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Full text of "Neue Copeognathen aus Kamerun"

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Uehersetzungsrecht Vorbehalten. 


Neue Oopeoguathen ’) aus Kamerun. 

(Aus dem Königl. Zoologischen Museum zu Berlin.) 

Von 

Dr. Günther Eiiderlein. 


Hierzu Taf, 1. 


TiUer einer Anzahl von Herrn Stabsarzt Dr. Hösemann in 
Kaineriin im Frühjahr 1902 gesammelten Insecten fanden sich auch 
3 Copeognathen, von denen eine den Tyi)tis einer bisher noch un- 
bekannten Gattung repräsentirt. die der noch sehr unvollkommen 
bekannten CopeognatheinFamilie PsoqnilUäac angehört; von welcher 
bisher nur spärliche Vertreter aus Europa und Xordamerika bekannt 
geworden sind. Die beiden andern Exemplare gehören Gattungen 
all; die gleichfalls in Afrika noch nicht nachgewiesen waren, und 
zwar den Gattungen 2hjopsonts Hag. und Perieutommn (Pict.) Hag. 
Unter Berücksichtigung der von mir aus Ost-Afrika -) beschriebenen 
Arten sind bis jetzt erst 13 Gattungen aus ganz Afrika bekannt. 

Auch an dieser Stelle weise ich abermals darauf hin, dass. Avie 
die meisten kleinern Insecten. so auch die Copeognathen in den 

1) r=z Psocidae 1. c. ; v.ojievg = Meissei, yvdO^og — Unterkiefer. 

Vgl. G. Exdeiileix, Ueber die Morphologie, Gruppirnng und systematische 
Stellung der Corrodentien, in: Zool. Anz., 1903, 423 — 436. 

2) GÜXTHKK Exderleix, Zur Kenntniss der Insecten Deutsch Ost- 
Afrikas, in: Mitth. zool. ]\Ius. Berlin, V. 2, Heft 2, Berlin 1902, p. 185, 
tab. 5. 

Zool. Jahrb. XIX. Abth. f. Syst. 


1 


Günther Enberlein, 




Tropen iiodi äusserst spärlich g’esaminelt werden. Besonders wenig*^ 
ist aus ganz Afrika bekannt, und so sind auch diese o Copeognatheii- 
forineii aus Kamerun die 3 ei’sten. die aus West-Afrika bekannt ge- 
woi-den sind. Trotzdem sind schon alle drei von grösstem zoogeo- 
graphischem Interesse, und weitere systematisch betriebene Samm- 
lungen werden noch unendlich viel neues und werthyolles I\Iaterial 
liefein. 


Aj^hii^psorns n, </. 

Gattung der Familie P.w(/uilli(h(Cj nahe stehend der Gattung 
Psocnthropos Jiiuaga. Ocellen fehlen. iVugen klein. Innere .Maxille 
(Fig. lo) mehrzackig. Maxillartaster (Fig. 18) mit beilförmigein 
Endglied, 1. und 8. Glied so lang wie breit, 2. mehr als 8 mal so 
lang wie das 8. Oberkiefer stark asymmetrisch (Fig. 16). Die 
äussern Lobi der Unterlii)})e (Fig. 14 /c) massig gross, die innern 
Lobi (Fig. 14//) dagegen sehr klein. Labialtaster (Fig. 14 und G) 
sehr gross und sehr deutlich 2gliedrig. Antenne mit 2 kurzen und 
dicken Basalgliedern (Fig. 15) und langgestreckten und dünnen — 
spärlich, aber lang behaarten — Gliedern; da die Fühler abgebrochen 
sind, ist die Anzahl der Glieder nicht festzustellen, dürfte aber mit 
der von J^socaihropos Km. annähenul übereinstimmen, welche Gattung 
bis 42 Fühlerglieder besitzt. Die Anzahl der P'ühlerglieder ist wie 
bei Psocathropos Km. so auch überhaupt bei vielgliedrigen Formen 
zuweilen einigen Schwankungen untei’worfen. Die mikroskopischen 
feinen Borstenkränze (Fig. 17) um die einzelnen Fühlerglieder sind 
etwas enger angeordnet, als sie Ribaga von der Gattung Psocathropos 
abbildet. Tai‘sen 3 gliedrig. 

Von den Flügeln sind nur die Voi’derflügel (Fig. 10 und 11) 
ausgel)ildet, die staik zu variiren scheinen. Als t}G>isch ist der 
rechte Voi'derflügel anzusehen (Fig. 10), der dem der Gattung Psoca- 
ihropos nahe kommt (das Geäder letzterer ist jedoch constant, Riba(gv 
untersuchte viele Stücke). Fis unterscheidet sich das Geäder von 
Psocathropos von dem des i’echten (wohl typischen) Fdügels von 
Axinopsonts durch Anwesenheit von 8 Aesten der Media; Axinopsocus 
hat nur 2 Aeste der IMedia. Die Kandader von Axiuopsocus ist sehr 
.Mark und wie die Adern mit einigen Haarbechern besetzt, die 
jedoch weder Haare noch Rudimente solcher enthalten. Nach 
genauer mikroskoi)ischer Untersuchung scheinen sie auch nicht ab- 
gebrochen zu sein. Analis ohne solchen Becher. Bei Psocathropos 
ist (Rdlder und Rand mit langen borstenartigen Haaren besetzt; 


Xeiie C'opeognatlien ans Kamenui. 


3 


EiBA(iA giobt zwar die Eaiidader in seiner Skizze nicht an, sie 
dürfte aber wohl aucli vorlianden sein, wie bei vielen niedrig stehen- 
den rsociden-Formen. 

A.rhiojpsocus nnn'ops n, sp, 

Kopf. Antennen, Thorax und Abdomen blass bi’äunlich- 
gelb, Beine blass gelblich. Kopf, Thorax, Abdomen und Schenkel 
völlig unbehaart. Augen dunkel braun, sehr klein (Durchmesser nur 
etwa 0.07 mm) mit ziemlich Avenigen Ommatidien. Von Ocellen ist 
keine Spur erkennbai*. Scheitelnaht sehr undeutlich. 1. Hinter- 
tarsenglied ohne Borsten mit eigentlichen Basalctenidien (Fig. 12), 
die entsprechenden Borsten sind in einer Anzahl von 8 vorhanden, 
während das 2. deren 2. das 3. keine trägt. Verhältniss der Hinter- 
tarsenglieder 6: 1^4:!. Kralle langgestreckt mit langem spitzen 
gebogenen Endzahn und spitzem Zahn vor demselben (Fig. 12). 
Länge der Tibia und des Tai’sus der Hinterbeine zusammen 0,8 mm. 

Flügel mit hellbraunen Adern. Axillaris sehr nahe an den 
Flügelrand gedrängt (Fig. 10 und 11). Am Vorderrande des rechten 
Vorderrtügels (Fig. 10) linden sich einige Härchen. 

Körperläuge 1.5 mm. Vorderflügellänge 0.7 mm. Kopflänge 
0,5 mm. Länge des Thorax 0,5 mm. Abdominallänge 0,7 mm. Länge 
der innern Maxille 0,25 mm. 

Kamerun. Ngoko-Station. 1 V Gesammelt von Stabsarzt 
Dr. HÖ)semaxx. 


PerientouuuH Hag. 

PerieafoanuH hösenHunii n. sp. 

Körper sehi* blass, Kopf und Thorax bräunlich. Fühler bräunlich, 
spärlich und inässig lang behaart. Alle Fühler sind etwas verletzt, 
das Maximum der Anzahl der Glieder ist 24, die Fühler sind also 
mehr als 24gliedrig. Augen (Fig. 4) gross, schwarz. Scheitelnaht 
ziemlich scharf. Ocellen gross, die beiden seitlichen ziemlich nahe 
den innern Augenrändern, der vordere in dei* ]\Iitte der Stirn (Fig. 4). 
Stirn nicht vom Scheitel getrennt. Maxillartaster mit keuligem 
Endglied, 1. und 3. Glied kurz. Innere Maxille (Fig. 9) mässig lang- 
gestreckt mit 3 langen Spitzen. Oberkiefer (Fig. 7) sehr stark 
asjmimetrisch, linker Oberkiefer mit stark gebogenem und defoi’- 
mirtem hakenartigen Zahn. Unterlippe (Fig. 3) mit kleinen 
(Fig. 3?e) äussern Lobi, Avährend die innern Lobi bei dieser Species, 

1* 


4 


Günther Enderlein, 


wie es scheint, völlig verscliwiindeii sind. Der Labialpalpus (Fig. 3 
und /D ist gross und sehr deutlich 2gliedrig. Kopf, Thorax und 
Abdomen völlig unbehaart, mit Ausnahme der Abdominalspitze, 
Schenkel unbehaart, oberer Theil der Basalhälfte mit einigen 
schlanken Schuppen. Schienen in der ganzen Länge beborstet und 
beschui)pt. Tarsen ohne Schuppen, 1. Hintertarsenglied (Fig. 6) 
innen in der ganzen Länge mit einer Reihe von 24 Borsten mit 
ungezähnten Basalctenidien, aussen dicht beborstet. 2. Hiiiter- 
tarsenglied mit einzelnen Haaren, 3. Hintertarsenglied ohne Haare. 
Klaue lang, mit sehr langem, spitzen und geraden Endzahn, vor ihm 
ein kurzei’ massig spitzer Zahn (Fig. 6). Verhältniss der Hinter- 
tarsenglieder 6:1:1. 

Vorderflügel, besonders in der Mitte, bräunlich (Fig. 1). 
Adern braun, unbehaart. Au der Basis des Subcostatheiles am 
Pterostigma eine auffällige Tracheenerweiterung mit starker Defor- 
mirung der Tracheenspirale (Fig. 1). Flngelrand mit Ausnahme des 
Basaldrittels des Hinterrandes mit Querreihen von stäbchenartigen 
Gebilden (Fig. 1 und 2) besetzt, die sich becherartig nach dem Ende 
zu ei’weitern. Diese Querreihen ordnen sich meist paarweise an und 
enthalten 3, 4. meist aber 5 solcher Stäbchen. Morphologisch dürften 
sie wohl den Haarbechern entsprechen. Die Richtung jedes Stäbchens 
ist schräg nach der Flügelspitze zu. Die ganze Flügelfläche ist 
massig dicht mit normalen Haarbechern besetzt. Diese tragen bei 
allen 4 ziemlich gut erhaltenen Exemplaren in Alkohol nur an der 
Flügelbasis einige spatelartige, fein längsgestreifte, blassbranne 
Schuppen (Pdg. 5) mit schwach ziigespitztem Ende. Ob diese Schuppen 
über den ganzen Flügel verbreitet gewesen waren, kann ich nicht 
entscheiden, doch habe ich keinen Anhalt hierfür gefunden, und es 
ist mir daher unwahrscheinlich. Der Basaltheil des Radius ist sehr 
undeutlich und verschwindet an der Basis A^öllig. Die Verschmelzung 
des Pterostigmas mit dem Radialramus ist mehr oder weniger lang- 
gestreckt odei* fast in einem Punkte. 1. Ast der Media mündet sehr 
wenig vor der Flügelspitze. Hinterflügel hyalin (Fig. 1), nur 
am Vorderrande etwas bräunlich. Adern dunkelbraun. Die Basis 
des Radius, welche die äusserst schmale Radialzelle (R) bildet, ver- 
schwindet nach der Basis zu immer mehr. Haarbecher der Flügel- 
membran nui’ in der Nähe des Ausseiirandes. Flügelrand mit Aus- 
nahme der Basalhälfte des Vorderrandes mit doppelten Stäbchen- 
(luerreihen besetzt, wie im Vorderflügel. 


Xene Copeog'iiatheii aus Kamenui. 


5 


Kürperläiige 2 nun. VorderHügellänge 2,2 mm. Kamerun, 
Ngoko Station. 4 ?. (Jesammelt von Stabsarzt Dr. Husemann. 

Eine selir interessante, s}\stematiscli mul morpliologiscli wertli- 
volle Aderaberration ist in Fig. 8 skizzirt. Es ist hier der 
die Basall)egrenzaiig des Pterostigmas bildende 44ieil der Subcosta 
von Radius abgelöst und noch mit dem Basaltheil der Subcosta 
verbunden, der nicht in dem aasstabe reducirt ist wie bei dem 
normalen Flügel. Es zeigt dies in eclatantester Weise, wie dieser 
Theil sich thatsächlich dem Radius nähert und durch Zug schliesslicli 
von der übrigen Subcosta losgerissen wird, um so schein bar einen 
Radialast zu bilden. 


Jfijopsocns Ha(}. 

Myopsocns cdmevuiuts u, sj>, 

Kopf, Thorax und Abdomen gelbbraun. Antennen braun, lang 
und massig diclit behaart (5). Beine gelbbraun, Schenkel, Trochanter 
und Coxen braun, ebenso die Enden der Schienen, der 1. Tarsen- 
glieder und die 2. und 3. 4'arsenglieder. Die Tarsenglieder lang be- 
haart, 1. Hintertarsenglied innen mit ca. 20 gleichmässig nach hinten 
gekrümmten starkem Borsten mit braunen Basalctenidien (Fig. 20), 
jedes rtenidium mit 6 — 7 langen Zähnen. Das 2. und 3. Hiiiter- 
tarsenglied innen mit je einer Borste mit gleichem Basalctenidium. 
Klaue (Fig. 20) mit stark verbreiterter, innen eckiger Basis, innen 
mit einer gebogenen Borste, vor dem langen, etwas gebogenen 
Endzahn ein kurzer spitzer Zahn. Verhältniss der Hintertarsen- 
glieder 9:1:2. Abdomen (cj) mit 2 langen dolchartigen Fortsätzen 
(Fig. 19). 

Vorderflügel grau; Adern gelblich, dicht mit braunen Flecken 
besetzt. Pterostigma orangegelb, diese Färbung erstreckt sich etwas 
über den Hinterrand: nur die äusserste Spitze etwas braun. Ueber 
den ganzen Flügel sind in grosser Anzahl feine braune Flecke 
dicht gestreut, die sich zwischen der Mitte der Axillarzelle und 
dem proximalen Theil des Pterostigmas zu einer breiten, fast 
gänzlich braunen Subbasalbinde verdichten. Frei von den Punkten 
ist: die Umgebung des Xodulus, ein grösserer Fleck zwischen Hinter- 
rand des Pterostigmas und dem Scheitel der Areola postica, der nur 
im mittlern Theil spärlichere Punkte zeigt, sowie ein sehr schmales 
theilweise unterbrochenes Band parallel zum Aussenrand (durch das 


6 


GüNTirEn Enderlein, 


innere Di-ittel der Medianzellen und das äussere der Radialgabel- 
zelle). Alle Aderenden des Aussenrandes von dunklerm braunen 
Fleck umgeben. Die Areola postica berührt nur in einem Punkte 
mit dem Scheitel die Äledia, rii., etwa des anfsteigenden Astes 
und ' o des absteigenden Astes von c«j. Die Subcosta in der Mitte 
der Costalzellc endend. Die Analis endet ein geringes Stück näher 
der 1‘diigelbasis als die Axillaris, beide kreuzen sich also ohne zu 
verschmelzen; ein eigentlicher Nodulus ist somit nicht gebildet, doch 
kann dies wohl auch nur individuell sein. Hinterflügel hyalin, 
zwischen Radius und Media ein ziemlich langer Qnei’ast (keine Ver- 
schmelzung). Axillaris ziemlich kurz. 

Voi-dertlügellänge 4p, mm. 

Kamerun. Xgoko-Station. 25./4. 1902. 1 (J. Gesammelt von 

Stabsarzt Dr. Höse.maxn. 


Neue Copeog'uatlieii aus Kamerun. 


t 


p]rkliiniiig der Abbildungen. 


Tafel 1. 

-Fig. 1. Ppnru/omiu)i hösruimmi }k sp, o. Vorder- imd Hinter- 
fiügel. Natlirlicbe Vorderflügellänge 2,2 mm. 30 : 1. Eine spärliche 
Anzahl von Schuppen auf der Basis des Vorderflttgels wurden fortgelassen 
(vgl. Fig. 5). 

Fig. 2. Desgl. 2 do2:»pelte Stäbchenreihen. Die Stäbchen sind nach 
dem Ende zu bech er artig erweitert und schräg nach der Flügelspitze zu 
gerichtet, ca. 300 : 1. 

Fig. 3. Desgl. Unterlippe. Ir — äussere Lobi gross; innere Lobi 
fehlen, /j — 1. Glied, = 2. Glied des Labialtasters. 200: 1. 

Fig. 4. Desgl. Kopf von vorn. 60:1. 

Fig. 5. Desgl. Eine Schuppe vom Flügel. 400 : 1. 

Fig. 6. Desgl. Hinterlarsu>. 160 : 1. 

PÜg. 7. Desgl. Oberkiefer von oben. 160 : 1. 

Püg. 8. Desgl. Vorderflügelgeäder mit abnormer Ausbildung der 
Subcosta, die Abschnürung des distalen Plndes der Subcosta domoustrirend. 
16 : 1. 

Fig. 0. Desgl. Innere Maxille. 160 : 1. 

Fig. 10. Aj'inopsocv.s mieroj/s n. rj., /i, sj). $. Rechter Vorderflügel 
(wahrscheinlich typisch), der Hinterflügel \>i nicht ausgebildet. Natürliche 
Grösse 0,7 mm. 60: 1. 

Püg. 11. Desgl. Linker Vorderflügel (wahrscheinlich abnorm). 
Spiegelbild. 60 : 1. 

Fig. 12. Desgl. Hintertarsus. 160:1. 


S Günther Enderlein, Neue Copeoofiiathen aus Kamerun. 

Pig. 13. Desgl. Innere Maxille. Natürliche Grösse 0,25 mnu 
400: 1. 

Fig. 14. Desgl. Unterlippe, le äussere Lobi, ü innere Lobi ; 

und /o 1. und 2. Glied des Labialpalpus. 400 : 1, 

Fig. 15. Desgl. Die beiden Basalglieder und 4 weitere Glieder der 

Antenne. 60 : 1. 

Fig. 16. Desgl. Oberkiefer von oben. 160 : 1. 

Fig. 17. Desgl. Stück eines Fühlergliedes. 400:1. 

Fig. 18. Desgl. Maxillartaster. 160:1. 

Fig. 19. Mijopfiocus camcrunus n, sp. Hinterleibsende von der 
Seite. 60 : 1. 

Fig. 20. Desgl. Hintertarsus. 1 Tarsenglied innen mit 20 Borsten 
mit 6 — 7 zahnigen Basalctenidien, 2. und 3. Tarsenglied je mit 1. 160 : L