordentlich selten. 

Pincussohn. 


Excretion 


1022. Andre, Ch. (Lab. du Prof. Courmont). — „Sur les lésions du reir 
après ablation du foie chez la grenouille.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 2, 
Jan. 1908. 

Verf. hat nach Abtragung der Leber beim Frosch schon früher ähn- 
liche Veränderungen gesehen, wie sie Doyon, Gautier, Policard beobachtet 
haben. Diese Veränderungen sind beschränkt auf die tubuli contorti, es 
bilden sich grosse Vakuolen aus, die den Zellen einen schwammartigen 
Eindruck verleihen, weder sonst in der Niere noch an anderen Organen 
sind Veränderungen zu konstatieren. Im ganzen Verdauungskanal ist das 
Epithel intakt. 

Es ergibt sich aus diesen Verhältnissen ein sehr inniger Konnex 
zwischen Leber und Niere. Die Funktion der Zellen wird auch in den 
stark betroffenen Kanälen nicht gestört. Pincussohn. 


1023. Biberfeld, Joh. (Aus d. pharmakol. Inst., Breslau). — „Beiträge zur 
Lehre von der Diurese. XIV. Bemerkungen zur Theorie der Nieren- 
sekretion.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 121, p. 265. 

Interessante kritische Auseinandersetzungen gegenüber Frey, dessen 
theoretische Vorstellungen mannigfachen Schwierigkeiten gegenüber als 
ungenügend nachgewiesen werden. L. Asher, Bern. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


1024. Soli, U. — „Comment se comportent les testicules chez les animaux 
privés de thymus.“ Arch. Ital. Biol., Bd. 47, H. 1. 

Die Untersuchungen wurden an Hühnern vorgenommen. In einer 
ersten Reihe wurde das Verhalten der Thymus nach Kastration beobachtet; 
hierzu wurden 8 Paar Hühner von derselben Rasse verwendet, wobei die 
‘beiden Tiere eines Paares stets gleich alt waren. Das Ergebnis war — 
analog dem von anderen Autoren bei Kaninchen gefundenen — eine be- 


— 384 — 


deutende Zunahme des Gewichts und des Volums der Thymus der Kapaunen 
im Vergleich zu jener der entsprechenden Hähne; die Durchsehnittswerte 
waren wie folgt: 


PEO Verhältnis des Thymus- 
Gewicht der 


Körpergewicht O gewichts zum Körper- 
Thymus gewicht in "fy 
Hahn . . . . 1656 1.128 
Kapaun . . . 1806 2,113 11,6 


In einer zweiten Versuchsreihe wurde an jungen Hähnen die Thymus 
exstirpiert und das Verhalten der Testikel während der Wachstumsperiode 
der Tiere studiert. Die Resultate an 5 Paar Hähnen waren folgende: 











— r O O o 


Gewicht | Alter beim 
der Testikel | Tode 








| 
Versuchsdauer 





o 
5 





Monate Tage 














\Kontrolltier 8.240 | 

li !Operiertes Tier 3,315 |i 9 | 50 

Il \Kontrolltier 11,015 7 > | E 
' Operiertes Tier . . 8,090 1 | = 

| (Kontrolitier . . . 6,670 N | 
Il !Operiertes Tier 4,833 A 4, 90 
\Kontrolltier 0.152 1. | i 

mM lOperiertes Tier 0,100 d ur | Su 
„,\Kontrolltier 1,397 À 31; | BE 

j *))Operiertes Tier 0,126 | 2 "= 


An anderen Ori (Milz, Nebennieren, Schilddrüse, Hypophrse] 
konnten bis jetzt keine konstanten Veränderungen nachgewiesen werden: 
ebensowenig wurde ein Einfluss auf das Gewicht und auf die Entwickelung 
des Tieres beobachtet. Hingegen scheinen die Veränderungen der sekun- 
dären Geschlechtscharaktere deutlicher und konstanter zu sein, die bei den 
Tieren nach Thymusexstirpation weniger stark ausgeprägt sein sollen. 

Da histologische Untersuchungen noch fehlen, will Verf. noch keine 
Schlüsse ziehen und will auch noch keinerlei Hypothesen aufstellen. 


Als Anhang teilt er eine Beobachtung an Kaninchen mit, die mi 
denen an Hühnern ganz übereinstimmt. Autoreferat (Ascoli). 


1025. Delitala, F. (Ist. farm., Sassari). — „Il fegato del cane dopo lehlu- 
zione completa dell apparato tiro-paratiroideo.* (Die Leber des Hundes 
nach der vollständigen Abtragung der Schilddrüse und Nebenschilddrüsen.) 
Lo Sperimentale, Jg. 61, H. 4. 

In S Fällen beobachtete Verf. nur sehr leichte Veränderungen der 
Leber: leichte Verdickung der Kapsel und geringgradige fettige Degeneration. 
In zwei anderen Fällen hingegen entsprachen die Veränderungen den 
schwersten Formen von Phosphorvergiftung. Die Leber war gewisser 
massen zu Fett umgewandelt; nur einige wenige Zellen zeigten noch ihren 
ern, das von Fetttröpfchen geradezu verdrängte Protoplasma war nur 
noch in Form undeutlicher und wenig gefärbter Ränder zu erkennen. 


+) Diese beiden Tiere wurden auf der IV. Versammlung der italienischen 
pathologischen Gesellschaft in Padua demonstriert. 


eomme m u. 


N 


= 3855 — 


Die Tiere dieser zwei letzten Beobachtungen gingen mit ausser- 
gewöhnlich schweren thyreo-parathyreopriven Symptomen ein, die anderen 
$ Tiere wurden z. T. in einem Zustand scheinbaren vollständigen Wohl- 
befindens getötet, teils gingen sie auch an sehr schweren thyreo-parathyreo- 
piven Symptomen ein, : 

Die Erklärung für die nähere Ursache der schweren Leberverände- 
rungen der beiden letzten Fälle ist nicht leicht; jedenfalls kann man an- 
nehmen, dass bei der tiefgehenden Dystrophie, welche in den Geweben 
der Tiere nach Entfernung der Schilddrüse vor sich geht, die Leber zu 
den wenigst angegriffenen Organen gehört und dass nur in aussergewöhn- 
lich schweren Fällen sie auch der Dystrophie unterliegt. 

Verf. zieht folgende Schlüsse: 

l. dass die Leberveränderungen verschiedener Natur sein können, 

2. dass keine konstanten Beziehungen zwischen Leberveränderungen 
und thyreo-parathyreoprivem Symptomenkomplex bestehen, dass 
vielmehr in vielen Fällen sehr schweren Syndromen kaum oder 
gar nicht veränderte Lebern entsprechen. Ascoli. 


1026. Pepere, A. — „Le ghiandole paratiroidee. (Richerche anatomiche 
e sperimentali.)‘ Unione tipografico-editrice di Torino, 1906, p. 1—326, 
mit 5 Tafeln. 

Auf diese Arbeit wird in einem längeren Referaie des Centralblattes 
für Physiologie (Bd. 21, p. 741) hingewiesen. Nach diesem enthält das Buch 
eine Wiedergabe zahlreicher eigener Versuche des Verf. an Hunden und 
kaninchen, der anatomischen, embryologischen und pathologischen Befunde 
an Menschen und Versuchstieren und eine Zusammenfassung unserer bis- 
herigen Kenntnisse über die Nebenschilddrüse. 

E. Laqueur, Königsberg. 

1937. Kleinhaus und Schenk (Dtsch. Univ.-Frauenklin., Prag). —.„ Experi- 
mentales zur Frage nach der Funktion des Corpus luteum.“ Zeitschr. 
f. Geb, u. Gyn., 1907, Bd. 61, H. 2. 

Die Untersuchungen beziehen sich ausschliesslich auf die Beziehungen. 
zwischen Corpus luteum und Weiterentwickelung der Schwangerschaft. 

Die Ergebnisse dieser Versuche sind, dass beim trächtigen Kaninchen 
möglichst schonend vorgenommene Entfernung der Corpora lutea nach 
der Nidation des Eies die Schwangerschaft nicht zu unterbrechen 
braucht, zum mindesten nicht vom 9. Tage ab. Es kann somit dem 
Corpus luteum beim Kaninchen nicht die Funktion zuerkannt werden, der 
Weiterentwickelung des Eies nach der Nidation vorzustehen, wenigstens 
nicht über den 9. Tag hinaus. 

Auch ohne Entfernung des Corpus luteum, nur durch das Trauma 
der Laparotomie wird der Weiterentwickelung des Eies in vielen Fällen ein 
Ziel gesetzt (entgegen Fraenkels Ansicht). Auch die Ansicht Skrobanskys, 
dass bei vorsichtiger Entfernung beider Ovarien zwischen 10. und 15. Tag 
die Schwangerschaft erhalten bleiben kann, nicht jedoch bei Entfernung 
der Corpora lutea allein, ist irrig. Aschheim. 


1028. Debeyre, A. und Riche, O. (Lab. d'histol, d. 1. Fac. de méd. d. Lyon). 
— ,Surrénale accessoire dans l'ovaire.“ Soc. biol, Bd. 63, H. 38, 
Dez. 1907. 

Verff. findet einen versprengten \ebennierenkeim im Ovarium eines 
4jährigen Mädchens. Es waren die sekundären Geschlechtsmerkmale stark 


"E e 


entwickelt. Der Nebennierenkeim ähnelte makroskopisch sehr einem 
corpus luteum, eine Verwechselung, vor der man sich hüten muss und die 
man durch mikroskopische Untersuchung vermeiden kann. 
Pincussohn. 
1029. Silvestrini, S. (Inst. f. spez. Pathol., Perugia). — „Di alcune questioni 
intorno alla patologia di alcune secrezioni interne glandulari.“ (Einiges 
über die Pathologie der inneren Drüsensekretionen.) Riv. Crit. Clin. Med., 
1907, No. 13. 

Verf. führt mehrere klinische Fälle an. Jm ersten Fall handelt es 
sich um eine Pat., bei welcher sich infolge von Brustfellentzündung ein 
typischer Basedow entwickelt hatte, ein Fall, welchen Verf. öfters wahr- 
genommen hat. Bei der Obduktion fand man den Sympathicusstrang in 
neugebildetes Gewebe eingebettet und in entzündlichem Zustand. 

Verf. bemerkt, dass es Fälle von Basedow gibt, dessen Symptome 
als. die Folge von Sympathicus-Neuritis erklärt werden können, dass es 
aber experimentelle und klinische Beweise dafür gibt (Vergiftung durch 
Schilddrüsenpräparate), dass wenigstens ein grosser Teil des Basedow- 
Syndroms auf die Schilddrüsen zurückzuführen sei. 

Verf. beweist schliesslich den engen Zusammenhang zwischen den 
inneren, die. Gefässe regulierenden Sekretionen und der Gefässinnervation: 
er erwähnt auch die Gefässreflexe. welche ebenfalls durch innere Sekretionen 
bewirkt werden und bespricht weiterhin einige hierher gehörende klinische 


Beobachtungen. Ascoli. 
Specielle Nervenphysiologie. 
1030. Beevor, C. E. — „On the distribution of the different arteries 
supplying the human brain. (Abstract.) Proc. Roy. Soc., 1908, Bd. 80. 
p. 25—28. 


Die anatomische Verteilung der verschiedenen Gehirnarterien wurde 
durch Injektion derselben mit Gelatine, welche verschieden gefärbt war, 
studiert. Die vorliegende Mitteilung ist eine kurze Zusammenfassung der 
an 87 derart injizierten Gehirnen erhaltenen Resultate. ~ Cramer. 


1031. Schwarz, Alfred (Physiol. Inst., Strassburg). — „Versuche über dıe 
Veränderungen der Reflexerregbarkeit Wirbelloser bei Sauerstoffiangel 
und Sauerstoffüberfluss.* Pflügers Arch., 1908, Bd. 121, p. 411. 

Versuche an Coleopteren und Pulmonaten (Hund, Frosch, Fisch, auch 
Wirbellose: Flusskrebs, Blutegel, hatten bis jetzt zu solchen Versuchen 
gedient) führten zu folgenden Ergebnissen: 

Auf Carabus auratus wirkt Sauerstoffmangel in hohem Grade erreg- 
barkeitssteigernd und sogar krampfauslösend, Sauerstoffüberfluss dagegen 
(allerdings nur bei freigelegtem Centralnervensystem) deutlich deprimierend. 
Auch bei Limnaea stagnalis ist ein, wenn auch geringer, erregender Einfluss 
des Sauerstoffmangels zu sehen; durch Sauerstoffüberfluss ist dagegen eine 
starke Verminderung der Erregbarkeit bedingt. | Ernst Heilner. 


1032. Villaret, Maurice und Fixier, Leon. — ,, Eclampsie puerpérulr et 
‘ leucocytose du liquide céphalo-rachidien.“ Soc. biol, Bd. 63, H. 36, 
Dez. 1907. 
Fall von Eklampsie bei einer 21jährigen mit Abort im 7. Monat. 
Erste Lumbalpunktion ergab erhöhten Druck, Cerebrospinalflüssigkeit war 
bei einer zweiten Punktion bei normalem Druck klar, enthielt Eiweiss, zalıl- 


A nt 


— 3% — 


reiche rote Blutkörperchen, Polynukläre und besonders zahlreich» Mono- 
nukleäre. Die eklamptischen Anfälle nehmen nach nochmals aufgetretener 
Exazerbation langsam ab, die Punktionsflüssigkeit enthielt weniger geformte 
Bestandteile, die sich im Laufe eines Monats nach vollständiger Genesung 
ganz verloren, Pincussohn. 


1033. Sherrington, C. S. — „Some comparisons between reflex inhibition 
and reflex excitation.“ Quart. Journ. of exper. Physiol., 1908, Bd. I, 
p. 67. | 

Verf. ist es gelungen zu zeigen, dass die Abstufung des äusseren 
Reizes von einer Abstufung der Reflexwirkung begleitet ist, im Gegensatz 
zu der gewöhnlichen Auffassung, die die „Alles oder nichts“-Regel bei 
Spinalreflexen für gültig hält. Der studierte Reflex war der Beugeretlex im 
Hinterbein des enthirnten Hundes. Dies ist ein doppelsinniger Reflex, gleich- 
zeiig Kontraktion der Kniebeuger und Erschlaffung der Kniestrecker. Ein 
einzelner Muskel jeder der beiden Gruppen wurde ausgewählt, um auf das 
knie zu wirken, der Semitendinosus als Beuger und der Vastocrureus als 
Strecker. Der Reiz war ein einzelner Induktionsschlag von einem 
hruneckerschen Induktorium und er wurde demselben zuführenden Nerven 
in allen Fällen appliziert, dem Ramus musculocutaneus N. peronei, ungefähr 
4 cm unter dem Knie. Die von dem isolierten Semitendinosus erhaltenen 
Reflexe zeigten. dass mit Anwachsen der Stärke des Reizes sowohl die 
Amplitude wie die Dauer der Kontraktion anwachsen. Dasselbe geschieht 
auf der antagonistischen Seite, mit Anwachsen des Reizes wächst auch die 
Amplitude und die Dauer der Erschlaffung. 

Auf der Kontraktionsseite des Reflexes besteht keine Superposition der 
Reize, ausser wenn die Reize in weniger als '/, Sekunde folgten. Auf 
der Erschlaffungsseite dagegen tritt Superposition, d. h. fortschreitende 
Erschlafiung schon bei 4— 5 Reizen pro Sekunde ein. So ergaben auch 
Reize, welche allein noch keine wahrnehmbare Erschlaffung herbeiführen, 
bei relativ geringer rhythmischer Wiederholung ausgedehnte Erschlaffung 


durch Summation. Sutherland Simpson. 
1034. Klarfeld, Boguslaw (Physiol. Inst., Lemberg). — „Ergugraphische 


Untersuchungen über den Kniesehnenreflex.*  Pflüg. Arch, 1908, 
Bd. 121, p. 404. 

Die Ergebnisse von 9 Versuchen an Mann und Weib am Mossoschen 
Ergographen (Belastung zwischen 3 und 5 kg) führten zu folgenden Ergeb- 
nissen: 

Die Zentren für den Kniesehnenreflex beim Menschen besitzen die 
Fähigkeit des „sich Anpassens‘‘, d. h. sie stufen ab die Stärke der Muskel- 
impulse nach der Grösse des Widerstandes. Diese Zentren ermüden nicht 
durch einen bis 40 Minuten dauernden Aktivitätszustand, falls die Pause 
zwischen 2 aufeinanderfolgenden Reizen 5 Sekunden dauert, durch einen 
30 Minuten dauernden Aktivitätszustand bei einer 2 Sekunden langen 
Pause: schliesslich durch einen 10 Minuten dauernden Aktivitätszustand bei 
einer l'j} Sekunden langen Pause. Wahrscheinlich genügt der Zeitraum 
von 1'/, Sekunden zur vollständigen Restitution der Reflexcentren. 

| | Ernst Heilner. 
1035. Reich, H. (Chir. Klin., Tübingon). — , Die Verletzungen des Nerrus 
vagus und ihre Folgen.“ Beitr. z. klin. Chir., 1908, Bd. 56, H. 3. 


— 388 — 


Im Beginn seiner Arbeit bespricht Verf. die accidentellen Vagus- 
verletzungen, von denen er 11 zusammenstellen konnte. In allen Fällen 
wurden schwere Störungen der Atmung beobachtet. Ob es sich hier um 
direkte Vaguswirkung (Lähmung der Lungensensibilität und infolge hiervon 
Pneumonien) oder um Atmungsbehinderungen durch Hämatome oder ent- 
zündliche Prozesse in der Kehlkopfumgebung bzw. an ihm selber handelt. 
lässt Verf. bei den häufig recht unklaren Darstellungen offen. Wichtiger 
ist der nächste Abschnitt, der sich mit den Durchschneidungen und Resek 
tionen des Vagus beschäftigt (44 Fälle). Fast stets handelte es sich um 
Tumoren, meist maligner Natur, die den vagus teils unlösbar umwachsen, 
teils zur Degeneration gebracht hatten, so dass eine völlige Exstirpation 
der Geschwulst nur mit Resektion des Vagus, meist mit Absicht, ab und 
zu zufällig, möglich war. Die Continuitätstrennung war immer eine voll- 
ständige, häufig eine Resektion und nicht nur eine Querdurchtrennung. 
Stets handelte es sich um einseitige Vagotomien. Was die biologisch- 
klinischen Folgeerscheinungen betrifft, so teilt Verf. dieselben in unmittel- 
bare und entferntere ein. Nur in 5 Fällen war eine Irritation der Herz- 
tätigkeit konstatiert, und zwar handelte es sich stets um das Symptom 
der Tachycardie, die von wenigen Stunden bis zu 14 Tagen anhielt. Verf. 
hat jedoch nie ein schweres Symptom in der Tachycardie sehen können. 
Desgleichen schreibt Verf. den wenigen beschriebenen Störungen der 
Atmung nur geringe Bedeutung zu. Was die später im. Gefolge der 
Vagusreaktionen auftretenden Pneumonien anlangt, so beweist Verf. in 
längeren kritischen Auseinandersetzungen an der Hand der Kranken- 
geschichten, dass die Pneumonien nur in ursächlichem Zusammenhang mit 
der Vagusverletzung stehen. Stets findet sich dagegen eine Stimmband- 
lähmung auf der operierten Seite infolge Rekurrenslähmung. Auch die ge- 
ringen Störungen des Magendarmtraktus führt Verf. nicht auf Vagusläsionen 
zurück. Bei all diesen Erwägungen lässt Verf. es jedoch offen, wie weit 
die ursprüngliche Erkrankung eine langsame Degeneration des Nerven 
bereits hervorgerufen hatte, so dass er durchaus logisch zu dem Schluss 
kommt, dass Eintritt von Vagussymptomen stets Integrität der Nerven 
voraussetzt. Keinesfalls glaubt Verf. von einer Mortalität der einseitigen 
Vagusdurchschneidung reden zu können. Wesentlich anders liegen die 
Dinge bei der Vagusreizung. Sehr häufig ist hier eine leichte Senkung 
des Blutdruckes bis zum momentanen Herzstillstand mit schwersten Er- 
scheinungen, ja mit letalem Ausgang beobachtet. Noch häufiger und auch 
im allgemeinen noch schwerer ist der Einfluss der Nervenreizung auf die 
Atmung, die häufig blitzarlig aussetzend zur schwersten Asphyxie führen 
kann. Naturgemäss ist die Wirkung der Vagusreizung dort am schwersten, 
wo sie bei Herz und Lungen gleichzeitig in die Erscheinung tritt. Der 
zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Nachprüfung der klinisch- 
biologischen Erscheinungen durch das Tierexperiment. Die Hauptergebnisse 
dieser überaus fleissigen und sorgfältigen Untersuchungen sind kurz, wie 
folgt zusammenzufassen. 

Reizlose Vagusdurchschneidung ist ungefährlich. es resultiert nur 
natürlich dauernde Stimmbandlähmung. Die Erscheinungen seitens des 
Herzens sind durchaus harmlos, die der anderen Organe sind nicht auf die 
Vagusdurchschneidung zurückzuführen. Bei zufälligen Vagusdurchschnei- 
dungen ist die Vagusnaht zu versuchen. Im Gegensatz zur Vagotomie 
sind die traumatischen Vagusreizungen von schwersten Symptomen seitens 
des Herzens und der Lungen gefolgt. Der Beweis hierfür lässt sich durch 


— 389 — 


das Tierexperiment voll erbringen. Die Vagusreizungen können den Tod 
durch Hemmung der Herz- und Lungentätigkeit hervorrufen. Die übrigen 
Schlussfolgerungen sind klinisch-chirurgischer Natur. Goldstein. 


1036. Marinesco, G., Parhon und Goldstein. — „Sur la nature du yanglıon 
ciliaire.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 2, Jan. 1908. 

Das Ganglion ciliare hat 3 Typen von Zellen: 

1. Zellen mit kurzen, verzweigten Ausläufern, die im Innern der 
Kapsel enden, nur der Achsenzylinder geht durch die Kapsel. 

2. Zellen mit kurzen und langen Ausläufern: letztere gehen durch 
die Kapsel und endigen in gewisser Entfernung von der Zelle. 

3. Zellen mit einer grossen Anzahl Dendriten, die einen Knäuel 
bilden, ähnlich wie die sympathischen Zellen. Endlich wurden 
noch gefensterte Zellen, ähnlich den von Cajal in den Spinal- 
ganglien gefundenen, beobachtet. 

Das Ganglion ciliare ist als sympathisches Ganglion aufzufassen. 

Pincussohn. 
1037. Prévost, I. L. und Stern, Mlle. L., Genève. — „Dissociation des 
réflexes du nerf laryngé supérieur par l'anesthésie, l'asphyrie et 
l'anémie des centres nerveux.“ Arch. int. d. phys., 1907, Bd. V, 
p. 262. 

Die Verff. haben versucht, durch gradweis fortschreitende Anwendung 
narkotisierender Mittel der Erstickung und der Gehirnanämie die drei 
Refleıphänomene, welche der Reizung des zentralen Stumpfes des laryngeus 
superior folgen (Husten, rhythmische Schluckbewegungen und Atemstillstand 
in Exspirationsstellung) zu isolieren. Es zeigte sich, dass der Atemreflex 
am längsten vorhanden ist und auch, falls die nervösen Centren sich über- 
haupt wieder erholen, zuerst wieder erscheint, während der Hustenreflex 
schon durch die leichtesten Grade von Schädigung des Gehirnes vernichtet 
wurde. Der Schluckreflex nimmt eine mittlere Stellung ein. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


Sinnesorgane. 


1038. Treves, Z. — „Experimentelle Untersuchungen iber die Grund- 
lage der Vergleichung gehobener Gewichte“  Pflügers Arch., 1908, 
Bd. 121, p. 327. 

Die Methodik und die Diskussion der Fragestellung eignet sich nicht 
zur referierenden Darstellung. Die Ergebnisse sind folgende: 

Das vergleichende Urteil ist bei gleicher D’ruckfläche stets logisch 
richtig, wenn das Verhältnis zwischen den beim Heben der beiden Gewichte 
erreichten Anstrengungswerten trotz der weitgehenden Schwankungen, die 
es im Vergleich mit dem zwischen den Gewichten bestehenden Verhältnis 
erleiden kann, sich niemals über ein gewisses Maass hinaus der Einheit 
nähert. Aus diesen Untersuchungen würde sich ergeben, dass dieser Grenz- 
wert bei den verwendeten Gewichten und bei der phalangealen Beuge- 
bewegung zwischen ein und drei Zehntel beträgt. Das Verhältnis unter 
den beim Heben der zu vergleichenden Gewichte erreichten Anstrengungs- 
werten entspricht nicht immer dem unter den Gewichten selbst bestehenden 
Verhältnis. Meistens ist der Unterschied akzentuiert, selten unverändert, ° 
mitunter endlich vermindert. Im ersten Falle stellt sich das Urteil im 
allgemeinen als richtig heraus; im zweiten Falle ergibt sich noch ein 
richtiges Urteil, so lange der Unterschied zwischen den Gewichten nicht 


— 390 — 


unter ein gewisses Maass hinuntergeht. Im dritten Falle endlich, wenn 
der Unterschied zwischen den Gewichten sehr gering ist, kann der Unter- 
schied zwischen den Anstrengungswerten so verringert sein, dass ihr Ver- 
hältnis gleich der Einheit wird; manchmal auch ändert. es sich in um- 
gekehrtem Sinn gegenüber dem zwischen den Gewichten bestehenden Ver- 
hältnis. In diesen Fällen sind Irrungen im Urteil sehr häufig: auch sind 
sie, wie zu erwarten ist, fast konstant, wenn die Gewichte gleich sind. 
Auch die als unlogisch und inkongruent erscheinenden Urteile sind aus 
der Beschaffenheit der motorischen Impulse zu erklären. 
L. Asher, Bern. 


1039. Zwaardemaker, H. — „Über die Proportionen der Geruchs- 
kompensation.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1907, Suppl., p. 59. 
Verf. hat von 9 Substanzen, die er als Repräsentanten der 9 Geruchs- 
klassen betrachtet [|Isoamylacetat (ätherisch) — Nitrobenzol (aromatisch) — 
Terpineol (fragranter Geruch) — Muskon (Moschus) — Äthylbisulfid (Allylı 
— Guajacol (empyrematisch) — Valeriansäure (clapryl) — Pyridin (nar- 
kotisch) — Skatol (nauseos)] immer je zwei gleichzeitig riechen lassen in 
einem Doppelolfaktometer, mit dessen Hilfe er jeden der Gerüche einzeln 
beliebig variieren konnte. Er hat die einzelnen Gerüche so abgestuft, dass 
eine ungefähre Kompensation zustande kam, u. a. kann dieselbe je nach 
der Natur der verwandten Stoffe in einer vollständigen Aufhebung der 
beiden einzelnen Empfindungen bestehen, oft aber kommt es auch nur zur 
Abschwächung der einen Empfindung, wobei — ähnlich dem Wettstreit 
der Sehfelder — bald der eine, bald der andere Geruch prävaliert. Selten 
treten wirkliche Mischgerüche auf. Auf diese Weise sind für jede mög- 
liche Kombination (36) Proportionalzahlen eruiert, welche mitgeteilt werden. 
Die Verwertung dieses Materials, das hier nur tatsächlich mitgeteilt wird. 
behält sich der Verf. für eine spätere Publikation vor. 
G. F. Nicolai, Berlin. 


1040. Grützner (Physiol. Inst., Tübingen). — „Über die Lokalisierung von 
diaskleral in das Auge fallenden Lichtreizen.“ Pflügers Arch., Bd. 121. 
p. 298, Jan. 1908. 

Die Arbeit gibt die Erklärung einer von Veraguth beschriebenen Er- 
scheinung, welche darin besteht, dass bei Durchleuchtung der Sklerotica 
einer Versuchsperson an der äusseren temporalen Seite der Sklera die Ver- 
suchsperson den hellen Fleck nicht nach innen, sondern radiär nach aussen 
projiziert. Dieser Erscheinung liegen besondere anatomische Verhältnisse 
zugrunde: der vordere Rand der Netzhaut erstreckt sich nasenwärts weiter 
nach vorn als schläfenwärts. Daher findet hier an Ort und Stelle keine 
Erregung statt, der helle Lichtschein trifft aber noch die gegenüberliegende 
Seite der Netzhaut. und die Versuchsperson sieht daher einen hellen ver- 
waschenen Schein schläfenwärts, da diese Erregung in gewöhnlicher Weise 
durch den Knotenpunkt projiziert wird. Bei Durchleuchtung der nasalen 
Partie der Sklera dagegen, wo die Netzhaut viel weiter nach vorn reicht, 
trifft der Lichtstrahl die empfindliche Netzhaut selbst und die Erregung 
wird nach aussen projiziert. 

Die Richtigkeit dieser Grütznerschen Erklärung wird noch an weiteren 
Versuchen über Druckphosphene und Durchleuchtung des Auges erwiesen. 

Wenn man die Sklera innen drückt, kann man sehr nahe an die 
Hornhaut herangehen, bei Druck auf die Sklera aussen muss man dagegen 
bedeutend weiter zurückgehen, um Phosphene zu erhalten. 


.« 
’ 
— 


— 391 — 


Bei der schrittweisen Durchleuchtung der nasalen Seite des Auges 
gerät man bei der Bewegung der Lichtquelle nach hinten (weiter nasen- 
wärts) sehr bald auf einen Bezirk, von welchem aus man gar nichts oder 
kaum einen schwachen Schimmer wahrnimmt. Dies hat seinen Grund 
darin, dass die Pigmentschicht auf den Ciliarfortsätzen kaum für Licht 
durchgängig ist und dass der Lichtschein wesentlich auf die vordere tem- 
porale lichtunempfindliche Netzhautpartie trifft. 

Es ist nieht unwahrscheinlich, dass die lichtempfindliche Netzhaut auf 
der Nasenseite auf dichterer Pigmentschicht aufsitzt, als die nicht licht- 
empfindliche auf der Schläfenseite. 

Je nach Pigmentreichtum und Dicke der Skiera erwiesen sich die 
Augen verschiedener Tiere als sehr verschieden leicht zu durchleuchten. 

Mangold, Greifswald. 

1041. Langfeld, Herbert, Sidney (Physiol. Inst., Berlin). — „Lichtempfinid- 
lichkeit und Pupillenweite.“ Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1907, Bd. 42. 
H. 5. 

Verf. versücht die Frage zu lösen, ob die nicht seltene abnorme Weite 
der Pupillen mit nachweisbaren Besonderheiten der Funktion von Iris und 


Retina zusammenhängt. Er verglich Personen aus dem 3. und 4. Lebens- 


-- +- = 


Jahrzehnt, die, bis auf 2, Emmetropen waren. Alter. Rafraktion. Irisfarbe 
waren für die Pupillenweite belanglos, Unterempfindlichkeit gegen rotes 
Licht, an die zu denken war. da div abnorme Pupillengrösse besonders bei 
Lampenlicht sich zeigt, bestand nur bei einer Versuchsperson, die rot-anomal 
ist, die andern waren bis auf 1 Deuteranopen nor male Trichromaten. Blend- 
barkeit hat keinen Einfluss auf die Pupillenweite; Blendungsschmerz und 
Biendbarkeit haben nichts miteinander zu tun. Vergleichende Bestimmungen 
bei Hell- und Dunkeladaptation sind schwierig, weil bei ungleicher Pupillen- 
grüsse verschieden viel Licht ins Auge dringt. Anscheinend haben Leute 
mit engen Pupillen schnellere und ausgiebigere Dinkeladaptation als ceteris 
paribus Leute mit sehr weiten Pupillen. Kurt Steindorff. 


1042. Feilchenfeld, Hugo (Physiol. Inst., Berlin). — „Über den Blendungs 
schmerz.“ Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1907, Bd. 42, H. 5. 

Schmerzen werden nicht wie die übrigen Empfindungen objektiviert, 
und im Gegensatz zu den Gefühlen exzentriert. 

Schmerzen werden durch abnorm starke Reize ausgelöst und haben eine 
einheitliche Ursache; nur nicht physiologische Reize bewirken Schmerzen. 
die, spontan entstanden, pathologisch und durch abnorm starke Aussenreize 
bewirkt, physiologisch genannt werden; durch „physiologische“ Reize be- 
dingte Schmerzen sind pathologische (Hyperalgesie). Es gibt einen patho- 
logischen Blendungsschmerz, der keine Pseudophotophobie ist, und einen 
physiologischen, der zwar leicht der Beobachtung entgeht, aber doch leicht 
festgestellt werden kann, wenn man das (dunkeladaptierte) Auge intensiv 
und plötzlich belichtet. Die den Blendungsschmerz begleitende Unlust ist 
von diesem scharf zu trennen und leichter messbar als er: jedem Adap- 
talionszustand entspricht ein bestimmtes, als angenehm empfundenes Licht: 
bei Dunkeladaptation ist die Unlustschwelle 100 mal grösser als bei Hell- 
adaptation, Verf. empfindet den Blendungsschmerz als zuckend, d. h. er 
erreicht momentan seine Höhe und ist kurzdauernd, später wird er mehr 
dumpf, Es existieren natürlich individuelle Differenzen. Die Expositions- 
dauer ist bedeutungsvoll: eine gewisse Mindestdauer des Lichtreizes ist 
nötig, um Bl. zu erzeugen: je stärker das Licht, umso geringere Reiz- 


— 392 — 


dauer; bei genügend oft wiederholter Reizung erzeugen unterschmerzliche 
Reize Bl. Je grösser die reizende Lichtfläche, umso geringere Lichtinten- 
sitäten braucht man zur Erzeugung des Blendungsschmerzes. Bei bino- 
kularer Reizung wird (infolge von Vergrösserung der Reizfläche) die Schmerz- 
valenz erhöht. Vergrösserung der monokularen Reizfläche erzeugt keinen 
so grossen Schmerzzuwachs wie binokulare Reizung. Zentrale Reize haben 
grössere Schmerzvalenz als periphere, und zwar auch für dunkeladaptierte 
Augen. Der Blendungsschmerz bleibt der gleiche, wenn disparate oder 
korresponaierende Stellen getroffen werden, und übertrifft den mono- 
kularen: das gilt auch, wenn die disparaten Reize verschieden hell sind. 
Reizt man korrespondierende Stellen verschieden stark (Fechners Versuch), 
so bewirkt Fortnahme objektiven Lichts subjektive Erhellung und Hinzu- 
fügen objektiven Lichts subjektive Verdunkelung, aber die Schmerzempfindung 
nimmt dann zu. Dunkeladaptation steigert die Schmerzempfindlichkeit, Bei 
Rot bekam Verf. keinen deutlichen Bl., ob blaues Licht lebhafteren. rotes 
geringeren Bl. auslösst als gleich hell empfundenes weisses oder umge- 
kehrt, lässt er unentschieden. Die Gefühlsbetonung spielt”hier eine Rolle. 
Den pathologischen Bl. teilt Verf. in 3 Gruppen: den funktionellen, der bei 
funktionellen Neurosen beobachtet wird; den retinalen infolge von herab- 
gesetzter Energie der chemischen Umsetzung der Sehstoffe, der u. a. bei 
gewissen zentralen Retinitiden vorkommt; den peripheren bei Entzündungen 
des vorderen Augapfelabschnittes. Anaesthetica beeinflussen den physio- 
gischen Bl. ebensowenig wie Mydriatica und Miotica; der periphere path»- 
logische Bl., aber auch nur dieser, wird in gewissen Fällen durch An- 
aesthetica etwas vermindert. Verf. betont die Unabhängigkeit von Helligkeit 
und Blendungsschmerz, der eine gesonderte, als retinaler Bl. von Jer 
Retina ausgehende Empfindung ist. Über Ort und Ursache des funktiv- 
nellen BI. lässt sich nichts sagen. 

Der periphere ist ein Spontanschmerz, eine Folge der Lichtwirkung 
auf die entzündete Bulbusoberfläche. Kurt Steindorft. 


Berichtigung. 
In Referat 822 lies als Autor Alcock statt Aleveck. 


Personalien. 


Berufen: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Loeffler-Greifswald hat einen Ruf als 
Direktor des hygien. Instituts der tierärztlichen Hochschule in Perlin 
erhalten. Als Õ. Prof. für path. Anat. nach Rostock Prof. E. Schwalbe- 
Karlsruhe. Als Nachfolger für Carl Voit-München sind aequo loco vor- 
geschlagen: v. Kries-Freiburg, Kossel- Heidelberg, Frank-Giessen. 

Ernannt: Prof.: Dr. E. Friedberger-Königsberg i. P. 

Ord. Prof.: Prof. Dr. Ad. Schmidt-Halle a. S. (Med. Klin.); Prof. Casa- 
grandi-Cagliari (exper. Hyg.). 

A.-Ord. Prof.: Dr. v. Wasielewski-Heidelberg os Dr. Soetbeer- 
Giessen; Dr. H. Lange (inn. Med.) und E. Ricke (Dermatol.) 
in Leipzig; Dr. R. Rencki (inn. Med.); Dr. E Biernacki Lex per. 
Path.) in Lemberg. 

Habilitiert: Dr. E. Weber- Berlin (P en Dr. v. Brücke-Leipzig (Phr-.: 
Dr. K. Wessely-Würzburg (Ophthalm.); Dr. Hudovernig- -Budap ‚est 
(Neurol.) 

In Petersburg wurde das neue psychoneurologische Insutu' 
(Präsident: Prof. Dr. Bechterew) eröffnet. 
Gestorben: Prof. Dr. V. Chirone-Neapel (Pharmako!.). 


Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 
Klemensiewicz, Entzündung. Verlag Gustav Fischer, ‚Jena. Pr. 3, — Mk. 


Veh 
en | rene ı 


| Bophysikalisches Centralblatt 


Ba. III. 


Mai Juniheft | No. 12/13. 











Physik. 


1043. Luraschi, C. — „Le Radio-intensimètre. Neuer Apparat zur 
Messung der Intensität und Menge der von einer Crookes’schen Röhre 
ausgesendeten X-Strahlen.“ Arch. d’electricite med. exper. et clin. 
No. 229, 15 p., Jan. 1908. S.-A. 

Nachdem der Verf. auf die bisher angewandten Messungsmethoden 
der Intensität der Röntgenstrahlen hingewiesen und ihre Unzulänglichkeit 
besonders für die medizinische Praxis dargetan hat, stellt er sich die zu 
lisende Aufgabe in Form zweier Fragen: In einem Stromkreis mit be- 
simmtem Widerstand und Milliamperemeter befindet sich eine Substanz, 
die unter dem Einfluss der X-Strahlen ihren Widerstand vermindert. 


1. Lässt sich nun eine Substanz finden, die von den X-Strahlen in 
dieser Weise beeinflusst wird? 

2. Ist diese Beeinflussung proportional der Intensität und Menge der 
X-Strahlen ? 


Zur Beantwortung der ersten Frage prüft der Verf. die vorhandenen 
Theorien der Röntgenstrahlen und kommt zu dem Resultat, dass sie vor- 
zustellen sind als eine unkontinuierliche Serie von Stössen, die die Äther- 
eilchen durch den heftigen Anprall der Elektronen erleiden. Danach 
können sie nicht reflektiert, wohl aber absorbiert werden. In bezug auf 
diese letztere Eigenschaft dürften sie Ähnlichkeit mit den gewöhnlichen 
Lichtstrahlen haben, und in der Tat ist ihr Einfluss auf den elektrischen 
Widerstand des Selens ein ähnlicher, wie experimentell gezeigt wird. 

Um Lichtstrahlenwirkung auszuschliessen. wird das Selen in schwarzes 
Papier eingehüll. Um die leuchtenden Strahlen der Röntgenröhre auszu- 
schliessen, wird ein Schirm davorgestellt. Es zeigt sich, dass die Ein- 
wirkung intensiver und bestimmter ist bei Benutzung eines Schirmes, als 
ohne diesen. 

Auch die zweite Frage wird insoweit befriedigend beantwortet, als 
der Ausschlag des Amperemeters proportional der die Rüntgenrühre 
passierenden Strommenge steigt. 

Für den Mediziner dürfte dieser kleine Apparat, für den der Verf. 
eine handliche Konstruktion angibt, von Wichtigkeit sein, wenn auch, wie 
der Verf. selbst zugibt, noch nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit 
durch die vorliegende Arbeit gesprochen ist. Der beschriebene Apparat 
kann dom Arzt gleichzeitig dienen, um die Qualität und Stärke seiner 
Köntgenröhre zu bestimmen. Denn ähnlich wie violette Lichtstrahlen 
schwächer auf Selen wirken als rote, wirken weiche Röntgenstrahlen schwächer 
als harte, Durch Messung des Ausschlages des Amperemeters einige 
Minuten nach Inbetriebsetzung der Röntgenröhre und der Zeit der Be- 
nutzung lässt sich Intensität und Menge der zu Heilzwecken benutzten 
X-Strahlen bestimmen. A. Geiger. 


104. Nicolai, Georg Fr. (Physiol. Inst, Berlin. — „Noch einmal die 
Franksche Paraboloidmembran.“ Zeitschr. f. Biol., (N. F. 32) Bd. 50, 
P. 456—459, März 1908. 

Biophysik. Centralbl. Bd. III. 28 


— 391 — 


Verf. wendet sich gegen polemische Bemerkungen Franks. Frank 
ist früher auf Grund von theoretischen Entwickelungen und von Beab- 
achtungen zu dem Resultat gekommen, dass eine kreisförmige, mit grosser 
Spannung aufgezogene Membran bei der Deformation, die durch Einwirkung 
eines hydrostatischen Druckes auf die eine Fläche der Membran entsteht. 
die Form eines Paraboloids annimmt, u. z. unter der Bedingung, dass die 
Spannung der Membran sich nicht merklich bei der Deformation ändert. 
Dagegen ist Verf. auf Grund von Versuchen zu dem Resultat gekommen. 
dass eine gespannto und aufgeblähte Membran ein Rotationskôrper ist. 
dessen Schnittkurve im umgekehrten Sinne wie die Parabel vom Kreise 
abweicht; er hält die Annahme, dass eine gespannte Membran bei endlicher 
lehnung Paraboloidtorm annähme, für unhaltbar. Bei unendlich kleinen 
Deformationen sei die Annahme einer Paraboloidkurve als Schnittkurve 
der Membran ebenso berechtigt, wie die Annahme einer beliebigen anderen 
Kegelschnittkurve. Bemerkungen von Planck, dessen Urteil der Verf. ein- 
geholt hat, sind im Original einzusehen. | Weiss, Königsberg. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


1045. Suworow, E. K. (Zool. Inst., St. Petersburg). — „Zur Beurtriluny 
der Lebenserscheinungen in gesüttigten Salzseen.* Zoolog. Anz., 1905. 
Bd. 32, p. 644— 666. 

Verf. weist das Vorkommen ungemein zahlloser Flagellaten (Monas- 
art), Diatomeen, Phycochromaceen und Microsporen in gesätligten Salz- 
wasser nach. Besonderen Wert legt Verf. aber auf das gleichfalls von 
ihm nachgewiesene Vorkommen vieler Metazoen (Mückenlarven, Crustazeen, 
Rotatorien). (Immerhin scheint es sich um wenige, zum Teil aber sehr 
massenhaft auftretende Arten zu handeln, Ref.) Die Analyse des Wassers 
des salzablagernden Sees Bulack ergab: 

NaCl. . 2». ...1826°], 
KO c c = a = 009% 
MgCl. . . . . 2,85, 
MgSO, . . . . 1,39, 
CaSO, . . . . 4,72, 
CaC0, 2. . . . 078, 

Im ganzen 28,53 °/, 

V. Franz. 

1046. Eycleshymer, A. C. und Wilson, J. M. (Anat. Lab., St. Louis Univ.) 
— „The adhesive organs of amia.“ Biol. Bull., Bd. XIV, p. 134—145. 
Febr. 1908. 

Die Entwickelung der Organe, mittelst welcher Amia sich befestigt. 
beginnt etwa 70 Stunden nach der Befruchtung. Sie erscheinen als ge- 
paarte Verdickungen des dorsolateralen Teiles des Vorderstückes des 
Darmes. Sie bestehen aus hohen Epithelzellen, welche reich an Körnchtn 
sind. Die Funktion der Zellen besteht darin, oine klebrige Substanz ab- 
zusondern. mit Hilfe deren die jungen Fische sich an Pflanzen usw. fest 
halten. Nach einer Woche erlischt ihre Funktion und nach 2—3 Wochen 
verschwinden sie. Ihr Verschwinden wird durch Cytolyse bewerkstelligl. 

B.-0. 

1047. Guilleminot, Hyac. (Lab. du prof., Bouchard). — „Effets des rayo 
X et des rayons du radium sur la cellule végétale.“ Journ. d. phys 
et de path. gén., Bd. X, H. 1, Jan. 1908. 


— 395 — 


Röntgen- und Radiumstrahlen haben auf den Samen während des 
latenten Lebens sicher eine schädliche Wirkung. Zur Verhinderung der 
Keimung ist mehr als die vierfache Menge der X-Strahlen gegenüber den 
Radiumstrahlen nötig, wenn man die Intensität nach der Wirkung auf den 
Baryumplatincyanürschirm bemisst. Die für eine sichere Hemmung nötige 
Menge ist nach dem Samenkorn verschieden. 

Wenn man Samenkörner vor der Keimung bestrahlt, scheint sich der 
Einfluss der Bestrahlung das ganze Leben hindurch zu erhalten, während 
anderseits die Zellen umso refraktärer gegen Bestrahlungen wurden, je 
weiter die Entwickelung fortschreitet. Es scheint nicht, dass schwache 
Bestrahlungen während des latenten Stadiums eine konstante Beschleu- 
nigung der Keimung erzeugen können. Vielleicht erzeugt intermittierende 
Bestrahlung mit Röntgenstrahlen während der Keimung Beschleunigung des 
Wachstums. Jedenfalls wird diese Erscheinung mit der fortschreitenden 
Entwickelung immer weniger ausgeprägt. Die Wirkung der Sonnenstrahlen 
kann durch sie sicherlich nicht ersetzt werden. Die Radiumstrahlen wirken 
bei den ersten Stadien der Keimung zweifellos hemmend, diese Beeinfluss- 
barkeit nimmt mit fortschreitender Entwickelung ab. Auch schr geringe 
Dosen scheinen nicht begünstigend zu wirken. Pincussohn, 


1048. Rubaschkin, W. (Hist. Lab., Kais. mil.-med. Akad., St. Petersburg). 
— „Zur Frage von der Entstehung der Keimzellen bei Säugetier- 
embryonen.“ Anat. Anz., Bd. 32, H. 8, 25. Feb. 1908. 

Im letzten Decennium wurden an niederen Tieren (bis zu den Vögeln 
aufwärts) Beobachtungen gemacht, welche die Auffassung begründen halfen, 
dass die Keimzellen nicht aus dem Keimepithel entstehen, sondern nur 
sekundär in die Genitalregion gelangen. Diese Lehre hatte bisher, was die 
Säugetiere betrifft, keine tatsächliche Grundlage erhalten können. Verf. 
sucht diese Lücke auszufüllen 

Am 13. Tage findet man beim Kaninchenembryo, bei dem das Keim- 
epithel aus 2—3 Schichten von Zellen besteht, einzelne Keimzellen auch 
ausserhalb der Genitalleiste, hauptsächlich unter der Aorta im Mesenchym- 
geweba. Ihr Protoplama zeigt zarte Ausläufer, die Zellen scheinen auf der 
Wanderung begriffen zu sein. 

Bei Embryonen von 11 Tagen findet man nur einzelne Keimzellen 
in dem Wolffschen Körper, dafür aber in der Nachbarschaft des dem 
späteren Keimepithel entsprechenden Teil der Cölombekleidung im Mesen- 
terium deren zahlreiche. Bei Embryonen des 10. Tages findet man Keim- 
zellen in grösserer Anzahl in den zentralen Teilen des Mesenteriums und 
der Umgebung des Enddarms, sowohl unter dem Cölomepithel, wie dem 
Darmepithel wie auch im Mesenchym. Bei Embryonen von 9 Tagen finden 
sich die fraglichen Zellen im ventralen Abschnitte des Darmrohres unter 
dem Epithel. 

Der Entstehungsort der Keimzellen muss beim Säugetierembryo 
ziemlich weit von der Keimdrüsenregion liegen und im Mesenterium 
müssen die Keimzellen weit wandern, bis sie ihren späteren Ort erreichen. 
Jedenfalls treten sie früher auf als das Keimepithel. 

Ihr Entstehungsort ist noch unbekannt. 

W. Berg, ee 

1049. Goldschmidt. R. und Popoff, M. (Zool. Inst., München). „Über 
die sogen. hyaline Plasmaschicht der Seeigcleier.“ Biol. Centrbl., "1908, 
Bd. 28, p. 211—223. 

28 * 


— 396 — 


Die stets unmittelbar nach der Befruchtung der Seeigeleier sich ab- 
hebende hyaline Ektoplasmaschicht des Seeigeleies zeigt während der ersten 
Minuten ihrer Entstehung Strahlen gekörnten Protoplasmas, welche mit 
gleichartigen Strahlen im Eiplasma in direkter Verbindung stehen. Die 
hyaline Plasmaschicht ist also (wie auch Ziegler annimmt) ein ektoplasma- 
tischer Teil des Fies und nicht ein gallertiges Sekretionsprodukt desselben. 
Bei der Zellteilung wird sie stets — und zwar, wie Zerrungen ihrer 
inneren Struktur beweisen, passiv — in die Teilungsebene hineinbezogen. 

Wenigstens einer der Faktoren, welche zu ihrer Entstehung Ver- 
anlassung geben, liegt in den osmotischen Verhältnissen. Denn die Plasma- 
schicht nimmt in hypertonischem Seewasser an Dicke zu. Die Ursache 
der Wasserabnahme im Ei dürfte zum Teil darin gegeben sein, dass bei 
der Furchungsspindelbildung das Zentrum der Spindel Wasser aufnimmt, 
wie Bütschli darlegte. 

Die Funktion der hyalinen Plasmaschicht besteht wenigstens zum 
Teil im Zusammenhalten der Blastomeren. In Ca-freiem Seewasser löst 
sie sich auf, worauf die Blastomeren auseinandergehen, ohne ihre Fähigkeit 
zu weiteren Teilungen einzubüssen. 

Besonders erwähnenswert, scheint noch, dass unbefruchteie Eier 
in hypertonischem Seewasser sich in wenigen Minuten mit feinen Pseudo- 
podien bedeckten und das Bild eines Heliozoon vortäuschten. 

V. Franz, 
1050. Schiller, Ignaz, Odessa (Zool. Inst. d. techn. Hochsch., Stuttgart). 
— „Über künstliche Erzeugung von Vierergruppen bei Cyclops.“ Zool. 
Anzeiger, 1907, Bd. 52, p. 616—621. 

Atherbehandlung von Cyclopseiern bewirkt (vgl. Haecker), dass die 
bivalenten schleifenförmigen Chromosomen, die bei der Furchung auftreten, 
die Gestalt von längsgespaltenen quergekerbten Stäbchen annehmen, oder 
dass je zwei auch (nach Verf.) sich zu einem Ringe zusammenschliessen. 
Häufig treten ferner je 2 zu einer quadrivalenten Vierergruppe zusammen. 
Die dizentrische Wanderung bei der Zellteilung geht sodann nicht normal 
vor sich, sondern sie können in ungleichen Hälften auseinandergehen oder 
in zwei Gruppen von je 6 Elementen auseinanderrücken. „Letzterer Vor- 
gang stimmt seinem äusseren Verlaufe nach vollkommen überein mit der 
für verschiedene Objekte beschriebenen Präreduktionsteilung.“ 

Wurde eine Hälfte des Eisackes (ohne Schaden für den Cyclops) am- 
putiert, so traten typische Vierergruppen auf, welche an die bei Narkoti- 
sierung eintretenden erinnern. Im Kohlensäurestrom treten in sämtlichen 
Furchungszellen stark färbbare nukleolenähnliche Tröpfchen auf, die den 
„Ektosomen“ ähnlich sind und sich namentlich im Dyasterstadium nahe 
dem Äquator der Spindel anhäufen, vermutlich „Endprodukte des Stoff- 
wechsels, die unter Kohlensäureatmosphäre infolge Sauerstoffmangels nicht 
rasch genug verbrannt werden können“. V. Franz. 


1051. Morgan, T. H. — „Some further records concerning Wie physio 
logy of regeneration in tubularia.“ Biol. Bull., Bd. XIV, p. 149—162. 
Febr. 1908. 

Das bildende Prinzip, wie es bei der Entwickelung und der Regene- 
ration zum Vorschein kommt, ist ein Ausdruck der Reizbarkeit der lebenden 
Substanz. 

Die aufbauende Tätigkeit ist somit eine Reaktion gegen äussere Reize 
oder innere Verhältnisse durch die Vermittelung der Reizbarkeit. B.-0. 


=. By S 


1062. Reichenow, O. (Zool. Inst., München). — „Beispiele von Ab- 
weichungen in der Zahl der Hintergliedmassen bei Rana esculenta.“ 
Zoolog. Anz., 1908, Bd. 32, p. 677—682. 

Verf. beschreibt im Anschluss an Woodsland mehrere derartige Bei- 
spiele und meint, dass solche in grossen Kulturen häufig auftreten. 
V. Franz. 


1053. Wilder, H. H. — „Zur körperlichen Identität bei Zwillingen.“ 
Anat. Anz., Bd. 32, No. 8, 25. Febr. 1908. 

Bei Zwillingen gleichen Geschlechts (eineiigen Zwillingen) fand sich 
eine grosse Übereinstimmung der Hautleistenfiguren von Fussohle und Hand- 
fläche: bekanntlich differieren diese Figuren bei verschiedenen Menschen 
sonst so stark, dass die Unterschiede kriminalistisch verwertbar sind. 

Die Übereinstimmung bezog sich aber nur auf die gröberen Züge der: 
Figuren. während der Verlauf der einzelnen Leisten selbst individuelle 
Unterschiede hat. 

Die Übereinstimmung ist bei getrennt geborenen Zwillingen und bei 
Geschwistern geringer, aber auch vorhanden, ebenso bei Omphalopagen, 
Theracopagen, Januszwillingen usw. 

Dass bei eineiigen Zwillingen, die sich sonst in bezug auf Geschlecht, 
Gesichtszüge usw. ausserordentlich gleichen. in den Hautleistenfiguren 
individuelle Eigentümlichkeiten zeigen, deutet nach Verf. darauf hin, dass 
eine besondere Zusammensetzung der bestimmenden Keimsubstanz vorliegt 
und dass die Einzelpersonen der eineiigen Zwillinge von Anfang an andere 
Architektur haben, als Individuen, die sich in der normalen Weise ent- 
wickeln. W. Berg, Strassburg. 


1054. Reichensperger (Zool. Inst., Bonn). — „Über Leuchten von Schlangen- 
Slernen.“ Biolog. Centrbl., 1908, p. 166—168. 

Das leuchtende und drüsenartige Gebilde sind Zellen, die in das 
Epithel überaus lange Ausläufer entsenden, und zu Kanälen in der Kutikula 
führen, die an verschiedenen Stellen, jedoch nie an den Füsschen liegen 
(gegen Sterzinger, unlängst referiert). „Soweit ich mich davon überzeugen 
konnte, scheint es sich hier (bei Amphiura squamata) um einen interessanten 
Zerfall von Zellen und vornehmlich von Kernen zu handeln.“ „Beim Leucht- 
prozess geht, soweit ich aus meinen Präparaten ersehen kann, eine Sub- 
Stanzumbildung, wahrscheinlich eine Auflösung der kleinen Körnchen in 
Schleim vor sich. Nur der Überschuss des veränderten Inhaltes wird wohl 
durch überaus feine Kanälchen der Kutikula nach aussen befördert.“ Bei 
nicht leuchtenden Formen fehlen diese Zellen. V. Franz. 


1055. Mangold, Ernst, Greifswald. „Über das Leuchten und Klettern 
der Schlangensterne.“ Biolog. Centrbl, 1908, p. 169—176. 

Verf. meint gleichfalls, das Leuchten gehe nicht von den Füsschen 
aus, und vermutet ferner, der von den Füsschen sezernierte Schleim diene 
nicht als Klebemittel peim Klettern, sondern das Festhaften an vertikalen 
Wänden werde eher durch saugnapfähnliche Wirkung bewirkt. (Vgl. vorsteh, 
Ref.) V. Franz. 


Biologie der Geschwülste. 


1056. Moritz, Fritz. — „Über Einwucherung von malignen Tumoren 
in die Herzmuskulatur.“ Diss., München, 1907. 26 p. 
Biophysik. Centralbl. Bad. III. 2 


— 398 — 


Die malignen Tumoren des Mediastinums greifen relativ selten auf 
das Herz über, während die anderen Organe der Brusthöhle viel häufiger 
in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Einwucherung in die Herz- 
muskulatur kann auf zwei verschiedenen Wegen erfolgen. Entweder 
breitet sich der Tumor unter Bildung eines reichlichen Exsudates auf dem 
Pericard bis zur Umschlagstelle aus und greift von hier aus auf das 
Epicard und das Myocard über, oder die beiden Blätter des Herzbeutels 
verkleben miteinander, und die Neubildung wuchert direkt vom Pericard 
aus in den Herzmuskel ein. Dieser letztere Weg wird viel seltener be- 
schritten, als der erstere. und in diesen seltenen Fällen ist dann die Ein- 
wucherung meist nur zirkumskript. Eine diffuse Einwucherung eines 
malignen Mediastinaltumors vom Pericard aus direkt in die Herzmuskulatur 
gehört zu den allergrössten Seltenheiten. Fritz Loeb, München. 


1057. Bashford, E. F., Murray, J. A. und Haaland, N. (Imperial Cancer 
Research). — „The induction of specific resistance and of general 
enhanced susceptibility to inoculation of carcinoma and sarcome in 
rats and mice.“ Proc. Path. Soc.; Journ. of Path. and Bact., 1905. 
Bd. XII, p. 435. 

Verff. haben die betreffenden Fragen speziell mit einem transplantablen 
Plattenepithelkarzinom der Maus behandelt. Unter Berücksichtigung des Ein- 
flusses der Dosis, des Alters (Gewicht) usw. der Tiere wird gezeigt, dass ein 
einmal positiv geimpftes Tier durch Behandlung mit normalen Geweben 
bzw. Spontantumor gegen Nachimpfung im hohen Grade geschützt werd.n 
kann, d. h. eine natürlich vorhandene Empfindlichkeit kann künstlich in 
Unempfindlichkeit umgewandelt werden. Die Schlüsse sind folgende: 

Karzinomresorption ruft eine Resistenz gegen Karzinomimpfung hor- 
vor und ist im höchsten Grade gegen den resorbierten Stamm wirksam, 
gegen andere Stämme weniger. Die Schutzwirkung gegen Sarkom ist 
geringer und übertrifft nicht die durch Normalgewebe erreichbare. Sarkom- 
resistente Mäuse sind dagegen für Karzinom sehr resistent. Pauimmunität 
besteht nicht. 

Von den Normalgeweben schützt nur Haut im hohen Grade gegen 
Plattenepithelkarzinomimpfung, andere Gewebe (z. B. Mamma, Leber, 
Hoden usw.) nicht. In einigen Versuchsserien mit normalen Geweben, 
besonders anderer Spezies, wurde eine Überempfindlichkeit konstatiert, 
ebenso durch vorheriges Erhitzen von Haut. Die Experimente erötfnen 
eine neue biologische Forschungsrichtung, welche imstande ist, die 
gewöhnlichen histologischen Methoden zu erweitern und zu verfeinern. 

J. A. Murray (C.). 

1058. Russell, B. R. G. (Imperial Cancer Research). — ,The processes at 
the site of inoculation in normal mice and in mice resistent to carci- 
noma.“ Proc. Path. Soc.; Journ. of Path. and Bact., 1908., Bd. XII 
p. 436. 

Bestätigung des Befundes, dass bei normalen Tieren das neue Binde- 
gewebe und die Gefässe vom Wirtstier geliefert werden. Bei karzinon- 
resistenten Tieren wird diese neue Stromabildung dagegen unterdrückt unü 
der Pfropf wandelt sich in eine kleine mit kubischen Parenchymzellen be- 
kleidete Cyste um. Die Parenchymzellen sind nicht getötet, werden viel- 
mehr resorbiert nach langsamer Verhungerung. Der Vorgang ist so zu 
deuten, dass die chemotaktische Wirkung der Karzinomzellen auf das 
Bindegewebe des resistenten Tieres unterdrückt worden ist. 

J. A. Murray (C.). 


— 39 — 


1059. Murray, J. A. — „The clinical behaviour of spontaneous tumours 
in mice.“ Proc. Path. Soc.; Journ. of Path. and Bact., 1908, Bd. XII, 
p. 437. 

Klinisch verhalten sich die Spontantumoren der Maus wie bösartige 
Geschwülste. Die Einkapselung ist eine sehr unvollständige, wie durch 
histologische Untersuchung und häufige Recidive nach augenscheinlicher 
Totalexstirpation bewiesen wird. Die Tiere können lange Zeit recidivfrei 
bleiben, ja es kommen Fälle vor, wo nach monatelanger Frist ohne Recidiv 
die Tiere an Lungenmetastasen sterben. Lymphdrüsenmetastasen kommen 
auch vor bei Mammakarzinomen. Die Bösartigkeit der Tumoren wurde 
nicht durch Operation erhöht. Autoreferat. 


1060. Murray, J. A. und Haaland, M. — „A transplantable squamous- 
celled carcınoma.* Proc. Path. Soc.; Journ. of Path. and Bact, 1908, 
Bd. XII, p. 437. 

Primärtumor, bei einer alten weiblichen Maus, stark verhornt, zeigte 
auch alveoläre und acinöse Stellen. Lungenmetastasen zeigten deutliche 
Hornperlen mit Stachelzellen. Die Impftumoren der ersten Transplantationen 
wten das Bild eines reinen alveolären Karzinoms dar. Erst wieder in der 
&. Impfgeneration trat Verhornung auf. um nach zwei weiteren Impf- 
generationen wieder zu verschwinden. Nach einigen Monaten ist sie 
wieder aufgetaucht. Die Bedingungen ihres Erscheinens sind noch un- 
bekannt. Jedenfalls ist der rein alveoläre Zustand nur als Wachstums- 
form, nicht als Endstadium einer progressiven Anaplasie zu betrachten. 
Eine Periodizität im Leben der Parenchymzellen scheint vorzuliegen, 

J. A. Murray. 

1061. Haaland, M. -- „Development of spindle-celled surcoma during 
propagalion of an adenocarcinoma of the mouse.“ Proc. path. Soc.; 
Journ. of Path. and Bact., 1908, Bd. XII, p. 437. 

Die Entwickelung eines Sarkoms wurde in Präparaten und Diapositiven 
illustriert. Primärtumor mit lokal reichlichem Stroma. Erste Impftumoren, 
Adenokarzinom und alveoläres Karzinom mit zartem Stroma, In der 8. 
und 9. Generation deutliches Zunehmen des Stromas. Die Zunahme 
schreitet progressiv fort. Reines Spindelzellensarkom nach Passage durch 
Tiere, welche gegen den karzinomatösen Teil des Tumors immunisiert 
waren. 

Der Vorgang ist in der Berl. Klin. Woch. (September 1907) kurz 
beschrieben worden. Ein ausführlicher Bericht wird demnächst erscheinen. 

J. A. Murray (C.). 

1062. Miller, J. und Wynn, W. H. — „A malignant tumour arising 
from the endothelium of the peritoneum and producing a mucoid 
ascitic fluid.“ Journ. of Path. and Bact., 1908, Bd. XII, p. 267. 

Kasuistische und pathologische Beschreibung eines Falles. Patient, 
männlich, 32 Jahre alt, Krankheitsdauer vom ersten Beschwerden bis Tod 
9 Monate. Symptome allgemeine Schwäche, Anämie, Ascites. Im ganzen 
wurden durch Paracentese ca. 60 Liter mucöse albuminöse Flüssigkeit ent- 
leert. Exitus ein Monat nach Probelaparotomie. Bei der Sektion fand 
man das Bauchfell überall verdickt und mit stecknadelkopf- bis bohnen- 
grossen Knötchen besät. Grosse Masse im Pankreas. Mikroskopisch sind 
die Knötchen aus dichten collagenen Faserzügen und Gefässen zusammen- 
gesetzt. Zwischen den Fasern sind grosse polygonale Zellen, Lymphocyten 
und polymorphe Leukocyten. Die grossen Tumorzellen gehen durch fein 

29 


— 400 — 


abgestufte Zwischenformen in vollständig normale Peritonealendothelier 
über. Besonders klar zeigen sich Übergangsstadien in dem Peritonealüter- 
zug von Leber, Milz und Darmwand. Die Tumorzellen infiltrieren Bauch- 
muskeln, Zwerchfell und Darmwand. 

Obschon die Tumorzellen Collagenfasern zu produzieren scheinen, 
glauben sich Verff. durch die offenbare Entstehung an dem Peritoneal- 
überzug gerechtfertigt, die Geschwulst Endotheliom zu taufen. Die Autoren 
nehmen eine primäre Multiplizität als Erklärung für die Verbreitung über 
die ganze Peritonealhöhle an. Eigentliche Metastasen in Lymphdrüsen oder 
entfernten Organen fehlen. Schöne Mikrophotographien sind beigefügt. 

J. A. Murray. 
1063. Wade, H. — „An experimental investigation of infective sarcomı 
of the dog, with a consideration of its relationship to cancer.“ Joum. 
of Path. and Bact., 1908, Bd. XII, p. 384. 

Bekanntlich bestehen z. Z. zwei entgegengesetzte Ansichten über di- 
Pathologie dieser öfters erforschten venerischen Krankheit des Hundes. Nach 
Bashford, Murray und Cramer ist sie eine infektiôse Krankheit, deren 
Übertragung durch einen noch nicht bestimmten Erreger vermittelt ist. 
und die Tumoren sind deswegen als Granulome aufzufassen. Nach 
Sticker, Beebe und Ewing sind die Tumoren Lymphosarkome, deren Über- 
tragung eine echte Transplantation von Zellen darstellt. Verf. versucht 
nun diese zwei Ansichten zu vereinigen und bezeichnet die Krankheit as 
ein infektiöses Sarkom. Die Übertragung geschieht zum Teil durch 
Weiterwachsen übertragener Zellen, zum Teil jedoch durch ein Mitwachsen 
der Wirtsgewebezellen, d. h. also durch Infektion. 

Der Prozess verläuft sehr rasch. Schon nach 18 Stunden sieht man 
einen Beginn der Umwandlung von Fibroblasten in Tumorzellen und gleich- 
zeitig ein energisches Wachstum der transplantierten Tumorzellen. 

Bei der Spontanheilung bildet sich eine dichte Bindegewebskapsel 
und eine reichliche Ansammlung von polymorphen Leukocyten, Lymphö- 
cyten und Plasmazellen. Endlich werden die Tumorzellen vakuolisiert, 
verfallen der fettigen Entartung und werden von Phagocyten aufgenommen. 
Hämorrhagien sind häufig während dieses Stadiums. 

Spontan geheilte Tiere sind gegen Weiterimpfung refraktär. In 
solchen Tieren leben die Tumorzellen noch eine Zeitlang fort. Eine 
energischere Überschwemmung mit Leukocyten und Lymphocyten führt rasch 
zu einer bindegewebigen Einkapselung des bald nekrotisierenden Tumar- 
gewebes. Endlich bleibt nur ein sclerotisches Knötchen übrig. 

Im Blute tumortragender Tiere entsteht eine deutliche Lymphorytose 
nach vorübergehender polymorpher Leukocytose. 

Während der Krankheit entsteht eine interstitielle Nephritis, welche 
hauptsächlich die tiefere Rinde betrifft. Durch Injektion grosser Mengen 
eines Berkefeldfiltrats von Tumoraufschwemmung konnte dieselbe aku: 
hervorgerufen werden. Verf. führt dieselbe auf eine Toxinwirkung zurück. 

J. A. Murrav. 


Entzündung und Infektion. 


1064. v. Behring, E. — „Beitrag zur Lehre von den Infektionswegen 
der Tuberkulose.“ Tuberkulosis, 1907, Bd. VI, p. 423—436. 
Für die Bevorzugung der Lungen bei der Lokalisierung der hama- 
togenen Infektion mit Tuberkelbazillen kommt das Vorhandensein der Cohn- 
heimschen Endarterien wesentlich in Betracht. Speziell für die Lungen- 


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spitzeninfektion fand der Verf. in seinen Tierexperimenten eine Stütze für 
lie Aufrechtsche Auffassung, nach welcher die Erkrankung der Lungen- 
spitzen an Tuberkulose dadurch zustande kommt, dass von den verkästen 
und mit den Spitzen verwachsenen Lungenhilus- und \ediastinaldrüsen 
aus das Tuberkulosevirus auf direktem Wege in die Gefässe gelangt. Auf 
direkte Einatmung kann die Lungenspitzenerkrankung nicht zurück- 
geführt werden; denn werden Tuberkelbazillen in dieser Art durch die 
Luftwege nur in die Alveolen gebracht, so erkranken immer die unteren 
Lungenabschnitte primär, nicht die Spitzen. Nur bei sehr chronischem 
Verlauf der experimentell erzeugten Tuberkulose bzw. nach schwacher In- 
fektion gelang es den Typus der menschlichen Lungentuberkulose mit 
havernenbildung hervorzurufen. Unter natürlichen Verhältnissen geschieht 
wim Menschen die Infektion mit dem Virus der Tuberkulose so. dass so- 
suhl inhalierte, wie durch alimentäre Infektion in die Mund- und Rachen- 
höhle importierte Bazillen „durch die Leukocyten der intestinalen Lymph- 
filikel in die Lymphbahnen und von hier aus entweder schnell, ohne durch 
Lymphdrüsen aufgehalten zu werden, in die Blutbahn transportiert werden, 
oder zunächst zur lokalisierten Lymphdrüsentuberkulose führen. Von ver- 
sästen Lymphdrüsen aus kann das Virus in die Blutbahn einbrechen nach 
voraulgegangener tuberkulöser Erkrankung benachbarter Blutgefässe (vasogene 
Infektion). Es scheint übrigens, als ob das Virus die Wandung kleiner 
blutgefässe auch von aussen nach innen durchdringen kann, ohne dass 
die sorgfiltigste mikroskopische Untersuchung eine Gefässwandtuberkulose 
erkennen lässt.“ 

Da es nun im Experiment möglich ist, das Bild einer typischen 
-nhalationstuberkulose hervorzurufen, ohne dass Tuberkelbazillen aspiriert 
werden, z. B. durch submuküse tuberkulöse Infektion innerhalb der Mund- 
höhle oder durch Injektion von Bazillen in das Zungenparenchym, so be- 
weist das, dass nicht notwendig eine direkt pulmonale Infektion durch In- 
halation von Bazillen einem solchen Lungentuberkulosetypus zugrunde 
iegen muss. Wahrscheinlich ist der Modus hier so, „dass die mit dem 
Luftstrom in die oberen Atmungswege inhalierten Bazillen in der Regel 
turch die Schleimhaut des Nasenrachenringes hindurch in die Lymph- 
r:lässe des Halses und von da aus in den Thoraxraum und in die Lungen 
ftlangen“. 

Bei neugeborenen Kälbern ist die Nabelinfektion (durch Belecken 
‘er Nabelwunde durch das tuberkulöse Muttertier) von Bedeutung. „Man 
fndet in solchen Fällen auch die Leber stark tuberkulös und könnte ohne 
\enntnis dieses Infektionsweges irrtümlicherweise eine kongeritale Tuber- 
kuloseübertragung annehmen.“ 

Für das Studium der zur Lungentuberkulose führenden käsigen 
Pneumonie fand Verf. im Schwein ein vorzügliches Objekt, weil Mensch 
md Schwein fast gleiche Empfänglichkeit für das Tuberkulosevirus be- 
Sen, Es zeigte sich, dass der käsigen Pneumonie eine exsudative Ent- 

lindung ohne polynukleäre Loukocyten voraufgeht. Ferner wurde der 
Wichtige Befund erhoben, „dass diese Entzündung nicht zustando 
tommt unter dem direkten Einfluss der bekannten bazillären 
Form des Tuberkulosevirus, sondern durch tuberkulöse Granula 
und deren Derivate, welche auf bakteriolytischem Wege aus den 
Tuberkelbazillen in ähnlicher Art hervorgehen, wie die 
R. Pfeifferschen Granula und deren Zerfallproduk te aus den 
Choleravibrionen“. Diese granuläre Form des Tuberkulosevirus wurde 


u 


von Much entdeckt. Sie wird mit einer in der Arbeit angegebenen modi- 
fizierten Grammethode zur Darstellung gebracht. Es ist in der Arbeit 
über eine ganze Reihe von Fällen, in denen nur diese neue, bisher nich: 
bekannte Form des Tuberkulosevirus vorhanden war, berichtet. Verf. fand 
ebensolche Granula auch in subkutanen leprösen, in der Einschmelzung 
begriffenen Herden in grosser Menge. Es gelang ihm sodann, durch ein 
aus dem Tulaselaktin nach Analogie des Deyckeschen Nastins hergestelltes 
Präparat „im Organismus tuberkulöser Meerschweine und anderer Tiere die 
Auflösung von Tuberkelbazillen und ihre Überführung in gramfärbbare 
Granula namentlich in der stark anschwellenden Milz mit grosser Sicher- 
heit“ zu bewirken. „Auch durch das Blutserum tuberkuloseimmuner 
Rinder kann man im Organismus tuberkulöser Meerschweine und anderer 
tuberkuloseinfizierter Tiere die Auflösung der Tuberkelbazillen in Granuls 
befördern.“ Verf. glaubt, dass die grösseren, noch jungen gramfärbbaren 
Granula noch keimfähig sind, dass sie aber bald in immer kleiner werdende 
Teilchen zerfallen und schliesslich kolloidal aufgelöst werden, ferner, dass 
sie auch dann, wenn sie ihre Vitalität eingebüsst haben, noch pneumo- 
nische Infiltrate zu erzeugen vermögen. 


Über die Natur der willkürlich aus den säurefesten Tuberkelbazillen 
von Tulaselaktinpräparaten zu erzeugenden Granula liess sich noch fest- 
stellen, dass sie den Babes-Ernstschen Körperchen entsprechen. 

Gerhartz. 


1065. Gaffky (Kgl. Inst. f. Infektionskrankh.). — „Zur Frage der In- 
fektionswege der Tuberkulose.“ Tuberkulosis, 1907, Bd. VI, p. 437 
bis 458. 

Auf Anregung Kochs wurden im Kgl. Institut für Infektionskrank- 
heiten systematisch seit Januar 1905 die im Kaiser- und Kaiserin Friedrich- 
Krankenhause zur Obduktion gekommenen Fälle von Tuberkulose in der 
Weise untersucht, dass 


1. die Mesenterial- und Bronchialdrüsen durch den Meerschweinchen- 
versuch auf Tuberkelbazillen geprüft wurden, 
2. die Typennatur der gefundenen Bazillen festgestellt wurde. 


Das ganze obduzierte Material umfasste 300 Fälle (Kinder im Alter 
bis zu 13'/, Jahren). Darunter waren 11°/, Tuberkulosefälle. Bei 27 
von den 36 durch die Obduktion festgestellten Tuberkulosefällen wurde die 
Diagnose durch Verimpfung von Mesenterial- und Bronchialdrüsen auf 
Meerschweinchen bestätigt. (17mal waren beide Drüsengruppen infektiös. 
je 5mal nur die Mesenterialdrüsen und die Bronchialdrüsen.) Von den 
264 bei der Obduktion als tuberkulosefrei angesehenen Leichen wurde noch 
bei 30 in den Drüsen Tuberkulose durch den Tierversuch festgestelit 
(12mal waren beide Drüsengruppen infektiös, 6mal nur die Mesenterial- 
drüsen, 12mal nur die Bronchialdrüsen). Im ganzen waren also 19°, (5i 
Kinder) tuberkulös gewesen, wobei 29mal beide Drüsengruppen, 11mal 
nur die Mesenterialdrüsen, 1%mal nur die Bronchialdrüsen infektiös ge- 
wesen waren. Diese Untersuchungen sprechen also dafür, dass 
auch im Kindesalter die Atmungsorgane die häufigere Eintritts- 
pforte für die Tuberkelbazillen sind, und zwar liess sich zeigen. 
dass die Hauptgefahr nicht von den Rindertuberkelbazillen, 
sondern von den vom Menschen stammenden Tuberkelbazillen 
droht; denn von den 57 tuberkulösen Kindern waren 53 (nach dem Aus- 
fall der Prüfung der Reinkultur am Kaninchen beurteilt) mit dem Typus 


— 403 — 


humanus, nur zwei — und diese nicht einmal mit Sicherheit — mit 
Bazillen des Typus bovinus infiziert. Gerhartz. 
1066. Frangenheim (Chirurg. Univ.-Klin., Königsberg i. P.) — ,Experi- 


mentelle Untersuchungen iber den Einfluss der Saugbehandlung auf 
lokale Entzündungsherde.* Arch. f. klin. Chir., Bd. 85, H. 3. 

Zur Erzeugung lokaler Entzündungsherde benutzte Verf. 24 Stunden 
alteBouillonkulturen, dievon Reinkulturen von Staphylococcus pyogenes aureus 
et albus, Streptococcus u. a. m. gewonnen waren. Da die Tiere (Kaninchen) 
teilweise durch Allgemeininfektion mit letalem Ausgang reagierten, wurde 
xı it der Stauung erst begonnen, wenn ein Abscess deutlich nachweisbar 
>! war. Meist mussten zur Kontrolle zwei Tiere gewählt werden, ab und zu 

jedoch gelang es, bei demselben Tiere an zwei symmetrischen Stellen 
Abscesse zu erzeugen. Es wurde nach der Vorschrift von Bier und Klapp 
gesaugt. Alle Abscesse wurden geschlossen gesaugt, um die Wirkung der 
Hvperämie zu prüfen. Die Tiere wurden 24 Stunden nach Beendigung 
des Versuches getötet. Die Saugung wurde bis zum 10. Tage fortgesetzt, 
| wenn nicht am 7. bis 8. Tage die Grösse des Abscesses die Fortsetzung 
des Versuches verbot. Verf. fand nun, dass die Abscesse der gesaugten 
Seite stets enorm wuchsen, während die der nicht gesaugten Seite sicht- 
bar mit jedem Tage sich verkleinerten. Bakterien waren in den gesaugten 
Abscessen immer kulturell und in Schnitten nachweisbar. Der Zustand 
bei den gesaugten Tieren verschlimmerte sich stets. Dies die wichtigsten 
Resultate der Experimente. Die Zusammensetzung des Eiters zeigt histo- 
logisch bei gesaugten und nicht gesaugten Tieren keinen Unterschied, 
doch war die Konsistenz bei den gesaugten Tieren dünnflüssiger. Durch 
die Grössenzunahme der Abscesse bedingte ausgedehntere Einschmelzung 
der Abscesse. Alle entzündlichen Prozesse sind bei den gesaugten Tieren 
lbhafter, die regenerativen Vorgänge geringer. Hämorrhagien sind bei 
| gesaugten und ungesaugten Tieren nachweisbar, bei ersteren reichlicher. 
Auf Grund aller dieser Erscheinungen hält Verf. bei beginnenden Ent- 
zündungen es nicht empfehlenswert, geschlossen zu saugen, und schliesst 
sich so auch experimentell den Ansichten der Lexerschen Schule an, die 


im grossen und ganzen derStauung nicht übermässig sympathisch gegenüber- 
steht, Goldstein. 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 


1067. Sartory und Jonrde. — „Caractères biologiques et pouroir patho- 
gene du Sterigmatocystis lutea Bainier.* C.R., 1908, Bd. 146, p. 548 
bis 549. 

Pathogene Wirkungen, ähnlich denen von Aspergillus fumigatus. 

Gatin (0.). 

1068. Gentzsch, Walter (Med. Klin. u. Klin. f. Haut- u. Geschlechtskrankh,, 
Jena). — „Über pathogene Sprosspilze bei Diabetes.“ Diss., Jena, 1908. 

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in folgenden Sätzen zu- 

sammengefasst : 

1. Im Urin von Diabetikern finden sich in einem Teil der Fälle schon 
in der Blase Hefen, ohne dass sie irgend welche Symptome (Pneu- 
maturie) für ihren Träger zu machen brauchen. 

2. Ihr Vorhandensein ist an einen gewissen Zuckergehalt gebunden. 
wenigstens verschwanden sie bei dem Tierversuch sofort nach 


dem Aufhören der Glykosurie. 


— 404 — 


3. Die beiden vom Verf. aus dem unter aseptischen Kautelen ent- 
nommenen Urin gezüchteten Hefen gehören den Oidien an 
4. Diese Oidien sind tierpathogen. Fritz Loeb, München. 


1069. Volpino (Hyg. Inst. d. Univ., Turin). — „Der Kuhpockeninfektion 
eigentiimliche bewegliche Kürperchen im Epithel der Kaninchencorne.* 
Centrbl. f. Bact., Bd. 46, H. 4, März 1908. 

Verf. wählte als Untersuchungsmaterial die mit Kuhpockengift ver- 
schiedener Herkunft geimpfte Kaninchencornea. Er fand dabei eigentim- 
liche Körperchen, die sich durch extreme Kleinheit und Einheitlichkeit der 
Durchmesser, Eigenbewegung, reichliches Vorhandensein auf dem Höhe- 
punkt des pathologischen Prozesses und gleichzeitiges Vorkommen in den 
Zellen und den Intercellularräumen auszeichnen. Da diese Körperchen aus- 
schliesslich und ständig bei der Vaccineinfektion vorkommen, glaubt sieh 
Verf. zu der Schlussfolgerung berechtigt, dass diese etwas der normalen 
oder pathologischen Beschaffenheit der Zelle Fremdes darstellen und dass 
sie ausserdem in enger Beziehung zu dem Virus der Vaccine selbst stehen. 

Möllers, 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


1070. Lillie. R. S. (Med.-Biol. Lab., Woods Hole, Mass.). — „The relation 
of ions to contractile processes. II. The. role of calcium salts in the 
mechanical inhibition of the ctenophore swimming-plate.“ Am. Jour. 
of Physiol., Bd. 21, p. 200—220, März 1908. 

Durch mechanische Reizung wurde die automatische Tätigkeit der in 
Seewasser und Lösungen gehaltenen Schwimmplatte der Ctenophoren ge- 
hemmt. Diese. Empfindlichkeit wird durch das Ca verursacht, denn wenn 
dieses verringert wurde, verschwand sie am Ende ganz. Durch Erhöhung 
des Ca-Gehaltes wurden die automatischen Eigenschaften abgeschwächt 
und die Einwirkung von mechanischen Einflussen erleichtert. Ca kann 
nicht durch Sr und Ba ersetzt werden. 

Das Ca scheint die Durchdringlichkeit des Gewebes gegen die lonen 
zu verändern. Die kontraktile Tätigkeit wird durch Abänderungen des 
Ionengehaltes des Gewebes bedingt. Rhythmische Schwankungen seiner 
Durchdringlichkeit an Ionen treten auf. B.-0. 


1071. Harris, D. F. — „On the occurrence of post-tetanic tremor 
several types of muscle.* Proc. Roy. Soc., B., 1908. Bd, 80, p. 37. 

Wird ein Muskel durch direkte oder indirekte Reizung andauernd 
tetanisiert, so geht derselbe beim Beginn der Ermüdung in einen Tremor- 
zustand über, welchen Verf. „post-tetanischen Tremor“ nennt. Diese Er- 
scheinung wurde bei allen untersuchten Muskeltypen (Säugetiere, Vögel, 
Amphibien, Crustaceen) beobachtet. Die Periodizität wechselt mit den ver- 
schiedenen Typen von 2—8 Zuckungen per Sekunde. 

Verf. glaubt, dass die Bedeutung dieses Tremors durch eine Eigen- 
schaft des Muskelprotoplasmas erklärt wird, welche er als „funktionelle 
Trägheit* bezeichnet. Dieselbe wirkt als ein „schützender Mechanismus“, 
welcher einen Ermüdungsrhythmus von geringer Periodizität einleitet und 
dadurch die physiologische Kalamität völliger Erschöpfung einige Zeitlang 
abwehrt. Sutherland Simpson (C.). 


1072. Smallwood, W. M. und Rogers, C. G. (Zool. Lab., Syracuse Univ.) 
— Studies où nerre cels. 1. “The molluscan nerve cell, together with 


-am nrm sm 


— 405 — 


summaries of recent literature on the cytology of invertebrate nerve 
cells.“ Journ. of Comp. Psych. and Neurology, Bd. XVIII, p. 45—76, 
Jan. 1908. À 

Die Lymphkanäle sind von den Cytoplasmavakuolen verschieden. Sie 
besitzen eine allgemeine Verteilung unter den Weichtieren. Die Vakuolen 
können leicht in lebenden Zellen erkannt werden. Ihre Anzahl wechselt; 
sie besitzen keine bestimmten Grenzen und sind mit Flüssigkeit und Körper- 
chen angefüllt. 

Nissl-Körper sind ebenfalls vorhanden. Sie nehmen die Zone neben 
dem Kerne ein; meistenteils bleiben sie der Zellwand fern. Sie werden 
aus kleinen Körnchen gebildet, welche gegen Entartungen sehr widerstands- 
fähig sind. Sie sind in lebenden Zellen vorhanden (Limax) und scheinen 
einen fettigen Charakter zu besitzen. Durch Ruhe und Fütterung werden 
sie zum Vorschein gebracht, durch Ermüdung und elektrische Reizung 
wird ihr Verschwinden erzielt. 

Pigmentkörnchen sind allgemein vorhanden. Durch Fütterung kann 
ihre Anzahl und Grösse vermehrt werden; Ermüdung und Reizung lassen 
dieselben unbeeinflusst. B.-O. 
1073. Varrier-Jones, P.C. — „Effect of Strychnine on muscular work.“ 

Journ. of physiol., 1908, Bd. 36, p. 435. 

Die durch den Ergograph gemessene Arbeitsfähigkeit wird beim 
Menschen durch Strychninchlorid in Dosen von 1,8—4,2 mg zuerst erhöht 
und dann vermindert. Mit den kleineren Dosen ist die Zunahme allmählich 
und das Maximum erscheint 3 Stunden nach der Verabreichung des Strych- 
nins, Mit den grösseren Dosen tritt das Maximum nach ungefähr einer 
halben Stunde auf. 

Jedes Experiment dauerte 5 Stunden. 

Sutherland Simpson (C.). 
1074. Urano, F. (Physiol. Inst., Würzburg). — „Die Erregbarkeit von 
Muskeln und Nerven unter dem Einfluss verschiedenen Wassergehaltes.“ 
Zeitschr. f. Biol., (N. F. 32) Bd. 50, p. 459—475, März 1908. 

Verf. untersucht die Veränderungen, die die Erregbarkeit von Frosch- 
muskeln (Sartorius) und -nerven (Ischiadikus) in Ringerscher Lösung von 
doppelter und halber Konzentration erleiden. Dabei dient die Erregbarkeit 
der entsprechenden Organe in gewöhnlicher Ringerscher Lösung als Kon- 
trolle. Es hat sich ergeben: 

l. dass die angewendeten drei Lösungen weder für Muskeln noch 

für Nerven schädlich sind. 

2. Die Organe, die in konzentrierter Lösung sich befanden, werden 
gegen mechanische und elektrische Reize weniger anspruchsfähig, 
die in verdünnter Lösung befindlichen dagegen leichter. 

3. Am Muskel treten die Änderungen der Erregbarkeit schneller ein 
als am Nerven. 

Dies erklärt der Verf. dadurch, dass der Muskel schneller sich mit 

anisotonischen Lösungen ins Gleichgewicht setzt als der Nerv, dessen 
Scheiden den Konzentrationsausgleich hemmen. Die Ursache für die Ver- 
änderungen der Erregbarkeit sieht der Verf. in der Veränderung der ' 
inneren Reibung der Organe. Diese soll durch Veränderung des Wasser- 
gehaltes hervorgerufen werden, dessen Verminderung (in hypertonischer 
ösung) sie erhöht, dessen Vermehrung (in hypotonischor Lösung) sie 
herabsetzt, Weiss, Königsberg. 
Biophysik. Centralbi. Bd. IIL. 30 


— 406 — 


1075. Schultze, O. (Anat. Inst., Würzburg). — „Zur Histogenese des 
Nervensystems.“ Sitz.-Ber. d. kgl. preuss. Akad. d. Wiss., 1907, p. 168 
bis 177. | 


Verf. gründet erneute Einwände gegen die Neuronentheorie auf 
folgende Befunde: 

1. Kerne, vom Verf. „Nervenfaserkerne“ genannt, den Kernen der 
Schwannschen Scheidenzellen homolog, finden sich innerhalb 
der Markscheide bei Crustazeen, Cephalopoden und Anneliden. 

2. Bei Anneliden finden sich solche Kerne auch da, wo die Mark- 
scheide fehlt. 

3. Bei Vertebraten finden sich gelegentlich sogar Kerne innerhalb 
eines Cylinders von Nervenfasern. 

Diese Tatsachen deuten darauf hin, dass die zu diesen Kernen ge 
hörigen Zellen — nicht aber die Ganglienzellen — die Nervenfasern 
bilden, in ähnlicher Weise, wie die Myoblasten die Muskelfasern bilden. 
Weitere Befunde sprechen für die Ansicht des Verfs., dass die peripheren 


Nerven in loco aus dem Ektoderm hervorgehen — ähnlich wie das 
Neuralrohr selbst — und dass zwischen Nervenfaserzellen und Ganglien- 
zellen die engsten genetischen Beziehungen bestehen. V. Franz. 


1076. Dhere, Ch. und Pringent, G. (Fac. d. sciene. d. Fribourg, Suisse) 
— „Sur l'excitation chimique des terminaisons cutanées des nerfs 
sensitifs. III. Action des métaux alcalino-terreux.“ Soc. biol., Bd. 64, 
H. 5, Febr. 1908. 

Verff. untersuchten die Geschwindigkeit, mit welcher der Frosch auf 
Reizungen durch Chloride und Hydrate der Erdalkalien reagiert. Für die 
Chloride ordneten sich die Zeitdauern nach folgender Reihenfolge: 

CaCl; < SrCl, < MgCl, < BaCL, 

für die Hydroxyde Sr(OH) < Ba(OH), < Ca(OH). Bei vergleichenden 

Versuchen mit den Chloriden dor Alkalien und Erdalkalien ergab sich 

folgende Reihenfolge der Zeiten: KCI < NH,Cl < CaCl; < NaCl < Lil 

bei Anwendung von Normallösungen. 

Bei Versuchen mit Alkali- und Erdalkalihydraten wurde gefunden. 
dass bei Einschiebung einer Reizung mit Alkalihydrat in eine Serie von 
Erdalkalireizungen, die der Alkalireizung folgende bedeutend schneller 
wirkt. 

Umgekehrt wirkt eine in eine Serie von Alkalihydratreizungen ein- 
geschobene Reizung mit Erdalkalihydrat verzögernd auf die nachfolgende 
Alkalireizung, wenn auch der Sprung hier nicht so beträchtlich ist, wie in 
dem ersteren Fall. Pincussohn, 


1077. Bethe, A. (Physiol. Inst.. Strassburg). — „Ein neuer Bewris fir 
die leitende Funktion der Neurofibrillen, nebst Bemerkungen über die 
Reflexzeit, Hemmungszeit und Latenzzeit des Muskels beim Blutegel“ 
Mit 15 Textfig. Pflügers Arch., Bd. 122, p. 1—36, März 1908. 

| Ausgehend von der Tatsache, dass die Nerventasern bei jeder Längen- 
veränderung des \erven ihre Länge in demselben Verhältnis verändern, 

die Länge der \eurofibrillen aber innerhalb der physiologischen Dehnungs- 

grenzen konstant bleibt, hat Bethe zur Entscheidung der Frage, ob das 

Nervenfaserplasma (Perifibrillärsubstanz, Hyaloplasma) oder die Fibrillen das 

leitende Element im Nerven sind, Versuche an Hirudo angestellt, dern 


. 
TT — m... 


I. 


— 407 -- 


Methodik genau angegeben wird, und deren Ergebnisse der Verf. folgender- 
massen zusammenfasst: In dehnbaren Nerven ist die Leitungsgeschwindig- 
keit in einem gegebenen Nervenstück proportional seiner jeweiligen Länge, 
solange die Dehnung innerhalb der physiologischen Grenzen bleibt. Da 
die Neurofibrillen innerhalb der physiologischen Dehnungsgrenzen die gleiche 
Länge bewahren, so sind dieselben als die Hauptträger der Erregungsleitung 
anzusehen. 

Das Nervenfaserplasma hat auf die Geschwindigkeit der Erregungs- 
leitung keinen Einfluss. Hinge die Leitungsgeschwindigkeit nämlich vom 
\ervenfaserplasma ab, so müsste die Leitungsgeschwindigkeit bei der 
Dehnung des Nerven konstant bleiben, da der plasmatische Teil der Nerven- 
füsern seine Länge proportional der Dehnung verändert. 

Die Länge der Reflexlatenz und Muskellatenz ist bei Hirudo abhängig 
vom Tonuszustand der reagierenden Muskeln. Die Reflexzeit beträgt bei 
Hirado höchstens 0,003 Sekunden, ist aber wahrscheinlich geringer. 

Die Latenz der Reflexhemmung ist bei Hirudo wesentlich grösser als 
die Latenz der Reflexkontraktion; Tonusanstieg folgt schneller auf den aus- 
lösenden Reiz als Tonusfall. 

Die Leitungsgeschwindigkeit der Neurofibrillen beträgt beim Blutegel 
32—40 cm in der Sekunde. 

Verf. sucht den scheinbar prinzipiellen Gegensatz zwischen seinen 
Versuchsergebnissen betreffend der Dauer der Latenzzeiten und den Er- 
gebnissen von Jenkins und Carlson aufzuklären. 

Mangold, Greifswald. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 


1078. Weitz, W. (Med. Klin., Kiel. — „Über den Druck in Pleura- 
ergüssen.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1908, Bd. 92, p. 526 — 550. 

Sind die Exsudate kiein, so ist der Druck in den unteren Teilen 
im Anfang positiv (+ 5 bis + 1), weil solche Exsudate sich verhalten 
wie abgeschlossene Ergüsse. Der Abschluss kommt durch die Verklebung 
der an den Exsudatgrenzen befindlichen Fibrinauflagerungen zustande. Die 
normale Adhäsivkraft wird also hierdurch noch ausserordentlich verstärkt. 

Wird Flüssigkeit abgelassen, so sinkt der Druck auf negative Werte. 
Nach der Entleerung liegt er etwa bei — 11 cm. Das trifft auch für die 
mittleren Ergüsse zu. 

Mittlere seröse Ergüsso (über 800 cm?) haben einen Mitteldruck 
von + 12,5 bis + 4, mitunter noch niedrigeren. Die Höhe des Druckes 
ist von vielen Faktoren abhängig. So zeigen eiterige Entzündungen relativ 
hohe Werte; ebenso bedingen frische Entzündungen höhere Zahlen als sie bei 
Ergüssen, welche in der Resorption begriffen sind, gefunden werden. Von 
grossem Einflusse ist die saugende Wirkung der Lunge der erkrankten Seite. 
Wird sie ausgeschaltet, wie es z. B. bei Verwachsungen oder Schwarten dor 
Fall ist, so werden die Grenzwände des Exsudats unnachgiebig, so dass 
der Druck also ansteigen muss. Sinkt das Exsudat, so macht sich der 
Einfluss der anderseitigen Lunge in umgekehrtem Sinne geltend: Der 
Druck sinkt, weil die Verwachsungen einen Teil des durch die Lungen 
hindurch wirkenden Atmosphärendruckes tragen. 

In Betracht kommen ausserdem noch individuelle Schwankungen in 
der Elastizität der Brustwandungen, des Mediastinums und in der Kraft 
der elastischen Lungenfasern, ferner Atelektasen. 

30* 


— 408 — 


Alle diese Momente beeinflussen die Höhe des Druckes mehr als es 
die Grösse des Exsudates tut. 

Grosse, d.h. die befallene Seite fast vollständig ausfüllende Exsudate, 
hatten meist einen Anfangsdruck von + 16 bis herunter zu +5. 

Die negativen (ansaugenden) Kräfte, die von der ansaugenden Kraft 
der gesunden Lunge dargestellt werden, überwiegen die positiv wirkenden. 

Der Enddruck liegt bei grossen Exsudaten bei schwächlichen Kranken 
und Herzleidenden höher als bei mittleren und kleinen Ergüssen. 


Gerhartz. 
1079. Heller, 0. und Wolkenstein, A. A. (Inst. z. Erforsch. d. Infektions- 
krankh., Bern). — „Die Bedeutung der experimentellen Lungenanthra- 


kose für die Frage nach der Entstehung der Lungentuberkulose.“ 
Zeitschr. f. Tuberk., 1907, Bd. XI, p. 187—205. 

Die Tierversuche der Verff. dienten zur Beantwortung folgender 
Fragen: 

I. Entsteht nach Inhalation von Kohlepartikelchen eine allge- 

meine Lungenanthrakose? 

II. Tritt eine solche nach spontaner Aufnahme von Kohlen- 

teilchen auf? 

Die Versuchsbedingungen sollten z. T. in jeder Hinsicht der Calmette- 
schen gleichen, da dieser durch seine Versucho bewiesen zu haben glaubte. 
dass auch durch intestinale Resorption (Passage der intakten Schleimhaut) 
eine Anthrakose der Lungen möglich sei. Daneben wurden aber modifi- 
zierte Versuche angestellt, so dass der Versuchsplan im einzelnen folgender- 
massen gestaltet war: 

1. Inhalationsversuche. 

Inhalation von Kampfer- und Terpentinölruss, von versprayter 
Aufschwemmung von Holzkohle in Wasser. 
a) Mit intensiven, mittleren und ganz kleinen Dosen; 
b) nach vorangegangener Unterbindung des Ösophagus. z. T. 
am Halse, z. T. subdiaphragmal. 

2. Fütterungsversuche. 

Verfütterung von Holzkohle oder chinesischer Tusche in 
Milch, teils mit der Schlundsonde bzw. Pipette, teils ohne Sunde 
(grosse und kleine Dosen). 

3. Intraperitoneale Injektion. 

Es wurde sterilisierte chinesische Tusche eingespritzt (grosse 
und kleine Dosen). 

4. Intravenöse Injektion (wie 3). 

5. Injektion in den Darm oder in den Magen nach vorhergehender 

Laparotomie 
a) mit subdiaphragmaler Unterbindung des Ösophagus; 
b) ohne solche. 

Zu den Versuchen dienten Kaninchen und Meerschweinchen. Es 
wurden teils einmalige, teils wiederholte Applikationen von Russ vorge- 
nommen. 

Makroskopische und histologische Untersuchung. 

Das Ergebnis der Versuche war folgendes: 

I. Einmalige und wiederholte Inhalation von Russ veranlasst eine 

allgemeine parenchymatöse Anthrakose der Lungen. Die Bronchial- 
drüsen weisen positiven Befund auf, die Mesenterialdrüsen negativen. 





RS. a i 


€ ` x 
. € nn 


— 409 — 


ll. Fütterung mit Russ führt zu leichter Anthrakose der Lungen und 
der Bronchialdrüsen. Die Mesenterialdrüsen sind frei. Wird mit 
der Sonde gefüttert, so ist der Befund seltener positiv. Die 
Mesenterialdrüsen bleiben auch hier frei von Kohle. 

IlI. Peritoneale Injektion führt nicht zu Lungenanthrakose: in 
seltenen Fällen enthalten die Bronchialdrüsen Russpartikelchen. Die 
Mesenterialdrüsen sind stets frei. 

IV. Bei intravenöser Injektion enthalten die verschiedensten Organe 
Russ; aber es kommt nicht zu allgemeiner Anthrakose der Lungen. 

V, Ebensowenig erzeugt Injektion von Kohle oder Tusche in den 
Magen oder Dünndarm nach vorangegangener Laparotomie 
generalisierte Anthrakose. 

VL Bei Schlundunterbindung führt Inhalation zu demselben 
Resultate wie bei einmaliger Inhalation bei nicht operierten Tieren, 


Aus diesen Versuchen geht also hervor, dass eine allgemeine und 
starke Lungenanthrakose experimentell nur durch Inhalation er- 
zeugt werden kann. Wird auf anderem Wege Pigment in den Tierkörper 
gebracht, so kann es aber unter Umständen in der Lunge gefunden werden. 
Pie Mesenterialdrüsen ausgewachsener und junger Individuen verhalten sich 
hinsichtlich der Retention von Pigment nicht prinzipiell verschieden. 

Gerhartz. 


1080. Baglioni, S., Rom. — „Zur Physiologie der Schwimmblase der 
Fische.“ Zeitschr. f. allg. Physiol, 1908, Bd. VII, p. 1. 

Die Funktion der Schwimmblase der Knochenfische ist eng geknüpft 
an das freie Wasserleben ihrer Träger. Denn sie kommt nur denjenigen 
knochenfischen zu, welche frei im Wasser leben. Dagegen besitzen sie 
diejenigen. welche im ausgewachsenen Zustand Grundfische sind, nicht in 
funktionsfähig ausgebildeter Weise, wohl aber im Jugend- und Larven- 
zustand, in welchem sie pelagisch leben. (Die Rückbildung hat Verf. bei 
Uranoscopus scaber verfolgt.) É 

Experimentell untersucht wurden 

1. der Einfluss künstlicher Änderungen des äusseren Wasserdrucks 

an Tieren, die sich in einer mit Seewasser beschickten Flasche 
befanden: Bei Druckverminderung machten die Tiere (Physo- 
klysten) heftige koordinierte Schwimmbewegungen nach dem Gefäss- 
boden zu, wodurch die schädlichen Folgen der Ausdehnung der 
Blase beseitigt werden sollen. Wenn diese Bewegungen nicht zum 
Ziele führen, so kann Gas aus der Blase resorbiert werden; das 
dauert aber ziemlich lange, im Versuch bis zu 48 Stunden. 

Bei Druckerhöhung erfolgen koordinierte Schwimmbe- 
wegungen von unten nach oben. 

Beide Male geschehen die Bewegungen offenbar reflektorisch, 
ausgelöst von der Schwimmblase, die durch Ausdehnung be- 
ziehungsweise Zusammenpressung ihres Inhalts erregt wird. Die 
Schwimmbewegungen werden von dort unter Vermittlung des 
Labyrinths ausgelöst. 

2. Die Folgen der künstlichen Änderung des relativen Körpergewichtes: 
Bei Beschwerung (Anhängen von Bleigewichten) des Tiers (Balistes 
capriscus u. a.) dehnt sich die Schwimmblase aus, infolge davon 
nimmt das relative Körpergewicht ab. Umgekehrt erhöht sich das 
relative Körpergewicht bei Erleichterung (Anbinden an Kork) durch 


— 410 — 


Volumabnahme der Blase. So wird also das Gewicht reflektorisch 
geregelt, und dies tritt bei Fischen ohne Schwimmblase nie ein. 

3. Künstliche Änderung des Gasinhalts der Blase: Nach Entnahme 
von Gas sinkt der Fisch unter, aber etwa 24 Stunden später ist 
der Verlust wieder ersetzt (aktive Sekretion). Nach Injektion von 
Sauerstoff in die Blase wird das Tier zunächst nach oben getrieben, 
in 24 Stunden ist aber das Gas wieder resorbiert. Der Stickstoff 
der Luft dagegen kann nicht resorbiert werden. 


Die Schwimmblase ist also einmal ein Sinnesorgan zur Ermittelung 
der verschiedenen Wasserniveaus und Auslösung reflektorischer Schwimnm- 
bewegungen, und ausserdem besitzt sie eine „hydrostatische“ Funktion (im 
Sinne Moreaus), durch Regelung des spezifischen Körpergewichts den Tieren 
mit geringstem Kraftaufwand den Aufenthalt in bestimmten Wasserschichten 
zu ermöglichen. A. Noll, Jena. 


1081. Thilo, O., Riga. — „Die Entwickelung der Schwimmblase bei den 
Karpfen.“ Zool. Anz., 1907, Bd. 32, p. 589 — 597. 
"Ausser entwickelungsgeschichtlichen Ergebnissen bringt die Arbeit die 
Beantwortung der Frage, welchen Nutzen die Sanduhrform der Schwimm- 
blase (wodurch letztere in 2 Teile geteilt wird) dem Karpfen bringt: 


1. Kleinere Blasen halten einen bedeutend stärkeren Druck aus als 
grössere von derselben Wandstärke. Die Blase gewinnt also durch 
ihre Sanduhrform annähernd eine doppelte Sicherheit. 

2. Die zwei kleineren in der Längsachse gelegenen Blasen gewähren 
eine günstigere Körperform als eine grössere. V. Franz. 


1082. Rubow, V. (Med. Univ.-Klin., Kopenhagen. — „Untersuchungen 
über die Atmung bei Herzkrankheiten. Ein Beitrag zum Studium 
der Pathologie des kleinen Kreislaufes.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 
1908, Bd. 92, p. 255—282. 

Das Ergebnis der Untersuchung der Respiration von Herzkranken 
war folgendes: 

Die Totalkapazität bot nichts Besonderes. | 

Bezüglich der Residualluft wurden zweimal Werte, welche die 
Norm überstiegen, gefunden. In dem einen dieser beiden Fälle bestand 
Emphysem, in dem anderen aber nicht, so dass also nicht notwendig viel 
Residualluft und Emphysem gleichbedeutend sind. 

Die Mittelkapazität war bei den schwereren Herzkranken regel- 
mässig grösser als in der Norm. Sie spielt eben hier die Rolle einer 
zweckmässigen Kompensationseinrichtung. Diese zu erhalten, die Lungen 
also konstant stark anzufüllen und damit die Zirkulation zu erleichtern. 
dahin ist das Streben der Herzkranken hauptsächlich gerichtet. 

Es äussert sich in dem bekannten dyspnoischen Bild, das der Herz- 
kranke bietet: aufrechte Stellung, forzierte Inspirationsstellung des Thoraı 
mit Zuhilfenahme der auxiliären Inspirationsmuskel, aber Fehlen vermehrter 
Respirationsfrequenz. 

Ist Aszites vorhanden, so ist ausschliesslich die Reserveluft und 
entsprechend die Mittelkapazität vermindert, aber in verhältnismässig gt 
ringem Grade. Die Kranken helfen sich dann so, dass sie langsam und 
gleichmässig tief atmen. Sie verbessern damit wohl die Zirkulation ‘in den 
Lungen, aber nicht den respiratorischen Stoffwechsel. 


— 4il — 





Es wurde noch der Einfluss der Arbeitsleistung auf die Respi- 
ration Herzkranker untersucht und gefunden, dass auch bei der Akkomo- 
dation an die grössere Arbeit die Kranken das Bestreben leitet, die Lungen 
stark ausgedehnt zu erhalten, so dass dieselbe Respirationsform, wie sie 
oben skizziert wurde, resultiert. Massgebend ist demnach immer für Herz- 
kranke nicht das Bestreben die Lungenventilation zu vermehren, sondern 
die Lungen stark zu weiten. Gerhartz. 


Ciroulation. 


1083. Carlson, A. J. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — „A note on the 
refractory state of the non-automatic heart muscle of Limulus.“ Am. 
Journ. of Physiol., Bd. 21, p. 19—22, Febr. 1908. 

Die Ursache der Eigenschaft des Automatismus und der Refraktions- 
periode sind verschieden. Das nervenfreie, nicht-automatische Limulus- 

myocardium zeigte eine Refraktionsperiode. B.-0. 


1084. Carlson, A. J. und Meek, W. J. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). 
— „On the mechanism of the embryonic heart rhythm in Limulus.“ 
Am. Journ. of Physiol., Bd. 21, p. 1—10. Febr. 1908. 

Das Herz der Limulusembryonen fängt am 22. Tage, nachdem die 
Eier gelegt worden sind, seine rhythmische Tätigkeit an. Zu dieser Zeit 
können keine Fibrillen, noch Querstreifen wahrgenommen werden; Nerven- 
anlagen fehlen ebenfalls. 

Die Nervenkette in dem mittleren Drittel des Herzens erscheint am 
28. Tage. Die seitlichen Nerven sind dann noch nicht bemerkbar. Am 
33. Tage kommen die Querstreifen des Herzmuskels zum Vorschein. 

Da die Leitung und der Automatismus bei dem erwachsenen Limulus 
durch das Nervengewebe besorgt wird, müssen diese Eigenschaften zu 
einer gewissen Zeit des embryonalen Daseins von dem Muskelgewebe auf 
das Nervengewebe übertragen werden. B.-0. 


1085. Carlson, A. J. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — „The conduc- 
twity produced in the non-conducting myocardium of Limulus by 
sodium chloride in isotonic solution.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. 21, 
p. 11—18, Febr. 1908. 

Isotonische NaCl-Lösungen verändern das Myocardium des Limulus 
auf solche Weise, dass es nicht nur eine automatische Tätigkeit, sondern 
auch eine das ganze Organ betrefiende Leitfähigkeit annimmt. Es dauert 
etwa 35—45 Minuten, während welcher Zeit obige Eigenschaften mit 
wachsender Stärke von dem ganglionfreien Herzen entfaltet werden. Die 
Coordination der verschiedenen Teile des Organs wird mit der Zeit ganz 
regulär und, da diese nicht über den Nervenplexus Zustande kommen kann, 
muss die Herzsubstanz selbst die Leitung besorgen. 

Wird die Lösung in das Lumen des Herzens gegossen, so wird die 
Latenzperiode verkürzt. Oft erscheinen Zuckungswellen an zwei ver- 
schiedenen Enden des Herzens, welches im Beisein der Nervenkette nicht 
vorkommt. Die Schnelligkeit der NaCl-Peristaltik beträgt 1—2 cm/sec., 
die Leitungsgeschwindigkeit des Nervenplexus beträgt 40 cmjsec. 

B.-0. 
1086. Eppinger, Hans (I. Med. Klin., Wien). — „Über Herzinsuffizienz.“ 
Mediz. Klinik, 1908, Bd. IV, p. 485—488. 


=, 49 


Der Verf. studierte den von Thome konstruierten Quotienten 
Arteriendurchmesser 





Busen men ee, 
YOrgangewicht 
am normalen und hypertrophierten Herzen. Er fand folgende Werte, 
welche ein Mass für die Blutversorgung sein sollen: 








Normale Herzen | Herzhypertrophie 





0,79 0,664 
0,803 0,841 
0,765 0,641 
0,833 0,786 
= 0,620 
= 0,740 


(Weibliche Individuen von 30—34 Jahren.) 


Daraus, dass der Quotient von 0,80 auf 0,62 sank, schliesst der 
Verf., dass die Bedingungen für eine ausgiebige Ernährung beim hyper- 
trophierten Herzen sich ungünstiger gestaltet hatten wie beim normalen 
Herzen. Gerhartz. 


1087. Di Cristina, Giovanni (Inst. d. Pathol. gen., Naples). — „Über die 
Funktion des Herzens im Zustand der fettigen Entartung.“ Journ. 
de physiol., 1908, Bd. X, p. 17. 

Froschherzen, welche durch Phosphorvergiftung der fettigen Ent- 
artung verfallen sind, zeigen mannigfache Störungen in der Aufeinander- 


folge der einzelnen Phasen der Herztätigkeit, Verminderung des Systolen- 
umfanges und Verlangsamung der Schlagzahl. Die latente Periode bei 
künstlicher Reizung ist verlängert, ebenso die refraktäre Periode. Das 
fettig entartete Herz zeigt auf elektrische Reize hin sehr bald Abnahme 
der Schlagzahl und der Erregbarkeit und eine merkliche Verlängerung der 
refraktären Periode. Die Erscheinungen zeigen grosse Ähnlichkeit mit den- 
jenigen, welche beim fettig entarteten Muskel beobachtet werden. 
L. Asher, Bern. 


1088. Pletnew, D., Moskau (Il. med. Klin., Berlin). — „Die A- Welle des 
Phlebogramms.* Berl. Klin. Woch., 1908, No. 11. 


Die A-Welle entspricht der Vorhofskontraktion, die Schwankungen 
der Grösse derselben spielen eine gewisse Rolle für die funktionelle 
Diagnostik des Herzens, für die Beurteilung der Kraft seiner einzelnen 
Teile und deren Kompensationsvermögen. In dem einen beobachteten Falle 
von Mitralstenose konnte Verf, aus der Venenkurve und zwar speziell der 
A-Welle allein beurteilen, wie der Zustand der Patientin war. Bestanden 
stärkere Dyspnoe, Cyanose, Odeme usw., so war die Welle kaum an- 
gedeutet, während sie mit der Besserung des Zustandes höher wurde. 

Zuelzer. 
1089. Kolff, Wilhelmine M. (Physiol. Inst., Rom) — „Untersuchungen 
über die Herztätigkeit bei Teleostiern.“ Mit 28 Textfig. Pflügers 
Arch., Bd. 122, p. 37—97, März 1908. 


x 
. 
m mm un —— -  — — 


— 413 — 


Aus der die Wirkung zahlreicher Bedingungen und Eingriffe auf die 
Herztätigkeit einiger Knochenfische ausführlich behandelnden und durch 
kurven und Tabellen erläuterten Arbeit sei von den Ergebnissen folgendes 
hauptsächlich hervorgehoben: 

Bei Telestes muticellus, Barbus fluviatilis und Anguilla vulgaris ist 
die Herzbewegung nicht die einzige das Blut treibende Kraft. Sie wird 
von verschiedenen Faktoren, so dem negativen Druck der Pericardialhöhle, 
die durch die Atembewegungen hervorgerufenen Druckschwankungen in 
der Örobranchialhöhle, unterstützt. Die Herzbewegungen lassen sich mit 
dem Engelmannschen Suspensionsverfahren während des Lebens der Fische 
registrieren. Die Kurven zeigen periodische Interferenz von Herz- und 
Atembewegungen. Durch faradische Reizung zentripetaler Nerven oder 
deren Ausbreitungsgebiet (Körperhaut, Mundschleimhaut, Kiemen, Branchio- 
stegalmembran, Schwimmblase) können leicht Herzreflexe hervorgerufen 
werden, welche in Abnahme der Frequenz zum Ausdruck kommen, in ihrer 
Intensität von Stromstärke und von der Reizstelle abhängig sind, und sich 
nach Durchtrennung beider Vagi nicht mehr auslösen lassen. 

Die Herzretlexe treten erst bei stärkerer Reizung und später auf als 
die Atemreflexe. Reizung des Herzvagus gibt Verlangsamung und Still- 
stand. 

Erhöhung der Temperatur hat Zunahme der Frequenz zur Folge bis 
zu einem gewissen Maximum. Abkühlung gibt Frequenzabnahme. 

Atmungs- und Herzfrequenz sind relativ unabhängig von einander. 
Bei Telestes und Barbus ist die Atemfrequenz grösser, beim Aal die Herz- 
frequenz, 

Atmungs- und Herzfrequenz verändern sich unter verschiedenen Be- 
dingungen nicht gleichmässig. 

Auch bei Entfernen und Wiederzuführen des Atemwassers treten 
Veränderungen der Herz- und Atemtätigkeit ein. Mangold, Greifswald. 


1090. Bock, H.. München. — „Ein neues Sthetoskop zur Messung der 
subjektiven Stärke der Herzklüänge* Münch. Med. Woch., Bd. 55, 
H. 11, März 1908. 

Verf fand für die Stärkeverhältnisse der über dem normalen Herzen 
wahrgenommenen Schallempfindungen konstante Zahlen. Ändern sich in 
pathogenen Fällen die entsprechenden den Schall erzeugenden Komponenten, 
so verschieben sich in empirisch leicht feststellbarer Weise diese Verhält- 
nisse. Auf Grund dieser Beobachtungen konstruierte Verf. sein Instrument. 

Als Mass für die subjektive Stärke des Klanges nahm er den Grad der 

Dämpfung, die notwendig ist, um den Klang, ohne ihn im Charakter zu 

verändern, bis zur Reizschwelle zu schwächen. Zu diesem Zwecke traf er 
iolgende Anordnung: Der Herzschall wird durch einen Schalltrichter in 
einen kugeligen Raum geleitet, der durch eine für die in Betracht kommen- 
den Schallimpulse vollkommen undurchlässige starre Querwand in zwei 

Hälften getrennt ist. In der Mitte der Querwand befindet sich eine, durch 
einen Konus in ihrer Weite bestimmt veränderliche Uffnung. Die beiden 
halbkugeligen Räume stellen grossvolumige Resonatoren mit äusserst kleiner 
Energieabstrahlungsöffnung vor, besitzen daher eine hier nicht mehr als 
Störend in Betracht kommende tiefe Eigenschwingung, die erst bei stärker 
zunehmender Öffnung merklich wächst. Von ihrer an graduierter Skala 
ablesbaren Öffnungsgrösse hängt die Schalldämpfung ab. Verf. will so 
eine reine Luftleitung erhalten, die frei ist von störender natürlicher 


— 414 — 


Resonanz im Messbezirk, mit einer variablen und den Klang stetig 
ändernden Reibungsdämpfung, die eine Erdrosselung des Klanges bis auf 
die unterste Gehörsgrenze des Beobachters ermöglicht. Der Grad der Ab- 
schwächung, der notwendig is, um den Klang zum Verschwinden zu 
bringen, gibt eine charakteristische Grösse für die Stärke der Schall- 
empfindung. Der Gebrauch des Instruments sowie die vom Verf. über die 
Stärke der Herztöne und Herzgeräusche gemachten Angaben müssen im 
Original nachgelesen werden. W. Wolfi. 


1091. Jackson, D. E. und Mathews, S. A. (Pharm. Lab., Univ. of Chicago). 
— „The sensory nerves of the heart and blood vessels as a factor in 
determining the action of drugs.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. 21. 
p. 255—258, März 1908. 

Die durch Aconit verursachte Herzhemmung und Erniedrigung des 
Blutdruckes konnte durch Durchschneidung des Nerv. depressor unter- 
brochen werden. Somit schien es, dass diese Substanz die bekannte Blut- 
drucksenkung durch Reizung der Depressorendigungen im Herzen hervor- 
bringt. B.-O. 


1092. Meek, W. J. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — „The relative 
resistance of the heart ganglia, the intrinsic nerve plexus, and the 
heart muscle to the action of drugs.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. 21, 
p. 230—235, März 1908. 

Durch Gebrauch: von Alkaloiden, Narcotica und Chemikalien wird das 

Limulusherz in folgender Reihenfolge paralysiert: 


1. Ganglien, 
2. motorischer Nervenplexus. 
3. Muskelgewebe. 


Der Unterschied ist nur quantitativen Charakters. B.-0. 


1093. Dietlen, H. und Moritz, F. (Med. Klinik, Strassburg). — „Über das 
Verhalten des Herzens nach langdauerndem und anstrengendem Rud- 
fahren.“ Münch. Med. Woch., Bd. 55, H. 10, März 1908. 

Untersuchungen an Teilnehmern der vom Deutschen Radfahrerbund 
veranstalteten Fernfahrt Leipzig-Strassburg, 7./8. September 1907. Das 

Körpergewicht der Fahrer war nach der Fahrt beträchtlich vermindert, die 

Pulsfrequenz stark erhöht, der Blutdruck gesunken. Die vor und nach der 

Fahrt aufgenommenen Herzorthodiagramme zeigten, dass die Herzsilhouette 

nach der Tour eine Neigung zur Verkleinerung hatte, die im einzelnen 

Falle mehr oder minder gross, aber bei allen Leuten wenigstens angedeutet 

vorhanden war. Diese akute Herzverkleinerung glich sich in manchen 

Fällen nicht auf einmal, sondern allmählich, erst im Verlauf von Stunden 

oder Tagen wieder aus. W. Wolff. 


1094. D’Amato, L. (II. Med. Univ.-Klinik, Neapel). — „Neue Unter- 
suchungen über die experimentelle Pathologie der Blutgefässe.“ Virchows 
Arch., Bd. 192, H. 1, April 1908. 

Füttert man Hunde längere Zeit mit Produkten der Fleischfäulnis, so 
kann man in der Aorta Herde erzeugen, welche makroskopisch der mensch- 
lichen Atheromatose sehr ähneln, histologisch jedoch sich als Entzündungs- 


— 45 — 


und Degenerationsherde vornehmlich der Media und Adventitia erweisen. 
In der Arteria pulmonalis, Karotis und Vena cava superior sowie im 
Myocard der Versuchsbunde fanden sich mehr oder weniger ausgedehnte 
Herde einer Nekrose und hyalinen Degeneration. 

Durch Injektion harnsauren Natrons unter die Haut selbst während 
mehrerer Monate konnte Verf. bei Kaninchen keine Verkalkungen der Aorten- 
intima erzeugen. obwohl die histologische Untersuchung konstant Nekrosen der 
Muscularis und elastischen Fasern der Gefässwand sowie des Herzmuskels 
nachwies. Ähnliche Resultate ergaben sich bei Darreichung von Secale 
per os und intravenöser Injektion von Sphacelinsäure. 

Die experimentellen Ergebnisse stimmen mit einigen klinischen Be- 
funden überein. Die chronische Dyspepsie und die harnsaure Diathese ge- 
winnen an Bedeutung für die Ätiologie der Arteriosklerose. Die Unter- 
suchungen sprechen im allgemeinen für den Einfluss, den lange Zeit auf 
die Arterienwand wirkende toxische Substanzen in der Pathogenese der 
Arteriosklerose besitzen. Sie zeigen namentlich auch, dass, wenn die Gifte 
im Blute zirkulieren und so mit der gesamten Gefässwand in Berührung 
kommen, doch in der Aorta zirkumskripte Veränderungen in Herdform sich 
ausbilden, welche der Atheromatose sehr ähnlich sind, 

Die Versuche scheinen endlich auch zu zeigen, dass die Gifte nicht 
nur die Aortenwand schädigen, sondern auch auf andere Abschnitte des 
Gefässapparates (Herz, Pulmonalarterie, Venen) und auch auf andere Organe, 
wie Nieren, Leber und Nebennieren ihre Wirkung ausüben. Die experi- 
mentellen Ergebnisse stehen auch hier mit klinischen und pathologisch- 
anatomischen Erfahrungen im Einklang, vielleicht ist mehr als bisher daran 
zu denken, dass gewisse Organveränderungen mit der Arteriosklerose auf 
Wirkungen einer gemeinsamen Ursache zurückzuführen sind. 

Hart, Berlin. 


1095. Bennecke, A., Rostock. — „Studien über Gefässerkrankungen durch 
Gifte.“ Virchows Arch., Bd. 191, H. 2, Febr. 1908. Siehe Bioch. C., 
VII, No. 830. 


1096. Waterman, N. (Boerhave-Lab., Leiden). — „Einige Bemerkungen 
zur Frage: Arteriosklerose nach Adrenalininjektionen.“ Virchow Arch., 
Bd. 191, H. 2, Febr. 1908. Siehe Bioch. C., VII, No. 839. 


1097. Du Bois-Reymond, R., Brodie, T. S. und Müller, Franz (Speziell- 
physiolog. Abt. d. physiol. Inst., Berlin und Royal Veterinary College, 
London). — „Der Einfluss der Viskosität auf die Blutströmung und 
das Poiseuillesche Gesetz.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1907, Suppl.-Bd., 
p. 37—59. 

Verff. unternahmen eine Prüfung des Poiseuilleschen Gesetzes, indem 
sie festzustellen suchen, ob die Strömung des Blutes im Tierkörper sich 
ebenso verhält, wie die anderer beliebiger Flüssigkeiten in graden Kapillaren, 
das heisst, ob sie durch Änderung des Druckes, des Röhrenkalibers und 
der inneren Reibung in demselben Masse geändert wird, wie die Strömung 
in einer graden Glasröhre. 


Zur Durchströmungsflüssigkeit wurde defibriniertes Blut benutzt, das 
durch Zusatz von Ringerlösung, Blutserum oder Blutkörperchenbrei — die 
beiden letzteren waren aus einem Teile des ursprünglichen Blutes 
gewonnen — auf verschiedene Viskosität gebracht wurde. Im Gefäss- 


— 416 — 


system wurde die Durchströmungszeit im Brodieschen Durchblutungs- 
apparate (s. Zeichnung im Original), in den graden Glaskapillaren im Hirsch- 
Beckschen Apparate bestimmt. 


Die Hauptresultate sind etwa folgende: 


1. Zwischen innerer Reibung und Ausflussmenge zeigt sich für die 
Gefässe des überlebenden Organs Proportionalität. 

2. Diese ist im lebenden Tiere nur zu konstatieren, wenn die im 
Onkometer liegenden Organe, an deren Gefässen die Ausflussmenge 
bestimmt wird, aller ihrer Nerven beraubt sind. 

3. Eine Nachprüfung der Poiseuilleschen Versuche ergibt, dass sie 
für die Strömung in Glaskapillaren uneingeschränkten Wert haben, 
für die Strömung im Tierkörper aber ohne ‘jede Beweiskraft sind, 
entsprechend früheren Angaben Heubners. Trotzdem ist aber 
Poiseuilles Ansicht von der Gültigkeit seines Gesetzes für die 
Strömung in Blutgefässen richtig, wie sich aus den Versuchen 
der Verff. ergeben hat. 

4. Im Vergleich zu der Bedeutung, welche die treibenden Kräfte und 
die äusseren Widerstände für die Blutbewegung haben, kommt die 
innere Reibung des Blutes nur als drittes Moment in Betracht, ist 
aber von viel geringerer Grössenordnung als die beiden ersten. 

E. Laqueur, Königsberg. 


Blut. 


1098. Aubertin, Ch. und Delamarre, André. — „Action du radium sur 
le sang.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 10, März 1908. 

Im allgemeinen wirkt das Radium fast ebenso wie die Röntgenstrahlen 
auf das Blut. Es bildet sich eine vorübergehende Leukocytose, eine ver- 
hältnismässig dauerhafte Leukopenie und Schädigung der Milz. Die Ver- 
änderungen im Blut gehen der Zerstörung des Milzgewebes zeitlich voraus, 
Die Leukopenie ist demnach aus dieser nicht zu erklären. 

Pincussohn. 


1099. Aubertin, Ch. et Beaujard, E. — „Sur le mécanisme de la leu- 
copenie produite expérimentalement par les rayous X.“ Soc. biol. 
Bd. 64, H. 9, März 1908. 

Es gibt zwei Arten von Leucopenie, die durch Röntgenstrahlen her- 
vorgebracht werden können. Die eine geht einher mit mehr oder weniger 
vollständiger Zerstörung des blutbildenden Systems. Sie wird nur selten 
bei Tieren nach sehr ausgiebiger und öfter wiederholten Bestrahlungen 
beobachtet. Die andere entsteht durch Zerfall von Leukocyten im ganzen 
Körper und kann trotz gleichzeitiger, beträchtlicher Hyperplasie des Knochen- 
markes vorhanden sein. Der Zerfall überwiegt dann die Neubildung. 
Dieses ist die häufigere Form. die durch Bestrahlung mittlerer Intensität, 
wie sie zu therapeutischen Zwecken angewandt wird, hervorgerufen wird. 

E. Blumenthal. 


1100. Achard, Ch. und Feuille, E. — „Sur l'activité leucocytaire.“ Soc. 
biol., Bd. 64, H. 1, Jan. 1908. 

Verff. bestimmte die Phagocytose gegenüber indifferenten Körpern. 
spez. chinesischer Tusche. Fast ausschliesslich nehmen die Polynukleären 
die Kohle auf. Je nach der Menge der aufgenommenen Kohlepartikel 
unterschieden Verft. 4 Grade der Phagocytose. Bei gewöhnlicher Temperatur 
sind die Leukocyten vom Mensch wie vom Meerschweinchen wenig aktiv, 


Far 
mn en. 


— 41 — 


Abkühlen auf 0° oder Erhitzen auf 50° minderte die Wirkung. Chemische 
Einflüsse verschiedener Art änderten nur wenig. Sehr starke Phagocytose 
fand sich bei einem schweren sekundären Icterus im terminalen Stadium. 
Auch bei verschiedenen anderen Krankheiten wurde Vermehrung der Phago- 
cytose beobachtet. Pincussohn. 


1101. Achard, Ch. und Aynand, M. — „Forme el mouvements des 
globulins du sang.“ Soc. Biol., Bd. 64, H. 8, März 1908. 

Verff. sind mit Hilfe ihrer Technik imstande, die Blutelomente zu 
betrachten, ohne dass eine Gerinnung eintritt oder eine fremde Flüssigkeit 
hinzukommt. Die sogenannten Blutplättchen sind Stäbchen, die etwa 
3—4 mal länger als breit sind und das Licht umgekehrt wie die roten 
Blutkörperchen brechen. Sie enthalten niemals Hämoglobin. 

Die beschriebene Form ist nur bei Körpertemperatur konstant, höhere 
und niedere Temperaturen verursachen Formveränderungen, die Temperatur 
von 42—43° scheint sie abzutöten. Bei einer Temperatur von 38--40° 
lässt sich auch eine Wellenbewegung um die Längsachse beobachten, 
jedoch ausschliesslich bei den Stäbchenformen. Die Beobachtungen wurden 


an Eselsblut gemacht. E. Blumenthal. 
1102. Babák, E. (Böhm. physiol. Inst., Prag). — „K významu velikosti 


červených krvinek.“ (Zur Bedeutung der Grösse der Erythrocyten.) Auf 
Grund der gemeinschaftlich mit Cand. med. K. Amerling durchgeführten 
Untersuchungen. Časopis Lékařův Českých, No. 15, 11. April 1908. 
Die Grösse der Erythrocyten scheint in Beziehung zu stehen zum 
relativen Sauerstoffbedarf der Tiere: mit der Verkleinerung des 
Volums vergrössert sich die relative Oberfläche der roten Blutkörperchen, 
wodurch der Gasaustausch zwischen ihnen und dem Blutplasma begünstigt 
wird. Die Amphibien besitzen die grössten Erythrocyten, in Überein- 
stimmung mit ihrem kleinsten Sauerstoffbedarf; die Fische haben im 
ganzen kleinere Erythrocyten, ebenfalls die Reptilien. Von den Amphibien 
zeichnen sich die Urodelen durch ausserordentlich grosse Erythrocyten 
aus; man findet, dass z. B. Triton cristatus im Medium ohne Sauerstoff 
sogar erst nach 10 Stunden reaktionslos wird, wogegen die Anuren 
rascher unterliegen (Rana fusca nach 4—7 St.): die Grösse der Erythro- 
cyten beträgt bei Triton 29,3 und 19,5 u, bei Rana fusca 22,3 und 15,7 u 
(der grosse und kleine Durchmesser). Die Untersuchungen über die Erythro- 
cytengrösse bei drei nahe verwandten Fischen aus der Unterfamilie der 
Cobitidinen, deren Empfindlichkeit zum Sauerstoffmangel sich be- 
deutend unterscheidet, haben ähnliche Verhältnisse sichergestellt. Ne- 
machilus barbatula (Bartgrundel) lebt in fliessenden Gewässern, und unter- 
liegt in der Gefangenschaft rasch, wenn das Medium ungenügend durch- 
gelüftet wird, wogegen Misgurnus fossilis (Schlammpeizger) und Cobitis 
tania (Steinbeisser) im stehenden Wasser sich aufhalten und leicht in 
Gefangenschaft zu halten sind; sie wurden früher als Arten derselben 
Gattung aufgefasst (Cobitis barbatula, C. fossilis, C. taenia). Im aus- 
gekochten Wasser wird Nemachilus durchschnittlich in 1 St. 30 Min., 
Misgurnus in 2 St. 30 Min., Cobitisin 3 St. 30 Min. regungslos. Von dem 
obenerwähnten Gesichtspunkte liess sich erwarten, dass der erstgenannte 
Fisch die kleinsten, der letztgenannte die grössten Blutkörperchen be- 
sitzt, tatsächlich wurden durch hunderte Messungen folgende Erythro- 
tytengrössen (mittelst Projektionsapparates) aufgefunden: Nemachilus 


— 418 — 


13,0 und 8,6, Misgurnus 15,0 und 12,0, Cobitis 19,7 und 12,0 œ (der 
grosse und kleine Durchmesser). — Es können vielleicht noch weitere Be- 
lege für den angeführten Gesichtspunkt zusammengebracht werden: die 
verhältnismässig bedeutende Grösse der embryonalen Erythrocyten der 
Säugetiere kann in Beziehung stehen zum relativ kleineren Sauerstoffbedarf 
des Embryo. Fasst man die verschieden grossen Arten derselben 
Säugetierordnung ins Auge, so findet man, dass die grossen Arten 
grössere, die kleinen kleinere Erythrocyten besitzen, z. B. Moschus javani- 
cus 2,5, Ziege 4,1, Schaf 5,0, Pferd und Rind 5,6 p, (Elefant 9,4): der 
Stoffaustausch und der relative Sauerstoffbedarf wird mit der sinken- 
den Körpergrösse gesteigert; man darf allerdings nur verwandte Arten 
vergleichen, sonst lässt sich keine Regelmässigkeit auffinden. Die 
normale Variabilität der Erythrocytengrösse wird nach einigen Forschern 
(in der Physiologie des Alpinismus) beim längeren Aufenthalt in grossen 
Höhen gegen die niedrige Grenze geschoben; vielleicht könnte man auch 
die pathologischen Mikrocytosen von dem angeführten Standpunkte be- 
trachten, wozu allerdings erneute statistische Untersuchungen nötig wären, 
Endlich ist die Möglichkeit zuzugeben, dass sich die Grösse der Erythro- 
cyten durch geeignete Änderungen der Gaswechselbedingungen experimentell 
ändern lässt. Autoreferat. 


1103. Freytag, Fr. — „Zur Theorie der Blutzellenbildung und der fixen 
Zellen der tierischen Organismen.“ Centrbl. f. Physiol., 1907, Ba. 21. 
p. 720. 

Theoretisches auf Grund des vom Verf. früher erhobenen Befundes 
(vgl. Biophys. C., Bd. III, No. 859), dass die roten Blutkörperchen sich 
aus Knochenmarkssträngen entwickeln, die selbst wieder durch Zusammen- 
ballen alter farblos gewordener roten Blutkörperchen entstanden sind. 

E. Laqueur, Königsberg. 

1104. Lommel, Felix (Med. Klin., Jena). — „Über Polycythämie (Ery- 
thrämie).“ Münch. Med. Woch., 1908, No. 6. 

In diesem Aufsatz bespricht der Verf., unter Mitteilung eines neuen 
Falles, den Stand unserer gegenwärtigen Kenntnisse von der Erythrämie. 
Ob die Fälle mit Milztumor mit denen ohne solchen im Wesen identisch 
sind, lässt er noch dahingestellt. Besonders hebt er die in der letzten 
Zeit mehrfach festgestellte Veränderung des Knochenmarkes, das sich im 
Zustand einer erheblich gesteigerten Erythroblastenbildung befindet, hervor, 
wobei er darauf hinweist, dass die primäre Ursache des Prozesses natürlich 
eine andere sein kann. Er selbst hat in einigen Fällen chronische 
Stauungen dafür verantwortlich gemacht, hebt aber ausdrücklich hervor, 
dass solche Veränderungen auch vielfach mit Sicherheit ausgeschlossen 
werden können. Dass es Polycythämiefälle gibt, die nicht zur eigentlichen 
Erythrämie gehören, und nach dem Vorschlage des Ref. als Erythrocytose 
gekennzeichnet werden können, leugnet er nicht. Doch liegt nach seiner 
Ansicht zu einer Unterscheidung einer idiopathischen primären und einer 
sekundären Erhöhung der Knochenmarkstätigkeit vorläufig noch kein ge- 
nügendes Material vor. Auch er fand, wie andere Autoren, eine sehr ge 
ringe Sauerstoffkapazität des Hämoglobins und eine Steigerung des Lungen- 
gaswechsels. Röntgenbestrahlung erwies sich auch in seinen Beobachtungen 
als wirkungslos. Von wiederholten Aderlässen sah er günstige Wirkungen. 
Besonders macht er noch auf die spontanen Remissionen der Krankheit auf- 
merksam. H. Hirschfeld. 


— 419 — 


1105. Blumenthal, Richard. — „Sur le rôle erythrolytique de la rate 
chez les poissons.“ C. R., Bd. 146, p. 190—191, Januar 1908. 

Ganz abgesehen von der Rolle, welche die Milz der Fische bei der 
Bildung der weissen Blutkörperchen spielen könnte, so ist normalerweise 
die Milz der Ort, an dem die roten Blutkörperchen zugrunde gehen. 

Heinrich Davidsohn. 
1106. Gruber, G. B. — „Über die Beziehung von Milz und Knochen- 
mark zueinander, ein Beitrag zur Bedeutung der Milz bei Leukämie.“ 
Arch. f. exper. Path. u. Pharm., 1908, Bd. 58, p. 287. 

Kurt Ziegler hatte behauptet, „dass zur Entstehung einer myeloiden 
Leukämie eine Schädigung der Milz erforderlich sei, welche zu einem Ver- 
lust oder zu funktionellem Versagen der follikulären Apparate führt.“ Er 
hatte dies aus dem Blutbilde .geschlussen, das er nach Röntgenbestrahlung 
der Milz bei Kaninchen erhalten hatte. Gruber sucht die Berechtigung 
dieser Schlussfolgerung dadurch zu prüfen, dass er das Blutbild untersuchte, 
das er nach Röntgenbestrahlung der hinteren Extremitäten bei Kaninchen 
erhielt, denen er vorher die Milz exstirpiert hatte. 

Es zeigte sich, dass auf diese Weise genau derselbe Blutbefund wie 
bei Milzbestrahlung erhoben werden kann. Der Verf. folgert daraus, dass 
die Milz nicht für die Entstehung des leukämischen Blutbildes verantwort- 
lich gemacht werden darf. Er bestreitet ferner die Berechtigung, den 
nach Röntgenbestrahlung erhobenen Blutbefund bei Kaninchen mit der 
menschlichen Leukämie in Parallele zu setzen. E. Grafe, Heidelberg. 


110%. Butterfield, E. E. (II. med. Klin, München). — „Über die un- 
granulierten Vorstufen der Myelocytew und ihre Bildung in Milz, 
Leber und Lymphdrüsen. (Ein Beitrag zur Histogenese der myeloiden 
Umwandlung bei Leukämie und Anümie.)* Dtsch. Arch. f. klin. Med., 
1908. Bd. 92, p. 336—369. 

Wie Untersuchungen, die bei akuter Leukämie, perniziöser Anämie, 
an Blut und Organen von Embryonen angestellt wurden, ergaben, ent- 
wickeln sich die Granulocyten aus ungranulierten Zellen, die von den 
grossen Lymphocyten nicht unterschieden werden können. Der Verf. 
nennt sie „grosse indifferente basophile Zellen“. Es sind also Blutzellen 
mit stark basophilem Protoplasma und lockerer Anordnung eines dünnen 
Chromatinnetzes, das immer Kernkörperchen enthält. Bei der Umwandlung 


dieser Zellen in Granulocyten treten die Granula — bei der Giemsafärbung 
violette Körnchen — erst spärlich auf. Sie sind dann noch nicht mit 
Triacid zu färben. Gerhartz. 

1108. Hirschfeld, H. (Krankenh. Moabit, Berlin). — „Über erperimentelle 


Erzeugung von Knochenmarkatrophie.* Dtsch. Arch. f. klin. Med. 
1908, Bd. 92, p. 482—485. 

Werden Kaninchen wöchentlich zweimal 3 em?, durch einmaliges Auf- 
kochen abgetötete 24 Stunden alte Typhusbouillonkulturen subkutan 
eingespritzt, so findet man nach einigen Wochen das rote Mark in den 
langen Röhrenknochen zum grössten Teile in Fettmark um- 
gewandelt. Dabei sind die Lymphocyten des Marks gegen die Norm 
stark vermehrt. 

Diesen Knochenmarksveränderungen geht eine hochgradige Anämie 
parallel (Abnahme des Hb), ferner bildet sich eine Atrophie von Milz, 
Lymphdrüsen und Herz aus. Gerhartz. 


— 420 — 


1109. Wynhausen, O. J. (Med. Klin. von Pel, Amsterdam). — „Beitrag 
zur morphologischen Blutuntersuchung am Krankenbette“ Disch. 
Arch, f. klin. Med., 1908, Bd. 92, p. 497—525. 


1. Morbus Barlowi: 


Verringerung des Hämoglobingehaltes, relative Steigerung der Zahl 
der Lymphocyten und Herabsetzung der Zahl der polynukleären Leukocrvten. 
Bei spezieller Diät verschwanden diese Abnormitäten wieder. Verf. glaubt 
nicht, dass es sich um primäre Veränderungen des Knochenmarks (Senatur) 
bei der Barlowschen Krankheit handelt. 


2. Anaemia pseudoleucaemica infantum: 


Im Blut anfangs mässig starke Poikilocytose, Polychromatophilie, baso- 
phile Körnelung; sie verschwanden wieder völlig. 


3. Atypische Leukämie. 


Fall von akuter myeloider Leukämie. 

Grosser Prozentsatz von Myelocyten; viel Normoblasten und lymphoide 
Leukocyten. 

Bei der Hellerschen Probe entstand im Harn ein dicker schwarz- 
brauner Niederschlag, obwohl Blut weder mikroskopisch noch spektroskopisch 
nachzuweisen war. Auch beim Stehen bildete sich im Harn ein schwarzes 
Präcipitat (Harnsäuresediment),. Wahrscheinlich war dieser Farbstoff 
identisch mit einem bei der histologischen Untersuchung in den Organen 
gefundenen gelbbraunen Pigment. Eine genaue Untersuchung fehlt. 


4. Leukanämie. 


Hämoglobingehalt auf !/,, Zahl der Erythrocyten auf die Hälfte ge- 
sunken, Zahl der Leukocyten etwas gesteigert. 

Basophile Körnelung der roten Blutkörperchen. Zahlreiche kern- 
haltige Erythrocyten. Poikilocytose. Verringerung der polynukleären Leuko- 
cyten, Vermehrung der grossen Lymphocyten. Atypische Leukocyten. 

Gerhariz. 


1110. Ziegler, Kurt und Schlecht, Heinrich (Med. Klin., Breslau). — 
„ Untersuchungen über die leukocytotischen Blutveränderungen bei In- 
fektionskrankheiten und deren physiologische Bedeutung.“ Dtsch. Arch. 
f. klin. Med., 1908, Bd. 92, p. 564—602. 


An die Beschreibung der Blutbilder von Diphtherie, Scharlach. 
Typhus, Erysipel, Pneumonie und anderen Infektionskrankheiten werden 
interessante Erörterungen über Bildung und Rückgang der Leukocytose 
und ihr Wesen angeknüpft, die sich nicht zu kurzem Referat eignen. 

Gerhartz. 


1111. Rous, F. P. (Pathol. Lab., Univ. of Michigan). — „An inquiry into 
some mechanical factors in the production of lymphocytosis.“ Jour. 
of Exp. Med., Bd. X, p. 238—270, März 1908. 

Die durch den Ductus thoracicus in die Zirkulation gelangenden 
Lymphocyten bleiben von Stunde zu Stunde mehr konstant, Physiologische 
Veränderungen erzeugen Schwankungen. Muskeltätigkeit verursacht eine 
Zunahme der Lymphmenge, sowie der Anzahl der Lymphocyten pro mm’. 
Starke Muskeltätigkeit vermehrte ihre Anzahl um das Drei- bis Vierfache. 

Lymphogogum (Glukose) vermehrte die Anzahl der Lymphoeyten 
ebenfalls. B.-0. 


4 — rn 


= ee 


1112. Jeauselme, E. und Sezary, A. — „Lymplocytose céphalo-rachi- 
dienne et formule sanguine chez les syphilitiques.“ Soc. biol., Bd. 64, 
H. 5. Febr. 1908. 

Es besteht kein Parallelismus zwischen Veränderungen in den Form- 
elementen des Blutes und der Lymphocytose der Cerebrospinalflüssigkeit, 
besonders kein Zusammenhang dieser mit der Mononukleose des Blutes. 
Die Lymphocytose der Cerebrospinalflüssigkeit scheint ihren Ursprung in 
wkalen meningitischen Prozessen zu haben. Pincussohn. 


1113. Brooks, A. und Crowell, B. S. (Pathol. Lab., Univ. and Bellevue 
Hosp. Med. College). — „Concerning the relation of the coagulation 
time of the blood to thrombosis and phlebitis.* Journ. of Exp. Med., 
Bd. X, p. 271—275, März 1908. 

Mechanische Schädigungen der Blutgefässe sind weniger imstande. 
Thromben zu erzeugen, als von Entartungen begleitete Entzündungen der 
Gefässwände. Durch Ca und Acidum eitricum konnte die Bildung von 
Thromben weder verhütet noch begünstigt werden. Wenn wahre Phlebitis 
vorhanden ist, scheint die Thrombosis eine grössere Ausdehnung anzu- 
fenmen; wenn die Gerinnungszeit des Blutes durch Ca verkürzt worden ist. 

B.-0. 


Verdauung und Drüsen. 


1114. Launoy, L. (Lab. d. physiol. d. lInst. Pasteur). „Sur quelques 
caracteres histo-ph ystologiques de Tautolyse aseplique du pa Soc. 
biol., Bd. 64, H. 1, Jan. 1908. 

Bei der aseptischen Leberautolyse vergeht eine ziemlich lange 
Zeit, ehe sich Zellveränderungen zeigen: Die Zelle bleibt morphologisch 
zunächst ganz unverändert, dann setzen unvermittelt Degenerations- 


erscheinungen ein, die schnell fortschreiten. Pineussohn. 
1115. Fiessinger, Noël (Lab. d. docteurs Chauffard et Öttinger). — „Les 


altérations prècoces de le cellule hépatique au cours de certaines intoxi- 
cations et infections expérimentales.“ Journ. d. physiol. et pathol. gén., 
Bd. X, p. 111—126, Jan. 1908. 

Versuche über die Veränderungen der Leberzelle unter verschiedenen 
Einflüssen. Die aus vielen Einzelheiten zusammengesetzte Arbeit ist im 
Rahmen eines kurzen Referates nicht wiederzugeben, 

Pincussohn. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


1116. Panella, A. (Physiol. Inst., Pisa) — ,Azione anticurarica del 
principio attivo delle capsule surrenali.“ (Dom Curare entgegen- 
gesetzte Wirkung des aktiven Prinzips der Nebennieren.) Atti della 
Soc. Toscana di Sc. Nat.. 1906, Bd. 22; Arch. ital. de Biol., 1907. 
Bd. 47, p. 17—30. Siehe Bioch. C.. VIL No. 840. 


1117. Panella, A. (Physiol. Inst. Pisa). — „Azione del principio 
attivo surrenale sul cuore isolato di mammıferi. Nota preventiva.“ 
(Einwirkung des aktiven Prinzips der Nebennieren auf das isolierte Säuge- 
tierherz.) Soc. Toscana di Sc. Nat. Pisa, 7. Aug. 1907. Siehe Bioch, 
C., VI, No. 841. 


= 4 


1118. Schraube, Conrad (Pathol. Inst., München). — „Die Beziehungen 
der Thymusdrüse zum. Morbus Basedowni.“ Diss., München, 190%, 
30 p. 

Verf. bespricht unter Ausführung von 4 neuen Fällen die bisher noch 
immer ungeklärten Beziehungen zwischen Thymusdrüse und Morbus Base- 
dowii. Fritz Loeb, München. 


1119. Kohts, Robert (Med. Poliklin, Marburg). — „Zur Frage der Wirkung 
der Röntgenstrahlen auf den Morbus Basedowii.“ Diss., 1908, Mar- 
burg, 27 p. 

Zusammenfassung der Ergebnisse: 


1. Eine Einwirkung der Röntgenstrahlen auf normales Schilddrüsen- 
gewebe scheint histologisch nicht zu bestehen. 

2. Der Einfluss der Röntgenstrahlen auf pathologisches Schilddrüsen- 
gewebe ist bisher histologisch nicht sicher erwiesen; es scheinen 
jedenfalls eystische und fibrös entartete Strumen sowie Colloidkröpfe 
nicht beeinflusst zu werden. 

3. Eine Röntgenwirkung auf die Struma vasomotorica ist im Sinne 
einer Grössenabnahme noch nicht sicher gestellt. 

4. Über eine Funktionsveränderung der normalen und irgendwie 
krankhaft veränderten Schilddrüse durch Einwirkung von Röntgen- 
strahlen sind wir bis jetzt nicht unterrichtet. 

5. Die bisherigen Erfolge der Röntgenbestrahlung beim Morbus 
Basedowii lauten zum grössten Teil ungünstig, die günstigen sind 
auch ohne spezifische Wirkung der Röntgenstrahlen erklärbar. 

6. Ein Einfluss der Röntgenbestrahlung auf den respiratorischen 
Gasstoffwechsel beim Morbus Basedowii besteht nach den Unter- 
suchungen des Verfs. nicht. 

7. Die auch ohne Röntgenbestrahlung zur Beobachtung gelangende 
Stickstoffretention während einer sogenannten Heilung des Morbus 
Basedowii darf nicht als eine spezifische Wirkung der Röntgen- 
strahlen angesehen werden. Fritz Loeb, München. 


1120. Kron, Nikolaus. — „Die Basedowsche Krankheit und das Ge 
schlechtsleben des Weibes.“ Inaug.-Diss., Berlin, 1908, 35 p. 


Die Ergebnisse werden in folgender These zusammengefasst: Besteht 
vor oder am Anfange der Gravidität die Basedowsche Krankheit, so kann 
eine Verschlimmerung der Krankheit eintreten und auf die Entwickelung 
des Embryo von Nachteil sein. Nach der Geburt kann sich bei der 
Patientin der normale Zustand wieder einstellen, wenn die pathologisch 
veränderte Schilddrüse genügend normalen Schilddrüsensaft sezerniert. In 
der zweiten Hälfte der Gravidität übt die Basedowsche Krankheit Keinen 
Einfluss auf den Embryo aus; die Frau dagegen ist gefährdet, wenn dir 
Basedow-Struma nicht normale Schilddrüsensubstanz besitzt. 

Fritz Loeb, München. 


1121. Carmichael, E. S. und Marshall, F. H. A. (Physiol. Lab., Edinburgh 
Univ... — „On the occurrence of compensatory hypertrophy in the 
ovary.“ Journ. of Physiol., 1908, Bd. 36, p. 431. 

Durch einseitige Ovariektomie bei Kaninchen wurde eine kompen- 
satorische Hypertrophie des Ovariums erzeugt, welche auch eintritt, wenn 

Coitus und Ovulation nicht stattfinden. Autoreferat (C.). 


— 423 — 


1122. Serralach, Narciso und Parès, Martin. — „Quelques données sur 
la physiologie de la prostate et du testicule.“ Soc. biol., Bd. 63, H. 39, 
Jan. 1908. 

Zwischen Hoden und Prostata besteht ein enger Zusammenhang. 
Nach Prostatektomie beim Hund funktionieren die Geschlechtsdrüsen nicht 
mehr, man kann aber diesen Zustand durch Darreichung von Prosta- 
glycerinextrakt beheben. Ebenso tritt der ursprüngliche Zustand wieder 
ein, wenn, wahrscheinlich aus bei der Operation stehen gebliebenen Resten, 
die Prostata regeneriert wird. Prostataextrakt von Hund wirkt auch 
férdernd auf die Tätigkeit der menschlichen Geschlechtsdrüsen. Hoden- 
pulpaextrakt vom Hunde erzeugt beim Mann Vermehrung der Fassungs- 
fähigkeit der Blase und der Kontraktilität des Blasenhalses und des mem- 
branösen Ureters (uretere membraneux). Bei der Frau wirkt der Extrakt 
nicht. Verff. kommen zu folgenden Schlüssen: 


1. Die Prostata ist eine Drüse mit innerer Sekretion. 

2. Diese Sekretion wirkt auf die äussere Sekretion des Hodens, des 
vas deferens und der Samenbläschen. 

3. Die innere Sekretion des Hodens wirkt auf die Muskulatur der 
Blase; die Wände werden schlaffer, die Kontraktilität der Sphinc- 
teren nimmt zu. | 

4. Diese gleiche Testikelsekretion bewirkt Hypersekretion der Prostata, 
der Cooperschen und Littreschen Drüsen. Pincussohn, 


Tierische Wärme. 


1123. Lewitan, I. — „Fieber bei subkutanen Knochenfrakturen.“ Diss., 
Berlin, 1908, p. 26. 

Bei der Heilung subkutaner, durch nichts komplizierter Knochen- 
frakturen ist der Verlauf bei einer Anzahl von Fällen, durchschnittlich etwa 
9%, ein fieberhafter. Dieses Fieber kommt besonders bei Frakturen der 
grösseren Röhrenknochen der unteren Extremität mit bedeutendem Blut- 
eitravasat vor und trägt den Charakter des Volkmannschen aseptischen 
Fiebers. Die Heilungsdauer wird durch das Fieber nicht beeinträchtigt: 
die Prognose ist günstig. Ein therapeutischer Eingriff ist in keinem Fall 
notwendig. Fritz Loeb, München. 


1124. Simpson, Sutherland. — „Further observations on the body tem- 
perature of fishes.“ Proc. physiol. Soc., 1908, p. 13; Journ. of physiol., 
1908, Bd. 36, No. 6. 

Die Körpertemporatur von 84 Heringen. welche in Schottland ge- 
fangen wurden, wurde bestimmt. Das Mittel ist 0.06 ° höher als die Tem- 
peratur des Wassers, in welchem die Fische sich aufhielten. 

. Die maximale Differenz war 0,2°; die minimale Difterenz 0,0°. 
Autoreferat (C.). 

1125. Osborne, W. T. — „Body temperature and periodicity.“ Proc. 
phys. Soc., 1908, p. 39; Journ. of physiol., 1908, Bd. 36, No. 6. 

Eigenbestimmungen der Körpertemperatur während einer Seereise von 
Melbourne (Australien) nach England. Vor der Abreise stellte Verf. fest, 
dass in Melbourne das Maximum seiner Temperatur um 6 p. m. erreicht 
wurde. Die Beobachtungen an Bord des Schiffes wurden gemacht, um 
festzustellen, ob dieses Maximum um 6 p. m. Melbourner Zeit auftreten 
würde oder sich je nach der Lage des Schiffes verschieben würde, so dass 


— 424 — 


die Schiffszeit massgebend sein würde. Die erhaltenen Resultate zeigen, 
dass während einer Reise von Osten nach Westen das Temperaturmaximum 
durch die lokale Zeit und nicht durch die Zeit des Ausgangsortes bestimmt 
wurde. So wurde auf 11° 38’ östlicher Länge das rektale Temperatur- 
maximum um 6 p. m. Schifiszeit beobachtet, welche 2,55 a. m. Melbourner 
Zeit entspricht. Sutherland Simpson (C.). 


Specielle Nervenphysiologie. 


1126. Bickeles, G. und Fromowiez, W. (Neurol. Inst., Wien). — „Über 
den radikulüren Verlauf des zentripetalen Teiles einer Anzahl von 
Reflexbogen, besonders von Reflexen des untersten Rückenmarks- 
abschnittes.“ Arb. a. d. neurol. Inst. Wien, 1908, Bd. XV, p. 52; ref. 
nach Rev. of Neurol. and Psychol., 1908, Bd. VI, No. 3. 


Eine grosse Anzahl von Haut-, Sphinkter- und Sehnenreflexen kann 
bei Hunden erhalten werden, denen man vorher das Rückenmark in der 
unteren Thoracal- oder der oberen Lumbalgegend durchschnitten hat. 
Einige von diesen Reflexen können ständig bei jedem Tier erhalten werden, 
andere sind nur manchmal vorhanden. Die hintere Wurzel, durch die die 
zuführende Reflexbahn geht, wird dadurch bestimmt, dass man eine An- 
zahl von hinteren Wurzeln der Reihe nach durchschneidet und aufmerkt, 
wann der Reflex verschwindet. 18 verschiedene Reflexe wurden auf diese 
Art und Weise untersucht, von denen hier nur die wichtigeren referiert 
werden können. Alle Kreuzbein- und die ersten Steissbeinwurzeln führen zu- 
führende Bahnen für den Analreflex; das reflektorische Einziehen des 
Steisses beim Streichen der Perinealhaut wird nicht mehr erhalten. wenn 
die zweite Sacral- bis zur zweiten Coccygealwurzel durchschnitten sind: 
die siebente Lumbalwurzel enthält die zuführenden Bahnen für den Achilles- 
sehnenreflex; der Zehenbeugungsreflex geht verloren, wenn die Wurzeln 
von der 6. Lumbalwurzel ab abwärts durchschnitten sind. 

W. Wolff. 
1127. Köster, Georg. — „Trophische Störungen nach Durchschneidung 
hinterer Wurzeln.“ Fortschritte der Medizin, Bd. 1908, H. 5, Febr. 
1908. 

Auf Grund von Versuchen an Katzen kommt Verf. zu dem Schluss, 
das Vorhandensein spezifisch trophischer Nerven abzulehnen. Dagegen 
können alle trophischen Störungen zwanglos als die Folge eines zentri- 
fugalen abnormen Erregungszustandes im sensiblen Endneuron erklärt 
werden. Schreuer. 


1128. Tello. — „Degeneration et régénération des plaques motrices 
après la section des nerfs.“ Trav. du lab. de recherches biol.. 1905, 
Bd. V, H. 3; ref. nach Rev. of neurol. and psychiat, Bd. VI, No. 2, 
Febr, 1908. 

Noch nicht völlig abgeschlossene Untersuchungen an Kaninchen, 
Eidechse und Frosch mittelst Silberfärbung nach vorhergegangener Fixation 
mit Ammoniakalkohol und Reduktion mit Pyrogallussäure und Formalin. 
Der Degenerationsprozess des peripheren Teils des durchschnittenen moto- 
rischen Nervens und seiner Endigungen im Muskel beginnt 12—14 Stunden 
nach der Durchschneidung und setzt sich allmählich fort, bis alle Fasern 
degeneriert sind. Der Degenerationsprozess in den Endplatten ist in 
2!/; Tagen, in den Nervenfasern in 2 oder 3 Tagen bis zu einem Monat 


— 40h — 


oder mehr beendet. Die einzelnen Phasen des Degenerationsprozesses 
sind: Hypertrophie der Endbäumchen und der Neurofibrillen, allmähliche 
Granulierung der interfibrillären Plasmasubstanzen, körniger Zerfall der- 
selben und schliesslich Fragmentation der Äste. Bei Kaltblütern ist der 
Degenerationsprozess langsamer. Die regenerierenden Fasern, die ihren 
Ursprung vom zentralen Ende nehmen, beginnen bei zwei bis drei Monate 
alten Kaninchen den Muskel nach ca. 2'/, Monaten, bei neugeborenen 
Kaninchen nach 1 oder 1'/, Monaten nach der Nervendurchschneidung zu 
erreichen. Die regenerierten Fasern gehen immer in die alten Bahnen, 
wahrscheinlich von der positiven chemotaktischen Substanz geleitet, die die 
Schwannschen Zellen produzieren. Diese Fasern endigen stets in Kolben- 
form. Die neuen Fasern teilen sich an verschiedenen Stellen ihres Ver- 
laufes und bilden eine grosse Anzahl von Tochterfasern, die sich bisweilen 
trennen und in verschiedenen Scheiden verlaufen. Schliesslich werden 
die Fasern von der Scheide nicht mehr umkleidet und kommen mit der 
Muskelfaser in Berührung, in der sie mit einem Endbäumchen in der 
Substanz endigen, aus der die Verzweigung der Endplatten hervorgeht. 
Jede neue Faser ruft eine grosse Anzahl von collateralen oder endständigen 
Platten hervor, wodurch die Tatsache bestätigt wird, dass nur wenige 
Nerven den Muskel erreichen und diese wenigen die ganzen Muskelfasern 
versorgen müssen. Die bereits existierenden Platten bleiben mit un- 
bedeutenden Veränderungen erhalten und ziehen durch Chemotaxis eine 
der neu ankommenden Fasern des motorischen Nerven an. Einige Fasern 
gehen, bevor sie mit den entsprechenden Endplatten in Berührung kommen, 
innerhalb ihrer Scheide rückwärts, verbleiben manchmal in derselben 
Henleschen Scheide, bisweilen aber verfolgen sie auch einen komplizierteren 
Verlauf, Dieser ungewisse Verlauf der Fasern wird erklärt durch die 
Mengen und die Verwickelung der chemotaktischen Strömungen. 
W. Wolff. 


1129. Marinesco, G. und Minea, J. — „Über die mikro-sympathischen, 
hypospinalen Ganglien.“ Neurol. Centrbl. 5, p., Febr. 1908. 

Bei Untersuchungen der Spinalganglien in Serienschnitten mittelst 
der Cajalschen Methode in Fällen von Tabes, Rückenmarkskompression und 
auch normalen Fällen entdeckten die Verff. in der Nachbarschaft des sub- 
ganglionären Teiles der Spinalnerven kleine sympathische Ganglien, die nur 
für das bewaffnete Auge sichtbar waren. Sie sind gewöhnlich nach aussen 
oder nach unten vom entsprechenden Spinalganglion gelegen. Die Zellen- 
masse kann entweder in einem einzigen Ganglion konzentriert oder in 
mehreren kleinen Ganglien in dem Fettgewebe zerstreut sein. Ihre Form 
ist meist kugelig, zuweilen länglich, ziemlich oft lässt sich an ihnen ein 
Ramus communicans nachweisen, der vom subganglionären Teil der Nerven 
abgeht und verschiedene Länge haben kann, 

Die mikroskopische Untersuchung dieser Ganglien ergibt, dass in 
ihnen sämtliche Zelltypen repräsentiert sind, die man gewöhnlich in Ganglien 
des Sympathicus findet. Vorherrschend sind die multipolaren Zellen mit extra- 
kapsulären Fortsätzen und Zellen, die beide Arten von Fortsätzen, intra- 
und extrakapsuläre, aufweisen. Die Zellen mit einem Glomerulus sind 
seltener, und die grossen erreichen nicht das Volumen wie im Sympathicus- 
strang. 

Da auch der embryologische Ursprung dieser Ganglien der gleiche 
St, wie der der Ganglien des Sympathicusstranges, so spricht alles dafür, 


— 426 — 


dass die beschriebenen Zellformationen anatomische und physiologische 
Aquivalente des grossen Sympathicus sind. Pulvermacher, Berlin. 


1130. Lourie, A. (Physiol. Inst. d. kgl. tierärztl. Hochsch., Berlin). — 
„Über die Augenbewegungen bei Kleinhirnreizung.“ Neurol. Centrbl.. 
5 p., Febr. 1908. 


Nach einem kurzen Überblick über die Forschungsergebnisse der 
andern Autoren, die sich mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, teilt 
Verf. die Resultate seiner eigenen Versuche mit, die er ausschliesslich an 
Hunden vorgenommen hat. Um das ganze Gebiet der Kleinhirnoberfläche 
der Untersuchung zugänglich zu machen, wurden grosse Teile des Schädel- 
daches auf einer Seite weggebrochen, so dass nach oben hin der untere 
Rand des Grosshirns, nach der Seite die Flocke und nach unten hin die 
Medulla oblongata freilag; dabei wurde auch das Tentorium zertrümmert, 
so dass der ganze Gyrus semilunaris superior und inferior, also das Klein- 
hirn in toto, wenigstens die eine Seite, offen dalag. Gereizt wurde uni- 
polar, um auf diese Weise Punkt für Punkt abtasten zu können, und zwar 
wurde die ganze freiliegende Fläche in die Versuche einbezogen. 

Die Experimente ergaben in Übereinstimmung mit den Erfahrungen 
Munks, die er in seiner Monographie „die Funktionen des Kleinhirns“ nieder- 
gelegt hat, dass an der Kleinhirnoberfläche Centren für die Bewegungen 
der Augen bzw. der Gesichtsmuskulatur höchstwahrscheinlich nicht vor- 
handen sind. Als Reaktionen auf die systematisch in absteigenden Linien 
applizierten Reize erfolgten ganz langsam rollende Bewegungen, oder ein 
behutsam schleichendes Gehen der Augen nach der Seite und oben. Diese 
Bewegungen erklärt Verf. durch Stromschleifen, die benachbarte Nerven- 
kerne oder Bewegungszentren trafen; so waren die Phänomene am stärksten 
bei Reizung eines bestimmten Punktes, unter dem in unmittelbarer Nähe 
der Nervus trochlearis, ferner die Vierhügel mit der Mündung des Aquae- 
ductus Sylvii und der ganze Boden des vierten Ventrikels liegen. Die Be- 
wegungen verloren bei Entfernung von diesem Punkte allmählich an In- 
tensität und hörten an einem andern in der Nähe des Flocculus liegenden 
Punkte ganz auf. Bei Reizung dieses letzteren Punktes aber trat heftiges 
Zwinkern der Augenlider auf, und zwar wiederum durch Stromschleifen, 
die den unter dem Flocculus befindlichen Nervus facialis erregten. 

Es wurden auch nirgends circumscripte Stellen gefunden, von denen 
allein Bewegungen der Augen ausgelöst werden konnten und die auf An- 
wesenheit bestimmter Centren hätten schliessen lassen. 

Nystagmus, Strabismus, Exophthalmus oder dergleichen wurden nie- 
mals an den Versuchstieren beobachtet. Pulvermacher, Berlin. 


Sinnesorgane. 


1131. Pardo. — „Beobachtungen über die Filtration der Augenflüssig- 
keiten.“ (19. Vers. der ital. ophth. Ges.; Parma, 1.—4. Okt. 1907: vgl. 
Zeitschr. f. Augenheilk., 1908, Bd. XIX, H. 1 

Für die Filtration durch Hornhaut und Linse sind die Bekleidungs- 
elemente (Epithel und Endothel der Hornhaut, Epithel der Linsenkapsel) 
nach den Untersuchungen Lebers und seiner Schüler sehr wichtig, die ein 
starkes Hinderungsvermögen für die Filtration selbst besitzen sollen. 

Für die Cornea ist dies einleuchtend, für die nur in ihrem vorderen 

Teil vom Epithel bedeckte Linsenkapsel aber nicht. Lebers Versuch gibt 


nur positive Resultate bei Beobachtung besonderer Vorsichtsmassregeln betr. 
Temperatur, Frische der Linse, Alter usw., die Färbung bleibt dagegen aus, 
wenn man eine zwar frische, aber dann auf Zimmertemperatur reduzierte 
Linse benutzt. ° 

Betreffend das Hinderungsvermögen des Endothels der Descernet 
beobachtet man folgendes: bei Färbungen mit Ferrocyankalium oder direkt 
mit Berliner Blau stellen die Zellen dieses Endothels der Filtration eine 
Barriere entgegen, die aber mechanisch ist und nicht auf einem beliebigen 
phagozytären Vermögen der Zellen selbst beruht. Die Interzellularräume 
dagegen sind stark gefärbt; also scheint zwischen den einzelnen Zellen ein 
Zwischenraum zu bestehen durch den hindurch die Filtration erfolgen kann. 

Kurt Steindorff. 
1132. Loeser, Leo, Berlin. — „Nystagmus.“ Berl. ophth. Ges., 19. 3. 08, 
vgl. Centrbl. f. prakt. Augenheilk, März 1908. 

Untersuchung des Einflusses von Drehbewegungen um die vertikale 
hörperachse auf den bei seitlicher Blickbewegung vorhandenen Nystagmus 
horizontalis. Dieses wird durch die Drehungen aufgehoben, wenn Dreh- 
und Blickrichtung zusammenfallen, verstärkt, wenn sie einander entgegen- 
gesetzt sind. Offenbar summiert sich der immer nur auf ein Labyrinth 
wirkende Drehreiz zu dem primären, den spontanen Nystagmus auslösen- 
den Reiz, bzw. kompensiert ihn über. Diese Beobachtungen gehören dia- 
gnostisch in das Gebiet der Funktionsprüfung des N. vestibularis, scheinen 
aber auch bei der Zerlegung komplizierter Nystagmusarten in einzelne 
Komponenten verwertbar zu sein. Kurt Steindorff. 


1133. Frenkel, H. et Garipuy, E. — ,Récherclies sur la tension artérielle 
des cataractés.“ Arch. d’Opht., XXVII: vgl. Arch. f. Augenheilk., 1908, 
Bd. 59, H. 2. 

Unter 99 Fällen von Greisenstar zeigten nur 9°/, gesteigerten Gefäss- 
druck, Da dieser aber stets bei Arteriosklerose vorhanden ist, kann sie 
nicht die Ursache des Cat, senilis sein. Die von Frenkel früher bei Star- 
kranken gefundene Tätigkeitsherabsetzung des Harnfilters beeinflusst die 
allgemeine Blutzirkulation kaum, während der Gefässdruck bei Nephritis 
und Diabetes deutlich gesteigert ist. Die nur sehr geringe Störung der 
Nierenfunktion, die bei seniler Katarakt vorkommt, könnte immerhin ge- 
nügen, die Ausscheidung der für die Linsenfasern giftigen Cytotoxine zu 
hindern und so die Entstehung des Stars zu begünstigen. Wo bei Star 
Hypertension existiert, ist bei der Extraktion das Auftreten von Blutungen 
im vorderen Bulbusabschnitt oder expulsive Blutungen zu fürchten. 

Kurt Steindorff. 

U34. Laqueur, L., Strassburg i. E. -— „Beitrag zur Lehre vom Ver- 
halten der Pupille unter pathologischen Verhältnissen.“ Arch. f. Augen- 
heilk., 1908, Bd. 59. H. 4. 

Bei einer intraorbitalen Zerreissung der Sehnerven bestand anfangs 
totale Lähmung des N. IIl; die Parese ging zurück, nur blieb die Pupille 
weiter und direkt wie konsensuell starr, reagierte aber gut auf Konvergenz. 
Verf. nimmt an, dass der Konvergenzimpuls auf einer andern Nervenbahn 
zum Sphincter pupillae geleitet wird wie der der konsensuellen Reaktion. 
Bei Amaurose nach Blutverlust ist die ungewöhnliche Weite der Pupillen 
auffallend; ist die Amaurose doppelseitig, so ist nur die Konvergenzreaktion 
erhalten, wenn auch träge und wenig ergiebig. — Bei Iimbolie der A. centr. 
ret. ist die Lichtreaktion erloschen, die konsensuelle und Konvergenz- 


"E 


reaktion erhalten, die Pupille ist nur wenig weiter als in der Norm. Bei 
Astembolien ist sie völlig normal, nur wenn die Macula lutea in Mitleiden- 
schaft gezogen ist, erlischt die primäre Lichtreaktion. — Das Verhalten der 
Pupille bei Stauungspapille gestattet keine prognostischen Schlüsse; meist 
ist sie erweitert (zumal bei Hypophysisgeschwülsten), und die Lichtreaktion 
vermindert bei noch guter Funktion des Auges, die Konvergenzreaktion 
bleibt lange intakt. Leichte Mydriasis und Herabsetzung der Lichtreaktion be- 
gleiten die retrobulbäre Neuritis, beiAmaurose ist die Pupille weit. Das Wieder- 
erwachen der Reaktion geht oft der Rückkehr der Sehkraft voraus, häufig 
hinterbleibt leichte Mydriasis. Übrigens sah Verf. eine typische N. retro- 
bulbaris nach akuter Alkoholvergiftung. Das Robertsonsche Phänomen 
begleitet die Tabes fast stets, Anisokorie dagegen selten; die tabische Miosis 
beruht auf Sympathicuslähmung. Sogenannte Unruhe der Pupille, wie sie 
physische und sensibele Reize auslösen, ist bei Tabes (wie bei Dementia 
paralytica im Gegensatz zur D. praecox) erhalten. — Bei Atrophia n. opt. 
(ausser der papillitischen und tabischen) verhalten sich die Pupillen sehr 
verschieden; das Vorhandensein hernianopischer Pupillenreaktion leugnet 
Verf. Er bespricht dann noch das variable Verhalten der Pupillen bei ver- 
schiedenen Augenleiden und berichtet über einen Fall von paradoxer Re- 
aktion bei einseitiger N. retrobulbaris (bei Belichtung des gesunden Auges): 
ferner über einen Fall von Miosis, wo die Pupille nur auf Konvergenz 
reagierte und durch Kokain auf 3 mm erweitert werden konnte, ohne dass 
Mydriatica eine Steigerung der Mydriasis hervorrufen konnten. Bei einer 
Sympathicusparese konnte Kokain nicht wie sonst die Miosis aufheben: bei 
einer Lähmung des Halssympathicus durch Schuss beseitigte eine einzige 
Kokaineinträufelung die Miosis und Ptosis. Das Mittel reizt also den 
Dilatator, beeinflusst aber den Sphincter nicht. Kurt Steindorfl. 


1135. Krusius, Franz F. (Univ.-Augenklin., Marburg). — „Über ein Bin- 
okularpupillometer.“ Neurol. Centrbl., 3 p., Febr. 1908. 

Der Apparat besteht aus zwei symmetrischen stereoskopartigen An- 
satzkästchen — je eines zur Beobachtung eines Auges — die sich licht- 
dicht an die Orbitalränder anschmiegen. In jedes dieser Kästchen mündet 
ein nach aussen dunkel geschlossenes kleineres Kästchen, das im Innern eine 
kleine Glühlampe trägt, nach vorn gegen die Augen aber durch eine Milch- 
glasplatte getrennt ist. 

Medial, gerade der Pupille des zu beobachtenden Auges gegenüber. 
öffnet sich das Ansatzkästchen in ein verschiebliches mit einer Biconvex- 
linse versehenes Rohr, das nach der Seite des zu beobachtenden Auges 
hin durch eine feine Glasplatte geschlossen wird; in letztere ist ein Linear- 
massstab in Millimetern eingeritzt. 

Die Helligkeit der Lämpchen kann stufenweise reguliert werden, durch 
die Verschieblichkeit des Sehrohres ist eine scharfe Einstellung der unter- 
suchten Pupillen ermöglicht, die Grösse und Gestalt der Pupillen kann durch 
den Millimetermassstab genau festgestellt werden. 

Fehlerquellen von nennenswerter Bedeutung sind nicht vorhanden: 
die Konstanz der Untersuchungsbedingungen, die der Apparat setzt, und 
die leichte Technik der Beobachtung lassen den Verf. eine ausgedehntrre 
Verwendung seines Pupillometers bei Psychiatern, Neurologen und Aug:r- 
ärzten erhoffen. 

Einzelheiten müssen in dem mit zwei anschaulichen Abhildungen 
versehenen Originalartikel nachgelesen werden. Pulvermacher, Berlin. 


— 429 — 


1136. Roch, Maurice. — , Hippus persistant coincidant avec de l'inégalité 
pupillaire et des troubles vasomoteurs de la face.“ Arch. d'Opht., XX VII, 
vgl. Arch. f. Augenheilk., 1908, Bd. 59, H. 2. 

Patient von 67 Jahren hat seit 3 Jahren hauptsächlich auf der einen 
Seite Hippus, auf der andern Miosis. Gleichzeitig vasomotorische und oku- 
lare Zeichen von Parese des rechten und Reizung des linken Sympathicus. 

| Kurt Steindorff. 

1135. Ovio, G. — „Über den Pupillenerweiterungskoeffizienten.“ 19. Vers. 
der ital. ophth. Ges.. Parma, 1—4. Oktober 1907; vgl. Zeitschr. f. Augen- 
heilk., 1908, Bd. XIX, H. 1. 

Es ist noch strittig, ob bei gleichmässiger Verminderung des Lichtes 
die Pupille sich gleichmässig oder verschiedenartig, langsamer oder schneller 
erweitert. Beides wurde behauptet, oft aber die Ziffern falsch ausgelegt, 
so dass die der Wahrheit entgegengesetzten Schlüsse gezogen wurden. 
Verf. leitete daher aus den Zahlen der verschiedenen Autoren und aus 
eigenen Werten den Pupillenerweiterungkoeffizienten ab, d. h. das Verhält- 
nis zwischen der Einheit der Pupillenerweiterung und der Einheit der Licht- 
veränderung. Es ergibt sich, dass der Pupillenerweiterungskoeffizient um- 
gekehrt proportional ist der Lichtintensität, und dass die Pupille sich bei 
gleichföormiger Verminderung des Lichtes erst langsam und dann immer 
schneller erweitert. Kurt Steindorff. 


1138. Ovio, G. — „Über die Verschiebung der Linse bei den starken 
Akkommodationsanstrenqungen.“ 19. Vers. der ital. ophth. Ges., 1. bis 
4. Oktober 1907, Parma; vgl. Zeitschr. f. Augenheilk., 1908, Bd. XIX, 
H. 1. 

Bei starken Akkommodationsanstrengungen senkt sich die Linse und 
erfährt zugleich eine [nklination. Auch der blinde Fleck scheint bei starker 
Akkommodation sich nach unten zu verschieben, was für eine komplexe Be- 
wegung der Linse spricht. Eine einfache Senkung der Linse würde nicht 
im geringsten die Beziehungen zwischen Fixationspunkt und blindem Fleck 
ändern, was der Fall ist, wenn die Linse sich neigt, weil dann Diffusions- 
erscheinungen eintreten. Diese Behauptung stützt Verf. durch Vorlage der 
Photographie zweier Punkte, die er durch Neigung einer der Linsen des 
Objektivs erhielt. Kurt Steindorff. 


1139. Ovio, G. — „Der blinde Fleck von Mariotte und die Irradiation.“ 
19. Vers. der ital. Ges. f. Ophth., Parma, Oktober, 1907; vgl. Zeitschr. 
f. Augenheilk., 1908, Bd. XIX, H. 1. 

Der blinde Fleck erscheint viel kleiner, wenn man ihn mit einem 
leuchtenden, als wenn man ihn mit einem dunklen Gegenstand misst. Das 
kann nicht, wie man sagt, eine Folge der Irradiation sein, da . diese in 
einem vollkommen akkommodierten Auge, wo die sphärische Aberration 
des optischen Apparates des Auges das einzige Bildungsmoment ist, nur 
ganz geringe Wirkung hat. Verf. photographierte die gewöhnlichen, zur 
Erkenntnis der Irradıation geeigneten Figuren, an denen man sieht, dass 
die Irradiation bei eingestelltem Apparat gar nicht wirkt, dass sie aber umso 
grössere Wirkung hat, je siarker man durch Hinzufügen von Linsen zum 
Objektiv den fokalen Fehler macht. Verf. nimmt zur Erklärung des Phänomens 
komplexe, in der Papillargegend selbst entstehende, vom optischen Apparat 
des Auges also unabhängige Erscheinungen an, analog den auf der photo- 
graphischen Platte erzeugten Höfen, die auf diffuser Reflexion und falscher 


— 430 — 


Dispersion zwischen Gelatineschicht und Glasplatte und zwischen den 
einzelnen Gelatineteilchen beruhen. Die Papillengegend bildet ja auch (wie 
die photographische Platte) eine durch eine nicht homogene starkglänzende 
Schicht bedeckte, reflektierende Fläche, so dass das dorthin gelangende Licht 
sich zerstreut, bis es die sensibeleRetina erreicht. Kurt Steindorff. 


1140. Santa-Maria. — „Untersuchungen über das Blickfeld.“ 19. Vers. 
d. ital. ophth. Ges., Parma, 1.— 4. Okt. 1907; vgl. Zeitschr. f. Augen- 
heilk., 1908, Bd. XIX, H. 1. | 

Die Grenzen des Blickfeldes sind zuweilen und zwar bei normalen 

Individuen weiter als Landolt und Masselon angeben; sie variieren bei ver- 

schiedenen Gesichtskonformationen in verschiedenem Masse Bei allge- 

meiner Asthenie sind die Grenzen des Blickfeldes verkleinert: Verf. glaubt, 
auf einen Zusammenhang zwischen Asthenie und Blickfeldgrenzen schliessen 
zu können. Kurt Steindorff. 


1141. Hertel, E., Jena. — „Einiges über die Empfindlichkeit des Aug's 
gegen Lichtstrahlen.* 33. Vers: d. Ophth. Ges., Heidelberg, 1907: Offz. 
Bericht, Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1908. 

Photometrische Messungen der zu gewissen Zweckon benutzten Licht- 
stärke sind ungenügend, da wir nicht wissen, ob die so gemessene sicht- 
bare Energie der Strahlung die gesamte, bei einer Belichtung auf die 
Retina fallende Energie darstellt. Diese bestimmte Verf. thermoelektrisch. 
ebenso wie die zur Wahrnehmung für unser Auge nötige Energiemenge. 
Sollen Lichter im völlig dunkeladaptierten Auge bei zentraler Fixation wahr- 
genommen werden, so entsprechen ihre Energiemengen für den Spektral- 
bezirk von 682 uu einer Temperaturerhühung von 5,10—120 C., für Strahlen 
kürzerer Wellenlänge nahmen die Energiemengen ab. Die Energie muss 
gesteigert werden, sollen dieselben Lichter einen farbigen Eindruck hervor- 
rufen, wobei sich die vorher sehr deutliche Differenz der Stärke der Wirk- 
samkeit der einzelnen Spektralbezirke zeigt. Die den eindeutig farbig er- 
scheinenden Lichtern entsprechenden Werte nähern sich einander sehr. 
Bei Belichtung mit Strahlen verschiedener Wellenlänge, aber gleicher 
Intensität kontrahieren sich die retinalen Zapfeninnenglieder von Dunkel- 
fröschen in weiten Grenzen maximal. Die Kontraktion hörte auf, wenn 
diese Grenze unterschritten wurde, doch ging bei Einwirkung von roten 
Strahlen ein kurzes, bei der von blauen ein längeres Stadium unvoll- 
kommener Kontraktion vorher. Die Innengliederkontraktion ist bei der 
Farbenwahrnehmung insofern wirksam, als sie der von den Aussengliedern 
aufgenommenen Energie dieAufbringung eines farbigen Eindrucks ermüglicht. 

2 Kurt Steindorfi. 

1142. Hilbert, R, Sensburg. — „Über Störungen des Farbensinns im 
Gefolge interner Erkrankungen.“ Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., März. 
1908. 

Erythropie bei einem heruntergekommenen Alkoholiker, der an Hämat- 
emesis bei Hepatitis interstitialis litt, jedesmal während des Blutbrechens, 
und bei einer Hysterischen. Veröftentlicht sind bisher 15 Fälle von Erythropie, 
22 von Xanthopie, 12 von Kyanopie, 16 von Chloropie, 4 von Janthinvpi" 
(Violettsehen) und 2 von „farbigem Skotom“ bzw. braunem Skotom: +4 
wurden bei Krankheiten der Nervenzentra, 27 bei Infektions- und inneren 
Krankheiten beobachtet. Kurt Steindorff. 


1143. v. Tschermak, Armin (Tierärztl. Hochsch., Wien). — „Über Simullan- 
kontrast auf verschiedenen Sinnesgebieten (Auge, Bewegungssinn, G* 


— 431 => 


schmackssinn, Tastsinn und Temperatursinn).* Mit 1 Textfig. Pflügers 

Arch., Bd. 122, p. 98—118, März 1908. 

Verf, bespricht zunächst die allgemeine Bedeutung des Simultankon- 
trastes, hebt dann die Kontrastfunktionen bezüglich des optischen Bo- 
wegungssinnes und Grössensinnes und die kontrastive Beziehung zwischen 
dem Bewegungssinne des Auges und dem Bewegungssinne des Gesamt- 
kürpers hervor und gibt einige Bemerkungen über die Kontrasterscheinungen 
des Geschmacks- und Geruchssinnes. 

Verf. hat mittelst einer besonderen Methodik, über welche die Arbeit 
ausführlicher berichtet, die thermischen Simultankontraste nachgewiesen, 
wobei Flächenreize auf die Haut zur Anwendung kamen. 

Verf. warnt vor Veralilgemeinerungen bezüglich der Kontrasterschei- 
nungen und tritt für die Trennung der physivlogischen und psychologischen 
Bearbeitung derselben ein. 

Die biologische Nutzleistung des Simultankontrastes liegt in der Be- 
wirkung einer physiologischen Stigmatik. in der Einschränkung und Be- 
grenzung der Endeffekte bei ausgebreiteter Reizeinwirkung, und ferner in 
der Vermittelung der Momentan- oder Simultananpassung des Sinnesorgans. 

Mangold, Greifswald. 

1144. Raehlmann, E., Weimar. — „Der simultane Kontrast im Farben- 
sehen.“ Zeitschr. f. Augenheilk., 1908, Bd. XIX, H. 1. 

Polemik gegen die Broschüre von Heine und Lenz: „Uber Farben- 
sehen, besonders der Kunstmaler“, Jena, G. Fischer, 1907. 

Kurt Steindorff. 

1145. Duvigneand, M. Rochou, — „Untersuchungen über die Fovea der 
menschlichen Retina und besonders über das Bündel der zentralen 
Zapfen.” Arch. d’anat. microscop., 1908, Bd. IX, H. 2. 

Nach Untersuchungen an 4 in Osmiumdämpfen und Müllerscher 
Flüssigkeit gehärteten Netzhäuten ist das Büschel der zentralen Zapfen 
150—200 œ breit; die einzelnen Zapfen sind an der Basis 2,02—2,5 u 
dick und 70—75 æ hoch, nach der Peripherie der Fovea zu werden sie 
dicker. Dio Verlängerung der Zapfen ist gewissermassen das Gegen- 
gewicht gegen die Verringerung ihres Umfangs. Die Zahl der Zapfen ist 
in diesem Bezirk erheblich grösser als an irgend einer andern Stelle der 
Netzhaut, und das steht wohl mit der grösseren Leistungstähigkeit in der 
Netzhautmitte in Zusammenhang. Die Körner der äusseren Körnerschicht 
waren in 8 Fällen erheblich vormehrt, einmal dagegen verringert an Zahl; 
diese beiden Reobachtungen stimmen mit denen anderer Autoren überein. 

Kurt Steindorff. 

1146. Hermann, L., Königsberg. — „Neue Untersuchungen über die 
Natur der Kombinationstöne.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 122, p. 419. 

Helmholtz glaubte, dass alle Differenztöne objektive Töne seien, die 
entweder bei Instrumenten mit gemeinsamem Windraum in diesem, sonst 
aber im Ohr (durch die asymmetrische Elastizität des Trommelfells) ent- 
Ständen, König dagegen meint, das Ohr sei imstande, jede Periodik irgend 
welcher Art als Ton zu empfinden. Gegen die Helmholtzsche Theorie 
schien zu sprechen, dass Verf, mit seiner schon früher verwendeten 
Telephonsirene zeigen konnte, dass bei zwei Primärtönen von sehr un- 
gleicher Stärke kein Differenzton auftritt, was nach der Helmholtzschen 
Theorie nötig wäre. Gegen die Königsche Auffassung sprach, dass ganz, 
zweifellos nicht alle periodischen Vorgänge schlechtweg als Ton empfunden 
werden. Immerhin glaubt er aus seinen Versuchen schliessen zu können, 


un 490: = 


dass die Wahrnehmung des Differenztones nicht durch Verschmelzung von 
Stössen entsteht. Zur Entscheidung der Frage, ob die Differenztöne ein 
objektiver oder ein subjektiver Vorgang sind, verwandte er das Kriterium, 
ob sie sich durch Resonatoren verstärken liessen. Es gelang ihm in Ver- 
suchen mit einer Doppelsirene, vor allen Dingen aber mit dem Harmonium 
nachzuweisen, dass auch mit völlig getrennten Windräumen das Harmonium 
Differenztöne liefert, welche durch den Resonator verstärkt werden, also 
objektiv sind. Weitere ähnliche Versuche hat er mit mehr oder weniger 
gutem Erfolg mit dem Königschen Apparat für Stosstöne, mit dem 
Klavier, mit der Geige und mit Stimmgabeln auf Resonanzkästen, endlich 
auch mit Telephon angestellt. 

Verf. glaubt, die Helmholtzsche Ansicht, dass es nur eine Art von 
Differenztönen, nämlich objektive, gibt, bestätigen zu können, verwirft aber 
dessen spezielle Ansicht über ihre Entstehung im Trommelfell, dagegen 
meint er, dass möglicherweise der Schädel durch seine anhomogene Be- 
schaffenheit dieselbe Wirkung wie ein resonierender Holzkörper hat, d. h. 
bei gleichzeitiger Einwirkung zweier Töne einen objektiven Differenzton 
erzeugt. G. F. Nicolai, Berlin. 


Personalien. 


Berufen: Als Nachfolger von Geh. Med.-Rat Binz ist Prof. Dr. H. Leo als 
Direktor des Pharmakol. Instituts nach Bonn berufen worden iange- 
nommen); Prof. Dr. Cloötta-Zürich hat den Ruf nach Göttingen 
abgelehnt. 

Angenommen: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Frosch hat den Ruf als ordentl. 
Prof. der Hyg. a. d. Tierärztl. Hochschule in Berlin angenommen. 

Ernannt: Prof.: Dr. Spiegel-Berlin; Dr. Weber- Algier, Medizinschule (path. 
Anatomie); Dr. Hammerschlag-Königsberg; Dr. M. Pokroosky- 
Tomsk (path. Anat.). 

Habilitiert: Stabsarzt Prof. Dr. Otto an der Techn. Hochschule in Hannover 
für Bakteriologie und Hygiene; Dr. K. Helly-Prag (path. Anat.); 
Dr. H. Eppinger-Wien (bisher Graz) (inn. Med.). 

Jubiläen: ee: Med.-Rat Prof. Dr. E. Pflüger beging sein 50jähriges Dozenten- 
Jubiläum. 

Geh. Hofrat Prof. Dr. Wiedersheim-Freiburg i.B. feierte sein 25jähriges 
Jubiläum als ordentlicher Professor. 

Prof. Dr. O. Barfurth-Rostock feierte sein 25 jähriges Dozentenjubiläum. 

Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Saemisch-Bonn feierte sein 50jähriges Doktor- 
Jubiläum. 

Gestorben: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Franz v. Leydig-Bonn, 87 Jahre alt; 
Prof. Dr. Cornil-Paris (path. ae) 7ı Jahre alt; Prof. Dr. E. D. 
Mapother-Dublin (Anat. u. Physiol.), 73 Jahre alt. 

Die Akademie der Wissenschaften in Wien hat Dr. R. Türkel 300, Prof. 
F. Hartmann-Graz 1500, DDr. H. Schur und J. Wiesel-Wien 
400 Kronen bewilligt. 

Die Münchener Akademie hat aus den Mitteln der Münchener Bürger- und 
Kramer-Klett-Stiftung dem Priv.-Doz. Dr. Rich. Fuchs-Erlangen 
1500 Mk. zur Untersuchung der Einwirkung der Höhenluft auf den 
menschlichen Organismus bewilligt. 


Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 
Schneider, K. C., Deszendenztheorie. Jena, G. Fischer, 1908. 
Cajal, Nervenregeneration. Leipzig, Barth, 1908. Preis Mk. 7,50. 


Nagel, Handbuch der Physiologie des Menschen. IV. Bd., 2. Hälfte, 2. Teil. 
Geh. Mk. 6,—. Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig. 
Tigerstedt, Handb. der pbys. Meth. I, 2; II, 2. Leipzig, Hirzel. 


| Biophysikalisches Centralblatt 


In 





Bd, WLO Juliheft No. 14. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


1147. Tigerstedt, Robert. — „Handbuch der physiologischen Methodik.“ 
Leipzig, 1908. Verl. v. S. Hirzel. 

Das neue „Handbuch der physiologischen Methodik“ will die alte, 
immer noch ausgezeichnete, aber doch in vielem veraltete „Methodik der 
physiologischen Experimente und Vivisektionen“ von Cyon aus dem Jahre 
1876 ersetzen. Diesen seit lange notwendigen Versuch haben unter der 
Redaktion von Tigerstedt 28 der tüchtigsten Physiologen unternommen. 
Denn bei der ungeheuren Vielseitigkeit und spezialistischen Ausbildung der 
Methodik auf den einzelnen Gebieten ist die Herausgabe eines Handbuchs 
durch einen Einzelnen unmöglich. Bis jetzt sind die zweiten Abteilungen 
vom I, und II. Band erschienen und bringen die Arbeiten von A. Pütter: 
Methoden zur Erforschung des Lebens der Protisten. A. Bethe: Wirbel- 
lose Tjere. L. Asher: Die Anwendung der physikalisch-chemischen Methoden 
in der Physiologie. F. Schenk: Atembewegungen. C. Oppenheimer: 
Methodologie der Enzymforschungen. R. Magnus: Die Bewegungen des 
Verdauungsrohres. J. P. Pawlow: Die operative Methodik des Studiums 
der Verdauungsdrüsen. 

Pütter konnte für seinen Artikel die ungemein reichen Erfahrungen 
des Verwornschen Laboratoriums benutzen und hat dies in ausgedehntem 
Masse getan. 

Bethe hatte ein bisher im Zusammenhang noch niemals dargestelltes 
Gebiet zu bearbeiten. Es ist einleuchtend, dass bei der ungeheuren Fülle 
der wirbellosen Tiere Vollständigkeit schwer zu erreichen ist. Doch mit 
grossem Geschick und grosser Sachkenntnis hat Bethe das Wesentliche vom 
Unwesentlichen gesondert, und auf Grund seiner Ausführungen wird auch 
der Unerfahrene imstande sein, an einer zoologischen Station gleich von 
vornherein erfolgreich physiologisch zu arbeiten. 

Die Arbeit von Asher enihält die: Methoden zur Untersuchung der 
Körperflüssigkeiten (Bestimmung des spezifischen Gewichtes, der Konzen- 
tration, des osmotischen Druckes, der Konzentration der H- und OH-Ionen, 
der Reaktionsgeschwindigkeit; die Untersuchung der Diffusion, der Osmose, 
der Quellung, der inneren Reibung, der Oberflächenspannung, der Kapillarität, 
sowie des Brechungskoeffizienten von Flüssigkeiten). 

Schenk gibt eine, vor allen Dingen durch Einfügung zahlreicher 
Abbildungen, sehr übersichtliche und instruktive Darstellung von der Unter- 


suchung der Atembewegungen. 
Oppenheimers Artikel gehört im wesentlichen in das Gebiet der 


Biochemie. 
Magnus gibt eine sehr erschöpfende Darstellung der Bewegungen des 
Verdauungsrohres, wobei vor allem die Ausführlichkeit der Literaturangaben 
hervorzuheben ist, während Pawlows Artikel vor allen Dingen dadurch 
wertvoll wird, dass sich jedes Wort desselben auf die eigene, vielfach er- 
probte Erfahrung des erfolgreichen Operateurs stützt. 
G. F. Nicolai, Berlin. 
1148. Nagel, W. — „Handbuch der Physiologie.“ Vierter Band, IL, 2, 
Braunschweig, Vieweg, 1908. 


Biophysik. Centralbi. Bd. III. 31 


— 434 — 


In dieser Lieferung behandelt O. Weiss die Protoplasmabewegung 
und die Flimmerbewegung. Dann folgt W. Nagel, Physiologie der Stimm- 
werkzeuge. Es fehlt nur noch ein Teil von Bd. IV und ein Teil von 
Bd. I. Man kann nur immer wieder bedauern, dass sich der Fertigstellung 
des Werkes neue Hindernisse in den Weg stellen, so dass, wie es scheint, 
viele Beiträge ungewöhnlich lange liegen geblieben sind. Wenn z. B. Weiss 
in seinem Beitrag angibt, dass die Literatur nur bis Mitte 1903 (!) be- 
rücksichtigt ist, so zeigt das, dass seine Arbeit schon beim Erscheinen 
veraltet ist. Oppenheimer. 


1149. Ribbert, Hugo. — „Lehrbuch der allgemeinen Pathologie und der 
pathologischen Anatomie.“ 3. Auflage. Mit 827 Figuren. Leipzig, 
F. C. W. Vogel, 1908. 791 p. 

Die neue Auflage des Ribbertschen Lehrbuches ist in einem Bande 
erschienen. Es ist insgesamt an Umfang gegenüber den früheren Auf- 
lagen nicht gewachsen, hat aber mannigfache sachliche Erweiterungen er- 
fahren. Über den Wert des bestens eingeführten Lehrbuches etwas zu 
sagen, dürfte sich erübrigen. L. Michaelis. 


1150. Semon, Richard. — „Die Mneme als erhaltendes Prinzip im Wechsel 
des organischen Geschehens.“ 2. Aufl., Leipzig, W. Engelmann, 1908. 
Hauptverdienste des Buches, dessen eben erschienene zweite Auflage 
hier nur kurz angezeigt sei, beruhen in der Zurückführung mehrerer Un- 
bekannten, wie Vererbung, Regulation und Gedächtnis im engeren Sinne 
auf eine einzige Unbekannte, die mnemische Erregung; in geschickter Ver- 
wertung eines grossen Tatsachenmateriales aus Biologie, Physiologie und 
Psychologie; in ausgezeichneter Terminologie und Klarheit in Definitionen 
und analytischen Gedankengängen. Kammerer, Wien. 


1151. Ewart, Felicie (Physiol. Inst., Wien. — „Zur Kenntnis der Ge- 
schlechtsbestimmung beim Menschen.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 122. 
p. 605—615. 

Auf Grund einer Beobachtung S. Exners, dass in den Ehen seiner 
Bekanntschaft bei der Geburt eines zweiten, dritten usw. Kindes die Wahr- 
scheinlichkeit grösser sei, dass dessen Geschlecht mit dem des vorhergehend 
geborenen tibereinstimme, als dass es wechsle, untersucht Verfasserin diese 
Frage an einem grösseren Material, das sie dem Gothaischen Kalender 
entnimmt., 

Bei 2500 geprüften Geburten, von denen ein Teil aus verschiedenen 
Gründen ausschied, ergaben sich 1010 gleiche Geschlechtsfolgen, während 
der Wechsel 897 mal vorkam. Diese Differenz hält Verf. nicht für die 
Folge etwaiger Zufälligkeiten, sondern für den Ausdruck einer Gesetz- 
mässigkeit, da sie sich auch in willkürlich ausgewählten Teilen der Ge- 
samtanzahl erkennen lässt. 

Durch die Tatsache, dass mehr Knaben als Mädchen geboren werden, 
ist von vornherein die Wahrscheinlichkeit gleicher Geschlechtsfolge grösser 
als die ungleicher, aber sie ist nach Verf. nur wie 1,00785 : 1: während 
ihre Zahlen zwischen gleicher Geschlechtsfolge und ungleicher das Ver- 
hältnis 1,137 : 1 ergeben. Aus diesem Resultat wird auf das Bestehen 
eines „Faktors geschlossen, der für die Geschlechtsbestimmung eines Kindes 
von Bedeutung ist und der in gleicher oder geringerer Grösse noch fort- 
wirkt, wenn das Geschlecht des nächstfolgenden Kindes bestimmt wird.“ 
Es werden noch einige Angaben gemacht, dass dieser Faktor eine Ab- 
hängigkeit von der Zeit zeigt, insofern die durchschnittliche Differenz 


— 435 — 


zwischen Geburten gleichgeschlechtlicher Kinder um 3 Monate geringer ist, 
als zwischen der Geburt verschiedengeschlechtlicher Kinder. 

Im Gegensatz zu der bisher vertretenen Ansicht, dass die Wahr- 
scheinlichkeit für Knabengeburten grösser ist, wenn der Vater älter als die 
Mutter ist, findet Verf., dass dies nicht gilt, wenn der Vater die Mutter 
bedeutend an Jahren übertrifft: in Ehen, in denen der Vater 10 Jahre 
älter ist als die Mutter werden 7,32 °%;, weniger Knaben geboren. 

Endlich glaubt die Verf., dass die Wahrscheinlichkeit der Erstgeburt 


eines Knaben bedeutend überwiegt. E. Laqueur. 
1152. Mangold, Ernst (Physiol. Abt. d. Zool. Station, Neapel). — „Über 


Autointoxikation und Stachelbewegung bei Seeigeln.“ Mitt.a. d. Natur- 
wiss, Verein f. Neuvorpommern und Rügen, Bd. 1907, April 1908. 

Der Seeigel Arbacia pustulosa besitzt mit den das Mundfeld um- 
gebenden Stacheln die von v. Uexküll bei anderen Seeigeln beschriebene 
Reflexumkehr. Die Stacheln schlagen bei schwacher mechanischer oder 
elektrischer Reizung der Haut ihrer Umgebung stets mundwärts, daher bei 
geeigneter Wahl des Reizortes fort vom Reizorte, während sie sich bei 
stärkerem Reize zum Reizorte hinneigen. Auch wenn der Seeigel die 
Glaswand seines Aquariums berührt, schlagen seine Stacheln auseinander, 
also weg vom Reizorte. 

Bleiben die Kotkugeln einer Arbacia auf der Haut derselben liegen 
oder belädt man eine Stelle derselben absichtlich mit Exkrementen desselben 
oder eines artgleichen Tieres, so wird die Haut an dieser Stelle in kurzer 
Leit unerregbar und es lassen sich von dort aus keine reflektorischen 
Stachelbewegungen mehr hervorrufen. Wird das Tier rechtzeitig wieder 
abgespült, so kehrt die Erregbarkeit wieder; sonst wird schliesslich auch 
der Farbstoff der Haut angegriffen und auch die Basalmuskulatur der 
benachbarten Stacheln zerstört, so dass diese umsinken. 

Dass es sich um eine spezifische chemische Wirkung der Exkremente 
handelt, geht daraus hervor, dass Arbacia beim Bedecken mit Kot von 
einem anderen Seeigel, Strongylocentrotus lividus, auch nach mehreren 
Stunden keine Schädigung erleidet. 

Die Giftwirkung des Darminhaltes kommt auch dadurch zum Aus- 
druck, dass Schalenstücke von Seeigeln viel länger die Erregbarkeit und 
Reaktionsfähigkeit ihrer Stacheln und Pedizellarien behalten, wenn sie vor- 
her von anhängenden Darmschlingen befreit werden. Mangold, Greifswald. 


1153. Mangold, Ernst (Physiol. Abt. d. Zool, Station, Neapel). — „Über 
das Leuchten und Klettern der Schlangensterne.“ Biolog. Centrbl., 
Bd. 28, p. 169, März 1908. 

Verf. macht gegenüber einer Arbeit von I. Sterzinger (s. Biophys. 
Centrbl., Bd. III, No. 877) seine Versuchsergebnisse an mehreren Arten 
von Ophiuriden geltend. Nicht der Füsschenschleim ist leuchtfähig, das 
leuchtende Sekret wird vielmehr in der Haut der Skelettplatten und 
Stscheln produziert, welche, nach den genauen Angaben des Verf. über die 
Lokalisation des Leuchtens bei den einzelnen Arten, bei verschiedenen 
Schlangensternen in verschiedenem Masse beteiligt sind. An den leucht- 
fähigen Stellen hat Reichensperger histologisch spezifische Drüsenzellen 
nachweisen können. 

Gegenüber der aus mehreren Gründen unwahrscheinlichen Annahme, 
dass die Ophiuren ihre Ambulakralfüsschen mittelst des Füsschenschleimes 
an vertikalen Wänden festkleben, schliesst sich Verf. mehr der Ansicht 

| 31" 


— 436 — 


von Romanes und Ewart an, dass an den haftenden Stellen lokale Saug- 
scheiben durch Muskelkontraktion gebildet werden. 

Mangold, Greifswald. 
1154. Liebreich, Richard. — „L’asymetrie de la figure et son origine.“ 
= Masson & Cie., Libr. de l’académie de méd., Paris, 1908. 

Während man bisher meist die Asymmetrie der beiden Gesichtshälften 
für eine Zufälligkeit oder mit Lombroso für ein Degenerationszeichen hielt. 
versucht Verf,, auf Grund zahlreicher Schädelmessungen und Beobachtungen 
an Lebenden zu zeigen, dass eine ganz bestimmte Form der Asymmetrie 
bei fast allen Menschen aller Rassen und Zeiten vorkommen. Den Grund 
dieser fast konstanten (bei 97°/,) aller Untersuchten gefundenen Asymmetrie 
sieht er in dem Mechanismus der menschlichen Schwangerschaft, wobei in 
der Normallage die linke Gesichtshälfte durch die Schwere des Embryo 
gegen die Beckenknochen der Mutier gedrückt wird. Diese Ansicht fand 
er in allen den Fällen bestätigt, bei denen die Geburtslage bekannt war. 
Vor allem scheinen seine diesbezüglichen Untersuchungen an Zwillingen 
beweisend zu sein. G. F. Nicolai, Berlin. 


1155. Hadley, P. B. (Biol. Lab., Brown Univ.). — „The reaction of blinded 
lobsters to light.“ Journ. of physiol., Bd. XXI, p. 180—199, März 1908. 
Es werden die Bewegungen analysiert, welche normale und 
erblindete Krebse unter dem Einflusse des Lichtes ausführen. Normale 
1. Stadiumlarven (48—60 Std. alt) reagieren gegen das Licht, in dem sie 
ihre Längsachse den Strahlen parallel stellen und sich mit abgeneigtem 
Kopfe gegen die Quelle derselben bewegen. Negative Reaktionen erscheinen 
nach dem zweiten Tage. Bei verbreitetem Lichte sammeln sich die Larven 
an den hellsten Stellen an. 

Die auf einem Auge erblindeten Larven zeigen dieselben Reaktionen wie 
normale, jedoch orientieren sie sich mit geringerer Bestimmtheit und lassen 
während der drei ersten Stadien keine negativen Einflüsse erkennen. Der 
Zerstörung des Auges folgen „Circusbewegungen“. 

Total erblindete Larven lassen keine Reaktionen erkennen. Viele der 
Körperorientationen können auf Grund einfacher motorischer Reflexe erklärt 
werden. B.-0. 


1156. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien. — „Ausnützung 
dütenförmig gedrehter junger Blätter von Canna, Musa und Aspidistra 
durch kleinere Tiere.“ Üsterr. bot. Ztg., 1908, No. 1, p. 1—9. 

Wo an bestimmten, ombrophilen Pflanzenteilen regelmässige und 
dauerhafte Wasseransammlungen vorkommen, und zwar im Gegensatze 
zu Wassermangel auf dem Boden, da werden jene von einer Fauna 
namentlich negativ geotaktischer Tiere ausgenützt. Nicht bloss Everte- 
braten (Amöben, Infusorien, Rotatorien, Mückenlarven), sondern auch Verte- 
braten finden sich darin vor: viele tropische Anuren laichen und vollenden 
in ihnen ihre Embryonal- und Postembryonalentwickelung. 

Auch unserm europäischen Laubfrosch kann unter Verwendung dei 
dütenförmigen Jugendblätter von Canna, Aspidistra und Musa der analogr 
Laich- und Entwickelungsmodus aufgezwungen werden (vgl. Bioph. C.. li. 
No. 1153; III, No. 441). Durch Druck der Wassermenge im Düteninneren. 
Adhäsion der zwischen Blattober- und -unterseite eindringenden Feuchtir- 
keit, Turgorerhöhung des sich vollsaugenden Gewebes werden jene Düten 
fast wasserdicht und brauchen viel mehr Zeit zu ihrer Entrollung als 
ır..ckene Düten. Hierüber geben drei Tabellen quantitativen Aufschluss. 
l’abei beschleunigen sie aber ihr Wachstum, wohl infolge der Wasser- 


Tu een o 


— 437 — 


aufnahme und des besonders zwischen den aneinanderliegenden Flächen 
der Blattober- und -unterseite herrschenden Lichtmangels. 

Lichtmangel und Wasserüberfluss sind also hier ganz wie im Tier- 
wich zwei der wirksamsten Faktoren zur Bewahrung des jugendlichen 
igleichviel ob Form-, oder, wie in unserem Falle, nur Funktions-) Zu- 
standes, mithin zur Erzeugung von Neotenie. Autoreferat. 


1157. Menel, Em., Prag. — „Neue Tatsachen zur Selbstdifferenzierung 
der Augenlinse.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 431—450, Taf. XIX, 
XX, März 1908. 

Herbst, Spemann, Barfurth, Fischel, Lewis, Bell (Bioph. C., II, p. 529, 

611. 648) vertreten meist auf Grund von Experimenten das von Herbst 

(1901) aufgestellte Gesetz, die Linsenbildung sei eine Thigmomorphose, 

hervorgerufen durch Berührung zwischen primärer Augenblase uud Epi- 

dermis. Hingegen ist Verf. auf Grund vergleichend histologischer Be- 
funde an teratologischen Embryonen von Salmo salar und fario (meist 

Anadidymi) der Ansicht, dass Linsen unabhängig von Augenblasen ent- 

stehen können, und er wird hierin durch Experimente von King unter- 

stützt. Der auslösende Faktor bei der selbständigen Linsenbildung sei die 

Vererbung, indem die Linse, wo es aus irgendwelchen Gründen zur Bildung 

des Bulbus nicht kam, durch das Zellengedächtnis der Epidermis dennoch 

äfferenziert werde (Mnemische Ekphorie eines sukzedenten Engramm- 
komplexes nach Semon! Ref.). Riechgrube, Linse und Ohrblase sind 
nämlich homologe Gebilde von viel älterem phylogenetischen Ursprung als 
lie cerebralen Augen der Vertebraten. Bei atypischer Entwickelung kon- 
statierte Schaper täuschende Ähnlichkeit zwischen Hautsinnesknospe und 

Linse von Amblystoma. Es ist anzunehmen, dass die Linse ihren ur- 
spünglichen nervösen Charakter nur allmählich eingebüsst hat, und dass 

‚hre Abhängigkeit vom Augenbecher lediglich als eine sekundäre, form- 

regulative aufzufassen sei. Kammerer, Wien. 


1158. Nathansohn, A. und Pringsheim, E. — „Über die Summation inter- 
mittierender Lichtreize.“ Jahrb. f. wissenschaftl. Botanik, 1907, Bd. 44, 
p. 137—190. 

Wenn man einen Stengel einseitig beleuchtet, bis die heliotropische 
Krümmung auftritt, und dann die Reizung plötzlich unterbricht, so hört 
damit die Krümmung nicht auf. Sie schreitet vielmehr infolge der Nach- 
wirkung des Reizes noch weiter fort, und erst nach einiger Zeit tritt ein 
Rückgang ein. Wird die Pflanze vor der Rückkehr in die normale Stellung 
von neuem gereizt, so beginnt auch die Vorwärtsbewegung von neuem. 
Die Erscheinung erklärt sich daraus, dass sich die Reize summieren. 

Für die Summierung intermittierender Lichtreize im menschlichen 
Auge gilt das Talbotsche Gesetz, wonach der Effekt des intermittierenden 
Reizes gleich dem Produkt aus der Intensität des Lichtes und dem Bruch- 
teil der Periode ist, während dessen das Licht einwirkt. Die Verff. haben 
wmn untersucht, ob das Talbotsche Gesetz auch für die Summierung inter- 
mittierender Lichtreize bei Pflanzen gilt. 

Sie brachten Keimpflanzen vom Hafer (Avena sativa), Raps (Brassica 

\apus), der Sonnenrose (Helianthus annuus) usw. zwischen zwei Licht- 

quellen, vor deren einer eine durchbrochene Scheibe rotierte. Es wurde 

nun derjenige Punkt festgestellt, in dem die Objekte indifferent blieben 

(physiologischer Indifferenzpunkt). Bei Brassica Napus, der empfindlichsten 

Versuchspflanze, war das nie der Fall. Hier reagierten alle Individuen, 

und so wurde denn als physiologischer Indifferenzpunkt der Scheitelungs- 


— 438 — 


punkt angenommen, d. h. diejenige Stelle, an der die Objekte nach links 
und rechts auseinandergingen. 

Bei den entscheidenden Versuchen fanden die Objekte von vornherein 
um den nach dem Talbotschen Gesetz zu erwartenden Punkt herum Auf- 
stellung. Die Versuche führten sämtlich zu dem Ergebnis, dass das Tai- 
botsche Gesetz auch für Pflanzen Gültigkeit besitzt. 

Die erste deutliche Abweichung von dem Gesetz trat auf, als eine 
Beleuchtungsdauer von 1'/, Minute mit einem Dunkelintervall von 
3%/, Minuten abwechselte. In diesem Falle war der physiologische In- 
differenzpunkt der intermittierenden Lichtquelle näher gerückt. Weiter 
liess sich zeigen, dass das Gesetz bei schwacher Beleuchtung innerhalh 
bedeutend weiterer Grenzen gilt als bei intensivem Lichte. 


| 0. Damm. 


1159. v. Guttenberg, H. — „Über das Zusammenwirken von Geotropis- 
mus und Heliotropismus in parallelotropen Pflanzenteilen.“ Jahrb. f. 
wissensch. Botanik, 1907, Bd. 44, p. 193—216. 


In der Arbeit wird die Anschauung von Wiesner und Noll wiederlegt. 
wonach durch die andauernde heliotropische Reizung ein geotropischer 
Stimmungswechsel bzw. eine vollständige Ausschaltung des Geotropismus 
eintreten soll. Verf. setzte Keimpflanzen des Hafers (Avena sativa) in 
einem Dunkelzimmer gleichzeitig der Schwerkraft und einseitigem Lichte 
aus. Die horizontal gelegten Keimpflanzen werden 1 m von der Licht- 
quelle entfernt. Als die Lichtstärke 0,0475 Hefnerkerzen betrug, krümmten 
sich die Spitzen der Pflanzen zunächst nach oben, genau wie bei den un- 
belichteten Kontrollexemplaren. Sie zeigten also negativen Geotropismus. 
Die geotropische Aufwärtskrümmung erfolgte infolge der gleichzeitigen Ein- 
wirkung des Lichtes jedoch nicht bis zum Winkel von 90°, wie unter 
normalen Verhältnissen, sondern blieb um etwa 25—30° zurück. Später 
trat eine Umkehr der Krümmung in der Weise ein, dass sich die Spitzen 
der Keimlinge nach unten richteten (Überwiegen des Lichtes). Allmählich 
glich sich die hakenförmige Krümmung aus, und die Pflanzen streckten 
sich gerade, wobei sie sich fast genau in die Horizontale einstellten. In 
dieser Richtung wuchsen sie weiter. 

Wäre durch die heliotropische Reizung ein geotropischer Stimmunss- 
wechsel eingetreten bzw. der Geotropismus ausgeschaltet worden, so müsste 
jetzt die heliotropische Reaktion nach unten zu fortschreiten. Das trat 
jedoch niemals ein. Verf. lehnt daher die Anschauung von Wiesner und 
Noll ab. Er nimmt vielmehr an, dass sich ia dem gegebenen Moment der 
Heliotropismus und Geotropismus das Gleichgewicht halten. Die anfängli-h 
auftretende geotropische Aufwärtskrümmung kommt dadurch zustande, da: 
die heliotropische Erregung äusserst langsam zunimmt, wodurch sie die 
zur Überwindung des Geotropismus nötige Höhe erst später erreicht. 

Wirkte das Licht in horizontaler Richtung auf die vertikal befestigten 
Pflanzen, so kam eine Krümmung zustande, die ungefähr zwischen der 
Richtung des Lichtes und der der Schwerkraft die Mitte hielt. Auch durch 
andere Versuche bzw. durch Versuche an anderen Pflanzen konnte Verf. 
die Unhaltbarkeit der Anschauung von Wiesner und Noll dartun. 

0. Damm. 


1160. Fitting, H. — „Lichtperzeption und phototropische Empfindlich- 
keit, zugleich ein Beitrag zur Lehre vom Etiolement.“ Jahrb. f. wiss. 
Botanik, 1907, Bd. 45, p. 83—136. 


— 439 — 


Werden Graskeimlinge einseitig belichtet, so krümmen sie sich bald 
der Lichtquelle zu. Sie sind also positiv heliotropisch oder phototropisch. 

Das Stengelglied oder Hypokotyl der Graskeimlinge trägt immer ein 
scheidenförmiges Blatt, die Keimscheide (Koleoptile oder Kotyledon), inner- 
halb der sich das etwas später zur Entwickelung kommende erste Laub- 
blatt befindet. Nach früheren Untersuchungen erfolgt nun die eingangs 
erwähnte heliotropische Krümmung nur dann, wenn die Spitze der Keim- 
scheide belichtet wird. Aus dieser Tatsache hat man den Schluss ge- 
zogen, dass dem Stengel und dem unteren Teile der Keimscheide die 
Fähigkeit abgehe, das Licht zu perzipieren. 

Verf. hat diese Anschauung geprüft, indem er zunächst Versuche mit 
der Hirse (Panicum miliacum) anstellte. Die Keimlinge dieser Pflanze be- 
sitzen ein sehr stark entwickeltes Stengelglied und eine nur kurze Keim- 
scheide. Die heliotropische Krümmung tritt hier aber nicht an der Keim- 
scheide, sondern an dem Stengel auf. Aus einer Reihe von Vorversuchen 
ergab sich, dass die im Dunkeln gewachsenen Keimlinge durch Belichtung 
sehr stark in dem Längenwachstum ihrer Stengel gehemmt werden, Als 
nun Verf. einmal nur die Keimscheide, das andere Mal nur das Stengel- 
glied belichtet, ergab sich, dass die Wachstumshemmung immer nur die 
Hälfte von der Hemmung betrug, die bei der Belichtung des ganzen Keim- 
lings auftrat. Es geht also irgend ein Einfluss des Lichtes von der Keim- 
scheide basalwärts auf das Stengelglied über. Gleichzeitig muss aber das 
Stengelglied selbst lichtempfindlich sein, obgleich es der phototropischen 
Perzeptionsfähigkeit entbehrt. 

Das konnte Verf. auch dadurch zeigen, dass er die Keimscheide bis 
auf den untersten, phototropisch nicht empfindlichen Teil abschnitt. Unter 
diesen Umständen wurde das Wachstum des Stengels nach einiger Zeit 
im Dunkeln wieder aufgenommen. Im Lichte dagegen fand meist kein 
Wachstum statt. 

Mit dem durch das Licht bewirkten Ergrünen und dem Wachstum 
des von der Keimscheide eingeschlossenen ersten Laubblattes, das schliess- 
lich die Keimscheide durchbricht, hat die Wachstumshemmung des Stengels, 
wie weitere Versuche ergaben, nichts zu tun. Durch Versuche an Keim- 
tingen von Zea Mays, Sorghum Dora, S. vulgare und Tinantia fugax, bei 
denen etwas abweichende Verhältnisse betreffs der phototropischen Reiz- 
barkeit vorliegen, wurde das an der Hirse gewonnene Ergebnis bestätigt. 
Es ist somit unstatthaft, aus einer lokalisierten heliotropischen 
Empfindlichkeit ohne weiteres auf eine Lokalisation des Per- 
zeptionsvermögens für den Lichtreiz zu schliessen. 

O. Damm. 
1161. Prochnow, Oskar. — „Reaktionen auf Temperaturreize.* W. Junk, 
Berlin, 1908. 

Verf. hat die Geschwindigkeit der Entwickelung von Pflanzen und 
Tieren bei verschiedenen Temperaturen teils nach der Literatur zusammen- 
gestellt, teils in eigenen Versuchen untersucht. Weiter hat er den Einfluss 
der Temperatur auf die Geschwindigkeit der Formänderung der Bewegungen 
(Aufrichten und Senken der Blätter an Mimosa pudica) und endlich die 
Abhängigkeit der absoluten Unterschiedsempfindlichkeit für Temperaturen 
von der Temperaturhöhe am Menschen untersucht. Er findet in allen 
Fällen ein Temperaturoptimum, das meist dem Maximum näher liegt als 
dem Minimum und betont die Bedeutsamkeit dieser Gleichartigkeit in drei 
verschiedenen Gebieten (Zoologie, Botanik und Psychologie). Die im ein- 


— 440 — 


zelnen vorhandenen Unterschiede, vor allem die verschiedene Lage des 
Optimums, versucht er als zweckmässige Anpassungserscheinungen der 
einzelnen Organismen zu erklären. G. F. Nicolai, Berlin. 


1162. Loeb, Jacques (Herzstein Research Lab., Univ. of California). — 
„Uber die Hervorrufung der Membranbildung und Entwickelung beim 
Seeigelei durch das Blutserum von Kaninchen und durch cytolytische 
Stoffe.“ Pflügers Arch., Bd. 122, p. 196, April 1908. 

Verf. suchte die Frage zu beantworten, ob alle lipoidlösenden und 
cytolysierenden Mittel die Membranbildung beim unbefruchteten Seeigelei 
und damit die Entwickelung desselben hervorzurufen imstande sind. Un- 
befruchtete Eier von Strongylocentrotus bilden nun in Seewasser bei Zu- 
satz einer Spur von Saponin eine typische Befruchtungsmembran. Bei 
längerem Aufenthalte in der Saponinlösung tritt Cytolyse ein. Bringt ınan 
die Eier aber rechtzeitig heraus und in hypertonisches Seewasser, so bildet 
die Mehrzahl Larven. 

Auch nach der Hervorrufung der Membranbildung durch Buttersäure 
kommt es bei gleicher Weiterbehandlung zur Bildung von sogar länger 
lebensfähigen Larven. Membranbildung und Cytolyse bzw. Larvenbildung 
bei Weiterbehandlung mit hypertonischem Seewasser wurde ebenso durch 
ein Gemisch von glykochol- und taurocholsaurem Natron hervorgerufen. 

Ähnlich wie bereits früher mit dem Blutserum von Würmern ist es 
Verf. jetzt gelungen, auch solche unbefruchtete Eier, deren Membranbildung 
durch Blutserum von Kaninchen hervorgerufen war, in hypertonischem See- 
wasser bis zum Pluteus zu entwickeln. 

Verf. vermutet, dass die Bildung der Spindelfigur bei der kern- 
teilung die Folge einer Lipoidlösung ist. Mangold, Greifswald. 


1163. Loeb, J. (Herzstein Res. Lab., California, Berkeley). — „Über dir 
Entwickelungserregung unbefruchteter Annelideneier (Polynoe) mitt:i:t 
Saponin und Solanin.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 122, p. 448. 

Die Versuche gingen von der früher schon ausgesprochenen Ver- 
mutung Loebs aus, dass der erste Anstoss bei der Entwickelungserregunx 
in einer Verflüssigung einer Lipoidsubstanz im Ei besteht, vermutlich des 
Lecithins. Es wurden die Eier von Polynoe mit Saponin behandelt. Saponin 
rief nun bei den unbefruchieten Eiern von Polynoe Membranbildung hervor 
und veranlasste die Ausstossung der Polkörperchen und die Entwickelung 
der Eier zu Larven. Solanin wirkte ähnlich. Die Larven leben aber nicht 
länger als zwei Tage, vermutlich wegen der Schädigung durch das Giit. 

Leon Asher, Bern. 

1164. Lillie, R. S. (Mar. Biol. Lab., Woods Hole, Mass.). — „Momentary 
elevation of temperature as a means of producing artificial partheno- 
genesis in starfish eggs and the conditions of its action.“ Journ. Exp. 
Zoology, Bd. V, p. 375—428, März 1908. 

Wurden die Eier von Asterias Forbesii momentan während eines 
frühen Stadiums der Reifung Temperaturen von 35—38° ausgesetzt. so 
bildete sich bald eine typische Membran. Viele der Eier entwickelten sich 
bis zum frei schwimmenden Larvenstadium. Folgende Dauer der Wärme- 
einwirkung wird vorgeschlagen:. 70 Sekunden bei 35°, 40—50 Sekunden 
bei 36°, 30 Sekunden bei 37°, 20 Sekunden bei 38°. 

Die Eier weisen eine verschiedene Empfindlichkeit auf. Innerhalb 
5 Minuten nach Entfernung der Eier bedingt die Wärme eine Hemmung. 


— 441 — 


Die besten Resultate werden erhalten, wenn die Eier etwa 10—20 Minuten 
vor der Abtrennung des ersten Polarkörpers benutzt werden. 


Reifende, in KOH - Lüsung gehaltene Eier behalten ihre 


m 
2000 | 
Empfindlichkeit gegen obiges Verfahren während mehrerer Stunden bei. 
Die besten Erfolge werden erzielt, wenn die Eier für eine gewisse Zeit 
in einer solchen Lösung gelassen, sodann erwärmt und in Seewasser über- 
tragen wurden. B.-0. 


1165. Jammes, L. und Martin, A., Toulouse. — „Les conditions du 
développement en milieu artificiel de l'œuf de quelques nématodes para- 
sites.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 5, Febr. 1908. 

Verff. untersuchten die Einwirkung von Salzsäure- und Kochsalz- 
lösung auf die Entwickelung von Eiern verschiedener Nematoden bei 33 
und 38°. Der chemische Einfluss des umgebenden Mediums ist bei allen 
untersuchten Arten derselbe. Das Temperaturoptimum ist für Ascaris vitu- 
lorum etwa bei 33° gelegen, die andern Arten entwickeln sich gleich gut 
bei 33 und bei 38°. Die Zeit, die die verschiedenen Arten gebrauchen, 
um sich in den genannten Lösungen zu entwickeln, ist verschieden. Ebenso 
variiert die Zeit, während der die Embryonen ihre Lebensfähigkeit zu be- 
wahren vermögen, und zwar von einem Tage bis zu einem Monat. 

E. Blumenthal. 

1166. Anikiew, An. (Med. Akad., St. Petersburg). — „Über den Bau 
des Eiprotoplasmas und über die exzentrische Lage der Kernfiguren in 
einigen Tubeneiern der Hausmaus.“ Anat. Anz., Bd. 32, H. 13. 
1. April 1908. 

Verf. beschreibt eine Reihe sehr junger Entwickelungsstadien des 
Mäuseeies. Die polare Differenzierung, die im Mäuseei in frischer Reife 
und Befruchtungsstadien sichtbar ist, verschwindet auf späteren Stadien; 
hier sind aber Vorkerne und Kernfiguren polar gelagert. Im Stadium der 
Furchungsspindel ist das Protoplasma charakterisiert durch eine besondere 
Gruppierung der Nahrungsteilchen zu einer Ringschicht, welche die mito- 
tische Figur umgibt, eine Anordnung, die aber auch auf jüngeren Stadien 
sichtbar sein kann. W. Berg, Strasshurg. 


1167. Schultz, Eugen (Biol. Station, Drübak). — „Über Reduktionen. 
IV. Über Hunger bei Asterias rubens und Mytilus bald nach der 
Metamorphose.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 401—406, März 
1908. 

Kein Organ, auch die Gonaden nicht, konnte bei jungen Seesternen 
durch Hungern zu schnellerer Entwickelung angespornt werden, keines 
wurde anderseits zugunsten der anderen angegriffen. Nur im Darm nahm 
die Zahl der Drüsenzellen ab. Ausserdem schwanden die Hohlräume des 
hörpers, zuletzt die sekundäre Leibeshöhle selbst. Die Lumina der Pseudo- 
hämalkanäle schliessen sich durch Vermehrung der sie auskleidenden 
Zellen. Das Hyponeuralsystem nimmt an der Zellvermehrung teil; da bei 
Degeneration eine Vermehrung von Ganglienzellen jeder Erfahrung wider- 
spricht, ist die nie bewiesene nervöse Natur jenes tiefliegenden ambulakralen 
„Nervensystems“ noch zweifelhafter geworden. 

Bei hungernden Miesmuscheln (Mytilus) waren die Resultate analog. 
Doch ist anzunehmen, dass Fuss und Byssusdrüse sich auf Kosten anderer 
Organe ernährten, da sie sich fortbildeten. Bei früheren Hungerexperimenten 

Biophysik. Centralbl. Ba. III. 39 


— 442 — 


des Verfs. an Hydra waren ebenfalls die Drüsenzellen des während. der 
Fastenperiode funktionierenden Fusses unverändert geblieben (Bioph. C.. 11, 
p. 227). Auch bei Mytilus erleiden die Verdauungsorgane die ersten Ver- 
änderungen; die Zellen der Leber verschmelzen zu einem Syncytium. 
Kammerer, Wien. 
1168. Steinmann, Paul, Basel. — „Untersuchungen über das Verhalten 
des Verdauungssystemes bei der Regeneration der Trikladen.“ Arch. 
f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 523—568, Taf. XXII, 4 Fig., März 1908. 

Als Material benützt Verf, der seine Arbeit mit einer verdienstvollen 
historischen Einleitung versieht, die marine Procerodes segmentata und die 
Süsswasserplanarie Pl. teratophila, welch letztere er in kalten Bächen der 
Sorrentiner Halbinsel und bei Avellino entdeckte. 

Schon in der Natur kommen bei Procerodes häufig doppelte Schwänze 
vor. Ausserdem wurden experimentell Schwanzheteromorphosen am Vorder- 
ende (eine davon mit invers gerichtetem überzähligen Kopulationsapparat) 
aus postpharyngealen Stücken erzielte. Neue Pharynxs entstehen in einer 
Zone, wo die von zwei parallelen Darmästen ausgehenden Saftströme sich 
stauen. Mrazeks Theorie, nach der die Polypharyngie auf vorzeitige 
Regeneration bei unterdrückter Querteilung zurückzuführen ist, erhält durch 
Nachweis eines zur Zeit der ersten Anlage sekundärer Pharynge auf- 
tretenden Vegetationspunktes an derjenigen Stelle, wo gewöhnlich Selbst- 
teilung stattfindet, ihre Stütze. Wahrscheinlich haben wir Überreste eines 
Selbstteilungsvorganges vor uns. 

Angeschnittene Darmstücke wuchern nicht selbst weiter, sondern das 
Wachstum geht vom nächsten Seitenzweige oder von neugebildeter Knospe 
aus. Neue Darmzellen entstehen aus Parenchym oder „Regenerations- 
zellen“. Das Parenchym der Trikladen ist ein vielverzweigtes Retikulum, 
das verschieden gestaltete Zellindividuen enthält: „Stammzellen“, Zellen 
mit 1—2 Fortsätzen, sternförmige Zellen und isolierte Kerne ohne nach- 
weisbaren Plasmahof. Die der Regenerationszone benachbarten Darmäste 
sind mit Nahrung vollgepfropft, der übrige Darm erscheint zur gleichen 
Zeit leer. Während der Regeneration finden in alten Geweben Reduktionen 
statt: die Auflösungsprodukte der Dotterstöcke und Testikel werden (ver- 
mutlich auf osmotischem Wege) nach dem Darm transportiert und sind 
dort im Lumen und den Vakuolen der Darmzellen nachzuweisen. 

Durch Verdünnung des Seewassers wird Beschleunigung, durch 
Konzentrationserhöhung Verzögerung der Regeneration erzielt. In ökolo- 
gischer Beziehung ist das stenotherme Verhalten von Planaria teratophila 
interessant. Die Tiere lassen sich nur bei 10 Grad C. mit einigem Erfolg 
kultivieren (Transport im November, in Eiswasser bei Verwendung von 
isolierenden doppelwandigen „Thermosflaschen“, Haltung im Freien, Aquarium 
mit Kühlschlange). Bei 14—15 Grad ist die Sterblichkeit bereits eine so 
grosse, dass den Regenerationsversuchen ernste Schwierigkeiten daraus er- 
wachsen. Wie oft sind derartige sekundäre Hemmungen mit „mangelnder 
Regenerationsfähigkeit“ verwechselt worden! Kammerer, Wien. 


1169. Peebles, Florence (Bryn Mawr College). — „The influence of graft- 
ing on the polarity of tubularia.“ Journ. of Exp. Zool., Bd. V, p. 327 
bis 358, März 1908. 

Werden zwei Individuen aneinander gesetzt, so finden Veränderungen 
an der Pfropfstelle statt, welche aussen nicht ersichtlich zu sein brauchen, 
aber trotzdem ihren Einfluss auf das Wachstum der Stücke bemerklich 


ENa- aE a OL 32.) 


— 443 — 


machen. Es werden die Resultate angegeben, welche durch Benutzung 
von verschieden grossen Stücken erzielt wurden. 

Durch Verdünnung des normalen Seewassers wurde das Wachstum 
der Stücke erhöht. Ebenso die Bildung neuer Organismen. Künstliches 
Seewasser zeigt diese günstigen Einflüsse nach seiner Verdünnung nicht. 

B.-O. 
1150. Stilling, H.. Lausanne. —- „Versuche über Transplantation. ILI. Mit- 
teilung. Über den Bau und die Transplantation des Epoophoron.“ 
Zieglers Beitr., 1908, Bd. 43, H. 2. 

Die Transplantation des Epoophoron wurde an jungen Tieren in die 
Milz vorgenommen, wobei stets etwas Fettgewebe, in einigen Fällen auch 
ein Stück Ovarium mit transplantiert wurde. Ganz regelmässig heilt das 
Organ an seinem neuen Standort ein und bleibt wahrscheinlich auf Lebens- 
zeit erhalten. Dabei bewahrt das transplantierte Organ dauernd seine 
Struktur, denn alle seine Bestandteile blieben, wenn sie nur sicher trans- 
plantiert waren, erhalten; sogar versprengtes Nebennierengewebe erhielt 
sich an dem verpflanzten Epoophoron. Merkwürdigerweise blieb das Fett- 
gewebe nicht nur gleichfalls erhalten, sondern es wucherte sogar, so dass 
geradezu kleine Fettgeschwülste entstehen können. Diese Erhaltung und 
Wucherung des Fettgewebes ist von dem Ernährungszustand des Ver- 
suchstieres unabhängig. Das transplantierte Epoophoron zeigt keine 
Neigung zur Wucherung oder erheblicher Cystenbildung. 

Daraus darf man wohl schliessen, dass einfache Übertragung embryo- 
naler Reste in ein blutreiches Organ nicht genügt, um diese zu erneuter 
Wucherung anzuregen, vielleicht sind dazu traumatische Eingriffe befähigt. 

Die Mittransplantation von Eierstocksgewebe ergab die Lebensfähig- 
keit des transplantierten Eierstocks, aber das Eierstocksepithel geht stets 
zugrunde. Nur einmal fanden sich kleine Cysten, welche auf Wucherung 
des Epithels zurückgeführt wurden. | Hart, Berlin. 


171. Ruttloff, Curt (Zool. Inst., Marburg i. H.). — „Transplantations- 
versuche an Lumbriciden. Vereinigung invers gelagerter Teilstücke 
unter Überwindung der Polarität.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, 
p. 41—491, 22 figg., März 1908. 

Die Fragestellung lautet: Lassen sich an Regenwürmern unter ge- 
wissen Bedingungen Abweichungen der Körperpolarität erzielen? Die zur 
Lösung dienenden Versuche streben nicht so sehr heteromorphe Ab- 
weichungen an, die sich nur vorübergehend und funktionslos dem Leibe 
einfügen, sondern dauernde und normal funktionierende Ein- und An- 
fügungen von inverser Orientierung. Die Antwort lautet bejahend : kleine 
Teilstücke aus dem ersten Körperdrittel heilen in umgekehrter Lage am 
Vorderende grösserer, die Hauptmasse des Körpers ausmachender Teil- 
stücken an, und an der aboralen Schnittfläche des Pfropfstücks bildet sich 
ein heteromorpher Kopf aus, der sowohl mit dem invers gelegenen Pfropf- 
stück als auch mit dem grösseren Komponenten in funktionsfähige Ver- 
bindung tritt. Fast ebensogut erfolgt Zusammenwachsen dreier Teilstücke, 
von denen das mittlere verkehrt gelagert ist: es führt zu funktionierender 
Verbindung des ganzen Nervensystems, wogegen gewisse Schwierigkeiten, 
die sich der ebenso koordinierten Vereinigung des Darmkanales entgegen- 
stellen, noch nicht überwunden sind. Im Gegensatze zu diesen im grossen 
und ganzen gelungenen Umkehrungen der Polarität liefern kleine Stücke 
aus der hinteren Körperhälfte, und zwar selbst dann, wenn sie in der der 

32* 


— 444 — 


normalen Polarität entsprechenden Richtung einem grösseren Stück aufge- 
pflanzt werden, stets nur heteromorphe Schwänze und After, geradeso, 
wie es bereits früher für solch kleine Stücke bekannt war, die man selbst- 
ständig weiterregenerieren liess, ohne sie erst einem grösseren Stück an- 
zufügen, 

Theoretisch lässt sich aus diesen Ergebnissen folgender Satz ableiten: 
das grössere übt auf das implantierte kleinere Teilstück einen richtenden 
Einfluss aus, der jedoch nur bei Stücken, die dem ersten Körperdrittel ent- 
stammen (wenn auch aus einer so weit kaudalwärts gelegenen Region, dass 
in ihr sonst kein Kopf mehr regeneriert wird), hier aber auch bei polaritäts- 
widriger Transplantation stark genug ist, um durch Ausbildung eines Vorder- 
endes einen normal funktionierenden, ganzen Organismus zu schaffen. 

Kammerer, Wien. 


Biologie der Geschwäülste. 


1172. Loubser, J. N. W. — „Implantationsgeschwülste der Bauchdecken 
nach Ovariotomien.“ Inaug.-Diss., Berlin, 1907, 45 p. 


1. Die moderne Krebsforschung hat gezeigt, dass eine Transplantation 
von Geschwülsten innerhalb derselben Spezies relativ leicht erfolgt. 

2. Dies ist auch in einzelnen Fällen für den Menschen nachgewiesen, 
wenn auch die Humanität verbietet, solche Implantationstumoren 
sich bis zum Metastasestadium entwickeln zu lassen. 

3. Die früheren Fehlversuche an Tieren sowie an Menschen lassen 
sich teilweise auf technische Fehler, teilweise darauf zurückführen, 
dass (besonders beim Menschen) solche Individuen verwende: 
wurden, die schon an Carcinomtumoren litten, und, wie dies die 
Versuche Stickers beweisen, ist ein negatives Resultat dann zu 
erwarten. 

4. Die Seltenheit der klinisch beobachteten Fälle von Implantations- 
recidiven lässt sich wahrscheinlich z. T. auf gleiche Ursachen 
zurückführen, anderseits darf die Erklärung darin zu suchen 
sein, dass gewöhnlich nicht die jugendlichen, proliferierenden. 
sondern die alten, hinfälligen Krebszellen implantiert werden und 
gleich absterben. 

5. Es ist sehr bemerkenswert, 

a) dass weitaus die meisten Fälle von „Implantationsrecidiven“ 
in der Laparatomienarbe von Gynäkologen beobachtet wurden. 
und dass in sämtlichen Fällen, wo dies nach Ovariotomien 
auftrat, stets eine unsaubere Operation stattgefunden hatte, 
d. h. Zerkleinerung oder Zerreissung des Tumors mit Ent- 
leerung des Inhaltes über das Operationsfeld, 

b) dass die von Chirurgen erwähnten Fälle ebenfalls eine innige 
Berührung der Wunde mit dem Carcinomtumor aufweisen. 


6. Die „Anlockungstheorie“ Milners ist durch die Experimente Stickers 
als widerlegt zu betrachten, erweist sich auch theoretisch als un- 
wahrscheinlich. 


7. Der Sitz der Bauchdeckentumoren „exquisit in den Bauchdecken 
zwischen innerer und äusserer Fascie“ sowie meist nur auf einer 
Seite der Narbe, lässt sich nur durch die Annahme einer Implan- 
tation in der frischen Wunde erklären, aber weder durch ein 
Durchsickern von Ascites mit Ablagerung von Carcinomzellen nach 


ee 


— 445 — 


Milner, noch durch die retrograden Iymphogenen Metastasen mit 
der Narbe als Hindernis im Sinne Veits. 

8. Die Annahme einer primären Bauchdeckengeschwulst ist bei der 
kolossalen Seltenheit derselben wenig berechtigt, aber selbst wenn 
wir überall eine Urachusgeschwulst in Betracht ziehen, so lässt 
sie wegen des Sitzes der Implantationsrecidive bald im Stich; das 
gleiche gilt für die sekundären Carcinome nach Magen-, Leber- 
krebs usw. 

9. Für die Behauptung Polanos, dass Frauen mit Ovarialtumoren 
Tendenz zu multipler Geschwulstbildung zeigen, fehlen die Beweise 
vollständig. 

10. Da die Implantation des Carcinoms experimentell bei Menschen 
und Tieren sicher festgestellt, da weiter sie allein imstande ist, 
sämtliche Eigentümlichkeiten der Bauchdeckenrecidive nach Ovario- 
tomien zu erklären, so darf sie als bewiesen gelten, und zwar 
nicht nur für bösartige, sondern auch für gutartige Geschwülste. 
Ob eine maligne Degeneration gutartiger implantierter Geschwulst- 
zellen stattfindet, scheint dem Verf. unwahrscheinlich, zumal 
papilläre Kystome sehr oft carcinomatöse Herde enthalten, die 
selbst bei der histologischen Untersuchung leicht übersehen werden 
können, und es entweder solche oder anderweitig verdächtige 

Tumoren gewesen sind, nach deren Exstirpation die malignen Im- 
plantationsrecidive auftraten. Fritz Loeb, München. 


1173. bierke, Edgar (Imperial Cancer Research, London). — „Die hämor- 
rhagischen Müäusetumoren mit Untersuchungen über Geschwulst- 
resistenz und -disposition bet Mäusen.“ Zieglers Beitr.. Bd. 43, H. 2, 
März 1908. 

Die umfangreichen Untersuchungen des Verfs. führen zunächst zu 
der Feststetlung. dass die hämorrhagischen Mäusetumoren eine einheitliche 
Gruppe darstellen, welche zwar bald einen adenomatösen, bald einen 
karzinomatösen Bau zeigt, in ihrer Genese jedoch deutlich den engsten Zu- 
sammenhang der scheinbar verschiedenen Geschwulsttypen erkennen lässt 
und vor allem nach ihrem biologischen Verhalten die Einheitlichkeit wahrt. 
Das Charakteristikum der hämorrhagischen Mäusegeschwülste dürfte eine 
spezifische Stromareaktion sein, welche sowohl im Primär- als Impftumor 
sich äussert und als eine den Epithelzellen immanente vererbbare Eigen- 
schaft zu betrachten ist. Die durch angioplastischen Reiz zablreichent- 
stehenden kapillären Blutgefässe teilen die ursprünglich soliden Zelln ster 
nach Art der Follikelbildung in der Schilddrüse auf, die Ektasien eund 
Aneurysmabildungen führen durch Zerreissen der zarten Gefässwand zu 
Blutungen und zur Bildung von Pseudocysten. 

Besonders interessant sind die vorliegenden Untersuchungen deshalb, 
weil es Verf. gelang, die bisher für schwer überimpfbar gehaltenen 
hämorrhagischen Tumoren mit guter Impfausbeute zu transplantieren und 
zwar durch Verarbeitung nur kleinster Impfstücke. Es ergab sich nämlich, 
dass bei den grossen Dosen eine Immunität gegen eine Tumorentwickelung 
entsteht, während bei kleinen Dosen nicht zermahlenen Tumorgewebes eine 
solche offenbar nicht bestand. Der ungünstige Einfluss grosser Dosen 
besteht in allerdings geringerem Masse auch bei den späteren Trans- 
Plantationen fort. Bei grösseren Dosen lässt sich manchmal dio Rück- 
bildung nach anfänglichem Wachstum beobachten. 


— 446 — 


Sehr beachtenswerte Resultate ergaben nun weiterhin die Nach- 
impfungen von Tumormäusen mit derselben oder mit einer anderen 
Geschwulst, sie schienen zu zeigen, dass die Geschwulstträger einen weit 
besseren Boden für neue Impfungen darbieten als normale Mäuse. Dir 
Erklärung dieser Beobachtung kann eine zweifache sein: Entweder handelt 
es sich um eine Auslese der von vornherein geschwulstempfänglichen 
Tiere oder es wird die Geschwulstdisposition durch den wachsenden 
Tumor in gewissen Fällen gesteigert. Es kann somit eine natürliche oder 
eine künstlich gesteigerte Disposition vorhanden sein. Verf. spricht sich 
für die zweite Auffassung aus. Hart, Berlin. 


1174. von Saar. — „Ein sehr junger, maligner Mammatumor.“ Beitr. 
z. klin. Chir., 1908, Bd. 57, H. 2. 

Gelegentlich von Untersuchungen, spezifische Altersveränderungen der 
Brustdrüse betreffend, fand Verf. zufällig ein etwa linsengrosses Knötchen. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass es sich um ein Carcinom 
handelte. Was dasselbe aber eine Ausnahmestellung einnehmen liess, war 
die kolossale Entwickelung‘ des elastischen Gewebes. Die Entwickelung 
war an einzelnen Stellen so gewaltig, dass sie zum Untergang epithelialer 
Gebilde geführt hat. Auf Grund dieses Befundes kommt Verf. zu der An- 
sicht, dass unter Umständen in beschränktem Masse eine Heilung maligner 
Tumoren mit diesem Vorgange angebahnt wird. 

Goldstein, Berlin. 
1175. Haaland, M. (Imperial Cancer Research). — „The occurrence of 
glycogen in mouse-tumours.“ Proc. path. Soc. Journ. of Path. and Bact.. 
1908, Bd. XII, p. 439. 

In den Parenchymzellen konnte Glycogen nur bei dem transplantabein 
Plattenepithelkarzinom und als geringe Spuren bei den transplantabelen 
Sarkomen mikrochemisch nachgewiesen werden, während es in sämtlichen 
untersuchten spontanen und transplantierten Tumoren, die von der Mamma 
ausgingen, vermisst wurde. 

Ein direkter Zusammenhang zwischen Glycogengehalt und Wachstums- 
geschwindigkeit scheint nicht zu bestehen. J. A. Murray (C.). 


1176. Deetjen, H. (Krebsinst., Heidelberg). — „Spirochäten bei den 
Krebsgeschwülsten der Mäuse“ Münch. Med. Woch., Bd. 55, H. 22. 
Juni 1908. 

Verf. fand in etwa 100 untersuchten Fällen von nichtulceriertem 
Mäusekarzinom ein und dieselbe Spirochätenform, die sich allerdings auch 
fast immer bei solchen Mäusen fand, die nicht mit Erfolg geimpft waren. 
Im Tumorgewebe selbst sind sie schwerer aufzufinden, viel leichter findet 
man sie in dem das Tumorgewebe umgebenden Bindegewebe. Bei sehr 
grossen Tumoren sind sie meist spärlicher als bei jungen. Im Blut sind 
sie mit Dunkelfeldbeleuchtung zu finden. Man kann die Spirochäten leich! 
von Maus zu Maus übertragen, indem man spirochätenhaltiges Bindegewebe 
oder Blut subkutan oder intraperitoneal injiziert. Nach 6—10 Tagen sind 
dann Spirochäten im Blute nachzuweisen. 

Im frischen Präparat sind die Spirochäten infames lebhaft beweglich 
und bringen durch die peitschende Bewegung ihrer Geisseln in der Nähe 
befindliche Körper in Rotation. Am lebhaftesten beweglich scheinen sie 
in Flüssigkeiten zu sein, die viel Zellmaterial vom Krebs enthalten, während 
die Spirochäten aus dem Bindegewebe tumorfreier Mäuse ruhiger sind. Die 


— 41 — 


Bewegungen lassen häufig schon nach !j,, manchmal erst nach einigen 
Stunden nach. Im Ausstrichpräparat färben die Spirochäten sich leicht 
nach Giemss in rotem Farbenton. Die Länge beträgt 1'/,—5 p, die Zahl 
ihrer Windungen schwankt zwischen 1 und 5. 


An jedem Pol befindet sich eine kräftig geschwungene Geissel. Es ist 
jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Geisseln auch gelegentlich abgeworfen 
werden können. In der Ruhe bewahren die Spirochäten einige Zeit ihre 
korkzieherartige Form und sind dann wegen ihres geringen Lichtbrechungs- 
vermögens schwer auffindbar. Nach ungefähr zwölf Stunden wandeln sie 
sich dann in eine Ruheform um; sie rollen sich in runde oder ovale 
körperchen mit anfangs blassem Zentrum ein. Im Schnittpräparat können 
die Spirochäten leicht nach Levaditi sichtbar gemacht werden. 


Es gelang Verf. nicht, Tumoren ohne Spirochäten zu verpflanzen. 
Nur eine Serie machte eine Ausnahme, obwohl alle anderen Serien der- 
selben Generation und desselben Stammes stets reichlich Spirochäten 
aufwiesen. Auch die mit diesem Tumorstück geimpften Mäuse blieben frei 
von Spirochäten. Bei gesunden Mäusen konnte Verf. die Spirochäten nicht 
nachweisen, 


Verf. glaubt nicht, “dass die Spirochäten mit den Tumoren in ur- 
sächlichem Zusammenhang stehen, da ja, wenigstens in einem Fall, auch 
Tumoren ohne Spirochäten erzeugt werden konnten. Die Ätiologie der 
Spirochäten ist noch unklar und wird sich erst durch eine genaue Unter- 
suchung der Primärtumoren feststellen lassen. Bei 6 geschlossenen 
Menschenkarzinomen fand Verf., auch nach Überimpfung auf Mäuse, keine 
Spirochäten, desgleichen nicht in einem Fall von Rattensarkom. 

W. Wolff. 


Entzündung und Infektion. 


1175. Klemensieviez, Rudolf. — „Die Entzündung. Eine monographische 
Skizze aus dem Gebiet der pathologischen Physiologie.“ Verl. Gustav 
Fischer, Jena, 1908. 


Die treffliche Monographie gibt eine umfassende kritische Darstellung 
der bisher aufgetauchten und wieder verschwundenen Theorien. Verf. 
schliesst sich auf Grund seiner exakten experimentellen Erfahrung den- 
jenigen an, welche die Entzündung als eine biologische Reaktion des 
tierischen Organismus gegenüber gewissen, das Gewebe schädigenden 
körperfremden Substanzen, auffassen. 


Hat auch der Verf. alle Symptome der Entzündung einer gründlich 
physikalischen und chemischen Untersuchung unterworfen, sn sind es doch 
die Gefässveränderungen, welchen er sein grösstes Interesse spendete, und 
es gelang ihm deutliche und typische Veränderungen des normalen Blut- 
und Säftestroms in den Gefässen nachzuweisen. Er betrachtet die ver- 
mehrte Durchlässigkeit der Gefässwand und deren vasomotorische Parese 
oder Paralyse als die wesentlichste Ursache der Entzündungserscheinungen. 
Es ist dem Verf. der-Nachweis gelungen, dass die Gefässwandveränderung 
die Folge der Einwirkung eines chemischen Agens oder Stoffwechsel- 
produktes von Bakterien ist. Die Art und Weise der Bearbeitung des 
behandelten Stoffes ist so gründlich und geistvoll, dass das Werk als 
Muster für moderne pathologisch-physiologische Forschung hingestellt 
werden darf, J. Plesch. 


'— 448 — 


1178. Rose, Carl. — „Das Verhalten des grossen Netzes nach intraper:- 
tonealer Injektion körniger Stoffe.“ Inaug.-Dissert., Strassburg, 1907, 
58 p. 

Steril in die Bauchhöhle injizierte körnige Substanzen werden von 
dem Netz autgenommen. Hier sind es Leukocyten und Endothelzellen, die 
die Phagocytose besorgen. In den ersten Stunden nach der Injektion sind 
es auch Leukocyten, die die korpuskulären Elemente aufnehmen, vor allem 
aber Endothelzellen. Nach einem Tage und länger überwiegen stark die 
phagocytären Endothelzellen. Diese lösen sich aus ihrem Zellverbande los 
und fallen in die freie Bauchhöhle. Der grösste Teil der Körnchen bleibt 
aber in den Endothelzellen des Netzes deponiert, wie man nach Verlauf 
eines halben Jahres sehen kann. In Lymphgefässen des Netzes hat Verf. 
nie Körnchen gesehen. Fritz Loeb, München. 


1179. Kostlivy. — „Über das Wesen und die klinische Bedeutung der 
entzündlichen Leukocytose.“ Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., 
1908, Bd. XVIII, H. 4. 

Im Beginn einer akuten Entzündung entsteht zunächst eine Hyper- 
leukocytose, bei der die einzelnen Kategorien Leukocyten ziemlich gleich- 
mässig vermehrt erscheinen. Je länger die Infektion fortbesteht, umso 
mehr ist der Organismus genötigt, um seine Leukocytose auf der Höhe zu 
halten, junge und jüngste Elemente auszustossen, man findet also Myelo- 
cyten usw. Diese jungen Organismen sind natürlich wenig valent und 
können deshalb dem Weitergehen des Prozesses kaum Einhalt gebieten. 
Trotzdem bezweifelt Verf. auf Grund seiner Befunde auch bei schwerster 
Sepsis, dass eine absolute Insuffizienz im Sinne Pappenheims eintritt. Verf. 
hat in 225 Fällen entzündlicher Affektionen Untersuchungen angestellt. 
Seine Resultate, die auf Grund dieser sehr sorgfältigen Untersuchungen 
gewonnen sind, lassen sich etwa so zusammenfassen. Die Leukocytose 
entsteht durch die Überkompensalion der Abnahme der Leukocyten, die 
durch Verbrauch derselben bei der Antikörperbildung entstanden ist. Der 
gesteigerte Verbrauch bedingt gesteigerte Bildung, so dass schliesslich 
junge und jüngste Zellen herangezogen werden. Versagt auch diese Ab- 
wehrmassregel, so muss allmählich die Leukocytenzahl herabsinken. Die 
Leukocytose ist deshalb besonders in prognostischer Beziehung, aber auch zur 
Kontrolle des Krankheitsverlaufes wichtig. Geringer jedoch scheint Verf. die 
Bedeutung in bezug auf die Diagnose zu sein. Goldstein, Berlin. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


1180. Nernst, W. — „Zur Theorie des elektrischen Reizes.“ Pflügers 
Arch., Bd. 122, p. 275—314, April 1908. Mit 3 Textfiguren. 


Verf. entwickelt im Anschluss an seine Annahme, dass ein Reiz 
durch den elektrischen Strom auf Konzentrationsänderungen berubt, die 
durch den betreffenden Strom an der Grenze von Protoplasma und Zell- 
saft hervorgebracht werden, eine mathematisch-physikalische Theorie der 
Reizerscheinungen mit Berechnung der Reizschwelle in ihrer Abhängigkeit 
von der Natur des Stromes. Die Theorie ist auf hinreichend rasch 
wechselnde Ströme von hinreichend kurzer Dauer zu beschränken. Für 
Reize längerer Dauer scheint Abnahme der Reizfähigkeit stattzufinden, für 
die eine einfache physikalisch-chemische Betrachtung angestellt wurde. 
Dieses „Akkomodationsgebiet*, in welchem die Theorie stets kleinere 


— 449 — 


Stromstärken liefert. als der Wirklichkeit entspricht, liegt verschieden für 
verschiedene Präparate. 

Ausserhalb dieses Akkomodationsgebietes gilt die Theorie mit Genauig- 
keit, Für Wechselströme steigt die zur Reizung erforderliche Stromstärke 
proportional der Quadratwurzel aus der Wechselzahl an, wie sich am 
Froschnerven und Muskel bestätigen liess. Für jedes zu reizende Objekt 
existiert ein mehr oder weniger ausgedehntes Gebiet, in welchem das 
Quadratwurzelgesetz gültig bleibt. 

Das Gesetz, dass für Stromstösse das Produkt von Stromstärke mal 
Quadratwurzel aus Zeit konstant sein muss, liess sich exakt an Versuchen 
von Weiss und Lapicque verifizieren. 

Quantitativ durchgearbeitet ist nur die Theorie der Momentanreize, 
und es ist möglich, die Wirkung eines Stromstosses beliebiger Art zu 
berechnen, nachdem das betreffende Objekt durch einen einzigen Versuch 
mit einem wohldefinierten Stromstoss geeicht wurde. 

Mangold, Greifswald. 
lI81. Galeotti, G. — „Ricerche di elettrofisiologia secondo i criteri del- 
l'elettrochimica.“ Zeitschr. f. allgem. Physiol., 1908, Bd. VIII, p. 192. 

Verf. hat die elektrischen Erscheinungen untersucht, die bei einem 
Muskel auftreten, naċhdem er mehr weniger lange Zeit von einem gal- 
vanischen Strom durchflossen ist. Die dabei auftretenden Ströme haben 
nach dem Verf. teilweise darin ihre Ursache, dass, infolge der voraus- 
gegangenen Kontraktion einzelne Muskelfasern zerrissen worden sind und 
somit Demarkationsströme entstanden sind. Die vorhandene grosse Regel- 
mässigkeit will der Verf. darauf zurückführen, dass die Zerreissung immer 
an derselben Stelle stattfindet. Aussordem aber treten bei der Öffnung 
des konstanten Stromes Aktionsströme des Muskels, sowie Polarisations- 
ströme auf. Die Kombination dieser auf dreifacher Ursache beruhenden 
Ströme bedingt das wechselnde Bild der von Galeotti „Nachströme“ ge- 
nannten Erscheinungen. 

Über die Einzelheiten dieser Erklärung muss auf das Original ver- 
wiesen werden. G. F. Nicolai, Berlin. 


1182. Bernstein, J. (Physiol. Inst., Halle}. — „Zur Thermodynamik der 
Muskelkontraktion. I. Über die Temperaturkoeffizienten der Muskel- 
energie. Nebst Versuchen über den Temperaturkoeffiztenten der Ober- 
flüchenspannung kolloidaler Lösungen.“ Pflügers Arch, Bd. 122, 
p. 129—195, April 1908. Mit 1 Textfigur. (Nach gemeinsamen Ver- 
suchen mit cand. med. W. Knape, L. Koeppe und W. Lindemann.) 

= Davon ausgehend, dass man durch Messung der freien Energie und 

ihres Temperaturkoeffizienten mit Hilfe thermodynamischer Formeln Rück- 

schlüsse auf die Natur eines Prozesses ziehen kann, untersuchte Verf. das 

Verhalten des Muskels bei verschiedener Temperatur, um die Beziehung 

des Temperaturkoeffizienten der Muskelenergie zur Leistung des Muskels 

theoretisch zu verwerten. 

In den Versuchen wurden meist die Mm. gastrocnem. des Frosches 

in Mandelöl oder Ringerlösung direkt gereizt, wobei der eine als Versuchs- 

T der andere als Kompensationsmuskel in den Reizkreis eingeschaltet 

wurde, 

Bei Reizung mit Öffnungsschlägen zeigte sich die Kraft isometrischer 
Zuckungen in der Kälte grösser, mit Schliessungsschlägen häufig um- 
gekehrt. Der Muskel hat also mindestens zwei verschiedene Temperatur- 

Biophysik. Centraibl. Bd. III. #3 


— 450 — 


koeffizienten. Die chemischen Prozesse der Muskelkontraktion haben einen 
positiven Temperaturkoeffizienten, während der der freien Energie des 
Muskels, der „physikalische“, ein negativer sein muss. Der Nützlich- 
keitskoeffizient der Muskelmaschine nimmt mit sinkender Temperatur zu. 
Die gleichen Resultate ergaben Versuche mit isotonischer Zuckung, iso- 
metrischem und isotonischem Tetanus, wie auch die entsprechende Ver- 
suchsreihe mit Erwärmung des Muskels. 

Die Temperatur beeinflusst also die mechanische Energie des Muskels 
in den Grenzen von 0—30° C. in zwei entgegengesetzten Richtungen. 
Der empirische Temperaturkoeffizient wechselt je nach dem Überwiegen 
des negativen physikalischen und des positiven chemischen. 

Da der osmotische Druck und die Quellung einen positiven Tempe- 
raturkoeffizienten haben, sind sie nach den angeführten Ergebnissen als 
Erzeuger der Muskelenergie ausgeschlossen. 

Weitere Untersuchungen nach der Traubeschen Tropfmethode ergaben, 
dass der Temperaturkoeffizient der Oberflächenspannung kolloider Lösungen, 
insbesondere von Blut, Serum, Milch, Gummilösung auffallend grösser ist 
als der des Wassers und aller bisher untersuchten Flüssigkeiten. Verf. 
sieht in der Annäherung dieses Koeffizienten an den der Muskelenergie 
eine gute Stütze seiner Oberflächenspannungstheorie der Muskelkontraktion. 

Es schliessen sich noch thermodynamische Folgerungen und Frage- 
stellungen an, die ebenso wie die zahlreichen Versuchsprotokolle im 
Original eingesehen werden müssen. Mangold, Greifswald. 


1183. Bernstein, J. (Physiol. Inst., Halle). — „Berichtigung zu dem Auf- 
satz, betitelt: ‚Zur Thermodynamık der Muskelkontraktion‘.“ Pflügers 
Arch., Bd. 122, p. 418, April 1908. Mangold, Greifswald. 


1184. Basler, Adolf (Physiol. Inst., Tübingen). — „Beiträge zur Kenntnis 
der willkürlichen Bewegung. I. Mitteilung. Die Kontraktion des 
Froschmuskels bei Strychninvergiftung.* Pflügers Arch... Bd. 122, 
p. 380—418, April 1908. Mit 14 Textfiguren und Tafel VII. 

Die Versuche wurden mit einem eigenen Myographion für den 
lebenden Frosch angestellt. Die nach Strychninvergiftung auf Berührung 
erfolgenden Einzelkontraktionen unterschieden sich von den durch künst- 
liche Reizung hervorgebrachten durch langsameren Verlauf und grössere 
Höhe. Durch wiederholte Summation entstand ein Tetanus, der in der 
Sekunde aber nur ungefähr acht Erhebungen aufwies. Bei längerer 
Strychnineinwirkung wurden die Einzelkontraktionen häufig gedehnter und 
niedriger. 

Bei fortgeschrittener Vergiftung erfolgten keine willkürlichen Be- 
wegungen mehr, doch prompte Kontraktionen auf direkte elektrische 
Reizung. Die elektrische Reizbarkeit der Nerven erlosch viel früher als 
die Erregbarkeit auf willkürliche Impulse. Die negative Schwankung bei 
Strychninkontraktion war langsamer und höher als bei der Muskelzuckunr 
und änderte sich nicht mit der Ermüdung. Beim Tetanus war stets die 
erste negative Schwankung bedeutend höher als alle übrigen, die unter 
sich ungefähr gleich hoch waren. 

Bei den Strychnindauerverkürzungen verschmolzen die negativen 
Schwankungen nie. Mangold, Greifswald. 


1185. Mangold, Ernst (Physiol. Abt. d. Zool. Station, Neapel). — „Studien 
zur Physiologie des Nervensystems der Echinodermen. II. Aıtt. 


— 451 — 


Über das Nervensystem der Seesterne und über den Tonus.“ Pflügers 
Arch., Bd. 123, p. 1—39, Mai 1908. Mit 6 Textfig. 

Im ersten Teil dieser Arbeit werden die hauptsächlich an Palmipes 
membranaceus gewonnenen Versuchsergebnisse besprochen. Dieser See- 
stern zeigt einen Formwechsel zwischen Fünfeck- und Sternform. Die 
Sternform entspricht dem dauernden Kontraktionszustande der Körper- 
muskulatur im Ruhezustande des Tieres und wird sonst nur beim Graben 
im Sande angenommen. Der Übergang von der Sternform in die Fünfeck- 
form, die Ausbreitung des Tieres, entspricht der Erschlaffung seiner Körper- 
muskulatur und tritt stets auf schwache und starke elektrische, mechanische 
oder chemische Reize ein. 

Eine auf Reizung erfolgende Kontraktion der Körpermuskulatur wurde 
niemals beobachtet. Auf mechanische, elektrische und chemische Reizung 
hin erfolgte vielmehr stets Erschlaffung. 

Auch herausgeschnittene Stücke des dünnen Körpers ohne zentrale 
Nervenstränge zeigen auf Reizung stets Erschlaffung, ziehen sich dagegen 
bei Ruhe zusammen. 

Die Fortleitung der Erregung von einem Arme auf den anderen wie 
die funktionelle Verbindung der Elementarabschnitte des Körpers erfolgt 
ausschliesslich auf dem Wege der Radialnerven und des Nervenringes, ein 
leitendes Hautnervensystem ist indessen entgegen den bisherigen Angaben 
in der Literatur bei diesem wie den anderen Asteriden physiologisch nicht 
nachzuweisen, 

Im zweiten Teile wird eine Deutung der in der vergleichenden Nerv- 
muskelphysiologie, z. T. einzig dastehenden Erscheinungen versucht. Es 
wird als wahrscheinlich angenommen, dass die Dauerverkürzung im Ruhe- 
zustande nicht durch eine dauernde Erregung, vielmehr durch einen 
peripheren myogenen Tonus bedingt ist. Besonders wird darauf hin- 
gewiesen, dass die den Formwechsel ausführende Muskulatur offenbar einer 
kontraktorischen Erregung auf Reiz hin gar nicht fähig ist und nur 
hemmenden Nerven gehorcht. | 

Ferner wird hervorgehoben, dass die Dauerkontraktion in der Ruhe 
und die Erschlaffung auf Reiz für die Auffassung der Verlängerung der 
Muskeln als eines selbständigen aktiven Prozesses einen neuen Beitrag 
liefert. Autoreferat. 


1186. Piper, H. (Physiol. Inst., Kiel u. München). — „Neue Versuche 
über den willkürlichen Tetanus der quergestreiften Muskeln.“ Zeitschr. 
f. Biol., 1908, Bd. 50, p. 393—420. 

Die Versuche sind am Menschen angestellt worden. Von den Unter- 
armflexoren wurden die Aktionsströme mittelst zweier Elektroden (eine 
unterhalb der Ellenbogenbeuge, eine oberhalb des Handgelenkes) einem 
Saitengalvanometer zugeleitet. Die Bewegungen der Saite wurden zugleich 
mit Zeitmarken in üblicher Weise optisch reg istriert. 


Bei Reizung des N. medianus zeigt sich 0,003” nach dem Reiz- 
moment ein zweiphasischer Aktionsstrom, dessen Phasen gleiche Grösse 
haben, Der Abstand ihrer Gipfel beträgt 0,00945”, der Abstand der 
Blektroden 10 cm. Hieraus berechnet sich die Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit der Erregungswelle zu 10,58 msec=-!, Die Dauer der ganzen Welle ist 
1/50 sec. Dementsprechend findet der Verf. beim willkürlichen Tetanus 
0 Erregungsweilen in der Sekunde. Theoretische Betrachtungen des Verfs. 

' 33° 


— 452 — 


sind in Kürze nicht wiederzugeben, das Studium des Originales wird 
empfohlen. Weiss, Königsberg. 


1187. Piper, H. (Physiol. Inst., Kiel). — „Weitere Beiträge zur Kenntnis 
der willkürlichen Muskelkontraktion.“ Zeitschr. f. Biol., 1908, Bd. 59. 
p. 504—517. 

Verf. hat die Zahl der Erregungswellen, die beim willkürlichen 
Tetanus über den Muskel ablaufen, an verschiedenen menschlichen Muskeln 
bestimmt. Sie beträgt für die Extensoren des Unterarmes 50, für den 
Biceps 45—48, für den Abduktor und Opponens pollicis brevis 47—50, für 
den Deltoideus 58—62, den Gastroknemius 42— 44, den Tibialis anticus 42 
bis 44, den Quadriceps fomoris 33—41, den Sternokleidomastoideus 40 bis 
43, den Masseter 88— 100, den Temporalis 80—86 in der Sekunde. Verf. 
hat die Versuche an sich selber angestellt. Versuche an anderen Versuchs- 
personen, die nur die Unterarmflexoren betrafen, ergaben Frequenzen von 
47—58 in der Sekunde. 

Die kürzesten willkürlichen Bewegungen, die der Verf. erzeugen 
konnte, zeigten 3—4 Erregungswellen von je '/, „Sek. Dauer (Unterarmflexoren). 
Über theoretische Betrachtungen vgl. das Original. 

Weiss, Königsberg. 


1188. Vlès, Fred (Lab. de Roscoff), — ,Sur la biréfringence musculaire. 
(Vorl. Mitt.).“ Mit 2 Fig. Arch. de Zool. expériment, 1908, Bd. VII. 
p. 40. 

Die Doppelbrechung quergestreifter und glatter Muskeln verschiedener 
Wirbeltiere und Wirbellosen unter dem Einflusse physikalischer un! 
chemischer Agentien hat Verf. untersucht. Von den zum Teil bekannte 
Tatsachen bestätigenden Ergebnissen sei einiges hervorgehoben: 

Die Doppelbrechung beruht nicht auf Wasseraufnahme oder Wasser- 
entziehung, da sie durch Trocknen und in absolutem Alkohol keine Ver- 
änderung erleidet. 

Die Fette spielen kaum eine Rolle für die Doppelbrechung, die wahr- 
scheinlich durch die Gegenwart mehrerer Albuminoide bedingt ist, die erst 
durch sehr hohe Temperaturen (170°) zerstört werden sollen. 

Mangold, Greifswald. 


1189. Garten, S. (Physiol. Inst., Leipzig). — „Der durch den konstanten 
Strom un Nerven des Kaltfrosches ausgelüste Erregungsrvorgang 1 
diskontinuierlicher Natur.“ Ber. d. math.-phys. Kl. d. Kgl. Sächs. Ges. 
d. Wiss., Leipzig, Bd. 60, p. 85—93, Februar 1908. Mit einer Kurven- 
tafel. 

Vom Längs- und Querschnitt wurde der Demarkationsstrom zur Saite 
des Elektromagnet-Saitengalvanometers abgeleitet und die negative 
Schwankung bei Schliessung eines konstanten Stromes wie bei einzelnen 
Induktionsschlägen registriert. Während nach dem Induktionsschlage die 
Saite relativ schnell in ihre alte Ruhelage zurückkehrt, treten unter Jen 
Bedingungen des Schliessungstetanus im Anfang Öszillationen auf, nach 
denen die Saite erst später, beispielsweise nach °°/,,, Sekunden ihre Ruhe- 
lage nahezu erreicht. Mit Zunahme der Temperatur werden die einander 
folgenden Wellen kürzer, doch ist die Folge der einzelnen Erregungen 
nicht streng rhythmisch. | 

Verf. weist darauf hin, dass die Fähigkeit, auf den konstanten Strom 
mit rhythmischen Erregungen zu antworten, unter den reizbaren Gebilder 


— 453 — 


viel weiter verbreitet ist, als man bisher angenommen hat, und mit diesen 
seinen Versuchen auch für den Nervenstamm nachgewiesen erscheint. 
Mangold, Greifswald. 
1190. Pflüger, Eduard (Phys. Lab., Bonn). — „Über den reizbaren und 
leitenden Bestandteil, sowie über die angebliche Unermüdbarkeit der 
Nervenfaser.“  Pflügers Arch., 1908, Bd. 112, p. 598. 

Verf. macht Prioritätsansprüche geltend und weist darauf hin, dass 
er bereits im Jahre 1889 die leitende Natur der Axenzylinder erkannt 
habe, und dass er schon im Jahre 1891 gegenüber der damals land- 
läufigen Meinung von der Unermüdbarkeit der Nerven den Beweis ihrer 
Ermüdbarkeit in unangreifbarer Weise geführt habe. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
1191. Marinesen, M. G. — „Lesions des cellules nerveuses produites par 
les variations expérimentales de la pression osmotique.“ Zeitschr. f. 
allg. Physiol., 1908. Bd. VIII, p. 121. 

Die Nervenzelle ist durchlässig für Kochsalzlösungen; die hypo- 
wnischen Lösungen und destilliertes Wasser lassen die Nervenzelle 
schwellen und lösen die chromatophilen Elemente. Diese Auflösung ist 
um so ausgesprochener, je schwächer die Lösung ist, und sie erreicht ihr 
Maximum, wenn destilliertes Wasser injiziert wird. Die gleichzeitige 
\ervendurchschneidung und Injektion von hypotonischen Lösungen steigern 
diese Phänomene. Es handelt sich tatsächlich um die Addition der 
Wirkungen von zwei Faktoren, von denen jeder einzelne seine eigene be- 
sitzt, L. Asher, Bern. 


1192. Marinescu, M. G., Bukarest. — „Läsionen der Nervenzellen hervor- 
gerufen durch experimentelle Anderungen des osmotischen Druckes.“ 
Romänia med., 1907, No. 21. 

Die Nervenzelle zeigt in den verschiedenen Stadien ihrer Tätigkeit 
Volumveränderungen, die von einem Wechsel in der osmotischen Pression 
abhängen. Die An- und Abschwellung dieser Zelle, ihre Atrophie u. a. 
sind Erscheinungen dieser Druckschwankungen. Um diese Erscheinungen 
näher zu studieren, hat Verf. durch Einspritzung verschieden konzentrierter 
Kochsalzlösungen in Nervenganglien Druckschwankungen und Verände- 
rungen des osmotischen Druckes hervorgerufen und gefunden, dass hypo- 
tonische Lösungen und destilliertes Wasser die Zellen anschwellen machen 
und die chromatophile Substanz auflösen. Je diluierter die Lösung, desto 
deutlicher treten auch diese Veränderungen in Erscheinung, um das Maximum 
bei Anwendung destillierten Wassers zu erreichen. Die Durchschneidung 
les Nerven in Verbindung mit den erwähnten Einspritzungen steigert die 
besagten Phänomene. Die normale Zelltätigkeit unterhält auch einen normal- 
osmotischen Druck, wo aber pathologische Einflüsse mit im Spiele sind, 
so kommen auch in dieser Beziehung recht bedeutende Veränderungen 
zustande, E. Toff, Braila. 


1193. Waller, A. D. — „Demonstration of the ‚contractility‘ of nerre, 
of fiddle-strings and of other strings.* Proc. phys. Soc., 1908, p. 18; 
Journ. of Physiol., 1908, Bd. 31, No. 1. 

Nachprüfung und Widerlegung der Behauptungen Boses, dass es 
vegetalische Nerven gibt, und dass tierische und vegetalische Nerven Kon- 
traktilität besitzen. 

Die durch Tetanisieren hervorgerufene Kontraktion ist einfach eine 
Wärmekontraktion. Cramer. 


— 454 — 


1194. Hafemann, Max. — „Erlischt das Leitungsvermögen motorischer 
und sensibler Froschnerven bei derselben Teemperaturerhöhung?“ Ptlügers 
Arch., 1908, Bd. 122, p. 484. 

Verf. hat die Frage untersucht, ob beim gleichen Tier im gleichen 
Nervenstamm motorische und sensible Nerven bei gleich langer Einwirkung 
einer bestimmten hohen Temperatur ihre Funktion gleichzeitig einstellen 
oder nicht. 

Er kommt zu dem Resultat, dass Temperaturen von 44—48° je nach 
der Dauer der Einwirkung zu einer isolierten Aufhebung der Leitungsfähig- 
keit in sensiblen und motorischen Fasern führen, und zwar erlischt stets 
zuerst die Erregbarkeit der sensiblen Nervenfasern. Er findet hierbei ein 
Stadium, wo die sensible Nervenfaser völlig gelähmt, die motorische aber 
in ihrer Leitungsfähigkeit völlig intakt ist. 

Diese Tatsache stützt die Annahme von Hering, dass kein zwingender 
Grund vorhanden ist, die verschiedenartigen Nervenfasern als ganz gleich- 
artige Gebilde aufzufassen. G. F. Nicolai, Berlin. 


1195. Beck, A. — „Über die Ermüdbarkeit der Nerven.“ Pflügers Arch.. 
1908, Bd. 112, p. 585. 

Verf. hat den Halssympathicus gereizt und die darauf eintretende 
Pupillenerweiterung beobachtet. Er meinte, dass man hierbei die Frage 
nach der Ermüdbarkeit des Nerven prüfen könne, da hier das muskulüse 
Endorgan sehr schwer ermüdbar sei. In der Tat hielt die Pupillen- 
erweiterung in mehrfachen Versuchen sehr lange, einmal bis zu siebzehn 
Stunden an. 

Und auch nach Ablauf dieser Zeit wurde keine vollständige Ermüdung 
des Nerven erzielt. Der Verf. glaubt also aus seinen Versuchen schliessen 
zu können, dass unter ganz normalen Verhältnissen während der Leitung 
physiologischer Reize, welche in betreff ihrer Intensität weit unter den 
künstlichen Reizen stehen, die Nervenfaser gar nicht ermüdet. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
1196. Froeberg, S. (Psych. Lab., Columbia Univ.) — „The relation 
between the magnitude of stimulus and the time of reaction.“ Columbia 
Contr. to Philos. and Psych., 1908, Bd. XVI, No. 4, Science Press, 
New York. 

Merkliche Abänderungen des Gesetzes, dass die Reaktionszeit invers 

der Reizgrösse ist, sind nicht verzeichnet. B.-O. 


1197. Bethe, A. (Physiol. Inst., Strassburg). — „Ist die primäre Füärlbar- 
keit der Nervenfasern durch Anwesenheit einer besonderen Substanz 
bedingt?“ Anat. Anz., Bd. 32, No. 14, 16. April 1908. 

Primäre Färbbarkeit nennt Verf. die Eigenschaft mancher Gewebs- 
bestandteile, sich in frischem Zustande oder nach Einwirkung relativ in- 
differenter Agentien mit basischen Farbstoffen zu färben. Den Nerven- 
fasern kommt unter gewissen Umständen diese Eigenschaft zu und ist von 
physiologischer Bedeutung, weil bei der Degeneration der Nervenfasern ihr 
Verschwinden zu den ersten sichtbaren Symptomen gehört, weil sie wieder 
auftritt, wenn regenerierte Fasern wieder leitend werden, weil sie sich 
unter Bedingungen, welche physiologisch die Leitung im Nerven ändern. 
verändert, weil sich am Zentralnervensystem die Verschiedenheit in der 
primären Färbbarkeit unterschiedlicher Fasersysteme und die Veränderung 
unter verschiedenen physiologischen Zuständen nachweisen lässt. Aus ver- 


— 455 — 


schiedenen Gründen, für die Verf. die Unterlagen schon früher publiziert 
hat und welche er namentlich Auerbach (Anat. Anz., Bd. 32, p. 108) 
gegenüber nochmals zusammenfasst, tritt er dafür ein, dass die primäre 
Färbbarkeit an das Vorhandensein einer spezifischen Substanz gebunden 
ist, welche in den verschiedenen Arten der Nervenfasern in drei Modi- 
fikationen vorhanden ist: als freie Substanz, in lockerer Bindung und in 
einer Vorstufe, bei der die farbstoffaufnehmende Eigenschaft nicht zur 
Geltung kommt. Die freie Substanz ist in Alkohol löslich, in Äther un- 
löslich, Daher färben sich in Alkoholblöcken nur die peripheren Fasern 
und die intramedullären motorischen Fasern, welche die spezifische Sub- 
stanz in der zweiten Modifikation enthalten, in Ätherblöcken auch die 
Strangfasern (1. Modifikation) und das Grau. Durch Aktivierung mit Alkali 
oder Säure wird die Vorstufe in die färbbare Substanz umgewandelt und 
es färben sich alle nicht primär färbbaren Fasern, die primär färbbaren 
färben sich stärker. Dass auch durch physikalische Faktoren im Aus- 
strichpräparat eine Aktivierung eintreten kann, will Verf. nicht für aus- 
geschlossen halten, es wird jedoch dadurch seine Auffassung nicht über 
den Haufen geworfen, da sie hauptsächlich auf physiologische Gesichts- 
punkte gestützt ist. W. Berg, Strassburg. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 


1198. Hasselbalch, K. A. (Finsensches Licht-Inst., Kopenhagen). — „Über 
die Einwirkung der Temperatur auf die vitale Mittellage der Lungen.“ 
Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1908, Bd. 93, H. 1 u. 2. 

Die Mittelkapacität der Lungen ändert sich bei Temperatureinwirkungen 
auf die nackte Haut, besonders bei nicht abgehärteten Personen, und zwar 
derartig, dass niedrige äussere Temperaturen eine hohe Mittellage bewirken 
und umgekehrt. Bei Personen, die hingegen durch tägliche kalte Bäder 
gegen Temperaturwirkungen so abgehärtet sind, dass sie beispielsweise die 
Nacktheit bei einer Temperatur von 15 Grad Celsius durchaus nicht als 
eine Unannehmlichkeit empfinden, kommen die Änderungen in der vitalen 
Kapazität nur ganz rudimentär zum Ausdruck. Luelzer. 


1199. Hasselbalch, K. A. (Finsensches Licht-Inst., Kopenhagen), — „Über 
die totale Kapacität der Lungen.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1908, 
Bd. 93, H. 1 u. 2. 

Seine Untersuchungen unterscheiden sich von den bisherigen analogen 
dadurch, dass er gleichzeitig sämtliche verschiedenen Volumina, die totale 
Kapacität, die vitale Kapacität, die Residualluft und die Mittelkapacität 
bestimmt hat: die totale Kapacität der Lunge ist keine unveränderlich 
grosse; sie nimmt bei liegender Stellung ab und nimmt vorübergehend nach 
anstrengendem Laufe, andauernd bei Ubung zu. 

Die vitale Kapacität der Lungen nimmt bei liegender Stellung ab, 
hauptsächlich weil die Grenze der tiefsten Inspiration eingeengt wird. Sie 
nimmt unmittelbar nach einem Laufe ab, weil die Grenze der tiefsten 
Exspiration eingeengt wird, während die Grenze der tiefsten Inspiration sich 
gleichzeitig in geringerem Masse erweitert; sie nimmt bei Übung zu, weil 
sich die Grenze der tiefsten Inspiration erweitert. 

Die Mittelkapazität der Lunge variiert in der von Bohr gefundenen 
Weise bei Änderungen der Stellung und beim Laufe, jedoch in noch 
höherem Masse als vermutet. Sie nimmt bei Übung zu. Zuelzer. 


— 456 — 


1200. Deganello, Umberto (Physiol. Inst., Rom). — „Die peripherischen, 
nervösen Apparate des Atemrhythmus bei Knochenfischen.“  Pflügers 
Arch., Bd. 123, p. 40—94, Mai 1908. Mit 48 Textfig. 

In dieser anatomischen und experimentellen Untersuchung über die 
respiratorische Innervierung der Teleostier werden zunächst Ursprung. 
Insertion und Innervierung der einzelnen Muskeln, die die Atembewegungen 
ermöglichen, beschrieben, ebenso der Verlauf und die Topographie der den 
Atemrhythmus beeinflussenden zentrifugalen und zentripetalen Nerven. Der 
zweite Teil behandelt die Veränderungen der graphisch registrierten Atem- 
bewegungen des Unterkiefers und Operkulums nach Durchschneidung oder 
Zerreissung der einzelnen Nerven bei Telestes muticellus und Barbus 
fluviatilis, 

Die Ergebnisse dieser Versuche können hier nicht einzeln besprochen 
werden. Sie sprechen für eine grosse Bedeutung der zentripetalen, be- 
sonders von der oberen Mundschleimhaut, von der der Oberlippe und der 
Kiemenbogen ausgehenden Reize für die reflektorische Auslösung der Atem- 
bewegungen, und ergänzen dadurch die eingehenden Untersuchungen 
Baglionis über diesen Gegenstand. Verf. vertritt indessen wieder den 
Standpunkt, dass Mangel an O und Überschuss an CO, nicht zu Dyspnoe, 
sondern zu den gleichen Atmungsveränderungen wie die Vagusdurch- 
schneidung (Herabsetzung der Atmungsfrequenz und Weite) Anlass gibt. 

Der tonische, die Atmungsbewegungen auslösende Reiz wird roflek- 
torisch ausser vom Vagus auch vom N. maxillaris superior vermittelt. 

Mangold, Greifswala. 

1201. Pembrey, M. S. (Physiol. Lab., Guy’s Hospital, London). — „Obsrr- 
vations on Cheyne-Stokes respiration.“ Journ. of Path. and Bact., 1905, 
Bd. XII, p. 258. 

Cheyne-Stokessche Atmung kann sowohl unter physiologischen Be- 
dingungen — z. B. Tiere im Winterschlaf — wie unter pathologischen 
Bedingungen auftreten. Sie ist stets verbunden mit einer herabgesetzten 
Erregbarkeit des Nervensystems. 

Bei dem pathologischen Typus ist meistens eine mangelhafte Zufuhr 
arteriellen Blutes zum Gehirn vorhanden. Bei einem Patienten wurde die 
Alveolarluft in den verschiedenen Phasen der Atmung analysiert. Die 
Resultate zeigen, dass dio Apnoe darauf beruht, dass im Blut nicht ge- 
nügend Kohlensäure vorhanden ist, um das in seiner Erregbarkeit herab- 
gesetzte Atemcentrum zu reizen. Cramer. 


1202. Mink, P. J., Deventer. — „Die Glottis.“ Pflügers Arch., Bd. 125. 
p. 131—162, Mai 1908. Mit 10 Textfig. 

Im Anschluss an seine Untersuchung über die physiologische Bedvu- 
tung der Nasenflügel für die Inspiration bespricht Verf. jetzt die Bedeutung 
der Glottis für die Exspiration. Von den rein theoretisch gewonnenen Er- 
gebnissen seien einige hervorgehoben. 

Bei gleicher Stellung und Schlaffheit der Stimmbänder ist die zur 
Streckung der Bänder erforderliche Hebung der Processus vocales in der 
Richtung der Trachealachse proportional mit ihren Längen. Beim Menschen 
muss der Processus vocalis immer höher stehen als der vordere Ansatz- 
punkt des Ligamentum vocale mit Beziehung auf die Trachealachse, 

Bei gestrecktem Stimmbande führt eine Hebung des Ringknorpels zur 
Vornüberneigung des Aryknorpels. Neigung und Drehung des Aryknorpels 
können aus der Hebung des Ringknorpels abgeleitet werden. Die Glottis- 


- 41 — ris 


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weite steħt in direkter Beziehung zur Hebung der Trachealachse und zur 
Tiefe der Exspiration. Je tiefer die Ausatmung, desto enger die Stimmritze. 

Die Mm. crico-thyreoidei fixieren die Glottis in der Kadaverstellung. 
Verf. bringt die Kadaverstellung mit dem Grundton der Stimme in Ver- 
bindung. 

Über die weiteren, z. T. von bisherigen Ansichten abweichenden Vor- 
stellungen von der Wirkung und Innervation der Kehlkopfmuskeln muss 
das Original nachgelesen werden, Mangold, Greifswald. 


1203. Frageni, Cesare (Med. Klin., Florenz). — „Über einige Respirations- 
veränderungen centralen Ursprungs.“ Neurolog. Centrbl., No. 5, März 
1908. 

Das von Grocco beschriebene Phänomen der sog. „dissoziierten At- 
mung“ — Dissoziation zwischen den Kontraktionen des Zwerchfells und 
des Thorax, wobei die Synergie dieser beiden Hauptatemfaktoren so gestört 
sein kann, dass sie sich mitunter gleichzeitig in entgegengesetzten Respi- 
rationsphasen befinden — hat Verf. auch bei der Chloroformnarkose beob- 
achtet. Sie deutet dann auf eine starke Funktionsstörung der Bulbär- 
zentren hin und hat üble Vorbedeutung, da sie respiratorischen Collaps 
ankündigt. 

Verf. bespricht dann im Anschluss an einen Fall von Cerebrospinal- 
meningitis, bei dem Perioden von Groccoscher dissoziierter Atmung mit 
solchen von klonisch-hallorhythmischen Spasmus des Zwerchfells abwechsul- 
ten, die Entstehung der dissoziierten Atmung. Er kommt zu dem Schluss, 
dass es sich dabei sowohl um Veränderungen des koordinierenden Centrums, 
wie auch des ihm untergeordneten motorischen Centrums handelt; dass 
aber dem ersteren die entscheidende Rolle zufällt, da selbst bei voller At- 
mungsdissoziation in der Regel eine Übereinstimmung zwischen Zwerchfell 
und Thorax in bezug auf die Intensität der Funktion herrscht. 

Der sog. klonisch-hallorhythmische Spasmus des Zwerchfelles ist wahr- 
scheinlich auf eine jähe, lebhafte, sich hallorhythmisch vom diaphragmatischen 
Bulbärzentrum her auf die Ursprungszellen des Phrenicus im Mark sich 
entladende Erregung zurückzuführen. Th. Pulvermacher, Berlin. 


Circulation. 


1204. Einthoven, W. — „Weiteres über das Elektrokardiogramm. Nach 
gemeinschaftlich mit Dr. B. Vaandrager angestellten Versuchen.“ 
Pflügers Arch.. 1908, Bd. 112, p. 517. 

Verf. schildert die von ihm verwendete Versuchsanordnung und gibt 
an, hierbei Elektrokardiogramme des Frosches erhalten zu haben, welche 
im allgemeinen eine grosse Ännlichkeit mit denen des Hundes und des 
Menschen aufweisen. 

In bezug auf das Elektrokardiogramm der Säuger vertritt er die Meinung, 
dass die Resultate, die bei Ableitung von den Pfoten eines Tieres erhalten 
werden, eine grössere Sicherheit gewähren, als die Ergebnisse, die man 
erzielt, wenn man an Hunden bei eröffnetem Thorax die verschiedenen Ab- 
teilungen des Herzens künstlich reizt. (Verf. polemisiert hier gegen die 
Arbeit von Kraus und dem Ref., unterlässt es aber, hinzuzufügen, dass 
seine Resultate unsere Resultate im wesentlichen bestätigt haben.) 
Von den sehr vielfachen Resultaten sind in Sonderheit jene von Interesse, 
welche zeigen, dass bei Vagusreizung im wesentlichen Änderungen der 
Vorkammerkurve, in geringerem Masse Änderung der Ventrikelkurve auf- 


— 458 — 


treten. Weiter zeigt er die Veränderungen, welche die Form des Elektro- 
kardiogramms des Hundes nach Blutentziehung und nach Chloroform- 
narkose aufweist. In bezug auf das menschliche Elektrokardiogramm be- 
tont er, dass eine genauere Kenntnis der Tätigkeit des Herzens nur dann 
aus den Elektrokardiogrammen abgeleitet werden kann, wenn man von 
mehreren Stellen ableitet. Er hat als besonders brauchbar die Ableitung 
von beiden Händen, von rechter Hand und linkem Fuss und von linker 
Hand und linkem Fuss gefunden und gibt zahlreiche Beispiele der Ver- 
schiedenheit derartig gewonnener Elektrokardiigramme. Er untersucht: 
dann weiter den Einfluss der Atembewegungen, den Einfluss der ge- 
steigerten Herzfrequenz und führt mehrere pathologische Fälle an. In 
seiner Schlussbetrachtung versucht er auf Grund der anatomischen Be- 
funde, vor allem der Untersuchungen Tavaras und auf Grund des Elektro- 
kardiogramms den Weg der Kontraktionswelle durch den Herzmuskel zu 
bestimmen, wobei er, zum Teil im Gegensatz zu seinen früheren Aus- 
führungen, zu dem Resultat kommt, dass die erste aufwärts geschriebene 
Spitze des Elektrokardiogramms der Vorhofkontraktion und der dann 
folgende horizontale Teil der Leitung im Hisschen Bündel entspricht. 

Die zweite, grösste und steilste Zacke des Elektrokardiogramms ent- 
spricht dem Beginn der Ventrikelkontraktion. Die dann folgende Horizon- 
tale weist auf einen Kontraktionszustand hin, an dem die gesamte Muskel- 
masse gleichmässig beteiligt ist, während die letzte Schwankung andeutet, 
dass die Basis länger im Kontraktionszustand verharrt, als die Herzspitze 
(die zum Teil fast wörtlich identischen Ausführungen des Ref. im Centrbl. 
f. Physiol., Bd. 21, No. 20, werden auch hier nicht erwähnt). 

G. F. Nicolai, Berlin. 
1205. Winterberg, Heinrich (Inst. f. allg. u. exper. Path., Wien). — 
„Studien über Herzflimmern. II. Mitteilung. Über die Beeinflussung 
des Herzflimmerns durch einige Gifte. Pflügers Arch., Bd. 122. 
p. 361—379, April 1908. Mit 7 Kurventafeln. 

Versuche an Katzen und Hunden ergaben, dass Gifte, welche die 
kardialen Hemmungsapparate lähmen, das Zustandekommen von Nach- 
flimmern nach faradischer Vorhofreizung hindern. Dasselbe tritt jedoch 
auf, wenn nur die Leitung zu den kardialen Hemmungsvorrichtungen unter- 
brochen wird, die letzteren selbst aber noch erregbar bleiben. (Nikotin). 

Faradisierung der Vorhöfe zu einer Zeit, in welcher sich der kardiale 
Vagusapparat in toxischer Erregung oder im Zustande gesteigerter Erreg- 
barkeit (Physostigmin) befindet, führt zu lange anhaltendem Flimmern der 
Vorhöfe. Umgekehrt lässt anhaltendes Flimmern faradisch gereizter, unter 
dem Einfluss von Giften stehender Vorhöfe den Schluss zu. dass diese 
Gifte den kardialen Hemmungsapparat erregen (Muskarin).. Das Nach- 
fimmern der Vorhöfe infolge faradischer Reizung bei toxischer Erregung 
des Vagus ist unabhängig von der chronotropen Hemmung. 

Schwache, latent bleibende oder nur einzelne Extrasystolen erzeugende 
toxische Reize können bei gleichzeitiger Vagusreizung die Vorhöfe zum 
Flimmern bringen; in analoger Weise ist die Tatsache zu deuten, dass 
nach Vagusreizung auch an scheinbar normalen Herzen bisweilen Vorbüf- 
flimmern und Ventrikelarhythmie beobachtet wird. 

Mangold, Greifswald. 
1206. Groag, Paul (I. med. Klinik, Wien). — „Über Funktionsprüfung 
des Herzens.“ Zeitschr. f. Heilkunde, Bd. 28, Suppl. 1907, p. 135. 
März 1908. 


— 459 — 


Die Arbeit wurde an einem Ergostaten, der dem Bettgestell einzu- 
fügen war, geleistet und Pulsfrequenz, systolischer und diastolischer Blut- 
druck, Pulsdruck, Strassburgers Quotient bestimmt. 

Es ergaben sich keine prinzipiellen Unterschiede für die Herzarbeit 
bei Gesunden und Kranken. Zuelzer. 


1207. Fauconnier, Henri. — „Sur londe de contraction de la systole 
ventriculaire. (2. Communication.)* Arch. intern. de Physiol., 1908, 
Bd. VI, p. 109—114. 

Die durch Kaliumbromid verlangsamte Kontraktionswelle des linken 
Ventrikels, pflanzt sich von der Basis nach der hinteren Spitze des Ven- 
trikels fort. 

Bei durch direkte Reizung der normalen oder der kokainisierten 
Ventrikeloberfläche hervorgerufenen Extrasystolen beginnt die Kontraktion 
an der erregten Stelle und erreicht erst nach einiger Zeit die Basis des 
Ventrikels. 

Bei durch Drücken auf das Hisschen Bündel hervorgerufener Allo- 
rhythmie kann sich die Kontraktionswelle sowohl von der Basis nach der 
Spitze wie von der Spitze nach der Basis des linken Ventrikels fortpflanzen. 

Aristides Kanitz. 

1208. Pike, F. H., Guthrie, C. C. und Stewart, G. U. (Phys. Lab., Western 
Res. Univ. und Univ. of Chicago). — „Studies ın resuscitation: I. The 
general conditions affecting resuscitation, and the resuscitation of the 
blood and of the heart.“ Journ. of Exp. Med., Bd. X, p. 371—418, 
Mai 1908, 

Defibriniertes Blut verliert seine Eigenschaft, die höheren Nerven- 
zentren in Tätigkeit zu erhalten. 

Auch verringert sich sein nahrhafter Einfluss auf die Gewebe. Künst- 
liche Flüssigkeiten ’ergaben keine befriedigenden Resultate, Eine gewisse 
Sauerstoffmenge ist erforderlich, ebenso ein gewisser Blutdruck. Durch 
Massage des Herzens wurden die günstigsten Resultate erhalten. 

B.-0, 

1209. De Meyer, S. (Physiol. Inst., Bern). — „Sur de nouveaux courants 
d'action du coeur et sur les variations de l’oscillation négative.“ Ann. 
de la soc. d. sc. med. et nat. de Bruxelles, 1907, Bd. 68, p. 29. 

Während im Tierexperiment die negative Schwankung des schlagen- 
den Herzens in der Weise festgestellt wurde, dass die ableitenden Elektroden 
auf die Oberfläche des Herzens appliziert wurden, geht Verf. in der Weise 
vor, dass er die Elektroden auf der Aussen- und Innenfläche anlegt und 
die negative Schwankung mit einem Saitengalvanometer registriert. Das 
so erhaltene Blektrokardiogramm weicht von dem gewöhnlichen wosentlich 
ab. Bezüglich der Einzelheiten der Versuchsergebnisse und der Technik 
muss das Original nachgelesen werden. Kochmann, Greifswald. 


1210. Joachim, G., Königsberg (Med. Univ.-Klinik, Königsberg). — „Ein 
atypischer Fall von Störung der Reizleitung im Herzmuskel.“ Berl. 
Klin. Woch., 1908, No. 19. 

Es handelt sich um einen 14jährigen, kräftigen Burschen, der seit 
einem vor einem Jahr überstandenen Gelenkrheumatismus über Herz- 
beschwerden klagte. Es bestand eine leichte Inkompensation bei Mitral- 
insuffizienz. Die gleichzeitige Aufnahme der Radial-Venen-Puls- und linken 
Vorhofskurve lässt die Erklärung zu, dass es sich um Reizleitungsstörungen 


— 460 — 


im Vorhof und Ventrikel handelt, und zwar tritt sie in vorliegendem Falie 
plötzlich im Verlaufe von 1—2 Herzaktionen auf, so dass es zum Ausfälle 
einer Ventrikelsystole kommt. Näheres ist nur aus den Kurven zu er- 
sehen. Zuelzer. 


1211. Langendorff, O. (Physiol. Inst., Rostock). — , Über die Innervation 
der Koronargefässe.“ Centrbl. f. Physiol., 1908, H. 17, p. 551. 
Ausgeschnittene zirkuläro Arterienstreifen von Koronararterien des 
Rinderherzens verzeichneten, in Ringer-Lockescher Lösung bei Körper- 
temperatur aufbewahrt, graphisch ihre Längenveränderung. Zusatz von 
Suprarenin oder Adrenalin bewirkte meistens eine unzweifelhafte, oft recht 
beträchtliche Verlängerung des Gefässstreifens. Das Suprarenin bewirkt 
also abweichend von seiner Wirkung an anderen Arterien, z. B. auch den 
Lungenarterien, an den Kranzarterien des Herzers nicht Verengung, 
sondern Erschlaffung. Diese Tatsache steht in Übereinstimmung damit, 
dass Langendorff und Maass gefunden haben, dass Reizung des Sym- 
pathicus am isolierten Herzen Gefässerweiterung macht und mit der Meinung 
von Langley und Elliott, dass das Nebennierenextrakt immer wie eine 
Sympathicusreizung wirke. Leon Asher, Bern. 


1212. Tigerstedt, Carl (Phys. Inst. d. Univ. Helsingsfors), — „Zur 
Kenntnis des Kreislaufes bei Reizung des Nervus depressor.“ Skand. 
Arch. f. Physiol., 1908, Bd. XX, p. 330. 

Um zuzusehen, ob Depressorreizung entweder direkt oder indirekt 
infolge der Gefässerweiterung eine Wirkung aufs Herz habe, hat der Verf. 
unter Anwendung der Stromuhr von R. Tigerstedt den Blutstrom in der 
Aorta bei Depressorreizung gemessen. Es zeigte sich dabei, dass, falls 
dem Herzen nur genügend Blut zur Verfügung steht, vom Herzen mehr 
Blut als in der Norm herausgetrieben wird. Da aber das Blut sich all- 
mählich in den erweiterten Gefässen anhäuft und daher der Venenrückstrom 
kleiner wird, kommt es bald wieder zu einem Rückgang des Sekunden- 
volums. Die Grösse der vom Herzen geleisteten Arbeit wird durch die 
Depressorreizung nicht eindeutig beeinflusst, auch lässt sich der Einfluss, 
den die Abnahme der Pulsfrequenz bei Depressorreizung auf das Sekunden- 
volum hat, nicht genau bestimmen, doch scheint er gering zu sein. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


1213. Kochmann, M. und Daels, F. (Pharm. Inst., Gent), — „Wirkung 
des Kokains auf das Warmblüterherz unter besonderer Berücksichti- 
gung der Extrasystole“ Arch. int. de Pharm. et de Therap., 1908. 
Bd. XVIII, p. 41. Siehe Bioch. C., VII, No. 1243. 


1214. Hering, H. E. (Inst. f. exp. Path., Prag). — „Über zeilweilige par- 
tielle Hypersystolie der Kammern des Säugetierherzens. (Zugleich Be- 
merkungen über das fragliche Vorkommen von Hemiextrasystolie und 
Hemialternans.)* Dtsch. Med. Woch., p. 638, April 1908. 

1. Während Inkongruenzen in der Tätigkeit der beiden Kammern 
des Säugetierherzens sehr oft schon beobachtet worden sind, fehlt 
für das Vorkommen von Hemiextrasystolie und Hemialternans vor- 
läufig noch der Nachweis. 


2, Es gibt Kammeralternans des Säugetierherzens, welcher auf zeit- 
weiliger partieller Hypo- ev. Asystolie der Kammern beruht. 


— 461 — 


3. An den Kammern eines im Alternans schlagenden Säugetierherzens 
können auch Extrasystolen auf einer zeitweiligen partiellen Hypo- 
und Asystolie der Kammern beruhen. 

4. Die bei Vagusreizung zu beobachtende Kammerhyposystolie des 
Säugetierherzens betrifft beide Kammern, wobei die Hyposystolie 
der einen Kammer anscheinend grösser sein kann, als die der 
anderen, 

5. Sollte für das Vorkommen von Hemiextrasystolie bei Vagusreizung 
oder bei einem im Alternans schlagenden Herzen auch der Beweis 
erbracht werden, so könnte jedoch beides zur Erklärung des be- 
kannten auf Herzbigeminie beruhenden und unzutreftend als Hemi- 
systolie gedeuteten klinischen Symptomenkomplexes nicht heran- 
gezogen werden, da es sich in diesen klinischen Fällen weder um 
eine derartige Vagusreizung noch um Alternans handelt. 

| Zuelzer. 
1215. Botezat, E. (Zool. Inst., Czernowitz). — „Über die Innervation der 
Blutkapillaren.“ Anat. Anz., Bd. 32, H. 15—16, 7. Mai 1908. 

Die Kapillarnerven stammen von markhaltigen Nerven ab, welche 
die Markscheide verlieren. Sie sind als nackte Achsenfasern weithin zu 
verfolgen. Sie sind dünn, mit grossen Varicositäten versehen, Sie geben 
in unregelmässigen Abständen Äste ab. An den Stellen, wo die Fasern 
verdickt sind, kann mit den Silbermethoden ein Fıbrillennetz nachgewiesen 
werden, Die Verdickungen haben keinen Zellcharacter. Daneben finden 
sich breitere Fasern ohne Varicositäten, wahrscheinlich sensible Endapparate. 
In den Fettzellen treten die Nerven der Kapillargefässe als Netz varieöser 
Achsenfasern auf. W. Berg, Strassburg. 


1216. Leerenier, Lambert (Physiol. Inst., Lüttich, — „Sur la régulation 
de la pression sanguine par la pression intra-cränienne.* Arch. intern. 
de Physiol., 1908, Bd. VI, p. 86—90. 

Kochmann (Centrbl. f. Physiol, Bd. XX, p. 418, 1906) war zu dem 
der allgemeinen Ansicht widersprechenden Ergebnis gelangt, dass eine Blut- 
drucksteigerung das Vaguszentrum nicht direkt zu erregen imstande ist, 
sondern dass letzterem die Erregung von der Peripherie übermittelt wird 
und die Pulsverlangsamung mithin auf reflektorischem Wege zustande 
kommt. Verf. teilt demgegenüber zwei neu erdachte Versuchsanordnungen 
mit, welche die Richtigkeit der herrschenden Ansicht zu stützen bezwecken, 

Aristides Kanitz. 

1215. Garrey, W. E. (Cooper Med. College, San Francisco, Cal), — ,Some 
effects of cardiac nerves upon ventriculur fibrillation.“ Am. Journ. of 
Physiol., Bd. XXI, p. 283—300, April 1908. 

Beweise für die Wirksamkeit der Nervi vagi während des Flimmerns 
des Herzens konnten zur Zufriedenheit dargebracht werden. Die- 
jenigen Hunde, welche positive Ergebnisse ergaben, befanden sich in einem 
anomalen Zustande. Durch Vagusreizung konnte das Zustandekommen 
des Kammerflimmerns erschwert werden. Durch das gleiche Verfahren 
konnte der Charakter desselben verändert werden. Reizung des Accelerans 
erzeugte zuweilen ein Flimmern der Kammern. B.-0. 


1218. Wolf, H. (Lab. Clin. Med., Univ. of Pennsylvania), — „The in- 
crease of the osmotic pressure of venous blood after the closure of the 
afferent arlery.“ Univ. of Pennsylvania Med. Bull., Bd. 21, p. 57—59, 
April 1908. 


— 462 — 


Die Beckmannsche Methode für die Bestimmung des Gefrierpunktes 
ergab die Tatsache, dass der osmotische Druck des venösen Blutes nach 
Unterbrechung der Zirkulation zunimmt. Die Erhöhung tritt sofort mit 
der Abklemmung der Arterie ein und erreicht innerhalb weniger Minuten 
ein Maximum. 

Verf. bespricht sodann die Möglichkeit, dass diese Erhöhung des 
osmotischen Druckes eine Hyperämie hervorruft. Bekanntlich folgt eine 
solche einer zeitweiligen Anämie eines Organes. B.-O. 


1219. Balint, B. und Engel, K. (Med. Univ.-Klinik, Budapest). — „Uber 
paroxysmale Tachycardie.“ Zeitschr. f. klin. Med., 1908, Bd. 65, 
H. 3 u. 4. 

Die Verff. haben 4 Fälle der genannten Affektion beobachtet, in einem 
Falle war kein Zweifel, dass die Anfälle aus gehäuften Extrasystolen be- 
standen, denn vor den Anfällen liess sich eine extrasystolische Arrhythmie 
ebenso wie eine solche den Anfällen nachfolgte, beobachten. In den 
übrigen Fällen hingegen liessen sich weder vor noch nach den Anfällen 
Extrasystolen feststellen, so dass die Hypothese der gehäuften Extrasystolen 
für diese Fälle nicht zutrifft. Ebenso wenig konnte hier eine Polyrhythmie, 
d. h. ein Mehrfachwerden des Rhythmus während des Anfalles festgestellt 
werden. Für solche Fälle muss die Wenkebachsche Annahme beibehalten 
werden, laut welcher der tachykardische Paroxysmus eine wahre Tachrv- 
kardie darstellt, d. h. eine veränderte automatische Reizbildung verbunden 
mit einer starken Steigerung der Reizbarkeit. Die Verff. heben hervor, 
dass, welche Erklärung für den Einzelfall auch zutrifft, die Häufung ven 
Extrasystole, die Polyrhythmie oder die Beeinflussung des Herzautomatismus 
durch positive bathmotrope evt. chronotrope Reize, dass für diese sämtlichen 
Fälle ein gemeinsames Moment gefunden werden kann und zwar die 
Steigerung der Reizbarkeit, die in allen drei Fällen als einheitliche Ursache 
angenommen werden muss. Zuelzer. 


1220. Goldscheider, A.. Berlin. — „Zur Frage der Dikrotie bei Aort.n- 
insufficienz.* Zeitschr. f. klin. Med., 1908, Bd. 65. H. 3 u. 4. 

Verf. teilt einige neue Fälle von Aorteninsufficienz mit, in denen 
durch Hinzutreten einer Mitralinsufficienz das Auftreten der Dikrotie bedingt 
wurde. Das jugendliche Alter und die Temperaturerhöhung sind in diesem 
Falle höchstens ein begünstigendes Moment. Zuelzer. 


1221. Dietschly, Rudolf und Hössli, Hans (Med. Klinik, Basel. — „Bei- 
trag zur Beurteilung der Kreislaufsverhältnisse hei Infektionskrank- 
heiten mit Hufe der Blutdruckbestimmung.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med. 
1908, Bd. 93, H. 1 u. 2. 

Durch Bestimmung des systolischen und diastolischen Blutdrucks und 
Berechnung des Blutdruckquotienten und des Amplituden-Frequenzproduktes 
haben die Verff. die Änderung der Circulationsverhältnisse bei Infektions- 
krankheiten verfolgt und kommen zu dem Resultat, dass in der Mehrzahl 
der Fälle ein Versagen des Herzens mehr als eine Schwäche der Vaso- 
motoren die Ursache des gefährliches Zustandes bildet. Zuelzer. 


1222. v. Tabora, D. (Med. Klinik, Strassburg i. E.). — „Über H»rz- 
alternans und seine Beziehungen zur kontinuierlichen Herzbigeminie." 
Münch. Med. Woch., Bd. 55, H. 14, April 1908. 


— 463 — 


Ein längere Zeit beobachteter Fall, bei dem die Vorhofsvenenpulskurve 
ein Alternieren der Grösse der A-Wellen erkennen liess. Verf. glaubt des- 
halb den Fall als den ersten Fall von sicherem Vorhofsalternans ansehen 
zu dürfen. In der Regel entsprach der grösseren Venenwelle der grössere, 
der kleineren der kleinere Arterienpuls, doch kam auch wiederholt das 
umgekehrte Verhalten vor. Pat. zeigte nun, namentlich unter Digitalis- 
wirkung, häufig kontinuierliche, stundenlang anhaltende Perioden von 
typischer Herzbigeminie, während deren Verf. folgende Beobachtung machen 
konnte: Liess man den Patienten sich anstrengen, so stieg die Pulsfrequenz 
und gleichzeitig trat echter Alternans auf, während nach dem Abklingen 
der Frequenzsteigerung manchmal der Herzalternans bestehen blieb, meist 
jedoch wieder der Bigeminus an seine Stelle trat. W. Wolff. 


1223. Münzer, Egmont. — „Zur graphischen Bluldruckbeslimmung nebst 
Beträgen zur klinischen Bewertung dieser Untersuchungsmethoden.“ 
Med. Klinik, 1908, Bd. IV, p. 482—485, 527—532 u. 572—576. 

Die Beschreibung des Polygraphen muss im Original eingesehen 
werden; ebenso eignet sich der Bericht über die mit dem Instrument an- 
gestellten klinischen Untersuchungen nicht zum kurzen Referat. Der Arbeit 
sind 14 Abbildungen beigegeben. Gerhartz. 


1224. Eyster, J. À. E. und Hooker, D. R. (Phys. Lab., Johns Hopkins 
Univ). — „Direct and reflex response of ihe cardio-inhibitory centre 
to increased blood pressure.“ Am. Journ. of Physiol, Bd. 21, p. 373 
bis 399, Mai 1908. 

Die Verlangsamung des Herzens, welche bei unversehrten Nervi vagi 
durch Erhöhung des arteriellen Blutdruckes erzeugt werden kann, wird 


durch zwei Faktoren bedingt: | 
a) Ein direkter Einfluss des hohen Blutdruckes auf das hemmende 
Herzzentrum. 


b) Eine Reizung dieses Zentrums durch sensorische Einflüsse, welche 

reflektorisch die Herzfrequenz verringern. 

Die sensorischen Fasern, welche den Reflex ermöglichen, befinden 
sich in der Brustaorta. Die Verlangsamung des Herzschlages kommt auch 
zustande, wenn bei Kaninchen der Nervus depressor oder bei dem Hunde 
die Nervi accelerantes durchschnitten worden sind. B.-0. 


122%. Lucien, M. und Parisot, J. — ,,Les lésions de l'athérome expéri- 
mental et spontane chez le lapin.“ Soc. biol., Bd. 64. H. 18, Mai 
1908. 

Die experimentelle und die spontane Atheromatose des Kaninchens 
bieten keine wesentlichen Unterschiede dar. Die experimentelle Athero- 
matose, besonders die Verkalkung entwickelt sich schneller als die spontane. 

E. Blumenthal. 

1226. Etienne, G. und Parisot, J. — ,Athérome aortique et extrait 
@hypophyse.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 15, Mai 1908. 

Intravenöse Injektionen von Hypophysisextrakt erhöhen bei Kaninchen 
dauernd den Blutdruck, bewirken eine Hypertrophie des Herzens, machen 
jedoch keine oder nur geringe Spuren von Atherom der Aorta. 

E. Blumenthal. 

1227. Rickett, G. R. (Pathol. Lab., Cambridge). — „Exrperimental athe- 

roma.“ Journ. of Path. and Bact.. 1907, Bd. XII, p. 15. 


— 464 — 


Verf. ist es gelungen, in Kaninchen experimentelle Atheromatose zu 
erzeugen durch Injektion von Bariumchlorid, Scilla und Nicotin, welche alle 
den Blutdruck steigern. Die durch Adrenalin hervorgerufenen atheromatösen 
Veränderungen sind daher nicht auf eine für diese Substanz spezifische 
toxische Wirkung zurückzuführen, sondern beruhen auf dem rein mecha- 
nischen Moment der Blutdrucksteigerung. Sämtliche Erscheinungen der 
experimentellen Atheromatose lassen sich auf Grund dieser rein mechanischen 
Theorie erklären. Cramer. 


1228. Aufrecht, Magdeburg. — „Die Genese der Arteriosklerose (Arte- 
riitis).“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1908, Bd. 93, H. 1 u. 2. 

Verf. kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu folgender Fest- 
stellung: Auf oder in der Intima findet sich beim Arterioskleroseprozess 
überhaupt kein Bindegewebe. Der dort erkennbare Prozess ist nicht als 
ein entzündlicher, sondern nur als eine Ernährungsstörung anzusehen, dem 
ein Kernzerfall zugrunde liegt. In der Media ist ebenso wenig von 
entzündlichen Veränderungen die Rede, auch besteht kein Grund für die 
Annahme, dass eine Zerreissung elastischer Fasern stattgefunden hat. Bei 
den Veränderungen an Adventitia hingegen handelt es sich um einen 
exquisit entzündlichen Vorgang. Die Gefässe sind mit Blutkörperchen 
strotzend gefüllt, in ihrer Nachbarschaft liegen Haufen von Granulations- 
zellen und dazu als Beweis für die Hochgradigkeit der Entzündung eine 
grosse Zahl aus den Gefässen ausgetretener Blutkörperchen und die Grund- 
substanz des Gewebes enthält korkzieherartige zusammengeschnürte ver- 
dickte Bindegewebsfasern; ein mechanisches Zerreissen lässt sich unbedingt 
ausschliessen. 

Im weiteren Verlaufe dieser hämorrhagischen Entzündung der Ad- 
ventitia kommt es zur Verdickung der Gefässwände, die hauptsächlich auf 
einer Zunahme des adventitiellen Gewebes beruht. Der Zusammenhang 
zwischen Intima- und Mediaveränderung ist nur ein indirekter, d. h. beide 


sind abhängig von der legitimen Entzündung der Adventitia. 
Zuelzer. 


1229. Huldschinsky, K. (Pharm. Inst., Strassburg). — „Über die herz- 
hemmende Digitaliswirkung.“ Arch. f. exper. Path., Bd. 58, p. 413. 
April 1908. Siehe Bioch. C., Bd. VII, No. 1425. 


1230. Lhoták von Lhota, C. (Pharm. Inst., Prag). — „Untersuchungen 
über die vaguslähmende Wirkung der Digitaliskörper.“ Arch. t. exper. 
Path., Bd. 58, p. 350, April 1908. Siehe Bioch. C., Bd. VII, No. 1428. 


1231. Patta, A. (Pharmak. Inst., Pavia). — „Kritischer und experimen- 
teller Beitrag zur Wirkung von Organextrakten auf den Kreislauf.“ 
Arch. ital. de Biol., 1908, Bd. 48, p. 190. 

Wirkungen des Adrenalins: Die Verlangsamung des Herzrhythmus 
wird primär durch Erregung des Hemmungsapparates bewirkt. Ein Gegen- 
satz zwischen der Wirkung der Rinden- und Marksubstanz auf das Herz 
ist nicht nachweisbar. Weder Amylnitril, noch Curare, nach Apocodein be- 
einträchtigen die Vasokonstriktion durch Adrenalin. Hingegen lässt sich 
die letztere im lebenden Tier durch prolongierte Zufuhr grosser Mengen 
Chloroform und am überlebenden Tier bei künstlicher Durchströmung durch 
passende Dosen von Chloral unterdrücken. Es wird daraus der Schiuss 


— 465 — 


gezogen, dass Adrenalin sowohl die Muskelfasern wie auch die Nerven der 
Gefässe affiziert. 

Wirkungen von Schilddrüsenextrakt: Steigerung des Blutdruckes, 
hervorgerufen durch Reizung des Zentrums der Vasokonstriktoren. Herab- 
setzung des Blutdruckes teils durch Erregung der Depressoren, teils durch 
eine Gefässerweiterung peripheren Ursprungs. Es besteht ein Antagonis- 
mus zwischen Adrenalin und Schilddrüsenextrakt; bei letzterem überwiegt 
die Gefässerweiterung. 

Wirkungen der Parathyreoidea: Intravenöse Injektion von Parathy- 
reoidin Vassale verursacht stets Herabsetzung des Blutdrucks, wesentlich 
bedingt durch eine Gefässerweiterung peripheren Ursprungs. 

Wirkungen von Hodenextrakt: Manchmal Steigerung des Blutdrucks, 
ohne Änderung der Pulsfrequenz, aber mit Verstärkung der Herzschläge; 
dieselbe wird durch Erregung des Vasomotorenzentrums sowie teils durch 
direkte Wirkung auf die Gefässwände verursacht. Manchmal kommt es zu 
einer Blutdrucksenkung infolge von Depressorenreizung und Lähmung des 
Vasokonstriktorenapparates. 

Wirkungen von Övarienextrakt: Meist Herabsetzung des Blutdrucks 
infolge von Depressorenreizung und Gefässerweiterung peripheren Ursprungs. 
Die sehr seltene Druckerhöhung rührt her von einer Steigerung der Herz- 
tâtigkeit. 

Wirkungen von Thymusextrakt: Meist Sinken des Blutdrucks mit 
merklicher Verlangsamung des Herzschlags und Verstärkung der Systolo. 

Wirkungen von Hypophysisextrakt: Das konstanteste Phänomen ist 
eine wesentliche Verlangsamung mit mehr oder weniger ausgesprochener 
Verstärkung des Herzschlag. Häufig fällt dies zusammen mit einer Er- 
höhung des Blutdrucks. Leon Asher, Bern. 


Blut. 


1232. Naegeli, Otto. — „Blutkrankheiten und Blutdiagnostik. Lehr- 
buch der morphologischen Hämatologie.“ Mit 19 Figg. im Text und 
íi farbigen Tafeln. Leipzig, Veit & Co., 1908, 519 p. Preis Mk. 16. 

Das Werk von Verf. kann als Lehrbuch bestens empfohlen werden. 

Es ist klar und konzis geschrieben und steht auf der Höhe der Forschung. 

Die in der hämatologischen Literatur so verbreitete Neigung, komplizierte 

Nomenklaturen und histiogenetische Stammbäume zu geben, ist vermieden 

und es gewinnt daher das Ganze nur an Klarheit; denn die immerhin 

noch bestehenden Unklarheiten werden durch noch so gründlich ent- 
wickelte „Systeme“ nicht geklärt. In der Methodik macht sich eine gute 

Beschränkung angenehm bemerkbar. Die Tafeln sind zweckentsprechend 

und ausreichend. L. Michaelis. 


1233. Hasselbalch, K. A. und Heyerdahl, S. A. (Finsenlab., Kopenhagen). 
— „Über einige physische Ursachen zu Schwankungen der Menge der 
Blutkörperchen.“ Skand. Arch. f. Physiol., Bd. XX, H. 5/6, Mai 1908. 

Deutsche Bearbeitung der früher in Verhandlungen der dänischen 

Gesellschaft der Wissenschaften dänisch veröffentlichten Untersuchungen 

über die Änderungen der Leukozytenzahl durch Stellungsveränderungen 

u. dgl. (ef. Biophys. C., Il, No. 937, 1908). S. Schmidt-Nielsen. 


1234. Achard, Ch. und Aynaud, A. — „Nouvelles recherches sur les 
globulins.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 15, Mai 1908. 
Mit der von den Verff. schon früher angegebenen Methode ist es ge- 
lungen, Blutplättchen auch bei eierlegenden Wirbeltieren und bei Wirbel- 
losen aufzufinden. Bei Säugetierembryonen sind die Blutplättchen zu einer 


— 466 — 


Zeit, zu der die Leukocyten sehr spärlich sind, zahlreich vorhanden. Äther- 
und Chloroformdämpfe, Cocain lässt die Blutplättchen unbeweglich werden 
und ihre zusammengezogane Form annehmen. Denselben Einfluss ha 
Fluornatrium, während andere gerinnungshindernde Substanzen, z. B. 
Natriumeitrat und Natriumoxalat keine derartige Wirkung ausüben. 
E. Blumenthal. 
1235. Courmont, Jules und Andre, Ch. — „Cullure in vitro des glohu- 
lins de l’homme.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 16, Mai 1908. 

Aus menschlichem Formolplasma konnten Verff. in vitro Körperchen 
züchten, die als Globulins (Donné, Achard und Aynaud) bzw. Hämatoblasten 
(Hazem), Plättchen (Bizzozero) anzusprechen sind, 

Diese Körperchen leben und vermehren sich im Plasma ausserhalb 
des Organismus. Sie haben keinerlei Beziehung zu den Blutkörperchen 
und Leukocyten. Pincussohn. 


1236. Herzog, F. (Nervenklinik d. Univ. Budapest). — „Über das For- 
kommen von Blutkörperchenschatten ım Bluistrom und über den Bau 
der roten Blutkörperchen.“ Arch. f. mikr. Anat., 1908, Bd. 71, H. 3. 

Verf. fand in einem Falle von Anämie zahlreiche, im normalen Blut 
spärliche Gebilde, die mehr oder weniger veränderte leere Membranen von 

Erythrocyten waren. Diese liessen sich in verschiedener Verdünnung aus 

normalem Blute künstlich herstellen. W. Berg, Straßburg. 


1237. Freytag, Fr. — „Ein experimentell-histologischer Beitrag zum Er- 
satz der Mizfunktion durch die Lymphdrüsen und zur Bedeutung 
des fibrillären Gitters der Maiz für die Blutreinigung.“  Pflügers 
Arch., 1908, Bd. 122, p. 501. 

Nach Milzexstirpation beim Kaninchen sind von der 16.—19. Woche 
die Drüsen in der Gegend der grossen Kurvatur des Magens und am Über- 
gang vom Dickdarm zum Dünndarm gerötet und geschwollen. Wesentlich 
früher als durch Milzexstirpation erhält man diese Knoten durch Aderlass- 
reiz (in ca. 4 Wochen). In den Lymphdrüsen ergibt die histologische 
Untersuchung das Auftreten von Pigmentzellen und von Fibrillen, wie sie 
für die Milz charakteristisch sind. Die Blutreinigung in der Milz ist an 


das Vorhandensein dieser Fibrillen geknüpft. Leon Asher, Bern. 
1238. Freytag, Fr. — „Die Bedeutung des gelben Knochenmarkes für 


die Blutbildung und die ‚Kerneinheit‘ der Erythrocyten.“ Zeitschr. f. 
allg. Physiol., 1908, Bd. VIII, p. 131. 

Die Blutkörperchenbildung ist eine spezielle Tätigkeit der homogen 
erscheinenden mit Eosin sich schwach rot färbenden Knochenmarksstränge. 
In den Knochenmarkssträngen sind die Knochenmarksbildner; diese sind 
anscheinend eine kernlose Masse, aus der sich Kern und Zellen entwickeln. 

L. Asher, Bern. 
1239. Goodall, A. (Lab. of College of Physicians, Edinburgh). — „Haema- 
togenesis in foetal sheep.“ Journ. of Path. and Bact., 1908. Bd. XII 
p. 191. 

Eingehende Untersuchung der Hämatogenese bei einer Reihe ven 
Schafembryonen. 

In den frühesten Stadien findet Hämatogenese durch Wucherung der 
Megaloblasten in den Gefässen und im Bindegewebe statt. Dann übernimmt 
die Leber diese Funktion und übt dieselbe unvermindert bis kurz vor der 
Geburt aus. Die Leber ist das wichtigste blutbildende Organ des Fütus. 

Die Genealogie der roten und weissen Blutkörperchen ist in einer 
Tabelle zusammengestellt und durch Abbildungen erläutert. Cramer. 


— 467 — 


1240. Labbe, M. und Salomon, M. (Clin. med. Laennec). — „Les anémies 
pernicieuses.“ Rev. de Méd., 1908, H. 4 u. 5. 

Die Verf. kommen auf Grund des Studiums der Ätiologie, der Symp- 
tome und der anatomischen Veränderungen des Blutes und der blutbilden- 
den Organe bei der perniziösen Anämie zu folgenden Schlüssen: Die pro- 
gressive perniziöse Anämie ist kein einheitlicher Krankheitsbegriff. Sie 
stellt nur eine klinische Begleiterscheinung dar, die sich in einer umfang- 
reichen und der Reparation nicht fähigen Zerstörung des Blutes äussert. 
Sie ist nicht genau umgrenzbar. Es kommen alle möglichen Übergangs- 
formen zwischen den schweren und den perniziösen Anämien in gleicher 
Weise wie zwischen den leichten, sogenannten chlorotischen Formen und 
den schweren vor. Diese unmerklichen Übergänge lassen sich im Verlauf 
jedes einzelnen Falles nachweisen. Bevor man eine Anämie als eine 
perniziöse bezeichnen kann, hat sie das Stadium der leichten und dann 
der schweren Anämie durchlaufen. Die Entwickelung ist jedoch häufig 
eine sehr rasche, so dass viele Fälle von Anämie in dem Zeitpunkt, in 
dem sie zur Beobachtung kommen, bereits in das Stadium der perniziösen 
oder doch wenigstens in das der schweren Anämie übergetreten sind. 

Die progressive perniziöse Anämie steht also an der äussersten Grenze 
der symptomatischen Anämien und ist der Ausdruck einer allgemeinen, 
der Regeneration nicht mehr fähigen Schwäche der blutbildenden Organe, 
welche die durch die Zerstörung der Blutkörperchen bedingten Verluste 
nicht mehr auszugleichen vermögen. Schreuer. 


1241. Meyer, Erich (TI. med. Klin, München. — „Weitere Unter- 
suchungen über extrauterine Blutbildung.“ Münch. Med. Woch., Bd. 55, 
H. 22, Juni 1908. 

Bei schweren Anämien, insbesondere bei der perniziösen Anämie 
findet man in Organen, die im extrauterinen Leben keine Blutzellen mehr 
produzieren, Herde jugendlicher Leukocyten- und Erythroblastenformen, so 
dass diese Organe wieder grosse Ähnlichkeit mit den gleichen Organen 
der Embryonalzeit aufwiesen (Leber, Milz, Lymphdrüsen, Knochenmark). 
Verf. hat in einer früheren Arbeit mit Heinecke (Dtsch. Arch. f. klin. Med., 
Bd. 88, 1907) diese Veränderungen als Reparationsversuche des Organis- 
mus gegen eine übermächtige primäre Blutschädigung aufgefasst. Um 
dieser Auffassung eine experimentelle Stütze zu geben, wurde geprüft, ob 
sich durch hämolytisch wirkende Gifte die prinzipiell gleichen Ver- 
änderungen beim Tier hervorrufen lassen. 23 Kaninchen wurden mit 
Phenylhydrazin, Pyrogallol oder Pyrodin vergiftet. Die Versuche fielen bei 
Anwendung der genannten Gifte gleichartig aus, gleichgültig ob das Gift 
per os oder subkutan beigebracht wurde. Nach dem Verlaufe liessen sich 
die Vergiftungen in akute und chronische einteilen, von denen die ersteren 
nicht die vom Verf. und Heinecke beschriebenen Organveränderungen 
zeigten. Dagegen fanden sich die Erscheinungen bei Tieren, die etwas 
über einen Monat der Vergiftung ausgesetzt waren. Die Vergiftung selbst 
war immer durch einen starken Blutzerfall und hochgradige Hämosiderose 
der Organe ausgezeichnet. Die vom Verf. gegebene Beschreibung des 
Blutbildes und der Organe seiner Versuchstiere steht in vollkommener 
Übereinstimmung mit den bei Fällen menschlicher perniziöser Anämie und 
beim Embryo gefundenen Verhältnisse, so dass Verf, den Beweis für 
geliefert ansieht, dass die Veränderungen als Reparationsvorgänge auf- 
zufassen sind: doch kann die Mehrproduktion von roten Blutzellen den 
kolossalen Verlust nicht überkompensieren. W. Wolff. 


— 468 — 


1242. v. Domarus, A. (II. Med. Klin., München). — „Über Bluthildung 
in Milz und Leber bei experimentellen Anämien.“ Arch. f. exper. Path., 
Bd. 58, p. 319, April 1908. ; 

Während unter normalen Bedingungen das Knochenmark post- 
embryonal den vielleicht alleinigen, sicher hauptsächlichsten Ort der Blut- 
neubildung darstellt, fragt es sich, ob nicht unter pathologischen Be- 
dingungen Milz, Leber und Lymphdrüsen mitwirken. 

Verf. hat daher bei Kaninchen Blutzerfall durch Phenylhydrazin oder 
Hydroxylamin erzeugt und die Organe nach eingetretener Anämie genau 
untersucht. Er fand bei akuter Gifiwirkung (4—8 Tage) schwere Anämie 
ohne Blutbildungsherde in Milz und Leber. Dagegen fanden sich bei 
über mehrere Wochen fortgesetzter Vergiftung mit Blutkörperchenzerfall, 
besonders bei periodischer Erholung, ausser der Zeichen lebhafter Blut- 
zellenneubildung im Knochenmark auch in der Milz und Leber Bilder, die 
denen bei Leukämie des Menschen äusserst ähnlich sind. 

Verf. deutet sie bei der grossen Zahl von Mitosen in Erythroblasten 
und indifferenten Blutkörperchen als Zeichen lebhafter Erythro- und Leuko- 
poese in der Milz und in der Leber, in welch letzterer Knochenmartk;- 
elemente in herdförmiger Anhäufung gefunden wurden. 

Franz Müller, Berlin. 


Verdauung und Drüsen. 


1243. Muir, R. — „On proliferation of the cells of the liver.“ Journ. 
Path. Bact., 1908, Bd. XII, p. 287. 

Zusammenfassende Darstellung der Eigenschaften von Leberzellen- 
proliferation 

1. nach Ruptur und Zerstörung, 

2. bei kompensatorischer Hypertrophie und Hyperplasie, 

3. geschwulstförmige Proliferation. 

I. Nach Ruptur vermehren sich hauptsächlich die Parenchymzellen. 
nach Zerstörung (subakute gelbe Atrophie) am meisten die 
Gallenkapillaren. Eine Umwandlung in Parenchymzellen findet 
nur in sehr beschränktem Masse statt. Die dadurch erziele 
eigentliche Regeneration ist unbedeutend, da nachträgliche Ver- 
narbung die neugobildeten Zellen zerstört. 

II. Hypertrophie und Vermehrung der Leberzellen verlaufen häufig 
parallel mit der Gewebszerstörung bei grober Cirrhose. Sie 
sind als kompensatorisch zu betrachten und gehen häufig in 
Karzinom über. 

Il. Sechs Fälle von Leberzellenkarzinom in Verbindung mit Cirrhose. 
Verf. hält die Cirrhose für primär und die Krebsentwickelung 
als eine Überschreitung der kompensatorischen Hyperplasie. 

In allen Fällen sieht man klare Übergänge von Leber- zu Karzinom- 
zellen. Zuerst bilden die Zellen Trabekel und können auch eine fast nor- 
male Anordnung beibehalten; atypische Wucherung kommt aber auch vor. 
Eine primäre Multiplizität lässt sich nachweisen durch die Kontinuität der 
Zellen mehrerer kleinerer Knötchen mit den umgebenden Leberzellen. Ein- 
gekapselte grössere Knoten scheinen in Spontanheilung begriffen zu sein. 
Einbruch in die Vena portae mit Metastasen in anderen Teilen der Leber 
ist öfters beobachtet worden. 

Ein Fall von reinem Parenchymzellenadenom bei einem 9Yjährigen 
Mädchen zeigte keine Spur von Gallenkapillaren. Eine kongenitale Anlage 
wird angenommen. Viele schöne Mikrophotographien. J. A. Murray. 


rn de u 


— 469 — 


1214. Hosse, C., Breslau. — „Die Ausführwege der menschlichen Bauch- 
speicheldrüse“ Anat. Anz., Bd. 32, H. 17/18, 16. Mai 1908. 

| Das Pankreas entwickelt sich aus zwei Anlagen, einer dorsalen, 
Pankreas minus, welche später Kopf und Processus uncinatus mit 
dem Ductus Santorini liefert und einer ventralen, dem Pancreas majus, 
aus welchem corpus und cauda entsteht. 

Durch ventrodorsale Drehung des Duodenums im Verlauf der Ent- 
wickelung erfolgt eine Verlagerung der beiden Komponenten. 

Die beiden Bestandteile des Pankreas besitzen auch beim Erwachsenen 
eine gewisse Selbständigkeit, wie man aus der Versorgung mit Blut- und 
Lymphgefässen sehen kann. W. Berg, Strassburg. 


1245. Kon, Jutaka (Kgl. patbol. Inst., München). — „Das Gitterfaser- 
gerüst der Leber unter normalen und pathologischen Verhältnissen.“ 
Arch. f. Entw.-Mech.. Bd. 25, p. 492—522, Taf. XXI, März 1908. 


Die Untersuchung geht von der Fragestellung aus, ob das Verhalten 
der Gitterfasern in kranken Lebern zur Erklärung der grossen physika- 
lischen und Konsistenzunterschiede des Leberparenchyms führon könne, 
welche Unterschiede ja bekanntlich nicht auf Veränderungen der collagenen 
Stützsubstanz und der elastischen Elemente beruhen; diese Erwägung mag 
auch für Parenchyme anderer Organe gelten, sollten aber zunächst an der 
Leber als dem diesbezüglich bestbekannten Organ geprüft werden. 

Während ihrer Ontogenese werden die Gitterfasern der Leber von 
Sternzellen der Kapillaren durch Umwandlung ihrer Fortsätze und ihres 
Plasmas gebildet. Am Ende des Embryonallebens sind sie voll aus- 
gebildet. Bei Leberkavernom sind die Gitterfasern in den Blutraumsepten 
stark entwickelt und gehen von Endothelzellen aus. Die Gitterfasern sind 
eine Spezies von Bindegewebe, das bei verschiedenen progressiven Pro- 
zessen zu kollagenen Fasern metaplasieren kann. Bei Leberödem zeigen 
die Fasern nur mechanische Ablösung von den Leberzellensträngen. Bei 
akuter Stauung sind die Fasern infolge mechanischer Störung verfeinert, 
bei chronischer durch Regeneration und Arbeitshypertrophie verstärkt. Bei 
Dissoziation der Leberläppchen werden die Fasern derart verfeinert, dass 
sie teilweise zugrunde gehen. In der Amyloidleber werden sie selbst nicht 
in Amyloid verwandelt, sondern sekundär zugrunde gerichtet. Bei Nekrose 
und eitrigen, sowie granulierenden Entzündungen bleiben sie lange erhalten. 
Bei Cirrhose sind sie in einzelnen Zellinseln verdickt und vermehrt, aus- 
genommen die mit Dissoziation der Läppchen kombinierten Fälle. In indu- 
rierten hypertrophischen Lebern sieht man eine bandartige Verdickung der 
Radiärfasern, die teilweise kollagener Natur sind. In zirkumskripten, 
exzentrisch gewucherten, metastatischen oder primären Geschwülsten lassen 
sich Fasern meist nicht nachweisen. In infiltrierenden bleiben sie selbst 
in tiefliegenden Partien gut erhalten. 


Der Herausgeber W. Roux gibt zu dieser Arbeit eine Einleitung, 
worin er die kausalen Morphologen auf den noch vielfach ungehobenen 
Schatz hinweist, welchen die Pathologie für Ermittelung der Faktoren 
normaler Gestaltbildung darstellt. Besitzen doch chirurgische Eingriffe 
und deren Folgeerscheinungen, namentlich für die Erkenntnis der funktio- 
nellen Anpassung, den Wert morphologischer Versuchsabläufe, die beim 
Menschen in anderer Weise nicht zu erzielen wären. 

Kammerer, Wien. 


— 470 — 


Excretion. 


1246. Allard, Ed. (Med. Klinik, Greifswald). — , Vergleichende Unter- 
suchungen über die sekretorischen Leistungen beider Niern.* Mitt. 
a. d. Grenz. d. Med. u. Chir., 1908, Bd. 18, p. 762. Siehe Bioch. C.. 
VII, No. 1180. 

1247. Hendrix, G. — „Influence de la peptone dans les fonctions du 
rein.“ Ann. de la Soc. d. Sc. med. et nat. des Bruxelles, 1907, Bd. 68. 
p. 33. Siehe Bioch. C., VII, No. 1181. 


1248. Mauriquand, G. und Policard, A. — „L'alternance fonctionelle des 
tubes urinaires, son rôle en pathologie rénale.“ Journ. de phys. et de 
path. gen., Bd. X, p. 267, 1908. 

In der Niere funktionieren nicht alle Teile gleichzeitig und gleich- 
mässig, sondern es gibt eine abwechselnde Tätigkeit, da nicht alle Zellen 
zur selben Zeit sezernieren. 

In demselben Nierensegment jedoch arbeiten alle Zellen synchron. 
In demselben Tubulus existiert aber eine abwechselnde Tätigkeit von 
Zelle zu Zelle. Das lässt sich daraus entnehmen: 

a) dass Neutralrot durch die Tubuli ausgeschieden wird und die 

- Zellen mit Bürstenbesatz durch den Farbstoff verschieden stark 
gefärbt werden. 

b) Im selben Segment aber sind alle Zellen in gleicher Weise mit 
Farbstoff beladen. 

c) Durch subkutane Injektion von Sublimat lässt sich durch die 
histologische Untersuchung des ferneren feststellen, dass das Gift 
manche Zellen intakt lässt, andere wieder sehr stark schädigt. 
Auch das wird auf den verschiedenen Zustand in der Tätigkeit der 
Zellen bezogen. Kochmann, Greifswald. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


1249. Herring, P. T. (Physiol. Dep., Edinburgh), — „The histological 
appearances of the mammalian pituitary body.“ Quarterly Journ. of 
Exper. Physiol., 1908, Bd. I, p. 121—160. 

Die histologische Untersuchung der Hypophyse in den verschiedenen 
Säugetierklassen zeigt, dass grosse Unterschiede bestehen. Man kann nach 
der Ausdehnung des Hohlraumes des Infundibulums, welcher in den 
II. Ventrikel mündet, 3 verschiedene Typen unterscheiden. 

Der sehr gefässreiche vordere Lappen hat das Aussehen einer Drüse, 
welche ein inneres Sekret an das Blut abgibt. Die Funktion dieses Teiles 
ist unbekannt. 

Die gefässarme Pars intermedia besteht aus gekörnten Epithelzellen, 
welche ein Kolloid absondern. Der nervöse Teil besteht aus Neuroglia 
und Ependymzellen und -Fasern. Nervenzellen kommen nicht vor. Die 
Zellen der Pars intermedia, welche diesen Teil umgeben, dringen in denselben 
ein und finden sich durch den ganzen nervösen Teil zerstreut in Form von 
Inseln, welche manchmal sogar im Innern des Hohlraums des nervösen 
Teiles liegen. Eine kolloidähnliche Substanz findet sich auch in diesem 
Teil in der Nachbarschaft der Epithelzellen und geht ebenfalls in den Hohl- 
raum über und von dort in den III. Ventrikel. Der hintere Lappen der 
Hypophyse muss daher als eine Drüse aufgefasst werden, deren 
inneres Sekret von der Pars intermedia geliefert wird und in das 
Gehirn übergeht. Die Funktionen des hinteren Lappens sind zum Teil 
bekannt, da Extrakte dieselbe Blutdrucksteigerung und Harnabsonderung 


= jt = 


hervorrufen. Wahrscheinlich ist das Auftreten von Diabetes bei Akromegalio 
auf Funktionsstörungen dieses hinteren Lappens zurückzuführen. 
| Cramer. 

1250. Herring, P. T. (Physiol. Dep., Edinburgh). — „The development of 
the mammalian pituitary and its morphological significance.“ Quarterly 
Journ. of Exper. Physiol., 1908, Bd. I, p. 161—186. 

Die Entwickelung der Hypophyse wurde an Katzenembryonen unter- 
sucht und mit der Entwickelung bei Menschen, Ochsen und Schweinen ver- 
glichen. 

Die Ectodermzellen der Rathkesche Tasche differenzieren sich früh 
in zwei Gruppen, von welchen die eine sich in den vorderen drüsigen 
Lappen entwickelt, während aus der anderen die Pars intermedia hervor- 
geht. Die Pars intermedia schmiegt sich schon in den frühesten Stadien 
der Entwickelung eng an den Boden des III. Ventrikels an und bildet mit 
dem Infundibulum, welches eine Ausstülpung des Thalamencephalons ist, 
den hinteren Lappen. 

„Verf. sieht im Anschluss an Kupfer in der Hypophyse der Säugetiere 
die Uberbleibsel eines Ganges, welcher in den Kanal des Centralnerven- 
systems mündet. Es ist ihm gelungen, in Katzenembryonen einen solchen 
Gang, welchen die Rathkeschen Tasche mit dem Hohlraum im Innern des 
Infundibulums verbindet, nachzuweisen. Cramer. 


1251. Joris, H. — „A propos de la nature glandulaire de la neuro- 
hypophyse.“ Bull. de la soc. roy. d. sc. med. et nat. de Bruxelles, 1908, 

4, p. 78. 

Der Hinterlappen der Hypophyse wird bei Säugetieren für einen mehr 
oder weniger entarteten Nervenapparat gehalten. Verf. glaubt auf Grund 
seiner Untersuchungen auch bei diesem Lappen eine Drüsentätigkeit des 
Organs annehmen zu müssen. Kochmann, Greifswald. 


1%52. Paladino, G. — „Nouvelles études sur la placentation de la femme. 
Contribution à la physiologie de l'utérus.“ Arch. ital. d. Biol., 1907, 
Bà. 48, p. 211. 

Um sich über die Frage der Implantation des Eies im Uterus der 
Frau zu orientieren, muss man vor allem feststellen, welches der Zustand 
der Uterusschleimhaut im Augenblick des Eintritts des befruchteten Eies ist. 
Durch die Tatsache, dass die Phänomene, welche sich in der Genitalsphäre 
abspielen, zur Zeit der Ovulation und der Befruchtung im allgemeinen 
assoziierte und nicht subordinierte Vorgänge sind, ist die uterinäre Schleim- 
haut schon vorbereitet, sich in die Huntersche Haut zu verwandeln, was 
keine einförmige Umbildung ist. Im Gegensatz zur herrschenden Annahme 
hat weder das Epithel der Bekleidung, noch das Drüsenepithel an der 
Bildung der Hunterschen Haut der Frau teil. Das oberflächliche Epithel 
fällt ab und zu gleicher Zeit auch dasjenige, welches den oberen Teil der 
Drüsenkanäle deckt, während der Rest des Drüsenepithels nach und nach 
in situ zerstört wird, während sich die Drüsen deformieren und als solche 
zugrunde gehen. Zu gleicher Zeit wandern in grosser Anzahl die Lymph- 
zellen in das Stroma der Schleimhaut; sie vermehren sich immer an Zahl 
und teilweise auch an Umfang, indem sie sich in Deciduazellen, d. h. in 
vielseitige, spindelförmige, unregelmässig dreicckige Zellen transformieren, 
Zwischen den Deeciduazellen findet man überall Lyinphzellen verstreut. 
Eine grosse Anzahl von Lymphzellen haben einen polymorphen Kern, andere 


— 472 — 


sind Lymphocyten und unter diesen bemerkt man auch Normoblasten oder 
kernhaltige rote Blutkörperchen. Das befruchtete Ei bei der Frau implan- 
tiert sich weder direkt in das Cavum uteri, noch in die Dicke der Schleim- 
haut, sondern es bleibt in einer Falte der Hunterschen Haut, die die voll- 
kommen umgebildeie Schleimhaut ist. Die Ränder der Krümmung ver- 
schliessen sich, so dass keine Spur dieser Spalte zurückbleibt. Ebenso wie 
die Decidua capsularis hat die wahre Huntersche Haut die oben beschriebene 
Struktur. Das Chorion des menschlichen Eies ist schon am 13. oder 
14. Tage mit Zotten, die mehr oder weniger an ihrer ganzen Oberfläche 
verbreitet sind, versehen. Die Achse der Zotten. ist aus schleimigem Binde- 
gewebe und unter den gewöhnlicheren Elementen desselben treten einige 
runde Zellen mit netzförmigem Protoplasma und reichen acidophilen Granu- 
lationen hervor. Von der zweiten Woche ab sind die Zotten mit Ge- 
fässen versehen, welche rote Blutkörperchen und einige weisse enthalten. 

Die epitheliale Bekleidung der Zotten wird von zwei Schichten ge- 
bildet: der unteren und oberen Schicht, auch syncytiale oder plasmodiale 
genannt. Diese letztere stammt von ersterer und alle beide stammen vom 
Ectoblast. In der Langhansschen Schicht und in den sogenannten Zell- 
kolonnen findet man verschiedene Stadien der Mitose, in der syncytialen 
Schicht und in den respektiven Wucherungen gibt es eine augenschein- 
liche amitotische Vermehrung der Kerne. Die Bürstenbildung findet man 
nicht überall in der syncytialen Schicht. An den Teilen, wo sie ist, kann 
sie vom Syncytium, das alveolar geworden ist, begleitet sein, woher es 
kommt, dass diese Schicht einen höheren Grad von Kobäsion erreicht. 
Die Taplanlation der Zotten findet an der Oberfläche der Hunterschen Haut 
statt oder an einer der dünnen Verzweigungen, welche sie nach dem 
Chorion sendet. An- dem Befestigungspunkt verliert die Zotte die syn- 
cytiale Schicht, während sich die Elemente der Langhansschen Schicht 
durch Mitose vervielfachen, so dass sie wahre Haufen oder Zellkolonien 
bilden. Die Huntersche Membran bleibt nicht indifferent, die interzelluläre 
Substanz nimmt zu, kondensiert sich, die Zellen verkleinern sich. Sie 
tendiert fast danach, sich in eine konnektivale, kompakte Form zu ver- 
wandeln, um den oberflächlichen Elementen der oben genannten An- 
häufungen Punkte grösseren Widerstands zu bieten. Man darf nicht 
das Trophoblast, die Trophosphäre mit dem Embryotroph im Sinne von 
Bonnet verwechseln. Das Trophoblast und die Trophosphäre lassen sich 
mit dem Embryotrophen weder durch ihren histologischen Aufbau, noch 
durch die Genese identifizieren; und anderseits kann auch das Tropho- 
blast, das nur die syncytielle Schicht bezeichnet, nicht die Trophosphärt 
in sich schliessen, die ebenfalls in ihrer Konstitution und Genese schr 
verschieden ist. 

Die zottigen Zwischenräume sind weder vorher existierende Gefässr. 
noch erweiterte Gefässe der. Neubildung, und man kann sie auch nicht mit 
Hilfe anderer von verschiedenen Forschern angenommener Schematen er- 
klären. Nach der Meinung des Verf. sind die zottigen Zwischenräume ur- 
sprünglich nur Überreste eines Raumes, welcher zwischen dem Chorion 
und der Deciduakapsel liegt. Dieser Raum ist in entgegengesetzter Richtung 
durch die Zotten des Chorions und die dünnen Verlängerungen der Hunter- 
schen Haut gefurcht. Nachdem sich die Zotten an der Hunterschen 
Membran befestigt haben, bleiben die intermediären Zwischenräume in Ver- 
bindung miteinandet, aber eingeschlossen zwischen dem Chorion und der 
Deciduakapsel. Die Verbindung zwischen den Gefässen der Hunterschen 


nt me tante fn ee 5 


— 413 — 


Haut und den zottigen Zwischenräumen ist nicht sehr früh, sie besteht 
noch nicht im ersten Monat. Das stimmt vollkommen mit ihrem ersten 
Inhalt, der nicht Blut ist, überein. Der erste Inhalt der zottigen Räume, 
die man nicht mit dem Embryotrophen und der Uterusmilch der Pachy- 
dermen verwechseln darf, besteht aus einem zusammengesetzten Stoff, 
welcher direkt durch die Deciduaneubildung erzeugt wird, einer Hämo- 
lymphe „sui generis“, Man findet auch Partien der syncytialen Wuche- 
rungen oder diese Wucherungen in toto, welche sich vom Syncytium los- 
gelöst haben. Die Funktion des obengenannten Stoffes ist von grösster 
Bedeutung, weil er dazu dient, dem Embryo vor der Entwickelung der 
Allantoiszirkulation die Nahrung zu liefern. 

Die Riesenzellen stammen aus verschiedenen (Quellen, von denen die 
hauptsächlichsten die Deciduaneubilduhg und die muskulären Faserzellen 
sind, sei es das Bündel, welches im Stroma der Uterusschleimhaut läuft, 
sei es tiefere Bündel der Muskelhaut. Diejenigen, welche aus den 
Peciduazellen stammen, entwickeln sich vom Auftreten der Placentation an, 
und sie sollen zur Erzeugung des neuen Blutes und der neuen Gefässe 
der Membrana H. beitragen. Man hat lange den Stoffaustausch zwischen 
Mutter und Embryo als einen osmotischen Vorgang angesehen und die 
Placenta als einen Filter betrachtet, der bestimmt war, die Elemente des 
mütterlichen Blutes anzuziehen und zu trennen, um sie zur Entwickelung 
des Embryo zu liefern. Der Stoffaustausch zwischen Embryo und Mutter 
findet nicht, wenigstens während der ganzen ersten Periode, zwischen dem 
Embryoblut und dem mütterlichen Blute statt, sondern zwischen den 
Chorionzotten und der Hunterschen Haut, und eigentlich zwischen der 
syncytialen Bekleidung der Chorionzotten und dem ersten Inhalt der Zotten- 
zwischenräume, woraus hervorgeht, dass sich zwischen einem und dem 
anderen eine sehr komplexe Funktion vollzieht, ein wahres Phänomen der 
Symbiose; wenn daher der Embryo atmet und sich mit Hilfe der Mutter 
mit Nahrung versorgt, gibt er zugleich dieser mit den Erzeugnissen der 
Disassimilation von seinem Stoffwechsel, von den morphologischen und 
chemischen Elementen ab, die die Tatsachen erklären helfen, welche bis 
jetzt unverständlich sind, die Telegonie oder Transmission. Die Beförde- 
rungsmittel dieser Keime sind die Inseln syncytischer Wucherung, welche 
sich loslösen und in die tiefen Venen der Membrana H. wandern, und 
folglich in den mütterlichen Kreislaufsstrom, welcher sie in die Ovarien 
und die anderen Organe bringt. Leon Asher, Bern. 


1253. Gheorghiu, N., Bukarest. — „Betrachtungen über einige Fälle von 
Ovarialinsuffizienz.“ Revista stiintzelor medicale, Januar-Februar 1908. 
Der Verf. beschreibt 9 Fälle von Ovarialinsuffizienz verschiedenen 
Grades und spricht auf Grund derselben die Ansicht aus, dass eine physio- 
logische Insuffizienz dieses Organes nicht anzunehmen ist und, dass immer, 
wenn die in Rede stehenden Symptome auftreten, es sich um anatomische 
Veränderungen des Ovariums handelt. Die Symptome der Ovarial- 
insuffizienz sind: Unregelmässigkeiten in der Menstruation, Kopfschmerzen, 
Schlaflosigkeit, Schmerzen im Kreuz und Hypogastrium, Übelkeiten, 
eventuell Erbrechen usw. Lässt man derartige Patientinnen eine opothera- 
peutische Behandlung durchmachen, so verschwinden alle die Erscheinungen, 
um eventuell nach Aussetzung dieser Behandlung wieder aufzutreten, 
| Die Untersuchung der betreffenden Fälle hat gezeigt, dass Ovarial- 
insuffizienz auftreten kann: 


— AE = 


1. Nach vollständiger Entfernung der Ovarien infolge von totaler 
Hysterektomie oder falls es sich um eine vollständige Zerstörung 
derselben durch beiderseitige zystische Degeneration handelt. 

2. Infolge teilweiser Zerstörung der Eierstöcke bei akuter oder chro- 
nischer Salpingoophoritis und bei Läsionen der Ovarien infolge von 
Uterusfibrom oder einer uterinen Infektion. 

3. Durch Ovarialsklerose infolge mangelhafter Drainierung der Gebär- 
mutter, bei bestehenden Knickungen dieses Organs oder bei Stenose 
des Muttermundes. 

Die Behandlung der Ovarialinsuffizienz ist hauptsächlich eine opo- 
therapeutische und zwar allein oder in Verbindung mit den entsprechenden 
chirurgischen Eingriffen. Eine vollständige Entfernung der ÖOvarien soll 
nach Möglichkeit vermieden werden und bei mangelhafter Drainierung des 
Uterus soll das kommissurale Evidement des Gebärmutterhalses nach der 
Methode von Pozzi vorgenommen werden. E. Tof. Braila. 


1254. Weymeersch, A. — „Contribution à l'étude des fonctions du thymus.” 
Bull. de la soc. d. sc. med. et nat. de Bruxelles, 1908, Bd. 66, p. 30. 
Mit Hilfe eines zytotoxischen Serums versucht Verf. die physiologische 
Bedeutung der Thymus zu studieren. Ein erwachsener Hund von 1 Jahr 
zeigt nach sechs Injektionen innerhalb von sechs Wochen Abmagerung ohne 
Knochendeformation. Zwei weitere junge Hunde weisen gegenüber Kon- 
trollen vom selben Wurf ein ausserordentlich starkes Wachstum und sehr 
auffallende Vermehrung des Gewichts auf. 
Kochmann, Greifswald. 
1255. Schraube, Conrad (Path. Inst., München). — „Die Beziehungen der 
Thymusdrüse zum Morbus Basedowt.“ Diss. München, 1908, p. 30. 
Verf. bespricht unter Anführung von vier neuen Fällen die bisher 
noch immer ungeklärten Beziehungen zwischen Thymusdrüse und Morbus 
Basedowii. Fritz Loeb, München. 


1256. Gerhartz, H. (Tierphysiol. Inst. d. Landw. Hochschule, Berlin). — 
„Geschlechtsorgane und Hunger. 2. Mitteilung.“ Zentrbl, f. Physiol.. 
1908, Bd. 22, 65—67. 

Bei Rana fusca, deren Geschlechtsorgane sich in kurzem Zeitraume 
zyklisch regenerieren, wurde der Einfluss des Hungers auf die Hoden 
studiert. Während früher schon festgestellt war, dass die zyklische Regene- 
ration auch beim hungernden Tier in normaler Weise vor sich geht, zeigte 
sich nun, dass ausgebildete Geschlechtsorgane proportional der Abnahme 
des Körpergewichtes reduziert werden. Die exzeptionelle Zugkraft, welche 
die Generationsorgane auf ihre Nährstoffe ausüben, besteht also nur so 
lange, als sie innersekretorisch tätig sind. Autoreferat. 


1257. Müller, Robert. — „Über den Tannenbergschen Körper. Ein 
Beitrag zur Lehre von der Lymphbildung.* Pflügers Arch., 1905. 
Bd. 122, p. 455. 

Genaue Beschreibung der Anatomie der männlichen Genitalien der 
Anatiden, mit besonderer Berücksichtigung der Tannenbergschen Körper. 
zweier braunrötlicher, bohnenförmiger Organe, welche als Gefässknäuel, als 
Rete mirabile, ın den Verlauf der Arteria pudenda interna eingeschaltet 
sind. Dieselben werden mit sympathischen Fasern versorgt, welche vaso- 
motorisch und lymphsekretorisch wirken. Ferner wird eine genaue Be- 
schreibung der Blut- und Lymphgefässe der Genitalregion gegeben. Der 


— 475 — 


Tannenbergsche Körper erweist sich bei der histologischen Untersuchung 
als ein von lymphatischom Gewebe umhülltes Gefässkonvolut und zwar 
der Art, dass das Iymphatische Gewebe Scheiden um die Gefässe bildet. 
Der Körper sitzt frei in dem grossen Lymphsack, welcher als Corpus 
cavernosum bezeichnet wird. Er besitzt zahlreiche arterielle und spärliche 
venöse Gefässe, während eigentliche Kapillaren fehlen. Das lymphatische 
Gewebe des Tannenbergschen Körpers besteht aus protoplasmaarmen, mono- 
nukleären Zellen, welche den Blutgefässen aufliegen. Reizung der zum 
Tannenbergschen Körper führenden sympathischen Nervenfasern bewirkt 
Austritt von Flüssigkeit aus demselben. Es werden relativ grosse Lymph- 
mengen in wenigen Minuten gebildet. Die gebildete Lymphe dient zur 
Bewerkstelligung der Erektion. Die gebildete Lymphe kehrt vollständig 
wieder in die Blutbahn zurück. Leon Asher, Bern. 


Specielle Nervenphysiologie. 


1258. Mangold, Ernst (Physiol. Abt. d. Zool. Station zu Neapel, — 
„Studien zur Physiologie des Nervensystems der Echinodermen. I. Mit- 
teilung. Die Füsschen der Seesterne und die Koordination ihrer 
Bewegungen.“ Pflügers Arch., Bd. 122, p. 315—360, April 1908. 
Mit 14 Textfiguren. 

Verf. bespricht zunächst Bau und Funktion der Ambulakralfüsschen, 
ihre Bewegungen auf direkte Reizung und den Mechanismus des Fest- 
haftens. Die koordinierten Bewegungen der Füsschen können in ver- 
schiedener Weise erfolgen, je nachdem ein Tier kriecht oder gräbt. Beim 
Kriechen strecken sich sämtliche Füsschen in der Marschrichtung vorwärts, 
während sie beim Graben im Sande in allen Armen von der Ambulakral- 
furche her auseinanderschlagen. 


Durchschneidet man einem Seesterne den Radialnerven eines Armes, 
so ist das derartig abgegreñzte Stück des Armes physiologisch völlig 
isoliert von dem übrigen Tiere, und seine Füsschen beteiligen sich weder 
mehr an den Kriech- noch an den Grabebewegungen der übrigen. Sonst 
jst die nervöse Koordination so vollkommen, dass selbst von der Kriech- 
fläche abgehobene Arme mit ihren Füsschen sich an der allgemeinen 
Bewegung beteiligen. Durch den Ausfall oder die anderweitige Inanspruch- 
nahme — z. B. beim Fressen — einiger Füsschen wird die Koordination 
der übrigen nicht gestört, sofern nur die Radialnervenleitung nicht unter- 
brochen ist. 

Einzelne Abschnitte des Radialnerven können sich zu selbständigen 
Koordinationszentren abgrenzen. 

Ein leitendes Hautnervennetz existiert nicht bei den Seesternen. 


Das bis dahin unbeschrieben gebliebene Eingraben der Seesterne und 
Schlangensterne im Sande und die dabei ausgeführten Füsschenbewegungen, 
wie den Verlauf der Füsschenbewegung beim Kriechen hat Verf. eingehend 
untersucht und in seiner Arbeit behandelt, sowie durch Textabbildungen erläutert. 

Operativ oder durch Autotomie abgetrennte Arme können noch selbst- 
ständig kriechen und graben. 

Zum Schlusse behandelt Verf. die Retraktions- und Extensions- 
bewegungen der Füsschen, wie sie auf Reizung der Füsschen, der Haut 
und des Radialnerven erfolgen. Nach der Durchschneidung des Radial- 


— 416 — 


nerven erfolgt meist: Vorstrecken der Füsschen peripher von der Schnitt- 
stelle, während die des zentralen Teiles eingezogen bleiben. 
Mangold, Greifswald. 


1259. Jordan, Hermann, Tübingen. — „Über reflexarme Tiere. II. 
Zeitschr. f. allg. Physiol., 1908, Bd. VIII, p. 222. 


Verf. hat die Frage zu beantworten gesucht, ob die Mundscheibe der 
Aktinie mit ihrem von den Autoren als „Nervenring“ oder als „primitives 
Zentralnervensystem“ bezeichneten Nervennetz auf die Funktionen des 
übrigen Tieres eine Regulation ausübt. Er kommt dabei zu dem Schlusse, 
dass dies Organ nicht in höherem Masse ein Centrum ist, als jedes 
Nervennetz überhaupt, und dass es daher mit dem Schlundring höherer 
Evertebraten nicht analogisiert werden könne. Die Schlussfolgerungen, 
welche der Verf. daran knüpft, und wonach ein prinzipieller Gegensatz 
zwischen den höheren und niederen Tieren existiert, weil jene sich ab- 
normen Bedingungen anpassen könnten, diese aber nicht, sind dem Ref. 
nicht völlig klar geworden. G. F. Nicolai, Berlin. 


1260. Munk, Hermann, Berlin. — „Über die Funktionen des Kleinhirns.” 
Sitzgsber. d. Kgl. Preuss. Ak. d. Wiss., 1908, Bd. XIV, p. 294, 3. Mitt. 


Verf. bespricht ausführlich die nach totaler oder halbseitiger Klein- 
hirnexstirpation auftretenden Folgen des Kleinhirnverlustes und des ope- 
rativen Eingriffs bei Affen und Hunden. Über das Verhalten der operierten 
Tiere im einzelnen muss das Original nachgelesen werden. 


Zum Schlusse gibt der Verf. eine Übersicht über die Funktionen des 
Kleinhirns. 


Das Kleinhirn ist ein nervöser Bewegungsapparat des Tieres, dessen 
Herrschaft sich auf Wirbelsäulen- und Extremitätenmuskeln erstreckt und 
dessen motorischen zentralen Elementen Mark- und Muskelzentren für den 
Bereich von Wirbelsäule und Extremitäten untergeordnet sind. Jeder seit- 
lichen Kleinhirnhälfte sind die Zentren für das Bereich der gleichseitigen 
Extremitäten und der entgegengesetzten Wirbelsäulenseite zugehörig. 


Die motorischen zentralen Elemente sind untätig immer schwach er- 
regt durch beständige sensible Erregungen und halten dadurch die unter- 
geordneten Zentren in erhöhter Erregbarkeit. Tätig leistet das Kleinhirn 
die feinere Gleichgewichtsregulierung, während die gröbere Gleichgewichts- 
erhaltung von anderen Hirnteilen geleistet wird. Ferner leistet das xlein- 
hirn das kurze Seitwärtswenden des Tieres, und zwar sind von jeder seit- 
lichen Kleinhirnhälfte Wenden und Drehen nach der entgegengesetzten 
Seite abhängig. Hierfür findet nach Kleinhirnverlust keine Kompensation 
durch andere Hirnteile statt. 


Das Kleinhirn kann unabhängig vom Grosshirn tätig sein. ist ihm 
aber in der Norm untertan als vorgebildeter Bewegungsapparat, der un- 
willkürlich und unbewusst zweckmässige Gemeinschaftsbewegungen von 
Wirbelsäule und Extremitäten und dadurch insbesondere die Gleichgewichts- 
regulierung bei den gewöhnlichen Bewegungen hervorbringt. 

Mangold, Greifswald. 


1261. Margulies, Alexander (Psychiatr. Univ.-Klin., Prag). — „Studien iiber 
Echographie (Pick).“ Monatsschr. f. Psychiatrie und Neurologie, Bd. 22, 
H. 6, Dez. 1907. 


— 41 — 


Bei zwei Epileptikern, einem 15jährigen Mädchen und einem 63- 
jährigen Manne, beobachtete Verf. im postepileptischen Zustande merk- 
würdige Störungen des Lese- und Schreibsinnes, die im wesentlichen darin 
bestanden, dass bei erhaltener formaler Lesefähigkeit vollständige Auf- 
hebung des Verständnisses für den Inhalt des Gelesenen und ferner die 
Neigung auftrat, mündliche oder schriftliche Fragen einfach sinnlos zu 
kopieren (Echographie). Eingehende Erwägungen über diese Anomalien, 
die analog den Sprachstörungen als transkortikale Alexie und transkortikale 
Agraphie zu bezeichnen wären, drängen den Verf. zu der Annahme, dass 
auch beim Lesen und Schreiben, ebenso wie beim Sprechen, wenigstens im 
physiologischen Sinne isolierte Zentren bestehen, von denen aus erst das 
Gelesene dem Bewusstseinsorgan übermittelt, bzw. die vom begrifflichen 
Denken her zweckmässig in Tätigkeit gesetzt werden. 

Th. Pulvermacher, Berlin. 


1262. Zingerle, H. (Klin. f. Nerven- u. Geisteskranke, Graz). — „Über die 
Nuclei arcıformes der Medulla oblongata.“ Neurolog. Centrbl., No. 5, 
März 1908. 

Eigene und fremde Untersuchungen missbildeter und pathologisch ver- 
änderter Gehirne lassen dem Verf. keinen Zweifel darüber, dass die Fibrae 
arc. ext. ant, und die Nuclei arciformes in enger Beziehung zueinander 
stehen. Der Umstand ferner, dass bei Entwickelungshemmungen der 
vorderen Gehirnteile die Nuclei arciformes und die fibrae oft erhalten sind, 
bei Mangel des Kleinhirns dagegen ebenfalls fehlen, führen ihn zu dem 
Ergebnisse, dass die Nuclei arciformes in ihrer Anlage und ihrem Wachs- 
tum von der Entwickelung des Kleinhirns abhängig sind. Sie stellen eine 
den Brückenkernen analoge Bildung dar und stehen vermittelst der Fibrae 
arc. ext. ant., deren Ausbildung der der Kerne durchaus parallel geht, mit 
dem Kleinhirn in Verbindung. Th. Pulvermacher, Berlin. 


1263. Renauld, Henri (Inst. Solvay, Brüssel). — „Sensibilité du cerveau 
aux pressions osmotiques.“ Arch. intern. de Physiol, 1908, Bd. VI, 
p. 230—251. 

Osmotischen Druckunterschieden gegenüber verhält sich das Gehirn 
vollkommen so wie die übrigen Organe. Es schwillt unter dem Einfluss 
hypotonischer Lösungen an und schrumpft durch die Einwirkung hyperto- 
nischer Lösungen zusammen. Die Ursache der Volumänderungen ist in 
der Haupisache auf die Empfindlichkeit der Nervenzellen auf osmotische 
Druckunterschiede zurückzuführen. Aristides Kanitz. 


1264. Philippson, M. — „Sur les phénomènes consécutifs à la section de 
la moëlle et à l'ablation des racines postérieures.“ Bull. de la Soc. d. 
Sc. med. et nat. de Bruxelles, Bd. 65, p. 236, 1904. 

Genaue Beschreibung des Symptomenkomplexes bei einem Hunde, 
welcher die in der Überschrift genannten Operationen gut überstanden hat. 
Kochmann, Greifswald. 


1265. Symes, W. L. — „A simple mark for rapid induction of an- 
aesthesias in small animals.“ Proc. physiol. Soc., 1908, p. 22; Journ. 
of Phys., 1908, Bd. 37, No. 1. 

Kurze Beschreibung. Cramer. 


— 478 — 


1266. Pop-Avrameseu, Bukarest. — , Über die Pupille und die Pupillar- 
reflexe.“ Spitalul, 1907, No. 23. | 

Der Verf. beschreibt einen Pupillarreflex, welcher darin besteht. dass 
die Pupille bei Bewegungen der Augäpfel nach oben oder nach unten sich 
in progressiver Weise erweitern und beim extremsten Stande oben oder 
unten auch die grösste Weite erreichen. Projiciert man nun auf die 
Augen einen Lichtstrahl, so zeigen die Pupillen eine kurze und Tasche 
Verengerung, kehren dann aber wieder auf die frühere Weite zurück, 
gleichgültig, ob das Licht auf dieselben weiter einwirkt oder nicht. Eine 
genaue Erklärung dieser Erscheinung kann einstweilen noch nicht gegeben 
werden, dieselbe scheint aber analog mit der von Obregia beschriebenen 
graduellen Pupillendilatation in Verbindung mit den Bewegungen der Augen 
nach aussen und innen. E. Tofi, Braila. 


1267. Drew, G. A. (Univ. of Maine). — „The physiology of the nervous 
system of the vazor-shell clam (Ensis directus, Con.).“ Journ. of Exp. 
Zool., Bd. V, S. 411—326, März 1908. 

Andauernde Reizung irgend eines Teiles des Körpers beeinflusst mit der 
Zeit alle Ganglien. Gewisse Teile, z. B. der Fuss und Nacken, können 
so leicht gereizt werden, dass die Reaktion andere Teile nicht mit ein- 
begreift. 

Die Hirn- und Darmganglien besitzen motorische sowie sensorische 
Zellen. Verbindungsfasern sind vorhanden. Die Ganglien desselben Körper- 
teiles sind eng miteinander verbunden. Werden die direkten Pfade zer- 
stört, so kommen Reaktionen auch auf indirekte Weise zustande. Die Re- 
aktionszeit ist dann länger. B.-0. 


1268. Hatai, S. (Wistar Inst. of Anatomy, Philadelphia). — „Preliminary 
note on the size and condition of the central nervous system in 
albino rats experimentally stunted.“ Journ. of Comp. Neur. and Psych., 
Bd. XVIII, p. 151—155, April 1908. 

Diejenigen Ratten, welche knappe Futtermengen erhielten, zeigten 
nur Unterschiede in der absoluten Grösse des Nervensystems. Das Ver- 
hältnis zwischen dem Gewicht des Körpers und dem des Nervensystems 
blieb bestehen. Die Länge des Körpers und Schwanzes war bei den 
„Hungertieren“ verringert. Ebenso liessen diese ein Missverhältnis zwischen 
Körper und Schwanz erkennen. Letzterer war kürzer als bei normalen 
Tieren (im Verhältnis zu der Körperlänge). B.-0. 


1269. Vogt, Heinrich (Senckenbergisches neurol. Inst., Frankfurt a. M.). — 
„Zur Pathologie und pathologischen Anatomie der verschiedenen Idiotie- 
formen.“ Monatsschrift f. Psychiatrie u. Neurol., Bd. 22, H. 6. Dez. 
1907. 

In dieser umfangreichen Arbeit referiert Verf. ausführlich über die 
einschlägigen in der Literatur niedergelegten Untersuchungen und fügt 
eigene Beobachtungen über die familiäre amaurotische Idiotie hinzu. Er 
kommt zu der Ansicht, dass die infantile (Sachssche) Form dieser Krank- 
heit, die in ihrem foudroyanten Auftreten geradezu den Anschein einer 
akuten Affektion erweckt, sich von der mehr chronisch verlaufenden juve- 
nilen Form nicht qualitativ, sondern nur graduell unterscheidet; in den 
wesentlichen Punkten verlaufen sie beide übereinstimmend. 


= A9 == 


Als die Grundlage dieses Prozesses kennen wir eine Zellerkrankung 
der spezifischen Elemente des Zentralnervensystems, die, abgesehen von 
Differenzen, durch welche sich einzelne besondere Formen des gemein- 
samen Typus charakterisieren, den wesentlichen Befund darbot, dass sie 


1. einen nbiquitären Charakter besitzt, 

2, einen endozellulären Typus mit der spezifischen Eigenheit des 
Untergangs des Tigroids (der normalen Struktur) und der Fibrillen- 
netze zeigt und 

3. erkennen lässt, dass die übrigen Bestandteile des nervösen 
Parenchyms (Markfasern, Glia, Gefässe usw.) sich in kaum nennens- 
werter Weise oder überhaupt nicht, und wenn, dann nur sekundär 


an dem Prozesse beteiligen. Th. Pulvermacher, Berlin. 
Sinnesorgane. 
1270. Alrutz, Sydney (Physiol. Lab. d. Univ. Upsala). — „Die Kitzel- 


und Juckempfindungen.* Skand. Arch. f. Physiol., 1908, Bd. XX, 
p. 371. 


Verf. gibt eine sehr ausführliche Literaturübersicht über die physio- 
logischen und klinischen Untersuchungen der Kitzel- und Juckempfindungen 
und berichtet dann über eigene Untersuchungen, bei denen er durch 
punktuelle mechanische Reizung oder durch successive mechanische Reizung, 
sowie durch thermische Reizung Kitzel hervorzurufen suchte und dadurch 
das Verhältnis der Kitzelempfindungen zu den Druckpunkten zu bestimmen 
versuchte. Auch berichtet er über einige klinische Beobachtungen und 
hypnotische Versuche. Er diskutiert dann die theoretische Bedeutung 
seiner Untersuchungen, von denen er zusammenfassend sagt: dass die Un- 
abhängigkeit der Juckempfindung von dem Drucksinn und seinen Organen 
als bewiesen und die der Kitzelempfindung als so gut wie bewiesen an- 
gesehen werden kann. Von den vier Empfindungsarten, den Druck-, 
Kitzel-, Juck- und Schmerzempfindungen, gehören also die drei letzten am 
engsten Zusammen. 


Innerhalb dieser letzteren Gruppe wieder stellen Jucken und Kitzel 
mit grosser Wahrscheinlichkeit ein und dieselbe Empfindungsqualität dar 
und werden von denselben nervösen Organen ausgelöst. Der Unterschied 
zwischen ihnen wird wahrscheinlich nur durch die verschiedene Reizungs- 
weise bedingt. Die beiden Formen des Schmerzsinnes, die Stichempfindung 
(bei punktueller Reizung) und das „Brennen“ (bei flächenförmiger) werden 
von einem und demselben Endorgan ausgelöst, das, nach allem zu urteilen, 
differenzierter ist als das Organ der Juck- und Kitzelempfindung. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


1271. Gertz, Hans. — „Ein Versuch über das direkte Sehen.“ Skand. 
Arch. f. Physiol., 1908, Bd. XX, p. 357. 

Verf. definiert als die Stelle des direkten Sehens diejenige Netzhaut- 
area, innerhalb deren die Empfindungsschärfe irgendwo maximal ist, und 
davon bis zum Rand der Area um ein eben Merkliches abfällt. Er weist 
ferner darauf hin, dass sowohl Genauigkeit, als Stabilität der durch den 
Muskelapparat des Auges bewirkten Blickeinstellung eine gewisse Grenze 
haben müsse, und definiert als normale Blickaberration diejenige Area der 
Netzhaut in der Gegend des deutlichsten Sehens, innerhalb deren ein direkt 


— 480 — 


fixierter Punkt vermöge der unwillkürlichen Blickschwankungen regellos fällt. 
Die an zwei Menschen durchgeführten Untersuchungen des Verfs. haben 
nun ergeben, dass die Stelle des direkten Sehens und die normale Blick- 


aberration gleich gross sind. 
Die Winkelbreite schwankt zwischen 320 und 45. 
G. F. Nicolai, Berlin. 


1272. Silfvast, I. (Physiol. Inst. d. Univ. Helsingfors). — „Über die Seh- 
schärfe für verschiedene Farben im Zentrum der Retina.“ Skand. 
Arch. f. Physiol., 1908, Bd. XX, p. 411. 


Verf. hat die Entfernung bestimmt, bei der die 2,5 mm Löcher einer 
schwarzen Scheibe noch als distinete Punkte unterschieden werden konnten, 
wenn man diese Scheibe bei verschiedenfarbigem Lichte betrachtete. Es 
ergab sich, dass die Sehschärfe für rotes und grünes Licht in der Fovea 
centralis gleich gross ist wie für weisses Licht, dass aber die Sehschärfe 
für blaues Licht sehr viel geringer ist (etwas weniger, als halb so gross). 
Der Verf. bemerkt aber selbst, dass möglicherweise dies Resultat auf eine 
nicht absolut einwandsfreie Photometrierung der verschiedenen Lichter 
zurückgeführt werden dürfte. G. F. Nicolai, Berlin. 


Personalien. 


Berufen: Prof. Dr. Magnus-Heidelberg hat einen Ruf nach Utrecht ange- 
nommen (Pharmakol.); Prof. Dr. Frank-Giessen nach München 
(Physiol.); Priv.-Doz. Dr. Biberfeld-Breslau ist mit derWahrnehmung 
des Lehrauftrags für Pharm. in Göttingen beauftragt. 

Ernannt: 

Ordentl. Prof.: Dr. Th. Panzer an der tierärztlichen Hochschule in Wien. 
Be (Chemie); als Nachfolger für O. Hammarsten für physiol. 

h. in Upsala S. G. Hedin-Uppsala. 

Ausserordentl. Prof.: Dr. Hans Aron-Berlin f. Physiol. in Manila; Dr. G. 
Manca-Sassari (Experim. Physiol); Dr. E. Perroncito-Turin 
(Parasitologie); Dr. F. Livini-Parma (Anat.); Dr. M. Lewandowskr- 
Berlin; Dr. C. Lewin-Berlin. 


Geh. Med.-Rat: Prof. Dr. H. Curschmann-Leipzig und Prof. Dr. E. Hering- 
Leipzig. 
Habilitiert: Frl. Dr. Wjera Dantschakowa-Moskau (Histol); Dr. K. 
Davidsohn-Breslau (path. Anat.). 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Rubner-Berlin erhielt von der Liebig- 
Stiftung der Bayer. Akad. die goldene Liebigmedaille. 
Prof. Dr. E. nn, ist zum Leiter der Abteilung 
für exper. Terapie am Pharmak. Institut in Berlin ernannt. 


Gestorben: Prof. Dr. O. Langendorff-Rostock, 55 Jahre alt; Prof. Dr. 
Guldberg-Christiania (Anat.), 54 Jahre alt. 


Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 


Tigerstedt, Handb. der pbys. Methodik, I. Band, 2. Abteilung. Leipzig. 
Hirzel, 1908. 

Oppenheimer, Handbuch der Biochemie des Menschen und der Tiere. 
Bd. I, Bogen 1—10, Jena, G. Fischer. Preis Mk. 5.—. 


- Biophysikalisches Gentralblatt 











Bd. III. Augustheft No. 1 5/16. 





Physik. 


1273. Seddig, M. — „Über die Messung der Temperaturabhängigkeit 
der Brownschen Bewegung.“ Physikal. Zeitschr., 1908, Bd. IX, p. 465 
bis 468. 

Dem Verf. gelang es, mittelst Ultramikroskops und photographischen 
Apparats die Bewegung der Teilchen einer Suspension bei verschiedenen 
Temperaturen zu fixieren. Er bewerkstelligte das durch Belichtung einer 
im Ultramikroskop angebrachten Suspension durch Lichtblitze, die in be- 
stimmtem Zeitintervall aufeinander folgten und konnte so messend an Hand 
der Bilder die in bestimmten Zeiten von den Teilchen zurückgelegten Wege 
bestimmen. 

Er konnte feststellen, dass die von Einstein gefundene Formel, die 
besagt, dass die Entfernung zwischen Anfangs- und Endlage eines Teil- 


ds 
chens proportional ist dem Ausdruck Y” die nichts anderes besagt, als 


dass die Brownsche Bewegung die theoretische Annahme der kinetischen 
i Wärmetheorie versinnbildlicht, durch das Experiment bestätigt wird. 
| A. Geiger, 
1274. Stenbing, W. — „Optische Eigenschaften kolloidaler Goldlösungen.“ 
Annal. d. Phys., 1908, Bd. 26, p. 329—366. 

Verf. hat eine Methode gefunden, wm das von kolloidalen Lösungen 
seitlich abgebeugte Licht quantitativ zu bestimmen. Es gelang ihm nach- 
zuweisen, dass im allgemeinen nur ein geringer Teil des Lichtes durch 
seitliche Strahlung verloren geht und die Hauptmenge im Metall ver- 
nichtet wird. 

Die Polarisationsmessungen ergeben, dass das ausgestrahlte Licht 
partiell linear polarisiert ist. 

Schliesslich gelingt es dem Verf. unter Benutzung von Hydrazin als 
Reduktionsmittel rote und blaue Goldlösungen zu erhalten und nachzuweisen, 
dass die verschiedene Färbung nicht durch verschiedene Teilchengrösse 
des gelösten Goldes, sondern durch verschiedene Arten von Goldteilchen 
verursacht wird. A. Geiger. 


1275. Gerhartz, Heinrich. — „Die Aufzeichnung von Schallerschei- 
nungen, insbesondere die des Herzschalles.* Zeitschr. f. exper. Path., 
1908, Bd. V, p. 105—130. 

Kritik der bisher angegebenen Methoden und Festlegung der Prin- 
Zipien der Schallregistrierung (Schallzuleitung, Klangregistrierung, Mem- 
branschwingung, Dämpfung der Membranschwingungen, Schreibvorrich- 
tungen). 

Im zweiten Teil der Arbeit wird die Beschreibung der Konstruktion 
eines Herzschallschreibers gegeben. Die Registrierung geschieht so, dass 
die Bewegungen der von dem aufzuzeichnenden Schall in Schwingungen 
versetzten Membran durch ein horizontal liegendes leichtes Stäbchen auf 
einen kleinen Spiegel übertragen werden. Die Bewegungen dieses Spiegel- 
chens werden mit der optischen Methode vergrössert aufgezeichnet. Die 

Biophysik. CentralbL Bad. ILL. 34 


— 482 — 


Dämpfung der Membran wird mittelbar dadurch bewirkt, dass das Stahi- 

spiegelchen unier dem Einfluss der Pole eines Magneten steht. Bezüglich 

aller Einzelheiten muss auf die Originalarbeit verwiesen werden. 

Autoreferat. 

1276. Wolff, F. „Über die elektrische Leitfähigkeit der Bäume, nebst 
Beiträgen zur Frage nach den Ursachen der Blitzschläge in Bäume.“ 
Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstwissenschaft, 1907, Bd. V, p. 425 
bis 471. 

Von Jonescu war behauptet worden, dass der Gehalt der Bäume an 
fettem Ol ausschlaggebend für die Blitzgefahr sei. Die an fettem Ol reichen 
Bäume (Fettbäume) sollten in hohem Masse gegen das Einschlagen des 
Blitzes gesichert sein, die fettarmen Bäume dagegen vom Blitzschlag bevor- 
zugt werden. In der vorliegenden Arbeit wird diese Behauptung widerlegt. 

Der Verf. schickte (wie Jonescu) den Entladungsfunken einer Leidener 
Batterie durch frische Zweigstücke, die eine Länge von 2,5 cm und eine 
Dicke von 1,5 cm besassen. Die Bestimmung des Fettgehaltes dieser 
Stücke führt zu dem Ergebnis, dass von einem ursächlichen Zusammenhang 
zwischen der Menge an fettem Öl und dem Widerstand, den das Holz dem 
Durchgang der Elektrizität entgegengesetzt, keine Rede soin kann. 

Verf. hat weiterhin den Widerstand von 30 verschiedenen Baumarten 
an dem natürlichen Standort bestimmt. Die Messungen ergaben, dass die 
Leitfähigkeit der verschiedenen Bäume sehr grosse Unterschiede auf- 
weist. Ebenso variiert der Widerstand an demselben Baume während der 
verschiedenen Jahreszeiten. Eine wesentliche Veränderung der Struktur 
eines Baumes findet im Laufe des Jahres nicht statt. Wohl aber unter- 
liegen während dieser Zeit die Baumsäfte nach Menge und Zusammen- 
setzung einem gründlichen Wechsel. Verf. nimmt daher an, dass der 
Hauptsache nach die Menge und Zusammensetzung des Saftes die Wider- 
 standsänderung eines Baumes im Laufe des Jahres bedingen. 

An frisch abgeschnittenen Zweigen liess sich der Nachweis führen, 
dass der Widerstand mit der Entfernung der Rinde und des Kambhiums 
sehr beträchtlich wächst. Die Zunahme lässt sich aus der Verkleinerung 
des Querschnittes allein nicht erklären. Sie zeigt vielmehr, dass der 
Rindenkambiummantel eines Baumes oder Zweiges der bei weitem am 
besten leitende Teil ist. Verf. neigt daher zu der Annahme, dass auch 
der Blitz in erster Linie von diesen Teilen des Baumes abgeleitet wird und 
erst in zweiter Linie das Holz als Leitungsbahn benutzt. 

Der Vergleich der experimentell gewonnenen Resultate mit statistischem 
Material über Blitzschläge führte zu dem Ergebnis, dass ein gewisser 
Zusammenhang des Widerstandes der Bäume mit der Blitz- 
gefährdung besteht. O. Damm. 


Aligemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


1277. Nagel. — „Handbuch der Physiologie.“ Braunschweig, Vieweg, 
1907. 

Durch ein bedauerliches Versehen ist unterlassen worden, einige in- 
zwischen erschienene Lieferungen des Werkes anzuzeigen (vgl. Bioch. C.. 
Bd. III, No. 631, Bd. V, No. 284, 1811,-Bd. VII, No. 1307, 1768). 

Es ist dies die II. Hälfte des Bd. II, die zunächst eine Abhandlung 
von Metzner über die Absonderung des Hauttalgs und Schweisses enthalt. 


— 485 — 


Dann folgt eine Physiologie der Leber von Weinland, die viel mehr ent- 
hält, als der Titel angibt, da sie auch zahlreiche Fragen des intermediären 
Stoffwechsels mitbehandelt, so die Acetonkörper und Diabetes. Ob das 
taktisch richtig ist, darüber könnte man geteilter Meinung sein. Diese 
Sachen sollten in einem eigenen Kapitel gesondert behandelt werden. Es 
folgt Cohnheim, Physiologie der Verdauung und Aufsaugung; Pawlow, 
Äussere Arbeit der Verdauungsdrüsen; Overton, Mechanismus der Resorp- 
tion und Sekretion; Meltzner, Histologische Veränderungen der Drüsen bei 
ihrer Tätigkeit. 

Die erste Abteilung der Il. Hälfte des IV. Bandes enthält eine all- 
gemeine Physiologie des quergestreiften Muskels von v. Frey, sowie der 
glatten Muskeln von R. du Bois-Reymond, der auch schliesslich eine spe- 
zielle Bewegungslehre und Physiologie der Gelenke beigesteuert hat. 

Oppenheimer. 


1278. Jordan, H., Zürich. — „Über Entwickelung vom physiologischen 
Standpunkte aus. Versuch, der vergleichenden Physiologie ein Ar- 
beitssystem zu verschaffen.“ Biolog. Zentrbl., 1908, Bd. 28, p. 278 
bis 287. 

Obwohl den Hauptinhalt der vorliegenden Arbeit nicht Tatsachen, 
sondern Erwägungen bilden, scheint dennoch ein kurzer Hinweis auf die- 
selben an dieser Stelle angebracht. 

Mit Recht weist Verf. darauf hin, dass wir heute trotz der vielen, 
sich stets mehrenden Untersuchungen über die Physiologie der niederen 
Tiere noch keine in sich geschlossene Disziplin einer vergleichenden Phr- 
siologie haben. Will man eine solche begründen, meint Verf., so muss 
man dem Beispiel der vergleichenden Morphologie insoweit folgen, als 
der Entwickelungsgedanke die Basis zu liefern hat. Jedoch nicht der 
Entwickelungsgedanke der Morphologie. Während z. B. für den Morphologen 
die Tunikaten als nächste Verwandte der Wirbeltiere über den Mollusken 
stehen, nehmen sie für den Physiologen eine tiefere Stelle ein. 

Man muss vom physiologischen Standpunkte aus die Organismen etwa 
so betrachten, wie man Maschinentypen gleicher Bestimmung, von deren 
Krfindungsgeschichte man nichts wüsste, nacheinander darstellen würde. 
Als „niederes“ Tier erscheint von diesem Standpunkte aus dasjenige, 
welches den wenigsten Abnormitäten im Wechsel der äusseren Bedingungen 
angepasst ist; so zZ. B. die Protozoen, deren Oberflächenmembran gegenüber 
gelösten Substanzen semipermeabel ist, und so überhaupt die „poikilos- 
motischen“ (mit Rudolf Höber gesprochen) und die „poikilothermen“ Tiere. 
Die „höheren“ Tiere sind dagegen diejenigen, welche durch ihre Organi- 
sation die Herrschaft über die Aussenbedingungen erworben haben und von 
ihnen weniger abhängig sind: die homoiosmotischen, homoiothermen. ferner 
die, welche auf dem wichtigen Gebiete der Nahrungsaequisition durch allerhand 
Anpassungen unabhängiger dastehen und die schliesslich im Intellekt die 
Anpassungsfähigkeit höchsten Grades erreichen (z. B. die Wirbeltiere). 
Verf. illustriert diese Gedankengänge durch ein genauer durchgeführtes 
Beispiel, das des Nervensystems (der generelle Reflex bei niederen und der 
individuelle bei höheren Tieren), bemerkt aber ausdrücklich, dass sich jeder 
andere Organ- und Funktionenkomplex hierzu ebensogut eignen würlle, 

V. Franz. 

1279. Enriques, Paolo (Ist. Zool.. Bologna). — „La forma come funcione 
della grandezza. 2" memoria: Ricerche swi gangli nervosi degli 

34* 


— 484 — 


Invertebrati“. — Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, S. 655—714, Taf. 25 
bis 27, Mai 1908. 

Bei Tunicaten, Sipunculiden, Gastropoden, Dekapoden und Entomo- 
straken wurde beobachtet, dass die Grösse der Ganglienzellen bei grossen 
Arten eine stärkere Variationsbreite aufweist. Jene Zellen sind hier mehr 
als bei kleinen Spezies in verschiedene, getrennte Gruppen verteilt. Auch 
die Faserbündel sind bei grösseren Arten besser individualisiert und 
zahlreicher. 

Alles, was die Kompliziertheit der Ganglien ausmacht, erscheint 
schliesslich als mathematische Funktion der Artgrösse. Kleine Arten sind 
untereinander ähnlicher als grosse, — somit eine Analogie der zwischen 
Embryonalstadien und Erwachsenen herrschenden Verhältnisse. Ontogenesr 
muss also nicht durchweg die Wirkung von spezifischen Organtätigkeiten, 
sondern kann grossenteils mathematische Funktion der zunehmenden 
Grösse sein, Kammerer, Wien. 


1280. Robertson, T., Brailsford (Rud. Spreckels Physiol. Lab., Univ. 
California). — „On the normal rate of growth of an individual, and 
its biochemical significance“. Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, p. 581 bis 
614, 3 Diagramme, Mai 1908. 

In jedem besonderen Wachstumzyklus eines Organismus oder eines 
speziellen Gewebes findet die maximale Zunahme nach Volumen oder Masse 
per Zeiteinheit dann statt, wenn der Zyklus halb vollendet ist. Jeder 


besondere Wachstumszyklus folgt der Formel: log 7 > — K (t—t,), 


wo x den Betrag (nach Gewicht und Volumen) des Wachstums bezeichnet. 
der zur Zeit t erreicht ist; A den Gesamtbetrag des Wachstums während 
des Zyklus, K eine Konstante und t, die Zeit, zu der das Wachstum 
tum halb vollendet ist. 

Das Wachstum jedes Gewebes oder Organs ist korreliert mit jedem 


anderen Gewebe oder Organ oder dem ganzen Körper nach der Formel: 
’ „ 


X x 
l E 
0g A, a 08 A, x” b, 





— y’ 
wo x’ das Gewicht oder Volumen des einen Organs, x’’ das des anderen 
ist; A, ist das Endgewicht oder -volumen des ersten Organs, A, des 
zweiten, und a und b sind die Konstanten. Kammerer, Wien, 


1281. Rosa, D. (Inst. f. Zoologie, Anatomie u. Physiologie der Wirbellosen. 
Florenz). — „ Vi è una legge della riduzione progressiva della variabiliti.” 
(Es gibt ein Gesetz der progressiven Reduktion der Variabilität.) Biol.. 
1908. Bd. I, No. 3. 

Polemisches gegen Plate. In Bd. 25, No. 10 des Biol. Centrbl, er 
schienen. Ascoli. 


1282. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). -— „Donaubarsche*. — 
Blätter f. Aqu.- u. Terr.-Kunde. Bd. XIX, No. 9—25, 26 Fig., 1 Farb- 
taf., März— Juni 1908. 

Eine Ethologie der im Donaugebiet vorkommenden Pereiden, woßi 
namentlich die beiden seltenen Spindelbarsche (Aspro streber v. Sieb. and 
A. zingel. L.) erstmalig ausführlich hinsichtlich Bewegungen, Nahrung und 
Nestbau berücksichtigt erscheinen. Einer von den Versuchen künstlicher 
Züchtung und Bastardbefruchtung entnimmt frisch abgestorbenen AspronN 


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DIR: 
S & + 5 3238 


— 485 — 


Eier und Sperma, die in drei Partien aufgestellt werden: „nasse“, „trockne“ 
Befruchtung und Eier allein. Uberall zeigte sich normal verlaufende 
Furchung, ohne es zur Ausbildung eines deutlichen Embryos zu bringen: 
- also in Anbetracht der einen Kultur ohne Spermazusatz ein neuer Fall von 
Parthenogenese-Anfang, wie jetzt schon von mehreren Fischarten bekannt, 
Autoreferat. 
1283. Feuereissen, William (Veterinär-Inst., Leipzig). — Beiträge zur 
Kenntnis der pathologischen Pigmentierungen in den Organen der 
Schlachttiere.“ Inaug.-Dissert., Leipzig 1906, 42 p., 4 Tafeln. 

1. Die in den Organen gewisser Schlachttiergattungen beobachtete 
Melanosis maculosa ist durch das Auftreten von charakteristisch geformten, 
mit langen Ausläufern versehenen, kernhaltigen und mit Pigmentkörnchen 
angefüllten Bindegewebszellen, sogenannten Chromatophoren, gekenn- 
zeichnet, die sich stets nur im Bindegewebe, niemals jedoch in den Zellen 
des Parenchyms finden, und die grosse Mengen von Schwefel nebst Spuren 
von Eisen enthalten. 

2. Die Melanosis maculosa kommt in derselben Form, wie sie bei 
kälbern häufig gefunden wird, zuweilen auch bei Schafen vor. 

ə. Bei der nicht selten im Bauchspecke von Schweinen zur Beob- 
achtung kommenden Pigmentablagerung, die höchst wahrscheinlich hämato- 
genen Ursprungs ist, treten gleichfalls Pigmentzellen in den bindegewebigen 
Elementen des Fettgewebes auf. 

4. Nach dem heutigen Stande der Wissenschaft ist es am richtigsten, 
sich der Ansicht Kitts anzuschliessen, der die Melanosis maculosa der 
Kälber als eine kongenitale Hyperplasie von Pigmentgewebe mesodermaler 
Natur ansieht. 

5. Die durch Pigmenteinlagerung veränderten Organe und Tierteile 
sind zwar niemals als gesundheitsschädlich, aber doch stets als ekel- 
erregend anzusehen und dementsprechend bei der sanitätspolizeilichen Be- 
urteilung zu behandeln. Fritz Loeb, München. 


PS4, Winkler, H. — „Über Pfropfbastarde und pflanzliche Chimären.“ 
Ber. d. Dtsch. Botan. Ges., 1907, Bd. 25, p. 568 — 576. 

Wenn man von jungen Nachtschattenpflanzen die Stengelspitze al- 
schneidet und die Achselknospen entfernt, so entwickeln sich aus der Schnitt- 
Näche zahlreiche Adventivsprosse. Sie treten aus dem Callus hervor, der 
bald nach der Entfernung der Spitze die Schnittfläche als homogene Kappe 
überzieht. 

Verf. pfropfte nun ein Reis des schwarzen Nachtschattens (Solanum 
nigrum) auf eine Tomate (Solanum lycopersicum). Nachdem eine innige 
Verwachsung des keilförmigen Endes von dem Propfreis mit der Unter- 
lage eingetreten war, wurde das Reis so weggeschnitten, dass die Schnitt- 
fläche zum Teil aus Gewebe der Tomate, zum Teil aus Gewebe des Nacht- 
schattens bestand. 

Aus dem Tomatengewehe der Schnittfläche gingen Adventivsprosse 
hervor, die reinen Tomatencharakter trugen; aus dem Teil der Schnitt- 
fläche, der aus Nachtschattengewebe bestand, entwickelten sich durchaus 
normale Nachschattenadventivsprosse. Dagegen entstanden aus den 
Stellen der Schnittfläche, wo die Gewebe von Unterlage und Pfropfreis 
aneinanderstiessen, Sprosse, die auf der einen, dem Tomatengewebe der 
Unterlage zugekehrten Seite (gefiederte) Blätter vom Tomatencharakter, 
auf der andern, dem Nachtschattenkeil zugewendeten Seite dagegen (ein- 


— 486 — 


fache) Nachtschattenblätter trugen. Bei dem einen Blatt war die den Spross 
halbierende Trennungslinie der Gewebe von beiden Pflanzen gerade durch 
den Mittelnerv hindurchgegangen. Infolgedessen zeigte das Blatt auf der 
einen Seite die typische Spreite des Nachtschattens, auf der anderen die 
trpische Spreite der Tomate. 

Verf. nennt dieses Gebilde eine pflanzliche Chimäre. Er nimmt an, 
dass aus dem Callus, der die aus Tomaten- und Nachtschattengewebe be- 
stehende Schnittfläche überzog, und der ein so einheitliches Gebilde dar- 
stellt, dass selbst unter dem Mikroskop die Grenzen zwischen den beiden 
artfremden Gewebearten nicht zu erkennen waren, mindestens 2 neben- 
einander liegende Zellen, eine Nachtschattenzelle und eine Tomatenzelle zu- 
sammen den Vegetationspunkt für einen -Adventivspross gebildet haben. 
Allerdings können auch mehr Zellen zur Bildung des Vegetationspunktes 
zusammengetreten sein. Nur wird man sich vorstellen müssen, dass die 
Zahl von Tomatenzellen genau oder fast genau gleich der Nachtschatten- 
zellen war. 

Damit ist „zum ersten Male in einwandfreier Weise die theoretisch 
bedeutsame Tatsache sichergestellt, dass auf anderem als sexuellem Wege 
die Zellen zweier wesentlich verschiedener Arten zusammentreten können. 
um als gemeinsamer Ausgangspunkt für einen Organismus zu dienen, der 
bei völlig einheitlichem Gesamtwachstum die Eigenschaften beider Stamm- 
arten gleichzeitig zur Schau trägt.“ 0. Damm. 


1285. Kinzel, W.— „Über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung.“ 
Ber. d. Dtsch. Botan. Ges., 1907, Bd. 25, p. 269—276. 

Verf. belichtete die zum Keimen angesetzten Samen von Nigella sativa. 
Unter diesen Umständen entwickelte sich nicht ein einziger Keim. Auch 
nachfolgende, längere Zeit andauernde Verdunkelung bei 20° C. führte zu 
keinem Ergebnis. Sobald Samen derselben Pflanze gleich zu Anfang ver- 
dunkelt wurden, keimten sie bereits nach 4 Tagen zu 94 °/, aus. In den 
Dunkelkeimen liess sich ein dem Xanthophyli nahestehender Farbstoff 
nachweisen, der vielleicht als Ernährungsvermittler für wandernde Kohle- 
hydrate eine Rolle spielt. 

Bei niedriger Temperatur (10°, 15°) keimten die Samen auch im 
Licht. Den Lichtkeimen fehlt der dem Xantophyli nahestehende Farbstoff 
mehr oder weniger, je nach dem Grade der Belichtung. Dafür bilden diese 
Keime sehr frühzeitig Chlorophyll. 

Die Samen lassen sich im Licht auch durch Anstechen zum Keimen 
bringen. Besonders gute Keimungsresultate erzielte Verf., als er sie 
14 Tage lang über Calciumchlorid bei 30° trocknete, dann auf 5 Stunden 
in eine Lösung von Asparagin (1°/,) und Papayotin (0,1°/,) brachte und 
sie nunmehr nach dem Anstechen und nach 24stündiger Quellung zum 
Keimen ansetzte. 

Aus den Versuchen, die auch mit den Samen anderer Pflanzen 
(Nigella damascena, Poa usw.) angestellt wurden, schliesst Verf., dass das 
Licht nur dann die Keimungsenergie störend beeinflusst, wenn die Samen 
gleichzeitig höheren Temperaturen ausgesetzt werden. Diese Tatsache ist 
bisher nicht genügend berücksichtigt worden. Die verschiedenen Bezirke 
des Spektrums wirken in verschiedener Weise auf die Keimung ein. 

0. Damm. 
1286. Nordhausen, M. — „Über die Bedeutung der papillösen Epidermis 
als Organ für die Lachitperzeption des Laubblattes.“ Ber. d. dtsch. 
Botan. Gesellsch., 1907, Bd. 25, p. 398—410. 


— ANT — 


Wie Kniep wendet sich auch Verf. gegen die Haberlandtsche Theorie 
über die Funktion der oberen Epidermis der Laubblätter als Lichtsinnes- 
organ. 

Er schaltete die Linsenfunktion der Epidermiszellen aus, indem er die 
Blattoberseite mit Gelatinegallerte bestrich, deren Brechungsexponent sich 
noch mehr als Wasser dem des Zellsaftes nähert. Ausserdem hat das 
Verfahren gegenüber dem bisher angewandten den Vorzug, dass die Blätter 
weniger belastet werden und dass die Gelatinegallerte eine grössere Durch- 
lässigkeit für das Licht besitzt als die von Haberlandt benutzte Wasser- 
schicht mit der Decke aus Seidenpapier. 

Obwohl die Linsenfunktion aufgehoben war, rückten die Blätter all- 
mählich in die fixe Lichtlage ein. Eine geringe Verzögerung der Reaktion 
gegenüber normalen Blättern sucht Verf. auf die Belastung der Spreite 
durch die Gelatine und auf die Reflexion des Lichtes an der spiegelnden 
Gelatineoberfläche zurückzuführen. 0. Damm. 


1287. Bosch, Franz. — „Über die Perzeption beim tropistischen Reiz- 
prozess der Pflanzen.“ Inaug.-Diss. Bonn 1907, 48 p. 

Zusammenstellung der Ergebnisse: 

1. Es lässt sich eine Darstellung sämtlicher tropistischer Reiz- 
bewegungen unter einheitlichen Gesichtspunkten durchführen. 

2. Das Wort „plantae non sentiunt“ besteht in philosophischem Sinne 
zu Recht; der Streit zwischen Physiologie und Psychologie hat 
seine Ursache in der Verwechslung der Worte: „Empfindung“, 
„empfinden“, usw. 

3. Die Kurven, die das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Reiz- und 
Reaktionsgrösse angeben, sind in der Psychologie dieselben, die 
Czapek für die geotropischen Reizbewegungen angibt. 

4. Bei der Annahme der physiologischen Deutung des psycho-phy- 
sischen Grundgesetzes* ist es erlaubt, von seiner Geltung in 
einer Reihe von Erscheinungen der Pflanzenphysiologie zu sprechen. 

. Ein Fall von tonischer Prävalenz liegt bei Paniceenkeimlingen vor; 
das Laubblatt ist bei diesen tonisch prävalierend. 

6. Langandauernde Plasmolysierung hat Verlängerung der tropistischen 
Reaktionszeit zur Folge, und zwar umso mehr, je länger jene 
dauert. 

7. Geotropische Reizung während oder vor der Wasserentziehung 
durch „Luftplasmolyse“ ausgeübt, macht sich im wiedererfrischten 
Zustand oft durch bedeutende Verkürzung der Latenzzeit be- 
merklich. 

8. Im plasmolysierten Zustand erfolgt keine tropistische Reaktion; 
wohl aber tritt diese als Folge der vor Plasmolyse erfolgten geo- 
tropischen oder heliotropischen Reizung auf, sobald wieder Tur- 
geszenz eingetreten ist. 

9. Das Perzeptionsorgan, d. i. die Koleoptylenspitze bei Avenakeim- 
lingen perzipiert im plasmolysierten Zustand. 

10. Die Sistierung der Reaktion bei langdauernder Plasmolysierung ist 
bei Avena entweder auf Abreissen der als Leitungsbahnen dienen- 
den Plasmodesmen oder auf katatonische Beeinflussung durch die 
Plasmolyse der Gipfelteile zurückzuführen. 

. Bei heliotropischer Reizung tritt gleichfalls infolge von Plasmoly- 
sierung die von Noll beobachtete Plusbewegung auf. 


O1 


1 


a 


— 488 — 


12. Die vor der Plasmolyse erfolgte geotropische und heliotropische 
Reizung wird durch diese nicht aufgehoben, sie löst vielmehr bei 
Überführung in den erfrischten Zustand die volle Bewegungs- 
amplitude von neuem aus. 

13. Da also im plasmolysierten Zustand perzipiert wird und die er- 
folgende Reaktion von derjenigen im normalen Zustande nicht ab- 
weicht, auch die vor der Plasmolyse erfolgte Reizung durch diese 
nicht aufgehoben, die Perzeption also durch lokale Veränderungen 
innerhalb des Cytoplasmas nicht beeinflusst wird, so hält Verf. den 
Schluss für berechtigt, dass nicht das Cytoplasma, sondern die 
ruhende Hautschicht der Sitz der tropistischen Sensibilität, ist wo- 
durch die bisher theoretisch aufgestellte Forderung experimentell 
bestätigt würde. Fritz Loeb, München. 


1288. Albrecht, G. — „Über die Perzeption der Lichtrichtung in den 
Laubblättern.“ Ber. d. Dtsch. Bot. Gesellsch., 1908, Bd. 26a, p. 182 
bis 191. 

Verf. benetzte, genau wie Haberlandt, die Oberseite der Blätter von 
Begonia semperflorens, deren Stiele verdunkelt waren, mit Wasser und liess 
das Licht schief auffallen. Trotzdem stellten sich die Spreiten senkrecht 
zum Lichte ein. Das Ergebnis ist also dem der Haberlandtschen Versuche 
gerade entgegengesetzt. Albrecht lehnt daher die Haberlandtsche Theorie 
gleichfalls ab. 

Gegen die Richtigkeit der Theorie sprechen nach dem Verf. ausser- 
dem folgende Punkte: 


1. Die höheren Stufen, der von Haberlandt aufgestellten Typen der 
Lichtsinnesorgane — Epidermiszellen mit linsenförmiger Verdickung 
der Aussenwand und lokalsierte Lichtsinnesorgane — finden sich 
in der einheimischen Flora sehr selten; auch sonst haben sie nur 
geringe Verbreitung. 

2. Licht- und Schattenblätter derselben Pflanze zeigen bezüglich des 
Baues der oberseitigen Epidermiszellen keine nennenswerten 
Unterschiede. 

3. Einzelne Zellen oder Zellgruppen, die Haberlandt als Ocellen deutet, 
kommen auch auf der Unterseite der Blätter vor. 


Auch nach Albrecht ist in den meisten Fällen ein Auffangen des 
Lichtes seitens der ‚Blattoberseite nötig, um eine genaue Einstellung in die 
fixe Lichtlage zu ermöglichen. Die Blattoberseite muss also die Licht- 
richtung irgendwie perzipieren. | 

(In der Februarsitzung der Deutschen Botan. Gesellschaft führte Haber- 
landt aus, dass alle bisher durchgeführten Benetzungsversuche ungeeignet 
seien, in der vorliegenden Frage eine bestimmte Entscheidung herbeizu- 
führen. Er hat neue und einwandfreie Versuche angestellt, wodurch die 
Richtigkeit seiner Theorie bestätigt wurde. Die Veröffentlichung der be- 
treffenden Arbeit steht bevor.) 0. Damm. 


1289. Abbott, J. F. und Life, A. C. (Washington Univ., St. Louis). — 
„Galvanotropism in bacteria.“ Am. Journ. of Physiol, Bd. 22, p. 202 
bis 206, Juni 1908. 

Thermo-, Subtilis- und Typhusbazillen sammeln sich an der Kathode 
an, wenn ein sehr schwacher Strom benutzt wird. Durch Wärme sterili- 


— 489 — 


sierte Arten Zeigen keine Reaktion. Durch Umdrehung der Platten können 
die Bazillen wiederholt so angeordnet werden. Diese Reaktion zeigen nur 
die in neutralen oder sauren Medien gezüchteten Bazillen. Die in 
Medien gezüchteten sammeln sich unter diesen Bedingungen an der 
Anode an. B.-0. 


1290. Parker, G. H. (Zoolog. Lab., Mus. Comp., Zoology, Harvard Univ.). 
— „The sensory reactions of amphioxus.“ Proc. Am. Ac. of Arts and 
Sc., 1908, Bd. 43, No. 16. 

Amphioxus ist nicht sehr empfindlich gegen Licht. Eine rasche Er- 
höhung der Lichtstärke erzeugt Reaktionen, eine Abnahme dagegen nicht. 
Amphioxus ist photokinetisch und negativ phototropisch. 

Wasser von 31° C. wirkt reizend; Wasser von 4° C. längere Zeit 
angewandt, wirkt schädlich. Er besitzt thermokinetische Eigenschaften und 
ist negativ thermotropisch. Er reagiert gegen Geräusche und ist thigmo- 
tropisch und leicht rheotropisch und geotropisch. Ebenfalls entfaltet er 
negativ chemotropische Eigenschaften. 

Die Photorezeptoren sind physiologisch von den anderen zu unter- 
scheiden. Amphioxus bewegt sich vorwärts, wenn die Reize den Hinter- 
körper, und rückwärts wenn sie den Kopfteil betreffen. 

Der in zwei Teile geteilte Amphioxus büsst seine Empfindlichkeit 
stark ein, der Hinterteil mehr als das Vorderende Die Haut enthält 
Tastkörperchen. B.-O. 


1291. Dhere, Ch. und Prigent, G. (Facult. des Se. de Fribourg, Suisse), 
— „Über die chemische Erregung der sensitiven Nervenendigungen.“ 
Soc. biol., 1908, Bd. 64. p. 786— 788. 

Wenn die Extremität des Frosches mit einer Lösung eines Erdalkali- 
chlorides (AICI,, YCl,, LaCl, usw.) behandelt wird, finden beim nach- 
folgenden Waschen mit Wasser heftige Beugungserscheinungen des mit 
der Salzlösung vorbehandelten Fusses statt, eine Erscheinung, die schon Loeb 
(Pfügers Arch., Bd. 91, p. 260) beobachtet hatte. Die Feststellung Loebs, 
dass dieses Phänomen beim Waschen mit konzentrierter Saccharose- oder Harn- 
stofflösung ausbleibt, wird bestätigt. Doch wird Loebs Theorie, dass das 
Eindringen von Wasser in die Haut reizend, der Wasserentzug aber ent- 
gegengesetzt wirkt, als unrichtig befunden, indem gezeigt wird, dass eine 
stark hypertonische Lösung von Glykose, Harnstoff oder Glycerin ähn- 
liche Reflexe auslösen kann. Guggenheim. 


1292. Nusbaum, Józef (Zool. Inst., Lemberg). — „Beitrag zur Frage 
über die Abhängigkeit der Regeneration vom Nervensystem bei Nereis 
diversicolor O. F. Mill.“ Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 25, S. 632 bis 
442, Taf. 24. Mai 1908. 

Die Frage, ob die Regenerationsprozesse vom Einflusse des Nerven- 
systems abhängig sind, ist noch offen; einen neuen Beitrag zu deren 
Lösung liefert Verf. durch seine Versuche am polychäten Anneliden Nereis 
diversicolor, dem 7—15 Segmente vom Hinterende abgetrennt, in weiteren 
4—10 Segmenten das Bauchmark zerstört wurde. Regeneration trat trotz- 
dem ein, aber um 3—4 Wochen später als ohne Entfernung des Bauch- 
marks. Bald nach dem Wundverschluss, welchen Verf. noch nicht für 
einen eigentlichen Regenerationsvorgang hält, erfolgt zunächst die Neu- 
bildung des Bauchmarks, und erst, nachdem dieses wieder in allen bei 

Biophysik. Centralbi. Bd. III. 3.) 


— 490 — 


der Amputation übrig gebliebenen Segmenten vorhanden war, begann die 
Bildung eines typischen Regenerationskegels mit dem Erscheinen der Anal- 
höcker und dicht vor ihnen einer ventralen Proliferationszone, welche den 
zwischen Analsegment und dem alten Körperteil sich einschiebenden neuen 
Segmenten den Anfang gibt. 

Somit ist das Zentralnervensystem zwar entbehrlich für die schon 
durch äussere, namentlich traumatische Reize zustandekommende \Wund- 
heilung, nicht aber für wirklichen Ersatz der verlorenen Körpersegmente, 
der formativer Reize bedarf, welche die Nervenfasern den Wundelementen 
vermitteln. Bei der Ontogenese hingegen haben wir Auslösung von „Erb- 
potenzen“ vor uns, die von Nervenreizen nicht abhängig ist. weil sie 
noch vor Differenzierung des Nervensystems zur Äusserung gelangt. 

Kammerer, Wien. 


1293. Köhler, Paul. — „Beiträge zur Kenntnis der Reproduktions- und 
Regenerationsvorgänge bei Puüzen und der Bedingungen des Al- 
sterbens mycelialer Zellen von Aspergillus niger.“ Inaug.- Dissert. 
Leipzig 1907, 53 p. 

Die Lebensdauer der vegetativen Zellen von Aspergillus niger, der 
auf Nährlösung gezogen wird, beträgt durchschnittlich 4—5 Tage. Das 
Absterben der Zellen und die Sporenproduktion fallen zeitlich nicht zu- 
sammen, auch vermag die Unterdrückung des Fortpflanzungsprozesses die 
Lebensdauer der Zellen nicht zu verlängern. Die Tatsache, dass lebende 
Zellen noch bis zum 12. Entwicklungstage an der Oberfläche der Kulturen 
zu finden sind, lässt annehmen, dass äussere Faktoren. nämlich be- 
schränktere Sauerstoffzufuhr und Ansammlung schädlicher Stoffwechsel- 
produkte den Tod der Zellen früher herbeiführen, als er selbstregulatorisch 
eintreten würde. Fritz Loeb, München. 


1294. Ellis, M. M. (Zool. Lab., Indiana Univ.) — „Some notes on the 
factors controlling the rate of regeneration in tadpoles of rano clamata 
Daudin.“ Biol. Bull., Bd. XIV, p. 281— 283, April 1908. 

Die Regeneration hängt von dem Alter der Tiere ab. Die Distanz 
der Schnittebene von dem Ende des Schwanzes spielt ebenfalls eine Rolle. 

: B.-0. 

1295. Kofoid, C. A. (Mar. Biolog. Lab., San Diego, Cal.) — „Eruriation, 
autotomy and regeneration in ceratium.“ Univ. of California Publ., 
Zoology, Bd. IV, p. 345—386, 22. April 1908. 

Eine kompensatorische Regeneration neu gebildeter Teile des Exo- 
skeletts findet bei Ceratium statt. Autotomie von 2—3 Hörnern kommt 
bei vielen C.-Arten vor. 

Eine Regeneration aller drei Hörner tritt ein. B.-0. 


1296. Marshall, F. H. A. und Jolly, W. A. (Physiol. Depart. Edinburgh 
Univ). — ,On the results of heteroplustic ovarian transplantation as 
compared with those produced by transplantation in the same w- 
dividual.“ Quarterly Journal of Experimental Physiol., 1908, Bd. I, p. 1153. 

Fortsetzung der früheren Versuche über Ovarientransplantationen bei 

Ratten. 

Transplantationen der Ovarien in die Niere geben bessere Resultate als 

Transplantation an die Peritonealwand. 

Transplantation bei ein und demselben Tier (homoplastische Trans- 


— 491 — 


plantation) gibt bessere Resultate als Transplantation von einem Tier auf 
ein anderes der gleichen Art (heteroplastische Transplantation). 

Bei der heteroplastischen Transplantation scheint Blutsverwandtschaft 
eine gewisse Rolle zu spielen, da Transplantation zwischen blutsverwandten 
Tieren am erfolgreichsten waren. Autoreferat (C.). 


1297. Chiari, O. M. (Path. Inst., Strassburg). — „Über die herdweise 
Verkalkung und Verknöcherung des subkutanen Fettgewebes — Fett- 
gewebssteine.“ Zeitschr. f. Heilkunde, 1907, Bd. 28, Suppl.-H. 

Verf. konnte an 6 Leichen (2 männlichen und 4 weiblichen) genauer 
die Bildung von sogenannten Fettgewebssteinen studieren. Dem Ver- 
kalkungs- resp. Verknöcherungsprozess, welcher stets ein ganzes Fett- 
läppchen betrifit, gehen Verseifungs- und nekrotisierende Vorgänge voraus. 
Das in Verkalkung begriffene Fettläppchen, deren mehrere zuweilen zu- 
sammenfliessen, werden von einer Bindegewebskapsel umgeben, die zum 
Teil ebenfalls verkalkt. Als Ursache dieser Steinbildungen spricht Verf. 
die Arteriitis chronica deformans an, welche stets besonders ausgeprägt 
war und sich in unmittelbarer Nähe der Fettgewebssteine in Gestalt oblite- 
rierter und thrombosierter Gefässe zeigte. Der allmählich eintretende 
Gefässverschluss führt zu lokalen Ernährungsstörungen mit sekundärer 
halkablagerung. 

Die Bildung von Fettgewebssteinen findet sich, wie umfangreiche 
Untersuchungen in Altersheimen ergaben, bei Frauen mehr als 3 mal 
häufiger als bei Männern, obwohl bei letzteren im allgemeinen die Arteriitis 
chron. deformans als häufiger gilt. Merkwürdig ist auch die ausschliess- 
liche Lokalisation der Fettgewebssteine an den unteren Extremitäten, be- 
sonders an den Vorderseiten der Tibien; wahrscheinlich besitzen gerade in 

dieser Gegend die Gefässe des Unterhautzellgewebes grosse Neigung zur 
Verkalkung. Hart, Berlin. 


1298. Hissbach, Rudolf (Veterinärinst., Leipzig). — „Über das Vorkommen 

sa amyloiden Degeneration bei Tieren.“ Inaug.-Diss., Leipzig, 1907, 

p. 

1. Die amyloide Degeneration ist, im Gegensatz zu dem häufigen 
Vorkommen beim Menschen, bei den Tieren als ein äusserst 
seltenes Vorkommnis zu betrachten. 

2. Die diese Degenerationsform veranlassenden Primärerkrankungen 
bieten beim Menschen und beim Tier manches Gleichartige, aber 
auch grössere Verschiedenheiten. Gemeinsam sind als ursächliche 
Erkrankung für das Entstehen der Amyloidentartung gewisse durch 
chronische Eiterung bedingte kachektische Zustände Ein durch- 
greifender Unterschied besteht jedoch darin, dass die Tuberkulose 

beim Menschen als wichtige Primärerkrankung für die amyloide 
Degeneration angesehen wird, während dieses beim Tier, wenn 
auch nicht gänzlich ausgeschlossen, so doch nur in vereinzelten 

Fällen (Geflügel) beobachtet worden ist. 

3. Den besten Nachweis für das Vorhandensein von Amyloid gewinnt 
man durch die von Virchow und Meckel zuerst beobachtete Jod- 
bzw. Jodjodkaliumschwefelsäurereaktion; doch ist hierbei zu be- 
rücksichtigen, dass bei alleiniger Vornahme der makroskopischen 
Reaktion in geringen Graden der Amyloiderkrankung schon falsche 
Resultate untergelaufen sind. Im allgemeinen gehört zu der Dia- 


I 


— 492 — 


gnose ,Amyloid“ sowohl die makroskopische als auch die mikro- 
skopische Untersuchung. 

4. Die beste und übersichtlichste Amyloidfärbung erzielt man an 
frischen bzw. nur kurz vorgehärteten Organteilen; die Haltbarkeit 
der Färbung ist oft nur beschränkt. 

. Es gelingt sehr schwer, Balsampräparate mit der charakteristischen 
Amyloidfärbung herzustellen. Die besten Präparate gewinnt man 
noch mit der von Edens empfohlenen Färbung mittelst salzsaurem 
Methylviolett. 

6. Von den Veränderungen, welche zu Verwechselungen mit amyloider 
Degeneration Veranlassung geben können, kommen hauptsächlich 
chronische interstitielle Krankheitszustände und fettige Degeneration 
der Leber in Betracht. 

i. Es gelang nicht, bei kleinen Versuchstieren (Kaninchen, Meer- 
schweinchen, Ratten) durch chronische Karbolsäurevergiftung 

amyloide Degeneration der Leber zu erzeugen. 
Fritz Loeb, München. 


or 


Biologie der Geschwülste. 


1299. Calkins, G. N. (Zool. Lab., Columbia Univ.) — „The so-call:4 
rhythms of growth-energy in mouse cancer.“ Journ. of Exp. Med.. 
Bd. X, p. 283—307, Mai 1908. 

Krebszellen unterscheiden sich von anderen Epithelzellen durch 

a) die Grösse des Kərnes und Zellkörpers und 

b) ihr Vermögen, die Zellteilung unbegrenzt fortzuführen. 

Von Embryonalzellen unterscheiden sie sich durch 

a) ihr Unvermögen, sich zu differenzieren, 

b) ihre Unbegrenztheit, 

c) ihr Unvermögen, ihr Wachstum zu regulieren. 

Ihr Wachstum wird durch 2 Faktoren bestimmt, nämlich 

a) die Widerstandskraft des Tieres, 

b) der eingeborenen Kraft der Krebszellen, sich zu vermehren. 

Die Infektionskraft der Krebszellen zeigt einen mehr oder weniger 
regelmässigen Rhythmus. Diese Kraft muss von den Schwankungen des 
Wachstums unterschieden werden, welche ja von individuellen Unterschieden 
der Tierkörper bedingt werden. Die Krebszellen sind somit Parasiten ähn- 
lich. Innere Reize bestimmen ihre Infektionskraft. 

Es ist möglich, dass Organismen in den Zellen vorhanden sind, welche 
die Reizung ausüben. Als Beispiel wird Plasmodiophora brassicae an 
gegeben, welche Pflanzenzellen bewohnt. Die Ursache der Infektion kann 
somit innerhalb der Krebszelle liegen. B.-0. 


1300. Schröders, W. D. (Pathol.-anat. Kabinett d. Militärmed. Akad., 
St. Petersburg u. Biol. Station d. Akad. d. Wissensch., Sebastopol). — 
„Geschwülste bei Fischen. Materialien zur vergleichenden Pathologie." 
Diss,, St. Petersburg, 1907. 

Als Gegenstand der Untersuchung dienten Fische, die im schwarzen 
Meere in der Nähe von Sebastopol gefangen wurden (Rhombus maeolicus, 
Scorpaena porcus, Coricus rostratus, Blenius sp. Gob. sp., Acanthias vul- 
garis) Der Verf. gelangte zu folgenden Schlussfolgerungen: 

1. An Fischen beobachtet man Geschwülste, die sich ihrem mikro- 

skopischen Bau und ihrem Verlauf nach in nichts von derartigen 
Geschwülsten bei Menschen unterscheiden. 


ae Le) 
er 


— 493 — 


2. Die Geschwülste bei Fischen können ihrem Ursprungsort und dem 
Charakter der Gewebe nach folgendermassen eingeteilt werden: in 
Bindegowebegeschwülste und epitheliale Geschwülste; ihrem Ver- 


lauf und ihrer Verbreitung nach in gutartige (homologische) und 
bösartige (heterologische). 


3. Auch Metastasen werden bei den Geschwülsten der Fische an- 
getroffen; sie entwickeln sich 


in einzelnen Organen in grosser 
Anzahl, 


4. Man kann es als festgestellt ansehen, dass die Zellen aller histo- 
logisch verschiedenen Gewebe bei den Fischen fähig sind, Ge- 
schwülste zu bilden (Neubildungen aus Nerven- und Knorpelgewebe 
sind bis jetzt noch nicht gefunden worden). 

D. Die Geschwülste entwickeln sich sowohl bei in Freiheit (im 
Meere) lebenden Fischen als auch bei künstlich gezüchteten (in 
Teichen). 

6. Bei einigen Fischfamilien entwickeln sich vorwiegend die Ge- 
schwülste von einem gewissen Bau und in gewissen Organen, so 
finden wir z. B. bei den Schollen des Schwarzen Meeres zahl- 
reiche Fibromyxome der Haut, bei der Familie der Kaulköpfe Fibro- 
epitheliome der Haut. 

1. Das reife Alter erscheint als eins der prädisponierenden Momente 
für die Entstehung der Geschwülste. W. Boldyreff. 


1301. Astichoff, N. A. (Pathol. Kabinett d. kaiserl. Inst. f. exper. Med.). — 


„Zur Frage über die Pathogenese der Zahnwurzelkysten.“ Diss., 
St, Petersburg. 1908. 


Als Quelle der Epithelisation der Zahnwurzeikysten erscheinen in den 
meisten Fällen Reste von embryonalem Epithel, die beständig im Zahn- 
knochenband angetroffen werden. Der Entwickelung der Zahnwurzelkysten 
geht das Erscheinen eingebeutelter Granulome im Zahnknochenband voran. 
Diese Epithelien, welche Wurzelgranulome enthalten, erscheinen als Folge 
einer chronischen hyperplastischen Periodontitis. Sie gehen leicht in Kysten 
über, meistenteils infolge einer septischen Erweichung des Grundgewebes. 
Die Zahnwurzelkysten sind meistenteils einhöhlig. Das Wachstum der Zahn- 
wurzelkysten ist im allgemeinen nicht bedeutend; sie erreichen infolgedessen 
selten einen grossen Umfang. Das Epithel, mit dem die Höhle der Zahn- 
wurzelkysten ausgelegt ist, ist gewöhnlich polymorph und in mehreren 
Schichten angeordnet. Die Zahnwurzelkysten entwickeln sich in den meisten 
Fällen oberhalb der Zahnwurzeln mit einer nekrotischen Zahnpulpe und 
enthalten weder Zähne noch Teile derselben. Die Zahnwurzelkysten können 
in manchen Fällen willkürlich einer umgekehrten Metamorphose unterworfen 
werden, ihre Höhlung obliteriert sich dabei bis zu einer kaum wahrnehm- 
baren Spalte, das Epithel aber, mit dem die Kyste ausgelegt ist, bleibt er- 
halten und verschmilzt dann mit dem Epithel des Zahnfleisches; in anderen 
Fällen zeigen diese Kysten ein progressives Wachstum, sogar noch nach 
der Entfernung des Zahnes, an dessen Wurzel sie sich entwickelt hatten. 
In den an Leichen gesammelten 98 Kinnladenstücken, die gangrä- 
nöse Zähne enthielten, wurde in 36 Fällen die Entwickelung epithelialer 
Granulome konstatiert; in 52 Fällen wurden Zahnwurzeikysten gefunden, 
und in den übrigen 10 Fällen fanden sich in dem Zahnknochenband nur 

Reste von embryonalem Epithel. WW. Boldrretf. 


— 494 — 


Entzündung und Infektion. 

1302. Dieterlen, F. (Kaiserl. Gesundheitsamt). — „Über das Aufwärts- 
wandern der Bakterien im Verdauungskanal und seine Bedeutung für 
die Infektion des Bespirationstraktus.“  Centrbl. f. Bakt., 1908, Bd. 45. 
H. 5. 

Durch Versuche, die Verf. nach der Technik von Ficker an Kanin- 
chen. Meerschweinchen, Ziegen, Hunden und Katzen mit Prodigiosus-, Ge- 
flügelcholera- und Tuberkelbazillen menschlischer Herkunft vornahm, konnte 
ein Aufwärtswandern der in den Magen gebrachten Bakterien bei Pflanzen- 
fressern, nicht aber bei Fleischfressern festgestellt werden. 

| Möllers, Berlin. 

1303. Suess, Erh. (Heilanstalt Alland). — „Über den Einfluss der Radium- 
emanation auf Tuberkelbazillen und auf experimentelle Tuberkulose.“ 
Zeitschr. f. Tuberkul., 1908, Bd. XII, p. 480—486. 

Sehr hoch aktive Radiumemanation vermochte selbst bei zweitägiger 
Einwirkung nicht, Kulturen menschlicher Tuberkelbazillen in irgend einer 
Weise im Wachstum oder in ihrer Pathogenität zu beeinflussen. Mit dem 
gleichen negativen Erfolg wurde an Perlsuchtbazillen, Kaltblütertuberkel- 
bazillen und an Hefe experimentiert. 

Meerschweinchen und Kaninchen vermochten hoch aktive Emanation 
ohne jeden Schaden zu inhalieren. Tuberkulöse Meerschweinchen reagierten 
ebensowenig, mochten sie die Emanation inhalieren oder in Flüssigkeiten 
absorbiert injiziert erhalten. Gerhartz. 


1304. Levaditi, C. und Yamanouchi, T. (Lab. Metchnikoff, Inst. Pasteur). 
— „Inoculation de la syphilis au prépuce du lapin.* Soc. biol., Bd. 64. 
H. 19, Juni 1908. 

Verff. ist es gelungen, Stückchen einer an Keratitis syphilitica er- 
krankten Hornhaut in das Präputium von Kaninchen einheilen zu lassen. 
Auf der Haut ist diese Transplantation nicht gelungen. In dem einge- 
wachsenen Corneastück und in der Umgebung waren zahlreiche Spiro- 
chäten nachweisbar, einzelne wurden auch in den Gefässlumina gefunden, 
so dass an eine Allgemeininfektion auf dem Blutwege gedacht werden kann. 

E. Blumenthal. 

1305. Lesné, Edmond und Dreyfus, Lucien. — „Resistance à linfeetion 
chez les animaux chauffés.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 19, Juni 1908. 

Bei Mäusen, die mit Pneumokokken infiziert waren, hatte eine Er- 
hitzung gar keinen Einfluss bei starker Virulenz der Kokken. Bei 
geringerer Virulenz hatte Erhitzung auf 31° anscheinend einen günstigen 
Einfluss auf die Widerstandsfähigkeit der Tiere, Abkühlung auf 10° hatte 
dagegen einen schädlichen Einfluss. Auf Meerschweinchen, die mit Hühner- 
cholera oder Typhus infiziert sind, hat Erhitzung auf 39° keinen Einfluss. 

E. Blumenthal. 


Protisten. 


1306. De Jager, L. — „Über Mutation bei Bakterien.“ Ned. Tijdschr. 
v. Gen., 1908, Bd. I, p. 1373. 

Der Verf. möchte die Bakterien nicht als gesonderte Individuen. 
sondern als die elementaren Bestandteile eines komplizierteren Organismus. 
der Kolonie, betrachten, 

In einem früheren Aufsatze (Ned. Tijdschr. v. Gen., 1907, Bd. l. 
No. 17) hat der Verf. gezeigt, dass die Sporenbildung nicht ein Folge- 


— 49 — 


zustand ungünstiger Nahrungsverhältnisse ist, sondern vielmehr eine Periode 
im Leben des Organismus darstellt; dabei sind vielleicht viele bis jetzt als 
asporogen betrachtete Bakterienarten zu den sporenbildenden zu rechnen, 
wenn man nur nicht zu sehr als notwendige Eigenschaft der Sporen ihre 
grosse Widerstandsfähigkeit voraussetzt. 

Wenn man, wie Verf. es will, die Sporen als den Samen, also als 
die Schlussperiode einer Generation betrachtet, so muss es auch unmöglich 
sein, bei den gewöhnlichen Kultiviermethoden der Bakterien Mutationen zu 
erhalten, indem ja dabei stets die ungeschlechtlich sich teilenden Zellen im 
Spiele sind, welche ausserstande sind, Mutationen, d. h. plötzlich eintretende 
vererbende Variationen, zu liefern. 

Verf. verwendete lange Zeit hindurch als Impfmaterial nur Sporen 
des früher von ihm beschriebenen Bac. fimbriatus; in dieser Weise konnte 
Verf. auf Gelatineplatten eine Modifikation züchten, welche vom gewöhn- 
lichen Typus sich nur durch ihre Unfähigkeit, die Gelatine zu verflüssigen 
(non liquefaciens), unterschied; diese Eigenschaft blieb beim weiteren 
Kultivieren erhalten. Verf. schliesst daraus, dass hier eine wirkliche 
Mutation vorliegt. J. de Haan. 


1307. Provazek, S. (Inst. Schiffs- und Tropenhyg., Hamburg). — „Einfluss 
von Süurelösungen niedrigster Konzentration auf die Zell- und Kern- 
teilung“. Arch. f. Entw.- Mech., Bd. 25, S. 643 — 647, 4 Fig., 
Mai 1908. 

Setzt man frischem, mit Trypanosoma equinum infiziertem Mausblut 
0.3 ° Salzsäure zu, so entsteht beim Teilungsvorgang statt gleich grosser 
Exemplare entweder längs des alten Randfadens ein neuer, der sich los- 
lösend frei flattert, oder ein im Vergleich zum Mutter- schmäleres, leb- 
hafteres Tochtertier. Kern- und Zellteilung sind also unabhängig, und 
durch Säure wird letztere in falsche Bahn gelenkt, weil die auf Fällungen 
der kolloidalen Lezithinlösung beruhende Membranverdichtung ihr ent- 
gegenarbeite:. 

Einmal starb ein Trypanosoma nach Bildung eines neuen Randfadens 
und nahm Tropfenform an, wobei der Periplast mitgezogen wurde. „Plötz- 
lich zerfloss das Protoplasma und in demselben Augenblick nahm der 
Periplast als ein elastisches Hohlgebilde die frühere Trypanosomenform 
wiederum an.“ Folglich bewahrt der Randfaden seine Beweglichkeit, so- 
lange er mit dem Bilepharoplast allein in Zusammenhang steht. Der 
Periplast aber ist ein Gebilde sui generis, das neben dem Randfaden die 
Trypanosomenform elastisch bestimmt. Das Protoplasma hingegen strebt 
als Flüssigkeit der Tropfenform zu. Da der Blepharoplast mit dem 
Caryosom durch eine Fibrille zusammenhängt und der Randfaden einer 
zweiten Centrodosmose entspricht, kann sich Trypanosoma nur der Länge 
nach teilen. Kammerer, Wien. 


1308. Letulle, M. — „La Botryomycose, son histoginese, sa nature para- 
sitaire.* Journ. de phys. et de path. gen., Bd. X, p. 255, 1908. 

Seit 30 Jahren ist beim Pferde unter dem Namen Botryomycose eine 
parasitäre Krankheit bekannt. Auch für den Menschen wurden in Form 
kleiner Geschwülste Erkrankungen gleicher Ätiologie beschrieben. Doch 
war es noch unentschieden, ob es sich dabei um eine Krankheit sui generis 
mit spezifischen Parasiten handelte. Verf. gelangt auf Grund seiner mikro- 
Skopischen Untersuchungen zu folgenden Ergebnissen: 

1. Das Botryomykom ist eine entzündliche Affektion in der Cutis 

und dem subkutanen Bindegewebe auf parasitärer Basis. 


— 496 — 


2. Der Parasit ist ein grosses zelliges Element spezifischen Charakters. 
die „botryomycogene“ Zelle. Das Protoplasma, welches mit phago- 
zytären Eigenschaften ausgerüstet ist, besitzt die Charaktere einer 
hyalinen Masse und ist imstande, sich mit Schwesterzellen zu 
vereinigen, um auf diese Weise Massen zu bilden (Amas muri- 
formes), welche in den Eiterherden und Fistelgängen umher- 
schwimmen. 

3. Die Untersuchung gestattet, den Parasiten als eine Amöbe anzu- 
sprechen, wie sie in dem menschlichen Darmkanal normalerweise 
vorkommen, und welche für das Gefässbindegewebe pathogen ge- 
worden ist. 

4. Die eitrige Form der Botryomykose ist der sekundären Anwesen- 
heit von Staphylokokken zuzuschreiben. 

5. Die Vereiterung scheint zunächst. die phagozytären Eigenschaften 
der Amöben zu vergrössern und dann ihre hyaline Entartung zu 
beschleunigen, um die beschriebenen nekrobiotischen Massen in 
der Form der „amas muriformes* und „graines jaunes“ zu bilden. 

Kochmann, Greifswald. 
1309. Trincas, L. (Hyg. Inst., Cagliari). — „Una forma di anemio det 
cani data da un virus filtrabile attraverso le Berkefeld W.“ (Anämie 
bei Hunden, hervorgerufen durch ein durch Berkefeld W. filtrierbares 
Virus.) Soc. dei cultori delle Scien. Med. e nat., 1906. Bd. IV. 

Verf. beobachtete eine eigentümliche Form von Anämie bei jungen 
Hunden. In Anbetracht der Tatsache, dass bei Tieren, besonders bei 
Pferden, eine Art Anämie beobachtet wurde, welche durch ein filtrierbares 
Virus erzeugt war, studierte Verf. die Ätiologie der Anämie dieser Tiere. 
Er filtrierte das Blut eines Hundes durch Berkefeldfilter V., überimpfte das 
Filtrat auf gewöhnliche Nährböden, auf welchen sich sodann der Staphylo- 
coccus aureus entwickelte, welcher imstande war, bei den Hunden eine 
typische, von der ursprünglichen Anämie sehr verschiedene Staphylococcämie 
hervorzurufen. 

Hierauf benutzte Verf. ein dichteres Filter, das Berkefeldfilter W.. 
und filtrierte das Blut nochmals; das Filtrat erwies sich gänzlich steril. 
Wurde aber das Filtrat in die Adern eines Hundes eingespritzt, so erzeugte 
sich in demselben die gleiche Form von Anämie, welche durch das Blut 
dieses zweiten Hundes auch noch auf einen dritten übertragen werden 
konnte. 

Verf. überzeugte sich so, dass die von ihm beobachtete Anämie der 
Hunde durch ein Virus erzeugt werde, welches durch die Berkefeld W. 
filtrierbar sei und dass die Krankheit durch das Filtrat auf weitere Tiere 
übertragen werden konnte. Ascoli. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


1310. Lillie, R. S. — „The relation of ions to contractile processes. 
III. The general conditions of fibrillar contractility.“ Am. Journ. uf 
Physiol., Bd. 22, p. 75—90, Juni 1908. 

Verf. erklärt die Eigenschaften der kontraktilen Elemente gemäss der 
Ostwald-Bernsteinschen Membrantheorie. Die Oberflächenlage des kon- 
traktilen Elements ist gegen die Kationen eines Elektrolyten, welcher inner- 
halb des Elementes entsteht, durchdringlich und undurchdringlich für 
die Anionen. 


— 497 — re 


Eine physiologische Polarisation entsteht; die Oberfläche ist positiv, 
das Innere negativ. 

Wird die Durchdringlichkeit der Oberfläche erhöht, so entweichen die 
Anionen und die Polarisation wird verringert. Ein solcher Zustand führt, 
wenn er andauert, Schädigung des Elements herbei. Reizungen ver- 
ursachen ihn zeitweilig. Eine solche Depolarisation wirkt somit wie 
ein Reiz, 

Im polarisierten oder Ruhezustande ist das Innere negativ, es enthält 
einen Überschuss an Anionen. Daher sind zu dieser Zeit die Kolloide in 
einem feinkörnigen Zustande; das lebende Protoplasma ist durchsichtig. 

Während der Polarisation verschwindet der Überschuss an Anionen. 
lie Kationen sind in Überzahl und die Kolloide erleiden eine Aggregation 
in der Richtung der Gerinnung. Eine dauernde Deporalisierung verursacht 
die Gerinnung der in der Zelle befindlichen Kolloide (Rigor mortis). Zeit- 
weilige Gerinnungen bestimmen normale Zuckungen. Der Zustand der 
Polarisation wird automatisch nach dem Ende der Reizung wieder herge- 
stellt; daher kommt mit dem Überschuss an Anionen der Ruhezustand zum 
Vorschein. 

Das H-Ion soll das polarisierende Kation darstellen.  Metabolische 
Vorgänge innerhalb des kontraktilen Elements führen die Bildung der 
polarisierenden Elektrolyten herbei. Letzterer Vorgang ist die wichtigste 
Bedingung für den Wechsel der kolloiden Oberflächenenergie, auf welcher 
die Zuckung beruht. B.-0. 


1311. Hendersen, L. J., Leland jr., G. A. und Means, J. H. (Chem. Lab., 
Harvard Coll.). — „The behavior of muscle after compression.“ Amer. 
Journ. of physiol., 1908, Bd. 22, p. 48. 

Ein Druck von 500 Atmosphären kann langsam auf einen Muskel 
während geraumer Zeit einwirken, ohne dass dadurch sein Vermögen., 
darauf maximale Reaktionen auf Induktionsschläge auszuführen, merklich 
verringert wird. Schädlich wirken dagegen unregelmässige Druck- und- 
Entlastungsgrade. B.-0. 


1312. Fröhlich, Friedrich W. (Physiol. Inst., Göttingen). — „Zur Thermo- 
dynamik der Muskelkontraktion.“  Pflügers Arch., Bd. 123, p. 596 
bis 605, Juli 1908. 

Der Verf. wendet sich gegen die Arbeit von Bernstein über das gleiche 
Thema. Der Schluss von Bernstein, dass der Temperaturkoeffizient der 
freien Muskelenergie ein negativer ist, wird als unberechtigt zurückgewiesen. 
Die Zunahme der Muskelleistung bei der Abkühlung (in den Grenzen 30 
bis 0°C.) ist vielmehr genau wie bei der Ermüdung und der Kohlensäure- 
wirkung nur eine scheinbare, der Temperaturkoeffizient der mechanischen 
Energie ist genau wie der der chemischen Energie ein positiver, Die 
scheinbare Steigerung der Leistungsfähigkeit durch die Abkühlung beruht 
auf der Dehnung des zeitlichen Verlaufs (Schwingungsdauer) der Erregungs- 
Welle im Muskel, namentlich auf der Dehnung ihres absteigenden Schenkels. 

Mangold, Greifswald, 

1313. Rautenberg, E. (Med. Klin., Königsberg). — „Zur pathologischen 
Physiologie menschlicher Skelettmuskeln und über gewisse Beziehungen 
zur Funktion des Herzmuskels.“ Dtsch, Arch. f. klin. Med.. 1908. 
Bd. 93, p. 388—404. 

Biophysik. Centralbl. Bd. III. 36 


— 498 — 


An degenerativ veränderten Muskeln fand der Verf. bei ermüdender 
elektrischer Reizung mit einzelnen Induktionsschlägen Störungen der Kon- 
traktilität (Abnahme der Zuckungskurve und Alternierung der Zuckungs- 
höhe) und der Erregbarkeit (Ausfall der Kontraktionen und Zunahme der 
Latenzzeit). 

Nach Applikation von kurzen tetanisierenden Strömen traten noch 
hochgradigere Störungen der Reizbarkeit als Symptom grösster Ermüdung 
zutage. Gerhartz. 


1314. Wolley, V. J. — ,The temperature coefficient of the rate of con- 
duction and of the latent period in muscle.“ Journ. of Physiol., 1905, 
Bd. 37, p. 122. 

Die Temperaturkoeffizienten der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der 
Muskelerregung sowie des Latenzstadiums werden in dem Sartorius des 
Frosches festgestellt. Zwei leichte Hebel liegen auf dem Muskel, der in 
Ringersche Lösung eingetaucht wird. Die Elektroden wurden an das eine 
Ende des Muskels angelegt und Zuckungen wurden durch einzelne Schliess- 
induktionsschläge ausgelöst. Verf. registrierte die Bewegungen der Hebel 
auf einer photographischen Platte mittelst eines an jedem Hebel befestigten 
reflektierenden Spiegels. \ 

Die Koeffizienten wurden mittelst Versuchen bei zwei um 10° C aus- 
einander liegenden Temperaturen bestimmt. 

Die durchschnittlichen Werte der Fortpflanzungsgeschwindigkeit sind 
2,01 bei 5—15° C. und 1,79 bei 10—20° C. und des Latenzstadiums 
3,34 bei 5—15° C. und 3,51 bei 10—20° C. W. A. Jolly. 


1315. Lucas, Keith. — „The temperature coefficient of the rate of con- 
duction in nerve.“ Journ. of Phys., 1908, Bd. 37, p. 112. 

Der Temperaturkoeffizient der Leitungsgeschwindigkeit wurde in den 
Ischiadicus-, Tibialis- und Suralisnerven des Frosches bestimmt. Lie 
flüssigen Elektroden von Lucas wurden benutzt. Der Moment der Reizung 
wurde mittelst des Einthovenschen Saitengalvanometers und die Verkürzu:g 
der Flexor longus digitorum wurden photographisch registriert. Man er- 
regt den Nerv bald an einem, bald an einem anderen Punkte bei §8—9° C., 
dann bringt man das Präparat in höhere Temperatur (18—19° C) und er- 
regt wieder. Die Werte des Quotienten 

Geschwindigkeit bei (n + 10)° 
Geschwindigkeit bei n? 
wurden so bestimmt. 

Der durchschnittliche Wert ist 1,79. Dieses Resultat stimmt mit 
Maxwells Beobachtungen bei Molluskennerven und Woolleys Beobachtungen 
bei Amphibienmuskeln überein. 

Wenn man die unzuverlässigen Beobachtungen eliminiert, so teilen 
sich die Quotienten in zwei gesonderte Gruppen, deren durchschnittliche 
Werte 1,92 bzw. 1,64 sind. W. A. Jolley. 


1316. Snyder, C. D. (Phys. Lab., Johns Hopkins Univ.) — „The ten- 
perature coefficient of the velocity of nerve conduction.“ Am. Journ. 
of Physiol., Bd. 22, p. 179—201, Juni 1908. 

Der Temperaturkoeffizient der Leitungsgeschwindigkeit für den Scia- 


æ v 


— 499 — 


ticus des Frosches liegt zwischen 2 und 3. Die vereinzelten Fälle, welche 
höhere oder niedrigere Werte ergaben, scheinen normal zu sein und durch 
Unterschiede in der chemischen Reaktionszeit der Leitungssubstanzen be- 
dingt zu sein. 

Eine Erklärung der periodischen Veränderungen der Leitungsschnellig- 
keit bei konstanter Temperatur wird gegeben. Theorien, welche die Leitung 
der Nerven auf rein physikalische Faktoren beziehen, sind unhaltbar, da 
ja die Temperaturkoeffizienten der physikalischen Vorgänge geringer als 
die der Erregungswelle der Nerven sind. B.-0. 


1317. Cluzet, J. — „Sur l'excitation des nerfs au moyen d'ondes de 
longue durée.“ Journ. de phys. et de path. gen., 1908, H. 3. p. 392 
bis 402. 

Zu kurzem Referat nicht geeignet. Kochmann, Greifswald. 


1318. Capparelli, A. — „Über die Struktur der Zellen der Rückenmarks- 
zentren der höheren Tiere.“ Anat. Anz., Bd. 32, H. 19/20, 4. Juni 
1908. 

Verf. fasst seine Resultate zusammen: 

Viele Eigentümlichkeiten der Struktur der nervösen Zellelemente, 
welche bereits in den Nervenganglien als gefensterte Gebilde usw. bei den 
niederen Wirbeltieren beschrieben worden sind, sind auch in den Rücken- 
markszentren der höheren erwachsenen Wirbeltiere vorhanden. 

Die Fenster- und Löcherbildung existiert nicht nur im proximalen 
Teil der Dendriten und Neuriı«:n, sondern auch auf der Gesamtoberfläche 
derselben sowie auch auf derjenigen der Zelle selbst. 

Im Rückenmark des Ochsen existieren zwei Typen von Nervenzellen, 
welche wegen ihrer Architektur auch substanziell sich unterscheiden. 

Berg, Strassburg. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 

1319. Dose, Friedrich (Physiol. Inst., Marburg). — „Über den Lvngen- 
vagus bei Katzen und Hunden.“ Mit 39 Kurven. Pflügers Arch., 
Bd. 123, p. 605—628, Juli 1908. 

Verf. hat die Versuche von Schenck über exspiratorische und in- 
spiratorische Vagusfasern auf Hunde und Katzen ausgedehnt. 

Die verschiedenen Wirkungen des Vagus, exspiratorische bei der Ein- 
atmung und bei normaler Ausatmungsstellung, inspiratorische bei künstlichem 
Aussaugen der Lungen, lassen sich sowohl bei Katzen als auch bei Hunden 
auch dann nachweisen, wenn der eine Vagus intakt ist und der andere 
ausgeschaltet wird. Bei Katzen fand in einer Anzahl von Fällen bei 
selbständiger Exspirationsstellung eine Erregung von inspiratorisch wirk- 
samen Vagusfasern statt, wie sie schon dadurch regelmässig hervorgerufen 
werden konnte, dass das Tier zu verstärkter Atmung in dyspnoischen Zu- 
stand versetzt wurde. 

Zum Schlusse weist der Verf. die Kritik von F. W. Fröhlich an 
der Methode der tripolaren Ausschaltung zurück. 

Mangold, Greifswald. 
1320. Buttersack. — „Physikalische und klinische Betrachtungen iiber 
die sog. Rassel- und Reibegerüusche.“ Zeitschr. f. klin. Med., 1908, 
Bd. 65, p. 453—462. 
36* 


— 500 — 


Rasselgeräusche sind nicht der Ausdruck katarrhalischer Entzündung 
der Schleimhaut der Bronchialäste, sondern der einer vorübergehenden oder 
dauernden Veränderung der Elastizität des Lungengewebes durch z. B, 
atrophische Vorgänge, Infiltrationen, Stauungen in den Blut- und Lymph- 
gefässen. Gerhartz. 


1321. Boecker, T., Göttingen. — „Einige Bemerkungen zu dem Auf: 
satz: Über die Wirkung der Musculi intercostales des Herrn Emil 
Fluner, Prag.“ Anat. Anz., Bd. 32, H. 21/22, 27. Juni 1908, 

Verf. wendet sich gegen die in oben genannter Arbeit (H. 14) auf 

Grund von Konstruktionen vertretenen Ansicht Flussers; er hält die Kon- 

struktion für unzutreffend und tritt für die alte Hambergersche Theorie 

ein, dass die Externi Inspiratoren, die Interni Expiratoren seien. 
Berg, Strassburg. 
Circulation. 

1322. Joseph, D. R. (Rockefeller Inst. for Med. Res). — „The ratio 
between the heart-weight and body weight in various animals.“ Joum. 
of Exp. Med., Bd. X, p. 521—528, Juli 1908. 

Folgendes Verhältnis zwischen dem Körpergewicht und dem Gewicht 
des Herzens wurde gefunden: 








| 
Anzahl ' Körper- Ver- Prozent 


| 
Nu 
der gewicht Herzens; hältnis d. beiden 








Tiere a 
g | 
| | | 

Hund, männlich,. . . . . 58 8,029 59,23 7,43 | 0,143 
„ weiblich . . 2... 60 6,038 | 45,46 7,61 | 0,161 
Katze, männlich, . , . . 11 3,078 13,80 4,56 | 0,456 
.  weiblich . . . . .] 15 | 2,650 12,34 4,58, 0,458 
Kaninchen, männlich . . . 35 1,606 4,31 2.67 : 0.261 
; weiblich . . . 66 1,697 | nn 2,70 | 0.210 
Meerschweinchen, männlich . 14 : 0,384 ' 1,70 4,22 | 0.422 
. weiblich . 33 | 0,257 1,03 | 3,91 | 0.391 

| B.-0. 
1323. Moritz, F. (Med. Klinik, Strassburg i. E.). — „Über funktionelle 


Verkleinerungen des Herzens.“ Münch. Med. Woch.. Bd. 55, H. 14. 
April 1908. 

Verf. teilt eine Anzahl von Urthodiagrammen mit, die er während 
eines Anstrengungsversuches aufgenommen hat. Er beobachtete, dass dir 
Herzverkleinerung bei Anstrengung mit den der Vagusreizung entgegen- 
gesetzten Bedingungen einherging. Sie war immer von einer auf 
gesprochenen. mitunter sehr beträchtlichen Erhöhung der Pulsfrequenz be- 
gleitet. Die hierdurch bedingte Verkürzung der Diastole musste nach Verl. 
im Sinne einer Verminderung der diastolischen Herzfüllung wirken können. 
Nimmt man nun, wozu Verf. sich nach seinen Beobachtungen borechtigt 
glaubt. noch an. dass bei der Anstrengung das Sekundenvolum der Ven- 
trikel vermehrt sei, so kommt. wie Verf. des näheren ausführt, auch noch 
eine sekundäre Verminderung des Füllungsdrucks der Ventrikel als Ursache 
für deren geringere Füllung in Betracht. Da endlich für die Pulserhöhung 
bei Anstrengung sowohl eine Reizung des N. accelerans als eine Minderung 


tin e a a a 


„er mm un 
ie š 


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x : Le PE > E 

j a n E ARE : 

: — mes Sir LE 


— 501 — 


des Vagustonus verantwortlich zu machen ist, so ist auch noch mit der 
Möglichkeit einer direkten Hemmung der Diastole auf nervösem Wege zu 
rechnen. Verf. versuchte nun den Vagus durch Atropin auszuschalten und 
konnte in der Tat nach subkutanen Injektionen von 0,00075 bis 0,001 
ebenfalls ‚eine Herzverkleinerung beobachten. Ferner stellte Verf. fest, dass 
bei schon vorhandener Atropinwirkung auf die Herzgrösse durch An- 
strengung eine noch weiter gehende Herzverkleinerung erzielt wird. Nicht 
alle Herzen scheinen die Verkleinerungsreaktion, wenigsten bei der gleichen 
Anstrengung, zu geben. Soweit Verf. überhaupt schon ein abschliessendes 
Urteil fällen kann, glaubt er, dass das hypertrophische oder an erhöhte 
Ansprüche gewöhnte Organ sie nicht oder wenigstens nicht in dem Masse 
gibt, wie das Herz jugendlicher, noch nicht schwer arbeitender Individuen 
oder wie ein Herz, das dilatiert ist, ohne wesentlich hypertrophisch zu sein, 
bei dem also die Wanddicke im Verhältnis zum Volumen des Organs als 
gering angenommen werden muss. Von besonderem Interesse scheint der 
sichere Nachweis zu sein, dass auch das pathologisch dilatierte Herz die 
Anstrengungsverkleinerung zeigen kann, da hierdurch gewissermassen eine 
Empfehlung für die Gymnastik bei derartigen Herzerkrankungen gegeben 
wird. Ob die nach Atropin erfolgte Herzverkleinerung irgend eine thera- 
peutische oder prognostische Verwertung bei Herzdilatationen hat, lässt 
Verf. vorerst noch unentschieden. W. Wolff. 


1324. Eppinger, H. und von Knaffl, E. (Inst. f. allg. u. exper. Pathol., 
Graz. — „ ‚ber Herzinsufficienz.“ Zeitschr. f. exper. Path., 1908, 
Bd. V, p. 71—88. 

Die Ursache für das Erlahmen des kranken hypertrophischen Herzens 
ist weder im einzelnen Fall noch generell mit einiger Sicherheit bekannt. 
Möglicherweise spielen neben anatomischen Veränderungen der Herz- 
muskulatur und nervösen Einflüssen die Ernährungsverhältnisse des hyper- 
trophen Muskels eine Rolle. In Versuchen, welche Verff. angestellt haben, 
zeigte es sich, dass beim gesunden, in Unterernährung befindlichen Tier 
(Kaninchen) der Blutdruck nach Kompression der Aorta zwar ebenso steil 
wie beim voll ernährten Tier anstiegt, jedoch viel rascher wieder abfiel. 
Beim hypertrophischen Herzen nach künstlicher Aorteninsufficienz scheint 
der Druck überhaupt nicht so hoch anzusteigen und rascher zu sinken als 
beim gesunden. Die Herzkrait lässt sich unter diesen Umständen jedoch 
bedeutend verbessern, wenn intravenös Traubenzucker eingeführt wird, 
die Ernährung des Herzens also wahrscheinlich verbessert wird. 

Mohr, Halle a. S. 


1325. Benedict, S. R. (Biolog. Lab., Univ. of Cincinnati), — „The in- 
fluence of salts and non-electrolytes upon the heart.“ Am. Journ. of 
Physiol., Bd. 22, p. 16—31, Juni 1908. 

Die NaCl-Latenzperiode wird nicht durch Mangel an Ca-lonen oder 
Sauerstoff (Martin) bedingt, sondern sie stellt die Zeit dar, welche der Herz- 
muskel benötigt, um einen für seine rhythmische Tätigkeit erforderlichen 
Grad von Tonus zu erlangen. Ebenso ist der NaCl-Stillstand auf einen 
Verlust der Reizbarkeit und nicht auf einen Verlust der Reizungssubstanzen 
zu beziehen. 

Unter gewissen Bedingungen können auch Nichtelektrolyten eine An- 
zahl von Kammerzuckungen verursachen. B.-0. 


— 502 — 


1326. Schultz, W. H. (Phys. Lab., Johns Hopkins Univ.). — „Studies in 
heart muscle. The refractory period and the period of varyina 
irritability.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. 22, p. 183—162, Juni 19083. 

Die absolute Refraktionsperiode bewahrt ein direktes Verhältnis zu 
der Dauer der Systole und auch dann, wenn Reagentien benutzt werden. 
welche die Reizbarkeit des Herzmuskels erhöhen oder erniedrigen. 

Folgende Erklärung für die Retraktionsperiode wird angegeben: Fängt 
die Zuckung an, so wird das dissoziierbare Material aufgebraucht und die 
kolloiden Teilchen verändern sich an Grösse und in ihrer Stellung. Während 
dieses Zustandes kann das Gewebe sich nicht kontrahieren. Die anor- 
ganischen Salze Na, Ca und K spielen bei der Neubildung der dissoziier- 
baren Teilchen eine wichtige Rolle. Ca wirkt als beschleunigender Faktor. 

B.-0. 

1327. Obrastzow, W. (Med. Klinik, Kiew). — , Über die diskontinuierliche, 
in zwei Absätze geteilte Kontraktion des linken Ventrikels des Herzen: 
(Bisystola) und über die Erscheinungen an den Arterien bei der 
Aortenklappeninsuffizienz“. Berl. klin. Wochenschr., Bd. 22. 1908. 

Bei der Insuffizienz der v. aortae kontrahiert sich der linke Ventrikel 

in 2 Perioden (Bisysiolia). Klinisch dokumentiert sich diese Art der Herz- 
kontraktion durch gewisse Eigenschaften des Spitzenstosses bei diesem 
Herzfehler — durch das sog. Choc en döme, durch die systolische Ver- 
doppelung des ersten Herztons, der in der Praecordialgegend auscuvltiervar 
ist, durch das Cardiogramm des Herzstosses, das 2 Erhebungen aufweist, 
und durch die Entstehung von 2 Pulswellen in den grossen Gefässen, die 
sowohl palpatorisch als auch sphygmographisch nachweisbar sind. 
MM ve Der Pulsus celer in den peripheren Arterien verdankt seine Ent- 
stehung dem Verschwinden der ersten Erhebung der gespaltenen Pulswell«. 
welche wahrscheinlich in der zweiten Erhebung oder in der zweiten Welle 
sich auflöst. Diese zweite Blutwelle wird vom linken Ventrikel mit der 
grössten Kontraktionskraft herausgeschleudert und gewinnt daher ein« 
grössere Geschwindigkeit im Arterialsystem als die schwächere erste Welle, 
so dass sie die letztere einholt, mit ihr zusammenfliesst und den Pulsus 
celer bildet. 

Das systolische Geräusch auf der Aorta bei Aortenklappeninsuffizienz 
hängt wahrscheinlich oft von der diskontinuierlichen Kontraktion des linken 
Ventrikels ab (Bisystolia), wobei das in die grossen Arterien hineinfliessend« 
Blut in ein labiles Gleichgewicht gerät und mit schon vorhandenem Blute 
eine Reihe von Wirbelbewegungen bildet, die das Geräusch verursachen. 
Dieselbe Erklärung scheint auch für die Ursache der Entstehung der 
systolischen Geräusche an der Aorta und Art. pulmonalis bei schweren 
Anämien zu gelten. Zuelzer. 


1328. Teissier, P. et Tanon, L. „La pression arterielle dans Te 
scarlatine de ladulte“ Journ. de phys. et de path. gén., 1908, H. 3. 
p. 481. 

Der Blutdruck ist während des Verlaufes des Scharlachfiebers bei 

Erwachsenen im allgemeinen wesentlich niedriger als normal. 

Kochmann, Greifswald. 

1329. Nobécourt, P. et Tixier, L. — „La pression artérielle dans lu 


scarlatine de l'enfant.“ Journ. de phys. et de path. gen.. 1908S, H. 3. 
p. 495. 





— 503 — 


Im Anfang des Scharlachs der Kinder ist der Blutdruck häufig er- 
höht, um nach der zweiten Woche auf die Norm zurückzugehen. Sonst 
hat diese und die vorige Arbeit mehr klinisches Interesse. 

Kochmann, Greifswald. 


1330. Bartel, Jul. (Path.-anat. Inst. Wien), — „Über die hypoplastische 
Konstitution und ihre Bedeutung.“ Wien. klin. Woch., 1908, Bd. 21, 
No. 22. 

Auf Grund von klinischer Beobachtung und von Sektionsbefunden von 
Kranken mit hypoplastischer Konstitution wird das Bild dieser Anomalie 
(Enge des arteriellen Systems mit Lymphatismus und Hypoplasie des Ge- 
nitales) gezeichnet. Der Verf. fasst die hypoplastische Konstitution als De- 
generationserscheinung auf. Gerhartz. 


1331. Petitjean, G. — „Action de quelques médicaments vasomoteurs 
(mtrite d’amyle, adrenaline, eryot de seigle) sur la circulation pulmo- 
narre.* Journ, de Phys. et de Path. gen., 1908, H. 3, p. 403— 414. 

Bei Hunden mittlerer Grösse bewirkt Amylnitrit einen Abfall des 
Aortendrucks und in den meisten Fällen ein geringes Ansteigen des Blut- 
drucks in der Pulmonararterie, der zeitlich mit den Veränderungen des 
grossen Kreislaufs nicht zusammen zu fallen braucht. Manchmal tritt 
überhaupt keine Veränderung ein. Es wird sich auf Grund dieser Ver- 
suchsergebnisse (Entlastung des kleinen Kreislaufs) die Anwendung des 
Amylnitrits bei Hämoptyse in Fällen der Not rechtfertigen lassen, besonders 
da es sich zeigte, dass die Lungen während der Wirkung des Amylnitrits 
ein blasses Aussehen gewannen. 

Adrenalin bewirkt im grossen wie im kleinen Kreislauf unter Puls- 
verlangsamung ein Ansteigen des Blutdrucks, und die Lungen sind kurz 
nachdem der Blutdruck sein Maximum erreicht hatte, rötlich verfärbt. Verf. 
schliesst sich bei der Erklärung der beobachteten Erscheinungen früheren 
Autoren an, betont aber die Hyperämie der Lungen und glaubt infolge- 
dessen, dass das Adrenalin zur Bekämpfung der Hämoptyse gänzlich un- 
geeignet sei. 

Mutterkornpräparate bedingon eine Vasokonstriktion im grossen und 
wohl auch im kleinen Kreislauf. Die Blutfüllung scheint sich nur wenig, 
im Sinne einer Anämie zu verändern. Doch geben die Resultate keinen 
bestimmten Anhalt für die günstige Wirkung der Socalepräparate hei 
Hämoptyse. Kochmann, Greifswald. 


1332. Fischer. Jos. (I. Innere Abt. d. Rud. Virchow-Krankenhauses). — 
„Die uuskultatorische Blutdruckmessung im Vergleich mit der oscilla- 
torischen von Heinrich von Recklinghausen und ihr durch die Phasen- 
bestimmung bedingter klinischer Wert.“ Dtsch. Med. Woch., 1908. 
Bd. 34, p. 1141—1142. 

Namentlich in solehen Fällen, wo die oscillatorische Methode der 
Blutdruckmessung notorisch schwierig ist, erwies sieh die Korotkowsche 
auskultatorische Messung als dieser überlegen: sie ist präziser, einfacher 
und billiger. 

Wo die Arterien selbständig tönen, ist die Methode natürlich nieht 
anWendoar. Sie versagt also bei Kranken mit Aorteninsufficienz und 
gelegentlich bei Hochfiebernden und Kranken mit nervösem Herzleiden. 


— 504 — 


Da, wo beide genannten Methoden anwendbar waren, waren nur 
selten minimale Differenzen zwischen den Ergebnissen vorhanden. 

Dann lag das auskultatorische Maximum tiefer als das osecillatorische 
und das auskultatorische Minimum höher als das oscillatorische Minimum. 

Die beim Nachlassen des Manometerdrucks an der Arteria cubitalis 
auftretenden auskultatorischen Phänomene lassen charakteristische Typen 
erkennen, die ich hier in der Tabelle zusammenstellen will. 









































I. Phase | II. Phase | III. Phase | IV. Phase 
Herz- und Arterien- | Drucktöne | Drucktöne Töne Leise Töne 
gesunde mit Druck- (decre- 
censé) scendo) 
Leichte Arteriosklerose, s 5 | sehr laute š 
stark kontrahierte | Töne 
Arterien (nervöse Herz- 
leiden, Bleivergiftung) | 
Herzschwäche und sehr leise Töne 
Biersche Stauung 
Stark erhöhter Blut- | abnorm normal | abnorm | fehlen 
druck (Nephritiker, |laute Töne ' laute und 
Tabiker mit starken  klappende | 
Schmerzen) | Töne | 
ES mt Se 
Niedriger diastolischer verlängerte| verkürzte | verlängerte 
Blutdruck (Anämie) u.verstärkte Phase Phase 
Phase 
| 
Der Verf. misst der Methode grossen klinischen Wert bei. 
Eine ausführliche Arbeit ist in Aussicht gestellt. Gerhartz. 


1333. Dawson, P. M. und Gorham, L. W. (Phys. Lab., John Hopkins Univ.). 
— „The pulse pressure as an index of the systolic output.“ Journ. 
of Exp. Med., Bd. X, p. 484—489, Juli 1908. 

Die Vergleichung der Pulshöhe, des Blutdruckes und plethysmogra- 
phischen Aufzeichnung des Herzens lehrt, dass unter normalen Bedingungen 
die Pulshöhe als ein Indikator des systolischen Auswurfes des Blutes 
dienen kann. Auch unter den folgenden experimentellen Veränderungen 
trifft diese Tatsache zu: bei Reizung des Vagus und Nerv. saphenus, bei 
Injektion von NaCl und Transfusion von Karbonatlösungen, sowie während 
Blutentziehung und Asphyxie. B.-0. 


1334. Turlais, C. (Hôtel-Dieu und Physiol. Labor. der med. Schule in 
Anger). — „Forme du cardiogramme dans les modifications patho- 
logiques du muscle cardiaque.“ Soc. biol., 1908, Bd. 64, p. 364—367. 

Im Gegensatz zu früheren Anschauungen zeigt Verf., dass eine 
menschliche Cardiographie bei systematischer Technik möglich ist. Es 


r ne ee en eitnei 


— 505 — 


gelingt ihm bei mehreren Kranken Cardiogramme zu erhalten, die nicht 
durch die Volumänderung des Herzens beeinflusst sind. Bei Nierenskle- 
rose und Arteriensklerose wurden Cardiogramme von charakteristischem 
Verlauf erhalten. Guggenheim. 


1335. Rubino, C. (Med. Klin., Genua). — „Osservazioni sulla tecnica 
sfigmomanometrica.“ (Bemerkungen zur Technik der Sphygmomano- 
metrie.) Gazz. d. Osp. e d. Clin., 1907. No. 87. 

Verf. weist einige Fehlerquellen der üblichen Sphygmomanometer 
nach, die darauf beruben, dass durch Kompression der Venen einerseits 
der arterielle Blutdruck erhöht wird, anderseits eine Anschwellung der 
Muskeln des Armes bedingt wird. Eine weitere Fehlerquelle, welche auf 
der Schwierigkeit mit dem Tastgefühl allein das Verschwinden und Wieder- 
auftreten des Pulses zu beurteilen beruht, lässt sich durch Beobachtung 
der Schwankungen der (Quecksilbersäule beseitigen. Ascoli. 


1336. Van Westenrijk, N. (Klinik d. Prof. Janowskij, Militärmed. Akad, 
St. Petersburg). — „Klinische Materialien zur Würdigung der Be- 
deutung des Unterschiedes zwischen dem Anfang und dem Ende 
akustischer Erscheinungen (Pulsdruck bei Untersuchung des Blut- 
drucks nach der akustischen Methode).“  Jowestija Wojenno-Med.- 
Akademii (Nachrichten der Militär-Med. Akademie), 1907, Bd. XV. 

Die Grösse des Pulsdrucks, d. h. der Unterschied zwischen dem 
maximalen und dem minimalen Druck, wurde sowohl in Russland (Masing) 
als auch im Auslande studiert. Janeway hat zuerst den Pulsdruck mit der 
Grösse des Pulses identifiziert, in demselben Sinne fasste ihn Strass- 
burger auf. 

Nach der Lehre des Klinikers Janowskij ist der Pulsdruck eine durch- 
aus künstliche Grösse, da sie einen Unterschied zwischen unausmessbaren 
Grössen darstellt*): zwischen dem statischen Druck (dem Maximaldruck 
der früheren Autoren) und dem dynamischen Druck (dem Minimaldruck der 
jetzigen Autoren). Diese Grösse ist auch bei der Bestimmung nach der 
akustischen Methode Kortoff vollständig identisch mit der Grösse des Puls- 
drucks der Autoren. 

Der Verf. dieser Arbeit hat, indem er versucht, diese Grösse klinisch 
zu würdigen, dieselbe in Verbindung mit dem Zustand der Blutzirkulation 
studiert und dabei das schon früher erwähnte Faktum (Horner) der Er- 
höhung des Pulsdrucks bei Verbesserung der Blutzirkulation geprüft. Um 
den Sinn der Schwankungen der Pulsdruckgrösse, die der Verf. Ausdehnung 
der Tonerscheinungen nennt, zu erklären, studierte er zuerst experimentell 
an Menschen die Schwankungen der Grösse unter dem Einfluss eines 
Spasma der peripherischen Gefässe (das durch die Abkühlung einer Ex- 
tremität hervorgerufen wurde) und einer Ausdehnung der Gefässe (durch 
Erwärmung der Extremität hervorgerufen). Im ersten Falle erhielt man 
grösstenteils eine Verminderung des Pulsdrucks, die hauptsächlich auf 
Rechnung der Erhöhung des Maximaldrucks (Verschwinden der Tonerschei- 
nungen) zu setzen ist. Im zweiten Falle (bei Erwärmung) erhielt man eine 
allerdings unbeständige Erhöhung des Pulsdrucks infolge einer Verminderung 
desselben Minimaldrucks (Verschwinden der Tonerscheinungen). Diese Ver- 





*) Die Lehre ‘des Klinikers Janowskij ist in einem anderen Artikel des 
Dr. Van Westenrijk dargelegt worden, der in kurzer Zeit in der Zeitschrift für 
klinische Medizin erscheinen wird. 


— 506 — 


suche bestätigten die klinische Beobachtung der Erhöhung des Minimal- 
drucks bei Spasma der peripherischen Gefässe. 

Es folgt ferner eine Tabelle, die die Ergebnisse des Blutdrucks nach 
der akustischen Methode darstellt, ‚ferner den Pulsdruck, die Menge des 
Urins und die Schwankungen der Ödeme in Verbindung mit kurzen Aus- 
zügen aus Krankengeschichten. Im ganzen wurden 15 Beobachtungen 
verschiedener Herzfehler ausgeführt. 

Die Erhöhung des Pulsdrucks entsprach in 14 Fällen dem Auftreten 
einer Diurese, was mit einer Verbesserung des Zustandes des Kranken 
zusammenfiel. Am häufigsten folgte die Diurese unmittelbar auf die Er- 
höhung des Pulsdrucks oder nach ein bis zwei Tagen. In einem Falle. 
und zeitweilig auch in einem andern, ging die Erhöhung des Pulsdrucks 
mit einem Anwachsen der Ödeme und einer Verschlimmerung des Zustandes 
des Patienten parallel. 

Der Pulsdruck erhöhte sich entweder beim Auftreten einer Ver- 
grösserung des Maximaldrucks oder bei einer Verminderung des Minimal- 
drucks oder endlich bei diesen beiden Veränderungen gleichzeitig. im 
ersten Falle konnte man an eine Verbesserung der Arbeit des Herzens denken. 
im zweiten an eine Verbesserung der peripherischen Blutzirkulation. Der 
Zustand der Ödeme übt einen gewaltigen Einfluss auf die Schwankung des 
Maximaldruckes aus. Bei Verminderung der Ödeme bleibt der Maximal- 
druck unverändert oder sinkt sogar, weshalb man nach der Schwankung 
des Blutdruckes nicht immer auf eine Verschlechterung oder Verbesserung 
der Herzarbeit schliessen kann, sondern man muss immer mit dem Zustand 
der Odeme und mit der Diurese rechnen. In denjenigen Fällen, wenn bei 
einer Verbesserung des Zustandes des Kranken unter dem Einfluss von 
Herzmitteln eine Erhöhung des Pulsdruckes bei unverändertem Maximal- 
druck stattfindet, nämlich nur infolge einer Verminderung des Maximal- 
drucks, und auch in denjenigen Fällen, wenn keine Ursachen für die Un- 
veränderlichkeit des Maximaldrucks vorhanden sind (Verminderung der 
Ödeme), muss man an einen sehr schlechten Zustand des Herzmuskels 
denken. Von 4 solchen Kranken des Verf.s starben 3 im Krankenhaus 
und bei allen ergaben sich starke Veränderungen des Herzmukels. 

Der Verf. gelangt zu dem Schluss, dass eine Erhöhung des Puls- 
drucks in solchen Fällen, wo kein Anwachsen der Ödeme stattfindet. ein 
Zeichen dafür ist, dass sich der Zustand des Herzkranken gebessert hat. 

Autoreferat (W. Boldyrett). 


1337. Miguel, Conto. — „Das systolische Geräusch bei der reinen Aorten- 
insuffizienz.“ Zeitschr. f. klin. Med., 1908, Bd. 65, p. 374—332. 
Das längere diastolische und das kürzere, in der Verschlussphase der 
folgenden Systole liegende Geräusch bei der Aortenklappeninsuffizienz, sind 
im Wesen Teilerscheinungen eines einzigen Geräusches, keine selbständigen 
Schallphänomene. Die Teilung kommt zustande durch plötzliche Verände- 
rung der Konsistenz, der Form und hauptsächlich der Lage des Herzens. 
Das systolische Geräusch speziell rührt davon her, dass die Blutwelle nach 
der unvollständig geschlossenen Ventrikelhöhle während der Verschluss- 
phase der Systole fortgesetzt zurückströmt. Gerhartz. 


1338. Kato. E. und Kotzemberg. — „Über das Verhalten des arterir!on 
Blutdruckes bei chirurgischen Nierenerkrankungen und Appendicitis." 
Beitr. z. klin. Chir.. 1908, Bd. 58, H. 2. 


Sy p0 


Auf Grund eines allerdings erst kleinen Materiales kamen die Verff. 
zu Resultaten, die sie ungefähr so zusammenfassen, dass in Fällen ein- 
seitiger Eiterniere Druckerhöhung eintritt, die mit Aufhören der Eiterung 
ebenfalls zum Stillstand kommt, dass bei doppelseitigen Nierenerkrankungen 
stets Druckerhöhung vorhanden ist und dass schliesslich, was am be- 
merkenswertesten ist, bei Fällen von akuter und subakuter Appendieitis 
eine ganz aussergewöhnliche Steigerung des Blutdruckes festzustellen ist. 


Ä Goldstein. 
1339. Brodzki, Johannes (Laboratorium d. med. polikl. Institut d. Univers. 
Berlin). — „Experimentelle Untersuchungen über das Verhalten des 


Blutdrucks und über den Einfluss der Nahrung auf denselben bei 
chronischer Nephritis“. Deutsches Archiv f. klin. Med., Bd. 93, H. 3. 
Französische Autoren, vor allem Combes, hatten angegeben, dass die 
Nahrung, und speziell das Kochsalz, eine blutdrucksteigernde Wirkung bei 
Nephritis ausüben sollen. Vert. hat an Tieren mit chronischer Nieren- 
entzindung — es erscheint freilich fraglich, ob diese Nephritis die vascu- 
läre Nephritis darstellt — den Einfluss der verschiedenen \Nahrungsarten, 
Gemüsenahrung, Fleischnahrung unter Zusatz von je 5 oder 10 g Koch- 
Sala bestimmt, und nur eine so geringe Blutdrucksteigerung — nach 
lingerer Beobachtungsdauer 10—20 mm Quecksilber — festgestellt, dass 
die Kochsalztheorio kaum gestützt erscheint Als Intoxikationssubstanz 
diente Uran und Aloin. Zuelzer. 


1340. Meinertz, J. (II. med. Klin.. Berlin). — „Uber das Venenphänomen.“ 
Zeitsehr. f. exper. Path., Bd. V, p. 173—186, Mai 1908. 

Gärtner hat vor einiger Zeit eine Methode angegeben, welche ge- 
eignet sein soll, den Druck im rechten Vorhof zu messen. Er hebt die 
ohere Extremität, nachdem sich deren Hautvenen durch Herabhängenlassen 
des Armes gefüllt haben, langsam bis zu der Höhe, in der die Hautvenen 
köllabieren und zu einem flachen Bande werden, und ermittelt dana den 
senkrechten Abstand des Niveaus, in dem dieses Venenphänomen eintritt, 
vom Niveau des rechten Vorhofes. Eine Flüssigkeitssäule von der Höhe 
dieses Abstandes sei das Mass für den im Vorhof herrschenden Druck. 
Verf, zeigt an der Hand von Untersuchungen an Herzkranken und Gesunden 
(mit und ohne Muskelarbeit) in Übereinstimmung mit theoretischen Über- 
lesungen, dass diese Voraussetzungen und die daraus gezogenen Schluss- 
folgerungen nicht richtig sein können. Das Venenphänomen ist auch ab- 
hängig von dem im Verlauf herrschenden Druck, aber ebenso von peri- 
pheren auf die Venen rückwirkenden Ursachen. Denn bei Muskelarbeit 
traten bei Gesunden und Kranken Änderungen in dem Auftreten des Phä- 


nomens ein. Mohr, Halle a. S. 

1341. Pearl, Raymond (Biol. Lab. Orono, U. S. A.). — „An abnormality 
of the venous system of the cat, with some considerations regarding 
adaptation in teratological development“. Arch. f. Entw.- Mech., 


Bd. 25, S. 648—654. 2 Fig., Mai 1908. 
Verf. beschreibt ein abnormales Venensystem eines erwachsenen Katers, 
Das Blut wird aus dem hinteren Körperabschnitt zum Herzen durch ein 
Gefäss zurückgeführt, welches im Thorax die für Vena azygos normalen 
Verlaufs- und Lageverhältnisse besitzt. Homolog der Thoraxpartie von 
Vena cava inferior war ein kleines, lediglich die Venae hepaticae und 
Phrenicae aufnehmendes Gefäss. Trotzdem funktionierte dieses Venen- 


— 508 — 


system tadellos. Die natürliche Selektion ist ausserstande, Anpassuugen 
zu erklären, welche sich bei Entwicklung solcher Missbildungen zeigen. 
Kammerer, Wien. 
1342. Lucien, M. und Parisot, J. — „L’atherome spontane chez le lapin, 
sa fréquence et ses caractères généraux.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 18. 
Mai 1908. 

Die spontane Atheromatose ist beim Kaninchen verhältnismässiz 
selten, besonders, wenn man die ausgesprochenen Veränderungen betrachte:. 
Dadurch werden die bisher gewonnenen experimentellen Resultate zwar nicht 
entwertet, es ist aber nötig, zahlreiche und übereinstimmende Unter- 
suchungsergebnisse zu erhalten. E. Blumenthal. 


Blut. 


1343. Biffi, U. (Hyg. Inst., Lima). — „Alcune osservazioni sul sangue di 
lama.“ (Einige Beobachtungen über Lamablut.) Arch. Fisiol, 1905. 
Bd. II, H. 5. 

Eines der bedeutendsten Merkmale des Lamablutes bildet zweifellos 
dessen ungemein hoher Gehalt an roten Blutkörperchen. Die von diesen 
Blutkörperchen entwickelte Oberfläche ist weit grösser als jene der mensch- 
lichen Blutkörperchen. Höchstwahrscheinlich geht der Gaswechsel mit 
grosser Leichtigkeit vor sich, was für diese in der dünnen Atmosphäre 
der Anden: lebenden Tiere von grossem Vorteil ist. Bemerkenswert er- 
scheint ferner die Tatsache, dass die Anzahl der Leukocyten, die Leuko- 
cytenformel, das Gesamtgewicht der Blutkörperchen, die Menge des Hämo- 
globins, das spezifische Gewicht des Blutes, sowie die Menge des aus- 
getrockneten Extraktes und der Asche in allem mit dem menschlichen 
Blute sowie mit jenem der gewöhnlichen Säugetiere übereinstimmen, und 
dieses ungeachtet der doppelten Menge von Erythrocyten welche im Lama- 
blut enthalten sind. 

Es scheint, als ob die Veränderungen, welche im Lamablute beob- 
achtet werden, dem Bedürfnis entsprechen, die Gesamtoberfläche der roten 
Blutkörperchen zu vergrössern, dabei aber die übrigen Elemente uni 
Eigenschaften des Blutes so wenig als möglich zu beeinträchtigen. Das 
Serum scheint jedoch hierbei eine Ausnahme zu machen, vor allem durch 
sein relativ niedriges spezifisches Gewicht. Die Untersuchungen, welche 
über die Resistenz der Blutkörperchen, über die osmotische Spannung des 
Serums und dessen Ungerinnbarkeit an der Wärme, wenn es mit kleinen 
Mengen Wasser vermischt wird, angestellt wurden, beweisen, dass dieses 
Serum nicht nur arm an Eiweiss, sondern auch an Salzen ist. Alle diese 
Eigenschaften tragen vielleicht dazu bei das Blut dünnflüssiger zu machen 
und zu vermeiden, dass durch die übergrosse Anzahl der roten Blut- 
körperchen die Viskosität des Blutes über die Norm erhöht sei. 

Die Form der roten Blutkörperchen scheint ebenfalls dazu beizutragen 
das Blut dünnflüssig zu erhalten, da sie der Bewegung der Blutmasse den 
geringsten Widerstand bieten, indem sie mit ihrer grossen Achse jener 
des Blutgefässes parallel liegen. Diese Tatsache lässt sich in histologischen 
Präparaten, besonders in den kleinen Gefässen des Mesenteriums, leicht 
feststellen. | Ascoli. 


1344. Heinz, R. (Pharm.-Poliklin. Inst., Erlangen. — „Zur allgemeinen 
Pathologie der roten und weissen Blutkörperchen.“ Med. Naturw. Arch.. 
1908, p. 527—569. 





— 509 — 


Nach einer kritischen Erwähnung der hauptsächlichen physiologischen 
und pathologischen Umwandlungen der roten Blutkörperchen (Erythrozyten 
und Eryihroblasten) bespricht Verf. seine eigenen Untersuchungen, die sich 
auf einige morphologische Veränderungen dieser Zellelemente, der Poly- 
chromatophilie, der basophilen Körnung und der Kornausscheidung er- 
strecken. Bei der Polychromatophilie färben sich die roten Blutkörper- 
chen in der Mischung eines sauren (Eosin) und basischen Farbstoffes (Methylen- 
blau) in der Mischfarbe, nicht in der sauren Farbe. Die Frage, ob dieser 
Änderung des basophilen Charakters ein degenerativer Prozess (Ehrlich) 
oder ein regenerativer (Askanazy, Sabritschewsky) zugrunde liegt, sucht 
Verf, zu entscheiden, indem er durch künstliche Schädigung des Blutes 
eine experimentelle Polychromatophilie erzeugen will. Alle Versuche extra 
corpus (subisotonische Lösung, Temperaturschwankungen, Blutgifte) ver- 
mögen nicht eine Polychromatophilie hervorzurufen. Sodann wurde versucht, 
durch eine allmähliche Schädigung intra corpus eine Polychromatophilie zu 
erzeugen. Es wurden Hunden und Kanincnen eigenes und fremdes aus 
der Carotis entnommenes Blut in die Bauchhöhle injiziert, es wurde durch 
Injektion von NaCl-Lösung Hydrämie erzeugt, es wurde durch Blutgifte 
(AsH,, Morchelgift) Hämolyse, durch Phenylhydrazin, Körnchenauscheidung 
(s. u.) bewirkt. Bei allen Versuchen zeigte sich zunächst keine Polv- 
chromatophilie. Hingegen trat in den nicht tödlichen Vergiftungsfällen am 
1, 2. und 3. Tag nach der Vergiftung, im Stadium der Blutregeneration 
im Blute eine massenhafte Polychromatophilie auf. Vergiftung mit 0,1 g 
Phenylhydrazin hält Verf. für sehr geeignet, um zu Demonstrationszwecken 
experimentelle Polychromatophilie zu erzeugen. Es zeigt sich dabei zuerst 
Körnchenausscheidung (Ausscheidung glänzender, durch Methylenblau 
färbbarer Teilchen in den eosinophilen Erythrozyten), welche die ausge- 
wachsenen dem Absterben verfallenen Blutkörperchen kennzeichnet, Die 
nach 24 Stunden auftretenden grossen Neuzellen, die sich am 2. und 3. Tag 
sehr bedeutend vermehren und dabei infolge eines immanenten Formtriebes 
die typische Erythrozytenform annehmen, zeigen keine Körnchenausscheidung, 
wohl aber, nach der Färbung nach May-Grünwald, typische Polychromato- 
philie. Diese zeigt sich bei jeder Blutneubildung, auch bei der rein bio- 
logischen Blutbildung des Embryos. Die Polychromatophilie ist also ein 
Zeichen der Regeneration und nicht der Degeneration. Ähnlichkeit mit der 
obenerwähnten, durch Vergiftung mit Phenylhydrazin bewirkten, primär 
auftretenden Körnchenausscheidung hat die basophile Körnung, welche 
bei Pb-Vergiftung und bei Intestinalerkrankung auftritt. Sie ist ebenfalls 
charakterisiert durch das Auftreten von Körnchen, die mit Methylenblau 
färbbar sind. Doch betriftt diese morphologische Veränderung nur einzelne 
Zellgruppen im Gegensatz zur Körnchenausscheidung, von der sämtliche 
vorhandenen Zellen befallen werden und zugrunde gehen. Verf. konnte 
nachweisen, dass, wie die Polychromatophilie, auch die basophile Körnung 
ein Regenerationsprozess und nicht wie die Körnchenausscheidung ein 
Degenerationsprozess ist. Die basophile Körnung ist stets verknüpft mit 
der Polychromatophilie, und ist bedingt durch eine spezifische Reizwirkung, 
welche die Schwermetalle auf das Erythrozytenmutterzellengewebe im 
Knochenmark ausüben. 

Bei der Besprechung der Pathologie der weissen Blutkörper- 
chen (Leukoblasten und Leukozyten, Lymphoblasten und Lymphozyien) 
verurteilt Verf. die herrschende Systematik, namentlich Pappenheims 
Nomenclatur, welche morphologische V'erschiedenheiten (Granulae, neutro-, 


— 510 — 


acido- und basophile Färbung) zur Grundlage einer Einteilung macht. Lie 
geringe Berechtigung einer derartigen Systematik beweist Verf. experi- 
mentell, indem er zeigt, dass acido-, baso- und neutrophile gekörnte und 
ungekörnte Leukocyten dieselbe Abstammung wie auch dieselben biolo- 
gischen und physiologischen Eigenschaften (Chemotaxis gegen Pyocyanase 
und Glutenkasein, Phagocytose gegen injizierte Bakterienkulturen) zeigen. 
Den Lymphozyten schreibt Verf., im Gegensatz zu seiner früheren An- 
sicht, eine geringe amöboide Bewegung zu. Phagocytose hingegen konnte 
nie beobachtet werden. Die Lymphherde haben also mit der Bekämpfung 
der Bakterien selbst nichts zu tun, wohl aber scheinen sie bei der Anti- 
toxinbildung beteiligt zu sein. Ein mit Abrin vergiftetes Kaninchen ent- 
hielt in den Mesenteriallymphdrüsen ein „Antiabrin“, welches eine tödliche 
Dosis Abrin zu entgiften vermag. Guggenheim. 


1345. Hirschfeld-Kassmann, Hanna. — „Beitray zur vergleichenden 
Morphologie der weissen Blutkörperchen.“ Inaug.-Diss., Berlin, 19115, 
29 p. 

Untersuchte das Blut folgender Tiere: Carassius vulgaris, Triton viri- 
descens, Emys lutaria, Tropidonotus natrix. Senegalfink, Mus musculus var. 
albino. Details müssen im Original eingesehen werden. 

Fritz Loeb, München. 

1346. Schrottenbach, H. (Physiol. Inst., Graz). — „Eine Methode zur Be- 
stimmung des Volum- und Gewichtsverhältnisses von roten Blut- 
körperchen und Plasma im Blut durch Wägung.“ Pflügers Arch., 
Bd. 123, p. 312, Juni 1908. 

Frischos, genuines Kaninchenblut wird in sehr sinnreich konstruierten 
Röhrchen bei hoher Umdrehungsgeschwindigkeit zentrifugiert. Die Ery- 
throcyten bilden dann, wie Koeppe zuerst gezeigt, eine durchsichtige, lack- 
farbene Masse ohne Reste von Plasma zwischen den Zellen. Es wird das 
Gewicht von Blutkörperchen, Plasma und Blut vor dem Gerinnen bestimmt 
und daraus, sowie aus dem Blutvolumen berechnet, bei 0° 

1. Körperchenvolumen 30,5 °/, 

2. Plasmavolumen . . 69,5°/,{ (im Mittel von 8 Versuchen 
3. Körperchengewicht 32°, an Kaninchenblut). 

4. Plasmagewicht. . . 68°, 

Bleibtreu hatte 26—40 °/, Körperchen im Pferdeblut, 25—44? , im 
Hundeblut gefunden. 

Der Fehler infolge der Nichtbeachtung der Leukocyten beträgt nur 
etwa 0,5 Volumprozent. Franz Müller, Berlin. 


1347. Cathala, V. und Daunay, R. (Labor. von Prof. Paul Bar). — „Dir 
granulösen Blutkörperchen, die Beständigkeit der Blutkörperchen h'i 
der Geburt und während der ersten Tage.“ Soc. biol., 1908, Bd. 64, 
p. 801—803. ' 

Es fanden sich im Blute Neugeborener, sei es infolge von Zerstörung 
oder Neubildung der Blutkörperchen, bei der Geburt und in den darauf- 
folgenden Stunden beträchtliche Mengen granulierter Blutkörperchen. Vom 
ersten Tag an nehmen sie ab und sind vom 6. oder 7. Tag an selten. 
Nach dem 8. Tag findet man sie nur ausnahmsweise. Die Beständi;rkeit 
der roten Blutkörperchen gegen hämolytische Einflüsse ist am geringsten 
bei der Geburt und nimmt von den ersten Stunden an etwas zu. 

Guggenheim. 


— 51 — 


1348. Boveri, P. (Pathol. Inst, Pavia). — „Sut rapporti fra pressione 
arteriosa e numero dei globuli rossi del sangue.“ (Uber das Verhält- 
nis zwischen arteriellem Druck und Anzahl der roten Blutkörperchen.) 
Clin. Med. Ital., 1907, No. 9. 

Die Untersuchungen des Verfs. hatten den Zweck, zu ergründen: 

1. ob beim normalen Tiere der infolge intravenöser Adrenalin- 
injektionen rasch erhöhte Blutdruck die Zahl der roten Blut- 
körperchen beeinflusse ; 

2. ob bei den infolge wiederholter Adrenalininjektionen künstlich 
arteriosklerotisch gemachten Kaninchen, bei welchen nach Josue- 
scher Angabe der Blutdruck über die Norm erhöht ist, eine 
wiederholte, den arteriellen Druck auch nur in geringem Masse 
beeinflussende Adrenalininjektion die Zahl der roten Blutkörperchen 
beeinflussen kann; 

3. ob bei diesen Tieren die stomachale Einführung von Tabakinfus 
oder die Darreichung von Jodpräparaten imstande ist, die Anzanl 
der Erythrozyten zu beeinflussen; 

4. ob bei künstlich arteriosklerotisch gemachten Tieren die Dar- 
reichung von Jod eine eventuelle Veränderung des Blutes bewirkt. 

Nach zahlreichen Untersuchungen kam Verf. zu nachstehenden Schluss- 
folgerungen: 

1. Die durch Adrenalin oder Tabak bewirkte Erhöhung des arteriellen 
Druckes hat in der Regel eine rasche Zunahme der roten Blur- 
körperchen des in den peripheren Gefässen kreisenden Blutes zur 
Folge. 

2. Durch Darreichung von Jodp:äparaten wird die Anzahl der 
Erythrozyten auf einen langen Zeitraum hin vermindert. 

3. Dieselben Beobachtungen macht man bei experimentell arterio- 
sklerotisch gemachten Tieren, jedoch in etwas geringerem Masse, 

4. Anzahl der roten Blutkörperchen und Viskosität des Blutes stehen 
in ausgesprochenem Parallelismus zu einander; der Gebrauch von 
Jodpräparaten vermindert die Viskosität des Blutes. 

Ascoli. 

1349. Perrucei, A. (Pathol. Inst., Bologna), — „Influenza della narcosi 
cloroformica sul sangue.“ (Der Einfluss der Chloroformnarkose auf das 
Blut.) Accad. Med., Bologna. 1907. 

Zu seinen Untersuchungen benutzte Verf. Kaninchen, welchen er auf 
verschiedene Art ein Anästhetikum beibrachte, dessen Wirkung er hierauf 
beobachtete, sowohl in den Fällen, die den Tod zur Folge hatten, als in 
jenen, in welchen die Anästhesie unterbrochen wurde. 

Er fügt einige Beobachtungen am Menschen hinzu und kommt 
darauf zu folgenden interessanten Schlüssen: 

1. Der Hyperleukozytose nach Darreichung von Chloroform geht keine 

Verminderung der weissen Blutkörperchen voraus. 

2. Die Hyperleukozytose dauert 8—15 Tage. 

3. Der Beginn der Reaktion wird erst durch eine Polynukleose 
gekennzeichnet, welche später in Mononukleose übergeht. 


AScoli. 
1350. Le Sourd, L. und Paguiez, Ph. (Lab. des trav. prat. de phys. de la 
Faculté de méd.). — , Nouvelles recherches sur le rôle des hématoblastes, 


ou plaquettes sanguines, dans la coagulation.“ Soc. biol., Bd. 64, H. 19, 
Juni 1908. 


ss Dio ss 


Blutplättchen, die aus Blut gewonnen sind, das durch Oxalat, Citrat 
oder Fluorid unkoagulierbar gemacht wurde, bewirken Gerinnung einer 
Hydroceleflüssigkeit. Blutplättchen aus mit Formol behandeltem Blut da- 
gegen sind inaktiv. Der Einfluss der Bluttplättchen auf entsprechend be- 
handeltes Blutplasma ist verschieden. 

Mit Fluorid behandelte Blutplättchen koagulieren (langsam) citriertes 
Plasma, sowie Plasma, dessen Gerinnung durch Magnesiumsulfat verhindert 
worden ist. 

Im übrigen verhalten sich die Plättchen dem Plasma gegenüber in- 
aktiv. E. Blumenthal. 


1351. Pisarski, Taddäus (Med. Klin., Krakau). — „Uber den Einfluss 
der Phosphorvergiftung auf die morphologischen Elemente des Blutes 
ber Menschen und Tieren.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 93, p. 287. 
Mai 1908. 

Die bei Menschen (6 Fälle), Kaninchen, Hunden und Hähnen ange- 
stellten Blutuntersuchungen ergaben im wesentlichen eine Bestätigung schon 
bekannter Tatsachen. 

Die akute Phosphorvergiftung führt bei den genannten Säugetieren 
zu einer transitorischen Polycythämie. Beim Menschen, und zuweilen auch 
beim Kaninchen, kommt es anfangs zu einer Leukopenie, die jedoch nur 
die granulierten Leukocyten betrifft. In Fällen mit günstigem Ausgang 
weicht die Leukopenie einer Leukocytose, die sich beim Hunde als Regel 
findet. Bei Hähnen führen toxische Phosphorgaben zu einem starken Zer- 
fall der Erythrocyten und starker Leukocytose. 

Die, Polycythämie wird auf eine Reizung des Knochenmarks zurück- 
geführt. E. Grafe, Heidelberg. 


1352. Weidenreich, Franz (Anat. Inst., Strassburg). — „Beiträge zur 
Kenntnis der granulierlen Leukocyten. V. Fortsetzung der „Studien 
über das Blut und die blutbildenden und -zerstörenden Organe.“ 
Arch. f. mikrosk. Anat., Bd. 72, H. 1, Mai 1908. 


I. Morphologie der Kerne. 


Die Kerne der feingekörnten (neutrophilen) Leukocyten des strömenden 
Blutes sind zwar vielgestaltig, stellen aber doch eine bestimmte Reihe stets 
wiederkehrender charakteristischer Typen dar. Die Polymorphie geht nicht 
beliebig weit, sondern hält sich in ganz bestimmten Grenzen. An Stelle 
von mono- und polynukleären Leukocyten sollte man lieber von kompakt- 
kernigen und gelapptkernigen sprechen mit genauer Angabe der speziellen 
Kernform und Zahl 'der Lappenbildung. Die Kerne können nieren-, huf- 
eisen-, S-, schleifen- und spiralföürmig sein. Die Umbildung der Kerne 
erfolgt unabhängig vom Protoplasma aus einer kompakten Jugendform in 
den gelappten Zustand; der letztere ist nie nur eine Augenblicksform einer 
schon durch Protoplasmabewegung ummodellierbaren Masse. Die Kern- 
form der grobgranulierten Leukocyten variiert sehr wenig, am häufigsten 
ist der Zwerchsackkern. Auch hier sollte die präzise Bezeichnung des 
Kernes die Klassifizierung der Zellen in mono- und polynukleäre ersetzen. 
Konstanz und fester Umwandlungsmodus sind auch bei den eosinophilen 
Leukocyten gegeben. Bei den Mastleukocyten endlich ist die Kernform 
eine kompakte, welche allmählich in eine grosse Anzahl verschieden- 
gestaltiger Lappen und Stücke mit variabler Lagerung zerlegt wird. Div 


allmähliche Kernumformung ist als Reifung zu bezeichnen, der Höhepunkt 
der Lebensäusserung der granulierten Leukocyten fällt in die Phase der 
ausgesprochenen Kernlappung. An diese Phase schliesst sich die des Unter- 
ganges an, welche im wesentlichen in einer Isolierung der einzelnen Lappen 
und pyknotischer Degeneration der einzelnen Kernstücke bis zu vollstän- 
diger Zerbröckelung besteht. Die Phagocytierung durch andere Zellen ist 
die Regel. 


II. Kern- und Zellteilung. 


Die besonders interessierende Frage, ob die Fähigkeit der Vermehrung 
den granulierten Leukocyten auch im gelapptkernigen Stadium zukommt, 
findet ihre Beantwortung dahin, dass die mitotische Teilung überhaupt nur 
bis zur ausgesprochenen Hufeisenform des kompakten Kernes möglich ist 
und dass auch, sobald Kernlappung eingetreten ist, amitotische Teilung nie 
eine Entwieklung in progressivem Sinne, vielmehr stets eine Degenerations- 
erscheinung bedeutet. Es können eben aus gelappten Kernen nie mehr 
irgendwie kompakte Jugendkerne sich bilden. Schliesst sich an Teilung 
gelappter Kerne Protoplasmateilung an, so gehen Mutter- und Tochterzelle 
stets im überlebenden Blute zugrunde. Die Mastleukocyten scheinen eine 
besondere Degenerationsform lIymphocytärer Elemente beim Menschen dar- 
zustellen, es sind diese Zellen wahrscheinlich auch im kompaktkernigen 
Stadium einer mitotischen Teilung unfähig. 


Ill. Protoplasma und Granulationen. 


Die Körnelung der feingranulierten Leukocyten stellt eine besondere 
endogene Protoplasmadifferenzierung dar, welche Ausdruck (Ehrlich) oder 
Sitz (Arnold) eines spezifischen Stoffwechsels sein mag. Die Granula der 
grobgekörnten Leukocyten werden mit absoluter Gewissheit als phagocytär 
aufgenommene Zerfallsprodukte der Erythrocyten bezeichnet, Den Beweis 
wird eine neue morphologisch-experimentelle Arbeit erbringen. Die Granu- 
lation endlich der Mastleukocyten scheint der Ausdruck einer besonderen 
degenerativen Umsetzung des Plasmas mit sehr starker Beteiligung des 
Kernes zu sein ohne irgendwelche physiologische Bedeutung. Ein sicherer 
Entscheid über die Bedeutung der Lebensäusserung des Protoplasmas, wie 
sie in der Granulabildung zum Ausdruck kommt, kann nicht gogehen 
werden, 

IV. Centren. 


Die kompakt- und gelapptkernigen Leukocyten besitzen stets deutlich 
nachweisbare Centren, während diese in den typischen Degenerationsformen 
stets vermisst werden. Auch in den Mastleukocyten konnten nie deutlich 
Zentralkörperchen nachgewiesen werden. Das Zentrum hat im allgemeinen 
die Tendenz. die Mitte der Zelle einzunehmen, das Bestreben des Kernes 
nach Oberflächenvergrösserung begünstigt diese Tendenz. Übrigens aber 
wird die Kernumformung in keine Beziehung zum Zentrum gebracht, son- 
dern ihre Ursache in dem Kern selbst gesucht, um so mehr als mit der 
Formveränderung strukturelle Umsetzungen Hand in Hand gehen. Eine 
bestimmte Formulierung ist zurzeit unmöglich. 


V. Amöboide Bewegung. 


Während sich die feingranulierten Leukocyten weit auseinander ziehen 
und lange Pseudopodien ausstrecken, bewahren die grobgranulierten auch 
bei Bewegung im allgemeinen ihre rundliche Form. Die Pseudopodien 
strömen bei beiden Zellarten zunächst als homogene hyaline Plasmamassen 


vor, während die Granula erst später und allmählich nachfliessen. Es 
bleibt eine granulafreie Aussenzone bestehen. Auch die Mastleukocyten 
sind amöboider Bewegung fähig, doch ist die Fähigkeit der Gestaltsver- 
änderung nicht sehr gross, die Ansetzung der granulafreien Aussenzone 
gegen den granulahaltigen Zellleib weniger scharf. 


VI. „Spezifität“ der Leukocyten. 


Ehrlichs Ansichten werden abgelehnt, doch betont, dass die ver- 
schiedenen Formen der granulierten Leukocyten nicht beliebig ineinander 
übergehen können. Lymphocyten — gross- und kleinzellige — werden als 
die Stammformen auch der granulierten Leukocyten aufgefasst, da ihre Ent- 
wicklungsfähigkeit in der Richtung der granulierten Elemente nachgewiesen 
werden konnte. Ist eine Differenzierung der Zellen aber erst erfolgt. sc 
stellen diese selbständige, nicht ineinander fliessende Typen dar. 

Hart, Berlin. 
1353. Foà, P. — „Contribution à la connaissance des éléments constitu- 
tifs de la pulpe splénique.“ Arch. ital. de Biol., 1907, Bd. 48, p. 425. 

Untersuchungen nach verschiedenen Eingriffen, welche die Milz be- 
einflussen, wie Blutentziehungen, Abbindung der Milzarterie oder -vene, 
Milznekrotisierung durch Injektionen usw. ergaben Aufschlüsse über ein- 
zelne zellige Elemente in der Milz. Insbesondere wurden die Verhältnisse 
der Myelocyten, der Plättchen und der pseudoplasmazellulären Reaktion in 
der Milz näher studiert. L. Asher, Bern. 


Verdauung. 


1354. Vollbort, G. W. (Physiol. Lab. d. Mil.-med. Akad., St. Petersburg). 
„Zur Lehre von den bedingten Reflexen.“ Arbeit. d. Gesellsch. d. 
russ. Ärzte, St. Petersburg, 1908. 

Im ersten Teil beweist der Verf., dass die Abkühlung eines Bezirks 
der Haut zum bedingten Reiz der Speicheldrüsen mit essbaren Stoffen, das 
Entstehen eines bedingten Reflexes auf denselben Reiz aber mit nicht ess- 
baren Gegenständen durchaus nicht fördert. Es findet vielmehr das Gegen- 
teil statt. Wenn der Verf. das Abkühlen eines Bezirkes der Haut mit dem 
Eingiessen ins Maul des Hundes von 0,5 %, HCl zusammenfallen liess und 
es so zum bedingten Reiz machte, so war das Ausarbeiten eines bedingten 
Reflexes auf denselben Reiz, aber mit essbaren Gegenständen (Fleischpulver) 
bedeutend erschwert. Im umgekehrten Falle, d.h. wenn man mit Fleisch- 
pulver anfing und zur Salzsäure überging, konnte man dasselbe bemerken. 

Im zweiten Teil seiner Arbeit sucht der Verf. festzustellen, worauf 
die Zunahme der Speichelmenge zurückzuführen ist, welche bei wieder- 
holtem Eingiessen ins Maul des Hundes derselben Menge desselben Stoffes 
stets bemerkt wird. Dass dieses auf dem Entstehen eines bedingten Re- 
flexes beruht, war bekannt, es bestand nur die Frage, ob dieser bedingte 
Reflex vom chemischen Reiz der Mundhöhle oder von der ganzen Prozedur 
beim Eingiessen der Stoffe ins Maul des Hundes (Bewegungen des Ex- 
perimentators, Klirren der Probiergläser, Anpacken des Hundes am Maul 
usw.) herrührt. Der Verf. dachte diese beiden Reflexe auf folgende Weise 
voneinander zu trennen: nachdem er für einen chemischen Stoff, z. B. HCI 
durch wiederholtes Eingiessen desselben ins Maul des Hundes, das Maximum 
der Speichelsekretion erreicht hatte, fing er an, einen anderen chemischen 
Stof, z. B. Soda, einzugiessen; das ganze Verfahren blieb dasselbe wie 
auch früher. Wenn nun der Reflex vom chemischen Reiz der Mundhühle 


— 55 — 


herrührte, so musste man bei der Anwendung eines neuen Reizes der 
Mundhöhle das Entstehen eines neuen Reflexes erwarten, welcher sich 
durch abermaliges Anwachsen der Speichelmenge äussern würde; wenn 
aber dieses Anwachsen von dem Reize durch das ganze Vorgehen beim 
Eingiessen der Stoffe abhängt, so würde keine Zunahme des Speichels be- 
merkbar werden, da die ganze Prozedur beim Eingiessen genau dieselbe 
geblieben ist, wie früher. Die Versuche des Verfs. zeigen, dass diese Frage 
auf diese Art nicht gelöst werden kann; es ist nämlich noch ein drittes 
Moment vorhanden, welches bei andauerndem Eingiessen eines gewissen 
chemischen Stoffes ins Maul des Hundes, die Menge des sezernierten 
Speichels beeinflusst. Bei wiederholtem Eingiessen von HCI oder Soda- 
lösungen rufen die in den Magen gelangenden Mengen des angewandten 
Stoffes chronische chemische Veränderungen im Organismus hervor, und 
ändern dadurch den Sinn von Lauge oder Säure für den gegebenen Or- 
ganismus. Dieser bleibt natürlich nicht ohne Einfiuss auf die Reaktion, 
mit welcher diese Stoffe im Organismus aufgenommen werden. Um dieser 
chemischen Wirkung der angewandten Stoffe aus dem Wege zu gehen, 
benutzte der Verf. weiterhin Hunde, bei denen die Speiseröhre durch- 
schnitten war. An solchen Hunden gelang es festzustellen, dass die Zu- 
nahme der Speichelmenge hauptsächlich auf dem Reflex von der Mund- 
höhle aus beruht, und nur zum kleineren Teil durch die ganze Prozedur 
des Eingiessens bedingt wird. Dieses ist daraus zu ersehen, dass an 
Hunden mit durchschnittener Speiseröhre bei jedem neuen Übergang von 
Säure auf Soda und umgekehrt, eine neue Steigerung der Speichelmenge 
stattfand. 

Aber die Steigerung der Speichelmenge von demjenigen Stoff, welcher 
an zweiter Stelle stand, war immer bedeutend geringer als die Zunahme 
der Speichelmenge von demjenigen Agens, welches an erster Stelle ange- 
wandt wurde. Autoreferat (W. Boldyreff). 


1355. Roith, O. (Chirurg. Klin., Heidelberg). — „Die physiologische Be- 
deutung der einzelnen Dickdarmabschnitte.“ Mitteil. a. d. Grenzgeb., 
1908, Bd, XIX, p. 33. 

Die am Tiere beobachtete, regelmässige antiperistaltische Bewegung 
des proximalen Dickdarmabschnittes scheint auch für den Menschen zuzu- 
treffen. Dieselbe spielt sich hauptsächlich im Coecum, Colon ascendens 
und einem kleinen proximalen Teile des C. transversum ab. Der distale 
Teil des genannten Darmabschnittes und das C. descendens scheinen nor- 
maliter von antiperistaltischer Bewegung frei zu sein. Auch im Colon sig- 
moideum scheint eine antiperistaltische Bewegung stattzufinden. Die Anti- 
peristaltik ist neben mechanischen Momenten die Ursache, warum sich der 
Darminhalt im aufsteigenden Dickdarmschenkel und C. sigmoideum sehr 
viel längere Zeit befindet als im C. descendens und im distalen Abschnitte 
des C, transversum, welch ersteres fast stets leer gefunden wird, da es 
seinen Inhalt unter günstigen mechanischen Verhältnissen durch eine nur 
in distaler Richtung wirkende Peristaltik rasch weitergibt. Auch eine er- 
höhte Erregbarkeit dieses Darmabschnittes kann dazu beitragen. Diesen 
Verhältnissen Rechnung tragend, ist für die Ausschaltung des Coccums 
hauptsächlich die Anastomose zwischen Ileum und C. transversum (Mitte) 
zu wählen. Die Anlegung einer Colostomie soll, wenn es sich hauptsäch- 
lich um Stauung im aufsteigenden Diekdarmschenkel und Quercolon handelt, 


— 516 — 


in der Gegend des Coecums erfolgen. Der dauernde Kunstafter soll in 
der Nähe der linken Flexur oder am absteigenden Dickdarm angelegt werden. 
Schreuer. 
1356. Scheltema, G., Groningen. — „Die Permeation und die Anwendung 
ihrer Prinzipien zur Untersuchung und Behandlung des Magendarm- 
kanals.“ Zeitschr. f. klin. Med., 1908, Bd. 65. p. 505. 

Unter „Permeation“ versteht Verf. das Wandern eines langen bieg- 
samen Schlauches, an dessen vorderem Ende ein etwas umfangreicherer 
Gegenstand (Lotse) sich befindet, durch den Magendarmkanal; also eine 
Autosondierung desselben, bei welcher die eigene Peristaltik die Triebkraft 
abgibt. Nachdem der Verf. die Möglichkeit und Unschädlichkeit der völ- 
ligen Permeation von der Nasenspitze bis zur Analöffnung bei Tieren ver- 
schiedener Gattung und Art ausprobiert hatte, verwandte er sie auch bei 
einer kleinen Zahl von Kindern, ohne dass die Kinder eine wesentliche 
Belästigung erfuhren. Die Zeit, welche eine Wanderung des Lotsen mit 
folgendem Schlauch bis zur Analöffnung braucht, ist individuell sehr ver- 
schieden. Bis der Pylorus passiert ist, vergehen 18—60 Stunden. Die 
Durchwanderung des Darmes beansprucht nicht so lange Zeit. Durch 
Messung des Schlauches kann jederzeit berechnet werden, wie weit der 
Schlauch in den Intestinalkanal vorgedrungen ist. Verf. verspricht sich in 
diagnostischer, besonders auch in therapeutischer Beziehung grossen Nutzen 
von seiner Methode. In der Tat kann auf diese Weise jede Stelle des 
Darmes einer direkten Therapie zugänglich gemacht werden. Unter Um- 
ständen genügt für diese Zwecke eine teilweise Permeation etwa bis zum 
Beginn des Dünndarms. 

Das Gelingen dieses interessanten Experimentes der Permeation er- 
öffnet die mannigfachsten Perspektiven auch für die Behandlung Erwachsener, 
auf die Verf. seine Versuche bisher nicht ausgedehnt hat. 

Schreuer. 
1357. Sternberg, Carl (Landeskrankenanst., Brünn). — „Uber experi- 
mentelle Erzeugung von Magengeschwüren bei Meerschweinchen.“ 
Zeitschr. f. Heilkunde, 1907, Bd. 28, Suppl.-H. 

Einbringung von 96°/, Alkohol per os (mittelst Sonde) ruft im Magen 
des Meerschweinschens schwere Veränderungen hervor. Es kommt zu- 
nächst zu einer Verätzung und Verschorfung der Schleimhaut und in 
weiterer Folge zur Geschwürsbildung. Die Geschwüre, die eine ziemliche 
Grösse und Tiefe erreichen können, sind meist rund, haben scharfe Ränder 
und sitzen vorwiegend in der Nähe der Cardia. Nach einiger Zeit kommt 
es zur Entwicklung reparatorischer Vorgänge, welche zur Vernarbung in 
radiärer Strahlenform führen. Diese Befunde waren sehr konstant, Fin- 
bringung schwächeren Alkohols hatte ein negatives Resultat. Dix Ge- 
schwürsbildung ist mit Sicherheit auf die Einwirkung des Alkohols zurück- 
zuführen, in leichterer Form liess sie sich auch durch Einbringung heisser 
Flüssigkeiten erzielen. — Die Ähnlichkeit dieser experimentell erzeugten 
Ulcera mit dem Ulcus ventriculi rotundum des Menschen legt nach Veri. 
die Vermutung nahe, dass auch dieses vornehmlich aus Verätzungen uni 
Verschorfungen der Schleimhaut seinen Ursprung nimmt. Der auslösenden 
Schädlichkeiten (z. B. zu heisse Speisen und Getränke) gibt es genug. 

Hart, Berlin. 
1358. Lombroso, U. (Physiol. Inst. der Univ., Rom). — „In Beantwortung 
von O. Hess: ‚Die Ausführungsgänge des Hundepankreas‘ mit Bezuy 
auf die Fettresorption.“ Med. Naturw. Arch., 1908, p. 627—630. 


meran- 


— 511 — 


Die Einwände von O. Hess gegen die Theorie des Verf. sind unbe- 
rechtigt. In drei Versuchen des Verf. war die Anordnung derart, dass 
auch eventuell vorhandene überzählige Ausführgänge des Pankreas kein 
Sekret absondern konnten. Der nicht mit dem Duodenum verwachsene, 
von Ausführgängen freie Teil des Pankreas, war unter die Haut genäht, 
der Rest exstirpiert. Die Resorption des Fettes war eine gute (bis 77.4 °/,). 
Las Pankreas scheint demnach unabhängig von seiner äusseren Sekretion, 
einen Einfluss auf die Fettverdauung auszuüben, was der Kern der 
Theorie des Verf. ist. Totale Sklerose des Pankreas war bei den Unter- 
bindungsversuchen nie konstatiert worden, stets konnten grosse Gruppen 


von vollkommen erhaltenen Acinis gefunden werden. Guggenheim. 
Excretion. 
1359. Brugnatelli, E. — „Recherches sur les phénomènes d'élimination 


par la voie rénale.“ Arch. ital. de Biol., 1907, Bd. 48, p. 413. 

Die Elimination der Benzinidinfarlstoffe findet vermittelst des Epithels 
der gewundenen Kanälchen statt. Die Henleschen Schleifen, die Schalt- 
stücke und die Sammelkanälchen beteiligen sich nicht an der Eliminations- 
funktion. In den Glomeruli scheinen sich die Gefässschleifen und das 
Epithel, welches direkt mit ihnen in Verbindung steht, nicht an dem Eli- 
minationsprozess zu beteiligen, während das Epithel der Bowmannschen 
Kapsel bei gewissen Tieren, nur wenn sie jung sind (Katze), bei anderen 
auch im erwachsenen Zustand (Maus) eine Eliminationsfunktion in dem mehr 
oder weniger verbreiteten Teil hat, welcher sich an dem Ausgang des ge- 
wundenen Kanälchens befindet. Die Kanälchen, welche noch nicht zu 
ihrer vollkommenen Entwickelung gelangt sind, haben keine Eliminations- 
funktion. Die Eliminationsgranula in der Epithelzelle der gewundenen 
hanälchen befinden sich hauptsächlich in der Zone, welche zwischen dem 
hern und dem Bürstenbesatz liegt; wenn die Eliminationsfunktion sehr 
intensiv ist, trifft man sie auch in anderen Regionen der Zelle, aber viel 
weniger zahlreich und feiner als in der oben erwähnten Region. Im phy- 
siologischen Zustand findet man keine blauen Granulationen im Innern des 
Lumens; man muss also annehmen, dass die im Kanälchen angekommene 
Farbe sich wieder autlöst, was auch durch die Tatsache bestätigt wird, 
dass sich im Harn die Farbe im Zustand der Lösung befindet. 

L. Asher, Bern. 
1360. Burton-Opitz, R. und Lucas, Daniel R. (Physiol. Inst., Columbia-Univ., 
New-York). — „Über die Blutversorgung der Niere. I. Der Einfluss 
der Erhöhung des Druckes in den Harnwegen sowie der Reizung und 
Durchschneidung der den Plexus renalis bildenden Nervenfasern.“ 
Mit 3 Textfiguren. Pflügers Arch., Bd. 123, p. 553—596, Juli 1908. 

Bei Hunden wurden in Chloroformäthernarkose die Stromvolumina, 
Blutdruck und Geschwindigkeit des Blutlaufes in der linken Nierenvene be- 
stimmt. Als mittleres Blutvolum ergab sich bei den ca, 16,8 kg schweren 
Tieren 1,64 cm?/sec., der mittlere Blutdruck betrug 10,9 mm Hg, die 
mittlere Geschwindigkeit 63,1 mm/sec. Für 100 g Nierensubstanz betrug 
das Stromvolum also im Mittel 151 cem?;min., ein gegenüber den Angaben 
früherer Autoren bedeutend höherer Wert. 

Erhöhung des Druckes im Harnleiter derselben Seito hat Verlang- 
samung der Strömung zur Folge, auch der Venendruck erfährt dabei eine 
Erniedrigung. Druckerköhung in der Harnblase hatte keine derartigen 
Veränderungen zur Folge, während bei Druckerhöhung im Ureter der anderen 


— 5i8 — 


Seite mehrere Male eine Zunahme des Stromvolums festgestellt wurde. 
Bei Reizung der fünf im linken Splanchnicus major und Plexus renalis der 
Niere zustrebenden Nerven, d. h. der prä- und postganglionären Fasern 
der linken Niere, trat eine mit der Stärke der Reizung im Einklang 
stehende Gefässverengerung in der Niere ein. Dabei erwiesen sich die 
den Plexus renalis bildenden Fasern untereinander qualitativ und quanti- 
tativ verschieden. | 

Im Gegensatz zu dieser Abnahme des Stromvolums hatte die Durch- 
schneidung des Plexus renalis eine Vermehrung des Blutstromes zur Folge. 

Mangold, Greifswald. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 

1361. Claude, H. et Gougerot, H. — „Insuffisance pluriglandula:re 
endocrinienne.* Journ. de phys. et de path. gen., 1908, H. 3, p. 451 
bis 481, 505 — 518. 

Der Ausfall mehrerer Drüsen mit innerer Sekretion führt zu einen 
Krankheitsbilde, das näher beschrieben wird und das vom allgemein 
pathologischen Standpunkt aus Interesse hat. 

Kochmann, Greifswald. 

1362. Francois-Franck et Hallion. — ,kecherches sur l'innervation 
vasomotrice du corps thyroide.“ Journ. de phys. et de path. gen. 
1908, H. 3, p. 442. 

Nach einer ausführlichen Beschreibung der Versuchsanordnung unte:- 
suchen die Verfasser den Einfluss der verschiedenen Nerven der Glandula 
thyreoidea auf die Vasomotion. Reizung des Hals- und Brustsympathicus 
bedingen im allgemeinen eine Vasoconstriction, während bei Reizung des 
peripheren Endes des N. laryng. sup. eine Vasodilatation, bei der des N. larvng. 
ext. eine nicht reflektorisch bedingte Volumensabnahme der Thyreoidea zu- 
stande kommt. Recurrensreizung scheint ebenfalls eine allerdings retlek- 
torisch erzeugte Vasokonstriktion hervorzurufen. Schliesslich untersuchen die 
Verff. den Einfluss von reflektorischen Reizungen, die Wirkung der Asphyxie 
und die spontanen Schwankungen der Blutfüllung der Thyreoidea. 

Bezüglich der Einzelheiten muss auf das Original verwiesen werd:n. 

Kochmann, Greifswald. 

1363. Massaglia, A. (Inst. f. allgem. Path, Modena). — „L'influenza 
della fatica nei cani parzialmente sparatiroidati.“ (Der Eintluss der 
Ermüdung bei Hunden nach partieller Parathyreoidektomie.) Gazzetta 
degli osp. e cliniche, 1908, Bd. 27, H. 107. 

Verf. nahm seine Untersuchungen an drei Hunden vor, zunächst 
entfernte er die beiden äusseren und eine der inneren Parathyreoideae, um 
die Tiere in den Zustand latenter Parathyreoidinsuffizienz zu versetzen: 
einige Tage später, nachdem es sicher war, dass die zuweilen nach partieiler 
Parathyreoidexstirpation auftretenden krankhaften Erscheinungen nicht ein- 
treten würden, liess Verf. die Hunde im Rad laufen, 

Nach kürzerer oder längerer Zeit, je nach der Widerstandskraft jedes 
einzelnen Tieres der Anstrengung gegenüber, erlitten die drei Hunde einen 
heftigen Krampfanfall, der durch klonisch-tonische Muskelkontraktionen 
durch Tremor und Muskelzuckungen charakterisiert war. Der Anfall 
dauerte jedesmal nur wenige Minuten, und auf denselben folgte stets eine 
sich auf mehrere Tage erstreckende Periode grosser Ermattung, während 
welcher ab und zu Muskelzucken und Zittern, sowie auch leichte 
dyspnoische Anfälle auftraten; der Harn wies einen starken Eiweissgrehalt 


=. De 


anf (31, °/,0)- Diese Symptome schwanden nach und nach. so dass am 
5. bis 6. Tage die Tiere sich wieder in einem normalen Zustande befanden 
und der Harn nur noch ganz geringe Eiweissmengen enthielt. Bei einem 
Hunde wurde der Versuch zum zweiten Male vorgenommen und zwar mit 
gleichem Resultate. 

Aus diesen Ergebnissen geht deutlich hervor, dass infolge mehr oder 
weniger intensiver Ermüdung bei einem Tiere mit teilweise entferntem 
Parathyreoidsystem der parathyreoprove Krampfanfall stets hervorgerufen 
wird, wobei eine starke Albuminurie eintritt, was mit Bestimmtheit darauf 
hinweist, dass die noch vorhandene Parathyreoiddrüse allein, selbst bei 
Hvperfunktion, nicht imstande ist, die fehlenden zu ersetzen; dass ferner 
die Sekrete der Parathyreoiddrüsen eine spezifisch neutralisierende Wirkung 
ausüben, auch die durch die Muskelarbeit erzeugten toxischen Substanzen 
zerstören, Ascoli. 


1364. Cimorani, A. (Pathol. Inst., Rom). — „Sull ipertrofia dell ipofisi 
cerebrale negli anımali stiroidati.“ (Uber Hypertrophie der Hirnhypo- 
physe bei thyroidektomierten Tieren.) Lo Sperimentale, 1907, H. 1—2. 

Verf, vollzog an einer ersten Serie von Tieren (Hunden) die komplette 

Parathyroidektomie, an einer zweiten Serie die komplette Thyroidektomie; 

auf Grund seiner Untersuchungen kommt er zu folgenden Schlüssen: 


1. Die auf Parathyroidektomie und Thyroidektomie folgende Hyper- 
trophie der Gehirnhypophyse hat ihren Grund nicht in der Ent- 
fernung der Nebenschilddrüsen, sondern in der Entfernung der 
Lappen der Schilddrüse. 

2. Der histologische Befund dieser Hypertrophie erhält einen 
spezifischen Charakter durch die Anwesenheit gewisser Zellen, 
welche sich besonders durch ihre Grösse von der infolge von 
Kastration entstehenden Hypertrophie unterscheiden. 

3. Die Bildung dieser Elemente muss wahrscheinlich der vermehrten 
Tätigkeit gewisser hypophysärer Zellen zugeschrieben werden. In 
normalem Zustand und während der auf Kastration folgenden 
Hypertrophie lassen sich die Zellen nicht deutlich unterscheiden, 
sie werden aber bemerkbar infolge von Thyroidektomie, weil sie 
sich unter solchen Bedingungen bedeutend vergrössern. 

Aseoli. 


1365. Cimorani, A. — „Sur Uhypertrophie de Uhypophyse eerebrale chez 
les animaux thyrdoideetomisen.“ Arch. ital. de Biol, 1907, Bd. 48, 
p. 387. 

Die Hypertrophie der Hypophyse infolge der Entfernung der Schild- 
drüse und der Parathyreoidea rührt von der Entiernung der Schilddrüse 
und nicht der der Parathyreoidea her. Die Tatsachen, welche sich durch 
die histologische Untersuchung der Hypertrophioe ergeben, haben einen spe- 
zifischen Charakter wegen des Vorhandenseins von besonderen Zellen, 
welche besonders durch ihr grosses Volumen bemerkenswert sind, und 
diese Ergebnisse unterscheiden sich infolgedessen von denjenigen, welche 
die histologische Untersuchung der Hypertrophie, welche der Kastration 
folgt, ergibt. Die Bildung dieser Elemente muss, aller Wahrscheinlichkeit 
nach, einer Steigerung der funktionellen Tätigkeit einer besonderen Art 
der Hypophysenzellen zugeschrieben werden, welche unter normalen Be- 
dingungen und bei Hypertrophie infolge von Kastration nicht genau zu 


= 20 as 


unterscheiden sind, die aber sichtbar werden nach der Entfernung der 
Thyreoidea, indem sie an Volumen zunehmen. L. Asher, Bern. 


1366. Gemelli, A., Milano. — „I processi della secrezione dell’ tpofisi nei 
mammiferi.“ (Die Sekretionsvorgänge der Hypophyse bei den Säuge- 
tieren.) Arch. Scienz. Med., 1908, Bd. 30. 

Der vordere Teil des Drüsenlappens der Hypophyse besteht haupt- 
sächlich aus zwei Zelltypen: chromophile und chromophobe Zellen. 

Die chromophilen Zellen bestehen aus drei Kategorien: 

a) acidophile Zellen, 
b) Übergangszellen, 
c) eyanophile Zellen. 

Durch diese Zellen werden zwei besondere Substanzen erzeugt. die 
basophile, welche die wichtigste, vielleicht sogar allein wichtige ist; die 
acidophile, welche weit weniger Belang hat. 

Unter den drei verschiedenen Zellkategorien versteht Verf. nichts 
anderes als verschiedene funktionelle Stadien der chromophilen Zellen. 
welche zur Erzeugung einer charakteristischen, basophilen Substanz führen. 
welch letztere wahrscheinlich in den Kreislauf eingeführt wird. 

Das Studium des Verhaltens des vorderen Teiles des Drüsenlappens 
der Hypophyse bei experimenteller Intoxikation und während des Winter- 
schlafes des Murmeltieres lassen darauf schliessen, dass dieses Organ 
mit der Schilddrüse und den Nebennieren eine antitoxische Tätigkeit 
gemein hat. 

Der hintere Teil des Drüsenlappens bildet eine dünne Scheidewand, 
welche den Nervenlappen umhüllt; seine Endteile fügen sich an jene des 
vorderen Teiles des Drüsenlappens; auf diese Weise wird die fadendünne 
Höhle zwischen dem vorderen und dem hinteren Teil des Drüsenlappens 
eingeschlossen. Der hintere Teil ist von einer Schicht zylinderförmiger 
und von Stützzellen gebildet. In diesen verteilen sich in grossen Mengen 
und auf besonders charakteristische Art die Nerven, welche von dem 
Nervenlappen der Hypophyse ausgehen. 

Die Hypophyse ist ein Organ mit ausschliesslich antitoxischer Funktion. 
welches in dem vorderen Teil des Drüsenlappens eine spezifische Substanz 
erzeugt, welche wohl durch die vermittelnde Wirkung des Nervenlappens 
auf den hinteren Teil des Drüsenlappens gebildet werden dürfte. 

Ascoli. 

1367. Verger, H. und Soulé, E. (Labor. von Prof. Jolyet). — „Über di. 
Technik der elektrolytischen Zerstörung der Hypophyse beim Hund. 
Soc. biol., 1908, Bd. 64, p. 301—302. 

Um die schweren Nebenverletzungen bei der Entfernung der Hypv- 
physe zu vermeiden, sucht Verf. diese Drüse durch bipolare Elektrolyse 
zu zerstören. Vom Gaumen aus werden 2 mm von der Mitte der trans- 
versalen Verbindungslinie der Apoph. pterygoid. beiderseitig die elektro- 
lytischen Nadeln eingeführt und 10 Minuten lang im Strom von 10 bis 
12 Milliamperes durchgeleitet. Dadurch soll ohne Schädigung eine voll- 
ständige Zerstörung der Hypophyse erzielt werden. Guggenheim. 


1368. Stölzner, W. (Kinder-Poliklinik Univ. Halle). — „Nebenniere uni 
Rachitis.“ Med. Klinik, No. 18—22. 

Aus der sehr umfangreichen Ahhandlung kann hier nur hervor- 
gehoben werden. dass Verf. sowohl für die Rachitis wie für die 
Osteomalazie eine funktionelle Insutfizienz der Nebenniere als nächste [r- 
sache ansieht. Zuelzer. 


— 521 — 


1369. Solaro, G. (Chirurg. Klin., Turin). — „Sui rapporti funzionali fra 
il testicolo e lepididimo.“ (Uber funktionelle Wechselbeziehungen 
zwischen Hoden und Nebenhoden.) Biol., 1908, Bd. I. S.-A. 

Im Gegensatze zu Henry findet Verf., dass die Abtragung des Hodens 
nur geringe morphologische Veränderungen des Nebenhodens bewirkt und 
gar keine funktionelle Veränderungen desselben zur Folge hat. 


Hingegen scheinen die Samenbläschen durch Abtragung des Neben- 
hodens beeinflusst zu werden. 


Ascoli. 

1370. Serralach, N. und Parés, M. (Lab. micro-biol. munic. de Barcelone). 
— ,Le mutualisme des glandes sexuelles “ Ann. des mal. génito-urin., 
1908, Bd. 26, p. 801—835 u 881—906. 

Die Verff. untersuchten den Genitalapparat einer Reihe von Tieren 
(Pferd, Stier, Hammel, Hund, Kater, Meerschweinchen) und fanden dabei, 
dass diejenigen, welche eine grusse Prostata besassen, (Hund, Kater) 
eine nur kleine Enderweiterung des Ductus deferens und eine kleine 
Samenblase aufwiesen. Angeregt durch diese anatomische Substitution, 
stellten sie experimentelle Untersuchungen über die Funktion der betreffen- 
den Organe an. Vollständige Prostataentfernung hatte Aspermie zur Folge, 
teilweise dagegen nicht. Gaben die Autoren den Hunden Glycerinextrakt 
der Prostata ein, so konnten sie hierdurch bei den völlig der Prostata be- 
raubten Hunden das Absterben der Samenfäden verhindern. Daraus 
schliessen sie, dass es ein inneres Sekret der Prostata ist, welches die 
Spermatogenese aktiviert. 

Kastrierte Hunde sonderten keinen Prostatasaft mehr ab. 
Ausführlichere Untersuchungen betrafen die Physiologie der Samen- 
blasen. 

Von den Tieren, welche eine relativ grosse Samenblase besitzen 
(Pferd, Stier, Hammel, Meerschweinchen), wurde das Meerschweinchen als 
bestes Versuchsobjekt befunden. Es sind deshalb alle Experimente an 
diesem vorgenommen worden. Es stellte sich dabei heraus, dass die 
Samenblasen hier in derselben Beziehung zur Ejakulation stehen, wie es 
bei den mit grosser Prostata ausgestatteten Tieren (Fleischfresser) hinsicht- 
lich der Prostata der Fall ist; denn Meerschweinchen, denen die Samen- 
blase exstirpiert war, vermochten nicht mehr zu ejakulieren. Die Samen- 
blasen sondern soviel eigenes Sekret ab, dass sie in einer Stunde gefüllt 
sind() Das wurde auch bei einseitig Kastrierten beobachtet. Um sich 
zu vergewissern, ob die Samenblasen auch als Samenreservoir funktionieren, 
injizierten die Verff. den Ductus deferens vom Hoden aus. In der Tat 
gelang es, die Bläschen zu füllen, aber nur unter Bedingungen, welche in 
der Norm fehlen, bei sehr starkem Druck. Auch die anatomischen Bedin- 
gungen fehlen nach den Verff. für eine Spermaaufspeicherung. 

Nach einseitiger Kastration atrophierte die korrespondierende Samen- 
blase nicht, | 

Interessenten sei nachdrücklich das Studium der wertvollen Original- 
arbeit, die aber leider die Literatur nur sehr ungenügend berücksichtigt, 
empfohlen. Vgl. im übrigen das Referat in Biophys. C., HI, No. 1122. 

Gerhartz. 
1371. Weishaupt, EE — „Zur Lehre von der Endometritis und der 
Bedeutung der Plasmazellen bei pathologischen Gewebsreaktionen 
(Entzündung).“ Zeitschr. f. Geb. u. Gyn., 1908, Bd. 62, H. 1. 


Wenn sich im Endometrium Plasmazellen tinden, kann man mit 


— 522 — 


Sicherheit das Vorhandensein einer Entzündung annehmen. Dagegen ist 
es nicht angängig, wie Hitschmann und Adler wollen, ihr Fehlen als Be- 
weis gegen die Entzündung anzusprechen. Abgesehen von den men- 
struellen Veränderungen der epithelialen Gebilde der Uterusschleimhaut 
kommen auch solche pathologischer Natur vor, die man als Hyperplasia 
glandularis bezeichnen kann. Auch interstitielle entzündliche Prozesse mit 
Leukocyteninfiltration, aber ohne Plasmazellen wurden beobachtet. Ausser 
dem Endometrium wurden auch die anderen Teile des Genitales bei ver- 
schiedenen Erkrankungen auf Plasmazellen untersucht. Sie fanden sich 
beinahe überall dort, wo entzündliche Gewebserkrankungen angenommen 
werden konnten. Ausnahmen kamen vor bei starker Leukocyteninfiltration. 
bei chronisch interstitiellen Prozessen und bei stark durchblutetem Gewebe. 
L. Zuntz, Berlin. 


Tierisohe Wärme. 


1372. Werbizki, F. W. (Klin. f. Diagnostik u. allg. Ther. d. Prof. M. W. 
Janowski). — „Zur Frage über die Wärmeregulierung des Organismus.“ 
Diss., St. Petersburg, 1907. 

Die Beobachtungen wurden an 12 Personen ausgeführt. Es wurden 

im ganzen 125 Versuche angestellt. Die Veränderungen der Körpertempe- 

ratur erreichte man dadurch, dass man Wasser in Mengen von 750 bis 

1250 cm? und von einer Temperatur von 5° bis 55° C. in den Magen in 

verschiedenen Versuchen einführte. Der Verf. gelangte zu folgenden 

Schlussfolgerungen: 

1. Wasser von Körpertemperatur zeigt, selbst wenn es in grossen 
Quantitäten (1 1 und mehr) eingeführt wird, keinen Einfluss auf 
den Wärmeaustausch der Haut. 

2. Der Einfluss des kalten oder heissen Wassers auf den Wärme- 
austausch bei Einführung in das Körperinnere setzt sich aus zwei 
Momenten zusammen: einem physikalischen, d. h. dem Austausch 
zwischen der Temperatur des Körpers und der Temperatur des 
eingeführten Wassers, und einem physiologischen, d. h. der 
Reaktion des Organismus auf diese Störung seines Wärmegleich- 
gewichts. | 

8. Bei Einführung von kaltem Wasser kommt die Reaktion in einer 
Beschränkung der Wärmeverluste der Haut zum Ausdruck, jedoch 
dem Anscheine nach ohne wesentliche Veränderungen in der 
Wärmeproduktion. 

4, Auf die Einführung von heissem Wasser reagiert der Organismus 
durch eine Erhöhung des Wärmeverlustes durch die Haut, jedoch 
auch ohne seine Wärmeproduktion merklich zu verändern. 

5. Je grösser der Unterschied zwischen der Temperatur des ein- 
getührten Wassers und Körpertemperatur ist, um so energischer 
wirkt sie auf den Wärmeaustausch ein. 

6. Auf diese Weise müssen wir dem Organismus die Fähigkeit zu- 
erkennen, seine Wärmeverluste durch die Haut zu regulieren, und 
zwar nicht nur bei der Wirkung eines thermischen Agens auf die 
äusseren Hautdecken, sondern auch bei innerer Anwendung eines 
solchen (auf die Schleimhaut des Magens). 

7. Dagegen scheinen Veränderungen in der Wärmeproduktion unter 
diesen Bedingungen dem Anschein nach unmöglich oder doch au! 
jeden Fall äusserst beschränkt zu sein. 


= m nm SEE e e D e 


=, 1593. 


8. Infolgedessen stellt sich die Wärmeregulierung des Organismus 
bei Einführung eines kalten oder heissen Mediums (z. B, Wasser 
in das Körperinnere) als eine weniger vollkommene dar, als bei 
Einwirkung dieser Agenzien von ausserhalb. 

W. Boldyreff. 
1373. Richet, Charles. — ,De la variation de la température organique 
des chiens selon le pelage.“ Soc. biol., 1908, Bd. 64, No. 18. 

Die Eigentemperatur der langhaarigen Hunde ist etwas höher als die 

der kurzhaarigen. Die Differenz ist im Mittel ungefähr '/,?. 
Pincussohn. 
1314. Portier. — „Temperatur von Meeresvertebraten, besonders von 
Fischen aus der Gruppe der ‚Thons‘.“ Soc. biol., 1908, Bd. 64, 
p. 400—402. 

Es wurden Temperaturmessungen gemacht an Cetaceen (Orco gladia- 
tor), Schildkröten (Thallasochelys caretta), Thon (Thynnus alalonga) und 
mehreren kleineren Fischen. Während bei letztern die Temperatur unge- 
fähr die des umgebenden Mediums war, erhob sie sich bei Orco und 
Thallasochelys um ca. 0,5°, bei Thynnus aber 4 bis 10° darüber. 

Guggenheim. 


Specielle Nervenphysiologie. 


1375. De Buck, D. — „Anatomie macroscopique et microscopique de 
l'épilepsie.“ La nevraxe, 1907, Bd. IX; Ref. n. Rev. of neurol, and 
psych., 1907, Bd. IX. 

Verf. sieht die Epilepsie als eine neuroautocytoxische Erkrankung an 
und hat das Zentralnervensystem von 20 Epileptikern untersucht, um 
festzustellen, ob die histologischen Erscheinungen zugunsten seiner Ansicht 
sprechen. Makroskopisch zeigten die Organe keine spezifischen Verände- 
rungen. Die Carbrospinalflüssigkeit war nicht vermehrt. Die mikro- 
skopischen Veränderungen der Nervenzellen zeigen das Bild einer 
thronisch regressiven Atrophie. Die früheste Erkrankung war, bei weniger 
vorgeschrittenen Fällen, eine diffuse Chromatolyse, die allmählich in völlige 
Unfärbbarkeit überging. Häufig trat dann eine Granulation und feine 
Vacuolenbildung in den Zellen auf, einige Zellen zeigten Risse um den 
Kern herum. Schliesslich trat Atrophie und fortschreitender molekulärer 
Verfall ein. Die Dendriten erlagen zuerst, dann der Zellleib. Dem Verfall 
des Zellplasmas ging fettige Degeneration voraus. Die Neurofibrillen waren 
widerstandsfähiger als das Chromatoplasma, sie verschwanden allmählich 
vom Zentrum des Zellkörpers nach der Peripherie und den Dendriten hin, 
und in vorgeschrittenen Fällen blieb keine Spur von Fibrillen übrig. Gleich- 
zeitig mit den Veränderungen des Zellplasmas wurde der Kern dick, 
homogen und atrophisch. Die Veränderungen der Nervenzellen im Kleinhirn, 
den Basalganglien und dem Pons waren derselben Art, doch gingen sie selten 
über das erste Stadium der Chromatolyse hinaus, Bei nach der Palschen 
Methode gefärbten Schnitten bemerkte man eine schliesslich zum völligen 
Schwinden führende Verdünnung der Markfasern, die von der Tangential- 
zone ausgehend allmählich die supra- und intraradiäre Zone ergriff und 
sich auch auf die Radiärfasern ausdehnte. Selten fand Verf. das Wachsen 
und Wuchern der Glia an der Oberfläche der Molekularschicht, die sklero- 
tische Hypertrophie, die nach einigen Autoren eine bedeutende Rolle bei 
der Genese der Epilepsie spielte. Die Fälle, bei denen sie vorhanden war, 
waren gewöhnlich mit Idiotie verbunden. Er bemerkte eine deutliche kon- 


= BI = 


stante Beziehung zwischen der Schwere und der Schnelligkeit des Fort- 
schritts der Epilepsie einerseits und der Wucherung der Rindenneuroglia 
anderseits. Doch konnte er sich weder davon überzeugen, dass die Glia- 
zellen eine neurophagische Rolle spielen, noch eine fettige Degeneration bei 
ihnen entdecken. 

Der Verlauf der Erkrankung der Zellen und der Neuroglia erstreckt 
sich von der Oberfläche nach dem Innern der Rinde, so dass die kleinen 
Pyramidenzellen mehr ergriffen werden, als die großen oder die poly- 
morphen Zellen. 

Die pathologischen Erscheinungen, die Verf. am meisten für die 
Epilepsie eigentümlich erscheinen, sind das Fortschreiten der Rinden- 
erkrankung von aussen nach innen, und die feinen Vacuolen in den 
chromatolytischen Zellen. Diesen Zustand fand er in allen seinen Fällen, 
während er bei Dementia praecox, Verwirrtheit und Paralyse, vergebiich 
danach forschte. W. Wolff. 


1376. Stransky, E., Wien. — „Beiträge zur Kenntnis des Vorkommens 
von Veränderungen in den peripheren Nerven bei der progressiven 
Paralyse und einzelnen Psychosen.“ Arb. a. d. Neur. Inst. a. d. Wien. 
Univ., 1907. p. 281; Ref. n. Rev. neurol. and psych., Bd. VI, 6. Juni 
1908. 

An 60 Fällen wurden die peripheren Nerven nach der Marchischen 
Methode untersucht [bei allgemeiner Paralyse (29), Lues cerebri (1), De- 
mentia senilis (8), arteriosklerotischer Demenz (4), seniler Melancholie (1). 
seniler Manie (1), Paranoia (4), Dementia praecox (3), Epilepsie (2), Amentia (2). 
Alkoholismus (5). Bei der allgemeinen Paralyse waren durchschnittlich 
die parenchymatösen Veränderungen der peripheren Nerven zahlreicher und 
schwerer als bei anderen Geistesstörungen, die mit Marasmus und körper- 
lichen Komplikationen vergesellschaftet waren. W. Wolff. 


1377. Muggia, G. (Irrenanstalt San Servolo, Venedig). — „Appunti spr- 
rimentali sulle condizioni organiche dei dementi precoci.“ (Experimeu- 
telle Beobachtungen über die Organfunktionen bei Dementia praecox.) 
Rif. med.. 1908, Bd. 23, No. 26. S.-A. 

Der Blutdruck schwankte gewöhnlich bei Dementia praecox innerhaib 
normaler Grenzen und zeigte nur bei einem der neun untersuchten Kranken 
einen Mittelwert von 130 mm, so dass man nicht berechtigt ist, von einer 
besonderen Veranlagung zu sprechen, die in der Herabsetzung des Blut- 
druckes ihren Ausdruck finden sollte. Ebensowenig gelang es Verf., eine 
für Dementia praecox charakteristische Verlangsamung in der Methylen- 
blauausscheidung nachzuweisen; hingegen war der Blutdruck in jenen Fäli:n 
höher, bei denen die Ausscheidung schneller von sich ging. 

Ascoli. 

1378. Dana, C. L, New York. — „The functions of the corpora striuta 
with a suggestion as to a clinical method of studying them.“ Journ. 
Nerv. and Ment. Diss., Febr. 1908; Ref. n. Rev. of neurol. and psych., 
Bd. IV, H. 4. | 

Verf. berichtet kurz über die klinischen Erscheinungen und die post- 
mortal am Linsenkern festgestellten Veränderungen bei Gasvergiftungen. 
Seine Schlussfolgerungen sind folgende: Das Corpus striatum hat keine 
selbständige oder spezifische motorische Funktion. Es hat vielleicht eine 
gewisse ergänzende motorische Funktion, besonders im Zusammenhange 


— 525 — 


mit der Sprache. Es scheint eine hemmende Wirkung auf die Blase und 
die vasomotorischen und trophischen Hautnerven auszuüben. Thermische 
Zentren hat es nicht. Vielleicht hat es auch einige ergänzende und asso- 
ziierende psychische Funktionen, so dass seine Verletzungen das Gedächtnis 
und den Willen in Mitleidenschaft ziehen. Bei den höheren Wirbeltieren 
ist es ein Organ von relativ geringerer Bedeutung. Bei schwerer Gas- 
vergiftung findet sich eine beiderseitige Erweichung des Linsenkerns, 
woraus sich die hierbei gefundenen vasomotorischen Störungen und Gan- 
grän der Haut ergeben. Diese Zustände vereint mit dem bei Gasver- 
giftungen beschriebenen Coma geben einen Symptomenkomplex, den man 
auch das „Syndrom des Corpus Striatum“ genannt hat. 
W. Wolff. 


1379. Wiggers, C. J. (Phys. Lab.. Univ. of Michigan). — „Some vaso- 
motor changes in the cerebral vessels obtained by stimulating the 
carotid plexures.* Amer. Journ. of physiol., Bd. 21. p. 454—459, Mai 
1908. 

Während das Gehirn künstlich durchblutet wurde, wurden die Fasern 
des Plexus carotis gereizt. Die Reizung bedingte jeweils eine Abnahme 
der Ausflussmenge. Verf. schliesst somit, dass die Blutgefässe des Ge- 
hirns unter Nervenkontrolle stehen (welche Tatsache ja Jensen mit Hilfe 
der Stromuhr erwiesen hat). B.-0. 


1380. Anglade und Calmettes, Bordeaux. — „Sur le cervelet senile.“ 
Nouv. Icon. de la Salp., Sept./Okt. 1907; Ref. n. Rev. of neurol. and 
psych., Bd. VI, 6. Juni 1908. 

Auf Grund der Untersuchungen von Greisengehirnen nach der 
\eurogliafärbemethode von Anglade kommen die Verff. zu dem Schluss, 
dass das Kleinhirn der Greise charakteristische Läsionen zeigt, deren 
Häufigkeit und Ausdehnung bis zu einem gewissen Grade verschiedene 
klinische Erscheinungen der Senilität erklären. 

Das Greisenkleinhirn bietet nicht das Bild einer allgemeinen Atrophie, 
sondern zeigt begrenzte Herde von perivaskulärer Sklerose, die eine beson- 
dere Vorliebe für bestimmte Lokalisationspunkte haben. Sie sind scharf 
begrenzt und liegen häufig in der Nachbarschaft der Purkinjeschen Zellen. 
Meningitische Prozesse sind mit diesem Vorgange nicht vergesellschaftet. 
Demgemäss ist das Bild völlig verschieden von dem der allgemeinen 
terebellaren Atrophie, bei der die Sklerose diffus ist, keine Purkinjeschen 
Zellen, sehr viele Kerne und nur wenige Fasern vorhanden sind. Inmitten 
der Senilitätsläsionen findet man bisweilen auch einen Herd von atrophischer 
oder hypertrophischer Sklerose. W. Wolff. 


1381. Cortesi, T. (Irrenanstalt San Servolo, Venezia). — „Contributo allo 
studio della via del linguaggio.“ (Beitrag zum Studium der Sprachen- 
bahn.) Rif. med., 1908, Bd. 23, No. 29. 

Auf Grund zweier Krankheitsfälle mit tödlichem Ausgange, die ein- 
gehend studiert wurden und bei der Obduktion makro- und mikroskopisch 
untersucht wurden, nimmt Verf. an, dass die Fasern die Sprache, im 
peduneulus und in der Brücke nicht in dem Pyramidenbündel, sondern in 
dem Lemniseus verlaufen. Verf. stützt seine Hypothese ausserdem mit der 
Anführung zahlreicher, in der Literatur beschriebener und zu seiner An- 
nahme stimmender Beobachtungen. Ascoli. 


— 526 — 


1382. Orbeli, L. A. (Physiol. Lab. d. Inst. f. exper. Med.). — „Zur Frag 
nach der Lokalisation der bedingten Reflexe im Zentralnervensystem.“ 
Trudij obschtschestwa russkich wratschej (Arbeiten der Gesellschaft 
russischer Ärzte), St. Petersburg, 1908. 

Die Arbeit des Verf. bezieht sich auf die Frage, ob die bedingen 
Reflexe als eine Funktion der grossen Hemisphären des Gehirns erscheinen. 
oder ob dieselben auch vermittelst anderer Abteilungen des Zentralnerven- 
systems in Erscheinung treten können. Der Verf. legt Resultate einer 
systematischen physiologischen Untersuchung vor, die nach der Methode 
der bedingten Reflexe an einem Hunde erzielt wurden, dessen obere Hälften 
der beiden Hirnhemisphären entfernt worden waren. Durch einen hari- 
zontalen Schnitt von jeder Seite wurde derjenige Teil der Hemisphäre ent- 
fernt, welcher von dem Gipfel gyrus sylviacus nach oben geht, nämlich die 
obere Hälfte des Stirnteiles, ferner der Scheitelteil und fast der gamz 
Nackenteil. Der Quantität nach wurde ungefähr die Hälfte der grossen 
Hemisphären der Hirnsubstanz entfernt, den Funktionen nach: die Munksche 
Sphäre der Haut-Muskelaufnahmen, die Munksche Gesichtssphäre und das 
Demoorsche Assoziationszentrum; es verblieben also der Geruchsteil und die 
Munksche Gehörssphäre. 

Zwischen den Operationen an der rechten und linken Seite vergingen 
6 Monate. Beobachtungen wurden im Verlauf eines Monats vor der 
zweiten Operation ausgeführt und während 3!/, Monat nach derselben. 
Bis zur zweiten Operation zeigte der Hund keine scharfen Abweichungen 
von der Norm. In dieser Zeit wurden an dem Tiere natürliche, bedingt, 
Speichel absondernde Reflexe ausprobiert und zwei künstliche, bedingte 
Speichel absondernde Reflexe gebildet, und zwar auf den Ton eine 
Metronoms und auf das Kitzeln der Haut des Bauches mit einem ie 
sonderen Pinselchen. 

Nach der Operation an der zweiten Hemisphäre blieben die natürlichen 
bedingten Reflexe und der künstliche Reflex auf das Metronom bei dem 
Hunde vollständig erhalten, während der Reflex auf die mechanische Reizung 
der Haut sofort und unwiederbringlich verschwand; während vor der zweiten 
Operation zur Bildung eines Reflexes auf das Kitzeln nur 28 Kombinationen 
mit Eingiessung von Säure in das Maul erforderlich waren, und für dis 
Metronom 49 Kombinationen, wurde der Reflex auf das Metronom nach der 
zweiten Operation von der 8. Kombination an wiederhergestellt, der Reflex 
auf das Kitzeln konnte jedoch ungeachtet der 148 Kombinationen des 
itzelns mit Eingiessung von Säure nicht wiederhergestellt werden. Gleich- 
zeitig hiermit wurden nach der zweiten Operation zwei neue bedingte 
Reflexe gebildet (nach 14 Kombinationen mit Verabreichung von Zwiebacil 
und auf Kampfergoruch (nach 20 Kombinationen mit Verabreichung ven 
Zwieback). Ausserden wurde aus dem Ton einer Pfeife eine bedingte 
Hemmung in Beziehung zu einem bedingten Reflex auf das Metronom her- 
gestellt. Das Metronom allein rief eine Speichelabsonderung hervor, während 
das Metronom in Verbindung mit der Pfeife keinen Speichel ergab. Aul 
Abkühlung der Haut gelang es trotz 78 Kombinationen der Abkühlung mit 
Verabreichung von Zwieback doch nicht, einen bedingten Reflex zu bilden. 
Folglich blieb bei dem Hunde die Möglichkeit erhalten, die alten bedingten 
Retlexe zum Vorschein zu bringen und neue Reflexe seitens aller aufnahme 
fähigen Flächen, ausser der Haut, zu bilden. Den Verlust der bedinsin 
Hautreflexe hält der Verf. für andauernd und sogar für endgültig. da A 
Wiederherstellung des Reflexes die Wiederherstellung der Funktionen M 


TEE mn nn tn A a 
oa : 
Sen US “ 


= T 


einer Hemisphäre genügte und seit der ersten Operation fast 10 Monate 

verfiossen waren. | 

Auf Grund dieser Ergebnisse und auf Grund der Arbeiten Makowkis 
und Tichomirows zieht der Verf. den Schluss, dass die bedingten Reflexe 
beim Hunde als Funktionen der grossen Hemisphären erscheinen. Die Ent- 
fernung gewisser Gehirnteile führt zum Verschwinden der bedingten Re- 
flexe seitens gewisser Aufnahmeapparate. 

Beiläufig spricht der Verf. die Meinung aus, dass die Untersuchung 
dieses Hundes keine Veranlassung gibt, im Scheitelteil ein spezielles 
Assoziationszentrum zu erblicken, wie dies Demoor tut; der Hund behielt 
trotz der Enifernung des ganzen Demoorschen Assoziationszentrums voll- 
kommen die Fähigkeit, verschiedene Reize, ausgenommen die Hautreize, 
mit gewissen Tätigkeiten zu verbinden. 

Diejenigen motorischen Störungen, auf deren Grund Demoor zur An- 
nahme besonderer Assoziationszentren gelangte, erklären sich vollkommen 
durch den Verlust der bedingten Hautreflexe. 

Autoreferat (W. Boldyreff). 

1383. Burgerhout, H. und van Londen, M. (Arbeit a. d. Klin. Prof. Peis 
u. d, Lab. Prof. Winklers). — „Über Rückenmarksänderungen bei per- 
niziöser Anämie.“ Ned. Tijdschr. v. Gen., 1908, Bd. I, p. 1479. 

Bei einem Fall von perniziöser Anämie gesellten sich zu den Blut- 
veränderungen einige Symptome von Spinalerkrankung, welche ungeändert 
bestehen blieben, auch wenn übrigens die Lage des Patienten viel gebessert 
war: erhöhte Sehnenreflexe an Armen und Beinen, Ataxie und Parese an 
den Beinen, positiver Babinski, Patellar- und Fussclonus, Fehlen von Bauch- 
und Kremasterreflexen; die Psyche war nicht ungestört. Der Verlauf war 
tödlich. | 

Die mikroskopische Untersuchung des Zentralnervensystems erwies, 
dass nicht im Gehirn, sondern nur im Rückenmark und in der Medulla 
oblongata Erkrankungen vorlagen; in den erkrankten Teilen hatte die graue 
Substanz nur wenig gelitten: in der weissen Substanz wiesen die sensiblen 
Stränge von Goll und Burdach, und auch die Pyramidenbahn eine starke 
Entartung auf, aber nicht den ganzen Verlauf des Neurons hindurch, sondern 
nur in den peripheren Abschnitten desselben, also von den sensiblen 
Bahnen zumal in den höher liegenden, von der Pyramidenbahn in den 
unteren Abschnitten des Rückenmarks; die sensible Seitenstrangbahn war 
über ihren ganzen Verlauf entartet. Dennoch war nirgends die Entartung 
genau auf ein System beschränkt. 

-Es liegt hier also keine Systemerkrankung, sondern eine diffuse 

Anderung im Zentralnervensystem vor, welche jedoch elektiv nur auf das 

Rückenmark beschränkt bleibt, und mit einer gewissen Vorliebe bestimmte 

Abschnitte desselben ergreift. Gefässänderungen, und speziell Blutungen, 

welche Teichmüller für die primäre Ursache hält, waren nicht vorhanden: 

die Verff. halten mit Minnich eine schädliche Wirkung gewisser von der 

Blutbahn herstammender Gifte für die Ursache. 

Eigentümlich war das Fehlen sensibler Störungen an den oberen 
Extremitäten, während gerade im Halsmark die sensiblen Bahnen am 
meisten gelitten hatten; dies scheint darauf hinzuweisen, dass für die 
Leitung derselben Empfindung mehrere Bahnen dienen können. 

J. de Haan. 
Personalien. 
Ernannt: Kgl. Bayr. Geh. Hofrat: Prof. Rosenthal-Erlangen. 
Geh. Med.-Rat: Prof. Rabl, Direktor des anatomischen Instituts Leipzig. 


— 53 — 


A.-Ordentl. Prof.: Dr. Friedr. W. Müller-Tübingen (Anat.); Staatsrat Dr. 
Tschujewski-Kasan (Pharm.); Dr. Hans Aron-Berlin (Physiol.) an 
d. Government Medical School in Manila P. I.; Prof. P. Römer- 
Marburg (Hyg. u. exp. Ther.). 

Ord. riy Prof. Troitzky-Charkow (Pädiat.); Prof. G. Manca-Sassari 

siol.). 

Ord. Honorar Prof: Geh, Med.-Rat A. Ewald-Berlin (inn. Med.); Prof. 
Bayer-Strassburg. 

Prof.: Priv.-Doz. Dr. W. Caspari-Berlin; Dr. phil. et med. Carl Oppen- 
heimer-Berlin; Dr. Bruhns, Direktor des Hygienischen Instituts 
Gelsenkirchen; Dr. H.J. Nytchens, bakteriol. und pathol Anatomie. 
Newcastle-upon-Tyne, Univers. of Durham.; Priv.-Doz. Dr. V. A. 
Oppel (Pathol.) mil.-med. Ak. St. Petersburg; Dr. E. A. Darling- 
Cambridge (Hyg.); Dr. A. W. Meyer-Chicago, Northwestern Unir. 
Med. School (Anat.). 

Prosector: Prof. Dr. Gierke-Freiburg an dem pathol.-bakteriol. Institut 

in Karlsruhe. 

Berufen: Prof. Dr. A. Fischel-Prag nach Buenos-Aires (Anat.); Prof. Dr. 
E. Faust-Würzburg nach Göttingen an die Stelle von Jacobv: 
Dr. Paul Röthig, früherer Assistent am anatomisch-biologischen 
Institut Berlin, zum Abteilungsvorstand für vergleichende Anatomie 
am Senckenbergischen Neurologischen Institut zu Frankfurt a. M. 

Dr. A. Kappers, Abteilungsvorstand am Senckenbergischen Institut. Frank- 
furt a. M., zam Vorstand des Zentralinstituts für Hirnforschung in 
Amsterdam. 

Prof. Lüthje-Frankfurt a. M. als Ordinarius für innere Medizin nach Kiel. 
als Nachfolger von Geh, Rat Quincke. 

Prof. Garten-Leipzig als Ordinarius für Physiologie nach Giessen :ar- 
genommen). 

Dr. Wolfgang Heubner-Berlin als ausserordentl. Prof. der Pharmakologie 
nach Tübingen (angenommen). 

Prof. Ernst Hedinger-Basel (Pathol.) als Nachfolger von Prof. Albrecht 
an das Senckenbergische Institut zu Frankfurt a. M. 

Habilitiert: Dr. V. P. Schukowsky-Dorpit (Pädiatrie); Prof. Boruttau- 
Berlin (physiol. Ch.); Dr. Karl Süpfle-Freiburg i. Br. (Hyg.): Dr. 
Joseph Forschbach-Greifswald (inn. Med.); Prof. v. Drigalki- 
Halle a. S.; Dr. Faulhaber-Würzburg (inn. Med.); Dr. E. Donetti- 
Rom (inn. Med.); Dr. Aggarotti-Turin (exp. Physiol.); Dr. W. 
Heubner-Berlin (Pharmak.); Dr. R. Kaufmann-Wien (inn. Med: 
und Dr. R. Dörr-Wien (allg. Path.); Dr. Bornstein-Giessen; Dr. O. 
Ranke-Heidelberg; Dr. G. D'Enico-Neapel (exp. Physiol.). 

Geh. Med.-Rat Prof. Hensen-Kiel wurde zum Vorstandsmitglied der Fach- 
sektion für Physiologie der Kaiserl. Leopold-Karolin. deutschen 
Akademie der Naturforscher in Halle a. S. mit einer Amtsdauer bis 
1). Juli 1918 erwählt. 

Dr. Maria Gräfin von Linden ist zum Abteilungsvorsteher der neu zu 
errichtenden parasitologischen Abteilung am Hyg. Institut in Bonn 
ernannt. 

Prof. Bosco erhielt den Riberi-Preis (16000 Mk.) für die Auffindung des 
Nachweises des Arsen durch Schimmelpilze. 

Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Dönitz-Berlin feierte den 70. Geburtstag. 

Zu Ehrendoktoren der Universität Erlangen wurden ernannt: Becquerel. 
Horsley, Leube, Kries, Ehrlich, W. Roux, Erb, Dobrn. 
Kocher, de Vries, Poincaré, Pflueger. 

Die Akademie der Wissenschaften in Berlin hat bewilligt: Dr. Kalischer- 
Berlin 500 Mk.; Priv.-Doz. Dr. Lohmann-Marburg 1000 Mk.; Prof. 
Dr. à Nagel-Berlin 1000 Mk.; Priv.-Doz. Dr. Rothmann- Berlinu 
500 Mk. 

Gestorben: Prof. A. K. Bielloussow-Charkow (Anat. und Physiol.); Prof. 
Dr. Albrecht-Frankfurt a. M.; Geh. Med.-Rat Liebreich-Berlin; 
Prof. Deneffe-Genf; Prof. Moreau-Algier (Hyg.). 


Bei der Redaktion eingegangene Bücher. 
Kraus-Levaditi, Handbuch der Immunitätsforschung, 11. Bd., Lief. 1. 5 Mk. 


Biophysikalisches Centralblatt 








Bd. I. O M. er Oktoberhett No. 17/18. 
Physik. 
1384. Przibram, H. — „Anwendung elementarer Mathemathik auf bio- 


logische Probleme.“ Vortr. u. Aufs. über Entwickelungsmechanik der 
Organismen, H. 3, Leipzig, Engelmann, 1908. 

In einem einleitenden Kapitel wird die Möglichkeit mathematischer 
Biologie behandelt und sachgemäß dargestellt, ein wie wertvolles Hilfsmittel 
die Mathematik bildet, wobei allerdings mit Recht der Standpunkt fest- 
gehalten wird. dass die Mathematik immer nur Hilfswissenschaft bleibt. 

In den folgenden Kapiteln werden Beispiele für die Anwendung ge- 
geben, wobei etwas grössere Ausführlichkeit oft erwünscht wäre, da der 
Verf. sich fast ausschliesslich auf die Fragen beschränkt hat, die in der 
Entwickelungsmechanik augenblicklich im Vordergrund des Interesses 
stehen. So ist in dem Kapitel über den Raum nur das Gesetz über das 
disproportionale Wachstum von Volum und Oberfläche behandelt und auch 
dies nur in seiner Anwendung auf die Zellmechanik, während die an sich vom 
allgemein biologischen Standpunkt ebenso interessante Anwendung des Ober- 
fächengesetzes auf die Fragen des Stoffwechsels, des allgemeinen Körper- 
baus der Tiere, der Bewegung usw. nicht angedeutet sind; ebenso ist in 
dem Kapitel über Zeit nur die Wachstumsgeschwindigkeit behandelt, nicht 
aber Leitungsgeschwindigkeiten, Reaktionszeiten usw. Die folgenden Ab- 
schnitte über Energie, Gleichgewicht, Chance, Kombination, Variation und 
Selektion sind ebenfalls nicht vollständig. geben aber ein anschauliches 
Bild, wie man überhaupt biologischen Fragen mit Hilfe der Mathematik 
zu Leibe gehen kann. Bei dem letzten Kapitel über Psychophysik macht 
sich die Kürze gar zu sehr be:nerkbar, da die dort aufgeworfenen Fragen 
in der Literatur z. T. bereits sehr viel schärfer und mathematisch exakter 
beantwortet sind. Da jedoch das Büchlein im wesentlichen nur anregend 
wirken will, schaden die genannten Auslassungen nichts; nur wäre es viel- 
leicht wünschenswert gewesen, auf weitere Anwendungsgebiete der Mathe- 
matik hinzuweisen oder zum mindesten anzugeben, dass auch unter der 
selbstgewählten Einschränkung auf die Biologie im engeren Sinne (Wachs- 
tum, Formbildung, Vererbung, Artbildung und Seelenleben), die konkret 
behandelten Fälle nur Beispiele seien. G. F. Nicolai, Berlin. 


1385. Snyder, C. D. (Physiol. Lab., Univ. of Berlin). „A comparative 
study of the temperature coefficients of the velocita ofa various physio- 
T actions.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. 22, p. 309—334, Aug. 
1908 

Die Temperaturcoefficienten physiologischer Vorgänge sind, ebenso wie 
die physikalischer und chemischer Vorgänge, von verschiedentlicher Grösse. 

Im allgemeinen ist ersichtlich, dass die Koeffizienten derjenigen Tätigkeiten, 

welche durch Stoffwechselvorgänge gekennzeichnet sind, von derselben 

Grösse wie die chemischer Natur sind. Unterhalb des niedrigsten Masses, 

welches noch dem Koeffizienten chemischer Vorgänge entspricht, trifft 

man Koeffizienten an, welche denen bekannter physikalischer Vorgänge 

gleich kommen. B.-O. 
Biophysik. Centralbl. Bd. III. 37 


— 530 — 


1386. Gradinigo und Stefanini. — „Über eine neue Methode von Aku- 
metrie mittelst Stimmgabeln.“ Zeitschr. f. Ohrenheilkunde, 1908, Bd. 56, 
H. 2. 

Eine Arbeit hauptsächlich physikalisch-mathematischen Inhalts: zu 

kurzem Referat ungeeignet. Edmund Davidsohn. 


1387. Capparelli, A. (Physiol. Inst. d. Kgl. Univ. Catania). — „Die Phö- 
nomene der Hygromipisie.“ Biol. Zentrbl., 1908, Bd. 28, p. 489 —512, 
524—535. 

Verf. hat eine physikalische Erscheinung beobachtet, die nach seiner 
Meinung ebenso neu wie bedeutsam für die Physiologie der Organismen 
ist. Er nennt sie das „Substitutionsphänomen“ oder das Phānomen der 
Hygromipisie (Öyeog, feucht und auséfouæ, ich wechsle). 

Taucht man ein mit Flüssigkeit D gefülltes Röhrchen, gleichviel, ob 
von kapillarem oder grösseren Dimensionen, in eine Flüssigkeit A von ge- 
ringerer Dichtigkeit, so steigt die Flüssigkeit A auf, in das Röhrchen hin- 
ein und verdrängt hierbei die dichtere D, diese letztere aber fliesst aus 
in Form eines Hohlzylinders, der die aufsteigende A umhüllt. 

Es könnte nun scheinen, als ob es sich um eine einfache Erschei- 
nung der Schwerkraft handele, allein hiergegen führt Verf. verschiedene 
Gründe an. 

Das Wichtigste bei der Erscheinung, die übrigens nur bei vollkommen 
mischbaren Flüssigkeiten eintritt, ist nach Verf. die Substitutionszeit. 
Falls beide Flüssigkeiten gleiche Dichtigkeit haben, erfolgt der Austausch 
nicht so schnell, sondern nur langsam, nämlich durch Diffusion. Lässt 
man 4°/,iges Quecksilberchlorid als D funktionieren, so braucht A 21” 
zum Aufstiege; 4°/,ige Quecksilbercyanürlösung aber, die schwächer ioni- 
siert ist, braucht 27°’. Es ist also die lonisierung auch massgebend für 
die Substitutionszeit. 

Verschiedene Lösungen von gleicher Dichtigkeit (Beaume) halten 
gleiche Substitutionszeit inne. Gelöste Gase sind ohne Einfluss auf die 
Substitutionszeit. Ob der osmotische Druck der Lösungen von bedeutendem 
Einfluss auf das Phänomen sei, meint Verf. nicht sicher sagen zu können. 
Suspendierter Talk modifiziert die Substitutionszeit nicht. Der Einfluss 
suspendierter Stärke ist dagegen unverkennbar, sie verlangsamt die Sub- 
stitution, ebenso suspendierte Blutkörperchen, wenn man mit Serum 
arbeitete. | 

Sehr starke Verminderung der Blutkörperchenzahl führt allerdings 
wieder zu derselben Substitutionszeit wie bei hoher Blutkörperchenzahl (eine 
schwer erklärbare Erscheinung). 

Im zweiten Teil seiner Arbeit geht Verf. zunächst auf die kolloi- 
dalen Substanzen ein. Zum Zwecke des Austausches müssen sie als A 
funktionieren, sonst tritt keine Substitution ein. Tannin nähert sich infolge 
kürzerer Substitutionsdauer den kristalloiden Substanzen mehr als arabischer 
Gummi bei gleichem Prozentgehalt. 

Sodann zeigt Verf., dass gewisse biologische Erscheinungen, die man 
als Produkte der Diffusion, Osmose und Kapillarität erklärt, nur durch dss 
Hygromipisiephänomen zu erklären seien. Einem Frosch wird der rechte 
Schenkel umschnürt. In beide Schenkel wird ®/, cm? Methylenblaulösung 
subkutan injiziert. Im umschnürten Schenkel schwindet sie in 65’. im 
unversehrten in 35”. Diffusion kann man für die Erscheinung im um- 
schnürten Schenkel nicht verantwortlich machen, denn, wie Verf. durch 


— 531 — 


einen Kontrollversuch zeigt, erfolgt sie viel langsamer. Spritzt man fuchsin- 
haltige Wasserlösung in den umschnürten Schenkel ein, so steigt die 
Flüssigkeit gleichfalls in den Capillaren auf, so dass das Muskelgewebe sich 
stellenweise rötet. 

Um die Annahme einer zurückgebliebenen Kommunikation mit dem 
Körperblutstrom auszuschliessen, schnitt Verf. den Versuchsschenkel auch 
ganz ab. Auch konstatierte er unter dem Mikroskop die eingetretene 
Färbung der Blutkörperchen. Ferner wurden Versuche angestellt, bei 
welchen der Einfluss des bei der Injektion ausgeübten Druckes ausge- 
schaltet wurde. 

Nach allem nimmt Verf. an, dass die Flüssigkeit durch Substitution 
aufgesogen wurde. 

Auch Mandelöl wurde vom Organismus aufgesogen, was sich daraus 
erklärt, dass es sich zum Teil verseift und in Fettsäure und Glycerin 
spaltet. 

Durch hygromipisimetrische Beobachtungen beweist Verf., dass der 
Darmsaft eine nicht sehr dichte Flüssigkeit gegenüber dem Blutserum ist; 
dass die Lymphe des Ductus thoracicus von viel geringerer Dichte ist als 
Darmsaft und Blutserum. Auch an der Darmaufsaugung hat nach diesen 
und anderen Versuchen die Hygromipisie grossen Anteil. 

V. Franz. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


1388. Brugsch, Theodor und Schittenhelm, Alfred. — „Lehrbuch kli- 
nischer Untersuchungsmethoden.“ Berlin u. Wien, 1908, Urban und 
Schwarzenberg. 

Das ziemlich umfangreiche Werk gibt mehr als sein Name besagt. 

Natürlich sind vor allem die klinischen Methoden ausführlich behandelt; 
die allgemeine Krankenuntersuchung, die Methoden der Auskultation und 
Perkussion, die manuelle und instrumentelle Untersuchung, die physikalischen 
Untersuchungsmethoden usw. finden eingehende Besprechung. Sehr wesent- 
lich und vortrefflich bearbeitet ist die Untersuchung mit Röntgenstrahlen, 
erläutert durch eine Reihe sehr zweckmässig ausgewählter Röntgeno- 
gramme. 

Wenn in dem bisher genannten Teil des Buches zum Teil Vortreff- 
liches enthalten ist, wird es noch besonders vor anderen ähnlichen Werken 
herausgehoben durch seinen biochemischen Teil. Die Untersuchung des 
Harns wird vom Gesichtspunkt der Stoffwechselpathologie behandelt und 
bietet eine Fülle von Material sowohl in theoretischer wie in technischer 
Beziehung. Dieses Kapitel kann fast als Abriss der Stoffwechselpathologie 
gelten, dem auch die exakten chemischen Grundlagen nicht fehlen, 

Diesem sehr wertvollen Kapitel folgt eine ziemlich ausführliche Ab- 
handlung über die Methodik der Stoffwechseluntersuchungen, die alles für 
den Kliniker Wissenswerte, vielleicht noch mehr, mit genauer Schilderung 
der Versuchsanordnung enthält. Auch ein Grundriss der Theorie des Stoff- 
wechsels ist beigefügt. Es folgt weiter ein trefflich geschriebenes Kapitel 
über die physikalischen und chemischen Blutuntersuchungsmethoden und 
die klinische Blutpathologie, endlich von J. Citron klinische Bakteriologie, 
Protozoologie und Immunodiagnostik. 

Das Buch hält, wie schon anfangs erwähnt, weit mehr als sein Titel 
verspricht. Es wird sicherlich seinen Weg machen. Die Ausstattung des 

Biophys. CentralbL Bd. 11. 38 


— 532 — 


mit einer grossen Reihe von Textabbildungen sowie 9 Tafeln geschmückten 
Werkes ist vorzüglich. Pincussohn. 


1389. Lehmann, O., Karlsruhe. — „Scheinbare lebende Kristalle, Pseudo- 
podien, Cilien und Muskeln.“ Biolog. Zentrbl., 1908. Bd. 28, p. #81 
bis 489, 513 — 524. 

Der Verf., der, beiläufig gesagt, die Priorität betreffs der Hypothese. 
dass Protoplasmabewegung auf Änderung der Oberflächenspannung beruhe, 
für sich in Anspruch nimmt, entwickelt in der vorliegenden Arbeit eine 
neue Theorie der Muskolkontraktion. Die Verwornsche Theorie hält er für 
unbrauchbar, da sie gegenseitige innere Umlagerungen der Protoplasma- 
teilchen zur Voraussetzung habe, solche Umlagerungen aber könnten nır 
erfolgen, wenn gestreckte Waben durch Osmose ihr Volum vergrössern 
und sich dabei kontrahieren (nach Abrundung streben). Die Existenz einer 
Wabenstruktur des Protoplasmas aber sei durchaus nicht erwiesen. 

Verf. hält den dilatierten Zustand für den gespannten, den 
kontrahierten für den erschlafften. 

Nach Th. W. Engelmann sind alle kontraktilen Teile doppeltbrechend. 
wie wenn sie gespannt wären, sie verlieren die Doppelbrechung im Zu- 
stande der Kontraktion. (Auch bei Mineralien ist die Doppelbrechung stets 
das Anzeichen einer gewissen Spannung.) 

Welche Kraft hält nun den dilatierten Muskel in dauernder Dilation. in 
dauernder Spannung! Nach Verf. haben die Untersuchungen über flüssige 
Kristalle eine solche Kraft aufgedeckt. 

Namentlich drei Stoffe, welche auch Bestandteile des Protoplasmas 
und in Wasser unlöslich sind, das Cholesteryloleat, Ammoniumoleat und am 
besten das Lecithin kristallisieren mit etwas Wasser aus heisser Lösung 
in Alkohol als flüssige Kristalle; sehr schlanke optisch einachsige Pyramidn 
mit nahezu kreisförmigem Querschnitt. 

Dies kann nur beruhen auf Verschiedenheiten der Expansivkraft 
der Moleküle,*) nicht auf verschiedener Oberflächenspannung, die ja Kon- 
taktbewegungen, ein amöboides Kriechen zur Folge hätte; die Anisotropie 
der Moleküle aber könnte ihrerseits wohl auf Stäbehenform der Moleküle 
beruhen. 

So wie also der flüssige Kristall durch die Expansivkraft der Mole 
küle in Spannung, gestreckt gehalten wird, so könnte es auch beim 
Muskel sein. 

Damit erhebt sich die weitere Frage, was veranlasst die Kontraktion 
des Muskels? 

Ein flüssiger Cholesteryalacetatkristall kontrahiert sich zwar bei Er- 
wärmung zur Kugel, da die Wärme die Moleküle in eine amorphe Modi- 
fikation umwandelt und nunmehr die Oberflächenspannung allein mass- 
gebend für die Form des Tropfens ist. Aber der Druck der letzteren ist 
zu gering, um mit der Grösse der Muskelkraft verglichen zu werden, 

Indessen kann die Kraft der Zusammenziehung beträchtliche Werte 
annehmen, wenn eine chemische Anderung der Moleküle erfolgt, wodurch 
dieselben in eine polvmorphe Modifikation umgewandelt werden. Die hier- 
bei auftretende „Gestaltungskraft“ vollführt die direkte Umwandlung 
chemischer Energie in mechanische, wie sie uns sonst nur bei 
der Muskelkontraktion begegnet, 


u mn nn u en m 


+) Soll bei Verf, nur ein Gleichnis, keine Hypothese sein. 


— 533 — 


Die chemische Umwandlung im Muskel denkt sich Verf. so erfolgend: 
Das lebende Plasma besteht nach Verf. aus einer Gallerte, die kleine 
Kriställchen enthielt. Letztere „müssen“ (? Ref.) in optisch anisotropen 
Muskelfasern meistens parallel geordnet sein. Die Umwandlung der Sub- 
stanz der Kriställchen erfolgt durch den schnell überall hin diffundierenden 
Sauerstoff, sowie durch Abgabe der durch Muskeltätigkeit gebildeten Kohlen- 
säure. Die Umwandlungskraft aber, welche die Umwandlung selbst aus- 
löst, betrachtet Verf. als eine den katalytischen Kräften ähnliche, die von 
einer vom Nerven abgeschiedenen Substanz ausgeht. 

Weitere Analogien zwischen den Kraftäusserungen sich umwandelnder 
Kristalle und den Erscheinungen an Lebewesen gelten hinsichtlich des 
Wachstums. Wachstum zeigen z. B. die Myelinformen, das sind (nach 
Verf.) wässerige Tropfen, umgeben von einem Mantel doppeltbrechenden 
Fettsäurecholesteringemisches, in welchem die Teilchen senkrecht zur Ober- 
fläche orientiert sind, also hohle flüssige Kristalle mit isotrop-flüssigem In- 
halte, oder künstliche Zellen mit flüssig-kristalliner Haut. Dieselben können 
zunächst, wie Verf. früher zeigte, unter gewissen Umständen sich teilen. 
Die Haut ist ferner halbdurchlässig, die Myelinform kann also durch Er- 
höhung des osmotischen Druckes im Innern wachsen. 

„Dass die Bewegungserscheinungen bei Organismen, welche 
allerdings bisher physikalisch nicht zu deuten waren, vielleicht doch ein- 
mal eine vollkommene Deutung, etwa auf Grund der Wirkung von Ge- 
staltungs- und Umwandlungskraft, erfahren können, ist nach dem Darge- 
legten gar nicht unwahrscheinlich.“ 

Die nicht uninteressante Theorie des Verf. wird sich sicher noch mit 
vielen physiologisch erwiesenen Tatsachen auseinander zu setzen haben, 
bevor sie als gesichert gelten kann. Am Schlusse seiner Abhandlung er- 
örtert Verf., wie weit die Analogie seiner lebenden Kristalle mit dem wirk- 
lichen Leben gehe — er vergleicht sie namentlich mit dem sog. latenten 
Leben — bespricht auch die Möglichkeit einer etwaigen Urzeugung und — 
wie auch schon in manchen früheren Arbeiten — das Problem des Monis- 
mus und Dualismus. V. Franz, 


1390. Gurwitsch, A. G. — „Über Regulationserscheinunyen im Proto- 
plasma.“ Diss., St. Petersburg, 1908. 

Bei genügend intensiver Zentrifugierung der Eier von Seeigeln und 
Amphibien trennen sich die Bestandteile des Protoplasma derselben (Hyalo- 
plasma und Enchylemma nach der Nomenklatur Bütschlis) räumlich vonein- 
ander, wobei in den Eiern der Amphibien (Frösche und Tritonen) folgendes 
in regelmässigen Schichten angeordnet ist: Der animale Pol des Eis wird 
von einer grossen dünnwandigen Blase eingenommen, die mit flüssigem 
Inhalt angefüllt ist. Unter der Blase ist eine dicke Schicht gelagert, die 
vollkommen von dem Dotter und dem strukturlosen Plasma befreit ist. 
Die vegetative Hälfte des Eis enthält das ganze Dottermaterial, 

Durch die beschriebene Einwirkung der Zentrifuge ordnen und cnt- 
wickeln sich die Eier in einer mehr oder weniger grossen Entfernung, 
wobei folgende zwei Möglichkeiten beobachtet werden: 

1. Das räumlich getrennte Hyaloplasma und Enchylemma vermischen 
sich miteinander, bilden eine prächtige schaumige Struktur und 
schreiten dann zur Teilung. Auf solche Weise kann die schaumige 
Struktur nicht als Trägerin des Lebens angesehen werden, sondern 
erscheint selbst als Resultat irgend eines uns unbekannten Lebens- 
faktors in der Zelle. 

85 * 


— 534 — 


2. Unter einigen nicht genügend aufgeklärten Umständen wurde das 
zerstörte Protoplasma in den Eiern der Amphibien fast gar nicht 
wieder hergestellt, d. h. es blieb eine grobblasige Masse; nichts- 
destoweniger vollzog sich auch in diesen Fällen die Teilung des 
Eies bis dicht an die Blastula fast auf normalem Wege. Im 
Gegensatz zu den benachbarten Blastomeren derselben Blastulen 
mit wiederhergestellter Plasmastruktur wurden im Plasma der sich 
teilenden Zellen mit zerstörtem Plasma kaum irgendwelche Polar- 
strahlen bemerkt. Dieselben erscheinen folglich nicht als ein 
wesentlicher Bestandteil des Mechanismus der Karyokinese. 

Autoreferat (W. Boldyreff). 
1391. Schneider, K. C., Wien. — „Versuch einer Begründung der Des- 
cendenztheorie.“* Fischer, Jena, 1908. 

Der Verf. versucht nicht etwa die Descendenztheorie dadurch zu be- 
gründen, dass er neue Tatsachen auffindet oder auch nur solche Tatsachen 
zusammenstellt, die geeignet sind, die Theorie zu stützen, sondern beschäf- 
tigt sich im wesentlichen mit der Diskussion von Fragen, die an sich der 
exakten Forschung zugänglich, aber von ihr bisher noch nicht bewältigt 
sind. Da es sich also nicht um aufweisbare Tatsachen, sondern im wesent- 
lichen um Worterklärungen, Definitionen und logische Schlüsse handelt. 
dürfte eine auszugsweise Darlegung des Standpunktes, den der Verf. selbst 
als eine „Ausgestaltung sowohl lamarckistischer als auch darwinistischer 
Prinzipien in vertiefter psychischer Verfassung“ bezeichnet, unfruchtbar 
erscheinen. Eine Verfolgung der eigenartigen Gedankengänge, in denen 
der Verf. offenbar eine Förderung der Wissenschaft erblickt, ist dadurch 
erschwert, daß der Verf. die an sich schon schwierige Avenariussche Nomen- 
klatur gebraucht, sie aber aus eigenem noch weiterhin verbessert und da- 
bei z. T. gebräuchliche Termini in einem durchaus neuen Sinne verwendet. 

p G. F. Nicolai, Berlin. 
1392. Schultz, Eugen. — „Über umkehrbare Entwickelungsprozesse und 
thre Bedeutung für die Theorie der Vererbung.“ Vorträge u. Aufs. 
über Entwickelungsmech., H. 4, Leipzig, Engelmann, 1908. 

Der Verf. schildert die Verbreitung der rückgängigen Entwicke- 
lung in der Natur, wobei er besonders den Mechanismus berücksichtigt, 
unter dem diese Rückbildung bei Metazoen vor sich geht. Er versucht 
dann weiter, den Wert dieser Erscheinung für die Frage der Vererbung 
auseinanderzusetzen, wobei er überzeugt ist, dass das Faktum der Um- 
kehrbarkeit der Entwickelungsprozesse das Geheimnisvolle der Vererbung 
erworbener Eigenschaften sehr verringert, was in der Tat richtig wäre, 
wenn man des Verf. Ansicht zustimmt, dass das Leben der Rasse sich in 
einem Wechsel zwischen Evolution und Involution abspielt, welch letztere 
zwischen dem Ende eines Individuums und dem Anfang eines neuen ein- 
geschaltet ist. Dass eine solche Involution in der Tat bei der Entwickelung 
der Keimzellen stattfindet, versucht er an mannigfachen Beispielen zu zeigen. 

| G. F. Nicolai, Berlin. 
1393. Taub, S. — „Ein Beitrag zu den Theorien einer Vererbungs 
substanz.“ Arch, f. (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 43. 

Verf. erläutert seine und andere Gedanken über die Vererbungs- 
frage, wobei er dem Plasma mehr Bedeutung zuzumessen scheint als üb- 
lich. Der Kern soll eigentlich nur noch natürliche Eigenschaften haben 
— Verf. sagt, es sei das primäre assimilatorische Organ —. Alles in 
allem ziemlich die direkte Umkehr des früher geglaubten. 

G. F. Nicolai. Berlin. 


— 535 — 


1394. Schönfeld, F. und Rossmann, H. — „Vererbung und Anerziehung 
von Eigenschaften bei obergärigen Bierhefen.* Woch. f. Brauerei, 
1908, Bd. 25, No. 37. Seligmann. 


13%. Eyeleshymer. A. C. (Anat. Lab., St. Louis Univ.). — , The reaction 
to light of the decapitated young necturus.“ Journ. of Comp. Neurol. 
and Psychol., Bd. XVIII, p. 303—308, Juni 1908. 

Auch die kopflosen Tiere sind negativ heliotropisch. Sie orientieren 
sich gegen starkes Licht, so dass beide Seiten der Körpers davon gleich 
befallen werden. Normale Tiere drehen den Kopf gegen das Licht, die 
entköpften dagegen wiesen keine definitive Orientation auf. Wurden 
Strahlen auf das Schwanzende konzentriert, so reagierten sie scharf. 

B.-O. 

1396. Rothert, W. — „Die neuen Untersuchungen über den Galvano- 
tropismus der Pflanzenwurzeln.“ Zeitschr. f. allgem. Physiologie, 1907, 
Bd. VII, p. 142 — 164. 

In der Arbeit werden die Untersuchungen von Brunchorst und von 
Gassner und Schellenberg (vgl. Biophys. C., I, No. 507) über den Galvano- 
tropismus der Wurzeln einer kritischen Betrachtung unterworfen. 

Der Gassnerschen Anschauung, dass der Galvanotropismus ein Spezial- 
fall des Traumatropismus (der Wundkrümmung) sei, vermag Verf. nicht 
zuzustimmen, weil der Autor nicht bewiesen hat, dass der Vegetations- 
kegel der Wurzel auf der Anodenseite durch den elektrischen Strom ge- 
schädigt worden ist. Von Gassner wurden Wurzelspitzen einem starken 
Strom ausgesetzt und dann in eine Lösung von Methylenblau gebracht. 
Es zeigte sich, dass der Farbstofi auf der Anodenseite tiefer eingedrungen 
und stärker gespeichert worden war als auf der Seite gegenüber. Nach 
Rothert könnte sich die Färbung auf die Wurzelhaube beschränkt haben, und 
dann würde das Versuchsergebnis eher gegen als für des Autors Ansicht 
sprechen. Ausserdem wurde auf diese Weise von Gassner nur die Wirkung 
starker Ströme geprüft, während es gerade wesentlich gewesen wäre, 
nachzuweisen, dass auch die sehr schwachen Ströme eine Schädigung 
der Zellen auf der Anodenseite des Vegetationskegels bewirken. 

Gegenüber Schellenberg nimmt Rothert an, dass die von diesem 
Autor beobachtete positive Krümmung mit der bisher beschriebenen 
Krümmung gleicher Richtung, die Brunchorst dem Entdecker Elfving zu 
Ehren Elfvingsche Krümmung genannt hat, nicht übereinstimmt. Er 
schliesst das u. a. aus der Stromdichte, die nach seiner Rechnung zwischen 
0,0025 und 0,000025 Milliampere pro qem betragen haben mag. Diese 
Stromdichten sind aber kleiner als die Minima, bei denen Gassner jemals 
galvanotropische Krümmungen erhalten hat. Schellenbergs positive 
Krümmung ist daher nach Rothert eine neue und von der Elfvingschen 
Krümmung ursächlich verschiedene Erscheinung. 

Verf. denkt sich die Wirkung des galvanischen Stromes verschiedener 
Dichte folgendermassen: Stromdichten, die noch kleiner sind als die von 
Schellenberg benutzten, liegen unterhalb der Reizschwelle.. Oberhalb der 
Reizschwelle treten zunächst positive Krümmungen auf, die mit steigender 
Stromdichte zunehmen und nach Erreichung eines Maximums wieder bis 
Null herabsinken (erste Phase). Dann folgen Stromdichten, die keine 
Reizwirkung ausüben. Im weiteren Verlaufe wird eine neue Reizschwelle 
erreicht, oberhalb der negative Krümmungen auftreten (zweite Phase). 
Bei noch grösseren Stromdichten tritt Ersatz der negativen galvanotropischen 

Biophysik. Centralbl., Bd. IIT. 39 


— 536 — 


Krümmung durch die nicht mehr zum Galvanotropismus gehörende EIf- 
vingsche Krümmung ein (dritte Phase). 

Den Chemotropismus und Galvanotropismus nach dem Vorbilde von 
Schellenberg zu identifizieren, hält Verf. nicht für richtig, „Denn erstens 
müssten nach dieser Theorie alle Elektrolyte chemotropisch reizend wirken, 
und zwar (wenigstens die stark dissoziierien) fast unabhängig von ihrer 
chemischen Natur, was gewiss nicht zutrifft; und zweitens ist festgestellt, 
dass die galvanotropische Perzeptionsfähigkeit in der Wurzelspitze lokalisiert 
ist, die chemotropische dagegen nicht.“ 0. Damm. 


1397. Pringsheim, Ernst jun. — „Einfluss der Beleuchtung auf die 
heliotropische Stimmung.“ Beitr. z. Biologie d. Pflanzen, 1907, Bd. RX. 
p. 263— 305. | 

Wenn man Keimpflanzen, die sich bei mittlerer Helligkeit dem 
Lichte zukrümmen (positiver Heliotropismus), stark beleuchtet, so krümmen 
sie sich zunächst langsamer. Bei einer bestimmten Lichtstärke treten als- 
dann überhaupt keine Krümmungen mehr auf, so dass die Pflanzen in- 
different sind. Wird die Helligkeit noch mehr gesteigert, so krümmen 
sich die Keimlinge von dem Lichte hinweg (negativer Heliotropismus). 

Die positiv heliotropische Reaktion nimmt mit der Zunahme der 
mittleren Helligkeit allmählich bis zu einem Maximum zu, um von hier 
aus bei noch grösserer Intensität des Lichts allmählich bis zum In- 
differenzzustand abzunehmen. Es entsteht also eine Kurve mit einem 
Wendepunkte. 

Nun ist bekannt, dass die Kardinalpunkte der Kurve in weitgehendem 
Masse von dem physiologischen Zustand des Objekts abhängig sind. Dieser 
Zustand kann durch die Vorbehandlung, hauptsächlich durch die Belichtung. 
verändert werden. Am niedrigsten liegen die Kardinalpunkte der Kurve 
bei solchen Pflanzen, die im Dunkeln gewachsen sind. Sie haben die 
niedrigste „Stimmung“. Durch Beleuchtung wird die Stimmung erhöht. 

Verf. zeigt in der vorliegenden Arbeit, dass bei starker Lichtintensität 
grüne Keimpflanzen schneller reagieren als nieht grüne, d.h. im Dunkeln 
gezogene (etiolierte). Die absolut geringsten Reaktionszeiten werden 
also bei solchen Pflanzen gefunden, die sich am Licht entwickelt haben. 

Als Verf. die etiolierten Keimpflanzen vor der Anwendung ein- 
seitigen starken Lichtes 10 Minuten lang dem Tageslicht aussetzte, trat 
eine wesentliche Verkürzung der Reaktionszeit ein. Die Stimmung der 
lichtempfindlichen Pflanze vermag also den Veränderungen der Beleuchtung 
mit sehr grosser Schnelligkeit zu folgen. Wurde zur Vorbelichtung die 
gleiche Lichtstärke benutzt wie bei der heliotropischen Reaktion, so zeigte 
sich die Reaktionszeit um genau so viel gekürzt, wie die Dauer der Vor- 
belichtung betragen hatte. Verf. schliesst hieraus, dass der erste Teil der 
verlängerten Reaktionszeit bei starkem Licht nur der Erhöhung der Stimmung 
dient. Wie weiter gezeigt werden konnte, ist die Richtung der Beleuchtung 
während dieser Zeit ohne Bedeutung. 

Die verlängerte Reaktionszeit lässt sich somit in folgende Phasen 
auflösen: Wird ein (etiolierter) Keimling mit niedriger Stimmung hell be- 
lichtet, so steigt zunächst die Stimmung, ohne dass heliotropische Reizung 
stattfindet. Dadurch fällt die gleichbleibende Beleuchtung schliesslich in 
den Helligkeitsbereich, der positive Krümmung auslöst. Bei Pflanzen, die 
am Licht gewachsen sind, ist dagegen die Stimmung und somit die Reiz- 
schwelle hoch. Setzt man sie geringer Lichtintensität aus, so wird die 


LR a 


Reizschwelle zunächst ‚nicht erreicht. Aber die Stimmung sinkt, und damit 
sinkt auch der Schwellenwert, so dass schliesslich Reizung und Krümmung 
stattfindet. So erklärt es sich, dass hochgestimmte Pflanzen bei niedriger 
Intensität langsamer reagieren als niedrig gestimmte. 

Werden die keimlinge unter Rotation um ihre vertikale Achse längere 
Zeit mit derselben Intensität belichtet, bis keine Veränderung der Stimmung 
mehr eintritt, so erhält man eine Reaktionszeit, bei der während der 
Perzeption keine Umstimmung stattfindet. Verf. nennt sie „normale Re- 
aktionszeit“. Sie ist, wie weitere Versuche ergaben, die kürzeste Re- 
aktionszeit, die bei der betreffenden Lichtintensität möglich ist. 

Die Stimmungsänderungen der Netzhaut im menschlichen Auge ent- 
sprechen in mehreren wichtigen Punkten denen der heliotropischen Pflanze. 
Da auch für tierische Organismen ähnliche Änderungen der Lichtstimmung 
nachgewiesen werden konnten, scheint hier eine allgemein-physiologische 
Gesetzmässigkeit vorzuliegen. 0. Damm. 


1398. Kaiser, J. F. — „Vergleichende Untersuchungen über den Einfluss 
von Abirennungen und Verwundungen auf die geotropische Reaktion 
von Pflanzenorganen.“ Diss., Leipzig, 1907, 71 p. 

Die geotropische Reaktion wird nur dann beeinflusst, wenn verhältnis- 
mässig starke Eingriffe in den Bau der Pflanze erfolgen. Durch Ver- 
wundungen muss die Verbindung zwischen den einzelnen Organen zer- 
stört worden sein. Im übrigen wirkten nur Abtrennungen auf den 
Geotropismus ein. Sie betrafen die Keimblätter der Keimlinge, das Stengel- 
glied, die Blattfläche (ganz oder teilweise), einzelne Blüten, den gesamten 
Blütenstand usw. Wo die Abtrennung die geotropische Reaktion beein- 
flusste, trat vorübergehende Hemmung ein. 0. Damm, 


1399. Pfeffer, W. — „Untersuchungen über die Entstehung der Schlaf- 
bewegungen der Blattorgane.“ Abh. der mathem.-physikal. Klasse der 
Königl. sächs. Gesellschaft der Wissensch., 1907, Bd. 30, 216 p. 

Werden die Blätter von der Bohne und von Acacia lophanta künstlich 
ununterbrochen beleuchtet, so unterbleibt die bekannte Schlafbewegung 
nach einigen Tagen vollständig. Bis dahin nimmt sie an Intensität all- 
mählich ab. Bei darauffolgender zwölfstündiger Beleuchtung im Wechsel 
mit zwölfstündiger Verdunkelung kehrt die Bewegung normal wieder. 
Ebenso bewegen sich die Blätter in durchaus normaler Weise, wenn 
6 Stunden Belichtung mit 6 Stunden Verdunkelung, bzw. 3 Stunden 
Licht mit 3 Stunden Dunkelheit abwechseln. Werden die Pflanzen von 
vornherein in konstanter Beleuchtung (u. Temperatur) gezogen, so kommen 
die Schlafbewegungen überhaupt nicht zum Vorschein. 

Hieraus ergibt sich, dass es sich bei diesen Bewegungen nicht um 
eine autonome Erscheinung handelt, wie Semon behauptet hatte; denn 
sonst müssten sie bei Konstanz der Aussenbedingungen fortdauern. Somit 
sind die Schlafbewegungen aitiogenen Ursprungs. d. h. sie werden durch 
den periodischen Wechsel von Beleuchtung oder Temperatur hervorgerufen. 

0. Damm. 

1400. Raciborski. — „Über die Hemmung des Bewegungswachstums bei 
Basidiobolus ranarum.“ Anz. d. Akad, Wissensch., Krakau, H. 1, p. 48, 
Jan. 1908. 

Verf. hat früher die Bemerkung gemacht, dass die Pilzart Basidiobolus 
ranarum auf Agargallerte gezüchtet und mit Deckglas bedeckt, langsam 

39* 


— 538 — 


bis zum Rande des Deckglases zu wachsen pflegt. Diesen Vorgang hat 
Verf. irrtümlicherweise auf Sauerstoffmangel zurückgeführt; es zeigte sich 
vielmehr, dass die Alkalescenz der Deckgläser daran schuld ist; ebenso 
wirkten zugesetzte Alkalien. Durch saure Beschaffenheit des Nährbodens 
wird das Bewegungswachstum gehemmt, während die Zellteilung weiter 
vor sich geht, C. Funk. 


1401 Tribondeau und Bellay. — „Action des rayons X sur læ en 
voie de développement.“ Arch. d’élect. méd., p. 907, Dezember 1907: 
Ref. n. Rev. of neurol. and psych., Bd. VI, H. 4. 


Im Verlaufe ihrer Untersuchungen bemerkten Verff. ausser den Ver- 
änderungen, die schon bei älteren Tieren festgestellt waren (entzündliche 
Veränderung der Conjunctiva, Cornea und des Humor aqueus mit zeitweiligem 
Verluste der Augenwimpern), eine Anzahl von Veränderungen, die den 
jungen Tieren eigentümlich waren. An der den Strahlen ausgesetzten 
Seite öffnete sich die Lidspalte früher, entsprechend der stärkeren Zer- 
störung der Zellen des Septums, das die Augenlider miteinander verbindet. 
In der Pigmentation der Iris und der Netzhaut trat eine Verzögerung ein. 
Schon bei kleinsten Dosen trat ein Katarakt auf, bei längerer Fortsetzung der 
Bestrahlung wurde ständig Mikrophthalmie beobachtet. Daneben fanden sich 
mikroskopische Veränderungen an der Retina und gelegentlich Fibrillen- 
bildung in der Glaskörperflüssigkeit mit einer Verdickung seiner hyaloiden 
Membran. 

Diese Beobachtungen zeigen, dass die Röntgenstrahlen bei jüngeren 
Tieren solche Organe schädigen können, die bei älteren Tieren imstande 
sind, ihrer Wirkung zu widerstehen. Dies bedeutet eine Warnung. be: 
Kindern Krankheiten in der Augengegend mit X-Strahlen zu behandeln. 

W. Wolff. 
1402. Trojan, Emanuel (Zool. Inst. d. K. K. Dtsch. Univ., Prag). — „Das 
Leuchten der Schlangensterne.“ Biolog. Zentrbl., Bd. 28, p. 343 — 351. 
15. Mai 1908. 


Verf, fasst die Ergebnisse seiner Arbeit dahin zusammen. duss 


1. „das Leuchten der Schlangensterne sich mit erregter Lebens- 
tätigkeit steigert, 

. von den leuchtenden Tieren nicht isolierbar und 

. eng an das Leben der Tiere bzw. ihrer Teile bebunden, 

. endlich die Histologie leuchtender und nicht leuchtender Stelien 
ein und desselben Tieres die gleiche ist.“ 


Die Lumineszenz ist rein intrazellulär (gegen Sterzinger) und erfolst 
in Epidermiszellen. V. Franz. 


R © NN 


1403. Hasebrock, K., Hamburg. — „Über die Einwirkung der Röntgen- 
strahlen auf die Entwickelung von Plusia moneta F.“ Fortschr. d. 
Röntgenstrahlen, 1908, Bd. XII, H. 4. 


Vier erwachsene Raupen wurden im letzten Raupen- und ersten 
Puppenstadium wiederholter Bestrahlung ausgesetzt. Einspinnung normal. 
weder Gespinst noch Puppe zeigten etwas Abnormes, Dauer des Puppen- 
stadiums unverändert. Die Falter dagegen waren sämtlich verändert. es 
zeigte sich eine Entwickelungsstörung im Aufbau der epithelialen Gebilde. 
Beschuppung und Behaarung ist weit geringer als beim normalen Tier. 
Schuppen sind wesentlich kleiner als normal. Die Haare sind kürzer und 


— 539 — 


durchweg ohne Scheckung. Besonders auffallend ist die Reduktion der 
Breite und der normalen 4 Zacken auf 2 und 1 Zacken an den Haarenden, 
Pincussohn. 


1404. Baumert, K. — „Experimentelle Untersuchungen über Lichtschutz- 
einrichtungen an griinen Bläitern.“ Beitr. zur Biologie der Pfanzen, 
1907, Bd. IX, p. 83 — 162. 

Mit Hilfe der thermoelektrischen Messmethode konnte Verf. zeigen, 
dass von den schief einfallenden Strahlen an der Haarbedeckung der 
Blätter ganz beträchtliche Mengen zerstreut werden. Es wurde z. B. ein 
der dichten weissen Filzbedeckung auf der Oberseite beraubtes Blatt von 
Centaurea candidissima um 37,5°/, stärker erwärmt als ein normales 
Blatt. Blätter mit stark glänzender Oberseite (Efeu, Ficus-Arten, Stech- 
palme usw.), desgl. Blätter, deren Oberfläche mit einem Wachsüberzug 
versehen ist (Eucalyptus, Echeveria, Cacalia), wirken in ähnlicher Weise. 

O0. Damm. 

1405. Congdon, E. D. — „Recent studies upon the locomotor responses 

of animals to white light.“ Journ. of Comp. Neurol. and Psychiatr., 

Bd. XVII, p. 309—328, Juni 1908. 

Resümee. B.-0. 


1406. Ogneff, Moskau. — „Uber die Veränderungen in den Chromato- 
phoren bei Axolotlen und Goldfischen bei dauernder Lichtentziehung 
und Hungern.“ Anat. Anz., Bd. 32, H. 23/24, 15. Juli 1908. 


Bei Axolotlen entwickelt sich unter diesen Bedingungen neben anderen 
Erscheinungen auch eine Atrophie der schwarzen Chromatophoren der 
serösen Häute und der äusseren Haut. Dies findet sich aber viel 
schwächer, auch bei normalen Bedingungen. Dasselbe ist bei Tritonen und 
Fröschen der Fall, bei denen Hungern nicht eine Verstärkung der Er- 
scheinungen bedingt. 

Parallel mit dem Schwinden der Chromatophoren geht eine Regene- 
ration derselben. Hierbei spielen Phagocyten eine bedeutende Rolle, Sie 
zerstören die Pigmentzellen und können sich später selbst zu solchen um- 
gestalten. 

Bei den Axolotlen gruppieren sich die Phagocyten in den Schleim- 
und serösen Häuten zu Anhäufungen, die bei De- und Regeneration der 
Chromatophoren Wichtigkeit haben. Ähnliche Anhäufungen finden sich 
auch bei Goldfischen. 

Die bei den Axolotlen beschriebenen Vorgänge erklären vielleicht die 
weisse Färbung von Höhlentieren und Tieren, die Nahrungsmangel und 
Lichtentbehrung ausgesetzt sind. Die beobachteten Prozesse stellen nur 
eine Verstärkung resp. Modifikation normal bestehender Vorgänge dar. 

W. Berg, Strassburg. 
1407. Iwanoff, Elie. — „De la fécondation artificielle chez les mammi- 
feres.“ Archives des sciences biol., 1907, Bd. XII, p. 377. 

Die gross angelegte Arbeit des Verf. beschäftigt sich mit der Frage 
der künstlichen Befruchtung von Säugetieren. Vert. hat seine Experimente 
vorzugsweise an Pferdematerial vorgenommen. Das Sperma wurde mittelst 
eines Schwammes in die Vagina eingeführt. Zunächst stellte Verf. fest, 
dass die sexuelle Erregung des Weibchens keine notwendige Bedingung 
zum Eintreten der Konzeption ist. Die auf dem Wege der künstlichen 
Befruchtung gezeugten Tiere weichen in keiner Weise von anderen ab. 


— 540 — 


Das Sperma braucht nicht im natürlichen Medium eingeführt zu 
werden. Eine Konzeption kann auch eintreten, wenn das Sperma mit ver- 
schiedenen Salzlösungen verdünnt worden ist (NaCl, NaHC0O,, Na,C0,) oder 
auch mit Blutserum. Die so gezeugten Tiere unterscheiden sich ebenfalls 
durch nichts von den auf natürlichem Wege gezeugten. Das Sperma 
braucht nicht in ganz frischem Zustande eingeführt zu werden. Es bleibt 
noch nach 2 Stunden wirksam und nach einer bedeutenderen Abkühlung. 
Das Vorwiegen eines bestimmten Geschlechts bei künstlichen Befruchtungen 
ist nicht beobachtet worden. Die Charaktere des Männchens waren in 
einigen Fällen bei den Neugeborenen deutlich ausgesprochen. Das von den 
Genitaldrüsen gelieferte Produkt ist nur als ein Medium für die mecha- 
nische Fortbewegung der Spermatozoen zu betrachten, da künstliche Medien 
die Vitalität der Sparmatozoen nicht beeinträchtigen. 

Robert Lewin. 
1408. Kostanecki, K. — „Mittotische Kernteilung ohne Zellteilung in 
künstlich parlihenogenetisch sich entwickelnden Eiern von Muctra.“ 
Anz. d. Akad. Wissensch., Krakau. H. 2, p. 97, Febr. 1908. 

Die Eier von Muctra, die in einer KCI-Meerwasserlôsung partheno- 
genetisch sich entwickeln, zeigten, obwohl die Bedingungen die sonst üb- 
lichen waren, ein abweichendes Verhalten. 

Die Eier wiesen nach einer Zeit eine Furchung auf, wie wenn sie 
sich zur Teilung anschickten, doch gingen die Erscheinungen vollständig 
zurück, indem die Eier ihre ursprüngliche Kugelgestalt wieder aufnahmen. 
Bei eingehender Untersuchung zeigte sich, dass einzelne Eier vollkommen in 
Ruhe blieben, alle anderen multiple mitotische Kernteilungen zeigten. Die 
Kernteilungsfiguren boten ein besonders schönes Bild, wenn mehrere Kerne 
gleichzeitig in Teilung sich befanden. C. Funk. 


Biologie der Geschwälste. 


1409. Borrel. — ,Les problèmes étiologiques du cancer.“ Annales Pasteur, 
No. 6, Juni 1908. 

Bei Überimpfung von Krebsgewebe auf Mäuse entwickelt sich nur 
dann ein neuer Tumor, wenn nicht nur Krebszellen, sondern auch Stücke 
von lebendem Gewebe implantiert werden. Wie bei der Lepra, Tuber- 
kulose usw. anfänglich die Tumorbildung imponierte und erst später der 
Infektionserreger gefunden wurde, so werde bald auch Klarheit in die 
Krebserkrankung kommen, Das ganze Problem krankt daran, dass wir noch 
nicht verstehen, normale Zellen in Krebszellen umzuwandeln. Die Menge 
der entdeckten Pseudoerreger hält Verf. für verschiedene Arten von Zell- 
sekretion in die Krebstumoren. 

In den Tumoren der Mäuse finden sich allerdings öfter Spirillen. 
aber man findet sie auch bei Mäusen, die nie mit Krebs geimpft waren. 
Zum Versuch wurden Mäuse zugleich mit Krebs und Spirillen infiziert. 
Einige Tumoren zeigten Spirillen, andere waren frei davon. Verf. besteht 
auf der Auffindung von Parasiten. Man wird nur dann Erfolg haben, wenn 
sehr junge, sehr kleine und vollständig geschnittene Tumoren und die 
verschiedensten Organe der Mäuse untersucht werden. C. Hart. 


1410. v. Babes, Bukarest. — „Der jetzige Stand des Kampfes gegen 
den Krebs.“ Rumän. Akademie, Sitzung vom 2. April 1908. 
Der Vortragende ist nicht Anhänger der parasitären Theorie mit 
Bezug auf die Krebsbildung, sondern der Ansicht, dass derselbe folgenden 
zwei Ursachen seine Entstehung verdanken kann. 


— ddl — 


1. Es kommt vor, dass epitheliale Zellgruppen sich im Organismus 
verirrt haben, an Stellen, wo sie ihre Rolle nicht ausüben können, 
vielmehr ein vegetatives, unabhängiges Leben führen, so dass sie 
mit der Zeit auch ihre Eigenschaften ändern und auf Kosten der 
sie umgebenden Gewebe leben, in dieselben eindringen und sie 
zerstören, Lymphbahnen durchdringen usw. und dies namentlich, 
wenn der Gesamtorganismus durch Alter oder andere Ursachen 
geschwächt ist. 

Infolge lange andauernder Reizungen gewisser Gegenden kommt 
es vor, dass das Epithel degeneriert, sich diesen Reizungen 
anpasst, resistenter wird und hierdurch auch seinen ursprünglichen 
Charakter ändert. Es kommt zur Bildung einer neuen Zellenart, 
welche infolge der immerwährenden Reizungen ihren ursprünglichen 
Zweck nicht mehr erfüllen kann, in die Tiefe dringt und dort auf 
Kosten der umgebenden Gewebe weiter vegetiert. Diese Zellen 
gewinnen eine grosse Wachstumskraft und scheiden gewisse Sub- 
stanzen ab, welche für die umgebenden Zellen und den Organismus 
im allgemeinen giftig sind. Die bedeutende Erhöhung der Harn- 
giftigkeit spricht für die Annahme der Toxinausscheidung von 
seiten der Krebszellen. 

Diese Erklärung der Krebsbildung kann für alle Fälle Anwendung 
finden, und es ist nicht notwendig. Mikrobentheorien hierfür heran- 
zuziehen. 

Der Vortragende bespricht verschiedene moderne Behandlungsmethoden 
des Krebses mit Einspritzungen verschiedener Sera und Extracte, die Be- 
handlung mittelst Röntgenstrahlen und Radium und hält alle für unwirksam. 
Die Präventivbehandlung, die frühzeitige Diagnose und rechtzeitige, radikale 
Exstirpation geben bis jetzt die besten wissenschaftlichen Resultate. Um 
Rezidiven vorzubeugen, hat Verf. versucht, den betreffenden, operierten 
Patienten Substanzen, die aus dem exstirpierten Tumor gewonnen wurden, 
einzuspritzen, und dieselben des weiteren mit anderen Substanzen aus 
malignen Geschwülsten zu behandeln, um auf diese Weise eine Immunität 
des Organismus zu erzielen. Die bis jetzt gewonnenen Resultate sind er- 
mutigend und werden weitere Untersuchungen angestellt. 

E. Toff, Braila. 
1411. Doyen, M.. — „Röle du noyau des phagocytes dans la digestion 
cellulaire. Le cancer. maladie parasitaire du noyau des cellules nor- 
males.“ Soc. biol., Bd. 65, p. 221, 31. Juli 1908. 

1. Bei der Phagocytose und Bakteriolyse spielen die Kerne eine 

wichtige Rolle. 

2. Der Krebsparasit (!) ist ein intrazellulärer, intranukleärer Parasit. 

3. Krebs ist eine parasitäre Erkrankung des Kerns normaler Zellen. (!) 

Th. A. Maass. 
1412. Martini, Enrico. — „Über die durch Röntgenstrahlenbehandlung 
hervorgerufenen histologischen Veränderungen muligner (Greschwiilste.* 
Fortschr. d. Röntgenstrahlen, 1908, Bd. XII, H. 4. 

12 Krankengeschichten. Die zelligen Bestandteile von Gesichts- 
epitheliomen waren sehr empfindlich gegen Rüntgenstrahlen und ver- 
schwanden vollkommen. Dagegen wurde Mammakrebs nur in den obersten 
Schichten beeinflusst. Die Zellen des malignen Lymphoms waren durch 
Röntgenstrahlen sehr leicht zerstörbar. Maligne Geschwülste bindegewebiger 
Natur zeigten nur in den oberflächlichen Partien Veränderungen, Be- 


IL 


— 542 — 


- sonders Osteosarkome und Chondrosarkome sind schwer angreifbar. Die 
Röntgenstrahlen stellen ein physisches Agens dar, welches in den Zellen 
verschiedene Verwandlungen bedingen kann, so dass die Zellen mehr oder 
weniger verändert oder ganz zerstört werden. Gleichzeitig wird auf die 
um die degenerierten und nekrotischen Stellen liegenden gesunden Gewebe 
eine reizende und entzündliche Wirkung ausgeübt, durch die bis zu einem 
gewissen Grade der Ersatz- und Vernarbungsprozess erleichtert wird. 
Pincussohn. 
1413. Severeanu, C. und Jianu, Ioan, Bukarest). — „Versuche zur Be- 
handlung der Neubildungen durch lymphatische Stase: die Ligatur 
des Bogens des Ductus thoracicus und die Ligatur der Pequetschen 
Zisterne.“ Revista de chirurgia, Juni 1908. 

Die Verff. haben die Ligatur des Ductus thoracicus an jener Stelle. 
wo derselbe sich in die Vena subclavia ergiesst, vorgenommen, und hier- 
durch in sehr günstiger Weise die Schmerzen, welche ein grosses, nicht 
operables Sarkom der Bauchhöhle bewirkte, beeinflusst. Auch das All- 
gemeinbefinden und der Appetit besserten sich. In drei Fällen von 
inoperablem Karzinom des Gebärmutterhalses, wurde die beiderseitige 
Unterbindung der Arteriae hypogastricae und der Pequetschen Cisterna chyli 
gemacht und war der Erfolg der, dass die Sekretion, die Blutung und 
Fötidität auffallend abnahmen, resp. ganz verschwanden. Der Allgemein- 
zustand wurde ebenfalls besser und die Kranken verloren ihr kachektisches 
Aussehen, 

Verff. nehmen sich vor, in Zukunft in Fällen von nicht operablen 
Gebärmutterkrebsen nur die Cisterna chyli und nicht auch die hypo- 
gastrischen Arterien zu unterbinden, um den Einfluss der reinen lympha- 
tischen Stase auf das Neugebilde zu studieren. E. Toff, Braila. 


1414. Sticker, Anton (Kgl. chir. Univ.-Klin., Berlin). — „Die Beeinflussung 
büsartiger Geschwülste durch Atoxyl und fremdartiges Eiweiss.“ Berl. 
Klin. Woch., Bd. 45, p. 1391, Juli 1908. 

Verf. berichtet über seine ausgedehnten Versuche zur therapeutischen 
Beeinflussung des Hundesarkoms. Die Ergebnisse sind folgende: Atoxyl- 
injektionen bewirken vorübergehende Geschwulstverkleinerung, keinen 
dauernden Erfolg. Einspritzung von artfremdem Eiweiss, speziell Blut, ver- 
ursachen neben momentaner Verkleinerung und Anämisierung nach einigen 
Tagen regressive Veränderungen in den Geschwulstknoten, jedoch ebenfalls 
keinen dauernden Erfolg. Erst die Kombination der Bluteinspritzungen mit 
Atoxylinjektionen ermöglicht es sowohl spontan entstandene als überimpfte 
Sarkome zum vollständigen Schwund zu bringen. 

Auch beim Menschen führte Injektion von artfremdem Blut allein bis- 
her zu keinem. dauernden Erfolg (bezüglich der Behandlung mittelst kom- 
binierter Methode siehe voriges Referat). Ehrenreich, Kissingen. 


1415. Hofbauer, J. (Kgl. chir. Univ.-Klin., Berlin). — „Grundzüge einer 
Antifermentbehandlung des Karzinoms.“ Berl. Klin. Woch., Bd. 45. 
p. 1389, Juli 1908. 

Vorläufiger Bericht über 20 Fälle von Karzinom, die einer kombi- 
nierten Behandlung mit Atoxyl, Chinin, Rinderserum, Cholesterin und 
Knochenkohle, resp. einigen dieser Stoffe unterzogen wurden. Die Dar- 
reichung geschah durch Injektion in die Umgebung der Tumoren. Bis 
jetzt ergab sich, dass die Tumoren durch eine derartige Behandlung fast 


— 543 — 


alle sich wesentlich verkleinerten. Ausführliche Mitteilungen erfolgen 
später, die Versuche werden fortgesetzt. Ehrenreich, Kissingen. 


1416. v. Babes, Bukarest. — „Die kupilären Gallengänge in den 
: Neubildungen der Leber.“ România medicala, 1908, No. 6/7 

In ähnlicher Weise, wie bei der Regenerierung des Leberparenchyms 
in Fällen von Cirrhose dieses Organes, kann auch bei Leberneoplasmen 
die Bildung kapillärer Gallengänge aus den Trabekeln beobachtet werden. 
Auch hier bilden sich dieselben durch Kanalisierung der Trabekeln und 
durch Bildung von eosinophilen Verlängerungen, die anfangs solid, später 
kanalisiert erscheinen und Verbindungen zwischen Blut- und Leberkapillaren 
darstellen. Bei gewissen Neubildungen kann man die Bildung von feinsten 
Gallengängen auch im Innern der Riesenzellen beobachten. 

E. Toff, Braila. 


Entzündung und Infeotion. 


1417. de Haan, J. — „Experimentelle Tuberkulose beim Affen mit Vogel- 
tuberkelbazillen.“ Dtsch. Med. Woch., No. 32, Aug. 1908. 

Ein junger Affe (Macacus cynomolgus), dem bei Fütterung Vogel- 
tuberkelbazillen verabreicht wurden, erkrankte an Tnberkulose. Aus seinen 
Organen wurden Vogeltuberkelbazillen gezüchtet. 

Meyerstein, Strassburg. 
1418. Wirths, Moritz, Hamburg-Eppendorff. — „Über die Muchsche granu- 
läre Form des Tuberkulosevirus *“ Münch. Med. Woch., Bd. 55, No. 32, 
Aug. 1908. | 

In Nachprüfung der Muchschen Versuche stellte Verf. fest, dass 
Muchs Auffassung zu recht besteht: die nur nach Gram färbbare granuläre 
Form des Tuberkulosevirus ist kein Zerfallsprodukt, sondern eine virulente 
Entwickelungsform und zwar die resistenteste aller bisher gekannten Formen 
des Kochschen Tuberkelbazillus sowohl des Typus humanus wie des Typus 
bovinus, W. Wolff. 


1419. Almagiä, M. (Inst. f. allgem. Pathol., Rom). — „Sul potere patogeno 
per uomo del bacillo fluorescens liquefaciens‘.“ (Uber die pathogene 
Wirkung des „Bacillus fluorescens liquefaciens“ auf den Menschen.) 
Bollett. della Soc. Lancisiana degli Ospedali di Roma. 1908, Bd. 26, 
H. 4. S.-A. 

In einem Falle von Gallengangverstopfung durch Cholestearinsteine 
wurde nach der Operation aus der vom Ductus hepaticus austretenden 
Galle ein Bacillus fluorescens liquefaciens gezüchtet, den Verf. als den Er- 
reger des bestehenden Leidens anspricht. Ascoli. 


1420. Lesné, E. und Dreyfus, L. — „Influence des injections de glucose 
sur l'infection et l'inloxication chez les animaux rendus hyperthermi- 
ques.“ Soc. biol., Bd. 64, p. 1132, 3. Juli 1908. 

Bei künstlich erhitzten Tieren ruft die intraperitoneale Injektion von 

Glukose eine Veränderung der Empfindlichkeit gegen Infektionserreger 

hervor. Ma. 


1421. Krasawizkij, P. M. (Pathol. Anat. Abt. d. Inst. f. exper. Med., 
St. Petersburg). — „Die Veränderungen der Nebennierendrüsen bei 
Staphylokokkeninfektion.“ Beilage zum Dezemberheft des Charkower 
Medizinischen Journals, 1907. 

Biophysik. Centralbl. Bd. III. 40 


= $4 = 


Zu den Versuchen benutzte der Verf. eine Emulsion, die durch Ver- 
reibung von Agarkulturen (ein- und zweitägigen) des Staph. pyog. aureus 
mit physiologischer Kochsalzlösung erhalten wurden. Die Kaninchen (31) 
erhielten die Emulsion in die v. jugularis und in die v. mesenterica sup., 
die Hunde (5) in die v. jugularis und femoralis. Für die meisten Ver- 
suche diente eine Kultur, deren Virulenz gleich 2 cm? auf ein Kilo des 
Gewichts des Kaninchens betrug. Eine andere Kultur hatte eine Virulenz 
von 0,5 cm? auf das Kilo. Ein Teil der Tiere ging im Verlauf von 
24 Stunden zugrunde. Die übrigen Tiere wurden zur Beobachtung des 
Verlaufs der Krankheit benutzt, wobei ein Teil derselben ebenfalls zugrunde 
ging, vorwiegend unter paralytischen Erscheinungen der Extremitäten und 
an Erschöpfung des Körpers, und zwar in verschiedenen Zeiträumen (inner- 
halb zweier Wochen), und bei der Sektion ergaben sich Aftektionen der 
Nieren (Infarkte) und häufig Abszesse in verschiedenen Organen und 
Körperteilen, bisweilen auch Pneumonie und septische Pleuritis; andere 
Tiere (ausschliesslich solche, die eine Kultur in die v. mes. sup. erhalten 
hatten) zeigten nach einigen Tagen eine Besserung, nahmen an Gewicht 
zu und wurden, nachdem sie ihr ursprüngliches Gewicht wieder erreicht, 
auch klinisch vollständig wieder gesund. 

Die Resultate der Untersuchungen waren folgende: die Reaktion der 
Nebennieren auf Staphylokokkeninfektion kommt durch eine Ausdehnung 
und Blutfüllung der Gefässe, sowie in Blutergüssen zum Ausdruck: ferner 
im Austreten der weissen Blutkügelchen und in deren Anhäufung an 
nekrotischen Herden; weiter in trüber Schwellung und fettiger Degeneration 
(hauptsächlich in der Retikularschicht); in Nekrose sowohl einzelner Zellen 
als auch kleiner Zellengruppen und sogar ganzer Bezirke des Gewebes. 
Besonders stark ist die Gefässreaktion in der Hirnsubstanz und in den 
angrenzenden Teilen der Retikularschicht; häufig ist sie von Blutergüssen 
und von Zerstörung bedeutender Gewebebezirke begleitet. Bei den in den 
ersten Tagen getöteten Tieren sind die Veränderungen in den Gefässen 
schärfer ausgeprägt bei Injektion in die v. jugularis als bei Einführung in 
die v. mes. sup. (das gleiche ist auch von der leukocytären Reaktion zu 
sagen). Die schärfste Gefässreaktion wurde in den letalen Fällen der 
ersten zwei Tage bei Einführung in die v., jugul. beobachtet; in den ent- 
sprechenden frühen letalen Fällen bei Einführung in die v. mes. sup. 
bildet ein hoher Grad von Gefässreaktion nicht die Regel. Bei den später 
verendeten Tieren war die Gefässreaktion schwächer als bei den in den 
ersten Tagen gestorbenen. Die fettige Degeneration ist bei den an frühen 
Terminen getöteten Tieren nur schwach wahrnehmbar, und dies auch nur 
bei Einführung der Kultur in die v. jugul. (resp. femor.). In den letalen 
Fällen jedoch kommt sie sogleich in hohem Grade zum Ausdruck. 

Die diffuse Nekrose der einzelnen Zellen und kleinen Zellen- 
gruppen (Rindensubstanz) stellt in allen Fällen eine allgemeine Erscheinung 
dar. Die grossen nekrotischen Herde (in der Rindensubstanz) werden 
hauptsächlich in den frühen letalen Fällen, und zwar vorwiegend (aber 
nicht ausschliesslich) in Verbindung mit einer starken Gefässreaktion an- 
getroffen. 

Die Hirnsubstanz folgt in ihren Veränderungen auf die Gefässreaktion ; 
wo die letztere mässig ist, steht auch die Hirnsubstanz der Norm nahe: 
wo die Gefässreaktion stark ist, beobachtet man in gewissen Gebieten 
neben Blutergüssen hochgradige Degeneration und Zerfall. Bei solchen 
Tieren, die dem klinischen Bilde nach genesen und bei der Sektion keine 


— 545 — 


sichtbaren Veränderungen zeigten, ergab die mikroskopische Untersuchung 
der Nebennieren doch ziemlich bedeutende Veränderungen: Gefässreaktion 
mit Blutergüssen, fettige Degeneration und nekrotische Herde, doch be- 
merkt man schon den Übergang zur Norm, der in dem Vorherrschen der 
normalen Kerne vor den veränderten Kernen zum Ausdruck kommt. 

Über die Anordnung der Kokken im Gewebe muss gesagt werden, 
dass dieselben in geringer Menge anzutreffen sind, bald zu zwei oder zu 
drei, bald in bedeutenderen Gruppen, teils in den Gefässen, teils in den 
interzellularen Zwischenräumen. Diese oder jene gesetzmässigen Wechsel- 
beziehungen zu den einzelnen Gewebteilen festzustellen, ist nicht gelungen. 

Autoreferat (W. Boldyreff). 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


1422. Pike, F. H., Guthrie, C. C. und Stewart, G. N. (Phys. Lab., Univ. 
of Chicago). — „Studies in resuscitation. III. The resuscitation of 
the glands and muscles after temporary anaemia“ Am. Journ. of 
Physiol., Bd. 22, p. 51—60, Juni 1908. 

Die Arbeit befasst sich mit der Wiederbelebung von Drüsen- und 
Muskelgewebe. Auszüge aus den Protokollen der Versuche ergeben Auf- 
schluss über die Zeit, welche nach Beginn der Anämie verfliessen kann, 
ohne die Möglichkeit der Wiederbelebung der Organe zu zerstören. 


B.-0. 
1423. Pike, F. H., Guthrie, C. C. und Stewart, G. N. (Phys. Lab., Univ. 
of Chicago). — „Studies in resuscitation. IV. The return of function 


in the central nervous system after temporary cerebral anarmia.“ 
Journ. of Exp. Med., X, p. 490—520, Juli 1908. 

Durch Anämie können die durch Durchschneidung und Entfernung 
von Teilen des Zentralnervensystems erhaltenen Ausfallsymptome nach- 
geahmt werden, 

Unter den Mechanismen des Kopfmarkes ist das Atmungszentrum 
am stärksten automatisch beanlagt, das Herz- und Schluckzentrum sind 
am meisten auf sensorische Erregungen angewiesen. 

Die Cornealreflexe kehren wieder, wenn die Blutleere nicht zu lange 
gedauert hat. Ebenso nimmt auch das Cortex cerebri seine Erregbarkeit 
wieder mit dem Eröffnen der Zirkulation an. Die Temperatur fällt 
während der Blutleere und steigt nach der Eröffnung der Gefässe weit 
über normal. 

Die Sinne entfalten sich wieder nach der Periode der Blutleere, jedoch 
kann das Gehör und das Sehvermögen permanent geschädigt bleiben. 
Nach kurzer Blutleere treten auch normale psychische Vorgänge wieder auf. 

Die Reflexe des Rückenmarkes kehren zeitig wieder. B.-0. 


1424. Knoblauch, August. — „Die Arbeitsteilung der quergestreiften 
Muskulatur und die funktionelle Leistung der flinken: und ‚trägen‘ 
Muskelfasern.“ Biolog. Zentrbl., Bd. 28, p. 468—480, 15. Juli 1908. 

Verf. geht davon aus, dass man bei Wirbeltieren vom anatomischen 

Standpunkte aus blasse und rote Fasern der Skelettmuskeln unterscheidet, 

mögen dieselben nun zu grösseren Faszikeln vereinigt oder innig mitein- 

ander, vermischt sein. Gleichzeitig unterscheidet die Physiologie „träge“ 

und „fliinke“ Fasern, letztere ermüden schneller als erstere. Im allgemeinen 

sind die flinken Fasern die blassen, die trägen die roten, jedoch ist eine 

einheitliche histologische Charakterisierung beider Faserarten nicht so gut 
40° 


— 546 — 


möglich wie die physiologische. Der Unterschied der Leistung wird am 
Schliessmuskel von Pecten varius demonstriert. Der Schliessmuskel dieser 
Muschel besteht aus einem gelblichen, flinken und einem weissen, trägen 
Anteil. Jener ist beim mehrmaligen Auf- und Zuklappen der Schale 
wirksam, dieser aber beim andauernden Geschlossenhalten, wie die isolierte 
Reizung des einen Muskelanteils nach Durchschneidung des andern ergab. 
Verf. vermutet auf Grund einiger Tatsachen, dass in dem ganzen 
Tierreiche die flinke Muskulatur die Bewegung einleitet, die träge aber 
die eingeleitete ausdauernd fortsetzt. Die flinken Fasern, als die unent- 
behrlichen, werden auch für die trägen als Vorläufer, als Entwickelungs- 
stadien, angenommen, V. Franz. 


1425. Golant, R. (Physiol. Inst., Freiburg i. Br.) — „Über die Wirkung 
der sinusfürmigen Wechselströme auf den motorischen Nerven.“ Inaug.- 
Dissert., Freiburg i. Br., 1908. 42 p. 

1. Bis zu diner gewissen Frequenz nimmt die Wirkung der sinus- 
artigen Stromoscillationen mit der Steilheit derselben zu. erreicht 
ein Optimum und sinkt von diesem Punkte mit der Frequenz- 
steigerung. 

2. Quantitativ, d. h. in bezug auf das Verhalten der wirksamen 
Stromstärken bei verschiedenen Frequenzen zueinander, zeigt das 
Gesetz an Fröschen grosse Schwankungen, doch scheinen die 
Tiere, die unter denselben Bedingungen lebten, ähnliche Verhält- 
nisse aufzuweisen. 

3. Das Optimum liegt bei verschiedenen Tieren, vielleicht auch bei 
verschiedenen Nerven, verschieden, scheint nur in indirekter Be- 
ziehung zur Kontraktionsdauer des Muskels zu stehen und hängt 
sonst von den Eigentümlichkeiten des Nerven ab. 

4. Das Optimum wird von der Temperatur des Nerven beeinflusst, 
von der Ermüdung nicht beeinflusst. 

5. Die Frösche haben zu verschiedenen Jahreszeiten verschiedenes 
Optimum. 

6. Das Optimum scheint auch von der Grösse bzw. dem Ernährungs- 
zustand der Frösche abhängig zu sein. 

Fritz Loeb, München. 

1426. Martin, E. G. (Physiol. Lab., Harvard Univ. Med. School). — „A 
quantitative study of faradic stimulation. I. The variable factors 
involved.“ Amer. Journ. of physiol, Bd. 22, p. 61—74. Juni 1908. 

Um die Werte faradischer Reize auf eine einheitliche Grundlage zu 

bringen, müssen folgende Faktoren einbegriffen werden: 


1. Die Brauchbarkeit des Induktoriums. 
2. Seine Stärke bei verschiedenem Rollenabstand bei Schluss und 
Öffnung des Stromes. 

3. Die Intensität (Volt) des primären Stromes bei Schliessung. 

4. Die Intensität der Magnetisierung bei der Öffnung. 

D. Die Rrauchbarkeit des Schlüssels. 

6. Eine gemeinsame Grundlage für die Stärke beiderlei Induktions- 
| schläge. B.-O. 
1427. Martin, E. G. (Phys. Lab., Harvard Univ. Med. School). — „4 


quantitative study of faradic stimulation. II. The calibration of the 
inductorium for break shocks.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. 22, p. 110 
bis 132, Juni 1908. 


Die physiologische Intensität des Öffnungsschlages verhält sich 
wie die: 
gegenseitige Induktion . Intensität des primären 
der Rollen (M) Stromes 1J) 


Selbstinduktion der sekundären Rolle (L). 
M verändert sich mit dem Rollenabstand, bleibt jedoch für jede Stellung 
konstant. L steht in einem direkten Verhältnis zu der Windungsanzahl 
des Drahtes und dem mittleren Querschnitte und ist somit für "jedes In- 
duktorium konstant. L schwankt mit dem Rollenabstande. Der Grad der 
Erhöhung mit der Annäherung der Rollen muss jeweils bestimmt werden. 
B.-O. 
1428. Nicolaides und Dontas. — „Zur Frage iiber hemmende Fasern in 
den Muskelnerven.* Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 133. 

Die Verff. verteidigen das von ihnen seinerzeit behauptete Vorhanden- 
sein hemmender Fasern in den Muskelnerven gegenüber vielfachen An- 
griffen, besonders von Woolley. Es handelt sich dabei vornehmlich darum, 
ob die von Wedenshy und Hofmann ausgesprochenen Ansichten von 
Optimum- und Pessimumreizen die von den Verff. beschriebenen und 
zweifellos vorhandenen Hemmungserscheinungen erklären. Die Beschreibung 
der teilweise recht schwierig zu deutenden Versuchsergebnisse eignet sich 
nicht zu auszüglicher Wiedergabe. G. F. Nicolai, Berlin. 


1429. Athanasiu, F. und Gradinesco, A. (Inst. de Physiol. d. Bucarest). — 
„La circulation artificielle dans les muscles.“ Soc. Biol., Bd. 64, H. 13, 
April 1908. 

Bei künstlicher Durchblutung mit Lockescher Flüssigkeit tritt besonders 
bei den Muskeln Flüssigkeit in das Bindegewebe über. 
Dieser Missstand wird vermieden, wenn man der Flüssigkeit geringe 

Mengen von Adrenalin zufügt. Scheinbar wirkt das Adrenalin auf die 

Endothelien der Capillaren, aus denen ja am leichtesten Flüssigkeitsaustritt 

stattfindet: es sorgt gewissermassen für Aufrechterhaltung ihres Tonus. 

Pincussohn. 


1430. Gurewitsch, M. J. (Klin. f. Geistes- u. Nervenkranke d. Mil.-Med. 
Akad., St. Petersburg). — „Über die Neurofibrillen und deren Ver- 
änderungen unter verschiedenen pathologischen Bedingungen.“ Diss. 
St. Petersburg, 1908. 

In dem fibrillaren Apparat der Nervenzellen müssen zwei Systeme 
unterschieden werden: die langen Fibrillen und das fibrilläre Netz. 

Dio langen Fibrillen verlaufen augenscheinlich, ohne untereinander 
zu anastomosieren; sie können unmittelbar aus einem Auswuchs in den 
anderen übergehen, indem sio den Körper der Zelle in der Nähe ihrer 
Peripherie in Bündelchen durchdringen, oder sie können auch in dem Netz 
endigen, 

Besteht eine Verdichtung des Fibrillarnetzes um den Kern herum, so 
ist eine zweite Verdichtung, mehr in der Nähe der Peripherie augenschein- 
lich nicht vorhanden. 

Um die Nervenzellen herum (wenigstens um diejenigen des Rücken- 
marks und der Rinde des Gross- und Kleinhirns) befinden sich perizellulare 
Netze; sie haben keine sichtbare Verbindung, weder mit den interzellularen 
Fibrilen, noch mit den Auswüchsen der anderen Neuronen. Man muss 
annehmen, dass diese Golginetze gliösen Charakters sind. 


— 548 — 


Die Seitenanhängsel stellen aus sich selbst protoplasmatische Gebilde 
dar (Seitenzweige der Dendriten), nicht aber zufällig gefärbte Abrisse der 
perizellularen Netze. 

Bei der Streitigkeit der Fragen über die Wechselbeziehungen der 
Neuronen (Kontakttheorie) und ihre trophische und embryologische Einheit 
bleibt das Grundwesen der Neuronentheorie, nach der das Nervensystem 
aus einzelnen Elementen (Nervenzellen mit ihren Auswüchsen und Enden) 
besteht, ausser denen keine Nervensubstanz existiert, doch unerschüttert, 
und stimmt vollständig mit den Verhältnissen überein, die die Neuroflbrillen 
darstellen. 

Der Verlust der Färbungsfähigkeit der Fibrillen unter pathologischen 
Verhältnissen ist noch kein Beweis für deren Vernichtung als bestimmte 
morphologische Einheiten. 

Die Resistenz der Fibrillen unter pathologischen Verhältnissen ist sehr 
gross, besonders im Vergleich zur chromotophilen Substanz. Bei experi- 
mentell hervorgerufenem Hungern, Vergiftung durch Strychnin und Tetano- 
toxin, sowie auch bei einer Kombination dieser Gifte mit Hungern, fehlen 
die Veränderungen der Fibrillen entweder ganz, oder sie sind sehr schwach. 
Nur bei Bleivergiftung und Klemmung der Aorta werden mehr oder weniger 
ausgeprägte Veränderungen der Fibrillen, oder aber der Verlust ihrer 
Färbungsfähigkeit bei Bearbeitung nach verschiedenen Verfahren konstatiert. 

W. Boldyreff. 


1431. Seemann, J. (Physiol. Inst., Giessen. — „Zur Technik der un- 
polarisierbaren Elektroden und über die Bedeutung der Färbbarkeits- 
änderung tierischer Gewebe durch elektrische Polarisation.“ Zeitschr. 
f. Biol., 1908, Bd. 51, p. 310—316. 

Verf. findet, dass nicht nur Nervengewebe nach elektrischer Durch- 
strömung an der Anodenstelle stärkere, an der Kathodenstelle schwächere 
Färbbarkeit gegenüber der der intermediären Zone annimmt, sondern dass 
sich viele tierische wie pflanzliche Gewebe so verhalten. 

Die Ursache ist darin zu sehen, dass die gewöhnlichen unpolarisier- 
baren Tonelektroden nicht streng unpolarisierbar sind, sondern Anlass zu 
irgend welchen Veränderungen des durchströmten Gebildes geben. Die 
Erscheinung verschwindet daher auch, wenn Elektroden aus gewaschenem 
und gebranntem Ton oder geglühter Tonerde benutzt werden. 

E. Laqueur, Königsberg. 

1432. Euken, D. — „Zur Theorie der elektrischen Nervenreizung durch 
Kondensatorentladung.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 123, p. 458. 

Nernst hat seinerzeit darauf hingewiesen, dass das Gesetz des elek- 
trischen Schwellenreizes beim Kondensator voraussichtlich die Gestalt: 

V . yC = const. 

annehmen würde. Verf. hat die Berechnung der Konzentrationsänderungen 

an Elektroden, die durch eine Kondensatorentladung polarisiert werden, 

durchgeführt und gefunden, dass die Nernstsche Annahme richtig sei. Da 
jedoch die zahlreichen Beobachtungen von Hoorweg, Cybulski, Zanietowski. 

Waller, Hermann und Lapicque sich diesem postulierten Gesetz nicht unter- 

ordnen, nimmt Verf. an, dass nur bei Entladungen mittlerer Dauer der 

Nervenreiz unmittelbar von der durch den Stromstoss verursachten Kon- 

zentrationsänderung abhängt, dass aber bei langsamen Entladungen eine 

Störung durch die Accomodation des Nerven, bei schnellen Entladungen 

eine Störung entweder durch ein physiologisch bedingtes Zeitminimum oder 


— 549 — 


durch physikalisch bedingte Deformationen der Entladungskurve (infolge 
von Selbstinduktion und Kapazität), aufträte. 
G. F. Nicolai, Berlin. 
1433. Lugard.. — „Sur les fonctions de la nevroglie.“ Arch. ital. de 
Biol., Bd. 48, p. 367. 

Auf Grund von Überlegungen kommt Verf. zu dem Resultat, dass 
die Fibern der Neuroglia im wesentlichen als mechanische Stütze, die pro- 
toplasmatischen Teile aber einerseits als Isolatoren, anderseits als Filter 
gegenüber den im Blut enthaltenen Toxinen dienen. Unter pathologischen 
Bedingungen soll die Neuroglia selbst die (Quelle toxischer Substanzen 
werden. G. F. Nicolai, Berlin. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 


1434. Hofbauer, L., Wien. — „Zur operativen Behandlung gewisser 
Lungenkrankheiten (Emphysem und Tuberkulose). Il. Teil.“ Zeitschr. 
f. exper. Path., 1908. Bd. V, p. 63—70. 

Bei Verknöcherung der ersten Rippe und dadurch bedingter Immo- 
bilisation der oberen Thoraxpartien bei der Atmung soll operativ mit Durch- 
schneidung der 1. Rippe vorgegangen werden, sonst bei Disposition zur 
Spitzentuberkulose und beim Emphysem Atmungsgymnastik. 

Mohr, Halle a. S. 


Circulation. 


1435. Carlson, A. J. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — „Comparative 
physiology of the invertebrate heart. X. A note on the physiology of 
the pulsating blood vessels in the worms.“ Am. Journ. of Physiol., 
Bd. 22, p. 353—356, Aug. 1908. 

Die sich kontrahierenden Teile der Blutgefässe der Würmer enthalten 
Elemente, welche den Ganglienzellen der Warmblüter ähnlich oder mit 
ihnen identisch sind. Eine \ervenverbindung zwischen diesen und dem 
zentralen Nervensystem konnte nicht festgestellt werden. Die Tätigkeit 
der „Herzen“ wird durch Nervenfasern reguliert. Reizung der ventralen 
Kette verursachte eine Hemmung der ventralen Herzen in Diastole und eine 
erhöhte Tätigkeit der dorsalen Gefässherzen. 

Die isolierten dorsalen Gefässe und ventralen Herzen setzen ihre 
Tätigkeit fort. Eine Refraktionsperiode ist vorhanden. Auf starke Reizung 
tritt eine Tonuskontraktion ein (tetanischer Natur). B.-O. 


1436. Algina, V. (Hallerianum, Bern). — „Über die Ursache des Herz 
schlages.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 237—257. 

Nach einer historischen Einleitung teilt Verf. seine eigenen Versuche 
gleichzeitig mit solchen von P. Betschasnoff mit. 

Froschherzen werden nach der bekannten Kroneckerschen Methode 
durchstrômt, die Frequenz und Hühe der Pulsationen aufgeschrieben. 

Zur Durchblutung werden Kalbsblut und Kalbsserum benutzt, ent- 
weder unverändert oder nachdem sie durch verschieden lange Diffusion 
verschieden weit salzfrei bzw. durch Kochen auch eiweissfrei gemacht 
worden sind: ferner Serum-, Globulin- und Albuminlösungen, diffundierte 
Erythrocyteninhalte und Bilutaschenlösungen. Alle Flüssigkeiten wurden 
nachträglich auf 0,6 °), Kochsalzgehalt gebracht. 


— 550 — 


- Untersucht wurde, wie lange das Herz durch diese verschiedenen 
Inhalte in Ruhe zu versetzen ist, "welche Reize erforderlich sind. um es 
wieder in Tätigkeit zu versetzen, und wie die Leistungsfähigkeit des 
Herzens sich verhält. 

Die Ergebnisse sind tabellarisch zusammengestellt. 

Als Hauptresultat stellt Verf. hin, dass Herzen ohne erregenden In- 
halt die Pulsationen einstellen. Welcher Bestandteil des Blutes als Reiz 
wirkt, ist noch nicht angebbar. Gesamiblut erregt in der Regel mehr als 
Serum; Kochsalzlösung mehr als Serum und wohl mehr als Blut: Serum 
erregt durch seinen Gehalt an Salzen. Diffundiertes Serum, zumal wenn 
es neutralisiert worden, vermag das Herz gänzlich zu beruhigen. Auf- 
fallend ist, dass Kochsalzlösung, allein einen Reiz darstellt, während diffun- 
diertes Serum, nachträglich auf den gleichen Kochsalzgehalt wie die reine 
Kochsalzlösung gebracht, ein schlagendes Herz zum Stillstand bringt. 

E. Laqueur, Königsberg. 
1437. Paukul, E. (Hallerianum, Bern). — „Die physiologische Bedeutung 
des His’schen Bündels.“* Zeitschr. f. Biol., 1908, Bd. 51, p. 177—195. 

Verf. bespricht die Einwände, die gegen die myogene Theorie der 
Herzbewegungen erhoben worden sind. Im besonderen wendet er sich 
gegen die Ansicht, dass die myogene Theorie durch Auffindung einer 
muskulären Verbindung zwischen Kammer und Vorkammer, des Hisschen 
Bündels, gestützt ist, so lange nicht bewiesen ist, dass diese Verbindung 
für die Reizleitung und Koordination der Bewegung verantwortlich ist. 

Im Gegensatz zu Ergebnissen anderer Autoren behauptet Verf., dass 
dem Bündel diese Bedeutung nicht zukommt. 

Versuche, die er am Kaninchen mit Durchschnürung des His’schen 
Bündels angestellt hat, zeigen ihm vielmehr, dass Vorhof und Kammer 
vollständig koordiniert schlagen, auch nachdem keine muskuläre Ver- 
bindung mehr zwischen ihnen besteht, wie sich aus Schnittserien ergibt. 

In einigen Versuchen kommen Koordinationsstörungen vor, und zwar, 
wenn ausser dem His’schen Bündel umgebendes Gewebe zerschnürt wird, 
und dies auch dann, wenn das Bündel garnicht getroffen ist, und nur 
benachbartes Gewebe ligiert wird. E. Laqueur, Königsberg. 


1438. Rehfisch, E. — „Die Amplitude der Herzkantraktionen.“ Arch. 
f. (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 1. 

Verf. hat mittelst einer mit zwei an verschiedenen Stellen des 
Herzens einzuhakenden Klemmen versehenen Gabel die Amplituden 
graphisch verzeichnet, welche zwei beliebige Herzpunkte ausführen, und 
kommt dabei zu dem Resultat, dass eine eigentliche Verkürzung nur im 
Breitendurchmesser des Herzens stattfindet, die im übrigen im wesentlichen 
auf Rechnung des rechten Ventrikels allein zu setzen ist. Die Abnahme 
im Längendurchmesser des ganzen Herzens soll im wesentlichen auf Orts- 
veränderung und Umformung der einzelnen Herzabschnitte beruhen. 

| G. F. Nicolai, Berlin. 
1439. Weiss, O. und Joachim, G. (Physiol. Inst. u. medizin. Klin.. 
Königsberg). — „Registrierung und Reproduktion menschlicher Herz- 
töne und Herzgeräusche.“ Pflügers Arch., Bd. 123, p. 341— 386. 

I. Nach einer Übersicht und Kritik der bisherigen Methoden, die zur 
Registrierung der menschlichen Herztöne angewendet wurden, schildert 
Verf. den von ihm erdachten Apparat, Phonoskop genannt. 

Der wesentlichste Teil besteht in einer Seifenlamelle, auf deren Mitte 


— 9551 — 


ein eigentümlich geformtes, versilbertes Glashebelchen angelegt wird. Ver- 
schiedene Hilfseinrichtungen gestatten eine genaue Einstellung. Die Be- 
wegungen des Hebels werden durch Projektion bei Bogenlicht sichtbar ge- 
macht und mittelst Photographie objektiv wiedergegeben. 

Das schwingende System, Seifenlamelle und Glashebel, wiegt zu- 
sammen wenig über '/,, mg. Die Empfindlichkeit und Beweglichkeit des 
Apparates ist daher eine ausserordentlich grosse; sehr leise gesprochene 
Vokale bringen die 10 m entfernte Lamelle zum deutlichen Schwingen, und 
die etwa 6000 und mehr Oszillationen in einer Sekunde, wie sie das 
gesprochene scharfe S hervorbringt, werden gut wiedergegeben. 

Bei der Registrierung der Herztône werden diese dem Phonoskop 
mittelst einer trichterförmigen Röhre zugeleitet, die der Brustwand luftdicht 
anliegt, vom schallaufnehmenden Apparat aber getrennt ist, so dass keine 
direkte Erschütterung auf ihn wirken kann. 

Gleichzeitig mit den Herztönen werden auf derselben photographischen 
Platte der Puls mittelst eines Mareyschen Tambours, und die Zeit in !/,oo Sek. 
aufgeschrieben. 

Die wichtigsten Ergebnisse am gesunden Herzen sind folgende: 

Die Schwingungsfrequenzen schwanken zwischen 66,7—166,7 in der 
Sekunde. Der Zeitunterschied zwischen Beginn der beiden Herztöne, also 
die Dauer der Systole. beträgt durchschnittlich 0,285’’ und schwankt bei 
derselben Versuchsperson sehr wenig; bei verschiedenen Personen aber 
von 0,26” bis 0,36”. Der Druckanstieg in der Carotis folgt 0,0675” bis 
0,0775” nach Beginn des ersten Herztones. 

In Verbindung mit Hofbauer registrierte Verf. auch die fötalen 
Herztüne. Ihre Schwingungsfrequenz schwankt zwischen etwa 66-122 
in der Sekunde; die Dauer der Systole ist durchschnittlich 0,182”, die 
der Diastole 0,226. 

II. Die klinischen Resultate schildert Joachim. Hier muss wegen 
verschiedener interessanter Einzelheiten auf das Original verwiesen werden. 

Hervorzuheben ist, dass die verschiedenen Herzfehler verschiedene 
Bilder hervorbringen, dass ferner der Charakter der meisten Geräusche 
sich ohne weiteres aus den Kurven erkennen lässt: unregelmässige zackige 
Kurven, wenn die Geräusche „rauh“ waren, gleichmässigere Kurven bei 
den ,blasenden“ Geräuschen. 

Der Hauptvorzug der Methode gegenüber der Uutersuchung mit 
dem Ohr besteht darin, dass mit ihrer Hilfe die Feststellung der zeit- 
lichen Verhältnisse dessen, was man auskultatorisch hört, gelingt: Und 
hierbei scheinen bereits praktisch wichtige Resultate gewonnen zu sein. 
Die akzidentellen Geräusche zeigen ein sehr nahes Zusammenrücken von 
Geräuschbeginn und Anstieg des Carotispulses, die Differenz beträgt nur 
0.08”, während bei der Aorteninsuffizienz sich eine Differenz von 0,125 
bis 0,150” zeigt (bei der Norm s. o. 0,0675—0,0775’’). 

II. Im 3, Teil der Arbeit zeigt Verf., dass die mit Hilfe des Phonoskops 
gewonnenen Kurven wirklich die Herztöne der Geräusche registrieren; es 
gelingt nämlich, aus ihnen die entsprechenden akustischen Phänomene 
wieder hervorzubringen. | 

Auf einer drehbaren Zinkscheibe werden kleine Eisenzylinder auf- 
gesetzt. Ihre Abstände (gemessen an der Peripherie der Scheibe) sind 
gleich den Abständen der Einzelschwingungen der Kurve, ihre Masse sind 
nach den Energieen der Schwingungen bemessen. Ein Siemenssches 
Telephon ohne Membran ist über den Eisenzylindern befestigt. Werden 


— 552 — 


diese nun an dem Telephon vorübergeführt (die Zinkscheibe dreht sich in 
der Zeit eines Pulses einmal), so induzieren sie Ströme. die in einem 
zweiten, gewöhnlichen Telefon, das mit dem Siemensschen in demselben 
Kreise ist, als Töne bzw. Geräusche wahrgenommen werden "können. 
Die Wiedergabe ist eine so gute, dass es Ärzten leicht fällt, aus dem im 
Telefon gehörten den Herzfehler zu erkennen, der zur Gewinnung der mit 
dem Phonoskop registrierten Kurve benutzt wurde. 
E. Laqueur, Königsberg. 

1440. Lussana, Filippo (Inst. physiol., Bern). — „Action comparée du 

sérum et de quelques sels sur l'irritabilité et la force du cœur de 

grenouille.“ Soc. Biol., Bd. 64, H. 21, Juni 1908. 

Bei Durchleiten von Serum durch das Froschherz kann man die 
Herzkraft und Erregbarkeit lange erhalten. Dagegen gelingt es nicht mit 
Ringerscher Flüssigkeit oder ähnlichen Kompositionen. Durch Zugabe von 
Calciumchlorid zur Ringerschen Flüssigkeit wird unter Umständen eine 
Besserung erzielt. Pincussohn. 


1441. Hering, N. E. (Inst. f. exp. Pathol. u. propäd. Klinik d. dtsch. Univ. 
Prag). —- „Das Wesen des Herzalternans.* Münch. Med. Woch., 
Bd. 55, No. 27, Juli 1908. 


Verf. stellte durch Versuche an Hunden fest, dass man beim Herz- 
alternans dieselben Resultate, die man mit Hilfe der Suspensionsmethode 
am freigelegten Herzen erhält, auch mittelst der in der Klinik üblichen 
Methode der Kardiographie erhalten kann. Seine zahlreichen an Säuge- 
tieren ausgeführten Experimente ergaben, dass zur Zeit der kleinen Systole 
des Herzalternans eine partielle Hypo- ev. Asystolie des betreffenden Herz- 
abschnittes vorlag. Diesen Befund bekräftigt er durch einen ausführlichen 
theoretischen Beweis, nach dem das Wesen des Herzalternans darin be- 
steht, dass zur Zeit der kleineren Systole ein Teil der Muskelfasern auf die 
ankommende Erregung nicht reagiert. Indem diese partielle Reaktions- 
losigkeit nur zur Zeit der kleinen Systole besteht, zur Zeit der grossen 
Systole aber nicht vorhanden ist, hat man es beim Herzalternans mit einer 
periodisch auftretenden partiellen Asystolie zu tun. 

W. Wolff. 
1442. Kolff. — „Sur la physiologie du coeur des poissons téleostéens." 
Arch. ital de Biol., 1908, Bd. 48, p. 337. 

Bei vielen Fischen fand Verf., dass die Blutbewegung nicht nur vom 
Herzen abhängig ist, sondern auch vom negativen Pericardialdruck von 
Respirationsbewegungen und Körpermuskelkontraktionen. 

Der Rhythmus ist von der Temperatur abhängig, kann durch Vagus- 
reizung verlangsamt und durch Vagusdurchschneidung erhöht werden; auch 
alle sensiblen Körperreize verlangsamen durch Vermittelung des Vagus den 
Herzschlag. G. F. Nicolai, Berlin. 


1443. Busquet, H. — , Études sur quelques particularités physiologiques 
de l’action du pneumogastrique chez la grenouille.“ Soc. biol., Bd. 64, 
p. 1156, 3. Juli 1908. 

I. Der optimale Rhythmus und die Reizschwelle. 


1. Für den durch elektrische Vagusreizung hervorgerufenen Herz- 
etillstand gibt es bei einer bestimmten Anzahl von Induktions- 
schlägen pro Sekunde ein Optimum. 


— 553 — 


2. Die Schwellenwerte für den zur Verlangsamung und zur Auf- 
hebung der Herzaktion notwendigen Strom liegen sehr nahe bei- 


einander. 
3. Die Reizschwelle für den Froschvagus hält sich lange Zeit kon- 
stant. Th. À. Maass. 


1444. Busquet, H. — „Etudes sur quelques particularités physiologiques 
de l'action cardio-inhibitrice du nerf pneumogastrique chez la grenouille. 
II. Influence de l’inanition. III. Comparaison du pouvoir d'arrêt 
du nerf droit et du gauche.“ Soc. biol., Bd. 65, p. 58 u. 127, Juni- 
Juli 1908. 

Bei Fröschen, die durch Hungern allmählich erschöpft wurden, bewahrt 
der Vagusapparat am Anfang der Entkräftungsperiode seine Reizbarkeit. 
Wird die Hungerperiode über einen Monat ausgedehnt, so beginnt der Herz- 
hemmungsapparat seine Reizbarkeit zu verlieren, 


Hingegen kann die Tätigkeit des Vagus durch künstliche Ernährung 
wieder angeregt werden. 


Beim Frosch ist die Erregbarkeit des rechten und linken Vagus im 
wesentlichen die gleiche. Guggenheim. 


1445. Brandini, G. (Physiol. Inst., Pisa). — „L'azione del? alcool etilico 
sul cuore isolato dei mammiferi.“ (Die Wirkung des Äthylalkohols 
auf das isolierte Säugetierherz.) Lo Sperimentale, Bd. 61, H. 6 
(vgl. Biochem. C., Bd. VII, No. 2150). Ascoli. 


146. Fleig, C. — „Augmentation de résistance de divers systèmes or- 
ganiques et en particulier du coeur sous l'influence du chloralose.“ 
Soc. biol., Bd. 64, p. 1139, 3. Juli 1908. 

Wurde Tieren Chloralose (Anhydroglykochloral) gegeben, so über- 
dauerte die Herzaktion die auf irgend eine Weise zum Stillstand gebrachte 


Respiration um bedeutend längere Zeit als dies beim normalen Tier der 
Fall ist. 


Das in situ befindliche oder isolierte Hundeherz zeigte unter Einfluss 
der Chloralose weniger Neigung zum Flimmern als gewöhnlich. Die Re- 
flexerregbarkeit hielt nach Respirationsstillstand gleichfalls länger an. 

Th. A. Maass. 
1447. Gaultier, R. — „Recherches sur le rôle de la tension artérielle 
dans la production de lathérome expérimental par l'étude de l'action 
simultané de ‚ladrenaline substance hypertensive, et de l'extrait 
aqueux de qui substance hypotensive.“ Soc. biol., Bd. 64, p. 1159, 
3. Juli 1908. 

Durch Darreichung von den Blutdruck herabsetzenden Mistelextrakt 
konnte bisweilen die sonst nach Adrenalindarreichung beobachtete Atherom- 
bildung hintangehalten werden. Die Resultate sind jedoch durchaus nicht 
eindeutig, Th. A. Maass. 


1448. Frangois-Franck, A. — „Données techniques générales sur les pro- 
cédés sphygmo-volumétriques applicables à l'homme.“ Soc. biol,, Bd. 64, 
p. 1153, 3. Juli 1908. 

Zum Referat ungeeignet. Ma. 


— 554 — 


1449. Petter, J. (Physiol. Inst., Giessen). — „Die Leistungen des Sphygmo- 
graphen. Zweite Abhandlung. Spezielle Kritik des Sphygmographen.“ 
Zeitschr. f. Biol., 1908, Bd. 51, p. 354— 384. 

Die physikalischen und mathematischen Auseinandersetzungen lassen 
sich a nicht wiedergeben. 


Als Hauptresultat stellt Verf. hin, dass sämtliche Sphygmographen 
ausser dem Frank-Petterschen, besonders auch der häufig angewandte 
Jaquetsche, zur Ermittelung der Form des Radialpulses, sowie für ge- 
nauere zeitliche Auswertung der Kurven durchaus unzuverlässig und un- 
genügend sind. 


Wegen der zur Prüfung der verschiedenen Instrumente angewandten 
Methodik muss ebenfalls auf das Original verwiesen werden. 
E. Laqueur, Königsberg. 


1450. John, M. (Innere Abt. d. Städt. Luisenhospitals, Dortmnnd). — 
„Über die Technik und klinische Bedeutung der Messung des systo- 
lischen und diastolischen Blutdrucks.“ Dtsch. Arch. f. Klin. Med.. 
Bd. 93, H. 5/6. Juli 1908. 


Die Arbeit ist im wesentlichen eine Zusammenfassung und Be- 
sprechung der Arbeiten der letzten Jahre über die Messung des Btutdrucks 
und seine klinische Bedeutung. Eingeflochten sind eine Reihe eigener 
Beobachtungen, die jedoch nichts Neues bringen. 

E. Grafe, Heidelberg. 


1451. Ambard, L. — „Modification de la respiration et de la pression 
artérielle consécutives aux chauffages des masses musculaires.“ Soc. 
biol., Bd. 64, H. 13, April 1908. 

Verf. band das Hinterteil des Kaninchens durch eine elastische Ligatur 
direkt über dem Becken ab, so dass im Hinterteil keine Zirkulation mehr 
stattfand, was bei nicht zu langer Zeitdauer nicht schädlich ist. Er 
tauchte dieses in Wasser bestimmter Temperatur und studierte die auf- 
tretenden Erscheinungen. 


Angewandt wurde 51° während '/, Stunde, hierauf wurde der Hinter- 
fuss in kaltes Wasser getaucht. um annähernd normale Bluttemperatur 
zu erzeugen. Bei Abnahme der Ligatur ergibt sich Beschleunigung der 
Respiration und erhebliches Absinken des arteriellen Druckes. Also die 
gleichen Phänomene, die man bei einfachem Anlegen der Ligatur beobachtet. 
jedoch in erhöhtem Masse. Oft geht der arterielle Druck soweit herunter, 
dass das Tier zugrunde geht. Bei Erwärmung auf 49° während zehn 
Minuten sind die Erscheinungen weniger stark ausgeprägt. Es tritt jedoch, 
wenn das Tier den Eingriff überlebt, nach Wiederherstellung der Zirkulation 
starke Abmagerung auf, das Gewicht geht bis auf die Hälfte herunter, die 
Muskulatur schwindet, Leber und Nieren zeigen erhebliche histologische 
Veränderungen. Verf. glaubt, dass es sich bei diesen Vorgängen um auto- 
Iytische Erscheinungen handelt. Pincussohn. 


1452. Lohmann, A. (Physiol. Inst., Marburg). — „Über die Funktion der 
Brückenfasern, an Stelle der grossen Venen die Führung der Herz- 
tätigkeit beim Säugetiere zu übernehmen.“ Mit 6 Kurven. Pflügers 
Arch., Bd. 123, p. 628—635, Juli 1908. 

Um die Reizerzeugung in den grossen Venen ganz auszuschalten, 
werden die Zellen der Venenwand beim lebenden Kaninchen durch Formol 


— 555 — 


abgetötet, wobei der Kreislauf erhalten bleibt. Die Registrierung vom linken 
Herzohr und rechten Ventrikel aus ergibt nach diesem Eingriff eine nicht 
unerhebliche Verlangsamung der Herztätigkeit, und dann ändert sich plötz- 
lich der Rhythmus in dem Sinne, dass sich A und V nicht mehr nach- 
einander, sondern fast genau gleichzeitig kontrahieren. Verf. schliesst 
daraus, dass die Kontraktionen jetzt von den Brückenfasern ausgehen. 
Durch Induktionsschläge konnten Extrasystolen hervorgerufen werden, bei 
welchen der Vorhof deutlich später schlug als der Ventrikel. Dabei soll 
es sich nicht um eine automatische, sondern vom Ventrikel hergeleitete 
Kontraktion des Vorhofs handeln. 


Verf. schliesst aus diesen Versuchen, dass beim Versagen der Reiz- 
zuleitung von den Venen her unmittelbar eine Übernahme der Herzführung 
durch die Brückenfasern eintritt und sieht in seinen Ergebnissen eine 
nicht unwesentliche Stütze der myogenen Theorie. 

Mangold, Greifswald. 
1453. Abelous, J. E. und Bardier, E. — „Mecanisme de l’action vaso- 
constrictive due ü lurohypertensine.“* Soc. biol., Bd. 65, p. 124, 24. Juli 
1908. 

Die durch Urohypertensin bewirkte Blutdruckerhöhung beruht auf 
einer gleichzeitigen Wirkung auf die peripherischen Ganglien und auf die 
Muskulatur der Gefässwandungen. Ma. 


1454. bautrelet, J. (Réun. biol., Bordeaux). — „Mécanisme de l'action 
hypotensive de certaines glandes.“ Soc. biol., Bd. 65, p. 176, 24. Juli 
1908. 

Die blutdrucksenkende Substanz im Pankreasextrakt ist das Cholin. 

Nach seiner Ausfällung ist das Extrakt ohne Wirkung auf den Blutdruck. 

Ma. 

1455. Frouin, A. — „Sutures des deux carotides aux deux jugulatres 
combinées à la ligature des deux vertebrales.* Soc. biol., Bd. 64, 
p. 1166, 3. Juli 1908. 


Nach obiger Operation hatte zeitweilige Abbindung der Jugularvenen 


Asphyxie zur Folge. Ma. 
1456. Homberger, E. — „Eine neue Kreislaufstheorie.“ Halle a. S., 
1908. 


Der Verf., welcher behauptet, dass an der Blutbewegung Arterien, 
Kapillaren und Venen ebenso beteiligt seien wie das Herz und dass all 
diese Gebilde ebenso durch Saugkraft wie durch Druck wirksam seien, 
und zwar im Sinne der aktiven Diastole Lucianis — versucht sich der für 
einen Naturwissenschaftler unabweisbaren Nötigung, seine Behauptungen 
durch Beweise zu stützen, z. T. dadurch zu entziehen und die Beweislast 
dem Gegner aufzuzwingen, dass er behauptet (!), bei niederen Tieren seis 
so und es müsse daher „ein Beweis dafür erbracht werden, dass die Saug- 
kraft verloren gegangen sei“ 

Abgesehen davon, dass die Behauptung auch für die niederen Tiere 
nicht stimmt, erscheint die ganze Argumentation so, als wenn jemand den 
Beweis dafür verlangt, dass der Mensch keine Kiemen mehr hat. Ä 

Das Buch zeichnet sich weiterhin durch unbedingte Nichtberücksich- 
tigung der Xaturgesetze aus, so wird 2. B. der Einfluss der Schwerkraft 
auf das Blut geleugnet. 


— Db6 — 


Dass die Herzarbeit hundertmal kleiner ist als die Physiologie im all- 
gemeinen annimmt, ist ein interessanter Nebenbefund. 

Die pathologischen Ausblicke bestehen darin, dass der Verf. die Zu- 
fuhr grosser Flüssigkeitsmengen bei Herzkranken und den Aderlass bei 
fast allen Krankheiten empfiehlt, ohne dass Referent den Zusammenhang 
dieser therapeutischen Massnahmen mit der vorgetragenen Kreislaufstheorie 
einzusehen vermochte. G. F. Nicolai, Berlin. 


Blut und Lymphe. 

1457. Dietrich, A. — „Die Bedeutung der Dunkelfeldbeleuchtung für 
Blutuntersuchungen.“ Berl. Klin. Woch., Bd. 45, p. 1447, August 
1908. 

Mittelst der Dunkelfeldbeleuchtung gelang es dem Verf. eine Reihe 
neuer Beobachtungen an normalen und pathologisch veränderten Blut- 
körperchen zu machen, die für die Frage nach der Struktur der roten 
Blutkörperchen von grosser Wichtigkeit sind. Interessante Resultate ergab 
auch die Beobachtung der Hämolyse durch Wasser und spezifisches Immun- 
serum. Ehrenreich, Kissingen. 


1458. Posner, C. — „Die Verwendbarkeit der Dunkelfeldbeleuchtung 
in der klinischen Mikroskopie.“ Berl. Klin. Woch., Bd. 45, p. 1444, 
August 1908. 

Verf. empfiehlt angelegentlich die Dunkelfeldbeleuchtung zum Studium 
morphologischer Elemente speziell am frischen Präparat. Sie ermöglicht 
einen raschen Überblick und die Erkennung feiner Details, die sonst nur 
bei Färbungen oder mikrochemischen Reaktionen hervortreten, auch ver- 
spricht sie als Forschungsmethode reichen Gewinn, 

| Ehrenreich, Kissingen. 

1459. Sluka, Erich (Univ.-Kinderklinik, Wien). — „Schleifenbildung in 
polychromatischen und in basophil gekörnten roten Blutkörperchen.“ 
Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 93, H. 5/6, Juli 1908. 

Der Verf. resümiert das Ergebnis seiner Untersuchungen wie folgt: 

Das Vorhandensein von Kernwandresten in Polychromatophilen und 
basophil gekörnten Roten beweist, dass beide Phänomene keinem Degene- 
rations-, sondern vielmehr einem Regenerationsprodukte entsprechen. 

Die Polychromatophilie und die basophile Körnelung steht in der Ent- 
wickelungsreihe der Roten auf gleicher Stufe. 

Der Nachweis von Kernwandresten ist eine Stütze mehr für die An- 
nahme des intrazellulären Kernschwundes bei der Entkernung der Roten. 

| E. Grafe, Heidelberg. 

1460. Meirowsky. — „Zur Frage des Ursprungs der Mastzellengranu- 
lationen.“ Fol. häm., Juli 1908. 

Verf. hat die Entstehung der Mastzellengranulationen an der unter 
dem Einfluss der Finsenbehandlung stehenden Haut studiert, wobei eine 
Vermehrung dieser Zellelemente eintritt. Die erste Wirkung des Lichtes 
auf die Epidermiszellen besteht in einer auffälligen Vermehrung der mit 
Pyronin sich rot färbenden Kernsubstanz. Dieselbe wird in das Proto- 
plasma ausgestossen und geht hier in melanotisches Pigment über. In 
gleicher Weise wirkt das Licht auf die Cutiselemente ein. Auch hier 
kommt es zu einer Vermehrung der Nukleolarsubstanz, die in das Cyw- 
plasma ausgestossen wird, und hier feinkôürnig zerfällt. Aus diesen 


— 557 — 


Körnchen entstehen dann die Mastzellengranula, die also somit zu den 
caryogenen Granulationen gehören. H. Hirschfeld. 


1461. Donhauser, J. L. (Clin. Lab., Pennsylvania Hosp., Philadelphia). — 
„The human spleen as an haematoplastic organ, as exemplified in a 
case of splenomegaly with sclerosis of the bone-marrow.“ Journ. of 
Exp. Med., p. 559—574, Juli 1908. 

Ein Fall wird beschrieben, welcher zeigt, dass die Milz wieder eine 
blutbildende Funktion annehmen kann. Ihre hämapoëtische Eigenschaft 

kam hier nach Sklerose des Knochenmarkes zum Vorschein. B.-0. 


1462. Rous, F. P. (Pathol. Lab., Univ. of Michigan). — ,Some differential 
counts of the cells in the lymph of the dog: their bearing on pro- 
bleme in haematology.“ Journ of Exp. Med. Bd. X, p. 537 —547, Juli 
1908. 


Eosinophile Zellen kommen öfters in der Lymphe normaler Hunde 
vor. In einem Falle bildeten dieselben 12°/, der sämtlichen weissen 
Zellen; im Mittel 2,6 °/,. Bei Hunger nimmt ihre Anzahl ab. Eine Fleisch- 
kost begünstigt ihr Auftreten in grösserer Anzahl. 


Mastzellen kommen hier nicht vor. Lymphocyten betrugen im Mittel 
87,6 °j, aller Zellen. Polymorphonukläre Neutrophilen treten nur auf, wenn 
eine Beimischung mit Blut vorgekommen ist. B.-0. 


1463. Aubertin, Ch. und Beaujard. — „Action des rayons X sur le 


sang et la moelle osseuse.“ Arch. d. méd. expér., Bd. XX, No. 3, Mai 
1908. 


Die zahlreichen Untersuchungen über den Einfluss der Röntgenstrahlen 
auf die hämatopoetischen Organe haben vielfach zu abweichenden Ergeb- 
nissen geführt. Dies liegt nach Verff. einerseits daran, dass Blut und 
Knochenmark gesondert untersucht wurden, anderseits an der Dosierung 
der Röntgenstrahlen. Es wurden vielfach Dosen angewandt, die eine tief- 
greifende Degeneration des Marks zur Folge hatten. Verff. haben für ihre 
Studien neun ausgewachsene Meerschweinchen bestrahlt, und zwar wählten 
sie eine Dosis, entsprechend der bei Leukämie therapeutisch angewandten. 


Es fand sich nun, dass das Mark den Strahlen gegenüber viel weniger 
empfindlich sei, als das Iymphoide Gewebe. Eine Dosis, die imstande war, 
eine Nekrose des Lymphgewebes herbeizuführen, rief im Knochenmark eine 
Hyperplasie hervor, die mehrere Tage anhiell. Nach einer Bestrahlung 
von mittlerer Intensität beobachtet man eine Leukopenie. Diese besteht 
trotz der Hyperplasie im Mark. Verff. unterscheiden zwei Formen von 
Leukopenie durch Rüntgenstrahlen. Bei der einen, die selten beobachtet 
wird, besteht eine Degeneration des gesamten hämatopoetischen Apparates. 
Die andere Form findet sich neben einer Hyperplasie im Knochenmark als 
Ausdruck einer Zerstörung von Leukocyten im Organismus. Die Destruktion 
überwiegt die Neubildung. Demnach -ist die Leukopenie Ausdruck einer 
Hyperdestruktion und nicht einer Insuffizienz der blutbereitenden Organe. 

R. Lewin. 
1464. Bergonié, J. und Tribondeau, L. (Reun. biol., Bordeaux). — „Etude 
expérimentale de l’action des rayons À sur les globules rouges du sang.“ 
Soc. biol., Bd. 65, p. 147, 24. Juli 1908. 
Blutkörperchen erwiesen sich gegen X-Strahlen refraktär. 


Ma. 


— 558 — 


1465. Baum und Hille (Anat. Inst., Tierärztl. Hochsch., Dresden). — „Die 
Keimzentren in den Lymphknoten von Rind, Schwein, Pferd und 
Hund und ihre Abhängigkeit vom Lebensalter der Tiere.“ Anat. Anz., 
Bd. 32, No. 23/24. 15. Juli 1908. 

Die Keimzentren treten erst mit zunehmendem Alter auf und ver- 
schwinden von einer gewissen Grenze ab wieder. 

Bei Rind und Hund erfolgt die Zunahme bis zum Ende des ersten 
Jahres, beim Pferd bis zum zweiten Jahre, beim Schwein noch länger 
(4—6 Jahre). Bei 14—16 Jahre alten Kühen waren die Keimzentren 
kaum zu finden. Die Abhängigkeit vom Alter zeigt sich auch in betreff 


der Zahl und der Grösse der Keimzentren. W. Berg, Strassburg. 
Verdauung. 
1466. Gmelin, W., Stuttgart. — „Die Wirkungsweise des Pilokarpıns.“ 


Monatsh. £. prakt. Tierheilkunde, 1908, Bd. XIX, p. 360. 
Bei einer Ziege stieg der Druck im Ductus Stenonianus beim Kauen 
von 60 auf 90—100 mm Hg. Nach Pilokarpinvergiftung sank er auf 60, 
dann 30—40 mm Hg. Besondere Messungen, gleichzeitig Speicheldruck 
und mittlerer Blutdruck, an Ziegen und Hunden ergaben, das der Speichel- 
druck immer erst nach Beginn der Blutdrucksenkung zu sinken anfängt. 
Das Absinken des Sekretdrucks ist also eine Folge der Blutdrucksenkung. 
Beim Pilokarpintier beeinflusst anderseits aber eine Blutdrucksteigerung 
(durch Nebennierenextrakt) den Speicheldruck nicht. 
Franz Müller, Berlin. 
1467. McLean, F. C. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — „Further 
evidence of the presence of vaso-dilator fibres to the submaxillary gland 
in the cervical sympathetic of the cat.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. 22, 
p. 279—283, Juli 1908. 
Verf. erhielt durch Injektion von Adrenalin meist Erweiterungen der 
Blutgefässe der Glandula submaxillaris der Katze. B.-0. 


1468. Poggenpol, S. M. (Hosp. d. Therap. Klinik d. Mil.-med. Akad., 
St. Petersburg). — „Veränderungen der Pankreasdrüse bei Cirrhosen 
der Leber.“ Diss., St. Petersburg, 1907. 

Der Verf. untersuchte die Pankreasdrüse in 30 Fällen von Leber- 
cirrhose, wobei in 22 Fällen eine atrophische Cirrhose, in 5 Fällen Herz- 
cirrhose und in 2 Fällen hypertrophische Cirrhose vorlag. 

Er gelangte zu folgenden Ergebnissen : 

Die Literaturangaben über die Veränderungen der Pankreasdrüse bei 
Cirrhosen der Leber sind verworren und widerspruchsvoll. Die Ursachen 
dieses Umstandes bestehen darin, dass die meisten Autoren nur über eine 
geringe Zahl von Fällen verfügten, die ihnen nicht gestatteten, die kon- 
stanten Veränderungen von den zufälligen zu trennen. Unseren Unter- 
suchungen gemäss finden sich in Fällen von Lebercirrhose auch in der 
Pankreasdrüse Erscheinungen einer chronischen Interstitiellen Entzündung 
derselben (Sklerose). Die Sklerose der Pankreasdrüse trägt hierbei gewöhn- 
lich einen intralobularen Charakter und nur in seltenen Fällen einen inter- 
lobularen. Das intralobulare Bindegewebe umgibt in den einzelnen Fällen 
entweder Gruppen der drüsigen Röhrchen des Pankreas oder es umlagert 
einzelne Röhrchen; genau ebenso bildet es manchmal einen Ring um die 
Langerhansschen Inseln und lässt manchmal auch kleine Bündel in diese 
Bildungen hineingehen. Die parenchymatösen Veränderungen der Pankreas- 


— 559 — 


drüse befinden sich in direkter Abhängigkeit von dem Grade der inter- 
stiialen Veränderungen und kommen in einer grösseren oder geringeren 
Atrophie der Drüsenzellen, in einer fettigen Degeneration derselben und 
zuweilen in einer Störung des acinösen Baues der Drüse infolge Desaggre- 
gation der Drüsenröhrehen zum Ausdruck. Die Langerhansschen Inseln 
stellen sich in den meisten Fällen als normal dar; wenn sie jedoch in den 
Erkrankungsprozess hineingezogen werden, so finden sich hierbei immer 
neben den einzelnen erkrankten Inseln eine ganze Menge vollkommen nor- 
maler. Bei Cirrhosen der Leber, die durch Erscheinungen von Kompen- 
sationsstörungen der Herztätigkeit kompliziert sind, beobachtet man nicht 
selten Blutergüsse in den Langerhansschen Inseln. Die Intensität der inter- 
stitialen Veränderungen in der Pankreasdrüse geht nicht immer parallel 
mit dem Grade der analogen Veränderungen in der Leber. Das Alter des 
Bindegewebes in der Pankreasdrüse stellt sich in allen Fällen als ein 
reiferes dar, als dasjenige des Bindegewebes in der Leber. Die Verände- 
rungen der Pankreasdrüse bei atrophischer (portaler) Cirrhose unterscheiden 
sich in nichts Wesentlichem von den Veränderungen derselben bei hyper- 
trophischer Cirrhose. In beiden Fällen erscheinen als Ausgangspunkt der 
Bindegewebewucherung in der Pankreasdrüse die Ausflusskanäle, die Er- 
schoinungen eines aufsteigenden Katarrhs aufweisen. Nur in seltenen 
Fällen geht die Bindegewebewucherung in der Pankreasdrüse auch die 
Blutgefässe entlang. W. Boldyreft. 


1469. Mayer, A., Rathery, Fr. und Schaeffler, G. — „Lesions du rein et 
du foie produites par injections d'acides gras, de savons et d’éthers.“ 
Soc. biol., Bd. 65, p. 210, 31. Juli 1907. 

Wiederholte Einspritzungen von Fettsäuren haben Läsionen der Niere 
und Leber zur Folge, die sich als eine mehr oder minder ausgesprochene 
renale Cytolyse und eine Veränderung von Zahl und Volumen der Proto- 
plasmagranulationen und der Kupferschen Zellen der Leber charak- 
terisiert. 

Die Ester und Seifen zeitigen die gleichen Veränderungen, jedoch in 
weniger hohem Masse. 

Mineralsäuren, Hunger und zerkleinerte Organe wirken in derselben 
Weise. Th. A. Maass. 


1470. Nathan, M. — „La cellule de Kupffer.“ Journ. de Vanat, et physiol., 
1908, Bd. 44, No. 4. 

Kurze Zeit nach der Geburt stellt das Endothel der Leberkapillaren 
ein Syncytium dar, dass sich bei verschiedenen pathologischen Zu- 
ständen und verschiedenen experimentellen Bildungen zu Zellen umformt 
(Kupffersche Zellen), die die Funktion von Macrophagen haben und welche 
Toxine und Granula aufnehmen. Verf. hat die einschlägigen embryologischen, 
pathologischen Verhältnisse studiert und geeignete Substanzen in die Blut- 
bahn eingeführt und den histologischen Effekt festgestellt. 

W. Berg, Strassburg. 
1471. Aubertin, Ch. und Hébert, P. — „Hyperhepatie et surcharge gly- 
cogénique du foie dans l'intoxication alcoolique expérimentale.“ Soc. 
biol., Bd. 64, p. 999, 12. Juni 1908. 

Über die Veränderungen der Leber nach langsamer chronischer Al- 

koholvergiftung. Ma. 


— 560 — 


1472. Orbeli, L. A. — „De l'activité des glandes à pepsine avant et 
après la section des nerfs pneumogastriques.“ Arch. d. sciences biol., 
1907, Bd. XII, p. 71. 

Aus den nach Durchschneidung des Plexus pneumogastricus am 
Magen des Hundes beobachteten Veränderungen im Verhalten der Pepsin 
absondernden Zellen kam Verf. zu folgenden Schlüssen über die Rolle 
dieser Nerven. Der Plexus pneumogastricus leitet psychische Reize. 
Er leitet auch den depressorischen Einfluss des Fettes weiter. Die 
sekretorischen Fasern sind nicht scharf isoliert von den trophischen. 
Letztere überwiegen im Nerven. Als Leitungsorgan starker Reize sind 
die Nervi pneumogastrici unentbehrlich für die Tätigkeit der Pepsin ab- 
sondernden Drüsen. Die Ausschaltung der Nerven bewirkt eine Herab- 
setzung der Erregbarkeit des Sekretionsapparates, trotzdem letzterer ana- 
tomisch intakt ist. Robert Lewin. 


Exoretion. 


1473. Shaffer, G. P. (Physiol. Lab., Cornell Univ.) — „Kidney secretion 
of indigo carmine, methylene blue and sodium carminate.“ Am. Journ. 
of Physiol., Bd. 22, p. 335—352. Aug. 1908. 

| Heidenhainsche Angaben finden Bestätigung durch diese Versuche. 

Indigocarmin gelangt in den Harn durch die Zellen der weiteren Teile der 

Henleschen Schleife und der Tubuli contorti. Ebenda wird auch Methylen- 

blau als farblose Verbindung wiedergefunden. Die reduzierte Leuko- 

verbindung wird von den Zellen abgesondert und dann im Harne fort- 
geschwemmt, wo sie zu der blauen Verbindung oxydiert wird. 
Leukoindigokarmin kann als solches im Blute und den Geweben des 

Kaninchens gehalten werden. Es wird oxydiert, wenn es aus den Zellen 

in die Lumina der Tubuli contorti gelangt. Natriumkarminat verlässt das 

Blut in den Glomeruli. Bleibt das Tier am Leben, so zeigen die Zellen 

der Tubuli contorti 50—60 Minuten nach der Injektion dieser Substanz 

eine leicht rote Verfärbung. Entweder rührt diese von dem durch die 

Glomeruli abgesonderten Farbstoffe her (ebenso wie Sobieranski), oder die 

genannten Zellen bewirken ebenfalls eine Absonderung derselben, welche 

jedoch weit langsamer vor sich geht. B.-0. 


1474. Lucas, D. R. (Biol.-Chem. Lab., Columbia Univ.) — „Physiologiwal 
and pharmalogical studies of the ureter TII.“ Am. Journ. of Physiol. 
Bd. 22, p. 245—278, Juli 1908. 

Andauernder hoher Druck in der Harnblase schädigt die Niere nicht 
durch direkte Übertragung des Druckes, sondern auf dem Wege der 
Nervenverbindungen. Der Harnleiter behält einen normalen Druck bei. 

An künstlich durchbluteten Nieren wird gezeigt, dass die Erhöhung 
des Druckes im Pelvis des Organes die Zirkulation hindert. Die Peristaltik 
des Harnleiters beeintlusst die Zirkulation. 

Reizung des Harnleiters durch einen geringen Druck erhöht die Harn- 
menge. Eine Abnahme tritt ein, wenn die Druckerhöhung in dem Becken 
des Organes stattfindet. Ein Druck von 67 mm Hg wirkt dann schädigend 
auf das Nierengewebe. . | B.-0. 


1475. Klecki, M. und Wrzosek, À. — , Étude expérimentale du passuy® 
dans les urines de microbes circulant dans le sang.“ Anz. d. Akad. d. 
Wissensch., Krakau, H. 3, p. 171, März 1908. 


— 56L — 


Die Verff. konnten, auf 22 Experimente bei Hunden gestützt, den 
Schluss ziehen, dass normale Niere für die im Blute zirkulierenden Bak- 
terion undurchlässig ist. 

Die Technik war dieselbe wie die von Vilecki früher beschriebene 
{Arch. f. exper. Path., Bd. 39, 1897). Es zeigte sich ferner, dass nur 
dann Bakterien nachzuweisen waren, wenn Zellelemente des Blutes von aus 


dem Ureter direkt gewonnenem Harn auftraten. C. Funk. 
1476. Mironescu, Th., Bukarest. — „Über Iuypogenetische Nephritis.“ 
Romänia medicala, 1908, No. 12. ` 


Es wurde von verschiedenen Forschern die Aufmerksamkeit auf eine 
eigene Art von Nephritishingelenkt, deren Ursache in einer angeborenen mangel- 
haften Entwickelung beider Nieren, oder nur einer derselben zu suchen 
ist. Namentlich von Babes und seinen Schülern sind derartige, als 
hypogenetisch bezeichnete Nieren beschrieben worden, bei denen nicht 
nur gewisse Teile, wie z. B. die Malpighischen Körperchen oder die 
Arterien in der Entwickelung zurückgeblieben waren, sondern es sich um 
eine wahre Hypogenese des ganzen Organes handelte. Klinisch tritt die 
hypogenetische Nephritis durch den plötzlichen Anfang, der oft infolge einer 
leichten Infektion stattfindet, die bedeutende Hypertrophie des Herzens und 
die schwere meist tödliche Uraemie, In Erscheinung. Bei der Nekropsie 
findet man die Nieren viel kleiner als normal, mit embryonaler Lappung 
und viel tiefer gelegen, als sonst der Fall ist. Die Pyramiden sind kleiner 
und ihre Anzahl eine geringere. Als weitere fötale Zeichen bei hypo- 
genetischer Nephritis findet man glatte Muskelfasern in der Umgebung der 
Blutgefässe, eine bedeutende Menge von interstitialem Bindegewebe, oft von 
embryonalem Charakter, gebildet von mononukleären Zellen und Fibro- 
blasten. Im allgemeinen kann aber gesagt werden, dass die beschriebene 
Art von Nephritis nicht zu den häufigen Vorkommnissen gehört. 

E. Toff, Braila. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


147%. Kriehtopenko, A. K. — „Liexstirpation des capsules surrenales 
chez les lapins.“ Arch. des sciences biologiques, 1908, Bd. XII, p. 27. 
Nach seinen Untersuchungen an Kaninchen können diese Tiere trotz 
der Exstirpation beider Nebennieren weiter leben. Die Exstirpation der linken 
Nebenniere wird vom Tiere ohne jegliche Beschwerde ertragen. Wegen 
der tieferen Lage der rechten Nebenniere und der daraus erwachsenden 
Schwierigkeit der Operation liefert die Exstirpation der rechten Nebenniere 
eine höhere Mortalität. Die beider Nebennieren beraubten Tiere erliegen 
viel leichter als normale, interkurrenten Krankheiten. 
Robert Lewin. 
1478. Panella. — „Action du principe actif surrénal sur la  fatique 
musculaire.“ Arch. ital. de Biol., 48, p. 430. 

Mit Hilfe des aktiven Prinzips des Nebennierenextrakts (das Verf. als 
Myorhenin bezeichnet) kann man einen normalen Muskel länger arbeiten 
lassen als sonst, einem ermüdeten — jedoch nur dem nicht völlig er- 
müdeten — wieder erhöhte Arbeitsfähigkeit geben. Diese Resultate lassen 
sich leicht und schnell bei Sommerfröschen, aber nur schwierig und lang- 
sam bei Winterfröschen erzielen; bei Warmblütern nur dann, wenn diese 
Tiere durch tiefe Narkose oder Durchschneidung des verlängerten Marks 
annähernd zu Poikilothermen gemacht sind. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


1479. Livon, Ch. (Reun. biol., Marseille). — „Inexeitabilite de Uhypophyse.” 
Soc. biol., Bd. 65, p. 177, 24. Juli 1908. 

Die von anderen Autoren nach Reizung der Hypophysis beobachteten 
Zirkulationsstörungen scheinen auf einer unbeabsichtigten Mitreizung be- 
nachbarter Partien zurückzuführen sein. Nach Meinung des Verfs. bewirkt 
selbst die Abtragung dieses Organs keinerlei Veränderungen der Zirkulation. 

Ma. 


1480. Kehrer. — „Der Einfluss der Galle auf die Uterusbewegungen.“ 
Arch. f. Gyn., Bd. 84, H. 3. 

Nach derselben Methode, mit der die Einwirkung der Ergotinpräparate 
geprüft wurde, wurde auch die Einwirkung der Galle auf die Uterus- 
bewegung studiert. Durch Prüfung der verschiedenen Komponenten wurde 
festgestellt, dass die unzweifelhaft kontraktionserregende Wirkung der Galle 
bedingt ist durch ihren Gehalt an Cholalsäure. Im Gegensatz zu den 
Ergotinpräparaten kommt es dabei nach der zunächst erfolgenden Blutdruck- 
senkung nicht zu einer Steigerung desselben, sondern höchstens zu einem 
Ansteigen bis zur Norm. Die wehenerregende Wirkung der Galle gibt 
vielleicht eine Erklärung für das häufige Auftreten der Frühgeburt bei 
Icterus gravidarum. L. Zuntz, Berlin. 


1481. Ries, E. — „Vater- Pacinische Körperchen in der Tube.“ Zeitschr. 
f. Geb. u. Gyn., Bd. 62, H. 1. 

Das betreffende Gebilde wurde in einer Pyosalpinx gefunden. Es 
lag in der subserösen Ringmuskelschicht und zeigte einige Abweichungen 
von der normalen Form des Körperchens, muss aber doch als ein solches 
angesprochen werden. Ausser einem von denselben Verff. vor Jahren 
erhobenen gleichen Befund steht derselbe bisher einzig da. 

L. Zuntz, Berlin. 


1482. Wasenius, H. — „Experimentelle Untersuchungen über die Uterus- 
kontraktionen bei der Geburt, sowie über den Einfluss des Athers und 
des Morphiums auf dieselben.“ Arch. f. Gyn., 1908, Bd. 84, H. 3. 

Die Untersuchungen wurden nach der Methode von Westermark (Ein- 
führung eines kleinen Ballons in den Uterus und Aufschreiben der Wehen- 
kurven auf ein Kymographion) ausgeführt. Zunächst wurden die normalen 

Verhältnisse studiert, und dabei im wesentlichen die Resultate Westermarks in 

bezug auf die Form der Wehenkurve, Dauer und Häufigkeit der Wehen. 

Grösse des intrauterinen Druckes während der Pause und der Wehen be- 

stätigt. Bei denselben Patientinnen wurde dann das Verhalten nach Ein- 

leitung einer Äthernarkose oder nach Verabfolgung von Morphium studiert. 

Dabei ergab sich, dass die obstetrische und die tiefe Äthernarkose keinen 

Einfluss auf den intrauterinen Druck ausübt. Erstere verlängert nicht die 

Pause, was die tiefe Narkose tut. Beide Arten setzen die Schmerz- 

empfindung herab. Die Wehenkurve behält ihre Form. Während der 

obstetrischen Narkose tritt keine Abnahme der Wehendauer ein, dagegen 
wohl während der tiefen Narkose. Erstere hat keinen Einfluss auf die 

Kontraktionskraft des Uterus, letztere schwächt sie ab und kann sie für 

einige Zeit lähmen. Die leichte Narkose setzt die Bauchpresse etwas 

herab, die tiefere lähmt sie. Der Äther scheint zuerst stimulierend auf 
die Kontraktionskraft des Uterus zu wirken. Nach dem Aufhören der 

Narkose erlangen die Wehen spätestens binnen 20 Minuten ihre frühere 

Kraft wieder. 


— 563 — 


Morphium, in einer Dosis von 0,015 g subkutan im Beginn der Er- 
öffnungsperiode gegeben, verzögert die Geburt durch Verlängerung der 
Pause, Verkürzung der Wehen und Herabsetzung des Maximaldruckes. 
Die lähmende Wirkung dauert 3—3!/, Stunden. Am Ende der Eröffnungs- 
periode und während der Austreibungsperiode gegeben, scheint es so gut 
wie keinen oder nur einen geringen vorübergehenden Einfluss auf die 
Geburt auszuüben. L. Zuntz, Berlin. 


1483. v. Winiwarter, H. und Sainmont, G. (Embryol. Inst.. Lüttich). — 
„Über die ausschliesslich postfötale Bildung der definitiven Eier bei 
der Katze.“ Anat. Anz., Bd. 32, No. 23/24, 15. Juli 1908. 

Im Säugetierovar verfallen sämtliche Markstränge und alle Eier und 
Follikel der primitiven Corticalis dem Untergang. 

Die definitiven Eier entstammen entweder von indifferenzierten Zellen 
der zweiten Proliferation (Pflügersche Schläuche) oder Zellen der dritten 
Wucherung oder invaginations épithéliales. Die Elemente der einen oder 
anderen Herkunft zu unterscheiden, war nicht möglich. 

W, Berg. Strassburg. 

1484. Regaud, Cl. und Dubreuil, G. (Lab. d’histol. d. 1. Fac. d. méd. d. 
Lyon). — ,L'ovulation de la lapine n'est pas spontanée.“ Soc. biol., 
Bd. 64, H. 12, April 1908. 

Zum Beweise führten Verff. folgende Gründe an: 

Wenn man eine läufige Häsin mit einem Rammler zusammenbringt, 
vergehen immer mehrere Stunden zwischen dem ersten Coitus und dem 
Bersten der Follikel. 

Bringt man die läufige Häsin mit dem Rammler zusammen, verhindert 
aber die Begattung, so findet kein Bersten der Follikel statt. Solches er- 
folgt ohne Coitus nur ganz ausnahmsweise, besonders nach wiederholter 
starker sexueller Erregung der Häsin. Endlich, wenn man eine Häsin 
mehrere Wochen vom Rammler getrennt hält, findet man im Ovarium keine 
corpora lutea, die durch eine spontane Ovulation erzeugt sein könnten. 

Pincussohn. 

1485. Pearl, R. und Surface, F. M. (Biol. Lab., Maine Agric. Exp. Stat.). 
— „Resection and end to-end anastomosis of the oviduct in the hen, 
without loss of function.“ Am. Journ. of Physiol., Bd. 22, p. 357—361, 
Aug. 1908 

Ein Stück des Eileiters, 10 cm lang, wurde dieser Henne entnommen, 
und zwar entstammte das Stück dem albumenabsondernden Teile. Die 
Enden wurden dann zusammengenäht. Drei Monate später legte die Henne 
wieder wie zuvor normale Eier. B.-0. 


Tierische Wärme. 


1486. Rancken, Dodo und Tigerstedt, Robert (Physiol. Inst., Helsingfors), 
— „Weiteres über die Temperatur im Magen des Menschen.“ Skand. 
Arch. f. Physiol., 1908, Bd. 21. p. 80—88, 1 Taf. 

An einer wegen Ösophaguskarzinom mit Magentistel versehenen 
62jährigen Frau machten Verff. mittelst der bolometrischen Methode alle 
4 Minuten Temperaturmessungen im Magen und Rektum 18 Stunden 
hindurch. ' | 

Im allgemeinen verlief die mittlere Magentemperatur der Rektal- 
temperatur parallel: wenn diese stieg, nahm auch die Rektaltemperatur zu 
und umgekehrt. Die Differenz war nicht konstant. Die Magentemperatur 


— 564 — 


war in der Regel höher (maximal gegen 0,1 °) als die Rektaltemperatur, 
aber nicht selten niedriger. 

In bezug auf den Einfluss der Magenverdauung auf die Magentempe- 
ratur kommen Verff. zu dem Schlusse, dass die Steigerung zu gering ist, 
um sich einwandfrei nachweisen zu lassen. Vielleicht dürfte die höhere 
Magentemperatur von der Nähe der Leber herrühren, was indessen noch 
nicht als einwandfrei bewiesen erachtet werden kann. 

S. Schmidt-Nielsen. 


1487. Boldyreff, W. N. (Physiol. Lab. d. Milit.-med. Akad., St. Petersburg). 
— „Das Verhalten von Hunden, deren Schilddrüsen entfernt worden 
waren, zur hohen und niedrigen Temperatur des umgebenden Mediums 
und zur Erhöhung der eigenen Körpertemperatur.“ Russkij wratsch, 
1908, No. 27. 

Hunde, deren Schilddrüsen entfernt wurden, verlieren die Fähigkeit 
der Wärmeregulierung. Die Erwärmung erhöht bei ihnen die Temperatur 
um 4—5? C. über die Norm und ruft die charakteristischen Anfälle her- 
vor, die zuweilen auch ohnedies bei solchen Tieren beobachtet werden; die 
Abkühlung der Hunde setzt die Temperatur um 2—3°C. unter die Norm 
herab und kann den durch die Erwärmung hervorgerufenen Anfall*) wieder 
heilen. Da nach der Exstirpation der Schilddrüse bei den Hunden Störungen 
in der Tätigkeit der Atmungsorgane und des Blutkreislaufs, also der Appa- 
rate der Wärmeabgabe, beobachtet werden, so muss der Verlust der Fähig- 
keit der in oben erwähnter Weise operierten Hunde, ihre Körpertemperatur 
zu regulieren, zum Teil durch eine Störung in der Regelmässigkeit der 
Wärmeabgabe erklärt werden. Ferner zeigte der Vergleich der Versuche 
an Hunden mit gestörter Wärmeabgabe (A. M. Tscheschkoff, Diss.. Peters- 
burg, 1902), nämlich an solchen Hunden, denen am Halse beide Vagus- 
nerven durchschnitten waren, mit den Resultaten, die der Verf. an seinen 
Hunden erzielt hatte, dass im ersten Falle die Zerstörung des Wärme- 
austausches bei den Tieren viel weniger scharf ausgesprochen war, als im 
zweiten Falle. Darum erscheint der Gedanke ganz natürlich, dass es sich 
in den Versuchen des Verf. auch um eine Zerstörung der Wärmeproduktion 
handelt. Diese Vermutung ist umso natürlicher, da bei Hunden mit heraus- 
geschnittenen Schilddrüsen immer auch das System der quergestreiften 
Muskeln verletzt wird. dieses wichtigen Herdes, der den Organismus er- 
wärmt und die Wärmeproduktion reguliert. Die Selbsterwärmung des 
Organismus z. B. bei Muskelarbeit wirkt ähnlich wie die Erwärmung eines 
Tieres von ausserhalb. Die Versuche wurden an 10 operierten Hunden 
ausgeführt und waren von Kontrolluntersuchungen an normalen Tieren be- 
gleitet. Die Arbeit wird fortgesetzt. Autoreferat, 


1488. Weselkin, N. W. — „Über den Wärmeaustausch unter dem Ein- 
`- fluss von Kohlensäure.“ Russkij wratsch, 1907, No. 40. 

Der Verf. führte sieben Versuche mit Wärmeaustausch an Hunden 
aus, die Luft mit einem Gehalt von 10°/, CO, eingeatmet hatten: drei 
Versuche wurden an normalen, vier an fiebernden Tieren ausgeführt. 

Sowohl bei den normalen als auch bei den fiebernden Tieren erhöhte 
sich sowohl die Wärmeproduktion als auch die Wärmeabgabe, wobei die 


*) Diese Versuche sind so lehrreich und einfach, dass man sie in den Vor- 
lesungen den Studenten demonstrieren sollte. Zur Erwärmung und Abkühlung 
benutzt man am besten heisse und kalte Bäder. 


— 565 — 


Wärmeproduktion in ihrer Erhôhung hinter der Wärmeabgabe zurückblieb, 
wodurch ein Sinken der Temperatur der Tiere bedingt wurde. Vereinzelt 
steht ein Versuch da (bei Fieber) in welchem sich bei Einatmung von CO, 
die Wärmeproduktion und Wärmeabgabe verminderte, und wo die Abnahme 
der Temperatur durch ein im Vergleich mit dem Fehlen der Wärmeabgabe 
tieferes Sinken der Wärmeproduktion bedingt wurde. Zwischen normalen 
und fiebernden Hunden wurde ein gewisser Unterschied beziehentlich der 
einzelnen Arten der Wärmeabgabe bemerkt: bei den fiebernden Tieren 
wurde die Strahlungs- und Leitungswärmeabgabe weniger erhöht als bei 
den normalen Tieren, wobei die Erhöhung der Wärmeabgabe durch 
Wasserverdampfung bei diesen wie jenen Tieren ungefähr gleich war. 

Beim Versetzen der Tiere in die normale Atmosphäre stieg deren 
Temperatur, und zwar bei den normalen bis zur früheren Höhe, bei den 
fiibernden jedoch wurde dieselbe nicht erreicht. Der Mechanismus der 
Temperaturerhöhung bestand darin, dass sich die Erzeugung der Wärme, 
als auch deren Abgabe verminderten, die Wärmeproduktion jedoch in ge- 
ringerem Grade als die Wärmeabgabe. Hierbei gelangte suwohl bei den 
normalen als auch bei den fiebernden Tieren die Wärmeabgabe durch 
Wasserverdampfung, indem sie sich verminderte, nicht auf ihre ursprüng- 
liche Höhe, sondern umgekehrt: die Wärmeabgabe durch Strahlung und 
Leitung sank tiefer als diese. 

Schliesslich nimmt der Verf. auf Grund einiger seiner Ergebnisse an, 
dass die Erhöhung der Wärmeabgabe unter dem Einfluss von CO, primär 
eintritt, die Erhöhung der Wärmeproduktion aber sekundär, weshalb er 
geneigt ist, den Schluss zu ziehen, dass CO, eine niederdrückende Wirkung 
auf die chemischen Prozesse ausübt, die von der Wärmebildung im Orga- 
nismus begleitet sind. 

Die Arbeit wird fortgesetzt. Autoreferat (W. Boldyreff). 


Spocielle Bewegungslehre. 


1489. Ohlshausen, A., Hamburg. — „Kritik der Exnerschen Theorie des 
Zitter- oder Schwirrfluges.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 123. p. 433. 

Verf. hat die Exnersche Theorie von dem Schwirren der Vögel 
während des Segelns einer Kritik unterzogen und kommt dabei zu dem 
Resultat, dass das von Exner beobachtete Schwirren im Käfig sicher nichts 
mit dem Fliegen zu tun habe, denn die Stellung der Vögel sei dabei für 
den Flug möglichst ungünstig, und das Vibrieren fände auch nicht nur 
bei guten Seglern, sondern im Gegenteil gerade bei exquisiten Flatterern 
statt. Auch könne man das Vibrieren im Käfig auf mehrere Meter Ent- 
fernung deutlich sehen, während das hypothetische Vibrieren selbst auf ein 
Drittel Meter nicht sichtbar sei (wobei allerdings zu bemerken ist, dass 
Exner niemals behauptet hat, dass die Vögel beim ruhigen Schweben immer 
vibrieren, sondern nur dann, wenn sie hoch in der Luft lange Zeit ruhig 
liegen, nicht aber, wenn sie beim Umflattern von Menschen für kurze 
Augenblicke ihren Flug unterbrechen). Auch den Umstand. dass man den 
beim Vibrieren zu fordernden Ton niemals gehört habe, sowie einiges 
andere, zieht er zur Kritik heran, und wenn auch zweifellos manches 
hiervon im einzelnen berechtigt sein dürfte, so ist als prinzipieller Unter- 
schied zwischen Exner und seinen Gegnern festzustellen, dass diese glauben, 
ein stundenlanges Segeln ohne Anwendung von Muskelkraft, nur mit Aus- 
nutzung günstiger Windverhältnisse, sei möglich, während Exner offenbar 
mit Recht dieses aus physikalischen Gründen für unmöglich erklärt. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


— 566 — 


Specielle Nervenphysiologie. 


1490. Weber, E. (Physiol. Inst., Berlin). — „Über den Einfluss der Sen- 
sibilität auf die Blutfülle des Gehirns.“ Centrbl. f. Physiol., 190%, 
Bd. 22. p. 136. 

Verf. sucht die Unabhängigkeit der Vasomotoren der Hirngefässe vom 

allgemeinen Vasomotorenzentrum nachzuweisen. 

1. Wird beim curaresierten Tier das Rückenmark von der Medulla 
oblongata abgetrennt, diese dann gereizt, so zeigt das Hirnvolumen 
eine Zunahme statt einer Abnahme, die sich erwarten liesse, 
wenn sich die Hirngefässe verengten, wie es sonst Gefässe bei 
Reizung dieses Zentrums tun. 

Da jede allgemeine Blutdrucksteigerung infolge der Rücken- 
markdurchschneidung fehlt, so lässt sich die Erweiterung der Hirn- 
gefässe nicht so verstehen, als wäre eine etwa vorhandene Kon- 
striktion der Vasomotoren vom Blutdruck überwunden. 

2. Werden bei intaktem Zentralnervensystem sensible Nerven oder 
das Rückenmark selbst gereizt, so zeigt sich auch die Blutfülle 
und der Innervationszustand des Gehirns vom allgemeinen Blut- 
druck unabhängig; das Hirnvolum sinkt schon auf die Norm, 
während der Blutdruck noch weit davon entfernt ist. 

3. Nach völliger Zerstörung der Medulla, so dass alle Gefässreflexe 
von dorther ausgeschlossen sind, können durch Reizung der Hirn- 
rinde sämtliche Hirngefässe gleichzeitig beeinflusst werden. 

Verf. spricht sich daher für Annahme eines besonderen vasomnvto- 

rischen Zentrums im Hirnstamm aus, E. Laqueur, Königsberg. 


1491. Polimanti, O. (Pharmakol. Inst, Univ. Rom). — „Beitrag zur 
Physiologie der Varolsbrücke (Pons Varolü) und der Vierhügel (Cor- 
pora bigemina).* Arch. f, (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 271—309. 

Verf. spritzte Hunden und Katzen nach Freilegung des Vermis cere- 
belli mit einer langen Pravazspritze gefärbte Lösungen verschiedener 
Alkaloide in die Corpp. quadrigemina und den Pons ein. Ihre Verteilung 
in der Hirnsubstanz liess sich nach dem Tode des Tieres durch die Ver- 
färbung des Gewebes erkennen. 

Die Hauptbefunde sind etwa folgende: Morphium, Chinin, Curare er- 
regen, sobald sie in die Corpp. quadrigemina bzw. den Pons gelangen, 
Konvulsionen, die häufig zu echten epileptischen Anfällen führen. Ist die 
Substanz nur auf eine Hirnseite gelangt, so sind die motorischen Erschei- 
nungen: Reitbahn-, Rollbewegungen, abnorme Stellung der Wirbelsäule 
und Extremitäten, auf die entgegengesetzte Körperhälfte beschränkt. 

Nach Beendigung der Krämpfe machen sich Koordinationsstörungen 
geltend, die Gehen, Stehen usw. stark beeinträchtigen. Die Reflexe sind 
gesteigert, häufig treten Nystagmus, Sensibilitätsstörungen der Augen. 
Stimmveränderungen, Speichelfluss ein. 

Die Wirkung des Cocains lässt sich am besten unter dem Bilde eines 
stark übermüdeten Tieres verstehen: die Tiere liegen mit ausgestreckten 
Vorderbeinen auf der Seite oder dem Rücken; auf die Füsse gestellt, 
können sie keinen Schritt gehen, machen häufig Pendelbewegungen mit 
dem Kopfe. 

Verf. schliesst aus diesen Erfahrungen, dass ein Hemmungszentrum 
in den Corpp. quadrigem. bzw. dem Pons existiert, oder dass die Ver- 
loetzung dieser Teile obere Hemmungszentra des Hirns an ihrer Tätigkeit 


— 567 — 


verhindert. Ferner nimmt Verf. ein motorisches Zentrum in den Corpp. 
quadrigem. (ein mesencephalisches) an, das „in Verbindung mit den Ge- 
wichts- und Gehörswahrnehmungen* steht; ein ähnliches bestehe in der 
Brücke (ein metencephalisches), das „Verbindung mit den akustisch-facialen 
Aufnahmen hat, die uns zur Wahrnehmung des Gleichgewichts, des Um- 
gebungseindruckes und der Gesichtsempfindlichkeit führen müssten. Von 
diesen beiden Zentren soll der erste Anstoss zu den verschiedenen Be- 
wegungen ausgehen, die von anderen Teilen des Hirns aus verfeinert 
werden.“ 

Diese Annahmen sollen sich im wesentlichen den Munkschen An- 
schauungen anschliessen. wonach die Koordination für die Geh-, Kletter- usw. 
Bewegungen nicht vom Kleinhirn, sondern vom Hirnstamm geleistet wird. 

E. Laqueur, Königsberg. 
1492. Polimanti. — „Neue physiologische Beiträge über die Beziehungen 
zwischen den Stirnlappen und dem Kleinhirn.“ Arch. f. (Anat. u.) 
Physiol., 1908, p. 81. 

Verf. beschreibt sehr ausführlich die Geschichte eines Hundes, bei 
welchem die vollständige Entfernung des Kleinhirns und des linken Stirn- 
jappens in mehrfachen Operaiionen vorgenommen und der längere Zeit 
beobachtet worden ist. Er schliesst aus seinen vielseitigen, z. T. recht 
komplizierten und auffälligen Beobachtungen, dass eine gewisse Analogie 
zwischen der Tätigkeit der Stirnlappen und des Kleinhirns besteht, wobei 
allerdings der Einfluss der Stirnlappen auf das Gleichgewicht viel gröber 
ist als jener, den das Kleinhirn ausüben kann, was nach Verf. mit den 
feineren und komplizierteren Beziehungen und Strukturverhältnissen im 
hleinbirn zusammenhängt. G. F. Nicolai, Berlin. 


1493. Trendelenburg, W. — „Die Folgen der Längsdurchschneidung 
des Kleinhirns am Hunde.“ Arch. f. (Anat. u.) Pbysiol., 1908. p. 120. 
Verf. hat an 5 Hunden eine Durchschneidung des Kleinhirns in der 
Mittellinie vorgenommen, Bei dem wirklich geglückten Versuche waren 
die Symptome sehr gering, schon am zweiten Tage gingen die Tiere um- 
her, wobei nur eine tiefe Haltung des Körpers, eine etwas stärkere Ab- 
duktion der Beine und geringe Schwankungen des Gesamtkörpers bemerk- 
bar waren. Schon nach 14 Tagen ist nur noch eine gelegentliche geringe 
Unsicherheit bei Bewegungen nachweisbar, nach 3 Wochen auch dies 
nicht mehr. G. F. Nicolai, Berlin. 


1494. Roussy, Gustave und Rossi, Italo (Lab. de prof. François-Frank). — 
„Sur les troubles de la miction et de la défécation consécutifs aux 
lésions expérimentales du cône terminal ou de la queue de cheval chez 
le chien.“ Soc. biol., Bd. 64. H. 13, April 1908. 

Abtragung des conus terminalis oder der cauda equina erzeugt beim 
Hunde sehr erhebliche, noch nach 5 Monaten persistierende Störungen 
der Funktion der Blase und des Rectums, ein neuer Beweis, dass die 
Reflexzentren für Blase und Rectum im Sacralmark liegen. Wenn es wirk- 
lich Reflexzentren für Blase und Rectum im sympathischen System geben 
sollte, genügen sie sicherlich nicht für ein automatisches Funktionieren 
dieser Organe. Pincussohn. 


1495. Luna, E. (Anat. Inst., Palermo). — „Einige Beobachtungen über 
die Lokalisationen des Kleinhirns.* Anat. Anz., Bd. 32, No. 23/24, 
15. Juli 1908. 


_- 565 — 


Verf. fand im Kleinhirn des Hundes ein funktionelles Centrum für die 
Bewegung der vorderen Extremitäten im Lobus lunatus anterior und ein 
Centrum für die Bewegungen des Halses im Lobus simplex. Beide sind 
cortical gelegen. W. Berg, Strassburg. 


1496. Franeini, M. — „Sur la structure et la fonction des plerus cho- 
roidiens.“ Arch. ital. de Biol., Bd. 48, p. 352. 

Verf. hat histologisch die Sekretion des plexus choroideus an Fröschen. 
Meerschweinchen, Kaninchen und Hunden untersucht und überall ihr Vor- 
handensein — auch schon im fötalen Zustande feststellen können. Pilo- 
carpin verstärkte, Atroprin verminderte die Sekretion. Bei toxischen oder 
bakteriellen allgemeinen Vergiftungen nimmt zuerst die Sekretion zu. 
später ab. G. F. Nicolai, Berlin. 


1497. Lesbre, F. X. et Maignon, F. — „Contribution à la physiologie 
du pneumogastrique et de la branche interne du spinal.“ Journal de 
phys. et de patb. gén.. 1908, H. 3, p. 377—391 u. 415—429. 

Beim Schwein liegen besonders günstige anatomische Verhältnisse 
vor, welche es gestatten, die beiden Ursprungsnerven des Vagus, den 
eigentlichen X-Hirnnerven und den mit ihm verbundenen Spinalnerven von- 
einander zu isolieren und gesondert zu reizen. Dabei gelangen die Ver- 
fasser auf Grund ihrer Versuche zu folgenden Ergebnissen: 

Der eigentliche Vagus verhält sich wie ein rein sensibler Nerv und 
alle Erscheinungen, welche auf dem Gebiete der Motilität beobachtet werden, 
sind ausschliesslich der Reizung des Spinalnerven zuzuschreiben. Durch- 
schneidung der isolierten Nerven und die Beobachtung der Ausfalis- 
erscheinungen sowie das Auftreten von Muskeldegenerationen im Anschluss 
an die Sektion der Nerven und die Reizungsversuche beweisen die aufge- 
stellte Behauptung. 

Die sekretorischen Nerven für den Magen und das Pankreas, welche 
im Vagus verlaufen, gehören gleichfalls ausschliesslich dem Spinalnerven 
an, was nicht Wunder nehmen darf, da motorische und sekretorische 
Funktionen einander nahe stehen und beide durch zentrifugale Nerven- 
leitung bedingt sind. Im übrigen darf man nur den inneren Ast des 
Spinalnerven dem Vagus zurechnen, der Ramus ext. dagegen muss als e:n 
Ursprungsteil des XI. Hirnnervenpaares- betrachtet werden. Dafür spricht 
auch die vergleichende Anatomie, die zeigt, dass der Ramus int. sich 
immer mit dem Vagus verbindet, der Ram. ext. aber bei den Reptilien. 
Vögeln und manchen Säugetieren überhaupt fehlt. 

Der Ramus int. des Spinalnerven ist der wesentlichere Teil des ver- 
einten Vagus, da die Tiere nach Durchschneidung dieses Nerven sehr baid 
sterben, dagegen die Durchschneidung des eigentlichen Hirnnerven ohne 
sichtbare Störung überstanden wird. 

Wenn man das periphere Ende des durchschnittenen Vagus (im 
eigentlichen Sinne) reizt, äussert das Tier Schmerzen, und gleichzeitig le- 
obachtet man motorische Erscheinungen, welche aber lediglich durch 
reflektorische Erregung des Spinalnerven zustande kommen, da sie aus- 
bleiben, wenn man diesen Nerven beiderseits durchschneidet. 

Wahrscheinlich liegen bei den anderen Tieren die Verhältnisse ähnlich 
wie beim Schwein und nur der Ungunst der anatomischen Anordnung bei 
anderen Tieren ist es zuzuschreiben, dass die Ergebnisse der Versuche 
Claude Bernards und Chauveaus einander widersprechen. 

Kochmann, Greifswald. 


— 569 — 


1498. Fröhlich, A. und Loewi, O. (Pharmakol. Inst., Wien). — „Über 
vasoconstriktorische Fasern in der Chorda tympani.“ Arch. f. exper. 
Path., Bd. 59, p. 64, Juni 1908. 

Reizung der Chorda tympani erweitert die Gefässe der Speicheldrüse 
Nach intravenöser Zufuhr von Natriumnitrit (bzw. intratrachealer von Amyl- 
nitrit) aber verursacht Chordareizung entweder keine Vasoconstriction oder 
eine Vasodilatation. Die Versuche wurden an Katzen gemacht. 

Bei Hunden gelingt der Versuch nicht mit Sicherheit, doch ergab ein 
Fall von Chordareizung beim Hunde auch ohne Nitrit Vasoconstriction. 

Degenerative Exstirpation des gleichseitigen oberen Halsganglion 
ändert nichts an dem Verlaufe der Versuche, dagegen verhindert Atro- 
pinisierung vor der Nitritanwendung die Vasoconstriction durch Chorda- 
reizung (es tritt wieder Dilatation. ein), auch nachträglich zugeführtes 
Atropin hebt den constrictorischen Effekt auf. Im Gegensatz dazu reizt 
Pilocarpin die Constrictoren, so dass nach Nitrit zugeführtes Pilocarpin den 
Blutstrom stark hemmt, sogar völlig aufhebt; diese Wirkung wird durch 
Atropin aufgehoben und kommt am atropinisierten Tiere gar nicht zustande. 
Nach Nicotin tritt keine Constrietion ein, wohl aber ändert nach Nitrit ge- 
reichtes Nicotin nichts am Versuchsverlaufe. De norma überwiegen die 
Dilatatoren über die Constrictoren, daher Chordareizung zur stärkeren 
Durchblutung führt. Die Nitrite lähmen die Dilatatoren, worauf die Con- 
striettoren nachweisbar werden. Die so nachgewiesenen Vasoconstrictoren 
sind autonome Fasern (i. e. S.). (Verhalten gegen Atropin, Pilocarpin und 
nach Ganglionexstirpation.) W, Wiechowski, Prag. 


Ä Sinnesorgane. 

1499. Lemberger, Frieda (Physiol. Inst., Wien). — „Psychologische Unter- 
suchungen über den Geschmack von Zucker und Succharin (Saccha- 
rose und Kristallose).“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 123, p. 293. 

Die Süssempfindungen sowohl der Saccharose wie der Kristallose 
folgen annähernd dem Weber-Fechnerschen psychophysischen Gesetz, nur 
an der unteren und oberen Grenze finden sich, wie bei anderen Sinnes- 
empfindungen auch, Abweichungen. Ein Vergleich der mit den beiden 
Substanzen gewonnenen Resultate zeigte, dass durchaus nicht die einander 
entsprechenden Unterschiedsschwellen auch eine gleich intensive Süss- 
empfindung hervorriefen, dass also die Süssempfindung, wenn sie von Null 
um gleichviel eben merkliche Unterschiede angewachsen ist. eine andere 
Grösse hat, je nachdem Saccharose oder Kristallose als Reiz für den 
qualitativ gleichen Sinneseindruck benutzt wurde, wobei noch besonders zu 
bemerken ist, dass es nicht möglich war, Krystallose- und Saccharose- 
lösungen desselben Süssigkeitsgrades durch irgendwelche spezifischen Ge- 
schmacksempfindungen voneinander zu unterscheiden. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

1500. Zwaardemaker. — „Die vektorielle Darstellung eines Systems von 
Geruchskomponenten.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 51. 

Verf. hatte schon früher die quantitativon Beziehungen mitgeteilt, 
welche unter 9 Standart-Gerüche darbieten, wenn man von ihnen die 36 mög- 
lichen Kombinationen zu je zweien ausführt und ihre Intensität derartig 
abstuft, dass eine Aufhebung der Wirkung der beiden Gerüche auf das 
Bewusstsein stattfindet. 

Er versucht nun dieses unübersichtliche Material graphisch dadurch 
zur Darstellung zu bringen, dass er die einzelnen Gerüche als Vektor- 


— 570 — 


grössen einführt. Er begründet dies Verfahren dadurch, dass er sagt, ein 
Geruch habe nicht nur die Bedeutung einer einfachen Zahlengrösse wie 
Ton-, Tast- oder lokalisierte Schmerzempfindungen, sondern es komme 
ihm ausserdem noch eine unendliche Mannigfaltigkeit zu, die den Ver- 
gleich mit einer gerichteten Grösse notwendig mache. Die für die gesamte 
Sinnesphysiologie ausserordentlich interessanten Resultate lassen sich ohne 
eine detailliertere Schilderung des zugrunde gelegten Vektorensystem: 
nicht schildern. G. F. Nicolai, Berlin. 


1501. Henius, Kurt (Physikal. Abt. d. Physiol. Inst., Berlin). — „Über 
die Abhängigkeit der Empfindlichkeit der Netzhaut von der Flächen- 
grösse des Reizobjektes.“ Inaug.-Dissert., Freiburg i. Br. 1908, 24 p. 

Folgendes sind die wesentlichen Ergebnisse der Versuche des Verf.: 

Für die dunkeladaptierte Netzhautperipherie gilt bei Reizung mit weissem 


Licht die Pipersche Regel: „Lichtintensität X YFlächengrösse = Konst." mit 
grosser Annäherung bei Winkeln zwischen 1° und 10°. Bei grösseren 
Flächen ist die Abhängigkeit eine geringere. 

Für rotes Licht und Dunkeladaption gilt die Regel nicht, die Ab- 
hängigkeit ist hier eine wesentlich kompliziertere. 

Für die helladaptierte Netzhautperipherie gilt weder die Pipersche 
noch die Riccösche Regel (Lichtintensität X Flächengrösse = Konst.) all- 
gemein. Letztere gilt für Reizung innerhalb des fovealen Gebietes. 
Bei Reizung der Peripherie mit Flächen von 10° und mehr ist die Reiz- 
wirkung von der Flächengrösse vollständig unabhängig. 

Fritz Loeb, München. 
1502. Stigler, R. (Phys. Inst., Univ. Graz). — „Über das Flimmern der 
Kinematographen.* Pflügers Arch., 1908, Bd. 123, p. 224. 

Verf. versuchte die Tatsache, dass das lästige Flimmern bei kine- 
matographischen Darstellungen wegfällt, wenn man die einzelnen Bilder 
nicht kontinuierlich produziert, sondern jedesmal das Bild durch ein oder 
zwei Verdunkelungen einteilt, zu erklären. Er kommt zu dem Schluss. 
dass das darauf beruht, dass die Dauer des primären Anteiles einer Licht- 
empfindung um so kürzer ist, je länger der sie verursachende Lichtreiz 
gewährt hatte, und je grösser seine Intensität war, mit anderen Worten. 
dass die den Reiz überdauernde Empfindung um so rascher abnimmt, von 
einer je grösseren Lichtquantität sie verursacht worden war. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
1503. Marx, H. (Univ.-Ohrenklin., Heidelberg). — „Bemerkungen zur Frag" 
der sekundären Degenerationen nach Zerstörung des Ohrlabyrinths.“ 
Centrbl. f. Physiol., 1908, Bd. 22, p. 143. 
Erwiderung auf polemische Äusserungen Nattes (ibid., Bd. 21, No. 25). 
E. Laqueur, Königsberg. 
1504. Schulze, F, A. — „Monochord zur Bestimmung der oberen Hür- 
grenze und der Perceptionsfähigkeit des Ohres für sehr hohe Töne.” 
Zeitschr. f. Ohrenheilkde., 1908, Bd. 56, H. 2. 

Die Unzuträglichkeiten, die sich dem Verf. bei seinen Untersuchnngen 
über die obere menschliche Hörgrenze bei dem Gebrauch der Galtonpfeife 
ergeben haben, bestehend im Auftreten von Nebentönen und Ungenauig- 
keiten bei verschieden starkem Anblasen, veranlassten ihn, das Monochori 
zu verwenden. Er benutzt dabei die Longzitudinalschwingungen dünner 
Drähte. Der Draht ist zwischen zwei Klemmen eingespannt und kann 
durch eine dritte verschiebbare Klemme in verschiedene Teile abgegrenz: 


— 571 — 


werden. Der Ton wird durch sanftes Anreiben mit einem mit gepulvertem 
Kolophonium bestreuten Tuchläppchen erzeugt. 


Geeicht wird der Apparat durch Differenztonbestimmungen gegen 
zwei Stimmgabeln oder mit der Quinckesehen Interferenzröhre. 


Die Abweichungen, die durch Änderung der Spannung oder der 
Temperatur entstehen können, sind so gering, dass sie nicht in Betracht 
kommen. Edmund Davidsohn. 


1505. Waetzmann, E. D. (Physikal. Inst., Breslau). — „Die Wirkungsweise 
der Resonatoren im Ohre.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 123, p. 463. 


Unter der Voraussetzung, dass die Helmholtzsche Resonanztheorie des 
Hörens im wesentlichen richtig sei und dass also irgendwelche resonieren- 
den Gebilde im Ohre vorhanden sind, hat der Verf. den Versuch gemacht, 
über die physikalischen Eigenschaften dieser Resonatoren etwas auszusagen. 
Auf Grund eigener sowie älterer Versuche kommt er zu dem Resultat, 
dass die Abklingezeiten verschieden hoher Töne annähernd gleich lang sind 
und folgert daraus, dass die hochabgestimmten Resonatoren mehr Schwin- 
gungen ausführen als die tiefabgestimmten, ehe sie zur Ruhe kommen; 
demnach wären die ersteren schwächer gedämpft — aber schärfer abge- 
stimmt — als die letzteren. Die genauere Berechnung, die in der Arbeit 
in Kurvenform gegeben wird, zeigt ausserdem, dass der betreffende Re- 
sonator stärker mitschwingt, wenn der Erregungston um ein bestimmtes 
Intervall tiefer ist, als wenn er um das gleiche Intervall höher ist. 


Im Anschluss an diese Hypothese bespricht Verf. dann die Ein- 
wendungen von M. Wien gegen die Resonanztheorie, die wenigstens teil- 
weise durch die gemachten Annahmen entkräftigt werden sollen. Auch 
das Verhältnis dieser Theorie zur Harmonielehre und zu den anatomischen 
Befunden wird behandelt. G. F. Nicolai, Berlin. 


1506. Rothmann, M. — „Über die Ergebnisse der Hörprüfung an 
dressierlen Hunden.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 103. 

Verf., der die Kalischersche Dressurmethode andwandte. hat im 
Gegensatz zu jenem nicht Töne, sondern bestimmte Zurufe angewandt, 
Er hält diese Fleischdressur für eine wertvolle Bereicherung der physio- 
logischen Methodik. zur Erforschung des Zentralnervensystems. Seine 
Resultate, die bei Hunden mit teils totalen, teils partiellen Schläfenlappen- 
exstirpationen mit Ausschaltung der hinteren Vierhügel und der Corpora 
geniculata interna erzielt sind. weisen im Gegensatz zur Kalischerschen 
Auffassung sämtlich darauf hin, dass die hier in Betracht kommenden 
Hörreaktionen in der Grosshirnrinde zustande kommen, allerdings in einem 
etwas grösseren Areal, als H. Munk es für seine Hörsphäre in Anspruch 
genommen hat. Vor allem wäre der Gyrus sylviacus der Hörsphäre hin- 
zuzufügen. 

Ob die Ergebnisse solcher Dressur bindende Rückschlüsse auf die 
unter normalen Verhältnissen sich in der Runde abspielenden Hörreaktionen 
zulassen, möchte Verf. nicht mit Sicherheit behaupten. 

G. F. Nicolai, Berlin. 


1507. Trendelenburg und Kuhn. — „Vergleichende Untersuchungen zur 
Physiologie des Ohrlabyrinthes der Reptilien.“ Arch. f. Anat. u. Physiol., 
1908, p. 160. | 


— 572 — 


Die Untersuchungen sind an Eidechsen, Schlangen und Sumpfschild- 
kröten durchgeführt, weil diese Tiere möglichst verschiedenartige Be- 
wegungsformen, deren Kontrolle durch das Labyrinth man erwarten 
konnte, darbieten. Es werden 15 gut gelungene, mittelst einer genau 
beschriebenen Operationstechnik ausgeführte Versuche beschrieben, deren 
anatomische Ergebnisse kurz mitgeteilt werden. Als Resultat ergab sich, 
dass, wie bei allen Wirbeltieren — ausser den Fischen — auch bei den 
Reptilien nach einseitigem Labyrinthverlust der Kopf nach der Operations- 
seite mehr oder weniger geneigt gehalten wird. Nach doppelseitiger 
Operation tritt die auch bei höheren Tieren bekannte vermehrte passive 
Beweglichkeit des Kopfes auf. Die Ortsbewegungen zu Lande scheinen, 
abgesehen von dem geschilderten Verhalten des Kopfes, nur wenig gelöst 
zu sein, während sie beim Schwimmen sowie beim freien Halten in der 
Luft erheblicher sind, besonders ist dies bei einseitig operierten Schlangen 
auffällig. Die Störungen in den Kompensationsstellungen und -bewegungen, 
die nach Labyrinthexstirpationen auftreten, sind unter den Reptilien am 
besten bei Schildkröten zu beobachten. Sie entsprechen im wesentlichen 
dem, was auch von den Vögeln her bekannt ist. Am Schlusse erläutern 
die Verff. die Bedingungen, unter denen sich ihre Beobachtungen den 
Breuerschen Vorstellungen von der Reizung durch Endolymphströmungen 
subsummieren lassen. G. F. Nicolai, Berlin. 


Personalien. 

Berufen: Prof. Dr. E. Abderhalden alsOrd.Prof. f,Physiol.Chem. nach Tübiogen 
hat abgelehnt, dafür wurde Prof. Thierfelder dorthin berufen (an- 
nn) Prof. Dr. Hedinger zum Direktor des Senckenbergsichen 

nstituts in Frankfurt a. M. (abgelehut), dafür wurde Dr. B. Fischer- 

Bonn berufen und hat angenommen; Prof. Dr E. Hoffmann-Berlin 
nach Halle als a.-ord Prof. f. Dermat.; Prof. Dr. Lüthje-Frank- 
furt a. M. zum Ord. Prof. für inn. Med. nach Kiel; Dr. Gürber- 
Würzburg für Pharmak. nach Marburg (angenommen). 

Ernannt: 

Geh. Hofrat: Prof. Dr. Maurer-Jena (Anat.). 

Ausserordentl. Prof.: Dr. Heubner-Göttingen (Pharmak.); Prof. Dr. Römer- 
Marburg (Hyg.); Prof. Dr. Goldmann-Freiburg i. B. erhielt einen 
Lehrauftrag für experim. Pathol.; Dr. J. Tschujewsky-Kaxan 
(Pharmakci). f 

Ordentl. Honorar-Prof.: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E wald- Berlin. 

Ordentl. Prof.: Prof. Dr. Nagel-Berlin f. Physiol. in Rostock; Prof. Dr. 
Bürgi-Bern (Pharmak.); Prof. Dr. Moeller-Graz für Pharmakognosie 
nach Wien; Dr. Troitsky-Charkow (Kinderheilk.); Prof. Dr. Manca- 
Sassari (Physiol.); Dr. Vamossy-Budapest (Toxicol.). 

Prof.: Priv.-Doz. Dr.Steyrer undDr.Kopsch-Berlin; Priv.-Doz.Dr.Finkeln- 
burg und Esser-Bonn; Dr. J.G. Orchansky-Charkow, Dr. Sophie 
Kaschinskaja-Kasan (Neurol.); Dr, A. Hunter-Leeds (Biochemie); 
Dr. Lefeuvre-Rennes (Physiol.); Dr. G. Mann-New Orleans (Physiol. 

Zu Ehren-Doktoren der Universität Jena wurden ernannt: Prof. Overton- 
Lund, Prof. Bütschli-Heidelberg, Prof. Sir William Ramsay- 
London. 

Habilitiert: Dr. G. Freytag-München (Ophth.); Dr. Blum-Strassburg (inn 

ed.); Dr. Polya-Budapest (chir. Anat.); Dr. Fenyvessy-Budapest 

(Hyg.); Dr. Süpfle- Freiburg i. B. (Hyg.); Dr. Forschbach-Greifs- 

vid (inn. Med.); Dr. von Drigalski-Halle a. S.; Dr. Faulhaber- 

Würzburg (Radiologie); Dr. von Pirquet-Wien (Kinderheilk.); Dr. 

Ranke-Heidelberg; Dr. Krusius-Marburg (Ophthalm.); Dr. von 

Bergmann (inn. Med.); Dr. Bartels (Anat.); Dr. Thorner (Oph- 

thalm,); Dr. U. Friedemann (Hyg.), sämtl. in Berlin. 


Gestorben: Prof. Dr. G. J. Preston (Physiol.) in Baltimore. 





; = Biophysikalisches Centralblatt 


Bd. HI. N ovemberheft Non. 19. 





Physik. 


1508. Gerhartz, Heinrich (Med.-poliklin. Institut d. Univ., Berlin). — „ Regi- 
strierung von Bewegungsvorgängen mit feuchten Membranen.“  Pflügers 
Arch., 1908, Bd. 124, p. 526—528. 

Mitteilung folgender leicht improvisierbaren und grosse Ausschläge 
zulassenden Registriermethode: Auf die Mitte einer Seifenlamelle kommt 
ein versilbertes Glimmerplättchen, das mit einem Fädchen vom Rande her 
fixiert wird, zu liegen. Dieses Spiegelchen macht die Bewegungen der 
Seifenmembran mit. Lässt man also einen Lichtpunkt avf das Plättchen 
fallen, so kommen die Exkursionen der Membran in den Bewegungen des 
reflektierten Strahles zum Ausdruck. 

Für sehr exakte Registrierung von Pulsionen geringer Amplitude sind 
nur trockene Membranen brauchbar, weil sich nur bei diesen vollständig 
korrekte Vorrichtungen zur Übertragung der Membrandurchbiegungen an- 
bringen lassen. Autoreferat. 


1509. Wedensky, N. E., St. Petersburg. — „Em neuer Induktions- 
apparat für Reizung mit ausgeglichenen und nicht ausgeglichenen 
Induktionsströmungen.“ Mit 2 Figuren. Zeitschr. f. biol. Technik, 
1908, Bd. I, H. 2. 


1510. Frank, Otto (Physiol. Inst., Giessen). — „Ein Kymographion für 
photographische an ung.“ Mit 2 Figuren. Zeitschr. f. biol. Technik, 
1908, Bd. I, H. 


1511. Bethe, Albrecht (Physiol. Inst., Strassburg). — „Ein handlicher 
Apparat zur mechanischen Reizung.“ Mit 2 Figuren. Zeitschr. f. biol, 
Technik, 1908. Bd. I, H. 2. 


1512. Bethe, Albrecht (Physiol. Inst., Strassburg). — „Die Verwendung 
des Solenoids zum langsamen Aufsetzen und Abheben von Gewichten, 
oder zur Veränderung ihres Druckes gegen die Unterlage.“ Mit 
1 Figur. Zeitschr. f. biol. Technik, 1908, Bd. I, H. 2. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


1513. Ceconi, A. (Med. Klin., Turin). — „Il problemo della vita nelle 
moderne teorie fisico-chimiche.“ (Das Problem des Lebens nach den 
modernen physikalisch-chemischen Theorien.) Biologica, 1908, Bd. I. 

Verf. erwähnt zunächst die wichtigsten Ergebnisse der Physiologie 
der niederen Wesen und des Menschen, die in den modernen Lehren der 
physikalisch-chemischen Wissenschaft ihre Deutung finden können. 

Ferner hebt Verf. hervor, dass eine solche Deutung immer mangel- 
haft bleibt, indem sie nur einzelne unter den mannigfaltigen Offenbarungen 
des Lebens erklärt, so dass der Nachweis einer ausschliesslich physi- 
kalischen Tätigkeit des lebendigen Stoffes noch nicht geliefert wurde. Aus 

Biophysik. Centralbl. Bd. III. 4] 


— 514 — 


einer solchen Sachlage geht die Notwendigkeit hervor, das Vorhandensein 
eigentümlicher vitaler Kräfte anzunehmen, wie selbst hervorragende Physi»- 
logen, welche die Bedeutung der physikalischen Gesetze in ihrer An- 
wendung auf die Biologie anerkennen, zuzugeben nicht abgeneigt sind. 
Dass wir nichts Näheres über solche vitale Energien wissen, ist kein 
Grund dafür, dass wir deren Vorhandensein nicht annehmen dürfen. denn 
wir sind auch über das Wesen der Elektrizität nicht näher unterrichtet, 
obwohl dieselbe uns bekannten Gesetzen gehorcht und den Zwecken Jes 
Menschen dient. In der Zukunft mögen diese Lebenskräfte vielleicht als 
eigenen Gesetzen gehorchend erscheinen, möglicherweise aber werden sie 
in den Bereich der Physik aufgenommen werden, falls man zu der Erkennt- 
nis bisher unbekannter Gesetze gelangt, welche uns über jene Energien 
aufzuklären vermögen. Jedenfalls dürfen wir heute eine derartige Deutung 
nicht von vornherein ablehnen, da diese Annahme mit dem wissenschaft- 
lichen Materialismus, der der Biologie zugrunde liegt, nicht im Gegen- 
satz steht. Ascoli. 


1514. Künkel. K. — „Vermehrung und Lebensdauer der Nacktschnecken.” 
Verh. d. Dtsch. zool. Gesellsch., 18. Jahresvers., 1908, 8 p. 

Die Arbeit enthält Angaben über die Dauer des Embryonallebens, die 
Zeit bis zur Geschlechtsreife, die Zahl der Eiablagen und der Eier und das 
Alter mehrerer Nacktschnecken der Gattungen Limax, Agriolimax, Amalia 
und Arion. Verf. berichtet über einige Ergebnisse vieljähriger Versuche. 

Das Leben dieser Tiere spielt sich in Zeitläuften ab, die bei einigen 
Arten noch nicht ein Jahr, bei anderen bis drei Jahre umfassen. Die Ei- 
ablage erfolgt bei allen mehrmalig, in Zwischenräumen von mehreren Tagen. 
Eine Kopulation genügt für alle Eiablagen. Die Gesamtzahl der Eier. die 
ein Tier bis zu seinem Tode legt, schwankt bei jeder Art innerhalb ge- 
wisser Grenzen, bei allen zusammen zwischen 150 und 834, sie ist also in 
jedem Falle recht gering. 

Die Dauer der Embryonalentwickelung ist von der Temperatur ab- 
hängig, sie hat ein Optimum bei 18 bis 25° C. V. Franz. 


1515. Poll, H. und Tiefensee, W. — „Mischlingsstudien: die Histoluyre 
der Keimdrüsen ber Mischlingen.“ Sitzber. d. Ges. Naturf.-Freunde Berlin, 
Jg. 1907, p. 157—166. 

Entenmischlinge (Cairina X Anas und Anas X Uairina) entwickelten, 
sobald sie zur Spermiogenese schritten, zwar Spermogonien und Spermioreyten. 
letztere über die Synapsisphase hinaus bis zur ersten Teilung: jedoch nie 
weiter. Die Verfi. bezeichneten sie als steironoth (d. h. obligatorisch un- 
fruchtbar) im Gegensatz zu tokonothen Bastarden, die auch fruchtbar sein 
können. So sind Finkenbastarde bald fruchtbar, bald unfruchtbar. Ihr 
Hoden ist demgemäss sehr verschieden entwickelt, jedoch fehlen ihnru 
niemals vollendete Spermien ganz. Mithin unterscheidet sich der unfruch:- 
bare tokonothe Bastardhoden selbst von steironothen, ebenso unfruchtbaren 
sehr scharf. Die Spermiocytenmitose bildet den Grenzstrich. 

V. Franz. 

1516. Haecker, Valentin (Zool. Inst. d. techn. Hochsch., Stuttgart). — „Uber 
Axolotikreuzungen. II. Mitteilung. Zur Kenntnis des partiellen 
Albinismus.“ Verh. d. Dtsch. Zool. Ges., 18. Jahresvers., 1905, p. 194 
bis 205. 

Weisse (albinotische) Axolotlen mit schwarzen gekreuzt, ergeben nur 


=. 


schwarze Nachkommen, also schwarz dominiert über weiss. Diese 
schwarzen, heterozygoten Tiere, unter sich gekreuzt, ergeben schwarze und 
weisse Nachkommen im genauen Verhältnis von 3:1, also genau nach den 
Mendelschen Regeln. Schwarz ist dominant, weiss rezessiv. 

Die nunmehr entstandenen albinotischen Tiere sind jedoch nicht rein 
weiss, wie man erwarten sollte, sondern zeigen eine mehr oder minder 
starke Tendenz zur Schwarzfärbung. Sie kann in zwei Formen auftreten, 
indem die Tiere entweder am Rücken grau, oder aber schwarz-weiss-me- 
tamer gescheckt sind, was übrigens erst bei einigem Lebensalter recht 
deutlich in die Erscheinung tritt. Das sind Tatsachen, denen die einfachen 
Mendelschen Vererbungsregeln nicht gerecht werden. Kreuzte man den 
metameren Scheck mit heterozygoten schwarzen Individuen, so verhielt er 
sich trotz der Mischfärbung hinsichtlich der Vererbung wie ein rein re- 
zessives Tier: die Nachkommen waren zur einen Hälfte schwarz, zur 
andern weiss mit Hinneigung zur Schwarzfärbung. 

Verf. fasst den Albinismus als Hemmungsbildung auf und erklärt es 
sich hieraus, dass er mehr fluktuierenden als permutierenden Charakter 
zeigt. V. Franz. 


1517. Loeb, J. (Herzstein Lab., Univ. of California, Berkeley). — „Über 
den Temperaturkoeffizienten für die Lebensdauer kaltblütiger Tiere 
und über die Ursache des natürlichen Todes.“ Pflügers Arch., 1908, 
Bd. 124, p. 411. 

Verf. versucht die Frage zu entscheiden, ob die chemischen Prozesse, 
welche der Entwickelung zugrunde liegen, identisch mit den Prozessen 
sind, welche den Tod bestimmen: im Falle der Identität müssten die 
Temperaturkoeffizienten für die Lebensdauer eines Organismus und für die 
Geschwindigkeit seiner Entwickelung übereinstimmen. Diese Grössen 
werden an Seeigeleiern bestimmt. 

Der Temperaturkoeffizient der Lebensdauer wird ermittelt, indem eine 
grosse Zahl frisch befruchteter Eier in Wasser von bestimmter Temperatur 
gesetzt wird; nach einer verschieden langen Zeit wird eine Anzahl in 
Wasser von Zimmertemperatur gebracht. Steigen sie in diesem an die 
Obertläche, so sind sie noch entwickelungsfähig, bleiben sie unten liogen, 
so sind sie krank und sterben hinterher. 

Auf diese Weise lässt sich für jede Temperatur diejenige Zeit ermitteln, 
über welche hinaus die Eier den Aufenthalt nicht vertragen: sie beträgt 
2. B. für 30° > 4’ und < 5’; für 29° > 6’ und < 7’ Aus den Beob- 
achtungen zwischen 32° und 20° ergibt sich als Temperaturkveffizient der 
enorme Wert von ungefähr 2 pro Grad. Für befruchtote Eier fand sich bei 
etwas modifizierter Methode die gleiche Zahl. Ist die Lebensdauer der Larven 
für eine Temperatur T? bekannt und gleich D, so ist die Lebensdauer bei 
der Temperatur (T — n) Grad gleich 2 D. Die Zersetzung der Antigene 
hat einen Temperaturkoeffizienten von derselben Grüssenordnung. 

Als Temperaturkoeflizient für die Geschwindigkeit der Entwickelung, 
und zwar wurde die verschieden lange Zeit gemessen, die bei verschiedenen 
Temperaturen zwischen Befruchtung und erster Furehung vergeht, ergab 
sich als mittlerer Wert für eine Temporaturerhöhung von 10° der Wert 
2,86; er steht in Übereinstimmung mit früheren Berechnungen Peter's, die 
am Froschei gewonnen wurden. 

Aus der Verschiedenheit der Temperaturkoeffizienten für die Lebens- 
dauer und für die Entwickelung (für 10° wie 1000 zu 2,8) lässt sieh 

41* 


— 5716 — 


schliessen, dass die chemischen Prozesse, welche das Alter und den 
natürlichen Tod bestimmen, völlig verschieden sind von denen, die die 
Entwickelung bestimmen. 

Diese Ansicht sieht Verf. durch folgende Tatsache gestützt: auf der 
Oberfläche des arktischen Meeres findet sich eine viel reichere Flora und Fauna 
als auf der Oberfläche von Meeren wärmerer Zonen. Da eine Temperatur- 
erniedrigung von 20° die Lebensdauer millionenfach vergrössert. die 
Entwickelungszeit aber nur um das Neunfache verlängert, so müssen 
in der arktischen Zone viel mehr Organismen gleichzeitig bestehen. 

E. Laqueur, Königsberg. 
1518. v. Wasiliewski, Th. und Hirschfeld, L. (Inst. f. Krebsf., Heidel- 

berg). — „Über den Einfluss der Fulguration auf die Lebensfühig- 
keit von Zellen.“ Münch. Med. Woch., Bd. 55, H. 37, Sept. 1908. 

Verff. können der Fulguration eine besonders energisch keimtütenie 
Kraft auf B. fluorescens, typhi, coli, prodigiosum, Micrococcus neoformans, 
Staphylococcus aureus, Saccharomyces neoformans nicht zuerkennen. Da- 
gegen ist sie anscheinend imstande, vereinzelte oberflächlich ausgebreitete 
und dem Funken auf der Agaroberfläche leicht zugängliche pflanzliche 
Parasiten bei genügend langer Einwirkung zu töten. Was die Einwirkung 
der Fulguration auf die Krebszelle betrifft, so wurde sie sowohl in vitro 
wie in situ untersucht. Bei den Versuchsbedingungen in vitro kommen 
neben der Beblitzung noch die Einflüsse der Erwärmung und Austrocknung 
in Betracht. Die Hitzewirkung lässt sich durch gleichzeitige CO,-Anwendung 
aufheben. 

Zu genauen Schlussfolgerungen sind die Versuchsreihen noch zu 
klein. Von besonderem Interesse ist indessen ein vergleichender Hinweis 
auf die Empfindlichkeit der Mäusegeschwulstzellen gegen Strahlen ver- 
schiedener Art. Radiumstrahlen entfalteten erst nach 3 Stunden eine ähn- 
liche Wirkung wie Fulguration (ohne CO,) nach 30 Minuten (Abtötung des 
Gewebes). In derselben Versuchsreihe blieben 30 Minuten mit Fulguration 
+ CO, sowie 60 Minuten mit Röntgenstrahlen behandelte Tumorzellen 
völlig unversehrt. W. Wolff. 


1519. Stübel, Hans (Physiol. Inst.. Jena). — „Zur Kenntnis der Plasma- 
strömung in Pflanzenzellen.“ Zeitschr. f. allg. Physiol., 1908, Bd. VII, 
p. 267—290. 

Nach Besprechung der Ansichten von Max Schultze, Brücke. Verworn. 
Heidenhain und Rhumbler über die Natur der Plasmabewegung, berichtet 
Verf. über eigene Untersuchungen, die er an den Blütenhaaren von Cucur- 
bita, Staubfadenhaaren von Tradescantia, Wurzelhaaren von Hydrocharis 
morsus ranae und Trianea bogotensis, ferner an den Epidermiszellen von 
Elodea canadensis und densa und Vallisneria, wie an Nitella ausführte. 
Die feinere Plasmastruktur betreffend, konnte Verf. bei Cucurbita nur zwei 
der von M. Heidenhain beschriebenen Typen beobachten, während sich 
fibrillierte Plasmastränge und inotagmenartige Fäden nicht auffinden liessen. 
ebensowenig in den Zellen der Characeen. Die Beobachtungen an Cucur- 
bita und Hydrocharis sprachen entschieden gegen kontraktile Fibrillen- 
systeme und für eine fortwährend wechselnde Schaum- und Körnchen- 
bewegung. Zwischen Rotations- und Zirkulationsbewegung besteht sicher 
keine prinzipielle Verschiedenheit. 

Elektrische Reizversuche an Hydrocharis liessen eine polare Erreg- 
barkeit des Protoplasma nicht feststellen. Bei Durchleiten eines konstanten 


M ner 


=a D 


Stromes für kurze Zeit ballt sich das Plasma zu Klumpen und zeigt 
amöboide Bewegung, Verlangsamung und Stillstand. Bei Nitella befindet 
sich die Hauptmasse des plasmatischen Zellinhaltes auch abgestorben in 
zähflüssigem Zustande und löst sich nicht in dem Medium auf. 

Bei Versuchen, pflanzliches Protoplasma ausserhalb der Zellen lebend 
zu erhalten, erwies sich eine Mischung von Kaliumnitrat, Kaliumchlorid 
und Natriumchlorid als günstig, noch besser isotonische Lösungen, teils 
aus Salzlösungen, teils aus Dekokten der betreffenden Pflanzen. 

Mangold, Greifswald. 
1520. Hadley, P. B. (Biol. Lab., Brown Univ.) — „The behavior of the 
larval and adolescent stages of the American lobster (homarus ameri- 
canus)“ Journ. of Comp. Neurology & Psychology, Bd. XVII, p. 199 
— 301, Juni 1908. 

Larven und junge Krebse zeigen phototropisehe und photopatisehe 
Reaktionen. Während 2 Tagen nach dem Auskriechen ergaben die Larven 
positive und nachdem negative phototaktische Reaktionen. 
zweiten Stadium werden sie wiederum positiv. 

Die Reaktionen wechseln sodann mit der Periode des Wachstums, 
Auch zeigen die Krebse sodann wechselnde Orientationen gegen verschiedene 
Liehtstärke. Andere Faktoren beeinflussen dann ihr Verhalten gegen Licht, 
2. B. das Tastungsvermögen. 

Die Larven besitzen 

l. Körperorientation, 

2. progressive Orientation. 

Erstere ist negativ und wird durch die Beleuchtung der Augen be- 
stimmt. Reflexe bringen die Längsachse des Körpers parallel den Strahlen. 
Der Kopf wird von der Lichtquelle abgedreht. Letztere ist positiv oder 
negativ und wird dureh die Stellung der Brustanhängsel bestimmt. 

Die Larven orientieren sich gegen dunkele und 


Kurz vor dem 


lichte Hintergründe. 
B.-0. 
1521. Kammerer, Paul (Biol. Versuchsanst., Wien). — „Experimentell erzielte 
Übereinstimmung zwischen Tier und Bodenfarbe.* Vortrag. Verhandl.” 
Zool. Bot. Ges., Wien, Bd. 58, p. 126—130, März 1908. 

Bei Bufo vulgaris wird das Braungrau der Oberseite auf gelber Lehm’ 
erde rotgelb, auf schwarzer Erde schwarz schattiert. Salamandra maculosa. 
wenn auf Humus gehalten, verliert fast die gelben Flecke; das Gelb wird 
hingegen vorherrschend, wenn auf Lehm gehalten. Der erstere Prozeß geht 
durch Abrundung, Verkleinerung, endlich Schwund vieler Flecke vor sieh: 
der letztere kann zweierlei Wege einschlagen: entweder Vergrößerung, Aus- 
buchtung, Zusammenfliessen der ursprünglichen Fleeke, : oder Entstehung 
neuer, zunächst blasser, kleiner, tropfenförmiger Flecke zwischen den alten. 
Beides oft an demselben Exemplare. Je jünger die Versuchstiere, desto 
rascher und vollständiger die Umfärbung. Isolierung der in den Erdsorten 
komplex enthaltenen Faktoren ergibt Lieht- und Feuchtigkeitswirkung (Nässe 
begünstigt Gelb, Trockenheit schwarz) als massgebend. 

Über einige weitere, in bezug auf Farbanpassung im Individualdasein 
gewonnene Ergebnisse, die im referierten Vortrag mitgeteilt wurden, aber 
noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen anderer Mitglieder der Bio- 
logischen Versuchsanstalt entstammen, soll an dieser Stelle erst nach Er- 
scheinen der betreffenden Arbeiten berichtet werden. 


Autoreferat. 


=: Be 


1522. Stevens, N. M. (Biol. Lab., Bryn Mawr College). — „The chromo- 
somes in Diabrotica vittata, Diabrotica soror and Diabrotica 12-punctata, 
a contribution to the literature on heterochromosomes and sex deter- 
mination.“ Journ. of exp. Zoology, Bd. V, p. 453—469, Juni 1908. 
Bei Diabrotica vittata sind 21 Chromosomen vorhanden, 10 gepaarte 
und 1 Heterochromosom. Bei D. soror und 12-punctata wurden 19 vor- 
gefunden, 9 gepaarte und 1 ungepaartes. Letzteres verhält sich wie die 
ungepaarten anderer Coleoptera. B.-0. 


1523. Oes. Adolf. — „Über die Autolyse der Mitosen.“ Inaug.-Diss.. 
Basel, 1908, 32 p. IT. 

1. Die wachstums- und teilungsfähigen Zellen enthalten ein chromatin- 
lösendes Enzym (Nuklease), welches bei Zusatz von Toluol. 
Chloroform, Karbolsäure, Kochsalz usw. die angefangenen Mitosen 
löst. 

2. Die Nuklease greift am schnellsten die Meta-, Ana- und Telo- 
phasen, langsamer die Prophasen und sehr langsam die ruhenden 
Kerne an. 

3. In autolysierten Objekten sind keine Spindelfasern mehr zu er- 
kennen, während Kernmembran und Nukleolus des ruhenden 
Kernes erhalten bleiben. 

4. Temperaturen von 30—40° C. fördern die Autolyse; höhere Hitze- 
grade (30—90°) heben sie vollständig auf. 

5. Geringe Mengen verschiedener Neutralsalze (NaCl, NaNO,, KNÜ,) 
begünstigen die Autolyse, andere (MgSO, CuSO,, AL{[SO,],) 
wirken hemmend. 

6. Die Nuklease ist sehr empfindlich gegen freie Säuren, ertragt 
jedoch ohne Schaden schwach alkalische Reaktion. 

7. Die Nukleine werden wahrscheinlich nicht nur gelöst, sondern 

auch tief gespalten. 

. Wie die Versuche mit Extrakten zeigen, wird das Chromatin auch 
nach der Fixierung durch Alkohol noch enzymatisch gelöst. 

. Die von Strasburger und anderen Autoren beobachtete Abnahme 
der chromatischen Substanz in den Telophasen ist wahrscheinlich 
der Tätigkeit des genannten Enzyms zuzuschreiben. 

10. Die vorliegende Arbeit spricht gegen die Hypothese von der aus- 

schliesslichen Übertragung der erblichen Eigenschaften durch das 
Chromatin. Fritz Loeb, München. 


© œ 


1524. Loeb, Jacques (Herzstein Res. Lab. Berkeley, Cal). — „Weitere 
Versuche über die Entwickelungserregung des Seeigeleies durch das 
Bluiserum von Säugetieren.“ Pflügers Arch., Bd. 124, p. 37— 51, Aug. 
1908. ` 

Blutserum vom Rind oder Schwein ist ebenso wie das Serum des 
Kaninchens imstande. die Membranbildung beim Seeigelei und damit die 
Entwickelung desselben hervorzurufen. 

Bei Erwärmung der Eier auf 31—32° tritt eine plötzliche Zunahme 
der Empfindlichkeit gegen die Einwirkung des Blutserums ein. Die Wirk- 
samkeit der entwickelungserregenden Substanz des Btutserums wird durch 
eine Erwärmung auf 73° nicht abgeschwächt. Es werden Gründe an- 
geführt, dass die wirksame Substanz keine Fettsäure oder Seife ist. 


se BO = 


Die entwickelungserregende Wirkung des Säugetierserums auf das 
Seeigelei wird durch Zusatz von Strontiumchlorid .erheblich erhöht. Vier- 
maliges Ausschütteln des Serums mit Äther schwächt die Wirksamkeit 
nicht. Fällt man das Serum mit Aceton, so gibt der Niederschlag nach 
dem Trocknen an Seewasser eine Substanz ab, welche ungefähr ebenso 
wirksam ist wie das natürliche Serum. 

Den Anlass zur Entwickelung sieht Verf. in dem der Membran- 
bildung zugrunde liegenden Vorgange und ist geneigt, diesen für einen 
rein physikalischen zu halten, nämlich für eine Modifikation gewisser 
Lipoide an der Oberfläche des Eies, infolge deren Oxydationsvorgänge 
im Ei angeregt werden. Es gelang auch, Eier ohne Membranbildung 
zur Entwickelung schwimmender Larven zu bringen. 

Mangold, Greifswald. 
1525. Loeb, Jaques (Herzstein Res. Lab. Berkeley, Cal). — „Über die 
osmotischen Eigenschaften und die Entstehung der Befruchtungs- 
membran beim Seeigelei.* Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 26, p. 82—88, 
Juli 1908. 

Membranbildung ist Entwickelungsbeginn. Tritt ein Spermium ins 
Seeigelei, so umgibt sich dieses mit einem wasserklaren Hof, dem 
Membranraum, dessen äussere Grenze die Membran ist. Sein Inhalt 
besteht nicht aus Gallerte, weil die Blastula, ehe sie die Membran ver- 
lässt, ungehindert darin rotiert, sondern aus Seewasser und einer kolloi- 
dalen Flüssigkeit. 

Setzt man dem Seewasser, worin besamte oder mit Fettsäure be- 
fruchtete Eier liegen, Serum oder Eiweiss oder Gerbsäure zu, So ver- 
schwindet die Membran; in normales Seewasser zurückgebracht, stellt sie 
sich wieder her. Der kolloidale Zusatz zum umgebenden Seewasser übt 
osmotischen Druck aus und kann nicht durch die Membran nach innen 
diffundieren, wohl aber das Seewasser des Membranraumes nach aussen; 
dies führt zum Kollaps der Membran. Wird die Seewasserkonzentration 
durch destilliertes Wasser verringert oder durch NaCl erhöht, so ändert 
sich das Volum des Zellplasmas, während der Membrandurchmesser gleich 
bleibt. (Dies gilt für Strongylocentrotus; bei Arbacia kann die Membran in 
verdünntem Seewasser platzen.) 
| Die Membran hat Kugelform, folglich ist sie gespannt durch einen 
Übcrdruck im Membranraum. Da aber das Seewasser in ihm die Membran 
passieren kann, so muss eine zweite, aus dem Ei stammende, vermutlich 
kolloidale Substanz sich darin befinden, welche nicht diffundieren kann. 
Sie erklärt auch die Wiederherstellung der in eiweisshaltigem Seewasser 
kollabierten Membran nach Zurückbringen der Eier in Normalwasser. 

Daraus ergibt sich die Kraft der Membranabhebung. Das Ei scheidet 
eine Spur kolloidaler, im Seewasser löslicher Substanz aus. Letztere zieht 
aus dem Medium Seewasser, welches durch die Membran zu gehen vermag, 
so lange an, bis die Spannung der Membran jenem osmotischen Überdruck 
Gleichgewicht hält. Sonach stammt die Flüssigkeit des Membranraumes 
von aussen (ist Seewasser), abgesehen von einer kleinen Menge des innen 
Sezernierten Kolloids. Dies wird dadurch bewiesen, dass das Volum des 
Zytoplasmas vor Befruchtung und nach Membranbildung nicht nachweisbar 
verschieden ist. 

Alle Stoffe, welche beim Einwirken auf tiefere Eischichten Cytolyse 
herbeiführen, bilden Membranen, wenn sie nur Zeit haben, auf die Eiober- 
fliche zu gelangen. Beruht Cytolyse auf Zustandsänderung der Zell-Lipoide, 


— 580 — 


so beruht Membranbildung eben darauf. Jene Änderung besteht aus Flui- 
ditätserhöhung. Die Membranbildung beginnt mit Rauhwerden der Eioher- 
fläcbe, und in ihren Vertiefungen entstehen kleine, später zusammen- 
fliessende Bläschen, welche den am Lecithin usw. wahrnehmbaren Myelin- 
formen ähneln, ihre Oberfläche ist dann die Membran. Da umso mehr 
Kolloid gelöst werden muss, je grösser der von den membranbildenden 
Stoffen betroffene Eiteil ist, so entsteht bei Cytolyse ein grösserer Über- 
druck und eine Membran mit grösserem Durchmesser. Dies trifft nur 
dann nicht zu, wenn der Eiinhalt vorher durch Erhitzen gerann; dieses 
deutet an, dass der osmotischen Überdruck erzeugende Stoff ein Albu- 
minoid ist. 5 

Die Membran selbst, unlöslich in Benzol, Ather usw., ist daher wohl 
kein Lipoid. Auch scheint sie im unbefruchteten Ei nicht vorgebildet zu 
sein. Eier, die zu lange in hypertonischen Lösungen geblieben und deshalb 
partieller Cytolyse unterlegen waren, können dennoch, wenn man dem See- 
wasser Saponin u. dgl. zusetzt, eine Membran abheben, welche in diesem 
Fall, nach vorausgegangener Zersprengung des Eirandes, nicht präformiert 
gewesen sein kann. Nach Membranbildung kann ferner kein Spermium 
eindringen; wäre die Oberflächenlamelle des unbefruchteten Eies identisch 
mit der Befruchtungsmembran, so könnte es schon von vornherein nicht 
eindringen. Doch ist die Befruchtungsmembran allenfalls die erhärtete 
Oberflächenlamelle. 

Löst und filtriert man Hühnereidotter in Seewasser, so umgeben sich 
hineingebrachte Seeigeleier mit einer Pseudomembran, die durch Auf- 
lagerung von Eigelbpartikeln entsteht. Erzeugt man die richtige Membran. 
so führt dies zu Entwickelung oder Zerfall, die Pseudomembran aber lässı 
das Ei inaktiv. Auch ist die Pseudomembran kein Hindernis für das Ein- 
dringen des Spermatozoons. Kammerer, Wien. 


1526. Kostanecki. — „Zur Morphologie der künstlichen partheno- 
genelischen Entwickelung bei Mactra.“ Arch. f. mikr. Anatomie, 1908. 
Bd. 72, H. 2. 

Verf. hat durch Mischung von KCI und Meerwasser ein Medium her- 
gestellt, in dem er Eier von Mactra zu einer parthenogenetischen Ent- 
wickelung brachte. Die Vorgänge an den sich entwickelnden Eiern wurden 
an Schnitten verfolgt, von denen Verf. eine Anzahl von Serien in seiner 
Arbeit abbildet. Durch die KCl-Meerwassermischung wurden in fast sämt- 
lichen Eiern wiederholte Kernteilungen angeregt. In den Abbildungen 
findet man zahlreiche bipolare Mitosen, zum Teil von wunderbarer Regel- 
mässigkeit. Auch multipolare Mitosen sind zu beobachten. Verf. bespricht 
eingehend die verschiedenen Kernteilungsstadien bis zur völligen Ab- 
grenzung von Zellterritorien, Ausbildung von Furchungshöhlen und 
Differenzierung zwischen animalem und vegetativem Pol. Der Ent- 
wickelungstypus der Furchungszellen glich in einer grossen Anzahl vo!!- 
kommen dem normalen. Robert Lewin. 


1527. Sonnenbrodt. — „Die Wachstumsperiode der Oocyte des Huhnes.” 
Arch. f. mikrosk. Anatomie, 1908, Bd. 72, H. 2. 

Die Untersuchung des Verf. über die Wachstumsperiode der Oocyt” 
des Huhnes erstreckt sich nur auf den postembryonalen Teil der Wachs- 
tumsperiode. In der ganzen Periode wächst die Oocyte von 0,012 mn. 
mit einem Keimbläschen von 6 u, bis zu einer Grösse von 37 mm. mit 


— 581 — 


einem Keimbläschen von 455 æ Durchmesser. Während der Chromatin- 
gehalt der jüngsten Oocyten nur gering ist, nimmt die Zahl der Chromatin- 
körnchen mit dem Wachstum zu. Am Ende der ersten Periode liegt das 
Chromatin zu Haufen im Kerninnern oder an den Kernfäden nieder- 
geschlagen. Die Chromatinkörnchen können nur im Eiprotoplasma gebildet 
werden. Hier finden sich die Grundstoffe für die Bildung von Chromatin, 
das sich dann an der Innenfläche der Kernmembran ablagert. In der 
zweiten Periode kommt es dann zur Ausbildung der Chromosomen. Durch 
eine Längsteilung der letzteren, in der nächsten Periode, wird die Chromo- 
somenzahl verdoppelt. Trotz der Ähnlichkeit dieses Vorgangs mit einer 
erntellung handelt es sich jedoch nicht um eine solche. 

Neben dem Fadengerüst des Kernes bilden sich nun in der vierten 
Periode chromatische Brocken und Haufen, die sich von den Fäden ab- 
lösen. Aus diesen Brocken bildet sich der Nucleolus. Dieser wird somit 
durch eine völlig neugebildete chromatische Substanz geformt. Er ver- 
schwindet übrigens bald wieder. In der fünften Periode findet im wesent- 
lichen ein Diekenwachstum der Chromosomen statt. In einer zweiten Ab- 
teilung von Entwickelungsperioden geht die eigentliche Grössenzunahme der 
ganzen Eizelle vor sich. Die Veränderungen der chromatischen Kern- 
substanz in den nächsten Perioden können nicht zum Wachstum des Eies 
beitragen, da sie Zerfallserscheinungen darstellen. 

„Der Kern ist nicht das ernährende, sondern mehr das ernährungs- 
bedürftige Element der Zelle.“ Die chromatische Kernsubstanz löst sich 
in feinste Körnchen auf und der Kern sucht bessere Ernährungs- 
bedingungen an der Eioberfläche auf. Im Laufe weiterer sieben Perioden 
kommt es dann zur Bildung neuer Chromosomen, die sich in chromatische 
Ösen umwandeln. Der Dotterkern, um den sich der Dotter bildet, ist 
niehts anderes als das Centrosom der Eizelle. Robert Lewin. 


1528. Godlewski, E. (Anat. Inst., Krakau). — „Plasma und Kernsubstanz 
in der normalen und der durch äussere Faktoren veränderten Ent- 
wickelung der Echiniden.“ Arch. f. Entw.-Mech., 1908, Bd. 26, p. 277 
bis 328. 

: Die erste Kernteilung des befruchteten Echinideneies erfolgt ohne 

Anderung der Kernplasmarelation des Ganzen. Bei den folgenden Teilungen 

wird ständig Kernsubstanz auf Kosten der Plasmasubstanz gebildet bis zum 

64. Zellenstadium. Jetzt beginnt eine zweite Periode der Furchung. In 

ihr wird die Kernsubstanz nicht mehr wesentlich vermehrt, aber sie wird 

auf eine ständig wachsende Zahl von Kernen verteilt. Letztere nehmen 
ständig an Chromatingehalt zu. Die Beendigung der Furchung wird nicht 
durch die Einwirkung einer bestimmten Kernplasmarelation bestimmt (gegen 

Boveri, Driesch), sondern durch die Erreichung einer bestimmten Chromatin- 

plasmarelation. 

2 bis 4!}, Minuten langer Aufenthalt der Eier in CO, bewirkt die 
Bildung der Dotterhaui (s. Loeb), welcher bekanntlich auch nach der Be- 
fruchtung eintritt. Solche Eier lassen sich nicht mehr befruchten, auch 
wenn man die Dotterhaut durch Schütteln entfernt. Hat CO, 6—12 Min. 
lang eingewirkt, so lassen sich die Eier leicht befruchten, bilden aber keine 
Befruchtungsmembran. 

Ferner werden durch CO, die Plasmateilungen sistiert. Er kommt 
zur Bildung von Synkaryonten im einheitlichen Plasma, die durch Ver- 
schmelzung oft mehrerer einwertiger Kerne entstehen. Sie können sich 

Biophysik. Centralbl., Bd. II. 42 


durch Mitosen (zweipolige und mehrpolige) teilen, wodurch die Grüsse 
und Zahl der Kerne sich wieder regulieren kann. Nachdem mehrere kerne 
gebildet sind, beginnt die simultane Plasmateilung. 

Zentral gelegene Riesenkerne geraten oft ins Blastocoel und können 
hier ohne Schaden für die Entwickelung der verkleinerten Larve auch de- 
generieren. V. Franz. 


1529. Reinke, Friedrich, Rostock. — „Durch Äther erzeugte, atypische 
Entwickelung des Gehirns der Salamanderlarve. Teil II“ Arch. f. 
Entw.-Mech., Bd. 26. p. 89—107. 34 Fig., Juli 1908. 

Ähnlichkeit der Resultate des Verfs. über Zellteilung und J. Loebs 
über Eifurchung wird hervorgehoben; Schmelzung, Verseifung, Hydrolisierung 
der Lipoide als Ursache beider Prozesse angegeben. Zellteilung und Be- 
fruchtung sind aber nicht identisch, sondern beim Ei Parallelprozesse. 
Während das Spermatozoon ausser dem eigentlichen Befruchtungsakt auf 
Kern- und Zellteilung antreibend wirkt, geschieht dies bei Gewebszellen nur 
durch lipoidlösende Eigenschaften der Lymphe, welche durch fettlösende 
Reagentien, z. B. Äther ersetzt werden kann. 

In Fortsetzung der im Biophys. C., Bd. II, p. 168, Nr. #51 
ref. Arbeit, welche im allgemeinen trotz zahlreicher Mitosen normale 
Gehirne berücksichtigte, werden nun Gehirne von ganz atypischer 
Entwickelung beschrieben. Gemeinsam ist all diesen die Atrophie. 
ferner dass die neu entstandenen Wucherungsgebiete dem kaudalen 
Teil des Telencephalon, dem Diencephalon und Mesencephalon ange- 
hören, während dem Rhombencephalon die Substantia grisea schwindet 
und selten kleine Wucherungen sich zeigen. Im übrigen lassen sich die 
atypischen Gehirne auf zwei Hauptformen zurückführen: Das Charakterische 
der ersten Gruppe besteht in der Wucherung im Bereich der Pars hvpen- 
cephalica Diencephali und des rostralen Endes des Mesencephalon und die 
durch diese exzessive Wucherung atypisch gewordene Form der \entrikel 
jener Gegend, wodurch die sonst einzige und weite Verbindung zwischen 
Ventrikeln des Diencephalon und Mesencephalon auf zwei schmale Spalten 
reduziert wird, von denen die obere senkrecht steht, die untere dagegen 
auf dem Querschnitt eine nach oben konkave Spalte darstellt. Die zweite 
atypische Gruppe, bezügl. deren genauer Beschreibung auf das Original 
verwiesen sei, unterscheidet sich durch noch eingreifendere Veränderungen 
von der ersten, so zwar, dass Zurückführung auf die ursprüngliche Gestalt 
schwer ist und sich Formen ergeben, die an Gehirnbildungen anderer 
Vertebraten erinnern (sowohl Rückschläge auf niedrigere, als auch Anklänge 
an höhere Formen). 

Unzweifelhaft stellen die Lipoide einen chemisch-physikalischen Hemm- 
apparat für die Zellteilung dar. Die in Verfs. Versuchen mit gewisser 
Regelmässigkeit wiederkehrenden Typen lassen aber vorerst eine mechanische 
Erkärung nicht zu. Kammerer, Wien. 


1530. Driesch, Hans, Heidelberg. — „Zwei Mitteilungen zur Restitutrn 
der Tubularia.“ Arch. f. Ent.-Mech., Bd. 26, p. 119—129., 5 Fix. 
Juli 1908. 

I. Eine Revision der Befunde über Restitutionen zweiter Ordnung. 


Restitution Zweiter Ordnung ist eine solche, bei welcher der Restitutions- 
prozess selbst reguliert wird, also z. B. wenn man einem Tubulariastamm 
seinen Hydranten abschneidet und seine restitutive Tätigkeit durch nach- 


— 583 — 


trägliches Entfernen des distalen seiner beiden schon wieder angelegten 
Tentakelkränze stört. Das Verhalten von Tubularia, um dann zu einem 
neuen Köpfchen zu gelangen, ist ein verschiedenes. Child hatte Verfs. 
Regulationsversuche an Tubularia mesembryanthemum nachgeprüft, und zwar 
an T. marina. Er gelangte dabei zu abweichender Auffassung der einen Art 
von Restitutionen zweiter Ordnung, nämlich des „Auflösungsmodus“, bei 
welchem nach Verf. der belassene proximale Tentakelkranz sich total 
rückbildet und zwei neue Tentakelkränze in richtiger Lage formiert werden. 
Nach Child wird aber der Tentakelkranz nicht in situ reduziert, sondern 
durch einen proximal von ihm stattfindenden Wachstumsprozess im Gönosark 
komplett ausgestossen. Verf. wiederholt daraufhin seine früheren Versuche 
an seinem Objekt und findet seine ersten Beobachtungen bestätigt, wofür 
er eine Reihe neuer Beispiele und Skizzen beibringt. 


II. Änderungen der prospektiven Bedeutung von Bezirken des Tubularia- 
stammes, erschlossen aus zeitlichen Entwickelungsdifferenzen. 


Tubulariastimme werden dekapitiert und in zwei Versuchsserien 
aufgestellt: die eine ruhig ihrem Restitutionsprozess überlassen, der andern 
nach mehreren Stunden abermals ein kieines Stückchen abgetrennt. Hier 
verzögert sich die Regulation gegenüber dort, auch wenn die abermalicre 
Operation orale Hälften betraf, die sonst zu schnellerem Wachstum neigen, 
Verf, setzt die Geschwindigkeitsdifferenz „nur auf Rechnung des Um- 
standes, dass bei der sich langsamer entwickelnden Portion irgend ein 
bereits eingeleiteter Prozess wieder rückgängig zu machen war, ehe die 
morphogenetische Definitivleistung beginnen konnte“; er hält den Einwand, 
die Verzögerung sei einfach durch die erneute Verwundung erzeugt, durch 
in der Arbeit näher zitierte Versuche Morgans und durch den vom Verf, 
„geführten Nachweis, dass der oralste Stammteil einer Tubularia vor sicht- 
barer Ausgestaltung schon zur Bildung eines Rüssels prädisponiert sein 
kann“, für erledigt. Kammerer, Wien. 


1531. Driesch, Hans, Heidelberg. — „Zur Theorie der organischen 
Symmetrie.“ Arch. t. Entw.-Mech., Bd. 26, p. 130—145, 4 Fig., Juli 
1908. 

Bezugnahme auf die im Biophys. Centrbl., Bd. II, p. 271, Nr. 6483, 
ref, Arbeit. Der damalige Hauptversuch, Echinuseier in verdünntes See- 
wasser zu bringen, worauf sie als Zweizeller in der Symmetrieebene aus- 
einandergezerrt waren und später, als Larven, in derselben Ebune ver- 
längert blieben, wurde mit gleichem Resultat dahin abgeändert, dass die 
Eier erst nach Zweiteilung ins verdünnte Wasser oder in kalkfreie 
Mischung kamen. Die Symmetrieebene steht hiernach auf der ersten 
Furche senkrecht. (Berücksichtigung abweichender Resultate Boveris. wo- 
nach an Eiern künstliche, durch Streckung gesetzte Symmetrieebenen 
definitive Medianen wurden; auch führen mehrpolige Mitosen in einer der 
beiden ersten Blastomeren dazu, dass nur eine der späteren Symmetrie- 
hälften pathologisch ist. Hiernach würden Symmetriecbene und 1. Furche 
zusammenfallen). Neue Belege bringt Verf. auch bei zu den Versuchen, 
aus jeder der ersten beiden Blastomeren, deren Verbindung stark gelockert, 
aber nicht getrennt wird, eine Vollarve entstehen zu lassen: diese Ver- 
wachsungszwillinge sind dann stets invers und spiegelbildlich zueinander 
orientiert, ihre Mediane steht aber senkrecht auf der 1. Furche. 

In seiner zitierten früheren Arbeit hatte Verf. einige Fälle gefunden, 
wo sich die eine Zwillingsblastomere langsamer entwickelte als die andere. 

49% 


— 584 — 


und zwar, wie er vermutete, diejenige, welche eine zeitraubende Inver- 
tierung ihrer Bilateralität hatte vornehmen müssen. Unter 50 neuen Beob- 
achtungen zeigen nur 29 jene Ungleichzeitigkeit, weshalb von immanenter 
Tendenz zu ungleich rascher Entwickelung nicht gesprochen werden kann. 
Hiervon unberührt ist die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Ganz- und 
Halbkeimen überhaupt; letztere brauchen wegen Umordnung ihrer Intim- 
struktur länger. 

Angaben für andere Tierklassen lauten dahin, dass Verwachsungs- 
zwillinge ihre Längsachsen und Symmetrieebenen parallel und gleichsinnig 
zueinander gestellt haben (Rana, Triton, Fische, Amphioxus), daher auch 
parallel zur 1. Furchungs- und zur Symmetrieebene des idealen Ganzkeimes. 
Wo Wirbeltierembryonen in spiegelbildlicher Zuordnung erscheinen, sind 
sekundäre Lageänderunger. nicht auszuschliessen. Seeigel(und Ascaris)keime 
verhalten sich also anscheinend anders als Wirbeltierkeime. Beurteilt 
man aber die Symmetrieverhältnisse nicht nach Larven, sondern Er- 
wachsenen, ist die wahre Symmetrieebene des Echinodermenkeimes „eine 
Ebene, welche auf der Symmetrieebene der Larve senkrecht steht und 
gleichzeitig durch beide Cölomsäcke hindurchgeht“, so kommt man zu 
dem Schlusse, dass auch die Symmetrieebenen beider Partner eines 
Echinodermenzwillings parallel und gleichsinnig gerichtet und der 1. Furche 
parallel sind, ganz wie bei den Vertebraten. 

Den Rest der Arbeit bilden theoretische Erwägungen über Genese 
der Symmetrie, Unterdrückung der Bilateralität, asymmetrische Bilateralität, 
immanente Asymmetrie späterer Organe und Batesons „Secondary symmetrie*“, 
die zu einer Beantwortung des Grundproblemes (Ist die Symmetrie von 
Anfang an dem Plasma inhärent und kann durch Faktoren nur verlagert 
oder gerichtet werden, oder wird sie durch die Faktoren erst geschaffen?) 
führen: Alle Symmetrie ist inhärent, „ist gleichsam ein Koordinations- 
system, in das hinein der vitale Gestaltungsfaktor, die Entelechie, arbeitet“. 
Äussere Faktoren aber haben nur ungleichsinnig Gerichtetes, von 
vornherein intim Geordnetes gleichsinnig zu richten. 

| Kammerer, Wien. 
1532. Driesch, Hans, Heidelberg. — „Über eine fundamentale Klasse 
morphogenetischer Regulationen.* Arch. f. Entw.-Mech., Bd. 26, p. 146 
bis 152, 2 Fig., Juli 1908. 

Eine besondere Klasse echter Regulationen bilden jene, die von un- 
harmonisch zusammengesetzten Stücken ihren Ausgang nehmen, z.B. einem 
Keimteil, in welchem zwar alle Stoffe, aber in zueinander nicht passenden 
Quanten vorhanden sind. Verf. hatte schon in früherer Arbeit (Ref. No. 172 
in Biophys. C., I, p. 84) an Echinidenkeimen, die verschieden grosse Teile 
des animalen und vegetativen Abschnittes besassen, gefunden, dass sie eine 
zum Keimwert des Objekts proportionale Zahl von Mesenchymzellen liefern, 
also entweder mehr oder weniger, als dem Anteile des betreffenden Keim- 
bruchstückes an mesenchymbildenden Stoffen entspricht. Die Erreichung 
jener Zahl beruht aber nicht äuf häufigerer Zellteilung, sondern auf Um- 
wandlung eines bestimmten, proportionalen Massenteiles zur mesenchym- 
bildenden Region. In neuen Untersuchungen wurden 16 Zellenstadien mem- 
branlos gemachter Echinuseier in Herbstscher kalkfreier Lösung umher- 
bewegt, dann Stücke ausgewählt, die eine inäquale Zahl von Mikro-, Meso- 
und Makromeren aufwiesen, und bis zum Pluteus weitergezogen. Alle 
daraus entstandenen Larven waren normal-proportional gestaltet. Aus diesem 
Resultat zieht Verf. den Schluss: „dass die in ihren Quanten nicht zuein- 


rn. GP 
= Le UT a FÉES VE à 
Ze 589 7 Ms nb nn" 7 


ander passenden Bestandteile des Ausganges jedenfalls nicht im eigentlich 
chemischen Sinne an der morphogenetischen Leistung beteiligt sind. 
Denn dann könnte es proportional-normale Morphogenese nur bei Wahrung 
der normalen Relation zwischen jenen (Quanten geben.“ „So scheint es 
denn, als sähen wir in der Entwickelung unserer unharmonisch zusammen- 
gesetzten Keime das vitale Problem zugleich in grösster Einfachheit und in 
grösster Klarheit vor uns.“ 

Dem Ref. erscheint dieser Schluss nicht zwingend, ja es scheint ihm 
gerade chemischen Grundprinzipien vollkommen zu entsprechen, wenn das 
ein bestimmtes Organsystem liefernde, im gegebenen Keimbruchstück quanti- 
tativ nicht richtig vertretene Stoffgemisch die ursprüngliche stabilere Stoff- 
verteilung nach Schwankungen wiederherstellt. Kammerer, Wien. 


1533. Müller, Conrad (Zool. Inst., Marburg). — , Regenerationsrersuche 
an Lumbrirulus variegatus und Tubifex rivulorum.“ Arch. f. Entw.- 
Mech., Bd. 26, p. 209- 277, 24 Figg., Aug. 1908. 

Sehr ausführliche Arbeit, welche nicht Keimblätterfragen oder solche 
nach Neubildung von Organen und Geweben von gleich- oder ungleichartigen 
Teilen her behandelt, sondern das Regenerationsvermögen im allgemeinen 
und seine Grenzen, ausserdem experimentell erzielte Mehrfachbildungen 
untersucht. Im Kapitel „Äussere Faktoren usw.“ interessiert die Feststellung. 
dass Wasserwechsel den Regenerationsverlauf begünstigt, ferner dass Tubifex 
in „leichtem, hellen Schlamm“ gehalten werden muss, im schwarzen 
Schlamm aber, den Lumbrieulus vorzieht, nur 2 Tage leben bleibt. lm 
Frühling und Frühsommer offenbart sich das Regenerationsvermögen am 
stärksten. Die auf das eigentliche Thema Bezug habenden Resultate lassen 
sich wie folgt zusammenfassen: 

A. Lumbrieulus. 

Regeneration des Kopfendes erfolgte nach Verlust beliebig vieler Seg- 
mente von Oktober O6 bis Dezember 07 17 mal, von April bis Dezember OT 
21 mal: Regeneration des Hinterendes unter gleicher Voraussetzung in den- 
selben Beobachtungsperioden 33 bzw. 42 mal: gleichzeitige Regeneration 
des Kopf- und Hinterendes von April bis Dezember 20 mal. Regeneration 
vorne und hinten ist voneinander unabhängig. In gleichen Zeiten werden 
gleich viel Segmente gebildet. Abhängig hingegen ist die Regeneration 
von Segmentzahl und Körperregion: solche des Hinterendes erfolgt am 
raschesten aus Stücken der vorderen Region. Lumbriculus kann in 8—23 
Stücke zerlegt werden, deren jedes nach Regeneration von Vorder- und Hinter- 
ende lebensfähig ist: regenerationsfähig sind aber noch einzelne Segmente. 
Regenerate können wiederum und wiederholt regenerieren, gleichgültig, ob 
sie vom Stamm getrennt oder an ihm belassen werden. 

B. Tubifex. 

Regeneration des Kopfendes erfolgte nach Verlust von 4—6 Segmenten 
von Oktober 06 bis Dezember 07 6 mal, von April bis Dezember 07 7 mal: 
Regeneration des Hinterendes nach Verlust beliebiger Segmente in denselben 
Perioden 33 bzw. 40 mal. Gleichzeitige Regeneration vorn und hinten ist 
voneinander abhängig, denn der Kopf wird diesfalls nur unvollständig er- 
setzt. Teilstücke sind nieht sehr regenerationsfähig: solche der Kopfregion, 
aus mindestens 10 Segmenten, lieferten 5 mal ein neues Schwanzenide. 
Abgetrennte Regenerate sind nieht regenerationsfähie. 

Kammerer, Wien. 


— 586 — 


1534. Emmell, V. E. (Dep. of Comp. Anat., Harvard Univ. Med. School) 
— „The experimental central of asymmetry at different stages in the 
development of the lobster.“ Journ. of exp. Zoology, Bd. V, p. 471 bis 
484, Juni 1908. 

Durch die autotomöse Entfernung der Chela der einen Seite können 
während der ersten vier Stadien des Wachstums Anhänger auch der ent- 
gegengesetzten Seite erzeugt werden. Die regenerierte Chela bekommt ein 
Scherchen. Während des fünften Stadiums war eine solche experimentell 
Kontrolle nieht möglich. B.-O. 


Biologie der Geschwülste. 


1535. Sticker. — „Immunität und die spontane Heilung der Krebs- 
krankheit nach den Ergebnissen der modernen experimentellen For- 
schung.“ Zeitschr. f. Krebsforschung, 1908, Bd. VII, p. 1. 

Eine angeborene Immunität zeigt sich darin, dass Tumoren nur auf 
Individuen der gleichen Tierspecies zu übertragen sind. Durch verschiedene 
Versuche wird der Beweis einer erworbenen Immunität erbracht. Nach 
intravenöser Einführung lebender Tumorzellen bleibt eine Geschwulstbildung 
aus. Die Gravidität verzögert das Erscheinen des Tumors, sie beschleunigt 
aber das Wachstum bei ausgebildeten Tumoren. Eine passive Immunität 
soll durch gleichartige Immunsera spontan geheilter Fälle erzielt werden. 
Diese Ausheilung ist bei 13 Fällen von Hundesarkom konstatiert, und sie 
bewirkt eine allgemeine Immunität. C. Hart, Schöneberg. 


1536. Fiebiger. — „Über Hauigeschwülste bei Fischen, nebst Be- 
merkungen über die Pockenkrankheit der Karpfen.“ Zeitschr. f. Krebs- 
forsch., 1908, Bd. VII, H. 1. 

Bei zwei Schleien aus demselben Teiche wurden in der Umgehung 
des Mundes Epitheliome beobachtet, die dem Plattencarcinom der Warm- 
blüter entsprechen. Als Ursache wird gemeinsame Abstammung an- 
genommen. Multiple Papillome, die auf Wucherung der Coriumpapillen 
zurückzuführen sind, finden sich bei Anabus scandens (Kletterfisch). Auf- 
fallend ist die Ähnlichkeit mit multiplen Warzenbildungen bei den Warm- 
blütern. Die genaue mikroskopische Durchsicht eines Blumenkohlgewächses 
mit destruierendem Charakter. der typische Bau eines Fibroms an der 
Schleimhautfläche des Mundwinkels bei einem Gadus virens (Köhler) 
liefert den Beweis, dass kein prinzipieller Unterschied zwischen den 
Geschwülsten der Kalt- und Warmblüter besteht. 

Bei der Pockenerkrankung der Karpfen handelt es sich nicht um 
Epithelgeschwülste, sondern um eine entzündliche Affektion. 

C. Hart, Schöneberg. 

1537. Sabrazes und Lafon. — ,Granulome de la lèvre à mastzellen rt 
à éosinophiles chez un cheval.“ Fol. häm., Juli 1908. 

Die Verff. beschreiben eine Geschwulst an der Lippe eines Pferdes. 
die zum grössten Teil aus eosinophilen und Mastzellen bestand und die 
sie als Granulom bezeichnen. Wie aus den Abbildungen hervorgeht, war 
die Anordnung eine gruppenweise, indem sowohl die Mastzellen wie die 
eosinophilen Zellen in grossen Haufen beieinander lagen. Die Geschwulst 
war auf der Basis einer eiternden Schnittwunde entstanden. Es konnte 
beobachtet werden, dass die eosinophilen Zellen wie die Mastzellen durch 
allmähliche Granulabildung in lymphocytenähnlichen Zellen sich bildeten. 

Hans Hirschfeld. 


— 587 — 


Protisten. 


1538. Le Dantec, A. — „Présence d'une levure dans le spone.“ Soc. 
biol.. Bd. 64, H. 21, Juni 1908. 

Aus Stühlen der Kranken konnten Hefepilze und Mycelen in reicher 
Menge isoliert werden: im ganzen Verdauungstraktus fand sich generali- 
sierte Blastomykose. Verf. konnte das gleiche Bild experimentell bei 
Tauben und Hühnern erzeugen, indem er zuerst durch Paramilchsäure 
Bazillen in akuter Diarrhoe erzeugte und dann den Darm mit Hefepilzen 
infizierte. Er stellt sich eine wirkliche Symbiose her. 

Verf. stellt sich den Verlauf der Krankheit ähnlich vor: die Krank- 
heit ist so selten, weil man sie meist nicht über das diarrhoeische Stadium 
kommen lässt. Pincussohn. 


1539. Giemsa, G. und Prowazek, S. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., 
Hamburg). — „Weitere Untersuchungen über sog. ultramikroskopische 
Infektionserreger. Zur Filtration des Hühnerpestvirus.“ Münch. Med. 
Woch., Bd. 55, H. 29, Juli 1908. 

Pukalfilter, die an der Oberfläche mit Agar-Agar überzogen waren, 
waren für die Erreger der Hühnerpest undurchgängig. In der abgezogenen 
Agarmembran konnte man die von Löffler im gewöhnlichen Tonzellenfiltrat 
nachgewiesenen kleinsten Formelemente mikroskopisch nachweisen. Nach 
vorläufig noch nicht abgeschlossenen Versuchen scheint dem Ultrafiltrat 
eine gewisse immunisatorische Kraft eigen zu sein. W. Wolff. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


1540. v. Brücke, E. Th. (Physiol. Inst., Leipzig). — „Über die Be- 
ziehungen zwischen Aktionsstrom und Zuckung des Muskels im Ver- 
laufe der Ermüdung.* Pflügers Arch., Bd. 124, p. 215-245, Aug. 
1908. Mit 3 Textfig. u. 5 Kurventafeln. 

Nach ausführlicher Besprechung der Literatur und genauer Beschrei- 
bung seiner bis ins einzelne aufs sorgfältigste ausgearbeiteten Methodik, 
über welche das Original nachgelesen werden muss, schildert Verf, die an 
indirekt und an direkt gereizten Froschsartorien angestellten Versuche, bei 
welchen die mechanischen (Dickenkurve) und elektrischen (einphasischer 
Aktionsstrom) Veränderungen ein und derselben Muskelstelle verzeichnet 
wurden. 

Ebenso wie die ersten Zuckungen einer Ermüdungsreihe zeigen auch 
die Aktionsströme eine deutliche Treppenbildung, und bei submaximalen 
Reizen verschiedener Stärke ändert sich die Stärke des Aktionsstromes 
regelmässig mit der Zuckungshöhe. Während der Ermüdung nehmen 
Zuckung und Aktionsstrom ab, und zwar ging die Abnahme der Aktions- 
ströme bei wenig kräftigen Muskeln der der Zuckung annähernd parallel. 
wenn man die Zuckungshöhe und die elektromotorische Kraft der Aktions- 
strüme dem Vergleiche zugrunde legt, bei besonders kräftigen Tieren stellte 
diese Parallelität dagegen keine strenge Gesetzmässigkeit dar, denn in 
diesen Fällen hielten sich die Aktionsströme auch dann noch auf ihrer 
ursprünglichen Stärke, wenn die Zuckungen schon deutliche Ermüdung er- 
kennen liessen. 

Im Verlaufe eines Tetanus nehmen die Einzelschwankungen_ trotz 
relativ kräftiger Zusammenziehung des Muskels sehr rasch an Höhe ab, 
bleiben aber während der ganzen Dauer der Reizung merklich. 

Mangold, Greifswald, 


— 588 — 


1541. Lapieque, L. — „Sur la theorie de l'excitation électrique.“ Journ. 
de physiol. et de path., 1908, Bd. IV, p. 601 u. 624. 
Zu kurzem Referat nicht geeignet. Die zahlreichen mathematischen 
Berechnungen und theoretischen Erwägungen müssen im Original nach- 
gelesen werden. Kochmann, Greifswald. 


1542. Jensen, Paul (Physiol. Inst., Breslau) — „Die Länge des ruhen- 
den Muskels als Temperaturfunktion.“ Zeitschr. f. allg. Physiol., 1905. 
Bd. VII, p. 291—342. Mit 6 Textfiguren. 

Nach Besprechung der Literatur und der Methodik werden die 
eigenen, an  quergestreiften Froschmuskeln gewonnenen Ergebnisse 
geschildert. Die Verkürzung des Muskels bei Temperatursteigerung bis 
gegen 55° und die Verlängerung bei Abkühlung sind Eigenschaften der 
lebendigen kontraktilen Substanz; die bindegewebigen Bestandteile des 
Muskels wie auch Muskeln nach Lösung der Totenstarre verhalten sich 
unter gleichen Bedingungen umgekehrt. Der thermische Ausdehnung-- 
koeffizient des Muskels setzt sich also aus einer positiven und einer 
negativen Komponente zusammen. 

Die thermische Längenänderung ist ausser von der Grösse der 
Temperaturänderung auch von ihrer Geschwindigkeit und von der Frische 
des Muskels abhängig. Beim frischen Muskel erfolgt bei langsamer Tempe- 
raturänderung erst bei über 36° eine merkliche Verkürzung, während 
schnelle Temperaturänderung im allgemeinen zu merklicher Längen- 
änderung führt, doch folgt dieser eine spontane Verlängerung, sobald man 
die Temperatur konstant erhält. Sonst werden die Verkürzungserscheinungen 
durch Abkühlung wieder rückgängig gemacht. | 

Der nicht frische Muskel verkürzt sich schon bei geringerer Tempr- 
ratursteigerung, auch bei langsamer Erwärmung, und lässt sich durch 
Abkühlung nur langsam und unvollkommen, wenn überhaupt, wieder ver- 
längern. 

Aus dieser Variabilität des „thermischen Ausdehnungskoeffizienten“ 
folgt, dass eine solche Grösse für die lebendige kontraktile Substanz nicht 
existiert. Daher ist die Thomsonsche Formel für den Muskel nicht ohne 
weiteres gültig und die daraus gezogenen Folgerungen hinfällig. 

Der normale Gleichgewichtszustand des ruhenden frischen Muskels 
bleibt bei langsamer Erwärmung bis 36° erhalten, indem er sich mit zu- 
nehmender Temperatur und Stoffumsatz auf ein höheres Niveau einstellt. 
während beim nicht frischen Muskel schon bei geringer Temperatur- 
steigerung eine Störung seines Gleichgewichtszustandes eintritt. 

Zum Schlusse macht Verf. einige Einwendungen gegen die Engel- 
mannsche Quellungstheorie der Muskelkontraktion und führt einige dieser 
widersprechende Versuchsergebnisse an und bringt die thermischen 
Reaktionen des Muskels in Einklang mit der Assimilations-Dissimilations- 
Hypothese, wobei er in einigen Punkten von der Verwornschen Biogen- 
hypothese abweicht. Die theoretische Anwendung der Hypothese wird für 
die langsame und rasche Erwärmung des frischen und nicht frischen 
Muskels im einzelnen durchgeführt. Mangold, Greifswald. 


1543. Reinecke, Friedrich (Physiol. Inst., Göttingen). — „Über die Ent- 
artungsreaktion und eine Reihe mit ihr verwandter Reaktionen.” 
Zeitschr. f. allg. Physiol., 1908, Bd. VIII, p. 422 —449. Mit 1 Kurventaf. 
u. 2 Textfig. 


— 589 — 


Die Versuche wurden an Gastrocnemien von Temporarien ausgeführt 
und dabei die Zuckungsänderungen bei Ermüdung, Abkühlung, Kohlen- 
säurewirkung und Entartung studiert. Für die Untersuchungen über Ent- 
artungsreaktion wurde den Fröschen ein Ischiadieus durchschnitten. 

Die eintretenden Zuckungsänderungen waren bei allen diesen lähmen- 
den Beeinflussungen die gleichen. Bei fortschreitender Entartung lassen 
sich drei Stadien unterscheiden: 

1. Schwinden der indirekten Erregbarkeit, Verminderung der indu- 
zierten und galvanischen Erregbarkeit, scheinbare Umkehrung des 
polaren Erregungsgesetzes. 

2. Steigerung der galvanischen Erregbarkeit, Trägheit der Zuckungs- 
kurve, weitere Abnahme der Erregbarkeit für den einzelnen 
Induktionsschlag, Höhenzunahme der Zuckungskurve. 

3. Abnahme der galvanischen Erregbarkeit, grosse Trägheit und Er- 
niedrigung der Zuckungskurve, starke Abnahme der Erregbarkeit 
für den Induktionsstrom. 

Bei höherer Temperatur erfolgt die Entwickelung dieser Stadien be- 

deutend rascher als bei niedriger. 

Besonders wird noch hervorgehnben, dass eigentlich nur die Prüfung 
mit einzelnen Induktionsschlägen über den tatsächlichen Stand der Erreg- 
barkeit des Nervmuskelapparates den richtigen Aufschluss gibt, während 
die Wahl einer ungeeigneten Reizart zu irrtümlichen Schlussfolgerungen 
Anlass geben kann. Mangold, Greifswald. 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 

1544. Bohr, Christian. — „Zur Theorie der Entstehung des Lungen- 
emphysems.“  Centrbl. f. d. ges. Phys. f. Path. d. Stoffwechsels, N. F., 
Bd. III, p. 257. 

Zuelzers Auffassung der Entstehung der Lungenerweiterung steht 
keineswegs im Gegensatz zu der Theorie des Verfs. Er teilt die krank- 
hafte Lungenerweiterung in zwei Gruppen: die Mehrzahl der Fälle (akute 
Lungenblähung nach Anstrengung, kardiales, vikariierendes substantielles 
Emphysem) ist als zweckmässiger, kompensatorischer Anpassungsreflex auf- 
zufassen; eine verhältnismässig kleinere Anzahl Fälle ist einem Leiden des 
reflektorischen Apparates zuzuschreiben. Ludwig F. Mever. 


1545. Hoven, E. (Physiol. Inst., Lüttich). — „Enregistrement des mouve- 
ments respiratoires des narines chez le lapin.“ Arch. internat. de 
Physiol., 1908, Bd. VI, p. 360—364. 

Ein Seidenfaden wird mit etwas Wachs einerseits an der Nase des 

Kaninchens befestigt, anderseits mit dem Schreibhebel verbunden. 

Aristides Kanitz. 
Circulation. 

1546. Frangois-Franck, Ch.-A. — „Note generale sur la disposition et 
l'application d'un sphygmo-palpeur artériel et veineux.“ Soe. biol., 
1908, Bd. 65, p. 226. 

Beschreibung eines Sphygmographen zur Applikation an irgend einer 

Körperstelle ohne zirkuläre Befestigung. Ma. 


1547. Lewis, Th. (Physiol, Lab, Univ, College, London). — „Studies of 
the relationship between blood pressure and respiration. Part. I. The 


— 590 — 


effect of changes of ıntra-pericardial pressure on aortic pressure * 
Journ. of Physiol., 1908, Bd. 37, p. 213 — 232. 

1548. Lewis, Th. — „Studies of the relationship between blood pressure 
and respiration. Part. II. Facts bearing on the relationship of diffe- 
rent factors in the production of respiratory curves of blood pressure." 
Journ. of Physiol., 1908, Bd. 37, p. 233—255. 

In Versuchen an Katzen wird gezeigt, dass sehr geringe Schwankungen 
des intra-perikardialen Druckes beträchtliche Schwankungen im Blutdruck 
herbeiführen. Nimmt der intra-perikardiale Druck um 1 mm Hg zu, 
fällt der Blutdruck um 8—9 mm Hg und vice versa. Die respiratorischen 
Blutdruckschwankungen sind auf die durch Atembewegungen hervor- 
gerufene Veränderungen des intraperikardialen Druckes zurückzuführen und 
nicht, wie allgemein angenommen wird, auf einen verminderten Widerstand 
in den Lungengefässsen. Es ist auch noch gar nicht erwiesen, dass Ver- 
änderungen im Lumen der Lungengefässe eine Zunahme des Blutdruckes 
nach sich ziehen würden. 

In der zweiten Arbeit wird an Beobachtungen am Menschen sowie 
Versuchen an Tieren gezeigt, dass die Beziehungen zwischen Atem- 
bewegungen und Blutdruck viel komplizierter sind als allgemein angenommen 
wird, und dass die Angabe, dass eine spontane Inspiration eine Blutdruck- 
steigerung hervorruft, nicht gerechtfertigt ist. Auf eine tiefe, aber nicht 
anhaltende, intercostale Inspiration folgt ein Fall des Blutdruckes, auf eine 
tiefe, aber nicht anhaltende Zwerchfellinspiration folgt eine Blutdrucksteige- 
rung. Die Blutdrucksteigerung bei abdominaler Respiration beruht mithin 
auf der Zunahme des intraabdominalen Druckes. Bei anaesthetisierten 
Tieren hat jedoch der intraabdominale Druck keine Einwirkung auf den 
Blutdruck. 

Kussmauls pulsus paradoxus ist nicht ein abnormales, sondern ein 
normales Phänomen. Bei der Mehrzahl von Personen fällt der Blutdruck, 
wenn sie auf Anordnung eine tiefe Inspiration machen. 

Ein bisher übersehener Typus einer Blutdruckkurve, welcher häufig 
vorzukomnmıen und den normalen Typus darzustellen scheint, wird beschrieben. 

Cramer. 

1549. Müller, Ottfried (Med. Poliklin, Tübingen. — „Das absolute 
Plethysmogramm.“ Münch. Med. Woch., Bd. 55. No. 35, Sept. 1908. 

Verf. legt um den zu untersuchenden Arm am Ellbogen locker eine 
Riva-Roccische Binde, lässt ihn dann bis an die Achselhöhle in Quecksilber 
tauchen und etwa eine Minute darin verharren. Ist das Blut verdrängt, 
so wird die Binde fest aufgeblasen und dadurch die Blutzufuhr abgesperrt. 
Das weitere Verfahren gleicht den üblichen Methoden. W. Wolff. 


1550. Fredericq, Henri (Physiol. Inst., Lüttich). — „Les influences qui 
modifient l'irrigation dans la paroi du cœur 1solé des mammifières.“ 
Arch. internat. de Physiol., 1908, Bd. VI, p. 455—472. 

Die Untersuchung befasst sich mit den Änderungen, welche beim 
überlebenden Kaninchen- und Hundeherzen die Durchströmung der Kranz- 
gefässe unter verschiedenen Bedingungen erfährt. Die Technik bestand 
in Messung der Menge der in der Zeiteinheit abtropfenden Ernährungs- 
flüssigkeit. 

Allgemeinste Ergebnisse: Lockesche Lösung eignet sich zur Er- 
nährung des Kaninchenherzens viel besser als Säugetierblut. Der Sauer- 
stoff in der Lockeschen Lösung ist unentbehrlich. Mit der zeitlichen Ah- 


— 591 — 


nahme der Schlagfrequenz nimmt auch die Menge der in der Zeiteinheit 
beanspruchten Ernährungsflüssigkeit ab. Aristides Kanitz. 


Blut. 


1551. Schmidt, P. (Hyg. Inst., Leipzig). — „Über Jugendstadien der roten 
Blutkörperchen.“ Arch. f. mikrosk. Anat., 1908. Bd. 72, H. 3. 

In der vorliegenden Arbeit nimmt Verf. Stellung zu der Frage, ob 
die basophile Körnung und die Polychromatophilie der roten Blutkörperchen 
als eine Jugend- oder eine Alterserscheinung aufzufassen ist. Die Entscheidung 
dieser Frage ist nur herbeizuführen durch den Nachweis der Herkunft der 
Körnelung und der Polychromatophilie. Es ist festzustellen, ob diese Ver- 
änderungen vom Kern herrühren, oder ob dieselben Ausfällungen aus dem 
Protoplasma resp. dem Hämoglobin darstellen. Im ersteren Falle würde es 
sich um jugendliche Formen handeln. Verf. glaubt, dass wir es bei beiden 
Erscheinungen nur mit Jugendformen zu tun haben und nicht mit Degene- 
rationserscheinungen. Er fand im Blute von Kaninchenembryonen und von 
Neugeborenen karyorhektische und karyolytische Prozesse als Übergangs- 
formen gleichzeitig nebeneinander. Zwischen der physiologischen und der 
pathologischen Blutbildung besteht bei Erwachsenen diesen Befunden nach 
nur ein gradueller Unterschied. Nur ist bei der pathologischen Blut- 
bildung die Fragmentierung der Kerne beschleunigt. Die pathologische 
Bluthildung nähert sich also der embryonalen. Die Körnelung findet haupt- 
sächlich im zirkulierenden Blute, seltener im Knochenmarke statt. Durch 
einen Abklemmungsversuch am Kaninchenohr nach Injektion von Phenyl- 
hydrazin konnte Verf. beweisen, dass eine Ausfällung der Körner aus dem 
Hämoglobin durch Giftwirkung nicht eintrete. Die Zunahme der basophil- 
gekörnten Erythrocyten proportional dem Ansteigen des Hämoglobin- 
gehalts und der Zahl der Erythrocyten spricht gegen die Grawitzsche 
Degenerationstheorie. Diesen Zusammenhang konnte Verf. an einem Fall 
von Schwarzwasserfieber verfolgen. Robert Lewin. 


15952. Lisin, F. — „De l'influence des sels de mercure sur la leuco- 
cytose et la formule leucocytarre.“ Arch. int. de pharm. et de thérap.. 
1908, Bd. XVII, p. 237. 

Die Schlussfolgerungen des Verf.s lauten folgendermassen : 

1. Beim Kaninchen schwankt die Anzahl der Leukocyten normaler- 
weise zwischen 6000 und 14 000. 

2. Die Leukocytenformel bewegt sich in folgenden Grenzen: 


Mastzellen . . . . . . . . . . 2—120/, 
Eosinophyle . . . . . . . . . 1,5—4 h 
Grosse Mononukleäre . . . . . . 2—5" 
Lymphocyten und kleine Mononukleäre 37—60°/, 
Neutrophile Polynukleäre . . . . . 32—45", 


3. Die intravenüsen Injektionen eines löslichen Quecksilbersalzes üben 
in therapeutischen Gaben dieselben Wirkungen aus wie jede andere 
medikamentöse Substanz, mag dieselbe toxisch oder unwirksam 
sein. Es liess sich nämlich immer Hypoleukocytose, Hyperleuko- 
cytose, bei der die polynukleären Zellen überwogen, und Eosino- 
philie feststellen. 

4. Subkutane Injektionen von Kalomel besitzen nur einen geringen 
Einfluss auf die Anzahl der Leukocyten. Eine leichte „Mono- 
nukleose* ist allein die Folge. 


— 592 — 


5. Das Quecksilber wirkt wahrscheinlich nicht dadurch, dass eiue 
besondere, spezifische Reaktion von seiten der Leukocyten auftritt. 
Trotz der negativen Ergebnisse seiner Arbeit hält Verf. es nicht für 
ausgeschlossen, dass dem (Quecksilber eine spezifische Wirkung auf die 
Leukocyten zukomme, die sich vielleicht in einer Veränderung des 
opsoninschen Index oder einer Vermehrung der phagocytären Eigenschaften 
der Leukocyten kundgeben könnte, Anderseits wäre auch eine Wirkung 
des Quecksilbers ähnlich der anderer Metalle nicht unwahrscheinlich. 
Kochmann, Greifswald. 


Verdauung. 


1553. Asher, Leon (Physiol. Inst., Bern). — „Das Verhalten des Darn- 
epilhels bei verschiedenen funktionellen Zuständen.“ Zeitschr. f. Bio... 
1908, Bd. 51, p. 115. 

Die Versuche sind an Ratten angestellt. Eine Gruppe dieser Tiere 
hungerte zwei Tage, während die andere während dieser Zeit reichlich mit 
Fleisch gefüttert wurde. Am dritten Tage wurden die Tiere getötet, und 
der Darm nach der Altmannschen Methode der Granulafärbung behandelt. 
Es ergab sich, dass das mikroskopische Bild der Darmzotten der gefütter- 
ten Tiere wesentlich von dem der hungernden abwich. Die Epithelzeilen 
waren bei den letzteren stark mit Granula erfüllt. Bei den gefütterten 
Ratten war die Anzahl der Granula in den Epithelzellen der Darmzottr:. 
wesentlich geringer. die Granula selbst auch kleiner und weniger scharf 
differenziert. Der Befund spricht dafür, dass den Darmzellen bei Verdau- 
ung und Resorption eine aktive Rolle zukommt. W. Caspari. 


1554. Schmidt, Joh. Ernst (Chir. Klin. Würzburg). „Ein Beitrag zur 
Frage der Magensensibilität. Mitt. a. d. Grenzgebieten, 1908, Bd, XIX. 
p. 278. 

An einer Reihe von Kranken mit Magenfisteln konnte durch Einführung 
!/a—2°/, HCl-Lösungen in den Magen der Beweis erbracht werden, dass 
eine direkte spezifische Schmerzempfindung der Magennerven gegenüber 
hohen Salzsäurewerten bei gesunder Schleimhaut nicht besteht. Die 
Kranken äusserten bei Einführung dieser Lösungen sämtlich keinen Schmerz. 
Verf. ist deshalb geneigt, die Schmerzen bei Hypersekretion und auch beim 
Ulcus ventriculi entweder direkt auf Muskelkontraktionen oder indirekt auf 
die hierdurch bedingten lokalen Anämien zurückzuführen. 





Schreuer. 


1555. Gellé, Eug. — ,, Du retentissement des lésions canaliculaires sur 
le parenchyme acineux et insulaire pancréatique et de leur importarir 
dans la genese du diabète.“ Journ. de phys. et de path. gen., 1908. 
Bd. IV, p. 645. 

Auf Grund seiner mikroskopischen Untersuchungen kommt Verf. zu 
dem Ergebnis, dass das Pankreas beim menschlichen Diabetes ebenso 
reagiert wie bei verschiedenen Tieren, bei denen es durch Unterbindung 
ausgeschaltet worden ist. Es bildet sich zunächst eine Sklerose der 
Canaiiculi und eine Obliteration der kleinen, mittleren und grossen Kanàie 
aus, der eine Entwickelung der Acini gegen die Langerhansschen Iusein 
folgt. In diesem Stadium ist das Individuum nicht diabetisch. Aber 
allmählich breitet sich die bindegewebige Sklerose auf die ganze Drü=-r 
aus und zerstört die Acini ebenso wie die Tubuli, verhindert die Ent- 


— 53 — 


wickelung neuer Inseln, vernichtet selbst die, weiche vorhanden sind und 
hedingt auf diese Weise eine Insuffizienz der Inseln. 

Das ätiologische Moment für alle diese Veränderungen ist nach der 
Ansicht des Verf, die aufsteigende kanalikuläre Infektion. Allerdings 
muss zugegeben werden, dass auch Veränderungen der Gefässe der 
primäre Sitz der Erkrankung sein können. 

Mikrophotographische Abbildungen sind der Arbeit zur Bekräftigung 
der Ansichten des Verf. beigegeben. Kochmann, Greifswald. 


Excretion. 

1556. Steensma, F. A., Utrecht. — „Betrachtungen über die Nieren- 
funktion unter normalen und pathologischen Verhältnissen unter Be- 
rücksichtigung der Formeln von v. Korányi und von Claude und 
Balthazard.* Zeitschr. f. klin. Med., 1908, Bd. 66, p. 317—331. 

Es wird gezeigt, dass die Formeln von v. Koränyi, Claude und 
Balthazard und ähnliche über die Nierenfunktion nicht mehr aussagen, als 
es eine quantitative Harnstoff- und Kochsalzbestimmung im Harn zu tun 
vermag. Die für den Gesunden als konstant ausgegebenen Formelwerte 
sindes — kritisch betrachtet — nicht. Ihre Inkonstanz wird durch eine 
In den Formeln vorhandene Konstante verschleiert. Gerhartz. 


155%. v. Klecki, K. und Wrzosek, A. (Inst. f. allgem. u. exper. Path., 
Krakau). — „Zur Frage der Ausscheidung von Bakterien durch die 
normale Niere.“ Arch. f. exper. Path., Bd. 59, p. 145, 24. Aug. 1908. 

Versuche an Hunden, in deren Ureteren Kanülen eingeführt waren. 

Resultate: In allen Fällen, in denen im Urin die dem Tiere ein- 
geführten Mikroben wiedergefunden werden konnten, waren dem Harn 
meist nur mikroskopisch nachweisbare Mengen aus den Ureterenwandungen 
stammenden Blutes beigemischt. War der Harn absolut blutfrei, so fanden sich 
auch keine Bakterien. Es scheint demnach, dass die normale Hundeniere 
für Mikroben undurchlässig ist. Th. A. Maass. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 

1558. Rudinger, C. (I. med. Klin., Wien). — „Zur Atiologie und Patho- 
genese der Tetanie.* Zeitschr. f. exper. Path., Bd. V, p. 205—213, 
Sept. 1908. 

Alle ätiologisch noch so verschiedenen Tetaniefälle sind auf 
eine Insuffizienz bzw. Schädigung der Epithelkörper der Schilddrüse zu- 
rückzuführen. Zu dem bisher bekannten klinischen und experimentellen 
Material bringt Verf. experimentelle Untersuchungen an Katzen, denen er 
teilweise die Epithelkörper exstirpierte und nachher verschiedene Gifte bei- 
brachte (Calomel, Morphium, Atropin, Tuberkulin, Ergotin und Äther). 
Nach Einführung der Gifte traten bei Tieren mit tetanischer Disposition 
sehr bald Krampfanfälle auf. Damit ist die Zugehörigkeit der seltenen 
Tetanieformen nach Vergiftungen zur Tetanie aus Insuffizienz der Epithel- 
körperchen dargetan. Mohr, Halle a. S. 


1559. Minkiewitsch, M. (Chirurg. Klinik, Basel). — ,Tetania para- 
thyreopriva und Hyperparathyreosis. (Eine experimentelle Studie.)“ 
Diss., Basel, 1908. 

Die „Ek“ (Epithelkörperchen) sind konstante Organe von drüsenähn- 
liehem Bau und charakteristischer Struktur. ihre Selbständigkeit ist durch 


— 594 — 


die entwickelungsgeschichtliche Forschung festgelegt. Die Funktion der 

„Ek“ derjenigen der Schilddrüse gegenüber, besteht in der Neutralisierung 

der giftigen Stoffe, die irgendwo im Körper gebildet, sind. Tetanie_ stelit 

eine Intoxikation dar, die durch den Ausfall dieser Entgiftungsorgane ver- 
ursacht ist. Die Tetanie bei den Versuchstieren des Verf. (Ratten) zeigte 
dem Erdheimschen Typus gegenüber einen von vornherein chronischen 

Verlauf. Die Schwangerschaft hat einen unbestrittenen Einfluss auf den 

Verlauf der Krankheit. Die trophischen Störungen traten bei Verf. viel 

frühzeitiger ein, als das Erdheim angegeben hat. Die Transplatation ven 

überschüssigen „Ek“ bewirkt fast keine klinischen Erscheinungen. An 
den zurückgelassenen eigenen „Ek“ sind unerklärliche konstante Verändt- 
rungen nachweisbar. Sämtliche eingepflanzte „Ek“ gehen zugrunde und 
werden resorbiert. „Hyperparathyreosis* ist nicht zu erzeugen. Auch 
nach der Ausrottung der eigenen „Ek“ scheinen die implantierten „Ek“ zu 
dauernder Funktion (wenigstens im Magen) nicht fähig zu sein. 

Fritz Loeb, München. 

1560. Gemelli, A. (Minoritenkloster, Mailand). — „Ulteriore contributo 
alla conoscenza della funzione dell’ ipofisı cerebrale.* (Weiterer Bei- 
trag zur Kenntnis der Funktion der Hirnhypophyse.) Rif. Med.. 1995. 
H. 3. 

1. Die Hypophysektomie verursacht bei Tieren den Tod nicht: die- 
selben vertragen die Operation gut, sofern die Technik der Aus- 
führung sie gegen jeden störenden Einfluss schützt. 

. Es treten keine unmittelbaren charakteristischen Beschwerden hei 

hypophysektomierten Tieren auf. 

3. Daraus lässt sich wohl schliessen, dass der Hypophyse keine für 
den Organismus unentbehrliche Funktion zukommt. Es treten 
hier vielleicht Ersatzfunktionen von seiten anderer, ähnlich ge- 
bildeter Organe auf, wie das sich aus zahlreichen, durch Ex- 
perimente, durch klinische Beobachtungen und durch pathologische 
Anatomie festgestellten Tatsachen schliessen lässt. 

4. Damit will Verf, nicht behaupten, dass die Hypophyse ein zweck- 
loses oder rudimentäres Organ sei, denn es geht vielmehr aus 
seinen Untersuchungen, über welche er in früheren Abhandlungen 
berichtete, hervor, dass der Hypophyse eine charakteristische 
Funktion zukommt, da deren Nervenlappen ein zur Niere in enger 
Beziehung stehendes Organ bildet, während ihr Drüsenlappen zu 
den Drüsen mit innerer Sekretion gehört, welche eine vorwiegend 
antitoxische Funktion haben. 

5. Die Hypophyse beeinflusst die Entwickelung des Organismus und 
zwar insofern, als das Ausbleiben ihrer Funktion diese Ent 


‘te 


wickelung hemmt. Ascoli. 
1561. Guthrie, C. C. (Physiol. Lab., Washington Univ. Med. School, St, Laws. 
Mo.). — „Further results of transplantation of ovaries in chirkeis.” 
Journ. of exp. Zoology. Bd. V, p. 563—571, Juni 1908. 
Erfolgreiche Verpflanzung der Eierstöcke bei Hühnern. Die über- 


tragenen Eierstücke zeigten normale Funktionen. Die Farbeneigentümlieh- 
keiten der jungen Hühner waren denen der operierten Henne ähnlich. 
| B.-0. 
1562. Lieben, S. (Physiol. Inst. u. dermatol. Klinik, dtsch. Univ., Pragi. 
— „Zur Physiologie der Tunica dartos.“ Pflügers Arch., JUS. 
Bd. 124, p. 336- 352. 


— 595 — 


Die Versuche sind teils am Menschen, teils am curaresierten, künstlich 
geatmeten Hunde angestellt. Beide Skrotalhälften waren mittelst Klammern 
und Rollen mit Schreibhebeln versehen 

Die Contractionen der Skrotalhaut treten spontan auf, sie lassen sich 
ferner durch direkte und durch reflektorische Reize hervorrufen. 

Die beiden Seiten betätigen sich nicht völlig gleichzeitig, sondern 
diejenige Hälfte eher, auf deren Körperseite der Reiz gewirkt hat. 

Die Übertragung der Erregung von einer gereizten auf die nicht 
gereizte Seite erfolgt vermutlich durch Muskeln; die Übertragung durch 
Nerven ist unwahrscheinlich, weil jede Skrotalhälfte und damit jede Seite 
der Tunica dartos ihre Nerven aus dem gleichseitigen Bauchstrange des 
Symphaticus erhält. E. Laqueur, Königsberg. 


Tierische Wärme. 


1563. Rancken, Dodo und Tigerstedt, Robert (Physiol. Inst., Helsingfors). — 
„Zur Kenntnis der Temperatur im menschlichen Magen.“ Bioch. Zeit- 
schr.. Bd. XI, p. 36, Juni 1908. 

Die Versuche wurden an einem Knaben mit einer Magenfistel aus- 
geführt und die Magen- und Rectaltemperatur, mit der von Benedict und 
Snell beschriebenen bolometrischen Methode, jede zweite Minute gemessen. 
Bei leerem Magen war die Magentemperatur höchstens um 0,2° höher wie 
die Rectaltemperatur. Beim Eingiessen von warmen oder kalten Speisen 
erfolgt der Temperaturausgleich etwa in 45 Min. auf rein physikalischem 
Wege. Eine Wärmetönung durch die Verdauung konnte nicht wahrgenommen 
werden. C. Funk, Berlin. 


1564. Siegel, W., Reichenhall (ll. med. Klin.. Berlin). — „Abkühlung als 
Krankheitsursache.* Zeitschr. f. exper. Path., Bd. V, p. 318—366, 
Sept. 1908. 

Bei Hunden lassen sich durch Abkühlung der Haut (Nierengegend), 
durch Eintauchen der Hinterbeine in kaltes Wasser (4—5° C.), akute 
parenchymatöse Nierenentzündungen hervorrufen; Ursache dieser Nieren- 
schädigung ist die der Haut bei Abkühlung parallel gehende Ischämie der 
Niere, die zu Ernährungsstörungen in der Niere führt. Die Versuche 
liefern den Beweis dafür, dass Abkühlung der Haut an und für sich ohne 
Mitwirkung von Bakterien allein durch Veränderung der Zirkulation und 
die dadurch gesetzten Ernährungsstörungen tatsächlich Organerkrankungen 
hervorrufen kann. Eine Herabsetzung der Körpertemperatur ist dabei 
nicht absolutes Erfordernis für die Entstehung von Erkältungen. Das Ver- 
halten der Vasomotoren ist von der grössten, für einzelne Affektionen von 
ausschlaggebender Bedeutung. Mohr, Halle a. S. 


1565. Liefmann, H. und Klostermaun, M. (Hyg. Inst., Halle a. S.) — 
„Der Einfluss hoher Wärmegrade auf den arbeitenden Organismus. 
(Nach Versuchen in Salzbergwerken.)“ Zeitschr. f. Hyg., 1908. Bd. 61, 
H. 1. 

1. Klimatische Beobachtungen: 


Untersucht wurde Feuchtigkeit der Luft, Temperatur der Luft und 
des Gesteins, Sauerstoff, Kohlensäure, ungesättigte Kohlenwasserstofte, 
Kohlenoxyd, Wasserstoff und die übrigen Kohlenwasserstoffe der Luft. Es 
ergab sich: 


— 596 — 


1. eine erhebliche Verunreinigung der Luft in den Salzbergwerken 
konnte nicht festgestellt werden; 

2. eine messbare Bewegung der Wetter unmittelbar am Arbeitsort 
war nicht vorhanden; 

3. die Luftfeuchtigkeit betrug zwischen 40 und 50 Prozent. 


2. Physiologischer Teil: 


Die Wärmestauung im Körper der Arbeiter, auch bei hohen Tempe 
raturen der Luft (29°) war eine sehr geringe. Dieser Befund wider 
spricht dem von Heymann und Reichenbach erhobenen in Kohlenberg 
werken. Da Kleidung. Ernährungszustand, Arbeitsleistung und Gesteins 
temperatur bei dem Vergleich der beiden Werte nicht in Betracht kommen 
so können nur die erheblichen Unterschiede in der Luftfeuchtigkeit die 
Verschiedenheit der Resultate erklären. Trockenheit vermag also dort, wo 
nur eine sehr geringe Luftbewegung vorhanden ist, das Auftreten einer 
stärkeren Überhitzung des Körpers hintanzuhalten. Seligmann. 


Specielle Nervenphysiologie. 


1566. Goldschmidt, R. (Zool. Inst., München). — „Einiges vom feineren 
Bau des Nervensystems.“ Verh. d. Dtsch. zool. Gesellseh.. 17. Vers., 
1907, p. 130—131. 

1567. Goldschmidt, R. (Zool. Inst., München). — „Das Nervensystem von 
Ascaris megalocephala und Ascaris lumbricoides. Ein Versuch, in 
den Aufbau eines einfachen Nervensystems einzudringen. I. Teil’ 
Zeitschr. f. wiss. Zool.. 1908, Bd. 90, p. 73— 136. 

Verf. beschreibt einen grossen Teil des Gentralnervensystems von 
Ascaris vollständig. Einer späteren Arbeit vorbehalten bleibt die Dar- 
stelung der „Commissura cephalica* (Looss), des früher so genannten 
Centralorgans. Die Vollständigkeit wurde ermöglicht dureh die Einfachheit 
des Aufbaues und die Grüsse der zelligen Elemente und ihre absolute 
Konstanz nach Zahl, Grösse und Form. Es ist ein System, das bei 
relativer Einfachheit des Baues jede Komplikation der Wirkung mög- 
lich macht und es erlaubt. den kompliziertesten und rhythmischen 
Reflexvorgang als auf einem einfachen nervösen Mechanismus basierend 
zu verstehen. Ausser der Konstanz ist namentlich die Symmetrie des 
Nervensystems von Interesse. Unsvmmetrisch sind im Centralnervensystem 
nur einige Bahnen, ferner von den 162 Ganglienzellen nur zwei im Gang- 
lion eephalicum ventrale (Zelle 17 und 18), die stets nur auf der rechten 
Seite liegen. Symmetrie und Konstanz erstrecken sich (nach einer Angabe 
in der vorläufigen Mitteilung) auch auf den Funktionszustand der Zellen. 
wovon die Ausbildung des Chromidialapparates Zeugnis ablegt. 

Der von der Halspapille empfangene Sinnesreiz kann höchst merk- 
würdigerweise auf drei verschiedenen Wegen zum Centralnrgan geleitet 
werden. 

Verf. sah die Neurone miteinander stets in vollständiger Kontinui- 
tät. Die Grenze zweier Neurone kennzeichnet sich in der feineren Struktur 
der Elemente. V. Franz. 


1568. Polimanti, O0. — „Contribution à la physiologie du rhinencéphale.* 
Journ. de phys. et de path. gen., 1908. Bd. IV. p. 634. 

Die Abtragung des Lobus olfactorius bei Hunden der einen Seite 

führt nur zu einem temporären Verlust des Riechvermögens der einen 


— 597 — 


Seite (höchstens für einen Monat). Nach einiger Zeit ist der Geruck 
wieder vollkommen zur Norm zurückgekehrt. 
Kochmann, Greifswald. 
1569. Polimanti, Osv., Rom. — „Contributions à la physiologie de 
l'érection et de l'égaculation. II. Sur le mécanisme d'élimination du 
sperme à l'embouchure des canaux éjaculateurs dans l'urèthre du 
chien et du lapin. III. Influence de la section de la moelle épinière 
sur l'érection et l'éjaculation chez le chien.“ Arch. internat. de Physiol., 
1908, Bd. VI, p. 96—108. 

Verf. findet, übereinstimmend mit früheren Untersuchern, dass nach 
Durchtrennung des Rückenmarks manchmal Erektion und Ejakulation er- 
folgt, zumeist aber nicht. Als Erklärung dieser entgegengesetzten Beol)- 
achtungen verweist Verf. auf Untersuchungen von R. Oddi (Atti. Accad. 
Lincei, 1895), der bei faradischer Reizung der grauen Substanz des Rücken- 
markes teils gesteigerte Muskelkontraktion, meistens aber eine Hemmung 
der Kontraktion beobachtete. Aristides Kanitz. 


1570. Solomowiez, Julian (Physiol. Inst. d. Univ., Lemberg). — „Vom 
Zentrum der Submaxillardrüse.“  Neurolog. Centrbl., H. 15, 1. August 
1908. 

Auf Grund von histologischen Untersuchungen der Medulla oblongata 
von Hunden, denen vorher die linke Submaxillardrüse exstirpiert worden 
war, um die Zellen, die das Zentrum dieser Drüse bilden, zur Degeneration 
zu bringen, kommt Verf. zu folgenden Schlüssen: 

a) Das Zentrum der Submaxillardrüse wird von den im Bereiche des 
Deiterschen Kernes zerstreuten Zellen gebildet; nur sehr wenige 
finden sich in der Substantia reticularis. 

b) Die Zellen, welche das obige Zentrum bilden, sind in beiden 
Hälften des verlängerten Markes zu finden, mit geringer Prävalenz 
zugunsten der der Drüse entsprechenden Seite. 

Pulvermacher. 


Sinnesorgane. 
1571. Kuschel, J., Lüdenscheid. — „Die Architektur des Auges in ihren 


hydrostatischen Beziehungen zum intraokularen Stromgefülle.“ Zeit- 
schr. f, Augenheilk., Bd. XVII, p. 114 u. 259; vgl. Biophys. C., Bd. III, 125. 


1572. Kuschel, J., Lüdenscheid. — „Die Architektur des Auges ein Re- 
gulierungsmechanismus für die intraokulären Druck- und Strom- 
schwankungen.“ Zeitschr. f. Augenheilk., Bd. XVII, p. 116 u. 316. 


1573. Kuschel, J., Lüdenscheid. — „System der Störungen im hydrosta- 
tischen Regulierungsapparat des Auges.“ Zeitschr. f. Augenheilk., 
Bd. XIX, p. 97). 

1574. Kuschel, J., Lüdenscheid. — „Das Glaucoma ac. als der höchste 
Steigerungsgrad der glaukomat. Dispos.“ Zeitschr. f.Augenheilk., Bd. XIX, 
pP. 45, Ergänzungshetft. 

1575. Kuschel, J., Lüdenscheid. — „Die senile Sklerose des hydrostat. 
Regulierungsapparates des Auges als Hauptursache der glaukomat. 
Dispos.“ Zeitschr. f. Augenheilk., Bd. XIX, p. 193. 

1576. Kuschel, J., Lüdenscheid. — „Das Glauc. chron. simpl. als der 
nächst höhere Steigerungsgrad der glauk. Dispos.“ Zeitschr. f. Augen- 
heilk., Bd. XIX, p. 426. 


— 598 — 


Die zahlreichen Belspiele mechanisch richtig ausgeführter Konstruktionen 
im Tier- und Pflanzenreiche berechtigen zu der Annahme, dass auch das 
menschliche Auge eine Architektur besitzt, welche mit ihren Widerständen 
einem statisch bestimmten Kräftesystem entspricht und das Gleichgewicht 
hält. Da als Konstruktionsmaterial das vorzugsweise mechanischen Zwecken 
dienende Bindegewebe mit seinen Abarten fast allein nur in Frage kommt. 
so wird die gesuchte Architektur in den histologischen Anordnungen des- 
selben erkannt werden müssen. Anderseits sind die entsprechenden Be- 
lastungen im Gewebssäftedrucke und auch in der Kontraktionskraft dés 
Ciliarmuskels gegeben und darnach zu beurteilen. 

Unter Beachtung dieser Gesichtspunkte und der elementaren Gesetze 
der Mechanik kann man den hydrostatischen Begriff des Auges in die 
Formel einer kugelförmigen Erweiterung einer Strombahn mit stark ver- 
engtem Abflusse fassen. Darnach müsste im Auge die Stromgeschwindig- 
keit eine geringe und der Flüssigkeitsdruck ein hoher sein, Schlussfolge- 
rungen, die mit den tatsächlichen Verhältnissen völlig übereinstimmen. 
Weiterhin müssen wir aus der von hinten nach vorn abnehmenden Wider- 
standskraft der Augapfelwand, die dem Seitendruck und Gefälle des Säfte- 
stromes völlig entspricht, auf die gleiche Richtung der Strömung schliessen. 

Auch diese Schlussfolgerung findet in den anatomischen Verhältnissen 
des Auges ihre Bestätigung, da die Blutgefässbezirke in demselben hinten 
und die sicher erwiesene Abflussstelle am Kammerwinkel vorn gelagert sind. 

Die Binnengewebe des Auges liegen den Hauptzuflussgebieten der 
Aderhaut und Netzhaut an und können wegen ihrer Labilität nur als ein 
lockeres, maschiges Stromhindernis angesehen werden. Die Pfeilerkonstruktion 
der Netzhaut erfordert beiderseitige Belastungen, die sich als Aktions- und 
Reaktionsdruck das Gleichgewicht halten. Die Aderhaut ist ein nach 
statischen Gesetzen bestimmbares, dreidimensionales Fachwerk, welches 

1. durch seine eignen Spannkräfte, 

2. durch die Druck- und Stosskraft des Blutstromes (namentlich in 
der Form einer Streekung der zwischen dem Äusseren und inneren 
Gefässnetze aufgestellten Endbäumchenpfeiler), und 

3. durch den Gewebssäftedruck die erforderliche Aussenbelastung der 
Netzhaut gewährleistet. 

Dazu kommt als vis a fronte die Zugkraft des Glaskörpergerüsts. 
welches eine Verkörperung von radiären, meridionalen und äquatorialen Zug- 
spannungen darstellt. Als einzige Innenbelastung der Netzhaut ist nur der 
Seitendruck des Glaskörperstroms vorhanden. Die Dichtigkeit und Steilheit 
in der Aufstellung der Endbäumchenpfeiler und der Blutdruck in ihnen. 
der wie in Manometerrühren den Seitendruck der Ciliararterien zum 
Ausdruck bringt, lässt auf eine von hinten nach vorn abnehmende chorini- 
deale Aussenbelastung der Netzhaut schliessen, der der Reaktionsdrurk 
auf der Innenseite entsprechen muss. Aus den Stärkeverhältnissen des 
Zonulalinsenträgers, der hinten vom Glaskörper, vorn vom Kammer- 
wasser belastet ist, müssen wir fernerhin ein Überwiegen des Glaskörper- 
druckes folgern. Unter der Voraussetzung von Druckschwankungen im 
Glaskörper erhalten der Cloquetsche Kanal und der Salzmannsche Zonuli- 
spalt den Charakter von Ventilen, die den Stromverlauf bestimmen. 
Alle drei Momente zwingen zu dem Schluss, dass der Glaskörperstrom von 
hinten nach vorn gerichtet ist. Die Gesamtkonstruktion des Auges harme- 
niert demnach und steht in enger Beziehung zum intraokularen Stroin- 
gefülle, das durch folgende Stationen bestimmt wird: Aderhaut. Seh- 


— 599 — 


nervenpapille, Area Martegiani, wo der Netzhautstrom einmündet, Cloquetscher 
Kanal, Glaskörper, Zonulaspalt, Ziliartälerkanäle, wo der Ziliarkörperstrom 
einmündet und der Strom für die Kristalllinse am Äquator derselben sich 
abzweigt, die beiden Augenkammern, in die der Linsenstrom wieder 
zurückkehrt, und Kammerwinkel, durch den der Austritt erfolgt. 

Der Linsenstrom nimmt auf Grund der Experimente von Schlösser 
und anderen folgenden Verlauf: Linsenäquator, hintere Cortexperinukleäre 
Lücken, Vorderpol, subkapsuläre Cortex, Poren der Vorderkapsel an der 
Stelle der Zonulafaseransatzes. Der Kernbogen wirkt dabei wie ein Strom- 
brecher, 

Die Architektrr des Auges hat bei Schwankungen der Blutzufuhr die 
Bedeutung eines Regulierungsapparates für die intraocularen Druck- und 
Stromschwankungen. 

Die Blutwallung bewirkt durch stärkere Füllung und Streckung der 
Endbäumchenpfeiler und durch Steigerung des Säftedruckes auf dem Wege 
der Filtration ein Überwiegen der chorioidealen Aussenbelastung der Netz- 
haut. Compression des Glaskörpers, Drucksteigerung daselbst, Verschluss 
des Cloquetschen Kanals, Erweiterung des Zonulaspaltes infolge Abdrängens 
der vorderen Grenzschicht des Glaskörpers und der anliegenden Zonula- 
Iinsenbrücke, Steigerung des Kammerwasserdruckes und vermehrte Ex- 
filtration am Kammerwinkel sind die Kette weiterer Folgen der ursächlichen 
Blutwelle. Dabei müssen die elastischen Widerstände namentlich der Zonula- 
glaskörper- und Zonulalinsenpresse, die wie elastische Federn gespannt 
werden, überwunden werden. Mit dem Abfluss nach aussen sinkt der 
Druck im Glaskörper und die Entspannung tritt wieder ein. Dabei wird 
der Zonulaspalt wieder geschlossen, zugleich aber öffnet sich das hintere 
Ventil, der angestaute Aderhautstrom ergiesst sich leicht in den Glaskörper. 
wo jetzt der Druck wieder steigt und das Übergewicht über den Aderhaut- 
druck erhält, der durch den erleichterten Abfluss der Gewebssäfte bereits 
gesunken war. 

Da die Widerstandskraft der Aderhaut, soweit sie auf den eigenen 
Spannkräften und dem Blutdrucke beruht von hinten nach vorne abnimmt, 
so muss infolge des Stauungsdruckes im Glaskörper die Aderhautbrücke in 
umgekehrter Richtung durchgedrückt werden, so dass die Gewebssäfte 
daselbst gezwungen sind, nach ihrer Abflussstelle auszuweichen. 

Schliesslich tritt bei entsprechender Höhe des Glaskörperdruckes die- 
selbe Situation, wie am Anfange der Gleichgewichtsstörung ein und das 
Spiel beginnt von neuem. Wenn nun eine neue Blutwelle inzwischen 
nicht mehr in die Aderhaut eingetreten ist, dann wird nach kürzerem oder 
längerem Ausbalancieren die Federung wieder zur Ruhe kommen und ein 
gleichmässiges Strömen sich einstellen. Herzkraft als letzte Quelle des 
Blutdrucks und elastische Kraft der Gewebskonstruktion des Auges sind im 
Grunde genommen die beiden einzigen Kräfte, die sich ausbalancieren. 
Beide sind unerschöpflieh und ermüden nicht. Das ist der Sinn des 
Ganzen, der auch in der Ähnlichkeit des angewandten mechanischen Prinzips 
zum Ausdruck kommt. 

Mit den Schwankungen des Gewebssäftedruckes in der Aderhaut muss 
naturgemäss ein Schwanken der Filtration aus den Blutkapillaren einher- 
gehen. Gestützt auf die Untersuchungen von Landmann und Körner konnte 
dasselbe näher bestimmt werden. Es trat dabei ein zweckmässiger Anta- 
gonismus zwischen der Filtration in der Aderhaut und im Ziliarkörper, also 
zwischen hinten und vorn, in Erscheinung. 


— 600 — 


Eine Ergänzung erhält der vorliegende Mechanismus noch durch den 
Einbau des Akkommodationsapparates. Als Tensor chorioideae bewirkt je 
Kontraktion des Ziliarmuskels eine Kompression des Glaskörpers und eine 
Erweiterung des chorioidealen Strombettes, durch Entspannung des Zonula- 
linsensystems eine Lockerung und Erweiterung des Zonulaspaltes, zugleich 
geht damit durch Abziehung der inneren Wand des Schlemmschen Kanals. 
in deren Nähe die Sehne des Muskels entspringt, eine Erweiterung des 
Kanallumens einher, wodurch die Exfiltration aus dem Kammerwinkel er- 
leichtert wird. Wir haben demnach dieselbe Konstellation und Strömungs- 
bedingung, wie beim Eintritt einer Blutwallung in die Aderhaut. Die Keon- 
traktionen des Akkommodationsmuskels wirken daher in einem ähnlichen 
Sinne, wie die Kontraktionen des Körpersmuskels, nämlich strombefördern.. 
Zugleich tritt damit die Ähnlichkeit mit der Saug- und Druckpumpe des 
Herzmuskels noch deutlicher hervor. 

Durch das wechselnde Spiel der Akkommodation kommt auch beim 
Stromsystem der Augenlinse dieselbe Wirkung einer Druck- und Saug- 
punıpe zustande, worauf ich bereits früher in meiner Dissertation hit:- 
gewiesen habe. 

Die Hydrostatik des Auges wird durch pathologische Vorgänge. 
namentlich durch den glaukomatösen und myopischen Dehnungsprozess. 
die die Beweiskraft grosszügiger Experimente haben, wesentlich gestützt. 
Beim Glaukom führt die senile Sklerose eine Erstarrung und gleichzeitize 
Widerstandsverminderung der Gesamtarchitektur namentlich der federnde:ı 
Elemente derselben herbei. Das Strömen bei Schwankungen der Blutzufulir 
gestaltet sich ähnlich wie in starren Röhren oder arteriosklerotischen Ge- 
fässen. Es kommt auch hier zu Ektasien, welche im Anfang oder hi 
den geringen Graden der Sklerose im Bereiche der Stelle des Sehnerver- 
durchtrittes gegenüber dem Gloquetschen Kanalventile auftreten und dami 
das Krankheitsbild des Glaucoma simpl. herbeiführen. Im weiteren Verlaute 
oder bei Steigerungen der senilen Erstarrung erleidet auch die vordere 
Grenzschicht des Glaskörpers eine Überdehnung und Erschlaffung, so dass 
sie leicht durch den Glaskörperdruck- und zeitweiligen Überdruck in dir 
Ziliartäler eingestülpt werden kann, womit eine Stromsperre aufgerichter 
wird und ein Circulus vitiosus beginnt. Damit haben wir das Krankheits- 
bild des Glauc. acut. oder den acuten Glaucomanfall vor uns. 

Autoreferat (Steindorfi). 
1577. Deichsel, Gerhard. — „Beiträge zur Kenntnis des Knochenfisch- 
auges mit besonderer Berücksichtigung der Frage nach der Akkommo- 
dation.“ Inaug.-Diss., Breslau, 1908. 61 p. 

Der Akkomodationsapparat jeder Fischart weist charakteristisch: 
Gestalt auf. Das Ligamentum suspensorium lentis ist fast stets an die 
Iris gebunden. 

Die Campanula ist entweder gar nicht an der Iris befestigt und zeigt 
dann innige Beziehungen zur Zonala, die in diesen Fällen sicherlich die 
Akkommodationsbewegungen mit beeinflusst, oder sie ist in mehr oder 
weniger ausgedehntem Masse mit der Iris verbunden, die alsdann gleich- 
falls in den Hilfsdienst der Akkommodation tritt. 

| Fritz Loeb, München. 
1578. Wolff, Hugo, Berlin. — „Über Schattendrehung und Schattenlauf. 
sowie über das astigmalische Gesichtsfeld in der Slaaskopie.“ Arch. 
f. Augenheilk., 1908, Bd. 40. H. 2 u. 3. 
Unter eingehender Erwiderung auf frühere Polemiken wird die Wolffschr 


— 601 — 


Lehre von der skiaskopischen Schattendrehung auf Grund des Sturmschen 
Theorems weiter ausgebaut durch Konstruktion der beiden Fokallinien. Die 
Schnittpunkte der Lichtgrenze mit dem Konoidquerschnitte, in der Netzhaut 
des untersuchten Auges, werden nach gewissen Regeln über die Endpunkte 
dieser Fokallinien auf den Pupillenrand des u. A. projiziert. Somit wird 
der Ort des schrägen Schattens am Pupillenrande (bei schrägachsigem 
Astigmatismus) gefunden, welcher wechselt (Drehung bzw. Umspringen des 
Schattens), wenn immer ein anderer Konoidquerschnitt, gemäss der Wan- 
derung der Interfocalstrecke durch die Netzhautebene, entlang der Augen- 
achse, in die Netzhaut des u. A. zu liegen kommt. 

Das astigmatische Gesichtsfeld besteht aus unendlich vielen solchen 
Iionoidquerschnitten. Erst wenn die Lichtgrenze den, im Sinne der Licht- 
bewegung, letzten Konoidquerschnitt durchwandert, tritt nach der Wolffschen 
(entoptischen) Theorie der schräge Schatten in der untersuchten Pupille 
auf; während durch die vorangegangene partielle Verdunkelung aller übrigen 
konoidquerscehnitte des Phänomen der grauen Scheibe erklärt wird. welche 
auch bei Astigmatismus neben dem skiaskopischen Schatten in der unter- 
suchten Pupille sichtbar wird. Das astigmatische Gesichtsfeld wird für 
einen mittleren Fall berechnet und konstruiert, sowie in 75 facher Ver- 
erösserung abgebildet. Autoreferat. 


1579. Rabinowitsch, S. (Physiol. Inst., Berlin). — „Über den Gang der 
Schwellenempfindlichkeit bei Dunkeladaptation und seine Abhängigkeit 
von der vorausgegangenen Belichtung.“ Zeitschr. f. Augenheilk., 1908, 
p. 300 ff. 

Verf. untersuchte die Frage, ob die gleiche Schwellenempfindlichkeit 
des Auges ein Ausdruck dafür ist, dass sich das Auge in bezug auf die 
Schwellenempfindlichkeit auch jedesmal in wirklich identischem Zustand 
befindet, ob der Gang der Dunkeladaptation derselbe ist oder nicht, auf 
welche Weise auch die Helladaptation hergestellt ist. Verf. fand, dass die 
Kurven stets annähernd von ähnlich tiefen Punkten ausgehen, der Adap- 
tationszustand — an der Schwellenempfindlichkeit gemessen — im Anfang 
derselbe ist. Je weniger Zeit die Belichtung eingewirkt hat, umso steiler 
steigen die Kurven, also war der Adaptationszustand selbst in bezug auf 
die Schwellenempfindlichkeit nicht derselbe. Ein gut dunkel-adaptiertes 
Auge kehrt schnell wieder in diesen Zustand zurück, wenn es nur für 
kurze Zeit belichtet wird; bei längerer Belichtung geht das Auge in einen 
neuen Zustand über, aus dem es nur schwer herauszubringen ist. 

Kurt Steindorff. 


1580. Nicolai, G. F. — „Gany der Dunkeladaptation und seine Abhängig- 
keit von der vorausgegangenen Belichtung (des beobachtenden resp. 
> nicht beobachtenden Auges)}.“ Centrbl. f. Physiol., 1908, Bd. 21, 
No. 18. 

Rekapitulation der Versuche von 5. Rabinowitsch (vgl. voriges Re- 
ferat). Ferner konstatierte Verf., dass monokular angestellte Schwellen- 
bestimmungen, wenn das andere Auge durch Licht mehr oder weniger 
lange Zeit geblendet war, analog der Zapfenkontraktion und Pigment- 
wanderung im Dunkelauge bei einseitiger Belichtung, infolge der W irkung 
des einen auf das andere Auge schnelleres Sinken der kurven zeigen. 
Vielleicht handelt es sich dabei um eine rein psychische, zentrale Wirkung 
(Kontrast). Kurt Steindorft. 


— 802 — 


1581. Hess, C., Würzburg. — „Über ‚Blaublindheit‘ durch Gelbfärbung 
der Linse.“ Arch. f. Augenheilk., 1908, Bd. 61, H. 1. 
Verkürzung des kurzwelligen Teils des Spektrums bei einer Patientin, 
deren Linse bei erhaltener Durchsichtigkeit intensiv braungelb gefärbt war. 
Kurt Steindorff. 
1582. Dittler. — „Réaction chimiques d'une rétine isolée de grenouill«.“ 
Archiv. di ottalmol., Januar 1908; vgl. Rec. d’ophtalmol., September 
1908. | 

Die isolierte Froschnetzhaut bildet unter dem Einfluss des Lichtes in 
Ringerscher Lösung eine Suestanz, die neutrale Phenolphthaleinlösung zu 
färben vermag. Dieser Befund steht im Widerspruch mit der Behauptung 
von Lodato und Re, dass die belichtete Netzhaut sauer reagiere. 

i Kurt Steindorff. 
1583. Meisling, Aage. — „Om synet og dets fysisk-kemiske Grundlau.” 
Hospitalstidende, 1906; vgl. Zeitschr. f. Augenheilk., 1908, Bd. NIX 
p. 557. 

Die Annahme, dass photochemische Prozesse in der Retina die Ge- 
sichtsempfindungen vermitteln, ist falsch, da in der belichteten Netzhaut 
keine Stoffe nachweisbar sind, die bei derartigen Prozessen wirksam sein 
könnten. Die Kenntnis der den Lichtwellen gleichartigen elektrischen 
Wellen und die Art, wie diese bei der drahtlosen Telegraphie abgesendet 
und empfangen werden, vermag zu erklären, was bei der Licht- uni 
Farbenperzeption in der Netzhaut vor sich geht. 

Stäbchen und Zapfen bilden Endorgane, die als Antennen anzusehen 
sind, wie sie bei der drahtlosen Telegraphie für Wellen bestimmter Länge 
abgestimmt sind, und die mit der Nervenfaserschicht durch eine Reihe von 
mit einander durch Kontakt verbundenen Zwischenstücken zusammenhiüngen. 
Da nun die Fovea ebenso wie die Retina mehrerer Tagtierarten nur Zapfen 
enthält, so kann man sie als Endorgane deuten, ınit denen wir verschieden- 
farbiges Licht auffassen. Sie brauchen (entsprechend den gültigen Farben- 
theorien) nur für 3 bzw. 4 Hauptfarben abgestimmt zu sein, was sich 
durch verschiedene Länge bzw. Form der Zapfen ermöglichen liesse. Für 
diese Annahme spricht die wechselnde Länge der Zapfen in Hell und 
Dunkel, ihre wechselnde Form im Centrum und in der Peripherie, sowie 
bei verschiedenen Tierarten. 

Das Verhältnis zwischen Ruhe- und Aktionsstrom der Retina erinnert 
an die Tätigkeit der Kumaskope bei der Telegraphie und stützt die Hyp»- 
these, dass die Lichtwellen dadurch in Sinnesempfindungen umgesetzt 
werden, dass sie nach Umwandlung als elektrische Schwingungen zum 
Zentralorgan geleitet werden. Die so kompliziert gebaute Retina dürfte 
als Transformationssystem zur Verlangsamung der Schwingungen dienen. 
Für die Transformation des Stromes sprechen auch die Farben- und Licht- 
empfindungen bei Leitung eines galvanischen Stromes durch die Retina. 

Da die Wärmewirkung des Sonnenspektrums am grössten in dem 
uns am hellsten erscheinenden Teil, dem Gelb, ist, darf man annehmen. 
dass unser Auge beim Tagessehen die Intensität der verschiedenen Spektral- 
farben je nach der Intensität (Amplitude) der entsprechenden elektrischen 
Schwingungen auffasst, wobei das Pigment des Pigmentepithels mitwirkt 

Beim Dunkelsehen fungiert die Retina als photographische Platte: br 
der Wirkung des Lichts auf eine solche werden nicht die Schwingungen. 
sondern nur die lichtchemische Intensität, der sog. Tonwert der Farben, 
wiedergegeben: für die Erklärung des Tagessehens gilt also die photo- 
chemische Theorie nicht. 


— 603 — 


Die Kenntnis des normalen und anomalen Farbensinns ermöglicht eine 
Analyse der Art, auf die die Abstimmung der Zapfen bewerkstelligt sein kann. 
Die Antennen haben sich für grosse elektrische Wellen nicht rein abstimmen 
lassen. Analog wirken die Grundfarben nicht nur auf das auf sie ein- 
gestimmte, sondern auch auf andere retinale Endorgane. Unvollständige 
Farbenblindheit und Dichromasie bilden also eine Veränderung der Stimm- 
art oder das Fehlen eines Endorgans gleichmässige Wirkung auf die End- 
organe entspricht der Wahrnehmung von Weiss und Grau. 

Pflanzen sich die Lichtschwingungen nach der Transformation in 
andere elektrische Wellen weiter, so sind viele optische Phänomene (farbige, 
farblose, simultane Kontraste, Nachbilder, subjektive Farbenempfindungen). 
leicht erklärlich.. Als Grundlage für diese wäre eine elektrische Induktion 
denkbar. 

Bewahrheitet sich diese Theorie, so gewinnt sie Wert für unsere 
Auffassung des Verhältnisses zwischen den äusseren physischen und 
chemischen Einflüssen und unseren Sinnesempfindungen, die so zu erklären 
wären, dass der von aussen kommende Reiz in Form von elektrischen 
Schwingungen von dem betr. Sinnesorgan weitergeführt wird. 

(Vgl. auch Zeitschr. f. Sinnesphysiol., Bd. 42, H. 4.) 

Kurt Steindorff. 
1584. Schreiber, L. und Wengler, F. (Univ. Augenklin, Heidelberg). — 
„Über Wirkungen des Scharlachöls auf die Netzhaut. Mitosenbildung 
der Ganglienzellen.*  Centrbl. f. Path., Bd. XIX, H. 13, Juli 1908. 

Durch Injektion von Scharlachöl in die vordere Augenkammer er- 
zielten Verff. eine Obliteration der Fontanaschen Räume mit sog. Sekundär- 
glaukom. Dabei spielen sich in der Hornhaut Entzündungserscheinungen 
ab, es treten zahlreiche Mitosen und um die Scharlachöltröpfchen herum 
auffallend viele und grosse Riesenzellen auf, Stärkere atypische Epithel- 
wucherungen konnten nicht festgestellt werden. Entgegen nun dem abso- 
lut passiven Verhalten der Chorioidea zeigen sich in der Netzhaut früh- 
zeitig ausgedehnte degenerative Prozesse und daneben lebhafte Zellprolifo- 
rationen. Namentlich in der Umgebung der Papille bemerkt man eine 
herdförmige auftretende vollkommene Atrophie der äusseren Netzhaut- 
schichten mit entsprechender Wucherung und Einwanderung des Pigment- 
epithels. Am merkwürdigsten ist eine anscheinend aktive Lokomotion der 
Ganglienzellen in die Körnerschichten. Diese Ganglienzellen zeigen starke 
Hypertrophie, zuweilen fast Riesengrösse, andere wieder verschidene 
Phasen der Mitose. Grösse, Gestalt, Protoplasmastruktur, vor allem die 
Feststellung langer in die Nervenfaserschicht hinein verfolgbarer Fortsätze 
lassen kaum zweifeln, dass es sich um Ganglienzellen handelt. Es wäre 
demnach gelungen, die schon mehrfach wahrscheinlich gemachte Fähigkeit 
der Ganglienzellen zur Mitosenbildung sicherzustellen und zugleich die \n- 
sicht zu stützen, dass die Mitosenbildung der Ganglienzelle von einer echten 
Zellteilung gefolgt sein kann. Hart, Berlin. 


1585. Veress, E. (Physiol. Inst., Kole zsvär). — „Les facteurs optiques 
dans la technique de la peinture.“ Arch, internat. de Physiol., 1908, 
Bd. VI, p. 381— 387. 

Der interessante Aufsatz ist dem Nachweis gewidmet, dass der dureh 
die Bilder der Pointillisten hervorgerufene Eindruck der grossen Lebe ndig- 
keit darauf beruht, dass diese Maltechnik die Eigenschaften unseres Seh- 
Organs weitgehend berücksichtigt. Aristides Kanitz. 


— 604 — 


1586. Cordeiro, J. F. B. — „Über Farbenempfindung.“ Zeitschr. f. 
Sinnesphysiol., 1906, Bd. 42, H. 6. 

Die Farbenempfindung ist die Resonanz bestimmter Teile des Auges 
auf Schwingungen bestimmter Wellenlänge. Die lichtempfindenden End- 
elemente sind die Zapfen; sie sind aber auch in ihren Aussengliedern die 
farbenzerlegenden Organe. Eine bestimmte Schwingungsperiode beeinflusst 
das Plättchen mit der entsprechenden Resonanzperiode am meisten; ist eine 
Störung stark genug, so kann sie auch den nächstliegenden übermittelt 
werden. Zur Erzeugung klarer Empfindungen sind gewisse Schwingungs- 
amplituden nötig. Kurt Steindorff. 


1587. Brunner, F. G. (Psych. Lab., Columbia Univ.). — „The hearing of 
primitive peoples, an experimental study of the auditory acuity and 
the upper limit of hearing of Whites, Indians, Filipinos, Atnu and 
African pigmies.* Columbia Contrib. to Phyl. and Psych., Bd. XVIL 
No. 3, Science Press, New York, 1908. 

Die Weissen übertreffen die anderen Völker. Gemäss der Schärfe 
ihres Gehörs reihen letztere sich folgendermassen aneinander: Indianer aus 
der Schule, Zwerge, Patagonier. Vancouver-Indianer, Ainu und Philippiner. 
Das rechte Ohr scheint das schärfere zu sein, B.-0. 


1588. Sohier-Bryant, W.. New York. — „Die Schnecke und ihre vrrall- 
gemeinerte Empfänglichkeit für Toneindrücke.* Arch. f. Ohrenheilkde. 
1908, Bd. 76, p. 44. 

Verf. gibt aus der Literatur eine Zusammenstellung von Fällen, welche 
die Unzulänglichkeit der Helmholtzschen Klaviersaitentheorie dartun sollen. 
Er verweist auf eine demnächst erscheinende Arbeit, in der der ana- 
tomische Beweis erbracht werden soll, dass kein bekanntes Gebilde in der 
scala media als Tonauswähler dienen kann. Edmund Davidsohn. 


Personalien. 


Ernannt: 


A.-Ord. Prof.: Prof. Dr. Kraus-Wien (Serotherap.); Dr. R. Fuchs-Erlangen 
(Phys.); Dr. O0. Krummacher-München (Phvsiol.); Dr. OÖ. v. Sicherer- 
München (Ophth.); K. E. Schreiner-Christiania (Anat.) (Nachfolger 
vom Ÿ Prof. G. À. Guldberg). 


Prof.: Dr. B. Fischer-Frankfurt a. M.; Dr. W. P. Spratling-Baltimore 
für Physiol. u. Neurol, aın College of Physicians and Surgeons; Dr. 
Prentiss a: Dr Buhlig-Uhicago (ion. Med.); Dr. J. Ruge- 
Berlin, Dr. Korff-Kiel (Anat.). 


Vorsteher: Dr. P. Piper-Kiel ist komımissarisch zum Vorsteher der physik, 
Abteil. des Physiolog. Inst. in Berlin ernannt. 


Habilitiert: Dr. R. Possek-Graz (Ophth.); Dr. M. Weinberger-Wien (inn. 
Med.). 


Jubiläum: Prof. Dr. Schmiedeberg-Strassburg feierte seinen 7Ujäbrigen 
Geburtstag. 


Zurückgetreten: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Engelmann Berlin tritt April 14" 
von seinem Amte zurück; Prof. Dr. R. du Bois-Reymond ist ın 
Vertretung mit den Abhaltungen der Vorlesungen betraut. 


Gestorben: .Prof. Dr. J. Tarchan-Muranow-Petersburg (Physiol.); Prof. Dr. 
v. Jakimowitsch-Kiew (Hist.); Staatsrat Prof. Dr. A. Poell- 
St. Petersburg. 


Biophysikalisches Lentralblatt 


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No. 20121. 





Bd. Il. Erstes Dezemberhett 





Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


1589. Selig, Danzig. — „Tiere und Pflunzen des Seenplanktons.‘“‘ Mikrolog. 
Bibliothek, 1908, Bd. Ill, (Stuttgart, Dtsch. mikrolog. Gesellsch.). 

Den bekannten grossen Werken von Eyferth: Einfachste Lubensformen 
undKirchner-Blochmann:Mikroskopische Pflanzen- und Tierwelt des Süsswassers 
reiht sich das vorliegende würdig an. Wenn es auch bescheiden ‚dem An- 
finger nur die erste Orientierung“ erleichtern will, so wird es doch für 
die meisten Zwecke auch sonst ausreichen, da ja im allgemeinen die in 
Betracht kommenden Arten der Tiere und Pflanzen nicht sehr zahlreich sind. 
Und die so zahlreich vorkommenden Variationen, die vielfach von Ort zu 
Ort wechseln, wird man gerade mit dem vorliegenden Werke gut studieren 
können, Cronheim. 


1590. Redeke, H. C. und van Breemen, P. F. (Rijksinstituut voor het 
Onderzoek der Zee). — „Die Verbreitung der planktonischen Eier 
und Larven einiger Nutzfische in der südlichen Nordsee usw.“ Ver- 
handl. uit het Rijksinst. usw. Teil II, s’Gravenhage, 19u8, 35 p. 

Aus der Arbeit sei hier nur weniges hervorgehoben: 

Kabeljau (Gadus morrhua) und Wittling (G. merlangus) laichen in 
der südlichen Nordsee wahrscheinlich infolge höherer Temperatur 
früher als in der übrigen Nordsee. 

Für G. morrhua liegt das Optimum für das Laichen bei 350, 
Salzgehalt, denn auf dieser Isohaline finden sich die meisten Eier. 

Anders die Schollen (Pleuronectes platessa). Sie gehen zum Laichen 
am weitesten gegen den englischen Kanal vor, d. h., sie suchen das 
wärmste und schwerste Wasser auf, das ihnen zugänglich ist. 


V. Franz. 
1591. Vallillo, Giovanni (Path.-anat. Inst. d. Kgl Tierärztl. Hochschule, 
Berlin. — „Die positive chemotakusche Wirkung des Extruktes von 


Sklerostomum bidentatum und dessen Larven auf die polymorphkernigen 

eosinophilen Leukocyten.“ Arch. f. wissensch. u. prakt. Tierhlkd., 

Bd. 34, p. 505, Okt. 908. 
Die Untersuchungen Verfs. ergaben, dass das Sklerostomum bidentatum 
Sticker und seine Larven ein Toxin absondern, das einen positiven Chemo- 
tropismus auf die polynukleären eosinophilen Leukocyten ausübt. Dieses 
Toxin hat aber keine chemische Beziehung zum Rotzbazillustoxin, weil 
letzteres bauptsächlich auf die neutrophilen Leukocyten chemotaktisch wirkt. 
Die grauen, durchscheinenden Knôtchen in der Lunge des Pferdes sind 
keine Produkte der Rotzkrankheit, sondern ausschliesslich die eines para- 
sitischen Toxins, des Toxins, geliefert vom Sklerostomum bidentatum. 

Scheunert. - 

1592. Figdor. W. — „Experimentelle Studien über die heliotropische 

Empfindlichkeit der Pflanzen.“ Wiesner-Festschr., p. 2837—3_7, Wien, 

Kornegen, 1908. 

Die Grenzen der Indifferenzzone, die Verf. mit Hilfe der Quarz- 

quecksilberlampe von Heraeus ermittelte, liegen bei Brassica oleracea und 

Biophysik. Centralbl., Bd. Ill. 43 


— 606 — 


Raphanus sativus zwischen 1,625 und 0,722 Bunseneinheiten, bei Aına- 
rantus melancholicus ruber, Iberis amara und Vicia sativa zwischen 1.625 
und 0,406, bei Lepidium sativum und Sinapis alba zwischen 0,722 uni 
0,406, bei Lunaria biennis zwischen 0,722 und 0,180 Einheiten. 
Etiolierte Keimlinge zeigen gegenüber normalen Pflanzen keine oder 
nur eine geringe Verschiebung der Indifferenzzone. Wird die Lichtintensitä: 
über die obere Grenze der Indifferenzzone gesteigert, so reagieren Lunaria 
biennis, Lepidium sativum und Sinapis alba stets negativ heliotropisch: bei 
den anderen Keimpflanzen tritt die negativ heliotrophisehe Krümmung mir 
unter besonderen Umständen auf. 0. Damm. 


1593. Wiesner. J ,Wien.— „Anwendungen photochemischer Lichtmessung-n 
zur Ermiltelung des Lichtgenusses der Pflanzen.“ Zeitschr. f. Elektro- 
chemie, Bd. XIV p. 502, Aug. 1908. 

Um das gesamte Lichtbedürfnis der Pflanzen, das die Beziehungen 
des Lichtes zu den Einzelprozessen (Kohlensäureassimilation, Entstehung 
und Zerstörung des Chlorophylis usw.) summarisch umfasst, zahlenmässis 
festzustellen, hat Verf. mittelst einer modifizierten Bunsen-Roscoe-Methurir 
— Schwärzung eines Normalchlorsilberpapiers — den Lichtgenuss, d. h. 
das Verhältnis der Lichtstärke, welcher eine bestimmte Pflanze auf ihrem 
natürlichen Standorte ausgesetzt ist, zu der Intensität des gesamten Tagı-- 


lichtes L=— gemessen. Der Verf. erörtert eingehend die Methodik, ih“ 


Fehlergrenzen und ihre Modifikationen und gibt folgende allgemeine Gesetze: 


a) Der Lichtgenuss ein und derselben Pflanze nimmt mit der gev- 
graphischen Breite zu. 

b) Der Lichtgenuss nimmt bis in die subalpine und untere Alpenregin 
mit der Seehöhe zu. 

Zusammenfassend kann man sagen: je kälter die Medien 
sind, in welchen die Pflanzen ihre Organe ausbreiten, desto höher 
ist ihr Lichtgenuss. 

Bezeichnet man mit relativem Lichtgenuss nur das Verhältnis 
der eine Pflanze treftenden Lichtstärke zur Intensität des gesamten 
Tageslichts, mit absolutem Lichtgenuss die in Betracht kommender 
Lichtstärken in einheitlichem Masse ausgedrückt, so wurde ge- 
funden: 

c) Bis zu einer bestimmten Seehöhe nimmt der relative Lichtgenuss 
zu, um an der Höhengrenze konstant zu werden, wobei aber der 
absolute Lichtgenuss bis zum höchsten Punkte hinauf sich kon- 
tinuierlich steigert. 

d) Mit der Höhenzunahme steigert sich der relative Lichtgenuss; rs 
wird zunächst dieser und sodann der absolute Lichtgenuss konstant. 

Löb. 
1594. Ohno, N. — „Über das Abklingen von geotropischen und hew 
tropischen Reizvorgängen.“ Jahrb. f. wissenschaftl. Botan., 1908, Bd. 45. 
p. 601—643. 

Wenn man einen Pflanzenteil reizt und dann sofort in einen Zustai 
versetzt, der das Zustandekommen der Reaktion verhindert, so sind damit 
die durch den Reiz bewirkten Veränderungen in dem Protoplasma nich! 
ohne weiteres beseitigt. Sie bleiben vielmehr noch einige Zeit erhalten. 
und die Reaktion tritt nach kurzer Dauer der Hemmung noch nachıräglich 


=. pe 


auf. Bei länger dauernder Hemmung dagegen bleibt sie aus: der Er- 
regungszustand ist abgeklungen. 

Um die Zeit des Abklingens zu bestimmen, hat Verf, Versuche an- 
gestellt, bei denen die Hemmung entweder durch niedere Temperatur 
(1—1,5°), oder durch Entziehung des Sauerstoffes, oder durch Narkoti 
sieren, oder durch mechanische Widerstände erfolgte. Als Reizmittel dienten 
Schwerkraft und Licht. 

Die Versuche ergaben, dass die Zeit des Abklingens um so grösser 
ist, je länger der Reiz eingewirkt hat. Auf geotropische Roizung folgt 
im allgemeinen eine etwas grössere Zeit des Abklingens als auf helio- 
tropische. Im sauerstoffreien Raume geht für beide Reizarten die Nach- 
wirkungsfähigkeit schneller verloren als in der Kälte. Mechanische 
Hemmung kürzt die Zeit des Abklingens am wenigsten. Die Fähigkeit der 
Koaktion bleibt verhältnismässig am lüngsten erhalten, wenn die Pflanzen 
nur während der Präsentationszeit (d. h. dem Minimum der Zeit für die 
Reizung, wenn eine Krümmung durcı; Nachwirkung eintreten soll) gereizt 
werden. 

Im Anschluss an die Erscheinung des Autotropismus nimmt Verf. an, 
dass es sich bei dem Abklingen induzierter Reizvorgänge nicht um ein 
einfaches Erlöschen handelt, bei dem sich die Pflanze rein passiv ver- 
hält: das Abklingen soll vielmehr durch eine aktive Gegenwirkung des 
Organismus bedingt werden. 0. Damm. 


15%. Kinzel, W. — „Die Wirkung des Lichtes auf die Keimung.“ 
Ber, d. Dtsch. Botan. Ges., 1908, Bd. 26, p. 105—115. 

In weissem und gelbem Lichte keimten von den lichtbedürftigen 
Samen von Veronica peregrina in 30 bzw. 32 Tagen 100°/ Dagegen 
hatten im Hellblau nach 30 Tagen erst 39, nach 50 Tagen erst 46°|, ge- 
keimt. Für Dunkelblau betrugen die entsprechenden Werte sogar nur 28 
und 36°%,. Die blauen Strahlen üben somit eine deutlich hemmende 
Wirkung auf die Keimung der Veronicasamen aus. 

Als Verf. die lichtbedürftigen Samen im Dunkeln zum Keimen an- 
setzte, begann der Vorgang wie im Dunkelblau zunächst ganz allmählich. 
Vom 16. Tage an aber nahm die Zahl der keimenden Samen merkwürdiger- 
weise plötzlich zu und stieg in 30 Tagen bis zu 98°|,. 

Die mikroskopische Untersuchung der Samen, die im Blau nicht ge- 
keimt hatten, ergab, dass sie nach wie vor vollständig stärkefrei waren, 
Es folgt hieraus. dass die blauen Strahlen die Bildung der zur Ernährung 
des Embryos nötigen Stärke aus den vorhandenen Reservestoffen verhindern. 
Ihre keimungshemmende Wirkung ist somit eine chemische. Da nun im 
Dunkeln die hemmend wirkenden Strahlen fehlen, müssen hier sehr hohe 
Keimprozente auftreten. 

An den im Dunkeln zum Keimen angesetzten Samen beobachtete 
Verf., dass immer gleichzeitig mit der Quellung Stärkehildung eintritt. 
Wenn das Würzelchen aus dem Samen herausgetreten ist, wandert die 
Stärke in das Stengelchen, wo sie später, vollständig chlorophylifreie Keim- 
blätter vorausgesetzt, wie zu einem Pfropf festgelegt erscheint. Schon 
nach kurzer Zeit wird die gesamte Stärke in Zucker übergeführt und dann 
veratmet. Nunmehr gehen die Keimlinge zugrunde Die im Licht ge- 
keimten Pflanzen dagegen, deren Keimblätter deutlich ergrünt sind, bleiben 
noch viele Wochen am Leben. Verf. zieht hieraus den Schluss, dass dem 
Chlorophyll bei der Keimung lichtbedürftiger Samen die Aufgabe zufällt, 

Biophysik. (’entralbl. Bd. TIT., 44 


— 608 — 


die vorhandenen Reservestoffe in geeigneter Weise zu verteilen und auf 
diese Weise das Leben der jungen Pflanze so lange zu sichern, bis es 
selbst die Bildung von Kohlenstoffverbindungen übernimmt. Damit ist die 
frühzeitige Entstehung des Chlorophylis in solchen Samen erklärt. 
0. Damm. 
1596. Stübel, H. — „Zur Kenntnis der Plasmaströmung in Pflanz: n- 
zellen.“ Zeitschr. f. allg. Physiol., 1908, Bd. VII, p. 267 —290. 

Während auf der einen Seite (Bütschli, Berthold u. a.) behauptet 
wird, dass die Protoplasmaströmung auf Änderungen in der Oberflächen- 
spannung zurückzuführen sei, betrachten andere Autoren (Engelmann, M. 
Heidenhain) die Erscheinung als einen Kontraktionsvorgang, der sich analog 
der Kontraktion einer Muskelfibrille vollziehen soll. Verf. stellt sich auf die 
Seite der erstgenannten Forscher. 

Gegen die Engelmannsche Anschauung spricht nach seinen Aus- 
führungen zunächst das äussere Bild, das sieh z. B. bei der Betrachtung 
der Strömung in den Blütenhaaren von Cucurbita zeigt. Die Körnchen. die 
sich in strömender Bewegung befinden, zeigen hier nieht nur verschiedene 
Schnelligkeit: sie führen auch häufig gleichzeitig tanzende Kreisbewegungen 
in den verschiedensten Ebenen aus. Kontraktile Fasern, die die Körnchen 
auf diese Weise fortbewegen sollten, müssten also ungeheuer kompliziert sein. 

Auch von einer feststehenden Struktur, wie sie die Anschauung ven 
Engelmann voraussetzt, vermochte der Verf. nichts zu beobachten. Das 
strömende Plasma zeigt vielmehr zumeist sehr deutliche Schaumstruktur. 
Die Alveolen dieses Schaumes verhalten sieh in ihrer Grösse ausserordent- 
lich wechselnd. 

Nach der Theorie von Bütschli muss das Protoplasma Kugelgestitt 
annehmen, wenn man es aus der Membran austreten lässt. Das konnte 
Verf. sehr schön beobachten, als er Internodien von Nitella vorsiehtig iin- 
schnitt. O. Pamm. 


1597. Francé, R. H.. München. — „Ihe Lichtsinnesorgane der Algen. 
Studien zum Ausbau der vegetabilen Reizphysiologie I.“ 1 Tai.. 
35 Fig., 80 p., Stuttgart, Kosmos-Verlag, 1908. 

Die Einleitung des Werkes bildet eine Polemik gegen die in der 
Reizphysiologie jetzt herrschende Tropismentheorie, welche scheinbar Er- 
klärungen des vitalen Geschehens, tatsächlich nur Beschreibungen des 
Reaktionsablaufes gibt. An vielen Belegen aus den Hauptwerken der 
Pflanzenphysiologie weist Verf. das Eindringen psychologischer Denkungs- 
weise nach und kommt zu dem Resultat, dass eine Pflanzenpsychologie 
notwendig sei. In vorliegender Arbeit ist der Anfang zur experimentellen 
Erforschung dieses Gebietes gemacht. 

Zu den Versuchen wurden Euglena viridis und Polytoma uvella ver- 
wendet. Es ergab sich in der grössten Zahl der Fälle deutliche Reaktion: 
auf mässige Lichtreize erfolgen beschleunigte Richtungsbewegungen gegen 
die Lichtquelle, an der Grenze der Dunkelheit kehren die Zellen um, oft 
sprunghaft: in „Schreckbewegungen“. Ins Dunkle geraten, vollführen 
sie suchende Bewegungen, bis der Lichtbezirk wieder erreicht ist. Vor 
direktem Sonnenlicht weichen sie zurück. Durch wechselnde Helligkeit 
lassen sich also Umstimmungen (heterogene Induktionen) erzielen, indem 
die gleiche Zelle sich gegen mässiges Licht photophil, gegen starkes 
photophob erweist. Auch im Verhalten gegen verschieden gefärhtes Licht 
zeigen sich Unterschiede. Der Apparat zur Perzeption der Lichtreize ist 


— 609 — 


wie aus Versuchen mit vielen Euglenen, Volvocineen und Chlamydomonaden 
hervorgeht, der am Vorderende gelegene farblose Mundfleck. Der rot 
pigmentierte Augenfleck dient als Hilfsapparat zur Perzeption der Strahlen- 
richtung und der Intensitätsunterschiede. Vakuolen, Stärkekörner, stark 
lichtbrechende Kugeln, die in dieser Region gelegen sind, mögen zur Kon- 
zentration der Strahlen dienen. Bei Euglena ist durch einen zentralen 
Plasmastrang eine direkte Verbindung zwischen den Photoplasten, dem 
Kern und dem hinteren Körperende hergestellt; dadurch wird verständlich, 
dass auf Lichtreize mittelbar von diesen gelenkte Bewegungen erlolgen. 
Die funktionelle Verstärkung des Augenfleckes am vorderen Pol bei Volvox, 
Eudorina, Pandorina, ferner die Ähnlichkeit mit den von Molisch an Purpur- 
bakterien gefundenen Reaktionen und schliesslich die Analogien im Bau 
des Augenfleckes mit den Ozellen niederer Tiere (Turbellarien, Rotatorien) 
weisen darauf hin, dass die damit verbundenen Differenzierungen als Licht- 
sinnesapparat fungieren. 

Die Reaktionen der vom Verf. untersuchten Algen gehen über blosse 
Reilexbewegungen hinaus, sie lassen ein wählendes, determinierendes 
Prinzip erkennen; Verf. fordert also, dass die plasmatische Fähigkeit der 
Reizverwertung zugegeben werde, womit ein psychischer Faktor eingeführt ist. 

Yella Freund, Wien (Kammerer). 
1598. Robertson, T. Brailsford (Rud. Spreckels Physiol. Lab. Univ. of Calif.). 
— „Further remarks on the normal rate of growth of an individual, 
and its biochemical signifirence.“  A\vch. f. Entw.-Mech., Bd. 26, p. 108 
bis 118, Juli 1908. 

Die Arbeit ist eine Bestätigung einer früheren Arbeit desselben Verts. 
auf Grund neuer Versuche an Pflanzen und ihrer Bestandteile. Jeder be- 
sondere Wachstumszyklus folgt hiernach der Formel 

X À 
log ee K(t — t,). 
wo x den Betrag (mach Gowicht oder Volum) des Wachstums bezeichnet, 
der zur Zeit t erreicht ist; A den Gesamtbetrag des Wachstums während 
des Zyklus, wo K eine Konstante ist und t, die Zeit, zu der das Wachs- 
tum halb vollendet ist. Es wurde ferner gezeigt, dass diese Beziehungen 
so sind, wie man sie erwarten sollte, wenn das Wachstum das Resultat 


einer autokatalytischen Reaktion wäre. Kammerer, Wien. 


1599. Popoff, M. (Zool. Inst., München). — „E.rperimentelle Zellstudicn.“ 
Arch. f. Zellforschung, 1908, Bd. 1, p. 265—380. 

R. Hertwig unterscheidet 

1. das funktionelle Wachstum des Zellkerns, das, gleieh nach der 
Zellteilung beginnend, mit dem Plasmawachstum nicht gleichen Schritt hält 
und daher eine Verschiebung der Kernplasmarelation zu gunsten des 
Plasmas, eine Kernplasmaspannung herbeiführt, und 

2. das viel stärkere Teilungswachstum des Kernes, welches während 
der nun folgenden Zellteilung die Kernplasmarelation wieder auf den nor- 
malen Wert bringt. 

Verf. unternimmt es in der vorliegenden Arbeit, durch Ausmessune 
der Kern- und Plasmamasse an Protozoen dieso Gedanken Hertwigs einer 
exakten Prüfung zu unterziehen. 

Die Kurve des Plasmawachstums verläuft nach diesen Versuchen 
zwischen einer Zellteilung und der nächsten ziemlich geradlinig, natürlich 
aufsteigend, da ja die Zelle unmittelbar vor der Zellteilung ihre Grösse ver- 

44* 


— 610 — 


doppelt hat. Die Kurve des Kernwachstums verläuft komplizierter. Sie 
zeigt zunächst bald nach der Zellteilung ein kleines sekundäres Mini- 
mum (teils wohl auf Flüssigkeitsabgabe von seiten des Kernes, teils sicher 
nur auf der Messungsmethode beruhend), dann steigt sie langsam bis zur 
15. Stunde (so bei Frontonia leucas), dann tritt von der 15.—17. Stunde 
ein verstärktes Steigen ein, wodurch auch der Kern auf die doppelte seiner 
ursprünglichen Grösse kommt. Der Wert der Kernplasmarelation k:p 
(Kernmasse dividiert durch Plasmamasse) erfährt daher auch in der zweiten 
Stunde ein kleines sekundäres Minimum, dann sinkt er langsam bis zur 
15. Stunde und steigt stark in der 15.—17. Stunde. 

Das letztere Ansteigen des Kernwachstums leitet schon die neue Zelı- 
teilung ein. Den sicheren Beweis dafür geben Versuche, bei denen durch Ein- 
stechen feiner Nadeln ein Teil des Plasmas aus den Tieren entfernt. also 
die Kernplasmarelation geändert und auf einen Zustand gebracht wurde. 
der weiter von der bevorstehenden Zellteilung entfernt ist. Erfolgte die 
Operation vor dem verstärkten Ansteigen des Kernwachstums, so blieb die 
Zellteilung aus, nicht so, wenn sie später erfolgte. 

Das verstärkte Wachstum des Kerns ist daher als das Teilung- 
wachstum im Sinne Hertwigs aufzufassen, unmittelbar voraus geht ihm der 
die Zellteilung auslösende Moment der Kernplasmaspannung. Die oben er- 
wähnten Ideen R. Hertwigs sind bestätigt. 

Nach mehrmaligen Operationen erholt sich ein und dasselbe Tier 
immer langsamer, nach der 5. stirbt es binnen 2 Tagen ab. 

Die Arbeit enthält noch viele weitere Ausführungen, die jedoch grossen- 
teils nicht im eigentlichen Sinne biophysikalischen Inhalts sind. 

V. Franz. 
1600. Jellinet, S, Wien. — „Studien über die Wirkung elektrischer 
Starkströme auf die einzelnen Organsysteme im Tierkörper.“ Pflügers 
Arch., 1908, Bd. 124, p. 271. 

Es wird die Wirkung von Gleichstrom auf Herz und Kreislauf bei 
Hund und Kaninchen geschildert. Der Hund ist erheblich empfindlicher 
und wird schon durch Ströme von 80—110 Volt Spannung bei nur 
sekundenlanger Einwirkung getötet. Bei künstlich geatmeten Tieren kann 
man beobachten, dass bei 40 Volt wesentlich nur eine Vasoconstrictoren- 
reizung mit nachfolgender Drucksteigerung stattfindet, bei 60 Volt 
beginnt die Vaguswirkung neben der bei 80 Volt auch Accelerans- 
wirkung auftritt. Die primäre Todesursache beruht im Wühlen und 
Wogen resp. Flimmern des Herzens. Mittel, welche diese Erscheinung 
bekämpfen, würden auch beim Menschen von Erfolg sein. Im übrigen 
empfiehlt Verf. Chloroforminhalation, um die Nachwirkungen elektrischer 
Durchströmungen auf die Atmung zu bekämpfen. 

. G. F. Nicolai, Berlin. 
1601. Hannig, E. — „Uber hyyroskopische Bewegungen lebender Blätter 
hei Eintritt von Frost und Tauwelter.* Ber. d. Dtsch. botan. Ges.. 
1908, Bd. 26, p. 151—166. 

In den botanischen Gärten werden verschiedene frostbeständige Rhodo- 
dendronarten kultiviert, deren sehr grosse Blätter sich beim Eintritt vou 
Frost der Länge nach zu engen Röhren zusammenrollen. Gleichzeitiz 
senken sich die Blattstiele, bis die Blätter senkrecht herabhängen. In den 
wärmeren Jahreszeiten dagegen stehen sie wagerecht vom Stengel ab. 

Als Verf. gefrorene und deshalb eingerollte Blätter von Rhododendron 
Himalaya einer Temperatur von 0° aussetzte, begannen sie sich aufze- 


— 6li — 


rollen: unter 0? dagegen nieht. Umgekehrt setzte das Einrollen bei -— 2° 
ein. Es ergibt sich hieraus, dass das Zusammenrollen mit der EKisbildung 
in dem Gewebe und das Aufrollen mit dem Auftauen des Eises zu- 
sammenfällt. 

Durch die Eisbildung, die bekanntlich in den Interzellularen vor sich 
geht, wird dem Zellsaft Wasser entzogen. Infolgedessen sinkt der Turgor 
in den Zellen allmählich bis Null. Das Einrollen hat jedoch mit den 
Änderungen des Turgors direkt nichts zu tun; denn als Verf. nur den 
Turgor in den Zellen aufhob, trat keinerlei Krümmung ein. Auch die 
Blattoberseite ist nach den Messungen bei Temperaturen unter und über 
Null nicht aktiv beteiligt. Es kann also nur die Blattunterscite für das 
Zustandekommen der Bewegung in Frage kommen. 

Frische abgeschnittene Blätter rollen sich nicht nur bei Abkühlung, 
sondern auch in warmer, trockener Luft ein. Der Vorgang vollzieht sich 
hier im einzelnen genau so wie dort. In absolutem Alkohol entstehen he- 
„ sonders enge Röhren aus den Blättern. Werden solche eingerollten Blätter 

in kochendes Wasser gebracht, so rollen sie sich schnell wieder auf. Aus 
diesen und ähnlichen Versuchen schliesst Verf, dass das Einrollen auf 
Wasserabgabe der Zellmembran (Schrumpfen), das Ausbreiten auf Aufnahme 
von Wasser in die Membran (Quellen) beruht. Da die Unterseite der 
Blätter ein sehr weitmaschiges Schwammparenchym besitzt, muss sie sich 
beim Schrumpfen bedeutend stärker zusammenziehen als die Oberseite, d.h. 
konkav werden. Der vorliegende Mechanismus ist also ein hygroskopischer. 
Die Rollbewegungen der Rhododendronblätter sind das erste Beispiel für 
eine hygroskopische Bewegung an lebenden Pflanzenteilen. 

Der Hauptgrund für das Einrollen von links nach rechts ist (nach 
experimentellen Untersuchungen) in dem Widerstand zu suchen, den die 
kräftige Mittelrippe der Längskrümmung der Spreite entgegensetzt. Auch 
für die Krümmung der Blattstiele kommt als Ursache ausschliesslich 
Wasserverlust in den Zellmembranen in Betracht. 0. Damm. 


1602. Bierberg, W. — „Die Bedeutung der Protoplasmarotation für den 
Stofftransport.“ Flora, 1908, Bd. 99, p. 52—80. 

Verf. kultivierte die als typische Beispiele für die Plasmarotation be- 
kannten Wasserpflanzen in der Weise, dass er sie direkt im Kulturgefäss 
unter dem Mikroskop beobachten konnte. Jede Reizung wurde sorgfältig 
vermieden. Unter diesen Umständen liess sich an Elodea, Hydrilla und 
Vallisneria niemals Protoplasmaströmung beobachten. Die Plasmarotation 
hat also als normale Erscheinung nicht die allgemeine Verbreitung, 
wie H. de Vries u. a. annehmen. 

Andererseits liess sich auf die gleiche Weise zeigen, dass die Strömung 
des Protoplasmas bei Chara, Nitella, Phycomyces u. a. einen durchaus 
normalen Charakter besitzt. Somit ist die Behauptung von Ida A. Keller, 
wonach die Protoplasmaströmung erst infolge pathologischer Zustände auf- 
treten und ein Symptom des Absterbens sein soll, gleichfalls hinfällig. 

Um die de Vriessche Anschauung über die Bedeutung der Plasma- 
strömung für den Stotftransport experimentell zu prüfen, hat Verf. eine 
Reihe von Versuchen angestellt, bei denen es sich darum handelte, die 
Geschwindigkeit des Transportes gewisser Salze (Kalisalpeter, Lithium- 
karbonat, Chlornatrium) in Blüttern derselben Pflanze mit und ohne Proto- 
plasmaströmung festzustellen. Die Versuche ergaben, dass der Stofftransport 
bei gleichzeitiger Protoplasmarotation etwa 3—4 mal so schnell erfolgt als 
durch blosse Diffusion. 


a o = 


Auf Grund vergleichend-anatomischer Untersuchung zahlreicher Objekte 
nimmt Verf. an, dass Protoplasmarotation in normalem Zustande nur in 
solchen Pflanzen oder Pflanzenteilen vorkommt, die entweder überhaupt 
keine Gefässe besitzen, oder bei denen die Gefässe sehr mangelhaft aus- 
gebildet sind. Es bestehen also sehr weitgehende Korrelationen zwischen 
den Leitungsbahnen einerseits und der Protoplasmarotation andererseits. 

Dass den meisten untergetauchten Pflanzen die Plasmaströmung unter 
normalen Verhältnissen fehlt, obwohl sie keine oder nur mangelhaft aus- 
gebildete Leitungsbahnen besitzen, erklärt Verf. aus der Tatsache, dass bei 
ihnen die Nahrungsaufnahme mit der ganzen Oberfläche hinreichend ge- 
währleistet ist. Auf der anderen Seite zeigen unter den submersen Pflanzen 
Chara und Nitella Plasmaströmung, weil der Protoplasmaschlauch ihrer 
Zellen eine sehr geringe Permeabilität besitzt. Es ergibt sich das aus der 
Tatsache, dass ausgewachsene lebenskräftige Internodialzellen dieser Pflanzen 
weder Kalisalpeter und andere Körper niedrigen Molekulargewichts, noch 
Farbstoffe aufnehmen. 0. Damm. 


1603. Molisch, H. — „Über ein einfaches Verfahren, Pflanzen zu treiben 
(Warmbadmethode).“ Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wiss., math.- 
naturw. Klasse, Abt. I, 1908, Bd. 117, p. 87 — 118. 

Verf. brachte 20—60 cm lange Zweige von Holzgewächsen auf 
mehrere Stunden unter Wasser von 25—40° und stellte sie dann mit ihrer 
Basis in Wassergläser. Hierauf kultivierte er sie in einem VWarmhause. 
das eine Temperatur von 15—18° hatte. Das Verfahren gab bei Syringa 
vulgaris, Forsythia suspensa, Corylus Avellana u. a. ganz ausgezeichnete 
Resultate. Die durch Behandlung mit warmem Wasser erzielte Be- 
schleunigung der Blütenbildung betrug z. B. für Forsythia 11, für Syringa 
s—10 Tage. 

Der Erfolg hängt hauptsächlich von folgenden drei Faktoren ab: 
1. von der Dauer des Warmbades; 2. von dessen Temperatur: 3. von der 
Tiefe der Ruheperiode. 

Im allgemeinen genügt ein Bad von 6—12 Stunden. Die Temperatur 
des Wassers hängt ab von der Natur der Pflanze. Es scheint eine opti- 
male Temperatur des Warmbades für jede Pflanze vorzuliegen. Bei einzelnen 
Pflanzen vermag das Bad die Ruheperiode bereits unmittelbar nach dem 
herbstlichen Laubfall zu unterbrechen; auf andere dagegen wirkt es erst 
später ein. ' 

Als Verf. nur die eine Hälfte (rechte oder linke) der Versuchszweige 
ins Wasser tauchte, zeigte sich, dass auch nur die Knospen dieser Hälite 
im Treiben gefördert waren. Es ergibt sich hieraus, dass durch das Bad 
irgend eine Veränderung in der Struktur des Plasmas der Knospenzellen 
herbeigeführt wird. 

Vergleichende Versuche, die einerseits mit gebadeten Zweigen, ander- 
seits mit Zweigen in Ätherdampf angestellt wurden, ergaben, dass die 
Warmwassermethode in vielen Fällen das gleiche oder noch besseres leistet 
als die bisher zumeist angewandte Äthermethode. Die Warmbadmethode 
verspricht daher von grosser praktischer Bedeutung für die Gärtnerei zu 
werden. 0. Damn. 


1601. Sabussow, H. (Zool. Inst., Graz). — „Über Kristalloide in den 
Kernen von Epithelzellen bei Planarien.“ Zool. Anz., Bd. 33, p. 537 
bis 547, Okt. 1908. 


— 613 — 


Verf. beschreibt Kristalloide in den Zellkernen des Penisepithels von 
Planarien, verfolgt auch ihre Entwickelung. Ein Kristalloid tritt zuerst 
innerhalb einer Vakuole auf, schliesslich vergrössert er sich enorm, so dass 
es die Kernmembran dehnt und für die Form der Kerne bestimmend ist. 
Im polarisierten Licht verändern sich diese Kristalloide nicht. 

Am Schluss stellt Verf. Schriften über Kristalloide in tierischen 
Zellen zusammen, V. Franz. 


1605. Delage, Yves. — „La parthénogenèse expérimentale par les 
charges électriques.“ C. R., Bd. 167, No. 13, 28. Sept. 1908. 

Die unbefruchteten Eier von Paracentrotus lividus wurden in einem 
elektrolytischen Bade 30 Minuten dem positiven, 1 Stunde und 15 Minuten 
dem negativen elektrischen Strome ausgesetzt. So erzielte man eine 
Parthenogenese. Die Eier entwickelten sich zu Larven, wie nach einer 


normalen Befruchtung. Robert Lewin. 
1606. Woodruff, L. L. (Sheffield Biol. Lab., Yale Univ.) — „Effects of 


alcohol on the life cycle of infusoria.“ Biol. Bull., Bd. XV, p. 85 bis 
104, Juli 1908. 

Geringo Gaben von Alkohol erniedrigen und erhöhen die Teilungs- 
vorgänge bei Infusorien. Es kommt darauf an, zu welcher Zeit der Alkohol 
benutzt wird. Die fördernde Wirkung des Alkohols ist nur von geringer 
Dauer, Nach dem reizenden Einflusse entstehen hemmende Wirkungen. 
Wird sodann die Gabe verdoppelt, so tritt eine neue fördernde Wirkung 
auf die Zeilteilung ein, welche ebenfalls nicht andauert. 

Alkohol erniedrigt die Widerstandsfähigkeit dieser Organismen gegen 
Kupfersulfat. B.-0. 


1607. Thumm, d. — „(reschlechtsbestimmung bei Warmwasserfischen.“ 
Internat. Revue f. Hydrobiol. u. Hydrogr., 1908, Bd. I, p. 519 -520. 
Verf. erhielt bei Zuchtversuchen mit lebendig gebärenden Fischen 
(Kärpflingen) anfangs fast nur Männchen, konnte jedoch durch Paarung 
von Fischen ungleichen Alters und ungleicher Grösse auch die Erzeugung 
von Weibchen bewirken. Ältere Weihchen, verpaart mit jüngeren Männ- 
chen, brachten vorwiegend Männchen in der Nachzucht. Grosse, starke 
Weibchen, gepaart mit gleich alten, aber kleinen Männchen ergaben gleich- 
falls vorwiegend Männchen, mit grösseren Männchen gepaart ergaben sie 
dagegen mehr Weibchen. V. Franz. 


1608. Newman, H. H. (Zool. Lab., Michigan). — „The process of heredity 
as exhibited by the development of Fundulus hybrids.“ Journ. Exp. 
Lool., Bd. V, p. 503—562, 16 Fig., b Taf., Juni 1908. 

Das Ei von Fundulus majalis hat das doppelte Volumen des Eies von 
Fund. heteroclitus. Die Entwickelungsgeschwindigkeit ist proportional der 
Masse, indem das Heteroclitusei sich zweimal so rasch entwickelt als das von 
majalis. Der Dotter der Majaliseier ist dunkler gelb als der von heteroclitus, 
welcher optische Unterschied sicherlich einen tieferen Unterschied in der 
themischen Zusammensetzung anzeigt. Fin viel grösserer Prozentsatz von 
Biern ist fruchtbarer für den Samen der eigenen, als der fremden Art. 
Die Geschwindigkeit der ersten Furchungen wird nicht messbar geändert 
durch die Einführung eines Samens, der zu einer langsamer oder schneller 
sich entwickelnden Art gehört: 14—16 Stunden jedoch (bei majalis 


— 614 — 


6 Stunden später) ist ein solcher Unterschied deutlich zu bemerken. Ver- 
zögerung und Beschleunigung sind insofern nicht konstant, als Bastarde 
vom Heteroclitusweibchen, obwohl um 8—10 Tage zurück, dank ihrem 
reichlicheren Dotter dann doch grösser sind, schnelleren und wirksameren 
Kreislauf, energischere Bewegungen, grössere Widerstandsfähigkeit gegen 
schlechtes Wasser erlangen und länger in Gefangenschaft leben als reine 
Heteroclitus. Und Bastarde von Majalis Mutter, trotzdem 7—10 Tage 
voraus, hören nachher zu wachsen auf, erreichen nur die halbe Grässe 
von reinen Majalis und vollenden ihre Entwickelung nicht. 

Unterschiede in der Zeit des Auftretens und im Rhythmus des Herz- 
schlags geben weitere spezifische und Bastardkennzeichen ab. Parallel 
mit der Entwickelung der Zirkulation geht die z. T. von ihr vermutlich ab- 
hängige Pigmentierung. Reine Heteroclitus sind in 3 Tagen stark, Majalis 
später und schwach pigmentiert; erstere zeigen das Pigment überhaupt 
zuerst, werden aber später von einigen Heteroclitus £ X Majalis 3, obwohl 
der Pigmentierungsbeginn bei ihnen nicht so zeitig eintritt, übertroffen. 
wohl deshalb, weil sie den Heteroclituscharakter dichterer Chromatophoren 
mit dem Majalischarakter dunkleren Farbstoffes verbinden. Auch 
Majalis 2 X Heteroclitus d zeigen frühere und sattere Färbung als 
Majalis rein. 

Hinsichtlich Widerstandsfähigkeit gegen O-Mangel und Vorhandensein 
von CO, lässt sich die absteigende Reihe Heteroclitus 2 X Majalis 4, Hetero- 
clitus, Majalis, Majalis © X Heteroclitus d aufstellen. KCN-Lösungen wirken 
anders, hier nehmen die Bastardstämme den letzten Rang der Widerstands- 
fähigkeit ein. 

In der Auswertung physiologischer und ökologischer, nicht bloss rein 
morphologischer Charaktere für Feststellungen der Vererbungsphänomene. 
die Verf. im wesentlichen als Entwickelungsprozesse auffasst, ist ein frucht- 
bares Prinzip gefunden, von welchem Ref. selbst in seinen Arbeiten wieder- 
holte Anwendung macht. Kammerer, Wien. 


1609. Hertwig, Richard (Zool. Inst., München). — „Über das Problem der 
sexuellen Differenzierung.“ Verhandl. d. Dtsch. Zovlog. Gesellsch.. 
15. Jahresvers. zu Breslau, 1905, p. 186. 

Der Grundgedanke des Verfs., welcher diese und die folgenden Arbeiten 
des Verf. durchzieht, ist der, dass das Geschlecht eines Metazoen- 
individuums jedesmal bestimmt wird durch die „Kernplasma- 
relation“ (d. h. den Quotienten der Kernmasse k durch die Plasmamasse 
p) des Paarungsprodukts der beiden Sexualzellen, aus denen es 
sich entwickelt. Grössere Kernmasse, kleinere Plasmamasse fördert die 
Tendenz zum männlichen Geschlecht, die umgekehrten Verhältnisse die zum 
weiblichen. Samen- und Eizelle selbst zeigen die extreme Umregulierung der 
Kernplasmarelation nach der männlichen bzw. nach der weiblichen Suite hin. 

Dieser Grundgedanke Hertwigs gründet sich auf die Beobachtung, 
dass künstliche Beeinflussungen, die bei Protozoen nachweisbar eine Ände- 
rung der Kernplasmarelation zur Folge haben, bei Metazoen geschlechts- 
bestimmend sind. 

Solche Beeinflussungen sind: 

1. Bewirkung ununterbrochener Funktion, 

2. Hungerwirkung, 

3. Temperaturwechsel. 


— 615 — 


1. Ununterbrochene Funktion wird bei Protozoen durch überreiche 
Fütterung hervorgerufen, da diese eine starke assimilatorische Tätigkeit und 
energische Vermehrung zur Folge hat. Die Folge ist zunächst ein über- 
mässiges Kernwachstum, dann Depressionszustände, d. h. Nachlassen der 
Lebensfunktionen, was bei vielen Individuen zum Tode führt. Nur wenige 
überleben, sie verfallen erneutem Kernwachstum und erneuten Depressionen, 
bis die Kultur ausstirbt, 


2. Hungerwirkung ruft gleichfalls Kernvergrösserung hervor. 


3. Dasselbe gilt von Kälteeinwirkung. Wärme dagegen bewirkt Ver- 
kleinerung der Kernmasse. 

Über ähnliche Einwirkungen auf Metazoen berichtet Verf. nach eigenen 
Untersuchungen und solchen seiner Schüler. 

Issakowitsch züchtete Daphnidenkulturen. Wärmekulturen ergaben 
lauter parthenogenetische Weibchen, bis die Kulturen an Erschöpfung zu- 
grunde gingen. Kältekulturen ergaben Geschlechtsgenerationen und Winter- 
eier. Es scheint sich nicht um reine Temperaturwirkung zu handeln, 
sondern ausserdem ist die fortdauernde Parthenogenesis der sub 1. be- 
sprochenen dauernden autogenen (d. h. ohne Befruchtung erfolgenden) Fort- 
pflanzung der Protozoen vergleichbar. Verf. nimmt also an, dass zunächst 
ein Einfluss auf die Kernplasmarelation der Sexualzellen ausgeübt wurde, 
von der dann das Geschlecht der Nachkommen abhängt. 

Bei Dinophilus apatris bewirkt nach v. Malsen zwar nicht Kälte, 
sondern Wärme die Bildung männlicher Eier, das liegt aber jedenfalls da- 
ran, dass Kältewirkung zur gegenseitigen Verschmelzung von Eiern führt, 
wobei die entstehenden grösseren Eier nach der weiblichen Seite hin re- 
guliert sind. 

Verf. selbst rief bei Fröschen auf dem Wege der Umklammerung noch 
unreifer Weibchen durch schon reife Männchen oder durch elastische Ligaturen 
einen vorzeitigen Stillstand des Eiwachstums hervor, so dass wahrschein- 
lich die Kernplasmarelation sich nach der männlichen Seite verschob. Der- 
selbe Effekt ist in jenen Fällen anzunehmen, wo Verf. überreife Eier spon- 
tan abgehen liess, denn es sind Gründe vorhanden, hier eine Kernver- 
grösserung anzunehmen. Tatsächlich zeigte sich, dass in beiden Fällen 
vorwiegend Männchen entstanden. 

Da beide Sexualzellen das Geschlecht bestimmen, das Ei aber ganz 
allgemein mit einer viel grösseren Masse wirksam ist als die Samenzelle, 
so wird dem Ei der Löwenanteil an der Geschlechtsbestimmung zufallen. 

V. Franz. 


1610. Hertwig, Richard (Zool. Inst., München). — „Weitere Unter- 
suchungen iiber das Sexualitätsproblem.“ Verhandl. d. Dtsch. Zool. Ge- 
sellsch., 16. Jahresvers., 1906, p. 90—112. 


Die Weibchen der Krôten und Frösche besitzen im vordersten 
Ende ihres Ovars das sogenannte Biddersche Organ, ein funktionslos ge- 
wordenes Ovar, das keine Eier mehr zur Reife bringt. Bei männlichen 
Kröten entwickelt sich das Vorderende der Genitalleiste gleichfalls zum 
Ridderschen Organ. An dieses schliesst sich nach hinten bei der Mehr- 
zahl der Männchen unmittelbar der Hoden an, bei anderen ist noch ein 
Zwischenraum vorhanden, der, eine Art sekundären Bidderschen Organs, 
noch Eier entwickelt. Es ist also bei männlichen Kröten ein verschieden 
abgestufter Hermaphroditismus vorhanden. 

Die Tendenz zum männlichen Geschlecht kommt einer Rudimentierung 

Biophysik. Centralbl. Bd. III. 45 


— 616 — 


gleich, die beim Weibchen ganz fehlt, beim Männchen bald noch die Aus- 
bildung eines sekundären Bidderschen Organs gestattet, bald an seiner 
Stelle nur noch Hoden entstehen lässt. Von hier aus wird man die folgen- 
den Verhältnisse verstehen. Noch weiter gegangen ist die Rudimentierung 
der Geschlechtsleiste bei den männlichen Fröschen, indem hier 
nur der vorderste Teil zum Hoden wird, die hinteren zwei Drittel aber 
schwinden. Bei frisch metamorphosierten Fröschen findet man nach Pflüger 
eine ungewöhnliche Überzahl von Weibchen, nach Verf. ist bei solchen die 
Zahl zweifelloser Männchen überhaupt nur sehr gering, die Weibchen aber 
zeigen ein von hinten her zur Hälfte oder gar zu zwei Dritteln zurück- 
gebildetes Ovar. Verf. nimmt an, dass in diesem unzweifelhaft rudimen- 
tären Teil der Geschlechtsdrüse der neu heranwachsende Satz Geschlechts- 
zellen Samenmaterial liefert, diese Weibchen werden also später zu 
Männchen, woraus es sich erklärt, dass bei erwachsenen Fröschen das {- 
schlechtsverhältnis nahezu 50 : 50 beträgt. Diese Erscheinung, die für die 
Beurteilung der Versuchsergebnisse sehr wichtig ist, bezeichnet Verf. als 
„rudimentäre Proterogynäcie“. 

Überreife Eier von Fröschen ergaben in einer Kultur nur 23 Weib- 
chen gegen 38 Männchen und 11 rudimentär-proterogynäcische Tiere. In 
einer andern Kultur von 169 Exemplaren fand sich fast durchgehenis 
Proterogynäcie. Beim Wasserfrosch war es Verf. möglich, das Sexualitäts- 
verhältnis übergereifter Lier mit dem von normal abgelegten desselben 
Weibchens zu vergleichen. Unter den normalen waren 47 Weibchen und 
32 Männchen, unter den 97 überreifen fast nur Männchen. Also bestätigt 


es sich, dass die Überreife der Eier das männliche Geschlecht bei der 


Nachkommenschaft begünstigt. V. Franz, 


1611. Hertwig, Richard. — „Weetere Untersuchungen über das Serua- 
litätsproblem.“ Verhand}. d. Dtsch. Zool. Gesellsch., 17. Jahresvers., 
1907, p. 55—73. 

Wenn, wie die beiden vorstehenden Arbeiten zeigten, Frühreife wie 
auch Überreife den Sexualitätscharakter der Geschlechtszellen nach der 
männlichen Seite hin beeinflusst, so muss man für jedes Individuum eine 
Sexualitätskurve empirisch nachweisen können, die relative Zahl der Männ- 
chen muss sich mit der Zeit ändern und bei anfangs abgelegten Eiern 
gross sein, später sinken, um schliesslich wieder zu steigen. Dem \erf. 
gelang «dieser Nachweis, indem er jedesmal ein Froschweibchen nach Be- 
ginn des Laichgeschäftes vom Männchen trennte, es dann nach 6 bis 36 
Stunden wieder mit dem Männchen zusammenbrachte zwecks Ablegung 
eines zweiten Satzes Eier, und so fort. 

Das Ergebnis war der Forderung entsprechend. 

Kulturen aus überreifen Eiern bekundeten auch eine grössere Wachs- 
tumsenergie und ein früheres Eintreten der Metamorphose. 

Bestimmte Männchen können einen ungünstigen Einfluss auf die Nach- 
kommenschaft haben. | 

Dass nicht nur das Ei, sondern auch das Spermatozoon einen Fin- 
fluss auf das Geschlecht der Nachkommenschaft ausübt, konnte Verf. be- 
stimmt nachweisen, denn ein Männchen, mit mehreren Weibchen gepaart, 
ergab mehr Männchen, weniger Weibchen als ein zweites, mit denselben 
Weibchen gepaart, und die Nachkommenschaft eines dritten Männchens 
hatte intermediären Charakter. 

Ein Einfluss der Spermatozoen auf die Geschlechtsbildung ist al» 


W 


=. = 


vorhanden, es ist aber die Frage, ob der Charakter der Eier immer ein so 
labiler ist wie in den dieser Untersuchung zugrunde gelegten Fällen. 
V. Franz. 

1612. Perrin. G. — „Influence des conditions extérieures sur le déve- 

loppement et la sexualité des prothalles de Polypodiacees.* C. R. Ac. 
de Paris, 1908, Bd. 147, p. 433-—435. C. L. Gatin, Paris. 


1613. Braem, F. — „Über die Änderung des Geschlechts durch äussere 
Beeinflussung und über die Regeneration des Afterdarms bei Ophryo- 
trocha.“ Anat. Anz., Bd. 33, H. 1, 25. Juli 1908. 

Amputiert man einem weiblichen Individuum des genannten polychäten 
Wurms die hinteren Segmente, so werden sie regeneriert, aber im Ver- 
laufe der Regeneration ändert er sein Geschlecht, statt der weiblichen 
keimdrüse, deren restierendes Material bei der Itegeneration eingeschmolzen 
wird, entsteht eine männliche Keimdrüse, deren Aufbau offenbar weniger 
Ansprüche bezüglich der Regenerationsleistung stellt. Bezüglich dieses 
Punktes und bezüglich der Regeneration des Afterdarms hält Verf. seine 
früheren, bisher nicht genügend berücksichtigten Befunde aufrecht. 

W. Berg, Strassburg i. E. 

1614. Koelitz, W. (Zool. Inst., Marburg). — „Fortpflanzung durch Quer- 
teilung bei Hydra.“ Zool. Anz., Bd. 33, p. 530—536, Okt. 1908. 

Verf. bestätigt, was ältere Autoren, aber auch nur solche, schon 
beobachtet haben, dass Hydra sich ausser durch Sprossung und auf ge- 
schlechtlichem Wege auch durch Querteilung fortpflanzen kann. Verf. 
hält diesen Fortpflanzungsmodus für einen durchaus normalen, der viel- 
leicht an die Frühjahrszeit gebunden ist. Auch am natürlichen Aufenthalts- 
ort der Tiere wurden Hydrastümpfe gefunden, die im Aquarium bald eine 
Tentakelkrone regenerierten. V. Franz. 


1615. Daniel, Lucien. — „Sur lu greffe de quelques variétés de haricot.“ 
C. R. 1908, Bd. 147, p. 142—144. 

Verf. hat die durch die Pfropfung hervorgerufenen Ernährungsver- 
änderungen untersucht. Die Pfropfungen geschahen: 

1. von der Soissonser Bohne auf die schwarze belgische Bohne, 

2. umgekehrt. 
Er bemerkte hauptsächlich, dass die schwarze belgische Bohne, welche 
aus bestimmten Nährlösungen Chlorose bekommt, diese nach Aufpfropfung 
auf die S.-Bohne nicht bekommt, indem sie gegen diese Krankheit immun 
wird. Es folgt daraus eine Beeinflussung der Mutterpflanze auf den 
Pfröpfling. Ich glaube, dass, wenn man auch nicht leugnen kann, dass 
die Propfung für einen Zweig Veränderungen der Ernährungsbedingungen 
bedeutet, so kann man doch daraus nicht auf einen spezifischen Einfluss 
auf den Pfröpfling schliessen. C. L. Gatin, Paris (M.). 


1616. Guthrie, C. C., Chicago. — „Further results of transplantation of 
ovaries in chickens.“ Journ. Exp. Zool., Bd. V, p. 563—571, 3 Fig., 
Juni 1908. 

Transplantiert man Ovarien von einer Henne in die andere, so be- 
halten sie ihre normale Funktion. Von dieser Operationsmöglichkeit machte 
Verf. Anwendung, indem er die Ovarien von schwarzen und weissen 
Hennen miteinander vertauschte, dann die Hennen mit gleich und entgegen- 
gesetzt gefärbten Hähnen kreuzte. Während in Kontrollzuchten nicht 

4° 


— 618 — 


operierte weisse mit weissen Hühnern nur weisse, schwarze mit schwarzen 
nur schwarze Kücken ausbrüteten, traten in allen Versuchszuchten mit 
operierten Hühnern auch scheckige und solche Kücken auf, die in der 
Farbe ihres Gefieders den Eltern gleich, den ursprünglichen Trägerinnen 
der transplantierten Ovarien aber gegensätzlich waren. 

Verf. schliesst daraus die Beeinflussung des Transplantats durch 
dessen Substrat, was mit den meisten anderen Transplantationserfahrungen 
in Widerspruch steht. Nach Ansicht des Ref. lässt sich denn auch durch 
die gegenwärtig vorliegenden Versuchsreihen des Verf. der Einwand nicht 
abweisen, dass er es — falls das ursprüngliche Ovar überhaupt restlos 
exstirpiert war — mit einer nicht rein weiterziehenden Rasse zu tun hatte, 
die nur zufällig in den (an Zahl zu geringen) Kontrollzuchten rein blieb. 

Kammerer, Wien. 
1617. Freytag, Fr., Magdeburg. — „Männliche und weibliche Blutkörper.“ 
Centrbl. f. Physiol., 1908, Bd. 22, p. 366. 

Verf. verteidigt seine Vermutung, dass es männliche und weibliche 
Blutkörperchen gäbe, denn wenn man annehmen wollte, dass sich die 
Zellen immer nur durch Teilung vermehrten, so hiesse das ein ewiges 
Leben postulieren. Der in die Arbeit eingestreute polemische Exkurs gegen 
Zuckerchemikerinnen dürfte nur Eingeweihten verständlich sein. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
1618. Rabaud, Etienne. — „La position et lorientation de l’embryo de 
poule sur le jaune.“ Arch. d. Zool. experim., 1908, 4. Serie, No. 1. 

Die Frage nach der Lage des Embryo auf dem Dotter ist von Baer 
dahin gelöst worden, dass dieselbe eine bestimmte fixierte sei. Verf. hat 
diese Frage aufs neue untersucht und zwar an Eiern, die 30—38 Stunden 
bebrütet worden waren. Die Orientierung des Embryos ist nach diesen 
Beobachtungen derartig, dass die embryonale Axe fast konstant schief steht 
zur Hauptaxe des Eies. Diese Orientierung ist mindestens in den ersten 
5—6 Tagen der Bebrütung konstant und unveränderlich. Die Konstanz 
der Orientierung ist nach Verf. vielleicht zugunsten der Lehre von der 
Epigenese gegen die Mosaiktheorie zu verwerten. Robert Lewin. 


1619. Chatin, Joannes. — „Sur quelques formes mixtes d’alterations 
nucléaires.“ C. R., Bd. 147, No. 11, 14. Sept. 1908. 

An Ovarialzellen der Zibethkatze studierte Verf. die Formen der De- 
generation des Kernes, insbesondere die Karyolyse. Er sah anfangs die 
ganze Masse des Kerns von zahlreichen Vacuolen durchsetzt. Dann begann 
das Chromatin sich nach dem Zentrum hin zusammenzuziehen, und einige 
Fäden wuchsen von hier aus nach der Peripherie. Man fand gleichzeitig 
Pvknose und Karyolyse. Robert Lewin. 


1620. Vasilin, C. — „Überzählige Brüste.“ Spitalul, 1908, No. 11. 
Man fand bei der betreffenden 22jährigen Primipara ausser den 
beiden normalen Brüsten noch zwei überzählige in der Axillarlinie beider- 
seits, etwa mandarinengross, die aus einer zentral gelegenen Öffnung auf 
Druck Milch entleerten. Der Durchmesser derselben war: rechts, 8,4 cm 
und links 7,7 cm, die bedeckende Haut weiss, dünn und glatt, während 
man in der Tiefe ein dichtes und hartes Gewebe fühlte. Die Umgebung 
der zentralen Öffnungen war pigmentiert, kurz, über die Natur dieser 
supplementären Drüsen konnte gar kein Zweifel bestehen. 
E. Toff, Braila. 


— 619 — 


Geschwülste. 

1621. Heiberg, K. A., Kopenhagen. — „Über die Erklärung einer Ver- 
schiedenheit der Krebszellen von anderen Zellen.“ Nord. med. Arch., 
Bd. 41, Abt. U, No. 4, Aug. 1908. 

Verf. hat Messungen von dem längsten Durchmesser der Kerne von 

Krebszellen in primären Leber- und Bauchspeicheldrüsenkarzinomen gemacht. 

Es zeigte sich, dass nicht nur einzelne Kerne viel grösser sind, als 
man sie normal antrifft, sondern die Kerngrösse ist durchweg erhöht. Die 
verschiedenen Fülle bieten eine auffallende Gleichartigkeit in der absoluten 

Grösse der Kerne dar, was Verf. geneigt ist einer Sekretion oder lebhaften 

Funktion derselben zuzuschreiben. S. Schmidt-Nielsen. 


1622. Walker, C. E. — „The action of two sera upon a carcinoma 
occurring in mice.“ Lancet, Bd. 175, p. 797, 12. Sept. 1908. 

Die Versuche des Verfs., den Krebs durch gewisse Sera zu beein- 
flussen, basieren auf dem Gedanken, dass ebenso wie die Krebszelle auch 
die generativen Zellen ausserhalb des Verbandes im Organismus selbständig. 
gleichsam parasitisch existieren. Irgend eine Substanz, die demnach eine 
elektive Wirkung auf die generativen Zellen ausübte, müsste also auch 
auf die Zellen von bösartigen Neubildungen einwirken können. Durch In- 
jektion von Kochsalzextrakt von Testikeln der Maus in Ratten stellte sich 
Verf. ein Serum her, mit dem er 10 Mäuse behandelte, die einen wohl 
entwickelten inokulierten Krebstumor hatten. Verf. fand in der Tat einen 
deutlichen Einfluss auf den Tumor. Derselbe wuchs nicht so schnell, wie 
bei den Kontrolltieren und zeigte auch eine Tendenz zum Eintrocknen. 
Allerdings waren die Resultate sehr inkonstant. In einer Serie von Ver- 
suchen wuchs der Tumor wiederum äusserst schnell nach Injektion des 
Testikelserums. Jedenfalls konnte man feststellen, dass durch Injektion 
von Samen ein Serum gewonnen werden kann, das eine besondere Wirkung 
auf die Tumorzellen ausübt. Robert Lewin. 


1623. Krompecher, E. (Path.-anat. Inst. No. II d. Univ. Budapest). —- 
„Zur Histogenese und Morphologie der Mischgeschwilste der Haut 
sowie der Speichel- und Schleimdrisen.“ Zieglers Beitr., 1908, Bd. 44. 
H. 1. 

Unter vielen Basalzellenkrebsen der Haut fand Verf. 5 Tumoren, die 
klinisch relativ gutartig waren. Bei der histologischen Untersuchung 
zeigte sich das Stroma hyalin resp. schleimig degeneriert, neben soliden 
Basalzellengebilden von Crylinderepithel ausgekleidete tubulöse Gänge und 
Cysten, und die Grenze der Parenchymstränge war gegen das Bindegewebe 
nur unscharf abgesetzt. Die Ähnlichkeit mit den Mischgeschwülsten der 
Epithel- und Schleimdrüsen ist gross, und so werden auch die Misch- 
geschwülste der Speicheldrüsen, besonders der Parotis, als schleimige resp. 
byaline Basalzellonkrebse aufgefasst. Die epithelialen Mischgeschwülste 
nehmen eine Zwischenstellung ein zwischen den Plattenepithel- und Drüsen- 
krebsen, Die Cylindrome gehören ebenfalls der Gruppe der schleimi« 
hyalinen Basalzellonkrebse an. C. Hart, Berlin. 


1624. Lindenborn, K. (Luisenhospital, Aachen). — „Über Röntgentumoren.“ 
Beitr. z. klin. Chir.. 1908, Bd. 59, H. 2. 

Den aus der Literatur bekannten, noch nicht sehr zahlreichen Fällen 

von Röntgeutumoren, die Verf. einzeln durchgeht, fügt er zwei Fälle hinzu. 


— 620 = 


die im Aachener Luisenhospital beobachtet worden sind. Dieselben sind 
deshalb besonders interessant, da unter langdauernder Bestrahlung die 
Entstehung der Tumoren durchaus einwandsfrei nachgewiesen werden 
konnte. Beide Fälle waren häufig. der eine 120-, der andere 79 mal be- 
strahlt worden. Bei beiden handelte es sich um Bestrahlungen von Lupus 
vulgaris, der erste konnte operativ soweit hergestellt werden, dass er seit 
1!/ Jahren recidivfrei ist, der zweite endete letal. Die genaue mikro- 
skopische Untersuchung ergab bei beiden Fällen als wichtigsten Befund 
eine Verödung der kleinen Gefässe, ein Befund, dem nach Verf. sicher 
Bedeutung für die Entstehung von Tumoren zukommt. Mittel zur Ver- 
meidung der Tumorbildung haben wir zurzeit nicht, doch muss schon jetzt 
davor gewarnt werden, flächenhafte Lupuserkrankungen mit Röntgenstrahlen 
zu behandeln, da erfahrungsgemäss diese Erkrankungen am ersten zur 
Tumorbildung neigen. Goldstein, Berlin. 


1625. Veit. — „Der nicht verhornende Platlenepithelkrebs der äusseren 
Haut.“ Dtsch. Zeitschr. f. Chir., 1908, Bd. 94, H. 3/4. 

Verf. hatte Gelegenheit, zwei Tumoren zu untersuchen, die wegen 
ihres eigenartigen Befundes Beachtung verdienen. Beide Tumoren setzten 
sich aus Bindegewebssträngen zusammen, zwischen denen dichtgedrängt 
Zellen lagen, die als Plattenepithelien angesprochen wurden, und sich von 
dem Bindegewebe scharf absetzten. Die Tumoren lagen unter der Epi- 
dermis im Corium, ohne mit der Epidermis in Kommunikation zu stehen. 
waren also als echte Carcinome anzusehen. Der ganze Befund stūtzt 
durchaus die bekannte Cohnheim-Ribbertsche Anschauung, dass es sich bei 
einem Teile der Geschwülste sicher um angeborene Versprengung von 
Keimen handelt. Goldstein, Berlin. 


1626. Fedoroff, S. P. — „Über Befund von Adrenalin in einem Nieren- 
tumor.“ Folia Urologica, H. 5, 1908. 

Bei einem Manne von 54 Jahren fand Verf. einen Nierentumor, der 
‘ein Hypernephrom darstellte, Durch Behandlung von Tierpupillen mit dem 
Extrakt dieses Hypernephroms wurde festgestellt, dass dasselbe Adrenalin 
enthielt, denn die Erweiterung der Pupillen rührte unzweifelhaft vom Adre- 
nalin her. Nach Verf. ist der Befund von Adrenalin im Hypernephrom der 
beste Beweis für die Richtigkeit der Grawitzschen Theorie. Diese Ge- 
schwülste erweisen sich demnach histogenetisch als Abkömmlinge abge- 
sprengter embryonaler Nebennierenzellen. Der Nachweis von Adrenalin im 
Blute oder im Urin könnte, wie Verf. meint, vielleicht eine klinische Be- 
deutung haben, insofern, als man aus dieser Tatsache auf die Anwesen- 
heit eines Hypernephroms schliessen könnte. | 

Oberflächlich gelegene Tumoren könnte man direkt auf das Vor- 
handensein von Adrenalin prüfen. Robert Lewin. 


Entzündung und Infection. 


1627. Frangenheim, P. (Kgl. chir. Univ.-Klinik, Königsberg). — „Dee 
Wirkung der Bindenstauung im Tierexperiment.“ Arch. f. klin. Chir., 
1908, Bd. 27, H. 2. 

Auf Grund eingehender experimenteller Studien, die sich auf das 
Verhalten gewöhnlicher Eiterungen sowohl wie Knochen- und Gelenk- 
eiterungen bezogen, kommt Verf. zu folgenden Schlüssen: Die Stauungs- 
hyperämie wirkt nicht bactericid. In keinem Falle konnte die einmal er- 


| a 


it 
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— 621 — 


zeugte Eiterung durch Stauung hintangehalten werden. Vielmehr war die 
Eiterung auf der gestauten Seite stets stärker als auf der ungestauten 
Kontrollseite. Knocheneiterungen wurden immer, Gelenkeiterungen fast 


immer ungünstig durch die Stauung beeinflusst. 


| Goldstein, Berlin. 
1628. Olivi, G. (Pathol. Lab., Siena). — „Sulla permeabilità delle super- 
fii di granulazione.“ (Über die Durchgängigkeit der Granulations- 
flächen.) Accad. dei Fisiocritici, 1908, Serie IV, vol. 19. 
In seinen, an Kaninchen ausgeführten Untersuchungen verwendete 
Verf, versehiedene Substanzen, die er in folgende Gruppen einteilt: 

1. Gewöhnliche, chemische Substanzen (Jod, Salicylsäure), 

2. Bacterienprodukte (Diphtherietoxin), 

3. Immunsera (Antidiphtherieserum, agglutinierendes Serum). 

Aus seinen Untersuchungen zieht Verf. folgende Schlüsse: 

a) Die Substanzen, welche rasch aus dem Blute verschwinden (Jod, 
Salicylsäure, Diphtherietoxin) sei es, weil sie durch die gewöhn- 
lichen Ausscheidungswege aus dem Organismus entfernt, oder weil 
sie von den Geweben gebunden werden, findet man, nach den 
einzelnen Injektionen, nie in bemerkenswerter Quantitätim Exsudat. 
Erzeugt man aber auf künstlichem Wege eine andauernde An- 
häufung derselben im Blute, indem man die Ausscheidungswege 
versperrt oder in kurzen Zwischenräumen mehrmaligs Injektionen 
vornimmt, so findet der Durchgang statt, ist aber desto spärlicher, 
je ausgodehnter die Granulationsflächen sind. 

b) Bei Substanzen, welche lange Zeit im Kreislauf verbleiben, wie 
Z. B. die Immunsubstanzen bei aktiver oder passiver Immunität, 
findet der Durchgang statt und folgt dem Gesetze der anderen 

*  Sekretionssepimente. Ascoli. 
1629. Liebermeister, G., Köln. — „Zur Frage der ‚ohne Mitwirkung 
von Tuberkelbazillen‘ erzeugten ‚tuberkulösen‘ Veränderungen.“ Münch. 
Med. Woch., Bd. 55, H. 36, September 1908. Siehe Biochem. C., VII, 
No. 2617. 


1630. Wolff, M. und Mühsam, Hans (Poliklin. f, Lungenkr., Berlin). — 
„Mit Tuberkulin komplementbindende Antistoffe im Serum Tuber- 
kulöser“ Dtsch. Med. Woch., 1908, H. 35. Siehe Biochem, C., VII 
No. 2619. 


1631. Zwick, W. (inst. f. Seuchenlehre d. Kgl. Tierärztl. Hochschule, 
Stuttgart). — „Vergleichende Untersuchungen über die Tuberkelbazillen 
des Menschen und der Haustiere.“ Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. 
Haustiere, 1908, Ba. IV, 161—166, p. 321—319. 

Verf. hält auf Grund seiner vergleichenden Untersuchungen von 
Tuberkelbazillen des Rindes und des Menschen die Aufstellung eines Typus 
bovinus und Typus humanus für berechtigt. Kaninchen, die mit Stämmen 
‚des Typus bovinus geimpft wurden, erkrankten stets an generalisierter 
Tuberkulose, während mit Stämmen des Typus humanus geimpfte Kaninchen 

irei von Tuberkulose blieben. Rindertuberkulose ist in natürlichen Fällen 
stets durch Stämme des Typus bovinus bedingt, und für die natürliche 
Infektion des Rindes spielen Stämme des Typus humanus, wenn sie auch 
künstlich auf Rinder übertragen werden können, keine Rolle. Die Auf- 


— 622 — 


nahme von Perlsuchtbazillen berechtigt nicht, tuberkulöse Erkrankungen 
des Menschen auf diese zurückzuführen. Die Präzipitinreaktion nach 
Bonome zur Differenzierung von Rinder- und Menschentuberkelstämmen 
hat sich bei den vorgenommenen Nachprüfungen und zur Diagnostik der 
Tuberkulose nicht bewährt. Bei den vom Verf. untersuchten Fällen von 
Tuberkulose des Schweines und der Ziege wurden Bazillen vom Typus 
bovinus gefunden, während die bei einem an Tuberkulose erkrankten 
Pferde gefundenen Bazillen sich wie Hühnertuberkelbazillen verhielten. Der 
Hund aber scheint sich sowohl durch Aufnahme von Sputum des Menschen 
als auch durch Genuss tuberkulösen Fleisches und tuberkulöser Milch 
Tuberkulose zuzuziehen. Bei gleichzeitiger intravenöser Verimpfung von 
Bazillen des Typus humanus und subkutaner Verimpfung des Typus 
bovinus auf ein Versuchsrind wirkten die letzteren auch bei Verabreichung 
einer sonst tödlichen Dosis nicht schädlich. Rindertuberkelbazillen lassen 
sich durch Fütterung tuberkulöser Organe des Rindes nicht auf Hühner 
übertragen. Scheunert. 


1632. Coquot, A. und Cesari, E. — „Über den Übergang von Tuberkel- 
bazillen in die Milch.“ Rec. d. med. veter., Bd. 85, p. 146—152. 
März 1908. 

Eine Büffelkuh erhielt 6 intravenöse Injektionen von Tuberkelbazillen. 
ohne dass die 6 Wochen lang untersuchte Milch sich virulent erwies, auch 
die einer anderen Kuh neben intravenösen verabreichten intraperitonealen 
Injektionen vermochten kein Auftreten von Tuberkelbazillen in der Milch 
hervorzurufen, da die mit der Milch geimpften Meerschweinchen nicht 
tuberkulös wurden. Ein Versuch mit einer Ziege, der Tuberkelbazillen in 
die Bauchhöhle geimpft wurden, verlief ebenfalls negativ. 

Schliesslich wurden Tuberkelbazillen direkt in die Euterarterie ge- 
bracht. Diese brachten schon 72 Stunden nach der Injektion mikro- 
skopische Veränderungen des Drüsengewebes hervor, doch enthielt die 
Milch noch keine Tuberkelbazillen. Der Übergang der Bazillen ist also 
keine einfache Filtration, er findet nur nach Schädigung des Drüsengewebes 
durch die Bazillen statt, das Eutergewebe kann Tuberkelbazillen enthalten. 
ohne dass diese auch in der Milch auftreten. Scheunert. 


1633. Eber, A. (Veterinärinst. d. Univ. Leipzig). — „Experimentelle Ulber- 
tragung der Tuberkulose vom Menschen auf das Rind.“ Zeitschr. f. 
Infektionskrankh. d. Haustiere, 1908, Bd. IV, p. 374—412. 

Verf. benutzte zu seinen Versuchen tuberkulöses Material von 8 Fällen 
menschlicher Tuberkulose mit tödlichem Ausgange und impfte dieses 
Material zunächst subkutan Meerschweinchen ein. Die Organe der hierauf 
offensichtig an Tuberkulose erkrankten Meerschweinchen wurden auf Rinder 
im Alter von 1—5 Monaten überimpft, und zwar teilweise nur suokutan. 
teilweise gleichzeitig intraperitoneal und subkutan. Das verwendete tuber- 
kulöse Material erwies sich bei dieser Übertragungsweise für 2 Rinder 
stark virulent (schweres, fieberhaftes Allgemeinleiden), bei zwei weiteren 
Rindern mittelgradig virulent, und wurde erst bei Wiederimpfung des von 
diesen Tieren gewonnenen Materials für andere Rinder stark virulent. In 
2 Fällen erwies sich das Material für Rinder geringgradig virulent und in 
weiteren 2 Fällen ganz virulent. 

Durch die kombinierte Impfmethode (peritoneale und subkutano) lassen 
sich mit Hilfe eines einzigen Versuchstieres neben den hochgradig virn- 


— 623 — 


enten Fällen auch solche mittelgradig virulente Fälle ermitteln, deren 
Virulenz noch einer Steigerung fähig ist. 

In 2 von 4 Fällen, bei denen das morphologische und biologische 
Verhalten der Reinkultur in der Kultur und im Kaninchenversuch geprüft 
wurde, war die Menschentuberkulose bedingt durch Bazillen vom Typus 
bovinus, die sich als stark rindervirulent erwiesen. In einem Falle fand 
man Bazillen vom Typus humanus, die fürs Rind avirulent waren. Ein 
weiterer Fall zeigte Bazillen, die alle Übergänge vom Typus humanus zum 
Typus bovinus aufwiesen; das Ausgangsmaterial war hier zunächst mittel- 
gradig virulent für Rinder, wurde aber bei Weiterimpfung auf ein anderes 
Rind stark virulent. Bei weiteren drei Fällen wurden Bazillen vom Typus 
humanus gefunden, in einem Falle aber ebenfalls Übergangsstadien. Die 
Reinkultur dieser letzten 4 Fälle konnte aber nur in der Kultur auf ihr 
morphologisches und biologisches Verhalten geprüft werden. 

Scheunert, 


1634. de Haan, J. — „Über Resorptionsinfektion mit Tuberkelbazillen vom 
Magendarmkanal aus beim Karbau.“ Berl. Klin. Woch., 1908, H. 40. 
Verf. brachte einem Karbau, einem Tier, welches zu den Büffeln 
gehört und Tuberkelbazillen gegenüber eine grosse Resistenz besitzt, eine 
Tuberkelaufschwemmung von einem Rindertuberkelstamm vermittelst eines 
Troikarts in den Magen und zwar den Pansen. Das Tier magerte sicht- 
lich ab und wurde krattlos. Es wurde getötet. Bei der Obduktion fand 
sich der Intestinaltrakt völlig frei von Tuberkulose, es wurde hingegen 
eine Tuberkulose der Pleuren und des Lungengewebes gefunden. Dem 
Obduktionsbefund gemäss hält Verf. eine Resorptionsinfektion vom Darm- 
kanal aus für erwiesen. Henius. 


1635. Orth, J. — „Über Resorption körperlicher Elemente im Darm, 
mit besonderer Berücksichtigung der Tuberkelbazulen.*“  Sitzungsber. 
d. Akad. d. Wiss., 1908, Bd. 39. 

Zur Lösung der Frage, ob körperliche Elemente, Kohle oder 
Bacterien durch die Darmwand resorbiert werden, hat Orth nach dem 
Vorgange Calmettes an Tieren experimentiert. Er führte Tuberkelbacillen, 
die in Gelatinekapseln eingeschlossen waren, in den Magen. Die Lösung 
dieser Frage ist für die Entscheidung über die Infektionswege der Tuber- 
kulose von grösster Bedeutung. Die von Orth ausgeführten Experimente 
haben nun gelehrt, dass Blut wahrscheinlich bei frischen Blutungen aus 
dem menschlichen Dickdarın, bei Meerschweinchen nach Einführung in den 
Mastdarm, resorbiert und in den regionären Lymphdrügen gefunden wird. 
Tuberkelbazillen können 12 Stunden nach Einführung in den Darm oder 
bei Einspritzung in das Rectum nach 3 Tagen sicher im Blut oder in den 
Lungen gefunden werden, ebenso auch in den Mesenterialdrüsen. Dies 
gelang mit Dosen bis herab zu 0,001 mg. Daraus folgt, dass es eine 
enterogene Tuberkulose gibt. Der Darm blieb in der Hälfte aller Fälle frei 
von Veränderungen. In allen Fällen waren tuberkulöse Veränderungen der 
Tegionären Lymphdrüsen vorhanden. Man kann mit kleinen Mengen von 
Bacillen eine Lungentuberkulose vom Darm aus erzeugen, die bei Meer- 
schweinchen wesentlich miliar ist. Bei einem Kaninchen und 2 Ziegen 
hatte sich eine richtige Lungenschwindsucht entwickelt. Die Arbeit Orths 
bestätigt somit im wesentlichen die von Calmette erhobenen Befunde. 

Robert Lewin. 
Biophys. Centralbl., Bd. III. 46 


— 624 — 


1636. Fibiger, Johannes und Jensen, C. O. — „Untersuchungen über dıe 
Beziehungen zwischen der Tuberkulose und den Tuberkelbazillen de: 
Menschen und der Tuberkulose und den Tuberkelbazillen des Rindes.* 
Berl. Klin. Woch., 1908, No. 44145. 

Die Verff. untersuchten die Eigenschaften von Tuberkelbazillen, von 
Fällen welche klinisch beobachtet wurden und dann zur Obduktion kamen. 
Es geschah dies in der Weise, dass Kälber, die auf Tuberkulin nicht rea- 
gierten, mit Brei von verkästen Menschendrüsen gespritzt wurden; ein 
anderes Kalb erhielt eine Aufschwemmung von Tuberkelbazillen, die durch 
Kultur von der Leiche gewonnen waren, subkutan, ein drittes eine In- 
jektion eines Drüsenbreies, welcher von einem Meerschweinchen stammte, 
das mit einer Tuberkelkultur, die von der Leiche entnommen war, infiziert 
wurde, ein viertes wurde mit einer Aufschwemmung von Tuberkelbazillen 
geimpft, welche von einem mit Menschentuberkelbazillen infizierten Meer- 
schweinchen stammten. Die Resultate sind keine ganz gleichmässigen. 

Henius. 

1637. Vincent, H. — „Le ‚phenomene d’appel‘ dans l’etiologie du tetanos. 
Contribution à l'étude du microbisme latent.“ Journ. de phys. et de 
path. gen., 1908, Bd. IV, p. 664. 

Injiziert man Meerschweinchen unter die Haut der einen Seite fünf, 
sechs oder zehn Tropfen reiner Milchsäure, Essigsäure, fünffach ver- 
dünnten Ammoniaks, Azeton, Toluol, Krotonöl, Terpentin usw. und auf der 
anderen Seite Tetanuskeime, selbst in abgeschwächtem Zustande, so tritt 
fast in allen Fällen Erkrankung an Tetanus auf. An der Stelle der In- 
jektion der Tetanuskeime ist bei der Autopsie nichts‘ Auffälliges zu 
bemerken, und die bakteriologische Untersuchung mit Hilfe des Kultur- 
verfahrens ergab nur in einem Falle die Anwesenheit des Infektions- 
erregers, während die Aussaat des Gewebes, in das die toxische Substanz 
injiziert worden war, immer ein positives Ergebnis hatte, 

Nach der Ansicht des Verf. sind es nicht die Tetanuskeime selbst. 
welche die Wanderung vom Orte der Injektion zur Stelle des irritierenden 
Giftes machen, sondern die mit den Tetanusbazillen beladenen poly- 
nukleären Leukocyten. Beweisend für einen derartigen Wanderungsmodus 
ist nach Ansicht des Verf. die Tatsache, dass auch nicht lebende, 
indifferente Substanz, wie chinesische Tusche, sich ebenso verhält wie die 
Tetanusbazillen. 

Fügt man den Versuchstieren ein schweres Trauma zu, ohne dass 
jedoch eine offene Wunde entstände, und werden auf der dem Trauma 
entgegengesetzten Seite Tetanuskeime ohne Toxin injiziert, so ist der 
Ausbruch des Tetanus nicht zu konstatieren. Die Erkrankung tritt aber 
sofort auf, sobald eine zweite Noxe in Gestalt einer Abkühlung vor- 
handen ist. 

Gelegentlich dieser Versuche wurde auch durch Zufall die interessante 
Tatsache gefunden, dass an der Stelle der Injektion der schädigend"n 
Substanz ausser dem Tetanusbazillus auch der Bac. enteridis auftrat. 
Dieses Vorkommen lässt sich nach Ansicht des Verf. nur so erklären, 
dass dieser Infektionserreger im Organismus des Tieres schon vor dem 
schädigenden Reiz vorhanden gewesen ist, aber erst durch diesen an die 
Stelle der Gewebsalteration „herangerufen“ wurde (phenomene d’appel). 

| Kochmann, Greifswald. 

1638. Fermi, C. (Hyg. Inst., Sassari). — „Sulla virulenza delle varie parti 

del sistema nervoso di animali rabidi.“ (Über die Virulenz der einz-!- 


— 625 — 


nen Teile des Nervensystems wutkranker Tiere.) Rif. Med., 1908, Bd. 23, 
H. 24. 

Verf. nahm in einer grösseren Anzahl von Versuchen das Studium 
dieses Gegenstandes wieder auf, wobei er aber nicht die Verschieden- 
heiten in der Dauer der Inkubationszeit seinen Betrachtungen zugrunde 
legte, sondern die geringste infektionsfähige Dosis für die einzelnen Teile 
des Nervensystems festzustellen suchte. 

Die bisher erzielten Resultate sind folgende: 

1. Die Anzahl der enthaltenen Keime ist, die gleiche in dem Ammons- 

horn, dem Kleinhirn und dem verlängerten Mark. 

2. Hingegen ist die Zahl der Keime bei weitem geringer in den Stirn- 
lappen und am Ende des Lendenmarks: die Emulsion der beiden 
letztgenannten Teile des Nervensystems hatte nämlich erst in einer 
Konzentration von 1:30000 den Tod zur Folge, während die mit 
einer Emulsion von 1:40—50000 geimpften Tiere weiter lebten: 
zudem erfolgte der Tod bei den mit den beiden Emulsionen von 
1:30000 geimpften Tieren neun (Stirnlappen) bzw. drei (Ende des 
Lendenmarks) Tage später als bei solchen, die mit Emulsionen von 
Ammonshorn, Kleinhirn und Medulla oblongata infiziert wurden. 

3. Emulsionen von Hinterlappen, nucleus caudatus und weisser Hirn- 
substanz in Verdünnungen von 1 :30—40— 50000 scheinen mit 
noch geringerer Virulenz ausgestattet zu sein, da alle mit den- 
selben geimpften Tiere am Leben blieben. 

Der Dorsaltraktus scheint in einer Verdünnung von 1:30000 noch 
töätlich zu wirken, denn das mit demselben injizierte Tier starb am 7. Tage 
nach erfolgter Injektion. 

Verf. berechnet, dass '/;, em? Emulsion vom Ammonshorn im Verhält- 
nis von 1:500000, die noch infektionsfühig ist, nur etwa zwei \egrische 
kKörperchen enthalten dürfte. Da es nun bekannt ist, dass zur Austeckung 
einer Infektion im allgemeinen eine viel grössere Anzahl Keime erforderlich 
ist, so wäre die Annahme, dass die Übertragung der Wut nicht allein den 
sichtbaren Negrischen Körperchen zuzuschreiben ist, auch durch diese Tat- 
sachen berechtigt. Ein weiterer Umstand, der für diese Annahme spricht, 
ist die Übertragung der Wut durch den Biss der Hunde einerseits, und 
mittelst Injektion der Filtrate anderseits, Ascoli. 


Protisten und unbekannte Krankheitserreger. 


1639. Popoff, M. (Zool. Inst., München). — „Die Gametenbildung und 
die Conjugation von Carchesium polypinum L.“ Zeitschr. t. wissensch. 
Zool., 1908, Bd. 89, p. 447—524. 

Diese Arbeit schliesst sich den in No. 1607—1611 besprochenen an, sie 
behandelt die Geschlechtsbestimmung bei einem einzelligen Wesen, das ge- 
schlechtliche Differenzierung aufweist: Carchesium polypinum. Bei dieser 
Form kann sich jedes Tier entweder zum Makrogameten, d. h. zum weib- 
lichen Element entwickeln, oder aber in mehrere (meist acht) Mikrogameten 
zerfallen. Die Befruchtung besteht dann in der Verschmelzung eines Makro- 
und eines Mikrogameten. Verf. setzte Wärme-, Zimmer- und Kältekulturen 
an. Da die Makrogameten von indifferenten Tieren äusserlich nieht unter- 
scheidbar sind, ermittelte Verf. die Prozentzahlen 

1. der Konjugationen, 

2. der indifferenten einschliesslich der Mikrogameten, 

3, der mikrorsametenbildenden Tiere. 


4e 


— 626 — 


Das Ergebnis war bei Kältekulturen durchschnittlich: 10°), Kon- 
juganten, 50°/, indifferente und 40°}, mikrogametenbildende. Augen- 
scheinlich waren also nur 10 °/, Makrogameten gebildet, die sich mit gleich- 
zeitig entstandenen Mikrogameten gepaart hatten; die Kälte erzeugt also 
einen Überschuss an Mikrogameten, d. h. sie fördert das männliche 
Element. 

In Wärmekulturen fanden sich dagegen 32°), Konjugationen, 68 °;, 
nicht konjugierte Tiere. Die wenigen Mikrogameten, die gebildet worden 
sind, waren also jedenfalls zu den 32°/, Konjugationen aufgebraucht 
worden. Unter den indifferenten waren jedenfalls schon viele Makrogameten. 
Wärme fördert also das weibliche Geschlecht. 

Zimmerkulturen erwiesen sich als intermediär. 

Die weiteren Ausführungen des Verfs. sind nicht im eigentlichen 
Sinne biophysikalischen Inhalts. V. Franz. 


1640. Sergent, Edmond und Sergent, Étienne. — „Sur la structure fine 
des sporozoites de Plasmodium relictum Grassi et Feletti (Proteosoma).“ 
C. R., Bd. 147, No. 8, 24. Aug. 1908. 

An den Sporozoïten von Plasmodium relictum fanden Verff. nicht, wie 
Schaudinn es beschrieb, nur einen zentralen Kern, sondern einen zentralen 
und einen terminalen. Bei jungen, einige Tage nach Reifung der Sporo- 
blasten untersuchten Sporozoiten sah man eine kompakte Masse von Chro- 
matin ungefähr die Hälfte der Zelle einnehmen. Dann sah man Formen. 
in denen diese Masse fragmentiert war. Schliesslich waren nur zwei 
Massen von Chromatin vorhanden. Die beiden Kerne sind also augen- 
scheinlich durch Verschmelzung der Fragmente entstanden. 

Robert Lewin. 

1641. Mayer, M. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg). — „Über 
Malariaparasiten bei Affen.“ Arch. f. Protistenk., 1908. Bd. XII. 
p. 314— 322. 

1642. Flu, P. C. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg). — „Unter- 
suchungen über Affenmalaria.“ Arch. f. Protistenk., 1908, Bd. XII, 
p. 323— 330. 

Mayer hat bei vier Exemplaren von Macacus cynomolgus in Hamburg 
Malariaparasiten (Plasmodium cynomolgi) gefunden, die den menschlichen 
Malariaparasiten ähnlich sind. Schizogonie und Geschlechtsformen werden 
beschrieben. Interessant sind die Morozoiten, die ausser dem grossen 
Chromatinkorn noch ein winziges Chromatinkörnchen enthalten (Zweikernig- 
keit der Protozoenzelle im Sinne Schaudinns). 

Die befallenen Erythrocyten zeigen Tüpfelung (im Gegensatz zu 
Pl. juris Halberstädter und Prowazek); auch Metachromasie, Basophilie der 
roten Blutkörperchen tritt auf, sowie Ablösung und intensive Färbbarkeit des 
Randreifens. Eine Besonderheit ist die namentlich auf der Höhe der In- 
fektion auftretende Blähung der befallenen Blutkörperchen. 

Die spontan infizierten Tiere waren anscheinend gesund. Übertragung 
gelingt leicht durch subkutane Impfung, Inkubationszeit 9—11 Tage. 

Die Untersuchungen wurden von Flu an Mayers Material fortgesetzt. 
Die Angaben über die Zweikernigkeit werden ergänzt, auch in den Gameten 
scheint sie angedeutet zu sein. Bei den Rezidiven scheint die Rückvildung 
von Gameten zu ungeschlechtlichen Formen eine Rolle zu spielen. 

Das Serum infizierter Affen kann auf rote Blutkörperchen normaler 
Affen Iytisch wirken; die Hämolyse geht dem Grad der Infektion und der 


== G 


damit verbundenen Anämie nicht immer parallel. Entwickelungshemmende 
Eigenschaften liessen sich im Blute eines stark infizierten Affen nicht 
nachweisen. W. Loewenthal, Hagenau i. E. 


1643. Moore, J. E. Salvin und Breinl, A. — „The life-history of Trypano- 
soma equiperdum.“ Proc. R. Soc. Lond, 1908, Bd. 80, p. 288—298, 
3 Text-figs. and Pls. 8, 9. 

In den ersten Stadien der Infektion (bei Ratten) vermehren sich die 
Parasiten schnell durch Längsteilung. Bei fortschreitender Krankheit kann 
man zwei Reihen von Veränderungen unterscheiden: 

1. Ein Teil der Kernsubstanz verlässt den Kern und bewegt sich 

gegen den freien Teil der Geissel. 

2. Das extra-nucleäre Centrosoma gibt durch Knospung eine grosse 
Masse ab, die sich gegen den Kern bewegt und mit diesem ver- 
schmilzt. Dann geht das Trypanosoma wiederum Teilung ein. 

Dieser zweite Prozess ist analog der Entstehung des dunkel gefärbten 
Streifens, der bei T. gamb. vom extra-nucleären Centrosoma zum Kern sich 
erstreckt. 

Bei T. equiperdum scheinen das extra-nucleäre Gentrosoma und der 
von diesem abgestossene Teil miteinander in Verbindung zu stehen. Nach 
den oben beschriebenen Vorgängen und mehrfachen Längsteilungen rundet 
sich der Kürper ab, das extra-nucleäre Centrosoma liegt in einer kolben- 
förmigen Erweiterung, die später mit samt der Geissel von der Zelle ab- 
gestossen wird, wonach die Zelle ganz rund ist. Dann wird ein neues 
extra-nucleäres Centrosoma sichtbar, von welchem ein äusserst feiner Faden 
ausgeht, und auch eine zweite feine Geissel wächst heraus, die sehr lang 
wird. Diese Veränderungen scheinen gewöhnlich vor dem Tode der in- 
fizierten Ratte stattzufinden. 

Es scheint daher, als ob es, während der Infektion der Ratten mit 
einem Trypanosoma, das unter normalen Verhältnissen keine Beziehung zu 
zwei verschiedenen Wirten hat, einen Gyclus gebe, ‘der analog dem wäre, 
der während der aufeinanderfolgenden positiven und negativen Infektions- 
perioden desselben Tieres mit T. gambiense beobachtet wird. Nach Ein- 
führung in eine Ratte vermehren sich die Parasiten durch Teilung. Dann 
findet eine Wechselwirkung zwischen Kern mit extra-nucleärem Centrosoma 
statt (sexuelle Phase?), Teilung tritt wieder ein, und schliesslich verwandeln 
sich die Trypanosomen in runde Körper, die den latenten Körpern von 
T. gambiense entsprechen und die zwei lange und zarte Geisseln besitzen. 

Ashworth (Robert Lewin). 

1644. Moore, Salvin, Breinl, A. und Hindle, E. — „The life-history of 

Trypanosoma lewisi.“ Annales Trop. Med. Parasitology, 1908, Bd. Il. 
p. 197—212. Pls. 2—5. 

Bei den grossen Formen gibt es eine ungleiche Knospung der intra- 
nucleären Centrosome; der vom Kern abgegebene Teil verschwindet. Ein 
Teil des extra-nucleären Centrosoma wird losgelöst und bewegt sich auf 
den Kern zu. Letzterer beginnt dann gewöhnlich sich zu teilen, und dieser 
Teilungsprozess kann sich schnell wiederholen. Gleichzeitig rundet sich 
das Trypanosoma ab. Die Substanz der vom extra-nucleären Centrosoma 
abgestossenen Körper wird entweder direkt vom Kern absorbiert oder sie 
verschwindet, jedenfalls ist sie später nicht mehr zu finden. Inzwischen 
teilt sich das extra-nucleäre Centrosoma und die beiden Teile weichen aus- 
einander. Aus ihrer Nähe, augenscheinlich von ausknospenden Granula 


-— 628 — 


herrührend, wachsen zarte Geisseln. Auf diese Weise entstehen maulbeer- 
artige Massen, mit je 10, 15 oder mehr Kernen und extra-nucleären 
Centrosomen, und mit Geisseln, die peripher liegen. Die später von solchen 
Massen sich ablösenden runden flagellaten Formen unterscheiden sich vom 
gewöhnlichen Trypanosoma durch einen zentralen Kern, einen kurzen oder 
runden Körper und eine lange zarte und vollkommen freie Geissel. Diese 
Gebilde entsprechen den latenten Formen von T. equiperdum und T. gamb. 
Der Körper verlängert sich dann, das extra-nucleäre Centrosoma bewegt sich 
nach einem Ende der Zelle, die Geissel wird augenscheinlich eingezogen. 
die wellige Membran wird gebildet, die typische Form wird angenommen 
und von neuem findet Teilung statt. Ashworth (Robert Lewin). 


1645. Breinl, A. und Hindle, E. — „Contribution lo the morphology and 
life-history of piroplasma canis.“ Annals Trop. Med. Parasitology, 1908. 
Bd. II, p. 233—242. Pls. 6—9. 

Diese Parasiten vermehren sich durch Teilung und Knospung. In 
den frühen Stadien der Infektion sind keine Parasiten mit 2 Kernen vor- 
handen. Der kleine Kern, der sich in den doppelkernigen Formen findet, 
rührt von dem grossen her, und zwar aus einem vorgerückten Stadium 
der Krankheit. Mit dem Fortschreiten der Infektion erfährt der Parasit 
ausgesprochene Veränderungen, man sieht einige amöboide Formen, das 
Protoplasma wird dichter und die doppelkernigen Formen werden zahl- 
reicher. Kleine Mengen von Cytoplasma werden abgelöst. Der Teilungs- 
modus, der auf diesem Stadium beobachtet wird, besteht in einer Bildung 
von zwei birnenförmigen Teilen, doch mag auch ungleiche Teilung vor- 
kommen. Man sieht auch spärliche gegeisselte Formen mit einer einzigen 
Geissel. Man verfolgte auch die Entwickelung von Formen mit zwei 
Geisseln beim normalen intracellulären Parasiten, doch kamen diese nur 
spärlich im peripheren Blute von Hunden einen Tag vor dem Tode vor. 
Wahrscheinlich handelt es sich um vorübergehende Stadien im Zyklus des 
Parasiten. Ashworth (Robert Lewin). 


1646. Cristophers, S. R. — „Piroplasma canıs and its life-cycle in the 
tick.“ Scient. Mem. Government India, 1908. No. 29, 77 p. 4 Fig. 
3 Pis. 

Piroplasma canis wird, nach den an Rhipicephalus sanguineus unter- 
suchten Fällen, entweder 

1. auf hereditäirem Wege durch das Ei übertragen, oder 

2. auf dem Wege durch verschiedene Stadien, d. h. eine von der 

Larve acquirierte Infektion mag auf den erwachsenen Organismus 
übertragen werden. 

In beiden Modi der Infektion durchläuft der Parasit denselben Ent- 
wickelungszyklus, indem er sich abwechselnd von einem keulenförmigen 
Körper in eine „Zygote“ (so genannt, wegen seiner Äbnlichkeit mit der 
Zygote der Malaria) verwandelt, welche wiederum in Sporoblasten und 
dann in Sporozoiten übergeht. Bei der hereditären Infektion dringen die 
keulenförmigen Körper, deren jeder von einem einzigen Parasiten abstammt, 
in das Ei, und zwar entweder im Ovarium oder in der Tube, und im 
Dotter werden sie zu „Zygoten“. In dem auf diese Weise infizierten 
Ovum zerfallen die Zygoten in Sporoblasten, die sich zerstreut im Gewebe 
finden. In den Larven dagegen sammeln sich die Sporozoiten in grösser 
Menge in den Speicheldrüsen an. Bei der zweiten Art der Infektion. die 


— 629 — 


von der Larve acquiriert und auf den erwachsenen Organismus übertragen 
wird, bilden sich die keulenförmigen Körper im Darme aus und dringen 
von hier aus in das embryonale Gewebe, das zur Bildung des erwachsenen 
Körpers beiträgt. Innerhalb dieser Zellen verwandeln sie sich in „Zygoten“. 
Die von letzteren abstammenden Sporozoiten können in den Speichelzellen 
gefunden werden, andere mögen an anderer Stelle liegen. In diesem 
Falle können sie durch Eigenbewegung in die Speichelzellen gelangen, oder 
aber auch durch die Flüssigkeitsströmung. 


Es gibt zwei Arten von kolbenförmigen Körpern, 

1. solche mit aktiver, blutegelartiger Beweglichkeit, 

2. solche mit langsamer Bewegung. 
Letztere besitzen eine eigentümliche Scheibe mit 4—5 Zähnen (wahrschein- 
lich eine Bohrvorriehtung). 


Beide Formen verwandeln sich in kugelförmige oder ovale Körper, 
die man „Zygoten“ nannte. Sie haben einen Durchmesser von ungefähr 
25 æ. Ihr Chromatin ist anfangs dicht. Später schickt es lange Fäden 
in das Protoplasma. Eventuell können wir verschiedene Massen von 
Chromatin finden, die peripher Fäden aussenden. Die Zygote teilt sich in 
Sporoblasten, die entweder eine dichte Rosette bilden, die sich allmählich 
in eine grosse Zahl von Sporozoiten teilt, oder eine lose Masse, die sich 
in einzelne Portionen teilt, die später Sporozoiten liefern. Die Sporozoiten 
sind sehr kleine Körper von ungefähr der gleichen Grösse und demselben 
Aussehen wie die Parasiten in den Blutzellen. Sie finden sich in grosser 
Zahl an der Basis der Beine, d. h. an der Stelle der zukünftigen Speichel- 
drüsen, aber auch in anderem Gewebe, von dem sie, wie bereits erwähnt, 
wahrscheinlich später durch Eigenbewegung zu den Speichelzellen gelangen. 

Die Einzelheiten dieser Entwickelung sprechen entschieden für einen 
Zyklus sexueller Natur. Ein exakter Beweis liegt jedoch nicht vor. In 
mehreren Fällen fand man Parasiten im Darme, die an ihrer Oberfläche 
zerstreute Chromatingranula zeigten. In einem Falle sah man einen kleinen 
birnförmigen Körper, der sich gerade von einem solchen Parasiten gelöst hatte. 

J. H. Ashworth (Robert Lewin). 


1647. Lebailly, C. — ,Multiplication in vitro du Treponema pallidum 
Schaudinn.“ C. R., 1908, Bd. 146, p. 312. 

Alle untersuchten Nährböden und Organteile eines Meerschweinchens, 
die mit syphilitischem Material, das von einem mazerierten Fötus stammte, 
geimpft wurden, blieben steril, während sich in den bei 37° in sterilisierten 
Röhren aufbewahrten Organteilen des Fötus selbst noch nach 15 Tagen 
lebende Spirochäten nachweisen liessen. Auffallend war, dass die Zahl 
der Spirochäten in der Milz, die zu Anfang ausserordentlich gering ge- 
wesen war, nach 15 Tagen eine bedeutende Vermehrung erfahren hatte. 
Verf. nimmt an, dass unter ganz besonders günstigen Umständen eine 
Vermehrung der Spirochäte pallida ausserhalb des lebenden Organismus 
möglich ist. Rath. 


1648. Mühlens, P. und Löhe. — „Über Züchtungsversuche der Spiro- 
chaeta pallida.“ Centrbl. f. Bakt., Bd. 47, H. 3, Aug. 1908. 

Es gelang weder nach der Levaditischen Methode mit Schilfrohr- oder 
Collodiumsäckchen innerhalb der Bauchhöhle von Affen, noch in festen 
oder flüssigen Nährböden die Spir. pall. zu züchten. In Kapillarröhrchen 
mit Affenserum wurde mehrmals heobachtet, dass die Spir. pall. noch nach 


— 630 — 


5—10 Tagen deutliche Bewegung zeigte. Doch blieb eine Vermehrung 
unsicher und die Weiterimpfung auf gleiche Kulturmedien gelang nicht. 
Meyerstein, Strassburg. 
1649. Lipschütz, B. „Über mikroskopisch sichtbare, filtrierbare Virus- 
arten. (Über Bong ylonlasmen. )“ Centrbl. f. Bact., Bd. 48, H. 1. 
Okt. 1908. 

Zusammenfassung der Virusarten, die, obwohl sie wegen ihrer Klein- 
heit durch bakteriendichte Filter nicht zurückgehalten werden, doch mikro- 
skopisch sichtbar gemacht werden können. Verf. beschreibt als hierher 
gehörig von ihm beim Molluscum contagiosum gefundenen Körperchen. 
kleine rundliche Elemente mit scharf umschriebener Kontur, die sich nach 
Löffler leuchtend rot, nach Giemsa rötlich violett färben. Sie haben in 
gebeizten Präparaten einen Durchmesser von 0—2—0,25 æ, in nicht 
gebeizten ein solcher von über 0,1 æ. Eine Kultur des Virus ist bisher 
nicht geglückt. 

Für die ganze Gruppe der früher als „ultramikroskopisch“ bezeichneten 
Arten (Virus der Peripneumonie der Rinde, des Epithelioma contagiosum 
der Tauben und Hühner, des Molluscum contagiosum) bringt Verf. den 
Namen: Strongyloplasmen (orçoyyrlos — rund) in Vorschlag. 

Meyerstein, Strassburg. 
1650. Ruediger, E. H. (Biolog. Lab., Bureau of Science, Manila, P. J.. 
— „Filtration experiments with virus of cattle plague.“ Philippine 
Journ. of Science, Bd. III, p. 165—169, April 1908. 

Der in dem Blute und der Galle sich befindende Krankheitserreger 
wird von dem Berkefeld Filter V, N oder W zurückgehalten. Wird eine 
NaCl Lösung in die Bauchhöhle injiziert, nach 2 Stunden abgezapft und 
durch obige Filter passiert, so besitzt die Flüssigkeit dennoch Krankheit 
erregende Eigenschaften. B.-0. 


1651. Casagrandi, O. (Inst. f. Hyg., Cagliari). — „Sulla filtrabilità del 
virus vutuoloso umand.“ (Über die Filtrierbarkeit des menschlichen 
Blatternvirus. Erste vorläufige Mitteil.) Il Policlinico Sez. Pratica, 1908, 
H. 2. 

Verf. hat den Inhalt von Blatternpusteln kranker Menschen zerrieben 
und durch Berkefeld-W filtriert. Das Filtrat hat, auf Hunde übertragen. 
die Bildung von Blatternpusteln hervorgerufen. 

Das Blatternvirus des Menschen ist demnach durch Berke- 
feld-W filtrierbar. Ascoli. 


1652. Casagrandi, O. (Inst. f. Hyg., Cagliari). Sulla fütrabtlita del 
virus vatuoloso umano e sui rapport fra uesto virus e quello bovino.“ 
(Über die Filtrierbarkeit des menschlichen Blatternvirus und über die Be- 
ziehungen zwischen demselben und dem Kuhpockenvirus. Zweite vorläuf. 
Mitteil.) Il Policlinico Sez. Pratica, 1908, H. 13; Rif. Medica, 1908. 
H. 13. 

Verf. hat an der Hand des technischen Verfahrens, welches schon bei 
Filtrierung des Impfvirus angewendet wurde, auch das Blatternvirus durch 
Berkefeld-W, Chamberland-S und die Kitasatofilter filtriert. Die Filtrate, 
welche durchaus keine in Bouillon, bzw. in ins Peritoneum der Kaninchen 
versenkte Kollodiumsäckchen züchtbaren Keime aufwiesen, verursachten auf 
der Haut von Hunden die Bildung von Pusteln, welche sich als auf Hunde 
in Serien übertragbar erwiesen. Die gleichen Filtrate riefen, auf die Horn- 


— 631 — 


haut von Kaninchen gebracht, das Guarnerische mikroskopische Phänomen 
hervor. 

Daraus schliesst Verf., dass das Blatternvirus der auf der Haut 
sich bildenden Pusteln durch Berkefeld-W, Chamberland-S und 
Kitasato filtriert werden kann. 

Verf. hat ferner mit Serum von Blatternkranken bzw. mit Serum von 
gegen die Vaccineinfektion geschützten Tieren, die Bordet-Gengousche Probe 
angestellt, — wobei er Kuhpockenvacecin. bzw. menschliches Pustelnvirus nach 
sorgfältiger Waschung, Zerreibung und Abzentrifugierung als Antigen ver- 
wendete, — und sowohl im Serum beim Hunde als im Serum der Menschen 
Antikörper der beiden Antigene vorgefunden. Dagegen waren keine solche 
im Serum gesunder Individuen und im Serum junger, noch nicht immuni- 
sierter Hunde wahrzunehmen. 

Verf. behauptet daraufhin, dass die Vaccineinfektion und die 
Blatterninfektion gegenüber der Bordet-Gengouschen Er- 
scheinung sich in gleicher Weise verhalten. 

Zuletzt hat Verf. mikroskopische Untersuchungen an den Filtraten an- 
gestellt, und dabei winzige, nach verschiedenenen Methoden färbbare, mit 
einem farblosen Saum ausgestattete Körperchen in denselben beobachtet. 
Solche Körperchen können auch frisch mit Hilfe des Kondensor-Paraboloids 
wahrgenommen werden. Sie unterscheiden sich nicht von den Vaccine- 
körperchen, welche vom Verf. selbst im Jahre 1906 innerhalb und ausser- 
halb der Kornealzellen nach Inokulation von filtrierter Kuhvaceine beschrieben 
wurden und Volpino neuerdings ebenfalls in den Kornealzellen nach Inoku- 
lation von nicht filtrierter Vaceine beobachtete. Dieselben scheinen den von 
Paschen in den Blattern- und Vaccinepusteln beobachteten Körperchen zu 
entsprechen, obwohl letztere etwas grösser sind. 

Verf. ist der Ansicht, dass diese winzigen körperchen, welche 
im Filtrate menschlichen Pustelinhalts vorkommen, das Agens 
der menschlichen Blatterninfektion abgeben. 

In einem seiner oben erwähnten Berichte teilt Verf. ferner mit, dass 
es ihm gelungen ist, sowohl nach intravenöser Einspritzung des Blattern- 
filtrates, als nach stomachaler Darreichung desselben, auf der Haut von 
Hunden Pustelbildung hervorzurufen, Ascoli (Autoreferat). 


1653. Molisch, H. — „Über Ultramikroorganismen“. Botan. Ztg., 1905, 
Bd. 66, p. 131—139. 

Von Raehlmann und Gaidukov war behauptet worden, dass ultra- 
mikroskopische Organismen, d. h. Organismen, die kleiner als 200 un sind, 
eine ganz gewöhnliche Erscheinung seien. Verf. ist auf Grund eingehender 
Untersuchungen zu entgegengesetzten Ergebnissen gekommen. 

Bisher hat kein einziges Lebewesen nachgewiesen werden können, 
das ultramikroskopischer Natur wäre. Wenn auch die Möglichkeit, dass es 
ultramikroskopische Lebewesen gibt, nieht bestritten werden soll, so wird 
doch die künftige Forschung zeigen, dass diese Organismen, falls sie über- 
haupt existieren, relativ selten sind. 

Die im Ultramikroskop wegen der Kontrastwirkung zwischen Hell und 
Dunkel deutlich und leicht wahrnehmbaren Mikroben sind nach den Unter- 
suchungen des Verf. nieht von ultramikroskopischer Grösse; sie können 
auch mit einem gewöhnlichen Mikroskop gesehen werden und entpuppen 
sich in der Regel als Bakterien. Hiermit stimmt auch die Tatsache über- 
ein, dass alle bisher bekannten Bakterien, die auf festen Nährböden Kolonien 


— 632 — 


bilden, mikroskopisch auflösbar sind. Würden ultramikroskopische Bakterien 
häufig vorkommen, so wäre zu erwarten, dass doch wenigstens hier und 
da Kolonien von solchen Lebewesen auftreten und dadurch auch für das 
freie Auge sichtbar werden. Das konnte aber bisher nicht festgestellt 
werden. Vielmehr ergaben die Untersuchungen mit einem gewöhnlichen 
Mikroskop ausnahmslos, dass die Bakterienkolonien aus mikroskopische 
Bakterien zusammengesetzt sind. 

Am ehesten wäre noch bei der Maul- und Klauenseuche, der Mosaik- 
krankheit des Tabaks und gewissen anderen Krankheiten an einen ultra- 
mikroskopischen Organismus zu denken. Allein nach den Untersuchungen 
von Baur über die infektiöse Chlorose der Malvaceen und nach den Hunger- 
schen Untersuchungen über die Mosaikkrankheit des Tabaks könnte es auch 
sein, dass es sich hier gar nicht um ein pathogenes Lebewesen, sondern 
um eine Stoffwechselkrankheit handelt. 

In Übereinstimmung mit den Befunden des Verf. stehen auch Erreras 
theoretisch gewonnene Schlussfolgerungen, nach denen eventuell existierend« 
Ultramikroben nicht viel kleiner sein können als die kleinsten, bisher be- 
kannten Organismen. 0. Damm. 


Allgemeine Muskel- und Nervenphysiologie. 


1654. Bernstein, Halle. — „Zur Thermodynamik der Muskelkontraktion.“ 
Pflügers Arch., 1908, Bd. 124, p. 462. 

In einer Polemik gegen Fröhlich hält Verf. seine Ansicht aufrecht, 
dass der physikalische Temperaturcoefficient der Muskelenergie ein negativer 
sei und weist darauf hin, dass das. was Fröhlich unter diesem Namen ver- 
steht, von ihm als Temperaturcoefficient der Leistungsfähigkeit bezeichnet 
werde. Ersterer sei von der Temperatur unabhängig, letzterer nicht, 
sondern werde in wesentlicher Weise durch den positiven Temperatur- 
coefficienten der Reaktionsgeschwindigkeit bestimmt. Des weiteren teilt er 
Versuche mit über die Verdickungskurve des Muskels bei verschiedenen 
Temperaturen; auch hierbei ist die Höhe der Kontraktionswelle in der 


Kälte grösser als in der Wärme. G. F. Nicolai, Berlin. 

1655. Gildemeister (Physiol. Inst, Strassburg). — „Über Interferenzen 
zwischen zwei schwachen Reizen.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 124. 
p. 447. 


Bei Reizung des Froschischiadicus am lebenden Tier mit Induktions- 
strömen oder Kondensatorentladungen zeigte sich, dass ein vorausgegangener 
unterschwelliger Reiz auf einen darauf folgenden submaximalen Reiz ver- 
stärkend einwirkt, wenn das Intervall zwischen den beiden Reizen nich! 
grösser ist als 0,4 o, dagegen abschwächend, wenn das Intervall 2-3 « 
beträgt. Bei noch grösserem Intervall ist überhaupt keine Wirkung vor- 
handen. 

Verf. gibt ein physikalisches Modell an, bei dem eine Eisenmasse 
durch einen Strom in Bewegung gesetzt und gegen ein Erfolgsorgan 
geschleudert wird. das sich Reizen gegenüber ebenso verhält und betont 
dessen heuristen Wert. G. F. Nicolai, Berlin. 


1656. Meigs, E. B. (Physiol. Lab., Harvard Univ. Med. School). — „The 
application of Mc Dougalls theory of contraction to smooth musce.“ 
Amer. Journ, of physiol., Bd. 22. p. 477—499, Sept. 1908. 


— 633 — 


Nach McDougall beruht die Kontraktion der gestreiften Muskeln auf 
einer Aufnahme von Sarkoplasma, einer Aufblähung der Fibrillen. Letztere 
sind so gebaut, dass nur eine Verkürzung derselben ihrer Anfüllung folgen 
kann. Im Falle der glatten Muskulatur beruht die Verkürzung auf einem 
Verluste an Wasser. Reagentien, welche eine Aufquellung und Verkürzung 
der gestreiften Fasern erzeugen, verursachen eine langsame Verlängerung 
der glatten Muskulatur und umgekehrt. In beiden Fällen wird die Kon- 
traktion durch mechanische Faktoren bedingt, welche bei der Aufnahme 
von Wasser durch die Muskelfasern ins Spiel kommen. B.-0. 


1657. Camis, Mario (Physiol. Inst., Pisa). — „Sul consumo di idrati di carbonio 
nel cuore isolato funzionante. Contributo allo studio delle sorgenti 
dell energia muscolare.“ (Über den Verbrauch von Kohlehydraten im 
isolierten funktionierenden Herzen. Ein Beitrag zum Studium der Quelle 
der Muskelkraft.) Zeitschr. f. allg. Physiol, 1908, Bd. VIII, p. 371—404, 
mit einer Textfigur. Siehe Biochem. C., VII, No. 2509. 


1658. Thulin, J. (Hist. Inst., Stockholm). — „Muskelfasern mit spiraiig 
angeordneten Säulchen.“ Anat. Anz., Bd. 33, H. 10, 19. Sept. 1908. 
Verf. fand bei Bufo vulgaris und agua im Musculus hyoglossus neben 
Fasern gewöhnlichen Aussehens auch solche mit spiralig angeordneten 
Säulchen. Auf dem Querschnitt zeigt sich, dass ein Bindegewebsseptum 
in solche Fasern hineinreicht und als longitudinales Septum in der Mitte 
der Faser mit Verzweigungen in das Sarcoplasma oder wenigstens in 
tiefen Sarcoleumanstülpungen endet. Von Elastinfibrillen blieben die frag- 
lichen Muskelfasern frei. Beim Chamäleon fand man in der Zungen- 
muskulatur eine Muskelfaserart, die weder mit den gewöhnlichen quer- 
gestreiften Muskeln. noch mit den eben beschriebenen übereinstimmt. Die 
Colummen haben einen wellenförmigen Verlauf. Bei extremen Verhält- 
nissen können sie den oben beschriebenen Spiralmuskelfasern ähneln. Man 
findet einen längs verlaufenden zentralen Strang und eine periphere, 
schief oder zirkulär verlaufende Partie. 

Noch auffallender sind von Bindegewebsschläuchen umgebene Aus- 
sackungen des Sarcoplasmas, die eine ununterbrochene Randzone am Schnitt- 
rand der Fasern bilden. 

In diesen Fächern liegen Muskelkerne und ist eine teine Granulation 
quer getroffener Muskelsäulchen oder längs geschnittener Bündel zu finden. 
Im Bindegewebe finden sich elastische Fasern. 

Ähnliche Gebilde fand Verf. auch in der Zunge von Rana temp. und 
esc. sowie in der Uvula des Menschen. 

Verf. verweist auf eine demnächst erscheinende ausführliche Mit- 
teilung. W. Berg, Strassburg i. E. 


1659. Thulin, J. (Hist. Inst., Stockholm). — „Studien über den Zusammen- 
hang granulürer, interstitieller Zellen mit den Muskclfusern.“ Anat, 
Anz., Bd. 33, H. 8/9, 15. Sept. 1908. 

Verf. fasst seine Resultate znsammen: 


Bei dem Käfer Ergates faber tritt ein Teil der Zellen des Corpus 
adiposum mit den Muskelfasern in physiologische Beziehung. Der 
morphologische Ausdruck dieser Beziehung sind die Körner, welche 
sowohl in den Muskeln (Sarcosomen), als in den Fettzellen (Fettzellen- 


— 634 — 


granula) vorhanden sind und welche auch sowohl betreffs Grösse als 
Färbbarkeit völlig übereinstimmen. Die Sarcosomen der Skelettmuskulatur 
sind kleiner als diejenigen der Flügelmuskeln und analog sind die Fett- 
zellengranula der ersteren bedeutend kleiner als jene der letzteren. Da 
weiter kein Sarcolemm zu sehen ist an den Stellen, wo die Fettzellen 
an den Muskelfasern liegen, hält Verf. sich berechtigt zu der Annahme, 
dass es keine wirkliche Verschiedenheit zwischen den fraglichen Sarcosomen 
und den Fettzellengranula gibt, und dass die ersteren möglicherweise in 
den Fettzellen gebildet sind und später in die Muskelfaser eingeführt 
werden. Bei höheren Tieren kommen ganz analoge Verhältnisse vor. 

W. Berg, Strassburg i. E. 


1660. Langley, J. N. (Physiological Lab., Cambridge). — „On the cme- 
traction of muscle chiefly in relation to the presence of receptive sub- 
stances, Part II.“ Journ. of physiol., 1908, Bd. 37, p. 165—212. 


1661. Langley, J. N. — „On the contraction of muscle chiefly i: 
relation to the presence of receptive substances, Part III. — The 
reaction of frogs muscle to nicotine after denervation.“ Journ. of 
Physiol.. 1908, Bd. 37, p. 285—300. 

Eingehende Untersuchung der durch Applikation von Nikotin hervor- 
gerufenen Zuckungen an Froschmuskeln (Flexor carpi radialis, sartorius. 
gastrocnemius usw.) vor und nach Enervierung durch Durchtrennung und 
Degeneration der Nerven. 

Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Verhalten normaler und 
enervierter Muskeln gegenüber Nikotin besteht nicht. 

Das in diesen Arbeiten vorliegende experimentelle Material liefert 
weitere Belege für die Lehre des Verf.s (Biophys. C., Bd. IH, Ref. 990. 
991), dass Nikotin nicht auf die Nervenendigungen wirkt, sondern auf die 
Muskelsubstanz selbst, mit welcher es eine Verbindung eingeht. In An- 
lehnung an Ehrlichs Seitenkettentheorie stellt sich Verf. vor, dass das 
kontraktile Molekül der Muskelfaser eine Anzahl rezeptiver Substanzen 
(oder Seitenketten) hat. von denen die eine sich mit Nikotin unter Aus- 
lösung tonischer Kontraktionen verbindet, während eine andere bei der 
Verbindung mit Nikotin fibrilläre Zuckungen hervorruft. 

Nach Anwendung von Curare sind verdünnte Nikotinlösungen niclıt 
imstande, Zuckungen hervorzurufen. Dies gilt sowohl für normale wie für 
enervierte Muskeln. Cramer. 


1662. Fröhlich, F. W. -—- „Zur Frage der hemmenden Fasern in dın 
Muskelnerven.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 392. 

Verf. weist auf frühere Untersuchungen hin, in denen er den Nach- 
weis erbracht hätte, dass die von Nicolaides und Dontas mitgeteilten schein- 
baren Hemmungserscheinungen im wesentlichen auf Stromschleifen zurück - 
zuführen seien und zeigt, dass auch die neue Arbeit der genannten Autoren 
einen einwandsfreien Nachweis von hemmenden Fasern im Muskelnerv 
nicht erbringt. G. F. Nicolai, Berlin. 


1663. Osborne, W. A. und Kilvington, Basil. — „Axon bifurcation in 
regenerated nervcs.* Journ. Physiol., 1908, Bd. 37, p. 1. 
Der N. ischiadicus des Hundes wurde durchtrennt und unmittelbar 
danach an beiden Schnittflächen wieder durch Naht vereinigt. Der 
N. popliteus internus und N, popliteus externus wurden auch durchtrennt. 


en 


— 635 — n~ 


Das zentrale Ende des internus wurde mit seinem eigenen distalen und 
mit dem distalen Ende des externus vernäht. Nach 101 Tagen wurde 
der Ischiadicus oberhalb der ursprünglichen Schnittstelle durchtrennt. Eine 
Reizung des Popliteus externus löste eine Bewegung im isolierten 
M. gastrocnemius aus. Diese, sowie zwei andere ähnliche Experimente 
zeigen, dass eine motorische Achsenbifurcation stattfinden kann, wenn der 
sich regenerierenden Achse mehrere Wege offen stehen, in einiger Ent- 
fernung von ihrem Ende. 

Der Interosseus posterior (motorisch) und der Radialis (sensorisch) 
wurden durchtrennt und das zentrale Ende des ersteren wurde mit seinem 
eigenen distalen und mit dem distalen Ende des Radialis vernäht. Nach 
92 Tagen ergab die Reizung, dass in den sich regenerierenden motorischen 
Achsen des Interosseus posterior eine motorische Bifurcation eingetreten 
war, als ob der Radialis (sensorisch) eine andere motorische Bahn gewesen 
wäre. Ein Zweig der dichotomierten Achse erreicht die normale Muskel- 
endung, der andere Zweig wandert die sensorische Bahn hinunter und 
kann so weit verfolgt werden, wie Reize ausgelöst werden können. 
Aus anderen Experimenten am Radialis und dem Interosseus posterior 
schliessen die Verff., dass sensorische Fasern, wie der Radialis sie besitzt, 
nicht auf motorischen Bahnen regeneriert werden können, was die Ergeb- 
nisse Langleys und Andersons bestätigt. 

Wenn eine defekte sensorische Bahn sich regenerierenden sensorischen 
Fasern dargeboten wird, ist keine Verschmelzung sensorischer Achsen zu 
entdecken. Sutherland Simpson (Robert Lewin). 


1664. Harrison, R. G. (Yale Univ.) — „Regeneration of peripheral 
nerves.“ Am. Journ. of Anat., 1908, Bd. VII, No. 4. 

Die Nerven an einer Seite des Schwanzes der Rana sylvatica (2 bis 
2,5 cm) wurden durchschnitten. Die Degeneration tritt schnell ein. In 
24 Stunden sind die Veränderungen vollständig, ausserdem ist das durch- 
schnittene Ende imstande gewesen, sich durch eine Protoplasmabrücke 
mit dem zentralen Ende zu vereinigen. Regeneration tritt langsam auf. 
Eine Autoregeneration in den abgetrennten Fasern konnte nicht wahr- 
genommen werden. B.-O. 


1665. Nernst, W. (Phys.-chem, Inst. d. Univ. Berlin), — „Zur Theorie 
der elektrischen Nervenreizung.* Zeitschr. f. Elektrochemie, Bd. XIV, 
p. 545, Aug. 1908. 

Für die früher (Zeitschr. f. Elektrochemie, 1904, Bd. X, p. 664) ent- 
‚wickelte Theorie, die den elektrischen Reiz auf Konzentrationsänderungen 
zurückführt, die überall da auftreten, wo im organisierten Gewebe ver- 
schiedene Lösungsmittel aneinander grenzen, insbesondere also an Be- 
rührungsstellen zwischen Protoplasma und Zellsaft führt Verf. experimentelle 
Daten an. Die quantitative Behandlung des Problems führte zu der Folgerung, 
dass bei einem Sinusstrom die Stromstärke, die gerade noch einen Reiz 
hervorbringt, der Quadratwurzel aus der Wechselzahl proportional ansteigt 
(Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol., 1908, Bd. 122, p. 275). 

Bei der Annahme, dass eine bestimmte Konzentrationsdifferenz C—C, 
sich einstellen muss, damit ein Reiz erfolgt, ergibt sich, dass die Formel 


p ay 
C—C. = Jak X Konst. 


(a Amplitude der Stromintensität, » elektrochemisches Äquivalent, m =n. 2x 


A a 
+ 


— 636 — 


Zahl der Stromwechsel pro Sek., k Diffusionskoeffizient des betreffenden 
Stoffes) nicht nur für Wechselstrom von reiner Sinusform, sondern für 
beliebige Stromform gilt; nur muss bei Änderung der Frequenz das Ver- 
hältnis der Amplituden der höheren Schwingungen zu derjenigen der 
Grundschwingung konstant sein. 

Für die Reizung durch konstanten Strom ist 


C—C, = vi + 








zk 
und schliesslich für Kondensatorentladung 
v VYC 
C—C, = -—— 0,541 
Yk a W | 
(V Spannung, C Kapazität des Kondensators, W Widerstand des Strom- 
kreises). 


Für alle diese Beziehungen bringt Verf. experimentelles Material bri. 
das die gute Übereinstimmung zwischen Berechnung und Versuch zeigt. 
Löb. 
1666. Hoorwey. — „Über das allgemeine Gesetz der elektrischen Er- 
regung.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 124, p. 511. 

Verf. bekämpft das Nernstsche Erregungsgesetz, dessen „gesunden 
Kern“ er anerkennt, weil es zu einfach sei und nur eine Konstante en:i- 
halte; deshalb könne man auch niemals mit seiner Hilfe das in allen Ver- 
suchen nachweisbare Optimum (das Frequenzoptimum bei Wechselströmen, 
die minimale Energie bei Momentanreizen usw.) erklären. Deshalb sei 
immer die vom Verf. seinerzeit aufgestellte Formel vorzuziehen. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
1667. Schiemann, Lina. — „Über Regeneration im Gehirn. Experi- 
menteller Beitrag.“ Diss., Würzburg, 1908. 21 p. 
Ergebnisse: 

1. Die Heilungsvorgänge nach aseptischen Agarinjektionen in die 
Hirnsubstanz junger Kaninchen spielen sich unter Beteiligung des 
‚Blutgefässbindegewebsapparates und der Glia ab. 

2. Die dabei auftretenden Iymphocytoiden und leukocytoiden Wander- 
zellen, die sich auch lebhaft an der Resorption beteiligen (Körnchen- 
zellen) und Riesenzellen bilden, stammen von adventitiellen 
Wucherungen ab und sind nicht aus den Gefässen ausgewanderte 
Blutleuko- bzw. -Iymphocyten. Emigrierte Wanderzellen sind nur 
die polynukleären, pseudoeosinophilen Elemente. 

3. Eine Beteiligung der Ganglienzellen in dem Sinne, dass durch 
mitotische Teilung eine Vermehrung typischer Ganglien- 
zellen zustande käme, lässt sich nicht feststellen. 7uzugeben 
ist, dass bei einzelnen Mitosen der Entscheid, ob es sich um 
Ganglienzellen oder vergrösserte Gliazellen handelt, sehr schwierig 
ist. Sicher aber ist, dass keine Vermehrung typischer Ganglien- 
zellen stattfindet. An den Ganglienzellen sieht man im Gegenteil 
degenerative Vorgänge, die auch mit direkten Teilungen der 
Kerne einhergehen können. 

Diese degenerativen Teilungen führen zur Bildung eigenartigrr 
chromatinarmer, schattenhafter Kerne, die in Gruppen und kleinen Reihen 
angetroffen werden. Man wird hier an die degenerativen direkten 
Teilungen erinnert, die bei Schädigungen der quergestreiften Muskulatur 
oder der peripheren Nerven auftreten. Fritz Loeb, München. 


— 637 — 


1668. Tait, T. und Gunn, J. A. (Edinburgh University). — „The action 
of Yohimbine on medullated nerve with special reference to fatiga- 
bility.“ Quart. Journ. Exper. Physiol., 1908, Bd. I, p. 191. 

Im Alkaloid Yohimbin fanden Verff. eine Substanz, die sich vorzüg- 
lich zum Studium innerer Vorgänge bei der Leitung im Nerven zu eignen 
schien. Die Versuche wurden am freipräparierten N. ischiadicus des 
Frosches ausgeführt, indem das Alkaloid auf den mittleren Teil des Nerven 
gepinselt wurde. 

Die Substanz wirkt wie ein Anästheticum, indem sie schliesslich die 
Leitung aufhebt. Dieser Prozess findet allmählich und gleichmässig statt, 
und ist, wie dies bei anderen Anästheticis der Fall ist, charakterisiert durch 
eine progressive Verminderung der Amplitude der Erregungsvorgänge, die 
die affizierte Portion passieren, und durch eine Verlängerung der refraktären 
Periode. Letztere ist bei Anwendung des Yohimbin äusserst gross, nämlich 
0,25 sec. bei einer einzigen Erregung, mehr als 5 sec. bei mehrfacher 
Erregung, während die normale refraktäre Periode ungefähr 0,001 bis 
0,002 sec. beträgt. 

Änderungen in der Ermüdbarkeit treten ebenfalls zutage bei Nerven, 
die mit Yohimbin behandelt wurden. Diese Wirkung des Yohimbins ist je- 
doch nicht ganz parallel der durch andere Anästhetica hervorgerufenen. 
Die Ermüdung während der Yohimbinanästhesie ist von längerer Dauer, 
wobe die Dauer der refraktären oder „Ermüdungs“-Periode in deutlicher 
Weise abhängig ist von der Menge der vorhergegangenen Tätigkeit, während 
dies bei anderen Agentien zur Depression der Nervenfunktion nicht in dem 
Grade der Fall ist. 

Trotz der leichten Ermüdbarkeit des Nerven scheint in jedem Falle 
eine volle Wiederherstellung der Funktion auf die durch Aktivität heivor- 
gerufenen Veränderungeu des Stoffwechsels zu folgen. Die allmähliche 
Wiederkehr der Funktion wurde sehr schön verfolgt und in jedem Stadium 
registriert. Sutherland Simpson (C.). 


1669. Fischel, A., Prag. — „Über eine vitale und spezifische Nerven 
färbung.“ Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie, 1908, No. 25, H. 2. 

Verf. benutzt Alizarin, das er in Substanz oder wässeriger Lösung 
dem Wasser, in dem sich Cladoceren befanden, zusetzte. Das Nerven- 
system der Tiere war dunkelviolett gefärbt, die Farbe haftete im Nerven 
an Schollen und Körnchen verschiedener Gestalt. Auch die meisten End- 
zweige der Nerven waren gefärbt. Leider gelingt die Färbung bei 
einzelnen Tieren nicht, gelingt auch bisher nicht bei anderen Tierarten. 

Die Methode ist also bisher nur bei Cladoceren, bei diesen aber vital 
und spezifisch wirksam. W. Berg, Strassburg i. E. 


1670. May, W. P. und Walker, C. E. — „Note on the multiplication and 
migration of nucleoli in nerve cells of mammals.“ Quart, Journ. Exper. 
Physiol., 1908, Bd. I, p. 203. 

Zum grössten Teile wurden das Ganglion Gasseri und cerebrospinale 
Ganglien von Ratten, Kaninchen, Katzen und Affen verwandt. Es wurde 
nach bestimmten Methoden fixiert und gefärbt. Verff. glauben Grund zu 
der Annahme zu haben, dass die Nucleolen dieser Nervenzellen sich kon- 
tinuierlich vermehren, gewöhnlich durch Knospung, aber zuweilen auch 
durch Teilung eines vräexistierenden Nucleolus in zwei gleiche Teile. Die 
so produzierten Nucleoli wandern aus dem Kern aus. Indem sie in das 


— 638 — 


Cytoplasma eindringen, ändert sich ihre Färbbarkeit. Dies erweckt die 
Vermutung, dass im Nucleolus bei seinem Übergange in das Cytoplasma 
irgendwelche chemische oder physikalische Veränderungen Platz greifen. 
Hiermit scheint uns auch ein einfaches Mittel gegeben zu sein, zu be- 
urteilen, ob ein Nucleolus auf natürlichem oder auf mechanischem Wege 
ausgestossen worden ist. Denn die durch das Messer des Mikrotoms ge- 
waltsam aus dem Nucleus getriebenen Nucleoli färben sich genau so wie 
diejenigen, die man in den Kernen findet. Ausserhalb des Kernes werden 
die Nucleoli granuliert und nehmen an Grösse zu; zuweilen verlassen sie 
die Nervenzelle auch gänzlich und werden vom Cytoplasma von Leukocyten 
oder kapsulären Zellen aufgenommen. Sutherland Simpson (L.). 


1671. Wossidlo, Erich (Chir. Univ.-Klin. u. Anatom.-Biol. Inst., Berlin). — 
„Experimentelle Untersuchungen über Veränderungen der Nisslschen 
Granula bei der Lumbalanästhesie.“ Inaug.-Diss., Berlin, 1908, 41 p. 

1. Die Nissischen Schollen sind in der Ganglienzelle abgelagerte 
Produkte, die nur durch eine normale Funktion in typischer Weise 
erzeugt werden können. 

2. Es entstehen bei der Lumbalanästhesie histologisch nachweisbare 
Veränderungen in den Ganglienzellen. Diese sind aber nur von 
ganz kurzer Dauer und schwinden so vollkommen, dass man von 
einer Schädigung nicht sprechen darf. 

Demnach besteht vom pathologisch-anatomischen Standpunkte aus 

kein Grund, vor der Anwendung der Lumbalanästhesie zu warnen. Als 


bestes Lumbalanästhetikum ist das Tropacocair zu empfehlen. 
Fritz Loeb, München. 


1672. Ryan, A. H. und Guthrie, C. C. (Physiol. Lab., Washington Univ. 
St. Louis, Mo.). — „Control of spasms by asphyxiation.“ Am. Journ. 
of physiol., Bd. 22, p. 440—444, Sept. 1908. 

Durch teilweise Erstickung können die durch Strychnin erzeugten 
Muskelzuckungen wenigstens zeitweise gehemmt werden. Verf. benutzten 
Frösche, welche nach der Eingabe von Strychnin entweder in einer ver- 
korkten Flasche oder in CO,-Luft gehalten wurden. B.-0. 


1673. Becht, F. C. (Physiol. Lab., Univ. of Chicago). — „Some observations 
on the nalure of heat paralysis in nervous tissues.“ Am. Journ. of 
physiol., Bd. 22, p. 456—476, Sept. 1908. 

Die Versuche beschäftigen sich mit der Frage, ob die höheren Him- 
zentren irgend welche Verbindung mit den spasmodischen Muskelzuckungen 
besitzen, welche erscheinen, wenn ein Frosch erwärmt wird. Diese vor 
der Hitzeparalyse auftretenden Bewegungen entstammen dem Medulla und 
nieht dem Gehirne. Die Erregungsperiode, welche vor der Hitzeparalyse 
erscheint, ist bei hirnlosen Fröschen nicht vorhanden. Eine Hitzeparalyse 
und darauf folgende Wiederherstellung der Funktion kann auch in Ab- 
wesenheit von Sauerstoff erhalten werden. Die Hitzeparalyse kann nicht 
auf einer Erstickung (O-Mangel) beruhen. B.-0. 


1674. Santesson, C. G. (Carolinisches Inst., Stockholm). — „Über die 
Wirkung von Kokain und Stovaın auf die Nervenfaser.“ Skand. 
Arch. f. Physiol., Bd. 21, p. 35—55, Sept. 1908. 1 Taf. (Siehe Biochem. 
C., Bd. VII, No. 2458.) 


— 639 — 


Specielle Physiologie und Pathologie. 
Respiration. 


1675. Zuelzer, G. — ,Über Vagusneurose.“ Centrbl. f. d. ges. Physiol. 
u. Path. d. Stoffwechsels, N. F., Bd. III, p. 81, Febr. 1908. 

Die Analyse einiger klinischer Fälle führt den Verf. zu dem Schluss, 
dass die akute Lungenblähung nur als Symptom zu betrachten und unter 
das Krankheitsbild der Vagusneurose einzureihen ist, unter deren Ätiologie 
die Verstopfung wohl die Hauptstelle einnimmt. Er wendet sich dabei 
gegen die Resultate Bohrs, der die pathologische Lungenblähung als eine 
reflektorische Einstellung auf Erleichterung der Herzarbeit ansieht, da in 
seinen Fällen eine äussere Anstrengung fehlte und das Herz normal funk- 
tionierte. Ludwig F. Meyer. 


Circulation. 


1676. Hürter (Akademie, Köln). — „Über den Einfluss kohlensäure- 
haltıger Bäder auf den Blutdruck Nierenkranker.* Zeitschr. f. physik. 
u. diätet, Therapie, Bd. XII, p. 325, Sept./Okt. 1908. 

Bei einer Temperatur zwischen 29 und 32° C. bewirken CO,-Bäder 
keine Senkung des pathologisch gesteigerten Blutdruckes, ev. steigern sie 
ihn um ein geringes. Bei einer Temperatur über 32° C. rufen sie im 
Bade eine deutliche Abnahme des arteriellen Druckes hervor. 

Nach dem Bade zeigt der Blutdruck die Neigung zum Steigen, und 
zwar oft erheblich über das Anfangsniveau hinaus. Die Neigung ist bei 
kühlen Bädern am ausgeprägtesten. 

Das Schlagvolumen ist im CO,-Bade bei allen in Betracht kommenden 
Temperaturen vergrössert; nach einer halben Stunde ist diese Wirkung 
nicht mehr zu konstatieren. 

Durch eine grössere Reihe von CO,-Bädern kann man eine dauernde, 
nennenswerte Abnahme des arteriellen Druckes nicht erzielen. Eine 
Steigerung erheblichen Grades ist gleichfalls nicht zu befürchten. Be- 
ginnende Zirkulationsstörungen werden durch die Bäder nicht beseitigt. 

| Schreuer. 

1677. Lehndorf, A. — „Über die Ursachen der typischen Schwankungen 
des allgemeinen Blutdruckes bei Reizung der Vasomotoren.* Arch. f. 
(Anat. u.) Physiol., 1908, p. 363. 

Der typische Verlauf einer Blutdruckkurve bei Splanchnicusreizung 
zeigt einen zweigipfeligen Anstieg und dazwischen eine zum mindesten relative 
Senkung. Verf. glaubt nun aus Versuchen, bei denen er gleichzeitig das 
Herz plethysmographisch registrierte, die Erscheinung dadurch erklären zu 
können, dass zuerst der Blutdruck infolge der durch die Reizung bewirkten 
Gefässkontraktion steigt, dass dann aber der Druck sinkt, weil die 
Leistungsfähigkeit des Herzens ungenügend ist, endlich aber wieder steigt, 
weil nun das Herz mit verstärkter Energie zu arbeiten beginnt. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

1678. Lewis, Thomas. — „The influence of intrapericardial pressure 
upon the inspiratory rise of blood-pressure, in vagotomised cats.“ Proc. 
Physiol. Soc. March., 1908, Bd. 21, p. 9. 

In sechs Versuchen an anästhesierten Katzen wurde gefunden, dass 
durchschnittlich eine Erhöhung des intrapericardialen Druckes um 1 mm 
Hg ein Sinken des peripheren Blutdrucks um 8 mm Hg zurfolge hatte. 
Umgekehrt fand sich beim Sinken des pericardialen Druckes um 1 mm 


— 640 — 


eine Erhöhung des Blutdruckes um 8 mm, nach einer Verzögerung ven 
1 oder 2 Herzschlägen. Diese Versuche sollten darlegen, ob respiratorische 
Veränderungen bei Blutdruck einer Änderung des Widerstandes im Lungen- 
kreislauf zuzuschreiben sind, oder ob sie herrühren von Veränderungen 
im intracardialen Druck während der Respiration. Verf. glaubt, dass 
letzteres die Hauptrolle spiele. Sutherland Simpson (Robert Lewin). 


1679. Zuelzer, G. (Exp.-biol. Abt. d. path. Inst., Berlin). -- „Zrgotina 
styptica und Herzarbeit.“ Zeitschr. f. exper. Path., Bd. V, p. 294 bis 
306, Sept. 1908. 

Ergotina styptica Egger steigert in ausgesprochener Weise die Herz- 
arbeit und ist imstande in den Fällen, in denen das Herz zu ver- 
sagen droht, den Herzmuskel zu neuer Tätigkeit anzuregen. Auch die 
Beeinflussung von Herzunregelmässigkeiten war zu konstatieren. (Versuche 
am ausgeschnittenen und lebenden Hunde- und Katzenherzen.) Einige 
klinische Beobachtungen scheinen gleichfalls für eine günstige Herzwirkung 
zu sprechen. Mohr, Halle a. S. 


1680. Bayliss, W. M. — „The excitation of vaso-dılator nerve fibres in 
depressor reflexes.“ Journ. of Physiol., 1908, Bd. 37, p. 264. 

Auf Reizung des centralen Endes des Vagus bei der Katze erfolgt 
eine Beschleunigung des Blutstromes durch die submaxilläre Drüse der 
entgegengesetzten Seite, auf welcher der cervicale Teil des Sympathicus 
durchschnitten worden ist, ohne dass Secretion stattfindet. Bei Reizung 
des Vagus unterhalb der Eintrittsstelle der Fasern von der Aorta, tritt 
keine Vasodilatation in der Drüse auf. Eine Reizung des Depressor im 
Kaninchen zeigt, bei Anwendung einer Quecksilbersäule für Blutdruck- 
messung, dass die Funktion des Depressors nicht nur in einer Herabsetzung 
des Tonus des Vasoconstrietorencentrums besteht, sondern auch in einer 
Erregung der Vasodilatatoren. Diese Tatsache spricht dafür, dass es bei 
vasculären Reflexen einen Vorgang gibt, der der von Sherrington beschrie- 
benen reciproken Innervation bei Reflexen willkürlicher Muskeln ähnlich ist. 

W. A. Jolly (Lewin). 
1681. Bayliss, W. M. — „Note on the supposed existence of vaso-con- 
strictor fibres in the chorda tympani nerve.“ Journ. of Physiol., 1908. 
Bd. 37, p. 256. 

Die Chorda tympani wird gewôhnlich als ein typischer Vasodilatator 
angesehen. Fröhlich und Loewi haben festgestellt, dass nach Reizung der 
Chorda durch Amylnitrit oder Natriumnitrat eine Verminderung des Blut- 
stromes von der Vene der Submaxillardrüse eintrete. Daraus schliessen 
sie, dass es in der Chorda Vasoconstrictorenfasern geben müsse, deren 
Wirksamkeit nach Injektion von Amylnitrit mehr zutage tritt. Dies wird 
von Verf. nicht bestätigt, vielmehr eıklärt dieser deren Resultate durch dir 
Annahme, dass der erregende Strom in die benachbarten Gewebe geleitet 
werde. Ausserdem hält er ihre Untersuchungsmetbode für ungeeignet. 

W. A. Jolly (Lewin). 
1682. Hering, H. E. (Propäd. Klin. u. Inst. f. exp. Path., dtsch. Univ. 
Prag). — „Über den Pulsus irregularis perpetuus.“ Dtsch. Arch. f. 
klin. Med., 1908, Bd. 94, p. 185—205. 

Der Pulsus irregularis perpetuus ist eine extrasystolische Un- 
regelmässigkeit, wahrscheinlich eine aurikuläre. 

Hierfür spricht: 


— 641 — 


1. die Höhe der Schlagzahl; 

2. dass Atropin (Vagus) die Herzaktion beschleunigt: 

3. dass Digitalis retardierende Wirkung hat: 

4. dass der Vagusdruckversuch normal ausfällt. 

Der Pulsus irregularis perpetuus geht in der Regel mit Kammer- 
venenpuls einher. Dieser kann auftreten: 

a) in der Form der Kammerpulswelle (vp) (kammersystolische Venen- 

welle bei Tricuspidalinsufficienz), 

b) in der Form der Kammerklappenwelle (vx) (ebenfalls kammer- 

systolische Welle). 

Die Unterscheidung wird klinisch so getroffen, dass bei Fehlen von 
Tricuspidalinsufficienz auch Geräusche und Stauungen fehlen, anderseits 
ein relativ schwacher Venenpuls vorhanden ist, bei vorhandener Tricuspidal- 
insufficienz der Venenpuls stark ist und ein ausgesprochenes Plateau 
besitzt. Bei bestehender Tricuspidalinsufficienz rückt auch die Ventrikel- 
stauungswelle (v,) an die Kammerpulswelle (vp) näher heran, kann sogar 
mit ihr verschmelzen. 

Die genannten beiden Formen lassen sich nicht immer scharf trennen. 

Gerhartz. 
1683. Hering, H. E. (Physiol. Inst., Leipzig). — „Das Elektrokardio- 
gramm des Irregularis perpetuus.“ Dtsch. Arch. f. klin. Med., 1908, 
Bd. 94, p. 205—208. 

Die Untersuchung zweier Fälle von Pulsus irregularis perpetuus (ohne 
Trikuspidalinsufficienz) mittelst des Saitengalvanometers liess einen Aus- 
fall der supraventrikulären Herzabschnitte erkennen (Ausfall der 
P-Spitze vor der R-Spitze; Nomenklatur nach Einthoven). Dass die 
Kammerspitze (R) nicht durch eine ungefähr gleichzeitig auftretende Vor- 
kammeiaktion deformiert war, geht daraus hervor, dass sich bei kurare- 
sierten Hunden, wo Vorhof und Kammer fast gleichzeitig schlagen, dennoch 
die Vorhofaktion deutlich im Elektrokardiogramm unterscheiden lässt. Verf. 
nimmt an, dass in solchen Fällen die Herzreize von der Atrioventrikular- 
‚grenze ausgehen. Gerhartz. 


1684. De Meyer, J. (Hallerianum, Bern). — „Sur un nouvel électro- 
cardiogramme et sur la variabililE des courants d'action.“ Arch. 
internat. de Physiol., 1908, Bd. VI, p. 257—285. 

Die in extenso übertragenen Schlusssätze des Verf.s sind die 
folgenden: 

Das Studium des neuen Elektrodiagrammes ergibt, dass die Kon- 
traktion der Fasern des äusseren Myokardiums vor der der inneren erfolgt 
und weniger intensiv ist, sowie kürzer dauert als jene. 

Es ist eine Latenzzeit zwischen dem Augenblick der Erregung, dem 
Augenblick des Auftretens der negativen Schwankung und dem Augenblick 
der Kontraktion vorhanden. Diese Latenzzeit ist unter verschiedenen Be- 
dingungen verschieden lang. 

Die Dauer des Aktionsstromes des Herzens ist verschieden, sie kann 
auch länger sein als die Kontraktion selbst. Der Aktionsstrom hat eine 
refraktäre Periode, die ebenso lang ist als er selbst. Eine Superposition 
von Aktionsströmen kann deshalb niemals eintreten. 

Zwei Aktionsströme können sich niemals unmittelbar folgen. Sie 
sind immer durch eine kurze Zeitspanne getrennt, welche sich als eine 
latente Erregungsperiode auffassen liesse. 


— 642 — 


Eine Extrasystole ist nur möglich, wenn der Aktionsstrom der Haupt- 
systole abgelaufen ist. 

Mit Kohlendioxyd gesättigtes Blut hebt sowohl die Kontraktionen wie 
die elektrischen Oszillationen des Herzens auf. 

Kohlenoxyd ändert die Stärke der Schläge nicht, vermindert aber die 
Intensität des Aktionsstromes merkbar. 

Wasserstoff übt eine ähnliche, nur etwas geringere Wirkung aus. 

Sauerstoffüberschuss ändert an der Grösse der negativen Schwankung 
gar nichts. 

Von seinen Gasen befreites Blut verändert die Kontraktilität des 
Myokardiums nicht, vermindert dagegen erheblich die Intensität des 
Aktionsstromes. 

Die Stärke der Erregung ist auf die Intensität des Aktionsstromes 
obne Einfluss. Dieser ist also immer maximal. 

Die Kälte setzt alle Vorgänge, mechanische wie elektrische herab. 
Durch Temperaturerhöhung wird eine sehr erhebliche Beschleunigung und 
in der Nähe des Optimums auch eine Intensitätssteigerung des Aktions- 
stromes bewirkt. 

Durch bestimmte Erregungsweise des Myokardiums können Aktions- 
ströme hervorgerufen werden, deren Intensität sehr viel grösser als die 
der normalen ist. 

Zwischen Grösse und Stärke der Kontraktion einerseits und Intensität 
des Aktionsstromes anderseits scheint kein Zusammenhang zu bestehen. 
Dagegen ist ein enger Zusammenhang zwischen Auftreten eines Aktions- 
stromes und einer Kontraktion vorhanden. Die beiden Erscheinungen 
gehen Hand in Hand. 

Es lässt sich auch nicht die kleinste galvanometrische Schwankung 
in der Zwischenzeit zweier Kontraktionen wahrnehmen, so dass einr 
Präexistenz der Aktionsströme nicht zugegeben werden kann. 

Aristides Kanitz. 
1685. Einthoven, W. (Physiol. Inst., Leyden). — „Über Vagusströme mit 
gemeinschaftlich mit A. Flohil und P. J. T. A. Ballaerd angestellten 
Versuchen.“ Pflüg. Arch., 19098, Bd. 124, p. 246. 

Die Verf. leiteten die Aktionsströme des Vagus ab und registrierten 
dieselben mit dem Seitengalvanometer. Es ergaben sich Schwankungen, 
die synchron mit der Atmung, und solche, die synchron mit dem Herzrhythmus 
auftraten. Bei künstlich erzeugter Apnoe waren nur die Herzschwankungen 
vorhanden, bei durch Vagusreizung der anderen Seite erzeugtem Herz- 
stillstand nur die Atemschwankungen. Auch bei künstlicher Atmung trat 
bei jedem Einpressen eine Erhebung, bei jedem Ausatmen eine Senkung 
in dem Elektrovagogramm (wie Verf. die vom Vagus abgeleitete Kurve 
nennt) ein, d. h. die elektrische Kurve geht bei der gewählten Anordnung 
annähernd der Druckkurve parallel. Auch bei der Ansaugung aus den 
Lunge treten Aktionsströmen auf, hierbei aber ist Elektrovagogramm un! 
Pneumogramm entgegengesetzt gerichtet. 

. Es scheinen also zwei Faserarten im Vagus vorhanden zu sein. 
solche, die beim Aufblasen der Lungen einen Aktionsstrom erzeugen, und 
also wahrscheinlich exspiratorische Wirkung haben, und solche, die bei der 
Ansaugung mit einem Aktionsstrom reagieren und denen Verf. inspiratorische 
Wirkungen zuschreibt. Letztere Fasern scheinen schneller zu ermüden. 
Zum Schluss erläutert Verf, die Frage, wie die langsamen Schwankungen 
des Elektrovagogramms entstehen können, trotzdem doch die einzelnen 
Aktionsströme selbst sehr kurz sind. G. F. Nicolai, Berlin. 


— 643 — 


1686. Judin, A., Moskau. — „Zur Erklärung des Elekitrokardiogramms.“ 
Centrbl. f. Physiol., 1908, Bd. 22, p. 365. 

Verf. macht darauf aufmerksam, dass in seinen Versuchen die mit dem 
Saitengalvanometer aufgenommenen Aktionsströme von Muskeln anders aus- 
sehen, als man bisher annahm. Vor der Deutung des komplizierten 
Elektrokardiogramms müsse man also diese von ihm beobachteten Muskel- 
ströme erklären. G. F. Nicolai, Berlin. 


1687. Strubell, A., Dresden. — „Über funktionelle Diagnostik und 
Therapie der Herzkrankheiten.“ Dtsch. Med. Woch., 1908, H. 42/43. 
Verf. bespricht die verschiedenen Methoden, welche uns zur funktio- 
nellen Herzdiagnostik und Therapie zur Verfügung stehen. Aus der 2. T. 
nur eine Übersicht gebenden Arbeit seien hier nur die eigenen Beob- 
achtungen des Verf. hervorgehoben. Im Warmbade von 27 GradRR. sinkt 
bei Jugendlichen gesunden Individuen in der Regel der Blutdruck rasch um 
20—30 mm Hg. Anders beim Arterio- oder Angiosklerotiker. Hier geht 
er oft nur langsam herab und es bedarf, um den gleichen Erfolg wie bei 
den jugendlichen Individuen zu erzielen, einer Erhöhung der Temperatur des 
Bades um 1—2° R. Diese Trägheit der vasomotorischen Gefässreaktion dient 
also Verf. als diagnostisches Mittel. Verf. macht aus dem protrahierten 
warmen Bade von längstens einer Stunde auch ein therapeutisches Hilfs- 
mittel, und spricht die Ansicht aus, dass die Schonung. die dem 
Herzen während dieser Dauer zu Teil wird, von ausgezeichnetem Er- 
folg ist. 

Eine zweite diagnostische Methode, welche von der Kontraktionsfähig- 
keit der Gefässe unterrichten soll, bildet das Einschleichen schwacher 
elektrischer Wechselströme in den Körper des im warmen Bade sitzenden 
Patienten. Es gleicht diese Massnahme in ihrem Effekt der Ischiaticus- 
reizung beim Hunde. Letztere bewirkt bekanntlich beim normalen Herzen 
eine Blutdrucksteigerung und Vorhofsdrucksenkung, während umgekehrt 
das kranke Herz darauf mit Blutdrucksenkung und Vorhofsdrucksteigerung 
reagiert. Die gleiche Wirkung wird, wie gesagt, durch den einschleichen- 
den Wechselstrom erzielt. Tritt also bei Anwendung des Stromes eine 
Blutdrucksenkung und Vorhofsdrucksteigerung, die sich subjektiv als 
kardiale Dyspnoe dokumentiert, auf, so war das Herz nicht imstande auf 
die Reizung zu reagieren, ergo insufficient. Die therapeutische An- 
wendung der Wechselstrombäder verlangt daher ein entsprechend suffi- 
cientes Herz. 

Bez. des Elektrocardiogramms, welches ebenfalls eine funktionelle 
Herzdiagnose ermöglicht, schliesst sich Verf. ganz der Ansicht von Kraus 
und Nicolai an. Zuelzer. 


1688. Grauström, E. (Diagn. Klinik d. med. Milit.-Akad., St. Petersburg). 
— „Zur Frage über die Richtung der dikrotischen Welle.“ Zeitschr. 
f. klin. Med., 1908, Bd. 66, p. 146—153. 

Der Verf. gibt in seiner Arbeit weitere Beweise für die namentlich 
von v. Kries vertretene Auffassung, dass die dikrotische Pulswelle vom 
Zentrum zur Peripherie gerichtet sei. Diese sind folgende: 

1. Die dikrote Welle erzeugt, wie man bei der Blutdruckbestimmung 
nach Korotkows Methode erfährt, ebenso wie die vom Zentrum 
zur Peripherie verlaufende systolische Pulswelle einen Ton, der 
stärker unterhalb der verengten Arterie zu hören ist. 


— 644 — 


2. Wie aus dem Vorhandensein eines dikroten Geräusches hervorgeht. 
erzeugt die dikrotische Welle eine Blutstrombeschleunigung: sie 
läuft also in der Richtung des Blutstromes. 

3. Die dikrotische Welle kann bei einem grossen äusseren Druck, der 
so gross ist, dass im Sphygmogramm die dikrotische Erhebung 
fehlt, doch dikrotische Töne und Geräusche hervorbringen. 


Beim Durosiezschen Doppelgeräusch ist das erste Geräusch systolisch: 
das zweite wird durch die rückläufige Welle gebildet. Der Beweis dafür 
ist, dass das diastolische Geräusch hier beim Zusammendrücken der Arterie 
stärker oberhalb der verengten Stelle, das systolische aber unterhalb der- 


selben zu hören ist. Gerhartz. 

1689. Weber, E. — „Über Beeinflussung der Herztätigkeit vom 
N. splanchnicus aus durch den Qrenzstrang.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol.. 
1908, p. 259. 


Verf. sah, wenn er nach Durchschneidung des Rückenmarkes dicht 
unter der Medulla das zentrale Ende des durchschnitteneu N. splanchnicus 
reizte, konstant eine Blutdrucksteigerung und Volumvermehrung aller unter- 
suchter Organe sowie eine Vergrösserung der mit der Suspensionsmethode 
registrierten Herzschläge. Verf. hält dies für eine direkte Beeinflussuns 
der Herztätigkeit durch die Splanchnicusreizung, welche dem Herzen durch 
Vermittelung des Grenzstranges zugeleitet worden ist. Das zustrômeniie 
Blut soll aus der Lunge stammen. G. F. Nicolai, Berlin. 


1690. Wassiljewsky. — „Zur Frage über die venüse Stauung im Syst: 
der Vena portae.“  Centrbl. f. Pathol., H. 18, Aug. 1908. 

Nach Ausspannung des Froschmesenteriums auf einem Korkring wird 
die V. portae abgeklemmt und unter dem Mikroskop die Blutstauung 
beobachtet. Im ganzen System fliesst das Blut langsamer, aber es kommt 
zu keinem Stillstand. sondern die ganze Blutmasse fliesst durch die V. 
lienalis und haemorrhoidal. und durch die V. oesophag. ab. 

Schliesslich gleicht sich der Blutdruck in der V. port. und in den 
Darmcapillären der V. haemorrh. aus, nach zeitweisem Stillstand des Blutes 
kommt es durch immer grösseren Druck des Capillarblutes zu einem lang- 
samen Blutstrom in normaler Richtung. Nur die V. oesophag. bleibt der 
einzige, ableitende Weg für das ganze System. 

Nach 5 Minuten vollständiger Compression der V. portae bei einem 
Hunde kommt es zum Stillstand des Blutlaufes vnd zu keiner Abweichung 
von der normalen Richtung. Nach Herstellung des Lumens tritt innerha!b 
von 3—5 Minuten normale Circulation ein. Der Blutdruck in der A. femora!. 
fällt nach der Unterbindung und steigt bei Aufhebung der Compression. 

Hart. 


1691. Erlanger, J. (Physiol. Lab., Univ. of Wisconsin). — „Irregularitırs 
of the heart resulting from disturbed conductivity.“ Am. Journ. of the 
Med. Sciences, Juni 1908. 

Resume über Herzblock. B.-0. 


1692. Valeri. — ‚Influenza della temperatura sul azione di alun 
sostanze sul cuore di rana.“ (Uber den durch die Temperatur au~- 
geübten Einfluss auf die Einwirkung einzelner Stoffe auf das Frosrt- 
herz.) Arch. Fisiol., Bd. IV, H. 5. 


— 645 — 


Verf. hat untersucht, welche Veränderungen der Temperaturwechsel 
auf die Herzfunktion von Fröschen hervorruft, die der Einwirkung von 
Herzgiften ausgesetzt wurden. Die Temperaturveränderungen schwankten 
bei den Experimenten zwischen +4 und + 25 Grad. 

Wenn das Herz im normalen Zustand ist, ruft das Steigen der 
Temperatur eine Beschleunigung des Herzrhythmus und eine Erhöhung 
der Herzkontraktion hervor, während das Sinken der Temperatur die Herz- 
schläge seltener werden lässt und die Kontraktionshöhe herabsetzt. 

Bei atropinisierten Herzen verursacht das Steigen der Temperatur 
eine Beschleunigung, das Sinken desselben dagegen eine Verlangsamung 
des Herzrhythmus; die Verlangsamung ist jedoch nicht so erheblich, dass 
die Herzschläge wieder zur normalen Anzahl zurückkehren, 

Wenn durch die Wirkung des Digalens, des Digitalins, des Stro- 
phantins, selbst des Sparteins und Kaffeins der Rhythmus des Herzens 
verlangsamt ist, bewirkt die Temperaturerhöhung eine Beschleunigung, durch 
welche oft die ursprüngliche Anzahl der Herzschläge wieder erreicht, ja 
sogar überstiegen wird; mithin wird die verlangsamende Wirkung des Heil- 
mittels durch den Einfluss der erhöhten Temperatur aufgehoben. Die 
Herabsetzung der Temperatur bewirkt dagegen eine noch stärker ausge- 
sprochene Verlangsamung des Rhythmus. 

Ebenso bewirkt das Steigen der Temperatur eine Beschleunigung der 
durch Akonitumtinktur, Akonitin und grünes Veratrum seltener ge- 
wordenen Herzschläge, wie eine niedrigere Temperatur die durch diese 
Mittel hervorgerufene Verlangsamung noch stärker hervortreten lässt. 

Es geht aus all diesen Beobachtungen hervor, dass die höhere 
Temperatur die Wirkung der Substanzen, welche den Herzrhythmus be- 
schleunigen, befördert und stärkt, den Einfluss aber solcher Mittel, die diesen 
Rhythmus verlangsamen, hemmt oder aufhebt, während die niedrigere Tem- 
peratur vielmehr die Einwirkung der Mittel, welche die Herzschläge seltener 
werden lassen, unterstützt, den Einfluss aber der Substanzen, welche ein» 
Beschleunigung derselben bewirken, verringert oder ganz aufhebt. 

Wird aber das, durch ein Mittel in einem oder dem anderen Sinne 
beeinflusste Herz zuerst einer höheren bzw. niedrigeren Temperatur, dann 
wieder der früheren Temperatur ausgesetzt, so zeigt sich eine Neigung 
zur Wiederherstellung des ursprünglichen Herzrhythmus, und zwar nähern 
sich die Herzschläge der ursprünglichen Anzahl um so mehr, je länger der 
Aufenthalt des Herzens in den neuen Verhältnissen dauert. 

Ascoli. 
1693. Barié, Ernest (Hôpital Laennec, Paris), — „Le volume du corur 
chez les chlorotiques.“ Revue de méd., 1908, Bd. 28, p. 665— 672. . 

Bei Chlorose findet man häufig eine Verringerung des Herzvolumens. 

Unter Umständen kommt es zu einer temporären Herzdilatation infolge 


Atonie des Myokards oder Magenleiden. (rerhartz. 

1694. Ott, Xaver (Phrsiol. Inst., Giessen). —- „Einfluss der Temperatur 
auf Herztätigkert und Vaguserregberkeit.*“ Tnaug.-Dissert, Giessen. 190%, 
D p. Fritz Loeb, München, 


1695. Busquet, H. — „Etude de quelques particularités relatives à l'action 
cardio-inhibitrice du nerf pneumogastrique chez la grenouille. IV. Ké- 
sultats comparatifs du lavage direct du ceur à l'eau salée et du 
e par la circulation générale.“ Soc. biol.. Bd. 65, No. 29, Okt. 

08. 


— 646 — 


Schiff hat festgestellt, dass eine Durchspülung des Herzens mit einer 
7 promilligen Salzlösung von der Vena cava inferior aus die herzhemmende 
Kraft des Vagus rasch aufhebt. Im Gegensatz dazu fand Verf. bei der 
Durchspülung von einer Carotis aus die Erregbarkeit des Vagus nicht auf- 
gehoben, ja sogar manchmal die Hemmung vermehrt. 

Verf. erklärt diesen Unterschied damit, dass bei Injektion in eine 
Carotis die Salzlösung zunächst in die Organe gelangt und dort unwirksam 
gemacht wird. E. Messner. 


1696. Weber, E. — „Über Gegensätze im vasomotorischen Verhalten der 
äusseren Teile des Kopfes und der des übrigen Körpers bei Tier und 
Mensch.“ Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1908, p. 189. 

Bei geistiger Arbeit verhält sich der Kopf ebenso wie die Extremitäten. 
d. h. das plethysmographisch gemessene Volum (am Kopf das Ohrvolum) 
wird kleiner. Dagegen wird bei Bewegungsvorstellungen das Extremitāten- 
volum grösser, das Ohrvolum kleiner. Verf. wies dies gegensätzliche Ver- 
halten zwischen Kopf und Extremitäten auch im Tierexperiment nach. Bei 
Rindenreizung war auch bei Tieren das oben für Bewegungsvorstellungen 
charakteristische Verhalten nachweisbar; bei der Reizung pheripherer sensibler 
Nerven dagegen verengen sich die Blutgefässe aller äusseren Teile des 
Körpers, während sich die des Kopfes erweitern. 

G. F. Nicolai, Berlin. 

1697. Finck, Ch. — „Nouvelles recherches sur la valeur du rapport des 
tensions artérielles et capillaires dans larterio-sclerose.“ Rev. de mèd., 
1908, Bd. 28, p. 747—157. 

Es besteht keine Beziehung zwischen der Grösse der arteriellen 
Spannung und der Schwere der klinischen Erscheinungen der Arterio- 
sklerose, wohl aber eine solche zwischen der Capillartension und den 
klinischen Erscheinungen dieser Krankheit. Gerhartz. 


1698. Klotz, Oskar (Path. Inst. d. Royal Victoria Hosp. Montreal, Canada). 
— „Experimentelle Arbeilsarteriosklerose.“ Centrbl. f. Path., Bd. XIX, 
H. 13, Juli 1908. 

Zur Entscheidung der Frage, ob vermehrte Arbeit allein in einem 
gesunden Blutgefässe Arteriosklerose hervorrufen kann, wurden Kaninchen 
130 Tage lang täglich 3 Minuten an den Hinterbeinen frei aufgehängt. 
Die Untersuchung des Tieres beim Umkehren ergab eine entschiedene Er- 
höhung des Blutdruckes in der Aorta thoracica. Nach Tötung der Tiere 
fanden sich die Carotiden um das Doppelte des Normallumens erweitert. 
die Intima war namentlich an der Abgangsstelle von der Aorta mit Plaques 
bedeckt. Auch die Aorta zeigte sich dilatiert, im absteiganden Brustteil in 
Form eines spindelfürmigen Aneurysmas, dessen Wandungen charakteristische 
arteriosklerotische Veränderungen darbot. Die übrigen Arterien waren ge- 
sund. Mikroskopisch fanden sich an der Intima Proliferationen mit sekun- 
därer fettiger Degeneration, an der Media degenerative Prozesse, besonders 
Absterben der Muskelelemente mit Verkalkung der betroffenen Bezirke. Die 
Mediaveränderungen waren besonders ausgesprochen in der Aneurysma- 
wand. Es scheint somit festgestellt, dass in der Tat vermehrte Arbeits- 
leistung allein ohne alle chemischen Einflüsse zur Ausbildung echter Arterio- 
sklerose führen kann. Hart, Berlin. 


1699. Schultze, F. E. Otto, Frankfurt a. M. — „Über die psychologischen 
Fehlerquellen bei der palpatorischen Blutdruckmessung nach Riva- 


= WIT = 


Rocci und von Recklinghausen.“ Pflügers Arch., 1908, Bd. 124, 
p. 392. 

Verf. hat im unwissentlichen Verfahren bestimmt, wie weit die 
Genauigkeit geht, mit der man den Augenblick des Verschwindens des 
Pulses bei der Blutdruckbestimmung feststellen kann. Im Gegensatz zu 
v. Recklinghausen, der die Genauigkeit auf 4 cm Wasser schätzt, ergab 
sich bei geübten Beobachtern eine Streuung von 8—10 cm Wasser. Verf. 
leitet daraus die Folgerung ab, mindestens 10 unvwissentliche Beob- 
achtungen (zu deren Anstellung er einen bequemen Apparat angibt) zu 
machen und daraus das Mittel zu nehmen, dass dann beiläufig etwa auf 
l cm genau sei. Störend wirkt vor allem bei dem unwissentlichen Ver- 
fahren das Auftreten subjektiver Pulssensationen. 

Des weiteren ergab sich die Wahrscheinlichkeit einer grösseren Kon- 
stanz des Blutdruckes bei Normalpersonen, als vielfach angenommen wird. 
Nur im Beginn der Messung merkt man häufig einen deutlich nachweis- 
baren objektiven Druckabfall. G. F. Nicolai, Berlin. 


1700. Tornai, Joseph (II. med. Klin., Budapest). — „Über die Wirkung 
der Sauerstoffbüder.* Zeitschr. f. physik.-diät. Therapie, Bd. XII, p. 424, 
Okt. 1908. 

Die Sauerstoffbäder haben vor den ÜO,-Bädern manche Vorzüge ver- 
aus, insbesondere ist der von den Bädern an die Luft abgegebene Sauer- 
stoff — im Gegensatz zur Kohlensäure — von keinen schädigenden Folgen 
für den Kranken Die bei den verschiedensten Herzaffektionen mittelst der 
Sauerstoffbäder erzielten Erfolge sind sehr befriedigende, namentlich dann, 
wenn diese Therapie am Beginn der Kompensationsstörung, wo Atem- 
beschwerden, Zyanose, Tachykardie, Arhythmie die Haupterscheinungen bilden, 
in Anwendung gebracht werden kann. Die objektiv feststellbare Wirkung 
besteht in einer Herabsetzung des Blutdruckes und einer Verringerung der 
Pulszahl, Ferner führen sie bei schlaflosen Herzkranken oder Neurasthe- 
nikern Schlaf herbei. Die Kur besteht in 15—20 Bädern, die entweder 
jeden zweiten Tag oder in einem Turnus von 5 Bädern mit 4—btägiger 
Pause verabfolgt werden. Die Temperatur des Badas soll 33’ C, die Dauer 
15—20 Min. betragen. Die Wirkung des in der Wanne selbst entwickelten 
aktiven Sauerstoffs ist eine intensivere, als wenn der Sauerstoff aus der 
Bombe zugeleitet wird. Ein Hindernis für die Verbreitung der Sauerstoff- 
bäder sind die relativ hohen Herstellungskosten. Schreuer. 


1701. Burton-Opitz, R. — „Über die Strömung des Blutes in dem Gebiete 
der Pfortader. I. Das Stromwolum der Vena Mesenterica.“ Pflügers 
Arch., Bd. 124, p. 469. 

Die Versuche sind an Hunden angestellt und ergaben, dass der Blut- 
versorgungscoefficient des Darmes bei Tieren, die am Tage keine flüssige 
Nahrung zu sich genommen, ein mittelgrosser ist (31 cm? pro 100 g und 
Minute). Eine Erhöhung des Druckes in den Gallenwegen hat eine nur 
geringe Verlangsamung zur Folge, während eine Erhöhung des Druckes im 
Innern des Darmes eine starke Verringerung des Stromvolums bedingte. 
Abkühlung des Darmes verringert, Erwärmung steigert die Stromgrüsse. 
Die Versuche über die Wirkung des Nn. splanchniei ergaben komplizierte 
Verhältnisse, deren Erklärung Verf. versucht; jedenfalls folgte sowohl der 
Durchschneidung wie der Reizung der Splanchniei eine Verringerung des 
Stromvolums, nur dass im letzteren Falle eine kurzdauernde Erhöhung vor- 


— 648 — 


ausging. Auch die Durchtrennung sowie Reizung der Vagi haben beide 
eine Stromverlangsamung zur Folge, wenn schon hier der Effekt kleiner ist 
als beim Splanchnicus. G. F. Nicolai, Berlin. 


Blut. 


1702. Wiener, EE — „Znigegnung auf Dr. A. Neumanns Mitteilung 
über die Ultrateilchen des Blutplasmas.“ Wien. Klin. Woch., 1908. 
No. 29. , 

Kurze polemische Mitteilung gegen den gleichnamigen Aufsatz Neu- 
manns in der Wien. Klin. Woch., 1908, p 910 und 989. Die Hämokonien 
sind nicht ausschliesslich fettartiger Natur; denn sie lösen sich nur teil- 
weise in Äther. K. Thomas. 


1703. Petry, Eugen (Med. Klinik, Graz). — „Zur Chemie der Zellgranula. 
1. Mitteilung. Uber die Eigenschaften der eosinophilen Leukocyten- 
granula.“ Wiener Klin. Woch., 1908. Bd. 21, p. 1360—1363. 

Es gelingt durch Zusatz von '/io— '/,-Normalnatronlauge in der Kälte, 
durch Digestion mit 1°/,iger Natriumkarbonatlösung in der Wärme die 
Granula der eosinophilen Zellen von Kern und Plasma zu trennen. Dabe! 
wird aber das Plasma in eine zähe und sehr konsistente Gallerte ver- 
wandelt, welche die weitere Untersuchung der Granula unmöglich macht. 
Brauchbare Resultate gibt dagegen die Behandlung der Leukocyten mit 
hochwirksamer 10 °[,iger Lösung von Pankreatin (Merck) in 1 °;,iger 
Natriumkarbonatlösung (40° C., Toluol. Das Plasma wird durch die 
Trypsineinwirkung dünnflüssig und gestattet die dagegen resistenten eosino- 
philen Granula zu isolieren. Diese befinden sich teils in der an der Uber- 
fläche sich abscheidenden gelblichen Rahmschicht, teils als Sediment. Sie 
sind noch in charakteristischer Weise färbbar. 

Im übrigen besitzen sie folgende Eigenschaften: Sie sind sehr 
resistent, so dass es Z. B. nicht gelingt, sie im Achatmörser mit Glassand 
zu zerreiben, oder durch Siedehitze zu verändern. 

Die Masse, aus der sie bestehen, ist sehr klebrig. Konzentrierte 
Säuren und Alkalien lösen die Granula rasch auf, nicht dagegen Alkohol, 
Äther oder Chloroform. Sie gehören also nicht den Lipoiden zu. Ob sie 
in der Hauptsache aus Eiweiss bestehen, war bisher noch nicht zu ent- 
scheiden. Von den Eiweissreaktionen fiel nur die Millonsche Probe positiv 
aus. Die grosse Resistenz gegen Trypsin, die Schwerlöslichkeit in Alkalien. 
die Unwirksamkeit koagulierender Agentien und gesättigter Neutralsalz- 
lösungen sprechen gegen ihre Eiweissnatur. 

Die genannten Eigenschaften stellen die eosinophilen Granulationen 
weit ab von den neutrophilen und basophilen, da diese in Alkalien leicht 
löslich sind und von Trypsin angegriften werden. Gerhartz. 


1704. Strauss, Hermann. — „Über die Resistenz der roten Blutkörper- 
chen beim Ikterus.“ Inaug -Diss., Strassburg, 1908, 30 p. 

Es ergibt sich, dass bei dem gewöhnlichen Ikterus mit klinisch wahr- 
nehmbaren Leborveränderungen, einschliesslich des infektiösen Ikterus und 
der Cholämie, die roten Blutkörperchen eine Resistenzerhöhung gegenüber 
der Norm zeigen, dass gelegentlich bei der Anämie eine Herabsetzung der 
Resistenz auftritt, dass es aber nicht gelungen ist, weder beim acquirierten 
noch beim congenitalen chronischen Ikterus eine einwandsfreie hämolytische 
Form festzustellen. Fritz Loeb. München. 

/ 


— 649 — 


1705. Arneth, J. (Städt. Krankenh., Münster i. W.) — „Das neutrophile 
Blutbild bei Infektionskrankheiten.“ Zeitschr. f. klin. Med.. 1908, 
Bd. 66, p. 192—199. 


Polemisches gegen Brugsch. Gerhartz. 


1706. Bazzicalupo, G. (Lab. f. klin. Chemie u. Mikroskopie, Neapel). — 
„ Variazioni apportate sugli elementi morfologici e sul siero del sangue 
di animali sottoposti al! azione di temperature calda e fredda.“ (Ver- 
änderungen, welche durch die Wirkung warmer bzw. kalter Tempe- 
raturen in den morphologischen Elementen des Blutes und im Blut- 
serum der Tiere hervorgerufen werden.) Gazz. int. med.. 1907. Bd. X, 
H. 18. 


Verf. berichtet zunächst über die keineswegs zahlreichen, über diesen 
Gegenstand erschienenen Abhandlungen, dann über seine eigenen Unter- 
suchungen, welche ihn zu folgenden Schlüssen veranlassen: 


1. Sowohl die Wärme wie die Kälte rufen Veränderungen der morpho- 
logischen Elemente des Blutes, namentlich der Leukocyten, sowie 
auch des Blutserums hervor. Solche Veränderungen sind jedoch 
verschieden, je nachdem der eine oder der andere dieser beiden 
Agentien bei dem Versuche gewirkt hat; so lässt sich unter der 
Wirkung der Wärme eine Abnahme der weissen Blutkörperchen, 
unter der Wirkung der Kälte aber eine Zunahme derselben er- 
kennen. Diese Veränderungen sind ferner erheblicher oder geringer 
je nach der Dauer und der Intensität des Reizes, und verschwinden 
nach einiger Zeit. 

2. Ehe die Blutelemente wieder zur Norm zurückkehren, tritt einige 
Zeit nach der Behandlung durch die Wirkung der Wärme eine 
leichte Leukocytose nach der Leukopenie, durch die Wirkung der 
Kälte eine leichte Leukopenie nach der Leukocytose auf. Vor 
und während dieser Erscheinung bemerkt man im Blute das Auf- 
treten von kernhaltigen roten Blutkörperchen und von Myelocyten. 
was auf eine gesteigerte Tätigkeit der leukopoetischen Organe 
hinweist. 

3. Was die im Blutserum durch die Wirkung der Wärme hervor- 
gerufenen Veränderungen betrifft, so verändert sich das Iso- 
agglutinationsvermögen der Dauer der Wirkung und dem Grade 
der Wärme entsprechend. Dasselbe gilt von dem hämolytischen 
und dem leukolytischen Vermögen des Serums, nur muss dabei 
hervorgehoben werden, dass die Hämolyse und die Leukolyse bei 
Kaninchen nur bei Temperaturen von beinahe oder über 50° C. 
deutlich auftreten. 

Was die im Blutserum durch die Wirkung der Kälte hervor- 
gerufenen Veränderungen anbelangt, so erfährt das hämolytische 
Vermögen, der Dauer der Wirkung und dem Grad der Tempe- 
ratur entsprechend, geringe Veränderungen, während das Aggluti- 
nations- und das leukolytische Vermögen unverändert bleiben. 

4. Das Auftreten der Leukolyse durch die Wirkung der Wärme, die 
bei 45 bis 50° C. selbst auf längere Zeit kaum wahrzunehmen 
ist, dagegen bei über 50° selbst auf kurze Zeit deutlicher er- 
scheint, wird durch den höheren Prozentsatz und durch die ge- 
steigerte Harnsäureausscheidung bestätigt. 


— 650 ° — 


5. Die Injektion von einer Wärme unter 50° ausgesetztem Blur- 
serum von Tieren (Kaninchen), bewirkt eine mässige Abnahme 
der Leukocyten, ohne gleichzeitiges Auftreten von Veränderungen 
in den Eigenschaften des Blutserums der behandelten Tiere; da- 
gegen bewirkt die Einspritzung von Serum, das von über 511° 
(50° bis 55°) erwärmten Tieren stammt, eine erhebliche Ab- 
nahme der weissen Blutkörperchen, unter leichter Hämolyse und 
starker Leukolyse. 

Bei Anwendung von Kaninchenblutserum, das über zwei 
Stunden lang einer Temperatur von 10° unter Null ausgesetzt 
wurde, ergibt sich eine geringe Zunahme der Leukocyten im Blut, 
zugleich eine leichte Hämolyse, ohne gleichzeitiges Auftreten von 
Veränderungen des Agglutinations- und des leukolytischen Ver- 
mögens des Serums. 

6. Zur Erklärung des Entstehungsprozesses der durch die Wärme 
hervorgerufenen, zeitweiligen Leukopenie ist die Zerstörung der 
weissen Blutkörperchen, so oft eine solche bei den Versuchen 
deutlich auftrat, durch die Leukolyse ausreichend. In den Falien 
aber, da diese an der Hand der üblichen Untersuchungsmittr! 
nicht wahrgenommen werden konnte, dürften wohl die gewühn- 
lichen Ursachen der Verringerung der weissen Blutkörperchen 
gewirkt haben, d. h. entweder eine negative Chemotaxis, oder 
eine zeitweilige, mangelhafte Funktion des Knochenmarks oder 
der übrigen leukopoetischen Organe. 

Was den Entstehungsprozess der durch die Kälte hervorgerufenen 
zeitweiligen Leukocytose betrifit, so muss dabei an eine entsprechende Ver- 
mehrung der im peripherischen Blute kreisenden Leukocyten gedacht 
werden, eine Vermehrung, die wahrscheinlich auf eine durch das physi- 
kalische Agens hervorgerufene positive Chemotaxis zurückzuführen ist; 
oder aber, es muss eine durch das physikalische Agens hervorgerufene 
gesteigerte Tätigkeit der leukopoetischen Organe, besonders des Knochen- 
marks, vermutet werden, wie das aus dem Erscheinen im Kreislauf von 
kernhaltigen roten Blutkörperchen und von Medullarzellen (Myelocyten) zu 
schliessen wäre Autoreferat (Ascoli). 


1707. Wechselmann, W. und Hirschfeld, H. — „Über einen Fall akuter 
myeloider makrolymphocytärer Leukämie mit eigentümlichen Zellern- 
schlissen.“ Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 66, H. 3 u. 4. 

Der 32jährige Patient erkrankte im Juli 1907 mit einer Ulceration 
am Kehlkopf, am rechten Zungenrand und rechten Gaumenbogen, die naclı 
3—4 Tagen ohne Störung des Allgemeinbefindens heilte. Im Oktober hatt: 
sich ein Geschwür an der Unterlippe und rechten Wangenschleimhaut ent- 
wickelt, das erst nach einigen Monaten unter Röntgenbehandlung heilte. Im 
Januar 1908 trat wiederum ein Geschwür am harten Gaumen auf und nach 
einigen Tagen stellte sich Fieber ein, und es wurde Milz- und Leberschwellung 
konstatiert. Am 25.Januar wurde neben mässiger Anämie eine relative Lympho»- 
cytose (60°/, grosse Lymphocyten) konstatiert. Unter Wachsen des Ge- 
schwüres verschlechterte sich der Allgemeinzustand, Anämie und Kachenır 
nahmen zu und es erfolgte nach enormer Ausdehnung des Milztumors der 
Tod. Die Blutuntersuchung ergab den nicht ganz typischen Befund einer 
akuten Lymphocytenleukämie. Bei der histologischen Untersuchung zeigte 
sich dann, dass in diesem Falle nicht wie sonst bei akuten Leukämien eine 


— 691 — 


ivperplasie der Follikel, sondern im Gegenteil eine Atrophie derselben vor- 
ar. In Milz und Lymphdrüsen war das Pulpa- bzw. intrafollikuläre Gewebe 
stark gewuchert und bestand aus Zellen vom Typus der grossen Lympho- 
eyten und grossen mononucleären Zellen. Dieselben Zellen waren auch im 
Knochenmark sehr zahlreich, ohne aber die granulierten Elemente in dem 
Masse zurückgedrängt zu haben, wie es sonst bei Leukämien der Fall ist. 
Die Milz war von Abcessen durchsetzt, die sich als völlig steril erwiesen. 
Es lag demnach hier einer jener seltenen Fälle von myeloider Lympho- 
vrtenleukämie vor, in denen keine Wucherung von Lymphadenoidgewebe. 
sondern eine solche von Myeloidgewebe besteht, ohne dass aber dieses 
\Mveloidgewebe Zeit gehabt hätte, an allen Stellen des körpers granulierte 
Stellen zu produzieren. Die Mehrzahl der gewucherten Zellen sind viel- 
mehr auf der Stufe der Mutterzellen des Mreloidgewebes der grossen 
Lymphocyten (Myeloblasten) stehen geblieben. Das Bemerkenswerteste an 
diesem Falle waren aber eigentümliche parasitenähnliche Zelleinschlüsse, 
die im Blut und in den Milzabeessen in manchen polymorphkernigen Leuko- 
cyten gefunden wurden und die sich in Giemsalösung blau, in Methylgrün- 
Pyroninlösung rot gefärbt hatten. Sicheres über die Natur dieser Elemente 
konnte nicht festgestellt werden. Mit Milz und Knochenmark des Falles 
wurden 2 Hübner und ein Affe geimpft. Das eine dieser Hühner erkrankte 
unter fortschreitender Anämie und Kachexie und hatte im Blut auffällig 
viel Lymphocyten. Als der Hämoglobingehalt 45°/, erreicht hatte, wurde 
es getötet. der Sektionsbefund aber war negativ. 
p Autoreferat (H. Hirschfeld). 
1408. Ziegler, Kurt. — „Uber die Beziehung zwischen myeloider Um- 
wandlung und inyeloider Leukümie und die Bedeutung der grossen 
nononucleären ungranuberten Zellen.“ Fol. hämatol.. Aug. 1908. 
Bekanntlich hat Verf. die Theorie aufgestellt, dass bei der gemischt- 
zeiligen Leukämie die Milz das primär erkrankte Organ ist. Nach seiner 
Auffassung entsteht zuerst eine Schädigung der Follikel und nun werden 
im Knochenmark entstandene, grosse ungranulierte Zellen der Pulpa ein- 
gelagert und wuchern hier weiter unter Bildung aller Arten granulierter 
Zeilen. Gegen diese Hypothese, die sich auf experimentelle Untersuchungen 
an Tieren, deren Milz mit Röntgenstrahlen behandelt worden war, stützt, 
ist von verschiedenen Seiten, namentlich von Gruber, Einspruch erhoben 
worden. In der vorliegenden Arbeit versucht Verf. aufs neue seine Ansicht 
zu stützen und bekämpft insbesondere die Lehre von der autochthonen 
Entstehung mveloiden Gewebes in Milz und Lymphdrüsen, verteidigt vielmehr 
seine eigene Lehre zugleich mit der alten Anschauung Ehrlichs von der Ein- 
schwemmung myeloider Gewebselemente in die Milz und die Lymphdrüsen. 
Insbesondere behauptet Verf., dass die grosse mononucleäre Zelle des Blutes 
und die Naegelischen Myeloblasten identische Elemente sind, eine Ansicht, 
die Referent auf Grund von eigenen Erfahrungen entschieden bestreiten 
möchte. H. Hirschfeld. 


t 


1709. Rehn. — „Atypische Leukämie mit ausschliesslicher Beteiligung 
des extramedullären hiümatopoelischen Systems.“  Zieglers Beitr., 1908, 
Bd. 44, p. 1. 

Bei der Sektion eines 59jährigen Mannes wird ein mächtiger Milz- 
tumor gefunden, dessen follikulärer Apparat durch fremdartige Zellen über- 
schwemmt ist. Während das Knochenmark völlig unbeteiligt ist, trifft 
man in dem interstitiellen, gefässführendem Gewebe von Leber. Nieren, 


— 652 — 


Pankreas auf die gleiche Infiltration. Die Zellen gleichen den Myeloblasten, 
daneben kommen Riesenzellen besonders zahlreich in den Lymphknoten vor, 
die als Knochenmarksriesenzellen anzusprechen sind. Atypisch sind reich- 
liche Kernteilungsfiguren und Veränderungen der Kerngestalt bei den 
Myeloblasten, Fehlen der Granula bei den Riesenzellen und granulalose, 
polymorphkernige Zellen mit acidophilem Protoplasma. Sie werden als 
Fortentwickelungsstadien der atypischen, myelohlastischen Elemente ge- 
deutet. Die Zellinfiltrate treten in den Organen auf, denen im embryonalen 
Leben eine hämatopoetische Funktion zukommt. Es kommt gewisser- 
massen zu einer Wiedergeburt dieser Funktion ohne Beteiligung des 
Knochenmarks. Wegen der atypischen Zellen wird die Benennung „atypische 
Leucämie* gewählt. C. Hart. 


1710. Wehrsig, Georg. — „Über akute Leukümie.“  Inaug.-Diss., Haie. 
1908, 45 p. 

Verf. fasst seine Ansicht über die Ätiologie der akuten Leukämie 
dahin zusammen, dass dieselbe eine hyperplastische Wucherung bestimmter 
Knochenmarkszellen darstellt, hervorgerufen durch verschiedene Schällich- 
keiten, als deren wichtigste zu betrachten sind: 1. abgelaufene Infektionen. 
2. Blutverlust und 3. Traumen. Fritz Loeb, München. 


1711. Bazzicalupo (Ospedale della Pace Napoli), — , Eosinofilia e talunt 
not: anticorpi del siero.“ (Eosinophilie und einige bekannte Antikörper 
des Serums.) Gazz. degli Ospedali, 1908, No. 35. Siehe Biochem. C.. 
VII, No. 2612. 


1712. Brehant, A. Hocart. — „Some blood changes in aukylostomasıs.“ 
Lancet, Bd. 175, p. 303, 1. Aug. 1908. 

Von der Annahme ausgehend, dass die Eosinophilen im Blute iie 
Funktion der Bildung von Antitoxinen bei Ankylostomiasis übernehmen. 
glaubt Verf., dass die Fosinophilie ein Massstab für die Menge des im 
Blute zirkulierenden Toxins sei. Verf. hat einschlägige Blutzählungen an 
Eingeborenen in Ägypten vorgenommen. Aus 40 Zählungen ging aber nun 
hervor, dass die Zahl der eosinophilen Zellen verhältnismässig niedrig sei. 
Es fand sich ein Durchschnittswert von 10,0°/,. Dies erklärt Verf. dadurch. 
dass die meisten Eingeborenen an einer alten Bilharziosis leiden und eirr 
gewisse Toleranz gegen diese Toxine erworben haben. Daher würde bei 
Vermehrung der Toxine in der Zirkulation die Reaktion, die sich in einer 
Schwankung der Werte für Eosinophile äussert, nicht so bedeutend sein. 
wie bei Leuten, die noch nie an einer ähnlichen Toxämie gelitten haben. 

Robert Lewin. 
1713. Bence, J. und Engel, K. (Med, Klin., Ofen-Pest), — „Über Feron- 
derung des Blutbildes bei Myxoedema.* Wien. Klin. Woch., 1908, H. 25. 

In 5 Fällen von Myxödem trat relative Lymphocytose und Hyperen- 
sinophilie auf. Verff. nehmen als Ursache der Lymphocytose eine Iymphoidt 
Metaplasie des Knochenmarks an, besonders da die absolute Zahl der polv- 
nucleären Leukocyten abgenommen hat. Zur Erklärung der Hypereosinophilie 
greifen sie auf positiv chemotaktisch wirkende Substanzen zurück. 

K. Thomas. 
1714. Herz, Albert (Allg. Krankenh. u. Pathol.-anat. Inst, Wien). — „Zr 
Kenntnis der ‚aplastischen Anämie.“ Wiener Klin. Woch., 1905. 
Bd. 21, S. 1363—1368. 


— 653 — 


Mitteilung zweier Fälle von aplastischer Anämie, die aufResorption toxischer 
Substanzen zurückgeführt werden konnten. Das Knochenmark wies fast 
vollständigen Schwund des erythroblastischen und myeloiden Gewebes auf. 

Das lymphatische System war z. T. atrophiert: namentlich waren die 
retroperitonealen und mesenterialen Drüsen betroffen. Dort liess sich auch 
myeloide Metaplasie feststellen, Gerhartz. 


1715. Morawitz,P.und Sibek, R. (Med. Klin., Heidelberg). — „Untersuchungen 
über die Blutmenge bei Anämien.“ Arch. f. exper. Path, 1908, H. 4. 
Morawitz hat kürzlich (Volkmanns Klin. Vortr., 1907, No. 462) eine 
Methode angegeben, mittels® deren es ihm gelang, gute Vergleichswerte 
für die Gesamtblutmenge des normalen Menschen zu liefern: Der Arm 
wird eine Minute senkrecht erhoben, es zeigt sich, dass dann immer eine 
ungefähr gleiche Menge Blut aus dem Arm abgeflossen is. Dann wird er 
unterhalb des Schultergelenks durch einen Kautschukschlauch abgeschnürt 
und in einen Pletysmographen eingelegt, der mit einem geeichten Schreiber 
verbunden ist. Der Schreiber verzeichnet die Volumänderungen am Kymo- 
graphion, Nun wird der Schlauch geöffnet, das Blut schiesst in den Arm 
hinein und die Volumzunahme wird registriert. Durch Bestimmuug der 
verdräöngten Wassermenge wird das Gewicht des Armes annähernd be- 
stimmt, und man findet die im Arm vorhandene Blutmenge durch Division 
der gefundenen Kubikzentimeter Blut durch das Armvolumen. Die Gesamt- 
blutmenge ergibt sich, indem man diese Menge mit dem Körpergewicht der 
Versuchsperson multipliziert und durch das Armvolumen dividiert. 

Verff. haben die Methode bei einer Anzahl von anämischen Patienten 
geprüft, Sie verkennen nicht, dass Änderungen in der Blutverteilung 
trotz scheinbar gleicher äusserer Bedingungen das Resultat beeinträchtigen 
können. Beim gesunden Menschen ist dieser Einfluss gering, doch fallen 
hin und wieder Werte vollkommen aus der Reihe heraus. Beim anämischen 
Menschen könnte es ja sein, dass die peripheren Organe zugunsten der 
inneren weniger reichlich Blut erhalten, obwohl hierfür keine Beweise vor- 
liegen, Jedenfalls bieten die erhaltenen Resultate brauchbare Vergleichs- 
werte, und es erscheint den Verff. wünschenswert, die absoluten Zahlen 
durch Vergleich mit einer sicheren Kohlenoxydinethode zu sichern. 

Das Resultat war eine starke Verminderung der Blutmenge bei 
schwerer Anämie, eine geringere bei leichten Anämien und bei Carcinom- 
und Tuberkulosekachexie. Blass aussehende Leute (Pseudoanämien) zeigten 
normale Werte. In 2 Fällen von Polyeythämie fanden sich abnorm grosse 
Blutinengen. Franz Müller, Berlin. 


1716. Perrin, Maurice. — „Sur Les variations de volume de la rate au 
cours des cirrhoses du foie.“ Arch. gén. d. méd., H. 8, p. 494, Aug. 1908. 
Ubereinstimmend mit anderen Autoren bezieht Verf. die Milzver- 
grösserung bei Cirrhose auf Blutüberfüllung infolge Stauungserscheinungen. 
Zu dieser Annahme stimmt auch. dass nach Auftreten von Hämorrhagien 
das Milzvolumen abnimmt. Pineussohn. 


Verdauung. 

1717. Japelli, G. (Phys. Inst.. Neapel). — „Untersuchungen über dir 
Speichelabsonderung. LIT. Mittel. Einfluss der Frequenz, Intensität 
und Dauer der elektrischen Reize auf die physiko-chemischen Eigen- 
schaften des Speichels.* Zeitschr. f. Biologie, Bd. 51. p. 127. Siehe 
Biochem. C., VII, No. 2553. 


— 654 — 


1718. Müller, R. — , Über die Nercenversorgung des Magendarimkanats 
beim Frosch durch Nervennetze.“  Pflügers Arch., Bd. 123, p. 387 bis 
405, Juni 1908. 

Verf. findet, dass der Ösophagus-Magendarmkanal des Frosches vom 
Vagus und Sympathicus innerviert wird. Die Nervenversorgung der ein- 
zelnen Schichten des Verdauungstraktus: Serosa, Muscularis, Mucosa, er- 
folgt durch Nervennetze, die sich nach den verschiedenen Schichten gliedern. 
In diesen Netzen finden sich Ganglienzellen vom Typus sympathischer 
Zellen. Die Nervennetze der Blutgefässe tauschen Fusern aus mit deu 
anderen Nervennetzen der verschiedenen Schichten, morphologisch isolierte 
Nervenfasersysteme für die Gefässmuskularis gibt es nicht. Die Nerven- 
versorgung geschieht nach demselben Prinzip im ganzen Darmtraktus. 
ist aber im einzelnen natürlich entsprechend dem morphologischen Bau des 
Darmes verschieden. Weiss, Königsberg. 


1719. Pochon (Vet.-anat. Inst. d. Univ., Bern). — „Beiträge zur Kenntni: 
der Langerhansschen Inseln des Pankreas.“ Arch. f. wissensch. u. 
prakt. Tierhikd., Bd. 34, p. 581. Okt. 1908. 

Die Untersuchungen des Verfs. ergaben folgende Resultate: 

Die Langerhansschen Inseln kommen bei allen unseren Haustieren. 
am zahlreichsten beim Schafe, vor. Beim Rinde erreichen sie den höchsten 
(Grad der Ausbildung und Differenzierung. Beim Pferd, Schwein, Rind. 
Hirsch und Hund bestehen sie aus polyedrischen Zellen, die durchschnittlich 
grössere Kerne besitzen als die Pankreaszellen und von einer dickeren 
Bindegewebsmembran umgeben sind. Übergangsbilder kommen nur selten 
vor und sind wahrscheinlich als embryonale Reste zu betrachten. Die 
Langerhansschen Inseln sind Gebilde epithelialer Natur, die im Pankreas 
unserer Haustiere häufiger vorkommen, als bisher angenommen wurde. 
sie stehen mit dem Ausführungssystem des Pankreas in absolut: 
keinem Zusammenhange und sind wegen ihrer direkten Be- 
ziehungen zum Blute als Blutgefässdrüsen zu betrachten. 


Scheunert. 
1720. Joest, E. und Felber, W. (Pathol. Inst. d. Tierärztl. Hochschule. 
Dresden), — „Über lokale Eosinophilie in der Leber der Haustiere.“ 


Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere, 1908, Bd. IV, p. 413—462. 
Die Verff. untersuchten die bei den Schlachttieren häufiger vor- 
kommenden chronischen Lebererkrankungen, insbesondere diejenigen parı- 
sitärer Natur, auf das Vorkommen lokaler Eosinophilie. Auf Grund ihrer 
Versuche teilen sie die pathologischen Prozesse der Leber in zwei scharf 
voneinander getrennte Gruppen: 

1. in solche, die regelmässig mit ausgeprägter lokaler Eosinophilie 
einhergehen (Hepatitis interstitialis chronica multiplex, Echin«- 
kokken, Invasion von Cysticercus tenuicollis und Distomatose); 

2. in solche, bei denen keine eosinophilen Zellen oder jedenfalls keine 
eosinophilen Zellen in grösserer Anzahl als unter normalen Ver- 
hältnissen angetroffen werden (Tuberkulose, Nekroseherde, Leber- 
abscesse, leukämische Infiltration, Kapillarektasien, Melanosis, Rot- 
lauf, Hepatitis interstitialis chronica diffusa, Ikterus und Gallen- 
gangsadenom; in 2 Fällen von Hepatitis interstitialis chronica 
diffusa wurden eosinophile Zellen nur ganz vereinzelt angetroffen. 

Ausgesprochene lokale Eosinophilie in der Leber lässt sich also nur 

bei zooparasitären Erkrankungen feststellen, keineswegs aber bei nie:! 


— 655 — 


zooparasitären Prozessen der Leber. Diese lokale Eosinophilie der Leber 
scheint also bedingt zu werden durch Stoffe, die von den ins Gewebe ein- 
sedrungenen Parasiten herrühren; wahrscheinlich sind es Produkte des 
Stoffwechsels der eingedrungenen Parasiten. Scheunert. 


1721. Foa, M. (St. Johannes Spital, Turin. — „Ricerche sperimentali 
sulla cirrosi epatica alcooliea.* (Experimentelle Untersuchungen über 
die durch Alkohol hervorgerufene Lebereirrhose.) La Clin Med., 1907, H. 9. 

Verf, hat seine Versuche an Kaninchen in der Weise angestellt, dass 
er durch eine Sonde gewöhnlichen Branntwein in den Magen der Ver- 
suchstiere einführte; dieses Verfahren rief in der Leber progressive, zu- 
weilen parenchymale, meistens aber interstitielle Veränderungen rings um 
die grossen Gallenblasengänge und die Abzweigungen der Pfortader hervor. 

Die Läsionen schwanken von der einfachen Infiltration bis zur Bildung 

frischen Bindegewebes, sie waren auch nicht auf die Peripherie der Leber- 

läppchen beschränkt, sondern drangen in die letzteren hinein und erreichten 
zuweilen die Zentralvene, wobei sie ganze Gruppen von Zellen zerstörten. 

Bei einzelnen Tieren wurde diesem Versuche die Entfernung der 

Milz vorangeschickt, ein Verfahren jedoch, das nach des Verf. Erfahrung 

die Entstehung und den Verlauf der durch Alkohol hervorgerufenen Leber- 

cirrhose nicht beeinflusste. Ascoli. 


Excretion. 

1722. Frugoni, C. (Allgem. med. Klin., Florenz). — „Zntorno ai rapporti 
tra pneumogastrico e funzione renale.“ (Über die Beziehungen zwischen 
Vagus und Nierenfunktion) Riv. Crit. Clin. Med.. 1908, Bd. VIIL, H. 50. 

Behufs Feststellung, ob der Vagus, wie oft behauptet wurde, eine 
trophische Wirkung auf die Niere ausübe, hat Verf. bei Hunden die doppelte 

Vagotomie vorgenommen oder eine beiderseitige Vagusneuritis unmittelbar 

über dem Zwerchfell nach Frouin hervorgerufen Nach einer derartigen 

Behandlung kann das Tier noch lange weiter leben, indem der Vagus ohne 

Verletzung der Herzfasern lädiert wird und zwar an einer Stelle, wo die 

‚u der Niere tretenden Fasern — wenn solche vorhanden sind — ent- 

halten sein müssen; die Ergebnisse sind daher ganz zuverlässig und von 

entscheidender Bedeutung. Verf. richtete sein Augenmerk auf das Ver- 
halten des Harnes und den anatomischen Zustand der Niere und konnte 
folgendes wahrnehmen: Nicht selten tritt nach der Operation Anurie auf, 
auf welche eine vermehrte Stickstoffausscheidung folgt, was aber oft auch 
unter anderen Einflüssen vorkommt; auch erscheint eine äusserst leichte, 
vorübergehende Albuminurie, die nach der Ansicht des Verfs. nicht auf den 
Vagus zurückzuführen ist; in einem einzigen Falle (unter 29 Fällen), trat 
eine sehr leichte Glykosurie, die jedoch nach 24 Stunden verschwand; die 
histologische Untersuchung ergab nichts Besonderes. Verf. schliesst aus 
seinen Beobachtungen: die beiderseitige Vagotomie bzw. die unmittelbar 
über dem Zwerchfell hervorgerufene experimentelle Neuritis der Vagi hatte 
bei Hunden in einem Zeitraum von 2—12 Tagen keine besonderen Ver- 
änderungen der Harnbeschaffenheit und der Nierenstruktur zur Folge. Die 

Annahme, dass der Vagus eine trophische Wirkung auf die Nieren ausübe, 

ist also unbegründet. | Ascoli. 


1723. Simon, Walter (Luisenhospital, Aachen). — „Experimentelle Studien 
an der menschlichen Niere über die Folgen der Nephrotomie“ Beitr. 
z. klin. Chir., 1908, Bd. 59, H. 2. 


— 656 — 


Ausgehend von der jetzt allgemein anerkannten Tatsache, dass die 
Hauptläsion bei der Nephrotomie auf die Durehtrennung der Nierenarterien- 
äste und die hierauf folgende Infarctbildung in den von diesen Ästen ver- 
sorgten Gebieten zurückzuführen ist, hat Verf. versucht, die Grösse der 
Läsion und der lädierten Gebiete durch Injektion von der Nierenarterie 
nachzuweisen. Das lädierte, d. h. von der Blutzufuhr abgeschnittene 
Gebiet kann natürlich hierbei nicht injiziert werden, und hieraus lassen 
sich mit Sicherheit die Infarcte nachweisen. Verf. benutzte zur Injektion 
eine Quecksilberterpentinmischung, die nach Setzung einer Läsion von der 
art. ren. in die Niere eingespritzt wurde. Dann wurden die Präparate ge- 
schnitten und durch das Röntgenbild — teilweise stereoskopisch — dar- 
gestellt. Während das Bild bei den unverletzten Partien die Gefässbäume 
ausserordentlich genau auf der Platte zeigte, blieben die Stellen der Läsion 
naturgemäss auf der Platte homogen. Die wichtigsten Ergebnisse der 
Untersuchungen lassen sich kurz dahin zusammenfassen: Die Injektions- 
methode mit für Röntgenstrahlen undurchlässiger Masse lässt den Effekt 
einer Schnittverletzung gut erkennen. Längs- und Querschnitte können 
bei Steinleiden gross genug gemacht werden, ohne den Fortbestand der 
Niere zu gefährden. Der Querschnitt gewährt grössere Sicherheit vor der 
Gefässverletzung als der Längsschnitt. Die anderen Schlussfolgerungen 
sind chirurgisch-technischer Natur. Goldstein, Berlin. 


Sonstige Drüsen und Genitalien. 


1724. Delitala, F. — „La foie du chien après l'ablation complète de 
l'appareil thyreo-parathyreoidien.“ Arch. ital. de biol., 1908, Bd. 49. 
p. 109. 

Die Leberläsionen können verschiedener Natur sein. Es gibt keine 
konstanten Beziehungen zwischen den Leberläsionen und dem thyreo-para- 
thyreopriven Syndrom; in einer grossen Reihe von Fällen, bei sehr ernsten 
Syndromen, ist die Leber sehr wenig oder gar nicht verändert. Diese 
Tatsachen stimmen mit denchemisch-physiologischen Untersuchungsresultaten. 
die am Harn dieser Tiere gewonnen wurden, überein, Resultate, die, indem 
sie danach tendieren der Leber in der Entwickelung des thyreo-parathyreo- 
priven Syndroms jede Wichtigkeit abzusprechen, im Gegenteil die von 
Prof. Conradi angenommenen Beziehungen zwischen dem thyreo-parathyreo- 
diven Apparat und der Niere, einem Organ, das sich im Gogenteil ständig 
verändert und in einem den thyreo-parathyreopriven Symptomen proportio- 
nalem Mass dies tut, besser hervortreten lassen. L. Asher, Bern. 


Personalien. 


Berichtigung: Herr v. Vamoszi-Budapest ersucht uns zu berichtigen, dass 
er sicht zum ordentlichen Professor ernannt, sondern den Titel eines 
Ausserordentlichen Professors erhalten hat. 


Ernannt: 
Prof.: Dr. E. Czaplewski-Köln. 
Aussererdentl. Pruf.: Dr. F. Rolly-Leipzig. 


Habilitiert: Dr. R. Maresch-Wien (path. Anat.); Dr. E. Brezina-Wien 
| (Hyg. techn. Hochschule). 


Jubiläen: Geh. Med. Prof Dr. Hermann-Königsberg feierte am 21. Oktober 
seinen 70jährigen Gburt-tag; Prof. Dr Ribbert-Bonn begiug das 
25jährige Professorenjubiläum. 


Biophysikalisches Centralblatt 














Bd. HI. Zweites I Dezemberheft 1908 No. 22/23. 22/23. 


Physik. 


1525. Duhem, Pierre. — „Ziel und Struktur der physikalischen Theorien.“ 
Übersetzt von Fr. Adler, mit einem Vorwort von Ernst Mach, Leipzig, 
Barth, 1908. 

Das Buch ist der erfolgreichste Versuch, die Naturwissenschaft als 
reine Erfahrungswissenschaft zu begründen u. z. unterscheidet es sich da- 
durch von allen bisherigen ähnlichen Bemühungen, weil diese immer mit 
philosophischer oder mit erkenntniskritischer Methodik die Begründung 
unterrahmen. Mach nennt in seiner Einleitung auch dieses Buch eine 
„eigenartige philosophische Arbeit“ und dieses Urteil ist insofern richtig, 
als Duhem die Geschichte der Philosophie auch in diesem Buche meister- 
haft beherrscht und verwertet, im übrigen aber versucht er ohne jede 
metaphysische Zugrundelegung den Begriff der physikalischen Theorie aus 
den physikalischen Prinzipien selbst aufzubauen. Er zeigt zwar, dass 
im allgemeinen die physikalischen Theorien eine gewisse Ähnlichkeit mit 
der Philosophie besitzen — insofern sie alle beide recht ephemer sind, 
aber er zeigt weiter, dass diese Ähnlichkeit nur so lange besteht, als man 
in den Theorien Erklärungen sieht, sobald man aber in der Theorie nur 
erklärende Bilder sieht, wird die eigentliche Beschreibung des Vorgangs 
dasjenige, was im Gegensatz zu jeder Philosophie bleibenden Wert besitzt 
und die Theorie ist dann immer nur die möglichst geeignete Zusammen- 
fassung. 

Dem Buche merkt man besonders in seinem zweiten Teile, der von der 
Struktur der physikalischen Theorien handelt, deutlich und dankbar an. 
dass es nicht aus einer Betrachtung über allgemeine Begriffe hervorging. 
sondern seine Entstehung der täglichen Praxis der Wissenschaft verdankt. 
Es wird hier in anschaulichster Weise geschildert, wie eigentlich praktisch 
aus dem Experiment heraus ein Gesetz und dann eine Theorie aufgestellt 
wird. Diese Kapitel sind äusserst lesenswert für jeden Experimentator. 
auch in rein praktischer Beziehung: sie lehren, was man aus einem 
Experiment wirklich schliessen darf und ihr genaues Studium kann 
manchen vor mancher übereilten Schlussfolgerung bewahren. 

Gerade aus diesem Grunde dürfte das Buch für viele 
Mediziner von grösstem Nutzen sein. 

In dem ersten Teil, in dem das „Ziel der physikalischen Theorien“ (im 
französischen Text heisst es „objet "de la théorie physique“) abgehandelt 
wird, fesselt vornehmlich das stete Zurückgreifen auf Beispiele aus der 
Geschichte der Physik. Verf. versucht eben auch hier nicht, als „Objekt 
und Ziel“ etwas hinzustellen, was er sich ausgedacht, sondern vornehm- 
lich will er schildern. was das wirkliche „Ziel und Objekt“ der. Natur- 
schaft ist, resp. gewesen ist. Doch wo er darüber hinausgeht — in dem 
sehr interessanten Kapitel über die abstrakten Theorien und die mechanischen 
Modelle — und in gewissem Gegensatz zu seinen sonstigen Ausführungen 
eine bestimmte Formulierung (nämlich die Beschreibung durch mechanische 
Modelle)für minderwertig erklärt, dürfte erder allgemeinen Zustimmung nicht so 
sicher sein wie in allen anderen Kapiteln. G. F. Nicolai, Berlin. 

Biophys. Centralbl. Bu. 111. Fi 


— 658 — 


1726. Rothe, E. — „Influence de la pression sur l'ionisation produite 
dans les gaz par les rayons X. Courant de saturation.“ C.-R., Bd. 147. 
p. 485—488, November 1908. 

Im Verlauf von Untersuchungen über den Einfluss des Druckes auf 
die durch die X-Strahlen bewirkte lonisation hat Verf. zunächst festgestellt. 
dass von 0,1 bis 5 Atmosphären die Intensität des Sättigungsstromes 
proportional mit dem Druck steigt. Heinrich Davidsohn. 


1727. Burian, Richard (Physiol. Lab. d. zool. Station, Neapel). — „Er 
Apparat zur Erzeugung von gleichartigen Induktionsströmen (resp. von 
Kettenstromstössen) alternierender oder gleichbleibender Richtung.“ 
Zeitschr. f. physiol. Technik, Bd. I, H. 3. Mit 5 Figuren und 9 Kurven. 


Allgemeine Biologie, Physiologie und Pathologie. 


1728. Falger, F. (Zool. Inst, Wien). — „Untersuchungen über dus 
Leuchten von Acholoe artericola.“ Biol. Zentrbl., Bd. 28. p. 641— 649. 
Okt. 1908, 

Das Leuchten des Wurmes kann spontan erfolgen, ist aber stärker 
nach mechanischer, chemischer, thermischer oder elektrischer Reizung. 

Bei lokaler mechanischer Reizung (Nadelstich) pflanzt sich das 
Leuchten von der gereizten Stelle aus schnell, doch sichtbar vorwärts und 
rückwärts fort. 

Salzsäure ruft Leuchten hervor. Nach Kalilauge (NaOH) [sic!] erfolgt 
keine Lichtabgabe. 

Temperaturerhöhung bis zur Maximaltemperatur von ca. 40° C. bedingt 
Leuchten. Bei letzterer Temperatur erlischt es, bald folgt der Tod des 
Tieres. 

Kohlensäure erwies sich als indifferent. Sauerstoffzufuhr liess 
bei Versuchen mit Wechselstrom die untere Reizschwelle herabsinken. 
In sauerstofffreiem Seewasser, durch welches noch (weshalb?) Kohlen- 
säure geleitet wurde, war kein Leuchten zu erzielen, obwohl das Tier durch 
seine Krümmungen starke Reizung verriet. Wieder in gewöhnliches See- 
wasser gebracht, leuchtete es sofort. 

Sauerstoff ist also (auch hier) notwendige Vorbedingung für das 
Leuchten. 

Auch die abgelösten Elytren (schuppenförmige Schilder, von deren 
Randpartie das Leuchten ausgeht) können noch 13 Stunden in Seewasser 
nach Reizung leuchten (gegen Pancer). V. Franz. 


1729. Bethe, Albrecht, Strassburg (Physiol. Abt., Zool. Station, Neapel). — 
„Die Bedeutung der Elekrolyten für die rhythmischen Bewegungen 
der Medusen. I. Teil. Die Wirkung der im Seewasser enthaltenen 
Salze auf die normale Meduse.“ Pfiüg. Arch., 1908, Bd. 124, p. 541 
bis 577. 

Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung von künstlichem 
und natürlichem Seewasser auf Rhizostoma ergaben zunächst, dass sich ein 
den natürlichen Seewasser auch nur annähernd gleichwertiges künstliches 
Seewasser weder nach der van't Hoffschen Formel noch einem angeführten 
Rezepte herstellen lässt, dass indessen das künstliche Seewasser in bezug 
auf Erhaltung der Pulsationsfähigkeit dem natürlichen gleichwertig oder 
überlegen wird, wenn es mit CaCO, gesättigt ist, eine Wirkung der un- 
dissoziierten CaCO,-Molekiile. 


— 69H — 


NaCl hat bei Abwesenheit oder ungenügender Anwesenheit der anderen 
Seewassersalze auf die normale Meduse eine zunächst erregende und später 
lähmende, doch vollkommen reversible Wirkung. Caleciummangel bei An- 
wesenheit aller anderen Salze ruft schnell vollkommene, aber gut reversible 
Lähmung hervor. Bei Wiederzutritt der natürlichen Ca-Menge tritt vor- 
übergehende Erregung ein. In geringem Überschuss, wirkt Ca auf lange 
Zeit beschleunigend und verstärkend, bei grossem Überschuss lähmend, 
Magnesiumchlorid und Magnesiumsulfat üben auf Rhizostoma und Carmarina 
eine ausgesprochen primär lähmende Wirkung aus. Kalium hat eine er- 
regende Wirkung auf den Rhythmus. 

In Gemischen mehrerer Salze tritt auch der depressive Charakter der 
Meg-Salze hervor; die erregenden Eigenschaften addieren sich nicht ohne 
weiteres: vielmehr treten hierbei andere Eigenschaften der Kationen in den 
Vordergrund. 

Die Meduse ist so angepasst, dass bei Anwesenheit aller Bestandteile 
im richtigen Verhältnis die rhythmischen Bewegungen gerade ablaufen 


können, Mangold, Greifswald. 
1730. Meisenheimer, J. (Zool. Inst., Marburg). — „Über den Zusammen - 


hang von Geschlechtsdrüsen und sekundären Geschlechtsmerkinalen 
bea den Arthropoden.“ \Verhdl. d. Dtsch. Zool. Ges.. 18. Jahresvers.. 
1908, p. 84—96. 

Exstirpation der Geschlechtsdrüsen bei Raupen ist ohne Wirkung auf 
die sekundären Geschlechtsmerkmale beim Falter, ebenso die gleichzeitige 
Entfernung des Heroldschen Organes, d. i. der gemeinsamen Anlage von 
den Nebendrüsen und Ableitungswegen der männlichen Geschlechtsdrüse, 
Wirkungslos ist auch die Implantation von Hoden in den weiblichen, von 
(ivarien in dem männlichen Raupenkörper, obwohl die implantierte Ge- 
schlechtsdrüse sich stets voll mit Geschlechtsprodukten erfüllte, und im 
Falle der Ovarienimplantation die Hoden sogar verdrängte und ihre Aus- 
führungsgänge sich mit den Stümpfen der Vasa deferentia verbanden. 

Bei Zwittern ist beobachtet worden, dass der äussere Charakter einer 
Schmetterlingshälfte nicht immer dem inneren Charakter entsprach. 

Ist also die Lehre von der Korrelation zwischen äusseren und inneren 
Geschlechtsmerkmalen nicht haltbar, so muss die Entstehung von beiden. 
ihre gemeinsame Ursache in etwas Drittem haben. 

Interessant ist, dass gewisse Weibchen besonders zur Erzeugung von 
Zwittern neigen und dass Zwitter häufig bei Bastarden auftreten, besonders 
häufig bei Bestarden zweiter Generation. Die geschwächte geschlechtliche 
Konstitution der Eltern scheint also die Zwitterbildung zu begünstigen. 
Der häufige Zwitter Argymius paphia var. valesina $ var. typica d wäre also 
2. B. entstanden zu denken aus der unvollkommenen Vereinigung einer 
Z typica und einer © valesina-Geschlechtszelle. V. Franz. 


1731. Loeb, J. (Physiol. Lab., Univ. California Berkely). — Uber Helio- 
tropismus und die periodischen Tiefenhewegungen prlagischer Tiere.“ 
Biol. Zentrbl., 1908, Bd. 28. p. 732 — 736. 

Gegen Bauer (Zeitschr. f. allg. Physiol.. Bd. VIII. 1908) macht Loeb 
geltend, dass heliotropischo Tiere auf vertikal einfallendes Licht in gleicher 
Weise reagieren wie auf horizontales, und dass daher der Verwertung 
dieser Erscheinung für die Erklärung der periodischen Tiefenbewegungen 
der pelagischen Meerestiere nichts im Wege stände. Wenn Bauer bei seinem 

He 


— 660 — 


Versuchsobjekt, Mysiden, zu anderen Ergebnissen kam, so müsse dies an 
anderweitigen, speziellen Ursachen liegen. V. Franz. 


1732. Braem, F. — „Über die Umwandlung plasmutischer Granula zu 
halbımondförmigen Körpern.“ Anat. Anz., Bd. 33, H. 13/14, 17. Okt. 
1908. 

M. Heidenhain u. a. machten den Befund, dass bei gewissen Drüsen- 
zellen von Wirbeltieren die Drüsenzellengranula homogenen, von einem hellen 
Hof umgebene Körper sind (primäre Granula). Diese differenzieren sich, indem 
auf der einen Seite eine kappenförmige Wandverdickung auftritt, während der 
übrige Teil, der Träger, unempfänglich für Farbstoffe ist (Halbmun!- 
körperchen). Die Trägersubstanz quillt auf und löst sich. Die Kappe 
sinkt zu einem rundlichen klümpchen zusammen (sekundäre Granula). 

Verf. fand ähnliche Verhältnisse auch beim Ei von Pilumatell: 
(Bujozoën). Er schliesst, dass die von Heidenheim gefundenen Struktur- 
änderungen allgemeine Bedeutung für die Zelle überhaupt haben. Die 
Granula sind bei Plumatella von beträchtlicher Grösse, sie entstehen ohie 
sichtbare Einwirkung des Kerns im Plasma, der Übergang ins Halbmoni- 
stadium wird durch kernähnliche Bildungen im Träger vermittelt. 

W. Berg, Strassburg. 

1733. Pearl, Maud D. und Pearl, R. — „On the relation of race crossiny 
to the sex ratio.“ Biolog. Bull., Bd. XV, p. 194—205, Sept. 1905. 

Die während der letzten 10 Jahre gesammelten Daten zeigen. dass 
die Anzahl der männlichen Kinder die der weiblichen übertrifft, wenn die 
Eltern verschiedlichen Völkerschaften angehören. Demographische Eintlüsse 
können hierfür nicht verantwortlich gemacht werden. Die Daten wurden 
in Buenos Ayres gesammelt; 200 000 Geburten kommen in Betracht. 

B.-0. 

1734. Giglio-Tos, E. (Inst. f. vergleichende Biol. u. Anat., Cagliari). — 
„L'eredità negli organismi e linterpretazione chimica della vite.“ {Die 
Vererbung bei den Organismen und die chemische Auffassung des Lebens). 
Biologica, Bd. 1, H. 4. 

Verf. hebt vor allem hervor, dass er eine chemische Auffassung des 
Lebens zuerst, und zwar schon 1899, befürwortet und dann in drei, 1903 bis 
1905 erschienenen Bänden (Les Problemes de la Vie) ausführlich dargelegt hat. 

Unter Voraussetzung der übrigens unbestrittenen Tatsache, dass die 
allen Organismen gemeinen, wesenflichsten Lebenserscheinungen, die der 
Assimilation und der Reproduktion sind, nahm sich Verf. vor zu beweisen. 
dass die Assimilation — im Gegensatze zu dem, was heutzutage noch von 
den meisten Autoren angenommen wird, die Assimilation sei eine chemische 
Erscheinung, welche den allgemeinen chemischen Gesetzen entgeht — vielmeh? 
zu den gewöhnlichen chemischen Reaktionen der organischen Verbindung 
in Beziehung gebracht werden kann. Zur Begründung dieser Behaupturx 
führt er ein konkretes Beispiel an, indem er zeigt, wie aus einem einzigen 
Essigsäuremolekül mittelst bekannter chemischer Reaktionen zwei Molekiüir 
erhalten werden können. Das Essigsäuremolekül wird zunächst, unter At- 
wendung von Phosphorpentachlorid in Acetylchlorid verwandelt; letzteres 
verwandelt sich unter der Wirkung von Zinkäthyl in ein Methyläthylcheten- 
molekül, das seinerseits unter dem Einfluss des Sauerstoffs in zwei Essie- 
säuremolekile zerfällt, womit eine ähnliche Erscheinung zustande kommt. 
wie bei einem durch die Assimilation bis zur Reproduktion gelangten 
Mikrokokkus. Das Phosphorpentachlorid, das Zinkäthyl und der Sauersiwf 


— 601 — 


geben die Nahrungsstoffe der Essigsäure ab, während das Phosphoroxy- 
chlorid die Salzsäure und das Zinkchlorid, welche die Nebenprodukte der 
erwähnten Reaktionen sind, die Sekretionsprodukte der Essigsäure dar- 
stellen. 

Verf. führt die Verwandlung des Essigsäuremolcküls an als den Typus 
der Reaktionen, die in den Molekülen der lebendigen Organismen vor sich 
sehen sollen, welche er als „Biomoleküle* bezeichnet, und zwar nicht etwa, 
lass dieselben als eigentümliche Moleküle anzusehen wären, deren Eigen- 
schaften anders wären, als bei den übrigen organischen Molekülen, sondern 
insofern denselben die Tätigkeit eigen ist, die charakteristischen bei ihrer 
Assimilation vorkommenden Verwandlungen unter den physikalisch-chemischen 
Bedingungen ihrer Umgebung zu vollbringen. Verf. nimmt ferner an, dass 
jede lebendige Partikel ein Aggregat von Biomolekülen darstelle und dass 
die Zelle aus mehreren solchen Partikeln bestehe, die er als Biomore be- 
zeichnet, welche in einer Flüssigkeit, der Interbiomorenflüssigkeit, schwimmen, 
welche vorwiegend aus Wasser besteht und in welcher zugleich die von 
den Biomolekülen bei der Assimilation sezernierten Substanzen, und die 
Nahrungsstoffe gelöst sind, dementsprechend, was bei den Zellen der mehr- 
zelligen Organismen geschieht, welche in der Flüssigkeit, in der sie 
schwimmen (Lymphe oder Blut), die ihnen nötigen Nahrungsstoffe finden 
und zugleich in dieselbe ihre Sekretionsprodukte ergiessen. 

Die Spaltung der Biomoleküle führt, nach dem Verf., zur Spaltung 
der Biomore und die Orientierung der letzteren zu der Teilung der Zelle, 
die Verf. im ersten Bande der oben erwähnten Abhandlung sehr eingehend 
bespricht. 

Wenn Verf. mit Recht die Priorität seiner Auffassung beansprucht, 
so sieht er doch zugleich mit Freude ein, dass hervorragende Biologen, wie 
Hatschek, Fick und Häcker ihrerseits zu denselben Überzeugungen ge- 
langt sind, was zu beweisen scheint, dass seine Auffassung höchst wahr- 
scheinlich die einzige ist, welche die Lösung einer der wichtigsten Grund- 
fragen der Biologie mit Sicherheit liefern wird. Ascoli. 


1535. Meves, Friedrich. — „Die Chondriosomen als Trüger erblicher 
Anlagen. Cytologische Studien am Hühnerembryo.“ Arch. f. mikr. Anat., 
1908, Bd. 72, No. IV. : 

Zur Frage, ob der Kern bei der Vererbung allein eine Rolle spiele, 
oder ob es auch eine cytoplasmatische Vererbung gebe, hat Verf. seine 
Aufmerksamkeit auf die Mitochondrien gerichtet, die bereits von Bender 
als die Träger einer spezifischen Funktion bezeichnet wurden. Verf. stellte 
fest, dass diese Mitochondrien oder Chondriokonten, die in embryonalen 
Zellen vorkommen, die Anlagesubstanz für die’ verschiedensten Faser- 
strukturen, wie Myofibrillen, Neurofibrillen, Neurogliafasern und Binde- 
xewebsfasern darstellen. Ferner glaubt Verf., dass die Mitochondrien an 
der Befruchtung teilnehmen, d. h., dass die Chondriosomen der embryonalen 
Zellen teils von der männlichen, teils von der weiblichen Geschlechtszelle 
abstammen. Mithin stellen die Chondriosomen eine eytoplasmatische Erb- 
substanz dar. 

Die Chondriosomen liefern das materielle Substrat für alle Differen- 
zierungsprozesse. Verf. glaubt allerdings nicht, dass den Chondriosomen 
allein die vererbende Kraft zukomme. Die Vererbung wird vielmehr durch 
Protoplasma und Kern zusammen bewirkt, und zwar übertragen die Chromo- 
somen die Charaktere des Kerns, die Chondriosomen, die «des Plasmas. 


— 662 — 


Lie Strukturverhältnisse der Chondriosomen scheinen die Annahme ir: 
Naegelischen Idioplasmas zu stützen. Der Einwand, dass bei der Teilnahme 
des Plasmas an der Vererbung eine Summierung der Erbmasse eintreten 
würde, ist hinfällig, da bei Chondriosomen ebenfalls wie bei Kernen eine 
Reduktion beobachtet wurde. Robert Lewin. 


1736. Roepke, Walter (Entomolog. Museum, Zürich). — „Ergebnisse aw 
tomischer Untersuchungen an Standfussschen Lemdopterenbastarden.* 
Jenaische Zeitschr., 1908/09. Bd. 44, p. 122. 

Am normalen Smerinthus ocellata, populi und populi var. Austauü 
(einer geographischen Varietät) ist die Variationsbreite in der Längen- 
ausdehnung der Genitalorgane beträchtlich, z. T. bis über 100°/,. und für 
jede Form verschieden. 

Der Hoden ist auf dem lImaginalstadium einkammerig, indem die 
Trennungswände der 8 Hodenkammern resorbiert werden und wahr- 
scheinlich Nährstoffe für die heranreifenden Keimelemente bilden. 

Bastarde zwischen ocellata d und populi $ (der sog. hybr. hybridusı 
und zwischen ocellata d und populi var. Austauti $ (hybr. operosa) zeigten 
folgende Degenerationen der Genitalorgane: bei den Männchen Miss- 
bildungen der ableitenden Gänge, Grössenreduktionen der Hoden ev. bis 
zum Schwinden, Ausbildung nur weniger verkümmerter Spermatozorn. 
Auftreten abnormer Riesenspermien; bei den Weibchen vor allem stets 
Fehlen der Ovarien. 

Die hybr. operosa waren im allgemeinen vollikommener ausgebildet 
als die hybr. hybridus. auch traten unter ihnen relativ mehr Weibchen auf. 

Die Bastardmännchen zeigten stets bis in minutiöse Details iuter- 
mediären Charakter zwischen beiden Eltern. 

Hier sei noch erwähnt, welche fünf Abstufungen der Sexualität nach 
Verf. an Standfussschen Schmetterlingsbastarden überhaupt bei bloss äusser- 
licher Untersuchung erkennbar sind: 

. Sexuelle Atypie. 

. Die Bastardgeneration von nur einem Geschlecht, meist =, 

3. von beiden Geschlechtern, doch sind die $ unfruchtbar. 

4. Die Weibchen legen geringe Mengen Eier, die nicht entwickelungs- 

fähig sind, 

b. Die Weibchen legen Eier in normaler Zahl, die Eier zeigen dann 

die verschiedensten Grade von Entwickelungsfähigkeit und ergeben 
im besten Falle eine bescheidene Anzahl Männchen. 
V. Franz. 

1737. Basile, C. (Lab. f. vergleichende Anatomie, Rom). — „Influenza 
della lecitina sulla determinazione del sesso e sui caratteri Menis- 
lani.“ (Uber den Einfluss des Lecithins auf die Bestimmung des Ge- 
schlechts und auf die Mendelschen Charaktere). Acc. Lincei, 1908. Bd. I. 
H. 10. 

Verf., der die schon von Russo angestellten Versuche wieder aufnahm. 
konnte dabei erkennen, dass nach subkutaner Injektion von in \aselir"l 
oder als auch in Kochsalzlösung gelösten Lecithins eine experimentelle Be- 
stimmung des weiblichen Geschlechts sich nicht erzielen lässt. Die ven 
Russo hervorgehobene, scheinbare Erhöhung des Prozentsatzes der \vu- 
geborenen weiblichen Geschlechts ist, nach dem Verf. auf die, im Mutter- 
leibe stattfindende Mortalität von Föten vorzugsweise männlichen Geschiech!s 
zurückzuführen. 


N = 


N 


— 663 — 


Eine solche Mortalität von Föten scheint bei mit Leeithin behandelten 
Kaninchen höher zu sein, sie trifft jedoch auch bei nicht injizierten Kontroll- 
kaninchen ein. Für die Annahmen des Verfs. sprechen einerseits Jer 
Umstand, dass im Mutterleibe der Kaninchen in Degeneration begriffene 
Föten vorgefunden wurden, anderseits die von ihm angeführten statistischen 
Zahlen. 

Um sein Studium zu vollenden, hat Verf. neue Untersuchungen an- 
gestellt, während er doch zugleich die erwähnten Experimente weiter 
fortsetzt. 

In Anbetracht der erhobenen Befunde hält es Verf. kaum für möglich, 
dass dem Mendelschen Gesetze widersprechende Erscheinungen bei Kaninchen 
experimentell hervorgerufen werden könnten. Ascoli. 


1738. Schultz, E., St. Petersburg. — „Über ontogenetische und phylo- 
genetische Rückbildung.“ Biol. Zentrbl., 1908, Bd. 28, p. 673—678, 
105—710. A 

Die Arbeit schliesst sich der Schrift des Verfs. an „Uber umkehr- 
bare Entwickelungsprozesse usw.“, Vortr. u. Aufs. über Ent- 
wickelungsmechanik, H. IV, Leipzig 1908. Verf. sucht den Nachweis zu 
erbringen, dass rudimentäre Organe in der Ontogenese allgemein ìn der 
Weise entstehen, dass zunächst das Organ vollendet ausgebildet wird und 
dann ein umgekehrter Entwickelungsprozess, also eine Zerstörung 
der jüngsten Zellen eintritt. Je später in der Phylogenese, um se eher 
wird freilich die Rückentwickelung beschleunigt werden, durch direkte 
Resorption, oder endlich Differenzierung und Rückdifferenzierung fallen 
ganz fort, Abbreviation (Mehnert). Leukocyten deportieren stets nur 
sekundär das bereits Degenerierte. 

Verf. führt eine interessante Reihe von Beispielen an. So zeigt das 
rudimentäre, rückgebildete Auge von Thyphlichthys Fehlen der Augen- 
muskeln und eine wieder aufgetretene Höhle der fötalen, primären Augen- 
blase, V. Franz. 


1739. Reichenow, Eduard. — „Die Rückbildungserscheinungen am Anuren- 
darm während der Metamorphose und ilre Bedeutung für die Zell- 
forschung.“ Arch. f. mikr. Anat., 1908, Bd. 72, H. 4. 

Bei der Metamorphose ungeschwänzter Amphibien erfährt der Darm 
eine Verkürzung und eine Verengerung seines Lumens. Hierbei finden 
eine histologische Umwandlung im Darmepithel statt, wobei grosse Zell- 
massen degenerieren. Da nun diese Degeneration nicht durch sehädigende 
Einflüsse, etwa durch Toxine, zustande kommt, sondern lediglich durch die 
Entwickelung des Organismus bedingt ist, so können wir alle im Zelleib. 
gefundenen Gebilde auf einen normalen Vorgang des ÄAbsterbens beziehen. 
Dieser „normale Degenerationsvorgang* wird uns gestatten, gewisse Er- 
scheinungen in pathologisch veränderten Geweben zu erkennen und zu 
deuten. Bei den Degenerationserscheinungen handelt es sich hauptsächlich 
um eine Zerkleinerung des Kerns und um Pigmentbildung. Die Pigment- 
körnchen gehen wahrscheinlich aus der Kernsubstanz hervor, Die bei der 
Kernzerteilung beobachteten Bilder zeigen auffallende Ähnlichkeit mit den 
bei Vaccine beobachteten Guarnierischen Körperchen. Analogien fand Verf. 
ferner bei der Vergleichung der normalen Bilder mit Degenerationsbildern 
von Zellen menschlicher Sarkome. Überall, wo wir es mit Zelldegeneration 
zu tun haben, treten die gleichen Bilder auf. Robert Lewin.. 


— 664 — 


1740. Child, C. M. (Zoolog. Lab., Univ. of Chicago). — „Form regulation 
in Cerianthus aestuarii.“ Biolog. Bull, Bd. XV, p. 27—53, Juni 1908. 
Ein Ersatz findet nicht statt, wenn das Cavum entericum nicht durch 
Wasser aufgebläht ist. Der innere Druck ist sowohl bei der Bildung neuer 
Teile, sowie bei dem Fortbestehen aller von grösster Bedeutung. Eine 
Verringerung des Druckes führt zu Rückbildungen. B.-0. 


1741. Child, C. M. (Zoolog. Lab., Univ. of Chicago). — „The physiologicul 
basis of restitution of lost parts.“ Journ. of Exp. Zoology, Bd. V. 
p. 485 bis 501, Juni 1908. | 

Die Wiederherstellung zerstörter Teile beruht auf einer Tendenz des 
Körpers, ein physiologisches Gleichgewicht wieder zu gewinnen. Die Re- 
gulierung der Form ist ein physiologisches Problem und nicht ein Problem 
sin generis. Weiterhin widerlegt Verf. die von S. J. Holmes dargebrachte 
Kritik seiner Hypothese. B.-O. 
1742. Linton (Washington a Jefferson College, Pa... — „The process uf 

egg-makıng in a trematode.“ Biolog. Bull., Bd. XV, p. 19—26, Juni 
1908. 

Folgende Vorgänge werden unterschieden: 

a) Eine Masse Dotter verlässt den Sack. 

b) Der Dotter passiert den Ductus und kommt mit dem Keim zu- 

sammen, worauf 

c) beide gegen den Ootyp wandern. 

d) Hier bildet sich das Ei aus. 

e) Eine neue Keimmasse, welche dem Ductus seminalis entstammt. 

erreicht der Ootyp. 

f) Es entsteht eine Pause und darauf kräftige Kontraktionen der 

Wände des Ootyp mit folgendem Auswurf des Eies. 
B.-0. 

1743. Lubosch, W. (Anat. Inst. Jena). — „Die stammesgeschichtliche Ent- 
wickelung der Synovialhaut und der Sehnen mit Hinweisen auf die 
Entwickelung der Kicefergelenke der Süugetiere.* Biol. Zentrbl., 1908. 
Bd. 28, p. 678—697. 

In dieser Arbeit sucht Verf. darzutun, dass der Knorpel, ein (ie- 
webe, welches allgemein eine primäre faserige Grundlage besitzt, auch 
von sich aus im Falle geeigneter Zugreizwirkungen faserige Gewebe bilden 
könne, auch die Synovialhaut und Sehnen könnten phylogenetisch von ihm 
aus entstehen. 

Wenn dann wiederum in den Sehnen Knorpel aufträten, so sei diese 
sekundäre Erscheinung viel tiefer in der Natur des Gewebes begründet. 
als man bisher annimmt. 

Ref. glaubt auf Grund eigener Untersuchungen hinzufügen zu dürfen, 
dass die vergleichende Betrachtung des Skleragewebes in den verschiedenen 
Wirbeltierklassen (resichtspunkte liefere, welche die gedankenreichen Aus- 
führungen des Verfs. sehr wahrscheinlich erscheinen lassen, 


V. Franz. 


Specielle Physiologie und Pathologie. ` 
Drüsen und Genitalien. 
1744. Gozzi, C. (Lab. f. allg. Path. u. Histol., Pavia). — „Le allerazioni 
del fegato nei cani operati di paratiroidectomia totale.“ (Die leber- 


veränderungen bei Hunden nach totaler Parathyreoidektomie.) Gazz. 
Med. Ttal., 1907. Bd. 58, No. 47. 


— 665 — 


Aus den vom Verf. vorgenommenen Untersuchungen geht hervor, 
dass bei parathyreoidektomierten Hunden sich regelmässig bedeutende Ver- 
änderungen an der Leber einstellen, und zwar sowohl wenn der Tod gleich 
nach der Operation erfolgt, als wenn derselbe dank den Mitteln, welche 
die Intensität und Häufigkeit der Krämpfe der durch die Parathyreoidektomie 
hervorgerufenen Tetanie verringern, aufgeschoben wird. Verf. konnte 
durch Darreichung per os von flüssigem Extrakt von Veratrum viride 
die operierten Tiere sogar 50 Tage am leben erhalten. 

Die Läsionen der Leber scheinen um so schwerer und ausgedehnter 
zu sein, je häufiger und intensiver die Tetaniekrämpfe, welche den Tod 
herbeiführen, auftreten. Diese Läsionen betreffen sowohl die Leberblut- 
gefüsse, als die l,eberzellen, obwohl in einzelnen Fällen die Veränderungen 
des einen oder des anderen Systems vorwiegen. 

Autoreferat (Ascoli). 
1745. Cimoroni, A. — „Sur la greffe des parathyreoides.“ Arch. ital. de 
biol., 1908, Bd. 49, p, 144. 

Die [mplantation der vier Parathyreoiden gleichzeitig mit ihrer Ex- 
stirpation bei demselben Hunde ist in der grössten Mehrzahl der Fälle im- 
stande, die heftigen uud tödlichen Phaenomene des parathyreopriven Zu- 
standes hinauszuschieben. In den implantierten Parathyreoiden ist die peri- 
phere Zone imstande, eine beschränkte Zeitlang zu funktionieren; über die 
hinaus stirbt sie, ebenso wie die thyreoidalen Implantationen. Das Ganze 
der morbiden Phänomene, die dem allmählichen Verschwinden des Teiles 
der Implantation, der wieder angegangen ist, folgen, ist durch einen Zu- 
stand der langsamen und progressiven Cachexie, die den Tod des Tieres 
hervorruft, charakterisiert. L. Asher, Bern. 


1746. Coronedi, G. — „Etude sur la physiologic de la glande thyreoïde 
et des glandes parathyreoïdes.“ Arch. ital. de biol., 1908, Bd. 49, p. 37. 
Resümee von andernorts publizierten Studien (Studi sassaresi ann, V. 
Sezione 2®, fasc. 1 et 2, p. 1—133) über die biologische Funktion der 
Halogen substituierten Fette in ihrer Beziehung zu Schilddrüse und Para- 
thyreoidea. L. Asher, Bern. 


1447. Calderara, A. (Inst, f. pathol. Anat., Turin), — „Mixedema da 
atrofia della tiroide con ipertrofia della ıpofisı.“ (Mixoedem infolge von 
Atrophie der Thyreoidea nebst Hypertrophie der Hypophyse.) Gior. R. 
Accad. Med. Torino, 1908, Bd. XII, H. 1—8. 

Aus dem Vergleich zwischen einem von Verf. untersuchten Falle mit 
den von den übrigen Autoren beobachteten Fällen geht hervor, dass die 
regressiven Veränderungen der Schilddrüse und die progressiven der Hypo- 
physe eine sich regelmässig einstellende Erscheinung sind, deren Bedeutung 
Verf. zu erörtern sucht. Nach Erwähnung der bisher gegebenen Erklä- 
rungen dieser Erscheinungen und der verschiedenen über die Funktion 
der Hypophyse aufgestellten Theorien hebt Verf. hervor, dass die Ab- 
weichungen zwischen den einzelnen Lehren sowohl auf dem histologischen 
als auf dem experimentellen Gebiete noch bedeutend sind. 

Der von ihm untersuchte Fall von Myxoedem bestätigt die in den 
übrigen bisher beobachteten Fällen wahrgenommenen Tatsachen in bezug 
auf die Hypertrophie der Hypophyse als Begleiterscheinung einer ursprüng- 
lichen Läsion der Schilddrüse: darum muss ein inniger Zusammenhang 
zwischen den beiden Organen bestehen: von einem vicariirenden Verhalten 

Biophysik. Centralbl., Bd. 1T. +8 


— 666 — 


im eigentlichen Sinn des Wortes darf vielleicht nicht die Rede sein: es 
scheint jedoch festzustehen, dass der Zustand der Thyreoidea einen Einfluss 
auf die Funktion der Hypophyse ausübt. Ascoli. 


1748. Cozzolino, O. (Pädiatrische Abt. d. med. Klin., Genua). — „La te- 
tania infantile secondo le recenti vedute etio-patogenetiche.“ ıDie 
neueren Anschauungen über ihre Atiologie und Pathogenese der Tetanie 
der Kinder.) La Liguria Medica, 1907, Bd. I, H. 15. 

Verf. erwähnt alle bisher aufgestellte Theorien unter besonderer Be- 
tonung derjenigen, welche die Tetanie auf den Ausfall der Parathyreoideae 
zurückführt und derjenigen, nach welcher die Tetanie der Kinder mit einer 
Veränderung im Kalkhaushalt im Zusammenhang stehen soll. Auf Gruni 
seiner eigenen Beobachtungen bestätigt Verf. das Fehlen jedes Zusammen- 
hanges der Tetanie (bzw. der Spasmophilie) mit Rachitis und hebt hervor. 
dass die Ernährung einen sichtlichen, unleugbaren Einfluss auf erstere 
ausübt. | Ascoli. 


1749. Ballowitz. — „Die kopflosen Spermien der Cirripedien.“ Zeitschr 
f. wiss. Zool., 1908, Bd. 91, p. 421. 

An den Samenfäden von Balanus sulcatus und Verruca Stroehmii 
machte Verf. die Beobachtung, dass diese Spermien kein Gebilde besitzen, 
das als Kopf anzusprechen wäre. Die Geisseln zeigten in ihrer ganzen 
Länge eine fibrilläre Struktur. Jedes Spermium ist aus einer hellen und 
aus einer dunklen Faser zusammengesetzt. Dies erinnert an den Bau der 
Geissel an Spermien vieler höherer Tiere. Aber bei den Cirripedion war 
auch durch Färbung kein Kopf abzugrenzen, und auch kein Kern nach- 
zuweisen. Wahrscheinlich ist, nach Verf., das Chromatin des Spermatocyten- 
kernes in eine der Fasern übergegangen. Robert Lewin. 


1750. Winiwarter et Sainmont. — , Nouvelles recherches sur l'orogrnèse 
et l’organogenèse de l'ovaire des mammifères (chats).“ Areh. d. Biol.. 
Bd. 24, H. 1, Aug. 1908. 

Die Studien der Verff. über die Oogenese wurden an Ovarien von 
Katzen ausgeführt, die durch die Gegenwart von Katern zur Brunst an- 
geregt worden waren. Bezüglich der Herkunft der Corpora lutea im 
Ovarium fanden Verff., dass diese teilweise von Follikelzellen herrühren, 
die hypertrophieren, ohne sich zu teilen, sich mit Fett füllen und die Cha- 
raktere der Zellen eines Corpus luteum annehmen. Zum anderen Teile 
tragen Bindegewebe und Gefässe zur Bildung der Corpora lutea bei. Die 
letzteren sind also nicht rein bindegewebigen Ursprungs; sie sind vielmehr 
vorzugsweise epitheliale Gebilde. Verff. schlagen vor, die gelben körper 
Xanthosome zu nennen, und zwar Holoxanthosome, diejenigen, die durch- 
gehends die gelbe Transformation zeigen, und Meroxanthosome die, die eine 
Zusammensetzung von Bindegewebe und gelben Zellen aufweisen. Die alte 
Einteilung in corpora lutea vera mit spuria möchten Verff. fallen lassen. 
Die Transformation von Follikelzellen in Zellen der Corpora lutea ist in 
letzter Linie von der Vascularisation abhängig. 

Die Ovulation steht unter dem direkten Einfluss des Coitus und voll- 
zieht sich mehrere Stunden nach letzterem. Durch den Reiz auf die 
Genitalorgane entsteht eine Hyperaemia des gesamten Genitalapparates. 
verbunden mit einer reichlichen Transsudation und einer Kontraction der 


— 661 — 


Muskelfasern am Hilus des Ovariums. Dadurch wird ein Druck auf den 
Inhalt der Follikel ausgeübt, wodurch letzterer geöffnet wird. 

Robert Lewin. 

1:51. Bouin, P. und Ancel, P. — „Sur le follicule de de Graaf mur et 
la formation du corps jaune chez la chienne.“ Soc. biol., 1908. Bd. 65, 
No. 29. 

Die Histogenese des gelben Kürpers im reifen Follikel der Hündin 
beginnt einige Zeit vor der Eiausstossung. Damit zusammen fällt die Er- 
scheinung der Brunst. Die Zellen des gelben Körpers differenzieren sich 
auf Kosten des Foilikelepithels. Emil Messner, 


Tierische Wärme. 


1752. Rancken, Dodo (Physiol. Inst., Helsingfors). — „Beiträge zur Kennt- 
nıs der Körperteinperatur des Menschen.“ Skand. Arch. f. Physiol., 
Bd. 21, p. 160—236, Okt. 1908. 

Die an einem 18 jährigen Studenten angestellten bolometrischen 
Messungen der Rektaltemperatur zeigen, dass die Muskeltätigkeit eine 
besonders wichtige Rolle in bezug auf alle Variationen der Körpertempe- 
ratur ausübt. Dagegen unterliegen die ununterbrochenen Oxydations- 
prozesse keinen grösseren auf die Rektaltemperatur bemerkbaren Ver- 
änderungen. 

Die Arbeit in einem einzelnen Körperteil muss verhältnismässig gross 
sein, um die Rektaltemperatur zu beeinflussen, wenn die übrige Muskulatur 
in absoluter Ruhe ist. So war z. B. in liegender schlaffer Stellung eine 
Arbeit von 400 kgm für 5 Minuten mit einem Beine notwendig, damit die 
körpertemperatur nicht unter 37° heralfallen sollte. Die geringe An- 
strengung des Stehens reichte, um die Temperatur auf 37,45° zu erhalten. 
Die durch Ungeduld erhöhte Muskeltätigkeit und Muskeltonus war auch 
hinreichend, die normale Temperaturabnahme herabzusetzen. 

Nahrungsaufnahme übt keinen sichtbaren Einfluss aus, wenn die 
Speise selbst keine grössere Menge Wärme zuführt oder entzieht, und 
wenn keine Muskeltätigkeit während der Mahlzeit eintritt. Entgegen- 
gesetzte Resultate sind auf die Muskulatur als Wärmequelle zurückzu- 
führen, hauptsächlich infolge eines erhöhten Muskeltonus, entstanden im 
Anschluss an die Kaubewegungen und das Wohlbehagen der wohl- 
schmeckenden Speise. S. Schmidt-Nielsen. 


1753. Boldyrefi, W. N. (Physiol. Inst. d. Milit.-mediz. Akad., St. Peters- 
burg). — „Über den Einfluss von hoher und niedriger Temperatur 
auf thyreoidektomierte Hunde.“ Centrbl. f. Physiol., 1908, Bd. 22, 
p. 310—317. 

Die typischen Anfälle tyreoidektomierter Hunde — Dyspnoe, Be- 
schleunigung der Herztätigkeit, Muskelzuckungen — sind von starker 
Temperaturerhöhung begleitet. 

Durch Erwärmen solch operierter Hunde lässt sich der Anfall will- 
kürlich hervorrufen, wobei die Körpertemperatur steigt, anderseits durch 
Abkühlung vorzeitig unterbrechen, wobei die Körpertemperatur fällt. Wie 
die direkte Erhöhung der Aussentemperatur Anfälle auslöst, so tun dies 
auch andere Vorgänge, die mit Wärmebildung im Tiere einhergehen, z. B. 
Arbeit. Bei allen diesen Versuchen wurden nicht-operierte Hunde als 
Kontrolitiere benutzt: während bei diesen die Temperatur nur um 0,5 —0,8' 

JS © 


— 6685 — 


schwankte, liessen sich bei operierten Hunden Schwankungen bis zu 1,0° 
erzielen. 

Zur Erklärung der Erscheinung wird angenommen, dass es sich 
nicht nur um eine Schädigung der thermoregulatorischen Apparate handelt. 
sondern dass auch die Wärmeproduktion durch Schädigung der quer- 
gestreiften Muskeln gestört ist. Die Untersuchung wird fortgesetzt. 

E. Laqueur, Königsberg. 


| Specielle Nervenphysiologie. 

1754. Sherrington, C. S. — „On the reciprocal innervation of anta- 
gonistic muscles. Eleventh note. Further observations on successive 
induction.“ Proc. Roy. Soc. B., 1908, Bd. 80, p. 53. 

In Fortsetzung seiner Studien fand Verf. für den „Beugereflex“ der 
hinteren Extremität des Hundes, dass unter günstigen Bedingungen der in 
der Extremität durch einen einzigen Reiz ausgelöste Reflex diphasisch ist, 
und zwar ist die erste Phase eine Flexion, die folgende eine Extension. 
Die erste Phase ist eine Erschlaffung infolge zentraler Hemmung, die 
zweite eine Kontraktion infolge zentraler Entladung. Die erste dauert 
während der ganzen Zeit der äusseren Erregung, die zweite folgt un- 
mittelbar nach dem Aufhören des Reizes. Diese letztere Phase ist der 
Ausdruck eines Übergangs von einem zentralen Stadium der Hemmung in 
ein Stadium der Erregung. Ein solcher Mechanismus ist im Normalen 
bein Gehen wirksam. Die Zahl der mit der Extremität ausgeführten 
Schritte ist nämlich abhängig von der Häufigkeit, mit der ein stetiger, 
einförmiger Reiz ausgeübt wird, der während jeder einzelnen Applikation 
die eine Phase des Reflexaktes auslöst und die zweite Phase auf sich 
folgen lässt. 

Es fand sich auch, dass man den hemmenden Reiz nicht vollständig 
zu entfernen brauchte, um die diphasische Wirkung zu erzielen: eine aus- 
reichende Verminderung der Intensität hatte eine ähnliche Wirkung. 

Sutherland-Simpson (L.). 

1755. Gasparrini, E. — „Delle alterazioni successive alla estirpazione 
del ganglio cerv. simpat. sup.“ Ann. di Ottalm., No. 8: vgl. Zeitschr. 
f. Augenheilk., 1908, p. 45. 

Exstirpation des G. cerv. sup. ruft Degenerationserscheinungen am 
N. opticus, am G. ciliare, der Retina und den Nn. ciliares hervor, und 
‘zwar auf der sympathektomierten und (wenn auch geringere) auf der 
anderen Seite. Zuerst verändert sich das G. cerv. symp. cerv. sup., dann 
erst die andern Ganglien. Zugleich zeigen sich schwere Blutveränderungen 
und schliesslich sterben die Tiere (vgl. Biophys. Centrbl., Bd. 1, No. 111). 

Kurt Steindorff. 

1756. Trendelenburg, W. und Bumke, O. — „Experimentelle Unter- 
suchungen zur Frage der Bach-Meyerschen Pupillenzentren in d-r 
Medulla oblongata.“ Klin. Monatsh. f. Aughk.d, Bd. 45. Beilageheft. 

Vgl. Biophys. Centrbl., Bd. III, No. 730. Kurt Steindorff. 


1757. Gunn, J. A. (Pharmacol. Dep., Edinburgh), — „The ‚Fly-catechiny 
Reflex‘ in the Frog.“ Quart. Journ. Exper. Physiol., 1908, Bd. I, p. IH. 
Schrader hat gezeigt, dass das Schnappen nach Nahrung beim 
Frosche ein durch Gesichtseindrücke hervorgerufener Reiz ist, und dass 
ein enthirnter Frosch unter geeigneten Bedingungen und bei genügend 
langer Zeit zur Erholung von der Operation Fliegen fangen kann. Er 


— 669 — 


konnte auch zeigen, dass nach Zerstörung des Gehirns bis zum Anfang 
der Medulla oblongata ein Schnappreflex von verschiedener Art sich ent- 
wickelt. In diesem Falle nämlich schnappt der Frosch bei leichter Be- 
rührung der Nase oder des Fusses, 

Ähnliche Reflexe beobachtete Verf. bei Fröschen, die mit Yohimbin 
vergiftet worden waren. Wurde ein blitzendes Objekt in die Nähe der 
Nase gebracht, so schnappte der Frosch danach. Auch wenn die vordere 
Extremität oder die Nase leicht berührt wurden, schnappte der Frosch. 
Verf, glaubt, dass diese durch das Yohimbin hervorgerufenen Reflexe ent- 
weder dadurch zustande kommen, dass das Alkaloid den hinteren Teil des 
Gehirns lähmt, und somit eine Operation nachahmt — denn es gibt Bei- 
spiele für eine derartige Wirkung des Yohimbin —, oder dadurch, dass es 
auf die Medulla wirkt und so die Auslösung eines sonst latenten Reflexes 
erleichtert; Yohimbin hat nämlich auch eine reflexsteigernde Wirkung auf 
das Rückenmark. 

Verf. erblickt hierin ein klares Beispiel für die elective Wirkung 
eines Alkaloids auf das Nervensystem. Autoreferat (L.). 


1758. Bielschowsky, A. (Univ.-Augenklinik, Leipzig). — „Über den 
reflektorischen Charakter der Augenbewegungen, zugleich ein Beitrag 
zur Symptomatologie der Blicklähmungen.“ Klin. Monatsh). f. Aughkde, 
1908, Bd. 45, Ergänzungsheft. 

Ökulare Muskelstörungen sind selten eindeutige, selbständige Herd- 
symptome. Nukleare und Stamm- bzw. Wurzelläsionen sind nicht sicher 
zu differenzieren: die Frage, ob eine supranukleare oder periphere (nukleare, 
faszikuläre oder basale) Lähmung vorliegt, ist mit einiger Sicherheit zu 
beantworten. Supranukleare Erkrankungen erscheinen gewöhnlich als asso- 
ziierte Störungen. Die Déviation conjugee ist eine häufige, aber lokali- 
satorisch wertlose Störung. Verf. erörtert die für supranukleare und für 
periphere Störungen charakteristischen Zeichen, 

Supranukleare Störungen der Augenbewegungen bestehen, wenn die 
Muskeln für bestimmte Innervationen gelähmt sind, für andere aber nicht: 
wenn ferner zwei zu gleichsinniger Aktion verbundene Muskeln beider 
Augen (mehr oder weniger) gleichmässig affiziert sind, doch ist die Gleich- 
mässigkeit kein unbedingtes Erfordernis für die Annahme eines supra- 
nuklearen Sitzes der Störung. 

Wernicke schilderte als erster die „Pseudo-Ophthalmoplegie“, Unfähig- 
keit zu bestimmten Augenbewegungen bei erhaltenen „optischen Reflexen“: 
allein eine derartige Trennung der Augenbewegungen ist sehr schwer, 
eine direkte Bahn für „optische Reflexe“ zwischen primären Zentren und 
Kernen gibt es nicht. Bei Hemisphären-, Pons- und Vierhügelprozessen 
können die für bestimmte Bewegungen paralytischen Muskeln diese Be- 
wegungen ausführen, wenn sie einem in dieser Richtung vorbeigeführten 
Objekte nachblicken; das beruht auf einer Reaktion der geschädigten 
Muskelgruppe auf minimale, von parazentralen Netzhautstellen ausgelöste 
Reize. 

Bei supranukleärer Lähmung ist die vestibuläre Reflexbewegung er- 
halten bei Aufhebung der willkürlichen. 

Bei Blicklähmungen verhalten sich angeblich die affizierten Muskeln 
bei monokularer Prüfung anders als bei binokularer. Vielleicht liegt dies 
daran, dass die bei monokularer Prüfung auszulösende Adduktiovn eine 
Konvergenz, aber keine Seitenwendung darstellt. Kurt Steindorft. 


— 670 — 


1759. Mott, F.W. und Halliburton, W. D. — „Localisation of function in the 
lemur’s brain.“ Proc. Roy. Soc.. 1908, Bd. 80, p. 136. 

Bei verschiedenen Exemplaren von Lemur wurden die motorischen 
Centren sowohl durch Reizung wie durch Exstirpation lokalisiert. Die be- 
treffenden Regionen sind auf einer beifolgenden Tafel angegeben. Durch 
Reizung findet man, dass es bei Lemur wie bei den Primaten drei Centren 
gebe, die die untere Extremität resp. die obere Extremität und den Kopf 
versorgen, und zwar in der Richtung von oben nach unten, also um- 
gekehrt zur Anordnung im Rückenmark. Dies wurde durch Exstirpation 
bestätigt. Verff. sind sich noch nicht darüber einig, welche Fissur b-i 
den Lemuren der Fissura Rolandi der Primaten entspricht. Sie fanden es 
schwierig, eine scharfe hintere Grenze der erregbaren Zone genau festzu- 
stellen. Dieselbe variiert bei verschiedenen Tieren. 

Verff. haben auch die Pyramiden-Strang-Degeneration und die His- 
tologie der erregbaren Zone studiert, doch mag dieser Teil im Original 
selbst nachgelesen werden. Er stimmt fast in allen Punkten mit ähnlichen 
Arbeiten über die Primaten von anderen Autoren überein. 

| Sutherland Simpson. 


1760. Ribadeau-Dumas, L. und Roussy, Gustave. — „Influence des lésions 
nerveuses expérimentales sur la prolifération de la moelle ossruxse."* 
Soc. biol., Bd. 65, No. 29, Okt. 1908. 

Verf. hat an Kaninchen und Meerschweinchen eine Extremität entnervt 
und den Tieren 48 Stunden vor der Tötung eine Kollargolinjektion gemacht. 
Auf die Injektion findet im Marke der Knochen von den unversehrten Glied- 
massen eine starke Reaktior? statt, während eine solche auf der operierten 
Seite kaum bemerkbar ist. Das Mark an der nicht operierten Extremität 
ist durch und durch rot, das der operierten gelb und rot geädert. Histo- 
logisch ist der Unterschied noch auftallender. 

Nach einer queren Durchtrennung des Rückenmarks zwischen 4. und 
5. Lumbalsegment bei einem Hunde, welche eine Extremität zur völligen 
Atrophie brachte, während die andere Extremität noch etwas gebrauchs- 
fähig war; trat im Marke der funktionstüchtigen Gliedmasse eine Proli- 
feration auf, das Knochenmark der atrophierten Gliedmasse veränderte sich 
nicht, es hatte dieselbe Beschaffenheit wie das Mark in den BrustglirJ- 
massen. Auf Grund dieses einen Versuchs stellt Verf. den Satz auf: „D'e 
im Anschluss an eine Durchtrennung des Rückenmarks auftretende Reizung 
ruft im Knochenmark der Gliedmassen eine anscheinend spontane Wuche- 
rung hervor, vorausgesetzt, dass die Atrophie nicht zu ausgesprochen ist.“ 

E. Messner. 


1761. Drzewina, Anna. — „Mouvements de rotation et retour à lo 
marche normale après section unilatérale du système nerveux.“ Soc. 
biol., Bd. 65, No. 29, Okt. 1908. 

Durchschneidung einer Schlundkommissur hat bei Krabben Zwanirs- 
bewegungen zur Folge, welche sofort nach der Operation auftreten und 
nach Bethe ohne irgendwelche Veränderungen bis zum Tode bestehen 
bleiben. Verf. hat nun festgestellt, dass die Zwangsbewegungen allmählich 
verschwinden, und somit das Tier seine normalen Bewegungen wieder- 
erlangt. Bisweilen ist eine Wirkung der Operation später noch daran er- 
kennbar, dass das Tier, welches eben in gerader Richtung sich bewegt. 
durch Applikation eines Reizes zu einigen Kreisbewegungen veranlasst wird. 

E. Messner. 





s G we 





Sinnesorgane. 


1762. Widmann, E. (Zool. Inst., Heidelberg). — „Über den feineren Ban 
der Augen einiger Spinnen.“ Zeitschr. f. wissenschaftl. Zool., 1905, 
Bd. 69. 

Hier sei aus der Arbeit, welche vorwiegend histologischen Inhalts ist. 
hervorgehoben, dass nach Verf. die recipierenden Elemente der Sehzellen 
nicht Stiftchensäume, freie Nervenendigungen sind (wie Hesse will), sondern 
am Rande der distalen Sehzellenteile sind die Alveolen des hier wie über- 
haupt in der Sehzelle alveolär strukturierten Plasmas stärker brechend, und 
ihre Wände liegen derart hintereinander in Linien gereiht, dass sie Stift- 
chen vortäuschen können. V. Franz. 


1763. Montelly, A. — „Einfluss der Akkommodation und Konvergenz anf 
die Tiefenwahrnehmung.* Woprossy Philosophii i Psychologii, 1907: 
vgl. Arch. f. Aughkde., Bd. 61, H. 4. 

Das unzweifelhafte Kriterium für die Schätzung der Tiefe ist das 
Muskelgefühl bei den akkommodativen Bewegungen. 

Kurt Steindorff. 

1764. Hess, Carl, Würzburg. — „Modern views on the physiology and 
pathology of accommodation.“ Journ. med. assoc., 1907. 

Wird die Pupille durch Homatropin erweitert und dann Eserin ein- 
geträufelt, so kontrahiert sich der M. ciliaris vor dem Sphinkter, und die 
Linse sinkt, ihrer Schwere folgend, da das Lig. suspensorium schlaffei 
wird, um ca, 0,5 mm herab, wobei sie schlottert. Pas Phänomen kann 
auch durch Versuche mit entoptischer Wahrnebmung normaler Linsen- 
trübungen demonstriert werden. Der intraokulare Druck steigt bei der 
Akkommodation nicht. ebensowenig wird er, wie Manometerversuche an Tieren 
zeigen, durch elektrische Reizung des M. ciliaris beeinflusst. Diese Tat- 
sachen haben praktischen Wert für die Ursache und Behandlung der Myopie, 
die Tension ist ohne Bedeutung für die Entstehung der Kurzsichtigkeit, und 
die Vollkorrektion ist berechtigt. Der M. ciliaris wird nicht mit dem Fort- 
schreiten der Presbyopie inaktiv und atropisch, vielmehr behält er das 
ganze Leben hindurch seine Wirkung und ein unverändertes Verhältnis 
zur Konvergenz. Indessen bringt bei einem gegebenen Mass von Kon- 
vergenz die dazu im Verhältnis stehende Kontraktion des M, ciliaris nur 
eine geringe Änderung der Linsenkrümmung bei Presbyopen hervor: daher 
ist die Abnahme der Akkommodation ganz von der Rigidität der Linse ab- 


hängig. 
Die Korrektion des Astigmatismus durch Kontraktion des M. ciliaris 
ist unbewiesen. Kurt Steindorff. 


1765. Alexander, G. F. — „Mechanism of accommodation and the fonction 
of the ciliary processes.“ Ophth. Rev., 1907; Arch. f. Aughkde., Bd. 61, 
H. 4. 

Helmholtz’ Theorie vom Einfluss des M. ciliaris auf die elastische 
Spannung der Zonula Zinnii erklärt den eigentlichen Mechanismus der 
Akkommodation nicht; sie versagt für die Erklärung der .\sthenopie bei 
Presbyopen. 

Die Radiärfasern des M. ciliaris bauchen durch ihren Zug an der 
Aderhaut das Lig. suspensorium vor, ebenso unter Zunahme der Konvexität 
die vordere Kapsel. Die Verengerung des Ziliarringes, aus dem Sphinkter 
und der Wirkung der zirkulären Fasern des M. ciliaris resultierend, ver- 


— 072 — 


stärkt diesen Effekt. Dadurch wird auf den Linsenäquator ein positiver 
Druck ausgeübt, so dass er leicht nach vorn rückt, ebenso die dabei kon- 
vexer werdende Linsenvorderfläche, während die stärkere Konvexität der 
Hinterfläche den Effekt des Vorrückens ausgleicht. 

Das normale Kammerwasser enthält Eiweiss nur in Spuren, das nach 
einer Punktion abgesonderte aber 5°/,, auch koaguliert es. Dieses zweite 
Kammerwasser wird nur schwer von der vorderen Kammer absorbiert, so 
dass die Tension des Augapfels bis zu vollständigem Ersatz des H. aqueus 
normal ist. Kurt Steindorff. 


1766. Henderson, E. E. und Lane-Cleyton, Janet. — „Study of the ciliary 
epithelium after puncture of Ihe anterior chamber.“ Roy. Lond. 
Ophth. Hosp. Rep., 1907. 

1767. Henderson. — „Ciliary epithelium after paracentesis.“ Ibid.: 
vgl. Arch. f. Aughkde., Bd. 61, H. 4. 

Bei allen sekretorischen Prozessen im Körper bilden sich Granula, die von 
den Zellen während ihrer Tätigkeit ausgeschieden werden. Sie müssten auch 
in den Zellen des corp. cil. gefunden werden, wenn die Eiweissausscheidung 
in das nach einer Punktion abgesonderte Kammerwasser von einem sekre- 
torischen Prozess abhinge. Verff. bestreiten dies nach ihren Versuchen an 
albinotischen Kaninchen, denen die vordere Kammer von 20—75 Minuten 
dainiert worden war. Die Epithelzellen zeigten Veränderungen, die mehr 
als Zeichen verminderter Funktion und Auflösung zu deuten sind denn 
als solche gesteigerter Tätigkeit und Sekretion. Sie entbehrten der Granula. 
das Protoplasma schien nach aussen auszuströmen, einige Zellen waren 
zerfallen. 

Unter herabgesetztem Druck erweitern sich die Ziliargefässe, woraus 
vermehrte Lymphtranssudation resultiert, die sich in den zystischen sul- 
epithelialen Räumen ansammelt. Diese bersten dann. Die herabgesetzte 
Tension führt auch zum Zerfall einiger Zellen, deren Protoplasma in die 
Flüssigkeit fliesst. Dios bringt etwas Thrombokinase, mit sich, das mit 
dem Thrombogen in der ausgeschwitzten Lymphe reagiert und dadurch 
zur Bildung eines Fibrinklümpchens an der tiefen Lage des Corpus ciliare 
führt. Kurt Steindorff. 


1768. Isakowitz, J. (Univ.-Augenklin., Halle a. S... — „Lichtzerstreuung 
in trüben Medien der menschlichen Linse (Calar. coerulea).“ Zeitschr. 
f. Augenheilk., 1908, Bd. XIX, p. 401. 

Die auffälligen Farbenerscheinungen, die bei der als Catar. coerule: 
bezeichneten Linsenanomalie vorkommen, sind der Ausdruck einer objektiven 
Strahlung, die aber weder auf selektiver Absorption noch auf Fluoreszenz 
beruht, sondern der Ausdruck einer Lichtzerstreuung im trüben Medium 
ist. Die Linsenherde repräsentieren ein trübes Medium, denn sie sind lei 
Durchleuchtung durchscheinend, bei seitlicher Beleuchtung aber trübe; diese 
Behauptung wird zudem durch anatomische Untersuchungen gestützt. Die 
Farbe der Catar. coerulea schwankt zwischen Grün und Blau, bei künst- 
licher Beleuchtung. entsprechend dem geringeren Gehalt dieser Lichtquellen 
an kurzwelligen Strahlen, ist sie mehr grünlich, dazu gibt die gelbe Eigen- 
farbe der Linse mit dem zerstreuten blauen Licht eine jede beliebige grüne 
Mischfarbe. Kurt Steindorff. 


1769. Percival, A. S. — ,Spectacles in Ametropia after remove of thr 
lens.“ Brit. med. Journ., 21. Dez. 1907. 


= üU = 


Bei normaler Hornhautkrümmung beträgt das nach Myopieoperation 
nötige Glas 
T 25 + D 
-~ 2—001D 
Die Zeichen sind offenbar algebraisch zu gebrauchen, 
Kurt Steindorff. 


1770. Heine. — „Über die Verhältnisse der Refraktion, Akkommodation 
und des Augenbinnendruckes in der Tierreihe.“ Med.-naturw. Arch., 
1908, Bd. I, H. 2. 


Das Cephalopodenauge kann sich nicht nur für die Ferne durch Rück- 
wärtsverschiebung der Linse, sondern auch für die Nähe durch Vorschieben 
der Linse einstellen. Die Linse ändert ihren Ort durch Gestaltsveränderung 
des Bulbus. 


Die Fische haben nur eine Akkommodation und zwar für die Ferne 
durch Retraktion der Linse. 


Frei schwimmende Fische haben trotz der myopischen Refraktion 
vieler Fischaugen im Ruhezustande nicht myopisch, sondern aktiv für die 
Ferne eingestellt. Den akkommodationslosen Augen nächtlicher Fische 
(Rochen, Haie) steht die grosse Akkommodationsbreite kleinerer Raubfische, 
z. B. des Blennius und Gobius, gegenüber. 


Die Schlangen akkommodieren für die Nähe durch Vorrücken der 
Linse, die nicht auf Steigerung des Glaskörperdrucks durch Kontraktion 
des M. ciliaris, sondern darauf beruht, dass bei Kontraktion des M. ciliaris 
die zuvor in den Glaskörper hineingedrängte Linse nicht mehr zurückge- 
halten wird und der der Kugelgestalt zustrebende Glaskörper die Linse 
nach vorn drängt. 


Die Akkommodation beeinflusst nirgends in der Tierreihe den intra- 
okularen Druck, denn nach Eröffnung des Glaskörperraumes tritt bei der 
Akkommodation kein Bulbusinhalt aus, auch bleibt der Mechanismus der 
Akkommodation derselbe, wenn nur die Augenform nicht destruiert ist, 

Kurt Steindorff. 


1771. v. Rohr, Jena. — „Die Theorie des anastigmatischen Starglases.“ 
35. Ophth. Ges., Heidelberg, 1908; vgl. Zeitschr. f. Augenheilk., 1908, 
Bd. XX, H. 3. 


Bei der Konstruktion von Instrumenten für das freie direkte Sehen 
haben Ostwald und Gullstrand mit Recht den Augendrehpunkt berück- 
sichtigt. Verf. betrachtet die astigmatischen Abweichungen der schiefen 
Büschel, wie sie z. B. bei Abbildung einer 30 cm entfernten Objektebene 
durch eine plankonvexe Brille von 14,5 D. auftreten, wenn der Kreuzungs- 
punkt der Hauptstrahlen auf der Achse 26 mm von der Planfläche ent- 
fernt liegt. Mit einer einzigen sphärischen Linse sind diese astigmatischen 
Abweichungen nicht zu beseitigen, wohl aber sind sie es nahezu mit binären 
Kombinationen. Zunächst reduziert die Hintereinanderschaltung von zwei 
einzelstehenden chromatisch unkorrigierten Sammellinsen die Abweichungen 
um ca. 97,3°/,. Die Linsenformen erlauben ein objektseitiges Gesichtsield 
von 2 X 21,8% Die andere binäre Kombination ist verkittet und achro- 
matisch; doch erlaubt die Stärke der Flächenkrümmung bei einigermassen 
gleichen Mitteldieken nur ein objektseitiges Gesichtsfeld von 2 X 16,32. 
Hier ist der Astigmatismus für eine objektseitige Hauptstrahlneigung von 
ca. 15° streng gehoben. Kurt Steindorff. 





(D Glas vor, x Glas nach der Operation). 


ei 


1772. Zeeman, W. P. C. (Lab. d’ophthalm. de la Sorbonne de Paris). — 
„Über die Form der hinteren Linsenfläche.“ Klin. Monatsbl. f. Aughkde.. 
1908, Bd. 46. 

Nachdem von Pflugk gefunden hatte, dass das akkommodierte Auge 
an der Hinterfläche der Linse eine periphere Einsenkung und eine zentrale 
Krümmungszunahme zeigt (vgl. Biophys. Centrbl., II. No. 243), untersucht- 
Verf., ob dementsprechend der mittlere Teil der Linsenhinterfläche das 
Bild einer vor dem Auge aufgestellten Lichtquelle vor dieser Fläche, der 
periphere hinter ihr entwirft, d. h. ob dieser wie ein Konvex-, jener wie 
ein Konkavspiegel wirkt. In der Tat konnte Verf. die Verdoppelung der 
Lichtbildehen nachweisen. Die Helmholtzsche Akkommodationstheorie ist 
mit diesen Befunden nicht in Einklang zu bringen. 

Kurt Steindorff. 

1773. Machek. — „Über das Hinausrücken des Fernpunktes hei hr- 
ginnender Rindenstarbildung.* Zeitschr. f. Aughkde., 1908, Bd. XIX. 
p. 330. 

Bei beginnendem Rindenstar werden die Augen häufig myopisch, doch 
kommt auch eine Abnahme der Brechkratt vor. Die Erscheinung kann 
Emmetropen, Myopen und Hypermetropen betreffen. Sie beruht offenbar 
auf der im Beginn der Starbildung zu beobachtenden Verminderung des 
Volumens, indem nach dem Absterben des Kapselepithels die Neubildung 
von Linsenfasern langsamer erfolg. Auch die Zunahme des Brechungs- 
index der Rindenschicht kann für die Refraktionsabnahme verautwortlich 


gemacht werden. Kurt Steindorff. 

1774. Thomson, E. S., New York. — „Linsenastigmatismus.* Am. mer 
Ass. Lect. on Ophth., Chicago, 1908: vgl. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.. 
Aug. 1908. 


Es gibt statischen und dynamischen Linsenastigmatismus, der dureh 
partielle Zusammenziehung des M. ciliaris erzeugt wird und geringe Grade 
des Hornhautastigmatismus verdecken kann, Die partiellen Kontrakturen 
können die Form der Linse sekundär dauernd beeinflussen, zumal wenn 
der Kern inzwischen sklerotisch wird. Der Astigmatismus der Hornhaut 
wird bei Hypermetropen durch die Linse leichter ausgeglichen als bei Myopen, 
weil dort der M. cil. meist stärker entwickelt ist als hier. 

Kurt Steindorff. 
1775. Monoyer, Lyon. — „La theorie des systèmes dioptriques stratifirs 
appliqué à la détermination du pouvoir dioptrique du cristallin.” 
Congr. de la Soc. franc. d'Opht., 1908; vgl. Rec. d'Opht., 1908, Bd. 30. 
H. 5. 

Die fokale Distanz der Linse beträgt 15,5 D., entsprechend den 11 D. 

die man Staroperierten verschreibt. Kurt Steindorfl. 


1776. Chavasse. — „Starke Übersichtigkeit mit optischen. Messungen.” 
Congr. de la Soc. franç. d’Opht., vgl. Rec. d’Opht., 1908. Bd. 30, H. 5. 
Mesaticephaler Jüngling mit + 18,0 D.-Durchmesser der Cornea, 2 cm 
Krümmungsradius (ophthalmometrisch gemessen) bei 6,55 mm, Krümmungs- 
radius, der der vorderen Linsenfläche (Tschernings Ophthalmometer) 6.8 mn. 
der der hinteren Linsenfläche 4 mm. Brechkraft des Auges 79 D., optische 
Länge 14,9 mm. Die Krümmung der Oberfläche der Linse und Hornhaut 
ist bei exzessiver Hypermetropie stärker als bei Emmetropie: solche Augen 
nähern sich denen der Neugeborenen; die Entwickelungsstörung erstreckt 


— 619 — 


sich auf alle Teile des Auges: die Ursache dieser Refraktionsanomalie ist 
die Kürze der optischen Achse. Kurt Steindorff. 


1777. von Pflugk, Dresden. — „Akkommodatıon der Schildkröten.“ Kon- 

gress der Soc. Franç. d’Opht., 1908; vgl. Rec. d’Opht., 1908, Bd. 30, H. 5. 

Mittelst Elektrizität und Photographie gelang es die Linsen von 

60 Schildkröten sich im Zustande der Akkommodation zu veranschaulichen., 

Die Linse zeigt einen ganz deutlichen Lenticonus anterior, nicht etwa eine 
mehr oder weniger sphäroidale Form. Kurt Steindorff. 


1778. Heine, Kiel. — „Über die Akkommodution des Schildkrütenauges.* 
Centrbl. f. Physiol., 1908, Bd. 22, p. 335. 

Verf. bestätigt die Angabe Beers, wonach die teilweise im Wasser, 
teilweise auf dem Lande lebenden Schildkröten eine exzessive Akkommo- 
dationsfühigkeit besitzen; bei Emys europaea fand er eine Wölbungs- 
zunahme der vorderen Linsenfläche, bei der der Radius von 5—6 mm auf 
0,6—0,7 mm herunterging, das bedingte eine Refraktionszunahme von 
etwa 100 Dioptrien. G. F. Nicolai, Berlin. 


1779. Greene, D. W., Dayton. — „Normaler und pathologischer Blut- 
druck in ihren Beziehungen zum Alter und zu beginnendem Star.“ 
Am. med. Ass., Chicago, 1908: vgl. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Aug. 
1908. 

Untersuchungen an 400 über 60 Jahre alten Männern mit beginnen- 
dem Star, der aber den \ugenhintergrund noch gut erkennen liess, mittelst 
Janeways Instrument. Normaler Blutdruck bis 160 mm Hg. Mit zu- 
nehmendem Alter steigt der Blutdruck, höherer Blutdruck disponiert mehr 
Zu Starbildung. Von 200 Männern mit normalem Druck hatten nur 93 Star, 
von 200 mit pathologischen Druck aber 110. Kurt Steindorff. 


1:80. Teich, Wien. — „Erperimentelle Untersuchungen über das Ver- 
halten anımalischer Gewebe im Glaskörper des Tierauges.“ 35. Vers. 
d. Ophth. Ges., Heidelberg, 1908: Zeitschr. f. Augenheilk., 1908, Bd. XX, 
H; 3. 

Experimente an 200 Kaninchenaugen: 

1. Einführung steriler, normaler, homogener (i. e. vom Kaninchen) 
stammender Leber, Milz, Niere, Muskel, Gehirn, Sehnerv, Iris, 
Ziliarkörper. 

2. Einführung steriler, normaler, heterogener vom Menschen, Hund, 
Kalb. Schwein stammender Gewebspartikel. 

3. Einführung steriler, mit einem besonders konstruierten Apparat 
hergestellter Emulsionen von Leber, Muskeln, Milz, Niere, Iris, 
Corpus ciliare. 

4. Einführung entzündlich veränderter Gewebsteile. 

Es ergab sich, dass auch sicher steril eingeführte animalische (rewebs- 
teile im Glaskörper entzündliche Reaktion auslösten und zwar je nach der 
Form der Einführung und der (jewebsart seröse oder serüs-eitrige. 

Die implantierten (rewebe wurden durch Phagozytose oder durch Ab- 
kapselung, ev. durch Ausstossung mit Bildung eitriger Exsudate unschäd- 
lich gemacht, Krankhaft veränderte oder künstlich zur Entzündung ge- 
brachte Gewebe wirkten wie normale. Iridorvelitis plastica konnte nie her- 
vorgerufen werden. Kurt Steindorif. » 


— 676 — 


1781. Marquez, Madrid. — „Paradoxe Pupillarkontraktion.“ Span.-amer. 
Ophth. Ges., Madrid 1908; vgl. Klin. Monatsbl, f. Augenheilk., Sept. 190. 
Erweiterung der Pupille bei Belichtung; das rechte Auge war dureh 
eine Verletzung erblindet. Vermutlich hat das Trauma die Zirkularfasern 
gelähmt, während die Erregbarkeit der Radialfasern erhalten blieb. 
Kurt Steindorff. 
1782. Brunacei, B. J. — „Puinti correspondenti o identici retinici dimon- 
strati colle imagini postume.“ Arch. di Ottalmol., 1907, Luglio-agost.. 
Kurt Steindorff. 
1783. Hess, C., Würzburg. — „Untersuchungen über die Ausdehnung dr: 
pupilomotorischen Bezirkes der Netzhaut und über die puptllonivto- 
rischen Aufnahmeorgane.“ Arch. f. Augenheilk., 1908, Bd. 58. 

Eine isolierte Belichtung zentraler oder exzentrischer Netzhautstellen 
ist optisch unmöglich. Verf. wählte zur Beantwortung der Frage, welche 
Notzhautgebiete pupillomotorisch wirksam sind, eine Versuchsanordnung, 
durch die die Menge des diffusen Lichts, das den mittleren Netzhautbezirk 
trifft, konstant wurde: Kreisbewegung des Lichts um den fovealen Fixier- 
punkt und entoptische Beobachtung der konsensuellen Pupillenreaktion am 
nicht gereizten Auge. Wanderte das Licht vom blinden Fleck auf eine 
gleich weit von der Netzhautmitte entfernte, aber sehende Stelle oder um- 
gekehrt, so verengerte sich die Pupille nur bei fovealwärts gerichteter Ver- 
schiebung des Lichtbildes. Im dunkeladaptierten Auge genügen zur Aus- 
lösung des Pupillenreflexes kicınere Lichtmengen als im helladaptierten. 
ergo müsste, wenn die Peripherie der Retina pupillomotorisch wirksam ist, 
bei konstanter Gesamtbelichtung und konstanter Menge des fovealen Zer- 
streuungslichtes der Übergang des Reizlichtbildes von einer relativ hell 
auf eine relativ dunkel adaptierte Netzhautpartie Miosis eintreten: das war 
aber nicht der Fall. Daher wirkt bei den vom Verf. benutzten Lichtinten- 
sitäten nur ein unter 4 mm im Durchmesser fassender zentraler Netzhaut- 
bezirk pupillomotorisch, die peripheren Teile tun das nicht und sind nicit 
nur weniger reflexempfindlich; die pupillomotorischen Aufnahmeorgane 
werden bei zentraler Belichtung direkt, bei peripherer nur von diffusem 
Lichte, daher schwächer, gereizt. Danach ist die Existenz hemianopischer 
Pupillenreaktion fraglich. Für das dunkeladaptierte Auge des Huhns und 
der Taube ist die Kurve der pupillomotorischen Valenzen homogener Lichter 
eine andere als für das der Ohreule. Das Maximum der Kurve liegt bei der 
Taube im Rotgelb bis Gelb und fällt zum kurzwelligen Ende steil ub: lei 
der Eule liegt das Maximum bei Gelbgrün bis Grün, steiler Abfall zum 
langwelligen Ende. 

Da sich der Farbensinn der Tagvögel analog verhält und die Ver- 
kürzung am kurzwelligen Spektralende auf Absorption in den roten und 
gelben Olkugeln beruhen dürfte, so sind bei den Tagvögeln die Zapfen- 
aussenglieder nicht nur die optischen, sondern auch die pupillomotorischen 
Aufnahmeorgane. Den Tagvögeln dürfte auch erhebliche pupillomotorische 


Dunkeladaption zukommen. Kurt Steindorff. 
1784. Gullstrand, A., Upsala. — „Zur Maculafrage“ Arch. f. Ophth.. 
Bd. 66, H. 1. 


Polemik gegen Dimmer. Untersuchto er wie Dimmer mit elektrischm 
Bogenlicht statt mit Sonnenlicht, aber bei kleinerem Beleuchtungsfelde. sv 
sah er in der Mitte der Fovea bei zunehmender Lichtintensität nicht 
eine rein gelbe, sondern eine orangegelbe Farbe, auch die übrigen Teile des 


Ze 


Augenhintergrundes erschienen orangegelb. Pa die Lichtintensität nicht 
unter der Schwelle lag, wo das vom Pigment diffus zurückgestrahlte 
Licht sichtbar zu werden beginnt, so muss die Gelbfärbung vom Epithel- 
pigment herrübhren: dass man nicht dessen Eigenfarbe, sondern gelb sieht, 
ist eine Kontrastwirkung mit dem diffus von der Retina reflektierten 
Lichte, beruht wohl auch auf Farbeninduktion durch die sehr helle 
Lichtquelle. Die frische, unter H,O abgelöste Retina ist nicht gelb: die 
Macula lutea des Leichenauges rührt von Farbstoffen her, die teils von 
der post mortem aus den Kapillaren auftretenden Flüssigkeit, teils aus den 
Pigmentepithelzellen stammen: die Flüssigkeit geht bei zunehmenden Druck- 
differenzen dahin, wo sie den geringsten Widerstand findet, also im Leichen- 
auge durch die Fovea in die Retina. Der Maxwellsche Fleck beruht auf 
2 Erscheinungen: 1. der eigentliche Fleck, der entoptisch unbeweglich ist 
und in der Schicht der lichtperzepierenden Elemente entsteht; 2. die ent- 
optische Fovea, die entoptisch beweglich in kurzwelligem Lichte sehr deut- 
lich ist und durch Lichtzerstreuung bei der Brechung an der schärfsten 
konkavität der F. centralis entsteht. Die funktionelle Ausnahmestellung 
der Macula beruht auf der dort fehlenden Fluoreszenz des Stäbcheninhaltes. 
der dort fehlenden Absorption des Lichtes in ihm und der selektiven Ab- 
sorption des Lichtes in den Fortsätzen der Pigmentepithelzellen. 
Kurt Steindorff. 
1:85. Schorstein, Josef, Wien. — „Zur Deutung der Netzhautströme.“ 
Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1908, Bd. 42, H. 2. 

Ohne Ionen gibt es keine elektromotorische Kraft. Die Elektronen, 
die sich unter der Lichtwirkung von den Atomen entfernt hatten, werden, 
sobald das Licht erlischt, von diesen Atomen, ihren Zentralkörpern, infolge 
ihrer dem Zeichen nach ungleichen elektrischen Ladung wieder zurück- 
gezogen: bei der Verdunkelung des Froschauges treten neuerlich elektrische 
Ströme auf. Auch die Stromverstärkung bei bewegter Lichtquelle wird 
durch diese Theorie erklärt. Kurt Steindorff. 


1786. Ovio, G. — „Osservazioni sulla regione cieca di Mariotte.“ Ann. 
di Othalm., 1908, Bd. 36, H. 1/2; vgl. Arch. f. Augenheilk., 1908, 
Bd. 60, H. 1. 

Die Akkommodation hat keinen grossen Einfluss auf Grösse und Lage 
des blinden Flecks; sein Durchmesser, die Lage seines Zentrums stimmen 
mit den durch Berechnung erhaltenen Werten überein. Die entsprechend 
lem Mariotteschen Fleck beobachteten Seherscheinungen werden durch die 
Irradiation beeinflusst, die hier z. T. auf den gewöhnlichen Aberrationen 
des Auges z. T. auf diffuser Reflexion nnd der falschen Zerstreuung des 
Auges selbst beruhen: die Akkommodation hat auf Grösse und Lage des 
blinden Flecks keinen Einfluss. Durch sie erfährt er eine gewisse Senkung., 
die durch die Senkung der Linse bei der starken \kkommodationsanstren- 
gung zu erklären ist. An den Rändern des blinden Flecks ist eine merk- 
liche Zone relativer Blindheit für Weiss und besonders für Farben. In 
der nächsten Nähe des blinden Flecks verhält sich die Farbenwahrnehmung 
ähnlich wie in der Netzhautperipherie. Betreffs der Wahrnehmung be- 
merkte Verf., dass sich die Objekte dem blinden Fleck zu bald vervoll- 
ständigen, bald unterbrechen, betreffs der Grössenwahrnehmung, dass sie 
sich bald verändern, bald auch nicht (weil wir am blinden Fleck keine 
wirkliche Empfindung, sondern nur eine Illusion davon haben). In der 
Nähe des blinden Flecks erscheinen leicht, besonders bei farbigem, aber 
auch bei weissem Licht Ermüdungserscheinungen. Kurt Steindorff. 


— 0678 — 


1787. Marri. — „Beziehung der relativen Akkommodation zur Tiefen- 
wahrnehmung bei Einäugigen.“ Ann. di Ottalmol., 1907, Bd. 6—8: 
vgl. Centrbl. f. Aughkd., Suppl.-Bd. 31. 

Die relative Akkommodationsbreite ist unmittelbar nach dem Verlust 
eines Auges geringer als in der Norm, wächst aber mit der Zeit und über- 
trifft sogar bisweilen die normale Grenze. Auch die Tiefenwahrnehmung 
ist anfangs reduziert, wird aber mit der Zunahme der relativen Akkonımno- 
dationsbreite feiner. Kurt Steindorff. 


1788. Stigler (Physiol. Inst., Graz). — „Über die Unterschirdsschire lle 
im aufsteigenden Teile einer Lichtempfindung.“* Pflügers Arch., 198. 
Bd. 123. p. 163. 

1789. Stigler. — „Über das Flimmern der Kinematographen.“  Ebenda. 
p. 224. 

Verf. gibt eine sehr ausführliche Übersicht und Kritik der bisherige: 
Versuche, diejenige Zeit zu bestimmen, in welcher ein Lichtreiz das Maxi- 
mum der Helligkeitsempfindung erzeugt, und beschreibt genau seine Ver- 
suchsanordnung, mit der er diese „Maximalzeit* zu messen unternommen 
hat, und die im wesentlichen darin besteht, dass er unter den günstigsten 
Bedingungen 2 Lichtreize miteinander vergleicht, deren Dauer er einzeln 
variieren kann. Es kam darauf an zu entscheiden, ob die länger belichtete 
Reizmarke heller erschien oder nicht. Aus diesen Versuchen glaubt er 
rechnerisch einen Wert für die Maximalzeit bestimmen zu können, wobei 
er eine Zeit von 0,072 Sekunden gefunden hat, d. h. einen Wert, der Jen 
Werten derjenigen Autoren entspricht, die kurze Maximalzeiten gefunden 
haben. Weiter hai er messende Versuche darüber angestellt, ob sich die 
Unterschiedsschwelle im Verlaufe einer Lichtempfindung mit der jeweiligen 
Helligkeit derselben ändert, also im ansteigenden Teile wächst und dir 
Frage untersucht, in welcher Weise die Dauer der Mehrbelichtung von der 
Dauer der Expositionszeit im ganzen abhängt. Die Resultate fasst er selbst 
dahin zusammen, dass die Dauer des primären Anteiles einer Lichtempfin- 
dung um so kürzer ist, je länger der sie verursachende Lichtreiz gewährt 
hatte und je grösser seine Intensität war, mit anderen Worten, dass die 
den Reiz überdauernde Empfindung um so rascher abnimmt, von einer je 
grösseren Lichtquantität sie verursacht worden war. 

Auf Grund dieser Annahme glaubt Verf. in einer 2. Mitteilung di» 
Tatsache erklären zu können, dass kinematographische Vorführungen danı 
weniger flimmern, wenn man das Projektionsbild während der Dauer der 
Exposition zeitweilig verdunkelt, was entweder dadurch geschehen kann. 
dass man die gespreizten Finger der eigenen Hand vor dem Auge hin und 
her bewegt, oder entsprechende kleine Fächer resp. ein von Zoht eigen: 
zu diesem Zweck konstruiertes Rädchen benutz}. Auch kann man, wie es 
in den Kinemaiographen von Ebeling geschieht, die zeitweilige Verdunkelung 
durch eine vor der Öffnung des Projektionsapparates rotierende Scheibe be- 
werkstelligen. G. F. Nicolai, Berlin. 


1790. Savage, G. C. — „A further study of the so called horopter maküiy 
oculur rotations very easy of understanding.“ Ophth. Rec., Dez. 1907: 
vgl. Arch. f. Aughkd., Bd. 61, H. 4. 

Listings Gesetz, Helmholtz’ Pole. das Gesetz der Richtungslinien uni 
Knotenpunkte, die aus diesen Missverständnissen entstehen, Müllers Horopter 
und die Mehizahl von Helmholtz-[rrtümern klärt Verf. auf. 

Kurt Steindorff. 


— 619 — 


1791. Cords, R. — „Über die Verschmelzungsfrequenz bei periodischer 
Netzhaulterregung durch Licht oder elektrische Ströme.“ Arch. f. Ophth., 
1908, Bd. 67, H. 1. 

Nach Exner übersteigt die Verschmelzungsfrequenz elektrischer, das 
Auge treffender intermittierender Reize diejenige intermittierender Lichtreize: 
nach Verf. ist die maximale Zahl elektrischer Reize, bei der der Licht- 
eindruck noch ein diskontinuierlicher ist, nicht nachweisbar different von 
der periodischer Lichtreize, die eben noch der Eindruck des Flimmerns ist. 
Bei Licht- und elektrischen Reizen wurde erst bei 160 Reizen in 1 Sekunde 
die Verschmelzungsfrequenz erreicht: das macht eine zeitliche Unter- 
scheidungsfähigkeit von 0,006 Sek. Die Lichtreize wurden freilich haupt- 
sächlich von der Mitte der Retina beobachtet, die elektrischen von der 
Peripherie. Bemerkenswert sind auch die zur Verschmelzung von Licht- 
eindrücken nötigen Reizfrequenzen. Zwischen elektrischen und Lichtreizen 
zeigte sich auch darin eine Analogie, dass mit der Stärke des Reizes die 
Verschmelzungsfrequenz wuchs, dass bei beiden das Flimmern durch Druck- 
blindheit beseitigt wurde. 

Die Abhängigkeit der Verschmelzungsfrequenz elektrischer Reize ist 
von der Adaptation unabhängig. Kurt Steindorff. 


1792. Pergens, E. — , Recherches sur l'acuité vituelle.“ Ann. d'oculistique, 
1908, Bd. 137. | 
Bestimmungen der S durch isostomatische Sehtafeln und Mitteilungen 
über das Minimum separabile. Kurt Steindorff. 


1793. Fortin, E. P. — „De la methode entoptique comme methode dr 
diagnostic.“ Arch. d’Opht., Bd. 27; vgl. Arch. f. Augenheilk., 1908, 
Bd. 60, H. 1. 

Die bei entoptischer Prüfung im Gesichtsfeld auftretenden hellglänzen- 
den rasch sich bewegenden Pünktchen entsprechen den roten Blutkörperchen. 

Die Zapfen müssen noch mehrere den feinsten Seheinheiten ent- 
sprechende Bestandteile enthalten, die in Schultzes Fadenapparat zu ver- 
legen sind. Kurt Steindorff. 


1794. Bossalino, D. — „Ancora una parole sulla visibilità dei raggi X.* 
Ann. di Ottalm. Bd. 36, p. 364: vgl. Areh, f. Augenheilk., 1908. Bd. 60. 
H. 1. 

Bei den gegenwärtigen Hilfsmitteln sind die X-Strahlen für die Wahr- 
nehmung der Farben ohne Nutzen; sie üben keinen Einfluss auf die \etz- 
haut, wenn sie in gewöhnlichem Licht die Farben wahrnimmt. 

Kurt Steindorff. 

1795. v, Szily, A., Budapest. — „Zum Studium des Bewegungsnachbildes.“ 
Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1908, Bd. 42, H. 2. 

Verf. fand, dass als Bewegungsnachbild Scheinbewegung der ruhen- 
den Gegenstände in entgegengesetzter Richtung auftritt, wenn der Be- 
wegungseindruck auf einen kleineren Teil des Sehfeldes beschränkt ist, 
Die Scheinbewegung ist dem objektiven Bewegungseindruck, wenn er nur 
auf die Peripherie des Gesichtsfeldes in weitem Umfang wirkt, gleich ge- 
richtet, was auch dann aufhört, wenn die objektive Bewegung ohne jeden 
Ausfall auf das ganze Sehfeld wirkt. Kurt Steindorff, 


1796. Messmer, Berlin. — „Über die Dunkeladaptation bei Hemeralopie.“ 
Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1908, Bd. 42, H. 2. 


— 68x0) — 


Verf. bestätigt den von Piper mit Nagels Adaptometer gefundenen 
Verlauf der Adaptation bei Normalen; die Adaptationsbreite ist bei den ein- 
zelnen Personen konstant (maximal 10415): auch die Tatsache binokularer 
Reizaddition im Zustande der Dunkeladaptation bestätigt Verf. Die Adap- 
tationsstörung bei Hemeralopen zeigt verschiedene Formen: bald ist der 
Anstieg verzögert, dann aber ziemlich hoch, bald ist er rechtzeitig, aber 
nur mässig hoch, bald ganz langsam und seine endliche Höhe nur gering. 
Der Anfangswert (Lichtempfindlichkeit im Zustande der Helladaptation) ist. 
bei Hemeralopen ebenso hoch wie bei Gesunden. Einzelne Nachtblinde 
zeigten das Phänomen binokularer Reizaddition. Kurt Steindorff. 


1797. Basler, A. — „Über das Sehen von Bewegungen. II.“ Pflügers 
Arch., 1908, Bd. 124, p. 313. 


In früheren Versuchen hatte Verf. gefunden, dass von Individuen mit 
normaler Sehschärfe bei mittlerer Tagesbeleuchtung die Verschiebung eines 
weissen Papierstreifens auf schwarzem Grunde bei einer Verschiebung er- 
kannt wird, die einem Gesichtswinkel von 20 Sekunden entspricht. Bei 
Ausschluss aller Vergleichsgegenstände — den Verf. dadurch erreichte, dass 
er einen schwach erleuchteten Spalt im absolut dunklen Zimmer verschob — 
war die Wahrnehmung kleinster Bewegungen etwa 4 mal so schlecht. Ja 
eine Verschiebung um einen Gesichtswinkel von 1 Min. 15 Sek. notwendig 
war. Im übrigen liegen die Verhältnisse ähnlich wie bei Tagesbeleuchtune. 
Ein direktes Verhältnis der Bewegungsempfindlichkeit der einzelnen Teile 
der Netzhaut mit der Zapfenzahl an eben diesen Stellen war nicht nach- 
weisbar. In der Peripherie sowie in der Gegend des blinden Fleckes nimmt 


die Beweglichkeitsempfindlichkeit ab. G. F. Nicolai, Berlin. 
1798. v. Reuss, August, Wien. — „Über eine optische Täuschung.“ 
Zeitschr. f. Sinnesphysiol.. 1908, Bd. 42, H. 2. 
Vgl. Biophys. Centrbl., Bd. III, No. 426. Kurt Steindorff. 


1799. Horn, Gustav. — „Über Dunkeladaptation bei Augenhintergrunds- 
erkrankungen“ (Inaug.-Diss. Tübingen). 

Myopie: Auch bei höheren Graden ist die Adaptation nicht gestört. 
Etwaige Alterationen der Adaptation müssen auf Ernährungsstörungen der 
Aderhaut beruhen, die aber gar keine ophthalmoskopisch sichtbaren Ver- 
änderungen herbeigeführt zu haben brauchen. 

In einem Fall von Amblyopia congenita mit zentralem relativen 
Skotom war die Adaptation erheblich gestört; Schielen bedingt deutliche 
Reizsummierung. 

Funktionelle Hemeralopie (Alkoholismus, Diabetes, Nephritis) und 
Retinitis pigmentosa atypica beeinflussen Höhe, Zeit und Charakter 
cier Adaptationskurve. 

Chorioretinitis eluecongenita führen zu erheblicher Verminderung 
der Adaptation. ` 

Auch bei tabischer Atrophie ist der Lichtsinn stark gestört. 

Dagegen kann Neuritis optica ohne diese Störungen verlaufen. 

Herabsetzung der Adaptation ist typisch für Glaukom, ja sie kann 
ein Frühsymptom chronischer Drucksteigerung bedeuten. 

Neben der Verminderung besteht eine Verzögerung des Anstiegs bei 
frischer und alter Chorioiditis. 


— 681 — 


Derselbe Befund wurde bei Commotis retinae erhohen, während 
> mal bei Ablatio normale Verhältnisse bestanden. 

Während ein Rotgrünblinder normal adaptierte, erfolgte bei einem 
total Farbenb linden sehr rascher Anstieg der Kurve, ihre Höhe blieb 


dagegen erheblich unter den normalen Werten. Kurt Steindorff. 
1800. Best, F. und Haenel, Hans, Dresden. — „Rotgrünblindheit nach 


Schneeblendung.“  Klin. Monatsbl. f. Aughkde., 1908, Bd. 45, Beilageheît. 
Sehr interessante, anschauliche Schilderung akuter Rotgrünblindheit, 
die Haenel nach längerer Winterwanderung im Hochgebirge an sich erfuhr. 
Die Gegend der Macula war stärker blind als die peripheren Xetzhautteile. 
Der Ausfall der Rotempfindung war ausgesgrochener als der der Grün- 
empfindung. Der Defekt bildete sich allmählich zurück, aus dem absoluten 
zentralen Farbenskotom wurde ein relatives, nach 6 Wochen war die 
Farbenempfindung wieder normal. WVorübergehend bestand Erythropsie. 
Best verlegt den Sitz dieser Rotgrünblindheit nicht in das Zentral- 
organ. sondern in die Peripherie. Er glaubt nicht, dass die ultravioletten 
Strahlen die Ursache waren, weil die kurzwelligen Strahlen normal emp- 
funden wurden und keine Schneehlindheit erzeugten. Die von Hering kon- 
statierte Farbenänderung spektraler Farben bei grosser Intensität bzw. 
länger dauernder Fixation (grössere Resistenz von Blau-Gelb, Zurücktreten 
von Rot-Grün) scheint für die Affektion von Bedeutung zu sein. Für die 
Entstehung der Blendungserythropsie macht B. weniger die ultravioletten 
als die langwelligen leuchtenden Strahlen verantwortlich. Das Wesen der 
Erythropsie ist vielleicht eine Regeneration der Rotgrünqualität der Seh- 
substanz. Der vorliegende Fall reiht sich (nach Best) in keine der drei 
Dreikomponentenfarbentheorien ein, wohl aber in Herings Theorie der 
Gegenfarben; die Blendungsrotgrünblindheit beruht auf einer Schädigung 
der retinalen Empfangsstoffe und der primären nervösen Elemente. 
Kurt Steindorff. 
1801. May, Bruno (Physiol. Inst. Univ. u. A\ugenklin, von Prof. Gutmann, 


Berlin). — „Ein Fall von totaler Farbenblindhert.* Zeitschr, f. Sinnes- 
physiol., 1908, Bd. 42, H. 1. 
Vgl. Biophys. C., 1908, Bd. Il, No. 1655. Kurt Steindorff. 
1502. Köllner, H. (Univ.-Augenklin., Berlin. — „Erworbene Violett- 


blindheit (Tritanopie) und ihr Verhalten gegenüber spektralen 
Mischungsgleichungen (Rayleigh-Gleichung).* Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 
Bd. 42, H. 4. | 
Pat. mit einscitiger üdematüser Retinitis der Macula zeigte bei der 
Untersuchung am Helmholtzschen Farbenmischungsapparat auf dem kranken 
Auge ein dichromatisches Farbensystem mit fehlender Violettkomponente. 
Pat. verhielt sich gegenüber der Rayleigh-Gleichung nicht wie ein Farben- 
tüchtiger; um die Mischungsgleichung aus Lithium- und Thalliumlicht dem 
Na-Licht gleich zu machen, musste mehr Rot zugefügt werden, als die 
normale Schwankungsbreite erlaubt. Der Quotient des Rotgrüngemischs 
war für eine Reihe homogener Lichter für beide Augen inkonstant und 
wuchs vom Rot bis zur Na-Linie und nahm nach Grün hin wieder 
ab! also muss eine Differenz der perzipierenden Elemente beider Augen 
und nicht eine Verschiedenheit der Absorption vorliegen. Vielleicht hängt 
diese Einstellung der Rayleigh-Gleichung im Sinne eines Rotanomalen damit 
zusammen, dass die sog. Rotkurven «les gesunden und kranken Auges nicht 


— 60x2 — 


wesentlich differierten, die Grünkurve des gesunden Auges bei 570 um, 
die des kranken Auges aber bei 550 uw ihren Gipfel hatte. Drei ander 
Fälle bestätigten diese Beobachtung. Kurt Steindorff. 


1803. Köllner, H. (Univ.-Augenkl,, Berlin. — „Unvollkommene Farben- 
blindheit bei Sehnervenerkrankung.“ Zeitschr. f. Sinnespbysiol., 198, 
Bd. 42, H. 2. 

Bei einer Neuritis optica trat bei der Rückkehr eines absoluten zen- 
tralen Skotoms für weiss und Farben zum normalen trichromatischen Farben- 
sinn entsprechend der Netzhautmitte eine Störung derart auf, dass sıch 
Patient am langwelligen Spektralende wie ein Dichromat, jedoch mit ganz 
ungewöhnlicher Helligkeitsverteilung verhielt. Verf. konnte noch einen ganz 
analogen Fall beobachten. Kurt Steindorff. 


1804. Köllner, H. — „Die erworbene Violettblindheit vom klinischen unii 
physiologischen Gesichtspunkte.“ Zeitschr. f. Aughkde,, 1948, Bd. XIX. 
Beilageheft. 

Bei Violettblindheit in klinischem Sinne werden blaue, gelbe uni 
violette Objekte in bestimmter Weise verändert gesehen: Untersuchung mit 
Spektralfarben ergibt das Bestehen teils di-, teils triehromatischen Farbr1- 
systems. Die Violettblindheit im streng physiologischen Sinne ergibt dir 
Existenz eines rein dichromatischen Farbensystems. 

Violettblindheit wurde beobachtet bei Ablatio und commotio retinar. 
bei Retinitis specifica, albuminurica, diabetica usw.: bei Choreoretinis, be: 
Neuritis optica, Glaukom, Pigmentdegeneration der Netzhaut: es handeit 
sich also um Prozesse, bei denen die Netzhaut mitbeteiligt ist, reine 
Opticusaffektionen sind von der Erscheinung nicht begleitet. Ihre path:- 
logische Ursache dürfte eine Exsudation in oder unter die Netzhaut sein: 
eine solche kann, braucht aber nicht von Violettblindheit gefolgt sein. 
anderseits beweist bestehende Violettblindheit die Existenz einer Netzhaut- 
“affektion. Netzhautablösung ist am häufigsten mit Violettblindheit ver- 
bunden (90°/,) und zwar sowohl im Beginn wie auch besonders in 
späteren Stadien, wo die Farbenstörung die Maculagegend umfasst. Bei 
Retinitisalbuminurica ist die Violettblindheit nicht konstant, aber häufig: sie 
ist ein Frühsymptom, oft das einzige. Bei den anderen exsudativen Er- 
krankungen der Netzhaut ist das Verhalten analog; die Ausdehnung der 
Farbenstörung und die der ophthalmoskopisch sichtbaren Veränderungen 
gehen nicht immer parallel. Bei Aderhauterkrankungen spricht die \iolett- 
blindheit für die Frische des Prozesses. Bei Neuritis ist sie häufig nicht 
vorhanden; tritt sie auf, so geschieht es frühzeitig, ehe die Atrophie von 
Sehnervenfasern andere Störungen des Farbensinns verursacht hat. 

Das Charakteristische der erworbenen Violettblindheit ist ihr herd- 
förmiges Auftreten. 

Die physiologische Untersuchung mit Spektralfarben ergab folgendes: 
Lichter von 610 pp werden als rot bezeichnet, solche von 610—600 up 
meist ebenfalls; bei 600 —580 ww schwanken die Bezeichnungen zwischen 
Rot über Gelb bis Weiss; zwischen 580—560 up herrscht ein grünlicher 
Farbenton vor, der bei abnehmender Wellenlänge immer mehr prävaliert. 
um schliesslich immer dunkeler zu werden. Bei 550—520 (normal grin) 
wurde oft blau, bei 520 up abwärts (normal blau und violett) oft grün 
genannt. Also sind bei erworbener Violettblindheit hauptsächlich die gelben 
und blauen bzw, violetten Lichter verändert, jene erscheinen meist farbi»s. 


— 683 — 


diese grün: es bestcht ein dichromatisches Farbensystem (Rot und Grün), 
dessen beide Komponenten eine neutrale farblose Zone trennt (im Gelb 
zwischen 580—560 up). Sie nimmt bei länger bestehenden Prozessen an 
Breite zu. Am langwelligen Ende ist das Spektrum stets normal; am 
kurzwelligen ist es stets verkürzt, so dass die Farben etwa bei Indigoblau 
aufhören. Die Untersuchung mit spektralen Mischungsgleichungen ergab, 
dass es sich bei erworbener Violettblindheit wie bei angeborener Farben- 
blindheit um ein wohleharakterisiertes dichromatisches Farbensystem 
handelt. Sie lässt sich an die bekannten dichromatischen Systeme (be- 
sonders an das prot- und deuteranopische) glatt angliedern. Von den (drei 
verschiedenen Aichwertkurven fehlt die dritte, die beiden ersten sind 
erhalten. 

Die erworbene Violettblindheit ist gewissermassen ein reduziertes 
trichromatisches System. Einzelheiten sind im Original nachzulesen. Bei 
der Prüfung mit farbigen Pigmenten wird das gelbe Objekt meist als 
weisslich oder grau, seltener als rosa, rötlich oder rot, grünlich oder bläu- 
lich benannt, das blaue als grün, blaugrün oder grünblau, das rote als rot, 
das grüne als dunkeler oder bläulich bzw. blau, das weisse bisweilen als 
grünlich oder bläulich. Die Wollproben werden erst bei grösserer Aus- 
dehnung des Skotoms nicht bestanden. 

Die Farben von Stilling und Nagel ergeben keine brauchbaren 
Resultate. An Nagels Farbengleichungsapparat wird die Gelbweissgleichung 
oft erst in älteren Fällen möglich, die Grünblaugleichung verhält sich um- 
gekehrt, woran die unreinen Farben des Apparates und die neutrale Zone 
schuld sind. Farbenkreisel und farbige Schatten ergaben Störungen im 
Sinne der Violettblindheit. 

Absorption farbiger Lichter und Violettblindheit kommen häufig ver- 
eine vor. sind aber nicht aneinander gebunden, die Entstehung des 
dichromatisehen violettblinden Systems lediglich durch Absorption farbiger 
Strahlen ist wohl auszuschliessen. 

Die Violettblinden klagen oft über Farbigsehen, sie sehen erst blau- 
violette, später grünliche Flecke. Die Erscheinung dürfte mit der Ab- 
sorption in Verbindung stehen. Die Violettblindheit kann sich nach und 
nach zurückbilden, se dass wieder ein trichromatisches System eintritt, 
Sie kann aber auch zunehmen, so dass dann nur noch die Trübung mit Pig- 
menten möglich ist: schliesslich besteht totale Farbenblindheit. 

Eine klinische Differentialdiagnose, ob ein violettbindendes oder ein, 
freilich alteriertes, trichromatisches System vorliegt, erlauben die klinischen 
Untersuchungsmethoden nicht. Kurt Steindorft. 


1805. Köllner (Univ.-Augenklin., Berlin). — „Über die Beziehungen 
zwischen den Störungen des Farbensinns und der Sehschärfe bei Seh- 
nervenerkrankung.“ Berl. Ophth. Ges., Julisitzung. 

Eine Difterenzierung der einzelnen Sehnervenaffektionen durch ver- 
schiedenartige Farbensinnstörungen war bisher nur selten möglich: meist 
sind die Störungen des Farbensinns nach den klinischen Untersuchungs- 
methoden gleich. 

Zwischen den Beziehungen der Farbensinnalteration und der Ver- 
minderung der Sehschärfe fand Verf. wie die früheren Forscher ein 
gewisses Verhältnis, in jedem Stadium der Atrophie kann ausgesprochene 
Farbenblindheit vorkommen. Bei Änderung der Versuchsbedingungen 
ändern sieh die Ergebnisse. Würde eine ätiologische Sonderung des 


— 684 — 


Materials und statt des Benennenlassens farbiger Objekte die Methode der 
Mischungsgleichung benutzt, so wäre eine zahlenmässige Messung der Zu- 
nahme der Farbensinnstörungen möglich, ohne dass dabei die eigentlich 
veränderte Farbenemplindung berücksichtigt wird. Bei der angewendeten 
Methode beeinflusst Herabsetzung der S. die Angaben der Normalen kaum 
(Herabsetzung auf '/,, bei Amblyopien, unkorrigierten Refraktionsanomalien. 
Trübungen der brechenden Medien, Netzhauterkrankungen usw.). 

Bei 40 tabischen Opticusatrophien, bei Alkoholneuritis, älteren Neuri- 
tiden, einigen Fällen von Glaucoma chronicum entsprach einer bestimmten 
Verminderung der S. ein bestimmtes Stadium der Farbensinnstörung; um- 
gekehrt bestand bei einigen Fällen von Atrophie (infolge von Erkrankung 
der retinalen Zentralgefässe und hereditäre A.) und bei frischer Neuritis 
ein deutliches Missverhältnis zwischen diesen beiden Funktionen. Feste 
Gesetze für die einzelnen Formen lassen sich aus der geringen Zahl der 
bisher untersuchten Fälle nicht ableiten. Vielleicht lassen sich Vorteile für die 
klinische Diagnose (bei gewissen Formen der Öpticuserkrankung Schlüsse 
aus dem zahlenmässig festgestellten Grade der Farbenstörung, Schlüsse auf 
das S.; Ausschluss bestimmter ätiologischerr Momente aus dem Miss- 
verhältnis zwischen S. und Anomalie des Farbensinns: Unterscheidung von 
angeborener und erworbener Farbenblindheit) und die Prognose aus der 
Methode ziehen. Kurt Steindorff. 


1806. Casali. — „Amblyopie durch Sonnenlicht.“ Ann. di Ottalmol., 1907. 
H. 3--4: vgl. Centrbl. f. Aughkd., Suppl.-Bd. 31. 

Das Zentrum der Macula lutea scheint sich in den meisten Fällen 
von Sonnenblendung dunkelrot zu färben, aber es handelt sich nicht um 
eine Blutung. In den schweren Fällen bleibt für immer ein kleines zen- 
trales Skotom zurück, das für Farben absolut, für Weiss, relativ ist. Die 
Selhischärfe bleibt dabei geschädigt. Die Fälle mit relativem Skotom heilen nach 
3—10, die mit relativem Farbenskotom nach 1—3 Monaten. Begleitende 
Symptome: leichte Photophobie, Nyktalopie, leichte Einengung des Gesichts- 
feldes für Weiss und Farben, akkommodative Asthenopie, leichte Papillen- 
kongestion, Venenstauung, Oedema retinae, Retinitis oder makuläre 
Blutungen. Kurt Steindorff. 


1807. Schanz, Dresden. — „Demonstration des durch ultraviolette 
Strahlen zu erzeugenden Lidschlussreflexes und der durch diese 
Strahlen veranlassten Fluoreszenz der Linse“ 35. Vers, d. Ophth. Ges.. 
Heidelberg. Vgl. Zeitschr. f. Aughkde., Bd. XX, H. 3. 

Die Linse eines Versuchstieres, das mit einer Quarzlinse von einer 
elektrischen Bogenlampe belichtet wird, fluoresziert, zumal wenn man die 
sichtbaren Strahlen durch blaues Uviolglas abschwächt, hellgrün; das be- 
wirken allein die ultravioletten Strahlen; denn die Fluoreszenz schwindet, 
wenn man ein die ultravioletten Strahlen absorbierendes Glas (Euphosglası 
zwischenschaltet. Entfernt man dieses Glas, so tritt sofort die Fluoreszenz 
wieder auf, und die Lider des Tieres zucken krampfhaft zusammen infolg« 
der Reizung durch ultraviolette Strahlen. Es sind die Strahlen von 3UU 
bis 400 wu, die diesen Lidschlussreflex auslösen. Sie werden von ge- 
wöhnlichem Glase nicht absorbiert. Schaltet man eine Glasplatte zwischen 
Auge und Lichtquelle, die die kurzwelligen ultravioletten Strahlen abfängt. 
so tritt der Lidreflex, ebenso die Fluoreszenz der Linse trotzdem auf. 

Die kurzwelligen ultravioletten Strahlen (weniger als 300 gg) reizen 
die Bindehaut heftig, dringen aber nicht in die Tiefe, verhalten sich hier 


— 655 — 


also ebenso wie auf der äusseren Haut. Nur Strahlen von 300—400 uu 
dringen in die Tiefe, machen die Linse fluoreszieren, erzeugen Trübungen, 
Erythropsie und Farbenstörungen (Birch-Hirschfeld). 

Die Fluoreszenz der Linse lässt bei intensiver Beleuchtung nach 
einigen Stunden entschieden nach, Stoffe, die sie ermöglichen, werden auf- 
gebraucht, die Linse wird gleichsam ausgebleicht. Erst dann können ultra- 
violette Strahlen von 400—300 pø bis zur Retina, wo sie Erythropsie er- 


zeugen. Kurt Steindorff. 
1808. Vogt, Alfred, Aarau. — „Beitrag zu der Frage der Entstehung 


der Blendungserythropsie.“ Arch. f. Aughkde., 1908, Bd. 60, H. 17. 

Den ultravioletten Strahlen fehlt jede Bedeutung bei der Entstehung 

der Erythropsie. denn Schwertflint 0,198, das in einer Dicke von 9 mm 

vor das Auge gebracht wurde, konnte das Auftreten des Rotsehens nicht 

verhindern, obwohl es die ultravioletten und z. T. auch die violetten und 
blauen Strahlen absorbiert. Kurt Steindorff. 


1809. Vogt, Alfred, Aarau. — „Erkrankungen des Auges durch die ultra- 
violetten Strahlen greller Lichtquellen und Schutz gegen dieselben durch 
ein neues, in dünnen Schichten farbloses Glasmaterial.* Arch. f. Augen- 
heilk., 1908, Bd. 60, H. 2/3. 

In hoher Konzentration auf das Auge einwirkende ultraviolette Strahlen 
sind imstande Conjunetivitis, Keratitis, Iritis, Linsentrübungen und chorio- 
retinitische Veränderungen hervorzurufen; bereits bestehende, durch andere 
Ursachen entstandene derartige Prozesse werden dureh Lieht, das reich an 
ultravioletten Strahlen ist, sehr ungünstig beeinflusst. Kinen Schutz gegen 
die üble Wirkung greller Lichtquellen erreicht man, indem man das Licht 
der ultravioletten Strahlen beraubt oder indem man Schutzbrillen verordnet. 
Unsere gewöhnlichen farblosen Glasarten absorbieren ultraviolette Strahlen 
nur in geringem Grade. Ursprünglich gab man blaue Gläser, die das 
Blendungsgefühl beseitigen sollten; blaues Licht geringerer Intensität wirkt 
‚war angenenm, aber in höherer Intensität erzeugt es deutliche Blendunge; 
aber die Blendung wird ebenso durch rote und wohl auch durch ultrarote 
Strahlen wie durch kurzwellige erzeugt, denn sie tritt auch schon bei der 
ultravioletten und anderer kurzwelliger Strahlen entbehrenden Rotglut auf, 
und gelbes und blaues Glas von etwa gleicher quantitativer Lichtdurch- 
lissigkeit lassen in gleicher Weise das Gefühl der Blendung entstehen. 
Blendungsgefühl ist gewissermassen die Vorstufe bleibender Blendung, diese 
wird hauptsächlich dureh kurzwellige, jene auch durch langwellige (rote, 
ultrarote) Strahlen erzeugt. Daher ist blaues Glas ungeeignet zum Schutz 
gegen grelles Licht. Andere farbige Gläser vermindern zu sehr die Licht- 
intensität. Verf. fand als idealstes Glas ein Schwertflint 0,198 von 4,49 
spez. Gew., das in ganz dünnen Lagen fast farblos ist. Das Blendungs- 
gefühl beseitigt dieses Glas nicht wie das die übrigen Strahlengattungen 


gleichmässig abschwächende Rauchglas. Kurt Steindorff, 
1810. Tribondeau und Belley. — „Action des rayons À sur l'oeil en 


voie de dévellopement.“ Arch. d'Electr, méd., esperim. et elin., 1907; 
vgl. Arch. f. Augenheilk., 1908, Bd. 61, H. 2/3. 
Einwirkung der Röntgenstrahlen auf das noch geschlossene Auge 
neugeborener Katzen (1.—5. Tag post partum); ein Teil der Veränderungen 
(Radiodermitis mit Alopeeie der Lider, lange andauernde eiterige Coniune- 


— 686 — 


tivitis, Keratitis, Veränderungen des Kammerwassers) sind bereits bekannt. 
Verff. beobachteten ferner vorzeitige Öffnung der Lidspalte, verspätetes 
Auftreten der Pigmentbildung in Iris und Nickhaut, Starbildung (gegen 
den 35. Tag auftretend, bei Atropinmydriasis aber schon früher sichtbar). 
Mikrophthalmus des bestrahlten Auges durch Hypobiose, Falten- und 
Sprossenbildung der äusseren Netzhautschichten, ähnlich den bei Glioma 
retinae beschriebenen Veränderungen (Wintersteiner). 
Kurt Steindorff. 

1811. Roselli, Rom. — „Wirkung des Radiums auf die Gewebe des 

Augapfels.“ Ann. di Ottalm., 1907, Bd. 36, H. 12; vgl. Rec. d Opht., 

1908, No. 5. 

Dreifache Serie von Versuchen an Kaninchen: 0,001 g Radium 
3—4 mm vom Auge entfernt und ';, Stunde bis zu 3 Tagen davor 
gehalten, erzeugt an den verschiedenen Teilen des Sehorgans weder 
makroskopisch noch mikroskopisch sichtbare Veränderungen. 

Kurt Steindorfi. 
1812. Hilbert, R., Sensburg. — „Zur Kenntnis der Augenverletzungen 
durch Blitzschlag.*“ Woch. f. Ther. u. Hyg. d. Auges, 1908, Bd. XI. 
p. 22. 

Zwei Telegraphenbeamte; der Blitz war in die Apparate gefahren. 
Per eine Patient hatte stark erweiterte, träge reagierende Pupillen, trübe 
Corneae, ziliare Rötung, starke Drucksteigerung: akutes Glaukom. Der 
andere Patient bekam Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit. Erbrechen. 
Blendungsgefühl. Tränen, es bestand ein bald vorübergehender Bindehaut- 
katarrh. Bei zwei vom Blitze getroffenen Pferden konnte Verf. Atrophie 
beider Sehnerven feststellen. Kurt Steindorff. 


1813. Birch-Hirschfeld, Leipzig. — „Weiterer Beitrag zur Kenntnis der 
Schädigung des Auges durch ultraviolettes Licht.“ Zeitschr. f. Augen- 
heilk., Bd. XX, H. 1. 

Bei 5 Patienten, die längere Zeit mit freien Augen an der durch 
ihren Reichtum an ultravioletten Strahlen bekannten Quecksilberdampftlamp« 
gearbeitet hatten, trat neben Bindehautreizung eine Störung der Netzhaut- 
funktion, nämlich ein vorwiegend perizentrales Skotom für rot und griiu. 
bei normaler S und normalem Hintergrund, auf. In dem betr. Bezirk er- 
schienen blau, gelb und weiss ungesättigter, rot als gelb, grün als grau 
oder weisslich. Der zentrale Farbensinn war 2 mal, aber nur vorüber- 
gehend, und zwar im Sinne herabgesetzter Rot-grün-Empfindung, gestört. 
Der rotgrünblinde Bezirk kann bis an die periphere Farbengrenze reichen: 
mit der Rückbildung kann ein Ringskotom auftreten. Das Farbenskotom 
verschwindet im Laufe einiger Wochen. Die ihm zugrunde liegende ana- 
tomische Laesion dürfte sich in der Retina suchen lassen. Wieweit «dir 
ultravioletten, wieweit die leuchtenden Strahlen der Hg-Lampe das Skotom 
hervorrufen, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, Exakte peri- und skota- 
metrische Prüfung ist ein wichtiges Mittel zur Feststellung der ersten nach- 
weisbaren funktionellen Schädigung der Retina durch intensives, an ultra- 
violetten Strahlen reiches Licht. | Kurt Steindorff. 


1814. Birch-Hirschfeld, Leipzig. — „Zur Wirkung der Rüntgenstrahles 
auf das menschliche Auge.* Klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Aug. 1905. 
Nach einmaliger intensiver Bestrahlung wegen eines am Lidwinkel 
sitzenden Kankroids zeigten sich in dem von den Strahlen getroffenen Re- 


— 691 — 


zirke der Augapfelbindehaut wohl infolge vakuolisierender Degeneration der 
Gefässintima an den Bindehautvenen sackförmige Ektasien und zahlreiche 
Einschnürungen abwechselnd. In der Cornea trat eine in feinste Pünktchen 
auflösbare Trübung nahe dem Hornhautrande auf, die von ungleichmässiger 
Breite war und gelbliche, oberflächlich gelegene Pünktchen enthielt (Dege- 
nerationsprodukte?). Das Auftreten einer Katarakt auf dem Auge der be- 
strahlten Seite scheint auch mit der Wirkung der Röntgenstrahlen in Zu- 
sammenhang zu stehen. Kurt Steindorff. 


1815. Rogge, Max (Innere Abt. d. Marinelazaretts, Kiel-Wyk). — „Über 
en noch wenig bekanntes Augensymptom im Coma diaheticum.“ Dtsch. 
Militärärztl. Zeitschr., 1908, Bd. 37, No. 18. 

Erhebliche, allmählich zunehmende Hypotonie beider Bulbi, die nach 
dem Tode etwas geringer wird und für das diabetische Coma geradezu 
pathognomonisch ist. Die ihr zugrunde liegende Störung zwischen intra- 
okularer Se- und Exkretion bilden vielleicht giftige, während des Comas 
entstandene Stoffwechselprodukte. Kurt Steindorff. 


1816. Schirmer, Strassburg. — „Zur Innervation der Trünendrüse.“ 
35. Ophth. Ges., Heidelberg, 1908; vgl. Zeitschr. f. Augenheilk., 1908. 
Bd. XX. H. 3. 

Quantitative und qualitative Untersuchung der Tränen bei 3 alten 
Svmpathicuslähmungen und 3 Augen vor und nach der Resektion des 
obersten Halsganglions; ferner Reizung des peripheren Sympathicusendes 
sofort nach Resektion des obersten Halsganglions mit schwachen bis mittel- 
starken Induktionsströmen. Die Drüse konnte nicht zur Sekretion gebracht 
werden, und Menge und Zusammensetzung der Tränen war bei alten 
Lähmungen normal. Bei frischen Lähmungen war die nach reflektorischer 
Reizung ergossene Menge vermindert (bei normaler Konzentration). Ergo 
innerviert neben dem N. VIl. auch der Sympathicus der Tränendrüse: er 
beeinflusst die Sekretion nicht durch Wirkung auf die Gefässe, sondern 
auf die Drüsenzellen. Kurt Steindorit. 


1817. Zoth, O. (Physiol. Inst., Graz), — „Über ein einfaches Fallphonv- 
meter und die Bestimmung der Hörschärfe mit demselben.“  Pflüg. 
Arch., 1908, Bd. 124, p. 157. 

Verf. hat ein Phonometer konstruiert, bei dem eine kleine Stahlkugel 
auf einen schalldämpfend gelagerten Stahlblock auffällt, und die Gesetze den 
Abhängigkeit der Schallstärke eines solchen Apparates von den 3 Variaheln: 
Fallhöhe, Fallgewicht und Entfernung experimentell und rechnerisch zu 
bestimmen gesucht. 

Er findet Proportionalität zwischen Fallhöhe und Schallstärke, währen. 
mit zunehmender Kugelgrösse die Schallstärken annähernd im Verhältnis 
des Quadrats der Gewichte zunehmen. Auch das bekannte Gesetz, wo- 
wach die Schallstärke umgekehrt proportional dem Quadrat der Entfernung 
sei, konnte experimentell nicht genau bestätigt werden, was der Vert. 
damit erklärt, dass es sich um nicht punktförmige Schallerregung handelt. 
Dementsprechend gilt es nur für grössere Entfernungen: in der Nähe — 
bis zu Entfernungen von etwa 2 m — ist die Schallstärke umgekehrt pro- 
portional dem Kubus der Entfernung. 

Weiter werden die Vorsichtsmassregeln besprochen. die für eine prak- 
tische Verwendung des Apparates zu Hörschärfebestimmungen nötig sind, 


— 083 — 


In den Versuchen selbt ergab sich, dass die Hörschärfe der meisten Menschen 
in kurzen Perioden schwankt, auch liessen sich Adaptationserscheinungen 
deutlich nachweisen. Zum Schluss wird die Frage erörtert, was als Mass 
der Hörschärfe zu wählen sei. Verf. schlägt vor als Einheit der Hnr- 
schärfe diejenige, welche einer Fallenergie von 10 Erg. in 1 m Entfernung 
entspricht. 

Neben dem Apparat für Laboratiumsversuche ist auch ein haniilicher 
kleiner Apparat für praktische Hörprüfungen beschrieben. 

G. F. Nicolai, Berlin. 
1818. Ewald, J. R. und Jäderholm, G. A. (Physiol. Inst., Strassburg). — 
„Die Herabsetzung der subjektiven Tonhöhe durch Steigerung der ot- 
jektiven Intensität.“ Pflüg. Arch., 1908, Bd. 124. p. 29. 

Der Ton wurde durch eine stromunterbrechende Stimmgabel von 11%) 
Schwingungen im Telephon erzeugt und konnte durch Verschieben eines 
Rheochords in seiner Stärke variiert werden. 8 Versuchspersonen hatten 
die Aufgabe, hiernach ein Monochord mit verschiebbarem Steg zu stimmen, 
und alle stellten den lauten Ton tiefer als den leisen Ton ein, und zwar 
.die besten Untersucher um !/, Ton. Bei den anderen war die Differenz 
weit grösser. Die Verf. machen darauf aufmerksam, dass diese Tatsache 
mit der Resonanztheorie des Hörens nicht in Übereinstimmung zu bringen 
ist. G. F. Nicolai, Berlin. 


1819. Tschachotin, S. (Zool. Inst., Heidelberg). — „Die Statocyste der 
Heteropoden.“ Zeitschr. f. wissenschaft. Zool., 1908, Bd. 9U, 69 p. 

Hörreize erwiesen sich als wirkungslos. 

Vielmehr ist die Statocyste ein statisches Sinnesorgan. Verschiedene 
Versuche mit Durchschneidung der Kommissuren liessen nicht nur den ge- 
nauen Verlauf der Impulse im Körper erkennen, sondern zeigten auch. 
dass der Tonus der Körpermuskulatur von den beiden Statocysten beein- 
flusst wird, weshalb es nach operativer Ausschaltung der Impulse zu 
Orientierungsstörungen kommt. 

Beim Spiel der Wimperborsten hält Verf. die Phase der Aufrichtunz 
für die Ruhephase, entgegen früheren Autoren. 

Einen grossen Teil der Arbeit nimmt die Darstellung des feineren 
Baues der Heteropodenstatocyste ein. V. Franz. 


1820. Immermann, F. (Biol. Station, Helgoland). — „Die innere Struktur 
der Schollenotolithen.“ Wissenschaftl. Meeresunters., Abteil. Helgoland 
N. F.. 1907, Bd. 8. 

Die Otolithen — besser Statolithen — der Fische zeigen Jahres- 
ringe infolge intermittierenden Wachstums, das seine Ursache in 
den jährlichen Temperaturschwankungen hat. 

Der Otolith hat eine organische Grundsubstanz, ein radiärfaseriges 
System, das in gewissen Abständen zu konzentrischen Lamellen verschinilzt. 
Ihr ist CaSO, in Form winziger Nadeln eingelagert. Die Nadeln figeu 
sich der Struktur der organischen Grundsubstanz an, liegen also gieich 
ihr strahlig mit Umkrümmungen der Linien in den Lamellen. Die durch 
letztere bedingten l.ichtreflexe lassen sie an diesen Stellen bei auffallendem 
Lichte weiss erscheinen. 

Erhöhter Stoffwechsel fördert die Lamellenbildung, erhöhte Temperatur 
die Kalkbildung. Jenes tritt bei der Nordseescholle im Frühjahr, dieses im 
Herbst ein. Daher weisse Frühjahrs- und durchscheinende Herbstringe. 

Im Winter steht das Wachstum still, V. Franz. 


Alphabetisches Namenregister*). 


A. Sammelreferate. 
49. 97. Levaditi, C. Les spirilles pathogènes. 


B. Referate. 


1289. Abbott, J. F. und Life, A. C. Galvanotropism in bacteria. 

1453. Abelous, J. E. und Bardier, E. Mécanisme de l'action vasoconstrictive 
due à l’urohypertensine. 

577. Abelsdorff, G. Einige Bemerkungen über den Farbensinn der Tag- und 
Nachtvögel. 

165. — und Wessely, Karl. Zur vergleichenden Physiologie des intraokularen 
Flüssigkeitswechsels. 

898. Abramowski. Zur Frage des endemischen Vorkommens von Krebs. 

323. Achard, Ch. und Aynaud, M. Recherches sur l'imprégnation histologique 
de l’endothélium. 

1101. — — Forme et mouvements des globulins du sang. 

1234. — — Nouvelles recherches sur les globulins. 

1100. — und Feuillé, E. Sur l'activité leucocytaire. 

632. Adamoff, A.N. Pathologisch-anatomische Veränderungen des Herzmuskels, 
der Leber, der Nieren und der Pankreasdrüse bei Tollwut. 

43. Adie, J. R. Note on a Leukozytozoon found in mus rattus in the Punjab. 
9. A Ba Alberto. Ultramikroskopische Beobachtungen über fermentative 
rozesse. 

1288. Albrecht, G. Über die Perzeption der Lichtrichtung in den Laubblättern. 

822. Alcock, N. H. and Lynch, G. R. On the relation between the physical, 
chemical and electrical properties of the nerves. 

519. Alexander-Schäfer, Gisa. Vergleichend-physiologische Untersuchungen 
über die Sehschärie. 

1765, Alexander, G. F. Mechanism of accommodation and the fonction of the 
ciliary processes. 

1436. Algina, V. Über die Ursache des Herzschlages. 

Allard, Ed. Vergleichende Untersuchungen über die sekretorischen Leistungen 
beider Nieren. 

727. Allen, A. R. The distribution of the motor root in the anterior horn. 

1419. Almagià, M. Über die pathogene Wirkung des „Bacillus fluorescens 
liquefaciens“ auf den Menschen. 

264. Alquier, L. Sur les modifications de l'hypophyse après l’exstirpation de 

la thyroide ou des surrénales chez le chien. 

116. — und heaven y, H. Sur les accidents nerveux consécutifs XX aux 
ablations totales ou partielles de l'appareil thyroparathyroidien chez 
les chiens. 

1270. Alrutz. Die Kitzel- und Juckempfindungen. 

1094. D'Amato, L. Neue Untersuchungen über die experimentelle Pathologie 
der Blutgefässe. 

*) Die vorgedruckten Zahlen geben bei A die Seitenzahl, bei B die Nummer 
der Referate an. 


Biophysik. Centralbi. Bd. III. 49 


1451. 
519. 
1751. 
1022. 
1235. 
675. 


1380. 
1166. 


892. 
586. 


1705. 
309. 


200. 
1553. 
691. 
250. 


1301. 
271. 


981. 
576. 
825. 
826. 
1099. 
1463. 
1098. 
1471. 
941. 
1228. 
336. 


323. 
500. 


501. 
1102. 
510. 
371. 
372. 
1410. 
1416. 
640. 


381. 


— 690 — 


Ambard, L. Modification de la respiration et de la pression art£rielle 
consécutives aux chauffages des masses musculaires. 

Amblard, L. s. Huchard. 

Ancel, P. s. Bouin. 

André, Ch. Sur les lésions du rein après ablation du foie chez la grenouille. 

— 8. Courmont. 

Andropoff, P. W. Über die relative Wirkung der ein- und vielatomigen 
Alkohole der Fettreihe auf das Herz (des inchens). 

Anglade und Calmettes. Sur le cervelet sénile. ee 

Anikiew, An. Über den Bau desEi rotoplasmas und über die exzentrische 
Lage der Kernfiguren in einigen Tubeneiern der Hausmaus. 

Apolant, H. Über künstliche Tumormischungen. 


. Archibald, E. W. s. Keenan. 


Ariëns Kappers, C. U. Die Bildung künstlicher Molluskenschalen. 

Arneth, J. as neutrophile Blutbild bei Infektionskrankheiten. 

Arnold, Julius. Die Rolle derZellgranula bei der hämatogenen Pigmentierung 
nebst Bemerkungen über entzündliche Zellformen. 


. Ashburn, G. M. und Craig, C.F. Observations upon filaria Philippiniensis 


and its development in the mosquito. 

— — Experimental investigations regarding the etiology of dengue fever. 
with a general consideration of the disease. 

Asher, Leon. Das Verhalten des Darmepithels bei verschiedenen funktionellen 
Zuständen. 

Askanazy, S. Über die Körnung der roten Blutkörperchen bei anämischen 
Zuständen. 

— M. und Hübschmann, P. Über Glykogenschwellung der Leberzell- 
kerne, besonders bei Diabetes. 

Astichoff, N. A. Zur Frage über die Pathogenese der Zahnwurzelkysten. 

Athanasiu, J. Recherches expérimentales sur l'intervention des nerfs et 
des muscles antagonistes dans la production des mouvements du pied. 

— Ergographe double à boule. 


. — F. und Gradinesco, A. La circulation artificielle dans les muscles. 


Aubaret. Sur les scotomes par éclipse solaire. Scotoma hélieclipticum. 

Aubertin, Ch. L’hypertrophie cardiaque dans les infections et intoxi- 
cations chroniques expérimentales; ses rapports avec les lésions rénales 
et surrénales. 

— und Clunet, J. Hypertrophie cardiaque et hyperplasie médullaire des 
surrénales. 

— et Beaujard, E. Sur le mécanisme de la leucopénie produite expén- 
mentalement par les rayons X. 

— — Action des rayons X sur le sang et la moelle osseuse. 

— und Delamarre, André. Action du radium sur le sang. 

— und Hébert, P. Hyperhépatie et surcharge glycogénique du foie dans 
l'intoxication alcoolique expérimentale. 

968, Auer, J. s. Meltzer. 

Aufrecht. Die Genese der Arteriosklerose (Arterütis). 

Awerinzew, S. Beiträge zur Kenntnis der Süsswasserrhizopoden. (Vor- 
läufige Mitteilung). 

1101. 1234. Avnaud, M. s. Achard. 

Babák, E. Über die funktionelle Anpassung der äusseren Kiemen beim 
Sauerstoffmangel. 

— Über den die rhythmischen Atembewegungen auslösenden Reiz. 

— Zur neue der Grösse der Erythrocyten. 

— undBoutek,B. Über die ontogenetische Entwickelung der chronotropen 
Vaguseinwirkung. 

— und Dödek, B. Untersuchungen über den Auslösungsreiz der Atem- 
bewegungen bei Süsswasserfischen. 

— und Foustka, O. Untersuchungen über den a: der Atem- 
bewegungen bei Libellulidenlarven (und Arthropoden überhaupt). 

v. Babes. Der jetzige Stand des Kampfes gegen den Krebs. 

— Die kapillären Gallengänge in den Neubildungen der Leber. 

— und Stefanescu, E. ann erscheinen die Negrischen Körperchen im 
Nervensystem wutkranker Tiere? 

Bachem, C. Alkohol und Warmblüterherz. 


. Backmann, E. L. Die Wirkung einiger stickstoffhaltigen. in Blut und 


1004. 
637. 


859, — Auch die normale aktive Flügelhaltung 


1080 
974 


1219. 
565. 
1749. 
905. 


. Bantels. 


— 691 — 


Harn physiologisch vorkommenden, organischen Stoffwechselprodukte 
auf das isolierte und überlebende Säugetierherz. 

— Die Wirkung der Milchsäure auf das isolierte und überlebende Säugetierherz. 

Baglioni, Silvestro. Der Atmungsmechanismus der Fische. Ein Beitrag 
zur vergleichenden Physiologie des ne 

er Taube beim Stehen und 
Gehen wird durch einen Reflextonus bewirkt. 

. — Zur Physiologie der Schwimmblase der Fische. 

. Baisch, B Untersuchungen über den von O. Schmidt angegebenen proto- 
ee Parasiten der malignen Tumoren und über Kankroidin 
(Schmidt). 

Balint, B. a Engel, K. Über paroxysmale Tachycardie. | 

Ballien, Maria. Klinische Beiträge zur Kenntnis der Vibrationsempfindung. 

Ballowitz. Die kopflosen Spermien der Cirripedien, 

Bannier, Alfred. Physiologische Studien am gesunden Menschen im Über- 
druckapparate, 

P, Zum Verständnis der Verbreitungsmöglichkeit des Zungen- 
krebses. 


. Barach, J. H. Blood pressure studies in typhoid fever. 
. Barberio, M. Über einen höchst seltenen Fall von Calcification der Uterus- 


wand, besonders in der Umgebung der Uterushöhle. 


370. Bardier, E. Les sels de magnésium et le système nerveux moteur péri- 
phérique. | u 

1453. — s. Abelous. HN 

1693. Barie, Ernest. Le volume du cœur chez les chlorotiques. 77” !*: 

613. Barrat, J. O. W. On mitosis in proliferating epithelium. © 2, ‘ fi} 

806. — Implantation of actively proliferating epithelium. 

190. Bartel, Julius. Der normale und abnormale Bau des lymphatischen Systems 
und seine Beziehungen zur Tuberkulose. 

1330. — Über die hypoplastische Konstitution und ihre Bedeutung. 

628. — und Neumann, Wilh. Experimentaluntersuchungen über den Einfluss 
von organischen Substanzen auf den Gang der Tuberkuloseinfektion 
beim Meerschweinchen. 

191. — und Spieler, Fritz. Experimentaluntersuchungen über natürliche In- 
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325. Bashford, E. F., Murray, I. A. und Haaland, M. Ergebnisse der experi- 
mentellen Krebsforschung. 

1057. — — — The induction of specific resistance and of general enhanced 
susceptibility to inoculation of carcinoma and sarcoma in rats and mice. 

1737. Basile, ©. Über den Einfluss des Lecithins auf die Bestimmung des Ge- 
schlechts und auf die Mendelschen Charaktere. 

1184. Basler, Adolf. Beiträge zur Kenntnis der willkürlichen Bewegung. I. Mit- 
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1797. — Über das Sehen von Bewegungen. II. 

224, Bassenge, L. s. v. Leyden. 

96. Basset, H. und Carré, H. Conditions dans lesquelles la muqueuse digestive 
est perméable aux microbes de l'intestin. (l. note.) 

97. — J. — Conditions dans lesquelles la muqueuse digestive est perméable 
aux microbes de l'intestin. 

220. Bassin, N. Sur le pseudo-tétanos du cœur. 


20. 


123. 
239. 


1465. 
1404, 


312. 


. — Kann das Herz tetanisiert werden? 


Bataillon, E. Les mouvements nucléaires préalables à la segmentation 
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234. 


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— Über den Einfluss des Kochsalzes auf die arteriosklerotische Hypertonie. 
Burnett, T. C. Can sea water maintain the beat of the heart of fresh 
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49* 


1680. 


— 692 — 


Bayliss, W. M. The excitation of vaso-dilator nerve fibres in depressor 
reflexes. 


1681. — Note on the supposed existence of vaso-constrictor fibres in the chorda 


186. 
328. 
1015. 
383. 
1464. 
713. 
1182. 


1183. 


1654. 
28. Best, F. Die A i A ischen Glykogengehaltes. 

1800. otgrü 

867. 


1077 


1511. 


1197 


1512. 


1729 


tympani nerve. 


. Bazzicalupo, G. a ETDE en, welche durch die Wirkung warmer 


bzw. kalter Temperaturen in den morphologischen Elementen des Blutes 
und im Blutserum der Tiere kervorgerufen werden. 


. — Eosinophilie und einige bekannte Antikörper des Serums. 

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. Beitzke, H. Taschenbuch der pathologisch-histologischen Untersuchung-- 


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bei der histologischen Fixatiou, dem Auswässern, der Färbung und der 
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Bergell, Peter und Lewin, Karl. Über Pathogenese und über den spezi- 
fischen Abbau der Krebsgeschwülste. ; 

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Abbau der Krebsgeschwtiste. 

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Temperaturkoeffizienten der Muskelenergie. Nebst Versuchen über den 
Temperaturkoeffizienten der Oberflächenspannung kolloidaler Lösungen. 

— Berichtigung zu dem Aufsatz, betitelt: „Zur Thermodynamik der Muskel- 
kontraktion.“ 

— Zur Thermodynamik der Muskelkontraktion. 


— und Haenel, Hans. nblindheit nach Schneeblendung. 

Bethe, Albrecht. Beobachtungen über die persönliche Differenz an einem 
und beiden Augen. 

— Ein neuer Beweis für die leitende Funktion der Neurofibrillen, nebst Be- 
merkungen über die Reflexzeit, Hemmungszeit und Latenzzeit des 
Muskels beim Blutegel. 

— Ein handlicher Apparat zur mechanischen Reizung. 

— Ist die primäre Färbbarkeit der Nervenfasern durch Anwesenheit einer 
besonderen Substanz bedingt? 

— Die Verwendung des Solenoids zum langsamen Aufsetzen und Abheben 
von Gewichten, oder zur Veränderung ihres Druckes gegen die se 

— Die Bedeutung der Elektrolyten für die rhythmischen Bewegungen der 
Medusen. I. Teil. Die Wirkung der im Seewasser enthaltenen Salze 
auf die normale Meduse. 


459 
1023 


1126. 


286. 
189. 
1602. 
1343, 


127, 


1813. 


1814. 
159. 


295. 


196. 
667. 
601. 


434. 


847. 


698. 
1105. 
656. 
758. 
760. 
1321. 


255. 
256. 


1090. 
790. 
497. 
915. 
833. 
175. 


903 


1544 
860 


1487 


— 693 — 


Van Beusekom, J. Over den invloed van wondprikkels op de vorming 
van adventieve Knoppen aan de bladeren van Gnetum Gnemon L. 
Biberfeld, Joh. Beiträge zur Lehre von der Diurese. XIV. Bemerkungen 

zur Theorie der Nierensekretion. 

Bickeles, G. und Fromowicz, W. Über den radikulären Verlauf des 
zentripetalen Teiles einer Anzahl von Reflexbogen, besonders von Re- 
flexen des untersten Rückenmarksabschnittes. 

Bielschowsky, A. Über den reflektorischen Charakter der Augen- 
bewegungen, zugleich ein Beitrag zur Symptomatologie der Blick- 
lähmungen. 

— M, Über sensible Nervenendigungen in der Haut zweier Insectivoren 
(Talpa europaea und Centetes ecaudatus). 

Bier, August. Beeinflussung bösartiger Geschwülste durch Einspritzung 
von artfremdem Blut. 

Bierberg, W. Die Bedeutung der Protoplasmarotation für den Stoff- 
transport. 

Biffi, U. Einige Beobachtungen über Lamablut. 

Birch-Hirschfeld, A. Weiterer Beitrag zur Wirkung der Röntgenstrahlen 
auf das menschliche Auge. 

— Weiterer Beitrag zur Kenntnis der Schädigung des Auges durch ultra- 
violettes Licht. 

— Zur Wirkung der Röntgenstrahlen auf das menschliche Auge. 

Blanc, G. A. Unter ichungen über ein neues Element mit den radioaktiven. 
Eigenschaften des Thors. 

Blanluet und Cason. Abducenslähmung nach Rückenmarksanästhesie. 

De Blasi, D. Hämolyse bei Piroplasmose der Haustiere. | 

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Blum, Richard. Die Bedeutung der Röntgenstrahlen für die Erkenntnis 
der anatomischen, physiologischen und pathologischen Verhältnisse des 
menschlichen Körpers. 

Blumenthal, M. und Morawitz, P. Experimentelle Untersuchungen 
über posthämorrhagische Anämien und ihre Beziehungen zur aplastischen 
Anämie, 

— Richard. Sur l'origine myélogène de la polycythemie vraie. 

— Sur le rôle érythrolytique de la rate chez les poissons. 

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—- Beobachtung des Netzhautbildes im lebenden "Tiere. 

— Das cerebrale Nachbild. 

Boecker, T. Einige Bemerkungen zu dem Aufsatz: Über die Wirkung 
der Musculi intercostales des Herrn Emil Fluner, Prag. 

Bock, J. Ein Apparat zu Infusionsversuchen. 

— Untersuchungen über die Nierenfunktion. I. Über die Ausscheidung der 
Alkalimetalle nach Injektion von Kaliumsalzen. 

— H. Ein neues Sthetoskop zur Messung der subjektiven Stärke der 
Herzklänge. 

Böhm, Marie. Über physiologische Methoden zur Prüfung der Zusammen- 
setzung gemischter Lichter. 

Boeke, J. Over den bouw der Gangliencellen in het centrale zenuwstelsel 
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eindnetten. 

Bohlmann, F. Das Schlagvolumen des Herzens und seine Beziehung zur 
Temperatur des Blutes, 

Bohn, G. s. Drzewina. 

Bohr, Christian. Die funktionelle Bedeutung des Lungenvolums in normalen 
und pathologischen Zuständen. 

— Zur T'heorie der Entstehung des Lungenemphysems. 

du Bois-Reymond, R. Bemerkung über die Veränderung der Wirbel- 
säule beim Stehen. 

Boldyreff, W.N. Das Verhalten von Hunden, deren Schilddrüsen ent- 
fernt worden waren, zur hohen und niedrigen Temperatur des umgebenden 
Mediums und zur Erhöhung der eigenen Körpertemperatur. 


1753. 


595. 
106. 


959. 
160, 
900. 
412. 
268. 
353. 
929. 
93. 
1409. 
134. 


383. 
1287. 
984. 
421. 
1794. 
1215. 
472. 


510. 
1751. 


89. 
475. 
1003 

1348. 


299, 


1613. 
1732, 


964. 
1445, 


979. 
742. 
1590. 
1712. 
1643. 
1645. 
617. 
1097. 
1339. 


260. 


— 694 — 


Boldyreff, W. N. Über den Einfluss von hoher und niedriger Temperatur 
auf thyreoidektomierte Hunde. 

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1113. 
516. 


281. 
236, 


1359. 


1782, 


1587. 


136. 
561. 
1383. 
1727. 
662, 
668. 
931. 


932. 
1701. 


661. 
1360. 


783. 
1443. 
1444. 


1695. 


— 695 — 


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im Verlaufe der Ermüdung. : | 
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— n Einfluss des intraabdominalen Druckes auf die Strömung in den 

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— Über die Strömung des Blutes in dem Gebiete der Pfortader. I, Das 
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the renal circulation. 

— — Regarding vaso-motor nerves in the kidney. 

— — Über die Blutversorgung der Niere. I. Der Einfluss der Erhöhung 
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der den Plexus renalis bildenden Nervenfasern. 

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— Études sur quelques particularités physiologiques de l'action cardio- 
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— Etude de quelques particularités relatives à l’action cardio-inhibitrice du 


1107. 
515. 
1320. 


626. 
903. 


989. 
1747. 
474. 
1299. 
98. 
1380. 
1657. 


247. 
706. 
570. 
1318. 


1387. 
| ie J. A. und Lewis, 


1084. 
1121. 


362, 
403. 


96. 
799. 
1017. 
39. 


1651. 
1652. 


1806. 
295. 


— 696 — 


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Cailerars, A. Mixoedem infolge von Atrophie der Thyreoidea nebst Hyper- 
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. — A note on the refractory state of the non-automatic heart muscle of 


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Erste vorläufige Mitteil, 

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läufige Mitteil. | 

Casali. Amblyopie durch Sonnenlicht. 

Cason s. Blanluet. 


1347. 


1513. 
721. 
1632. 


1619. 
1776. 


131. 


417. 
1297. 


178. 
313. 


439. 
1740. 
1741. 

490. 


1364. 
1365. 
1745. 
1361. 
826. 
1317. 
1405. 
805. 
173. 
489. 
1632. 


1586. 


1791, 


424, 
1746. 


1381. 
1235. 


506. 


1748. 
550. 
33. 


— 697 — 


Cathala, V. und Daunay, R. Die granulösen Blutkörperchen, die Be- 

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Chavasse. Starke Übersichtigkeit mit optischen Messungen. 

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— — Die gelbe Färbung der Netzhaut. 


Chiari, O. M. Über die herdweise Verkalkung und Verknöcherung des 


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Child, C. M. Studies on the relation between amitosis and mitosis. III. Matu- 
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— An analysis of form-regulation in tubularia. IV. Regional and polar 
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. — An analysis of formregulation in tubularia. V. Regulation in short 


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1646. 
932. 


1113. 
524. 
212. 
431. 
906. 


1213. 
243. 
1378. 


1615. 
678. 


on 
ID 


652. 
939. 
93. 
1347. 
1538. 
526. 
952. 
1333. 
1028. 
371. 
1176. 
1200. 
91. 
1571. 
IR. 
19. 
604. 
605. 


1605. 
196. 


1098. 
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1724. 
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e biologie et composée de Mr. Dastre, président, Borrel, sécrétaire, 

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Leukocytenkerne. 

Delage, Yves. L'oxygène, la pression osmotique, les acides et les alcalis 
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— La parthenogenèse sans oxygèn; élevage des larves parthénogénétiques 
d'astéries jusqu'à la forme parfaite. 

— Dévéloppements parthénogénétiques en solution isotonique à l'eau de 
mer. Elevage des larves Taas jusqu'à l’image. 

— La parthénogenèse expérimentale par les charges A ues. 

— und de Beauchamp, P. „tude comparative des phenols comme agent: 
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504. 
478. 
85. 
986., 
1076. 
1291. 
251. 
905. 
1093. 
1457. 
1221. 
133. 
949. 
966. 
l4. 
142. 
1582, 
810. 
1242, 


267. 
1461. 


57. 
179. 
1319. 
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unilatérale du système nerveux. 


. Dubois s. Wertheimer. 
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852. 
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1484. Dubreuil, G. s. Régaud. 
Dudgeon, L. S. s. Shattock. 
Dürck, Hermann. Über eine neue Art von Fasern im Bindegewebe und 
in der Blutgefässwand. 


1725. 


473. 


791. 
1145. 
1633. 


292. 
615. 
348. 


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Duhem, Pierre. Ziel und Struktur der physikalischen Theorien. 

Dunbar. Zur Frage der Stellung der Bakterien, Hefen und Schimmelpilze 
im System. Die Entstehung von Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen 
aus Algenzellen. 

Duncker, Georg. Über Regeneration des Schwanzendes bei Syngnathiden. 
Zweite Mitteilung. 

Duvigneaud, M. Rochou. Untersuchungen über die Fovea der menschlichen 
Retina und besonders über das Bündel der zentralen Zapfen. 

Euer A Eapermentelle Übertragung der Tuberkulose vom Menschen auf 

as Rind. 

Ehrlich, H. Zur Frage der Balztaubheit bei Tetrau urogallus. 

— P. Bemerkungen zu den Aufsätzen des Herrn Dr. Orthner. 

Ehrmann,S. Über die Beziehungen der Spirochaeta pallida zu den Lymph- 
aus: Blutbahnen, sowie über Phagozytose im primären und sekundären 

tadium. 

Einthoven, W. Weiteres über das Elektrokardiogramm. Nach gemein- 
schaftlich mit Dr. B. Vaandrager angestellten Versuchen. 


. — Über Vagusströme mit gemeinschaftlich mit A. Flohil und P. J. T. A. 


Ballaerd angestellten Versuchen, 


309. — Wiringia, J. H. und Snyders, E. P. Über einen dritten Herzton. 

. — — — Ein dritter Herzton. 

. Ellermann, V. Über kleinste Mikroorganismen im menschlichen Speichel. 
. — Über sehr kleine bewegliche Mikroorganismen im Menschenspeichel. 

. Elliott, J. R. The innervation of the b 

. Ellis, M. M. The influence of the amount of injury upon the rate and 


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amount of regeneration in mancasellus macrourus. 


. — Some notes on the factors controlling the rate of regeneration in tadpoles 


of rana clamata Daudin. 


. Elster, J. und Geitel, H. Ein transportables Quadrantelektrometer mit 


photographischer Registrierung. 


. — — Über die Abscheidung radioaktiver Substanzen aus gewöhnlichem Blei. 
. Emmel, V. E. The experimental central of asymmetry at different stages 


in the development of the lobster. 


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. — s. Bence. a 
. Engling, Max. Untersuchungen über den peripheren Tonus der Bint- 


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. Enriques, Paolo. La forma come funzione della grandezza. 23 memoria: 


Ricerche sui gangli nervosi degli Invertebrati. 


. Eppinger, Hans. Uber Herzinsuffizienz. 
. — und von Knaffl, E. Über Herzinsuffizienz. 
. Erlanger, J. Irregularities of the heart resulting from disturbed condı:c- 


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. Etienne, G. und Parisot, J. Athérome aortique et extrait d'hypophyse. 
. Ettinger, Witold. Anskultatorische Methode der Blutdruckbestimmung 


und ibr praktischer Wert. 


. Euken, D. Zur Theorie der elektrischen Nervenreizung durch Kondensator- 


entladung. 


8 
. Eve, A. S. Über das Verhältnis der Aktivitäten von Radium und Thor, 


gemessen durch ihre y-Strahlung. 


. Ewald, J. R. und Jäderholm, G. A. Die Herabsetzung der subjektiven 


Tonhöhe durch Steigerung der objektiven Intensität. 


. Ewart, Felicie. Zur Kenntnis der Geschlechtsbestimmung beim Menschen. 
. Exner, Sigm. Nochmals das Schweben der Raubvègel. 

.‚ Eycleshymer, A. C. und Wilson, J. M. The adhesive organs of amia. 
. — The reaction to light of the decapitated young necturus. 

. Eyre, J. W. H. und Kennedy, ý 


C. The temperature of the normal 
monke 


. Eyster, J. À. E. und Hooker, D. R. Direct and reflex response of the 


cardio-inhibitory centre to increased blood pressure. 


. Fabian, Erich. Zur Frage der Entstehung Russelscher Körperchen in 


Plasmazellen (Unas hyaline Degeneration der Plasmazellen). 


. Fahr, George. Über die Wirkung des Kaliumchlorids auf den Kontraktion:- 


akt des Muskels. 


. Falger, F. Untersuchungen tiber das Leuchten von Acholoe artericola. 


383. 
1283. 


1100. 

1636. 
207. 
302. 

1536. 
395. 


kr 


1115. 
1592. 
590. 
1697. 
332. 
1889. 
1669. 
1332. 
1160. 
1032. 
214. 
066. 
1446. 
280. 
238. 
1642. 
1353. 
1721. 
948. 
143. 


1793. 


— 101 — 


. Falk, Fritz. Über die durch Adrenalininjektionen an Kaninchen hervor- 


gerufenen Gefässveränderungen und deren experimentelle Beeinflussung. 


. 1207. Fauconnier, Henri. Sur l'onde de contraction de la systole ventri- 


culaire. 
Fedoroff. S. P. Über Befund von Adrenalin in einem Nierentumor. 


. Feilchenfeld, Hugo. Über den Blendungsschmerz. 

. Felber, V. s. Joest. 

. Fermi, C. Die Cerebrospinalflüssigkeit wutkranker Tiere ist nicht virulent. 
. — Über die Virulenz des Speichels und der Speicheldrüsen wutkranker 


Tiere. 

— Normale Hirnsubstanz und antirabischer Impfstoff gegen Lyssa. 

— Über die Virulenz der einzelnen Teile des Nervensystems wutkranker 
Tiere. S 


. — und Repetto, Romolo. Über die Filtrierbarkeit des Trachomerregers 


und über den pathogenetischen Wert der kultivierbaren Flora der tracho- 
matösen Konjunktiva. 

Ferrié, G. s. Bergonié. i 

Feuereissen, Wiliam. Beiträge zur Kenntnis der pathologischen Pigmen- 
tierungen in den Organen der Schlachttiere. 

Feuillé, E. s. Achard. 

Fibiger, Johannes und Jensen, C. O. Untersuchungen über die Be- 
ziehungen zwischen der Tuberkulose und den Tuberkelbazillen des 
Menschen und der Tuberkulose und den Tuberkelbazillen des Rindes. 

Fick, R. Einiges über die Rippenbewegungen mit Modelldemonstration. 

— Vererbungsfragen, Reduktions- und Chromosomenbypothesen, Bastard- 
regeln. 

Fiebig: Über Hautgeschwülste bei Fischen, nebst Bemerkungen über 
die Pockenkrankheit der Karpfen. 

Fiessinger, Noel. Les lésions rénales et hépatiques au cours de l'intoxi- 
cation mercurielle. 

— Les altérations prècoces de le cellule hépatique au cours de certaines 
intoxications et infections expérimentales. 

Figdor, W. Experimentelle Studien über die heliotropische Empfindlich- 
keit der Pflanzen. 

Filatoff, D. Die Metamerie des Kopfes von Emys lutaria zur Frage über 
die korrelative Entwickelung, 

Finck, Ch. Nouvelles recherches sur la valeur du rappoort des tensions 
artérielles et capillaires dans l'artério-sclérose. 

Finkler, D. Disposition und Virulenz. Eine klinisch-bakteriologische Studie. 

Fischel, E. Zur Frage der Pigmentballung, 

— A. Über eine vitale und spezifische Nervenfärbung. 

Fischer, Jos. Die auskultatorische Blutdruckmessung im Vergleich mit 
der oscillatorischen von Heinrich von Recklinghausen und ihr durch 

die Phasenbestimmung bedingter klinischer Wert. 

Fitting, H. Lichtperzeption und phototropische Empfindlichkeit, zugleich 
ein Beitrag zur Lehre vom Etiolement. 

Fixier, León s. Villaret. 

Flack, Martin s. Hill. 

Flaskamp, Wilhelm. Der Radialpuls bei verschiedener Haltung des 
Armes, 

Fieig, C. Augmentation de résistance de divers systèmes organiques et 
en particulier du coeur sous l'influence du chloralose, 

— und Gaujoux, E. Analyse physio-pathologique d'un trouble central du 
reflexe de deglutition. 

Fleischer, F, Über turgo-tonographische Pulsdruckbestimmung. 

Flu, P. ©. Untersuchungen über Affenmalaria. 

Foà, P. Contribution àla connaissance des.éléments constitutifs de la pulpe 
splénique. 

— M. Espanet Untersuchungen über die durch Alkohol hervor- 
gerufene Lebercirrhose. 

Forsyth, D. The parathyroid glands. —— Part I. Their function and 
relation to the thyroid gland. 

Fortin, E. P. De la circulation rétinienne et d'une certaine catégorie de 
paepae en dépendant. 

— De la méthode entoptique comme méthode de diagnostic. 


372, 
1597. 


1496. 
. Frangois-Frank, Ch. A. I. Démonstration de microphotographie instan- 
208. 
502. 
1448. 
1546. 


566. 


385. 
961. 
1010. 
1510. 
18. 
525. 
668. 
1550. 
1133. 
1018. 
1103. 


1237. 


1238. 


1617. 
331. 
141. 

1196. 


— 102 — 


Foustka, O. s. Babäk. 

France, R. H. Die Lichteinnesorgane der Algen, Stadien zum Ausbau der 
vegetabilen Soph yniorogi I. 

Francini, M. Sur la structure et la fonction des plexus choroïdiens. 


tanée et de chromomicrophotographie. II. Comparaison des mouvements 
activs et passifs des branchies flottantes respiratoires et locomotrices. 

— Les phénoménes mécaniques de la respiration chez le lézard ocellé. 
JI. Contractilité et innervation du poumon. 

— Etude de mécanique respiratoire comparée. La respiration du lézard 
ocellé. MI. 

— Données techniques générales sur les procédés sphygmo-volumétriques 
applicables à l'homme. 

— Note générale sur la disposition et l'application d’un sphygmo-palpeur 
artériel et veineux. 


. Frangenheim. Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss der 


1627. 
68. Frank, Otto. Einfluss der Herztemperatur auf die Erregbarkeit der be- 


Saugbehandlung auf lokale Entzündungsherde. 
— Die Wirkung der Bindenstauung im Tierexperiment. 


schleunigenden und verlangsamenden Nerven. 

— Klinische Beobachtungen über die Wirkungen des blau-violetten Endes 
nn Spektrums des Voltaschen Bogenlichtes auf Erkrankungen der Horn- 

aut, 

— Dynamik der Membranmanometer und der Lufttransmission, 

— Endliche Ausbauchungen einer aufgespannten elastischen Membran. 

— Konstruktion und Theorie eines neuen Tachographen. 

— Ein Kymographion für photographische Registrierung. 

Pens Arthur. Fortgesetzte Beobachtungen des Biutdruckes bei Herz- 

ranken. 

Frédéricq, Leon. La seconde ondulation positive (premièr ondulation 
systolique) du pouls veineux physiologique chez le chien. 

— Sur ie d’un plateau systolique dans le sphygmogramme du pouls 
sénile. 

— Henri. Les influences qui modifient l'irrigation dans la paroi du cœur 
isolé des mammifières. 

Frenkel, H. et Garipuy, E. Récherches sur la tension artérielle des 
cataractés. 

Freytag, Fr. Beziehungen der Milz zur Reinigung und Regeneration des 

lutes. à 

— Zur Theorie der Blutzellenbildung und der fixen Zellen der tierischen 
Organismen. 

— Ein experimentell-histologischer Beitrag zum Ersatz der Milzfunktion 
durch die Lymphdrüsen und zur Bedeutung des fibrillären Gitters der 
Milz für die une aung, 

— Die Bedeutung des gelben Knochenmarkes für die Blutbildung und die 
„Kerneinheit“ der an 

— Männliche und weibliche Biutkörper. 

Friedberger, E. s. Pfeiffer. 

Fritsch, J. Vergleichende Untersuchung der Fovea centralis des Menschen. 

Froeberg, S. The relation between the magnitude of stimulus and the 
time of reaction. 


. Fröhlich, A. und Loewi, O. Scheinbare Speisung der Nervenfaser mit 


1498. 
646. 


647. — Über 

. — Über den Einfluss der Temperatur auf den Muskel. 
1312. 
1662. 
700. 


1126. 
1455. 


mechanischer Erregbarkeit seitens ihrer Nervenzelle. 
— — Über vasoconstriktorische Fasern in der Chorda tympani. 
— Friedrich W. Die Analyse der an der Krebsschere auftretenden Hem- 
mungen. 
eriphere Hemmungen. 


— Zur Thermodynamik der Muskelkontraktion. 

— Zur Frage der hemmenden Fasern in den Muskelnerven. 

Froin, G. Le mécanisme régulateur des leucocytoses intra- et extr- 
vasculaires. | 

Fromowicz, W. 8. Biekeles. 

Frouin, A. Sutures des deux carotides aux deux jugulaires combini+s 
à Ja ligature des deux vertébrales. 


1203. 
1722. 
257. 
185. 
320. 


1065. 
13. 


1133. 
261. 


210. 


1217. 


149. 


958. 
1189. 
1755. 


425. 
757, 


. Gaujoux, E. s. Fleig. 
1447. ; 


728. 


111. 


72. 
120. 


121. 


— 703 — 


Frugoni, Cesare. Über einige Respirationsveränderungen centralen Ur- 
sprungs. | 

— Über die Beziehungen zwischen Vagus und Nierenfunktion. 

Fujitani, J. Über Blutviskosität und Harnabsonderung. 

Fu Ben C. Zur Biologie der perniziösen Blutkrankheiten und der malignen 
Zellen. 

Gadd, G. Ein Fall von Hermaphroditismus bei dem Strongylocentrotus 
droebachiensis O. F. Müll. 

Gaffky. Zur Frage der Infektionswege der Tuberkulose. 

1181. Galeotti, G. Ricerche di elettrofisiologia secondo i criteri dell’ elettro- 
chimica. IV. Einfluss von Narcoticis auf die Permeabilität der Frosch- 
2 und auf die Stärke der in ihr entstehenden elektromotorischen 

aite. 

Garipuy, E. s. Frenkel. 

Garnier, M. s. Policard. A | 

Garrelon, L. und Langlois, J. P. Etude sur la polypnée thermique. 

Garrey, W. E. Some effects of cardiac nerves upon ventricular fibrillation. 

Garten, S. Über die Anwendung der Zungenpfeife zur Registrierung. 

— in Gemeinschaft mit v. Mankowakiı, Ë. Über die Wa ehmung von 
Intensitätsveränderungen bei möglichst gleichmässiger Beleuchtung des 
ganzen Gesichtsfeldes. 

— 8. v. Brücke. | 

— Der durch den konstanten Strom in Nerven des Kaltfrosches ausgelôste 
Erregungsvorgang ist diskontinuierlicher Natur. 

Gasparrini, E, Delle alterazioni successive alla estirpazione del ganglio 
cerv. ARpA sup. 

Gaudenzi, G. Intorno alla cosi detta imagine visiva cerebale. 

— Über das sogenannte zerebrale Nachbild. 


Gaultier, R. Recherches sur le rôle de la tension artérielle dans la pro- 
duction de l’atherome experimental par l'étude de l’action simultané de 
„l’adrenaline* substance hypertensive, et de „l’extrait aqueux de gui“ 
substance upon ge: 

Gaus, C. J. s. Krönig. 

1021. Gautier, Cl. s. Doyon. 

Gautrelet, J. De l'action sur le coeur de lion potassium dissocie et 
introduit par électrolyse. 

— De = réalisation de crises épileptiformes obtenues par électrolyse, chez 
le lapin. 

— Des effects physiologiques consécutifs à l'applicatiou de l'électrode à 
l'oreille de l'animal, dans l’électrolyse. 


. — Des modifications qu'entraine la suppression de la circulation dans 


l’electrolyse. 


. — De l’action des ions magnésium, baryum, calcium et sodium dissocies et 


introduits par électrolyse. 


. — Mécanisme de l'action hypotensive de certaines glandes. 

. Geigel, R. Der Metallklang. 

. — Der tympanitische und der nichttympanitische Schall. 

. — Die Bedeutung der Ohrmuschel für das Hören, 

. 161. Geitel, H. s. Elster. 

. Gellé, Eug. Du retentissement des lésions canaliculaires sur le parenchyme 


acineux et insulaire pancréatique et de leur importance dans la génèse 
du diabète. 


. Gemelli, A. Neue Beobachtungen über die Hypophyse der Murmeltiere 


während des Winterschlafes und in der Sommerzeit. 


. — Die Sekretionsvorgänge der Hypophyse bei den Säugetieren. 

. — Weiterer Beitrag zur Kenntnis der Funktion der Hirnhypophyse. 
. Gentzsch, Walter. Über pathogene Sprosspilze bei Diabetes. 

. Georgiewsky s. Tereschin. 

= Gerhartz, H. Geschlechtsorgane und Hunger. 2. Mitteilung. 
1275. 


— Die Aufzeichnung von Schallerscheinungen, inbesondere die des Herz- 
schalles. 


. — Registrierung von Bewegungsvorgängen mit feuchten Membranen. 
. Germann. Über die Wirkung der (Juarzglas-Quecksilberlampe. 
389. 


Géronne, A. 


416. 


1271. 
856. 


1253. 
359. 


. Giemsa, G. und Prowazek, S. Weitere Untersuchungen über sog. ultra- 
114. 


803. 
1173. 


1734. 


1655. 
874. 
. Ginzburg. Zur Pathogenese des Kryptophthalums congenitus. 
107. 


229. 
1466. 
1528, 


374. 
537. 
181. 
T84. 


1566. 
1567. 


. 


— 10 — 


Ger Le Hans. Über autoptische Wahrnehmung der Sehtätigkeit der Netz- 
aut. 

— Ein Versuch über das direkte Sehen. 

Geyl, A. Melkafscheidung uit de okselholte bij kraam v rouwen tengevolge 
van het functionneeren van een rudimentair mammairorgaan. 

Gheorghiu, N. Betrachtungen über einige Fälle von Ovarialinsuffizienz. 

Giarre und Carlini. Über die Anwesenheit eines hämophilen Bazillus im 
Blute Masernkranker. 


mikroskopische Infektionserreger. Zur Filtration des en 

Gierke, E. Die Persistenz und Hypertrophie der Thymusdrüse bei Base- 
dowscher Krankheit. 

— Was hat uns die experimentelle Forschung über den Mäusekrebs gelehrt? 

— Die hämorrhagischen Mäusetumoren mit Untersuchungen über Geschwulst- 
resistenz und -disposition bei Mäusen. | 

Giglio-Tos, E. Die Vererbung bei den Organismen und die chemische 
Auffassung des Lebens. 

Gildemeister. Über Interferenzen zwischen zwei schwachen Reizen. 

McGill, Caroline. The effect of low temperatures on: hydra. 


Girgoslaff, S. S. Experimentelle Ergebnisse zur Frage über die An- 
wendung des isolierten Netzes in der Chirurgie des Unterleibes. 

Gley, E. Jpertzop ne experimental du coeur. 

Gmelin, W. Die Wirkungsweise des Pilokarpins. 

Godlewski, E. Plasma und Kernsubstanz in der normalen und der durch 
äussere Faktoren veränderten Entwickelung der Echiniden. 

Goerke, Max. Kritisches zur Physiologie der Tonsillen. 

Gött, Theodor. Die Speichelkörperchen. 

Glaser, O. C. Pathological amitosis in the food-ova of fasciolaria. 

Gluschkiewitsch, Theophil B. Regeneration des Vorder- und Hinter- 
endes der Clepsine tessulata. 

Goldschmidt, R. Einiges vom feineren Bau des Nervensystems. 

— Das Nervensystem von Ascaris megalocephala und Ascaris lumbricoides. 
Ein Versuch, in den Aufbau eines einfachen Nervensystems einzudringen. 


I. Teil. 
. — und Popoff, M. Die Karyokinese der Protozoen und der Chromidial- 


apparat der Protozoen- und Metazoenzelle. 


. — — Über die sog. hyaline Plasmaschicht der Seeigeleier. 
. 1036. Goldstein, M. s. Parhon. 
. Golant, R. Über die Wirkung der sinusförmigen Wechselströme auf den 


motorischen Nerven. 


. Goldscheider, A. Zur Frage der Dikrotie bei Aorteninsufficienz. 

. Golgi, Camillo. La doctrine du neurone. Théorie et faits. 

. Goodall, A. Haematogenesis in foetal sheep. 

. Gorham s. Dawson. 

. Gotch, Francis. Capillary electrometer records of the electrical changes 


during the natural beat of the frog’s heart. 


. Gougerot, H. s. Claude. 
. Gozzi, C. Die Leberveränderungen bei Hunden nach totaler Parathyreoi- 


dektomie. 


. Gradinesoo, A. s. Athanasiu. 
. Gradinigo und Stefanini. Über eine neue Methode von Akumetrie 


mittelst Stimmgabeln. 


. Gräper, Ludwig. Untersuchungen über die Herzbildung der Vö 
. Granström, E. Zur Frage über die Richtung der dikrotischen Welle. 
. Grassmann, K. Über den Einfluss des Nikotins auf die Zirkulations- 


organe. 


. Grawitz, Ernst. Klinische Pathologie des Blutes nebst einer Methodik 


der Blutuntersuchungen und spezieller Pathologie und Therapie der 
Blutkrankheiten. 


. Greeff, R. Über eigentümliche Doppelkörnchen (Parasiten?) in Trachom- 


zellen. 


. Greene, D. W. Normaler und pathologischer Blutdruck in ihren Be- 


ziehungen zum Alter und zu beginnendem Star. 
Greenwood, M. s. Hill. 


P ja 


335. 
539. 
1206. 
690. 
. Grochmalicki, J. Über die Linsenregeneration bei den Knochenfischen, 
915. 
1106. 


216. 
1040, 
460. 
53l. 
1047. 
1784. 
1668. 
1757. 
1430. 
1390. 
174. 
1561. 
1208. 
1672. 
925. 
1159. 
64. 


65. 
06. 
325. 
1060. 
1061. 


1175. 
1417. 


1634. 
168. 


1155. 
1520. 


163. 
1516. 


1800. 
1194. 


718. 
42. 
187. 
868. 
1601. 


447. 


Greer, S. R. s. Carlson. 

Grijns, G. Pathologisch-anatomische Studien über Appendicitis. 
Groag, Paul. Über Funktionsprüfung des Herzens. 

Grober, J. Untersuchungen zur Arbeitshypertrophie des Herzens. 


De Groot. G. J. s. Boeke. 

Gruber, G. B. Über die Beziehung von Milz und Knochenmark zueinander, 
ein Beitrag zur Bedeutung der Milz bei Leukämie. 

Grünberger, V. und Zinser, V. Das Verhalten der Herzarbeit und des 
Gefässtonus bei der Ascitespunktion. 

Grützner. Über die Lokalisierung von diaskleral in das Auge fallenden 
Lichtreizen. 

Gryus, G. s. Kayser. 

Güthig, K. Ein Beitrag zur Morphologie des Schweineblutes. 

Guilleminot, Hyac. Effects des rayons X et des rayons du radium sur 
la cellule végétale. 

Gullstrand, A. Zur Maculafrage. 

Gunn, J. A. s. Tait. 

— The „Fly-catching Reflex“ in the Frog. 

Gurewitsch, M. J. Über die Neurofibrilleno und deren Veränderungen 
unter verschiedenen pathologischen Bedingungen. 

Gurwitsch, A. G. Über Regulationserscheinungen im Protoplasma. 

Guthrie, ©. C. Heteroplantations of blood vessels. 

— Further results of transplantation of ovaries in chickens. 

1422. 1423. — s. Pike. 

— 8. Ryan. 

— und Pike, F. H. Further observations on the relation between blood 
pressure and the respiratory movements, 

v. Guttenberg, H. Über das Zusammenwirken von Geotropismus und 
Heliotropismus in parallelotropen Pflanzenteilen. 

377. Guyenot, E. Action du pneumogastrique gauche sur le coeur de 
testudo europea. Actions comparées des deux vagues. 

— Action du pneumogastriqne sur le coeur des batraciens. 

— Considérations sur les causes des variations observées dans l’action des 
nerves vagues sur le coeur des batraciens. 

1057. Haaland, M. s. Bashford. 

— s. Murray. 

— Development of spindle-celled sarcoma during propagation of an adeno- 
carcinoma of the mouse. 

— The occurrence of glycogen in mouse-tumours. 

de Haan, J. Experimentelle Tuberkulose, beim Affen mit Vogeltuberkel- 
bazillen. 

— Über Resorptionsinfektion mit Tuberkelbazillen vom Magendarmkanal 
aus beim Karbau. | 

Hadley, P. B. Galvanotaxis in larvae of the American lobster (Homarus 
Americanus). 

— The reaction of blinded lobsters to light. ' 

— The behavior of the larval and adolescent stages of the American lobster 
(homarus americanus). 

Häcker, Valentin. Über Mendelsche Vererbung bei Axolotl. 

— Über Axolotikreuzungen. II. Mitteilung. Zur Kenntnis des partiellen 
Albinismus. 

Haenel, Hans. s. Best. 

Hafemann, Max. Erlischt das Leitungsvermögen motorischer und sensibler 
Froschnerven bei derselben Temperaturerhöhung” 

Hagenbach, Ernst. Experimentelle Studie über die Funktion der Schild- 
drüse und der Epithelkörperchen. 

Hallopeau, H. Sur le traitement de la syphilis par l'anilarsinate de soude 
(atoxyl) suivant le procédé de Paul Salmon. 

Hamdi s. Wieting. 

Hanel, Elise. Vererbung bei ungeschlechtl. Fortpflanzung von Hydra grisea. 

Hannig, E. Über hygroskopische Bewegungen lebender Blätter bei Ein- 
tritt von Frost und Tauwetter. 

Harper, E. H. The behavior of the phantom larvae of Corethra plumi- 
cornis Fabricius. 


Biophysik. Centralbl., Bd. III. 50 


203. 


1071. 


1664. 
848. 


851. 
293. 


470. 
934. 
1403. 
792. 
793. 


211, 


1198. 


1199. 


937. 
1233. 


1268. 


166. 
1471. 
443. 
1621. 
1770. 
1778. 
740. 
1344. 
50. 
1079. 
376. 
1311. 
869. 
1766. 
1767. 
1247. 
1501. 
93. 


430. 
454. 


— 106 — 


Harris, D. J. The periodicity of striated muscle immersed in Bieder- 
manns fluid. 

— D. 2 On the occurrence of post-tetanic tremor in several types of 
muscle. 

Harrison, R. G. Regeneration of peripheral nerves. 

Harter, A. und Lucien, M. Eosinophilie dans un cas de blastomycose 
humaine généralisée. 

Harter, A. s. Parisot. 

Hartert, Wilhelm, Das Dioptometer. Ein neuer Apparat zur subjektiven 
und objektiven Refraktionsbestimmung. 

Hartmann, Max s. Kisskalt. 

Harvey, W. H. Experimental bone-formation in arteries. 

Hasebrock, K. Über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Ent- 
wickelung von Plusia moneta F. 

Hasemann, John Diederich. The Direction of Differentiation in Regene- 

rating Crustacean Appendages. . 

— The Reversa of the Direction of Differentiation in the Chelipeds of the 
Hermit Cabr. 

Hasse, C. Die Mündungen der Lebervenen vor und nach der Geburt, ein 
weiterer Beitrag zur Lehre von dem Einfluss der Atmung auf die Organe 
des Körpers. 

Hasselbalch, K. A. Über die Einwirkung der Temperatur auf die vitale 
Mittellage der Lungen. 

— Über die totale Kapacität der Lungen. 

— und Heyerdahl, $ A. Uber einige physikalische Ursachen zu Varia- 
tionen in der Menge von Blutkörperchen. 

— — Über einige physische Ursachen zu Schwankungen der Menge der 
Blutkörperchen. 

Hatai, S. Preliminary note on the size and condition of the central 
nervous system in albino rats experimentally stunted. 

Heath, H. The longevity of members of the different castes of termopsis 
angusticollis. 

Hébert, P. s. Aubertin. 

Heiberg, K. A. Über eine erhöhte Grösse der Zelle und deren Teile bei 
dem ausgewachsenen Organismus, verglichen mit dem noch nicht ans- 
gewachsenen. 

— Über die Erklärung einer Verschiedenheit der Krebszellen von anderen 
Zellen, 

Heine. Über die Verhältnisse der Refraktion, Akkomodation und des 
Augenbinnendruckes in der Tierreiche. 

— Über die Akkommodation des Schildkrötenauges. 

— L. Über das Leben der Wirbeltiere und der Kopffüssler. 

Heinz, R. Zur allgemeinen Pathologie der roten und weissen Blut 
körperchen. 

Heller, O. und Tomarkin, E. Ist die Methode der Komplementbindung 
beim Nachweis spezifischer Stoffe für Hundswut und Vaccine brauchbar! 

— und Wolkenstein, A.A. Die Bedeutung der experimentellen Lungen- 
anthrakose für die Frage nach der Entstehung der Lungentuberkuluse. 

Hellin, Dionys. Der doppelseitige Pneumothborax und die Unabhängigkeit 
der Lungenrespiration von den Druckverhältnissen. 

Hendersen, L. J, Leland jr, G. A. und Means, J. H. The behavior 
of muscle after compression. 

Henderson, W. D. ur Kenntnis der Spermatogenese von Dytiscus 
marginalis L., nebst einigen Bemerkungen über den Nucleolus. 

— E. E. und Lane-Cieyton, Janet. Study of the ciliary epithelium after 
puncture of the anterior chamber. 

— Ciliary epithelium after paracentesis. 

Hendrix, & Influence de la peptone dans les fonctions du rein. 

Henius, Kurt. Über die Abhängigkeit der Empfindlickeit der Netzhaut 
von der Flächengrösse des Reizobjektes. 

Henneguy s. Dastre. 

Hensen, V. Die Empfindungsarten des Schalles. 

Herbst, Curt. Vererbungsstudien.. V. Auf der Suche nach der Ursache 
der grösseren oder geringeren Ähnlichkeit der Nachkommen mit einem 
der beiden Eltern. 


836. 
1001. 


u Fr a 


Hering, H. E. Zur Analyse des Venenpulses. 
-- Über den Beginn der Papillarmuskelkontraktion und seine Beziehung 
zum Atrioventrikularbündel (Vorläufige Mitteilung). 


1214. — Über zeitweilige partielle Hypersystolie der Kammern des Säugetier- 
herzens. (Zugleich Bemerkungen über das iragliche Vorkommen von 
Hemiextrasystolie und Hemialternans.) 

1682. — Über den Pulsus irregularis perpetuus. 

1683. — Das Elektrokardiogramm des Irregularis perpetuus, 

1441. — Das Wesen des Herzalternans. 

1146. Hermann, L. Neue Untersuchungen über die Natur der Kombinationstöne. 


555. 
850. 


Herrick, C. J. The tactile centers in the spinal cord and brain of the 
sea robin, prionotus carolinus L. 

Herring, P. T. und Simpson, S. The pressure of bile secretion and the 
mechanism of bile absorption in obstruction of the bile duct. 


1249, — The histological appearances of the mammalian pituitary body. 

1250. — The development of the mammalian pituitary and its morphological 
significance. 

138. Hertel, E. Experimentelles und Klinisches über die Anwendung lokaler 


1141. 
326. 
1609, 


1610. 
679. 


1714. 
258. 


1236. 


411. 
130. 


143. 


144. 
1581. 
1764. 
1783. 


701. 


103. 
169. 
741. 
923. 
971. 
937. 
275. 
299. 


1142. 
1812. 
209, 
285. 
214. 


995. 


1465. 
476. 


1644. 
1707. 


1518 
1345 


Lichttherapie bei Erkrankungen des 

— Einiges über die Empfindlichkeit des Auges gegen Lichtstrahlen. 

Hertwig, Oskar und Poll, Heinrich. Zur Biologie der Mäusetumoren. 

— Richard. Über das Problem der sexuellen Differenzierung. 

1611. — Weitere Untersuchungen über das Sexualitätsproblem. 

v. Hertzen, W. E. und Oehmann, K. H. Über die Einwirkung des 
Hirudinins auf den Kreislauf. 

Herz, Albert. Zur Kenntnis der „aplastischen Anämie“. 

Herzfeld, Ernst. Über die Bedeutung der molekularen Konzentration von 
Flüssigkeitsergüssen für die Resorption derselben. 

Herzog, F. Über das Vorkommen von Blutkörperchenschatten im Blut- 
strom und über den Bau der roten Blutkörperchen. 

— R. O. s. Becker. 

Hess, Carl. Versuche über die Einwirkung ultravioletten Lichtes auf die 
Linse. 

— Über Dunkeladaption und Sehpurpur bei Hühnern und Tauben. 

-— Untersuchungen über Lichtsinn und Farbensinn der Tagvögel. 

— Über „Blaublindheit* durch Gelbfärbung der Linse. 

— „Modern views on the physiology and pathology of accommodation. 

— Untersuchungen über die Ausdehnung des pupillomotorischen Bezirkes 
der Netzhaut und über die pupillomotorischen Aufnahmeorgane. 

— Leo. Über Blutbefunde bei Lymphdrüsenerkrankungen. 

— Otto. Die Ausführungsgänge des Pankreas. 

Hesse, E. s. Stern. 

— Das Leben der niederen Tiere. 

924. Hewlett, A. W. The interpretation of the positive venous pulse. 

Heyde, M. s. Sauerbruch. 

1233. Heyerdahl, S. A. s. Hasselbach. 

Heymann, Bruno 3, Reichenbach. 

Hilbert, R. Über subjektive pathologische Farbenempfindungen infolge 
von Vergiftungen. 

— Über Störungen des Farbensinns im Gefolge interner Erkrankungen. 

— Zur Kenntnis der Augenverletzungen durch Blitzschlag. 

Hill, A. Nerves of the lung as stained by the methylene blue method. 

— Histology of the nucleus trapezoides. 

— Leonard und Flack, Martin. Observations on body temperature, blood- 
ressure and alveolar tensions of athletes. 

— L. and Greenwood. M. The iufluence of barometric pressure on man, 
No. 4. The relation of age and body weight to decompression effects. 

Hille s. Baum. x 

Van der Hilst Karrewij, G. J. Über die Parthenogenesis der Makro- 
gameten bei Recidiv von Malaria Tertiana. 

1645. Hindle, E. s. Moore. 

1108. Hirschfeld, H. Uber experimentelle Erzeugung von Knochenmark- 
atrophie. 

.— L. s. v. Wasiliewski. 


. Hirschfeld-Kassmann, Hanna. Beitrag zur vergleichenden Morphologie 


der weissen Blutkörperchen. 50* 


1298. 


809. 
1456. 


226. 
367. 


1666. 
1799. 


045. 
1545. 


763. 
519. 


250. 
1676. 


1229. 
714. 


715. 
228. 
1091. 


1818. 
481. 


1306. 


1165. 


381. 
522. 


829. 
279. 


1717. 


— 78 — 


Hissbach, Rudolf. Über das Vorkommen der amyloiden Degeneration bei 
Tieren. 


. Höber, Rudolf. Beiträge zur physikalischen Chemie der Erregung und 


Narkose. 


. Hoepffner, C. Das Sekundenvolumen des Herzens bei gesunden und 


kranken Menschen 


. Hössli, Hans s. Dietschly. 

. Hofbauer, J. Experimentelle Beiträge zur Ca rcinomfrage. 

. — Grundzüge einer Antifermentbehandlung des Karzinoms. 

.— L. Zur operativen Behandlung gewisser Lungenkrankheiten (Emphysem 


und Tuberkulose). II. Teil. 


. Hoffmann, F. B. Eine neue Regulierungsvorrichtung für Kymographien. 
. Hofmann, F. B. Über einen peripheren Tonus der Cephalopodenchromato- 


horen und über ihre Beeinflussung durch Gifte. 


. — Gibt. es in der Muskulatur der Mollusken periphere, kontinuierlich leitende 


Nervennetze bei Abwesenheit von Ganglienzellen? 


. — Histologische Untersuchungen über die Innervation der glatten und der 


ihr verwandten Muskulatur der Wirbeltiere und der Mollusken. 


. Holle. Beitrag zur Frage der Durchgängigkeit der Magen- und Darm- 


schleimhaut für nicht pathogene Mikroorganismen beim normalen und 
dürstenden Tiere. 

Holmes, S. J. a activity in infusoria. 

Homberger, E. Eine neue Kreislaufstheorie. 


. Hoogenraad, H. R. Einige Beobachtungen an Vampyrella lateritia Leidy. 


1224. Hooker, D. R. May reflex cardiac accleration occur independentiy 
of the cardio-inhibitory centre? 

Hoorweg, J. L. Über die elektrische Erregung durch unterbrochene 
Ströme. 

Hoorwey. Über das allgemeine Gesetz der elektrischen Erregung. 

Horn, Gustav. Über Dunkelada ptation bei Augenhintergrundserkrankungen. 


. Hornung, Oskar. Über atypische tachykardische Paroxysmen. 


Hotz, G. Die Ursachen des Thymustodes. 

H on E. Enregistrement des mouvements respiratoires des narines chez 
e lapin. 

Howe. Piber die Zugkraft der Adduktoren und die Dehnbarkeit der Recti. 

Huchard, H. und Amblard, L. Crises dďd'hypertension artérielle au cours 
de la dothiénentérie. Leur valeur prognostique. 

Hübschmann, P. s. Askanazy. 

Hürter. Über den Einfluss kohlensäurehaltiger Bäder auf den Blutdruck 
Nierenkranker. 

Huldschinsky, K. Über die berzhemmende Digitaliswirkung. 

Hunt, R. The probable demonstration of thyroid secretion in the blood 
in exophthalmic goiter. 

— The relation of iodin to the thyroid gland. 

379. Jackson, D. E. s. Mathews. 

— und Mathews, S. A. The sensory nerves of the heart and blood 
vessels as a factor in determining the action of drugs. 

Jäderholm, G. M. s. Ewald. 

De Jager, L. Über die Keimung von Bazillensporen in derselben Flüssig- 
keit, in welcher sie entstanden sind. 

— Über Mutation bei Bakterien. 

Jammes, L. und Martin, A. Les conditions du développement en milieu 
artificiel de l'œuf de quelques nématodes parasites. 

Janowski, W. Nochmais über Dikrotie bei Aorteninsuffizienz. 

— Über minimale Schwankungen der Dauer einzelner Pulswellen in nor- 
malen und pathologischen Zuständen. 

— Über die Dikrotie bei Aorteninsuffizienz. 

Jappelli, G. Synchronisierung der vasomotorischen Reflexe durch rhyth- 
mische Reize der zentripetalen Nerven. 

— Untersuchungen über die Reichen ont IH. Mitteil. Einfluss 
der Frequenz, Intensität und Dauer der elektrischen Reize auf die 
physiko-chemischen Eigenschaften des Speichels. 


. Jaschke, Rud. Über die diagnostische und prognostische Bedeutung der 


Pulsdruckmessung, mit besonderer Berücksichtigung der Pulsdruck- 
amplitude. 


— 709 — 


1112. Jeauselme, E. und Sezary, A. Lymphocytose cephalo-rachidienne et 


1600 
7179 


formule sanguine chez les syphilitiques. 

. Jellinet, S. Studien über die Wirkung elektrischer Starkströme auf die 
einzelnen Organsysteme im Tierkôrper. 

. Jennings, H. S. Behavior of the starfish Asterias forberi de loriol. 


1636. Jensen, ©. O. s. Fibiger. 
1542. — Paul. Die Länge des ruhenden Muskels als Temperaturfunktion. 
192. — Wilh. Über Geotropismus bei Bacillus anthracis. 


1413. 
544. 


Jianu, Joan s. Severeanu. 
Ikonnikoff, P. S. Zur Frage über die entzündlichen Erkrankungen der 
Gallenblase. 


1820. Immermann, F. Die innere Struktur der Schollenotolithen. 

638. McIntosh s. Levaditi. 

225. Joachim, G. Das Verhalten des linken Vorhofes bei der Störung der 
Reizleitung. 

1439. — s. Weiss. 

1210. — Ein atypischer Fall von Störung der Reizleitung im Herzmuskel. 

630. Joannovics, G. und Kapsammer, G. Untersuchungen über die Ver- 
wertbarkeit neuerer Methoden zur Diagnose der Tuberkulose im Tier- 
versuch. 

1720. Joest, E. und Felber, W. Über lokale Eosinophilie in der Leber der 
Haustiere. 

629. — Noack, C. und Liebrecht, C. Untersuchungen zur Frage des Vor- 
kommens latenter Tuberkelbazillen in den Lymphdrüsen des Rindes und 
des Schweines. 

1450. John, M. Über die Technik und klinische Bedeutung der Messung des 


83. 


529. 
729. 
1296. 
283. 
766. 
538. 


916. 


systolischen und diastolischen Blutdrucks. 

Jolly, J. Evolution du diamètre des globules rouges au cours du déve 
loppement. 

— Recherches sur la formation des globules ronges des Mammifères. 

— W. A. s. Simpson. 

— s. Marshall. 

— und Simpson. Functions of the rolandic cortex in monkeys. 

Jones, E. E. The influence of bodily posture on mental activities. 

Jonescu-Michaesci, C. Beiträge zur Durchgängigkeit des Darmes für 
inerte Pulver. 

Jordan, H. Beitrag zur physiologischen Technik für „Tonusmuskeln“ 
vornehmlich bei wirbellosen Tieren nebst Beschreibung eines Mess- und 
Registrierapparates für die Reaktionen solcher Muskeln. 


1259. — Hermann. Uber reflexarme Tiere. II. 


1278. 


— H. Über Entwickelung vom physiologischen Standpunkte aus. Ver- 
such, der vergleichenden Physiologie ein Arbeitssystem zu verschaffen. 


1251. Joris, H. A propos de la nature glandulaire de la neur.;hypophyse. 
917. Joseph. D. R. Further investigation upon the influence of organ extracts 


of cold-blooded animals on the blood-pressure. 


1322. -- The ratio between the heart-weisht and body weight in various animals. 
1014. -- Don R. und Meltzer, S. J. Über den Einfluss der Reizungen des 
Vagus auf die Entwickelung des Rigor mortis am Herzmuskel. 

978. — o Beobachtungen über die Kernverhältnisse von Loxodes rostrum 

.F.M. 
82. Josué, O. Athérome artériel et calcification. 
933. — Pathogénie de l'artériosclérose. 
924. Joung, C. J. und Hewlett, A. W. The normal pulsations within the 


1067. 
1013. 


oesophagus. 

Jourde s. Sartory. 

Isaac, S. und van der Velden, R. Untersuchungen über das Verhalten 
des Kreislaufs bei Zufuhr jodierter Eiweisskörper. 


974. Isakowitz, J. Messende Versuche über Mikropie durch Konkavgläser 
nebst Bemerkungen zur Theorie der Entfernungs- und Grössenwahr 

` nehmung. 

1768, — Lichtzerstreuung in trüben Medien der menschlichen Linse (Catar. 
coerulea). 

345. Ishiwara, K. s. Ogata. 


873. Issakowitsch, A. Es bestcht eine zyklische Fortpflanzung bei den 


Cladoceren, aber nicht im Sinne Weismanns. 


1686. 
814. 
1407. 
581. 
920. 
307. 


1398. 


441. 


591. 
440. 


598. 
592. 
175. 


776. 
785. 
786. 
871. 
872. 
1156. 


1282. 
1521. 
215. 


— 110 — 


Judin, A. Zur Erklärung des Elektrokardiogramms. 

Jürgens. Die Amöbenenteritis und ihre Beziehungen zur Dysenterie. 

Iwanoff, Elie. De la fécondation artificielle chez les mammifères. 

756. Kahn, R. H. Über l'apetenbilder. 

— Zur Physiologie der Trachea, 

— und Lieben, $. Über die scheinbaren Gestaltänderungen der Pigment- 
zellen. 

Kaiser, J. F. Vergleichende Untersuchungen über den Einfluss von Ab- 
trennungen und Verwundungen auf die geotropische Reaktion von 
Pflanzenorganen. 


2. Kalamkaroff, J. G. Zur Frage über experimentelle Atheromatose der 


Aorta beim Kaninchen und .über die Wirkung der Jodverbindungen auf 
diesen Prozess. 

Kammerer, Paul. Erzwungene Fortpflanzungsveränderungen und deren 
Vererbung und Demonstration neuer Tierbastarde. 
ÿber den Kopulationsakt der Erdmolche (Salamandra Laur.). 

-- Vererbung der erworbenen Eigenschaft habituellen Spätgebärens bei 
Salamandra maculosa. 

— Über Schlammkulturen. 

— Über künstliche Tiernigrinos. 

— Vererbung erzwungener Fortpflanzungsanpassungen. I. und II. Mitt.: 
Die Nachkommen der spätgeborenen Salamandra maculosa und der früh- 
geborenen Salamandra atra. 


— Symbiose zwischen Libellenlarve und Fadenalge. 


— Regeneration sekundärer Sexualcharaktere bei den Amphibien. 

— Regeneration des Dipterenflügels beim Imago. 

— Die Fortpflanzung des Grottenolmes (Proteus anguineus Laurenti). 

— Symbiose zwischen Oedogonium undulatum und Weasserjungferlar en. 

— Ausnützung dütenfürmig gedrehter junger Blätter von Canna, Musa und 
Aspidistra durch kleinere Tiere. 

— Donaubarsche. 

— Experimentell erzielte Übereinstimmung zwischen Tier und Bodenfarbe. 

Kanitz, Aristides. Auch für die Frequenz des Säugetierherzens gilt dıe 
RGT-Regel. 


. Kapsammer, G. s. Joannovics. 
. Kast, L. und Melzer, S. J. Die Sensibilität der Abdominalorgane und 


die Beeinflussung derselben durch Injektion von Cocain. 


. Kato, E. und Kotzemberg. Über das Verhalten des arteriellen Blut- 


druckes bei chirurgischen Nierenerkrankungen und Appendicitis. 


. Katz. Zur Frage des Sehens in Zerstreuungskreisen. 
. Kayser, J. D. und Gryns, G. Ein dem Madurafusse sehr ähnlicher Fall 


von Bothryomycosis. 


. Keenan. C. Ë. und Archibald, E. W. Fatty tumor of kidney suggesting 


a metamorphosis of adrenal cells into true fat. 


. Kehrer. Der Einfluss der Galle auf die Uterusbew egungen. 
. Kelling. Über die Anwendung und die Deutung spezifischer Serum- 


reaktionen für die Carcinomforschung. 


. — Georg. Ergebnisse serologischer Untersuchungen beim Carcinom, be- 


sonders vom chirurgischen Standpunkte aus. 


. Kennedy, J. C. s. Eyre. 

. McKenzie, Ivy. Epithelmetaplasie bei Bronchopneumonie. 

. Kienböck, R., Seelig, und A. Beck, R. Untersuchungen an Schwimmern. 
. Kilvington s. Osborne. 

. Kinoshita, K. Untersuchungen über Babesia canis (Piana und Galli- 


Valerio. 


. Kinzel, W. Über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. 

. — Die Wirkung des Lichtes auf die Keimung. 

. Kirchner, A. Die Architektur der Metatarsalien des Menschen. 

. Kisskalt, Karl. Die Wärmeabgabe des Menschen in ungleichmässig 


temperierten Räumen. 


.— und Hartmann, Max. Praktikum der Bakteriologie und Protozoolnzie 
. Kitamura, S. Über sekundäre Veränderungen der Bronchien und einige 


Bemerkungen über die Frage der Metaplasie. 


. Klarfeld, Boguslaw. Ergographische Untersuchungen über den Knie 


sehnenreflex. 


— 111 — 


. Klebs, Georg. Studien über Variation. 
. Klecki, M. und Wrzosek, A. Etude expérimentale du passage dans les 


urines de microbes circulant dans le sang. 


. v. Klecki, K. und Wrzosek, A. Zur Frage der Ausscheidung von Bak- 


terien durch die normale Niere. 


. Kleinhaus und Schenk. Experimentales zur Frage nach der Funktion 


des Corpus luteum. 


. Klemensievicz, Rudolf. Die Entzündung. Eine monographische Skizze 


aus dem Gebiet der pathologischen Physiologie. 


. 927. Klemperer, F. Uber die Einwirkung des Kampfers auf das Herz- 


flimmern. 


. Klintz, Josef. Versuche über das geringe Regenerationsvermögen der 


Cyclopiden, 


. Klodnizkij, N. N, Über die Vermehrung der Spirochäte im Organismus 


der Wanzen. 


. Klostermann, M. s. Liefmann. 
. Klotz, Oskar. Experimentelle Arbeitsarteriosklerose. 
. Klutschareff, S. J. Zur Frage über die Heilung des Scharlach mit 


Moserschem Serum. Einfluss des Serums auf die Scharlachleukocytose. 


. von Knaffl, E. s. Eppinger. 
. Knape s. Bernstein. 
. Knoblauch, August. Die Arbeitsteilung der quergestreiften Muskulatur 


und die funktionelle Leistung der „flinken“ und „trägen“ Muskelfasern. 


. Koch, R. III. Bericht von der deutschen Expedition zur Erforschung der 


Schlafkrankheit. 


. — Walter. Über das Ultimum moriens des menschlichen Herzens, 
. Kochmann, M. und Daels, F. Wirkung des Kokains auf das Warm- 


blüterherz unter besonderer Berücksichtigung der Extrasystole. 


. Köhler, Paul. Beiträge zur Kenntnis der Reproduktions- und Regene- 


rationsvorgänge bei Pilzen und der Bedingungen des Absterbens mycelialer 
Zellen von Aspergillus niger. 


.— R. Sur le dimorphisme sexuel de l'Ophiacantha vivipara. 
. Koelitz, W. Fortpflanzung durch Querteilung bei Hydra, 
. Köllner, H. Über den Einfluss der Refraktionsanomalien auf die Farben- 


wahrnehmung, besonders auf die Beurteilung spektraler Gleichungen. 


. — Erworbene Violettblindheit (Tritanopie) und ihr Verhalten gegenüber 


spektralen Mischungsgleichungen (Rayleigh-Gleichung). 


. — Unvollkommene Farbenblindheit bei Sehnervenerkrankung. 
. — Die erworbene Violettblindheit vom klinischen und physiologischen Ge- 


sichtspunkte. 


. — Über die Beziehungen zwischen den Störungen des Farbensinns und der 


Sehschärfe bei Sehnervenerkrankung. 


. Königstein, Hans. Die Veränderungen der Genitalschleimhaut während 


der Gravidität und Brunst bei einigen Nagern. 


. Koeppe s. Bernstein. 
. Köster, Georg. Trophische Störungen nach Durchschneidung hinterer 


Wurzeln. 


. Kofoid, C, A. Exuviation, autotomy and regeneration in ceratium. 
. Kohts, Robert. Zur Frage der Wirkung der Röntgenstrahlen auf den 


Morbus Basedowii. 


. Kolff, Wilhelmine M. Untersuchungen über die Herztätigkeit bei Teleostiern. 
. — Sur la physiologie du cœur des poissons téleostéens. 
. Kollarits, Jenö. Untersuchungen über die galvanische Muskelzuckung 


bei verschiedenen Krankheiten. 


. Kolmer, W. Zur Kenntnis der Riechepithelien. 
3. Kon, Jutaku. Über Leukämie beim Huhn, 
. — Das Gitterfasergerüst der Leber unter normalen und pathologischen Ver- 


hältnissen. 
Korschelt, E. Regeneration und Transplantation. 


. Kostanecki, K, Mitotische Kernteilung ohne Zellteilung in künstlich 


ee ae sich entwickelnden Eiern von Muctra. 

— Zur Morphologie der künstlichen parthenogenetischen Entwickelung bei 
Mactra. 

Kostlivy. Über das Wesen und die klinische Bedeutung der entzünc- 
lichen Leukocytose. 


— 712 — 


1338. Kotzem berg s. Kato. 

437. Kranichfeld, Hermann. Das Gedächtnis der Keimzelle und die Ver- 
erbung erworbener Eigenschaften. 

704. Krantz, Eva. Über Bothriocephalus-Anämie mit aplastischem Knochen- 
mark. 

1421. Krasawizkij, P. M. Die Veränderungen der Nebennierendrüsen bei 
Staphylokokkeninfektion. 

734. Krasnogorskij, N. J. Versuch zur Erlangung künstlicher bedingter Re- 
flexe bei Kindern im frühen Lebensalter. 

513. Kraus, F. und Nicolai, H. Das Elektrodiagramm des gesunden und 
kranken Herzens. 

998. — — G. Über die funktionelle Solidarität der beiden Herzhälften. 

47. — R. und Schiffmann, J. Studien über Immunisierung gegen das Virus 

der Hühnerpest, I. Die aktive Immunisierung der Gans. 

774. Krehl, Ludolf. Pathologische Physiologie. 

582. Kreidl, Alois und Yanase, I. Zur Physiologie der Cortischen Membran 

135. Kretschmer, W. Lymphocytose des Liquor cerebrosp nalis bei Lues 
hereditaria tarda. i 

1477. Krichtopenko, A. K. L'exstirpation des capsules surrénales chez les 
lapins. 

745. v. Kies. Lotte und Schottelius, Elisabeth. Beitrag zur Lehre vom 
Farbengedächtnis. 

17. Kriz, Ferdinand. Unabhängigkeit der Coagulationspunkte spezifischer 

Muskelplasmen von der Temperatur während des Lebens. 

128. Krönig, b, und Gaus, C. J. Anatomische und physiologische Betrach- 
tungen bei dem ersten Tausend Rückenmarksanästhesien. i 

1623. Krompecher, E. Zur Histogenese und Morphologie der Mischgeschwülste 
der Haut sowie der Speichel- und Schleimdrüsen. 

1120. Kron, Nikolaus. Die Basedowsche Krankheit und das Geschlechtsleben 
des Weibes. 

55l. Kruieger und Offergeld. Der Vorgang von Zeugung, Schwangerschaft, 


Geburt und Wochenbett an der ausgeschalteten Gebärmutter. Experi- 
mentelle und klinische Beiträge zur Lehre des gesamten Generations- 
prozesses nach Durchtrennung des Rückenmarks. 


. Krusius, Franz F. Zur diagnostischen Verwertung des Eserins bei 


Pupillenstörungen. 


. — Über ein Binokularpupillometer. 
. Kuckuck, Martin. Es gibt keine Parthenogenesis, allgemeinverständliche 


wissenschaftliche Beweisführung. 


. Kudo, 'T. Das primäre Karzinom der Appendix. 
. Künkel, K. Vermehrung und Lebensdauer der Nacktschnecken 
. Kuhn, E. Beiträge zur Karzinombehandlung mit Pankreatin, Radium- und 


Röntgenstrahlen. 


. Kuhn s. Trendelenburg. 
. Kuliabko, A. Versuche am überlebenden Fischkopf bei künstlicher Durch- 


strömung 


. Kurdinowski, E. M. Weitere Studien zur Pharmakologie des Uterus und 


deren klinische Würdigung. 


125. 1571. Kuschel, J. Die Architektur des Auges in ihren hydrostatischen 
Beziehungen zum intraokularen Stromgefälle. 

1572. — Die Architektur des Auges ein Regulierungsmechanismus für die intra- 
okulären Druck- und Stromschwankungen. 

1573. — System der Störungen im hydrostatischen Regulierungsapparat des 
Auges, 

1574. — Dos Gisdeome ac. als der höchste Steigerungsgrad der glaukomat. Dispos. 

1575. — Die senile Sklerose des hydrostat. Regulierungsapparates des Auges als 
Hauptursache der glaukomat. Dispos. 

1576. — Das Glauc. chron. simpl. als der nächst höhere Steigerungsgrad der 
glauk. Dispos. 

1240. Labbé, M. und Salomon, M. Les anémies pernicieuses. 

1547. Lafon s. Sabrazès. 

556. Lahousse, E. Influence de la piqûre du plancher du 4me ventricule sur 
les échanges respiratoires chez le lapin. 

794. Lamb, A. B. A new explanation of the mechanics of mitosis. 


. Lams, H. und Doorme, J. Nouvelles recherches sur la maturation et la 


fécondation de l'oeuf des mammifères. 


110. 


1766. 
953. 


563. 
827. 


1211. 
1041. 
278. 
990. 
991. 
1660. 
1661. 


210. 


945. 
946. 
493. 


494, 
654. 
655. 


1541. 
1134. 


1114. 
1467. 


1647. 
992. 
1216. 
203. 


406. 
890. 


890. 
363. 
634. 
273. 
1359. 
1677. 


720. 
1311. 
205. 
1499, 


878. 


— 113 — 


. Lamy, H. et Mayer, A. Influence du rythme artériel sur la sécrétion 


urinaire. Dispositif pour circulations arteficielles rythmées. 

— — Comparaison des circulations artificielles continues et rythmées à 
travers le rein. 

Lane-Cleyton s. Henderson. 

De Lange, S. J. Opstijgende degeneratie na gedeeltelijke doorsnijding 
van het ruggemerg. 

Langelaan, J. W. On congenital ataxia in a cat. 

Langendorff, O. Untersuchungen über die Natur des periodisch aus- 
setzenden Rhythmus, insbesondere des Herzens. 

-- Über die Innervation der Koronargefässe. 

Langfeld, Herbert. Lichtempfindlichkeit und Pupillenweite. 

Langley. J. N. Note on a reflex in the dog. 

— a lecture. On nerve endings and on special excitable substances 
in cells. | 

— On the contraction of muscle chiefly in relation to the presence of 
„receptive“ substances. 

— On the contraction of muscle chiefly in relation to the presence of 
receptive substances, Part Il. 

— On the contraction of muscle Se in relation to the presence of 
receptive substances, Part III. — The reaction of frog's muscle to 
nicotine after denervation. 

Langlois, J. P. s. Garrelon. 


. — und Desbours, G. Des effets des vapeurs hydrocarbonnées sur le sang 


(Benzine et Polyglobulie). 

Lanz, O. I. Over transplantatie. 

— II. Experimenteele vervanging van het mesenterium. 

Lapicque, M. Louis. Considérations préalables sur la nature du phénomene 
par lequel l'électricité excite les nerfs. 

— Recherches quantitatives sur l'excitation électrique der nerfs, traitée 
comme une polarisation. 

— Considérations préalables sur la nature du phénomene par lequel 
l'électricité excite les nerfs. 

- Recherches quantitatives sur l'excitation électrique des nerfs, traitée 
comme une polarisation. 

— L. Sur la theorie de l'excitation électrique. 

Laqueur, L. Beitrag zur Lehre vom Verhalten der Pupille unter patbo- 
logischen Verhältnissen. 

Launoy, L. Sur quelques caracteres histo-physiologiques de l’autolyse 
aseptique du foie. 

McLean, F. ©. Further evidence of the presence of vaso-dilator fibres to 
the submaxillary gland in the cervical DE ana of the cat. 

Lebailly, C. Multiplication in vitro du Treponema pallidum Schaudinn. 

Lecrenier, Lambert s. Wollmann. 

— Sur la régulation de la pression sanguine par la pression intra-crânienne. 

Lederer, R. und Lemberger, F. Zur Frage der doppelten Innervation 
von Muskeln des Warmblüters. 

van Leeuwen, W. Uber die Aufnahme der Spermatophoren bei Sala- 
mandra maculosa Laur. 

— und van Leeuwen-Reynvaan, J. Over een tweemalige reductie van 
het aantal chromosomen by het ontstaan der geslachtscellen en over de 
daaropvolgende tweemalige bevruchting bij sommige Polytrichumsoorten. 

van Leeuwen-Reynvaan, J. s. van Leeuven. 

Lefas, M. Contribution à l'étude de l’anemie corpusculaire. 

Léger,Louis. Les schizogrégarines des trachéates. I. Le genre ophryocystis. 

Lehmann, Alfr. und Pedersen, R. H. Wetter und Arbeit. 

— O. Scheinbare lebende Kristalle, Pseudopodien, Gilien und Muskeln. 

Lehndorf, A. Über die Ursachen der typischeu Schwankungen des all- 
gemeinen Blutdruckes bei Reizung der Vasomotoren. 

Leischner. Über Epithelkörperchentransplantationen. 

Leland jr, P. A. s. Hendersen. 

Lemberger, F. s. Lederer. 

— Frieda. Psychologische Untersuchungen über den Geschmack von Zucker 
und Saccharin (Saccharose und Kristallose). 

v. Lendenfeid, R. The radiating organs of the deap sea fishes. Appendix: 


294. 


861. 
719. 
741. 


186. 


893. 
922. 
1547. 
1548. 


1678. 


1123. 
224. 


1230. 
307. 
1562. 
1629. 
629. 
1154. 
1565. 
467. 
1289. 
527. 


1070. 


1164. 


1310. 


901. 
1182, 


— 114 — 


E. Trojan: On the structure"of the bud-like organs of Malthopsis spinu- 
losa Garman. 


. Leonhardt, E. Über die Mopskopfbildung bei Abramis vimba L. 
. Lesage, Pierre. Action du champ magnétique de haute fréquence sur le 


Pénicillium. 


. Lesné, Edmond und Dreyfus, Lucien. Résistance à l'infection chez les 


animaux chauffés. 


. — — Influence des injections de glucose sur l'infection et l'intoxication 


chez les animaux rendus hyperthermiques. 


. Lesbre, F. X. et Maignon, F. Contribution à la physiologie du pneumo- 


gastrique et de la branche interne du spinal. 


. Letulle, M. s. Dastre. 
. — La Botryomycose, son histoginèse, sa nature parasitaire. 
. Levaditi, C. und McIntosh. Contribution à l'étude de la culture de 


„Treponema pallidum“. 


. —- und Roché, J. Immunisation des spirilles de la Tick-fever contre les 


anticorps. Mechanisme de la rechute. 


. — und Yamanouchi, T. Inoculation de la syphilis au prépuce du lapin. 
. Levin, M. Über einige Eigenschaften des Uraniums und Aktiniums. 
. — Über einige radioaktive Eigenschaften des Uraniums, 


Levinsohn, Georg. Angeborene Oculomotoriuslähmung mit kontinuier- 
lichem Pupillenwechsel. 

Lévy-Valensy s. Nageotte. . 

— und de Rothschild. Dar Augenbrauenzeichen bei Hypothyreoidismus. 

Lewandowsky, Max. Abspaltung des Farbensinnes durch Herderkrankung 
des Gehirns. 

Lewin, Karl s. Bergell. 

— Experimentelle Beiträge zur Morphologie und Biologie bösartiger Ge- 
schwülste bei Ratten und Mäusen. 

Lewis, D. D. s. Capps. at 

— Th. Studies of the relationship between blood pressure and respiration. 
Part I. The effect of changes of intra-pericardial pressure on aortic 
pressure. SS 

— Studies of the relationship between blood pressure and respiration. 
Part II. Facts bearing on the relationship of different factors in the 
production of respiratory curves of blood pressure. , 

— The influence of intrapericardial pressure upon the inspiratory rise of 
blood-pressure, in vagotomised cats. 

Lewitan, I. Fieber bei subkutanen Knochenfrakturen. 

v. Leyden, E. und Bassenge, L. Über ungleichzeitige Kontraktion der 
beiden Herzventrikel. | 

Lhotäk von Lhota, C Untersuchungen über die vaguslähmende Wirkung 
der Digitaliskôrper. 

Lieben, S. s. Kahn. 

— Zur Physiologie der Tunica dartos. 


. 245. v. Liebermann, L. Über Hämagglutination und Hämatolyse. Vor- 


läufige Mitteilung. 

Liebermeister, G. Zur Frage der „ohne Mitwirkung von Tuberkel- 
bazillen“ erzeugten „tuberkulösen“ Veränderungen. 

Liebrecht, C. s. Joest. 

Liebreich, Richard. L’asymetrie de la figure et son origine. 

Liefmann, H. nnd Klostermann, M. Der Einfluss hoher Wärmegrade 
auf den arbeitenden Organismus. (Nach Versuchen in Salzbergwerken.) 

Liepmann, W. Zur experimentellen Krebsforschung. 

Life, A. C. s. Abbot. 

676. Lifschitz, A. J. Über die Wirkung des Digitalin, Coffein und des 
Alkohols auf das isolierte Herz bei verschiedener Temperatur. 

Lillie, R. S. The relation of ions to contractile processes. II. The role 
of calcium salts in the mechanical inhibition of the ctenophore swim- 
ming-plate. | Rn 

— Momentary elevation of temperature as a means of producing artificial 
parthenogenesis in starfish eggs and the conditions of its action. 

— The relation of ions to contractile processes. III. The general conditions 
of fibrillar contractility. 

Lindemann, Aug. Ein Beitrag zum Carcinoma sarkomatodes. 

— W. s. Bernstein. 


1624. 
1742. 
1649. 
1552. 
113. 
1479. 
840. 
18. 


1162. 


801. 


802. 
344. 


1648. 
461. 


693. 
1003. 


1132. 
607. 


199, 
233. 
170. 
194. 
310. 


58. 
813. 


936. 
152. 
1000. 
1452. 


30. 
1358. 


— 115 — 


Lindenborn, K. Über Röntgentumoren. SS; 

Linton. The process of egg-making in a trematode. 

Lipschütz, B. Über mikroskopisch sichtbare, filtrierbare Virusarten. 
(Über Strongyloplasmen.) 

Lisin, F. De l'influence des sels de mercure sur la leucocytose et la 
formule leucocytaire. 

Livon, Ch. Sur le rôle de l'hypophyse. 

— Inexcitabilité de l’hypophyse. 

Liwschitz, Boris. Tachographische Untersuchungen über die Wirkungs- 
weise kohlensäurehaltiger Soolbäder. 

Loeb, J. Über die allgemeinen Methoden der künstlichen Parthenogenese. 


. — Über die anticytolytische Wirkung von Salzen mit zweiwertigen Metallen. 


— Über die Hervorrufung der Membranbildung und oin Eene beim 
Seeigelei durch das Blutserum von Kaninchen und durch cytolytische 
Stoffe. 


. — Über die Entwickelungserregung unbefruchteter Annelideneier (Polynoe) 


mittelst Saponin und Solanin. 


. — Über den Temperaturkoeffizienten für die Lebensdauer kaltblütiger Tiere 


und über die Ursache des natürlichen Todes. 


. — Weitere Versuche über die Entwickelungserregung des Seeigeleies durch 


das Blutserum von Säugetieren. 


. — Über die osmotischen Eigenschaften und die Entstehung der Befruchtungs- 


membran beim Seeigelei. 


. — Über Heliotropismus und die periodischen Tiefenbewegungen pelagischer 


Tiere. 


. — Leo. Über die experimentelle Erzeugung von Knoten von Dezidua- 


gewebe in dem Uterus des Meerschweinchens nach stattgefundener 
Kopulation. 
— Beiträge zur Analyse des Gewebewachstums. I. Über Transplantation 
regenerierenden Epithels und über Serientransplantation von Epithel. 
— Über Entwickelung eines Sarkoms nach Transplantation eines Carcinoms. 
Loeffler, F. und Rüss, K. Die Heilung der experimentellen Negana 
(Tsetsekrankheit). 
Löhe s. Mühlens. 


Löhner, L. Beiträge zur Frage der Erytrocytenmembran nebst einleitenden 
Bemerkungen über den Membranbegriff. 

— Über einige neue Beobachtungen am Blute nach Einwirkung des elek- 
trischen Entladungsschlages. 

Loeper, M. und Boveri, P. Über den Einfluss der Kalksalze auf das 
Herz und die Grefässe. 

Loeser, Leo. Nystagmus. 


Löwenstein, Arnold. Versuche über Beziehungen zwischen Eiern und 
Samenfäden bei Seeigeln. 

on C. Über protozo@nartige Gebilde in den Organen von 
Kindern. 

— Über Beziebungen zwischen Kochsalzhaushalt und Blutdruck bei Nieren- 
kranken. 

Loewenthal. Über die Wirkung der Radiumemanation auf den Menschen. 
II. Mitteilung. 

— W. und v. Rutkowski, W. Die Wirkung von Röntgen- und Radium- 
strahlen auf Trypanosoma Lewisii. 

Löwi, Emil. Untersuchungen über die Blattablösung und verwandte Er- 
scheinungen, 

1498. Loewi, O. s. Fröhlich. 


Loewit, M. Über intranukleäre Körper der Lymphocyten und über geissel- 
führende Elemente bei akuter Iymphatischer Leukämie. 

— Über die Membran und die Innenkörper der Säugetiererythrocyten. 

Lohmann, W. Zur Frage nach der Ontogenese der Raumanschauung, 

— A. Über den Sitz der automatischen Erregung im Herzen. 

— Über die Funktion der Brückenfasern, an Stelle der grossen Venen die 
Führung der Herztätigkeit beim Säugetiere zu übernehmen. 

Loiseleur s. Sacquépé. 

Lombroso, U. In Beantwortung von O. Hess: „Die Ausführungsgänge 
des Hundepankreas“ mit Bezug auf die Fettresorption. 


846. 
1104. 
1383. 

845. 


298. 
1172. 


484. 


1130. 
659. 
392. 


1743. 


660. 
1474. 
818. 
914. 


1315. 
913. 
| . Lucien, M. s. Harter. 

1225. 


1342 


1433. 
1495. 

681. 
1043. 


212. 
217. 
397. 
677. 
13. 
74. 


1497. 
724. 


93. 
637. 
308. 


449. 
1055. 


1152 
1258 


— 116 — 


Lommel, Felix. Über Polycythämie. 2. Mitteilung. 

— Über Polycythämie (Erythrämie). 

van Londen, M. s. Burgerhout. 

Longcope, W. T. Notes on experimental inoculations of monkeys with 
glands from cases of Hodgkins disease. 

Lopez, E. Formule du champs visuel. 

Loubser, J. N. W. Implantationsgeschwülste der Bauchdecken nach 
Ovariotomien. 

Lourens, L. F. D. E. Untersuchungen über die Filtrierbarkeit der Schweine- 
pestbazillen (Bac. suipestifer). 

Lourié, A. Über die Augenbewegungen bei Kleinhirnreizung. 

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149. 
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171. 


1241. 


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1684. 


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318. 


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432. 
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1223. 
8832. 
1377. 


1243. 
839. 
783. 
242. 


1260. 
866. 


325. 
1059. 
1060. 

8. 


1232. 


147. 
1148, 
172. 


495. 


861. 


94 


1470. 
1158. 


567. 
568. 
1605. 
1180. 
>42. 


84. 


906. 
62N. 
963. 
J605. 


301. 
S63. 
1044. 


RIR. 
1550. 


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NT. 


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‚346. 
300. 


928. 
622. 


629. 
276. 
1329. 
99. 
1286. 
414. 


830. 
262. 


679. 
1523. 
272. 
551. 
407. 
345. 
1406. 


918. 


1489. 
137. 


297. 
1594. 


1628. 
1382. 


1472. 


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Biophysik. Centralbl., Bd. III. al 


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1635. 
464. 
614. 


1125. 
1663, 
606. 


1694. 


1137. 
1138. 


1139. 
1786. 
415. 
62. 


843. 
1252. 


1116. 
1117. 


1478. 
812. 
904 

1131. 

1122. 
559. 


1036. 
1226. 
1225. 
851. 
1290. 
355. 


241. 
177. 


1437. 
263. 


181. 


293. 


1341. 
1485. 


213. 
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Spezielle Kritik des Sphygmographen. 


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331. Pfeiffer, R. und Friedberger, E. Vergleichende Untersuchungen über 
die Bedeutung der Atmungsorgane und des Verdauungstraktus für die 
Tuberkuloseinfektion (nach Versuchen am Meerschweinchen). 

855. — Hermann und Mayer, Otto. Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der 
Epithelkörperchenfunktion. 

999. — W. Untersuchungsergebnisse an Wettgehern und Wettradfahrern. 

1190. Pflüger, Eduard. Uber den reizbaren und leitenden Bestandteil. sowie 
über die angebliche Unermüdbarkeit der Nervenfaser. 

762. v. Pflugk. Jodkalium und Linsenepithel. 

1777. — Akkommodation der Schildkröten. 


150. Pheophilaktowa, A. 

564. 731. Philippson, Maurice, Note sur le temps de latence du réflexe 
rotulien du chien. 

1264. — Sur les phénomènes consécutifs à la section de la moëlle et à l'ablation 
des racines postérieures. 

23. Piéron, H. De l'autotomie protectrice chez le crabe. 

284. Pike, F. H. s. Stewart. 

925. — s. Guthrie C. C. 

1208. — -- und Stewart, G. U. Studies in resuscitation: L The general conditions 
affecting resuscitation, and the resuscitation of the blood and of the heart. 

1422. — — — Studies in resuscitation. II. The resuscitation of the glands and 
muscles after temporary anaemia. 

1423. — — — Studies in resuscitation. IV. The return of function in the central 
nervous system after temporary cerebral anaemia. 

6. Pinoy, E. Nouvel appareil de microphotographie. Possibilité d'obtenir, 
même à de forts grossissements, une image donnant l'idée de la structure 
d'un objet présentant une certaine épaisseur. 

148. Piper, H. Zur messenden Untersuchung und zur Theorie der Hell-Dunkel- 
adaptation. 
365. — Über den willkürlichen Tetanus der quergestreiften Muskeln. 
1186. — Neue Versuche über den willkürlichen Tetanus der quergestreiften 
Muskeln. 
1187. — Weitere Beiträge zur Kenntnis der willkürlichen Muskelkontraktion. 
87. Pirone, R. Die blutbildenden Organe während der Verdauung. 


»l* 


1351. 
34. 


338. 
69. 
1088. 
1719. 
1468. 


145. 
111. 
1248. 
261. 


428. 
485, 


486. 
487. 


498. 
923. 
569. 
649. 


126. 
751. 
866. 
930. 


1491. 
1492. 


1568. 
1569. 


yo. 
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— no 
ig en 
bad - 


940. 
941. 
1266. 
976. 
1599. 
1639. 
331. 
102. 
#31. 
926. 


1374. 


1458. 


— 724 — 


Pisarski. Taddäus. Über den Einfluss der Phosphorvergiftung auf die 
morphologischen Elemente des Blutes bei Menschen und Tieren. 
Plate, L. Pyrodinium bahamense n. g. n. sp., die Leuchtperidinee des 

„Feuersees“ von Nassau, Bahamas. 

Plehn, A. Zur Frage der Arteinheit des Malariaparasiten. 

Pletnew, D. Experimentelle Untersuchungen über Herzarhytbmie. 

— Die A-Welle des Phlebogramms. 

Pochon. Beiträge zur Kenntnis der Langerhansschen Inseln des Pankreas. 

Poggenpol, S. M. Veränderungen der Pankreasdrüse bei Cirrhosen der 
Leber. 

417. Polack, A. s. Chevallereau. 

1021. Policard, A. s. Doyon. 

— s. Mauriquand. 

— und Garnier, M. Des lésions rénales provoquées par l'injection sous- 
cutanée de doses massives de Phloricine. 

Polimanti, O. Sulla valenza motoria della pupilla. 

— Recherches sur la physiologie générale des muscles. I. Influence des 
substances albumineuses sur s'excitabilité musculaire. 

— Il. Sur le cours de la fatigue musculaire par l'action des substances 
albumineuses, des sucres et du glycogène. 

— Iil. Action des différents gaz à diverses températures sur le mode de se 
comporter de la fatigue musculaire. 

— Contributions à la physiologie de la larve du ver à soie (Bombyx mori). 

— Sur quelques phénomènes observés en soumettant plusieurs parties du 
cœur à différentes températures. 

— Sur la valence motrice de la pupille. 

— Recherches sur la physiologie générale des muscles. I. Influence des 
substances albumineuses sur l'excitabilité musculaire. IL. Sur le cours 
de la fatigue masculaire par l'action des substances albumineuses, des 
sucres et du glycogène. III. Action des différents gaz à diverses tem- 
pératures sur le mode de se comporter de la fatigue musculaire. 

— Contributions à la physiologie de la larve du ver à soie (Bombyx mori). 

— Sur ja valence motrice de la pupille. 

— Die motorische Valenz der Pupille. 

— Comment se comportent la pression sanguine et la respiration dans 
l’empoisonnement aigu par le chloroforme. 

— Beitrag zur Physiologie der Varolsbrücke (Pons Varolii) und der Vier- 
hügel (Corpora bigemina). 

— Neue physiologische Beiträge über die Beziehungen zwischen den Stirn- 
lappen und dem Kleinhirn. 

— Contribution a la physiologie du rhinencéphale. 

— Contributions à la physiologie de l'érection et de l'éjaculation. II. Sur 
le mécanisme d'élimination du sperme à J'embouchure des canaux 
éjaculatenrs dans l'urèthre du chien et du lapin. IL Influence de la 
section de la moelle épinière sur l'érection et l'éjaculation chez le chien. 


\ Poll, Heinrich s. Hertwig. O. 
. — und Tiefensee, W. Mischlingsstudien: die Histologie der Keimdrüsen 


bei Mischlingen. 

Pollitzer, Hans. Beiträge zur Morphologie und Biologie der neutrophilen 
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— /u Arneths „Verschiebung des neutrophilen Blutbildes“. 

Pop-Avramescu. Über die Pupille und die Pupillarreflexe. 

1049. Popoff, M. s. Goldschmidt. 

— Experimentelle Zellstudien. 

— Die Gametenbildung und die Conjugation von Carchesium polvpinum L 

Popovici-Baznosanu, À. La forme mobile des Hémogregarines des 
Chélonéens. 

Port, F. und Schütz, O. Zur Kenntnis des Chloroms. 

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Portier. Temperatur von Meeresvertebraten, besonders von Fischen aus 
der Gruppe der „Thons“. 

Posner, ©. Vie Verwendbarkeit der Dunkelfeldbeleuchtung in der klinischen 
Mikroskopie. 


EOE 


m en e S CE 


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= - 1-12 - 1 nn — —— 
BE) RE EE \ er 


Pr 


309. 
1037. 


986. 
1158. 
1397. 
1161. 
. 608. 
1539. 
1307. 


442. 
790. 
810. 
883. 


1384. 
926. 
1618. 


311. 
975. 
1979. 


1400. 


126. 
146. 
413. 
1144, 
725. 
772. 
138. 
1486. 


1563. 
1752. 
466. 
108. 
908. 


831. 
1002. 
1313. 


864. 


1484, 
218. 
1438. 
842. 
1709. 


1035. 
219. 


1052. 


se 0, == 


Prandtl, Hans. Die physiologische Degeneration der Amoeba proteus. 

Prévost, I. L. und Stern, Mile. L. Dissociation des réflexes du nerf 
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Pringsheim, Ernst jun. s. Nathansohn. 

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Prochnow, Oskar. Reaktionen auf Temperaturreize. 


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— Einfluss von Säurelösungen niedrigster Konzentration auf die Zell- und 
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— Die Scherenumkehr bei dekapoden Crustaceen (zugleich: Experimentelle 
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Quinby, W. ©. s. Porter. 

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Raciborski. Über die Hemmung des Bewegungswachstums bei Basidi- 
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Raehlmann, E. Zur vergleichenden Physiologie des Auges. 

— Zur Anatomie und Physiologie des Pigmentepithels der Netzhaut. 

— Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes. 

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Ranzi, E. Untersuchungen über antigene Eigenschaften der Tumoren. 

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Rautenberg. Die Registrierung der Vorhofpulsation von der Speise- 
rôhre aus. 

— Die Analyse der Extrasystolen im Bilde der Vorhofspulsation. 

— Zur Physiologie der Herzbewegung. 

— Zur pathologischen Physiologie ınenschlicher Skelettmuskeln und über 
gewisse Beziehungen zar Funktion des Herzmuskels. | 

Reddingius, A, Beschränkung der Vorwärtsbewegungen und des Ein- 
flusses der Bildgrösse. | 


. Redeke, H. C. und van Breemen, P. F. Die Verbreitung der plank- 


tonischen Eier und Larven einiger Nutzfische in der südlichen Nord- 
see usw. 


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testicule du lapin. I. Conservation de la puissance virile et stérili- 
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Rehfisch, E. Über die Ursprungsstelle der Ventrikelkontraktion. 

— Die Amplitude der Herzkontraktionen. | 

Rehn s. Morawitz. 

— Atypische Leukämie mit ausschliesslicher Beteiligung des extramedullären 
hämatopoctischen Systems. 

Reich, H. Die Verletzungen des Nervus vagus und ihre Folgen. 

Reichenbach, Hans und Heymann, Bruno. Untersuchung über die Wir- 
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Reichenow, O. Beispiele von Abweichungen in der Zahl der Hinterglied- 
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1739. 


1054. 
580. 


1543. 
451. 
804. 

1529. 
366. 


1263. 


360. 
560. 


426. 
1760. 


844. 
1149. 


1028. 


1373. 


471. 
1227. 


764. 
1481. 


. Righi. A. Die Bewegung der Ionen bei der elektrischen Entladung. 
623. 


31. 


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1280. 
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Reinecke, Friedrich. Über die Entartungsreaktion und eine Reihe mit 
ihr verwandter Reaktionen. i 
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der Linge des Salamanders. 

— Durch Ather erzeugte, atypische Entwickelung des Gehirns der Sala- 
manderlarve. Teil II. 

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1798. v. Reuss. Über eine optische ‘l'Huschung. 


Ribadeau-Dumas, L. und Roussy, Gustave. Influence des lésions ner- 
veuses expérimentales sur la prolifération de la moelle osseusse. 

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Richet, Charles. De la variation de la temperature organique des chiens 
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Richter, Oswald. Die Bedeutung der Reinkultur. 

Rickett, G. R. Experimental atheroma. 

Rieper, Alfred. Über einen Fall von Tumor cerebri ohne Stauungspapille. 

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Risel, W. Zur Frage der chorionepitheliomähnlichen Geschwülste. 


Ritzmann, Otto. Über den Einfluss erhöhter Aussentemperatur auf den 
Verlauf der experimentellen Tetanus- und Streptokokkeninfektion. 

Rivers, W, H. R. and Weber, H. N. The action of caffeine on the capa- 
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Rosa, D. Es gibt ein Gesetz der progressiven Reduktion der Variabilität. 
Rose, Carl. Das Verhalten des grossen Netzes nach intraperitonealer la- 
jektion körniger Stoffe. 


1811. 
552. 


167. 


970. 


1494. 


70. 
1726. 
599. 
5583. 
1506. 
719. 
477. 
736. 
1111. 
1462. 
1494. 


1760. 
1048. 


Lund 


194. 
1171. 


1672. 
737. 


967. 


1174. 
1537. 


1604. 
30. 


369. 
1483. 


— 127 — 


Roselli. Wirkung des Radiums auf die Gewebe des Augapfels. 

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der Pflanzenwurzeln, 

Rothmann, Max. Über die physiologische Wertung der corticospinalen 
(Pyramiden-) Bahn. Zugleich ein Beitrag zur Frage der elektrischen 
Reizbarkeit und Funktion der Extremitätenregion der Grosshirnrinde. 

— Über die Ergebnisse der Hörprüfung an dressierten Hunden. 

de Rotschild s. Levy. 

Rouband, E. Stomoxyides nouveaux du Congo. 

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bearing on probleme in haematology. 

Roussy, Gustave und Rossi, Italo. Sur les troubles de la miction et de 
la défécation consécutifs aux lésions expérimentales du cône terminal ou 
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Rubaschkin, W. Zur Frage von der Entstehung der Keimzellen bei 
Säugetierembryonen. 


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1335. 
1082. 
1558. 
. Ruh, H. O. s. Manwaring. 
419. 


1650. 


bei Vögelembryonen. 
Rubino, ©. Bemerkungen zur Technik der Sphygmomanometrie. 
Rubow, V. Untersuchungen über die Atmung bei Herzkrankheiten. Ein 
Beitrag zum Studium der Pathologie des kleinen Kreislaufes. 
Rudinger, C. Zur Ätiologie und Pathogenese der Tetanie. 


Ruediger, W. C. The field of distinct vision with special reference to 
individual difference and their correlations. 
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. Rumpf. Die Beeinflussung der Herztätigkeit und des Blutdrucks von 


344. 
1058. 


schmerzhaften Druckpunkten aus. 

Rüss, K. s. Loeffler. 

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Sabrazès und Lafon. Granulome de la lèvre à mastzellen et à éosino- 
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1750. Sainmont, P. s. v. Winiwarter. 


391. 
811. 
1240. 
996. 
150. 


488. 


828. 


306. 
919. 


463. 


154. 
1140. 
1674. 


46. 
1067. 


971. 


329. 
1790. 


252. 


281. 
1469. 
1807. 


192. 


79. 
340. 
356. 


1356. 


151. 
1027. 
682. 
1667. 
47. 
1050. 
429. 
1816. 
1388. 
709. 
838. 


1110. 
549. 
935. 
389. 
602. 


— 108. = 


Saling, Theodor. Spirochätenähnliche Spiralfasern (sog. „Silberspirochäten*®) 
im Gewebe eines Schweinefötus. 

Salm, A. J. Haemogreganinen van slangen, kikvorschen en schildpadden. 

Salomon, M. s. Labbe. 

Saltzman, Fredrik. Über die Fortpflanzung der Kontraktion im Herzen 
mit besonderer Berücksichtigung der Papillarmuskeln. 

Samojloff, A. und Pheophilaktowa, A. Über die Farbenwahrnehmung 
beim Hunde. 

— Über die rbythmische Tätigkeit des quergestreiften Muskels. Nach Ver- 
suchen von Herrn P. M. Pheophilektoff. 

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binlogische Untersuchungen. 

Sanders, Miss C. B. Electrical conditions in active arum spadices. 

Sandoz, Charles. Untersuchungen über die Bedeutung des Sternalwinkels 
bei Lungentuberkulose. 

Sanfelice, Francesco. Über die Wirkung der löslichen Produkte der 
Blastomyceten in bezug auf die Atiologie der malignen Geschwülste. 

Santa-Maria s, Trombetta. 

— Untersuchungen über das Blickfeld. 

Santesson, C. G. Über die Wirkung von Kokain und Stovain auf die 
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Sartory s. Demanche. 

— und Jourde. Caractères biologiques et pouvoir pathogène du Sterig- 
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Sauerbruch, F. und Heyde, M. Über Parabiose künstlich vereinigter 
Warmblüter. : 

Saul, E. Untersuchungen zur Atiologie der Tumoren. 

Savage, G. ©. A further Study of the so called horopter making ocular 

_ rotations very easy of understanding. 

Scaffidi, V. Über die cytologischen Veränderungen im Pankreas nach 
Resektion und Reizung des Vagus und Sympathikus. 

Schäfer, E. A. und Bruce, A.N. The cerebellar tracts of the spinal cord. 

Schaeffer, G. s. Mayer, A. 

Schanz, Demonstration des durch ultraviolette Strahlen zu erzeugenden 
Lidschlussreflexes und der durch diese Strahlen veranlassten Fluoreszenz 
der Linse. 

— und Stockhausen. Wie schützen wir unsere Augen vor der Ein- 
wirkung der ultravioletten Strahlen unserer künstlichen Lichtquellen? 

Scheel, Olaf, Gefässmessungen und Arteriosklerose. 

Schein. H. Hématozoares des Bovidés en Indo-Chine. 

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712. 


1394. 


1785. 
135. 
T145. 

1118. 


1584. 
1020. 

35. 
1300. 
1346. 


— 


ID. 


907. 


37. 


807. 
702. 


948. 


304. 
456. 


1167, 
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1522, 


841. 


1208. 
284. 


25. 
327. 


328. 
1414. 


1535. 


808. 
1502. 
1788. 


1170. 


593. 
603. 
152. 
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105. 
1376. 


671. 


921. 
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DBY. 


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73. 


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1756. — — Experimentelle Untersuchungen zur Frage der Bach-Meyerschen 
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445. 
95. 


571. 
‚1074. 


391. 
753. 
947. 
1692. 


71. 
1073. 
1620. 

38. 


1625. 
482. 


1013. 
1585. 
282. 
1367. 
1032. 
1637. 
104. 
849. 


1188. 
1808. 


1809. 


1269. 
993. 


1354. 
1069. 


418. 
957. 


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v. Uexküll, J. Studien über den Tonus. V. Die Libellen. 


Uffenheimer, Albert. Wie schützt sich der tierische Organismus gegen 
das Eindringen von Keimen vom Magendarmkanal aus? Vorläufige 
Mitteilung. 

Ulbrich. Zur Lehre von der intraokularen Flüssigkeitsströmung. 


Urano, F. Die Erregbarkeit von Muskeln und Nerven unter dem Einfluss 
verschiedenen Wassergehaltes. 

Utendörfer. Über Leukocytose beim Rinde unter besonderer Berück- 
sichtigung der Trächtigkeit und der Tuberkulose. 

Vagt, Alfred. Schutz des Auges gegen die Einwirkung ultraviolleter 

trahlen greller Lichtquellen durch eine neue, nahezu farblose Glasart. 

Valentin, É Der Einfluss letaler Verbrennungen auf das histologische 
Bild der Schilddrüse. 

Valeri. Über den durch die Temperatur ausgeübten Einfluss auf die Ein- 
wirkung einzelner Stoffe auf das Froschherz. 


. Van Valkenburg, C. T. Over de pathologische anatomie van het ver- 


1591. 


schijnsel van i a bij progressieve paralyse. 

Vallillo, Giovanni. Die positive chemotaktische Wirkung des Extraktes 
von Sklerostomum bidentatum und dessen Larven auf die polymorph- 
kernigen eosinophilen Leukocyten. 

Valtorta, F. Der Blutdruck bei bis zu dem Tode fortgesetzter Wärme- 
entziehung. 

Varrier-Jones, P. C. Effect of Strychnine on muscular work. 

Vasiliu, ©. Überzählige Brüste. 

Vassal, J. J. Action des couleurs de benzidine sur le spirille de la „Tick 
Fever“ (Sp. Duttoni). 

Veit. Der nicht verhornende Plattenepithelkrebs der äusseren Haut. 

Van de Velde, Uh. A. Über das Vorkommen von Blastomyceten bei 
Krankheiten der weiblichen Genitalien. 

van der Velden, R. s. Isaac. 

Veress, E. Les facteurs optiques dans la technique de la peinture. 

Verger, H. et Soulé. Persistance de la sensibilité dolorifiļue des deux 
côtés après hémisection de la moelle chez le chat, 

— — Über die Technik der elektrolytischen Zerstörung der Hypophyse 
beim Hund. 

Villaret, Maurice und Tixier, Léon. Eclampsie puerpérale et leucocytose 
du liquide céphalo-rachidien. 

Vincent, H. Le „phénomène d'appel“ dans l'étiologie du tétanos. Uontri- 
bution à l'étude du microbisme latent. 

— S. nnd Thompson, Florence D. The islets of Langerhans in the elasmo~ 
branch fishes. 

— — und Thompson, F. D. On the relation between the „Islets of 
Langerhans“ and the zymogeneous tubules of the Pancreas. 

Vles, Fred. Sur la biréfringence musculaire. (Vorl. Mitt.) 

Vogt, Alfred. Beitrag zu der Frage der Entstehung der Blendungs- 
erythropsie. | 

— Erkrankungen des Auges durch die ultravioletten Strahlen greller Lich- 
quellen und Schutz gegen dieselben durch ein neues, in dünnen Schichten 
farbloses Glasmaterial. 

— Heinrich, Zur Pathologie und pathologischen Anatomie der verschiedenen 
Idiotieformen., 

Volhard, F. Über künstliche Atmung durch Ventilation der Trachea und 
eine einfache Vorrichtung zur rhythmischen künstlichen Atmung. 

Vollbort, G. W. Zur Lehre von 1, bedingten Reflexen. 

Volpino. Der Kuhpocekeninfektion eigentümliche bewegliche Körperchen 
im Epithel der K“ninchencornea. 

de Vries, M. M. Das von Genileren-Stortsche Phänomen. 

— Veranderingen van het oog bij accommodatie. 

Vrooman, C. H. Heat rigor in vertebrate muscle. 


Wade, H. An experimental investigation of infective sarcoma of the dog, 
with a consideration of its relationship to cancer. 
Waetzmann, E. D. Die Wirkungsweise der Resonatoren im Obre. 


1670. 
611. 


612. 
1622. 
1193. 


782. 
853. 


1482. 


1490. 
1689. 


1696. 


274. 
1707. 


162. 
1509. 


1710. 
330. 


697. 
1352. 
129. 


518. 
587. 


— 136 — 


Walker, C. E. s. May. 

— Observations in the life-history of leucocytes. Part II. On the origin 
of the granules. Ä 

— Observations on the life-history of leucocytes. Part III. 

— The action of two sera upon a carcinoma occurring in mice, 

Waller, A. D. Demonstration of the „contractility“ of nerve, of fiddle- 
strings and of other strings, 

Walter, H. E. The reactions of planarians to light. 

Wargaftig, Gregorius. Der augenblickliche Stand der Lehre von der Her- - 
kunft, der Physiologie und Pathologie des Fruchtwassers. 

Wasenius, H. Experimentelle Untersuchungen über die Uteruskontrak- 
tionen bei der Geburt, sowie über den Einflus; des Athers und des 
Morphiums auf dieselben. 


.v. Wasiliewski, Th. und Hirschfeld, L. Über den Einfluss der Fulgu- 


ration auf die Lebensfähigkeit von Zellen. 


. Wassiljewsky. Zur Frage über die venöse Stauung im System der 


Vena portae. 


. Waterman, N. Einige Bemerkungen zur Frage: Arteriosklerose nach 


Adrenalininjektionen. 


. Watson, Chalmers. The effects of captivity on the adrenal glands in 


wild rats. 


. — The influence of meat diet on the kidnevs. 
. Weber, Ernst, Ein Nachweis von intrakraniell verlaufenden gefäss- 


erweiternden und -verenzernden Nerven für das Gehirn. 


. — Über die Ursache der Blutverschiebung im Körper bei verschiedenen 


Zuständen. I. Untersuchungen mit einem inneren Darmplethysmographen 
über Anderungen des Blutgehalts der Bauchorgane. Il. Untersuchungen 
mit Mossos Menschenwage über die Verschiebung des Schwerpunktes 
des Körpers. 

— Über den Einfluss der Sensibilität auf die Blutfülle des Gehirns. 

— Über Beeinflussung der Herztätigkeit vom N. splanchnicus aus durch 
den Grenzstrang. 

— Über Gegensätze im vasomotorischen Verhalten der äusseren Teile des 
te und der des übrigen Körpers bei Tier und Mensch. 
H 


Wechselmann, W, und Hirschfeld, H. Über einen Fall akuter myeloider 
makrolymphocytärer Leukämie mit eigentümlichen Zelleinschlüssen. 
Wedekind, E. Über magnetische Verbindungen aus unmagnetischen 
Elementen. 

Wedensky, N. E. Ein neuer Induktionsapparat für Reizung mit aus- 
geglichenen und nicht ausgeglichenen Induktionsströmungen. 

Wehrsig, Georg. Über akute Leukämie. 

Weichselbaum, A. Über die Infektionswege der menschlichen Tuber- 
kulose. 

Weidenreich, Franz. Centrosomen oder Kernreste in den Erythrocyten 
des normalen strömenden Blutes. 

— Beiträge zur Kenntnis der granulierten Leukocyten. V. Fortsetzung der 
„Studien über das Blut und die blutbildenden und -zerstörenden Organe“. 

Weidlich, Johann. Über quantitative Beziehungen zwischen den Pupillen- 
weiten, den Akkommodationsleistungen und den Gegenstandsweiten 
nebst allgemeinen Bemerkungen zur Akkommodationslehre. 

Weigert, Kurt. Das Verhalten des arteriellen Blutdrucks bei den akuten 
Infektionskrankheiten. 

v. Weimarn, P. P. Über die Möglichkeit der Erweiterung der ultra- 
mikroskopischen Sichtbarkeitsgrenze. 


1371. Weishaupt, E. Zur Lehre von der Endometritis und der Bedeutung der 
Plasmazellen bei pathologischen Gewebsreaktionen (Entzündung). 

1439. Weiss, O. und Joachim, G. Registrierung und Reproduktion mensch- 
licher Herztöne und Herzgeräusche. 

128. — Robert. Wie ist die vermehrte Purpurfärbung in der Schleiste der 
Kaninchennetzhaut zu erklären? 

1078. Weitz, W. Über den Druck in Pleuraergüssen. 

222. Wenckebach, K. F, Beiträge zur Kenntnis der menschlichen Herztätig- 
keit. Zweiter Teil. 

384. — Über den Einfluss des Diaphragmatiefstandes auf die Zirkulation, 


36. 


1584. 
40. 


888. 


1372 


962. 
123. 


496. 
409. 


1488. 
673. 
139. 

5. — s. Abelsdorff. 

1336. 


1254. 
452. 
777. 
778. 

16. 


408. 


1762. 
1702. 

399. 
1593. 


187. 


— 137 — 


Wendelstadt. Über Behandlung und einige Entwickelungsformen der 
Naganatrypanosomen. 

Wengler, F. s. Schreiber. 

Wenyon, C. M. Spirochaetosis of mice due to spirochaeta muris, n. sp. 
in the blood. 

Werber, Isaak. Regeneration der exstirpierten Flügel beim Mehlkäfer 
(Tenebrio molitor). 

Werbizki, F. W. Zur Frage über die Wärmeregulierung des Organismus. 

Wertheim-Salomonson, J. K.A. Ein neuer photographischer Registrier- 
apparat. 

Wonbeimer. E. und Battez,G. Sur les voies qui transmettent au foie 
les effets de la piqûre diabétique. 

— und Dubois. Sur la suture du nerf lingual et du nerf hypoglosse. 

Weselkin, N. W. Über den Einfluss einer 5—100/ CO} enthaltenden 
Luft auf die Temperetur des normalen und des fiebernden Organismus. 

— Über den Wärmeaustausch unter dem Einfluss von Kohlensäure. 

Wesselkoff, A. P. Über die Veränderungen in der Aorta der Kaninchen 
bei der Einführung einer Adoninlösung in die Ohrvenen. 

Wessely, Karl. Graphische Registrierung des Augendrucks. 


Van Westenrijk, N. Klinische Materialien zur Würdigung der Bedeutung 
des Unterschiedes zwischen dem Anfang und dem Ende akustischer 
Erscheinungen (Pulsdruck bei Untersuchung des Blutdrucks nach der 
akustischen Methode). 


. Westerlund, A. Studien über die photoelektrischen Fluktuationen des 


isolierten Froschauges unter der Einwirkung von Stickstoff und 
Sauerstoff. 

Weymeersch, A. Contribution à l'étude des fonctions du thymus. 

Whitney, David Day. The influence of external factors in causing the 
development of sexual organs in Hydra viridis. 

— Articifical removal of the green bodies of hydra viridis. 

— Determination of sex in Hydatina senta. 

Wichmann, Paul. Experimentelle Untersuchungen über die biologische 
Tiefenwirkung des Lichtes der medizinischen Quarzlampe Bed des 
Finsenapparates. 

Widakowich, Viktor. Über eine Verschlussvorrichtung im Eileiter von 
Squalus acanthias. 

Widmann, E. Über den feineren Bau der Augen einiger Spinnen. 

Wiener, E. Entgegnung auf Dr. A, Neumanns Mitteilung über die Ultra- 
teilchen des Blutplasmas. 

685. Wieringer, J. H. s. Einthoven. 

839. Wiesel, J. s. Schur. 

Wiesner, J. Anwendungen photochemischer Lichtmessungen zur Er- 
mittelung des Lichtgenusses der Pflanzen. 

Wieting und Hamdi. Über die physiologische und pathologische Melanin- 
pigmentierung und den epithelialen Ursprung der Melanoblastome. Ein 
primäres Melanoblastom der Gallenblase. 


. Wiggers, C. J. The innervation of the cerebral vessels as indicated by 


the action of drugs. 


. — Some vasomotor changes in the cerebral vessels obtained by stimulating 


the carotid plexures. 


. Wilder, H. H. Zur körperlichen Identität bei Zwillingen. 
. Williams, W. W. Perfusion experiments on excised kidneys. VIII. The 


effects of solutions on the histological appearance of kidney sections. 


. — 8 Sollmann. 
. Wilson, H. V. On some phenomena of coalescence and regeneration 


in sponges. 


. — J. M. s. Eyclesb mer. 
.v. Winiwarter, H. und Sainmont, G. Über die ausschliesslich post- 


fötale Bildung der definitiven Eier bei der Katze. 


. — — Nouvelles recherches sur l'ovogenèse et l'organogenèse de l'ovaire des 


mammifères (chats). 


. Winkler, Ferd. Die lokale Herabsetzung des Schmerzsinnes durch den 


elektrischen Strom, 


Biophysik. Centralbl. Bd. III. 52 


1284. 
834. 


1205. 
644. 


1418. 
290. 


768. 
132. 
1218. 


694. 


1276. 
1578. 
1630. 


1606. 
1671. 


1475. 
862. 


333. 
1109. 
1062. 

182. 


1304. 
400. 


540. 


582. 
670. 


627. 


1772 
188 


197 
1708 


— 138 — 


— H. Über Pfropfbastarde und pflanzliche Chimären. : 

Winterberg, H. Über die Wirkung des Physostigmins auf das Warm- 
blüterherz. 

— Studien über Herzflimmern. II. Mitteilung. Über die Beeinflussung des 
Herzflimmerns durch einige Gifte. 

Winterstein, H. Über die physiologische Natur der Totenstarre des 
Muskels. (Versuche am isolierten Säugetiermuskel,) 

Wirths, Moritz, Über die Muchsche granuläre Form des Tuberkulosevirus. 

Wittmaack. Über Schädigung des Gehörs durch Schalleinwirkung. Eine 
experimentelle Studie. 

— Eine neue Stütze der Helmholtzschen Resonanztheorie. 

Wôlfflin, Ernst. Über die Bestimmung der negativen Konvergenzbreite. 

Wolf, H. The increase of the osmotic pressure of venous blood after the 
closure of the afferent artery. 

Wolff-Eisner, Alfred. Über das Fehlen des Glykogens in den Leuko- 
cyten bei der myeloiden Leukämie nebst Betrachtungen über dessen 

edeutung für die Immnitätslehre uud Phagocytentheorie. 

Wolff,F. Über die elektrische Leitfähigkeit der Bäume, nebst Beiträgen zur 
Frage nach den Ursachen der Blitzschläge in Bäume. 

— Hugo. Über Schattendrehung und Schattenlauf, sowie über das astig- 
matische Gesichtsfeld in der Skiaskopie. 

— M. und Mühsam, Hans. Mit Tuberkulin komplementbindende Anti- 
stoffe im Serum Tuberkulöser. 


5. Wolfsohn, J. M. The causation of maturation in the eggs of limpets by 


1079. 
1314. 


992. 


chemical means. 

Wolkenstein, A. A. s. Heller. 

Wolley, V. J. The temperature coefficient of the rate of conduction and 
of the latent period in muscle. 

Wollmann, Eugène und Lecrenier, Lambert. Influence de la tempė- 
rature sur la conductibilité des nerfs chez le chien. 


. Woltersohn, P. Quantitatieve betrekking tusschen Vagusprikkeling en 
817. 


hartswerking. 

Woodley, V.T. Onan apparent muscular inhibition produced by excitation 
of the ninth spinal nerve of the frog, whith a note on tbe wedensky 
inhibition. 

Woodruff, L. L. Effects of alcohol on the life cycle of infusoria. 

Wossidlo, Erich. Experimentelle Untersuchungen über Veränderungen 
der Nisslschen Granula bei der Lumbalanästhesie. 

1557. Wrzosek, A. s. Klecki. 

Wunderlich, Hans. Das Verhalten des Rückenmarkes bei reflektorischer 
Pupillenstarre. 

Wynhausen, .O. J. Ein Beitrag zur Kenntnis der Cytodiagnostik der 
Hydroceële. | 

— Beitrag zur morphologischen Blutuntersuchung am Krankenbette. 

Wynn, W. H. s. Miller. 

Wyss. Oskar. Zur Wirkungsweise der Scharlachölinjektionen B. Fischers 
bei der Erzeugung karzinomähnlicher Epitbelwucherungen. 

Yamanouchi, T. s. Levaditi. 


Yanase, J. Über Epithelkörperbefunde bei galvanischer Übererregbarkeit 
der Kinder. 

— Beiträge zur S ooe der peristaltischen Bewegungen des embryonalen 
Darmes. 11. Mitteilung. Beobachtungen an menschlichen Föten. 

— s. Kreidl. 

Zanda, G. B. Action des extraits de tissus d'animaux marins invertébrés 
sur la pression artérielle. 

Zangemeister, W. Über Malakoplakie der Harnblase. 


Zeeman, W. P. C. Über die Form der hinteren Linsenfläche. 


Zeleny, C. The effect of degree of injury, successive injury and functional 
activity upon regeneration in the scyphomedusa, Cassiopea xamachana- 

Zettnow, E. ber Froschlaichbildungen in Saccharose enthaltenden 
Flüssigkeiten. 

Ziegler, Kurt. Über die Beziehung zwischen myeloider Umwandlung und 
myeloider Leukämie und die Bedeutung der grossen mononucleären un- 
granulierten Zellen. 


1110. 


29. Zieler. Karl. 
401. 
1262. 
216. 
T10. 
520. 
1817. 
1675. 
1679. 
681. 


1039. 


1500 
1631 


11%. 


— 789 — 


Ziegler, Kurt und Schlecht, Heinrich. Untersuchungen über die 
an Blutveränderungen bei Infektionskrankheiten und deren 
hysiologische Bedeutung. 
Über Exsudatzellen bei der akuten aseptischeu Eutzündung 
des Bindegewebes. 
Zietzschmann, Otto. 
tomie bei Ziegen. 
Zingerle, H. Über die Nuclei arciformes der Medulla oblongata. 
Zinser, V. s. Grünberger. 


Zitowitsch, M. F. Zur Frage über die respiratorischen und pulsatorischen 
Bewegungen des Trommelfells. 


Zografidi, Stef. Contribution à l’etude des accidents de décompression 
chez les plongeurs à Scaphaedre. 

Zoth, O. Über ein einfaches Fallphonometer und die Bestimmung der 
Hörschärfe mit demselben. 

Zuelzer, G. Über Vagusneurose. 

— Ergotina styptica und Herzarbeit. 

— Margarete. Über den Einfluss der Regeneration auf die Wachstums- 
geschwindigkeit von Asellus aquaticus L. i 

Zwaardemaker, H. Über die Proportionen der Geruchskompensation. 

. — Die vektorielle Darstellung eines Systems von Geruchskomponenten. 

. Zwick, W. Vergleichende Untersuchungen über die Tuberkelbazillen des 

Menschen und der Haustiere. 

Zwonitzky. Über den Einfluss der peripheren Nerven auf die Wärme- 

regulierung durch die Hautgefässe. 


Beiträge zum Studiam der Folgen der Thyreoidek- 


Sachregister. 


— 


A. 


Abkühlung (Siegel) 1564. 

Abramis (Leonhardt) 165. 

Actionsstrom bei Pflanzen (Sanders) 
306. 

Aggregata (Moroff) 193. 

Akumetrie (Gradinigo) 1386. 

Albinismus (Tornier) 596. 

Algen (France) 1597. 

Alkohol u. Zellteilung (Woodruft) 1606. 

Amia (Eycleshymer u. Wilson) 1046. 

Amitose (Glaser) 181. 

Amoeben u. Dysenterie (Jürgens) 814; 

Befruchtung (Calkins) 474; 
(Prandtl) 909. 

Amyloid (Hissbach) 1298. 

Anaemie (Tallqvist) 86; — (Blumenthal 


—, — 


u. Morawitz) 847; —, aplastische 
(Herz) 1714; —, Blutmenge (Mora- 
witz u. Sibek) 1715; —, Bothrioce- 
phalus — (Krautz) 704; —, corpuscu- 
läre (Lefas) 363; — vom Magen aus 
(Tixier) 100, 101; —, perniciöse 
(Seher) 705; —, (Labbé u. Salomon) 
1240. 


Aphididen (Mordwilko) 588, 

Appendicitis (Grijns) 539. 

Apparate (Wedensky) 1509; — (Frank) 
1510; — (Bethe) 1511, 1512. 

Arterien, Ligatur (Ambord) 1451; —, 
Knochenbildung (Harvey) 934 ; -— „Ver. 
kalkung (Carrel) 1017, s. a Arterios- 
klerose. 

Arteriosklerose (Scheel) 79; — (Josué) 
82, 933; — (Bennecke) 1095; — (Water- 
man) 1096; (Gaultier) 1447; 

ucien u. ‘Parisot) 1225, 1342; 
(Rickelt) 1227; — (Aufrecht) In — 
durch Adrenalin (Mironescu) 533; 
experimentelle (Kalamkasoft) 672; 

— (Wesselkoff) 673; — — (Toropoff) 
674; — — (Klotz) 1698. 

Asphyxie der Ente (Pachon) 62. 


anaia Es En FE an En a a HE 


Asymmetrie (Liebreich) 1154. 

Ataxie der Katze (Langelaan) 563. 

Atherom s. Arteriosklerose. 

Atmung (Francois-Franck) 208; —, Cen- 
tram (Frugoni) 1203; Cheyne- 
Stokes (Mackenzie u. Cushny) 212: 
— — (Pembrey) 1201; ei der 
Eidechse (François-Franck) 502; 
bei Fischen (Babäk u. Dedek) 371: 
— — (Babäk u. Foustka) 372; 
(Babäk) 500, 501; — — (Baglioni) 657: 
— — (Deganello) 1200; — bei Herz- 
kranken (Rubow) 1082; —, Inner- 
vation (Nicolaides) 373; — — (Cousot) 
506; künstliche (Straub) 499; 
— (Volhard) 993; — bei Ueberdruck 
(Bannier) 505; — in Wärme (Garrelon 
u. Langlois) 310. 

Auge, Accommodation (Weidlich) 12: 
— — (Heine) 740. 741; — — (de 
Vries) 957; — — (Ovio) 1138: 
(Hess) 1764; — — (Alexander) 1765: 
— — (Marie) 1787; —, Adaptation 
(Piper) 148; — — (Ny man) 420; — — 
bei Spinnen (Petrunkevitch) 876; 

— (Messmer) 1796; — — (Horn) 1799: 
_ — (Rabinowitsch) 1579; — — (N:i- 
colai) 1580; —, Amblyopie (Mc Millan: 
761; — — (Casali) 1806; —, Archi- 
tektur (Kuschel) 125, 1571—1576: 
autoptische Wahrnehmung (Gertz) 
416; —, Bewegungen (Bielschowsky) 
1758; —, Bewegungssehen (Basler) 
1797; —, Blendung (Pettinelli) 755; 
v Blendungsschmerz (Feilchenfeld) 

042; —, Blickfeld (Santa-Maria) 1140; 
— u. Blitz (Chavez) 131; 
epithel (Henderson) 1766. 
Convergenz (Wölfflin) 132; —, Diop- 
tometer (Hartert) 293; —, direktes 
Sehen (Gertz) 1271; —, Druck (Wes- 
sely) 139; (Schulze) 140: 
Empfindlichkeit (Hertel) 1141: 
(Henius) 1501; —, Eserin (Krusius) 


— 


— — 


* 


— Ciliar- 
1707; 


— 
* 


*) Die angegebenen Ziffern bedeuten die Nummern der Referate. 


732; —, Farbenblindheit (Hess) 1581; | 
— — (Best u. Haenel) 1800; — — | 
(May) 1801; — — (Köllner) 1802—1805; ı 
—, Farbensinn (Samojloff u. Pheo- 
philaktawa) 150; — — (Schenck) 151; 
— — (Hilbert) 299; — — (Matteotti) 
746; — — (Köllner) 746; — — (Böhm) 
750; — — (Hilbert) 1142; — — der 
Vögel (Abelsdorff) 577; — — (Cor- 
deiro) 1586; —, Filtration (Pardo) 
1131; —, Flüssigkeitsströmung (Ul- 
brich) 571; — — (Abelsdorff u. Wes- 
sely) 765; —, Fovea (Fritsch) 141; 
— — (Duvigneaud) 1145; —, Gen- 
deren-Stortsches Phänomen (de Vries) 
418; —, Glaskörper (Teich) 1780; —, 
Glaukom (Maslennikow) 573; —, 
Hippus (Koch) 1136; —, Iris (Nepveu) 
367, 568; der Knochentische 
(Deichsel) 1577; —, Kryptophthalums 
(Ginzburg) 296; —, Trchkiherapie 
(Hertel) 138; —, Lidreflexe (Schanz) 
1807; —, Linse (Isakowitz) 1768; — 
— (Zeemann) 1772; —, Linsenastig- 
matismns (Thomson) 1774; —, Lokali- 
sierung (Grützner) 1040; —, Macula 
(Chevallereau u. Polack) 145; -- 
(Ovio) 1139, 1786; — — (Gullstrand) 
1784; —, Muskeln (Howe) 763; —, 
Muskellähmung (Levinsohn) 294: — 
— (Blanluet u. Cason) 295; —, Nach- 
bild (Cords u. Brücke) 424; — — 
(Gaudenzi) 425, 757; — — (Bocci) 759. 
160; — — (v. Szily) 1795; —, Nystag- 
mus (Loeser) 1132; —, Netzhaut- 
ablösung (Cantonnet) 570; —, Netz- | 
hautbild (Bocci) 758; —, optische ! 
Täuschung (v. Reuss) 426; 
(Reif) 580; — u. oszilliereudes Licht 
(Trombetta u. Santa-Maria) 754; —, 
proie e Differenz (Bethe) 867; —, 
hotochemische Prozesse (Meisling) 
1583; —, photoelektr. Fluctuation 
(Westerlund) 427; —, Pigmentepithel 
(Raehlmann) 146; —, Pupille (Tren- 
delenburg) 136; — — (Polimanti) 428, 
191, 866; — — (Laqueur) 1134; —, 
Pupillenbewegung (Bumke) 561; — 
Pupillenerweiterungscoefficient (Ovio) 
1137; -—. Pupillenweite(Langfeld) 1041; 
—, Pupillenstarre (Ohm) 137; —, Pu- 
pillometer (Krusius) 1135; —, Refrac- 


— 0 | — 


tion (Percival) 1769; — — (Heine) 
1770; — Retina (Dimmer) 133; — — 
(Braunstein) 742; — — (Fortin) 743; 
— — (Dittler) 1582; — -- (Schreiber 
u. Wengler) 1584; — — (Hess) 1783; 
— — (Lords) 1791; — —, Färbung 


(Chevallereau u. Polack)417 ;—, Retina- 
ströme (v. Brücke u, Garten) 958; — 
— (Schorstein) 1785; Röntgen- 
strahlen auf — (Birch-Hirschfeld) 127; 
(Nagel) 147; — u. Santonin 
(Siven) 748; —, Schielen (Ohm) 297; 
— der Schildkröte (v. Pflugk) 1777; | 


— — (Heine) 1778; —, Scotom (Au- 
baret) 576; —, Sehfeld (Lopez) 298; 
—, Sehleiste (Weiss) 128; —, Seh- 
schärfe (Oguchi) 578; — — (Alexander- 
Schäfer) 579; — — (Boltunow) 959; 
— — für Farben (Silofast) 1272; —, 
Sehpurpur (Hess) 143; —, Sensibilität 
(Bonamico) 412; —, Skiaskopie 
(Borschke) 134; — — (Wolff) 1578; 
— der Spinnen (Widmann) 1762; —, 
Star (Frenkel u. Garipuy) 1133; — — 
(Machek) 1773; — — (Greene) 1779; 
—, Starbehandlung (v. Pflugk) 762; 
—, Starglas (v. Rohr) 1771; — der 
Tagvögel (Hess) 144; —, Tapeten- 
bilder (Kahn) 581, 756; —, Tiefen- 
wahrnehmung (Montelly) 1763; —, 
Tonometrie (Schiötz) 429; —, ver- 
gleichende Physiologie (Raehlmann) 
126, 413; —, Wahrnehmung (Garten) 
ns —, Zapfencontraction (Dittler) 
142, 

Autointoxication bei Seeigeln (Man- 
gold) 1152. 

Autolyse (Launoy) 1114. 

Autotomie (Piéon) 23; — (Emmell) 
1534. 


B. 


Babesia (Kinoshita) 912. 

Bacillus fluorescens (Almagià) 1419. 

Bakterien (Swellengrebel) 198; —, Mu- 
tation (de Jager) 1306; —, spec. Ge- 


wicht (Stigell) 808; —, Struktur 
(Mencl) 910. 
Barsch (Kammerer) 1282. 
Basedowsche Krankheit (Schraube) 


1118; — (Kohts) 1119; — (Kron) 1120. 
Basidiobolus (Raciborski) 1400. 
Bastarde von Lepidopteren (Roepke) 

1736. 

Bastardierung (Kammerer) 1282; — 
(Poll u. Tiefensee) 1515; — (Haecker) 
1516; — bei Pflanzen (Winkler) 1284. 

Befruchtung bei Amoeba (Calkins) 474; 
—, künstliche (Iwanoff) 1407, s. auch 
Parthenogenese. 

Bindegewebe (Dürck) 27. 

Blätter, Bewegung (Hannig) 1601; — 
als Wohnstätten für Wassertiere (Kam- 
merer) 1156. 

Blattablösung (Löwi) 310. 

Blattkrankheiten (van Beusekom) 459. 

Blei, Radioaktivität (Elster u. Geitel) 
161. 

Blut bei Ankylostomiasis (Brebant) 
1712; — bei Ballonfahrt (Crouzon u. 
Soubies) 532; —, Bildung (Meyer) 
1241; — — (v. Domarus) 1242; — — 
(Goodall) 1239; im Dunkelfeld 
(Dietrich) 1457; — nach elektr. Ent- 
ladung (Löhner) 693; —, Fettdegene:- 
ration (Shattock u. Dudgeon) 530; —, 
Gerinnungszeit (Brooks u. Crowell) 


1113; — des Lamas (Biffi) 1343; — 
bei Lymphadenitis (Hess) 701; — 
Menge (Boycott u. Damant) 243; —, 
neutroph. Blutbild (Bourmoff u. 
Brugsch) 89; —, osmot. Druck (Wolf) 
1218; —, Pathologie (Grawitz) 507; 
— — (Wynhausen) 1109; — bei Phos- 

horvergiftung (Pisarski) 1351; — bei 

neumonie (Schneider) 88, 528; —, 
Polyglobulie (Langlois u. Desbours) 
85; — des Schweines (Güthig) 531; 
—, Sekundenvolumen (Hoepffner) 664; 
—, spec. Gewicht (Mummery u. Symes) 
242; —, ultramikrosk. (Neumann) 84; 
—, Ultrateilchen (Wiener) 1702; —, 
Umlaufszeit (Steinhaus) 521; —, Visko- 
sität (Fujitani) 257. 

Blutbild (Arneth) 1705. 

Blutdruck (Porter usw.) 837; — (Strass- 
burger) 921; — (Capps) 922; — (Ja- 
nowski) 1011; — (Lecrenier) 1216; — 
(John) 1450; — (Abelous un. Bardier) 
1453; — bei Anstrengung (Bruck) 236; 
bei Arbeit (Stursberg) 75; — u. Ar- 
teriosklerose (Finck) 1697; — bei Ath- 
leten (Hill u. Flack) 214; — u. 
Atmung (Guthrie u. Pike) 935; — — 
(Polimanti) 930; — — (Lewis) 1547, 

: 1548; —, Auskultation (Ettinger) 386; 
— u. Bäder (Hüster) 1676; — u. 
Erythrocythenzahl (Boveri) 1348; — 
u. frequente Ströme (Bergonie usw.) 
383; — bei Herzkranken (Franz) 78; 
— bei Infektionskrankheiten (Weigert) 
518; — — (Dietschly u. Hössli) 1221; 
—, Messung (Jaschke) 235; 
(Münzer) 237; — — (Fleischer) 238; 
— — (Fischer) 1332; (van 
Westenrijk) 1336; — — (Schultze) 
1699; —, Methodik (Münzer) 1223; — 
u. Nephritis (Schlager) 838; — — 
(Schur u. Wiesel) 839; — bei Nieren- 
krankh. (Kato u. Kotzemberg) 1338; 
— — (Brodzki) 1339; — bei Säug- 
lingen (Buttermilch) 515; — u, Salze 
(Loewenstein) 233; — — (Bayer) 234; 
— bei Scharlach (Teissier) 1328; — 
— (Nobecourt) 1329; — u. Schmerz 
(Rumpf) 67; — — (Curschmann) 524; 

Schwankungen (Lehndorf) 1677; 
— bei Tuberculose (Battistessa) 239; 
— bei Typhus (Huchard) 519; — — 
(Barach) 669; — bei Vagotomie (Lewis) 
1678; — im r. Vorhof (Meinertz) 1340; 
— bei Wärmeentziehung (Valtorta) 77. 

Blutgefässe u, Adrenalin (Falk) 240; 
— — (Patta) 241; —, Innervation 
(Wiggers) 554; —, Pathologie (d’ 
Amato) 1094; — — (Bennecke) 1095; 
— bei Reptilien (Bruner) 688; —, 
Tonus (Engling) 1016. 

‚Blutkörperchen (Pathologie) 1344; —, 
Sexualität (Freytag) 1617. 

Blutkörperchen, rote (Schmidt) 1551: 
—. Bildung (Jolly) 529; — — (Frev- 


<- 


142 


tag) 1103; —, Durchmesser (Jolly; 83; 
—-, Form (v. David) 526; —. Grösse 
(Babák) 1102; —, bei Ikterus (Strauss) 
1704; Kernreste (Weidenreich) 
697; —, Körnung (Askanazy) 691; —, 
— (Cathala u. Daunay) 1347); —, — 
(Sluka) 1459; —, Membran (Löhner) 
461; —, — (Löwit) 936; —, Menge 
(Hasselbalch u. Hegerdahl) 937. 1233; 
—, bei Menstruation (Marbe) 1019; 
—, Schatten (Herzog) 1236; —. Tem- 
peraturwirkung (Bazzicalupo) 1706; —, 
Volumen (Schrottenbach) 1346, 
Blutplättchen (Le Sourd u. Pagniez) 
843. 1350; — (Achard u. Aynaud) 1101, 
1234; — (Courmont u. André) 1235. 
Biutströmung (Burton-Opitz) 660—663, 
931, 932; — (Schmid) 935; — (Du 
Bois-Reymond, Brodie u. Müller) 1097. 
Blutverschiebung (Weber) 388. 
Bombyx mori (Mc Cracken) 550. 
Bothryomykosis (Kayser u. Gryns) 450. 
Brunst (Sonnenberg) 405. 
Bronchien (Kitamura) 324, 
Botryomykose (Letulle) 1308. 
Brownsche Bewegung (Seddig) 1273, 
— (Molisch) 153. 


C. 


Capillaren (Botezat) 1215. 

Carchesium re 1639. 

Carcinom s. Krebs und Geschwälste. 

Carcinoma sarkomatodes (Lindemann) 
901. 

Cerebrospinalflüssigkeit (Nageotte u. 
Levy-Valensy) 861. 

Chemotropismus (Turner) 446: 
(Vallillo) 1591. 

Chlorom (Post u. Schütz) 702. 

Chondriosomen (Meves) 1735. 

Chorda tympani (Fröhlich u. Loewi) 
1498. 

Chorioepitheliome (Risel) 623, 

Chromatophoren (Hofmann) 12; 
(Kahn u. Lieben) ‘307; — (Fischel) 
889; — bei Helise (Distaro) 966; — 
(Ogneff) 1406. 

Chromosomen (Stevens) 1522. 

Clypeolina (Penard) 335. 

Coccidien (Moroff) 347. 

Condylostoma (Bovard) 475. 

Contraction und Jonen (Lillie) 1070. 

Copulation bei Salamandra (Kammerer) 
591. 

Corpus luteum (Kleinhaus u. Schenk) 
1027; — (Bouin u. Ancel) 1751. 

Correlation der Organe (Rössle) 970. 

Cytodiagnostik der Hydrocele (Wijn- 
hausen) 333, s. auch Exsudate. 

Cysten (Niosi) 622; — (Astichoff) 1301. 


D. 
Darm u. Bakterien (Dieterlen) 905: — 


Bakterienwanderung (Dicterlen) 1302, 
—, Durchgängigkeit (Dastre usw.) 93, 


— — (Nastase) 94; — — (Basset u. 
Carré) 95, 96; — — (Calmette) 98; 
— — (Holle) 248; — — (Jonescu- 


Michaesi) 539; —, Flexura coli (Roith) 
102; — des Foetus (Yanase) 540; 
Physiologie (Roith) 1355. 
Darmepithel (Asher) 1553. 
Defaecation, Centrum (Roussy u. Rossi) 
1494. 
Dengue-Fieber (Ashburn u. Craig) 200. 
Descendenztbeorie (Schneider) 1391. 
Diabetes insipidus (Segallow) 710. 
Dimorphismus, sexueller (Köhler) 320. 
Disposition (Finkler) 332. 
Drucksinn (Treves) 1038. 
Ductus thoracicus, Ligatur 
reanu) 1413. 
Dunkelfeld (Dietrich) 1457; — (Posner) 
1458. 


9 


(Seve- 


E. 
Echographie (Margulier) 1261. 
Ei s. auch Parthenogenese; —, Be- 


ziehung z. Spermatozoon ne) 
607; —, Centrifugierung (Morgan un 
Lyon) 318; — von Cyclops (Schiller) 
1050; von Fundulus (Newman) 
1608; — des Huhnes (Sonnenbrodt) 
1527; — der Katze (v. Winiwarter u. 
Sainmont) 1483; — der Maus (Anikien) 
1166; —, Membranbildung (Loeb) 1162; 
—, Parthenogenese (Delage) 1605; —, 
Reifung (Child) 178; —- — (Lams und 
Doorme) 179; — — (Jordan) 180; — — 
(Wolfsohn) 795; und Röntgen- 
strahlen (Schmidt) 602; — der Säuge- 
tiere (Winiwarter u. Sainmont) 1750; 
—, Entwicklung in Salzlösungen 
(Morgan u. Stockard) 603; —, Saponin- 
wirkung (Loeb) 1163; — des Seeigels 
(Goldschmidt u. Popoff) 1049; — bei 
Trematoden (Linton) 1742. 

Ejaculation (Polimanti) 1569. 


Eileiter (Widakowich) 408; — (Pearl 
u. Surface) 1485, | 
Eklampsie (Massaglia u. Sparaponi) 


854; — (Villaret u. Fixier) 1032; — 
(Sherrington) 1033; — (Klarfeld) 1034. 

Elektrische Reize, Theorie (Nernst) 
1180. 

Elektrische Ströme auf d. Organismus 
(Jellinet) 1600; bei Wirbellosen 
(Tschachotin) 982. 

Elektrizität des Körpers (Tereschin 
u. Georgiewsky) 773. 

Elektrokardiogramm (Krausu, Nicolai) 
513; — (Einthoven) 1204. 

Elektrolyse, Wirkung auf 
(Gautrelet) 120, 121, 122. 

Elektrometer (Elster) 10. 

Elektromotorische Kräfte (Galeotti) 
13. 


Gehirn 


143 


Ma NE a a tt je Ila 


| 


Embryo, Orientierung (Rabaud) 1618. 

Endometritis (Weishaupt) 1371. 

Endotheliome (Miller u. Wynn) 1062. 

Energie der Teilung (Spaulding) 303. 

Entwickelung (Jordan) 1278; — durch 
Aether (Reinke) 1529; — der Eier u. 
verschiedenen Medien (Jommes in 
Martin) 1165; — und Fermente (Ost) 
wald) 606; —, umkehrbare (Schultz- 
1392. 

Entzündung (Klemensievicz) 1177; —, 
Saugbehandlung (Frangenheim) 1066; 

urch Zucker (Lesné u. Dreyfus) 
1420. 

Epiglottis (Stuart) 213. 

Epilepsie (de Buck) 1375. 

SD nen künstliche Wucherung (Wyss) 
182. 

Epithelkörperchen (Yanase) 400; — 
(Hagenbach) 718; — (Leischner) 720; 
— (Pfeiffer u. Mager) 855. 

Ergograph (Athanasiu) 981. 

Exsudate (Zieler) 29; —, Resorption 
Herzfeld) 253. 


F. 


Färbung, Veränderung der Gewebe 
durch — (Berg) 480. 

Farben, Gegen- und Kontrastfarben 
(v. Tschermak) 423. 

Fettgewebe, Verkalkung (Chiari) 1297. 

Filaria (Ashburn u. Craig) 33. 

Filtrierbarkeit von Mikroorganismen 
(Trincas) 1309; (Lipschütz) 
1649; (Ruediger) 1650; — — 
(Casagrandi) 1651, 1652; — des Moll. 
contag.-Giftes (Serra) 641; des 
Trachomerregers (Fermi u. Repetto) 
360; — des Rinderpesterregers (Todd) 
361; der Schweinepestbazillen 
(Lourens) 484. | 

Fieber (Lewitan) 1123; — und Schild- 
drüse (Schultze) 402. 

Fixation, Veränderung der 
durch — (Berg) 460. 

Flug (Baglioni) 859; — (Ohlshausen) 
1489. 


Gewebe 


Formregulation bei Tubularien (Child) 
313. 314, 315. 

Fortpflanzung (Kammerer) 871; 
(Issakowitsch) 873; bei Hydra 
(Mräzek) 322; Salamandra 
(Kammerer) 775. 

Framboesia (Schüffner) 37. 

„Froschlaich“ (Zettnow) 197. 

Fulguration (v. Wasiliewski u. Hirsch- 
feld) 1518. 


bei 


G. 


Galle (Herring u, Simpson) 850: 
(Kehrer) 1480. 

Gallenblase, Entzündungen (Ikonnikoff) 
544. 


— = 


Gallengänge, Neubildung (v. Babés) 
1416 


Galvanotropismus (Hadley) 168; — bei 
Pflanzen (Rothert) 599; — Abbott 
u. Life) 1289; — (Rothert) 1396. 

Ganglien,mikrosympathische(Marinesco 
u. Minea) 1129. 

Ganglienzellen (Enriques) 1279: — 
(Capparelli) 1318; —, Altersverände- 
rungen (Saigo) 369; —, Bau (Boeke) 
497; — der Mollusken (Smallwood u. 
Rogers) 1072; —, Nissl’sche Granula 
(Wossidlo) 1671; —, Mitosen (Schreiber 
u. Wengler) 1584; —, Nucleoli (May 
u. Walker) 1670; —, osmotischer 
Druck (Marinesco u. Minea) 557; —, 
osmotische Einflüsse (Marinesco) 1191; 
—, Oberflächenspannung (Marinesco 
u. Minea) 557; — im Rückenmark 
(Allen) 727. 

Ganglion ciliare (Marinesco etc.) 1036. 

Ganglion cervicale (Gasparini) 1755. 

Gasdrüse (Nussbaum) 262 

Gedächtnis der Keimzelle (Kranichfeld) 
437; — für Farben (v. Kries u. 
Schottelius) 745. 

Gehirn, Arterien (Beevor) 1030; — 

`- Corpus striatum (Dana) 1378; — 
Durchblutung (Kuliabko) 955; — 
Exstirpation (Marrassini) 558; — 
Gefässnerven (Weber) 119; — Hemi- 
sphaeren (Tichomoroff) 410; —, Klein- 
birn (Lourie) 1130; — — (Munk) 1260; 
— — (Polimanti) 1492; — — (Tren- 
delenburg) 1493; — — (Luna) 1495; — 
und Kreatin (Maxwell) 124; — von 
Lemur (Mott u. Halliburton) 1759; —, 
Lokalisation(Chapman)744;—, Lokalis 
d. Farbensinns (Lewandowsky) 747; 
—,motorische Rinde (Simpson u. Jolly) 
729; -- und osmotischer Druck 
(Renauld) 1263; — Plexus chorioid. 
(Wiggers) 1379; — — (Francini) 
1496; —, Pons (Polimanti) . 1491; 

: —, Regeneration (Schiemann) 1667; 
—, Rinde (Jolly und Simpson) 
283; —, seniles (Anglode) 1380; — 
(Sensibilität) Weber 1490; —. Sprach- 
centrum (Cortesi). 1381; —, Wachstum, 
(Reinke) 451. 

Gehör, Balztaubheit (Ehrlich) 292; —, 
Cortische Membran (Kreidl u. Yanase) 
582; —, Halbzirkelförmige Kanäle 
(Soprana) 534; —  —, (Soprana) 
733; —, für tote Töne (Schulze) 1504; 
— des Hundes (Seleny) 771; — und 

- Kleinhirn (Marx) 769; —, Labyrinth 
(v. Cyon) 431; — — (Marx) 1503; — — 
(Trendelenburg u. Kuhn) 1507; —, 
Labyrinthexstirpation (van Rossem) 
767; —, Ohrmuschel (Geigel) 291; 


+ + «9 - 


—, Prüfung Rothmann) 1506; —, 


Resonanztheorie (Wittmaack) 768; —, 
Resonatoren (Waetzmann) 1505; —, 
Schädigung durch Schall (Wittmaack) 


290; —, Schärfe (Zoth) 1817; —, 
Schallempfindung (Hensen) 430; —, 
Schnecke (Sohier-Bryant) 1588; — und 
Tonhöhe (Jones) 766; — — (Ewald 
u. Jäderholm) 1818; — bei Wilden 
(Brunner) 1587. 

Genitalschleimhaut (Königstein) 722. 

Geotropismus (Jensen) 192; — (von 
Guttenberg) 1159; — (Kaiser) 1398; 
— (Ohno) 1594. 

Geräusche an d. Lungen (Buttersack 
1320. 

Geruch (Kolmer) 289; — (Zwaardemaker) 
1039, 1500. 

Geschlecht (Hertwig 1609,1610, 1611: — 
(Perrin) 1612; —, Anderung (Braem) 
1613; — Bestimmung (Thumm) 1607; 


— — (Ewart) 1151; — — (Whitney) 
778; — — durch Lecithin (Basile) 
1737; . —, sekundäre Charaktere 


(Meisenheimer) 1730. 

Geschlechtsorgane, innere Sekretion 
(Bucura) 404; — und Hunger (Ger- 
hartz) 1256. 

Geschmack (Becker u. Herzog) 411; — 
(Lemberger) 1499. 

Geschwülste, antigene Eigenschaften 
(Ranzi) 466; —, Avidität (Orthner) 
464; —, Entstehung (Schwalbe) 616: 
—, Erzeugung (Loeb) 184; — bei 
Fischen (Schröders) 1300; — — (Fie- 
biger) 1536; — und Hefen (Sanfelice) 
463; — durch Implantation (Loubser) 
1172; —, Mischgeschwülste (Apolant) 
892; — — (Krompecher) 1623; — der 
Niere (Tedoroff) 1626; — beim Pferd 
(Subrarès) 1537; — durch Röntgen- 
strahlen (Lindenborn) 1624; —, Wachs- 
tum (Orthner) 614; —— (Ehrlich) 615, 
s. auch Krebs. 

Gewichte, Heben 
(Treves) 1038. 

Glomus coccygeus (v. Schuhmacher) 
548. 

Glottis (Mink) 1202. 

Glykogen (Best) 28; — (Askanazy u. 
Hübschmann) 250. 

Goldlösung (Steubing) 1274. 

Gonionemus (Murbach) 865. 

Granula(Arnold)309; —, Chemie (Petry) 
1703; — in Drüsen (Braem) 1732; —, 
Entwicklung (Meirowsky) 1460. 

Granulationen, Durchgängigkeit (Olivi) 
1628 


von Gewichten 


Gregarinen (Dogiel) 810, — (Sa'm) 811; 
— (Brasil) 979; — (Léger) 634. 

Grosshirn, Rinde (Rothmann) 553; s. 
auch Gehirn. 


H. 


Haar, rotes (Bolk) 595. 

Haemamoeben bei Vögeln (Sergent‘\ 339. 

Haemogregarinen(Popovici-Baznosanu) 
337. 


Halbzirkelförmige Kanüle, s. Gehör. 
Harn, Leukocyten (Schnütgen) 712; —, 
Theorie der Harnbildung (Schlayer) 


109. 

Harnblase (Elliott) 269. 

Hautund Wärmeregulierung(Zwonitzky) 
117; —, Zeichnung (van Rynberk) 
967. 

Hefen (Sartory u. Jourde 
(Gentsch) 1068; 
(Dunbar) 473. 

Hefe, pathogene (Türk) 45; 
(Demanche u. Sartory) 46; 
(Sanfelice) 463; — — (van de Velde) 
482; — (Le Dantec) 1538. 

Hermaphroditismus (Gadd) 320. 

Herz, Actionsstrom (Gotch) 221; — — 

(de Meyer) 684, 1209; — und Alkohole 
(Andropoff) 675; —, Alkoholwirkung 
(Bachem)381; — Aeternaus(v. Tabora) 
1222; — (Hering) 1441; 
Anstrengung (Dietlen und Moritz) 
1093; — und Aortenelasticität (Strass- 
burger) 671; —-, Aorteninsufficienz 
(Janowski) 337; — — (Goldscheider) 
1220; — — (Miguel) 1337; 
(Janowski) 829; — (Nürnberg) 830; — 
Arbeit (Rothberger) 70; — — (Strubell) 
379; —, Arhythmie (Pletnew) 69; — 
bei Ascitespunction (Grünberger u. 
Zinser) 216; —, Automatie (Lohmann) 


1067; 
und Bakterien 


— —— 


-e 


1000; — — (Carlson) 1083; — Be- 
schleanigung (Hooker) 226; —, Be- 
wegung autenbere) 1002; —, 


Bildung (Gräper) 453; — und Brücken- 
fasern (Lohmann) 1452; — und Chlora- 
lose (Fleig) 1446; —, Chloroform 
(Bornstein) 929; — bei Chlorose (Barié) 
1693; — und Cholesterin (Danilewsky) 


678; — und Cocain (Kochmann u. 
Daels) 1213; —, Contraction (Rehfisch) 
218; — — (Saltzmann) 996; 


— — (Hering) 1001; —, — (ÖObstrast- 
zow) 1327; — — (Rehfisch) 1438; 
—, Contractionswelle (Fauconnier) 
1207; 514; —, Coronargefäbe (Langen- 
dorff) 1211; —, Cyanwirkung (Carlson) 
227, 380, —, Diagnostik (Strubell) 1687; 
—, dritter Ton (Einthoven) 685; —, 
Durchströmung (Lussana) 1440; — — 
(Fredericq) 1550; —, Elektrokardio- 
ramm (Kraus u. Nicolai)513; — —(de 
Meyer 1684 ; — — (Judin) 1686; — und 
Ergotin (Zuelzer) 1679; —, Extra- 
systole (Rautenberg) 831; —, Flim- 
mern (Klemperer) 71, 927: 
(Winterberg) 1205; —, Fragmen- 
tation (Stamer) 689; —, Funktions- 
rüfung (Tiedemann) 385; 
(Groa) 1206; —, Galopp (Pawinski) 
223; —, Ganglien (Meck) 1092; —, 
Gewicht (Joseph) 1322; —, Grösse 
(Schieffer) 682: —, Hemisystolie (v. 
Leyden u. Bassenge) 224; — Hissches 
Bündel (Paukul) 1437; — Hypertrophie 


— 


145 


nn. cine nn ie Er nnre 


(Gley) 229; — — (Stadler) 231; — — 
(Grober) 690 ; — — (Aubertin) 825, 826; 
— , Hypersystolie (Hering) 1214; —, In- 
sufficienz (Eppinger) 1086; -- — 


(Eppinger u. v. Knaffl) 1324; — der 
Invertebraten(Carlson) 1435; —, lIoneu- 
wirkung(Gautrelet)382; —,Kaliumwir- 
kung (Gautrelet) 72; —u.Kalk (Loeper 
u. Boveri) 1003; —, Klappen (Magnus- 
Alsleben) 73, 74; — der Knochen- 
fische (Kolff) 1089, 1442); — und 
Kohlensäurebad (Tiedemann u. Lund) 
681; — — (Lischwitz) 840; —, Lei- 
tung (Schwarz) 987; —, Leitungs- 
störung (Joachim) 1210; — des Limulus 
(Carlson u. Meck) 1084; (Carlson) 1085; 
—, Magnesiumwirkung (Mathews u. 


Jackson) 228, 379; — — (Macnider 
und Mathews) 677; — und Milch- 
säure (Backmann) 1004; — und 


Muskelsaft (Macleod) 217; —,Nerven 
(v. Cyon) 63; —, period. Aussetzen 
(Langendorff) 827; —, Physostigmin 
(Winterberg) 834; —, Plethysmogramm 
(Pletnew) 1088; —, Polvrhythmie 
.(Samojleff) 828; —, Pulsationsphasen 
(Stasson) 665; —, Pulsus alternans 
(Starkenstein) 832; — — (Mukens) 
35; —, Registrierung (Weiss und 
Joachim) 1439; —, Rhythmus (Algina) 
1436; —, Reizleitung (Joachim) 225; 
—, refractäre Periode (Schultz) 1326; 
—, Salze (Benedict) 1325; —, Sauer- 
stoffbäder (Tornai) 1700; —, Schall 
(Bock) 1090; —, Schallregistrierung 
(Roos) 997; — der Schildkröte (Burnett) 
512; — — (Polimanti) 523; —, Schlag- 
volumen (Bohimann) 833; —, Sen- 
sibilität (Jackson u. Mathews) 1091; 
— Solidarität (kraus u. Nicolai) 998: 
—.u. Stoffwechselprodukte(Backınann) 
680; — und Strophantin (Lust) 1005; 
— — (Tigerstedt) 1006; —, Tempe- 
ratur (Frank) 68; —, Tetanus (Bassin) 
220, 918; —, Töne (Einthoven 
usw.) 509; —, Totenstarre (Joseph 
u. Meltzer) 1014; — bei Tuberkulose 
(Mendl u. Selig) 683; —, Ultimum 
moriens (Koch) 219; —, venöse Mus- 
kulatur (Wenckebach) 222; —, Ver- 
fettung (di Cristina) 1087; —, Ver- 
kleinerung (Moritz) 1323; —, Vorhofs- 
puls (Rautenberg) 508; —, Wärme- 
wirkung (Valeri) 1692; — — (Ott) 1694) 
— Wechsel der Erregbarkeit (Seitz; 
511; — bei Wettgehern (Pfeiffer) 999; 
—, Wiederbelebung (Pike usw.) 1208; 

Hirschsprungsche ankheit (N eter) 
542. 

m En (v. Hertzen u. Oehmann) 
19. 

Hitzschlag (Rogers) 951. 

Hoden (Serralach u. Parès) 1122: 
(Solaro) 1369; — auf Blutdruck(Joseph) 
917; — und Röntgenstrahlen (Regaud 


und Dubreuil) 852; Sekretion 
(Schmaltz) 549; — und Thymus (Soli) 


1024. 

Hodgkinsche Krankheit (Longcope) 
845. 

Hühnerpest (Kraus u. Schiffmann) 47. 


Hydra (Whitney) 452, 777; — (Hanel) 
868; — (MecChill) 874; — (Koelitz) 
1614. 


Hydroidpolypen (Steche) 164. 
Hydrops (Bolton) 106. 

Hygromipsie (Capparelli) 1387. 
Hypophyse (Livon) 113; — (Paulesco) 
263; — (Alquier) 264; — (Cerletti) 721; 

— Gemelli) 857; — (Etienne u. Parisot) 
1226; — (Herring) 1249, 1250:—- (Joris) 
1251; (Cimorani) 1364, 1365; 
(Gemelli) 1366; — — (Verger u. Soulé) 
1367; — (Livon) 1479; — (Calderara) 
1747; — (Gemelli) 1560. 
Hypothermie (Cinca) 976. 
Hypertrophie (Rössle) 970. 


I. 
Idiotie (Vogt) 1269. 
Individuation (Schultz) 304. 
Ikterus, Gelbsehen (Siven) 422. 
Infektion (Uffenheimer) 95; — (Lesu& 
u. Dreyfns) 1305; — des Appendix 
(Tedesko) 32; —., autogene (Sacquépée 


u. Loiseleur) 30; — und ärme 
(Ritzmann) 31. 
Infusion (Bock) 255. 
J. 
Juckempfindung (Alrutz) 1270. 
K. 


Kampher (Klemperer) 927. 

Kauen (Lubosch) 392. 

Kardiogramm (Turlais) 1334. 

Karyolyse, s. Kern. 

Keimdrüsen, Wachstum (Disselhorst) 
949; — (Poll u. Tiefensee) 1515. 

Keimung Kinzel) 1285; — im magne- 
tischen Feld (Lesage) "760. 

ne Entstehung (Rubautkin) 

600 ;— (Blount) 601; — — (Rubaschkin) 

1048. 

Kern, ryolyse (Chatin) 1619; —, 
een e (Sabussow) 1604. 

Kernplasmarelation (Godlewski) 1528. 

Kiemen (Babäk) 500. 

Kinematograph (Stigler) 1502, 1789. 

Kittsubstanz (Achard u. Aynaud) 323. 

Knochen, Architektur (Kirchner) 800. 

Knochenmark (Morawitz u. Rehn) 
842; — (Gruber) 1106; — (Freytag) 
1238; —. Atrophie (Hirschfeld) 1108; 
— und Nerv ensystem (Ribadeau-Dumas 
u. Roussy) 1760. 

Körpertemperatur,s. auch Temperatur, 
Wärme; — (Reichenbach u. Hegmann) 


146 





m o 


275; — (Weselkin) 409; — (Rancken) 
1752; — (Richet) 1373; — ‘Portier) 1374; 
— der Affen (Eyre u. Kennedy) 271; 
— von Fischen (Simpson) 950; —, 
Periodizität (Osborne) 1125; —, Regu- 
lierung (Werbizki) 1372; — der Säug- 
linge (Nobécourt) 276 
Kom ation tone (Hermann) 1146. 
Krebs, Abbau (Bergell u. Lewin) 186; 
— — (Bergell u. Sticker) 328; 
Aetiologie (Saul) 329; — — (Spade) 
897; (Borrel) 1409 ; 
(Babés) 1410; — der Appendix (Kado) 
902; ; Behandlung (Kuhn) 188; 
— — (Bier) 189; —, Eiwte issinjektion 
a 1414; —, Empfänglichkeit 
ür Impfkrebs (Bashford, Murray u. 
Haaland) :057: —, Endemisches Vor- 
kommen (Abramowski) 898: — und 
Erysipel (Bolognino) 900; —, Ferment- 
behandlung (Hofbauer) 1415; —. Gly- 
kogen (Haaland) 1175; — der Haut 
(Veit) 1625; —, Immunität (Sticker) 
1535; —, Infiltration (Moritz) 1056; 
—, Kontagiosität (Michaelis) 49; 
der Mäuse (Apolant) 183; — — (Bash- 
ford, Murray u. Haaland) 325; 
(Hertwig u. Poll) 326; — — (prior) 
617; — — (Gierke) 803, 1173; 
(Tyzzer) 894, 895, 896; — — (Russell, 
1058; (Murray) 1059 : (Murray und 
Haaland) 1060; — der Mamma (von 
Saar) 1174; — , Mischung(Apolant) 892; 
—, Phagocytose (Doyen)i4ll; —, 
Praecipitine (Liepmann) 467; —, Proto- 
zoën (Baisch) 974; — bei Ratten und 
Mäusen (Lewin)893; — durch Röntgen- 
strablen (Schümann) 807; und 
Röntgenstrahleu (Martini) 1412; — und 
Sarkom (Loeb) 802; — — (Haalandı 
1061; —, Serum (Walker) 1622; —, 
Serumreaktion (Kelling) 899, 973; — 
und Spirochaeten (Deetjen) 1176; 
der Thymus (Thiroloix u. Debré) 624; 
bertragung auf andere Species 
(Me Connell) 805; —, Wachstums- 
energie (Calkins) 1299; — der Zunge 
(Bantels) 621; —, Zelle (Hofbauer) 465; 
— — (Funck) 185; — — (Heiberg) 1621. 
Kreislauf (Tigerstedt) 1007; bei 
Bindung der Lungenarterie (Tiger- 
stedt) 76; — und jodiertes Eiweiss 
(Jsaac u. van der Velden) 1013; 
und N. depressor (Tigerstedt) 1212; 
—, Theorie (Homberger) 1456. 
Kreuzungen, 8. Bastardierungen. 
Kristalle (Lehmann) 1389. 


L. 
Lebensdauer (Künkel) 1514; 
1517. 


Leber (Hasse) 211; — (Parisot u. Harter) 
851; — (Aubertin u. Hébert) 1471: 
— nach Defibrinierung (Doyon usw.) 


— 


— (Loeb) 


— 141 


1021; —, Eosinophilie (Joest u. Felber) 
1720; —, Gitterfasern (Kon) 1245; —, 
Kupffersche Zellen (Nathan) 1470; — 
u, Nebenschilddrüse (Gozzi) 1744; — 
Proliferation (Muir) 1243; —, Zellen 
(Mottram) 543; — (Fiessinger) 1115. 

Lebercirrhose (Stoerk) 105; — (Foà) 
1721. 

Leitfähigkeit, elektrische, der Bäume 
(Wolff) 1276. 

Leuchten (Sterzinger) 877; — (v. Len- 
denfeld) 878; — von Acholoe (Folger) 
1728; — der Fische (Mangold) 449; 
— der Schlangensterne (Mangold) 308, 
1055, 1153; — — (Reichensperger) 
1054; — — (Trojan) 1402. 

Leukaemie (Ziegler) 1708; —, akute 
(Wehrsig) 1710; —, aty ische (Rehn) 
1709; — beim Huhn Kon) 703; —, 
Parasiten (Loewit) 813; —, Zellein- 
schlüsse (Pappenheim) 812; — — 
(Wechselmann u. Hirschfeld) 1707. 

Leukocyten (Orland) 938; — (Daska- 
litza-Hufmann) 939; — in Cerebro- 
spinalflüssigkeit (Pappenheim) 904; — 
bei Cirrhose (Perrin) 942; —, Gly- 
kogen (Wolff-Eisner) 694; — — (Per- 
rone) 695; — Granula (Walker) 611, 
612; — im Harn (Schnütgen) 712; — 
bei Infektionen (Brugsch) 692; — — 
(Ziegler u. Schlecht) 1110; — u. Kälte 

(Schnütgen) 699, 943; —, Kernzerfall 
(Dekhuyzen) 390; —, Morphologie 
(Weidenreich) 1352: -—, neutrophile 
(Pollitzer) 940, 941; —, Phagocytose 

(Achard u. Feuillé) 1100; — u. Radium 

(Aubertin u. Delamarre) 1098; —, 

Rôntgenstrahlen (Schmid u. Géronne) 

389; —, Vergleichendcs (Hirschfeld- 
Kassmann) 1345. 

Leukocytose (Utendürfer) 391; — 
onor 1179; — (Lisin) 1552; —, 
egulation (Froin) 700. 
Leukocytozoon (Adie) 43. 
Leukopenie (Aubertin u. Beaujard) 
1099. 


Licht, Perception der Blätter (Nord- 
hausen) 1286; — — (Bosch) 1287; — 
— (Albrecht) 1288; —, Wirkung auf 
Auge (Frank) 566; — auf Keimung 
(Kinzel) 1595. 

Lichtgenuss der Pflanze (Wiesner) 1593. 

Lichtperception bei Pflanzen (Fitting) 
1160. 

Lichtschutz bei Blättern (Baumert) 
1404. 

Lieberkühnia (Penard) 911. 

Liquor cerebrospinalis (Kretschmer) 
735; — (Rous) 736. 

Loxodes (Joseph) 978. 

Luftdruck (Hill u. Greenw N 995. 


Lumbalanaesthesie (Parkon u. Gold- | 


stein) 959. 
Lunge (Hasselbach‘ 1198, 1199; —, 
Anthrakose (Heller u. Wolkenstein) 





1079; —, Capacität (Sihle) 994; —, 
Circulation (Demoor) 504; —, Em- 
physem (Bohr) 1544; —, Nerven (Hill) 
209; —, Operationen (Hofbauer) 1434; 
—, Staubinhalation (Lubenau) 659; —, 
Volum (Bohr) 503. 

Lymphocyten (Rous) 1111; — (Jean- 
selme u. Sézary) 1112. 

Lymphdrüsen (Ribbert) 844; — (Baum 
u. Hille) 1465. 

Lymphe (Rous) 1462. 

Lymphherz (v. Tschermak) 232. 

Lyssa s. Wat. 


M. 


Magen, Nerven (Müller) 1718; —, Ope- 
ration (Dehon u. Drucbert) 91; —, 
Pylorus (Cannon) 706; —, Sensibilität 
(Schmidt) 1554; —, Temperatur 
(Rancken u. Tigerstedt) 1486; — — 
(Rancken) 1563. 

Magengeschwür (Sternberg) 1357. 

Magnesium (Meltzer u. Auer) 968; — 
Nervenwirkung (Bardier) 370. 

Magnetismus (Wedekind) 162. 

Malakoplakis (Zangemeister) 627. 

Malaria (Plehn) 338; — (van der Hist- 
Karrewij) 476; — d. Affen (Mager) 
1641: — — (Flu) 1641. 

Masern (Giarre u. Carlini) 359. 

Mathematik (Przibram) 1384. 

Medulla oblongata (Zingerle) 1262; — 
u u. Bumke) 1756; — 

entren (Stewart u. Pike) 284; —, 
Nucleus trapezoideus (Hill) 285; —, 
Piqûre (Lahousse) 556; —, Pupillen- 
centren (Trendelenburg u. Bumke) 730. 

Medusen,rhythmischeBewegung(Bethe) 
1729. 

Melanismus (Tornier) 596. 

Melanom (Wieting u. Hamdi) 187. 

Membran, semipermeable (Tschagowetz) 
435; —, Theorie (Nicolai) 301, 1044; 
— — (Frank) 585, 961. 

Messungen von Fischen (Samter) 3. 

Metamerie (Filatoff) 540. 

Metamorphose (Metalnikoff) 321. 

Metaplasie (Kitamura) 324; — (Mc. 
Kenzie) 619. 

Mikroorganismen im Speichel (Eller- 
mann) 54. 

Mikrophotographie (Pinoy) 6; — 
Francois-Frank) 7. 

Milz (Blumenthal) 1105; — (Gruber) 
1106; — (Freytag) 1018. 1237; — (Foà) 
1353; — (Donhauser) 1461; — (Perrin) 
1716. 

Mimikry (Kammerer) 1521. 

Missbildungen (Drzewina u. Bohn) 175; 
— (Nusbaum) 316: — ) 
609; — (Schwalbe) 972; — (Stockard) 
TE — (Vasilin) 1620; — _ (Reichenow) 
1052. 


, 


Mitochondrien (Meves) 610. 


— 148 — 


Mitosen (Child) 178; — (Lamb) 794; — 
in Epithelien (Barrat) 613; — (Oes) 
1523. 

Mneme (Semon) 1150. 

Molluscum contagiosum (Serra) 641. 

Molluskenschalen, künstliche (Ariëns 
Kappers) 586. 

Musculi intercostales (Boecker) 1321. 


Muskel (Polimanti) 649; —, Aktions- 
strom (v. Brücke) 1540; —, Anta- 
gonisten (Merrington) 270; — — 
(Athanasin) 271; — — (Sherrington) 
1754; —, Coagulation (Kri2) 17; — u. 
Coffein (Rivers u. Weber) 274; —, 
Compression (Henderson) 1311; —, 
Contractilität an 202; —, Con- 
traction (Langley) 991, 1660, 1661; — 
— (Meigs) 1656; —, Demarcations- 
strom (Benedicenti u. Contini) 489, 
820; —, Doppelbrechung (Vles) 1188; 
—, Durchblutung (Atbanasiu u. Gra- 
dinesco) 1429; —, Einfluss d. Tempe- 


ratur (Fröhlich) 648; —, elektr. Er- 
scheinungen (Galeotti) 1181; —, elektr. 
Reizung (Hoorweg) 367; —, Ent- 
artungsreaction (Reinecke) 1543; —, 
Ermüdungsprodukte (Mosso) 645; —, 
Erregbarkeit (Urano) 1074; —, hem- 


mende Fasern (Nicolaides u. Dontas) 
1428; —, Hemmungen (Fröhlich) 646, 
647; —, Innervation (Lederer u. Lem- 
sereen 205; — — (Hofmann) 368; — 
u. KÜl (Fahr) 364; — u. konstanter 
Strom (Garten) 1189; —, kranke 
Zuckungen (Kollarits) 55; —, Länge 
(Jensen) 1542; —, Leistung (Knoblauch) 
1424; —, Leitung des Stromes (Mayer) 
643; —, Periodicität (Harris) 203; —, 
reizbare Substanz (Lucas) 818; —, 
Rhythmus (Samojleff) 488; — u. Serum 
(Polimanti) 485 —487; —, Skelett (Rau- 
tenberg) 1313; —, Starre (Vrooman) 
56; —, statische Arbeit (Dreser) 815; 
— u. Strychnin (Sherrington) 819; — 
— (Varrier-Jones) 1073; — — (Basler) 
1184; — — (Ryan u. Guthrie) 1672; 
—, Temperatur u. Reizbarkeit (Lucas) 
913; —, Temperaturcoefficient(Wolley) 
1314; —, Tetanus (Piper) 365, 1186, 
1187; — — (Maydell) 816; — — 
(Woodley) 817; —, Thermodynamik 
Bernstein) 1182, 1183, 1654; — — 
Fröhlich) 1312; —, Tonus (Trendelen- 
burg) 758; — — (Jordan) 916; — 
Totenstarre (Winterstein) 644; —, 
Tremor (Harris) 1071; — der Vögel 
(Schwarzkopf) 983; —, Wechselstrom- 
reizung (Reiss) 366; —, Wiederbe- 
lebung (Pike usw.) 1422, 1423. 
Muskeltasern, Contraction (Lillie) 1310; 
-- (Thulin) 1658, 1659. 
Mutation (de Jager) 1306. 
Myelocyten (Butterfield) 1107. 
Myxoedem (Bence u. Engel) 1713. 


N. 


Nachtschnecken (Künkel) 1514. 

Nagana (Loeffler u. Rüss) 344. 

Narkose (Höber) 823; — (Perrucci) 
1349 


49. 

Nasenflügel (Mink) 658. 

Nebenniere bei Wut (Selinoff) 398; — 
(Schur u. Wiesel) 399; — (Topolanski) 
547; — (Bernard) 713; — (Debegre u. 
Riche) 1028; — (Panella) 1116, 1117: 
1478; — (Patta) 1231; — (Stôlzner) 
1368; — (Krichtopenko) 1477; -— bei 
Infektionen (Krasawizky) 1421. 

Negrische Körper s. auch Wut: — 
(Stefanescu) 358; — (Babes u. Stefa- 
nescu) 640. 

Nephritis (Mironescu) 1476. 

Nerv, Axencylinder (Pflüger) 1190: —, 
Chemisches (Alevek u. Lynch) 822; 
—, Uontractilität (Waller) 1193; —, 
Demarkationsstrom (Chiö) 4090, 653; 
—, elektr. Reizung (Lucas) Y14; — — 
(Lapicque) 493, 494, 654, 655; —. Er- 
frieren (Tait) 988; —, Ermüdung { Beck) 
1195; —. Erregbarkeit (Beltrani) 824; 
— — (Urano) 1074; —, faradische 
Reizung (Martin) 1426, 1427; —, Ko- 
kainwirkung (Santesson) 1674; —, Leit- 
fähigkeit (Wollmann u. Lecrenier) 
992; —, Leitung (Maxwell) 491; — — 
(Tait u. Gunn) 1668; —, Leitungsver- 
mögen u. Temperatur (Hafemann) 
1194; —, Öffnungserregung (Uremer) 
651, 985; —, Regeneration (Neumann) 


206; — — (Perroncito) 650; — — 
(Tello) 1128; — — (Osborne u. Kil- 
a 1663; — — (Harrison) 1664; 
—, Reizung (Cluzet)} 1317; — — (Gilde- 
meister) 1655; —, Reizungstheorie 
(Euken) 1432; — — (Nernst) 1665: 
— — (Hoorwey) 1666; —, Tempe- 


ratur u. Reizbarkeit (Lucas) 913; — 
Temperaturcoefficient der Leitung 
(Lucas) 1315; — — (Snyder) 1316; — 
—, vitale Färbung (Fischel) 1669; —., 
Wärmewirkung (Becht) 1673; —, 
Wechselstrôme (Golant) 1425; —, 
muskelhemmende (Fröhlich) 1662. 

Nervenendigung (Langley) 990; — 
(Dhere u. Prirgent) 1076; —, chemi- 
sche Reizung (Dhere u. Prigent) 986; 
—, Erregung (Dhéré u. Prigent) 1291; 
—, sensible beim Pferde (Michailow) 
287; — sensible bei Talpa (Biel- 
schowsky) 286. 

Nervenfasern, Chloride (Macdonald) 
492; —, Erregung durch Nervenzelle 
(Fröhlich u. Loewi) 58; —, Färbbar- 
keit (Bethe) 1197; —, muskelhemmende 
(Nicoloides u. Dontas) 57; —, Ver- 
änderungen (Gurewitsch) 1430. 

Nervenleitung, doppelsinnige (Boccı) 
656, 758. 





— 149 — 


Nervennaht (Wertheimer u. Dubois) 
496. 
Nervennetze bei Mollusken (Hofmann) 


59. 
Nervensystem von Ascaris (Gold- 
schmidt) 1566, 1567; — bei Bombyx 


(Polimanti) 726; — der Echinodermen 
(Mangold) 1258; — von Ensis (Drew) 
1267; —, Histogenese (Schultze) 1075; 
— der Ratte (Hatai) 1268; — der 
Seidenraupe (Polimanti) 498; —, Tonus 
(Mangold) 1185. 
Nervus depressor (Tigerstedt) 1008. 
Nervus splanchnicus (Weber) 1689. 
Nervus trigeminus (Davies) 952. 
Nervus vagus (Guyénot) 64, 65, 66, 
377; — (Babák u. Bouček) 510; — 
(Wolterson) 687; — (Stewart) 841; 
(Reich) 1035; — (Bagliss) 1680, 1681; 
— (Einthov en) 1685; — (Garrey) 1217; 
— (Eyster u. Hooker) 1224; — (Dose) 


1319; — (Busquet) 1443, 1444, 1695; 
— (Orbeli) 1472; — (Lesbre u. Mai- 
gnon) 1497; — (Melzer) 1675; — u. 


Niere (Trujoni) 1722, 
Neuroblasten (Cajal) 989. 
Neurofibrillen (Bethe) 1077. 
Neuroglia (Lugard) 1433. 
Neuron (Cajal) 7125; — (Golgi) 821. 
Netz (Girgoslaff) 707; — (Rose) 1178. 
Niere (Allard) 1246; — (Hendrix) 1247; 

— (Brugnatelli) 1359; — (Burton- 

Opitz u. Lucas) 1360; — (Shaffer) 

1473; — u, Arterien (Lamy u. Mayer) 

109, 110: —, Ausscheidung (Bock) 256; 

—, Bakterienpassage (v. Klecki u. 

Wrzosek) 1475. 1557; —, Circulation 

(Burton-Opitz u. Lucas) 660—662; — 

Diurese (Biberfeld) 1023; —, embryon. 

Kreislauf (Bromau) 260: — bei Ent- 

zündung (Takagasu) 708; —, Excretion 

u. Viscosität (Fujitoni) 257; —, Ex- 

stirpation (Andre) 1022; — u. Fett- 

säuren (Mayer usw.) 1469; —, Funktion 

(Mauriquand u. Policard) 1248; 


(Steensma) 1556; —-, Histologie (Mayer 
u. Rathery) 108; —, Injection (Se- 
wastjanow) 107; — u. Leber (Doyon 
usw.) 111; —, Nephrotomie (Simon) 


1723; — u. Nerv, vagıs (Frugoni) 1203; 
—, Perfusion (Williams) 258; 
(Sollmann) 259; — u. Phlorizin (Poli- 
card u. Garnier) 261; —, Theorie der 
Excretion (Schlaver) 709; —, Trans- 
plantation (Carrel) 799. 

Nigrinos (Kammerer) 592. 

Nikotin (Grassmann) 81. 


O. 


Oesophagus (Cannon) 247; — (Schridde) 
1020; —, Pulsation (Joung u. Hewlett) 
924. 

Orthoskop (Schoute) 135. 


ne Druck auf Zellen (Roat) 


Otiitien (Immermann) 1820, 


Ovarium (Carmichael u. Marshall) 1121; 
—, Insufficienz en 1253; —, 
Transplantation N uthrie) 1561. 

Ovulation (Regaud u. Dubreuil) 1484. 


F. 
Pankreas (Hess) 103; —, Langerhans- 
sche Inseln (Vincent) 104; — (Vincent 
u. Thompson) 849; — (Thoinot u. 


Diamare) 251; — (Scattidi) 252; — 
(Hosse) 1244; — (Lombroso) 1358; — 
(Gellé) 1555; — (Pochon) 1719; — auf 
Blutdruck (Gautrelch) 1454; — bei 
Lebercirrhose (Poggenpol) 1468. 

Parabiose (Sauerbruch u. Heyde) 971. 

Paraboloidkondensor (Siedentopf) 155. 

Paralyse, progressive (Stransky) 1376; 
— (Maggia) 1377. | 

Parathyreoidea (Doyon) 265; — (For- 
syth) 948; — (Pepere) 1026; — (Mas- 
saglia) 1363; — (Gozzi) 1744: — (Ci- 
moroni) 1745; — (Coronedi) 1746. 

Parietalauge (Nowikoff) 414. 


Parthenogenese (Loeb) 18. 1524, 1525; 


— (Delage) 19, 604, 505; — (Bataillon) 
20; — (Kuckuck) 21; — (Delage u. 
de Beauchamp) 796; — (Montgomery) 
197; — (Tennent) 798; — Kosta: 


necki) 1408, 1526; — bei Malariapara- 
siten (van der Hilst-Karrewi;) 476; — 
(Lillie) 1164 s. auch Ei. 

Pelomyxa (Bott) 472. 

Percussion (Simons) 433. 

Peristaltik (Meltzer u Auer) 541. 

Permeabilität der Haut (Galeotti) 13. 

Permeation (Scheltema) 1356. 

Phagocytose (Manwaring u. Ruh) 448. 

Pfortader (Burton-Opitz) 1701; —, Stau- 
ung (Wassiljewsky) 1690. 

Pfropfung (Daniel) 1615. 

Phototropismus (Ditlevsen) 14; — 
(Mast) 444; — (Harper) 447; — 
(Payne) 781; — (Walther) 782; — 
(Reddingius) 864; — (Bohn) 969; — 
(Nathansohn u. Pringsheim) 1158; — 
(v. Guttenberg) 1159; — (Fitting) 1160; 
(Kinzel) 1285; — des Amphioxus 
(Parker) 1290; — (Eyeleshymer) 1395; 
-- (Pringsheim) 1397; — (Hadley) 
1520; — (Figdor) 1592; — (Ohno) 
1594; — (Loeb) 1731; — der Krebse 
(Hadley) 1155. 

Phyllopoden (Bruntz) 254. 

Pigment u. Licht (Buschke u. Mulzer) 
183. 

Pigmentierung pathologische (Feuer- 
(eissen) 1283. 

Pigmentzellen s. Chromatophoren. 

Pilokarpus (Gmelin) 1466. 

Piroplasma (Mivajima) 19%; — (de 


— 10 — 


Blasi) 196; — (Schein) 340; — (Pe 
rucci) 341; — (Nicolle) 346; — (De- 
nier) 478; — (Martini) 633; — (Breinl 
u. Hindle) 1645, 1646. 

Placenta (Driesen) 116; — (Paladini) 


1252. 

Plankton (Selig) 1589; — (Redeke u. 
van Breemen) 1590. 

Plasmaströmung (Stübel) 1519, 1596. 

Plasmazellen (Fabian) 462. 

Plasmodium relictum (Sergent) 1640. 

Plethysmogramm (Müller) 1549. 

Pleura, Ergüsse (Weitz) 1078. 

Pneumothorax (Hellin) 376. 

Pocken (Volpino) 1069; —, 
(Carnwath) 362. 

Polarisation, galvanische (Seemann) 
1431. 

Polycythaemie (Blumenthal) 698; — 
(Lommel) 846, 1104. 

Polyphemus (Strohl) 589. 

Prostata (de Bonis) 268. 

Proteus (Kammerer) 871; — (Nusbaum) 
594. 

Protozoen in destill. Wasser (Peters) 
980; — in d. Parotis (Loewenstein) 
199; —, Rhbythmische Änderungen 
(Holmes) 809; —, Teilung (Gold- 
schmidt u. Popoff) 977. 

Puls (Flaskamp) 666; — der Aorta 
(Tigerstedt) 1009; —, Celerität (Ja- 
nowski) 1012; —, irregulärer (Hering) 
1682, 1683 s. auch Blutdruck, 

Pulsdruck (Dawson) 1333. 

Pulswelle, Dauer (Janowski) 522; — 
(Granstrôm) 1688. 

Pupille (Polimanti) 569. 

Pupillenstarre (Retzlaff) 560; — (Wun- 
derlich) 862. 

Pycnothrix (Schubotz) 907. 

Pyrodinium (Plate) 34. 


R. 


Vogel- 


Rabies, s. Wut. 

Radium (Ramsay) 772; —, Aktivität 
(Eve) 156; — auf d. Auge (Roselli) 
1811; — auf Blut (Aubertin u. Dela- 
marre) 1098; —, Emanation (Loewen- 
thal) 170; — auf Samen (Guilleminot) 
1047; — auf Tuberkelbazillen (Suess) 
1303. 

Raumanschauung (Lohmann) 152. 

Reduktion (Schultz) 456, 1167. 

Reduktionsteilung (van Leeuwen) 890. 

Reflexe (Buchanan) 954; — (Schwarz) 
1031; — (Prevost u. Stern) 1037; — 
(Bickeles u. Fromowicz) 1126; — 
(Jordan) 1259; — bedingte (Mischtowt) 
393; — (Perelzweig) 394; — — (Ticho- 
moroff) 410; — — (Krasnogorskij) 
734; — — (Vollbort) 1354; — — 
(Nicolai) 863; — beim Frosch (Gunn) 
1757; — bei Hunden (Langley) 278; 
—, Latenzzeit (Philippson) 564, 


1731; —, Lokalisation (Orbeli) 
1382; — vom Magen auf den Blut- 
druck (Sollmann usw.) 516; —, Pate llar 
(van Valkenburg) 956; — der Pupillen 
(Pop-Avramescu) 1266; —, Synchro- 
nismus (Japelli) 279. 

Refiexhemmung, Actionsstrom (Bucha- 
nan) 204. 

Regeneration (Korschelt)24; — Glusch- 
kiewitsch) 784; — (Kammerer) 785, 
186; — (Steele) 787; — (Zeleny) 788); 
— (Wilson) 789; — (Duncker) 791; — 
(Haseman) 792, 793; — (Nusbaum) 879; 
— (Muftic) 882; — (Przibram) 853; — 
(Klintz) 884; — (Megusar) 885, 886. 587; 
— (Werber) 888; — (Zuelzer) 881; — 
(Driesch) 1530, 1532; — (Müller) 
1533; — (Braem) 1613; — (Child) 
1740, 1741; — bei Aktinien (Mosz- 
kowski) 458; — bei Algen (Prowazek) 
608; — bei Ceratium (Kofoid) 1295; 
— bei Fundulus (Scott) 2; — des 
Gehirns (Schiemann) 1667; — des 
Hodens (Nussbaum) 312; — und Jahres- 
zeit (Ellis) 176; — bei Knochenfischen 
(Nusbaum)316: — b.Krebsen(Nusbaum) 
317: —.der Linse (Grochmalicki) 850; 
— der Muskeln (Schmincke) 457; — 
der Nerven (Boeke u. de Groot) 915; 


— — (Margulies) 917; — — (Nusbaum) 
1292; — — (Osborne u. Kilvington) 
1663; — (Harrison) 1664; — bei Pilzen 
(Köhler) 1293; — bei Planarien 


(Stevens) 455; — bei Rana (Ellis) 1294; 
— der Schwanzfäden (Rabes) 311; — 
der Trikladen (Steinmann) 1168; — 
bei Tubularia (Morgan) 1051. 

Registrierapparate (Gerhartz) 1508; —, 
photographischer (Wertheim-Salomon- 
son) 962; — Hoffmann) 963. 

Registrierung durch russende Flammen 
(Marbe) 584; , graphisch-akustische 
(Njegotin) 300; — der Lungenbewe- 
gung (Hoven) 1545; — von Schall 
(Gerhartz) 1275; — mit Zungenpfeife 
(Garten) 4. 

Regulation im Protoplasma (Gurwitsch) 
1390; — (Przibram) 790; — (Child) 
1740. 

Reinkultur (Richter) 471. 

Reiz, elektrischer (Nernst) 1180: — 
Grösse und Reaktionszeit (Froeberg) 
1196. 

Reizbarkeit bei Pflanzen (Peirce) 450. 

Reizung, elektrische (Lapieque) 1541, 

Resorption (Danilsen) 92; — von der 
Bauchhöhle (Buday) 625; — in der 
Bauchhöhle (Buxton) 903; — im Darm 
(Noll) 99; — vom Darm (Orth) 1635; 
— von Kohle (Dastre usw.) 93: — von 
Mikroorganismen (Nastase) 94. 

Rhizopoden (Awerinzew) 336. 

Richtungskörper (Sobotta) 891. 

Riechlappen (Polimanti) 1568. 

Rippenbewegung (Fick) 207. 


Rôntgenstrahlen (Blum)434; — (Rothe) 
1726; — auf Amphibieneier (Schmidt) 
602; — auf das Auge (Tribondeau u. 
Belley) 1810; — — (Birch-Hirschfeld) 
1814; — auf Blut (Bergonié u. Tri- 
bondeau) 1464; — auf Entwicklung 
(Tribondeau u. Bellay) 1401; — — 
(Hasebrock) 1403; auf Hoden 
(Régaud u. Dubreuil) 852; — auf 
Knochenmark (Aubertin u. Beaujard) 
1463; — als Krebsursache (Schümann) 
807; — auf Leukocyten (Schmid u. 
Géronne) 389; —, Messung (Luraschi) 
1043; — auf Morb. Based. (Kohts) 
1119; — auf Samen (Guilleminot) 1047; 
—, Sichtbarkeit (Nagel) 147; — — 

(Bossalino) 421, 1794; —, Tumoren 

(Lindenborn) 1624. 


Rotation des Protoplasma (Bierberg) | 


1602, 

Rückbildung (Schultz) 1738; — (Rei- 
chenow) 1739. 

Rückenmark, Anaesthesie (Krönig u. 
Gaus)728;—, Durchschneidung (Verger 
u. Sonle) 282; — — (de Lange) 953; 
— — (Philippson) 1264; —, Gowers- 
scher Strang (Schäfer u. Bruce) 281; 
—, hintere Wurzeln (Köster) 1127; — 
bei pernic. Anaemie (Busgerhout u. 
van Londen) 1383. 


S. 


Salamandra (Kammerer) 591. 


Salzseen, Leben in Salzseen (Suworow) 
1045. 
Salzwirkung auf Embryonen (Drzewina 


u. Bohn) 175; — auf Medusen (Bethe) 
1729. 


Sarkom des Hundes (Sticker) 327; — — 
(Wade) 1063. 

Schall (Geigel) 1, 2. 

Scharlach (Klutschareff) 631. 

Scharlachöl (Wyss) 182; 
618. 

Schilddrüse (Zietzschmann) 401; — 
(Sehrt) 546; (Hunt) 714, 715; 
— (Alquier) 716; — (Hagenbach) 718; 
— (Levy u. de Rothschild) 719, — 
(Valentin) 947; — (Delitala) 1025; — 
(Patta) 1231; — (François-Franck u. 
Hallion (1362; — (Delitala) 1724; — 
(Calderarä) 1747; — Boldvreff) 1753; 
— und Schwangerschaft (Caro) 403. 

Schizogregarinen (Léger) 634. 


Schlafbewegungen der Blätter (Pfeffer) 


1399. 
Schlammkulturen (Kammerer) 598. 


751 


— 
—_—_— 


— (Snow) 


Schwimmblase (Thilo) 375; — (Bag- 
lioni) 1080; (Thilo) 1031. 

en (Kienböck, Seelig u. Beck) 

Sekretion, innere (Silvestrini) 1029 ; — 
(Claude u. Gougerot) 1361. 

Seestern (Jennings) 779. 

Sehnen (Lubosch) 1743. 

Selbstdifferenzierung (Mencl) 1157. 

Sensibilität der Haut (van Rijnberk) 
137. | 

Sexualzellen, Mutualismus (Serralach 
u. Parés) 1370. 

Simultankontrast (v. Tschermak) 1143; 
— (Roehlmann) 1144. 

Situs inversus (Meyer) 171. 

Speichel, Mikroorganismen (Ellermann) 
54, 201; — (Japellü 1717. 

Speirheldrüsen (Carlson) 246; 
(Mischtowt) 393; — (Carlson etc. 535; 
— (Roeder) 944; —, Centrum (Solo- 
movicz) 1570; —, Pathologie (Roeder) 
536; — (McLean) 1467. 

Speichelkörperchen (Gött) 537. 

Spermatogenese (McClendon) 266; — 
(Doucaster) 267; — (Henderson) 869, 

Spermatophoren (von Leeuwen) 406. 

Spermatozoon und Ei (Löwenstein) 


607. 
Spermatozoen (Ballowitz) 1749. 
Sphygmograph (Petter) 1449; — 


(Francois-Franck) 1546. 
Sphygmogramm (Fredericq) 668. 
Sphygmomanometer (Müller u Blauel) 

667; — (Bergonié) 1015; — (Rubino) 

1335. 

Spirochaete (Mühlens) 350; — (Swellen- 
grebel) 352; —, Kultur (Levaditi u. 
McIntosh) 638; — Duttoni (Vassel) 
38; -- (Carter) 39; — bei Framboesie 
(van den Borne) 353; — — (Siebert) 
935; —, Immunisierung (Levaditi u. 
Roche) 41; — muris (Wenyon) 40; 

pallida (Ehrmann) 348; 

(Lebailly) 16147; — (Mühlens u. Löhe) 

1648; — pertenuis (Schüffner) 37; —, 


Recurrens (Schellack) 356, — — 
:  (Manteufel) 479; —, vitale Färbung 
| (Mandelbaum) 637; — ia Wanzen 
|  (Klodnikij) 354; —, Silber (Saling) 
351. 


Sporen (de Jager) 481. 

Statocyste (Tschachotin) 1819. 

Stentor (Schröder) 32. 
ı Sternalwinkel (Sandoz) 919. 
Stauung (Frangenheim) 1627. 
Strongyloplasmen (Lipschütz) 1649. 
Symbiose (Kammerer) 710, 812. 





Synovialhaut (Lubosch) 1743. 


| Symmetrie (Driesch) 1531. 


Schluckakt (Fleig u. Gaujoux) 280. 


| Syphylis, Arsen 


(Hallopeau) 42; —, 

Schmerz (Winkler) 288; — und Blut- Erreger (Siegel)536; == (Metschnikoff) 

druck (Curschmann) 524. i 639; — beim Kaninchen (Mühlens) 

Schweben der Vözel (Kxaer) 118. | 349; — — (Parodbh335; — — (Levaditi 
Schweissdrüsen (Geyl) 856. und Yamanouchi) 1304. 


T. 


Tachograph (Frank) 1010. 

Tachykardie (Hornung) 686; — (Balint 
u. En ngel) 1219. 

TannenbergscherKörper (Müller)1257. 

Temperatur im Magen (Rancken u. 
Tigerstedt) 1456; — und Schilddrüse) 
Boldgreff) 1487; s. auch Körper- 
temperatur; — niedere (McGill) 874. 

Temperaturkoefficient (Kanitz) 215; 
— (Snyder) 1385; — (Loeb) 1517. 

Temperaturreize (Psochnow) 1161. 

Termiten (Heath) 166. 

Tetanie (Chvostek) 60; — (Rudinger) 
1558; (Minkiewitsch) 1559; 
(Cozzolino) 1748. 

Tetanus (Vincent) 1637. 

Thermoelektrizität (Studte) 436. 

Thorium, Radioaktivität (Blanc) 159. 

Thymus (Gierke) 114; — (Soli) 1024; 
— (Schraube) 1118; — (Patta) 1231; 
a eymeersch) 1254; — (Schraube) 
12 

Thymustod (Hotz) 545. 

Tonsillen (Goerke) 374. 

Tonus (v. Uexküll) 445; — der Chroma- 
tophoren (Hofmann) 12. 

Trachea (Kahn) 920. 

Trachom (Greeff) 53; 
Repetto) 360. 

Tränendrüse (Schirmer) 1816. 

Transplantation (Korschelt) 24; 
(Stich) 25;— (Nageotte) 172; (del Conte) 
173; — (Guthrie) 174; — (Leischner) 
720; — von Epithel (Loeb) 801; — — 
(Reinke) 804; — — (Barratt) 806; 
des Epoophoron (Stilling) 1170; — bei 
Lumbricoiden (Ruttloff) 1171; — des 
Mesenteriums (Lanz) 945, 946: — der 
Niere (Carrel) 799; — der Ovarien 
(Marshall u.Jolly) 1296; — — (Guthrie) 
1561, 1616; bei Pflanzen (Daniel) 
1615; — von Spinalganglien (Nageotte) 
495; — bei Tubularien (Peebles 1169. 


— + 


Fermi u. 


Treponema, s. Spirochaete. 

Tropismen s. Photo-, Chemotropismus 
usw. 

Trypanosomen, (Wendelstadt) 36; — 
(Massaglia) 342; — (Koch) 343; — 
(Loeffler u. Rüss) 344; -— (Moore 
u. Breinl) 11643, 1644; —, Radium 


(Loewenthal u. v. Rutkowski) 194; —, 
Teilung. (Provazek) 1307; —, Über- 
tragung (Rouband) 477. 

Tsutsugamushi (Ogata u. Jshiwara) 
345 


Tube (Ries) 1481. 

Tuberkelbazillen, granuläre Form 
(Wirths) 1418; Infektion (Oberwarth 
u. Rubinowitsch) 975; —, latente 
(Joest usw.) 629; —, Mutation (Sorgo) 
334; — (Zwick) 1631; (Coquot u. Cesari) 
1632; — (Tatewossianz) 44; — (Daels) 
906; —, -— und Radium (Suess) 1303; 


752 


TT ————————]————_————@——@—@ aaaea eaaa aae. 


—, Resorption (de Haan) 1631; — — 
(Orth) 1635. 
Tuberkulose der Affen (de Haan) 1417; 
— (Bartel u. Spieler) 191: — (v. Beh- 
ring)1064: — (Gaffkv) 1065; — (Lieber- 
meister) 1629; — (Wolff u. Mühsam) 
at (Eber) 1633; — (Fibigeru. Jensen) 
636; —, Diagnose (Joannovics u. 
Kan ammer) 630; —, Infektion (Bartel 
a Neumann) 628; —, Infektionswe 
( (Weichselbaum) 330; (Pfeiffer u. Fri 
berger) 331; — und lymphat. System 
(Bartel) 190. 
Tunica dartos (Lieben) 1562. 


U. 


Übung (Oehrwall) 272. 

Ultramikroskop, s. auch Dunkelfeld; 
— (Agozzotti) 9; — (Neumann) 84; 
— (Siedentopf) 154, 155; — mit ultra- 
violettem Licht (v. Weimarn) 587. 

Ultramikroorganismen (Giemsa) 1539; 
— (Molisch) 1653. 

Ultraviolettes Licht (Germann) 15; — 
(Wichmann) 16; — (Hess) 130; 
(Stern u. Hesse) 169; — auf das Auge 
(Schanz u. Stockhausen); — (Vogt) 753; 
— — (Schanz) 1807; — (Vogt) 1808, 

(Birch-Hirschfeld) 1813: 
— and Leukocyten(Schmid n.Géronne) 
389. 
Uran, Aktivität (Levin) 158; 
— Zerfall (Boltwood) 160. 

Ureter (Lucas) 1474. 

Uterus (Kürdinowski) 115: — (Kruieger 
u. Offergeld) 551: — (Barberio) 711; 

— (Wasenius) 1482 


157, 


V. 


Vakuummeter (Reiff) 5. 
Vampyrella (Hoogenraad) 908. 
Variation (Kiebs) 438; — (Rosa) 1281. 
Vasomotoren (Porter) 926; — (Petit- 
jean) 1331; — (Weber) 1696. 
Vater-Pacinische Kôrperchen (Ram- 
ström) 738, 739, 
Venen (Meinertz) 1340; — (Pearl; 131. 
Venenpuls a 525; — (Hewlett) 
923; — (Hering) 8 
vn Sn blutbildende Organe 
(Pirone) 87. 
Vererbung (Häcker) 163; — (Fick) 302: 
— (Kranichfeld) 437; — (Herbst) 454; 
— (Kammerer) 775; — (Schultz) 1392; 
— (Taub) 1393; — (Schönfeld u. Ross- 


mann) 1394; — (Newman) 1608; — 
(Giglio-Tos) 1734: — der Augenfarbe 
(Przibram) 870; — erworbener Eigen- 


schaften (Kammerer) 440, H1; —, 
ungeschlechtliche (Hanel) 868. 


Vibrationsempfindung (Ballien) 565. 


— 153 


Vierergruppen (Schilier) 1050, 

Virulenz (Finkler) 332. 

Viskosität (du Bois-Reymond, Brodie 
und Müller) 1097. 

Vitalismus (Braennig) 964. 


W. 


Wachstum (Heiberg) 443: — des Ge- 
hirns (Reinke) 451; — (Filatoff) 590; 
— (Robertson) 1280, 1598; — (Popoff) 
1599; — der Pflanzen (Molisch) 1603: 
—, äussere Einflüsse (Whitney) 452. 

Wärme, Austausch (Weselkin) 1488. 

Wärmeabgabe (Kisskalt) 723; —. Wir- 
kung (Liefmann u. Klostermann) 
1565. 

Wirbelsäule (du Bois-Revmond) 360. 

Wetter und Arbeit {Lehmann und 
Pedersen) 273. 

Wut (Stefanescu) 48; — 


Biophysik. Centralbi. Bd. JI. 


(Heller u. 


Tomarkin) 50; —- (Fermi) 51, 52, 
351; — (Marie) 483: — und Nerven- 
zellen (Dantschakowa) 652; —, path.- 
anatom. (Adamoffi 632: -- Fermi) 
542, 1638. 


Y. 
Yohimbin (Tait u. Gunn) 1668. 


2. 


Zelle, Teilung (Provazek) 1307. 

Zellverbindungen (Schuberg) 875 

Zerstreuungskreise (Ovio) 415; — 
(Katz) 575. 

Zuchtwahl (Peterson) 305. 

Zuckerstich (Wertheimer) 123. 


| Zwangsbewegungen (Drzewina) 1761. 


Zwerchfell (Wenckebach) 384. 
Zwillinge (Wilder) 1053. 


+ —— 








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) = THE UNIVERSITY OF CALIFORNIA LIBRARY 
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