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Blätter
fttr
Volksbibliotheken und Lesehallen
Beiblatt zum Oentralblatt för Bibliothekawesen
Herausgegeben
unter ständiger Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen
von
Dr. A. Graesel,
OberblbUothekar an der Kgl. Unlvertit&U-BibUothek in OOttlngen
Dritter Jahrgang
-^m».
Leipzig
Otto HarraBSOwitz
1902
I
Inhalts -V erzeiclmis.
Von G. Fritz.
Seite
Private nnd kommunale Opferwilligkeit im Volksbibliothekswesen.
Von C. Lansberg 1
Festigen nndFormen des Bachkörpers. Von Wal demar Bethmann 4
Die Volksjugendbücherei. Von Josef Stibitz 9. 122
lieber die Auswahl des Bücherstoffes fttr Volksbibliotheken. Von
Ernst Schnitze 37
Die Buchdecke. Von Waldemar Bethmann 42
Zur Frage der Bücherauswahl. Vom Herausgeber . . . • 77
Musterverzeichnis von Büchern belehrenden und wissenschaftlichen
Inhalts fOx Volksbibliotheken. Von Ernst Schnitze . . 78
Die Bibliotheken in den Niederlanden. Von A. J. van Huffei 94
Die Struktur des Buchrückens. Von Waldemar Bethmann 115
Die Ueberzugsarbeit an der Buchdecke. Von Waldemar Bethmann 147
Die Jugendschriftenfrage und der Hamburger Jugendschriften-
ausschufs. Von Ernst Schnitze 156
Der eingehängte Band. Von Waldemar Bethmann .... 179
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte 11. 49. 100. 123. 158. 187
Sonstige Mitteilungen 20. 57. 102. 129. 168. 193
Personalien 130
Bücherschau 23. 58. 104. 130. 171. 196
Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche Litteratur. Von
C. Lausberg 24. 59. 131. 171. 197
Namen- u. Sachregister zu den kleineren Mitteilungen.
Ahrendts. 11.
Amerikanische Bibliotheken. 195.
Aa&telloBg der Bücher. 14.
Becker, E. 162.
Berger, H. 169.
Beringer, H. 196.
Bibliothekarinnen - Schule. 20.
BiblioUieken (im Alphabet der Orts-
namen) :
Altenessen. 11. — Alzey. 23. —
Amsterdam. 166. — Arnstadt 11.
24. 197. — Aussig. 49. — Berlin,
Useh. d. Eth. Ku)tur. 1^3. 131.
170. — Heimannsche Bibl. 22.
100. — Stadt. Volksblbl. u. Leseh.
22. 168. — Bonn. 101. — Boston.
195. — Bremen. 22. 123. 131. 158.
168. — Bromberg. 24. 124. —
Charlottenbnrg. 24. 103. 124. 125.
130. 187. 193. — Chicago. 195. —
Cöhi. 159. — Darmstadt. 12. 171.
— Dresden. 14. 104. 160.— Düssel-
dorf. 24. 187. 197. — Eisfeld.
49. — Elberfeld. 15. 22. 160. 162.
168. 197. — Erfurt. 49. — Essen,
Kruppsche Bücherh. 16. 22. 24.
168. — Frankfurt a.M., Freibibl,
X-b \-A\:.U
IV
131. 163. — Volksbibl. 131. 180.
— GUttingen. 190. — Goslar. 125.
— Graz. 167. — Greiftwald.
125. 181. 171. — Hamburg. 17.
22. 49. 50. 57. 59. 103. 194. —
Jena. 22. 104. 125. 131. 165. —
Itzehoe. 190. — Königsberg i.Pr.
59. 125. — Kristiania. 181. —
Leipzig. 126. 191. — Lübeck. 51.
— Magdeburg. 166. — Malchow.
53. — Ofifenoach. 18. — Osna-
brück. 127. — Plagwitz-Lindenan.
131.— Rawitsch. 54. — Strafeburg.
22. 101. 128. 168. — Stuttgart
22. 54. 59. — Tarnowitz. 102. —
Wien, Centralbibl. 56. 194. —
Wiesbaden. 18. 129. 131. 171. —
Worms. 19. — Zwittau. 59.
BibUotheksstatistik. 17. 168. 198.
Bodo. 108.
B[öhme], R. 108. 206.
Bovsen. 126.
Brasicke, Oberbürgerm. 124.
BröckiDff, Dr. 18.
Bube, W. (= Bb.) 33. 34. 85. 36. 70. 71.
72. 73. 74. 75. 76. 105. 106. 107.
108. 109. 110. 111.112.118.114.140.
143. 144. 146. 176. 177. 178. 200. 201.
202. 203. 204. 205. 207. 209. 210.
Büoherhallenbewegung. 102.
Bücherverzeichnisse, Druck der. 103.
Delavigne. 127.
Dermatoideinb&ide. 190.
Dialektdichter. 22.
Dichter-Gedächtnis-StiftungjDentsche.
129.
Diezel, Lina. 128.
Dreyschuch. 103.
Ebel, K. (= K— 1.) 65. 66. 67. 74.
177. 178. 199. 208.
Egidy, M. v. 160.
Engelhom. 22. 54.
Feldhausen. (F— n.) 18. 65. 66. 67.
69. 109. 111. 112. 114. 210.
Fränkel, L. 57. 104.
FriedlSnder, D. u. M. 124.
Fritz, G. (= G. F.) 35. 36. 65. 66.
67. 68. 69. 71. 72. 73. 75. 76. 108.
125. 130. 177. 187. 193. 200. 202.
203. 204. 207. 209. 210.
Friz, Maria. 54.
Fnnek, Oberbürgerm. 161.
Gesellschaft f. eth. Kultur. 22. 103. 163.
Gesellschaft f. Verbreitung v. Volks-
bildung. 57. 124. 168.
Gülhofl; J. 22.
Goldhann, Fr. 104.
Graesel, A. (= — r— ). 15. 17. 19.
24. 82. 33. 86. 56. 59. 66. 67. 68.
71. 73. 74. 75. 101. 105. 123. 124.
125. 126. 127. 129. 131. 140. 141.
142. 145. 160. 168. 165. 168. 169.
171. 189. 190. 193. 197. 209.
Grysar, J. 167.
Harris W. T. 21.
Heidenhain. '(= Hn.) 112. 123. 146.
Heimann, H. 22.
Heinrich, Prinz v. Prenfeen. 195.
Heinrichs. 160.
Hessen. 23.
Hessische Regierung. 168.
Hild. 195.
Holland. 94. 166.
Holleufer, v. 162.
Hottinger. 20.
Hufifel, A. J. van. 167.
Jacobi. Stadtrat. 102.
Jaeschke. 162. 197.
Jeep, E. (= J.) 101. 103. 104. 125.
171. 196.
Indikator. 160.
Junk, C. 196.
Kataloffe. 14.
Katholisches Schrifttum. 169.
Keller- Leipzig. 191.
Köhler, Oberbürgerm. 19.
K[ohfeldt], G. 58. 111. 141. 142. 143.
144. 145. 199. 200. 201. 204. 206.
208. 210.
Krahmer. 12.
Kreisbibliotheken. 168.
Krieglach -Alpel. 104.
Krupp. 22.
Kühn, Prof. 18.
Kustin. 54.
Ladewig -Chenmitz. 53.
Lausberg. 197.
Leihsysteme. 51. 53. 54.
Leipzig, Verein Volkswohl. 191.
Leo, F. A. 22.
Liebe. 131.
Liermann. 189.
Liesegang, £. 18. 23.
Litterarische Warte. 169.
Litteratur-Gesellschaft, Deutsche. 169.
Lobenstein, W. 49.
Lübeck, Gesellsch. z. Befbrd. gemein-
nütz. Thätigkeit. 51.
Mänz. 124.
Marens, V. 123.
Meeklenborgische Regierung. 168.
MöMns. 125.
Möbios, Hermine. 104.
Nenmann, Dr. 51.
Niederstemann. 123.
Noick. (» N.) 14. 18. 20. 23.
Nörrenberg, Cf. 14. 15. 20. 21. 72.
103. 161.
Osbom, M. 171.
Päpke. 158.
Pa^enstecher. 1 27.
Peiser, Bona. 20.
Pfetrenz], H. 166.
Pfannknohe. 128.
Preisausschreiben. 169.
Prenfsische Regierang. 16S.
Reiohsbildongsamt. 21.
Reyer, E. 194.
Rissmüller. 127.
Rosegger. 104.
Rosegger - Stübel. 1 04.
Sachsen, Provinz. 57.
Sächsische Regierung. 168.
Schenkungen L Volksbibl. 21. 49. 54.
127. 159. 167.
Schlesische Zeitung. 169.
Schlesien, Provinz. 169.
Schloffer, A. 167.
Schmitz. 160.
Schnitze, Ernst. 21. 51. 103. 106. 107.
129. 177. 196.
Sohweighoefer. (= Sehw.) 18. 141.
142. 145. 146.
S[eedor1f. 200. 201. 205. 206. 208.
Seidel, H. 130.
Simon, H. 170.
Starkenburff. 23.
Statistik, Allgemeine. 196.
St[ibitz]. 67. 69. 70. 113.
Stollwerok. 159.
Tews, J. 168.
TitteL (== T.) 109. 111. 118. 146.
Trommsdorff, P. 53.
Trübner. 102.
Unterhaltungsabende. 170.
Yerein, Deutscher, für das Fort-
bUdunffsschul wesen. 2 1 .
YereinsblbUotheken. 128.
Volk, G. 18.
Yolksschriftsteller. 22.
Vos, V. de. 190.
Wagner. Ed. 49.
Wandbilder. 187.
Wanderbibliotheken. 23. 168.
Weckerling, Prof. 19.
Westerhamp. 1 27.
WetzeL 49.
Wiesbadener Volksbildungsverein. 18.
Württembergische Regierung. 168.
Zeiis, K. 22. 125. 166.
Zeller, C. A. 54.
Ziegler, J. 127.
Büohersohau.
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
Bücherverzeichnisse :
Arnstadt. 24. 197. — Charlotten-
burg. 24. — Darmstadt. 171. —
Elberfeld. 197. — Greifswald. 171.
— Hamburg. 59. — Plagwitz-
lindenau. 131. — Wiesbaden. 171.
Fischer, E., J. V. Heiberg, H. Nyhuus.
58.
(ihiss, J. 196. — Graesel, A. 130. —
Greenwood. 196.
Heiberg, H. 58.
Jahresberichte:
Berlin, Leseh. d. eth. Kultur. 131.
— Bremen. 131. — Bromberg. 24.
— Dresden. 104. — Düsseldorf.
24. 197. — Essen, Kruppsche
Bücherh. 24. — Frankfurt a. M.,
Freibibl. 131. — Volksbibl. 131.
— Greifswald. 131. — Jena. 104.
131. — Königsberg i.Pr. 59. —
Kristiania. 131. — Prag, Kunstgew.
Museum. 105. — Stutteart. 59. —
Wiesbaden. 131. — Zwittau. 59.
Küster. 131.
Mever, A. B. 24. — Mitteilungen über
«Jugendschriften etc. (Jugendschr.-
Komm. d. Schweizer Lehrerver.) 23.
Nyhuus, H. 58.
Othmer's Vademecum des Sortimenters.
23.
Paszkowski, W. 104.
VI
Schlaffwort-Eataloff eu Reclanui üniv.-
Bibl., Meyers Volksb. n. Hendels
BibL d. Gesamtlitt. 104. — Schubert,
A. 58.
YerzeichniB von Jngend- n. Volki-
schriften etc. (Ver. kathol. Lehrer
Breslaus.) 58.
B. und G.
WisBenBOhaftliohe und FopxdärwisBensohaftliohe Litteratur.
Achleitner, A. 24. — Adler^ A. 135.
— Adolph!, H. 197. — Agjahardus,
W. 26. — Am Ende des Jahr-
hunderts. 131. — Anschtttz, 0. 25.
— Anzengruber, L. 62. — Arndt,
A. 199. — Asbach, J. 197. — Ass-
mann, W. 197. — Auf flüchtigem
Jagdrois in Deatsch-Südwest- Afrika.
24. — Auf weiter Fahrt 24. —
Augustin, A. 135. — Aus Natur und
Geisteswelt. 59. 131. 171. — Aus
Osterr. Kadetten- u. Leutnantszeit.
60. — Ausfeld, R. 27.
Bär, A. 134. 176. — Bartels, A. 174.
198. — Barth, H. 183. 187. — Baum-
gartner, A. 133. — Baur, A. 198. —
Beck, W. 139. — Becker, J. 173. —
Berdrow, W. 175. — Berg, L. 26. —
Bergemann, P. 27. 184. — Berger.
25. 135. — Berner, E. 60. — Bern-
hard, G. 61. — Bersch, W. 198. —
Berthold, K. 82. — Besant, A. 175.
— Beta, 0. 59. — Bibliothek der
Gesamtlitteratur. (Hendel.) 29. 186.
— Bibliothek, Intern., f. Pädagogik.
135. — Bigelow, Poultney. 133. —
Bigge, W. 60. — Biller, Cl. 59. —
Birnbaum, M. 174. — Bismarck. 25.
— Blätter f. Volksgesundheitspflege.
139. — ßleibtreu, C. 132. 172. 197.
— Block, J. 63. — ßludau, A. 59.
— Bode, W. 138. — Bömstein, R.
63. — Böttner, J. 25. — Brandt,
M. V. 132. — Bray, Graf de. 60. —
Breithaupt, A. 134. — BrUcker, H.
26. — Brückner, A. 26. — ßruhns,
W. 198. — Buchwald, G. 135. —
Bülow, H. V. 132. — Bunge, G. v.
27. — Burggraf, J. 133. — Byron. 62.
Carlvle. 199. — Castle, E. 138. 174. —
Ghamberlain,H.St. 132. — Christiani,
E. 64. — Chun, C. 198. — Coester,
B. S. 197. — Conrad, J. 28. —
Conrad, P. 185. — Cremer, H. 136.
— Cretschmar. 176. — Crüger, J.
134. — Cserwinka, J. 198.
DanUewski, B. 63. — Dante. 62. —
Darwin, G. H. 172. — Debes, K 24.
— Debus, H. 27. — Decken, R. 132.
— Dennert, E. 32. — Dennstedt, M.
1 98. — Demburg, H. 199. — Deussen,
P. 176. — Deventer, Chr. van. 27.
— Diefke, M. 174. — Dillmann, C.
134. — Dillmann, Ch. v. 68. — Dix,
A. 60. 185. — Döhner, S. 60. —
Domini, G. 26. — Dominik, H. 175.
— Domblüth, ü. 134. — Doyle, A.
C. 172.
Eckermann, J. P. 133. 138. — Ehrhard,
A. 62. 136. — EUinger, G. 176. —.
Emerson, R. W. 63. 1 35. — Eneccerus
u. Lehmann. 176. — Englisch, E.
172. — Eremita. 61. — Erinnerungen
e. Urgrofsmutter. 60. 132. — Ernst,
A. W. 138. 174. — Eucken, R. 185
Falckenberg, R. 135. — Fessler, J. 25.
— Finckh - Reutlingen, J. 184. —
Findeisen, C. F. 171. — Finger, J.
27. — Finot, J. 64. — Fischer, C.
134. — Fischer, F. 173. — Fischer,
K. 31. 174. 175. — Fischer, P. D. 60.
— Foerster, C. 26. — Forel, A. 134.
— Frenzel, P. 173. — Freund, L.
27. — Freytag, G. 28. — Fricker,
K. 60. — Friedjung, H. 60. 132. —
Friedländer, B. 28. — Friedmann,
S. 133. 137. — Frimmel, Th. v. 61.
— Frobenius, L. 60. — Frohmann,
W. 198. — Frommol, E. 137. —
Funcke, 0. 136. — Furrer, K. Ol.
— Fuss, K. 27.
Gaedertz, Th. 62. — Gaerdt. H. 26. —
Gardini, C. 197. — Gartenbau-
Lexikon. 178. — Gaupp, L. 28. —
Geiger, L. 31. — Geisteshelden. 59.
132. 171. — Gemss, G. 174. —
Gerstenberp, H. 62. — Gesky, Th.
138. — Gibeme, A. 27. — Giesen-
hagen, K. 132. — Glaser, R. 28. —
Goethe. 62. — Goethe -Jahrbuch.
198. — Götting, Fr. 198. — Goetz,
vn
L. K. 132. — Goldberg, A. 133. —
Goldschmidt, L. 32. — Goltz, E. v. d.
197. — Gottechall, R. v. 138. —
Gour^ad. 25. — Grabbe. 174. —
GÄf, H. G. 26. — Graf, W. 174. —
Grass-Klanin, L. 198. — Greve. 174.
— Griep, M. 176. — Grimm, H. 62. —
Grohmami, A. 27. — Grolman, H. v.
60. — GrooB, K. 64. -- Gros, J. 139.
— Gross, J. 28. — Gmber, H. 198.
— Günther, S. 181. — Gurlitt, C. 62.
Haacke-Enhnert. 63.— Haas, H. 171.
— Haeckel, E. 1 75. — Haien, J. van.
175. — Hal6vy, L. 172. — Halle,
E.V. 135. — Haller, W. 27. — Hand-
u. Lehrbuch d. Staatswissensch. 135.
— Hansjakob, H. 28. 172. — Hans-
paul, F. 28. — Harraeus, K. 28. —
Hart, J. 135. — Hasak, M. 174. —
Hase, C. v. 136. —- Hashagen, F. 28.
— Hassert, K. 171. — Uaushofer,
M. 199. — Hecker, C. 27. — Heil-
mann, K. 135. — Heims, P. G. 198.
— Heinrici, D. 199. — Hehaaolt, H.
F. 25. — Herse, E. 176. — Hertel,
0. 61. — Hesse, R. 171. — Hesse-
Wartegg, E. v. 132. — Heusold, G.
27. — Heyck, E. 171. — Hillig, C.
135. — Hilty, K. 64. — Höflfding,
H. 135. — Hoeniger, F. 135. —
Hoflf, van't 198. — Hoffmeyer, L.
80. — Holzmann, A. 173. — Hom,
P. 26. — Huber, F. C. 64. — Huber,
Ph. 171. — Huberti's prakt. gewerbl.
Bibliothek. 173. — Huch, Ric. 26.
— Hue de Grais. 64. — Mutter, F.
132. — Huxley, C. H. 134.
Jahn, J. 26. — Jahrbuch d. Natur-
wissenschaften. 175. — Jahrbuch,
Statist, f. d. d. Reich. 176. — Jahr-
hundert, Das deutsche. 59. 132. 137.
— Janke, E. 172. — Janson, 0. 27.
— Jaumann, G. 134. — Jensen, W.
31. — Jessen, J. 61. — Joesten, E.
172. — Jutzi, W. 176.
Kaisenberg, M. V. 31. 132. — Keck,
W. 134. — Keeser, C. 64. —
Eerschensteiner, G. 64. — • Kierke-
gaard. S. 64. — Kkiber. Th. 26. 63.
— Klee, G. 138. — Klein, H. 68. —
Klein-Hattingen, 0. 132. — Klein-
schmidt, A. 25. — Kleinwächter.
176. — Klinck-LUtetsburg, F. 32.
— Klöpper, C. 133. — Klug, A. 28.
— Knötel, P. 62. — Koch, R. 174.
— Kögel, R. 64. — Köhler, 0. 176.
— Köstlin, H. A. 65. — Kollmann
P. 60. — Korre^ondent, Kaufmann.
173. — Koser, R. 133. — Kraus, F.
X. 63. 137. — Kube, H. 173. —
Kügelgen, M. H. v. 81. — Künstler-
bucD, Das. 61. — Kürschner, Fr. 26.
— Kürschner, J. 26. — Kusche, A.
198. — Kussmaul, A. 172. —
Kyriakos, A. D. 199.
La Mara. 62. — Lamprecht, K. 25. —
Land u. Leben, Deutsches. 59. 182.
— Lang, E. 198. — Lange, K. 62.
— Lange, Th. 135. — Laspeyres,
H. 63. — Lehmann. 176. — Lenmann,
M. 198. — Lehmann, R. 135. — Lehr,
J. 135. — Lenz, M. 198. — Levis,
0. 135. — Liebe, G. 28. — Lienhard,
F. 32. — Liman u. v. Ziegesar. 198.
— Lindner, Th. 61. 172. — Litz-
mann, B. 26. — Livius. 26. —
Loening, E. 59. — Löwenfeld, R,
138. — Lohmeyer, J. 24. — Lorenz,
0. 172. — Lotze, H. 28. — Lucas,
E. 183. — Luthmer, F. 174. — Lyon,
0. 26. 63.
Maas, A. 172. — Mach, Fr. 28. —
Mackensen v. Astfeld, R. 133. —
Mader, W. 31. — Maeterlinck, M.
175. — Malet, E. 61. — Markwardt,
G. 176. — Martens, P. C. 173. —
Marx, A. B. 62. — Masson, F. 172.
— Massow, W. V. 172. — Matschoss,
C. 183. — Maync, H. 63. 138. —
Mead, G. R. S. 176. — Meffert, F.
28. — Mehlis, C. 172. — Mendelsohn,
H. 59. — Menge, R. 174. — Merz-
bacher, G. 60. — Mey, K. 62. —
Meyer. 174. — Meyer, WUh. 172. —
Meyers Volksbücher. 1 36. — Me^sen-
bug, M. V. 64. — Michajlowitsch,
Nik. 172. — Miethe, A. 133. —
Mittelstaedt, J. 1.35. — Möbius, P. G.
26. — Möbius, P. J. 27. — Molitor.
173. — Moltke. 137. — Mono-
graphieen zur deutschen Kultur-
geschichte. 59. — Monographien
zur Weltgeschichte. 198. — Moos,
P. 174. — Mosapp, H. 26. 31. —
Moulin Eckart, R. 172. — Müller,
A. 28. — Müller, C. Fr. 174. —
Müller, Fr. K. 63. — Müller, Joh.
140. 199. — Müller, Ludw. 61. —
Müller, P. J. 27. — Müller, R. v. 197.
— Münz, S. 61. — Muret, E. 26. —
Muther, R. 62.
Napoleon L 30. — Navarra, B. 132. —
Neesen, F. 63. — Neuhaus, £. 28.
Tm
— Nenmeister, R. 29. — Nennith,
W. 176. 199. — NietMdie.F. 135. —
Nösgen, E. F. 29. — Nolde, £. 60.
— NolL 134. — Nordaa, M. 68. —
Noasbftiim, H. G. 173.
Oberlander. 61. — Obst, J. 6. 173. —
Oertel, 0. 175. — Oleott, H. 199. —
Ommer, £. M. 64. — Opitz, H. 138.
— Orient, Der alte. 81. 61. — Ott-
mann, V. 29. — Otto, B. 32. —
Ovid. 134.
Palliske, A. 176. — Paasarge, L. 60.
— Pasteor, L. 134. — Pastor, L.
183. — Payot, J. 64. — Pestalozzi,
L. 29. — Pfister, A. 31. — Pflüger.
60. — Pflagk-Harttong, J. v. 25. 30.
61. — PhiBppson, M . 25. — Piaz,
A. dal. 173. — Pladdemann, M. 183.
— Pöble, J. 134. — Poschinger,
H. V. 187. — Pr»8cb,A. 175. —
Prochaska's illnstr. JahrbQcher. 175.
— Proelss, J. 174. — Pnrtsebeller,
L. 25.
BatzeL F. 132. ~ Reclam's Universal-
bibliotbek. 29. 136. — Reich, E.
64. — Reicke, £. 59. •— Reimann,
H. 62. — Reinecke, C. 62. —
Reuleaox, F. 62. — Reuter, Fr. 198.
— Reventlow, Graf. 25. — Revo-
lution nnd Ejuserreich. 25. — Rhiem,
H. 172. — Richter, J. W. 0. 61. —
Richter, 0. 25. — Rickert H. 135.
— Riecke, E. 175. — Riehl, W. H.
175. — Riemann, R. 26. — Rijan.
25. — Rockstroh, H. 134. — Roem-
held,C.J. 65. — Rössler, C. 172.
— Rohrbach, P. 25. 29. — Rom,
N. C. 63. — Rosenberg, A. 62. —
Rosenfeld, 6. 27. — Roth. 25.
— Radorff, Fr. 175. — Rüge, S.
171. — Rampelt, A. 197. — Ranze,
G. 59. — Kupprecht, P. 174. —
Ross, K. 63. — Roasner, J. 175.
Sammlung illustrierter Monographien.
132. 171. — Sanders, D. 26. — Sattler,
A. 63. — Schifer, TL 29. — Scheffer,
Th. 133. — Scheffer, W. 131. —
Schdbert, J. 138. — Scheiff A.
176. — Schenek. 134. — Schiele,
W. 25. — Schiemann,C. 172. —
Schimper. 184. — Schippe!, M. 135.
— Schlesinger, H. 27. — SicUieper.
198. — Schlitzberger, S. 175. —
Schmidt, C.P. 139. — Schmidt, H.
178. — Schmidt, Ladw. 133. —
Schmidt, 0. E. 172. ~ Schnäed. A
26. — Schmitz, L. 133. — Schnabel,
H. Ph. 65. — Schopenhaaer. 64. —
Schulte, A. 188. — Schultze-Naom-
burg, P. 139. — Schurtz, H. 61. —
Schuster, A. 27. — Schwartze,
Th. 63. — Schwarz, Tj. 173. —
Schwemer, R. 131. — Seeck, 0.
198. — Seidel, A. 132. — Seidl, A.
62. — Seiner, F. 61. — Seier, C.
60. — Seligmann, J. 172. — Senne-
berg, E. 183. — Siemens, W. v. 32.
— Sienkiewicz, H. 197. — Sievers,
W. 59. — Simon, 0. 172. —
Simons, C. M. 25. — Soden. H. v.
29. — Spamers ilL Weltgescnichte.
133. — Speck, E. 138. — Spiegel,
J. 27. — Spitz, H. 175. — Spmer,
A. 63. — Spurgeon, C. H. 65. —
Stecke], E. 172. — Steffen, G. 60.
— Steijn, de Wet u. die Oranje-
Freistaater. 133. — Stein, M. 173.
— Stephan, H. 29. — Stephani, E.
G. 61. — Sticker, G. 63. —
Stöckhardt, A. 63. — Strafsburger,
NoU, Schenek, Schimper. 134. —
Strümpfel, K 176. — SundstraL
172. — Sybel, H. v. 30.
Tanera, C. 25. 30. — Tesch^J. 174.
— Thi^bault, de. 133. — Thomas,
E. 140. — Tiessen, E. 197. —
Treadwell, F. P. 134. — Troost, E.
25. — Trüper, F. W. 27.
Ubl, E. 24. — UnterrichtBbOcher,
LandwirtschaftL 178.
Yöldemdorff, 0. v. 198. — Vogel.
172. — Vogel, A. 174. — Vogel,
H. W. 61. — Volksbücher der
Naturkunde und Technik. 32.
Wagener, Th. 198. — Walker, E. F.
61. — Wallsee, H. E. 197. —
Weber's illustrierte Katechismen.
59. 171. — Weddigen, 0. 134. —
Weiler, W. 175.— Weise, 0. 134.
— Weiss, R 176. — Weiss, Fr. 28.
— Weller, H. 175. — Weltgeschichte,
(Helmolts.) 25. — Weltgeschichte,
Die, in Karakterbildem. 30. —
Werner, R. v. 64. — Wichelhaas,
H. 184. — Wiedemann, A. 139. —
WiMrand, W. 171. — WUda, J. 29.
— Wirth,A. 61. — Wirtschafts-
kunde Deutschlands. 1 76.— Woedtke,
E. V. 135. — Wohlfahrt, B. 61. 133.
— Wohlnb, M. 184. — Wrangel,
IX
e.G. 174. — Wunderlich, H. 134.
— Wandt, W. 175.
Zabel, £. 25. — Zacher, A. 61. —
Zanten, J. H. van. 135. — Zapp, £.
26. — Zedlitz. 25.
— Zedlitz n. Neukirch, 0. Frhr. v.
80. — Zeitlin, L. 176. 199. — Zeller,
£. 135. — Zetsohe, E. 60. —
Ziegesar. 19S. — Ziegler, Th. 59.
— Zimmermann, A. 64. — Zweck,
A. 132.
D. Schöne Litterator.
Achleitner, A. 65. 105. 140. 199. —
Aho, J. 176. — Allerhand. 140. —
Amyntor, G. v. 105. — Andreas-
Salom^, L. 105. — d'Annunzio, G.
65. — Anzengruber, L. 106. —
Arminius, W. 177.
Bazin, R. 106. — Beaulieu, G. v. 106.
— Bennecke, W. 106. — Berkow,
K. 199. — Bertz, E. 65. — Bothusy-
Huc, V. Gräfin. 107. — ßjörnson,
Bj. 107. — Blum, H. 33. — Bock,
A. 177, — Bonus, B. 108. — Boy-
Ed, J. 65. 108. 199. — Brackel,
F. V. 34. — Braun, H. 75. — Brun,
H. 177. — Bucholtz, M. v. 108. —
Bulckc, C. 108. — Busse, C. 34. 66.
— Byron. 66.
Christoterpe, Neue. 109. — Conrad,
M. G. 177. — Goudenhove, P.
Gräfin. 140.
Dressel, C. 66. 177. — Dürow, J. v.
34.
Eckbei^, E. 66. — Eckstein, E. 109.
— Egidy, E. V. 20Ö. — Elbe,
A- V. d. 66. — Elsbom, M. 109.
— Elster, 0. 84. — Engel, J. J.
67. — Engelhoms Allgem. Roman-
bibl. 140. — Enking, 0. 67. —
Es war einmal. 141. — Eyth, M.
200.
Falke, G. 109. — Fleischer, P. 109.
— Fran^ois, L. v. 67. — Frenssen,
G. 141. — Freudenthal, F. 200. —
Friedlaender -Werther, E. 141.
(teudy, F. Frhr. v. 67. — Gersdorflf,
A. V. 67. 200. — Gorki, M. 67.
201. — Grillparzer. 68. — Grimm,
R. 84. — Groller, B. 201. —
Groth,E. J. 109. — Grotthuss, J. E.
Frhr. v. 35. — Grtinhagel, F. 201.
— Gnsta&on, R 68.
Haas, H. 201. — Hansjakob, H. 110.
141. — Hartwig. G. 202. — Hauser,
0. 178. — Heer, J. C. 85. —
Heiberg, H. 68. 110. 202. — Heigel,
K. V. 68. — Herbert, M. 141. —
Hermann, G. 68. — Heyse, P.
142. — Hille, P. 178. — Höcker,
P. 0. 202. — Höfer, 0. 202. —
Hoffmann, H. 68. 142. — Holzamer,
W. 178. — Huch, F. 142. —
Hübel, F. 178.
Jacobs, W. W. 142. — Jan, H. L. v.
110. — Janitschek, M. 110. 202.
— Jensen, W. 69. 202. — Immer-
mann, E. 69. — Joachim, J. 203.
— Jost, E. 111. — Jungbrunnen.
33. — Jung-Stilling. 69.
Kaisenberg, M. v. 203. — Eiene, A.
142. — Eipling, R. 111. 178. —
Eleinschmidt, A. 35. — Eretzer,
M. 111. — Eügelgen, W. V. 85.
Lauff, J. 203. — Laverrenz, V. 203.
— Leixner, 0. v. 143. — Lenk,
M. 143. — Lie, B. 111. 143. —
Lie, J. 143. — Lienhard, F. 204.
— Liepe, A. 204. — Liliencron,
A. V. 86. — Lingen, E. 148. —
Lingg, H. 144. — Lohmeyer, J.
144. — Lublinski, S. 69.
Maclaren, J. 111. — Manzoni, A. 70.
— Merk, E. 204. — Meyer-Förster,
W. 144. — Michaut, S. 75. —
Mielke, H. 204. — Möllhausen, B.
70. 205. — Mollenhauer, E. 111.
— Morris, W. 205. — Moszkowski,
A. 36.
Nast, GL 205. — Nettelbeck, J. 90.
— Niemann, J. 205.
Oehmke, H. 205. — Oertzen, M. v.
206.
z
Pasqu^, E. 112. — Pey-Ordeix, S.
J06. — Pfalz, F. 144. — Phillips,
St 206. — Pohl, E. 70.
Baabe, W. 70. — Kantzan, A. 207.
— Richter, J. W. 0. 71. — Ried-
berg, E. 207. — Roberts, A. Baron v.
144. — Rosegger, P. 71. 144. —
Rosen, F. 112. 207. — Rosner, K.
207. — Rüdiger, M. 207. — Rassel,
C. 145.
Sagen, Schleswig -Holsteinische. 71.
— Schlaf, J. 71. — Schlicht, Frhr. v.
72. 112. — Schlippenbach, Freifr.
G. V. 208. — Schobert, H. 72. —
Schoeler, H. v. 208. — Schöne, H.
36.— Schott, A. 112. — Schroeder,
C. 208. — Schubert, G. H. v. 72.
— Schnbin, 0. 208. — Schaler, G.
M. 1 1 3. — Scholze-Smidt, B. 1 13. 209.
— Seidel, H. 72. — Sienkiewicz,
H. 73. — Sohnrey, H. 73. — Spiel-
hagen, F. 209. — Spielmann, G.
113. — Spyri, J. 113. — Stein, A.
74. 146. — Stendhal-Henry, B. v. 74.
— Stern, A. 113. — Stern, M.B.T.
74. — Storck, K. 145. — Strats,
R. 74. — Strauch, H. v. 114. —
Strindberg, A. 114.
TeUnann.K. 114. 209. — ThedoiLD.
74. — Thoresen, M. 1 45. — Topeuiu,
Z. 74. — Torrund, J. 114. —
Trewendts JugendbibUothek. 75. —
Tschechoflf, A. 209. — Twain. M.
75.
Tanselow, K. 210. — Vierordt, H.
145. — Vogel, ß. 146. — VoUmar,
A. 75. — Vom Holzballe. 75. —
Voss, R. 75.
Weger, H. 76. — Weitbrecht, R. 146.
— Wengerhoff, P. 146. — Werder,
H. 76. 146. 210. — Westkirch, L.
210. — Wiehert, E. 76. — Wioh-
mann, F. 210. — Wilbrandt, A.
146. — Winterfeld -Wamow, E. v.
210.
Zingeler, R. Th. 76. — Zobeltita
H. V. 36.
3. Jahrg. Nr. 1 u. 2. RlAftpr Januar- Februar 1902.
für Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Heraasgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in Göttingen, Hanssen-
strasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt für Bibliothekswesen zu-
sammen bezogen lü M., das Centralblatt allein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Priyate and kommunale Opferwilligkeit
im Yolksbibliothekswesen.
Von Dr. C. Lansberg, Erstem Bibliothekar der städt. Lesehalle und der
städt. Volksbibliotheken zu Düsseldorf.
Die jungen und jugendlichen öffentlichen Lesehallen und Büchereien
bieten in ihren letzten Jahresberichten auch ein besonderes Interesse
einmal durch eine bemerkenswerte Übereinstimmung in fast allen Er-
fahrungen und Beobachtungen bezüglich der Benutzung und inneren
Verwaltung und dann durch eine ebenso auffallende Divergenz in den
Mitteilungen über die zu Gebote stehenden Geldmittel. Wohl sind diese
letzteren Äufserungen meist ein trauriger Klagesang, bei einer nennens-
werten Anzahl aber auch ein begeistertes Lob- und Frendenlied. Es ist
verständlich, dafs auch diejenigen Institute über unzureichende Mittel
klagen, die durch voluntary subscriptions, durch private Unterstützung
unterhalten werden. Aber sie klagen nur, während die kommunalen
BücherhaUen sich häufig sehr bitter beklagen. Bei den privaten In-
stituten begegnen wir fast durchweg bewunderungswürdiger Opfer-
willigkeit, und zwar in ausgedehntem Umfange auch von Leuten, die
mit Glücksgütern wenig gesegnet sind, bei den kommunalen Bildungs-
anstalten dieser Art bis heute einem ängstlichen Sorgen und besorgten
Zurückhalten, als ob jede Stadtverwaltung erst einmal eine andere
unvorsichtigere vorangehen und ein unsicheres, unbekanntes Gebiet
untersuchen und prüfen lassen wollte, um dann auf sicherem Wege
nachfolgen zu können. Sie lassen aufser Acht, dafs in Wirklichkeit
dies Gebiet anderswo längst erforscht und in Bezug auf seine immense
Bedeutung erkannt ist, dafs das Volksbibliothekswesen In anderen
Staaten hochentwickelter materieller und geistiger Kultur in einer
Blüte steht und einen Segen spendet, wovon wir in Deutschland
schlechterdings keine Ahnung haben, weil es sonst eben unverantwort-
lich sein und eine grobe Unterlassungsssünde bedeuten würde, wenn
nicht schon längst alles eingesetzt wäre, das Versäumte möglichst
nachzuholen. Wir haben in dem letzten Bericht der Düsseldorfer
Lesehalle ^) schon ausgeführt, dafs Deutschland in der Fürsorge für die
1) Vgl. Jahresbericht 1890.
IIL I. 2. 1
2 Private und kommunale Opferwilligkeit im VolksbibUothekswesen
Geistesbildnng der Erwachsenen anderen Nationen gegenüber überans
rückständig ist, dafs englische und amerikanische, südafrikanische und
australische Städte, die uns nicht einmal dem Namen nach bekannt
sind, doppelt und dreifach so viel für ihre Volksbibliotheken ausgeben
wie unsere Keichshauptstadt. In London betrugen im Jahre 1894/95
die Gesamtausgaben für die Gemeindeverwaltung 350 Millionen Mark,
wovon 1240000 M. für Volksbibliothckszwecke ausgegeben wurden;
Düsseldorf z. B. hatte 1899/1900 eine Gesamtausgabe von 45 Millionen
Mark, und verbrauchte davon 13500 M. für Volksbibliothekszwecke,
d. h. also London verwandte ungefähr 0,4 o/q und Düsseldorf 0,03 %
der Gesamtausgabe für Volksbüchereien.
Spärlich sind im allgemeinen die Mittel, die den privaten Volks-
büchereien und Lesehallen Deutschlands zufliefsen, aber auch nur aus
dem Grunde, weil sie privater Natur und von der Liberalität und dem
Gemeinsinn einiger weniger Persönlichkeiten unterhalten werden müssen.
Aber hier wird eben gesorgt und gegeben bis zur änfsersten Grenze
der Leistungskraft; wir erinnern nur an die Lesehalle des Düsseldorfer
Bilduugs Vereins, der es fertig bringt, bei einer Gesamteinnahme durch
Mitglicderbeiträge in Höhe von 3000 M. jähriich nahezu 10000 M. für
dieses Institut flott zu machen.^) Den Beweis unserer Behauptung,
welch schroffer Gegensatz zwischen dem Interesse der Kommunen fßr
dieses Gebiet der Volkswohlfahrt und demjenigen von Vereinen und
einzelnen Personen besteht, liefert auch ein kleines, vor kurzem er-
schienenes Schriftchen von Dr. Nörrenberg in Kiel: „Was lehrt die
Kruppsche Lesehalle", 2) worin besonders auch auf die Düsseldorfer
städtischen Volksbibliotheks Verhältnisse exemplifiziert und ausgeführt
wird, dafs die schon viele Jahre bestehenden Düsseldorfer städtischen
Volksbibliotheken zusammen 7000 Bände besitzen, während die eben
dem Verkehr übergebene Kruppsche Lesehalle schon 16000 Bände
aufweist.
Und dabei schreitet Düsseldorf unter den deutschen Städten in der
Fürsorge auf diesem Felde durchaus nicht an letzter Stelle und gehört
mit zu den Kommunen, die sich den Ruhm streitig machen, die erste
Lesehalle aus rein städtischen Mitteln errichtet zu haben. Aber eigent-
lich scheinen gerade die Bücher- und Lesehallen, die früh gegründet
sind, und sich ans den ersten Anfangen bescheidener Volksbibliotheken
entwickelt haben, schlecht zu fahren. Die Verwaltungen grofser Städte
sind von den früheren Zeiten her, wo 500 M. als jährliche Aufwendung
zur Vermehrung des Bücherbestandes als ein ansehnlicher Betrag an-
gesehen wurden, noch an solche winzige Summen gewöhnt und wollen
nach ihrem, an sich ja sehr empfehlenswerten Grundsatz, keine plötz-
lichen, sprunghaften Erhöhungen in ihren Einzeletats eintreten, sondern
langsam, ruhig und besonnen mit dem Wachsen der Einwohnerzahl
und Finanzkraft die einzelnen Positionen in allmählicher, natürlicher
1) Vgl. S. 10 des XXVII. Jahresberichts (1900).
2) Abgedruckt hi Jg. 2 S. 171— 174 der Blätter. D. R.
von Dr. C. Lau sb erg. 3
Entwicklung aufwachsen zu lassen, an ein einmaliges kräftiges Mehr in
den jährlichen Bndgetfestsetzungen nicht recht heran und bewilligen
in Hunderten, was in Tausenden unbedingt notwendig wäre. Man
kann die Beobachtung machen, dafs die Städte, welche schon lange
Volksbüchereien besitzen, im allgemeinen heute einen viel niedrigeren
Etat haben, als diejenigen, welche erst vor kurzem neu errichtet haben.
Die ersteren bleiben aus dem angedeuteten Grunde zaghaft in ihren
Bewilligungen, während die letzteren, vom Zeitgeist und Zeitbedürfnis
ergriffen, munter und flott mit kräftigem Griff in den Säckel greifen und
gleich Institute ins Leben rufen, die nicht allein an innerer Einrichtung,
sondern auch an Qualität und selbst an Quantität des Bücherbestandes
denen über sind, die lange bestehen und lange haben sammeln können.
Wir müssen immerzu unser ceterum censeo dahin abgeben, dafs die
Gemeinwesen diesem Werdedrange nicht länger sich widersetzen dürfen,
dafs sie nicht mit schmalen Mitteln, sondern mit wirklich erheblichen
Summen den obwaltenden Bedürfnissen entgegenkommen müssen, dafs
sonst vielleicht spätere Geschlechter ihnen den Vorwurf schwerer
Unterlassung machen. Emil Rittershaus sagte in seinem letzten Lebens-
jahre in Barmen vor der Allgemeinversammlung rheinisch- westMischer
Bildungsvereine: „Unsere Kinder und Kindeskinder werden vielleicht
noch einmal schwer büfsen müssen, dafs ihre Väter statt beim Volke
im Kasino gesessen und ihren Mitmenschen statt guter Bücher die
Schnapsflasche in die Hand gedrückt haben."
Nach unserer Ansicht wird jede gröfsere Kommune in
kürzester Zeit an die Errichtung einer öffentlichen, volks-
tümlichen Stadtbücherci mit eigenem Gebäude in centraler
Lage denken und sich sofort einen geeigneten Platz für ein
derartiges Institut sichern müssen.
Der gute Wille, für die breiten Schichten des Volkes zu sorgen,
ilt ja im allgemeinen vorhanden, und hat sich durch eine Reihe sehr
segensreicher Einrichtungen kund gethan; man sorgt in ausgiebiger
Weise auch für das Volksschul- und Fortbildungswesen, aber dem
wichtigsten und zugleich natürlichsten Felde der Volksbildung, den
Bücherhallen, hat man bis heute aufserordentlich wenig Aufmerksamkeit
zugewandt, so dafs nicht oft genug auf die Bedeutung dieses Faktoi*s
der Volkswohlfahrt hingewiesen werden kann. Es werden in er-
freulicher Weise debattelos in giofsen Städten die hohen Kosten für
grofse Schulsysteme bewilligt, man halte sich auch einmal die Wichtig-
keit einer Bücherhalle, dieser „Schule der Erwachsenen" vor Augen
uud begründe eine solche nach folgendem Rechenexempel :
Wenn durch Errichtung einer öffentlichen volkstümlichen Bücherei
für die selbständige Fortbildung der Erwachsenen Sorge getragen wird,
so idt hierdurch vielleicht ein Ausgleich dafür geschaffen, dafs in jeder
der mehrere hundert Volksschulklassen grofser Städte ein paar Schüler
mehr sitzen oder das Fortbildungsschulwesen weniger kostspielig ausgebaut
ist; den Ersatz bietet eben in natürlichster Form die StadtbüchereL
Wir wollen gewifs nicht einer Überftlllung der Volkssohulklasaen das
4 Festigen and Formen des Bachkörpers
Wort reden, sondern nnr anssprechen, dafs, wenn es einmal nicht
anders geht, und die Finanzkraft der Stadt es eben nicht anders ge-
stattet, samma summamm auf dem vorgeschlagenen Wege mehr heraus-
kommen würde. Selbstverständlich gilt auch hier: „Das eine thun
und das andere nicht lassen."
Wir dürfen diese kurze Betrachtung vielleicht mit den Worten
Friedrichs des Grofsen legitimieren:
„Man mafs ein sehr hartes Herz haben, wenn man die mensch-
liche Gesellschaft des Trostes und Beistandes berauben will, den sie
aus Büchern wider die mannigfachen Bitterkeiten des Lebens schöpfen
kann."
Festigen und Formen des Buchkörpers.
Von Waldemar Bethmann.
Soll der Bucheinband ein echtes Werk des Kunstgewerbes, wenn
auch in schlichtester Form, werden, so dürfen die handwerksmäfsigen
oder maschinellen Arbeiten daran nicht die geringste Vernachlässigung
erfahren; jeder Handschlag, jeder Maschinengriff, der dem Einbände
zu Gute kommen soll, mufs in seiner vollen Bedeutung gewürdigt
werden. Der Kunst kann man nicht dienen, wenn man der Technik
ihr Recht vorenthält. Darum mufs zunächst die Behandlung des Buch-
blockes den strengsten Anforderungen entsprechen.
Dem Fügen des Buchblockes, das durch verschiedene Heftweisen
geschehen kann, folgt das Festigen und Formen. Das älteste Ver-
fahren, um die auf Pergamentstreifen gehefteten Bogen gegen Ver-
schieben und Lockerung zu sichern, war, wie bereits erwähnt, das
Überkleben des Rückens mit einem breiten Stück Leder, das etwa bis
zur Hälfte der beiden Holzdeckel reichte. Diese einfachste Herstellung
eines Einbandrückens ist später in eine Reihenfolge von Verrichtungen
zerlegt worden, deren jede einzelne die ganze Aufmerksamkeit des
Arbeitenden erfordert Bevor dem Buchkörper die eigentliche Decke
gegeben werden kann, ist es von besonderer Wichtigkeit, dafs während
der Herstellung desselben die einzelnen Heftlagen aus ihrer Richtung
und Rechtwinkligkeit zu einander sich nicht verschieben. Diese
Sicherung der Heftlagen gegen Verschieben bildet also eine besondere
Fürsorge während folgender Verrichtungen, die am Buchkörper nach
dem Heften und vor Herstellung der Buchdecke vorgenommen werden.
Beim Leimen des Rückens, das dem Heften unmittelbar folgt,
liegt das Buch auf dem Leimbrett und unter einem schmäleren
Brette, der sogenannten Leimspalte derartig, dals der Rücken mit
der Vorderkante beider Bretter abgleicht. Mit dem Pinsel wird der
nicht dicke, aber heifse Leim aufgestrichen, mit der Spitze eines
1) Vgl. Jg. 2, Nr. 1/2.
Yoo Waldemar Bethmann. 5
Hammers eingerieben nnd mit ansgestrichenem Pinsel Überflüssiges
abgestrichen. Diese an sich einfache Verrichtung bezweckt eine Un-
verrfickbarkeit der einzelnen Heftlagen zu einander nnd erheischt ein
Geradestofsen und genaues Prüfen des Bandes anf Rechtwinkligkeit
an Kopf nnd Rücken, weil ein Trocknen in schiefwinkliger Lage zur
Folge hätte, dafs der ganze Band schiefwinklig beschnitten und schief-
winklig „weiter gemacht" würde, also einen Fehler davontrüge, der
nicht wieder gut zu machen wäre.
Das Runden des Rückens geschah früher bei wertvollen
Bänden gleich nach dem Leimen, während man heute meistens vor
dem Runden dreiseitig beschneidet. Der Rücken des auf der Seite
liegenden ßnchblockes wird mit der linken Hand zu einer Rundung
gedrückt, während die Rechte mit dem Hammer den Rücken geschickt
and mafsvoll rund klopft. Die rechte Rundung soll sich am Vorder-
schnitte als ein Kreisdrittel darstellen. Um die Rückenrundnng glatt
nnd gleichmäfsig zu machen, reibt man in England den Rücken mit
einem ausgehölten Buchsbaumholze ab. Zu ähnlichem Zwecke braucht
man bei uns das vorsichtig anzuwendende Kachiereisen. Für Grofs-
betrieb wie auch für Handbetrieb sind zweckmäfsige Rückenrunde-
maschinen in Gebrauch. Der Bücherfreund achte darauf, dafs ein
Buch nicht überrundet sei, d. h. dafs die Rundung zur Mittelachse
des Rückens hin nicht zu steil und spitz ansteige, man beachte anderer-
seits, dafs der Rücken nicht flach gerundet sei, d. h. in der Mitte
nicht fast gerade sei, was vorkommen kann, wenn beim Heften zu
dünner Zwirn genommen war oder die einzelnen Lagen beim Heften
zu sehr „nieder gehalten'' wurden. Auch darf das sogenannte Vor-
schiefsen einzelner Lagen nicht vorkommen, was wiederum die Folge
einer geplatzten Stelle am geleimten Rücken sein kann. Jedoch kann
man bei sehr dicklagigen und mit vielen eingeklebten Karten ver-
sehenen Bänden eine ganz glatte Rundung kaum herstellen.
Das Abpressen des Buches erfolgt nach dem Runden des
Rückens. Zwischen zwei Prefsbrettern geben die Blätterlagen des
Buches einer Znsammenpressung nach und setzen sich vom Rücken
ab, indem der nicht mitgeprefste Rücken sich beiderseitig über die
Ränder der Prefsbretter herüberlegt. Ein scharfes Herüberlegen der
ersten und letzten vier bis sechs Bogenrücken fördert man durch
leichtes, planmäfsiges Klopfen mit dem Hammer auf diese Bogenrücken.
Es entsteht also an den beiden Längsseiten des Rückens ein Absatz.
Derselbe wird Falz, Abprefsfalz genannt, seine Breite wird nach
der Deckeldicke und zwar geringer als diese gewählt, weil dieser
Falz den Raum für den anzusetzenden Deckel bieten soll. Der Falz
hat also den Zweck, dem Buchdeckel als Spielraum zur Bewegung
zu dienen und bildet zugleich die Gelenkstelle, in welcher Rücken
und Deckel beweglich verbunden sind. Der Falz mufs niedriger, darf
nie höher sein als der anzusetzende Buchdeckel dick ist. Ein zu
grofser Abprefsfalz sieht plump aus. Je flacher der Falz, desto be-
quemer das Aufschlagen und desto gröfser die Haltbarkeit des Buches.
6 Festigen nnd Fonneo des Bnchkörpers
Denn das Abpressen dient sowohl zur Gewinnung des Falzes, als es
namentlich den Zweck hat, die Randang des Rttckens zu sichern.
Schwierig ist der einfache Handgriff des Abpressens darch die
leichte Verschiebbarkeit des Baches. Daram mafs in der Presse
wiederum die Gleichmäfsigkeit der Rundung und darauf die genau
rechtwinklige Stellung des Ober- und Unterschnittes gerichtet werden
und die Gleichmäfsigkeit der Falze geprüft werden. Wichtig ist eine
sorgfältige Ausführung des Abpressens deshalb, weil hiervon das
spätere Aussehen des Buches abhängt, wie auch die Dauerhaftigkeit
des Einbandes dadurch bedingt wird.
Noch in der Presse wird der Rflcken gekleistert und der dadurch
erweichte überflüssige Leim mit der Hammerspitzo vorsichtig in der
Längsrichtung abgekratzt, darauf der Rücken mit Papicrspähnen glatt
und sauber gerieben.
Um den voiirefflichen Falz zu erlangen, den wir an englischen
und französischen Bänden bewundem, ist es erforderlich, schon vor
dem Abpressen eine Lage Makulatur vor dem Endbogen leicht anzu-
kleben und bis zum Fertigmachen des Bandes mit zu bearbeiten; die
Deckel später werden sich infolge dieses Verfahrens gut und frei auf-
schlagen. Der Buchbinder sei auf diesen Rat P. Adams hingewiesen.
Eine zweckmäfsige Abprefsmaschine ist fflr den Kleinbetrieb
lediglich zum Einpressen und Anklopfen der Falze eingerichtet; die
Maschine ftlr den Grofs- und Massenbetrieb legt anfserdem noch die
Falze nach beiden Seiten herunter.
Da bei dicklagigen Bänden ein Vorschiefsen einzelner Lagen zu
befürchten steht, so werden dieselben jedenfalls abgeprefst, bevor man
den Ober- und Unterschnitt ausfahrt, besonders wenn es sich um gute
Einbände handelt. Denn durch Abpressen vor dem Beschneiden wird
das Vorschiefsen gemäfsigt Bei Ausführung des Ober- und Unter-
schnittes nach dem Abpressen ist die nötige Vorkehrung zu treffen,
dafs die Falze nicht leiden. Vor dem Beschneiden mufs jedes ge-
rundete, sowie jedes abgeprefste Buch wieder gerade gerichtet
werden; der Buchbinder hat auch in diesem Stadium der Arbeit seine
Sorgfalt wiederum der Rechtwinkligkeit des Buchkörpers zuzuwenden,
der Besteller achte darauf, dafs es geschieht.
Das Beschneiden des Buchkörpers mit Messer und Lineal,
wie es ursprünglich geschah, wurde schon im XV. Jahrhundert durch
den Buchbinderhobel abgelöst. Dieses gut arbeitende Werkzeug
ist heute bei uns nur noch wenig in Gebrauch, denn den jetzigen
Löhnen und Preisen im Buchbindergewerbe entsprechen für kleinere
Werkstätten die Beschneidemaschinen mit Hebelwerk, fflr schwerere
Arbeiten die Maschinen mit Räderwerk besser, und anfserdem leisten
die deutschen Maschinen dieser Art so vorzüglich gute Arbeit, liefern
den Schnitt so glatt und schartenfrei, dafs die deutsche Buchbinderei
das in Frankreich und England noch übliche Beschneiden mit dem
Hobel zu Gunsten besserer Verfahren aufgebeben hat, ein Fortschritt
deutscher Technik, den englische Fachblätter anerkannt haben.
Yon V^aldemar Bethmann. 7
Das Beschneiden geschieht meistens gleich nach dem Leimen nnd
zwar hintereinander anf allen drei Seiten noch vor dem Randen, wo-
durch man eine raschere Arbeit und ein gleichmäfsig gutes Marmo-
rieren der drei Seiten erzielt nnd ein Ausbrechen der Ecken an der
vorderen Rundung vermeidet.
Besonders feine Bücher werden freilich erst nach vom beschnitten,
dann gerundet und abgeprefst und erhalten erst darauf Ober- nnd
ünterschnitt.
Der Rand von Bildertafeln ist besonderer Erw&gung zu unter-
ziehen. Tafeln mit einfachen rechteckigen Bildern in Hoch- und
Quartformat werden dem Text so angepafst, dafs der innere weifse Steg,
also der Rand an der Rückenseite, etwa um ein Drittel schmäler ist,
als der äufsere Rand, der obere ebenfalls um etwa ein Drittel schmäler,
als der untere. Bei einem inneren und oberen Rande von 2 cm
Breite soll der äufsere und untere Rand nicht über 3 cm breit,
bei einem inneren und oberen Rande von 3 cm Breite soll der
äufsere und untere nicht unter 4 cm breit sein. Das angenehmste
Verhältnis für die Randibreite ist das von 2:3.
Tafeln, welche giöfser sind als das Buchformat, sind durch Zu-
sammenbrechen zuerst auf das Höhenformat und alsdann auf die
Breite des Buches zu bringen und stets oben zum Mitbeschneiden im
Buche einzusetzen, weil der alsdann glatte und geschlofsene Oberschnitt
das Stanbeinfallen verhindert.
Der Rand der Druckseite hat für diese eine künstlerische Be-
deutung. In dem Mafse, wie ein zu schmaler Rand häfslich erscheint
nnd die Vorstellung von äufserster Ausnutzung, von Dürftigkeit und
Armseligkeit erweckt, wirkt ein breiter Rand angenehm. Doch nicht
sowohl mutet uns dabei eine gewisse Freigebigkeit an, nicht sowohl
fahlen wir dabei die Befriedigung eines berechtigten Ausstattungs-
bedfirfnisses, als vielmehr das rechte Verhältnis zwischen Randfläche
und Druckfläche ein Gleichgewicht hergestellt, das ästhetisch befreiend
auf uns wirkt. Die Lösnng eines Konfliktes ist es, die uns ästhetisch
wohlthut. Wer sein Auge auf diesem Gebiete üben will, der betrachte
an guten Werken der Baukunst z. B. das Verhältnis zwischen Fenster-
nnd Portal Öffnungen und deren Einfassung, der studiere femer die
Wirkung von Inschriften zu deren jeweiliger Umgebung. Deutsche und
niederländische Meister haben z. B. auf Grabplatten von Messing in
mustergültiger Weise die Wirkung der frei umrandeten Schriftfläche
zum Ausdruck gebracht, wie auch die in der deutschen Rennaissance
80 häufige Schrift auf Bändern die Bedeutung des Randes lehrt. So
lassen denn einige Bücherliebhaber um des breiten Saumes willen die
rauhen Blattränder ihrer Bücher gänzlich nnbeschnitten stehen, oder,
wie nicht selten in England, versehen den Band nur oben mit einem
Goldschnitt, der vor eindringenden Staub schützt, lassen aber unten
Qnd seitwärts die Ränder unbeschnitten.
Wie weit man mit dem Beschneiden gehen will, wird am Vorder-
schnitt abgemessen, den man in den meisten Fällen zuerst macht. Der
B Festigen und Formen des Buchkürpers
Besteller präge dem Buchbinder den Grundsatz ein: „so wenig wie
möglich soll ein Buch beschnitten werden." Um die Ränder
so breit als möglich zu lassen, nimmt man nur so v^iel ab, wie erforderlich
ist, um alle Blätter mit dem Messer zu treffen. Denn abgesehen von
der schönen Wirkung eines breiten Randes mufs man darauf bedacht
sein, ein schlecht eingebundenes oder ein beschädigtes Buch zum zweiten
Male einbinden und beschneiden zu können. Wie wird aber nach
einer zweiten Verkleinerung ein Buch aussehen, wenn dasselbe schon
das erste Mal nach der falschen Regel beschnitten war: dafs der
äufsere Rand nur so schmal wie der innere Steg, also wie der weifse
Rand zwischen Text und Rücken, stehen bleiben solle! Geschmack-
lose Buchbinder sprechen das als die Formel aus, nach der sie Bücher
frisieren. Ja sogar schneidet man bei einer gewissen Sorte von Fabrik-
arbeit den äufseren Rand noch schmäler als den inneren Steg, was
z. B. bei vorliegendem Exemplare der gesammelten Erzählungen von
Wilh. Raabe im Verlage von Otto Janke, Berlin 1900 geschehen ist,
wo anfserdem der Unterschnitt schief geschnitten ist und die Druck-
bogen teils schief gefalzt, teils nicht in der Mitte gefalzt sind. Der-
artig gekränkte Bücher klagen dem Leser das alte Leiden, in das ein
Handwerk verfällt, wenn der Handwerker zur gedankenlos arbeitenden
Maschine wird. Die Buchmifshandlung in diesem Mafse fällt aber um
80 schwerer ins Gewicht, je dringender die Forderung wird, beim
lesenden Publikum den Sinn für freilich einfache, billige, aber ge-
schmackvolle, solide, innerlich echte Buchausstattung zu wecken. Die
schlichte, dem weniger Bemittelten erschwingliche Buchausstattung ist
ein wertvoller Zweig des Kunstgewerbes; dafs dieser Zweig nicht ver-
dorre, dazu beizutragen gehört zweifelsohne zu deu Aufgaben der
Volksbibliotheken und öffentlichen Lesehallen, wenn anders sie auf
allen Gebieten die Volksbildung unterstützen wollen. Daher mögen
Bucheinbände zurückgewiesen werden, die nach Art der Massen wäre
lockenden Aufputz, aber vernachlässigte Technik zeigen. Die Technik
soll zu ihrem Recht gelangen, dieser kunstgewerbliche Grundsatz
sei eine der Bedingungen, die unser Urteil über den Bucheinband be-
stimmen.
Beispiele des wohlthuend breiten Randes bieten folgende Bücher,
die genannt seien, da sie gerade zur Hand sind: Theodor Storm, sämt-
liche Werke, Verlag von George Westermann, Braunschweig 1899;
Gustav Freitag, die Ahnen, Verlag von 8. Hirzel. Leipzig 1900; Horst
Kohl, Bismarckbriefe, Verlag von Velhagen & Klassing, 1897; Kuno
Fischer, Shakespeares Hamlet, Winters üniversitätsbuchhandluug, Heidel-
berg; Werder, Junker Jtlrgen, Verlag von Otto Janke, Berlin, 1897.
Kapitalband, oder abgekürzt Kapital, Kapitälchen wird
die am Kopf- und Schwanzende des Buchrückens angeklebte Ver-
zierung genannt, die nach dem Beschneiden des Buches oder nach
Herstellung des farbigen Schnittes so angebracht wird, dafs sie später
die Fuge zwischen Buchkörper und Rückendecke überkleidet. Jener
dünne, am unteren und oberen Rückensaum des Buchblockes liegende,
von Waldemar Bethmann. 9
vom Heftfaden umwickelte Wulst, der bei der alten Heftweise das
Einreifsen des Fadens hindern sollte, wurde durch Einfahrung des
Fitzbundes zwecklich und konstruktiv überflüssig, man behielt denselben
aber lange bei als künstlich angesetzte Ziernaht, die durch Umstechung
mit Yerschiedenfarbigen Seidenfäden erzielt und dem Buche durch die
Hand des Buchbinders angewebt wurde, bis die Buchbinderei im
XIX. Jahrhundert auch hierin, wie in vielen Punkten es sich bequem
machte und das im Handel käufliche Kapitalband verwendete. Dieses
ist in langen Streifen eines Baumwollengewebes zu haben, dem an
einer Seite ein mit Seide übersponnener Wulst angewebt ist; ein von
diesem Streifen abgeschnittenes Stück in Buchrückenbreite bildet dann
das Kapitalband zu dem betreffenden Buche. Es werden sogar baum-
wollene Kapitalbandstreifen gewebt, die an jedem Rande einen Wulst
tragen, so dafs man nur der Länge nach das Band mit der Schere zu
teilen braucht, um zwei Bandsti*eifen zu haben, die noch obendrein
verschiedenfarbige Wulste tragen. Auch diese werden dann nach Mafs-
gabe der Rttckenbreite fUr die einzubindenden Bücher in passende
Stücke geschnitten. Diese schon geringe Massenware hat man noch
übertrumpft, indem man das Zeug, den Stoff durch das noch billigere
Papier ersetzte und das Papierkapital anklebte.
Zeugkapitale macht sich der Buchbinder in kleinen Orten noch
heute selber aus gestreiftem Kattun, von dem er rechtwinklig zum
Muster einen 2 cm breiten Streifen abschneidet, dessen einen Rand er
mit Kleister um dünnen Bindfaden klebt. Dieser Streifen, getrocknet,
wird je nach der Rückenbreite der Bücher in passende Stücke ge-
schnitten. Das einzelne zugeschnittene Kapitalband wird dem Buche
mit Leim so angeklebt, dafs der vorstehende Wulst sich oben auf den
Schnitt legt.
Seit einer Reihe von Jahren wird nun wieder das mit der Hand
dem Buche angewebte Kapital für besondere Fälle bevorzugt, dessen
Hei-stellung bei Besprechung des Buchschmuckes erörtert werden mag.
Nachdem das Fügen, Festigen und Formen des Buchblockes in
den jHauptzügen besprochen ist, wird uns bei weiterer Betrachtung zu-
nächst die Hülle beschäftigen, welche dem Buchblock angelegt wird.
Die Yolksjugeudbiicherei.
Filr die Jugend geeignete Bücher auszuwählen ist nicht so leicht, wie
man gemeinhin annimmt. Bei einer solchen Auswahl muFs immer zweierlei
berücksichtigt werden: erstens der Wert der zu wählenden Bücher vom
ästhetischen oder wissenschaftlichen Standpunkte aus — und zweitens die
sittliche und geistige Reife der Jugend. Sind auch dies nicht alles Punkte,
die bei der Auswahl gesunder JugendlektUre beachtet werden müssen, so
sind es doch die wesentlichsten.
Um fllr die YolksjngendbUchereien Anhaltspunkte zu finden, mnis man
an die bereits bestehenden Jugend büchereien in Elementar- und Mittelschulen
denken. Während die Jugendbüchcreien an den Elementarschulen blols die
10 Die YolkflJagendbtichereL
•
Jagend yom 8.— 14. Lebensjahre bedenken, finden dieselben in den Mittel-
sohnlen eine Fortsetzung, wo für die Jagend bis ins Jünglingsalter, bis zum
18. Lebensjahre and darüber hinaus eine Auswahl an Lektüre zusammen-
gestellt ist
Die Volksjugendbibliothek ist nicht da, die zwei Kategorien von
Jagendbüchereien überflüssig zu machen oder sie zu ersetzen. Nein — er-
gänzen soll sie dieselben. Das Alter, welches sie yorzüglich zu berück-
sichtigen hat, möchte ich mit den Jahren 12 bis 18 abgrenzen. Und zwar
dürfte es da sehr wertvoll seia, wenn wieder so eine Bücherei in zwei Alters-
gruppen abgeteilt wäre: die Gruppe 1 enthält Bücher für die Jugend vom
12. — 15. Lebensjahre, die Gruppe 11 solche für die reifere Jugend.
Bei richtiger Auswahl von wertvollen Büchern aus verschiedenen Ge-
bieten, nach kritischen und pädagogischen Grandsätzen, wird eine solche
Bücherei wie eine Fortbildungsschule wirken oder eine solche doch wesentlich
unterstützen.
Möge das folgende Verzeichnis von Jugendschriften als ein lückenhafter
and unvollständiger Versuch einer Auswahl für eine Volksjugendbibliothek
angesehen werden.
A. Märchenbücher.
Eine gute Lektüre insbesondere für die Gruppe I bieten Märchenbücher.
Die Märchen sind ihrer Entstehung nach von zweierlei Art: Einmal solche,
die aus dem Mande des Volkes aufgezeichnet wurden (man denke an die
Sammlungen der Br. Grimm , Bechstems und Vernalekens etc.) , und solche^
die von Märchendichtem erfunden wurden, zu deren vorzüglichsten Haun,
Andersen und Brentano zu zählen sind.
Die hier angeführten Märchenbücher eignen sich bis auf wenige für
die L Gruppe:
Br. Grimm, „Kinder- imd Volksmärchen*. Gütersloh. Verlag Bertels-
mann. (Illustr.) 1,50 M. — Leipzig, Verlag Reclam. 80 Pfg. — München,
Verlag Braun & Schneider. (Illustr.) 9M. — L. Bechstein, „Märchen".
Leipzig, Verlag Wigand. (Illustr.) 1^0 M. — W. Hauff, „Märchen* (Aus-
wahl.) Wien, Verlag Graeser. 90 Pfg. — (Gesamtausgabe.) Halle a. S.,
0. Hendel. 1 M. — Chr. Andersen, „Märchen". (Auswahl) Stuttgart,
Verlap Union. 80 Pfg. — Leipzig, Verlag 0. Spamer. (Illustr.) 2,50 M. —
Leipzig, Verlag Abel & Müller. (Illustr.) 2M. — (Gesamtausgabe.) Halle a.S.,
0. Hendel. 1 M. — Leipzig, Verlag Abel & Müller. (Illustr.) 3,60 M. —
L. Kellner, „Englische Märchen". Wien, Verlag „Wiener Mode". (Illustr.)
3 M. — R. Keinick, „Märchen etc.". Bielefeld u. Leipzig, Verlag Velhagen
u. Klasing. 4M. — Dr. K. Müller, „Musäus Märchen". Leipzig, Verlag
Abel & Müller. (Illustr.) 3 M. — L. Bowitsch, „Rübezahl". (Jessens Volks-
u. Jugendbibliothek.) Wien, Verlag Pichlers W. & S. 60 Pfg. — Dr. Lauck-
hard, „Tausend und eine Nacht". Leipzig, Verlag Abel & Müller. (Illustr.)
3 M. — Dr. R. Weifsenhofer, .Edelweife". (Märchen.) Leipzig, Verlag
H. Korb. 1 M. — Paysen Petersen, , Fürs deutsche Haus". Hamburg, Ver-
lag Meifsner. 10 M. — W. Wichowsky, „Märchenbuch". Prag, Verlag
Tempsky. 2,50. — R. Vogel, „Frau Märe". Leipzig, Verlag Waetzel. 2,50 M.
— V.Blüthgen, „DerMärchenqucll". Leipzig, Verlag AbelÄ Müller. (Illustr.)
3 M. — Dr. F. Hof mann, „Der Kinder Wundergarten". Leipzig, Verlag
Abel & Müller. (Illustr.) 3 M. — Dieffenbach, ,J[)as goldne Märchenbuch".
Leipzig, Verlag Heinsius. (Illustr.) 6M. — FranzOtto, „Alruna. Der Jagend
LieDlingsmärchenschatz". Leipzig, Verlag Otto Spamer. 6 M. —
Für die II. Gruppe kommen in Betracht:
R. Leander, (Volkmann) „Träumereien an französischen Kaminen".
Leipzig, Verlag Breitkopf & Härtel. 3 M. — Th. Vernaleken, „Kinder- u.
Hausmärchen". Wien, Verlag Braumüller. 4M. — Gl. Brentano, „Märchen".
(Herausgeg. von Görres). Stuttgart, Verlag Cotta. 4,80 M.
Josef Stibitz.
Berichte ttber Bibliotheken einzehier Städte. 1 1
Berichte über Bibliotheken einzehier Städte.
Die Bflrgermeisterei zn Altenessen teilt uns unter dem 2. No-
vember 1901 über die dortige Bibliothek folgendes mit:
Bereits im Jahre 1892, als in Dentschland nur vereinzelt Grolsstädte
freie Volksbibliotheken besalsen, gründete die Landgemeinde Altenessen,
welche damals 21660 Einwohner zählte auf ihre Kosten eine solche Bibliothek.
In der Bürgermeisterei vorhandene grölsere Werke wie der KOlner Bergwerks-
verein, die Bergbangeseilschaft Nenessen und die Gewerkschaft der Zeche
Mathias - Stinnes leisteten im Interesse ihrer Arbeiter namhafte Beiträge zu
den Kosten der Bucheranschaffungen, so dafs im Laufe einiger Jahre sicn die
Bibliothek zu einer umfang- und segensreichen Wohlfahrtseinrichtung aus-
baute. Die Benutzung der Bibliothek ist völlig abgabenfrei und jedem ohne
Legitimation und Ernillung irgend welcher Förmhchkeiten gestattet. Weil
im Laufe einiger Jahre sehr viele Bücher durch Verschulden der Leser ver-
dorben wurden oder verloren gingen , wird jetzt nur für Beschmutzung und
Verlust von Büchern eine Vergütung bezw. Ersatz verlangt. Während die
Bibliothek mit einem Bestände von 1200 Büchern gegründet wiurde, waren
ihr im Jahre 1895: 1900^ und sind ihr jetzt bereits 3500 Bände einverleibt.
Im Jahre 1892 betrug die Zahl der ausgeliehenen Bücher rund 2000, 1895
bereits 10 000, und diese Zahl wird im laufenden Jahre etwa 25 000 betragen.
Konnte die Verwaltung der Bibliothek und die Bücherausgabo in den ersten
Jahren von einem Beamten im Nebenamte versehen werden, so war es zuletzt
erforderlich eine besondere Bibliothekarin anzustellen. Der Zuspruch der
Leser wurde ein so umfangreicher, dafs die Offenhaltung an einigen Tagen
der Woche nicht mehr genügte, um die verstärkte Bücherausgabe bewältigen
zn können. Die im Rathanse zu Altenessen untergebrachte Bibliothek ist
jetzt an allen Wochentagen, Vormittags von 11 — 1 Uhr und Nachmittags von
4—6 Uhr geöffnet. Eine noch stärkere Benutzung steht nach Herausgabe des
neuen Katalogs und der geplanten Einrichtung eines öffentlichen Lesezimmers
mit Sicherheit zn erwarten.
Zu Arnstadt in Thüringen hielt am 30. September 1900 der Volks-
bibliothekverein seine Jahresversammlung ab. 25 Jahre sind seit der Be-
gründung des Vereins verflossen, dessen Bibliothek auf beinahe 2000 Bände
angewachsen ist. Wenn man bedenkt, dafs die Mittel hierzu fast nur durch
jährliche Vereinsbeiträge von je 2 Mark aufgebracht worden sind , so ist dies
eewlb ein schönes Ergebnis. Die Versammlung ward durch den Herrn
Dr. med. Ahrendts geleitet, der dem Verein seit seiner Begründung vorsteht ;
den Kassenbericht erstattete Herr Kaufmann Louis Demme. Einschliefslich
einer Gewährschaft von 678,61 M. aus vergangenem Jahre betrugen die Ein-
nahmen 1460,63 M., darunter die Lesegebtmren mit 214,01 M.; die Ausgaben
238,82 M., sodafe ein Bestand von 1123,81 M. verbleibt. Nach dem von dem
Schriftführer Rentner J. Woltersdorf erstatteten Geschäftsbericht zählte die
Bibliothek im Anfang des Geschäftsjahres 1897, jetzt 1981 Bande imd zwar
enthält die Abteilung:
A. (Romane etc.) 963 Bde., gelesen wurden 4 1 90 Bde.
B. (Sage & Geschichte) 276 „ „ „ 841 „
C. (Staats & Gewerbekunde) 27 „ „ „ 13 ,
D. (Naturwissenschaften) 122 „ „ , 91 „
E. (Reisebeschreibungen etc.) 233 , „ „ 441 ,
F. (Volks- & Jugendschriften) 371 „ „ . 1064 ,
Gelesen wnrden im Ganzen 6680 Bände gegen 5390 im Vorjahre, also
mehr 1290 Bände.
In die Kommission für Auswahl der Bücher wurden die Herren Ober-
bürgermeister Dr. Bielfeld, D. Th. Woltersdorf und Kaufmann C. Reineck
gewählt.
12 Berichte über Bibliotheken eiozehier Städte.
Aus Veranlafsang des 25 jährigen Bestehens des Vereins gab dessen
Bibliothekar, Herr Innrer Kraluner. über die Gründung und Entwiokelong
des Vereins einen kurzen Überblick, dem wir folgendes entnehmen. Im
Jahre 1876 traten eine Anzahl Herren zur Gründune einer Volksbibliothek
zusammen, deren notwendigste Einrichtun^skosten ourch Zeichnen von An-
teilscheinen zu je 10 M. aufgebracht wurden. Am 1. Oktober 1876 wurde
die Bibliothek eröffnet und zwar unter bibliothekarischer Leitung des Kauf-
manns A. Boromüller. Der erste Geschäftsbericht wies einen Bestand von
259 Büchern auf; ausgeliehen wurden bis September 1877 1820 Bände an
197 Leser. Im Jahre 1877/78 betrug die Zahl der ausgeliehenen Bände 775,
1878/79: 1000, 1879/80: 921. Im Jahre 1881/82 umfafste die Bibliothek 456
Bände, gelesen wurden 959. Das ungünstigste Jahr für den Verein war das
Jahr 1884/85 in welchem nur 4ti6 Bände gelesen wurden, eine Zahl, welche
sich im Jahre 18b6/87 wieder auf 1330 gehoben hatte. 18S9/90 zählte die
Bibliothek 826 Bände, die Leseziffer stieg nun rasch, sie betrug 1889/90: 1716,
1890/91: 2674, 1891/92: 2988, 1892/93: 2704. Im Jahre 1893/94 war der
Bücherbestand auf 1057 Bände angewachsen. Im Jahre 1894/95 wurden 3666,
1897/98: 4121, 1898/99: 5085, 1899/1900: 5390 und 1900/01: 6680 Bände ge-
lesen. Der Bücherbestand hat sich von 259 Bänden im Jahre 1876 auf 1984
Bände gehoben. Seit 1897 ist die Bibliothek un Rathaus untergebracht, wo
seit Oktober 1899 auch eine öffentliche Lesehalle mit ihr verbunden wurde.
Die Stadt giebt einen jährlichen Beitrag von 50 M. sowie unentgeltliche Be-
leuchtung und Heizung.
Die Öffentliche Lese- und Bächerhalle in Darmstadt i) ent-
wickelte sich seit dem letzten Bericht in diesen Blättern (s. Jg. 1,
S. 118 — 123) in erfreulichster Weise weiter.
Das wichtigste Ereignis im letzten Berichtsjahre war der Beschlufs der
städtischen Behörden , die dem Unternehmen von Anfang an Wohlwollen ent-
gegenbrachten und thatkräftige Förderung hatten angedeihen lassen, die Lese-
und Bücherhalle vom 1. April ab in ihre Verwaltung zu nehmen. Der Volks-
bildungsverein, der sie im Jahre 1897 in Gemeinschaft mit dem Lehrerverein
begründet, dessen Mittel jedoch bei dem raschen Wachstum nicht mehr zu-
reichten, tritt seine Eigentumsrechte an die Stadt ab, wofür ihm eine Ver-
tretung in der neuen städtischen Verwaltungsdeputation gewährt wird. Damit
ist nimmehr eine gesicherte Grundlage für eine gedeihliche Weiterentwickelung
der Anstalt geschaffen worden. Das bisher in Privatbesitz befindliche Haus,
Luisenstrafse 20, in dem die Räume sich zu ebener Erde befanden, wurde
von der Stadt angekauft, so dafs noch das erste Stockwerk zur Erweiterung
der Leseiüume verwendet werden konnte. Nachdem die bauliche Veränderung
und Neuherrichtung im Herbste 1900 rasch gefördert war, wurde die Lesehalle
mit dem 1 . Dezember wieder den Lesern geöffnet. Während in den früheren
Räumen zuletzt nur für etwa 30 Personen Platz vorhanden war, können die
neuen Räume, im ganzen 4 Zimmer nebst davon abgetrennter Garderobe,
wohl bis zu 50 Personen aufnehmen. Dazu kommt noch eine wesentliche
Verbessenmg in ffesundheitlicher Hinsicht, indem mehr Licht und Luft Zu-
tritt haben. Da aer bisher ungehinderte Zugang jugendlicher Leser zu dem
gesamten Lesestoff der Lesehalle zu Bedenken Veranlassung gab, ist be-
absichtigt, eines der Zimmer nur für jugendliche Leser 04—18 Jahre) zu be-
stimmen, in dem eine dieser Altersstufe entsprechende Auswahl von Büchern
und Zeitschriften aufgestellt wird. Die in den anderen Räumen aufliegenden
Zeitungen und Zeitschriften dürfen nur mit BewUligung des Aufsichtführenden
i) Zur Erj^änzung des a. a. O. über die frühere Volksbibliothek in Darm-
stadt Berichteten teilt Herr Lehrer Wenzel noch mit, dafs das mit ihr verbimdene
Lesezimmer nicht blos an einem Wochentage, sondern täglich in den Abend-
stunden geöffnet war.
Berichte Aber. Bibliotheken einzehier Südte.
lä
von ihnen benutzt werden. Die übrigen bisherigen erprobten Einrichtungen
wurden in den neuen Ränmen beibehflten und nur die Stunden in denen die
Lesehalle geöffnet war, etwas geändert. Da nämlich in den Nachmittags-
stunden von 2 — 4 der Besuch sehr schwach war, wurde statt dessen die ^it
von 12—2 mittags gewählt. Die Leseräume suid also jetzt von 10 Uhr vor-
mittags bis 2 Uhr nachmittags ununterbrochen offen; von 10—12 geschieht
die Aufsicht, wie bisher, durch freiwillige Helfer, von 12—2 durch den Diener.
Abends ist die Lesehalle, wie bisher von 6 — 9Vs Uhr offen.
Der Besuch der Lesehalle stellte sich folgendermalsen:
Tj» X Im ganzen Täglicher Durchschnitt
mOnai ^^^^ jggg j^^^ jgg^
Januar
1847
1489
60
48
Februar
1479
1433
53
51
März
1782
1602
58
52
April
1399
1245
47
42
Mai
1347
1466
44
47
Juni
1318
1451
44
48
Juli
1282
1422
41
46
August
' 1459
1443
47
47
September
1266
1547
42
51
Oktober
1555
1742
51
57
November
1753
1684
58,5
58
Dezember
1471
1412
49
46
Summa 17953
17936
50
49,4
Die Buch er halle wies folgende Benutzungsziffem auf (die Zahl
Klammem sind die von 1899):
Ausleihungen
davon
Monat
im
wissenschaftliche
durchschnittlich
ganzen
Werke
Januar
1810 (1709)
1553 (1617)
415 (307)
201 (214)
Februar
373 (272)
194 (202)
März
1725 (1695)
405 (312)
191 (188)
187 (157)
April
1496 (1501)
1560 (1360)
337 (306)
Mai
362 (360)
173 (151)
Juni
1527 (1166)
299 (302)
170 (148)
JuU
1259 (1432)
1278 (1274)
213 (408)
158 (159)
August
236 (310)
220 (426)
142 (146)
September
1474 (1510)
16J (167)
Oktober
1694 (1480)
280 (381)
311 (404)
188 (167)
November
1614 (1712)
202 (190)
Dezember
1726 (1625)
322 (392)
215 (181)
Summa 18716 (18080) 3773 = 20 «/o.
1900 zählte man im ganzen 1320 Leser, davon OSO männliche und 340
weibliche. Dem Alter nach waren: bis 20 Jahre alt = 50, 20 — 30 Jahre
alt = 22, 30—40 Jahre alt = 13, 40—50 Jahre alt = 9, über 50 Jahre
alt =: 6 °lo. Dies entspricht so ziemlich dem Verhältnis der früheren Jahre.
Von den männlichen Lesern waren:
Schüler und Studenten 20
Beamte, Lehrer
Kauf leute, Schreiber
Arbeiter. Handwerker
Pensionare, Rentner
Soldaten
Der Bücherbestand stieg von 5903 Bänden des Jahres 1809 auf 6300
im Jahre 1900. Hier machte sich der Platzmangel ganz besonders fühlbar.
20 ^lo
(13 %
in
1899)
10 „
(11 „
1899)
1899)
21 „
(23 „
45 „
(46 „
1899)
03,5 „
(02,7 „
(01,3 „
1899)
0,7 „
1809)
14 Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bestände konnte zuletzt gar nicht mehr
zur Aufstellung gelangen. Erst durch Verlegung der Leseräume in den
1. Stock war hinreichend Platz gewonnen und konnte an eine Neuordnung
und Aufstellung der durch Neuanschaffungen inzwischen noch wesentlich ver-
mehrtcu BUcherbestiinde gegangen werden. Die anfangs der Aufstellung zu
Grund gelegte Einteilung war nur den Bedürfnissen einer Volks bibliothek
alter Art angemessen, entsprach längst nicht mehr den rasch wachsenden Be-
dUrfuissen und war infolge dessen wenig übersichtlich. So standen z. B. unter
dem Buchstaben B in alpnabctischer Ecihcnfolge bunt gemischt durcheinander
Geschichts werke aller Art, Kunst, Kultur, Litteratur, Biographien, Reden
u. a. m. Eine Numerierung innerhalb der einzelnen Abteilungen war nicht
vorhanden. Deshalb wurde mit Rücksicht auf die veränderten Verhältnisse
und in Erwartung eines rasclien Meiteren Wachsens der Bestände unter mög-
lichster Schonung der bisherigen Bezeichnungsweise und mit Benutzung der
an anderen Orten gemachten Erfahrungen ein neuer Aufstelhingsplan aus-
gearbeitet im wesentlichen nach den von Nörrenberg vertretenen Grundsätzen,
wie sie n. a. auch bei der Begründung der Hamburger BUcherhalle zur An-
wendung kanii'u. Die von den alten Hauptabteilungen abgetrennten neuen
erhielten zu ihrem Inhalt in Beziehung stehende Standmarken (Signaturen).
So wurden von der schönen Litteratur (Standmarke A) alle Unterhaltungs-
schriften abgetrennt und an erster Stelle mit der Staudmarke ü aufgestellt;
ferner wurden neugebildet K = Kultur, Kunst ( Litte raturgeschichte, Theater,
Musik u.a.), L = Lebensbeschreibungen, M (= Miseellanea)- Sammelwerke
und vermischte Schriften, P = Pädagogik, R = Religion, S = Sprache,
Schrift. Bei den wichtigeren Abteilungen, wo es die Übersichtlichkeit er-
leichterte, wurden Unterabteilungen gebildet und durch kleine Buchstaben
gekennzeichnet z. B. E = Erwerb, Gewerbe. Eh = Handel, EI = Elektro-
technik u. a. Die getrennte Aufstellung nacn Formaten wurde vorerst nach
:< Grö&en: 16^ S«^ und 4» (alles über 25 cm Höhe) durchgeführt und durch
die Numerierung kenntlich gemacht, Quartformat durch eine der eigentlichen
Nummer vorgesetzte Null z B. Lindner, Th., Der Krieg gegen Frankreich =
Bd 04. So ergab sich eine allen Örtlichen Bedürfnissen angepafste Auf-
stellungsweise, die selbst bei bedeutend vermehrten Beständen eine leichte
Übersicht ermöglicht. Von Zettelkatalogen konnte bei den geringen Hilfs-
kräften bis jetzt nur der systematische Sachkatalog fertiggestellt werden, der
in aller Kürze im Druck erscheinen wird. Mit Hilfe des gedruckten Katalogs
soll dann ein alphabetischer Namenkatalog hergestellt werden. Aus dem in
unserem früheren Berichte (vgl. a. a. 0. 1, 119) erwähnten Zettelkatalog der
Zeitschriftenaufsätze wurde eine Auswahl des für unseren Leserkreis Geeigneten
in den gedruckten Katalog aufgenommen.
Bei der Wiedereröflfnung der Bücherhalle un Juni 1901 betrug der
Bücherbestand zusammen = 7258 Bdo, davon entfallen auf Schöne Litteratur
(Dichtungen, Unterhaltungsschriften und fremdsprachliche schöne Litteratur):
2498, Geschichte: 554, Lebensbeschreibungen: 356, Erdkunde: 522, Natur-
wissenschaft: 289, Technik, Handel: 245, Wirtschaft, Recht: 136, Hassiaca: 193,
Kirnst: 197, Pädagogik, Philosophie : 160, Religion: 164, Sprachwissenschaft:
78, Jugendschriften: 195, Sammelwerke: 108, Zeitschriften: 1383.
Ausgaben. Die Kosten für die baulichen Herrichtungen und not-
wendigen Ergänzungen betrugen 2050 M. Der Etat fUr das hiufende Ver-
waltungsjahr ergiebt zusammen 7900 M., davon für Versicherung (Feuer,
Invalidität) = 34, Gehalte = 2')8o, Diener = 500, Mobiliar und Bureau-
bedürfnisse = 200, Bücher und Zeitschriften = 2500, Buchbinderarbeiten =
1000. Miete = 920, Reinigung, Heizung, Beleuchtung = 656. Vgl. Soziale
Praxis IX. Jhrg., 1078. N.
Die städtischen Volksbibliotheken zu Dresden (s. S. 38 — 40,
48—49) i. J. 1900— 190L
Die städtischen Volksbibliotheken werden im Auftrage des Rates von
dem „Gemeinnützigen Verein zu Dresden'' verwaltet Znr Führung aller mit
Berichte über Bibliotheken ehizelner Städte. 15
der Einrichtung und dem Betriebe der Bibliotheken verbundenen Geschäfte
hat der Vcreinsvorstand einen Ausschufs eingesetzt, der die Bezeichnung
„Ausschufs des Gemeinnützigen Vereins für die städtischen Volksbibliotheken"
nihrt. Dieser Bibliotheksausscbufs wird alljährlich nach Abhaltung der Ilaupt-
versammlung des Vereins erneuert. In denselben wählt der Vorstand mehrere
seiner Mitglieder, von denen zwei mit dem Amte des Vorsitzenden und seines
Stellvertreters betraut werden, sowie einige dem Vorstande nicht angehOrige
Vereinsmitglieder. Die Ver\valter der einzelnen Volksbibliotheken gehören
als solche dem Ausschusse an.
Für das Vereinsjahr (Ende März) 1900—1901 waren nach dem Rechen-
schaftsbericht des Gemeinnützigen Vereins für das Jahr 1900 in diesen Aus-
schuis gewählt die Herren Schulrat Dr. Prietzel, Vorsitzender, Konrektor
Professor Dr. Dünger, Stellvertreter, Schuldirektor i. R. Kunath, Königl.
Bibliothekar C. Rudert, Apotheker J. F. Schulze, Schuldirektor Schulze und
die Bibliothekare der zwölf Volksbibliotheken. Wenn die Benutzung der
Volksbibliotheken (10 853 eingetragene Leser) gegen das Vorjahr (11054)
einen Rückgang der Lesebedürftigkeit anzudeuten scheint, so ist dies in
Wirklichkeit nicht der Fall, denn an die eingetragenen Leser wurden bei
154 722 Ausleihuugen 172 \b'\ Baude ausgegeben, im Vorjahre nur 172032 Bände.
Die höchste Zahl der Leser (3S881) wies wie immer der Stand der Handels-
und Gewerbegehilfen und Lehrlinge auf, an solche wurden 42 579 Bände aus-
geliehen. Ihnen folgten mit nur geringem Abstände 3S 247 Frauen mit 41 839,
sodann 34 227 Schulkinder mit 37 833, 14 115 Fabrik- und Handarbeiter mit
16032 Bänden. Der verbleibende Rest von 2925> Bänden verteilt sich auf
Handel- und Ge werbtreib ende (10 674), Beamte (9878), Schüler höherer Lehr-
anstalten (5977), Soldaten (230) und Sonstige (2493), an die insgesamt 33870
Bände ausgeliehen wurden.
Was den Inhalt der ausgegebenen Bücher anlangt, so enthelcu 46114
auf deutsche Nationallitteratur , 38 320 auf Sammelwerke, wie Zeitschriften
nnd dergl., 13199 auf Erd- imd Völkerkunde, 9165 auf Geschichte und Lebens-
beschreibungen, 12 076 auf Naturkunde, Kunst, Gewerbe und andere wissens-
werte Fächer. Sehr begehrt waren abermals die Jugendschriften, von denen
58 279 verlangt wurden. Am stärksten benutzt waren die 12. Volksbibliothek,
Vorstadt Pieschen mit Trachenberge (21589 Bände), die 9., Johaonstadt
(18 025), die 4., Pirnaische Vorstadt ( 1 7 802), die IL, Vorstadt Striesen (16436).
Der Bücherbestand, der im vergangenen Jahre 45 827 Baude betrug, hat sich
im Betriebsjahre 1899/1900 auf 46 572, mithin um 745 Bände erhöht. In Verlust
gerieten 106 Bände, flir vier wurde Ersatz geleistet, und zwölf in früheren
Jahren vermifste fanden sich wieder. Völlig zerlesen und unbrauchbar ge-
worden gab es in den Volksbibliotheken 1555 Bände; der Mehrzahl nach
gehörten diese den Gruppen der Zeit- und Jugendschriften an.
Das Königliche Ministerium des Kultus imd öfifentlichen Unterrichts
gewährte, wie seither, für sämtliche Bibliotheken zusammen 900 M., die
städtischen Behörden für jede Bibliothek 1200 M., der Bezirksverein der
Johannstadt wieder 50 M. zu Bücherkänfen für die 9. Volksbibliothek, der
Gemeinnützige Verein in Dresden -Striesen 25 M. zu gleichem Zwecke für die
11. Volksbibliothek. Dazu kamen zahlreiche GeschenKc seitens Privater. Mit
dem verflossenen Berichtsiahr hatten die Dresdener Volksbibliotheken 25 Jahre
ihres Bestehens hinter sich. Wir schlielsen uns dem im Bericht ausgedrückten
Wunsche an, dafs auch in dem nunmehr begonnenen zweiten Vierteljahr-
bnndert die Thätigkeit der Dresdener Volksbibliotheken von reichem Segen
begleitet sein möge. — r —
Stadtbücherei Elberfeld. Die Stadtverordneten bewilligten 19000 M.
flir die weitere bauliche Herrichtnng des städtischen Hauses Neumarkt 26,
in dessen Zwischen- und erstem Obergeschofs die Stadtbücherei ihr Heim
finden soll, sowie für innere Ausrüstuuff mit Büchergestellen, Möbeln n. s. w.
Der Lesesaal, etwa 1 00 Personen fassend, wird einer der hellsten und freund-
Üchsten seiner Art werden. C. N.
16 Berichte ttber Bibliotheken einzelner Städte.
Dem Bericht der Krupp'schen Bücherhalle in Essen über d. J.
1900/1901 entnehmen wir folgendes:
Die Beteiligang der Werksangehörigen hat sich im zweiten Betriebs-
jahre der Bücherhalle sehr gesteigert. Insgesamt sind von 1899—1901 9045
Anträge auf Erteilung einer Leihlcarte gestellt worden, von welchen am
28. Februar 19Q1 73S8 (gegen 5552 im Vorjahre) in Geltung waren. Fast 30'>/o
der Werksangehörigen waren Leihkartenmhaber, mit einem Anteil von etwa
79"/o Arbeitern und 21"/o Beamten. Die Zabl der ausgeliehenen Bände stieg
von rund 94000 im ersten Bctriebsjalire auf rund 141000 im zweiten, der
tägliche Verkehr von 310,8 Bänden auf 467, 7 Bände pro Leihetag. Vielfach
wurden an tausend Bänae und darüber an einem Tage ausgeliehen, am
23. Februar 1901 1072 Bände. Von dem auf 20251 Bände erhöhten Bücher-
bestande (davon waren etwa 1000 Bände am 28. Februar 1901 noch in Be-
arbeitung) waren mehr als '/s während des ganzen Winterhalbjahres gleich-
zeitig entliehen.
Auf die im Verkehr befindlichen Leihkarten entfielen nach dem Er-
Sebnisse des zweiten Jahres im Maximum fast 8000 (1899/1900: 3500), im
[inimum fast 2800 (1899/1900: 2700) gleichzeitig ausgeliehene Bände.
Die Verkehrssteigerung erklärt sich durch folgende Umstände: 1. Durch
die gröisere Bändezahl der Bücherhalle. Die Steigerung setzte langsam und
stetiff im Juni des Jahres 1900 ein, nachdem in der Hauptsache die vor-
gesehene Erhöhung des Bücherbestandes durchgeführt war.
2. Durch Zugang neuer Leser. Einen groDsen Anteil an dem Zugang
hatte die Jugend. Ein anderer Teil fiel auf solche Leihkartenbesitzer, die
anfangs den starken Andrang gescheut oder sich wegen der im Verhältnis
zur Nachfrage geringen Bäudezahl zurückgehalten hatten.
3. Durch das Zugeständnis, dafs mehrere Bände auf eine Leihkarte
entliehen werden dürfen, solange nicht ein besonderer Grund zur Ablehnung
eines solchen Wunsches vorliegt. Hierbei hat die Bücherhalle den Vorteil,
dal3 ein Teil der Besucher weniger häufig in die Ausleihe kommt Mils-
brauch der Vergünstigung ist nicht vorgekommen.
4. Durch die Eröfinung der Filiale Cronenberg. Am 1. April 1900
wurde in dem Schulhause der Krupp'schen Kolonie Cronenberg, in aer Nähe
des Hauptweges, welcher zu zwei anderen Arbeiterkolonien des Werkes ftihrt,
eine Tochter- Ausleihe eröffnet. Der Dienst wird dort von zwei Lehrern
wochentäglich von VaO — V/28 Uhr abends im Nebenamt versehen. Die für die
Ausleihe Cronenberg verlangten Bücher werden von der Bücherhalle dorthin
gesandt. Ldi Cronenberg stehen aufserdem etwa 400 Bände zur Auswahl an
Ort und Stelle bereit. In den ersten 11 Monaten ihres Bestehens sind in der
Filiale bereits 20 220 Bände ausgeliehen worden. Ein grofser Teil der Be-
sucher waren jugendliche Leser (Schüler), deren Eltern eine Leihkarte bisher
nicht genommen hatten.
I)ie allgemeinen Erfahrungen im Betriebe der Bücherhalle waren sehr
Dünstige. Gegenüber der Verke£:ssteigerung von 50<>/o sind die Zahlen sowohl
der notwendigen Erneuerungen von Umschlägen, wie der notwendigen Er-
innerungen und Mahnungen im Verhältnis erheblich gesunken; die Zahl von
festgestellten ernsteren Beschädigungen während des ganzen Jahres ist auf
30 (gegen 1 1 1 im Vorjahre), die Zahl wirklich ersetzter Schäden und Verluste
auf 19 (gegen 39 im Vorjanre) zurückgegangen. Kein einziges Buch ist in
Verlust geraten. Verlängerungsgesuche sind häufiger gestellt worden, in der
Hauptsache für Werke der wissenschaftlichen Fachabteil imgen.
Da wegen der starken Inanspruchnahme des Personals durch die Ver-
gröfserung der Bücherei und den tätlichen Ansleihedienst die Drucklegung
eines Nacutragskataloges nicht möglich war. stellten die Ausleihebeamten (in
den Wintermonaten waren stets gleichzeitig drei Beamte an dem Ausleihe-
tisch beschäftigt) dem Publikum oei der Auswahl des Lesestoffs persünlidi
ihren Rat und Auskunft über Neuanschaffungen zur Verfügung. Alle Ab-
teilungen suid mehr als im ersten Betriebsjahre benützt worden. Der Anteil
Berichte über Bibliotheken ehizelner Stiidte. 1*^
der Jugendlitteratur ist von 8 auf 16<>/o sämtlicher Entleihungen und auf das
Dreifacne der Ausleihe im ersten Jahre gestiegen; die „Schöne Litteratur''
ist mit 50" (iin Vorjahre 55°/o) sämtlicher Entleihungen benutzt worden.
Von der Verkehrssteigerung um 47 000 Bände treffen auf „Schöne Litteratur"
J9000 Bände gleich 40%. — r —
Welchen Ständen gehören die Leser der Hamburger
Öffentlichen Bücherhalle an? — Für Jede Volksbibliothek ist es
interessant, festzustellen, welchen sozialen Schichten ihre Leser angehören.
Die Öffentliche Bücherhalle zu Hamburg hat vor einigen Monaten tUr ihre
damals 6000 Leser, heute sind es bereits mehr als 9000, eine solche Stati-
stik aufgestellt. Die Bücherhalle betrachtet es als ihre Aufgabe, in erster
Linie denjenigen Bevölkerungskreisen guten Lesestoff zuzuführen, denen ein
solcher in der Regel nicht zu Gebote steht, d. h. den unteren und mittleren
Ständen. In der That ist nun die Benutzung der Bücherhalle durch diese
Bevölkerungsklassen eine aufserordentlich starke, und eine Statistik nach den
Berufen der Leser, die die Verwaltung vor einiger Zeit aufgestellt hatte, lieft
dies schon erkennen. — ludessen hatte diese Statistik emen Nachteil: wer
das Publikum der Bücherhalle nicht durch eigene Anschauung kannte, konnte
der Meinung sein, dafs z. B. die vielen Frauen nnd Mädchen, die ihren Beruf
oder den ihres Mannes oder Vaters nicht angaben, also notgedrungen als
Frauen ohne Beruf gezählt wurden, zum großen TeU den höheren Ständen
angehörten. Die Verwaltung hat aus diesem Grunde jetzt noch eine statistische
Zusammenstellung nach anderen Gesichtspunkten vorgenommen, um noch
deutlicher nnd sichtbarer zu zeigen, wem diese grofse gemeinnützige Ein-
richtung hauptsächlich zu gute kommt: nämlich eine Statistik nach der Vor-
bildung, die übrigens hier wohl zum ersten Male an einer Öffentlichen Bücher-
halle in Deutschlaud aufgestellt wurde. — Eine direkte Befragung der Leser war
zu diesem Zwecke nicht notwendig, da die Aufzeichnungen, die die Verwaltung
der Öffentlichen Bücherhalle besitzt, zu dem gedachten Zwecke ausreichen;
ieder Leser mufs sich nämlich, bevor er eine Legitimationskarte zum Ent-
leihen von Büchern erhält, durch Einzeichnung seines Namens mit Angabe
des Standes nnd der Wohnung zur Innehaltnng der Bestimmungen der Lese-
ordnung verpflichten. Nun ist es eine täglich neu hervortretende Erfahrung,
dafs viele Leser ihren Stand etwas zu hoch angeben ; jeder kleine Kaufmanns-
lehrling z. B., der kaum aus der Volksschule heraus ist, trägt sich stolz als
«Kaufmann'^ ein. Dals das die Statistik nach Ständen wesentlich verschiebt,
liegt auf der Hand; eine Statistik nach der Vorbildung aber wird durch Be-
achtung der Schrift (und oft auch der Wohnung) leicht zu erkennen gestatten,
ob der Betreffende die Volksschule, oder die Mittelschule, oder die höhere
Schule besucht hat. Namentlich tritt das eben bei den Frauen hervor, deren
Schrift und Wohnung einen sicheren Schluls auf soziale Lage nnd Bildungs-
standpunkt gestattet. Ein „Fräulein", das da und da „im Keller* wohnt,
dürfte doch wohl nur eine Volksschule besucht haben, auch wenn sie gut
schreibt, und Damen, die als Stand , nichts*, oder „Tochter", oder „Stick-
geschäft", „Leihgeschäft", „Holländisches Warengeschäft" oder ähnliches an-
geben und dazu eine ganz unausgebildcte Handschrift schreiben, wohl ebenfalls.
Unter den OOoo Lesern befinden sich nun 4443 oder 74 "/o männliche
und 1557 oder 26**/o weibliche. Und unter der Gesamtzahl der 6000 sind
mindestens 4719, die nur eine Volksschule besucht haben: d.h.
nicht weniger als 78,65 o/q! Alle diejenigen Leser, bei denen es zweifel-
haft sein konnte, ob sie eine Volksscbule oder eine Mittelschule besucht
haben, sind der letzteren Klasse zugezählt worden, die 670 Leser oder
lJ,17°/ü umfafete. Die Zahl derienigen Leser und Leserinnen aber, die eine
höhere Schule besucht haben, beträgt nur 144 oder 2,40 <^/o! Die übrigen
7,79% entfallen auf Lehrer und Lehrerinnen und auf Schüler, die absichtfich
gesondert gezählt wurden. Letztere stellten ein Kontingent von nur 100
köpfen oder 1,67 <>/o, (man erinnere sich dabei, dals die Bücherhalle einst-
m. I. a. 2
18 Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
weilen, um den Betrieb nicht zu sehr anwachsen zu lassen, leider gezwungen
ist, die Jugend unter 16 Jahren auszuschlieDsen) ; während 172 Lehrer und
195 Lehrerinnen gezählt wurden, zusammen also 3H7 oder 6,12<*/o. Unter den
Lehrern sind nur Volksschullenrer gezählt — Lehrer der höheren Schulen
sind unter der Abteilung „Höhere Vorbildung" untergebracht. Als „Lehrerinnen"
sind Volksschullehrerinnen und Lehrerinnen an höheren Schulen zusammen-
gefalst worden.
Im Ganzen zeigt also diese Statistik ein sehr erfreuliches Bild: 78,65 o/o
Leser mit Yolksschulbildung stehen 11,17 ^o mit Mittelschulbildung und
2,40 ^/u mit höherer Bildung gegenüber. Gewiä ein Resultat, wie es sich die
OflfeutHche Biicherhalle nicnt besser wünschen kann.
Die Lesehalle in Offenbach (vgl. Jg. 1, S. 123 und 193V eröffnet am
12. Febr. 1901 von dem Verein für Volksvorlesungen aus Mitteln, die in den
Kreisen der GroDsindustriellen gesammelt wurden, erhielt ihr Lokal von der
Stadt gestellt. .Sie ist geöffnet : Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag von
4— 10 Uhr. Da der Raum (in einem alten Schulhause) noch anderweitig be-
nutzt wird, müssen die Zeitschriften und Bücher in der Zwischenzeit jedesmal
wieder verschlossen werden. £s liegen auf im ganzen 150 Blätter, darunter
die wichtigeren Zeitungen aller Parteien, ferner viele Wochenschriften, ge-
werbliche Zeitschriften und Fachblätter. Der durchschnittliche Besucn im
Winter betrug 84, im Sommer 24 Personen täglich, in Anbetracht der mifs-
lichen Verhältnisse gewils ein erfreulicher Anfang! Dabei erfüllt die Lesehalle
noch eine besondere Mission, wenn sie in dem durch Parteien stark zerklüfteten
öffentlichen Leben Offenbacns als davon ganz unberührte neutrale Stätte zur
Milderung der Gegensätze beiträgt. Hoffentlich folgt die Stadt Offenbach
bald dem Beispiel anderer Städte und läfet der jungen Anstalt thatkräftige
Unterstützung zuteil werden. Besondere Verdienste nm das Zustandekommen
des Unternehmens hat sich der jetzige Leiter, der als hessischer Dialektdichter
bekannte Herr Lehrer G. V o 1 k erworben. N.
Der Jahresbericht des Volksbildungs Vereins zu Wiesbaden,
Zweigvereins der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, für
1899/1900 (Vorsitzender Professor Kühn) besagt u. a. über die dortigen
Volksbibliotheken und die Volkslesehalle (s. Jg. l, S. 174 — 175)
folgendes:
1. Volksbibliotheken. Etat: 72S1 M. Kommission: Lehrer Feld-
hausen, Vorsitzender ; Dr. Bröcking, Prof. Dr. Liesegang, Lehrer Schweighöfer.
a) Die 1. Bibliothek in der Schule an der Kastellstraljäe hat einen
Bestand von 5156 Bänden. Zahl der Leser 497. Zahl der aus-
geliehenen Bände 14900. Bibliothekstunden: Mittwochs von 12 — 2,
Sonnabends von 1—3 und Sonntags von 11—1 Uhr. Bibliothekar:
Lehrer J, May.
b) Die 2. Bibliothek in der Blücherschule bat einen Bestand von
4898 Bänden. Zahl der Leser 673. Zahl der ausgeliehenen Bände
18 777. Bibliothekstunden: Donnerstag von 5—8, Sonnabends von
5—8 und Sonntags von 11—1 Uhr. Bibliothekar: Lehrer Gustav
Hofmann.
c) Die 3. Bibliothek in der Schule der oberen Rheinstrafse hat einen
Bestand von 4337 Bänden. Zahl der Leser 724. Zahl der aus-
geliehenen Bände 20 215. Bibliothekstunden: Donnerstags und Sonn-
abends von 5—8 und Sonntags von 11— 1 Uhr. Bibliothekar: Lehrer
K. Haus.
d) Die 4. Bibliothek, Steingasse 9, wurde am 2. Juni eröffnet. Sie
hat einen Bestand von 2510 Bänden. Zahl der Leser 358. Zahl
der ausgeliehenen Bände 8S49. Bibliothekstunden : Donnerstags und
Sonnabends von 5—7 und Sonntags von 11—1 Uhr. Bibliothekarin:
Fräulein Johanna Schweighöfer.
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 19
In jeder Bibliothek werden ifUr eine BachbenutzuDg 3 Pf. bezahlt; anch
werden Jahreskarten zn l,5u M. ausgegeben.
Die Gesamtzahl der ausgeliehenen Bände war 62 741 gegen 54996 im
Vorjahr; sie beträgt fUr Erzählnngen, Novellen, Romane, Dramen 29504,
Jugendschriften 8595, Geschichte 1810, Erdkunde und Reisen 5S15, Natur-
wissenschaften 1161, Haus- und Volkswirtschaft, Erziehungslehre 127, Gewerbe
und Technik 677, Zeitschriften 14 983, französische und englische Schriften
(nur in der 2. Bibliothek) 69.
Die Gesamtzahl der eingeschriebenen Leser (Familien nnd einzelstehcnde
Personen) war 2252. Von diesen waren 16,2 «/q Beamte, 14 % Kaufleute,
39,8 0.0 kleine Handwerker, 31 «/o Arbeiter.
Der Katalog der Vülksbibliotheken wurde auch im letzten Jahre viel-
fach nach aufsen verlangt, um bei der Neubegründung oder Erweiterung der
Volksbibliotheken als Ratgeber zu dienen; in den Bibliotheken wurden im
letzten Jahre 607 Stück zu 10 Pf. das Exemplar verkauft.
2. Die Volkslesehalle. Etat: 3300 M. Kommission: Lehrer Aug.
Schmidt, Vorsitzender; Rentner Abeffg, Rentner Beuttenmllller, Frau Escherich,
Schriftst, Lehrer Feldhaiisen und Chemiker Ritter.
Bestand: 40 Tageszeitungen, 7 Wochenschriften, 71 gewerbliche, tech-
nische und Kunst -Fachzeitschriften, 40 illustrierte Zeitschriften wissenschaft-
lichen, belehrenden und unterhaltenden Inhalts. Die Zeitungen werden fast
alle gratis oder gegen Ersatz des Postaufschlags geliefert; ebenso wird ein
gro&er Teil der Zeitschriften von den Herausgebern gratis oder gegen Ersatz
des Portos oder wenigstens zu einem ermäfsigten Preis geliefert. — Der Be-
stand der Blicher vermehrte sich wieder im Laufe des Jahres erheblich durch
wertvolle Schenkungen und Ankauf gediegener Werke. Besondere Erwähnung
verdienen die illustrierten Zeitschriften und Revuen, die die Buchhandlungen
von ßornemann , Feller & Gecks und LUtzenkirchen seit dem Bestehen der
Lesehalle schenken.
Geöffnet war die Volkslesehalle: an Wochentagen von 12 — 972, an
Sonn- nnd Feiertagen von lO'/a— 12Vs und von 3— O'/a Uhr. In den Sommer-
monaten (Juni bis September) war die Lesezeit täglich von 12—10 Uhr abends,
an Sonntagen von 10 — 1 Uhr.
Im abgelaufenen Jahr hat sich der Besuch der Volkslesehalle in Folge
der schönen Witterung im Sommer und Herbst um 246 vermindert; die Ziffern
für Dezember und Januar sind geschätzt.
April Mai Juni Juli August September
1899: 2279 2165 2081 2015 21u4 2547
1900: 2225 2086 1899 2097 2283 2244
Oktober November Dezember
2560 8155 2S62
2375 2895 2S50
Zusammen: 30 492 Leser (gegen 30 738 im Vorjahr) und zwar 26652
(27182) Männer und 3840 (3566) Frauen. Der Tagesdurchschnitt betrug im
Sommer (April bis September) 71 (72^5), ün Winter (Oktober bis März) 92
(91,5) im ganzen Jahr 84,3 (84.7). Die Leser waren grofisenteils Gewerbe-
treibende jeder Art sowie Genilien und Lehrlinge ; letztere sind an Sonntagen
stark vertreten, so dafs dann oft die Räume überfüllt sind. Die Frauen waren
meist Lehrerinnen, Verkäuferinnen und Näherinnen. — r —
Januar
Februar
März
1900:
3406
2726
2b38
1901:
3400
2907
3231
Die Öffentliche Lese- und BUcherhalle in Worms (vgl. Jg. 1, S. 128
und 196) eröffnet am 26. Jan. 1900, wurde begriindet vom Oberbürgermeister
Kühler, ist musterhaft eingerichtet und wird geleitet von dem Bibliothekar
der Paulus -r>tadtl- Bibliothek Prof. Dr. Wecke rl in g. Besonders günstig ist,
d&fs beide Bibliotheken sich iu demselben Hause, der früheren Domdechanei-
Kaserne, befinden. Die Lesehalle, ein stattlicher, heller und luftiger Raum,
Ist zu ebener Erde; an 3 grofsen Tischen können etwa 40 Personen gleich-
2*
20 Sonstige MitteilaDgen.
zeitig Platz finden. Es liegen aiis: 17 Zeitungen und über 100 Zeitschriften;
darunter auch viele wissenschaftliche (historische und Kunst-) der Paolns-
bibliothek und gewerbliche Fachzeitschriften von Vereinen. In den Winter-
monaten wurde sie tätlich im Durchschnitt von 40, im Sommer von 20 Personen
besucht, die hauptsächlich dem mittleren Bürgerstande angehörten; der Arbeiter-
stand ist noch schwach vertreten. Geöffnet: an Wochentagen 4 — 10, Sonntags
n— 12 und 4—8 Uhr.
Die Bücherhalle, ebenfalls im Erdgeschofs, enthält etwas über
5000 Bde. Die Bücherausgabe geschieht an 2 Wochenabenden unentgeltlich
an jedermann. Sie hat einen gedruckten Katalog (50 Pf.). Gelesen wird
hauptsächlich Belletristik; es werden wöchentlich im Durchschnitt 120 Bde
verliehen. Was die finanzielle Lage anlangt, so gicbt die Stadt einen jälir-
lichen Zuschuls von 1100 M. und stellt Lokal, Feuerung, Beleuchtung und
Bedienung. Ausgaben : Buchwart 350, Diener 1 50, Zeitungen imd Zeitschriften
300. Bücher 300 M. —
Die hoffnungsvollen Anfänge der Wormscr Anstalt bieten alle Aussicht
dafs aus ihr, verwachsen mit aer Paulnsbibliothek , dereinst eine Einheits-
bibliothek im Sinne Nörrenbergs, die wahre Stadtbibliothek der Zukunft ent-
stehen kann. N.
Sonstige Mitteilungen.
Einem Prospekte des Bibliothekars a. D. Herrn Prof. Dr. Chr. G.
Hottinger entnehmen wir über die von Genannten geleitete Biblio-
thekarinnenschule in Südende bei Berlin folgendes:
Eröffnet wurde die Anstalt am 24. Februar 1900 mit 1 Studierenden,
zu welcher im 1. Kursus noch 3 hinzukamen; der 2. Kursus hatte, jedoch nicht
während des ganzen Jahres, 12 Teilnehmerinnen, aufserdem noch Zn-
hörerinnen in den Fächern der Allgemeinen Bildung. 3 Studierende der
Schule haben an öffentlichen Bibliotheken Stellung gefunden (in Bremen,
Charlottenbnrg, Essen), 1 hat eine Privatbibliothek geordnet.
Zweck der Schule ist die Ausbildung von über 16 Jahre alten Frauen
mit höherer Töchterschul- oder ähnlicher Vorbildung zu selbständigen Leite-
rinnen von Volks- und zu Gehilfinnen an wissenschaftÜchen Bibliotheken. Die
Lehrdauer beträgt 6 Wochen u. 1 — 3 Jahre (je nach den Ansprüchen, besonders
an Sprachkenntnis). Die Unterichtsfächer sind: Allgememe Bildung (auch
Anfangsgründe der Algebra und Geometrie); Encyklopädie und Methodo-
logie der Wissenschaften; Geschichte der Wcltlitteratnr (namentlich auch der
für Volksbibliotheken geeigneten); Lehre vom Bibliothekswesen und -Prak-
tikum; Papierkunde; Schriftsetzen, Buchdrücken, Geschichte des Buchdrucks
und Buchschmucks, vervielfältigende Künste; Buchbinden: Buchhandel, Anti-
quariat; Zeitungswesen; Museums Verwaltung; Gesetzeskunde, belr. das Schrift-
wesen; Französisch, Englisch, Lateinisch, Griechisch. In die praktische Be-
schäftigung im engeren Smne werden die Teilnehmerinnen ebenfalls eingeführt,
besonders m ihrem zweiteuHalbjahre. wenn sie sich die nötigsten Kennt-
nisse über die Bücher als solche, das Bibliothekswesen und namentlich das
Katalogisieren erworben haben. Herr Professor Hottinger macht darauf auf-
merksam, dafs die Anstalt in ihrer Bibliotliek nicht blofs, wie in den (Jg. 2,
S. 12.'^ — 126 der Blätter besprochenen) Aufsatz von Frl. Bona Peiser im
JDentralblatt des Bundes deutscher Frauen vereine* gesagt wird, Werke über
Frauen, sondern auch eine reichhaltige belletristische Litteratur besitze, dafs
sie Bücher ausleihe und auf die Entwicklung der für eine Bibliothekarin
nnerläfslichen persönlichen Eigenschaften sorgsam Bedacht nehme.
Sonstige Mitteilungen. 21
Ein Reicbsamt fUr das dentsche Bildnngswesen. Wie in den
Zeitnngen verlautet, hat der Deutsche Verein für das Fortbildungsschulwesen
beim Reichskanzler den Antrag gestellt, dem Gedanken der Schaffung eines
Eeicbsbildungsamtes niihcr treten zu wollen. Aus der Begründung seines Ge-
suchs wird folgendes heryor^ehoben : Dafs das amerikanische Unterrichtswesen,
mit neuen Gedanken befrucntet, allen Fortschritten zugänglich sei, verdanke
es im wesentlichen dem Bureau of Education in Washington und seinem aus-
gezeicbneten Leiter, dem Commissioner of Education Dr. W. T. Harris.
Deutschland entbehre einer solchen pädagogischen Beobachtungsstation; selbst
die Unterrichtsstatistik der einzelnen Bundesstaaten sei so unfleichmäOdg,
dais sichere statistische Angaben für das gesamte Bundesgebiet sehr erschwert
seien. Seit dem Jahre 189^ sei die Frage bei uns nun um deswillen noch
brennender geworden, weil man in Frankreich, England und besonders Amerika
auf dem Gebiete des Volks- und gewerblichen Schulwesens mit Riesenschritten
Reformen zustrebe, die bei uns nicht die verdiente Beachtung fänden. Eine
unbeeinflulste Reicnsbehürde , ein Reichsamt für das gesamte Bildungswesen,
würde als Sammelstelle von Unterrichtsmitteln auch eine unvergleichliche
BUdungsstätte für pädagogische Studien abgeben.
Dem Vorschlag des D. V. f. d. Fortbildungsschulwesen können wir uns
vom Standpunkt der Bibliotheksbewegung aus nur anschlielsen. Auch die
Public Libraries in den Vereinigten Staaten sind dem Chef des Bundesamts
für Bildnngswesen für verständnisvolle Förderung zu grofsem Dank verpflichtet,
und im deutschen Reich würde ein solches Amt, das nicht anordnet, sondern
blos Erfahrungen sammelt und durch Publikationen und Auskunfterteilung
den Interessenten nutzbar macht, viel für unsere Bewegung leisten können.
Es müfete natürlich kein blofses Unterrichts-, sondern eben ein Bildungs-
Amt sein. C
!T
Schenkungen für deutsche Volksbibliotheken. — Es hat
sich in den letzten Jahren , wenn eine deutsche Stadtverwaltung um die Zu-
wendung eines jährlichen Zuschusses an eine Volksbibliothek oder Bücherhalle
gebeten wurde, nicht selten ereignet, dais aus den Kreisen des Magistrats
oder der Stadtverordnetenversammlung der Einwurf erhoben wurde ^ nir die
BQcberhallen habe doch bisher die private Gemeinnützigkeit die Mittel auf-
gebracht, und es sei zu befürchten, dals durch Gewährung eines städtischen
Zuschusses diese privaten Geldzusendungen versiegen würden. Dem gegen-
über ist es nun interessant, einmal den thatsächlichen Verhältnissen nachzu-
gehen und zu prüfen, ob in der That die von privater Seite den öffentlichen
Bücherhallen zugewandten Mittel sich verringern, sobald die Gemeinden
dieselben finanziell unterstützen. In der «Zeitschrift der Centralstelle für
Arbe.iterwohlfahrtseinrichtungen" hat Dr. Ernst Schnitze, der Bibliothekar
der Öffentlichen Bücherhalle zu Hamburg, vor einiger Zeit einen ausführlichen
Aufsatz über „Schenkungen für deutsche Volksbibliotheken* veröffentlicht,
worin auch dieser Punkt genau untersucht wird. Der Verfasser hatte vor
mehreren Jahren eine bleiche Untersuchung für die englischen Verhältnisse
angestellt, ans der sich ergeben hatte, dais jenseits des Kanals die private
Gemeinnützigkeit die öffentlichen Bücherhallen gerade seit dem Zeitpunkt
am kräftigsten unterstützt hat, wo die Gemeinden beschlossen hatten, diese
Anstalten mit sehr bedeutenden Summen jährlich zu unterhalten — die Ge-
meinden, die sich bekanntlich gerade in England so sehr davor scheuen, etwas
ans öffentlichen Mitteln zu unterstützen, was nicht unbedingt dieser Unter-
stützung bedürftig und wert ist. Es ist nun ein überraschendes Ergebnis,
das sich aus der Untersuchung der Schenkungen herausgestellt hat, dais auch
in Deutschland die Fürsorge der Gemeinden für öffentliche Bücherhallen auf
die Zuwendung gröfserer Geldmittel von ]^rivatcr Seite nicht nur nicht un-
günstig einwirkt, wie man anfangs teilweise befürchtet hatte, sondern dafs
Schenkungen in gröfserer Menge erst dann den Volksbibliotheken zuzufallen
pflegen, wenn auch die Gemeinden bereits eingesehen haben, dais sie nicht
22 Sonstige Mitteilungen.
nur für Strafsenpflasterung und -beleuchtung, für Wasserleitung und Kanali-
sation, überhaupt für das leibliche Wohl ihrer Bürger, sondern auch für ihr
geistiges Wohl zu sorgen haben und dafs es da nicht genug ist, nur Volks-
schulen und höhere Schulen zu unterhalten, sondern dafs sie auch für das
nachschulpflichtige Alter durch Fortbildungsschulen, Yolksbibliotheken und
andere Biidungsmarsnahmen sorgen müssen.
Der Gesamtbetrag der den deutschen Volksbibliotheken und BUcher-
hallen bisher von privater Seite zugeflossenen Geldschenkungen beträgt nach
Schnitze fast 3 Millionen M., die sich allerdings recht ungleichmäfisig über
Deutschland verteilen. Nicht eingerechnet sind in diesen Betrag die sehr
bedeutenden Geldmittel, die die Firma Krupp für Errichtung und Unter-
haltung ihrer Büchcrhalle in Essen angewandt hat und die scnon aus dem
Grunde fortgelassen worden sind, weil die Krupp'sche Bücherhalle nicht jedem
Einwohner Essens ohne Unterschied zur Vernigung steht, sondern nur von
den Angestellten der Krnpp'schen Werke benutzt werden kann. Femer sind
in die l^belle noch njcht mit eingerechnet die Summen, die man in Bremen
znr Errichtung einer Öflentlichen BUcherhalle zusammengebracht hat, nnd die
sich auf etwa 350 000 M. belaufen; ebenso die neuesten Schenkungen in Strals-
burg und Elberfeld.
Der Löwenanteil jener 3 Millionen M. fallt auf die Reichshaupt-
stadt, wo der verstorbene Stadtverordnete Professor Leo ein Kapital von
1854000 M. zur Errichtung öffentiicher Bücherhallen hinterlassen hat. In
Berlin bestehen bekanntlich 28 städtische Volksbibliotheken und Lesehallen,
für die die Stadt ansehnliche Mittel aufwendet. Dazu ist nun nebqp der
von der .Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur" gegründeten Öffent-
lichen Lesehalle, wie unseren Lesern bekannt, vor einigen Jahren noch
eine „Ofientliche Bibliothek und Lesehalle" getreten, die der frühere Ver-
lagsbuchhändler Hugo Heimann aus eigenen Mitteln gegründet und fiir
deren Unterhaltung er ein Kapital von etwa 600 000 M. hergegeben hat.
Gerade in Berlin ist es besonders auffällig gewesen, dafs ^rofse Schenkungen
den Volksbibliotheken erst zugeflossen sind, nachdem die Stadtverwaltung
Jahr für Jahr bedeutende Summen dafür aufgewandt hatte.
Von den übrigen Schenkungen ist besonders zu erwähnen die Er-
richtung eines groüsen Gebäudes für Vorlesungs- und Volksbibliotheks-
zwecke, das gegenwärtig durch die Karl Zeifs-Stiftnng in Jena mit
einem Kostenaufwande von etwa 400 000 M. aufgeführt wird; sowie die
Schenkung des bekannten Verlagsbuchhändlers Engelhorn in Stuttgart,
der für die dortige Volksbibliothek ein sehr günstig gelegenes Grundstück
und die Summe von 80000 M. zur Errichtung eines Gebäudes schenkte.
U a m b u r g ist ebenfalls aufgeführt, allerdings einstweilen nur mit dem Gesamt-
betrage von 50 000 M. für die Errichtung der dortigen Öffentlichen Bücherhalle.
Deutschland kann sich zwar mit den 3 Millionen M., die bisher von
privater Seite für Bücherhallen und Volksbibliotheken aufgebracht wurden,
noch in keiner Weise neben die englischen und amerikanischen Schenkungen
stellen, aber immerhin scheinen die Schenkungen für öffentliche BücherhaUen
auch hier sich zu mehren.
In Nr. 51 der „Deutschen Welt" spricht sich Johannes Gill-
hoff über die Eigenschaften aus, die für „Volksschriften und Volks-
schrift steller" die wesentlichen sein müssen. Von Wert sind namentlich
die aus praktischen Erfahrungen geschöpften Urteile über den Grad der Be-
liebtheit, deren sich die einzelnen Dichter der Gegenwart oder der unmittel-
baren Vergangenheit bei den Benutzern der Volksbüchereien erfreuen. Dabei
wird mit Recht auf die halb vergessene Erzählung von Heinrich Seidel, dem
Vater, „Balthaser Scharfenberg" (Aufl. 3. Hamb. 1878) hingewiesen. Interessant
sind die mitgeteilten Wahrnehmungen über die Verbreitungsmöglichkeit der
Autoren, die Plattdeutsch schreiben. Wenn ostpreufsische Dialektdichter ebenso
wie niederrheinische z. B. in den Eibniederungen nicht mehr verstanden werden,
BUckersohaa. 23
80 führt GiUhoflf das mit Recht zum grofsen Teil aof das Fehlen einer gemein-
niederdeutschen Schreibweise znrttck. Neben den Pfarrern seien die Lehrer
unter diesen Volksschriftstellcm besonders stark vertreten. Aus der Zahl der
minder bekannten ans eben jenem Stand hervorgegangenen Autoren werden
namentlich Bandler, Kreutzer und Felix Stillfried (Brandt) kurz und treffend
gewürdigt Im allgemeinen decken sich die Beooachtungen , über die der
Verfasser berichtet, mit denen die auch von Bube una anderen gemacht
worden sind. £. Lg.
Yolksbibliotheken in Hessen (Nachtrag zu 1, 191 ff.)* Alzey,
Rheinhessen (7000 £.), Volksbibl. begründet 1890 von dem dortigen Volks-
bildnngsverein. Besals anfangs ein Lesezimmer (Schule), das aber später
^vxrv ^^^.. »u^to.,«4«o c^«.uox.iA«<A.,vix. Ausgaben: jährl.
Alzey gieot einen jährl. Zuschuis von 50 M.
Der Kreisausschuls Worms hat beschlossen, für diesen Kreis eine
Wanderbibliothek zu begründen und 400 M. dafür bewilligt.
In Aussicht stehen Neugründungen in Starkenburg: m Bessnngen (Süd-
vorstadt von Darmstadt), Eberstadt, Griesheim. N.
Bücherschau.
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
Mitteilungen über Jngendschriften an Eltern, Lehrer und Bibliothek-
voistände von der Jugendschritten- Kommission des Schweizer Lehrervereins.
Heft 24. Basel, Verlag des Vereins guter Schriften 1901.
In der Vorrede zu diesem eben erschienenen Hefte wird erwähnt,
dals die Mitteilungen, deren erste 23 Stücke bei R. Sauerländer & Cie. in
Aarau herausgegeben wurden, nunmehr in diesen neuen Verlag übergegangen
sind. Wurden im vorigen Hefte die Gesichtspunkte dargelegt, nach denen
bei der Zusammenstellung der dort abgedruckten, mit besonderer Sorgfalt
vorgenommenen Auswahl verfahren ist, so beschränkt sich das vorliegende
auf eine Besprechung von 160 inzwischen veröffentlichten Jugendschriften. Es
wird stets unmöglich sein auf einem so weitem Gebiete absolute Vollständigkeit
zu erzielen; schwerlich aber wird man der Kommission das Lob versagen
dtlrfen, dafs ihr von den vornehmsten Neuerscheinungen kaum eine entgangen
ist. Dabei ist die Kommission sich insofern treu gebfieben als sie sich ebenso
wie in früheren Jahren von aller Engherzigkeit frei gehalten hat. Besonders
nachahmungswert aber erscheint die geschickte Art, mit der für die Verbreitung
der Bücheruste von 1900 gesorgt worden ist. Nachdem das nach Altersstufen
{geordnete Verzeichnis in der „Schweizer Lehrerzeitung" veröffentlicht war,
iefisen der Schweizer Lehrerverein und viele Schulbehörden 15 000 Abzüge
davon herstellen und kostenlos an die Schulkinder verteilen. Aufserdem haben
es sich die Sektionen Basel, Bern und Zürich des bekannten Vereins zur
Verbreitung guter Schriften zur Aufgabe gemacht^ dieses Verzeichnis, das auch
dem 24. Hefte wieder als Beilage ninzngefügt ist. überall hinzusenden. So
arbeiten in der Schweiz die Vertreter der verscniedenen auf Hebung des
Volkes dorch gesunde Lektüre gerichteten Bestrebungen einander auf das
Wirksamste in die Hand. E. Lg.
AJs branchbares Hilfsmittel auf dem Gebiete der schönen Litteratur
bei Neueinrichtung von Volksbibliotheken und Lesehallen empfehlen wir:
Othmer's Vademecum des Sortimenters. Zusammenstellung der
wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der schönwissenschaftlichen
24 Bücherschan.
Litteratar. 4. (Tit.-)Aufl. bearbeitet von Carl Georg nnd Leopold Ost. Mit
Ergänzungsheft. Hannover nnd Leipzig, Leopold Ost 1891—1894, jetzt J. C.
Hinrichs'sche Bnchhandlnng in Leipzig. (1901). 4M.
Zu wünschen wäre das Erscheinen bis in die neueste Zeit hinauf-
reichender regelmäfsiger Ergänznngshefte.
Vom Verfasser ging uns zu:
Meyer, A. B. Üoer Museen des Ostens der Vereinigten Staaten von
Nord-Amerika. Reisestudien. L Mit 45 Abbildungen im Texte. II. Mit 59
Abbildungen im Texte. Berlin, R. Friedländer & Sohn, 1900, 1901. (VIII, "2 S.,
VI, KU S.). IG u. 22 M.
Diese prachtvoll ausgestatteten Separata enthalten nicht etwa nur
Museen, wie man nach dem Titel vermuten könnte, sondern auch Pläne und
Abbildungen Freier öffentlicher Bibliotheken, wie der New Yorker Staats-
bibliothek, der New Yorker Öffentlichen Bibliothek, der Öffentlichen Bibliothek
in Buffalo, der John Crerar Bibliothek, der Newberry Bibliothek und der
Öffentlichen Bibliothek in Chicago samt Beschreibung. Wertvoll sind auch
die Bemerkungen des Verfassers über die Bibliotheksschule in Albany, über
Wanderbibliotheken und über die innere Einrichtung, Beleuchtung und Heizung
der Gebäude. Allen städtischen Bibliotheken zur Anschaffung empfohlen.
An Bücherverzeichnissen gingen uns zu:
Bücherverzeichnis der Volksbibhothek zu Arnstadt 1900. Arnstadt.
Bücherverzeichnis der Städtischen Volksblibliothek zu Charlotten-
burg. 2. vermehrte Auflage. Charlottcnburg 1901. (f VIII] 313 S.). 0,30 M.
l.Aufl. besprochen m Jg. 1 , S. 207— 208 der Blätter. Die stattliche
Neuauflage, abgeschlossen am I.Juli 1901, weist einen Bücherbestand von
15 227 Bänden m systematischer Gliederung auf. Zu Teil I: Belehrende
Litteratur sind Inhaltsverzeichnisse iu systematischer und alphabetischer An-
ordnung beigegeben.
An Berichten erhielten wir:
Verwaltungsbericht der städtischen Volksbibliothek zu Bromberg
für 1900—1001. Bromberg 1901,
Jahres-Bericht über die Städische Lesehalle und die 3 städtischen Volks-
bibliotheken der Stadt Düsseldorf für den Zeitraum vom 1. April 1<^00 bis
31. März 1901. Erstattet vom ersten Bibliothekar Oberlehrer Dr. Lausberg,
Düsseldorf [1901].
Bericht der Krupp'scheu Bücherhallc (in Essen) über das Betriebs-
jahr 1900/1901. Mit 5 Tafeln. Essen 1901. — r—
B. Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
a) Systematische Übersicht.
Von Dr. C. Lausber^,
Erstem Bibliothekar der städt. Lesehalle zu Düsseldorf.
Geographie.
Achleitner, A. und E. Ubl. Tirol und Vorarlberg, Neue Schilderungen
von Land und Leuten. Zahlr. Illustr. Leipzig, Payne. (24 S.) 1 M.
Auf flüchtigem Jagdrofs in Deutsch-Südwest-Afrika. Jagd- und Reise-
bilder vom „Wilden Jäger". Zahlr. AbbUd. Berlin, Parey. 1902. (224 S.)
Geb. 9M. ^ ^
Auf weiter Fahrt Selbsterlebnisse zur See und zu Lande. Mit Original-
beiträgen deutscher Seeoffiziere, Kolonialtruppeuführer und Weltreisender.
Mit Illustr. Herausgegeben von Julius Lohmeyer. Leipzig, Dietrich. 1901.
(302 S.) 3,80 M.
Debes, E. Neuer Handatlas über alle Teile der Erde. Gl Haupt- und 124
Nebenkarten. 2. Aufl. 1901. Leipzig, Wagner & Debes. Geb. 20 M.
BücherschaiL 25
Purtscheller, Ludw. Über Fels iiiid Firn. Herausgeg. von H. Hess. Mit
vielen lllustr. München, Bruckmann. 1901. Grofe S«. (362 S.) 18,50 M.
Ein von Alpenfreunden sehnlichst erwartetes Buch des kürzlich ver-
storbenen Verlassers.
Roth, Berger, Zedlitz. Deutsches Weid werk unter der Mittemachtssonne.
Zahlr. Abbild. Berlin, Parey. 1902. (178 S.) Geb. 8 M.
Simons, CM. Eine SUdamerikafahrt. Reiseskizzen. Mit Abbild. Berlin,
Gropius. (98 S.) 2 M.
Troost, E. Samoanische Eindrücke und Beobachtimgen. Skizzen aus unserer
jüngsten deutschen Kolonie. Berlin, Ilayn's Erben. (75 S.) 1,20 M.
Zabel, Engen. Europäische Fahrten. Schulze, Oldenburg, 1901. 2 Bände,
(Band I 361 S., Band II [Pariser Weltausst] 368 S.) Geb. 12 M.
Geschichte.
Bismarck, von. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Stuttgart
und Berlin, 19(H, Cotta. Herausgegeben von Horst Kohl. Band I: Kaiser
Wilhelm I. und Bismarck (360 S.), Band II: Aus Bismarcks Briefwechsel
(567 S). Zus. ^eb. 20 M.
Fessler, .T. (Pnvatd. Univ. München.) Unter dem roten Kreuz in Transvaal,
illustr. München, Seitz & Schauer. 1902. (314 S.) Geb. 4 M.
Gonrgand, General. Napolcims Gedanken und Erinnerungen. St. Helena
1815—18. Mit 6 Bildern Napoleons. Stuttgart, Lutz. (356 S.) 5,50 M.
geb. 6,50 M.
Kleinschmidt, A. Drei Jahrhunderte nissischer Geschichte (1598—1898).
Berlin, Rade. (420 S.) 9 M.
Lamprecht, K. Zur jüngsten deutschen Vergangenheit. Erster Band: Ton-
kunst. — Bildende Kunst. — Dichtung. — Weltanschauung. (Deutsche Ge-
schichte. Erster Ergänzungsband.) Berlin, Gärtner. 6 M., geb. 8 M.
Philippson, M. Der Grofee Kurfürst Fried. Wilh. V.Brandenburg. 2. Teil.
Berlin, Cronbach. 1902. (442 S.) 7,50 M.
Reventlow, Graf. Die deutsche Flotte, ihre Entwicklung und Organisation.
Mit vielen Abbild. ZweibrUcken, Lehmann. (100 S.) 3 M.
Revolution und Kaiserreich. Prachtwerk aus dem Zeitalter der
Schreckensherrschaft Napoleons I. Herausgegeben von J. v. Pflugk-Harttung.
500 Abbild. Grofs 8°. Berlin, Spaeth. (558 S.) Geb. 8,50 M.
Richter, Otto. Deutscher Sagenschatz. Glogau, Flemming.
— , Band I: Sagenschatz aus Nordwestdentschland. Eine Auswahl der schönsten
Sa^en aus der Rheinprovinz, Westfalen, Hannover, Oldenburg und Schleswig-
Holstein. Mit 10 Abbild. (200 S.) Geb. 3 M.
— , ^and n : Sagenschatz aas dem mittleren Norddeutschland (Hessen-Nassau,
Thüringen, Harz, Mecklenburg, Lübeck, Hamburg). Mit 8 Abbild. (272 S).
Geb. 3,60 M.
Rijan. Unter dem roten Halbmond. Erlebnisse eines Arztes im russ.-türk.
Feldzuge 1877/78. Stuttgart, Lutz. (350 S.) 6,50 M.
Rohrbach, P. Im vorderen Asien. Polit. und andere Fahrten. Grofs 8°.
Berlin-Schöneberff, Buchverhg der „Hilfe". (142 S.) Geb. 4 M.
Schiele, Wolfg. Mit den Deutschen im Burenkriege. Berlin, Reimer. 1901.
(242 S.) Geb. 4 M.
Tanera, C. Deutschlands Kämpfe in Ostasien. Dem deutschen Volke er-
zählt. Hlustr. München, Beck. (345 S.) 12 Lieferungen ä 0,50 M.
Weltgeschichte, hrsg. von Holmolt, H. F., HI. Bd. Westasien und Afrika.
Lex. 8°. Leipzig, Bibl. Inst. 1 M.
Handel, Verkehrs- und häusliche Verhältnisse.
Anschütz, Ottomar. Die Photographie im Hause. Lehrbuch für Amateure.
1 T. Grofs 8«. Berlin. Anschütz. (100 S.) 2 M.
Büttner, J. Prakt. Lehrbuch des Obstbaues. 2. Aufl. Frankfurt a. 0.,
Trowitzsch & Sohn. (575 S.) Geb. 3 M.
26 Bücherschan.
Brück er, Hermann. Nene Methode der doppelten BnchfÜhrung. Lex. S<>.
Friedenau-B., Brücker, (126 S.) 3 M.
Domini, G. Die rationelle Geflügelzucht E. Wiiz, Aarau. (80 S.) Kart
1,60 M.
Fo erst er, C. (Emma Zapp). Die Kunst zu sparen in Familie und Haushalt
7. Aufl. Köln, Bachem. (229 S.) 12^ Kart. 1,20 M.
Gaerdt, H. Gärtnerische DUngerlehre. Ein prakt Handbuch für Gärtner
und Laien, Zierpflanzen im Zimmer und Garten, sowie Gemüse nnd Obst-
bäume auf angemessene Art zu düngen. Frankfurt a. 0., Trowitzsch & Sohn.
(189 S.) Geb. 3 M.
Jahn, J. Die Kontokorrentzinsrechnung. Berlin, Bruer & Co. (48 S.)
1,50 M.
Kürschner's Jahrbuch 1902. Kalender, Merk- nnd Nachschlagebuch für
Jedermann. Berlin, Hillger. (915 S.)
Kürschner. Friedr. Englische Handelskorrespondenz. 200 englische Ge-
schäftsbriefe nnd Formulare aus der Praxis. (Moderne kaufm. Bibl.
Ed. von Dr. Huberti, Leipzig) (104 S.) Geb. 2,75 M.
Schmied, A. Wie lehrt und lernt man kaufmännische Korrespondenz? (32 S.)
0,50 M.
Kunst.
Mob ins, P. J. Über Kunst und Künstler. Mit 10 Abbild. Leipzig, J.
A. Barth. (296 S.) 7 M.
Litteratur- und Spraohwissensohaft.
Agjahardus, W. Deutsche Worte aus zwei Jahrtausenden. Prag, Neu-
gebaner. (95 S.) 3,40 M.
Führt durch Proben die allmähliche Entwicklung unserer Muttersprache
vor Augen.
Berg. L. Henrik Ibsen. Studien. Köhi, A. Ahn. (127 S.) 2 M.
Brückner, A. Geschichte der polnischen Litteratur. (Die Litteratoren des
Ostens. Bd. I.) Leipzig, Amelang. (628 S.) 7,50 M.
Die letzten vier Jahrhunderte des geistigen und litter. Lebens der Polen.
Gr..äf, H. G. Goethe über seine Dichtungen. Versuch einer Sammlung dler
Äufserungen des Dichters über seine poetischen Werke. Erster Teil: Die
epischen Dichtungen. 2 Bd. Frankfurt, Litter. Anst. (Bütten & Loening).
(493—1189 S.) 9 M.
H. Grimm in der Deutsch. Rundschau: „Ich glaube nicht, dads dieses
Werk einem Freunde Goethes fehlen dürfe."
Hörn, P. Geschichte der persischen Litteratur und Brockelmann, C, Ge-
schichte der arabischen Litteratur.
Die Litteratur des Ostens in Einzeldarstellungen. (S.oben.) Bd. 4. (265 S.)
7,50 M.
Huch, Ric. Blütezeit der Romantik. Leipzig, Haessel. (400 S.) 5 M.
K l a i b e r , Th. nnd Lyon Otto. Die Meister des deutschen Briefes. Bielefeld,
Velhagen & Klasing. (529 S.) 5 M.
Briefe aus vier Jahrh. von Luther, Geliert, Bürger, Wieland, Schiller,
Goethe etc. etc.
Litzmann, B. Ibsens Dramen 1877—1900. Hamburg, Leop. Voss. (176 S.)
In Leinw. 3,50 M.
Livius, des Titus. Römische Geschichte seit Gründung der Stadt. Im
Auszuge herausgegeben von Frz. Fügner. Hilfsheft. Leipzig, Teubner.
(256 S.) Geb. 2 M.
Mosapp,H. Charlotte von Schiller. Ein Lebens- und Charakterbild. Zweite
verm. Aufl. Mit 23 AbbUd. Stuttgart, Kiehnann. (268 S.) 4 M., geb. 5 M.
Muret, Ed. und Sanders, D. Encyklop. engl.-deutsches und deutoch-engl.
Wörterbuch. IL Teil. Deutsch-Englisch. GrolseAusg. Berlin, Langensoheiat
(2368 S.) 36 M., in 2 Halbfrzbdn. a 21 M.
Ei e mann, R. Goethes Romantechnik. Leipzig, Seemann. 6 M.
Bttcherschan. 27
Medizin.
Ausfeld, R. Wie schaffen and erhalten wir uns gesunde Zähne? Berlin,
Steinitz. (78 S.) IM.
Freund, L. Die Berufskrankheiten und ihre Verhütung, nebst einer An-
leitoDg zur ersten Hilfeleistung bei plützl. Unglücksfällen. Halle, Knapp.
(124 S.) 3 M.
Hall er, W. Was mu(s man von Hypnotismus und Suggestion wissen?
Berlin, Stemitz.
Hecker, C. Wie schützt man sich vor der Maul- und Klauenseuche? Vor-
beugungsm abnahmen, Kenntnisse, Pflichten, Behandlung. 2 Aufl. Leipzig,
Schmidt und Oe. (74 S.) 1 M.
Möbius, P. G. Über den Kopfschmerz. Halle, Marhold. (46 S.) 1 M.
Rosenfeld, G. Der Einflufs des Alkohols auf den Organismus. Wiesbaden,
Bergmann. (206 S.) 5.60 M.
Schlesinger, Herm. Die Bereitung der Krankenkost. Lehrgang in 1 Abenden.
Frankfurt a. M., J. Alt (170 S.) Geb. 2 M.
Spiegel, J. Einftihrung in die erste Hülfe bei Untällen. Für Samariter-
kurse und zur Selbstbelehrung. Wien, Perles. (202 S.) 2,50 M., geb. 3 M.
Naturwissensohaften und Mathematik.
Bunge, G. ▼. Lehrbuch der Physiologie des Menschen. 2. Bd. Ernährung,
Kreislauf, Atmung, Stoffwechsel. In 36 yorti%en. Leipzig, Vogel. (592 S.)
15 M.
Debns, H. Erinnerungen an Bunsen und seine wissenschaftlichen Leistungen.
Kassel, Fischer & Co. 2 M.
Deventer, van, Chr. Physikalische (Chemie für Anfänger. 2. Aufl. Leipzig,
Engelmann. (168 S.) Geb. 4 M.
Finger, Jos. Elemente der reinen Mechanik als Vorstudien für die analyt
und angewandte Mechanik und ftlr die mathematische Physik an Univer-
sitäten und techn. Hochschulen sowie zum Selbstunterricht. 2. Aufl. Wien,
Holder. (797 S.) 20 M.
Der Stoff der ersten (vergriffenen) Auflage ist vollständig umgearbeitet
worden.
Fuss, K. und Heusold, G. Lehrbuch der Physik für den Schul- und Selbst-
unterricht mit 318 Abbild. Freiburg, Herder. (374 S.) 4 M.
Giberne, Agnes. Sonne, Mond und Sterne. Deutsch von Kirchner. Mit
Hlustr. Berlin, Cronbach. 1902. (290 S.) 4 M.
— , — . Grundfesten der Erde. Deutsch von Kirchner. Mit Hlustr. Berlin,
Cronbach. (270 S.) 4,50 M.
Gehört zu „Sonne, Mond und Sterne" und wendet sich wie dieses an
die Neulinge in der Wissenschaft (Geologie).
Janson, Otto. Meeresforschung und Meeresleben, mit Abbild. (Aus Natur
und Geisteswelt. Bd. 30.) Leipzig, Teubner. 1901. (146 S.) Geb. 1,25 M.
Müller, P. J. Probleme und Schwächen des Darwinismus. Zürich, Graun.
(62 S.) 1 M.
Schuster, Aug. Mathematik für Jedermann. Leichtfaüsliche Einführung in
die niedere und höhere Math. Stuttgart, Union. (228 S.) 3,60 M.
Pädagogik.
Gr oh mann, A. Ernstes und Heiteres aus meinen Erinnerungen im Verkehr
mit Schwachsinnigen. Zürich, Verlag Melusine. (184 S.) 2,40 M.
Trüper, Fr. W. üörpfeld's soz. Erziehung in Theorie und Praxis. Gütersloh,
Bertelsmann. (265 S.) 3,60 M.
Philosophie.
Bergemann, Paul. Lehrbuch der pädogagischen Psychologie. 1891. 40 Druck-
bogen.
— , Soziale Pädagogik. 1890. 30 Druckbögen.
Beide ersonienen bei Hofmann — Teubner in Leipzig bezw. Gera.
28 Bticherschau.
Glaser, R. Das Seelenleben des Menschen in gesunden and kranken Tagen.
Für Gebildete aus allen Ständen kurz dargestellt Frauenfeld, J. Huber.
(165 S.) 2,40 M.
Hanspaul, F. Die Seelentheorie und die Gesetze des natilrl. Egoismus und
der Anpassung. 2. Aufl. Berlin C, Duncker. (538 S.) 9 M., geb. 10 M.
Lotze, H. Gmndzüge der Methapbysik. 3. Aufl. Leipzig, Hirzel. (100 S.)
2 M.
Mach, Fr. Das Religions- und Weltproblem. Dogmenkritische und naturw.-
philosoph. Untersuchungen für die denkende Menschheit. Dresden, Pierson.
2 Bde. (zusammen 1364 S.) 20 M.
Wie Verfasser (ein kürzlich aus der röm. Kirche ausgetretener Gelehrter)
in der Vorrede bemerkt, ist diese Arbeit sein Haupt- und Lebenswerk,
sein seelisch-geistiges Vermächtnis. Er behauptet nicht nur, sondern
sucht quellenmäisig zu beweisen.
Weiss, Fr. Die Kunst zu leben. 3. und 4. Aufl. Freiburg, Herder. (541 S.)
3 M.
Hechts- und Staatswissensohaften.
Conrad, J. Leitfaden zum Studium der Volkswirtschaftspolitik. Jena,
Fischer. (147 S.) 2,80 M.
Freytag, G. Export -Atlas ftir Welthandel und Industrie. Statist. Darst
der In- und Ausnihr aller wichtigen Handelsartikel auf 2S Tafeln, 4° unter
Beigabe einer grofsen Weltverkehrskarte mit Darst. der Verkehrssprachen.
Wien, Freytag & Bemdt. Geb. 17 M.
Mit Unterstützung des K. K. Handelsmuseums in Wien herausgegeben,
wichtig für neuen Zolltarif und HandelsverträÄC.
Friedländer, B. Die vier Hauptrichtungen der modernen sozialen Be-
wegung. Berlin. Calvary & Co. (453 S.) 7 M.
Gaupp, L. Civilprozefsordnung filr das deutsche Reich. 5. Aufl. I. Bd.
Freiburg u. Tübingen, Mohr. (979 S.) Geb. 20,05 M.
Gesetz, das, über die Enteignung von Grundeigentum vom 11.6.74. I. Bd.
Breslau, Kern. (612 S.) 14 M.
Gross, Joh. Der Weg zur Erlangung einer Invaliden- und Altersrente.
Wiesbaden, Bechtold & Co. (32 S.) 0,40 M.
Liebe, G. Soziale Studien aus deutscher Vergangenheit. Jena, Costenoble.
(119 S.) 2 M.
Inhalt: Ritter und Schreiber. Die soz. Werbung der Artillerie. Die
Wallf^teu des Mittelalters und die üffentl. Meinung. Militärisches Land-
streichertum. Auslandsreisen und nationale Opposition. Die Nonne im
Volkslied.
Meffert, Frz. Arbeiterfrage und Sozialismus. Vorträge. Mainz, Kirchheim.
(380 S.) 4,50 M.
Nenhaus, £. Was mufs man vom deutschen Staatsrecht wissen? Berlin,
Steinitz. (72 S.) 1 M.
Theologie.
Hansjakob, Heinr. Jesus von Nazareth, Gott in der Welt und im Sakra-
ment. 6 Vortr. 3. Aufl. Freiburg, Herder. (86 S.) 1,50 M.
Harraeus, K. David Friedrich Straufs. Sein Leben und seine Schriften
unter Heranziehung seiner Briefe dargestellt. Männer der Zeit. Bd. 10.
Leipzig, Seemann. (408 S.) Geb. 4,60.
Hashageu, Fr. Die kirchliche Armenpflege, beleuchtet in einem Streifzug
durch das Gebiet der Fürsorge für die Bedürftigen. Gütersloh, Bertelsman».
(154 S.) 2 M., geb. 2,50 M.
Klug, A. Karl Krummacher. Sein Leben und Wirken. Elberfeld, West-
deutsch. JüDglingsbund. (255 S.) 2,40 M.
Müller, A. Scbeinchristentum und Haeckels Welträsel. Ein Vergleich.
Gotha, F. A. Perthes. 2 M.
BUcherschao. 29
Neumeister, R. EriDnerungen eines Diaspora-Geistlichen. Mit Illustr.
Potsdam, E. Stein. (236 S.) 5 M.. geb. 6,50 M.
Nösgen, K. F. Der Schriftbeweis tÜr die ev. Rechtfertigungslehre aufs neue
dargelegt Halle, R. MUhhnann. (253 S.) 6 M.
Pestalozzi, L. Die christliche Lehre m Beispielen zum Gebrauche für
Kirche, Schule und Haus. Neue Folge. 2. Aufl. Zürich, Fäsi & Beer.
(384 S.) 3,50 M.
Schäfer, Th. Praktisches Christentum. Vorträge aus der inneren Mission.
4. Folge. Gütersloh, Bertelsmann. (20;i S.) 2,40 M.
Stephan, H. Die Lehre Schleiermachers von der Erlösung. Freiburg u.
Tübingen, Mohr. (180 S.) 3,()0 M.
b) Keue Eingänge bei der Bedaktion.
Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- und Auslands (s. J^. 1,
5. 36; 2, S. 29, 162), Vorlag von Otto Hendel in Halle a. S. (Preis 0,25 M.
pro Nr.) Nr. 1500—1541.
Nr. 1500: L. Uhland, Gediclite. — Nr. 1501—1507: Der Koran, übers.
V. Th. Fr. Grigull. — Nr. 1508—1511: Multatuli, Walther in der
Lehre. — Nr. 1512: W. Henzen, Kaiser, Künig und Bürger. — Nr. 1513:
H. Heijermans, Die Hoffnung auf Segen. — Nr. 1514— 1520: E.Zola,
Germinal. — Nr. 1521-1522: Ch. Elster, Erzählungen. — Nr. 1523:
J. Eschegaray, Galeotto. — Nr. 1524. 1525: L. Budde, Kleine Ge-
schichten für grofse Leute. — Nr. 1526: Multatuli, Fürstenschule. —
Nr. 1527: Ch. D. Grabbe, Napoleon oder die hundert Tage. — Nr. 1528
bis 1534: Dantes Göttliche Komödie übers v. B. Carneri. — Nr. 1535:
F.Hebbel, Agnes Bernauer. — Nr. 1536 — 1541: V. Rydberg, Der
letzte Athener.
Pb. Reclam's Üniversal-Bibliothek, Leipzig. L. Westkirch, Urschels Fund-
fut. — H. £ u 1 e n b e r g , Leidenschaft. Trauerspiel in 5 Aufzügen. — H e r m.
chöne, Theaterluft, Humoresken.
Streifzüge in Toskana, an der Riviera und in der Provence von
Victor Ottmann. 2. Auflage mit 125 Bildern. Berlin, Alfred Schall.
(478 S.) 6 M.
Flott und unterhaltend geschrieben nach dem Goetheschen Rezepte,
den Menschen und den Sachen gerade in die Augen zu sehen und sich
dabei auszusprechen, wie einem eben zu Mute ist.
Reisebriefe aus Palaestina von H. von Soden. 2. Aufl. Berlin.
Julius Springer, 1901. (V, 216 S.) Geb. 3 M.
Sehr stimmungsvoll und von grofser Anschaulichkeit.
Im vorderen Asien. Politische und andere Fahrten von Dr. Paul Rohr-
bach. 4 M.
Bereits oben in der Übersicht verzeichnet; ist eine stark erweiterte
und umgearbeitete Ausgabe der von August 1900 bis 1901 vom Ver-
fasser aus verschiedenen Gegenden des vorderen Asiens an die „Hilfe"
gerichteten Reisebriefe. Bespricht für die Orientpolitik wichtige Probleme,
bei denen bekanntlich auch die deutschen Interessen eine hervorragende
Rolle spielen ; wir erinneren nur an die Bagdadbahn.
Vo nHongkong nachMoskau. Ostasiatische Reisen von Johannes Wi 1 d a.
Mit 58 Illustrationen, einem facsimilierten Brief des Freiherm von Ketteier
und einer Karte der Reiseroute des Verfassers. Altenburg, S.-A., Verlag
von Stephan Geibel, 1901. (312 S) 4,50 M., geb. 6 M.
Der durch seine Schriften auf dem Gebiete der Marinenovelle bekannte
Verfasser machte seine Studienreise mit amtlicher Empfehlung und er-
hielt auf diese Weise die Möglichkeit, sich manche Informationen zu
verschaffen, die dem einzelnen Reisenden sonst nicht zugänglich sind.
Darstellung frisch, Ausstattung vorzüglich.
30 BUcherschaa.
Die Weltgeschichte in K arakterbildern. Heraosgegeben von F.
Kampers, S. Mcrkle und M. Spahn. Mainz, Franz Kirchheim.
Von dieser auf etwa 40 reich illustrierte Bände berechneten Sammlung
gingen uns zu aus der 1./\bteilung Altertum: Indiens Kultor in der
Blütezeit des Buddhismus. Künig Asoka von Edmund Hardy. (72 S.
1 Karte ) 4 M. und aus der 4. Abteilung Neuere Zeit: Die Wiedergeburt
Deutschlands im 17. Jahrh. Der Grofse Kurfürst von Martin 8p ahn.
1902. (151 S. 1 Karte.) 4 M. Die Sammlung geht ausschliefslich von
Männern der Wissenschaft des katholischen Deutschlands ans, woranf der
uns vorliegende Prospekt Gewicht legt.
Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Von
Heinrich von Sybel. Volksausgabe Bd. 1—7. München und Berlin, Ver-
lag von R, Oldenburg, 1901. Geb. 24,50 M.
Es ist ein höchst verdienstliches Unternehmen der Verlagshandluog,
V. Sybels monumentales Werk jetzt in einer billigen Volksausgabe —
der Preis der ersten Ausgabe betrug 60,50 M. — weiten Kreisen zu-
gänglich gemacht zu haben. Der Text ist unverkürzt geblieben; die
Zugabe eines gut gearbeiteten Namen- und Sachregisters wird namentlich
auch den Besitzern der Bismarck'schen Memoiren, zu denen Sybel ge-
wissermafsen den Komentar liefert, willkommen sein. Das grofs angelegte
Werk sollte fortan in keiner besseren volkstümlichen deutschen Biblio-
thek fehlen.
Dreikaiserbüchlein. Lebensbilder unserer Hohenzollemkaiser. Deutsch-
lands Jugend gewidmet von L. Hoffmey er. Mit 51 Abbildungen. Breslau,
Ferdinand Hirt, 1902. 0,75 M.
Jugend- und Volksbibliotheken finden in dem VerUge von Ferdinand
Hirt & Sohn in Breslau u. Leipzig bekanntlich eine reiche Fundgrube
für den Erwerb guter volkstümlicher Schriften patriotischen Charakters.
Dreifsig Jahre preufsischer Finanz- und Steuerpolitik v. 0. Freih.
V. Zediitz und Neukirch. Berlin, E. S. Mittler & Sohn, 1901. (122 S)
2,40, geb. 3,50 M.
Wertvoller Beitrag zur Beleuchtung der früheren Bismarckschen und
Miquelschen Finanz- und Steuerpolitik, hervorgegangen aus den Ein-
drücken und Studien einer 25 jährigen parlamentarischen Thätigkeit.
Deutschlands Kämpfe in Ost-Asien, dem deutschen Volke erzählt von
C. Tanera.
Bereits oben in der Übersicht verzeichnet. Schliefst sich in Bezug ant
Text, Illustration und sonstige Ausstattung den weit verbreiteten ernsten
und heiteren Erinnerungen eines Ordonnanzoffiziers im Jahre 1870—71
desselben Veriassers ebenbürtig an.
Napoleon L Das Erwachen der Völker. Herausgegeben von Pf In gk-
Harttung unter Mitwirkung von Karl v. Bardeleben, Hans Dechend,
August Foumier, Gustav Krahmer, Edmund Meyer. Mit Illustrationen und
Holzschnitten. 1.— 5. Tausend. Berlin, J. M. Spaeth Verlag, [1901]. (XIV,
499 S.) Geb. 8^0 M.
Bildet die Ergänzung zu dem (Jg. 2, S. 02 n. oben S. 25 empfohlenen)
Werke Napoleon I., Revolution und Kaiserreich von demselben Herausgeber.
Fournier, Professor der Geschichte an der Technischen Hochschule in
Wien, schUdert Napoleons Persönlichkeit und seinen Hof. Generalleutnant
V. Bardeleben den Krieg auf der Pyrenäiscben Halbinsel, Generalmajor
Krahmer den russischen Feldzug von 1812, Major Dechend die Be-
freiungskriege von 1813—14, Professor v. Pflugk-Harttung. Archivar
am Geh. Staatsarchiv, Elba und die hundert Tage, Professor Meyer end-
lich das Trauerspiel von St. Helena. Die Fülle der beigegebenen Ab-
bildungen und Karten aus der grofsen Zeit verleihen dem Buche einen
bleibenden Wert
k
BUcherschaa. 31
L'Aigle et l'Ai^lon. Napoleon I. und sein Sohn. Der Lebensroman eines
Enterbten. Ein Zeit- and Lebensbild von Moritz v. Kais enb erg. Leipzig,
Heinrich Schmidt & Carl Günther, 1901. (XV, 279 S.) 7,50 geb. 10 M.
Schildert das Leben des unglücklichen Herzogs von Reicnstadt Franz
Joseph. Zahlreiche Originalportraits sowie sonstige Illustrationen er-
räntem den Text des anch für weitere Kreise berechneten Werkes.
Geschichte der Burenstaaten von W. Mader. Leipzig, Hermann
Seemann Nachfolger, 1901. (76 S.) 1 M.
Eine geschickt gefafste historische Orientierung über die Schicksale
der Transvaal- und Orangerepublik.
Der alte Orient. Gemeinverständliche Darstellungen, heraiisgegben von
der Vorderasiatischen Gesellschaft. 1. Jahrg., Heft 1—4, 2. Jg., Heft 1—4.
Leipzig. J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1899- 1901. a Heft 0,60 M.
Neben ihren wissenschaftlichen „Mitteilungen*^ giebt die Vorderasiatische
Gesellschaft für ein gröfseres Publikum obige Hefte heraus, di.e bisher
die Völker Vorderasiens von Hugo Wincklcr, die Amamazeit, Ägypten
und Vorderasieu um 1400 v. Chr. von Carl Niebuhr, Hülle und Paradies
bei den Babyloniem von Alfred Je rem las, der Festnngsbau im alten
Orient von A. Billerb eck, die politische Entwickelung Babyloniens
und Ass3rriens von ..Hugo Win ekler, die Toten und ihre Reiche im
Glauben der alten Ägypter von A. Wiedemann, biblische und baby-
lonische Urgeschichte von Heinrich Zimmern, die Phönizier von
W. Freih. v. Landau gebracht haben.
Goethes Leben und Werke. Von Ludwig Geiger. Leipzig, Max Hcsses
Verlag. (200 S.) 3 M.
Bildet die lesenswerte Einleitung zu einer vor kurzem in Max Hesses
neuen Leipziger Küissikem -Ausgaben erschienenen Goethe -Gesamtaus-
gabe von 44 Bänden.
Heinrich Hansjakob. Aus seinem Leben und Arbeiten von Albert
Pfister. Mit Illustrationen und Original -Aufnahmen von WUh. Engelberg.
Stattgart, Verlag von Adolf Bonz u. Comp., 1901. (192 S.). 1,80 M.
Hervorgangen ans einer Reihe fesselnder, in der illustrierten Welt
erschienener Artikel über den beliebten schwäbischen Dichter.
Marie Helene von Kügelgen geb. Zöge von Manteuffel. Ein Lebensbild
in Briefen. Herausgegeben von A. und C. Kügelgen. 4. Auflage. Mit
2 Bildnissen. Leipzig, Richard Wöpke, 1902. (453 S.) 6 M., geb. 7,50
bezw. 8,25 M.
Wo die »JugenderinneruDgen eines alten Mannes" (s. unten S. 35)
stehen, da sollte auch stets obiges Lebensbild seinen Platz finden.
Eduard Mörikes Leben und Werke. Dargestellt von Karl Fischer,
Gymnasialdirektor in Wiesbaden. Mit vielen Abbildungen. Berlin, B. Behr's
Verlag (E. Bock). 1901. (IX, 240 S.) 5M.
Ein auf wissenschaftlicher Grundlage ruhendes Lebensbild des Dichters,
verfafst im HebbePschen Sinne: Biographie soll keine Rezension sein,
dämm mnfs die Liebe sie schreiben.
Wilhelm Raabe von Wilhelm Jensen. Berlin, Gose & Tetzlafif, 1901.
(20 S.) 0,50 M.
Bildet das 10. Heft der von Hans Landsberg herausgegebenen Essays
zur Kunst und Litteratur, worin hauptsächlich Männer der neuesten Zeit,
wie Nietzsche, Kainz, Thoma, Richard Straufs, Sudermann, Böcklin und
d'Annnnzio berücksichtigt sind.
Charlotte von Schiller von Hermann Mosapp. 2. Aufl.
Wurde bereits oben in der Übersicht mit aufgeführt. Das 1896 in
1. Auflage erschienene Buch ist von der Kritik s. Z. mit Recht sehr
günstig aafgenommen worden.
32 BUcherschaa.
Lebenserinnerungen von Werner von Siemens. 6. Auf läge. Mit dem
Bilduiss des Verfassers. Berlin, Julius Springer, 19ul. (298 S.) 2 M.
Diese Selbstbiographie des grofsen Elektrotechnikers ist bei vorzüg-
licher Ausstattung im Preise so billig gestellt, dafs auch kleinere Volks-
bibliotheken sie anschaffen sollten. Sie verdient es.
Christian De Wot, der Held von Transvaal. Erzählung aus dem Befreiungs-
kampf der Buren von F. Klinck-Lütetsburg. Mit 4 Aquarellbildern
von M. Raenike. Berlin, J. Meidinger. ^280 S.) 4 M.
ZeitgemUfsc Schrift für Volksbibliotheken, besonders Jugendbibiotheken.
Neue Ideale. Gesammelte Aufsätze von Fritz Lienhard, Leipzig und
Berlin, Georg Heinrich Meyer, 1001. (271 S.) 4M., geb. 5 M.
Will nicht als Formel und Schlagwort einen neuesten . . . Ismus auf-
stellen, sondern iiglich dahin wirken, dafs wieder die organischen
Grundlagen allei st und Poesie, alles Geisteslebens und aller Kultur
erkannt, empfand« .. und beachtet werden: nämlich der Mensch selbst,
die Art seines Volkes und seine in ihm wirkende Gotteskraft.
Höchst beachtenswert.
Die litterarische Gesellschaft zu Hamburg. Ein Rückblick auf die
ersten zehn Jahre ihres Bestehens von L^on Goldschmidt. Hamburg in
Kommiss. bei M. Glogau, 1901. (87 S.) 4^.
Die Tbätigkeit der Hamburger litterarischen Gesellschaft kann anderen
Gesellschaften ähnlicher Tendenz in vielfacher Beziehung zum Vorbilde
dienen. Wir verweisen namentlich auf die Kapitel: Künstlerische Ver-
anstaltungen und Volksunterhaltungsabende.
Der Leipziger Bankkrach als Erscheinung unseres Wirtschaftslebens
gemeinverständlich dargestellt von Berthold Otto. Leipzig, K. G. Tb.
Scheffer, 1901. (96 S.) 1 M.
Bildet Heft 1 der Hauslehrer-Schriften und ist Sonderabdruck aus der
von uns früher (Jg. 2, S. 162) besprochenen Zeitschrift »Der Hauslehrer*,
Wochenschrift für den geistigen Verkehr mit Kindern. Eignet sich wegen
der Klarlegung der Grundbegriffe zur Belehrung für den Laien überhaupt
Aus den Höhen und Tiefen der Natur. Skizzen und Studien aus dem
Naturleben von Dr. phil. E. Dennert. Halle a. S. und Bremen, C. Ed.
Müller's Verlagsbuchhandlung, 1902. (IV, 258 S.) 3 M.
Gesammelte Aufsätze, dazu bestimmt, Bausteine für eine auf christlich-
idealer Anschauung aufgebaute Weltbeschreibung zu liefern.
Darstellungen aus der Natur, insbesondere aus dem Pflanzenreiche mit
Berücksichtigung des Tierlobens und der Laudschafc. Von K. Berthold,
durchgesehen von L.Bor gas. 4. Auflage. Mit 127 AbbUdungen. Kölna.Rh.,
J. P. Bachem. 1901. (X, 297 S.). 3,50 M.. geb. 5 M.
Ruht auf einer streng christlich -katnolischen Weltauffassung. Der
verstorbene Verfasser zeichnete sich durch feine Beobachtungsgabe und
durch reife Kunst in der Darstellung aus.
Volksbücher der Naturkunde und Technik. Stuttgart, Ernst Heinrich
Moritz.
Der eingesandte 3. Band enthält die Einführung in die praktische
Chemie. Unorganischer Teil von F. B. Ah reu s (160 S.) 0,80 M. geb. 1 M.
Der 4. Band wird den organischen Teil der Chemie behandeln. Wir
stellen obige Sammlung neben die in demselben Verlage erscheinenden
Volksbücher der Gesundheitspflege, auf die wir bereits empfehlend
hingewiesen haben. — r —
BÜcheraohan. 33
C. Schöne Litteratur.
a) Sammlungen.
Jnngbrnnnen. (Ein Schatzbehalter deutscher Kunst und
Dichtung.) Berlin, Fischer und Franke. Im Abonnement k Bd. 1 M.
Das von den Prüfungsausschüssen für deutsche Jngendschriften des
öfteren empfohlene und anch in den Blättern (Jg. 2, S. 04) günstig besprochene
Unternehmen schreitet mit Erfolg weiter. Bisher sind erschienen:
1. „Der Bärenhäuter^ und «Die sieben Schwaben''. Zwei Märchen in
Bildern von Franz Stassen. 1,55 M. — 2. „Hans Sachsens lustige Schwanke",
mit Bildern verziert von Georg Barlösius. 1,25 M. — 3. „Liebe, Lied imd
Lenz". 25 Volkslieder, illustriert von Franz Stassen. 1,25 M. — 4. „Königs-
kinder". Fünf Märlein von Prinzen und Prinzessinei?. und was ihnen Wunder-
bares begegnet, in Bildern von Bernhard Wenig. w>i,5p M. — 5. „Heute rot,
morgen tot". Deutsche Soldatenlieder in Bilden?p.-i|ii Hermiann Bek-Gran.
1,25 M. — 6. „Deutsche Wanderlieder" in Bilderi^n^n Hans von Volkmann.
1,50 M. — 7. Zwei Märchen vom Rübezahl" von J. K.Äug. Mnsäus. In Bildern
von Georg A. Strödel. 1,80 M. — 8. „Der Schweinehirt", nebst anderen
Märchen von Hans Christian Andersen, in Bildern von Maximilian Dasio.
1 ,25 M. — 9. „Romanzen , Balladen und Legenden" in Bildern von Franz
Stassen. 1,59 M. — 10. ,Der Reisekamerad". Märchen von Hans Christian
Andersen, in Bildern von Franz Hein. 1,50 M. — 11. „Libussa". Märchen
von J. K. Aug. Mnsäus, in Bildern von Rieh. Mauflf. 1,50 M. — 12. „Stumme
Liebe". Ein Märchen von J. K. Aug. Mnsäus , mit Bildern geschmückt von
Jos Dambergcr. 1,50 M. — 13. „Lieder der Minnesänger". Ins Hochdeutsche
übertragen von E. Escherich, in Bildern von Bernhard Wenig. 1,50 M. —
14. „Vom dummen Teufel*. Allerlei Teufelsschwänke mit Budem verziert
von Georg Barlösius. 1,25 M. — 15. „Die Gänsemagd* und „Der Eisenhans".
Zwei Grimmische Märchen mit BUdern von Hugo L. Braune. 1,25 M. —
ir>. „ Kinder lieder". Illustriert von Erich Kuithan. I,'i5 M. — 17. ,,Goldene
Zeit". Der Liebe Lust und Leid in Liedern. Mit Bildern von Ernst Lieber-
mann. 1,50 M. — 18. „Rübezahl und das Hirschberger Schneiderlein". Ein
Märchen von J. K. Aug. Mnsäus in Bildern von Arpad Schmidhammer. 1,25 M.
— 19. Zwei Märchen in Bildern von Max Bernuth. 1,25 M. — 20. „Aus der
Jugendzeit". Deutsche Volkslieder in Bildern von Arpad Schmidhammer.
1,50 M. — 21. „Heimaterde*. Der Heimat Lob in Liedern und BUdern von
Ernst Liebermann. 1,50 M. — 22. „Vofs und Swinegel ore Dat Brüden geit
um". Von John Brinckman in BUdern von Max Bernuth. 1,50 M. — 23. „Manen-
kind und andere Märchen" der Gebrüder Grimm. Mit Büdem von F. Müller-
Münster. 1,50 M. — 24. , Die Jahreszeiten in Liedern" mit Bildern von Horst-
Schultze. 1,25 M. — 25. bis 27. „Fortunat und seine Söhne". Mit Bildern
von Franz Stassen. 4,50 M. — 28. Deutsche Burschonlieder in Bildern von
J. Carben. 1,50 M. __ r—
b) Einzelne Werke.
Blum, Hans, Heitere Erzählungen ans dem Leben. Berlin 1900,
Gebr. Paetel. (340 S. gr. 8.). 5 M.
Mit behaglicher Breite und frischem Humor führt der Verfasser komische
Situationen vor, in die ein Mediziner bei einer Predigt, der vergefsliche Pro-
fessor Lethe, der Oberförster und sein Hund und der Dauerbesucher Vetter
Kleber geraten. Seine Personen sind mehr oder weniger bekannte Lustspiel-
6guren ohne starke Leidenschaften, hin und wieder etwas unwahrscheinlich,
aber eines Achtungserfolges sicher. Eine knappere Form und eine schärfere
Pointierong würden die Leser zu einem heUen. befreienden Lachen verhelfen
haben. Grölseren Volksbibliotheken zu empfenlen. Bb.
m. 1. 2. 3
34 Blich erschau.
Brackel, Ferdinande Freiin von, Chic. Köln a. Rh., J. P.
Bachern. (124 S. kl. 8.). 1,50 M., geb. 2,80 M.
Ein Buch fllr Backfische, die fllr Leutnantsuniformen schwärmen, matt
und ohne jegliche dichterische Gestaltungskraft. Die glänzende Ausstattung
des Buches kann uns nicht abhalten, die Erzählung entschieden abzulehnen.
Bb.
Busse, Carl, In der Grenzschenke. — Lena Sieg. Berlin, Alb.
Goldschmidt, 1901. (119 8. schm. 8.). 1,50 M.
Die „Grenzschenke" ist ein dUsteres Bild, eine Art Dorfgeschichte von
der polnischen Grenze, der Heimat des mehr als Lyriker denn als Novellist
bekannten Verfassers. Lampenqualm und Fuseigoruch, Säuferelend und Sünde
bilden das Milieu der Schenke, in die endlich die versöhnende Liebe einkehrt.
Die zweite Geschichte, ein Liebesidyll in drei Tagen, entbehrt der sicheren
CharakterzeichnuDg; das beste daran ist der lyrische Stimmungszauber. Für
Volksbibliotheken zu empfehlen. Bb.
Dtirow, Joachim von, Monsieur Lacoste. Pariser Roman. Dresden
und Leipzig, Carl Reifsner, 1901. (234 S. gr. 8.). 3 M.
Der Roman ist kein Pariser Sittenroman, dazu ist er viel zu decent
geschrieben; der Verf. hat nur die Ilandhmg nach der Seinestadt verlegt,
ohne dafs ein zwingender Gnind dazu vorhanden wäre. Ein paar deutsche
Namen, und der Roman hätte in Berlin spielen können. Der Titelheld, ein
wohlhabender Gutsbesitzer, mufs der Liebe zu einer verarmten adeligen
Malerin entsagen und findet später eine innere Befriedigung darin, daüs er
dem ältesten Sohne jener inzwischen glucklich verheirateten Künstlerin ein
Gut schenkt. liose eingeflochten ist der Roman eines weiblichen Modells.
Die Komposition des 'Tanzen ist ziemlich locker und nicht aus einena Gusse;
auch wird der Mangel an Handlung nicht durch ein paar gut gelungene
Partien aufgewogen. Zur Anschafl'ang für Bibliotheken ist der Roman zu
unbedeutend. Bb.
Elster, Otto, Gold und Blut. Roman aus Südafrika. Mannheim,
J. Bensheimer. (221 8. 8.). 3 M.
Der Burenkrieg hat eine umfangreiche Litteratur gezeitigt, unter der
manches kaum das TagesbedÜrtnis befriedigt. Auch dieser Roman hat keinen
bleibenden Wert. Die historischen Thatsachen bis zur Schlacht bei Kimberlcy
und die geographischen und ethnographischen Verhältnisse sind freilich ge-
schickt mit den Erlebnissen deutscher Abenteurer, die für die gerechte Sache
der Buren kämpfen, verwebt; aber man vermifst den dichterischen Genius,
der aus den Zeiterschemimgen ein abgeschlossenes Kulturgemälde schafft So
aber, wie der Roman ist, lüst er sich in einzelne Liebesgeschichten auf.
I^eseru, die sich über südafrikanische Zustände und die ersten Waflengänge
unterrichten wollen, würden wir immerhin den Roman empfehlen können,
wenn nicht die Korrektur so beispiellos nachlässig gewesen und auf die Aus-
stattung überhaupt mehr Sorgfalt verwandt wäre. Bb.
Grimm, Richard, Frühling und Liebe. Eine Sammlung moderner
Lyrik, herausgegeben und geschmückt. Leipzig 1901, R. Voigtländers
Verlag. (46 S. 8.). 0,80 M.
Das modern ausgestattete Büchlein ist ein Seitenstück zu den „Deutschen
Chansons", denen auch vier Gedichte (je zwei von Bierbaum und G. Falke)
entnommen sind. Graziös -tändelnd, keusch -sinnlich und voll jugendlichen
Frohsinns, den keine Sorge anficht, sind diese meist wohllautenden Frühlin«^-
und Liebeslieder; neben leerem Klingklang steckt darin etwas vom naiven
sangbaren Volksliede. Freunde moderner Liebeslyrik werden das Buch mit
Genufs lesen. ßb
Bücherachaa. 35
Grotthusß, Jeannot Emil Frhr. von, Die Halben. Ein Roman
ans nnserer Zeit. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer, 1901. (359 8. 8.). 4 M.
Der Verfasser der „Probleme nnd Charakterköpfe" ist ein starkes Talent,
doch vielleicbt mehr Ethiker (im besten Sinne) als Künstler. Dieses sein
neuestes Werk wendet sich gegen die Heuchler nnd Halbnaturen der Gesell-
schaftsmoral, mit der der Hauptheld, ein lauterer Charakter, aber mit dem
Makel eines früheren begangenen Fehltritts behaftet, in Konflikt gerät. Gr.
hat sich keine leichte Aufgabe gestellt, vor allem war es schwer, immer
originell zu sein. Hier nnd da kommt eine Dosis kräftigen saudischen Humors
der Darstellung zu ^ute. Im einzelnen ungleich, ist der Koman doch als
Ganzes genommen eine wortvolle Erscheinung nnd als Zeitroman nicht zu
übersehen. G. F.
Heer, J. C, Der Spruch der Fee. Novelle. Illustr. von E.
Jeanmaire und Kich. Mahn. Leipzig, Ernst Keils Nachf. (110 S.
gr. 8.). 1 M.
Die keusche, innige Liebesgeschichte aus dem tannenreichen Jura ist
das Werk eines echten ßichters. Ein Hauch zarter Romantik schwebt über
dem Gebirgssee, der das Boot der Liebenden zu der gütigen Fee trägt, aber
es fehlt auch nicht an kräftigeren Strichen, wenn es gilt, den rettenden Aus-
weg aus dem Labyrinth menschlicher Verirrungen zu suchen. Für Volks-
bibliotheken sehr empfehlenswert. Bb.
Kleinschmidt, Albert, Im Foi-sthaus Falkenhorst. Erzählungen
nnd Schilderungen ans dem Leben im Hergforsthause und im Berg-
walde. Der deutschen Knabenwelt gewidmet. Mit 4 Farbendruck-
bildem und zahlreichen TextiHustr. Gicfsen 1901, Emil Roth. (224 S.
gr. 8.). Geb. 4 M.
Reiferen und für die Schönheiten der Natur empfänglichen Knaben
bietet sich der Verfasser als kimdiger Führer durch einen mitteldeutschen
Gebirgswald an, dessen geheimnisvolles Leben und Weben er mit ihnen be-
lauscht. Zwanglos reihen sich die Naturbilder und Erlebnisse der drei Gym-
nasiasten, die zum Besuch im Forsthause weilen, aneinander, ähnlich wie in
dem kürzUch in 2. Anfla^i^e bei Trowitzsch u. Sohn in Berlin erschienenen
Jugendbuche „Auf der Wildbahn" von Becker. Die einleitenden Ausführungen
imd die späteren Unterweisnngen des Oberförsters über die entsittlichenden
Indianergeschichten hätte sich der Verfasser ruhig ersparen können. Im
übrigen empfehlen wir das hübsch illustrierte Buch namentlich Schulbiblio-
theken für Knaben von 12—16 Jahren. Bb.
Kleinschmidt, Albert, Aus deutscher Vorzeit. Erzählungen
für Jugend und Volk. I. Brinno, der Chattenftirst. Aus der Zeit der
Varusschlacht. (142 S. 8.). — IL Wehe den Besiegten. Erzählungen
ans den Jahren 15 und 16 n.Chr. (135 S. 8.). Gicfsen, Emil Roth.
ä brosch. 1 M., geb. 1,25 M.
Die beiden Bände bringen nicht geschichtliche Erzählungen schlechthin
von der bekannten, für die Jugend direkt zugeschnittenen Art, sondern
politisch und kulturgeschichtlich treue Geschichtsoilder im Rahmen des mehr
an Dahn als an Freytag erinnernden Romans. Allerdings hat der als Schul-
mann bekannte Verfasser den Geschichtsunterricht dabei im Auge gehabt;
aber er fesselt auch Erwachsene durch die lebendige Darstellung und den
Heroismus seiner Gestalten, die zuweilen nur zu modern empfinden. Für die
reifere Jugend und für Volksbibliotheken, insbesonders tür diejenigen Hessens,
sehr zu empfehlen. Bb.
Kügelgen, Wilhelm von. Jugenderinnerungen eines alten Mannes.
Geschenkansgabe. Mit dem Bildnis des Verfassers und einem ausfuhr-
36 Bttcherachaa.
liehen Vor- und Naehwort. 3. Aoflage. Leipzig, Richard Wöpke, 1901.
(XVI, 532 8. 8.). Broch. 2 M., Lwbd. 2,50 M., Hlbfrzbd. 4,20 ÄL
Die JugenderinneriiDgen von EUgelgens bedürfen keiner Empfehlung
mehr, da sie längst ein Lieblinf^sbuch der besseren Volkskreise geworden 8in£
Die vorliegende „Geschenkausgabe", durch eine Reihe erläuternder An-
merkungen bereichert, sei daher Bibliotheken um so mehr empfohlen, als der
Preis bei gntcr Ausstattung ein so mäfsiger ist Eine willkommene Ergänzung
des Buches bildet das in 4. Aufl. in demselben Verlage erschienene Werk
„Marie Helene von KUgelgen, geborene Zöge von Man teuffei. Ein Lebensbild
in Briefen", worin über die Beziehungen der Familie Rügelgen zu zahlreichen
Persönlichkeiten erwünschte Aufklärungen zu finden sind. — r —
Liliencron, A. von, Durchgerungen. Erzählungen. Barmen,
Hugo Klein (Julius Pertz). (136 8. 8.). 1,50 M.
Wie sich ein junger Marineoffizier und die eigenwillige Tochter eines
Obersten aus Mifsverständnissen zu selbstloser Liebe durchringen, das wird
psychologisch fein und ohne aufdringliche christliche Tendenz entwickelt
Nirgends verläfst die Erzählung den realen Boden; sie spielt in Dobberan,
Kiel und Kuxhaven und stellt neben das Liebespaar den pnichttrenen Herzog
Friedr. Wilh. von Mecklenburg, der mit dem Torpedoboot 1897 in die Fluten
der Nordsee sank. Das Gedicht „Zum Gedächtnis des untergegangenen
Torpedobootes" im Anhange ist keine starke Talentprobe der Verfasserin.
Für Volksbibliotheken zu empfehlen. Bb.
Moszkowski, Alexander, Das Über-Büchl. Vierzehn Humoresken.
Illustr. von Hanns Fechner und Eug. Siegert. Leipzig, Ernst Keils
Nachf. (110 S. gr. 8.). 1 M.
Der Verfasser, Chefredakteur der „Lustigen Blätter", ist ein geistreicher
Persifleur. Mit dem Humor eines lachenden Philosophen beleuchtet er die
Modethorhciten im modernen gesellschaftlichen Leben, die Reklame in der
Kunst, die Grofsmannssucht u. a. Phantastische Zukunftsbilder wie der
Luxuszug Paris -Wladiwostok, das Idealhotel und der Impresario sind in dem
feierlichen Ernst, mit dem sie vorgetragen werden, von grotesker Komik.
In der Zeit des Überbrettls und des Übermenschen wirken diese Humoresken
geradezu erfrischend. Die Regale unserer Volksbibliotheken jedoch wollen
wir für weniger vergängliche Sachen offen halten. Bb.
Schöne, Hermann, Theater -Boheme. Novelle, Illustr. von Rieh,
Mahn. Leipzig, Ernst Keils Nachf. (1 10 S. gr. 8.). 1 M.
Das im flielsendsten Salonstil geschriebene Buch bietet eine Reihe
meist heiterer Momentbilder aus dem Leben einer talentvollen Schauspielerin,
die in ihrem unsteten Dasein selbst an der Hand ihres gednldisen Gatten
keinen sicheren Halt findet. Theaterfreunde mögen an der Novelle Gefallen
finden; zur Einstellung in Volksbibliothekeu ist sie nicht gehaltvoll genug.
Bb.
Zobeltitz, H. v., Ein bedeutender Mann. Roman. Bd. 1. 2.
Jena, Hermann Costenoble, 1900. (232 u. 193 8. 8.). 6 M.
Ein fesselndes Problem aus dem ehelichen Leben wird hier in bunt-
bewegter, figurenreicher Handlung zu einer imserem natürlichen Euopfinden
entsprechenden und wohlthuenden Lüsung gebracht. Wir haben einen Berliner
Gesellschaftsroman vor uns, der den groTsen Vorzug besitzt, dafs Überall das
Reinmenschliche herausgekehrt wird, ohne dafs das entworfene Zeitbild
darunter leidet. Die Darstellung ist frisch und lebenswahr, eine Prachtgestalt
ist der alte Hotelportier. Sehr zu empfehlen. G. F.
Redaktionsschlufs für die nächste Doppelnummer am 15. Februar 1902.
Verlng von Otto Harrassowits, Leipzig. — Dnxck von Ehrhardt Kaitm, Halle.
3. Jahrg. Nr. 3 u. 4. D 1 ^ ffpr ^^^ ' *'"''' ^^^^'
für Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Herausgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in GOttiDgen, Hanssen-
strasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt fllr Bioliothekswesen zu-
sammen bezogen 1(5 M., das Centralblatt allein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Über die Auswahl des BUcherstoffes für Yolksbibliotheken.
Eine der wichtigsten Fragen, die jeden Volksbibliothekar unaus-
gesetzt beschäftigen, ist die nach den Grundsätzen, die bei der
Auswahl des Bücherstoffes zu befolgen sind. Ich meine damit
nicht die Entscheidung darüber, welche Zweige der Litteratnr berück-
sichtigt werden sollen und in welchem Umfange sie bei der Einrich-
tung oder der Vermehrung der Bibliothek zu bedenken sind, sondern
die Frage, ob unter den Büchern eines Litteraturzweiges und
insbesondere der Unterhaltungslitteratur stets und unter
allen Umständen eine Auswahl nach dem litterarischen Wert
zu treffen ist oder nicht. Man könnte meinen, dafs das überhaupt
keine Frage sein könne, dafs es vielmehr ganz selbstverständlich sei,
dafs Bücher von zweifelhaftem litterarischem Wert nicht einzusteUen
seien. Indessen ist dieser Grundsatz nicht überall anerkannt; es giebt
eine grofse Anzahl von Volksbibliotheksverwaltungen sowohl wie
auch von gemeinnützig denkenden Personen und sogar von gemein-
nützigen Gesellschaften (zu denen namentlich die „Gesellschaft für Ver-
breitung von Volksbildung^ gehört), die den Standpunkt vertreten, dafs
auch litterarisch Minderwertiges in den Volksbibliotheken vorhanden
sein dürfe, ja dafs ohne dieses gar nicht auszukommen sei, da der Ge-
schmack der Leser sich zuerst vielfach auf Minderwertiges richte und
da(j9 dann hier und da ein allmähliches „Hinauflesen" zu etwas
Besserem zu beobachten sei.
Ich will das letztere durchaus nicht bestreiten, stehe aber trotz-
dem genau auf dem entgegengesetzten Standpunkt: dafs nämlich littera-
risch Minderwertiges in die Volksbibliotheken unter keinen Um-
ständen aufgenommen werden sollte — weder als gekauft noch als
geschenkt — zumal der Hauptgrund, der daftlr angeführt zu werden
pflegt (manche Leser würden sonst den Volksbibliotheken fern bleiben)
nach meiner Ansicht in keiner Weise stichhaltig ist. Der vorliegende
An&atz soll versuchen, die Forderung zu begründen, dafs in
jeder Volksbibliothek der gröfste Wert auf die Auswahl des
Lesestoffes nach rein künstlerischen Gesichtspunkten gelegt
werden sollte.
in. 3. 4. 4k
38 Über die Auswahl des Bilcherstoffes flir Volksbibliotheken
Diese Notwencligkeit leuchtet an sich schon ein, wenn man sich
vergegenwärtigt, dafs nicht nur ein sehr wesentlicher Bestandteil der
Bücher aller Volksbibliotheken von Werken der Unterhaltungelitteratur
gebildet wird, sondern dafs auch stets die ganz fiberwiegende Mehrzahl
der entliehenen Werke dieser Litteraturgattung angehört. Die Ver-
waltung einer Volksbibliothek mag noch so grofsen Wert darauflegen
dafs die wissenschaftlichen Abteilungen besonders stark benutzt werden,
und mag die Abteilung der schönen Litteratur noch so sehr vernach-
lässigen — der Prozentsatz der jährlich ausgegebenen Bücher der
Unterhaltungslitteratur im Verhältnis zu der Zahl der insgesamt ver-
liehenen Bände wird (aufser unter ganz absonderlichen Verhältnissen)
nicht unter 60 — 70 o/o sinken; in der Regel aber etwa 80 — 90 o/^^ oder
noch mehr betragen. Nun ist es wohl selbstverständlich, dafs es bei
einer so ungemein starken Benutzung der Unterhaltungslitteratur von
der gröfsten Bedeutung sein mufs, was für Bücher die betreffenden
Abteilungen der Volksbibliotheken enthalten, ob sie sich mit Samarow,
Hackländer und der Eschstruth zufrieden geben, oder ob sie sich
auf Schiller und Goethe, auf Gustav Freytag und Fritz Reuter,
auf Peter Rosegger und Marie von Ebner-Eschenbach, mit einem
Worte auf die besten Schriftsteller stützen.
Es sollte der Ehrgeiz eines jeden Volksbibliothekars sein, dafs
die von ihm verwaltete Anstalt sich von den gewöhnlichen Leihbiblio-
theken, auch von denen schlimmster Art, nicht nur dadurch unter-
scheidet, dafs sie ihre Bücher unentgeltlich hergiebt; sondern dafs sie
vielmehr ihre Hauptaufgabe darin sieht, der wahrhaften Bildung
aller Bevölkerungsklassen zu dienen; dann mufs natürlich auch
ein ganz besonderes Gewicht auf solche Bücher gelegt werden,
die ein jeder Mensch, ob reich oder arm, ob „gebildet* oder
„ungebildet", lesen müfste. —
Ich will indessen nicht verfehlen, ausdrücklich zu betonen, dafs
die Ansicht, als müsse man nun in der Auswahl des Bücherstoffes für
die Volksbibliotheken bei jedem Buch die weitgehendsten Bedenken
haben, ob es auch wirklich für „das Volk" geeignet und verständ-
lich sei, noch schärfer abzuweisen ist; man gelangt damit auf die ab-
schüssige Bahn jener Bestrebungen, die zu der Heraufzüchtung der
zahlreichen Pseudo -Volksschriften geführt haben — jener Litteratur
kleiner Geister, die die Verständlichkeit für „das Volk" in der Platt-
heit des Stoffes, in der Nüchternheit und dem moralisierenden Ton der
Behandlung und in der Seichtheit aller Ideen suchen. Man erreicht
mit solchen Bevormundungsversuchen, die ja auch hier und da ange-
stellt worden sind, nur, dafs die Volksbibliotheken äufserst schwach
benutzt werden, und dafs bei den wenigen sich dann einstellenden Be-
suchern Heuchelei und eine widerliche Unterwürfigkeit grofsgezogen
werden. — Ganz dasselbe gilt natürlich von der Auswahl der Bücher
nach politischen Gesichtspunkten, die auch ihre Verfechter gefunden
hat; auch damit macht man die Leser nur mifstrauisch, würdigt eine
Bildungsanstalt zu der Rolle einer politischen Kleinkinderstabe herab
TOD Ernst Schnitze. S9
und lässt ganz nnd gar aufser Acht, dafs eine Volksbibliothek keine
Schulbibliothek ist. Wie richtig sagt doch F. A. Lange: „Das Gängel-
band gehört nicht in deinen Umgang mit Männern, nnd wenn du ihnen
gegenüber ein Riese an Kenntnissen wärest i'^
So unbedingt nun eine Auswahl des Bficherstoffes nach solchen
Gesichtspunkten zu verwerfen ist, so glaube ich doch, dafs wiederum
dadurch nicht gesündigt werden sollte, dafs man eine Auswahl des
Bücherstoffes ganz und gar unterläfst und alle Bücher unterschieds-
los einstellt, die geschenkt werden (nach dem Grundsatz: einem ge-
schenkten Gaul sieht man nicht ins Maul) oder die von irgend einer
Seite verlangt werden. Der Geschmack der meisten Leser, die in den
Volksbibliotheken zu lesen beginnen, ist besten Falles noch ganz un-
ansgebildet, meist aber durch die Lektüre der eine schmählich grofse
Verbreitung geniefsenden Kolportageromane (Schauerromane, Hinter-
treppenromane) oder auch der meist recht schlechten Romane „unter
dem Strich** der kleinen Zeitungen mehr oder weniger stark verdorben.
Die Stoffgier, die in jedem jugendlichen und noch nicht dnrch bessere
Litteratur beeinflufsten Leser sitzt, drängt ihn den aufregenden, blut-
gierigen oder durch irgend ein anderes Mittel die Nerven aufs äufserste
spannenden Romanen zu. Deshalb werden immer Leser kommen, die
einen „interessanten Kriminalroman** oder eine „Räubergeschichte**
oder einen pikanten Roman entweder aus der höchsten Gesellschaft
oder aus der Halbwelt verlangen. Ist das aber ein Grund, solche
Bücher auch anzuschaflfcn ? Sicherlich läfst sich gar nichts dagegen
sagen, wenn man ihnen gute Kriminalromane in die Hand giebt, deren
es ja eine ganze Reihe giebt. i) Aber nur weil die Nachfrage nach
Kriminalromanen grofs ist, möglichst viele Bücher anschaffen und jedes
geschenkte Buch nehmen, das sich mit diesem Titel bezeichnet, auch
wenn es litterarisch durchaus minderwertig ist, — das heifst
ein gefahrliches Spiel treiben. Und doch ist es durchaus nicht
nötig: ich möchte einmal die gut geleitete Volksbibliothek sehen, in
der die Leser fortbleiben würden, wenn man ihnen solche Wünsche nicht er-
füllte! In der Hamburger öffentlichen Bücherhalle ist kein einziges
derartiges Litteraturerzeugnis zu finden und eben so wenig irgend ein
Roman der Marlitt, der Werner, der Heimburg — oder gar der
Nataly von Eschstruth; und trotzdem nimmt die Benutzung fort
und fort in aufserordentl icher Weise zu
Also auch diese sogenannten „Familienschriftstellerinnen** sollen
auf den Index der verbotenen Bücher? höre ich hier eine zweifelnde
Stimme fragen. Ganz entschieden, denn auch sie können auf irgend
welchen litterarischen Wert keinen Anspruch machen; es ist traurig
genug, dafs sich Schriftstellerinnen von einer so weichlichen und
1) Ich erinnere nur an Bulwer, an Temme, an Annette von
Droste-HUlshoffs „Judenbuche'*, an Theodor Fontanes „Quitt*' und
„Unterm Birnbaum.** — Als «Räubergeschichten** lassen sich z. B. ausgezeich-
net anwenden Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas**, Karl Emil
Franz 8' „Ein Kampf ums Recht**, sowie einige Gerstäcker sehe Romane.
40 über die Auswahl de« BUcheretoffes fllr Volkabibliotheken
seichten LebensanschauQDg, von einer so entsetzlichen Verwilderung des
Stiles und einer so mafslosen Verzerrung aller psychologischen Linien,
wie sie die letzte der vier genannten Damen aufweist, in einem Kultur-
volke einer so grofsen Beliebtheit erfreuen können. Unmöglich aber
kann es Aufgabe der Volksbibliotheken sein, diese Talmigröfsen der
Ldtteratur noch bekannter zu machen. — Natürlich geht es znweilen
nicht ohne schmerzliches Bedauern ab, wenn eine Näherin oder ein
Dienstmädchen sich eine Lesekarte in der Öflfentlichen Bücherhalle aus-
stellen läfst und auf ihre Frage, ob wir denn gar keine Eschstrath
hätten, eine verneinende Antwort erhält; aber dieses Bedauern hält
nicht lange vor, wenn man ihr als Esatz dafür zuerst etwa die „Aller-
lei Leute" von Hedenstjerna oder eine der Erzählungen von Nicolai
(Scharling) und später eine Novelle von Heyse oder Storm in die Hand
giebt. Die Frage nach jenen Lieblingen eines Teiles der Damenwelt
verstummt, und die neue Leserin fühlt sich bei der licktüre der ihr
empfohlenen Bücher wohler, als das auf die Dauer bei der ewigen
und dabei meist verzerrten und unwahren Schilderung von edlen Grafen,
ungeheuer reichen und zartfühlenden Baronen, schönsten und zartesten
Damen der Gesellschaft und dem Wohlleben und Luxus einzelner be-
sonders reicher Kreise der „oberen Zehntausend" möglich gewesen wäre-'
Die Volksbibliotheken haben es eben bei dem aufserordentlich
starken Lesebedürfnis, das alle Schichten unserer Bevölkerung auf-
weisen, meiner Ansicht nach vollständig in der Hand, die Vorliebe
für gute Lektüre an die Stelle der Neigung für schlechte
Bücher zu setzen; wenn erst einmal ein Leser angefangen hat, gute
Bücher zu lesen, findet er nach einiger Zeit gar keinen Geschmack
mehr daran, sich mit unechter Ware abzugeben. Deshalb kann eine
Volksbibliothek gar nichts Besseres thun, als die Meister-
werke der Litteratur — und sie ist doch wahrlich reich genug an
solchen — so oft als möglich einzustellen, schlechte Bücher
aber gar nicht, auch nicht in einem einzigen Exemplare.
Es ist eine Erfahrung, die noch überall gemacht ist, dafs diejenigen
Bücher, die man vom künstlerischen Standpunkt aus nicht als schlecht,
aber auch nicht als besonders gut bezeichnen — und gegen deren Ein-
stellung man, zumal wenn sie geschenkt werden, nichts sagen kann —
dafs diese Bücher dann nur wenig gelesen werden, währ>end jene
Meisterwerke stets und ständig verlangt werden, und wenn sie in Dutzen-
den von Exemplaren vorhanden sind.
Es liegt wohl auf der Hand, dafs dadurch auf eine Bildung
des Geschmacks der Leser hingewirkt werden kann, deren Wichtig-
keit man nicht unterschätzen sollte. Wer sein Vergnügen an der
Lektüre von Schauerromanen findet, der wird nicht nur unter Umständen
in Gefahr sein, seine moralische Orientierung zu verlieren, i) sondern
1) S. über die Schädlichkeit der Hintertreppenlitteratur die
von unseren gebildeten Kreisen meist stark unterschätzt wird, mein I&uch
„Freie öffentliche Bibliotheken (Volksbibliotheken und Lese-
hallen)" (Stettin; Dannenberg u. Cie., 1900.) S. 315—319.
k.
von Ernst Sohaltze. 41
wird anch die Keime des Kunstsinnes, die doch wohl in der Seele
eines jeden Menschen schlammem, zur Verkttmmerung bringen oder
ganz ersticken. Wer sich dagegen an einem Goethe'schen Gedicht,
an einem Schiller'schen Drama, an einem Scott 'sehen oder Frey-
tag'schen Roman oder an einer Erzählung Marie von Ebner-
Eschenbaohs oder Roseggers erbaut, der wird diese Keime in der
wirksamsten Weise pflegen und grofsziehen; er wird nicht nur sich
selbst daran erlaben und Stunden edelsten Genusses verleben, er
wird nicht nur eine deutliche Empfindung von der Schönheit poetischer
Schöpfungen erhalten — auch sein allgemeiner Kunstsinn wird in nicht
unbeträchtlichem Mafse beeinflufst und ausgebildet werden: hängen
doch alle Seiten des menschlichen Geistes untrennbar zusammen und
beeinflussen sich gegenseitig auf das stärkste.
Ich habe bisher immer von der Unterhaltungslitteratur ge-
sprochen; man sollte dafdr sagen können ^pSchöne Litteratur^ —
denn Unterhaltungsschriften ohne poetischen Wert sollten, wie gesagt,
in den Volksbibliotheken überhaupt nicht vorhanden sein. — Ehe
übrigens in allen Fällen eine wirklich zutreffende Auswahl durch die
Bibliotheken getroffen werden kann, wird wohl noch eine lange Zeit
vergehen; denn naturgemäfs geht eine solche Arbeit über die Kräfte
eines Einzelnen und auch eines kleinen Beamtenstabes hinaus, und wir
werden abwarten müssen, bis sich auch die deutschen Volksbibliothekare,
die ja bisher nur ein sehr kleines Häuflein darstellen, zu einer
Organisation von der Lebens- und Arbeitskraft zusammengeschlossen
haben, wie sie von der Amerikanischen Bibliotheks-Gesellschaft (Ameri-
can Library Association) gebildet wird, die auf eine gemeinsame Aus-
wahl und Bekanntmachung der besten Erscheinungen der Litteratur
grofses Gewicht legt. Auch wir müfsten nicht nur einen durchaus
brauchbaren Musterkatalog besitzen, sondern möglichst ein Verzeich-
nis der empfehlenswertesten und für Volksbibliotheken brauchbarsten
Neuerscheinungen des jeweils letzten Jahres erhalten.
Merkwürdigerweise verhält sich diejenige Organisation in Deutsch-
land, die — inbesondere ihrer grofsen Mittel wegen — in erster Linie
berufen wäre, die Herstellung eines Musterkataloges in die Hand zu
nehmen (die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung), in der
ganzen Angelegenheit vollständig gleichgültig. Sie hat früher einen
„Musterkatalog^ herausgegeben oder vielmehr als Buchhändler unter-
nehmen herausgeben lassen, an dem schon seinerzeit manches auszusetzen
war, dessen letzte Auflage aber, schon weil sie 1892 erschienen ist,
heute nicht mehr brauchbar ist. Als der Verfasser dieses Aufsatzes
auf der letzten Generalversammlung der Gesellschaft eine Neu-
herausgabe des „Musterkataloges'' anregte, wurde ihm entgegengehalten,
dafs man nicht wisse — ob ein Musterkatalog überhaupt notwendig sei!
Endlich wurde doch eine Untersuchung der Frage versprochen, von
der indessen bisher nicht das mindeste verlautet ist. Schade, dafs jene
Aufgabe bei der Gesellschaft, wie es scheint, so ganz in Vergessen-
heit sinkt
42 Über die Aaswahl des BUcherstoffes fUr Volksbibliotheken.
Noch ein Wort über die Auswahl des Bücherstoffes in den
wissenschaftlichen Abteilungen. Auch hier ist eine Auswahl
nach künstlerischen Gesichtspunkten wünschenswert; doch wird sie stets
hinter der Sichtung nach der wissenschaftlichen Gediegenheit der Bücher
zurückzutreten haben. Immerhin bieten sich ja Fälle genug, in denen
ein und dasselbe Gebiet von mehreren Schriftstellern gleich gründlich
behandelt worden ist, und in denen nun eine Auswahl unter den ver-
schiedenen vorliegenden Büchern nach dem Gesichtspunkte der Klar-
heit und Verständlichkeit der Darstelluitg, der Durchsichtigkeit und
Güte des Stils getroffen werden kann. — Das Hauptgewicht wird in-
dessen ans den schon angeführten Gründen stets auf die Auswahl der
schönen Litteratnr zu legen sein, da sie eben weit stärker benutzt wird
und den Menschen auch stärker beeinflufst. Über die Zeiten, in denen
man glaubte, durch die blofse Übermittelung von Wissensstoffen den
Menschen nicht nur klöger, sondern auch besser zu machen, sind wir
ja glücklicherweise hinaus, und soweit mir bekannt ist, halten sich
fast alle Volksbibliotheken der ganzen Erde von dem Fehler der ersten
deutschen und französischen Volksbibliotheken (in den 20 er bezw.
den 40 er Jahren des 19. Jahrhunderts) frei, die ihren Lesern nur
wissenschaftliche Bücher zur Verfügung stellten.
*
Da Anfragen über empfehlenswerte Bücher in grofser Zahl an
mich gelangt sind, ein Musterkatalog aber, auf den verwiesen werden
kÖDute, nicht existiert, werde ich in den beiden nächsten Nummern der
„Blätter für Volksbibliotheken und Lesehallen^ den Versuch machen,
eine Anzahl (zusammen etwa 500 — 600) der meiner Ansicht
nach empfehlenswertesten Bücher der schönen sowohl wie
der wissenschaftlichen Litteratnr zusammenzustellen. Ich
hatte ursprünglich die Absicht, diese Listen in meinem oben ange-
führten Buche zu veröffentlichen, habe sie aber seinerzeit noch im letzten
Augenblick aus dem Manuskript herausgenommen. Wenn ich sie jetzt
nach nochmaliger gründlicher Durcharbeitung veröffentliche, hoffe ich,
dafs sie hier und da eine freundliche Aufnahme finden werden, wenn
ich mir natürlich auch nicht verhehlen kann, dafs sie wohl noch
immer verbesserungsfUhig geblieben sind.
Hamburg. Dr. Ernst Schnitze.
Die Buchdeckel)
Von Waldemar Bethmann.
Ist das Fügen, Festigen und Formen des Buchblockes be-
endet, so tritt das Buch in eine neue Phase seines Entstehens. Der
1) Vgl. Jg. 2, Nr. 1/2, 3 Nr. l/i.
Die Buchdecke. 43
nackte Bncbkörper, der Bnchblock wird mit einer Hülle bekleidet.
Die Arbeit an der Bachdecke beginnt.
Denn mit dem Bnchblock eng verbünden ist eine seinen Schntz
bezweckende, gegliederte Decke, an deren Rücken sich die beweg-
lichen Deckel, Vorder- nnd Hinterdeckel, anechliefsen.
Mag diese Hülle nnn schlicht bleiben oder später einem reicheren
Bnchschmncke Ranm bieten, sie mufs mit zufriedenstellender Sorgfalt
nnd Gediegenheit ausgeführt werden. Eine etwaige Verzierung würde
Yoraufgegangene Fehler der technischen Ausführung unter keinen Um-
standen aufwiegen, was leider oft versucht wird ; sie würde eine hand-
werklich oder maschinell vernachlässigte oder verhunzte Arbeit niemals
nachträglich zu einem wirklichen Werke des Kunstgewerbes machen
können. Denn jede schmückende Kunst, wenn sie auch noch so be-
scheiden auftritt, kann nur auf einer Grundlage gedeihen, die ihr am
zn schmückenden Gegenstande durch Zuverlässigkeit der Technik und
Echtheit des Materials bereitet wird.
Zwei Bekleidungsverfahren wendet die Buchbinderei an : entweder
wachsen gleichsam die schützenden Schalen am Buchkörper organisch,
oder die Buchdecke, das änfsere Gewand, wird ihm umgehängt wie
ein fertiger Anzug.
Die allmählige Herstellung der Buchdecke am Buchkörper selbst,
die folgerichtige Entwickelung der Decke vollzieht sich im „An-
setzen der Deckel*' nnd im „Rückenkleben am Buche." Es
ist das die altbewährte, gediegene, die handwerkliche Art des Ein-
bindens. Diese sichert eine feste Verbindung zwischen Buchkörper und
Bnchdecke nnd wird bei guten Einbänden, sowie in Fällen angewandt,
wo mit der Hand vergoldet werden soll, also bei besonders kostbaren
Büchern.
Eine wesentliche Abweichung davon bildet das „Decken-
machen** und das „Einhängen*' des Buchkörpers in die gesondert
hergestellte Decke. Es ist das die moderne, durch den Massenbetrieb
eingeftlhrte, fabrikmäfsige Art des Einbindens.
Während die Herstellungsart des (gehefteten) Buchblockes
eine allen Einbänden gemeinsame ist, zerfallt die Herstellungsart
der Buchdecke in
a) die ältere: das Ansetzen der Deckel mit der daraus sich
ergebenden Arbeit,
b) die neuere: das Deckenmachen mit der daraus sich er-
gebenden Arbeit.
Zwei Gruppen von Einbänden lassen sich demgemäfs unschwer
erkennen :
A) Einbände, die durch Ansetzen ihre Decke erhalten, ange-
setzte Bände, nämlich der Lederband, Halbfranzband, Lederrücken-
band (Halblederband), oft auch der Kalikoband und Kalikorückenband
(Halbkalikoband) bez. der Leinenband und Leinenrückenband (Halb-
leinenband), zuweilen auch der Schulband;
44 Die Buchdecke
B) Einbände, die durch Deckenmachen und Einhängen ihre
Decke erhalten, eingehängte Bände, nämlich der sogenannte Ver-
lagsband oder Bnchhändlerband, richtiger Fabrikband genannt, oft auch
der Ealikoband und Kalikorückenband, bez. der Leinenband und
Leinenrückenband nnd meistens der Schulband.
Die Arbeit an der Buchdecke umfafst also ein umfangreiches
Gebiet, in welches jede Thätigkeit einschlägt, die erstens der stmktiven
Herstellung der BuchhtUle zu Gute kommt, nnd die zweitens zu
irgend welcher Ausschmückung der Aufsen- oder Innenseite dieser
Hülle beiträgt.
In sprachlicher Beziehung sei hier eine Bemerkung gestattet
Wenn P. Adam mit Recht einige Handgriffe als alten Buchbinderzopf
verwirft, wenn M. Dörflein das günstige Vorurteil, das für den tiefen
Falz und das französische Rückenhäubchen am guten Lederbande be-
steht, mit Recht erschüttert, so ist es gewifs an der Zeit, auf einen
anderen Zopf hinzuweisen und drei inhaltlose Worte, die von Fach-
leuten, Liebhabern und Laien ständig gebraucht werden, endlich als
das zu kennzeichnen, was sie sind. Ein falscher Sprachgebrauch
wendet die Ausdrücke : Halblederband, Halbleinenband, Halbkalikoband
für Bände an, deren Rücken (folglich auch deren Ecken) mit Leder,
bez. Leinen, bez. Kaliko überzogen sind, die also nicht einen ganzen,
sondern etwa einen halben Überzug des betreffenden Stoffes tragen.
Das Wort „halb^ in der Zusammensetzung kann aber nicht eine räum-
liche Teilung, also nicht einen quantitativen Begriff, soudern nur eine
Qualität bezeichnen, wie z. B. die Ausdrücke Halbleinen, Halbwolle,
Halbseide Gewebe bezeichnen, die nicht rein in ihrer Qualität sind,
deren stofflicher Wert gemindert ist. Der Halbleinenband trägt aber
dasselbe reine Gewebe, wie der Leinenband, und nicht etwa Halbleinen,
wie das Wort sagt, und der Halblederband ist durchaus nicht mit
Halbleder überzogen. Worte wie halbasiatisch, Halbmensch, Halbgott
stellen durchaus keine räumliche Teilungen dar, wie auch der Terminus
Halbwelt glücklicher Weise nicht die halbe Welt bedeutet; nur
Qualitäten, Wertbegriffe werden hier bezeichnet.
Dagegen die Worte: Lederrückenband, Leinenrückenband sagen
das, was man meint und woran man bei Erwähnung dieser Einbände
denkt, denn dafs gerade der Rücken mit dem Stoff überzogen ist,
nach welchem der Band benannt wird, darauf kommt es an.
Jene verkehrten Einbandbezeichnungen verdanken ihre Dauer
wohl nur dem Zauber, den Zunft und Zopf ausüben. Eine grofse Ge-
meinschaft, wie Volksbibliotheken und öffentliche Lesehallen, vermögen
mit Erfolg sprachlich falschen Ausdrücken entgegenzutreten.
Die Zuriohtung der Deokel.
Deckelmaterial: Wie aus alten Abbildungen hervorgeht,
fertigten sich noch im XVI. Jahrhundert die Buchbinder mit Säge nnd Hobel
zu Buchdeckeln geeignete Holztafeln selber an. Im Abendlande kam
das orientalische Deckelmaterial, die Pappe, erst mit Beginn des XVL
von Waldemar Bethmann. ^5
Jahrhunderts allmählig in Gebrauch. Sie bildet heutzutage in kräftigen
und Bchwachen, in guten und geringen Sorten den Kern der Buchdecke.
Als die beste, säheste wird die aus alten Schiffstauen hergestellte
Tauenpappe von dunkler Färbung in England zu kostbaren Einbänden
verwendet. Von den gangbaren Sorten kommt dieser am nächsten die
aus Papierabftllen und Lumpen hergestellte, unter dem Namen Spalt-
oder Speltdeckel bekannte, graue Buchbinderpappe, die sehr zähe
und biegsam, doch teuerer als andere Rohstoffe ist, während die gelbe
aus Stroh und Papierabfällen bereitete Strohpappe billiger, aber spröde
und leicht brfichig ist und nur für geringe Einbände gebraucht werden
sollte. Die dttnnste Pappe, Schrenz genannt, ein sehr fester, halb-
weifser, nur aus Papierabfällen bereiteter Stoff wird zu Rückeneinlagen,
Weichbänden und fiberall da verwandt, wo Biegsamkeit und Dauer
erforderlich sind.
Lederpappen und Holzpappen eignen sich aus verschiedenen
Grfinden fOr Buchdeckel nicht.
Das Zuschneiden der Deckel: die Deckel, je nach Grösse
und Dicke des Bandes ausgewählt, können entweder vor dem Be-
festigen am Buchblock unter Zurechnung der Kantenbreite „passend
geschnitten", d. h. ausgezirkelt und rechtwinklig zugeschnitten
werden, oder sie können am Buche selbst „formiert*^ werden, d.h.
nachdem sie an den Buchkörper angesetzt sind eine diesem entsprechende
Form erhalten.
Vor der Befestigung am Buchblocke werden die Deckel für
Halbfranzbände auf der Innenseite, für Lederbände anf beiden Seiten
»gefüttert", d. h. mit Papier beklebt, und zwar wird ein stets mit
Kleister aufzuklebendes Ausschufspapier in beiden Fällen am Rücken-
rande des Deckels, an der sogenannten Ansatzkante umgeschlagen,
damit diese mit Papier beklebt ist, nicht aufquellen und sich nicht
stauchen kann.
In den meisten Werkstätten wird mit einer sehr zweckmäfsigen
Hilfsmaschine, der Pappschere geschnitten, mittelst der man bei
raschester Parallel- und Winkeleinstellung einen guten Schnitt erzielt.
Wo diese nicht zur Verfügung steht, schneidet man auf einem
„ Schneidebrett ** am eisernen Lineal mit dem Ritzer oder dem
Messer die Pappe zu. Das Formieren angesetzter Dcekel wird
durch das „Kantenlineal" erleichtert. Der die Deckelkanten um-
grenzende Schnitt mufs durch die Pappe glatt und senkrecht gehn.
Kante nennt man das zum gröfseren Schutze des Bnchkörpers am
Ober-, Unter- und Vorderschnitt desselben etwas überstehende Deckel-
rändchen und zwar je nachdem Oberkante, Unterkante, Vorder-
kante. Um eine glatte Deckelkante zu erzielen kommt für gute
Bände das Formieren auch in solchen Werkstätten noch vielfach vor,
die mit Pappschere versehen sind, da letztere den sehr glatten Messer-
schnitt, den die Hand des Buchbinders ausführt, kaum erreicht. Eben-
falls um eine scharfe und zugleich eine genau parallele und überall
gleichmäfsig überstehende Deckelkante zu erzielen, beschneidet man
46 Die Baohdeoke
in England and Frankreich die Bücher, wie P. Adam beschreibt, mit
den Deckeln oben und nnten in der Beschneidepresse. Die kttrzeren
Schnitte werden dort, abweichend von nnserer Gewohnheit, vor dem
Vorderschnitte ausgeführt, indem die durchzogenen Deckel beim ünter-
schnitt nach oben, beim OberscIiDitt nach unten zurückgeschoben werden,
der Band eingesetzt und nach genau vorgezeichneter Schnittlinie ab-
geschnitten wird. Zur Ausführung des Vorderschnittes, der dort eben-
falls meist nicht in der Maschine geschnitten wird, macht man alsdann
den Buchkörper, nachdem die Deckel zurückgeschlagen sind, zunächst
wieder gerade, wobei der französische Buchbinder das sogenannte
„Persieren* anwendet, indem er den zwischen zwei „Spalten", d. l
hölzernen Linealen gefafsten Bnchkörper durch Hin- und Herdrücken
vermittelst dieser Spalten allmählig in eine gerade Richtung bringt, in
welcher derselbe eingesetzt und beschnitten wird. Der englische Buch-
binder stellt den ganzen Band vertikal mit dem Rücken auf den Tisch, hüt
den mit den Deckeln nach hinten gedrückten und anf diese Weise
gerade gerichteten Band vermittelst zweier oben und unten ange-
schobenen eisernen Klammern in dieser geraden Lage fest und setzt
ihn zum Beschneiden ein. Beim französischen und beim englischen
Verfahren wird die Vorderkante der Deckel alsdann am Lineal mit
dem Messer geschnitten.
Bemerkenswert erscheint bei diesen verschiedenen Verfahren eine
gewisse Bevorzugung der Handarbeit, zweitens die Fürsorge, mit der
in guten Werkstätten dahin gestrebt wird, die technische Ausführung
des Einbandes auch in diesem Stadium der Arbeit zu einer möglichst
vollkommenen zu machen.
Das Ansetzen der Deckel.
Ansetzen heifst, dem Deckel am Buchblock seinen Sitz geben.
Man bedient sich dabei des Kleisters oder des Leims. Kleister ist
vorzuziehn, denn geleimte Bünde trocknen freilich rascher, drücken sich
jedoch nicht so glatt in den Deckel ein, wie gekleisterte. Das An-
setzen kann auf folgende mehrfache Art geschehen:
1. Ansetzen auf die Bünde (gewöhnliches Ansetzen);
2. Ansetzen unter die Bünde (auf tiefen Falz ansetzen);
3. Durchziehen der Bünde durch den Deckel (vermittelst durch-
zogener Bünde ansetzen);
4. Zwischenkleben der Bünde (nach Art der Geschäftsbücher
ansetzen).
Als Material zur Bundschnur wird Heftbindfaden ans lang-
faserigem Hanf gebraucht, der lose gedreht ist, damit er sich behiä
Aufschabens leicht wieder aufdrehen läfst. Gute Hanfgarnfllden in ge-
nügender Anzahl sind als Heftschnüre sehr wohl brauchbar.
Die freistehenden Bundenden werden unmittelbar nach dem
Heften, also noch vor dem Festigen und Formen des Buchkörpers, auf-
gedreht und mittelst des Aufschabebrettchens oder Anfschabe-
bleches, auch mit scharfer Bürste, „aufgeschabt", d, h. in ihre ein-
von Waldemar Betbmann. 47
zelnen Fäden zerlegt. In diesem Znstande sollte man die Bttnde bis
zur Herstellnng der Decke lassen. Jedoch werden bei geringeren
Einbänden schon gleich nach dem Heften die anfgeschabten Bflnde anf
den Flügelfalz des Vorsatzes mit Kleister anfgcklebt, und zwar mnfs
das so geschehen, dafs die einzelnen Fäden der Bnndscbnflre recht
glatt nnd strahlenförmig anfliegen. Zweckmäfsiger, d. h. solider ist es
jedoch, auch bei billigen Einbänden, ja selbst bei Schnlbänden die
Btlnde bis znr Herstellnng der Buchdecke noch lose zu lassen nnd erst
dann mit aufzukleben, weil dieselben alsdann besser vom Kleister
durchdrungen werden, einen festigenden Pressendruck sogleich erhalten
nnd sich anf diese Weise viel besser mit dem Deckel verbinden.
1. Das Ansetzen auf die Bflnde oder gewöhnliche An-
setzen. Der auf der Innenseite an der Ansatzkante 3 oder 4 cm breit
mit Kleister „ angeschmierte ^, d. i. bestrichene Deckel wird fest an den
Falz angerückt und auf die mit Kleister getränkten Bnndenden so auf-
gelegt, dafs deren aufgeschabte Fäden un verwirrt und strahlenförmig
vom Rflcken auslaufend sich dem Deckel aufkleben. Statt der Bnnd-
schnur hat sich das sehr zweckmäfsige Heftband jetzt eingebürgert.
Der 80 , angesetzte" Band wird zwischen . Bretter eingeprefst. Unter
die Deckel eiu gelegte Zinkbleche pressen die geklebten Stellen glatt
und blank.
2. Das Ansetzen unter die Bünde oder auf tiefen Falz.
Der auf der Aufsenseite an der Ansatzkante 3 oder 4 cm breit mit
Kleister angeschmierte Deckel wird fest in den Falz und zwar unmittel-
bar auf's Buch unter die Bundenden gelegt, die Fäden der aufge-
schabten Bundenden werden mit einem Messer gleichmäfsig auf den
Deckel herübergestrichen und vom Rflcken strahlenförmig auslaufend
glatt auf den Deckel festgeklebt. Darüber wird ein zusammenge-
brochener, also doppelter Streifen Ansschnfspapier gelegt, um das
Kleben am Zinkblech zu vermeiden, mit welchem wiederum das Buch
eingeprefst wird. Der Deckel, Innenseite und Ansatzkante sind vor
dem Ausetzen mittelst Kleisters mit Ansschnfspapier zu füttern.
So beliebt diese Ansatzweise ftir kostbare Bände auch sein mag,
so ist doch konstruktiv darin ein bedenklicher Punkt zu erblicken, der
hier schon angedeutet werden soll. Die Gelenkstelle der auf den
Deckel steigenden Bundschnnr wird einer starken Beanspruchung aus-
gesetzt, die nicht selten im Brechen der Schnur sich zeigt; aufserdem
führt der tiefe Falz ein schweres Aufschlagen der Vorder- und Hinter-
bogen und einige damit verbundene Nachteile herbei.
Wie durch die Ansatzweise des Geschäftsbuches diese Übelstände
umgangen werden, das kann dem Buchbinder einen Ansporn geben,
bei seinen Einbänden einige dem Geschäftsbuche abgelauschte Besser-
ungen einzuführen.
3. Das Durchziehen der Bflnde durch den Deckel ist die
älteste Art ; das Durchziehen der Pergamentbünde durch Einschnitte in
den Holzdeckeln war seit ältester Zeit üblich. Später hat man die
^8 Die Buchdecke.
hänfene Schnur ebenfalls durch die Deckel gezögen. Heute werden in
guten, soliden Werkstätten alle guten Leder- nnd Halbfranzbftnde
„durchgezogen*. Durch den Deckel werden etwa 6 bis 8 mm von der
Ansatz- oder Falzkante entfernt den einzelnen Bundstellen entsprechend
Löcher mit einer spitzen Ahle gestochen von aufsen nach innen in
schräger Richtung nach der Vorderkande zu. Der Deckel wird ge-
wendet und seitwärts neben dem ersten Stichloche je ein zweites ge-
stochen. i)urch diese Löcher werden die mindestens 5 om langen
Bundenden gezogen, nachdem dieselben gut gekleistert und spitz ge-
dreht sind. Um die Bünde in den Deckeln recht straff zu spannen
werden die Deekel im Falz aufrecht gestellt und die möglichst scharf
angezogenen Bttnde über einer festen Platte mit dem Hammer bei halb-
geöffneten Deckeln niedergeklopft. Der gekleisterte Bund soll in den
Deckellöchem gut festkleben nnd, soweit er zu Tage tritt, flach ge-
klopft werden. Nachdem darauf der Deckel langsam geschlossen und
die überstehenden Bundenden auf der Aufsenseite des Deckels kurz ab-
geschnitten sind, wird der Band mit innen und aufsen vorgelegten
Blechen eingeprefst.
Diese bei uns übliche Durchziehweise entspricht fast genau der
englischen, während die ^französische darin besteht, dafs für jeden
Bund drei im Dreieck zu einander stehende Löcher gestochen werden,
und der ebenfalls bei halb anfgeschlagenem Deckel fest eingespannte
und eingeklopfte Bund den Weg durch diese Löcher beschreibt Das
schliefsliche Einpressen geschieht wie beim deutschen Verfahren.
Vor dem Ansetzen sind die Deckel mit Papier zu füttom und die
Ansatzkante ist dabei zu umkleben. Nach dem Ansetzen, gleichviel
welches Verfahren gewählt ist, mnfs der Band eingeprefst werden, je
länger, desto besser.
Wenn der Fachmann das Durchziehen der Bflnde ein „Ansetzen
auf durchzogene Bünde" nennt, so wählt er einen verkehrten Aus-
druck. Denn nicht auf, sondern unter die Bünde wird in diesem
Falle der Deckel angesetzt, die Bünde legen sich über die Ansatzkante
hinweg auf den Deckel. Das Durchziehen der Bünde setzt ein An-
setzen unter die Bünde voraus.
4. Das Zwischenkleben der Bünde zwischen die Deckel-
lagen ist die Ansatzweise des Geschäftsbuches. Auf das mit Leim
aufsen ganz angeschmierte erste bez. letzte Blatt des Buchkörpers setzt
man einen dünnen, sehr festen Deckel etwa IV2 oDim ^on der ange-
nommenen Falzlinie entfernt an. Ein eigentlicher Falz ist beim Ab-
pressen völlig weggeprefst. Die aus festem rohleinenem Bande in
einer Breite von 1 bis I72 ^^ bestehenden Bünde werden aufsen auf
diesen Deckel aufgeklebt, ebenso die überragenden Lappen des Stoffes,
mit dem der Rücken überklebt ist. Auf diesen so befestigten Deckel
wird ein zweiter, kräftiger Deckel, wohl auch ein dritter aufgeklebt,
um die Buchdecke genügend zu versteifen und widerstandsfähig zu
machen. Die Bünde sind nun zwischen die Deckellagen fest zwischen-
geklebt. Wegen des auf die untere Deckellage übergreifenden Rückens
Berichte über Bibliotheken oinzelner Stildte. 49
rnnfs der daraufgeklebte stärkere Deckel etwas zurückgesetzt werden,
damit er beim Aufschlagen des Baches sich nicht am Rücken staucht.
Das anf bequeme Handhabung und gröfste Dauerhaftigkeit ab-
zielende Bindungsverfahren des Geschäftsbuches verdient mehr beachtet
zu werden, als es bis jetzt in der Buchbinderei geschehen zu sein scheint.
Das eine Gebiet kann vom anderen lernen; in der Technik und Kunst
soll man sich nicht abschliefsen. Grofse Küustler der Blütezeit sind
zum Goldschmied in die Lehre gegangen.
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
Aussig. rV'olksbUcherei und Freilesehalle). Die freie Volks-
bücherei der Stadt Aussig hat das 4. Jahr ihres Bestandes vollendet und
folgende Entwickelung genommen: Die Zahl der vorhandenen Werke beläuft
sich anf 4034 mit 4492 Bänden. Eingeschrieben waren 2266 Leser. Dieselben
entlehnten 38 762 Bände, d. i. gegen das Vorjahr ein Plus von 10614 Bänden.
Die dorchschnittliche Ausgabe pro Tag betrug 125 Bände. Von der Gesamt-
ausgabe kommen auf Romane 65%, wissenscn&ftliche Werke 11% und Zeit-
schriften 24 <^/^ Lesegebühr wird keine eingeboben. Mit der Bücherei ist
eine öffentliche LesehaUe in Verbindung. Hier liegen aus 60 Zeitschriften und
und Zeitungen nebst verschiedenen Büchern. Daselbst verkehrten im letzten
Jahre 25280 Personen, gegen das Vorjahr ein Zuwachs von 2400 Personen.
Beide Institute wurden geleitet von dem Volksschullehrer Herrn Eduard
Wagner.
Seiner Vaterstadt Eisfeld hat der in Newyork lobende William
Lobenstein 50000 H. zur VerfUgimg gestellt. Es soll davon eine Volks-
bibliothek mit Lesehalle errichtet werden. Die Stadt soll dagegen die Ver-
pflichtung übernehmen, den Platz ftir das Gebäude unentgeltlich herzugeben,
einen Bibliothekar anzustellen und die Unterhaltung des Gebäudes zu über-
nehmen. Die Stadtgemeinde hat den Stifter gebeten, die Bedingungen, ^i^
der kleinen Stadt dauernd zu grofse Verpflichtungen auferlegen, zu er-
mäfsigen; sie hat sich noch nicht fUr Annahme der Stiftung ausgesprochen.
Nach dem Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-
angele^enheiten der Stadt Erfurt fUr das Rechnungsjahr IVOO S. 201 ist die
Voiksbibliothek im fünften Jahre ihres Bestehens von 277S0, die Lesehalle
Yon 6530 Personen benutzt worden, die tägliche Durchschnittszahl betrug bei
der Volkabibliothek 182 und bei der Lesehalle 43 Personen. Als hüchste
Besnchsziffem sind an 3 Abenden in der Volksbibliothek 389, 838 und
3<)3 Personen und in der Lesehalle 94, 89 und 84 Personen zu verzeichnen.
Unter den die Volksbibliothek benutzenden 1787 Lesern und Leserinnen
waren 634 Handwerker und Gewerbetreibende, 188 Kaufleute, 117 Beamte,
62 Seminaristen und Schüler, 9 Lehrer u.s.w. und 168 Frauen und 230 „audere
weibliche Personen". Die Volksbibliothek zählt 5621 Bände. Die Ausgaben
für sie und die Lesehalle betrugen 23S0 M., der städtische Zuschuls 2354 M.
Wetzel (Kiel).
Die Zahl der Personen, die sich eine Lesekarte zur Entleihung von
Büchern ans der Öffentlichen Bücherhalle zu Hamburg haben ausstellen
50 Berichte ttber Bibliotheken einielBer Stildte.
•
lassen, ist mit dem 20. Januar 1902 auf 10 000 gestiegen. Diese Zahl geht
wohl über die Benutzerzahl ireend einer anderen einzelnen
Bibliothek in ganz Deutschland heraus. Der Andrang ist infolge-
dessen auch ein anCäerordcntlich starker, und die Benutzung nimmt immer
grüfsere Dimensionen an. Während das Höchstmaafs der in einer Woche
verliehenen Bücher im vorigen Jahre 3«) 00 Bände betrug, sind — bei emem
Bücherbestände von etwa 1 1 5oo Bänden — in diesem Jahre in der letzten
Woche mehr als 3 500 Bände verliehen worden. Übrigens macht sich ui
diesen Zahlen, wie auch in der starken Inanspruchnahme der Lesezimm^,
sehr deutlich die herrschendo Arbeitslosigkeit bemerkbar. Es ist wohl als
ein Glück zu betrachten, dafs von den vielen Tausenden Arbeits].oser, die
gegenwärtig in Hamburg vorhanden sind, mehrere Hunderte die OffenÜiche
BUcherhalle benutzen und benutzen können, anstatt ihre Zeit auf den Stralsen
und in den Schaukwirtschaften hinbringen zu müssen.
Welchen Wissensgebieten wendet sich das Interesse der
Leser der Öffentlichen Bücherhalle zu Hamburg vorwiegend au?
Vielleicht ist es nicht uninteressant, die Zahlen iUr die Benutzung em-
zelner Gebiete in der Hamburger Bücherhalle in den beiden Jahren Oktober bis
September 1801) 1900, 1900 luoi kennen zu lernen. £s sollen dabei nur die
Abteiinngen berücksichtigt werden, aus denen im zweiten Jahre mehr als
1000 Bände verliehen wurden.
Die Abteilung der Geschichte und Geographie ist unter den wissen-
schaftlichen Abteilungen die stärkst benutzte: im ersten Jahre wurden ans
ihr 2996 Baude ausgegeben, im zweiten Jahre 741 n, sodaTs die Steigerung
14 7,5 ^0 betrug. Insbesoudere die Schilderungen berühmter Reisen in fremden
Weltteilen erregen bei fast allen Lesern das stärkste Interesse. Bücher wie
Stanley's „Im dunkelsten Afrika", Nanseu's „In Nacht und Eis", Sven Hedin's
.Durch Asiens Wüsten" werden so stark begehrt, dafs trotz des Vorhanden-
seins von 5—8 Exemplaren, deren einzelne Bände gesondert ausgegeben werden,
doch die Nachfrage nur zum kleinsten Teil befriedigt werden kann. — Ans
der Abteilung der Biographieen wurden im ersten Jahre 1012, im zweiten
1929 Bände verliehen (Zunahme 90,6 *'/o), aus der Abteilung der Ham-
burgensien 695 beziehungsweise 1258 (Zunahme 81 ^1^).
Neben diesen Abteilungen geniefsen die grüfste Beliebtheit Technik und
Naturwissenschaften. Technische Bücher wurden im ersten Jahre 1849,
im zweiten Jahre 3064 verliehen (Zunahme <i0,3"/u), und es ist kein Zweifel,
dafs Benutzung sowohl wie Zunahme ganz erheblich stärker sein würden, wenn
der Bücherbestand nicht gerade auf diesem Gebiete viel zu wünschen übrig
liefse. Auch hier könnte eine grofse Zahl von Büchern genannt werden, die
beständig unterwegs sind und für die stets mehrere Vormerkungen vorhanden
sind: so z. B. „D<is Buch der Erfindungen", Breslauer's „Maschmenbau*, alle
Bücher über Photographie, und insbesondere alles was die Elektrizität oder
Elektrotechnik behandelt. — Eine auffallend starke Zunahme ist in der Be-
nutzung der naturwissenschaftlichen Abteilung zu beobachten ge-
wesen: 944 Bände im ersten Jahre, 25;n im zweiten, das heifst eine Zu-
nahme um 168,S°/o! Hier wendet sich das Interesse vorwiegend der
Astronomie, der Gesundheitslehre, und aus der Zoologie ^nz bestünmten
Büchern, wie namentlich Brehm's „Tierleben", zu; dann Schnften über Aqua-
rien und Terrarien und solchen über Zimmergärtnerei — letzteres vielleicht
schon ein Erfolg der in den letzten Jahren in Hamburg mit so viel Leb-
haftigkeit geförderten Bestrebungen auf diesem Gebiete.
Endlich wäre noch zu nennen die Abteilung der Kunst und Musik,
die (zusammengerechnet mit der Litterat Urgeschichte) im ersten Jahre
757, im zweiten 1767 Bände hergab, also eine Steigerung um 120,2'/o aufwies,
und endlich die Pädagogik, Philosophie und Sprachwissenschaft,
aus denen (zusammengerecnnet mit der Stenographie) im ersten Jahre 816,
im zweiten 1759 Bände verliehen wurden, so S&ü sich also eine Steigerong
von llbfi^lo herausstellte.
B^fiohte über Bibliotheken einzelner Städte. 51
Im Ganzen ist die Benutzung der wissenschaftlichen Abteilungen also
eine sehr erhebliche gewesen. Dals sie sogar über die Zunahme der Be-
nutzung der schönen Litteratnr verhaltnismäfsig nm mehr als das Doppelte
tiinaaBging, ist wohl hauptsächlich der Einflihmng der gelben Karten zu-
Enschreiben, anf die es den Lesern gestattet ist, neben ihrem gewöhnlichen
Boche (ob dieses nun wissenschaftlich oder belletristisch ist) ein zweites, aber
wissenschaftliches Buch mit nach Hause zu nehmen. Diese EinrichtuDg wurde
za Anfang des zweiten Jahres getroffen und hat einen solchen Anklang ge-
funden, dais von den 10000 Lesern der Blicherhalle 1175 (also auf 8—9
immer einer) im Besitz einer gelben Karte sind. In einem Jahre sind
9309 Bände auf diese Karten verliehen worden. Insbesondere die Abteilungen
der Geschichte und Geographie, der Technik und der Naturwissenschatten
sind den Lesern durch die gelben Karten in besonderem Mafse erschlossen
werden. Dr. E. S.
Die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit in Lübeck
errichtete daselbst im Jahre 1870 eine Volksbibliothek, und verband sie am
30. Oktober 1897 mit einer Lesehalle. Über die Benutzung beider Ein-
richtungen im J. 1898 ist auf S. 62 des ersten Jahrgangs dieser Blätter
berichtet worden. Ihre weitere Entwickelnng war recht befriedigend (vgl.
Lttbeckische Blätter. Organ der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger
Thätigkeit. XLI 1899 S. 478 f.; 562; XLII 1900 S. 234—236; XLIII 1901 S.21;
167 f.; 493 f.; 655 f.; XLI V .1902 S. 21 f.). Am 25. September 1899 wurde
nämlich unter dem Namen „Öffentliche Lesehalle in Lübeck'' ein Verein ge-
gründet, welcher beide i^nstalten übernahm. Dieser Verein ist eifrigst be-
strebt, die nunmehrige „Öffentliche Bücher- und Lesehalle" zu einer aen Be-
dürfnissen unserer Zeit entsprechenden Anstalt auszugestalten. Leider hat er
sich noch nicht so vergrölsert, als notwendig ist, um seinen Aufgaben völlig
gerecht zu werden. Die Mitgliederzahl stie^ nämlich von 152 am Schlüsse
des Jahres 1894 nur auf 291 im folgenden Jahre und sank im letzten auf 2r)8,
trotzdem als geringster jährlicher Beitrag blofs 2 Mark festgesetzt sind , um
möglichst viele Kreise der Bevölkerung zur Mitarbeit an dem gemeinnützigen
Werke heranzuziehen. Die Mitglieder zahlten für das J. 1900: 812 M., für
1901: 752,50 M. Von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger
Thätigkeit erhielt der Verein in derselben Zeit 1500 bezw. lOOO M., von
der Gewerbekammer, der Gewerbegesellschaft, dem landwirtschaftlichen Vereine
nnd zehn anderen Vereinen zusammen 605 bezw. 505 M. Bei so sehr
geringen Mitteln konnte man bedauerlicher Weise von der Erhebung eines
Leseffeldes von 5 Pfennig für einen Band der illustrierten Unterhaltungszeit-
schriften, von 2 Pfennig für jeden anderen Band, nur bei den Vereinsmit-
gliedem absehen. Die Gesamteinnahmen des Vereins betrugen im J. 1S99:
3735,24 M., 1900: 3062,62 M., 1901: ca. 3300 M. Die wichtigsten Ausgaben
des letzten Jahres waren: Miete 600 M., Gehalte ca. 1100 M., Bücheran-
Schaffungen 500 M., Buchbinder 230 M., Zeitungen ISO M. Die obere Leitung
der Bücher- und Lesehalle liegt in den Händen des Vorstandes, bestehend
ans fünfzehn Mitgliedern; die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger
Thätigkeit, die Gewerbekammer und die Gewerbegesellschaft sind mit je einem
MItgliede vertreten. Der derzeitige Vorsitzende ist Herr Landrichter Dr. Neu-
mann, dessen freundlicher Auskunft einige der hier gemachten Ausgaben zu
verdanken sind.
Zu den ersten wichtigsten Taten des neuen Vereins gehörte die am
1. Oktober 1899 erfolgte Eröffnung von zwei grofsen Räumen in dem sehr
gttnsdg gelegenen Hause Mengstrasse 10, die aber bei weitem noch nicht
alle berechtigten Wünsche erfüllten, insbesondere sich häufig tlir den Sonn-
tagsverkehr als zu klein erwiesen. Seit dem 1. Januar d. J. sind daher
in demselben Hause drei weitere Zimmer gemietet worden, in denen die
Bibliothek aufgestellt werden und die BUcherausgabe stattfinden soll. Auf
diese Weise wird für weitere 20 bis 24 Leser Platz gewonnen. Aber auch
diese an sich höchst erfreuliche Verbesserung der Baumverhältnisse ist nur
52 Berichte ttber Bibliotheken einzelner Studie.
als ein Notbehelf anzusehen, da die Gewinnung eigener für die Zwecke der
Bücher- und Leseballe besonders eingerichteter und fUr längere Zeit aus-
reichender Räamlichkeiten nach wie vor angestrebt werden mms.
Was zunäciist die BUcherhalle betrifft, so war die Zahl der Bttcheran-
känfe in den letzten Jahren wegen der geringen zur VerfÜgonff stehenden
Mittel nicht bedeutend. Dagegen erhielt sie mehrfach Geschenke, ins-
besondere im Jahre 1900 einen anfserordentlichen Zuwachs von etwa 1000
Bänden aus der Bibliothek der Handelskammer. Anfserdem worde im Sonuner
1 900 die Bibliothek des landwirtschaftlichen Vereins in der Bücherhfldle anfg^estellt
Andererseits trat eine Verminderung der Sammlungen insofern ein, als die Ge-
werbekammer mit Recht die Patentschriften aus der Verwaltung des Vereins
zurücknahm, um sie im eigenen Lesezimmer unterzubringen, wo sie weiterhin
ttlr jedermann frei zugänglich sind. Der übrige Teil der Bibliothek der Ge-
werbekammer und die der Gewerbegesellschatt, zusammen gegen 600 Bände,
befinden sich dagegen nach wie vor unter der Verwaltung des Vereins.
Die Zahl der Bände der Bibliothek stieg von 2105 im J. 1S9S auf 2581 hn
J. 1899, 3628 im J. 1900 und 3780 im J. 1901. Das im vorigen Sommer er-
schienene, in einer Auflage von 3000 Stück hergestellte neue .Bücherverzeichnis
der Öffentlichen Lesehalle in Lübeck'' (Lübeck 1901: M.Schmidt, 136S.8<>30Pfg.)
führt den Bestand der Bibliothek in 91 systematisch geordneten Paragraphen
auf, innerhalb derer die Werke alphabetisch, zumeist nach den Verfassemamen,
mit ihrer Nummer verzeichnet sind. Den BeschluTs macht ein alphabetisches
Register sämtlicher Werke ohne Berücksichtigung der deutschen Litterator
seit dem Jahre 1700 und der Erzählungen für die Jugend. Dieses selff sorg-
fältig gearbeitete, übersichtliche Verzeichnis laust zwar den Reichtom der
Bibliothek in einzelnen Abteilungen, wie Lebensbeschreibungen, Geschichte,
Geographie, erkennen, zei^ aber auch, wie manche entbehrliche Werke die
Bücherhalle besitzt, und wie aufserordcntlich viele dringend erforderliche oder
in mehreren Exemplaren erwünschte Bücher ihr noch fehlen, so in den tech-
nischen und naturwissenschaftlichen Abteilungen und auf dem Gebiete der
schönen Litteratur.
Die Benutzung der Bibliothek hat sich in den letzten Jahren er-
heblich gehoben, so dafs es im Herbst 1900 wiederum erforderlich wurde,
die Zeit der Bücherausgabe zu verlängern ; sie findet seitdem jeden Werkteg
von 6 7« bis 8 Uhr statt aufser im Monat Juli, in dem keine Bücher ausge-
geben werden. Die Zahl der Personen, welche Bücher nach Hanse entliehen,
betrug 767 im J. 1899, 1007 im J. 1900, und 1276 im J. 1901, nämlich
360 Handwerker, 431 Kaufleute und Beamte, 59 Arbeiter, 246 Franen und
Mädchen und ISO Schüler. Die Zahl der verliehenen Bände stieg von 7448
im J. 1898 auf 8176 im J. 1899, 11091 im J. 1900 und 14411 im J. 1901 (die
geringste Zahl im Mai: 861, die höchste im November: 1780, also täglidi
durchschnittlich 6o). Das Ergebnis des letzten Jahres stellt mithin gegenüber
dem des Jahres 1 898 fast eine Verdoppelung der Benutzungsziffer dar. Die ge-
werbliche Bibliothek wurde im J. 1900 von 6(1S99:45) Personen benutzt, die 56
(1899: 64) Bände entliehen. Aulserdem haben noch lOPersoneninjedem der neiden
Jahre Bücher an Ort und Stelle eingesehen. Trotz alle dem kann man bei einer
Bevölkerung von 86 705 Einwohnern (i.XIl. 190o) die bisherige Nutzung der
Bibliothek noch immer nur als sehr gering bezeichnen, da erst jeder 69. Be-
wohner Bücher entlieh, und 1 Band auf 6 Einwohner kommt. Von den
Bestimmungen der Benutzungsordnung ist bemerkenswert, dafs, wer Bücher
nach Hause entleihen will, sich nicht über seine Person auszuweisen
braucht oder die Bürgschaftserklärung eines anderen beizubringen hat,
sondern gegen eine Sicherheit von 5U Pfennig und Eintragung von Name,
Beruf und Wohnung in das Leserverzeichnis zugelassen wird. Er hat ferner
ein auf seinen Namen auszustellendes, mit einer laufenden Nummer versehenes
Quittungsbuch für 10 Pfennig zu kaufen, das für die Eintragung von 92 Ent-
leihungen Raum bietet. Das Verfahren bei der Verleihung eines Buches,
die für drei Wochen erfolgt, ist dann sehr einfach. In demnauptbaohe der
Bibliothek wird, bei fortlaufender Zählung für jedes Jahr, unter Angabe
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 53
des Datums die Nummer des entliehenen Baches and des Quittangsbuches
eingetragen, in letzterem jedesmal die Nunmier des Hauptbuches, des ent-
lie^nen Buches und das batam des Empfanges. Bei der Zurückgabe des
Bibliotheksbuches wird im Haaptbuche wie Quittungsbache noch das Datum
der Rückgabe vermerkt. Dieses System der Buchnihrung ermöglicht indes
weder zu sehen, wie oft jedes Buch aasgeliehen wird, noch an wen es ver-
geben ist; aucn dürfte es bei starker Benutzung einer Bibliothek schwer
durchführbar sein.
Einen noch erfrenlicheren Aufschwung als die Bücherhalle hat die
Lesehalle genommen. Die zur freien Benntzung der Besacher aufgestellte
Handbibliothek ist freilich noch sehr unzareichend, die Zahl der aasliegenden
Zeitungen und Zeitschriften aber schon ansehnlich. Während vor der Gründung
des Vereins überhaupt keine Zeitungen vorhanden waren, wurden noch im
Jahre 1899 49 angescnafft, und seit dem Schlüsse des Jahres 1900 stehen gegen
60 Tagesblätter aller Parteirichtungen und aus allen Teilen Deutschlands,
sowie aus Osterreich und der Schweiz den Lesern zur Verfügung. An Zeit-
schriften, die den verschiedensten Gebieten des menschlichen mssens ange-
hören, liegen 120 aus. Der Saal selbst macht durch seine sehr helle Beleuch-
tung, seine gute, freundliche Ausstattung und die in ihm herrschende Sauber-
keit und Ordnung einen ungemein angenehmen Eindruck. Er ist jetzt ge-
öffnet an Wochentagen von 5 bis 10 Uhr, Sonnabends aufserdem vormittags
von 10—12, an Sonntagen von 12 bis 1 und 4 bis 10, im Juli nur zwei
Stunden an jedem Werktag. Der Besuch stieg von 4 1 S3 Personen im
J. 1898 auf 7486 im J. 1899, 14 699 im J. 1900 und 17 961 im letzten Jahre
(die geringste Zahl im Jali: 635, die höchste im Oktober 2289, also täglich
durchschnittlich 74 Personen). Dabei ist bemerkenswert, dafs die Besucher
bis zum 1. Oktober 1899 größtenteils aus jnneen Leuten bis zu 21 Jahren.
Handwerks- und Kaufmannslehrlingen, bestanaen, seitdem aber die Zahl
der in höherem Lebensalter stehenden Besueher weit überwiegt. Kinder
unter 14 Jahren werden nicht..zugelassen.
Man darf den Verein „Öffentliche Lesehalle in Lübeck" zu seinen bis-
herigen Erfolgen beglückwünschen. Dringend zu hoffen ist aber, daüs der
Senat der Stadt Lübeck nicht nur wie bisher „sein Interesse an den Be-
strebungen des Vereins durch Bücherzuwendungen zu erkennen giebt'',
sondern, wie Senat und Bürgerschaft der Stadt Hamburg, die im März v. J.
der dortigen Öffentlichen Bücherhalle auf fünf Jahre eine jährliche Subvention
von 20000 M. bewilligten, namhafte dauernde Geldbeiträge zahlt oder
besser noch, dafs er die Bücher- und Lesehalle in eigene Verwaltung über-
nhnmt und zu einer der Gröfse und Bedeutung der Stadt würdigen freien öffent-
lichen Bibliothek ausgestaltet. Ehe nicht die Mittel vorhanden sind, um
einen wissenschaftlich gebildeten, fachlich geschulten und seine Kraft dem
Unternehmen ausschließlich widmenden Bibliothekar an die Spitze der
Bücher- und Lesehalle zu berufen, wird sie nicht den Aufschwung nehmen
können, die erforderlich ist, um das Lese- und Bildungsbedürfnis der Be-
völkerung völlig zu befriedigen.
Berlin. Paul Trommsdorff.
Die bereits in diesen Blättern (Jahrg. 1901, pag. 124) erwähnte Volks-
bibliothek in Malchow in Mecklenburg ist in den ersten Tagen des Januar
unter dem Namen „Bücherhalle der Stadt Malchow'' eröffnet worden. Sie be-
findet sich vorläufig in einem Zimmer des Mädchenschulhanses. Mit den aus
der Stiftnuff des Fabrikanten Ladewig-Chemnitz erworbenen Büchern sind die
Bestände der G^werbeschulbibliothek vereinigt worden, so dafs jetzt eine
Sammlung von über 1300 Bänden vorhanden ist. Die Unterhaltungslitteratur
Überwiegt, aber auch Geschichte, Geographie.etc. sollen leidlich vertreten sein.
Zugänglicn ist die Bücherhalle für alle selDständisen Einwohner der Stadt
Lesegeld wird nicht erhoben, die Bücherausgabe erfolgt zweimal wöchentlich.
Dr. K.
m. 3« 4- 5
54 Berichte über Bibliotheken einzelner StSdte.
In der Stadt Rawitsch ist, nachdem die städtischen Kürperschaften
der Kummission fUr die „öffentliche Volksbücherei" das frühere Wachtlokal
im Rathause anentgeltlich bewilligt haben, von dem derzeitigen Bibliothekar,
Seminarlehrer Kustin, eine freie „öffentliche Volksbücherei'^ mit yorlänfig
797 Bänden eingerichtet worden.
Überzeugt von der Nützlichkeit von Volksbibliotheken für weite Elreise
der Bevölkerung traten im Frühjahr 1S97 zu Stuttgart eine Anzahl Hemn
zusammen, um Schritte zur Verwirklichung einer solchen an thun. Am
19. September 1897 fand unter Beteiligung zahhreicher Gäste die ErOffimng
der Bibliothek durch eine Ansprache des Vorsitzenden statt Abenda wurden
die freundlich her gerichteten Räume dem Publikum geöffnet and fluiden
sofort re^e Benutzung. Bis zum 30. Juni 1S98 wurden 3H:9 Benutsangakartea
ausgestellt und 3()313 Bücher ausgeliehen. Das Lesezimmer wurde durch'
schnittlich tätlich von SO— 100 Personen besucht. Der Bücherstand betmg
bei der Eröffnuog 297S Bände. Den Bibliothekdienst besorgten ein HUlo-
thekar, Herr Ohr. August Zeller, und eine Bibliothekarin, Fräulein Maria Fria
mit je einer Gehilfin, sowie ein Diener mit Gehilfin.
Vom 1. Juli 1S9S bis 30. Juni 1899 wurden laut Bericht 1090 Kartea
ausgestellt, 44 741 Bücher ausgeliehen; im Lesezimmer fanden sieh (adt
November) 16 720 Personen ein; von 1899 zu 1900 wurden in der Hanpt-
abteiluug 49*^06, in der Jngeudabteilung 3257 Bände ausgeliehen, der Beaneh
des Lesezimmers stieg auf 22445. Der Bücherbestand betrag nahem
80U0 Bände. Von 1900 zu 1901 betrug die Zahl der Ausleihungen naeh flaoae
für die Hauptabteilung 57 689, für die Jugendabteilung 8828 Bande, das Lese-
zimmer besuchten 23509 Personen. Eine am 30. Jnni 1901 vorgenommene
Zählung der Benutzer der Ausleihbibliothek ergab lS6u Erwachsene and 240
jugendliche Leser, zusammen 2100. Unter den Lesern befinden sich 348 Jahrea-
abonuenton.
Die Jugendabteilung besteht seit Januar 1900. Sie entstand dadoreh,
dafs der Verein zur Verbreitung ^ter Jugendschriften beim Einstellen seiner
Thätigkeit sein baares Vermögen im Betrage von 290 M. sowie seinen BQehtt»
bestand von 553 Bänden überwies.
Das Ausleihes^stem ist gegenwärtig das Liverpool-Jenenser. Es besteht
im wesentlichen dann, dafs das Datum der Ausleihung und die Signatar des
Buches auf der Ausleihkarte vermerkt werden, welche in der Bibliothek ver-
bleibt, so lange Bücher entnommen werden, sodann wird noch der Datnm-
stempel im ausgeliehenen Buche aufj^edrückt. Da bei diesem System di»
Karte an Stelle des Ausleih Journals tritt, die diesbezüglichen Eintrage daher
wegfalleu , so können die Entleiher rascher bedient und wälirend der Ans-
leihzeit eine wesentlich gröIsere^Zahl von Entleihungen vorgenommen werden.
Aui>ierdem erleichtert es noch das Mahnen der nicht rechtzeitig snrflek-
gebrachten Bücher.
Zum Bau ehies eigenen Gebäudes stiftete im Jahre 1900 Herr Volsg»-
buchhändler Kommerzienrat Karl Engelhorn 80000 M. Die stSdtisehen
Kollegien bewilligten einen Jahresbeitrag von 5000 M. für vorläufig 10 Jahre.
Das Bibliotheksgebäude, dessen Fundamentierung groüse Schwierigkeiten bot,
wurde rüstig gefördert und stand bald vollendet da. Von au&en ein
schmucker, stattlicher Bau, innen geschmackvoll ausgestattet, entspricht es,
wie der vierte Bericht erzählt, allen Anforderungen an gute Beleachtang,
Lüftung, Heizung, Geräuschlosigkeit, leichte Reinigung und ist in allen
Einzelheiten aufs solideste ausgeführt. Der Bau, durch die Architekten
Eisenlohr und sWeigle errichtet (vgl. nebenstehende Grundrisse), im £rd-
geschofs die Bücherabgabe, das BUchermagazin und einen SitzangssaaL
Daneben Garderobe und Theeküche. Im UntergeschoDs befinden sich die
Wohnung des Hausmeisters und Magazinräume. Der ganze erste Stock
wird von dem greisen Lesesaal eingenommen, der Sitzplätze fttr über
100 Personen bietet Im Saale befindet sich fUr den Bibliothekar ein lur
Berichte aber Bibliotheken elDselner Sttdte.
Fülle voD Ltclit sDfUbren. Heizung und Beleuchtung des ginieu HioBes
geaohieht durch Gas. Bei der inneren Ansstättunj; ist jeder Luxiia ver-
mieden, jedoch tlbenU auf grüfate Zweckuiulsigkeit und üufgerate Eaum-
Munatzung Bedacht geoommeD. Die Architektur des Gebäudes besteht aus
66 B«iiohte aber BEbliothekeD eüoelnet Stfdte.
einer fnlen Verwendnag von gotlgcben nod Hen^BBancefonnen hn modernen
Sinne. Die FiBsade ist gua aus Bcliünem lUller SuidBtein hergeetellt
.i-^i^fe^J^ l'-:^^:--! _zr^fezi^r5^
Die Ebnahmen der Bibliothek betrugen 1900/1901 nmd lüTB H., die
Ausgaben declitea sich mit dieser Summe, der Vcrmügensstand belief sich
Mf 1200 M. — '—
Dtrtlbibliothek" hat sich im Ver-
ir über Wasser gehalten, suodem ist
Die gemeinnützige W i B n e r „Z(
laufe des letzten Berichtjahrs nicht n
Sonstige MHteflnngen. 57
auch rüstig Yorwärtsgekommen. Gefahr, ein Stillstand oder sogar Rückschritt
könnte eintreten, lag nämlich deshalb vor, weil der jetzige Wiener Stadtrat
ans politischen Parteimotiven dem fortschrittlichen „Volksbildungsverein", der
dies bewundernswerte Unternehmen ins Leben rief und auf die Daner fort-
führt, im Jahre 1900 durch beschämende Debatte die erneute Annahme des
städtischen Uilfsbeitrags direkt unmöglich gemacht hatte. Die Erhaltungs-
kosten der Wiener „Zentralbibliothek" niefsen nämlich nicht aus irgend welchen
Fonds oder, wie anderwärts bei ähnlichen wichtigen Einrichtungen, aus festen
öffenülchen Subventionen, sondern, obschon jährlich über 200 000 Kronen be-
nötigt werden, ausschliclslich aus den geringfügigen Mitgliedsbeiträgen der
Leser und den Gaben freiwilliger Spender und l'örderer. Aber, hei&t es in
einem Berichte über das Gedeihen dieser volkstümlichen Anstalt, «was ein
schwerer Schlag schien, wurde ein ^olses Glück. Die allgemeine Entrüstung
gab sich in lebhafter und werkthätiger Teilnahme fUr den Verein kund, der
MitgUeder, Büoherspenden und Geldspenden erhielt und sich in kürzester Zeit
zur Höhe seines jetzigen Wirkens erhob, freilich, wie schon erwähnt, nicht in
völliger finanzieller Befestigung und nicht mit der Bürgschaft weiteren stetigen
Gedeihens, wenn nicht die Volsbildungs-, Bücher- und Furtschrittsfreunde in
ihrem positiven Eifer fUr die gute Sache und in ihrer edlen Demonstration
gemeinsam fortwirken." Schon 1900 wurden 2500 regelmäfsige Leser und
200000 Bände wissenschaftlicher Lektüre, darunter manche in 8 oder 4 bis 10
Exemplaren, als ausgeliehen für ein Betriebsjahr festgestellt, Ziffern, die
iwelfälos diesmal weit übertroffen sind. Die neueren Ergebnisse liegen noch
nieht vor; aber sie werden noch mehr als jene zeugen nicht blols, wie oben-
beoatzter Bericht sich ausdrückt, von einem mächtigen Bildungsdrange un
Volke, sondern aach von einer Riesenarbeit des jungen Wiener Instituts,
das heute noch einen schweren Existenzkampf und grofse Zukunftssor^en
▼or sich sieht. Ludwig Fränkel.
Sonstige Mitteilungen.
Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung —
schreibt die Magdeburger Zeitung — hat im Jahre 1901 im ganzen Reiche
1221 Bibliotheken mit 44967 Bänden begründet und unterstützt. Im Jahre llJOl
worden In der Provinz Sachsen 80 Bilbliotheken mit 3539 Bänden von der
Gesellschaft begründet. In den letzten fünf Jahren hat die Gesellschaft in
der Provinz Sacnsen 183 Bibliotheken mit 8746 Bänden beerründet und unter-
MtatL Seit dem Herbst des verflossenen Jahres giebt die Gesellschaft an
Udnere Gemeinden, in denen voraussichtlich die eigenen Aufwendungen für
die Yolksbibliothek nicht ausreichend sein werden, auch sogen, immerwanrende
Wanderbibllotiieken ab, d. h. stellt alijährlich eine Sammlung von 50 Bänden
hn Werte von 75 M. zur Verfügung. Die Bücher werden, wie bisher, aus
dem etwa 1500 Nummern umfassenden Katalog der Gesellschaft von den
betreffenden Gemeinden vollständig unbeschränkt ausgewählt und im nächsten
Jahre bis zum 1. Juni an die Geschäftsstelle der Gesellschaft zurückgesandt.
Diejenigen Gemeinden, die die Bibliothek fortsetzen wollen, haben dann das
Recht, eine neue Kollektion von 50 Bänden aus den Katalogen der Gesellschaft
auszuwählen. Die Kanzlei der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung,
Berlin NW., Lübeckerstrafse 6, erteilt nähere Auskunft.
Die Lese-Ordnnng der öffentlichen Bflcherhalle in Hamburg
enthält folgende Leseregeln:
Wie soll man lesen? Sechs Ratschläge an den Leser.
1. Lies nur, wenn Du darüber nicht Deine Pflicht versäumst Lies nicht
zu lange, sonst ermüdest Du Deinen Geist, liest unaufmerksam und verstehst
die Feinneiten des Buches nicht
58 Bttohenohau.
2. Lies nnr gute Bücher, denn die Zeit, die Da zum Lesen hast, ist
kostbar; schlechte Bücher verderben den Geschmack and fördern Dich nicht,
während Du aus dem Lesen guter Bücher einen bleibenden Gewinn debst
3. Lies nichts, was über Dein Alter und über Deinen Verstand hinaus-
geht: nicht jeder Magen kann schwere Speise vertragen. Lies Dich vielmehr
allmählich zu schwerer verständlichen Büchern herauf.
4. Lies solche Bücher, die Dich besonders erhoben oder Dich besonders
fefürdert haben, immer nocn einmal wieder; Du wirst ihren Wert dann immer
eatlicher erkennen und wirst bei jeder Wiederholung einen inmier grölseren
Genua haben.
5. Lies auch nicht immer nur Romane, Erzählungen nnd Novellen,
sondern auch Dichtungen; vor allen Dingen lernen unsere Klassiker kennen.
Und weiter: lies auch Bücher wissenschaftlichen Inhalts — die Geschichte des
Menschengeschlechts und das Leben der Natur müssen für jedermann die
unentbehrlichen Grundsteine des Wissens sein. Vieles, was Dich als Kind
nicht interessiert hat, hat jetzt für Dich das grölste Interesse.
6. Lies stets aufmerksam und langsam — nnr so wirst Du das Gold
des Buches zu Tage fördern. Wiederhole nachher im Geiste den Inhalt des
Gelesenen und durchdenke ihn; es kann sonst sem, als hättest Du das Buch
überhaupt nicht gelesen.
7. Halte die Bücher stets sauber und ordentlich. Benetze die Finger
nicht beim Umblättern; das ist eine zwecklose Angewohnheit Vor allen
Dingen gieb die Bücher nicht Kranken in die Hände, die an ansteckenden
Krankheiten (Scharlach , Masern , Diphteritis , Typhus u. a.) leiden oder sich
eben erst auf dem Wege der Besserung befinden (s. § 17 der Leseordnung);
Du könntest damit leicht zur Übertragung dieser Krankheit beitragen.
Bücherschau.
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
Schubert, Anton. Zur Frage der Errichtung von staatlichen Volks-
bildunrabUchereien in Oesterreich. Brunn, Carl Winiker, 1901. (51 S.).
Der Verfasser erwartet die Lüsung der von ihm in ihrer ganzen Be-
deutung gewürdigten Frage für Oesterreich in erster Linie vom Staate; doch
sollen die aus den Volksbildungsbüchereien Nutzen ziehenden Faktoren,
nämlich zunächst die Leser, dann die Gemeinden, endlich die einzelnen Kron-
länder mit entsprechenden Beiträgen zur Unterhaltung der Büchereien heran-
gezogen werden. Er hofft, dafs wie s. Z. das Reichsvolksschulgesetz vom
14. Mai 1869 so in absehbarer Zeit ein Reichs -Volksbild ungsbücnereigesetz
sich mit elementarer Kraft durchringen werde und sucht deshalb zunächst
eine genaue Übersicht zu ^eben über die Gröfse und die Verwendongsweise
der nötigen Geldopfer. Die Schrift zeigt ein sehr warmes Interesse für die
auch von den „Blättern" erstrebten Bildungsziele.
Fischer, Karl, J. V. Heiberg, Haakon Nyhuus. Folkebog-
samlinger i Norge. Deres historie, nuvaerende tilstand samt forslag til en ny
ordnmg. Kristiania, 1901. (32 S.).
Eine fieifsige Zusammenstellung volkstümlicher Büchereien in Norwegen
nebst Vorschlägen zu deren weiteren Ausgestaltung.
Verzeichnis von Jugend- und Volksschriuen nebst Beurteilung der-
selben. Herausgegeben vom Verein katholischer Lehrer Breslaus, III. Heft,
2. Auflage. Mit einem Anhange: Schülerbibliothek für Kinder von 10 bis
14 Jahren. Breslau, G. P. Aderholz, 1901. (XII, 104 S.). 1,20 M.
Bfldienohaa. 59
Das Verzeichnifl, dessen 1. Heft 1886, 2. n. 3. Heft in 2. Auflage IS'^O
und 1901, 4.— 6. Heft 1S92— 1900 erschien, ist zusammengestellt unter be-
sonderer Berücksichtigung der Bedürfiiisse katholischer Schulen und Familien.
An Bücherverzeichnissen gingen uns zu:
Bücher -Verzeichnis der Öffentlichen Bücherhalle zu Hamburg, 3. Aufl.,
II. Teil, öchöne Litteratur. Hamburg 1902. (VIII, 1 76 S.). 0,30 M.
Der erste Teil wird in der Neuauflage noch im Laufe der nächsten
Monate erscheinen.
An Berichten erhi(§lten wir:
Jahresbericht der Öffentlichen Lesehalle zu Königsberg i. Pr.,
Magisterstra&e 28. V. 1. Juli 1900/1901. Königsberg i. Pr. 1901.
Bericht der Volksbibliothek Stuttgart 1897,98, 1898/99, 1899/1900,
1900/1901. Stuttgart 1>98— 1901.
Jahresbericht über die Ottendorfersche Freie Volks - Bibliothek in
Zwittau. IX 1900-1901. Zwittau 1901. — r—
B. Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
Von Dr. C. Lausberg,
Erstem Bibliothekar der stUdt. LesehiJle zu Düsseldorf.
Sammelwerke :
Aus Natur- und Geisteswelt. Bd. 33, 34.
Ziegler, Th. (Prof. der Philosophie an der Univers. Strafsburg), All-
gemeine Pädagogik. Leipzig. Teubner. (136 S.) 1,25 M.
Loening, £dg. (ora. Prof. aer Rechte an der Ünivers. Halle), Grund-
zUge der Verfassung des deutschen Reiches. Leipzig, Teubner. (136 S.)
1,25 M.
Geisteshelden, Biographieen, 40. Band: Mendelsohn, H., Böcklin. Berlin,
£. Hofmann & Co. (265 S.) 2,40 M.
Jahrhundert, das deutsche. In Einzelschriften. Herausgegeben v. G. Stock-
hausen. Berlin, F. Schneider & Co. 2 Bände, gr. 8^ 18 M., in Lehiwand-
band 20 M.
Monographieen zur deutschen Kultargeschichte. Bd. 9.
Reicke, Emil, Lehrer und Unterrichtswesen in der deutschen Vergangen-
heit. Mit 1 30 Abbild, und Beilagen nach Originalen aus dem 15. — 1 8. Jahr-
hundert. Leipzig, Diederichs. (136 S.) 4 M.
Weber*s illustrierte Katechismen Nr. 230: ^
Runze, G. (Prof. D. Dr.), Katechismus der Religionsphilosophie. Leipzig,
J. J. Weber. (324 S.) Geb. 4 M.
Geographie:
Afrika. 2. Aufl., nach der von W. Sievers verf. 1. Aufl. völlig umgearbeitet
von Prof. Fr. Hahn. Mit 173 Abb., 11 Karten und 21 Tafeln. Leipzig,
Bibl. Inst. (681 S.) Geb. 17 M.
Bill er, Clara. Bilder aus Paris und Spanien 1864 — 70. Dresden, Reilsner.
(430 S.) 5 M.
Beta, 0. Das Buch von unsem Kolonien. Mit 111 Abbild. Berlin, Ulrich
Meyer. (240 S.) 2,40 M.
Deutsches Land und Leben in Einzelschilderungen. Landschaftskunden
und Städtegeschichten.
Bludau, AI. (Prof. Dr.), Oberland, Ermeland, Natangen^nnd Barten.
Mit 53 Abbild. Eine Landes- und Volkskunde. Stuttg., Hobbing &
Büchle. (339 S.) 9 M.
60 Bficbenchan.
Dix, A. Deutschl&ndaufdenllochstralBendesWeltTerkelin. Jena, 6. Fischer.
(218 S.) 4,50 M.
Döhner, S. Aus der alten and neuen Welt. Hamburg, 0. MeUsner. (550 S.)
7 M.
Fischer, P. D. Italien nnd die Italiener. Betrachtangen und Stadien ttber
die politischen , wirtschaftlichen und sozialen Zostiinde Italiens. 2. Aafl.
Berlin, Springer. (455 S.) 7 M.
Fricker, K. Antarktis. Berlin, A. Schall. (230 S.) Geb. 6 M.
Frobenius, Leo. Aus den Flegeljahren der Menschheit Bilder des Lebens,
Treibens und Denkens der Wilden. Mit über 400 Abbildungen. Hannover,
Gebr. Jänecke. (416 S.) Geb. 7,50 M,
Kollmann, P. Auf deutschem Boden in Afrika. Ernste und heitere Er-
lebnisse. Berlin, A. Schall. (883 S.) Geb. 5 M.
Merzbacher, G. Aus den Hochregionen des Kaukasus. Wanderungen,
Ilrlebnisse, Beobachtungen. I. Bd., mit 144 Abb. und 2 Karten; II. Bd., mit
102 Abb. und 1 Karte. Leipzig, Duncker & Humblot Geb. 40 M.
N o Id e , £. Reise nach Innerarabien, Kurdestan und Armenien. 1892. — Braun-
schweig, Vieweg & Sohn. Geb. 5,50 M.
Passarge, L. Sommerfahrten in Norwegen. Reiseerinnerungen, Natur- und
Kulturstudien. 2 Bde. Leipzig, Elischer. (2S8 u. 303 S.) 8 M.
PflUger, Smaragdinseln der SUasee. Reiseeindrücke und Plaudereien. Mit
5 Karten nnd 1 44 Abb. Bonn, £. Strauls. (244 S.) 9 M.
Seier, 0. Auf alten Wegen in Mexiko und Guatemala. Reiseerinnerungen
und Eindrücke aas den Jahren 1895 — 97. Mit über 500 Ulustr. (563 S.)
Berlin, D. Reimer. Geb. 20 M.
Steffen, G. Aus dem modernen England. Eine Auswahl Bilder und Ein-
drücke. (Aus dem Schwedischen.) Mit 145 Abb. Stuttg., Hobbmg & Büchle.
(438 S.) 7 M.
— , — . Streifzüge durch Grofsbritannien. Schilderungen und Beobachtungen
aus Stadt und Land. (Aus dem Schwedischen.) Stuttg., Hobbing & BUchle.
(390 S.) 9 M.
Zetsche, Ed. Bilder aus der Ostmark. Ein Wiener Wanderbuch. Mit 12
Voll- und 80 Textbildern, groö 4^ Innsbruck, Edlinger, 1902. (218 S.)
Geb. (Prachtb.) 20 M.
Gesohiohte:
Aus österreichischer Kadetten- und Leutnantszeit Jngend-
erinncrungen eines alten deutschen Offiziers. Berlin, Alex. Duncker. 2 Bde.
je 2,50 M.
Berner, E. Der Regier ungs -Anfang des Prinzregenten von Preuüsen und
seine Cremahlin (Quellen und Untersuchungen zur Gesch. des Hauses Hohen-
zollem, m. Reihe, I. Band). Berlin, Alex. Duncker. (191 S.) 4 M.
Bigge, W. Feldmarschall Graf Moltke. Ein militärisches Lebensbild.
2 Bde. 50 Bogen. Gr. 8" mit 12 Karten. München, C. H. Beck'sche Ver-
lagsb. Geb. 13,50 M.
Bray, de. Graf F. G. Aus dem Leben eines Diplomaten alter Schule.
Aufzeichnungen und Denkwürdigkeiten (1765 — 1832), gr. 8^ Leipzig,
S. Hu^el. (287 S.} 5 M.
Erinnerungen einer Urgrofsmutter (Katharina, Freifrau von Bechtols-
heim, geb. Gräfin Bueil) 1787—1825. Herausgegeben von Carl Graf Obem-
dorff. Mit 12 Illustr. und 6 Facsimilibellagen. Berlin, Fontane. (474 S.)
12 M.
Friedjung, Heinr. Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland,
1859—1866. LBd. 5. Aufl. Stuttg., Cotta. (478 SO 10 M.
Grolman, v. Hedwig. Ernst Eduard von Krause. Ein deutsches Soldaten-
leben. Aus hinterlassen en Kriegstagebüchern und Briefen von 1848 — 1886
zusammengestellt. Mit einem Begleitwort von v. Verdy du Vemois, General
der Infanterie. Berlin, Mittler & Sohn. (179 S.) 3,75 M.
Bttcberschan. 61
Malet, Sir Edward. Diplom atenleboD. Bunte Bilder aus meiner Thätigkeit
in 4 Weltteilen. Übers, y. Heinr. Conrad. Frankfurt , Neuer Frankmrter
Verlag. (220 S) 6 M.
Münz, Si^. Moderne Staatsmänner. Biograpbieen und Begegnungen.
2 Aufl. Berlin, Allg. Verein für deutsche Litt. (80(5 S.) 5 M.
Lindner, Th. Weltgeschichte seit der Völkerwanderung in 9 Bänden. I Bd.
Der Ursprung der byzantischen , islamischen, abendlandisch -christlichen,
chinesischen und indischen Kultur. Stuttgart, Ootta. (479 S.) Geb. 7 M.
Orient, der alte. 6 emeinverst. Darstellungen. Heraucgegeben von der Vorder-
asiat Gesellsch. Leipzig, J. C. Hinrichs. Jährl. 4 Hefte je 0,60 M. Preis
des Jahrgangs 2 M., in Leinwand 3 M.
Pflugk-Harttung, v. Napoleon L (Das Erwachen der Völker.) Berlin,
J. M. Spaeth. (499 S.] Mit zahlr. Abbildungen.
Schlieüst sich wttraig dem auf Seite 62, Jsdirg. 2 empfohlenen „Napoleon L
(Rev. und Kaiserreich)* an.
Richter, J. W. Otto. Kaiser Friedrich IIL 4°. Berlin, A. Schall. (338 S.)
Geh. 10 M.
Schurtz, Heinr. Urgeschichte der Kultur. Mit 434 Abb., 23 Tafeln und
1 Karte. Leipzig, Bibl. Inst. (658 S.) Geb. 17 M.
Seiner, Fr. Ernste und heitere Erinnerungen eines deutschen Burenkämpfers.
I. Bd. (237 S.) In der Karroo und am Moderriver. München, C. H. Beck.
Geb. 2,80 M.
Stephani, K. G. Der älteste deutsche Wohnbau und seine Einrichtung.
Baugesch. Studien auf Grund der Erdfunde etc. In 2 Bänden. Bd. I : Der
deutsche Wohnbau und seine Einrichtung von der Urzeit bis zum Ende
der Merovingerherrschaft. Mit 209 Textabb. Leipzig, Baumgärtner. (448 S.)
Geb. 14 M.
Wirth. Alb. Volkstum und Weltmacht in der Geschichte. M., Verlags-
anstalt Bruckmann. (236 S.) Geb. 5,50 M.
Wohlfahrt. B. Bilder aus dem Friedensleben des altprenfs. Heeres (1756
— 1806). Mit Buchschmuck. Berlin u. Jena, Herm. (>Qstenoble. (168 S.)
Gr. 8«. Geb. 5 M.
Zacher, Alb. Aus Vatikan und Quirinal. Bilder vom Nebeneinanderleben
der beiden Höfe. Frankfurt, Neuer Fraiikf. Verlag. (247 S.) 5 M.
Gewerbliche, bürgerlicüe, häusliche Verhältnisse:
Bernhard, Georg. Der Verkehr in Wertpapieren. Berlin, Ullstein & Co.
(214 S.) 2 M.
Hertel, 0. Verbesserte amerikanische Buchführung aus: Huberti's Moderne
kaufmännische Bibliothek. Leipzig, Huberti. (164 S.) 2 M.
Müller, Ludw. Die Broncewaaren- Fabrikation. In leichtfafslicher Weise
bearbeitet. Mit 31 Abb. 2. Aufl. Wien, Hartleben. (230 S.) 3 M.
Oberländer. Quer durch deutsche Jagdgrilnde. Aus der Mappe eines
philosophierenden Jägers. 2. Aufl. Neudamm, J. Neumann. Geb. 15 M.
Vogel, n. W. Kurzes Lehrbuch der Photographie. Bearbeitet v. E. Vogel.
Braunschwejg, Vieweg & Sohn. (211 S.) Geb. 2,50 M.
Walker, E. F. Die elektrischen Aufzüge zur Personen- und WarenbefÖrde-
mng. Mit 100 Abb. und 6 Tafeln. Lex.-8^. Leipzig, Harry Buschmann.
(144 S.) 6 M.
Kirnst und Elimstgeschichte :
Das Künstlerbuch. Bd. VIL
Jessen, Jarno. George Frederick Watts. Berlin, Schuster & Loeffler.
Mit AbbUdungen. (105 S.) Geb. 3 M.
Eremita. Die moderne Richtung und die Kunst. Gr. Lichterfelde - Berlin,
Edw. Runge. (267 S.) 3 M.
FrimmeL Th. von. Ludwig van Beethoven (Berühmte Musiker Bd. 13).
Berlin, Harmonie, Verlagsges. für Litt u, Kunst. (100 S.) Geb. 4 M.
62 Büchenchaa.
Gaedertz, Karl Theodor. Was ich am We^e fand. Blätter und Bilder
ans Litteratnr, Kunst und Leben. Mit Nachbildung zahlreicher Orinnal-
zeichnungen, Gemälde, Handschriften etc. im Text und auf Tafeln. Leipzig,
Georg Wigand, 1902. (XII, 28s S.) 6 M.
Gurlitt, C. Geschichte der Kunst. In 2 Bänden. Lex.-8». St., Arnold
Bergsträsser. 44 M.; in 2 Leinenbänden 4S M.
Knötel, P. Illustr. allg. Kunstgeschichte im Umrüs für Schule und Haus
gemeinverst. geschildert. 200 Abb. Leipzig, Otto Spamer. (258 S.) 5,50 M.
geb. 6,50 M.
La Mara. Franz Liszts Briefe an die Fürstin Caroline Sayn -Wittgenstein.
2. Teil Leiüzig, Breitkopf & Härtel. (810 S.) Geb. 6 M.
Lange, K. Das Wesen aer Kunst. Grundzüge einer realistischen Konst-
lehre. 2 Bde. Gr. 8^ Berlin, Grotesche Verlagsbuchh. Brosch. 12 M.;
in Leinwandband 15 M.
Marx, Ad. Beruh. Ludwig van Beethoven. Leben und Schaffen. 5. Aufl.
Mit: Berücksichtigung der neuesten Forschungen durchgesehen und ver-
mehrt von Prof. Dr. Behncke. BerUn 1902, Otto Janke. 2 Bde. (398 und
562 SO 16 M.
Mey, Kurt. Die Musik als tönende Weltidee. TeU I. Die metaphysischen
Urgesetze der Melodik. Leipzig, Seemann. (398 S.) 10 M.
Muther. Hich. Ein Jahrhundert tranzüsischer Malerei. Mit 126 Abb. Berlin,
J. Fischer. (323 S.) Geb. 10,50 M.
Beimann, Heinr. Musikalische Rückblicke. 2 Bde. Berlin, Harmonie,
Yerlagsgesellsch. für Litt. u. Kunst. Geb. 7 M.
R|ei necke, Carl. „Und manche liebe Schatten steigen auf." Gedenkblätter
an berühmte Musiker. Leipzig, Gebr. Reinecke. Gr. 8^ (200 S.) 8 M.
Reuleaux, F. Aus Kunst und Welt. Vermischte kleinere Schriften. 2. Aufl.
Gr. 8". Berlin, Allg. Verein für deutsche Litteratur. (313 S.) 6 M.
Rosenberg, Ad. Handbuch der Kunstgeschichte. Mit 885 Abbildungen u.
4 Beilagen. Bielefeld, Velhagen & Klassing, 1902. (646 S.) 12 M.
Sei dl, A. Modemer Geist in der deutschen Tonkunst. Berlin, Harmonie,
Verlaesges. für Litt und Kunst (161 S.) Geb. 4,5o M.
— , — . Wagneriana. U. Band. Von Palestrina zu Wagner. Berlin, Schuster
und Loef 1er. (520 S.) 5 M.
laitteratur- und Spraohwissensohaft:
Anzcngruber, Ludw. Briefe von . . . Mit neuen Beiträgen zu seineor
Biographie. Uerausgeg. v. Anton Bettelheim. Stuttgart und Berlin, 1902.
2 Bde. (333 und 424 S.) 4,80 M.
Byrons sämtliche Werke. Übersetzt von Ad. Böttger. Herausgeg. und
aus anderen Übersetzungen ergänzt von Dr. Wilh. Wetz, Prüf, an der Univ.
Giessen. Mit mehreren Abb. und einer biographisch -kritischen Einleitung.
(182 S.) Max Hessens neue Leipziger Klassiker -Ausgabe. Leipzig, M. Hesse.
In 3 Halbfranzbänden. 9,50 M., in Leinw. 6 M.
Dante's Göttliche Komödie. Übersetzt und mit einem Vorwort versehen
von B. Cameri. Mit Namensregister und dem Bilde des Dichters. Halle,
0. Hendel. (415 S ) 1,75 M.
Ehrhard, A. Franz Grillparzer. Sein Leben und seine Werke. Deutsche
Ausgabe von M. Necker. Gr. 8**. Mit 12 Portraits. München, C H. Becksche
Verlagsb. (531 S.) 6,50 M., geb. 7,50 M.
Gerstenberg, H. Aus Weimars nachklassischer Zeit Hamburg, Meükner,
(63 S.) 2 M.
Goethe 's sämtliche Werke. Vollst Ausgabe. Mit Einleitung von Prof.
Dr. L. Geiger. Mit mehreren Bildnissen und einem Registerband. Max
Hesse's neue Leipziger Klassikerausgabe. Leipzig, M. Hesse. In 12 Lnbdn.
20 M.
Grimm, Hermann. Fragmente. Zweiter und letzter Teil. (Der erste Teü
ist 1900 erschienen.) Berlin, Spemann. (275 S.)
BttokenohAiL 63
Klaiber, Th, und 0. Lvod. Die Meister dos deutschen Briefes. In Ausw.
hrgab. j?r. 8». Bielefeld, Velliagen & Klasing. (520 S^ 6 M.
Kraus, Franz Xaver. Essays. Zweite Sammlung. Berlin, Paetel. (425 S.) 10 M.
Mayne, Harry. Eduard Mörike, sein Leben und Dichten. Stuttgart, Cotta.
(414 S.) 6,50 M.
Nord au, Max. Zeitgenüssische Franzosen. Litteraturgeschichtliche Essays.
Berlin, Hofinann & Co. (357 S.) 5,60 M
Naturwissensohaften.
Börnstein, R. Leitfaden der Wetterkunde. Mit 52 Abbildungen und
17 Tafeln. Braunschweig, Vieweg & Sohn. (183 S.) Geb. 6 M.
Danilewski. Basile (Prof. der Physiologie an der Univers. Charkow). Die
physiologiscnen Fernwirkungen der Elektricität. Mit zahlreichen Ab-
bildungen. Leipzig, von Veit & Comp. (228 S.) 7 M.
Haacke-Kuhnert. Das Tierleben der Erde. 3 Bde. Mit 120 Farben-
drucktafeln und 620 Textbildern. Lex. -8». B. M. Oldenbourg. Geb. 50 M.
Klein, Herrn. Handbuch der allgemeinen Himmelsbeschreibung nach dem
Standpunkte der astronomischen Wissenschaft am Schlüsse des 19. Jahr-
hunderts. Dritte völlig umgearbeitete und vermehrte Auflage der „An-
leitung zur Durchmusterung des Himmels*. Mit zahlreichen Abbildungen
und Tafeln. Braunschweig, Vieweg & Sohn. (610 S.) Geb. 11,50 M.
Laspeyres, H. (ord. Prof. der Miner. u. Geologie an der Univers. Bonn).
Das Siebengebirge am Rhein. Bonn, Fr. Cohen. (471 S.) 9 M.
Müller, Franz Karl. Gesch. der organ. Naturw. im 19. Jahrh. Mit Abb.
Berlin, Georg Bondi. (714 S.) Geb. 12,50 M.
Neesen, Fr. Die Physik in gemeinverständlicher Darstellung für höhere
Lehranstalten, Hochschulen und zum Selbstunterricht. Mit 284 Abbildungen
und einer Spektndtafel. Braunschweig, Vieweg & Sohn. 357 S. Geb. 4 M.
Rufs, Karl. Fremdländische Stubenvögel. Mit 8 Farbendruck- u. 32 Schwarz-
drucktafeln. Magdeburg, Creutz. (648 S.) Geb. 8 M.
Sattler, A. Technologie und Naturkunde. Ein Lern- und Lehrbuch fUr
Schule und Haus. Mit 176 Abbildungen. Braunschweig, Vieweg & Sohn.
(376 S.) Geb. 4 M.
Schwartze, Th. Licht und Kraft. Stuttgart, Union, deutsche Verlags-
gesellschaft. (412 S.) Geb. 6 M.
Spul er. A. Die Schmetterlinge Europas, ca. 95 farbige Tafeln mit Über
2700 Abbildungen in ca. 80 Bogen Text nach der neuen Systematik von
H Staudinger und H. Rebel bearbeitet. Stuttgart, C. Hofimann'sche Ver-
lagsbuchhandlung. In 38 Lieferungen ä 1 M.
Stückhardt, A. Schule der Chemie. Bearbeitet von Lassar-Cohn. Braun-
schweig, Vieweg & Sohn. Geb. 8 M.
Pädagogik.
Block, Ida. Illustriertes Spielbuch für Kinder. Unterhaltende und be-
lustigende Spiele und Beschäftigungen für kleine Kinder im Zimmer wie
im Freien. Mit 158 Abbildungen. Leipzig, Spamer. (146 S.) Geb. 3,50 M.
Dillmann, von Ch., (Oberstudienrat). Schulreden (am Stuttgarter Real-
gymnasium gehalten). Stuttgart, J. B. Metzler. (208 S.) 2^S0 M.
Rom, N. C. Praktische Einführung in die Knaben-Handarbeit. Für Lehrer
und Lernende. Mit vielen Abbildungen. 2 Bde. (316 u. 299 S.) Leipzig,
Spamer. Geb. 7 M.
Sticker, Georg. Gesundheit und Erziehung. Giefsen, Rickersche Verlags-
buchhandlung. (238 S.) Geb. 4 M.
Philosophie.
Emerson, R. W. Lebensführung. Übersetzt von K. Federn. Minden,
J. C. C. Bruns. (271 S.) 2,50 M.
64 Bücherschaa.
Finot, Jean. Die Philosophie der Langlebigkeit. Autor. Übersetzung aus
dem Französischen von Alfred H. Fried. Berlin, Walther. (300 S.) 3 M.
Groos, Karl. Der ästhetische Genuis in seinen allgemeinen Bedingungen.
Giefsen, Ricker. (288 S.) Geb. 5,50.
Da es dem Verfasser aus inneren Gründen nicht möglich war, eine
2. Auflage der yergriifenen „Einleitung in die Aesthetik* zu veranstalten,
hat er die ästhetischen Hauptprobleme völlig neu bearbeitet.
Hilty, Karl. Für schlaf lose Nächte. Taschenformat. Leipzig, J. C. üinrichs.
(349 S.) 3 M., in Leinw. 4 M.
Der Verfasser von „Glück* bietet hier für jeden Tag des Jahres
allerlei zum Nachdenken anregende Gedanken in zwangloser Folge.
V. Mevsenbng, Malwida. Individualitäten (Nietzsche — Frauen — Ein
Grol^neffe von Mazarin — Die Decembristen — Joseph Mazzini — Epilog.)
Berlin, Schuster & Loeflfler. (579 S.) 6 M.
0mm er, E. M. Freundschaft. Nach dem 16. Tausend des franz. Originals
herausgegeben von E. M. Hamann. Münster, Alphonsus - Bnchh. (206 S.)
Geb. 3,60 M.
Payot, J. Die Erziehung des Willens (aus dem Französischen). Leipzig,
Voigtländer. (315 S.) 3 M.
Reich, E. Kunst und Moral. Eine ästhetische Untersuchung, gr. 8^
Wien, Manz. (248 S.) 4,40 M.
Schopenhauer's Gespräche und Selbstgespräche. Herausgegeben von
Ed. Grisebach. 2. Auflage. Mit 6 Lichtdruck-Porträts. Berlin, £. Hofifmann
& ae. (143 S.) 3,50 M.
Beohts- und Staatswissensohaften.
Christian!, E. (Amtsgerichtsrat). Bürgerliches Rechtslexikon. Nach dem
bürgerlichen Gesetzbuch unter Berücksichtigung des Handelsgesetzbuches
und sonstiger einschlagender Gesetze bearbeitet. 2. vermehrte Auflage.
Berlin, J. J. Heine. (416 S.) 8,50 M.
HuedeGrais, (Wirkl. Geh. Oberregierungsrat) Handbuch der Gesetzgebung
in Preulaen und dem deutschen Reicne. — Das deutsche Reich. —
Reichsverfassung — Reichsanffehörigkeit — Reichstag — Reichsbehörden
und Reichsbeamte — Reichsnnanzen — Elsafe — Lothringen. Berlin,
Springer. (385 S.) 6 M.
Hu Der, F. C. (Prof. an der technischen Hochschule, Stuttgart). Deutschland
als Industriestaat. Stuttgart, Cotta. (512 S.) 10 M.
Kerschensteiner, Georg (Stadtschulrat von München). Staatsbürgerliche
Erziehung der deutschen Jugend. Erfurt, C. Villaret. (78 S.) 1,60 M.
V.Werner, R. (Vizeadmiral). Deutschlands Ehr im Weltenmeer. Die Ent-
wicklung der deutschen Marine und Skizzen aus dem Leben an Bord. Mit
Abbildungen. Berlin 1902, Ulrich Meyer. (300 S.) 3,30 M.
Zimmermann, Alfred. Weltpolitisches. Beiträge und Studien zur modernen
Kolonialbewegung. Berlin, AUg. Ver. für deutsche Litt. (224 S.) 5 M.
Theologie.
Für r er, K. Vorträge über das Leben Jesu Christi, gr. 8<>. Zürich, Müller,
Werder & Cie. (264 S^ 4 M. Geb. 5 M.
Keeser, C. Unter dem Schirm des Höchsten. Morgen- und Abendandachten
für alle Tage des Jahres, nebst emem Anhange für besondere Fälle.
Stuttgart, M. Kiehnann. (848 S.) Geb. 7 M.
Kierkegaard, S. Ausgewählte christliche Reden. Aus dem Dänischen
von J. V. Reinecke. Giefsen, Rickersche Verlagsbuchhandlung. (158 S.)
Geb. 4 M.
K ö g e 1 , Rud. Aus dem Vorhof ins Heiligtum. Ein Jahrgang evangelischer
Zeugnisse über alttestamentliche Texte. 1. Bd.: Von Advent bis Sonntag
JubUate (Busstag). 4. Auflage, gr. 8«. Halle, C. E. Müller. 5,40 M.
Geb. 6,80 M.
Bttcherschau. 65
Eöstlin, H. A. Predigten und Reden. Giefsen, Rickersohe Yerlagsbuch-
handlune. (271 S.) Geb. 4,20 M.
Roemheld, C. J. Dnrch Kampf zum Sie^. Predigten über fortlaufende
Texte ans der Apostelgeschichte. Gleisen, Rickersche Yerlagsbnchhandlmig.
(594 S.) Geb. 6,50.
Schnabel, H. Ph. Predigten über die Geschichte des Reiches Gottes.
Gleisen, Kickersche Verlagsbuchhandlung. (342 S.) Geb. 5 M.
Spnrgeon, C. H. „Seid stark in dem Herrn.*' Ein Buch fUr Jünglinge
und Jungfrauen. C, J. G. Oncken Nachf. (290 S.) 2,40 M.
C. Schöne Litteratur.
Achlei tu er, Arthur. Das Postfräulein. Leipzig, Q. MüUer-
Mann'sche Verlagsbuchhandlung. (301 S. 8). 4 M.
Em trefiflicher, für städtische und ländliche Volksbibliotheken hervor-
ragend geeigneter Hochlandsroman. Der Anfang giebt die Erläuterung zu
einer in Tirol gefundenen „Zauberformel zur Abwehr der Pest". F— n.
D'Annnnzio, Gabriele, Feuer. Einzig autorisierte Übersetzung
aus dem Italienischen von M. QagliardL 4. u. 5. Tausend. A. n.
d. T. Die Romane des Granatbaumes. München, Albert Langen, 1900.
(518 S. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Es mag wirkliches Leben sein, was uns der Dichter schildert, aber
nicht von gesunder Wärme durchströmt, sondern von dumpfer, krankhafter
Fieberhitze durchglüht. Starker, die Sinne umnebelnder Heliotropduft liegt
über dieser Geschichte. Das Ganze ist m§hr Stimmungsmalerei als Roman,
in einer übertrieben hohen Sprache. Die Übersetzung ist gut. Für Biblio-
theken ist der Roman nur in sehr beschränktem Mafee zu empfehlen, da er
nur geistig reifen und urteilsfähigen Menschen in die Hand gegeben werden
sollte. K-1.
Bertz, Eduard, Der blinde Eros. Roman. Dresden n. Leipzig,
Carl Reifsner, 1901. (379 8. 8.). 4 M.
Die Geschichte einer unglücklichen Gelehrtenehe wiederholt sich im
deutschen Roman der letzten Jahre, namentlich im Frauenroman, merkwürdig
häufig. Im vorliegenden Falle muls man es bedauern, dals es einem so guten
und liebenswürdigem Erzähler wie B. nicht gelungen ist, schroffe Übertrei-
bungen in der Darstellung zu vermeiden: sowohl der Held in seinem schwäch-
lichen und gar zu weltfremden Idealtsmus wie seine Erkorene, eine herzlose
Kokette, sind von der Lebenswahrheit zu weit entfernt, als dafs sie uns
menschlich interessieren könnten. Abgesehen von diesem Kardinalfehler be-
sitzt der Roman viele Vorzüge und wird ids fesselnde Unterhaltungslektüre
gern gelesen werden. G. F.
Boy-Ed, Ida, Nur ein Mensch. Roman. Dresden n. Leipzig,
Carl Reifsner, 1900. (462 8. 8.). 6 M., geb. 7 M.
Bei der hervorragenden Stellung, die die Verfasserin unter den Ver-
treterinnen des deutschen Frauenromans einnunmt, brauchen wir nur zu sagen,
dab diese neue Gabe hinter den früheren nicht zurücksteht Die künstlerische
Sicherheit, mit der schwierige Probleme des modernen Lebens behandelt
werden, ist auch hier wieder bewundernswert, das Ganze wird durch sitt-
lichen Ernst der Lebensauffassung und echt vornehme Gesinnung ausgezeichnet.
Der Roman sei zur Anschaffung dringend empfohlen, er wird gewifs das
seinige dazu beitragen, das Gefallen an gewissen seichten Machwerken unserer
Unterhaltongslitteratur herabzumindern. G. F.
66 BÜcherschaiL
Busse, Carl, Die Schüler von Polajewo. Novellen aus Heimat
und Kleinstadt. Stuttgart, J. G. Cotta Nachfolger, 1901. (223 S. 8.).
2,50 M,, geb. 3,50 M.
Sehr lesbare gute Novellen, im Stile von Hans Hoffmanns Gymnasium
zu StoIpenbuTff Können fUr öffentliche Bibliotheken zur Anschaffung
empfohlen werden. K.
Byrons sämtliche Werke in neun Bänden. Übersetzt von Ad.
Böttger. Herausgegeben und aus anderen Übersetzungen ergänzt von
Wilhelm Wetz. Leipzig, Max Hessens Verlag. 9 Bde in 3 Bden geb. 6 M.
Diese Byron -Ausgabe gehurt zu den bereits früher empfohlenen Neuen
Leipziger Klassiker -Ausgaben des oben genannten Verlags, auf die wir wieder-
holt hmweisen. — r —
Dressel, C, Mit der Flut. Roman. Zwei Teile in einem Bande.
Berlin, Otto Janke. 1901. (183 u. 208 S. 8.). 5 M.
Der Roman erregt bis zum Schlüsse mit seinen sinnfälligen, trefflichen
Schilderungen lebhaftes Interesse und fUhrt durch das eigenartig fesselnde
Schicksal lebenswahrer Personen anschaulich die Wahrheit vor „Alles fliefst", es
giebt keinen Stillstand, — weder im Menschenleben noch im Weltgetriebe.
Die mancherlei Dissonanzen im Hause des reichen Hamburger Patriziers, in
der glücklosen Ehe der sich in Seeleneinsamkeit grämenden ältesten Tochter
Hochwalkers, im Hause der sich resigniert in die bescheidene Enge des Witwen-
lebens fügenden Frau von Ronach, im meisterhaft gezeichneten Künstlerleben
in München etc. lösen sich ungezwungen in reine Akkorde auf, und neben
den abstofsendeu Gestalten eines gewissenlosen Betrügers und leichtherzis^en
Ehemanns treten zahlreiche Züge hochherziger, ritterlicher Gesinnung, edier
Selbstbeherrschung, mutiger Energie und wahren Seelenadcls entgegen. Kein
Leser wird die spannende Erzählung unbefriedigt aus der Hand legen. Wir
halten das Buch nicht nur als Geschenk für feinere gebildete Kreise geeignet,
sondern empfehlen es auch Volksbibliotheken in Stadt und Land. F — n.
Eckberg, Kurt, Gräfin Witwe. Roman. 3 Bde. Berlin, Otto
Janke, 1901. (264, 236, 271 S. 8.). 10 M.
Es ist eine recht anschauliche und höchst amüsante Schilderung des
Lebens und Treibens auf grofscn Gütern. Die Charakterzeichnung der ein-
zelnen Personen, auch der episodischen, ist sehr gut gelungen und richtig
durchgeführt. Besonders viel Tiefe besitzt der Roman nicht. Auch hätte die
Erzählung ohne Schaden etwas gekürzt werden künnen, aber trotzdem ist sie
voller Bewegung und nie langweilig. K-1.
Elbe, A. von der, Seekönigs Töchter. Roman aus altheidnischer
Normannenzeit. Berlin, Otto Janke, 1900. (298 S. 8.). 5 M.
Die Romantik altnordischen Lebens wird namentlich auf jugendliche
Leser stets einen starken Reiz ausüben. Die Bahnen, auf denen A. v. d. E.
hier wandelt, sind zwar nicht originell, weder in der Verknüpfung der Be-
gebenheiten noch in der Schilderung der historischen Verhältnisse : aber doch
verdient das Buch als gediegene und anregende Unterhaltungslektüre bestens
empfohlen zu werden. Das dankbare Motiv des Eindringens des Christen-
tums in eine barbarische Kulturperiode ist mit groisem Geschick, stellenweise
sogar mit echt dichterischer Kraft behandelt; dais das Empfindun^sleben der
altnordischen Recken und Jun^rauen in etwas modernisiertem Gewände auf-
tritt, ist ein Mangel, wegen dessen wir mit der Verfasserin nicht allzusehr
rechten wollen. G. F.
Elbe, A. von der. Des lustigen Heinz Bekenntnisse. Roman.
Berlin, 0. Janke, 1901. (293 8. 8.). 4 M.
Eine seichte und sehr unwahrscheinliche Geschichte, deren Held gar
kein Held ist, sondern ein schwankender Charakter, dessen Erlebnisse kaum
dazu dienen können, ihm innerlich zn festigen. K-1.
Büohenohaa. 67
Engel, J. J. , Herr Lorenz Stark. Ein Charaktergemälde. Berlin
Q. Stuttgart, W. Spemann. (208 S. 8.). 1 M.
Dieses viel zn wenig beachtete Buch des bekannten Popularphilosophen
erschien zuerst brnchsttickweise in Schillers „Hören". Es bietet ein trefflich
StQck deutschen Bttrgertnms ans der Mitte des 18. Jahrhunderts, indem Engel
in dem Helden des Buches seinen Grolsvater mütterlicherseits schildert. — St.
Enking, Ottomar. Ikariden. Roman. 2 Tle., 1 Bd. Carl
Reifsner, Dresden und Leipzig, 1900. (278 u. 239 8. 8.). 6 M.,
geb. 7 M.
Lene Rittner, die Tochter eines Landlehrers, eignet sich mehr und mehr
die materialistische Weltanschauung, welche ein sich der sozialen Bewegung
widmender Schriftsteller vertritt, an und beeinfluGst ihren schwächlichen Mann
derart, daCs dieser sein Pfarramt aufjdebt, um mit ihr in schriftstellerischer
Thätigkeit „ein greifendes Rad im Welt^etriebe" zu werden. Beide fühlen
nach Knrzer Zeit ihre Unfähigkeit, die emgebildete üühe zu erweisen. Die
bittere Enttäuschung führt sie zu dem Entschlüsse, ihr Leben einem anderen,
wahren und schönen Kampfe zu weihen. Voll ehrlichen Mutes übernehmen
sie die Leitung einer Trinkerheilanstalt Gelungene humoristische Schilderungen
bilden eine eigenartige Würze, doch geht aie behagliche Erzählweise hier
und da zn sehr ins Breite. Vor allem aber sind es die ungeschminkten Schil-
demneen geschlechtlichen Ehelebens, die den Roman als nicht geeignet fUr
Yolksbibllotheken erscheinen lassen. F— n.
Franeois, L. V., „Judith die Kluswirtin." Stuttgart, Union.
(CoUect. Spemann.). (214 S. 8.). 1 M.
Das Buch gehört zu den besten Werken der berühmten Erzählerin.
Es schildert die Kraft bedeutender Charaktere, die die Schuld der Vergangen-
heit zu sühnen wissen, um darnach ein sonnig Glück zu gewinnen. St.
Gandy, Franz Freiherr, Ausgewählte Werke in di-ei Bänden.
Mit Porträt, einer Biographie und Charakteristik Gaudys von Karl
Siegen. Leipzig, Max Hessens Verlag. 3 Bde in 1 Bd. 1,50 M.
Der liebenswürdige, spätromantische Dichter, dessen Humoresken, No-
Teilen und kleineren lyrisch -epischen Gedichte hier in neuer Auswahl geboten
werden, verdient einen Platz m jeder besseren Volksbibliothek. Obige Aus-
gabe gehört zn den Neuen Leipziger Klassiker -Ausgaben. — r —
Gersdorff, Ada von, Irdische Vorsehung. Roman. 2 Teile in
1 Bd. Berlin, 0. Janke, 1901. (180 u. 1898 S. 8.^. 6 M.
Die Erzählung leidet an gröDster UnwahrscheinlichKeit und befriedigt
den Leser keineswegs. Die vorgeführten Gestalten sind sicher nicht typisch.
Es wäre schlimm, wenn es mehr Taute Minetten gäbe. K-1.
Gorki, Maxim, Ein sonderbarer Leser. Wanderungen eines
Teufels. Leipzig, Richard Wöpke. 1901. (80 S. 8.). 1 M.
Wir bedauern, daüi wir auf eine s.) bedeutsame Erscheinung wie G.
hier nur mit wenigen Worten hinweisen künnen. In den oben genannten
beiden Skizzen, wie in allem, was der bei uns mit einem Schlage zur Be-
rühmtheit gehmgte jun^e russische Schriftsteller veri5ffentlicht hat, redet eine
starke, von hohem sittlichen Ernste erfüllte Persönlichkeit zu uns: aus einem
übervollen Herzen quellen die Worte, die an die ganze Menschheit gerichtet
and, nnd wohin immer sie dringen, lauten Wiederhall in der Brust des Lesers
hervorrufen werden. Wir wünschen den Werken G's. die gröfstmügliche Ver-
breitnnff : freilich wird man bei der Überfülle der hergestellten Übersetzungen
hinsichSich der zn wählenden Ausgabe Vorsicht walten lassen müssen.
G. F.
68 Bücherachan.
Qrillparzers Werke. la acht Bänden. Mit Einleitung und
Nachworten von Heinrich Laube. Stuttgart, J. G. Cotta'sche Buch-
handlung Nachfolger. In Leinen geb. ä Bd. 0,50 M.
Diese billige Volksausgabe in guter Ausstattung gehört zur Cotta'schen
Yolksbibliothek. einer Sammlung volksttimlicher Meisterwerke der Litteratur,
auf die wir Volksbibliotheken besonders aufmerksam machen. — r —
Gustafs on, Richard, Am Kamin. Nordische Märchen und Er-
zählungen. Deutsch von Wilhelm Thal. Mit Kopfleisten und Aqua-
rellen von Willy Werner. Berlin, Herrn. J. Meidinger. (196 S. 8.).
Geb. 3 M.
Der schwedische Jugendschriftsteller Gustafson verdient einen Platz
auch in unseren deutschen Volksbibliotheken. Obige Erzählungen sind duftig
und rein und zur Kinderlektüre geeignet wie wenige. Aus demselben Verlage
Singen uns noch folgende Jugendschriften zu: Kinderleben, Erzählungen,
[ärchen und Rätsel von M. von Eschen (Mathilde von Escbstruth). 2. Aufl.
(164 S.) 3 M.; Goldschmieds Töchterlein. Erzählung für junge Mädchen von
Elisabeth Halden (Agnes Breitzmann), (285 S.) 4M.; Die Liebessaat. Er-
zählung für junge Mädchen von Elise Maul. (256 S ) 4 M. — r—
Heiberg, Hermann, Schuldlos belastet. I. H. Berlin, Otto
Janke, 1901. (185 n. 175 S. 8.). 6 M.
Ein der „Schuld" von Jensen nächstverwandter Vorwurf, mit allen
Chicanen zum Kolportageroman aufgestützt. Ist aus Gründen des guten Ge-
schmacks abzulehnen. K.
Heigel, Karl von, Die neuen Heiligen. Roman in zwei Büchern.
Potsdam, Otto von Huth, 1901. (265 S. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Derlei Geschichten nennt man Humoresken, wie weni^ sie mit Humor
zu schaffen haben, weil gezwungene Situationen mit grotesken Redensarten
glossiert werden. Die neuen Heiligen (von der Observanz der Madame
Blavatsky) führen mit Grafen, Pseudografen, heiratswütigen Weibern u. s. w.
ein bischen unwahrscheinliches auf. £s kommt aber niemand zu Schaden,
selbst nicht der, der das Buch ganz durchgelesen hat. Übrigens wäre es ein
prächtiger Operettenstoff. K.
Hermann, Georg, Aus dem letzten Hause. Ein neues Skizzen-
bnch. Berlin, F. Fontane & Co., 1900. (249 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Es ist nichts Befreiendes, was uns aus diesem Buche anweht. Eine
tief melancholische Grundstimmung sucht hier nach Ausdruck und träumt
sich in die Rätselfragen des Daseins hinein. Dazwischen Bilder aus dem
Berliner Leben im Helldunkel eines wehmütigen Humors. Echt dichterische
Begabung tbut sich überall kund, auch wo sich die SohUderung ins Vage,
Formlose verliert. Das Buch verdient gelesen zu werden, nur wolle man es
der Jugend nicht in die Hände geben. G. F.
Hoffmann, Hans, Wider den Knrfftrsten. Roman. Berlin,
Gebr Paetel. (271, 272 n. 264 8. 8). 14 M.
Wie schon der Titel des Buches verrät, bietet dieser Roman des be-
rühmten Erzählers ein Kriegs- und Kulturbild aus der Zeit des „groDsen^^ Kur-
fürsten. Die Handlunff setzt ein im Jahre 1677 u. zw. mit einem Pfingstfeste,
welches die Bürgerschaft Stettins feiert während der Kurfürst mit seinen
Truppen anrückt, um den Schweden die Stadt zu entreilsen und so ,.die beste
Frucht seines Fehrbelliner Siemes zu pflücken.'* Während das brandenourgische
Heer die Stadt immer enger emgürtet, liegen im Innern derselben die branden-
burgische und schwedisdie Partei in Fehde. An der Spitze der schwedischen
Partei steht der „wilde Wichenhagen'S der obgleich von Bewunderung für
den grolsen Kurfürsten erfüllt, auf emem mannhiBten Widerstände gegen den-
BttoheraohaiL 69
selben beharrt ; da nur ein solcher für die Bürgerschaft Stettins ehrenvoll sei
— ehe sie brandenbureisch werde. Mit diesem Grundsätze gewinnt Wichen-
hagen nicht nur seine Mitbürger sondern auch die gut brandenbnrgische Jung-
frau Ursula Hogenholt zur Braut Und so nimmt alles einen guten Ausklang
— und auch der originelle ehrliche Schiffer Pnst findet sich drein, branden-
burgisch zu werden. ,^Blo(is mufs der Brandenburger das Segeln noch lernen."—
Der Roman besitzt alle Vorzüge der Erzähiungskunst des Meisters Hans
noffmanns — und ist von volkstümlichem, deutschem Geiste durchweht. St.
Jensen, Wilhelm. Heimat. Roman. Dresden und Leipzig, Carl
Reifsner, 1901. (301 S. 8.).
Der Verfasser schildert in einfacher und ergreifender Weise das Schicksal
des Sohnes eines französischen Emi^rantenpaares, das nach der grotsen Revo-
lution in Gelnhausen an der Kinzig ein bescheidenes Unterkommen findet
Der Roman ist für Vulksbibliotheken jeder Art zu empfehlen. F— n.
Jensen, Wilhelm, Die fränkische Leuchte. Roman. Dresden
und Leipzig, Carl Reifsner, 1901. (507 S. 8.). 7 M., geb. 8 M.
Die dichterische Kraft und Anschaulichkeit, die Jensens historische
Romane auszeichnet, versagt auch diesmal nicht. Die Soldaten- und Hcxen-
grUuel des dreifsigjährigen Krieges entrollen sich in erschütternden Bildern vor
unseren Augen, im Hintergründe ragen wie gewaltige Schatten die Gestalten
Gustav Adolfs und Wallensteins empor. Gleichwohl will es uns scheinen,
als ob dem meisterhaft entworfenen Müieu gegenüber die Fabel des Romans
etwas verschwimmt und auch die Motive nicht gerade neu sind. Aber trotz-
dem sei das Buch um seiner oben bezeichneten Vorzüge willen zur An-
schaffung empfohlen. G. F.
Jensen, Wilhelm, Eine Schuld. Leipzig, Reclam jun., 1901.
(390 8. 8.). 6 M., geb. 7 M.
Darauf, dafs Jensens Romane ein Erleben widerspiegeln, liaben wir
län^t verzicntet. Aber auch sein Stil wird immer breiter und schlechter.
„Die Schuld" ist eine Räubergeschichte gewöhnlicher Gattung, höchstens als
in vierter Reise anschaffenswert zu bezeichnen. K.
Immermann, Karl, Der Oberhof. (Einleit von L. Sohücking.).
Stuttgart, Union. (Deutsche Verlagsgesellschaft.). (328 S. 8.). 1 M.
Dieses herrliche Kulurbild deutschen Bauerntums, die Perle des Romanes
„Münchhausen**, wird idlezeit als ein klassisches Werk echter Heimatkunst
gelten. Solche Bücher gehören dem Volke vor allen in die Hand. St.
Jung-Stillings, Jugend, Jünglingsjahre — Wanderschaft Berlin
tt. Stuttgart, W, Spemann. (239 S. 8.). 1 M.
Jung-Stillings Lebensgeschichte, der Vorläufer von Immermanns „Münch-
hansen'', gehört seines volkstümlich poetischen und sittlichen Gehaltes wegen
zu den besten deutschen Volksbüchern. Das Buch wurde auf Anregung
Goethes geschrieben, der den ehrlichen und gottesfdrchtlgen Jung, der zu
seinem Stralsburgcr Freundeskreise gehörte, lieb gewann. — Wegen des
handlichen Formates und des groijsen Druckes halber empfiehlt sich besonders
diese billige Ausgabe. St
Lnblinskl, S. Gescheitert. Novellen. Dresden und Leipzig,
Carl Reifsner, 1901. (259 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Diesen Novellen möchten wir keinen Platz in unseren Volksbibliotheken
gönnen. Die „gesclieiterton* Helden des Buches sind teils unmöglich teils
Niedergangst^pen , deren Bekanntschaft besser vermieden wird. Nirgends
wird eine Saite angeschlagen, deren Klang mit dem deutschen Empfindun^s-
leben harmoniert, dazu kommt ein völlig unausgebildeter Stil, ein Mangel, aer
allein schon ansreieht, das Ganze abzulehnen. G. F.
m. 3. 4. 6
70 Bflcherschaa.
Manzoni, A., „Die Verlobten". Übers, n. mit Einl. v. W. Naden.).
Stuttgart, Union. (Collect. Spemann.). (259 n. 233 S. 8.). 2 M.
Die ,,y erlobten" waren Goethes Lieblingsroman nnd er sagt davon:
.jManzonis Roman überflügelt alles, was wir in dieser Art kennen/' Dieser
historische Roman schildert am den einfachen Kern einer Liebesgeschichte
das Leben und l'rciben des lombardischen Volkes im 17. Jahrhundert; gehört
seiner Bedeutung nach der Weltlitteratur an und ist dabei ein sehr empfenlens-
wertes Volksbuch. St.
Möllhausen, Balduin, Das Geheimnis des Hulks. Stuttgart,
Union. (Collect. Spemann.). (214 S. 8.). 1 M.
Die „Hulks" sind Schiffswraks, wie sie sich hie und da an den amerika-
nischen Küsten (hier bei S. Francisko) bei bedeutenden Seestädten finden.
Möllhausen der vorzügliche Kenner amerikanischen Lebens, schildert in diesem
Romane die Lebensscnicksale einer Familie, die sich bei S. Francisko auf einen
solchen Hulk zurückgezogen hat und die eines deutschen Seemannes, der hier
sein Glück findet St
Möllhausen, Balduin, Der Leuchtthurm am Michigan. Stuttgart,
Union. (Collect Spemann.). (212 S. 8.). 1 M.
Dieser Band enthält neben der Titelerzählung noch zwei: „Die Aiis-
wanderin" nnd .,Da8 Squattermädchen." Alle drei sind frische erzählte Ge-
schichten ans dem amerikanischen Volksleben. — Das Buch hat eine Ein-
leitung von Th. Fontane. St.
Nettelbeck, Joachim, „Lebensgeschichte.'' Stuttgart, Union.
(Collect Spemann.). (207 u. 211 S. 8.). 2 M.
Diese zwei schön ausgestatteten Bände der Collect Spemann enthalten
die Beschreibung der Lebensschicksale des Kolber^er Bürgers Joachim Nettel-
beck. Dieser Seefahrer und Bürger, der sich un Veruiufe seines langen,
thateureichen Lebens stets als deutscher Mann erwiesen, berichtet uns in
schlichter Weise über seine Erlebnisse und Erfahrungen. Ein Held aus dem
Volke — hat er es nicht nur verstanden, sein Leben zu leben, sondern auch
es zu beschreiben, dalJs es eine Freude ist, ihm zuzuhören.
Möge die gediegene, wohlfeile Ausgabe des schlichten Volksbuches
fleilsige Leser finden, die sich, den Worten Gneisenaus gemäls „daran spiegeln
mögen.'* St.
Pohl, Emil, Lygia. Drama in ftlnf Aufzügen. Mit freier Be-
nutzung des Romanes „Quo vadis** von H. Sienkiewicz. Stuttgart,
Kathol. Vereinsbuchhdlg., 1901. (118 S. kl. 8.). 0,80 M.
Das Drama ist nicht ohne Geschick für die szenische Wirkung dar-
festellt; die technische Entwickelnng vollzieht sich mit innerer Notwendig-
eit In den letzten Auftritten des 5. Aktes aber wird das Interesse geteilt.
Der Konflikt, der in der Liebe der Christin Lyeia zu dem heidnischen Yolks-
tribnn Vincins liegt, wird freilich durch die Neronische Christen Verfolgung
gelöst, wenn zum Teil auch — wohl aus technischen Gründen — hmter der
Szene; aber ein zweiter Konflikt, der sich zwischen dem Römer Petronius
und seiner Sklavin Eunike bildet, wird erst in der SchluDsszene gelöst, wo-
durch ein wirkungsvoller Abgang der Heldin Ly^ia entschieden geschwächt
wird. Die fünffülsigen Jamben schreiten ghitt una ruhig dahin , nnd so liest
sich das Stück gut Ob es aber das grelle Lampenlicht verträgt, das hängt
von den Darstellem und dem Publikum ab. Bb.
Raabe, Wilhelm. Das Hörn von Wanza. Eine Erzählung.
2. Aufl. Berlin, Otto Janke, 1901. (218 8. 8.). 3 M.
Derselbe. Raabenweisheit Zum 70. Geburtstage des Dichters
aus den Werken Wilhelm Raabe's ausgewählt, zusammengesteUt und
BttohenohAn. 71
herausgegeben durch Hans von Wolzogen. Berlin, Otto Janke,
1901. (174 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Das Hom von Wanza bedarf keiner Empfehlung mehr; aach der im
Vorwort mr zweiten Anfhige vom Verfasser ausgedrückte bescheidene
Zweifel, ob die Geschichte m den zwanzig Jahren seit ihrem ersten Er-
scheinen nicht etwa so sehr veraltet sein möchte, dafs das heutige Publikum
eine nochmalige Ausgabe als eine Unhöflichkeit auffassen könnte, ist selbst-
yerständlich gegenstandslos. Wo das Buch noch fehlt, sollte es in diesem
neuen Gewände angeschafft werden. — DieRaabenweisheit Hans von Wolzogens
ist eine willkommene Gabe, deren Wert das den Leuten aus dem Walde
entnommene Motto charakterisiert: „Er gleicht in überraschender Weiso
einem alten erfahrenen Raben, der sich auf einem Dachfirst niedergelassen
hat, einem Raben mit edlen Gefühlen, einem Raben mit Wehmut in den
humoristisch zwinkernden Augen ^ einem melancholisch -satirischen Mitgliedo
des höchst achtbaren, vortrefflichen und deshsdb auch nicht wenig ver-
leumdeten Geschlechtes der „krilhenartigen Vögel**. — r—
Richter, Prof. Dr. J. W. Otto (Otto von Golmen) Hans Holbein
der Jüngere. Eine altdeutsche Künstlergeschichte. Mit 6 Bildern.
Berlin, Alfred Schall (Verein der Bücherfreunde). (357 S. 8.). 4 M.,
geb. 5 M.
Ein ausgezeichnetes Buch, hervorgewachsen aus tiefen Studien, ge-
diegenem Kunstverständnis und warmer Begeisterung für den groisen Muer
der Renaissance. Die zahlreichen Beziehungen dieses Künstlers zu geistig
bedeutenden Persönlichkeiten jener Zeit, wie Erasmus Rotterdamus, Thomas
Moms, Cromwell, Heinrich Vifl., die er mit genialer Meisterschaft porträtierte,
sein Verhältnis zur Reformation und zum englischen Hofe und die Beschreibung
seiner wichtigsten Werke sind mit der Biographie des Künstlers in einer den
trocknen, lehrhaften Ton vermeidenden Darstellung so verwoben, dafs sich
das fesselnde Buch wie ein kulturhistorischer Roman liest. Das Buch wird
aUen grölseren Volksbibliotheken angelegentlich empfohlen. Bb.
Rosegger, Peter, Deutsches Qesohichtenbnch. Für die reifere
Jugend gewählt ans den Schriften von Peter Rosegger. Mit 12 Voll-
bildern. 2. Auflage. Leipzig, L. Staackmann. (308 S. 8.). Geb. 4 M.
„Es sind keine Indianergeschichten und keine Kindermärchen, es sind
Erzählungen ans unserem Vaterlande, aus unserem Volk, mit dem wir uns ja
bekannt machen müssen, wie mit den Kammern, Gärten und Bewohnern
unseres Vaterhauses*'. Mit diesen einleitenden Worten des Dichters selbst
sei das prächtige Buch auch hier empfehlend eingeführt. — r—
Schlaf, Johannes, Jesus und Mirjam. Der Tod des Antichrist
Minden i. W., J. C. C. Bruns' Verlag, 1901. (135 S. 8). 1,75 M.
Die Geschichte von Jesus und der grofsen Sünderin wird hier in der
ersten Novelle frei nach dem Evangelium erzählt, doch in ehier Weise, die
schwere Bedenken hervorruft Statt der herben Schlichtheit der biblischen
Schilderung umfängt uns ein Dunstkreis schwülster Sinnlichkeit mit psy-
chologischen Voraussetzungen unmöglicher Natur. Es ist wirklich zu be-
dauern, dafs der Dichter Schlaf diesen Milsgriff nicht zu vermeiden wuDste.
„Der Tod des Antichrist" (Neros) ist neben das von Sienkiewicz „Quo vadis?'
entworfene Charakterbild gehalten von ziemlich geringer Wirkung. Wo der
Künstler versagt, bietet die Decadence einen wenig erfreulichen Anblick dar.
G. F.
Schleswig-Holsteinische Sagen. Eine Auswahl aus Karl
Mflllenhoffs Sagen, Märchen und Liedern der Herzogtümer Schleswig,
6*
72 Büoherachau.
Ilolstein und Lancnburg. Im Einverständais mit dem Jngendschriftcn-
Ansschnfs des Kieler Lehrervereins zusammengestellt yon Heinrich
Lund. Siegen, M., Liebscher, 1901. (192 S. 8.). Kart. 1,25 M.
Aus MUllenhoffs berühmter Sammlang hat Rektor Lnnd eine Auswahl
veranstaltet, die sowohl was die Wahl der Stücke als auch was schonendes
und pietätsvolles Verfahren bei leichten, dem Zweck entsprechenden Änder-
ungen betrifft, vollen Beifall verdient. Das hübsch ausgestattete kleine Buch
gehurt in jede Volksbibliothek. C. N.
Schlicht, Frhr. v., Leutnant Erafft. Humoristische Erzählung
ans dem OfBziersleben. Teil 1. 2. Berlin, Otto Janke, 1900. (176
u. 162 8. 8.). 6 M.
Derselbe. Vielliebchen und andere Militür-Humoresken. Berlin,
Otto Janke. (132 S. 8.). 1 M.
Derselbe. Pensionopolis, Humoristisch -militärische Erzählung
aus einer kleinen Garnison. 2 Teile in einem Bande. Berlin, Otto
Janke, 1902. (204, 157 S. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Derselbe, Excellenz lassen bitten. Militärhumoresken. Dresden
und Leipzig, Carl Reifsner, 1901. (210 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Die Schriften des Verfassers, die zumeist das im deutschen Lesepublikum
sehr beliebte Thema „Soldatenlust- Soldatenleid'^ behandeln, Schemen ihre
schnell erworbene Gunst zu behaupten. Frische der Schilderung und harm-
loser Humor zeichne auch die vorliegenden Bände aus, über eine gewisse
konventionelle Manier, die Dinge darzustellen, kann man in diesem Falle
hinwegsehen. Solcher Lesestoff, wie ihn Schlicht uns bringt, darf in unseren
Bücherhallen gewüs nicht fehlen. G. F.
Schobert, H. (Baronin v. Bode). Kinder der Geschiedenen.
Roman. 3 Bde. Berlin 1901, Otto Janke. (216, 211 u. 245 8. 8.). 12 M.
Die Verfasserin schildert den ganzen Jammer mehrerer ungliicklichen
Ehen, die Qualen einer leidenschaftlich heils fühlenden, geknechteten Frau,
der schließlich das «freie Znsammenleben*', solange Achtung und Neigung
vorhalten, begehrenswert erscheint und die überaus rohe Behandlung derselben
durch einen nttlich verkommenen, brutalen, egoistischen Mann. Als natürliche
Folge der traurigen Zustände gestaltet sich das Leben der Kinder mehr oder
weniger uufflücklich.
Wir halten dergleichen Romane, die nur Nachtseiten des menschlichen
Lebens vor Augen malen, für keine gesunde Kost. Deshalb k($nnen wir den
Roman für Volksbiblotheken nicht empfehlen.
Schubert, Dr. Qotth. Heinr. von. Ausgewählte Erzählungen.
Wundersame Wege. Erzählungen für das Volk und seine Jugend. Mit
4 Abbild. 3. Aufl., eingeleitet und durchgesehen von Rieh. Lauxmann.
Erlangen, Palm & Enke. (IV, 400 8. 8.). Geb. 4,20 M.
Diese ]$40 znerst erschienenen und von Sfadtpfarrer l^uxmanu 1S87
neu herausgegebenen christlich -gläubigen Geschichten spielen in der Mitte
des 17. Jahrn. und sind von einem romantischen Hauche durchweht. Sie sind
psychologische Genrebilder und phantasievolle Lebensgeschichten , die sich
allerdings in der Richtung zum wunderbaren oft von der Wirklichkeit los-
lösen. Der reiferen Jugend und anspruchslosen Lesern unter den Erwachsenen
kann der Band empfohlen werden. Die Bilder aber hütten besser gefehlt;
lieber gar keine als solche. Bb.
Seidel, Heinrich, Wintermärchen. Bd. 1.2. (Gesammelte Schriften.
Bd. 16. 17.) Stuttgart, J. G. Cotta Nachf., 1901. (316 u. 314 8. 8.).
Je 3 M., geb. 4 M.
Diese neue Gabe des norddentschen Idyllikers und Familienpoeten
bedarf, wie seine übrigen Schriften, kaum einer Empfehlung. Wer ihn schätzen
Bttchenehau. 73
and lieben gelernt hat, wird anch hier wieder den ganzen Seidel beisammen
finden in seiner Frische, Zartheit und Anspruchslosigkeit. Auch der Jugend
kann man die beiden Bändchen ohne Bedenlien in die Hände geben. G. F.
Slenkiewioz, Henryk, Folget ihm nach! Drei Erzählungen.
Ans dem Polnischen übersetzt von C. Hillebrand. Umschlagzcichnung
von Benno Mahler. Wien, Wiener Verlag (Buchhdlg. L. Rosner Sep.-
Cto.), 1901. (135 S. 8.). 2 M.
Die irrende Menschenseele sucht Liebe und Wahrheit. Die Liebe findet
sie bei edlen Menschen, aber sie ist unvollkommen. Die Wahrheit sucht sie
bei den Göttern, aber sie erweist sich als Täuschung. Echte Liebe und
lautere Wahrheit hat nur Christus vorgelebt. Folget ihm nachl Diese Ge-
danken entwickelt der Verf. in einer poesievollen Erzählung ans den Tagen
des Leidens Jesu. Diese suchenden KÖmer, der Weltmann Cinna und seine
jugendliche Gemahlin Anthea, der weise Timon und der schwache Pilatus,
Tor allen aber der stumm leidende Christus sind mit dichterischer Kraft ge-
zeichnet — Die zweite, bei weitem kürzere Erzählung behandelt ein Thema
aus der Gegenwart: die Überbürdung eines schwach beanlagten SchUlers und
den dadurch verschuldeten Tod. Die letzten sieben Seiten bieten ein zartes
Härchen : die Verwandlung einer Lotosblume in eine Jungfrau, die im Herzen
des Poeten wohnen soll. Abgesehen von der unsorgfältigen Korrektur, ist
das Buch allen Volksbibliotheken aufs wärmste zu empfehlen. Bb.
Sienkiewicz, Heinrich, Die Kreuzritter. Historischer Roman
ans dem XV. Jahrhundert. Ans dem Polnischen übersetzt von E. n.
R, Ettlinger. Hlustriert von F. Schwormstädt. Bd. [1] 4. Auflage, Bd. 2.
Einsiedeln, Waldshnt, Köln a. Rh., Benziger u. Co., 1901. (352 u.
600 S. 8.). Geb. 6 bez. 7 M.
Der Roman spielt im Zeitalter des Königs Wladislaus IL und seiner
Gemahlin , der heiligen Hedwig . in jener glänzenden Epoche Polens , in der
siegreiche Kämpfe gegen die deutschen Ordensritter stattfanden. Die vor-
liegende Ausgabe zeldmet sich in Druck und sonstiger Ausstattung sehr
vorteilhaft ans. Die Übersetzung liest sich gut. Empfonlen. — r —
Sienkiewicz, Henryk, Vergebens. Roman. Übersetzt von L.
A. Hanff. Berlin, Kollektion Otto Janke. (147 S. 8.). 1 M.
Derselbe, Am lichten Gestade. Roman. Aus dem Polnischen
äbertragen von S. Horowitz. Ebenda. (136 S. 8.). 1 M.
Sienkiewicz ist nns kein Fremder mehr; von seinen Romanen und
Novellen sind viele ins Deutsche übersetzt worden. Die beiden vorliegenden
Romane gehören nun freilich nicht zu den Meisterwerken des polnischen
Schriftstellers: sie werden aber unter den Gebildeten dankbare Leser finden
und dem Dicnter neue Freunde gewinnen. Es herrscht darin eine sinnliche
Glut, die weder prüde noch pikant ist, und ein künstlerischer Realismus.
,Zü viel Kräfte verwenden wir auf die Jagd nach der Liebe der Frau , dann
fliegt diese Liebe wie ein Vögelchen davon, und unsere Kräfte sind vergebens
verschwendet" j das ist das Motiv des ersten Romans und mit einigen Varia-
tionen anch die des zweiten. Für gebildete Leser und Stadtbibliotheken zu
empfehlen. Bb.
Sohnreys Dorf-Kalender für 1902. Im Auftrage des Aus-
schusses für Wohlfahrtspflege auf dem Lande, hrsg. von Heinrich
Sohnrey. Berlin, Trowitzsch & Sohn, 1901. (95 S. 4.). 0,50 M.
Dieser zum ersten Mal erscheinende Kalender — endlich einmal ein
richtiger, echter Dorfkalender — sei kleineren Volksbibliotheken, namentlich
allen Büchersammlungen auf dem Lande, warm empfohlen. Für gröisere Be-
züge sind Preisermäfsigungen eingeräumt. — r —
74 Büchersohau.
Stein, Armin (H. Nietschmann) , Christian Fflrchtegott Geliert.
Ein Lebensbild. Halle a. 8., Buchhandlung des Waisenhauses, 1901.
(203 8. 8.). 2,40 M., geb. 3,10 M.
Bildet den 18. Band der bekannten Deutschen Geschichts- und Lebens-
bilder desselben Verfassers, worin hervorragende deutsche Mfinner und Frauen
dem Volke in freier dichterischer Gestaltung näher gebracht werden. — r —
8tendhal-Henry Beyle v., Rot und 8chwarz (Le rouge et le
noir.) Übertragen von y. Oppeln-Bronlkowski I. II. Leipzig, Engen
Diedorichs, 1901. (400 u. 447 8. 8.). 6 M., geb. 8 M.
Die Ausgabe segelt unter der Flagge : „Der Lieblingsroman Nietzsches".
Hofifentlich ist die Zeit reif, eines der grolisartigsten, tiefeten und fesselndsten
Seelengemälde zu ertragen und zu schätzen, die je geschrieben worden sind.
Rot und Schwarz steht trotz seiner losen Handlung wahrscheinlich noch höher
als die Cbartrense de Parme. In einer vornehmen Bibliothek darf es nicht
fehlen. £s ist aber kein Buch für Kinder. K.
Stern, Maurice Reinhold von, Waldskizzen aus OberösterreicL
Linz, Wien, Leipzig, Österreichische Verlagsanstalt, 1900. (118 8. 8.).
2 M., geb. 2,50 M.
Sechs Skizzen ans dem Leben armer Leute und Sonderlinge, dürftig
an Handlung, mit schwachen Ansätzen zur Charakteristik und voll Kenexionen
und Rttsonnements über Religion und Politik. Einiges, namentlich die Natur-
schilderung in der ersten Skizze, ist von poetischer Schönheit. Der „Himmel-
baner", der über Litteratur, Kunst und Diplomatik freigeistig und wie ein
Professor redet, ohne dafs seine Befähis^nng dazu durch seinen Bildungsgang
nachgewiesen wird, ist ohne diesen Nachweis völlig verzeichnet. Die Freunde
des Lyrikers Stern mögen auf einige Gedichte in der ersten Skizze aufinerksam
gemacht werden. Für Bibliotheken ist das Buch von geringem Wert Bb.
Stratz, Rudolph, Die ewige Burg. Roman aus dem Odenwald.
2. Aufl. Stuttgart, Cottasche Buchhandlung Nachfolger, 1900. (356 8. 8.).
3 M., geb. 4 M.
Ein gewaltiges, mit markigen Zügen in leuchtenden Farben ausgeführtes
Gemälde ans dem Leben der Gegenwart entrollt der Dichter vor unsem
Augen, auf welchem das Ringen und Kämpfen des Alten mit den machtvollen
tecmnischen, wissenschaftlichen und socialen Bestrebungen unserer Tase zum
lebensvollen Ausdruck gelangt H. J.
Theden, Dietrich, Herzgold. Roman. Dresden und Leipzig,
Carl Reifsner, 1901. (311 8. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Eine Geschichte, deren Ausgang man s^on nach wenigen Seiten vor-
aussieht Die handelnden Personen, mit zwei Ausnahmen, tnefen von Güte
und P2delmut Für den zweiten Helden — wenn der Ausdruck gestattet ist
— kann man wenig Sympathie empfinden. Indessen ist die Situationsmalerei
nicht uninteressant. K-1.
Top el in 8, Zacharias, Ausgewählte Märchen und Erzählungen.
Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen von Fr. Rosenbach.
Göttingen, Franz Wunder. [1901.] (IV, 223 8. 8.). Geb. 2,50 M.
Es ist ein verdienstliches Werk der Obersetzerin, diese hochpoetischen,
wie Volksdichtung anmutenden Erfüllungen des 1S98 verstorbenen schwedischen
Dichters dem deutschen Volke in einer flielsenden, guten Übersetzung zu-
gänglich gemacht zu haben. Warm empfohlen. — r—
Bttchenoban. 75
Trewendts Jngendbibliothek. Nene Folge. Breslan, Eduard
Trewendt. Das Bändchen geh. 0,60 M., geb. 0,90 M.
53. Bd. Braun, Hedwig, Ein goldenes Herz. Eine Erzählung für
die Jugend und das Volk. Mit Titelbild. (141 8. 8.).
54. Bd. Michant, Sophie, Getreue Nachbarn. Erzählung für die
Jugend. Mit Titelbild. (139 8. 8.).
Zwei rührselige Geschichten von kindlicher Bravheit und niederträchtiger
Schlechtigkeit Die 2. Erzählung, eine schlesische Hochwassergeschichte ans
dem Jahre 1897, hat wenigstens noch den Grundzug der Lebenswahrheit; die
entere aber ist psychologisch unwahr. Ein siebeujähriger Jun^e, der ein
goldenes Herz hat und der dieses goldene Herz vom Arzt herausnehmen lassen
will , um es zu verkaufen , existiert auf unserer unvollkommenen Erde nicht.
Bb.
Twain, Marc, Querkopf Wilson. Wie die Stadt Hadley bürg ver-
derbt wurde. Zwei Erzählungen, Autorisierte Übersetzung von Margarete
Jacobi. 2. Auflage. Stuttgart, Robert Lutz, 1901. (384 8. 8.). 2,50 M.
Auf diese beiden, hübsch ausgestatteten und gut übersetzten Erzählungen
des berühmten amerikanischen Humoristen, dessen wirklicher Name bekannt-
lich Samuel Langhorne htutet, machen wir besonders aufmerksam. In dem-
selben Verlage erschienen bereits früher Ausgewählte humoristische Schriften
Marc Twains zu 6 Bänden in einer illustrierton und nichtillustrierten Ausgabe.
Letztere dürfte sich namentlich zur Anschaffung für öffentliche Bibliotheken
eignen. Die Sammlung enthält die Abenteuer und Streiche von Tom Sawyer
and die von Hnckleberry Finn , das Skizzenbuch , Leben auf dem Misisippi,
Nach dem fernen Westen, Im Gold- und Silberland und Reisebilder. — r —
Vollmar, A., Grofsmutter. Eine Erzählung für alt und jung.
6. Aufl. Berlin, Wiegand & Grieben. (112 8. 8.). 1 M.
Eine Geschichte wie zahllose andere der spezifisch christlichen Belle-
tristik, nicht besser und nicht schlechter, ohne Saft und Kraft und in den
Lebensführungen zu unwahrscheinlich. Die Verfasserin verrät uns auch, „wo
alle die Revolutionäre herkommen" — sie zählt auf: „Falschmünzer, Bauern-
fänger und Empörer'' — nämlich aus Dabme im Brandenburgischen. Bb.
Vom Holzballe. Ein Roman aus dem baltischen Leben. Von
%♦ Leipzig, Richard Wöpke, 1900. (403 S. 8). 3,50 M., geb. 4,50 M.
Wir besitzen im Ganzen genommen nur wenig Schilderungen in Er-
zählungsform aus den oben bezeichneten Lebenskreisen, dem vorgeschobenen,
heute so schwer bedrohten Posten deutscher Kultur inmitten slavischer Un-
bildung und brutaler Rücksichtslosigkeit. Aus diesem Grunde schon begrüisen
wir den vorliegenden, gewandt geschriebenen Roman freudig, dessen unge-
nannt gebliebener Verfasser uns ein fesselndes Stück Rigenser Leben hm-
zaubert. Etwas mehr Lokalcolorit wäre dem nichtbaltischen Leser erwünscht:
es nimmt neben der Herzeosgeschichte und all den Intrigen, die uns erzählt
werden, einen zu bescheidenen Raum ein. Man geht wohl nicht fehl,
wenn man in dem Roman das Erstlingswerk eines jungen begabten Erzählers
vermutet G. F.
Vofs, Richard, Der Adonis vom Molarathal und andere Novellen.
Illustr. von Karl Zopf. Stuttgart, Karl Krabbe. (162 8. 8.). 2 M.,
geb. 3,50 M.
Richard Voüs erinnert an Paul Heyse, mit dem er die Vorliebe für das
sonnige ItaUen teilt Von den drei italienischen Novellen haben besonders
die beiden letzten römischen Stimmungsgehalt. Eine problematische Natur
ist der „faule Checco**, dessen Erziehung zur Arbeit durch seinen gesunden
Appetit, den Einfluis des Klosters und die Liebe eines Mädchens mit psycho-
logucher Feinheit geschildert wird. Die Illustrationen lassen nichts zu wünschen
übrig. Für städtische VolksbibUctheken. Bb.
76 Bttcherschau.
Weger, Hennann, Die Schulmeister in Berlin. Ein Roman in
drei Büchern. Breslau, Eduard Trewendt, 1900. (271, 278 S.) 8 M.
Hätte der Verfasser seine Erlebnisse als Kandidat des höheren Schnl-
amts in Berlin als Broschüre oder als Memoirenwerk veröffentlicht, so wäre
nichts zu erinnern. So aber mutet uns das Ganze an wie eine „verhaltene
Parlamentsrcde" mit einer eingestreuten Liebesgeschichte oder umgekehrt.
Beides ist für sich angesehn gar nicht so Übel: die pädagogischen Betrach-
tungen enthalten manchen wertvollen Gedanken, und die Erzählung ist gewandt
und nicht ohne Humor geschrieben. In der vorliegenden Form dürfte der
Homan aufserhalb gewisser Berliner Kreise kaum interessieren. G. F.
Werder, Hans, Der Pommernherzog. Homan aus alter Zeit. 3 Bde.
Berlin, Otto Janke, 1901. (198, 183, 178 8. 8.). 10 M., geb. 13 M.
Der weitschichtige Roman der talentvollen Verfasserin führt in die
Zeit der Kämpfe zwischen den pommernschen Wenden und dem deutschen
Ritterorden. Der geschichtliche Stoff ist ziemlich dürftig, fast zu eng be-
grenzt für einen dreibändigen Roman ; aber die Verfasserin versteht es, Wahr-
heit und Dichtung zu einem Ganzen geschickt zu verschmelzen und die er-
schauten Gestalten gefällig zu gruppieren. Der Titelheld Swantopolk, die
markigste Gestalt des Romans, ist em geschichtlich durchaus glaubwürdiger
Charakter. Für seine Sache streiten ehrenwerte Recken ans alten Ge-
schlechtern, die zum Teil noch heute blühen. Für jene Zeit aber, will uns
bedUnken, sind sie nicht grofszügig genug und in der Charakteristik nicht
wesentlich verschieden. Sie empfinden trotz der Rüstung modern. Frau
Minne ist der überwiegend grölste Teil gewidmet; doch steckt in diesen
Idyllen ein mit herrlichen Farbentönen geschmückter Liebreiz. Die Charakte-
risierung des deutschen Ritterordens dagegen kommt viel zu kurz. Die Ver-
fasserin begnügt sich im Rahmen der endlosen Fehden mit wenigen An-
deutungen. Wir empfehlen den tüchtigen Roman wegen seines idealen
Gehaltes und trotz des hohen Preises allen Volksbibliotheken, vornehmlich
denen im östlichen Deutschland. Bb.
Wiehert, Ernst, Der Hinkefufs und andere Novellen. Dresden
und Leipzig 1901, Carl Reifsner. (248 S. gr. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Wiehert zu lesen ist ein geistiger Genufs ; denn er vereint künstlerischen
Sinn mit Gediegenheit der Darstehung. Gern folgt man ihm in die ost-
preufsischen Dörfer, wo die beiden besten Novellen „Der Hinkefufs" und
„Dummer Kerl * spielen. Von den andern Novellen haben „Zwischen Gräbern"
und „Der Mantel der Liebe" etwas vom Stormschen Stimmungshauch, während
die Novelle „Auch aus Liebe zur Kunst" eine Künstlergeschichte bietet. Eine
gemeinsame Idee, welche die Vereinigung der fUnf Novellen zu einem Bande
rechtfertigen könnte, ist nicht zu erkennen. Allen Volksbibliotheken zu
empfehlen. Bb.
Z in gel er, R. Th., Der Mtinsterbaumeister von Strafsburg. Kultur-
geschichtliche Erzählung. Köln a. Rh., J. P. Bachern. (254 S. 8.).
2,50 M., geb. 4 M.
Ein lebensfrisches, farbenreiches Städtebild um die Mitte des 13. Jahr-
hunderts! Es handelt sich um die Kämpfe der Geschlechter Strafsbur^
gegen Bischof und Adel, aus denen jenes siegreich als freie Reichsstaat
hervorging. In dem Mittelpunkte der geschickt durchgeführten, spannenden
Fabel steht die Person Erwins von Stembach, an den sich eine ganze Reihe
anderer, treu gezeichneter historischer Personen anlehnen. Das Buch ist sehr
lesenswert und kann zur Anschaffung warm empfohlen werden. II. J.
Redaktionsschlufs für die nächste Doppelnnmmer am 15. April 1902.
Verlag von Otto HarrMSOwits, Leipslg. — Druek Ton Ehrhaxdt Kattm, Halle.
3. Jahrg. Nr. 5 u. 6. RlAtti^T Mai -Juni 1902.
für Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Herausgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in Göttingen, Hanssen-
Strasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt für Bibliothekswesen zu-
sammen bezogen 1 6 M. . das Centralblatt allein ] 5 M. — Zu beziehen durch
jeae Buchhandlung und Postanstalt.
Zur Frage der Bächerauswahl.
Durch einen Zufall brachte im vorigen Doppelhefte der Blätter
der Umschlag, fQr dessen Inhalt die Redaktion keinerlei Verantwortung
trägt, ein Inserat, worin die Werke gerade derjenigen „ Familienschrift-
stellerinnen ** (Heimburg, Marlitt, Werner) zum Kaufe angeboten wurde,
die unser geehrter Mitarbeiter, Herr Dr. Ernst Schnitze in seinem im
Anfange des Heftes abgedruckten lehrreichen Aufsatze: Ueber die Aus-
wahl des Bücherstoffes fflr Volksbibliotheken auf den Index der ver-
botenen Bücher gesetzt hatte. Dieser, wie gesagt, rein zufällige Umstand
veranlafst uns, unsere Auffassung in der Frage der Bücherauswahl auf
dem Gebiete der Schönen Litteratur für volkstümliche Sammlungen
kurz darzulegen. Handelt es sich doch um einen der wichtigsten
Punkte, der für die Begründung und Leitung volkstümlicher Biblio-
theken überhaupt in Betracht kommt. Soll — so lautet die Frage
— der Bibliothekar dem Publikum nur diejenigen Bücher bieten, die
nach seinem Urteile die besten sind? Sofern es sich nicht um
Schriften unsittlichen oder sonstwie anstössigen Inhalts handelt, die
wir unter allen Umständen aus unseren Volksbibliotheken ausgeschlossen
sehen möchten, stimmen wir bei Beantwortung der Frage durchaus dem
bei, was der bekannte amerikanische Bibliothekar Charles A. Cutter
▼OB der Forbes Library in Northampton, der über ein Menschenalter
kindnroh für die Weiterentwicklung des amerikanischen Bibliotheks-
wesens hervorragend thätig gewesen ist, ausgesprochen hat.^) Seine
und auch unsere Meinung ist in kurze Worte gefafst diese. Wir Biblio-
thekare müssen die besten Bücher kaufen, das heisst die besten Bücher
ftlr die Bibliothek, die in Frage kommt, die besten Bücher, die von
den Benutzem auch gelesen werden, denn ein ungelesenes Buch ist
nicht einmal ein gutes Buch. Es sollen also nicht diejenigen Bücher
gekauft werden, die der Bibliothekar oder die Bibliothekskommission
oder eine anfserhalb der Bibliothek stehende Autorität fär die besten
hUt, sondern die Bücher, die den Anforderungen der Leser an Unter-
haltnng, Belehrung und geistiger Anregung entsprechen. Die Bibliothek
soll eine praktische, keine ideale Einrichtung sein. Es handelt sich
nieht nur darum, den fertigen Leser zu befriedigen, sondern auch
1) libnry Journal 26, 1901, S. 70—72.
m. 5. 6.
78 Zar Frage der BücheraoswaliL
Taasende von noch anfertigen. Hätte der Bibliothekar ein gleich-
wertiges Lesepablikam vor sich, so könnte er hoffen, mit der Zeit einen
Bücherbestand zn schaffen, der seinem Ideale entspräche. Solange dies
jedoch nicht der Fall ist, mafs er aaf die Verschiedenheit der geistigen
Fähigkeiten, der Erziehung and Gewohnheiten, des Geschmackes und
der Neigungen seiner Leser Rücksicht nehmen. Der Ausdruck „beste
Bücher" ist eben nur ein relativer. Was versteht man überhaupt
unter einem besten Buch? Soll der Stil den Ausschlag geben oder
der Inhalt, je nach der Anregung und Belehrung, die von ihm aus-
geht? Für wen sollen femer die Bücher die besten sein? Für die
Unwissenden, für den Gelehrten, für das Volk? Der Bibliothekar
mufs mit Allen rechnen. Es giebt keine besten Bücher. Jedes an
seiner Stelle ist das beste Buch. Berücksichtigt dies der Bibliothekar
bei seinen Erwerbangen, so wird die ihm unterstellte Sammlung
sicher eine gut verwaltete Bibliothek genannt werden. So Cutter,
dessen Ausführungen in Bezug auf die Unterhai tungslitteratur — wesent-
lich anders liegt die Sache natürlich bei den wissenschaftlichen
Fächern — der Beachtung auch seitens unserer Bibliothekare wert er-
scheinen. Wozu dann aber, könnte Einer fragen, überhaupt Ver-
zeichnisse bester Bücher auf dem Gebiete der Schönen Litteratur?
Derartige Musterkataloge, so antworten wir, sind und bleiben höchst
verdienstlich, weil sie für Neubegründungen und Neuanschaffungen
wertvolle, oft nnentbehrliche Fingerzeige bieten, nur wird der Biblio-
thekar bei der Auswahl aus ihnen stets mit den besonderen Bedürf-
nissen seiner Anstalt, mit Zeit, Ort und Umständen rechnen müssen.
Der Heransgeber.
Masteirerzeichnis Ton Bfichern belehrenden
und wissenschaftlichen Inhalts fUr Tolksbibliotheken.
In meinem Aufsatz „Ueber die Auswahl des Bücherstoffes für
Volksbibliotheken« in Nr. 3 und 4 der „Blätter für Volksbibliotheken
und Lesehallen« habe ich die Veröffentlichung eines Verzeichnisses
solcher Bücher angekündigt, die mir in erster Linie für die Anschaffung
in Volksbibliotheken geeignet erscheinen. Ich beginne hiermit diese
Veröffentlichung mit der Aufzählung der Werke, die nach meiner An-
sicht geeignet sind, den Grundstock für die belehi*ende und wissen-
schaftliche Abteilung der Volksbibliotheken abzugeben.
Die Bücher sind in 12 Abteilangen geordnet:
1. Sprache und Schrift, Stenographie. (11 Werke in 11 Bänden,
Preis 24,55 M.).
2. Litteratorgeschichte. (7 Werke in 1 1 Bänden, Preis 53,70 M.).
3. Lebensbeschreibungen. (31 Werke in 40 Bänden, Preis
161,55 M.).
4. Geschichte und Kulturgeschichte, Religionsgeschichte und
Mythologie. (36 Werke in 71 Bänden, Preis 281,50 M.).
5. Erd- und Völkerkunde. ReisebeBchreibangen. (33 Werke
in 40 Binden, Preta 240,— M.).
MuBter Verzeichnis belehrender und wissenschaftlicher Bücher. 79
6. Naturwissenschaften und Gesundheitslehrc. (62 Werke in
83 Bänden, Preis 256,65 M.).
7. Technik und Gewerbe. Handel und Schiffahrt. Hans- und
Landwirtschaft. (34 Werke in 12 Bänden, Preis 276,20 M.).
8. Kunst und Kunstgeschichte, Kunstgewerbe. (13 Werke in
18 Bänden, Preis 70,50 M.).
9. Musik und Theater. (7 Werke in 9 Bänden, Preis 34,90 M.).
10. Philosophie und Erziehungslehre. (23 Werke in 25 Bänden,
Preis 107,25 M.).
11. Rechts- und Staats Wissenschaft. Soziale Frage und Sozial-
politik. (22 Werke in 24 Bänden, Preis 84,35 M.).
12. Verschiedenes — Anstandslehre, Spiel und Sport u. a. —
(9 Werke in 12 Bänden, Preis 19,95 M.).
Hinter jedem Buch ist (in Klammern die Seitenzahl und dann)
der Bnchhandlungspreis verzeichnet — und zwar für ungebundene
Exemplare, soweit solche zu haben sind, d. h. soweit die Verlags-
buchhandlung nicht nur gebundene Exemplare in den Handel bringt.
Gehört eins der aufgezählten Bücher zu einer der bekannteren volks-
tümlichen Sammlungen — wie z. B. zu der „Sammlung Göschen" oder
zu der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt" — , so ist in Klammern
ein entsprechender Vermerk beigefügt. — Für Feststellung des Verlags
und Preises bin ich Herrn Dr. Ohnsorg, Assistenten an der Oeffentlichen
Bücherhalle zu Hamburg, sowie meiner Sekretärin, Fräulein Kisch, zu
Dank verpflichtet.
Wenn ein Buch seinem Inhalt nach in zwei verschiedenen Ab-
teilungen aufgeführt werden mufste, ist sein Preis nur einmal in
Rechnung gestellt, so dafs der Gesamtpreis für alle Abteilungen gleich-
zeitig die Summe darstellt, für die die sämtlichen 288 Werke (oder
388 Bände) des vorliegenden Musterverzeichnisses von jeder Buch-
handlung — Rabatt natürlich nicht gerechnet, da er sich nach den
örtlichen Verhältnissen richtet — zu beziehen sind. Der Gesamtpreis
für diese 288 Werke beträgt 1610,90 M.
Hinzuzufügen wären nun in jedem einzelnen Falle noch solche
Bücher, die auf die Geschichte u. s. w. der engeren Heimat der
einzelnen Volksbibliotheken Bezug haben.
!• Sprache und Schriß, Stenographie.
Sprache«
Deutsche Sprache.
Heintze, A.: Gut Deutsch. 8. Aufl. Berlin, Rcgenhardt, 1897. (200 S.) 1,50 M.
Ly on, C: Abriss der deutschen Granmiatik und kurze Geschichte der deutschen
Sprache. (Sammlung Göschen Bd. 20.) 3. Aufl. Leipzig, Göschen, 1897.
(122 S.) 0,80 M.
Kleinpaul, A.: Das Fremdwort im Deutschen. (Sammlung GOschen Bd. 55.)
Leipzig, Guschen, 18%. (176 S.) 0,S0 M.
Sanders, D.: Wörterbuch der Hanptschwierigkeiten in der deutschen Sprache.
24. Aufl. Berlin, Lan^enscheidt, 1804. (422 S.) 3 M.
Sohrader, H.: Der Bildersohmuck der deutschen Sprache. 5. Aufl. Weimar,
Feibar, 1896. (66S S.) 6 M.
7*
BO MusterveneichniB belehrender und wissenschaftlicher Bücher
Wustmann, G.: Allerhand Sprachdummheiten. 2. Aufl. Leipdg, Grunow,
1896. (320 S.) 2M.
Englische Grammatik.
Barten, J.: Das idiomatische System zur Erlernung der englischen Umgangs-
sprache. Hamburg, Boysen, 1892. (11 S S.) 2,50 M.
FranzQsItche Grammatik.
Mey, M. £. und R. Thum: Neue französische Grammatik. 6. Aufl. Leipzig,
Gloeckner, 1889. (261 S.) 2,25 M.
Spanische Grammatik.
Sauer, G. M.: Spanische Konversationsgrammatlk. 8. Aufl. Heidelberg,
Groos, 1901. (529 S.) 4M.
Schrift.
Weise, 0.: Schrift und Buchwesen in alter und neuer Zeit. (Sammlung «Aus
Natur und Geisteswelt*" Bd. 4.) Leipzig, Teubner, 1899. (152 S.) 0,90 M.
Stenographie.
Amsel: Kurzschrift. Lehrbuch der vereinfachten deutschen Stenographie
(Einigungssystem Stolze -Schrey) nebst Schlüssel, LesestUcken und einem
Anhang. (Sammlung Göschen Bd. 86.) Leipzig, Göschen, 1899. (133S.) 0,80 M.
2. Litter atur gesell Iclite.
Allgemeines.
Scherr, Joh.: Bildersaal der Weltlitteratur. 3. Aufl. Stuttgart, Eröner, 1S84
—85. 3 Bde. (544, 597, 406 S.) 18 M.
— Illustrierte Geschichte der Weltlitteratur. 10. Aufl. Stuttgart, Franckh,
1900. 2 Bde. (510 S.) 16 M.
Deutsche Lltteraturgeschichte.
Koch, Max : Geschichte der deutschen Litteratur. (Sammlung Göschen Bd. 3 1 .)
Leipzig, Göschen, 1893. (278 S.) 0,80 M.
Scherer, Wilh.: Geschichte der deutschen Litteratur. 9. Aufl. Berlin,
Weidmann, 1902. 2 Bde. (418 u. 396 S.) 10 M.
Bartels, A.: Die deutsche Dichtung der Gegenwart Leipzig, Avenarius,
1899. (290 S.) 4M.
Litzmann, B.: Das deutsche Drama in der litterarischen Bewegung der
Gegenwart 2. Aufl. Hamburg, Voss, 1894. (216 S.) 4 M.
Das Volkslied.
Bruinier, J. W.: Das deutsche Volkslied. Über Werden und Wesen des
deutschen Volksgesanges. (Sammlung .Aus Natur und Geistes welt*^ Bd. 7.)
Leipzig, Teubner, 1889. (156 S.) 0,90 M.
Siehe auch in der nächsten Abteilung unter Goethe, Reuter, Schüler, Shake-
speare.
3. Lebensheach/reihtM/ngeiu
Beethoven.
Frimmel, Th.: Ludwig van Beethoven. 111. 99 S. (Sammlung „Berühmte
Musiker" Bd. 13.) Wien, F. Denticke, 1901. (99 S.) 1,40 M.
Blsmarck.
Bis mar ck: Gedanken und Erinnerungen. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf., 1898.
2 Bde. (376 u. 311 S.) 20 M.
— Briefe an seine Braut und Gattin. Herausgegeben y. Fürsten H. von Bismarck.
Stuttgart, J. G. Cotta Nachf, 1900. UL (598 S.) 6 M.
Kreutzer. J.: Otto von Bismarck. Sein Leben und sein Werk. Leipzig,
R. Voigtländer, 1900. 2 Bde. HL (Biographische Volksbücher Bd. 18—19.)
(427 n. 382 S.) 6,50 M.
BIDcher.
Scherr, J.: Blücher. Seine Zeit und sein Leben. 2. Aufl. Leipiig, 0. Wigand,
1885. 3 Bde. (416| 544 u. 591 8.) 9 M.
82 Mtuterverzeiohnis belohrender und wissensohaftlioher Bttcher
Schiller.
Bellermann, L.: Schillers Dramen. 2. Anfl. Berlin, Weidmann^l 898. (512S.) 15M.
Wvchgram, J.: Schiller. 3. Anfl. Bielefeld, Yelhagen & Klasing, 1898. IlL
(541 S.) 12 M.
8htkupetre.
B ran d 1, A.: Shakespeare. (Sanunlung „Geisteshelden".) Berlin, £. Ho£fmann
& Co., 1894. (232 S.) 2,40 M.
Siemens.
Siemens, Werner v.: Lebenserinnemngen. Berlin, J. Springer, 1895. (3178.) 5 M.
Stanley.
Reichard, P.: Stanley. (Sammlung ,.Geisteshelden" Bd. 24.) Berlin, E.
Ho£fmann & Co., 1S97. (212 S.) 2,40 M.
Stephan. «
Techentin, K.: Heinrich von Stephan. General - Postmeister. (Biographische
Volksbücher Bd. 14.) Leipzig, K. Voigtländer. (1S8 S.) 1,25 M.
Wilhelm 1.
£gelhaaf, G.: Kaiser Wilhelm. 1797—1888. Stuttgart, Kohlhammer, 18SS.
(206 S.) 1 M.
4. Geschichte u/nd Kulturgeschichte, Meltgions"
geschichte und Mythologie.
Allgemeine Weltgeschichte«
Jäger, 0.: Weltgeschichte. 2. Aufl. Bielefeld, Velhagen & Klasing, 1894
—1899. 4 Bde. (678, 661. 652 u. 717 S.) 32 M.
Stoll, H.: Geschichtliches Lesebuch zusammengestellt aus gröDseren Werken
und Aufsätzen geschichtlichen Lihalts. Bd. 1 : Von den Anfängen des Ger-
manentums und des Christentums bis zum westfälischen Frieden. Hamburg,
G. Boysen, 1901. (200 S.) 2,50 M.
AUgemeine Kulturgeschichte.
Kolb, Fr.: Kulturgeschichte der Menschheit mit besonderer Berücksichtigung
von Regierungsform, Politik, Religion, Freiheits- und Wohlstandsentwicklung
der Völker. 2. Aufl. Leipzig, Felix, 1872— 73. 2 Bde. (515 u. 704 S.) 16 Äi.
Hai Her, £.: Kulturgeschichte des 19. Jahrhundorts in ihren Beziehungen
zu der Entwicklung der Naturwissenschaften. Stuttgart, Enko, 1889. 111.
(847 S.) 20 M.
Scnerr, Johannes: Menschliche Tragikomödie. 3. Aufl. Leipzig, 0. Wigand,
1884. 12 Bde. (1748 S.) 12 M.
Urgesehiehte der Menschheit«
Hoernes, M.: Urgeschichte der Menschheit (Sanunlung Göschen Bd. 42.)
Leipzig, Göschen, 1895. (166 S.) 0,80 M.
Griechenluid.
Wagner, W.: Hellas. Das Land und Volk der alten Griechen. 3. Aufl. Leipzig,
Spamer, 1873. 2 Bde. 111. (364 u. 321 S.) 9 M.
Rom«
Wagner, W.: Rom. Anfang, Fortgang, Ausbreitung und Verfall des Welt-
reiches der Römer. 3. Aufl. Leipzig. Spamer, 1876. 3 Bde. 111. (845 S.) 18 M.
Dentschiand.
Allgeneinas.
Freytag, G.: Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Leipzig, S. Hirzel,
1897-1898. 5 Bde. (555, 466, 555, 480 u. 496 S.) 28,50 M.
Günther, R.: Deutsche Kulturgeschichte. (Sammlung Göschen Bd. 56.)
Leipzig, Göschen, 1896. (174 S.) 0,80 M.
Ton Dr. Ernst Schnitze. 83
Jastrowy J.: Geschichte des dentschen Einheitstraumes und seiner ErfUllong.
4. Aufl. Berlin, AUg. Verein für deutsche Litteratur, 1891. (400 SO 6 M.
Kaemmel, 0.: Der Werdegang des dentschen Volkes. Leipzig, F.W.Grunow,
1896. 2 Bde. (366 u. 454 S.) 5.50 M.
Lindner, Th.: Geschichte des deutschen Volkes. Stuttgart, J. G. Cotta
Nachf , 1894. 2 Bde. (342 u. 388 S.) 10 M.
Scherr, J.: Deutsche Kultur- und Sittengeschichte. 8. Aufl. Leipzig, 0.
Wigand, 1882. lU. (664 S.) 8 M.
Deutsche Kriege.
Gindely, A.: Geschichte des 30jährigen Krieges. (Das Wissen der Gegen-
wart.^ 3 Bde. 1882— 18S3. (267, 282 u. 232 S.) 3 M.
Beitzke, H.: Geschichte der deutschen Freiheitskriege 1813 und 1814. 3. Aufl.
Berlin, Duncker & Humblot, 1804. 3 Bde. (394, 742 u. 347 S.) 12 M.
Klein, R. : Fröschweiler Chronik. Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahre
1870. 17. Aufl. München, Beck, 1900. (242 S.) 2,25 M.
Lindner, Th.: Der Krieg gegen Frankreich und die Einigung Deutschlands.
Berlin, Asher& Co., 1895. 111. (163 S.) 4M.
19. Jahrhundert.
Biedermann: 1815 — IS 40. 25 Jahre deutscher Geschichte. Vom Wiener
Kongrefs bis zum Thronwechsel in Prenfsen. Breslau, Schlesische Verlags-
anstalt, 1890. 2 Bde. (346 u. 323 S.) 3,50 M.
— 1840—1870. 30 Jahre deutscher Geschichte. Breslau, Schottländer, 1881.
2 Bde. (500 u. 540 S.) 10 M.
Stoll, H. : Geschichtliches Lesebuch zusammengestellt aus grölseren Werken
und Au&ätzen geschichtlichen Inhalts. Das 19. Jahrhundert. 2. Aufl. Hamburg,
C. Boysen, 1900. (186 S.) 1,20 M.
Sybel, H.: Die deutsche Nation und das Kaiserreich. Düsseldorf, Buddeus,
1862. (126 S.) 2,40 M.
Einzelne PersQnilchkelten s. unter Lebensbeschreibungen.
Verschiedenet.
Henne am Rhyn: Kulturgeschichte der Kreuzzüge. Leipzig, Magdeburg,
W. Niemann, 1894. Hl. (302 S.) 4 M.
L i n d n e r , Th. : Die deutsche Hansa. Ihre Geschichte und Bedeutung. Für das
deutsche Volk dargestellt. Leipzig, F. Hirt & Sohn, 1899. 111. (215 S.) 4M.
Otto, E.: Das deutsche HandwerK in seiner kulturgeschichtlichen Entwicklung.
(Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt" Bd. 14.) Leipzig, Teubner, 1900.
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Scherr, J.: Geschichte der deutschen Frauenwelt. 2. Aufl. Leipzig, 0.
Wigand, 1865. 2 Bde. (312 S.) 9 M.
Weise, 0.: Die deutschen Volksstämme und Landschaften. (Sammlung „Ans
Natur und Geisteswelt".) Leipzig, Teubner, 1900. (128 S.) 0,90 M.
Oesterreioh.
Krön es. Fr. v.: Oesterreichische Geschichte von der Urzeit bis zur Gegen-
wart. (Sammlung Göschen Bd. 104—105.) Leipzig, Göschen, 1900. 2 Bde.
(199 0. 211 S.) 1,60 M.
England.
Wen dt, G.: England. Seine Geschichte, Verfassung und staatlichen Ein-
richtungen. Leipzig, 0. R. Reisland, 1892. (349 S.) 5,50 M.
Frankreich.
D ah 1 m an n , F. G. : Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung
der Republik. 3. Aufl. Berlin, Weidmann, 1S64. (436 S.) 2,75 M.
Sarrazin, J.r Frankreich. Seine Geschichte, Verfassung und staatlichen Ein-
richtungen. Leipzig, 0. R. Reisland, 1898. (348 S.) 5,50 M.
Rnfsland.
Kleinschmidt, A.: Drei Jahrhunderte russischer Geschichte (1598—1898).
Berlin, J. Rade, 1898. 111. (500 S.) 9 M.
84 Mosterveneichnifl belehrender und wissensöhaftlicher Bücher
Yereinlgte Statten.
Hopp, £. : Geschichte der vereinigten Staaten von Nord -Amerika. (Das
Wissen der Gegenwart, 8 Bde.) 1884—1886. (224, 216 u. 268 S.) SM.
Bd. 1 : Von der ältesten Zeit bis zum Ende des Unabh&ngigkeitskampfes. —
Bd. 2: Von der Konstitution des Bundesstaates 1783 bis zum Ausbruch des
frofsen Bürgerkrieges 1861. — Bd. 3: Vom Ausbruch des Bürgerkrieges
is auf die Gegenwart.
Mythologie.
Göll. H.: Illustrierte Mythologie. 4. Aufl. Leipzig, Spamer, 1879. (400 S.) 4 M.
Kau t f m a n n , F. : Deutsche Mythologie. (Sammlung Göschen Bd. 1 5.) Leipzig,
Göschen, 1890. (107 S.) 0,80 M.
Wagner, W.: Unsere Vorzeit. Nordisch -germanische Götter und Helden.
Für Jugend und Volk. Leipzig, 0. Spamer, 1895. 2 Bde. (478 u. 546 S.) 15 M.
Siehe auch in der 3. Abteilunß (Lebensbeschreibungen) unter ßismarck, Blücher,
Friedrich der Grosse, Königin Elisabeth von England, Königin Luise, Luther,
Moltke, Napoleon L, Wilhehn L
5. Erd' und Völkerhunde. Reisebeschreibungen^
Aligemelnes.
Velhagen und Klasings Neuer Volks- und Famüien-Atlas in 100 Karten-
seiten herausgeg. v. A. Scobel. Bielefeld u. Leipzig: Velhagen u. Klasing,
1901. fol. gebden 12 M.
Afrika.
Jameson,J. F.: Forschungen und Erlebnisse im dunkelsten Afrika. Hamburg,
Verlagsanstalt und Druckerei, 1891. 111. (432 S.) 10 M.
Stanley, H. M.: Im dunkelsten Afrika. Leipzig, Brockhaus, 1890. 2 Bde.
lU. (515 u. 480 S.) 20 M.
Wissmann, H. v.: Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West
nach Ost. Von 1880—1883. Ausgeführt von P. Pogge u. H. v. Wissmann.
2. Aufl. Berlin, Walther, 1889. lU. (444 S.) 12 M.
Südafrika.
Seidel, Aug.: Transvaal, die Südafrikanische Republik. 2. Aufl. Berlin,
Allgemeiner Verein für deutsche Litteratnr, 1898. 111. (481 S.) 7,50 M.
Amerika.
Hesse -Wart egg, y.: Nordamerika, seine Städte und Naturwunder, das
Land und seine Bewohner in Schilaerungen. 2. Aufl. Leipzig, G. Weigel,
1892—98. 4 Bde. 111. (232, 293, 207 u. 183 S.) 20 M.
Diercks.G.: Kulturbilder aas den Vereinigten Staaten. Berün, Allgemeiner
Verein für deutsche Litteratnr, 1893. (378 S.) 6 M.
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Bayer , Th. V.: Über den Polarkreis. Leipzig, Brockhaus, 1889. 111 342 S. M.
Hellwald, Fr. v.: Im ewigen Eis. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf., 1881. 111.
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Nansen, Fr.: In Nacht und Eis. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1893—96. 2 Bde.
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Siehe auch in der 3. AhteHung (Lebensbe^chreibungeti) unter Stanley.
86 Masteryeneichnis belehroDder odcL wissenfloluitlioher Bücher
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BerDsteiD, A.: Natorwissenscbaftliche Volksbücher. 5. Anfl. Bd. 1 — 16.
Berlin, F. Dümmler, 1897—99. 16 Bde. 111. 13,10 M.
Bü Ische, W.: Entwicklungsgeschichte der Natur. Berlin, J. Neumann, 1894
—96. 2 Bde. Hl. (806 u. 889 S.) 15 M.
Budde, E.: Naturwissenschaftliche Plaudereien. 2. Aufl. Berlin, G.Reimer,
1898. (322 S.) 8,60 M.
Junge, Friedrich: Der Dorfteich als Lebensgemeinschaft. 2. Aufl. Kiel,
Lipsius& Tischer, 1891. (256 S.) 2,80 M.
Kraepelin, K.: Naturstudien im Hause. 2. Aufl. Leipzig, Tenbner, 1901.
111. (181 S.) 3,20 M.
— Naturstudien im Garten. Leipzig, Tenbner, 1901. (187 S.) 3,60 M.
— Naturstudien in Wald und Feld. Leipzig, Tenbner^ 1902. 111. (187 S.) 3,60 M.
Frey er, W.: Aus Natur und Menschenleoen. Berlm, Allgemeiner Verein für
deutsche Litteratnr, 1885. (362 S.) 5 M.
Sterne, Garns: Werden und Vergehen. Berlin, Gebr. Bomtraeger, 1 900— Ol .
2 Bde. m. (546 u. 586 S.) 20 M.
Aquarien.
Bade, E : Das Süfswasser -Aquarium. 2. Aufl. Berlin, F. Pfenningstorff, 1 898.
DL (534 S.) 8,25 M.
Astronomie.
Diesterweg, A.: Populäre Himmelskunde nnd mathematische Geographie.
19. Aufl. Hambarg, H. Grand, 1898. 111. (428 S.) 7 M.
Klein, H. J.: Astronomische Abende. Allgemeinverständliche Unterhaltung
über Geschichte und Resultate der Himmelskunde. 3. Aufl. Leipzig, £. H.
Mayer. 1890. (392 S.) 5 M.
Valentiner, W.: Der gestirnte Himmel Stuttgart, Enke, 1887. Dl. (327 S.) 6M.
Botanik.
Dalitzsch, M.: Pflanzenbuch. 2. Aufl. Esslingen, J. F. Schreiber, 1900. 111.
(250 S) 6M.
Donnert, E.r Die Pflanze, ihr Bau und ihr Leben. (Sanunlung Göschen
Bd. 44.} Leipzig, Göschen, 1895. 111. (143 S.) 0,80 M.
Giescnhagen, K: Unsere wichtigsten Kulturpflanzen. (Sammlung „Aus
Natur und Geisteswelt'' Bd. 10.) Leipzig, Teubner, 1899. (114 S.) 0,90 M.
L u b b c k , John : Blumen und Lisekten in ihren Wechselbeziehungen. Berlin,
BomtÄger, 1877. (222 S.) 4M.
Chemie.
Klein. J.: Ghemie. Anorganischer Teil. (Sammlung Göschen Bd. 37.) Leipzig,
Göschen, 1894. (159 SO 0,80 M.
— Chemie. Organischer Teil. (Dieselbe Sammlung Bd. 38.) Leipzig, Göschen,
1895. (185 S.) 0.80 M.
Lassar-Cohn: Die Ghemie im täglichen Leben. 4. Aufl. Hamburg, L. Voss,
1900. Hl. (320 S.) 4M.
— Einführung in die Chemie in leicht fafslicher Form. Hamburg, L. Voss,
1899. Hl. (299 S.) 4M.
Darwinltmut.
Bö Ische, W.: Entwicklungsgeschichte der Natur (s. oben).
Huxley, Th.: Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur. Braun-
schweig, Vieweg & Söhne, 1 863. (161 S.) 3M.
Klaatsch, H.: GrundzUge der Lehre Darwins. Mannheim, J. Bensheimen
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Sterne, C: Werden und Vergehen (s. oben).
Wallace, A.: Der Darwinismus. Braunschweig, F. Vieweg & S., 1891. DL
(758 S.) 15 M.
Ton Dr. Ernst Schnitze. 87
Elaktrizittt s. in der Abteilung Technik and Gewerbe etc.
Geologie.
F r aas, £.: Geologie. 2. Aufl. (Sammlnng Göschen Bd. 13.) Leipzig, Göschen,
1892. 111. (124 8.) 0,80 11
Meyer, W.: Entstehung der Erde und des Irdischen. 8. Aufl. Berlin, All-
gemeiner Verein fUr deutsche Litteratur, 1897. (427 S.) 6 M.
Hypnoiitmut.
Forel, A.: Der Hypnotismus, seine psycho-physiologisqhe, medizinisch e,jtraf-
mg und seine Ha " "
1895. (233 S.) 5K
rechtliche Bedeutung und seine Handhabung. 3. Aufl. Stuttgart , F. Enke,
Mathematik.
Bürklen, 0. Th.: Formelsanmilung und Repertorium der Mathematik. 2. Aufl.
(Sammlung Göschen Bd. 51.) Leipzig, Göschen, 1896. 111. (2il S.) 0,80 M.
Mahler, G.: Ebene Geometrie. (Dieselbe Sammlung Bd. 41.) Ebenda, 1895.
(115 S.) 0,80 M.
Schubert, H.: Arithmetik und Algebra. (Dieselbe Sammlung Bd. 47.) Ebenda,
1898. (171 S.) 0,^0 M.
— Beispielsammlung zur Arithmetik und Algebra. 2765 Aufgaben. (Dieselbe
Sammlung Bd. 480 Ebenda, 1896. (134 S.) 0,80 M.
— Vierstellige Tafeln und Gegentafeln für logarithmisches und trigonometrisches
Rechnen, in zwei Farben zusammengestellt. (Dieselbe Sammlung Bd. 81.)
Ebenda, 1898. (128 S.) 0,80 M.
Simon, M.: Analytische Geometrie der Ebene. (Dieselbe Sammlung Bd. 65).
Ebenda, 1 897. 111. (203 S.) 0,80 M.
Sporer, B.: Niedere Analysis. (Dieselbe Sammlung Bd. 33.) Ebenda, 1896.
m. (173 S.) 0,80 M.
Mineralogie.
Brauns, R.: Mineralogie. (Dieselbe Sammlung Bd. 29.) Ebenda, 1893. IlL
(126 S.) 0,80 M.
Meteorologie.
Bebber, J. W. van: Katechismus der Meteorologie. 3. Aufl. Leipzig, Weber,
1893. (259 S.) 3M.
Physik.
Blochmann, R.: Luft, Wasser, Licht und Wärme. (Sammlung «Aus Natur
und GelBteswelt* Bd. 5.) Leipzig, Teubner, 1899. 111. (137 S.) 0,90 M.
Graetz, L.: Das Licht und die Farben. (Dieselbe Sammlang Bd. 17.) Ebenda,
1900. ni. (150 S.) 0,90 M.
JSffer. G.: Iheoretische Physik. (Sammlung Göschen Bd. 76— 780 Leipzig,
Göschen, 3 Bde, 1898, 1898, 1899. Mit Figuren. (155, 156, 146 S.) 2,40 M.
Physiologie.
Huxley,Th.: Grundzüge der Physiologie. Hamburg, Voss, 1 S93. (171S.) UM.
Ptycliologle.
Wundt. W.: Grundriss der Psychologie. 3. Aufl. Leipzig, Engolmann, 1898.
(403 S.) 6 M.
— Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele. 3. Aufl. Hamburg, Voss,
1897. (519 S.) 12 M.
Siehe auch Hypnotismus.
Urgetcliichte.
Hoernes, M.: Urgeschichte der Menschheit (s. unter Geschichte).
Huxley, Th. H.: Zeugnisse fUr die Stellung des Menschen in der Natur (s.
unter Darwinismus).
Zoologie.
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Dl. (747, 784 u. 963 S.) 30 M.
Bad de, E.: Naturwissenschaftliche Plaudereien (s. oben).
B8 Mostenreneichnifl belehrender and wiflsenaohaftUcher Bücher
Haacke, W.: Bau und Leben des Tieres. (Sammlang .Aus Natur und
Geisteswelt" Bd. 8.} Leipzig, Teubner^ 899. lU. (140 S.) 0,90 M.
Lubbock, J.: Ameisen^ Bienen und Wespen. Beobachtungen über die
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(381 S.) 8 M.
Thompson, £. S.: Bingo und andere Tiergeschichten. Leipzig, Pöschel u.
Trepte, 1900. (298 S.) 6 M.
C^esandbeitslehre.
Aiigemeinet.
Buchner, H.: Acht Vorträge aus der Gesundheitslehre. (Sammlung „Aus
Natur und Geisteswelt" Bd. 1.) Leipzig, Teubner, 1898. (139 S.) 0,90 M.
Gesundheitsbüchlein. Bearb. im Kaiserl. Gesundheitsamt 1884. IlL
(254 S.) 1 M.
Hansemann, D.: Die Krankheiten aus den Gewohnheiten und Milsbräuchen
des täglichen Lebens. 6 Vortriige. Berlin, Reimer, 1899. (62 S.) 0,60 M.
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Frentzel, J.: Ernährung und Volksnahrungsmittel. (Sammlung „Aus Natur
undGeiBteswelt*' Bd. 19.) Leipzig, Teubner, 1900. 111. (128 8^ 0.90 M.
Hevl, H.: Yolkskochbnch für Schule, Haus- und Mädcnenheun (s. unter
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— Das A B C der Küche. 5. Aufl. Berlin, Habel, 1900. Dl. (935 S.) 7,50 M.
Lassar-Cohn: Die Chemie im täglichen Leben (s. unter Chemie).
Siehe auch in der 7, Abteüwig unter Hauswirtschaft
Hellkande.
Billroth, Th.: Die Krankenpflege im Hause und im Hospitale. Wien, Gerold,
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Esmarch, Fr.: Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen. Leipzig,
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Zander. B.: Die Leibesübungen und ihre Bedentang für die Gesundheit
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Böse, C: Anleitung zur Zahn- und Mundpflege. 5. Aufl. Jena, G. Fischer,
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Siehe auch in der 3, Abteilung (Lebensbeschreibungen) unter Darwin.
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HauS" und Zandtvirtscha/t.
Teehnik nnd Gewerbe.
Ailgemelnes.
Buch der Erfindungen, Gewerbe undlndustrieen. 9. Aufl. Leipzig,
Spamer, 1896— 1900. 10 Bde. 111. (6957 S.) 80 M. Bd. 1: Schurtz, Ent-
wicldnngsgang und Bildungsmittel der Menschheit Ebe, Entwicklung der
Baukunst. Fanlwasscr, Technik des Bauwesens. Rowald, Ortsanlagen.
Gemeinnützige bauliche Einrichtungen der modernen Städte. Schwartze,
Beleuchtung, Heizung, Ventilation. 1896. (742 S.) — Bd. 2: Die Kräfte
der Natur und ihre Benutzung. (Rosenboom: Die Mechanik oder die
Lehre von der Bewegung der Körper. Grunmach, Die physikalischen Er-
scheinungen und Elräfte, ihre Erkenntnis und Verwertung im praktischen
Leben. Kosenboom, Die Kraftmaschinen.) 1898. (792 S.) — Bd. 3: Wilke,
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werbe. 1897. (627 S.) — Bd. 4: Landwirtschaft und landwirtschaftliche
Gewerbe und Industrieen. 1897. (75S S.) — Bd. 5: Bergbau und Hütten-
wesen. 1899. (605 S.) — Bd. 6: Die Verarbeitung der Metalle. 1900.
▼on Dr. Ernst Schultze. 89
S725 S.) — Bd. 7: Die Industrieen der Steine und Erden. Chemische In-
Instrie. 1809. (656 S.) — Bd. 8: Bearbeitung der Faserstoffe (Holz-, Papier*
und TextiUndustrie). 1899. (656 S.) — Bd. 9: Der Weltverkehr und seine
Mittel L 1901. (764 S.) — Bd. 10: Der Weltverkehr und seine Mittel U.
Geistijeer Verkehr. 1901. (632 S.)
Witt, Otto N.: Pariser Weltausstellungsbriefe. Berlin, Wickenberger, 1901.
m. (145 S.) SM.
Jahrbuch, Blustriertes, der Erfindungen. Herausgegeben von Karl Prochaska.
Jahrg. 1 f. Wien, Karl Prochaska, 1901 f. 111. Jahrg. 1 M.
Barth, £., und W. Niederley: Des deutschen luiaben Handwerksbuch
Bielefeld, Velhagen und Kissing, 1885. 111. (864 S.) 6 M.
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doBtrieen. Bd. 5 (s. oben).
Bersch, Wüheim: Mit Schlägel und Eisen. Eine Schilderung des Bergbaues
und seiner technischen Hilfsmittel. Wien, Hartleben, 1898. lU. (800 S.) 15 M.
Eiekirizittt
Albrecht. Gustav: Die Elektrizität Heilbronn a. N., Schröder & Co., 1897.
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Graetz, L.: Kurzer Albrils der Elektrizität. 2. Aufl. Stuttgart, Engelhorn,
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Bicharz, F.: Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Elektrizität. (Samm-
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Urbanitzky, A. v.: Die Elektrizität im Dienste der Menschheit. 2. Aud.
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Maschinenbau.
Matschoss, Konrad: Geschichte der Dampfmaschine. Ihre kulturelle Be-
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Reuleaux, Franz: Der Konstrukteur. Ein Handbuch zum Gebrauch beim
Maschinen -Entwerfen. 4. Aufl. Braunschwelg, Vieweg & S., 1889. 111.
(467 S.) 25 M.
Scholl, E. F.: Führer des Maschinisten. Ein Hand- und Hilfsbuch fUr Heizer,
Dampfmaschinenwärter , angehende Maschinenbauer, Ingenieure. Bearbeitet
von F. Reuleaux und Ernst A. Brauer. 11. Aufl. Braunschweig, Vieweg & S.,
1896. m. (730 8.) 9M.
Photographie.
Kessler, Heinrich: Die Photographie. (Sammlung Göschen Bd. 94.) Leipzig,
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Vogel, E.: Taschenbuch der praktischen Photographie. Ein Leitfaden für
/uifänger und Fortgeschrittene. 8. u. 9. Aufl. Berlin, G.Schmidt, 1901. 111.
(319 S.) 2,50 M.
Handel and Schiffahrt«
Allgemiines.
Maier-Bothschild: Handbuch der gesamten Handels Wissenschaften. 71.
— 80. Taus. Berlin, Verlag für Sprach- und Handelswissenschaften, 1898.
2 Tefle in 1 Bde. (603 S.) 10 M.
Schlössing, F. H.: Der Kaufmann auf der Höhe der Zeit. Ein Lehrbuch.
Mit einem Anhang, Verdeutschung kaufmännischer Fremdwörter u. s. w.
18. Aufl. Berlin, Regenhardt, 1898. (649 8.) 6 M.
BiehfDhrung.
Stern, R: Buchführung in einzelnen und doppelten Posten. (Sammlung
OGiehen Bd. 84.) Leipzig, Göschen, 1900. (176 8.) 0,80 M.
dO Masteryeneichnis belehrender und wiaseiiBohaftlicher Bücher
Handeltkorrespondenz.
BachmanD, £.: Handelskorrespondenz durch Selbstunterricht und kauf-
männische Gesetzeskunde. 6. Aufl. Berlin, Aug. Schnitze, 1899. (424 S.) 3M.
Schiffbau.
Steinhans, C. F.: Abhandlungen ans dem Gebiete des gesamten Schififbau-
Wesens. Die Entwicklung des Schiffbaues und die Fortschritte in der Technik
des Schiffbaues. Hamburg, Friederichsen & CJo., 1898. Hl. (380 S.) 20 M.
White, W. H.: Handbuch für Schiffbau. Zum Gebrauche für Offiziere der
Kriegs- und Handelsmarine, für Schiffbauer und Rheder. Uebers. ans dem
Englischen. Leipzig, Felix, 1879. Hl. (684 S.) 22 M.
Seewesen.
Friedrichson, J.: Geschichte der Schiffahrt. Bilder aus dem Seewesen.
Hamburg, Verlagsanstalt u. Druckerei A.-G., 1890. Hl. (274 S.) 6 M.
Neudeck, G., und Schröder, Heinr.: Das kleine Buch von der Marine.
Ein Handbnch alles Wissenswerten über die deutsche Flotte, nebst ver-
gleichender Darstellung der Secstreitkiüfte des Auslandes. Kiel, IJpsius
u. Tischer, 1899. Hl. (351 S.) 2 M.
Schulze, F. ; Nantik. Kurzer Abriis des täglich an Bord von Handelsschiffen
angewandten Teils der Schiffahrtskunde. (Sammlung Göschen Bd. 84.)
Leipzig, Göschen, 1898. Hl. (101 S.) 0,S0 M.
Werner, Reinhold: Das Buch von der deutschen Flotte. 6. Aufl. Bielefeld,
Velhagen u. Kksing, 1S93. Hl. (582 S.) 9 M.
Verkehrswesen.
Lannhardt: Am sausenden Webstuhl der Zeit. (Sanmiluug „Aus Natur und
Geisteswelt" Bd. 23.) Leipzig, Teubner, 1900. Hl. (122 S.) 0,90 M.
Lotz,W.: Verkehrsentwicklung in Deutschland. 1800 — 1900. Dieselbe Samm-
lung Bd. 15.) Leipzig, Teubner, 1900. (142 S.) 0,9o M.
Der Weltverkehr und seine MitteL Buch der Erfindungen, Gewerbe
und Lidustrieen Bd. 9 u. 10 (s. oben).
Uauswirtschaft und Landwirtschaft.
Hauswirtschaft.
Heyl, Hedwig: Volkskochbuch für Schule, Hans und Mädchenheim. 20
Lektionen znr Erlernung der einfachen Küche. Teil L Berlin, Habel, 1891.
(96 S.) 0.60 M.
— Das ABC der Küche (s. unter Ernährung).
Landwirtschaft.
Hesdörffer, Max: Handbuch der praktischen Zimmergärtnerei. 2. Anfl. Berlin,
G. Schmidt, 1900. Hl. (561 S.) 9 M.
Lange, Theodor: Allgemeines Gartenbnch. Leipzig, Spamer, 1897 n. 1895.
2 Bde. Hl. (748 u. 616 S.) 12 M.
Landwirtschaft und landwirtschaftliche Gewerbe und Indastrieen.
Buch der Erfindungen, Gewerbe nnd Lidustrieen Bd. 4 (s. oben).
SieJic auch in der 3. Abteilung (Lebensbeschreibungen) unter Krupp, Siemens
und Stephan.
8. Kunst und Kunstgeschichte, Kunstgewerbe.
Kunst.
Allgemeines.
Lichtwar k, A.: Blnmenkultus. Wilde Blumen. Dresden, Kühtmann, 1897.
(71 S.) 1,80 M.
— Die Erziehung des Farbensinnes. Berlm, Cassirer, 1901. (64 S^ 2,50 M.
— Hebungen in der Betrachtung von Kimstwerken. 2. Aufl. Dresden, Kühtmann,
1898. lü. (143 S.) 8,50 M.
Schnitze-Naumburg, P.: Häusliche Kunstpflege. Leipzig, Diedericha, 1900.
(141 S.) 8 M.
von Dr. Ernst Schnitze. 91
Zeichnen.
Rimmich, A.: Zeichenschule. (Sammlung Guschen Bd. 39.) Leipzig, Guschen,
1894. 111. (139 S.) 0,80 M.
Kanstgeschlchte.
Aligemeines.
Broecker, M v.: Kunstgeschichte imGrundrifs. 2. Aufl. Göttiogen, Vandenhoek
n. Ruprecht, 1895. IlL (164 S.) 3 M.
Lübke, W.: Grundrifs der Kunstgeschichte. 2 Bdo. 11. Aufl. Stuttgart, Neflf,
1892. 111. (934 S.) 15 M.
R6e, J. P.: Nürnberg. Entwicklung seiner Kunst bis zum Ausgange des
18. Jahrhunderts. Leipzig, Seemann, 1900. 111. (221 S.) 4 M.
Baukunst.
Matthaei, A.: Deutsche Baukunst im Mittelalter. Leipzig, Teubner, 1899.
m. (155 S.) 0,90 M.
Bildhauerkunst.
Fnrtwängler, A.. nnd H. L. Ulrichs: Denkmäler griechischer und römischer
Skulptur. Mllnchen, Bruckmann, 1898. 111. (179 S.) 4M.
Malerei.
Muther, B.: Geschichte der Malerei. (Sammlung Guschen Bd. 107 — 111.
Leipzig, Göschen, 1899-1900. 5 Bde. (138, 149, 132, 147 u. 101 S.) 4M.
Kunstgewerbe.
Blockhnys, J. und A. Gervais: Das Kunstgewerbe oder die Kunst in
ihren Beziehungen zur Industrie. Volksbuch zur Entwicklung des Kunst-
geschmacks der Handwerker. München, Schupp, 1S95. 111. (M08 S.) 6 M.
Rnnstgewerbeblatt. Jahrg. 1 ff . Leipzig, Seemann & Co. , 18S5 fT. Mit
Kunstchronik -Jahrgang 13 M. Ohne Kunstchronik -Jahrgang 9 M.
Siehe mich in der 3. Abteilung (Lebensbeschreibungen) unter Böckliu, Dürer,
Holbein, Menzel, Raphael, Ludwig Richter.
ö. Mtisik und Theater.
Musik.
Pochhammer, A.: Einführung in die Musik. 3. Aufl. Frankfurt a. M.,
Bechhold. 6. — 7. Taus. (189 S.) IM.
Naumann, Emil: Illustrierte Musikgeschichte. Die Entwicklung der Tonkunst
ans frühesten Anfängen bis auf oie Gegenwart. Stuttgart, Spemann, 1885.
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Wagner, Richard: Oper und Drama. Leipzig, Weber, 1897. 2 Bde. (344 u.
381 S.) 2 M.
Sie?ie auch in der 3, Abteilung (Lebensbeschreibungen) unter Beethoven und
Mendelssohn.
10. Philosophie und JErziehungalehre.
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Ailgemeines.
Labbock,J.: Die Freuden des Lebens. 3. Aufl. Berlin, F. Pfeils tücker,
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92 Hasterverzeiohnis belehrender und wiBsenschaftUcher Bücher
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Vetter, Benjamin: Die moderne Weltanschauung und der Mensch. 3. Aufl.
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Siehe auch in der B. Abteilung (Lebensbeschreibungen) unUr Pestalozzi
von Dr. Ernst Schaltze. 93
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94 Musterreneichnls belehrender und wissenscbaftliclier Bflcber.
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geber für erwerbsuchende Frauen in allen Angelegenheiten der Vorbildung,
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Mill, John Stuart: Die Hörigkeit der Frau. Uebersetzt aus dem EInglischen.
3. Aufl. Berlin, F. Berggold, 1891. (141 S.) 2 M.
12. Verschiedeftes
(Anstandslehre, Spiel und Sport tu A.).
Anstandsiehre.
Adlersfeld-Ballestrem, E.: Katechismus des guten Tons und der feinen
Sitte. 2. Aufl. Leipzig, J. J. Weberj 1895. (160 S.) 2 M.
Berufswahl siehe in der 10. Abteilung (Philosophie und Erziehungslehre).
Rätsel.
Aligemeine Sammlung niederdeutscher Rätsel. Herausgegeben
von R.Eckart. 2. Aufl. Göttingen, F. Wunder. 1899. (149 S.) 1.50 M.
Rätselschatz. Herausgegeben von R Loewicke. Stuttgart, Süddeutsches
Verlagsinstitut. (170 S.) 0,75 M.
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Klasing, 1890. 111. (458 S.) 5 M.
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Busch, A.: Das groijse Gesellschafts -S^ielbuch. 6. Aufl. Berlin, August
Schnitze, 1899. 4 Bde. 3 M. Bd. 1: Die schönsten Gesellschaftsspiele im
Zimmer und im Freien. Bewegungs- und Ballspiele. 6. Aufl. (128 S.) —
Bd. 2: Die Kegel-, Würfel- und Kartenspiele. (96 S.). — Bd. 3: Allerhand
Kunststücke. (112 S.) — Bd. 4: Der gewandte Tanz-Meister. 4. Aufl. (63 S.)
Kohlrausch, E.: Bewegungsspiele. (Sammlung Göschen Bd. 96.) Leipzig,
Göschen, 1899. 111. (159 SO 0,S0 M.
Portius, K. J. S.: Katechismus der Schachspielkunst. 11. Aufl. Leipzig,
J. J. Weber, 1895. 111. (239 S.) 2 M.
Schnell, H.: Die volkstümlichen Uebungen des deutschen Turnens. Leipzig,
R. Voigtländer, 1897. 111. (87 S.) 0,90 M.
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Gusti, 0.: Katechismus des Ruder- und Segelsports. (Webers illustr. Ka-
techismen Bd. 173.) Leipzig, J. J. Weber, 1898. 111. (291 S.) 4 M.
Dr. Ernst Schnitze.
Die Bibliotheken in den Niederlanden.
In den Niederlanden giebt es fast keine Anstalten wie die
amerikanischen und englischen „free-libraries*' oder die deutschen
„Bflcherhallen**, obgleich schon im Jahre 1862 der anch in Deatsch-
land wohlbekannte Amsterdamer Buchhändler Frederik Muller auf das
Beispiel des Auslandes hingewiesen hat. Auf seine Frage, an welche
Anstalt jene Klasse der Einwohner, die, finanziell nicht in der Lage
sich Btlcher anzasohaffen, dennoch mit der Litteratnr bekannt sein und
behofk weiterer Fortbildung Bücher sehen und lesen möchte, sich an
Die Bibliotheken in den Niederlanden.
95
richten habe, mafs leider auch heutzutage noch die Antwort lauten:
ihr Wnnsch wird gar nicht, oder wenigstens nicht in genügendem
MaTse befriedigt.
Nachstehend eine kurze Uebersicht desjenigen, was Holland auf
dem Gebiete des Bibliothekswesens aufzuweisen hat.
I. Die wissenschaftlichen Bibliotheken, nämlich die der drei
Staats -Universitäten in Leiden, Utrecht und Groningen, der städtischen
Universität in Amsterdam und die Königliche Bibliothek im Haag.
Diese fünf Anstalten enthalten jährlich zusammen ans öffentlichen
Mitteln 112 000 Gulden. Natürlich dienen sie hauptsächlich der
Wissenschaft und dem Studium. Die Amsterdamer Universitätsbiblio-
thek und die Königliche Bibliothek im Haag sind während eines
Teiles des Jahres auch abends zugänglich. Bei Ankauf von Büchern
wird von letzterer auch den Bedürfnissen der gesellschaftlichen Ver-
hältnisse Rechnung getragen, sodafs man hier mehr Bücher über
Litteratur, Kunst und Kunstindustrie vorfindet. Benutzung der fünf
Bibliotheken im Jahre 1900:
1900
Besucher
Im ganzen benutzt
Entlehnimgen
Kön. Bibl.
26 631
88 947
19 090
Amsterdam
26 786
47 578
14 229
Groningen
13411
13 086
Utrecht
—
11129
Leiden
—
7 221
2. Die Bibliotheken einer Provinz, einer Gemeinde oder irgend
einer Gesellschaft. Dieselben haben meistenteils einen einigermafsen
wissenschaftlichen Charakter, enthalten aber häufig auch manche für
das gröfsere Publikum geeignete Werke, welches sie jedoch nicht
benutzt. Es ist dies besonders dem Umstände zuzuschreiben, dafs die
Zeit, während welcher sie zugänglich sind, zu beschränkt ist, Lese-
zimmer mit der Tageslitteratur fehlen, und nichts geschieht, um den
Besuch zu fördern.
Die vornehmsten sind:
Arnbem (56000 Einw.). Ocffentliche städtische Bibliothek, 4 Tage
wöchentlich von 2—4 Uhr; im Jahre 1900 besucht von 845 Personen, im Lese-
saal benutzt: 021 Bände, ausgeliehen 1150 Bände.
Deuenter (2G000 Einw.). Städtische Bibliothek, enthält manches
Werk, welches auch für das Publikum in breiterem Sinne Interesse hat. Täg-
lich 1—2 Uhr; im Jahre 19ü0 wurden 950 Bände ausgeliehen; die Verwaltung
ist hiermit zufrieden.
Haarlem (.64000 Einw.). Städtische Bibliothek, im Jahre 1596 ge-
gründet, täglich 10—4 Uhr; im Jahre 1901 besuchten 1625 Personen die An-
stalt; ausgeliehen 1288 Bände; im ganzen wird ausgegeben 3460 Gulden, für
Ankauf 700 Gulden.
8*
96 Die Bibliotheken in den Niederlanden
Leeuwarden (32000 Einw.).
1. Provinzialbibliothek der Provinz Friesland, wöchentlich 3 Tage von 9\'s
—3 Uhr; im Jahre 1900 wurde sie 2000 mal besucht; an 232 Personen
wurden in 1901 1917 Bände ausgeliehen. Daus anfein allgemeines Publiknm
gerechnet wird, beweist der Ankauf nener Litteratnr im vorigen Jahre.
Für Restaurierung, Ankauf, Unterhaltimg, Reinigung und Heizung wurden
1500 Gulden ausgegeben. Gehalt für Bibliothekar nnd Amanuensis zu-
sammen 1400 Gulden.
2. Städtische Bibliothek, tätlich von 10—1 Uhr, im Jahre 1901 an 110 Per-
sonen 155 Bände ausgeliehen; fUr Ankauf jährlich 200 Gulden.
3. Bibliothek der friesischen Genossenschaft im Museum, täglich geöffnet
Hier also Bücher genügend. Gebrauch jedoch gering.
Maastricht (34 000 Einw.). Täglich von 9—1 Uhr; 21000 Bände;
350 Gulden jährlich ftir Ankauf; im Jahre 1900 wurde die Bibliothek besucht
von 000 Personen; ausgeliehen 400 Bände.
Middelburg(19000 Einw.). Provinzialbibliothek der Provinz Zeeland.
errichtet 1859; täglich 2—5 Uhr, im Jahre 1901 wurde die Anstalt 1267 mal
besucht von 257 Personen , ausgeliehen 1476 Bände, im Lesesaale wurden
2629 Bände benntzt. Die Verwaltung findet diese Zahlen in jeder Hinsicht
befriedigend. Für Ankauf und Einbinden wird jährlich 800 Gulden ausgegeben.
Rotterdam (318000 Einw.). Städtische Bibliothek, errichtet 1870,
wöchentlich 2 Tage von 11—3 Uhr; 50000 Bände, im Jahre 1901: 842 Be-
sucher, benutzt 16:U Bände, ausgeliehen 817 Bände. Durch Kooperation mit
dem Rotterdamer Leeskabinet (40000 Bände, Beitrag 10 Gulden jährlich) und
den Volksbibliotheken lieiise sich hier manches verbessern.
3. Die Volksbibliotheken. Die „Maatschappij tot nnt van
het algemeen** (Gesellschaft des allgemeinen Nutzens), die in so mancher
Hinsicht die Volksbildnng gefördert hat, war auch die erste, welche
durch Volksbibliotheken ihren Zweck zu erreichen sncht«. Schon seit
1793 ist sie in dieser Richtung thätig. In jenem Jahre wurde durch
die Abteilung Haarlem eine Volksbibliothek gegründet Diesem Bei-
spiele folgte man bald an anderen Orten nnd nach dem letzten Jahr-
buch belauft sich die Zahl der Bibliotheken gegenwärtig auf 312.
Haben diese ohne Zweifel die Lnst zum Lesen gefördert und nament-
lich an kleinen Orten gute Bücher jedem zugänglich gemacht, so kann
doch andererseits nicht in Abrede gestellt werden, dafs die auf-
gewendeten Mittel meistens ungenügend sind. In einer der gröfseren
Provinzstädte z. B,, wo die Bibliothek sehr viel benutzt wird , giebt
man jährlich nur 120 Gulden für Bücherankauf aus! Ebensowenig
läfst sich verkennen, dafs sie, wie der Name schon andeutet, Volks-
bibliotheken geblieben sind, und dafs der gebildetere oder nach
gröfserer Bildung strebende junge Arbeiter nicht in hinreichendem
Mafs das vorfindet, was in unserer Zeit gefordert wird, üeberdies
sind sie nur wenig Stunden wöchentlich dem Publikum zugänglich,
auch fehlen Lesesäle; nur fünf besitzen einen solchen, obwohl selbst
aus den Arbeiterklassen schon einmal dafür agitiert wurde. Fassen
wir zusammen, was die Gesellschaft in den 49 Ortschaften mit über
10000 Einwohnern 1) (Amsterdam ausgenommen) zu stände gebracht
hat, so finden wir:
1) Holland hat 70 Gemeinden mit mehr als 10000 Einwohnern; 20 der-
selben bestehen aber aus mehreren Dörfern, und bleiben demnach bei oben-
stehender Berechnung aulser Betracht
von A. J. van HnffeL 97
In S Gemeinden keine Bibliothek (dies sind fast sämtlich katholische
Gemeinden, wo die Gesellschaft keinen Einflnüs hat).
In 10 Gemeinden eine Bibliothek mit weniger als 1000 Bänden
„ 22 „ „ „ „ 1000—2000 Bänden
V 4 „ „ „ „ 2000—3000
„ 3 „ „ „ „ 3000—4000
» 2 „ „ „ „ 6000-6000
Besonders in einigen grofisen Städten ist dieser Zustand völlig ungenügend:
Rotterdam 318000 Einw. 4100 Bände
Haag 206000 „ 3700 „
Utrecht 102000 „ 2800 „
Amhem 57 000 „ 1400 „
Leiden 54 000 „ ISOO „
Im Verhältnis zn der Bevölkerungszahl haben nur Uaarlem (64000 Einw.)
und Groningen (67 000 Einw.) mit bezw. 5525 und 5645 Bänden eine ihnen
angemessene Yolksbibliothek. Bemerkenswert ist der Umstand, daüs, während
in letzterer Stadt die Zahl der ausgeliehenen Bände sich auf 30 696 belief,
dieselbe in ersterer nur 15 550 betrug. Groningen bildet auch, was den
Gehalt der Bibliothek betrifft, eine sehr günstige Ausnahme. Bestehen beide
ebenso wie die anderen Volksbibliotheken der Gesellschaft gröfstenteils aus
Romanen und sind unsere Dichter und die neuere Litteratur nur in geringem
Mafise vertreten^ so besitzt Groningen eine wissenschaftliche BUchersammlung,
von welcher em besonderer Katalog herausgegeben ist, der mehrere be-
deutende Werke, auch der neuesten Zeit, enthält, jedoch ansschliefslich in
niederländischer Sprache.
Die Gesamtzahl der 312 Volksbibliotheken der Gesellschaft belief sich
im vergangenen Jahre auf 235978 Bände; an 39 i9S Personen wurden (1900)
606339 Bände ausgeliehen.
Die Kosten werden im Wesentlichen von den Abteilungen der Gesell-
schaft bestritten; die Hauptverwaltung erteilt jedoch einzelnen eine Beisteuer
bis sa einem Gesamtbetrag von 2000 Gulden für das Jahr 1902, und schickt
lährlich sämtlichen Abteilungen einige Werke, welche nach ihrer Ansicht in
keiner Volksbibliothek fehlen dürfen. Ueberdies veröffentlicht sie von Sach-
verst&ndigen gemachte Bücherverzeichnisse für Volks- und Jugendbibliotheken.
Aiuser der „Maatschan^py tot nut van het Algemeen*^ giebt es nach
Mitteilung des Schriftführers jener Gesellschaft noch ca. 100 Volksbibliotheken,
auch kawolische, von denen mir aber Einzelheiten nicht zu Gebote stehen.
4. Seitdem die sogenannnte Toynbee -Arbeit auch hier zu Lande
aufgenommen worden, hat man als Ausflufs derselben an mehreren
Grien Volkslesesäle gegründet. Einige (bis jetzt 5) sind von den
Abteiinngen der „Maatschappy tot nut van het Algemeen** errichtet
worden, andere vom ,. Volksbond tegen drankmisbrnik" (Volksbuod zur
Abwehr der Tmnksncht), wieder andere von einem besonderen Komitc,
insgesamt zählt man ca. 20 solcher Lesesäle. Dieselben sind jedoch
ausschliefslich für das Volk bestimmt; die Verwaltung sieht am liebsten
Arbeiter als Besncher; die finanziellen Mittel sind meistens gering,
Beistener seitens der Gemeinde ist Ausnahme, die Resultate können
nicht ermunternd genannt werden.
Die Lesesäle in Leeuwarden (32000 Einw.), Mepppel (10 000 Einw.),
Znolle (30000 Einw.) und Kampen (20 000 Einw.) mufsten wegen Maugels an
Interesse wieder aufgehoben werden. Bei anderen, deren Besuch ziemlich
genügend war, ist in Betracht zu ziehen, daCs sie zugleich Erholungslokale
sind, wo auch gespielt und konversiort wird. In Amersfoort (19 000 Einw.)
wurde während einiger Zeit ein Saal ausschliefslich für Leser bestimmt; man
98 Die Bibliotheken in den Niederlanden
hat aber wieder damit aufgehört, weil die Besacher dessenungeachtet sich
nur dort aufhielten, wo man spielen und sich unterhalten durfte. Die meisten
sind nur abends oaer selbst nur einige Abende wöchentlich geöffnet, und im
allgemeinen sind die Bestimmungen nicht freisinnig genug; einige sind für
Frauen nicht zugänglich, während gewöhnlich die so notwendige Verbindung
mit einer guten Bioliothek fehlt. Die bedeutendsten gehören zu den zwei
gröfsten niederländischen Volksheimen: ,0ns Huis^ in Amsterdam und „het
Volkshuis" in Leiden, zwei Anstalten, die gewilis auch dem Auslande zum
Muster dienen könnten. Im letzteren, errichtet im Jahre 1899, ist der Lesesaal
nur abends geöfiEhet (7—10 Uhr). Der 1. Jahresbericht teilt n. a. Nachstehendes
mit: die durchschnittliche Anzahl der Besucher betiUfft 76 wöchentlich, also
12 bis 13 ieden Abend; diese sind fast ohne Ausnahme unverheiratet; der
erste wirkliche Fabrikarbeiter muls sich noch anmelden; nie zeigte sich eine
Frau im Lesesaale. Die Mitglieder d. h. die , welche jährlich 25 Ct. (etwa
40 Pf.) bezahlen, haben das Kecht, Bücher mit nach Hause zu nehmen. Ib09
—1900 wurden 2037 Bände ausgegeben, 1900—01 2553 Bände; die beliebtesten
Schriftsteller waren:
MarUtt (412 Mal),
Dickens (372 „ )
Aimard (306 „ )
Ebers (291 „ )
Veme (270 „ )
Der Lesesaal von „0ns Hnis" in Amsterdam (errichtet 1892) ist ein sehr
hübsches, stattliches Lokal mit SitsMplätzen ilir 50—60 Personen. Er ist täg-
lich geöflfnet von 11—4 und 7—11 Uhr, Sonntags von 10—4 Uhr fiir Männer
und Frauen über 18 Jahre gegen 2 Ct. (etwa 4 Pf.) für jeden Besuch oder
25 Ct. (etwa 50 Pf) für Abonnement während dreier Monate. Der Lesesaal
liegt in einem Volksviertel. Die Bibliothek, ca. lOüO Bände, übertrifft an
Gehalt die V olksbibliotheken , die Bücher werden jedoch nicht ausgeliehen.
Die bedeutendsten Tages- und Wochenblätter jeder Richtung (etwa 20) und
eine groüse Zahl Blätter von Gewerbevereinen sowie die belumntesten Zeit-
schriften liegen aus. Im Jahre 1900/1901 war die Besucherzahl 21890, im
Januar 1902 täglich 92, am Sonnabena 140 bis 150. Da man sich der Bücher
nur im Lesesaale bedienen darf, ist der Gebrauch, der von der Bibliothek
Semacht wird, nicht grofs; im Januar 1902 wurden 286 (174 verschiedene)
[ummem von 131 Personen verlangt. Im Allgemeinen werden die neu an-
geschafften Bücher, deren Titel auf einem Brett an der Wand bekannt ge-
macht werden, am meisten gelesen ; die älteren, wenn auch öfters von gröi'serer
Wichtigkeit, werden offenbar vergessen; man wird daher Malsregeln treffen,
um die Aufmerksamkeit auch auf die guten älteren Werke zu lenken. Belle-
tristik wird, wie überall, am meisten gewünscht, darunter aber sehr gute
Bücher, im Jahre 1901 am meisten Zangwin, Zola, Multatuli, Justus van Maurik,
Tolstoi (Auferstehung), Heyermans (dramatische Werke). Frederik van Eeden;
fast obenan in der Liste steht Shakespeare (in holländischer Uebersetzung).
Von den wissenschaftlichen Schriftstellern wurden Bölsche und Flammarion
am meisten gelesen. Bei den Vorträgen, die in einem anderen Teile von
„0ns Huis** abgehalten werden, werden gedruckte Zettel ausgeteilt, auf welche
man die Bücher, die über den zu behandelnden Gegenstand in der Bibliothek
des Lesesaales vorrätig sind, angegeben hat.
5. Fabrikbibliotheken. Mehrere Grofsindustrielle haben für
das Personal Bibliotheken eingerichtet, nämlich in Delft (Hefe- und
Spiritnsfabrik van Marken) Hengelo (Maschinenfabrik Stork), Nijverdal
und Ensched^. Im allgemeinen sind dieselben sehr beliebt und die
jungen Arbeiter benutzen sie sehr viel; die zu der Fabrikschule in
Ensched^ gehörende Bibliothek zählt 2000 Bände; die Zahl der aus-
geliehenen Bücher betrug im Jahre 1901: 15 244 an 1025 Leser.
von A. J. van Haffel.
99
6. D ordre cht (38000 Einw.) ist die einzige Stadt, welche eine
nach den Principien der free-libraries eingerichtete Anstalt besitzt.
Im Jahre 1899 wnrde auf Vorgang des Herrn Dr. Zimmermann, jetzigen
Bürgermeisters, ein öffentlicher Lesesaal nebst Bibliothek gegründet. Der
Eintritt ist nnentgeltlich. Die Sammlung ist jetzt in 2 Lokalen untergebracht,
welche tätlich geöfiEhet sind und zwar von 8 Uhr morgens bis 10 Uhr abends.
In dem emen Lokal liegen 76 Tage- und Wochenblätter aus, im anderen 37
ZeitBchriften and illustrierte Hefte. Die Bibliothek enthält etwa 2600 Bände;
die Bücher werden auch ausgeliehen und dürfen für den Gebrauch im Lese-
saal von den Besuchern selbst frei aus den Schränken genommen werden,
eine Anordnung, die keine Veranlassung zu Klagen giebt. Der jetzige Be-
amte fordert den Besuch nach Möglichkeit und ist denieni^en, die über irgend
einen Gegenstand etwas wissen möchten, in jeder Hinsicht behilflich. Mehrere
Privatpersonen leihen Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen als Wandschmuck;
nach einiger Zeit werden diese gegen andere vertauscht. Sämtliche gesell-
schaftliche Stände benutzen die Anstalt. Die Besucherzahl (auch viele Frauen)
die im Mai 1899, wo die Anstalt eröffnet wurde, 475 betrug, ist jetzt (De-
zember 1901) bis 150 a 200 pro Tag gestiegen. Die Benutzung der Bibliothek
in den Sälen selbst wird nicht kontrolliert. Die Zahl der ausgeliehenen Bücher
findet man in nachstehender Tafel. Leider sind die Finanzen ungenügend
(Budget 1901: 1400 Gulden). Beisteuer seitens der stödtischen Verwaltung
wird bis jetzt nicht gegeben. Bei andauerndem guten Erfolge hofft man
jedoch aus der Leschalie eine städtische Anstalt zu machen.
Oeffentliche Lesehalle Dordrecht 1
Entl. 1900
Entl. lOül
Jannar
— .
620
Februar
—
568
März
—
685
April
180
575
Mai
147
594
Juni
213
451
Juli
206
535
August
275
683
September
350
755
Oktober
433
814
November
524
920
Dezember
506
1020
8170
7. Amsterdam. In der Hauptstadt hat die „Maatschappij tot nut
van het algemeen*' keine Volksbibllotnek , wohl aber eine Bibliothek, wozu
die Mitglieder kostenfrei, andere Personen gegen einen Beitrag von 4 Gulden
jährlich Zutritt haben. Der zu dieser Bibliothek gehörende Lesesaal ist nur
an Wochentagen abends geöffnet Für das Volk im engeren Sinne sorgt ,,de
Vereeniging voor Volksbioliotheken". Diese wurde 1884 begründet und besitzt
jetzt 4 Bibliotheken mit einer Gesamtzahl von 4000 Bänden. Fünf Mal wöchent-
100 Berichte über BibllothekeD einzelner StXdte.
lioh werden Bücher ausgeliehen, die Zahl betmg im Jahre 1901 wöchentlich
814 Bände im Durchschnitt; im Januar 1902 nach Oeffiiunff der vierten Biblio-
thek 950; Lesegebühr 1 Ct. Die finanziellen Mittel sina sehr gering; 1899
konnte man nur 150 Gulden für neue Bücher ausgeben. Aulser der Univer-
sitätsbibliothek und dem Lesesaale von ,0ns Huis** (s. oben) hat Amsterdam
ein ausgezeichnetes Lesemnseam mit einer Bibliothek von 20000 Bänden
(Beitrag 25 Gulden jährlich), weiter drei Volkslesesäie , die wöchentlich nur
einige Abende geöffnet sind und einiffe volkstümliche und Vereinsbibliotheken,
welche gewÜs mehr Nutzen bringen könnten als dies jetzt wegen der wenigen
Stunden, während deren man sie besncheu kann, der Fall ist. Die Univer-
sitätsbibliothek hat grofse Sammlungen, die eher in eine ,free-library^ ge-
hörten. Durch Kooperation der bestehenden Bibliotheken liefse sich daher
in der Hauptstadt mit verhältnismälsig geringen Kosten manches in vorteil-
hafter Weise verändern.
Seit dem Erscheinen des anregenden Buches des Herrn Dr. Ernst
Schnitze ist die Errichtung von „public libraries^ auch in Holland
wieder ein Gegenstand der Tagesordnung geworden. In mehreren
Tages- und Wochenblättern und Zeitschriften ist die Angelegenheit
besprochen worden, und man hat darauf lüngewiesen , wieviel wir in
dieser Hinsicht noch zu thnn haben. Möchte es mir vergönnt sein,
bald hier mitteilen zu können, was auf diesem Gebiete Neues zu
Stande gebracht worden ist.
Amsterdam. A. J. van Haffel, Jr.
Berichte über Bibliotheken einzehier Städte.
Ueber die (Heimannsche) Oeffentliche Bibliothek zu Berlin
S.W.. Alexandrinenstrafse 26 (vgl. Jg. 2, S. 10— 14) sagt der neueste
Bericnt: Die Zahl der ausliegenden Zeitungen und Fachblätter ist auf 440
gestiegen und die Benutzung derselben eine anüserordentlich starke. Abend
ftir Abend sind die Lesesäle bis auf den letzten PUitz gefüllt Während im
ersten Betriebsjahre die Lesehalle von 34434 Männern und 3235 Frauen, zu-
sammen von 37 669 Personen, besucht wurde, stieg diese Zahl im zweiten
Jahre auf 49936 Männer und 2725 Frauen, zusammen also auf 52661 Personen.
Für die Benutzung der Auslcihebibliothek bedarf man weder eines Pfandes
noch einer Bürgschaft. Will jemand BUcher entleihen, so braucht er sich
nur durch Vorzeigen des Mietsvertrages, des Krankenkassenbuches oder ähn-
licher Papiere über seine Person und Identität auszuweisen. Die Za^l der
ständigen Leser ist daher in schnellem, andauerndem Steigen begriffen und
betrug am 31. Dezember v. J. 4686 Personen. Von diesen smd 2170 gewerb-
liche Arbeiter; dem Kaufmannsstaude mit Einschlufs der weiblichen liandels-
angestellten gehören 1239 an. Ferner wird die Bibliothek ständig benutzt
von 111 Aerzten und Juristen, 1S7 Staats- und Privatbcamten , 163 Lehrern
und Lehrerinnen, 53 Studenten, 167 Seminaristeu und Schülern, sowie von
296 Lesern und Leserinnen, die einen Beruf nicht angegeben haben. Die
Gesamtzahl der im ersten Betriebsjahre entliehenen BUcher bezifferte sich auf
31700 Bände; im zweiten Jahre stieg die Benutzung auf 52:^84 Bände. Ab-
handen kamen im zweiten Betriebsjahr 16 Bände, so dais von ie 3274 ent-
liehenen Bänden einer in Verlust geriet. Die Abfertigung in der näufiff über-
füllten Ausleihbibliotliek vollzieht sich dank dem aufgestellten «Tnaicator^
Berlehte über Bibliotheken einzelner Städte. 101
flcbneü and glatt, 00 daü) nnnOtiger Aufenthalt und Störongen vennieden
werden.
Die Ansleihbibliothek umfaDst zur Zeit ungefähr 12000 Bände, die von
Fachgelehrten auf das sorgfältipte ausgewählt sind. Zunächst hat die scliön-
wissenschaftliche Abteilung noch den stärksten Gebrauch zu verzeichnen. £s
macht sich jedoch nach und nach eine langsam aber stetig steigende Zunahme
der Entlehnnng wissenschaftlicher Handbücner bemerkbar, die sich zweifellos
bedeutend steigern wird, sobald die noch nicht aufgestellten Abteilungen
Geschichte y YolKswirtschaft. Erziehung und Unterricht, Philosophie, Reli^on
and einige kleinere Nebeniäcber der öffentlichen Benutzung übergeben sein
werden. Der in Vorbereitung befindliche Katalog wird nach der Einstellung
dieser Fächer etwa 20 000 Bände umfassen. Insgesamt wurden die beiden
Abteilangen des Instituts, Ausleihbibliothek und Lesesäle, im ersteu Jahre
von 69369, im zweiten Jahre von 105 045, zusammen von 174 414 Personen
besucht Trotz dieser grofsen Besuchsziffer hat sich der Gesamtverkehr in
denkbar ruhigster Weise abgewickelt. Die Haltung des Publikums muls als
mustergiltig bezeichnet werden. — r —
Die unter recht günstigen Anspielen im Jahre 1897 begründete „Bonner
Bücher- und Lesehalle" versendet den Bericht über ihre Thätigkeit im
Jahre 1901. (Bonn, C. Georgi, 19^2.) Der Besuch der Lesezimmer ilberstieg
darnach das vorige Jahr um einige hundert Besucher. Die Zahl der Bücher-
entleihunj^en betrug 39000, rund 8360 Bände mehr als im Vorjahre. „Sehr
häufig reichten die vorhandenen Bücher nicht aus, um das andringende Be-
dUrfiiis zu befriedifiren.' Aulser einer Statistik über die Fortschritte der
Reform unserer Voiksbibliotheken (bez. Stadtbibliotheken!), die auf Grund
der von den , Blättern*' gebrachten Mitteilnnffen zusammengestellt wurde,
bringt der Bericht den in einer Beziehung unertreulichen Hinweis, dafs die
Gesellschaft „Bonner Bücher- und Lesehalle"^ Ende 1902 mit
ihren Mitteln zu Ende ist.
„Wir stehen also jetzt vor der Frage: Was nun? Die Thätigkeit der
Lesehalle war m dem abgeUufenen Zeiträume eine hocherfreuliche und be-
friedigende; hat sich doch erwiesen, dais sie mit ihrer Bestrebung:
der Bevölkerung, welcher durch die Volksschulen im Kindesalter
nur die Grundlagen der Bildung zugänglich gemacht werden, dauernd
Bildungsstoff zuzuführen, um sie in höherem Grade zu befähigen,
ihre Aufgaben nicht nur im Erwerbsleben, sondern auch im Staate,
in Gememde und Gesellschaft zu verstehen und zu erfüllen, durch
Anregung zu edlerer Unterhaltung in Haus und Familie der niederen
Vergnttgunessucht und dem Alkoholismus entgegenzuarbeiten,
gerade bei der minder bemittelten Bevölkerung die dankbarste Aufnahme
gefunden hat. Es hat sich aber andererseits auch erwiesen, dafs es nicht
möglich ist, eine Anstalt wie die unsere zu unterhalten, ohne eine auf die
Dauer gesicherte materielle Basis. So wenig der Volksschnlunterricht
dieses vermöchte, so wenig vermag es die Volksbibliothek, die Lesehalle.
Um sich zielbewuTst in Ruhe fortzuentwickeln, muls sie über Einnahmequellen
verfügen, welche ihr für alle Zeit gesichert zufliefsen; freiwillige Bei-
träge aus privaten Kreisen vermögen diese Sicherung niemals zu
gewähren.''
Hoffen wir, dafs nunmehr die Verwaltung der Stadt Bonn das
über den Parteien stehende Unternehmen in ihre Obhut nimmt! J.
Am .3. März wurde in Strafsburg i. E. die vom Volksbibliotheks-
verein ins Leben gerufene Volksbibliothek und Lesehalle in Gegenwart des
Vorstandes und des Bürgermeisters der Ocffentlichkeit übergeben. Infolge
der beschränkten Mittel des Vereins — die Stadt bezahlt vorlUnfig nur das
Lokal — ist auch der Bücherbestand (35oo Bde) noch weit davon entfernt,
der sofort nach der Eröffnung aufgetretenen Nachfrage einigermafsen gerecht
102 Berichte ttber Bibliotheken einzelner Stiidte.
werden zn können. Die Zahl der verliehenen Bände ts^eg in den ersten 4
Tagen in folgender Reihe: 87, 115, 189, 158. Der fUr etwa 45 Personen ein-
genchtete Lesesaal findet ebenfalls eine genügende Zahl von dankbaren Be-
snchem. Ueber die weitere Entwickelung des Instituts, dessen Errichtung
vornehmlich der Initiative der Herren Stadtrat Jacobi nnd VerlaesbuchhUndler
Dr. Trllbner zu verdanken ist, wird hier gelegentlich Mitteilung gemacht
werden. A. K.
Am Ende des Jahres 1897 traten in Tarnowitz 0. S. eine Anzahl
Männer der verschiedensten Berufskreise zusammen, um eine Volksbücherei
zu begründen, die der Verbreitung der Volksbildung dienen, vor allem aber
auch das Deutschtum fördern sollte. Da Bcgierung, Kreis und Stadt Bei-
hilfen in Aussicht stellten, so schien es am geeignetsten, einen Verein zur
Unterhaltung der Bücherei zu gründen. Diesem traten an 400 Mitglieder bei.
An der Spitze steht ein Vorstand, der sich zur Zahl von 20 Mitgliedern durch
Kooptation ergänzen kann. Die Leitung der Geschäfte liegt in der Hand
eines Ausschusses von 5 Mitgliedern. Die Stadt überliels der Bücherei in
dem schonen neuerbanten Rathause unentgeltlich einen Raum. Dadurch war
das Unternehmen, das sich seither gut entwickelt hat, gesichert. Die Bücherei
ist jeden Tag nachmittags von 5 — 8 geöffnet. An Sonn- und Feiertagen
findet seit dem letzten Vereinsjahre der Bücherwechsel um 12 Uhr mittags
statt, da sich der Nachmittagswechsel an diesen Tagen nicht bewährt hatte.
Das Amt des Bibliothekars verwaltet mit bestem Erfolge eine Dame als
Beamtin des Vereins. Leihgebühren werden nicht erhoben. Jeder Entleiher
erhält eine Tauschkarte , die seinen Namen trägt In diese wird von der
Bibliothekarin die Nummer des entliehenen Buches eingetragen^ als Quittung
verbleibt der Bücherei eine mit der Nummer des Buches bezeichnete Karte,
die sich sonst in einer in der Innenseite des Vorderdeckels des Buches ein-
geklebten Papptasche befindet. Auf diese Weise erledigt sich das Leih-
geschäft sehr rasch. Die höchste Entleihziffer wurde am 28. Januar d. J. mit
116 Entleihungen erreicht.
Die Bücherei enthielt Ende 1901 1455 Bände. Seitdem ist durch Neu-
anschaffungen der Bücherstand noch erheblich vermehrt worden. MOglich
wurde dies besonders durch eine aufserordentliche Beihilfe des Ministers des
Innern in HOhe von 500 M., der die Bücherei im September v. J. gelegentlich
seines Aufenthaltes in der alten Bergstadt mit seinem Besuche beehrt hatte.
Im Vereinsjahre 1901 wurden 17687 Bände ausgegeben, davon entfielen auf
die 5 Abteilungen, in die die Bücher gegliedert smd: Unterhaltungsschriften
15 807, Geschichte 1023, Naturwissenschaft (einschl. Erdkunde) 487, Fach-
schriften 321, Verschiedenes 49 Bände. Wir bemerken also auch hier die
bekannte Tbatsache, dals die Unterhaltungslitteratur besonders bevorzugt wird.
Von Alt imd Jung wurden besonders gern gelesen Schriften von May,
Herchenbach, HOcker, Conscience, Schmid, Baron, Nierirz und Hofimann. Von
Romanschriftstellern marschieren an der Spitze Marlitt, Heimburg, v. Eschstnith.
V. Ebner -Eschenbach, Gerstiiker, Hackländer, Spielhagen, Frejrtag, v. Brake!
nnd Eckstein.
Eingetragen waren 1950 Leser; von diesen wechselten im Sommer 600,
im Winter 700 — 750 ziemlich regelmäisig. Dr. Kn.
Sonstige Mitteilungen.
Die Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung vom 23. Februar und
2. März 1902 enthäten emen Aufsatz über die Bücherhallenbewegung
im Deutschen Beich. Der Verfasser hat sich leider nicht genannt Ich
Sonstige Mitteilangen. 103
mache auf die beiden Artikel aufmerksam, weil sie eine Er^zans des
Baches von Dr. Ernst Schnitze Über die freien öffentlichen Bibliotheken
bilden. Einige Bemerknngen seien mir gestattet.
Unter denen, die neben Nörrenberg, zum Teil schon vor ihm, in
praktischer Thätiffkeit für die Reform der Yolksbibliotheken sich einsetzten,
Termisse ich die Namen Bode (Bonn) und Dr. Fritz, der sich bei der Ein-
richtung der Charlottenburger und noch mehr der Hamburger Bibliothek
grolse Verdienste erworben hat. Hier rührt nicht blos die Katalogisierung,
sondern im wesentlichen die Auswahl der Bücher von ihm her. Be-
sonders erfreulich ist es, dals nun auch von anderer Seite klipp und klar
ausgesprochen wird, dals den Anfang mit der Begründung der Lesehallen
die Gesellschaft für ethische Kultur gemacht habe. „In dieser Lese-
balle (Berlin, Nene Schönhauserstr. IS) war das Beispiel einer echten freien
öffentlichen Bibliothek gegeben.*' Man kann in der That die Reform der
deutschen Volksbibliotheken von dem Aufrufe an datieren, den die Berliner
Abteilung der genannten Gesellschaft im Januar 1895 veröffentlichte. Ab-
gednickt im ersten Jahresberichte der Lesehalle weist er unter den Unter-
zeichnern anch die Namen der beiden grofsen Berliner Bibliotheken, der
Königlichen- und Universitäts- Bibliothek, auf. Hoffentlich wird die Berliner
Stadtverwaltung, die in anerkennenswerter Weise die Lesehalle seit einigen
Jahren dnrch namhafte Geldbeiträge unterstützt, das Institut bald in eigene
Yerwaltonff übernehmen, damit auch der letzte Rest von dem Charakter einer
«litterarischen Wohlthätigkeitsanstalt'' verschwindet und sein Bestehen dauernd
gesichert ist. Jeep.
In einer flott geschriebenen kleinen Schrift legt der Bibliotheks-Sekretär
Bruno Dreyschuch em warmes Wort zu Gunsten der modernen Volks-
bibliotheken ein. Hervorgehoben sei hier seine an die entscheidenden Stellen
der Stadtverwaltungen gerichtete Mahnung, bei der Drucklegung der
Bücherverzeichnisse nicht mit Übel angebrachter Sparsamkeit zu ver-
fahren. So wird richtig bemerkt, dafs es für die Benutzer einer Bibliothek
nicht ^leichgiltig sei, ob das verlangte Werk Oktav- oder Folio-Format habe;
daCs die blosse Notiz „Gesammelte Werke*' ohne Inhaltsangabe der einzelnen
Bände so ziemlich wertlos sei und an den Bibliothekar Anforderungen stelle,
die der Katalog befriedigen müsse etc.
Auch darin stimme ich mit dem Verfasser überein, dals die vielerörterte
Frage, ob es zweckmälsig sei, statt Volks bibliothek und Volkslesehalle
andere Bezeichnungen zu wählen, belanglos ist. «Denn der irrtümlichen Auf-
fassung, dals die Volksbüchereien nur für die breiten Schichten der ärmeren
Bevölkerung vorhanden seien, kann mit der blofsen Namensänderung nicht
wirksam entgegengetreten weraen. Weit wichtiger ist es, für höhere Leistungen
Sorge zu tragen; in der Beurteilung derselben wird dann ganz von selbst
eine Wendung zum Besseren eintreten.*' Dem möchte ich nur hinzufügen,
dals die Namenfrage, die wohl stets mit Rücksicht auf die bestehenden ört-
lichen Verhältnisse entschieden werden wird, bei Beginn der Agitation und
während derselben doch nicht so ganz nebensächlich war. Heute freilich,
wo überall wenigstens eme Ahnung davon vorbanden ist, was man unter
einer public library zu verstehen hat, sollte man ruhig die gute alte Be-
zeichnung Volksbibliothek, wo es irgend angeht, beibehalten. Anch der
Zusatz „Lesehalle" könnte fallen. Sie ist eben ein integrierender Bestandteil
der modernen Volksbibliothek. Der Beigeschmack des Geringschätzigen,
der dem Worte „Volk* gerade in dieser Zusammensetzung unleugbar anhaftet,
mufs und wird verschwmden, wenn die Thatsache erst bekannter ist, dals
die neuen Bibliotheken sich an das ganze „deutsche Volk" wenden.
Der Verfasser, der seiner Zeit oei der Einrichtung der Cliarlottenburger
Bibliothek mit thätig war und somit aus Erfahrung spricht, bat seine Arbeit
im Selbstverlage erscheinen lassen. Sie führt den Titel: B. Dreyschuch,
Die Leistungen der deutschen Städte auf dem Gebiete des Volksbibliotheks-
104 Sonstige Mitteilungen.
Wesens. Selbstverlag. Berlin NW., Lessingstr. 37. Der Preis für das ge-
bundene Exemplar ist auf 1 M. festgesetzt. Jeep.
Die Rosegger „Volksbibliothek''. £s gehen abweichende Angaben
über eine von dem so vielseitig in humanitärem Sinne thätigen trefflichen
Volksdichter Peter Rosegger begründete Volksbibliothek durch die Zeitungen.
Da ist denn genau zwischen zwei ganz verschiedenen Anlagen zu trennen.
Erstlich hat der Poet selber den Plan gefafst, in seinem armseligen Heimats-
dörfchen im steirischen Gebirge, Alpel bei Krieelach (in den Blättern meist
„Rrieglach-Alpel* bezeichnet), eine Bauernschule nebst Bauembücherei zu
schaffen und fordert diese energisch. Damit darf nun aber nicht diejenige
„Volksbibliothek" verwechselt werden , deren Gründung die am 22. Februar
1900 ins Leben getretene „Rosegger - Gesellschaft* seit ihrem Entstehen als
ihre Hauptaufgabe betrachtet hat. Man findet über die Zwecke dieser Ge-
sellschaft, die volkstümliches Wissen im Geiste Roseggers zu verbreiten strebt,
allerlei in den Veröffentlichungen ihrer zwei beredtesten Agitatoren, des
Grazer Litteraten Franz Goldhann „Rosegger -Gesellschaft und Rosegger-
Stübel in Mürzzuschlag (1900), wo er die Ziele der zu bildenden Vereinigung
darlegt, und in mehrfachen Artikeln der Dresdner Jugendschriftstellerin
Hermine Mübius ^eb. Nadler, die 1S95 mit Rosegeer einen Band, „Aus Stadt
und Land* geschneben hatte. Namentlich durch die Bemühungen der beiden
blühte die Gesellschaft auf, wie der soeben erschienene „Erste Jahresbericht
der Rosegger - Gesellschaft" beweist. Daraus heben wir hervor, dafs die
„Volksbibliothek" bei Abschlufs der Uebersicht nahezu 2400 Bände zählte
und noch fortwährend durch Spenden und Ankauf wächst Die Zahl der
„Gründer" war auf 63 gestiegen.
Aschaftenburg. Ludwig Fränkel.
Bücherschau.
A. Bibliothekswesen und BibHographie.
Paszkowski, Wilhelm. Der Bibliothekar. Mein künftiger Beruf!
Praktische Anleitung zur Beru&wahl. 63. Leipzig, C. Banges Verlag. (27 S.)
0,50 M.
Diese der Sammlung praktischer Anleitungen zur Berufswahl angehOrige
kleine Schrift schildert in kurzen Umrissen klar und anschaulich den biblio-
thekarischen Beruf im Allgemeinen, die Erfordernisse und die Ausbildung
hierzu sowie Aussichten und Stellung des Bibliothekars, unter Berücksichtigung
auch der volkstümlichen Bibliotheken, und schliefst mit einem Ueberblick der
hauptsächlichsten Litteratur. Sie erfüllt den Zweck, sich denen dienstbar zu
erweisen, die sich dem bibliothekarischen Berufe zuwenden wollen, in vor-
züglicher Weise.
Schlagwort-Katalog zu Reclams Universalbibliothek, Meyers Volks-
bücher und Hendels Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- und Auslandes.
Weimar, Hermann Grosse. (74 S.]) Durchschossen in Leinen gebunden 1,25 M.
Für den Sortimenter bestimmt, dürfte der Katalog auch dem Biblio-
thekar, namentlich bei Neuerrichtung von Büchersammlungen, brauchbare
Dienste leisten.
An Berichten gingen uns zu:
Rechenschaftsbericht des Gemeinnützigen Vereins zu Dresden f. d. J.
1901. Bringt auf S. 6 — 8 den Bericht über die Dresdener Volksbibliotheken.
Jahresbericht der Oeffentlichen Lesehalle zu Jena für 1900. Erstattet
vom Vorstand des Lesehalle -Vereins Jena 1901.
Bücherschaa. 105
Bericht des Knratoriums des Kunstgewerblichen Musenms der Handels-
nnd Gewerbekunmer in Praff f. d. Verwaltongsjahr 1900.
Enthält auf S. 5— 7 aen Bericht über die Bibliothek des Museums,
deren Lesesaal Jedermann unentgeltlich zugänglich ist. — r —
B. ^Vissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
(Folgt in nächster Nummer.)
C. Schöne Litteratur.
Achleitner, Arthur, Der Bezirkshanptmann. Hochlandsroman.
Zwei Teile in einem Bande. Berlin, Otto Janke. (206 u. 233 S. 8.). 5 M.
Achleitner gräbt in seinen Erzählungen aus den Alpen, namentlich was
die Entwickelung und Durchführung der Handlung und Charaktere anlangt,
nicht so tief wie Rosegger. Trotzdem aber ist er mit Recht ein vielerseits
gesdiätzter und gern gelesener Schriftsteller, der die Welt seiner Berge und
deren Bewohner so gründlich wie nur Einer kennt. Seine Werke sind nicht
ohne besonderen kulturhistorischen Wert; denn in höchst geschickter und
homorvoUer, wenn mitunter vielleicht auch etwas gar zu breiter Weise weifs
er Volkssitten und Bräuche, Ansichten, Meinungen und Aberglauben der
Aelpler, auch manche kurzweilige Anekdoten in die Handlung hineinzuver-
weben, \tL sie meist gar auch „aktenmäGsig nach dem Leben** zu beglaubigen.
Dies gilt namentlich von A's umfangreicheren Hochlandsromanen als „Berg-
richters Erdenwallen^' (s. 2. Jahrg. S. 65), „Das Postfräulein", und neuerdings
auch von ,J^eute vom Flügelrad" und „Der Bezirkshauptmann", in denen uns
der Dichter mit genauer Sachkunde interessante Einblicke in die Licht- nnd
Schattenseiten des Gerichts- und Verwaltungs-, des Post- und Eisenbahnwesens
seiner Heimat thnn läist. H. J.
Amyntor, Gerhard von, Lieder eines deutschen Nachtwächters.
2., stark verm. Aufl. HaUe a. S. u. Bremen, C. Ed. Müller, 1901.
(168 S. 8.). 1,50 M.
Die Nachtwächterlieder machen — ein Vierteljahrhundert nach dem
ersten Erscheinen — die zweite Runde. Sie sind von kräftiger Eigenart und
gesunder Frische. Vorherrschend ist der satirische und didaktische Ton, doch
Snden sich auch viele warmherzige Stimmungsbilder. Bb.
Andreas-Salom^, Lou, Ma., Ein Porträt. 2. Auflage. Stuttgart,
J. G. Cottasche Buchhandlung Nachf, 1901. (202 8. 8.). 2,50 M.
Ein Buch voll feiner poetischer Stimmung — der Roman einer Mutter.
„Ma*' ist die familiäre AbkiUrzung für Marianne, vor Jahren von ihren beiden
Töchtern erfunden, die jetzt erwachsen sind und an denen die Mutter mit
allen Fasern ihres Wesens hängt. Früh hat sie den Gatten verloren und
seitdem ihr ganzes Herz, das übervoll von Liebe ist, ihren Kindern zugewandt,
mit denen ne ewig zusammenzusein und im innigsten Lebensaustausch zu
bleiben ho£ft Da muis sie zu ihrem Schmerz die Entdeckung machen, dafs
ihre Kinder j so innig lieb sie die Mutter ganz offenbar haben, sich ihr doch
entwachsen fühlen und sie leise, kaum merklich, ablehnen, als die Mutter
davon spricht, von Moskau aus, wo sie bisher geleot und durch Stundengeben
nnd rasUose Arbeit den Unterhalt für sich und ihre Kinder erworben hat,
nach Berlin überzusiedeln, wo die eine Tochter bereits studiert und die andere
nun aach ihr Studium beginnen wül. Auch ihren Freund, den Arzt Tomasow,
106 Bücherschau.
der ihr jahrelang mit Rat und That zur Seite gestanden hat. verliert sie; er
will ihr die EiDsamkeit dadurch ersparen, dais sie seine Frau werden soll,
sie aber erfüllt seinen Wunsch nicht, da ihr Herz ganz ihren Kindern gehört.
— Wie gesagt, ein sehr feines Stimmungsbild. „Jemand, der ungeduldig und
sehnsüchtig zwischen lauter Truhen voll Kostbarkeiten umhergeht, die er
seinen Kindern schenken möchte, das ist eine Mutter,*' so sagt Ma einmal. S.
Anzengruber, Ludwig, Wolken und Sunn'schein. Gesammelte
Dorfgeschichten. 2. Aufl. Stuttgart, J. 6. Cottasche Buchhandlung Nach-
folger, 1901. (396 S. 8). 3 M., geb. 4 M.
Der durch seinen „Pfarrer von Kirchfeld*^ „Meineidbauem", „G'wissens-
wurm" u. a. berühmt gewordene Dramatiker zeigt sich uns in den Vv)rliegenden
Dorfgeschichten auch als ausgezeichneten Volksschriftsteller. Die 14 in der
Sammlung vereinigten Erzählungen, deren Vorgänge alle im bäuerlichen Dorf-
leben der Alpen spielen, stellen meist höchst tragische Konflikte zum Problem
und legen dann selbst in dieser kurzen Ausführung Zeugnis ab für die emi-
nente dramatische Gestaltungskraft des Dichters. Manche Stücke freilich ent-
halten auch allerlei „schwänkige" und drollige Humoresken. Alle Geschichten
aber zielen auf eine tiefere, moralische Anwendung. Verglichen mit Rosegffer,
der als Naturpoet auf dem Gebiete der Volkserzäblung als seiner eigentlichen
Domaine schaffe, gestaltet A. diese mit mehr kunstvoller Anlage und drama-
tischem Aufbau aus. H. J.
Bazin, Kend, Aus ganzer Seele. Der Roman einer Modistin.
Genehmigte Uebersetzung von J. Kelbe. Köln a. Rh., J. P. Bachem.
(332 S. 8.). 3,50 M., geb. 5 M.
Der frisch geschriebene bezw. übersetzte Roman aus dem aktuellen
Leben der Hafenstadt Nantes leitet seine Charaktere aus dem starren Gegen-
satz von Kapitalismus und Proletariat her: den geschäftsmäfsi^en Fabrikherrn
Lemari^, dem die Arbeiter nur Maschinen auf Stundenlohn smd, den streit-
und rachsüchtigen Arbeiter Antoine, der als Soldat die Hand gegen einen
Vorgesetzten erhebt, und die stille keusche Modistin Henriette, me, ergriffen
von dem grofsen Weh der Menschheit, in der Stellung einer Armenschwester
fröfsere Befriedigung findet als in der Liebe zu einem Schiffer. Für städtisdie
ibliotheken zu empfehlen. Bb.
Beanlieu, G. von, Alte und neue Menschen. Roman. Breslau,
Schlcsische Verlagsanstalt von S. Schottländer, 1901. (283 8. gr. 8.). 3 M.
Die neueu Menschen sind Individualisten, Sozialisten, Frauenrechtler,
Vegetarier, männlich veranlagte Frauen, überhaupt schwärmerische Welt-
verbesserer, die in ihrer harmlosen Art kaum den Pulsschlag des Staaten-
lebens zum Stocken bringen können. Die alten Menschen nalten an der
Tradition fest und verwerten die neuen Ideen als thöricht Die Hauptgestalten
des Romanes haben mit den neuen Theorieen wenig zu thun, sie werden nur
in die geselligen Kreise der Vorkämpfer hineingezogen. Pedantische Herren
und altmodische Damen vom Benehmen der seligen Wilhelmine Buchholz und
das Alltagsleben in der kleinen Oderstadt bilden den Gegensatz zu dem leb-
haften Treiben und den von neuen Zeitideen beeinflafsten Volksversammlungen
in der Grofsstadt. Die Handlung ist im ganzen geschickt aufgebaut, wird
aber zum SchluDs — im Liebesabenteuer des Majors — recht unwahrscheui-
lich. Der Roman gehört zu denen, die man nicht direkt ablehnen möchte,
aber die man ftlr VoTksbibliotheken nicht mit besonderem Nachdruck empfehlen
kann. Bb.
Bennecke, Wilhelm, Revisor Morgelhahn. Humoristisch-politischer
Roman aus dem ehemaligen Kurhessen. Berlin, Otto Janke, 1902.
2 Teile in 1 Bde. (164 u. 188 S. 8.). 4 M.
Ein Buch im Genre des tollen Jahrs von Hans Blum. Der Romanheld,
Revisor Morgelhahn, der wider Willen immer zwei Herren dienen mafs, ist
BÜcherschan. 107
der Triller der Komik, während die männlich veranlagte Frau Revisor die
RevolatioDsidee vertritt. Obwohl ich dem Roman als solchem keinen Ge-
schmack abgewinnen kann, empfehle ich ihn der dnrch ihn verkörperten ge-
schichtliclien Idee we^en den Lesern, die sich fiir Rurhessens Verfassnngs-
streit interessieren und eine leichte Lektüre dem ernsteren Geschieh tsstudinm
vorziehen. Bb.
Bethnsy-Hnc, Valeska Gräfin (Moritz von Reicbenbacb), Mand.
Die Geschichte einer Ehe. Berlin, Alfred Schall, Verein der Btlcher-
freimde. 1901. (231 S. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Schildert das erste Jahr der Ehe einer jungen Amerikanerin, die als
verwöhnte Tochter eines steinreichen Chicagoer Kaufmannes sich die Be-
fnedignng aller ihrer Launen gönnen kann, also auch die, irgend einen euro-
päischen Prinzen (aus einem nichtregierenden Geschlecht) zu heiraten. Sie
schlie&t eine solche Vernunftehe mit einem preufsischen Offizier, der seiner-
seits ebenfalls ganz klar darüber ist, dals er seine Frau in erster Linie ihres
Geldes wegen nimmt, und der sich bei der Werbung rückhaltlos darüber
ausspricht. Mit der Zeit aber finden sich die beiden Menschen doch in wirk-
licher Liebe zusammen, was von der Veifasserin in rechter Breite und mit
einem mächtigen Aufwand von Nebenfiguren geschildert wird. Natürlich ge-
hören auch diese ^ölsten teils den feinsten Häusern an. Die Erzählung eignet
sich allenfalls zu dem in Tagesabschnitte zerrissenen Roman unter dem Strich
irgend einer Zeitung; für Volksbibliotheken ist sie kaum zu empfehlen. Wenn
man sie geschenkt oekommt, mag man sie nehmen. Geld dafür aufzuwenden,
wäre fali^, da erheblich bessere Sachen dafür angeschafft werden können. S.
Björnson, Björnstjeme, Ueber unsere Kraft. Schauspiel in
zwei Teilen. 2., neu durchgesehene Ausgabe. Mtinchen, Albert Langen,
1900. (315 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
, Laboremus. Drama. Ebenda, 1901. (168 S. 8.). 4 M., geb. 5M.
, Geographie und Liebe. Lustspiel in 3 Akten. Ebenda, 1901.
(184 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
In den beiden Teilen seines Schauspiels „Ueber unsere Kraft'' hat
Björnson versucht, mit Problemen unseres religiösen wie unseres socialen
Lebens, die ihn, in dem vor allem ein Agitator und ein Prophet steckt, am
tiefsten berühren, fertig zu werden. An dem Schicksal des Pfarrers Sang,
der den Ruf eines Wunderthäters hat, und dem so manche Heilung gelungen
ist, der aber die noch nicht gelungene gröfste Wundcrthat, die Heilung seiner
Frau, erzwingen will, und damit, in dem Augenblicke, wo er am Ziele scheint,
sein Liebstes und sich selbst vernichtet, will er uns einen Blick thun lassen
in die Bedeutung des Wunders und des Wunderglaubens im menschlichen
Leben. Seine eigene Stellung läTst der Schluls des Dramas im Unklaren. —
Die moderne Spninx, die sociale Frage, steht im Mittelpunkte des zweiten
Stückes, dessen Helden die Kinder Sangs sind. Wir sehen das Arbeiterelend
und dem gegenüber den wachsenden Reichtum der Fabrikanten , die durch
unklare Weltverbesserer gesteigerte Spannung, den Streik und den Sieg des
Fanatismus hier wie dort, der sich in blutigem Verbrechen Bahn bricht, um
darnach die Zwecklosigkeit alles Geschehenen einsehen zu müssen. Auf die
Katastrophe hat dann der Dichter ein Not^erüst aufgesetzt; er führt uns in
ein Land, in dem die Liebe herrscht und die Gegensätze ausgleichen soll. —
Bj. hat zwei sehr wirkungsvolle Dramen geschaifen. Im ersten bildet die
Versammlung der Geistlichen in Sangs Hause, im zweiten die Konferenz der
Fabrikanten den Höhepunkt und lälst uns den Dichter als scharfen Beobachter
and feinen Psychologen erkennen. Auch versteht er, die Aufmerksamkeit
der Hörer zu fesseln, die Spannung zu steigern und auf unsere Nerven zu
wirken, aber eine herzliche Teilnahme gewinnt er uns nicht ab; das zweite
Drama arbeitet mit recht sensationellen Mittehi und steht an dichterischem
Wert jedenfalls weit unter dem ersten. — „Laboremus^ ist als ein dritter
108 Bttcherschan.
Teil von „Ueber unsere Kraft" verkündet worden. Man mUDste dann in
ihm die Ausgestaltong des Gedankens sehen, dafs es über die Kraft geht,
dem Einflafs eines dämonischen Weibes nnterthan zu bleiben, und dals nur
die Arbeit von dieser Knechtschaft und ihren Folgen befreien kann. — In
„Geographie und Liebe" führt uns Bj. den oft behanaelten Vorwurf, dafs der
Mann in der Ehe einzig im Beruf aufgeht, darüber nicht nur zum Egoisten,
sondern auch zum Tyrannen wird, währena er klaubt, der „gutmütigste Ehe-
mann" zu sein, in einem interessanten Beispiel vor Augen. Wir verfolgen
mit lebhaften Interesse den Gang des Stückes, bis die Frau durch Anregung
von auisen zum Widerstand sich aufrafft, dann die Umwandlung des Mannes
während seiner Verlassenheit, endlich die Wiedervereinigung der Gatten : „Ich
wars, der Dich forttrieb! Nur Geographie siehst Du, und keine Liebe, das
geht nicht. Aber blols Liebe, und gar keine Geographie, das geht doch
auch nicht." — Die Ausstattung der Werke verdient Lob, die Uebersetzung
ist, von Kleinigkeiten abgesehen, gut. R. B.
Bonus, Beate, Malergeschichten. Leipzig, Fr. Wilh. Gninow,
1901. (404 S. 8.). Geb. 6 M.
Geschichten sollen Geschehenes erzählen. In diesem Sinne verdienen
die fünf Künstlergeschichten kaum den Namen : sie sind fast dürftig an Hand-
lung und nicht klar und bestimmt genug. Die Verfasserin skizziert nur und
entwirft von ihren seltsamen Malern und Kunstfreundinnen in Rom und
München oft nur flüchtige Schattenrisse. Aber es steckt in dem prächtig
ausgestatteten Buche künstlerisches Empfinden und psychologisches Ver-
ständnis. Voll befriedigt dürften jedoch durch die Malergeschichten nur
wenige Leser in unseren Volksbibliotheken werden. Bb.
Boy-Ed, Ida, Um Helena. Roman. 2. Auflage. Stuttgart, J.
G. Cottasche Buchhandlung Nachf., 1901. (364 S. 8.). 3,50 M., geb.
4,50 M.
Ida Bo^-Ed ist in den letzten Jahren zu einem erklärten Liebling des
bücherverschhngendeu Nichtsalslesepublikums geworden. In der vorliegenden
Erzählung schildert sie spannend und geschickt die Anziehungskraft, die eine
sehr schöne, aber flache Frau auf die Männer ihrer Umgebung ausübt, und
die Verwickelungen, die sich daraus ergeben. Dieser Vorwurf ist nicht
dutzende, sondern hunderte von Malen in der Litteratur behandelt worden;
trotzdem weifs sie ihn durch Ausschmückung mit reichen Einzelheiten
schmackhaft zu machen. Tieferer Wert ist dem Buche kaum zuzuerkennen;
es gehurt in die übergrofse Klasse der Bücher, die ungeschrieben hätten
bleiben können, ohne dafs man es irgend bedauern müfste. — Schade übrigens,
da(s Ida Boy-Ed ihren sonst recht flüssigen Stil dadurch verunstaltet, dais
sie von Zeit zu Zeit irgend ein Fremdwort, möglichst ein gelehrt klingendes«
einflicht. Doppelt schade, wenn ihr dabei kleine Versehen zustolsen wie aul
S. 248, wo sie „Konjekturen* mit „Konjunkturen" verwechselt. S.
Bucholtz, Margarete von (M. v. Buch), Sein eigener Feind. Er-
zählung aus den Jahren 1812 — 13. Leipzig, Sächsischer Volksschriften-
verlag, 1901. (265 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Eine patriotische Volksschrift, wie sie sein soll: vornehm im Ton, ge-
schickt im Aufbau und fesselnd in der Lösung der Konflikte, dabei von
warmer Begeisterung für die engere Heimat und das grofse Vaterland durch-
glüht, mafsvoll in der Wiedergabe geschichtlicher Ereignisse und doch ein
treues, lebensvolles ZeitbUd, gruppiert um eine einheitliche Idee. Das Buch
verdient wärmste Empfehlung, insbesondere für sächsische Leser. Bb.
Bulcke, Carl, Triebsand. Roman. Dresden und Leipzig, Verlag
von Carl Reifsner, 1900. (189 S.). Brosch. 3 M., geb. 4 M.
Dieser Roman, reich an grolsen Konflikten, Lieben imd Scheiden, ent-
hält fast allzuviel Aufregendes, bringt aber sonst die mit der dem Verraaser
Btlcherschau. 109
eigenen feinen Weise gezeichneten Charaktere in wirksame Beziehung zu
einander. Wohlgelungen ist vornehmlich die Gestalt der Maria Schlicht, des
DUneninspektors Tochter. Es kann kein Zweifel bestehen, dals wir es hier
mit einer reichbegabten dichterischen Kraft zu thun haben. T.
Neue Christoterpe. Ein Jahrbuch, begrtlndet von Rudolf Kögel,
Emil Frommel und Wilh. Bauer. In Verbindung mit 8. Keller, Chr.
Ro^e, L. Weber herausgeg. von Reinhard Mumm. 23. Jahrg. Halle
a. d. S. n. Bremen, C. Ed. Müller, 1902. (VI u. 450 S. gr. 8.). 4 M.
Das weit verbreitete und in spezifisch christlichen Kreisen beliebte
evangelische Jahrbuch hat sich im allgemeinen auf der früheren Höhe zu be-
haupten gewuist. Der vorliegende Jahrgang bietet lesenswerte Aufsätze über
kirdiMchsoziale Fragen, Reiseerlebnisse und Erinnerungen, eine Abhandlung
über die Entwickelung des Romans, Novellen und Erzählungen, Gedichte etc.
Für protestantische Leser, die nicht blolse Unterhaltung suchen und den Be-
strebungen der Kirche Interesse entgegenbringen, kann die Christoterpe warm
empfohlen werden. Bb.
Eckstein, Ernst, Die Märchenprinzessin. Roman. Dresden und
Leipzig, Karl Reifsner, 1901. (196 8. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Keine schwere Lektüre mit tiefgründigem Problem bietet Ecksteins
Härchenprinzessin; aber der Roman ist sittenrein und liest sich leicht und
flott zur angenehmen Unterhaltung für ein paar Stündchen. Druck, Papier
und Ausstattung sind schön und vornehm. H. J.
Eisborn, M., Feindliche Autoritäten. Roman. Dresden und
Leipzig, E. Piersons Verlag, 1900. (299 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Irene, die Tochter eines berühmten Wiener Arztes, vermittelt zwischen
den feindlichen Autoritäten, dem Vater und ihrem Geliebten, einem gefeierten
Maler. Die Figuren sind scharf charakterisiert, die Erzählung anschaulich
and spannend. Gebildete Leser werden den Roman mit GenuJGs lesen. F — n.
Falke, Gustav, Aus dem Durchschnitt. Roman. 2. Auflage.
Hamburg, Alfred Sanssen, 1900. (168 S.), Brosch. 2 M., geb. 3 M.
Vorliegender Roman ^ der uns an die Ecke der Gärtnerstralse und des
Durchschnitts, in einen östlichen Vorort Hamburgs, versetzt, erhebt sich nicht
über das Niveau des Durchschnitts und der Dutzendware, wie sie leider der
gröfste Teil des sensationslüsternen Lesepublikums liebt. T.
Fleischer, Paul, Ulrich von Hütten. Eine deutsche Tragoedie
in 5 Aufzügen. Leipzig, Verlag von H. W. Theodor Dieter, 1900.
(140 S.). Brosch. 3 M.
Diese packende, stellenweise gewaltige und tieferschütternde Tragödie,
die die Zeit von 1518 — 23 umfafiät und mit dem Tode Huttens, dieses ritter-
lichen Mitstreiters Luthers, schliefst, setzt gereifte Leser voraus. Solche aber
werden an Fleischers Gabe ihre Freude haben. T.
Groth, Ernst Johann, Der alte Korpsstudent und andere Ge-
schichten. 2. Ausgabe der Bilder aus dem Universitätsleben. Leipzig,
W. Grunow. (233 8.). Geb. 3 M.
— , — , Die drei Kanoniere und andere Geschichten. Leipzig, W.
Grunow. (268 8.). Geb. 3 M.
Bei der Empfehlung dieser beiden, vornehmlich für Stadtbibliotheken
passenden Werke, braucht die Kritik sich keine Beschränkung aufzuerlegen.
Wir haben hier Geschichten, die durch das Ungeschminkte una Ursprüngliche
ihrer Empfindung wirken und den Leser unwüikttrlioh mit sich fortreiisen. T.
IIL 5. 6. 9
110 Bücherschau.
Hansjakob, Heinrich, Ans dem Leben eines Glücklichen. Eine
Erzählung. Stuttgart und Wien, Joh. Rothsche Verlagshandlang.
(47 8. 8.). 0,40 M.
Der bekaunte Volksschriftsteller aus dem Schwarzwald giebt in dem
Büchlein gleichsam in nuce eine recht interessante allgemeine Philosophie
der Menschheitsgeschichte in dem Gewände populärer Erzählung. — Es bildet
ein Heft der von der Österreichischischen Leo - Gesellschaft herausgegebenen
„AUgememen Bücherei'', auf welche wir hiermit empfehlend hinweisen. Die
weiter erschienenen Bändchen (ä 20 Pf.) enthalten das lyrisch -didaktische
Gedicht „Eutychia" von Hamerling. — „Das deutsche Götter- und Helden-
buch." — „Astrid" und „Ingried", zwei Erzählungen aus dem Schwedischen
von Selma Lagerlöf. H. J.
Heiberg, Hermann, Charaktere und Schicksale. Roman. Berlin,
Alfr. Schall , Verein der Bücherfreunde. (351 S. gr. 8.). 3,50 M.,
geb. 4,50 M.
Mit gesundem Wirklichkeitssinn und ruhiger Objektivität entwickelt
der bekannte Schriftsteller aus den Charakteren die Schicksale der einer
Berliner Millionärsfamilie angehörenden Personen. Mehr oder weniger ab-
hängig von einem geadelten Parvenü vollzieht sich die Tragödie zweier Ehen.
In eine Replik über die juristische Möglichkeit der Scheidung läfst sich der
Verfasser nur flüchtig ein. Die beiden Eheprobleme werden im ästhetischen
Sinne gelöst, indem ein Austausch der Gatten und Gattinnen stattfindet Vor-
trefflich gelungen sind die Darstellungen des modernen Arbeitslebens in einer
grolsen Zeitungsdruckerei; man merkt es, dafs der Verfasser hier aus seinen
eigenen Erfahrungen schöpfen konnte. Der Roman wird allen gröfseren
Volksbibliotheken empfohlen. Bb.
Jan, Herm. Lndw. v., Rüdiger Manesse und kindlicher Opfermut.
Erzählungen nach dem Französischen des L. Spach frei bearbeitet. Mit
Buchschmuck. Strafsburg, F. X. Le Ronx & Co. (160 S. Lex. 8.). 3 M.
Die Ausgrabung dieser beiden in einem prächtigen Bande vereinffften
Geschichten des Elsässers L. Spach wird ihnen trotz der freien Ueber-
tragung bezw. Ueberarbeitung kern langes Leben sichern. Freilich nimmt
der romantische Zauber der sagenumwobenen Toggenburg in der ersten Ge-
schichte Herz und Sinn gefangen, und unser geschichtliches Interesse für die
Hohkönigsburg wird in der zweiten Erzählung angeregt; aber die Romantik
löst sich in jener bis zur Unglaub Würdigkeit vom realen Boden los und leidet
in dieser an Unwahrscheinlicnkeiten der Situation und der Kindercharaktere,
die man in einer geschichtliche Ereignisse (die franz. Revolution) streifenden
Erzählung am wenigsten suchen sollte. Die zweite Erzählung ist wohl ur-
sprünglich als Jugendschrift gedacht; doch sind die „guten" Kinder, die hier
zu Beschützern und Helden gestempelt werden, völlig verzeichnet. Bb.
Janitschek, Maria, Harter Sieg. Roman. 2 Teile in 1 Bde.
Berlin, Otto Janke, 1902. (166 n. 207 S. 8.). 5 M.
Hinterhausatmosphäre und Theaterluft atmen die weiblichen Helden
dieses fesselndes Romanes: eine Gräfin von der Nadel und deren Tochter
Peppi. Die letztere ist als Kind halb Gassenjunge, halb aristokratisches
Vollolut; als Jungfrau schwankt sie zwischen kindlicher Naivetät und Frauen-
klugheit, zwischen schwärmerischer Romantik und Broterwerb hin und her
Sie lockt der Klosterfrieden, aber die schreiende Not treibt sie, obwohl ohne
Talent, als Statistin ins Theater, wo ihre Schönheit zudringliche Bewunderer
findet. Wie in der Ahnungslosen die jungfräuliche Scham erwacht, das ist
mit einem vielleicht zu groDsen Aufwand sinnlicher Kratt geschildert. Ihre
Rettunff durch einen Aristokraten des Herzens bringt den Koman znm wirk-
samen Abschluls. Maria Janitschek ist eine Meisterin in der Dantellong weib-
licher Charaktere und benutzt alle Mittel der modernen RomanteohnuL: die
männlichen Charaktere sind etwas süislich und weich. Der Roman Ist keine
Bttchenchan. 111
LektOre fttr junge Mttdehen, im ttbrigen wird er städtischen VolksbibUotheken
Kor AnachafFnng empfohlen. Bb.
Jost, Eduard, Sickingens letzte Tage. Kaiserslautern, Engen
Crusius Verlag. (145 S.). Brosch. 1,50 M.
Diese von eingehendem Stndinm der einschlägigen Quellenwerke aller-
wSrts zeugende geschichtliche Erzählnng ans der Glanzzeit der Sickingischen
Bun^n Ebembnrg und Landstuhl darf auf ihrer Wanderung durch Deutsch-
lands Gauen von allen, besonders auch von den Volksbibliotheksleitem, eine
freundliche Beachtung beanspruchen. T.
Kipling, Rudyard, Tiergeschichten. Berlin, Vita, Deutsches
Verlagshaus. (142 S. 8.). 1 M.
Der bekannte Tierpsychologe liefert in diesen fünf Tiergeschichten
eine Ergänzung zum „Dscnungelbuch^'. Bb.
Kretzer, Max, Die Madonna vom Grunewald. Roman. Leipzig,
P. List, 1901. (358 S.). 5 M., geb. 6 M.
Die Gesundung eines nicht mehr ganz jugendlichen, durch geistige
Ueberarbeitung und v eremsamung nervös gewordenen Junggesellen und zwar
Gesundung durch die Liebe zu einer willensstarken, geist- und gemütvollen
Frau ist das schlichte Thema dieses nicht verwicklungsreichen aber doch
spannenden Romans. Die Nervosität des Mannes ist mit allen ihren wirklichen
nnd eingebildeten Leiden trefifend geschildert; aber die Schilderung hinterlä&t
keinen pehilichen Eindruck, wie es sonst wohl bei der Vorftihnmg von patho-
logischen Zuständen der Fall ist, sie ist vielmehr mit ihrer leichten humo-
ristischen Färbung in hohem Grade anziehend und wird sogar von Nerven-
kranken, wie ich glauben möchte, mit Nutzen gelesen, ja als mut- und
boffiiungDringend empfunden werden können. Das Buch eignet sich natürlich
besonders für gröfsere städtische Bibliotheken. G. K.
Lie, Bemt, In Knut Arnebergs Haus. Roman. Einzig berechtigte
Uebersetzung von Mathilde Mann. Milnchen, Albert Langen, 1901.
(371 8. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Der Verfasser führt uns in norwegische KUnstlerkreise. Schön und
spannend schildert er das Leben der trefi liehen und feinorganisierten Schwestern
^rgliot und Karen Ragnhild; im Hinter^unde erblicken wir eine reiche
Anzahl gut charakterisierter Gestalten. Für städtische Volksbibliotheken
empfehlenswert. F — n.
Maclaren, Jan (John Watson), Beim wilden Rosenbusch. — Lang,
lang ist's her. — Schottische Erzählungen. Autorisierte Uebersetzung
von Luise Öser. 3. Abdruck. Stuttgart, J. F. Steinkopf, 1901. (IV.
u. 428 8. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Diese Reihe schottischer Dorfgeschichten, deren jede ein für sich ver-
ständliches Bild enthält, die aber zusammen ein in sich harmonisch ab-
geschlossenes Ganze bilden, packen durch ihre natürliche Einfachheit und
aem Leben abgelauschte Wanrheitstreue. Da ist nichts von gekünstelter
Manier, hohler Phrase und bloüsem Sehern. Es sind markige, urwüchsige
Eraftgestalten, die uns der Verf. ans seinem schottischen Hochlandsdorfe vor-
führt: der Bauer, Knecht, Lehrer, Pfarrer, Arzt etc., jeder für sich ein typisches
Original, meist rauh und knorrig nach der Anfsenseite, aber mit einem edlen,
gesunden Kern. Kein Leser wird das Buch ohne Segen aus der Hand legen,
das namentlich auch hochinteressante Aufschlüsse über das kirchliche Leben
in Schottland giebt. H. J.
Mollenhauer, Karl, Der Wille zum Leben. Eine Erzählnng.
Goslar, F. A. Lattmann. (216 S. gi*. 8.). 2,50 M., geb. 3 M.
Die Erzählung bietet ein kleinstädtisches Stillleben in der Manier
Wühelm Raabes, dem auch das Buch gewidmet ist. Im Mittelpunkt der em-
112 BUchersohau.
fachen Handlung steht der adelige SprolB einet ahnenreichen Familie, der,
geistig etwas beschränkt, sich durch redlichen Willen zu einem höheren Ver-
Sicherungsbeamten hinaufarbeitet und wahres Glück in der Liebe zu einem
bürgerlichen Mädchen findet. Das Buch, ofifenbar ein Erstling, zeu^ Ton
guter Beobachtung und führt das Problem, die psychologische Entwickelung
eines an sich selbst verzweifelnden Adeligen zu einem nützlichen Mitglied
der bürgerlichen Gesellschaft, gewandt und sicher durch. Empfehlenswert.
Bb.
Pasqu^, Ernst, Das Dombanfest zu Köln. Eine Erzählung aus
den Oktobertagen des Jahres 1880. Breslau, S. Schottlaender, 1901.
(401 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Mit wachsendem Interesse wird jeder Leser — nicht blofs der Rhein-
länder — die begeisterte Schilderung der würdigen und weihevollen Feier
der Vollendung des erhabenen Kölner Doms verfolgen, besonders, da diese
ungekünstelt mit der fesselnden Familiengeschichte wackerer Menschen, lebens-
froher Kölner voll tiefen Gemüta und ehrlicher Frömmigkeit, vorknüpft ist
Die schöne Erzählung kann allen städtischen und ländlichen Volksbibliotheken
warm empfohlen werden. F — n.
Rosen, Franz, Die Frau Patronin. Roman. 2 Bde. Dresden
u. Leipzig, E. Pierson. (232 u. 222 8. 8.). 6 M., geb. 8 M.
Seit dem Grünauer Pfarrhausidyll in Vossens Luise hat der geistliche
Stand aller Konfessionen zahlreiche Modelle in verschiedenartiger Beleuchtung
stellen müssen: orthodox und freigeistig, politisch und unpolitisch, moralisch
und unmoralisch, ideal und real, vergrölsert und verkleinert. Der vorliegende
Roman zeigt uns den protestantischen Pastor von einer selbstbewulsten
geistigen GröOse, die Bewunderung fiir den durch kraftvolle Energie herbei-
geführten Erfolg in seiner Dorfgemeinde abnötigt. Ihm gegenüber steht die
Patronin, eine junge verwitwete Gutsherrin, mit reicher Innerlichkeit des
Gemütes und edler Duldsamkeit; willig beugt sie sich seiner geistigen Ueber-
legenheit und Schrofifheit und fUhrt mn durch ihr selbstloses Opfer von der
gegenseitig aufkeimenden Herzensneigung zu seiner Pflicht gegen seine ver-
nachlässigte Familie zurück. Die seelischen Probleme sina &in und zart,
vielleicht auf Kosten der Handlung zu sehr analysiert. Die Sprache ist sorg-
fältig stilisiert, selbst im Dialog der ungebildeten Dorfbewohner, ienen man
solche geistige Gewandtheit nicht zutrauen darf. Der Roman ist allen Volks-
bibliotheken zu empfehlen. Bb.
Schlicht, Frhr. von, (Wolf, Graf v. Baudissin), Das Manöver-
pferd und andere Militär - Humoresken. Berlin, Otto Janke. 1900.
(135 8. 8.). 1 M.
Feuilletons, die ursprünglich in demokratischen und freisinnigen Tages-
blättem, wie der Frankfurter Zeitung und verwandten, erschienen sind. Sic
persiflieren imser Heer in einer Art, die rein ergötzlich wirkt, wenn man die
Skizzen einzeln zu lesen bekommt; in ein Buch zusammengestellt, haben
sie einen bittem und tendenziösen Beigeschmack. In Bibliotneken , welche
eine Abteilung „Politik" oder „Kriegswesen" filhren, gehören sie unter diese
Rubriken, und sind daselbst wohl angebracht als Gegenstück zu dem vielen
Panegyrischen, das m Büchern über imser Heer zu finden ist Hn.
Schott, Anton, Der letzte Richter. Kulturgeschichtliche Novelle
ans dem Böhmerwalde. Köln a. Rh., J. P. Bachern. (211 S. 8.). 2,50 M.
Der Verfasser, durch Bücher echter Heimatkunde hinlänglich bekannt,
befindet sich auch in dieser Novelle auf seinem eigensten Gebiete. Selbst
ein Sohn des düsteren Grenzwaldes, kennt er die rauhe Natur des Gebirges
und den trotzigen Sinn der Wäldler. Es ist eine Bauemtragödie seltsamer
Art, die das Sturmiahr 1848 zum jähen Ende führt. Die durch kaiserliche
Gnade verbrieften Jahrhunderte alten Rechte eines bäuerlichen Freigerichts
Bficherschaa. 113
und der Waldfireiheit werden durch das österreichische Staatsgrundgesetz auf-
gehoben, und der daroh Hals und Schlechtigkeit anderer, sowie durch den
Tod seiner Braut und die Enthebung vom Ricnteramt gekränkte Bauerurichter
sucht in der Klosterzelle den Frieaen. der ihm in seinem bäuerlichen und
richterlichen Wirkungskreise versagt blieb. Die Darstellung ist zuweilen un-
nötig breit und das Lesen durch dialektische Wenduogen erschwert, weshalb
das buch nur f^ reifere Leser empfohlen whrd. Bb.
Schaler, G. M., Eginhard und Emma. Dresden und Leipzig,
E. Piersons Verlag. (IV u. 111 8.). Brosch. 1,50 M., geb. 2,50 M.
Ein anmutiger Romanzencyclus , der in gewandten, gefälligen Versen
die treue Minne der Tochter Kaiser Karls des Grofsen zu Eginhard, den
Widerstand des Kaisers und dessen schliefsliche Aussöhnung mit dem Paare
hesingt. T.
Schnlze-Smidt, Bemhardine, Arkadien und andere Novellen.
Dresden und Leipzig, Verlag von Carl Reifsner, 1900. (203 S.).
Brosch. 3 M., geb. 4 M.
Die ersten drei von diesen vier Novellen sind Perlen fein abgetönter
Novellistik: „Arkadien", .,Denk ich an Deutschland in der Nacht", „Monas
Liebesgeschichte". Ganz bedeutend aber fällt und sticht dagegen die vierte
ab: „0 Tannebaum*', die in Süditalien spielt und in die der gutmütige Doktor
mit seinem sächsischen Dialekt nicht hmeinpafst. T.
Spielmann, C, Jotham. Biblische Erzählung. Halle, Herrn.
Qesenius, 1901. (237 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Im dtlrftieen Chronikenstil erzählt das 9. Kap. des Buches der Richter,
wie sich Abimelech, ein natürlicher Sohn Gideons, nach Ermordung seiner
69 Brüder zum König von Sichem macht und wie er nach einer dreijährigen
Tyrannei getötet wird. Jotham ist dem Blutbade entronnen, ist aber machtlos
gegen die Schreckensherrschaft des Sichemiten. Ans diesem biblischen Be-
richt hat der Verfasser mit vieler Phantasie eine schauerliche ErzäliluDg kon-
struiert, indem er im Zusammenhang mit dem Jahwe- und Baalsdienst eine
Reihe von Personen einschob, um die Handlungen seiner Eaupthelden zu
motivieren. Der Pseudonyme Verfasser hätte besser gothan, wenn er seine
Kraft an einem würdigeren Stoff als dieser blutdampfenden Schanermär geübt
hätte. Bb.
Spyri, Johanna, Am Sonntag. Eine Volkserzählung. 2. Auflage.
Berlin, Martin Wameck. 1900. (100 S. 12.). 1 M., geb. 1,50 M.
Ein Buch von der Sonntagsheiligung und einigen Menschen, die sich
lieb haben, wohl gemeint und edel geschrieben, wie man es bei der bekannten
Jugendschriftstellerin gewohnt ist, aber arm an Handlung und ohne sonderliche
Tiefe. Reifere Leser vermag das Buch nicht zu fesseln. Bb.
Stern, Adolf, Ausgewählte Novellen. Dresden und Leipzig.
(i A. Kochs Verlagsbuchhandlung. (II. Ehlers & Co.) (455 S.). Geh.
6 M., geb. 7 M.
Stern (8. 168) hat sich als Essayist auf dem Gebiete der Litteratnr einen
geachteten Namen erworben. Wer aber eine Auswahl von Novellen heraus-
geben kann, wie die nenn, die dieses Buch enthält, der verdient auch als
Erzähler ganz * besondere Beachtung. Gleich die erste Novelle des Buches
-Die Flut des Lebens" ist ein Meisterstück. Sie mnthet in ihrer plastischen
Gedrän^heit an wie eine Ballade. Doch auch in den acht andern Erzählungen
zeigt sich die reife Kunst A. Sterns. Ich hebe noch besonders hervor „Vor
Leyden**, „Die Wiedertäufer", „Der neue Merlin" und „Der Pate des Todes".
Da A. Stern nicht das Ungesunde, Gekünstelte der Modernen an sich
hat, sondern znr alten guten Schule gehurt, empfehlen sich seine Bücher für
Volkabibliotheken. Stibitz.
Verlagsanstalt Benziger & Co. A.-G., EInsledeln, Waldshut, Köln a. R.
Für Volks- und Yereinsblbllotheken X
Heinrich Sienkiewicz^ Romane
in vortrefiflicber Uebersctzang und hochfeiner Ansstattang.
/}/P KnPUTnlüpr* Historischer Roman
UIG IKPCUZriUGr. ^us dem XV. Jahr-
hundert. Uebcrsetzt von E. u. R. Ettlinger.
Ilhistrictt von F. Schwomistädt. Mit 51
Illustrationen. Fünfte Auflage.
Erster Band. 352 S. 8. Brosch. M. 4. —
Eiegiint gebunden M. 5. —
Zweiter Band. 600 S. 8. Brosch. M. 6. —
Elegant gebunden M. 7.—
Ein Meisterwerk der Erzählungskunst.
Die Familie Po/aniecki.
Roman I
aus der
Gegenwart. Uebcrsetzt von E.U.R. Ettlinger. 1
Eingeleitet durch eine litterarhistorische und <
biographische Skizze von Karl Muth. Mit '
dem Porträt des Verfassers. Sechste Auf-
lage- 542 Seiten. 8. Broschiert M. 4. —
Elegant gebunden M. 5.—
PanWolodyjowski. Sr/toÜ^chf/R": \
man. Autorisierte Uebersetzung. Aus dem |
Polnischen von Johann Praun und E. und j
Margarete Yon Oertzen,
Aus einsamen Thälern. scwÄ '
394 Seiten.
Broschiert M. 3 20
Elegant gebunden M. 4. —
I ühnnQQirtPliai* Zwei Novellen ^Ruth
Leoenssirener, „„j „Lurifer««. 3^8 *;
8. Broschiert M.
Broschiert M. 3.20
Elegant gebunden M. 4. —
R. Ettlinger. Illustriert von F. Schwonnstädt.
700 Seiten. 8. Broschiert M. 5. —
Elegant gebunden M. 6. —
näär% mä^rJ!t* Hisiorischer Roman aus der
UUO VaaiS. zeit des Kaisers Nero.
Uebcrsetzt von E. und R. Ettlinger. Einzig
existierende deutsche illustrierte Ausgabe!
Mit 24 Illustrationen von Alex. Rotnaug,
inklusive 3 Ansichten, 2 Karten und 2 Plänen.
Achte Auflage. 616 Seiten. 8.
Broschiert M. 5. —
Elegant gebunden M. 6. —
Ist auch in franzosischer Sprache illustriert
zum Preise von M. 4.80 broschiert und
M. 6 40 gebunden erschienen.
Ums liebe Brot :;^,1 «"" Tn."' l^
Porträt des Verfassers. 560 Seiten. 8.
Broschiert M. 4. —
Elegant gebunden M. 5. —
Jede dieser Novellen ist ein Kabinett-
stück in ihrer Art, spannend bei aller Kürze,
interessant und originell in Handlung und
Personen.
Romane und NoYellen.
Die Insel des Friedens, ^^^''l
8. Broschiert M. 3.30
Elegant gebunden M. 4. —
Die „Strassburger Post" nennt Margarete
von Oertzen „Eine Erzählerin ersten
Ranges**
J. £dhor Romane.
Goldene Herzen. ^eraVIif^^;!;«
von Fritz Bergen. Dritte Auflage. ^36 S.
8. Broschiert Äl. 3.20
Elegant gebunden M. 4. —
J^m Phma Roman. Illustriert
UtSr ^lirc. von Alexander Zick.
Dritte Auflage. 230 Seiten. 8.
Broschiert M. 3.20
Elegant gebunden M. 4. —
Opfer
Bis der letzte Heller bezahlt
I^A Roman. Illustriert von Alex. Zick.
'«*• Dritte Auflage. 396 Seiten. 8.
Broschiert M. 3.20
Elegant gebunden M. 4. —
Edhor legt in ihren Erzählungen ein
glänzendes Zeugnis dafür ab, dass man sich
nicht von den Pfaden der christlichen Moral
zu entfcinen und auf dem schlüpfrigen Boden
moderner Lebensanschauung zu bewegen
braucht, um interessant zu schreiben und
spannende Konflikte herbeizufuhren.
(Basler Volksblatt )
G. Ranmbergerg Reiseseliilderangen.
Grüess Gott
Volks- und Landschafts-
bilder aus der Schweiz.
Illustriert von Hans Wieland. 320 Seiten. 8.
Broschiert M. 3.20
Elegant gebunden M. 4. —
Viel Geist, viel Güte, viel scharfe Beobach-
tungsgabe, aber auch ein warmer Humor und
ein Teufelchen Schelmerei spricht aus diesen
Blättern, über die ein frischer Hauch echter
Naturpoesie seinen Zauberschleier ausbreitet
„Litteraturblatt** in Wien.
Blaues Meer und schwarze
Pfi/tffp Volks- und Landschaftsbilder
UUI yc, aus der Krain, aus Istrien, Dal-
matien md Montenegro, ca. 300 Seiten. 8.
Reich illustriert. Broschiert M. 3.30
Elegant gebunden M. 4. —
Aus sonnigen Tagen. Äeh^
bilder aus der Schweiz. Illustriert von Hans
Wieland. 188 S. 8. Brosch. M. x.60
Durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
3. Jahrg. Nr. 7 u. 8. DI X f f pr» iuli - August 1902.
für Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Heransgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in Göttingen, IlaDssen-
strasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt für Bibliothekswesen zu-
tammen bezogen 16 M.. das Centralblatt allein 15 M. — Za beziehen durch
jede Bachhandlung und Postanstalt.
Die Stmktnr des Bnehrückens. ^
Von Waldemar Bethmann.
Der feste Bücken.
Derselbe ist die dem Rücken des Bnchblockes fest auf-
geklebte Rückendecke.
Bis gegen Ende des XY. Jahrhunderts kannte man nur den
^festen Rücken." Zwischen den Bünden wurde der Rücken mit weichen
Pergamentstreifen überklebt und alsdann ein Stück Leder als Uebcr-
zng bis auf die Deckel herüber fest aufgeklebt. Da Pergament nicht
BO dehnungsfllhig ist, dafs es sich über die Bünde auf den Rücken
kleben l&fst, so war man, als das Pergament zum Ueberziehen der
Decke in Gebrauch kam, genötigt, den Rücken auf eine neue Art zu
überziehen, wovon sich in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts
bei Pergamentüberzügen die ersten Beispiele zeigen. Bei Verwendung
anderer Ledersorten blieb jedoch der feste Rücken bis in*s XVIII. Jahr-
hundert allgemein, nämlich bis der „Pappband" mit gebrochenem
Rücken eine Aenderung herbeiführte, indem nunmehr nach dem Bei-
spiele des Pappbandes auch der Lederband den , hohlen Rücken"
erhielt
Die Dauerhaftigkeit der Einbände mit festem Rücken ist un-
bestritten, jedoch ihre Unbequemlichkeit beim Gebrauch zeigen schon
die alten Bücher mit unverwüstlich festem Rücken von weifsem
Schweinsleder, die namentlich bei kleinem Format nicht aufgeschlagen
liegen bleiben wollen, sondern, falls man die geöffneten Seiten nicht
beschwert, von selber zuklappen.
Mit festem Rücken werden sowohl geringere Arten von Geschäfts-
büchern für nur kurzen Gebrauch, als auch Schulbücher gebunden
und zwar Lederrückenbändchen in lohgarem Schafleder und dünnere
Bände mit Leinenrücken. Das sind also Einbände, die einer starken
Beanspruchung widerstehen müssen, und P. Adam bemerkt ausdrücklich,
dafs Schnlbflcher mit festem Rücken dauerhafter sind, als solche mit
Efiekeneinlagen, gleichviel ob Leder oder Kaliko zu Verwendung kam.
1) VgL Jg. 2, Nr. 1/2, 3 Nr. 1/2, 3/4.
nL 7. 8. 10
116 Die Straktnr des Buchrfickens
Bei festem Rücken von Leder ist anzuraten, dafs man die Deckel
an der Vorderkante erst nach dem Rückenanmachen „formirt", denn
dieses nachträgliche Formiren der vorderen Deckelkanten bei Büchern
mit festem Rücken hat, wie Martin Dorf lein (Illnstrierte Zeitung für
Buchbinderei u. s. w.) besonders hervorhebt, erfahrungsmäfsig den Vor-
teil, dafs die Vorderkanten dadurch in ihrer richtigen Breite stehen-
bleiben, während andernfalls diese Kanten durch Zusammentrocknen
des Leders schmäler werden. Der Besteller mache gegebenen Falles
seinen Buchbinder auf diesen Punkt aufmerksam. Femer achte man
darauf, dafs die Rückenumschläge von Leder oder von Leinen vor
dem Einschlagen aufsen mit Kleister zu bestreichen sind, da der auf
den Rücken gestrichene Kleister die Einschläge meist nicht mehr ge-
nügend festhält, wodurch dann die unzulässige und häfsliche Er-
scheinung kommt, dafs beim Oefihen des Buches der feste Rücken
oben und unten am Kapital sich abtrennt und klafil
Der hohle Bücken.
Der hohle Rücken hat vor dem „festen*' den Vorzug, dafs er
bei geschlossenem Buche zwar dem Buchblockrücken fest aufliegt und
sich diesem eng anschmiegt, beim Aufschlagen aber sich elastisch
rundet, dadurch vom Buche zurücktritt und ein Durchbiegen des
Buchblockrückens gestattet.
Dnrch den hohlen Rücken wird der Rückenbau des Buches erst
zu einem feineren Organismus, der sich praktisch darin zu erkennen
giebt, dafs das Buch ein bequemes Aufschlagen und ein beliebiges
Offenstehn gestattet.
Man unterscheidet folgende Arten des hohlen Rückens:
1. Der Pappbandrücken oder gebrochene Rücken.
Derselbe ist die am Buchblocke geformte und diesem
durch seitliche Ansatzlappen angesetzte, dem Rücken hohl
aufliegende, durch Brechung gelenkig gemachte, einfache
oder verstärkte Rückendecke.
Diese Form des hohlen Rückens war die erste und ist jetzt noch
gebräuchlich. Der gebrochene Rücken mufs beim Ansetzen der Deckel
mit angesetzt werden, denn er greift unter die Deckel. Schon beim
Abpressen und Rückenrunden wird auf die spätere Verbindung des
Buchkörpers mit der Decke Bedacht genommen, indem die seitlichen
Rückenteile nicht mit dem Hammer über die Kante der Prefsbretter
hinübergetrieben werden, sondern der Rücken nur soweit gerundet
wird, als sich dies durch das Abpressen von selbst ergiebt, und eben
diese ungezwungene Form des Abpressens ist die dem Pappband
eigentümliche.
Ueberklebung des Buchblockrückens: Zunächst wird der
also gerundete Rücken, damit der Buchkörper selber noch mehr Festig-
keit erhält, mit einem weniger dicken als zähen Schreibpapier, mit hand-
geschöpftem, ungeglättetem Konzeptpapier, mit gutem Packpapier über-
▼on Waldemar Bethmann. 117
klebt Der Besteller dulde nicht, dafs hierzu Zeitungspapier oder
Inseratenanzeigen aus Zeitschriften genommen werden, denn derartiges
Papier ist zu schwach und leicht brüchig; auch dulde man hierzu
nicht die Benutzung von glatt satinirten Broschürenumschlägen, denn
diese kleben in Folge ihrer Glätte nur ungenügend. Da man aufser-
dem namentlich dickeren Bänden bei geöffnetem Buche leicht in den
Rücken hineinsehen kann, so würde daselbst eingeklebte Makulatur
ebenso wirken, wie bei einem gut gekleideten Menschen etwa der An-
blick total schmutziger Wäsche. Solchen Eventualitäten mufs der Be-
steller Yorbeugen, wenn der Buchbinder, wie das vorkommt, nicht
daran denkt
Das Formen des Rückens: Aus nicht zu dickem, aber zähem
Stoffe, am besten aus festem Aktendeckel formt man den eigentlichen
Rückenteil. Aus einem und demselben Stücke bestehend schliefsen
sich diesem die beiden Gelenke an mit je einem den Gelenken an-
hängenden Ansatzflügel oder Ansetzlappen, der zum Ankleben
auf dem Buchblock dienen, also unter den Deckel greifen soll. Wegen
dieser Ausdehnung des Streifens mufs das Stück um 4 — 5 cm breiter
zugeschnitten werden, als die Rückenbreite mifst. Damit nun später,
wenn der Deckel innen überklebt wird, sich nicht eine scharfe Kante
abhebt, welche die Gleichmäfsigkeit der überklebten Fläche stören
würde, so soll dieser Streifen auf einem Schärfbteine mit scharfem
Messer an beiden Längsseiten „abgestofsen*' werden, d. h. die Papier-
stärke wird nach dem Rande zu abgeschrägt, so dafs die Ränder dünn
verlaufen. Nachdem entsprechend der gerundeten Rückenbreite des
Buchblockes, wie sie sich von Falz zu Falz crgiebt, auf der Mitte
des zu formenden Rückenstreifens zwei parallele Falzbeinstriche ge-
zogen sind, wird jeden dieser Striche entlang am Lineal her die an-
grenzende Randseite, die also den Flügelfalz bilden soll, in die Höhe
gebogen und längs des Lineals geknickt, so dafs zwei Brüche ent-
stehen, die Rückenbrüche. Beide sind rechts und links gleich weit
von der Mittelaxe des Rückens entfernt. Darauf werden parallel zu
diesen durch ähnliche Handgriffe die beiden Falzbrüche hergestellt,
die den Zweck haben, ein recht freies Aufschlagen des Deckels zu
ennOglichen. Sie sind etwa W bis Vi c™ (j^ ^^^^ ^^^ Deckeldicke)
von den ersten Brüchen entfernt nach innen zu, also etwas näher der
Mittelaxe, anzubringen.
Gerundet wird der innere Rückenteil entweder unter breitem
Falzbeine durch schaukelnde Bewegung, oder in einem Rundbrette,
das verschiedene Hohlkehlen hat, mittelst Holzgriffels. Nun würde
diese gebrochene Rückendecke als eine einfache schon fertig zum An-
setzen sein, wenn man in vielen Fällen nicht wünschte, dieselbe zu
verstärken.
Das geschieht durch eine Rückeneinlage, d.h. durch einen
Streifen von gleichem Stoffe wie die Rückendecke und genau im Mafse
der Rfickenbreite des Bnchkörpers. Dieser Streifen wird in den
ndltleren Teil des zu formenden oder des bereits geformten Rückens
10*
118 Die Struktur des Buchrückens
auf der Innenseite mit Leim eingeklebt. Scharf an der Rückeneinlage
her wird alsdann beiderseitig gebrochen und neben diesen Brüchen
nach der Rückenmitte zu jene beiden schon genannten Parallelbrüche,
die Falzbrfiche, am Lineal entlang gefaltet. Der mittlere Teil mit
der Rückeneinlage wird alsdann ebenfalls gerundet.
Das Anmachen: dieser gebrochene oder Pappbandrücken mufs
im Falz genau passend sich dem Buchblockrücken gut anschmiegen.
Die Verbindung zwischen Buchkörper, gebrochenen Rücken und Deckel
vollzieht sich am besten so: der Flügelfalz des Vorsatzes, also das
äufserste Blatt zu beiden Seiten des Buchkörpers, wird mit Kleister
angeschmiert, die Bünde werden daraufgeklebt, alsdann werden diese
von aufsen mit Kleister angeschmiert und der Deckel daraufgesetzt,
und zwar mufs der Deckel etwas abgerückt werden, damit im Gelenk
genügende Beweglichkeit bleibt. In diesem Punkte unterscheidet sich
die Ansatzweise bei gebrochenem Rücken von derjenigen beim tiefen
Falz, bei welchem der Deckel fest in den Falz gedrückt wird. So
erhält der gebrochene Rücken einen festen Sitz durch die zwischen
Buch und Deckel klebenden Ansatzlappen und bleibt von Falz zu
Falz hohl über das Buch gespannt. Da Leim oft durchschlägt und
die Vorsätze verdirbt, so werden gebrochene Rücken besser mit
Kleister angesetzt.
Diese Rücken wurden noch vor nicht langer Zeit oft mit buntem
Papier überzogen, jetzt überzieht man sie mit Kaliko oder Leinen,
wie ja der Pappbandrücken überhaupt nur für schlichte Einbände an-
gewandt wird.
2. Der Halbfranzbandrücken.
Der Halbfranzbandrücken ist die am Buchblock ge-
formte, den beiden Falzrändern angeklebte, hohl über den
Rücken gespannte, zu mehreren Papplagen übereinander-
gebrochene Rückendecke.
Das Formen des Rückens geschieht gleich beim Ueberkleben
und ist schwieriger als das beim gebrochenen oder Pappbandrücken
übliche. Auf den mit nicht zu dünnem Leim mäfsig bestrichenen
Buchblockrücken wird ein besonders zähes Papier, etwa mäfsig starkes
Packpapier gut aufgeklebt und zwar so, dafs etwa die beiden ersten
Bogenrücken, d. h. die Rücken der beiden ersten und beiden letzten
Heftiagen, frei bleiben. Das Papier mufs oben und unten den Band
etwas überragen und etwa fünfmal breiter als der Rücken sein. Am
anderen Falz entlang wird das Papier genau auf dem letzten Bogen-
rücken zurückgebrochen über den Rücken hin bis zum anderen Falz
und hier auf dem freigebliebenen Streif, nämlich den beiden ersten
Bogenrücken, fest angerieben, so dafs also über der ersten, dem Buch-
blockrücken fest aufgeklebten Papierlage, die zweite Lage fest auf-
liegt. Dann wird dieser hohl über den Rücken gespannte Teil des
Rückenpapiers oben auf mit Leim angeschmiert, der übrige Teil aber-
mals über den Rücken zurttckgebrochen, wiederum aufgeklebt und
von Waldemar Bethmann. 119
dieses Verfahren so oft wiederholt, bis der Rflcken die für das Bnch
erforderliche Stärke hat, was bei nicht zn dünnem Rttckenpapier mit
5 geklebten Lagen fÄr ein Buch mittlerer Schwere erreicht wird. Der
Rflcken besteht schliefslich ans mehreren zusammengeklebten Lagen,
welche, nnr an den Falzen befestigt, hohl über einer fest aufs Buch
aufgeklebten Lage liegen. Das überstehende Papier der letzten Lage
wird am Falz glatt weggeschnitten.
Es ist zn verhüten, dafs der Rücken in der Breitenansdehnnng
über die Deckel hinansstehe, defshalb darf beim Uebercinanderkleben
keine der Lagen des Rückenpapiers eine vorhergehende überragen,
mnfs eher ein wenig znrückstehn.
Am oberen nnd unteren Kapital wird das Ueberstehende des
geformten Rückens etwa 1/2 ^^ niedriger als die Deckel abgeschnitten
unter Beachtnng der Rechtwinkligkeit. Die Deckelecken an den
Kapitalen werden etwas abgeschrägt oder abgerundet, damit der Leder-
einschlag daselbst bessere Verarbeitung gestattet und besseres Ans-
sehen bietet. Bei Rücken , die anf dem Buchblock selbst geformt sind,
werden die Falze am Kapitel etwa 2 cm lang mit dünnem Falzbein
abgelöst oder mit dem Messer aufgeschlitzt zur Aufnahme des Ein-
schlages bei der Ueberzugsarbeit.
3. Der Einlagerücken für Lederbände und
Lederrüc kenbände.
Derselbe ist ein dem Buchblockrücken hohl aufliegen-
der, dem Ueberzugsleder fest angeklebter Einlagestreifen.
Das Formen des Rückens: In Rückenbreite genau von der
ersten bis anf die letzte Lage und in genauer Deckellänge wird ein
Streifen aus Schrenzpappe oder Aktendeckel zugeschnitten und ge-
rundet
Das Anmachen: Dieser Streifen wird auf die mit Kleister an-
geschmierte Lederinnenseite aufgelegt, genau entsprechend der Schärfnng,
d. h. der künstlichen Verdünnung des Leders. Den Rändern des
Streifens, welche an den beiden BnchfUlzen entlang zu liegen kommen
sollen, wird ganz schmal Kleister gegeben, damit dieser Einlagerücken
am Bnchblockrücken Halt bekommt. Beide werden nun so zusammen-
gebracht, dafs der Einlagestreifen sich an beiden Falzen genau an-
legt, am Kapital mit den Deckeln bündig. Darauf wird die Ueber-
zugsarbeit vorgenommen.
4. Der Einlagerücken für Gewebestoffbände und
Stoffrückenbände.
Derselbe ist ein dem Buchblock hohl aufliegender, dem
durch Rückenfütterung verstärkten Ueberzugsstoff fest an-
geklebter, einfacher oder mehrfacher Einlagestreifen.
Das Formen des Rückens: In Rückenbreite, genau von der
ersten bis anf die letzte Lage und in genauer Deckellänge wird ein
120 Die Straktor des Bnchrttokens
Streifen ans Schrenzpappe oder Aktendeckel zugeschnitten und ge-
rundet.
Rttckenfütterung: Für Ealikoüberzug bestimmten Rücken,
schlechtweg Ealikorttcken genannt, soll man stets mit eingefüttertem
Papier anmachen und zwar mit zähem, handgeschöpftem Konzept,
dessen Stärke sich nach der Buchstärke oder Bnchschwere richtet, so
dafs man bei dicken Bänden zähes, handgeschöpftes Packpapier als
Einfatterung nimmt. Damit unschöne, dicke Eanten y ermieden werden,
sollen diese Futterpapiere nach allen Seiten 3 — 4 mm kleiner als der
Ealikorttcken zugeschnitten sein. Papierftttterungen sind aber nur dann
zweckentsprechend, wenn das durch Anschmieren mit dttnnem Leim
etwas erweichte Papier so auf den Ealiko geklebt ist, dafs ein Ab-
schälen von demselben nach dem Trocknen ausgeschlossen bleibt. Den
einfachen Einlagerttcken beiderseitig, also auch von aufsen leicht mit
Leim anzuschmieren, ist anzuraten. Sind bei stärkeren Bänden mehrere
Einlagestreifen nötig, so werden solche Schrenzrttcken immer einzeln
mit der Rttckenftitterung zugleich vorbereitet, d. h. jeder dieser „Schrenz-
rttcken" wird einzeln mit Papier gefuttert und dann werden alle im
Rttckenrundeklotz zusammengeklebt. Solche Behandlung vermittelst
Anschmierens beider Seiten ergiebt eine gefügige Decke, die sich leicht
und doch fest dem Buche anschliefst und nach dem Auftrocknen den
Kalikoband zu einem „eisenmäfsig festen" macht. M. Dörflein will
durch diese Arbeitsmethode neben grofser Haltbarkeit zugleich ein
wohlthuend kräftiges Aussehn des Bandes, den Charakter des Leder-
bandes angestrebt sehen, und deshalb soll auch kein Falz eingerieben
werden, sondern die auf die Bttnde angesetzten Deckel sollen nicht
abgerttckt, vielmehr scharf in den abgeprefsten Buchfalz hineingesetzt
werden, wie bei Tieffalzbänden, wodurch dann freilich das Einreiben
des Falzes wegfällt.
Das Anmachen: Den Rändern der Rttckeneinlage wird wie beim
Lederbande ganz schmal Eleister gegeben, so dafs dieselben festkleben
und dadurch dem Einlagerttcken auf dem Buchblockrttcken ein Halt
wird. Beide werden nun zusammengebracht, wie das bei dem fär
Lederttberzug bestimmten Rttcken geschieht, worauf sich die Ueber-
zugsarbeit vermittelst Kaliko vollzieht.
lieber diesen Gegenstand interessant geschriebene Erörterungen
des Meisters M. Dörflein (Schweinfurt) finden sich in der Illustrierten
Zeitung fttr Buchbinderei u. s. w., einem Fachblatte, welches in ge-
werblicher, in technischer und künstlerischer Beziehung die einem
tttchtigeu Buchgewerbe wünschenswerten Ziele anstrebt, dem Laien
Belehrendes bringt und daher den Volksbibliotheken und öffentlichen
Leseballen aufs Beste empfohlen sein mag.
Erhabene Bünde.
Soll ein fttr Lederttberzug bestimmter Rttcken aus besonderen
Qrttnden glatt bleiben und keine erhabene Bttnde tragen, so sind die
nach besprochener Weise hergestellten Bände jetzt schon fertig zum
Ton Waldemar Bethmann. 121
„Einledern'', also fftr die nnnmehr folgende Ueberzngsarbeit. Andern-
falls müssen dem fertig gestellten Rücken die Bünde aufgeklebt
werden.
Der feste Bnchrücken früherer Jahrhunderte zeigte durch den
Lederüberzug hindurch die Anordnung seiner inneren Konstruktion,
seiner nmstochenen Lederbünde oder Heftschnüre, zeigte gleichsam die
Sehnen und Muskeln des Rttckenorganismus. Diese treten, die Leder-
hant dehnend, wirksam hervor und geben ein durchaus charakteristisches
Bild Yom Bau des Buchkörpers. Auch heute, wo die Heftschnüre in
Sägeschnitten eingebettet liegen und nicht mehr hervortreten, kann
man dem Buchrücken keinen sprechenderen Schmuck angedeihen lassen,
als denjenigen, der sich aus der alten Anordnung erhabener Bünde
ergiebt. Also bei unseren auf einliegenden oder versenkten
Bünden gehefteten Büchern kann man die Wirkung des anfliegenden
Bundes, wie er früher war, nur dadurch erreichen, dafs man sogenannte
„unechte Bflnde** dem Rücken aufklebt. Unechte Bünde, die über
den wirklichen Heftbünden liegen, sind in ihrer Bedeutung echt, denn
sie sind, ohne zu t&uschen, der Ausdruck für das vorhandene kon-
struktive Mittel. Ein Bund ist aufsen sichtbar und ein Bund bindet
im Innern das Buch.
Der Leder- und Lederrückenband, sowie der sogenannte
Halbfranzband erhalten daher erhabene Bünde in folgender Weise:
auf dem bis zum Einledern fertigen „hohlen Rücken* werden die
Bnndstellen genau ausgemessen und vorgezeichnet. Diese sollen mög-
lichst die versenkten, wirklichen Bünde decken. An den vorgezeich-
neten Stellen werden etwa 2 mm breite Streifen, die am besten aus
Rindlederabfällen oder auch aus dreifach mit Kleister übereinander-
geklebten und leicht angeprefsten Bocklederabfällen zu schneiden sind,
quer über den Rücken geleimt. Nach dem „Abtrocknen*' werden die
an beiden Längsrändem des Rückens etwas überstehenden Enden der
Bundstreifchen so abgeschnitten, dafs sie auf den Rand hin sich abflachen.
Ist mit dem Ansetzen der Deckel und mit dem Anmachen des
Rückens die Buchdecke konstruktiv hergestellt, so steht der Buch-
einband im Rohbau, diejenigen Teile und Formen, die dem Gebrauche,
dem Zwecke dienen, sind vorhanden, die Grund- oder Kernform des
Buches ist geschaffen.
In dieser Kemform sehen wir bereits wesentliche Eigenschafton
der Kunstform eingeschlossen, denn Höhe, Breite und Stärke des
Formats, sowie EinteUung der Bünde bedingen bereits die Wirkung
der Form; die Gestalt ist ein Element der Schönheit. Kemform und
Knnstform entstehen mit einander, gehen in einander über, eine scharfe
Scheidung verschliefst sich unserem Blick. Darin liegt die hohe Be-
deutung des Handwerks. „Für den geringsten Kopf wird es immer
ein Handwerk, für den besseren eine Kunst."
122 Die Vulksjugendbttoherel
Die Tolksjugendbflcherel.
(Fortsetzoog.)
B. Heldensage und Volksbücher.
Von den Sagen kommen für die YolksjujB^endbUcherei insbesondere
unsere grofsen nationalen Sa^en, die Heldensagen in Betracht Ihr volkstüm-
licher Erziehungswert ist seit lange anerkannt, wird aber immer noch nicht
genug gewürdigt. Und mögen die Heldensagen in ihrer ursprünglichen Form
auch nicht für die Jugend geeignet sein, so können sie derselben doch in
Bearbeitungen geboten werden, die der sittlichen und geistigen Reife der
Jugend mehr angepafst sind. Und solche Bearbeitungen unserer National-
sagen sollten in kemer Yolksjugendbücherei fehlen, da sie in Beziehung auf
volkstümlichen Erziehungswert einzig und unersetzlich sind. An das Gebiet
der Sage anschliefsend sollen auch für die Jugend bearbeitete und geeignete
Volksbücher in der Jugendbücherei nicht fehlen. Leider warten diese Werke
zumeist noch der richtigen Bearbeitung. So mufs man sichs denn mit dem
genügen lassen, was bis jetzt für die Jugend bearbeitet wurde. Neben unsem
Nationalsagen und den Volksbüchern Kommen der Bedeutung halber vor-
wiegend noch die klassischen Heldensagen in Betracht.
Was die Bearbeitung und Auswahl der wichtigsten deutschen Stanmies-
und Lokalsagen und der vorzüglichsten Chroniken anbelangt, so liegt hier
noch ein grolses Gebiet brach, das für die volkstümliche Erziehung unserer
Jugend erst noch ausgebeutet werden mufs.
Zur Auswahl für die I.Gruppe empfehlen sich:
Bäfsler, „Gudrunsage **. Leipzig-Reudnitz, Verlag Härtung u. S. 1.50 M.
— H. Möbius, „Die Nibelungen". Dresden, Verlag Eug. Köhler. 1 M. —
Faloh, «Deutsche Göttergeschichte*. Leipzig. Verlag B. G. Teubner. 1. M.
— G. Schalk, „Die grofsen Dentschen Heldensagen''. München, Verlag
I. E. Lehmann. 4M. — A. Richter, „Götter und Helden''. Leipzig, Verlag
Fr. Brandstetter. 4,80 M. — Dr. Gust. Klee, „Deutsche Heldensagen". Güters-
loh, Verlag G. Bertelsmann. 4,50 M. — Glinther, „Die deutsche Helden-
sage". Hannover, Verlag Meyer. 5 M. — Bäfsler, ,Rolandsage* und
„Alexandersage". Leipzig-Reudnitz, Verlag Härtung a. S. 1,50 IL — And r&,
.Heroen". Leipzig, Verliu^ Geibelu. Br. 3 M. — Dr. G. Klee, „Hausmärchen
aus Alt-Griechenland*. Gütersloh, Verlag G. Bertelsmann. 3,60 M. — Niebuhr,
„Griechische Heroengeschichten." Got&, Verlag Perthes. 1,60. —
Für die II. Gruppe kann man folgende Bearbeitungen einstellen :
Osterwald^ «Erzählungen aus der alten Deutschen Welt**. (I. Gudrun.
2 M. und II. Siegfried und Kiiemhild. 2,50.) Halle a. S., Buchhandlung des
Waisenhauses. — Weitbrecht, „Deutsches Heldenbuoh". Verlag der Union.
7M. — Dr. Keck, Jduna". Leipzig, Verlag B. G. Teubner. 2 Bd. 4M.
— Wagner „Unsere Vorzeit". (Illustriert.) Leipzig, Verlag 0. Spamer. 3 Bd.
ä 8,50. — Osterwald, „Helden der Sagen und Geschichte". Glogau, Verlag
Flemming. a4M. — Dr. Lange, «Deutsche Götter und Heldensagen". Leipzig,
Verlag B. G. Teubner. 4,50. — Dr. Klee „Sieben Bücher deutscher Volks-
sagen". Gütersloh, Verlag C. Bertelsmann. 7 M. — G. Schwab, „Die deutschen
Volksbücher". Stuttgart, „Verlag «Union*. — E. Engelmann, „Nibelungen-
lied", „Frithiofssage* und „Parzival* je 3 M. flllust. Prachtausgabe je 7 M).
— £. Engelmann, „Germanias Sagenborn" 2 Ba. und „Nordlands-Sa^en* 1 Bd.
Illustr. Prachtausgabe je 8 M. — Backmeister, «das Nibelungenlied". 2,25 M.
Alle diese Werke erschienen in Stuttgart, Verlag P. NeflF. — O.Seemann,
(Engelmann.) „Mythologie*. Leipzig , Verlag Seemann. 4.50 M. — Oster-
wald, „Die griechischen Sagen *". Halle a. S., Buchhandlung des Waisen-
hauses. 3 Bd. 12 M. — Stoll, „Sagen des klassischen Alterthums*. Leipzig,
B. G. Teubners Verlag. 4,50. — Gr. Schwab, „Die schönsten Sagen des klass.
Altertums*. Gütersloh, Verlag Bertelsmann. 3,10 M. — Dr. E. Weiftenborn,
«Ilias und Odyssee", Leipzig, B. G. Teubners Verlag 3 M. — Wäener,
„Hellas". Leipzig, Verlag 0. Spamer. 2 Bd. 8,50. — Wagner, „Rom".
Leipzig, Verlag 0. Spamer. 2 Bd. 8,50. Josef Stibitz.
Berichte Aber Bibliotheken einzelner Städte. 123
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
Der Besnch der Ersten öffentlichen Lesehalle zu Berlin C, Neue
Schönhauser Str. 13, hat nach dem neuesten Jahresbericht im Jahre 1901
wiederum eine erhebliche Steigerung erfahren. Den 1 00 686 Besuchern des
Jahres 1900 stehen im Berichtsjahre nahezu 110000 gegenüber. Davon ent-
fielen auf die Mittagstunden und Sonntag- Vormittage rund 49 000, auf die
Abendstunden rund 61 000. Der tägliche Durchschnitt betrug mittags 1 36,
abends 170, zusammen 306, am Sonntag sogar 318 Leser. Berücksichtigt man,
dals die Lesehalle mittags nur 3 Stunden , abends aber 4 Stunden geünnet ist
(am Sonntag SV'a nnd 5 Stimden), so ergiebt sich für die verschiedenen Tages-
zeiten fast genau dieselbe Dichtigkeit des Besuches. Auch die Zahl der ge-
lesenen Bücher stieg entsprechend, von nahezu 34 000 auf 38 569 Bände. Da-
neben wurde die im Vorjahre begouneno Verleihung von wissenschaftlichen
Werken und Klassikern zur Benutzung aufscrhalb der Lesehalle fortgesetzt.
Es wurden 205 Lesekarten neu ausgestellt und 1799 Bände verliehen. Die
rnnd 6000 Bände der Bibliothek sind also in der Lesehalle nnd im Ausleih-
verkehr zusammen 40368 mal benutzt worden, d. h. jeder Band durchschnitt-
lich 6'/« mal.
Nach Berafsklassen waren an der häuslichen Benutzung der Bibliothek
beteiligt: Eauflente 52, Arbeiter, Handwerker und Gewerbetreibende 53,
Studenten und Schüler höherer Lehranstalten 34, Beamte und Angehörige ge-
lehrter Berufe 23, Frauen ohne besonderen Beruf 14, ohne Angabe eines Be-
rufes 29, zusammen 205.
In der Lesehalle selbst wurden gelesen: Aus der Litteratur 19S2S
Bände, Zeitschriften 12041, Jugendschrinen 1 422 , Wissenschaftliche Werke
5 278, zusammen 38 569 Bände. — r —
•
In Bremen wurde, wie wir dem Jahresbericht der dortigen Lesehalle
für 1901 entnehmen, am 30. Dezember 1900 der jetzige Verein «Lesehalle in
Bremen" begrilndet Die gerichtliche Eintragung des Vereins konnte bereits
am 12. Januar 1901 erfolgen. Das Streben des Vereins fand in weiten Kreisen
Anklang. Die Generalversammlung der Sparkasse bewilligte auf Antrag des
Verwaltnngsrats dem Verein die grofsherzige Gabe von 50 000 M. Der Aufruf
zur Zeichnung von Beiträgen hatte zur Folge, dafs eingingen : an einmaligen
Beitrilgen von 100 M. nnd darüber 117 Posten mit 116 000 M., an einmaligen
Beiträgen von unter 100 M. 133 Posten mit 2130^5 M. und an Jahresbeiträgen
610 Posten mit 2124 M. Unter den einmaligen beitrügen ist zu erwähnen ein
solcher der Neuen Sparkasse von 50o M.
Der Verein für Volksbibliotheken hatte in seiner Generalversammlung
vom 13. Mai 1901 mit Rücksicht auf die Gründung des neuen Vereins Lese-
halle einstimmig seine Auflösung beschlossen und dem Verwaltuogsrat der
Sparkasse in Bremen, dem im Falle der Auflösung des Vereins die Bestimmuug
über die fernere Verwendung des Vercinsvormögen zustand, auheiuigegt'ben,
das gesamte Vereinsvermögen dem Verein Lesehalle zu übertragen. Die Ver-
sammlung des Verwaltungsrats der Sparkasse erklärte sich darauf, am 22. April
1901 , mit der Auflösung des Vereins fiir Volksbibliotheken und der Ueber-
weisung seines Vermögens an den Verein Lesehalle einverstanden und der
Bücherbestand des Vereins für Volksbibliotheken und sein Barbestand von
2b08,20 M. wurde demgemäfs dem Verein Lesehalle überwiesen.
Im April liOl wurde mit Dienstantritt zum 1. Juli desselben Jahres
Dr. A. Heidenhain, der eine Zeit laug die Lesehalle in Jena geleitet hatte,
zum Bibliothekar des Vereins erwählt. Als Assistent mit deui Dienstantritt
vom 1. September 1901 wurde nach voran fgegangener Dienstleistung als
Hilfsarbeiter Herr Fr. Niederstemann und als Assistentin mit dem Dienstautritt
vom 10. Juli 1901 Frau Lina Diezel angestellt.
Der Vorstand des Vereins Leseualle besteht aus folgenden Herren:
Senator Dr. V. Marcus, Vorsitzender, Richter Dr. A. Blendermann, Stellvertreter
lU
Bm
dt» VurBfiKUÖaL. ^rnfilkis I*r. W. tol Bauten. G. H. QsiuBai^ Blditer
X*r. H CtiiV:. I^reiAir H. fic»fEDtickt. SieDrermmsr d« SMsfammeBfBhien,
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Ajl i\. Küu M':: irnrätr äk l^stdikli^ tsm A n^mi'Ti L k ' di hof Kr. 11)
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J0 i 1 z r!:ikrjt3L Acf dit F/nrieknmg d<^ Bko» padc&kfB irir in einer der
iÄt;iiir..t3L ¥uxiuu«rc £criit:kziüLc»mnKaL — r —
lAk Vc^Iksirlbtüodifik iznd LeitebBLe in Bronberf wurde,
iüresL V«rwiJTii2kr<^l*enei-i f& IfH». '.¥A «BtnebDOL im Jure 1>M durch den
li'tfTTJx OtHrbürrtTneiFier Krickke ins Mhsehi öer Vc^knuiteriiiltuigsabende
um •fiwx ^'K< Biikden lae^rondeL I*crrL Geschähe van Bfii^gtsni und Ton
SMttvüru. vnrde der i>Qcii<!rt»eiraLiid lold uf ^i•^ Binde p^bncht Ein
früjb«-er Bpr/mbeiurcT Bonner. Hot Bankier I»i^*ben FiiedfiodeT ans Fruik-
fun a. If ^ f^i^eckie '.«^(* mad«* mtd dk GescJlsridd^ fnr Verbreitnng Ton Volk»-
bliduug in B«ün U»' Kode. Mh dtn Tvde ihr» BegründerB lS<n* stellte
die VoJksbIblivthek sanicLet ihren Betrieb eoa. Eist xa Asfug des Jahres
]>.*(.• vorde ut dun xui: ervri 250.' Binden vv»in Magisxnt in eigreae aitidtische
Verwah^mi? fibenoniinen. l>ez<enieni war von da an der Zweite Bii^genneister
F^dL'nai«4er. Im ab^lanfenen Beehrnm^jahre ist der sddtisdben VolksbibKo-
tlMrk dnrdi den StadtTerordneten . Buidirektor Mardn Fnedfinder die ge-
naotte Leihbibliothek der llitüerBchen Bnehhaadhmi: ont ca. 4(MM» Binden als
^iesehezik übenrieaen wt>rden. Auch übemabm Heix Stadtverordneter Fried-
linder die Kosten für die AnfFtellong: dieser BibBoihek und der daaa er-
forderliehen Regale ete. im Betrage von 260 IL und überwies nir Eiginmng
des Ehestandes an Jagendschriften der Bibfiothek noch weitere S54 Bäsde als
Gesehenk. Die Zahl der in der Bibliothek vorhandenen Binde stie^ von 2847
auf 7027 , allein in der oieistbc^ehrten AbteSnng A ^Romane vnd dergl.) von
924 auf 4G1^ Binde. 15 2%2 Binde wurden ansgehehen, md xwar an 890
Personen und an (fS Ausgabetagen. Der B&chemmsata betrug also för jeden
Ausleihetag 156 Kmdc. Die Jahresreehnung für 1900 schlielst mit 1 0.13,03 M.
in Einnahme und Ausgabe ab. Der Zuschuls der Stadt betrug 419,77 M., die
Vermaltungskosten 23i) M. — r —
Die Städtische Volksbibliothek au Charlottenburg hat seit
ihrer im September 19ol erfolgten Uebersiedelung in das neue Gebäude
WiJmcrfcdorlerstr. 100 107 (vgl. BL V. u. L. 1901, Nr. 11 12 S. ISl) einen Auf-
schwung genommen, der alle Erwartungen weit hinter sich gelassen hat und
am besten durch nachstehende Tabelle veranschaulicht wird:
Moumt
MvnAtMnmme
der
Kntleihungen
Tagea-
dnrclischnitt
Monat
• MonataraouDO
der
Lcaesaalberacher
Tagea-
darchacbniU
1
1900 01
0700
19^11 02
1900 01
1901 02
1900 01
190102
1900,01
1 190103
OkU>ber
8992
248
333
Oktober
2613
6221
84
201
Novbr.
7291
11300
292
452
Novbr.
1 2531
6104
87
21t
Dezember
6409
10115
270
471
Dezember
2124
5072
73
211
Januar |
7173
12073
2S7
404
Januar
, 2159
8417
72
280
Februar '
. 7517
10633
313
443
Februar
2118
7947
<6
284
März
7847
10524
291
421
März
2871
8739
76
301
Summe
43791
63637
Summe
13916
42500
Beiiehte über BibUutheken einzelner StXdte. 125
Aus der Analeihbibliothek in den Lesesaal verlangt wurden im Winter-
halbjahr 1901/02 1559 Bände (1900/01: 808 Bände). Die aufserordentlich hohe
liesesaalfrequens ist neben der sehr beqiiemcn und behaglichen EiDrichtnng
^eses Baomes, der über 280 qm Bodennäche umfällst und demnächst Sitz-
plätze für 150 Leser aufweisen wird, besonders der reichen Ausstattung mit
Btichem und Zeitschriften zuzuschreiben. Die Handbibliothek ist auf 2600
Bände yermehrt worden, die Zahl der sorgfältig ausgewählten Zeitschriften
belauft sich auf 90. Eine wertvolle Bereicherung hat die Bibliothek neuer-
dings erfahren durch den Ankauf von Kupfers ticnen und Holzschnitten alter
Meister in Nachbildungen der Beichsdruckerei im Werte von 220 M. aus der
Kaiserin Friedrich -Stittung. F.
Die Städtische Volksbibliothek zu Charlottcnburg wird vom
Juli d. J. von 11 Uhr morgens bis Uhr abends geöffnet sein. — Ein er-
freulicher Fortschritt ! Hoffentlich können wir im näcfistcn Jahre die ErölfuuDg
einer Filiale melden. J.
Die öffentliche Lesehalle zu Goslar wurde nach freimdlichcn Mit-
teilungen des Herrn Pastors Möbius daselbst in den W^Qtenuouatcn November
bis März 1900/1901 bez. 1901/1902 an Wochentagen von 563 bez. 6*23, an
Sonn- und Festtagen von 459 bez. 722 ^ zusammen von 1022 bez. 1345 Ter-
BOnen benutzt An den 5 versuchsweise nur für weibliche Personen be-
BtinuDten Abenden fanden sich keine Besucher ein. Darum wurde die Lese-
halle Yon Mitte November 1901 an wieder ausschlielslich für männliche
Personen geOffiiet. — r—
Nach dem 5. Jahresbericht vom Mai 1902 hob sich die Zahl der ver-
liehenen Bände an der Volksbibliothek zu Greifswald von 32332 im
Voijahre auf 38 670 im Berichtsjahre. An Tauschkarten wurden 416 neu ent-
nommen; die Gesamtzahl der bisher entnommenen betrug 4250. Die Biblio-
thek zählt jetzt 4950 Bände. — r —
Die öffientliche Lesehalle in Jena erreichte nach ihrem neuesten Jahres-
bericht am I.Januar 1902 einen Bestand von 11890 Bänden. Die Zahl der
ausgeliehenen Bände betrug 1901 88 650; die der Leser bclief sich auf
5388. In den Bäumen der Lesehalle liegen auf 97 Zeitungen und 310 Zeit-
schriften; der Durchschnittsbesuch der Lesesäle betrug tüglich 300 Benutzer.
Die Lesehalle hatte eine Einnahme von 16 72GM. 39 Pf., darimter 10000 M.
als Zahlung der Carl Zeiis- Stiftung und 4434 M. an Mitgliederbeiträgen.
— r —
Der 5. Jahresbericht (1900/01) der Oeffentlichen Lesehalle zu Königs-
berg i. F., (vgl. «Jg. 2. S. 12*2) besagt u. a.: Die Hoffnungen, welche man bei der
Gründung der Oeffentlichen Lesehalle auf diese setzte, haben sich auch in dem
fünften Jahre erfüllt. Die Lesehalle bildet fUr zahlreiche bilduDgsbcflissene Männer
und Frauen einen Wissensquell. Die Leseräume sind während der Besuchs-
zeit stets gut besucht, oft sogar überfüllt, so daüs sich das Bedürfnis nach einer
Vergröiserung der Lokalitäten immer mehr fühlbar macht. Leider kann bei
den Deschränkten Mitteln, die kaum die Unterhaltung der vorhandenen Käume
gestatten, an eine weitere Ausdehnung der Lesehalle vor der Hand nicht ge-
dacht werden.
Eine unangenehme Störung erfuhr die Lesehalle im Frühjahr, als die
Polizei aus baupolizeilichen Gründen die sofortige Räumung des Hauses ver-
langte, in dem sich die Lesehalle befindet. Doch wurde die Verwaltung
der Notwendigkeit enthoben, die Lesehalle für die Zeit des Umbaues ganz
zu schliefsen, indem die Stadtverwaltung in gewohnter Liberalität für die-
selbe Räume in dem der Stadt gehörigen Hause Königstralse 72 zur Verfügung
stellte. Die Lesehalle siedelte am 23. April nach der Königstralse über und
126 Berichte ttber Bibliotheken eiDzelner Stiidte.
blieb dort bis zum 4. August. Wegen des Umzuges mufste sie Yom
23. April bis 5. Mai und vom 4. bis 9. August ganz geschlossen werden. Natür-
lich übte die Verlegung der Lesehalle nach einem ganz anderen Stadtteil
einen nachteiligen Einflnis auf die Frequenz ans ; immerhin war dieselbe auch
dort viel gröfser als man erwartet hatte. Abgesehen davon, dafs das Stamm-
publikum den weiten Weg nicht gescheut hatte, fand die Lesehalle auch im
neuen Stadtteil neue Freunde; eine OeflFentliche Lesehalle wird eben sofort
überall volkstümlich. Am 9. August wurde die Lesehalle wieder in den alten,
vollkommen renovierten, freundlichen Lokalitäten eröffnet und ist seitdem in
vollem Betriebe.
Die mit der Lesehalle verbundene Oeff entliche Yolksbibliothek
mufste wegen dieses unerwarteten Umzugs vom 23. April bis l. September
ganz geschlossen werden. Der Lesestoff ist wenig geändert. Das Ver-
zeichnis weist 129 Zeitschriften und Zeitungen auf (ge^en 125 im Voriahre),
davon 74 allgemeinen, unterhaltenden und belehrenden Inhalts, 25 Fachblatler
und 30 Tageszeitungen. Zu diesem reichlichen Lesestoff kommen noch die
lUlchcr der Yolksbibliothek und der Bibliothek der Lesehalle hinzu, welch
letztere sich wenig vermehrt hat. Die Benutzungszeit war wie im Vor-
jahre an Wochentagen 10—1 und 4 — 9, an Sonntagen 4 — 8 Uhr. Die Gesamt-
zahl der Besucher betrug: 30 554. Bücher wurden ausgegeben: 832.
Der Ausschufs hieltseine jährliche Generalversammlung am 20. Juni 1901
ab. Er nahm den Kassenbericht für das Berichtsjahr entgegen, der leider ergab,
dafs wieder aus dem sehr kleinen Fonds zugesetzt werden muGste und die
Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen zurückgehen. Auf Antrag des
Kechnungsrcvisors Herrn Justizrat Vogel wurde der Kasse Dechar^e erteilt
In den Vorstand wurden gewählt: Direktor der Königlichen und Universitäts-
Bibliothek Dr. Boysen (1. Vorsitzender), Oberlehrer Dr. Dirichlet. Privat-
dozent Dr. P eis er (2. Vorsitzender), Dr. med. Jefsner (1. SchriraliliTer),
Stadtbibliothekar Dr. Seraphim (2. Schriftführer), Bechtsanwalt Malkwitz
(Kassierer). — Der Ausschuß kooptierte die Herren Prof. Dr. Diehl und
Stadtrat Lehmann. — r —
Dem 5. Jahresbericht des Leipziger Vereins fUr öffentliche Lesezimmer
(vgl. Jg. 1, S. 100, 138, 170), erstattet im Februar 1902, entnehmen wir folgendes:
Das verflossene Jahr 1901 war fllr die Entwicklung der öffentlichen Lese-
zimmer in Leipzig von hoher Bedeutung. Nicht nur, dals das seit ]. Juli 1897
bestehende 1. Lesezimmer und das am 1. Oktober 1899 eröffnete 2. Lesezimmer
ihre bisherige Frequenz beibehielten und noch erfreulich steigerten, es gelang
im letztvergangenen Jahre dem Verein, ein drittes öffentlicnes Lesezimmer
einzurichten.
Der vom Verein seit Jahren gehegte Gedanke, nach dem gewerblich
und industriell hervorragend thätigen Osten zu, an verkehrsreicher Stelle
einen gröfseren Raum fllr das lesebedürftigo Publikum zur Verfügung zu halten,
fand damit seine Verwirklichung. Die Errichtung dieses neuen Lesezinmiers
war ermöglicht worden durch das Entgegenkommen der Stadtverwaltung.
Der Hat der Stadt Leipzig überliefs auf Ansuchen des Vereins und unter
Zustimmung der Stadtverordneten einen grofsen Kaum der alten Landfleiscber-
halle am Johanuisplatz für ein 3. Lesezimmer und liefs das Zimmer in sehr
zweckentsprechender Weise baulich herrichten. Am 21. Oktober 1901 vor-
mittags 11 Uhr erfolgte die Eröffnung dieses neuen öffentlichen Lesezimmers
in Anwesenheit der Vereinsmitglieder, zahlreicher Ehrengäste, Gönner und
Freunde.
Die Erwartungen, die der Verein dem neuen Lesezimmer entgegen-
brachte, haben sich erfiillt. Die Besucherzahl betrug vom 21. Oktober bis
31. Dezember 1901: 4 657 Personen. Umsomehr bleibt zu wünschen, dafs der
Verein allseitig und namentlich von der Stadt dauernd unterstützt werde.
„Gelingt es uns nicht", so sa^t der Bericht, „weitere Kreise für unsere
Sache zu gewinnen und ständige Unterstützungen seitens der Stadt Leipzig
Berichte Aber Bibliotheken einzelner Städte. 127
KQ erlangen, so ist es uns nicht möglich, unsere Lesezimmer selbst in dem
jetzigen bescheidenen Umfange za halten. Erfordert doch das Jahr 19U2 laat
Voranschlag einen Anfwand von mindestens 4000 M., während die Einnahmen
im yerflossenen Jahre nur 2 684, — M. betmgen.^
Vorsitzender des Vereins ist Herr Joh. Ziegler. — r—
Am 4. März d. J. ist in Osnabrück die „städt. Bücher- u. Lese-
halle* eröffnet, und damit ein Bildnugsinstitut der Ocffeutlichkeit übergeben,
das m. E. schon jetzt zu den besseren seiner Art gerechnet werden darf.
Die Anstalt ist städtisch, steht unter Leitung eines wissenschaftlich gebildeten
Bibliothekars im Hauptamt, dem vorläufig 2 Volontärinnen zur iSeite stehen,
verfügt über ein eigenes pit gelegenes und zweckmäfsig eingerichtetes Haus,
das zugleich für den Bibliothekar eine Dienstwohnung enthält, einen Bücher-
bestand von 5100 Bänden, einen geschmackvoll eingerichteten Lesesaal mit
40 Sitzplätzen, ca. 100 Zeitungen und Zeitschriften, Nachschlagewerke etc.
Bei der bibliothekarischen Einrichtung wurden die Erfahrungen anderer
Bttcherhallen in der eingehendsten und sorgfältigsten Weise berücksichtigt.
Nach den bisher gemachten Erfahrungen hat der Leiter der Bibliothek, Herr
Dr. DeUvigne, m. E. etwas bibüothekarisch mustergiltiges geschaffen.
Aus der Entstehungsgeschichte der Anstalt scheint mir folgendes der
Beachtung weiterer Kreise wert.
Eröffnet wurde die Propaganda in der Lokalpresse im Winter 1898/99.
(Merke: Preispropaganda wird stets nötig sein, mufs aber planmäfsig ge-
schehen und unermüdlich fortgesetzt werden. Man darf nie darauf recnnen,
daüi die I^esse aus eigenem Antriebe in der Sache etwas thut.) Zeitungs-
artikel allein sind freilich, wie die Erfahrung lehrt, nutzlos.
Deshalb suchte man auch hier gleichzeitig in persönlicher Rücksprache die
ma&ffebenden Herren der Stadtverwaltung für die Sache zu interessieren. Mit
Erfole. Der inzwischen verstorbene Oberbürgermeister West er kam p sowie
der cUunalige Stadtsyndikus, jetzige Bürgermeister Dr. KissmüUer griffen
sofort die gegebene Anregung auf und auch das Bür^ervorsteherkollegium
(alias Stadtverordnetenversammlung) nahm eine freundliche, wenn auch zu-
nächst mit Kücksicht auf die Geldfrage abwartende Stellung ein. (Merke:
Anfein allzngrolses Verständnis für die Bücherhallensache wird man nach meinen
Beobachtungen in den Kreisen, aus denen sich unsere Stadtverordnetenversamm-
lungen meist zusammensetzen, nicht immer rechneu dürfen.) Wahrscheinlich
wäre auch hier der Plan noch auf Jahre hinaus unausgeführt geblieben, hätten
nicht Glieder der alten Osnabrücker Familie Pagensteher zum Gedächtnis
ihres verstorbenen Vaters der Stadt die Summe von 50Ci) M.^) zur Verfügung
gestellt unter der Bedingung, (sehr wichtig!) daüs längstens innerhalb
eines Jahres die Bibliothek eröffnet würde. Damit war das Eis gebrochen.
Die Stadt nahm die Schenkung an und übernahm damit die Verpflichtung
ohne Zögern eine nach modernen Grundsätzen eingerichtete Bücher- und
Leseh&lle zu schaffen und zu unterhalten. Ein für den Zweck gut geeignetes,
der Stadt gehöriges Haus wurde eingeräumt und zunächst die allerdings
vöUie unzureichende Summe von 2000 M. in den Etat eingestellt, anfser den
für Umbau, Einrichtung, Mobiliar etc. erforderlichen Geldern.
Die Anstalt ist afio städtisch, die Verwaltung aber einer freien
von der Stadt eingesetzten Kommission von z. Z. 15 Mitgliedern
übertragen. AniJser je m Mitgliedern des Magistrates und des Bürgervorsteher-
kollegiums wurden 9 Herren, bei denen man Interesse und Verständnis für
die Sache voraussetzte — u. a. auch ein Vertreter des Gewerkschaftskartells
— hinzugezogen, doch so, dafs die verschiedenen in der Stadt vertretenen
Parteiricbtongen entsprechend ihrer Stärke Berücksichtigung fanden. Diese
l) Hierzu kam später noch ein Büchergeschenk im Werte von looo M.,
sowie ein Legat des verstorbenen Oberbürgermeisters Westcrkamp.
128 Berichte ttber BibUotheken einzelner StXdte.
„Leseballen -Kommission" erliefs nun einen offen tlichen Anfrnf mit der Bitte
um weitere Geld- und Bücherspendon — mit mehr ideellen Erfolg. Wie nicht
anders zu erwarten, sah man in vielen Kreisen die Bücherhalle als eine will-
kommene Ablagerun ^sstUttc für zerrissene Schabchmöker, „Gartenlauben'' etc.
an. Aber das Publikum wurde interessiert und manche wertvolle Geschenke
lohnten immerhin die Mühe des Sortierens. Die Geldsammlung brachte in
der reichen Stadt Osnabrück nicht mehr wie 1800 M.I Einen weit gröfseren
Erfolg hatte ein an in Amerika lebende Osnabrücker versandter Auümf
(vielleicht hier und da nachahmenswert!). Insgesamt konnten für die erste
Einrichtung ca. 1 2 000 M. verausgabt werden. Noch beachtenswerter war etwas
anderes. In ieder gröfseren Stadt bestehen zahlreiche, oft sehr wertvolle
Vereinsbibliotheken, deren Verwaltung den Vereinen oft nicht geringe
Schwierigkeiten verursacht und die meist ein stilles^ totes Dasein führen. Es
felang uns, eine grofse Anzahl solcher Vereinsbibliotheken mit der Bücher-
alle zu verschmelzen, teils völlig, teils unter vorläufiger Wahrung des Eigen-
tumsrechtes seitens der Vereine. Selbstverständlich wahrte sich die Bücher-
halle das Recht, unbrauchbare und ungeeignete Bücher auszuscheiden. Nach
der bevorstehenden Einverleibung der wertvollen Bibliotheken des natur-
wissenschaftlichen Vereins und des Wissenschsitlichen Lesezirkels wird der
Bücherbestand auf über 8000 Bände anwachsen, so dais dann weit über die
Hälfte des Bücherbestandes aus alten VereinsbibUiotheken übernommen
sein wird.
Der Erfolg der Bücherhalle übertraf alle Erwartungen. Obwohl noch
kein gedruckter Katalog vorliegt und bis zur völligen Beendigung der Kata-
logisierungsarbeiten vorläufig nur zwei Ausleihestunden täglich angesetzt sind,
wurden in den ersten 4 Betriebswochen bereits 4857 Bände ausgegeben. Nach
Ablauf des zweiten Monats war die Auslcihziffer auf 10697 Mnde gestiegen,
die Zahl der Leser auf ca. 2000. Die 40 Stühle des Lesezimmers waren im
Durchsclmitt täglich 3 Mal besetzt. Pfannkuche.
Strafsburg i. E. Seit der in der letzten Nummer dieser Blätter ge-
meldeten Eröffnung der hiesigen Volksbibliothek hat der Betrieb derselben
überraschend schnell einen bedeutenden Umfang angenommen. Die Bücher-
ausgabc, die an allen Wocheutagen 5, Sonntags 2 Stunden offen gehalten wird,
ist meist so stark fre(}uentiert, aaüs zwei Beamte zur gleichzeitigen Bedienung
erforderlich sind. Zum euten Teil mag wohl das andauernd s^lecbte Wetter
zur Steigerung der Leselust beigetragen haben; doch bleibt eine Ausleihe-
ziffer von etwa 300 Bänden im täglichen Durchschnitt, wie sie sich in den
letzten Wochen trotz der Unmöglichkeit, den bestimmten Wünschen der Leser
gerecht zu werden, behauptet hat, eine sichere Gewähr dafür, dais es an
eifriger Nachfrage nach Büchern niemals fehlen wird.
Durch eilige Nachbeschaffungen unter Zuhilfenahme der billigen Aus-
gaben von Reclam, Hendel, Cotta ist der Bücherbestand von 3500 Bänden
zur Zeit der Eröffnung heute auf rund 5000 Bände gebracht worden. Da
aber bereits 2000 Leser eingetragen smd, in deren Händen sich gewöhnlich
etwa 2200 Bände, und zwar gerade die beliebtesten imd meistverlangten
Werke, befinden, so ist die Lage der Bibliotheksverwaltung aagenblicldich
recht kritisch.
Vor einer zeitweiligen Schliefsung scheut man aus Rücksichten der
öffentlichen Meinung zurück; ein erträgliches Verhältnis zwischen Nachfrage
und Möglichkeit der Befriedigung kann in kurzer Zeit nicht hergestellt werden;
so muls denn der Sommer durchgehalten werden, so gut es eben gehen wiU.
Wie sich die weitere Zukunft der Bibliothek gestalten wird, insbesondere
ob die dauernde Sicherstellung des Betriebes in dem durch das Publikum
uns aufgenötigten Umfange erreichbar ist, hängt von dem Verhalten der
städtischen Verwaltung und des Gemeinderats ab, ohne deren kräftige Unter-
stützung die erforderlichen Mittel kaum zu beschaffen sein werden. A. K.
Sonstig^ Idtteilangen. 129
Nach dem Jahresbericht des Volksbildoogsvereins zn Wiesbaden für
1901/19O2 (vgl. oben S. 18—19) wurden in den Volksbibliuthekcn 75G45 Bände
tosgeliehen (gegen 62741 im Vorjahre). Die Gesamtzahl der eingeschriebenen
Leser war 2533. Die Y olkslesehalle wies 83 06 1 (gegen 30 492 im Vorjahre) auf.
— r —
Sonstige Mitteilungen.
Die Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung. Litteraturfreunde
der verBchiedensten Berufiskreise in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz
und unter den Deutschen im Auslande haben sich zusammengethan , um eine
Deutsche Dichter -Gedächtnis -Stiftung zn begründen, die in Ilamburg ihren
Sitz hat und die sich, nachdem ihr vom Senat der Freien Stadt Hamburg
die Rechtsfähigkeit erteilt worden ist, jetzt mit einem Aufruf an die Oeffent-
lichkeit wendet. Die Stiftung will unseren grofsen Dichtern — nicht nur
denen der klassischen Zeit, sondern auch denen der letzten Jahrzehnte und
der Jetztzeit — die schönste Ehrung dadurch erweisen, dafs sie Jahr für
Jahr die Volksbibliotheken insbesondere auf dem Lande und in kleineren
Städten) mit den Meisterwerken der Litteratur versorgt, und daCs sie auch
deren sonstige Verbreitung durch Herstellung gut ausgestatteter billiger Aus-
gaben fördert
Der Aufruf wird von einer grofsen Zahl hervorragender Persönlichkeiten
der verschiedensten Berufskreise in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz
unterstützt An ihrer Spitze stehen der Reichskanzler Graf v. Bülow , der
prenisische und der österreichische Kultusminister, £xc. Dr. Studt und Exe.
I>r. W. Y. Hartel, der Weimarische Staatsminister Dr. Rothe, die Hamburgischen
Bürgermeister Dr. Mönckeberg und Dr. Burchard und einige andere hamburgische
Senatoren.
Die Thätigkeit der Stiftung ist so gedacht, daCs neben der Unterstützung
der ärmeren Volksbibliotheken mit unseren besten Dichterwerken (s. oben)
vor allen Dingen die Herausgabe hervorragender Dichtungen in Poesie^ und
Prosa (soweit sie verlagsfrei sind) in guter Ausstattung und zu billigem Preise
in Angriff genommen werden soll. Diese Ausgaben sollen ebenfalls zur Vcr-
teihmg an iene Bibliotheken dienen, aber auch in allen Buchhandlungen für
jedermann käuflich sein. Alle von der Stiftung verbreiteten Werke sollen
geschmackvoll und dauerhaft gebunden sein, da nicht nur für Volksbiblio-
Üieken, sondern auch für Hausbibliotheken gebundene Bücher vorzuziehen
sind. Denn die Beschaffung einer Ilausbibliothek soll auch dem nicht Wohl-
habenden erstrebenswert gemacht und durch jene Stiftungsausgaben erleichtert
werden. Ein besonderes Augenmerk wird die Stiftung darauf richten, die
BQeher auch änfserlich in tadelloser Gestalt herauszubringen: also in völlig
deutlichem Druck, auf gutem Papier, und in geschmackvollem und praktischem
(nicht schmutzendem, abwaschbarem) Einband. Das erste von der Stiftung
heiftiisgegebene Buch wird ein «Balladenbnch^ sein, in dem die schönsten
Balladen der deutschen Dichtung vereinigt werden sollen.
Ein genaues Verzeichnis der von der Stiftung zunächst geplanten Buch-
ansKiben und der Werke, die von Verlegern angekauft und an Volksbiblio-
theken abgegeben werden sollen, wird auf Wunsch von dem Schriftführer
der Stifbmg, Dr. Ernst Schnitze -Hamburg, übersandt, von dem auch der
Aufruf und die Satzungen zu beziehen sind. Auch nimmt der Genannte Bei-
träge (In jeder Höhe) entgegen. Die einmaligen Beiträge sollen zum Kapital
geschlagen, die jährlichen dagegen zusammen mit den Kapitalzinsen fort-
UHifiBnd aasgegeben werden. Zur Entgegennahme der Beiträge haben sich
ferner drei gro&e Bankinstitute bereit erklärt: für Deutschland die Deutsche
Baak Berlin und üae sän^chen Zweiganstalten und Depositenkassen, für
130 Sonstige Mitteilungen.
Oesterreich die k. k. Postsparkasse auf Rontonnmmer 859112, und für die
Schweiz die Schweizerische Volksbank Bern und ihre sämtlichen Zweig-
anstalten. In Anbetracht der gro&en nationalen Bedeutung der Stiftung ist
auch die Redaktion dieses Blattes zur Entgegennahme von Beitriigen bereit
Einer der bekanntesten neueren Schriftsteller, dessen von allen Kennern
geschätzten Werke in keiner Yolksbibliothek fehlen sollten, Heinrich Seidel
feierte am 25. Juni seinen 00. Geburtstag. Zu Perlin bei Wittonburg als Sohn
des Pastors Heinrich Alexander Seidel geboren, erhielt er seine Vorbildung
auf dem Gymnasium zu Schwerin, bezog darauf, um sich dem Maschinen-
baufach zu widmen, das Polytechnikum zu Hannover und war später in Berlin
als Ingenieur an dem Neubau des Anhalter und Potsdamer Bahnhofes hervor-
ragend beteiligt. Von seinen Schriften nennen wir: Leberecht Hühnchen,
Vorstadtgeschichten, Geschichten und Skizzen aus der Heimat, Die goldene
Zeit, Ein Skizzenbuch, Glockenspiel, Sonderbare Geschichten, Der Schatz und
Anderes, Berliner Skizzen und von Perlin nach Berlin. Eine Gesamtansgabe
der Erzählenden Schriften erschien kürzlich bei J. G. Cotta, Stutt^rt, in
7 Bänden (Jg. 2, S. lOS). Auch die Gesammelten Schriften Seidels sind dort
erschienen. — R —
Personalien.
Herr Dr. G. Fritz, Bibliothekar der Städtischen Volksbibliothek zu
Charlottenburg, wurde vom 17. Mai bis 30. Juni zu einer Studienreise nach
England beurlaubt, zum Zwecke des Besuches der public libraries und anderer
dem gemeinen Wohle dienenden Anstalten.
Bücherscliau.
A. Bibliothekswesen und BibUographie.
Dr. Arnim Graesel, Oberbibliothekar an der Königl. Universitätsbiblio-
thek zu Güttingen, Handbuch der Bibliothekslehre. Zweite, völlig umgearbeitete
Auflage der „GrundzUge der Bibliothekslehre, Neubearbeitung von Dr. Jnl.
Petzholdts Katechismus der Bibliothekslehre''. Mit 125 Abbildungen nnd 22
Schrifttafeln. Leipzig 1902, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber, (X, 584 S.)
15 M., geb. 18 M.
Als die in demselben Verlage erschienenen „GrundzUge der Bibliotheks-
lehre" — heifet es in der Vorrede — vergriffen waren, galt es für die Neu-
bearbeitung des Buches die Fortschritte auf dem Gebiete des Bibliotheks-
wesens während des letzten Jahrzehntes zu berücksichtigen, die bedeutende
gewesen sind. Es bedurfte einer mehrjährigen Thätigkeit, um das umfang-
reiche Material zu sichten und zu verarbeiten. Dabei nat der Text nicht nur
eine wesentliche Erweiterung und Vertiefung in sachlicher Beziehung, sondern
auch eine gründliche Umwandlung und Erneuerung nach der rein formalen
Seite hin erfahren. Die bibliothekswissenschaftliche und bibliographische
Litteratur wurde einer sorgfältigen Nachprüfung unterworfen, er^Lnzt und
weitergeführt. Die Anmerkungen sind nunmehr unter den Text and nur einige
umfangreiche Exkurse als Anhänge an den SchluDs gebracht worden, in den
Nachträgen ist auf die letzten Erscheinungen hingewiesen, das Register wurde
vollständig erneuert. Da das Werk auf diese Weise üoer die den „Grund-
zügen** gesteckten Grenzen hinausgewachsen ist, erscheint es als Handbuch
der Bibliothekslehre. Möchte ihm die freundliche Aufnahme, deren es sich
früher zu erfreuen hatte, wiederum zu teU werden. — x—
Bückendiaa. 131
Dr. jnr. Küster, Regierungs -Assessor, Anleitung zur Einrichtung und
Yerwaltimg von Volksbibliotheken. 1902. Oppeln, Kaabe. 1,20 M. (79 S.)
Die unmittelbar aus der Erfahrung geschöpfte Schrift ist um so wert-
FoUer, als sie auf dem besonders gef ährliäien Boden Oberschlesiens erwachsen
ist, wo im Wirrsal nationaler, konfessioneller und socialer Gegensätze der
Yolksbibliothek eine ebenso schwierige wie segensvolle Aufgabe bevorsteht.
Die hier aus den Bedürfnissen des praktischen Lebens gewonnenen Resultate
werden allerwärts als vorzügliches Belehrungsmaterial gelten dürfen. Un-
fewöhnllch gut ausgestattet, behandelt die Schrift in knapper Uebersichtlich-
eit die fiir die Yolksbibliothek, zumal deren erste Einrichtung, wichtigen
Fragen. Wie über die Organisation und Ausstattung werden über den Betneb
eine grolse Anzahl lehrreicher Winke gegeben und das ungemein praktische
auf dem Zusammenwirken von verstellbarem Bücherzeiger, Buch- und Tausch-
karte beruhende Ausleiheverfahren mit graphischen Darstellungen schlagend
erläutert Die Anweisungen zu statistischer Bearbeitung der Benutzungs-
resultate werden an dem Beispiel des oberschlesischen Industriebezirkes
mustergilti^ zur Darstellung gebracht. Hier liegt ein von allem theoretischen
Staube freies Handbuch für den praktischen Bedarf vor und mit aufrichtiger
Freude wird es alle Freunde der Volksbibliotheken erfüllen, dals ihnen
Seitens der Regierung ein so warmes und sachkundiges Interesse bewiesen
worden ist. Dr. Liebe.
An Bücherverzeichnissen gingen uns zu:
Bücher -Verzeichnis der Bibliothek des Volks Vereins für Plagwitz-
Lindenan. Lindenau 1900. (15 S.) Mit einem Nachtragsverzeichnis. Februar
1902, ebd. (15 S.)
An Berichten erhielten wir:
7. Jahresbericht der Ersten öffentlichen Lesehalle zu Berlin C, Nene
Schönhauser Str. 13, f. d. J. 1901. Berlin 1902.
Lesehalle in Bremen. Jahresbericht. 1901.
Freibibliothek und Lesehalle zu Frankfurt a. M. 7. und 8. Jahres-
bericht 1900 und 1901.
Jahresbericht der Volksbibliothek zu Frankfurt a. M. Erstattet von
W. Liermann am 13. März 1902. Frankfurt a. M. 1902.
5. Jahresbericht der Volksbibliothek zu G r e i f s w a 1 d. Greifswald 1 902.
Jahresbericht der Oeffentlichen Bücherhalle zu J e n a für 1 90 1 . Jena 1 902.
Volksbildungsverein zu Wiesbaden. Zweigverein der Gesellschaft
iUr Verbreitung von Volksbildung. Jahresbericht f. a. J. 1901/1902.
Det Deichmanske Bibliothek. Aarsberetning 1901. Kristiania 1902.
— r —
B. Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
a) Syetematisehe Uebersieht.
Von Dr. C. Lausberg.
Erstem Bibliothekar der städt. Lesehalle zu Düsseldorf.
Sammelwerke :
Am Ende des Jahrhunderts. KUckschau auf 1000 Jahre geistiger Ent-
wicklung. Bd. 23.
Giintner. Siegm., Entdeckungsgeschichte und Fortschritte der wissen-
schaftlichen Geographie. Beriin^ Siegfried Cronbach. (230 S.) 2,50 M.
Ans Natur und Geistes weit. Leipzig, Teubner.
Scheffer, W., Das Mikroskop, seine Optik, Geschichte und Anwendung.
Mit 66 Abbild. (114S.) Geb. 1,25 M.
Schwemer, R., Restauration und Revolution. (151 S.) Geb. 1,25 M.
IIL 7. 8. 11
132 Büchersohao.
Das deatsche Jahrhundert. In Einzelschriften. Berlin, F. Schneider & Co.
Bd. 1. Busse, C, Geschichte der deutschen Dichtung im 19. Jh. 3 M.
„ 2. Osborn, Max, Die deutsche Kunst im 19. J. 3 M.
„ 3. Dubock n. Wickler. Gesch. der d. Philosophie im 19. Jh. 3 M.
„ 4. Berthold, A., Wirtschaft und Recht im 19. Jh. 2 M.
„ 5. Schmitt, R., Gesch. Deutschlands im 19. Jh. 2,50 M.
„ 6. Schmidt, Leop., Gesch. der Musik im 19. Jh. 2,50 M.
„ 7. Schäfer, Erwm, Gesch. der deutschen Kriegsmarine im 19. Jh. 2 M.
„ 8. Bleibtreu, C, Gesch. der Kriegskunst im 19. Jh. 2,50 M.
„ 9. Gottstein, A., Gesch. der Hygiene im 19. Jh. 2 M.
„ 10. Wunschmann, Gesch. der Physik im 19. Jh. 2,50 M.
„ 11. Wilhelraj, A., Gesch. der Chemie im 19. Jh. 3,50 M.
„12. Stern, Carus, (Dr. Ernst Krause). Gesch. der biologischen Wissen-
schaften im 19. Jh. 3,50 M.
Sammlung illustrierter M onographien. Bielefeld, Velhagen & Klasing.
Lehner t, Georg, Das Porzellan. Mit 260 Abbild. (152 S.) 4 M.
Geographie:
Decken, R., Manuia Samoa! Samoanischo Reiseskizzen. Oldenburg,
G. Stalling. (240 S.) Geb. 5 M.
Deutsches Land und Leben in Elnzelschildcrungen.
Zweck, Alb. (Prof. Dr.), Samland, Pregel- u. Frischingthal. Eine Landes-
u. Volkskunde. Stuttgart, Hobbing & Büchle. (160 S.) 4 M.
Giesenhagen, K., Auf Java und Sumatra. Leipzig, B. G. Teubner. (270 S.,
gr. 8«.) 9 M.
Hesse-Wartegg, v. E., Samoa, Bismarckarchipel u. Neuguinea. Leipzig,
J. J. Weber. (329 S., Lex. S».) 15 M.
Hutter, Franz, Wanderungen und Forschungen im Nord -Hinterland von
Kamerun. Mit 130 Abbild, u. 2 Karten. Braunschweig, Vieweg u. Sohn.
(57SS.) 14 M.
Navarra, B., China und die Chinesen. Auf Grund eines 20jährigen Aufent-
halts im Lande der Mitte. Mit zahlr. Abbild. Bremen, Max KOssler. (1184 S.)
Geb. 18 M.
Ratzel, F., Die Erde und das Leben. Eine vergl. Erdkunde in 2 Bänden.
1. Band. Leipzig, Bibliographisches Institut. (706 S., Lex. ü^.) Geb. 17 M.
Seidel, A., Deutschlands Kolonieen. Berlin, C. Heymann. (284 S.) Geb. 5 M.
GeBchiohte:
Bleibtreu, C, Amiens bis St.-Quentin. Stuttgart, Krabbe. (HOS) IM.
Brandt, v.M., 33 Jahre in Ostasien. Erinnerungen e. deutschen Diplomaten.
(In 3. Bdn.) III. Bd. Leipzig, G. Wigand. (333 S.. gr. 8°.) 6,50 M.
BUlow, V., H., Deutschlands Kolonien und Kolonialbäege. Mit 6 Karten.
2. Aufl. Dresden, Pierson. (302 S.) 4 M.
C h a m b c r 1 a i n , H., St., Die Grundlagen des 1 9. Jahrhunderts. 3. Aufl. 2 Bde.
München, F. Bruckmann. (1054 S., gr. 8<».) 22 M.
Erinnerunngen einer Urgrofsmutter (Kath. v. Bechtolsheim). 1787—
1825. Berlin, F. Fontane & Co. (474 S.) 12 M.
Friedjung, H., Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland. 1859—66.
2. Bd. 5. Aufl. Stuttgart, J. G. Cotta. (479 S.. gr. 8».) 14 M.
Geisteshelden. Eine Sammlung von Biographieen. 42. Bd.
Schneegans, H., Moliöre. Berlin. E. Hofmann & Co. (361 S.) 2,40 M.
Goetz, L. K., Leo aIII. Seine Weltanschauung und seine Wirksamkeit
Gotha, F. A. Perthes. (384 S.) Geb. 9 M.
Kaisenberg, v., M., L'Aigle et TAiglon. Napoleon l. und sein Sohn.
Leipzig, Schmidt & Günther. (280 S., gr. 8°.) IfiO M.
Klein-HattingeUj 0., Bismarck und seine Welt. Grundlegung einer
psychologischen Biographie. Bd. I. Von 1815— 71. Berlin, Fero. Dümmler.
(709 S.) 8M.
Bttobersdisii. 133
Koser, Rh.. König Friedrich der Grosse. 1. Bd. 2. Aufl. Stuttgart, J. G.
Cotta. (647 S., Lex. 8».) 1 M.
— ,— . Friedrich der Grosse als Kronprinz. 2. Aufl. Ebenda. (272 S., gr. 8®.) 4 M.
Mackensen y. Astfeld, Rud., Braunschweiger Husaren in Feindesland.
Erinnerungen aus dem Kriege 70/71. Berlin, Otto Salle. (166 S.) 2 M.
Pastor, Ludwig, Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters.
Bd. 1. 4. Aufl. Freiburg, Herder. (862 S.) Geb. 14 M.
Pluddemann, M., (Kontre-Admiral). Modernes Seekriegswesen. Mit 8
Vollb. u. 95 Abbild, im Text. Berlin, Mittler u. Sohn. (298 S.} 6 M.
Poultney Vigelow, Die Völker im kolonialen Wettstreit Berlin, Rehner.
(428 S.) 5M.
Scheffer, Th., Die preuisische Publizistik im Jahre 1859 unter dem Einfluls
des italienischen Krieges. Leipzig, Teubner. (182 S.) 6 M.
Scheibert. J. (Major), Mit Schwert und Feder. Erinnerungen aus meinem
Leben. Berlin, Mittler u. Sohn. (344 S.) 6 M.
Schmidt, Ludw, Geschichte der Wandalen. Leipzig, Teubner. (203 S.) 5 M.
Schmitz, Ludw. (Landgerichtsdir., Hauptmann), Aus dem Feldzuge 70/71.
Tagebnchblätter emes 65 ers. Berlin, Mittler u. Sohn. (287 S.) 3,50 M.
Spamer's illustr. Weltgeschichte. 4. Aufl. Leipzig, Otto Spamer,
10 Bde ä 10 M. u. 1 Re^.-Bd. 4,50 M.
Steijn, de Wet und die Oranje-Freistaater. Tagebuchblätter aus
dem südafrikanischen Kriege. Tübingen, Laupp. (135 S.) 1,75 M.
Thi6bault, de, (General), Memoiren aus der Zeit der Revolution und des
Kaiserreichs. I. Bd. Stuttgart, Rob. Lutz. (347 S.) 5 M.
Wohlfahrt, B., Bilder aus dem Friedensleben des altpreufsischen Heeres
(1768—1806). Berlin, H. Costenoble. (168 S., 4*».) Geb. 4 M.
Gewerbliohe, bürgerliolie, häusUche Verhältnisse:
Matschoss, C, Geschichte der Dampfmaschine. 1 88 Abb. Beriin, J. Springer.
(451 S., gr. 80.^ Geb. 10 M.
Miethe, A., Lenrbuch der praktischen Photographie. 2. Aufl. Halle, W. Knapp.
(445 S., gr. 8«.) 9 M.
Lucas, Ed., Vollst Handbuch der Obstkultur. 4. Aufl. Stuttgart, E. Ulmer.
(519 S., gr. 8*».) Geb. 6M.
Schulte, A., Die theoretischen und praktischen Grundlagen der Buchführung.
Berlin, Springer. (56 S.) 1,40 M.
Speck, £., Handelsgeschichte des Altertums. 2 Bde. Die Griechen. Leipzig,
F. Brandstetter. (582 S., gr. 8°.) 7 M.
Kirnst und Kunstgeschiohte :
Barth, H., Johann Sebastian Bach. Berlin, Schall. (H82 S.) 3,50 M.
Senneberg, Ernst, Was mufs man von der Malerei wissen ? Berlin, H. Steinitz.
(87 S.) 1 M.
Litteratur- und Sprachwissensohaft:
Baumgartner, Alex., Geschichte der Weltlittcratur. Bd. 2. Die Litteraturen
Indiens und Ostasiens. 4. Aufl. Freiburg, Herder, (650 S.) Geb. 12 M.
Burggraf, Jnl., Goethe und Schiller im Werden der Kraft. Stuttgart,
C. Krabbe. (468 S.) Geb. 7 M.
Eckermann.J. P., Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines
Lebens. 2 Bde. Leipzig, E. Diederichs (568 S.) 6 M.
Friedmann, S., Ludwig Anzengrnber. Leipzig, Seemann Nachf. (199 S.,
gr. 8«.) 5 M.
Goldberg, Ad., Licht aus Osten. Gedichte und Sprüche aus der morgen-
Ündischen Litteratur. Frankfurt a. M., J. Kaufimann. (159 S.) Geb. 3 M.
Klee, Q.j Grundzttge der deutschen Litteraturgeschichte. 4. Aufl. Berlin,
G. Bondi. (188 S., gr. 8«.) 1,50 M.
KlOpper, Cl, Shakespeare-Realien. Dresden, G. Kühtmann. (182 S.) 4M.
11*
134 Bücherschao.
Ovids Knnst zu lieben. In freier metrischer Übertragung von Hugo
Blümner, Berlin, Concordia, D. Verlagsanstalt. (137 S.) 3 M.
W eddigen, Otto, Li tteratur und Kritik. Betrachtungen über die litterarischen
Zustände in Deutschland. Leipzig, Herm. Seemann Nachf. 048 S.) 2 M.
Weise, 0., Prof. Dr., Unsere Muttersprache, ihr Werden und ihr Wesen.
4. Aufl. T^ipzig, Teubner. (263 S.) Geb. 2,G0 M.
Wohlrab, M., Aesthetische Erklärung Shakespearischer Dramen. IL Coriolan,
Dresden, Ehlermann. (96 S.) 1,50 M.
Wunderlich, II., Der deutsche Satzbau. 2. Aufl. 2. Bd. Stuttgart, Cotta,
(441 S., gr. 8^) 9 M.
Medizin.
Breithaupt, Adolphine, Mutterpflicht und Kindespflege. Chemnitz, B. Richter,
(188 S.) 2M.
Dornblüth, 0., Gesunde Nerven. 2. Aufl. Berlin, Wilh. Werther. (192 S.)
Geb. 2,50 M.
Finckh-Reutlingen, J., Die Nervenkrankheiten. Eine gemeinverst. Darst
München, Verl. d. ärztl. Rundschau. (47 S., gr. 8°) 1,20 M.
Finckh-Reutlingen, J., Die Geisteskrankheiten. Eine gemeinverst. Darst
München, Verlag der äiztl. Rundschau, gr. 8^. 2 M.
Huxley, Ch. H., Grnndzüge der Physiologie. 3. Aufl. Mit 118 Abb. II., Leop.
Voss. 9 M.
NaturwiBBenschaften.
Crüger, J., Lehrbuch der Physik. 9. Aufl. Leipzig, C. F. Amelang. (423 S.)
4,50 M.
Dillmann^ C. (Oberstudienrat), Astronomische Briefe. Neue Folge. Kometen,
Sonue, Fixsterne. Tübingen, Laupp. (234 S.) 1,80 M.
Fischer, Carl, Neuere Versuche zur Mechanik der festen und flüssigen
Kürper. Mit einem Anhange über das absolute Mafssystem. Mit 55 Figuren.
Leipzig, Teubner. (68 S.) Geb. 2 M.
Forel, A., Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen und anderer Insekten.
Minden, E. Reinhardt. (58 S.. gr. 8«.) 1,50 M.
Jaumann, G., Leichtfassl. Vorlesungen über Elektricität und Licht. Leipzig,
J.A.Barth. (875 S.) 6 M.
Keck, W. (Geh. Reg. -Rat, Prof. techn. Hochsch. Hannover), Fragen über
die wichtigsten Gegenstände aus dem Gebiete der Mechanik. 4. Aufl.
Hannover, Helwingsche Verlagsbuchh. (16 S.) 0,50 M.
Pasteur, Louis, Geschichte eines Gelehrten erzählt von einem Ungelehrten.
Übers, v. v. Monbart. Strafsburg, Heitz. (392 S ) 5 M.
Po hie, Jos. (o. 0. Prof. Univ. Breslau), Die Sternenwelten und ihre Bewohner.
Zugleich als erste Einführung in die moderne Astronomie. Mit 58 Abbild.
Köln, Bachem. (484 S.) 10 M.
Rockstroh, H., Buch der Schmetterlinge und Raupen. 247 Abb. Halle,
H. Gesenius. (l35 S.) Geb. 6 M.
Strassburger, Noll, Schenck, Schimper, Lehrbuch der Botanik. Jena,
G. Fischer. (560 80 7.50 M.
Treadwell, r. P., Lehrouch der analytischen Chemie. 2. Bd. Quantitative
Analyse. Wien, F. Denticke. (544 S., gr. 8«) 11 M.
Wichelhaus, H., Populäre Vorlesungen über chemische Technologie. Berlin,
G. Siemens. (379 S.) 10 M.
Pädagogik.
Bär, Ad., Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaflslehre in der Schule. Gotha,
Thienemann. (188 S.) 3 M.
Bergemann, P., Lehrb. der pädagogischen Psychologie. Leipzig, TL Hofmano,
(484 S., gr. 80.) 9 M.
BiichenohaiL 135
Bibliothek, internationale, für Pädagogik. IXT. Bd. Demoor, J., Die
anormalen Kinder nnd ihre erziehliche Beoandlnng in Haus und Schale.
Altenburg, 0. Bonde. (292 S., gr. S».) M.
Conrad, F., Grundztige der Pädagogik. I.Teil. Psychologie. H. Richter,
Davos. (395 S., gr. 80.) 4M.
Heil mann, K., Handbuch der Pädagogik. 2 Bde. Leipzig, DUrr'sche Bnchh.
(283 nnd 32 ».) 3,95 M.
Lange, Th. Werde ein Mann! Mitgabe fiir die Lehrzeit. Leipzig, Spamer.
^266 «.) Geb. 1,50 M.
Lebmann, Eud., Erziehung und Erzieher. Berlin, Weidmann. Geb. 7 M.
Philosophie.
Emerson, R. W., Essays, 1. Folge. Leipzig, Eugen Diederichs. (230 S.) 3 M.
Eucken, Rud., Die Leoensanschanungen der grofsen Denker. 4. Aufl.
Leipzig, Veit & Comp. (518 S.) 10 M.
Falckenberg, R., Geschichte der neueren Philosophie. 4. Aufl. Leipzig,
Veit & Comp. (582 S., gr. 8^) 7,50 M.
Bart, Jul, Zul^unftsland. Im Kampf um eine Weltanschauung. Bd. 2. Die
neue Welterkenntnis. Leipzig, Eugen Diederichs. (324 S.) 5 M.
Hüffding, H., ReligionsphUosophie (a. d. Dänischen). Leipzig, 0. R. Reifs-
land. (369 S., gr. 8°.) 6,40 M.
Nietzsche 's^ Friedr., Werke. 15. Bd. (7. Bd. der 2. Abt.) Nachgelassene
Werke. Leipzig. C. G. Naumann. (541 SO 1 M.
Rickert, Heinricn (ord. Prof. der Philos. Fjeibur^), Die Grenzen der natur-
wissenschaftlichen Begriffsbildun^. Tübingen u. Leipzig, Mohr. (741 S.) 15M.
Zeller, Ed., Grundrifs der Geschichte der griechischen Philosophie. C. Aufl.
Leipzig, 0. R. ReLfeland. (324 S., gr. 8^. ) 5,20 M.
Bechts- und Staatswissensohaften.
Adler. A., Leitfaden der Volkswirtschaftslehre. Leipzig, J. M. Gebhardt.
(264 S.) 3,60 M.
AuguBtin, A., Wechsellehre und Wechselrecht. Elberfeld, Sam. Lucas.
(72 S.) 1 M.
Dix, Arthur, Deutschland auf den Hochstralsen des Weltwirtschaftsverkehrs.
Jena, G. Fischer. (218 S.) 4,50 M.
Halle, von, E. (Prof. Univ. Berlin), Volks- und Seewirtschaft. 1. Bd.: Die
deutsche Volkswirtschaft an der Jahrhundertwende. (219 S.) IL Bd.:
Weltwirtschaftliche Aufgaben nnd weltpolitische Ziele. Berlin, Mittler &
Sohn. (252 S.) Zusammen 5,50 M.
Hand- und Lehrbuch der btaatswissenschaften, I. Bd. I. Abt.:
Lehr, J.. Die Grundbegriffe der Nationalökonomie. Leipzig, C. L. Hirsch-
feld. (367 S.) 9M.
Hoeniger, Frz., Die Grenzstreitigkeiten nach deutschem bürgerlichen Rechte.
Berlin, J. Guttentag. (111 S.) 3 M.
Levis, 0., Die Entmündigung Geisteskranker. Leipzig, C. L. Hirschfeld,
(339 8.) 8,40 M.
Mittelstaedt, J. und C. Hillig, Das Verlagsrecht. Leipzig, S. Hirzel.
(189 S.) 4M.
Schippel, M., Grundzüge der Handelspolitik. Berlin, Akad. Verlag f. soz.
Wissensch. (352 S.) 5 M.
Woedtke, v., E., ünfallversicherungsgesetz. Berlin, G.Reimer. (722 S.) 15 M.
Zanten, van, J. H., Die Arbeiterschutzgesetzgebung in den europäischen
Ländern. Jena, G. Fischer. (338 S., gr. 8^) 7 M.
Theologie.
Berger, Christenlehre in Unterredungen mit den Konfirmanden. Altenburg.
H. A. Pierer. (192 S.) 2,60 M.
Buehwald, G., Dr. Martin Luther. Ein Lebensbild für das deutsche Haus.
Zahlr. Abbild. Leipzig, Teubner. (530 S.) 6 M.
136 BUchersohau.
Crem er, H. (Prof. Greifswald), D&s Wesen des duristentams. Gütersloh,
C. Bertelsmann. (234 S.) Geb. 3,60 M.
Ehrhar d, A., Der Katholizismus und das 20. Jahrh. im Lichte der kirchlichen
Entwicklung der Neuzeit. Stuttgart, J. Roth. (416 S., gr. S\) 4,80 M.
Funcke, Otto, Ungeschminkte Wahrheiten über christliches Leben. Altenburg,
Stephan Geibel. (382 S.) 4 M.
Hase, V., Carl, Kirchengeschichte. L Teil. 3. Aufl. Leipzig, Breitkopf &
Härtel. (638 S., gr. 8».) 12 M.
b) Neue Eingänge bei der Redaktion.
Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- und Auslandes (s. Jg. 1,
S. 36, 2, S. 29, 162; 3, S. 29), Nr. 1542 — 1564. Verlag von Otto Hendel in
Halle a. S. (Preis 0,25 M. pro Nr.)
Nr. 1542—1545: W. Alexis, Die Hosen des Herrn von Bredow. —
Nr. 1546: F. Halm, Der Sohn der Wildnis. — Nr. 1547: Multatuli
(E. D. Dekker), Die Braut. — Nr. 1548 — 1551: J. Shield Nicholson,
Thoth. Toxar. Aus d. Engl. v. M. Goulven. — Nr. 1552: E. Ti essen -
Stettin, Seine Sklavin, Lustspiel nach Lope de Veca. — Nr. 1553: Der-
selbe: Wozu haben sie die Augen, Lustspiel nach Lope de Vega. —
Nr. 1554: S. Kowalewsky, Vera Vorontzoff. Aus d. Schwed. von Frieda
Hoflfmann. —Nr. 1555 — 1560: W. Alexis (W. Häring), Der Roland von
Berlin. — Nr. 1561: W. Schirmer, Onkel Bräsig. LebensbUd in 5 Akten
nach Fritz Reuters „üt mine Stromtid*. — Nr. 1562: J. G. von Salis-
Seewis, Gedichte. — Nr.* 1563: E. Ch. A. Hoffmann. Meister Martin
der Küfner und seine Gesellen. Die Bergwerke von Falun. — Nr. 1564:
P. B. Shelley, Der entfesselte Prometheus, deutsch von A. Graf Wicken-
burg. — Nr. 1565: A. Ch. Swinburne, Atalanta in Calydon. Eine Tragödie.
Deutsch von A. Graf Wickenburg.
Meyers Volksbücher (s. Jp. 1. S. 36; 2, S. 133, 195), Nr. 1289—1310.
Leipzig und Wien, Bibliographiscnes Listitut. (Preis 0,10 M. pro Nr.)
Nr. 1289 — 1290: K. Duden. Orthographischßs Wörterverzeichnis der
deutschen Sprache. Nach den filr Deutschland, Osterreich und die Schweiz
gültigen amüichen Reeeln (geb. in Leinw. 50 Pf.) — Nr. 1291 : Die Reichs-
Gesetze über das Urheber- und Verlagsrecht vom 19. Juni 1901. —
[r. 1292 — 1296, 1297 — 1301: Darwin, Die Entstehung der Arten durch
natürliche Zuchtwahl. Bd. 1. 2. — Nr. 1302—1306: Renan, Das Leben
Jesu. — Nr. 1307—1308: Modernes französisches Novellenbuch. — 1309:
Hal^vy, Eine Heirat aus Liebe. — Nr. 1310: Miksz4th, Des Feldzeug-
meisters Tod und Servus, Vetter Paul!
Reclams Universal-Bibliothek (vgl. Jg. 1, S. 36; 2, S. 195; 3, S. 29),
Nr. 4271—4290. Leipzig, Philipp Rec&mjun. 1902. (Preis 0^20 M. pro Nr.)
Nr. 4271: M. Gorjkij, Der Vagabund und andere Barzahlungen. Aus
d. Russ. von F. Bertnch. — Nr. 4272: G. A. Lortzing, Die Opernprobe.
Komische Oper in einem Aufzug. Hrsg. von G. F. Wittmann. —
Nr. 4273: H. Heiberg. Der Landvogt von Pelworm. — Nr. 4274:
Multatuli (E. D. Dekker), Fürstenschule, Schauspiel Deutsch von
E. Ludwig und D. Troelstra. Bühnenbearbeitung. — Nr. 4275: S. Bauditz,
Schneespuren. Eine Winternovelle. Ans dem Dänischen von C. Küchler.
— Nr. 4276: H. Bandlow. Stratenfegels. Humoristische Geschichten.
Bd. 5. — Nr. 4277: F. Bülow, Geheime Geschichten und rätselhafte
Menschen. Bd. 10. — Nr. 4278—4280, 4281—4263: Ch. H. Spurgeon,
Geistesstrahlen. Tausend ausgewählte Stellen aus seinen Werken, mit
seiner Bewilligung übersetzt von P. Lauterbach. Hälfte 1,2. — Nr. 4284 :
Erläuterungen zu Meister -Werken der deutschen Litteratur. Bd. 12.
Goethes Egmont, von A. Zipper. — Nr. 4285, 4286: Ciaire v. Gl um er,
Frau Domma. Novelle. — Nr. 4287: F. v. Schönthan, Das goldene
Buch. Schauspiel in drei Aufzügen. — Nr. 4288: J. Weil, Das Recht
zu lieben und andere Novellen. — Nr. 4289: F. Hopp, Doktor Fausts
Hauskäppchen oder Die Herberge im Walde. Posse mit Gesang. HrEfg.
Bttohenohso. 137
V. C. F. WHtmanii. — Nr. 4290: A. Ch. Edgren-Leffler, Drei Er-
uUüimgen. Aus dem Sehwedischen übers, v. Lnise Wolf.
DasdeutscheJahrhnndertin Eiozelschriften von A. Berthold, C. Bleibtren,
C. Bosse, U. Dammer, J. Daboc, A. Gottsein, M. Osbom, £. Schäfer,
L. Schmidt, R. Schmitt, P. Wiegler, A. Wilhelmj, Wunschmann, Hrsg. von
George Stockhausen. Bd. 1. 2. Berlin, F. Schneider & Co., 1901. (VIII,
797 u. VIII, 749 S.) 18 M. (S. oben S. 132.)
Dieses bedeutende Sammelwerk zur Geschichte des 19. Jahrhunderts,
enthaltend im ersten Bande die Geschichte der deutschen Dichtung, der
deutschen Kunst, der Philosophie, Wissenschaft und Recht, die politische
Geschichte Deutschlands und die Geschichte der Musik; im zweiten die
Geschichte der deutschen Kriegsmarine, diejenige der Kriegskunst, der
H^Kiene, der Chemie, Physik und der biolorachen Wissenscnaften, kann
Bibliotheken, besonders auch den Schulbibliotheken zur Anschaffung
warm empfohlen werden.
Freu fs ans auswärtige Politik. Unveröffentlichte Dokumente aus dem
Nachlasse des Ministerpräsidenten Otto Frhn. von Manteuffel. Herausgegeben
von Heinrieh von Poschinger. Bd. 1, 1850-1862: 2, 1852—54. Berlin,
Ernst Siegfried Mittler & Sohn 1902. (XIX, 474 u. XIX, 591 S.) 10 u. 12 M.,
geb. 12,50 u. 14,50 M.
Eine für die Kenntnis der politischen Geschichte der Zeit Friedrich
Wilhelm IV. hochwichtige Publikation, welche ein dritter Band noch in
diesem Jahre zum Abschlnfs bringen wird. Neben den Fachgelehrten
dürfte es vielfach die gebildeten Kreise interessieren. Es enthält u. a.
auch zahlreiche Handbillets des Prinzen von Preulsen, nachmaligen Kaisers
Wilhelm I.
Die Erhebung Italiens im neunzehnten Jahrhundert. Cavour.
Von Fnmz Xaver Kraus. Mit einem Lichtdrnckbild und 65 Abbildungen.
Mainz, Franz Kirchheim, 1902. (100 S.) Geb. 4 M.
Das Buch gehört zu der vorzUglich ausgestatteten Weltgeschichte in
Charakterbildern (s. oben S. 30), die von iSännem der Wissenschaft des
katholischen Deutschlands ausgeht, daher auch insbesondere den katho-
lischen Lesern unserer Bildungsbibliotheken wiederholt in Erinnerung
gebracht sehi möge.
Moltke in seinen Briefen. Mit einem Lebens- und Charakterbilde des Ver-
ewigten. Zwei Teile in einem Bande. Mit Bildnissen, Abbildungen, Karten-
skizze und Stammbaum. Berlin, Ernst Siegfried Mittler & Bolm, 1002.
(VI, 277 S.) 6 M., geb. 6 M.
In dieser billigen Volksausgabe der Moltkeschen Briefe, auf die wir
gern aufmerksam machen, sind vor allem diejenigen Briefe zum Abdruck
gebracht, die von den Anschauungen, dem Gemtltsleben und den Charakter-
eigensehaften des grofsen Strategen Zeugnis ablegen.
Ludwig Anzengruber von Sigismund Friedmann. Leipzig, Hermann
Seemann Nachfolger 1902. (199 8.) 5 M., geb. 6,50 M.
Der bekannte österreichische Dramatiker und Erzähler, einer der volks-
tümlichsten Dichter der Gegenwart hat in Sigismund Friedmann, Professor
der deutschen Sprache und Litteratnr in Mailand, einen vortrefflichen
Biographen gefunden.
Johann Sebastian Bach. Ein Lebensbild von Hermann Barth. Mit
elf Bildern. Berlin, Alfred Schall (1902). (383 S.) 3,50 M., geb. 4,50 M.
Das hübsch ausgestattete, prächtige Buch will kurz und knapp, freimdlich
und leicht dem L^ser den Mann nahe bringen, dessen EiDflufs und Grölse
erst in neuerer Zeit immer mehr erkannt und gewürdigt worden ist. Dem
Verfasser ist seine Aufgabe durchaus gelangen.
Segen und Trost. Reden aus dem Amte von Fmil Frommel. Hrsg.
von Otto H. Frommel. Beriin, Ernst Siegfried Mittler & Sohn, 1902. (XII,
306 S.) 8,75 M., geb. 4,75 M.
Der Band gehört zu dem bereits wiederholt (Jg. 2, S. 62, 1 63) erwähnten
Frommel -G^enkwerk, welches in jeder deutschen Volks- tmd Haus-
Uräotfaek eineii Fiats verdient
138 BUchersohau.
J. P. EckermaDD, Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines
Lebens. Hrsg. von Adolf Bartels. Bd. 1. 2. Leipzig, Eugen Diederichs,
1902. (XXIV 490 u. 568 S.) 6 Mk., geb. 7,50 M.
Eine Volksbibliothek, Bücher- und Lesehalle, die Eckennanns be-
rühmtes Werk noch nicht besitzt, sollte sich die Gelegenheit, es in dieser
gut ausgestatteten und verhältnismäfsig billigen Ausgabe zu erwerben
nicht entgehen lassen.
Goethes Lebenskunst von Wilhelm Bode. Drittesund viertes Tausend.
2. Auflage Berlin, Ernst Siegfried Mittler & Sohn, 1902. (VI, 267 S.)
2,50 M., geb. 3,50 M.
Auf dieses mit Recht überall fretmdlich aufgenommene Buch haben
wir bereits bei seinem Erscheinen hingewiesen. Die zweite Auflage ist
um einige neue Perlen aus Goethes Schatz vermehrt und mit einem
Goethebudnis nach Schwerdtgeburth geschmückt worden.
Christian Grabbe von Rudolf von GottschalL (Dichter -Biographien,
Bd. 7). Leipzig, Philipp Rcclam jun. 0,20 M., in Leinen ^eb. 0,60 M.
Die in der Reclamschen Universal - Bibliothek erschemenden Dichter-
Biographien liefern für billiges Geld durchaus Gediegenes, obiges Lebens-
bild des Dichters Grabbe gehört mit zu den besten der Sammlung.
Nikolaus Lenau. Zur Jatirhundertfeier seiner Geburt. Von Eduard
Castle. Mit neun Bildnissen und einer Schriftprobe. Leipzig, Max Hessens
Verlag, 1902. (VIU, 120 S.) 1,50 M.
Auf Grund eigener Vorarbeiten und mit Berücksichtigung der zahl-
reichen Verüffentlichungen der letzten Jahre über den Dichter legt der
Herausgeber von Lenaus Werken in Max Hesses neuen Leipziger Klassiker-
Ausgaben eine gedrängte Darstellung von dem Lebensgang und der schrift-
stellerischen Entwickelung des Dichters vor, die wegen ihres billigen Preises
auch von den woniger bemittelten Volksbibliotheken erworben werden sollte.
Lenau als Naturdichter. Li tterar.-historische Abhandlung dem Andenken
Lenaus zu seinem 100. Geburtstage, 13. August 1892, gewidmet von
Theodor Gesky. Leipzig, 0. Gracklauer (Richard Groloacker), 1902.
(58 S.) 1,50 M.
Ursprünglich als Sohulprogramm erschienen, nunmehr noch weiter aus-
geführt und mit Zusätzen versehen; fesselnd geschrieben und reich an
Zitaten aus Lenaus Dichtimgen.
Lenaus Frauengestalten. Von Adolf Wilhelm Ernst. Stuttgart, Carl
Krabbe, 1902. (VI, 410 S.) 6 M., geb. 6 M.
Zum ersten Mal wird hier das Liebesleben Lenaus auf Grund langjähriger
Quellenstudien in einem umfassenden Bilde dargestellt Eine vornehme
Ausstattung entspricht dem gediegenen Inhalte.
Eduard Mörike. Sein Leben und Dichten, dargestellt von Harry M ay n c.
Mit Mürikes Bildnis. Stuttgart und Berlin, J. G. Cotta'sche BucnhancUung
Nachfolger. (VIII, 415 S.) 6,50 M., geb. 7,50 M.
Von dem 1875 verstorbenen schwäbischen Dichter fehlte bisher, von
wertvollen Spezialarbeiten wie Rudolf Krauls, Eduard Mörike als Ge-
le^enheitsdichter (1894) und anderen abgesehen, eine zusammenfassende
Biographie. Maync hat sich der mühevollen Aufgabe, Mürikes Leben
und Schaffen zu schildern mit vorzüglichem Erfolge unterzogen und die
Verlagsbuchhandlung sein Werk gut ausgestattet.
William Shakespeare als Charakterdichter zur Anregung edlen Kunst-
sinnes dargestellt von Hermann Opitz. Dresden, 0. V. Böhmert, 19o2. (74 S.)
1,50 M.
Das Schriftchen will Shakespeare nicht reproduzieren, sondern durch
Einfuhrung in seine Dramen (zunächst Hamlet, Lear und Othello) und
Hinweis auf das Schöne in ihnen reizen, den grofsen Dichter zu lesen.
Leo N. Tolstoj, Sämmtlicho Werke. Mit Genehmigung des Verfassers
herausgegeben von Raphacl Löwenfeld. In 3 Sencn. Leipzig, Engen
Diederichs. In Lieferungen a 0,50 M. und in Einzelbänden.
Eine Gesamtausgabe dieses gegenwärtig wohl geltoensten Schriftsteilers
der gebildeten Welt fehlte bis jetzt. In Ruishind selbst ist sie bekannt-
Bttohenchau. 139
lieh eine Unmöglichkeit. Der yorliegenden deutschen Uebersetzun^-
Aosgabe liegen die Originale Tolstois zn Grande. Sie wird in 3 Sencn
erscheinen, oeren erste die sozial -ethischen, die zweite die theologischen
Schriften, die dritte die dichterischen Werke enthalten soll. Von der
ersten Serie liegen in Einzelbänden z. Z. vor: Bd. 1. Meine Beichte (1,50,
geb. 2 M.), 2. Mein Glaube (2,50, geb. 3,50 M.), 3. Was sollen wir thun?
(2,50, ffeb. 3,50 M.); von der dritten Serie, den dichterischen Schriften:
Bd. 3. Der Morgen des Gntsherra (2, geb. 3 M.), 4. Die Kosaken (2, geb.
3 M.), 5. Sewastopol (2, geb. 3 M.), 6. Eheglück (2, geb. 3 M.). Die Aus-
stattCing der Bände ist durchweg eine vorzügliche, der Preis ein mäfsiger
zu nennen. Stadtbibliotheken sowie grüfsere Bücher- nnd Lesehallen
seien auf die den vollständigen und zuverlässigen Text bietende Samm-
lung besonders aufmerksam gemacht.
Die Unterhaltungslitteratur der alten Aegypter. Von Alfred
Wiedemann. Leipzig, J. C. Hmrichs, 1902. (32 S.) ü,f;0 M.
Bildet das 4. lieft des 3. Jahrganges von: Der alte Orient. Gemein-
verständliche Darstellungen herausgegeben von der Vorderasiatischen
Gesellschaft^ auf die bereits oben S. 31 hingewiesen wurde.
Realistische Chrestomathie aus der Litteratur des klassischen Altertums
von Max C. P.Schmidt, Gymnasialprofessor in Berlin. In 3 Buchen.
Leipzig, Dürr, 1900—1901. (VIII, 128 S., 56 Fig.; VI, 170 S., 5 Fig.; XI,
235 S., 26 Fig.) Pr. 2,40 M., 3 M., 4,20 M.
Ais Pnolikum dieser, griechische Texte in Auswahl enthaltenden
Chrestomathie denkt sich der Verfasser anfser Lehrern, Studierenden und
Gymnasiasten Gebildete, die ein Gymnasium besucht und den Humanismus
lieb gewonnen haben. Die wertvollen Einleitungen zn den einzelnen
Abschnitten sind von allgemeinstem Interesse. Nach der Meinung des
Verfassers mülste jede Lehrerbibliothek mindestens ein, jede Schüler-
bibliothek mindestens zehn Exemplare der Chrestomathie besitzen.
Blätter für Volksgesnndheitspflege. Gemeinverständliche Zeitschrift.
Organ des Deutschen Vereins für Volkshygiene. Herausgeber Dr. Budiker,
Graf Donglas, Dr. v. Leyden, Dr. Rubner. Schriftleitung Dr. K. Beerwald,
Dr. G. Kautz, Dr. Spitta. Jg. 2, Hft. Iff. München nnd Berlin, R. Olden-
burg, 1902. 4JB0 M.
Bei der Wichtigkeit der Hygiene für das Gemeinwohl gehört diese
Zeitschrift in jede üffentliche Bibliothek. Sie bringt eine Fülle von Rat-
sehläeen und Belehraogen auf hygienischen Gebiete fdr jedermann.
Die Elektrizität und ihre Technik von W. Beck. Mit einem Anhang:
Das Wesen der Elektrizität und des Magnetismus. Von J. G. Vogt. Leipzig,
E. Wiest, Nachfolger. (XIV, 760 u. 134 S.) 5,50 M.
Wir haben bereits früher (Jg. 2, S. 164) Gelegenheit genommen, auf
dieses für die breiten Massen des Volkes berechnete, damals im Erscheinen
begriffene nützliche Werk hinzuweisen. Jetzt liegt es vollendet vor und
wird hoffentlich in recht zahlreichen Bildungsbibliotheken Eingang finden.
Paul Schaltze-Nanmburg, Kulturarbeiten. Band 1 : Hausbau. München,
D. W. Callwey (VI, 127 S.) 3 M., geb. 4 M.
Unter dem Gesamttitel „Kulturarbeiten*' soll im Kunstwart -Verlag eine
Serie von Büchern erscheinen, die es sich zur Aufgabe macht „an die
Tradition d. h. die direkt fortgepflanzte Arbeitsüberlieferung wieder an-
zuknüpfen und der Verheerung auf allen Gebieten sichtbarer Kultur
entgegenzuarbeiten.'' Die Kultur des Sichtbaren umfafst nach diesem
Plane nicht idlein Häuser und Denkmale, Brücken und Strafsen, sondern
auch Kleider und gesellige Formen, Forste und Viehzucht, Maschinen und
Landesverteidigung. Der ideale Zweck verdient allseitige Unterstützung.
Skizzen für Wohn- und Landhäuser, Villen etc. Hauptsächlich
Holzaxchitektnren. Hrsg. von Jacq. Gros. 2. Serie, 60 Tafeln, Lfrg. Iff.
Ravensburg, Otto Maier. Vollstänig in 1 u Lieferungen A 2 M.
Diese Skizzen bieten Bantypen, die sich von den üblichen monotonen
MietslüUisern abheben und malerische Effekte bei selbst einfachen Gebäuden
hdrrozrnfdn.
140 Bttchenchsu.
Die Praxis des Reisebuchhandels dargestellt und durch zahlreiche
Formulare erläutert von Emil Thomas. 2. Aufl. Leipzig, Walther Fiedler,
1901. (79 S.) Geb. 3,50 M.
Will das Verständois für das Wesen des Reisebuchhandels in weitere
Kreise tragen.
Der Beruf und die Stellung der Frau. Ein Buch für Männer und
Frauen, Verheiratete und Ledige, alt und jung von Johannes Hüll er.
Leipzig, Verlag der Grünen Blätter, 1902. (160 S.) 2 M.
Keine Partei- oder Agitationsschrift, sondern eine unvoreingenommene
Untersuchung der Bestimmung der Frau, wie sie sich aus der Natur ergiebt,
zart und edel geschrieben. — r—
C. Schöne Lritteratur.
Achleitner, Arthur, Leute vom Flügelrad. Roman. Leipzig,
Hermann Seemann Nachf., 1901. (238 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Mitten in den beschwerlichen Eisenbahndienst auf einer scharf auf-
steigenden Alpenbahn stellt der fesselnde Roman zwei Helden der Pflicht,
einen Maschinisten und einen Zugschaffner, und daneben einen leichtfertigen
Adjunkten, der, durch Fügungen des Schicksals gebessert, im Berufe ver-
unglückt. Das interne Berufsleben der Eisenbahner aller Dienstgrade, das
sich den Beobachtungen der Reisenden meistens entzieht, wird nach seiner
heiteren und tiefernsten Seite beleuchtet und damit die Geschichte zweier
Liebenden verknüpft, die einen tragischen Ausgang nimmt. Der Roman ge-
hört nicht zu den besten Leistungen des Verfassers, verdient aber gelesen
zu werden. Bb.
Allerhand. Von dem Verf. von „Blicke in Herz und Welt*,
„Schild und Pfeil", „Hin und zurück*. Halle a. 8. u. Bremen, C. Ed.
Müller, 1902. (246 S. gr. 8.). 2,70 M., geb. 3,50 M.
Das Buch ist in der Manier Otto Funckes geschrieben. Es sammelt
eine Reihe von Beobachtungen aus dem Leben und Bibelstellen unter einem
Oberbegriff und zieht daraus als Quintessenz religiöse Wahrheiten. Die Dar-
stellung ist durchweg frisch, aber nicht ohne Bedenken, wo sie sich in eine
ledij^lich vom religiösen Standpunkt aus diktierte Polemik gegen den Dar-
winismus einläfst. Für evangelische Leser. Bb.
Coudenhove, Paula Gräfin, Johannes der Täufer. Köln, J. P.
Bachern. (96 8. kl. 8.). Geb. mit Goldschnitt 2 M.
Das hübsche Büchlein umschliefst eine stille, beschauliche Welt reli-
giöser Mystik und wirkt in dem Wohlklang seiner Verse und durch die innige
Glaubens wärme und schwärmerische Hcilandsliebe wie ein geistliches Lied
groisen Stils. Johannes ist hier nicht die leicht erregbare Natur, sein Leben
Üielst ziemlich ebenmälsig dahin, ohne sonderliche Steigerung der Leiden-
schaft, ohne nennenswerte Verschärfung der Konflikte. Die Verschmelzung
der biblischen Ueberlieferung mit den Aufzeichnungen der visionären Heiligen
von Dülmen, auf die sich die Verfasserin des öfteren beruft, kann dem
Charakterbilde des Johannes nur schaden. Ein Johannes, der von Kind auf
das Kreuz verehrt, ist historisch unmöglich. Bb.
Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek. Eine Answahl
der besten modernen Romane aller Völker (s. Jg. 2, S. 133). Stuttgart,
J. Engelhorn. Preis ä Bd. 50 Pf, in Leinwand geb. 75 Pf.
Auf diese Sammlung, von der alle vierzehn Tage ein Band erscheint,
weisen wir wiederholt empfehlend hin. Aus dem 17. Jahrgang 1901 erwähnen
wir noch Hanns von Zobeltitz, Die Tante aus Sparta. Roman aus einer
BüU^ierachaa. 141
Ueinen Reddenz und Ossip Sohnbin, Im gewohnten Geleis. 2 Bde. Von
dem im Endieinen begriffenen 18. Jahrgang liegen uns als 9. n. 10. Bd. vor
Alexander Baron von Roberts, Schwiegertöchter. 2 Bde. — r—
„Es war einmal^. Eine Sammlung der schönsten Volks- und
Kindermftrchen nach Gebrüder Grimm und anderen. Mit 6 feinen
Aquarellen yon W. Zweigle und zahlreichen farbigen und schwarzen
Textillustrationen. Efslingen und München, J. F. Schreiber. (IV, 79 S. 4.).
Geb. 3 M.
Ein prächtig ausgestattetes Buch, welches in glücklicher Auswahl die
schönsten aentsohen Märchen, durch künstlerisch schöne Bilder illustriert,
unserer Jugend darbietet. Allen Jugendbibliotheken warm empfohlen. — r —
Frenssen, Gustav, Die Sandgräfin. Roman. 2. Auflage. Berlin,
G. Grotesche Verlagsbuchhandlung, 1901. (416 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Verfasser, ein holsteinischer Geistlicher, hatte seine nicht gewöhnliche
Begabung als Romanschriftsteller bereits in seinem , jetzt in 2. Auflage vor-
liegenden Erstlingswerke, „der Sandgräfin', bekundet; in noch weit höherem
M&e kommt freilich sein Talent in den darauf folgenden „Drei Getreuen''
(▼gt Jg- 2, S. 102) und namentlich in dem kürzlich erschienenen dritten
Roman „Jören Uhl*' zur reichen Entfaltung. H. J.
Friedlaender-Werther, Emma, Humoresken und Novellen.
Dresden und Leipzig, E. Piersons Verlag, 1900. (308 S. 8.). 3 M.
Die Verfasserin bietet zunächst 4 Humoresken drastisch -komischen
Inhalts, die eine erheiternde Wirkung auf den Leser auszuüben nicht verfehlen
werden. Die folgenden 3 Novellen sind ernster Natur und behandeln das
alte Motiv: Klage um verlorenes Glück, mit und ohne eigene Schuld ver-
loren. Für Stodtbibliotheken. Schw.
Hansjakob, Heinrich, Aus kranken Tagen. Erinnerungen. 3. neu
dorcbges. Anfl. Mit einer Ansicht von Illenau. Heidelberg, Georg
Weilß, 1901. (297 8. 8.). 3,60 M., geb. 4,40 M.
Hansjakob ist durch und durch ein Original. Mit seltenem Freimut
und ehrlicher Offenheit asLgt er ohne Scheu nach ooen und unten seine Meinung.
„Reaktionär'^ ist er inso^m. als er fort und fort nachweist, wie mit dem
Fimifs einer verfeinerten Kultur unserer Tage seinen von ihm überaus ge-
llebten bäuerlichen Landsleuten das wahre LebensglUck hinschwindet. Nicht
blind gegen eigene Schwächen, tolerant gegen Andersdenkende, mag er oft-
mals zum Widerspruch herausfordern, doch jeder ehrliche, nachdenkende Leser
wird in seinen Schriften reiche Goldkörner finden. „Aus kranken Tagen"
dürfte deshalb noch von ganz besonderem Interesse sein, als der Verf. uns
darin seinen wejgen eines Nervenleidens frciwiUig gewählten, vierteljährlichen
Aufenthalt in der badischen Heilanstalt Illenau in Form eines l'agebuches
erzählt U. J.
Herbert, M. [Therese Keiter], Alessandro Botticelli, Ein Künstler-
Leben. Köln a.R., J. P. Bachem. 0. J. (162 S. 8.). 1,80 M., geb. 3 M.
Dem frauenhaft weichen, schönheitträumenden Renaissance -Maler wäre
?ielleicht ein Mann schwerer gerecht geworden, als die Verfasserin des vor-
Usffenden Buches. Eigentliche historische Wirklichkeit will sie allerdings
ni<mt geben; sie führt uns in eine im guten Sinne idealisierte Welt, in der
uns die hanptsächlidien Züge der itaüenischeu Renaissancezeit entgegentreten.
Die Sprache und Darstellungsform ist eine ungewöhnlich schöne, klare und
Ukgemessene. G. K.
142 Büchersohan.
Heyse, Paul, Romane und Novellen. Wohlfeile Aasgabe.
Stuttgart, J. G. Colta'sche Buchhandlung Nachfolger. In Lieferungen
a 0,40 M.
Paul Heysc besitzt längst den Rang eines Klassikers unter den deutschen
Erzählern und bedarf keiner Empfehlung mehr. Wohl aber möge auf diese
günstige Gelegenheit hingewiesen sein, seine Schriften in gutem Druck auf
billige Weise zu enverben. Die erste Serie der Sammlung wird in 48 Liefe-
rungen die Romane (Kinder der Welt, Im Paradiese, Der Roman der Stifts-
dame, Merlin, Ueber allen Gipfeln) enthalten, eine zweite in 60 Lieferungen
die Novellen des Dichters bringen. — r —
Hoffmann, Hans, Brigitta von Wisby. Eine Erzählung aus dem
14. Jahrhundert. 2. durchgesehene Auflage. Leipzig, Verlag von B.
Elischcr Nachfolger. (163 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Eine Anzahl von Iloffmanns Schriften haben bereits Aufnahme in den
Volksbibliotheken gefunden. Auch dieses schon ältere Werk, das aus der
Zeit erzählt, da König Waldemar Atterdag von Dänemark auf einem £r-
oberungsznge die Insel Gotland überfiel und die Hauptstadt Wisby zerstörte,
eignet sich nach Form und Inhalt sehr gut zur Aufnahme in dieselben.
Schw.
Huch, Friedrich, Peter Michel. -Ein Roman. Hamburg, Alfred
Janssen, 1901. (354 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Der wie ich glaube noch jugendliche Dichter ist ein vielversprechendes
Talent. Ihm ist echter Humor eigen, ein etwas schwermütiger aber herzlicher
Humor, der au Raabe erinnert. Von äufserer Spanuung ist in dem Roman
wenig zu finden; alles, was da passiert ist alltäglich und gewöhnlich und
doch wieder so wunderlich, wie das ganze Leben eben dem Humoristen er-
scheint. Das Thema der Dichtung ist der Lebenslauf eines Dorfschuhmacher-
sohnes von dem ärmlichen Elternhaus an durch die Gymnasial- und Cnl-
versitätszeit bis zur Stellung eines Gymnasiallehrers und Ehemannes. Als
wunderlich könnte man auch den Charakter des Helden bezeichnen, wenn
nicht dieses Gemisch von passiver Träumerei, Willensstärke, Mut, Hochherzig-
keit, Blödigkeit und Eckigkeit gerade dem Deutschen so verständlich wäre,
und wenn nicht überdies die verschiedenartigen Züge mit so grofser dichterischer
Kunst zu einer wirklich persönlichen Einheitlicnkeit zusammengeschmolzen
wären. Wahr und greifbar sind auch die vielen Nebenpersonen des Romans
gezeichnet. Empfehlenswert. G. K.
Jacobs, W. W., Seemannshumor. Geschichten und Schwanke von
der Wasserkante. 1. Sammlung. Stuttgart, Robert Lutz. (337 8. 8.).
2,50 M., geb. 3,50 M.
Die Verlagsbuchhandlung, die in der Veröffentlichung von Russeis
Seeromanen (s. u. S. 145) einen guten Griff gethan hat, lälst jetzt imter dem
zusammenfassenden Titel Aegir- Serie Romane, Erzählungen und Schilderungen
erscheinen, welche ebenfalls das Meer, dessen Inselwelt oder Küstenland zum
Schauplatz der Begebenheiten haben. Seemannshumor, welcher den Anfang
in der Reihe bildet, wird in unseren Volksbibliotheken gewüs allerseits ver-
gnügte Leser finden. — r —
Kiene, Adolf, Tante Brigitte. Humoristischer Roman. 2 Teile
in 1 Bande. Berlin, Otto Janke. (182 u. 208 S. 8.). 5 M.
Das sind drastische, echt typische Gestalten, diese behäbigen han-
noverschen Gutsbesitzer, Domainenbeamten und kleinstädtischen SpieCsbürger!
Die Handlung, so einfach und natürlich sie ist, fesselt doch ohne weiteres,
nicht zum wenigsten durch den gesunden Humor der ganzen Darstellung.
Eine wenig aufregende, desto mehr aber erheiternde Lektüre! H. J.
BticherschaiL 143
Leixner, Otto v., Ausgewählte poetische Werke. 1. Bd. Ge-
dichte. 2. Aufl. (135 S. 8). 2. Bd. Dämmerungen. Eine Dichtung.
2. verb. Aufl. (111 S. 8.). 3. Bd. Erträumte Liebe. Ein lyrischer Roman
in vier Büchern. (115 8. 8.). Berlin, Otto Janke, 1902. 6 M.
Auch unter denjenigen, die Lefxner als erzählenden Dichter und als
reflektierenden Schriftsteller hochschätzen, werden viele sein, die bei der
Lektüre seiner „poetischen Werke" nicht recht warm werden können. Die
Lyrik ist doch sehr farblos und gedankenblafs , die Sprache nnd die Verse
glatt, ohne rechte Kraft imd Sinnfälligkeit. Am wenigsten durften die Leser
Yon Volksbibliotheken bei den Dichtungen auf ihre Kosten kommen. G. K.
Leixner, Otto v., „Also sprach Zarathustras Sohn . ." Aus der
Geistesgeschichte eines Modernen. Berlin, 0. Janke, 1898. (222 S.
8.). 3 M.
Für grölsere Volksbibliotheken, die auch Nietzsche - Leser zu ihren
Kunden zählen, kann die Anschaffung dieses Romans sehr empfohlen werden.
Die Hauptsache ist dem Verfasser die Vermittelung einer Weltanschauung,
die ihm selbst eigen ist und die er auch sonst schon dichterisch vertreten hat.
G. K.
Lenk, Margarete, Die Bettelsänger. Eine Erzählung für die
Jugend. Zwickau i. S., Johannes Herrmann. (210 S. 8.). Geb. 2 M.
Ein Prospekt von 80 Seiten feiert auf Grund zahlreicher Besprechungen
Frau Pastor Lenk als „Dichterin von Gottes Gnaden*", als „Meisterin der Er-
sählnngskunst* u. s. w. Das will viel sagen ; aber die vorliegende Jugend-
Schrift erbringt nicht den Beweis. Die Erzählung bewegt sich in den aus-
getretenen Geleisen der Franz Huffmann und Gustav Nieritz. Ein fahrender
Sänger im Knabenalter ist ein Ausbund von Bravheit und findet nach mancherlei
romantischen Lebensführungen seine inzwischen gebesserte Schwester wieder.
Die Kinder empfinden wie erwachsene Menschen, reden altklug nnd schreiben
Briefe mit moralischen Nutzanwendungen. Bb.
Lie, Jonas, Böse Mächte. Roman. Einzig berechtigte Ueber-
setznng ans dem Norwegischen von Mathilde Mann. München, Albert
Langen, 1901. (202 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Der Roman entwickelt auf dem vortrefflich geschilderten Hintergrund
der nordischen Kleinstadt die seelischen Kämpfe und Leiden kräftiger, z. T.
schroffer Gestalten. Die Lektüre des Buches ist lohnend. G. K.
Lie, Bemt, Zauber. Novelle. Einzig berechtigte Uebersetzung
aus dem Norwegischen von Cläre Mjöen. München, Alb. Langen, 1901.
(175 8. 8.). 1,50 M., geb. 2,50 M.
Die Dichtung mag künstlerisch nicht wertlos sein, für Leser von Volks-
bibliotheken ist sie aber doch wenig geeignet, sowonl wegen der Fremd-
artigkeit der Scenerien, als auch — und zwar noch mehr — wegen der Ver-
stiegenheit nnd Seltsamkeit der Charaktere nnd des ganzen Novellenthemas.
G. K.
Lingen, Ernst, In den Ardennen und andere Novellen. Münster i.W.,
Verlag der Alphonsus- Buchhandlung, 1901. (349 8. 8.). 3M., geb. 4 M.
Drei inhaltlich völlig verschiedene Erzählungen mit geschichtlichem
Hintergründe: die erste spielt in Brüssel und in den Ardennen während des
Krieges 1870/71, die zweite ist einer alten Chronik nacherzählt, und die dritte
f&hrt in das Leben des englischen Hofes während der Regentschaft des Prinzen,
späteren Königs Georg IVT Die Verfasserin (Elise Schüling) hat ein hübsches,
wenn auch nicht bedeutendes Erzählertalent, besonders gut gelingen ihr die
weiblichen Charaktere. Für Volksbibliotheken kann der gut ausgestattete
Band empfohlen werden. Bb.
144 BGchenchia.
Lin gg, Hermann, Schlur8rh}i;hmen und neneste Gedichte. Statt-
gart, J. G. Cottasche Buchhandl. Nachf., 1901. (VIU u. 271 8. 8.).
Eleg. geb. 4 M.
„Mein letztes Buch, und damit abgeschlossen, und damit fertig auch
das Buch des Lebens." Es ist der AbscniedsgroTs des greisen Dichters an
seine vielen Freunde, ein sich versenkendes Rttckwärtsschanen in ein Leben
des Strebens und Sehnens und ein tröstender Ausblick in das neue Jahr-
hundert. Echte Empfindung offenbaren besonders die Bodenseelieder and die
Rückblicke, worunter die beiden Perlen „Der Lebensmüde'' and „Im Acht-
zigsten". Den Bibliotheken, die bereits Lüiggs Werke besitsen, sei dieser
Schlufsband dringend empfohlen. Bb.
Lohmeyer, Julias, Wir leben noch and anderes. Stuttgart,
Adolf Bonz & Comp., 1901. (250 S. 8.). 2,40 M., geb. 3,60 M.
Jung sind wir, jung waren wir, iung bleiben wir, zur ewigen Jugend
wandeln wir. Dieses in der Titelnovelle angezogene Motiv beherrscht die
fünf Erzählungen in ihrem zur Tragik neidenden Stimmungsgehalt. Aas
Schwäche, Verirrung, Verbitternne, Verzweiflung und Weltflucht führt den
zagenden Menschen die verlangende und entsagende Liebe zur Harmonie and
zur Freude am Leben. Alles ist leidenschaftslos und mit sicherer, vornehmer
Ruhe erzählt. Für reifere Leser. Bb.
Meyer-Förster, Wilhelm, Heidenstamm. Roman. Stattgart a.
Leipzig, Dtsch. Verlags -Anstalt, 1901. (332 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Die Schilderung ist ungekünstelt, frisch and fesselnd. Der Schaaplatz
der Erzählung ist zum gröfsten Teil Hannover und die Königliche Reitschule;
die Zeit der Handlung jene Spiel- und Wucheraffaire, die vor einigen Jahren
so viel Staub aufwirbelte. Die oft recht bedenklichen Verbältnisse und
Charaktere werden von dem Verfasser mit scharfer Beobachtungsnibe, aber
auch mit warmer menschlicher Teilnahme vor Augen gettthrt; das Bach mag
deshalb wohl den Eindruck eines recht düsterfarbigen Sumpfs von Leichtsinn,
Eitelkeit und Genulssucht hinterlassen, aber doch eines solchen, über dem an
manchen Stellen der Sonnenschein menschlicher Tüchtigkeit und Hochherzig-
keit aufblitzt. G. K.
Pfalz, Prof. Dr. Franz, Ein Knabenleben vor sechzig Jahren.
Pädagogische Betrachtung eigener Erlebnisse. Leipzig, Richard Wöpke,
1901. (VIII n. 146 S. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Der Verfasser hat sein Buch für Lehrer, die reifere Jugend und be-
sonders für Eltern bestimmt, denen die Erziehung ihrer Knaben heiliger Ernst
ist. Aber der Charakter seines i unendlichen Icnhelden ist zu wenig inter-
essant, seine Umgebung zu alltäglich und die Darstellung nicht kraftvoll und
tiefgründig genug, um auf die Dauer zu fesseln. Da stehen Polacks Brosamen
doch litterarisch bedeutend höher. Bb.
Roberts, Alexander Baron von, Um den Namen. Roman. Leipzig,
Philipp Reclam jun. (239 S. 16.). 0,40 M., geb. 0,80 M.
Der freiherrliche Name eines erlöschenden Grafengeschlechts ist der
Fetisch, dem der Adoptivsohn, durch allerlei Rücksichten bestimmt, seinen
ehrlichen bürgerlichen Familiennamen und die Achtung vor sich selbst opfert
Das Motiv ist spannend und mit Geschick durchgeführt. Empfehlenswert Bb.
Rosegger, Peter, Sonnenschein. Leipzig, L. Staackmann, 1903
(VII, 460 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
„Die Grundstimmung dieser Abbilder des Lebens — so ohankteritiert
der Dichter selbst sein Werk — ist eine sonnig frohe, eine herzmatige and
vertrauende, dazu bestimmt, unsere Freude an der Welt nnd den Henachen
zu erhöhen und nach erschütternden Ereignissen unser erschrecktes Gemfit
Bttehenchsn. 1^5
wieder sa ▼ersölineiL" Der Sonnenschein, den der Dichter frohgemuten Herzens
ils Ansfluis der Harmonie mit der Gottheit erwecken will, wird, dessen sind
wir gewüQs, in onseren Volksbibliotheken überall ein zahlreiches, dankbares
Lesepublikum erwärmen. — r —
Russell, Clark, Die kleine Lola. Ins Dentsche fibertragen von
H. y. N. ni. Band von Russells Seeromane. Stuttgart, Robert Lutz,
1899. (331 8. 8.). Brosch. 2,50 M , geb. 3,50 M.
Der vorliegende Band von Russells Seeromanen schliefst sich den früher
angezeigten (s. Järg. 2^ S. 70) nach Inhalt und Form gleich würdig an. Jeder
Leser, oesonders natürlich die Jugend, mnfs an der spannenden, romantischen
Erzählung Interesse und Freude finden. Weitere Bände der Sammlung sind :
Jacks Brautwerbung; Seemannslieb; Steuermann Holdworth. U. J.
Stein, Armin (H. Nietschmann), Elisabet, Knrfürstin von Branden-
burg. Historische Erzählung. Halle a. S., J. Frickes Verlag (J. Nithack-
Stahn), 1902. (228 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Ein fesselndes Bild der äulseren und inneren Kämpfe der ersten Hohen-
zollemfUrstin , die sich zu Luthers Lehre bekannte, bietet hier der bekannte
Erzähler in seiner das grüfsere Publikum so ansprechenden novellistischen
Art Allen Volksbibliotheken empfohlen. — r —
Storck, Karl, Am Walensee. Roman. 3 Bände. Berlin, Otto
Janke, 1902. (170, 158, 214 S. 8.). 10 M.
Die bunte Gesellschaft von Sommerfrischlern und Eingeborenen ist
unterhaltend geschilderte wenn auch z. T. etwas leichthin charakterisiert. Die
Haup^rson der Erzählung ist ein junger dörflicher Schulmeister, in dem
ein musikalisches und poetisches Genie a la Wagner zu schlummern scheint.
Ein mehr kritisch als dichterisch veranlagter Berliner Doktor und Redakteur
durchschaut ihn bald und hebt ihn durch seine Freundschaft und durch die
Vermittelung einer weiter horizontierten Weltaufifassung. Die künstlerische
Entwickclung des Dorfgenies wird dann weiter gefördert durch die glücklich-
nnglfleküche Liebe zn einer gefeierten Sängerin. Der Doktor tlihrt inzwischen
die frische Wirtstochter als Ehegemahlin heim, und auch sonst kommen noch
derartige Vereinigungen unter den vergnügten Sommerfrischlern am Walensee
zu Stuide. G. K.
Thoresen, Magdalene, Gesammelte Erzählungen. Frei nach
dem Norwegischen von Oskar Häring. 3. Auflage. (Auswahl.) Berlin,
Verlag von 0. Häring. (640 S. 8.) 5 M., geb. 6 M.
Diese Erzählungen können für Volksbibliotheken überhaupt empfohlen
werden, da sowohl die Zeichnung der Grol'sartigkeit der nordischen Natur,
lüs auch die der Charaktere einen gewinnenden Reiz ausübt. In der Neuzeit
interessiert man sich ja noch mehr wie früher für diese Gegenden. Zudem
wird der Leser nicht mit modernen Problemen geouält; er findet vielmehr
nnr das, was immer die Menschenbrnst bewegte, — das alte Lied — in neuer,
einlacher Form. Schw.
Vierordt, Heinrich, Gemmen und Pasten. Tagebuchblätter aus
Italien. Heidelberg, Carl Winter, 1902. (VHI, 150 S. 8.). 2M., geb. 3M.
Mit überraschender Nuancier ungs - und Gestaltungskraft sind in dem
kleinen Buche die Ehidrücke verkörpert, wie sie der Wanderer überall in
Italien an den Stadt- und Landstrafsen aufnunmt. Für die gebildeteren Leser
grO&erer Volksbüchereien empfehlenswert G. R.
Vogel, Hertha, Am Wege des Lebens. Dresden und Leipzig,
E. Pfersons Verlag, 1900. (VII u. 147 S.). Brosch. 2,50 M., geb. 3,50 M.
Diese Lieder, unter denen sich viel gute finden, können mit manchem
gehaltvollen Gedicht, das unsere Litteratur aufzuweisen hat, gar wohl in die
146 Bücheracluio.
Schranken treten. Ein breiter Raum ist der Liebe angewiesene doch nirgends
anstüfsig. Bedenken gegen eine Empfehlung für Yolksbibhotheken ^ehen
uns nicht bei. T.
Weitbrecht, Richard, Der Einsiedler vom Scharfenbach. Eine
Geschiclite aus dem Zillerthal. Stuttgart, Max Kielmann, 1900. (91 S.
12.). 0,80 M.
Eine fiir jede evangelische Volksbibliothek vorzüglich geei^ete Er-
zähhmg Über die Auswanderung der protestantischen Zillerthaler im Jahre
1837. Es ist darin etwas vom Ewigkeitsgehalt des unerschütterlichen Glaubens.
Die Darstellung ist, wie von dem Verfasser nicht anders zu erwarten ist,
lebendig und innig -warm und vermeidet mit Glück die Klippe, an der so
viele „ christliche '^ Erzählungen scheidern. Das Duodez-Format ist für Biblio-
thekszwecke ungewöhnlich. « Bb.
Wengerhoff, Philipp, Ohne Segen. Roman. Jena, Hermann
Costenoble, 1900. (271 S.). Brosch. 3 M.
Das Werk zeichnet sich aus durch spannende Handlung und durch gut
umrissene Charakterschilderung der Hauptpersonen — es bildet eine er-
schütternde Illustration zu den Versündigungen gegen das vierte Gebot, aber
auch für das Wort: AUein der Segen der Eltern baut den Kindern daa Haus.
T.
Werder, Hans, Schwertklingen. Vaterländischer Roman. 3 Bde.
2. Aufl. Berlin, Otto Janke, 1900. (282, 238 u. 272 S. 8.). 12 M.
Der Roman spielt in den Freiheitskriegen, setzt ums Jahr 1805 an und
endet mit der Katastrophe des Schillschen Freikorps. Ein Buch voll Tempe-
rament und Leben, auf einen* sympathischen Kreis ritterlicher und patriotischer
Empfindungen begründet, aber häfslich entstellt durch ein höfisches Element,
das stellenweise die Natürlichkeit der Darstellung trübt und den sittlichen
Mafsstab des Verfassers verrückt. Wo Verf. Personen der höchsten Kreise
auftreten läfst, wird er nicht selten süfslich manieriert im Dialog, und bei
den Liebeshändeln des Prinzen Ludwig Ferdinand geht ihm das Urteil ans.
Es ist wohl recht, dals er sich nicht berufen fühlt zu moralisieren: aber wo
er die Prinzessin Louise Radzivill zu dem Prinzen von seiner Geliebten
harmlos sprechen läfst, als ob eine hochstehende Dame die liaisons ihres
Bruders auders als mit peinUchen Empfindungen betrachten könnte, wird eine
delikate Seele verletzt, eine unselbständige irre geführt werden; und wenn
er einen Adjutanten des Prinzen es sich „zur hohen Ehre'^ rechnen läCst,
dafs er jener Maitresse eine Villa einrichten darf, so ist das eine Ehre, die
mit dem Ehrgefühl des preufsischen Offizierkorps sicher unverträglich ist —
Schade, mit wenigen Streichungen im ersten Band könnte aus dem Roman
bei der nächsten Auflage ein sehr empfehlenswertes Buch gemacht werden!
Hn.
Wilbrandt, Adolf, Das lebende Bild und andere Geschichten.
3. Auflage. Stuttgart, J. G. Cottasche Buchhandlung Nachf., 1901.
(345 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Das Buch enthält die Geschichten : Das lebende Bild, der Mörder, zwei
Tagebücher, das Urteil des Paris und gewährt gebildeten Lesern danK der
becieutenden Darstellungskunst des Verfassers eme fesselnde , gennlsreiche
Lektüre, wenn sie auch mit der psvchologisch- problematischen Beweisführung
nicht immer einverstanden sein sollten. Für Stadtbibliotheken. Schw.
Redaktionsschlufs für die nächste Doppelnummer am 15. August 1902.
Verlag von Otto HarrMsowitx, L«ipslg. — Druck Ton Ehrhardt KamM, Halle.
3. Jahrg. Nr. 9 u. 10. R1 Äff Pr September •Oktober 1902.
für Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Herausgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in G(5ttiDgen, Hanssen-
strasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt für Bibliothekswesen zu-
sammen bezogen 16 M., das Centralblatt aUein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Die Ueberzugsarbeit an der Buchdecke.*)
Von Waldemar Betbmann.
Einb&nde, die durch Ansetzen ihre Decke erhalten,
werden mit einem Ueberzug versehen, nämlich der gute Leder-
l>and und der Halbfranzband , der Lederrflckenband , der Kalikoband
und der Kalikorflckenband, der Leinenband und der Leinenrückeuband,
eowie der Pappband.
Der Beginn der Ueberzugsarbeit ist bereits geschildert worden
l)ei DarsteUung der Rückenstruktur ftlr Leder- und Leinenbände, da
l)ei diesen das sogenannte „Anmachen^ des konstruktiven Teiles der
Eflckendecke bereits ein Ueberziehen derselben mit dem Ueberzugsstoff
erheischt
Es ist eine selbstverständliche Regel, dafs bei Einbänden, die
nicht ganz mit Leder oder Leinen Aberzogen sind, das Material fttr
die Ecken demjenigen des Rückenüberzugs gleich sein muss.
Dem eigentlichen Ueberziehen der Decke mit dem vornehmsten
und kostbarsten Ueberzugsstoff, dem Leder, gehen Vorarbeiten voraus,
die schon den ersten Teil der Ueberzugsarbeit bilden und deshalb
zuerst besprochen werden müssen.
Die Lederbehandlung.
Das Zuschneiden des Leders geschieht mit Hülfe zuvor ge-
schnittenen Papiermusters, dessen Umrisse man mit dem Falzbein je
nach Bedarf auf dem Felle abzeichnet und zwar auf dessen Vorderseite,
deren etwaige Fehler oder Flecken man alsdann geschickt umgehen
oder geschickt unterbringen mufs. Die Einschläge, d. h. die Umlegung
des Leders um Kanten und Ränder, erfordern ringsum eine Zugabe,
die an den Ecken gleichwinklig abzuschrägen ist und zwar so, dafs
an der Ecke das Leder immer noch übereinandergreift, wenn die Zu-
gaben, also die Einschläge von beiden Seiten über den Deckel ge-
sehlagen sind.
1) Vgl. Jg. 2, Nr. 1/2, Jg. 3 Nr. 1/2, 3/4, 7/8.
IIL 9. la 12
148 Die Ueberzagsarbeit an der Bachdecke
Das Ribbeln wird nach dem Zuschneiden vorgenommen, indem
der zu schärfende Lederteil nach der rauhen Seite zu umgeschlagen
und durch Hin- und Herrollen vermittelst der Hand auf dem Sch&rf-
stein gefügig und geschmeidig gemacht wird.
Das Schärfen des Leders bildet nach dem Zuschneiden und
Ribbeln die Vorarbeit zum eigentlichen „Einledem" oder „Ledermachen **.
£8 besteht dai*in, dafs man entsprechend den Buchrändem, also an den
Einschlagstellen, und entsprechend den Falzen das Leder dtlnn schabt oder
abflacht, damit an den Buchrändern und Einschlagstellen das aufgeklebte
Leder nicht zu stark „auftrage* , sondern dünn verlaufe und damit es
an den Falzen nicht zu dick im Gelenk sei. Auf dem Sch&rfstein
von Marmor oder Solmhofer Schiefer wird mit dem Schärfmesser
in Berliner oder Offenbacher Form in mehr schneidender Bewegung
das „Schärfen", und mit dem Messer in Pariser oder Wiener Form
in mehr stossender Bewegung das „Stofsen" vorgenommen. Die
leichteste Behandlungsart ist das „Abstofsen": dünne Ledersorten,
Spalt-, Kalb-, Bastard- und Bockleder werden ringsum abgestofsen,
d. h. ein etwa bis 1 cm breiter Saum wird nach der Kante hin dünner
geschabt; dickere Sorten, wie die feinen Safßane und Schweinsleder
werden breiter ausgeschärft. Eine breitere Behandlungsart ist das
„Einschlagschärfen", d.h. das Schärfen der Umschlagestellen, das
namentlich bei dickeren Ledersorten gröfseren Umfang annimmt. Am
schwierigsten ist das „Ausschärfen" gröfserer Flächen, z. B. ganzer
Rücken, wie das bei Marokko oder echtem Saffian, auch bei Schweins-
leder häufig vorkommt und an breiten Einschlägen derjenigen Leder-
bände notwendig ist, wo innere Kantenvergoldung beabsichtigt wird.
Ein scharfes Messer und eine durch lange, fleifsige Uebung erworbene
Sicherheit der rechten Hand, ein geschicktes Halten des Leders mit
der linken Hand und eine genaue Kenntnis der Ijederstruktur, ins-
besondere der wechselnden Strichrichtnngen sind erforderlich fär diese
Technik, von der die richtige Modellierung des Leders, das gute Ver-
hältnis in den Stärken, und somit ein gut Teil der künstlerischen
Wirkung des Einbandes abhängt
Dieses Modellieren in der Rückseite des Leders mufs den einzelnen
Teilen der Buchdecke genau entsprechen, sowohl bezüglich der Lage
als bezüglich der geschickt zu wählenden Tiefe des Ansschabens. Die
genaue Lage der inneren Rückenstruktur, der Kanten und
Falze der Buchdecke ist defshalb auf das Leder vorher anfzatragen
und mit dem Falzbein zu kennzeichnen. Die Kanten werden bei
dünnen Ledern nur schmal, etwa 2— 3 mm breit abgestofsen, ü^
abgeschrägt, dagegen die Rückeneinschläge an den Kapitalen in
ihrer ganzen Breite von etwa 1 — 1 V2 ^^ abgeschrägt, bei dicken
Sorten werden die Kanten breit ausgestofsen nnd namentlich dtf
Rückeneinschlag breit ansgeschärft. An allen Umschlagstellen m\di
sich das Leder weich und geschmeidig umlegen lassen. Die Fäls«
werden im Allgemeinen nur schwach ausgeschabt ; bei dickeren Leder-
sorten, sowie bei dicken Stellen in dünnen Häuten mnOs anoh der Fall
Yon Waldemar Bethmsnn. 149
von beiden Seiten her, also in der Richtung von Buchrücken her und
in derjenigen von Deckel her, stärker, aber vorsichtig und gleichm&fsig
ausgearbeitet werden.
Alles Leder, das am Bachblock, also bei angesetzten Bänden
verarbeitet wird, klebt man mit Kleister, während bei eingehängten
Bänden anch Leim angewandt wird.
Vor dem Einledem werden die Deckelecken der Ansatzkanten,
also unmittelbar an den Kapitalen, etwas gebrochen, d. h. weggestochen
oder abgeschrägt, damit ein zierlicher hübscher Einschlag an den
Kapitalen und ein besseres Auflegen des Buclies erzielt wird. Zn
gleichem Zwecke werden Rücken, welche auf dem Buche selbst ge-
faltet nnd geklebt sind, an den Falzen zunächst den Kapitalen etwa
2 cm lang aufgeschlitzt , in Folge dessen an diesen Stellen beim Ein-
ledem ein zierliches Ausarbeiten des Lederüberzuges ermöglicht wird.
Der Lederband.
Derselbe ist ein unter die Bünde angesetzter Band von
wertvollem Material und tadelfreier Ausführung mit hohlem,
am Buchblock geformtem Rücken und vollständigem Leder-
flberzug.
Der auf tiefen Falz angesetzte — also gute — Lederband, um
den es sich hier handelt, ist vermittelst durchzogener Bünde anzu-
setzen, was früher geschah und in besseren Werkstätten heutzutage
geschieht. Es gehört das zur tadelfreien Ausführung.
Ist das Schärfen in der besten Weise ausgeführt, hat man ferner
an den Falzen geprüft, ob das Leder noch nachzuschärfen sei, dann
beginnt das „Einledern", „Ledermachen" oder „Insledermachen*,
und zwar mit dem Anschmieren der Innenseite des ganzen Leders.
Man sorge dafür, dafs die beste Seite des Leders nach vorn oder auf
den Rücken kommt, nämlich dahin, wo gröfsere Lederflächen unverziert
bleiben. Nunmehr wird der Einlagestreifen auf die angeschmierte Leder-
seite gelegt, wie das bereits bei Besprechung des Rückens gesagt ist.
Es ist darauf zu achten, dafs die aufgeschärften Falze des Lederüber-
zuges die Buchfälze genau decken nnd sich im Verlaufe der Arbeit
nicht verschieben. Auf dem Rücken mufs das Leder namentlich der
erhabenen Bünde wegen besonders kräftig angezogen werden. Bei
halbgedflheten Deckeln wird alsdann das Leder über die Vorderkanten
naeh innen eingeschlagen und die Deckel geschlossen, wodurch das
Leder sich aufserordentlich glatt zieht. Darauf wird oben und unten
eingeschlagen.
Erhabene Bünde werden mit einem Falzbein oder besser mit
einem gekerbtem Buchsbaumholze, in dessen glatte Kerbe der Bund
hineinpafst, gut eingerieben.
Die Kanteneinschläge sind so zu schärfen, dafs die Leder-
fläche nach den Rändern hin dünn verläuft oder, was dasselbe sagt,
von den dflnngeschärften Rändern aus mufs das Leder auf den Deckel
hu geAllig anschwellen. Im inneren Deckel müssen die Kantenein-
150 Die Ueberzugsarbeit an der Buchdecke
schlage auf Gehrung, d. h. im halben rechten Winkel znsammenstossen,
die Gehrungsfuge soll nicht senkrecht die Lederst&rke durchschneiden,
soll also nicht senkrecht auf der Deckelfläche, sondern so schräg
stehen, dafs der eine Teil nnterschnitten , der daraufstofsende fiber-
schnitten ist, und dafs beide Schnittflächen einander decken.
Die Ecken werden schon beim Zuschneiden schräg abgeschnitten,
die Schärfung soll genau an der Deckelkante beginnen. Entweder
wird nun die Ecke eingekniflen, darauf an Ober- und Unterkante der
Einschlag nach innen umgelegt und über diese Einschläge hinweg der
Vorderkantenumschlag geklebt, oder von der Aufsenseite her wird
das Leder flber die Ecke mit der hohlen Hand weggestrichen, so dafs
es sich in einer Anzahl ganz kleiner Fältchen zusammenschiebt Die
Kanten an den Ecken werden scharf und rechtwinklig gerieben. Runde
Ecken verlangen etwas breiteren Einschlag, das Leder darf also nicht
so knapp abgeschnitten werden, wie bei rechtwinkligen Ecken: nach-
dem beide von der betreflenden Ecke ausgehende Kanten eingeschlagen
sind, wird das Leder in kleine Fältchen glatt und gleichmäfsig über
die Eckenrundung herübergezogen und vermittelst spitzen Falzbeines
geordnet und angerieben.
Die Kapitaleinschläge sollen so geschärft sein, dafs das um-
geschlagene Leder nicht mehr aufträgt als der übrige Rflcken. Die-
selben werden nach innen umgeschlagen, indem man mit einem dfinnen
spitzen Falzbeine den Rücken etwa 2 cm lang an allen Fftlzen vom
Buche ablöst und mit dem Falzbeine den Lederumschlag unter dem
Kapital in den inneren Rücken einschiebt. Wenn dann, in der Breite
des Buchblockrückens wieder hervorgezogen, der Einschlag das Kapital-
band zunächst noch um 2 mm überragt , dann drückt man das flbe^
ragende Leder ganz flach über das seidene Kapitalband, dieses beinahe
damit deckend, hinweg. Der obere und untere Lederrand des Rückens
bildet somit ein Häubchen über dem Seidenkapital und zeigt eine
scheinbare Lederdicke, die etwa der Deckelstärke gleicht. An der
inneren Wandung des hohlen Rückens mufs der Einschlag völlig glatt
und faltenlos ankleben. Eine anmutige und feine Heraosarbeitnng der
eigentümlichen Kapitalbildung des Franzbandes ist durchans nicht leicht
Man vergleiche verschiedene Ausführungen mit einander nnd man wird
bald merken, wodurch das Richtige sich vom Unverstandenen günstig
unterscheidet.
Die Deckel sollen nach Trockenen des Ueberzuges sich „reeht
flott und frei auflegen". Das erreicht man besonders gut dadurch,
dafs man den Endlagen schon beim Heften eine Makulatnrlage zeit-
weilig leicht vorklebt, oder doch eine solche nach Vollendung der
Einschläge beiderseitig in den Falz einlegt. Endlage nennt man die
ersten und letzten Lagen oder Bogen des Buches.
Um an den Kapitalen dem Buche eine gute Ansarbeitong und
gefölliges Aussehen zu geben, wird der geschlossene Band „gebunden",
d. h. an den Falzen mit einem Zwirnsfaden so umschnürt, dafs an den
Kapitalen das Leder im Falzumschlag nach innen gesohnflrt wird.
Yon Wsldemsr Bethmann. 151
Dazu waren ja auch die Deckelecken an diesen Stellen etwas ab-
geschrigt. Mit der Falzbeinspitze drückt man die Kapitalecken wieder
etwas answ&rts, drückt nnd reibt die Deckelkanten an der UmschnüruDg
glatt, flach nnd rechtwinklig. Dafs im Falz der Einschlag dieselbe
Glätte nnd Straffheit zeigen soll, wie an den eigentlichen Kapitalen,
ist selbstverständlich. Die zwiefache Kapitalgegend, der obere und
untere Bnchabschlnfs, soll schmuck und ausdrucksvoll erscheinen.
Der HalbAranzband.
Derselbe ist ein unter die Bünde angesetzter Leder-
rückenband von wertvollem Material und tadelfreier Aus-
führung mit hohlem, am Buchblock geformtem Rücken.
Gleich dem guten Lederbande ist der Halbfranzband vermittelst
durchzogener Bünde anzusetzen. Denn durch die gewähltere und
gediegenere Ansetzungsweise unterscheidet er sich konstruktiv von dem
unedleren, gewöhnlichen Lederrückenbande, der auf die Bände, also
in gewöhnlicher Weise angesetzt wird und der auch meist ein geringeres
Gewand trägt.
Der Halbfranzband ist ein Halbschlag unter den Büchern, wie
sein Name andeutet, ein Halbbruder des rassereinen, guten Leder-
bandes, der in Struktur und Material ein ganzer Franzband ist. So
nannte man die Neuerung, die zu Anfang des XVII. Jahrhunderts von
Frankreich ausging und an Stelle der schweren, mit Schweinsleder
überzogenen Holzdeckel die leichteren Pappdeckel einführte, die einen
vollstftndigen Ueberzug von Kalbleder bekamen. Franzbände nannte
man später auch diejenigen guten, auf tiefen Falz angesetzten Lederbände,
die einen anderen, als den kalbledernen Ueberzug hatten. Mit dem
eigentlichen Franzbande hat der Halbfranzband das gemeinsam, was
Dörflein (Schweinfurt) das Hauptwahrzeichen eines französischen Buch-
einbandes nennt, nämlich das Ansetzen auf sogenannten tiefen Falz
(unter die Bände) und die änfserliche Beigabe, das sogenannte fran-
zösische Rfickenhäubchen ; gemeinsam mit dem französischen Lederbande
hat er femer einen gewissen Reichtum der Ausstattung, der indefs
nicht am ganzen Ueberzuge, sondern nur an Rücken und Ecken eich
erweist Durch diesen Mangel kennzeichnet sich gegenüber dem Franz-
bande seine Qualität als eine geringere, sein Franzentum als ein halbes.
Die Bezeichnung Halbfranzband bezieht sich also auf die Herleitung
der Technik, auf die Abstammung dieses Einbandes und sagt uns, dafs
derselbe eine Abart des französischen Lederbandes ist.
So ist denn der Halbfranzband in seiner Vereinigung des Kost-
baren mit dem Wohlfeilen, des Prunkvollen mit dem Schlichten, des
wertvollsten Leders mit dem verhältnismäfsig billigen Ueberzugspapier
eine eigenartige Erscheinung. „Immerhin erinnert diese Zwiegestalt",
sagt Freiherr £. v. Bodenhausen, „stark an die Häuser mit prunkvoller
Front nnd ärmlichem Hof. Jedenfalls sollte man die Verbindung von
Leder nnd Papier vermeiden. Am besten wird es sein, immer nur
ein Material in Anwendung zu bringen; also entweder Leder oder
152 Die Ueberzagsarbeit an der Bachdecke
Leinewand." — Dieser strengen Verurteilnng unserer guten Schmuck-
papiere wird man nicht allgemein beipflichten mögen und eine unbe-
dingte Verwerfung derselben würde mancher Bücherfreund uugern
sehen. Ein Band, der Leder und Papier in seinem Ueberzuge vereinigt,
kann vornehm wirken, wenn eine gewissenhafte Technik und ein vor-
nehmer Geschmack seiner Ausstattung das Gepräge geben. Freilich
ein Band, dessen Rücken mit minderwertigem Leder überzogen und
mit nachlässiger, fabrikmäfsiger Behandlung hergestellt ist, ein Band,
dessen Material aus Surrogaten besteht und dessen Wirkung auf Imitation
beruht, mag ein begehrter Fabrik- oder Verlagsband, mag ein be-
stechender Lederrückenband sein, aber ein Halbfranzband ist er nicht
Unter diesem soll man nur den Einband verstehen, der in Material
von gewisser Güte und rückhaltloser Echtheit und in der technischen,
wie künstlerischen Behandlung tadellos ist. Wie ein gutes Leder, das
nicht eine bessere Sorte erheucheln will, zum vornehmen Einbände
taugt, so können auch kräftige Ueberzugspapiere , die sich ehrlich als
solche geben, mit farbenschöner und glanzvoller Oberfläche neben
kostbarem Material sich sehen lassen. Die nur in einem Tone ge-
färbten Leinenüberzüge können das Auge ermüden, dagegen das muntere
Heer der Buntpapiere mit seinen verschiedenen Charakteren, seinen
mannigfaltigen Motiven, seinem kräftigem Farbenreiz werden den
Schlummer etwaiger Eintönigkeit verscheuchen und ihre fein abzutönende
Kontrastwirkung zum Leder wird den Reiz dieses herrlichen Materials
erhöhen.
Das Schärfen ist hier wie beim Lederbande mit besonderer
Sorgfalt auszuführen, denn gutes Leder und sorgfältigste Ausftlhrung
gehören zu den Vorzügen, welche dieser Einband vor anderen Leder-
rückenbänden hat.
Das Einledern gleicht dem des Lederbaudes in allen Teilen,
die beiden gemeinsam sind. Es beginnt mit dem innenseitigen An-
schmieren der Ecken und des Rückens.
Die Ecken werden nach einer Zinkschablone zugeschnitten und
an den drei kürzeren Seiten breiter ausgeschärft, als an der langen
Seite. Man legt sie sogleich den Deckeln an, indem man erst an den
Ober- und Unterkanten den Einschlag nach innen umlegt, dann an
den Ecken das Leder etwas eiukneift und den Vorderkanteneinschlag
über den anderen hinwegschlägt. Die sich deckenden Abschrägungen
im inneren Deckel sollen nur wenig sichtbar und kaum zu fühlen sein,
defshalb müssen beide Einschläge sich nur soweit decken, als sie
„ausgestofsen^ sind. Die Kanten der am Buche festgemachten Ecken
werden mit dem Falzbein in der Weise scharf und rechtwinklig ge-
rieben, dafs sie ein zierliches Aussehen zeigen.
Der Rücken wird besonders bei erhabenen Bünden kräftig über
das Buch gezogen wie beim Lederband, jedoch so, dafs er an beiden
Seiten gleich breit auf die Deckel greift. Das Einschlagen an den
Kapitalen bedarf auch hier wie beim guten Lederbande greiser
Sorgfalt und nicht geringer Uebung. Die Rückenabschlüsse mitsamt
von Waldemar Bethmann. 163
len FalzeiiiBohlägen gut heraus zu modellieren ist eine kfinstlerische
Arbeit, die nicht Jedem gelingt.
Der üeberzug von Papier oder Gewebestoff erfordert zn-
iftchst ein genau bemessenes Abschneiden des bereits klebenden Leder-
mndes an Rficken und Ecken. Dazu wird auf dem Rflckenlederrande
sine Falzbeinlinie parallel zur Vorderkante gezogen und die aufgeklebten
Lederecken werden nach einer Schablone gleichwinklig abgegrenzt und
las aufserhalb des Abgrenzungsschnittes stehende überfltlssige Leder
ibgelöst Der Abgrenzungsschnitt an Kttcken und Ecken soll schräg
rar Deckeliläche stehen, das schneidende Messer soll also nicht senk-
recht zum Pappdeckel gerichtet sein, sondern eine Art von kleiner
Böschung am Lederrande herstellen, und diese schmale Schnittschräge
Ddofs vom Ueberzuge genau gedeckt werden.
Der Rtickenrand des Papierüberzuges ist am Lineal glatt zu
schneiden. Der Einschlag des Ueberzuges braucht an den Vorder- und
Oberkanten nicht Aber 2 cm zu betragen. Man achte darauf, dafs das
A^nsschneiden der Ueberzugsecken insbesondere beim Halbfranzband
§^enaii symmetrisch geschieht, und zwar werden die Ecken am Papier
nicht einfach schräg abgeschnitten, sondern entsprechend den schon
angeklebten Lederecken zunächst im halben rechten Winkel zurttck-
l^ebrochen und sind dann so auszuschneiden, dafs die den Deckelrand
überragenden Einschläge genau an den beiden EckenanfUngen (also an
den beiden spitzen Winkeln des Eckendreiecks) eingeschnitten werden,
and zwar rechtwinklig zum Deckelrande; darauf wird der über der
EScke zurückgebrochene Papierteil losgetrennt, und die Einschläge
können gemacht werden.
Der Gewebestoffband.
Derselbe ist ein angesetzter Band mit gebrochenem
Kücken oder mit Einlagerücken und vollständigem Stoff-
ftberzug.
Der Zuschnitt des Kaliko oder der Leinewand mit Messer und
Lineal wird nach allen Seiten um I1/2 cm gröfser als die Decken-
insdehnung bemessen. Man beachte schon beim Zuschneiden Folgendes:
da der Einschlagrand häufig unter der ihm aufgeklebten Vorsatzfläche
deutlich sich abzeichnet und erkennbar hindurchschimmert, so ist dafür
EU sorgen, dafs der Rand ohne rauhe Stellen gerade und glatt ab-
g;e8chnitten ist, denn unregelmäfsig oder schief geschnittene Einschläge
stören die Wirkung des Vorsatzpapiers und widerstreiten dem ästhetischen
Zwecke desselben. Der Besteller mache rechtzeitig seinen Buchbinder
auf diesen Punkt aufmerksam.
Der Band mit gebrochenem Rücken wird, nachdem die
AnsatzfHlze an den Kapitalen mit Messer oder Scheere eingeschnitten
sind, rücklings mitten auf den mit Leim angeschmierten Kaliko gestellt,
das Buch aufgehoben, der Kaliko mit der flachen Hand zunächst dem
Rücken angedrückt und leicht angestrichen, sodafs die künstlich ge-
körnte Kalikooberfläche geschont wird. Bevor man nun die Seitenteile
154 Die UebenngBarMt an der Baohdeoke
auf die Deokel herüberlegt, wird der Stoff aoharf in den Falx ein-
gerieben, und dann erst werden die Seitenteile angerieben; dadnreh
erhält man einen scharfen Falz und einen faltenlosen Deekelflbersng.
Der Band mit Einlagerttcken wird in der Weise ttberaogen,
daCs man den gerundeten Einlagestreifen, das Rfickenstttck, mitten auf
den angeschmierten Kaliko legt, Buch und Rficken alsdann genau zu-
sammenbringt, wie das bei Besprechung des Einlagerückens beschrieben
ist. Haben die mit Kleister angeschmierten Lftngsränder des Einlage-
streifens sich beiden Falzen genau angelegt, so wird unter steter
Kontrole der richtigen Lage des Rückens der üeberzugstoff auf den
Deckel herübergezogen, mit flachen Händen daselbst festgestrichen und
scharf eingeschlagen.
Die Kanteneinschläge sind so zu behandeln, dafs weder auf
der Schnittkante des Deckels eine hohle Stelle sich zeigt, noch die
Kanten breit gestrichen sind. Auf beide Fehler ist bei Kaliko und
Leinen zu achten.
Die Kapitaleinschläge erfordern auch hier eine geschickte
Handhabung. Der angeschmierte Einschlag wird mit dem Falzbein
nach innen geschlagen und dort glatt und faltenlos angearbeitet, und
wenngleich der bescheidene Stoff keine wirkungsvolle Rüokenmodel-
lierung zuläfst, wie das Leder, so ist dennoch den Kapitalen möglichst
eine zierliche Form zu geben.
Der StoffirückenbandL
Derselbe ist ein angesetzter Band mit gebrochenem
oder Einlagerücken und mit einem Ueberzuge von Gewebe-
stoff und Papier.
Das Verfahren ist hier fast dasselbe wie beim Gewebestoffbande.
Im Zuschnitt schon sorge man hier fOr gerade Ränder, da
Schiefgeschnittenes durch das Ueberzugspapier hindurch sichtbar wird
und des Buches Aufsenseite verunziert
Die Rückeneinlage wird auch von aufsen leicht mit Leim an-
geschmiert, wie auch die Buchdeckel in der Breite, soweit der Ueberzugs-
stoff herüberreicht, leicht mit dem Leimpinsel zu übergehen sind. Dieses
Anschmieren aller zusammentreffenden Flächen, auch wenn mehrere
Einlagestreifen eingelegt werden, erzielt eine aufserordentliche Festig-
keit und wird von Meister Dörflein empfohlen.
Ist eine Papierffttterung des Kalikorückens in der bei Besprechung
des Einlagerückens beschriebenen Weise vorgenommen, so wird durch
Andrücken und Anklopfen mit dem Handballen die wünschenswerte
enge Verbindung zwischen Kaliko und Fntterpapier erreicht, ohne dafs
dabei die Kalikooberfläche verdorben wird.
Die Ecken werden mit Leim angemacht, mit dem Falzbein an
den Kanten glatt gestrichen unter Schonung der Oberfläche auf der
Deckelseite.
Der Papierüberzug wird wie beim Lederrückenband behandelt
Da jedoch das Papier mit dem Stoff nicht zusammenstöfst wie mit
von Waldemar Bethmann. 155
dem Leder in einer Stofsfnge, sondern an Rücken und Ecken Aber
den Kaliko- bez. Leinenrand schmal übergreift, so ist die Ueberzngs-
arbeit nnr dann eine ordentliche sowie saubere zu nennen, wenn das
Auge nicht durch schiefgeschnittene oder ausgefranste Kalikoränder
beleidigt wird, die sich durch das Ueberzugspapier hindurchdrücken
und jede beabsichtigte Flächenwirkung stören. Unser vertrauensvoller
Blick wird unerfreulich enttäuscht und abgelenkt, wenn die häfsliche,
disharmonische Linie unter der Oberfläche lauert. Davor möge uns
die Aufmerksamkeit des Buchbinders bewahren.
Der Fappband (Fapierband).
Nachdem das Anmachen des gebrochenen Rückens oder Papp-
bandrückens in bekannter Weise ausgeführt ist, vollzieht sich die lieber-
Eugsarbeit sehr einfach vermittelst derjenigen Handgriffe, die bei
Besprechung der anderen Bände bereits erwähnt sind.
Der Pappband des XVlll. Jahrhundert« , den wir nach seinem
Ueberzuge auch den Papierband nennen können, ist in unserer viel-
lesenden Zeit, wo das Bücherverborgen im Schwange ist, immer mehr
anber Brauch gekommen, weil man den Bücherrücken durch Papier-
flberzng nicht genug geschützt wähnt. Für private Büchersammlungen
deren Exemplare weniger verborgt als verborgen werden, und ins-
besondere für seltener gebrauchte Bücher, ist der sehr schmucke
Papierband gut geeignet und kann namentlich defshalb empfohlen
werden, weil gut gewählte Bnntpapierrücken mit ihrer schier uner-
schöpflichen Mannigfaltigkeit den Bücherwänden, den Repositoriums-
flächen ein reicheres Farbenbild und feinere Abtönungen zu geben
vermögen, als die einfarbigen Kaliko- und Leinenbände. Man betrachte
darauf hin ältere Büchersammlungen, deren ungeschwächte Farben-
wirkung noch nicht durch das trügerische Anilin des leidigen imitations-
sücbtigen Kaliko angekränkelt ist. Weit schönere und stimmungsreichere
Buntpapiere, ebenfalls lichtfeste, stehen uns heut zu Gebote, so dafs
mit geringen Kosten eine schmückende Reihe von Einbänden erzielt
werden kann.
Die besprochenen Ueberzugsweisen ermöglichen die mannig-
faltigsten Buchbekleidungen, und da diese die Grundlage des äufseren
Buchschmuckes sind, so ist hier schon ein weiter Spielraum gegeben,
um erstens das Buch nach dem Werte, den es für den Besitzer hat,
kostbar oder schlicht einzukleiden, zweitens nach dem Wesen des
Buches den Farbengrad des Ueberzuges abzustimmen , dafs er z. B.
heiter oder ernst wirke, und drittens die Farbe nach Sinnesweise oder
Zweckmälsigkeitsermessen des Besitzers zu wählen. Denn wo nicht
Nachahmungsgeist oder Unterordnungsbedürfnis den Einzelnen einer
Geschmackspartei oder einer Mode zutreibt, da spricht sich die eigene
Sinnesweise des Menschen unwillkürlich und oft sehr deutlich in der
Farbe aus, mit der er seine Kleidung, sein Eigentum, sein Heim schmückt.
Das Innerliche in der schmückenden Kunst, das Beziehungsreiche
wollen wir pflegen, das Individuelle walten lassen, der Aufrichtigkeit
156 Die Jugendsohriftenfirage und der Hamburger JügendsöhriftenaussoholB
zwischen Erscheinung und Inhalt uns freuen und aus der Kunst des
täglichen Lebens die unwahre und gedankenlose Schablone verbannen.
Goethes Wort: „der Uniform sind wir durchaus abgeneigt" leite uns
auch beim Bekleiden unserer Btlcher.
Die Jngendschriftenfrage und der Hamburger
Jagendschriftenansschurs.
Seit mehreren Jahren wendet man in Deutschland der Prüfung der
Jugendscbriftenlitteratnr auf ihren litterarischen und erziehlichen Wert eine
erhöhte Aufmerksamkeit za; man entdeckte mit Schrecken, dala die grofse
Mehrzahl der (bekanntlich in riesigen Mengen erscheinenden) deutschen Jugend-
Schriften auch den bescheidensten künstlerischen Ansprüchen nicht genügte
und dafs auch ihr pädagogischer Wert ein aufserordentlich geringer war.
Dieser Uebelstand hatte sich um so leichter entwickeln können, als es ja
den meisten Erwachsenen erkläriicherweise durchaus an Zeit mangelt, die
Bücher, die sie ihren Kindern schenken wollen, vorher erst selbst zu lesen;
man hatte sich deshalb meist vollständig auf die Anpreisungen der Verlags-
buchhandlungen verlassen, die natürlich von den Schnftstellern, deren Werke
sie vertreiben, behaupten, dafs gerade deren Schriften in jeder Beziehung
besonders empfehlenswert seien. Als man sich dann , zumal in den Kreisen
der Volksschullehrer, mit gröüserer Aufmerksamkeit der Jugendschriften-
litteratur zuwandte, entdeckte man, dafs von dem ganzen Wust der jährlich
unter dem Namen von Jugendschriften erscheinenden Bücher der weitaus
grüCste Teil wie gesagt, auch nicht den einfachsten Anforderungen in künst-
lerischer und erziehlicher Hinsicht entsprach; und man begann nun ein
Relniffungswerk , gegen das die Reinigung der Augiasställe £irch Herkules
ein Kinderspiel gewesen ist. Heute bestehen in den meisten deutschen Städten
Jugendschriftenausschüsse , die wohl überall den betreffenden Lehrervereinen
angegliedert sind und die eine aufserordentlich schätzenswerte kritische Arbeit
verrichten: sie sichten die neu erscheinende Jugendschriftenlitteratur nach
jenen bisher fast ganz vernachlässigten Gesichtspunkten.
Die kritische Grundlage der Verurteilung der gangbaren Jugendlektüre
ist in meisterhafter Weise in dem schon besprochenen trefflichen Buche von
Wo 1 gast: „Das Elend unserer Jugendlitteratur^ (vergl. „Blätter für Volks-
bibliotheken und LesehaUen^ I.Jahrgang 1900 S. 180) geboten worden. Die
Besprechung der neu erscheinenden Jugendschriften wird nun fortlaufend in
der aufserordentlich empfehlenswerten Zeitschrift «Die Jugendschriften-
warte" gegeben, deren Lektüre fllr jeden, der sich mit der Jugendschriften-
litteratur zu befassen hat, unbedingt erforaerlich ist
1891 schon haben die Jugendschriftenausschüsse zu Berlin, Bielefeld,
Koburg, Gotha, Königsberg und Zerbst auf Vorschlag der Jugendschriften-
vereinigimg des Berliner Lehrervereins sich zu gemeinsamer Arbeit zusaimmen-
gethan und zu Weihnachten des genannten Jahres gemeinsam ein Muster-
verzeichnis empfehlenswerter Jugendschriften herausgegeben. Sdt
dieser Zeit ist dann namentlich der Hamburger Jugendschriftenaus-
schnfs sehr in den Vordergnmd getreten, zumal seit 1896 die Jugendschriften-
warte von dem oben genannten Herrn Wolgast, einem der tüchtigsten deutschen
Volksschnllehrer , herausgegeben wird. Der Hamburger Ausschufs glebt nun
seit Jahren regelmäisig zu Weihnachten ein „Verzeichnis empfehlenswerter
Jngendächrifteu* heraus, das gewöhnlich in den Volksschulen an die Schüler
verteilt und auch auf verschiedenen anderen Wegen unter die Bevölkerung
gebracht wird und das für viele Eltern einen sem' wünschenswerten Anhalt
bei der Auswahl der Bücher, die sie ihren Kindern zu Weihnachten Bchenkeo
Ton Ernst Sohaltze. 157
wollen, bietet. Za Weihnachten 1900 ist wiederum ein solches Mnsterver-
seichnis erschienen, das im Ganzen 205 Werke anfUhrt, die mit Titel, Verlag
und Preis angegeben sind, und bei denen geschickter Weise stets vermerkt
ist, für welone Altersstufen sie passen. Sie verteilen sich auf fiinf Alters-
stofen, und zwar sind für das Alter bis zu S Jahren 26 Bücher angegeben,
für das von 8 bis zu 10 Jahren 12, für das von 10 bis zu 12 Jahren 26 una
für das von 13 bis zu 14 Jahren 88 — der Rest ist für die reifere Jugend
bestimmt. Bilderbücher, Erzählungen, Märchen, Sagen. Bücher über Natur-
kunde and Erdkunde sowie über Geschichte finden sicn hier nebeneinander.
Dals dieses Musterverzeichnis des Hamburger Jugendschriftenausschusses
bereits grobe Erfolge aufzuweisen hat, geht aus der Thatsache hervor, dsSa
heute schon reichlich der vierte Teil aSer von dem grofsen Publikum ge-
kauften Jngendschriften auf Grund dieses Musterverzeichnisses ausgewählt
ist Der Jugendschriftenausschuljs weist in dem kurzen Vorwort zu dem
Verzeichnis Tdas übrigens, wie nebenbei bemerkt sein mag, für 10 Pfennige
von Herrn Fr. von Borstel, Hamburg, Malzweg 16, gern abgegeben wird)
darauf hin, dafs es das Ergebnis langjähriger und unausgesetzter Arbeit des
Ju^endschriftenausschusses ist und dafs man stetig an seiner Verbesserung
weiter arbeiten wird. Das Hauptprinzip des Hamburger Jugendschrifteuaus-
schusses in der Beurteilung der Jugendschriften ist der Grundsatz, dafs auch
die Jagendschrift, soweit sie nicht belehren will, ein echtes Dichter-
werk sein soll, um schon die Jugend zur edelsten Lebensfreude, dem
Kunstgenuls. zu erziehen. Wir müssen dem Jugendschriftcnausschuls hierin
voUständi^ beipflichten; denn was man dagegen sagen könnte, läfst sich
schlieislicn doch auf die einfache Formel zurückführen, dafs es bisher
anders gewesen ist — das aber kann fUr niemand, der eine Verbesserung
anstreben will, ein Grund sein, auf die Forderung einer Verbesserung zu
verzichten.
Die weitaus meisten der in dem Musterverzeichnis des Hamburger Aus-
Schosses angegebenen Jugendschriften müssen wir auch in der That aurchaus
za den besten und geeignetsten Jugendschriften rechnen; so z. B. das letzte
Werk, das auf Veranlassung dieses Ausschusses im Buchhandel erschienen
ist: die zwei Bändchen kostbarer Ros egg er sehen Erzählungen, die unter
dem Titel „Als ich noch der Waldbauernbub war'' vereinigt sind. Ist
es doch das glänzendste Zeugnis für eine Jugendschrift, wenn sie gar nicht
in der Absicht geschrieben ist, dafs sie Rindern zur Lektüre dienen soll, und
wenn sie trotzoem in den Herzen der Jugend einen so lauten Wiederhall
weckt, wie das diese Boseggerschen Erzählungen thnn. Die Auswahl dieser
kleinen Erzählungen aus Roseggers Kindheit, die in verschiedenen seiner
Schriften zerstreat waren, mufs als eine recht geschickte bezeichnet werden,
und man hat (nicht nur an den Hamburger Volksschulen) bereits gesehen,
mit welcher hohen und reinen Freude diese Erzählungen von der Kinderwelt
aufgenommen werden. Und nicht nur von der Kioderwelt: ich habe Gelegen-
heit gehabt, einen ^rolsen Volksunterhaltungsabend mitzumachen, an dem
etwa 800 Personen teilnahmen und an dem u. a. auch zwei dieser Roseggerschen
Erzählungen vorgelesen wurden: die Zuhörer waren einfach hingerissen.
Dabei ist der Preis dieser beiden Bändchen ein aufserordentlich geringer:
der erste Band, der 119 Seiten zählt, kostet kartonniert 70 Pfennige, und der
zweite mit 123 Seiten, hübsch und geschmackvoll gebunden, 90 Pfennige.
Beide Bände sind denn auch schon in Tausenden von Exemplaren (soviel ich
weifii jeder in mehr als 20000 Exemplaren) verbreitet. — Erwähnenswert ist
vielleicht, dafs der zweite Band in einen neuen Stofif gebunden ist, der dem
Jagendschriftenausschuls durch die Oeffentliche BUcherhalle zu Hamburg als
be^nders praktisch empfohlen wurde: in das sogenannte Dermatoid, das
Schmatz fast gar nicht annimmt und von dem jeder Fleck durch cinifache
Behandlang mit Wasser entfernt werden kann (siehe den Aufsatz über die
Bachbinderei der Oeffentlichen Bücherhalle zu Hamburg S. 73 des 2. Jahr-
ganges dieser Blätter).
158 Berichte über Bibliotheken einzelner St&dte.
Wir wollen ledoch nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, dals einige
wenige der durch den Hamburger JugendschriftenausschulB empfohlenen
Jugendschriften vielleicht doch keine ganz glückliche Wahl darstellen wie
ihre grolse Mehrzahl; so z. B. das vor kurzem erschienene Bilderbuch „Fi t ze-
hn tze" von Richard Dehmel, illustriert von Rreidolf, das nach meiner An-
sicht nicht nur in dem Titel recht geschmacklos ist, der eine Verballhomisierung
des Namens des altmexikanischen Kriegsgottes darstellt, von dem man nicht
weiliSj wie er dazu kommt, als Puppeooame zu dienen. Es ist mir von Wert,
dafs ich in meinem abfälligen Urteil über dieses Buch, über das die Diskussion
jedenfalls noch lange hin und her gehen wird, u. a. mit einem Kunstverständigen
wie Avenarius übereinstimme. — Doch kann man ia nicht erwarten , dafs in
der Auswahl einer so großen Zahl von Ju^endscnriften gar kein Milsgriff
vorkommen sollte; die paar Milsgrifife, die vielleicht nicht vermieden worden
sind, können den Wert des ganzen Verzeichnisses, der ein aulserordentlich
hoher und gar nicht ^enug anzuerkennender ist, kaum herabsetzen, und wir
möchten allen Volksbibliotneken , die Jugendabteilungen besitzen, dringend
ans Herz legen, dieses VerzeichDis bei der Anschaffung von Jugendscluriften
eingehend zu berücksichtigen.
Hamburg. Dr. Ernst Schnitze.
Berichte über Bibliotheken einzehier Städte.
Ueber den Bau und die innere Einrichtung der neuen Lesehalle in
Bremen (s. S. 123) berichten die „Bremer Nachrichten* (1902 No. 132), deren
Zusendung wir Herr Professor Dr. Päpke daselbst verdanken, u. a. folgendes:
Die aufserordentlich günstige La^e des Hauses im Centmm der Stadt
erleichtert die Benutzung der Bibliothek und den Besuch der Lesesäle un-
gemein, und wird hoffentlich das Ihrige dazu beitragen, dem Unternehmen,
wie auch in anderen Städten, den Erfolg und die Verwirklichung seines
idealen Zieles zu sichoro. Was den Bau selbst anlangt, so waren zunächst
erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden, insofern als die von drei Seiten
dicht an das Haus herantretenden Nachbarhäuser die Zuführung von Licht
und Luft sehr erschwerten. Indessen ist es durch Ankauf und Niederlegni^
des Hauses Ansgariithorstrafse 4, sowie durch einen totalen Umbau des Erd-
geschosses und des ersten Stockwerks im Vorderhause gelungen, hierin
gründlich Wandel zu schaffen, während die Errichtung eines Seitenflügels
auf der Stelle des abgebrochenen Hauses gleichzeitig die Möglichkeit der Er-
weiterung der Lesesäle und der RäumUchkeiten für die Verwaltung gewährte.
Es befinden sich nun im Erdgeschofs des Vorderhauses der Eingang
für das Publikum, sowohl zur Biicherausgabe , wie zu den Lesesälen, das
BUchermagazin , die Bücherausgabe selbst und daran anschliefsend und zum
Teil in den Seitonflügel übergreifend, die Arbeitsräume fUr die Beamten der
Bibüothek und den Vorstand.
Das Büchermagazin konnte infolge der beträchtlichen Höhe des Erd-
geschosses von 4,7 m im lichten mittelst einer aus starkem Winkeleisen und
2,5 cm starken Glasplatten konstruierten Zwischendecke in zwei Halbgeschosse
geteilt werden, wodurch eine weitgehende Ausnutzung des Raumes ermöglicht
und eine bequeme Erreichbarkeit der oberen Bücherreihen ohne Tiittstangen
und Leitern gewährleistet wird. Dasselbe fafst etwa 50000 Bände. Die
Büchergestelle sind nach einem einfachen, aber vielfach bewährten System
und leichter Lattenkoubtruktion mit eisernen Zahnleisten und verstellbaren
Bücherbörten hergestellt
Im ersten Obergeschofs befinden sich ausschliefslich Lesesäle nebst
Kleiderablagen und Toiletten für Männer und Frauen. Da erfahrungsmälsig
die Anzahl der Zeitungsleser überwiegt und eine Trennung zwischen diesen
Berichte ttber Bibliotheken einzehier Städte. 159
und dem Übrigen lesenden Publikum erwünscht ist, so ist der gesamte Lese-
rsum durch eine Glaswand in zwei ungleiche Teile zerlegt. Die Beleuchtung
in ihnen ist in verschiedener Weise angeordnet. Während sich im Zeitungs-
leseranm elektrische Beleuchtung mittelst hängender Pendel empfahl, ist in
dem übrigen Leseraum eine in mäfsiger Höhe über der Tischplatte angeordnete
elektrische Standbeleuchtung gewählt Im übrigen sind sämtliche elektrischen
Glühlampen einzeln ein- und auszuschalten und soll es dem Publikum selbst
überlassen bleiben, sich nach Bedarf mit Licht zu bedienen oder dasselbe
beim Verlassen des Platzes wieder abzustellen. Die an verschiedenen Stellen
angebrachten Waschgelegenheiten sollen Anregung und Gelegenheit geben,
in der Behandlung der zum Lesen übergebenen Bücher und Zeitschriften
möglichste Rücksichtnahme walten zu lassen und Beschmutzung nach Kräften
zu vermeiden.
Ein Bücheraufzng verbindet die insgesamt 150 Sitzplätze fassenden
Leseräume mit dem Büchermagazin.
Im zweiten, und zum Teil umgebauten Obergeschofs des Vorderhauses
befinden sich aulser einem kleineren, für die litterarischen Berater des Vereins,
die sogenannten Freunde der Lesehalle, reservierten Lesezimmer, das ge-
legentlich auch als Sitzungszimmer des Vorstandes dienen soll, die Wohnungen
des Bibliothekars und des Hauswarts. Die Kellerräume dienen teils als Depot,
teils als Wirtschaftskeller für die Wohnungen und zur Aufnahme der Sammel-
heiznng, einer Niederdruck Warmwasserheizung, welche sämtliche Räume des
Hauses bis ins dritte GeschoIJs hinauf mit Wärme versorgt. Dabei sei be-
merkt, dafs sämtliche Arbeits-, Lese- und Wohnräume auf 20, das Bücher-
magazin auf 15, Treppen, Vorräume, Garderoben etc. auf 12° Celsius erwärmt
werden können. Um die laufenden Reparaturen an Büchern und ähnliche
Arbeiten schnellstens^ erledigen zu können , ist eine Buchbindereiwerkstätte
vorgesehen.
Betreffs der inneren Ausstattung sei bemerkt, dafs dieselbe sich im
Ganzen in einfachen Formen bewegt und absichtlich von jedem Luxus frei-
gehalten ist.
Die Beleuchtung des Hauses geschieht, wie im Anscblufs an das be-
züglich der Beleuchtung der Lesesäle Gesagte zu bemerken ist, teils durch
elektrisches Glühlicht, teils durch Gas (Auerlicht). Erstere Beleucbtungsart
hat namentlich da Platz gefunden, wo entweder, wie im Buchen» agazin, nur
vorübergehend Licht erforderlich ist, oder wo, wie in den Lesesälen, die
jeweilige Beleuchtung sich nach der gröfseren oder geringeren Frequenz
richten kann und je nach Bedarf schnell verstärkt oder vermindert werden
mufs. Dagegen wurde für die Bücherausgabe und die übrigen Verwaltungs-
raume Auerlicht der Vorzug gegeben.
Göln a. R. Am 4. Juni wurde hier eine sechste Volksbibliothek und
dritte Lesehalle in dem zum Schulneubau an der Georgstralse gehörigen
Straftenfront^ebäude eröffnet. Aus einem von Kommerzienrat StoUwerck der
Stadt überwiesenen Stiftungskapitale von 10000 M. konnten die Bücher-
bestände, zusammen etwa SOOO Bände, und 45 Zeitschriften beschafft werden;
die Anstalt trägt daher den Namen: Stiftung StoUwerck. Die Kosten der
Mobiliareinrichtnnp sowie die jährlichen Unternaltskosten werden wie bei den
übrigen Volksbibliotheken und Lesehallen von der Stadt getragen. An der
neuen Lesehalle wirken drei Hilfsbibliothekare und zwei Bibliothekdiener.
Der mit 144 qm Fläche sehr geräumige, gegenwärtig für 70 Sitzplätze ein-
gerichtete Lesesaal, in wirkungsvoller Weise mit Decken- und Wandschmuck
im Stile altkölnischer Zimmermalerei versehen, bekommt Licht von zwei
fegenüberliegenden Fensterreihen und wird Abends, wie auch die Volks-
ibliothek, elektrisch beleuchtet. Als Beleuchtungsart wurde eine matte
Deckenbelenchtnng, je drei Glühlampen in den neun Deckenfeldern, und
Tischbelenchtong vermittels einer ausreichenden Zahl herabziehbarer grüner
Schinnlampen gew&hlt An Stelle einer für die Leser störenden zu nellen
160 Berichte ttber Bibliotheken einzelner Städte.
Raumbelcnchtnng, bei welcher das Gefühl behaglichen Alleinsitzens nicht
aufkommt, und die dem Ange nachteiligen Halbschatten aof dem oft kaum
ausreichend belichteten Buche nur schwer vermieden werden können, tritt
infolgedessen eine Lichtverteilung , die dem Lesesaale Abends ein äoGserst
gemütliches und stimmungsvolles Aussehen verleiht In dem anstolsenden
ücherraum der Voiksbibhothek ist ein Teil der zum Lesesaale gehörenden
Büchersammlung mit untergebracht. Diese Bücher können, wie auch die vor-
handenen der Volksbibliothek gegen Schein zur Benutzung im Lesesaale ent-
nommen werden, während die im Lesesaale aufgestellten Bücher und Zeit-
schriften frei zugänglich sind. Bei der Bücherausgabe der Volksbibliothek,
die sich nach dem Vorräume des Lesesaales hin öfifnet, wird der Cotgreavesche
Indicator in einer den vorliegenden Verhältnissen angepafsten Form — in
dieser unseres Wissens zum ersten Male in Deutschland — verwendet Die
neue Volksbibliothek und Lesehalle, in dicht bevölkertem Stadtteile gelegen,
erfreut sich schon jetzt eines starken Besuches, was umsomehr zu begrülseD
ist, als dadurch die beiden übrigen Lesehallen in wünschenswerter Weise
entlastet werden. Infolge weiter beabsichtigter und z. T. schon vorbereiteter
Neueinrichtungen, von denen zunächst eine grölscre Volksbibliothek mit zwei
Lesesälen im Centrum der Stadt ins Leben treten soll, wird in den nächsten
Jahren Cöln mit einem planmäfsig angelegten Netze von Lesehallen ans-
festattet werden, durch welches der Nutzen des Volksbibliothekwesens allen
'eilen der Bevölkerung in der Altstadt und den Vororten zu^glich gemacht
werden kann. Dr. Heinrichs.
Die Volksbibliotheken zu Dresden (s. Jg. 2, S. 38—40, 49 — 49, Jg. 3,
S. 14—15) wiesen nach dem Rechenschafts -Bericht des Gemeinnützigen Vereins
daselbst i. J. 11)01 eine erfreuliche Zunahme in der Benutzung auf. Die Zahl
der eingetragenen Leser betrug 116(37 gegen 10 853 im Jahre 1900. An die-
selben wurden bei 1 70 254 Ausleihungen 189 932 Bände ausgegeben. Wieselt
Jahren entfiel die höchste Zahl der ausgeliehenen Bände (48 552) bei 44264
Ausleihungen auf 2794 Handels- und Gewerbsgehilfen und Lehrlinge. Ihnen
folgen in kurzen Abständen 2S95 Schulkinder bei 41633 Ausleihungen mit
45iyj Bänden und 2807 Frauen bei 39 739 Ausleihungen mit 43 924 Bänden.
Sehr rege benutzt wurden die Bibliotheken von Fabnk- und Handarbeitern,
besonders die in den Vorstädten. Bei dem im vergangenen Jahre vielfach
hervorgetretenen Arbeitsmangel haben sich diese Bibliotheken als eine socialo
Einrichtung von hohem Werte erwiesen. Sie haben Bildung verbreitet und
die Familienglieder in heilsamer Weise ans Haus gefesselt An 1 185 Arbeiter
wurden bei 15440 Ausleihungen 18195 Bände ausgegeben. Hinsichtlich des
Inhaltes der ausgeliehenen Bücher verweisen wir auf die Uebersicht S. 50 des
Berichts. Am stärksten benutzt wurden die Bibliotlieken in Stadtteilen mit über-
wiegender Arbeiterbevölkerung: Die 12. Bibliothek in Vorstadt Piesehen mit
Trachenberge (26 598 Bände) . die 9. Bibliothek in der Johannstadt (21 234
Bände) und die 7. BibliotheK in der östlichen Leipziger Vorstadt (18715
Bände). Der Bücherbestand betrug im vergangenen Jahre 4S 048 Bände gegen
46 572 Bände im Vorjahre. Zunahme: 1476 Bände. In Verlust gerieten 103
Bände; flir 3 Bande wurde £rsatz geleistet, und 16 früher vermifste Bücher
fanden sich wieder. Als völlig zerlesen und unbrauchbar wurden insgesamt
1568 Bände ausgeschieden, vorzugsweise aus den am meisten benatzten Gruppen
der Zeit- und Jugendschriften. — r —
Schon lange war in Elberfeld der Wunsch nach einer Öffentlichen
Bücherei und Lesehalle rege gewesen. Kleinere Anstalten wie die von M.
V. Egidy begründete Lesehalle sowie die Bibliothek des Volksbildongsvereios
hatten das Begehren nach einer allgemeinen Bücherei noch gesteigert Die
Wünsche der Bürgerschaft fanden dann in der Resolution einer Versamm-
long, in der der Stadtverordnete Justizrat Schmitz über die Bedeatong der
Yolksbibliotheken und Lesehallen einen allgemein intereMierendea Vortrag
Berichte über Bibliotheken ebizelner Städte. 161
gehalten hatte, ihren Ansdnick. An die städtischen Behörden wurde die
AufTorderung gerichtet, eine Volksbibliothek und Lesehalle zu errichten,
„welche allen Ständen und den in denselben vertretenen Richtungen nnd Be-
dürfnissen vollste Rechnung trägt und jede Einseitigkeit in der Verwaltung
dieser Einrichtungen ausschliefst. ** Seitdem wurde der Angelegenheit die
grüfste Aufmerksamkeit zugewandt. Feste Gestalt jedoch begann der Plan
erst zu gewinnen, als unser energischer Oberbürgermeister Funck die
Führong übernahm und eine Versammlung von Interessenten zusammenberief,
in denen man über die weiteren Schritte Beschlufs falste. Aufrufe wurden
versandt, bei anderen Städten Auskünfte eingeholt, die Werbetrommel ward
gerilhrt, und gar reichlich strömten die Gaben in Büchern und Geld herbei.
Die Stadtverordnetenversammlung beschloCs ein Gebäude für die Aufnahme
der Stadtbücherei herrichten zu lassen und die Verwaltung der Anstalt nach
ihrer Fertigstellung zu übernehmen. 38 000 M. wurden von der Bürgerschaft
durch freiwillige Spenden aufgebracht und die verschiedensten Vereine wie
der naturwissenschaftliche, der Lehrerverein, der Volkslesehallen- und der
Yolksbildungsvereiu schenkten Ihre Bücherbestände entweder ganz oder
teilweise.
Für die Organisation der Anstalt gelang es, die bewährte Kraft Dr.
Nörrenbergs zu gewinnen, der vom 1. Oktober 1901—1. April 1902 eine
äulserst erfolgreiche Thätigkeit entfaltete. Am 14. Juni wurde durch einen
glanzvollen Akt die Stadtbücherei eröffnet und am folgenden Tage der all-
gemeinen Benutzung überleben.
Die Stadtbücherei hegt am Neumarkt schräg dem Rathaus gegenüber
und umfafst zwei Stockwerke, während die Übrigen Geschosse des Hauses die
Sammlungen des naturwissenschaftlichen und des bergischen Geschichtsvereius
bergen, im Zwischengcschol^ befindet sich die Ausleihe, das Büchermagazin
und die Buchbinderei; das erste Stockwerk enthält die Diensträume, den
Lesesaal, die Garderobe und ein Vortragszimmer. Die Räume sind freundlich
nnd behaglich eingerichtet, in bibliothekstechnischer Hinsicht gelangte nur
das beste und praktischste zur Verwendung.
Die Stadtbilcherei besitzt zur Zeit 10 822 Bände, die in einem gedruckten,
über 400 Seiten starken Kataloge verzeichnet sind, der dem Publikum käuf-
lich abgegeben wird. Im Lesesaal, der ungefähr 100 Personen fafst, ist eine
Handbioliothek von 664 Bänden aufgestellt, die sowohl Nachschlagewerke
wie eine Auswahl von Unterhaltungsschriften enthält. Ferner liegen über loO
Zeitschriften sowie 30 Zeitungen aller politischen Richtungen für die Benutzung
ans. In der Broschürenabteilung werden alle 14 Tage ca. 25 Broschüren neu
aufgelegt. Zum besonderen Schmuck dient ein Riesenglobus, der von einem
nm die Anstalt sehr verdienten Gönner geschenkt wurde.
Die Benutzung der Stadtbücherei übertraf die kühnsten Erwartungen.
In der Zeit vom 15. Juni bis zum 1. August haben 18 431 Personen den Lese-
saal besucht, in der Ausleihe wurden von 3435 Personen Leilikarten gelöst.
Die Zahl der ausgelieheneu Bände betrug 16192; davon waren 23% be-
lehrender, 77 ^lo unterhaltender Natur. Die Berufsstatik der Leser ergab, dafs
die Anstalt von allen Schichten der Bevölkerung gleichmälBig benutzt wird.
Während in der ersten Zeit viele Neugierige sich einfanden und dadurch die
Besucherzahl des Lesesaals bis zu 7(>3 au einem Tage heraufgeschraubt wurde, ist
der Besuch letzt ruhiger geworden. Im Durchschnitt werden täglich 891 Personen
im Lesesaal gezählt, d. h. also er ist viermal täglich besetzt. Ein anderes
Bild gewährt die Ausleihe, hier steigt die Benutzung von Tag zu Tage stetig.
Am 15. Juli betrug der tägliche Durchschnitt der ausgeliehenen Bände 368,5,
am 1. August jedoch schon 401,5. Die Zahl der Leser hatte sich in derselben
Zeit um 24 % vermehrt. Da die Ausleihe oft den Strom der Lesedurstigen
nicht zu fassen vermag, werden im Oktober bereits wahrscheinlich 3 Ausgabe-
filialen in verschiedenen Stadtteilen errichtet werden. Gelesen werden in der
Unterhaltungsabteilung hauptsächlich Anzengruber, Dahn, Ebers, Keller, Clara
Yiebig, Ompteda, Busch, Zola, Mark Twain, Sudermann und Spielhagen, sehr
wenig leider Hebbel und Ludwig. In der belehrenden Abteilung werden
162 Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
Werke über Photographie, Technik, Erdkunde, Naturwissenschaft, deutsche
Geschichte und Kunst am häufigsten verlangt. Tro^em die begehrtesten
Werke bis zu 6 Exemplaren vorhanden sind, sind sie doch bereits meist
mehrfach vorgemerkt.
Die Ausleihe ist täglich von 11—1 und 6—9, an Sonntagen von 11— '/2I,
der Lesesaal von 10 Uhr früh bis 10 Uhr abends, an SonndM^en von 11 — 10
geöffnet. Die Benutzung ist für jeden über 16 Jahr alten Elberfelder Ein-
wohner unentgeltlich. Das Personal besteht aus einem Stadtbibliothekar,
einem wissenschaftlich gebildeten Assistenten, zwei weiblichen und vier mann-
lichen Hilfskräften, einem Buchbinder, einem Hanswart und einer Garderobefrau.
Dr. Jaeschke.
Ueber die Eröffnungsfeier der Elberfelder Bücherhalle bradite der
General- Anzeiger für Elberfsld Barmen am 16. Juni einen ausführlichen Bericht,
der uns durch Herrn Dr. K. Becker in Elberfeld gütigst übermittelt wurde.
Der Festakt nahm hiernach einen äuDserst würdigen und glänzenden Verlauf.
Besonders bemerkenswert war die Rede des Regierungspräsidenten v. Holleufer,
in der er zur Vollendung des Werkes Glück wünschte und das lebhafteste
und wärmste Interesse auch der K^l. Staatsregierung an dem Unternehmen zum
Ausdruck brachte. „Es handelt sich hierbei, *" so führte der Herr Regierangs-
präsident aus, „nicht um eine Specialität von Elberfeld im engeren Sinne,
nicht um ein aus lokalem Bedürmis hervorgegangenes Elberfelder und der
Stadt Elberfeld eigentümliches Unternehmen, sondern es handelt sich hier um
eine von denjenigen Ma&nahmcn, die darauf abzielen, den socialen Frieden
zu fördern und zu sichern. Die Zeit ist längst vorbei, dafs man glaubte, der
destruktiven Kräfte unseres modernen Volkslebens allein mit polizeilichen
Mafsnahmen Herr zu werden. Bei uns ist durch die Botschaft unseres ersten
unvergefslichen Kaisers Wilhelm I. die sociale Gesetzgebung s. Z. inauguriert
worden, das Kranken-, Unfall-, Alters- und Invaliditäts^esetz. Aber, meine
Herren, je länger je mehr findet auch in weiteren Kreisen die Ansokaaung
Boden, dafs es damit allein auch nicht gethan ist, dals die blolse Wirtschaft
liehe Fürsorge für Leben und Gesundheit nicht genügt, sondern dals es darauf
ankommt, auch die intellektuellen und sittlichen Kräfte unseres Volkes zn
pflegen und diese zusammenzufassen und sie auf dem Boden des Vaterlandes
zu kräftigen und zu stärken. Ich befinde mich hier im Kreise bergischer
Männer, im bergischen Lande, in dem die socialen Erscheinungen besonders
scharf und klar zu Tage treten. Ich glaube deswegen hoffen zu dürfen, dals
ich bei manchem von Ihnen Zustimmung finde, wcuu ich der Ueberzeugung
Ausdruck gebe, dals wir nur dann eine sociale Versöhnung herbeiführen, wenn
wir beide Ziele, das wirtschaftliche und das ideale, gieichmälsig und zur
selben Zeit verfolgen, eine Versöhnung, die jedem Preulsen und vaterlands-
liebenden Bürger am Herzen liegen mufs. f%r die wirtschaftliche Fürsorge
ist Richtung und Bahn gegeben durch die Gesetze, die wir bereits haben.
Die Gesetze können nach der einen oder anderen Seite hin erweitert werden,
insbesondere durch die Witwen- und Waisenversorgung könnte die Grundlage
gegeben werden , auf der weiter zu bauen wäre. Anders ist es aber mit der
FtLrsorge in geistiger Hinsicht. Hier handelt es sich um ein neues Feld, das
in keiner Weise umrahmt ist, vielleicht auch nicht umrahmt werden kann.
Der Wege, die in dieser Beziehung möglich sind, sind anscheinend viele, ich
nenne beispielsweise die Volksunterhaltungsabende, die, wenn sie richtig und
mit warmen Herzen geleitet werden, aulserordentlich segensreich wirken. Ich
nenne ferner die populären Theatervorstellungen, deren der Oberbürgermeister
bereits gedacht hat, ich nenne auch die Gesangvereine, sofern sie sich als
Pflegestätten des GemUtslebens erweisen und nicht blols den Gastwirten zu
gute kommen, femer die Jugendspiele, die gleichmäfsig Geist und Körper
stählen sollen. Aber an die allererste Stelle setze ich m dieser Beziehung
die Errichtung von öffentlichen Volksbibliotheken, denn ihr Einfluls ist ein
sehr viel tie^r eingreifender und umfJEusenderer als derjenige der von mir
genannten Veranstaltungen. Wer z. B. wie ich genötigt ist, die sodaldemo-
Kratische Lokalpresse zu verfolgen, der weils, welche Öde Kost da tagtS^oh
Berichte über BMofheken einzelner Städte. 163
S boten wird, und wer andererseits weils, wie lebendig bei unseren Arbeitern
s BUdangsbedür&is, ich möchte sagen der Bildangshunffer ist, der wird
verstehen, dals da, wo Yolksbiblio^eken eingerichtet sind, diese einen er-
freulichen Zuspruch finden. Allerdings müssen diese Bibliotheken in der
richtigen Weise geleitet werden, man muls sich frei halten von jeder ein-
seitigen Tendenzmacherei , sonst erregt man Milstrauen. Es gereicht mir zur
Freude, konstatieren zu können, dafo nicht blols in anderen Gegenden, sondern
auch im bergiscben Lande manches in dieser Beziehung ^ethan wird. So sind
z. B. im Landkreise Solingen schon 12 öffentliche Biohotheken eingerichtet
worden, die gut geleitet werden. Vieles bleibt allerdings noch zu thun übrig,
denn wir müssen dahin gelangen, dafs jeder einigermafsen
namhafte Ort wie seine öffentliche Badeanstalt auch seine
öffentliche Bibliothek erhält. Besonders gefreut habe ich mich auch,
was die hiesige Einrichtung anbetrifft, über den Weg, den man eingeschlagen
hat, um zum Ziele zu kommen. Dieses Zusammenwirken von Einzelnen und
Vereinen mit der Gemeinde, das verbürgt den Erfolg^ und ich wünsche, dals
da, wo der Wille vorhanden ist, eine ähnliche Einnchtunj^ zu treffen, man
sich ein Beispiel an Elberfeld nehme. Ich würde nicht verfehlen, darauf hin-
zuweisen, und ich möchte an den Herrn Oberbürgermeister die Bitte richten,
wenn eine bezügliche Anfrage kommt, einer solchen Gemeinde seinen Rat
nicht vorenthalten zu wollen.^ Der Regierungspräsident sprach allen, die sich
um dieses Werk bemüht haben, den Dank und die Anerkennung der König-
lichen Staatsregierung aus und schlols mit dem Wunsche: „Möchte die Ein-
richtung allen, die sie benutzen, und auch unserem Vaterlande zu grofsem
Segen dienen.^
Wir begrUlsen in der Rede des Herrn Regierungspräsidenten ein außer-
ordentlich ertreuliches Zeichen der Zeit. Sie ermutig zu der Hoffnung, dafs
auch in Deutschland erreicht werden wird was, wie in der ersten Nummer
der „Blätter'' s. Z. ausgeführt wurde, in Amerika erreicht worden ist und was
doch auch dort drüben noch vor 50 Jahren lediglich ein frommer Wunsch
einsichtiger Männer gewesen ist, dals wenn ein Fremder künftighin in eine
Stadt kommt und sei sie noch so klein, er nicht mehr fragen soll: Giebt es
auch eine öffentliche Bibliothek hier?, sondern: Wo ist die öffentliche Biblio-
thek dieses Ortes? Schöpfungen, wie die neue Elberfelder Bibliothek, sind
Marksteine in der Entwickelungsgeschichte unserer Bildungsbibliotheken, die
zur Nachfolge herausfordern. — r—
Dem von der Bibliotheksverwaltung herausgegebenen Bericht über die
Entwickelung, Einrichtung und Verwaltung der Freibibliothek und Lesehallen
zu Frankfurt a. M., für das Jahr 1894—1901 entnehmen wir folgendes:
Am 23. September 1894 wurde der Verein „Freie Bibliothek und Lese-
halle" nach verschiedenen Vorbesprechungen in der Frankfurter Abteilung
der deutschen Gesellschaft für ethische Kultur in einer Mitglieder-
versammlung begründet und die Anstalt in dem Lokal, gro£se Sandgasse 7,
am 8. Oktober desselben Jahres eröfEnet.
Der oberste Grundsatz, der aufgestellt wurde und an dem unerschütterlich
festgehalten wird, bestimmt, dafs der Verein, ohne eine politische oder religiöse
Richtung zu bevorzugen, dem Unbemittelten an den Erzeugnissen der populär-
wissensdiaftlichen und schönen Litteratur Anteil gewähren und ihm Gelegen-
heit geben soll, ohne Wirtshausbesuch die Tagesblätter und Fachzeitschriften
zu lesen. Keine Gebühr soll erhoben werden, die, wenn auch nur in wenigen
Mark bestehend, für den Unbemittelten meist unerschwinglich ist und auch
von keinem bedrückten Armutsnachweis soll die unentgeltliche Benutzung
des Instituts abhängen.
Der Verein verfügte bei seiner Gründung über 3000 M. Jahresbeiträge
and 800 M. einmalige Zuwendungen.
Die gemieteten Räumlichkeiten bestanden aus drei grofsen Zimmern,
▼on welchen zwei als Lesezimmer eingerichtet wurden, das dritte sollte die
IIL 9. IG. 18
164 Berichte Aber Bibliotheken einsehier StSdte.
im Entstehen begriffene Bibliothek anfhehmen, während der Vorranm als
KleiderabUge benatzt wurde. Ausgestattet waren die Lesezimmer mit 60
Zeitungen der verschiedensten politischen Richtungen, 45 FachzeitschrifteDf
43 Zeitschriften über Kunst und Litteratur und vermischten Inhalts und
7 Unterhaltungsblätter, zusammen 155 Zeitangen und Zeitschriften. Die Be-
nutzungszeit wurde von abends 6—9»/, Uhr festgesetzt. Eine ordnungsmäfsige
Benutzungsstatistik wurde vom ersten Taf e an eingeführt. Die Kleiderabgabe
war obligatorisch, aber kostenlos und durch die laufend abgegebenen Nummern
war die Benutzungsziffer jederzeit nachweisbar.
Der Besuch war von anfang an sehr rege und die vorhandenen Sitz-
plätze (ca. 50) reichten an keinem Abend aus.
Dieser ungeahnte Erfolg veranlafste den Verein, nach Ablauf des Hiet-
verhältnisses am 1. April 1898 gröfsere Räumichkeiten zu ermieten und deren
Benutzungszeit auszudehnen. Es fänden sich geeignete Lokalitäten in der
Brünnerstralse 8/10 central und doch ruhig gelegen. Der Lesesaal bot Raum
für 100 Sitzplätze. Das Lesematerial wurde bedeutend vermehrt, und der
Verein verfügt heute über 165 politische Tagesblätter, darunter viele fremd-
sprachliche, 52 Zeitschriften religiüsen, sozialen und vermischten Inhalts,
26 Zeitschriften über Politik, Kunst und Litteratur, 105 Fachzeitschriften
über Oewerbe, Handel und Industrie, 15 Unterhaltungsblätter, zusammen.
361 Zeitungen und Zeitschriften.
Neuerdings wurde durch Verlegung der Bibliothek in die zweite £tag&
ein besonderer Büchersaal geschaffen, in welchem, abgesehen von den Nach —
schlage werken, bis jetzt 720 Bde. populär- wissenschaftlicher Bücher aus alleim
Zweigen des Wissens jedermann zugänglich sind.
Die Benutzungszeit für die Lesezimmer wurde zuerst auf die Zeit voxb.
mittags 12—3 Uhr und abends von 6— 9*/» Uhr ausgedehnt, seit 1. April d. J.
aber von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 4 Uhr und abends von 6 — 9Vs Ubir
festgesetzt.
Der Besuch der Lesezimmer war stets wachsend und betrug 190]
durchschnittUch täglich 200 Personen. Durch die verlängerte Benutzungszeit
schwankt der Besuch eben zwischen 230 und 250 Personen täglich.
Benutzung der Lesehalle
im Jahre: 1894/95 von Personen: 9308
„ 1895/96 , 17 500
„ 1896/97 „ 26932
„ 1897/98 „ 52678 im neuen Lokal
„ 1898/99 , 53 844
„ 1899/1900 „ 65603
„ 1900 in 9 Monaten „ 45115
„ 1901 , 71227
Zusammen: 342 207
Die Bibliothek zählt heute etwas mehr als 14 000 Bde.
Bücherbestand
am Schlüsse des Jahres: 1894/95 an Bänden: 3000
„ „ 1895/96 „ 6000
„ , 1896/97 „ 7 870
„ „ 1897/98 , 9265
1898/99 , 10758
„ „ 1899/1900 , 11543
. 1900 in 9 Monaten „ 12821
^ » . . . ^» ^ÖÖ^ n 18Ö47
Gememt sind Buchbinderbände.
1109 Personen hatten sich in den ersten 6 Monaten zur Benutzung der
Bibliothek angemeldet; an dieselben wurden in gleicher Zeit 10763 Bücher
ausgegeben. Die aufgestellten Zettelkataloge konnten bei solchem Andränge
Berichte über Bibliotheken einzelner StSdte. 165
nicht genügen, und es wurde das erste Bücherverzeichnis herausgegeben.
Durch kleine, am Fufse jeder Seite angebrachte Annoncen wurden die Druck-
kosten einer 5000 Exemplare starken Auflage gedeckt, und das Verzeichnis
unentgeltlich an die Entleiher verabfolgt.
1898 erschien das zweite Bücherverzeichnis, das 13 Bogen stark für
20 Pfg. abgegeben werden konnte. Nachdem auch dieses vergriffen war,
wurde bis zur Fertigstellung eines neuen Gesamtkataloges ein solcher der
belletristischen Abteilung herausgegeben.
Bis Ende 1901 hatten sich 11363 Personen zur Bibliotheksbenutzung
eingetragen.
Geöffnet für den Buchumtausch war die Bibliothek in den ersten zwei
Jahnen von abends 6—8 Uhr; dann auch mittags von 12 — 1 Uhr und später
von 12— 3 Uhr. Seit dem I.April 1900 ist die Zeit für den Bnchaustausch
von mittags 12 Uhr bis abends 7Vs festgesetzt.
Seit Eröffnung der Sammlung wurden bis Schlufs d. J. 1901 zusammen
553 769 Bände benutzt, wovon auf die Abteilung Schöne Litteratur 504 531,
Belehrende Bücher 41629, Fremdsprachliche UnterhaltungslektUre 7609 entfallen.
Die Finanzlage des Vereins hat sich im Laufe der Jahre folgender-
mafsen gestaltet: Die Mitgllederbciträge sind von 3000 M. auf 7000 M. an-
gewachsen, und die städtische Beihülfe, welche im ersten Jahre 1500 M. be-
trug, ist heute SOOO M. Der Verein verfügt mithin über ein Budget von rund
15 000 M. — r—
Die Benutzung der Oeffentlichen Lesehalle zu Jena (vgl. Jg. 1, S. 99,
131 ff.; Jg. 2, S. 186; Jg. 3, S. 125) ist von Jahr zu Jahr beträchtlich gestiegen.
Die Ausleihestatistik weist für die einzelnen Jahre folgende Ziffern auf: 1897:
61000 Bände, 1898: 60000 Bände, 1899: 69000 Bände, 1900: 74000 Bände,
1901: 89000 Bände. Die Benutzung der im Bücherlesezimmer befindlichen
Nachschlagebibliothek, sowie des Broschürenstandes ist in diesen Zahlen nicht
mit einbegriffen. Etwa 60 <*/„ der ausgeliehenen Bücher dienen dem Unter-
haltungsbedürfnis der Leser, während etwa 40 <*/ü zum Zwecke der Belehrung
entliehen werden. Der Bücherbestand betrug am 1. Januar 1902 nahezu
12000 Bände (gegen 3500 in den ersten Monaten nach Eröffnung der Anstalt).
Er wird im Laufe eines Jahres durchschnittlich etwa 7 Mal umgesetzt
Auch die Zahl der Leser hat beständig zugenommen. Es waren ihrer
1890/97 rund 3500, 1898/99: 4400, 1899/1900: 4600, 1901: 5400. Vergleicht
man die Lescrzabl mit der Summe der ausgeliehenen Bände, so ergiebt sich,
dafs ziemlich konstant auf 1 „Leser'' nahezu 16 Bände kommen (1901: I6V2).
Die Bernfsstatistik ergiebt, dafs die Bibliothek der öffentlichen Lesehalle von
allen Berufsständen und allen Gesellschaftsklassen verbältnismäfsig gleich
intensiv benutzt wird, dafs mithin die Einrichtung der ganzen Einwohnerschaft
zu gute kommt.
In den letzten Jahren ist besonderer Wert darauf gelegt worden, von
den besten und beliebtesten Werken eine gröfsere Anzahl von Exemplaren
dem Pnblikum zur Verfügung zu stellen, und durch diesen Umstand ist die
Intensität der Benutzung jedenfalls nicht unbedeutend gesteigert worden. So
sind z. B. Goethes und Schillers Werke in 5 Exemplaren vornanden, in eben-
soviel Freytags Ahnen, die Werke von Storm, Fontane, Ebner -Eschenbach,
Polenz und Rosegger; in 10 Exemplaren Alexis: Die Efosen des Herrn von
Bredow, Frenssen, Jörn Uhl; in 15 Exemplaren Hauffs Lichtenstein, Scheffels
Ekkehard.
Die gegenwärtigen Ausleihstunden sind: an Sonntagen von 11 — 12 Uhr,
an Wochentagen von 12—1 und von 5— Va^ Uhr; die Stunde von 5 — 6 ist
speciell für schulpflichtige (unter 14 Jahre alte) Personen bestimmt, welche
im Auftrage anderer Bücher umtauschen.
Das Bücherlesezimmer enthält 1. eine Nachschlagebibliothek von über
800 Bänden, 2. einen Broschürenstand mit ca. 40 — 50 neu erschienenen
l^sehUren, 8. eine Auslegestelle von Patentschriften. AuDserdem werden
18»
166 Berichte über Bibliotheken einseliier StXdte.
im Bücberlesezimmer auch die Neuheiten wiBsenschnftlieher Art eine kurze
Zeit zur Ansicht aufgestellt.
Zur Lektüre von Zeitungen und Zeitschriften stehen dem Publiknin 7
Zimmer zur Verfügung, außerdem ein Jugendzimmer. GeöfEhet sind die
Räume Sonntags von 10 Uhr vormittags bis 10 Uhr abends, Montags von
11 Uhr vormitSigs bis 10 Uhr abends, an anderen Wochentagen von 9 Uhr
vormittags bis 10 Uhr abends; in den Sommermonaten wird die Lesehalle
am Sonntag nachmittag von 1— V28 Uhr geschlossen. Die Zahl der Besucher
lälst sich nicht genau feststellen, probeweise vorgenommene Zahlungen er-
gaben eine Durchschnittszahl von täglich ca. 300 Benutzern. Es liegen aas
97 Zeitungen und 310 Zeitschriften. Ein Teil davon (37) wird von Mitgliedern
an Zahlungsstatt geliefert, ein anderer Bruchteil (76) vom Litterarischen Museum
der Lesehalle zur Benutzung überwiesen.
Die Oeflfentliche Lesehalle ist Eigentum des Lesehalle- Vereins zu Jen«,
welcher aus ordenüichen und außerordentlichen Mitgliedern besteht Jene
ziüilen 30 M., diese 3 M. Jahresbeitrag.
AuDser dem Vorsitzenden des Vorstandes sind bei der Verwaltung thäng
2 Bibliothekarinnen, 1 Custos und 1 Bibliotheksdiener, der gelernter Buch-
binder ist und die kleinen Bücherreparaturen besorgt.
Die Ausgaben betrugen im Kalenderjahr 1901 rund 16700 M., wovon
für Gehälter 4600 M., für Bücher, Zeitungen, Zeitschriften 4800 M., für Bach-
binderarbeiten 2200 M. und für Miete etc. 4500 M. verausgabt wurden. Die
wichtigsten Posten der Einnahmen im Jahr 1901 waren: 10000 M. Zahlung
der Carl -Zeiss- Stiftung, 4400 M. Mitgliederbeiträge, 1400 M. außerordentliche
Beiträge und Geschenke von der Stadtverwaltung, der Sparkasse, dem Konsum-
verein etc. Die Stadt Jena hat für das Jahr 1902 ihren Beitrag auf 2000 M.
erhöht
Im Herbst d. J. verläTst die Lesehalle die bisher von ihr benutiten
Mieträume und siedelt in das neue von der Carl -Zeiss -Stiftung errichtete
Gebäude über. P«
Die Volksbibliothek zu Magdeburg (vgl. Jg. 1, S. 101), in einem der
Volksbadeanstalt gewidmeten NeuDan untergebracht, zählt etwa 3000 Bände,
das Lesezimmer 28 Sitzplätze. Trotzdem wurde sie im letzten Vierteljahr von
4055 Personen, das Lese:dmmer von 3224 benutzt Es ist zu ho£fen, daCs die
dringend erforderliche Erweiterung nicht zu lange auf sich warten lälst. L.
Aus Amsterdam schreibt man uns:
In meinen Mitteilungen über die Volksbibliotheken in den Niederlanden
(s. Nr. 5/6] erwähnte ich , dafs seit dem Erscheinen des bekannten Werkes
von Dr. £. Schultze in mehreren Zeitungen und Zeitschriften auf die Stiftong
von „Public libraries^ angedrungen wurde. Auch der Hauptvorstand der
„Maatschappy tot nut van 't Algemeen'^ war der Ansicht, dafis dieses aas-
gezeichnete Mittel zur Bildung des Volkes von dem Vereine gefordert werden
müsse. Der Hauptvorstand erklärte zugleich nachdrücklich, dals die be-
stehenden Volksbibliotheken nicht für sämtliche Klassen der Gesellschaft
bestimmt seien und . weil fast ausnahmslos ohne Lesesäle , den jetzigen Ver-
hältnissen nicht menr entsprächen; dal^ sie aber ebenso wie die wenig be-
nutzten städtischen und Provinzialbibliotheken die Grundlage zu neuen An-
stalten bilden könnten. Die Hauptverwaltung stellte deshalb den Antrag,
eine Summe von 1000 Gulden zur Herstellung eines den niederländischen
Verhältnissen angemessenen Leitfadens zur Errichtung und Unterhaltung Öflfent-
licher Bibliotheken und damit verbundener Lesesäle zu bewilligen. Die
Generalversammlung genehmigte jedoch den Antrag nicht, weil ein besonderer
Leitfaden für die Niederlande überflüssig sei, da im Auslände schon eine be-
trächtliche Litteratnr über diesen Gegenstand vorhanden ist und unsere Ver-
hältnisse von den deutschen wenigstens nicht so sehr abweichen. Den Aus-
schlag gab wohl die Ueberzeugung, dafs hier der grolse Natsen von „Fob&e
Beriohte ttber Bibliotheken einzeker Srftdte. 167
librarles" noch nicht allgemein eingesehen wird nnd man das Volk noch nicht
fttr reif gennsr hält Bibliotheken nnd Lesehallen zn besuchen. Nor ans einem
energischen Yersnche lieCse sich aber bestimmen, in wieweit diese Meinung
begründet ist und wie jener Teil des Volks, der von einer Bibliothek vielleicht
i'etzt noch nicht den vollen Nutzen haben wird, dazu herangebildet werden
LOnne. Auf Grund dieser Erwägung wendeten sich im Dezember 1901 zehn
Personen aus verschiedenen Kreisen infolge eines Antrags auf Umbau der
Amsterdamer Universitätsbibliothek an den Ortsvorstand mit der Bitte, jenem
Antn^ nicht eher stattzugeben als bis untersucht sei, in wiefern es möglich
ad. dabei dem Gedanken Rechnung zu tragen, diese Bibliothek mehr als
bisher der allgemeinen Volksbildung dienen zu lassen. Auf alle Fälle wünschten
sie die Unterstützung der Gemeinde bei der Stiftung einer öffentlichen Lese-
halle. (Unterzeichneter war der Ansicht, dais die zu gründende Anstalt ganz
unabhängig von der Universitätsbibliotnek sein müsse.) Kurz darauf ging
von einigen Mitgliedern des Gemeinderats ein Antrag im selben Sinne ein.
Nach Prüfung der beiden Vorschläge hat der Ortsvorstand am 7. Jnli eme
Vorlage gemacht, wonach, falls der Gemeinderat sie genehmigt, die Haupt-
stadt in einigen Jahren im Besitze einer sehr günstig mitten in der Stadt
gelegenen Bücherhalle sein kann. Der Ortsvorstand verwarf mit Recht den
Gedanken, die Stiftung einer öffentlichen Volksbibliothek mit dem Umbau
der Universitätsbibliothek zu verbinden, weil der Zweck der beiden Anstalten
so ganz verschieden ist und die Anforderungen, auch was die Verwaltung
betrifft, so weit auseinander gehen. Man will aber eine Summe von 18 500 Gulden
hergeben, um ein Gebäude, das schon städtisches Eigentum ist, für Bücher-
haile einzurichten (Bibliothek mit Grundfläche von 250 Quatratmeter, Lesesaal
162 Quadratmeter, Regal SOOO M.) und weiter das Anerbieten der oben-
erwähnten Adressanten annehmen, welche versuchen wollen aus Privatmitteln
die jährlichen Unkosten zu decken. Genehmigt der Gemeinderat diesen
Antrag, so wird sich zeigen müssen, ob die wohlhabenden Einwohner der
Hauptstadt von dem grolsen Nutzen einer öffentlichen Bücherhalle genügend
durchdrungen sind, um das Komit^ in den Stand zu setzen, den Plan auf
eine der Hauptstadt würdigen Weise auszuführen und die Anstalt sämtlichen
gesellschaftlicnen Kreisen aienstbar zu machen.
Amsterdam. A. J. van Huf fei.
Der Verein „Volksbibliothek* in Graz (Vorsitzender Rechtsanwalt Dr.
Alois Schloffer) hielt am 4. Juli 1902 seine Jahreshauptversammlung daselbst
ab. Wie das Grazer Tageblatt meldet, hat der Verehi eine neue Volksbiblio-
thek in Eggenberg -Albersdorf errichtet. Herr Dr. Julius Grysar vermachte
ein LfOgat von 2000 Kronen. Der Mitgliederbeitrag beträgt 2 fl. jährlich.
Dem im Drucke vorgelegten Jahresberichte ist folgendes zu entnehmen: Im
Jahre 1901 wurden m den drei Zweigen der Grazer Volksbibliothek im
ganzen 182255 Bände entlehnt, und zwar in der Centrale 53 351, in der Saria-
Bibliothek 88703, in der Bibliothek in der Annenstrafse 40 201 Bände. Unter
den in der Centrale entlehnten wissenschaftlichen Werken sind die ans der
LandesbibUoÜiek bezogenen Werke (in Gesamtsumme 253 Bände) inbegriffen.
Ans einem Vergleiche mit den Eutlehnun^sziffern des Jahres 1900, die für
die Centrale 51 170, fllr die Sana -Bibliothek 85 584, für die Bibliothek in der
Annenstnilse 36134, folglich als Gesamtsumme 172 808 Bände ergaben, zeigt
sieh mithin eine Steigerung in der Zahl der Entlehnungen um 9447 Bände.
Der Besuch der in den beiden gröfseren Anstalten befindUchen Lese-
zimmer bezifferte sich im abgelaufenen Jahre mit 7266 Lesern, wovon 2683
auf die Centrale, 4583 auf die Sana -Bibliothek entfielen.
168 Sonstige Mitteilongen.
Sonstige Mitteilungen.
Zur Bibliotheksstatistik. Der Vorstand einer grölseren Volks-
bibliothek mit Lesehalle schreibt uns u. a. «Bei dieser Gelegenheit möchte
ich auf die stiefmütterliche Art und Weise hinweisen, in welcher die „Stattstik"
in den meisten Volksbibliotheken gehandhabt wird. Bei Besichtigung der
verschiedensten Volksbibliotheken habe ich die Erfahrung gemacht, &is in
den meisten Fällen die gegebenen Ziffern jeder sicheren Grundlage entbehren
und daijs es sich in vielen Fällen um Paradeziffern handelt. — Wenn z. B.
eine Volksbibliothek mit 1200 Abonnenten 120000 Bde entliehen haben will
laut Jahresbericht, so ist dies doch ein Ding der absoluten Unmöglichkeit.
Das Material zu dieser Statistik besteht in Strichen welche 2 Angestellte
machen. — In anderen Fällen ist der Beamte gezwungen, seine Karten- oder
Buchnotizen vom ganzen Jahre nachzublättern, um eine einigermalsen an-
nähernde Statistik zu Stande zu bringen. — Ich lasse mir das alles gefallen,
wenn in den Jahresberichten darauf hingewiesen wird, da(s es sich um Un-
gefährsziffern handelt. £s ist nur zu natürlich, da(s solche Statistiken mit
ihren oft unmöglichen Ziffern irritierend auf die Bibliotheksverwaltung wirken,
welche mit einer genauen und sicheren Statistik arbeiten und schier unbegreif-
lich ist es, wie diese Volksbibliotheken mit 1 oder 2 Angestellten dasselbe,
ja oft mehr leisten wollen wie z. B. Dr. Ladewig in Essen mit 20 Angestellten,
Dr. Schultze in Hamburg mit 8 oder 10 und ich mit 8 Angestellten."
„Ich glaube Sie würden manchem Herren zu Gefallen sein, wenn diese
Frage in den Blättern einmal etwas näher beleuchtet würde. **
Wir bringen obige Bedenken zum Abdrucke und stellen für etwaige
Vorschläge, wie dem bezeichneten Uebelstande am leichtesten abgeholßn
werden könne, die Blätter gern zur Verfügung. Je mehr Stimmen sich zu
einem sogen. „Library Symposium*^ vereinigen, um so willkommener werden
sie sein. Die Redaktion.
Auf der am 7. bis 9. Juni d. J. zu Düsseldorf abgehaltenen 82. General-
versammlung der Gesellschaft für Verbreitung von Volks-
bildung gab der Generalsekretär der Gesellschaft, J. Tews- Berlin, folgende
Uebersicht über die wichtigsten Thatsachen und Bewegungen auf dem Gebiete
der freiwilligen Volksbildungsarbeit im Allgemeinen una die Thätigkeit der
Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung im Besonderen. Am bemerkens-
wertesten ist zur Zeit in Deutschland die Ausbreitung und innere Ausgestaltung
der Volksbibliutheken. Der Kaiser hat sein persönliches Interesse an den
Volksbibliotheken wiederholt bekundet und auch die Gesellschaft für Ver-
breitung von Volksbildung seit einer Reihe von Jahren durch eine Zuwendung
von 3000 M. unterstutzt. Die preulsische, sächsische, württembergische,
hessische und mecklenburgische Regierung furdern die Volksbibliotheken
teils durch finanzielle Unterstützungen, teils durch organisierte Malsnahmen.
Bemerkenswert ist, daä die preulsischen Kreisverwaltungen in ^rofser Zahl
Volksbibliotheken in kleinen Gemeinden errichten und die Ortsoibllotheken
durch organisatorische Maüsnahmen zu Kreisbibliotheken, bezw. Kreis- Wander-
bibliotheken zusammenfassen. In grofsen Städten wie Berlin, Strasburg,
Elberfeld, Essen, Bremen, sind im letzten Jahre gröfsere Leseanstalten eröffnet
worden. In den Ostmarken haben sich die Volksbibliotheken als ein vor-
zügliches Mittel, die jüngere polnische Generation mit deutscher Kultur bekannt
zu machen, erwiesen. Die Schundlitteratur wird durch Volksbibliotheken
erfahrungsgemäls am erfolCTcichsten bekämpft. Auch auf anderen Gebieten
der freiwilligen BUdnngsarbeit brachte das verflossene Jahr bemerkenswerte
Fortschritte. Die Bildungsvereine erweiterten ihren Mitglieder kreis, das Vor-
tragswesen gewann weitere Ausdehnung und Ausgestaltung, insbesondere auch
die Vortragskurse. Die Volksunterhaltungsabende eroberten neues Teixaio,
insbesondere in kleinen Gemeinden. Neben der Wissenschaft wird die Konst
Sonstige Iflttellniigeii. 169
immer mehr ab Yolksbildongsmittel geschätzt. Besonden zu bemerken ist,
d&(8 die Gesellschaft neuerdings auch in solchen Teilen des Reiches, die ihr
bisher im Groisen and Ganzen verschlossen waren, wie zum Beispiel im
Reichslande, in Bayern und in Mecklenburg, eine erhebliche Mitgliederzahl
gewonnen hat. Es traten der Gesellschaft 631 Körperschf^en und S3ü Personen
im Laufe des Berichtsiiüires bei, während 74 Körperschaften und 184 Personen
aasschieden. Zur Zeit gehören der Gesellschaft 2853 Körperschaften und
3699 Personen, zusammen 6552 Mitglieder an, darunter u. a. 332 Magistrate
and andere Gemeindebehörden, 140 Schulbehörden , 364 Bibliotheks- und
Lesevereine, 326 Bildungsvereine, 246 Gewerbevereine, 165 Lehrervereine,
102 kaufmännbche Vereine, 87 Arbeitervereine. Die Gesellschaft begründete
and unterstützte im Jahre 1901 122t Bibliotheken mit 44 967 neuen Büchern,
auiserdem wurden 17 46t gebrauchte Bücher und Hefte an Bibliotheken und
Vereine abgegeben, insgesamt also 62 828 Bände. Diese Thätigkeit der Gesell-
schaft konmit vorwiegend dem platten Lande zu Gute. Die Gesellschaft hat
auf dem Lande 1371 Körperschaften und 446 Personen als Mitglieder. Für
die Begründung und Erweiterung von Volksbibliotheken konnte die Gesell-
schaft im Berichtsjahre 68 805,93 M. verausgaben. Das preuisische Kultus-
ministerium unterstützte die Gesellschaft mit 20 000 M. Andere Zuwendungen
für diesen Zweck wurden in Höhe von 9451,90 M. gemacht. Für öffentliche
Vorträge verausgabte die Gesellschaft 13 404,29 M. und veranstaltete in allen
Teilen des Reicnes unter Aufwendung dieser Summe 170 Vorträge. Die
Gesamtansgaben der Gesellschaft betrugen im Jahre 1901 12S 858,73 M. Auch
im laufenden Jahre hat die Thätigkeit der Gesellschaft wiederum eine be-
merkenswerte Ausdehnung erfahren. Es wurden bis zum 22. Mai 24 347 Bände
an Volksbibliotheken überwiesen. Der Mitgliederstand erhöhte sich seit dem
1. Januar d. Js. um 520. Auch die Verbände und Zweigvereine, die über
ihre Thätigkeit besondere Berichte erstatten, befinden sich gröfstenteils in
einer erfreulichen Fortentwickelung, so daüs man hoffen darf, dafs die nun seit
32 Jahren thätige Gesellschaft immer mehr ein Mittelpunkt freiwilliger, auf
die Förderung des Volkswohls gerichteter Bildungsarbeit m sämtlichen deutschen
Landen werden wird.
Die „Schlesische Zeitung' in Breslau bringt in Nr. 526 vom SO. Juli
d. J. einen Aufsatz von Dr. phil. Heinrich Berger: Moderne Volks-
bibliotheken und öffentliche Lesehallen. Der Aufsatz, der für
unsere Leser nichts Neues enthält, ist insofern erfreulich als durch ihn in dem
auffesehendsten Blatte der Provinz Schlesien einmal auf eine sachlich un-
anfechtbare Weise Propaganda gemacht wird für Errichtung von BUdungs-
bibliotbeken. Sehr beherzigenswert ist die AeuDserong des Verfassers, die wir
anch an dieser Stelle wiederholen möchten, dals allen denjenigen, für welche der
Name „Volksbibliothek " bisher etwas bedeutete, das eigentlich vollständig
aaüserhalb ihrer Interessensphären la^, der Besuch einer modernen Volks-
bibliothek (Bücherhalle) und öffentlicnen Lesehalle aufs angelegentlichste zu
empfehlen sei. — r —
Das 10000 Mark-Preisausschreiben für drei gute Romane,
das die «Deutsche Litteratur- Gesellschaft" im Juni-Heft 1901 der „Litte-
rarischen Warte' (München, Allgemeine Verlags -Gesellschaft m.b.H.) zur
Hebane des katholischen Schrifttums erlassen hatte, hat, wie wir dem achten
Hefte der genannten Zeitschrift entnehmen, zu nachstehendem Ergebnis geführt:
Im ganzen liefen 46 Roman -Manuskripte ein, von denen die Prüfungskommission
der „Deutschen Litteratur- Gesellschaft" jedoch nur 12 in die engere Wahl
ziehen konnte. Nach gewissenhaftester Prüfung wurden dann die Preise nach-
stehenden Arbeiten zuerkannt Den ersten Preis von M. 5000 erhielt „Friede
den Hütten!' von M. v. Ekensteen, den zweiten Preis von M. 3000 der Roman
.Gottesthal*' von A.Schott, den dritten Preis von M. 2000 der Roman „Der
Stern von Hallalat" von Martin Hellmden (Pseudonym). — Das Verlagsrecht
170 Sonstige Mitteilungen.
dieser Romane hat die „Dentsohe Litterator-GeselLicliaft*' der „Allgem. Yerlags-
Gesellschaft m.b.H.*' in München übertragen, die diese in modemer Ans-
stattung und von Künstlerhand illustriert herauisgeben wird.
Unterhaltungsabende im Dienste der yolkstümlichen
Bibliotheken. Die Begründune von Lesehallen oder von modernen
Volksbibliotheken überhaupt ging oisher meist von privater und gesellschaft^
lieber Seite aus. Das wira auch wohl in Zukunft noch so bleiben, trotz der
bekannten Eingabe der Comenius-Gesellsohaft an die Magistrate der deutschen
Städte (s. „Blätter" Jg. l. S. 57—60), die zu selbstänmgem Vorgehen ver-
anlassen sollte. Das Endziel der nicht officiellen Gründungen war und ist
natürlich aus schon oft erwähnten Motiven: Uebernahme der Biblio-
theken seitens der Stadt.
Bis dieser Zeitpunkt eintritt, muls sich das Unternehmen über Wasser
halten können. Die Jahresbeiträge reichen meist nicht ans, zumal wenn die
Lesehalle oder Ausleihebibliothek oder beides zusammen so gedeihen, wie
sie sollen. Da hat nun der Vorsitzende der Berliner Lesehallen -Kommission^
Bibliothekar Dr. Heinrich Simon, schon vor längerer Zeit eine Einrichtung
zu Gunsten der Bibliothek in der Neuen Schönhauserstrafse 13 getroffen, die
sich als durchführbar erwies und überall Anklang fand.
Der Genannte berichtete darüber des öfteren in der Zeitschrift „Volk s-
unterhaltung"; aus einem seiner Artikel seien hier einige Sätze heraus-
gehoben, in der Erwartung, dals dies Vorgehen hier oder dort Nachahmung
nnden und in gleicher Weise seinen Zweck erfüllen möge.
Es handelt sich um Unterhaltungsabende. „Wir kamen auf den
Gedanken, ob nicht die Unterhaltungsabende, die zunächst und in erster Linie
denselben Zweck verfolgen wie alle ähnlichen Unternehmungen, — ob sie
sich nicht so einrichten liedsen, da& sie zugleich unsere andere Wohlfahrts-
Einrichtung (die Lesehalle) stützen könnten. Und siehe da! Es gin^. Das
Geheimnis ist — kaufmännisch ausgedrückt — die billige Produktion und
der grofse Umsatz. Wir nehmen einen grofsen Saal, so dals bei gutem Besuch
auf eben Absatz von 1000 — 1200 Karten zu rechnen ist. Bei einem Eintritts-
Preise von 25 Pf., wofür noch Programm und Liedertext ffeliefert wird , be-
deutet das eine Einnahme von 250—300 M. Es kommt also darauf an , die
Herstellungskosten erheblich niedriger zu halten, und das gelingt nur, wenn
der Saal nicht teuer ist und — den Mitwirkenden keine Honorare gezahlt
werden. Ich weils wohl, dals ich mich bei diesem Punkte in grundsämicher
Meinungsverschiedenheit mit dem hochverdienten Herausgeber dieser Zeit-
schrift Definde; ich will auch gleich bemerken, dals ich unser Verfahren nicht
als allgemein durchführbar und unbedingt empfehlenswert bezeichnen will.
Es kann aber überall da (wenigstens gelegenüich^ angewandt werden, wo
zwei Bedingungen erfüllt sind: das Vorhandensein eines einleuchtenden Wohl-
fahrts- Zweckes, dem die gewonnenen Mittel dienen sollen, und die Möglich-
keit, auch honorarfrei gute Leistungen zu bieten. Beides trifft für uns zu.
Die letztere Bedingung Täfst sich gerade in Berlin um so leichter erfüllen, als
es hier eine grofse ^zahl von ausgezeichneten Dilettanten giebt, die den
Vergleich mit Künstlern nicht zu scheuen brauchen und ihr Können gern in
den Dienst solcher Bestrebungen stellen, ja sogar das Bedürfnis empfinden,
sich nach ihren Kräften socialethisch zu oethätigen.*
Wenn nun weiter der Verfasser Talent und Reichtum einander gleich-
stellt und dem Talente principiell die gleichen Verpflichtungen auferlegt
wie dem Reichtume, so bin ich allerdings anderer Meinung. Dagegen glaube
ich, dafs es überall gut situierte Künstler oder Dilettanten giebt. deren
Leistungen auch höheren Anforderungen gerecht werden, und die aus treten
Stücken ihre Kräfte in den Dienst eines Unternehmens stellen, dessen
Wohlthat ihnen selbst mit zu Gute kommt.
Dr. Simon entwirft von einem dieser Unterhaltungsabende das folgende
herzerfrenende Bild;
Bttohenchan. 171
.Der weite Raum unten wie anf den Galerien dichtgefUllt von einem
genoiflfkhigen und gennÜBfirohen, tausendköpfigen Publikum, das die dar-
gibotenen künstlerischen Gaben andächtig und dankbar aufnahm und seiner
egeisterong in rauschendem Beifall Luft machte. Wenn man sich vergegen-
wärtig, wie andererseits in den KUnstlerkonzerten , die durch die Höhe der
Eintrittspreise die minder begüterten Kreise von vornherein ausschliefsen, oft
giUmende Leere herrscht, selbst bei ausgezeichneten Leistungen, so drängt
sich unwillkürlich der Vergleich mit unserer volkswirtschaftlichen Lage über-
haupt auf. Auf dem Gebiete der Kunst wie auf dem der andern Güter eine
Massen -Erzeu^ng, der die Empfänger fehlen — und auf der andern Seite
die ungeheure Menge der Armen, deren Blicke sehnsüchtig nach diesen Gütern
schweifen und die von ferne stehen müssen, weil ihnen die Kosten un-
erschwinglich sind. Und wie strömen sie herbei, wenn ihnen eine Gelegenheit
geboten wird, sich am Sonntag Abend einige Stunden emportragen zu lassen
über die Eindrücke des Alltags in die heiteren Höhen der Kunst. An der
eingangs genannten Veranstaltung mögen 1200— 1 800 Personen teilgenommen
haben. Das Programm bot, wie bei unseren Abenden üblich, Instrumental-
musik (ein Menoelssohnsches Trio und ein Geigensolo von Vieuxtemps^ und
Gesang (5 Lieder für Alt und 4 Lieder für Bariton) mit den unvermeidlichen
Zugaben. Die Recitation fehlte diesmal; dafür bestand der 2. Teil ans einem
Vortrag über Moderne Kunst, den Dr. Max Osbom hielt and durch zahlreiche
schöne Lichtbilder erläuterte^. J.
Bücherschau.
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
An Bücherverzeichnissen gingen uns zu:
Bücher -Verzeichnis der Städtischen Lese- und Bücherhalle zu Darm-
Btadt Darmstadt 1902. (XIII, 268 S.) 50 Pf.
Nachtrag zum Bücher -Verzeichnis der Volks-Bibliothek zu Greifswald.
Greifswald 1902. (20 S.) 10 Pf.
Volksbildungsverein zu Wiesbaden. Katalog der Volksbibliotheken.
2. Auflage. Wiesbaden 1902. (95 S.) 12 Pf. — r—
B. Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
Von Dr. C. Laus b erg.
Elrstem Bibliothekar der städt. Lesehalle zu Düsseldorf
Sammelwerke :
Aus Natur und Geisteswelt. Leipzig, B. G. Teubner.
Hassert, K., Die Polarforschung. (156 S.) Geb. 1,25 M.
Hesse, K., Abstammungslehre u. Darwinismus. (121 S.) Geb. 1,25 M.
Geisteshelden. 5. Bd. Rüge, S., Columbus. 2. Aufl. Berlin, £. Hofmann
&Co. (215 S.) 2,40 M.
Sammlung illustrierter Monographien. Bielefeld, Velhagen & Klasing.
Koeppen, A., Die moderne Malerei in Deutschland. (14(5 S.) 4 M.
Monographien zur Weltgeschichte ebd.
Hejck, Ed., Der grofse Kurfürst. (119 S.) Geb. 4 M.
Wienand, W^ Friedrich der Grolse. (169 S.) 4 M.
Webers illustr. Katechismen. Leipzig, F.F.Weber.
Findeisen, C. F., Kaufm. Korrespondenz. 6. Aufl. (234 S.) Geb. 2,50 M.
Hub er, Ph., Katechismus der Mechanik. 7. Aufl. Neubearb. v. Prof.
Walther Lange. (170 S.) Geb. 3,50 M.
Haas, H., Katechismus der Geologie. 7. Aufl. (243 S.) Geb. 3,50 M.
172 BttohenohaiL
Geographie:
DarwiD, G. H., Ebbe n. Fiat sowie verwandte Erseheinungen im Sonnen-
system. Leipzig, B. G. Teubner. (344 S.) Geb. 6,80 M.
Hansjakob, H., Letzte Fahrten. Stuttgart, Ad. Bonz & Co. (419 S.) 4 M.
Maas , A., Bei liebenswürdigen Wilden. Em Beitrag zur Kenntnis der Mentawai-
Insulaner. Berlin, W. Süsserott. (256 S.) 7^50 M.
Masso w, V. W., Aus Krim u. Kaukasus. Leipzig, G. Wigand. (143 S.) 3,60 M.
Meyer, Wilh., Der Untergang der Erde und die kosmischen Katastrophen.
Betrachtungen über die zukünftigen Schicksale unserer Erdenwelt. 2. Anfl.
Berlin, AUg. Verein für d. Litt. (387 S.) 6 M.
Rhiem, Hanna, Hinter den Mauern der Senana. 3. Aufl. Berlin, M. Wameck.
(154 S.) Geb. 2 M.
Schmidt, 0. E., Kursächsische StreifzUge. Leipzig, Grunow. (350 S.) 3,50 M.
Seligmanu, Julius, Ein Ausflug nach Amerika. Leipzig, Herrn. Seemann
Nachf. (175 S.) 2,50 M.
Steckel, £., Das Vaterland. Das deutsche Reich n. seine Kolonien in Land-
schaftsbildern. Ausgabe A. Für Schule u. Haus. Dresden, G. Ktihtmann.
(350 S.) 3.00 M.
Vogel, Prof. Dr., Eine Mittelmeerfahrt von Hamburg über Gibraltar nach
dem Bosporus. Hamburg, J. F. Richter. (199 S.) 3 M.
Geschichte:
Bleib treu, C, Le Mans. Stuttgart. C. Krabbe. (111 S.) 1 M.
Doyle, A. Conan, Der Krieg in Südafrika. Seine Ursache u. Führung. Aus
dem Englischen. London, Smith & Co. (185 S.) 0,50 M.
Hal6vy, Lud, Der Feind im Land! Erinnerungen aus dem Kriege 1870/71.
Nach dem Tagebuche von Franzosen heransgeg. 5. Aufl. Berlin W., Otto
Salle. (118 S.) 1,50 M.
Zanke, E., Feldbriefe eines Kriegsfreiwilligen von 1813. Berlin, 0. Janke.
(78 S.) 0,50 M.
J e s t e n , Jos., Kulturbilder aus dem Rheinland. Bonn, C. Georgi. (303 S.) 5 M.
Kussmaul, Ad., Jngenderinnerungen eines alten Arztes. 5. Aufl. Stuttgart,
Ad. Bonz & Comp. (496 S.) 7.20 M.
Lindner, Th., Weltgeschichte seit der Völkerwanderung in 9 Bänden. II. Band.
Niederung der islamischen und byzantinischen Kultur und Bildung der
europäischen Staaten. Stuttgart, J. G. Cotta. (508 S.) Geb. 7 M.
Lorenz, 0., Friedrich Grofsherzog von Baden. Berlin, Gebr. Paetel. (147 S.)
2,50 M..
M a s s o n , Friedr. (übertr. v. Marsch, v. Bieberstein), Die verstofsene Josephme.
Leipzig, Schmidt & Günther. (278 S.) 6 M.
Mehlis, C., Von den Burgen der Pfalz. Freiburg i.Br., Paul Lorenz. (1 1 S.) 2 M.
Mi chajlo witsch, Nikolaj (Grofsftirst), Die Fürsten Dolgorukij, die Mitarbeiter
Kaiser Alexanders I. in den ersten Jahren seiner Regierung. (Aus dem
Russischen.) Leipzig, Schmidt & Günther. (190 S.) Geb. 8 M.
Moulin Eckart, R., Luitpold v. Bayern. Zweibrücken, Fr. Lehmann. (200 S.)
Geb. 6 M.
Rüssler, Constantin, Ausgewählte Aufsätze, herausg. von Walter Rössler.
(Geschichtlich und litterarhistorisch.) Berlin, Geor^ Stilke. (535 S.) 10 M.
Schiemann, Ch., Deutschland und die grofse Politik anno 1901. Berlin, G.
Reimer. (450 S.) 6 M.
Simon, Oskar (vortr. Rat im pr. Min. für H. u. Gew.), Die Fachbildung des
Sreufsischen Gewerbe- und Handelsstandes im 18. und 19. Jahrhundert
erlin, J. J. Heine. (92S + 84 S.) 22 M.
Sundstral, Aus dem Reiche der Inkas. Eine kulturgeschichtliche Studie.
Leipzig, H. Haessel. (63 S.) 2 M.
Gewerbliche, bürgerHche, häusliche Verhältnisse:
Englisch, E., Photographisches Compendium. Anleitung zur Liebhaber-
Photographie. Stattgart, F. Enke. (288 S.) A M.
Bttckeradhan. 173
Tisoher, Ferd., Das Wasser, seine VerwenduDg, Reinigung und Beurteilung
3. Aufl. Berlin, J.Springer. (482 S.) Geb. 12 M.
J'renzel, Paul, Das Gas u. seine moderne Anwendung. Mit 218 Abb. Wien,
Leipzig, A. Hartleben. (227 S.) 4 M.
Ciartenbau-Lexikon, Illustr. 3. Aufl. Mit 1002 Abb. Berlin, P. Parey.
(936 S.) Geb. 23 M.
Sülzmann, A.. Welche Pflichten und Vorbedingungen hat der künftige Ein-
jährig-Freiwillige zu erfüllen. Mit Mustern für Eingabeu. Wiesbaden, 0.
Nemnich. (106 S.) 1,50 M.
lEuberti's prakt gewerbl. Bibliothek. Leipzig, Hilmar Klasing.
Werk er, P., Ratgeber für Handwerker- Kranken- u. Sterbekassen sowie
fUr Innungskrankenkassen. (US S.) Geb. 2,75 M.
Obst, J. G., Was soll ich werden? (Bezieht sich auf das deutsche Hand-
werk.) (115 S.) Geb. 3,50 M.
Hoch, F., Räumliche Geometrie für gewerbliche Kreise. (54 S.) Geb.
1,80 M.
Kamp, Jugendliche Lohnarbeiterinnen. (164 S.) Geb. 3 M.
Kellen, T., Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen. (13G S.) Geb. 3 M.
Neuhaus, G., Die Handwerkskammer. (104 S.) Geb. 3 M.
Pape, R., Regelung des Lehrlings- und Gesellenprüfungswesens. (119 S.)
Geb. 2,50 M.
Weiss, A., Der Handwerker sonst u. jetzt. (108 S.) Geb. 2,60 M.
Roehl, Hugo, Der Befähigungsnachweis. (130 S.) Geb. 2,75 M.
ICaufmännischerKorrespondent. In 4 Bänden. Elberfeld, Ed. Loewenstein.
I. Bd. Deutsch -Englisch. (676 S.) 6 M.
IL „ Deutsch -Französisch. (676 S.) 6 M.
III. „ Deutsch-Italienisch. (690 S.) 6 M.
IV. „ Deutsch- Spanisch. (680 S.) 6 M.
Kube, Heinrich, Der schriftliche Verkehr mit den Behörden. Briefstoller u.
Ratgeber fUr jedermann, der Gesuche u. sonstige Eingaben zu machen hat.
Berlin SW., Hugo Steinitz. (96 S.) 1 M.
— Wie schreibe idi mehie Privatbriefe? Berlin SW., Hugo Steinitz. (104 S.) 1 M.
Landwirtschaftliche Unterrichtsbücher.
Becker, J., Der Körper der landwirtsch. Haussängetiere. Berlin, Paul
Parey. (94 S.) Geb. 1,40 M.
Martens,P. Gh., Wie wird man ein tüchtiger Stenograph? Unter specieller
Berücksichtigung des Systems Stolze -Schrey. Berlin SW., Hugo Steinitz.
(72 S.) 1 M.
Molitor, Feuer Schutz und Trutz. Ein Handbuch unseres Feuerlösch- und
Rettungswesen. Stuttgart Union d. Verlagsges. (376 S.) Geb. 6 M.
Nussbaum, H. Chr., Leitfaden der Hygiene für Techniker, Verwaltungs-
beamte und Studierende dieser Fächer. München, R. Oldenbourg. (601 S.)
Geb. 1 6 M.
Obst, J.G.. Die Tierwirtschaft. Leipzig, Ernst'sche Verlagsbuchh. (160S.) 1,50M.
— Kapital -Anlage und Wert- Papiere. Ein Ratgeber bei Ankauf, Verwaltung
und AufbcwsBirung von Wertpapieren. 6. Aufl. Stuttgart, Strecker &
Schröder. (87 S.) 1 M.
Piaz, dal, Antonio, Die Konservierung von Traubenmost, Fruchtsäften und
die Herstellung alkoholfreier Getränke. Mit 63 Abb. Wien, Leipzig, A.
Hartleben. (176 S.) 3 M.
Schmidt, H., Zucht- und Mastschweine, ihre sachgemäfse Haltung und Er-
nährung. Aus der Praxis für die Praxis. Berlin, Paul Parey. (95 S.). 1,80 M.
Schwarz, Tjard (Marine -Oberbaurat) u. Ernst von Halle (Univ.-Prof.) , Die
Schiffbanindustrie in Deutschland und im Auslande. 2 Bde. Berlin, E.
Siegfr. Mittler u. Sohn. (309 u. 296 S.) 20 M.
Stein, Max, Was muls man wissen um Maschincntechniker zu werden? Nach
den neuesten amtl. Quellen. Berlin SW., Hugo Steinitz. (72 S.) 1 M.
— Wie wird man Maschinen- Ingenieur? Nach amtlichen Quellen mit d. Be-
stimmungen betr. Diplom- u. Doktor-Ligenieur-Prüfung, die Ausbildung für
174 Bttohench&a.
das Staatsbanwesen , den GewerbeanfiEiiohtsdienst und als Patentanwalt
Berlin SW., Hugo Steinitz. (72 S.) 1 M.
Teschy J., Die Laufbahn des deutschen Eolonialbeamten. Berlin W., Otto
Salle. (231 SO 3,40 M.
Wrangel, C. (j., Graf, Das Buch vom Pferde. Ein Handbuch für jeden Be-
sitzer und Liebhaber von Pferden. 3. Aufl. 20 Lieferungen a 1 M. Er-
schienen die erste Lieferung (64 S.)- Stuttgart, Sohickhardt & Ebner.
Kunst und Kunstgeschiclite :
Dlefke, M., Was mufs man von der Dramaturgie wissen? Berlin SW., E
Steinitz. (80 S.) 1 M.
Hasak, Max, (Reg.- u. Baurat), Die romanische und gotische Baukunst. Der
Kirchenbau. Erstes Heft. („Handbuch der Architektur." 2. Teil, 4. Bd.,
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Litteratur- und SpraohwiBsensohaft:
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bis zum Ende des achtzehnten Jahrh. (510 S.) Geb. 6 M.
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Fischer, Kuno, Göthe- Schriften. Bd. 6 und 7. Goethes Faust. Heidelberg,
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Gemss, G., Wörterbuch für die deutsche Rechtscnreibung. Berlin, Weidmann.
(276 S.) Geb. 1,50 M.
Grabbe's Werke. In 4 Bänden heransg. v. E. Grisebaoh. L Bd. Drama-
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Hohenstaufen. Aschenbrödel. Berlin W., B. Behr. (479 S.) Geb. 5 M.
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Bonz & Comp. (400 S.) Geb. 3,60 M.
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Heilung. Leipzig, Ernst'sche Verlagsb. (86 S.) 1 M.
Graf, Willy, Wegweiser für Hämorrnoidalleidende. Berlin, Hugo Steinitz.
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Greve. Die Zahn- und Mundleidcn, ihre Ursachen u. Bekämpfung. München,
Aerztl. Rundschau (Otto Gmelin). (23 S.) 0,80 M.
Koch, R. (Geh. Sanitätsrat), Wie schützen wir uns vor Erkrankungen der
Atmungs-Organe? (72 S./ 1 M.
— Wie pflegen wir unsere Haut und wie sollen wir uns kleiden? (72 S.) 1 M.
— Wie erhalten wir unsere Körperkraft? (70 S.) 1 M.
— Wie ernähfen wir uns gesundheitsgemäft? Sämtlich Berlin SW., Hugo
Steinitz. (96 S.) 1 M.
Meyer, Die Haarkrankheiten. München, Aerztl. Rundschau. ^32 8.) 1,20 M.
Rupprecht, Paul. Die Krankenpflege. Zum Gebrauche für jedennamL
4. Aufl. Leipzig, F. C. W. Vogel. (460 S.) Geb. 5 M.
Bttoherschan. 175
Natarwissensohaften :
Dominik, H., Was mnlji man von der Dampfmaschine wissen? Mit vielen
Abb. Berlin SW., Hugo Steinitz. (126 S.) 2 M.
H a e c k e l . E., Natürliche Schöpfungsgeschichte. Gemein verst. wissensch. Vor-
träge über die Entwickelungslehre. I. Teil: Allg. Entwickelungslehre.
II. Teil: Allg. Stammesgeschichte. (Zusammen 832 S.) Berlin, 6. Reimer.
2 Bde. 12 M.
Haien, van J., Was muOs man von der Geologie wissen? Berlin SW., H.
Steimtz. (64 SO 1 M.
Köhler, Osw., Weltschöpfung und Weltuntergang. Die Entwicklung von
Himmel u. Erde auf Grund der Naturwissensch. populär dargestellt. 8. Aufl.
Mit 88 Abb. (438 S.) 3,50 M.
— Die Wunder des Kosmos. Die Physik der Erde und des Himmels populär
dargestellt. Mit 213 Abb. Beide Stuttgart, J. H. W. Dietz Naohf. (528 S.)
4,25 M.
Naturwissenschaften, Jahrb. der, 1901—1902. Freiburg, Herder. (533 S.)
Geb. 7 M.
P rasch. Ad., Die Telegraphie ohne Draht. Mit 202 Abb. Wien, Leipzig,
A. Hartleben. (268 S.) Geb. 5 M.
Prochaska's Illustr. Jahrbücher.
Berdrow, Wilh., Illustriertes Jahrbuch der Weltreisen. I. Jahrg. 1902
Leipzig, Teschen, Wien, C. Prochaska. (283 S.) Geb. 2 M.
ßiecke, Ed., Lehrbuch der Physik zum eigenen Studium. Mit 445 Fig.
Leipzig. V. Veit & Comp. (534 S.) 1 1 M.
Rudorff, Fr.. Grundrifs der Chemie. 12. Aufl. Völlig neu bearbeitet v. R.
Lüpke. Berlin, H. W. Müller. (532 S.) 5 M.
Russner, J.. Grundzüge der Telegraphie und Telephonie. Mit 423 Abb.
Hannover, Gebr. Jänecke. (274 S.) 4,80 M.
Schlitzberger, S., Illustr. Pilzbuch. (64 S.) 1,50 M.
— Illustr. Taschenbuch der Gift- und Heilpflanzen. Mit 150 Abb. Beide
Leipzig, Amthorsche Verlagsbuchh. (144 S.) 2,40 M.
Spitz, H., Was mufs man von Darwin wissen? Gemeinverst. beantwortet.
Berlin SW., Hugo Steinitz. (80 S.) 1 M.
Weiler, W., Lehrbuch der Physik. (Schwingungen, Wellen, Akustik.) (52 S.)
Geb. 1,20 M.
— (Mechanik.) (156 S.) Geb. 2,50 M.
— (Physikalisches Experimentier- und Lesebuch). Mit 257 Abb. (143 S.)
Geb. 3 M. Sämtlich E&liugen, J. F. Schreiber.
Well er, Hub., Unsere einheimischen Stubenvögel. 3. Aufl. Leipzig, ErnsVsche
Verlagsbuchh. (140 S.) 1 M.
Pädagogik:
Oertel, Otto, Amerika, ein Quellenbuch für die Landschaftsschilderung in
der Schule. Leipzig, Carl Merseburger. (75 S.) 1,20 M.
Riehl, W. H., Luid u. Leute. Schulausgabe v. Dr. Th. Matthias. 2. Aufl.
Stuttgart, J. G. Cotta. (180 S.) Geb. 1,20 M.
Philosophie:
Besaut, Annie, Das Denkvermögen. Seine Beherrschung, Entwickclnug u.
wichtige Anwendung. (Aus dem Englischen.) Berlin, Schwetschke u. Sohn.
(167 S.) 3M.
Denssen, P., Die Elemente der Metaphysik. 3. Aufl. Leipzig, F. A. Brockhans.
(270 S.) 5M.
Fischer, Kuno, Gottfr. Wilhelm Leibnitz. Leben, Werke und Lehre. 4. Aufl.
Heidelberg, C. Winter. (728 S.) 18 M.
Maeterlinck, M., Weisheit u. Schicksal. Leipzig, E. Diederiohs. (230 S.)
4,50 M.
Wandt. WUh., Einleitung in die Philosophie. 2. Aufl. Leipzig, W. Engelmann.
(466 S.) Geb. 9 M.
176 BUcherschau.
Hechts- und Staatswissenscliafteii :
Bär, Ad., Wirtschaftsgescbichto u. Wirtschaftslehre in der Schule. Gotha,
E. F. Thienemann. (188 S.) 8 M.
Cretschmar, Das Bürgerliche Recht unter besonderer Berücksichtigung
der preufsischen Landesgesetzgebung. I. Band. Düsseldorf, L. Schwann»
(876 Ö.) 18 M.
Enneceerus und Lehmann, Das bürgerliche Recht. 2 Bde. 2. Aufl»
Marburg, N. Elwert. (304 u. :h36 S.) Geb. 9 M.
Griep, Max, Kleine Rechts- u. Bürgerkunde. Leipzig, B. G. Teubner. (154 S.^
l,4üM.
Jutzi, W., Deutsches Geld und deutsche Währung. Leipzig, Duncker
üumblot. (228 S.) 4 40 M.
H r s e , E., Der gewerbliche Rechtsschutz. (Patent-, Muster- u. Warenzeichen-
Schutz.) Berlin, U. W. Müller. (366 S.) Geb. 4 M.
Klein Wächter, Lehrbuch der Nationalökonomie. Leipzig, C. L. Uirschfeld.
(477 S.) 8,40 M.
Mark war dt, G., Mieter u. Vennicter, deren Rechte u. Pflichten. 3. Aufl.
Landsberg, Volger & Klein. (22 S.) 0,50 M.
Neurath, W., Gemeinverst. Nationalökonomische Vorträge. Geschichtliche
und letzte eigene Forschungen. Braunschweig , Vieweg & Sohn. (308 S.)
3,60 M.
Pallaske, A., Das Testament. Ein Ratgeber für Jedermann. Breslau,
Maruschke & Berendt. (109 S.) Geb. 1,20 M.
Seh ei ff, Alfons, Praktisches Handbuch des bürgerlichen Rechts. Köln, P.
Nenbner. (1113 S.} 9,60 M.
Statistisches Janrbuch fiir das deutsche Reich, heransg. vom Kaiserl.
Statistischen Amt. 23. Jahrg. 1902. Berlin, Puttkammer & Mühlbrecht
(254 S.) 2 M.
Wirtschaftskunde Deutschlands, Handbuch der. Herausgeg. im Auftr.
des Verbandes für das kaufra. Unterrichtswesen. 2. Bd. (umtafst Land- n.
Forstwirtschaft, Gärtnerei, Weinbau, Viehzucht, Bienenzucht, Jagd und
Fischerei). Leipzig, B. G. Teubner. (253 S.) 6 M.
Zeitlin, Leon, Fürst Bismarcks social- wirtschafts- und steuerpolitische An-
schauungen. Leipzig, R. Woepke. (262 S.) 6 M.
Theologie.
Ellinger, G., Philipp Melanchthon. Berlin, R. Gärtner. (624 S.) 14 M.
Mead, G. R. S., Fragmente eines verschollenen Glaubens. Kurzgefafste Skizzen
über die Gnostiker. Ein Beitrag zum Studium der Anfänge des Christen-
tums. (Aus dem Englischen.) Berlin, Schwetschke u. Sohn. (510 S.) 10 M.
Strtimpfel. E., Was jedermann heute von der Mission wissen mufs. Berlin,
M. Warneck. (191 S.) Geb. 1,50 M.
Weiss, Beruh., Das Leben Jesu. 4. Aufl. 2 Bde. Stuttgart, J. G. Cotta.
(541 u. 600 S.) Zus. 18 M.
C. Schöne Litteratur.
Aho, Juhani, Einsam. Roman. — Ueidenstam, Verner von, Sankt
Georg und der Drache. Autorisierte Uebersetznngen aus dem Finnischen
von E. Stine. Leipzig, Herm. Seemann Nachf., 1901. 2 Bde. (144 n.
148 S. 8.). Jeder Bd. 2 M., geb. 3 M.
Die beiden Bände bieten dichterisch abgeklärte Novellen finnischer
Romantik: das erstere das Bekenntnis eines gereiften Junggesellen, der die
Geschichte seiner verschmähten Liebe mit wehmütiger Stimmung vorträgt,
das letztere zwei Liebesnovellen und zwei unbedeutende arkadische Einakter.
Litterarische Feinschmecker werden den dichterischen Gehalt der Novellen
zu würdigen wissen. Bb.
Bficherschan. 177
Arminiüs, Wilhelm, Yorks Offiziere. Stuttgart, J. C. Cottasche
Buchhandlung Nachf., 1901. (397 S.). 3,50 M., geb. 4,50 M.
An sich mufs es als ein glücklicher Griff bezeichnet werden , aus der
groüsen Zeit von Preuisens Erhebung auch einmal diejenige Zeit heraus-
zugreifen, die der allgemeinen Erhebung voranging, und in der Erzählung die
mutige That des Generals York von Wartenburg zu schildern, auf eigene
Faust — denn von dem ewig zaudernden Friedrich Wilhelm III. konnte er
eine klare Antwort nicht erhalten — mit den bisherigen Verbündeten, den
Franzosen, zu brechen und in das feindliche Lager überzugehen. Es ist auch
kein Zweifel, dals dieser Stoff, von einem grolsen Dichter oder auch nur von
einem geschickten Erzähler angegriffen, einen Band füllen könnte. Das vor-
liegende Buch aber stellt an die Geduld und an die Anspruchslosigkeit des
Lesers die gröfsten Anforderungen; nur an wenigen Stellen läfst es sich als
genielsbar bezeichnen, während die Erzählung meist in verworrener und un-
klarer Weise mühsam dahingeschleppt und dabei in theatralischer Weise auf-
gebauscht wird. Volksbibliotheken vermag ich den Koman daher zum An-
kauf nicht zu empfehlen. — S —
Bock, Alfred, Kinder des Volkes. Roman. Berlin, Fontane,
1902. (145 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Der Verfasser ist mit seinen letzten Büchern ein Schilderer des Volks-
lebens, speciell des hessischen, geworden und hat hierin eine glückliche Hand
bewiesen. Er versteht die Umgangssprache unterer Volksschichten nach Stil
und Ausdruck trefflich zu behandeln, ebenso trefflich das Denken und Em-
pfinden des kleinen Mannes in typischen Figuren zu veranschaulichen. Diese
Vorzüge sind auch dem vorliegenden, seinem neuesten Roman eigen, den ich
gleich den übrigen Schriften Bocks für Volksbibliotheken nur empfehlen kann.
K — 1.
Bru n , Harry, alte Burscheuherrlichkeit! Roman aus dem Studenten-
leben. Leipzig, Herm. Seemann Nachf., 1901. (297 S. 8.). 4M., geb. 5,50 M.
Der Titel dieser sehr locker zusammengefügten Skizzen, das wäre die
richtige Bezeichnung, deckt sieh keineswegs mit dem erwarteten Inhalt.
Der gelungenste Teil, die Schilderung flotten studentischen Treibens, bildet
nur den Anfang des Romans, später werden uns die Lebensschicksale einer
ganzen Reihe ehemaliger Verbindungsbrüder in buntem Durcheinander und
in mühsam gewahrtem Zusammenhange vor Augen geführt. Technik und
Stil lassen recht viel zu wünschen übrig, unser Interesse wird bald flügellahm
und vermag sich nur hier und da wieder zu erheben. Und dafür bietet der
gesunde Weltsinn des Verfassers und seine frische Art, den Dingen bei-
zukommen, keine ausreichende Entschädigung. G. F.
Conrad, Michael Georg, Majestät. Ein Eönigsroman. 2 Teile in
1 Bde. Berlin, Otto Janke, 1902. (227 u. 186 8. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Mit dem reifen Darstellungstalent und der bilderreichen Phantasie eines
Dichters wird die grofse Passionsgeschichte des todgeweihten baverischen
Sonnenkönigs erzählt. Die geniale Natur des küniglichen Romantikers will
eine nationale Kunst groDsen Stils schaffen, aber der Zauber der Majestät
verblafst wie ein verflackerndes Licht, und die persönliche Königsmacht, die
im Namen der Kunst noch viel dekretieren möchte, mufs sich vor der straff
organisierten Staatsgewalt beugen. Das Buch ist kein Geschichtswerk im
Memoirenstil, es ist eine Dichtung der Schönheit Allen gröfseren Volks-
bibliotheken, insonderheit denjenigen, die der Schönheitsbegeisterun^ des
weltflttchtenden Künstlers auf dem Thron inneres Verständnis entgegenbnngen,
sei der Roman dringend empfohlen. Bb.
Dressel, C, Wildvogel. Roman in zwei Teilen. Berlin, Alfr.
SchaU, Verein der Bücherfreunde. (337 8. 8.). 3,75 M.
Der „Wildvogel" ist eine hervorragende begabte Geigerin vom Adel,
die Im Kulminationspunkte ihres Sonnenfluges plötzlich ermattet und in die
178 Bücherachan.
rauhe Wirklichkeit hinabstürzt. Die Ruhelose findet endlich im Heimatglück
die wahie Bestimmung des Weibes. Der flott geschriebene Roman tiberrag
das Mittelmälsige der gewohnten Frauenromane; aber Höhen und Tiefen trim
man darin wenig an. Auch die Charaktere sind im allgemeinen zu weich und
zu wenig ausgeprägt, namentlich gilt das von den männlichen Charakteren
der Vertasserin. Größseren Volksbibliotheken kann der Roman zur Berück-
sichtigung empfohlen werden. Bb.
Hauser, Otto, Lehrer Johannes Johansen. Erzählung. 2. AufL
Stuttgart, Ad. Bonz & Comp., 1902. (242 S. 12.). 2,40 M., geb. 3,60 M.
Das ist ein stilles beschauliches Buch, nicht sonderlich tief, aber von
poetischer Stimmung getragen. Der Lehrer Johannsen in dem einsamen
dänischen Fischerdorfe ist ein Idealist und phantastischer Träumer, dessen
Genius weder von seinem geistlichen Schulinspektor, einem Alltagsmenschen,
noch von dem pedantischen Pastor verstanden wird. Zeitlebens zehrt er von
seinen Idesden, ohne es je zu einer befriedigenden künstlerischen Leistung zu
bringen. Reiferen Lesern kann das Buch empfohlen werden. Bb.
Hille, Peter, Cleopatra. Ein egyptischer Roman. Berlin, Carl
Messer & Cie. (96 8. schm. 8.). 1 M.
Der Roman ist ein wundersames Gemisch von schünheitsfreudigen Ideen
einer Dichterseele und den plattesten Darstellungen sinnlicher Genüsse, halb
historische Erzählung, halb ungewollte Satire, und in der stellenweisen Be-
nutzung des Volksjargons , ja gar des plattdeutschen Dialekts, mit dem Visa
auf die Gegenwart versehen. Solchen pikanten Spielereien können wir in
unsem Volksbibliotheken keinen Platz einräumen. Bb.
Holzamer, Wilhelm, Peter Nockler. Die Geschichte eines Schneiders.
Leipzig, Herrn. Seemann Nachf., 1902. (173 8. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Der Odenwälder Poet erzählt uns hier einfach und schlicht die Ge-
schichte eines kreuzbraven Schneiderlein. Keine grofsen Leidenschaften führt
er uns vor, aber seine Schilderung ist dennoch — gerade in ihrer Schlicht-
heit — von tiefster Wirkung. Der Erzähler ist eben ein echter und rechter
Poet. Der Glaube an die siegende Kraft des Guten im Menschenherzeu geht
durch das Buch. Was wäre aus diesem Stoff unter den Händen eines unserer
modernen Pessimisten geworden? Ohne ein «tragisches*^ Ende wäre es gewüs
nicht abgegangen. Das Buch sollte in keiner Volksbibliothek fehlen. K—l.
Htibel, Felix, Und hätte der Liebe nicht. Ein Roman. Leipzig,
Hermann Seemann Nachf, 1901. (166 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Ein moderner Roman und ein gutes Buch, zwei Dinge, die nicht immer
zusammentreffen. Ein Schriftsteller will seinen jüngeren Freund vor der
Heirat mit einer Frau bewahren, deren moralischen Minderwert er erkannt za
haben glaubt. Er liefert dem Freund den Beweis von der Treulosigkeit jener
Frau, mdem er selber um deren Liebe mit Erfolg wirbt. Doch wie er als
Richter vor die Treulose hintreten will, fällt er selber, von Liebe zu ihr be-
zwungen. Mit feiner Hand sind die psychologischen Wandlungen der beiden
Hauptfiguren geschildert. Anfechtbar ist der SchluDs, der die Heldin ihre
Schuld nicht durch den gewollten Tod, sondern durch die Ehe mit einem
Scheusal biifsen läfst. K— 1.
Kipling, Rudyard, Diener der Königin. Autorisierte Bearbeitung
von Gurt Abel - Musgrave. Mit 4 lllustr. und dem Bilde Kiplings.
Freiburg i. Br., Fr. E. Fehsenfeid, 1900. (77 S. 8.). 0,80 M.
Die Diener der Königin sind vierfUTsige Mitglieder der indischen Armee:
Elefanten, Kamele, Maulesel, Pferde und Zugochsen, die wie vernunftbegabte
Wesen handelnd und redend eingeführt werden und in dieser freien Be-
arbeitung sicher die Sympathie vieler Leser gewinnen werden. Bb.
Redaktionsschlnfs für die nächste Doppelnummer am 15. Oktober 1902.
Verlag yon Otto HwnMOwlUi, Ltipilg. — Drook yon Ehrhardt KarxM, w^Mt,
3. Jahrg. Nr. 11 u. 12. RiAffPr "^'vember- Dezember 1902.
für Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Heraasgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in GüttiDgcn, Hanssen-
^trasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis dea
«Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt für Bibliothekswesen zn-
mummen bezogen 16 M., das Centralblatt allein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Der eingehängte Band.
Von Waldemar Bethmann.
Einbände, die durch Deckenmachen und Einhängen
Ihre Decke erhalten, sind: Der Verlags-, Buchhändler- oder Fabrik-
\)and, femer Einbände, die mit Gespinnstwaren irgend welcher Art
^anz oder teilweise Überzogen sind, schliefslich der Schulband.
Wenn eine Decke nicht angesetzt und dem Buchblock nicht an-
gearbeitet wird, so tritt der neuerdings fast zur Regel gewordene Fall
ein, dafs Buchblock und Bnchdecke gesondert hergestellt werden, und
der Buchblock in die vorausgemachte, völlig fertige Decke eingehängt
werden mufs. Das ist eine Neuerung, die durch die Massenherstellung
vermittelst Grofsbetriebes entstanden ist, seitdem der Verlagsbuchhändler
nach seinen Wllnschen den Einband oder auch nur die Einbanddecke
in Grofebuchbindereien bestellt, seitdem also der Verlagshandel auch
die Lieferung des Einbandes in seinen Betriebsbereich gezogen und
damit einen Biesenschritt grofsbetrieblicher Eroberungssucht gethan hat.
Dem fabrikmäfsigen Grofsbetrieb hat der handarbeitskundige
Kleinbetrieb jene bequeme, niemals feste und leicht zerstörbare Zu-
sammenftlgung von Buchdecke und Buchkörper, die man Einhängen
nennt, nachgeahmt und hat sie, wie jener, zur grundsätzlichen Hand-
werkspraxis erhoben. Gleich dem Grofsbetrieb bedient er sich einer
Reihe von Maschinen, die ihm Zeit und Kräfte ersparen und ohne
deren Hilfe ein flotter Kleinbetrieb heute nicht mehr zu denken ist
Deokenmaohen und Ueberzugsarbeit.
Gemeinsam mit anderen haben die gesondert hergestellten Decken
das Passendschneiden der Deckel und der Rückeneinlage.
Selbstverständlich geschieht das bei diesem Massenartikel vermittelst
einer Maschine, der Pappenscheere , mit der ein Arbeiter an einem
Tage 20000 Buchdeckel herstellen kann. Die Einlage für den
1) Vel. Jg. 2, Nr. 1/2, Jg. 3 Nr. 1/2, 3/4, 7/8. 9/10. Mit Obigem schliefet
vorbehaltlich einiffer Nacnträge die Reihe der Abhandlungen des Verfassers
Aber den BacbeinDand.
HL II. la. U
180 Der eingeliängte Band
Rücken wird nach der vom ersten bis anf den letzten Bogen genau
gemessenen oder angenommenen Rflckenbreite , and in der Höhe nach
den Deckeln, aus dünnem Schrenz oder ans Aktendeckel passend ge-
schnitten.
Aehnlich sind bei Herstellung dieser Decke viele Handgriffe
denjenigen, die wir bei der Buchdecke mit festem und gebrochenem
Rücken bereits betrachtet haben. Es werden daher in Folgendem
einige Erklärungen zu ersparen, einige Wiederholungen nicht zu ver-
meiden sein.
Da bei gesondert hergestellter Buchdecke das Deckenmachen und
das Ueberziehen mehrfach durch dieselbe Arbeit bewirkt wird, so ist
die Besprechung beider Verrichtungen am besten zusammen zu er-
ledigen.
Der Verlagsband.
Neben den Schädigungen, welche die maschinell hergestellte
Verlagsdecke den tüchtigsten und besten Seiten des bnchbinderischen
Handwerks zufügt, ist dieselbe dennoch wiederum nicht ohne bessernde
Wirkung geblieben. Dieser moderne Eindringling in den Frieden
kleinbetrieblicher Selbstgefölligkeit und handwerklichen Schlendrians
hat den kleinen Buchbindermeistern gezeigt erstens: welche Ansprüche
ein aufwärts schreitendes Kunstgewerbe an die Kunstbuchbinderei macht,
und zweitens: dafs dem Publikum der zierliche, schmucke Massenband
schliefslich mehr zusagt, als die nicht selten unschöne, ungenaue und
plumpe Arbeit des Kleinbetriebes. Denn von den Centren bnchgewerb-
lieber Thätigkeit wandern die Erzeugnisse bis zu den entlegensten
Orten, führen neue oder neubelebte Auffassungen ein und erwecken
gesteigerte Ansprüche. So mufs sich denn der Kleinbuchbinder
Aenderungen und Neuerungen fügen und hat auch in kleinen Städten
und Orten die Notwendigkeit eingesehen, fortan nach technisch strengen
Grundsätzen und mit Geschmack zu arbeiten.
Wir mögen nun mit der fabrikmäfsigen Herstellnngsweise ge-
werblicher und kunstgewerblicher Erzeugnisse zufrieden sein, oder dem
Grofsbetrieb berechtigte Vorwürfe machen, immerhin müssen wir uns,
wenigstens im Privatverbrauch, mit der Verlagsdeoke abfinden, wie
überhaupt das Kunstgewerbe mit der Maschinenarbeit rechnen und
möglichst die Eigenartigkeit derselben auszunutzen, sowie die Maschinen-
thätigkeit mit der künstlerischen zu vereinigen suchen mofs. Dabei
bleibt es unser Recht und unsere Pflicht, Blick und Urteil ans zo
schärfen für die Grenzen dessen, was einerseits die Maschine, was
andererseits die Handarbeit zu leisten und insbesondere dem Kunst-
gewerbe zu bieten vermögen.
a) Die Lederdecke. Sogar die vollständige Lederdecke wird
im Verlagsbetriebe gesondert vom Buche „gemacht** und als hochfeine
Einbanddecke angepriesen, obwohl die Materialgüte über diejenige des
Bocksaffian kaum je hinausgeht.
Deckel und Rückeneinlage werden mit Leim angeschmiert,
auf die zugeschnittenen und durch Schärfnng völlig zubereiteten Leäet-
▼on Waldemar Bethmann. 181
decken aufgelegt und angerieben, alsdann werden die Kanten mit
Kleister angeschmiert, so dafs die Einschläge, um eine Sprödigkeit in
den Gelenken zu vermeiden, mit Kleister aufkleben. Das sorgfältige
Anreiben, sowie das Einschlagen an den rechtwinkligen oder runden
Ecken gleicht dem Verfahren, das bei der angesetzten Decke be-
obachtet wird.
b) Die Decke mit Lederrücken wird im Verlagshandel unter
dem falschen Namen „Halbfranzbanddecke" vertrieben; in dieser Be-
zeichnung liegt ein innerer Widerspruch, denn die Begriffe „Franz-
band^ und „gemachte Decke" schliefsen einander aus, weil der Halb-
franzband ein unter die Bünde angesetzter Band sein mufs, also nie
eingehängt sein kann.
Deckel und Bückeneinlage werden auf den zubereiteten
Lederrücken mit Leim aufgeklebt, wobei zwischen Deckel und Einlage-
streifen fQr das Gelenk etwas mehr Abstand, als die Deckeldicke be-
trägt, gelassen wird. Die Einschläge werden mit Kleister geklebt,
die Lederecken mit kräftigem Kleister angemacht. Darauf erhalten
die Deckel, wie die „angesetzten" Bücher einen Ueberzug von Papier
oder Gewebestoff.
c) Die Gewebestoff decke wird in vieler Hinsicht so behandelt,
wie es bei angesetzten Bänden geschieht. Anf dem in bekannter Weise
zugeschnittenen und mit Leim angeschmierten Ueberzugsstoff werden
die Deckel rechts und links vom Einlagestreifen aufgelegt unter Zu-
rechnung des Abstandes für das Gelenk im Falz etwa in Deckelstärke.
Nachdem an den vier Ecken der Buchdecke der Stoff knapp neben
der Ecke im Abstände der Pappdeckelstärke schräg abgeschnitten ist,
werden sofort die Ober- und Unterkanten zuerst und nachher die
Vorderkanten eingeschlagen.
d) Die Decke mit Stoffrücken wird im Sinne der bereits
besprochenen Herstellnngs- und Ueberzugsweisen angefertigt.
Die dem Grofsbctrieb eigene Arbeitsteilung zeigt sich auch bei
der Deckenherstellung. Ein Arbeiter bestreicht den Ueberzugsstoff mit
Leim, ein zweiter bringt Rückeneinlage und geschnittene Deckel darauf
und schlägt an zwei Seiten ein, ein dritter schlägt die anderen zwei
Seiten ein und reibt den Stoff mit dem Falzbein ein, damit keine
hohlen und blasigen Stellen entstehen. Doch auch ein Teil dieser
Handarbeit wird noch durch Maschinen verdrängt: die Anschmier-
maschine bestreicht den Ueberzugsstoff gleichmäfsig und nachdem
mittelst Hand die Deckel aufgelegt und vier Seiten eingeschlagen sind,
besorgt die Anreibemaschine zwischen Gummiwalzen das Anreiben.
Neuerdings vereinigt sogar eine Deckenmachemaschine jene einzelnen
Arbeiten in sich und liefert stündlich tausend fertige Oktavdecken.
Der StofTband und Stoffirüokenband
werden auch in Kleinbuchbindereien gleich dem Verlagsbande ein-
gehängt in vorausgemachte Decken, bezüglich deren der Auftraggeber
14*
182 Der eingehängte Band
seine technische Erwägung und seinen Geschmack geltend machen kann,
so dafs er an solchen Decken mehr und länger sich erfreuen wird,
als das gemeiniglich mit der fabrikmäfsig hergestellten der Fall ist
Das grofse Publikum, der Sammler und Liebhaber von Bflchern, ins-
besondere die Bibliothekare sollten bedenken, dafs jede gut eingerichtete
Werkstätte sie mit viel solideren und dauerhafteren Einbänden zu den
gleichen Preisen bedienen kann, als der Verlagshandel das gewillt ist;
femer dafs ihnen ein wirklich zweckmäfsiges Rtlcken- und Ueberzugs-
material in reichster Auswahl zur Verfügung steht, wenn sie, was sehr
einfach auszuführen ist, dasselbe von einer grofsen Firma, wie Leos
Nachf., Stuttgart, sich liefern lassen.
Lederbände und Lederrückenbände, also solche besserer Art,
wird der Besteller gut thun, im Kleinbetriebe nicht einhängen zu lassen,
sondern deren Bindung in der ihnen zukommenden Ansetzweise zo
verlangen.
Der Schulband.
Vom Schulband sagt P. Adam treffend , er sei mit Unrecht der
am meisten verachtete im handwerksmäfsigen Einbandgewerbe und das
Stiefkind des Buchhändlers und Buchbinders geworden. Der mög-
lichsten Ersparnis wegen wird der Schulband nur mit maschinellen
Einrichtungen hergestellt. Falzen, Heften, Deckelschneiden, Beschneiden,
Pressen des etwaigen Goldtitels führt die Maschine aus. Jede feinere
und auf Verschönerung abzielende Arbeit wird vermieden. So wird
denn auch die Decke vorausgemacht und der Band in dieselbe „ge-
worfen", wie man in den Werkstätten sehr bezeichnend sagt.
Lederrücken. Selten wird hierzu ein besseres Leder, als ge-
spaltenes Schaf leder, bei dem man noch die Arbeit des Schärfens
sparen kann, oder sogenannte Rofsspalten verwendet, die geßlrbt und
in verschiedenen Körnungen geprefst zu haben sind. Lohgares Schaf-
leder wird vor dem Zuschneiden in nassem Zustande gut ausgereckt,
damit es möglichst viele Rücken ergiebt;- selbstverständlich mindert
dieses strukturstörende Ausrecken die Haltbarkeit. Die Kanten müssen
beim Leder freilich geschärft werden, wie auch alsdann ein Ansetzen
der Deckel nicht umgangen wird. Die Bücher erhalten dann «festen
Rücken". Die Falze sind mit dem Falzbeine gut einzureiben.
St off rücken. Da zum festen Rücken Kaliko ungeeignet ist, so
empfielt Dörflein als zu diesem Zweck besonders tauglich schwarze
Olanzcrois^e, einen gut gewebten, haltbaren Stoff (Futterstoff für Herren-
kleidung, Westenrücken etc.), dessen matte Seite aufzukleben ist. Die
aus freier Hand auf einem Schneidebrett mit dem Messer geschnittenen
Streifen werden mit Leim angeschmiert, am saubersten vermittelst de3
Abziehverfahrens auf grofsem Zinkblech. Auf diesen Streifen werden
die Deckel nach Mafsgabe der Rückenbreite des Buchkörpers angelegt,
worauf der Stoff oben und unten eingeschlagen wird. In die Decken
werden dann sofort die Bücher eingehängt, denen sich die noch
feuchten Rücken gut anlegen« Die Falze werden soharf eingerieben*
▼on Waldemar Bethmann. 183
Ecken macht man von Kaliko und zwar des zeitraubenden
Sehärfens wegen auch bei Lederrücken von Kaliko, nicht von Leder.
Dieselben werden bei geringwertigen Bttchem sehr vorteilhaft mit
Kleister angemacht, weil der durch Kleister erweichte Kaliko sich
inniger der Pappenecke anschmiegt, als das bei flüchtigem Ecken-
machen mit Leim geschehen kann.
Der Ueberzng wird so billig wie möglich gewählt, wobei wir
es immer noch freudig begrüfsen müssen, wenn man ein farbig mar-
moriertes Papier dritter Güte, das billigste, gestattet, und nicht einen
tintenschwarzen Ueberzug vorschreibt. Die Farbenscheu und Farben-
stumpfheit des letzten Jahrhunderts hat sich kaum irgendwo trauriger
und schädigender gezeigt als in dem Bestreben vieler Schulinspektionen,
von den Schulbüchern und aus den Schulzimmern jedes künstlerische
Symbol, jede Farbe zu verbannen, Lehrbuch und Schreibheft in eine
ausgesucht triste Uniform zu zwingen, jedes individuelle Wohlgefallen
an des Buches äufserer Erscheinung dem Schüler zu verleiden, und
mit blöder Schablone und langweiliger Monotonie ihm die Sinne zu
stampfen. So konnte denn freilich schon das äufsere Wesen seines
Schulbuches auf den Schüler ebenso abstofsend und ermüdend wirken,
wie eben jenes Lehrertum, und es ist nicht zu verwundem, wenn die
in ihrer ursprünglichen Farbenfreude und Formenlust gekränkte Schüler-
phantasie die dürftigen, ungraziösen, düsteren, pedantischen Schulbände
und Schnlhefte als Symbole jener Lehrerschaft empfindet, die keine
freundliche Einigung zwischen Schule und Leben anstrebt, zwischen
Schüler und Lehrstoff, zwischen Erziehung und Kunst. Artem non
odit nisi ignarus. Selbst die Lehren Goethes vermochten an dieser
Knnstverarmnng und Geschmacksverkümmerung im Bereich der Schule
und ihrer Hüter nichts zu ändern. Die Auffassung, dafs Aufmerk-
samkeit, Unterrichtsernst und Pflichterfüllung durch Formensprache
und Farbenspiel leiden, dafs also ein Schulgebände dem kahlwandigen,
schmackhassenden, dtlsterblickenden Gefängnis gleichen müsse, war
nichts anderes, als eines der beklagenswerten Anzeichen unseres gänz-
lichen Zusammenbruches auf künstlerischem und kunstgewerblichem
Gebiete. Den Schutt dieses Zusammenbruches vermögen erst die un-
aufhaltsam und urgewaltig hervorbrechenden Quellen frischer Kunst-
ströme hinwegzuschwemmen. Eine geläuterte Auffassung wird der
Stimme derer folgen, welche längst die Anmut der Kunst in die Schule
zu mfen rieten. Linie, Zierform und Farbe werden auch Schulheft
und Schulband anmutig schmücken. Der Schulband gleiche nicht mehr
dem schwarzen Sarge, sondern dem farbenfreudigen Blumenbeete! dient
er doch wie dieses einem Frühling.
Das Einhängen des Buohes.
Ist die gesondert hergestellte oder vorausgemachte Decke vor-
handen und muTs die Stärke des Buchkörpers der Weite der fertigen
Decke sich anbequemen, so ist die Arbeit für den Buchbinder die
schwierigere, denn der auseinander genommene, ungeheftete Band ohne
184 Der eingehängte Band
Vorsatz ist etwa nnr ein Sechstel dünner, als das zum Einhängen
fertige Buch. Dieser Unterschied rnnfs also durch Zwimstftrke,
dnrch „Niederhalten" oder „Steigenlassen" beim Heften ausgeglichen
werden.
Sind dagegen die Bände fertig gegeben und werden nun zu ihnen
passende Decken gesondert hergestellt, dann kann der Buchbinder
ohne weitere Mühe den fertigen Bnchblock in die fertige Decke ein-
hängen.
Wie wenn ein Mensch in grofser Eile sich ohne feinere Sorgfalt
in seinen Anzug wirft, so wird das Buch „in die Decke geworfen".
Soll ein eingehängter Band in der gemachten Decke einigermaßen
haltbar sitzen, soll die fast immer vorhandene Differenz zwischen
Deckelweite und Buchstärke nicht zu einem Wackeln und Reiben führen,
wodurch der Verband zwischen Buch und Decke gelockert und zer-
stört wird, so ist es unbedingt notwendig, dafs der Buchblock Yom
und hinten, also anfserhalb der äufsersten Lagen, je einen Falz von
gewebtem Stoff hat, d. h. je einen Streifen von Leinen, Kaliko, Proto-
kollstoff oder ähnlichem haltbarem Stoff, der vermittelst eines Flüzchens,
d. i. umgebrochenen Saumes, an die Anfangs- bez. Endlage angeklebt
und mit dieser eingeheftet ist. Dieser Falz soll als Einhängefalz
(Anhängefalz) oder Ansatzfalz dienen, d. h. die Deckel sollen an ihm
ansitzen (hängen) oder das Buch durch ihn eingehängt werden, also
er soll auf Bünden und Deckeln festkleben. Die Volksbibliotheken
mögen besonders vorschreiben, dafs ihre stark benutzten Bücher stets
mit solchem etwa vier cm breitem Falz aus starker Leinwand oder
kräftigem Protokollstoff eingehängt seien.
Aufserdem würden eingehängte Bände in ihren Decken viel fester
sitzen, als bisher, wenn die Bücher thunlichst viele Bünde, bei Oktav-
format mindestens drei Bünde hätten, nie aber nur zwei, wie es
oft vorkommt. Die Volksbibliotheken sollten diese wichtige Forderung
für ihre Bücher zur Bedingung und Regel machen. Die Zweckmäfsig-
keit von vier Bünden bei Oktavformat ist bei Besprechung des Heftens
unsererseits hinlänglich betont worden.
Das Einhängen geht nun folgendermafsen vor sich: Auf den
Rücken des Buchkörpers wird eine Hülse, also eine Art von hohlem
Rücken geklebt, indem auf den angeschmierten Rücken ein Streifen
zähen schmiegsamen Papiers so aufgelegt und angerieben wird, dafs
die beiden ersten Lagen frei bleiben; diesen gegenüber, also am anderen
Rückenrande wird der Papierstreifen zurückgebrochen, so dals er nun-
mehr über die erst frei gebliebenen Lagen reicht, auf denen er als-
dann angeklebt wird. Selbstverständlich wird das Ueberstehende ab-
geschnitten. Man kann das Aufkleben der Hülse auch etwas anders
vornehmen, aber immer kommt es darauf an, dafs auf dem Rücken
eine Hülse entsteht, durch die derselbe sowohl überklebt, als auch
zudem noch mit einer Papierlage überspannt wird. Jedenfalla sei das
Ueberkleben des Buchblockrückens und zwar mit geeignetem Material
feste Regel für Volksbibliotheken.
Ton Waldemar Bethmann. 186
Naehdem nun die Rückeneinlage der fertigen Decke gut gerundet
worden iBt, wird jene Hlilse obenan? mit Leim angeschmiert, nnd das
Bnch in die fertige Decke genan eingelegt Beide Deckel werden nun
straff in der Richtung nach der Vorderseite zn angezogen, nnd der
Rücken wird nnter einem schützenden Blatt Papier kräftig angerieben.
Der Bachkörper soll so in der Decke sitzen, dafs er recht straff
in den Filzen sitzt Bei etwas zn enger Decke zwingt man die Bnch-
fUze durch Einpressen.
Hat der Leim im Rücken einigermafsen gewirkt, so wird der
BuchkOrper an den Deckeln befestigt Das geschieht durch die Bünde
nnd die beiden Einhängeftlze. Zu diesem Zwecke wird sowohl auf
der Vorderseite, wie auf der Hinterseite des Buches folgendes gemacht:
jener bewegliche Flügel, der Einhängefalz (Anhängefalz, Ansatzfalz)
wird auf seiner Aulsenseite, die also dem Deckel zugekehrt ist, mit
mittelstarkem Leim mager angeschmiert, die mindestens zwei cm langen
Bünde werden auf diesen Falz vorläufig herübergelegt und angeschmiert,
sodann werden diese Bünde mit der Spitze des Messers auf den Deckel
straff herübergelegt und glatt und eben auf diesem yerstrichen. Darauf
wird auch der aus Stoff bestehende Einhängefalz gut und glatt auf
den Deckel herübergestrichen, der dabei fest an das Buch gedrückt
wird, damit das Gelenk scharf und winklig geformt werde.
Ist auf diese Weise das Buch von der einen Seite „offen an-
gepappf, so kann man dasselbe herumwenden, bei offenen Deckeln
auf ein Brett legen und das Buch von der anderen Seite ebenso be-
handeln.
Die weitere Behandlung wäre bei etwaiger Besprechung des
„Vorsatzes'' zu erörtern.
Einfacher ist das Einhängen ohne jene Rückenhülse. Ein Ueber-
kleben des Buchblockrückens, fnr beanspruchte Bibliotheksbücher ganz
unerläfslich, mufs ebenfalls stattfinden nnd zwar mit Leinen oder Qaze,
oder mit einem schmiegsamen, zähen, nicht glatten, etwa mit hand-
geschöpftem Papier vermittelst Kleister. Darauf wird der Buchkörper
in die mit gerundeter Rttckeneinlage vorbereitete Decke eingelegt, die
EinhängeAlze werden auf der den Deckeln zugekehrten Seite mit
Kleister angeschmiert und werden ebenso sorgftltig, wie oben be-
schrieben, auf Bünde und Deckel aufgeklebt Die fertig behandelte
Seite wird zugeklappt und nach Behandlung der anderen Seite wird
das Buch eingeprefst
Sehr einfache Decken fftr besonders billige Bücher, z. B. fftr
Schulbücher, werden oft ohne Leinenfalz eingehängt, an dessen Stelle
alsdann ein Flügelfalz oder Vorsatzblatt aus Naturpapier oder Schreib-
papier tritt. Zu diesem Zwecke wird zunächst der Rücken des Buch-
körpers einfach, ohne jene „Hülse* überklebt, und nachdem die Rücken-
einlage der Decke gerundet ist, wird das Buch in seine Decke ein-
gelegt Alsdann wird der Flügelfalz auf der dem Deckel entsprechenden
Seite mit Kleister angeschmiert, oder in Ermangelung des Flügelfalzes
186 Der eingehängte Band.
wird 80 das änfsere Vorsatzblatt behandelt; desgleichen werden die
Bünde angeschmiert und mit Falzbein oder Messer auf dem Deckel
gleichmäfsig anseinandergestrichen; der Deckel wird dann zugeschlagen
und das Buch auf der anderen Seite ebenso behandelt, worauf es sofort
eingeprefst wird.
Das weitere Verfahren gehört einer Besprechung des Vorsatzes an.
Wer ein Buch lieb hat, läfst es nicht einhängen. Ein in Papier
und Druck gut ausgestattetes Buch verdient einen Einband, der tech-
nisch solider ist, als die durchschnittliche Einbanddecke des Verlegers,
die der Vertneb in seiner volltönenden Anpreisungssprache Original-
Einbanddecke nennt, eine Bezeichnung, die in den meisten Fällen so
berechtigt ist wie canis a non canendo. Der Buchhandel betrachtet
sie als Ausstattangsstück , als Mitgiftsdecke, als Zugabe, wie der
Fleischer die Knochenbeilage. Freilich billig und schlecht ausgestattete
Bücher, welche die billige Original -Einbanddecke doch nicht überleben
würden, wird man zweckmäfsig in dieser Schmetterlingskleidung kaufen.
Daher ist den Volksbibliotheken anzuraten, sehr billige Bücher in
ihren billigen Verlagseinbänden zu kaufen, z. B. Reclams Universal-
bibliothek, bei der sich im lebhaften Bibliotheksverkehr ein solider
Einband fdr das leicht zerlesbare Buch nicht lohnen würde und man
sich besser steht, das zerlesene Buch durch ein neues wiederum im
neuen Verlagseinbande zu ersetzen. Bei gut ausgestatteten Druck-
werken aber wird die bestechende, vermeintliche Billigkeit der Original-
Einbände vielfach überschätzt. Denn im Allgemeinen wird zu solchen
Einbänden durchaus nicht das beste Rohmaterial genommen. Erstens
wird daher das noch gute Buch seine ihm umgehängte, in den Gelenk-
stellen brechende und in den Falzen abreifisende Decke bei Weitem
überdauern, so dafs ein neuer Einband nötig wird. Zweitens kommen
gerade sehr einfache Original- Einbanddecken im Verlagshandel nicht
selten teuerer, als sie in der zeitgemäfs eingerichteten Kleinwerkstatt
kosten würden, wo der ganze Einband ebenso geschmackvoll und dabei
viel dauerhafter hergestellt werden kann.
Die Känferschaft, die oft den Handwerker reichliche Kritik fühlen
läfst, zeigt der Fabrikware gegenüber im Allgemeinen noch immer
die meinungslose Nachsicht der Bevormundeten oder Bevormundnngs-
bedürftigen. Nur daraus erklärt sich jene Geschäftszudringlichkeit,
die den Namen der Verlagsfirma grofs und breit in goldenen Lettern
auf die Zierseite des Bucheinbandes setzt, femer jenes eigenmächtige
Verfahren, das dem Verlagseinbande einen ganzen Katalog der Artikel
desselben Verlages einverleibt , so dafs z. B. der Käufer von 100
Büchlein Ph. Reclams ca. 4000 reklameübersäete Seiten häfslichen
Drackpapieres mit eingebunden erhält, also an 100 überflüssige Kata-
loge einerlei Inhalts den kostbaren Platz seines Repositorinms ver-
schwenden mufs. Was uns bei der Broschüre erwünscht ist, das stört
uns beim gebundenen Bnche. Aber nicht nur auf dem bedeutungs-
vollen Vorderdeckel, nicht nur hinter dem Schlufswort des Buches
treibt die Reklame ihr Geschäft, schon stellt sie sich uns breit in dea
Beriehte ttber BibUotheken einzelner Stftdte. 187
Weg, der zum Innern, znm Wesen des Buches führt. Ein Buch ist
eine Stätte innerer Sammlung, ihm wollen wir unbeeinträchtigt, un-
gestört durch Alltäglichkeitstrivialitäten uns widmen. Die in Farbe
oder Zeichnung wirkungsvollen Vorsatzblätter, die der Anfangs- und
Endlage des Buches vorgesetzt sind, sollen uns auf ein Alleinsein mit
dem Buche vorbereiten. Ein Symbol dieses Ruhefindens, dieses Buch-
friedens sind diese stimmungsvoll umgrenzenden Vorsatzblätter. Aber
die Reklame mit ihren aufdringlichen Empfehlungen, sogar mit Liebigs
Extrakt, mit entöltem Kakao, mit Maggis Suppenessenz hat sich schon
in diesen dem Bnchinhalte kflnstlerisch geweiheten Raum eingeschlichen,
wie Brennnesseln auf ein Blumenbeet, wie der Schwamm in ein Haus,
wie der Erwerbsgeist in eine Künstlerseele. Sollen wir es erleben,
dals die Reklame ihre Wucherungen schliefslich zwischen die Ab-
schnitte der Bücher drängt, wie das viele Journale in ihrem zer-
klüfteten Innern bereits zeigen? Wir stellen bei Zeiten den Satz auf:
ein Bucheinband mit Anpreisungen irgend welcher Art ist als ge-
schmacklose Arbeit zurückzuweisen.
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
In der Städtischen Volksbibliothek zu Charlottenburg bat die Er-
weiterung der Oe£Ehung8stnnden auf die Zeit von 1 1 Uhr Vormittags bis 9 Uhr
Abends, wie zu erwarten, eine erhebliche Steigemng der Frequenz zur Folge
gehabt; bereits im September wurde ein Tagesdurchschnitt von fast 300 Lese-
saalbesuchem erreicht, eine Zahl, die besonders ins Gewicht fällt ^ als weder
Tageszeitungen noch solche Zeitschriften, die ihnen als »Lockspeise" gleich-
msetzen sind, ausliegen. Auch die Ausleihstunden sollen für den kommenden
Winter auf 30 in der Woche vermehrt werden. Eine weitere Neuerung wird
darin bestehen , da(s periodisch — etwa alle Monate — wechselnde Serien
von künstlerisch wertvollen Wandbildern im Lesesaal zur Ausstellung gelangen.
Der Anfang wird mit einer Auswahl aus den vortrefflichen im Verlage von
Teubner u. Y oigtländer erschienenen Künstlersteinzeichnungen gemacht werden.
Weiter sind in Aussicht genommen Photographien klassischer Skulpturen,
Reproduktionen hervorragender Baudenkmäler und kulturgeschichtliche Dar-
Bteuungen, zum Teil unter Berücksichtignog der reichhaltigen Sammlung von
Seemanns Wandbildern. G. Fritz.
Nach dem Jahresbericht über die städtische Lesehalle und die drei
städtischen Volksbibliotheken der Stadt Düsseldorf (vgl. Jg. 1, 1000,
S. 160—161, 3, 1902, S. 1—4) für den Zeitraum vom \. April 1901 bis 31. März
1902, erstattet vom ersten Bibliothekar Dr. C. Lausberg, enthält die Lesehalle
jetzt aniser populärwissenschaftlichen Werken aller Gebiete, Sammelwerken
löblicher Art, den Klassikern, gediegenen schöngeistigen Büchern, Zeitschriften
belehrenden und unterhaltenden Inhalts und Fachblättern auch die Tages-
Sresse. Die Bibliothek wurde benutzt von 30 787 männlichen und 2293 Weib-
chen, insgesamt von 33 080 Personen, was gegen das Jahr 1900/1901, in
welchem ne 31319 Besucher aufwies, eine Zunahme von öVs ^/o bedeutet
(gc^en 5V8 % des Vorjahres).
188 Berichte tlber BibUotheken einzeliier Stfidte.
Die Lesehalle war geOffiiet an 365 — (24 + S) = 338 Tagen nnd zwar
wie die erste Volksbibliothek ausnahmslos mmnterbroohen von 10 Uhr morgeos
bis 10 Uhr abends; sie erfahr also einen durchschnittlichen Tagesbesuch von
98 Lesern (gegen 90 des Vorjahres).
Die Stadt Düsseldorf besitzt drei Volksbibliotheken:
1. die erste befindet sich im ersten Obergeschois der städtischen
Tnmhalle an der Bleichstrafse und ist mit der Lesehalle organisch
verbunden;
2. die zweite ist in der Schule an der Oberstrafse nnd
3. die dritte in der Schule an der Höhenstraise untergebracht
Die erste besafs im Jahre 1901/1902 4469 regelmiUsige Leser (gegen
3975, 3496, 2989, 2361, 1445 der Vorjahre), die zweite 793 (gegen 607, 425,
531, 524, 728 der Vorjahre), die dritte 409 (gegen 428, 360, 405, 324, 329 der
Vorjahre).
Im «inzen wurden also die Bibliotheken in diesem Jahre von 5671
ständigen Lesern benutzt (gegen 5010, 4281, 3875, 3210, 2503 der früheren
Berichtsjahre), was gegen das Jahr 1900/01 ein Mehr von 661 Personen
ausmacht
Den Berufsständen nach lasen:
in der L II. III. Bibl. Insgesamt
Fabrikarbeiter und Tagelöhner 345 125 102 = 572 (im Vorj. 505)
Handwerker nnd Gewerbe-
treibende 1035 249 119 = 1403 („ „ 1222)
Kaufleute 715 57 50 = 822 („ „ 752)
Beamte 423 49 11 = 483 („ , 453)
Lehrer 87 14 3 = 104 ( , „ 102)
Rentner 27 1 1 = 29 („ , 22)
Personen aus anderen Berufen 269 24 30 = 323 ( „ , 256)
Lehrerinnen 42 9 6 s 57 („ „ 53)
Andere weibliche Person en . 1526 265 87 = 1878 (, „ 1645)
in Summa 4469 793 409 » 5671 ( „ „ 5010)
Personen.
Die drei Bibliotheken haben also (ohne die nicht auszuleihenden Bücher
der Lesehalle) einen Gesamtbestand von 9840 Büchern (gegen 8449 und 7126
der Vorjahre); die erste erfuhr einen Zuwachs von 964, die zweite von 339,
die dritte von 88 Büchern. Die im Verhältnis zu den ausgeworfenen Mitteln
geringe Zunahme des Bücherbestandes erklärt sich daraus, dais bei der überaoi
starken Benutzung die Bücher, besonders die Unterhaltungsschriften, schneU
abnutzen und neu ersetzt werden müssen.
Durchschnittlich ist jeder Band 8'/4 mal ausgeliehen worden (in der
ersten 10,7 mal, in der zweiten 5,6 mal, in der dritten 5,0 mal). Bei diesem
Mifsverhältnis zwischen Bücherbestand und Benutzung kann es nicht aus-
bleiben, dafs starker Raubbau getrieben wird. Es tritt immer unabweisbarer
die Notwendigkeit hervor, weit erheblichere Sunmien für Neuanschaffungen
in den Etat emzusetzen.
Von den 86 291 Entleihungen fielen auf die schöne Litteratur 69200
also 80 ^/o, während nur 20 % der Nachfragen den wissenschaftlichen
Werken galt
Bei der ersten Bibliothek stellt sich dieses Verhältnis weit mehr zu
Gunsten der wissenschaftlichen Lektüre; hier stehen 66 <^/o f^tleihungen aas
der schöngeistigen Litteratur 34 ^/o aus dem Bestand an wissenschutUchen
Werken gegeniiber. Die Erklärung ist darin zu suchen, dafs die erste BibUo-
thek inmier mehr den Charakter einer grölseren, centralen Bücherei einnimmt
und als solche in grO&erem Umfange auch von den gebildeten Ständen be-
nutzt wird.
Boiohte Aber Bibliotheken einzelner Stidte.
189
Der RechnungsabschlnTs der Lesehalle und der Volksbibliotheken
ergiebt folgendes Bild:
Lesehalle und piKH/^+ii^ir Bibliothek
Bibliothek ^^Kr in der
Gegenstand BleShJSiIse ^^«"^« AT
1900 1901 1900 1901 1900 1901
Einnahme. ^' ^ ^ ^ ^ ^
Für verkaufte Bttcherveneichnisse,
Bttrgschaftsscheine und dergl. . . 345 391 60 60 49 42
Ausgabe.
Dem Bibliothekar Vergütung ... 400 400 250 250 200 250
Dem Verwalter Vergütung .... 1500 1800 — — — —
Den Hilfisbibliothekaren Vergütung . 1200 1219 175 200 — —
Dem Bibliotheksdiener Vergütung . . 144 144 75 75 50 50
Zur Unterhaltung und Vermehrung des
Bücherbestandes 3711 1833 891 1208 362 568
Für Buchbinderarbeiten 562 2(»0 _ _ — —
Feneirersichemngsbeitrilge .... — 108 — 80 — 16
HebEung und Reinigung der Räume
einscnlielslich der Reinigungsgeräte 240 310 — — — —
Heiznngsmaterial 175 175 25 25 25 25
Beleuchtung 381 353 — — — —
Drookaachen , Einrückungsgebühren
und Schreibmaterialien 266 186 87 109 1 4
Unterhaltung der Bibliotheksiäume und
Utensilien 62 92 — — — —
Nicht vorgesehene Ausgaben . . . 63 13 3 18 68 —
Zusammen 8704 6833 1456 1965 706 913
— r —
Dem Jahresbericht der Volksbibliothek zu Frankfurt a. M. (ein-
getragener Verein), erstattet vom Vorsitzenden, Stadtsohulinspektor W. Lier-
mann in der Hauptversammlung am 13. März 1902, (Frankfurt a. M., Druck
von Gebrüder Enauer, 1902) entnehmen wir, dais der Bücherbestand im Be-
richtsjahre wieder um 8S4 Werke in 1329 Bänden bereichert wurde. Bei der
Anacnaütmg blieb mit Ausnahme von streng wissenschaftlichen Werken kein
Zweig unseres Schrifttums unberücksichtigt.
Die Vermehrung verteilt sich auf: Werke Bände
1. Schriften für religiöse Belehrung und Erbauung, Philo-
sophie, Aesthetik und Pädagogik 11 11
2. Enlbeschreibune, Länder- und Völkerkunde, Reisen . . 26 30
S. Mathematik, Naturwissenschaften, Anthropologie und
HeUkunde 38 43
4. Geschichte 49 53
5. Lebensbeschreibungen, Erinnerungen. Briefwechsel . . 46 60
6. Litteraturgesohichte , Sprachwissenscnaft, Kunst, Musik
und Spiele 44 52
7. Staats- und Rechtswissenschaften, Gewerbe und Handels-
wissenschaften. Seewesen 98 112
8. Schriften vermischten Inhalts, Sammelwerke, Zeitschriften,
BibUographie 31 71
0. Klassiker des Altertums 3 4
10. Schone Litteratur 304 414
11. Jugendschriften 63 111
12. Doubletten 148 348
IS. Ergänzungen 23 25
884 1829
1 ')0 Berichte über Bibliotheken einzelner Stidte.
Aus dor Bibliothek worden 121 <M 7 Bände entliehen.
Am ti. April wurde die Hüchstzabl, nämlich S-i6 Bücher, am 2S. Maü die
Miiulestzalil. nämlieh M^^^ Bücher an einem Tage ausgeliehen.
Im Lesezimmer der Ilauptstelle liegen 57 politische Zeitnngen, ferner
tr» BlÜtter zur Unterhaltung. 53 Fachzeitschriften fUr Gewerbe, Industrie,
Ilaudel uiul Verkehr, t» Zeitschriften für Kunst, Litteratur und Musik, b
Zeitungen filr l.äudir-, V."«lker- und Naturkunde. S Blätter filr Gesundheits-
pflege und Sport. \i Fraueuzeitungen und 27 Zeitschriften verschiedenen Inhalts
znsammin von 13Ö35J Tersocen besucht. Den stärksten Besuch wies der
■J>. IVzember l?i'l mit "lA Personen a-.if. — r-
Zugleieh mir der r.eii geordnotiu Volksbibliothek ist zu Göttingen
am l'i. Oktober vom Verein ..Vi»!ksbiMiothok" eine ütTentliche Lesehalle der
In'unt^ur.c ii^ersreben worden, in welcher neben zahlreichen Xachschlage-
\u*rkon /.ri:sehrit':en uii:erh.il:eaden u::d belehrenden Inhaltes anfliegen.
Pa.< l.ese:immer ist geöi^r.e: raclieh von 7— -.1'» Uhr abends. Mittwoche
auiVerdem \\k\ 12 -■ ,\ und SoEr-tags von 3— • .li» Uhr. Der Zutritt zn dem
l.esciiniuier s:eh: Jiden::ann uzentgel:lieh ireL — r—
Städtisohe VolksbiMi.'ihek usd Lesehalle in Itzehoe. Im Dezember
des .Uhres i«*V;» :ra: Wi der 5:äd::5eben Behörde ein Rundschreiben des
Ur.:er:ioh:5a:i::i*:ers c:::. d,\# sieh ciiiirebend mit der Grandnng von Volks-
MM:o::uke:: \i:u\ Lese':.*:..:: le<o:."i::i*rc v,zd die Behörden ersuchte, ent-
spreehor.d vor:, '.gehen oder bestehe-dt- Ins::::::* ähnlicher Art zn unterstützen.
^ orver:;.^::d/,:'jgi L* tuhrttn daLi-.:. da:# die Verwaltung einer hierorts seit l*j79
bes:eV.ei:de::. vou: r*-.werbevcre:- i=* Leben cer-fenen Volksbibliothek geneigt
sioh :eig:e. die «::wji :: • hinde zÄL'.ezde B.ioherei als Stamm für eine
s:,i/.::sieV.e lib'.i. :'::ik :..: Vcr/ii:— ^ z- stellrz. In der Sitzung der städtischen
KolUiTier. .a:v. :> Mir: *. w— io ':e*oL:.s*-.n. eine rüdtische Volkabibliothek
und 1 c*oh.t.'.. t:n;,:::e-.:c-.: "ltc: Ininsjr-olnal-e der oben genannten Biblio-
:'i.ok. :\.:;-.e: e::u;.V.:i- f.: Klnrlchrr^i: T. ■ Mark und lährlich h.-O Mark aus-
*::-. .v-.vä .V.: % . :: " - .. V..: ^ :^u.:. die lescLalle außerdem am Sonntag
^vv-. .. ; -: ; es; *:.'..: :.:: :. >I. =A:e : Frrnnii:. Im Laufe des Rechnungs-
;.%.?. ij ,..:.v.;5 ,:,: ':Ur: ::r.-*s::.z: C Mirk. die stadtische Sparkasse
• . y.ATx N.wh A. liv.:" ;:r.;> .'i:j\j v.-jl-..2 !*>" Bande aiugegeben. ein
.^>.. \- iis v.x" A. :V..ri : :.: :r"jLri: :.ir:c I>:e Beendung der Lesehalle
....> :..:;s*>::. :;/:.: :. « .:>.-.::: ..;: :- :T:i:.n Jahre wuchs die Bücherei
-v..: . :,'.i :-. . .1 i._ - •, .-. ;< - /;; ^ S.litnizzrrn «üe allerdings gesichtet
>y.:r/.,. .:.: v.u .Ar-s*:': ...* r.v:: t: n:in 1 •• Kinde. Der Zuscnais de»
•■..T-v :;-. :-ss. .:;:•:.■■ i.-;: ;— ..x i;:" MArk. d.vch erbot sich sofort Herr
> *.'..rA: > ,•; \ ..s. . .* A .: -.,.:.:.* • -...i i:.- r;::::..-i:ek 2C»'j Mark zu über-
>^t >..- V . >-.\i-xis>: .: . «:-. .:.-:/:. -j^ ^z< irz: Fond für pemeiimiitzigy
';^*\'"\ *■■; * ^UrN *. ,r\-*ci:: *s:i'. j* das zweite Jahr ab mit
'.^4.' ;.•. .:.,- ::.-.'. : . v: -.-.:•.: x K i^*:^;-. K.ziane. Novellen etc. und
• ' v';>^- -^;-- r^' s,. > : 1 . ;*:. ;j^ V..i-k::nie etc.. so da(s in den
s^ji ;*^-- r;* -l:^ ^ ■"•* • ■• -r-^^;:: -»^irvifz. laehoe hat 15649
;V*r *'*'•*" • '^^ * ■ ^^^ >■ : : '• . .v-sä^M.'.Tirrr; -Üe Verwaltung liegt
Ä »:.r. :•»*: .:.; j. ,. x^- ^ . j,.:. > :.. - . .: ^:: in irrer Hfrrtfs. Interessieren
«;^ *'f-' ' *.: A-.\ .ii> *. . i... ;k;:.: .lirr aUe Bicber Dermatoid-
ea^asv; cr>A:.,,. ...-.i ,U > . .* ^.-: ^±. -.: i.-.*,; iinrjiaden sehr zufrieden
Berichte tlber Bibliotheken einzelner Stitdte. 191
ist Bei der Auswahl der Bücher fUr den Ankauf leisteten die „Blätter fUr
YolksbibUotheken und Lesehallen" yorzUgliche Dienste. K.
Entwickelnng der Yolksbibllotheken des Leipziger Vereins flir Yolks-
wohl in den Jahren 1875 — 1900. Nachdem die 1871 in Berlin gegründete
Gesellschaft fUr Verbreitung von Volksbildnng mit ihrem Aufruf, der Namen
bekannter Männer trug, wie in ganz Deutschland, so auch in Leipzig lebhaften
Widerhall gefunden hatte, trat 1872 in genannter Stadt ein Zweigverein ins
Leben, der dem vom Centralausschufs aufgestellten Normalstatnt beitrat und
damit die Förderung und Unterstützung von Büchersammlungen und Lese-
simmem in sein Programm aufnahm, weshalb ein besonderer Bioliotheks-Aus-
schols entstand, den seit 189» Schuldirektor Keller leitet, dessen Bericht^
wir bei unserem Rückblick folgen. Zunächst gründete und richtete man
Jngendbibliotheken ein. Schüler- und Jugendbibliotheken bestanden bis dahin
weder in den Leipziger Volksschulen noch in den umliegenden Ortschaften.
Auf diesem Gebiet war der Verein für Volluwohl. der sich Jetzt nicht mehr
mit der Pflege von Jugendbibliotheken befalst, bahnbrechena, anregend und
seffensreich thätig. Unterstützt vom Landesverband, vielen Freunden, vor-
nehmlich ans Buchhändlerkreisen, veranstaltete der Zweigverein mit groisem
Erfolg in den Leipziger Bürger- und höheren Schulen Sammlungen gebrauchter,
doch noch brauenbarer Jugendschriften. Von den jedes Mal zusammen-
gekommenen mehreren 1000 Bänden vermochten im Jahre 1873 schon 10 Ort-
schaften Jngendbibliotheken zu erhalten , zu denen später auf Ersuchen von
Gemeinden noch 20 reichlich ausgestattete Bibliotheken traten ; diese 30 Jngend-
bibliotheken enthielten über 10000 Bände. Nur 2 Bibliotheken — an der 2.
and 4. Bezirksschule — zählte man in Leipzig. Diese Jugendbibliotheken,
Air deren Er^zung und Unterhaltung der Verein für Volkswohl mit ge-
ringen Mitteln dank mancherlei Unterstützung von verschiedenen Seiten GroDses
Idstete und die von Lehrern, Schuldirektoren, Pastoren geleitet wurden,
Würden lebhaft benutzt — 18S1 zählte man insgesamt 37 345 Bände. Mit der
Zeit gewannen einzelne Gemeinden an den Jugendbibliotheken Interesse und
betbimgten es durch Beiträge. Wohlhabende Orte dagegen gründeten aus
eigenen Mitteln Jugendbibliotheken; zumal die Staatsregierun^ auch Beiträge
gab, Schlots der Verein 1894 seine Tbätiekeit auf diesem Gebiet (die in den
einverleibten Vororten bestehenden Schulbibliotheken waren durch die Schul-
ordnung in ihrem Fortbestand gesichert und empfingen genügende städtische
Unterstützung, die anderen Bibliotheken aber überiiels man den Gemeinden
eigentümlich und unentgeltlich). Nun widmete sich der Verein für Volkswohl
neben der Lösung seiner anderen groDsen Aufgaben auch der Pflege der
Volksbibliotheken. Bereits im Jahre 1 S5 1 war vom Volksbibliotheksverein in
Leipzig eine viel Segen stiftende Volksbibliothek errichtet. Weil aber infolge
hStmgen Lokalwechsels und miislicher Vermögensverhältnisse die zu Zeiten
sehr starke Benutzung zurückging, die Bibliotnek auch nicht mehr billigen
Ansprüchen genügte, wandton sich der Vollubibliotheksverein und der Zweig-
▼erein der Geselfichaft fQr Verbreitung von Volksbildnng gemeinsam an die
städtischen Behörden mit der Bitte, aie Mittel für Erneuerung der bereits
bestehenden und für die Gründung zweier neuer Bibliotheken zu gewähren.
Daraufhin bewilligten die städtischen Behörden 3400 M. einmalige und 1800 M.
laufende jährliche Unterstützung für die drei Bibliotheken. Auch gewährten
sie den Bibliotheken neben freier Heizung und Beleuchtung geeignete Räume
in städtischen Schulgebäuden. Bereits 1875 wurden die drei Bibliotheken er-
öffnet: die 1. Volksbibliothek am 12. September im Gebäude der 4. Bürger-
schule (Alexanderstraise) mit 1965 Bänden, sie wird noch heute vom Volks-
bibliotheksverein verwsdtet; die beiden anderen, die der Zweigverein ge-
i) Neunzehnter Jahresbericht des Vereins für Volkswohl zu Leipzig 1900
nebit Allhang: Die Volksbibliotheken des Vereins für Volkswohl in den Jahren
187s — 1900.
192 Berichte tlber BibUotheken einzelner SfXdte.
schaffen, wnrden &m 15. August in der 1. und 3. Bürgerschule eröffnet mit
einem Bücherbestand von 925 Bänden. Von Anfang an verzichtete man auf
allzu beschränkende und den Besuch hemmende Bestimmungen nnd, waren
sie zur Aufrechterhaltung der Ordnung nötig, so nahm man Urnen durch milde
Handhabung in der Praxis alles AnstoTserregende. Bestimmungen über pünkt-
liche Zurückgabe, Sauberhaltung und Ersatz verloren gegangener Bücher,
Stellung von Bürgen in gewissen Fällen etc. bestehen noch als unentbehrlich,
aber die Bibliothekare haben grofse Freiheit in deren Handhabung. Am
wesentlichsten ist die Bestimmung, da(s, da auch dem Aermsten der Weg
zur Bildung und geistigen Erholung offen stehen sollte, die Benutzung
vollständig unentgeltlich ist.
Der leipziger Katalog über die in jedem Betracht gut und mnatergiltig
ausgewählten Bücher war vielfach mals^ebend für andere Bibliotheken. Von
Anikns an war er für jedermann um billiges Geld gedruckt zugängig. Was
die Zeit der Oeffnung der Bibliotheken betnfft, so erfolgte diese stets ^nntags
Mittags und an zwei Wochentagsabenden 7—9 Uhr. Erst in den letzten Jahroi
unterblieb wegen schwachen Besuchs während der Sommermonate Juni bis
August die Oeffnung am Sonntag.
Da in Leipzig durch gut eingerichtete Schülerbibliotheken für die Jugend
und deren Lesebedürfnisbefriedi^ng bestens gesorgt ist, bleiben die Volks-
bibliotheken ausschlielslich für die Erwachsenen bestimmt 1876 siedelte dto
dritte Yolksbibliothek von der 3. Bürgerschule (Johannisplatz) nach der alten
Nicolaischulo über in ein grolses Zimmer. Ea erfolgte die Einrichtung des
ersten Lesezimmers, wobei sich sofort zeigte, dals erst durch die Verbindung
der Volksbibliothekeu mit Lesezimmern beide gemeinnützige Anstalten re«ht
lebensfähig sind. Darum trat auch vor einigen Jahren ein Verein für öffent-
liche Lesezimmer ins Leben. Gefördert wurde die Sache der VolksbibUo-
thekcn durch Gewährung von jährlich 15000 M., später 20000 M. seitens der
sächsischen Regierung zur Unterstützung sächsischer Volksbibliotheken. Die
Leser — der Besuch der Bibliotheken war stets stark — gehörten allen Be-
rufen und Ständen an, besonders den Handwerkern, Kanfleaten, Sohfilen
höherer Lehranstalten.
Neuerdings traten viel Frauen und Mädchen hinzu. Dadurch erklärt
sich wohl auch der Umstand, dals die poetischen Werke und Unterhaltung»-
schriften, für die Frauen und Mädchen besonders veranlagt sind, nach einem
Procentsatz von 79,6 begehrt worden sind. An dieser starken Bevorzogong
der Unterhaltun^slitteratur hat man vielfach — sehr mit Unrecht — Anstofi
genommen. Selbstverständlich wird der Auswahl der Unterhaltungslitteratnr
in den Volksbibliothekeu die gröfste Sorgsamkeit gewidmet
1S78 wurde die 4. Volksbibliothek im damaligen Vereinslokale Kloster-
ffasse 6 eröffnet, aber 18S2 in die mächtig aufstrebende Südvorstadt (nacb
der 6. Bürgerschule, Amdtstrafse 60, wo sie noch jetzt ist), verlegt Als 18S2
die Verschmelzung des Zweigvereins mit dem seit 1878 bestehenden Volks-
verein stattfand, übernahm der neugebildete Verein für Volkswohl die weitere
Sorge für die Yolksbibliotheken. Am 15. September genannten Jahres er-
folgte die Eröffnung der 5. Volksbibliothek in der Poststralse mit 1072 Bänden,
die 1889 in den dichtbevölkerten Orten, nach Reudnitz-RathausstraCse (Ge-
bäude der 8. Bürgerschule), verlegt ward und mit einer Benutzung von 6540
Bänden im vorigen Jahre an die Spitze aller Leipziger Volksbibliotikeken trat
1885 siedelte die 3. Volksbibliothek von der alten Nicolaischule nach dem
Täubchenweg (7. Bürgerschule), wo sie noch jetzt ist, über. Dabei verlor sie
den gröfsten Teil ihrer Leser: Von 2420 im «fahre 1885 ging die Benntzungi-
ziffer im Jahre 1886 auf 948 Bände hernieder. Gegenwärtig beträgt die Be-
nutzung 3325 Bände. Die schwächste Benutzung zeigt bis jetä die am
10. November 1885 in der 2. Bürgerschule (Lortzingstnuse) mit 708 Bänden
eröffnete und 1900 weiter nach Norden (Löhrstrafse 2, Gebäude der 2. Bfirge^
schule) verlegte 6. Volksbibliothek. Doch eiireut sie sich in letzter Zeit von
Gohlis und Eutritzsch aus lebhaften Zuspruchs. Das ist gut und nötig, deno
erst bei reger Benutzung können die Bibliotheken ihren hohen Zweck voO
Berichte ttber Bibliotheken einzelner Städte. 193
und gsnz erfüllen. Die Bibliotheksbesnoher, die den Segen derselben zu
würd^^en wissen, unterwerfen sich gern den notwendigen Bestimmungen, be-
sonders bezttglion der Sanberhaltung der Bücher: Neuerdings darf kein Bnch
ohne scbtttzende Papierhülle geholt und zurückgebracht werden; Papier liegt
zu diesem Zwecke stets bereit. Die Zahl der in Verlust geratenen Bücher
ist in 25 Jahren kanm nennenswert, da in den meisten Fällen sofort willig
Ersatz geleistet ward. Die Gesamtbcnntzung der 5 Volksbibliotheken des
Vereins für Volkswohl beträgt in 25 Jahren 313 319 Bände. T.
Wir schlielsen an diesen zusammenfassenden Bericht nach den „Leipziger
Nenesten Nachrichten'' (1902 Nr. 80^ noch die Ergebnisse des Jahres 1901.
Nachdem die Einzelberichte — so neifst es dort — der Volksbibliotheken
des Vereins für Volkswohl für das Jahr 1901 vorliegen, zeigt sich die überaus
erfreuliche Thatsache, dafs die Benutzung dieser gemeinnützigen Bildunffs-
Anstalten abermals und zwar ziemlich bedeutend gestiegen ist. dals also das
letzte Jahr sich seinen Vorgängern in dieser Umsicht würdig an die Seite
stellt Es wurden ausgegeben im Jahre 1898 17 201 Bände an 2171 Personen,
1899 24625 Bände an 2678 Personen, 1900 27 888 Bände an 3788 Personen.
1901 37 564 Bände an 5372 Personen. Es hat sich mithin in den letzten drei
Jahren die Zahl der ausgegebenen Bücher sowohl, als die der lesenden Per-
sonen mehr als um das Doppelte vermehrt; gewils eine Erscheinung, die
jeden wahren Volksfreund mit Genu^huung erfüllen mufs. Am stärksten
war die Benutzung der V. Volksbibliothek in Reudnitz (Rathausstraise 29)
mit 7900 Bänden; es folgen dann die IV. (Arndtstraüäe 60) mit 7200 Bänden,
die IL (Schillerstralse 9) mit 6G0O Bänden, die L (Alexanderstrafse 35) mit
6400 Bänden, die III. (seit Oktober Jobannisplatz 11) mit 45u0 Bänden und
VL Volksbibliothek (Aeuisere Löhrstrafse 2) mit 3700 Bänden. Und auch
die nengegrUndete und am 3. November 1901 eröfifnete VII. Volksbibliothek
(Sellerhausen Wurzner Strafse 51) tritt würdig an die Seite der Schwester-
anstalten. Betrug doch bei ihr in der kurzen Zeit ihres Bestehens die BÜcher-
ansgabe bereits 1350 Bände, ein Beweis dafür, dals eine Volksbibliothek, die
Gelegenheit zum unentgeltlichen Lesen eines guten Buches bietet, in dem
starkoevülkerten Arbeiterviertel geradezu eine Notwendigkeit war. Einen
besonderen Aufschwung hat auch die 111. Volksbibliothek genommen und
zwar in Folge der Verlegung nach dem Johannisplatze, sowie der Verbindung
mit einem greisen freundlichen Lesezimmer; denn während im November und
Dezember 1900 hier 680 Bände ausgegeben worden waren, betrug die Zahl
der in den gleichen Monaten 1901 ausgegebenen Bücher über 1200. Das
höchst erfremiche Gesamtbild berechtig wobl zu der Hoffnung, dafs die
VolksbibUotheken allgemach auch in unserer Stadt noch die Bedeutung im
Öffentlichen Leben gewinnen werden , die ihnen unstreitig gebührt und die
sie anderwärts vielfach schon errungen haben. — r~
Sonstige Mitteilungen.
Znr Bibliotheksstatistik. Unter dieser Uebcrschrift hatten wir
in Nr. 9/10 der „Blätter" S. 168 um Vorschläge Sachkundiger gebeten, wie
die Statistik in Volksbibliotheken und Lesehallen am zweckmälsigsten zu
handhaben sei. In dankenswerter Weise schreibt uns zunächst der Biblio-
thekar der Städtischen Volksbibliothek zu Gharlottenburg, Herr Dr. G. Fritz:
lieber Bibliotheksstatistik und die Art und Weise wie sie in unserer Biblio-
thek zustandekommt, möchte ich mir folgende Bemerkungen erlauben.
Selbstverständlich hat nur eine genaue Statistik Wert. Sie wird sich
wohl in jeder Bibliothek in folgender Weise gliedern:
194 Sonstige MitteQungen.
1. Statistik der Besucher des Lesesa&Ies.
2. „ der entliehenen Bücher.
S. „ der Leser nach Stand nnd Beruf.
4. „ der Leser nach der Wohnang in den yerschiedenen
Stadtteilen.
5. ^ ' der täglich neu hinzukommenden Leser (Entleiher).
Bei 1 und 2 wird sich nicht vermeiden lassen, dais jeder in den Lese-
saal eintretende Leser bezw. jeder Bestellzettel (oder Bucnkarte) dnrch den
betreffenden Beamten mittelst eines Striches (^fj^ — etc.) vermerkt wird. Viel-
leicht würde es auch nicht schwer sein, einen Apparat herzustellen, durch
den diese Arbeit auf mechanische Weise etwa dnrch Treten mit dem Fulse
geleistet würde, so dafs die betrefifende Zahl auf einem Zifferblatt abgelesen
werden könnte.
Zur Erleichterung der Statistik 8, 4, 5 empfiehlt sich die Anlage eines
Systems von alphabetisch geordneter Personalkarten, die sich stets nach den
verschiedensten Gesichtspunkten ordnen lassen; diese Einrichtung bewährt
sich besser als das meist gebräuchliche „Eintragebuch".
In der Hamburger BUcherhalle und auch bei uns ist die Statistik als
Monatsstatistik angelegt. Für jeden Monat werden zu 1 nnd 2 zwei Blätter
(von verschiedenen Farben) ausgefüllt; am Schluls ist das Endresultat ver-
merkt, auch die Querschnittergebnisse, den Besuch in den einzelnen Stunden etc.
betreffend, lassen sich leicht ablesen und für grüDsere Zeitabschnitte addieren.
Ich bemerke noch, dafs wir neuerdings auch die Monatsstatistik in
graphischer Form den Lesern zur Kenntnis bringen. In Vorbereitung ist
femer eine Statistik, die das Verhältnis der entliehenen Bücher ans den be-
lehrenden Abteilungen zu denen der Schönen Litteratur in Prozentzahlen giebt
und zwar für jeden Monat des Jahres. Zum »Schlnfs möchte ich daraufhin-
weisen, dafs es sich empfiehlt, die Statistik der Wintermonate (Oktober-
März) der der Sommermonate (April — September) gegenüber zu stellen.
Weiter nimmt das Wort Herr Professor Dr. E. Key er zu Wien:
Die statistische Aufnahme erfolgt entweder regehuälsig oder man be-
ugt sich mit Stichproben. Beide Methoden haben je nach der Fragestellong
re Berechtigung nnd ihre Vorteile; die Exaktheit hängt wesentlich ab von
der Art der Durchführung.
Die Wiener Centralbibliothek hat das Buchkarten -System eingeführt,
wir zählen täglich die Zahl der wissenschaftlichen, sowie der belletristisehen
Entlehnungen und die Zahl der Besucher des Lesesaales. Da fUr jede Ent-
lehnung 1 Kreuzer gefordert wird, mufs die statistische Zahl mit dem Kasse-
stand stimmen; der Revisor ist jederzeit in der Lage, zu Beginn des Tages
die eingestellten Buchkarten des vorigen Tages mit der statistischen Auf-
zeichnung zu vergleichen. Alle übrigen Fragen werden durch statistische
Stichproben beantwortet. So wird während einer Winter- oder während
einer Sommerwoche die Klassificierung der gelesenen Werke, der Stand der
Leser aufgenommen etc. Nach den Buch karten kann femer festgesteUt
werden, wie oft ein bestimmtes Werk entlehnt und von wem es gelesen
wurde (Stand und Geschlecht des Lesers) etc.
Aus der Tagesstatistik kann eine Perioden- (Monats- und Jalires-) Statistik
zusammengestellt werden und diese ist in unserem Fall verläßlich. In anderen
Bibliotheken ist das Buchkarten -System nicht eingeführt, sondern jede Partei
hat ihr Einschreibungsblatt oder Folio. Unter dieser Voraussetzung kaas
man es bei stärkerem Umsatz dem Bibliothekar nicht zumuten, eine Tages-
statistik durchzuführen, sondern man beschiünkt sich darauf, die Daten uler
Folien zum Schluls des Monates zusammenzustellen. (Lesestoff, Stand der
Leser).
Nun beachte man aber, da(s die mitteleuropäischen Volks-Bibliotheken
mit wenigen Ausnahmen mit minimalen Mitteln und mit wenigen Arbeitskräften
auskommen müssen, meist sind es nicht Berufsbeamte, sondern Lehrer, welche
die Arbeit gegen geringe Besoldung oder wohl auch unentgeltlioh besorgen.
Der Mann kommt von der Tagesarbeit ermüdet in die Bibliothek, um da w>ek
r.
Sonstige IfitteflangeiL 195
3 Stunden lang angestrengt za schaffen, nnd nan soll er nicht nur die Baoh-
fUhrnng, sondern überdies eine aosfilhrliohe Panschal- Statistik vornehmen.
lOOüO und mehr Entlehnungen sollen p. Monat exakt eingetragen werden
nach der Klasse des Buches und nach dem Stand des Lesers, 10000 Striche
sollen auf die statistischen Bogen gemacht werden und jeder Strich soll
in die richtige Rubrik eingetragen werden.
Wir müssen in Bezug auf diese Methode zwei Varianten unterscheiden:
a) Die Eintragung in die Kubriken erfolgt zu Ende des Monates; b) Jedes
Entlehnungs- Folio ist rubriciert und man trägt schon während der Entlehnung
das Buch in die richtige Rubrik ein. Beide Methoden mögen annehmbare
Resultate liefern, wenn ^enug Personal beschäftigt ist und wenn der Umsatz
gering ist, beide Methoden verlieren einen grolsen Teil ihres Wertes, wenn
der iJmsatz grois ist. Wird die Eintragnngsarbeit zu Ende des Monates ge-
macht, so ist sie schier unbewältigbar.^^ Die Arbeit ermüdet und die Felder
häufen sich mit der Ermüdung. Wird die Eintragung während der Entlehnung
gemacht, so sind Verwechselungen der Rubriken bei starkem Andrang un-
vermeidlich, denn der Bibliothekar muis anfser der Eintragung noch recht
viele anderen Arbeiten, welche thatsächlich wichtiger sind, besorgen.
Ich habe bezüglich der Dauer der betreffenden Arbeit bei Bibliotheken,
welche die zweite Variante eingeführt haben, Umfrage gehalten. Herr Jos.
Heindl rechnet auf ca. 8000 Band -Entlehnungen pro Monat etwa 15 bis
20 Minuten tägliche Eintragungszeit, auCserdem zu Ende des Monates 1 bis
iVi Stunden für die Zusammenstellung und Addition. Für die letztere Arbeit
rechnet Herr Haas auf ca. 10000 Entlehnungen pro Monat 6 Stunden für zwei
Schreiber. Herr Aug. Andel rechnet auf 5000 Entlehnungen 4 Stunden. Herr
Karl Bulwas braucht für ca. 30 000 Band -Entlehnungen zum Schluis des
Monates 5 Stunden.
Nun handelt es sich aber bei vielen statistischen Fragen nur um einige
Prozente Schwankungen (Gegensatz zwischen Sommer- und Wintermonaten,
Zunahme in einer Rubrik und entsprechende Abnahme in einer anderen
Rubrik etc.) und die Fehlerquellen, welche bei dieser Methode unterlaufen,
erreichen gewiä in manchen Fällen dieselbe Höhe — welchen Wert können
wir einer solchen Zahlenzusammenstellon^ beimessen? Der Laie mag sich
imponieren lassen, weil alles auf 100 ^/^ stimmt, der Fachmann kann zu diesen
Daten in manchen Fällen kein rechtes Vertrauen fassen. Dals bei dieser
Pauschal -Methode überdies willkürliche Schönfärberei mit unterlaufen kann,
ist begreiflich.
Wer dies alles bedenkt, wird meines Erachtens die primitive aber ver-
lälsliche Tages -Statistik auf Grund des Buchkarten -Systems einer solchen
anspruchsvollen Pauschal -Statistik vorziehen. Die Tages -Statistik ergebt
nacn Ablauf eines bestimmten Zeitraumes eine verlälsliche Perioden -Statistik,
welche, wie eingangs erwähnt wurde, durch Stichproben -Statistik ergänzt
werden mag. So laoge die Mittel nicht reichen, um statistische Beamte zu
halten, würde idi diese Kombination, welche wenig Arbeit fordert und hin-
reichenden Aufschluis gewährt, empfehlen.
Prinz Heinrich von Preufsen weilte, soweit sich feststellen lieis,
während seiner Amerikafahrt zweimal in den Räumen einer öffentlichen
Bibliothek: am 4. März zu Chicago, wo er vom Bibliothekar Hild begrülst
wurde, und am 6. März in Boston. Hier fand die Vorstellung einer Depu-
tation alter deutscher Krieger statt.
So erfreulich der Besuch einer Volksbibliothek oder — was in Amerika
dasselbe ist — „StadtbibUothek'' seitens des Prinzen an sich schon ist, er
i) Ich habe einmal in einer Bibliothek mit diesem schwerfälligen System
die ganze Monats -Statistik (mit ca. 20000 Band -Entlehnungen) mitgemacht und
geprüft, und fand auffallend viele Fehler, zum Schlufs war ich selbst so ermüdet,
daXf ich wiederholt Fehler machte.«
HL XI. xa. 15
196 SoDBtige MitteUnngen.
lenkt im besondern nnsere Anfmerksamkeit wieder auf die vorzügliche innere
und äo&ere Ausstattung der amerikanischen Bibliotheken. Von der Bostoner
Bibliothek schreibt Baurat C. Jnnk in seinem ^ bei dieser Gelegenheit nach-
drücklich empfohlenen Werke „Bibliotheken und Archive" (Baukonde
des Architekten, Bd. II, 2. Berlin, in Comm. bei E. Töche 1899) S. 205:
,,Noch eine besondere Eigentümlichkeit dieses mit einem Aufwände
von nahezu zehn Millionen Mark hergestellten Baues, der im Aeuliseren sich
an die Motive der Ste Genevi6ve- Bibliothek in Paris anlehnt und in weissem
Granit ausgeführt ist, in den Hoffronten mit hellgelben Klinkern einen mit
Gartenanlagen und Springbrunnen ausgestatteten Binnenhof nmschlielkt: im
Erdgeschoß umzieht diese Gartonanlage ein ans Marmor hergestellter,
mit Statuen und üermen geschmückter offener Säulengang. Diese Garten-
halle darf als Leseplatz für freiliegende Zeitschriften und Bücher benutzt
werden !"
„Das Magazin ist für einen Fassungsraum von einer Million Bände be-
rechnet, welche Zahl voraussichtlich i. J. 1910 erfüllt sein wird. Bei der Er-
öffnung 1892 enthielt es 608500 Bände und hatte binnen zwei Jahren einen
Zuwachs von 25 000 Bänden". Jeep.
Notizen und Zahlen. Statistisches Nachschlagebüchlein. Unter
diesem Titel bietet nns Hans Beringer. kgl. bayr. Telegrapheninspektor a. D.,
in einem Büchelchen von 32 Seiten (Berlin SW., Küniggrätzerstrafse 18, Selbst-
verlag. Preis 30 Pfennig) , das man bequem im Notizbuch bei sich tragen
kann, einen aufs äuDserste zusammengepreisten Auszug der wissenswertesten
Zahlen aller möglichen Gebiete, die nir den Menschen der Gegenwart in
Betracht kommen. Besonders anerkennenswert ist die absolute Genauigkeit,
die die Zahlen besitzen und deren Erziel ung unendliche Arbeit gekostet haben
mufs, um so mehr, als für alle dieienigen, die eine schwankende Höhe zeigen,
die Durchschnitte aus den letzten fünf Jahren gezogen sind — eine gewaltige
Arbeit, die hier in anspruchslosestem Gewände auftritt Vielleicht ist diese
Bescheidenheit des Aeuiseren dem Fortkommen des Buches sogar hinderlich,
wenigstens ist es noch nicht halb so bekannt, als es sein müCste, obwohl die
vor einigen Jahren erschienene I.Auflage in einer Stärke von 100000 Exem-
plaren verbreitet ist. S.
Bücherschau.
A. Bibliothekswesen und BibUographie.
Thomas Greenwood, Edward Edwards, the chief pioneer of miini-
cipal public libraries. London, Scott, Greenwood and co., 1902. (XII, 246 S.)
Auf diese gediegene Biographie des um das Bibliothekswesen Grols-
britanniens hoch verdienten Mannes möchten wir unsere städtischen Bttche^
hallen besonders aufmerksam machen.
Dr. Jos. Gass, Strafsburgs Bibliotheken. Ein Rück- und Ueberbliok
auf Entwickelnng und Bestand. StraDsburg, F. X. Le Ronx u. Co. (VlUf
82 S.) 1,50 M.
Giebt eine zusammenfassende Uebersicht über Entwickelung und Bestand
aller Bibliotheken , sowohl der wissenschaftlichen wie der volkstündichen. in
der Hauptstadt der Reichslande. Das Kapitel Strafsburgs Volksbibliothekeo
nimmt u. a. auch Bezug auf den in diesen Blättern (Jg. 1900. S. 185 ff.) e^
schienenen Au&atz Dr. K. Rleins, Zur Geschichte des YolksbibAotheksweseDS
im Elsals.
I
Bttohenchan. 197
An Bücherverzeichnissen gingen ans zu:
Volksbibliothek in Arnstadt Erster Nachtrag zum Bücherverzeichnis
vom Jahre 1900. Arnstadt 1902. (12 S.)
Städtische Bücherei E 1 b e r f e 1 d. Katalog. 1 . Ausgabe. Elberfeld 1 902.
(XI, 583 S.) 50 Pf.
Dieser stattliche Katalog der neu entstandenen Elberfelder städtischen
Volksbibliotiieki über die in der vorigen Doppdlnnmmer S. 160 ff. ansfÜhrlich
berichtet wurde, enthält im ersten Teil auf 1H9 Seiten die Schöne Litteratur
aller Völker, im zweiten Teil auf 227 Seiten die Belehrende Litteratur: Natur-
wissenschaften, Geographie, Allgemeine Geschichte, Deutsche Geschichte,
Kulturgeschichte, Lebensbeschreibungen, Memoiren^ Briefwechsel, Sprach-
wissenschaft, Poetik und Litteraturgeschichte, Kunstwissenschaft, Musik, Sport
und Spiel, Religionskunde, Philosophie, Erziehung und Unterricht, Rechts-
und Staatswissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Socialpolitik , Technik,
Handel und Gewerbe und schlierst mit einem ausführlichen Namen- und Sach-
register. Der Band ist ein schönes Denkmal dessen, was in Elberfeld ge-
leistet worden ist. Nach der von Herrn Stadtbibliothekar Dr. JaeschKe
unterzeichneten Vorrede enthält diese erste Ausgabe des Katalogs die Bücher,
welche der Anstalt bis zum 1. Juni d. J. zugeflossen sind.
An Berichten erhielten wir:
Jahresbericht über die städtische Lesehalle und die 3 städtischen Volks-
bibliotheken der Stadt Düsseldorf fUr den Zeitraum vom 1. April 1901 bis
81. März 1902. Erstattet vom ersten Bibliothekar Dr. C. Lausberg. Düssel-
dorf [1902 J. (18 S.) — r—
B. Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
Von Dr. C. Lausberg.
Erstem Bibliothekar der städt. Lesehalle zu Düsseldorf.
Geographie :
Adolphi, H., Am Fulse der Bergriesen Ostafrikas. Leipzig, Verl. d. ev.
Inth. Mission. (142 S.) Geb. 1,50 M.
Gardini, C, In der Stemenbannerrepublik. Reiseerinnerungen. 2. Aufl.
Oldenburg, Schulze. (405 S.) Geb. 6 M.
Goltz, V. d.. Ed., Reisebilder aus dem griechisch -türkischen Orient. Halle,
E. Strien. (156 S.) 8 M.
Müller, V., R., Das sächsische Erzgebirge. Dresden, W. Baensch. (gr. 8<^,
80 S.) 2,50 M.
Rumpelt, A., Sicilien und die Sicilianer. 2. Aufl. Berlin, Allg. Ver. für d.
Utt (334 8.) 5M.
Sienkiewicz, H., Briefe aus Afrika. Oldenburg, Schulze. ^346 8.) SM.
Tiessen, E., China, das Reich der 18 Provinzen. 1. Teil. Berlin, A. Schall.
(426 S.) 1 3 M.
Wallsee, H. E., Der Nordland- und Spitzbergenfahrer, Eriebtes und Er-
lesenes. Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei (175 S.) 5 M.
Geschichte:
Asbach, J., Zur Geschichte und Kultur der römischen Rheinlande. Berlin,
Weidmann. (68 S.) 1,80 M.
Assmann, W. Geschichte des Mittelalters von 875—1517. 111. Abteilung:
Die beiden letzten Jahrhunderte des Mittelalters, Deutschland, Schweiz und
Italien. Braunschweig, Vieweg & Sohn. 12 M.
Bleib treu, C, Beifort. Stutt^, C. Krabbe. (88 S.) 1 M.
— Der Verrat von Metz. Stuttgart, C. Krabbe. (109 S.) 1 M.
Coester, B. S., Leutnantserinnerungen eines alten Kurnessen. Marburg, N.
G.Elwert. (340 S.) 1,50 M.
198 BfichenchaiL
Kusche, A., Sagen vom Rhein. Mainz, von Zabern. (90 S.) 2,50 IL
Lehmann, M., Freiherr vom Stein. In 3 Teilen. I. Teil. Vor der Reform
1757—1807. Leipzig, S. Hirzel. (gr. 8», 454 S.) 10 M.
Lenz, M., Geschichte Bismarcks. Leipzig, Duncker & Homblot (gr. 8^,
455 S.) 6,40 M.
Lim an und v. Ziegesar, Der Burenkrieg. Seine Ursachen und seine Ent-
stehung. Leipzig, R. Hofstetter. (481 S.) Geb. 12,50 M.
Monographien zur Weltgeschichte.
XVn. Seeck, 0., Kaiser Augustus. Mit 106 Abbild. Bielefeld, Yelhagen
& KUising. (148 S.) 4 M.
Schlieper (Corv. Capt.), Meine Kriegserlebnisse in China. Minden, W.
Köhler. (144 S.) 1 M.
y (5 1 d e r n d r f f , V., 0., Vom Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe. München,
Veri. der allg. Zeitg. (55 S.) 1,80 M.
Gewerbliche, bürgerliche, häusliche Verhältnisse:
Bersch. Wilb., Die moderne Landwirtschaft Mit 650 Abbild. Wien, A.
Hartleben, (gr. 8«, 960 S.) 15 M.
Dennstedt, M., Prof. Dr., Die Feuergefahr im Hause. Hamburg, L. Voss.
(160 S.) Geb. 2,50 M.
Götting, Fr., Prof. Dr., Der Obstbau. Mit Abbildungen. Berlin, P. Parey.
(64 S.) 1 M.
Grass-Klanin, L., Naturgeschichte des menschlichen Verkehrslebens. Berlin,
P. Parey. (238 S.) 6 M.
Wagen er, Therese, Die Wildbretküche der deutschen Waidmannsgattin.
Neudamm, J. Neumann. ' (178 S.) 2,50 M.
Litteratur- und Sprachwissenschaft:
Bartels, A., Geschichte der deutschen Litteratur. 2. (SchluTs-) Bd. Du
19. Jahrh. Leipzig, E. Avenarius. (850 S.) 5 M.
Cserwinka, Jm., Shakespeare und die Bühne. Wiesbaden, H. Staadt
(gr. 80, 90 S.) 2 M.
Frohmann, W., Wie spricht das Volk? 1000 landläufige Redensarten,
Sprichwörter, Kraftausdrücke. Witz und Weisheit, Splitter und Späne.
Leipzig, A. F. Schlöffel. (32 S.) 0,60 M.
Goethe-Jahrbuch, herausg. y. Lud w. Geiger. 23. Band. Frankfurt, Litte-
rarische Anstalt, (gr. 8», 327 S.) 10 M.
Beut er, Fritz, Sämtl. Werke. Neue wohlf. Ausg. in 8 Bänden. Wismar,
HinstorflTs Verlag. In 4 Doppelb. 10 M.
Medizin:
Baur, A., Die Tuberkulose und ihre Bekämpfung durch die Schule. Berlin,
Gerdes & Hödel. (66 SJ 1,50 M.
Lang, £., Lehrbuch der Hautkrankheiten. Wiesbaden, J. F. BergmaniL (655 S.)
14,60 M.
Naturwissenschaften :
Brüh US, W., Elemente der Krystallographie. Mit 346 Figuren. Leipdg,
Fr. Deuticke. (211 S.) 7 M.
Chun, C, Aus den Tiefen des Weltmeeres. Schilderungen von der deutschen
Tiefsee -Expedition. 2. Aufl. 1. Lfg. Jena, G. Fischer. (Lex. 8» 64 S.) 1,50 E
Van 't H ff, J. H., Acht Vorträge über physikalische C^hemie. braunsdiweig,
Vieweg&Sohn. (492 S.) 2,50 M.
Pädagogik:
Grub er, H., Unserer Huth-Lemjahre. Beitrag zur Erdehang der weibL
Jugend. München. R. Oldenbourg. (297 S.) Geb. 4 M.
Heims, P. G., Auf olauem Wasser. Ein Buch von der See für die deutsch«
Jugend. Brannschweigi G. Westermann. (391 S.) Geb. 10 M*
Bflohenohaa. 199
Philosophie:
Mttller, Joh., Blätter zur Pflege persönlichen Lebens. I. Bd. 3. Aufl. Leipzig,
Verl. der grünen Blätter. (280 S.) 4 M.
Beohts- und Staatswissensohaften :
Arndt, A., Verfassung des deutschen Reiches. 2. gaml, umgearb. Aufl.
Berlin, J. Gattentag. (377 S.) 4 M.
Carlyle, Thomas, Sozialpolitische Schriften. 2 Bde. (293 u. 398 S.) Leipzig,
O.Wigind. 9M. ^^ P K,
Dernbarg, H., Das bürgerliche Hecht des deutschen Reichs und Preuisens.
3 Bde. Halle, Waisenhaus.
I. Bd. Die allgemeinen Lehren d. B. H. (480 S.) 10,60 M.
IL „ Die Schuldverhältnisse. 2. Aufl. 1 8 M.
IIL . Das Sachenrecht 2. Aufl. 12M.
Haushof er, M., Der kleine Staatsbürger. Ein Wegweiser durchs öffentliche
Leben für das deutsche Volk. Berlin, S. Simon. (280 S.) Geb. 1 M.
N e n r a t h , Wilh., Gemeinverständliche nationalökonomische Vorträge. Braun-
schweig, Vieweg & Sohn. (gr. 8*», 308 S.) 3,60 M.
Zeitlin, L., Fürst Bismarcks soziale, wirtschafts- und steuerpolitische An-
schauungen. Leipzig, R. Wöpke. (262 S.) 6 M.
Theologie:
Heinrici. D. C. F. G. Das Urchristentum. GötÜogen, Vandenhoeck &
Rupprecht. (rr. 8« 143 S.) 2,40 M.
Kyrfakos, A.D., (beschichte der orientalischen Kirchen von 1453 — 1898.
Leipzig, A. Deichert. (280 S.) 4 M.
Oleott, H., Der Buddhistische Katechismus. Leipzig, Th. Grieben. (92 S.)
1,60 M.
C. Schöne Litteratur.
Achleitner, Arthnr, Celsissimns. Salzburger Roman. Berlin,
Alfr. Schall. Verein der Bücherfreunde. (345 8. 8.). 3,50 M.
Der Roman, der die tragische Geschichte des starrköpfigen Erzbischofs
Wolf Dietrich (f 1617) zum Gegenstand hat, liest sich zumeist wie ein trockner
historischer Bericht und dürfte nur solche Leser befriedigen, die ein allgemein-
oder lokalhistorisches Interesse an der Sache haben. Vom künstlerischen
Standpunkt aus wären gegen die Komposition, gegen die Art der Charakter-
zeichnungen und auch gegen den gesucht altertümelnden Stil Einwendungen
zu machen. G. K.
Berkow, Karl (E. v. Wolfersdorff) , Um Seinetwillen. Roman.
2. Aufl. Berlin, Otto Janke, 1902. (352 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Eine höchst romantische Geschichte, die sich auf dem Hintergrunde
der grolsen französischen Revolution abspielt. Die Fabel ist nicht ungeschickt
ersonnen und auch nicht ungeschickt aurchgefUhrt. Sonst aber leidet das
Buch an einer Menge Unwahrscheinlichkeiten und an einer Sprache, die, was
den Dialog betrifft, ganz und gar nicht mehr unserem Geschmack entspricht.
So weitschweifig und geschraubt hat man auch im damaligen Frankreich
sicherlich nicht gesprochen. Der Roman könnte ohne zu verlieren gut um
ein Drittel gekürzt werden. K — 1.
Boy -£d, Ida, Die säende Hand. Roman. Stuttgart, Co tta Nachf.,
1902. (366 8. gr. 8.). 3,50 M., geb. 4,50 M.
Des Weibes Hand sät gut und böse auf den Acker der Menschheit.
Paff ist das Leitmotiv des die moderne Frauenfra^e behandelnden Romans,
200 Bttchenohaa.
Das lieblose, nur ästhetische empfindende Weib fUhlt sich nur wohl im Lnxus
und macht sich und ihren Gatten unglücklich; das nach Wissen dtiistende
Mädchen stellt geistige Genüsse hüher als Mannesliebe. Im Kampfe ums
Dasein aber kommt die Erkenntnis, daTs die Frau doch nicht ganz des miinn-
lichen Schutzes entraten kann und die eigenmächtig unterdrückte Liebe ihr
doch den richtigen Weg gewiesen hatte. In diesem Sinne werden die beiden
Eheprobleme gelöst, wobei freilich weniger philosophisches Räsonnement und
mehr Charakteristik dem Roman eine bedeutendere Wirkung gesichert hätte.
Nicht ungerü^ kann ich eine stilistische Unebenheit Ussen wie das viel-
geschwänzte Satzungeheuer auf Seite 6 oben. Für gröfsere Volksbiblio-
Uieken. Bb.
Egidy, Emmy von, Ilse Bleiders. Roman. Dresden u. Leipzig,
E. Pierson, 1902. (339 S. 8). 3 M., geb. 4 M.
Um die Richtung anzudeuten, in der dieser Roman liegt, sei anf Namen
wie Laura Marholm nnd Lou Andreas -Salom6 hingewiesen. Es wird die
Entwickelungsgeschichte einer in mancher Beziehung typisch zu fassenden
modernen Frauenseele gegeben, psychologisch sehr fem, aber oft bis zu einer
gewissen Ueberspannung gehend, wo dierrobleme nicht mehr aus dem realen
Leben herauswachsen, sondern ihm künstlich abgerungen werden. Ge-
bildete weibliche Leserinnen wird das Buch, in welchem das seelische An-
recht der Mutter auf ihr Kind, ihre innerliche Vorbereitung darauf, behandelt
wird, unzweifelhaft interessieren, weiteren Kreisen muS es unzugänglich
bleiben. G. F.
Eyth, Max, Der Kampf nm die Cheopspyramide. Eine Geschichte
und Geschichten ans dem Leben eines Ingenieurs. Heidelberg, Carl
Winter. 2 Bände. (441 u. 440 8. 8.). Geh. 6 M., geb. 8 M.
Das falsche griechische Citat, womit das Buch beginnt ^^Hydor men
aristos!'* (ebenso auf S. 5, statt: ariston) erweckt keine günstigen Erwartungen,
aber bald wird man aufs angenehmste enttäuscht. In der That — ein ebenso
lehrreicher wie spannender Roman. Er zeigt deutlich die Schule Jules Vemes.
Aber der Verf hat eigene Gedanken und eigene poetische Kraft. Seine Er-
zählung verliert sich auch nicht so weit in blofse rhantastik, wie wir das bei
dem Franzosen gewohnt sind. Die wunderbaren Enthüllungen über die Ab-
sichten des Erbauers der Cheopspyramide, die der Verf durch exakte Be-
rcchnuDgeu stützt, machen durchaus den Eindruck der Glaubwürdigkeit, und
ebenso plausibel klingen die Vorschläge zur praktischen Verwertung des
Materials der Pyramiden für die Förderung der Bodenkultur Aegyptens. Es
sind tiefgehende Gegensätze, die sich offenbaren in den Bestrebungen zweier
Brüder, der Träger dieser Ideen. Eine durch langjährigen Aufenthalt in
Aegypten erworbene genaue Kenntnis von Land und Leuten ist dem Verf
von höchstem Nutzen gewesen. Und seine wissenschaftlichen Darlegungen
sind klar, seine Schilderungen anschaulich, seine Personen glaubhaft, ihre
Schicksale interessant und geschickt verknüpft. Aeufserst svmpatisch wirkt
der leichte Humor, der die Darstellung durchzieht. Das Werk kann städtischen
Bibliotheken warm empfohlen werden. S— f.
Freudenthal, Friedrich, In de Fierabendstied. En Plattdütsch
Geschichtenbook. 2. Aufl. Oldenburg, Gerh. Stalling. (193 8.8.). 1,75 M.
Die mit prächtigem Unmor erzählten Läuschens werden auch in der
neuen Auflage iure Leser finden. G. R.
Gersdorff, A. von, Gegen seinen Willen. Roman. Dresden
nnd Leipzig, C. Reissner, 1902. (188 S. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Es schadet wohl nichts, wenn dieser Roman mit seinen unwahrschein-
lichen Charakteren und Situationen und seiner Töchterpensionats - Welt-
anschauung in den Volksbibliotheken fehlt G. K.
BttchenchaiL 201
Gorki, M., Orlow nnd seine Frau. Erz&Unng. Ans dem Rnssischen
«bcre. V. L. A. Hanff. Berlin, 0. Janke. (128 S. 8.). 1 M.
Nnr ein wahrhaft grolser Dichter ist im Stande, mit so schlichter Ein-
drioglichkeit das verworrene EmpfinduDgsleben eines rroletarier- Helden, wie
Orlow es ist, zn schildern. Von Natur nicht gerade schlecht, wird Orlow,
der arme Keller- Schuhmacher, in der kümmerlichen, engen Um^ebnug immer
tiefer in Trunk- und Zanksucht und Kohheit hinabgezogen. Em glücklicher
Zufall yerschafft ihm dann eines Tages eine Wärterstelle in den Cholera-
l>aracken; er ist mit ganzer Seele dabei zu helfen, er glaubt jetzt einen Lebens-
vweck zn haben, er wünscht, dafo die Cholera sich in einen Menschen ver-
wandeln möchte, mit dem er auf Leben und Tod kämpfen könnte, in hundert
Schwerter möchte er sich stürzen zum Wohle der Menschheit. Ergreifend
schildert Gorki weiter, wie den armen Rleinbürser dann Zweifel an dem
Nutzen seiner Thätigkeit, an dem Wert des menschlichen Lebens quälen, wie
die häfsliche Vergangenheit, die Erinnerung an die Mifshandlung seiner kinder-
losen Frau vor allem, keinen rechten Sonnenschein in seinem neuen Leben
aufkommen lä&t. und wie er dann wieder ruhelos dem Trunk in die Arme
fällt. — Das Bucn sollte in keiner guten Volksbibliothek fehlen. G. K.
Groller, Baldnin, Der künstliche See. Roman. Dresden, E.
Pierson. (302 8. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Das Projekt, um das es sich in dieser Erzählung des bekannten öster-
reichischen Schriftstellers handelt, die Anlegung eines Sees in der Nähe von
Wien, kann Interesse erwecken. Der leichte Plauderton, der pointierte Dialog
ist nicht ohne Reiz. Aber die Gestalt des Helden, des Wiener Rechtsanwalts
Riemer, vermag kaum zu erwärmen, die rücksichtslose Art, wie er seinen
Kollegen Mauracher behandelt, sein leichtsinniges Spiel mit dem Gelde seines
KUenten Artner, der den künstlichen See schaffen wiU. nimmt stark gegen
ihn ein, so dais man ihm zum Schlafs die Hand der Tochter Artners nicht
recht gönnt, und zudem leidet die Handlung an Un Wahrscheinlichkeiten.
Volksblbliotheken kann man die Anschaffung nicht raten. S— f.
Grflnhagel, Fr., Um die Märtyrerkrone. Historische Erzählung
znm Gedächtnis des ersten Prenfsenmlssionars Bischof Adalbert von
Prag. Königsberg i. Pr., Evang. Bnchh. des ostpr. Provinzialvereins f.
innere Mission, 1902. (228 8. 8.). 2,25 M., geb. 3 M.
Ab Erbanungslektüre mag das Buch einige gute Seiten haben, als
Dichtung ist es von sehr geringem Wert. Wenig in den Zeitrahmen passende
Schilderungen und wenig individualisierte Reden reihen sich schleppend an-
einander; an Handlung fehlt es ganz und gar. G. K.
Haas, Hippolyt, Der Bergmeister von Grund. Eine gereimte
nnd nngereimte Geschichte ans dem grünen Harzwald und ans kriegs-
bewegter Zeit. Mit Zeichnungen von Julius Fürst. 2. Aufl. Berlin,
Alfr. Schall, Verein der Bücherfreunde. (306 S. gr. 8.). 2 M.
Es ist ein schwieriges Unterfangen, eine Periode des dreißigjährigen
Krieges in einem Sang so zu verherrlichen, dals die Einheit der Idee gewahrt
bleibt Der Dichter scheint sich auch des Wagestücks bewulst gewesen zu
sein. Auf mehrere Kapitel gereimter Trochäen hat er hin und wieder ein
Prosakapitel folgen lassen, dessen Inhalt sich nicht gut in die Fesseln des
Metmms schlagen lieis. Hätte der Dichter den nngcschichtlichen Titelhelden
als Freund des tollen Christian von Braunschwei^ mehr in den Mittelpunkt
des GeschichtsbUdes oder besser der Grander Staatchronik gerückt und sich
alles rein persönlichen Beiwerks und der Gitate aus den Werken neuerer
Dichter (S. 45 ff.) enthalten , so hätte sein Sang nicht nur für die Sommer-
frischler zn Grund, sondern auch für ein gröfseres Publikum wertvoll werden
können. Bb.
202
Hartwig, G«org (Entmy Koeppel), Keaes Vaterland. Romio.
Bd. l. 2. 3. Berlin, Otto Jankc 1901. (207, 217, 204 8. 8.). 10 M.
Die Gefühle des Haases der fraaaüdseli geHnoten Elsaaaer gegen
Deatsehlmd nach ISTl bilden den historischen Hmteignuid för eine lang
ausgesponnene Liebeseeschichte, an deren Schlols der prenfirische Leutnant
die sprOde Reich^linderin nach Tielen Irr- und Winsalen beiderseits endlich
,,kriegt*^. Wie alle Romane der Ver^userin ist aoeh dieser irewandt erzählt,
bewegt sich jedoch nach Stil and nach der dem litterarisch Konventionellen
zneeneigten Auffassung in den Bahnen der Dnrchschnittsleistnng. Eine schrift-
stellensche Unan. die nicht aassterben will, findet rieh auch hier: das Ein-
streaen franzosischer Brocken in den Dialog, den der Leser sieh doch ohnehin
als in der fremden Sprache gelahrt Torstellen solL Manchmal hinkt dann die
deatsche Uebersetzang noch obendrein hintffher: .noos yerrons" sagte H.
Lartig. ..das werden wir sehen*. In englischen and franxQsischen Romanen
kommt diese Art von Geschmacklosigkeit schwerlieh vor. G. F.
Heiberg. Hermann. Heimat. Roman. 2 Teile in 1 Bde. Berlin,
Otto Janke. 1902. (185 u. 173 S. 8.). 5 M.
Heibergs reiches Talent scheint sich durch alleriei Zugeständnisse an
ein Stoff hungriges und gedankenloses Lesepublikum zu yerfladien. Der vor-
liegeode Roman, der auf einem Gute in Holstein und in bnchhindleriscben
Kreisen Breslaus spielt, behandelt wieder ein Eheproblem. Die Ehe des
I^andmadchens mit dem Buchhändler ist natfiriich nnglüeUich und wird ge-
schieden. Die geschiedene Frau heiratet den früher yerschmlhten Bewerber
und kehrt, von Heimweh getrieben, ab Mülionärin nach der Heimat snrfick,
und so wird der Bachtitel gerechtfertigt. Ich kann dem seichten Ronuui
keine Empfehlung mit aaf den Weg geben. Bb.
Höcker, Paul Oskar, Von mir, von Dnrchlaneht nnd Anderen.
Humoresken. Berlin. A. Hofmann & Comp., 1901. (137 8. 8.) 1,50 M.
7 .lustige Geschichten* sind in dem Bfiehlein Tereinict, die, flott und
leicht mit frisch sprudelndem Humor geschrieben, eine Leatfire angenehmer
Kurzweil bieten. Drei derselben, welche in den Kreisen der sog. „kleinen*
Leute Berlins spielen, zeigen uns in dem Verf. den scharfen Beobachter und
genauen Kenner des grofastadtischen Lebens und Treibens. B. J.
Höfer, Ottomar, Zwei Viter. Australisch - dentseher Roman.
3. Aufl. Berlin, Alb. Goldschmidt, 1902. (204 8. 8.). 1 M.
Dieser Abenteurer -Roman schlkgt nicht in das Fach der Sensations-
romane. Er steht künstlerisch hoher. Aber man wird beim Lesen nicht reckt
warm und von der Wahrscheinlichkeit der miteinander verketteten Lebens-
wege nicht überzeugt. Bb.
Janitschek, Maria. Ol vmpier. Novelle. Breslau, 8. Sehottlaender,
1901. (186 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Dals die Verfasserin ihr Talent mit der Schilderung dieser Gesellsehift
schwächlicher Decadents, denen es natürlich an den üblichen Nietzschekraft-
phrasen nicht fehlt, verschwendet hat, bleibt zu bedauern. Warum dam
wenigsteos so ohne jede Satire? einer nüchternen, ernsten oder gar pathetischen
Behandlang sind solche Verhältnisse wahrlich nicht wert Das Ganze findet
überhaupt nur einen äofserlichen AbschluJs und mutet an wie eine Expositios
zu einem breit angelegten Roman, der sich ein Eheproblem, in mancher Hin-
sicht dem in E. v. Egidys ..Ilse Bleiders" behandelten verwandt, zimi Vor-
wurf nimmt G. F.
Jensen, Wilhelm, Aus schwerer Vergangenheit Ein Geschichten-
Cvklus. Band 1. 2. (3. dnrchges. Anfl.) Leipzig, B. Elischer Naehf.
(178 u. 177 8. 8.). Je 2,50 M.
Zum Lobe dieser sechs kulturhistorischen Novellen ans der Zeit des
dreilsigjährigen Krieges, in denen uns Jensen sein Bestes gegeben hat, braneht
Bttchenohaa. 203
luLuin etwas gesagt zu werden. Sie sollten in keiner BUcherballe fehlen und
werden sich bereits in mancher dauernder Beliebtheit erfreuen. Ihnen an die
Seite stellen möchte ich hier die beiden kleinen Kabinettstücke Raabes, die
xenerdings unter dem Titel „Halb Mähr, halb Mehr^' vereinigt herausgegeben
sind. Es ist von Interesse, an diesen nicht nur stofflich verwandten Schilde-
TDngen die Vorzüge beider Dichter zu vergleichen. G. F.
Joachim, Joseph, Wandlungen. Banemgeschichte. Basel, Benno
«chwibe, 1901. (197 8. 8.). 2,40 M., geb. 3,20 M.
Als kernhafte Volkser^lung ans dem schweizerischen bäuerlichen
Xeben mit gesunder, aber etwas nüchterner Lebensweisheit, hier imd da nicht
<hne didaktische Absichten, ist das Buch wohl zu empfehlen. Es ist freilich
iLein „Jörn Uhl", aber doch lebt in ihm ein verwandter Geist: ein starkes,
^enes Heimats^efÜhl und die völlige Abwesenheit alles Unechten und Ge-
:]nachten und die innerliche Vertrautheit mit allen Regungen der unerschöpf-
lichen deutsehen Volksseele. G. F.
Kaisenberg, Moritz v., Napoleon I. und Eug^nie Desirde Clary-
Eernadotte. Roman ans dem Leben einer Königin in drei Abschnitten.
Ein Zeit- und Lebensbild nach bisher teilweise noch nicht bekannten
französischen nnd schwedischen Quellen. Leipzig, Heinr. Schmidt &
Carl Günther, 1901. (IV u. 422 8. Lex. 8.). 8 M.
In der reichen «Napoleonlitteratur" des Schmidt & Güntherschen Ver-
lages (s. auch „Napoleon I. und die Frauen'' von Masson, Jahrg. I S. 215)
nimmt der vorliegende Roman eine hervorragende Stelle ein. Der Verfasser,
durch seine bereits in 2. Aufl. erschienenen , Memoiren der Baronesse de Courtat''
rühmlichst bekannt und beliebt geworden, entrollt uns in hochinteressanter
Weise nnd eleganter Darstellung ein fesselndes Lebensbild der Stammutter
des heutigen schwedischen Königshauses und ihrer Beziehungen zu dem ge-
waltigen Corsen, dessen genialer Charakter uns hier in ganz eigenartiger Be-
leaohtnn^ entgegentritt Neu und originell sind — von vielen trefflichen,
nach Onginalen hergestellten Portraits und Bildern abgesehen — gleichsam
zur aktenmSIsigen Belegung die Einfügung vieler Originalbriefe nnd die Bei-
gabe verschiedener Urschriften in vorzüglichen Facsimiles, was freilich den
Widerspruch der Historiker von Fach herausfordern dürfte. Für gebildetere
nnd nachdenkende Leser zu empfehlen. 11. J.
Lanff, Josef, Kärrekiek. Eine niederrheinische Geschichte. Roman
in zwei Büchern. 3. n. 4. Anfl. Berlin, Köln u. Leipzig, Alb. Ahn,
1901. (440 S. gr. 8.). 6 M., geb. 7 M.
Wer Lauffs dichterischen Beruf noch anzuzweifeln wagt — und deren
soll es viele geben — , der dürfte durch diesen Roman endgültig eines
Besseren belehrt werden. Da ist einmal etwas Ursprüngliches und doch
menschlich Typisches, herausgeholt aus dem eigenen Jugendparadies, das sich
auf das „kärrekiek" der Scnilfdrossel erschliefst. Gleich das wundervolle
Eingangskapitel „Als ich wiederkam*^ nimmt Herz und Sinn gefangen. All
die Scholgenossen und Originale der kloinen Stadt tauchen wieder auf: der
lateinische Heinrich, der biedere Plttje Pittjewitt mit einem Stich ins Komische,
der Borodinokämpfer Jakob Verhage u. a. Aus den mit vielem Behagen er-
zahlten, hier und da etwas zu sehr detaillierten Schülerepisoden lösen sich
endlich die Hauptgestalten: der „Heerohme'' Wilm Verhage, der die Fesseln
des Cölibats sprengt, und die liebliche Braut Hannecke. Der Ruf der Schilf-
drossel wird den liebenden in der lauen Juninacht zum Verderben. Der
Roman hat bleibenden Wert und wird allen Volksbibliotheken angelegentlich
empfohlen. Bb.
Laverrenz, Victor, Der letzte Wendenftlrst. (Die Sa:ge von
Schildhom.) Histor. Roman ans dem 12. Jahrhundert. Mit Tusch-
204 BttchenchacL
Zeichnungen. Berlin n. Leipzig, Verlagsanst. Kosmos, 1901. (128 8.
gr. 12.). 1 M.
Ein historischer Roman ist die Erzählung kaum. Die Grenzlinien des
Romans sind doch etwas weiter hlnausznrlicken als die einer einfiftchen ee-
schiclitlichen Erzählung, wie sie hier geboten wird. Abgesehen von ofen
Seiten langen geschichtlichen Rekapitulationen, sind die Kämpfe Albrechts
des Bären mit Jazko von Küpenick, dem letzten Wendenfürsten der Mark
Brandenburg, und der sagenhafte versöhnliche Abschlufs ganz hübsch erzählt
Das Bindeglied bildet ein — freilich fiir jene Zeit allzu romantisches —
Liebesidyll. Zu empfehlen. Bb.
Lienhard, Fritz, Helden. Bilder und Gestalten. Leipzig und
Berlin, Georg Heinrich Meyer, Heimatverlag, 1900. (102 8. 8.).
1,50 M., geb. 2,50 M.
Man braucht in der „Heimatkunst" keineswegs das Heil und Ziel der
Entwickelnng unserer Nationallitteratur zu feiern, um es doch auf das freudigste
zu begrüTsen, dals hier der Decadence und dem undeutschen Feuilletonismus
eine Gegenbewegung erwachsen ist, deren Vertreter mit hellen Augen und
mit unverkUnsteltem Empfinden die Welt zu schauen und zu schildern wissen.
Unter den Heimatdichtern mulis die sympathische Persönlichkeit des EUSssen
Lienhard an erster Stelle genannt werden: die phantasievollen Skizzen des
vorliegenden Bändchens, nach Form und Inhalt gleich wertvoll, sind vielleicht
besonders geeignet, zu näherer Bekanntschaft mit dem liebenswürdigen Dichter
einzuladen. Einzelue, wie «Die Silndflut'', „Wittekind", „Merlin" fesseln durch
den ^rofszügigen Schwung der Darstellung, in der letzten kommt ein herz-
befreiender launiger Humor zur Geltung. Auch auf die anderen Dichtungen
Lienhards, wie seine Komödien und „Die Schildbürger" sowie auf seine unter
dem Titel „Neue Ideale" gesammelten Aufsätze, die vieles Treffliche enthalten,
sei empfehlend hingewiesen; die Zeitschrift „Deutsche Heimat" fehlt doch
hoffentlich in keiner unserer Bildungsbibliotheken? G. F.
Liepe, Alb., Die Spinne. Roman aus den gegenwärtigen Kämpfen
des Polentums wider das Deutschtum in der deutschen Ostmark. 2. n.
3. Aufl. Berlin, Fr. Zillessen, 1902. (256 S. 8.). Geb. 3 M.
Ein Roman, der die ausgesprochene Absicht hat, gegen die Polen-
bestrebun^en Stimmung zu machen. Er liest sich deshalb auch an vielen
Stellen wie eine Anklage- und Verteidigungsschrift; doch fehlt es nicht an
guten Charakterzeichnungen, und die Romanereignisse sind geschickt und
spannend vorgetragen. In wieweit der Verfasser den beiden gegenüber-
stehenden Parteien gerecht wird, kann ich nicht beurteilen. Immerhin dürfte
die Lektüre des kloinen Buches zu empfehlen sein. G. K.
Merk, Emma, Drei Frauen. Münchener Roman. Dresden u.
Leipzig, Carl Reifsner, 1902. (307 S. gr. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Der weitschichtige Roman bewegt sich in den üblichen Geleisen der
Frauenromane. Seine Stärke lie^ in der Charakterschilderung der drei Franen
in Rücksicht auf die Zeit und ihre Umgebung, seine Schwäche in der allzu
grolsen zeitlichen Ausdehnung (1S48 bis zur Gegenwart), die eine Dreiteilung
des Romans nötig machte. So erhalten wir die Herzens- und Lebensgeschichten
von der GroDsmutter bis zur Tochter und Enkelin; eine grolse Zahl unbedeutender
Nebenpersonen stellt den Zusammenhang her. Das Kulturleben Münchens in
den letzten fünfzig Jahren wird nur flüchtig gestreift, obwohl es der in
München heimischen Verfasserin nicht schwer hätte fallen dürfen, den Roman
nach dieser Richtung hin zu vertiefen. Für grölsere Volksbibliotheken. Bb.
Mielke, Hellmuth, Ein Seelenleiden. Novelle. Berlin, Alb.
Goldschmidt, 1902. (101 S. 8.). 0,50 M.
Es ist hier nicht das erste Mal, dafs die hypnotische Therapeutik in
die schünwissenschaftliche Litteratur eingeführt wird; denn schon vor J•h^
BUchenchaiL 305
sehnten ward dieses Feld mit einiger Sensation in gröfseren Romanen an-
^bant. Wer sich über hypnotische Heilerfolge unterhalten lassen will, der
möge die hübsch geschriebene Novelle lesen. Für Bibliotheken ist sie wertlos.
Bb.
Möllhansen, Baldnin, Der Piratenlentnant. Roman. 3. Auflage.
Berlin, Otto Janke. (530 S. 8.). 2 M., eleg. geb. 3 M.
In den 32 Jahren seines Weltlaufs hat dieser beste Roman des braven
llöllhansen nur wenig an Wirksamkeit ein^ebüfst Zwar erscheint uns heute
-manches in der Führung der Handlung, die ans friedsamen deutschen Ver-
liSltnissen in die Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs führt, sowie in der
Technik der Darstellung schon etwas altmodisch, aber die sittlichen Grund-
lagen des Buchs sind so tüchtig, die Schilderung der Menschen und Verhält-
msse ist so anschaulich und mteressant, dalis das Buch auch heute noch
Jeden Leser fesseln wird und namentlich den Volksbibliotheken nachdrücklich
empfohlen werden kann. S— f.
Morris, William, Neues ans Nirgendland. Ein Zukunftsroman.
Einzig antorisierto Ausgabe aus dem Engl, übersetzt von Paul Seliger.
Xelpzig, Herrn. Seemann Nachf., 1902. (300 S. gr. 8.). 6M., geb. 7,50 M.
So neu, wie der Titel uns glauben machen will, sind diese Gedanken
gerade nicht Man hat sie schon vor Jahren in Schriften socialistischer
Träomer und in weit besserer Darstellung in Edward Bellamys „Rückblick
aus dem Jahre 2000" gelesen. Bb.
Niemann, Johanna, Die beiden Republiken. Vaterländischer
Romin. 2. Aufl. Dresden, Carl Reifsner, 1900. (442 S. 8.) 5 M.,
geb. 6 M.
Oehmke, H., Ein modemer Ismael. Roman. Berlin, Otto Janke,
1901. 2 Tle. (201 u. 219 S. 8.). 6 M.
Nast, Cl., Irrwege der Liebe. Roman. Berlin, Otto Janke, 1901.
(324 8. 8.). 4 M.
Von den drei vorgenannten Büchern aus weiblicher Feder — warum
verbergen Frau Benny Oehmke und Frau Clara Nast auf dem Titelblatt ihr
Geschlecht? — können wir höchstens dem ersten einen litterarischen Wert
zusehreiben. Freilich läfst uns die eigentliche Geschichte in dem Roman, die
Gesdiicke der zweiten Republik, d. h. der Familie des Präsidenten Günther
von Weickhmer. dessen eine Schwester einem prenfsisohen Offizier die Hand
reicht, während die andere ihre Liebe einem französischen Offizier schenkt,
demlioh kalt, da es der Verfasserin nicht gelungen ist, diesen Gestalten die
frische Farbe des Lebens einzuhauchen, sie vielmehr recht schattenhaft vor
nns vorüberziehen. Aber die Not der Republik Danzig während der rück-
richtslosen Ausbeutung und Verhöhnung der besten Bürger durch Napoleons
Adjutanten Grafen Rapp, der mit kräftigeren Strichen gezeichnet ist, und
dann während der Belagerung durch die Verbündeten tritt klar vor unsere
Angen, die liebevolle Schilderung der Stadt erhöht unsere Teilnahme, so dafs
wir der Verfasserin doch nicht unfern bis zum Schlüsse folgen.
Der „moderne Ismael**, ein Kind sündiger Liebe eines Freihcrm, lieblos
von einem strengen Oheim aufgezogen, entzieht sich dem Zwange, nach dem
Abiturientenexamen ein erniec&igcndes Dasein als Lehrling zu nihren, weist
auch die Hilfe eines Freundes zurück, geht zum Studium nach Berlin, um
bald am Ende seiner Mittel ^ gegenüber der Verzweiflung zu stehen. Da
führt ihm das Schicksal natürlich einen Gönner in den Weg, der ihn auch dem
unbekannten Vater zuführt, ihm den Weg zum Dichterruhm bahnt; ein selt-
sames Ungefähr verstrickt ihn in einen Liebesbund, in eine übereilte, bald
nnglücklicne Ehe mit einer Tänzerin, der Geliebten seines ihm unbekannten
Bmders. Dies Band wird durch den Selbstmord der Gattin gelöst; derselbe
Ta^ bringt die EnthüUung aller Geheinmisse und führt den Helden hinaus in
206 Bttohenchao.
die Weite. Nach drei Jahren kehrt er nach Berlin anrttck, um hier endlieh
die erste wahrhaft Geliebte, von der ihn der Sinnenransch fem gehalten hatte,
zn glUckverheiCsender Ehe zu gewinnen. Dazwischen ist das Geschick des
Freundes und einer Reihe anderer Personen hineingeschoben. Aber nirgends
finden wir Menschen von ausgesprochener Eigenart, überall konventionelle,
schemenhafte Figuren. Die Fabel der Erzählung ist teils von Spielhagen ona
lleyse geborgt, die Sprache erinnert an den ältesten Romanstil, dem es nicht
müglich ist, natürlich und ohne Ueberschwang zu sprechen; ja Sprachfehler
fehlen auch nicht. Zugestehen wollen wir der Ver&sserin die Fähigkeit,
sensationell zn wirken.
Clara Nast führt uns iu ihre Heimat Ostprenfsen; sie versucht den
Gegensatz zwischen Polentum und Deutschtum, zwischen Protestantismus und
Katholizismus in ihre Erzählung hineinzuziehen; aber sie bleibt zn sehr auf
der Oberfläche. Diese Grolsmutter Dorata, die ihre evangelische Schwieger-
tochter ouält. ihren Sohn zum elenden Ehebrecher macht, ihrer Enkelin die
sonnige Kindneit raubt, ist nur der Typus der fanatischen Katholikin, ohne
dafs ihr Bild durch kräftige Striche deutlich gezeichnet würde. Im übrigen
führt uns die Verfasserin m einen Kreis, dem Gattentreue und die Roeh-
haltung der Frau fremd sind. Und ihr Held Wendland, der den sitten-
losen Männern gegenübergestellt wird, hat nicht das Zeug dazu, unser Inter--
esse lebhaft zu erwecken. Einen kleinen Ansatz von Humor möchte ich tJm
einen erfreulichen Zug in dem Gemälde nicht unerwähnt lassen. Für Yolks^
bibliotheken kann ich aber weder dieses, noch das vorige Buch empfehlea.
Vor allem fehlt dazu den beiden zu sehr der rechte Wirklichkeitssinn, der
wahre Realismus, der sich nicht durch genaueste Angabe von äuIserlicheD
Dingen vortäuschen läfst. R. B.
Oertzen, Margarete von, Auf der grünen Gotteserde. Romas
aus dem 16. Jh. Heidelberg, Carl Winter. (251 S. 8.). Geh. 3 M.,
geb. 4 M.
Unter Verwertung von Motiven aus Goethes „Götz** und der mehrfi^h
künstlerisch behandelten Geschichte der Agnes Bemauerin Bind hier mit
greiser Phantasie und tüchtiger Gestaltungs^aft sociale Gegensätze Deutsch-
lands im Jahrhundert der Reformation poetisch veranschaulicnt. Es wird hier
gezeigt, wie diese Gegensätze überwunden werden können von wahiluft
menschlichem Gefühl, von echter Liebe, freilich in harter Zeit kaum anden
als mit tragischem Ausgang. Trotz ihrer Vorzüge erscheint die wQd bewegte
Erzählung von erbitterten Kämpfen zwischen Adel und Bauern, von Bedrttckosg
und Aufruhr gerade in unseren Tagen kaum für Volksbibliotheken gec^et,
obgleich die gerechte Verteilung von Licht und Schatten volles Lob vertueDt
S-f.
Pey-Ordeix, Segismando, Patcrnidad. Spanisches Jesuiten-
drama. Autorisierte deutsche Bearbeitung von Heinrich Conrad. Frank-
furt a. M., 1902, Neuer Frankfurter Verlag. G. m. b. H. (Vm, 152 8.
m. Bildnis. 8.). 3 M.
Der Verfasser will mit seinem Drama weniger einen künstlerischen alsdnen
didaktischen Zweck verfolgen. Unter dem letzteren Gesichtswinkel angeseheo
ist die kleine Schrift des katholischen Geistlichen gewüs ein wertvoller Beitng
zur BeurteUung des Jesuitismus. Aber auch als Drama betrachtet steht du
Werk mit seinen spannenden Dialogen und seinen gut churakteiisierten Pe^
sonen und Verbältnissen wohl auf emer achtungswerten Höhe. G. K.
Phillips, Stephen, Herodes. Eine Tragödie. Autorisierte dentsehe
Ausgabe. 1. — 2. Tausend. Mettmann, Hugo von der Hey den, 1902.
(147 S. gr. 8.). 3,50 M., geb. 4,50 M.
Die Tragödie Herodis des Greisen ist von englischen und deatselien
Kritikern als eines der bedeutendsten Bühnenwerke seit Shakespeares T^en
\
Bfichersch&a. 207
^feiert worden. Das Leitmotiv der Liebe des Herodes zu Marianne ist mit
wachsender Spannung bis zu der erschütternden Wahnsinnsszene am Schluüi
mit bühnentechnischer Sicherheit und mit glatter, poesievoller Sprache —
soweit die üebersetzung dieselbe wiedergeben kann — durchgeführt. Freilich
wird man nicht verkennen, dals manche Szenen mehr dekorativ als durch die
swingende Macht der Verhältnisse wirken. Ob der heroische Zug des Königs
stark genug ist, Mitleid oder Furcht herauszufordern, das läüst sich bei der
Lektüre schwer beurteilen. Im Lampenlicht erscheint manches anders. Bb.
Rantzau, A., Feuer. Erzählung. Berlin, Alb. Goldschmidt, 1902.
(218 8. schm. gr. 8.). 3 M., geb. 3,50 M.
Ein Theaterroman mit dem unvermeidlichen Eheproblem, nur dezenter
JUS üblich. Der Schwerpunkt des Ehekonflikts ist in den ^o(szUgigen
Charakter einer adeligen Schauspielerin gelegt, die in der Begeisterung für
iLlassische Kunst ihr und ihres Mannes Lebensgllick zerstört und sich selbst
durch Arbeit und seelischen Zwiespalt aufreibt. Die äufseren Geschehnisse
sind leidlich erzählt und motiviert; aber die Situationen wechseln zn oft, der
Dialog ist sprunghaft, und die Sätze sind, namentlich im ersten Teil, zu ab-
£ hackt Das Buch kann ein paar miifsige Stunden ausfüllen, einen nach-
Itigen Eindruck hhiterläfst es nicht. Bb.
Riedberg, Erika, Drei Franenleben. Leipzig, Herrn. Seemann
I^achf. (199 8. gr. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Die vernachlässigte Gattin, die aufopferungsfähige Braut und die selb-
stindige Aerztin sind die drei Frauen, die mehr der Zufall als die innere
^Notwendigkeit zusanunenfUhrt. Der Koman bleibt unter dem Durchschnitt
alltäglicher Frauenromane. Der Stil ist im ganzen einwandfrei; aber folgender
Sats (S. 90) Jetzt tastete wer nach ihrer Hand'' ist im Schriftdeutsch unver-
seihUch. Bb.
Rosen, Franz, Svante Ohlsen. Roman. Dresden u. Leipzig, E.
Pierson, 1902. (322 8. 8.). 3,50 M., geb. 4,50 M.
Die Verfasserin (Fr. Rosen = Margarete v. Sydow) verfügt als Schrift-
stellerin über zwei treffliche Eigenschaften : eine blilhende, hier und da selbst
romantische Einbildungskraft und einen lebhaften Sinn für NaturschOnheiten
mit der entsprechenden Gabe, sie vor unserem geistigen Auge in wirkungs-
voller Weise aufzurollen. Die Grundidee des Komans ist dichterisch schön
and ergreifend ausgeführt: Svante Ohlsen, der Sohn eines reichen norwegischen
Freibauern, muJs von frühster Jueend an den Fluch mit durchs Leben nehmen,
allen Menschen, denen er hilfreich naht, Unheil statt Segen zu bringen. Des
Helden Lebenstragik und seine schliefsliche Befreiung von dem auf ihm
lastenden Banne wird fesselnd und mit kräftiger Kealistik erzählt. Auch an
dnen früher erschienenen Roman Fr. Rosens ,Die Frau Patroniü'* sei bei
dieser Gelegenheit empfehlend erinnert. G. F.
Rosner, Karl, Ein Brandstifter und andere Erzählungen. Dresden
IL Leipzig, E. Pierson (R. Lincke), 1902. (204 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Unter dem vollen Dutzend ist kaum eine Erzählung, die dem Leser
volles Interesse abzwingt. Die nüchterne, solid stilisierte Kealistik gemahnt
an den Ton des Berichterstatters, der, um interessant zu sein, seinen Stil
mit einigen pikanten Zuthaten aufputzt. Einen grofsen Teil des Buches
füllen Variationen des Ehebruches, den der Verfasser mit dem Recht der
liebe zu entschuldigen sucht. Daneben laufen Trivialitäten unter, die allein
sehon eine Empfehlung des Buches für Volksbibliotheken unmöglich machen.
Bb.
Rfldiger, M., Ernsthafte Geschichten. (Der Novellen zweiter
Band.) Inluilt: 1. Schuldig? 2. Das alte Fräulein von Derenstein.
208 BUohenohAa.
3. Wer ist ohne Schuld? 4. Lazarnskrank. 5. Half-cast Schwerin L
Meckl., Fr. Bahn, 1902. (236 S. 8.). 2,80 M., geb. 3,80 M.
Diese „ernsthaften Gesduchten" haben ihre Hanptstärke in der mora-
lischen Tendenz. Sie sind nach dem Rezept angefertigt: nimm ein par mehr
oder weniger unwahrscheinliche Situationen imd ein paar moralische Ideen
und rühre es gut durcheinander. Eine Charakterisierung leibhaftiger Menschen
ist nicht einmal versucht worden. Die in jeder Erzaulong eine Hauptrolle
spielenden alten treuen Diener reden genau dieselbe Sprache und dieselben
Gedanken wie die sonstigen männlichen und weiblichen Herrschaften. Wenn
auch Nr. 4 und 5 etwas besser sind . so kann die Anschaffung dieses Buches
doch kaum empfohlen werden. G. K.
Schlippenbach, Freifrau G. von, Ich will es stihnen. Roman.
Dresden, E. PiersoD. (251 S. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Schicksal und Entwickelung der Heldin sind gewils von eigenartigem
Reiz. Um die Schuld einer Verwandten zu sühnen, heiratet sie den alternden
Mann, den jene betrogen hat, und lernt erst wahre Liebe kennen, als ihr der
mit ihr gleichaltrige Gntsnachbar ihres Gatten gegenüber tritt. Dieser er-
widert ihre Neigung, aber in schwerem Ringen kämpfen beide die verbotene
Liebe nieder, und erst nach dem Tode ihres Mannes findet sie an der Seite
des Geliebten ein erlaubtes Glück. Auch die Behandlung des Stoffes ist an-
sprechend. In die tiefsten Tiefen der seelischen Probleme dringt allerdings
die Verfasserin kaum, die Gestalt des zweiten Gatten ist ziemlich nach geraten.^,
und auch die Heldin könnte tiefer erfafst sein. So behält das Ganze etwi
stark Problematisches; fast verletzend wirkt der Instspielartige Sehlufi.
Volksbibliotheken erscheint das Buch jedenfalls wenig geeignet S— f.
Schoeler, Heinrich von, Fremdes Glück. Eine yenetianisch
Novelle. Leipzig, Herrn. Seemann Nachf., 1902. (166 S. 8.). 2,50
Diese «venetianische Novelle" ist weder eine Novelle, noch venetianiscfti.
Die ganze Geschichte, dafs ein Mann sich in die Braut eines anderen verliebt;,
Gegenliebe zu bemerken glaubt, aber dennoch jede Erklänmg vermeidet, uxn
das ^fremde Glück" nicht zu zerstören, wird auf wenigen Seiten erzählt. Der
frofse Rest des Buches ist ausgetüllt mit Gesprächen einer Anzahl sich za-
ällig in Venedig zusammenfindender Deutschen de omnibns rebus et opj-
bus&m aliis. Die Redenden stehen zu der Handlung nur insofern in De-
Ziehung, als einer der Ihren jener Liebende ist, ohne daß indessen die Freonde
etwas davon merken, und ohne dafs die gefilhrten Gespräche einen Znsammeji-
hang mit der Erzählung aufweisen. Die mit grofser Breite entwickelten An-
schauungen über Kunst sind nicht neu und nicht besonders tief. K— L
Schroeder, C, Falkenflug. 2 Teile in einem Bande. Berlin,
Otto Janke, 1901. (184 u. 209 S. 8.). 5 M.
Wir folgen gern dem unentwegten „Falkenfluge' des Helden, der «ch
vom armen Bremenser Schilferssohn durch eigenes Können nnd VoUbnofeD
zum vornehmen englischen Lord emporschwingt. Die Erzählung fäUt in dAS
Ende des 1 T. Jahrh. und spielt hauptsächlich in Bremen und England. An-
mutige Sitten- und Kulturschüderungen ans der damaligen Zeit sind hineis-
verwobon: leichter, angenehmer, durchaus sittenreiner Unterhaltnngsstoff.
H. J.
Schub in, Ossip, Marska. Erzählung. Stuttgart, J. Engelhom,
1902. (156 S. 8.). 2 M., eleg. geb. 3 M.
Diese mährische Dorfgeschichte kann sich nicht entfernt mit den
stammesverwandten „Gemeinuekind* der Ebner messen. Sie steht kfiast-
lerisch tiefer und in der Wahl des Stofi'es jenen bimtfarbigen Heften Diher,
die um Jeden Preis Sensation machen wolfcn. Maräka verkauft ihre Joiv
franschau um ein neues Kleid an einen wildfremden Mann und wird uff
Bücherechao. S09
MSrderin ihres Kindes, um dem Mann ihrer Wahl kein Hindernis in die Ehe
SQ bringen. Ihr büses Gewissen weckt eine Irrsinnige, die auch ihr Kind ge-
tötet hat Der Vater der beiden unehelichen Kinder wird vor der Hütte , in
der Marska nächtigt, vom Blitz erschlagen, und ein liebestoller Knecht erhängt
sich vor dem Fenster Marskas, die sich bald darauf ertränkt. Eine derartige
HäafoDg des Grälslichen ist eine Geschmacksverirrung, die bei einer ernst
lu nehmenden Schriftstellerin geradezu unbegreiflich ist. Bb.
Schülze-Smidt, Bernhardine, Leiden. Blätter aus einem Lebens-
buche. Dresden u. Leipzig, Carl Reissner, 1901. (176 S. 8.). 2,50 M.
Ein feines Büchlein: mit ruhigen, gedämpften Farben wird Strich neben
Strich sauber und sorgfältig hingesetzt, und so entsteht am Ende ein Pastell-
bild von eigenstem Reiz, dem der zierlich geschnitzte Rahmen, ich meine hier
die Ausstattung des Buches , wohl ansteht. Das holländische Leben , hier in
der Stadt Leiden , denn auf diese bezieht sich der Titel, freilich mit einigem
Doppelsinn, ist der Verfasserin besonders lieb und vertraut, und das Menschen-
^d, das nach schwerer LebensprUfung dorthin verschlagen und langsam zu
neuer Hoffiiung erweckt wird, gewinnt mit der behaglicn geschilderten Um-
gebung bald unsere Sympathie. G. F.
Spielhagen, Friedrich, Romane. Neue Folge. Leipzig, L.
ßtatckmann. Vollständig in 50 Lieferungen ä 35 Pf.
Die Verlagshandlung beabsichtigt in dieser neuen Folge der Romane
Spielhagens die in den letzten Jahren entstandenen Werke des gefeierten
pzählers als wohlfeile Volksausgabe der Allgemeinheit zugängig zu machen.
^ 7 Bänden werden (1) Sonnts^skind , (2) Stumme des Himmels, (3) Zum
Zeitvertreib, Susi, (4) Faustulus, Herrin, (5) Selbstgerecht, Mesmerismus,
(ß) Opfer, (7) Freiffeooren erscheinen. Die Ausstattung ist eine gute. Die
ersten Lieferungen liegen bereits vor. — r —
Telmann, Konrad, An der Engelsbucbt. Roman. Dresden n.
Leipzig, Carl Reissner, 1901. (344 S. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Die vornehmen internationalen Gesellschaftskreise, die sich an der
fiiviera zusammenfinden, weils Telmann in glänzender Weise zu schildern,
Monte Carlo nicht zu vergessen. Motive ans der Sphäre des Kriminellen una
des Mammons thun sich zusammen, um uns änfscrlich höchst interessante und
bontbewegte Begebnisse vor Augen zu führen. Aber die Liebesgeschichte,
die sich vor diesem farbenreichem Hintergründe abspielt, ist mit ihren seelischen
Konflikten doch die Hauptsache und macht das Buch vor vielen anderen wert-
voll. Anf der Höhe des wie dieser ebenfalls aus dem Nachlasse T.'s ver-
öffentlichten sochilen Romans „Was ist Wahrheit?" steht der vorliegende
freflich nicht, doch ist er der guten Unterhaltungslitteratur imbedin^ bei-
zuzählen. G. F.
Tschechoff, Anton, Ausgewählte Werke. I. Band. Deutsch von
C. Berger. Mit Buchschmuck von H. Heise und Felix - Schulze und
Bildnis. Leipzig, Rieh. Wöpke, 1901. (X u. 193 S. 8.). 1,50 M., geb.
2,50 M.
Der Russe Tschechoff, in Deutschland bislang nur Litteraten bekannt,
ist Realist. Er versteht es, in allerknappster Form einen Typus aus der
russischen Gesellschaft zu zeichnen. Meist sind seine Gestalten ^eisti^ abnorm
and haben vielfach nur pathologisches Interesse. Stimmungen smd nicht seine
Sache, die Handlung erscheint etwas nlichtern und sprunghaft. Ob eine Ver-
dentschnng, die aucn schon von anderer Seite vorgenommen ist, diesen Autor
allgemein bekannt machen wird, mnfs abgewartet werden. Der vorliegende
erste Band mit seinen h3rpermodemen Schnürkeleien mitten im Text hat in
fldr fttr den Autor nor bescheidene Hoffnungen erweckt Bb.
210 BflchenchaiL
Vanselow, Karl, Von Weib und Welt. Gedichte. 2. Tausend,
mit Bildnis. Berlin -Tempelhof, Schulhaus -Verlag. (126 S. 8.). 1,80 M.,
geb. 2,50 M.
Das ist ein Bach voll sorglosen Frohsinns und Jauchzender Lebens-
freude, em Bach des heiteren ländlichen Genusses. Die einschmeichelnde
weiche Melodik der Verse ist auf die verlangende und hingebende Uebe ab-
Bestimmt; nur S. 8 und 51 finden sich einige gewaltsame Reime, die sich
Htten umgehen lassen. Zu den Perlen der Sammlung gehüren u. a. „Der
Herbst** und „Wanderschaft*, die zur Vertonung geradezu herausfordern. Bb.
Werder, Hans. [A. v. Bonin, geb. v. Zanthier], Frühlingsstürme.
Erzählung. Berlin, 0. Janke.' (155 S. 8.). 1 M.
Ein mit allerlei sympathischen Zügen ausgestatteter Offizier glaubt in
einer stattlichen Geheimratstochter die nir ihn passende Zukünftige zu er-
blicken, die Oberflächlichkeit der Dame lä&t indessen sein Interesse bald er-
kalten, und gleichzeitig wächst seine Neigung zu einer verwaisten und ver-
meintlich armen Cousine, die unscheinbar im Hause des Geheimrats lebt Der
Ericg g6gcn China, den der Offizier mitzumachen hat^ sowie einige HilJ^
Verständnisse lockern eine Zeitlang das schöne Verhältnis der beiden seelen-
verwandten Naturen. Die munter geschriebene Erzählung mag unter der
leichteren Lektüre einer ^üüseren Bibliothek wohl ein Plätzchen verdienen.
G. K.
Westkirch, Luise, Im Teufelsmoor. Erzählung. Leipzig, Ernst
Keils Nachf. (179 S. 8.). 2 M., eleg. geb. 3 M.
Ein rätselhafter weltverlorener Winkel ist dieses Teufelsmoor, eine
Öde Wildnis mit trügerischem Boden und tückisch lauerndem Wasser, nur
4—5 Meilen von Bremen entfernt, und ein schweigsamer, gefährlicher Menschen-
schlag haust dort in schmutzigen Häusern und elenden Torfhütten. Di«
hundert Wasserarme drohen den jungen Lehrer der Moorgemeinde in den
Sumpf hinabziiziehen. Jeder Hauch von Ehrgeiz und Selbstsucht muls in
dem begabten Menschen erstickt werden; aber den seelischen Zwiespalt heilt
die Zeit. Er strebt nicht mehr hinaus, er bleibt bei seinen Moorkolonisten
und zeigt ihnen Wege zur materiellen und geistigen Hebung. DerHanptreis
der Erzählung liegt nicht in der Fabel, sondern in der Landschaftsschilderung,
die in ihrer Naturtreue einer Worpsweder Meisterzeichnung kaum nachsteht
Das Buch gehurt in alle Volksbibliotheken. Bb.
Wich mann, Franz, Die Alpinisten. Roman in 2 Büchern. Berlin,
Otto Janke 1900. (180 u. 217 S. 8.). 5 M.
Das tragische Geschick des Dichters Leander und der Frau von Haldea
wird packend dargestellt; auch bietet der Roman Blicke in das Leben und
Treiben von (nicht der) Alpinisten. Für gröisere Bibliotheken nicht un-
geeignet. F — n.
Wiuterfeld-Warnow, E. v., Deutsche Frauen in schwerer Zeit
Roman aus den Jahren 1806 — 1812 nach alten Familienpapieren und
üeberlieferungen. Berlin, Otto Janke, 1901. (293 8. 8.). 4M.
Für anspruchslose Leser, insbesondere die reifere Jugend, wird diese
patriotische Erzählung eine willkommene Gabe sein. Litterarisch wertvoll ist
sie keineswegs, das Interesse knüpft sich ausschliefslich an die schlicht, aber
warmherzig erzahlten Episoden aus der Zeit des allmählichen Erwachens
deutscher Heldenkraft mit so vielen hervorragenden Frauengestalten, von
denen die im Mittelpunkte unserer Geschichte stehende Frau Postmeisterifl
Balcke gewifs verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden. G. F.
Redaktionsschlufs für die nächste Doppelnummer am 10. Dezember 1902.
Verlag von Otto liarrMMwits, Leiptlg. — Dniok tou Ehrluucdt Kaxam, EUIU.
Blätter
fllr
Volksbibliotheken und Lesehallen
Beiblatt zum Gentralblatt für Bibliothekswesen
Herausgegeben
unter ständiger Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen
von
Dr. A. Graesel,
Oberbibliothekar an der Kgl. UniTeraltätf-Bibliothük su Uottingen
Vierter Jahrgang
■♦^^#^ <•■
Leipzig
Otto Harrassowitz
1903
Inhalts -Verzeichnis.
Von G. Fritz.
mg des städtiBchen Volksbibliothekars. Von Ernst
1 45 81 125
s Erankbeitsflberträger nnd deren Desinfektion. Von
esenberg 3
igwörterkatalog (Krenzkatalog) der Amerikaner. Von
.. Enbiena 10
Igen über öffentliche Bflcherhallen. Von Eduard
ier 41 73 153
mmenknnft nordwestdentscher Volksbibliothekare. Von
t Schnitze 47
ong von Volksbibliotheken durch die Deutsche Dichter-
chtnis- Stiftung. Von Ernst Schnitze 48
bliotheken in Oesterreicb. Von Ortner 85
ibände. Von Wilhelm Bube 86
ert- Stiftung zur Begründung von Volksbibliotheken in
^ bemittelten Gemeinden 87
ahl des Lesestoffes für die Wiesbadener Volksbücher.
Erich Liesegang 121
ibandstoffe und Titelaufdruck. Von Gustav Eggert 127
erhallenfrage in den Niederlanden. Von A. J. van
^el jr 130
shtung öffentlicher Bücherhallen. Von A. Schildt . . 193
iber BibUotheken einzelner Städte 12 49 87 132 163 205
Üitteilungen 23 57 98 133 172 207
.n 100
au 26 58 100 141 176 209
aftliche und Populärwissenschaftliche Litteratur. Von
iusberg 29 60 101 142 181
^ge bei der Redaktion. Vom Herausgeber 32 62 105 212
itteratur 35 64 109 147 186 219
Ferren Mitarbeiter 223
Beachtung 224
Namen- u. SaclireKister zu den kleineren Mitteilungen.
Amerikanische Bibliotheken. 136. —
Andriaux. 52. — Arbeitgeber. 23.
Ba«aey, D. 171. — Baum, G. 167. —
Bayer, Friedr., & Co. 63. 98. —
Bertram, Schnlrat. 16.
Bibliotheken (im Alphabet der Orts-
namen):
Äbo. 25. — Amsterdam, 0ns Hais. 59.
— Arnstadt 12. 132. — Aschers-
leben. 24. — Basel. 22. 26. —
Berlin, Leseh. d. £th. Koltor. 141.
163. — Heimannsche BibL 17. 24.
— BibL d. Eorpor. d. EaufmannscL
87. — Stadt. Volksbibl. u. Stadt-
bibl. 12. 17. 24. 26. 27. 59. 141.
170. — VorortsbibL 205. — Bonn.
49. 142. — Boston. 22. — Bremen.
141. 142. 164. 170. — Breslau. 24.
88. — Bromberg. 24. 49. — Char-
kow. 171. — CSiarlottenburg. 24.
57. 98. 172. — Darmstadt 24. 27.
164. 180. — Dresden, Linniersche
Leseh. 88. 132. -— Düsseldorf. 24.
205. 209. — Duisburg. 24. — Eger.
132. — Elberfeld. 18. 24. 59. 141.
167. 173. 209. — Erfurt 24. —
Essen, Kruppsche BUcherh. 24. 59.
90. 97. — Stadt Bücherh. 24. —
Frankfurt a. M., FreibibL 168. 180.
— Volksbibl. 132. 141. — Frei-
burg i. Br. 24. 58. — Gevelsberg.
209. — Glauchau. 24. — Göttingen.
92. — Graz. 136. 205. — Greife-
wald. 133. — Grünberg i. S. 24.
— Hamburg. 19. 27. 50. 93. 142.
169. 180. 209. -- Heilbronn. 170.
180. — Jena. 20. 24. 26. 170. —
Itzehoe. 24. — Kassel. Murhardsche
Stadtbibl. 184. — Volksbibl. 24.
— Kiel. 21. — Köln. 24. — Königs-
hütte. 26. — Kreuznach. 21. 52. —
Kristiania. 141. — Landsberg a.W.
171. 180. — Leeds. 58. — Leipzig,
Volkswohl. 100. — Leverkusen.
53. 59. 98. — Lübeck. 93. —
Magdeburg. 24. 133. — Manchester,
Public Libr. 137. — Rylands Libr.
138. — Marburg. 53. — Offen-
bach a. M. 53. — Offenburg L B.
24. — Osnabrück. 24. 141. 170.
171. — Plagwitz-Lindenau. 27. 54.
209. — Flau i. Meckl. 54. — Posen.
49. — Potsdam. 24. — Prenzlan.
55. — Schöneberg b. Berl. 24. —
Schweidnitz. 96. — Strasburg
i. Uckerm. 55. — Strafeburg i. £.
21 . 24. 97. 1 00. 1 70. — Stuttgwt 24.
141. 142. 170. — Triest 180. -
Wien. 186. — Wiesbaden. 133.
141. — Witten. 181. — Witten-
berg. 24. — Worms. 24. — Zerbst
24. — Zürich. 55. — Zwittau. 59.
Blindenbibliothek. 133. — Bode, Ernst,
49. — Böhme, R. 163. — Borro-
mänsverein. 58. — Bremen. 24. —
Bremer (Frederike) -Bund. 25. —
Bube, W. (Bb.) 40. 69. 109. 110.
111. 112. 118. 114. 115. 116. 117.
118. 119. 120. 148. 149. 150. 151.
152. 189. 191. 192. 219. 223. — Buch-
bindereitarif. 173. — Buchholtz,A.
12. 16. — BücherhaUenarchiv. 57.
Carl Theodor, Herzog in Bayern. 133.
— Carnegie. 134. 1S6. — Chamber-
lain, H. St 28. — Charlottenburg.
24. 57. — Clauswitz. 16. — Cohn,
Herm. 175. — Comenius-GeseU-
Schaft 186. — Commissioner of Eda-
cation. 25. — Credland, W. R. 140.
— Cutter, C. A. 25.
Dänemark. 136. — Dawkins. 138. —
Dermatoid. 50. 174. — Dichte^
Gedächtnis-Stiftung, Deutsche. 174.
— Dieterici, K. F. W. 16. — Dfflon,
L. 140. — Dixon, Prof. 138. —
Druck. 175. — Düsseldorfer Aoa-
stellung. 98.
Ebel, K. (K.— 1.) 38. 40. 64. 67. 68. 70.
72. 147. 148. 150. 151. 152. — £>gert,
G. 208. — EinheitobibliotheL 95.
135. ^ Elberfelder Zeitung. 98.
— Engelhorn. 24. 136. 170, — Eng-
lische Bibliotheken. 136.
Fabrikbibliotheken. 137. — Fidicin.
15. — FinnlÄnd. 25. — Finsler, G.
22. 56. — Förster, W. 23. — Friedel,
E. 13. 15. 17. — Friedländer. Em.
& Co. 163. — Fritz, G. (G. F.) 24.
57. 110. 112. 113, 115. 118. 119. 120.
135. — Fritzsche, G. (Firma.) 24.
— Friz, Maria. 170.
Geliert. 23. — Georgi, Verleger. 49.
— Gesellschaft f. Eth. Enltar. 1 36.
— Gesellschaft f. Verbr. v. Volks-
bildg. 57. 99. 175. — Gneist, R. v.
14. — Graesel (= r). 17. 25. 26.
27. 34. 35. 37. 39. 53. 59. 64. 68.
69. 98. 100. 109. 132. 138. 137.
142. 163. 168. 170. 171. 173. 179.
181. 209. 210. 217. 219. 220. 221.
222. — Granitol. 208. — Groft-
indostrie. 98.
Ballier, E. 141. 172. 180. — Hamburg.
24, 133. — Hamburg, Patriot. Ge-
sellschaft. 51. — Hfartwig], 0. 59.
— Heidenhaiu, A. 172. — HeimaDn,
Hugo. 17. 24. 136. — Held, W. 179.
— Hennig, G. 54. — Hevdt, Aug.
Frhr. v. d. 167. — Hömlem. 175. —
Huebner. 97.
JacobL Stadtrat. 136. — Jähnke. 16.
— Jaeschke, E. 167. 173. 175. 210.
— Jeep, E. (=J.) 23. 57. 134. —
Jugencbchriften. 25.
Kataloge. 172. — Katalogzettel. 24.
51. — Eesselsche Stiftung. 97. —
Kirschner, OberbUrgerm. 1 7. — Köln.
Volkszeitung. 58. — K[ohfeldt], G.
35. 36. 37. 38. 39. 54. 66. 68. 69. 71.
72. 109. 112. 114. 119. 147. 149. 151.
187. 188. 189. 190. 191. — Korth,
L. 58. — Krankenlektüre. 207. —
Kreisbibliotheken. 205. — Kreu-
zinger, D. 132. — Krupp. 136.
Ladewig, P. 24. 90. — Laquer. 207. —
Lausberg, C. 205. — La Vigne, M.
de. 171. — Leihsystem, Liverpool-
Jenaer. 166. — Leo, F.A. 24. 136.
— Library Bureau. 24. — Lichten-
stein, Hinr, 15. — Liermann, W. 132.
— Liesegang (= E. Lg.). 58. 115. —
Lingner, Komm.-Kat. 88. — Link,
H. 96. — Lipman. 24. — Lisco, E.
G. 13.
Mommsen, Th. 57. — Müller, Otto.
24. 136.
Nedden. 23. — New York, Staat. 136.
— Niederbamim. 205. — Noack.
167. — Nörrenberg, C. (= C. N.) 23.
25. 26. 29. 39. 57. 65. 66. 67. 69. 71,
72. 95. 172. 177. 188. 189. 219.
Oesterreich. 136. — Ostmarken. 49. —
Ostmarkenverein. 136.
Parey, P. (Verlag.) 49. — Peiser,
Bona. 58. 163. — Pestalozzigesellsch.,
Zürich. 55. — Pfannkuche. 171. 21 J.
— Plummer, Mary W. 134. — Post,
Jul. 23. — Preu&en. 136.
Rakobrandt, A. 98. — Raumer, Fr. v.
13. — Raydt, Superhit 25. — Reiche,
B. 88. — Rettig, Fr. v. 25. — Reyer,
E. 134. 136. — Richter, P. E. 90. —
Rickert-Stiftung. 174. — Rossbach,
Baurat 20. — RUbencamp, R. 175.
Sachsen. 130. — Sann, J. P. 167. —
Sautier, H. 58. — Schaeflfer, Prof.
20. — SchUdt, A. (= Seh.) 208. —
Schmidt, Ferd. 13. — Schneider. 89.
— Schniewind, Jul. 167. — Schnitze,
Ernst (=S.). 20.49. 51. 135. 169. 174.
1 76. 209. 2 1 8. — Schulz, Erich. 1 9. 55.
98. — Schulze, Fr. Aug. 15. —
Schweden. 25. — S[eedor]f. 36. 39.
— Seerig, R. (= Sg.) 169. 172. —
Selchow. 175. — Simon, H. 163. —
Sparkassen. 19. — Staatliche Bei-
hilfen. 21. 49. — Steinhausen, G.
134. — St[ibi]tz. 36. 37. 38. 40. 65.
66. 67. 69. 70. 71. 72. 110. 111. 112.
114. 115.117. 118. 119.120.187.188.
189.190.191.218.223. — Stiftungen.
20. 23. 24. 52. 53. 97. 132. 134. 167.
170. — Stockholm. 25. — Sutton,
C.W. 138.
Tews, J. 175. — Thiessen. 176. —
Tierie, G. P. 98.
Vereinigte Staaten. 25. 134. — Volks-
bildung. 23. — Vorberg, A. 190. —
Vorträge, Volkstüml. 19. 167.
Wanderbibliotheken. 50. — Warburg,
Rud. D. 163. — Weidmann, Ober-
bergrat 24. 186. — Werckmeister,
E. 24. 136. — Weser-Zeitung. 172.
— Winterfeldt, Landrat v. 55. —
Wraczidlo, E. 54.
Zeiss-Stiftung. 20. 170. — Zweigbiblio-
theken. 19. 50. — Zwick. 175.
BüohersoliatL
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
Baker, E. A. 179. — Berg, A. 100. —
<» Bibliographie I Inteniat, d. Konst-
wiss. 209. — Bittner, F. 100. —
Brown, J.D. 180. — BuchholtsLA.
100. — Bücher f. Yolksbibl. (Ges.
f. Verbr. v. Volksbildg.) 176.
Bücherverzeichnisse :
Amsterdam, 0ns Hais. 59. — Basel,
26. — Berlin, Stadt. Volksbibl. 26.
27. 59. 141. — Bonn. 142. —
Bremen. 142. — Darmstadt. 27. —
Elberfeld. 59. 209. — Essen,
Ejuppsche Bücherh. 59. 177. —
Gevelsberg. 209. — Hamburg. 27.
142. — Heilbronn. 180. — Lever-
kusen. 59. — Plagwitz-Lindenan.
27. 209. — Stuttgart. 142. —
Witten. 181.
Cockerell,D. 209. — Cotgreave, A. 26.
Dana, J. C. 26.
Fritz, G. 100.
Heller, H. 100. — Himmelbaur, J. 100.
Jaeschke, E. 141.
Jahresberichte:
Basel 26. — Berlin, Leseh. d. Eth.
Kultur. 141. — Bremen. 141. —
Darmstadt. 180. — Düsseldorf.
209. — Essen. ELruppsche Bücherh.
59. — Frankfurt a. M., Freibibl.
180. — Volksbibl. 141.— Hamburg.
180. 209. — Königshütte. 26. —
Kristiania. 141. — LandsbcrgaW.
180. — Leiprig, VolkswohL 100.
— Osnabrück. 141. — Strafcburg
i.E. 100. — Stuttgart. 141. -
Triest 180. — Wiesbaden. 141. -
Zwittau. 59.
Janusz. 100. — Jellinek, L. 209.
KhulLF. 100. — Kleemeier, F. J. 58.
— kulke, L. 100.
Ladewig, P. 100. — Lander, G. 179.
— Lausberg, C. 209. — Libnuri«
of Greater N. York. 26. — Lord,
J.E. 100.
Noack, K. 27. — Nörrenberg, C. 100.
— Nyhuus, H. 181.
Päpke. 100. — Pfiingst, A. 180. -
Plummer, M. W. 26. 100.
Beyer, E. 100.
Schnitze, E. 100. — Schwab, A. 100.
— Stammhammer. 100. — Steen-
berg, A. 100. — Stensg&rd, £. 100.
— Stich, J. 100.
Tews, J. 141.
Terzeichnis v. Jugend- u. Volksschr.
(Ver. kathoL Lehrer Breslaus). 100.
Werner. 179.
B. Wissensohaftliohe und Fopulärwissensohaftliohe Idtteratur.
Abrantes, Heizogin v. 148. — Achelis,
Th. 33. — Adelmann, S. 181. —
Adlersfeld-Ballestrem, E. v. 101. —
Adolfi, W. E. V. 212. — Ahrens, F.
B. 33. 61. — Albert v. Monako. 181.
— Albert. R. 183. — Albu, A. 145.
— AUnquist, K.J.L. 214. — Altena,
K. E. 213. — Amis u. Amiles. 102.
— Arldt,C. 145. — Arndt, E.M.
216. — Arnold, C. 145. — Auf
weiter Fahrt. 106. — - Augier, A. 8t
— Augustinus. 109. — Aus Höhen
u. Tiefön. 210. — Aus Natur und
Geisteswelt. 29.
Bartels, Ad. 102. 184. — Barth, E
211. — Bastian, A. 146. — Bauer,
C. 183. — Bauer, H. 34. 185. -
Bauer, M. 84. — Banemfeind. 32. —
Banmann, J. 185. — Baumberger.
vn
30. — Banmgart, C. 210. — Baur,
W. 211. — Becker, K. F. 81. —
Beer, R. 142. — Beethoven. 103. —
BehrmanD, G. 145. — Beiträge zur
Banwissensoh. 214. — Bekk. 102.
215. — Bellmghausen, F. v. 101. —
Berdrow, 0. 107. — Berdrow, W.
181. — Berger, L. 31. — Bernhard,
G. 34. — Bemhöft, F. 61. — Bersch,
J. 60. — Bersch, W. 60. — Betz,
L. P. 60. — Beyer, O.W. 104. —
Beyerhans, E. 102. — Biberfeld. 34.
— Bibliothek d. Gesamtlitteratnr.
(Hendel.) 32. 62. 105. 212. — Biblio-
thek der Gesundheitspflege. 60. 216.
— Bibliothek (Volksbücher) d.
Naturkunde u. Technik. 33. 61. —
Bibliothek der Hechts- u. Staats-
kunde. 61. — Bilder, Bunte, a. d.
Schlesierlande. 214. — Bildersaal
deutscher Geschichte. 101. — Binder
V. Kriegstein. 101. — Bismarck. 106.
143. — Blätter zur Pflege persOnl.
Lebens. 105. — Bleibtreu, C. 182.
— Bios, W. 31. — Boeck, K. 101.
— Böhme, G. 144. — Bölsche, W.
212. — Böttger, J. 61. — Böttner,
J. 144. — Bolliger, A. 146. —
Boltenstem. 64. — Borkowsky, E.
29. 107. — Born, P. 103. — Borr-
mann, H. 144. — Bourget, P. 184.
— Bräutigam, L. 107. 145. — Brandi,
C. 143. — Braun, D. 31. — Braun,
F. 64. — Breitenstein, H. 30. —
Brinckman, J. 32. — Broecker, M. v.
107. — Brüggen, E. v. d. 30. —
Brttning, A. 144. — Buchwald, G.
211. — Bülow, G. V. 63. — Btirgel,
M. 183. — Bürkner, R. 103.213.—
Bulle, H. 103. — Busse, L. 104. —
Buxbaum. 103.
Camerer, Th. 185. — Carlyle, Th. 63.
146. — Carring, G. 217. — Chali-
kiopoulos, L. 143. — Christiansen.
212. — Christoterpe, Neue. 62.210.
— Chun,C. 63. — Collin, Chr. 107.
— Conrad, J. 146. — Cook, F. A.
143. — Comill, C. H. 186. — Cotta-
sche Bibliothek d. Weltlitt. 213. —
Creuzburg, H. 144. — Curti, Th. 182.
Dahmen, Th. 144. — Dalcke, A. 62.
— Dalitzsch. 212. — Dammer, 0.
103. — Dämmert, F. 181. — Daniel,
A. 34. — Darwin, Ch. 33. — De
Beaux, A. 183. — Deckert, E. 3o.
— Decsey, E. 184. — Deeleman, M.
182. — Dekker, E. D. 32. 33. 212.
— Delacroix, E. 184. — Delbrück,
H. 101. 106. — Delitzsch, Fr. 217.
— Dessau. 146. — Detten, G. v. 182.
— DeWet. 102. — Dichterhain,
Alt-Khiss. 215. — Diederich, B. 211.
— Diefke, M. 212. — Diels, H. 146.
— Döring, A. 143. 185. — Dörpfeld,
W. 101. — Dombrowski, E. v. 102.
— Dominik, H. 212. — Donath, B.
61. 108. — Domer, A. 212. — Dreger,
A. 64. — Dreysel, M. 64. — Dry-
galski, E. V. 210. — Düring, H. 185.
Ebenhoeck, P. 212. — Eckstein, K.
29. — Eder, J. M. 60. — Ehotzky,
H. 62. — Ehrlich, A. 60. — Eisler,
R. 143. — Eliot, G. 62. — Elsass-
Lothr. (Karten.) 181. — Emerson,
R. W. 62. 146. 185. — Engehnanu.
185. — Epstein, G. 62. — Erdkunde,
Die. 210. — Ernst, A.W. 102. 107.
— Ernst, Ad. 145. — Erziehung,
Die gute u. d. schlechte. 104. —
Esche, F. 60. — Essays, Moderne,
zur Kunst u. Litt. 33. — Eucken,
R. 212. — Eynatten, C. V. 210.
Fabriczy, C. V. 144. — Feist. 62. —
Fem, L. 62. — Feuerbach, L. 147.
— Fiedler, W. 215. — Filchner, W.
101. — Fischel. 0. 144. — Fischer,
E. 184. — Fischl, R. 184. — Flam-
marion, C. 62. — Fleisch, P. 212. —
Fleischmann, A. 103.— Flügge, C. 61.
— Franz, A. 104. — Franzos. C. E.
181. — Fred,W. 142. — Friederich.
81. — Friedmann, S. 1 07. — Friedrich
d. Gr. 32. — Friedr., Grofeherzog v.
Baden. 210. — Frobenius, L. 31.
101. — Fröhlich, G. 216. — Fuchs,
Th. 183. — Führer, L.v. 181. —
Fürst, L. 64. — Funck- Brentano.
182. — Funke, E. 108.
Gadow, G. 182. — Garbe, R. 182. —
Gaucher, N. 183. — Gebhardt, E.
211. — Geisteshelden. 29. — Gesetz
u. Recht. 108. — Geyer, A. 182. —
Giberne, A. 80. — (Slinzer, E. 183.
— Goeben, A. V. 31. — Göler v.
Ravensburg. 211. — Goerges, Th.
34. — Göschen's kauf m. Bibliothek.
183. — Goethe. 102. 14«. 184. —
Götting, F. 108. — Goldfriedrich, J.
185. — Goltz, F. V. d. 143. 214. —
Goltz, Th. V. d. 102. — Gomperz,
Th. 146. — Gosse, E. 33. — Gott-
schall, R. V. 60. 63. — Graetz,
L. 103. — Graevenitz, G. v. 31. 101.
vm
— Graf, H. G. 61. 211. — Grambow,
L. 185. — Grawitz, E. 60. — Grelnz,
K. 30. — Grothe, H. 181. — Grube,
A.W. 62. — Grube, W. 60. —
Gründling, E. 212. — Grunsky, K.
29. — Grupp, G. 101. — Güssfeldt,
P. 143. — Gutberiet, C. 212.
Haas, H. 108. — Haberlandt, M. 29.
— - Haeckel, E. 61. — Hagen, E. v.
144. — Hahn, G. 34. — Hammurabi.
1 04. — Handbuch f. Lehrer- u. -innen.
1S5. — Hanotaux, G. 143. — Hansch-
mann, A. B. 185. — Härder, E. 102.
— Hardt, W. 31. — Hartmann, E. v.
61. — Hartwick 0. 184. — Hassert,
K. 181. — Hang, R. 33.60. —
Haushofer, M. 181. — Hauslehrer-
Schriften. 33. — Hausschatz, Prakt.,
d. Heilkunde. 211. — Hausser, C.
211. — Haym, R. 210. — Hebbel,
Fr. 184. — Hecker, A. 30. — Hecker,
R. 145. — Hedin, Sven. 182. 210.
— Heidebuch, Das. 32. — Heilbut,
E. 184. — Heilmeyer, A. 101. —
Heimat, Deutsche. 33. — Heinze.
145. — Helbing, F. 31. — Helling-
haus. 210. — Hellwig, B. 104. —
Helmholtz, H. v. 145. 212. — Henckel,
M. 33. — Henne am Rhyn, 0. 210.
— Herbart, J. F. 33. — Herder's Kon-
versations-Lexikon. 34. — Hering,
W. 108. — Hermann, G. 33. —
Hertwig, R. 185. — Hertz, P. 146.
— Hevesi, L. 30. — Heyck, E. 29.
211. — Heyne, M. 143. — Heyse,
J. C. A. 1 84. — Hilfe, Erste ärztl,
bei plötzl. Erkr. 184. — Hilty. 104.
— Hochschul vortrage, Würzburger.
145. — Höber, R. 103. — Hürle, E.
143. — Hoemes, H. 144. — Hoemes,
M. 212. — Hoff, J. Fr. 21 1. — Hoff,
J. H. van't. 108. — Hoffmann, C.
106. — Hoffmann^J. 186. — Hof-
mann, H. 102. — Hofmeister, H. 212.
— Hohenzollem- Jahrbuch. 106. —
Holtzmann, R. 182. — Holzhausen,
P. 102. — Hommel, Fr. 217. —
Huberti's Mod. Kaufm. Bibl. 183. —
Huberti's Prakt. Gewerbl. Bibl. 183.
— Hucke, J. 185. — Hünemörder,
F. 210. — Humboldt, W. v. 181. —
Huyssen, G. 31.
Jacobi. 64. — Jaffa, S. 212. — Jahnke,
H. 32. — Jahrbuch d. bild. Kunst.
144. — Jahrbuch d. Naturwiss. 146.
216. — Jahrbuch d. Weltreisen etc.
143. — Janson, v. 101. — Jensen,
W. 181. — Jentßch, C. 101. 185.-
Jentzscb, J. 185. — Jerosch, M. Ch.
185. — Jessen, E, 145. — Ilg, F.
64. — Hse, K. 183. — Im Kampf
um Südfüfrika. 31 . — Inama-Sternegg,
C. Th. V. 1 85. — Industrie-, Gewerbe-
u. Kunstausst Düsseldorf. 183. —
Intze. 144. — Johnston, H. 31. —
Joseph, D. 34. 144. — Jost, H. E.
108. — Jugend, Deutsche. 104. —
Jugendbibliothek, Deutsche. 62. —
Jung, H. 107.
Kahler, F. 34. — Kaindl, F. 143. -
Kaiserreden. 63. — Kalender, Ver-
besserter u. alter. 64. — Kalisch,
D. 105. — Kahhoff, A, 147. -
Kammerer, J. 106. 184. — Kampf,
Der, um d. Volksschule. 146. —
Karsten, G. 145. — Kassner, R. 146.
— Kautsky,K. 185. — Kayser,B.v.
30. — Key, E. 185. — Kipp, TL
182. — Kirchner, F. 102. — Kkr,
M. 143. — Klebs, G. 1 46. — Klee,
G. 31. — Klein, H. J. 103. — Kleist,
H. V. 62. — Klinger, M. 144. -
Knortz, C. 30. — Knüll, B. 181. -
Kobelt, M. 61. — Koch, AI 144. -
Koch, Ch. 34. — Köhne. 62. -
König, E. 61. — Koenigsberger, L
61. 103. — Kohlrausch, R. 211. -
Kolleck, G. 60. — Kraemer, H. 61.
— Kraemmer, E. 33. — Kriiuter-
segen. 217. — Krafft-Ebing, R. v.
145. — Kraft, M. 144. — Kromayer,
J. 31. — Krüger, E. 104. — Küchler,
F. 108. — Kügelgen, W. V. 105. -
Kükenthal. 101. — Külpe, 0. 29.
— Künstler-MonoffT. 144. 211. -
Kürschner's Staatshandb. 186. —
Kundt, W. 144. — Kunststätten,
Berühmte. 103. 145. — Kuntz, W.
211. — Kurz, J. 31. — Kussmaul,
A. 103.
Lampert, K. 30. — Lamprecht, K. 143.
— Landmann, K. v. 183. — Lange.
211.— Lange's Handb. d. Verkelus-
wesens. 183. — Lasius, 0. 145. —
Laverrenz, V. 30. 31. — Lehmann,
M. 1S2. — Leist, A. 210. — Leit-
schuh, F. F. 103. — Leixner, 0. v.
61. — Lene, A. 101. — Lenz, K. 34.
— Lenz, M. 31. — Levy, P. E. 61.
— Lewes, G. H. 216. — Lexis, W.
146. — Lhotzky. 105. — Liebe,
G. 144. — Lilienoron, R. v. 101.
— Lindenberg, P. 30. — Lindl,
E. 183, — Lindner, A. 103. -
Lisxt-Briefe. 103. — Litteratnren
des Ostens in Einzeldarst. 60. —
Lockroy, R 214. — Löschhom, H.
211. 215. — Loewenberg, J. 216. —
Lossberg, 0. v. 210. — Loti, P. 182.
— LoweU, E. J. 31. — Ludw.
Amadeas y.Sayoyen. 101. — Lnther.
104. 109. 147.
Macdonald. 101. — Männer, Bedeu-
tende. 34 — Männer der Zeit. 34. —
Märtens, P. 30. — Maeterlinck^'M. 218.
— Maier-Bode,F. 102. — Mantinengo-
Cesaresco. 182. — Marrot, A. 144. —
Marshall, W. 103. — Marx, J. 147. —
Massow, W. V. 106. — Matthias, A.
185. — Mauthner, F. 103. — Max,
Prinz Y. Sachsen. 104. — Meissner,
F. 34. -- Meister, Hundert d. Gegen-
wart. 217. — Meisterwerke. 145. —
Melinat, G. 146. — Menger, A. 146.
— Mereschkowski, D. S. 145. —
Mensel, E. 61. — MSville, H. de.
144. — Meyer's Volksbücher. 33.
105. 213. — Meyer, C. 102. — Meyer,
Chr. 81. 182. — Meyer, E.H. 182.
Meyer, Wilh. 146. — Mez, C. 103. —
Michaelis. 103. — Monographien z.
Erdkunde. 30. 143. — Monographien,
Hlostr. 29. — Monographien zur
deutschen Eulturgeseh. 31. 144. —
Monographien des Kunstgewerbes.
144. — Monographien zur Welt-
rchichte. 102. 182. — Montgomery.
183. — Morawitz, Ch. 186. —
Moritz, C. Ph. 182. — Mosapp, H.
213. — Müller. 212. — Müller, J. J.
C. 144. Müller, Joh. 60. 105. —
Müller, R. 183. — Müller, Rieh. 214.
— Müller-Bohn, H. 106. 213. —
Münch, W. 185. — Multatuli. 32.
33. 212. — Mumm, R. 62. — Musiker,
Berühmte. 60. — Muthesius, K. 104.
Nagel, W. 184. — Nagl, J. W. 143.
— Nansen, Fr. 143. Natorp, P.
104. — Naumann - Buch. 216. —
Nauticus. 62. 214. — Neger, F. W.
211. — Nestler, A. 34. — Neumayer,
G. V. 30. — Neurath, W. 109. —
Neuse, B. 181. — Niethammer, F.
103. -r Norström, G. 184. — Nyrop,
K. 211.
Oberländer. 30. — Ockel. H. 29. —
Oehmichen, P. 102. — Ofterdinger,
L. 29. — Olbrich, St. 183. — Olden-
berff, H. 186. — Olshausen, J. 103.
— Omar Chajjam. 32. — Omora, J.
143. — Oppel. A. 60. — Ortmann,
W. 210. — Otto, B. 33. — Otto,
E. 101. — Otto, H. 215.
Partech, J. 181. — Pastor, W. 181.—
Pater, W. 211. — Paul8en,F. 185. —
Pauly, W. 212. — Pazaurek, G. 144.
Pender, J. 144. — Perls, A. 34. —
Perthes, G. 143. — Peters, C. 30. —
Petersdorflf, H. v. 31. — Petsch, R.
145. — Petzet, C. 145. — Pfau, C.
Fr. 60. — Pfeil, v. 31. — Pfister,
A. 32. — Philippson, M. 210. —
Pilz, H. 34. — Plate, L. 146. —
PUtter, J. 146. 186. — Plaut, Th.
64. — Plothow, A. 60. — Polonskij,
G. 29. — Popper. J. 104. — Port,
G. 33. 60. — Poschinger, H. v. 102.
— Poths-Wemer. 181. 211. —Pralle,
H. 60. — Preller. 143. — Preyer, A.
181. — Prince, M. 143. 214. —
Prüll, H. 143. — Prutz, R. 62. —
Pudor, H. 106.
Rado, S. 143. — Rahner, G. 184. —
Rameau, J. 33. — Rapp. 32. —
Rassfeld. 146. — Rathgens, H. 215. —
Ratzel, F. 101. — Rau, H. 211. —
Ravensburg, G. v. 21 1. — Reclam. 33.
— R6e, P. 1 46. — Reformatoren. Die,
und ihre Zeit. 215. — Regensberg,
Fr. 102. 106. — Rehbein, E. 212. —
Reich, E. 103. — Rein, W. 108. —
Rethel, A. 108. — Reuschel, C. 101.
— Reyohler, A. 185. — Richter, J.
30. — Richter, 0. 101. — Richter,
R. 212. — Riecke, E. 103. — Rieder,
H. 216. — Riehl, W. H. 107. —
Riehm, G. 217. - Riffert, J. 105.—
Righi. 146. — Rittehneyer, F. 146.
— Roberts, Lord. 210. — Röckl,
S. 103. — Roell, P. V. 62. — Roese,
Chr. 2 1 6. — RoesseL 1 82. — Rompel,
F. 102. — Roon, A. Graf v. 32. —
Röscher, W. Ib6. — Rosen, F. 184.
— Rossow, C. 146. — Rothenbücher,
A. 145. — Rothert, E. 32. — Rückert,
C. 182. — Rüge, S. 143. — Runck,
R. 102.
Sänger, E. 147. — Salzmann, Chr. G.
108. — Sammlung, Guschen. 29.
142. — Sammlung illustr. Mono-
graphien. 101. 142. 181. — SanmoL-
lung gemeinnütz. Vorträge. 34. —
Schäfer, D. 182. — Schäfer, R. 30.
101. — Schaeffer, 0. 61. — Schell,
H. 102. 147. — Schelling, H. v. 184.
— Soherer, Chr. 144. — Schiel, A.
XII
69. — Schiller. 35. 105. — Schlaf,
J. 69. — Schlicht, Frhr. v. 222. —
Schott, A. 70. — SchrickeljL. 191.
— Schröder, P.F. 152. — Schuback,
E. 119. — Schulze, H. 191. —
Schwartz, W. 222. — Schwerin, J.
Gräfin. 69. — Schwerin, T. K. 70.
— Seidel, H. 219. 222. — Sewett,
A. 191. — Shakespeare. 105. 218.
— Sienkiewicz, H. 39. 213. —
Skowronnek, F. 70. — Skram, A.
70. 71. — Sohnrey, H. 71. 192. —
Sperl, A. 192. — Spielhagen, Fr.
222. - Spyri, J. 222. — Stein, A.
lU), — Stenglin, F. Frhr. V. 119.
— Stifter, A. 220. — Strauss n.
Tomey, L. v. 71. — Streckfuss, A.
71. — Strindberg, A. 223.
Tainach, W. v. 119. — Thoresen, M.
223. — Tieck, L. 220. — Tier-
geschichten. 120. — Trandt V. 120.
— Trewendt's Jagendbibliothek.
219. — Trinius, A. 71. 192. -
Türmer-Jahrbach. 40. — Turgenjew,
J. S. 213.
Teme, J. 71. 223. — Volbehr, L. 72.
Volksschriften Verlag, Sachs. Iu9. -
Vorberg, M. 40. 152.
Walther, B. 120. — Warstadt, B. 66. -
Wengersky, M. L. Gräfin v. 109. -
Westkirch, L. 40. — Wiehert, E. 40.
12». — Wieland. 35. 220. — Winter-
feld -Wamow, E. V. 72. — Wolff-
Meder, M. 72.
Zahn, a. 40. — Zippendorf, M. J. 120.
— Zobeltitz, F. v. 219.
4. Jahrg. Nr. 1 u. 2. D 1 S ffp-p Januar - Februar 1903.
für Volksbibliotheken und Lesehallen,
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Herausgeber: Oberbibliotbek&r Dr. A. Graesel in Gdttmgen, Hanssen-
Btrasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt fUr Bioliothekswesen zu-
sammen bezogen 16 M., das Centralblatt aUcin 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Die Stellang des städtischen Yolksbibliothekars.
Von Dr. Ernst Jeep.
In einer Zeit, welche die städtischen Bibliotheken auf ein höheres
Niveau heben und zugleich für die Allgemeinheit zugänglicher machen
^illj erscheint wohl das Bestreben verständlich, auch die Stellang des
städtischen Bibliothekars einer Revision zu unterziehen. Die An-
forderungen, die sein Amt an ihn stellt, sind andere geworden nnd
^ ist nur gerecht, wenn man nun auch dem Beamten einen anderen
^ng, anderes Gehalt and statt der bisherigen Abhängigkeit auf seinem
eigensten Gebiete die nötige Selbständigkeit gewährt. Das am so mehr,
^ die Forderang, an die Spitze einer jeden gröfseren Bibliothek einen
wissenschaftlich, besonders litterarisch gebildeten, technisch geschalten
Fachmann zn stellen, im Princip jetzt überall als berechtigt an-
erkannt ist
Vorweg möchte ich eins bemerken: anter einem städtischen
ffVolksbibliothekar** verstehe ich den Leiter einer Bibliothek, deren
£inrichtnngen den in diesen Blättern abgedruckten, ^) von der Comenias-
(^esellschaft an die Magistrate der meisten Städte Deutschlands ver-
^ndten „ Grundsätzen für die Begründung freier öffentlicher Biblio-
theken" entsprechen: mag diese Bibliothek „Stadtbücherei", „Volks-
^ibliothek** oder „Bücher- and Lesehalle" heifsen.
In den preufsischen Städte - Ordnungen , Städte -Gesetzen oder
Städte -Verfassangen kommen die Namen „Bibliothek" und „Biblio-
^ekar" nicht vor. Bei dem kläglichen Zustande, in dem sich die
^/bliotheken auch gröfserer Städte, zumal was die Oeffnungszeit und
^'^ Benutzungsbedingungen anbetrifft, noch vor einigen Jahren befanden,
^^<Ui man sich über diese nicht gerade rühmenswerte Thatsache nur
^euen. Höchstwahrscheinlich wäre sonst der städtische Bibliothekar
?J^^xn Sabaltem- oder Unterbeamten gleich gestellt worden. In der
^M lag und liegt ja noch heute die Verwaltung der auch in socialer
bn ^) ^^^ ^^' ^> ^' ^^^60- ^^^ Seite 60 ist in der 3. Zeile statt CbarloUen-
^''it: Berlin zu lesen.
2 Die Stelfams da s:idtisdb«a VoIUMWo^ekiaL
Benehnng aniserordeiillieli wichtigen KldmissuisUlten oft in den
Händen von Angehörigen der unteren Beamtenklnssen.
Erfreclichenreise hjiben nlso die städtijchen Behörden bei der
Ordnung dieser kommunalen Angelegenheil noeh freie Hand. In erster
Linie mfiiite dabei der UmsUnd berücksichtigt werden, dafs die heutige
^ Volksbibliothek'' das Wort «Volk' nicht mehr im Sinne des römischen
rplebä"^ auffaist sondern der Gesamtheit der Bfirger ihre Thfiren öffnet;
und daüs, was dem Subaltembeamten vielleicht recht war. dem wissen-
schaftlichen Bibliothekar gegenüber nicht billig ist
Was der Bibliothekar zu seinem Amte mitbringen, was er in
seinem Berufe noch erlernen mufs. mag man in dem zweiten Kapitel
von Arnim Graesels «Handbuch der Bibliothekslehre'' nachlesen.
Was er aulser den wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen als
Leiter einer Volksbibliothek besitzen mufs, lafst sich kurz in die
Worte zusammenfassen: liberale Gesinnung und die Gabe, den Bildungs-
grad der Leser schnell zu erkennen. Denn hier, in der modernen
stildtischen Volksbibliothek, ist der Bibliothekar — was heute in den
wissenschaftlichen Bibliotheken des Staates zumeist der Fall ist —
nicht blos Verwaltnngsbeamter, der die bestimmt formulierten Wtlnsche
des Publikums erfiUlt: auch des Volksbibliothekars Pflicht ist es, Diener
des Publikums zu sein: zugleich aber ist er Berater, unter Umständen
Erzieher! Eine verantwortungsvolle, schöne und befriedigende Thätigkeit
Nörrenberg^ ftihrt des näheren aus: „An der wissenschaftlichen
Bibliothek, besonders der Universitätsbibliothek werden in neunzig von
hundert Fällen bestimmte Bflcher verlangt Von den Benutzem der
Volksbibliothek fragen die meisten: geben Sie mir über dies oder über
das zu lesen, oder ganz allgemein: etwas aus der Litteratur; oder
etwas Geschichtliches. Da mufs der Bibliothekar sich seinen Mann
ansehen, sein geistiges Niveau abschätzen, oft erst herauslocken, wis
er überhaupt will; dann mufs er seinen ganzen Bücherbestand kennen,
in- und auswendig, und danach Rat erteilen, auch wenn der Katalog
gut ist und vom Frager bereits konsultiert; er mufs wissen, welches
von den Büchern gerade für diesen Leser pafst und danach die Wahl
treffen. Der Bibliothekar soll seinen Leserkreis kennen und seine
Interessen, und danach den Gesamtplan entwerfen für die Auswahl
des Bücherbestandes; er soll dem geistigen Leben der Stadt nicht nor
den Puls fühlen, sondern es beeinflussen. ** 3)
(Schluls folgt.)
1) Leipzig, J. J. Weber 1902.
2) Nachrichten ans dem Buchhandel, 1S95, S. 2242—43.
3) Vgl. hierzu noch: Ernst Schultze, Freie öffentliche Bibliotheken.
Stettin 1900, S. 254 f. und: Wilhelm Paszkowski, Der Bibliothekar. Leipsg,
C. Bange, 1902, S. 25.
Btteher als Erankheitsübertri&ger nnd deren Desinfektion. 3
Bficher als KranUieitsübertrSger und deren Desinfektion.
(Nach einem im Naturwissenschaftlichen Verein za Elberfeld am 20. Mai 1002
gehaltenen Vortrage).
Von G. Wesenberg, Elberfeld.
1. Sind Bücher im Stande Krankheiten zu übertragen?
Wie jeder Gegenstand, welcher mit einem Kranken in Berührung
kommt, unter Umständen geeignet ist, die Krankheitskeime auch noch
längere Zeit nach der Benutzung weiter zu verbreiten und auf gesunde
Menschen zu tibertragen, so ist dies besonders bei den Büchern der
Fall, welche ja meist den einzigen Zeitvertreib für Erkrankte bilden.
Natnrgemäfs kommen hier vor allem diejenigen Erkrankungen in Be-
tracht, deren Erreger im Munde beziehungsweise in den Respirations-
organen oder aber auf der Körperoberfläche ihren Sitz haben, da sie
Ton dort aus am leichtesten in die Bücher gelangen können. Nur
lofserBt selten werden grobe Beschmutzungen, z. B. mit dem Darm-
inhalte der Patienten, stattfinden. Aus dem Munde bezw. den
Respirationsorganen gelangen die Keime in mehr oder weniger
fein verteiltem Zustande auf die Bücher beim Sprechen, Husten und
Niesen, wissen wir doch durch zahlreiche neuere Untersuchungen
(z.B. von Königer, Untersuchungen über die Frage der Tröpfchen-
mfektion, Zeitschr. f. Hygiene 1900, Bd. 34, S. 119; B. Heymann, Ver-
suche über die Verbreitung der Phthise durch ausgehustete Tröpfchen und
durch trocknen Sputumstaub, Zeitschr. f. Hygiene 1901, Bd. 38, S. 21),
dab hierbei meist eine Anzahl, oft sogar wahre Nebel von Bakterien die
Mundhöhle verlassen und sich in der Umgebung der betr. Person auf
^cn Gegenständen, also auch ev. auf aufgeschlagenen Büchern all-
lufthlich ablagern; dazu kommt noch, dafs die meisten Menschen, sobald
sie den Husten- oder Niesreiz spüren, teils absichtlich, teils mechanisch,
anstatt des Taschentuches irgend einen Gegenstand, im gegebenen Falle
^ auch das gerade in der Hand befindliche Buch, vor den Mund halten,
die ganze Bazillensaat also in dieses gelangen lassen ; gröfsere Schleim-
pvtikel werden dann durch Abwischen mit der Hand oder dem
Taschentuch entfernt oder verstrichen, die kleineren Tröpfchen aber
werden ruhig ohne jegliche Behandlung in dem Buche gelassen.
Schliefslich mufs noch eine andere, sehr üble Angewohnheit der meisten
^Ber Erwähnung finden: es ist das Anfeuchten der Finger zum
Umwenden der Blätter; hierdurch werden natürlich jedesmal eine
Anzahl der im Munde stets reichlich vorhandenen Bakterien auf die
berührten Stellen übertragen. Auf einem dieser eben beschriebenen Wege
gelangen vor allem Tuberkel-,^) Diphtherie-,«) und Thyphus-
, 1) Bereits G. Gomet (Die Verbreitung der Tuberkellbazillen aulserhalb
Jes Körpers, Zeitschr. f. Eye. 1889, Bd. 5, S. 319.) mahnt: .Man enthalte sich
^ Benutzung der Leihbibliotheken, da diese Bücher gerade vielfach von
^^ken gelesen und angehustet werden, also eine Verbreitung der Infektions-
«une dadurch möglich ist."
. , 2) M. Kober (Die Verbreitung des Diphtheriebazillus anf der Mund-
«cUeimhaut gesunder Menschen, Zeitschr. f. llyg 1899, Bd. 31, S. 433) fand
1*
^ Bücher als ErankheitsUbertaüger und deren Desinfektion
Bazillen*) sowie Pnenmococcen in die Bücher. Die Erreger von
Hautkrankheiten werden durch die Vermittlung der Hände, welche
vielleicht kurz vorher die erkrankte Stelle berührt haben, dorthin
kommen.
Die einmal in den Büchern vorhandenen Infektionserreger können
nun wieder auf verschiedene Weise zum Menschen zurückge-
langen; vor allem kommt hier wieder die schon oben erw&hnte
Gewohnheit der meisten Leser in Betracht: das Anfeuchten der
Finger zum Umblättern; damit werden die aus dem Buche
stammenden, beim letzten Umwenden an die Finger gewischten Mikro-
organismen in die Mundhöhle gebracht, wo sie sich unter Umständen
entweder festsetzen und vermehren können, oder die Gelegenheit ab-
warten, um in andere Organe (Lungen, Magendarm-Kanal etc.) einzu-
dringen ; in vielen Fällen werden sie natürlich zu Grunde gehen, ohne
irgend welche Krankheitserscheinungen hervorgerufen zu haben. Die
auf das Papier gebrachten Schleimteilchen trocknen allmählich ein,
zerfallen zu Staub, welcher dann beim Umblättern, namentlich aber
bei dem meist üblichen Zuschlagen des Bandes sich der Zimmer-
luft mitteilt und so gegebenen Falls infizierend wirken kann.
Die bakteriologischeUntersuchung vielbenntzter Bücher
ergab den vorstehenden Erwägungen entsprechend auch, dafd
dieselben, im Gegensatz zu der fast völlig keimfreien Be^
schaffenheit neuer Bücher, mitunter sogar bedeutende Mengef-
von Keimen enthalten, die natürlich besonders reichlich an deiB-
Ecken der Seiten (infolge des Umblätterns) bezw. an besonders un-
sauberen Stellen, angetroffen werden, also nicht etwa allein von denm
Bestäuben der aufbewahrten Bücher herrühren. Lion (Untersuchungeiü-
über den Keimgehalt und die Desinfektion benutzter Bücher. Inang.^-
Dissert. Würzburg 1895.) bestimmte die Keimzahl an besonders bc—
schmutzten Stellen und fand auf 100 Q cm Papierfläche berechnet bi
zu 3700 Keime ; noch mehr Mikroorganismen freilich wurden auf de
in der Mundhöhle von 600 gesunden Schulkindern bei 15 (2,5%), von 1
gesunden Personen aus der Umgebung von Diphtheriekranken bei 16 (8%'
virulente Diphtheriebazillen.
H. Piip (Ueber Diphteriebazillen bei Rekonvaleszenten nach Diphtherie
Zeitschr. f. Hyg. 1901, Ba. 36, S. 283) beobachtete noch bis 22 Monate nach denr*
Abstolsen des Belages virulente Bazillen im Rachen der DiphtherierekoiL^
valeszenten.
G. Gabritschewsky, Zur Prophylaxe der Diphtherie. Zeitschr. f. Hyg. 190L ^
Bd. 36. S. 45).
Wir ersehen aus diesen kurzen Hinweisen, dals sich die Erreger dei^
Diphtherie nicht nur zur Zeit der Erkrankung im Munde des Menschen findet» j
sondern dals dieselben auch häufig bei Gesunden und noch monatelang b^^
Rekonvaleszenten von Diphtherie vorhanden sein können.
1) Die Anführung der Typhusbazillen an dieser Stelle wird tibeiTascheiP.J
diese sind nämlich in letzter Zeit verschiedentlich in dem Lung^nauswu^^
typböser Personen * nachgewiesen worden, auch in Fällen, in denen eine aa^~
gesprochene Typuspneumonie nicht vorhanden war, z. B. von Jehle (Nachweis
von Typhusbazillen im Sputum. Wien. klin. Wochenschr. 1902, S. 252).
von G. Wesenberg. 5
meist recht schmutzigen Einbänden ermittelt, z. B. bei dem eben er-
wähnten Buche 7550 Keime pro 100 Q cm. Nicht die Zahl, sondern die
Art bezw. die Gefährlichkeit der in den Büchern anzutreffenden Keime
Süchte Krausz (Ueber die Infektionsfähigkeit und die Desinfektion
von gebrauchten Büchern. Zeitschr. f. Hyg. 1901, Bd. 37, 8. 241.) zu
ermitteln; er brachte von gebrauchten Schulbüchern bezw. Leihbiblio-
theksbüchem Streifen des Papiers in die Bauchhöhle von 3 Meer-
schweinchen ; diese Versuchstiere gingen sämtlich an eitriger Bauchfell-
entzündung ein, während 8 analog behandelte Tiere, denen Streifen
ans neuen Büchern bezw. von zum Binden fertiggestellten Bogen ein-
gebracht wurden, alle gesund blieben.
Dafs thatsächlich die Krankheitsübertragung auf den vorher be-
schriebenen Wegen erfolgt ist, mögen die nachstehenden Mitteilungen
aus der Litteratur beweisen. Knopf (Infection des livres par le ba-
cille de la tuberculose. Presse m6d. 1900, p. 70. Ref. Hyg. Rundsch.
1901, S. 992.) berichtet, dafs in Lansing (Michigan) kurz hintereinander
20 Angestellte eines Bureaus an Lungentuberkulose starben; die bakte-
riologische Untersuchung der häufig von denselben benutzten Akten
und Bücher ergab das Vorhandensein von Tuberkelbazillen in denselben;
diese waren, wie durch genaue Nachforschungen erwiesen wurde, durch
einen früheren, an ausgesprochener Lungentuberkulose leidenden Be-
amten einmal beim Husten, Niesen und Sprechen, sodann aber auch
dadurch, dafs er die Angewohnheit hatte die Blätter der Akten mit
dem angefeuchteten Finger umzuwenden, in die Akten und Bücher
gelangt. Petruschky (Experimentelle Untersuchungen über Desin-
fektion von Akten und Büchern. Gesundheit. 1899, Nr. 2. Ref. CentralbL
f. Bakter. Bd. 25, S. 684), sowie auch Krausz (1. c.) erwähnen Fälle,
in denen mehrere Beamte in Danzig bezw. in Petersburg in Folge
einer Infektion durch verseuchte Bücher an Phthise zu Grunde gingen.
Nach diesen Hinweisen kann es nicht mehr zweifelhaft
sein, dafs durch Akten und Bücher thatsächlich Krankheiten
übertragen werden können; allerdings werden lange Zeit nicht
benutzte Bücher eine viel geringere Gefahr in sich bergen, als solche,
welche, wie dies ja bei Lesezirkeln und bei Leihbibliotheken meist
der Fall ist, aus einer Hand unmittelbar in die andere wandern; die
Lebensfähigkeit der Bakterien im angetrockneten Zustande ist
meist nur eine beschränkte, erstreckt sich aber immerhin noch bei den
meisten auf mehrere Wochen oder sogar auf Monate. Krausz (1. c.) in-
fizierte bezeichnete Stellen in Büchern mit verschiedenen Krankheitser-
regern und prüfte in gewissen Intervallen die betr. Stellen auf die
Anwesenheit lebender Mikroorganismen: „Am frühesten verlor der
Choleravibrio seine Lebensfähigkeit u. z. nach 48 Stunden. Viel später der
Diphtheriebazillns, nämlich nach 28 Tagen (in einem Falle aber schon nach
4 Tagen), der Staphylococus lebte 31 Tage, der Typhusbazillus behielt
in einem Falle 95 Tage seine Lebensfähigkeit, aber er ging gewöhnlich
in 40 — 50 Tagen zu Grunde. Das mit Sputum infizierte Papierstückchen
wurde in einem Falle nach 103 Tagen in die Bauchhöhle eines Meer-
6 Bücher als Krankheitsüberträger und deren Desinfektion
schweinchens eingenäht, dieses verstarb nach langem Siechtnm, während
welchem fortwährend Temperaturerhöhungen beobachtet wurden."
2. Auf welche Weise können nun in Büchern vorhandene
Krankheitskeime unschädlich gemacht werden?
Da wohl einzelne im Privatbesitz befindliche Bücher, nachdem
sie von Kranken bezw. Krankheitsverdächtigen benutzt sind, längere
Zeit „aufser Kurs" gesetzt werden können, nicht aber die Bücher der
Leihbibliotheken etc., so können wir uns auf die natürliche Desinfektion
der Bücher (infolge des durch das Austrocknen bedingten Absterbenfl
der Keime) nicht verlassen, zumal dazu, wie wir gesehen haben, eine
oft nicht unbeträchtliche Zeit erforderlich ist. Da Verbrennen in
den meisten Fällen mit Rücksicht auf den Wert nicht angängig sein
wird, so mufs erforderlichen Falles eine Desinfektion der infizierten
Bücher stattfinden; am nächsten liegt nun die Desinfektion mittelst
Wasser dampf es. Krausz (1. c.) benutzte einen nach dem System
von Bukovszky (Desinfektionsanstalt Budapest) gebauten Dampfdesia-
fektor, welcher den Vorteil hat, dafs der Dampf sich nicht nieder-
schlägt, also kein Kondenswasser erzeugt, sondern gleichmäfsig ströiiit>
und verteilt wird; die Bücher wurden geschlossen übereinander ge^
schichtet und oben darauf ein Brett gelegt, sodafs sie sich unter eineio^
geringen mechanischen Druck befanden; 15 — 20 Minuten langer Aufent-
halt im Apparate genügte nicht zur Abtötung vorhandener Keime, wohl
aber 40 Minuten lange Einwirkung, von denen 30 Minuten auf die
eigentliche Desinfektion entfielen, 5 für die Vorwärmung und 5 Minuten
für die Luftleermachnng des Apparates erforderlich waren. Was nun
den Znstand der Bücher nach der Desinfektion anbetrifft, so zeigten
die gehefteten Bücher gar keine Veränderung; die kartonierten waren
etwas gebogen, was aber durch Pressung leicht auszugleichen war; die
halbleinen gebundenen Bücher waren ebenfalls krumm gebogen, auch
bildete das Papier des Einbandes Blasen ; nur die Ledereinbändo litten
sehr unter der Desinfektion.
Petruschky (1. c.) bediente sich zur Desinfektion von nicht ge-
leimten Akten ebenfalls des strömenden Wasserdampfes; die Akten
wurden in vergitterten Kästen untergebracht, welche in den Buden-
bergschen Desinfektionsapparat*) gesetzt wurden; durch Einwickelnder
Bündel in wollene Tücher wurde die Kondensation von Wasser ver-
mieden; nach 1 stündiger Dampfeinwirkung war die Schrift nirgends
verlöscht, nur an einigen Stellen etwas diffundiert, durchweg aber
leserlich. Kontrollversuche mit Milzbrandsporen ergaben vollkommen
sichere Desinfektion der Aktenbündel. Immerhin ist anzunehmen,
worauf auch Knopf (1. c.) z. B. hinweist, dafs durch häufiger wieder-
holte Dampfdesinfektion die Bücher derartig leiden werden, dafs sie
r. . rV P®^ Budenberg'sche Apparat findet in den meisten öffentlichen
üesinfektionsanstalten zur Kemifreimacbnng der Betten, Kleider etc. Ver-
von G. Wesenberg. 7
bald nnbranchbar sein werden; dasselbe gilt von der trocknen Hitze,
da bei der znr Erziehlnng sicherer Wirkung notwendigen Höhe (über
1300 q;^ ijq^ der stundenlangen Daner der Erhitzung das Papier gelb
und brüchig wird und der Karton sehr leidet.
Von den Desinfektionsverfahren mit Gasen kommt nur der
Formaldehyd in Betracht, da Chlor und schwefelige Säure
völlig ungenügende Wirkung äufsern; auch das Pictetsche Gasge-
misch (Mischung gleicher Teile schwefliger Säure und Kohlensäure)
erwies sich, wie es ja nicht anders zu erwarten war, von Schab (Beitrag
znr Desinfektion von Leihbibliothekbüchern, Centralbl. f. Bakter. Bd. 21,
8. 141, 1897) als für den vorliegenden Zweck unbrauchbar. Von
Schab verwendete auch den Formaldehyd, allerdings mit wenig be-
friedigendem Erfolge; dies kann aber nicht überraschen, da bei diesen
Versuchen die Bücher völlig geschlossen und übereinander gelegt zur
Desinfektion kamen; aufserdem wurde die Formalinlösung als solche
verdunstet, während wir durch die neueren Untersuchungen von Flügge
(Die Wohnungsdesinfektion durch Formaldehyd, Zeitschr. f. Hyg. 1898,
Bd. 29, S. 276) und von vielen anderen Forschern wissen, dafs nur
dann eine sichere Wirkung vom Formaldehyd erwartet werden kann,
wenn er in mit Wasserdampf gesättigter Atmosphäre zur Verwendung
kommt. Lion (}. d.) hatte, trotzdem er (1895) nur Formalin ohne
Wasserzusatz verdampfte, bei ausgebreiteten Büchern sehr gute
Erfolge; allerdings ist bei diesen Versuchen von Lion eine Selbst-
täuschung nicht ausgeschlossen, da er möglicherweise eine Entwicklungs-
hemmung für Abtötung angesehen hat, weil er den von den Testob-
jekten absorbierten Formaldehyd, welcher bereits in sehr geringer
Menge eine Vermehrung der Bakterien hintanhält, vor dem Platten-
giefsen nicht durch Auswaschen mit Wasser oder Ammoniak aus den
Proben entfernt hatte. Krausz (I.e.), der offenbar diesen Fehler ver-
mieden hat, erzielte mit der Formaldehyddesinfektion der Bücher „sehr
zufriedenstellende Erfolge^, sobald er die Bücher aufhängte oder
zwischen Klammern nahm, sodafs die Formaldehyd- Wasserdämpfe über-
all eindringen konnten. Auch Flügge (1. c.) empfiehlt für Bücher
diese Art der Desinfektion. Da der Formaldehyd im allgemeinen nur
als Oberflächendesinfizens anerkannt werden kann, fordert Reischauer
(Vergleichende Untersuchungen über die Brauchbarkeit verschiedener
Verfahren zur Ausführung der Wohnungsdesinfektion mit Formaldehyd,
Hyg. Rundsch. 1901, S. 636) für Bücher die Desinfektion mit Formal-
dchyd in besonderen Schränken unter Evakuierung, sodafs die Dämpfe
überall hin leicht eindringen können. Ein weiteres Mittel die Wirkung
des Formaldehyds zu verstärken besteht in der Erhöhung der Tempe-
ratur, bei welcher die Einwirkung desselben stattfindet, da z. B. bei
30^0. eine bessere Wirkung erzielt wird, als bei 15^0. Unter Be-
rücksichtigung der eben erwähnten und der sonstigen in der sehr
umfangreichen Formaldehyd - Desinfektions - Litteratur niedergelegten
Beobachtungen glaube ich das nachfolgend kurz skizzierte Ver-
fahren als bisjetzt zuverlässigstes und zugleich schonendstes
8 Bücher als Krankheltsttberträger and deren Desinfektion
Mittel znr Desinfektion von Btlchern in Vorschlag bringen za
dürfen: Die Bflcher werden aufgeschlagen, sodafs die beiden Deckel-
seiten sich rücklings berühren, an von der Decke des Apparates herab-
hängenden Fäden freischwebend aufgehängt; oder, noch besser, jedes
Bnch wird, indem die Deckel ebenfalls wieder zurückgeschlagen und
mit einer Klammer zusammengehalten werden, auf einen mit Domen
versehenen Kranz mit leichtem Draht gestellt, sodafs die gesamten
Blätter sich gleichmäfsig kranzförmig herum verteilen und so in nur
dünnen Schichten, die sich ja von selbst noch wieder etwas spreitze
der Formaldehydwirkung ausgesetzt werden. Der Apparat würde be
stehen ans einem doppel wandigen Kasten ; der Mantel wird mit Wasse
von etwa 40 — 50 o C. beschickt und auf dieser Temperatur
der Dauer des Versuches durch Dampf oder direkte Feuerung gehalten
auf diese Weise wird die Innentemperatur gleichfalls auf 40 — 50"
gebracht; dann wird der vorher mit den Büchern beschickte Kaste
mittelst Luftpumpe evakuiert und darauf Formaldehyd -Wasserdam
eingeleitet und zwar in einem solchen Verhältnis, dafs auf je 1 Cb
Kauminhalt etwa 8 Gramm Formaldehyd (entsprechend 20 ccm d
käuflichen 40% Formalins) und soviel Wasserdampf kommt, dafs ebe
der jeweiligen Versuchstemperatur entsprechend, leichte Wasserkonden -
sation stattfindet; die Einwirkungszeit beträgt mindestens 7 Stunden. ;
dann wird in den Kasten, zum Zwecke der Entfernung des intensivexi
Formaldehydgeruches eine entsprechende Menge Ammoniak (aus ctw&
15 ccm 25%- Lösung durch Erhitzen entwickelt) eingeleitet; nach ein^r
weiteren Stunde kann dann der Kasten geöffnet, entleert und die
Bücher gelüftet werden. Wie mich einige im kleinen angestellte Ver-
suche lehrten, leiden bei dieser Anordnung die Bücher nicht oder nuir
sehr unwesentlich, auch die Farben von Bildern etc. werden ni&li^
oder doch nur wenig beeinflufst. i)
8. Wie oft sollen die Bücher desinfiziert werden» besw.
welche sonstigen Mafsnahmen erscheinen wünschenswert?
Da es dem Buche nicht angesehen werden kann, ob es mit
KrankheitseiTcgern irgend welcher Art während der Benutzung in Be-
rührung gekommen ist, und da ferner eine jedesmalige Befragung de«
Abliefernden von Seiten des Bibliotheksbeamten nach dem Vorhanden-
t ) Als obige Zeilen bereits längere Zeit geschrieben waren, fiind leb id
Pentzoldtu. Stintzing, ^Handbuch d. speziellen Therapie innerer Krank-
heiten. Bd 1, Infektionskrankheiten* die folgende hierher genöriffe Bemerknng
von Prof. Gacrtner-Jena: ^Bücher sind, mit Ausnahme der Schul- u. Bfld6^
bücher der Kinder und der Bücher aus Leihbibliotheken, nicht häufig der
Desinfektion bedürftig. Geringwertige Bücher werden am besten verbrannt;
die anderen Bücher, sowie Bücher, die aus Familien, in denen Infektions-
krankheiten waren, an Bibliotheken znrück^egeben worden sind, stellt nuu
in festgeschlossenen Kisten so auf, dafs die Blätter müglichst auseintnder
stehen, und bläst dann entweder mit dem Sprayapparat oder nach dem
Flügge 'sehen Verfahren Formaldehyd und nach 6 Stunden Ammoniak ein.
Darauf muCs eine ausgiebige Lüftung stattfinden.''
von G. Wesenberg. 9
sein von ansteckenden Krankheiten im Hause, diesem kaum wirklich
Zuverlässige Antworten einbringen würde, so erscheint die Desin-
fektion der Bflcher nach dem jedesmaligen Ausleihen durch-
aus notwendig. Viel benutzte Bücher werden natürlich, selbst bei
der schonendsten Behandlung immer etwas rascher verschlissen sein,
als ohne Desinfektion. Durch das oben angegebene Verfahren würden
die betr. Bflcher fttr etwa 24 bis 48 Stunden dem Verkehr entzogen
sein, eine Frist, die bei der meist wochenlangen Ausleihezeit nicht im
geringsten in Betracht kommt.
Läfst sich ans irgend welchen Gründen die immerhin zum
mindesten wünschenswerte jedesmalige Desinfektion der Bücher nicht
ermöglichen, so soll wenigstens auf eine ständige Saubererhaltung
der Bnchumschläge geachtet werden; in der Geschäftsordnung für
die Verwaltung der , Kruppschen Bücherhalle" ist der folgende Passus
enthalten: „Unsaubere Umschläge werden mit Wasser abgewaschen
oder gründlich mit Benzin gereinigt. Läfst sich ein Umschlag nicht
mehr reinigen, so wird er sofort erneuert.* Nach brieflicher Mitteilung
der genannten Verwaltung an mich werden die ans dem Leihver-
icehr zurückkommenden Bücher grundsätzlich mit Sublimat-
i^v^ ai88er aufsen abgewaschen oder mit neuen Umschlägen ver-
s e hen; eine Desinfektion der Bücher findet nicht statt, aus verseuchten
H^Hnsem aber zurückkommende Bücher werden einfach dem Verkehr
exi.tzogen und sollen später, wenn erst eine gröfsere x\nzahl derselben
vorhanden sein wird, ev. zusammen desinfiziert werden. Wenn man
^On erHÜirt, dafs bereits im ersten Geschäftsjahr der Kruppschen
^tXcherhalle um 11% der ausgeliehenen Bücher neue Umschläge
6r^ macht werden mufsten, so kann man daraus sich selbst einen Rück-
^<^1ilnfs bilden, wie manche derselben im Innern aussehen mögen, da mit
^^m Beschmutzen des Umschlages eine entsprechende, allerdings wohl
^^ringere, Beschmutzung des Inneren häufig Hand in Hand gehen wird.
Findet eine regelmäfsige Desinfektion der Bücher nicht statt, so
^^^llen wenigstens geeignete Paragraphen in die Bibliotheksordnung
^^bracht werden, die das entleihende Publikum auf die Gefahr der
^^rankheitsübertragung durch Bücher aufmerksam machen; Krupp hat
^^ B. den folgenden § 10: „Bricht im Hause eines Entleihers eine an-
^^ekende Krankheit aus, so hat er entliehene Bücher sofort an die Bücher-
^alle znrückzuliefem unter Angabe der Krankheit.* Für die Satzungen
jier „Bücherei der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co."
^ti Leverkusen ist der § 14 wie folgt vorgesehen: „Bricht im Hause
^es Entleihers eine ansteckende Krankheit aus, so hat er das entliehene
^nch umgehend wieder zurückzugeben unter Angabe der Krankheit.
^atHrlich kann bis zur vollständigen Beseitigung der Krankheit kein
^ach entliehen werden." Eine städtische oder sonstige öffent-
liche Bücherei kann aufserdem leicht mit dem Meldeamt für
ansteckende Krankheiten Hand in Hand arbeiten, indem ihr
Von dem Amte die Anmeldungen von ansteckenden Krankheiten und
gleichartigen Todesfällen mitgeteilt werden; die von den betreffenden
10 Bücher als Ennkheitsüberträger und deren Desinfektion.
Familien innerhalb des letzten 1/4 oder ^2 Ja^^'^s benutzten Bücher
würden dann auf jeden Fall einer Desinfektion unterworfen werden
müssen, sofern man es nicht vorzieht, dieselben ganz zu vemichteiL
Allerdings können in der Zwischenzeit diese möglicherweise mit In-
fektionsstoff reich beladenen Bücher bereits beträchtliches Unheil an-
gerichtet haben, sodafs die jedesmalige Desinfektion der Bücher
immer das sicherste Mittel bildet, um Erankheitübertra-
gnngen, wie sie ja immerhin auf diesem Wege vorkommen
können, auszuschliefsen.
Die in der Lesehalle selbst ansliegenden Zeitschriften
bezw. dort direkt eingesehenen Werke werden einer jedesmaligen
Reinigung nicht bedtlrfen, da bei der meist nur sehr kurzen Benntznng
eine Infektion nicht so leicht zu befürchten sein wird ; vor dem Binden
der losen Wochen-Zeitschriften, welche meist sehr viel eingesehen zu
werden pflegen, ist natürlich eine Desinfektion schon bedeutend eher
erforderlich.
Schliefslich bleibt noch die Belehrung der Leser übrig; die-
selben sollen in geeigneter Weise auf die Gefahr, welche die Benutzung
von nicht desinfizierten Leibibliotheksbüchem für sie bildet, aufmerksax^
gemacht werden; sie sind vor allem zu warnen vor dem Umbl&tter^
mit dem befeuchteten Finger und dem stauberzeugenden Zuschläge]
der Bücher; gleichzeitig mnfs darauf hingewirkt werden, dads
Hincinhusten in die Bücher, sowie eine Benutzung derselben von Seit<
solcher Personen, welche an ansteckenden Krankheiten leiden, im all-
gemeinen Interesse vermieden werden mufs.
Der Schlagwörterkatalog (Kreiizkatalog) der Amerikaner.
Von Bürgerschullehrer Ferd. Kubiena-Zwittau.
Originell angelegt und dabei eminent praktisch, wie das Volksbüdon^
wesen der Vereinigen Staaten von Nordamenka überhaupt, sind auch jene Em-
richtnngen, welche bestimmt sind, dem Publikum die reichen Schätze der Freien
öffentlichen Bibliotheken nutzbar machen zn helfen, ich meme die für die Hand
der Leserschaft bestimmten Kataloge. Die Ottendoriersohe freie Volksbibliothek
in Zw it tau verwahrt deren einige, und sie haben nie verfehlt, den Freunden des
Volksbildungswesens, welche sie durchblättert haben, einen hohen Begriff voo
der Entwickelung des Bibliothekswesens jenseits des Ozeans beizubringen, und
in ihnen den Wunsch einer Nachahmung solcher Muster rege zu machen. Daist
zuerst die „Decimal-Classification" Mclvil Doweys, ein aus der Praxis einer
grofsen Bibliothek heraus geschaffenes und bis in die kleinsten UnterabteUungeo
ausgearbeitetes Katalog-Schema, dessen ausführliches Sachregister mit be^Ke-
fligten Muster- Signaturen den damit arbeitenden Bibliothekar in den Stud
setzt, einem eben geprüften, neuen Werke ohne langes Suchen in den Fachen
des Schemas sofort seine Klassifikationsnummer zu erteilen. Dieses Katalog-
Schema kann, nebenbei bemerkt, unseren neu erstehenden Volksbibliotheken
als Richtschnur fUr die Aufstellung und Katalogisierung wärmstens empfohlen
werden, und es miifste blols, um es unseren Verhältnissen anzupaaseo, ia
seiner Organisation einige Aendemngen erfahren, namentlich in derRiohtiug^
Der Soblagwörterkatalog (Ereozkatalog) der Amerikaner. H
d&fis In manchen seiner Fächer, welche entsprechend der Geistes- and Ge-
sehmacksrichtong des Anglo-Amerikaners verhältnismäfsi^ zu stark geworden
sind, die ünterabteilnngen reduziert, dagegen andere Partien, deren Bedeutung
dem Ang[lo-Amerikaner perspektivisch verkleinert erscheint, die aber für uns
um so wichtiger sind (wie z. B. Geographie und Topographie der europäischen
Staaten) entsprechend in Subdivisionen ausgestaltet würden. — Daneben finden
wir den nach diesem Schema ausgearbeiteten Katalog der Volksbibliothek
von Milwankee, (welche, beiläufig bemerkt, schon vor zehn Jahren 35 000
B&ide zählte) — neben dem Skelet gleichsam den lebendigen, in allen Teilen
wohlausgefttUten Körper. Dieser stattliche Band enthält zunächst in einer
popnU^ gehaltenen Emleitnng die nütigen Winke Über die zweckmälsige Be-
nützung des Kataloges, dann ein Register sämtlicher in der Bibliothek ver-
tretenen Autoren, deren Namen zur Bequemlichkeit der Leser nicht die
Seitennummer, sondern sogleich die Siguaturen der betreffenden Bücher
beigefügt sind. Den Hanptteil bildet ein systematischer Realkatalog, nach
Dewey's Dezimal - Schema eingerichtet, welcher in jeder Klasse respektive
Sektion oder Unterabteilung die dahin gehörigen Werke nach dem Alphabet
der Autoren anfzählt. wobei aber au£serdem noch bei den betreffenden schön-
wissenschaftlichen Fächern auch die Titel sämtlicher Dramen, Romane,
Jngendschriften und die Objekte der biographischen Werke — auf welch*
letztere die Amerikaner mit Recht ein grofees Gewicht legen — mit Konse-
quenz angeführt sind. Im Anhang erscheint eine Synopsis der Klassifikation
und ein sachliches Generalregister, in welchem bei jedem Schlagworte eben-
falls die Signatur des betreffenden Werkes sogleich beigefügt ist. — Der
dritte Katalog ist ein Exemplar desjenigen, der in der ,Ottendorfer-B rauch"
der New- Yorker Volksbibliothek und zwar in einer deutschen und einer eng-
lischen Ausgabe zum Gebrauch ausliegt. Er enthält aus der Dezimal-Klassi-
fikation blofs die Fassung der Klassentitcl, beziehungsweise Schlagwörter und
die Klassifikationsnnmmem und übertrifft durch sinnreiche, dabei aber in den
meisten Stücken auch wohl von Dilettanten im Bibliotheksfache durchführbare
Anlage, sowie durch leichte Verwendbarkeit auch in der Hand des wenig
geschultep Lesers ganz entschieden den eben besprochenen Katalog von
Milwaukee. Er unterscheidet sich von diesem dadnrcn, dafs er seine drei Be-
standstücke, nämlich a) sämtliche Automamen mit Beifügung der betreffenden
Werke, b) die wissenschaftlichen Werke aufserdem nach einzelnen Schlag-
wörtern und c) die Titel der schönwissenschaftlichen und Reisewerke — und
zwar all' dies nicht in besonderen Abteilungen, sondern in einer einzigen
alphabetischen Folge, gleichwie in einem Lexikon, und ohne jegliches
Register — vereinigt enthält. In der Einleitung: befinden sich praktische Winke
über die Benützung des Buches, die Regeln des Leihverkehrs, und was sonst
noch dem Leser zu wissen nötig ist. Die sinngemälse Anwendung und Ab-
wechselung verschiedener Druckarten, indem sich der officielle Titel jedes
Buches durch seinen einfachen Antiquadruck von den kursiv gedruckten, er-
läatemden Zusätzen des Bibliothekars abhebt und die Automamen, wo sie an
der Spitze stehen, bezüglich die sachlichen Ordnungswörter durch stärkeren
Druck, andere Stücke wieder durch kleineren Fettdruck oder durch Spatio-
niemng hervorgehoben erscheinen, macht den Katalog für den aufmerksamen
Leser förmlich durchsichtig. Dabei sind die Titel knapp gehalten imd ob-
wohl bei Sammelwerken der Inhalt präzise angeführt wird, so ist doch alles,
was für die Zwecke einer Volksbibliothek von ungeordneter Bedeutung er-
scheint, weggelassen. Die Zeile ist durchweg einmal gespalten, was abge-
sehen von einer wesentlichen Raumersparnis eine leichtere Ueoersicht er-
möglicht. Was nun den wissenschaftlichen Teil anbelangt, so zerlegt der
Katalog durch immer tiefer gehende Gliederung die Klassenbegriffe zunächst
bis ins Kleinste. Dann aber reifet er die so entstandenen Hunderte von Unter--
abteilungen mit kühnem Griffe auseinander und streut sie einzeln nach ihren
Abteilungstiteln bezw. Schlagwörtern in das gemeinsame Alphabet ein, nach-
dem er überdies, wo dies nach der Natur der Sache irgend thunlich ist, um
du betreffende Schlagwort auch alle jene Werke aus anderen Fächern
V
12 Der Schlagwörterkatalog (Rreazkatalog) der Amerikaner.
CToppiert hat, welche nnter demselben gesucht werden können. Um jedoch
die bei solchem Verfahren gefährdete Uebersicht über das einzelne Fach in
sichern , verkettet er die emzelnen Stücke bezw. Schlagwörter, sowohl die
über- und untergeordneten , als auch , wo es nötig , die beigeordneten and
auch wohl die verwandten durch geeignete Hinweisungen. So erscheint um
diese Methode durch ein Beispiel zu erläutern, in jenem Kataloge das räch
„Geographie" unter welchem als Schlagworte bloft die allgememen Werke
aufgezählt werden, naturgemäls zunächst nach den Erdteilen gegliedert Unter
„Europa" finden wir dium wiederum die diesen Erdteil behandelnden geo-
graphischen und Keisewerke, doch haben hier auch sämtliche Werke ge-
schichtlichen , kulturgeschichtlichen u. dgl. Inhalts . die sich mindestens aof
einen gröCseren Teil des europäischen Ländergebietes beziehen, ihren PUti
gefunden. Am Schlüsse der Kolumne heilst es dann: „Siehe femer die Kamen
der einzehien Länder und Städte dieses ErdteUes." Ebenso finden wir in
weiterer Verfolgung des Schemas um das Schlagwort „Deutschland" umt-
liche darauf bezügliche Werke gruppiert, und es heilst auch hier am Schlosse:
„Siehe femer Preuisen und Rhein* u. s. w. Es ist einleuchtend, dals eine
solche Bearbeitung des wissenschaftlichen Kataloges groCse Vorteile mit sich
bringt : Sie ermöglicht ebenso die Orientierang über das Ganze eines Faches,
ja selbst noch über die verwandten Gebiete, wie auch das sichere und direkte
Auffinden des Details; ja es scheint kaum denkbar, den wissenschaftlichen
Stoff einer Bibliothek den Lesem auf andere Weise so bequem, gleichsam in
mundgerechten Bissen darzubieten, als dies hier der Fall ist So kann denn
dieser Teil des amerikanischen Katalogs ohne Zweifel als das Glanzstück des-
selben bezeichnet werden, weshalb auch die Verwaltung der Zwittauer Volks-
bibliothek bei Abfassung ihres Hauptkataloges bemüht war, in diesem Punkte
dem Originale nachzustreben. Eine solche Kataloganlage, insbesondere diese
lexikalische Form des wissenschaftlichen Teiles — welche allerdings eine
gründliche Durcharbeitung des vorhandenen Bücherschatzes, also auch ein
genügendes Beamtenpersonal bedingt — wäre aber auch mancher kleineren
Bibliothek zu empfenlen. Denn es ist ja im Prinzipe gleichgiltig, ob unter
einem bestimmten Schlagworte z. B. „Tierschutz" mehrere Werke aufgebt
werden können, oder etwa blofs auf einen trefflichen Artikel in einer Zdt-
schrift verwiesen wird.
Berichte über Bibliotheken einzehier Städte.
In Arnstadt, Thüringen (vgl. Jg. 3, S. 11, 24, 197), hat die Einrichtung
der Volksbibliothek eine wesentliche Vervollkommnung erfahren; während ne
bisher nur wöchentlich zwei bis dreimal geöffnet war, ist sie jetzt tädieh
von V2I2— 1 Uhr Mittags geöflöiet. Auch die Lesehalle ist weiter ausgewot
worden, da neben den der Unterhaltung dienenden Zeitungen, sowie wiasei-
schaftlichen und litterarischen Zeitschriften auch politische TagesxeitongeB
daselbst ausliegen. Sie ist täglich von 4—10 Uhr geöffnet.
Ueber die Entstehung und Entwicklung der Volksbibliotheken und
Lesehallen der Stadt Berlin hat im ersten JaliSgange dieser Zeischrift S. 5 iL
der dortige Stadtbibliothekar Herr Dr. Arend Buch hol tz berichtet. Eine
eingehenae Darstellung fand der Gegenstand durch denselben Ver&sser in
der Festschrift der Stadt Berlin zum 50 jährigen Bestehen der
Volksbibliotheken: Die Volksbibliotheken und Lesehallender
Stadt Berlin 1850—1900. Berlin 1900, worauf im zweiten Jahrgange der
Blätter S. 23, 94 hingewiesen wurde. Statistische Mitteilungen über den Betrieb
der Berliner Bibliotheken brachten wir in Nr. 7—8 des ersten Jahrganges
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 13
S. 124 ff. nach dem Berichte der Bibliothekskommission (gez. Fried el) fUr
1898 — 1899. Gab schon dieser Bericht ziffemmä&ig ein Uberaos erfreuliches Bild
von dem Stande der volkstümlichen Büchereien Berlins in dem genannten Jahre,
80 wurde dieser Eindruck durch die seitdem erschienenen Berichte wesentlich
verstärkt. Wir gedenken weiter unten die hauptsächlichsten Daten daraus
zu bringen, wollen aber der Vollständigkeit halber und, um durch einen Blick in
die Vergangenheit die Fortschritte, die in der Reichshauptstadt auf dem in Be-
tracht kommendem Gebiete gemacht worden sind, dentlicher zu beleuchten,
zunächst einige geschichtliche Notizen von allgemeinem Interesse aus der
Festschrift hier emfügen.
In Berlin — so berichtet Buchholtz — konnte die dem groCsen
Publikum um die Mitte des vorigen Jahrhunderts überhaupt schwer zugängliche
Königliche Bibliothek den Handwerkern und Arbeitern keine zusagende Lektüre
bieten, eine Stadtbibliothek aber gab es nicht, und die Nahrung der Leihbiblio-
theken war wie über^l nicht gerade gesund und zuträglich. Einer der ersten,
die in Berlin den Nutzen gemeinnütziger, populärer Bibliotheken erkannt und
ihre Sache geführt haben, war der Prediger zu St. Marien. Emil Gustav Lisco.
Er gründete und unterhielt aus eigenen Mitteln eine Volksbibliothek^ die, im
Herrmannschen SchuUokal Spandauer Strafse 17 untergebracht, trotz ihres ge-
ringen Bücherbestandes von S— 900 Bänden fleüsig benutzt wurde. Aber sie
kam nur einem kleinen Kreise zu gut, ebenso wie die von dem Lehrer und
bekannten Jugendschriftsteller Ferdinand Schmidt in gemeinnütziger und
patriotischer Gesinnung ins Leben gerufene Volksbibliothek. Auch die Biblio-
theken der beiden 1844 gestifteten Vereine Gesellenverein (Blumenstrafse 9)
und Handwerkerverein (JohannisstraGse 4) übten keine weitgehenden Wirkungen
aus, da sie nur den Mitgliedern zugänglich waren. Seit dem Herbst 1S44 oe-
stand bei einer der Berliner Armenschulen eine aus freiwilligen Beiträgen hervor-
gegangene Bibliothek von 500 Bänden, die für hundert Kinder und deren
Angehörige segensreich wirkte. In grüfaerm Umfange gedachte der Volks-
schulbibliotheksverein, der sich wenig später bildete, Büchereien in Verbindung
mit den Schulen und deren Angehörigen zu gründen, um ihnen gesunde geistige
Nahrung zuzuführen. Das Ergebnis seiner Mühen war indessen beschämend
fering: eine Zahl kleiner Bibliotheken entstand, die nach einigen Jahren
ümmerlichen Daseins eingingen. Ein Wandel trat erst ein, als der hochver-
diente Geschichtschreiber, Staatsmann und Patriot Friedrich von Raum er die
Anregung zur Gründung von Volksbibliotheken gab und ihnen mit sicherer
Hand auch die Grundlagen glücklichen Gedeihens bereitete.
Am 5. Dezember 1841 trat, von ihm berufen, eine glänzende Korona
von Vertretern der Berliner Gesellschaft zusammen und stiftete den „Verein
für wissenschaftliche Vorträge''. Auf Bitte des Vorstandes übernahm den
„Schutz und die Oberleitung^ des Vereins der Prinz von PreuCsen. Er und
seine Gemahlin wie das ganze königliche Haus haben dem Verein bis an sein
£nde ihr warmes Interesse bewahrt und es oft durch ihr Erscheinen zu den
Yortrilgen bewiesen.
Schon nach wem'gen Jahren hatte der Verein dank der aUe Erwartungen
übertreffenden Teilnahme des Publikums und der Uneigennützigkeit der Vor-
tragenden Ersparnisse von 6000 Thalern angesammelt, deren Vermehrung sich
mit Wahrscheinlichkeit erhoffen liefs. Auch hier war es wiederum Raumer,
der nir ihre Verwendung dem Verein die Wege wies. In einer Denkschrift
vom 27. April 1846, der grundlegenden Urkunde für unsre Volksbibliotheken,
schrieb er:
,Mit Recht werden die Schulen und Universitäten des
preufsischen Staates gerühmt; sie erziehen und beschäftigen
aber die Menschen nur bis zu einem gewissen Lebensalter. Drüber
hinaus fehlt es alleidings den Mitgliedern der höheren Stände
and den Wohlhabenden nicht an Gelegenheit, sich geistig weiter
auszubilden; dem Landvolke hingegen ist dieser Weg ganz und
vielen Einwohnern der Städte gröTstenteils abgeschnitten: sie
bleiben stehen, wie sie die Schule verliefsen, ja sie gehen im
14 Berichte über Bibliotheken einzelner SiSdte.
Ablaufe der Zeit immer weiter rückwärts . . . Diesem geistigen
Stillstehen und Versteinern, diesen üblen Folgen f&lscher Rich-
tungen kann man mit Erfolg entgegentreten, wie einzelne Orte
in England, wie ganze Staaten in Nordamerika erweisen. Wenn-
gleich daselbst die Schulbildung nicht weiter führt als bei uns,
so erziehen doch die demokratischen Formen durch das ganze
Leben, und durch das leichter nachzuahmende Mittel der Yolks-
bibliotheken hat sich dort eine solche Menge echter Kenntnisse
und wahrer Bildung verbreitet, dafs alle Massen europäischei
Völker in dieser Beziehung dagegen zurückstehen.*
Raumer schlug vor, 40uo Thaler aus den Mitteln der Vereins rar
Gründung von vier Volks bibliotheken in Berlin zu bestimmen and je nach
dem Eriblge und der Erfahrung auch noch weitere Zuschüsse in Aussicht zu
stellen. Richtung und Zweck des Antrages waren genügend gekennzeichnet,
und die Zustimmung des Vereins schnell gewonnen.
Der Magistrat nahm den Vorschlag „mit lebhafter Teilnahme* auf. es
kam eine Vereinbarung zu Stande, der auch die Stadtverordnetenversmnminng
zustunmte. Diese bewilligte aus städtischen Mitteln noch 1000 Thaler, aber
erst Ende 184S erfolgte me Königliche Bestätigung, die am 8. Juni 1849 be-
kannt gegeben wurde. Den Volksbibliotheken sind aus den Mitteln des
wissenschaftlichen Vereins in den Jahren 1847 bis 1874 24000 Thaler nnd
von 1875 bis 1879 16000 Mark, zusammen 88000 Mark, zugeflossen, und Raumer
selbst gab aus eigenen Mitteln 6000 Mark zur Errichtung einer Volksbibliothek
in Moabit her. Der Verein hielt seine Unterstützung mit Rat und Th&t immer
bereit: er half aus, wenn die Emnahmen die Ausgaben nicht deckten, und er
spornte an, neue liibliotheken einzurichten. Als er im Jahre 1858 wiederum
in der Lage war, 5000 Thaler zur Errichtung von Volksbibliotheken zu über-
weisen, und die Zusage gab, alle seine späteren Ueberschüsse der Stadt la
gleicher Verwendung zu überlassen, vereinbarten die städtischen Behörden
und der Verein, dals jenes Kapital und alle ferneren Ueberschüsse der
wissenschaftlichen Vorlesungen aufbewahrt imd die aufkommenden Zinsen so
lange zum Kapital geschlagen werden sollten, bis der dadurch gebildete Fonds
die Höhe von looOO Thaiern erreicht haben würde. Dieser Zeitpunkt trat
im Jahre 1864 ein. Seitdem werden die Zinsen des Fonds zur Unterhaltung
der Volksbibliotheken mit verwendet. Die städtischen Behörden aber ver-
pflichteten sich im Jahre 1858, aus städtischen Mitteln fortan jährlich 15üO
Thaler zur Unterhaltung der Volksbibliotheken dauernd zu bewilligen. 1870
war dieser Zuschuls auf 3300 Thaler gestiegen. Erst Ende des Jahres 1870
löste Raumer wegen Kränklichkeit und hohen Alters sein Verhältnis zum
wissenschaftlichen Verein, dessen Seele fortan Rudolf Gneist war.
Am 1. August 1850 waren die vier ersten Volksbibliotheken mit einem
Bestände von 7400 Bänden eröffiiet worden. Sie wurden gemäls dem Vor-
schlage der Schuldeputation in folgenden städtischen Schumäusern unterge-
bracht: die erste mehr mit wissenschaftlichen Werken ausgestattete im
Friedrichs -Werderschen Gynmasium, die drei andern in den höheren Stadt-
schulen (Realschulen) der Königs-, Dorotheen- und Luisenstadt Die Ans-
stattung war so primitiv wie nur irgend möglich: einige einfache Spinae
bildeten das ganze nenbeschaffte Mobiliar; Tische und Stühle gehörten zom
Schulinventar. Sie waren anfangs dreimal wöchentlich geöffnet: Mittwochs
imd Sonnabends von 12 bis 1 und Sonntags von 11 bis 12 Uhr, aber sdion
zu Ende des Jahres 1850 fiel die Sonntagsstunde aus, zum Teil weil die Fort-
bildungsschulen der Räume bedurften, zum Teil weil sich die Verwalter för
den Sonntag nicht zur Verfügung stellen wollten. Erst seit 1863 stehen dk
Bibliotheken infolge vieler aus der Mitte der Arbeiter und Handwerker ge-
äuijsierten Wünsche auch wieder Sonntags offen. Auch wurde die BetriebsMit
um eine Stunde an iedem Tage verlängert.
Die Volksbibfiotheken konnten von jedem Berliner Einwohner unent-
geltlich benutzt werden, nur wurde eine schriftliche Bürgschaft gefordert
Die Bürgschaftsscheine waren alle Vierteljahre zu erneuern. Ausnahmsweise
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 15
wurde auch ein Unterp&nd von einem Thaler angenommen. Jeder Leser er-
hielt eine Erlaubniskarte, die er bei Entleihnng eines Baches vorzuzeigen
liatte. Formnlare zu Quittungen hielten die Verwalter bereit; das Dutzend
^mrde an 6, später zu 5 Pf. verkauft. Meist wurde nur ein Band auf vier-
zehn Tage verliehen. Durch öffentliche Bekanntmachungen, namentlich mit
Hilfe der Zeitungspresse, wurde das Publikum auf den gemeiunützigen Zweck
äes Unternehmens hingewiesen.
Für die Einrichtung und Verwaltung der Volksbibliotheken hatten die
Gemeindebehörden schon im Jahre 1847 eine ständige Kommission eingesetzt,
ۆe aus einem Mitgliede des Magistrats, aus vier, seit 1850 drei Stadtver-
ordneten und aus drei, später zwei Delegierten des wissenschaftlichen Vereins
iDestand. Vorsitzender war zunächst StiKltschulrat Friedrich August Schulze,
Kiach dessen 1863 erfolgtem Ableben Stadtschulrat Moritz Fürbringer und nach
deflsen 1873 ertolgtem Ausscheiden seit 13. Februar 1874 der noch gegen-
'^ärtig im Amte befindliche Stadtrat Herr Geheimer Kegierungsrat Ernst Friedel.
Das erste Bücherverzeichnis der Berliner Volksbibliotheken, heute eine
'bibliographische Seltenheit, erschien kurz vor der Eröffnung: ein Oktavband
*^on honaert Seiten, der den Bücherbestand aller vier Bibliotheken verzeichnet ;
ziehen jedes einzelne Werk ist eine römische Ziffer gesetzt die die Biblio-
"^hek angiebt, in der es zu finden war. Dieses gemeinsame Bücherverzeichnis
für die vier, später fünf Bibliotheken wurde 1853, 1859 und 1863 neu aufge-
legt und für 2, später für 4, 5 und G Silbergroschen verkauft Es nahm wohl
^an Umfang zu, aber der Inhalt befriedigte nicht recht : im allgemeinen zeigte
^dch je länger je mehr das Bestreben, dem Unterhaltungsbedürfnis der Leser
2ii^e8tändds8e zu machen, die sich mit der anfänglichen Absichten der Stifter
Glicht recht in Einklang bringen liefsen.
Mit den Betrieosergebnissen konnte die Verwaltung im übrigen zu-
frieden sein: sie übertrafen sogar ihre Erwartungen. Alle vier Bibliotheken
^wurden fleüsig besucht. Schon nach zwei Monaten waren 845 Leser ver-
aeichnet, und die Teilnahme des Publikums wurde immer reger. Im Jahre
1851 stieg die Zahl der Leser auf 1281 und die Zahl der verliehenen Bände
-Yon 20000 im Jahre 1850 auf 38430. Die am meisten besuchte Volksbibliothek
^W9i im ersten Betriebsjahre die zweite in der Königstädtischen Realschule:
Ton 12S1 Lesern aller Bibliotheken hatte sie 690, die vierte 281, die dritte 161
imd die erste mit ihrem mehr wissenschaftlichen Gepräge 149. Sehr bald
ergab sich das Bediürfhis nach Gründung neuer Bibliotheken und am
15. Oktober 1856 wurde die aus den Mitteln des wissenschaftlichen Vereins
eiD^riohtete fünfte Bibliothek in der Zimmerstralse eröffiiet, 1865 folgte die
eeebste und im Jahre 1892 wurde bereits die 27. Volksbibliothek eröffnet,
1902 waren es 28.
Im Jahre 1858 wiesen die (fünf) Bibliotheken eine Benutzerzahl von
342S Lesern nach, an die 100000 Bände verliehen wurden. Von 1870—1880
stiegen die Zahl der Leser von 10325 auf 16527, die Zahl der vorhandenen
Kbide von 43500 auf 86800, die Zahl der verliehenen Bände von 198000 auf
308000, die Unterhaltungskosten von 12500 auf 24900 Mark. Trotz der un-
gewöhnlich starken Zunahme der Bevölkerung zeigte sich zum ersten mal in
der Mitte der achtziger Jahre eine durch den unbefriedigenden Inhalt der
Bücherverzeichnisse, den Mangel an Arbeitskräften und die unzureichenden
Etatsmittel ausreichend erklärte sinkende Tendenz in der Zahl der Leser und
der verliehenen Bücher. Die höchste Staffel war im Jahre 1881 mit 17 593
Leaero erklommen worden, von da ab fiel die Zahl, bis sie 1890/91 mit 14721
Lesern auf ihrer niedrigsten Sprosse anlangte. Im Jahre 1885/86 wurden noch
362667 Bände verliehen, 1889/90 nur noch 334837.
Neben Baumer hatten den Volksbibliotheken Berlins u. a. ihr Interesse
in wirksamer Weise zugewendet: der Statistiker Karl Friedrich Wilhelm
Bieteriei, der Zoologe Hinrich Lichtenstein, Stadtschulrat Friedrich
Auffost Schulze und der Archivar Fidicin, der neben den allgememen
bibuothekarischen Geschäften namentlich auch die für die Volksbibuotheken
ansoschaffenden Bücher bestimmte. Nach Fidicms Ausscheiden übernahm am
16 Berichte über Bibliotheken einzelner StXdte.
1. Januar 1879 Dr. Claus witz neben der Leitung des städtischen Archivs und
der Magistratsbibliothek die technische Verwaltung der Volksbibliothcken.
Bis zum Jahre 1890 hat er fast ausschliefslich die für die Bibliotheken ge-
eignete Litteratur ausgewählt und unter Benutzung der von den Verwakem
eingereichten Manuskripte die Bücherverzeichnisse zusammengestellt. Bald
nachdem Dr. Jahn ke in die Verwaltung der Magistratsbibliothek eingetreten
war (1882), übernahm dieser für zwei vieigelesene AbteUungen, die Geschichte
und die schöne Litteratur des Auslandes, die Auswahl und machte die Kataloge
jener Abteilungen druckfertig.
Am 1. Januar 1890 trat Dr. Arend Buchholtz in den städtischen
Dienst und übernahm neben anderen Arbeiten für die Magistratsbibliothek
und die allgemeine Verwaltung den grü&ten Teil der Verwaltungsgeschafte
sowie die Auswahl der Bücher der Volksbibliotheken. In einer am 15. Juni
1892 abgeschlossenen Denkschrift legte er ausführlich die Ursachen des Bflck-
ganges der Bibliotheken dar und knüpfte Anträge daran. Es gelang aUer-
ings zunächst noch nicht die in der Denkschrift niedergelegten Vorschläge
durchzusetzen, doch stellte der Magistrat das erbetene Lxtraordinariom von
7500 Mark für 1893/94 in den Etat ein und von da ab bewilligten die Ge-
meindebehörden Jahr für Jahr auTserordentliche Summen für neue Ausstattung
der Volksbibliotheken. In den sieben Jahren vom 1. April 1893 bis «um
31. März 1900 wurden 53491 Mark, mit einer Schenkung der Erben des ver-
storbenen Kentiers G. (Kapital und Zinsen 5150 Mark) beinahe GOOOuMtrk
ausschlieOslich zur durchgreifenden Er^nzung des Büchervorrats ausgegeben.
In demselben Zeiträume wurden nicht weniger als 16000 Bände, die nnr
hindernder Ballast waren, ausgeschieden, und der Bücherbestand sank Ton
111000 Bänden im Jahre 1891/92 auf 95000 im Jahre 1894/95. Erst von di
ab hob er sich wieder und betrug am 1. April 1902 127 826 Bände. Die Be-
nutzung stieg dementsprechend. Hatte sie 1890 339242 Bände betragen, so
wurden 1899: 6 930 78, 1900: 795 362, 1901: 973384 Bände verliehen. Von
1850—1900 hat die Verwaltung 97 Bücherverzeichnisse und eine Anzahl Nach-
träge drucken lassen. Die ersten Bücherverzeichnisse wurden in sehr starkoi
Aul lagen (3000, 2500 und 1750 Exemplaren) gedruckt und deckten den Bedin
für eine Reihe von Jahren. Seit 1900 sind weitere Verzeichnisse erschienen.
In der bereits erwähnten Denkschrift hatte A. Buchholtz u. a. auch vor-
geschlafen, einige Lesezinuner einzurichten, doch zunächst ohne Erfolg. Eist
das Aut blühen der von der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur er-
öffneten Lesehalle (Neue SchönhäuserstraCse 13) gab zu einer Resolution des
Etatsausschusses vom 9. März 1890 die Anregung, die die dreieinhalb Jshre
zuvor gefallenen Vorschläge der dem EtatsausschuDs übrigens unbekannt ge-
bliebenen Denkschrift von 1892 wiederholte: „Um das unzweifelhaft vo^
handene Bedürfnis der ärmeren Volksklassen auf Weiterbildung zu befriedigen
und die Frequenz der städtischen VolksbibUotheken zu heben, wünscht der
Ausschufs, dafs in einigen mit Volksbibliotheken besetzten Gemeindeschnlen
der Versuch gemacht werde, ein oder zwei Zimmer zu Lesezimmern einfo*
richten und für die Besucher der Bibliothek freizuhalten. Die BesuchsMit
müDsten so gelegt werden, dafs der Schulbetrieb darunter nicht leidet; es würde
sich also empfehlen, die Bibliotheken des Abends sowie am Sonntagvormittig
offen zu halten.* Am 19. März 1896 nahm die StadtverordnetenversammloDg
diese Resolution an. Der Magistrat äu&erte sich zunächst noch nicht dam,
sondern forderte ein Gutachten der Bibliothekskommission ein. In Gegen-
wart des Stadtschulrats Geheimen Regierungsrats Prof. Dr. Bertram, der den
Wünschen der Volksbibliotheken jederzeit bereitwillig entgegen kam, besehloli
die Kommission am 9. Juni 1896, dem Magistrat zu empfehlen, zum 1. Oktober
desselben Jahres Lesezimmer einzurichten.
Auf Anregung der Schuldeputation wurde die erste Lesehalle in der
Mohrenstra&e 41 eingerichtet und am 19. Oktober 1896 eröffnet Am 4. Aprfl
1898 folgte die zweite im Rektorgebäude an der RavenestrafBO, zwei weit^
in der WümsstraTse 10 und Glogauerstralse 12/13 am 14. Mai 1900, eine 5. ii
der Dunckerstrafse 65/60 am 13. November 1900, eine sechste Bostocker-
Berichte Aber Bibliotheken einzeber StXdte. 17
stralse 32/33 am 30. November 1900. Die beiden letzten wurden erst nach
dem Erscheinen der Festschrift, der die bisherigen Mitteilongen entnommen
sind, eingerichtet
Niush den Berichten der Bibliothekskommission bezw. Kuratoriums der
Stadtbibliothek und der städtischen Yolksbibliotheken und Lesehallen (gez.
Friedel), aus denen auch einzelne der vorausgegangenen Notizen stammen,
beschlols am 15. März 1900, bei Beratung des Spezialetats 39 B, die Stadtver-
ordnetenversammlung, den Magistrat zu ersuchen, „ein Programm fUr das
städtische Bibliothekswesen vorzulegen.'' (Stenogr. Berichte 1900 S. 173.)
Dieses geschah m der Vorlage des Magistrats Nr. 337 vom 10. März 1901. Es
wurde ein AusschuTs gewählt, an dessen Beratungen seitens des Magistrats
Oberbürgermeister Eirschner und Stadtrat Geheimer Regierungsrat Fr iedel
teilnahmen. Nach eingehenden Erörterungen kam es zu ßlgendem Gemeinde-
beschlnls:
„I. Es wird ein Kuratorium fUr die Stadtbibliothek und die städtischen
Yolksbibliotheken und Lesehallen, bestehend aus fünf Mitgliedern des Magistrats
und zehn Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung, eingesetzt. Dies Kura-
torium verwaltet a) die Stadtbibliothek, b) die städtischen Volksbibliotheken
und Lesehallen. Die Stadtbibliothek soll baldmöglichst in einem dem
Bildungsbedürfhüs der weitesten Volksweise entsprechenden Grade und als
Zentrale für die einzelnen Volksbibliotheken ausgestaltet werden. Für die
Ausgestaltung der Volksbibliotken und für möglichst baldige weitere Er-
richtung und Ausgestaltung von Lesehallen soll im AnschluiJs an die Volks-
bibliotheken Sorge getragen werden. Zur Erreichung der nach Vorstehendem
zu erstrebenden Zwecke ist eine wesentliche Erhöhung der bisherigen ftlr
Bibliothekszwecke gewährten städtischen Mittel erforderlich.
II. Dem Magistrat verbleibt für seine besonderen Bedürfnisse a) die
Handbibliothek, sowie b) die mit dem Stadtarchiv verbundene Fachbibliothek.
Diese Bestandteile bilden die Magistratsbibliothek.
in. Die städtischen Fachbibliotheken verbleiben bei den betreffenden
Verwaltungsstellen.
VI. Die Betriebsmittel zu I und II werden durch den nächsten Etat
nachgewiesen, und sieht die Versammlung hierüber, sowie bezüglich der
Ausrahrnng zu Nr. I einer besonderen Vorlage entgegen. '^ (Stenogr. Berichte
der Stadtverordnetenversammlung 1901, S. 247—248, Zustimmung des Magistrats
in der Vorhige 707 vom 13. Juli 1901.) Das Kuratorium wurde gebildet: aus
den Stadträten Geheimen Regierungsrat Friedel als Vorsitzendem, Kämmerer
Maafs, Dr. Münsterberg, Kauffmann, Stadtschulrat Prof. Dr. Gersten-
berg und den Stadtverordneten Br uns, Cassel, Dr. Friedemann, Prof.
Dr. Glatzel, Dr. Hermes, Jacobi, Dr. Kuhlmann, Dr. Nathan, Perls,
Reimann. An Dr. Kuhlmanns Stelle trat am 23. Januar 1902 Stadtver-
ordneter Heimann.
Der Besuch der Lesehallen betrug in den Etatsjahren 1899, 1900, 1901
bei der ersten Lesehalle 16973, 15838, 18005 Personen; bei der zweiten 17532,
20964, 23968, bei der dritten in den Etatsjahren 1900 bezw. 1901 11071 u.
14138, bei der vierten 6475 u. 7940, bei der fünften 3205 u. 7855, bei der
sechsten 3146 u. 7683, Im Ganzen wurden die sechs LesehaUen 1900 von
60700 Personen (58187 Männer, 2513 Frauen), 1901 von 79589 (76160
Männern und 3429 Frauen) besucht. A. Graesel.
Die (Heimannsche) Oeffentliche Bibliothek und Lesehalle zur unent-
geltlichen Benutzung für Jedermann, Berlin, Alexandrinenstr. 26, blickte am
25. Oktober 1902 auf ein dreijähriges Bestehen zurück. Das Institut hat in
seinem dritten Lebensjahr an innerem Wert erheblich gewonnen, indem die
Bibliothek durch Einstellung neuer Bücherbestände wesentlich erweitert und
die Lesehalle durch HinzufUgung wertvoller, belehrender und unterhaltender
Zdtschriften bereichert worden ist. Bei den vorgenommenen Ergänzungen
haben die von den Lesern ausgesprochenen Wünscne thunlichste Berücksich-
tigong gefunden.
IV. I. 2. 2
18 Berichte Aber Bibliotheken einzelner Stidte.
Die Benutzung des Instituts hat im letzten Jahre wiederum eine er-
hebliche Steigerung erfahren. Die Lesesäle wurden von 60670 Personen
und zwar 58201 Männern und 2469 Frauen besucht, denen die ausliegenden,
450 Zeitungen und Zeitschriften jeder Art und Richtung reiche Förderung und
Anregung boten. Die im Arbeitszimmer der Lesehalle aufgestellte Nach-
schlage-Bibliothek wurde von den Besuchern in umfassender Weise m
Rate gezogen und wies 12332 Benutzungen auf.
In der Ausleihe-Bibliothek wurden im dritten Betriebsjahre 59447
Bände verliehen, von denen 21 in Verlust gerieten. Von der Crcsamtziffer
entfallen 45371 Bände auf die Unterhaltungs- und Jugendschriften und 14076
Bände auf belehrende Litteratur. Diese Ziffern werden sich im nächsten Jahre
zu Gunsten der belehrenden Litteratur erheblich verschieben, weil einige
wissenschaftliche Abteilungen erst seit kurzer Zeit dem Publikum zugäog^
sind, und andere neue Fächer der Benutzung überhaupt noch nicht übergeben
werden konnten. Im Ganzen sind im dritten Jahre 71 779 Bücher in und aufeer-
dem Hause entlehnt worden: in den drei Betriebsjahren zusammen 172448 Bände.
Der stetig wachsende Leserkreis, der jetzt 5856 Leser umfalst, dehnt sich
durch alle Stadtteile bis in die Vororte hinein aus. Die verschiedenen Stände
und Berufe sind wie folgt beteiligt: 3052 gewerbliche Arbeiter, 1532 Kaufleute
und weibliche Handelsangestellte, 116 Aerzte und Juristen, 262 Staats- nnd
Privatbeamte, 202 Lehrer und Lehrerinnen, 84 Studenten, 217 Seminaristen
und Schüler und 391 Personen ohne Beruf.
Die Gesamtzahl der Besucher, die im dritten Betriebsjahre Bibliothek
und LesehaUe benutzten, belief sich auf 120117 Personen. Seit der ErOffnnng
vor drei Jahren haben insgesamt 294531 Personen das Institut aufgesucht
Trotz dieser hohen Besuchsziffer haben die Aufsichtsbeamten im Laufe der
drei Jahre nur ein einziges Mal AnlaCs zum Einschreiten gehabt; die Haltung
des Publikums war eine musterhafte. Ein dringender Wunsch vieler Besucher
wird im neuen Jahre in Erfüllung gehen. Der umfangreiche Katalog der
Bibliothek, dessen Drucklegung rüstig vorwärts schreitet, wird in einigen
Monaten zum Abschluis geumgen und alsdann dem Publikum zu einem g^
ringen Preise überlassen werden.
Das Institut ist nach wie vor wochentäglich in den bequem liegenden
Abendstunden von 5^/3 bis 10 Uhr und Sonntags von 9 bis 1 und 3 bis 6 Uhr
geöffnet
Die Benutzung der Stadtbücherei in Eiber feld hat seit unserem letzten
Bericht in erfreulichem Malse weiter zugenommen. Der Besuch des Leeesuls
bezifferte sich auf 10523 Personen im August, 9S20 im September, 9093 im
Oktober, 9545 im November, der Tagesdurchschnitt betrug also 339, 327, 293
und 318 Personen. Bis zum 1. Dezember wurde der Lesesaal von insgesimt
57 412 Personen besucht. Während der Verkehr im Lesesaal, wohl infolge
örtlicher Verhältnisse, in den Herbstmonaten etwas abnahm, ist der Zuspruch
in der Ausleihe stetig gewachsen. Die Zahl der eingeschnebenen Leser b^
trug am I.Dezember 5971 (am 10. Dezember 6112). Entliehen wurden is
August 12823 Bände, im September 13 012, im Oktober 13961, im November
14492. Der Tagesdurchschnitt ist von 401,5 Bände am 1. August auf 582 aa
1. Dezember gestiegen. Die Hüchstzahl an ehiem Tage war 653. Die Gesamt-
summe der bis I.Dezember 1902 ausgegebenen Bände betrug 70484 Bände,
d. i. in 5Vs Monaten. Bis 18. November waren 50000 Bände verausgabt
Eine an dieser Summe vorgenommene Statistik ergab 22,04 <>/q belehrender,
77,96 0/0 unterhaltender Art (Deutsche Geschichte 2, 5; Geschichte insgesamt
8,76; Erdkunde und Reisen 3,7 ; Naturwissenschaften 2,8 ; Technik und Handel
2,2). Bis zum 11. Oktober waren 5000 Leihkarten ausgestellt^ die dem Stande
nach sich wie folgt verteilen ; Gelehrte, Lehrer, höhere Beamte 390 ; Gewerbe-
teeibende und Fabrikanten 532; Techniker 170; Schüler und Studenten 270;
Lehrlinge in Handel und Gewerbe 278; Gehilfen in Handel und Gewerbe 84S;
ünterbeamte und Schreiber 495; Diener, Kellner, Arbeiter 782; Beruftkwe
Berichte Aber Bibliotheken dnzelner StXdte. 19
und Rentner 40; Lehrerinnen 80; erwerbsth'ätige Frauen in Handel and Ge-
werbe 386; berofislose weibliche Personen 686; Schülerinnen 48. Von den
14492 im November ansgeliehenen Bänden mnfsten 678 gemahnt werden
(Höchstisahl an einem Tage 87), durch Boten abgeholt wurden 54. Das Vor-
merkung^ystem hat sich sehr schnell eingeführt. Es wurden in demselben
Monat 628 Vormerkungen abgegeben und 553 Personen benachrichtigt, daÜs
die bestellten Bücher bereit l^en. Der Bücherbestand ist seit der Eröffnung
von 10000 auf etwa 13 000 Bände gestiegen. Aber die starke Zunahme im
Aasleiheverkehr liefis sich auch nur durch Vermehrung der Oeffnungszeiten
und Vergrölserung des Personals bewältigen. Die Ausleihe ist seit Oktober
täglich von 1t Uhr Vormittags bis 9 Uhr Abends geöffnet, also 10 Stunden
ununterbrochen — wohl die längste tätliche Ausleihezeit, die bis jetzt eine
deutsche öffentliche Bibliothek aufzuweisen hat. Die Beamtenschaft wurde
gleichzeitig auf 15 erhöht, worunter 3 wissenschaftlich vorgebildete. Sämtliche
Seamten sind hauptamtlich angestellt. Mit Beginn des Wintersemesters hat
die Stadtbücherei m ihrem Vortragssaal auch volkstümliche Vorträge ver-
anstaltet, die jeden Mittwoch stattfanden und gut, zum Teil sehr stark besucht
waren. Behandelt wurden Themen allgemeinen Interesses aus Kunst und
Wissenschaft. Auch die Volksvorstellungen, die das Stadttheater idlmonatlich
veranstaltet, werden regelmäfsi^ durch einen Vortrag eingeleitet, der am Abend
vor der AufHihrung ebenfalls m der Stadtbücherei statmndet. Die Gründung
eines Stadtbücherei -Vereins wird augenblicklich in die Wege geleitet; die
hierdurch aufgebrachten Mittel sollen ausschließlich für die Vermehrung der
Bücherbestände verwendet werden. Erich Schulz.
Die Oeffentliche Bücherhalle zu Hamburg, die seit Oktober 1899 be-
steht, hat einen so groisen und immer wachsenden Andrang zu bewältigen,
d&Gi nunmehr mit der Einrichtung einer Zweigbibliothek vorgegangen
wird. Der Bücherbestand der Hauptbibliothek ist zwar seit der Eröffnung
von 6000 auf 14000 Bände gewachsen, aber auch die Zahl der Leser ist un-
ablässig gestiegen, sodafs jetzt mehr als 13500 Personen eine Lesekarte be-
sitzen, von denen außerdem noch 1750 eine zweite Karte (eine Art Studien-
karte, auf die nur wissenschaftliche Bücher verliehen werden) in der Hand
haben, auf 14 000 vorhandene Bände kommen also mehr als 15000 lese-
berechtigte Personen.
Während die Bücherhalle selbst in der sogenannten „Neustadt^, das
heilst in einem Teil der inneren Stadt Hamburgs, und nicht sehr weit von
der Grenze Altenas liegt, wird die erste ZweigbiEliothek, der später übrigens
weitere folgen soUen, und mit der zunächst ein Lesesaal nicht verbunden
sein wird, m die Gegend des Pferdemarktes gelegt. Der Staat hat dort
Ränmlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung gesteUt, wie er auch der Hanpt-
bibliothek unentgeltlich ein Gebäude zur Benutzung überlälst und aulserdem
^hrlich 20 000 Mk. Beihilfe zur Verfügung stellt. Dieser Betrag ist etwa die
Hälfte dessen, was von der Hauptbibfiothek gebraucht wird, so daüs für den
Best und für die Einrichtung und Unterhaltung der Zweigbibliothek durch
Sammlung gesorgt werden muiJs. Die Beschaffung des Bücherbestandes für
die Zwei^bibüothek und die sonstigen Einrichtungskosten sind durch die
GroMerzigkeit zweier Freunde der Bücherhalle ermöglicht worden, von denen
jeder 10000 Mark geschenkt hat
Dennoch würde es für die Bücherhalle äulserst schwer sein, Ausgaben
und Einahmen einigermafsen im Gleichgewicht zu halten, wenn ihr nicht
kürzlich eine Summe von 150 000 Mark zugeflossen wäre. Die „Allgemeine
Versorgungsanstalt^ hatte im Jahre 1819 eine „Ersparungskasse von 1819*^ ins
Leben gerufen, die als Sparkasse vorzugsweise für die minder begüterten
Bevölkerungsklassen bestimmt war. Diese Kasse wurde nun seit langer Zeit
kaum mehr benutzt, da die später gegründeten Sparkassen — namentlich die
Hamburger Sparkasse von 1827 — den gesamten Betrieb an sich gezogen
hatten. Da infolgedessen die Liquidation beschlossen und ausgeführt worden
2*
20 Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
ist (sämtliche Einlagen sind zurückgezahlt, oder so weit es sich nm unbe-
kannte Einlagen aus älterer Zeit handelte, hinterlegt worden), muüste eine
Verwendung für den aus 150 000 Mk. bestehenden Sicherheitsfonds gefanden
werden. Die Verwaltung der Allgemeinen Versorgungsanstalt beschlolls nun-
mehr, diesen der OeifenUichen Bücherhalle , die an Geldnot litt, zuzuwenden,
und Senat und Bürgerschaft, an deren Genehmigung die Verwendung ge-
bunden war, um ihre Zustimmung zu ersuchen. Der Senat hat sich diesem
Vorschlage, den er als eine „glückliche Lösung^ bezeichnete, angeschlossen,
und die Bürgerschaft hat ebenfalls ihre Zustimmung erteilt. Der Bücherlialle
ist damit für einige Zeit geholfen. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs ein Teil
der erwähnten Summe dazu verwendet wird, für die Hauptbibliothek, die
bisher in einem sehr alten Gebäude untergebracht war, ein eigenes Gebäude
aufzuführen oder zum mindesten passendere Räumlichkelten nir sie zu be-
schaffen. S.
Die öffentliche LesehaUe in Jena hat seit dem 20. September ein
neues Heim gefunden. Nachdem sie annähernd 6 Jahre in zwei Etagen eines
Miethauses untergebracht war, wurde dem Jenaer Lesehallen -Verein anoi ge-
nannten Tage der neue Prachtbau übergeben, welchen die Carl Zeiss-Stiftang
am Carl Zeiss-Platz fUr die Zwecke der Lesehalle und auch zu Gunsten anderer
gemeinnütziger Einrichtungen erbaut hat.
Das neue Lesehallen-Gebäude ist nur ein Teil einer grofsen baulichen
Anlage, welche auCser ihm nach Fertigstellung noch einen grofsen, 1400 Personen
Platz gewährenden Versammlungssaal, eine Eunstausstellungshalle und zwei
grofse Hörsäle für Vorträge verschiedener Art enthalten wird. Auch derjetit
fertiggestellte und in Gebrauch genommene Teil des Gebäudekomplexes ist
nur teilweise dem Jenaer Lesehallen -Verein zur Benutzung überwiesen worden.
Die ganze 2. Etage des in deutschem Renaissance-Stil gehaltenen, nach Ent-
würfen des Baurats Dr. Rossbach in Leipzig ausgeführten Monumentalgebäades
ist der Jenaer Groüsherzoglichen Gewerbeschule zur Verftigunff gestellt worden.
Das ausgebaute Dachgeschois mit zwei Wohnungen für den Kustos der Lese-
halle und einen Hausmann enthält auiserdem 4 grolse Säle, die der künst-
lerischen und kunstgewerblichen Fortbildung dienen sollen. Ln Parterre des
neuen Hauses sind einige Räume tür das Sohaeffer-Museum hergegeben worden,
eine von dem verstorbenen Jenaer Professor Schaeffer begründete Samnünng
physikalischer Lehrmittel. Der übrige Teil des Erdgeschosses sowie das game
1. Obergeschoüs dagegen ist für die Zwecke der Lesehalle zur Verf^;ong
gestellt.
Beim Eintritt in das Gebäude empfängt den Besucher eine kttnstleriseh
ausgestattete, reich mit Malereien verzierte Diele, in welcher eine unter steter
Aufsicht stehende Garderobeeinrichtung vorgesenen ist.
Wir betreten zuerst den greisen Zeitungslesesaal, in dem die Tagesblätter
aller politischen Richtungen, nach Erscheinungsorten bezw. Gegenden geordnet,
in zwei Reihen an grün lasierten Lamberien aufgehängt sind. Die Zeitungen
sind in Zeitungshalter gespannt; der Platz jeder Zeitung ist bezeichnet durch
bedruckte Kartontäfelchen, welche sich in metallenen H^mchen befinden und
leicht ausgewechselt werden können. Auch die Wochenschriften partei-
politischen Charakters haben hier Aufnahme gefunden sowie die politisches
Witzblätter. Die Zeitschriften hängen in Mappen, die mit ELlemmvorrichtnng
versehen sind, einen Dermatoidbezug haben und auf ihrer Vorderseite den
Titel der Zeitschrift in Goldpressung zeigen.
Dem Zeitungslesesaal schlieist sich ein kleiner, als Rauchzinuner
dienender Raum an, in welchem auch die in erster Linie für den Zeitongs-
leser wichtigen Landkarten angebracht worden sind.
Ebenfalls im Parterre liegt das Jugendzimmer, dessen Wände mit
Künstler-Steinzeichnungen aus den Verlägen von Voigtländer & Teubner und
mit einigen Cassiers geziert sind.
Begiebt man sich auf der mit kunstvollem Geländer geschmückten ge-
räumigen Treppe in das ObergeschoDs hinauf, so fällt der Bliok aitf eine lof
Berichte ttber Bibliotheken einzebier StSdte. 21
Kathedralglassoheiben bestehende Glaswand, in der sich 2 grotae Schalter
befinden, an denen von 4 Beamten die gelesenen Bücher in Emprang genommen
nnd neue ausgegeben werden.
links von der oberen Diele lie^ der Zeitschriften-Lesesaal. Auf drei
sich^ an den Wänden entlang ziehenden Leisten sind dort gegen 300 Zeit-
schriften ans allen Gebieten aufgestellt. Die Mappen, in denen sie sich be-
finden, sind in derselben Weise eingerichtet wie die der politischen Zeit-
schriften; nur haben sie auCserdem noch eine Ziffer, welche korrespondiert
mit der entsprechenden auf schmucken Emailleschildchen auf den Leisten an-
§ebrachten Zahl. Die Zeitschriften sind geordnet nach sachlichen Gruppen,
ie durch kostbare gravierte Stahlschilder bezeichnet sind. Ein Teil der
Zeitschriften ist in einem Repositorium in horizontalen Fächern untergebracht;
leicht bewegliche, schwarz lackierte Metallräbmchen, in denen sauber bedruckte
weiCse Täfeichen den Namen der im Fache liegenden Zeitschrift angeben, sind
oberhalb der einzelnen Fächer befestigt.
Das Bücher-Lesezimmer enthält einen, eine ganze Wand bedeckenden
Wandschrank zur Aufstellung der Nachschlagewerke, zum Aufhängen neuer
nnd zum Aufbewahren der älteren Patentschriften. Atlanten und Bilderwerke
liegen horizontal in einem besonderen Gestell; ebenso die Zeitschriften über
Kunst, Kunstgewerbe und Mode. Etwa 100 geographische Zeitschriften, von
der Jenaer geographischen Gesellschaft zur VenUgung gestellt, werden in
kurzer Zeit ebenfalls im Bücher-Lesezimmer untergebracht werden. Endlich
befinden sich dort, auf stark geneigte Wandleisten hingelegt, neue Broschüren
und neuangeschaffte Werke.
Hinter dem Ausleiheschalter befindet sich das mit zahbeichen Kegalen
insffestattete Beamtenzimmer und daran anschlieCsend das grofse Büchermagazin,
in dem die Bücher auf mit Zahnleisten versehenen Kegalen aufgestellt sind.
Anlserdem liegen in dem ersten Obergeschofs ein Konferenz -Zimmer, ein
weiterer Arbeitsraum, ein Turmzimmerchen für den die Reparaturen besorgenden
Bncbbinder und endlich ein dem Litterarischen Museum^ einer akademischen
Gesellschaft, zur Verfügung gestelltes Zimmer, in dem wissenschaftliche Fach-
zeitschriften , nach Materien geordnet, auf schräge Wandbretter gestellt sind.
Alle Käume sind mit eichenen Tischen, mit bequemen Sesseln und be-
häbigen Sophas ausgestattet. Zahlreiche hohe und breite Fenster lassen das
"hgeslicht mächtig hmeinfluten, und eine vorzügliche Grasglühlicht-Beleuchtung
tritt am Abend in Wirksamkeit; nur das Büchermagazin und die Beamten-
ummer sind elektrisch erleuchtet.
Die HoflOaung, dals die stetige Zunahme an Buchlesern und an Be-
SQcbern der Leseräume nach Beziehen des neuen prächtigen Hauses relativ
noch stärker werden wird, hat sich bisher glänzend erfüllt.
Eine Statistik der Benutzung der beiden ersten Volksbibliotheken in
^»el während der Jahre 1896—1900 befindet sich in dem Bericht über die
jCfwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Kiel in
^?r Zeit vom 1. April 1896 bis 31. März 1901. Eine dritte Volksbibliothek ist
^ einer vom Oberpräsidenten der Provinz Schleswig- Holstein gewährten
'^^fliüfe von 200 Mark ueubegründet. P. 0.
Am 14. April 1902 wurde in Kreuznach eine städtische Volksbibliothek
^^ Lesehalle eröfl&iet, über die wir in der nächsten Doppelnummer einen
*^ftihrlichen Bericht bringen werden.
Die Strafsburger Volksbibliothek und Lesehalle (Giefshausgasse 2a)
^*lt der Redaktion mit: Unsere Lage hat sich seit dem letzten hier gegebenen
^^licht erheblich verbessert. Auf ein vom Volksbibliotheksverein ciogereichtes
y^auch. in dem insbesondere auf die LcistuDgen anderer Städte zu Gunsten
j^i" Volksbibliotheken sowie auf den vergleichsweise ganz gewaltigen Umfang
^^ Ausleihe hingewiesen war, hat der Gemeinderat eme Beihilfe von 5000 M.
22 Berichte über BibUotheken einselner Stibdte.
votiert, die dem Verein anf erstattetem Bericht alljiUirlich zm VerfÜgimg
gestellt werden sollen.
Hierdurch belaufen sich die Einnahmen des Vereins, regelmälslgen Ehi-
saaia der Mitgliedsbeiträge vorausgesetzt, anf gegen 10000 M., womit die
Bibfiothek zwar nicht ausgebaut, aber doch wenigstens unterhalten und weiter-
geführt werden kann. Die Bändezahl beträgt nunmehr gegen 7000; da aber
täglich deren gegen 400 verlangt werden, so ist das Musverhältnis immer
noch sehr ctoIs, und es ist auch in der nichtbelletristischen Litterator der
seltenere Fsul, wenn die Nachfrage nach einem bestimmten Buch befriedigt
werden kann. Auch die Räume sind peinlich eng und genügen schon jetzt
nicht mehr zur Au&tellung der Bücher.
Dagegen hat das Personal eine hinreichende Verstärkung erÜBibren, so-
dals wenigstens der jetzige Personenverkehr (über 300 täglich) ohne Ueber-
lastung der Beamten aufrecht erhalten werden kann.
In Basel ist auf dem Gebiete des Volksbibliothekswesens ein bedeut-
samer Fortschritt erfolgt. Zwar wurde bis jetzt schon in dieser Beziehung
viel geleistet. Von der rührigen Gesellschaft zur Beförderung des Guten
und Gemeinnützigen, die im letzten Frühjahr ihr 125 jähriges Bestehen
feiern konnte, wurde im Jahre 1S07 eine Jugendbibliothek, 1823 eine .Bürger-
bibliothek", 1842 eine Arbeiterbibliothek gegründet; letztere stand unent-
f eltlich, die beiden ersteren gegen einen kleinen Abonnementsbetrag offen,
n diesen Bibliotheken kam im Js^re 1SS3 eine wertvolle Er^Lnzung. Es
bildete sich ein Verein für Volksbibliotheken, welcher in Verbindung mit der
gemeinnützigen Gesellschaft im Laufe der Jahre 13 verschiedene Voiksbiblio-
tneken einrichtete und dieselben, da die vorerwähnten Bibliotheken im Centrum
der Stadt sich befanden, mehr an der Peripherie aufstellte. Diese verschiedenen
Bibliotheken konnten aber zum Teil wegen Knappheit der Geldmittel wöchentlich
nur 1 — 3 mal geöffnet werden; auch sonst standen einzelne derselben durchs
nicht auf der wünscbbaren Höhe. Auf mehrfache Anregungen hin wurde n
eine Vereinigung der verschiedenen Bestrebungen herbeigeführt und di<
gemeinnützige Gesellschaft mit der Leitung des Ganzen betraut. Znglei '
wurde die Gelegenheit zu einer Sichtung und Vermehrung der Bücherbe-
stände, namentlich aber zu Verbesserungen in der Verwaltung benutzt
Nach langen Vorarbeiten wurden nun am 15. Oktober 1902 die „aligemein<
Bibliotheken" eröffnet. Dieselben bestehen zur Zeit: a) aus der „Tiei
städtischen Bibliothek", aufgestellt im Schmiedenhof. dem Gesellschaftsse
bände der gemeinnützigen Gesellschaft im Centrum der Stadt gelegen, üe
öffnet ist diese Bibliothek wochentäglich von 6 — 8^/2 Uhr und aulserdei
Mittwoch und Samstag von 1—3 Uhr. Bändezahl c. 7500; eine Vermehruo
ist zum Teil schon in VorbereituDg. — b) ans den 13 Qnartierbibliotheke
in den verschiedenen namentlich änüseren Quartieren der Stadt, wöohentlicEm
1 — 2 mal 1 Stunde geöffnet. Bändezahl zwischen 500 — 950. Den Lesern de»"
Quartier bibliotheken ist auch die Möglichkeit gegeben durch ihre Bibliothek
Bücher aus der Freien städtischen Bibliothek zu beziehen. Die Benutzung
aller dieser Bibliotheken ist unentgeltlich, nur hat jeder Leser 1. Fr. — oder
wenn er zwei Bände zu beziehen wünscht 2 Fr. — zu deponieren. — Da der
Lesestoff sorgfältig ausgewählt ist, die Bibliothekslokale günstig lieeen mid
die Verwaltung eine freundliche ist, ist auf eine rege Benutzung der zao
Teil neuen Einrichtungen zu hoffen.
Basel. Georg F ins 1er.
Boston >) hatte nach der Volkszählung von 1900 eine Einwohnerzahl tos
560892. Das Jahresbudget der Stadtbibliothek betrug 1901/02 i^ 328229,90,
i) 5oth annual report ofthe trustees of the Public Library oftheCity
of Boston. 1901 — 1902. Boston, Municipal printing ofBce 1902. (2 Bl., 168 S-t
1 Titelbild, i Stadtplan, 5 Tafeln in. Grundrissen, 3 Tabellen) 8«.
Sonatige Ifitteünngeii. 23
oder nmd M. 1 400000 M., der Zuschuis der Stadt $ 302000. also auf den Kopf
der Bevölkerong etwa 2 V« M. ! Das ^Bibliothekssystem*' bestand ans der
Zentrale, 10 Bibliotheken, 21 „Stationen'^ davon 10 mit Leseranm und 117
^Agenturen", d. h. Stellen, wo kleine Büchersammlongen zeitweise deponiert
urerden; 44 davon sind Schalen. Die Zahl der Bände wuchs aof 812264,
davon 635 501 in der Zentrale. Die Zahl der Leserkarten stieg auf 72902;
das Mindestalter der Leser war von 12 auf 10 Jahre herabgesetzt worden.
Terliehen worden 1483 513 Bände, darunter durch die ZweigbiDliotheken etc. :
1 158966, die Lesesaal-Frequenz wurde nicht gezählt.
Am 12. Oktober 1852 ging der erste förmliche Beschlufs der Stadtver-
-tretung die Gründung der Bibliothek betreffend, durch. Die Anstalt feiert
also ihr 50 jähriges Jubiläum: unter wie glänzenden Umständen, verrät der
oben ausgezogene JaJiresbericnt. C. N.
Sonstige Mitteilungen-
Begründung von Bibliotheken durch Arbeitgeber. Einschlägiges
Material merzu bietet das Werk des Geh. Ober-Regiernnjrarats Julius Post:
Mosterstätten persönlicher Fürsorge von Arbeitgebern nlr ihre Geschäfts-
angehörigen. Berlin 1889—93. Bd. 1. S. 74f.; Bd. 2. S. 170 f. u. 694 f.
Gegen die Sucht, alles ohne Auswahl zu „ verschlingen **, selbst die
Litteratur, die den eigenen Kräften entschieden nicht entspricht, richtet sich
das Oitat:
„Kein unverdaulicher Menschenkind,
Als Dummköpfe, die gebildet sind.**
Wir, die wir auch den wenig Begabten die Möglichkeit verschaffen
wollen, sich weiter zu bilden, rechnen damit, dafs auch einmal der falsche
Weg zum Ziele eingeschlagen werden könnte und fordern mit aus diesem
Grunde den wissenschaftlicn gebildeten Bibliothekar für die Volksbibliothek
Der Bibliothekar muls gegebenen Falls als Erzieher zu wirken verstehen. J.
lieber den EinfluDs der Bildung auf die Gesittung und die wirt-
lehaftliche Lage des Volkes spricht Professor Wilhelm Förster in seiner
»Rede zur Gedächtnisfeier Friedrich Wilhelms UI.'', Berlin 1892. J.
In einem Briefe aus dem Jahre 1748 schreibt Geliert an einen
Freund in Schlesien: ,,Mein gröfstor Ehrgeiz besteht darin, dafs ich den Ver-
nflnf^gen gefallen will und nicht den Gelehrten im enteren Verstände. Ein
kluges Frauenzimmer gilt mir mehr als eine gelehrte Zeitung und der nied-
rigste Mann von gesundem Verstände ist mir würdig genu^,
seine Aufmerksamkeit zu fesseln , sein Vergnügen zu befördern und ihm m
einem leicht zu behaltenden Ausdrucke gute Wahrheiten zu sagen und edle
Empfindungen in seiner Seele rege zu machen.'^ (Neddeu, Quellenstudien
zo Gellerts Fabehi und Erzählungen 1899. S. 14.) J.
Eine Buch er Stiftung. Ein ungenannter Privatmann hat die Summe
von zehntausend Mark gestinet, um Cnamberlains „Grundlagen des
Neunzehnten Jahrhunderts" an solche Institute geschenkweise zu ver-
teUen, welchen die Anschaffung dieses Buches bisher nicht oder nur in un-
genügender Anzahl möglich war. Nach dem Wunsche des Stifters sollen zu-
24 Sonstige Mftteflungen.
nächst öffentliohe Bibliotheken und Lesehallen, Lehrer- nnd Schnlbibliotheken
sowie die Büchereien studentischer Verbindangen und gröfserer Vereine be-
rücksichtigt werden. Bewerbungen sind an die Yerlagsanstalt F. Brnokmann,
A.-6. in München, zu richten.
In den Vorträgen und AuÜBätzen der Comenius-GeseUschaft, Jg. 10,
Stück 3 (Berlin 1902), handelt der Bibliothekar an der städtischen Volks-
bibliothck zu Charlottenburg Dr. G. Fritz über „Die Neugestaltung des
städtischen Bibliothekswesens. Nebst einer Uebersicht über den
gegenwärtigen Stand der Bücherballenbewegung.^ Damach sind städtische
Bücher- und Leseballen in Deutschland bis jetzt eingerichtet in Berlin,
Düsseldorf (181)6), Erfurt, Köln (1S97), Charlottenburg (1896), Breslau, Kassel,
Glauchau, Grünberg, Potsdam (1899), Aschersleben, Bromberg, Freibnrg i. B.,
Itzehoe, Magdeburg, Offenburg (1900), Darmstadt, Duisburg, Essen, SchOne-
berg b. Berlin, Zerbst (1901), Elberfeld, Osnabrück, Straftburg i. E., Witten-
berg, Worms (1902).
Abgesehen von der Begründung ganzer Bibliotheken aus Privatmitteln
wie der H. Heimannschen Bibliothek zu Berlin und der Kruppschen Lesehalle
in Essen sind grössere Schenkimgen für Bücher- und Lesehallen zu verzeichnen
u. a. von E. Werkmeister in Charlottenburg (23 000 M.) , Professor F. A. Leo
in Berlm (1354000 M.), Kommerzienrat Engelhom in Stuttgart (80000 M.),
Stadtrat Jacobi in Stralsburg i. E. (20000 M.). namhafte Geldzuwendnngen
wohlhabender Bürger in Bremen, Hamburg und Elberfeld sowie neuerdings,
eine Stiftung des Kommerzienrats Otto Müller in Görlitz im Betrage voik.
100000 M. und des Oberbergrats Dr. Weidemann in Dortmund in der Höh^
von 10000 M. Dazu kommt die oben (S. 19) unter Hamburg erwähnte lieber —
Weisung von 150 000 M. durch die „Allgemeine Versorgungsanstalt*' an di^
dortige Stadtbibliothek.
Neue Bibliotheksgebäude für Lesehallen wurden errichtet in Charlotten—
bürg, Jena, Stuttgart, gröDsere Umbauten wurden vorgenommen in Bremezx.
und Elberfeld. — r—
Normalgröfse der Katalogzettel. In diesen Blättern, Jg. 1. S. 6^,
sprach ich den Wunsch aus, alle Volksbibliotheken möchten für ihre Katalog--
Zettel (d. h. für solche die stehend in Schubkästen aufbewahrt werden) ein^
Normalgröfse annehmen, und zwar die, welche in Amerika und EInglanA
als die vorteilhafteste erprobt ist (12 Va x 7 Vs cm) und auch schon in Deutsch^
land, (Jena, Essen : Kruppsche BUcherhalle, seitdem auch in Essen : Städtisdi^
Bücherhalle und Elberfeld) Eingang gefunden hat. Die Brauchbarkeit solche^
Zettel (oder Karten cards) hÄngt ab einerseits von der Güte des Papier^
(Karton), andererseits und vor allem von der absoluten GleichmäJGsigkeit de^
Höhe. Die Oberfläche eines langen Zettelblocks muls so glatt sein wie de^
Schnitt eines Buches. Diese Gleichmälsi^keit ist aber nur zu erreichen dnret»
besondere kostspielige Maschinen, wie sie das Library Bureau besitzt.
Auf Anregung von Paul Ladewig hat nun die Buchbinderei-Aktien^
Gesellschaft vorm. Gustav Fritzsche in Leipzig-Reudnitz, Cmsin»-
Str. 4 — 6 die Kosten daran gewagt und bringt jetzt Katalogzettel in deift
Handel, die wie mir aus der Praxis versichert wird, denen des L. B. genao
gleich noch und an Güte ebenbürtig, dabei billiger sind. Es ist dringend za
wünschen, dafs diejenigen neu zu gründenden oder neu zu katalogisierendeD
Bibliotheken, welche nicht die Lipmanschen Lsmgzettel mit KapseTverschlaft^
sondern stehende Zettel in Kästen verwenden, das Weltformat, so kann man
es wohl nennen, annehmen und von Fritzsche beziehen.
Desgleichen erzeugt Fritzsche Katalogkästen und -schränke io
gleicher gefälliger und solider Ausführung wie das Library Bnrean zu teib
Sleichen, teils niedrigeren Preisen. Der deutsche Bezieher spart also mindestens
en Zoll und die Mehrfracht des Auslandes.
Sonstige lOtteilangeii. 25
Um die Zettel, die ein Sehabfach nicht füllen, fest zu stellen, brancht
man Stellklötze. Fritzsche fabriziert solche die bedeutend praktischer sein
müssen, als die des L. B., wenigstens hat eine deutsche Bibliothek ihre
amerikanischen aus ihren Kästen entfernt und durch die von Fritzsche ersetzt.
Femer fabriziert Fritzsche eine Heftmappe für Zeitschriften und für
Elatalo^e, die aus CToIsen, in Bandform vereinigten losen Blättern mit ein-
giSchoDenen Schma&etteln bestehen. Diese Mappe wird der Prüfung der
teressenten empfohlen. C. N.
Jugendschriften in Schweden. Der Fredrika- Bremer -Bund in
Stockholm, Drottninggatan 54 ^ (benannt nach der bekannten Schriftstellerin)
hat die Pflege der Jngendschriften zu einem Hauptfelde seiner Arbeit gemacht
und giebt Verzeichnisse empfehlenswerter heraus. Das von 1892: Förteckning
öfver für bam och ungdom lämpliga böcker upprätad af Fredrika-Bremer-
förbondets bokkommit^, är 1S92. Stockholm, Aftonbladets aktiebolags tryk-
keri, 55 S. 8^ (Verzeichnis von für Kinder und die Jugend passenden Büchern,
aufgestellt vom Buchkomit^ . . .) führt die Titel der Bücher auf unter Angabe der
Altersstufe, für die sie passen ; jährlich erscheinen Nachträge lithographiert.
Auiserdem wird jährlich zu Weihnachten eine Liste ausgewählter Neu-
erscheinungen veröffentlicht unter dem Titel: Böcker ft3r barn och ungdom
lulen . . .) (Bücher für Kinder und die Jugend Weihnachten . . .). Die meisten
Titel shid begleitet von mehr oder weniger ausführlichen kritischen Be-
merkungen und Angabe des Alters, für welche sie passen. Die Liste von
1901 war 26 Seiten 8^ stark.
Auliserdem hat der Bund noch herausgegeben: Böcker i urval frän
Fredrika-Bremer-fÖrbundets boklistor. Sth., Druck wie oben, 1898. 7 S. 8".
(Bücher in Auswahl aus den Bücherlisten . . .) Diese Auswahl enthält das
nach dem Urteü des Buchkomit^s Beste. Wie das Komit^ sich zu den Be-
strebungen stellt, welche in Deutschland durch die Jugendschriften- Ausschüsse,
Hamburg an der Spitze, vertreten werden (Betonung des litterarischen
Wertes), vermag icn nicht zu beurteilen. Die schwedischen Verieger geben
sich grofse Mühe, dals ihre Bücher in die Listen aufgenommen werden. Daraus
geht hervor, da£9 die Listen auf das Publikum einen bedeutenden Einflufs
gewonnen haben. Wären wir in Deutschland auch erst soweit ! C. N.
Volksbibliotheken in Finnland. In der Nov.-Dez.-Nummer der
„Mitteilungen des Evangelisch- sozialen Kongresses schreibt Superintendent
Kaydt-Lingen : Wohl in keinem Lande der Gegenwart sind Stadt- und Volks-
bibliotheken mit guten Leseräumen, grofsen Büchersammlungen und zahl-
reichen Zeitschriften für alle Stände und fast Jedes Lebensalters so verbreitet
alB hier, und eerade augenblicklich wird in Abo, unmittelbar am Ufer der
Aura, für dieselben ein palastähnliches Gebäude errichtet, dessen grofse Kosten,
ohne ihre Höhe zu begrenzen, ihr Stifter und einsichtsvoller Förderer, der
hiesige Kommerzienrat Fr. von Rettig übernommen hat. C. N.
Neuerdings sind in den Vereinigten Staaten die wechselseitigen Be-
ziehungen zwisdien den öffentlichen Bibliotheken und den Schulen Gegenstand
besonoerer Aufmerksamkeit geworden. In dem Report ofthe Commis-
sloner of Education for the year 1899—1900. Vol. 1 (Washington 1901)
flnden sich auf S. 663 — 719 (Kapitel XIII) über diese Frage zahlreiche
Beiträge, die zum Teil auch das Bibliotheksverwaltungsgebiet eingehend be-
rühren. Im 2. Bande desselben Report giebt der bekannte Bibliothekar der
Forbes- Library, C.A.Cutter, einen Ueberblick über die Entwicklung des
Bibliothekswesens in den Vereinigten Staaten (The development of public-
libraries S. 1352—1359). Im ersten Jahre des 19. Jahrhunderts hatten darnach
die Vereinigten Staaten ganze 64 populäre Bibliotheken aufzuweisen, im letzten
Jahre des 19. Jahrhunderts besalsen sie deren 10 000 mit rund 40 MiUionen
Bänden. Zahlen sprechen! — r —
3^ Büohenchao.
Bücherschau,
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
Alfred Cotgreave, Views and memoranda of Public Libraries. London
Library aids Co., 1901, (V, 326 S.)
Li 450 IllujBtrationen bietet das Werk Pläne and Ansichten von Biblio-
thoksgebäuden , Portraits von Bibliothekaren und eine statistische Uebersicht
der Public Libraries GroCsbritanniens. Von deutschen Bildungsbibliotheken
ist die Heimannsche zu Berlin in 3 Abbildungen vertreten. Unseren grölseren
Bücherballen sei das Buch angelegentlichst empfohlen, es eignet sich zur Auf-
stellung im Lesesaal. — r —
Dana, John Cotton, De beteekenis van de openbare leesbibliotheek
in het leven van een stad. Rede, vertaald door H. GrerUngs. Hilversum
(Stoomdrukkerij Gaarlandt & Van Looy, Amsterdam) 1902. (27 S., 2 Taf. m.
Grundrissen.) b ^. 0,25 holL Gulden.
Die vorzügliche Ansprache, die J. C. Dana, früher Stadtbibliothekar in
Denver CoL, jetzt in Newark N. J. Tnicht N. Y., wie auf dem Titel steht), bei
der Einweihung der neuen Stadtbibliothek zu Trenton N. T. gehalten, hat.
Herr Gerlings in Hilversum, ein eifriger Verfechter unserer Sftche, „tu he^:
Amsterdamsch* übersetzt um dort Propagenda zu machen. Wir w&isehen^
ihm besten Erfolg! G. N.
Libraries of Greater New York. Manual and historical sketch of the Nei^*
York Library Club. New York 1902, (185 S.), 75 cents.
Das hübsch ausgestattete Büchlein giebt den Namen, die Adresse, ein^
kurze Geschichte und Statistik der 288 , mit EinschluDs der Filialen 350 Nev^
Yorker Bibliotheken. Aus dem Anhang geht hervor, wie erfolgreich di^
Thätigkeit des Library Club daselbst seit seiner Begrtlndung L JT 1885 ge-
wesen ist.
Mary Wright Plummer, Hints to small libraries. S. edition revised and
enlarged. Brooklvn, N. Y., The author, 1902, (67 S.)
Die erste Auflage dieses vorzüglichen kleinen Leitfadens erschien tS94.
In 11 Kapiteln erteilt die Verfasserin, Bibliothekarin am Pratt histitute so
Brooklyn. Winke über die Verwaltung kleiner Büchersammlungen. Obschon
ausschlieislich für amerikanische Verhältnisse berechnet, verdient die Schrift
doch auch einen Platz in der bibliothekswissenschaftlichen Abteilung unserer
SOfseren Bibliotheken, da sie manche praktische Fingerzeige von allgemeinerem
teresse bietet und zur Orientierung über die in den Freien öffentllehen
Bibliotheken der Vereinigten Staaten übliche Verwaltungstechnik dienen kann.
— r—
An Jahresberichten erhielten wir:
4. Jahres-Bericht (I.April 1901 bis 31. März 1902) der Volks -Bibliothek n
Königshütte O.-S. (12 S.)
Ferner wurden uns zugesandt die
Ansprachen gehalten bei der Uebergabe des neuen Lesehallengebäudes seitens
der Carl Zeifs- Stiftung an den Lesehallenverein in Jena, 20. September
1902. (16 S.)
Ordnung für die Freie städtische Bibliothek in Basel
An Bücherverzeichnissen gingen uns zu:
Katalog der Freien städtischen Bibuothek Basel. 1902. Basel, Friedrieh
Keii£art, 1902. (408 S.)
Bücher und Zeitschriften der ersten städtischen Volksbibliothek und Lesehalle.
Berlin, Mohrenstrafse 41. Zehnte vermehrte Auflage. Berlin, Gebrüder
Grunert, 1901. (VIII. 369 S.)
Vergleicht man diesen stattlichen Band mit den 114 Seiten umfassenden
Bücherverzeichnis derselben Bibliothek aus dem Jahre 1896, so vermag min
Bttohenohftu. 27
u^ diesem einen Beispiel die Fortschritte des Berliner städtischen Bibliotheks-
weaens, worüber wir oben berichtet haben, so recht zu erkennen. Es liefen
UiB an&er diesem Katalog noch vor die bereits früher erwähnten Verzeichnisse
der 2.y 3., 4., 5. und 6. Lesehdle sowie die seitdem erschienenen Verzeichnisse
der übrigen Lesehallen, n&oalich:
Bücher, Zeitschriften und Zeitungen der 7. städtischen Lesehalle. N. Watt-
StraTeie. Berlin 1902; — der 8. städtischen Lesehalle. SO. Waldemar-
stralse 77, ebd. 1902; — der 9. städtischen Lesehalle. 0. Strafsmannstrafee
6—8, ebd. 1902; — der 10. städtischen Lesehalle. 0. Rigaer StraCse 114,
ebd. 1902; — der 11. städtischen Lesehalle. An der Ehrenbergstralse,
ebd. 1902.
Bücher -Verzeichnis der öffentlichen Bücherhalle zu Hamburg. 3. Auflage.
1. Teil: Belehrende und wissenschaftliche Litteratur. Hamburg 1902. (704 8.)
Neuanschaffnneen der Bibliothek des Volksvereins für Plagwitz-
Lindenan Januar bis Oktober 1902. — r—
[Karl Noack,] Bücher-Verzeichnis der Städtischen Lese- und Bücher-
haUe zu Darmstadt. Darmstadt, Druck von Eduard Roether 1902. XUI,
268 S. 8«. Preis 50 Pfennig.
Es geh()rte viel und vielerlei dazu, um von der alten zur neuen Volks-
bibliothek zu gelangen: bessere Bücher, mehr Bücher, bessere Kataloge, mehr
öffentliche Stimden, leichtere Benutzung, Leseränme mit dem richtigen und
reichlichen Lehrstoff, fachmännische Leitung. Das alles mulis eine städtische
Bildmiffsbibliothek erfüllen, wenn sie Erfolg haben soll ; das wesentlichste von
allem aber ist das erstgenannte: ein Bücherbestand von Grund aus verschieden
von dem der alten VoTksbibliothek. Es war die wichtigste und schwierigste
Aufgabe der deutschen BUcherhaUen- Bewegung, diesen Bestand auszuwählen,
und es genügte wirklich nicht, an Stelle der alten Volksbibliotheks- Kataloge
etwa einen Auszug aus dem Volckmarschen oder Köhlerschen Weihnachts-
katalog zu setzen; es bedurfte dazu ausgedehnter Bücher- und Litteratur-
kenntniB und selbständigen Urteils. Beides besafs Ernst Jeep, wenn erden
Bücherbestand der Charlottenburger Volksbibliothek auswählte, und sein
Katalog von 189S bildet einen Markstein in der Geschichte unserer
Bewegung; mit ihm war die wesentlichste Grundlage gegeben, auf der die
folgenden Bücherhallen bauen konnten.
Mit Recht betont G.Fritz in sehiem Bericht über die Bücherhallen-
bewernng (Comenius -Blätter Jg. 10, 1902, Heft 8—10, S. 107), dafs die alte
Volksbibuothek und die neue, die Bücherhalle^ einander geradezu entgegen-
fMsetzt sind. Das kann gar nicht oft genug wiederholt werden, denn weiten
reisen von BUdungsfreunden ist diese Thatsache noch nicht geläufig; soeben
finde ich das wieder bestätigt in der von Aug. Hoffmann unof H. Simon redi-
gierten Denkschrift: Die Wohlfahrtspflege in Rheinland, Westfalen
etc., Düsseldorf 1902; dort sind in dem Abschnitt über Volksbibibliotheken
(S. 166 ff.) die amerikanischen Public Libraries und die deutschen Volksbiblio-
theken einander gerade so gegenüber gestellt wie von uns Bücherhalle und
alte Volksbibliothek.
Die Qualität des Bücherbestandes giebt erst den Ausleihziffem Gehalt.
Kenne ich den Katalog nicht, so besagen mir hohe Ziffern nichts. Zehntausend
Bände ausgeliehen in Erfurt, Altona, Hannover, Zwittau oder in einer
Berliner stiMtischen Volksbibliothek vor-Buchholtzscher Zeit sind incommen-
Burabel mit zehntausend Bänden ausgeliehen in Jena, Charlottenbnrg, Hamburg,
Essen, Bremen, Osnabrück, Elberfeld oder in einer erneuerten Berliner
Yolksbibliothek.
Ein kritisches Urteil über die Leistung eines Bibliothekars bei der
Bttcherauswahl ist nicht so schwer, wenn ich weilis: er hatte so und soviel
Tausend Mark zur Verfügung und konnte nach freiem Ermessen anschaffen.
Anders, wenn er schon namhafte Bestände vorfand oder geschenkt bekam
und wenn ich seinen Fonds nicht kenne, wenn ich nicht weiis, welche guten
Werke er nicht anschaffen konnte aus Mangel an Mitteln oder weil eine
SB BUchenchftu.
andere, etwa wissenschaftliche Bibliothek am Orte sie schon bes&fe. Ein
solcher Fall liegt hier vor; gleichwohl glaube ich Herrn Bibliothekar Karl
Noack alle Anerkennung aussprechen zu dürfen.
Was die Einrichtung des Katalogs betrifift, so scheint es mir, als ob
in den letzten Jahren die Ansichten über die fUr unser deutsches Publikum
zweckm'äfsigste Form des gedruckten Katalogs sich geklärt hätten. Der
Kreuzkatalog (dictionary catalogue) nach amerikanischem Vorbild in
Zwittau, Kiel, Hamburg angewandt, hat jedenfalls zwei Vorzüge: man findet
ein bestimmtes, bekanntes Buch sicher und unbekannte über einen bestimmten
Gegenstand leicht. Aber jeder Buchtitel muis zweimal erscheinen, and du
schwellt den Umfang. Paul Ladewigs Katalog der Kruppschen Bücherhalle
in Essen ist systematisch; er zerfallt in nicht weiter geteilte Unterabteilung,
die m. E. zu ctoüs sind; er hat kein Sachregister. Arthur Heidenhains
Jenenser Katalog ist auch systematisch; er ist detaillierter als der Essener
und er hat ein Sachregister, das auf die (fortlaufend numerierten) Paragraphen
hinweist. Diese Katalogform hat, m. E. mit vollem Recht, Ankbmg ^runden:
die Kataloge der Berliner Volksbibliotheken (der erste unter der Kefonnän
Arend Buchholtz erschien bald nach dem Charlottenburger, vortrefflichen Inhalts,
aber ohne Sachregister) haben sie acceptiert, seitdem auch Charlottenburg,
wo Ernst Jeep bei seinem Katalog in dieser Hinsicht leider die Hände
gebunden waren, und Elberfeld. Das Numerieren der Paragraphen hat den
Vorzug, dafs bei Neuauflagen der Sachindex im wesentlichen bleiben kann,
während er bei blofser Seltenzählung jedesmal umgearbeitet werden mnis.
Bei dieser Katalogform kommt es m. E. darauf an, dafs die kleinsten Unter-
abteilungen (also die Paragraphen^ weder zu grofs noch zu klein genommen
werden. Beide Extreme stören die Uebersichtlichkeit. In den Paragraphen
herrscht zweckmälsig die alphabetische Ordnung, so findet man. hat man erst
den richtigen Paragraphen, auch ein bestimmtes gesuchtes Bucn.
In der Abteilung: Schöne Litteratur ist man sich wohl einig, nach
Nationen zu ordnen und innerhalb derselben alphabetisch, aber nicht einzeke
Gattungen (Lyrik, Drama, erzählende Prosa) zu scheiden. Praktisch finde
ich es, wie Ernst Schultze in der Neuauflage dieser Abteilung des Hambnr^r
Katalogs gethan, Gruppen zu bilden wie: „Romanische Litteratur*' und em-
leitend die Namen der Italicnischen, Spanischen, Portugiesischen Verfasser
aufzuzählen, worauf dann die Titel in einem Alphabet folgen. —
Der Darmstädter Katalog teilt auch nach Nationen ein, jedoch sind
deutsche Uebersetzungen ausländischer erzählender Prosa mit in die deutsche
Litteratur eingeordnet Verweisungen, „Dänische, Englische erzählende
Litteratur^', je an ihrer alphabetischen Stelle eingeschoben, führen die betr.
Verfassernamen kurz auf.
Ich für meine Person würde die Hamburger Anordnung vorziehen;
denn wenn auch ausländische Romane in deutscher Uebersetzung lese -quali-
tativ (man gestatte diesen Ausdruck) und folgeweise in der Lese - Statistik
mit den deutschen rangieren, so möchte ich sie doch im System des Katalogs
an ihrer nationalen Stelle wissen. Vortrefflich sind Hinweise wie Reli^öse
Dichtungen S. 49, Hessische Erzählungen, Hessische Dichter S. 29, Hessische
mundartuche Dichter S. 30, Darmstädter mundartliche Dichtung S. 15. Daüi
die in Sammelwerken wie Deutseher Novellenschatz enthaltenen Schriften
einzebi unter ihrem Verfasser aufgeführt sind, versteht sich ja ei^enüich von
selbst, aber es giebt Kataloge mit der Jahreszahl 1902, die das noch nicht thon.
Die Abteilung der belehrenden Schriften ist systematisch, die
Unterabteilungen sind nicht durchlaufend gezählt, sodafs das alphabetische
Sachregister (rund 800 Schlagworte) auf die Seiten verweisen maus. Die
UnterabteUungen haben einen bequemen Umfang, aber sie sind meist nicht
alphabetisch geordnet, sondern oft noch in sich bis ins Kleinste systematisch,
sodaCs eine gewisse Schulung dazu gehört, in einem solchen subdivision ein
bestimmtes Buch zu finden. Augenehm sind bei den einzelne Geschichtsperioden
umfassenden Paragraphen die Hinweise auf einschlägige Biographien in der
(wie billig alphabetisch nach dem Gegenstände georoneten) Abteilnng IX^
Bücherschaa. 29
„Lebensbeschreiban^en*. Nicht ganz konsequent scheint mir die Verteilung
der Titel von Schnften über Musiker und Dichter zwischen die Abteilungen
VIII, 4 u. 5 (Musik- bezw. Litteratnrgeschichte) und IX.
Ein besonderes Lob verdient die in allen Abteilungen in grolser Zahl
geschehene Aufnahme der in Zeitschriften steckenden Schönen und der be-
lehrenden Aufsatz-Litteratur; ich glaube in gleichem Umfange ist das noch nicht
oft geboten worden (in beträchtlichem durch Rektor H. Lund in den Kieler
VB-Katalogen, auch in der Abteilung Schöne Litteratur des Hamburger Katalogs) ;
und es steckt darin nicht nur eine groüse Arbeit sondern auch eine ganze
Men^e Urteil. Man sehe auf S. 239 ff. die Listen der vorhandenen Zeit-
schnftenbände durch, tiberschlage was überhaupt darin steht und ver-
gleiche dann welche Titel Karl Noack ausgezogen hat (sie sind leicht heraas
zu erkennen an den Z- Signaturen), z. B. bei der Schönen Litteratur unter dem
Namen Böhlau, Ebner- Eschenbach, Frapan, Harte, Heyse, H. Hoffmann,
W. Jensen, G. Keller, Kielland, I. Kurz, R. Lindau, C. F. Mever, Raabe, Roberts,
^E^c^ii®^ Storm, Wiehert, Wildenbruch ; ferner in den anaem Abteilungen die
meisten Paragraphen, z. B. wo Herman Grimm, Carl Jentsch und andere Mit-
arbeiter der Deutschen Rundschau, der Grenzboten etc. in Frage kommen.
Hier haben Urteil und Auswahl gewaltet, und man wird mir Recht geben,
wenn ich behaupte, dafs hier Urteil am Platze ist und, im Gegensatz zur ge-
lehrten Bibliothek, nicht Vollständigkeit, sondern Auswahl.
Es ist sehr zu wünschen, dals städtische Verwaltungsbeamte, die über
Bibliotheken Decernat oder Referat haben, an der Hand solcher Kataloge sich
recht gründUch klar darilber werden, welche Qualitäten ein Bibliothekar haben
mvSs und dais dann die glücklicherweise in manchen Städten schon vor-
handene richtige Bewertung des bibliothekarischen Berufs allmählich eine all-
gemeine werde.
KieL C. Nörrenberg.
B. Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
a) Systematische Uebersioht.
Von Dr. C. Lau sb erg.
Erstem Bibliothekar der städt. Lesehalle zu Düsseldorf.
Sammelwerke :
Aus Natur und Geisteswelt. Leipzig, Teubner.
KUlpe, 0., Die Philosophie der Gegenwart in Deutschland. (115 S.)
Geb. 1,25 M.
Qeisteshelden. Berlin, E. Hofmann & Co.
Borkowsky, E., Turgenjew. (217 S.) 3,60 M.
Illnstr. Monographien. Verl. v. Velhagen & Klasing, Bielefeld.
Hevck, Ed., Frauenschönheit im Wandel von Kunst und Geschmack.
Mit 130 Abb. (169 S.) Geb. 4 M.
Sammlung Göschen. Leipzig. Geb. je 0,80 M.
Bd. 159. Eckstein, K., Fischerei & Fischzucht. (141 S.)
„ 160. Ockel, H., Bayerische Geschichte. (135 S.)
„ 162. Haberlandt, M., Die Haupt-Litteraturen des Orients. I. Teil.
(106 S.)
„ 168. H ab er 1 an d t, M., Die Haupt-Litteraturen des Orients. U. Teil.
(110 S.)
„ 164. Grunsky, K^ Musikgeschichte des 10. Jahrhunderts. (131 S.)
„ 166. PolonsKij, G., Geschichte der russischen Litteratur. (144 S.)
Türmer- Jahrbuch 1003. Herausg. Jeannot Emil Frhr. von Grotthuss.
Stuttgart, Greiner & Pfeiffer. (412 S.) Geb. 6 M.
Webers illnstr. Katechismen. Leipzig.
Nr. 241. Ofterdinger, L., Maschinenelemente. (423 S.) Geb. 6 M.
30 Bttohenehan.
Weltpanorama, das gjoüe, der Reisen, Abenteaer, Wunder, Entr
decknngen und Kaltur£aten in Wort und Bild. Ein Jahrbuch für alle Ge-
bildeten. Stuttgart, Spemann, (603 S.) Geb. 7,50 M.
Geographie :
Baumberger, Blaues Meer und schwarze Berge. Volks- u. Landschafts-
bilder aus Erain, Istrien, Dalmatien, Montenegro. Eiusiedeln, Benzinger & Co.
(386 S.) Geb. 4M.
Breitenstein, U., 21 Jahre in Indien. Aus dem Tagebuche eines Militir-
arztes. UI. Teil: Sumatra. Mit 27 Abb. Leipzig, Th. Grieben. (232 S.)
Geb. 7 M.
Brüggen, v. d., Ernst, Das heutige Rufsland. Leipzig, v. Veit & Comp.
(276 S.) 6M.
Deckert, E., Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie. 3. Anfi.
Leipzig, C. E. Poeschel. (389 S.) Geb. 4,20 M.
Giberne, Agnes, Das Meer una was wir darüber wissen. Berlin, Siegfr.
Cronbach. (22S S.) 4,50 M.
Greinz, Rud., Von Innsbruck nach Ku&tein. Eine Wanderung durch das
UnterinnthaL Mit zahlr. Abb. Stuttg., Deutsche Veriagsanstalt (4* 152 S.)
Geb. 10 M.
Heck er, AI., Durch den St Gotthard, die Riviera und Südfrankreich bis ins
„Herz von Spanien^ Mit 170 Abb. Regensborg, G. J. Manz. (63S S.) 10 E
Hevesi, Ludw., Ewige Stadt, ewiges Liuid. Frohe Fahrten in Italien. Statt-
gart, Ad. Bona & Co. (366 S.) 3 M.
Kays er, y., B., Unterm südlichen Kreuz. Braunschweig, George Westermann.
(74 S.) 1,50 M.
K n o r t z , C, Streifzüge auf dem Gebiete amerikanischer Volkskunde. Leipzig,
Ernst Hoppe. (2b4 S.) 3,5o M.
Lampert, Kurt, Die Völker der Erde. Eine Schilderung der Lebensweise,
der Sitten, Gebräuche, Feste und Zeremonien aller lebenden Völker.
LBand. Mit 376 Abb. Stuttg.. Deutsche Verlagsanstalt (4''3S3S.) Geb.l2]L
IL « (4«42$S.) Geb. 12,50 M.
Larerrenz, V., Fiinz Heinrichs Amerikafahrt Berlin, H. J. Mei^nger.
(25SS.) Geb. 4M.
Lindenberg. P.. Auf deutschen Pfaden im Orient Berlin, Ferd. Dümmler.
(320 S.) Geb. 4M.
Märtens, P., Sud- Amerika. Mit Hlustr. Berlin, Joh. Ride. (284 S.) 4M.
Monographien zur Erdkunde (Velhagen & Klasing. Bielefeld). Bd. XIV.
Zobeltitz, T., F.. Berlin und die Mark Brandenburg. Mit 1S5 Abb. (191 S.)
Geb. 4 M.
Neumaver. t.. G^ Auf zum Südpol! Berlin, Felix Heinemann. >jgr- 8*.
4S5 S.) 15 M.
Oberländer. Eine Jagdfahrt nach Ostafrika. Mit dem Tageboeh eines
Elefantenjigers. Mit vielen Abb. Berlin. Paol Parej. (406 S.) 15 M.
Peters. Carl Im Goldland des Altertums. Forschungen zwia^en Zftmbea
u. SabL Mit 50 lllustr. München. J. F. Lehmann. (4üS S.) G€b. 16 M.
Richter. Jnl.. Die deutsche Mission in Südindien. Enihlnngen tmd
SchQderungen von einer Missions* Studienreise durch Ostindien, (äteralok,
C Bertelsmann. (275 S.) 3 M.
Schaf er. R^ Hochtouren in den Alpen. Spanien. Nordafrika, KalÜbinieii tmd
Mexiko. Mit 66 Abb. Leipzig. J. J. Weber, (gr. S*. 1 76 S.) 10 M.
S c ho e nf e 1 d . Dag.. Aus den Staaten der Barbareskes. BerliiL, Dietr. Reimer.
i2n7S. Geb > M.
Trinius. A.. Thüringer Wanderbuck. >. Band. Minden. J. C. C. Bnms.
»iri9S.^ Geb.6M.
Wllda. JohAunesw Sl M. Y. ^Meteor'. SportÜchea und ABerikaeiümaimgeB.
Berixa. H. P^teL (175 S-> 3 M.
Zabel. Rud.. Durch die Mandschurei und Sibirien. Reisea uad Stadien. Mit
146 Abb. Leipng. G. WigawL i314 S.) Gebu 10 M.
BtickeraohAYL 31
Gesohiohte:
Becker, K. F.. Weltgeschichte. Neu bearb. v. Grotz u. Miller. Mit Abb.
I. TL IL Bd. (S22 u. 292 S.) Zns. geb. 6 M. Stuttgart, Union, Deutsche Ver-
lagsanstalt
Berger, L., Der alte Harkort. Ein westfälisches Lebens- und Zeitbild.
4. Aufl. Leipzig, Jul. Baedeker. (650 S.) 3,50 M.
Bios, W., General Franz Sigels Denkwürdigkeiten aus den Jahren 184S/49.
Mannheim, A. Bensheimer. (165 S.) 1,80 M.
Braun, Dietr., Auf und ab in Südafrika. Erlebnisse eines Deutschen über
See. Berlin, F. Fontane & Co. (313 S.) 5 M.
Friederich. Der Herbstfeldzug 1813. L Bd. Bis zur Schlacht bei Kulm.
Berlin, Mittler & Sohn. (600 S.) 14 M.
Frobenius, Leo, Weltgeschichte des Krieges. Ein kulturgeschichtliches
Volksbuch. L Buch. Urgeschichte des Krieges. Mit 3U2 Abb. Hannover,
Gebr. Jänecke. (288 S. gr. S«.) 5,40 M.
Gr oeben, y., Aug., in seinen Briefen. 2. Aufl. Berlin, Mittler & Sohn. (409 S.)
6M.
Grraevenitz, v., G., Deutsche in Rom. Studien und Skizzen aus 11 Jahr-
hunderten. Mit vielen Abb. Leipzig, E. A. Seemann, (gr. 8^. 306 S.) 8 M.
Hardt. W., Geschichte unserer deutschen Kriegsflotte. Leipzig, Ed. Peter,
(70 S.) 0,60 M. Geb. 0,70 M.
Helbing, Franz, Die Tortur. Geschichte der Folter im Kriminalverfahren aller
Völker und Zeiten. Berlin, J. Gnadenfeld & Co. gr. 8<>. Zus. 12 M.
L Band. Vom Altertum bis zur Reformation. (268 S^
IL „ Von der Reform, bis zur Gegenwart. (268 S.)
Hayssen, G., Bilder aus dem Kriegsleben eines Militärgeistlichen. Ein Bei-
trag zur Kulturgeschichte des deutsch - franz. Krieges 1870/71. 10. Aufl.
Gebhardshagen, Heinr. Knackstedt. (340 S.) 6 M.
Im Kampfum Südafrika. (J. F. Lehmann, München).
Bd. I. Lebenserinnerungen des Präsidenten raul Einiger von ihm selbst er-
zählt (309 SO 5M.
n. Bd. Ben Viljoen, Die Transvaaler Im Krieg mit England. (404 SJ 8 M.
Johnston, Harry, Geschichte der Kolonisation Afrikas durch fremde Kassen.
Ans dem Englischen. Heidelberg, Carl Winter. (266 S.) 7 M.
Klee, G.. Friedrich der Groise. Die Geschichte seines Lebens erz. für Jugend
und Volk. Mit 102 Abb. Leipzig, 0. Spamer. (478 S.) Geb. 7,50 M.
Kromayer, Job., Antike Schlachtfelder in Griechenland. I. Band. Von
Epaminondas bis zum Eingreifen der Römer. Berlin, Weidmann. (352 S.)
12 M.
Kurz, Isolde, Die Stadt des Lebens. Schilderungen aus der florentinischen
Renaissance. Leipzig, H. Seemann Nachf. (285 S.) 5 M.
Laverrenz, Unter deutscher Handelsflagge. Gesch. der deutschen Handels-
flotte, ihre Stelhmg im Weltverkehr etc. Mit 130 Abb. Berlin, Herm.
Meidinger. (234 S.) Geb. 5 M.
Lenz, Max, Geschichte Bismarcks. Leipzig, Duncker & Humblot. (455 S.)
Geb. 8 M.
Lowell, Edw., J., Die Hessen und die anderen deutschen Hilfstruppen im
Kriege Grofs- Britanniens gegen Amerika (1776 — 1783) 2. Aufl. Braun-
schweig, R. Sattler. (250 S.) 5 M.
Meyer, Chr., Kulturgeschichtliche Studien. 2. Aufl. Berlin, Ver. für d. Litt.
(304 S.) 3,75 M.
Monographien zur deutschen Kulturgeschichte. Herausgegeben
V. Dr. G. Steinhausen. Band X. Die fahrenden Leute in der deutschen Ver-
gangenheit. Mit 122 Abb. Leipzig, Eugen Diederichs. (128 S.) Brosch. 4 M.
Petersdorf f, v., Hermann, Friec&ich der Groise. Ein Bild seines Lebens
und seiner Zeit. Beriin, A. Hofmann & Co. (gr. 8^. 575 S.) Geb. 16 M.
Pfeil, v. und Klein-EUguth, Das Ende Kaiser Alexanders II. Berlin, Mittler &
Sohn. (210 S.) 4M.
32 Bfichenchan.
Pf ist er, Alb., Deatsche Zwietracht. Erinneningen ans meiner Leatnantszeit
1859-1869. Stut^rt, Cotta. (357 S.) 6 M.
Rapp , General, Adjntant Napoleons I., Memoiren. Uebertragen von v. Bieber-
stein. Leipzig, Schmidt & GUnther. (346 S.) 6 M.
Kothert, Ed., Karten und Skizzen ans aer Entwicklung der grülseren
deutschen Staaten. Düsseldorf, August Bagel.
VI. Band des «historischen Kartenwerkes*'.
a) Nord- und Mitteldeutschland. Geb. 5 M.
b) Süddeutschland. Geb. 5 M.
Eoon, Albrecht Graf von, Generalfeldmarschall. Ein kurzes LebensbUd.
2. Aufl. Mit 6 Abb. Gütersloh, C. Bertelsmann. (113 S.) 0,80 M.
Schiel, Ad., 23 Jahre Sturm und Sonnenschein in Südafrika. Mit 39 Abb.
Leipzig, Brockhaus. (592 S.) Geb. 10 M.
S c h u b e r t - S 1 d e r n , V., y.. Die Borgias und ihre Zeit. Dresden, £. Pierson.
(398 SJ 3M.
StoU, Fr, Meine Erlebnisse bei der holländischen Schutztruppe. Leipzig,
Th. Grieben. (136 S.) 1,60 M.
Vehse, Ed., Friedrich der Grofse und sein Hof. Mit zahlr. Abb. Stuttgart,
Franckh'sche Verlagsb. (240 S.) Geb. 5 M.
Warmelo, van, Dietlof, Kriegsbilder aus Südafrika. Meine Erlebnisse im
Felde, insonderheit im Guerilla. Berlin, Meyer & Wunder. (166 S.) Geb. 311
Weltgeschichte in Karakterbildern. Verl. v. Fr. Kirchheim in Mainz.
Blennerhassett, Gh., Chateaubriand. Mit 60 Abb. (gr. 8^U0S.) Geb. 4 M.
Wieting, J., Erinnerungen aus dem südafrikanischen Kriege. Bremerhaven,
L. V. Vangerow. (159 S.) Geb. 2 M.
Wolf, Heinr., Einführung in die Sagenwelt der griechischen Tragiker. Leipzig,
Heinr. Bredt. (156 S.) Geb. 2 M. (Schlafs folgt)
b) 'Neue Eingänge bei der Bedaktion.
Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- und Auslandes (s. Jg. 1,
S. 86; 2, S. 29, 162; 3, S. 29, 136) Nr. 1566—1611. Verlag von Otto Hendel,
Halle a. S. (Preis 25 Pfennig pro Nr.)
Nr. 15()6— 1570: W. Alexis (W. Häring), Der Werwolf. Vaterländischer
Roman. — Nr. 1571 — 1573: A.Weifs, Polnisches Novellenbnch in deutschem
Gewände. Bd. 4. — Nr. 1574: H. Jahnke u. W. Schirmer, Kein Httsnng.
Volksschauspiel in 3 Akten. Mit freier Benutzung der Renterschen
Dichtung. — Nr. 1575: F.Halm, Der Fechter von Bavenna. Trauerspiel
in 5 Akten. — Nr. 1576: E. Augier, Familie Fourchambault Schauspiel
in 5 Akten. Aus d. Französ. v. R. Löwenfeld. — Nr. 1577 — 1579: M.
Twain, Die Abenteuer Huckleberry Finns (des Kameraden von Tom
Sawyer). Deutsch von H. Hellwag. — Nr. 1580: Das Heidebueh.
Lieder zum Ruhme und Preise der Heide. Gesammelt von H. Bothmer.
— Nr. 1581 : F. v. Schiller, Demetrius. Ein dramatisches Fragment. —
Nr. 1582: F. Halm, Wildfeuer. Dramatisches Gedicht in 5 Akten. —
Nr. 1583—1589: W.Alexis (W. Häring), Der falsche Waldenwur. Vatc^
ländischer Roman. — Nr. 1590—1593: Multatuli (Eduard DouwesDekker),
Millionen-Studien. Aus d. Holland, v. K. Mischke. — Nr. 1594: L. N.Graf
Tolstoi, Die Früchte der Aufklärung. Lustspiel in 4 Akten. Aus d.
Russ. übers, v. B. Haafs. — Nr. 1595, 1596: J. Brinckman, Kasper-Ohm
un ick. — Nr. 1597, 1598: Omar Chajjam, Sprüche. Aus d. Fers. v. IL
R. Schenck. — Nr. 1599: K. F. G. Töpfer, Der Pariser Taugenichts.
Lustspiel in 4 Aufzügen. — Nr. 1600—1605: Friedrich der Grofse als
Kronprinz im Briefwechsel mit Voltaire. Deutsche Bearbeitung von H.
Hersch. — Nr. 1606-1609: Kardinal Wise man, Fabiola oder me Kirche
der Katakomben. — Nr. 1610: Bauern fe lud, Fortunat Dramatisches
Märchen in fünf Akten. — Nr. 1611: W. Schirmer, Ut de Franzosentid.
Zeitbild aus den deutschen Freiheitskriegen in 4 Akten nach Fritz Renten
Erzählung.
Btteherschau. 33
Meyers Volksbücher (s. Je. 1, S. 36; 2, S. 133, 195; 3, S. 136) Nr. 1311—
1334. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. (Preis 10 Pf. pro Nr.)
Nr. 1311—1328: Ch. Darwin, Die Abstammung des Mensehen und die
geschlechtliche Zuchtwahl. Aus d. Engl, von P. Seliger, Bd. 1. 2. —
r. 1829—1333: W.Alexis, Die Hosen des Herrn von Bredow. Vater-
ländischer Roman. — Nr. 1334: Fr. Halm (E. Freiherr von Münch-
Bellinghausen), Der Fechter von Ravenna. Trauerspiel in 5 Akten.
Reclams Üniversal-Bibliothek (vgl. Jg. 1, S. 36; 2, S. 195; 3, S. 29, 136).
Leipzig, Philipp Redam iun. (Preis 20 Pf. pro Nr.)
Nr. 4311: H. v. Zobeltitz, Das Brett des Kameades. Novelle. —
Nr. 4312, 4313: M. Henckel, Anna Sophie Reventlow. Roman aus der
Zeit Friedrichs IV. von Dänemark. Aus d. DüDischen von Mathilde Mann.
— Nr. 4320: E. Kraemmer, Fröhliche Bürger. Norwegische Kleinstadt-
Beschichten, üebers. V. Ch. Feldtmann. — Nr. 4321 : E. Kraemmer,
Väter der Stadt Norwegische Kleinstadtgeschichten. Uebers. v. Ch.
Feldtmann. — Nr. 4324— 4326: J. Rameau, Die Hexe. Roman. Aus d.
Französ. übers, v. H. D6vid6. — Nr. 4331—4334: C. v. Glümer, Dönning-
hausen. Roman. — Nr. 4335: Multatuli (E. D. Dekker), Kleine Er-
zählungen und Skizzen. Aus d. Holland, übers, v. P. Räch 6. — Nr. 4336:
M. Stegmever, Rochus Pumpernickel. Musikalisches Quodlibet in drei
Aufzügen. Hrsg. von C. F. Wittmann. — Nr. 4337: T. von Tom, Offi-
ziersgeschichten. Humoresken. Bd. 2. — Nr. 4338: E. v. Wolzogen,
Ein unbeschriebenes Blatt Lustspiel. — Nr. 4339, 4340: J. F. Herbart,
Allgemeine Paedagogik. Mit Einleitung hrsg. von Th. Fritzsch.
Bibliothek (Volksbücher) der Naturkunde und Technik Stutt-
gart, Ernst Heinrich Moritz. In elegant Leinen ä Bd. 1 M.
Die bekannte Stuttgarter Verlagshandlnng veröffentlicht in einzelnen
gut ausgestatteten Bändchen für einen weiteren Leserkreis eine umfang-
reiche Bibliothek der Volksbildung, deren erste Serie die Gesundheits-
pflege (Jg. 2 der Blätter S. 63) unSalst, die zweite von der Rechts- und
ätaatskunde, die dritte von der Naturkunde und Technik handelt, während
die vierte eine iUustrierte deutsche Handwerkerbibliothek bildet. Unter
ihren Mitarbeitern befinden sich Namen von bestem Klange. Uns liegen
aus der dritten Serie (Jg. 3 der Blätter S. 32) z. Z. vor: Bd. 3/4. F. B.
Ahrens, Einführung in die praktische Chemie. Unorganischer und or-
ffanischer Teil. — Bd. 5. R. Hang, Hygiene des Ohres im gesunden und
kranken Zustande. — Bd. 7. G. Port, Hygiene der Zähne und des Mundes
. im gesunden und kranken Zustande.
Moderne Essays zur Kunst und Litteratur. Herausgeber Dr. Hans
Landsberg. Berlin, Gose & Tetzlaff. Preis pro Heft 50 Ff.
Hft.10. Th.Achelis, Leo N. Tolstoi. — Hft. 16. E.Gosse, Walt
Whitman. — Hft. 17. G. Hermann, Wilhelm Busch. Die übrigen bisher
erschienenen Hefte enthalten u. a. Bjümson , Böcklin , Kainz , Multatuli,
Raabe u. a. ^
Deutsche Heimat. Blätter für Kunst und Volkstum. Herausgeber Prof.
Dr. Ed. Heye k. 6. Jahrgang 1902/1903. Berlin W. 9, Meyer & Wunder.
Preis pro Quartal M. 1,60.
Auch in dem neuen Jahrgange dieser Zeitschrift müchten wir auf die
erwähnte Wochenschrift wiederum hinweisen. Sie eignet sich wie nur
eine zur Anschaffung für unsere deutschen Volksbibliotheken.
Hauslehrer-Schriften. Leipzig, Verlag von K. G. Th. Scheffer.
Nr. 1. Berthold Otto, Der Leipziger Bankkrach. IM. — Nr. 2. Ders.:
Polen und Deutsche. Ein Mahnwort an die deutsche Jugend. 60 Pf.
Wir haben Jg. 2, S. 162—163 auf die von demselben Verfasser heraus-
gegebene eigenartige Zeitschrift ,Der Hauslehrer" Wochenschrift für den
geistigen Verkehr mit Kindern (Leipzig, K. G. Th. Scheffer) bereits ein-
mal aufmerksam gemacht. Der «Hauslehrer" sei an dieser Stelle noch-
mals warm empfohlen. Aus ihm hervorgegangen sind obige Schriften,
IV. I, 2. S
34 Btidhenohaa.
die bei ihrer klaren, leicht f&Cslichen DarstellnngBart nicht nnr Kindern,
sondern audi dem gewühnlichen Manne Belehmnff bringen werden.
Herders Konversations-Lexikon. Dritte Auflage. Reich illnstriert
durch Textabbildungen, Tafeln und Karten. Bd. 1 . A bis Bonaparte. Frei-
burg LB., Herdersche Verlagshandlung, 1902. (VIII Ö. u. 1740 Spalten,
8 Karten, 11 Tafeln u. 5 Textbeilagen.) lOM. Geb. in Original-Halbfizbd.
M. 12,50.
Eine dritte Auflage nennt sich das neue Lexikon, thatsächlich ist es
ein vollständig neues Werk. Die früheren vier Bände haben sich aof
acht vermehrt. Gleichwohl ist diese Bändezahl im Vergleich zu unseren
grolsen Konversationslexicis noch immer eine mälsige, die Handlichkeit
infolgedessen eine grölsere, der Preis ein geringerer, zumal das Werk
aach in Lieferungen (160 Hefte k 50 Pf.) erscheint. Herders Konver-
sations -Lexikon sei besonders katholischen Volksbibliotheken und Lese-
hallen empfohlen. Es steht auf dem Boden der christlichen Welt-
anschauung und bringt auf den Gebieten, wo die Konfession in Fiase
kommt, den katholischen Standpunkt zum Ausdruck. Allerdings geschieht
dies ohne Aufdringlichkeit in durchaus irenischer Form, was ausarficklich
anerkannt sein möge.
Bedeutende Männer aus Vergangenheit und Gegenwart. Heraus-
gegeben von H. Fr. v. Ossen. Berlin, Hugo Schildberger. Preis pro Heft
50 Pf.
Heft 5. D.Joseph, Heinrich Schliemann. 2. Aufl. (32 S.) Eine an-
ziehend geschriebene Skizze des Lebens und der Ausgrabungen des be-
rühmten Archaeologen. Neben Schliemann wurden bisher noch Beethoven,
Darwin, Hauptmann, Ibsen, Lassalle, Lenau, Nietzsche und Richard Wagner
in ihrem Leben und Werken von A. Kohut u. A. kurz dargestellt
Männer der Zeit. Lebensbilder hervorragender Persönlichkeiten der Gegen-
wart und der jüngsten Vergangenheit. Leipzig, Hermann Seemann Nachf.
Bereits im 1. Jahrgange der Blätter ». 37 ist auf diese Sammlung
empfehlend hingewiesen worden. Zu den dort erwähnten Biographien
(Stephan, Krupp, Nansen, Nietzsche, Liszt, Forckenbeck und Windhorst)
sind inzwischen hinzugekommen die von Haeckel, Renan, Strauss, Max
Klinger sowie in dem uns vorliegenden 11. Bande Joseph Arthur Graf
von Gobineau von Eugen Kretzer. (263 S.) 3 M.
Ullsteins Sammlung praktischer Hausbücher. Berlin, Ullstein & Co.
In elegantem Leinwanabänden k Bd. 1 M., Doppelbd. 2 M.
me wenige für unsere Volksbibliotheken und Lesehallen zur Anschaffiong
geei^et. Das um&ngreiche Unternehmen ist noch nicht abgeschlossen.
Bis jetzt liegen vor: Bd. 1. G. Hahn, Ratgeber in allen Militär- Anffelegen-
heiten. 2. Aufl. — Bd. 2. K. Lenz, Der schriftliche Verkehr mit Behörden.
2. Aufl. — Bd. 3. H. Pilz, Wie gründet und leitet man einen Verein? —
Bd. 4. Ch. Koch, Das Mietrecht nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch.
4. Aufl. — Bd. 5/6. G. Bernhard, Der Verkehr in Wertpapieren. 3. Aufl.
— Bd. 7. A. Perls, Reichs- und Staats-Bürgerbuch#— Bd. 8. F. Voigt,
Berufswahl für Knaben. — Bd. 9. P. Voigt, Moderne Mädchen- und
Frauenberufe. — Bd. 10. M. Bauer, Allotria. Ein Buch der GeseUsohafts-
künste. — Bd. 11. H.Bauer, Die Elektrizität in Haus und Gewerbe.
2.Aufl. — Bd.l2. A. Daniel, Das Gesinderecht — Bd.l3. F. Meissner^
Die Blumenpflege im Zimmer. — Bd. 14. F. Meissner, Der Hausgarten.
— Bd. 15. Biber feld, Der Rechtsbeistand des HandlnngsgehUfen. —
Bd. 16. Th. Goerges, Das Kind im ersten Lebensjahre. — Bd. 17. A.
Daniel, Mein eigener Rechtsanwalt
Sammlung gemeinnütziger Vorträge. Herausgegeben vom Deotschen
Vereine zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse m Prag. Prag, Verlig
des Vereins.
Nr. 286. F. Kahler, Der Arbeitsnachweis. — Nr. 287. A. Nestler, Die
Verfälschungen der Nahrungs- und GenuGsmittel aas dem Pflanienreiehe.
(Fortsetzung folgt.) — r—
Bttoherschfta. 35
C. Schöne Litteratur.
a) Sammlungen.
Cotta*sche Handbibliothek. Stuttgart und Berlin, J. G. Cotta-
£che Bncbhandlnng Nachfolger.
Dieses neae Unternehmen der bekannten Verla^bachhandlong wird
<iie Hauptwerke der deutschen und ausländischen schönen Litteratur in
l)il]igen Einzelausgaben enthalten. Trotz der Wohlfeilheit ist die Ausstattung
eine durchaus gute: grolse Schrift, scharfer Druck, holzfreies Papier, sodaS
wir die HandbibliotheK allen Bibliotheken ohne Unterschied zur Anschaffung
empfehlen kOnnen. Bisher liegen uns vor: Nr. 4. F. Grillparzer, Sappho.
25 Ff. — Nr. 6. Ders., Ein treuer Diener seines Ilorm. 25 Pf— Nr. 7. Ders.,
Des Meeres nnd der Liebe Wellen. 25 Pf — Nr. 12. Ders., Ein Bruderzwist
in Habsburg. 30 Pf. — Nr. 21. Anastasius Grün, Nikolaus Lenau. 50 Pf —
Nr. 24. J.W. V.Goethe, Götz v.Berlichingen. 25 Pf - Nr. 27. F. v. Schiller,
Wilhelm Teil. 25 Pf. — Nr. 29. G. E. Lessiug, Minna von Barnhelm. 20 Pf
— Nr. 36. A. F. Graf v. Schack, Strophen des Omar Chijam. 40 Pf — Nr. 38.
H. Heine, Buch der Lieder. 60 Pf — r —
Max Hesses Neue Leipziger Klassiker-Ausgaben, auf
die wir bereits früher wiederholt empfehlend aufmerksam gemacht
haben, erscheinen neuerdings in recht ansprechenden modernen Ein-
banden. Der Preis ist nach wie vor äufserst billig.
Vor uns liegen Bürgers sämtliche Werke in vier Bänden. Mit einer
Einleitung nnd Anmerkungen hrsg. von Wolfgang von Wurzbach. Broch.
1,25 M.; ui 1 Orig.-Leinenband 1,75 M. — J. P. Eckermanns Gespräche mit
Groethe in den letzten Jahren seines Lebens. Mit einer Einleitung, erläuternden
Anmerkungen und Register hrsg. von L. Geiger. 3 Teile in 1 Bde. Broch.
1,25 M.; in 1 Orig.-Leinenband 1,75 M. — Wieiauds ausgewählte Werke in
vier I^den. Hrsg. von W. Bölsche. Broch. 1,25 M.; in 1 Orig.-Leinen-
band 1,75 M. — r—
b) Einzelschriften.
Aue, Lucio von der, Wenn die Sonne sinkt. Roman. Zwei
Teile in einem Bande. Berlin, 0. Janke, 1902. (215 u. 210 S. 8.). 4 M.
Das Romanthenui ist alt: eine junge Dame hat einen reichen ungeliebten
Witwer geheiratet, um Vater und Bruder vor dem Ruin zu retten; kaum hat
sie das neue eheliche Heim betreten, so regt sich bereits die leidenschaft-
liehe Neigung zu einem anderen Manne. Dieser, ein vornehmer Arzt, ist eine
Idealfigur allerersten Randes. Ebenso die junge Frau selbst: sie ist jung,
engelhaft schön, adlig, geistreich (sie lernt sogar Griechisch), von goldenem
Gemüt, Musik treibt sie als echte Künstlerin, sie reitet, dafs Kavalleneoffiziere
sie beneiden, sie rettet unter Lebensgefahr einen armseligen Junten aus dem
Wasser u. s. f. Die fliefsende Erzählungsweise vermag über das Oberflächliche
nnd Dilettantenhafte des Romans nicht hinwegzutäuschen. G. E.
David, J. J., Troika. Berlin u. Leipzig, Schuster u. Loefiler,
1901. (237 8. 8.). 2,50 M., geb. 4 M.
Das Land Mähren hat der neueren deutschen Litteratur drei treffliche
Erzähler geschenkt: die Schriftstellerin M. von Ebner- Eschenbach und die
Dichter Fr. von Saar und J. J. David. Der letztere ist besonders durch seine
Erzählungen aus der Zeit des dreilsigjährigen Krieges bekannt geworden.
Doch in vielen seiner Geschichten bildet wie bei der Ebner-Eschenbach und
bei F. von Saar das mährische (deutsch-tschechische) Milien den Hintergrund.
Eine solche Erzählung aus dem mährischen Leben bietet die Novellensamm-
long „l'roika, in der Geschichte «Die Mühle von Wranowitz*. Die anderen
iwii Erzählungen sind aus dem Grolsstadtleben herausgegriffen. Davon ist
36 BUcherscbau.
besonders „Der Talisman*', eine Geschichte, die an des Prinzen v. Schönaich-
Carolaths Novelle „Bürgerlicher Tod" erinnert, von tief ethischer Gewalt
— ibi—
Dornan, C. von. Hohe Schnle. Roman. Dresden, E. Pierson
(246 S. 8.). 3 M.
Gewandt and überzeugend wird hier das Schicksal von Offizierskindem
erzählt, die durch den plötzlichen Tod des Vaters verarmt sind. Zwd
Mädchen stehen im Vorder^unde. Die eine heiratet, um versorgt zn sein,
einen ungeliebten Mann und gerät auf die Bahn des Ehebruchs. Die tiefer
veranlagte Schwester wählt den in mehrfacher Beziehung gefährlichen Weg
der Circusdiva, strauchelt aber nicht und kehrt schlielslich an der Seite eines
geliebten Mannes in ihren ehemaligen Lebenskreis zurück, nachdem sich ein
anderer Verehrer als menschlich weniger sympathisch ewiesen hat Die
Neigung zur Eontrastierung, wie sie in den Persönlichkeiten und Schicksalen
dieser beiden Hauptgestalten hervortritt, macht sich auch sonst bemerkbar
und ist überall wirKsam verwertet. Auch die männlichen Hauptgestalten ver-
körpern interessante Gegensätze, und die verschiedenen Charaktere sind an-
ziehend geschildert. Gröfsere Bibliotheken werden dem Buche wohl einen
Platz einräumen dürfen — sofern sie nicht au dem übrigens diskret be-
handelten Ehebruchsmotiv Anstofs nehmen. S — f.
Eschricht, E., Pfarrer Streccius. Roman. Zweite Auflage.
Berlin, Alfr. Schall, 1902. (222 S. 8.). 3 M., Orgbd. 4 M.
Die russischen Ostseeprovmzen mit ihrer Eigenart in Landschaft und
Volkstum bilden den stimmungsvoll gezeichneten Hintergrund für eine Liebes-
geschichte, die sich in dem Hause eines der vielen schwerringenden dentsch-
Srotestantischen Geistlichen, des Pfarrers Streccius, abspielt Die beiden
[ichten des Pfarrers, zwei Schwestern von sehr verschiedenem Naturell, lieben
einen und denselben jungen Geistlichen, einen charakterschwachen Schöngeist
und Schönleib; die stiller und tiefer angelegte Schwester geht darüber za
Grunde. Die Charaktere und die seelischen Konflikte sind mit achtnngswerter
poetischer Kraft zur Anschauung gebracht. G. K.
Franceschini, Robert, Woher und Wohin? Gesammelte Auf-
sätze. (1. Aus meiner Romanwelt — 2. An den Bewufstseinspforten.
— 3. Vor u. nach dem Einschlafen. — 4. Die Lebensmaschine. —
5. Woher u. Wohin?) Nebst einem Vorwort von Ernst Mach, mit ein.
biogr. Einleitung von Ad. Gelber. Dresden u. Leipzig, C. Reissner,
1901. (XX, 461 S. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Die unter den obigen Kapitelüberschriften vereinigten zahlreichen Auf-
sätze Fr.'s enthalten für jeden, der für die kleinen und grolsen Vorgänge in
der Natur empfänglich ist, eine Fülle von Anregungen. Es ist nicht zu viel
behauptet, wenn man sagt, dafs den geistvollen Verfasser ebenso der Blick
imd aas Wissen des exakten Naturforschers, wie die Phantasie und Dar-
stellun^skraft des Dichters und das Grübeln und Zielsuchen des Philosophen
auszeichnen. G. K.
Gleichen-Russwurm, A. Freiherr von, Vergeltung. Roman.
Stuttgart u. Berlin, J. G. Cotta Nachf., 1902. (371 S. 8.) 3,50 M.
Man müiste, um diesem Buche ganz gerecht zu werden, eigentlich
etwas weiter ausholen. Man würde dann neben den vielen Vorzügen auch
einzelne Schwächen, so besonders die etwas gewaltsame Erfindung der Be-
gebenheiten gegen Schlufs des Romanes hin, zur Sprache bringen können,
indessen ftihrt das hier natürlich zu weit. Es mag hier die Versicherung
genügen, daüs wir es bei dem vorliegenden Buch mit einem, alles in allem
genommen, vortrefflichem Werke zu tbun haben: die wahrhaft herzerfreuende
Kunst der Seelenmalerei und dazu die ruhig- klare Lebensweisheit und Lebens*
wärme , die über das ganze Buch ausgegossen sind , machen die Lektüre lo
einer auiserordentlich genulsreichen. 6. K;
BfichenchaiL 37
Onade, Elisabeth, Docendo discimii8. Briefe eines Weltverbesserers.
Dresden und Leipzig, C. Reissner, 1902. (188 S. 8.) 2,50 M.; geb.
3,50 M.
Es ist schwer einzusehen, weshalb die ziemlich harmlosen Briefe eines
jungen Hauslehrers, der einem Studienfreond allerlei Familieneriebnisse mlt-
t;«fl^ als „Briefe eines Weltverbesseres*' ausposaunt werden müssen. 6. K.
Grabbe, Christian Dietrich, Sämtliche Werke. In vier Bänden
Iieransgegeben mit textkritischen Anhängen und der Biographie des
Dichters von Eduard Grisebach. Bd. 1. 2. Berlin, B. Behr's Verlag,
3902. (XVI, 483, 479 S.) k Bd. 3 M., im Einzelpreis 4 M.
Die beiden vorliegenden Bände enthalten die dramatischen Dichtungen
^es unfflttcklichen Dichters, die im dritten Bande abgeschlossen werden,
"wälirena der vierte Band die Prosaschriften bringen wird. Druck und Papier
^er Ausgabe sind vorzüglich, sodais der Preis ein billiger genannt werden
:xDuIs. Städtischen Bibliotheken sei die Erwerbung dieser textkritischen Aus-
übe empfohlen. — r—
Grimme, F. W., Schlichte Leute. Erzählungen aus dem west-
:fW8chen Volksleben. 3. Auflage. Paderborn, F. Schöningh, 1902.
<404 S. 8.). 2,80 M., geb. 3,40 M.
In den vorliegenden sechs Erzählungen wird eine einfache, aber im
ganzen gesunde Kost, die an die älteren Dorfgeschichten erinnert, angeboten.
Ehrliche, innige Frömmigkeit, Liebe zur Heimat, Anhänglichkeit an die guten
einfachen Sitten der Väter haben überall der Feder des Verfassers die
Bichtong gegeben. Audi ein schlichter Humor fehlt dem Buche nicht. 6. K.
Hnldsohiner, Richard, Fegefeuer. Ein Roman aus den Bergen.
Hamburg, A. Janssen, 1902. (262 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Huldschiner erzählt von dem Kampfe eines Menschen, der an der Schuld
seines Vaters leidet, davon nur er weifs. Nach einem irrenden Versuche, sein
Inneres zu betäuben, findet er die Erlösung, indem er die Tochter des Ge-
mordeten freit. Die innere Wandlung des Helden ist nicht psychologisch
einwandfrei dargestellt, doch bietet das Buch dichterisch empfundene, feine
und sohOne Scenen. Meiner Meinung nach ist «Fegefeuer*' das Buch eines
Rinffendeu. Der Dichter selbst hat noch nicht den freien und hohen Stand-
punKt erreicht, den Gans der Handlung psychologisch ausreifen zu lassen und
das Menschliche durch aas Seelische aozuklären, obwohl mir der Schlufs und
Einzelheiten anzeigen, dafs der Verfasser sich auf dem Wege zur Abklärung
befindet Trotz alledem geht ein gesunder Zu^ durch das Buch, ein Hauch
aus den Bergen, möchte ich ihn nennen, und läfst mich das Buch Stadt-
bttchereien empfehlen. — ibi—
Jensen, Wilhelm, Im achtzehnten Jahrhundert. Zwei Novellen.
Leipzig, Verlag von B. Elischer Nachfolger. (200 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Weit zurück ist es, da ich die ersten Novellen von Jensen las. Es
war, als hätte ich in eine deutsche Landschaft hinausgesehen, über der die
Sonnenfnnken hernieder rieselten. An diesen Eindruck wurde ich durch die
erste Novelle des Buches »Der goldene Vogel" erhinert. Sonnenduft über
einer deutschen Landschaft, darein Lenhart Goldammer ein traumhaft Leben
beginnt, das verloren endet, spiegelt die erste Erzählung. „Eine Soiree des
anden regime** ist ein Bild aus dem Ausgange des französischen Absolutismus.
Mit kulturhiBtorischer Feinheit erfalst und mit dichterischer Zartheit gestaltet,
zeichnet uns der Dichter sein Bild aus der Zeit Voltairs und Maria Antoinettes,
dafisi es in jeder Kulturgeschichte über das 18. Jahrhundert als Meisterstück
stehen könnte, wie es als Erzählung alle Feinheiten der Kunst eines Jensen
zeigt — ibi —
38 BÜcherschaa.
Rarlsen, Hans, Marianne Wildenberg. Roman. Dresden, Leipzig»
E. Pierson, 1902. (304 S. 8.) 4 M., geb. 5 M.
Ein Dutzendroman, der mit seinen endlosen nichtigen Gesprächen nn^
sonstigen trivialen and oft noch nnwahrscheinlichen Aeutserlichkeiten hl^chstens
einen Leser von den bescheidensten Ansprüchen notdürftig unterhalten mag.
In jedem Fall sind es weggeworfene Stunden, die der Lektüre dieses flachen
Buches gewidmet werden. G. K.
Kurz, Isolde, Genesung, Sein Todfeind und Gedankenschold.
Erzählungen. Leipzig, Herrn. Seemann Nachf., 1902. (232 S. 8.). 4 M.,
geb. 5 M.
Die drei Erzählungen, von denen mir die erste schon von früher be-
kannt ist, sind SchilderuDgcn von Menschen, die körperlich oder seelisch
einen Knacks haben. Die Verfasserin gefällt sich, besonders in der zweiten
Geschichte, in der Darstellung des Krassen. Die Grundlagen dieser und der
letzten Novelle bedingen keineswegs den tragischen Ausgang, ja die letzte
ist geradezu tragikomisch angelegt. Aber heutzutage kann, wie es scheint,
keine anständige Geschichte mehr ohne Mord und Selbstmord enden. Gegen
diesen Pessimismus in unserer modernen Litteratur mufis energisch Front ^
macht werden. Erheitert oder erhoben, erschüttert aber doch versöhnt, nicht
jedoch zerrissenen Herzens soll man ein Buch aus der Hand legen. Von
diesem aber scheidet man unbefriedigt; die Kost die es bietet, ist für gesnnde
Menschen ungeniefsbar, weil ungesund. K— L
Lagerlöf, Selma, Legenden und Erzählungen. (Antoris. üeber-
Setzung von F. Maro.) Mainz, Franz Kirchheim, 1901. (300 8. 8.).
2,80 M.
Während uns die meisten nordischen Erzähler wie Garbore, Strindberg
u. a. ihr Land und Volk aus dem Geiste einer naturwissenscharaichen Welt-
anschauung kennen lehrten, gestaltet S. Lagerlöf ihre Dichtnngsbilder auf dem
Untergründe einer christlich-romantischen Weltanschauung. Besonders bekannt
wurde der Name dieser Dichterin durch ihre Romane „Wunder des Antichiist"
und «Güsta Berling", welche Bücher herrliche Lebensbilder voll christlicher
Glaubenswärme und germanischer Gefühlstiefe bieten. Auch das hier an-
geführte Buch, das sieben Legenden und eben soviele Erzählungen entluUt,
«streut mit verschwenderischer Hand Farben , edle Bilder und kostbares Ge-
stein aus." Und da das Buch , aus dem tiefen Brunnen christlichen und ger-
manischen Geistes und Gemütes schöpfend, das Herz über die Allta^klein-
heiten erhebt, sei es allen Bücherwarten warm empfohlen. — ibi—
Levertin, Oscar, Die Magister von Oesteras. Erzählung. Einzig
antoris. Uebertrag. aus dem Schwed. v. Francis Maro. Leipzig, E
Seemann Nachf., 1902. (184 S. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
In eigenartiger Weise führt der Verfasser durch mehrere kleine selb-
ständige Scenen aus der frühen und späteren Vergangenheit in die Snhire
der Landstadt am Mälar ein. So erhebt sich dann das eigentliche Tnemi
des Buches , die alte Lateinschule mit ihren Magistern , auf einem um so be-
deutenderen, reicheren Hintergrund. Eine im gewöhnlichen Sinne zusammen-
hängende und fortlaufende Erzählung bietet diä Buch nicht: in einem Kapitel
wird das Familienleben des Rektors, in einem anderen das aufserdienstiicbe
Zusammensein der Lehrer, dann das Licbeslebcn eines jungen Kandidaten
vorgeführt u. s. f. Sämtliche Charaktere sind wunderbar anschaulich hin-
gestellt, die Milieuschilderung ist bei aller Kürze doch prächtig gelungen;
überhaupt ist die ^anze Auffassung von Menschen und Dingen so echt
dichterisch, und sie ist durch eine so herrliche Sprache vermittelt, dals man
die Erzählung Levertins wie ein Gedicht liest, l ür grolse Volksbibliotheken
ist das Buch warm zu empfehlen. G. K.
Bücherscliaa. 39
Meerheimb, Henriette von, Befreiung. Roman. Zwei Teile in
einem Bande. Berlin, 0. Janke, 1902. (169 n. 203 8. 8.). 4M.,
geb. 5 M.
Es handelt sich nm die Befreiung einer jungen Frau ans den Ehe-
fesseln, die sie an einen ältlichen, unbeliebten Mann ketten. Ein Kavallerie-
lentnant vennittelt diese Befreiung, indem er xur Ehescheidung drängt und
dann selbst die geschiedene Frau heimführt. Aber das erhofite Glück bleibt
auch jetzt aus, der neue Gemahl liebt zwar seine Frau, aber er hat in seinem
weiten Herzen noch für hundert andere, und nicht immer ganz harmlose,
Dinge Raum. Von Gewissensqualen gepeinigt läfst die Unglückliche alles
im Stich und eilt an den Sare ihres ersten Mannes. Das Vermächtnis des
Verstorbenen, der einsam und blind seinen Schopenhauerstudien gelebt hatte,
ruft sie zur Pflicht und Selbstentsaguuff zurück; das Buch schliefst mit dem
Ausblick auf ein ferneres ungestörtes Hausglück der beiden Ehegatten. Der
Roman ist gut geschrieben und kann wohl als lesenswert bezeichnet werden.
G.K.
Petrich, Hennann, Deutsche Männer. Nr. 37 — 48. Altena, M.
Hoffmann, 1901. Je 16 8. kl. S^ m. lU., je 8 Pf., 20 zugleich je 6 Pf.,
40 zugleich je 5 Pf. Dieselben in einem Bande n. d. T.: Heimat und
Fremde. Zwölf deutsche Männer. Das. 1901. (VI, 247 S. 8.). 1,20 M.
in Ganzleinen 2 M.
Die vorliegenden Lebensskizzen behandeln: Friedrich I. Barbarossa, A.
y. Hnmboldt. Theodor Fliedner-Kaiserswerth, Ludwig Richter, Missionar Krapf,
O. Nachtigal , Paul Fleming, J. Nettelbeck , Missionar Karl Gützlaff , Werner
▼. Siemens, Missionar Hugo Hahn, Kaiser Wilhelm IL (^Kaiserreisen) und haben
dieselben Vorzüge wie die in diesen Blättern I. 109 oesprochenen ersten 36.
Der Band eignet sich vorzüglich Hir jede Volksbibliothek , besonders länd-
liche, mit evangelischem Leserkreis. C. N.
Reuter, BYitz, Sämmtliche Werke. Neue wohlfeile Volksausgabe
in 8 Bänden. Wismar, Hinstorff, 1902. In 4 Doppelbänden 10 M., in
8 Einzelbänden 12 M.
Das Erscheinen dieser sehnsüchtig erwarteten wohlfeilen Ausgabe der
Werke des greisen Humoristen wird namentüch auch von unseren Volks-
bibliotheken willkommen geheiCsen werden, da sie auf die bisherige sog.
Volksausgaben in 7 Bänden weeen des hohen Preises (27 M.) vielfach Ver-
zicht leisten muisten. Die Bände der neuen Ausgabe sind in gefälligem
Einbände zu haben, der Druck ist recht ffut, alle schwierigen plattdeutscnen
Ausdrücke sind in Fufisnoten hochdeutscn wiedergegeben, sodafs der Text
jedermann verständlich wird. Angelegentlich allen Bibliotheken empfohlen.
— r —
Schaer, Wilhelm, Heimatliebe. Geschichten. 2. Aufl. Goslar,
P. A. Lattmann, 1901. (V, 208 S. 8.). M. 2,50, geb. 3 M.
Gespreizte Unnatur der Empfindungen und der Sprache haben die
Lektüre dieses Buches wenigstens mir zur Pein gemacht Es beansprucht
wohl Hehnatkunst zu bieten. Solche Bücher bringen die Hehnatkunst um
Düren Kredit C. N.
Sienkiewicz, Henryk, Ums liebe Brot Autorisierte Uebersetzung
a^ d. Polnischen von Jonas Fränkel. Bern, A. Benteli. Leipzig, K. F.
Köhler. (3 u. 172 8. 8.). 2 M.
Die kleine Erzählung des grölsten lebenden polnischen Dichters, die
hier in suter Uebersetzung geboten wird, schildert mit verblüfifender An-
Bchaulichkeit. wie zwei polnische Bauersleute, Vater und Tochter, von ehiem
Agenten verleitet, unter völlig verkehrten Voraussetzungen nach Amerika
anawandem und dort elend zu Grunde gehen. Besonders tlir ländliche Volks-
bibUotheken ist die Ansohafifüng selir zu empfehlen. S— f.
40 Bücherscb&a.
Türmer-Jahrbuch. Heransgeg. von J. E. Fr. von Gwotthnfs.
Stuttgart, Verlag von Greiner u. Pfeiffer, 1902. (444 S. gr. 8.). Geb. 6 IL
Solche Bücher sind nicht nur eine Ehre für den Herausgeber und
Verlag, sondern auch ein Gewinn für unser Volk. Echt christlicher und
deutscher Geist durchweht die dichterischen und wissenschaftlichen Beiträge
dieses Jahrbuches, wie ich kein wertvolleres kenne. Neben den erzählenden
Beiträgen von Schwerin, Kosegger und D. von Oertzen bringt das Buch treff-
liche Aufsätze: über , Deutschen Imperialismus'' von Dr. üeyk, „Aus R.
Wagners Schule" von H. von Wolzogen, „Nietzsches Antichrist'' von Prot
Heman, „Aus dem Familienkreise der Bache" von Streck — ; Beiträge der
besten neuzeitlichen Lyrik, zusammenfassende kritische Jahresübersichten über
alle Gebiete; während „Im Narrenspie^el" unsere Zeitschwächen und Fehler
gegeiüselt werden. An Kunstbeilagen smd besonders vier BUder nach BOcklin
und zwei nach W. Leibl hervorzuheben. So kann denn das Türmer-Jahrbuch ^
durch den gesunden und edlen Charakter, der es auszeichnet, als Schatz für—
jede Bücherei bezeichnet werden, und ist als Erziehungs- und ErbauungsbuchM
in christlich -deutschem Geiste Volksbüchereien besonders zu empfehlen.
— ibi-
Vorberg, Max, Geschichten aus alter und neuer Zeit. Erst^
Folge. Halle a. S. u. Bremen, C. Ed. Müller. (221 S. gr. 8.). 2,70 ML ,
Sechs prächtige Geschichten einer wenig aufdringlichen ohristlicheKa
Tendenz, denen man in idlen evangelischen Volksbibliotheken gern Rannr^
gewähren wird. Bb.
Westkirch, L[uise], Aus dem Hexenkessel der Zeit Frauen.^
schuld und Frauengröfse. Roman. 2. Aufl. Berlin, AMr, Schall, 190S.
(428 8. 8.). 3,50 M., geb. 4,50 M.
Das Buch mit seinem ein wenig bombastischen Titel soll ein socialeor
Boman sein. Wer aber die socialen Kämpfe und Entwickelungen unserer
Zeit unter dem Gesichtspunkt des .Hexenkessels" betrachtet, hat kein Recbt
über sie zu urteilen, weil ihm augenscheinlich das Verständnis dafür abgehl
Deshidb ist auch das Buch verfehlt. Als Roman ist es ein Gemisch von
Sentimentalität und Unnatur. Das wirkliche Leben schaut anders aus. K— L
Wiehert, Ernst, Die Thomer Tragödie. Roman. (18. Bd. der
Gesammelten Werke.) Dresden und Leipzig, Carl ReiCsner, 1902.
(239 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Der Roman behandelt den jesuitischen Gewaltstreich gegen die Prote-
stanten Thoms (1724) und das ungesetzliche Vorgehen der polnischen Be-
gierung gegen den Stadtpräsidenten Rüsner, der mit dem Beil hingerichtet
ward. Empfehlenswert. Bb.
Zahn, Clara, Teufel Gold. Roman. 2 Teüe in 1 Bde. BerliOt
Otto Janke, 1902. (162 u. 174 S. 8.). 4 M.
Der marktschreierische Titel lädst alles andere erwarten, als diese leiden-
schaftslose Geschichte eines armen Landpfarrers und seiner um ihre Existeoi
kämpfenden Söhne. Achtzig Jahre hat dieser Mann zusehen müssen, wie
viele von denen, die er liebte, im Ringen nach Besserung ihrer Lage eigefi*
süchtiger wurden, während er selbstlos blieb. Den grüOsten Teil des Buches
nehmen die Herzonsgeschichten mehrerer Liebes- bezw. Ehepaare ein; aneh
an einem Ehebruch fehlt es nicht. Die Gestalten haben kein individuelles
Leben, so da£i man schon sehr aufmerken mufs, um sie nicht zn yerweebseln-
Am besten gelungen sind noch Erika und Professor Selten. Für Bibliothei^eo
ist der Roman nicht wertvoll genug. Bb^
Redaktionssohlnfs für die nächste Doppelnummer am 15. Febroar 1903.
VerUg Ton Otto HamMowita, Leipslg. — Dmok Ton Ehrluadt Ktgam, HaU«.
4. Jahrg. Nr. 3 u. 4. DI ^ l^^^y MSrz-April 1903.
für Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Herausgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in Güttingen, Hanssen-
Strasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt fllr Bibliothekswesen za-
sammen bezogen 16 M., das Centralblatt allein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Betrachtungen über öffentliche Bücherhallen.
Von Rechtsanwalt Dr. Eduard Ballier in Hamburg.
Es mag einem Laien, der sich seit langen Jahren gern und häufig
mit der Frage der Bttcherhallen beschäftigt hat, und der ferner in Aus-
nutzong seiner Studien der public libraries in Amerika und England
in seiner Vaterstadt Hamburg eine solche Anstalt hat errichten helfen
und an ihr noch thätig ist, nicht verttbelt werden, wenn er eine Reihe
seiner Beobachtungen einem gröfserem Kreise zngängig zu machen
wOnscht. Er thut solches weniger in der Absicht, dadurch durchaus
Neues zu sagen, als vielmehr die Kritik anzuregen, und die Erörterung
der Fragen inFlufs zu bringen. Mögen die Philologen, insbesondere die
berofenen Arbeiter auf dem Gebiete der Bücherhallen -Bewegung das
Für und Wider weiter erörtern und zum gedeihlichen Abschlufs führen.
A. Katalogwesen«
Eine der wichtigsten Fragen, die bisher nach meiner Meinung
noch nicht genügend Klärung gefunden hat, ist die Frage, welches
System dem Katalog zu Grunde zu legen ist. Das Katalogwesen der
offen tlichen Bücherhallen ist heute noch keineswegs geklärt! Man braucht
nnr die Kataloge der gröfsten Bücherhallen: Charlottenburg, Jena,
Krupp, Hamburg, Wien etc. zur Hand zu nehmen, und man wird schon
bei einer oberflächlichen Durchsicht bestätigen müssen, dafs dieselben
in ihrer Anordnung des Ganzen, ihrer Einordnung der Bücher u. a. m.
8ehr erheblich von einander abweichen.
Und doch ist die Frage, wie eine öffentliche Bücherhalle kata-
logisieren mufs, eine tief einschneidende! Denn von dem Katalog
hängt — das dürfte allseits zugegeben werden — ein wesentlicher
Teil des Erfolges ab, und ein praktischer, richtig angelegter Katalog
ist nicht nur die wertvolle Fundgrube fUr jedermann, sondern ermög-
licht auch dem einfachen, weniger gebildeten Leser sich unabhängig
Ton den Bibliothekaren im Lesestoff zurecht zu finden.
Vielleicht empfiehlt es sich, einige der Kataloge grofser Bibliotheken
knrz zur Besprechung zu bringen, um an der Hand solcher Besprechung
in eine allgemeine Erörterung der Frage, ob ein einheitliches System und
IV. 3. 4- 4
42 Betrachtungen über (5ffentliche Bticherhallen
eventaell welches den Katalogen öffentlicher Bflcherhallen zn Gmnde
zu legen ist, eintreten zu können, i)
Unter den Katalogen lassen sich zunächst zwei grofse Gruppen
scheiden, nämlich diejenigen, welche das Schlagwortssystem zu Ornnde
legen und dabei von jeder Systematisiemng absehen (Wien, Hamburg)
und diejenigen, welche das Gebiet in gröfsere oder kleinere Unter*
abteilnngen teilen und daher wohl als systematische bezeichnet werden
können (Charlottenburg, Krupp, Dflsseidorf, Jena). Es soll aber schon
hier bemerkt werden, dafs die Typen durchaus nicht immer rein er-
halten sind, sondern dafs diese beiden Systeme mehr oder minder stark
durcheinander gemischt worden sind (z. B. Hamburg, UI. Auflage).
Ich möchte nun bei der letztgenannten Kategorie, nämlich der der
systematischen Kataloge anfangen. Die Kataloge von Charlottenburg
und Jena sind typische Beispiele. Mit einer geradezu peinlichen Ge-
nauigkeit hat Herr Dr. A. Heidenhain in Jena ein System geschaffen,
auf dem der Katalog aufgebaut ist und in dessen feine Arterien die
Blutadern des Lesestoffs zerrinnen. Ich nehme an, dafs es dem geschulten
Philologen nicht auffallen wird, dafs die schöne Litteratur in 15 Fächer,
dafs aber selbst ein Gebiet, wie Philosophie noch in acht Unterabteilangea
(ohne Berücksichtigung der 23 Paragraphen, auf die verwiesen wird),
zerfmit. Dieses ist recht eigentlich ein System, bei dem ein philologisch
geschulter Kopf bei scharfem Nachdenken recht bald die Stelle im
Katalog finden wird, wo er ein Buch suchen mufs. Ganz ohne Schwierig-
keiten geht es vielleicht nicht immer ab! Denn ob ein studierter
Mann sich z. B. rasch wird klar machen können, welche Unterschiede
zwischen der theoretischen Philosophie, der Psychologie, Logik, prak—
tischen Philosophie und endlich Ethik stehen, ist zweifelhaft. Nock
bedenklicher können solche Unterabteilungen in andern Gebieten werden,
z. B. Gewerbe. Denn die Bücher lassen sich nur zu häufig in mehrere
Unterabteilungen schlecht eingliedern, und ob ein Buch „Handwerk** oder
„Grofsindustrie ", ob es „ Gewerbliches Eigentum ** oder „Handwerks-
Organisation** betrifft, kann recht zweifelhaft werden, wenn man gewissen'
haft an die Prüfung eines Buches herantritt Und ähnliche Beispiele
lassen sich noch viele geben, ich verweise nur noch auf die Unter*
abteilungen der „Sozialpolitik und Arbeiterfrage**.
Der Jenenser Katalog sucht nun durch ein Sachregister zu helfen,
das sich am Ende des Kataloges findet, aber dasselbe vermag bei
seiner Kürze keinen ausreichenden Ersatz zu geben. Das Nibelungen-
lied ist z. B. dort nicht aufgenommen, und auch im ersten Teile ist
es nicht leicht zu finden (108). Da femer „Sparsamkeit** nicht vor-
kommt, so wird man das Buch von Smiles schwer entdecken können
u. a. mehr. Ueberdies sind wieder andere Stichworte in vielen Artikeln
1) Um Miisverständnissen von vornherein zu begegnen, soll hier
drücklich bemerkt werden, dafs sich alle meine Bemerkungen lediglich vd
die gedruckten Kataloge, nicht aber auf die Zettelkataloge, insoweit sie von
dem Druckkatalog abweichen, beziehen.
Yon Eduard Ballier. 43
eitiert, so z. B. Nationalökonomie mit 28 Artikeln, 8o dafs damit wenig
gewonnen wird.
In ähnlicher Weise ist das neue, von Herrn Dr. Fritz redigierte
zweite YerzeichDis der Charlottenbnrger Bibliothek verfafst, indem auch
dort eine Trennung in ca. 100 Unterabteilungen vorgenommen ist.
Allerdings mnfs hier hervorgehoben werden, dafs es wesentlich leichter
ist, sich in den 100 Abteilungen Charlottenburgs als in den 320 Ab-
teilnngen Jenas zurecht zu finden, aber dennoch ist nicht zu leugnen,
dafs selbst bei dieser Einschränkung noch mancherlei Zweifel obwalten
können. So ist z. B. neben der allgemeinen Gesundheitslehre noch
eine Abteilung „Allgemeines" der Naturwissenschaft, obwohl die letztere
doch die erstere einschliefsen mnfs. Ebenso ist nicht recht einzusehen,
warum noch eine Sammlung ,, Vermischte Schriften** existiert, da alle
diese sich doch leicht in andere Unterabteilungen hätten eingliedern
lassen.
In einem gewissen Gegensatz zu obigen Katalogen stehen nun
die Kataloge Charlottenburg I. Aufl., Hamburg, III. Aufl. und Krupp.
In diesen drei Katalogen ist die Schematisierung in gröfserem Mafse
zurückgetreten, und man beschränkt sich auf eine geringere Zahl von
Unterabteilungen.
Was zunächst den von Dr. Ernst Jeep hergestellten Katalog
Charlottenburg I. Aufl. angeht, so zergliederte sich dieser Katalog, der
abweichend von der eben besprochenen II. Aufl. in zwei einzelne Teile
getrennt wird, in den ersten Teil (schöne Litteratur) in 29 Abteilungen,
in dem die schöne Litteratur nach Ländern scharf getrennt war, während
der zweite wissenschaftliche Teil 32 Abteilungen aufzuweisen hatte.
Er war dadurch besonders in seinem zweiten Teile bedeutend einfacher,
nnd wie ich später noch auszuführen haben werde, übersichtlicher wie
die oben erwähnte IL Auflage. Während nun die Auswahl der Bücher
als hervorragend einer ganz besonderen Hervorhebung bedarf, konnte
mzn bei der Klassifizierung der einzelnen Abteilungen allerdings ab-
weichender Meinung sein. So hätte z. B. „Allgemeines'' sich leicht
in das Uebrige eingliedern lassen, die Aufnahme von Kalendern
(Daheimkalender) in wissenschaftliche Litteratur konnte beanstandet
werden u. a. m. Aber eine ausftihrliche Besprechung dieses Kataloges
dürfte umsoweniger am Platze sein, als ja das System in Charlotten-
bnrg jetzt bereits verlassen ist. Eine ähnliche beschränkte Einteilung
der wissenschaftlichen Litteratur wird auch die von Herrn Dr. E. Schnitze
verfafste IIL Auflage des Hamburger Katalogs aufzuweisen haben. ^)
Derselbe ist in 16 Abteilungen zergliedert und enthält in den Ab-
teilungen (mit zwei Ausnahmen) im Gegensatz zu dem Charlottenburger
Kataloge eine Einordnung nach Schlagworten. Man hat insoweit das
System der früheren Auflagen des Katalogs, das weiter unten zu be-
sprechen ist, aufrecht erhalten wollen. Auch dieser Katalog ist in zwei
Teile getrennt und zwar enthält der zweite Teil : die schöne Litteratur in
1) Der Katalog ist mittlerweUe erschienen.
44 Betraohtnngeii über (Sflentllohe Bfloherhallen
zehn Unterabteilungen eingegliedert, und anfserdem Jugend- und Unter-
haltungsschriften.
Der Hamburger Katalog zeichnete sich femer aus durch besondere
auf dem Umschlag verzeichnete Leseregeln i) und durch seinen Anhang^
von „empfehlenswerten wissenschaftlichen Büchern'' im Teile der schönen
Litteratur, um Leser der schönen Litteratur auch zur Benutzung dar
wissenschaftlichen Litteratur anzuregen.
Was endlich die bereits oben erwähnten Schlagwörter angeht, so
ist jeder Abteilung der wissenschaftlichen Litteratur ein Schlagworts-
Verzeichnis vorgedruckt. In dem Katalog ist nun durch zahlreiche
Verweisungen versucht, alle Werke aufser durch Einreihung unter dem
Namen des Verfassers auch durch Einordnung unter einem oder mehreren
Schlagwörtern in den Katalog wiederholt aufzunehmen.
Einen ähnlichen Weg in Bezug auf die allgemeine Anordnirog
hat Dr. Ladewig in seinem Katalog der Kruppschen Bibliothek ein-
geschlagen. Derselbe hat sein Verzeichnis der schönen Litteratur, das
übrigens hier sogar in das übrige Verzeichnis eingegliedert ist, in sieben
UnterfUcher, das übrige in 14 grofse Klassen geteilt, die in 48 Unter-
abteilungen gegliedert sind. Die Unterabteilungen sind leicht ye^
ständlich und die Aufsuchung eines Buches, falls man den Verfasser
kennt, und weifs, welchen Inhalt das Buch hat, leicht zu ermöglichen.
Das System der Schlagwörter ist im Kruppschen Katalog ' nicht nr
Anwendung gebracht.
Es verbleiben nun schliefslich noch Kataloge, welche nach reinem
Schlagwortssystem aufgebaut sind. Als solche nenne ich den Katalog
der Zentral - Bibliothek in Wien und denjenigen Hamburgs in erster
und zweiter Auflage.
In Wien ist der ganze Katalog alphabetisch nach Schlagwörtern
aufgebaut und von Prof. Dr. Beyer höchst konsequent nach diesem
System zusammengestellt. Im Vorwort befindet sich eine Katalogfiber-
sicht, in der die Schlagwörter zum Teil in fünf grofse Abteilangen
gruppiert sind. Alsdann folgt das Schlagwortsverzeichnis, das alpha-
betisch nach Schlagwörtern geordnet ist. Erschwerend wirkt, daüi
naturgemäfs, abgesehen von den Verweisungen auf andere Schlagwörter
einzelne recht erheblichen Umfang angenommen haben , so z. B. Ck-
schichte mit 7 Seiten , Philosophie mit 6 y^ Seiten , Oesterreich mit
10 Seiten u. a. m. Unter dem Schlagworte sind die Werke in der
Regel nach dem Namen des Verfassers alphabetisch, jedoch mit
einigen häufig störend wirkenden Ausnahmen (Universalgeschichten,
Anonyme etc.) geordnet. Am Schlüsse des Kataloges befindet sich
unter Zeitschriften ein gleichfalls nach Schlagwörtern geordnetes Ver-
zeichnis derselben und zwar nicht nur der in der Bibliothek vorhandenen,
sondern aller Wissensgebiete. Durch eine Indizierung ist es den Lesern
möglich, zu erkennen, wo die Zeitschrift in Wien erhältlich ist.
1) In ähnlicher Form, aber nicht so markant hatte sie sehen Jeasi
von Eduard Halller. 45
Dem gleichen Systeme huldigt die erste und zweite Auflage des
Katalogs der Hamburger Bücherhallen, von denen die erste von Herrn
Dr. C. Nörrenberg, die zweite von Herrn Dr. Fritz und später von
Herrn Dr. E. Schnitze bearbeitet ist. Der Katalog enthält in einem Bande
schöne und wissenschaftliche Litteratur und zwar die erstere ohne jegliche
Einteilung lediglich alphabetisch nach Verfassern geordnet, während
die wissenschaftliche Litteratur nach Namen und Schlagwörtern in alpha-
betischer Reihenfolge, aber ohne Scheidung von Unterabteilungen ge-
ordnet ist Durch zahlreiche Verweisungen der Schlagwörter auf einander
kann der Leser leicht die Nachbargebiete ausfindig machen und wird
in der Regel bald finden, ob das gewünschte Buch in der Bibliothek
vorhanden ist. So verweist Physik auf Akustik, Elektrizität, Energie,
Mechanik etc.; Italien auf Florenz, Neapel, Rom, Sizilien, Venedig u. a. m.
In Folge dieser zahlreichen Verweisungen ist es angängig gewesen,
den einzelnen Schlagwörtern stets nur einige wenige Bücher unter-
snordnen, sodafs ein üeberblicken aller einzelnen, unter einem
Sehlagwort verzeichneten Bücher mit einem Blick möglich ist. Infolge
dieser Einordnung (Verfassemamen und Schlagwörter) wurde es natürlich
erforderlich, viele Bücher zweimal, dreimal und noch öfter in das Ver-
seichnis aufzunehmen. Es ist ja selbstverständlich, dafs das Verzeichnis
▼erhältnismäfsig grofs erscheint, da die vielfachen Wiederholungen
Raum erfordern.
Nach dieser Besprechung von einigen Katalogen der bedeutendsten
Bibliotheken dürfte eine Erörterung der Einzelfragen am Platze sein.
Darüber im nächsten Heft.
Die Stellung des städtischen Yolksbibllothekars.
Von Dr. Ernst Jeep.
(Fortsetzung).
Den im vorigen Hefte skizzierten Anforderungen mufs der Leiter
der Bibliothek besonders dann genügen, wenn die Stadt andere Bildungs-
anstalten nicht besitzt. Denn in diesem Falle ist die Bibliothek die
Universität der Bürgerschaft. Mit ihrer Lesehalle kann sie den Mittel-
punkt bilden ftir gemeinverständliche Vorträge jeder Art.^) Insbesondere
wird sie und ihr Bibliothekar auch den ^ studierten '^ Einwohnern die
Möglichkeit gewähren, die auf der Universität erworbenen Kenntnisse
zu wahren und zu mehren. Das gilt fUr den Gymnasiallehrer, den
Philologen, Mathematiker, Historiker und Naturforscher eben so gut
wie ftlr den Juristen, und in noch höherem Grade ftir den Arzt, bei
I) Darauf habe ich schon in meinem „OrganisatioDsplane fUr die Biblio-
thek der Stadt CharlotteDburg*' vom 8. Oktober 1897 hingewiesen. Statt eigene
Bibliotheken zu begründen, sollten — wenn Gesellschaften in Frage kommen —
diese ihren Bttcherbestaud der am Orte befindlichen zentralen Bücherei zur
VerAlgung stellen. Vgl. Wilh. Wagner, Die Studeutensohaft und die Volks-
bildung. BerUn, Heyfelder 1902. S. 14.
46 Die Stellung^ des städtischen VolksbibUothekan.
dem der Satz: Stillstand bedeutet Rückschritt! anch mit Rücksieht anf
seine Kranken sich niemals yerwirklichen dürfte.
Freilich werden die neuartigen Büchereien die Ansprüche der
Spezialgelehrten nie ganz berücksichtigen können; die zusammen-
fassenden Encyklopaedieen einer jeden Wissenschaft sollten aber nach
dem Vorgänge der Cbarlottenburger Volksbibliothek überall angeschafil
werden ! — auf jeden Fall aber mufs der fachmännische Lieiter imstande
sein, hier in die Bresche zu treten und auf das einschlägige Materiil
hinzuweisen. Entweder auf Grund eigenen Wissens, oder unter Zu-
hilfenahme der Bibliographieen und Litteraturzeitnngen, deren Kenntnis,
wie ein fianzösischer Bibliothekar betont, eine „kleine Wisaenschtft
für sich" ist.
Indem so der Volksbibliothekar die Bücher, Zeitschriften, Karten-
werke, Musikalien und Kunstsachen, wenn möglich, auch die Zeitungen
nach bestimmten Grundsätzen anschafft, indem er dem Publikum in
seinen gebildeten, weniger gebildeten und ungebildeten Schichten mit
Rat und That zur Seite steht, die verschiedenen Kataloge sachgemäTs
anlegt und weiterführt und damit den Litteraturwerken ihren rechten
Platz in der Bibliothek anweist; indem er auf der anderen Seite über
seine Beziehungen zum Buchhandel Journale führt, die Buchbinder-
arbeiten anordnet und überwacht, sowie den Ausleihe verkehr möglichst
praktisch regelt, hält er die Mitte zwischen dem gelehrten Bibliothekar
der alten Schule und dem technisch geschulten Fachmann der Neuzeit,
der erst seit den siebenziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf einen
eigenen Beruf zurückblicken kann. <)
Wie stellen sich nun die städtischen Behörden dem neuen
Berufe und der neuen Anstalt gegenüber?
Die Reform der städtischen Bibliotheken, oder die Begründung der
für alle Kreise der Bevölkerung berechneten freien Öffentlichen Biblio-
theken ist aus privater Initiative hervorgegangen. Oft entschlossen sich
die Stadtverwaltungen erst nach hartem Kampfe zu dem für ihr
Gemeinwesen so nützlichem Schritte. Eine nach meiner Kenntnis der
Dinge richtige, kurze Darstellung über die „Neugestaltung des
städtischen Bibliothekwesens* gab letzthin Herr Dr. G. Fritz ^ in den
„Vorträgen und Aufsätzen aus der Comenius-Gesellschaft*'.
1) Vgl. hierüber: Anton Klette, Die Selbstäodigkeit des biblio-
thekarischen Berufes in Deutschland. Jubiläums-Ausg. Marburg, Elwert 1897.
Die erste Ausgabe, die im Jahre 1&71 (Leipzig) erschien, gab mit der kon
vorher erfolgten Amtsniederlegung des Professors Wilhelm Bramb ach den
Anstols zu der in Preufsen fast ganz durchgeführten Trennung der Aemter
des Bibliothekars und akademischen Lehrers.
2) Berlin. Heyfelder 1H02. Vorher Nürrenberg, Die Büeherhallen-
bewegung im Jahre 1S97 ; ebenda. Vgl. dazu die „Blätter", Jg. 1903. S. 27—20.
Schnitze, a. a. 0. S. 1 1 1—67. Kapitel 3. Hier müfdten in einer 2. Aufl. emiipe
Unrichtigkeiten (z. B. hinsichtlich des Etats von Charlottenburg) und etliche
Mängel der Darstellung beseitigt werden! — Schliefälich Graesel in seinem
Handbnche. S. 27 ff., das der objektiven Darstellung und der Vollständigkeit
des angefünrten Materials halber auch für die Volksbibliotheken ein unent-
behrliches Nachschlagewerk bildet
Etvte Znaammenkiiiift nordwestdeatscher Volksbibliothekare. 47
Die heute auf diesem Gebiete bestehenden Verhältnisse zu kriti-
sieren liegt mir fem : eins aber mufs betont werden : denstädtischen
Volksbibliothekar ist die ihm gebfihrende Stellung
noch nicht eingeräumt. Und das sollte vor seiner Anstellung
geschehen!
Vielleicht liegt die Ursache darin, dafs, seitdem die Dozenten
nnd Professoren der Universität aus dem früheren Nebenamte des
Bibliothekars ausschieden, femerstehende nunmehr die Ansicht gewannen,
dazn sei Oberhaupt ein „wissenschaftlich gebildeter" Mann nicht mehr
nötig; vielleicht ist, was im Grunde dasselbe besagt, die allgemeine
Unkenntnis Aber die Funktionen des Bibliothekars daran Schuld.
Deshalb bin ich etwas ausführlicher hierauf eingegangen.
(Fortsetzung folgt).
Erste Zasammenknnft nordwestdentscher Yolksbibliothekare.
Eiue Zusammenkanft der Volksbibliothekare Nordwestdeutschlands fand
am Sonntag den 8. Februar auf Einladoog des Bibliothekars der Oeffentlichon
Bttcherballe zu Hamburg statt. Die Bibliothekare der Volksbibliotheken
nnd Lesehallen in Altena, Lübeck, Neumünster, Itzehoe, Kiel und Osnabrück
nahmen au dieser Zusammenkunft teil (im ganzen 13 Personen), während die
Herren in Bremen^ Lüneburg, Flensburg und Billwärder am Erscheinen ver-
hindert waren. Die Teilnehmer nahmen zunächst die neueröffnete Ausgabe-
stelle B (Pferdemarkt) der Hamburger Bücherhalle in Augenschein, deren
Einrichtungen grolsem Interesse begegneten. Nach einem kurzen Imbifs
schlössen sich alsdann die mehr als drei Stunden dauernden Verhandlungen
an, die von Prof. Dr. Sohnoor-Nenmünster geleitet wurden. Der erste
Verhandlunffsgegenstand betraf die Grundsätze für die Auswahl von
Büchern für Volksbibliotheken. Das Referat erstattete Dr. Ernst
Schnitze, Bibliothekar der Oeffentlichen Bücherhalle zu Hamburg, der darauf
hinwies, dafs wohl jeder, der an der praktischen Arbeit der Volksbibliotheken
teilnehme, inuner mehr zu der Ansicht komme, dals man von der Einstellunff
schlechter oder auch nur seichter Bücher eanz Abstand nehmen müsse und
könne. Schriftstellerinnen, wie das Gartenlanbentrio Marlitt — Heimburg —
Werner und insbesondere Nataly von Eschstruth, seien bereits mit Erf(% aus
den meisten in unserer Zeit begründeten Volksbibliotheken verbannt, l^bel-
stände hätten sich daraus nicht im mindesten ergeben. Das Geheinmis der
grolsen Beliebtheit dieser litterarisch sehr anfechtbaren Schriftstellerinnen liege
nor darin, dals alle ihre Romane Liebesgeschichten seien. Liebesgeschichten seien
aber auch in der guten Litteratur so zälreich vorhanden, dals man gamicht in
Verlegenheit kommen künne, welche Bücher man auszugeben habe, wenn „etwas
von liebe darin sein" solle. Die Bücherhallen könnten nur dann ihren Zweck er-
füllen, wenn sie — zwar ohne Schulmeistere!, aber mit voller Konsequenz — die
Heranbildung der Leser zum Verständnis und zur Schätzung der Meisterwerke
der Litteratur anstrebten. Sehr wichtig sei deshalb auch, zum mindesten für
die Bibliotheksverwaltungen selbst, die Schaffung eines Musterkataloges, also
eines Verzeichnisses einer Auswahl der besten Bücher, mit einer kurzen
Charakteristik (nicht Kritik) für jedes aufgeführte Buch. — Die Versammlung
erklärte sich mit diesen Ausführungen einmütig einverstanden und bat den
Vortragenden, die Schaffung eines Musterkataloges persönlich oder in Gemein-
schaft mit Anderen in die Hand zu nehmen. — Den zweiten Verhandlunffs-
Segenstand bUdete die Frage der Behandlung des Publikums^ überoie
er Vorsteher der Ausgabestelle B, Dr. Richard Ohnsorg, refenerte. Das
48 Unteretützung v. Volkßbibl. durch d. Dentscbe Dicbter-Gedachtofa-Stiftöng.
Publiknm sei nicht um stets freundlich zu behandek, sondern es mlisse den
wünschen jedes Lesers in weitgehendster Weise Rechnung getngen werden.
Jeder belehrende Ton sei zu vermeiden. — Der dritte Verhandlongsfnßgenstaod
endlich war die wohl für sämtliche Anwesende äuGserst wichtige Frage der
Beschaffung ausreichender Geldmittel für Volksbibliotheken,
die Dr. Link — Lübeck anregte. Aus allen Ausführungen erjg;ab sich, dab
Büchürhallen und Volksbibliotheken auf die Dauer nicht von einem Vereins-
bud^et leben können, da ihr ganzes Wesen das Auf- und Abschwanken der
jähruchen Ausgabesummen, das bei gemeinnützigen Vereinen sonst ohne
Schaden statthaben könne, ausschliefse. Die meisten neueren Volksbibliotheken
beziehen denn auch wenigstens einen Zuschuß von städtischer oder staat-
licher Seite. Erwähnt wurde noch, dals kleinere Volksbibliotheken von jetzt
ab von der im vorigen Jahre in Hamburg begründeten Deuts eben
Dichter-Gedächtnis-Stiftung mit Büchern unterstützt werden sollen.—
An iedes Referat schlols sich ein lebhafter und allseitig als sehr ft>rdernd.
empfundener Meinun^ustausch an. Man beschlofs deshalb, nach Jahresfrist
wiederum und zwar in Lübeck zusammenzukommen. Dort soU auch die Frage
der Begrründnng eines Vereins nordwestdeutscher Volksbibliothekare zur Ver-
handlung kommen. Die Bibliothekare aller Volksbibliotheken Nord.
Westdeutschlands, auch der kleinen und kleinsten, sind dazu
freundlichst eingeladen. Da eine Zusammenstellung der schon be-
stehenden Volksbibliotheken nicht vorhanden ist, werden Meldungen zur Teil-
nahme hiermit schon jetzt an Dr. Ernst Schultze-Hamborg erbeten.
S.
Unterstützung yon Volksbibliotheken durch die
Deutsche Dichter -Gedächtnis -Stiftung.
Die Deutsche Dichter -Gedächtnis -Stiftung, die vor kurzem bentndet
wurde und deren Zweck die Ehrung hervorragender Dichter durch Ver-
breitung ihrer Werke ist, will ihre Thätigkeit in wenigen Wochen beginnen.
Es sollen einige Werke in grölserer Anzahl von den Verlegern angekuft,
andere in eigenen Ausgaben durch die Stiftung hergestellt werden. Letztere
werden in den Buchhandlungen käuflich sein, während sie zusammen mit des
ersteren an die ärmeren Volksbibliotheken in Deutschland, Oesterreich und der
Schweiz zur Verteilung kommen sollen. Für die Bücher selbst beansprucht
die Stiftung eine Bezahlung nicht, doch soll das Packetporto (50 Pfenoice)
und der Einband von den Bibliotheken ersetzt werden. Die BUeher werden
sämtlich in Dermatoid gebunden, das sich als nicht schmutzender, abwasch-
barer Einbandstoff von schmuckem Aussehen schon so vielfach bewährt bit
Als Einbandpreis wird für den Band in der Regel nur der kleine Betrag von
50 Pf. gefordert werden. Zur Verteilung sollen gelangen: 1. Ebner-
Eschenbach: Das Gemeindekind. 2. Fontane: Grete Minde. 3. Brttder
Grimm: Deutsche Sagen (Auswahl). 4. Rosegger: Als ich noch der Wild-
bauembub' war. TeU I— III. 5. Schöne alte Kind er reime. Herausgegeben
von Wolgast. 6. Kleist: Michael Kohlhaas. 7. Ausgewählte humonstisehe
Erzählungen. — 1—5 soll von der Stiftung angekauft,») 6—7 in eigenen
Ausgaben hergestellt werden. Es ist möglich, dafs Kleists „Michael Kohmaas'
mit einer Reihe von Abbildungen versehen wird; er wtirde dann in des
Buchhandlungen für 75 Pf. käuflich sein, während die „Ausgewählten
humoristischen Erzählungen'' im Buchhandel 1 M. kosten werden.
Es bietet sich also den mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfenden
Volksbibliotheken hier die günstige Gelegenheit, für eine Vergütung von
I) Für den Ankauf von Nr. i ist Vorausselzung, dals eine Einigung über
den Preis zwischen der Stiftung und dem Verlag zustande kommt , die mit den
übrigen Verlegern bereits erzielt ist.
Berichte Aber Bibliotheken einzelner StSdte. 49
hSchstens 4 Mark 7 (eigentlich 9) solide und geschmackvoll gebundene Werke
nt erhalten, deren Gesamtpreis sich sonst, ebenfalls gebunden , auf etwa
IS M. stellen würde. — Bewerbungen sind schon jetzt bei dem
Sehriftführer der Stiftung, Dr. Ernst Schnitze-Hamburg, einzu-
reichen. Da wahrscheinlich im ersten Jahre mehr als 500 Bibliotheken nicht
^rQcksiehtift werden können, ist zu erwarten, dafs die Bewerbungsliste, auf
^ schon eue Anzahl von Bibliotheken vorgemerkt sind, bald geschlossen
'^ird. S.
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
Die Bonner Bücher- und Lesehalle erfreute sich auch im ver-
flossenen Jahre 1902 eines sehr regen Zuspruches seitens der Bürgerschaft. Die
Statistik des Jahres 1902 weist als Besuch der Lesezimmer eine Gesamtziffer
von 20300 ndinnlichen und 2850 weiblichen Personen, insgesamt 22 650 Per-
sonen anf. An Büchern wnrden nach Haus in Summa 45 266 Bände entliehen ;
es ist dies im Vergleich zum Jahre 19ul ein Mehr von 6266 Bänden. Gewifs
ein erfreulicher Fortschritt! Die entliehenen Bücher verteilen sich folgender-
maiaen unter die verschiedenen Abteilungen:
Zeitschriften 8863, Schöne Litteratur 32867, Geschichte, Kulturgeschichte
1041. Biographien, Briefwechsel 205, Geographie, Reisen 4782, Rechtswissen-
sehan 36, Theologie, Philosophie, Pädagogik 323, Naturwissenschaft, Medizin
675, €lewerbekunae, Kunst 582, Jugendschriften 853, Verschiedenes 39 Bände.
Es benutzten die Bücher -Ausgabe:
1406 Beamte, 4093 Fabrikarbeiter, 9729 Gewerbetreibende, 7644 Hand-
werker, 500 Militärpersonen, 1587 Rentner, 5946 Studierende und 14 363
weibliche Personen.
Man ersieht hieraus, wie gerade fUr die weniger bemittelten Klassen
diese so gemeinnützige BibliotheR ein Bedürfnis ist. Dank der grolsen Opfer-
freudigkeit hiesiger Mitbürger und durch Erhöhung des jährlichen städtischen
Znsdiiiflses anf 2000 Mk. ist das Fortbestehen der Bonner Bücher- und Lese-
halle his zum Jahre 1907 gesichert. In Folge dieser reichlich eingegangenen
B^triige wird dieselbe im Mai d. J. mit einem beträchtlich vermehrten Bücher-
bestande seine neue Wirksamkeit in den grolsen Räumen des Hauses Quantius-
strajCse 5 eröfihen.
Mögen sich femer opferwillige Freunde dieser guten Sache finden,
damit einst anch die Bonner Bücher- und Lesehalle unter den ersten grolsen
deutschen Yolksbibliotheken genannt wird.
Boim. Ernst Bode.
In dem Kampfe um die Erhaltung des Deutschtums in den Ostmarken
sollen die deutschen Geisteswissenschaften immer mehr als Waffen heran-
gesogen werden. Vor allem wird jetzt auf die Anschaffung deutscher
BücheiBanunlnngen gröfserer Wert als bisher gelegt. Nach dem schönen Ge-
linfcen der Kaiser Wilhelm - Bibliothek in Posen beabsichtigt man, in ähnlicher
Weise eine Bibliothek in Bromberg, nur in entsprechend kleinerem Mals-
stabe, zu errichten. Während die Posener Bibliothek ein Provinzialinstitut
mit staatlichem Zuschuls ist, soll in Bromberg eine Stadtbibliothek mit Staats-
znschnfs begründet werden, deren Unterhaltung die städtischen Behörden in
Bromberg übernehmen; seitens des Staates wird, wie die „Nat-Ztg.* hört, ein
Beitrag in den nächstjährigen Etat eingestellt werden. Auch seitens der
deutschen Verleger wird voraussichtlich die Bromberger Bibliothek reichlich
Unterstützung er&hren; so hat der Inhaber der Paul Parey'schen Verlags-
buchhandlnngy Herr Georgi, wie für die Posener, so auch für die Bromberger
50 Berichte über BibliothekeD einzelner Stidte.
Bibliothek sämtliche Werke seines bindwirtsch&ftlichen Verkges gestiftet
Weiter ist in Aussicht genommen, von den beiden geistigen Zentren der
Provinz Posen, von den Städten Posen nnd Bromber? ans, später in die
kleinen Landstädte und Dörfer der Provinz WanderbiblioUieken auszosehicken,
die, nach bestimmten Gesichtspunkten zusammengestellt, in regelmäßiger
Folge gewechselt werden sollen.
Die Oeffentliche Biicherhalle in Hamburg hat — wie wir in Ergänzung
der in den Blättern f. VBB. Nr. 1/2, S. 19 gegebenen Mitteilungen bemerken
— im verflossenen Jahre abermals einen ganz bedeutenden Amcbwung ge-
nommen. Während die Zahl der zum Verleihen bestimmten Bücher von ItfidO
auf 15,000 stie^, wuchs die Zahl der verliehenen Bücher auf die statthcbe^
Zahl von 173,070 Bänden. Jedes Buch ist also im Durchschnitt 11—12 maft
gelesen worden. Aus der schönen Litteratur sind 141,581 Bände verliehei^
worden ; mit grofser Freude ist zu begrüGsen, dals darunter die besten Unter —
haltungsschriftsteller die höchsten Entleihungszahlen aufzuweisen haben — so
neben den Klassikern z. B. Anzengmber, Dickens, Ebner-Eschenbach, Frertag',
Dahn^ Kaabe, Spielhagen, Deutscher Novellenschatz etc. — Wissenscbaraidi«
Entleihungen waren 31,498 zu verzeichnen. Interessant ist, wie sieh diese
Zahl auf aie verschiedenen Wissensgebiete verteilt: der Löwenanteil entfÜH
auf die Abteilung Geographie und Keisen, die 9236 Bände verlieh, also 29
Proz. oder fast den dritten Teil aller wissenschaftlichen Entleihungen znsammeo
erzielt hat; es folgen die Naturwissenschaften mit 12,5 Proz. nnd die Technik
mit 11 Proz. Die letztere würde weit zahlreicher vertreten sein, wenn der
Bücherbestand ein reichhaltigerer wäre. In weiteren Abständen folgen Ge-
schichte, Werke über Deutschland, Biographien — jede dieser Abteilnngeo
mit etwa ß,5 Proz. ; dann Hamburgensien mit 5 Proz., Werke über Knnst md
Kunstgeschichte, über Philosophie und Pädagogik mit je 4 Proz., Staats- und
sozial wissenschaftliche Werke mit M,5 Proz. — endlich die versohiedeneo
kleineren Abteilungen der Litteraturgeschichte, der Sprachwissenschaftea,
der Erbauungsschriften etc. — Der Lesesaal ist von 61,175 Personen besnebt
worden. — Die Entwickelung der Bücherhalle in den SV4 Jahren ihres
Bestehens wird am besten durch die Ziffern der in den einzelnen Jahren
verliehenen Bücher kenntlich gemacht: in den 3 Monaten Oktober bis Dezember
1899 wurden 14,776 Bände verliehen: im Jahre 1900: 78,309 Bände, im Jahn
1901: 119.545 und im Jahre 1902: 173,070 Bände. Die Steigerung tob
1900 auf 1902 betrug also 94,761 Bände oder 121 Proz. Nach dem ttbenm
lebhaften Betrieb, der sich nach Weihnachten entwickelt hat and der eioe
nach den bestehenden Verhältnissen fast unmöglich scheinende weitere Stei-
gerung gebracht hat, ist es mit grolser Freude zu begTÜÜBen, dafs die Aus-
gabestelle B, die während der letzten Monate eingerichtet worden ist, in
13. Januar in den vom Senat zur Verfügung gestellten Räomlicfakdten der
ehemaligen Impfanstalt am Pferdemarkt eröffnet worden ist
Die Kosten der Einrichtung sind in dankenswertester Weise von zwei
hochherzigen Freunden der Blicherhalle übernommen worden. Auf diese
Weise ist es möglich gewesen, 4000 Bände anzukaufen, zu denen noch etwt
1500 geschenkte hinzukamen, so dats die zweite Bücherhalle mit etwa 5S0U
Bänden der besten Schriftsteller eröffnet werden konnte. Neben einer grollNn
Anzahl von Werken belletristischen Inhalts sind darunter Bücher ans tUen
Wissensgebieten vertreten. Besonders gut ist die Bibliothek mit Beise-
beschreibungen, mit naturwissenschaftlichen Werken, mit Hamburgensien and
mit Lebensbeschreibungen versehen. Auch auf die äuJbere Ausstattung der
Bücher ist Wert gelegt; insbesondere fallen die in der eigenen Bucüibinderd
der Bücherhalle gebundenen Werke durch ihren geschmackvollen nnd prakti-
schen (abwaschbaren) Dermatoid-Einband auf. Der Katalog, der ans eiiMm
wissenschaftlichen und einem beUetristischen Teile besteht, wird erst naoä
einigen Wochen erschehien, doch liegen bereits die fertiggedruckten Bogen
des Verzeichnisses der schönen Litteratur in der Buchausgabe für das Poblikua
Berichte ttber Bibliotheken einzelner Städte. 6 t
ans. Was die RSame anbelangt, so sind sie viel freondlicher nnd luftiger
als die alten Räumlichkeiten an den Kohlhöfen. Beim Eintritt gelangt man
sunächst in den Warteranm für das Publikum. Durch einen Schaltertisch
hieiTon getrennt, schliefst sich das Büchermagazin an, in dem in 15 grofsen
Regalen die zum Verleihen bestimmten Bücher aufgestellt sind. Neben diesem
grouen Bttchersaal liegt das freundliche und geräumige Arbeitszimmer für
die Beamten. Als Ausgabestunden sind an den Wochentagen die Stunden
von 12 — 2 und 6—8 Uhr, an den Sonntagen 10—12 Uhr festgesetzt. Zur
Ausstellung einer Lesekarte bedarf es nur des Ausweises durch einen polizei-
lidien Meldeschein. Ein Lesezimmer ist einstweilen mit der Aus^bestelle B
mangels passender Räumlichkeiten noch nicht verbunden. Der Betrieb der
Bachansgabe und der Lesezimmer der Hauptbibliothek erleidet durch die
Einrichtung der Ausgabestelle B keinerlei Aenderung; sie bleiben zu den
bisherigen Stunden frei für jedermann geöffnet.
Die Bücherhallenbewegung in Hamburg hat durch die EröfEhung der
neaen Ansleihbibliothek einen grofsen Schritt vorwärts gemacht Man ist
damit dem grofsartigen Vorbilde der englischen nnd amerikanischen public
Ubraries, die allen Bevölkerungskreisen ohne Unterschied Lesestoff zur Ver-
ftjTung stellen nnd die von den Städten und von Privatleuten in reichlichster
Weise mit Mitteln versehen werden, ein gutes Stück näher gekommen. In
der That ist Hamburg die erste Stadt Deutschlands, die nicht mehrere gleich-
groüse Bücherhallen neben einander stellt, sondern die einer Hauptbibfiothek
eine Zweigbibliothek angliedert, die ebenso wie die Zweigbibliotheken, die
später folgen sollen, unter der zentralen Leitung der Hauptbibliothek steht
und mit ihr ein organisches Ganzes bildet. Gerade durch einen solchen engen
Zosammenhane hat man in England und Amerika die gröfsten Erfolge erzielt.
Hamburg rückt durch diese Ausgestaltung seiner Bücherhalle immer ent-
schlossener in die erste Reihe derjenigen deutschen Städte, die sich den
Rohm erworben haben, das grofse Bildungsbedürfnis des Volkes erkannt und
darnach gestrebt zu haben, Einrichtungen zu seiner Befriedigung zu schaffen.
Aufrichtiger Dank gebührt der Patriotischen Gesellschaft, dafs sie in Hamburg
die Führung dieser Bewegung übernommen hat. S.
Dem „Hamburgischen Correspondent" (1003 Nr. 20 Abendausgabe) ent-
nehmen wir noch folgende Angaben über die neue Ausgabestelle B:
„Die Leiter der Bücherhallen, an deren Spitze Herr Dr. Ernst
Schnitze steht, haben alle bisher gemachten Erfahrungen hier in der voll-
kommensten Weise verwertet; so z. B sind die Bücher der Unterhaltungs-
Htteratnr von denen der wissenschaftlichen völlig getrennt aufgestellt. Die
Bttcher tragen eine aus einigen Buchstaben bestehende Signatur, die sofort
erkennen lä&t, in welche Kategorie jeder Band gehört. Neben dem Ausgabe-
schalter steht ein sog. Greifkasten, in dem die meistverlangten Werke der
bekannten Schriftsteller der schönen Litterat ur zur Hand liegen, und zwar
tragen die Einbände der nebeneinanderstehenden Bücher verschiedene Farben.
Die weifse Signatur hat sich gegenüber der goldenen sehr gut bewährt, weil
sie nach einer Idee des Herrn Dr. Schnitze noch einmal überlackirt ist. Der
amerikanische Zettelkatalog weist die vorhandenen Werke nach Schriftstellern
{[geordnet auf. Duplikate der Katalogkarten in blauer Farbe sind aufserdem
m den Zettelkatalog der Hauptausgabestelle auf den Kohlhöfen zwischen die
dortigen weifsen Karten einsortiert, sodafs man auch dort ohne weiteres das
Vorhandensein eines Buches in der Filiale feststellen und den Verlangenden
dorthin verweisen kann, wenn es in der Hauptstelle nicht disponibel ist. Die
in der Filiale befindlichen Werke sind hingegen auf den Kohlhöfen ursprüng-
lich alle vorhanden. Andere Register und das Journal vervollständigen die
Buchführung. — Die vom Publikum zu benutzenden Formulare sind wesentlich
vereinfacht. Der Bestellzettel und die Lesekarte der Hauptausgabestelle sind
nämlich hier in einem Bestellbuch zusammengefaist".
^2 Berichte über Bibliotheken einzelner SUdte.
Am 14. April 1902 wurde in Kreuznach eine städtische Volksbiblioth ^
und Lesehalle eröffnet Die Stadt liels zu diesem Zwecke den oberen Sto^^
des Schulhaases in der Poststrafise entsprechend herrichten, auTserdem wurd. ^
200n Mark zur inneren Einrichtuncr des Lesezimmers und der Bficherei
Bücherbeschaffung bewilligt, gleichzeitig 1000 Mk. für das Jahr vom 1. A|»x-]
1902 bis dahin 1903. Als Grundstock wurde ferner die frühere Stadtbibliotk^l
überwiesen, die eine grofse Anzahl wertvoller und für die Zwecke der Yollca.
bibliothek wohlgeeigneter Bücher enthielt. Ein Aufruf an die Einwohner
Kreuznachs hatte zur Folge, dafis eine ganze Reihe wirklich gater Bücher der
Bibliothek geschenkt wurde, ebenso gaben Freunde des Institats eine de^
artige bare Beihülfe, daTs damit der gröCste Teil der Einrichtung des Lew-
zimmers bestritten werden konnte, zumal sämtliches nötige Holz für Tiseiie^
Bücherborde, Regale etc. ebenfalls geschenkt wurde. An ferneren Mitteln
standen zur Verfügung von der Krenznacher Volksbank 50 Mk., vom Staat
300 Mk. und aus einer Veranstaltung im Jahre 1901 600 Mk.
Der Lesesaal einfach, aber mit viel Geschmack von dem Fachlehrer
Herrn Behr der hiesigen Fortbüdungsschule ausgestattet, mifst 9,5x8,5 m nod
erhält sein Licht durch drei grofse Fenster in aer Front Neben der Leee-
halle befindet sich eine Garderobe mit Waschgelegenheit, eine Flügelthür ver-
bindet Lesehalle mit Bücherei. Zur Bücherausgabe wird ein Ausgabetiseb
vor die Thür gestellt. Am Tage genügt das durch die Fenster fallende Lieht
völlig, abends Beleuchtung darch Auerlicht Die Lesehalle enthält eine grolse
Anzahl Nachschlagewerke aus allen Gebieten, ferner reichlich illastrierte
Werke, Litteratur- und Kunstgeschichten, Künstler-Monographien, Monomphieo
zur Weltgeschichte, Kulturgeschichte etc. Zum Gebrauch ohne Weiteres
stehen ferner eine ^ofee Reihe von gebundenen Zeitschriften, Westermuui's
Monatshefte, Gartenlaube, Daheim, Kunst für Alle u. a. mehr zur Verfligiuig,
ebenso werden alle neuhinzukommenden Werke der Bücherei 4 Wochen lang
im Lesesaal auf einem besonderen Regale zur Benutzung ausgestellt
Tageszeitungen werden erst seit kurzem aufgelegt, im Ganzen bisjetit
9, darunter die Kölnische Zeitung, Kölnische Volkszeitnng und Frankforter
Zeitung. An Unterhaltungs- und Fachzeitschriften liegt ein Datsend aiif,dne
Vermenmng ist vorgesehen.
Die Bücherei zählt über 5000 Bände (Buchbinderbände). Die Ein-
teilung der Bücher ist anolog dem Schweidnitzer Katalog erfolgt Die Aus-
leihung geschieht ^egen Lesekarte, d. h. der Leser füllt eine Lesekarte aos
und bescheinigt daoei, dafe er den vorgedruckten Bestimmungen sich IlDte^
werfen will. Die eine Seite der Karte ist in 16 Fächer eingeteilt, in denfls
die entliehenen Bücher eingetragen und der Tag der Entleihung gestempelt
wird. Diese Karten mit der Nr. des Lesers versehen bleiben in der Bibliodiek
und werden nach Schlnfs der Bücherausgabe nach Nununem geordnet m dea
Datum kästen gestellt Der Leser enthlUt nur eine ein&che IControlkarte nüt
seiner Nummer, auf die Karte wird bei jeder Verleihung der Datumstempel
gedrückt, bringt ein Leser ein Buch zurück, so findet sich die Lesekarte sehr
leicht aus dem Datumkasten, wenn die Kontrolkarte vorgezeigt wird. Diese
Art der Leihkontrole hat sich bisher sehr gut bewährt. Eine Lesekarte (^
18 Bücher mit Kontrolkarte kostet 10 Pfennig. Bücherei und Lesdialle shid
täglich geöffnet von 57« bis 9 Uhr, Mittwochs und Sonnabends auch von l2Vi
bis 2, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 12\'i und von 5 bis 9 Uhr. Ver-
waltet wird das Institut durch eine von der Stadtverordnetenveraammluiig
gewählte Kommission von 10 Mitgliedern, den Vorsitz führt der besoldete
Beigeordnete. Um die Parität zu betonen, gehört von evangelischer nnd
katholischer Konfession je ein Geistlicher und Rektor der Kommission an.
Die städtische Voiksbibliothek und Lesehalle erfreut sich einer reffeo
sich immer steigernden Benutzung. Während des ersten halben Jahres wnraen
rund 10000 Bände an 1018 Leser ausgeliehen. Der Bücherbestand hat die
Zahl von rund 3000 Bänden erreicht Andriaux, Beigeordneter.
Berichte über Bibliotheken eiozehier Städte. 53
Die Farben&briken vonn. Friedr. Bayer & Co. in Elberfeld haben
rno Leverkusen im September v. J. eine Bibliothek eröffinet, deren Benutzung
■ieh von Monat zu Monat gesteigert hat.
Die Bücherei umfiübt ca. 6000 Bände und ist allen Beamten und Arbeitern,
die länger als ein Jahr in den Farbenfabriken beschäftigt sind, unentgelt-
lieh zu^glich. Ein Betrag von M. aociO jährlich ist für die Vervollständigung
und Erneuerung der Sammlung von der Firma ausgeworfen. Die Kontrole
und die Auawalil neu anzuschaffender Bücher hat eine Kommission, zu der
Bemmte und Arbeiter im gleichen Verhältnisse gehören, in der Hand. Die
Verwaltung hat einen gedrackten Katalog veröffentlicht (s. u.). -r-
In Marburg i. fl. besitzt der dortige Fortbildungsverein eine Bibliothek
▼on 8400 Bänden und ein Lesezimmer. Für den monatlichen Beitrag von
25 Pf. steht den Mitgliedern die Benutzung beider frei; auch berechtigt die
Zahlung zum Besuch der im Winter stattfindenden Vorti%e. Das Vereins-
lokal ist jeden Abend von 8—11 geöfhet.
Dem 4. Geschäftsbericht des Ausschusses für Volksvorlesungen zu
Offenbach a. M., Sommerhalbjahr 1901 und Winterhalbjahr 1901/02. Er-
stattet in der Versammlung des Gesamtausschusses am 16. Oktober 1902
(Sonderabdruck aus den Mitteilungen des Verbandes für Volksvorlesungen
im Main- und Rheingebiet) entnehmen wir Folgendes:
„Die am 12. Februar 1901 eröffnete Lesehalle befand sich bis Weih-
nachten 1901 in dem städtischen Hause Hermstra&e 35, wo uns ein Schulsaal
nebst freier Heizung und Beleuchtung unentgeltlich zur Verfügung gestellt
war. Im gleichen Kaume wurde der Unterricht der kaufmännischen Fort-
bfldnngsschule erteilt, weshalb unsere Zeitschriften und Bücher an den Be-
snehstagen (Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag) jedesmal besonders
heiausgenommen und wieder verschlossen werden mulsten. Da auiserdem
Montags und Donnerstags Bücheraus^be des Volksbildnngsvereins stattfand,
konnte an diesen Tagen überhaupt nicht von uns geöfhet werden. Wir er-
griffen deshalb die Gelegenheit, die freistehenden geräumigen Lokalitäten in
dem eben&Us der Stadt gehörigen Hause Kaiserstrsuse 7 zu beziehen und er-
öfheten an diesem Platze unser Institut im 1. Stock am 8. Januar 1902. Zur
Wiedereröfhung waren aulser den Vertretern der dem Ausschüsse für Volks-
▼orlesungen angeschlossenen Vereine zahlreiche Mitglieder der Stadtverwaltung,
Herr Oberbürgermeister Brink und Freunde und Gönner unserer Bestrebungen
erschienen. Die neuen Räume, die ausschliefslich den Zwecken der Lesehalle
dienen konnten, ermöglichten es, an allen Wochentagen und auch Sonntagp
m Offnen. Die Besuchszeiten waren: Werktags von 5 Uhr nachmittags bis
10 Uhr abends und Sonntags von 1 1 Uhr morgens bis 1 Uhr nachmittags und
von 3 Uhr nachmitti^ bis 10 Uhr abends. Während die durchschnittliche
Besucherzahl in den früheren Räamlichkeiten 22 im Tage betrug, stieg die-
selbe in den neuen Lokalitäten auf 55. Leider mufeten wir diese vorzüglichen
Bäume schon am 15. März wieder verlassen, da dieselben fUrderhin zur Auf-
nahme des Gymnasiums dienen sollen. Als Ersatz wurden uns 3 Räume im
2. Stock des Hauses HermstraTse 53 zur Verfügung gestellt, wo wir am
8. April unsere Thätigkeit beginnen konnten. Von hier an haben wir wieder
einen Rückgang der Besuchsziffer zu verzeichnen, dessen Ursache in der
weniger günstigen Lage wie in der Sommerzeit zu suchen ist. Die Aufsicht
wurde der Hauptsache nach von freiwilligen Hilfskräften, Damen und Herren,
in bereitwUliger Weise besorgt; nur während der Zeit von Vi 7—8, für die es
schwer wurde, freiwillige Klüfte zu bekommen, besorgt ein Primaner der
Oberrealschule die Aufsicht. Die Zahl der aufliegenden Zeitschriften und
Zeitungen beträgt 100. Sehr oft tritt die Nachfrage nach Ausleihbüchem an
nns heran. Die Ausleihe ist ein dringendes Bedürfois. und es ist deswesen
mit Freuden zu begrülsen, dafs der hiesige Volksbildungsverein bereit ist,
seine etwa 5000 Bände zählende Bibliothek mit der unserigen zu verschmelzen.
54 Berichte über Bibliotheken einsebier StSdte.
wodurch, wenn sich die Stadt bei der Verwaltung beteiligen wollte, eine ee-
nüeende Ansleihbibliothek geschaffen werden könnte, die sich im Lanfe der
Zeit zu einer Stadtbibliothek im Sinne der modernen Bibliothekjbewegim^
entwickeln könnte.
Mit grölst om Bedauern müssen wir den Tod eines unserer Mitbegrflnder
und eifrigsten Mitarbeiter beklagen. Herr Konservator Emil Wraczidlo starb
am 7. Februar Ut02 Der Heimgang des seltenen Mannes bedeutet für ui»
und unsere Bestrebungen einen unersetzlichen Verlust
Die Gaben für unsern Ausschuts flössen auch im abgelaufenen Ge-
schäftsjahr in gleicher Weise wie in den Vorjahren. Aus den Kreisen der
Industriellen, Bürger und gemeinnützigen Vereine sind uns 1500 Mk. fttr die
Volksvorlesungen und 1(*84 Mk. einschlielslich einmaliger Gabe flir die Lese-
halle zugegangen. Die Stadt hat uns auch in diesem Jahre wieder durch
einen Beitrag von KOO Mk. uud eine Gabe von 1^20 Mk. zur Beschaffung von
Tischen und Stühlen für die Lesehalle bedacht."
Als ein Beweis dafür, wie aus kleinen Anfängen und mit geringen
Mitteln, bei einigem Eifer und etwas Energie, ganz Kespektables geleistet
werden kann, kann die Vereinsbibliothek des Volksvereins fUr Plagwiti-
Lindenau selten.
Der Verein wurde am I. Januar 1808 begründet. Vorher hatte adt
1892 ein ähnlicher Verein für diese beiden Vororte Leipzigs bestanden, der
indels nur als Zweigstelle des Arbeitervereins Leipzig galt Von dieeem
Zwei^verein übernahm der neue Verein eine Bibliothek von 250 Bilnden, die
sich jedoch in wenig geordnetem Zustande befand.
Demgemäis war die Entleihung vorher auch eine minimale gewesen.
Es wurden in den 6 Jahren von 1892—1897 nur insgesamt 427 Bände us-
geliehen.
Die Leitung des Volksvereins war nun bemüht, hier vor allen Dingen
planmäfdig Wandel zu schaffen. Die vorhandenen Bestände wurden gesichtet
und durch Neuanschaffungen von Jahr zu Jahr vergröisert Im Jahre 1900
wurde ein gedrucktes Verzeichnis hergestellt, welches 500 Bände aufzahlte,
ein im Jahre 1ho2 im Februar folgender Nachtrag ftlgte dem 250 weitere
Bände hinzu. Oktober 1 9i'2 folgte bereits ein zweiter Nachtrag, der aberonls
über 300 Bände registrierte. Gegenwärtig besteht die Bibliotiiek ans 1110
Bänden.
Interessant ist das Wachsen der Leserziffer und vor allen Dingen die
Steigerung der Bücherentnahme. 189S wurden von 36 Lesern lOö Bücher, b90
von 73 Lesern 314 Bücher, 1900 von 134 Lesern 954 Bücher, 1901 von 261
Lesern 2522 Bücher und 1902 von 3^2 Lesern 4580 Bücher entliehen. Im
Monat Januar 19o3 wurden bereits 703 Bände ausgeliehen.
Die Begeisterung für das Wachstum der Bibliothek brachte es mit sieh,
dafs aus freiwilligen Zuwendungen der Mitglieder im Jahre 19<2 ca. 600 Mark
zur Verfügung standen. Wäre der Verein nicht mit seinen Mitteln für die
Erweiterung der Bibliothek in sehr enge Schranken gewiesen, so würde die
Umwandlung in eine freie Öffentliche Bibliothek längst vorgenommen worden
sein. Immerhin bildet die Betriebsamkeit der Bibliothek einen Ansporn für
viele andere hiesige Vereine und auch fUr öffentliche Bibliotheken. Die Frtgs
der Errichtung einer Grolsstadt wirklich würdiger I^esehallen scheint allerdings
hier in Leipzig mehr als je in nebelhafte Ferne gerückt 6. Hennig.
Zeitungsnachrichten zufolge ist in Plan im Mecklenborff (or. 5000 Ew.)
im Januar d. J. eine Gemeindebibliothek begründet worden. Von Seiten der
Regierung ist die Gründung mit 150 Mk. unterstützt worden, freiwillige Bei-
träie der Gemeindemitglieder haben 77 Mk. und eine Anzahl von Buchen
und Zeitschriftenbänden gebracht Die Leihgebühr soll pro Band and Woche
3 Pfennig betragen. Die Verwaltung der Bücherei hat der Pastor des Ortei
ttbemommen. G. K.
Berichte über Bibliotheken einzelner StSdte. 55
Prenzlan in Uckermark (1900: 20220 Ew.) besitzt seit Jahresfrist
eine Yolksbibliothek, welche der Handwerkerverein eingerichtet hat und ftir
jedennann zu unentgeltlicher Benutzung unterhält. Die Bestände sind in
<Üe8em Jahre bedeutend vermehrt Umtausch der Bücher findet jeden Dienstag
Abend von 8\'i Uhr ab statt In einer Versammlung des Vereins Prenzlauer
Hans- und Grundbesitzer wurde die Errichtung einer Öffentlichen Volks-
bibliothek angeregt Erich Schulz.
Prenzlau. In der Vorstandssitzung des Handwerkervereins vom
39. Janaar d. J. wurde beschlossen: Um mehr Interesse ftir die zur Volks-
bibliothek umfestaltete Vereinsbibliothek zu erwecken, soll versucht werden,
Aoschluis an aen Verein ftir Volksbildung in Berlin zu bekommen. Der Vor-
stand hofft von diesem Verein neue und für das Gewerbsleben interessante
Bdcher zu erhalten. Der Generalsekretär des genannten Vereins, Lehrer Tews
io Berlin, soll ersucht werden, in Prenzlau einen Vortrag über Volksbildung zu
halten, um so in unserer Stadt das Interesse an diesen Bestrebungen zu heben.
In Strasburg in Uckermark wurde unter reger Teilnahme der
BevOlkeninff die Volkslesehalle eröffnet Der Landrat des Kreises Prenzlau,
Herr von Winterfeldt, welcher der Feier beiwohnte^ hob in seiner Ansprache
hervor, dafii die Stadt stolz sein könne auf das Gelingen des Unternehmens:
keine zweite Stadt der Mark von der Grülse Strasburgs (1900: 7078 Ew.)
besitze eine Lesehalle. — Wie wir uns durch den Augenschein überzeugt
haben, ist alles geschehen, um den Raum vornehm und anheimelnd zugleich
m gestalten, (mnzlauer Ztg. vom 13./11. und 2./ 12. 02.)
üeber Zürich und seine Volksbibliotheken und Lesehallen ist bis jetzt
in onsem Blättern noch nichts berichtet worden. Es ist dies rein zufällig und
hat seinen Grund nicht etwa darin, dafs auf diesem Gebiete nichts ffefeistet
worden wäre. Im Gegenteil, auf dem Gebiete des Bibliothekswesens herrscht
in Ziirieh, dem Orte des 1865 gegründeten Eidgenössischen Polytechnikums
und der 1838 gegriindeten Universität reges Leben. Den wissenschaftlichen
Und Fsehstudien, den Ansprüchen in belletristischer und sportlicher Beziehung
dienen eine Reihe von z. T. vorzüglich geleiteten Bibliotheken, die allerdings
gerade durch ihre grolGie Zahl die Nachteile der Decentralisation früher
etwas fthlbar machten; dieser Uebelstand ist zum Teil dadurch gehoben,
dals seit dem Jahre 1897 eine Reihe derselben (Bibliothek des Gewerbe-
mnsenms, der juristischen Bibliotheksgesellschaft, der Kunstgesellschaft, des
Landesmuseums, des Museums, der medicinischen Bibliotheksgesellschaft, der
natnxforsehenden G^ellschaft, des Polytechnikums, des Pestiuozziannms, des
Staatsarchivs, die Kantonsbibliothek und die Stadtbibliothek) gemeinsame Zu-
waohsYerzeichnisse im Druck herausgeben, sodafs dieses Verzeichnis oder der
im Gebäude der Stadtbibliothek aufgestellte alphabetische Zettelkatalog rasch
darftber orientiert, welche Bücher in Zürich angeschafft werden und in welcher
BibUothek sie zu finden sind. Aber auch auf dem Gebiete des Volks-
bibliothekwesens ist schon seit längeren Jahren viel geleistet worden.
Allerdings machte sich da bis vor kurzem ein Hindernis geltend : Verschiedene
^naeinnltzige Vereine und Private hatten auf dem Gebiet der räumUch weit
aosf^ehnten Stadt eine Anzahl von Lesesälen und Volksbibliotheken ins Leben
gerufen j sie waren unter sich ohne Fühlung und so kamen verschiedene
Gnindsbtie zur Anwendung, bei der Augmentierung des Lesestoffes herrschten
nns differente Anschauungen etc. Nun bUdete sich im Jahr 1K96 die Pesta-
loszigesellschaft, hervorgegangen aus Anregungen, wie sie bei Anlafs
der 150. Wiederkehr des Geburtstages des Philantropen Heinrich Pestalozzi
laat wurden. Die Gesellschaft heust sich in sympathischer Weise «Verein
^Or Volksbüdung und Volkserziehung^. Sie suchte namentlich die Bestrebungen,
die ihr homogen waren und die durch Mangel an straffer Organisation etwas
soseinanderfielen, zu konzentrieren. Vor uns liegt der sechste Jahresbericht,
den Zeitraum vom 1. April 1901 bis 31. März 1902 umfassend. Er zeigt uns.
nie yisl die PtstaloszigeBellsohaft in der kurzen Zeit schon geleistet iMt und
56 Berichte über BibUotheken einzelner StSdte.
bürgt uns durch die Namen der Männer, die die Leitnng in den Händen
haben, dafür, daCs die Entwicklung weiterhin eine energiaoh aa&teigende sein
werde. Unter gemeinsamer Oberieitunff herrscht praktische Arbeitsteilung.
So hören wir im Bericht von einer Vortragskommission, einer Schriften-
kommission (sie gibt unter der Redaktion des bekannten Schriftstellen Adolf
Yögtlin die Zeitschrift „Am häuslichen Herd"" heraus, eine geschickt
geschriebene illustrierte Monatsschrift, die sich bei ihrem ^edieflpenen Inhilt
und billigen Preis von Fr. 2.— sehr zum Abonnement für Volksbibliothelien
und Lesehallen empfiehlt), einer Konzert- und Theaterkommission, namenüich
aber für unsere Zwecke interessant von einer Bibliothekskommission and einer
Kommission für Lesesäle, lieber die Thätigkeit der beiden letztgenannten
Kommissionen entnehmen wir dem Jahresbericht Folgendes:
Die öffentliche Bibliothek der Pestalozzigesellschaft nm-
faiste am Ende des Berichtjahres 16500 Bände; es ergab sich ein Zuwiebs
von 1500 Bänden, c. 700 durch Kauf. c. 800 durch Schenkung. Gedraekte
Kataloge, nach Materien und innerhalb derselben alphabetisch geordnet, stehen
den Interessenten zur Verfügung; ein Schlagwortkatalog ist in Vorbereitung.
Die Bibliothek ist jedem erwachsenen Einwohner Zürichs za^ingUch und
zwar ohne Entgelt; die einzige finanzielle Leistung ist die, dafis der Leser die
Bestell- resp. Empfangsscheine kaufen mufs, 5 Stück a 10 Rappen. Ans den
Abteilungen „deutsche Litteratur und Zeitschriften'', darf |e nur ein Bach
entnommen werden, doch darf daneben aus einer der andern Gruppen (Ge-
schichte, Biographien, Naturwissenschaft, Handel etc.) noch ein weiterer Bud
bezogen werden. Die Bücher sind entweder auf der täglich geöffneten
Centrale (PräsenzbibHothek), zu beziehen oder auf vorhergehende Sesteünng
hin auf einer der 8, wöchentlich einmal geöffneten Ablagestellen abznholea
Ln Berichtsjahr wurden 6284a Bücher ausgegeben und zwar im Sommer-
halbjahr 20803, d. i. 33 Proz., im Winterhalbjahr 42ii40, d. L 67 Proz. Am stärksten
wurde benutzt Gruppe I Deutsche Sprache und Litteratur 64,3 Proz., dann Zei^
Schriften 22 Proz.. hieran reihen sich Werke in französischer Sprache 5,8 Proa,
Geographie, Geschichte und Biographien 2 Proz., Naturwissenschaften, HeU-
kunde 1,4 Proz. etc. Sehr interessant ist der Nachweis über die gd»-
sensten Bücher, der sich allerdings nur über die Monate November bii
Februar erstreckt und 30411 ausgegebene Bände berücksichtigt. Ohentt
steht die züricherische SchriftsteUerm Johanna Spyri 804 Bände, dann folget
Gerstäcker 634 Bände, Veme 544 Bände, Heimburg 532, Rosegger 387 Binde,
Ebers 362 etc., Riehl nur 85 Bände, Scheffel 64, Göthe 63, SchiUer 5T,
Raabe 50 etc. Da über 10000 Bände mehr als im Vorjahre bezogen, ist en
energisches Weiterwachsen dieses Unternehmens als sicher vorauszusehen.
Die Lesesaalkommission berichtet, dals neun Lesesäle dem
Publikum zur Verfügung gestellt werden; die meisten derselben smd ia
Winter an den Wochent^en von 1—9 Uhr geöffnet, Sonntags aalserdem von
Vill— 12 Uhr; zwei derselben auch Vormittags von 9—12 Uta, Im Sommer,
an bestimmten Festtagen etc. treten in der Oeffnungszeit etwelche Reduktionei
ein. Im Ganzen wurden die Säle im Berichtsjahr von 252b62 Besuchern ffegtt
251393 im Vorjahr benutzt; von diesen stellten sich im Sommerhaftjahr
104128, im Winterhalbjahr 148734 ein. In allen Lokalen liegen 44 poUtisehe
schweizerische und fremde Zeitungen, 17 nichtpolitische Zeitungen und 41
Zeitschriften auf; dazu kommen noch weiterhin 43 politische und 86 ver-
mischte Zeitungen imd Zeitschriften, die nur in einzelnen der neon Lesesäle
vorhanden sind. So waren im Ganzen in den verschiedenen Lese^en 251
verschiedene Zeitungen und Zeitschriften in 688 Exemplaren aufgelegt, von
denen in erster Linie die gröfseren Tageszeitungen und die illustnerten Zeit-
schriften gesucht waren. Auch finden die in den Sälen aufgestellten Hand-
bibüotheken viele und dankbare Benutzer. Gerne betont der Bericht, da£i,
obschon sich die Besucher der Lesesäle aus den verschiedensten Gesellschafta-
klassen zusammensetzen, Ruhe und Ordnung nie gestört worden, gewils der
beste Beweis dafür, daä die Benutzer die gemeinnüt^ge Untemämnng n
schätzen wissen.
^«■el. . Georg Fliiakc.
Sonstige Ifitteilungen. 57
Sonstige Mitteilungen.
Seiteos der Herren Dr. Nörrenberg-Kiel. Dr. Jeep-Berlin and Dr.
rits- Charlottenburg ging der Redaktion ein georncktes Anschreiben an
ie Stadtbüchereien. Volksbibliotheken, Bücher- und Lese-
illen zu, wonach es die Genannten fUr wünschenswert halten, die für die
dgrttndung und Neuffestaltung, Einrichtun? und Entwicklung
r stKdtischen. sowie der von privater oder gesellschaftlicher Seite ver-
ilteten populären Bibliotheken Deutschlands wichtigen Schriften an
ler Stelle zu sammeln, damit ihre Benutzung ermöglicht oder wenigstens
leichtert werde. Neben der in B u c h - oder Broschüren form erschienenen
ttentar, den Satzungen, Formularen, Jahresberichten, Bücher-
irseichnissen, Abbildungen der einzelnen Bibliotheken sind auch die
Ölseren Zeitschriften- und Zeitungsaufsätze besonders aus der Zeit
tf Propaganda sehr erwünscht Der Bibliothekar der Städtischen Volks-
tiHotheK zu Charlottenburg Herr Dr. Fritz hat sich bereit erklärt, einem
(rartigen „Archiv** in den Räumen der Bibliothek den nötigen rlatz zu
iwihren und es gewissenhaft zu verwalten. Die Genannten bitten daher,
»n den erwähnten Drucksachen letzt und künftig ein Exemplar an die
Irease der Städtischen VolksbiDliothek zu Charlottenburg Wilmers-
»ifer Stralse 166/167 einzusenden.
Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung hat ün Jahre
02 im Deutschen Reich 1800 Bibliotheken mit 58264 Bänden bespründet und
(terstfitzt Die Leistungen der Gesellschaft haben sich gegen oie Vorjahre
deutend erhöht. Es wurden im Jahre 1901 1221 Bibliotheken mit 44 967
[nden, im Jahre 1900 647 Bibliotheken mit 31637 Bänden begründet und
teratützt. Von den im Jahre 1902 begründeten und unterstützten Blblio-
sken entfällt die Mehrzahl, 313 mit 9999 Bänden, auf Brandenburg. Auf
SMen-Nassau entMen 131 Bibliotheken mit 3769 Bänden, auf das Grols-
laogtum Hessen 80 Bibliotheken mit 3035 Bänden. Besonders erfreulich
twiokeln sich die von der Gesellschaft ins Leben gerufenen Wanderbiblio-
Bken. Im Jahre 1902 sind 314 Wanderbibliotheken mit 15556 Bänden be-
findet worden. Die Gesellschaft hat jetzt 358 Wanderbibliotheken mit
756 Bänden, die alljährlich gewechselt werden können. Vom Kaiser und
nm prenisiscnen Kultusministerium erhielt die Gesellschaft erhebliche Zu-
BD^onffen. Der Vorstand beabsichtigt, im laufenden Jahre die Gründung
»n Yolksbibliotheken in verstärktem Maise fortzusetzen. Anträge sind an
m Bureau der GeseUschaft, Berlin NW., Lübecker Stralse 6, zu nchten.
Professor Theodor Mommsen hat von dem ihm zugefallenen Nobel-
^ der Stadt Charlottenburg 5000 Mark geschenkweise überwiesen und
Lvon die Summe von 1000 Mark für die städtische Volksbibliothek und
MMhalle bestimmt Diese hochherzige Spende zu Gunsten der ersten deutschen
idtischen Bücherhalle ist als ein bedeutsames Anzeichen dafür zu begrülsen,
\Sb die Männer, die unser Volk gewohnt ist als Führer in den Ange-
genheiten des geistigen Lebens zu betrachten, mehr und mehr mit lebendiger
atrilnahme eine Bewegung begleiten, welche die Bildungsinteressen aer
unen Nation zu fördern sich vorgesetzt hat und deshalb noch melir als
aber im öffentlichen Leben, insbesondere in der öffentlichen Meinung eine
oUe spielen sollte. Der gewaltige Aufschwung der englischen public libraries
t wom neben dem opferwilligen Gemeinsinn der Bürger mit auf Rechnung
)■ lebendigen Interesses zu setzen , das diesen Anstalten von jeher von den
irrorragendsten Vertretern der Nation, es seien hier nur Namen wie Bulwer,
lekens, Gladstone, Thackeray genannt, zu Teil geworden ist. Das Beispiel
M Altmeisters Mommsen wird seinen Namen nicht nur mit der Geschichte
V Charlottenburger Volksbibliothek, sondern mit der der deutschen Bücher-
iHeo überhaupt auf das engste verknüpfen. G. F.
IV. 3. 4. 5
58 Sonstige Mitteilungen.
Fränlein Bona P eis er, Berlin Brandenburgeretrftfse 11 teilt uns zur
BeachtoDg bei etwaigem Bedarf mit, dafe sie im allgemeinen dariiber orientiert
ist, an welchen Bibliotheken Volontärinnen, die auf Anstellung hu£fen, z. Z.
beschäftigt werden. Auch erklärt sich die Genannte zu jeder Auskunft im
Interesse jüngerer Kolleginnen gern bereit.
Die Stadt, in der man am meisten liest, ist, wie die Berliner
Neuesten Nachrichten schreiben, wenigstens im Verhältnis zur ßeyölkerunfi;
gerechnet, Leeds, das grofse Zentrum der Tuchfabrikation in England.
Aufeer ihren fünf grofsen Zentralbibliotheken, die nahezu 120000 Bände ent-
halten, besitzt sie neun Hilfsbibliotheken für den Tag, dreizehn Hilfsbibliu-
theken fUr den Abend und gegen zwanzig andere, die ausschlielBlich für die
jungen Leute und die jungen Mädchen reserviert sind, und schlieislich hat
Leeds mehrere Kinderbibliotheken, die auch sehr gesucht sind. Es ist daher
nicht verwunderlich, dais Leeds in England unter dem Namen «Bibliotheks-
stadt'' bekannt ist. Ein kürzlich erschienener Bericht stellt fest, daüs im Laufe
des letzten Jahres in den verschiedenen Bibliotheken der Stadt nicht weniger
ids 988701 Bände verlangt wurden, und dals die Zahl der Bücher, die in den
Lesezimmern verlangt wurden, sich auf 1662500 erhob; das sind wenigstens
vier auf den Einwohner, wooei auch die kleinsten Kinder mit eingereehnet
sind.
In der Litterarischen Beilage der Kölnischen Volkszeitnng vom
4. Dezember 1902 berichtet L. Korth über „eine katholische Volks-
bibliothek vor 100 Jahren", deren Gründung von dem Jesuiten Heinrich
Sautier im Jahre 1796 in seiner Vaterstadt Freiburg i. B. geplant wurde. Der
Inhalt des Aufsatzes besteht im Wesentlichen in der Wiedergabe der theo-
retischen Anschauungen Sautiers über den Wert einer solchen Samnodunff. In
verschiedenen Schriften (am ausführlichsten in dem Werke: Die arme brave
Marie, oder das Bild eines vollkommenen Dienstboten. 6 Teile, Freibarg,
Wegner, 1801) hat sich Sautier über den Gegenstand geäuisert. Er verspricht
sich von einer Bibliothek die Beseitigung der „geweinschädlichen Unwissenhdt
in den Dingen des Erwerbslebens wie in der Moralität^. Der Bürger soll
aus einer Volksbibliothek die „Quellen des religiösen Glaubens und Handelos'
kennen lernen. Auszüge aus den volkstümlichen Schriften der Kirchenvater,
Volksbibeln und biblische Geschichten, Katechismen und Trostbttcher aller
Art sollen nach ihm in erster Linie in einer Volksbücherei zu finden sein.
Vor allem aber haben die darin enthaltenen Schriften rein zu sein vom Un- und
Irrglauben und von unmoralischen Anschauungen. Es soll von einer solchen
Bücherei heüsen dürfen : „hier ist unschädliche, gesunde Weide^. Korth webt
mit Recht darauf hin, dals diese von Angst um das Seelenheil seiner Mit-
bürger erfüllte Mahnung Sautiers auf die Stimmung zurückzuführen sei, die
die Schrecken der Revolutionszeit bei ihm wie bei anderen emstgerichteten
Männern hervorgerufen habe. Wenn er aber rühmend hinzufügt, dals die
Gedanken dieses hochherzigen und werkthätigen Menschenfreundes erst fünfiog
Jahre später durch den Sorromäusverein in gröfserem Maisstab ihrer Vtf-
wirklichung näher geführt seien, so wird hier die Bemerkung erlaubt sein,
dafs man über die Wirkungen der Thätigkeit dieses Vereins sehr anderer
Meinung sein kann. K Lg.
Bticherschau.
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
Fricdr. Job. Kleemeier, Handbuch der Bibliographie. Kurze Anleitang
zur BUcherkimde und zum Katalogisieren. Mit Litteraturangaben , Uebe^
sieht der lateinischen und deutschen Namen alter Druckstätten, sowie mit
Bttcherschan. 59
alphabetischem Verzeichnis von Abkürzungen, Worterklärnneen und mit
Register. Wien, Pest, Leipzig, A. Hartlebens Verlag, 1903. (VIII, 304 S.) 6 M.
Das Buch ist für Bibliotbeksbesitzer, Bibliotbekare im Nebenberuf,
Antiquare, Buchbändler, Blicherliebhaber und Schriftsteller bestimmt und ver-
dient seiner Uebersichtlichkeit und Reichhaltigkeit halber einen Platz in den
gröfseren Volksbibliotheken.
An Jahresberichten erhielten wir:
Bericht der Kruppschen BUcherhalle (in £ssen) über das Betriebsjahr 1901/1902.
Essen 1902.
10. Jahresbericht über die Ottendorfersche freie Volksbibliothek in Zwittau
f. d. Verwaltungsjahr 1901—1902. Zwittau 1902. (23 S.).
An BHcherverzeichnissen gingen uns zu:
Bücherverzeichnis der 28. städtischen Volksbibliothek (mit einer Lesehalle)
zu Berlin, Rostockerstralse 32/33. 2. vermehrte Auflage. Berlin 1903.
(IV, 239 S.) 0,30 M.
Wir haben in der letzten Doppelnummer der ^^Blätter*', worin S. 12 f^
in einem historischen Rückblick an der Hand der von Arend Buchholz
herausgegebenen Festschrift der Stadt Berlin die Fortschritte skizziert waren,
die das Volksbibliothekswesen der deutschen Reichshauptstadt aufzuweisen
hat, S. 26 u. 27 auch auf die vorzüglichen gedruckten Kataloge der Berliner
Lesehallen hingewiesen. Zu diesen kommt nun die obige stattliche Neu-
auflage des Katalogs der 28. städtischen Volksbibliothek hinzu, dessen Be-
nutzung durch ein gutes Sachregister und ein Namenregister zu den
biograpnischen Werken und Aufsätzen erleichtert wird.
Stadtbücherei Elb er feld. Katalog. I. Ausgabe. 2. Auf läge (3.— 6. Tausend).
Elberfeld 1903. (XI, 383 S.). 0,75 M.
In überraschend kurzer Zeit ist die im 3. Jahrgange der .Blätter' S. 197
besprochene erste Auflage, 2000 Exemplare umfassend, verkauft worden, ein
Beweis dafür, auf wie empfänglichen Boden das neue Unternehmen in Elber-
feld gestofsen ist. Die vorliegende Doppelauflage ist nur ein verbesserter
Abdruck der ersten. Die zahlreichen Neuerwerbungen der Stadtbücherei
wird der Bibliothekar Dr. EmU Ja eschke in einem demnächst erscheinenden
Ergänzungsbande zusammenstellen.
Bücherei der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer & Co. in Leverkusen (Elber-
feld). KaUlog. 1902. (Vm, 218 S.) 0,75 M.
Dieser hübsch ausgestattete Katalog, dessen Erscheinen auch Femer-
stehenden zeigt, dafs das von der Firma Krupp in Essen gegebene glänzende
Beispiel, für die Angestellten und Arbeiter der Fabriken gute Bibliotheken zu
schaffen, Nachfolge findet, verzeichnet in 19 AbteUungen die bereits sehr
reichhaltigen Bestände der Jungen Sammlung.
Oatalogus van de Boekenj van ,0ns Huis**, Rozenstraat. Amsterdam
L Romans, Novellen. Gedichten, Tooneelstukken. Mel Aanhangsel: De
belangrijkste wetenschappeliike werken. Amsterdam (47 S.).
Die Litteraturbestände aer volkstümlichen Bücherei von ,0ns Huis"
in Amsterdam, über die A. J. van Huffel im vorigen Jahrgange der .Blätter*
S. 98 berichtet hat, beweisen, dafs man auch in den Niederlanden bestrebt
ist, dem Volke gute geistige Nahrung znzuflihren. An Reichhaltigkeit und
Güte kann sich der Katalog freilich mit den (kei vorerwähnten Katalogen
nicht messen. — r —
Der erste Nachtrag zu dem Bücherverzeichnis der Krupp'sohen
Bücherhalle in E^son ist kürzlich ausgegeben worden. Unifalste das
erste Verzeichnis S. 1—362, so ist der 1. Nachtrag' auf S. 363—916 gedruckt
Er enthält die Anschaffungen der Jahre 1899—1902. Die Zahl der ange-
schafften Werke oder Bände ist nicht angegeben. Beim Blättern im Nachtrage
sind mir aber Nummern, die über 40000 hinausgehen, aufgestofsen. Es befinden
sich auch Musikalien in der Sammlung. H.
1) Wir bringen eine ausführliche Besprechung in nächster Doppel-
nummer. D. K.
60 Bflchenchan.
B. Wissenschaftliche und Populflrwissenschaftliche
Litteratur.
a) Systematische Uebersioht.
Von Dr. G. Lansberff.
Erstem Bibliothekar der städt Lesehalle zn Düsseldorf.
Gewerbliche, bürgerliche, häusliche Verhältnisse:
Bersch, Jos., Chemisch - technisches Lexikon. Eine Sammlung von mehr
als 1 7 000 Vorschriften für alle Gewerbe und technischen Künste. Mit 144
Abb. Leipzig, A. Hartleben. (950 S.) Geb. 12,50 M.
—, W., Die moderne Landwirtschaft. Mit 568 Abb. Wien, A. Hartlebeo.
(952 S.) Geb. 17,50 M.
Eder, Jos. Maria, Die Praxis der Photographie mit Gelatine -Emolsionen.
5. Anfl. Mit 200 Abb. Halle, W. Knapp. (711 S.) 8 M.
Esche, Fr., Der praktische Listallateor elektrischer Hanstelegraphenanla^eo.
Mit 216 Abb. Leipzig. H. Buschmann. (226 S.) 3 M.
Kolleck, G., u. Franz Ziegler, Private Wohlfahrtspflege. J. A. des berg. Ver.
für Gemeinwohl. Berlin, Bruer & Co. (285 -f 184 S.) 3 M.
Müller, Joh., Der Beruf and die Stellung der Frau. Leipzig, Verlag der
grünen Blätter. (160 S.) 2 M.
Oppel,A^ Die Baumwolle. Leipzig, Duncker & Humblot (743 S.) (}6b.20M.
Ptau, G. Fr., Handbuch der kaufmännischen Organisation. 3 Bände. Leipzig,
C. Fr. Pfau. Zus. geb. 18 M.
Plothow, Anna, Das Buch der Frau. Leipzig, Fr. Reisner. (76S S.)
Geb. 12 M.
Pralle. H., Der Lederschnitt als Kunsthandwerk und häusliche Kunst Mit
32 Abb. Halle, W. Knapp. (59 S.) 3 M.
Wiedfeldt, Dr., Friedrich Krupp als Stadtrat in Essen. Essen, 6. D.
Baedeker. (106 S.). 1,60 M.
Litteratur- und Spraehwissensohaft:
Betz, Louis, P., Studien zur vergleichenden Litteraturgeschichte der neueren
Zeit. Frankfurt a. M., Rütten & Loening. (866 S.) 4,50 M.
Gottschall, V., Eud., Die deutsche Nationallitteratur des 19. Jahrhunderti.
7. Aufl. Li 4 Bänden. Breslau, Ed. Trewendt. (666 + 674 + 838 + 704 S.)
Zus. 35 M.
Litteraturen des Ostens in Einzeldarstellungen.
Grube, Wilh., Geschichte der chinesischen Litteratur. Leipzig, G. F.
Amelang. (467 S.) 7,50 M.
Thiemann, Ad., Weihnachten im Dichtermund. L Teil 88 Weihoaehti-
gedichte, Lieder und Festspiele. Düsseldorf, C Schaffhit (60 S.) 0,60 M.
Kunst und Kunstgesohiehte :
Berühmte Musiker, Verlagsges. Harmonie, Berlin.
Bd. XV, Abert, Herrn., Robert Schumann. Mit vielen Abb. (1 1 1 S.) Geb. 4 M.
Ehrlich, A., Berühmte Geiger. Leipzig, A. H. Pape. (350 S.) 5 M.
Warn ecke, Georg, Hauptwerke der oildenden kunst in gesohichtlichem
Zusammenhange. Mit 445 Abb. Leipzig, E. A. Seemann, (gr. 8*, 448 S.)
6M.
Medizin:
Bibliothek der Gesundheitspflege. Stuttgart, Ernst Heinr. Morita
Jeder Band broch. 0,80 Pf, geb. 1 Mark.
Bd. 3. Grawitz, E., Dr. Prof., Gesundheitspflege im täglichen Leben.
(154 S.)
Bd. 5. Hang, R., Dr. Prof, Hygiene des Ohres im gesunden und kranken
Zustande. (104 S.)
Bd. 7. Port, G., Dr. Prof., Hygiene der Zähne und des Mundes. (94 a)
Bttcherachaa. 61
Bd. 15. Tnimpp , Jos., Dr. Priy.-Doc., GesundLeitspfleffe im Rindesalter.
I. Teü. SänglinipB- und allg. Kinderpflege. (117 S.)
Bd. 16. Schaeffer, 0., Dr. Priv.-Doc, 6esiin<Uieitspflege fUr Mlitter und
junge Franen. (123 8.)
^l^S>g®»C-f Grondrilfl der Hygiene. 5. Aufl. Mit 173 Figuren. Leipzig,
7. Veit & Co. (712 S.) Geb. 15 M.
Naturwissenschaften :
Bibliothek der Naturkunde und Technik. Stuttgart, E. H. Moritz.
Jeder Bd. broch. 0^0, geb. 1 M.
Bd. 4. Ahrens, F. B., Prof., EinfÜhriug in die praktische Chemie. Orga-
nischer TeU. (144 S.)
Böttger, J., Lehrbuch der Chemie. Braunschweig, Vieweg & Sohn. (700 S.)
6M.
Graf, H. G., Die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete der Elektrizität.
Mit vielen Illustr. Berlin, Lou& Heuser. (143 S.) 2,40 M.
Haeckel, E., Gemeinverständliche Vorträge und Abhandlungen aus dem Ge-
biete der Entwicklungslehre. 2. Aufl. 2 Bände. Bonn, E. Strauss. (420 n.
383 S.) Zus. 12 M.
Hartmann, y., Ed., Die Weltanschauung der modernen Physik. Leipzig,
H. Haacke. (23S SJ 6,50 M.
Kobalt, M., Die Verbreitung der Tierwelt. Gemäßigte Zone. Leipzig,
Tauchnitz. (576 S.) Geb. 20 M.
Koenigsberger, Leo, Hermann von Helmholtz. I.Band. Braunschweig,
Vieweg & Sohn. (875 S.) 8 M.
Kraemer, Hans, n. andere, Weltall und Menschheit. Geschichte der Er-
forschung der Natur und der Verwertung der Naturkräfte im Dienste der
Völker. Mit vielen Abb. L Band : Einleitung, Erforschung der Erdrinde,
Erdrinde u. Menschheit, Erdphysifa:. Berlin, Bong & Co. (gr. 8°, 492 S.)
12 M.
Meusel Ed., Die Zusammensetzung der chemischen Elemente. Liegnitz,
C. Sevfbrth. (83 S.) 8 M.
Neue Universum, das. 23. Jahrgang. Mit einem Anhang zur Selbstbe-
schXftignng „Häusuche Werkstatf*. Stuttgart, Union, Deutsche Verlagsges.
(474 S.)
S cn o 11 m e y e r , G., Schule der Elektrizität Neuwied, Louis Heuser. (324 S.)
5M.
Fftdagogik:
Donath, B., Physikalisches Spielbuch ftir die Jugend. Braunschweig,
Fr. Vieweg & Sohn. (547 S.) 5 M.
Levy, P. E., Die natttruche Willensbildung. Praktische Anleitung zur Selbst-
erdehung. Leipzig, R. Voigtiänder. (194 S.) 2 M.
Philosophie:
KOnig, Edm., W. Wundt als Psycholog und als Philosoph. 2. Aufl. Stutt-
gart, Fr. Frommann. (229 S.) 2 M.
Leixner, V., Otto, UeberflUssige HerzensergieÜBungen eines Ungläubigen. Be-
trachtungen aus deutscher Weltanschauung. 2. Aufl. Berlin, Otto Janke.
(285 S.) 4M.
Seidenberger,J. B., Grundlinien idealer Weltanschauung. Braunschweig,
Vieweg & Sohn. (SOO S.) 3 M.
Windelband, W., Präludien. Aufsätze und Reden zur Einleitung in die
Philosophie. 2. Aufl. Tübingen, J. C. B. Mohr. (396 S.) 6,60 M.
Bechts- und Staatswissenschaften :
Bibliothek der Rechts- und Staatskunde. Stuttgart, E. H. Moritz;
Bemhöft, Fr., Prof. Dr., Das neue bürgerliche Recht in gemeinverst. Dar-
stellung. L Allgemeiner Teil (204 S.) Geb. 1,50 M.
62 Büoherachan.
Dalcke, A. (Geh. Oberjustizrat). Strafrecht a. Strafprozels. Eine Sammli
der wichtigsten, das Strafrecnt and das Strafverfahren betreffenden U^zi#^
setze. Zum Handgebrauche für den preuis. Praktiker. 8. Aufl. Ber^Xia
H. W. Müller. (929 S.) Geb. 9,50 M. ^
Kühneu. Feist, Die Nachlafsbehandlung. das Erbrecht, Familienrecht q,
Vormnndschaftsrecht. 17. Aufl. Berlin, K. v. Decker. (690 S.) Geb. d jf
Roell, y., Paul u. Georg Epstein, Bismarcks Staatsrecht Berlin, F. Dünumler.
(488 S.) 7,50 M.
Theologie:
Ehotzky, H., Der Weg zum Vater. Ein Buch fUr werdende Henscheü
Leipzig, Verlag der grünen Blätter. (594 S.) 5 H.
Mumm, R., Nene Christoterpe. Halle, G. Ed. Müller. (416 S.) Geb. 5 IT.
Skovgaard-Petersen, C., Des Glaubens Bedeutung im Kampf ums Daseiii.
Berlm, Reuther u. Reichard. (273 S.) Geb. 3 M.
b) Neue Eingänge bei der BedakÜon.
Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- und Auslandes (s. oben
S. 32). Verlag von Otto Hendel, Halle a. S. (Preis 25 Pfennig pro Nr.)
Nr. 1612—1616. C. Flammarion, Gott in der Natur. Aus d. Franids.
von Th. F. GriKull. -- Nr. 1617—1619. R. W. Emerson, Aus Weltnnd
Einsamkeit üebertragen von S. v. Harbou. — Nr. 1620—1621, G.Eliot,
Silas Mamer, der Leinwandweber von Ravelse. Uebers. v. F. Kwest-
Nr. 1622. F. Halm, Griseldis, Dramatisches Gedicht in fünf Akten. -
Nr. 1623— 1625. H. Sienkiewicz, Am sonnieen Gestade. Die Dritte.
Hania. Drei Novellen. Uebers. v. B. Bonnin. —Nr. 1626— 1627. R.Früti,
Buch der Liebe und andere ausgewählte Gedichte. — Nr. 1628. F.Grill-
parzer, Die Ahnfrau. Trauerspiel in fünf Au&ügen. — Nr. 1629.
F. Grillparzer, Sappho. Trauerspiel in fünf Außsügen. — Nr. 1630.
F. Grillparzer, Meaea. Trauerspiel in flinf Aufzügen. — Nr. 16SI
F. Grillparzer, Der Traum ein Leben. Dramatisches Gedicht in vier
Aufzügen. — Nr. 1632. F. Grillparzer, Des Meeres und der Liebe
Wellen. Trauerspiel in fünf Aufeügen. — Nr. 1633. F. Grillparxer,
Weh dem, der lügt Lustspiel in fünf Aufzügen. — Nr. 1634. H. v. Kleist,
Die Famüie Ghonorez. fierausgeg. von E. Wolff. — Nr. 1635-1639.
F. Gers tack er. Die Regulatoren in Arkansas.
Deutsche Ju^endbibliothek, herausgegeben von Julius Lohmeyet
und Ferdinand Schmidt 73 Bände. Beriin, Neufeld & Henius. PreiB
geheftet pro Bd. 75 Pf., elegant geb. 1 M., in Doppelbänden 1,50 If-
bez. 2 M.
Die piiichtig ausgestattete Sammlung darf Schul- und Volksbibliotheke^
bestens empfohlen werden. Der Druck und das Papier sind vorzüglich, d»^
Format ist der Hand jugendlicher Leser angepalst, die beigegebene^
Bilder befriedigen. Es begen uns vor: Bd. 18, Ferd. Schmidt, Mai''
blumen. Kleinere Erzählungen und Märchen, 9. Aufl. — Bd. 19, 19a Der^'
Friedrich der Groise bis zu seiner Thronbesteigung, 11. Aufl. — Bd. 2^<9
Ders., Oranienburg und Fehrbellin, 9. Aufl. — Bd. 27, Ders., Sohifle^y
4. Aufl. — Bd. 88, Ders., Alexander von Humboldt, 6. Aufl. — Bd. 4 f ^
Ders., Gewalt und List Frankreichs gegen Deutschland seit dreihnnde^
Jahren, 6. Aufl. — Bd. 45, Ders., Moses Mendelssohn, 5. Aufl. — Bd. 5t«
A. A. Willys. Schweizer Helden, 4. Aufl. — Bd. 52, F. C. v. Wickedö»
Jagd- und Reiseabenteuer, 4. Aufl. — Bd. 58 — 59, L. Fern, Arabisch^
Erzählungen, 3. Aufl. — Bd. 66—67, A. W. Grube. Tier- and Jig<J-
geschichten, 5. Aufl. Die Bändchen sind auch einzeln käuflich.
Nauticus 1902. Jahrbuch für Deutschknds Seeinteressen, 4. Jg. Beriinr
E. S. Mittler & Sohn. (IV, 440 S.) 3,75 M., geb. 4 M.
Wir haben bereits früher auf dieses Jahrbuch empfehlend hingewieseo,
da es für diejenigen Kreise, die den Fragen muserer Kiie|;8iiiarine, der
Bttchenchau. 63
HandelsmariDe und maritimen Dineen überhanpt Interesse schenken, An-
regung und Belehrung in Fülle bringt.
Eaiserreden, Reden und Erlasse, Briefe und Telegramme Kaiser Wilhelms
des Zweiten. Ein Charakterbild des Deutschen Kaisers. Leipzig, J. J.Weber,
1902. (VI, 437 S. 8.) 6 M., geb. 7,50 M.
Der Zweck der von A. Oskar KlauTsmann herausgegebenen Sammlung
ist, die Person Kaiser Wilhelms II. gewissermalsen in der eip;enen Be-
leuchtung zu zeigen. Die kaiserlichen Reden werden in drei Gruppen
zusammengefalst, die den Regenten zuerst als Friedens- und Versöhnung-
k:iiser, sodann als Erhalter und Förderer des Reiches und schliefshch
als Redner im engeren Kreise zeigen. Allen Bildnngsbibliotheken sei
das gut ausgestattete Werk zur Anschaffung warm empfohlen.
Rudolf von Gottschall. Die deutsche Nationallitteratur des neunzehnten
Jahrhunderts. Litterarhistorisch und kritisch dargestellt. 7. verm. u. verb.
Auflage. Bd. 1—4. Breslau, Eduard Trewendt, 1901—1903. (XV, 670,
606, 704. S39 S.) 35 M., geb. 40 M.
Gottschalls Litteraturgeschichte, deren erste Auflage Mitte der tiinfziger
Jahre des vorigen JaliShunderts erschien, hat in sieben Auflagen nach
einander stets einen ehrenvollen Platz behauptet. Die neueste Auflage
ist bis zum Jahre 1900 fortgeführt. Konservativ im besten Sinne des
Wortes steht der Verfasser den neuesten Richtungen in der deutschen
Nationallitteratur vielfach streng abweisend gegenüber. Der in vier um-
fangreichen Bänden niedergelegte reiche Inhalt sichert dem Buche noch
auf längere Zeit hinaus seine hervorragende Stellung. Die klare, form-
gewandte Darstellung läfst das Werk mr Bildungsbibliotheken besonders
geeignet erscheinen.
Gabnele von Bülow, Tochter Wilhebn von Humboldts. Ein Lebensbild.
Ans den Familienpapieren Wilhelm von Humboldts und seiner Kinder.
1791—1887. 10. Auflage. Mit 8 Bildnissen und Abbildungen. Berlin, Ernst
Siegfried MitÜer & Sohn. 1902. (XI, 572 S.) 10 M., ^eb. 11,50 M.
Das Buch giebt ein Bild von dem reichen Leben einer echten deutschen
Frau, die „edel und von sittlicher Grösse, wurzelnd in dem Boden eines
festen Gottvertrauens und zugleich den schönsten menschlichen Pflichten
treu Segen verbreitete, soweit ihr Wirkungskreis sich ausdehnte.*' Dass
binnen zehn Jahren zehn Auflagen notwendig wurden, spricht für das
Verständnis, welches das Werk in weiten Kreisen gefunden hat.
Hermann Schrader. Der Bilderschmuck der deutschen Sprache in Tausen-
den volkstümlicher Redensarten. Nach Ursprung und Bedeutung erklärt.
6. Auflage. Berlin, Emil Felber, 1901. (XX, 548 S.) 6 M., geb. 7 M.
Das Verlangen nach Erklärung dunkler Redensarten unserer Sprache
ist wohl in allen gebildeten Kreisen lebendig. Es dürfte daher auch
nach dieser Richtung hin kaum ein Buch fUr unsere Bildungsbibliotheken
geeigneter erscheinen als Schraders fleilsiges und grundgelehrtes Werk.
Thomas Carlyle, Arbeiten und nicht verzweifeln. Auszüge aus seinen
Werken. Deutsch von Maria Kühn und A. Kretzschmar. Düsseldorf und
Leipzig, K. R. Langewiesche. (180 S.} 1,80 M., geb. 3 M.
In einer bei mä&igem Preise selten gediegenen Ausstattung wird hier
eine Auswahl aus Canyles Werken geboten, zu der reife, denkende Leser
oft und sem zurückkehren werden. Der tiefe Ernst und die sittliche
Kraft Carlylescher Lebensanschauun^ wirken wahrhaft erhebend und er-
quickend. Für städtische Bildungsbibliotheken.
Carl Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres. Schilderungen von der deutschen
Tiefisee-Expedition. 2. umgearbeitete u. stark vermehrte Aufl. Jena, Gustav
Fischer. (VI. 592 S.) 18 M., geb. 20 M.
Dieses aie Geschichte der deutschen Tiefsee -Expedition von 1898/99
umfassende Prachtwerk sei auch in der zweiten wesentlich vermehrten
Auflage (vgl. Jg. 2 S. 63, 191) städtischen Bücher- und Lesehallen zur
Anschaffung warm empfohlen. Zahlreiche wundervoll ausgeführte Ab-
bildungen illustrieren einen reichen und gediegenen Inhalt. Das Buch
ist eine Zierde der deutschen Beiselitterator.
64 BUcherschan.
A. Dreier, Die Bernfswahl im Staatsdienste. 7. Auflage neu bearbeitet nnd
yennenrt von W. A. Dreger. Dresden and Leipzig, G. A. Koch (H. Ehlers)
1902. (VIII, 320 S.) 3,60 M.
Diese Zusammenstellung der wichtigsten Vorschriften Über Annihme,
Ausbildung, Prüfung, Anstellung und Beförderung in sämtlichen Zweigen
des Staatsdienstes ist, weil auf amtlichen Quellen beruhend, durchaus zu-
verlässig und so reichhaltig, da(s sie in unseren volkstümlichen Biblio-
theken nicht fehlen sollte.
Verbesserter und alter Kalender auf das Gemeinjahr 1903 für die Kgl
Preussischen Provinzen Brandenburg, Pommern und Sachsen. Begründet
von G. W. V. Leibniz. 200. Jg. Berlin, Trowitzsoh u. Sohn.
Der „Trowitzsch'sche Verbesserte Kalender^ tritt zugleich mit seinen
Nebenausgaben dem „Ost- und Westpreulsischen Kalender* und don
„Hauskalender für Schlesien und Posen'' in den 200. Jahrgang ein. Ein
seltenes Jubiläum! Ein Probebo^en des ersten Jahrganges, nerausge^ben
unter Approbation der Chur-FUrstl Brandenburgischen Societät der Wissen-
schaften'* ist beigegeben. Wir machen bei aieser Gelegenheit ländliche
Volksbibliotheken auf den 2. Jahrgang von Sohnrey's in demselben
Verlag erscheinenden Dorf- Kalender ^r 1903 aufmerksam, der im Auf-
trage des Ausschusses für Wohlfahrtspflege auf dem Lande henmsgegebeo
wird. — r—
Schumanns Medizinische Volksbücher. Leipzig, J. F. Wilh. Schumann.
1902. kl. &<>. Geb. in Leinen 1 50 M.
Schumanns Medizinische Volksbücher sollen die wichtigsten TeUe der
Heilwissenschaft in gemeinverständlicher Schilderung der Laienwelt zu-
gänglich machen. Erschienen sind etliche zwanzig Bändchen, denen eine
noch gröisere Reihe folgen soll. Der Wert der einzelnen AbhandlaDgen
ist, da dieselben von verschiedenen Verfassern herrühren, ein verschiedener.
Es herrscht das Bestreben nach einer kurzen, leicht fafslichen DarsteUnng
vor, doch dürfte mitunter der Leser durcn zu viel Beiwerk verwirrt
werden. Im Allgemeinen läfst sich sagen ^ dafs diese Volksbücher woiü
ffeei^et sind, Nutzen zu stiften, weshalb ihre Anschaffung für städtiseiie
Bibliotheken in Betracht zu ziehen ist. Es erschienen bisher u. i
Boltenstern, Influenza; F. Braun, Der Krebs; M. Dreysel, Die
Syphilis; L. Fürst, Gehirn und Nervensystem; F. Ilg, Die Ent-
zündungen der Augenbindehaut; Jacobi, Die Lungenschwindsocht;
Th. Plaut, Die Verdauung ; G. Schnurr, Infektionsknmkheiten (Miseni
und Scharlach). — k—
C. Schöne Litteratur.
Albert, Adam, Der Zollkommissär. Ein Roman von der Grenze.
Dresden, E. Pierson, 1902. (277 8. 8.). 3,50 M., geb. 4,50 M.
Wenn man den vom Verlag dem Buche mitgegebenen Zeilen Glauben
schenken dürfte, hätte man es hier mit einem der besten Werke uoBerer
Romanlitteratur zu thun. Das ist aber keineswegs der Fall. Vor allem fehlt
dem „Roman'' die Grundbedingung eines Werkes dieser Litteraturnittang:
die Entwickelung des Charakters des Helden. Weiterhin fehlt die Schürzung
und sodann die Lösung des Knotens. Das Buch besteht einf&ch aus einer
Anzahl lose aneinander gereihter Scenen, von denen sich keine aus der anderen
logisch ergiebt. Die Charakterzeichnung — soweit man von einer solchen
überhaupt sprechen darf — ist ^änzüch verfehlt, sie entbehrt jeder psycho-
logischen Begründung. Die Schilderung von Land und Leuten ist atlrftif ;
die Geschichte könnte geradesogut irgend wo anders spielen. Endlich ist die
Sprache maniriert, der Dialog zumeist entsetzlich trivial und das Gebihren
der Personen oft geradezu unglaublich. An der ganzen herben Kritik können
auch die sehr wenigen gelungenen Scenen nichts ändern. K—L
Bücherachaa. 65
Artop6, Theodor, Blinde Liebe. Drei Novellen. Berlin W.,
Verlag A. Goldsohmidt, 1902. (169 S. 8.). 2 M., geb. 2,50 M.
Die erste Novelle, „Blinde Liebe'' behandelt ein ähnliches Problem wie
'h. Storm in der ErzähloDg ,.£ine Malerarbeit". Nur steht in „Bl. L.* dem
Jfiigestalteten, geistig tietaneelegten Manne ein edles, blindes Weib ffe^en-
t>er, das sehend geworden, cren edlen Geist über die Gestalt schätzt. Leider
Dd die Charaktere ohne psychologische Vertiefung und ist das Problem in
dehtem Erzähltone behandelt, und dies gilt auch flir die folgenden Ge-
(hichten „Tannwassergold'' und „Wildsohwäne".
Btllow, Freiin von, Frieda, Htlter der Schwelle. Roman. Dresden
Leipzig, ReiTsner, 1902. 2 Bde. (212 n. 240 S. 8.). 6 M., geb. 7 M.
Ein adliges junges Mädchen, in Denken und Empfinden eine Individu-
ität, heiratet In emen gräflichen Zweig der Familie, wo alles dem Familien-
idanken unterffeordnet ist und mnfs sich diesem schlieÜBlich opfern. Personen
id Dinge sind mit dichterischer Kraft gestaltet; die Unerbittlichkeit der
andlung wirkt überzeugend. Ein Buch, das man gleich zum zweiten Male
len mag. C. N.
Ghampol, Herzog Hans, Köln a.Rh. J.P.Bachem. (195 S. 8.).
50 M., geb. 2,50 M.
Das Buch erzählt von dem Ideal schwärmerischer Rinder, die von der
ergangenheit des verschollenen Herzog Hans träumen, während er unerkannt
i&erNähe wirkt und sich zu einem Ideal christlicher Ueberwindung durch-
»mngen hat. Es steckt ein feiner Humor nnd eine ernste. groCse Sittlich-
sit in dem Werke, wodurch sich das Buch für jede Bücherei aufs beste
Qpfiehlt. ibi.
Friedrich, Paul, Napoleon. (Heroische Trilogie.) Berlin, Otto
Ulke, 1902. (143 8. 8.). 1,50 M.
Es ist eine Freude, zu beobachten, dals sich unsere Dichtung wieder
1 tao^e Stoffe wagt, nur sollte sie nicht vergessen, an erster Stelle nationale
tone zu bearbeiten. „Fontainebleau*, „Elba" (die 100 Tage) und „St. Helena"
- der verzichtleistende, der wiederkehrende und der sterbende Napoleon —
i diesen Worten liegt der Inhalt der Tragödie, die im Wollen und in der
»alistischen Art der Behandlung an Büchner gemahnt. Mir will bedünken,
als das sonst nicht innerlich erlebt, sondern mehr anempfunden ist Solchen
toffen aber ist nur das gereifte Genie, nicht das gährende gewachsen, und
in Talent noch weniger. ibi.
Graebke, Hermann, Prignitzer Vogelstimmen. Berlin, Meyer
. Wunder Heimatverlag, 1902. (X, 107 8. 8.). 1,50 M., geb. 2,50 M.
Plattdeutsche Gedichte, die meisten flott erzählte Schnurren, andere
twaa sentimental, doch im Ganzen natürlich und gesund. Ausstattung vor-
iglich. 0. N.
Hallström, Per, Florentinischer Abendtraum. Erz&hlungen und
foTellen aus dem Schwedischen übertragen von Francis Maro. Autorisierte
.nsgabe. Leipzig, Hermann Seemann Nachfolger. (287 S. 8.). 3 M.
,Ich war unten gewesen und hatte die Grube besichtigt, ich war über
oendliche Steee geklettert, schlüpfrig von Morast und rinnender Feuchtig-
eit war durch enge Galerien gekrochen wo die rauchende Flamme meiner
ackel die kalte Decke beleckte*, so beginnt die .Dunkel* überschriebene
ovelle. So sind alle : Ein geistreiches Staccato, ein Jonglieren mit schweren
ewichtCDy kein Widerschein vom heitern Licht des Tages, es ist alles wie
66 Bttohenohjta.
unten in der Grube: die rauchende Flamme der GeistesfiEuskel, beleckt
kalten Wände der Tiefe. Das Buch ist nicht zu übersehen, aber —
wird unfrei, mir wird unfroh.
Hertzog, Caroline , Ans verschwundenen Gassen. Erzählungc
Dresden und Leipzig, E. Pierson, 1902. (142 S. 8.). 2 M., geb. 3
Von den 17 in dem Bande vereinigten kleinen Geschichten sei
nur wenige (z. B. Nr. 5) solche Tüne an, die noch eine Weile im Leser ni
klingen; die meisten sind wenn auch nicht ungeschickt erzählt, herzlich
bedeutend, ja einige fast trivial. Es fällt einem deshalb schwer, die ^^
Schaffung dieses Buches zu empfehlen; im günstigsten Falle ma^ es ^
gelegentliche, wenig zeitraubende Franenlektüre ein Plätzchen verdienen.
G. k:
Holzamer, Wilhelm, Der arme Lukas. Eine Geschichte in der
Dämmerung. Leipzig, Hermann Seemann Nachf., 1902. (248 8. 8.).
2,50 M.
Die Lebensgeschichte eines künstlerisch veranlagten, willensschwachen
Menschen; zart, ^insinnig und sympathisch; wegen dichterischer QnalitSten
zu empfehlen, wird aber nur einen kleinen Leserl^eis finden. C. N.
Hunger ford, Die Schwiegertochter. Uebertragung von F. Helmy.
Köln a. Rh., J. P. Bachern. (347 S. 8.). 3,50 M., geb. 5 M.
Diese Geschichte geht über die Grenzen erlaubter Harmlosigkeit
Dann schon lieber Nataly von Eschstruth! L
Kurz, Isolde, Frutti dl Marc. Zwei Erzählungen. Leipzig, H See-
mann Nachf., 1902. (100 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Die beiden Kleinigkeiten sind ganz niedlich erzählt und vom Verleger
hübsch ausgestattet, im übrigen sind sie aber so unbedeutend, da(s Volks-
bibliothoken sich ihretwegen nicht in Unkosten zu stürzen brauchen. 6. K.
Lang, Paul, Der erste Radfahrer. Eine phantastische, aben-
teuerliche Geschichte ans alter Zeit Vergilbten Papieren nachenihlt.
Dresden und Leipzig, E. Pierson, 1902. (VI, 187 S. 8.). 2,50 M,
geb. 3,50 M.
Es genügt wohl, wenn die im Bierzeitungston und in glatten Versen
abgefafste Geschichte für die Bibliotheken (?) der zahllosen deutschen Radler-
vereine angeschafft wird. G. K-
von Lüttwitz, Baronin, Im Schachtelhäuschen n. a. Ers&hlangen.
Niederlage des christl. Vereins bei P. Klöppel in Eisleben, 1902.
(198 S. 8.). 0,70 M.
Warstadt, B., Der spanische Kavalier. Niederlage des christl.
Vereins bei P. Klöppel in Eisleben und G. Schulze in Leipzig, 1902.
(276 S. 8.). 0,80 M.
Bahr, F., Sohn und Tochter. Niederlage des christl. Vereins bei
P. Klöppel in Eisleben u. G. Schulze in Leipzig, 1902. (208 8. 8.). 0,80 M.
Diese Bücher enthalten Erzählungen, die ihre Stoffe in tendenziöser
Weise behandeln. Die aesthetische Ausgestaltung ist dabei in den Hinter-
grund gedrän^ und dazu ist die Anschauung der Verfasser eine so euiseitig
Beschränkte, aa(s auch ihre kleinen Weltbilder daran kranken. ibl
Müller, Gustav Adolf, Als die Götter starben. Roman. Berlin^
Otto Janke, 1902. (276 S. 8.). 2 M.
Das Buch schildert die Eroberung Islands durch das Christentum. Cs
ist im ganzen nicht Übel zu lesen , aber es krankt an dem Fehler so vieler
BtiehenohML 67
liistorischen Elrzählanffen: es schildert moderne Menschen in altertümlichem
G^ewand. Einen Begriff von Islands-Kulturzustand im 9. Jahrhundert bekommt
1er Leser nicht. So feinfühlig waren die alten Isländer gewifs nicht Immerhin
nrird der Boman in Yolksbibliotheken verwendbar sein. K— 1.
Nendeck, [Georg], Unsere Zeit. Roman. Dresden n. Leipzig,
B. Pierson, 1903. (298 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Dies Bach ist kein Roman. Es enthält allgemeine Betrachtungen über
lie verschiedensten Fragen unseres öffentlichen Lebens und anfserdem die
Brzählung romanhafter Begebenheiten. Erstere sind recht platt, letztere aus
rrivialem und Sensationellem gemischt, der Stil reporterhan, die Sprache der
Personen ungefähr im Genre der Hintertreppenromane, der Gesamteindmck
unfreiwillig komisch. Der Verf lä&t einen deutschen Seeoffizier, in einer
Seeschlacht eines Znkonftkrieges tütlich verwundet, auf dem Sterbelager mit
seinem eigenen bevorstehenden „Heldentode" renommieren. Der Verf. ahnt
bier wie bei zahlreichen ähnlichen Unfeinheiten offenbar nicht, was er tut.
C.N.
Oertzen, M. von, Ans einsamen Thälern. Waldesgeschichten.
Einsiedeln, Verl.- Anst. Benziger & Co., 1900. (394 S. 8.). 3,20 M.,
geb. 4 M.
In diesem Buche bietet die Verfasserin sechs naturfrische Erzählungen
ans dem Volksleben ihrer Heimat. Würzige Waldluft, Sonnendnft über Feld
und Heide weht uns ans dem Buche entgegen, das bald vom tieferen Ernst,
bald dem stillen Humor der abseits der Verkehrsstrafsen hansenden Dorf-
lente erzählt, die noch das Vorrecht haben. Originale sein zu künnen. Die
Verfasserin weiis nicht nur diese Leute lebensvoll darzustellen, sie bringt sie
uns auch menschlich nahe, dals wir sie samt ihren Besonderheiten lieb-
gewinnen. Der gesunde und christliche Charakter, der dem Buche eigen ist,
empfiehlt es besonders für Volksbüchereien. — ibi —
Oertzen, M. von, Lebensstreiter. Zwei Novellen. Einsiedeln,
Verl.- Anst. Benziger & Co. A.-G., 1900. (348 S. 8.). 3,20 M., geb. 4 M.
Das Buch eignet sich vorzüglich für die Frauenwelt. Die erste Novelle
„Ruth** erzählt die Geschichte eines Mädchens, welches das Verhängnis, das
sich an Armut und Schönheit knüpft, überwindet in echter Liebe. „Luzifer"
enthält die Geschichte eines Mannes, der sich aus dem Gesellschaftsstrudel
emporgernngen hat, und an der treuen Liebe eines Mädchens zum besseren
Leben genest. — ibi—
s t w a 1 d , Hans, Verworfene. Novellen. Umschlagzeiclmnng und
lUnstrationen von Hans Balnschek. Berlin, Julius Bard, 1902. (219 S. 8.).
Brosch. 2 M., geb. 3 M.
Im Schmutz der Stralse verkommene Existenzen und niedrigstem Erwerb
nachgehende Geschöpfe schildert uns dies Buch, aus dessen I&üimen einige
der Skizzen (eigentliche Novellen sind es nicht) herausfallen. Allen ist hone
Lebenswahrheit gemeinsam, sie sind mit photographischer Treue gezeichnete
Bildchen, den meisten der Skizzen fehlt jedes versöhnende Licht, aber mit
g'oiser Kunst versteht der Verfasser ans Herz des Lesers zu rühren und
itleid mit diesen Aermsten der Armen zu erwecken. Eine angenehme
Lektüre ist das Buch gerade nicht. Der sozial denkende und empfindende
Leser aber findet manchen Fingerzeig, wo die helfende Hand an dem Körper
unserer Gesellschaft anzulegen ist. Möge das Buch in dieser Beziehung Er-
folg haben! — Von Illustrationen habe ich aufser winzig kleinen Vignetten
nicnts bemerkt. K— 1.
Ott, Adolf, Memento mori! Roman aus dem Hochgebirge. Mit
Illustrationen von Hugo Engl. Stuttgart, Ad. Bonz, 1902. (383 S. 8.).
3,60 M., geb. 4,80 M.
Adolf Ott erzählt uns hier die ergreifende Geschichte eines Jungen
Priesters, eines „geweihten Kindes". Vom Seminar zom kurzen Aufenthalt
68 Bttchenohaa.
ins Vaterhaus zurückgekehrt, findet er seine Familie Yorkommen vor imd
nimmt mit Energie den Kampf gegen die finsteren Geister des Hauses anl
Leider aber scheitert sein Mühen vollkommen. Verzweifelt findet er endlich
in einem Trappistenkloster bei Florenz eine Zuflucht, wo er alle Wünsche
und Hoffnungen begräbt. Sämtliche Figuren sind dem Leben abgelauscht
und mit MeSterschaft gezeichnet. Die psychologische Schilderung ist vor-
trefflich, die Entwickelimg der Geschichte folgerichtig. Das Buch ist ftlr
Volksbibliotheken sehr zu empfehlen. K— L
Pas quo, Ernst, Das öde Haus. Eine Erz&hlung ans dem vorigen
Jahrhundert. 2. Auflage. Berlin, A. Goldschmidt, 1902. (Goldachmidts
Bibliothek fQr Haus und Reise. Bd. 106). (104 8. 8.). 0,50 M.
Ein Schauerroman schlimmster Art, der gegen die ganze Goldschmidtsche
Bibliothek mifstranisch machen konnte. Die Menschen, die dieses Machwerk
dem Leser vorführt, sind Bilderbogenfiguren, zum Teil als nackte Teufel, zam
andern Teil als Engel angestrichen und frisiert. Ocder Kellergewölbspok,
geheimnisvolle Verbrechen, verborgene Testamentspapiere und ähnliche schöne
Sachen sind das Handwerkszeug des seltsamen Vertassers und Zeitgenossen.
\jt» IL
Poppe, Franz, Jan un Hinnerks gesammelte Werke. Mit Zeichn.
I. Bändchen: Vaddersnack twflschen Jan un Hinnerk. Billige Volks-
ausgabe. Oldenburg, G. StaUing, 1901. (VIH, 128 S. 8.). 1 M.
Im Oldenburger Platt unterhalten sich Jan un Hinnerk über die aobea
Staatsaktionen in ihrem einfachen Bauernleben : Ueber Krieger- und Scnfitxeo-
feste in Oldenburg, über Ausstellungen in Bremen und Oldenburg, über ihren
Besuch beim Grofsherzog, bei Bismarck u. dgl. Zwischendurch versetsen ne
sich gegenseitig allerlei Schnurren und Läuschens. Der Stoff ist wohl eis
wenig dürftig, doch mag das kleine Buch manchen Lesern, besonders solchen
aus dem westlichen Norddeutschland, Freude machen. G. K.
Popper, W., Gegen den Strom. NoveUen. Dresden iL Leipiif,
E. Pierson, 1902. (172 S. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Das kleine Novellenbuch P.'s ist zwar kein hervorragendes Kunstwerk,
verdient aber doch nicht, mit der Unmasse ähnlicher modemer Unterhaltnon-
litteratur in den Papierkorb geworfen zu werden. Der Verfasser (oder die
Verfasserin ?) ist ein nachdenklicher Lebensbeobachter und hat das Bestreben
und auch die Fähigkeit, die z. T. ungewöhnlichen Charaktere seiner Er-
zählungen fest und Idar zu zeichnen. G. K.
R a a b e , Wilhelm, Fabian und Sebastian. Eine Erz&hlnng. 2. Aid
Berlin, Otto Janke, 1902. (228 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Raabe, Wilhelm, Die Leute aus dem Walde. 4. Aufl. Berlin,
Otto Janke, 1902. (VUI, 363 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Erzählungen Baabes noch einen besonderen Geleitbrief mit auf d^
Weg zu geben erübrigt sich. Hoffentlich läfst der Umstand, dafs neue Aof-
lagen obiger Schriften notwendig wurden auf eine sich anbahnende immer ill-
gemeinere Würdigung des Dichters schliefsen. Wenn einer, so verdient
Kaabe die Gunst des gebildeten Lesers. — r—
Radkersberg-Radnicki, M. v., Kinderscenen. Schumannsohen
Melodien nachgedichtet. Novellen. Köln a. Rh., J. P. Bachern, [1902}
(328 S. 8.). 3 M., geb. 4,20 M.
Die sinnig beobachteten und hübsch erzählten Züge aus dem Rinder-
leben, besonders aus dem Leben zarter, empfindlicher Kinder, dürften m
Frauen, vor allem für Mütter eine Quelle vielfacher Anregung sein, Verl
schreibt als überzeugter, frommer Katholik, G. K.
Bflokeraduia. 69
Reichel, Otto, Jolantha. Dresden und Leipzig, E. Pierson,
1902. (102 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Ein groduirti^er jagendlicher Hauslehrer gewinnt im Fluge die Liebe
dler Glieder des gräflichen Haushalts; auch die bildschüne, ebenfalls grofs-
urtige ITjShrige Komtesse wirft sich ihm an den Hals und — stirbt an
l^brochenem Herzen, als der schöne JUngllug seine schüne Stellung in dem
l^flichen Hause aufgegeben hat. Natürlich kann dieser nun auch nicht
ireiter leben, er tütet sich mit dem Federmesser, dem Geschenk der Heils-
rdfebten. Alle diese schaurig -schünen Geschichten werden uns durch
Briefe des Helden an seinen Freund Hans yarmitfelt G. K.
Reinhardstöttner, Karl von. Vom Bayerwalde. Vier knltnr-
^chichtliche Erz&hlnngen. 2. Folge. 2. verb. Aufl. Berlin, Hugo
Bermflhler, 1902. (311 8. 12.). 3 M., geb. 4M.
Es sind einfache, überaus ansprechende Erzählungen aus kriegerischen
MtlSoften im 17. und 18. Jahrh. und besonders wertvoll für Leser, die für
Landschaft und Volkstum des Bayerwaldes geschichtliches uud ethnogra-
phisches Interesse haben. Bb.
Rosegger, Peter, Als ich noch der Waldbanembab war.
3. Teil. Ftlr die Jngend ausgewählt ans den Schriften Roseggers vom
Hamburger Jngendschriftenaasschnfs. 1 — 10. Tausend. Leipzig, L.
Btaackmann, 1902. (115 8. 8.). 0,70 M., geb. 0,90 M.
Rosegger, Peter, Waldferien. Ländliche Geschichten für die
Jagend gewählt ans seinen Schriften. Mit 18 Yollbildem. 3. Auflage.
Leipzig, L. Staackmann (VI, 262 8. 8.). Eleg. geb. 4 M.
Das letztgenannte Buch, vom Meister selbst zusammengestellt, geht auf
sine Anregung aus Lehrerkreisen zurück , das erstere ist von einem Jugend-
lehriftenausschufs ausgewählt, wessen bedarf es noch mehr, um beide allen
Juffend- nnd Volksbioliotheken auf das wärmste empfehlen zu dürfen. Es
lofien, nm des Dichters eigene Worte zu brauchen. Ferienbücher, Erholungs-
und Erfrischunffsbücher sein. Das wird nicht viel belehren und moralisieren,
S8 will vielmehr freundlich anregen und ergötzen. Möchte unsere Jugend
in recht grolser Zahl diese Perlen schätzen lernen. — r —
Schamann, Franz, Mährische Geschichten. Linz, Oesterreichische
Verlagsanstalt (226 8. 8.). 2,50 M.
Das Buch enthält sechs Geschichten, die in naturalistischer Art Lebens-
bilder aus dem tschechischen -deutschen Grenzlande entwerfen. In den Ge-
Bohiditen ist nur die brutale Art der groCsen Naturalisten lebendig geworden,
wälirend die künstlerische Gestaltungskraft nirgends zu merken ist. ibi.
Schlaf, Johannes, Peter Boies Freite. Roman. Leipzig, Hermann
Seemann Nachf., 1903. (336 8. 8.). 2,50 M.
Ein recht merkwürdiges Buch, das sehr gereiften, speziell litterarisch
interessierten Lesern wohl viel geben kann. Nach der Absicht des Veif. ist
es ein Versuch, „den deutschen Typ der neuen Generation zu gestalten*'.
C. N.
Schwerin, Josephine Gräfin, Lebenswege. Roman. Berlin,
Otto Janke, 1902. (252 8. 8.). 2 M.
In ansprechender Form whrd hier die Geschichte eines tapferen Mädchens
ertiihlt, das nach dem Verlust des väterlichen Vermögens sich und sehier
Mutter ohne Rücksicht auf Standesvorurteile den Lebensunterhidt erarbeitet.
Nachdem es sich für seine Mutter geopfert und einen uogeliebten alten
Millionär gehehratet hat, findet es nach dessen Tode doch ein dauerhaftes
Qlttck an der Seite des Jugendgeliebten. Vortrefflich ist die Geüselung des
;ik-
«i«4h
^•'
70 BÜcherachau.
lächerlichen Standesdünkels gewisser Gesellschaftskreise. Die Sprache ist
eitifach und schlicht. Die Interieurs der verschiedenen Häuslichkeiten sind
gut getroffen. Das Buch ist für Volksbibliotheken zu empfehlen. K — L
Schwerin, (Trotsche) Karl, Wilde Rosen und Eichenbrfiche.
Stuttgart, Verlag Greiner u. Pfeiffer, 1901. (185 S. 8.). 3 M., geb. 4M.
,Ich zogs aus heimischer Erde Kraft'' sagt der Dichter in den Ein-
leitnngsversen seines Buches, das vier Novellen enthält, wovon „Herbst" im
Türmer und „Mein Freund Erich'' im „Türmer -Jahrbnch*' 1902 ersdiienen
sind: und er sagt es mit Recht. Denn mit Künstlersinnen hat Schwerin eüi
Stück Eigen- und Heimatleben erfalst, und mit Künstlerhand gestaltet Und
weil der Mensch Schwerin von gesundem, deutschem Gefühle und Schlag ist,
hat uns der Dichter ein gutes, gesundes, deutsches Buch geschenkt und ein
Stück Heimatkuust dazu. Alles in allem gehurt Schwerins Buch zu den er-
lesenen Büchern für Volksbüchereien. — ibi—
Schott, Anton, Die Geierbuben. Erzählung aus dem Böhmer-
wald. Mit lUustr. von Fr. Bergen. Freiburg i. Br., Herdersche Ver-
lagsbuchhandlung, 1900. (206 S. 8.). 2 M.
Schott hat sich bereits eine ehrenvolle Stelle nnter den Volksschrift-
stellern erworben, man könnte ihn den Roseffger des Böhmerwaldes nennen.
Sein „letzter Richter*' und „der Wildhof'' sind prächtige Bücher. Auch seue
übrigen Schriften können Volksbüchereien warm empfohlen werden. In den
„Geierbuben'' entwirft Schott das Bild einer Familie von Wäldler -Waiseo,
wie sich die einen emporringen und der „LippeP beim Militär drauDsen stirbt
,vor Heimweh". Lieoe zur Wäldlerheimat, zum Stammestum kommt hier,
wie in allen Schriften Schotts zum Ausdruck. Auch die „Geierbuben" ent-
halten Scenen von dichterischer Schönheit. Die Sprachgewalt des Schrift-
stellers ist oft geradezu bewundernswert, und wird sich aufser Gotthelf ood
Rosegger kein anderer Volksschriftateller hierin mit Schott messen können.
— ibi-
Skowronnek, Fritz, Wie die Heimat stirbt! Leipzig, H. Seemanns
Nachfolger, 1902. (396 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Wer je eine der trefflichen Heimatgeschichten, der Bilder aus dem
Masurenlande , von Skowrennek gelesen hat, greift gern wieder nadi einem
Buche dieses Schriftstellers. In kräftigen und farbenfnschen Zeichnungen
entwirft Skowronnek seine Handlung und Charaktere, und frisches Volksleben
pulsiert in den schönen Erzählungen. Wie herber, gesunder Elrdgeruch weht
es uns aus dem Buche entgegen und wie LerchentriUer über FrühungsschoUen
im Morgenglanz. Das gut ausgestattete Buch sei jeder Bücherei wSrmsteDS
empfohlen. ibl
Skr am, Amalie, Frau Ines. Erzählung. Einzig autoris. Ueber-
Setzung aus dem Norwegischen von Luise Wolf. Leipzig, Hermann
Seemann Nachfolger, 1902. (197 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Nicht gerade ftlr junge Mädchen aber eine vorzügliche Erzählung mit
meisterhafter, der mondainen GeseUschaft entlehnter Fabel, von drama^Beber
bis zum letzten Wort glühend lebendiger Handlung und feinster Charakteristik.
L.
Skr am, Amalie, Knut Landberg. Die Geschichte einer Ehe.
Leipzig, H. Seemanns Nachfolger, 1902. (121 S. 8.). 2 M.
In feinen Strichen wird in diesem Buche der Zerfall einer bereits liebe-
todten Ehe und das Hineinwachsen des Mannes in eine andere Liebe ce-
schildert. Die Kleinheiten der Situation werden nur zum Schluia durch die
würdige Resignation der betrogenen Frau gehoben , die ihren Rechten ruhig
entsagt. i^
Bflcherschao. 71
Skram, Amalie, Ein Liebling der Götter. München, A. Langen.
)2 8. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Ein Kandidat des Lehramtes ist es, den die Schriftstellerin mit feiner
nie einen Liebling der Götter nennt. Sein Stndiengang nnd Kandidaten-
m ist so in dumpfer Armut verlaufen, da(s der arme, gedrückte Mensch
im glanbt. dalis es ein helleres Leben giebt. Und als er verwundert nnd
g am Anfgauge sonniger Tage steht, da ist sein Körper gebrochen nnd
les Lebens Ratsei gelöst. Für Stadtbüchereien geeignet. ibi.
Sohnrey, Heinrich, Friedesinchens Lebenslauf. Für grofse nnd
ine Leute erzählt. 4. — 6. Aufl. Mit Zeichnungen von L. Burger.
pzig u. Berlin SW. 46, G. M. Meyer, 1901. (399 8. 8.). 3 M.
„Niedersächsische Walddorfgeschichten^ nennt Sohnrev seine Erzählungen
den Lenten aus der Lindenhütte, dazu die obige genört, worin er uns
e hannoverschen Heimatleute in ihren Freuden und Leiden, in Friede und
opf kennen lehrt und Wald- und Feldscholle dieser niederdeutschen Land-
in schildert Und Sohnrey kann es; denn er ist ein Berufener. Er kennt
liebt seine Heimat und weife sie dichterisch zu schildern. Maff seine
stellende dichterische Kraft auch nicht an die der ersten Volksschriftsteller
Ootthelf, Rosegger heranreichen, so muis man ihn doch so vorzüglichen
kflschriftstellern wie Hansjakob, Bittrich, Schott u. a. an die Seite stellen,
seine Werke verdienen emen Ehrenplatz in jeder Volksbücherei. „Friede-
hens Lebenslauf kann übrigens auch als Jugendschrift für das reifere
)r warm empfohlen werden. Sinnige, charakteristische Zeichnungen heben
Wert des Buches. — ibi —
von Stranfs nnd Torney, Lulu, Ans Banemstamm. Roman.
le. Berlin, 0. Janke, 1902. (186 u. 197 S. 8.). 4 M.
Ein Schriftsteller, Banernsohn und in seinem Wesen noch Bauer, heiratet
i fein or«uiisierte Berlinerin. Es ergeben sich schwere Konflikte und
flinken. Das Ute Problem ist nicht so vertieft, die Menschen nicht so
mdie gestaltet, daüs der Leser gepackt würde. Das Buch liest sich flott;
IXncUiche Bibliotheken ungeeignet, für städtische entbehrlich. C. N.
Streckfufs, Adolf, Ein Familiengeheimnis. NoveUe. 5. Aufl.
lin, A. Goldschmidt, 1902. (Goldschmidte Bibl. f. Hans nnd Reise.
32). (159 8. 8.). 0,50 M., geb. 0,75 M.
Zur Anschaffung dieser Novelle (rectius: Krimin aboman) kann, obgleich
In 5. Auflage erscneint, nicht geraten werden. Durch die gröbsten Wirr-
te: versteckte Dokumente, untergeschobene Erbkinder, unwahrscheinlichste
'brecher- und Bravourstücke wird es versucht, den Leser in Spannung zu
«n. Der Verfasser ist ein ziemlich phantasie voller Reporter, aber ein
hter ist er nicht. G. K.
TriniuB, Aug., Neues ans Lerchenthal. Allerlei Geschichten.
einsUdtlnft: Nene Folge.) Berlin, Fischer n. Franke, 1902. (180 S.
3 M., geb. 4,50 M.
Die Bilder aus dem Thüringer Kleinstadt- und Biedermaierleben sind
lelst Karikaturzeiohnnngen , wie man sie sich in müssigen Stunden wohl
^^ntiich gefallen läfst. G. K.
Verne, Jules, Das Dorf in den Lüften (CoUect. J. Veme B. 79)
i Die Historien von Jean -Marie Cabidoulin (Collect. J. Veme B. 80).
en, Pest, Leipzig, A. Hartleben, 1901. (277 S., 262 8. 8.). ä B. 75 Pf
Unser naturwissenschaftliches Zeitalter hat ein eigenes Jugend- nnd
Ikaachriftentum gezeitigt. Die Bedeutung der Werke dieser Litteratur
72 BüchersohaiL
liegt weniger in ihrer dichterischen Dantellnng als dem Bestreben, tof dem
Wege der Unterhaltung dem Lesekreise popal£re Belelining über yerschiede&e
Wissensgebiete beizabringen. £in Schriftsteller, der sich anf diesem Gebiete
einen Namen gemacht hat, ist der Franzose Jules Yeme. Im 79. B. seiner
Unterhaltungsschriften dem „Dorf in den Lüften'' streift er in abenteaerlicher
Form, wie es die Weise dieses Schriftstellers ist, das Thema vom Affen-
menschen und lälst zwei Reisende im Innern Afrikas im Urwalde ein Dorf
dieser Menschen in den Kronen der Bäume finden. B. 80 „Die Historien Yon
Jean -Marie Cabidoulin" berichtet die Abentener eines Walfischfahrers und
beleuchtet die Sage von der Seeschlange. Indem sonach die Bücher J. Vemes
dem Lesekreise in unterhaltender Weise Anregunj^ nnd Aufklärang ins-
besonders auf naturwiss. und geograph. Gebiete beizubringen suchen, füllen
sie in der Volksbücherei einen Platz aus. Nur dürfen sie nicht mit Werken
dichterischer Qualität verwechselt werden. — ibi—
Volbehr, La, Führe uns nicht in Versnchnng. Geschichten.
Leipzig, Hermann Seemann Nachfolger, 1902. (162 8. 12.) 2,50 M.,
geb. 3,50 M.
Der Titel ist durch den Titel der ersten Novelle bestimmt Gut er-
zählt, wenn schon ein wenig affektiert und nicht gerade bedeutend in dec^
Erfindung. Die Storm und Stifter sind eben nicht so leicht zu vergessen — >
nicht einmal von den ganz „Modernen* oder, wie es so schön heilst, Ton
der .Moderne*. L
von der Halde, Georg, [d.i. Georg Postel], Der Bergmann ?od
Falnn. Eine Bergmannsmär. Kiel, Lipsius n. Tischer, 1902. (146 S. 8.).
3,50 M.
In Versen. Gut gememt. Aber keine Dichtung. C. N.
Winterfeld-Warnow, E. von, Moderne Jagend. Roman. Berlin,
Otto Janke, 1902. (308 8. 8.). 4 M.
Trotz des Titels eine harmlose Geschichte, die sich nicht über den
Durchschnitt erhebt. Sie soll das Streben Junger modemer Menschen nach
einem Lebensziel schildern, aber ich kann nicht finden, dais die vorgeführtoi
Mädchen und Jünglinge für unsere Zeit typisch sind. Als Gej^ensltze sind
zwei Junge Mädchen einander gegenüber gestellt, die sich beide geiehrtoi
Bem&n widmen, die eine aus i^ot, die andere ans dem Trieb nach FreOieit
und Selbständigkeit. Dafür findet die erste einen Mann, die andere nicht
Die Männer smd zumeist eitel oder Schwächlinge, eigentlich interessieren
kann keiner. Auch die Zeichnung der Franenoharaktere ist recht ober-
flächUch. K-L
Wolff-Meder, Margarete, Die Macht des Guten. Roman. Berlin,
0. Janke, 1902. (373 S. 8.). 4 M.
Der Roman spielt in den Kreisen modernster Berliner Bank- und Industrie-
fröDsen. Die .Macht des Guten* entfaltet sich nach nnd nach in dem Helden
er Erzählung, einem jungen Chemiker und Fabrikanten, der, indem er die
schwindelhaften Machinationen seiner Geschäftsfreunde entlarvt, sich selbst
zu immer grüDserer Aufrichtigkeit gegen sich und andere durcnringt ye^
hältnisse und Personen sind im ganzen treffend und anziehend geschUdert,
so dafs man das Buch wohl zu den besseren seiner Art zählen darf.
G. K^
Redaktioneschlnfs für die nächste Doppelnammer am 15. April 1903.
Verlag ron Otto HMriMSOwits, L«ipilg. — Draok Ton Ehrhaxdt KaziM, HaU«.
4. Jahrg. Nr. 5 u. 6. DI n f f py» Mai - Juni 1903.
für VolksWbliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Herausgeber: Oberbibliotbekar Dr. A. Graesel in Göttingen, Hanssen-
Strasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt für Bibliothekswesen zn-
sunmen bezogen 16 M., das Centralblatt allein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Betrachtungen fiber öffentliche Bücherhallen.
Von Bechtsanwalt Dr. Eduard Hallier in Hamburg.
(Fortsetzung.)
Ich möchte die zu beantwortende JPrage so stellen: „Wie sollten
die Kataloge unserer Blicherhallen zweckmäfsiger Weise
beschaffen sein?*
I. Die Grundlage des Kataloges mufs so einfach sein,
dafs jedermann, auch der nngelibteste Leser, den Katalog
ohne besondere Anleitung benutzen kann.
Diese Forderung erscheint mir als ganz selbstverständlich, scheint
aber in der Paxis nicht immer genügend Beachtung gefunden zu haben.
Denn andernfalls würden so komplizierte Systeme wie das Jenenser
vielleicht nicht als Grundlage für einen Bücherhallenkatalog benutzt
worden sein. Es ist meiner Meinung nach für einen Gebildeten schwer,
fdi einen Arbeiter absolut unmöglich, sich in einem solchen Katalog
znrecht zu finden. Für ein derartiges System werden nun von den Ver-
fassern desselben häufig zwei Argumente ins Feld geführt, die der Be-
sprechung bedürfen. Bei derartigen systematischen Katalogen wird erstens
behauptet, dafs sie allein dem Leser ermöglichten, in einen ihm wissenswert
erscheinenden Gebiete weiter zu arbeiten oder sich aus solchem Gebiete
aUe Bücher zngängig zu machen. Was zunächst die Frage angeht, ob
wirklich die Mehrzahl der Leser so systematisch in einzelnen Gebieten
vorgeht, so mufs dieselbe meiner Meinung nach verneint werden. Mit
Ausnahme einiger weniger, besonders veranlagten Naturen liest die Mehr-
zahl des Publikums ganz anders! Und die wenigen Naturen, welche so
lesen, sind gewifs in der Lage, durch andere Hilfsmittel, wie allgemeine
Uebersichten , Konversationslexika, Technische Wörterbücher etc. sich
viel schneller und grilndlicher eine Litteraturübersicht zu verschaffen, als
durch die ELlassifiziemng des Kataloges. Haben sie aber erst die Ueber-
sicht gewonnen, so können sie entweder selbst durch Durchblätterung
jedes Kataloges oder durch Vermittelung der bibliothekarisch gebildeten
Hilfskräfte sehr schnell und viel besser und sicherer herausbekommen,
welche lesenswerte Bücher in einem bestimmten Zweige vorhanden
sind. Und auch das zweite Argument ist nicht stichhaltig. Man sagt,
IV. S. 6. 6
74 Betrachtnngen über öffentliche Bücberballen
der Katalog „habe sich bewährt". Dafs man sich an alles gewöhnen
kann, ist ja bekannt. Und dafs ein Publiknm, das lange Jahre an
ein bestimmtes System gewöhnt ist, häufig von demselben guten Ge-
brauch machen kann, obwohl solches nicht so praktisch wie ein anderes
ist, ist gewifö richtig. Aber die Frage, welches System leichter ver-
ständlich ist, kann man leicht prüfen, wenn man einfachen Personen
oder gar Arbeitern, wie ich es getan habe, die Kataloge yorlegt Bei
dem einen System erklären sie bald sich gamicht znrecht finden zn
können, während sie in dem anderen anschwierig den von ihnen ge-
wünschten Lesestoff ausfindig machen. Das Resultat ist oft geradezu
verblüffend, und ich habe mich gewundert, mit welcher Sicherheit und
welchem Nutzen sie den nach Schlagwörtern geordneten Katalog benutzten.
Die Gliederung des Kataloges erfolgt meistenteils in zwei Haupt-
abteilungen: „Schöne Litteratur'^ und „Wissenschaftliche Litteratnr". Die
schöne Litteratur sollte nun aber nicht, wie es jetzt so vielfach geschieht,
in die Litteraturen verschiedener Sprachen eingeteilt werden. Wie viele
Gebildete wissen nicht, dafs Andersen ein Däne ist, wie wenige dafs
Kipling ein Engländer, oder dafs Ibsen ein Norweger, dads Tolstoi
ein Russe ist. Die Nationalität mag für den Studierten von ganz
besonderem Interesse sein, für den Durchschnittsleser ist sie es nicht!
Wohl aber dürfte es empfehlenswert sein, am Schlüsse des Verzeichnisses
in alphabetischer Reihenfolge „nach Ländern geordnet" die Namen der
Schriftsteller fremder Nationalitäten zu gruppieren. Mag hier der Leser,
der sich nach dieser Richtung Rat holen will, sich über die vorhandenen
Schriftsteller fremder Zunge orientieren. Diese Schlufsübersicht könnte
sehr wohl systematisch nach Ländern geordnet sein.
Dagegen ist unbedingt notwendig, dafs Bücher in fremder Sprache
in dem Katalog besonders geordnet und zusammengestellt sind (z.B.
Krupp). Diese dürfen in das alphabetische Verzeichnis der übrigen
Bücher nicht eingereiht werden, sondern sind am SchluDs nach Sprachen,
nicht nach Ländern geordnet, in einem besonderen Verzeichnis aaf-
znfQhren.
Eine weit bedeutsamere Frage ist aber die, wie der „wissenschaft-
liche** Teil zu ordnen ist. Die einen wünschen lediglich Schlagworta-
system, ^) die anderen streng systematische Gliederung, wie oben berdts
besprochen. Zunächst ist davon auszugehen, dafs unser System so ein-
gerichtet werden mufs, dafs es praktisch angewandt werden kann sowohl
in unseren kleinen Bibliotheken, wie sie jetzt bestehen, dafs dasselbe aber
auch für die höchsten Anforderungen einer grofsen umfassenden Bücher-
halle mit einem nach Hunderttausenden zählenden Bücherbestand und
Zweigbibliotheken eventuell genügen mufs. Nach dieser Richtung er-
scheint als das einzig konsequente und richtige, dafs man ein einheit-
liches Schlagwortssystem (dictionary catalogue) ausbildet. Dieses System
ist in erster Linie zu empfehlen.
1) Unter „Schlagwort" verstehe ich ein Wort, das eine Gruppe von
Büchern klar bezeichnet, also den übergeordneten, gemeinsamen Begriff.
Keinesfalls darf jedes Buch sein SchUgwort haben (i. ifiunbnrg IIL AoflO»
Ton Ednard Ballier. 75
Will man aber Omppen, so mag die Einteilung des Kmppschen
£ataloges vorbildlich erscheinen, bei dem 14 Gruppen vorhanden sind.
Tielleicht empfiehlt es sich jedoch, dieselben noch nm einige zu ver-
mindern, Bodafs nicht mehr als 8 — 10 herauskommen. Jede weitere
^nteilnng erscheint mir fQr Zwecke des Bdcherhallen - Eataloges auf
Jeden Fall unnötig. Sie setzt überflüssiges systematisches Interesse des
Xiesers voraus, kostet vor allem Zeit, oft recht viel Zeit, und da nun
einmal die Bequemlichkeit eine grofse Rolle im Leben spielt, so heifst
bei der Bflcherhalle verlorene Zeit nur zu oft verlorene Leser.
Schafit man Unterabteilungen oder katalogisiert man in einem
Alphabet, so mufs in beiden Fällen (letzterenfalls nach Gruppen) das
Material alphabetisch geordnet sein und zwar nach dem Namen des
Autors, nach dem Titel des Buches und im weitestem Mafse nach
Schlagwörtern. Eine solche alphabetische Ordnung setzt, so meine ich,
eine gewisse Uebung des Lesenden, vor allem aber auch des kata-
logisierenden Bibliotekars in dem Gebrauch von Schlagwörtern
voraus. Das Aufsuchen nach Schlagwörtern beansprucht beim Leser ein
gewisses praktisches Nachdenken, eine Klarheit über Stoff und Inhalt
des zu wählenden Buches oder der Gruppe. Aber das Volk läfst sich
wahrscheinlich leicht dazu erziehen, prägnant, bzw. in Schlagwörtern zu
denken — und zu sprechen. Ein englischer Gelehrter erklärte mir
einst — ob mit Recht oder Unrecht, lasse ich dahin gestellt — das
englische Volk habe Anfang des XIX. Jahrhunderts garnicht nach
Schlagwörtern denken und sich darin zurecht finden können. Vornehmlich
infolge der public libraries sei das anders geworden, heute kann aber
der Besucher englischer und amerikanischer Bibliotheken bewundern,
wie aufserord entlich prägnant das Volk denkt, wie leicht es zum Buch
das charakteristische Schlagwort auffindet. Und das Anleiten des Volkes,
bei jeder Materie das Prägnante, das Schlagwort herauszufinden, ist
schon für die Ausdrucksweise des einzelnen von erheblichem Werte.
Immerhin würde die gewifs nicht leichte Arbeit, einen solchen
Katalog mnstergiltig nach Schlagwörtern herzustellen — denn auf den
treffenden Ausdruck, auf die sorgfältigste Auswahl des Schlagwortes
kommt sehr viel an — dadurch sehr erleichtert werden können, dafs
einmal ein solcher Schlagwortskatalog als Musterkatalog ausgearbeitet
würde. Es wäre eine gewifs dankenswerte und lehrreiche Aufgabe
für einen jungen Philologen, angehenden Volksbibliothekar, sich an
diese Arbeit zu begeben! Ist aber solches von einer Privatperson
nicht zu erwarten, so ist die Frage, ob man nicht an zuständiger
Stelle bei der Regierung vorstellig werden sollte, um staatlicherseits
eine solche grundlegende Arbeit zu schaffen. Das Volk würde, meine
ich, einen ganz besonderen Nutzen von dem Schlagwortssystem haben,
wenn durch eine Vorbereitung desselben über einen grofsen Kreis von
Bibliotheken, sich das Volk geradezu die Schlagwörter so zu eigen
macht, dafs sie ihm in Fleisch und Blut übergehen, Gemeingut des
Volkes werden und auch im alltäglichen Leben zu prägnanterer, logi-
scherer Ausdrucksweise hinfahren. Jeder Leser würde bei Benutzung der
/**
76 Betnchtiiiigen Über »^entliehe Bttcherhallen
Kataloge sich das Schlagwort vergegenwärtigen mlissen nnd bei
häufiger Wiederholung sich an dasselbe gewöhnen. Ein solcher Mnster-
katalog wtlrde aber noch einen weiteren, nicht zn nnterschätsenden
Vorteil haben. £8 fehlt heute, abgesehen von den höchst sorgfUtigen
Arbeiten einzelner (Dr. Jeep, Dr. C. Nörrenberg), an jeder gründlichen,
vor allem aber umfassenden Znsammenstellnng der fQr Bflcherhallen
notwendigen Werke. Eine solche Uebersicht wtlrde nicht nur bei der
Begründung, sondern auch beim Ausbau von unschätzbarem Vorteil
sein. Es ist dabei die Erwägung ganz von der Hand zn weisen, als
ob dadurch bei den Bibliotheken eine schematische Gleichmäfsigkeit
hervorgerufen werden sollte. Ganz und garnicht! Ausgeschlossen ist
dieselbe schon dadurch, dafs diese alle Werke von Bedeutung umfassende
Zusammenstellung, bei der die Güte oder Brauchbarkeit des einzelnen
Buches durch die Stärke des Druckes oder durch Zeichen unterschieden
werden könnte, nicht einfach einer Bibliothek, schon wegen des Preises,
zu Grunde gelegt werden könnte.. Aber es ist doch entschieden wichtig
zu wissen, welche Bücher überhaupt in Betracht kommen, um an der
Hand des gesammten zusammengestellten Materials eine klare Auswal
treffen zu können. Das individuelle Gepräge würde die Bibliothek
immer noch durch den Geschmack des Bibliothekars, durch die die
Heimat betreffenden Werke, Schenkungen, besondere Samminngen etc.
erhalten.
Falls man nun in einem solchen Musterkatalog wohl ausgewählte
Schlagwörter, die treffend und klar sind, findet, so würden diese in der
Regel in den Katalog einfach aufgenommen werden können. Aber
bis das hohe Ziel erreicht ist, mag nun der Bibliothekar in seiner Bib-
liothek versuchen, durch geschickte Auswal der Schlagwörter seinerseits
zur Erreichung eines solchen Zieles vorzuwirken.
Ist Vorstehendes richtig, so wäre es also zweckmäßig, den
Katalog evtl. nach grofsen Gruppen zu trennen, jedenfalls aber alpha-
betisch unter besonderer Ausbildung der Schlagwörter mit zahlreichen
Verweisungen das Büchermaterial zu ordnen, so dafs der Katalog von
Jederman auch ohne Anleitung benutzt werden kann.
Der -Nutzen wird nicht nur für die einzelne Bibliothek, sondern
allmählich für das ganze Volk durch Vertiefung und Vereinfachung
des Ausdrucks in seiner Präcision hervortreten.
U. Jeder Gruppe ist bei Gruppeneinteilnng ein
systematisch geordnetes Verzeichnis sämmtlicher inder
Gruppe vorhandenen Schlagwörter voranzuschreiben.
Auf diese Weise würde man leicht und zweckmälsig die Wünsche
der Systematiker erfüllen können. Denn hierdurch wird denjenigen
Lesern, welche nun in der Tat systematisch lesen, also in einzelnen
Gruppen sich orientieren wollen, die Möglichkeit gegeben, alles in der
Bibliothek vorhandene Material durch die Schlagwörter aufiiufinden.
Ein solches Verzeichnis läfst sich aber in zweckmäßiger Weise
herstellen. Denn an der Hand der zahlreichen systematischen Kataloge
unserer wissenschaftlichen Bibliotheken dürfte es gewifs nicht schwer
von Edaard Ballier. 77
eein, die Schlagwörter in dieser Weise einzuordnen. Dadurch dafs
fiolohes Verzeichnis vor der betr. Abteilung gedruckt wäre, würde
tlberdies der Leser noch ganz besonders darauf hingewiesen.
III. Der Katalog ist möglichst nur in einem Bande zu
drucken und der wissenschaftliche Teil voranzustellen,
«vent. sogar der Teil für schöne Litteratur mit einzu-
gliedern.
Diese Forderung dürfte vielen als ganz überflüssig erscheinen.
Und doch, meine ich, ist sie einer Besprechung wert. Viele Kataloge
trennen Schöne Litteratur von der Wissenschaftlichen Litteratur in
zwei auch äufserlich getrennte Bände. Dieses hat den Nachteil,
dafs der Leser sich den Teil für Schöne Litteratur kaufen kann, ohne
den wissenschaftlichen Bestand im Katalog mit zu erhalten. Andere
Kataloge suchen diese Trennung dadurch zu paralysieren, dafs sie
dem Teil für schöne Litteratur ein Verzeichnis empfehlenswerter
wissenschaftlicher Litteratur als Nachtrag geben (so Hamburg, IIL Aufl.).
Ist schon ein solches Verzeichnis gewifs nicht ein wandsfrei, und besser
durch ein Verzeichnis der empfehlenswertesten Bücher aus der täg-
lichen Bibliothek zu ersetzen, so kann doch auch ein solches Ver-
zeichnis der empfehlenswertesten Bücher aus der fraglichen Bibliothek
keineswegs den Vorteil eines einheitlichen Kataloges ersetzen. Die
Bücherhalle ist für die breiten Massen bestimmt. £s muss nun be-
tont werden, dafs häufig an sich lächerliche und unbedeutende Aeufser-
lichkeiten grofsen Eindruck bei den Lesern hinterlassen. Es ist
daher bei jeder Einrichtung der Bücherhalle zu erwägen, ob sie auch
voll und ganz ihren Zweck erfüllt, stets neues Interesse wachzurufen.
Nun kann ein grofser, ausführlicher und verhältnismäfsig breiten Raum
einnehmender Teil des Katalogs gewifs dem Leser viel schwerer ent-
gehen, als ein kurzes Verzeichnis „empfehlenswerter** Schriften. Viel-
leicht schreckt den Leser schon das harmlose Wörtchen „empfehlens-
wert**, und er geht gerade deswegen darüber hinweg. Aber wie leicht
kann dagegen, falls der wissenschaftliche Teil aufgenommen ist, ein
zufälliges Aufblättern, ein unbeabsichtigtes Hingleiten des Auges dahin
ftlhren, dafs der Leser am Titel haften bleibt, dafs Interesse geweckt
wird^ und dafs dadurch neue Leser für den Zweig der wissenschaftlichen
Litteratur der Bücherhalle zugeführt werden. Hinzukommt, dafs ein
wesentlicher Teil der Volkserziehung durch die Bücherhalle gerade
m der Verbreitung solcher Schriften liegen soll. Um deswillen ist es
auch von Bedeutung, dafs der wissenschaftliche Teil voran steht.
Denn über das, was am Eingange des Buches steht, wird der Leser
in Wirklichkeit seltener hinwegsehen, als über das am Ende befindliche.
Die Frage ist nun, ob die Kataloge gröfserer Bibliotheken nicht
alsbald zu umfangreich werden, um in einem Bande gedruckt zu
werden. Solches kann vielleicht in späteren Jahrzehnten der Fall
werden, ist aber zunächst nicht zu befürchten. Tritt aber solcher
Fall ein, so sollte man mit der schönen Litteratur mindestens einen
Teil der übrigen Bibliothek und zwar möglichst die interessantesten:
78 Betrachtungen über öffentliche BtlcherhaUen
Geschichte, Geographie, oder Natur- und Heimatskunde verbinden und
überdies durch ein billigeres Abgeben beider Teile als der einzelnen
auf eine recht starke Verbreitung des wissenschaftlichen Teils hin-
arbeiten.
IV. Der Katalog ist so anzulegen, dafs er in der An-
ordnung auch bei einer abnormen Vergröfsernng der Bibli-
othek beibehalten werden kann.
Diese Forderung ist oben schon berührt und erscheint als
natürlich. Es dürfte aber fraglich sein, ob sie überall voll beachtet
ist. Jede Umordnung einer Bibliothek erfordet grofse Arbeitskräfte,
kostet viel Zeit und daher auch viel Geld. Es ist daher einleuchtend,
dafs eine Neukatalogisierung bei einem erweiterten Bücherbestand nicht
geraten erscheint. Jedenfalls ist dieselbe aber auch höchst bedenklieh
vom Standpunkt des Lesers aus. Denn gerade der Benutzer würde
eine solche Umordnung besonders schwer empfinden, und die Benutzung
der Bücherhalle würde durch sie beeinträchtigt werden.
V. Der Katalog hat die Standortsbezeichnnng zu ent-
halten.
Soviel ich dieses gesehen habe, enthält nur die von E. Jeep
geschaffene ältere Auflage des Charlottenburger Katalogs keine solche
Standortsbezeichnung. Es erscheint zweifelhaft, ob es wirklich ftlr
den Bibliothekar vorteilhaft ist, die Bücher seinerseits ohne Signatur
auszusuchen. Aber vom rein erzieherischen Standpunkt ist die obige
Forderung nicht unwichtig. Denn die Bücherhalle kann durch zweck-
mäfsige Korrektur event. Zurückweisung falscher Zettel die Leser nr
absoluten Genauigkeit und zum deutlichen Schreiben anleiten. Beides
sind gewifs nicht zu unterschätzende Eigenschaften. Hierdurch kann
die Bücherhallc in kleinerem Mafsstabe, ähnlich wie das Militär in
ganz undrer Weise, einen auf die Dauer höchst vorteilhaften Einflufs
auf die Benutzer ausüben. Im Uebrigen möchte ich doch annehmen,
dafs bei gröfseren Bibliotheken die Signatur, um Zeit zn ersparen,
gamicht zu entbehren ist.
VI. Der Titel des Buches ist mindestens an einer
Stelle ausführlich, bei Verweisungen möglichst kurz anzn-
geben.
Auch nach dieser Richtung herrschen grofse Verschiedenheitdn.
Während Dr. Jeep in seinem Katalog eine fast klassische Kürze an-
gewandt hat, sind andere Kataloge wie z. B. Jena peinlich genau in
Aufnahme des Titels und geben ihn in vollem Umfange. Auch hier
kommt das Bedürfnis der Leser in Frage. Der Titel mufs völlig klir
sein, mufs aber so mit aufgenommen werden, dafs der Inhalt des
Werkes ersichtlich ist. So scheint mir z. B. Jeeps „Tacitos Werke"
zu kurz, dagegen die Aufnahme von Dr. Heidenhain „Gajns Cornelias
Tacitus, Germaniens Lage, Sitten u. Völkerschaften u. das Leben des
Julius Agricola (A. d. Latein)" zu lang und umständlich. Aber
auch die Aufname von Dr. Fritz und Dr. Ladewig „Annalen und
Historien*^ reichen fUr den ELatalog nicht völlig aus. Es würde is
von Eduard Ballier. 79
ersten Fall zweckmäfsig heifsen: Tacitns, Germania (Deutschland in
der römischen Kaiserzeit) A. d. Latein. Oder um ein weiteres Beispiel
heranszugreifen: Kennan „Zeltleben in Sibirien. Ans d. Engl.^ und
nicht „Zeltleben in Sibirien und Abenteuer bei den Korjaken nnd
anderen Stämmen Kamtschatkas nnd Nordasiens/
Es genügt, meine ich, eine einfache charakteristische Bezeichnung.
Dabei wird sich der Bibliothekar nicht immer zu ängstlich an den
Titel halten können, da andernfalls der Leser häufig das Buch nicht
als solches in seiner Bedeutung erkennen kann. Andrerseits sind
unnötige Längen des Titels auf jeden Fall fortzulassen. Anzugeben
ist femer, ob das Buch eine Uebersetzung darstellt und letzternfalls
aus welcher Sprache und die Jahreszahl des Erscheinens. Alles dieses
kann für den Leser von erheblicher Bedeutung bei der Auswahl seines
Buches sein. Wichtig wären vielleicht noch kurze Zusätze^ ob ein
Buch ilL- „illustriert" oder r. ilL- „reich illustriert" ist. Mag man
auch über die Bedeutung der Illustrationen verschiedener Meinung
sein, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, dafs manches Buch in
Folge seiner Illustrationen zur Hand genommen wird und durch die
Illnstrationen anreizt, näheres über das Dargestellte zu ergründen.
Um deswillen wird das Publikum, das zunächst nur den illustrierten
Werken besonderen Geschmack abzugewinnen weifs, häufig später
auch ftlr andere Bücher gewonnen.
Von Bedeutung ist femer, dafs der Benutzer der „Schönen
Litteratur" weifs, ob er sich nun eine „Erzählung", eine „Novelle",
einen „Roman" oder um ein „Drama", "Schauspiel", „Lustspiel",
„Gedicht" handelt und dieses durch entsprechende Abkürzungen klar-
zustellen, wie Erz., Nov., Rom., Dr., Lu., Ged.
VII. Sammelwerke sind tunlichst nach ihren einzelnen
Werken, eventuell sogar nach Unterabteilungen; Romane,
Novellen und Aufsätze aus guten Zeitschriften sind gleich-
falls aufzunehmen.
Die Bücherhalle wendet sich ja an ein Publikum aus allen
Kreisen. Um deswillen genügt jedenfalls nicht eine Aufnahme von
Sammelwerken, ohne die einzelnen Bücher zu katologisieren. Dafs z. B.
Oncken, Allgemeine Geschichte nicht nur an einer Stelle aufzunehmen
ist, dürfte allgemein einleuchten nnd wohl fast überall befolgt sein.
Schon viel zweifelhafter kiEinn die Einordnung von Helmolts Welt-
geschichte sein. Diese ist in so inkongruente und dabei so interessante
Unterabteilungen geteilt, dafs es sehr wichtig wäre, die einzelnen Ab-
teilangen an ihrer Stelle nochmals hervorzuheben. Wie wenige werden
sonst wohl im ersten Bande Ratzel mit seinem Aufsatz „die Mensch-
heit als Lebenserscheinnng der Erde * suchen. Aehnlich wäre z. B.
bei „Kreuzzügen" auf Rankes Weltgeschichte Bd. IV. und bei Kunst
der Renaissance auf Zimmermanns Kunstgeschichte Bd. U zu verweisen.
Anf solche Weise werden Sammelwerke eine wahre Fundgmbe ftlr
interessante Einzelmaterien werden. Und von noch gröfserer Bedeutung
wäre es, wenn man bedeutende Aufsätze, Romane und Novellen auch
80 Betrachtungen über öffentliche Bttcherhallen.
nach den Zeitschriften katalogisieren würde, in denen sie »ich finden.
Welch enormer, ungehobener nnd scheinbar verlorener Schatz liegt
in den zahlreichen früheren Jahrgängen unserer Zeitschriften verborgen,
ohne dafs das Publikum, ja häufig nicht einmal der Bibliothekar davon
Kenntnis hat. Ich denke dabei z. B. an die vielen guten Romane, die
in der deutschen Rundschau erschienen sind (C. F. Meyer, Heyse,
Ebner - Eschenbach u. a. m.). Wie viele vortreflniche nnd lesenswerte
Darstellungen enthält die Gaea, der Globus, Promethens, Comenius-
blätter. Pädagogische Reform u. a. m. Es ist gewifs nicht zu beanspruchen,
dafs alles oder auch nur der gröfsere Teil der Aufsätze katalogisiert
wird. Aber dafs einzelne Abhandlungen und zwar besonders solche,
die neue Wege weisen, aufgenommen werden, ist gewifs wünschenswert
und möglich. In wieviel gröfserem Mafse kann dann eine Bibliothek
bei gutem Zeitschriftenbestand früherer Jahrgänge, der sich ja fast
überall geschenkweise einfindet, das Publikum mit vielseitiger und an-
regender Lektüre versehen.
VIII. Aeufserlichkeiten.
Gerade bei Bücherhallen erscheint das AeudBere nicht ohne Be-
deutung. Der Katalog soll wenn möglich so eingerichtet werden, dafe
er bequem in der Tasche getragen werden kann und ist daher ein
hohes Längsformat mit abgerundeten Ecken zu empfehlen. Auch ein
einfacher, billiger Pappband erhöht die Dauerhaftigkeit, die bei dem
Arbeiter, dem es auf die aufzuwendenden Pfennige ankommt, von Be-
deutung sein können. Vor allem wichtig ist aber auch ein klarer
gut lesbarer Druck, um auch dadurch die Benutzung zu erleichtem.
Sehr nützlich erscheint die englische Sitte, vorne und hinten in den
Katalog einfache, vernünftige Leseregeln abzudrucken, die den auf-
merksamen Benutzer zu einer besonders gründlichen Benutzung der
Bücherhallen und ihres Lesestoffs anleiten. Man sollte auch Aeufser-
lichkeiten nicht ganz aufser Acht lassen und nach jeder Richtung
(Farbe, strohfreies Papier, hübscher Satz u. a. m.) auch hier erziehlich
auf das Publikum, wenn auch unbewufst für letzteres, einwirken.
Wenn ich hier einige Forderungen aufgestellt habe, so verkenne
ich nicht, dafs gewifs manche sehr diskutierbar sind, und dafs in den
Einzelheiten vieles geändert werden kann. Aber was ich bisher ver-
misse, ist das Streben, die Grundprinzipien für das Katalogisieren der
Bücherhallen zu finden und darnach die Kataloge einzurichten. Denn
Kataloge von wissenschaftlichen Bibliotheken und diejenigen von öffent-
lichen Bücherhallen müssen auf durchaus verschiedenen Grundlagen
aufgebaut werden^ da die Zweckbestimmung dieser Anstalten eine durch-
aus verschiedene ist.
Endlich bedarf es noch einer kurzen Erörterung, ob es überall
notwendig erscheint, dafs öffentliche Bücherhallen einen gedruckten
Katalog haben. Das scheint mir nun der Fall zu sein! Denn die
Bücherhallen wollen, wo sie an die breiten Volksmassen herantreten,
das Volk anleiten, im Hause zu lesen und müssen daher ihren Lesern
durch die Gelegenheit des Druckkataloges die Möglichkeit geben, das
Die Stellung des städtischeD Yolksbibliothekani. 81
gewAoBchte Bach selbst auszusuchen. Man denke nun aber erst an
eine Bflcherhalle mit Filialen und sog. Ausgabestellen, Der Arbeiter
giebt an einer solchen Ausgabestelle morgens seinen Zettel ab, und
hclt sich das Buch abends nach der Arbeit. Wie soll er es aussuchen
oder bestellen, wenn er keinen Katalog hat. Denn in einer Ausgabe-
stelle steht ihm sachverständiger Rat überhaupt nicht zur Seite.
Nur durch gedruckte und billig zu erwerbende Kataloge wird der
i'eiehe Bücherschatz der Bücherhallen allen Kreisen zugänglich gemacht
Und jedem ermöglicht, in die Schätze derselben einzudringen. Ueberdies
— und auch dieser Vorteil ist nicht zu unterschätzen — spart er dem
Sibliothekar Zeit und giebt ihm Mufse, sich nur mit denjenigen Per-
sonen zu beschäftigen , denen der gedruckte Katalog als Auskunft nicht
|z:enügt. Aber ohne gedruckten Katalog würde die Bücherhalle nur ein
Bergwerk sein, dessen reiche gewaltige Schätze infolge der fehlenden
Fördereinrichtungen ungehoben in der Tiefe bleiben müssen.
(Fortsetzung folgt.)
Die Stellang des städtischen Yolksbibliothekars.
Von Dr. Ernst Jeep.
(Fortsetzung).
Was nun zunächst das Gehalt betrifft, so sind die Leiter unserer
alten Stadtbibliotheken i) im allgemeinen gut besoldet. Zum Beispiel
bezieht der Direktor der Stadtbibliothek in Frankfurt a. M., wie
Paazkowski in seiner Schrift mitteilt, ein Gehalt von 5700—7200 M.,
die Gehälter der Bibliothekare steigen von 4700—6500 M. Der
Direktor der Stadtbibliothek in Hamburg erhält eine Besoldung von
8000— 11000 M. Der Magistrat von Stettin will für seinen Stadt-
bibliothekar die Summe von 3600 M. aufwenden, die in 18 Jahren bis
6600 M. steigt Dagegen beträgt in Kassel, das hoffentlich eine
Centralisierung seiner Bibliotheken ins Auge fafst, das Gehalt des
städtischen Bibliothekars nur 2760 — 4260 M., einschliefslich des
Wohnungsgeldzuschusses. Und was Längin in diesen Blättern (Jg. 2,
S. 50) von Freiburg i. B. berichtete — hier handelte es sich um eine
städtische Volksbibliothek modemer Art! — war nicht geeignet, be-
sondere Genngthuung hervorzurufen. „Zwar stiefs sich niemand daran,
dab der akademisch gebildete Bibliothekar nicht wie der Stadt-
archivar etc. in die 1. Gehaltsklasse (4000—6000 M.), auch nicht wie
der Konservator der Sammlungen etc. in die 2. Klasse (3000 — 4000 M.),
sondern blofs in die 3. Klasse (2700 — 4200 M.) gemeinsam mit dem
zweiten Ratschreiber etc. gesetzt*' werden sollte. Daftlr aber wurde
in üblicher Unkenntnis der stillen und selbstverleugnenden Arbeiten
in Bibliotheken u. a. geäufsert, für „diese wenig umfangreichen
1) Sie müssen sich der Reform anschlieisen. Siehe u. a. Klette, S. 37(1
Schnitze, S. 164f.
82 Die Stellung des städtischen Volksbibliothekan
Bibliotheksgeschäfte einen wissenBchaftlichen Bibliothekar anzoBteUen,
sei ein Mifsverhältnis , es genflge vorerst ein intelligenter Diener
unter Aufsicht des Stadtarohivars". Ein Vorschlag, den der
Oberbflrgermeister natürlich für undiskutierbar erklärte.
Wenn man sich erinnert, dafs die moderne Volksbibliothek, Bücher-
und Lesehalle, oder welchen Namen die neue Bildnngsanstalt sonst
fähren mag, nicht nur die früheren Volksbibliotheken und Stadt-
büchereien ersetzen, sondern deren Wirkungskreis sogar erweitern
soll (indem sie den Bücherbestand jener veredelt und nach der all-
gemeinverständlich-wissenschaftlichen Seite ergänzt; den Bücherbestand
dieser popularisiert und den Einrichtungen beider Anstalten die ererbte
Schwerfälligkeit nimmt); wenn man sich hieran erinnert, so steht doch
wohl das eine fest, dafs die Stadtverwaltungen, soweit sie veraltete
Stadtbibliotheken und Volksbibliotheken besitzen, niemals dem Organi-
sator ihres Bibliothekswesens und dessen künftigem Leiter weniger
Gehalt anbieten dürfen, als sie ihrem früheren Stadtbibliothekar und
dem Leiter der Volksbibliotheken zusammen bewilligten. Im all-
gemeinen, und das gilt erst recht dann, wenn es sich um neue Ein-
richtungen handelt, ist das Verlangen gerechtfertigt, dem städtischen
Volksbibliothekar im Anfangsgehalte seinem staatlichen Kollegen gleich
zu stellen: werden doch, hoffentlich auf lange hinaus, die Leiter des
städtischen Bibliothekswesens der Zahl der staatlicherseits ausgebildeten
Bibliothekare entnommen!
Im übrigen dürfte die Gehaltsfrage stets verschieden beantwortet
werden; da spricht die Gröfse der Stadt, die Gröfse und Entwickelong
der Bibliothek mit, und es fallen wesentlich die Anforderungen ins
Gewicht, die an die LeistnngsfUhigkeit ihres Bibliothekars gestellt
werden. Schliefslich hängt die Besoldung oft auch von der Stellnng
ab, die man dem Bibliothekar innerhalb der städtischen Verwaltung
anweist; nur möchte ich ausdrücklich betonen, dafs die Gehaltsfrage
unabhängig von der Stellung erledigt werden kann.
Auf Grund der preufsischen Städte-Ordnungen*) könnte
ohne die geringste Aendernng irgend eines Paragraphen diese Stellung
in folgender Weise geregelt werden.
1. Nach § 29 der Städte -Ordnung für die sechs östlichen Pro-
vinzen kann der städtische Bibliothekar Mitglied des Magistrates
werden. Dieser „besteht aus dem Bürgermeister, einem Beigeordneten
oder zweiten Bürgermeister als dessen Stellvertreter, einer Anzahl Ton
Schöffen (Stadträten, Ratsherren, Ratsmännern) und, wo das Be-
1) Die Städte-Ordnung für die sechs östl. Provinzen der Prenfa. Monarchie
vom 30. Mai 1853. Hrsg. v. 0. Oertel. 3. Aufl. Liegnitz 1900. ö. 216—17.-
B. Backoffner, Städteordnungen d. preufs. Monarchie, Berlin 1880. — Otto
Kotze, Preufs. Städte-Ordnungen. 2. Aufl. 1883. — Die einschlägigen B^
Stimmungen der St.-O. für die sechs östl. Provmzen sind dem Sinne nach die-
selben für Westfalen (§ 29), die Rheinprovinz (§28 und 29, sowie 8 6S),
Schleswig-Holstein (§ 28 u. 29) und Frankfurt a. M. (§ 38 u. 39). Im Wort-
laute weichen die einzelnen Paragraphen etwas von einander ab.
TOD ErDst Jeep. 83
dflrfnis es erfordert, noch aus einem oder mehreren be-
loldeten Mitgliedern (Syndikus, Kämmerer, Schulrat, Banrat etc.)*'.
Dies bedeutet, dafs es dem Magistrat völlig überlassen bleibt, ob
er fbr solche Verwaltungszweige, welche „ technische ** Kenntnisse, d. h.
einen Fachmann erfordern, besoldete Mitglieder hinzu wählen will. Der
Paragraph kennt zwar nur den Syndikus, Kämmerer und andere. Der
fiibliothekar blieb ungenannt: er kommt erst jetzt in Frage.
Seiner Zeit wurde zwar dieses Recht des Magistrates bekämpft.
Der Städte -Ordnungs- Entwurf von 1876 wollte die Funktionen dieser
„technischen '^ Stadträte künftig den oberen Gemeinde -Beamten über-
tragen, nm die Zahl der Mitglieder des Magistrates nicht allzusehr
anwachsen zu lassen.
Als Mitglied des Magistrates würde der Bibliothekar stimm-
l>erechtigt sein. Er würde nur auf eine gewisse Zeit (12 Jahre) ge-
wählt werden können (§ 31). Seine Bestätigung als Beamter hätte
durch die Regierung zu erfolgen (§ 33). Die Besoldung und Pension, i)
sowie die Funktionen müfsten denen seiner Kollegen, z. B. denen des
Stadtbaurates entsprechen. Ueber diesen bemerkt die „Instruktion
für die Stadtmagistrate vom 25. Mai 1835'' in § 24: „In den Städten,
wo ein Stadtbaurat vorhanden, führt dieser die Aufsicht über das
gesamte städtische Bauwesen und ist Mitglied der Baudeputation **.
Anch ein Vergleich des Bibliothekars mit dem Stadtschnlrate oder
städtischen Schulinspektor liegt nahe. Im Jahre 1897 hatte man in
Gharlottenburg, wo eine Stadtschulratstelle geschahen werden sollte,
die Ansicht gewonnen, dafs der künftige Schul beamte Mitglied
des Magistrates sein müsse, weil ihm die selbständige und
verantwortliche Leitung des Schulwesens obliege. Die Organisation
des städtischen Bibliothekswesens in gröfseren Städten (nur von diesen
ist hier die Rede) wird sich voraussichtlich so gestalten, dafs dem
Leiter der centralen Volksbibliothek nicht nur die Aufsicht über deren
Filialen zusteht; aufser der centralen Bibliothek mufs eine Centrali-
sation des gesamten städtischen Bibliothekswesens erstrebt
werden. Mit anderen Worten: sämtliche städtischen Bibliotheken, die
ans irgend einem Grunde der Ilauptbibliothek nicht einverleibt werden
können, unterstehen dennoch deren Leiter. Was bei einer derartigen ein-
heitlichen Verwaltung an Ausgaben für den Ankauf und das Binden der
Bücher, fftr Katalogisierungsarbeiten und Drucklegung der Kataloge
erspart werden könnte, darauf habe ich seiner Zeit ausdrücklich hin-
gewiesen. Wer anders soll aber hier die Verantwortung tragen, als
der Bibliothekar?
S. Der Bibliothekar könnte als „oberer Gemeindebeamter**
angestellt werden.^ Es steht nichts im Wege, 3) dafs das Verhältnis
dieser Oberbeamten zu dem Magistrate und der Stadtverordneten-
Versammlung durch Orts-Statut geregelt werde. So könnte der
1) Ueber die Besoldungen s. Oertel, S. 507 ff. Kotze, S. 271.
2) Oertel, S. 391— 95. 3) Oertel, S, 217.
84 Die Stellang des städtiBchen Volksbibliothekara.
bibliothekarische Fachmann mit beschliefsender Stimme zn den
Sitzungen des Magistrates hinzugezogen werden und den Sitznngen der
Stadtverordneten -Versammlang beiwohnen; nur darf er hier nicht als
Kommissar des Magistrates auftreten. Dagegen ist es nicht nötig, den
„oberen Gemeindebeamten" irgend einer Kommission oder Deputation
unterzuordnen, i) Er wäre dem Magistrate verantwortlich.
3. Sollte eine Deputation beliebt werden, so käme wieder die
schon citierte „Instruktion vom 25. Mai 1835" in Betracht Hier wird
zwischen dem Dirigenten der Deputation, der Mitglied des Magistrates
sein mnfs, und dem Dezernenten, der die in seinen Wirkungskreis
fallenden Geschäfte erledigt, klar unterschieden. Es sind zn berfick-
sichtigen die Paragraphen 5, 26, 27. So steht in § 5: „Der Dirigent
(Bflrgermeister) hat auch die Befugnis, in den zu den Deputationen
gehörigen Angelegenheiten die Dezernenten zu ernennen, darf
jedoch die Ansttbung dieser Befugnis auch dem speciellen Diri-
genten der Deputation übertragen".
Die Wahl der Gemeindebeamten erfolgt durch den Magistrat,
nachdem die Stadtverordneten -Versammlung darüber „vernommen'
wurde. Die Anstellung gilt im allgemeinen für Lebenszeit 2) Der
Normal-Etat der Besoldungen und Pensionen wird von dem Magistrat
entworfen und von den Stadtverordneten endgiltig festgesetzt
4. Es giebt nun noch die Möglichkeit, den Bibliothekar einer
Deputation einzuordnen, richtiger unterzuordnen. Das hiefse soviel
als: der Bibliothekar schlägt der Deputation die Bücher, Zeitschriften ete.
zur Anschaffung vor, und die Deputation stimmt darüber ab.
In Ausnahmefällen wird die Selbstlosigkeit des Bibliothekars
soweit gehen, dafs er sich diese Bevormundung gefallen l&fst;^) mög-
lich auch, dafs, wenn die Personen zu einander passen, zwischen Biblio-
thekar und Deputation sich ein leidliches Verhältnis herausbildet. Aber
die Stellung des wissenschaftlich gebildeten Fachmannes, eine sach-
liche und keine Personenfrage, definitiv in dieser Weise in
begrenzen, halte ich für absolut ausgeschlossen. Das würde
nichts anderes bedeuten, als einen Schulrat anstellen, diesem aber
vorschreiben, was und wie er lehren soll; einen Garten- Direktor an-
stellen, diesem aber vorschreiben, was ftlr Bäume, Sträucher und Blumen
er im Stadtparke anp6anzen soll. In Summa: ein Fachmann wäre da,
aber dessen fachmännisches Wissen würde ignoriert, wenigstens immer
erst kontroliert — von Nichtfachmänneiii!
(Schluls folgt)
1) lieber die Besoldung etc. der städtischen Beamten vgl Kotse,
S. 398-400.
2) Oertel, S. 411.
3) Hier möchte ich ausdrücklich bemerken, dals mein von 6. Friti
fortgesetztes Blieb erverzeichnis der städtischen Volksbibliothek zu Charlotteo-
bnrg von keiner Seite beeinflufst ist, was die Auswahl der Bücher betrifft
Bei den Zeitschriften aber kam schon das Majoritätsprincip „zu seinem Rechte*.
Arbeiterbibliotheken in Oesterreich. 85
Arbelterbibllotheken In Oesterreich.
Die EK, General -Direktion der Österreichischen Tabakregie hat im
Jahre 19<'0 die Errichtung von Arbeiterbibliotheken beschlossen. Ilierüber
berichten die Statistischen Mitteilnngen über das österreichische
Tibakmonopoli hgg. von dieser Generaldirektion, für das Jahr 1900 (Wien,
Hof- und Staatsdrackerei 1901) im Abschnitt II, Kapitel 5, ^Wohlfahrtsein-
richtonffen^ in folgender Weise: „Von der Erkenntnis geleitet, aafs die Hebung
des geistigen Niveaus der Arbeiterschsdft neben der Besserung der ökono-
mischen Lage derselben eines der wichtigsten Mittel zur Förderung des
Arbeiterstandes im allgemeinen ist, hat die General-Direktion im Jahre 1900
die Errichtung von Arbeiterbibliotheken, zuoächst versuchsweise bei drei in
▼erschiedenen Sprachgebieten gelegenen Fabriken ins Auge gefalst.
Nach melmachen Erhebungen wurden hieriilr ziuiächst die Fabriken in
Füratenfeld (deutsch), Sedletz (böhmisch) und Wimicki (polnisch -ruthenisch)
bestimmt
Da die Anlage von Lesesälen sowohl durch die Raumverhältnisse als
anch durch die bei den KR. Tabakfabriken bestehende Dienstesorganisation
moBgesehlossen ist, wurden diese Bibliotheken als Leihbibliotheken eingerichtet."
Nun folgt die .Bibliotheksordnung** sowie die „Instruktion zur Führung
der Bibliotheks^eschärte'', welche ausführlich Rechte und Pflichten der Benutzer,
sowie das VeriShren bei der Katalogisierung, Aufstellung sowie Ausgabe imd
Bflcknahme der Bücher feststellen.
„Die Benutzung der Bibliotheken ist ausnahmslos unentgeltlich und
steht in erster Linie den Arbeitern, sodann den Beamten und Dienern der
Fabrik frei.
Die Auswahl der Bücher, welche einen dem Fassungsvermögen der
Arbeiter möglichst an^epaisten, dabei aber gediegenen Lesestoff zu bilden
haben, wurde für WimicKi dem Lemberger Yolksbildungsvereine überlassen,
bezüfflich Ftirstenfeld und Sedletz von der Generaldirektion unter Zuziehung
von Fachleuten besorgt.
Die Anschaffung der Bücher erfolgte zum TeUe noch im Berichtsjahre,
nun Teile im Jahre 1901. In letzterem Jahre wird auch die Inbetriebsetzung
der drei Büchereien vor sich fehen.
Falls der dargestellte versuch, wie mit Zuversicht erwartet werden
kann, ein günstiges Resultat ergeben sollte, gedenkt die General-Direktion
allmählich alle Tabakfabriken mit Bibliotheken auszustatten. Hierfür sind
nmSchst die Fabriken in Laibach (slovenisch), Sacco (italienisch), dann die
ostgalizischen Fabriken in Jagielnica, Monasterzyska und Zablotöw in Aussicht
fenommen, für welch letztere Stationen das Gewerbeinspektorat in Lemberg
esonderes Gewicht auf die Errichtung von Fabrikbibliotheken legt."
Die Erwartung der KK. General -Direktion ward nicht znschanden.
Die „Statistischen Mitteilungen*' für 1901 berichten vielmehr über den Fortgang
des Unternehmens wie folgt:
•Die im Jahre 1900 begonnene Aktion zur Schaffung von Fabriks-
bibliotheken wurde im Berichtsjahre rasch gefördert. Auiser der bereits im
Vorjahre in Angriff genommenen und im Jahre 1901 vollendeten Aufstellung
von Büehereien in Ftirstenfeld, Sedletz und Wimicki wurden solche auch in
Bantsch. Hainburg, Jagielnica, Landskron, Monasterzyska, Stein und Zablot6w
gegründet
Alle diese Bibliotheken sind schon seit 1901 oder dem ersten Viertel
des Jahres 1902 in Betrieb.
Ueberdies wurden die bereits bestehenden von den Arbeitern selbst
{^gründeten Bibliotheken in Pisek und Schwaz über Widmung der Arbeiter
m die Verwaltung des KK. Aerars übernommen und durch Bücherankäufe
vergrölsert
Die Benützung der Bibliotheken durch die Arbeiter ist eine sehr rege,
bei einzelnen mulsten schon nach wenigen Monaten Nachschaffungen von
Bttchem vorgenommen werden, um der Nachfrage genügen zu können.
86 Verlagsembände.
Es ist beabsichtigt, Bibliotheken bei allen Tabak&briken einzurichteD,
deren Arbeiter nicht eine andere Gelejpenheit haben, Ihr Lesebedürfnis leicht
nnd ohne nennenswerte Kosten zu befriedigen.
Die Auslagen für Bibliotheken erreichten im Jahre 1901 den Betng
von 4527,49 K."
Wir begriiisen die menschenfreundliche und zeitgemälse Fürsorge der
Generaldirektion für den geistigen Fortschritt ihrer Arbeiter auf das freudigste;
die österreichische Tabakregie, welche über 40 000 Arbeiter beschäftigt and
im Jahre lOol einen Reinertrag von mehr als 142 Millionen Kronen auswies,
vertiügt schon einen derartigen, allmählich ansteigenden Aufwand für Arbeiter-
bibliotneken.
Kkigenfurt. Dr. Ortner.
Yerlagselnbände.
Mehr als früher tragen Verleger und Sortimenter der Bequemlich-
keit des Publikums Rechnung, indem sie die gangbarsten Werke ihres
Verlags oder die Bände einer bestimmten Kollektion gebunden liefern.
£s ist das ein Entgegenkommen, das ihnen besonders die danken, die
keinen Buchbinder in aer Nachbarschaft haben und einen geschmackvoUen
Einband der Stümperarbeit eines Kreisblattbinders vorziehen. Auch der
billigere Preis, den eiue mit Massenartikeln arbeitende Firma stellen ktim,
fällt dabei ins Gewicht. Einen Goethe bindet uns kein Buchbinder so billig,
wie die Cotta, Reclam, Meyer, Hendel, Hesse, Hempel u. a. ihn auf den Harkt
bringen.
Haben so Verlagseinbände für Salon und Kontor, für Katheder und
Schulpult, fürs Haus und auf Reisen ihre unbestreitbare Berechtigung, so shid
sie für öffentliche Bibliotheken völlig ungeeignet^ ja geradezu ein geduldetes
Uebel — geduldet, weil der Bibliothekar viele Bücher nur gebunden vom
Verlag beziehen kann. Wird der Bibliothekar auch gegen die ttblicheB
Klassikerembände nicht viel einwenden, so liegt die Sache bei viel beehrten
Unterhaltungsschriften , Fachwerken u. s. w. wesentlich anders. Da sind ei
zunächst die sattsam bekannten Prachtbände mit reicher Goldpressung, die
Zierden jedes Salons und die enfants terribles in der Bibliothek. Wie schnell
sich solch ein sauberes Büchlein in einen Struwwelpeter verwandelt das wimi
die Bibliothekare, die es nach wenigen Ausleihungen ausscheiden mUssea
Etwas haltbarer gebunden pflegen Miniaturausgaben zu sein; aber sie tefles
bald das Schicksal der Prachtbände und belasten wie jene durch Goldschnitt
u. a. das Budget der Bibliothek in unverantwortlicher Weise. Bekannt siad
die hübschen Leinenbände von F. W. Grunow. Sie sind dauerhaft gebundeo;
aber das Weifs des Bandes hintcrläfst bei öfterer Ausleihung zu schnell
Spuren — selbst bei normal gewaschenen Händen. Viele Verleger liefen
die Bücher gleich „bibliotheksferti^*'. Ich nenne nur die bekannten „Biblio-
thekbände*' der Jugend- und Volksbibliotheken von Hom, Trewendt und
Nieritz, die äulserst billig sind; aber selbst bei mä&igem Gebrauch erweisen
sie sich als wenig haltbar. Eine Ausnahme bilden die Jugend- nnd Volks-
schriften bei Alexander Köhler, die nicht so gefällig gebunden sind wie die
vorhin genannten Bücher, dafür aber mit dem kräftigen LederrUcken die
Garantie der Haltbarkeit geben. Am ungeeignetsten für den Bibliothek-
gebrauch erweisen sich die kartonierten Bände von Enlslin & Laiblin, Spamer,
teinkopf , Wunder u. a. Wenn der Bibliothekar auf die Benutzung dieser
Kollektionen nicht verzichten kann, so bleibt ihm nichts anderes übrig, il>
den Karton herunterreifsen und das Buch von neuem binden zu lassen. Die
Verleger der kartonierten Bände haben unbemittelten Bibliotheken die Ai-
Bchaffun^en erleichtern wollen; aber mir scheint dieser bnchhSndleriseke
Dienst em Danaergeschenk zu sein.
Rekapitulieren wir! Die Anschaffung sogenannter Pnohtl^ittde rilekt
sich unter allen Umständen. Hat der Bibliothekar die Wahl swischea gp-
Eine Rickert-Stifhing zur ßegründang von Volksbibliotheken. 87
bondenen und ungebundenen Exemplaren desselben Buches, so wähle er die
letzteren und überlasse die Einbände seinem bewährten Buchbinder. Liefert
der Verlan nur gebundene Exemplare aus, so lasse er ihm seine gebundenen
Bficher. Ist aber die Anschaffung dieser Bücher unumgänglich notwendig,
80 überlege er mit dem Buchbinder , was zum Schutze der Verlagsbände zu
tfann ist Das Geld für kartonierte bände ist weggeworfen, wenn sie nicht
gleich einen dauerhaften Einband erhalten. Wilhelm Bube.
Von der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung
(Kanzlei: Berlin N. W., Lübecker -StraCse H) sing uns folgender von einer
gro(sen Zahl angesehener Mitglieder der Gesellschaft unterzeichneter Aufruf
so, den wir in Anbetracht seines gemeinnützigen Zweckes unseren Lesern
warm an das Herz legen möchten. Die Redaktion.
Eine Rickert-Stiftau^ lur Begründung von Volksbibliotheken
iu wenig .bemittelten Gemeinden.
Allzu früh für die Förderung der Volkswohlfahrt ist Heinrich Rickert
nos entrissen worden. Auch für die Gesellschaft für Verbreitung von Volks-
bOdung bedeutet sein Heimgang einen unersetzlichen Verlust. Seit lb83 war
der Verewigte erster Vorsitzender dieser Gesellschaft. Unter seiner hin-
Sbnngsvülien Leitung sind Umfang und Arbeitsleistungen derselben verviel-
itigt, der Bestand an körperschaftlichen Mirgliedern von 651 auf 3163
gesteigert worden.
In verehrungsvollem Gedenken des rastlosen Wirkens des Entschlafenen
werden Rickerts Freunde und alle Freunde der Verbreitung und Vertiefung
noserer Volksbildung zur Begründung einer Rickert -Stiftung aufgefordert.
Die hierfür eingehenden Mittel sollen einen Bestandteil des Vermögens der
Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung bilden und vom Vorstande
der Gesellschaft als gc^sonderte, unter obigem Namen zu verwaltende Stiftung
aossehlieislich zur B '^^ründung und Erweiterung von Volksbibliotheken in
oobemittelten Gemeinden benutzt werden. Bibüoüieken, die nach freier, unbe-
einflnlster Wahl der örtlichen Verwaltungen die besten Werke unserer volks-
tfimlichen Litteratur enthalten, sind ein BUdungsmittel von der weittragendsten
Bedeatnng für grolse Teile unseres Volkes. Den kleineren und unbemittelten
Gemeinden diese Bildungsemrichtung, die sie zur Zeit noch vielfach entbehren
mOssenj an gewähren, war Heinrich Rickerts Ideal gerade in seinen letzten
Lebensjahren. So soll sein Name in dem von ihm begründeten Werke
fortleben.
Beiträge werden an den Schatzmeister der Gesellschaft, Herrn Verkgs-
baehhändler Rudolf Messe. Berlin SW. 10., Jerusalemerstr. 48/49, erbeten.
QnittiiDg erfolgt auCser in der Tagespresse in dem Organ der Gesellschaft für
Yerbremuig von VolksbUdung „Der BUdnogs- Verein".
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
Eine, weite Kreise interessierende Neuerung ist auf Beschlufs der
Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin mit dem 1. April d. Js. in
Kimft getreten. Bisher waren Bibliothek und Lesesaal (im Bürseugebäude
Eingang St. Wolfgangstr.) für Korporations-Mitglieder und deren AngesteUte
bestimmt, wurden aber thatsächlich fast nur von Börsenbesuchern Genutzt.
Jetst ist diese grofise kaufmännische Fachbibliothek wissenschaftlichen Charakters
iedenmum leicht zuzüglich gemacht und der schönste Lesesaal Berlins dem
t^oblikum geöffnet worden. Die Besuchszeit, die bisher auf die Stunden von
^^ — 3 Ulir beschränkt war, ist vom 1. April a. Js. anf 6—10 Uhr Abends aus-
88 Berichte über Bibliotheken einzelner Stidte.
gedehnt worden, und das Recht der Benutzung steht jedem Erwachsenen zn,
er eiueu Bllrgschaftsschein eines Mitgliedes der Korporation Torweiit
Solche Karten sind bei allen Mitgliedern gratis erhältlich. Der Lesesail
enthält Zeitungen, Zeitschriften, Facbblätter und eine IlandbiblioUiek. Die
BüchersammloDg mit er. 1 1 OOO Bänden umfällst vornehmlich folgende Wissem-
zwelge: nandelbpolitik, Oewerberecbt, Volkswirtschaftslehre, Statistik, Handeli-
recht, Finanzwissenschaft, Geschichte, Geographie, kaufmännisches Unterrichto-
wesen und Patentrecht Dr. B. Reiche.
Ueber die Breslauer städtischen Volksbibliotheken schreibt die
Schlesische Zeitung 0^<>3, Nr. 139): Nach dem „Bericht über die Verwaltnog
der städtischen Volksbibliotheken fUr das Jahr vom 1. April liH)l bk
31. März 1902^, der jetzt auch als Sonderabdruck aus Bd. XX II, Heft 3 der
Breslauer Statistik vorliegt, siud die sechs zur Zeit hier bestehenden VoUj-
bibliothekeu in erheblich gesteigertem Maise von der Bürgerschaft benotit
worden. Es wurden aus ihnen 446 500 Bände entliehen gesen 339 506 im
Etatsjahre 1000, was ein Plus von 107 000 Ausleihungen bedeutet, und die
Zahl der Leser wuchs im Laufe des Jahres von 14 371 auf 18 248. Diese
stark zunehmende Frequenz der Bibliotheken erklärt sich einmal aas der
Vermehrung der Ausleinestunden, dann aber auch hauptsächlich daraus, diii
sich in immer weiteren Kreisen des Publikums die Ueberzeugong Bahn bricht,
dals unsere modernen Leseeinrichtungen von dem Prinzip geleitet werden,
hinsichtlich der schönen und populär-wissenschaftlichen Litteratur, von deoea
die erstere, wie ganz erklärlich, den grüfisten Raum, etwa 70 Pros, der ge-
samten ausgeliehenen TJtteratur in Anspruch nimmt, den geistigen Interessei
aller Schichten der Bevölkerung in gleicher Weise zu dienen. Kann mu
doch jetzt in unseren Volks bibliotheken nicht nur die Erzählungen der Marlitt,
Werner, Heimburg, Eschstruth oder z. B. die besonders von der Jugend stirk
begehrten Abenteurerromane eines Karl May erhalten, sondern anoh die Werke
unserer bedeutendsten Schriftsteller, wie Alexis, Anzengmber, Anerbneli,
Dahn, Ebers, Ebner-Eschenbach, Fontane, Freytag, Grillparzer, Heyse. Gottfried
Keller, Ludwig, Konr. Ferd. Meyer, Raabe, Rosegger, Storm und auch die
der Modernen wie Hauptmann , Sudermann u. a. mehr. Leider steht der
Bttchervorrat — für 18 24S Leser waren nur 23 146 Werke in 34 681 Bindei
vorhanden — in gar keinem günstigen Verhältnis zur Zahl der Beontier.
Auch ist es um die Raumfrage in den einzelnen Bibliotheken noeh immer
recht schlecht bestellt. Ferner erweist sich die Gründung von Volksbiblio-
theken in der Scheitniffer Vorstadt, in der Süd Vorstadt (Teichäcker) ukI ii
dem dichtbevölkerten Vororte Pöpelwitz als dringendes BedOrfiiis. Da die
Kosten der Verwaltung in dem genannten Betriebsjahre 32 268 Mk. betmieit
und da sich die Stadt, wie die Verhältnisse jetzt liegen, kaum n ober
wesentlichen Erhöhung dieser Summe verstehen dürfte, so wäre es sehr
erwünscht, wenn auch auf diesem Gebiete einmal private Untersttttanog ein-
griffe, und durch Schenkungen oder Vermächtnisse die neue Sache gefördert
würde.
Die neue Dresdner Lesehalle, Waisenhansstrafse 9. Nuk-
dem das von der Lesegescllschaft Museum mit vielen Geldopfem eisige
Jahre gehaltene Unternehmen, seit Juli 1902, aufgegeben worden, wir
Dresden kurze Zeit ohne eine Journal -Lesestätte, denn die verschiedeoeB,
wenn auch noch so reich mit Zeitungen und Zeitschriften ausgestatteten Caf^
kommen ja nicht in Betracht. Aber schon am 27. Dezember v. Ja. konnte
Kommerzienrat Lingner eine Schöpfung der Oeffentlichkeit übergeben, die ii
Zweckmäßigkeit angesichts der immerhin beschränkten Mittel und Blome
nicht leicht übertroffen werden konnte. Ein einfaches Schild am Hanseinfjtage
weist den Suchenden zimi Eingang in das erste Stockwerk — vom Baumel8te^
Standpunkte betrachtet, das zweite. Vor der Thüre kann er sich beim Leeei
des Anschlags überlegen, ob er eine Jahreskarte für 20 ML, eine Halbjahrskirti
Berichte über Bibliotheken elnzehier Städte. 89
fOr 12 Mk, eüie Vierteljahrskarte fUr 7,50 Mk., eine Monatskarte für 8 Mk. oder
eine Tageskarte für 30 Pfg. lösen wUl, denn dem Patronatsvereine kann nicht
Jeder beitreten, weil ihm nnr 100, je 100 M. zahlende Personen angehören
dflrfen, diese Zahl aber fast erreicht ist. Wer eine Jahreskarte löst, darf für
ein Familienmitglied eine Anschlnfekarte mit 10 Mk., jede weitere mit 5 Mk.
bezahlen, wer aber nur eine Tageskarte gelöst hat, der darf sogar, sozusagen,
die Fahrt nnterbrechen : er bleibt früh solange als er will, läfet sich seine
Karte abstempeln und kommt nach Besorgung von Geschäften am Nachmittag
oder Abend wieder in die Lesehalle. Den Eintretenden empfängt eine hinter
einem Schubfenster sitzende junge Dame, beauftragt, die Eintrittskarten zu
▼erkaufen und Statistik zu führen, sie bat auch amtlichen Postwertzeichen-
Verkauf und den von zwanzig verschiedenen Postkarten mit Ansichten aus
den Bäumen der Lesehalle zu besorgen, ein Postbriefkasten ist im Vorsaale
angebracht, ebenso Telephon. Verkaut von TheaterbUlets ist in Aussicht
genommen. Je nach seinem Geschmacke geht der oder die Lesesüchtige nun
entweder in den allgemeinen Leseraum, oder in ein Damen- oder ein Herren-
Zimmer, letztere mit oder ohne Rauch. Im allgemeinen Lesezimmer stehen
an der den Fenstern gegenüber gelegenen Wand allerhand Nachschlagewerke
0ehweren wie leichten Kalibers, z. B. sämtliche Weber'sche Katechismen, Ency-
klopädien, Lexika, grofse und kleine Hand- und Lehrbücher, und an 210 auf
deutlichem, gedruckten Anschlage verzeichnete Orts- und Fach-Adrelsbücher.
Die Stirnwände sind mit tiefen, aber nnr etwa 4 Finger hohen Fächern zur
Anfoahme der Tageszeitungen ausgestattet, es liegen in den Fächern stets die
beiden zulezt erschienenen Nummern oder Hefte, an der einen Wand die
deutschen, an der anderen die ausländischen. Die Leser finden Platz an 6
vertikal zu den nach Norden gelegenen Fenstern gestellten breiten Doppel-
tiachen, an jedem können je 4 Personen einander gegenübersitzen. Diese
Sitzweise ist zwar Manchem unangenehm, und wer schreiben will, wird meist
gern das Licht von links her haben, aber aus mehreren Gründen empfiehlt
sich doch diese Einrichtung, darunter der nicht gering zu schätzende, dals
Bich die Leser bezüglich etwaigen Einschreibens oder Ausschneidens beobachtet
fühlen. Anschläge warnen vor diesen empörenden Vergehen, auch werden die
Uebelthäter mit Strafe bedroht. Ein „Beschwerdebuch*' und ein schon viel
benutztes „Desiderienbuch**, man konnte vielleicht zu deutsch „Vorschlagbuch**
stffen, liegen aus. In beiaen finden sich Spalten mit Antworten der Ver-
mutung, — bei manchen Vorschlägen auch keine. Wer nicht ohne Zigarre
leben und lesen kann, findet neben dem rauchlosen Zimmer ein grolses Rauch-
simmer mit einer Auswahl von Zeitschriften allgemeinen und vermischten
Inhalts, auch einer kleinen Handbibliothek. Von hier aus gelangt man in das
(rauchlose) Zinmier der fachwissenschaftlichen Litteratur mit Handbibliothek
und Zeitschriften, und durch dieses durchgehend in das Rauchzimmer dieser
selben Litteratur. Medicin, Pharmacie und Chemie sind allein mit 45 rein
wIssenschaftUchen Zeitschriften vertreten. Das letztere ist mit einer besonders
helles Licht genieüsenden langen Tafel mit Löschblattschreibunterlagen aus-
gestattet. Damen, welche unter sich sein wollen, finden Unterkunft in
einem Zimmer mit einer kleinen nicht wissenschaftlichen Handbibliothek, und
Patronatsherrn geniefsen den Vorteil, dals sie 3 ihnen vorbehaltene Zimmer
sum Lesen oder Spielen und eins für ihre Damen zur Verfügung haben.
Die Benutzer der Lesehalle können für 20 Pfe. ein höchst praktisches, syste-
matisch geordnetes „Verzeichnis der aufliegenden Zeitschriften und Zeitungen"
erwerben, dem Postbestimmungen, Telegraphen-Tarif, Münz-Tabelle, Gewichts-
Tabelle, Einkommensteuer -Tabelle, Kalendarium und Zentimetermals bei-
gegeben sind. Ein Verzeichnis sämtlicher in den Handbibliotheken verstreuten
Werke, etwa 300 Bände, ist im Druck. Im Vorsaal liegen die Kurszettel aus.
Telegramme von Wolfs Bureau und Witterungs-Berichte nängen im allgemeinen
Lesezimmer aus. Die nötigen Geschäfts- und Katalogsarbeiten besorgen ein
▼on Herrn Lingner angestellter Herr, Kaufmann Schneider, 3 junge Damen,
davon 1 an der Kasse, ein freundliches Diener -Ehepaar una zwei Livree
tragende junge Burschen besorgen die übrigen. Das Ganze ist modern und
IV. 5. 6. 7
dO Berichte über BibliothekeD einzelner StSdte.
gediegen gehalten, sodalls sich Jeder, wefii Standes er sei, in dieser mit be-
trächtlichen Opfern Lin^ners und der Unterstützung durch die Dresdener Günti-
Stiftung eingerichteten Lesehalle wohl und behaglich flihlen kann. Bis mm 31. MSn
wurde sie von 14 794 Personen, davon allein 5600 mit Tageskarten, benutzt Am
wenigsten Anklang fanden die ^l^ und VsJ&hres-Karten. Eine sehr praktische
Neuerung besteht darin, da(s über Tagesfra^en Sammlungen von Ausschnitten
angelegt werden, eine andere darin, dafs regelmälsi^e Benutzer für 5 M. jährlich,
'^ M. halbjährlich etc. ein verschlossenes Brieffach erwerben können, dessen
Nummer zum Adressieren genügt Neuerdings dürfen auch Erfrischungen in
die Rauch- und Damenzimmer gegeben werden. Bilder, Uhren, Bronzen und
Vasen im Wert von vielen Tausenden von Mark sind an den noch freien
Wänden von erstklassigen Geschäften zum Verkauf ausgehängt, während
gleich beim Eingang zwei Wände eine Wechselausstellung von Portraits von.
Gelehrten, Schritlstellern und Künstlern Dresdens, sowie von solchen von.
Berühmtheiten überhaupt aufgenommen haben. — Nachdem das Pabliknn^
durch seinen lebhaften Besuch gezeigt, dafs die Lesehalle einem Bedflrfriiai^
entgegenkam, geht ihr Gründer aber weiter: es steht in der nächsten Zeit di^
Eröffnung einer Volkslesehalle ohne Eintrittsgeld bevor. Zwei Ränme de^
Erdgeschosses des Hauses der Lesehalle sollen Sitzgelegenheit für 120 — ISO
Personen bieten und Nachbarräume können nach Bedarf hinzugenommeii
werden. Hier ist beabsichtigt gegen 350 Zeitungen und Zeitschriften anssa^
legen (oben sind etwa 700) und eine Bibliothek von etwa 2000 Bänden, beide
hauptsächlich fachwissenschaftlicher Litteratur, aufzustellen.
Dresden. P. E. Richter.
Der Bericht der Kruppschen Bücherhall^ zu Essen über das Betrieb»-
lahr 1901/1902 (Bibliothekar Dr. Paul Ladewig) besagt: Naehdem dieAo»-
leihekurve der Bücherhalle schon im Winterhalbjahr 1900/01 auf Grand der
bedeutenden Bücher Vermehrung erheblich gestiegen war, zeigte sich dieses
im dritten Betriebslahre gleichmäfisig weiter. Erst seit Januar 1902 flaute die
Steigerung gegen das Vorjahr etwas ab, ein Zeichen, dala die vorgenommeoa
Vermehrung des Bücherbestandes der Grenze ihrer Nutzfähigkeit sieh näherte.
Die Gesammtziffer der Anträge auf Erteilung einer Leihkarte von 1899—1902
betrug 10 757. Am 28. Februar 1902 waren 8270 Leihkarten gegen 7388 beiw.
5552 m den Voriahren, in Geltung. Die Beteiligung stieg auf ein weniges
über 30»/o der Werksangehörigen, von denen 79% Arbeiter und 21 <*/o Beamte
waren. Die Zahl der ausgeliehenen Bände (im ersten Jahre 94 000, im zweiten
Jahre 141000) stieg auf 209 000 Bände, auf 692 Bände pro LeihtBig. Die
Zahl der an einem Tage ausgeliehenen Bände betrug während vieler Wocben
zwischen 900 und 1100, am 27. Oktober 1901 wurde mit 1416 Bänden die
höchste Ausleiheziffer eines Tages erreicht. Am 28. Febraar 1902 war der
Bändebcstaud auf 29000 angewachsen, von denen noch etwa 2000 Bände in
Bearbeitung waren. Durchschnittlich betrug die Zahl der während des Betrleba-
jahres vernii^baren Bände 24 000, von welchen durchschnittlich 7700 gleidt-
zeitig ausgeliehen waren. Im Winterhalbjahr 1901/1902 betrag die Ziml der
gleicnzeitig ausgeliehenen Bände durchschnittlich 9700. Es waren trotz des
stark vermehrten Bestandes wiederum dauernd mehr als Vs &ller Binde
gleichzeitig ausgeliehen.
Die allgemeinen Erfahrungen können wie früher als gute bezeichnet
werden. Der Zuwachs an Lesern betraf in der Hauptsache Leute, deren
nächstes Interesse das der Unterhaltung war; die Gesammtaualeihesifer
stieg um 50^0 gegen das Vorjahr; die Ausleiheziffer der Abteilungen „SchOne
Litteratur** und „Jugendschritten** um 57 o/o bezw. 49 Vo- Immerhin betrag der
direkte Anteil am Jahresumsatz für „Schöne Litteratur** nur 54 "/o« fUr .Jugend-
Schriften** 19%. Bemerkenswert ist das Bedürfnis an Jngendlitteratur, das
gegen das erste Jahr um das fünffache gestiegen ist Die Benutzung sSmt-
licher übrigen Abteilungen zeigte normale Steigerung. Zurückgegangen ist
trotz einer absoluten Steigerung der Bedarf an Zeitschriften, der im ersten
Jahre noch 15% der Gesammtausleihe, im dritten nur 9% betrag.
Zu beachten ist, soweit eine dreijährige Erfahrung ein Urteil gestattet,
Beriehte über Bibliotheken einzelner Städte.
91
diB Interesse an nnsem Klassikern und gehaltvollerer deutscher Litteratur.
Schon die Ziffern der Bände, welche vom Publikum gefordert werden, steigen
bedeutend, so zum Beispiel: Anzengruber von 173 Bänden im ersten auf
504 Bände im dritten Jaor, Freytag von 485 auf 960, Goethe von 347 auf
411, Heyse von 832 auf 1333, Haus Hoffinann, von 426 auf 780, Keller
von 108 auf 296, K. F. Meyer, von 204 auf 351, Raabe von 289 auf 755,
Rosegger von 548 auf 1 140, Schiller von 338 auf 476, Storm von 120 auf 518.
Aus solchen absoluten Ziffern lä(st sich allerdings keine Folgerung
dehen. Sie werden durch tausend Zufälligkeiten wie : die Anzahl der Bände,
die ein Schriftsteller geschrieben hat, der vorhandenen Bände, das augen-
blicklich durch irgend einen Erinnernngstag geweckte Interesse, bedingt.
Es ist deshalb richtiger, an einigen Beispielen die Verhältnisziffer zu zeigen,
in der sich Arbeiter und Beamte an der Lektüre beteiligten. An einer Aus-
wahl von dreilsig der gelesensten Schriftsteller, über welche eine genaue
Statistik ausgearbeitet wurde, ergab sich, daCs unter 100 Ausleihungen
auf Arbeiter entfielen bei:
Schiller 76, Lessing 75, Kleist 66, Hans Hoffmann 64, Gotthelf 63,
Dickens 63, £. T. A. Hoffmann 62, Scott 59, Goethe 57, Anzengruber 57,
Storm 56, Rosegger 56, Wolf 56, K. F. Meyer 55, Hauff 54, Heyse 53, Fontane 45,
Ibsen 42, Ganghofer 41, Raabe 40, Otto Ludwig 38 , Marlitt 37. Keller 36,
Hauptmann 33, Freytag 29, Zola 29, Scheffel 28, Sudermann 26, Hebbel 13.
Mit geringen Schwankungen ist diese Reihe in den drei Betriebsjahren
der Bttcherhallen gleich geblieben. Auflällig gesunken ist das Interesse der
Arbeiter an:
Hebbel, Zola, Freytag, Hauptmann, Otto Ludwig, Raabe, Ibsen.
Um nur einzelnes anzuführen, wurde Zola unter 100 Ausleihungen im
ersten Jahre 49 mal von Arbeitern gefordert, im dritten Jahre nur 29 mal.
Die Benutzung Hauptmanns durch Arbeiter sank von 55**/o auf 33%.
Gerade diejenigen Schriftsteller, an welchen die Arbeiterschaft geringeren
Geschmack zu finden scheint, werden bei den Lesern allgemeinerer Bildung
aufgenommen. So entfielen auf höhere Beamte von den ausgeliehenen Schriften
Raabes auf 100 Entleihungen im dritten Jahre 13 Eutleihungen, im ersten Jahre
nur 2; auf 100 Entleihungen Fontanes im dritten Jahre 8 Entleihungen gegen 3
im ersten Jahr, auf 100 Entleihungen Kellers im dritten Jalire 20 Entlemungen
gegen 5 im ersten Jahre.
Die mittleren Beamten lasen von 100 entliehenen Bänden von:
Gustav Freytag 65 gegen 42 im ersten Jahre, Otto Ludwig 57 gegen 52,
Raabe 47 gesen 32, Scott 41 gegen 20.
Diese Interessen lassen sieb durch Bildun^grad und Bildungsbedürfnis
erklären. Am gleichmäisigsten verteilt sich die Benutzung von Gottfried
Keller, bei welchem im dritten Betriebsiahre 36 Arbeiter, 44 mittlere Beamte
und 20 höhere Beamte unter 100 Entleihungen sich beteiligten.
Die Benutzung von Uebersetzungen klassischer Schriftsteller hat sich
durch drei Jahre gleichmäfsig gehalten, beziehungsweise sich normal berichtigt.
Feststellung aUer gelesenen Schriften und aller Leser hat das folgende Büd
ergeben, wobei zu bemerken ist, dals sämtliche vorhandenen Uebersetzungen
alter Klassiker in Rechnung gezogen wurden.
Im Jahre
Aus-
geliehen
Bände
An
Arbeiter
An Tech-
niker u.
Verw.-
Beamte
An
höhere
Beamte
Sa.
%
«/o
%
1899/1900
1900/1901
1901/1902
870
800
824
79
52
61
19
46
88
2
2
2
7*
92 Berichte Über Bibliotheken einzelner St^te.
Es emebt sich hieraus^ da(s die Benutzung durch mittlere Beamte imd
Meister, welche mit allgemeinerer Bildung ausgestattet sind, steigt Dem-
entsprechend sinkt die Ziffer der Arbeiterbeteiligung, bei welcher oft Zufall
in der Auswahl angenommen werden darf. Immerhin hat sich in allen drei
Betriebsjahren ergeben, dais unter den Arbeitern, welche die alten Klassiker
lesen, mehr als yi^ gelernte Facharbeiter waren, also Leser, welche als die
Elite der Arbeiterschaft zu betrachten sind, diejenigen, aus welchen auch die
späteren Meister hervorgehen; diese wissen, was sie wollen.
Aus den betriebsstatistischen Daten ist bemerkenswert, dafs gegenüber
der gesammten Verkehrssteigerung um 50% das Bedüriids an neuen Um-
schlägen um mehr als 80 Vo g<^g6u das Vorjahr stieg. Auch die Beschädigungen
stiegen um mehr als 100%, nämlich auf 67 gegen 30 des Vorjahres. Es
muüsten von diesen beschädigten Bänden 23 Bände gegen 19 im Vorjahre
ersetzt werden. In Verlust geraten ist kein einziger Bimd. Gregenfiber der
Gesammtzahl von 209 Ooo Entleihungen und im Hinblick auf die frrolse Zahl
der aus einfachsten Verhältnissen zugehenden Leser, darf jedoch aie geringe
Steigemnff der Abnützung nicht als hoch betrachtet werden. Wie früher war
das PubliKum in hohem Grade korrekt und willig. Dies zeigt zum Beispiel
der Umstand, dafs die Zahl der notwendigen „Mahnungen**, das heilst der
„zweiten Erinnerungen** von 630 auf 602 gesunken ist, obgleich die Zahl der
„ersten Erinnerungen** sich im richtigen Verhältnis zur Gesanimtverkehn-
Steigerung erheblich, auf 8113 von 5678 im Vorjahre, gehoben hat Wir
schueiscn hieran nocn folgende uns gütigst zur Verfügung gestellte ergänzende
Notizen:
1899—1903 wurden 12 050 Anträge auf Erteilung einer Leihkarte ge-
stellt. Am 18. Febr. 1903, Schlafs des Betriebsjahres, waren 9035 Leihkarteo
in Geltung. Die Beteiligung stieg auf 42 ^/o der Werksangehörigen. Die
Zahl der ausgeliehenen Bände war 248 796, durchschnittlich 810 pro Leihetag.
Im Januar wurden durchschnittlich pro Tag 1078 Bände, im Februar 1062
Bände abgegeben. Am 28. Febr. 1903 war der Gesamtbestand rund 84000
Bände, von denen durchschnittlich rund 10000 (genau 9898) gleichzeitig aus-
geliehen waren. Im Winterhalbjahr waren durchschnittlich über 1 1 000 BSode
gleichzeitig ausgeliehen. Die allgemeinen Erfahrungen des vierten Betriebs^
jahres decKen sich völlig mit denen der früheren Jahre, insbes. des Jb. IIL
In Göttingen hat seit der Eröffnung der freien öffentlichen Lesehalle
(Ritterplan 14, 1) am 19. Oktober 1902 auch die Inanspruchnahme der mit ihr
verbundenen freien öffentlichen Bibliothek einen eanz bedeutenden Aufschwoog
genommen. In den 16 Wochen vom 19. Oktooer 1902 bis 7. Februar 1903
sind 6014 Bände ausgeliehen worden (durchschnittlich pro Woche 375, pro
Tag 54). Auf das Jahr berechnet, würde das einen Umsatz von ca. 18000
Bänden pro Jahr ergeben. Da inaes die Zahl der Leser stätie wächst, ao
kann mit einem Umsatz von 20 000 Bänden und mehr pro Janr gerechnet
werden (gegen 80(i0 bis 9000 Bänden im Jahre 1901. Die Gesamtahl der
Leser in der Zeit vom 19. Oktober 19n2 bis 7. Februar 1903 betrug SOO (gwa
ca. 300 im Jahre 1901). Das erfreulichste Zeichen für die wa^chsenae iBe-
liebtheit der Bibliothek ist die stetige anhaltende Zunahme der Leser. Es
vergeht kein Tag, an welchem nicht eine Anzahl neuer Leihkarten ausgestellt
wird. In den 5 Wochen vom 3. Januar bis 7. Februar 1903 sind z.B. 150
neue Leser hinzugekommen (also 30 pro Woche). In Folge dessen ist die
Benutzung der Bibliothek nach Neujahr eine weit stärkere geworden, als
vorher. Nach Neujahr wiurden wöchentlich 430, vor Neujahr 352 Bände pro
Woche ausgeliehen. Die Leser gehören zum grö&ten Teife dem IIandwerke^
und Gewerbestande an (418 von 800) und zwar stellen das gröiste Kontinfcent
die unselbständigen Angehörigen dieser Berufsarten (Gesellen 137, Leh^
linge 177 etc.). Sehr stark ist auch das weibliche Geschlecht vertreten (190
von 800^. Auch die Lesehalle (mit ca. 40 Sitzplätzen) erfreut sich eines regen
Zusprucns, besonders an Sonntagen, wo meist alle Plätze besetzt sind. Die
Gesamtzahl der Besucher vom 19. Oktober 1902 bis 7. Februar 1903 belief
sich auf 4300 (pro ^oche 270). An den. 18 Sonn- pnd Festtagen dieses Zeit-
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 93
raumes betrag die Besucherzahl 1888 (also 44 Prozent). Durchschnittlich
gingen an den Sonntagen 105 Personen aus und ein. Die höchste Zahl wurde
am 16. November mit 157 Besuchera erreicht.
Die Bibliothek hat jetzt (einschliefslich der in der Lesehalle aufgestellten
Werke) den Bestand von ca. 1800 Bänden. Von diesen kommen aber nur
ca. 1000 Bände für die regelmälsige Ausleihung in Betracht. Bei ca. 20 000
Ausleihungen im Jahr gelangt also jeder Band durchschnittlich zwanzig Mal
jährlich in andere Hände. Bei der starken Benutzung der Bibliothek und
Lesehalle und bei der tätlichen Oeflfhung der Leseiäume sind die Betriebs-
kosten so grolse, dals zu emer Erweiterung des Bücherbestandes der BibUothek,
die doch so dringend notwendig wäre, nur eine sehr geringe Summe verwandt
werden konnte, im letzten Jahre 150 Mark, wofUr 75 Bände neu eingestellt
wurden, die im Handumdrehen vergriffen waren. Es wäre daher zu wünschen,
dafs die gemeinnützigen Bestrebungen des Vereins ^Volksbibliothek'', dessen
Werk die freie öffentliche Bibliothek und Lesehalle ist (VerwaltungsausschulJs :
Oberlehrer Dr. Bock, Buchhändler Calvör, Schuldirektor Personn) in immer
weiteren Kreisen der Bevölkerung Göttingens Verständnis und Unterstützung
fänden. Die Lesehalle und Bibliothek ist täglich von 7— V3IO Uhr Abends,
8onntags von 3— ValO Uhr und au&erdem noch Mittwochs von 12— \'j3 Uhr
Mittags geöffnet.
Von der öffentlichen Bücherhalle in Hamburg sind im I.Vierteljahr
1903 insgesamt 64.220 Bände verliehen worden. Davon entfallen 46,603 auf
die Hauptbibliothek (Kohlhöfen), 17 617 auf die am 13. Januar 1903 eröflfhete
Ausgabestelle B (Pferdemarkt). Da der Bücherbestand insgesamt 21,000 Bände
umfafst, ist also jedes Buch durchschnittlich monatlich 1 vSil verliehen worden.
Die Lübecker Oeffentliche Bücher- und Lesehalle, vgl. Jg. 1, S. 62,
3, S. 51, ist ans der Volksbibliothek (begründet 1879) und der mit ihr
seit 1897 verbundenen Volksiesehalle hervorgegangen. Während Volks-
bibliothek und Volkslesehalle den weniger bemittelten Kreisen, den Ge-
werbetreibenden, Gewerbegehülfen , Dienstboten, Arbeitern und deren An-
gehörigen Gelegenheit geben wollten, aus guten Büchern und Zeitschriften
Belehrung und Unterhaltung zu schöpfen, stellte sich der im Jahre 1899 von
der damaligen Vorsteherschaft der Volksbibliothek neu gegründete Verein
„Oeffentliche Lesehalle* weitere Ziele: er wollte Volksbibliothek und Volks-
lesehalle nach dem Vorgange anderer Städte zu einer modernen öffent-
lichen Bücher- und Lesehalle ausbauen, er wollte auf Nörrenbergs An-
regung die «Wohlthätigkeitsanstalt für arme Leute ** mit ihrer nur küm-
merlichen Wirksamkeit zu einer wahrhaft gemeinnützigen Anstalt für
alle Schichten der Bevölkenmg ausgestalten. Zu dem Zweck wurde vor
allem der Bücherbestand einer genauen Durchsicht unterzogen. Unsaubere
und wertlose Bücher, die in groiser Zahl von der Volksbibliothek mit über-
nommen waren, wurden mehr und mehr beseitigt. Bei der Neueinreihung
von Büchern ging man mit peinlichster Sorgfalt vor. Oberflächliche Unter-
haltun^litteratur wurde ebensowenig aufgenommen wie platte und unwissen-
schaftliche Belehrungslitteratur. Andererseits wurde bei der Auswahl der
Bücher durchaus unparteiisch verfahren nnd jede Bevormundung der Leser
ängstlich vermieden. Wenn trotz dieser strengen Grundsätze die Zahl der
Bücher nicht unerheblich zugenommen hat, so ist dies in erster Linie den
mannigfachen Schenkungen des Senats und einem wertvollen Büchergeschenk
der Handelskammer von etwa 1000 Bänden zu danken. Die von privater
Seite geschenkten Werke verrieten oft sehr deutlich, dals den Schenkem
der Unterschied zwischen Volksbibliothek und moderner BUcherhaUe noch
nicht klar geworden war. Wertvollere Bücherzuweudungen von Privat-
personen sind erst in letzter Zeit etwas häufiger geworden. Bücheranschaffungen,
wie sie gerade bei zahlreichen Bücherscnenkungen zur Wahrung des ein-
heitlichen Charakters einer Bücherei dringend notwendig sind, waren bei den
knappen Mitteln nur in geringem Umfange möglich. Immerhin läfst aber das
gedniektei etwa 4000 Nummern umfassende Bucherverseichnis schon deutlich
94 Berichte über Bibliotheken elnselner Sti&dta.
den Charakter unserer BUcherhalle als einer der schöngeistigen Unterhaltung
und wissenschaftlichen Belehrung aller Volksschichten dienenden Anstalt
erkennen.
In der Leseballe wurde der Zeitschriftenbestand bedeutend yermehrt,
neben Daheim, Gartenlaube und ähnlichen Unterhaltungsschriften worden die
grofsen allgemeinen Zeitschriften, wie die Deutsche Revue und die Preuisi-
sehen JahrbUcher ausgelegt, femer die hervorragendsten Kunst- und Künste
ge Werbezeitschriften, bedeutende litterarische Blätter, wie die Neue Dentsehe
Bundschau und das ^itterarische Echo, sowie zahlreiehe wertvolle volks-
wirtschaftliche, politische und sozialpolitische Blätter. AuTserdem worden,
gegenüber der Yolkslesehalle ebenfalls eine bedeutsame Neuerung, aoch
Zeitungen ausgelegt, und zwar Tageszeitungen aller Richtungen. Es wfirde
dem Zwecke der Lesehalle, einen möglichst umfassenden Üeberblick über
das gesamte Geistesleben der Gegenwart zu bieten, schlecht entsprechen,
wollte man eine Richtung, eine Partei ausschliefsen. Gegenwärtig enthält
die Lesehalle etwa 170 Zeitungen und Zeitschriften und bietet damit jedem,
der sich fUr Fragen der Wissenschaft, der Kunst und des öffentlichen Lebens
interessiert, reiches Material. Als wesentlicher Fortschritt gegenüber der
Yolkslesehalle, die nur Über 24 Sitzplätze verfUgte. darf schlieTslich nicht
unerwähnt bleiben, dafs für die öffentliche Lesehalle im Hause Mengstralse 10
freundliche und würdige Räume gemietet wurden, die annähernd die dreifache
Besucherzahl fassen.
Welche Erfolge haben nun die Bestrebungen des Vereinn ^ittirend
seines dreijährigen Bestehens gehabt? Hat sich jene Umwandlung im
Jahre 1899 als richtig erwiesen? Die Benutzungsziffem der Bücher- and
Lesehalle enthalten eine glänzende Rechtfertigung der seit drei Jahren ein-
geschlagenen Bahnen. Denn während die Volksbibliothek Mitte der 90er Jahre,
also nach 16 jährigem Bestehen, jährlich rund 5000 Bände aaslieh, stieg diese
Zahl im Jahre 1900, dem ersten Jahr, das voll auf das Konto des Vereini
zu setzen ist, auf 11000 Bände, 1901 wurden 14000, 1902 17 500 Bände aas-
geliehen und der Verkehr in den beiden letzten Monaten fJanoar u. Februar)
läfst auch für das laufende Jahr eine weitere beträchtlicne Steigerung der
Bucherausleihe erwarten. Die Zahl der Leser ist von 525 am 1. Januar 1899
auf 924 am 1. Januar 1902 gestiegen und beträgt jetzt bereits über 1200.
Die Leseballe hat einen noch grofsar tigeren Aufschwuns genommen.
Als Volkslesehalle im Jahre 1S98 von 4000 Personen besucht, stieg die
Besucherzahl im folgenden Jahr, in welches die Umwandlung in die
öffentliche Lesehalle fällt, auf 7400, 1900 wurden 14600 Besucher geOhlt,
1901: 17900, 1902: 25800 und in diesem Jahr wird die Zahl 35000 voraus-
sichtlich noch überschritten werden. Unter den Lesern der Bücherhftlle und
unter den Besuchern der Lesehalle sind alle Stände und Beniftschiehtei
vertreten.
Leider gestalten sich die Aussichten für die Zukunft recht trttbe.
Schon letzt ist es kaum noch möglich, die Unterhaltskosten der Bücher- und
Lesehalle aus den regelmäfRigen Einnahmen zu bestreiten. Von der jährlichen
staatlichen BeihUlfe von M. 1500 können noch nicht einmal die Beamten-
gehälter bestritten werden. Der von der Gesellschaft zur Befbrderong
gemeinnütziger Thätigkeit gewährte Jahresbeitrag (M. 1000) wird vollständig
durch die Miete (M. 1200) aufgezehrt. Zur Deckung der übrigen Unkosten,
wie Heizung, Beleuchtung, Halten von Zeitungen und Zeitschriften, Aas-
bessern der Bücher etc., reichen die Mitgliederbeiträge nicht aus, da die Zahl
der Mitglieder gering ist (350) und sich die meisten Mitglieder mit der
Zahlung des Mindestbeitrages von M. 2 begnügen. Gröfsere Beiträge, wie
sie anderen Bücherhallen in so reichem Mafse zugeflossen sind, sind in
Lübeck überhaupt nicht üblich.
Dem Mangel an Geldmitteln stehen auf der anderen Seite groüse Auf-
gaben gegenüber, da Bücherhalle sowohl wie Lesehalle sich trotz ihrer e^
freulichen Erfolge noch durchaus im Anfangsstadium ihrer Entwickelang
befinden. Denn was bedeuten 17500 ausgeliehene Bände für Lübeck, wenn
eine Stadt wie Jena, die ein Drittel so viele Einwohner lUüt wie UÜMk,
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 95
jährlieh 100 000 Bände aasleiht? — Der Bücherbestand ist schon längst viel
SU klein, fast täglich kommt es vor, dafs Leser nach einer langen Reihe von
Werken vergeblich fragen nnd dann mifsmutig darüber, dafs alles verliehen,
der BUcherhiüle den Bücken kehren. Besonders bedauerlich ist es, dafs
loch die besten und zugleich meistbegehrten Werke, die ständig in vielen
Exemplaren ausgeliehen sein könnten (Freytag, Reuter), nur in einem Exem-
plar vorhanden sind. Dafs ^Jüm Uhl* in dieser Beziehung eine Ausnahme
macht (die Bücherhalle besitzt 4 Uhlen), verdanken wir einer freundlichen
Schenkung seines Verfassers. Ferner ist es wünschenswert, dafs die Aus-
Idhezeit verlängert und die einer modernen Bücherhalle unwürdige 2 - Pfennig-
Wirtschaft, d. h. die für jedes Buch zu zahlende Leihgebühr von 2 Pfennigen,
abgeschafft wird. Auch die Einrichtung von Ausgabestellen oder Filialen
in den Vorstädten wäre sehr erwünscht. Alle derartigen Neuerungen sind
aber ans finanziellen Gründen undurchführbar.
Die Lesehalle ist jetzt zeitweilig übermäfsig stark besucht, eine Ver-
längerung ihrer Oeffnungszeit daher dringend notwendig. Besonders von
Kaafleuten und Beamten wird der Wunsch immer wieder an den Vorstand
gerichtet, die wertvolle Zeitungs- und Zeitschriften -Litteratur der Lesehalle
auch in den Mittagsstunden (12—3 Uhr) zugänglich zu machen. Femer bedarf
die kümmerliche Handbibliothek der LesehaUe dringend einer Ergänzung.
Doch sind dem Verein in diesen wie in allen andern Punkten, in denen
er Vervollkommnungen herbeiführen möchte, durch Mangel an Mitteln die
Hände gebunden.
Wie ist diesem Uebelstande abzuhelfen und eine weitere Fortentwicklung
nnserer Bücher- und Lesehalle herbeizuführen? Nicht selten erhält man auf
eine solche Frage die Antwort: schliefsen Sie Ihre Bücher- und Lesehalle
der Stadtbibliothek an und Sie sind aller Sorgen ledig! Ein Gleiches
hat uns erst kürzlich Dr. Nörrenberg geraten, indem er schreibt: «Gliedern
Sie in Lübeck der Stadtbibliothek einen grofsen Lesesaal mit populären
Journalen in einem Anbau an; darin auch eine populäre Bibliothek, aber
alles in engem Organisations-Anschlufs an die Stadtbibliothek. Dann erreichen
Sie etwas. Bei der Zersplitterung erreichen Sie etwas Grofses nie!* In Vor-
schlägen dieser Art steckt ein durchaus richtiger Gedanke : ebensowenig wie
in anderen Städten wird es auf die Dauer in Lübeck möglich sein, dafs ein
Verein dem Staate die Erfüllung einer so bedeutsamen Aufgabe, wie es die
Unterhaltung öffentlicher Bücher- und Lesehallen ist, abnimmt. Die jetzige
Leitung der Bücher- und Lesehalle ist sich auch voll bewufst, dafs sie
lediglidi eine Vorarbeit für den Staat leistet. Aber : der geeignete Zeitpunkt
für eine solche enge Angliederung, die natürlich eine gemeinsame Verwaltung
sor Folge haben würde, scheint mir noch nicht gekommen. Denn die Stadt-
bibliothek ist in erster Linie eine Gelehrten-Bibliothek, sie dient vornehmlich
der wissenschaftlichen Forschung und ist hierzu nach der ganzen Art ihres
Bücherbestandes und ihrer Einrichtung auch geeignet. Dagegen ist es ihr
nicht gelungen, ftir die schöngeistige Unterhaltung und wissenschaftliche
Belehrung weiterer Volkskreise irgendwelche Bedeutung zu gewinnen. Be-
trug doch beispielsweise ihre Ausleiheziffer im Jahre 1901 nur 7500 Bände!
Würde letzt der von Nörrenberg vorgeschlagene enge Organisations-Anschlufs
der drei Jahre alten Bücherhalle mit ihren 35U0 Werken an die 300 Jahre
alte Stadtbibliothek mit ihrem reichen Bücherbestande (108000 Bände) herbei-
geführt werden, so läge bei der Ungleichheit beider Institute die Gefahr sehr
nahe, dafs die Bestrebungen der Bücherhalle nicht voll zu ihrem Rechte
kämen, dafs die einheitliche Verwaltung sich mehr in den althergebrachten
Formen der Stadtbibliothek vollziehen würde, als in den neuen freiheitlichen
Bahnen, wie sie die Voraussetzung einer modernen Bücherhalle sind. Aber
auch der weitere Vorschlag, die Bücherhalle der Stadtbibliothek anzugliedern,
sie aber unter die selbständige Verwaltung eines bibliothekarisch vorge-
bildeten Fachmannes zu stellen, hat für die Gegenwart noch keine praktische
Bedeutung, da er die Verstaatlichung der Bücher- und Lesehalle und damit
ROch mindestens eine Verdoppelung der staatlichen Ausgaben fUr das Biblio-
96 Berichte über Bibliotheken einselner Stidte.
thekswesen zur Voraussetzung hat, man aber in der gegenwärtigen Zeit ein
derartiges Ansinnen an den Staat mit Aussicht auf Enolg nicht stellen.
Eher zu verwirklichen ist der Vorschlag, die sahireichen hiesigen
Vereinsbibliotheken, soweit sie nicht lediglich Fachinteressen dienen, mit der
Bücherhalle zu vereinigen. Hiermit würde nicht nur der Bücherb&lle gedient
sein, sondern meist auch den Vereinen : ihre Bücher würden weit nntzbaier
gemacht und den Vereinsmitgliedern häufiger zugänglich sein, den Vereinen
würden auch die oft nicht unerheblichen Verwaltungskosten erspart bleiben.
Es ist nur zu wünschen, das dieser Vorschlag ernstlich in Elrwägong gezogen
wird und seiner Verwirklichung seitens der Vereine keine Schwierigkeiten
bereitet werden. Am wichtigsten aber ist, dafs die Bestrebungen der
Bücher- und Lesehalle mehr als bisher von Privatpersonen nnterstfitet
werden durch Anmeldung zur Mitgliedschaft, durch aufserordentliche Bei-
trage, durch Hücherüberweisungen , durch Beiträge zur künstlerischen Aos-
schmückung der Lesehalle etc. In diesen Beziehungen ist bisher auiser-
ordentlich wenig geschehen. Für die Mitglieder des Ausschusses der Lese-
halle, die bereits seit Jahren einen grofsen Teil ihrer Arbeitskraft und ihrer
Zeit in den Dienst der Bücher- und Lesehalle gestellt haben, ist es in hohem
Mafse niederdrückend, dafs ihr Bestreben, in Lübeck eine würdige Bücher-
und Leseballe zu schaffen, bei ihren Mitbürgern, besonders den Wohl-
habenden unter ihnen, so wenig werkthätige Unterstützung findet Dafs
dies anders wird, ist eine der ersten Vorbedingungen eines weiteren Fort-
schreitens unserer Bücher- und Lesehalle. Die Verwaltung der Bücher- und
Lesehalle wird durch den geschäftsführeuden Ausschufs des Vereins .Oeffeot-
liehe Lesehalle* geführt, der sich aus dem Vorsitzenden, dem SchriftfÜluer,
dem Kassenführer, dem bibliothekarischen Leiter der Bücher- und Lesehalle
und zwei Beisitzern zusammensetzt
Lübeck. Dr. H. Link
In der, unter dem Vorsitz des Herrn Landgerichts-Piäsidenten Bampoldt
abgehaltenen Generalversammlung vom 26. März des Schweidnitzer Volk»-
bibliothükvereins wurde über die Verhältnisse und die Thätigkeit des Vereini
und der von ihm geleiteten Volksbibliothek während der Zeit vom L Fcbro«
1902 bis zum 1. Februar 1903 eingehend Bericht erstattet In dieser Zeit
wurden bei zwei täglichen Leihstunden 32101 Bände verliehen, während
Schweidnitz noch nicht 30000£inwohuer zählt Die Verleihongszahlen der
beiden vorhergehenden Jahre waren 22 690 und 30067, so dafs in zwei Jahren
eine Zunahme von 9471 Benutzungen zu verzeichnen ist Dabei ist es er-
freulich, dafs auch die Benutzung des rein belehrenden Teiles der Bibliothek
erheblich gestiegen ist ; so wurden ans Erdkunde im letzten Jahre 222 Bände
mehr gelesen als im vorhergehenden Jahre, aus Geschichte 100, ans Natur-
kunde 65 und ans Technik 59 Bände mehr. Die Zahl der im genannten Be-
triebsjahre neu hinzugekommenen Leser ist 702, darunter 82 Arbeiter, 148 Hand-
werker und Gewerbetreibende, 205 Frauen, 81 Lehrlinge, 90 junge Leute
anderer Art^ 55 Soldaten, 27 Beamte, 4S Kaufleute, 11 Rentiers nnd 5 Land-
arme. — Seit der Eröffnung der Bibliothek (Oktober 1895) ist dieselbe
im Ganzen von 5500 Personen benutzt worden, die 1 8 4 5 ?{ Bände entlieJien
haben. — Im Erwerbsbuche der Bibliothek sind jetzt 7761 Nnmmem vc^
zeichnet Davon kamen im Betriebsjahre 1902 /OJ hinzu 347, von denen
70 Bände gekauft, 277 geschenkt wurden.
Wie die Bibliothek erfreute sich auch das täglich 6 bis 7 Stunden geöffnete
Lesezimmer sehr starker Benutzung, so dafs trotz des engen Ranmes 1 Tisch
und 6 Stühle neu eingestellt werden mufsten. — Das Lesezimmer wurde
ferner zur grofeen Freude der Besucher mit einem Meyer 'sehen Konver-
sationslexikon neuester Auflage ausgestattet. Zu den in dankenswerter
Weise von den Verlegern gratis gelieferten Zeitungen gehört auch die hoch-
interessante „New- Yorker deutsche Staatszeitung''. Bei solcher Zunahme des
Bestandes und der Benutzung von Bibliothek und Lesezimmer werden die znr
Verfügung stehenden Räumlichkeiten immer unzureichender. Die ¥riederlK>lten
Bemühungen des Vorstandes, ein grülseres würdiges stiidtisohes Lokal n
Berichte Aber Bibliotheken einsehier Städte. 97
eriialten, haben bisher noch zu keiner Abhilfe gefUhrt. Doch ist der Bibliothek-
▼erein dem Magistrat zu grofeem Dank verpflichtet, daüs er nicht nur ein
geeignetes Lokal für Bibliothek und Lebrlingsheim im Anschlafs an die
Kessersche Stiftung (von über 3 Millionen, in erster Linie znr Erziehung
der Waisen armer Handwerker bestimmt) in sicnere Aussicht gestellt, sondern
e eichzeitig eine jährliche Beihilfe von 1000 Mk. zugesichert hat. Dieselbe
; selbst itir die Aufrechterhaltnng des Betriebes in dem bisherigen Umfange
nicht zu entbehren, da die Ausgaben im letzten Jahre 2252 Mk. betrugen nnd
in Zukunft noch eine Ausgabe von 12U Mk. fiir das Lehrlingsheim hinzukommt,
während die Mitgliederbeiträge nicht wachsen und die m anderen Städten
etzt zahlreichen Stiftungen Pnvater f!ir Volksbibliotbeken in Schweidnitz noch
imer auf sich warten lassen. Die Sonntagsunterhaltung fUr Lehrlinge, die
der Verein seit Jahren unter dem noch nicht zutreffenden Namen Lehrlings-
heim veranstaltet hat, haben im letzten Winter eine neue sichere Grundlage
erhalten, indem eiu Lehrer gewonnen ist, der mit Hilfe anderer Herren an
jedem Wintersonntag-Nachmittage eine gröfsere Zahl Lehriinge durch Vortrag,
Gesang, Deklamation und Spiele unterhält Diese Form verspricht ftlr die Ein-
richtung Stetigkeit und rege Teilnahme und damit auch weitere Entwickelung.
Der Magistrat hat für diese Veranstaltungen den Saal der evangelischen Volks-
schule gütigst bewilligt, doch wird ftir später die Zusammenlegung des Lehr-
Hngsheims mit der Volksbibliothck anzustreben sein. Von besonderen
Veranstaltungen des Vereins im letzten Jahre ist noch zu erwähnen die Be-
teiligung an der hiesigen Marine - und Kolonialausstellung im September 1 902
und die Abhaltung eines Volksunterhaltungsabends. Bei der Marineaus-
stellung wurde nachdem von der Krupp'schen Lesehalle bei der Düssel-
dorfer Ausstellung gegebenen Vorbilde der Betrieb und die Stärke der Benutzung
der Bibliothek veranschaulicht, während eine grofse Zahl wertvoller Bücher,
EuEirten und Bildwerke über Marine und Kolonien zur Ansicht auslag. Die
Nachfrage nach diesen Werken war nach Schlufs der Ausstellung in der
Volksbibliothek eine außerordentlich grofse, so dafs es sich auch für andere
Bibliotheken empfiehlt, solche Gelegenheit, auf ihr Wirken und ihre
Bücherschätze aufmerksam zu machen, nicht unbenutzt zu lassen. Der genannte
Yolksunterhaltungsabend brachte eine Fülle von schönen und interessanten
Darbietungen und war sehr gut besucht, so dafs auf vielseitigen Wunsch für
nächsten Winter eine gröfsere Zahl solcher Unterhaltungsabende in Aussicht
genommen ist. Aus dem Mitgeteilten geht hervor, dafs die Schweidnitzer
Volksbibliothek und die mit ilu' verbundenen Einrichtungen sich trotz mancher
Schwierigkeiten in au&teigender Entwickelung befinden. Soll dieselbe anhalten,
so ist eme stärkere Beteiligung der Bürgerschaft an dem Bibliothekverein
dringend wünschenswert. Die Beiträge zu demselben erfolgen nach Selbst-
einschätzung. Schon bei einem Jahresbeiträge von 1 Mk. Rann jeder Herr
und jede Dame stimmberechtigtes Mitglied des Vereins werden.
Prof. Dr. Hu ebner.
Die Strafs burger Volksbibliothek beging am 3. März den 1. Jahrest^^
ihrer öffentlichen Thätigkeit. Soweit uns entsprechende Ziffern zum Vergleich
gegenwärtig sind , ist hier mit den in jeder Hinsicht primitivsten Mitteln die
gröfste Massenleistung erreicht worden, die eine eben gegründete Volks-
bibliothek zu verzeichnen hatte. Nicht weniger als 101 610 Bände sind in
10 Va Monaten (6 wöchentliche Schliefsung) zur Ausgabe gekommen, davon
rund 16^0 nichtbelletristischen Inhalte. Die Schwierigkeit, einen so gewaltigen
Verkehr zu bewältigen, war noch bedeutend erhöht durch peinliche Raum-
beschriüakung und besonders durch den der Zahl wie der Reichhaltigkeit
nach völlig unzulänglichen Anfangsbestand der Bibliothek.
Heute erst ist durch unablässige, wiewohl bei der Mittellosigkeit der
Bibliothek immerhin ärmliche Vermehrungen die Zahl von etwa 8300 Bänden
erreicht worden. Es ergiebt sich hieraus eine Intensität der Materialaus-
nntzung, die kaum einer Steigerung fähig ist ; das gleiche gilt von der Arbeits-
leistang der Beamten. Und doch besteht heute noch keine unmittelbare
AuBBicht auf eine entscheidende Wendung, die allein die Bibliothek vor dem
98 Sonstige Mitteilungen.
Wiederveriall schützen kann. Nicht einmal die zur Anfreohterhaltung des
schon erreichten Betriebsom^gs erforderlichen Mittel sind wirklich gesichert
Zwar besteht begründete Hoffnang, dals der kaiserliche Statthalter, sowie die
Gemeindevertretung die im vorigen Jahre der Bibliothek bewiUL^n Unter-
stützungen auch dieses Jahr nicht versagen werden; doch ist auf wesentlich
erhöhte freiwillige Leistungen aus den Kreisen der Bürgerschaft kaum zu
rechnen. Bei diesem trüben Stand der Dinge mufste zu Anfang des Jahres
mit der Zulassung neuer Leser eingehalten werden; liefern doch die schon
vorhandenen 5150 Berechtigten, gewils nicht annähernd die EUUfte der Un-
bemittelten, für die eine gute populäre Bibliothek ein Eultorbedürfiiis ist,
schon über 3000 ständige gleichzeitige Benutzer und bringen somit dne
tägliche Personenfrequenz von mindestens 300 hervor. Dieser seiner Natur
nach unhaltbare Zustand könnte nur dadurch ein Ende finden, dals ein Unter*
haltungstonds von mindestens der doppelten Höhe als der jetzige, sei es ans
privaten oder aus öffentlichen Mitteln, gesichert würde.
Sonstige Mitteilungen.
Es ist auch ein Zeichen der Zeit, dals unsere Tageszeitungen anfuigen,
die Bewegung zu Gunsten volkstümlicher Büchereien in veretSndnisvolIer
Weise kräftig zu unterstützen. Ein Aufsatz über Volksbibliotheken wfirde
früher, wenn er überhaupt der Aufnahme für wert befunden wäre, schwerlieh
an die Spitze eines gröCseren Blattes gestellt worden sein, wie dies heutzutage
des öfteren geschieht. So brachte kürzlich die „Elberfelder Zeitung (1903
Nr. 39) an erster Stelle mit der Ueberschrift: Grofsindustrie and freie
öffentliche Bibliotheken einen Aufsatz von Erich Schulz, worin unter
Hinweis auf das kürzlich bei Friedrich Wolfrum in Düsseldorf erschienene
Werk: Ergebnisse der Düsseldorfer Ausstellung auf dem Gebiete der Wohl-
fahrtspflege (auch als Beilage zu der Zeitschrift ^ Gemeinwohl*' gedruckt)
daraut hingewiesen wird, wie unsere grolsen Industrien auch auf dem GeUete
des Bibliothekswesens vielfach bereits in umfangreicher Weise für ihre An-
gestellten und Arbeiter sorgen. Wir brachten erst in der letzten Doppel-
nummer der „Blätter* das Beispiel der Farbenfabriken Friedr. Bayer & Co.
in Elberfeld, die in Leverkusen im Septempcr v. J. eine stattliche Bibliotliek
errichtet haben. Mit Recht weist allerdings der Verfasser des Aufsatzes inf
die auch anderwärts schon bekannte Thatsache hin, dafs für kleinere dervtige
Bibliotheken die Betriebsunkosten meist verhältnismälsig zu hohe sind, sich
solche Institute vielmehr recht eigentlich nur für ^nz grolse Betriebe wie
sie z. B. Krupp hat, lohnen und daJGs es daher für die Großindustrie ratsamer
sei, mit den betreffenden Gemeinden Hand in Hand zu gehen um gleich von
vornherein Gemeindebibliotbeken zu errichten. Im „Täglichen Anzeiger für
Ber^ und Mark"" (1908, Nr. 85) tritt Albert Rakobrandt in seinem Artikel:
„Volksbildung und Bücherei'^ für die „moderne Stadtbibliothek als die Zentral-
stelle für die modernen Bildungsbestrebungen ^ ein und in der „Charlotten-
burger Zeitung, Neue Zeit'' (1903 Nr. 44) geht «ein alter Leser und Freund
der Sache" unter der Marke: «Unsere städtische Volksbibliothek ein Rückblick
und Ausblick" auf die Sache der Bildungsbibliotheken überhaupt und das in
Charlottenburg Erreichte insbesondere näher ein. Man beginnt auch schon
im Ausland auf die in Deutschland erzielten Erfolge aufmerksam zu werden.
In der in Amsterdam erscheinenden „Kroniek Een ägemeen Weekblad" (1903,
Nr. 424) giebt G. P. Tierie eine statistische Zusammenstellung der Benutzongs-
ereebnisse der Hamburger Bücherhalle, der Heimannschen Oeffentlichen
Bibliothek in Berlin, der Volksbibliotheken zu Altenessen, Charlottenborg,
Düsseldorf, Frankfurt, Jena, Stuttgart und Wiesbaden, weist auf die Erfolge
der GeselLächaft für Verbreitung von Volksbildung bei Errichtung von (je-
meindebibliotheken hin und kommt zu dem Ergebnis, ,dat in Duitschland
deze inriohtnngen (d. i. Oeffentlidien Lesehallen) opuemen.** —r—
Sonstige Ifittdhmgen.
99
itens der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung
folgende Zusammenstellung der von der Gesellschaft im Jahre 1902
Den Bibliotheksbegrttndungen zu, die unsere in der vorigen
mmer gegebenen Mitteilungen er^zt bz. in einzelnen Stücken be-
Gebiet
Begründet
Unter-
stützt
Wander-
biblioth.
Zusammen
Bibl.
Binde
Bibl.
Binde
Bibl.
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300
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520
100
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Sa. 1902
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1901
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1198
688
177
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26236
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3597
3093
1829
8474
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44
15306
2200
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1221
647
352
898
155
475
59634
44967
81627
16627
21605
7669
17897
S
A. 2055
119705
2660
62815
352
17506
5067
200026
i der Gesellschaft gingen im Jahre 1902 2036 Gesuche um Bibliotheks-
ingen, beziehungsweise Unterstützungen ein, (im Jahre 1901 1738, im
M) 1031, im Jahre 1899 500, im Jahre 1888 593 Gesuche).
100 Bflobenohaa.
Personalien.
Der Bibliothekar der OeffentUchen BUcherhalle in Hamburg, Dr. Ems^
Schultze, hat am 1. April d. J. sein Amt niedergelegt Sein Nachfolger is^
Dr. 0. Plate.
Bücherschau.
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
£. Reyer, Fortschritte der volkstümlichen Bibliotheken. Mit Beiträgen von
Mary W. Plummer, G. Fritz, A. Buchholtz, C. Nörrenberg,
Ladewig, E. Schultze, Päpke, A. Schwab, A. Steenberg,
Jannsz, J. E. Lord, L. Enlke, F. Bittner, Stammhammer,
n. Heller, J. Himmelbanr, J. Stich, F. KhnlL Mit vier Abbü-
düngen: Leipzig, W. Engelmann, 1903. (VI, 180 S.) 8 M.
Wir bcCTüäen diese Zusammenstellung der auf dem Gebiete der freies
öffentlichen Bibliotheken bisher erzielten Fortschritte mit besonderer Befriedi-
gung. Mifs Plummer berichtet über die jüngsten Fortschritte in Ameriki
G. Fritz über die Reform des städtischen Bibuothekswesens in DentBchlaDd
und die Charlottenburger städtische Volksbibliothek, A. Buchholtz behandelt
die Volksbibliotheken und Lesehallen der Stadt Berlin, C. Nörrenbergdie
Stadtbüchereri zuElberfeld, Ladewig die Kruppsche Bücherhalle in Esseo,
Ernst Schultze die Öffentliche Bücherhalle in Hamburg, Päpke die Lese-
halle in Bremen, A. Schwab die städtischen Volksbibliotheken in Parii.
A. Steenberg die Volksbibliotheken in den nordisohen Staaten. In ein-
gehender Weise beleuchtet von S. 77 ab E. Reyer den Stand der yoUj-
tümlichen Bibliotheken in Oesterreich. Zu den Letzteren liefern L. Kulke,
F. Bittner und Stammhammer, H. Heller, Himmelband, Stich,
Khnll u.a. Beiträge. Herr Reyer, der sich von Anfang an mit grObter
Aufopferung in den Dienst der Bibliotheksbewegung in Oesterreich gestellt
hat, verdient für diese neue schöne Gabe auf dem Gebiete des volkstfimliehei
Bibliothekswesens Dank und Anerkennung, ebenso seine Mitarbeiter; das
Buch findet hoffentlich die weiteste Verbreitung.
Andr. Seh. Steenberg, Om Folksbibliotek. Med 14 Bilder. Stockbolm,
Albert Bonniers Förlag. (44 S.)
Die als Nr. 110 der StudentenfÖreningen Verdandis Smiskrifter er-
schienene Schrift ist ein von Ragnar Fehr in das Schwedische Ubersetster
Auszug ans Steenbergs (1900 erschienenen, Jg. 2, S. 25 besprocheneo)
Buch Folkebogsamlinger.
Erling Stensgärd, Stats-Biblioteket i AYhus. Arhus 1902. (30 S.)
Dieses reizend ausgestattete, mit Abbildungen versehene SchrificheD
des zweiten Assistenten der genannten Bibliothek ist ein hübsches VorbQd
für ähnliche Beschreibungen.
Alfred Berg, Die wichtigste geographische Litteratur. Ein praktischer Weg-
weiser. Halle a. S., Gebauer -Schwetschke, 1902. (74 S.) 0,70 M.
Verzeichnis von Jugend- und Volksschriften nebst Beurteilung derselben.
Unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse katholiscner Sehnlea
und Familien herausgegeben vom Verein katholischer Lehrer Breslaus. IGt
einem Anhange : Empfehlenswerte Schriften für Volks- und Familien-Biblia-
theken. 4.Hen. 2. Auflage. Breslau, G. B. Aderholz, 1903. (XII, llOS.) l,2uM.
An Jahresberichten erhielten wir:
1. Jahresbericht des Volksbibliothek- Vereins in Stralsburg. Stralsbnrg 1903.
(8 S., 1 Tabelle.)
21. Jahresbericht des Vereins für Volkswohl zu Leipzig 1902. Leipzig (HS.)
Handelt auf S. 6— lo über die dortigen Volksbibnotheken. — r—
ßilcherachatt. 101
B. Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
a) Systematisohe Uebersloht.
Von Dr. C. Laus b er
k
Erstem Bibliothekar der städt Lesehalle za Düsseldorf.
Sammelwerke :
Samml. illastr. Monographien. Velhagen & Klasing, Bielefeld.
Bd. IX. Storck, C, Der Tanz. 03S S.) Geb. 3 M.
„ X. Heilmeyer, A., Die moaeme Fhistik in Deutschland. (150 S.)
Geb. 4 M.
Geographie:
Bellinghausen's. F., v., Forschungsfahrten im südl. Eismeer. 1819 — 21.
Leipzig, S. Hirzel (203 S.) 5 M.
Boeck, EL., Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. Leipzig, Hirt & Sohn.
(319 8.) Geb. 10 M.
Filchner. W., Ein Ritt über den Pamir. Berlin, Mittler & Sohn. (238 S.) 7 M.
Frobenius, L., Völkerkunde in Charakterbildern. Mit über 700 Abb. Hannover,
Gebr. Jänecke. (464 S.) Geb. 15 M.
Lene, A., Dar-es-Salaam. Bilder aus dem Kolonialleben. Berlin, W. Siisserott
(318 S.) Geb. 6 M.
Ludwig Amadeus v. Savoyen, Herzog der Abruzzen, Die Stella Pokre
im Eismeer. Erste italienische Nordpolexpedition. 1899 — 1900. Leipzig,
Brockhaus. (564 S.) Geb. 10 M.
Otto, Ed., Pflanzer- und Jägerleben auf Sumatra. Berlin, W. Siisserott.
(184 S.) Geb. 5M.
Ratzel. F^ Die Erde und das Leben. 2 Bd. Leipzig, Bibliogr. inst. (Lex. S^,
702 S.J Geb. 1 7 M.
Beuschel. C.YolkskundlicheStreifsUffe. Dresden, H. Ehlers. (265 S.) 4M.
Richter, 0., Wanderungen durch das deutsche Land. Glogan, C. Flemming.
(174 S.) Geb. 2 M.
Schftfer, R., Hochtouren in den Alpen, Spanien, Afrika etc. Leipz., J. J. Weber.
(176 S.) 10 M.
Schiess, W^ Quer durch Mexiko. Berlin, E. Vohsen. (284 S.) Geb. 8 M.
Sievers u. Kükenthal, Australien, Oceanien und Polarländer. Leipzig,
BibL-Inst (640 S.)
Gesohiohte:
Adlersfeld-Ballestrem, v., E., Kaiserin Augusta. Berlin, Grote. (318 S.)
8 M.
Bil^dersaal deutscher Geschichte. Mit vielen Abbild. Stuttg., Union.
(400 S.) Geb. 20 M.
Binder y. Krieglstein, Ferdinand von Schill. Berlin, Vossische Buch-
handlung. (328 S.) 6,50 M.
Delbrtlck, H., Erinnerungen. Aufsätze und Reden. Berlin, G. Stilke. (625 SO 3M.
DOrpfeld, W., Troja und Ilion. Mit 471 Abb. Athen, Beck & Barth.
(652 S.) Geb. 40 M.
Graevenitz, v., G., Deutsche in Rom. Studien und Skizzen aus 11 Jahr-
hunderten. Leipzig, E. A. Seemann. (307 S.) 8 M.
Grupp, G., Kulturgesch. der römischen Kaiserzeit. I. Bd. Untergang der
heidnischen Kultur. München, Allg. Verlagsges. (583 S.) 9 M.
Jan 80 n, v.. Der Feldzug 1814 in Frankreich. L Bd. Bis zur 2. Trennung
der schles. Armee von der Hauptarmee. Berlin, Mittler & Sohn. (370 S.) UM.
Jentsch, C, Hellenentum und Christentum. Leipz., Grunow. (302 S.) 4M.
Liliencron, v., R., Frohe Jugendtage. Leipzig, Duncker & Humblot.
(197 S.) SM.
Macdonald, Marschall, Memoiren. Stuttg., R. Lutz. (352 S.) 5,50 M.
104 ßüchersch&a.
Wein schenk, £., Grundzüge der Gesteinskunde. I.Teil: Allg. Gesteins-
kunde als Grundlage der Geologe. Freiburg, Herder. (8^, 166 S.) 4 IL
Weltall u. Menschheit. Geschichte der Erforschung der Natur und der
Verwertung der Naturkräfte im Dienste der Völker. 2 Prachtbände. Berlin,
Bong & Co. (4°, 492+518 S.) Je 16 M.
Pädagogik:
Beyer, O^W., Deutsche Schulwelt des 19. Jahrhunderts in Wort u. BiJd.
Mit 467 Bildnissen. Wien, Pichler. (392 S.) 7,20 M.
Deutsche Jagend. Jahrgg. 1902. Berlin, Georg Nauck. 6 M.
Erziehung, die gute und die schlechte, in Beispielen. Brannschweig,
Vieweg & Sohn. (171 S.) 1,20 M.
Hellwig, B., Die vier Temperamente bei Kindern. Paderborn, J. Esser.
(gr. 8°, 74 S.) IM.
Krüger, E., Die sozialen Aufgaben des Volksschnllehrers. Frankfurt a M.,
M. Diesterweg. (gr. 8", 84 S.) I M.
Muthesius, K., Goethe, Ein Kinderfreund. Berlin, Mittler & Sohn. (2oOS.j
2,50 M.
Vockeradt, H, Blätter der Erinnerung aus vaterländischen Freuden- nod
Trauertagen. 9 Keden. Paderborn, F. Schömingh. ^160 8.) 1,50 M.
Wanderungen durch das deutsche Land. Heimatkundliche Skixzeo
für unsere Jagend. Mit vielen Abb. Glogaa, C. Fiemming. (174 S.) Geb. 2 M.
Philosophie:
Busse, L., Geist und Körper, Seele u. Leib. Leipzig, Dürr. (488 S.) 8,50 M.
Hilty, Prof., Dr., Briefe. Leipzig. J. C. Hinrichs. (317 S.) 3 M.
Natorp, P., Piatos Idecnlehre. Eine Einführung in den Idealismus. Leipzig,
Dürr. (473 S.) 7,50 M.
Popper, J., Das Recht zu leben und die Pflicht zu sterben. Sozialphilosoph.
Betracht. 3. Aufl. Dresden, C. Reüsner. 3 M.
Schmitt, E. H., Die Gnosis. Grundlagen der Weltanschauung einer edleren
Kultur. 1. Bd. Die Gnosis des Altertums. Leipzig, E. Diederichs. (672 S.)
12 M.
Weis, L^ Kant: Naturgesetze, Natur- und Gotteserkennen. Eine Kritik der
reinen Vernunft. Berlin, Schwetschke & Sohn. (gr. 8<>, 257 S.) 3,60 M.
Staats- und Bechtswisaensohaften :
Gesetze, Die. Hammurabis, Künigs v. Babylon. Das älteste Gesetzbach der
Welt. Leipzig, J. C. Hinrichs. (gr. 8°, 42 S.) 0,60 M.
Schwarz, E., Das allg. deutsche WechseLrecnt. Für die Praxis bearbeitet
Karlsruhe, G. Braun. (223 S.) Geb. 4,60 M.
Sombart, W., Die deutsche Volkswirtschaft im 19. Jahrh. Berlin, G. BondL
(646 S.) 10 M.
Zitelmann, E., Zum Grenzstreit zwischen Reichs- und Landesrecht Leipogi
Duncker & Humblot. (80 S.) 2 M.
Theologie:
Fr anz, A., Die Messe im deutschen Mittelalter. Freiburg, Herder. (770 S.) 12 M.
Fr en s s en, G., Dorfpredigten. 3. Bd. Güttingen , Vandenhoeck & Ruprecht
(169 S.). 3M.
Luther s Predigten zu den alten Evangelien in neuer Fassung. L Dälite:
1. Advent bis Exaudi. Güttingen, Vandenhocck & Ruprecht. (294 S.) 3.M.
Max Prinz v. Sachsen, Der heilige Apollonius v. Rom. Mainz, F. Kirch-
heim. (88 S.) 5,20 M.
Schuhmacher, P., und J. Schlecht, Das Leben Jesu. München, Allgea
Yerlagsges. (Fol. 52 S. mit färb. Abbild.) 20 M.
Testament, Das neue, der LandschaftsbilderbibeL Leipzig, D. Bibelges
(230 S. 97 Abb.) geb. 3 M.
Bttchenchan. 105
b) Neue Eingänge bei der Bedaktion.
Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- nod Aaslandes (s. oben
S. 32.62). Nr. 1640—1652. Verlag von Otto Hendel, Halle a. S. (Preis
25 Pfennig pro Nr.)
Nr. 1640— 1 644. F. Ger stak er. Die Flolsplraten des Mississippi. —
Nr. 1645. F. Grillparzer, Der öastfreund, Trauerspiel in einem Auf-
zuge. — Die Argonauten. lYauerspiel in vier AnfzUgen. — Nr. 1646.
F. Grillparzer, König Ottokars Glück und Ende. Trauerspiel in fünf
Aufzügen. — Nr. 1647. F. Grillparzer. Esther. Ein dramatisches
Fragment. — Nr. 1648. F. Grillparzer, Die Jüdin von Toledo. Trauer-
spiel in fünf Aufzügen. — Nr. 1649. F. Grillparzer, Ein treuer Diener
seines Herrn. Trauerspiel in fünf Aufzügen. — Nr. 1650. G. Büchner,
Dantons Tod. Ein Drama. — Nr. 1651, 1652. J. W. v. Goethe, Itali-
enische Reise.
JMeyers Volksbücher (s. oben S. 33) Nr. 1335—1358. Leipzig und Wien,
Bibliographisches Institut. (Preis 10 Pfennig pro Nr.)
Nr. 1335 — 1342. W. v. Kugel gen, Jngenderinnerungen eines alten
Mannes. — - Nr. 134:<, 1344. F. Halm, Der Sohn der Wildnis. Drama-
tisches Gedicht in fUnf Akten. — Nr. 1345—1347. M. Thamm, Femgericht
und Hexenprozesse. — Nr. 1348. J. Riffert, Das Spiel vom Fürsten
Bismarck oder Michels Erwachen. Vaterländisches Festspiel in drei Ab-
teilungen. — Nr. 1349. F. Grillparzer, Weh dem, der lügt! Lustspiel
in fünf Aufeügen. — Nr. 135«», 1351. F. Grillparzer. Die Ahnfrau.
Trauerspiel in fünf Aufzügen. — Nr. 1352, 1353. F. Grillparzer, Der
Traum, ein Leben. — Nr. 1354. F. Grillparzer, Sappho. Trauerspiel
in fünf Aufzügen. — Nr. 1355, 1356. D. Kaiisch, Ein gebildeter Haus-
knecht. — Haussegen. — Doktor Peschke. Drei Possen. — Nr. 1357,
1358. F. Gerstäcker, Herrn Mahlhubers Reiseabenteuer.
Schöninghs Textausgaben alter und neuer Schriftsteller. Hrsg.
von Schulrat Dr. A. Funke und Professor Schmitz-Mancy. 1—8. Pader-
born, Ferdinand Schöningh.
Diese Ausgaben, auf Grundlage der neuen Rechtschreibung gedruckt,
zeichnen sich bei handlichem Format, klarem, gut lesbaren Druck, halt-
barem Papier, gefälligem äuiseren Gewand, wie die vorerwähnten, durch
ihren biUigen Preis aus, 30 und 40 Pfg. pro Bd. Bis jetzt liegen uns
vor: 1. F. v. Schiller, Die Braut von Messina. — 2. J. W. v. Goethe,
Götz von Berlichingen. — 3. G. E. Lessing, Nathan der Weise. —
4. F. V. Schiller, Ausgewählte Gedichte. — 5. F. v. Schiller, Maria
Stuart. — 6. G. E. Lessing, Emilia Galotti. — 7. W. Shakespeare,
Künig Lear. — 8. F. Grillparzer, Sappho.
Blätter zur Pflege persönlichen Lebens, hrsg. von Dr. Johannes Müller.
3. Aufl. 1 . öffenUiche Ausgabe. 1 . Bd. Leipzig, Verlag der Grünen Blätter,
1902. (XII, 280 S.) 4 M., geb. 5 M.
Die vom Herausgeber und seinem Mitarbeiter Dr. Lhotzk^ geschriebenen
Abhandlungen verdienen, da sie Probleme von all^emem menschlicher
Bedeutung (Bestimmung des Menschen, Selbständigkeit. Was wollte
Jesus etc.) in klarer Darstellung beleuchten, die Aufmerksamkeit denkender
Leser.
Der Türmer. Monatsschrift für Gemüt und Geist. Herausgeber: J. £. Freih.
v. Grotthuss. 5. Jg., Hft. 1—7, Okt. 1902— April 190S. Stuttgart, Greiner
und Pfeiffer. Vierteljährlich (3 Hfte) 4 M., einzelnes Hft. 1,50 M.
Türmer-Jahrbuch 1903. Herausgeber: J. E. Freih. v. Grotthuss. Stutt-
gart, Greiner und Pfeiffer. (VII, 412 S.) 6 M.
Zwei Zeitschriften, reichhaltig und gediegen, von bewufster Eigenart,
voll Freimuts und furchtloser Kritik.
Dentscher Universitäts-Kalender. 62. Ausgabe. Winter-Semester 1902/3.
Mit amtlicher Unterstützung hrsg. von F. Ascherson. Th. 2. Die Univer-
IV. 5. 6. 8
106 fittchenchao.
sitäten im Dentsohen Reich, in Oesterreich nnd in der Schweiz. Leipzig,
K. 6. Th. Soheffer, 1902. (423 S.) 2,25 M. Beide Teile 3 M.
Aschersons auf keiner Universitätshibliothek fehlender Kalender wird
auch in den Lesesälen städtischer Volksbibliotheken und LesehiJlen als
Nachsehlagebuch Manchem willkommen sein.
Heinrich Pndor, Neues Leben. Essays. Dresden und Leipzig, Carl Reissner,
19U2. (165 S.) 3 M., geb. 4 M.
Behandelt moderne Ziele, wie Moralunterricht, Hygiene und Volkswirt-
schaft, Unterrichtsgegenstände, die Dienstbotenbewegnng, FranenstndieD,
Bureaukratie, Menschenbildung u. a. Für gebildete Kreise.
Auf weiter Fahrt. Selbst^rlebnisse zur See und zu Lande. Mit Original-
beitragen deutscher Seeoffiziere, KolonialtruppenfÜhrer und Weltreisender.
Hrsg. von Julius Lohmeyer. Mit 12 Vollbildern. Leipzig, Dieterich, 1901.
(VII, 303 S.) 3,80 M., geb. 4.50 M.
Mitarbeiter sind Gru Pfeil, H. v. Wissmann, R. v. Werner, E. von Hesse-
Wartegg u. a. Volks- und Jugendbibliotheken auch an dieser Stelle
empfohlen.
Curt Ho ff mann, Schöne Ta^ im Orient. Reisebilder aus Aegypten, Syrien,
Palästina, Griechenhwd, Eleinasien und der Türkei. Leipzig, J. J. Weber,
1903. (VII, 199 S.) 4M.
Diese Ta^ebuchblätter verraten gute Beobachtungsgabe nnd ein ge-
reiftes Urteu. Die Ausstattung ist vorzüglich.
Bismarck als Erzieher. In Leitsätzen aus seinen Reden, Briefen, Berichten
und Werken zusammengestellt und systematisch geordnet von Paul Dehn.
München, J. S. Lehmanns Verkg, 1903. (5ä4 S.) 5 M., geb. 6 M.
Das Buch bietet nahezu 2000 Aussprüche Bismarcks; ein wohlgeordnetes
Schlagwortregister erleichtert seine Benutzung.
Hans Delbrück, Erinnerungen, Aufsätze und Reden. Berlin, Georg StUke,
1902. (625 S.) SM.
Geistvolle und fesselnde Schilderungen hervorragender Persönlichkeiten
und Ereignisse meist aus der neueren preulsisch-aentschen Geschichte.
Hohenzollern- Jahrbuch. Forschungen und Abbildungen zur G^chichte
der Hohenzollern in Brandenburg- Preulsen hrsg. von Faul Seidel 6.Jg-
1902. Berlin, Leipzig, Giesecke & Devrient (268 S.) Reich illustriert 24 M.
Die bisher erschienenen sechs Jahrgänge bilden einen nach Inhalt lUKi
Ausstattung gleich kostbaren Schatz, den jede besser dotierte deutsche
Bildungsbibliothek besitzen sollte.
J. Kammerer, Gedenkblätter aus dem Burenkrieg. Mit Vorwort von F.
Bettex. Mit 29 Textillnstrationen. Elberfeld, Buchhandlung der Evan-
gelischen Gesellschaft f. Deutschland, 1903. (VIII, 256 S.) 2 M., Origioal-
band 2,70 M.
Volkstümlich geschrieben, namentlich auch für ländliche Bibliotheken
geeignet.
W. V. Massow, Die Polen -Not im Deutschen Osten. Studien lur Polenfhge.
Berlin, Alexander Duncker, 1903. (428 S.) 5 M.
Da die Polenfrage z. Z. wieder akut geworden ist, so konmit obiges
Buch für gebildete Leser gelegen. Es bringt das Wesentliche der Stehe
im Zusammenhange zur Darstellung.
Hermann Müller-Bohn, Der eiserne Prinz. Ein Lebensbild des Priosen
Friedrich KarL Mit 8 Illustrationen. Potsdam, A. Stein. (204 S.) 2 M.
Ein Buch für die Jugend und den gewöhnlichen Mann aus dem Volke.
Fr. Regensberg, Königgrätz. Mit Illustrationen von R. Gntschmidt 4. Auf-
lage. Stuttgart, Franckh, 1903. (96 S.) 1 M.
Diese allgemein verständliche Beschreibung der sröCsten Schlacht des
19. Jahrhunderts hat mit Recht viel Anklang geranden. Dei^leieheB
Monographien fehlten uns bisher so gut wie ganz.
Bflcherschan. 107
W. H. Riehl, Kultiirstadien ans drei Jahrhunderten. 6. Auflage. Stattgart
u. BerUn. J. G. Cotta Nachf., 1903. (XII, 446 S.) 4 M.
Noon immer lesenswert, obwohl bereits vor einem Menschenalter zum
erstenmal erschienen. Gute Sachen veralten eben nicht so leicht, auch
wenn sich der „Geist der Zeit" inzwischen veriindert hat.
Ludwig Bräutigam, Uebersicht über die neuere deutsche Litteratur 1880
bis 1902. 2. Auflage. Kassel, Georg Weifs, 1903. (77 S.) 1 M., geb. t,3o M.
Sonderabdruck aus Kirchners deutscher Nationallitteratur; zur Orien-
tierung über die neuere deutsche Littoraturentwickelung, sehr brauchbar.
Si^ismund Friedmann, Das deutsche Drama des neunzehnten Jahrhunderts
m seinen Hauptvertretern. Bd. 1. 2. Leipzig, Hermann Seemann Nachfolger,
19U2 u. 1903. 5H. u. 4M.
Anziehend und mit feinsinnigem Urteil und Kunstverständnis geschrieben.
Volkstümlichen Bibliotheken warm zu empfehlen.
Otto Weddigen, Litteratur und Kritik. Betrachtungen über die litterarischen
Zustände in Deutschland. 2. Ausgabe. Leipzig , Hermann Seemann Nach-
folger, 1902. (148 S.) 2 M.
Dreizehn Essais, worin an manchen wunden Punkt im deutschen Schrift-
stellertum die Sonde gelegt ist.
Zaborowski, Der Ursprung der Sprache. Aus d. Französ. übersetzt Leipzig,
Siegbert Schnurpfeil. (206 S.) (»,60 M.
Bildet No. 94— 96 der in obigem Verlage erscheinenden „Wissenschaft-
lichen Volksbibliothek'' (in Nummern ä 20 Pf.), auf die wir Bibliotheken
auAnerks&m machen
OttoBerdrow, Rahel Vamhagen. Ein Lebens- und Zeitbild. Mit 12 Bild-
nissen. 2. veränderte Aufl. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer, 1902. (X, 450 S.)
7 M., geb. 9 M.
Dieses prächtige Werk, dessen Inhalt über eine einfache Biographie
weit hinausragt, hat es verdient, dafs bereits nach zwei Jahren eine Neu-
auflage notwendig wurde. Der Verfasser schreibt ausdrücklich für das
grofee, litterarisch interessierte Publikum ohne gelehrtes Beiwerk.
Chr. Co Hin, BjÖmstjerne Bj^mson. In zwei Bänden. Einzige berechtigte
Uebersetzung aus dem Norwegischen von Cl&re Greverus Mj5en. Bd. 1.
1832— 1856. Mit 22 Illustrationen. München, Albert Langen, 1908. (194S.)4M.
Der vorliegende erste Band dieser packend ^escnriebenen und vornehm
ausgestatteten Biographie des Dichters handelt von Bjömsons Platz in
der Geschichte, seiner Kindheit in Kvikne und Romsdalen, seiner Schulzeit
in Molde und seinen Lehrjahren in Chris tiania.
Adolf Wilhelm Ernst, Lessings Leben und Werke. Mit einem Bildnis Lessings.
Stuttgart, Carl Krabbe, 1903. (XVI, 529 S.) 5 M., geb. 6 bez. 7 M.
Das Buch wendet sich an weitere Kreise; es ist deshalb gemeinver-
ständlich abgefalst. Eine willkommene Zugabe zu dem anschaulich ge-
zeichneten Lebensbild bildet eine Zusammenstellung Lessingscher Aus-
sprüche.
Borkowsky, Ernst, Turgenjew. Mit Bildnis. Berlin, Ernst Hofmann & Co.,
1903. (217 S.) 3,60 M.. ffeb. 4,80 M.
Bildet den 43. Band der in den ^Blättern'' schon wiederholt empfohlenen
Sammlung: Geisteshelden (Führende Geister).
Harry Jung, Hermann Sudermann. Minden i. W., C. Marowsky, 1902. (32 S.)
0,60 M.
Reinhold Steig, Neue Kunde von Heinrich von Kleist. Berlin, Georg Reimer,
1902. (VII, 135 S.) 3 M.
Bringt neue Beiträge zu Kleists Leben, seinen Briefen, Gedichten und
hinterlassenen Schriften.
Magdalene von Broecker, Kunstgeschichte im Grundrifs, kunstliebenden Laien
zum Studium und Genufs. 5. neu bearb. Auflage mit 1 1 3 Abbild. Göttingen,
Vandenhoeck & Ruprecht, 19u2. (256 S.) Geb. 3,50 M.
Aus Unterrichtskursen für Mädchen herausgewachsen hat sich das vor-
sttglich ausgestattete Buch zu einem Führer nir kunstliebende Laien ent-
8*
108 Btiohencbaa.
wickelt. Die Neuauflage ist nach dem Tode der YerfaMerin von Bichard
Bürkner besorgt worden.
Henry Edward Jos t 's Schriften. Nr. 3. Ueber echtes Kunstverständnis.
Charlottenbnrg, Modem-Paed. and Psychol. Verlag. (91 S.) 3 M.
Vorliegende Briefe handeln von der Notwendigkeit des naiven Schaaens,
als der Vorstnfe zn wahrer, reiner, vorurteilsloser Kunstanschanong. Sie
gehören zu einer Reihe praktischer Abhandinngen des Verfassers, deren
Zweck Anbahnung eines besseren Kunstverständnisses bildet
Wilhelm Rein, Bildende Kunst und Schule. Eine Studie zur Innenseite der
Schulreform. Mit 3 Tabellen. Dresden, Erwin Haendtke, 1902. (VI,
112 S.) 2M.
Sucht eine künstlerische Beeinflussung der Jugend im Zeichenunterricht
und durch entsprechende Ausstattung der Klassenriiume anzubahnen.
Alfred Ret hei, Auch ein Todtentanz. 13. Aufl. Leipzig, B. Elischer NftcM.
(16 BIL u. 8 S.) 3,50 M.
Unter dem frischen Eindruck des blutigen Mai -Aufstandes zu Dresdeo
hat der Kllnstler vor mehr als 50 Jahren diese ergreifenden BOder ge-
zeichnet, die jetzt in einem würdigen Gewände zum 13. Male aufgelegt
worden sind. Die beigegebenen markigen Verse stammen von dem Maler
und Dichter Robert Reinick. Rethel's Meisterwerk sollte auch in städtische
Bildungsbibliotheken Eingang flu den.
Paul Schultz e- Naumburg, Kulturarbeiten. Bd. 2. Gärten. München, Geurg
D. W. Callwey, Kunstwart -Verlag. (252 S.) 4 M., geb. 5 M.
Wir haben bereits in Jg. 3, S. 139 auf die bemerkenswerten «Koltar-
arbeiten^ hingewiesen, die es sich zur Aufgabe machen an die Tradition
d. h. an die Arbeitsüberlieferung anzuknüpfen. Bd. 1 handelt vom Em-
bau, Bd. 2 von der architektonischen Anlage der Gärten.
Friedrich Küchler, Die Lehre von der Ernährung des Menschen ftir H&qs
und Schule. Eine national -ökonomische Studie. Mit 1 Tabelle. 3. Aai
Zürich, Caesar Schmidt. (92 S.) 1 M.
Fr. Göttin g. Der Obstbau. Anleitung zur Pflanzung und Pflege des Obst-
baumes. 4. neubearbeitete Auflage. Mit 30 Abbild. Berlin, Paul Parey,
1902. (64 S.) 1 M.
B. Donath, Physikalisches Spielbuch für die Jugend. Mit 156 Abbildungen
Braunschweig, Vieweg und Sohn, 1902. (XVI, 547 S.) Geb. 6 M.
Für Schulbibliotheken jeder Art.
llippolyt Haas, Ans der Sturm- und Drangperiode der Erde. Skizzen tos
der Entwickelungsgeschichte unseres Pbmeten. Bd. 1. 2. Aufl.; 2; 3. Berlin,
Alfred Schall. (317. 297, 316 S.) a 4 M., geb. 4.75 M.
Der erste Band giebt eine allgemeine Einfünrong in die Geologie und
handelt von den gesteinbildenden und gesteinzerstörenden Kj^ften; der
zweite schildert Gebirgsbildung uud Erdbeben sowie historische Geologie;
der dritte bietet EinzeldarsteTlungen aus dem Gebiete der Mineralogie
und Geologie, gemeinfalslich dargestellt und durch zahlreiche AbbilduDgeo
erläutert.
J. H. van't Hoff, Acht Vorträge über physikalische Chemie gehalten auf Ein-
ladung der Universität Chicago 20. bis 24. Juni 1901. Braunschweig, Friedrich
Vieweg u. Sohn, 1902. (Sl S.) 2,50 M.
Christian Gotthilf Salz mann, Konrad Kiefer oder Anweisung zu einer ver-
nünftigen Erziehung der Kinder. Neue Ausgabe. Vierte Auflage. Leipagt
Dürr. 1903. (144 S.) 1,50 M.
Ernst 1* unke u. Walter Hering, Die reichsgesetzliche Arbeiterversicherong
(Kranken-, Unfall- und Invalidenversicherung). Für die Versicherten dir-
gestellt. Berlin, Franz Vahlen, 1903. (116 S.j 0,50 M.
Gesetz und Recht Volkstümliche Zeitschrift ftir Rechtskunde. Hrsg. von
C. Freih. v. d. Goltz. 4. Jg. 19u2/19o3. Breslau, Alfred Langewort pro Jg.
(24 Nrn.) 4M.
Ausdrücklich für Laien bestimmt, Bildongsbibliotheken la empfehlen.
Büchenohaa. 109
Wilhelm Nenrath, Gemeioverständliche nationalökonomische Vorträge. Hrsg.
von £. 0. V. Lipp mann. Braunschweig, F. Vieweg n. Sohn, 1902. (Xlll,
308 S.) 3,60 M.
Behandeln teils geschichtliche Fragen teils nationalükonomische Grand-
Probleme ftir Gebildete.
Angnstins Bekenntnisse. Gekürzt nnd verdeatscht von £. Pfleiderer.
Göttingen, Vandenhoek und Ruprecht, 1902. (VIII, 160 S.) 1,40 M., geb.
2,20 M.
In Augustins Bekenntnissen treten uns Gedanken en^egen, die vülliff
modern anmuten. Wir machen daher auf diese gute Üebersetzung au^
merksam.
Martin Luther, Denn der Herr ist dein Trotz. Auszüge aus seinen Werken.
Gewählt von Fritz Bredow. Düsseldorf und Leipzig, Karl Robert
Langewiesche, 1903. (199 S.) ],S0M., geb. 3 M.
Wir haben in der letzten Doppelnummer auf die in demselben Verlage
erschienenen Auszüge aus Thomas Carlyle hingewiesen. Die Auszüge aus
Martin Luther und aus Ernst Moritz Arndt, Deutsche Art, hrsg. von
Gottlieb Schilling. Preis 1,80 M., geb. 3 M. eignen sich ebenso vorzüglich
für Volksbibliotheken jeder Art. — r —
C. Schöne Litteratur.
a) Sammlungen.
Volksschriftenverlag, Sächsischer, Leipzig. Mily Bült-
mann, Gerettet. (20 S. 8.). — Gustav Frost, In katholischen Landen.
Reiseerlebnisse. (34 8. 8.). — Martha Kneschke, Einsame Weihnachten.
(15 8. 8.). — Georg Oertel, Späte Heimkehr. Eine Geschichte aus der
Gegenwart (75 8. 8.). — M. L. Gräfin von Wengersky, Wieder die-
selbe. (14 8. 8.). bezw. 40, 30, 30, 50 u. 30 Pf.
Der Verktg bezweckt, zur Forderung gesunden Volkslebens gute
Schriften und Kunstsachen zu möglichst billigem Preise zu verbreiten. Unter
den erschienen Schriften befinden sich einige recht brauchbare Bücher von
Bucholtz, Dose und Gotthelf; aber die voniegenden Hefte sind litterarisch
kaum ernst zu nehmen. Nicht nur, dafs sie evangelische Tendenzschriften
nach Art der Traktate sind, es fehlt ihnen auch die dichterische Durchbildung
und Geschlossenheit der Form. Bb.
b) Einzelsohriften.
Arnefei dt, F., (Jenny Hirsch), Der Sohn des Sträflings. Roman.
Berlin, A. Goldschmidt, 1902. (Goldschmidts Bibliothek ftlr Hans nnd
Reise. Bd. 105). (218 8. 8.). 1 M.
Für Volksbibliotheken halte ich diese Sorte von Romanen grund-
sätzlich für ungeeignet, und ich neige sogar zu der Ansicht, dafs sie über-
haupt keinerlei Existenzberechtigung haben. Sie stoppeln eine Masse von
monströsen und rätselhaften Begebenheiten roh zusammen und suchen so
den Leser in Spannung und Besinnungslosigkeit zu halten. Die geschickte
Mache kann natürlich flir unsere Zwecke nicht als Empfehlung dienen. G. K.
Balcke-v. Enckevort, Johanna, Probleme. Roman. Dresden
und Leipzig, E. Pierson, 1903 (206 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Erwachsen auf dem Boden des Pessimismus, enthäuten diese Eheprobleme
viele quälende, selbstanklagende Gedanken ; aber durch die dunklen Cfypressen
des Kirchhofs blickt doch auch öfter ein belebender Sonnenstrahl, und der
vereinsamte Gutsherr findet in der jugendschünen Tochter seiner einstigen
Geliebten das Lebensglück und in dem Kinde dieser Ehe die Lösung des
1 10 Bttcheraohan.
Problems. Die christliche Weltanschnung der Verftsserin verbürgt eine sitten-
reine Behandlung. Der Roman ist nicht gerade hoch zn bewerten, kann aber
grölseren Bibliotheken anstandslos empfonlen werden. Bb.
Barrili, Anton, Q., „Epheu nnd Ulme**. Roman. (Deutsch von TL
Svatek). Dresden und Leipzig, E. Piersons Verlag. 1902. (213 8. 8.). 3M.
Der Verfasser erzählt uns die Geschichte einer verratenen Liebe, die
dahinsiecht, bis sie an einer echten und reinen Liebe wieder genest Du
Buch ist auf einen reinen, edlen Ton gestimmt, doch streift es mitunter all-
zusehr ans Romantische und Sentimentale. ibi.
Ber, Eva, Der Andere. Novelle in Briefen. Berlin, Gebr. Paetel,
1902. (175 8. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Je n'en vois pas la n^cessitö. Wirklich nicht ! Mit einem solchen üeber-
schwang von Liebesrausch nnd Entsagung einige Dutzend Briefe zn schreiben,
mag für die, die es angeht, eine angenehme Beschäftigung sein ; aber solche
Briefe brauchen andere nicht zu lesen, selbst wenn die Personen nnd Ver-
hältnisse erdichtet sind, die künstlerische Form gewahrt ist und die Liebendeii
ihre duftenden Rosabillets mit dem geistreichsten französischen und italienischen
Kauderwelsch ausstatten. Elle est grande dans son genre, mais son genre
est petit. Bb.
Boecklin, August, Wanderleben in den Vereinigten Staaten.
Nach den Erinnerungen eines ehemaligen Offiziers, Leipzig, J. Cotti
Nachf., 1902. (355 8. 8.). 3 M.
In anspruchsloser Weise und in durchweg anziehender Form einer Er-
zählung selbsterlebter Kämpfe um die Existenz werden die Leser über trao»-
atlantische Zustände dem Anschein nach objektiv richtig unterhalten nnd lo
der Ueberzeugung geführt, dafs die goldenen Illusionen der Auswanderer dt
drüben bald in nichts zeitliefsen. Bevorzugt sind Situationen, in denen eis
kassierter deutscher Offizier und seine Freunde eine Rolle spielen ; es werden
geschäftliche und politische Interessen, volksindividuelle Sonderheiten, religiöse
nnd militärische Verhältnisse, die Stellung des Deutschtums, die Presse, das
soziale Arbeiterelend und die Korruptionen in allen Gesellschaftsschichteo
berührt, aber auch nur berührt. Ein tieferes Eingehen wird leider vermilat,
was unbeschadet des Buchcbarakters durch Ausscneidnng der das Pablikam
wenig interessierenden persönlichen Beziehungen leicht möglich gewesen wäre.
So hat das Buch kaum einen höheren Zweck als eine leichte Romanlektfire.
Bb.
Böhmer, Emma, Inkorrekt. Roman. Dresden n. Leipzig,
Carl Reifsner, 1901. (230 8. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Gabriele Reuters Anklage-Roman „Aus guter Familie" hat Schule ge-
macht. Im vorliegenden Falle handelt es sich aber leider nur um eine recht
epigonenhafte Variation des Themas von dem in konventioneller Beschränknog
erzogenen lungen Mädchen, das aus kleinlichen Verhältnissen im Eltemhanie
hinaus nach neier Entfaltung ihrer Gaben und ihrer Persönlichkeit strebt
Viel Gutes läist sich von dem Romane nicht sagen. Es ist Dnrchschnittsware
mit stark übertriebener Tendenz, erfindungsarm nnd auch schriftstelleriadi
keineswegs hervorragend. Wie lange wird es noch Mode sein, die sdiöne
Seele des Helden in einer Kollektion von eingestreuten Aphorismen den
Leser zu enthüllen? Das sollten sich doch nach Goethe nur noch ganz Greise
erlauben. G. F.
Brun-Barnow, I. von, Moorland. Roman. Dresden n. Leipzig,
E. Pierson, 1902. (273 S. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Der Roman hat unleugbare Vorzüge: er ist mit technischer Sicherheit
durchgeführt und — im feministischen Sinne — spannend geschrieben, der
Werdegang der Charaktere, namentlich der kindlichen Komtefk^ ist mit feber
Psychologie gezeichnet, und die Schüderong der westfälischen Moorlandschift
Bttcherachaa. 111
hat jene düstere Farbe, die für die Beobachtung der geheimnisvollen Vorige
im Schlosse die rechte Stimmung auslöst. Stofflich jedoch kann der Koman
den unbefangenen Leser nicht befriedigen. Nicht nur, dafs er aus dem Sumpf-
boden eines Ehebruchskandals seine Nährsäfte zieht, sondern auch die Ver-
qnickung von Spiritismus und Mystizismus mit dem Trauerkultns des einsied-
lerischen Grafen Droste (man bittet, auf den Namen zu achten) streift so sehr
an das Sensationelle, dals es kaum noch der Erwähnung der visionären Gräfin
bedarf, die angeblich im Moor verunglückte, aber mit mrem Geliebten davon-
dng und nachher ein Schattendasein im Schlols führt, um die Ablehnung des
fiudies zu erhärten. Bb.
Bndde, Dr. E., Blätter ans meinem Skizzenbnch. Gesammelte
kleine Erzählnngeo. 2. verm. Aufl. Berlin, Georg Reimer, 1902.
(170 S. 8.). 1,80 M., geb, 2,50 M.
Ohne gemeinsame Idee sind in dem Bändchen vierzehn ungleichartige
Erzählungen aus dem Vorrat des Verf. oder durch Zufall vereinigt. Am besten
geraten sind die Skizzen, in denen Tiere und kleine Kinder eine Rolle spielen.
An das Märchen klingt die Geschichte eines Irrenhäuslers an. Aber warum
diese Geheimnisthuerei in der Wahl der Ueberschrift? Am markigsten ist
die Leuchtturmgeschichte «Das Antlitz der That**, die an Otto Ludwigs
„Zwischen Himmel und Erde" gemahnt. Stil und Diktion sind flüssig, Humor
und Ernst in rechtem Verhältnis gemischt, und die Satire hält sich in den
Bahnen heiterer Ironie. Empfehlenswert. Bb.
Burmester, Marie, Pfarrhäuser. Roman. Hanan, Claufs und
Feddersen, 1902. (120 8. 8.). 1,50 M., geb. 2,50 M.
Ein kleines stilles Buch ohne Nervenkünstelei und Sinnenbrunst und,
wie es scheint, ein Erstlingswerk, dem noch die ausgeprägte Eigenart, vor
allem die ostholstcinische und ostfriesische Lokalfarbe und das Temperament
fehlt, sonst aber hübsch erdacht und in den getäuschten Liebeshoffhungen
der Heldin gut empfunden. Die Pastorentypen und die Lebensgewohnheiten
in pastoralen Kreisen sind sichtlich aus eigener Anschauung gezeichnet. Das
Bach kann anspruchslosen evangelischen Lesern empfohlen werden. Bb.
Danmas, Maria Ren^e, Was die Schwalbe sang! Eine einfache
Geschichte aus meinem Nachbardorfe. Dresden u. Leipzig. E. Pierson,
1902. (52 8. 8.). 1 M., geb. 2 M.
Eine einfache Geschichte, fast zu einfach, um zu interessieren. Die
Liebe des Lieserl zu dem eifersüchtigen Josi ist ein ziemlich dürftiges Motiv
und in der seelischen Begründung von der Blässe des Gedankens angekränkelt.
Weshalb die ganze Geschichte einer schwatzhaften Schwalbe in den Mund
gelegt wird, bleibt unverständlich. Das mag poetisch sein, aber es ist in
dieser Art mindestens unnatürlich. Bb.
Doyle, A. Connan, Rache. (Sherlock-Holmes Serie). Stnttgart,
R. Lutz, 1902. 2,25 M.
Sherlock Holmes ist der geriebenste aller Privatdedektives, der die Haupt-
figur einer ganzen Reihe von Kriminahromanen des englischen Schriftstellers
Doyle bildet. Der Schriftsteller weifs äu&erst spannende Fälle zu kombuiieren,
um die Kunst seines Helden auf das Vorteilhafteste zu zeigen, deshalb ^eniefst
denn auch Doyle eine Berühmtheit in seinem Fach wie etwa M. Twam, und
ebenso einen sehr grofsen Leserkreis. Spannende Geschichten finden eben
Immer ihre Leser, und eine solche ist Doyles „Rache*. ibi.
Dresl er, Arthur, Künstler-Novellen. Leipzig, B. Elischer Nachf.
[211 S. 8.). 2,50 M.
Mit liebenswürdigen Harmlosigkeiten, wie sie hier geboten werden, soll
nan nicht allzu streng ins Gericht gehn. Liebesabenteuer aus dem Leben
^oDser Munen und Primadonnen, zumal historischer, werden um ihrer selbst
112 Bilchenohaa.
willen anf einen gewissen Teil von Lesern stets grolsen Reiz ausüben, die
hier geschilderten haben den Vorzug, nicht den geringsten Anlafs zu prfiden
Bedenklichkeiten zu geben. Das Buch kann anch jngendlidien Lesern als
Unterhaltungslitterator leichteren Schlages ohne Weiteres in die Hände ge-
geben werden. 6. F.
El Neccar (Verfasser von „Seine Mutter*). Ein belauschtes
Gespräch. Originalroman aus dem französischen Familienleben. Dresden
u. Leipzig, E. Pierson, 1901. (402 8. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Es ist dafür gesorgt, daCs, wie bei uns die Marlitt, Heimburg, so in
Frankreich die Ohnet, Feuillet etc. nicht aussterben. Nur dals unser Garten-
laubenroman im Ganzen von jener sexuellen Frivolität freigeblieben ist, die
man drüben wie die Sauce zum Braten nun einmal nicht entbehren zu kOnnen
glaubt. In unserm Roman hat der Verfasser einen pikanten Gegensatz
durch die Gegenüberstellung von Kloster- und Cocottenmilieu zu erzielen
versucht. Im Uebrigen handelt es sich um einen Dragonerleatenan^ Marquis
von ur-uraltem Adel, und um ein weltfremdes junges Mädchen, das der Vater,
ein reicher Parvenü, an diesen mittelst Ehe verkuppelt Dann geht der
„Originahroman" hücnst moralisch weiter bis zum glücklichen SchluTs, frei
nach dem „Hüttenbesitzer". G. F.
Ernst, Paul, die Prinzessin des Ostens und andere Novellen.
Insel-Verlag Leipzig. 1903. (297 8. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Dieses Buch mit seinen siebzehn Geschichten macht auf den Leser den
Eindruck der Absonderlichkeit wie alles, was im Insel - Verlage erschien.
Seltsam sind sowohl viele der Erzählungen, seltsam ist auch die sich meist
altertümelnd gebende Erzählweise und dem ist auch der Buchschmuck an-
gepafst. Man ma^ sich zu dem Verfasser stellen wie man vrill, man wird
mm dichterische Qualitäten nicht aberkennen können. Doch würde er wahr-
scheinlich Besseres bieten, wenn er sich natürlicher gäbe. ibl
Eysell-Kylburger, Clara, Dilettanten des Lasters. Leipzig,
H. Seemanns Nachf. 1902. (294 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Der Grolsstadtroman führt uns in einen Kreis von Mädchen, die üir
Schicksal als Arbeiterinnen, Musikerinnen, Schriftstellerinnen, Malerinnen etc.
selbst bestimmen wollen. Da sie aber innerlich nicht frei sind , geraten bald
die meisten zu Männern in schiefe, falsche Verhältnisse. Der Koman deckt
somit einen wunden Fleck unseres modernen Grolsstadtlebens anf. Der
SchluTs der Handlung ist nicht abschliefsend, sondern abgebrochen, wie es so
oft bei Geschichten unserer modernen Schriftsteller vorkommt ibl
Freudenthal, Friedrich, Sonderlinge und Vagabunden. Bilder
und Erzählungen aus der nordhannoverschen Heide. 2. Aufl. Olden-
burg, Gerhard Stalling, 1901. (200 8. 8.). 2 M., geb. 2,80 M.
Das sind sonderbare Käuze, diese Vertreter des ländlichen Proletariat!
aus Moor und Heide. Ihre Ideenwelt ist nur eine kleine, ihre Denkweise
schwerfällig, ihr lüneburgisches Platt derb zugreifend, oft von beabsichtigtem
und unfreiwilligem Humor. Das Buch eignet sich zur Einstellung in niede^
sächsische Bibliotheken. Bb.
Frobenius, Leo , Simmel - Sammel - Surium des Dr. Gottlieb
Haberer. Novelle. Berlin, 0. Janke (1902). (288 8. 8.). 2 M.
Dem «Meister Wilhelm Raabe"" ist dies Buch mit seinen krauset
Stimmungen und Träumereien und seinen hübschen Bildern aus dem Kalei-
doskop des Lebens gewidmet. Raabefreunde, die allerdings unter den Lesen
der Volksbibliotheken nicht allzu zahlreich sind, werden an dem Buche
sicherlich Freude haben, auch wenn sie sehen, dais es an den Meister nicht
heranreicht Von dem Verfasser ist wohl noch Gröfseres zu erwarten.
O.K.
Bticherschaa. 113
Gerhardt- Amyntor, Dagobert von, Röntgenstrahlen. — Das
Amselnest Novellen. Breslan, Schlesische Verlagsanstalt v. S. Schott-
laender, 1902. (144 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Gewandt geschrieben und spannend in der psychologischen Beweis-
fÜhmng, zeigt die erste Erzählung , daüs der eheliche Friede durch einen
Dritten nicht ungestraft verletzt werden darf, selbst wenn dieser, ein Ehren-
mann, sich mit unbegründeten Hofibungen auf den Besitz seines Jugendidols
geschmeichelt hatte. Seine aller Pikanterie abholde Lösung findet der dunkle
[erzensdrang des Friedensstörers in der vorübergehenden Unfreiheit des
Willens. Die zweite Novelle ist die trübe Jugenderinnerung eines ver-
einsamten reichen Mannes an das kurze Liebesglück unter einem Amselnest.
Für gebildete Leser empfohlen. Bb.
Gersdorff, A. V. (Ada v. Maltzahn). Räthselhafte Schuld. Roman.
Bd. 1. 2. Dresden u. Leipzig, Carl Reifsner, 1901. (187 u. 198 S. 8.).
5 M., geb. 6 M.
Eine Durchschnittsleistung im Gartenlaubenstil, weitschweifig und „roman-
haft* genug, um anspruchslose Leserinnen zu fesseln. Alles ist Konventionell
geschaut und wiedergegeben, zeugt jedoch anderseits von sicherer Routine
m der Schilderimg gewisser Gesellschaftskreise, in der es nach der Aus-
drucksweise der Verfasserin Leutenants giebt, die wirklich selten nette
Menschen sind. Die obligate Verlobung erfolgt prompt am Schlüsse, ohne
dass anderweitige Herzen vorher gebrochen werden müssen. Sonach könnte
man den Roman nach dem belieoten Schema als gesunde Familienlektüre
abstempeln. Gröfsere Bibliotheken mit ausgedehnterem Bedürfnisse nach
harmlosem Lesestoff mögen ihn immerhin anschaffen. G. F.
Goethes Fanst am Hofe des Kaisers. In drei Akten für die
Bühne eingerichtet von Joh. Peter Eckermann. Aus Eckermanns Nachlafs
hrsg. von Friedr. Tewes. Berlin, Georg Reimer. 1901. (XVI u. 129 8. 8.).
Geb. 2,40 M.
Eckermann will den zweiten TeU des Faust als Trilogie behandeln:
Faust am Hofe des Kaisers, Faust und Helena, Fansts Tod. In einem Nach-
lafs fand sich die fertige dreiaktige Bühnen einrichtung des ersten Teils dieser
Trilogie (I.Akt), vermehrt um eine von E. gedichtete Szene zwischen Faust
und Mephisto (als Exposition zu der Reiclisversammlung) und mit Bemerkungen
versehen über Besetzung der Rollen, Dekoration und dunkle Textstellen.
Litteraten wird die Veröffentlichung des Manuskripts willkommen sein, für
Volksbibliotheken ist sie ohne Belang. Bb.
Gorjki, Maxim, Die alte Isergil. Gewesene Menschen. (Ge-
sammelte Erzählungen. III. IV.). Aus dem Rufsischen von Michael
Feofanoff. Mit Buchschmack von Otto Ubbelohde. Leipzig, Eugen
Diederichs, 1902. (223 u. 232 8. 8.). Je 2 M.
Der Anerkennung, die Gorki auch bei uns in verhältnism'äfsig so kurzer
Zeit zu teil geworden ist, kann man sich aufrichtig freuen. Die vorliegenden,
vorzüglich übersetzten Novellen zeigen die hervorragende Persönlichkeit
eines echten Dichters und Naturbeseelers, ans dem der Geist der Nation und
der heimischen Erde in ursprünglicher Kraft und Frische redet. Wimderbar
ist die Poesie der Steppe und ihrer Bewohner in der „alten Isergil** geschildert,
die erschütternde Studie „Gewesene Menschen" (auch übersetzt unter dem
Titel „Verlorene Leute", „Menschen von Einst" etc.) liegt dem neuerdings
viel genannten und aufgenihrten Drama „Nachtasvl" zu Grunde. Gorki zu
empfehlen ist heute überflüssig, doch muts vor mind.erwertigen Uebersetzungen
seiner Dichtungen gewarnt werden. G. F.
G 1 1 8 c h a 1 1 , Rudolf von, Ariadne. Berlin, Gebr. Paetel, 1 902.
(179 8. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Titel und parallele Beziehungen auf das griechische Altertum nehmen
Biob in ehier von modernen Eifersaohtsszenen und neuzeitlichen Kriegswirren
114 Bttchenehaii.
erfüllten Novelle etwas wunderlich aus. Der Ariadnefaden der hübschen
Rretenserin ist prar lose eesponnen, eben nur fest genug, um dem grichischen
Kaufmann den Weg zur Befreiung der Geliebten aus der Höhle des Kurden
zu zeigen. Auf Naxos verwirren sich die Romanfäden in den onstat^n
Herzensbeziehnngen eines deutschen Gelehrten und eines Griechen einerseits
und des kretensischen Mädchens und einer internationalen Lady andrerseits so
sehr, dafs die Realität der Verhältnisse darunter leidet Im übrigen ist die
Novelle dichterisch empfunden und in einem glänzenden StQ gehalten. Nor
gebildete Leser werden das Buch mit Nutzen lesen. Bb.
Gr^ville, Henri, Trnggold. Dresden. E. Piersons Verlag. 1902.
(288 8. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Die Schriftstellerin zeigt uns wie eine gesunde Liebe vertieft wird durch
eine Krise, wo sie echtes Gold vom Truggold unterscheiden lernt Die Ge-
schichte ist von gesunder und feiner Moral und bietet uns eine treffliche
Charakteristik zur französischen N6odecadence , die übrigens der deutscheo
verwandt ist. Das Buch bietet eine reiche Fülle von Leben, dargestellt in
einer gesunden Tendenz. Für Stadtbüchereien. ibL
Grimme, F. W., Auf roter Erde und andere Erzählungen.
Paderborn, F. Schöningh, 1902. (VIII, 372 S. 8.). 3 M., geb. 3,60 M.
Die zumeist in den sechziger Jahren entstandenen Erzählungen G.\
muten heute wohl ein wenig wie aus der Grofsvaterzeit an. Doch ist das
kein Nachteil. Sie sind jedenfalls im guten Sinne volkstümlich: sie schildern
einfache Menschen und Verhältnisse und zwar so, wie sie eine an Gemüt
und Humor nicht arme Erzieher- und Dichterseele sieht und auf dem Grunde
der festen Kirchenmoral beurteilt Leider ist einzelnes, wie die Erzählung
^St. Michael*, für Nicht-Katholiken schwer geniefsbar, denn wenn diese auch
keinen Anstofs daran nehmen würden, dafs hier begeistert für Papst and
Kirchenstaatbefreiung kämpfende Personen vorgetührt werden, so muls sie doch
der Eifer des Verfassers, mit dem er gerade diese Personen mit allen mög-
lichen Tugenden schmückt und mit dem er sie aufs nachdrücklichste als
nachahmenswerte Idealcharaktere schildert, peinlich berühren. G. K.
Halde, Georg von der. Aus dem Tornister. Launige Erinnerungen.
Kiel, Lipsius und Tischer. (75 S. 8.). 1,50 M.
Das Buch bietet flott geschriebene Charakterbilder ans dem Militiir-
leben , ManOvergeschichten , Marscherinnerungen und Kasinoerlebnisse in der
Art Schlichts. Der Aufnahme des Buches in Volksbibliotheken steht nichts
im Wege. Bb.
Hardt, Ernst, Bunt ist das Leben. Novellen. Köln, Scbaf-
stein & Co., 1902. (214 S. 8). 3 M., geb. 4 M.
Es wird sicher keinen Leser geben, der durch die Lektüre dieser
„Novellen" irgendwie gefördert werden könnte. In einem öden Mixtum von
Unsinn und von Bagatellen findet sich kaum eine Zeile, die den Gedanken
aufkommen läfst, dafs es sich hier um einen Dichter (Nr. 2 .Wie ich Dichter
wurde' 1) und um eine Dichtung handelt Noch abstofsender wirkt das ganxe
Opus durch die unverhältnismäfsig glänzende äufsere Ausstattung nnd durch die
protzige Art, wie jedes kleine Schnitzel sein Extravorsatzblatt mit dem Namen
eines litterarischen Freundes (?) bekommt. G. K.
Heims, P. G., Zu Füfsen der Wartburg. Novellen und Skiaen.
Berlin, Alb. Goldschmidt, 1903. (102 8. 8.). 0,50 M.
Es waltet ein stilles Leben in den Forst- nnd Pfarrhänsem der acht
Novellen, das Waldesrauschen klingt harmonisch zu dem LiebesgeflOster, und
nur selten bleibt ein Mifsklang zurück. Die Novellen stehen nicht alle auf
gleicher Huhe, einige reichen eben zum Zeitungsfeuilleton und wirken in der
Deharrhchen Emtömgkeit desselben Motivs ermüdend. Bb.
Bttchersohao. HS
Herbert, M., Vod nnmodemen Frauen. Novellen. Köln a. Rh.,
Verlag von J. P. Bachern. (431 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Das Bach bietet zwölf GescbichteD, die nach Gehalt und Ausarbeitnng
nicht gleichartig, die Jedoch alle von christlicher GesinnaDg nnd fraueDhafter
Zartheit durchweht sind. Und zeigen anch die Erzählungen nirgends eine
eigenartige, starke Dichterpersönlichkeit, so berührt den Leser doch wieder
die Reinheit wohlthnend, mit der die Probleme behandelt sind. Alles in
sllem wtlrde ich das Bach «Von unmodernen Frauen^ viel lieber in den Händen
nnaerer Weiblichkeit sehen als so viele Bücher von modernen Frauen, ibi.
Hertz, Paul, Unser Elternhaus. 1. bis 5. Tausend, Hamburg,
A. Janssen, 1902. (Hamburger Hansbibliothek). (98 8. 8.). Geb. 0,50 M.
Von den drei Familienbüchern der Familie Hertz, die, früher als Bfanuskript
gedruckt, manchem Freunde des Hauses in froher Erinnenmg sind, wird hier
as der Zeit nach zweite einem gröfseren Publikam dargeboten. Schon vor-
her war es in einer von der Gesellschaft hamburgischer Kunstfreunde ver-
anstalteten Prachtausgabe etwas zugänglicher geworden; auch berichtet die
dortige Lehrervereinigung, dals das Werk trotz des hohen Preises in allen
Schienten der Hamburger Bevölkerung und bei allen Lebensaltern die leb-
hafteste Teilnahme erweckt habe. Dem Büchlein ist daher die weiteste Ver-
breitung zu wünschen. Möchte alsdann die frohe Aufnahme, die es aller
Orten finden wird, die Familie dazu bestimmen, auch mit den beiden
anderen Büchern nicht länger zurückzuhalten. £. Lg.
Jensen, Wilhelm, Der Schleier der Maja. Dresden n. Leipzig,
Carl Reifsner, 1902. (540 S. 8.)- 7 M., geb. 8 M.
Aus dem Boden seiner ostholsteinischen Heimat zaubert der phantasie-
begabte Dichter ein verwunschenes Schloß iu abenddämmernder Beleuchtung
Nachtigallen singen süfse, traurige Weisen, Rosendüfte erfüllen den Park, und
von der Küste herüber schallt gedämpft die Meeresbrandung. Unmerklich
leise sinkt der Schleier der Maja (ein der indischen Mvthologie entnommener
Begriff) auf die Schlolsbewohner herab, so dafs sie aurch sein Gewebe den
täuschenden Schein sehen und nicht die Wirklichkeit erkennen. An den
Verkauf des Gutes Ahrenswald ist ala Bedingung die Verheiratung der jungen
Grilfin mit dem Sohn des Käufers geknüpft Dadurch wird oue bedrohte
Familienehre gerettet, aber das gegenseitige Vertrauen des Ehepaares stark
erschüttert Endlich klären sich die Milsverständnisse auf, der Schleier zerreilst,
und die Gatten werden in Liebe vereint Der Roman fesselt durch dichterische
Schönheit der Sprache und Gedankenfülle, auch stofflich, obwohl die ätherischen
Frauengestalten mehr dem Märchen als einer Gegenwartserzählung angehören.
Das Buch wird gebildeten Lesern und grofsen Bibliotheken emp^hlen, denen
sieben Mark für einen Roman nur eine Kleinigkeit ist Bb.
Jensen, Wilhelm, Im achtzehnten Jahrhundert Zwei NoveUen.
Leipzig, B. Elischer Nachf. (206 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
„Der goldene Vogel'', die erste der Novellen, ist eine etwas weit aus-
gesponnene Geschichte von dem Abenteuer Hans des Träumers mit einer
richtigen Rokokoprinzessin, die ihm später als Schutzengel über mancherlei
Fährmsse seines Lebens hinweghilft, sehr anmutig und fein erzählt, aber warum
die bittere Resignation am Schlufsr In «Eine Soiree des ancien regime* ist
ein unheimlicher Stoff aus der Revolutionszeit in packender Weise gemeistert;
eine dramatisch zu nennende Wirkung wird erreicht, er wäre der rechte
Vorwurf für einen Einakter gewesen. Etwas gestört wird freilich die Ge-
schlossenheit der kleinen Meisternovelle durch die eingeflochtene Liebesepisode.
Wiederum als ein Meister erweist sich Jensen in der Schilderung des Zu-
Btändlichen. G. F.
116 Bttcherachaa.
Jerome, Jerome E., John Ingerfield und andere Erz&hlongen.
Autoris. Uebersetzang von Johanna M. Lankan. Halle, Herrn. Gesenins,
1902. (103 S. 8.). 1 M.
Zu dem anch in Deutschland allgemein bekannt gewordenen Buche des
englischen Humoristen ^MUfsigc Gedanken eines MilTsigen^ gesellen sieh hier
fünf noch unbekannte Erzählungen, gleich jenen originell nach Form and
Inhalt, romantisch in der Verwicklung und voll heiterer Lebensphilosophie
in der Darstellung menschlicher Schwächen. Das küstlichste Stiick eines u
Dickens heranreichenden Humors ist der ^^Pachtvertrag des Wirtes vom goldenen
Schlüssel". Dafs dem Dichter aber auch die ernsteren Töne und selbst ein
tragischer Stimmungsgehalt nicht fehlen, beweist er in „John Ingerfield',
einer psychologisch feinen Geschichte ans Alt -London über das yerhältois
von Mann und Weib, und in der visionären „Sennerin". Leider ist die Ueber-
Setzung nicht stilrein (S. 1 an derem Fuise, S. 12 ich will es dir wissen lassen,
S. 76 unser kleine Präsident, S. 96 tuen). Jerome wird sicher seinen We| in
unsere Bibliotheken finden. Bo.
Jnnghans, Sophie, Hymen. Roman. Dresden nnd Leipzig,
Carl Reifsner, 1902. (356 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Den dicken Band fUUt eine redselige und langweilige Geschichte der
Vemunftehe. Er ist ein blassierter Lebemann, sie ist seine Gemahlin. Beide
haben nebenbei einen kleinen Herzensroman extra. Da fällt es ihnen ein,
nach Brasilien zu dampfen. Von einem Schurken verlassen, erleben sie anf
einer paradiesischen Flufsinsel eine wahrhafte Robinsonade und finden jetzt,
dais sie gar nicht übel zueinander passen. Das sind sentimental -romantische
Rückständigkeiten, die in dieser oberflächlichen Art wohl einem Unterhaltung»-
blatt zweiten Ranges genügen mögen, einer Schriftstellerin von Raf aber nicht
genüg n sollten. Hinzu kommt die Vergewaltigung der Sprache in dem sub-
stantivischen Gebrauch ganz unmöglicher Zusammenziehungen (das rasche
Dahingetragenwerden , vor dem Ins-Fener-Fallen , das Ans-Land-kommen, du
An-sich-heran-kommen-lassen u. v. a). 6b.
Keller, Paul, In deiner Kammer. Geschichten. Paderborn, Ferd.
Schöningh, 1 903. (245 8. 8.). 2 M., geb. 2,80 M.
Das ist einmal wieder ein künstlerisch reifes und gehaltvolles BucL
Geschöpft aus dem Gestaltenreichtum des wechselvollen Lebens, bergen diese
kurzen, skizzenhaften Erzählungen eine Welt vun Gedanken nnd Herzens-
Offenbarungen. Man merkt etwas von dem Walten einer still* schaffenden
Poesie, mag sie ergreifen in der Schlichtheit der Empfindung, erschüttern in
der Tragik der Lebensumstände und erheitern in der KomiiL des harmlosen
Zufalls. Das Buch verdient dringende Beachtung. Bb.
Krane, Friedr. Freiherr von, Aus der Säbeltasche eines alten
Kavalleristen. Erzählungen. 3. Aufl. Breslau, Eduard Trewendt, 1902.
(227 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Einen eigentlichen litterarischen Wert wird man diesen schlesiscben
Husarengeschichten aus dem siebenjährigen Kriege nnd den Freiheitskriegen,
den Prozelsgeschichten verbitterter Gutsnachbarn, Banemrevolten aus dem
«Jahre 1848 gegen die Gutsherrschaft, Duellaffären und Kasernengeschichten
aus den sechziger Jahren kaum zuerkennen können. Sie sind aber meist
unterhaltsam geschrieben und in einzelnen Partien wie namentlich in der letzten
— allerdings wohl stark gefabelten — Kasernengeschichte vom roten Heubift
voll lachhai'ter Komik ; doch dürfte für die Heraldik schlesischer und polnischer
Adelsgeschlechter das Interesse nur gering sein. Immerhin hat das Buch so
viel Lebenskraft gezeigt, dafs es seit dem ersten firscheinen vor dreilsig
Jahren dreimal aufgelegt werden konnte. (Der Verf. starb 1874.) Die
Empfehlung des Buches möchte ich auf schlesische Bibliotheken besohränkea
Bb.
BUcherschaiL 117
Knylenstjerna, Elisabeth, Abhäogigkeit. Roman. Aus dem
Schwedischen fibersetzt von Helene Vagt. Dresden n. Leipzig, Carl
Reifsner, 1902. (212 S. gr. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Der Roman liest sich in der gewandten Uebersetzung wie ein Original.
Er erzählt von dem Ergehen der in gedrückten Verhältnissen lebenden Familie
eines Schriftstellers, der mit ermattender Phantasie fürs tägliche Brot Fenilletons
schreibt, und von den demütigenden Beziehungen seiaer Kiuder zur grofsen
Gesellschaft. Ohne scharfe Konturen und ernste Verwickluagcn, ja ohne aus-
geprägte leitende Idee schleppt sich der Roman durch langweiliges Ball-
geschwätz und zahlreiche Kafieevisiten hin, so dafs unser Interesse nur mäfsig
erhalten wird. Immerhin lassen einzelne Episoden die Künstlerschaft der
Verfasserin erkeaueu. Das Buch wird nur reiferea Lesern, die sich durch die
dürren Oeden nicht abschrecken lassen, Unterhaltung gewähren. Bb.
Lanff, Josef, Der Heerohme. Ein bürgerl. Drama in 5 Akten.
Köln, Verlag Albert Ahn. 1902. (124 S. 8.). 2 M.
Der bekannte Schriftsteller bietet in diesem Schauspiel die Bearbeitung
des Hanptthemas seines schönen Romanes „Kärrekiek". Die Hauptperson
ist der Seminarist Wilhelm Verhage, den die Jugendliebe und der Drang der
neuen Zeit die geistlichen Fesseln brechen lassen. Aber die ungestüme Leiden-
schaft der Jugend bricht am Widerstand des Althergebrachten zusammen.
ibi.
Lohmeyer, Jnlins, Junges Blut. Sechs Erzählungen für die
Jugend. Mit 4 Bildern in Farbendruck von A. Wald. 2. Anfl. Stutt-
gart, Union Deutsche Verlagsgesellschaft. (230 S. 8.). Eleg. geb. 2 M.
Der Verf. hat einen Ruf als Jugendschriftsteller; doch kann man von
diesen Geschichten kaum behaupten, dafs sie sich über das MittehnäCsige er-
heben. Sie sind meist Charakterbilder von Kindern, die teils infolge falscher
Erziehungsmethoden den Pfad der Tugend verlassen, teils trotz aller Gehässig-
keit ihrer Verwandten auf dem Wege der Pflicht verharren. Auf unmöglichen
Voraussetzungen aufgebaut ist die erste, unglaubhaft die dritte, mit zu grellen
Farben gezeichnet die fünfte Erzählung. Vom Wehen eines dichterischen
Flnidums verspürt man herzlich wenig. Ernst zu tadeln sind die bis zur Un-
verständlich keit gehäuften Einschachtelungen von Nebensätzen wie S. 4 und
und Stilwidrigkeiten wie S. 61. Bb.
Mafs, Konrad, Der Goldschmuck von Hiddensee. Erzählung
ans Pommerns Vergangenheit. Stettin, L6on Saunier, 1902. (68 S. 8.).
0,50 M.
Der kleinen poesievollen Erzählung wünsche ich recht viele Leser. Sie
brauchen keinen Aktenstaub, modrige Klosterluft und gelehrtes Mönchslatein
zu fürchten. Der Verfasser hat eine feine Art, seine Leser in die Zeit des
erlöschenden Swantewitkultus und des siegenden Christentums einzuführen
und das Liebessehnen eines jungen Fischers und späteren Mönches unserm
modernen Empfinden nahe — vielleicht zu nahe — zu bringen. Bb.
Mayer, Eduard von, Falsche Feuer. Ein Roman aus dem
deutschen St. Petersburg. Berlin, H. Costenoble, 1902. 2 Bde. (234
n. 236 8. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Dieser ausgezeichnet geschriebene Kultnrroman, der die Lage des
Deutschtums in St. Petersburg schildert, ist schon allein wegen des stoff-
lichen Interesses, das der Leser an ihm nimmt, beachtenswert. Dem Verfasser
sind die Verhältnisse der dortigen Deutschrussen offenbar auf das Genaueste
bekannt, und er verfUgt daneben über eine Gestaltungskraft, reich genug,
um ein fesselndes, psychologisch sehr fein ausgeführtes Bild von dem gesell-
schaftlichen Leben der St. Petersburger höheren Schichten zu entrollen: ein
ernster Mahnruf an das Deutschtum, auf seinem vorgeschobenen Posten nicht
118 BüehenduuL
zvL yerknüchern in eiDseitiger BetonuDK veralteter reaktionärer Gesinniuii
sondern sich jnng zu erhalten durch lebendige Teilniüime an den g&»
Kämpfen, die das alte Vaterhind bewegen. Für gröCsere Bibliotheken ist
Bnch sehr zu empfehlen. 6. F.
Mercator, B., Ueberraschungen and anderes. Bilder ans dem
Leben. Berlin, Bnchbandlung der Berliner Stadtmission. (226 8. 8.).
1,50 M., geb. 2,20 H
Das Buch enthält zahlreiche Momentbilder aus dem Kinderleben und
der Welt, kurz skizziert und durch pastorale Nutzanwendungen zu Kollektiv-
Überschriften in Beziehung gesetzt. Diese Art praktischen Christentoms ist
angebracht in christlichen Sountagsblättem und kleinen Heften; aber einen
dicken Band davon zu lesen, ist fiir die meisten Leser, so sehr sie auch der
Auffrischung einer christlichen Gesinnung bedürfen, eine starke Zumutung.
Für Volksbibliotheken lehne ich darum das Buch ab. Bb.
Muellenbacb, Ernst, Maria. Roman. Berlin, E. Felber, 1901.
(318 8. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Mit Mnellenbach (Ernst Lenbach. wie er sich zuerst nannte) ist vor
einigen Jahren einer unserer liebenswürdigsten Erzähler dahingegangen. Wie
seine anderen Romane z. B. „Vom heüsen Stein*', „Schutzengelchen** kaim
auch der vorliegende allen Bildungsbibliotheken, namentlich im Interesse der
Leserinnen, nur empfohlen werden. Zartheit in der Wiedergabe seelischer
Stimmungen, dabei eine frische Natürlichkeit nnd Humor vereinigen sich in
dem Buche zu einer glücklichen Mischung. Den Inhalt bildet die Schilderung
des Lebensweges eines innerlich durchaus verschieden gearteten Schwestern-
paares. G. F.
Nie mann, Johanna, Freiheit! Novellen. Dresden n. Leipzig,
Carl Reifsner, 1902. (170 8. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Von den fünf Novellen, die sämtlich Bilder aus den Tiefen des menseh-
liehen Elends mit einer aucn vor dem Grellsten nicht zurückackreckenden
Realistik aufrollen, kann nur „Der Ausweg** auf litterarischen Wert Anspruch
erheben. In den übrigen tritt das Ringen nach ktlnstlerischer Form noch
zu sehr hervor, doch zeugen auch sie von tüchtiger Begabung. Es ist warmes
soziales Mitgefühl, nicht die Freude an veristischem Haugoftt, das in dem
Buche zum Ausdruck kommt und auch auf die abstolsendsten Scenen ein
mildes Licht wirft. Gleichwohl steckt aber noch zuviel Unreife auch in dem
besser Gelungenen, als dais das Buch tür Bildungsbibliotheken mnpfohlei
werden könnte. G. F.
Rosegger, Peter K. Weltgift. Leipzig, L. Staackmann. 1903.
(401 8. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Dies Buch Roseggers steht nicht auf der Höhe seiner letzten Romme
„Erdsegen'' und .das ewige Licht''. Es wird darin das Problem dargestellt,
da& eine im Weltleben verdorbene, gebrochene Natur auch in der Landein-
samkeit nicht mehr gedeihen kann. Das Problem ist leider nicht einwandfrei
ja geradezu gekünstelt behandelt. Rosegger hat sich hier an einen Stoff
gemacht, der ihm so zu sagen nicht liegt Doch ist das Buch immerhin ein
Rosegger, wenn auch kein bester und kann für Stadt- nnd Volksbüchereien
empfohlen werden. ibL
Salin ger. Engen, Kinder der Zeit Drei Erzählungen. 2. Ani
Berlin, Alb. Goldschmidt, 1903. (119 8. 8.). 0,50 M.
Drei unterhaltsam geschriebene Novellen, die ohne Sensationslüstemheit
das Verhältnis zwischen Mann und Weib in der platonischen und geschlecht-
lichen Wechselwirkung behandeln. Das Weib ist das stärkere Geschlecht,
der Mann sein um Liebe winseüider Sklave oder ein schmachtender Lieb-
haber. Volksbibliotheken nicht zu empfehlen. Bb.
Bücherschatt. lld
Schnback, Emma, Künstlers Erdenwallen. Roman. Dresden
und Leipzig, E. Pierson, 1903. (184 8. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Der begabte Maler, der nach bitteren Eottäuschnngen endlich einen
durchschlagenden Erfolg erringt, und die musikalische Ehefrau, die um des
Broterwerbs willen Privatstnnaen giebt, gehören schon seit langem zu den
stereotypen Komanfignren. Man dürfte ihrer bald überdrüssig geworden sein
und konnte endlich einmal eine andere, tiefere Auffassung erwarten. Die
Verfasserin aber bleibt in der traditionellen Behandlungsweise stecken und
stellt ihre Gestalten fertig hin, anstatt zu entwickeln. Da nützen geist-
reichelnde Reflexionen nichts. Sb.
Stein, Armin (H. Nietschmann), Fnfsspnren des Höchsten. Yolks-
erzählnngen. Halle a. S., Gebauer- Seh wetschke, 1902. (VI u. 161 8.
gr. 8.). 1,25 M.
Hansbrot nennt der Verfasser diese fünf einfachen Geschichten; Predigten
ohne Talar hat jemand anders Steins Erzählungen genannt. Beides trifft zu.
Nur könnte diese Hansmanoskost etwas mehr gewürzt und das Didaktische
mehr in das Gewand der Poesie gekleidet sein. So merkt man in den Be-
kehrungsgeschichten eines Bauern, eines Studenten, eines Arztes und der
glaubenslosen Sängerin sowie in der Geschichte vom Aberglauben zu sehr
die seelsorgerische Absicht. Der Band befriedigt nur sehr anspruchslose
Leser. Bb.
8 t engl in, Freiher von, Das Höchste. Roman. Dresden and
Leipzig, Verlag H. Minden. (348 8. 8.). 3,50 M., geb. 4,50 M.
Das Buch bietet uns ein BUd aus dem Fabriksstrebertum unserer Zeit,
das ein ruhiges Familientum vernichtet. Der Verfasser weils die Tragödie
der Verkettung zu mildem, indem er eine vernichtete Liebe in eine reinere
münden und anderseits Mutter und Tochter aus dem Zusammenbruch eine
stillere Zukunft gewinnen läfst. Für StadtbUchereien. — ibi —
Stenglin, Felix Freiherr v.. Eine reiche Partie. Erzählung. Berlin,
A. Goldschmidt, 1902. (Goldschmidts Bibliothek für Haus und Reise.
Bd. 107). (119 8. 8.). 0,50 M., geb. 0,75 M.
Die «reiche Partie* macht ein verschuldeter Kavallerieleutnant, indem
er durch Vermittelung eines Heiratsagenten die Tochter eines Bauernmillionärs
heimftihrt. Die scheinbare Geldheirat stellt sich aber bald als wirkliche Liebes-
heirat heraus, die nun unter dem Fluch ihres zufälligen hälslichen Ursprungs
zu leiden hat. Das Quälen und Drängen des früheren Vermittlers bringt den
Offizier um seine Stellung und beinahe auch um sein junges Eheweib. Durch
entsagungsvolles Arbeiten und energisches Selbständigmachen gelingt es
allmänlich dem Manne, Achtung und Vertrauen der Frau wieder zu gewinnen.
Die kleine Erzählung macht — wenigstens im grofsen und ganzen — den
Eindruck, dafs man es mit Personen und Verhältnissen des wirklichen Lebens
zu thnn nat. G. K.
Sylva, Carmen, Meine Ruh. Blutstropfen. Berlin, Alexander
Duncker, 1901. (154 8. 8.). 1,50 M., geb. 2,50 M.
Die „Blutstropfen" bilden den fünften und letzten Teil der gesammelten
Gedichte der königlichen Verfasserin. Eine reiche Gefühls- und Gedankenwelt
spiegelt sich darin, vorherrschend ist eine trübe Grundatimmunff, hervorgegangen
aus erlebtem Mtteren Weh, das in ihnen nachzittert. Mit Ausnahme einiger
Romanzen enthält der Band reine Lyrik, darunter Perlen, in denen sich
Innigkeit der Empfindung und Formvollendung zu harmonischer Schönheit
veremigen. G. F.
Tainach, Wolf von, Die brennende Frage. Humoristischer
Roman. Dresden n. Leipzig, Carl Reifsner, 1901. (338 8. 8.). 4 M.,
geb. 5 M.
Eine anspruchslose, gewandt geschriebene Geschichte aus der Sphäre
des höheren österreichischen Adels, der in einem anmutigen dolce far niente
1^0 Bücherschao.
dahinlebt nnd nicht einmal die „brennenden Fragen*^ der Politik ernst nimmt.
Der Roman (vielleicht ein Schlüsselroman?) ist in einem flotten, leicht hin-
geworfenen Tone erzählt, echten Humor wird man freilich darin vergeblich
suchen. Die geschilderton High - life - Typen werden wohl allen nicht öster-
reichischen Lesern etwas blals erscheinen, wir sind freilich durch M. v. Ebner-
Escheubach sehr verwöhnt. Den Roman besonders zu empfehlen, liegt keine
Veranlassung vor. G. F.
Tiergeschichten. Für die Jugend ausgewählt vom Hamburger
Jugendschriftenansschuls. Leipzig. Ernst Wanderlich, 1902. (110 S.
gr. 8.). Geb. 0,60 M.
Zu einem äoüäerst billigen Preise wird hier eine Sammlung ktlnstlerisch
wertvoller Tiergeschichten aus den Werken berühmter Autoren dargeboten.
Vertreten sind M. von Ebaer- Eschenbach, J. Ahrenberg, J. V. ^idmans,
BjörnsoD, Thompson nnd Kipling mit je einer Erzählung. Für die Jugend
schlechthin sind die Geschichten durchgehends zu hoch und in der Kiplingschen
Auffassung zu fremdartig; doch der reiferen Jugend, deren Geschmack nocli
unverdorben ist, und — da wir eine gröfsere Sammlung noch niefit besitzen
— auch Volksbibliothek eu können sie warm empfohlen werden. Der rührig
Ausschufg hat in demselben Verlag auch eine Sammlung Tiermärchen nach
gleichen Prinzipien erscheinen lassen. Bb.
Traudt, Val., Leute vom Bnrgwald. Erzählung ans dem ober-
hessischen Volksleben. Buchschmuck von Ubbelohde. Marburg, H.
G. Elwert, (286 S. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Die „Heimatkunst'' ist aur dem besten Wege, mit Uebertreibung gewisser
z. B. dialektischer AeuCserlichkeiten, sich den Weg ins Weite zu versperren.
Als ob die Kunst und der dichterische Gehalt an solchen Mätzchen hinge!
Schade ist es aber, wenn ein so hübsches, ja gutes Buch sich das Dasein so
schwer macht. L.
Walther, Bernhard, (Walther K.), So bin ich Spielmann worden.
Dresden, E. Piersons Verlag. 1902. (53 8. 8.). 1,50 M., geb. 2,50 M.
Diese Erzählung in Versen ist eine schwache Nachahmung Jolios
Wolff 'scher Epik. Weichlich und zerfahren, ohne dichterische Gestaltungs-
kraft, ohne kulturhistorischen Hintergrund erzählt sie die Geschichte einer
verdorbenen Liebe. ibl
Wiehert, Ernst, Der zerbrochene Krummstab. Novelle. Dresden
u. Leipzig, Carl Reifsner, 1902. (164 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Aus den wunderlichen Zeichen und der lateinischen Umschrift eines
alten Grabsteins im ehemaligen Kloster Dargun in Mecklenburg hat Wiehert
die Liebes- und Leidensgeschichte eines Abtes herausgelesen, dessen Tochter
als Hexe verschrieen wird und für die Schuld der wahren Uebelthäter mit
dem Tode auf dem Scheiterhaufen hülsen muiis. Es wird damit zugleich ein
im allgemeinen zuverlässiges Kulturbild aus dem Mecklenburg des 14. Jahr-
hunderts geboten. Die Erzählung liest sich leicht und angenehm und wird
Bibliotheken, die an der übrigens dezent behandelten Sünde des Abts keinen
Anstofs nehmen, zur Anschaf^ng empfohlen. Bb.
Z i p p e n d r f , M. J., Von Berg und ThaL Gedichte, Erzählungen
und Skizzen. Dresden und Leipzig, Pierson, 1902. IV u. 127 S. 8.).
2 M., geb. 3 M.
Es wäre zu viel behauptet, wollte man dem Buche einen poetischen
Wert zuschreiben. Die Gedichte sind gut gemeint und hier und da ganz hübsch
empfunden; aber sie stehen noch zu sehr im Stadium der Anfangerscbaft
Unbedeutend bis zur Dürftigkeit sind die Erzählungen und Skizzen. Bb.
Redaktionsschlufs für die nächste Doppelnummer am 15. Juni 1903.
Verlttg Tou Otto HjurrMtowits, L«ipsig. — Draok toxi Ehrhardt RarrM, Halle.
4. Jahrg. Nr. 7 u. 8. Rl^ffpr Juli -August 1903.
für Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Herausgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in Göttingen, Hanssen-
Strasse 2a. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt für Bioliothekswesen zu-
sammen bezogen 16 M., das Centralblatt allein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Die Auswahl des Lesestoffes
ffir die Wiesbadener Tolksbflchen
Vor nicht ganz drei Jahren beschlofs der Volksbildungsverein
zu Wiesbaden den verderblichen Folgen der Lektfire schlechter
Kolportagelitteratur dadurch entgegenzuwirken, dafs er durch einen
von ihm eingesetzten Prttfungsauschufs gute Volksschriften auswählen,
drucken und zum Selbstkostenpreis verkaufen liefs. Das Vorbild bei
diesem Beginnen waren die drei Schweizer Vereine zur Verbreitung
guter Schriften, die in Basel, Bern und Zfirich ihren Hauptsitz haben.
Diesen Verbänden, die das ganze Gebiet der Eidgenossenschaft mit
einem Netz von Ortsgruppen fiberzogen haben, ist es thatsächlich ge-
lungen, während ihrer mehr als zehnjährigen Thätigkeit viele Millionen
ihrer Hefte in die Hand des Kleinbürgers, Arbeits- und Bauersmannes
zu bringen. So ungeheuer war der Erfolg, dafs nicht selten ein
einziger dieser Schwestervereine innerhalb Jahresfrist 400 000 Schriften
und mehr vertrieben hat. Als Grundsatz für die Auswahl galt dort vor-
nehmlich das Fernhalten aller religiösen, konfessionellen oder politischen
Bestrebungen. Sind nun auch die Schweizer im Allgemeinen diesem
Prinzip treu geblieben, so verleugnet sich in anderer Hinsicht doch nicht
ihre kantonale Abgeschlossenheit: in allzuweitem Umfange werden von
ihnen lokale Dichtergröfsen bevorzugt. Auch die Ausstattung der
Hefte, das Papier und der Druck, lassen mancherlei zu wünschen fibrig
und genfigen jedenfalls nicht den Anforderungen, die man billiger
Weise in unserem grofsen deutschen Vaterlande zu stellen berechtigt
ist. Wenn trotz dieser Mängel das Ergebnis ein so aufserordentliches
war, so ist das einmal auf das stark entwickelte Gemeingeftthl des
Schweizervolkes, ferner aber auch auf die ungeheuere Vergfinstignng
der Portofreiheit zurückzuführen, die den drei Kartell vereinen von
Anfang an staatlicherseits zugestanden wurde.
In allen diesen Dingen suchten die Wiesbadener Volksbücher
von den Eidgenossen zu lernen. Ihre Ausstattung ist, wenn auch
nicht glänzend, so doch so gediegen, dafs sie auf dem Büchertisoh
des Reichen mit Ehren bestehen können, andererseits aber auch dem
IV. 7. 8. 9
122 Die Answahl des Lesestoffes für die Wiesbadener Volksbfleher
Annen den Gedanken fernhalten, als handele es sich um ein Unter-
nehmen, das von vornherein anf seine beschränkten Mittel zugeschnitten
sei. Ein weiteres Prae haben die Volksbücher vor den Schweizer-
Schriften insofern als jedes unserer Hefte mit einer Einleitung yerseben
ist, in der über das Leben und die Bedeutung des Dichters sowie im
Besonderen über die veröffentlichte Erzählung berichtet wird. Es ist
dem Prüfungsausschufs gelungen, eine Reihe der hervorragendsten
deutschen Litteraturkenner, Bettelheim, Comicelius, A. Eöster, Litzmann,
Jul. Rodenberg, Erich Schmidt, Adolf Stern, Steig u. a. für die Her-
stellung des einen oder des anderen dieser Vorworte zu gewinnen. Im
Uebrigen hat der Wiesbadener Volksbildungsverein hierbei auf lokale
Kräfte zurückgegriffen.
Der Hauptunterschied aber besteht doch in der Auswahl. Die
Schweizer wollen, wie es z. B. im § 1 der Statuten des Vereins Bern
heifst, im Volke den „Sinn für gute Litteratur unterhaltender und
belehrender Art wecken **. Dieser zweite Punkt tritt nun aber bei den
Wiesbadener Volksbüchern , die von der Voraussetzung ausgehen, dafs
jedes gute Buch so wie so belehrt und den Gesichtskreis des Lesera
erweitert, durchaus zurück. Der Wiesbadener Prüfungsausschufs sah es
bisher als Ehrensache an, nur wirklich litterarisch Wertvolles seiner
Sammlung einzuverleiben. Es liegt auf der Hand, dafs dieser Gnind-
satz bei den Mitgliedern der Rommission erst allmählich durchdrang.
Jedenfalls wurde die Auswahl der ersten fünf Hefte, die zusammen
erschienen (Riehl, Hansjakob, Rosegger, Dickens, Stifter,) nach jenem
Gesichtspunkt getroffen. Daraufhin sprach sich die Kritik mit solcher
Einmütigkeit für die Richtigkeit unseres Standpunktes aus, dafs man
beschlofs auf dem einmal betretenen Wege weiterzuschreiten. In der
Frage also, die vor einiger Zeit auch in diesen Blättern erörtert wurde
(Jahrg. 3 S. 37), ob die Auswahl des Bücherstoffes für Volksbibliotheken
durchaus nach dem litterarischen Werte zu bemessen sei, hat sich der
Prüfungsausschufs mit Entschiedenheit zu der auch ebendort ver-
tretenen Auffassung bekannt. Jenes Prinzip bedarf nun aber einer kleinen
Einschränkung. Mit Recht hat der Herausgeber dieser Zeitschrift
(a. a. 0. S. 77) an die Meinung Charles A. Cutter's erinnert, der vom
Standpunkte des Bibliothekars aus die meistgelesensten Bücher für
die besten erklärte. Mag dieser Grundsatz an sich auch noch so an-
fechtbar sein, für ein Unternehmen, wie die Wiesbadener Volksbücher
es sind, ist er bis zu einem gewissen Grade zutreffend. Wie schon
erwähnt, die Kommission hielt es für angezeigt, nur wirklich gnte
Schriften herauszugeben, andererseits aber durften doch auch nur solche
dargeboten werden, die dem Lese- und Bildungsbedürfnis der grofsen
Menge wirklich entgegenzukommen versprachen. Darin eben liegt der
Gegensatz der Wiesbadener Volksbücher zu den grofsen Kollektionen
von Reclam, Meyer, Hendel u. s. w. die eine ganz andere, man mOchte
sagen universalere Absicht verfolgen. Gerade über diesen Unterschied
hat sich kürzlich ein österreichischer Autor, E. H. Strobl, in einem
„Zur Psychologie der deutschen Volksbücher** überschriebenen Auf-
▼on Erich Liesegang. 1S8
Mtz ansfnhrlich geänfsertJ) Die Mey ersehen Volksbücher, so bemerkt
er, beginnen mit der „Minna von Bamhelm**, Hendel hebt mit Schillers
Gedichten, Reclam mit Goethes Faust an. Ueberschant man vollends
die ersten hundert Nummern jeder dieser Sammlungen, so fehlt kaum
einer der deutschen Klassiker und der Heroen der Weltlitteratur. „Die
Wiesbadener Volksbücher ** , so fährt Strobl fort, „verfolgen andere
Zwecke. Ihre Absicht ist es nicht, die Klassiker und wissenschaftlichen
Werke in billigen Ausgaben zugänglich zu machen, sondern sie wollen
ausschliefslich das Volk an eine billige und gute Lektüre gewöhnen.
Die Auswahl, die zu diesem Behuf getroffen wurde, ist ebenso reich-
haltig als bewunderungswürdig. Alte, fast verschollene gute Erzähler
tauchen da wieder auf, neben neueren und allerneuesten.^
Zieht man von diesem Lob das Zuviel liebenswürdiger Ueber-
treibung ab, so hat der österreichische Schriftsteller in der That richtig
herausgefühlt, worauf es unserem Prüfnngsausschufs vorzüglich ankam.
Durch die erwähnten Sammlungen wird der Nachfrage des deutschen
Publikums nach den Klassikern der Weltlitteratur und des nationalen
Schrifttums genug und übergenug Rechnung getragen. Auch beweist
das Gedeihen so vieler Unternehmungen, die alle von derselben
Voraussetzung ausgehen, dafs sie einem ausgedehnten Bedürfnis bei
Schulen und Gelehrten entgegenkommen. Stellt man indessen die
Frage, ob die in jenen Sammlungen aufgehäuften Schätze wirklich ins
Volk dringen, so mnfs das füglich bezweifelt werden. Abgesehen da-
von, dafs der Druck nicht in allen diesen Kollektionen so grofs und
deutlich ist, wie ihn die Benutzer von Volksbüchereien zumeist lieben,
verschwindet das wenige dem gewöhnlichen Leser Zusagende hinter der
unendlichen Menge des Ungeeigneten und für ihn Unmöglichen. Hier-
aus wieder die Auswahl zu treffen, das ist eine Arbeit, die das Ver-
mögen des Handwerkers oder Tagelöhners und sogar das des Leiters
einer kleinen ländlichen Volksbücherei weit überschreitet.
Demgegenüber mufste es das Bestreben der Wiesbadener Volks-
bücher sein, eine Sammlung zusammenzustellen, die überhaupt nichts
ftlr den kleinen, litterarisch nicht beratenen Mann Ungeeignetes enthält;
hierzu aber empfehlen sich naturgemäüs vor allem Erzeugnisse der zeit-
genössischen Schriftsteller, weil diese auch, wenn die Erzählung einmal
in der Vergangenheit spielt, von Ideen und Anschauungen erfüllt
sind, die der Gegenwart nahe stehen. Es galt also — da Proben aus-
ländischer Litteraturen nur ab und zu gebracht werden sollten — Um-
schau zu halten in der unmittelbaren Vergangenheit. Die Werke der
besseren Novellisten der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts
sind in der Sprache und in ihrem ganzen Gedankenkreis dem lebenden
Geschlecht noch so geläufig, dafs auch hier eine geschickte Auswahl
eine reiche Fülle durchaus geeigneten Lesestoffes heranzuschaffen
vermag. Immerhin war für uns Vorsicht rätlich. Namentlich in den
ersten zwanzig Nummern überwiegen daher die modernen Autoren
1) Tagesbote aus Mähren und Schlesien Nr. 464 vom Jahre 1002.
9*
124 Die Auswahl des Lesestoffes für die Wiesbadener Volksbtteher
weitans. Abgesehen von den schon genannten Schriftstellem rand hier
W. Jensen, R. Greinz, Hans Hofimann, Heyse, Gottfried Keller, Storm,
Raabe nnd Kompert sowie M. v. Ebner -Eschenbach, L. y. Frangois,
C. Viebig und J. Frapan vertreten. Von älteren Namen begegnet man
in jenen ersten zwanzig Heften aufser Dickens und Stifter nur noch
Hauff, Melchior Meyr nnd dem von Paul Heyse wieder entdeckten
Starklof, dessen „Sirene" dem Unternehmen schon manchen Frennd
zugeführt hat. Später verschiebt sich das Verhältnis zu Gunsten der
älteren Autoren, deren Werke, buchhändlerisch gesprochen, bereits frei
sind. Wofern es sich ermöglichen läfst, wechselt fortan immer ein
modemer mit einem der älteren Dichter. So bringt Heft einundzwanzig
Wilbrandts Lootsenkommandeur, während das folgende eine zweite
Erzählung Stifters enthält. Es lösen sich dann Almquist und Gottheit
Hermine Villinger und A. von Droste-Hülshoff, Tolstoi und W. 0.
von Hom, Ernst Müllenbach und Julius Mosen ab. Und ebenso soll
es bei den demnächst erscheinenden Bändchen gehalten werden; zu-
sammen mit einer Erzählung von Adolf Stern wird GriUparzers „Armer
Spielmann" und zusammen mit einer Kriegsnovelle Detlev von
Liliencron's Hauffs „Jttd Süfs*' herauskommen.
Sollte es dem Ausschufs gelingen durch dieses vorsichtige Ver-
fahren im Vertrauen der Kreise unseres Volkes, für die das unter-
nehmen zunächst berechnet ist, sich derartig festzusetzen, dafs diese jede
Nummer der Volksbücher unbesehen an sich nehmen und lesen, so
wird er seinerseits gewifs nicht hinter den Schweizervereinen zurück-
bleiben wollen: wie diese den Teil in einer besonders schönen nnd
würdigen Ausstattung ihren Landsleuten dargebracht haben, so wird
dann auch der Wiesbadener Prüfnngsausschufs es unzweifelhaft als
Ehrensache ansehen, das eine oder das andere Meisterwerk unserer
Klassiker den Lesern in die Hand zu geben.
Ist also nach der Richtung hin auf das Beste dafür gesorgt,
dafs die Volksbücher ihre sichere Bahn gehen, so ist es um so
schwieriger auf der anderen Seite den rechten Weg einzuhalten. Wie
schon hervorgehoben, war sich die vom Wiesbadener Volksbildungs-
verein eingesetzte Kommission schon in allem Anfang darüber einig,
dafs bei der Auswahl der modernen Litteraturwerke rigoroser zu ver-
fahren sei, als es von Seiten des Baseler, Berner und Ztlricher Vereins
geschieht. Dafs wir diesen Grundsatz thatsächlich verwirklichen konnten,
verdanken wir dem freundlichen, nicht genug zu preisenden Entgegen-
kommen der zeitgenössischen Dichter und ihrer Verleger. Eben dieses
Vertrauen aber legt dem Ausschufs um so mehr die Pflicht auf, nnn
auch seinerseits darüber zu wachen, dafs die Kollektion eine Elite-
sammlung bleibt. Sobald nämlich die Wiesbadener Volksbücher Boden
zu gewinnen begannen, trafen von allen Seiten Manuskripte und Druck-
werke jüngerer und älterer Autoren ein, die gern aufgenommen gewesen
wären. Hier und da wurde sogar darüber Klage geführt, dafs man
den alten rückständigen Werken zur Liebe die sehr viel interessantere
zeitgenössische Litteratur vernachlässige. Demgegenüber kann gar
▼on Erloh Liesegang. 125
nicht naohhaltig genng anf das augenblickliche VerhAltnis zwischen
Kritik nnd dichterischer Produktion hingewiesen werden. Hunderte
lentscher Monats- und Wochenschriften füllen alljährlich ihre Spalten
mit Uebersichten über den literarischen Ertrag der Dichtkunst der
Segenwart. Sobald sich in einem Litteraturwerk nur Spuren eines
itarken Talents zeigen, bemächtigen sich so und so viele Schriftsteller
lee neuen Heroen und gefallen sich im Entdeckerruhm. Die Be-
fürchtung, dafs ein hervorragender Erzähler unbekannt einhergehe
md erst von den Wiesbadener Volksbüchern auf den Schild erhoben
irerden müsse, ist also so gut wie ausgeschlossen. Viel gröfser ist
lie andere Gefahr, dals heutigen Tages über Nacht künstlische Litteratur-
B^ben entstehen, deren mafslos bewunderte Werke man mit ehrlichem
Qerzen dem Volke nicht darreichen darf. Daher kann das Verfahren,
las die Kommission den litterarischen Erzeugnissen der Gegenwart
a^enüber zu beobachten hat, gar nicht vorsichtig und zurückhaltend
;enug sein. Nur das Beste und innerlich Gesunde, nur das Abgeklärte
and Erprobte sollte von ihr erkoren werden; handelt sie anders und
Iftfst sie sich in die litterarischen Kämpfe der Gegenwart ziehen, so
sägt sie den Ast ab, auf dem sie sitzt. Für die Wiesbadener Volks-
bücher trifft daher das vorhin angeftihrte Wort des amerikanischen
Bibliothekars nur zum Teil zu. Bei der Zusammenstellung einer kleinen
Volksbücherei für ungeübte Leser mag man den von ihm in den
Vordergrund gestellten Gesichtspunkt mitsprechen lassen, denn die
wenigen Bücherexemplare, um die es sich handelt, schwinden bei
fleifsigem Gebrauch bald dahin und können durch andere ersetzt werden,
die fix die inzwischen erstarkten Leser von bleibendem Gewinn sind,
bei einem Unternehmen hingegen, das seiner ganzen Natur nach auf
die Dauer angelegt ist, kann und soll vornehmlich auch litterarisch
erziehend eingewirkt werden. Es mufs also hier der Standpunkt
von vornherein so hoch gewählt werden, dafs es nicht mehr allzuweit
bis zum Gipfel ist. Nach diesem Grundsatz suchten wir zu handeln
nnd der Erfolg hat, — wie in einem Schlufsartikel erörtert werden
soll — gezeigt, dafs wir den Bildungsstand und das Bildungsvermögen
unserer Bütbürger auch aus den sogenannten unteren Kreisen richtig
eingeschätzt haben.
Wiesbaden im Februar 1903. Erich Liesegang.
Die Stellong des städtischen Volksbibliothekars.
Von Dr. Ernst Jeep.
(Schlafs.)
Ueber die Abhängigkeit des Bibliothekars von einer Kommission,
Deputation oder einem Kuratorium sind verschiedene Ansichten ge-
ftnfsert. Sie sind von Graesel in seinem llandbuche (S. 334, 457 jQT.)
unter Hervorhebung der prägnantesten Stellen mitgeteilt Auch Klette
126 Die Stellung des stXdtlscheii Yolksblbliothekan
ist hierauf des n&heren eingegangen, i) Ich beschränke mich daher
anf die Wiedergabe der Worte Ry. Mohls, als Ansdmck meiner
eigenen Meinung: „Wenn irgend eine Erfahrung in diesen Dingen fest-
steht, so geht sie dahin, die Beratung eines Bibliothekyorstandes durch
eine Kommission" zu widerraten. „Das Beste bei einer solchen Ein-
richtung ist noch, dafs die Thätigkeit der Zugezogenen gar bald er-
lahmt; denn so lange sie noch neu und ftlhlbar ist, schadet sie weit
mehr als sie nützt."
Es ist klar, dafs dadurch die Stellung des Bibliothekars auf ein
niedriges Niveau herabgedrfiokt und ihm das Bewufstsein seiner Ver-
antwortlichkeit, damit aber Lust und Liebe zur Sache genommen wird;
dies um so mehr, wenn die Kommission aus Personen besteht, denen
litterarische und wissenschaftliche Fragen fern liegen. Ffir die Biblio-
thek selbst ist jede jtoXvxoiQavlrj verderblich.
Aus folgenden Grtlnden.
Eine gleichmäfsige Vermehrung des Bflcherbestandes auf allen
Wissensgebieten, also die Einheitlichkeit der Bibliothek, ist — die
hierzu erforderlichen Gelder vorausgesetzt — nur dann möglich, wenn
über den Ankauf der neuen Litteratur der Fachmann allein entscheidet
Denn giebt es überhaupt noch ein universelles Wissen, so besitzt es
der Bibliothekar; zugleich hat er, und er allein! den nötigen Ueber-
blick über den gesamten Bücherbestand seiner Anstalt, während andere
nur ihr specielles Fach und natürlich stets an erster Stelle gefördert
wissen wollen. Femer ist eine prompte Erledigung der Wünsche des
Publikums ausgeschlossen, wenn der Bibliothekar vorher erst die Zu-
stimmung einer Deputation einholen mufs. Schliefslich aber, und dies
ist das wichtigste, btlrgt die Selbständigkeit des Beamten für die
Tendenzlosigkeit der Anstalt. Der wissenschaftliche Bibliothekar, dem
aus seinem Berufe heraus völlige Parteilosigkeit bei der Auswahl
und Zugänglichmachung des Bücherbestandes zur selbstverständ-
lichen Pflicht geworden ist, bietet die beste Gewähr, dafs der oberste
Grundsatz der Verwaltung: gleiches Hecht aller an der allgemeinen
Bildung! zu voller Geltung kommt.
Was wir unter „Tendenzlosigkeit^ verstehen, läfst sich dnrch
zwei Sätze ans dem Altertum fest umgrenzen: Audiatur et altera pars!
Suum cuique!
Ueber den Parteien stehend in litterarischen, religiösen nnd
politischen Fragen, läfst die Bibliothek alle Parteien zu Worte kommen,
d. h. sie ist unparteiisch.
Ein dritter Satz aus dem Altertum besagt aber: Quot capita, tot
sensus! Das gilt auch jetzt noch im privaten Leben, in Stadt nnd
Staat. Die Ansichten wechseln, eine Bibliothek aber darf nicht den
Stempel der zufällig am Ruder befindlichen Majorität tragen, nicht von
der Parteien Hass und Gunst entstellt werden. Aus diesem Grunde
1) Die Selbständigkeit etc., Jubiläoms-AuBg. 1897, S. 9, 61 ff., 70. £.
Schnitze, a. a. 0. S. 256C -o i i »
Ton Ernst Jeep. 1S7
mnfs die selbBt&ndige Stellnng des Bibliothekars stabilieret werden
wie ein rocher de bronce!
Mögen die städtischen Behörden den rechten Mann wählen, diesem
jedoch volles Vertrauen schenken: das Publikum wird die Thätigkeit
seines Beraters in geistigen Dingen genflgend und am besten kontrolieren.
Leider aber scheint man noch immer in unberechtigtem Mifstrauen
▼orauszusetzen , dafs der Bibliothekar seiner Aufgabe nicht gewachsen
sein könne, „während man doch sonst als das Normale die Tflchtig-
keit eines Beamten zu betrachten pflegt.^
- Die Stellung des städtischen Volksbibliothekars, wie sie
sein sollte, wollte ich kurz skizzieren. Was aber gegen die Ein-
mischung der Nicht -Fachmänner in sein Arbeitsgebiet gesagt wurde,
gilt in gleicher Weise für die Leiter der von privater oder gesell-
schaftlicher Seite begründeten Bibliotheken und Lesehallen. Auch in
diesem Falle mufs die entscheidende Instanz der Fachmann sein. Nur
haben hier die Kommissionen insofern eine gewisse Existenz-Berechtigung,
als durch ihre Mitwirkung dem noch nicht gesicherten Unternehmen
neue Freunde gewonnen werden und das Interesse daftlr in immer
weitere Kreise getragen wird. Sie sollten stets dessen eingedenk sein,
dals ihre Schöpfungen schliefslich doch nur eine Vorstufe ftlr die
städtische Bibliothek sind. Denn nicht um die Vermehrung litterarischer
Wohlthätigkeitsanstalten handelt es sich. Das Endziel ist und bleibt:
die grölseren Gemeinden von ihrer Verpflichtung zu überzeugen, ftlr
das geistige Wohl ihrer Angehörigen aus öffentlichen Mitteln zu sorgen.
Die Stadt, welche dem neuen Berufe den ihm gebtihrenden Platz
anweist, handelt im wohlverstandenen eigenem Interesse. Nörrenbergs
Wort wird immer gelten: mit dem Bibliothekar steht und fUlt die
Bibliothek.
lieber Einbandstoffe und Tltelanfdruek.
Von Gustav Eggert, Buchbinder der OeffentUchen BUcherhalle zu Hamburg.
Es ist fOr die Verwaltungen von Volksbibliotheken und Lesehallen
vielleicht nicht uninteressant, zur £rgänznnff der in meinen An&atz .lieber das
Einbinden von Volksbibliotheksbttchem" in Mr. 5/6 des 2. Jahrgangs aer „BUitter
für Volksbibliotheken und Lesehallen" TSeite 73—76) gemaditen MitteUnngen
einiges über die Erfahnmfen zu hören, nie in der Zwischenzeit in der Oeffent-
Uchen Bttcherhalle zu E^burg gemacht worden sind, wie auch über die
neuen Versuche, die seither in der Buchbinderei der Bttcherhalle angestellt
wurden.
Die in dem erwähnten Aufsatz geschilderten Eigenschaften des Dermatoid
haben sich auch seither durchaus bewährt; so gut bewährt, dais heute alle
Bände gewöhnlichen Formats und gewöhnlicher Stärke in Dermatoid gebunden
werden. Leider wurde das Dermatoid bisher noch nicht in stärkerer Qualität
fabriziert, so dals man genötigt war, fUr schwere Bände Stoffe zu verwenden,
die nicht dieselben schätzenswerten Eigenschaften besalsen. Die in meinem
früheren Aufsatz empfohlenen stärkeren Stoffe „Art Vellum** und „Bnckram"
haben sich zwar betreffs ihrer Haltbarkeit ganz vorzüglich bewährt. Leider
aber ist die Erfahrung gemacht worden, dals Vellnm leicht schmutzt und dals
128 üeber Einbandstoffe nnd TlteUiafdniek
Buckram nach öfterem Gebrauch recht unansehnlich wird ; auch können diese
Stoffe nicht nala geremifft werden. Es ist daher zu besorgen, dafs der Elnt-
leiher eines solchen, durch starke Benutzung äulserlich unansehnlich gewordenen
Bandes ihn nicht mit der gleichen Sorgfalt oehandelt wie z. B. einen Dermatoid-
band, der, wenn auch vieUeicht schon 50 mal entliehen, noch keine erheblichen
Sparen einer so starken Benutzung an seiner Einbanddecke aufweist.
Da von einer weiteren Verwendung des Art Vellum und des Buckrun
aus den angegebenen Gründen abgesehen werden sollte, war es notwendig,
einen Stoff zu finden, der die Haltbarkeit des Buckrams mit den Eigenschaften
des Dermatoids (Abwaschbarkeit, Unempfindlichkeit gegen Fett, Schmutz etc.)
vereinigte. Nun wird ia zur Zeit eine ganze Anzahl von Stoffen, denen
diese Eigenschaften nachgerühmt werden, unter den verschiedensten Namen
in den Handel gebracht, die aber nicht alle für den in Betracht kommenden
Zweck genügen. Bewährt haben sich nach unseren Versuchen die drei Stoffe
Pegamoid, Glorid und Granitol; sie geben ein ganz vorzügliches, in
jeder Weise befriedigendes Einbandmaterial ab. Auch versenden seit kurzem
die Dermatoidwerke von Paul Meüsner in Leipzig Dermatoidproben stärkerer
Qualität, die nach allgemeinem fachmännischem Urteil das Beste sind, was
bisher in derartigen Fabrikaten geleistet worden ist. Nach den Erfahrungen,
die mit Dermatoid schwächerer Qualität gemacht worden sind, kann man wohl
voraussetzen, dais auch dieses Fabrikat der Dermatoidwerke sich in gleicher
Weise bewähren wird. Doch ist die Verwendung des letztem fUr Schifib-
bibliotheken weniger zu empfehlen, da dieser Stoff feuchter Wärme gegenüber
minder widerstanosfähig ist.
Für Büchereinbände sind alle diese Stoffe völlig gleichwertig; der
Vorzug wird seines bedeutend billigeren Preises halber dem Granitol ge^bea
Sie besitzen genau dieselben Eigenschaften wie das Dermatoid und smd in
verschiedenen Stärken zu haben. Ganz besonders eigenen sie sich für schwerere
Bände und grofee Zeitschriften. Für diesen Zweck ist von Pegamoid die
Qualität M, von Glorid die Qualität R und von Granitol die Qualität 13 za
verwenden. Das neuofferierte stärkere Fabrikat des Dermatoids führt die
Marke M. und 0. Letzteres ist für die hier in Betracht kommenden Zwecke
das empfehlenswerteste.
Aus Sparsamkeitsrücksichten empfiehlt es sich, die Bände nicht guu
in einen dieser Stoffe zu binden, sondern nur den Rücken und die Ecken
daraus herzustellen, ftir den Deckelüberzug dagegen Dermatoid dünnerer
Qualität zu verwenden.
Ein solcher Einband ist vollständig abwaschbar, und seine Haltbarkeit
fenügt den grölsten Anforderungen, wie sie der Gebrauch in den Volks*
ibliotheken Irgend mit sich bringt Eine für Volksbibliotheken und Lese-
hallen besonders schätzenwerte Eigenschaft der genannten Stoffe ist die, dals
sie mit den bekannten Desinfektionsmitteln — wie Sublimat, Lysol, Carbol-
säure etc. — desinfiziert werden können, ohne dais ihr Aussehen oder ihre
Haltbarkeit irgendwie dadurch beeinträchtigt werden.
Alle diese genannten Stoffe werden auch in geschmackvoller und reich-
haltiger Weise in den verschiedensten Farben und Pressungen hergestellt,
so dafs es nicht schwer hält, die Auswahl der Farben denuüg zu treffen,
dafs die des Ueberzugs aus Dermatoid dazu paust In der Oeffentlichen
Bttcherhalle zu Hamburg hat man mit solchen Einbänden sehr zufriedenstellende
Erfahrungen gemacht; so zeigen sich z. B. die Einbanddecken der schon seit
etwa einem Jahr im Lesesaal aufgestellten grolsen Zeitschriftenbände wie
„Ueber Land und Meer", „London News" „Moderne Kunst'' u. a. trotz äuiserst
starker Benutzng noch unmer in ordentlichem Zustande; man sieht der Ein-
banddecke eine so starke Benutzung nicht an. Sollte jedoch wirklich ein
Einband einmal durch Schmutz oder Fett verunreinigt sein, so genügt eine
Reinigung mit einem mit lauwarmem Wasser getränkten Schwamm, um Flecken
zu entfernen. Es sei nochmals besonders darauf hingewiesen, dafs diese be-
währten Stoffe auch vom hygienischen Standpunkte aus den gewöhnlichen
Einbänden aus Leder, Calico etc. bei weitem vorzuziehen sind.
von Gnstav Eggeri 129
Eine andere Nenerong, deren praktischer Wert and mannigfache An-
nehmlichkeiten sich im Betriebe der Oeffentlichen Bücherhalle za Hamburg
zur eenüge erwiesen haben, ist der Aufdruck des Rückentitels in
weiiser Schrift statt in Goldschrift, oder gar statt aufgeklebter Zettel.
Als vor etwa zwei Jahren die Oeserschen Farbfolien auf den Markt gebracht
wurden, stellte man in der Buchbinderei der Oeffentlichen Biicherhalle sofort
Versuche mit denselben an, die, wenn auch nach manchen Fehlschlägen und
Solser Mühe, doch schlieDslich ein sehr zufriedenstellendes Resultat ergeben
ben. Die Farbfolien sind sehr dünn, kreideartige Blättchen, die in den ver-
schiedensten Farben hergestellt werden. Ursprünglich war wohl die Ver-
arbeitung derselben nur mit der Vergolde- und Prägepresse gedacht, mit der
ja ein bedeutend stärkerer und gleichmäfsiger Druck erzielt werden kann,
iJs das dem Handvergolder mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln
möglich ist Trotzdem ist es gelungen, Titel in weiiser Farbfolie auf Leder,
Cahco, Dermatoid, Granitol und jeden anderen Stoff mit der Hand derartig
haltbar aufzudrucken, dafs der Versuch, die Schrift mit einer scharfen, nassen
Bürste auszuwaschen, vergeblich ist und der Titel völlig unverletzt bleibt.
Um auch andere Bibliotheken in den Stand zu setzen, ihre Bücher in
gleicher Weise bedrucken zu lassen, sei nachstehend das Verfahren wieder-
gegeben, das von uns für den Aufdruck der weilsen Farbfolie angewendet wird.
Zunächst wird die zu bedruckende Fläche mitFixativ grundiert; die gewöhnlichen
Grundiermittel können nicht verwendet werden. Nachdem der Grund voU-
ständig trocken geworden ist, was etwa 15 Minuten erfordert, schneidet man
die Folie auf dem Goldkissen genau in der Länge der zu druckenden Zeile
zurecht, jedoch etwas breiter als die Schrifthöhe beträgt, legt das Streifchen
mit dem Goldmesser auf den Buchrücken und bringt es genau an die zu be-
druckende Stelle. Hat man dann das Streifchen noch zu den beiden Seiten
des Buchrückens genau in gleichmäibigen Abstand gebracht, so drückt man
es mit dem Finger leicht an. Während dieser Vorrichtungen hat auch der
Schriftkasten den genügenden Wärmegrad erreicht, der ja nach der Art des
zu bedruckenden Materials ein verschiedener ist, und nun druckt man mit
nicht zu schwachem, aber auch nicht übermä&ig starkem Druck langsam über
die Folie hinweg. Etwa nach Verlauf einer Minute bürstet man die bedruckte
Stelle mit einer sehr harten Bürste, noch besser einem harten Pinsel, derartig
aus, dals die Konturen der Schrift schari hervortreten und keine fransigen
Ränder mehr zeigen. Ein Nachreiben des Rückens mit einem weichen Tuch
ffenügt, um einen etwa noch vorhandenen weifsen. feinen Staubrest zu ent-
fernen. Der Titel hebt sich nun in vollster Klarheit vom Buchrücken ab.
Es würde zu weit führen, an dieser Stelle die Behandlung jedes ein-
zelnen Einbandstoffes zu erörtern; nach den obigen Angaben wird es jedem
tüchtigen Buchbinder ein leichtes sein, die Stärke des Drucks und die Höhe
des Hitzegrades für die verschiedenen Stoffe sich selber auszuprobieren. Zu
bemerken ist noch, dafs Granitol ohne vorherige Grundierung bedruckt werden
kann, sowie dals es sich empfiehlt, zum Handdruck nur die Marke B der
weifsen Farbfolie zu verwenden. Fileten, Linien und Verzierungen können
natürlich unter Anwendung desfelben Verfahrens angebracht werden. Um nun
dem Aufdruck eine gröisere Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit ge^en
äulsere Einflüsse (Wasser, Schweifs, Reibung) zu verleihen, wird der Titel
oder auch der ganze Rücken mit Zapon bestnchen. Es ist zu empfehlen, sich
hierfür nur eines äufserst weichen Haarpinsels zu bedienen. Vielfach ver-
laufen die Farben des Dermatoids beim Zaponieren in die weifse Schrift.
Doch lälst sich das verhindern, indem vor dem Zaponieren die Fläche noch
einmal mager mit Fixativ bestrichen wird, das natürlich erst trocknen mufs. —
Es sei noch darauf aufmerksam gemacht, dafs sich beim Zaponieren ein
scharfer, zum Husten reizender Dunst entwickelt; es ist daher zu empfehlen,
diese Arbeit nur in einem gut ventilierten Räume vorzunehmen.
Die auf diese Weise in weifser Farbfolie hergestellten Titel sind viel deut-
licher, übersichtlicher und mindestens ebenso haltbar wie Goldtitel, vor denen
sie noch den weiteren Vorzug haben, dais sie nicht wie diese bei schriig auf-
130 üeber Elnbandstoffe and Titelftafdrack.
fiülendem Licht blenden. Die Befürchtung, dals die weÜBe Schrift etwa leicht
schmutzen könne, ist belanglos, da sich anheftender Schmatz leicht mit einem
feuchten Schwamm oder einer nassen Bürste entfernt werden kann. Als be-
sonders praktisch hat sich übrigens auch der Anfdrack der Signataren in
weilser Farbfolie erwiesen; gerade für diese ist es ja von grolsem Vorteil,
wenn der Aufdruck dem Suchenden sofort klar vor Augen steht, so dafis er
nicht gezwungen ist — wie so häufig bei aufgeklebten Papiersignataren, die
durch Schmutz und Abnutzung leicht undeutlich werden — erst mehrere
Bände aus dem Re^l zu nehmen. Ein weiterer Vorteil der weifsen Signaturen
gegenüber den Papiersignaturcn ist der, dals die Folie direkt aaf den Rücken
des Buches ^edrucKt werden kann — auch bei den Buchhändler-Originalbänden.
Hierdurch wird das störende Abspringen, wie es so häufig bei den aufgeklebten
Signaturen vorkommt, gänzlich vermieden. Da die Farbfolien bedeutend
billiger sind als Blattgold und auch die Verarbeitung derselben weniger
Schwierigkeiten bietet als die des Goldes — sie brauchen, weü bedeutend
schwerer als jenes, nicht vor jedem Lufthauch ängstlich bewahrt zu werden —
so läist sich ein Titel in weiiser Farbfolie um einen geringeren Preis hersteUen
als ein Goldtitel.
Zum Schluis seien noch die Bezugsquellen und die Preise für die in
dem vorliegenden Artikel benannten Stoffe und Materialien angegeben. Der-
matoid ist zu beziehen von Paul Meifsner- Leipzig, Walther & Maekh-
Hamburg und Wilh. Leos Nachf.-Stuttgart Die Qualität A kostet bei euer
Breite von 102—105 cm pro Meter 78—84 Pfg; die Qualität M bei einer
Breite von 130 cm pro Meter 3.60 Mk. Qualität in gleicher Breite 2,50 Mk
Pegamoid, Granitol und Glorid sind durch die Firmen Wilh. LeosNachf.-
Stuttgart und Walter & Mackh- Hamburg zu beziehen. Die QuadiÜit M des
Pegamoid hat eine Breite von 124 cm und kostet pro Meter 4,50 Mk. Ort-
nitol, Qualität 13 liegt 130 cm breit und kostet pro Meter 2.75 Mk. Glorii
Qualität R hat jedoch nur eine Breite von 65 cm. Der Preis stellt sich auf
2,10 Mk. pro Meter. Die Bezugsquellen der Farbfolien sind Gebr. Oeser-
Beriin (Bahnstr. 19/20) oder Walther & Mackh -Hamburg oder WQh. Leos
Nachf. -Stuttgart. Die Marke B der weifsen Folie kostet pro 100 BUtt 5,50 Mk.
Die einzelneu Blätter haben eine Gröfse von 10^2X49 cm. Fixativ wird bei
Dr. F. Schönfeld-DUsseldorf hergesteUt, ist aber auch wohl in den meisten
Drogenhandlungen zu haben; der Liter kostet 4.50 Mk. Zapon erhält mtfi
bei Dr. J. Peri & Ck)mp.-Berlin NW. Der Liter kostet 4,50 Mk.
Die Bücherhallenfrage in den Niederlanden.
Wenn auch bei uns von einer Bücherhallenbewegune noch nicht ge-
sprochen werden kann, so ist doch seit meinem vorigen Schreiben (Blätter
Jg. 3, S. 166, dazu S. 94—1(10) dieses und jenes zu berichten, was aer Er-
wähnung wert ist. In der Hauptstadt ist die Sache noch immer unentschieden;
der Gemeinderat hat sich noch nicht ausgesprochen über den von mir er-
wähnten Vorschlag des Ortsvorstandes und wenn keine Verbesserung in den
kläglichen finanziellen Zustand der Gemeinde kommt, ist auf eine günstu^
Entscheidung kaum zu hoffen. In Erwartung einer Entscheidung haben we
Personen, die sich in Amsterdam für eine Bücherhalle interessieren, sich
nicht weiter bemühen können; sollte aber der Gemeinderat den Vorschlag
ablehnen, so werde sie zweifelsohne versuchen, aus privaten Kräften etwas zu
Stande zu bringen.
Die „Openbare leeszaal en boekery" zu Dordrecht (s. Blätter 3, S. 99)
ist in gesunder Entwicklung be^ffen ; im Lesesaal ist in den Wintermonaten
öfters kein Plätzchen frei ; die Bibliothek wurde, meistens durch Geschenke,
von 1941 Nummern (1. Nov. 1901) auf 2602 Nummern = 3660 Bände (l.Kov.
1902) gebracht. Die Anzahl der ausgeliehenen Bücher stieg bis 12136 (89(^/t
Die Bttoherhallenfrage in den Niederlanden. 131
Belletrie), der Lesetisoh ist jetzt versehen mit 97 Tage- und Wochenblättern
und 41 Zeitschriften. Die Anstalt erfreut sich der Sympathie des Gemeinde-
Vorstands; auf eine Anfrage um Snbsidien wurde u. a. Folgendes geantwortet:
„Wir haben die Entstehung dieser Anstalt, welche in Bezug
auf die Art und Weise ihrer Einrichtung in unserem Lande
allein dasteht, anderswo aber als ein unentbehrliches Element
der Gesellschaft betrachtet wird, mit Interesse beobachtet.
In der That, wo die Gesellschaft ein Volksbadehaus, Museen
und andere Anstalten öffentlichen Nutzens unterstützt, darf
anch eine Jedem offen stehende Lesehalle und Bibliothek als
eine Forderung des modernen Lebens betrachtet werden, und
die Mithilfe der Obrigkeit beanspruchen.*' Anstatt jährlicher Sub-
sidien schlug der Ortsvorstand vor, dem LesehalleDvereiD unentgeltlich einige
Lokalitäten zum Gebrauch abzutreten und für die Kosten der Einrichtung
300 Gulden beizutragen. Dieser Antrag wurde, wenn auch nicht unbestritten
— die Opposition wies auf die Gefcüir des Vorhandenseins anarchistisch an-
Sehauchter Zeitungen hin — mit 15 gegen 7 Stimmen genehmigt. So wird
ieser Verein, der Sorge für die Lokalität enthoben, in Zukunft seine ver-
hältnilsmässig noch genügen Einkünfte mehr für die Ausbreitung der Bücherei
anwenden können und dadurch der Anstalt eine immer grülsere Anziehungs-
kraft für alle Stände der Gesellschaft geben.
Groningen wird wahrscheinlicn denmächst dem guten Beispiel von
Dordrecht folgen. Auf Anregung der „Nieuwe Groninger Courant" wurde
im vorigen Jahre ein vorläufiges Komitee ernannt, das im Anfang dieses
Jahres eine Versammlung berief, worin der vorläufig festgesetzte rlan be-
sprochen wurde. Ungefähr 60 Personen, von welchen man Teilnahme für
mese Angelegenheit erwarten konnte, hatten der Aufforderung Folge geleistet.
Der Gynmasial-Rektor Dr. A. W. van Geer. der für den Erfolg der Dordtschen
Anstalt viel gethan hatte, verteidigte ausuihrlich das Bedürfnis einer öffent-
lichen Bibliothek und Lesehalle una wies, indem er die Einwendungen einiger
Personen widerlegte, die sich von den veralteten Begriff „Volksbibliothek*'
nicht losmachen konnten, auf den bestehenden Mangel an Lektüre für den
Mittelstand hin, für den weder die Volksbibliotheken noch die Universitäts-
bibliothek paust Dals der Verein diesen einzig richtigen Standpunkt ein-
nehmen wird, geht denn auch aus Art. 1 der Statuten hervor: „Der Verein
zur Errichtung einer öffentlichen Lesehalle und Bibliothek
zu Groningen hat zum Zweck, mit zu arbeiten an der geistigen
Entwicklung von ganz Groningen und Umgegend, ohne Rück-
sicht auf Geschlecht, Stand, religiöse oder politische Ueber-
zeugung.*' Für die Einrichtunffskosten sind von Groningen's Abgeordnetem
für die zweite Kammer, Mr. ET L. Drucker, bereits 5000 Gulden zugesagt
worden ; die jährlichen Kosten werden vorläufig auf 2000 Gulden veranschlag.
In Arn heim sind zwei Malsregeln getroffen worden, welche, wie gut
aoch gemeint, doch nur einen geringen Erfolg haben werden. Die Gemeinde-
Bibliothek wird versuchsweise auch abends zugänglich sein, ohne aber mit
modernen populär -wissenschaftlichen Werken ausgestattet zu werden; und
dem Volkslesesaal, eingerichtet von dem ,^olksbond tegen drankmisbruik"
werden von der Gememde Subsidlen im Betrage von 5U0 Gulden gewährt.
£b ist vorauszusehen, dafs der Besuch dieser beiden Anstalten gering sein
wird, da auf diese Weise die Entstehung einer Einheitsbibliothek gehemmt
wird. Auch in Leeuwarden wird man eine Volkslesehalle gründen. In
Rotterdam (s. Blätter 3, 96) , wo man gleichfalls den Besuch der Städtischen
Bibliothek erleichterte, hat diese Malsregel einen größeren Erfolg gehabt als
man erwartete. Versuche, sie mit dem „Leeskaoinet" zu vereinigen, müjs-
langen; an dem unentbehrlichen Zusammenwirken, wodurch mit geringen
Kosten verhältnismälsig viel geleistet werden könnte, scheint es leider auch
hier zu mangeln.
Zum Schlnis ein paar Worte über einige guten Vorsätze von der
„Maatschappy tot nut van 't algemeen'' (s. Blätter 3, 96). Der Uauptvorstand
132 Berichte ttber Bibliotheken einsehier Stlldt&
schiäfft vor, den Departementen Subsidien bis ra einem Betrag von 300 Gülden
für die Organisation von Bibliothek-Vorträgen za gewähren, in der Absicht,
den Lesern Bücher aas der schönen oder belehrenden Litterator näher zn
bringen, die nicht oder wenig gelesen werden, eine nützliche and notwendig
Malsregel. Bücher von aktueller Popularität, wie im vorigen Jahr Quo vadu,
jetzt Jörn Uhl, will ein Jeder lesen. Aeltere, gewils nicht weniger wertvoUe
Schriftsteller verdienen, daüs man die Aufinerluamkeit energisch auf sie hm-
lenkt. Femer beantragt der Hauptvorstand 300 Gulden für die Gründung
und Verwaltung einer Büchersammmng, welche bestehen soll aus je mehreren
Exemplaren vorzugsweise niederländischer Schriften bleibenden Wertes, um
diese Bücher durch Vermittelung der Departementsvorstände nnentgeitlidi
den Mitgliedern des Vereins zur Verfügung zu stellen. Muis auf diese Weise die
Verbreitung guter Lektüre in weiteren Kreisen gefördert werden, so darf min
andererseits erwarten, dafs an verschiedenen Orten der Wunsch rege werden
wird, solche Bücher dauernd zur Verfügung zu haben. Damit wäre dann jedes
Mal der erste Anstols zur Errichtung einer öffentlichen Bibliothek gegeben.
Amsterdam, März 1003. A. J. van HnffeL jr.
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte.
In Arnstadt (Thüringen) hat im April d. J. em Bürger, dessen Namen
ungenannt bleiben soll, 3000 Mk. als Grundstock zu einem anzule^nden Bank-
fonds für die dortige im erfreulichen Aufschwung begriffenen VoIksbibUothck
gestiftet. — r—
Die neue Dresdener Lesehalle zählt nicht, wie es in der letzten
Nummer der „Blätter*" infolge eines Druckfehlers irrtümlich heilst, 800, sondern
bereits 3000 Bände.
Der Stadt Eger vermachte der am 21. April 1903 in Arco verstorbene
Fabrikant Dominik Kreuzinger, Chef der Maschinenfabrik M. Fischer zu
Eger, testamentarisch die Summe von 400 000 K. zur Begründung einer Volks-
biollothek daselbst
Die Volksbibliothek zu Frankfurt a. M. (eingetragener Verein) ver-
mehrte sich nach dem von Herrn Stadtschulinspektor W. Liermann am
26. März 1903 erstatteten Jahresbericht 1902 um 1381 Werke in 2370 Bänden.
Nach Abzug der ausgeschiedenen Bücher b&safs die Bibliothek am Schinase
des Berichtsjahres 30 636 Bände. Es wurden 118914 Bände verliehen und
zwar die Höchstzahl 871 Bücher am 30. März 1902, die Mindestzahl 151 Bücher
am 20. Mai 1902. Zum Katalog ist im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Nack-
trag gedruckt worden, der einzeln und in Verbindung mit dem Katalog nnd
dem I. und II. Nachtrag verkauft wird. Im Lesezimmer der Hauptstelle uefen
56 politische Zeitungen, femer 16 Blätter zur Unterhaltung, 54 Fachzeitschriften
für Gewerbe, Industrie, Handel und Verkehr, 10 Zeitschriften für Kunst, Litte-
ratur und Musik, 8 Zeitungen für Länder-, Völker- und Naturkunde, 12 Blätter
für Gesundheitspflege und Sport, 1 Frauenzeitungen und 25 Zeitschriften ver-
schiedenen Inhalts auf. Den Besuchern des Lesezimmers ist die Möglichkeit
gegeben, im Leseraum die Bibliothek unentgeltlich zu benutzen, auJQserdem
ist in den Lesezimmern eine Handbibüothek von 624 Bänden zu freier B^
nutzung aufge»tellt. Die Bibliothek steht den ganzen Tag ohne Unterbrechung
und an den Abendstunden jedermann zur Benutzung ouen. Das Lesezimmer
(Zeil 531) wurde im Geschäftsjahr von 133 370 Männern und 7080 Frauen
besucht. Der stärkste Besuchstag war der 1. Februar mit 704 Bfännem und
36 Frauen. — r—
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 133
Nach dem 6. Jahresbericht der Volksbibliothek zn Greifs wald für
1902 betrug die Gesamteinnahme 1878 M. Dieser stand eine Ausgabe von
etwa 1800 M. gegenüber, in der Hauptsache zusammengesetzt aus Lokalkosten,
insgesamt 650 M., für Gehälter 430 M., für Bücher und Zeitschriften 225 M.,
für Buchbinderkosten gegen 300 M., kleinere Ausgaben insgesamt 180 M. Die
Höhe der Buchbinderkosten im Vergleich zu dem Betrage für Anschaffungen
ist vielleicht der sprechendste Beweis für die starke Be- und Abnutzung des
Bücherbestandes. Die Benutzungsziffer des Berichtsjahres war die höchste
bisher erreichte; 36516 Bände, gegen 33670 im Vorjahre; das bedeutet eine
Steigerung von beinahe 10 vom Hundert. Selbst im Juli betrug die Zahl der
£ntleihungen über 2000, im Januar überstieg sie beträchtlich das Doppelte.
Auch wurden 463 neue Tauschkarten entnommen (auch dies eine Steigerung
fegen das Vorjahr), so dafis im ganzen 4713 ausgegeben worden sind. Der
eträchtliche Zuwachs, den der Bücherbestand erfuhr, ergab sich diesmal ganz
vorwiegend durch Schenkungen. Der Gesamtzuwachs der Bibliothek betrug
550, der Abgang 150 Bände, so dals die Bibliothek etwa 5350 Bände besitzt.
Im Juli erschien ein (für 10 Pf. käuflicher) etwa 1100 Nummern umfassender
Nachtrag zum Bücherverzeichnis. Durch einen grofsen Teil der ausgeschiedenen
Bücher konnte noch auswärts Segen gestiftet werden; sie kamen den Be-
wohnern der Inseln Oie und Rüden und des Fischerdorfes CrOslin sowie den
Insassen der Greifswalder Kranken- und Siechenhäuser zu gute. Für das
Jahr 1903/4 hat der Herr Kultusminister wieder eine aulserordentliche Beihülfe
von 250 M. bewilligt. Der Vorstand der Bibliothek besteht z. Z. aus den
Herren Dr. M. Schmidt, Professor am Gymnasium, Dr. £. Lange, Bibliothekar
an der Universitätsbibliothek und H. Buchholtz, Bibliothekar der Volks-
bibliothek. — r —
Die Haushaltungspläne der Stadt Magdeburg für das Etatsjahr 1903
bringen für die Vermehrung und Unterhaltung der Stadtbücherei wie für
1902 4000 Mk., zur VergrOüseruns des Vorrats von Büchern in der Lesehalle
und Bücherei in der Rütgerstra&e 1500 Mk. wie für 1902 in Anschlag; für
letztere aufserdem 3000 Mk. zur Errichtung von je 1 Ausgabestelle in Suden-
borg und Wilhelmstadt P. 0.
Nach dem Jahresbericht des Volksbildungsvereins zu Wiesbaden
(Zweigverein der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung) für 1902/03
wurden in den vier dortigen Volksbibliotheken im Berichtsjahre 80 383 Bände
(gegen 75 045 im Vorjahre) ausgeliehen. Die Gesamtzahl der einzelnen Leser
(Familien und einzelstehende Personen) war 2628, davon 14<*/o Beamte, 15,2%
Kaufleute, 41, 6 «/o kleine Handwerker, 29.2% Arbeiter. Die Volksbibliotheken
erhielten einen Zuschuß von 7269.40 Mk. Die Volkslesehalle, die emen Zu-
schuis von 3716.80 Mk. erforderte und an den Wochentagen von 12 — OVsi
an Sonn- und Feiertagen im Winter von lOVs— 12 V» nnd von 3— 8Vaj im
Sommer von O'la— 1 Uhr geöfl&iet war, wies 34 531 (gegen 83 061 im Vorjahr)
Leser auf. — r —
Sonstige Mitteilungen.
Auf Anregung eines in Hamburg zusammengetretenen Ausschusses haben
sich in zahlreichen deutschen Städten (als Berlin, Bielefeld, Bremen, Breslau,
Hannover, Jena, Kiel, Königsberg, Lübeck, Mannheim, München, Stuttgart
imd Wiesbaden) Ausschüsse gebildet, welche sich die Aufgabe gestellt haben,
eine Bibliothek von Werken in Blindenschrift zu begründen, um es den
Blinden Deutschlands zu ermöglichen, sich selbständig geistig zu beschäftigen
und fortzubUden. Das Protektorat über das Unternehmen hat Seine König-
liche Hoheit Herzog Carl Theodor in Bayern ttbemonmien.
134 Sonstige Mitteflungen.
Herr Dr. Georg Steinhansen, Vorsteher der Morhardschen Stadt-
bibliothek zu Kassel ersucht um Anftiahme folgender Berichtig^g:
„Im Heft 5/6 dieser Zeitschrift S. 81 hat E. Jeep die Gehälter der Stidt-
bibliothekare berührt, aber beziigl. Kassels ganz onzatreffende Angaben ge-
macht. Der Stadtbibliothekar in Kassel, der die Murhardsche Bibliothek
leitet, bezieht nicht 2760 — 4260 M. inkl. WohnnngsgeldznschnlB , sondein
8000—7000 M. (steigend alle 3 Jahre um 600 M.). An eine „Centiali-
sierung'^ der Kasseler Bibliotheken, die Herr Jeep wünscht, ist nicht zu denken.
Mit den Volksbibliotheken hat die Murhardsche Bibliothek, die eine voUstäDdig
wissenschaftliche ist und vor allen die Staatswissenschaften pflegt, nicht die
^erin^te Berührung. Ihr Neubau bietet auch räumlich kemerlei Platz för
jene Institute."
Kassel 8. Mai 1903. Dr. Georg Steijihaasen.
Fortschritte der volkstümlichen Bibliotheken. — In der
letzten Doppelnummer der , Blätter*' ist bereits auf das unter obigem Titel
bei W. Engelmann in Leipzig erschienene Werk £. Beyers, das auch Beiträge
zahlreicher Anderer enthält, hingewiesen worden. Im Nacnstehenden wollen
wir aus dem Inhalt des für die Bücberhallenbewegung überaus wichtigen
Buches noch einiges herausgreifen. Dafs Nord-Amerika neben England in
der BibliotheksbeweguDg noch immer die Führung hat, zeigt gleich der erste
Aufsatz, worin Miss Mary W. Plummer über die jüngsten Fortschritte in
den Vereinigten Staaten berichtet.
In den Jahren 1896 bis 1900 nahm darnach die Zahl der öffentlichen
Gesellschafts- und Schulbibliotheken um 1357 zu, die Gesamtzahl betrug zum
Schlulse des obigen Zeitraumes 5 383. Die Bändezahl vermehrte sidi um
11539979. Gesamtzahl der Bände = 44591851. Die perzen tische Zunahme
stellte sicn in den Nord- Atlantischen Staaten auf 39, in den Süd- Atlantischen
Staaten 32, in den Süd-Zentral-Staaten 39, in den Nord-Zentral-Staaten 40
und in den West-Staaten 38. 48 410 128 Bände wurden von 2 405 Bibliotheken
verlieben, 9 609 632 Bände wurden in 783 Bibliotheken in loco benützt Der
letztere Ausweis ist unvollständig, da viele Bibliotheken keine Statistik der
Benutzungen im Lesezimmer führen, um dem Leser das Studium nicht durch
unnötige Formalitäten zu erschweren. 1040 Bibliotheken haben ihre eigenen
Gebäude, nahezu 4000 sind in Räumen untergebracht, für welche keine Miete
zu zahlen ist. 2375 Büchereien wurden durch Steuern erhalten, 2870 durch
Subskription, 2734 waren in joder Beziehung FreibibUotheken, in 1735 Büche-
reien wurde für die Benutzung in loco keine Gebühr entrichtet, 914 waren
Subskriptions-Bibliotheken im engeren Sinne. Im Jahre 1900 entfiel eine
Bibliothek auf je 14 118 Einwohner und 59 Bände auf je 300 Einwohner.
2972 Bibliotheken kauften in dem einen Jahre für rund 2 MilL Doli. Bücher.
Bei der Konferenz der American Library Association im Jahre 1901 wurde
mitgeteüt, dafs die grüfste Bibliotheks-8pende, welche je gemacht wurde,
jene gewesen sei, welche Herr Andrew Carnegie der Stadt New York filr
die Errichtung von 63 Zweigbibliotheken zuwies. Diese Spende betrog
5 200 0U0 Doli. Herr Carnegie verteilte in dem einen Jahre, Juli 1900 bis
Juli 1901, in den Vereinigten Staaten 112 Spenden, von welchen 107 ans-
schliefslich für die Errichtung von Bibliotheks-Gebäuden bestimmt waren. Im
ganzen wurden im genannten Jahre 19 786 465 Doli, für Bibliotheken gespendet
Herr Carnegie beteiligte sich an dieser Summe mit 12 769 700 DolL Seit
jener Mitteilung wurde in der Presse kein umfassender Ausweis gegeben,
doch lassen sich auf Grund der Daten, welche im Library Journal und anderen
Blättern veröffentlicht wurden, für den Zeitraum 1. Juli 1901 bis 1. Janair
1902, Spenden im Betrage von 1.9 Mill. Doli, nachweisen, an welcher Summe
sich Herr Carnegie mit 1.2 Mill. beteiligte. So weit Miss Plummer.
In Deutschland zeigt sich, wie aus den in den , Blättern*' gegebenen
zahlreichen Berichten aus einzelnen Städten erhellt, im Groiaen und Ganzen
ein erfreulicher Aufschwung. Gleichwohl wird man sich den Aosftthranges
Sonstige Mitteüangen. 135
des Charlottenburger Bibliothekars Dr. G. Fritz nicht verschliefson dürfen,
dafis die BUcherhalienbeweguDg bei uns bis jetzt doch mehr in die Breite als
in die Tiefe gegangen ist^ von einigen Ausnahmen selbstverständlich abgesehen.
Bei der zum grofsen Teile von Vereinen mit staatlicher oder städtischer Bei-
hülfe ausgegangenen Gründung von Volksbibliotheken. so berichtet Fritz,
hiüt>en nur in wenigen Fällen genügende Mittel zur YerfügUDg gestanden,
um eine, namentlich nach sozialen Gesichtspunkten gemessen, ausreichende
Bücherhalle zu schaffen. Man hat mehrfach sogar die Bewegung als Lese-
hallenbewegung im engsten Sinne aufgefafst und sich damit begnügt, Lese-
hallen mit geringer Oeffnungsdauer einzurichten, die, wie nicht anders zu
erwarten, nur geringe Erfolge aufweisen konnten. Die Erfahrung lehrt, auf
eine kurze der Mathematik entlehnte Formel gebracht, dafs bei einer Ver-
mehrung der Lesestunden in arithmetischer Progession die Benutzungsziffer
nahezu in geometrischer Steigung anwächst Aber dieser Einsicht verschliefst
man sich leider nur zu oft und klagt dann, dafs das Bedürfnis nach einer
Lesehalle nicht vorhanden sei. Eine Bibliothek ohne Lesehalle kann, sofern
sie gut organisiert und geleitet ist, durchaus ihren Zweck als allgemeine
Bildungsanstalt erfüllen, wie das Beispiel der Kruppschen Bücherhalle darthut
Ob bei beschränkten Geldmitteln eine Ausleihbibliothek oder eine Lesehalle
für sich allein besser am Platze ist, kann sich lediglich aus den örtlichen
Verhältnissen 2 insbesondere den Bedürfnissen der zu erwartenden Leser
ergeben. Zwischen der modernen Bücherhalle und der Volksbibliothek alten
Schlages (mit oder ohne Lesehalle!) sollte überhaupt scharf geschieden werden,
am besten durch den Hinweis auf Anstalten wie sie in Charlottenburg, Ham-
burg, Bremen, Elberfeld u. a. 0. in den letzten Jahren entstanden oder im
Entstehen begriffen sind. Andernfalls läuft man Gefahr, die wichtigen und
80 klaren Angaben der Bewegung aus den Augen zu verlieren und das alte
Bibliothekselend sich immer weiter ausbreiten zu lassen. Dem Einwände,
dafs kleinere Gemeinwesen gezwungen wären, sich bescheidenere Ziele zu
stecken, möchte Fritz durch die Forderung begegnen, landschaftlich begrenzte
Zentralorganisationen mit auf die einzelnen kleineren Städte und Ortschaften
verteilten Stand- oder Wanderbibliotheken zu schaffen, eine Frage, die
hoffentlich bald mehr als bisher zur Diskussion gestellt wird. Der von
Nörrenberg empfohlene Anschlufs der Bücherhalle an die Stadtbibliothek, wo
eine solche vorhanden ist, scheint bedauerlicherweise fast überall auf Schwierig-
keiten so stofsen.M Beispiele für eine organische Verbindung beider Anstalten
finden wir übrigens in ihren ersten Anfängen in Quedlinburg und Worms.
Es mufs mit dem Gedanken gebrochen werden, dafs die Bücherhallenfrage
in das Gebiet der sozialen Wohlfahrtspflege gehört: es kann vielmehr mit
Recht gefordert werden, sie auf gleiche Linie mit der Begründung von Museen,
Theatern etc. zu stellen, da die moderne Bildungsbioliothek in ähnlicher
Weise wie diese die allgemeine ästhetische und intellektuelle Kultur zu heben
berufen ist.
Dafs die BÜcherhallensache» fährt Fritz fort, in erster Linie eine kom-
munale Angelegenheit sei, ist, wie die Stellungnahme vieler Stadtgemeinden
beweist, wenigstens im Prinzip anerkannt. Der unter dem 18. Juli 1899 vom
Königlich Preulsischen Kultusministerium an die Oberpräsidenten gerichtete
Erlafs') betont unter Zusicherung weitgehender staatlicher Förderung die
Eigenart der Volksbibliotheken ads freier Veranstaltungen von Seiten der
kommunalen Selbstverwaltungen oder von Vereinen. Vergleichen wir aber
die Aufwendungen der deutschen Städte für ihre Volksbibliotheken mit den
Ausgaben für andere Bibliothekszwecke, so bietet sich ein wenig erfreuliches
Büd. Nach E. Schnitzes Zusammenstellung sind von 28 deutschen Städten
von 100 000 Einwohnern und darüber im Jahre 1899/1900 aufgewendet worden:
für Stadtbibliotheken 400 781 Mk., für andere Bibliotheken 189 867 Mk., für
1) Vgl. die Erklärung aus Kassel auf S. 134 oben. D. R.
2) Abgedr. 1. d. Blättern für Volksbibl. u. Lesehallen. I, ^6 — 57.
136 Sonstige Mitteilongen.
Volksbibliotheken 160 708, zusammen 751 357 Mk. FreQich ist der Volks-
bibliotheksetat fast überall in den letzten Jahren gestiegen (so beträgt er ffir
Berlin, Breslau und Cbarlottenbure zusammen genommen fUr 1002/1903 allein
über 260 000 Mk.), aber doch nicnt so, dals er im Durchschnitt genommen
auch bescheidenen Ansprüchen genügen könnte. Als ein Faktor von grotser
Bedeutung steht die Verein sthätigkeit da. Sie hat das Verdienst, in zahl-
reichen Fällen oft unter den ungünstigsten Verhältnissen und bei geringer
kommunaler oder staatlicher Unterstützung vorgearbeitet und die Errichtiug
von Bücherhallen in die Wege geleitet zu haben, meist aber ist die Sache
wegen chronischer finanzieller Beengung in bescheidenen Grenzen geblieben.
Dies trifft in besonderem Mafse zu auf die kleinen lokalen Vereinigungen,
von deren opferwilligem und einsichtsvollem Wirken die ihnen zu TeU
werdende karge Unterstützung in der Regel betrübend absticht. Neben der
Comenius- Gesellschaft und der Gesellschaft für ethische Kultur hat hier be-
sonders seit mehr denn zwanzig Jahren die Gesellschaft für Verbreitung von
Volksbildung und neuerdings der Ostmarken verein eine rege Thätiekeit ent-
faltet. Die beiden letztgenannten Vereinigungen stehen jedoch den berührten
Reformfragen grundsätzlich fern und beschränken ihre Wirksamkeit vor-
nehmlich darauf, kleinere Orte mit Lesestoff zu versehen: auch sie ebnen
allerdings auf diese Weise oft einer weiteren Entwicklung der Sache die
Wege. Von rein privaten Schenkungen, bezw. Gründungen bedeutenderen
Umfanges sind mehrere hervorragende Beispiele zu nennen: die Stiftung des
VerlagskuDsthändlers Karl Werckmeister in Gharlottenburg, die Krupp'sche
Bücherhalle in Essen, die Heimann'sche öffentliche Bibliothek und das
Leo'sche Vermächtnis in Berlin, die Stiftung des Verlagsbuchhändlers Engel*
hom in Stuttgart, des Stadtrats Jacobi in Strafsburg, des Kommerzienrats
0. Müller in Görlitz, des Oberbergsrats Dr. Weidmann in Dortmund und
verschiedene namhafte Geldzuwendungen wohlhabender Bürger in Bremen
und Elberfeld. An Schenkungen in einem Umfange, wie sie in England und
in Amerika (Carnegie!), an der Tagesordnung sind, ist fürs erste bei uns za
Lande wohl nicht zu denken, wo aer Wohlstand im Allgemeinen betrachtet
noch zu jung und der Kapitalismus so vielfach historisch und moralisch noch
in den Kinderschuhen steckt Steigen wir eine Stufe tiefer, so kommen wir
zu dem Kapitel Bücherschenkungen, das für die Entwicklung unserer Biblio-
theken von weiter reichender Bedeutung ist, als man gemeiniglich ahnt und
wohl eine eingehendere Betrachtung verdiente. Hier offenbart sich, kurz
gesagt, ein beschämender Mangel an Verständnis in den weitesten ELreiseo
des gebildeten Publikums, eine völlige Verkennung der Bedeutung einer
Volksbibliothek nach der sozialen Seite hin. Niemand wird wagen, einem
Museum einen alten Oeldruck oder aus Journalen herausgerissene Holzschnitte
anzubieten, aber wir erleben fast täglich in den Volksbibliotheken den Fill,
dafs völlig wertlose Dinge wie alte Schulbücher, Kolportageromane bis ZQ
noch offenbarerer Makulatur herunter als Geschenke überreicht werden und
obendrein die Geber öffentlichen Dank erwarten.
Dr. Fritz verdient für diese sehr zeitgemäCsen Worte Anerkennung
und rückhaltslose Zustimmung.
Ueber die Stellung der Staaten und Gemeinden zu den Volksbibliotheken
äufsert sich Professor Reyer u. a.: Für die Förderung der Volksbibliotheken
haben in den mafsgebendsten Staaten Amerika und England die Kommunen
in ausgiebigiger Weise gesorgt. Trotzdem trägt der Staat auch dort ab und
zu wesentlich bei: Der Staat New York giebt jährlich zur Förderung der
Volksbüchereien 200 000 Mk. In den deutschen Staaten, deren Kommunen
mit wenigen Ausnahmen eine hervorragende Verständnislosigkeit für die
Volksbibliotheken bekundet haben, ^riff die Staatsgewalt vielfach aufmunternd
und helfend ein. Sachsen bewilligt für seine Volksbüchereien jährlieh
20 000 Mk. Preufsen 50 000 Mk., Dänemark 14 000 K. u.s.f. Weniger er-
freulich liegen die Verhältnisse in Oesterreich. Die Grazer Kommune giebt
ihren Volksbibliotheken jährlich 800 K., die Wiener Kommune gewährt dem
Volksbildungs Verein fUr seine 16 Bibliotheken 1000 K., den gleichen Betrag
Sonstige Mitteilungen. 137
bewilligt sie der katholischen Volkslesehalle im 8. Bezirk; die Zentral-
Bibliothek hingegen hat von der Kommune seit dem Jahre 1897 für ihre
Bibliotheken gar nichts erhalten.
Fabrik-Bibliotheken lehnt Reyer in Bestätigung der in den , Blättern*
(Jg. 4, S. 98) ausgesprochenen verwandten Ansichten rundweg ab. Nicht
selten — schreibt er — entschlieisen sich Fabrikbesitzer, für die Arbeiter
eine Bibliothek einzurichten; die Erfahrung zeigt aber, dafs diese Institute
in der Kegel keinen Bestand haben. Die Arbeiter sind mlGstrauisch, sie
glauben, dals sie bevormundet werden, wenn die Bibliothek vom Besitzer
und seinen Beamten eingerichtet und verwaltet wird, sie wollen nicht ,be-
teiligt* werden. Die Bibliothek wird wenig (meist nur von den Beamten)
benutzt, die Benützung ist unentgeltlich, wenn die Bücher schadhaft werden,
fehlen die Fonds für Neuanschaffungen. Nach Verlauf einiger Jahre verfällt
das Werk, welches viel gekostet und dem Herrn wie den Arbeitern wenig
Freude gemacht hat. Will der Fabrikbesitzer ein Institut stiften, so errichte
er eine allgemein zugängliche Volksbibliothek, in deren Vorstand er (oder
einer seiner Beamten) Sitz und Stimme hat. Die Monatsgebühr dient zur
Erhaltung der Bücher, der Leihheller wird dem Bibliothekar als Remuneration
zugewiesen. Ist die Bibliothek in dieser Weise als Gemeingut erklärt, so
haben alle ein Interesse daran, sie zu erhalten, die Kommune bewilligt eine
Subvention und das Institut, welches zu Ehren des Stifters dessen Namen
tragen mag, ist für alle Zeiten sichergestellt. Während der Stifter den
Niedergang der , Fabrikbibliothek ' meist erlebt, wird die «Oeffentliche
Bibliothek* sich kräftig entfalten und den Namen des hochherzigen Stifters
späteren Geschlechtern übermitteln. Kommunal-Subvention ist dagegen nach
Keyer überall anzustreben und anzunehmen, wenn nicht Bedingungen gestellt
werden, welche das Institut schädigen.
Reyer schliefst mit ausgesprochen pessimistischen Sätzen in Bezug
auf die hauptsächlich von ihm hervorgerufene Bibliotheksbewegung in
Oesterreich; er verzweifelt aber doch nicht an den Sieg der guten Sache.
„Mag manche Blüte*, sagt er, nicht zur Frucht werden, unser ganzes Lebens-
werk kann doch nicht verlöschen, denn Hunderttausende haben schon den
Segen genossen, sie wollen und werden sich diese lichte Wohlthat erhalten
und gehen wir auch zu Grunde, wir entzünden durch unsem Tod neues
kraftvolles, glaubensfrohes Leben." — r —
Jubiläum der Manchester Free library. Zur Feier des 50 jährigen
Jnbüänms der ersten englischen public library, nämlich derjenigen von Man-
chester, fanden am 2. und 3. Apnl grolse Festlichkeiten dortselbst statt. Der
Magistrat der Stadt, dem in erster Linie die Einrichtung und das Autblühen
der Bibliotheken durch seine Fürsorge zu danken ist, hatte die Gelegenheit
benutzt, nm aus allen Teilen Englands Freunde des Unternehmens und Biblio-
thekare anderer Städte einzulsulen. Ausländer waren mit Ausnahme der
Unterzeichneten anscheinend nicht vertreten.
Die Feier begann am Donnerstag Abend mit einem Empfang in der Town-
Hall. Es ist ein grofees, mächtigen Rathaus, 1868—77 erbaut, das Raum birgt
für viele Gäste. Hier wurden die Gäste (über 1000) von dem Lordmayor von
Manchester (CounciUor Royle) und dessen Gästen empfangen. Die glänzend
ausgestatteten Räume boten mannigfache Unterhaltung. In dem groisen Saal
spielte eine Musikkapelle, in einem kleineren wurde musiziert, scherzhafte
Lieder vorgetragen und Mr. Chamberlain vortrefflich nachgeahmt u. a. m.
Charakteristisch ist, dals das Programm eine genaue Beschreibung der von
Madoc Brown gemalten Bilder des groisen Saals enthielt.
Der folgende Tag (3. April) war der eigentliche Festtag. Man hatte
2 Meetings arrangiert, eins am Morgen und ems am Abend. ^ Das Morgen-
Meeting fand unter dem Vorsitz des Präsidenten des Libraries -Committee
iCk)unoTllor Plummer) statt. An seiner Seite nsüimen einige der erlesensten
i^äate Platz, wie der Lordmayor, der Mayor of Salford, Sir William Bailey,
IV. 7. 8. 10
138 Sonstige MitteüungeiL
Sir J. G. Browne. Dr. Gamett (früher Direktor der Bibliothek des British-
Museam), Prof. Dawkins, G. W. Sntton (leitender Bibliothekar in Manchester).
Zunächst worden Adressen verlesen und zwar an erster SteUe ein Schreiben
aus dem Königlichen Kabinett, ans dem das Interesse des Königs flir dieses
Fest hervorging. Dann folgten Briefe von Mr. Balfour, dem amerikanischen
Gesandten Mr. Ghoate, Sir Henry Irving, Walter Grane. Kipling, Mrs. Humphrej
Ward n. a. m. Dann folgten Adressen anderer Gesellschaften, bei denen fast
alle bedeutenden Gesellschaften in Manchester und auch einige auswärtige
vertreten waren (Gardiff Public Librarv, Library Association). Der Chairman
Mr. Plummer gab dann eine kurze Uebersicht über die Entwicklung der
Bibliothek in den vergangenen 50 Jahren. „Our fathers of flfty years ago
were venturing into a unknown territory; to-day we possess the land."
Man habe mehr erreicht, als selbst die kühnsten Erwartungen hätten voraus-
ahnen können, und es sei wunderbar, wie sich die Idee der public libraries
allmählich über das ganze Land verbreitet habe „let knowledge grow from
more to more.'' Die Bewegung habe einen 3 faltigen Segen ^bracht: sie
habe Trost und Freude zalillosen Leuten, die onne die public libraries
niemals den grofsen Segen guter Bücher kennen gelernt hätten, gebracht, sie
habe die Jugend erzogen und durch ihre unbegrenzten Hilfsmittel vorwSrts
gebracht, schlieislich sei in Büchern alles gröfste und edelste an Gedanken,
Thaten und Fortschritten in der Geschichte der Zeiten aufgestapelt, aus ihnen
schöpfe man daher Begeisterung und dort setze jeder Fortschritt, jeder nene
Impuls ein.
Professor Dixon Präsident der Libraries association of the United
kingdom| brachte folgende Resolution :
„That this meeting desires to record its high appreciation of the bene*
ficial influence of the puDlic library movement on the educational and social
progrefs of the nation during the past fifty years, and expresses its gratification
with the continuous development of the valuable work inangurated by the
Public Libraries Act of lS5ü."
Zur Begriindung führte er aus, dals jede Freiheit der Bürger nicht
darauf beruhe, dafs man äufserlich frei sei, sondern dafs nur die innere Freiheit,
geschaffen durch die weitgehendste Selbsterziehung wahre Freiheit sei. Gende
durch die Libraries habe man das Volk nach der sozialen Seite aufs vorteil-
hafteste beeinflnist. Das Studium der Bücher schärfe den Verstand. In der
fmblic library könne ein Mensch seine eigene Kraft und sein Können kennen
emen und Selbstvertrauen gewinnen, um seinen Platz in der AUgemeinheit
zu wahren.
Auch Mr. Tennant, Parlaments -Mitglied und Sir Bridge, Organist in
Westminster und zwar letzterer vor aUem hinsichtlich der £inwir£mff der
Musik auf den Leser, sprachen zu gunsten der Resolution, die einstimmig in-
genommen wurde.
Eine zweite Resolution von Prof. Dawkins folgte, welche den Znsammen-
hang zwischen den Bibliotheken und der geistigen Erziehung des Volkes nun
Ausdrucke brachte. Bei dieser Gelegenheit wurde der Einflufs der Unive^
sitäten und femer vor Allem der segensreiche Einfluis guter Bibliotheken lof
die Benutzer zur Sprache gebracht, dagegen auch auf die Gefahr der Halb-
bildung und Flüchtigkeit hingewiesen. Zu oiesem Punkte nahm Sir J. G. Browne,
Prinzipal Stopkinson , 0. Gamett, the Earl of Manchester u. a. m. das Wort
Auch diese Resolution wurde einstimmig angenommen.
Zur leiblichen Erfrischung hatte nun der Magistat seine Gäste zn einem
Frühstück in der Town Hall eingeladen. Dieses nahm einen glänzenden Verhol
Auch hier wurden einige interessante Reden gehalten, von denen nur erwähnt
werden soll, daDs Lord Lytton, Enkel von Bulwer, sprach, dessen Grofsvster
18S2 der Eröffiiung beiwohnte und geredet hatte.
Dann folgte ein sehr interessanter Empfang in der John Rvlands library.
Diese Bibliothek ist von Mrs. Enriqueta RyLands der Stadt MiEuichester ge-
schenkt Den Grundstock zu dieser Bibliothek gab die .Altiiorp Libnir*)
welche Earl Spencer 1892 yeräuiserte. Das Gebttnde für die Bib&otluBJc, an
Sonstige Mitteilungen. 139
lütten der Stadt liegt, ist im spätgriechischen Stile erbaut und eins der
lönsten Gebäude der Stadt. Es wurde am 6. Oktober 1899 eröffnet Alles
dieser Bibliothek ist bis zur höchsten VoUendunff, ja beinahe zum Raffine-
mt gebracht. Die Bücherkästen, welche sämtlich mit Glasthttren versehen
d, haben Thürfassungen, welche aus Kanonenmetall gegossen sind, und
reh Plüscheinlagen staubsicher gemacht sind. Shakespeares Folios sind
rch herrliche Futterale nicht nur vor Staub, sondern auch vor jeden
listigen Einfluis gewahrt. Dazu kommt, dafs die Bibliothek eine groise Zahl
r wertvollsten mittelalterlichen incunabula sowohl wie die ältesten englischen
erke aufweist (Gaxton). Bücher, vor 1501 gedruckt, femer ca. 100 Bücher
B Aldus, zahUose alte Bibeln ^oeuerdinp kam z. B. eine von Wycliff ge-
inchte hjnzn) bilden einen wirklich wunderbaren Schatz. Es ist eine Freude,
Nie gewaltige Bücherwelt anzustaunen. Das Gebäude ist so gebaut, das
ben dem gro(sen Mittel-Saal an beiden Seiten und zwar in zwei Stockwerken
fe Seitenräume sind, deren Wände die von oben elektrisch erleuchteten
icherkästen enthalten, während in der Mitte bequeme Arbeitstische stehen.
)r Leser kann so besonders ruhig und angenehm dort arbeiten, wo die für
1 wichtigen Bücher stehen. Getrennt sind Räume für Zeitschriften sowie
r wertvolle Buchen des Mittelalters. Die grofsartige Spenderin unterhält
ch heute das Ganze auf ihre Kosten. Die Gäste wurden durch die Leiter
s Instituts empfangen, und in den der Wissenschaft geheiligten Räumen
irde der Thee serviert.
Am Abend fand ein weiteres grofses Meeting in der Free-Trade Hall
itt. Es ist em gewaltiger Saal, der rast vollständig gefüllt war. Den Vorsitz
brte Lord Avebury, bekannt durch sein Buch über die 100 besten Bücher,
^ebury sprach über die Entwicklung der Bibliothek. Sehr häufig werfe man
r vor, dals Romane und Novellen so stark benutzt wtlrden und dafe diese
)ch ^ewiis wertlos seien. Zunächst betonte er, daCs man den Wert und
nfluls guter Romane wie Dickens, Scott, Thackerav. Kingsl^, Bulwer etc.
sht unterschätzen könne. Ueberdies gäben die Zahlen der Benutzung ein
Isohes Bild. Denn während ein Roman schneU durchgelesen werden
inne, bedürfe ein wissenschaftliches Buch einer sorgfältigen und luig-
lerigen Benutzung, so dais man diese Zahlen gar nicht mit einander ver-
ei<£en könne. Das Verhältnis der Bücher von 890,000 Fiction auf
>00,000 sei, nach diesem Gesichtspunkt beurteilt, kein schlechtes.
Er betonte, daCs es nicht darauf ankomme, dafs gelesen werde, sondern
ie gelesen werde. Man solle nur das lesen, was einem die grölste Freude
&che. Man werde bald finden, dafs auf die Dauer ernste Bücher mehr
»friedigen wie Romane etc. Man solle beim Lesen, Arbeiten, sich Menschen
id Szenen vergegenwärtigen und die Phantasie anregen. Wenn man so lesen
Brde, werde das Leben der Menschen sich bald oesser, heiterer und vor
Uem nützlicher gestalten.
Der Bischof von Manchester brachte eine Resolution des Inhalts ein,
iü man in Manchester hochschätze .the beneficial influence of the free library
ovement on the education, social progrefs and weUbeing of the nation
iring the last thirty years." Als Begründung gab er folgendes: Man habe
e 1^ rate auf eine 2^ rate erhöht. Man be^nne besseres zu lesen (die 6^
nsgabe guter Geschichtswerke und Biographien werden auch von Arbeitern
desen). Home reading befördere den Segen der public libraries, da es den
ppetit auf Bücher reize. Ein Arbeiter hätte ihm kürzlich gesagt, „Er wolle
in Haus nahe bei einer Filiale der Public Library bauen." Man sage, ein
>ekulant müsse zuerst eine Kirche bauen, um ein Territorium beliebt zu
achen, jetzt würde ein solcher Rücksicht nehmen anf die Nähe der Public
ibraries. Man wolle gern gute Nachbarn haben. Man müsse deshalb nahe
)i der Public library womien, dort seien Shakespeare, Wordsworth und
ennyson zu Hause. Man sage: „Sage mir mit wem Du umgehest, und ich
ill Dir sagen, wer Du bist/ nun, wer mit solchen Büchern umgehe, sei doch
)wüfl hoch zu schätzen. Er selbst benutze die Bücher, um sich Trost und
Bholnng au suchen. Das könne man, wenn man läse, wie ein grölserer Mann
10*
140 SoDBtige MitteilimgeiL
Kummer, Sorge und Aerger überstanden habe. Dasselbe solle nur der Arbeiter
thun, dann werde er auch Schwierigkeiten im Benufe oder im Hause leicht
vermeiden. Man werde in den BUcnem finden, dals die Ideale des mensch-
lichen Lebens mit der Wirklichkeit schlecht übereinstimmen und zu einem
gewissen Pessimismus kommen. Aber wer sich dann durcharbeite, der werde
erst die Tiefe und die nie versagende Kraft der menschlichen Seele kennen
lernen. Er erinnere nur an das Buch der Bücher: die Bibel, wie viel Böses
zeige sie bei guten und wieviel Gutes bei den schlechten Menschen. Dann
lerne man Nachsicht haben mit andren und Mitgefühl Das, was nötig sei.
sei Schwache stützen. Unwissende unterrichten, allen Menschen zu dienen und
stets veredelnd auf die Menschheit einzuwirken.
Es folgte dann Lord Lytton, der darauf hinwies, dals noch viel zu thnn
sei. das Volk besser zu erziehen und sodann Miss BurstaU, eine Dame, welche
sicn durch ihre praktische, verständige Art im Lehrfach sehr ausgezeichnet
hat. Diese Dame sprach geradezu meisterhaft: klar und logisch. Sie erörterte
den Nutzen nach der weiblichen Seite. Sie betonte, dals auch Romane ihr
Gutes hätten. Die Frau stehe nicht im politischen Leben. Dagegen müsse
die Frau für 3 Dinge sorgen : joy, enrichment and consolation. ^es solle sie
aus Büchern nehmen, da ihr von anfoen weniger zugetragen werde, wie dem
im öffentlichen Leben stehenden Manne. Der Mann komme bei sdner Arbeit
mit anderen und mit grolsen Interessen in Berührung, die Frau nicht. Ein
Hanptmumeut sei. daTs die Einwirkung der public fiorarv schon früh und
zwar in der Schule anfange. Das sei nöthig, damit die Erwachsenen schon
den Wert des Buches zu schätzen wüfsten. Die meisten Frauen sähen ihr
Ideal in der Kleidung, sie hoffe, es werde noch eine Zeit kommen, wo sie das
Ideal in den Büchern sehen werden.
Dann folgte eine weitere Resolution, wonach die Regierung aufgefordert
wird, alle Beschränkung fallen zu lassen fbisher kann die Steuer nur in be-
stimmter Höhe erhoben werden). Sir W. Houldsworth brachte die Resolution
ein, vor 50 Jahren habe das house of commons nur nut kleiner Majorität die
Bill angenommen, heute denke man ganz anders darüber. Die damals vor-
febrachten Gegenargumente hätten sich als bedeutungslos erwiesen. Sir
. C. Browne unterstützte den Vorredner und zeigte, wie die Public Libraries
die Klassen sich näher gebracht hätten, wie sie segensreich für die Erziehonf^
und für die Hygiene der Menschen geworden wären. Aufklärung durch Bücher
in medizinischer Hinsicht sei wertvoU.
Mit gröfster Aufmerksamkeit folgte das Publikum den interessanten
und bedeutsamen Reden, von denen die meisten mit greisem Beifidl auf-
genommen wurden. Einige sprachen vorzüglich. Jedenfalls kann man aber
sagen, daiis das ^anze Fest bei aUen Teimehmern die angenehmsten und
interessantesten Eindrücke hinterliels.
Zum Schlufs noch einige Bemerkungen über die Free libraries in
Manchester. Als Folge der Ewarts act sind sie eröffiiet am 2. Septbr. 1852
im Beisein von Dickens, Thackeray, Lord Lytton, John Bright n. a. Edw.
Edwards war der erste Bibliothekar. Jetzt hat sie aulser der Central Reference
Library 13 branches und 5 reading rooms, die zusammen 1902 2,295,293 Bände
ausgegeben haben und zwar über eine Million nach Hause entliehen haben.
Die 50,000 Leser der Bibliothek haben 1901/2 nur 143 Bücher verloren, von
denen 45 unersetzt geblieben smd.
Die Gesamtz^ der Bücher beträgt jetzt 305,364 Bände gegen 25,000
im Jahre 1852.
Die Bibliothek ist auch Sonntags (mit Ausnahme der lending library)
geöffiiet.
Die Leiter der Bibliothek sind Mr. Sutton als chief librarian, Mr. William,
R. Credland als Deputv chief librarian und Mr. Lawrence Dillon als Superin-
tendent aller brauch libraries.
Der zur Bewältigung dieses grofsen Instituts erforderliche Aufwand
beläuft sich auf £ 22307.14.10 per Jahr, jedoch wird zur Vergrölserung der
Einnahme auf Erhöhung der penny rate abseiten des Parluneati eniofiL
Büchersohan. 141
Ktn ist ferner Im Begriff, eine nene reference library an einer sehr geeigneten
Stelle der Stadt neu aufzubauen, falls der Magistrat solches bewilligt
Die Bibliothek wird auch jetzt noch durch Schaffung von neuen
Pilialen erweitert Dr. Hai Her.
Bücherschau.
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
J. Tews, Wie gründet und leitet man ländliche Volksbibliotheken? 9. Anf-
hige (19. bis 22. Tausend). Berlin, Verlag der Gesellschaft für Verbreitung
von Volksbildung, 1908. (50 S.) 25 Pf.
Die in bereits 18000 Exempls^en verbreitete Schrift will zunächst für
die Begründung und Leitung von Bttchereien auf dem Lande Winke und Be-
lehrung ^eben, denn ein Dorf, das keine Bibliothek hat, kommt dem Ver-
fasser mit Recht vor wie ein Bauernhof ohne Brunnen. Doch treffen die
darin enthaltenen Ratschläge zum grofsen Teil ganz ebenso für klein-
städtishe Verhältnisse zu. Die Begründung kleiner Volksbibliotheken ge-
schieht am zweckmäßigsten im Anschluls an die Gesellschaft fUr Verbreitmig
von Volksbildung (Sitz Berlin NW., Lübeckerstrafse 6) , auf deren segens-
reiche Wirksamkeit in diesen Blättern wiederholt hingewiesen worden Ist.
Herr Tews ist der Generalsekretär der Gesellschaft; Ihm gebührt auch für
die kleine Brochüre Dank und Anerkennung.
An Jahresberichten erhielten wir:
8. Jahresbericht der Ersten Oeffentlichen Lesehalle zu B erlin , C. MünzStrafse 11,
für das Jahr 1902. Berlin 1903. (12 S.)
Lesehalle In Bremen. Jahresbericht 1902. (32 S.)
Die Stadtbücherei Elberfeld, ihre Einrichtung und Verwaltung zugleich
Bericht über das erste Betriebsjahr 1902/3. Aus Anlals der Dresdener Städte-
ansstellung herausgegeben von Dr. Emil Jaoschke, Stadtbibliothekar.
Elberfeld 1903. (30 S.)
Jahresbericht der Volksbibliothek zu Frankfurt a. M. (Eingetragener Verein).
Erstattet vom Vorsitzenden, Stadtschulinspektor W. Liermann, fOr die
ordentliche Mitgliederversammlung vom 26. März 1903. Frankfurt a. M.,
Gebr. Knauer, 1903. (48 S.)
Jahresbericht der städtischen Bücher- u. Lesehalle. Osnabrück 1903. (30 S.)
5. Bericht der Volksbibliothek Stuttgart. Stuttgart 1902. (9 S.)
Volksbildungsverein zu Wiesbaden, Zweigverem der Gesellschaft für Ver-
breitung von Volksbildung. Jahresbericht für das Jahr 1902/1903. (15 S.)
Det Deichmanske Bibliothek (grundlagt 1780, reorganiseret 1898). Aarsberetning
1902. Kristiania 1903. (16 S.)
An Bücherverzeichnissen gingen uns zu:
Bücherverzeichnlls der Oeffentlichen BibBothek und Lesehalle Berlin SW. 13,
AlexandrinenstraiBe 26. Abgeschlossen Im März 1903. Berlin, Hugo Helmann,
1903. (IX, 687 S.)
Dieser stattliche Band verzeichnet In 19 Abteilungen die Bestände der
vor dVs Jahren aus privaten Mitteln errichteten Bibliothek. Da diese ins-
besonaere den gewerblichen Arbeitern Berlins neben den städtischen Volks-
bibliotheken eine leicht zugängliche BUdungsstätte sein sollte, so sind Natur-
wissenschaft, Geschichte, Volkswirtschaft, Gewerbeknnde neben der schünen
Litteratur reicher vertreten als die anderen Fächer. Die Ausstattung des
Katalogs ist eine recht gute. Ein ausführliches Sachregister Ist beigegeben.
Nicht mit aufgeführt sina die in den Leseräumen vorhandenen 93 Zeitungen
und 351 Zeitschriften aller Wissenszweige und Riehtungen; manche Bücher
dagegen, die mehrere Wissenszweige berühren, werden zweimal, einige selbst
dreimal aufgenommen, um auch dem weniger geübten Leser das Aufsuchen
zu erleichtem.
142 Bücherschaa.
Bttoher- Verzeichnis der Bonner Bücher- und Lesehalle e. Y. mit Sachregister
von Bibliothekar Bo de. Bonn 1903. (118 S.) 50 Pf.
Ftlhrt die Bestände der Bibliothek in It Abteiinngen vor and zwar
innerhalb der einzelnen in alphabetischer Reihenfolge der Autoren. Eine sehr
brauchbare Zugabe ist das nach Schla^örtem geordnete Sach-Rc^^ister, ohne
welches man z. B. die in Abteilung VIl Theologie, Philosophie und Pädagogik
untergebrachte Litteratur über das Bibliothekswesen schwer finden würde.
Freilich ist diese bis jetzt auch spärlich genug vertreten, weist sie doch
nur zwei Verfasser auf.
Katalog der Lesehalle in Bremen. Ostern 1903. Bremen 1903. (XIV,
415 S.) l M.
Die Anordnung ist streng systematisch, es werden stets eine Reihe tod
BUchem ähnlicher ^t in einem Paragraphen zusammengestellt. Der K&talog
zerfäUt in 2 Teile, Schöne Litteratur in 3 Kapiteln (Deutsche Litteratur,
Sammlungen aus mehrerlei Sprachen und Litteratur des Auslandes in alpha-
betischer Anordnung der Sprachen) und Belehrende Litteratur in 119 Paia-^
graphen. Ein Sachregister zu dieser letzteren verweist unter einzelnen Sticht
Wörtern auf die Paragraphen. (Warum übrigens nicht gleich auf die betreffendei^
Seiten?) So finden wir z. B. unter dem Stichwort Bibliothekswesen einen
Verweis auf § 88 voru in der Inhaltsübersicht, welcher als Unterabteilung der
Socialpädagogik auf S. 830—332 in überraschend reicher Auswahl die biblio-
thekswissenschaftliche Litteratur enthält Auf S. 375-388 wird femer unter
Hinweis auf die betreffenden Paragraphen ein Verzeichnis von Personen gegeben,
welche in den anderen Abschnitten mit Lebensbeschreibungen, Charakteristikeo,
Denkwürdigkeiten. Tagebüchern, Briefwechseln vertreten sind, dabei auch
die Helden der wichtigeren Reisebeschreibungen. Für eine zukünftige Aus-
gabe ist eine noch erschöpfendere Gestaltung des Sachregisters und oie Bei-
gabe eines vollständigen Schriftstellerverzeichniss^ geplant.
Bücher -Verzeichnis der AusgabesteUe B der öffentlichen Bücherhalle n
Hamburg u. 1. Nachtrag. 3. Auflage. II. Teil Schöne Litterator. Hamborg
1903. (230-f 116 u. 92S.) 50 Pf.
Der Katalog bringt im 1. Teil die Belehrende und Wissenschaftliche
Litteratur in 15 Hauptabteilungen, an die sich als 16. ein Verfasserverzeichnis
auf S. 196— 213, als 17. ein reiches Schlagwortverzeichnis auf S. 216—230 in-
schliefst, im 2. Teil die Schöne Litteratur in ] 2 Abteilungen. Das Nachtrags-
Verzeichnis zu letzterem machte sich infolge starker Zunahme des BUcher-
besitzes, insbesondere durch Geschenke, notwendig.
Volksbibliothek zu Stuttgart. Bücher -Verzeichnis. 3. Ausgabe. Stuttgirt
1902. (IV, 321 S.) 30 Ä
Die 1897 erschienene 1. Auflage umfalste 3000 Bände, diese Zahl stieg
in der Januar 1899 erschienenen 2. Auflage auf 5400, jetzt auf luOOO Bände.
Sämtliche Bücher sind unter den fettgedruckten Namen der Verfasser alpha-
betisch aufgeführt, die belehrenden auiserdem unter einem gesperrt gedruckten
Stichwort. Bibliothekswissenschaftliche Litteratur haben wir darunter ver-
geblich gesucht. — r—
B. Wissenschaftliche und Populärwissenschaftliche
Litteratur.
a) Systematisohe Uebersioht.
Von Dr. C. Laus b erg.
Erstem Bibliothekar der städt. Lesehalle zu Düsseldorf.
Sammelwerke :
Sammlung Guschen (6. J. Guschen, Leipzig).
Beer, Rud., Spanische Literaturgeschichte. 2 Bändchen (148 u. 164 S.)
Geb. je 0,80 M.
Samml. illustr. Monographien (Velhagen & Klasing, Bielefeld).
Bd.ll. Fred,W., Die Wohnung u. ihre Ausstattung. (148 S., 136 Abb.) 4M.
Bttobenohan. 148
Weber's Illnstr. Kateehlsmen (J.J.Weber, Leipzig).
Eisler, R., Soziologie. (305 B) Geb. 4 M.
Prell er, MMsage. 2. Aufl. (250 S., 98 Abb.) Geb. 3,50 M.
Scbwartze, Allg. Maschinenlehre. (406 S., 307 Abb.) Geb. 6 M.
Geographie:
Chalikioponlos, L., Sitia, Die Osthalbinsel Kreta's. Berlin, Mittler & Sohn.
(138 S.) 5M.
Cook, Fred. A., Die erste Südpolamacht 1898—90. Kempten, J. KOsel.
(416 S., viele Abb.) 10 M.
Döring, A., Eine FrUhlingsreise in Griechenland. Frankf. a. M., Neuer Verlag.
(199 S.) 3M.
Güssfeldt, F.. GmndzUge der astron.-geog. Ortsbestimmung. Brannschweig,
Vieweg & Sohn. (377 8., 95 Abb.) 1 M.
Hörle, £., Schwaben in geogr. Chankterbildem. Stuttgart, Hobbing & Bttohle.
(Mit Abb.) 4M.
Jahrbuch der Weltreisen u. geogr. Forschungen. (K. Prochaska,
Leipzig.) 2. Jahrg. 1903. (281 S.) 1 M.
Klar, Max, Die Erdkunde.
XVII. Teil. Kain dl, Fr., Die Volkskunde. (149 S., 49 Abb.) 5 M.
XVIII. Teil. Nagl, J. W., Geographische Namenkunde. Leipzig, Franz
Denticke. (136 S., viele Abb.) 5 M.
Monographien zur Erdkunde herausgeg. y. Velhagen & Klasing, Bielefeld.
Bd. XV. Wegner, G., Deutschland im stillen Ocean. (156 S.J Geb. 4 M.
„ XVI. Rüge, S., Dresden u. die Sächsische Schweiz. (175 S., 148 Abb.)
Geb. 4 M.
Nansen, Fridtjof, Eskhnoleben. Leipzig, G. H. Meyer. (304 S.) 4 M.
Omura, J., Tokio — Berlin. Von der japanischen zur deutschen Kaiserstadt.
Berlin, F. DUmmler. (229 S.) 4 M.
Perthes, G., Briefe aus China. Gotha, J. Perthes. (147 S.) Geb. 3 M.
Prince, Magda., Eine deutsche Frau im Innern Deutsch -Ostafrikas. Berlin,
Mittler & Sohn. (208 8.) 3,50 M.
Prüll, Herm., DeutschUmd in natürlichen Landschaftsgebieten. Leipzig, £.
Wnnderüch. (195 S.) 1,60 M.
Rado. S., Das Deutschtum in Ungarn. Berlin, Puttkammer & Mühlbrecht
(95 S.) 1,50 M.
Supan,A., Grundzüge der physischen Erdkunde. 3. Aufl. Leipzig, y. Veit
& Co. (852 S., 250 Abb.) 16 M.
Tanera, C.. Eine Weltreise. Berlin, Ver. f. deutsche Litt (829 S.) 6,50 M.
Werther, C. Wald.. Östliche Streiflichter. Berlin. H. Paetel. (157 S.) 8 M.
Wissmann, v., Arrika. Schilderungen u. Ratscnläge zur Vorher, für den
Aufenthalt u. den Dienst i. d. deutschen Schutzgebieten. 2. Aufl. Berlin,
Mittler & Sohn. (1 08 S.) 1 ,20 M.
Gesohiohte:
Bismarok's Briefe an seine Gattin 1870/71. Stuttgart, Cotta. (102 S.)
Brandi, C, Die Renaissance in Florenz u. Rom. I^ipzig, Teubner. (265 S.)
Geb. 6 M.
Goltz, V. d.. F., Moltke. Berlin. G. Bondi. (212 S.) 2,50 M.
Hanotaux, Gabr., Geschichte des zeitgen. Frankreichs. L Bd. Berlin, G.
Grote. (500 S.) 8 M.
Heyne, M., Kün[)erpflege und Kleidung bei den Deutschen von den ältesten
Zeiten bis zum 16. Jahrh. Leipzig, S. Hirzel. (373 S.) 12 M.
Lamp recht, K., Zur jüngsten deutschen Vergangenheit 2. Bd. 1. Hälfte.
Wirtschaftsleben. — Sociide Entwicklung. Freiburg, H. Heyfelder. (250 S.)
Geb. 9 M.
Memoiren der Herzogin v. Abrantes. Herausg. v. B. v. Weinbach. Leipzig
Schmidt & Günther. (286 S.) 4,60 H.
H4 BfloheraehiiL
Monographien snr dentseben Enlturgesehiebte. Henuisgeg. ▼. E.
DieaericDS, Leipadg.
Bd. 11. LieSe, G., Das Judentum. Altertum]. Ausg. (129 S.) 4 M.
Penzier, J.. Graf Btilows Reden. Leipzig, 0. Wigand. (523 S.) 10 M.
Stephani, K., Der äUteste deutsche Wonnban. 2. Bd. y. Karl d. Gr. bis Ende
des XI. Jahrh. Leipzig, Baumgärtner. (705 S., 454 Abb.) 18 M.
Handel und Wandel, Gewerbe und Industrie:
Böhme, G., Der Landwirtschaftslehrlmg. 2. Aufl. BerUn, P. Parey. (260 S.)
Geb. 4 M.
Böttner, Joh., Gartenkulturen, die Geld einbringen. Frankfurt a.d.0.,
Trowitzsch & Sohn. (346 S., 153 Abb.) Geb. 6 M.
Greuzburg, H.. Handbuch der Lackierkunst 11. Aufl. Leipzig, Fr. Voigt
(882 S., 57 Abb.) 5 M.
Hoern es, Herrn., Die Luftschiffahrt der Gegenwart Wien, Hartleben. (264 S.,
161 Abb.) Geb. 5 M.
Intze, Entwicklung des Thalsperrenbaues 1889—1903. Aachen, Cremer.
(74 S., viele Abb.) Geb. 4 M.
Kraft, M., Gnmdriüi der mechanischen Technologie fttr Gewerbe- u. Industrie-
schulen. 1. Abt Die Verarbeitung der Metule u. des Holzes. 4. Aoi
Wiesbaden, C. W. Kreidel. (819 S., 356 Abb.) 4,80 M.
Kundt. W., Brasilien und seine Bedeutung fttr Deutschlands Handel und In-
dustrie. Berlin, Fr. Siemenroth. (118 S.) 2,50 M.
M^ville, de, H., Die Handelsmarine und ihre Laufbahnen. Rostock, Volckminn.
(199 S.) Geb. 3,50 M.
Monographien des Kunstgewerbes. Herausg. ▼. H. Seemann Nschf.
Leipzig.
Borrmann, R, Moderne Keramik. (121 S.)
Brüning, Ad., Die Schmiedekunst (146 S., 150 Abb.) Geb. 6 M.
FabriczY, y., C, Medaillen der itaL Reniussance. (108 S.)
Pazaurek, G., Moderne Gläser. (133 S., 153 Abb.) Geb. 6 M.
Scher er, Chr., Elfenbeinplastik seit der Kenaissance. (144 S., 124 Abb.)
Geb. je 6 M.
Müller, J. J. G., Lehrbuch der Elektrotechnik. Braunschweig, Vieweg & Sohn.
(328 S., viele Abb.} 6,40 M.
Schnabel, C., Lehrbuch der allg. Hüttenkunde. Berlin, J. Springer. (757 S.)
16 M.
Treuber, M., Münz-, Mals- u. Gewichtsbuch. Dresden, Fr. Jaoobi. (182+58 S.)
Geb. 2,50 M.
Häusliche und bürgerliche Verhftltnisse :
Hagen, y., E., Das ABC des guten Tones. Stuttgart, Levy & Müller. (1 148.)
Geb. 1 M.
Marrot, A., Wer will Gesundheit u. Glück? Halle, Gebauer & Schwetschke.
(96 S.) 2M.
Kunst und Kunstgeschichte:
D ahmen, Th., Die Theorie des Schönen. Leipzig, W. Engelmann. (190 S.) 4lL
Jahrbuch der bildenden Kunst (Deutsche Jahrb.-Ges. Berlin.) 2. Jahr-
gang. (87(1 S., 4«, viele Abb.) Geb. 8 M.
Joseph, D., Geschichte der Baukunst vom Altertum bis zur Neuzeit 2 Bde.
BerÜn, B. Hessing. (778 Abb.. 911 S.) Zus. 20 M.
Klinger, Max, Malerei u. Zeicnnung. 4. Aufl. Leipzig, G. Thieme. (60 S.)
1,50 M.
Koch, Alex., Internat. Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin
1902. Darmstadt, Alex. Koch. (iUO S., gr. 8«, viele Abb.) Prachtband 24 M.
Künstler-Monographien. (Velhagen & Klasing, Bielefeld.)
63. Fische 1, 0., Ludwig v. Hofmann. (90 8., 112 Abb) 3 M.
Bflohenohan. 145
KunststStten, Bertthmte. (Hemugeff. ▼. E. A. Seemann, Leipzig.
Nr. 16. Schabring, P., Pisa. (182 S., 140 Abb.) 4 M.
La 8 ins, 0., Arnold Böcklin. Berlin, Fontane. (141 S.) 3 M.
Meisterwerke, Die
1. der älteren Pinakothek za Mtlnchen. 230 Kunstdrncke nach den Original-
gemälden. (164 S.) Geb. 12 M.;
2. des Bijks-Mnseam zu Amsterdam. 208 Konstdracke. (206 S.) Geb. 12M.;
3. der National-Gallery zu London. 222 Konstdrucke. (210 S.) Geb. 12 M.;
aUe bei F. Hanfstängl, München.
Sepp, Nep., Ludwig Augnstus, König v. Bayern, u. das Zeitalter der Wieder-
gebnrt der Künste. Regensbnrg, Gr. J. Manz. (965 S.) 10 M.
Iiitteratur- und Spraohwissensohaft:
Behrmann, G., Klopstockbüchlein. Zum 100 jähr. Todestag. Hamburg,
Rauhes Haus. (72 S.) 1 M.
Bräutigam, L., Uebersicht über die neuere deutsche Litteratur 1 880— 1902.
2. Aufl. Kassel, G. Weiss. (77 S.) Geb. 1,30 M.
Ernst, Ad., Lessings Leben und Werke. Stuttgart, C. Krabbe. (52D S.)
5 M., geb. 6 u. 7 M.
ßrillparzer's Werke. Stuttgart, Deutsche Verlags -Anst. (832 S.) Geb. SM.
Eleinze, Virgils epische Technik. Leipzig, Teubner. (487 S.) 12 M.
Mereschkowski. D. S., Tolstoi und Dostojewski als Menschen u. Künstler.
Leipzig, Schulze & Ck). (302 S.) 4,50 M.
Petzet, C, Blütezeit der deutsch, polit. Lyrik von 1840—50. München, J.
F.Lehmann. (519 S.) 9 M.
Rothenbücher. Ad., Einführung in Meisterdramen von Aeschylus bis Hebbel
für Schule u. Haus. Berlin, M. Schnetter. (213 S.) Geb. 2,50 M.
Trantmann, M., Kleine Lautlehre des Deutschen, Franz. u. Englischen.
2. Hälfte. Bonn, C. Georgi. (150 S.) 2 M.
Qhde-Bernays. Catharina Regina von Greiffenberg. Ein Beitrag zur Ge-
schichte deutscnen Lebens u. Dichtens im 17. Jahrh. Berlin, Fontane.
(115 S.) 2M.
Vogel, A., Gramm.-orthogr. Nachschlaffebuch der deutschen Sprache. Berlin,
Langenscheidt. (508 S.) Geb. 2,80 M.
Würzburger Hochschulvorträge.
Bd. L Petsch, R., Vorträge über Göthes Faust. Würzburg, Ballhom
& Gramer. (198 S.) 2 M.
Wnstmann, Gust, Allerhana Sprachdnnmiheiten. 3. verb. u. venu. Aufl.
Leipzig, W. Grunow. (478 S.) Geb. 2,50 M.
Medizin:
^Ibu, A., Die vesetarisohe Diät Leipzig, G. Thieme. (170 S.) 4 M.
Jessen, £., Zahnhygiene in Schule u. Haus. Strafsburg, Heitz & Mündel.
(45 S.) 2,40 M.
Heck er, R., Abhärtung? Ein Mahnwort fttr alle Mütter. Halle, Gebauer-
Schwetschke. (71 S.) 1.60 M.
Karsten, G., Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches. Jena, G.
Fischer. (320 S., 528 Abb.) 6 M.
Krafft-Ebing, V., R., Über gesunde und kranke Nerven. 5. Aufl. Tübingen,
H. Laupp. (176 S.) Geb. 2 M.
Naturwissensohaften :
Arldt, C, Die Funkentelegraphie. Leipzig, Th. Thomas. (72 S.) 1,80 M.
Arnold, C., Abriüs der allg. oder physikalischen Chemie. Hamburg, L. Voss.
(123 S.) Geb. 2 M.
Helmhol tz, v., H., Vorlesungen über Theoretische Physik.
Bd. VI. Theorie der Wärme. Leipzig, J. A. Barth. (420 S.) 16 M.
146 Bttehenchan.
Jahrbuch der Natorwissenschaften 1902-1903. Freiberg, Herder. (508 S.)
Geb. 7 M.
Klebs, G., Willkürliche Entwickelangsändenmgen bei Pflanaen. Jena, 6.
Fischer. (166 S., 28 Abb.) 4 M.
Meyer, Wilh., Die Natnrkräfle. Ein Weltbild der physik. il ehem. Er-
scheinnngen. Leipzig^ Bibl. Inst. (671 S., 503 Abb.) Gfeb. 17 M.
Plate. Ludw., Über die Bedeatuns des Darwinschen Selektionsprinsips and
Probleme der Artbildung. 2. Aufl. Leipzig. W. Engelmann. (247 Sj 5 M.
Righi u. Dessau, Die Telegraphie ohne Draht. Braunschweig, Yieweg
& Sohn. (481 S., 258 Abb.) 12 M.
Schwalbe, E., Grundrüs der Mineralogie und Geologie. Braunschweig,
Vieweg & Sohn. (764 S.) 1 2 M.
Yaubel, W., Lehrb. der theoret. Chemie. 2 Bde. Berlin, J.Springer. (736
u. 793 S., viele Fig.) 32 M.
Pädagogik:
Goethes Briefe in Auswahl. F. d. Schulgebr. Leipzig, G. Freytag. (163 S.)
Geb. 1,20 M.
Hertz, P, Unser Elternhaus. Hamburg, A. Janssen. (99 S.) 0,50 M.
Kampf, der, um die Volksschule. Ein Rück- u. Ausblick von einem wM
Schulmanne. Stuttgart, R. Lutz. (274 S.) 2,50 M.
Libertv-Tadd, J., Neue Wege zur künstlerischen Erziehung der Jugend
2. Aufl. Leipzig, R. Voigtländer. (213 S., viele Abb.) 6 M.
M e 1 i n a t , G., Physik für deutsche Lehrerbildungsanstalten. Leipzig, Teabner.
(479 S., 394 Abb.) 5,60 M.
Rassfeld u. Wendt, Grundrüs der Pädagogik. Leipzig, Tenbner. (310 S.)
3,60 M.
Rossow. G., Italienische u. deutsche Humanisten u. ihre Stellung zu den
Leibesübungen. Leipzig, C. G. Naumann. (219 S.) 4 M.
S c h i f f e 1 s , Jos., Die Praxis des Lehrerberufes. I. Bd. Paderborn, F. Schönin^
(336 S.) 8,60 M.
Stein, A-, Dr. Martin Luthers Leben. Der Jugend erzählt Frankfurt aM.,
J. Schrodt. (28 S., 12 Bilder.) Geb. 2 M.
Vogel, Aug., Geschichte der Pädagogik als Wissenschaft 2. Ausg. Gütenlob,
C.Bertelsmann. (410 S.) Geb. 4,50 M.
Philosophie:
Bastian, Ad., Die Lehre vom Denken. LTeil. Berlin, F. Dttmmler. (211 S.)5E
Bol liger. Ad., Die Willensfreiheit Eine neue Antwort auf eine alte Fnge.
Berlin, G. Reimer. (125 S.) 2.40 M.
Carlyle, Th., Arbeiten u. nicnt verzweifeln. Düsseldorf, Langewiescbe.
(180 SO 1,80 M.
Diels, H., Die Fragmente der Vorsokratiker. BerUn, Weidmann. (601 S.) 15lL
Emerson, R. W., Gesellschaft u. Einsamkeit Leipzig, £.Diederichs. (266 S.) 3 M.
Gomperz, Th., Griechische Denker. Leipzig, v. Veit & Co. (472 &) 10 M.
Kassner, Rud., Der indische Idealismus. München, F. Bruckmann. (90 S.) 3E
R 6 e, Paul, Philosophie. Berlin^ C. Duncker. (358 S.) 6 M.
Rittelmeyer, Fr., Friedrich Nietzsche und das Erkenntnisproblem. Ldpo^
W. Engeimann. (Iü9 S.) 1,50 M.
Staats- und BeohtswissenBOhaften :
Conrad, J., Grundrüs zum Studium der polit Oekonomie. III. Teil. Fioini-
wissenschaft. Jena, G. Fischer. (252 S^ 5 M.
Lexis, W., Abhandlungen zur Theorie der Bevölkerungs- u. Moralstatutit
Jena, G. Fischer. (253 S.) 6 M.
Menger, A., Neue Staatslehre. Jena. G. Fischer. (335 S.) 5 M.
Platter, J., Grundlehren der Nationalökonomie. Berlin, J. Gattentag. (58SS.)
12 M.
Bttchenohan. 147
Volger, Bmno, AUg. Gesetzesknnde (für Gewerbetreib, a. Handwerker).
BerliD, A. Goldsohmidt (264 S.) Geb. 2 M.
Theologie:
Peuerbach. Ladw., Sämtliche Werke.
Bd. 1. GedaDken über Tod und Unsterblichkeit. (875 S.) 4 M.
Bd. 6. Das Wesen des Christentums. (409 S.) 4 M. Stuttgart, Fr.
Frommann.
K alt ho ff, Alb., Religiüse Weltanschauung. Heden. Leipzig, £. Diederichs.
(277 S.) SM.
Luther, Martin, Denn der Herr ist Dein Trotz. Düsseldorf, R. Langewiesche.
(199 S.) Geb. 3 M.
Marx, J. (Prof. Priestersem. Trier), Lehrbuch der Rirchengeschichte. Trier,
Paulinus- Druckerei. (785 S.) 8,50 M.
Sänger, £., Kants Lehre vom Glauben. Leipzig, Dürr. (170 S.) 3 M.
Schell, H., Apologie des Christentums.
I. Bd. Rehgion u. Offenbarung. 2. Aufl. Paderborn, F. Schöningh. (482 S.)
6,40 M.
Silbernagl, Isidor, Der Buddhismus. 2. Ausg. München, J. J. Lentner.
(207 S.) SM.
V'ogel, Th., Goethes Selbstzeugnisse über seine Stellung zur Religion u. zu
religiös -kirchlichen Fragen. Leipzig, Teubner. (263 S.) 3,20 M.
(Veiss, B., Die Religion des neuen Testaments. Stuttgart, Cotta. (321 S.) 6M.
(Veiss, J., Das älteste EvangeUum. Güttingen, Vandenhoeck & Ruprecht.
(414 S.) 10 M.
C. Schöne Litteratur.
Achleitner, Arthur, Hüben und drüben. Grenzroman ans dem
Hochland. Zwei Teile in einem Band. Berlin, 0. Janke, 1903.
(218 + 212 8. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Achleitner liebt es, seine Stoffe aus dem süddeutschen Beamtenleben
EU schöpfen. So hat er früher den Postdienst, den Eisenbahndienst und den
Solldienst in Grenzstädten geschildert. Diesmal führt er uns den Dienst
drauisen an einsamer Grenzstation vor. Genau hat er den Dienstbetrieb
studiert und schildert ihn mit photographischer Treue. Aber wie die Photo-
graphie, so ist auch das Buch farblos. K. — 1.
Bergenroth, Panl, Die arme Maria. Stuttgart, Greiner n. Pfeiffer,
1903. (Bd. 1 272 S., Bd. 2 313 8. 8.). 5 M., geb. 7 M.
Der VerÜEUMer arbeitet mit ziemlich groben Mitteln in seinem hoch-
iristokratisohen Roman. Durch MiTsverstäna^isse, Versteckspielen und Zu-
nUligkeiten aller Art werden die Paare, die nicht zusammenkonunen sollen,
immer von neuem auseinandergerissen, und es verschlägt dabei wenig, wenn
der Verwirrungen und Lösungen wegen gelegentlich die Konsequenzen in der
Charakterschilderung, die überhaupt am liebsten nach den schönen Begriffen
gnt-sohlecht, edel-unedel angelegt ist, in die Brüche kommt. Im besten Falle
mag das Buch für einen oder den anderen, der sich über einige komplimentier-
bucnartige Betrachtungen ohne gröfseren Aerger hinwegsetzen kann, einen
oberflächlichen Unterhaltungsstoff bieten. Doch möchte ich nicht mit dafür
verantworüich sein, wenn irgend jemand nach der Lektüre des langen Romans
sich zu dem Ausruf gedrän^ sähe: diem et oleum perdidi. G. K.
Berkow, Karl (E. v. Wolfersdorff) , Frau Ilse. Lebensbild ans
dem fünfzehnten Jahrhundert. Zwei Teile in einem Bande. Berlin,
0. Janke, 1903. (211 + 234 S. 8.). 5 M., geb. 6 M.
Die Verfasserin hat entschieden Fortschritte gemacht. Das Buch ist
viel reifer als die früheren Arbeiten; man liest es mit Interesse und kann
148 Bttohencban.
sich im allgemeinen mit ihm einveratanden erklären. Doch ist in der Zeit
der Hnssitenkämpfe das Empfinden sicher nicht so verfeinert gewesen , dab
man die Helden des Baches fUr l^pen halten könnte. Der Yerfiuser histo-
rischer Romane mufe sich davon uei halten, moderne Knltor den Menschen
früherer Jahrhunderte beizulegen. Empfehlenswert K.— L
Bohl an, Helene, Sommerbnch. Altweimarische Geschichten. Berlin,
F. Fontane & Co., 1903. (224 8. 8.). 3 M., geb. 4 M.
So hoch ich Helene Böhlaus dichterische Gabe und diese altweimarischen
Geschichten schätze, so sei es doch gleich ausgesprochen : das Buch ist zweier
Geschichten wegen ^Jugend, Muttersehnsucht) kerne Lektüre für junge Leute.
Das prickelnde Motiv von einem badenden Liebespaar, das nackt, wie es
Gott geschaffen, in die Fluten steigt, mag in dieser Art freilich noch eher
passieren als die weniger dezente Art Max Dreyers in nFva** (Lautes und
Leises) und in Johannes Schlafs .Peter Boies Freite*; doch stellt die Geschichte
von dem geschlechtlichen Unoefriedigtsein einer nach Glück und Liebe
lechzenden Ehefrau, die sich einem andern Manne hingiebt und den Feliltritt
mit innerer Genugthuung dem Gatten gesteht, die Anschaffung des Buches
für Bibliotheken in Frage; sie pafst auch sehr wenig in den Rahmen des
Sommerbuches, dessen vier übnge Novellen sonst mehr oder weniger im
Zeichen des Göthekultus stehen. Bb.
Branne-Rofsla, Rudolf, Ledige Leute. Drei Thtlringer Er-
zählungen. Leipzig, Sächsischer Volksschriftenverlag, 1902. (62 S. 8.).
0,60 M.
Es sind keine eigentlichen Erzählungen, sondern lose komponierte Er-
innerungen, die auf Einstellung in Bibliotheken keinen Anspruch erheben
können. Bb.
Bredow, Wnsso Graf von, Junker Hans Achim von Eerkow.
Historischer Roman. Berlin, 0. Janke, 1902. 3 Bde. (220 + ^2^
+ 277 S. 8.). 10 M.
Auf dem Hintergrunde des dreilsigjährigen Krieges schildert das Baoh
die Schicksale eines durch die Religionskamp^B verarmten brandenburgisohen
Junkers. Das Bild jener traurigen Zeit ist dem Verfasser wohl ^elungeo,
daneben lernt der Leser manches aus dem Treiben der damaligen Diplomttie
kennen, was sonst nur dem genauer Unterrichteten bekannt zu sein pfl^
Gelobt werden darf auch die Schilderung grolser Ereignisse . wie z. B. der
Zerstörung Magdeburgs und der Schlacht bei Lützen. Dau der Freand
romantischer Lektüre auf seine Kosten kommt, ist in diesem Falle kein Fehler.
Sehr zu empfehlen. K.— L
Co est er, B. S., geb. von Bischofishansen, Lentnants-Erinnenmgen
eines alten Kurhessen. Halbvergessene Geschichten ans den dreÜsiger
nnd vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Marburg, N. G. Elwert,
[1902.] (340 8. 8.). Brosch. 2 M., geb. 3 M.
So einfach und bieder wie die Zeit die es schildert, ist auch das Bach
selbst. Die Verfasserin betont in einem Vorwort, dals die Ereignisse, die sie
erzählt, auf Tbatsachen beruhen. Man sagt, dafs dies Wahrheit sei, und du
Buch macht ganz diesen Eindruck. Schlicht und behaglich werden einfMhe
kleinstaatliche Verhältnisse und anspruchslose Menschen geschildert, unter
denen der Leser sich bald heimisch fühlt. Mit Bedauern, daCs es schon sn
Ende sei, legt man das Buch aus der Hand. Sehr zu empfehlen. K.— l
Diers, Marie, Karl Henning und sein Haus. Roman. Berlin,
Freund u. Jeckel, 1902. (256 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Aufserordentlich schlicht, fast nüchtern referierend versteht es die Ver^
ein klares Bild ihres Helden, des blonden, breitschulterigen Gutspächters Kin
Henning mit seinen ehrbar-gesunden Moralansichten und seinem Wirklichkeiti-
Bttchenchaa. 149
fliim zu entwerfen and dabei den Leser all das Leid and die Unrast mitfühlen
za lassen ) die diesem Helden die eignen heranwachsenden Kinder mit ihrem
der verstorbenen Matter ähnlichen nervösen Natnrell and ihrer durch die
Tante geleiteten nachsichtigen Erziehung verursachen. Das kleine Buch ist
jedenfaUs lesenswert. 6. K.
Dose, Johannes, Fran Trene. Geschichten ans der Geschichte.
Leipzig, Sächsischer Volkschriften verlag, 1901. (179 8. 4.). 5 M.
Aus Kirchenbüchern, Stadtchroniken und Familienaufzeichnungen hat
der Verfasser die dreihundertjährige Historie eines alten Geschlechts geschaffen,
das sich seiner Abkunft aus der morganatischen Ehe eines Herzogs von Haders-
leben rühmen darf. Den Hauptteil beanspruchen die Schicksale des nord-
schleswigschen Städtchens und die Erlebnisse Jener Familie im dreüsigjährigen
Kriege und während der Zurückflntung der Hilfsvölker aus Dänemark. Nicht
ohne innere Teilnahme liest man von den Kriegsnöten und der glaubens-
starken deutschen Treue, die durch prächtige Frauencharaktere imd eine
Reihe von Nebenpersonen scharf ausgeprägt wird. Der Stil ist kräftig und
von künstlerischer Haltung. Sehr zu empfehlen, namentlich für nordalbingische
Leser. Bb.
Duimchen, Theodor, Zwischen Belt und Sund. Neue Novellen.
Berlin, Job. Rade, o. J. (266 S. 8.). 3 M.
Sechs Novellen, unter dem Titel der ersten zusammengefalst, die alle
an der dänischen Grenze spielen. Sie greifen einige, meist heitere Scenen
aus dem wirklichen Leben ganz frisch an und unterhalten, ohne gerade be-
deutend zu sein. G. K.
Engel, Gh., In der Waldmtthle. Erzählnng aus dem Erzgebirge:
Leipzig, Sächsischer Volksschriftenverlag, 1902. (168 S. 8.). 1,20 M.
Die Erzählung befriedigt kaum das anspruchslose Unterhaltungsbedürfnis.
Sie bewegt sich in einer dörflichen Enge, die in der Weitschweifigkeit der
stofflichen Behandlung und in der blassen Gharakterisierung keine rechte
Entwicklung aufkommen lälst. Harmloses Liebesgeplänkel und mehr oder
weniger listige Ränke eines verliebten Jungvolks nehmen so ziemlich den
ganzen Band ein, in dem nur die Darstellung erzgebirgischer Gebräuche ein
m&tsiges Interesse erwecken kann. Bb.
Fischer, Martha Renate, Anf dem Wege zum Paradies.
Thüringische Novellen. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow, 1902. (321 S. 8.).
4 M. geb. 4,50 M.
Diese bäuerlichen Liebes- und Armeleute^eschichten sind mit dem
künstlerischen Feingefühl einer gut beobachtenden Dichterin geschrieben.
Am höchsten stehen die Titelnovelle in ihrem Verständnis für die Liebes-
regnngen einer Frauenseele und die dritte Geschichte «Heimkehr*, die einen
greisen Oderbruchkolonisten in sein Jugendparadics, die thüringische Heimat,
zarückgeleitet. Weniger aus einem Gruls und stofflich interessant ist die
zweite Erzählung (Die Liebesülse), wogegen die knappere Fassung der vierten
2 Thomas) und mnften Novelle (Der alte Ewak) vorteilhaft absticht Reifere
eser, die nicht die romanübliche Spannung suchen, werden an dem Buche
ihre Freude haben. Bb.
Gerhardt-Amyntor, Dagobert von. Ein Kampf um Gott. Kultur-
bild ans der Zeit des ersten Hohenzollern. Breslau , Schles. Verlags-
Anstalt V. S. Schottlaender, 1903. (242 8. 8.). 2 M., geb. 3 M.
In tagebuchartigen Aufzeichnungen läfst der bekannte Verfasser einen
nach Wahrheit und wahrhaftem Christentum ringenden Mönch seine inneren
und äuiseren Erlebnisse erzählen. Der Mönch entzieht sich dem Klosterzwang
durch die Flucht und schützt sich vor Verfolgung dadurch, dals er in der
Hütte einer sich für aussätzig ausgebenden Frau sich verbirgt. Diese Frau
führt er zum reinen Christenglauben zurück. Beide sterben, als das Be-
150 Bttchench&a.
kehruDffswerk yoUendet ist, an der Pest Das Haaptgewiclit liegt auf der
Darstellang des religiösen Iniieiiiebens , in der der Verfasser offenbar seine
eigenen Anschauangen vom Christentum niedergelegt hat Ein Buch Amyntors
bedarf keiner besonderen Empfehlung. K.— 1.
Heigel, Karl von, Brömmels Glück and Ende. Roman. Mfinchen,
C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung. (2018. 8.). 2,50 M., geb. 3,50 M.
Wer war Brunmiell? Der Mittelpunkt der Londoner Lebewelt, der
Liebling der Damen und eine für die Mode tonangebende Persönlichkeit^ die
selbst einen Dichter wie Byron vorübergehend anzog. Im Glück zu über-
mütig, verscherzte er sich die Gunst semes Duzfreundes, des nachmaligen
Königs Georg IV., und endete in Geistesnmnachtung. Das wird , wie Ver-
fasser versichert, nach zeitgenössischen Ueberlieferungen in diesem Roman
geschildert, und man kann hinzufügen: so geschildert, dafs der Leser ein
Zeitbild von dem lockeren Gesellschaftsleben der hoffähigen Elreise erhält
Als Roman ist das Buch herzlich unbedeutend. Bb.
Hopfen, Hans, Gotthard Lingens Fahrt nach dem Glück. Roman.
Berlin, G. Grote, 1902. (416 8. 8.). 4M., geb. 5 M. (Grote'sche Samm-
lung von Werken zeitgenössischer 8chrift8teller Bd. 76j
Die nicht gerade neue Moral dieses Buches ist die: das Glück liegt
nicht in glänzender Lebensstellung, sondern nur in tüchtigem Sduußfen.
Gotthard Lingen jagt einem hochadhgen Namen nach, um Carriere an machen
und eine adlige braut zu gewinnen. Er mulis die Nichtigkeit seines Strebens
erkennen und sein Glück in der Bewirtschaftung und Vergröfsemng emes
ererbten Gütchens finden. Er wird endlich durch den Besitz einer braven
und klugen Gattin belohnt Diese einfache Geschichte weils der Verfuser
mit Reiz zu erzählen und die innere Wandlung des Helden so anschanüch
zu machen, dafs der Leser von der ersten bis zur letzten Zeile gefesselt
wird. Unbedingt zu empfehlen. K. — L
Hnch, Ricarda, Vita somnium breve. Ein Roman. Bnchschmnck
von Heinr. Vogeler. Im Insel -Verlag zu Leipzig, 1903. 2 Bde. (337
u. 308 8. 8.). 7 M., geb. 9 M.
Der Roman steckt mitten in den Traditionen Goethescher Romantechnik.
Da ist kein rechter Anfang, kein eigentlicher Schlufs. Auch wenig Handlung
ist darin, trotz des grolsen Umfangs. Dafs einige Eheleute in der gesetzlich
geschlossenen Ehe keine aufrichtige Herzensgemeinschaft mehr finden können,
weil andere liebende Wesen ihre Bahn kreuzen, das ist ein ziemlich dürftig
Motiv. Aber die DarstelluDg hat klassische Ruhe, poetischen Duft und somuge
Schönheit. Nur Schade, dafs für den kurzen Lebenstraum eine solche um-
ständliche Breite nötig war, die manchen Leser hindern könnte, die künst-
lerische Schönheit des Buches auf sich wirken zu lassen. Bb.
Lindau, Rudolf, Ein unglückliches Volk. Roman. 2 Bde.
Berlin, F. Fontane & Co., 1903. (351+318 8. 80.). 10 M., geb. 12 M.
Das Buch ist nicht eigentlich ein Roman ; der Held handelt niemals, er
wird nur von anderen geschoben. Aber es ist eine prächtige und ergreifende
Schilderung der armenischen Bewegung, die eine ganz andere Anschauung
gewährt, als es tausend Zeitungsberichte zu thun vermögen. Man merkt, daüs
der Verfasser als gründlicher Kenner der Verhältnisse, semen Stoff vollkommen
beherrscht; er ist ia auch als Diplomat, der lange Jahre am Bosporus lebte,
wie kaum ein anderer zu dieser Aufgabe berufen. Gerade jetzt wird d«8
Buch von besonderem Interesse sein, da augenblicklich eine ähnliche Revo-
lution den türkischen Staat bedroht. K.— L
Liepe, Albert, Nathanael. Kulturgeschichtlicher Roman aus der
Reformationszeit. S.Auflage. Leipzig, H. G. Wallmann, 1902. (400 8. 8.).
Brosch. 2,80 M., geb. 3,60 M.
Der Verfasser hat jedenfalls gründliche Studien zu seinem Buche ge-
macht und es erreicht, dals wir in meaem ein getreues Kulturbild zu erblicken
Bttchench&n. 151
yermeinen. Aber es ist von einem einseitig protestantischen Standpunkte
geschrieben; der einzige anständige Katholik des Romans ist der Held, der
gerade durch seine Religiosität, and seine Begeisterung fUr Recht und
ittlichkeit zum Protestantismus geführt wird. Das ist ein wesentlicher
Mangel, denn wenn ein Kulturbild getreu werden soll, so darf die Objektivität
des Historikers nicht fehlen. Durch das Einstreuen zeitgenössischer
Dichtungen gewinnt die Schilderung der Zeit zweifellos, aber doch möchte
ich vom künstlerischen Standpunkt aus Bedenken erheben gegen die Inhalts-
angabe einer ganzen Dichtung, wie N. Manuels «vom Papst und seiner Priester-
schaft'' (Toten fresser). Das Buch ist indessen sehr fesselnd geschrieben und
immerhin empfehlenswert. K.— l.
Mengs, Georg (Büstorff, Gertrud), Auf Bergeshöh'n. Roman.
Berlin, 0. Janke, 1903. (I.Teil 232 S., 2.Teü 190 8. 8.). 4M.
Der Roman kann als ein Beitrag zum Verständnis der Frauenfrage an-
gesehen werden. Im Mittelpunkt steht eine junge, als genial geschilderte
Dame, die eben ihr Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften mit
einem glänzenden Doktorexamen abschlielst. Ihr Bildungsgang ist haupt-
sachlich durch den freigeistigen, allem Kirchentnm femstehenden Vater be-
stimmt worden. Nach dem Tode des Vaters völlig verwaist und vereinsamt,
lernt sie in der Person eines bisher ihr fremden Verwandten, eines Pfarrers,
eine durchaus entgegengesetzte Lebensanschauung und Lebensarbeit kennen.
Der Einflnts dieses jungen Geistlichen, der seine unermüdliche Arbeitskraft,
sein Wissen und sem ganzes Ich in den Dienst seiner Gemeinde stellt, ist
bei der freigeistigen Doktorin ein ganz gewaltiger. Eine leidenschaftliche,
lange uneingestandene Liebe zieht beide immer mehr zu einander. Aber die
verschiedene Stellung beider zum Göttlichen und zum Chnstentum verhindert
endgültig eine Veremigung der beiden Lebenswege. Vielleicht hätte der
Schlols nach allem Vorhergehenden ein anderer sein mUssen; aber da das
Buch sonst von einem acntungswerten dichterischen Wollen und Können
Zeugnis ablegt, mag man sich mit diesem Ausgang abzufinden versuchen. G. K.
Morris, William, Die Geschichte der glänzenden Ebene, auch
das Reich der Unsterblichen genannt. Einzig antorisierte dentsche
üebersetznng von R. Schapire. Leipzig, Herm. Seemann Nachf., 1903.
(172 S. 8.). 3 M.
Grolles Interesse können diese vierdimensionalen Wesen nicht einflößen.
Wirklichkeit und Uebersinniichkeit verschwimmen zu einem Phantasiegebilde,
dessen Reiz nur in der poetischen Darstellung und der Sehnsucht nacn einer
ewigen Jugend liegt. Bb.
Mflgge, Theodor, Afraja. Nordischer Roman. 4. Aufl. Breslan,
Eduard Trewendt 1902. (543 S. 80.). Brosch. 2 M., geb. 3. M.
Es ist ein glücklicher Gedanke der Verlagsbuchhandlung gewesen, in
ihrer Zweimark- Bibliothek dieses vortreffliche Buch allen zugänglich zu machen.
Gerade 50 Jahre sind verflossen, seit M.'s Afraja zum erstenmale erschienen
ist, und bis heute hat der Roman nichts von seiner Frische eingebüfst, noch
heute entzücken wir uns an der grandiosen Schilderung nordischer Natur und
nordischen Lebens. Möchten Mügges Schriften die weiteste Verbreitung finden!
I\..~~*4.
Mnellenbach, Ernst (E. Lenbach) Aphrodite und andere No-
vellen. Stuttgart und Berlin, J. G. Cotta Nachf., 1902. (309 S. S».). 3 M.
Drei sehr feinsinnige historische Novellen, von denen die letzte, Brumaire,
die farbenreichste ist. Die zweite, der Klausner von Hemberg ist von schalk-
haftem Humor durchweht; die erste, die dem Buche den Titel giebt, schlägt
ernstere Töne an. Alle drei sind Gaben eines reifen Könnens. Sehr zu
empfehlen. K.~L
152 Bttchersch&a.
Oderwald, Hermann, Achilles. — ZigennerlieseL Zwei Dorf-
geschichten in schlesischer Mnndart. Oppeln, Georg Maske, 1902.
(153 S. 8.). 1,60 M., geb. 2,50 M.
Die beiden Geschichten halten sich in den bescheidensten Grenzen der
Volkserzählung. Sie sind weder originell in der Erfindung noch in der
Dialektik irgendwie überraschend. Das Motiv der längsten Geschichte, die
Liebe eines reichen Banemsohns zu dem armen Zigenneniesel, ist schon einige
hundertmal dagewesen und bietet anch in der breiten realistischen Behandlnng
wenig Merkmale dichterischen Könnens. Bb.
Oeynhansen, A. von, Während Mamas Badereise und andere
Geschichten für die Jugend. Hanau, Clanfs & Feddersen, 1903. (174 S..
8.). geb. 3 M.
Die leidige Novellistensitte, gelegentlich geschriebene Erzählungen ohn^
inneren Zusammenhang in einem Bande unter einem nichtssagenden 8ammeU
titel zu vereinigen, hat auch dieses Buch auf den Markt geworfen. Ungleich--
wertig und ohne Eigenart, bieten diese bibel- und katechismusfesten Geschichteii
allerlei wahre und unwahre Züge aus dem Leben jugendlicher Personen, ohne
dafs man sagen könnte, für welche Altersstufe sich der Band eignen könnte.
Geradezu bedenklich ist das enfant terrible, das die Mutter gern mit einem
vom Storch erbetenen Brüderchen überraschen möchte. Am besten geraten
sind noch die Sperlingsgeschichte und das Heinzelmannmärchen. Auf die
stilistischen Mängel und die auf die neue Orthographie sehr flüchtig visierte
Korrektur einzugehen, verlohnt sich nicht der Mühe. Bb.
Qnandt, C, Die Polen in Danzig. Historische Erzählosg.
3. Anfl. Mit Abbildungen von B. Stnrmhoefel. Brannschweig und
Leipzig, Hellmuth Wollermann, 1903. (268 8. 8».). Brosch. 3,60 M.,
geb. 4,80 M.
Dals diese Erzählung in dritter Auflage erscheint, spricht für ihre Güte
und für den Geschmack des Publikums, der heute im allgemeinen historischen
Dichtungen nicht geneigt ist. Vielleicnt konmit dem Buche zu statten, d&Iii
es ein Stück Deutschtums im Kampfe mit dem Slaventnm an der Ostmark des
Reiches schildert. Jedenfalls verdient es eine freundliche Aufnahme.
K.-L
Schröder, Paul Friedr., Die Hexe von Glatz. Ein geschicht-
licher Roman ans dem Jahrhnndert des 30jährigen Krieges. Oppeb,
Georg Maske, 1902. (263 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Aus Prozelsakten des Staatsarchivs zu Breslau, der Glatzer Stadtchronik
und weiteren Geschichtsstudien ist dieser Roman erwachsen. Wird auch die
Stadtgeschichte von Glatz insonderheit den Schlesier interessieren, so ist doch
dieses traurige Bild aus wilden Kriegsläuften und geistigem Tie&tand in
mehrfacher Beziehung typisch für jene Zeit und verdient einen weiteren
Leserkreis. Bb.
Vorberg, Max, Geschichten ans alter nnd neuer Zeit 2. Folge.
Haue a. S., C. Ed. Müller, 1903. (207 S. gr. 8.). 2,70 M., geb. 3,50 M.
Die fünf Erzählungen schliefen sich nach Form und Inhalt dem Seite 40
empfohlenen ersten Bande würdig an; sie eignen sich nur für evangeUsche
Bibliotheken. Bb.
Redaktionsschlufs für die nächste Doppelnnmmer am 15. Angast 1903.
Verlug Ton Otto Hanusowlts, Leipsig. — Druck Ton Ehrhaidt Kacnui, Halla.
4. Jahrg. Nr. 9 u. 10. Rlpftpr September- Oktober 1903.
ffir Volksbibliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Heraasgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesel in Göttingen, Planck-
strafse 18. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — Preis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt für Bibliothekswesen zu-
sammen bezogen 16 M., das Centralblatt allein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Betrachtungen aber öffentliche Bücherhallen.
Von Rechtsanwalt Dr. Eduard Ballier in Hamburg.
(Schlafs.)
Neben der in den früheren Nummern (3 — 4, 5 — 6) erörterten
Frage, wie sich die Bibliotheken in ihrem neueren Aufbau organisieren
Bullten, wobei zunächst die wichtige Frage des Eatalogwesens behandelt ist,
dürfte von Wichtigkeit sein die weitere Frage, wie wirken die öffentlichen
Bücherhallen am besten für das Publikum. Denn wir dürfen uns keine
lUasionen machen, dafs dieses Institut nicht schon dann genügenden
Nutzen schafft, wenn der tote Bücherbestand angeschafilt ist, und wenn auf
Grund eines geschickten organischen Aufbaus und mit Hilfe tüchtiger
Hilfskräfte der Ausleihdienst exakt und schnell von statten geht
Nörrenberg *) bezeichnet als Vorbedingung für den Bibliothekar, dafs er
neben einer umfassenden litterarischen Kenntnis den Benutzern jede
gewünschte Auskunft und Rat in allen litterarischen Fragen erteilen
kann : Das ist zweifellos notwendig ! Aber man sehe sich einmal einen
Betrieb einer einigermafsen gut arbeitenden Bücherhalle an — und
wird sie nicht gut benutzt, kann sie ja aus diesem Grunde wieder nicht
grofsen Nutzen schaffen, — wie soll bei dem Andränge und dem un-
ruhigen Getriebe Zeit zur Auskunfts- und Ratserteilung gewonnen
werden. Dies ist um so weniger möglich, als gerade bei den gröfseren
Bücherhallen die beim Ausleihdienst beschäftigten Personen infolge
der Anstrengung und schlechten Luft auch körperlich strapaziert werden,
so dafs eine derartige lebendige Einwirkung auf das Publikum über
die Kraft gehen würde. Und doch sind gewifs mancherlei Wege möglich,
welche geeignet sind, erziehlich und fördersam auf das Publikum zu
wirken! Der Verfasser erlaubt sich einige vorzuschlagen, ohne damit
diese Wege als die einzig gangbaren bezeichnen zu wollen:
A. Klubgründungen.
Jedem Bewohner der Grofsstadt mufs es auffällig erscheinen, dafs
gerade in den Grofsstädten trotz aller verkleinernden und mifsgünstigen
1) Volksbibliothek, Kiel, 1896, S. 18.
IV. 9. 10. 11
154 Betraohtimgen über UfTentliche BttcherhAllen.
Bemerknngen eines gröfsen Teils des Publikums das Klnb- oder Vereins-
wesen in neuester Zeit auTserordentliche Fortschritte gemacht hat. Klubs
mit bestimmten Zielen (wie politische, Geselligkeits-, Gesangklubs,
litterarische Vereine n. a. m.) sind zahlreich entstanden, nnd überall
sieht man neue derartige Gemeinschaften wie Pilze ans der Erde schnell
emporstreben. Es ist hier nicht die Stelle, die Gründe zn erörtern,
welche zn diesem Elubwesen geführt haben, *) aber es ist vielleicht nicht
schwer, sich das Streben unsrer Zeit im Bücherhallenwesen zu Nutze
zu machen. Wenn es dem Bibliothekar oder dessen Assistenten ge-
lingen würde, einige solche Klubs im Anschlufs an die Bficherhalle
zu gründen, wäre schon viel gewonnen. Denn der dort ausgestreute Samen
treibt nicht nur neue Pflanzen im engen Rahmen des Klnbs, sondern
wird durch Verwandte und Freunde leicht in immer neue Kreise ge-
tragen.
Solche Bücherhallenklubs würden möglichst so zu gründen sein,
dafs die Leser in ihnen die Leitung hätten und der Bibliothekar oder
die Assistenten lediglich geistig ihren vollen Einflufs zur Geltung brächten.
Alsdann sind letztere, wenn wirklich einmal ein schlechter oder politisch
radikaler Geist in solchen Klnb kommt, unbeteiligt oder in der Lage,
sich ohne ^clat zurückzuziehen. Vorschriften können aber nach diesen
Richtungen gewifs nicht gemacht werden, da sich alles nach den ört-
lichen Verhältnissen nnd vor allem den Persönlichkeiten richten mnTs.
Gelingt es dem Bibliothekar, zunächst einige wenige tüchtige
Leser hierfür zn interessieren und den ersten Klnb (vielleicht mit Hilfe
eines Fabrikherrn, eines Handwerkmeisters etc.) im Anschlufs an die
Bücherhalle zn gründen, so wird sich bei richtiger Leitung aUes andere
von selbst ergeben.
In diesen Klubs würden ganze Gebiete, wie Geographie, Gt-
schichte etc. zur Sprache gebracht werden, aus den Ejreisen der Leser könn-
ten Vorträge über einzelne Bücher, über Schriftsteller, über Abbildnngs-
werke gehalten werden. Bei einiger Anregung durch die geistig be-
einflussende Persönlichkeit würde sich alsbald ein Arbeitsfeld von
nnerschöpflichem Inhalt ergeben.
Neben den Vorträgen könnte man an Vorlesen denken. Wie
viel mehr wirkt Lyrik oder plattdentsche Erzählungen vorgelesen,
als selbst gelesen.
Bei solcher Arbeit würde sich recht bald die Bibliothek als eine
Fundgrube reichster Anregung ergeben, und gerade bei derartigen
Aussprachen würde vor allem dasjenige vermieden werden, was die
Gegner unsrer Bewegung uns noch immer vorhalten: Förderung der
Halbbildung. Denn nichts vertieft die Auffassung so sehr als der Zwang,
1) Es mag darauf liinge wiesen werden, dafs in Grolsstädten schon der
Wunsch, sich in dem grofsen, teilnahmslosen und alles egalisierenden Gemein-
wesen einen kleinen Kreis mitdenkender nnd befreundeter Personen in
örtlicher Nähe zn schaffen, zum Klnbwesen führen mols.
▼on Eduard Hallier. 155
über Gelesenes berichten, als die Notwendigkeit, in freier Diskussion
gegentlber nenen Argumenten seinen Mann stehen zn mflssen.
Wenn ich anch nicht verkenne, dafs aller Anfang hier besonders
schwer ist, so glaube ich doch, dafs bei ernstem Willen sich die Auf-
gabe lösen läfst.
B. Leseräiiixie zum Lesen von Neuanschaffungen.
Vielleicht ist es möglich, dafs sich solche Klubs auch organisch
herausbilden können aus einem Personenkreis, der zum Lesen von er-
folgten oder von beabsichtigten Neuanschaffungen sich zusammenfindet.
Bremen hat z. B. in seiner neuen Bibliothek ein solches Lesezimmer
vorgesehen, und es ist zu hoffen, dafs dasselbe recht bald in Wirksam-
keit tritt.
Ein solches Lesen von zur Auswahl gesandten Büchern setzt
jedenfalls voraus, dafs die Buchhändler nach dieser Richtung entgegen-
kommen. Solches ist aber bei gröfseren Bibliotheken, da diese ja bald
die gröfsten Kunden des Buchhandels sein werden, gewifs der FalL
Die Bremer Buchhändler haben jedenfalls freudig eingewilligt, dafs
ihre Bflcher dazu benutzt werden. Bei dieser Einrichtung ist es nun
notwendig, dafs die Bibliothekare sich ihre Leute sorgfältig ansehen.
Sie müfsen äufserlich auf peinlichste Sauberkeit und Vorsicht achten
(Aufschneiden, Zerreissen etc.), daneben aber auch innerlich den Probe-
lesem näher treten, um die Richtigkeit und den Wert ihrer Kritik
beurteilen zu können. Jeder Probeleser mufs seinerseits aber verpflichtet
sein, das Resultat des Lesens kurz und bündig auf einen Zettel unter
Angabe des Buchs, des Umfangs des Gelesenen (Kapitelzahl, Angabe,
ob nur hineingesehen oder wirklich gelesen etc.), des Ergebnisses,
seines Namens und seiner Adresse aufzuschreiben. Es dürfte sich
vielleicht empfehlen, entweder durch Anschlag im Probelesesaal oder
durch Vordruck auf jedem Zettel den Leser anzuleiten, in welcher
Weise seine Beteiligung am Probelesen erbeten wird.
Die Auswahl des zu lesenden Buches mufs unter den zur Ver-
fügung stehenden Bänden dem Probeleser überlassen bleiben.
Das Zimmer ist hell und behaglich, vor allem aber so einzurichten,
dafs jedes Abziehen des Lesers von seinem Lesestoff nach Thunlichkeit
durch die äufsere Umgebung unbewufst vermieden wird (nach hinten
gelegen, hohe Fensterbank etc.). Wenn irgend möglich, ist eine Be-
aufsichtigung der Probeleser zu vermeiden, dagegen die Zulassung
jedes einzelnen vom Bibliothekar vorzubehalten und nur ausdrücklich
zugelassenen , Probeiesem ^ das Betreten des fraglichen Raumes zu
gestatten.
Verfehlungen irgendwelcher Art sind zu rügen, im Wiederholungs-
fiall, oder falls schwerer Natur, ohne weiteres durch Fortnahme der
Berechtigung zu ahnden. Da es sich bei der ganzen Einrichtung um
eine Art von Ehrenamt handelt, so dürfte eine derartige Bestrafung
ihren Zweck nicht verfehlen. Alle weiteren Einzelheiten werden sich
in der Praxis einfach erledigen.
11*
156 Betnchtimgen über öffentliche Bttcherh&llen
C. Tafeln mit Zusammenstellungen.
Ein andres beqnemes Mittel, nm das Publikum fUr den reichen
Lesestoff zu interessieren, ist die Anbringung von Tafeln mit Zusammen-
Stellungen der Btlcher und Zeitschriftenartikel Aber einzelne Fragen.
Als solche Fragen können nicht nur Tagesfragen wie „Erdbeben
auf Martinique", „Fleischnot", „Revolution in Venezuela", ,1 Chinesischer
Krieg", „Transvaal" behandelt werden, sondern auch, falls solche
fehlen oder im Augenblick nicht von besonderer Wichtigkeit erscheinen,
irgendwelche sonstige Fragen. Vielleicht würde sich z. B. für die Sommer-
monate empfehlen: „Nordseebäder", „Harz*, „Thüringen", „Reiselektüre"
n. a. m. oder ganz allgemein „Goethe", „Heine*, „Hambnrgensien
1800 — 1848", , Werden und Vergehen" n. a. m. Solche stummen
Fingerzeige sind grofs und deutlich, vor allem aber in einer äuCserlich
auffallenden aber entsprechenden Weise an verschiedenen Stellen der
Bibliothek aufzuhängen. Einfache, hübsch gemalte Holzrahmen, in denen
Einsätze mit anzubringenden Kartons sich befinden, würden wahrscheinlich
schon genügen. Diese sind in Augenhöhe oder so anzubringen, dals
sie dem Benutzer sofort in die Augen springen.
Die Zusammenstellungen ergeben sich aus den Thematen. Bei
dem „Erdbeben von Martinique" würden z. B. sowohl die Werke über
Martinique, als auch über Erdbeben, sowie weiter Schriften über die
ganzen Antillen aufgenommen werden können. Bei „Fleischnot" würde
man neben den Schriften speziell über dieses Thema auch Nachbar-
gebiete und Schriften allgemeineren sozialpolitischen Inhalts heran-
ziehen, ferner eventuell durch Hinweis auf bedeutende Reichstagsver-
handlungen in früheren Jahren etc. verweisen können.
Jedes der angezogenen Themata würde selbst bei einer kleinen
Bibliothek eine Fülle von anziehenden und bedeutungsvoUen Studien
veranlassen können, wenn man die reichen Schätze der Bibliothek nnr
voll ausnutzt. Dazu gehört vor allem die Verwertung des vorhandenen
Materials an gelegentlichen Aufsätzen in Zeitschriften. In früheren
Jahren war solches mit grofsen Schwierigkeiten verknüpft. Hente
geht es ohne besondere Mühe, da wir durch das ausgezeichnete Repertoriom
in der Lage sind, jederzeit die Aufsätze der letzten Jahre schnell wieder
ermitteln zu können. So werden auch die zahlreichen Abbildungen,
die in den Zeitschriften verstreut sind, nicht wertlos erscheinen, sondern
bei gelegentlicher späterer Benutzung sich als besonders wertvoll
erweisen.
Bemerkt soll hierbei werden, dafs es dem Verfasser zweckmäfsig
erscheint, viele, jedenfalls aber kleinere Schriften, so lange sie anf
einer solchen Tafel vermerkt sind, überhaupt nicht auszuleihen, sondern
sie nur den Lesern im Lesezimmer zur Verfügung zu stellen. Solches
hat den grofsen Wert, dafs einmal das Interesse, wenn etwa die
betr. Bücher nicht gleich anwesend wären, nicht abflaut, und andrerseits
ein gutes, lembedürftiges Publikum an den Lesesaal gewöhnt wird.
Dabei ist besonders zu beachten die Möglichkeit, in Tagesfragen
sowie auch in sonstigen Gebieten auf das lesende Publikum einwirken
TOB Edaard Halller. 167
in können. Denn wenn Ich 2. B. Aber den Brotwncher besonders
sorgfältig ausgewählte Schriften vorlege, so habe ich die Möglichkeit,
klärend beim Leser zu wirken. Ebenso kann ich geradezu Legenden-
bildnngen Aber Tagesfragen, wie wir sie jeden Tag immer wieder er-
leben, nicht besser entgegentreten, als durch Vorlegung des darüber
existierenden, wissenschaftlichen Materials. Keinesfalls darf aber der
Stoff im Interesse einer bestimmten politischen Partei, im Sinne einer
besondem Religionsgemeinschaft gesichtet werden.
Nur wirklich Gutes ist vorzulegen, aber unabhängig von jedem
Parteigeist und Richtung. Mag das Publikum selbst im ernsten Denken
erkennen, welche der Meinungen der Wahrheit am nächsten kommt
Jedenfalls kann auf diese Weise dem so oft ausgesprochenen Wunsche
„Ach, wUfsten wir darüber doch etwas ? Wo kann man darüber etwas
lesen ?^ am leichtesten entsprochen werden.
Von Wichtigkeit wäre hier auch noch, eine Tafel von Neu-
anschaffungen anzubringen. Denn nichts ist für den Besucher so an-
reizend, wie das , Neueste **. Dieses kann auch noch in andrer Weise
dem Publikum zugänglich gemacht werden, doch soll darauf später zurflck-
gekonmien werden.
Schliefslich mag noch besonders darauf verwiesen werden, dafs
zur Zusammenstellung solcher Listen besonders gut die „ Probeleser ^
oder Klubmitglieder herangezogen werden können. Wenn auch gewifs
die Bibliothekare ihre leitende und bessernde Hand dabei einsetzen
müssen, so ist es doch mit den vorhandenen Hilfsmitteln fUr philologisch
ungebildete Personen in vielen Fragen möglich, ihrerseits derartige
Zusammenstellungen zu machen. Und welche Freude, welches Interesse
wird man bei dem einfachen aber klugen Arbeiter finden, dem es
gelingt, bei solchen Fragen praktisch brauchbar mitzuhelfen. Dafs
aber unter unsem Arbeitern eine grofse Zahl von Personen sich
solcher Mühe gern unterziehen würden, davon ist gewifs jeder
überzeugt.
D. Leselisten über bestimmte Fragen.
Während bisher die Rede war von Listen, bei denen der Bibliothekar
das Thema bestimmt und findet, sind mit Leselisten über bestimmte
Fragen Listen gemeint, welche nur zum Teil die vorige Gruppe um-
fassen, aber im wesentlichen durch das Publikum selbst veranlalbt
werden. Man denke sich, dafs ein Leser Auskunft über die besten
Bücher über „Arbeit^, über „Goethe^, über „Städtebau^ wünscht, und
dafis derselbe im Schlagwort- oder systematischen Katalog über diese
Frage keine genügend erschöpfende Auskunft erhalten hätte. Für
diesen Zweck lassen sich einfache, hektographisch vervielfältigte Abzüge
verwerten, die der Bibliothekar anfertigt und auf Erfordern gratis
oder um ein Geringes verteilt. Um diese Listen dem Publikum bequem
zugänglich zu machen, empfiehlt es sich, durch Anschlag auf die Listen
unter Angabe der Materien hinzuweisen.
158 Betraohtungen über öffentliche Bücherhallen
Bemerkt mag hier werden, dafs jede Tafel, sofern der Gegenstand
von danemdem Interesse ist, einfach als gedmckte Leseliste hergerichtet
werden kann, wodnrch sich anch die Arbeit der Anfertignng solcher
Leselisten dauernd verwerten läfst.
Noch weit bedentsamer als diese mehr oder minder toten
Znsammenstellnngen Aber einzelne Themata erscheinen aber
E. Flugschriften.
Nach dieser Richtung ist bisher, soweit ich sehe, nichts gethan.
Und doch ist gerade dieses wohl eins der wirksamsten Mittel, um den
Lesestoff den breiten Massen zngängig zu machen.
Eines der ungtlnstigen Zeichen der Entwickelung einiger public
libraries in England ist der, dafs das Lesen der „fiction** und Juvenile
litterature*' in aufserordentlicher Weise zunimmt, während die Benutzung
des wissenschaftlichen Teils der Bibliothek nicht annähernd in gleichem
Mafs^ gewachsen ist. Es wäre bedauerlich, wenn es uns nicht ge-
länge, bei dem lernbegierigen, ernsten Deutschen nicht nach dieser
Richtung unsere Vettern bald zu flberfltlgeln. Nun ist es fSr jeden,
der aufmerksam das lesende Publikum gröfserer Bflcherhallen in Deutsch-
land beobachtet hat, ohne weiteres ersichtlich, dafs das Publikum nach
dieser Richtung sehr empfänglich fdr Anregungen ist. Denn der
Katalog, der das Buch lediglich mit einem kurzen Titel bezeichnet,
ist eben nur ein Anhaltspunkt, dafs BUcher tlber diesen und jenen
Gegenstand vorhanden sind, ohne über Inhalt etwas zn verraten.
Und die Frage, ob es möglich ist, die ganzen Kataloge bei wichtigen
Büchern mit kurzen Inhaltsangaben zu versehen, kann wegen des
Anschwellens des äufseren Umfangs, wegen der dadurch bedingten
Unübersichtlichkeit und Schwerfälligkeit ohne weiteres verneint werden.
Die Folge davon ist „jurare in verba magistri^ und dasjenige lesen,
was empfohlen wird, oder bei dem der Titel zufällig lockt. Und tausende
von Perlen bleiben tief verborgen in dem Wust der Bibliothek.
Hier soll die Flugschrift, die als reine Tagesschrift abzufassen
ist, einsetzen. Sie soll nicht Bücher aufzählen, sondern Interesse fUr
Bücher erwecken und neue Leser den guten Büchern gewinnen. Die
Flugschrift mufs daher kleinere oder gröfsere Gebiete umfassen und
entweder durch ihren Text auf die zn empfehlenden Bücher hinweisen
(Reisen nach dem dunklen Erdteil, Deutsche Kriege, Vereinigte Staaten
von Amerika), oder eine grofse Zahl von Büchern mit kurzer prägnanter
Inhaltsangabe aufführen. Von höchstem Wert sind z. B. Flugschriften
von Neuanschaffungen. Durch eine kurze Charakteristik können einem
guten Buch schnell zahlreiche Leser gewonnen werden, und andrerseits
wird der Leser, der die Schärfe des Urteils seines Bibliothekars bei
einem Buch kennen gelerat hat, ihm willig auch auf andre Gebiete
folgen.
Diese Flugblätter dürfen natürlich nicht lediglich trocken und
nüchtern angeben, worüber das Buch handelt, sondern müssen durch
yon Eduard Hallier. 159
die Art der Charakteristik, durch die Schärfe des Ausdrucks und die
Klarheit der Kritik den Leser wirklich fesseln, so dafs er an das Buch
schon mit gehobener Stimmung oder in Voraussicht der zu Erwartenden
herantritt Wer bei solcher Charakteristik die Volksseele zu treffen
weifs, wird staunen, wie schnell der Leser den Stoff erfafst und sich
bisher unbekannte Bficher zu eigen macht, wenn er nur erst weifs, wo
er suchen solL
Man vergesse auch nicht, solche Flugblätter einfach, aber an-
sprechend auszustatten. Wie jeder die gärtnerisch aufgeputzte und
gesäuberte Blume oft besonders bewundert, während er dasselbe Pflänzchen
am Feldrain unbeachtet liefs, so thut auch hier das äufsere Gewand etwas
zur Sache. Man braucht sich auch nicht zu scheuen, die gewifs geringen
Druckkosten durch den Verkauf wieder einzufordern, denn geschenkt
will auch der Arbeiter nichts haben. Und jegliche Schrift, die um
ein Geringes erstanden, wird im Hause jedes einzelnen leichter
auf dem Bfichergestell aber auch im Herzen eine Stelle erringen als
das geschenkte und daher nur zu leicht als wertlos verworfene.
Der Inhalt solcher Flugblätter kann recht mannigfaltig sein.
Die Themata werden auch hier bald so reichlich fliefsen, dafs man
sich vor ihnen nicht bergen kann. Aber jeder suche dort anzufangen,
wo er wurzelt. Wenn er Interesse erweckt für die engere und weitere
Heimat, Interesse für heimische Ereignisse und ffir grofse, gewaltige
Seelen, die aus einfachsten Anfängen emporgeklommen, aus Armut
und Elend gewachsen sind, wird er gewifs bald Boden finden ftlr
weiteren Stoff und eine goldene Brücke geschlagen haben zum Herzen
und Verstand seiner Leser.
F. Ausstellung von Büohem.
Ein etwas änfserliches, aber recht wirksames Mittel ist die Aus-
stellung von Neuerwerbungen oder von sonstigen wichtigen Büchern. Eine
solche Einrichtung kann nach zweierlei Grundlagen getroffen werden,
nämlich entweder so, dafs man bei dem Tresen oder Ausgabeschalter
grofse Glasschränke oder Glaskasten anbringt und in diesen Bücher
zur Aufstellung bringt. Die Wirkung kann dabei stets nur eine geringe
sein, da alsdann höchstens Titel, Einband, aufgeschlagene Abbildungen
oder sonstige ZufäUigkeiten das Publikum anlocken werden. Einen
nachhaltigen, grofsen Erfolg wird man von diesem Mittel nicht erwarten
können.
Viel günstiger wirkt die Aufstellung von Büchern auf einem
offenen Gestell, so dafs das Publikum das Buch nicht nur sehen, sondern
es auch in die Hand nehmen und darin blättern kann. Hier kann
tieferes Interesse erweckt werden und der Besucher, der so freien
Zugang hat, wird sich gerne ein Buch merken, welches flüchtig einen
guten nachhaltigen Eindruck auf ihn gemacht hat. Hierbei kommt
natürlich zunächst die Gefahr des Diebstahls in Betracht. Dieselbe
ist aber erfahrungsgemäfs (solche Einrichtungen sind in England früher
160 Betrachtungen ttber öffentliche Bttcherhallen
schon eingeführt) geradezu minimal Stehlen kann das Pnblikom nicht,
da es sich gegenseitig beobachtet, da die ausgebenden Beamten ge-
legentlich ein Auge darauf werfen und da das Volk ihm entgegen-
gebrachtes Vertrauen zu schätzen weifs. Die Gefahr wird sich in der
Praxis wohl überall als sehr gering erweisen. Das weitere Bedenken,
dafs Bücher dabei beschmutzt werden, ist gleichfalls von der Hand
zu weisen, da diesbezügliche, deutliche Hinweise genügen, um auf das
Publikum erziehlich einzuwirken. Und ein einziger, treffender Verweis
wirkt ft^rdemd häufig auf lange Zeit hinaus.
Es ist jedenfalls zu beachten, dafs die Bücher dadurch dem
Publikum nahegebracht werden, und ein gewifser Anreiz auf die Besucher
ausgeübt wird.
G. Briefkasten.
Eine Einrichtung, die einen gewissen lebendigen Verkehr unter
Umständen zwischen Bibliothekaren und Besuchern veranlassen kann,
ist die Einrichtung eines Briefkastens. Diese Einrichtung ist ja am
den Zeitungen und vielen Vereinen bekannt und hat die grofse An-
nehmlichkeit, dafs man eine ganze Anzahl von Fragen, die ans dem
Stegreif gar nicht zu beantworten wären, in Ruhe beantwortet und
diese Antwort dem Fragenden zukommen läfst. Man wird gewifs häufig
der Antwort überhoben sein, wo zahlreiche Leselisten existieren. Denn
auf bestimmte Anfragen können auch entsprechende Antworten schon
von vornherein gegeben sein. Auch kann die Einrichtung eines
solchen Briefkastens in Verbindung mit Klubs erfolgen und zwar auch
so, dafs Leser die Anfragen andrer Leser beantworten. Die Form
der Einrichtung kann sich dem einzelnen Bedürfnisse anpassen.
Sehr verwertbar sind solche Briefkasten für einen Zweig der
Thätigkeit, der von Bedeutung ist, nämlich für die persönliche Fühlung
mit dem Lesepublikum. Man lernt durch solche Anfragen häufig das
Niveau der Leser besser erkennen, man sieht ihre Denk- nnd An-
schauungsweise und man lernt Wünsche kennen. Gerade dadurch
kann im Einzelfalle weit besser und vielseitiger geholfen werden als
durch ein Desiderienbuch.
Endlich können auch die Antworten — jedoch mit Vorsicht —
dem Publikum im Allgemeinen zur Kenntnis gebracht werden, evtl
in Verbindung mit Flugschriften.
n. Benutzung der Fresse.
Ein sehr bequemer und sehr lohnender Weg, der bisher noch
nicht genügend nutzbar gemacht ist, sind die Veröffentlichungen der
Presse. Unsere Zeitungen haben zwar alle gelegentlich diesen oder
jenen Artikel über Bücherhallen zum Abdruck gebracht, aber ein
wirklich lebendiges Mitarbeiten ist bisher noch nirgends zu spüren ge-
wesen. Nach dieser Richtung wird man aber noch vieles thun können,
um die Bücherhallen den breiten Massen bekannter zu machen.
von Eduard Hallier. 161
In England nnd den Vereinigten Staaten liegen die Verhältnisse
gflnstiger. Besonders in letzterem Lande, wo die unbedeutendsten Tages-
ereignisse fOr die Zeitungen ausgenutzt werden, ist es häufig, dafs Ab-
bildungen von Bibliotheken, Beamten, Gebäuden etc. der public libraries
ganze Zeitungen ausfüllen. Und Artikel über neue Einrichtungen,
Mitteilungen über neue Ergebnisse findet man recht häufig in den Tages-
blättem. Ganz anders hier in Deutschland! Die Presse ist gewohnt,
dalis ihr das Material für heimische Dinge zugetragen wird, und die
Bibliothekare können nicht oft genug darauf verwiesen werden, kleine
Artikel an die Zeitungen zum Zweck der Aufnahme zu senden. Aber
es darf nicht vergessen werden, dafs es sich bei der ganzen Einrichtung
um ein neues Institut handelt. Ein solches ungewohntes Ding mufs
überhaupt erst eingeführt werden. Nun gilt es, Boden dafür zu ge-
winnen, und solches geschieht am besten, wenn man durch häufige
kleinere oder gröfsere Aufsätze das Interesse weckt und inmier neu
anregt
Von Form und Inhalt dieser Aufsätze wird nun recht viel ab-
hängen. Es genügt keineswegs, dafs man einfach über die Lesehalle
als solche, über die Bedeutung derselben für Deutschland oder für die
Vaterstadt erzählt oder dafs man wohlmöglich in beweglichen Worten
durch Schilderung der Geldnot, durch Darstellung der ungünstigen
Verhältnisse Eindruck auf das Publikum zu wirken sucht. Diese alt-
bekannten Aufsätze bewirken nur zu häufig das Gegenteil und schwächen
das Interesse ab, statt es zu stärken.
Es kommt vielmehr darauf an, durch geschickte Aufsätze die
Bücherhalle selbst ihrem Inhalte nach dem Publikum näher zu bringen.
Dazu können vortrefflich novellistische Artikel verhelfen, die in ein-
facher harmloser Weise dort Erlebtes zur Darstellung bringen. Besonders
wirksam wtlrden auch Besprechungen einzelner Abteilungen oder
einzelner Bücher sein. Die Bücherhalle kann durch ihre Artikel
geradezu anregend wirken. Man soll nur nicht glauben, dafs der unter
dem Bücherstaub angesammelte Stoff nicht geeignet wäre, Interesse zu
erwecken. Gerade unter dem Staube — doch bei einer vielbesuchten
Bflcherhalle sind die bestaubten Bücher nur sehr wenige, — ist häufig
recht Wissenswertes verborgen. Jeder aber, der überhaupt einmal einen
gröfseren Bücherhallenbetrieb gesehen hat, weifs, dafs überall, ob unter
dem Staube oder ohne denselben lehrreiche und sinnige Beobachtungen
täglich zu machen sind und wie vieles von allgemeinem Interesse sich
in unsem Bücherhallen in immer neuen Formen abspielt.
Vergessen sollte der Bibliothekar aber vor allem nicht, dafs er
auch in der Lage ist, besonders segensreich in der Fachlitteratur zu wirken.
Ein einziger geschickter Artikel in einer lokalen Schlosserzeitung, einem
Ingenieurblatte etc. kann ganze Klassen von Menschen heranziehen
und bestimmte Gewerbe in hervorragendem Mafse an der Anstalt
interessieren. Wie befriedigend wäre es dann, Wünschen eines solchen
Standes, der sich die Bücherhalle ganz besonders nutzbar macht, entgegen-
zukommen und durch die hervorragende Förderung solcher Litteratur
162 Betrachtangen über öffentliohe Bücherhallen.
wieder dem Stande zum weiteren Gedeihen zu verhelfen. Jede Stadt
hat ihr besonderes Gepräge in Handel nnd Wandel, und es ist ja be-
kannt, wie manche Handwerke ganz besonders oder auch überhaapt
nnr an einem Orte ausgebildet sind. Wie die Bücherhalle die Förderung
des städtischen Gemeinwesens und seiner Bewohner als Grundlage hat,
so ist es doch nur recht und billig, dafs ein derartiges Institut solchen
besonderen Neigungen gerecht wird und durch die stete Verbindung mit
ihnen diese Besonderheiten im städtischen Gemeinwesen weiter ausbauen
und fördern hilft. Auf diesem Felde ist noch recht viel zu thun. Der
Verfasser ist aber überzeugt, dafs gerade nach dieser Richtung die
Presse ein sehr wichtiger and durchaus nicht genügend ausgenutzter
Faktor ist, der in ganz anderem Mafse für unser Bücherhallenwesen
nutzbar gemacht werden mufs.
Der Verfasser möchte diese Artikelserie nicht beenden, ohne dils
er zum Schlüsse noch eine sehr wichtige und gewiTiB schon wiederholt
ins Auge gefafste Frage anschneidet, nämlich diejenige, wie wird durch
gegenseitige Aussprache und darch Kennenlernen das Bücherhallen-
wesen am schnellsten gefördert. Es erscheint sehr wichtig, daCs bd
einer Sache, die noch so sehr in Deutschland im Werden ist und
bei der jeder seine eignen Erfahrungen machen mufs, die Bibliothekire
der Bücherhallen sich schnell eng zusammenschliefsen. Aus bescheidenen
Anfängen heraus würde gewifs bald ein stattlicher Verein erwachsen,
der berufen ist, die Standesinteressen zu vertreten, dem einzelnen
Bibliothekar Rückhalt zu geben und durch gegenseitige Aussprache
das Fortschreiten der BücherhaUenbewegung zu fördern. Von gröfstem
Interesse wäre natürlich, wenn er ähnlich wie die grofsen englischen
und amerikanischen Organisationen auch Publikationen in regelmäfkigen
Abständen veröffentlichen könnte.
Wir dtlrfen nicht vergessen, dafs wir in der BücherhaUenbewegung
noch sehr vieles lernen mtlssen, um unsere Vettern jenseits des Kanals
und des grofsen Ozeans einzuholen und einen ähnlichen Aufbau der
öffentlichen Bücherhallen zu errichten. Diese Arbeit wird aber um
so gröfser sein, als wir nicht etwa gedankenlos die „Public libraries'^
nachahmen können, sondern unsern deutschen Verhältnissen Rechnung
tragen, und daher unsre Systeme nach deutscher Art in neuer Grund-
lage aufbauen müssen. Erst wenn wir nicht nur Public libraries nach-
geahmt, sondern Pflanzstätten deutscher Kultur für die breiten Massen
in unsern Bücherhallen geschaffen haben, werden wir die grofse, uns
gestellte und in diesem Jahrhundert noch zu lösende Aufgabe voll
gelöst haben.
Beriehte ttber Bibliotheken einselner StXdte. 163
Berichte über Bibliotheken einzehier Städte.
Die von der Deutschen Gesellschaft fUr Ethische Kultur befi^ründete
Erste Oeffentliche Lesehalle zu Berlin C, Münz-Stralse 11 (Bibliotheks-Kom-
misflion Dr. H. Simon, Vorsitzender; R. Böhme, und Bona P eiser,
Bibliothekare) wurde nach dem S.Jahresbericht f. d. J. 1902 (Berlin 1903) in
dem genannten Jahre von 97581 Personen besucht d. i. durchschnittlich (in
S5S Lesetagen) täglich von 277 (Sonntass 286) Lesern. Die Anzahl der be-
nutzten Bücher betrug rund 32000. Für die in bescheidenen Grenzen bleibende
Verleihung nach Hause wurden 212 neue Karten ausgestellt; verliehen wurden
2235 Bände. Die Lesehalle hatte eine Einnahme von rund 8123 M., davon
Bestand 532 M., Jahresbeiträge für 1902 2870 M.. Reinertrag von 5 Unter-
haltungsabenden 512 M., Städtische Beihülfe 4000 M. Die Ausgaben betrugen
6902 M.; so dals ein Baarbestand von rund 1221 M. verblieb. Das Heiz-
material spendete wie bisher gratis die Firma Emanuel Friedländer & Co.
Das Jahr 1902 brachte den Umzug in das neue Lokal, zwei (in obigen Summen
einbegriffene) Spenden des Zentralvereins fllr das Wohl der arbeitenden
Klassen und der Frau Rudolf D. Warburg im Betrage von je 500 M. und die
Ueberweisung der Bibliothek des früheren Deutschen Turnvereins zu Paris an
die Anstalt. Der Jahresbericht schliefst mit folgendem bemerkenswerten
Ausblick in die Zukunft: „Man hat uns mehrfach zu verstehen gegeben, wir
hätten unsere Aufgabe eigentlich erfüllt. Nachdem wir das gro&e Bedürfnis
für öffentliche Lesehallen unanfechtbar nachgewiesen, sei es jetzt anerkannter
Grundsatz, dafs es die Aufgabe der Stadtgemeinde sei, die Be-
völkerung durch ein dichtes Netz von Bildungsbibliotheken und
Lesehallen mit geistiger Nahrung zu versorgen. Und aus öffent-
lichen Mitteln lasse sich diese Aufgabe zweifellos vollkommener lösen, als es
uns beim besten Willen möglich sei, die wir Jahr fUr Jahr unser Dasein erst
erkämpfen müssen. Wir verkennen cue Richtigkeit dieser Bemerkungen keines-
wegs. Wir haben vielmehr selbst die städtischen Behörden seit Jahren darauf
hingewiesen, wie wünschenswert es sei, uns durch EMchtung einer städtischen
Lesehalle oaer Uebemahme und Ausbau der unsrigen abzulösen. Wir würden
dazu ohne weiteres die Hand bieten. zumaJ wir hoffen, daüs nicht etwa durch
Beschränkung der Lesezeit auf drei Abendstunden die Benutzer geschädigt
werden würden. Da es aber hier Gepflogenheit ist, neue Lesehallen nur bei neuen
Schulbauten einzurichten (wohl aus finanziellen Gründen), so mulBten wir uns
gedulden und dankbar anerkennen, dafs die Stadtverwaltung uns durch regel-
mäfsige namhafte Beihilfen unterstützte. Nun wurde im Sommer v. J. bekannt,
dafs die 1. städt. Gemeindeschule von der Linienstrafse 162 nach dem Eoppen-
platz verlegt werden sollte. Wir richteten darauf ein Gesuch an die städtische
Schuldeputation, bei dieser Gelegenheit eine städtische Lesehalle zu errichten,
sei es m dem Neubau am Koppenplatz, sei es in dem freiwerdenden alten
Schulhause in der Linienstrafse 102. Abschriften dieses Gesuches liefsen wir
dem Kuratorium für die städtischen Volksbibliotheken und Lesehallen, sowie
später auch dem Magistrat zugehen. Wie wir erfahren haben, bietet der
Neubau nicht genügenden Raum, um mehr als die Schulklassen darin unter-
zubringen ; über die Verwendung des alten Hauses, das voraussichtlich Ostern
1905 trei wird, scheint noch kem Beschlufs gefaüst zu sein. Wir hoffen, dai's
sich diese Angelegenheit in erwünschtet Weise entwickeln werde. Aber auch
im günstigsten Falle müssen wir noch einige Jahre auf unserm Posten aus-
harren." Möchten die Bemühungen, die Erste Oeffentliche Lesehalle endlich
in den Besitz und die Verwaltung der Reichshauptstadt überzuführen von
Erfolg gekrönt sein. Die Schöpfung verdient es. — r--
164
Berichte über Bibliotheken einzelner Stltdte.
Nach dem 1. Jahresbericht der Lesehalle zu Bremen, der, da die
Anstalt am 15. Mai v.J. eröffnet wurde, einen Zeitraum von nur 7 Vs Betriebs-
monaten nmfafst, war die Benutzung bis 31. Dezember 1902 folgende:
Besucher der Lesesäle
Monat
I
s
es
9
B
B
a
Benutzung der Ausleihbibliothek
tiC OD
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s
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«S9
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a
o
16. — 31. Mai. . .
Juni
JuU
August
September . . .
Oktober . . . .
November ....
Dezember ....
2 080
439
2519
963
2 469
408
2 877
652
2 847
506
3 353
636
3 234
604
3 838
529
3 692
646
4 338
624
3 317
656
3 973
508
3 931
597
4 528
696
3 283
346
3 629
395
1977
4 361
5 669'
6 638;
7 823,
7 793
9 091
8 921
115
188
96
233
150
251
202
286
223
362
148
362
276
465
259
575
2 241
4 732
6 148
7 076
8 554
8 570
9 972
9 928
Zusammen:
24 853
4202 , 29 055 5003 I 52 273
57 222
Der Stand der Ausleihe zu Neujahr war dieser:
Es lasen gleichzeitig (von 5003 Karteninhabern über 60 «/o) 3 185 Personen.
Es befanden sich in den Händen der Leser 3 633 Bände. Hiervon entfielen
auf Erzählungen, Romane etc. 2 633 Bde., Klassiker, Dramen, Gedichte 245 Bde.,
Zeitschriften (meist Familienblätter) 327 Bde., Belehrende Lektüre 428 Bde.,
davon Geographie und Naturwissenschaften 243 Bde. Eine überraschend starke
Nachfrage bestand nach technischen, philosophischen und n)athematischen
Werken.
Der Bucherschatz betrug bei der Zählung zu Neujahr 1903 reichlich
9 700 Bände. Hiervon entfielen auf die Erzählungslitteratur rund 5000, auf die
Klassiker, auf Dramen und Gedichte 1000, auf belehrende Lektüre 3000, auf
Lektüre vermischten Inhalts (Zeitschriften, Encyklopädien und Verwandtes)
700 Bände.
Die Rechnung des Jahres 1902 stellt sich wie folgt:
Einnahme.
Einmalige Beiträge von M. 100. — und darüber 25 Posten
Einmalige Beiträge von unter M. 100. — 40 Posten . . .
Jahresbeiträge 1006 Posten
Zinsen
Ausgabe.
Für Anschaffung von Blichern und Materialien M, 17 497.80
„ Gehalte „ 10 125.—
„ Unkosten „ 8 822.35
Vermögen am 1. Januar 1902
M. 43 679.-
„ 673.-
» 4 732.-
„ 5 215.2
M. 54 299.20
M. 36 445.13
« 159 120.50
Vermögen am 31. Dezember 1902 M. 176 974.55
Der Bericht bemerkt dazu, dafs das Lesehallengebäude am Ansgarii-
kirchhof mit Einschlufs des Inventars, jedoch mit AusschluJä des Bücher-
schatzes, für den rund M. 30 000 ausgegeben wurden, auf rund M. 230 OOO zu
bewerten und schuldenfreies Eigentum des Vereins „LesehaUe" ist — r—
Die städtische Lese- und Bücherhalle in Darmstadt (vereL
Jg. 1, S. Hb— 123 und 3, 12—14), früher ein Vereinsunternehmen, wurde
— wie bereits in dem letzten Berichte in diesen Blättern (Jg. 3, S. 12)
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 165
erwähnt — am 1. April 1901 von der Stadt als städtische Anstalt in eiffne
Yerwaltong übernommen und bei dieser Gelegenheit einer sachgemäfsen Um-
gestaltnng nnd Neneinrichtnng unterworfen, insbesondere weitere, den wachsen-
den Bedürfnissen entsprechende Käumlichkeiten hergerichtet. Früher von
einem ZwOlferansschnfs bezw. dem Vorstände des Yolksbildungsvereins geleitet,
ist die Anstalt nunmehr einer gemäis dem Statut vom 1. Jall 1899 für sie
gewählten städtischen Deputation unterstellt. Die unmittelbare Leitung und
Verwaltung, sowie die eigentlichen bibliothekarischen Arbeiten liegen in den
Händen des bisherigen BibUothekars. Daneben sind noch thätig: ein Buch-
wart (Bibliotheksgehlife), dem in den Abendstunden neben dem Ausleihdienste
auch die Aufsicht in der Lesehalle obliegt, ein Hilfsanfseher und ein Diener.
Auf dieser neuen, sicheren Grundlage nahm die Anstalt in den beiden
letzten Jahren (April 1901—1903) einen erfreulichen Aufschwung. Die Lese-
halle war schon am 1. Dezember 1900 in die neuen Käume im ersten Stock
des Hauses (Luisenstr. 20) übergesiedelt, bestehend aus 4 Lesezimmern nebst
Garderobe. Von dieser beginnend enthält das erste Lesezimmer die Zeitungen
(im ganzen 4S) , das zweite , mittlere die Handbibliothek (600 Bde.) und die
Fachzeitschriften, das dritte hauptsächlich die Unterhaltungsblätter, während
das vierte Zimmer, das vorerst nur bei starkem Andränge als Leseraum be-
nutzt wird, zum abwechselnden Auslegen von Bilderwerken und Bildermappen
dient. Im Laufe des letzten Jahres wurde in letzterem ferner ein Teil der durch
Uebemahme der Bibliothek des Lehrervereins vermehrten Handbibliothek auf-
gestellt, vorwiegend pädagogische Werke, wie Rein, Encyklopädisches Handbuch
der Fädagogik und sonstige pädagogische Nachschlagewerke, Jahrbücher n. a.,
sowie endlich eine gröfsere Jahresfolge der illustrierten Zeitschriften Graphic,
Illustrated London News, Illustration, ein Geschenk der Grofsh. Kabinets-
bibliothek. Die Zahl aller aufliegenden Blätter (Zeitungen, Zeitschriften zur
Unterhaltung u. Belehrung und Fachblätter) betrug 148. Die Stunden, in
denen die Lesehalle offen war, waren dieselben, die schon im letzten Berichte
(Jg. 3, S. 13) angegeben waren, nur in den Sommermonaten von Anfang Mai
bis Ende August wurde an Sonntagen abends erst um 6 Uhr geöffnet. Die
Aufsicht in den Morgenstunden von 10 — 12 Uhr an Wochentagen wurde auch
in diesen zwei Jahren von freiwilligen Helfern, Damen und Herren, abwechselnd
geführt Der Besuch der Lesehalle ergab in beiden Jahren folgendes:
Im Ganzen
Täglicher
Durchschnitt
Monat
1901/2 1902/3
1901/2
1902/3
AprU
1424 1932
47,4
64,4
Mai
1441 1979
46,4
64,4
Juni
1 524 2054
50,8
68,5
Juli
1587 2045
51,2
65,5
August
1822 2202
58,7
71
September
1626 2197
54,2
71,5
Oktober
2009 2499
64,8
80
November
2036 2693
67,8
89,7
Dezember
1844 2645
59,5
85,3
Januar
2208 3034
71,2
98,9
Februar
1995 2917
71
104,1
März
2263 3335
73
107,5
Siunma 21779 29532 59,6 80,8
Die Wirkung der neuen, erweiterten Einrichtungen tritt in diesen Zahlen
deutlich hervor. Während der Besuch in den beiden früheren Jahren 1899
nnd 1900 kaum zugenommen (17936: 17953), geht er von da an sprungweise
in die Höhe, 1901/2 um 20 «/o, 190J;3 um 26° o. Im allgemeinen gehört die
Mehrzahl der Besucher dem mittleren Bürger- und Handwerkerstände an,
Handarbeiter nur verhältnismälsig wenig. Nach einer schätzungsweisen Zählung
im April d. J. waren etwa 24 ^/o aller Besucher der Lesehalle unter 20 Jahre
alt — ein Beweis ihrer grolsen Bedeutung für die Jagendfürsorge.
166 Berichte ttber Bibliotheken einzeker StXdte.
Noch stärker als die der Lesehalle nahm die BenntzuDg der Bücher-
halle in dem genannten Zeitraum zu. Die Zahl der entliehenen Bände betrug:
Monat
1901/2
1902/3
April
1402
Mai
1726
Juni
3 (v. 15—30)
1621
Juli
799
686 (v. 22—31)
August
908
1666
September
1001
2013
Oktober
1340
2870
November
1434
2918
Dezember
1402
2964
Januar
1672
3696
Februar
1617
3930
März
1685
4448
Summa
12172
29440
Die Entleihungen verteilen sich auf die einzelnen Abteilungen in folgendem
Verhältnisse (die Zahl in Klammer ist die des Vorjahrs 1901/2): Allgemeines,
Sammelwerke = 2,1 «/o (0,4), ünterhaltunffschriften = 49,3 (45,2), Dichtungen
(einschl. fremdsprachl. Werken) = 7,2 (4,7), Geschichte = 3,9 (4,1), m-
künde = 3,6 (4,9), Naturwissenschaften = 2,1 (1,3), Erwerb, Gewerbe = 1,S
(2,9). Sozialwissenschaften = 0,4 (0,6), Kunst, Kultur = 2,0 (1,2), Lebens-
bescnreibungcn = 1,5 (1,1), Heimat, Hessen = 0,9 (0,9), Bildung, Erziehung
= 1,6 (0,4), Religion = n,4 (0,5), Sprache = 0,2 (0,2), Jugendschriften =
5,1 (7,0), Zeitschriften = 17,7 (24,8).
Bei einem Vergleich beider Zahlen ist besonders beachtenswert der
verhältnismäl'sig starke Rückgang der Zeitschriften-Entleihungen fvon 24,8«,^
auf 17,7). Da crfahrungsgemäfs Zeitschriften die unterste Stufe aer Lektüre
bilden, darf man wohl auf einen Fortschritt in der Qualität des Lesestofls
schlielsen. Etwas ging auch zurück die prozentuale Entleihnng von Jugend-
schriften (von 7 auf 5,1%) zu gnnsten der Geschichte (3,9 zu 4,l«/o) und
Naturwissenschaften (1,3 zu 2,1 %. Insgesamt stieg die Benutzung in den beiden
Jahren auf mehr als das Doppelte an. Infolge dieses, insbesondere seit No-
vember 1902 raschen Anwachsens der Enueihungen mufsten die anfangs
angesetzten Leihstunden von 10 auf 17 wöchentlich vermehrt werden. Vom
I.Februar d. J. an findet Bücherausgabe statt: Dienstags, Donnerstags,
Freitags früh lOVj— 12V2 und abends 7V2— 9Va ühr, Sonnabends lO'/s— 12\t
und 6 V2 — 9 V2 Uhr. Bei dem auch im neuen Verw.- Jahre noch stetig zunehmenden
Leihverkehr wird wohl noch im Laufe d. J. zur täglichen Bücheransgabe Über-
gegangen werden müssen.
Die Zahl der emgeschriebenen Leser betrug 1901/2 (in 9Vs Monaten)
zusammen 975 Personen und stieg dann im letzten Jahre auf 1929, davon
waren 1329 männliche und 600 weibliche Leser. Von den männlichen Lesern
waren dem Beruf nach :
Nichtgelernte Arbeiter
Gelernte Arbeiter. Handwerker
Kaufleute, Schreiber
Schüler (über 14 Jahre)
Studenten
Beamte, Lehrer
Pensionäre, Rentner
Soldaten
Dem Alter nach waren : bis 20 Jahre alt = 36,7 ; 20—30 Jahre alt = 36,4;
30—40 Jahre alt = 13,1; 40—50 Jahre alt = 6,3; über 60 Jahre alt = 7,3 V
Seit der Neueinrichtung unter städtischer Verwaltung i. J. 1901 geschah
der Ansleihbetrieb nach dem Liverpool-Jenaer Einkartensystem mit besten
Erfolge. Zum Einordnen und Aufbewahren der Leihkarten wird ein Kastea
109 = 7,5%
(7,6 in 1901/2)
464 — 34,9 „
(38,5 „ „ )
271 = 20,3 „
(20,8 , „ )
124 = 9,3 ,
(16,8 „ , )
152 — 11,0 „
(16,8 n » )
174 = 24,6 „
(11,0 „ , )
24 = 1,7 ,
(0,9 n „ )
(1,0 „ , )
11 _ 0,7 „
Berichte über Bibliotheken einzelner Stttdte. 167
▼erwendet, der von der Firma J. P. Sann in Giefsen geliefert, nach Art der
Sann'scben Zettelkatalogkapseln mit verschiebbarer Vorder- nnd Hinterwand
versehen ist. Bei herausgeschobenen Wänden kann man darin, wie in einem
Bache blättern und die gesuchte Leihkarte leicht und rasch auffinden.
Der Bücherbestand betrug bei der Wiedereröffnung der Bibliothek am
15. Juni 1901 7106 Bde., vermehrte sich bis März 1903 auf 10526 Bde. Dazu
kommt noch ein Teil der von dem Lehrerverein übernommenen päda^gischen
Abteilung j Werke über spezielle Methodik der einzelnen Unterrichtstächer,
die nicht m den Katalog aufgenommen wurden, rund 3()0 Bde.
Die Ausgaben betrugen jährlich 7 9ü0 M., davon für Versicherung (Feuer-,
Invaliditäts-) = M. 34,— ; Gehalt = M. 2 OSO; Diener = M. 500; Mobiliar und
Bureaubedürfnisse = M. 200,—; Bücher und Zeitschriften = M. 3000,— ; Buch-
binderarbeiten = M. 500,— ; Miete = M. 920,— ; Reinigung, Heizung und
Beleuchtung = M. 656,—. — N—
Ans AnlaCs der Dresdener Städteausstellung hat der Bibliothekar der
Elberfelder Stadtbibliothek Herr Dr. EmilJaeschke eine vorzüglich aus-
gestattete Schrift über die Einrichtung und Verwaltung der Anstalt nebst
Bericht über das erste Betriebsjahr 1902/03 herausgegeben, ans der hervor-
^ht, dafis die Stadtbücherei Elberfeld, über deren Begründung und Erweiterung
im vorigen Jahrgange der „Blätter*^ S. 160 ff. ausführlich berichtet wurde,
sich einer gesunden und gedeihlichen Entwickelung erfreut. In 8 Kapiteln
verbreitet sich der Verfasser über die Geschichte der Begründung und Ein-
richtung der Stadtbücherei, über das Gebäude, dessen Grundrife nnd Lesesaal
abgebildet sind, über die Kataloge (auf den stattlichen gedrucktgn Katalog
haben wir gleichfalls im 8. Jahrgange der Blätter, 1902, S. 197 aufmerksam
gemacht), über einige bemerkenswerte Einrichtungsgegenstände (Fortsetzungs-
nnd Zeitschriftenmappen, Zeitschriftenregale, Steeklütze). über Ankauf und
Verarbeitung der Bücher, den Bücherbestand, Betrieb der Anstalt und die
von der Stadtbücherei veranstalteten, gut besuchten populären Vorträge. Ftlr
die Vermehrung des Bücherbestandes sind für das Etatsjahr 1903/04 rund
8 000 Mark vorhanden. 5 000 Mark davon hat ein nicht genannt sein wollender
Gönner geschenkt; 1 000 Mark wurden von Herrn Gustav Baum aus AnlalB
seiner silbemen Hochzeit gestiftet; 2000 Mark sind durch Mit^liederbeiträge
des Stadtbücherei- Vereins eingegangen. Der Bücherbestiind ist in OVa Monaten
von 10674 auf 14 696 Bände, d.h. 38°/„ gewachsen. Diese beträchtliche Ver-
mehrung war nur infolge der greisen Zuwendungen möglich, die von Seiten
einzelner Bürger nnd Vereine der Stadtbücherei gemacnt wurden. Die be-
deutendste war die der Frau Julius Schniewind, welche 5 000 Mark überwies.
Herr Generalkonsul Frhr. Aug. von der Heydt schenkte die groüse (Sophien-)
Ausgabe von Goethes Werken. lyö^U aller Bücher wurden in mehrfachen
Exemplaren angeschafft, um der Nachfrage zu genügen.
Der Lesesaal ist an Wochentagen von 10 Uhr früh bis 10 Uhr abends
nnd an Sonn- und Feiertagen von 11 Uhr früh bis 10 Uhr abends unimter-
brochen geüffhet. Der Besuch steht jedem über 16 Jahre alten Elberfelder
Einwohner ohne jede Legitimation frei. Die Handbibliothek der Lesehalle
zählt ungefähr 600 Bände. Neben allgemeinen Nachschlagewerken und Wörter-
büchern ist eine Auswahl guter Handbücher aus jedem Fach aufgestellt.
Sämtliche Klassiker haben gleichfalls dort Platz gefunden. Zur Unterhaltung
dient eine kleine sorgfältig zusammengestellte Abteilung, welche die Haupt-
werke unserer besten Schriftsteller (Rosegger, Reuter, Keller, Storm etc.
enthält. Auch ein vollständiges Exemplar der Leipziger Illustrierten Zeitung
ist vorhanden. Im Zeitschrißenregal sind über 120 Zeitschriften aus aUen
Gebieten zusammengestellt. Die Broschürenabteilung sorgt dafür, dals die
Leser immer über die neuesten Tagesfragen unterrichtet sind. Bei der Aus-
wahl wird vollständig unparteiisch verfahren, bei strittigen Fragen kommen
beide Parteien zum Wort. Die Anzahl der ausliegenden Zeitungen beträgt
80. Vertreten sind die grofsen Berliner Parteiorgane, die haupääohlichsten
168 Beriehte über BibUotheken einzelner StiUite.
Provinzialblätter und sämtliche in Elberfeld erscheinenden Zeitungen. Die
politischen Zeitungen werden sämtlich abonniert, damit die Verwaltung be-
züglich ihrer Zulassung oder Ausschlielsung freie Hand behält. Von den
Zeitschriften werden einige geschenkweise geliefert. Die Auswahl trifft in
beiden Fällen der Yerwaltungsrat. Der Lesesaal wies in den einzelnen
Monaten folgende Bcsnchszahlen auf: Juni 1902 ^/j Monat 7 635, Juli 10796,
August 10 523, September 9 850, Oktober 9 093, November 9 545, Dezember
83S9, Januar 1903 U 281, Februar 10136, März8767, in Summa 95 985 Personen.
Er wurde also durchschnittlich in jedem Monat von 10104, an jedem
Tage von 336,6 Personen besucht. Da der Saal 96 Plätze zählt, war er demnach
täglich VI2 mal besetzt. Ungefähr 92<* der Besucher waren männlich, 8%
weiblich. Bei den männlichen Besuchern sind alle Schichten der Bevülkemrg
fast gleichmäfsig vertreten, bei den weiblichen überwiegen die Angehörigen
der besser gestellten Klassen. Am meisten gelesen werden die Zeitungen.
Während des ganzen Tages sind die Plätze in der Nähe derselben gut besetzt
In den Vormittagsstunden sind die Zeitungsleser bei weitem in der MehrzahL
Das Hauptpublikum für die Zeitschriften pflegt sich erst in den Nachmittags-
und Abendstunden einzufinden, wo die oekanntesten Blätter bald vergriffen
sind. Dieser Teil der Leser stammt zum überwiegenden Teil aus den wohl-
habenden Schichten. Die Angehörigen der arbeitenden Klassen dagegen be-
nutzen mit Vorliebe die Handbibliothek. Die Illustrierte Zeitung, verschiedene
Handbücher und die Uuterhaltungsabteilung finden stets ihren Leserkreis bei
diesen Besuchern. Interessant war es zu beobachten, dafs in den Monaten,
wo die Arbeitslosigkeit am gröfsten war, sich schon früh viele Arbeiter ein-
fanden imd lange Zeit im Lcsesal verbrachten. An den Sonntag-Nachmittagen
besteht das Publikum fast ansschliefslich aus männlichen und weiblichen An-
gehörigen des Handels und der Industrie. Der Andrang ist dann oft so stark,
dafs zeitweise den neu Ankommenden der Zutritt verweigert werden mufs.
Für die Ausleihe waren bei Eröffnung der Anstalt folgende Betriebs-
stunden festgesetzt: Wochentags von 11 — 1 und 6 -9 Uhr, Sonn- und Feier-
tags von 11 -12^2 Uhr. Der starke Verkehr zwang jedoch bald die Ver-
waltung die Ausleiiiezeit zu verlängern. Seit dem 1. Oktober ist die Ausleihe
an Wochentagen von 1 1 —9 Uhr ununterbrochen geöffnet.
Die Ausleihe -Statistik weist auf für Juni 1902 4872, Juli 1132i
August 12823, September 13012, Oktober 13901, November 14492, Dezember
13988, Januar 1903 16r)48, Februar 14 773, März 13 968, zusammen 129761 Be-
nutzer. Durchschnittlich wurden im Monat 13 659, täglich 455,3 Bande aus-
gegeben. Rechnet man Ausleihe und Lesesaal zusammen, so haben im
Durchschnitt täglich 791 Personen die Anstalt besucht. Die Höchstzahl an
einem Tage (28. Januar) betrug 809-4-337 = 1146 Personen! In Verlast
geraten, ohne dafs Schadenersatz geleistet wurde, sind 10 Bände, eine Zahl
die bei fast 130 000 Entleihungen nicht ins Gewicht fällt. — r—
Wir entnehmen dem soeben erschienenen neunten Jahresbericht
der Freibibliothek und Lesehallen zu Frankfurt a. M. folgende
statistische Daten:
Der Besuch im Lesesal ergab eine Frequenz von 82 164 Personen (ge^en
71227 im Vorjahre) und zwar 78115 Männer imd 4040 Frauen und Mädchen.
Eine ganz aufserordentliche Zunahme hat das Institut in der Bücher-
ausgäbe zu verzeichnen. Es wurden ausgegeben 13SS42 Bde. gegen 112000
im Vorjahre, also über 26 000 Bde. mehr als 1901. Hiervon entfallen 1 25 440 Bde.
auf „Schöne Litteratur", 11034 Bde. auf „belehrende Bücher" und 2 368 Bde.
auf „fremdsprachHche Unterhaltungslektüre **. Obenan steht in der Benutzungs-
Statistik der populär-wissenschaftlichen Abteilung die Rubrik „Erdkunde und
Reisewerke" mit 2 2S7 Ausleihungen, dann folgt „Gewerbe und Industrie*
mit IS03, „Lebensbeschreibung" mit 1 777, „Geschichte* mit 1629.
In der Abteilung „Schöne Litteratur" stehen die Endeihungen von
Felix Dahn, Kampf um Rom ; Gustav Freytag, Soll und Haben und Scheffels
Ekkehard oben an.
Berichte ttber BibUotheken einzelner Städte. 169
Zur Bibliotheksbenntzmig haben sich im abgelaufenen Geschäftsjahr
1 746 Personen (gegen 1 1 39) neu angemeldet. Der gelernte Handwerkerstand
steht mit 458 Anmeldongen auch dieses Jahr wieder an erster Stelle. Im
Ganzen befinden sich jetzt (seit Oktober 1894) 13109 Benntzungskarten in den
Händen des Pnblikams, von welchen stets zwischen vier and fdnftaosend
benutzt werden, d. h. im Wintersemester ca. 20 °/o mehr als im Sommersemester.
An diese 13 109 Entleiher worden im Ganzen 692611 Bde. entliehen und zwar:
629971 Bde. Unterhaltungslektüre, 52 663 Bde. popalär - wissenschaftliche
Bücher, 9 977 Bde. fremdsprachliche Unterhaltongslektüre. Auch die im Lese-
saal aufgestellte Handbibliothek von 850 Bänden wurde fleifsig in Anspruch
genommen. Eine genaue Statistik über ihre Benutzung ist in diesem Jahre
leider nicht möglich und von der Mitteilung von Ungefährsziffern sieht die
Verwaltung ab.
Der Zuwachs zur Bibliothek stellt sich wie folgt:
a) Schöne Litteratur 484 Werke mit 628 Bde. und 337 Bde. Doupl.
b) belehrende Bücher 521 „ „ 659 „ „ 60 „ „
c) fremdspr. Ünt.-Lekt. 85 , „ 94 „ ^ 26 , „
Die Bibliothek zählte am 31. Dezember 1902 15143 Bde. abzüglich der
zuriickgegebenen, dargeliehenen Bibliothek des Vereins für arzneilose Heilkunde
mit 508 Schriften. Aufserdem besitzt- die Bibliothek eine Broschürensammlung
von über 1 200 Nummern.
Bezüglich des Vorteils eines gedruckten Katalogs sagt der Bericht:
„Wir sind überzeugt, dsSs die Benutzung unserer poDulär-wissenschaft-
lichen Abteilung eine bedeutend stärkere wäre, wenn dem Publikum für diese
Abteilung ein gedruckter Katalog zur Verfügung stände. Die Erfahrung hat
uns gelehrt, da(s auch das für diese Abteilung in Betracht kommende Lese-
pubÜKum sich nur ungern der geschriebenen Zettelkataloge bedient. Auch
ist zu erwägen, dafs die meisten Entleiber nicht über die nötige freie Zeit
verfügen, um sich in den Vereinsräumen beim Entleihen mit Mufse ihre Lektüre
auswählen zu können. Dies ist nur möglich, wenn sie einen gedruckten Katalog
zu Hause in Händen haben. Bevor wir jedoch an den Druck dieses Kataloges
denken können, ist es notwendig die einzelnen Disziplinen zu vervollständigen.
Die Bockenheimer Lesehalle, eine Filiale des Frankfurter Instituts war
des Abends durchschnittlich von 45 Personen besucht.
Die von der Verwaltung in den verschiedensten Stadtteilen ein-
gerichteten „Tauschstellen'' bewähren sich sehr gut und sind gering aus-
gestatteten Zweigbibliotheken entschieden vorzuziehen.
Um die Entleiher nach Möglichkeit vor ev. Ansteckung infektiöser
Krankheiten zu schützen, hat die Leitung bei dem hiesigen könighchen Polizei-
?räsidium um die Erlaubnis nachgesucht, das dort geführte Reiter derjenigen
amilien, in denen ansteckende Krankheiten ausgebrochen smd, einsehen zu
dürfen. Der Herr Polizeipräsident hat die persönliche Einsichtnahme durch
den Bibliothekar gestattet.
Die Einnahmen betrugen M. 23151,54; die Ausgaben M. 23 211,—.
Dem Jahresbericht sind ausführliche Tabellen über die Benutzung des
Instituts angefügt. Sg.
Nach dem noch von Dr. Ernst Schnitze verfafsten 2. und 3. Jahres-
bericht der Oeffentlichen Büsherhalle in Hamburg für 1901 und 1902 (Ham-
burg 1903) betrug der Bücherbestand (Zahl der zum Verleihen nach Hause
bestimmten Bücher) am 31. Dezember 1900 9032 Bände; er wurde in den
beiden Berichtsjsüiren um 3574 bezw. 3405 Bände vermehrt, während zusammen
70 Bände verloren gingen und 575 ausgeschieden werden muisten, sodais der
Bücherbestand sich am 31. Dezember 1902 auf 15366 Bände belief. Verliehen
wurden 1901 insgesamt 119545, 1902 173 070 Bände. Die Zahl der Leser nahm
1901 um 4003, 1902 um 4328 Köpfe zu. Die Lesezimmer sind 1901 von 65842,
1902 von 63 783 Personen benutzt worden. Verausgabt wurden 1901 38418,
1902 61658 M. Dr. Schnitze sohlieist seinen Doppelberioht mit folgendem
IV. 9. 10, 12
170 Berichte ttber BibUotheken einzelner Stidte.
Ansblick: „Als die Ocffentliche Bücherh&lle vor S^/« Jahren erOfibet wnrde,
glaubten auch ihre besten Freunde nicht, dafis sie eine so schnell anfeteifi^de
Entwicklung nehmen würde. Heute kann sie mit Stolz zurück und mit
groCsen Hoffnungen in die Zukunft blicken. Die gewalti^n Benutzungs-
zahlen, die Freude der Leser an dem ihnen dargebotenen Bildungsstoff, der
frische und lebhafte Betrieb lassen eine weiter lebhaft steigende Entwickluiu:
bestimmt voraussagen — unter der selbstverständlichen Voraussetzung, dau
die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen, um nicht nur den bisherigen
Betrieb aufrecht erhalten, sondern auch die dringend erwünschte Begründung
weiterer Ausgabestellen in den entfernteren Stadtteilen in Anrnff nehmen za
können. Nach meiner Ueberzeugung würde es für Hamburg, das die Bücher-
halle mit seinem Reichtum müheloser speisen kann als die meisten anderen
deutschen Städte, nicht schwer sein, unter diesen in kurzer Zeit zum mindest«!
an die zweite Steile zu rücken, während es heute mit seinen Benatzungs-
zahlen zwar schon an dritter Stelle, mit seinem Bücherbestand und seinem
Etat aber noch sehr viel weiter zurücksteht Der letzte Jahresbericht der
Berliner städtischen Volksbibliotheken (1901) verzeichnet 973 8^4 verlleheDe
Bände (127 826 Bände Bestand), der der ELrnppschen Bücherhalle in Essen
(1901/1902) 208793 verliehene Bände (28241 Bestand). Hamburg hat im
letzten Jahre 173070 Bände verliehen (bei 15000 Bänden Bestand), also eine
sehr viel höhere Nutzung erzielt, und wird im Jahre 1903 mindestens 250000
Bände (bei 21 000 Bänden Bestand) ausgeben. Immerhin ist dieses Entwick-
lungstempo notwendig, wenn Hamburg nicht von kleineren Städten überholt
werden will, denn auch unter diesen ist die Bücherhallenbewegung mit Macht
fortgeschritten. Allein in diesen beiden Jahren sind gröfisere BücherhaUen
bezw. Volksbibliotheken begründet worden in Bremen (wo es gelungen ist,
ein Kapital von annähernd 350 000 M. zusammenzubringen), in Elber^ld, in
Osnabrück, in Straüsburg i. E. Alle diese Bibliotheken haben sofort nach der
Eröffnung einen starken Betrieb entwickelt, der — wie in Hamburg — un-
ablässig in die Höhe gebt. In hervorragender Weise sind auch die schon
mehrerere Jahre bestehenden Bibliotheken in Jena und in Stuttgart sef^rdert
worden, indem sie, wie übrigens auch die neubegründeten Büchernadlen in
Bremen und in Osnabrück, eigene Gebäude erhielten: in Jena geschenkt von
der Carl Zeils-Stiftung, in Stuttgart von Herrn Verlagsbuchhändler KommerzieD-
rat Engelhom, in Bremen von emem Herrn, der nicnt genannt zu sein wünscht,
in Osnabrück endlich von der Stadt zur Verfügung gestellt. Auch auswärts
nimmt also die Bücherhallenbewegung rüstigen Fortgang. Möge nun die
Hamburger Bücherhalle durch reiche Zuwendungen, insbesondere von privater
Seite, in den Stand gesetzt werden, sich nicht von ähnlichen Anstalten über-
flügeln lassen zu müssen, sondern in immer vollerem MaGse ihrem Ziele nach-
streben zu können, Stunden der Anregung und Erhebung in das Leben aUer
Bewohner unserer Stadt zu tragen und dem FleüÄe aucn der Unbemittelten
die geistigen Mittel zur Fortbildung zu gewähren — kurz: wahre Volksbüdung
zu verbreiten." — r —
In Heilbronn a. N. wurde im Mai d. J. eine Städtische Volksbibliothek
eröffnet, auf deren bereits gedruckt vorliegenden Katalog an anderer SteUe
dieser Blätter hingewiesen ist. Die Bibliothekarin Fr. Maria Fria schreibt
uns über die neue Anstalt u. a.: „Die Frequenz war von Anfang an eine gute.
Nachdem im ersten Monat des Bestehens der Volksbibliothek dieselbe nor
an zwei Abenden für Bücheransgabe geöffnet war, muiste jetzt schon ein
dritter Abend eingerichtet werden, da bis zu 1 70 Bücherabgaben innnerhalb
von zwei Stunden zu absolvieren waren, wobei auch jetzt noch stets 25 bb
25 Karten neu ausgeschrieben werden müssen. Das Verlangen nach Unter-
haltendem ist auch hier vorwiegend, doch ist im ganzen der Geschmack ein
recht guter zu nennen. Wir miben ein besonderes Gebäude für die Volks-
bibliothek, schön, hell, luftig, praktisch eingerichtet. Die Ausleihe ist beinah
ein kleiner Saal, der Lesesaal ein gro&er, mit allem Erforderliehen gat ans-
Berichte über Bibliotheken einzelner Städte. 171
gerttstet. Bis jetzt ist letzterer im Vergleich zur Aasleihbibliothek mäfsig
besnebt An aen kfUüen Tagen, sowie an den Sonntagen ist er dagegen stets
dicht besetzt. Die Behörde ^ der Herr Oberbürgermeister an der Spitze,
kommen dem Unternehmen willig und wirksam en^egen.^ — r —
In der Volksbibliothek der Stadt Landsberg a. W. betrag die Bücher-
ausgäbe i. J. April 1901— März 1902: 300 78 gegen 22 957 im Vorjahre. Die
Lesehalle wurde besucht von 4 693 Personen gegen 4 ISO im Vorjahre. „Als
besonders erfreulich mnCs es bezeichnet werden, dafs die Zahl der Arbeiter
bei der Bücherentnahme ganz erheblich zugenommen hat. An Jahresbeiträgen
fingen ein von 4 Vereinen und 183 Personen 10C3 Mk." [Nach dem Bencht
des Magistrats zu Landsberg a. W. ... für das Rechnungsjahr 1901]. P.O.
Dank dem Entgegenkommen des Magistrats der Stadt, der uns die
Jahresberichte der Bibliothek auf Wunsch bereitwilligst überwiesen hat, sind
wir in der Lage, obige Daten noch weiter zu ergänzen. Die Bibliothek
wurde am 1. Oktober 1899 eröffnet, ihre Benutzung war wie auch die der
Lesehalle von vornherein eine sehr lebhafte. Es wurden vom 1. Oktober
1899 bis 31. März 1900 10409 Bücher ausgegeben, im zweiten Geschäftsjahr
bereits rund 23 000, im dritten 30000, im vierten 31 OOO. Die Lesehalle wurde
1902 von 4805 Personen besucht. An Büchern waren am 1. April 1902 3991,
am 1. April 1903 4811 Bände vorhanden. Die Mittel sind bedauerlicherweise
noch immer zu knapp bemessen, obwohl die Stadt ihren Jahresbeitrag von
150 M. auf 300 M. erhöht hat. Im letzten Jahre standen an Beiträgen ein-
schliefslich des städtischen Zuschusses 1262 M. zur Verfügung, gegen 1243
bezw. .1592 M. in den Vorjahren. Ein neuer gedruckter Katalog ist in Vor.
bereitnng. — r —
Nach dem ersten, von dem Stadtbibliothekar Herrn Max de la Vigne
veröffentlichten Jahres - Bericht der städtischen Bücher- und Lesehalle in
Osnabrück, über deren Begründung Herr Pastor Dr. Pfannkuche im
vorigen Jahrgange der Blätter 1902, S. 127 ff. berichtet hat, übertraf der Be-
such des Instituts alle Erwartungen. Es wurden 67 503 Bände vom März 1902
bis März 1903 ausgeUehen.
Der Lesesal. der mit 74 Zeitschriften und Zeitungen aller Parteien aus-
gestattet ist, der ferner eine kleine Bibliothek von Nachschlagewerken enthält,
ist täglich geöffnet von morgens 11 Uhr bis abends 9 Uhr und wird
überaus stark, vielfach von 300 Personen im Tage besucht Es befinden sich
häufig zu gleicher Zeit 4000 Bände in den Händen des Publikums. Die
Bibliothek wurde mit 5000 Bänden eröffnet und zählte am 1. April 1903
7500 Bände, wovon 3840 der belehrenden Abteilung, 3654 der Unterhaltungs-
abteilung angehören. Die Bibliotheksverwaltung ist bestrebt, auf allen Ge-
bieten der Literatur nur wertvolle Erscheinungen der Bibliothek einzuverleiben.
Leider ist die Zahl der vorhandenen Bände im Verhältnis zur Leserzahl noch
zu gering. Der alphabetische Namenkatalog wurde nach der Instruktion für
die alphabetischen Kataloge der preufsischen Bibliotheken hergestellt. Ein
zweiter Katalog, der Standortskatalog, verzeichnet die Bücher in der Reihen-
folge ihrer Aufstellung in den Regalen des Büchermagazins. Der dritte Katalog,
der systematische, ist gedruckt und käuflich zu erhalten. — r —
Die Oeffentliche Bibliothek in Charkow, Rufsland, hat beschlossen,
eine Abteilung für Bibliotekswissenschaft und ein Bibliotheksmuseum zu be-
gründen ; dieses wird das erste seiner Art in Ruisland sein. Die Bibliotheks-
verwaltung bittet die deutschen Volksbibliotheken um Zusendung von theo-
retischen Werken, Satzungen, Jahresberichten, Katalogen, Abbildungen, sowie
von Proben der Kataloge, Drucksachen, Formulare u. s. w. Vorsitzender des
Direktoriums ist Professor D. Bagaley.
Die Bibliothek hat u. a. einen Bericht über die Jahre 1886—96, Charkow
1898, 99 S., sowie einzelne Jahresberichte herausgegeben, von denen der letzte,
12*
172 Sonstige Mitteilungen.
1. Okt 190t bis dahin 1902 86 Seiten nmf&lst. Im letzten Jahre wnrden über
60 000 Bände ausgeliehen. Aus allem geht hervor, dais es sieh um eine Biblio-
thek handelt, deren Bestrebungen die Unterstützung der deutschen Anstalten
wohl verdienen. C. N.
Sonstige Mitteilungen.
Bibliotheks-Eataloge. Die Betrachtungen über öffentl. Bücher-
hallen von Herrn Hai Her- Hamburg („Blätter'', Jg. i, S. 4lflf. 73 £) haben,
soweit es sich um die Katalogsfrage handelt, meine volle Zustimmung. Nach
den mir vorliegenden verschiedenen Katalogen scheint man vollständig zu ver-
gessen, für wen man eigentlich den Katalog anfertigt. Was soll man z. R
zu dieser unpraktischen und für den Leser zeitraubenden Einteüong in der
schön wissenschaftl. Abteilung sagen, die Uebersetzungen nach den betr. Länden
aufzuführen? Ich habe die Probe auf das Exenipel gemacht und von zehn
gebildeten Herren hat mir nicht einer „Friederike Bremer", „Sophie Schwarz",
„Andersen" u. s. w. sofort aufzufinden vermocht. Ich nehme die Uebersetzungen
im Alphabet auf und bemerke: „Aus dem Französischen* — «Aus dem fäg-
lischen* etc. Ich betrachte eine gute Uebersetzung zum mindesten ein Drittel
als geistiges Eigentum des Uebersetzers, bei Dramen und Gedichten werte ich es
noch höher. Ganz richtig verlangt H, dals Bücher in fremder Sprache gesondert
aufzuführen sind. Dies kann natürÜch nur für die „schön wissenschaftl Ab-
teilung gelten.
Nun die wissenschaftliche Abteilung. Auch ich meine, d&ls das Jenenser
System, das verschiedentlich nachgeahmt ist, für den Durchschnittsleser verfehlt
ist. Würde es sich um den Katalog für wissenschaftlich gebildete Leser handeln,
dann wäre die Anordnung gerechtfertigt, aber für den Katalog eines Bildong
suchenden Publikums ist sie entschieden zu kompliziert, daher unpraktisch.
Ich halte für unsere Institute den alphabetischen Autorenkatalog mit ein-
gestreuten Schlagwörtern für den geeignetsten. Allerdings ist es nicht inuner
leicht das beste Schlagwort zu finden, aber mit der Zeit dürfte auch hierin
schon das Richtige getroffen werden. Irre ich nicht, so war der erste Katalog
der Charlottenburger Freibibliothek auch in dieser Form angelegt, nur wir
man mit den Sch&gwörtem allzu sparsam umgegangen.
Ich bin begierig, wie sich andere Herren zu dieser Frage steUen und
freue mich, dals Ihr Blatt zu einem evenü. Meinungsaustausch VeranLissung
gegeben hat Sg.
In einem sehr lesenswerten Aufsatz, der als Separatabzug aus der
Weser-Zeitung vom 24.-26. Juni 1903 unter dem Titel Oeffentliche
Bibliotheken für Jedermann. Von Dr. Arthur Heidenhain küizUch
erschienen ist, bemerkt der Herr Verfasser, Bibliothekar der LesehaUe in
Bremen, u.a. zu der Frage: Was die in Deutschland entstandenen
neuen volkstümlichen Bibliotheken gelehrt haben, folgendes:
„Was die neuen Büchereien gelehrt haben, war ausnahmsweise dasselbe,
nämlich: Der Erfolg einer öffentlichen unentgeltlichen Bibliothek hängt rein
von ihrer Ergiebigkeit und Bequemlichkeit ab, und darum, praktische Ein-
richtung und Verwaltung vorau^esetzt, steigt die relative Benutzung eines
Bücherschatzes, auf die Seelenzahl am Ort berechnet, mit der relativen Gröise
der Mittel und der Arbeit, die auf Bücherei und Betrieb verwandt werden. —
Die Leselust einer Bevölkerung zu erschöpfen — und dies ist das Haupt-
ergebnis — ist noch nirgends gelungen, so viel man auch zur Sache tat, denn:
Schafft man in einer Bibliothek die veralteten Bücher ab und frischt den
Bestand durch brauchbare neue Literatur auf. oder, ganz allgemein zu sprechen,
verbessert man die Auswahl, so steigt die Benutzung. Bessert man du
Aenisere, die Sauberkeit una Eleganz der Bücher au, so steigt die Be-
SoDftlge HtttofloiigaiL
178
Dtitisaiir. — Erweitert mu die Dlenstielt und stellt mehr Beamte u, la
>te!^ die Beontiiug. — Soliafft imm UobequemliehkeitAD im AoalelhTerialireD
ftb nnd beschleunigt die Bedienung der einzelnen, so steigt die Benntxnng. —
Vermehrt num den Bestand der Bibliothek, so steigt die Benutzong . . . and
dann ist man beim Ausgangspunkt tngeliuigt und kann mit Berelcherangen
nnd Verbesserungen der Bibliothek fortfahren — ja, wie lange wohl? Noeh
haben wir nirgend einen „Beharmngsziistand'' erlebt, so lange eine BUcheret
die Mittel erhielt, mit dem Andrang der Leser zn wachsen. Dies sind die
vülliff Uberebstimmenden Lehren der Reformen nnd Neagrllndungen von
popmüren Bibliotheken in Berlin, Bonn, Bremen, BreslsD, CharlotteDburg,
Dl&eeldorf, F.lberfeld, Essen, Frankfurt a. M,, Freibnrg Im Breisgan, Grata,
Hamburg, Jena, Osnabrück, Schöneberg bei Berlin, Straisburg, Stnt^an, Wien,
loh nenne nur die Orte, an denen der Fortschritt sich am raschesten vollzog
und bis zum üeberflufs bestätigte, dals keine Summe Ueld, kein Quantum
Arbelt auf diesem Feld verloren geht: jedes Mehr am einen oder anderen
deht ein reifseades Wachstum des Erfolges nach sich. Die mrllckgebliebeuen
Anstalten aber, soweit sie nur überhaupt Lesenswortes in amiehmbarer Form
dem Pnblikmn darbieten, werden benutzt, soweit ihr BUcherschatz, die Dlenst-
ielt und die Kraft der Angestellten ausreichen. Nie hürt der Zudrang des
Publikums auf zu steleen, so lange nicht die Bücherbretter erschöpft oder
die Beamten am Ende Ihrer Leistnn^fählgkeit sind. Nur wenn der Bestand
einer Bücherei sich lange nicht veriUngt, sondern veraltet nnd sich abnutzt,
wendet das Publikum sich mehr und mehr ab: die Wirksamkeit der Anstalt
verkümmert."
Milchten unsere stttdtischen Verwaltungen diese treffenden Worte
Dt. Heidenhains , durch die manche frühere AnsfUhnmgen in diesen Blättern
von neuem Ihre Bestätigang erhalten, allseitig beher^gen. Unsere Volks-
bibliotheken, Bücher- und Leseballeo bedürfen fast doiohweg reicherer Mittel,
weiin sie ihren Zweck erreichen sollen. — r-^
Bachbindertarir der Stadtbadierel Elberfeld.*)
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l,b.l
1,95 2,25
2,5U 2,90
3,35 3,&0
4,35
1. Die Preise verstehen sich für Dermatold, bei Bnoknunbänden erhoben rieh
dieselben nm lO^/g.
2. Karten und Abbildungen, die an besondeie FUze gehängt werden, lählen
als ein Bogen.
3. Das Vorsatzpapier Ist mit Sohlrting- oder Eolllkolak xa versehen. SSnit-
Uohe Bücher smd anf mindestens drei Bünde (Band) [bei griKserem Format
entsprechend mehr] durchauszubeften (Handheftung).
4. Die erste und letzte Lage ist bei allen Bänden zu faizeln (wellsen Sohlrting
oder Leinewand).
5. Karten oder Bildtafeln, die einzelne Blätter sind, also nicht mitgeheftet
werden küonen (i. B. doppelseitige Bilder, In der Mitte gebrochen), sind
an LelneuftUze zu bangen. Karten, die nach oben oder unten gefalzt sind,
sind Im Falz am Ansschnltt mit Schirtingfieok zn unterlegen.
») Aus: Emil Jaeschke, Die Stadibücherei Elberfdd. Elberfeld 1903.
174 SoDitige Mitteflangen.
6. Die Bücher sind abzupressen und mit Gaze oder Maltom za hlnterkleben.
7. Als Deokelpappe ist eine flpraae, feste, im Format nicht schmiegsame, als
Rtickeneinlage kräftiger, blauer Aktendeckel za verwenden.
8. Der Titeldrack richtet sich in der Schriftart (deutsch oder lateinisch) nach
der des Bachtitels. Es ist eine leicht lesbare Schrift anzuwenden. Der
Wortlaut des Titels ist nach gegebener Vorschrift auszuführen.
9. Der ganze Rücken ist mit Farbfolien- Antioxydlack zweimal zu überfahren.
(Farbfolien -Antioxydlack besteht ans 700 gr Zapon, 100 g Aceton, 20 g
aickflüssigem Kollodium und 10 ^ Rizinusöl).
10. Auf der Rechnung für Buchbinderei- Arbeiten sind zur besseren Nach-
prüfung die Abteilungen des Tarifs, unter die jedes gebundene Buch
fällt, anzugeben. Bei einem Werk idso von 13x18 cm GröCse und einer
Bogenzahl von 31 wäre hinzuzufügen B 3 usf.
Alle Bücher werden in Dermatoid gebunden und die gekürzten Titel
auf den Rücken gedruckt. Bei umfangreichen oder kostbaren Werken wird
der Rücken in Buckram gefafst. Kommen die Bücher vom Buchbinder zurück,
so werden sie zunächst von dem in der Stadtbücherei angestellten Buchbinder
einer Prüfung unterzogen.
Die Deutsche Dichter-Gedäohtnis-Stiftung hat ihren ur-
sprünglichen (Seite 48 dieses Jahr^mgs der „Blätter*' mitgeteilten) Plan für
dieses Jahr noch erweitert, sodals sie an 500 Volksbibliotheken die folgenden
Bücher verschenken wird: 1. Fontane: Grete Minde. 2. Marie von Ebner-
Eschenbach: Das Gemeindekind. 3. Brüder Grimm: Deutsche Sagen. Aas-
wahl. 4-6. Rosegger: Als ich noch der WaldbauembuV war. 3 Teile. 7. Kleist:
Michael Kohlhaas. Illustriert von Ernst Liebermann. 8. Goethe: Götz von
Berlichingen. 9. Ausgewählte humoristische Erzählungen. 10. Schöne alte
Kinderreime, herausgegeben von Wolga^t. 11. Tiergeschichten (enthaltend
Erzählungen von Ebner- Eschenbach, Bjömson, Thompson, Kipling n.a.).
12—31. (In 5 Bänden gebunden) Heft 1—20 der Wiesbadener Volksbücher
(enthaltend Erzählungen von Hauff, Heyse, H. HofQnann, Jensen, Raabe, Riehl
u. a.). 32. Lessing: Emilia Galotti. 83. Grillparzer: Das goldene Vliefii.
34. Keller: Die drei gerechten Kammacher. 85. Seidel: Weihnacntsgeschiohten.
7 — 9 werden von der Stiftung selbst hergestellt und können in
mehreren Exemplaren abgegeben werden. Zu den ersten 9 Büchern werden
besondere Einleitungen gedruckt werden, die Leben und Bedeutung der betr.
Dichter kurz schildern und von einem Bilde derselben begleitet sein sollen.
Alle 20 Bände werden als solide Ganzdermatoidbände mit
weifsem Titelanfdruck abgegeben werden. Die Bücher selbst werden
von der Stiftung unentgeltlich den Volksbibliotheken zugewandt, dagegen ist
für die 20 Einbände ein Durchschnittsersatzpreis von 40 Pf. zu zahlen; auch
das Paketporto mufs ersetzt werden. Da die Verteilung im September vor sich
geht, ist denienigen Volksbibliotheken, die sich noch nicht be-
worben haben, zu empfehlen, ihre Bewerbung sofort an den
Gescbäftsflihrer der Stiftung, Dr. Ernst Schnitze, Hamburg-Grofsborstel, ein-
zusenden. Bei dieser Gelegenheit sei nochmals erwähnt, dals jede Zuwendung
an die Stiftang mit Dank begrüfst wird. Privatpersonen, die einen Mindest-
beitrag von 2 Mark zahlen, erbalten als Dank eine der Ausgaben der
Stiftung — in diesem Jahre Kleists „Michael Kohlhaas", von Ernst Liebermann
prächtig illustriert. — Auch Vereine und Körperschaften, vor allen Dingen
die Volksbibliotheken selbst sollten den Beitritt zur Stiftung
nicht versäumen. Es ist selbstverständlich, dafs dieienigen Bibliotheken,
die Mitglieder der Stiftung sind, bei der Verteilung der Bücher in erster
Linie berücksichtigt werden. Kleinere Bibliotheken pflegen einen Jahres-
beitrag von 5—10 M. zu zahlen.
Für die Heinrich Rickert-Stiftung zur Beffründnng von
Volksbibliutheken in wenig bemittelten Gemeinden sind dem
Sonstige llltteflongen. 175
Vorstande der Gesellflohaft fttr Verbreitung von Volksbfldong bereits weit
über 1 5 000 Mk. zagegangen. Der Vorstand der Gesellschaft hat beschlossen,
aus der Stiftung zunächst Bucherunterstützungen im Werte von je 20 Mk. an
Bibliotheken in unbemittelten kleinen Landgemeinden zu gewähren. Die betr.
Bibliotheken, die iMitglieder der Gesellsclukft für Vorbereitung von Volks-
bUdung sein müssen, nahen einen Kostenznschufs von 5 Mk. zu zahlen. Die
Bücher sind dem Katalog der Gesellschaft zu entnehmen. Da nur die Zinsen
der Stiftung zur Verwendung kommen sollen, wird es nur möglich sein, etwa
80 Bibliotheken in der gewichten Weise zu unterstützen. Sobald die Mittel
der Stiftung es gestalten, wird auch die NeubegrUndung von Bibliotheken in
ärmeren Gemeinden in Angriff genommen werden, soweit neben der umfang-
reichen Tätigkeit der Gesellschan auf diesem Gebiete dazu noch ein Bedürfnis
sich zei^. Die Gesuche sind an die Kanzlei der Gesellschaft für Verbreitung
von Volksbildung, Berlin NW., Lübecker-Str. 6, zu richten.
Der Zentralausschufs der Gesellschaft hat beschlossen, auf
der diesjährigen Generalversammlung, die in Berlin am 3. n. 4. Oktober
stattfinden soll, über folgende Gegenstände zu verhandeln: 1) Fortbildungs-
schulen für Mädchen ; 2} Die Volkslektüre, ihre Bedeutung für das Volksleben
und die Leseanstalten m grossen, mittleren imd kleinen Ortschaften; 3) Frei-
willige Bildungsveranstaltungen in der Reichshauptstadt. Referent für Thema l
Herr Schulrat Dr. Zwick, Berlin, fiir 2 die Herren Dr. Jaeschke, Stadt-
bibliothekar in Elberfeld, Lehrer Selchow in Strasburg i. U. und Pfarrer
Hürnlein in Premslin, für 3 der Generalsekretär Herr J. Tews in Berlin.
Ein für alle Volksbibliotheken auiserordentlich wichtiges Gebiet wird
von einem vor kurzem bei Friedrich Vieweg & Sohn in Brannschweig er-
schienenen Buche behandelt, das von Professor Dr. Hermann Cohn und
Dr. Robert Rübencamp, dem Direktor einer groOsen Druckfarbenfabrik,
verfaCst ist; es trägt den Titel „Wie sollen Bücher und Zeitungen
gedruckt werden"? Denn wenn das Buch auch im Untertitel die Be-
zeichnung trägt : „Für Hygieniker, Aerzte, Erzieher. Redakteure, Schriftsteller,
Verleger, Sclrnftgiefser und Buchdrucker", so ist doch gar keine Frage, dajQs
es die Bibliothekare mindestens in demselben Ma&e angeht.
Ein solches Buch hat lange gefehlt. Wenn man sich mit den ein-
schlägigen Fragen, wie z. B. der zweckmäisigen Grölse und Dicke der Buch-
staben, oder dem zweckmälsigsten ZeUenabstand u.s.w. beschäftigen wollte,
so mulste man in wissenschaftlichen, namentlich in augenärztlichen Zeitschriften
lange hin und her suchen — merkwürdiger Weise wurden diese Zweckmäfsig-
keitsfra^en in den technischen Handbüchern des Buchdrucks so gut wie
unberücksichtigt gelassen. Professor Cohn- Breslau, der durch seine an
den Augen von mehr als 10 000 Schulkindern ausgeführten Untersuchungen
and durch die mannigfachen Anregungen, die er auf augenärztlichem, ins-
besondere auf augenhygienischem Gebiete gegeben hat, seit lange eine unserer
ersten Autoritäten auf diesem Gebiete ist, hat seit mehr als 20 Jahren auf
die aufserordentliche Wichtigkeit der Gröfse und Schärfe des
Drucks in Büchern und Zeitungen hingewiesen, und hat immer wieder betont,
dafs die in den letzten Jahrzehnten aufgekommene Tendenz, die Buchstaben-
grölse und den Zeilenabstand immer kleiner zu machen ^ im Interesse einer
Gesund- und Kräftigerhaltung des Auges, unseres wichtigsten Sinnesorgans,
auf das schärfste bekämpft werden müsse. Das vorliegende Buch wird in
dieser Richtung gute Dienste thun. Denn während bisher die Cohnschen
Forderungen über die Kreise der Aerzte, die für ihre Verwirklichung schliefslich
nicht allzuviel thun künnen, kaum hinausgekommen sind, wird dieses Buch
durch seine mit zahlreichen Beispielen statistisch und experimentell be-
gründeten Darlegungen auch denjenigen Kreisen bekannt werden, die bisher
nur andeutungsweise davon gehört haben: insbesondere also Redakteuren,
Schulmännern, Verlegern und Druckern, und uns Bibliothekaren.
In der That wäre es sehr zu wünschen, dafs alle Bibliothekare,
nicht nur die der grülseren Gelehrten- und Volksbibliotheken, sich die Dar-
176 Sonstig Mitteflimgen.
legangen des Cohnschen Baches za eigen machten. Lleg^ es doch anf der
Hand, dals die vielen Tansende von bttohern — bei den grölseren Volks-
bibliotheken maus man ja schon sagen : die vielen Hunderttausende — die
jährlich verliehen werden, grofsen Schaden anstiften können, wenn gar nicht
darauf geachtet wird, wie es mit der Grülse und Güte des Drucks in ihnen
beschaffen ist. Die Druckverderbnis, die insbesondere vor 20 und noch
vor 10 Jahren in Deutschland eingerissen war, weil man nur darauf bedacht
war, möglichst viel Druck auf eine möglichst kleine Fläche zu bringen, hat
schon so viel Unheil angerichtet und die Zahl der Kurzsichtigen nicht nur b
den Gelehrtenkreisen in so erschreckendem Ma&e vergrölsert, dafs wichtige
Lebensinteressen der Gesamtheit — man braucht nur an den Einfluis der
Kurzsichtigkeit auf die Wehrkraft zu erinnern — bedroht werden, wenn nicht
von allen Seiten gegen diese Druckverderbnis, wo irgend sie sidi zeigt, Sturm
Belaufen wird. Glücklicher Weise ist ja unverkennbar, da(s in den letzten
ahren eine wesentliche Besserung begonnen hat: selbst der Druck der
Reclamhefte ist ein besserer geworden. Man braucht auch nicht das Kind mit
dem Bade auszuschütten, indem man etwa der Reclamschen Univeral-Bibliothek
und den gleichen Unternehmungen den Krieg bis aufs Messer ankündigt.
Im Gegenteil, gerade wir Bibliothekare sollten wissen, daüs diese billig
Ausgaben eine grofse Kulturaufgabe erfüllt haben und dafs sie sie zum Teil
auch in Zukunft zu erfüllen haben werden — dennoch aber mnls man sich
darüber klar sein, dais so klein gedruckte Bücher eigentlich nur fiir den
vorübergehenden Gebranch oder tür den Ankauf durch ganz Unbemittelte
bestimmt sein sollten.
Volksbibliotheken, deren Bücher in die Hände von Hunderten nnd
Tausenden von Lesern kommen, in deren Wohnungen noch dazu die Be-
leuchtungsverhältnisse häufig sehr ungünstige sind, sollten sich davor hüten,
durch Einstellung zu klein gedruckter Bücher dazu beizutragen, dafii noch
mehr Menschen sich die Augen verderben. Und deshalb sollte keine Yolks-
bibliothek versäumen, sich das Cohnsche Buch anzuschaffen, ans dem nicht
nur die augenhygienisch erforderlichen Mindestmafse für Dicke nnd
Höhe der einzelnen Buchstaben, für ihren Abstand untereinander, für
den Abstand der Zeilen u. s. w. ersichtlich sind, sondern in demmanaudi
Angaben über die wünschenswerte Zeilenlänge, über die Art des Papiers, der
Druckerschwärze u. s. w., über die Frage, ob deutsche oder lateinische Schrift
mehr zu empfehlen ist, und manches andere findet. S. 48 ist ein sehr prak-
tischer Zeilenmesser angegeben, den Schreiber dieses schon wiederholt erprobt
hat und der (wenn ich nicht irre, gegen Einsendung von 20 Pfg.) vom Mechaniker
Thiefsen in Breslau, Schmiedebrücke 32, zu beziehen ist. — Auch die Dar-
legungen Rübencamps über Papier und Schwärze vom technischen Stand-
punkt sind sehr interessant.
Es wäre wünschenswert, dals sich nicht nur jeder Bibliothekar für sich
mit dem Cohnschen Buch genau beschäftigte, sondern daCs auch die Fach-
genossen untereinander über diese Frage ihre Erfahrungen austauschen, damit,
wenn einmal später ein Verein deutscher Volksbibliothekare besteht, er zu
der Frage der Gröfse und der Art des Bücherdrucks, einer der allerwichtigsten,
die die Volksbibliotheken angehen, Stellung nehmen kann. S.
Bücherschau.
A. Bibliothekswesen und Bibliographie.
Bücher für Volksbibliotheken. Vorrätig in der Kanzlei der Gesell-
schaft für Verbreitung von Volksbildung Berlin NW. , LÜbeckerst 6. Berlin,
Gesellschaft, 1 902. (44 S.) Kl. 8«.
Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung hat sich bekanntlich
um die Förderung der Volksbildung auf dem Lande die gröfsten Verdienste
Bttokenehan. 177
erworben und anoh bei Gründong einzelner gröfserer städtischer Bücherhallen
mitgewirkt. Sie hatte vor Jahren einen ^Musterkatalog' herausgegeben,
vor der Zeit unserer heutigen Bibliotheksbewegung, als es noch keine Yolks-
bibliotheken mit sorgfältig ausgelesenem Bücherbestände gab und die Vor-
bedingungen zu einem solchen Musterverzeichnis fehlten. Auch heute würde
ein solches der Zasammenarbeit mehrerer erfahrener Volksbibliothekare nicht
entraten dürfen; jedenfalls werden aus den Kreisen der Praktiker gegen die
von Ernst Schnitze veröffentlichten Listen schwere Bedenken erhoben.
Das vorliegeede Verzeichnis will kein Mnsterverzeichnis in dem Sinne
sein, dals es die Auslese der besten Bücher böte, es will vielmehr, ohne zu
bestreiten, da(s es aufserdem noch vieles ebenso Gute giebt, eine Anzahl
Bücher aufsählen, die für Volksbibliotheken unbedingt geeignet sind und
darum an der im Titel genannten Stelle gebunden bereit gehalten werden,
damit vor allem ländlichen Volksbibliotheken die erste Auswahl, und ge-
gebenenfalls durch Preifsermäfsigung die Anschaffung erleichtert wird.
Im Gegensatze zu anderen Musterkatalogen hat dieses Verzeichnis, wie
man gleich auf den ersten Blick sieht, in der Abteilung Schöne Literatur dem
literarischen Wert den ersten Einfluls auf die Auswahl eingeräumt; wer
bezweifelt, dafs es heute noch nötig sei) dies zu betonen, sehe sich z. B. den
Katalog der Altonaer Volksbibliothek von 1902 an. lieber die Grundsätze
der Auswahl von Jugendschriften gehen heute die Meinungen noch stark
auseinander. Wenn man die Hamburger Grundsätze im Prinzip auch noch so
lebhaft billigt: ein Mann wie Paul Ladewig, dessen Ansprüche an litterarischen
Wert ohne Zweifel hohe sind, denkt und nandelt, wie aus seinem Beitrag zu
dem eben erschienenen Keyerschen Sammelwerk (Fortschritte der volkstüm-
lichen Bibliotheken, Leipzig, Engelmann 1903) hervorgeht, in der Praxis ganz
anders und das giebt zu denken. Da ich die meisten aufgeführten Jugend-
schriften aus eigener Lektüre nicht kenne, enthalte ich mich über diesen Ab-
schnitt eines Urteils, ebenso über den Abschnitt 'LandwirtschsdPt'. In den
anderen Abschnitten sind die mir bekannten Bücher, soweit mein Urteil
reicht, empfehlenswert.
Etwas Formelles finde ich auszusetzen: Die Sammelwerke sind öfters
unter unrichtigem Stichwort (Herausgeber oder gar Verleger, z. B. Voigtländer
S. 35) aufgefUnrt, und da in dieser Hinsicht in Volksbibliotheks- Katalogen
recht reichlich gesündigt wird, wäre in diesem Verzeichnis Korrektheit doppelt
erwünscht gewesen.
Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung erwirbt sich durch
Bereithaltung der in der besprochenen Liste aufgeHihrten Bücher ohne Zweiel
ein grolses Verdienst C. N.
Bücherverzeichnis der Kruppschen Bücherhalle (in Essen). Nachtrag I.
1899—1902. Essen-Ruhr 1902. (V, S. 363-916.) 1 Mark.
Der Nachtragskatalog der Kruppschen Bücherhalle ist vor einiger Zeit
als stattlicher Band von rund 550 Seiten erschienen, nicht nur von den
Kruppschen Angestellten, denen ein vorzüglicher handschriftlicher Nachtra^-
kataiog stets zur Hand stand, erwartet, sondern auch von jenen, die sich
mehr oder minder mit der Volksbibliothekenfrage beschäftigen. Und nicht
mit Unrecht. Stellt ja doch der Kruppsche Katalog nicht nur in Bezug auf
seine Anordnung, sondern auch in Bezug auf die Auswahl seines Bücher-
materials einen Katalog dar, der gewiOs noch vorbildlich in Deutschland
werden wird, wenngleidi gerade das „Katalogmachen'' nach eigenen Intui-
tionen, und mö^en diese auch noch so weniff dem Zweck entsprechen,
von manchen Bibliothekaren als das eigentliche Wesen der volksbiblio-
thekarischen Thätigkeit betrachtet wird.
Der Kruppsche Katalog teilt seinen Stoff in 15 Hauptabteilungen, die
so gewählt woroen sind, dafs sie thatsächlich jedermann, auch der Jugend,
verständlich sind. Innerhalb dieser Hauptabteilungen sind Unterabteilungen
gebildet worden, sodals eine Orientierung Über begrenztere Wissensgebiete
ohne jede Schwierigkeit erfolgen kann. Eine feinere Systematik wäre für
178 Bttohenohaa.
die grolse Masse nur yerwirrend, and auch für den Gebildeten hat es seine
Schwierigkeit, sich leicht und sicher in solchen systematischen Irrwegen zu-
recht finden zu können.
Die Kruppsche BUcherhalle wurde mit einem Grundstock von SOOO
Bänden eröffnet, von denen 7500 im Druckkatalog verzeichnet waren. Schon
damals liels sich aus der Bücherauswahl ihr Ziel : eine deutsche public library
im vornehmsten Wortsinn zu werden, klar erkennen. Und schon ein flüchtige«
Durchblättern des Nachtra^katalogs zeigt, dais sie dieses Ziel in nach-
ahmenswerter Weise nunmehr erreicht hat: die Kruppsche Bücherhalle steht
heute in jeder Beziehung an erster Stelle unter den deutschen Bücherhallen.
Jenes Ziel haben sich übrigens auch die übrigen Bücherhallen Dentschlanda
gestellt; aber ein Vergleich des in ihren Katalogen verzeichneten Bücher-
materials mit dem Kruppschen ergiebt die interessante Thatsache, dafs sie
öfters das Bildungsbedünnis ihres Fublikums unter- resp. überschätzen, dab,
mit anderen Worten, bei der Auswahl des Büchermaterials manchesmal zn
subjektive Momente ausschlaggebend gewesen sind. Diese subjektiven
Momente bei der Bücherauswahl sind hier weggefallen, eine Erscheinung die
besonders aus dem vorliegenden Nachtragskatalog ersichtlich ist: es mideo
sich Werke der heterogensten Auffassung friedlicn nebeneinander, da diese
Bücherhalle ihre Leser tbatsächlich aus Personen aller Stände, und mit den
entgegengesetztesten Lebens- und Weltanschauungen rekrutiert.
Und nicht nur diese objektive Auswahl macht diesen Katalog nich
meinem Erachten zu einem deutschen Musterverzeichnis, sondern auch, — nnd
das ist eigentlich schon in der objektiven Bücherauswahl enthalten^ soll aber
noch besonders betont werden — . dafs hier mit klarem Bewufstsein der
moderne Mensch mit seinen moaernen Bildungsbedürfnissen aof das ein-
gehendste berücksichtigt worden ist.
Eine Bücherhalle hat allen Bedürfnissen zu dienen; daher müssen in ihr
alle Grade des litterarischen Geschmacks vertreten sein, mit alleiniger Aqs-
nahme des schlechten Geschmacks. Und zwar schon aus dem einfachen Grande,
um den Leser in der Hand zu haben und auch, damit ein 'Heranfiesen' des-
selben stattfinden kann. Dieses im Auge habend, hat die Kruppsche BUcher-
halle einige Autoren eingestellt, die sonst aus Volksbibliotheken aus nicht
zu rechtfertigenden Gründen verpönt sind, wie z. B. May nnd manche
Jugendschriften, die vor dem gestrengen Hamburger Jugendschriften-Ans-
schufs keine Gnade finden. DafUr femt aber, wie es anderweitig der Fall
ist, der alte Temme und der noch ältere Pitaval, kriminalistische Indianer-
geschichten, die bekanntlich schon oft direkt Unheil gestiftet haben.
Der Nachtragskatalog ist aufserordentlich reichhaltig auf allen Wissens-
gebieten. Man vermi&t hier kaum ein bedeutenderes Werk der letzten Zeit,
wie schon ein ganz flüchtiges Durchblättern vor Augen führt Von der schönen
Litteratur abgesehen, deren moderne Reichhaltigkeit alle übrigen Bücherhallen
übertrifft, treten uns alle Abteilungen in gleicher Weise so imponierend ent-
gegen, dafs es beinahe unmöglich ist, von einer besonderen Berücksichtigung
speziellerer Wissensgebiete zu sprechen. Vielleicht könnte man hervorheben,
dais auf die 5. Abteilung, die Lebensbeschreibungen, Erinnerungen und Brief-
wechser umfafst, ein ganz besonderes Interesse verwandt worden ist Aber
dasselbe kann man aucb für die folgende Abteilung ^Geographie und Reisen,
Länder- und Völkerkunde^ behaupten; auch hier wieder dieselbe beneidens-
werte reife Reichhaltigkeit, wie sie oeste Bücherauswahl, verbunden mit reidien
Geldmitteln, hervorbringen kann.
Diese Reichhaltigkeit auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Litteratur
wird um so frappierender, als grundsätzlich Werke streng wissenschaftlicher
Natur nicht unter die Bücher der Bücherhalle aufgenommen werden, da diese
zur Kompetenz der grolsartigen 'Technischen Bibliothek^ der Gulsstahlfabrik
fehören, deren Benutzung, talls ein Interesse unter den Lesern der Bücher-
alle vorhanden ist, jederzeit durch Vermittlung der Direktion der Bücher-
halle möglich ist. Und sollten ganz spezielle, anfserhalb des *TechnischeD'
liegende Bedürfhisse, deren Befriedigung nur einer grölsten Bibliothek mögiidi
BttchersoliiiL 179
ist, Yorliegen, so befindet sich der Leser der Eroppschen Bttcherhalle in der
beneidenswerten Lage, ebenfalls dordi Vermittelon^ der Direktion derselben
mit der Königlichen Bibliothek in Berlin in Verbinaung zu treten.
Ein beträchtliches Kontingent des Publikums der Kruppschen Bücherhalle
stellen die jugendlichen Leser, nir die ebenfalls in grolser Keichhaltigkeit ge-
sorgt ist, und zwar nach Gesichtspunkten, die nicht immer die Zustimmung
anderer finden werden, dafür aber den Essener Verhältnissen im Besonderen
und dem jugendlichen Lesebediirfnis im Allgemeinen gut angepalst sind.
Der Gesichtswinkel, unter dem auch hier die BUcherauswahl stattgefunden
hat, ist ebensowenig engherzig wie bei den anderen Abteilungen. Daher
wird auch in Essen z. B. der alte Nieritz noch mit derselben Begeisterung
verschlungen, wie es vielleicht der Leser dieser Zeilen in seiner Jugend
eben&lls gemacht hat Sogenannte * Indianergeschichten ' fehlen aber hier
grundsätzlich. — Da der Begriff der Jugend in der Kruppschen BUcherhalle
nicht mit der Vollendung des schulpflichtigen Alters * abgelaufen' ist^ so
finden sich in dieser Abteilung auch Bücher verzeichnet, die Jugendschnften
im vulgären Wortsinn nicht smd, sondern auch schon an anderer Stelle des
Katalogs stehen, und sich mehr für den Jüngling und für das junge Mädchen,
als für den Knaben und das kleine Mädchen, wie z.B. die Wiesbadener
Volksbücher und die Hermine Villinger, eignen.
Der augenblickliche Bücherbestand der Kruppschen Bücherhalle be-
läuft sich, bei^ufig bemerkt, auf etwa 21000 Bde Simpla, 13 000 Bde Dupki,
und ca. 3000 Broschüren, wie z. B. die Blochsche Theaterbibliothek u. dergL
Ziehen wir endlich zum Schluis das R6sum6: Die glücklichste Auswahl der
Bücher, verbunden mit reichen Geldmitteln, haben sich hier vereinigt, um den
Kruppschen Angestellten die Geistesarbeit der modernen und vergangenen Zeit
zu vermitteln, und zwar in der Art, dais jeder sein Wissens- und Lrholungs-
bedürfhis in ausreichendster Weise befriedigen kann. Und dals dieses in
richtiger Art gewürdigt wird, zeigt die Thatsache, dafo nunmehr jährlich
weit über 200000 Bd. verliehen werden, eine Zahl, die die Resultate anderer
groiser Bücherhallen Deutschlands um ein Bedeutendes übersteigt.
Leipzig. W.Held.
Leseabend und Volksbücherei. Vortrag gehalten in der Pfarrerver-
versammlung vom 3. Oktober 1902 zu Sohälsburg von G. Lander, evang. Pfarrer
in Henndorf, Hermannstadt, W. Krafft, 1903 (21 S.).
Bringt Vorschläge zur Ausgestaltung der Siebenbürgischen Volks-
bibliotheken auf Grund von Wilhelm Bubes bekanntem Buche: Die ländliche
Volksbibliothek (Berlin, Trowitzsch & Sohn). Das Schriftchen ist ein er-
freuliches Zeichen dafür, daüs die Siebenbürger Sachsen Bildung und Ge-
sittung ihres kleinen Volkes zu heben und ihr eefahrdetes Volkstum zu be-
wahren eifrig bestrebt sind und das Lob verdienen, welches ihnen Ernst
Schnitze in seinem Werke : Freie öflFentliche Bibliothen gespendet hat. — r —
Die Jugend- und Volksbibliotheken im Bezirk Lenzburg. Referat vom
Bezirkslehrer Werner auf der Versammlung der Kultur-Gesellschaft des Be-
zirks Lenzburg. Seengen 1902.
Die aargauische Kulturgesellschaft nennt unter ihren Zielen die Volks-
bildung und hat schon früh die Verbreitung von Kenntnissen durch Volks-
bibliotheken sich zur Aufgabe gemacht. Sie unterstützte zunächst die Dorf-
bibliotheken, später die Sciiulbibliotheken. Da es z. Z. aussichtslos erscheint,
Wanderbibliotheken der Gesellschaft zu errichten, so schlägt der Verfasser
vor, die bestehenden Schulbibliotheken zu Jugend- und Vol^bibliotheken zu
erweitern und zu diesem Zwecke zunächt einen Musterkatalog herzustellen.
Der Referent zeigt überall das richtige Verständnis für die Ziele der
modernen Bibliotheksbewegung. — r —
Emest A. Baker, A descriptive Guide to the best Fiction British and
American. London, Swan Sonnenschein & Co. 1903. In dem vorliegenden Buche
sind etwa 4500 Bände und zwar meistens aus der englischen und amerikanischen
180 Bttohenohao.
prose fiotion. jedoch znm geringen Teil aaoh ans anderen Sprachgebieten, be-
sprochen und zwar so, dais zonäcnst der ausführliche Titel des Buchs angegeben
ii^ und alsdann eine umfassende Inhaltsangabe (2 — 10 Zeilen) folgt Im
Wesentlichen scheint der Verfasser das richtige getroffen zu haben, jedenfalls
bieten die gegebenen Daten ein anschauliches Bud. An diesen Hauptteil, der
überdies deutsche, ungarische, italienische, slavische Bücher enthält, schliefst
sich eine geschichtliche Zusammenstellung, wo sehr soreiältig alle bekannten
Bücher (auch viele nicht besprochene) m geschichtlicher Reihenfolge ein-
geordnet sind, so dals also leicht zu übersehen ist, ob z. B. Novellen aus der
Zeit von Franz I. vorhanden und wo dieselben zu finden sind. Femer schliefist
sich ein sehr genau gearbeitetes Eegister der Autoren und Titel und weiter
sogar ein Schlagwortsregister an.
Hoffentlich findet sich bald eine ebenso gate Kraft in DeutschUnd,
welche in gleich vorzüglicher Weise das Material der Romane und Novellen-
litteratur fSi Bibliotheken und Publikum sichtet und bearbeitet. Ballier.
James Duff Brown, Manual of Library Economy, London 1903. Man
konnte in England mit Kecht gespannt sein, wie dieses bereits längere
Zeit angekündigte Buch über library economy ausfallen würde. Denn J.
D. Brown , der langjährige Leiter der Clerkenwell library, gilt als einer der
besten Kenner des Pubüc Library -Wesens. Das Buch übertrifft die Er-
wartungen. Es ist ein sehr sorgtältig und umfassend gearbeitetes Kompendiom,
das alle wichtigen Einzelheiten des Bibliothekswesens genau bespricht und
auch stets kritisch behandelt. Insbesondere sind die Fragen hinsichtlich des
Bibliotheksbeamten, des Bibliotheksgebändes, der inneren Einrichtung, des
Katalogwesens, der Arten der Bnchanschaffung, der Ausleihsysteme, der Auf-
stellungen der Bücher und der Beziehungen zum Publikum ausführlich be-
sprochen. Alle technischen Details sind durch einfache und klare Abbildungen
erläutert, so da& die charakteristischen Einrichtungen leicht verständlich sind.
Wenn wir auch nicht in jeder Beziehung mit dem Buch übereinstinunen
können, so insbesondere nicht mit dem open access, der selbst für die Aus-
leihbibliothek aufs Nachdrücklichste vertreten wird, so ist doch zum ersten
Male und mit grossem Geschick die Aufgabe gelüst; Englisches Volks-
bibliothekswesen im Zusammenhang zu bearbeiten. Dafür wird der Ver&sser
Sewils reichen Dank ernten, und es ist zu hoffen, dais auch wir Deutschen
ieses für unser praktisches Bibliothekswesen so bedeutsame Buch sorgfaltig
studieren. Dr. £. H.
An Jahresberichten erhielten wir:
Bericht über die Lese- und Bücherhalle zu Darmstadt für das Verwaltungs-
jahr 1901/1902. (Sonderabdmck a. d. Verwaltungsbericht der Groisherzog-
üchen Bürgermeisterei 1901/1902) (6 S.).
Freibibliothek und Lesehallen E. V. zu Frankfurt a. M. 9. Jahresbericht
über die Wirksamkeit des Vereins i. J. 1902, erstattet von A. Pfungst (31 S.).
Zweiter und dritter Jahresbericht der Oeffentlichen Bücherhalle zu Hamburg
1901 und 1902. Hamburg 1903. (88 S.)
Verein für Volks -Bibliothek und Lesehalle in Landsberg a.W. Bericht
über das I.Geschäftsjahr 1899, 2. 1900, 3. 1901, 4. 1902. Landsberg a. W.
1900—1903.
Primo rendiconto delle biblioteche popolari circolanti di Trieste. Trieste 1903.
(38 S.)
An Bücherverzeichnissen gingen uns zu:
Bücher -Verzeichnis der Städtischen Volksoibliothek Heilbronn a. N. Heü-
brocn 1903. (16SS.) 0,20 M.
Das von der Bibliothekarin der in diesem Jahre neubegründeten Hefl-
bronner Volksbibliothek Maria Fritz mit Umsicht und Fleifs zusammengestellte
reichhaltige Verzeichnis zerfällt in 20 alphabetisch geordnete Abteilungen.
Am Schlüsse ist noch ein besonderes alphabetisches Kegister beigegeben.
Bttchenchan. 181
3. Nachtrag der Bfloherei des BildnngsvereiDS zu Witten 1903/4. (45 S.)
0,20 M.
KatBÜog over hager skikket for Folkebocrsamlinger. Udgivet af Kirkedeparte-
mentet Udarbeidet af Haakon Nyhuas. Kristiania 1903. (XI, 96 S.)
— r —
B. Wissenschaftliche und Populfirwissenschaftliche
Litteratur.
Systematisohe Uebersioht,
Von Dr. C. Lansbere.
Erstem Bibliothekar der städt Lesehalle zn Düsseldorf.
Sammelwerke :
Humboldt, v. W., Gesammelte Schriften. Herausgeg. v. d. Kgl. Pr. Aka-
demie der Wissenschaften.
I. Bd. (439 S.) 8 M.
X. „ (302 S.) 6 M. Berlin, B. Behr.
Sammlung illnstr. Monographien (Velhagen & Klasing, Bielefeld).
Haashofer, M., Die Landschaft. (125 S., 108 Abb.) Geb. 3 M.
Geographie:
Adelmann, S., Graf, 13 Monate in Marokko. Sigmaringen, C. Liehner.
(100 S.) ifiO M.
Albert I., Fürst von Monako, Eine Seemanns -Laufbahn. Berlin, Boll &
Pickardt (365 S.) 6 M.
Berdrow, W., Jahrb. der Weltreisen u. geogr. Forschungen. 2. Jahrg. 1903.
Leipzig, K. Prochaska. (281 S., viele Abb.) 1 M.
Dämmert, F., Nach dem fernen Osten. Reiseskizzen. Berlin, Vogel &
Kreienbrink. (81 S., viele Abb.) 2 M.
Elsafs-Lothrinffen in 21 Karten. Berlin, D. Reimer (8<'). 2 M.
Franzos, O.E., Aus Anhalt und Thüringen. Berlin, Concordia (374 S.) 4M.
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Berlin, AUg. Verein für d. Litt. (453 S.) 7,50 M.
Hassert, E., Die neuen deutschen Erwerbungen in der Südsee. Leipzig,
Seele & Co. (111 S., gr. 8®.) 2,25 M.
Jensen, W., Durch den Schwarzwald. 2. Aufl. Leipzig, C. F. Amelang.
(437 S.)
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F. Hirt. (240 S.) 4 M.
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n. Teil. Landschaften und Siedelungen. 1. Heft: Oberschlesien. Breslau,
F. Hirt (176 S., 14 Abb.) 5 M.
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Poths-We^ner, Korsika. 2. Aufl. Leipzig, P. List (158 S.) 2 M.
— , — Dalmatien, Montenegro. Albanien. Leipzig, P. List. (256 S.) 3 M.
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50 Abb.) 5,50 M.
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viele AbbO Geb. 3 M.
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Leipzig, W. £ngelmann. (565 S., Abb.) 15 M.
182 Bttchenohan.
Sievers, W., Süd- und Hittelamerika. 2. Aufl. Leipzig, Bibliogr. Inat (666 S.
164 Abb.) Geb. 16 M.
Sven Hedin, Meine letzte Reise durch Inner -Asien. Haue, Gebaner-
Schwetschke. (50 S.) 1,50 M.
Wagner, H., Lehrbuch der Geographie. 7. Aufl.
1. Bd. Einleitung. Allgemeine Erdkunde. Hannover, Hahn. (919 S.,
85 Fig. 12 M.
Weber, E., Vom Ganges zum Amazonenstrom. Berlin, D. Reimer. (178 S.)
Geb. 6 M.
Widmann, J. V., Jenseits des Gotthard. Menschen, Städte and Landschaften
in Ober- u. Mittel-Italien. 3. Aufl. Frauenfeld, Huber & Co. (322 S.) 4 M.
—J-- Sizilien und andere Gegenden Italiens. Reisen mit Johannes Brahma
Frauenfeld, Huber & Co. (338 S.) Geb. 4 M.
Wilda, Joh., Reise auf S. M. S. „Möwe". Streifztige in Südseekolonien nnd
Ostasien. 2. Aufl. Berlin, Allg. Yer. f. d. Litt (304 S., 19 Abb.) 6 M.
Gesohiohte:
Bleibtreu, C, Spicheren. Stuttg., C. Krabbe. (109 S.) Geb. 2 M.
Curti, Th., Gescnichte der Schweiz im 19. Jahrh. Neuenbürg, F. Zahl.
(714 S., reich illustr. Prachtband.) 24 M.
Deeleman, M., Der deutsche Ritterorden einst und jetzt Wien, M. Perthes.
(104 S.) 3 M.
Detten, v., G., Westfälisches Wirtschaftsleben im Mittelalter. Paderborn,
Junfermann. (184 S.) 2,50 M.
Frantz-Funck-Brentano, Die Giftmord-Tragödie nach den Archiven der
Bastille. München, Alb. Langen. (209 S.) 4 M.
Gadow, G., 10 Jahre im alten Südafrika. 1892 — 1901. Erinnerungen eines
deutschen Arztes. Königsberg, M. Koch. (115 S., gr. 8°.) 2 M.
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(268 S.) 6M.
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(310 S.) 1 M.
Holtzmann, R, Kaiser Maximilian II. bis zu seiner Thronbesteigung. Ein
Beitrag zur Gesch. des Uebergangs von der Reformation zur Gegenrefor-
mation. Berlin, Schwetschke & Sohn. (579 S.) 18 M.
Kipp, Th., Geschichte der Quellen des römischen Rechts. 2. Aufl. Leipzig,
Ä. Deichert. (166 S.) 3,50 M.
Lehmann, Max, Freiherr vom Stein. 2. Teil. Die Reform 1807- 08. Leipzig,
S. Uirzel. (607 S.) 12 M.
Loti, Pierre, die Schreckenstage von Peking. 3. Aufl. Dresden, H. Minden.
(308 S.) 3,50 M.
Mantinengo-Cesaresco, Gräfin, Italienische Patrioten. Leipz., G. Wigand.
(348 S.) 5M.
Meyer, Chr., Kulturgesch. Studien. Berlin, All^. Ver. f. d. Litt (304 S.) 5 M.
Meyer, E. H., Mythologie der Germanen. GemeinfaCsUch dargest. StraCsborg,
K. J. Trübner. (526 S.) 8,50 M.
Monographien zur Weltgeschichte (Velhagen & Klasing, Bielefeld).
XIX. Schäfer, D., Die deutsche Hanse. (138 S., 98 Abb.) Geb. 4 M,
Moritz, C. Ph., Reisen eines Deutschen in England i. J. 1782. Berlin, B. Behr.
(164 S.) 8,50 M.
Roessel (Generalleutnant), Die erste brandenburgische Flotte im schwe^sch-
pohlischen Kriege 1658—1660. Beriin, R. Eisenschmidt (120 S.) 3 M.
Rückert, C, Mit dem Tornister. Feldzugserinnerungen ans 1870. Frank-
furt a. M., N. Frankf. Veri. (242 S.) 3 M.
Schiemann, Th., Deutschlaod und die grofse Politik anno 1902. 2. Bd.
Berlin, G. Reimer. (465 S.) 6 M.
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alter bis zur 2. Hälfte des 18. Jahrh. München. R Oldenbourg. (432 S.) 9 M.
BttohenchaiL 183
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Snndstral, F., Ans der schwarzen Republik. Der Neger -Aufstand auf
St Domingo oder die Entstehnngsgesch. des Staates HaYti. Leipz., H. Haessel.
(271 S.) 3 M.
Treitschke, v., H., Historische und politische Anüsätze. (Leipz., S. Hirzel).
6. Aufl.
I. Bd. Charaktere, vornehmlich aus der neuesten deutschen Geschichte.
(499 S.) 6M.
Turquan, Jos.. Juliette Recamier und ihre Freunde. (Aus dem Franz.)
Leipzig, Schmidt & Günther. (338 S.) 4,60 M.
Weltgeschichte in Karakterbildern. (Kirchheim, MUnchen).
Land mann, v., K., Napoleon L (116 S., 119 Abb.) Geb. 4M.
Lindl, E., Cyrus. (125 S., viele Abb.) Geb. 4 M.
Würdig, L, Der alte Dessauer. 3. Aufl. Dessau, P. Baumann. 1 M.
Zelle, W., 1812. Das Vülkerdrama in Ruishind. Braunschweig, R.Sattler.
(254 S.) 8M.
Handel und Wandel, Gewerbe und Industrie:
Bauer, C, Das elektrische Kabel. Berlin, J. Springer. (331 S., 72 Fig.)
Geb. 8 M.
Bürgel, M., Nachschlagebuch f. Handel, Gewerbe und Industrie nebst Orts-
lexikon von Deutschland. Berlin, H. G. M. Bürgel. (387 + 152 -f- 1399 S.)
Geb. 12 M.
Fuchs, Th., Der Kaufmann und seine Angestellten. Leipz., C. £. PoescheL
(92 S.) 1 M.
Glinzer, £., KurzgefaCstes Lehrb. der Banstoffkunde. 3. Aufl. Dresden,
G. Kühtmann. r231 S.} 4 M.
Göschen's Kaufm. Bibliothek. (Leipzig, B.J.Göschen)
3. Bd. Montgomery, J., Deutsch - englische Handelskorrespondenz.
(252 Sj Geb. 3M.
4. Bd. De Beaux, Alb., Deutsch - italienische Handelskorrespondenz.
(246 S.) Geb. 3 M.
Huberti^s Moderne kaufm. Bibl. (Leipzig, L. Huberti).
Ilse, K., Der Bergbau und HüUenbetrieb. (152 S.) Geb. 2,75 M.
Huberti's Praktische GewerbL Bibliothek. (Leipz., Hilmar Klasing).
Weiss, K., Die gewerbliche Ausbildung. (112 S.) Geb. 2,40 M.
Albert, Rud., Das Öffentliche Recht für den deutschen Gewerbetreibenden.
(67 S.) Geb. 1,80 M.
Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung Düsseldorf 1902.
Düsseldorf, A. Bagel. (392 S., gr. 8 ^, viele Abb., Prachtband).
Lange's Handbuch des Verkehrswesens für das deutsche Reich.
6. Aufl. Dresden, G. Kühtmann. (1420 S.) Geb. 28 M.
Müller, R., Die geogr. Verbreitung der Wirtschaftstiere. Leipz., M. Heinsius.
(296 S., 31 Abb.) 8 M..
Thomälen, Ad., Lehrb. der Elektrotechnik. Berlin, J.Springer. (515 S.,
277AbbO Geb. 12 M.
Vogler, Br., Der Handelsangestellte, seine Rechte und Pflichten. München,
E.Koch. (124 S.) 1,20 M.
Win n er, G. Sein Glück machen. Eine Anleitung sein Vermügen anzulegen.
München, Fr. Rottbarth. (128 8.) 1,50 M.
Häusliche und bürgerliche Verhältnisse.
Gau ch er, N., Praktischer Obstbau. 3. Aufl. Berlin, P. Parey. (466 S., 450 Abb.)
Geb. 8 M.
Olbrich, St., Der Rose Zucht und Pflege. Stuttg., E. Ulmer. (261 S.) 4 M.
Schnauss, H., Photographischer Zeitvertreib. Leicht ausfuhrbare Be-
schäftigungen und Versuche mit der Kamera. 7. Aufl. Leipz., Ed. liese-
gang. (267 S., 154 Abb.) 3 M.
1B4 Büchersohaa.
Wagner (Oberbürgermeister), Die Tätigkeit der Stadt Ulm auf dem Gebiete
der Wohnungsfürsorge. Ulm, J. Ebner. (124 S., Abb.) (xeb. 2.50 M.
Weise, R., Universal-HandbaclL Ratgeber, enth. Mosterbeupiele zu sehr.
Arbeiten, Formulare etc. Meilsen, Schnlbacnli. (71 S. u. FormoL) Oeb. 3 M.
Eunst und Eunstgesohichte :
Decsey, E., Hugo Wolf.
LBd. Hugo Wolfs Leben 1860— 87. Leipz., Schuster & Loeff 1er. (170 S.,
ülustr.) 3M.
Delacroix, E., Mein Tafl^bnch. Berlin, B. Cassirer. (264 S.) Geb. 4.5011.
Hart wich, 0., Richard Wagner und das Christentum. Leipzig, G. Wigand.
(166 S.) 2M.
Heilbut, E., Die Impressionisten. Berlin, B. Cassirer. (68 S., viele Abb.) SM.
Nagel, W., Beethoven und seine Elaviersonaten. Langensalza, Beyer & Mann.
(247 S.) 6M.
Rosen, F., Die Natur in der Kunst Studien eines Naturforschers zur Ge-
schichte der Malerei. Leipz., B. G. Teubner. (344 8., 120 Abb.) Geb. 12 M.
Sehe Hing, v., H., Was muCs man von Richard Wagner wissen? Berlin,
H. Steinitz. (80 S.) 1 M.
Schmidt, H.. Heinrich Schliemanns Sammlung trojanischer Altertümer. Eng.
V. d. Generalverw. der Kgl. Museen in Berlm. Berlin, G. Reimer. (355 S.,
1176 Abb.) 20 M.
Litteratur- und SpraohwissenBOhaft:
Bartels, Ad., Martin Luther, eine dramatische Trilogie. München, G. Callwey.
(834 S.) 4M.
Bourget, P., Psychologische Abhandlungen über zeitgen. Schrifsteller.
(Uebers. a. d. Franz. V. A. Kühler}. Minden, J. C. C. Bruns. (278 S.) Geb.4.M.
Fischer, E., Zur deutschen Litteratur. Ein Hülfsbuch zum Unterricht
Breslau, C. DUlfer. (176 S.) 2,40 M.
Goethe-Briefe, herausgeg. v. Philipp Stein.
ly. Bd. Weimar u. Jena 1792— 1800. Berlin, 0. Eisner. (313 S.) 3M.
Grillparzer's Briefe und Tagebücher. (Stuttgart, Cotta).
I. Bd. Briefe. (297 S.) Geb. 1 M.
II. , Tagebücher. (316 S.) Geb. 1 M.
Hebbel, Fr., Tagebücher.
I. Bd. 1835-39. Berlin, B. Behr. (438 S.) 3 M.
Heyse's FremdwörterbucL 18. Ausg., bearb. v. 0. Lyon. Hannover, Hahn.
(927 S.) Geb. 6 J5 M.
Kammerer, J., Deutsche Stillehre. Stuttg., Hobbing & Büohle. (160 S.)
1.50 M.
Rahner, S., Das Kleistproblem. Berlin, G. Reimer. (182 S.) 3 M.
V i s c h e r , Fr., Th., Shakespeare-Vorträge.
V. Bd. Heinr. VI., Rieh. III., Heinr. VHI. Stutte., Cotta. (403 S.) 8 M.
Wolff, M. J., William Shakespeare. Leipzig, H. Seemann Nachf. (410 S.)
3,50 M.
Zeit 1er, J., Taten und Worte. Ein Stück Litteraturpsychologie. Leipsg,
H. Seemann Nachf. (263 S., gr. 8 <>.) 3 M.
Medizin:
Fi seh 1, R., Die Ernährung des Säuglings in gesunden und kranken Tagen.
Stuttg., F. Enke. (132 S.) 2 M. ^
Hilfe, erste ärztliche bei plötzlichen Erkrankungen und Anfällen. Herausgeg.
V. G. Meyer. Berlin, A. Hirschwald. Geb. 8 M.
Norstrüm, G., Der chronische Kopfschmerz und seine Behandlang. 1 Aai
(Aus dem Englischen). Leipzig, G. Thieme. (71 S.) 1,80 M.
Bttohenchan. 185
TfaturwisseiiBohaften :
Baner, H., Telegraphie ohne Draht, Röntgenstrahlen, Teslalicht. Berlin,
C. Doncker. (231 S., 98 Abb.) 4 M.
Hertwie, R., Lehrbuch der Zoologie. 6. Aufl. Jena, G.Fischer. (624 S.,
579 Abb.) 11,50M.
Jerosch, Marie, Gh., Geschichte und Herkunft der schweizerischen Alpen-
flora. Leipzig, W. Engehnann. (252 S.) 8 M.
Reychler, A., Physikalisch-chemische Theorieen. Braunschweig, Vieweg&
Sohn. (389 S.) 9 M.
Weisbach, A., Tabellen zur Bestimmung der Mineralien mittels äufserer
Kennzeichen. Leipzig, A. Felix. (120 S.) 3 M.
Fädagofirik:
Handbnch für Lehrer nnd Lehrerinnen. Leipzig, Th. Hofmann. (470 S.)
3,20 M.
Jentzsch, J., Kleines Experimentierbuch für Kinder von 10 — 14 Jahren.
Leipzig, A. Oehmigke. (120 H.) Geb. 1.20 M.
Matthias, Ad., Praktische Pädagogik für höhere Lehranstalten. 2. Aufl.
München, C. H. Beck. (264 S.) Geb. 6 M.
Münoh, W., Geist des Lehramts. Berlin, G. Reimer. 10 M.
Ste^emann, D., Heilung des Stottems. Essen, G.D.Baedeker. 1,60 M.
Willmann, 0, Didaktik als Bildungslehre. 3. Aufl. Braunsohweig, Vieweg
&Sohn.
L Bd. Einleitung -^ Die geschichtlichen Typen des Bildungswesens.
(434 S.) 6,50 M.
IL Bd. Bildungszwecke, Bildungsinhalt etc. (605 S.) 7,50 M.
Philosophie:
Bau mann, J., Deutsche und aulserdeutsche Philosophie der letzten Jahr-
zehnte. Gotha, F. A. Perthes. (529 S.) 9 M.
C am er er, Th., Spinoza und Schleiermacher. Stuttg., Cotta. (179 S.) 4 M.
Döring, A., Geschichte der griechischen Philosophie. Gemeinverständlich.
2 Bde. Leipz., 0. R. Reisland. (670+585 S.) Zus. 20 M.
Emerson, R. W., Lebensführung. Leipz., Eugen Diederichs. (280 S.) 3 M.
Goldfriedrich, Joh., Die Rechtfertigung durch die Erkenntnis. Leipzig,
Fr. Brandstetter. (391 S.) 4,50 M.
Hanschmann, Alex., Br., Bernard Palissy und Francis Bacon. Leipzig,
Dieterich. (231 S.) 4.50 M.
Jentsch, C, Geschiohtsphilosophisohe Gedanken. Leipz , W. Grunow. (467 S.)
4,50 M.
Key. Ellen, Essays. Berlin, J. Fischer. (317 S.) 4M.
Paulsen, Fr., System der Ethik. 6. Aufl. 2 Bände. Stuttg., Cotta (465 +
653 S.) Zus. 14 M.
Staats- und BeohtswiBsenBchaften :
Dil ring, H., Die Praxis des Patent-, Muster- und Zeichenwesens.
I. Teil. Deutschland, Groisbritannien, Union. Berlin, C. Heymann. (178 S.)
2 M.
Engelmann, Das Bürgerliche Recht Deutschlands mit Einschluls des Handels-
rechts. 3. Aufl. Berlin, J- Guttentag. (856 S.) 14 M.
Grambow, L., Die Freihandelspartei zur Zeit ihrer Blüte. Jena, G. Fischer.
(882 S.) 7,50 M.
Hucke, J., Das Geldproblem und die sociale Frage. 5. Aufl. Berlin, Mitscher &
RüsteU. (486 S.) 6M.
Inama-Sternegg. v. C, Th., Staatswissenschaftliche Abhandlungen. Leipz.,
Duncker & Humblot. (391 S.) 8 M.
Kautsky.K., Zur ELritik der politischen Ökonomie von Carl Marx. 2. Aufl.
Stuttg., J. H. W. Dietz. (2o2 S.) 3,50 M.
IV. 9. 10. 13
186 BüchenchaiL
Kurs ohne r's Staatsbandbuch 1903. Leipz., G. J. Göscben. (1267 S.) Geb.
6,50 M.
Morawitz, Cb., Die Türkei im Spiegel ihrer Finanzen. (Ans dem Franz.)
Berlin, C. Heymann. (510 S.) 10 M.
Platter, J., Grandlehren der Nationalökonomie. Berlin, J. Guttentag. (588 S.)
11 M.
Röscher, W., Nationalükonomik des Ackerbaues. 13. Aufl. Stuttg., Cott&.
(862 S.) 13 M.
Schmidt, v., P., Der Werdegang des Preulsischen Heeres. Berlin, W. Schultz-
Engelhard. (366 S.) Geb. 8 M.
Schmidt, E., Allgemeine Staatslehre.
II. Bd., 2. Teil. Die verschiedenen Formen der Staatsbild ung.
1. Kap. Die Entstehung der modernen Staatenwelt. Leipz., C. L. Hirsch-
jiintstenung
.) 14,50 M.
feld. (482 S
Theologie:
Cornill, C. H., Der israelitische Prophetismus. 4. Aufl. Strafsb., K.J. Trübner.
(184 S.) 1,50 M.
Ho ff mann, J., Das Abendmahl im Urchristenthum. Berlin, G. Keimer.
(267 S.) 4 M.
Oldenberg, H., Buddha, sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde. Stnttg.
Cotta. f444 S.) 9 M.
Weinel, H., Jesus im 19. Jahrhundert. Tübingen, J. C. B. Mohr. (3168.)
Geb. 4 M.
C. Schöne Litteratur.
Bertsch, Hugo, Die Geschwister. Mit einem Vorwort von Adolf
Wilbrandt. Stuttgart u. Berlin, J. G. Cotta Nachfolger, 1903. (220 S.
8.). Geh. 2,50 M., geb. 3,50 M.
So neu- und eigenartig wie das Buch selbst ist auch die Persönlich-
keit des Verfassers und seine Stellung in der Litteratur. Aus Schwaben
stammend ist Hugo Bertsch mit leeren Taschen und dürftiger Dorfschul-
bildung ausgerüstet frühzeitig über den Ozean gegangen und hat als Fabrik-
arbeiter, Holzhacker und in vielen anderen Stellungen dort in den amerika-
nischen Millionenstädten den Kampf ums Dasein gekämpft Aber alle
Mühseligkeiten und Entbehrungen haben ihn nicht daran gehindert, die
mannigfaltigen Eindrücke seiner Umgebung mit hellen Augen und warm-
empfindendem Herzen aufzunehmen und in seinem regen, nachdenklichen
und phantasiereichen Geiste zu verarbeiten. Seine Erfahrungen und seine
eigene Entwicklung bat er nun in dem vorliegenden Ich-Koman nieder-
geschrieben. Der „Held* Tom Pratt, ein armer Fabrikproletarier in Brooklyn
hat seine Arbeitsband in der Maschinensäge verloren, er ist in Verzweiflang
und sieht sich mit seinem jungen Weibe und seinem Kinde der bittersten
Not ausgesetzt. In der I'eme lebt ihm eine teure Schwester, die Frau eines
Bergmanns; ihr schüttet er in Briefen sein volles Herz aus, ihr klagt er
seine Leiden und Seelenqualen, und sie tröstet ihn in schwesterlicher Liebe
und richtet ihn mit ihrem Gottvertrauen auf. Aus dieser Briefsammlung be-
steht der Roman. Das mag einem Femstehenden dürftig erscheinen. In
Wirklichkeit führt uns aber dieser Briefwechsel zweier armer Edelmenschen
durch alle Tiefen menschlichen Leidens, menschlicher Verzweiflung aber auch
über die Lebenshühen, die von den spärlichen Sonnenstrahlen echten
Menschenglückes vergoldet werden; er schildert uns, wie diesen Menschen
das Mitgefühl mit all dem Massenelend das Herz zusammenkrampft und sie
fast ihre eigene Not vergessen lälst, wie sie dann wieder mit ihrem gesunden
herben Humor aus den winzigsten Begebenheiten ihr Teil Lebensfreude
schöpfen, wie sie sich immer wieder aus der Alltagsenge hinanariD^en und
Bttohenchan. 187
mit ihrer Sehnsucht Erde nnd Wolken überfliegen, wie sie Gott suchen, und
wie der arme Tom Pratt die Anssöhniing mit der Welt darin findet, daüs er
sich Eins fühlt mit dem selbst leidenden and kämpfenden Gott. — Das Buch
mag als Erstlingswerk auch Fehler haben, ich gehe hier nicht darauf ein.
Wem die Hauptsache bei einer Dichtung ist, dafs sie Herzen erwärmen, er-
heben und veredeln kann, der wird den Lebensroman des deutsch -amerika-
nischen Fabrikarbeiters zu den besten Büchern zählen, und besonders zu den
Büchern, die in Yolksbibliotheken in erster Linie einen Platz verdienen.
G.K.
Fontane, Theodor, Quitt. 2. Aufl. Stuttgart, J. G. Cottasche
Buchhandlung Nachf., 1902. (383 8. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Es ist eine Geschichte, die von der Gerechtigkeit auf Erden erzählt,
aber von der himmlischen, also von Schuld und Sühne in seinem tieferen
Begriffe. Schlicht und wahr treten uns die Menschen der schlesischen
Grenzlande, tritt uns die Natur dieser Gegend vor Augen; und mit derselben
Sicherheit entwirft der Verfasser sodann das Mormonenheim im Innern
Amerikans und die Menschen, die sich in seinem Frieden zusammengefunden
haben. Und alles ist mit der gleichen Liebe gezeichnet. Besonders er-
greifend wirkt die Darstellung, wie die Sühne der Schuld entspricht.
J. Stibitz.
Goethes Sämtliche Werke. Jubiläums -Ausgabe in 40 Bänden.
In Verbindung mit Konrad Burdach, Wilhelm Creizenach, Alfred Dove,
Ludwig Geiger, Max Herrmann, Otto Heuer, Albert Röster, Richard
M- Meyer, Max Morris, Franz Muncker, Wolfgang von Oettingen, Otto
Pniower, August Sauer, Erich Schmidt, Hermann Schreyer und Oskar
Walzel, herausgegeben von Eduard von der Hellen. Stuttgart und
Berlin, Cotta Nachf. 8». ä Bd. M. 1,20. Bis jetzt erschienen Bd. 1.
6. 12. 30. 31 32.
Bd. 1: Gedichte (E. v. d. Hellen), TLl (1902). (XXXIV, 384 S., I Port.)
Bd. 6: Reineke Fuchs. Hermann und Dorothea. Achilleis. (H. Schreyer)
(1903). (XXVm, 277 S.)
Bd. 12: Iphigenie auf Tauris. Torquato Tassu. Die natürliche Tochter.
(A. Köster) (1902). (XXXU, 367 S.)
Bd. 30: Annalen (Oskar Walzel). (1903.) XIV, 502 S.
Bd. 31. 32. Benvenuto Cellini (W. v. Oettingen). TLl. 2. (1903.)
(X, 316, 331 S.)
Eine jede Volksbibliothek braucht einen Goethe, jede städtische, auch
in der Kleinstadt, einen vollständigen Goethe. Die grofse Weimarer Ausgabe
(bisher schon 100 Bände, die ^ Werke' im enteren Sinne über 50) wül der
wissenschaftlichen Forschung eine Unterlage bieten; sie ist mit litterarischem
nnd kritischem Apparat ausgestattet, aber nicht mit solchen Zuthaten, die das
Verständnis der Werke erleichtem. Als eine Ausgabe der letzteren Art
war s. Z. die Hempelsche sehr verbreitet; sie ist jetzt veraltet und mehrere
neue versuchen ihr Erbe anzutreten. Eine davon ist bereits fertig: die von
Ludwig Geiger in 44 Bänden, Leipzig, Hesse, 1901, 12 M. Zwei andere sind
im Erschemen, eine in Meyers Klassikern (Leipzig, Bibliographisches Institut),
herausg. von Karl Heinemann in Bänden zu 2 M. (geb.) und die vorliegende
Cottasche. JubUäums- Ausgabe nennt sie sich, weil vor denmächst 100 Jahren,
1806, die erste Gesamtausgabe von Goethes Werken in diesem berühmten
Verlage zu erscheinen begonnen hat. Ueber ihren Plan sagt der Verleger:
„Unsere Jubiläums -Ausgabe bietet als Goethes Sämtliche Werke die-
jenigen Schriften des Denkers und Dichters dar, in denen dieser selbst die
Summe seiner Lebensarbeit sah und die er daher als seine „Werke*' letzt-
willig herausgab. Von dem der Masse nach sehr beträchtlichen Material hiu-
188 Bttohenchaa.
gegen, das ans dem Nachlafii Gk>ethes sowie dnrch sonstige Fnnde hinzn-
gewaonsen nnd in der monnmentalen Weimarischen Ausgabe mit den ^Werken''
vereinigt ist, bringen wir nur das in künstlerischer und wissenschaftlicher
Beziehung wirklich Bedeutende. Auch wird in der neuen Ausgabe, obwohl
sie auf emsehendster und durchaus selbständiger Nachprüfung der gesamten
Textüberlieferung einschlielslich der Weimarischen Ausgabe beruht nnd daher
auch von letzterer vielfiEMch abweicht, nur das Resultat dieser groDsen text-
kritischen Arbeit dargeboten, aber kein lästiger Varianten- oder Lesarten-
Apparat. Für die Gründlichkeit der in dieser Hinsicht geleisteten Arbeit
bürden die Namen der Herausgeber, die fast ausnahmslos auch an der
Wemiarischen Ausgabe hervorragend beteUigt waren."
„Knappe, gediegene Einleitungen am Anfang eines jeden Bandes stellen
die Entstehungsgeschichte der einzelnen Werke dar und charakteri-
sieren ihre Stellung innerhalb der Produktion Goethes wie der
gesamten Litteratur. Ebenso verfolgen die Anmerkungen am Schlufs eines
jeden Bandes nur den Zweck, auf Grund eingehendster Forschung, aber ohne
gelehrte Formen nnd Ausdmcksmittel, dem Leser zu tieferem Yerständnia
auch der Einzelheiten förderlich zu sein."
Die meisten Werke Goethes werden nur von solchen Lesern voll ge-
nossen werden, die eine gewisse Summe von Bildnngsstoff besitzen und auf
einer gewissen Höhe der Durchbildung des Geistes. Geschmacks und ethischen
Feingefühls stehen, und solche Leser setzen die Einleitungen und Anmerkungen
vorliegender Ausgabe voraus; bei der Iphigenie z. B. solche, denen die
griechische Mythologie im allgemeinen geläung, beim Tasso solche, denen
Tassos Stellung in (Ter italienischen Litteratur bekannt ist: italienische Texte
werden hier in den Anmerkungen ohne deutsche Uebersetzung citiert.
Die Ausstattung ist lobenswert; das Format stattlich, die Schrift eine
groise breitlaufende Fraktur, leider etwas unruhig und mit starkem Gegen-
satz von Grund- und Haarstrich und deswegen mcht so angenehm zu lesen
wie z. B. die kleinere der Grunowschen Ausgabe; der Preis ist erstaunlich
billig, würde selbst für eine blofse Textausgabe sehr billig sein. Ueber den
weiteren Fortgang der Ausgabe, die die weiteste Verbreitung verdient, wird
hier weiter berichtet werden. C. N.
Hauptmann, Carl, Die Hütten am Hange. Kleine Erz&hlnngen.
München, G. D. W. Callwey, 1902. (224 8. 8.). 3 M.
Mit grofser Treue, wie sie nur im Verein mit starker Heimatsliebe
möglich ist, giebt der Verf. in seinen sechs kleinen Schilderungen Züge aus
der Lebensenge schlesischer Bauersleute. Die zahlreich eingestreuten Ge-
spräche erinnern nicht blofs wegen ihrer schlesischen Mundart an dramatische
Scenen Gerhard Hauptmanns, eines Bruders des Verf. Das Buch ist jeden-
falls ein Beweis achtungswerten dichterischen Könnens. G. K.
Koschützki, Rudolf von, Anf der Schicksalsffthrte. Dresden
nnd Leipzig, C. Reifsner, 1903. (228 8. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Die drei Ausschnitte aus seinem Leben, als welche der Verfasser
seine drei Erzählungsskizzen bietet, sind mit einem oft frischen Realismus
und Humor erzählt, doch fehlt besonders den zwei letzteren ein abgerundeter
Inhalt, der sie über die Plauderei hinaus erhöbe. In Zeitungen kann man
solche Sachen allenfalls hinnehmen, was in Buchdeckel gefalst werden soll,
verlangt eine strengere litterarische Selbstzucht ibi.
Lagerlöf, Selma: Jerusalem. Erzählung. Ans dem
Schwedischen von Pauline Klaiber. I. In Dalame. II. Im Heiligen
Lande. München, Albert Langen 1902/1903. (3ö6, 386 S. 8.). 2 Bde.
M. 3,50 + 4,00.
Dalekarlier, ernste, wortkarge schwedische Landleute, sind die Personen
in dieser Geschichte; sittliche Probleme nicht alltäglicher Art treten an sie
heran ; das schwerste : ob es recht ist Heimat und Eltern zu verlusen und un
BttoherBohio. 189
Heiligen Lande ein neues Leben zu fÜliren; die Probleme werden tief erf&Iat
und durchgekämpft. — Dichterische Erfindongs- und Gestaltungskraft, schUohte
GrüCse sind Selma Lagerlöf eigen, und, was erst die grolse Dichterin macht,
ein grolses und warmes Herz. Das Buch ist durchaus nicht etwa nur dem
höher Gebildeten, sondern jedem verständlich, der für diese ernsten Dinge
Sinn hat ; es wird im Kreise einer jeden Volksoibliothek, nicht viele, aber um
so dankbarere Leser finden. C. N.
Lanff, Josef, Marie Verwahnen. 2. bis 6. Aufl. Köln, Alb.
Ahn. (426 S. 8.). 6 M., geb. 7 M.
Von vielen Seiten ist über den Dramatiker Lauff abgesprochen worden,
selten aber habe ich gefunden , dafs dabei darauf hingewiesen worden w&'e,
dafs man die dichterische Bedeutung Lauffs viel besser durch seine Romane
kennen lerne. Und als Romandichter ist der Verfasser des «Kärrekink** und
anderer Erzählungen unbedingt recht schätzenswert. Auch sein neuestes
Buch, der Roman , Marie Verwahnen" zeigt die Vorzüge der Lauffschen
Schreibweise, die schöne Schilderung der niederrheinischen Landschaft und
des Volkslebens der Rheinstadt. Doch die Helden selbst, die ekstatische
Jungfrau und die krankhafte Liebe des Doktors zu der Todten sind zu ^ell
gezeichnet. Auch will mir die Fassung der Geschichte — als Selbsterzählung
unnatürlich scheinen. ibL
Lienhard, Fritz, Gedichte. 1. Gesamtansg. Leipzig n. Berlin,
Georg Heinrich Meyer, Heimatsverlag (Meyer & Wunder) 1902. (VIII.
283 S. 8.). M. 3,—, geb. 4,—.
Der Elsäfser Fritz Lienhard ist ein Dichter von starkem, gesundem,
deutschem Empfinden, ausgeprägter Eigenart, reichem Innenleben, gestaltungs-
kräftiger Sprache. Städtischen Bibliotheken, auch solchen die sonst wenig
Lyrik anschaffen, seien diese Gedichte eines unserer besten empfohlen.
C.N.
Meyke, Nina, Zwei Welten. 2 Bde. Berlin, Alfr. SchaU,
1902. (302 + 382 8. 8.). 6 M.
Für Volksbibliotheken nicht von Wert. C. N.
Nast, Clara, Die Sängerin und andere litauische Erzählungen.
Berlin, Otto Janke. (83 8. 8.). 0,50 M.
Die sieben kleinen Stimmungsbilder aus dem litauischen Volksleben
erwecken die Teilnahme des Lesers nicht durch irgend welche spannenden
Ereignisse oder durch kunstvolle Charakterschilderungen; es geschieht eigent-
lich nichts, und die Leute, die uns hier entgegentreten, sehen sich alle sehr
ähnlich, aber der Hauptcbarakterzug, der allen gemeinsam ist, ist ein sympa-
thischer: es sind arme geplagte Leute, die sich aus Dunkel und Dürftigkeit
hinaus nach ein bischen Licht und Liebe sehnen. Mit solchen Menschen
mitzufühlen ist immer gut, und deshalb dürfte die auf das kleine Buch ver-
wandte Zeit nicht nutzlos hingebracht sein. G. K.
Otto, Berthold, Die Sage vom Doktor Faust. Der Jugend und
dem Volke erzählt. Leipzig, K. G. Th. Soheffer, 1902. (XHI u. 259 S.
gr. 8.). 4 M.
Der Verf., Herausgeber der pädagogischen Wochenschrift „Der Haus-
lehrer", hat sich die Aufj^be gestellt, aie Handlung des Goetheschen Faust
in der Sprache gereifter Kinder zu erzählen. Erläuterungen und tiefsinnige
Auslegungen nach Art der üblichen Faustkonunentare wird man darum in dem
Buche nicht suchen wollen, und doch wird das Buch selbst gebildeten Lesern,
die an dem Sprachgebrauch des reiferen Kindesalters keinen Anstofs nehmen
wollen, spielend leicht über Schwierigkeiten des Faustverständnisses hinweg-
helfen, die ein wissenschaftlicher Kommentar in dieser Falslichkeit nicht löst
Es sei deshalb Volksbibliotheken — Jugendbibliotheken kaum — nach-
drücklichst empfohlen. Bb,
190 Bttohenchan.
Parlow, Hans, Die Eaptanbe. Seeroman. Dresden n. Leipzig,
C. Reifsner. (340 S. 8.). 4 M., geb. 5 M.
Das ist ein Seeroman wie er sein soll. Der Verfasser kennt die See
und die Leute, die auf ihr das Leben hinbringen aus eindringlicher An-
schauung und weifs alles anschaulich und typisch zu schildern. ^ Weiter
hat er auch die Kunst inne, einen Roman zu schreiben. Und so ist denn
«Die Kaptaube** ein guter und rechter Seeroman geworden. Die spannende
Handlung des Romans mit seinem Helden, dem Kapitän Charding, der etwas
vom „Fliegenden Holländer^ an sich hat, und seiner Liebe zu Edla Marklund,
deren Bruder im Meere lie^t, weil Garding in stürmischer Nacht am Kap
durch seine Schuld das Schiff Marklunds angerannt hat — und wie diese
Schuld die zwei Menschen zusammenführt und für immer scheidet — ist sehr
schön erzählt. Die Schlufsscene, wie Kapitän Garding in den Tod geht, ist
geradezu grofs und wirkungsvoll. „Die Kaptaube* ist für Stadt- und Volks-
üchereien ein sehr empfehlenswertes Buch. J. Stibitz.
Peters, Lisbeth, Erzählungen zn den sieben Seligpreisnngen
der Bergpredigt. Herausgegeben vom christlichen Verein im nörd-
lichen Deutschland. 1903. Verlegt durch den christlichen Verein und
zu haben in der Niederlage seiner Schriften bei Paul Klöppel in
Eisleben, wie auch bei G. E. Schulze in Leipzig. (192 8. 8.). 0,60 M.
Die Verfasserin bietet hier em Seitenstück zu ihren im Jihie 1901 in
demselben Verlage erschienenen „Erzählungen zu den heiligen zehn Geboten."
Wie dort handelt es sich auch diesmal um schlichte Erzählungen (Die treue
Dienerin; Die Geschwister; Ich hatte Staub in den Au^en; Christine; Der
Findling; Das Fuchsfüllen; Die Schneidersche; Das Gestnge), die in warmem
Herzenston auf christlicher Grundlage geschrieben sind. Es ist nicht zu be-
zweifeln, dafs auch dieses Büchlein, das in 6000 Exemplaren aufgelegt ist,
viele Leser finden wird. In der Inhaltsangabe ist die siebente Erzählnng
(Die Schneidersche) fortgelassen. Durch ihre Einfügung in den Text sind der
lünften Seligpreisung zwei Erzählungen gewidmet
Dr. A. Vorberg -Rostock L M.
Reade, Charles, Kloster und Herd. Eine Geschichte ans dem
Mittelalter. Autorisierte dentsche Bearbeitung von Margarete Jacobl
Bd. 1, 2. Stuttgart, Rob. Lutz, 1901. (339 n. 361 8. 8.). 5 M.
geb. 6,50 M.
Dies Werk hätte wohl ohne Schaden unttbersetzt bleiben können. Es
behandelt sehr breit die romantische Geschichte der Eltern des grofsen
Rotterdamer Erasmus, eines aufserehelichen Priestersohnes; die ferne Ver-
gangenheit dient dem Verfasser indessen nur dazu, auf unbekanntem Boden
einen ungeheuren Wust von Abenteuern zusammenzuhäufen, imd gelegentlich
kulturgeschichtliche Daten anzubringen, ohne doch dadurch die Zeit und die
Menschen jener Zeit irgendwie zu charakterisieren und anschaulich zu machen.
Das Buch steht so ziemlich auf der Stufe der zahllosen für die heranwachsende
Jugend fabrizierten Abenteuerromane. Ob vielleicht ein Teil der Unschön-
heiten noch auf Rechnung der deutschen .Bearbeitung* zu setzen ist , kann
ich nicht beurteilen. G. K.
Roberts, Alexander Baron von. Aus Mitleid. Nene Novellen
und Skizzen. 2. Aufl. Berlin, A. Schall, (1902). (XIII, 404 8. 8.). 5,50 M.
In einem Vorwort werden die Vorzüge des Romanschriftstellers Roberts
von Ernst Wechsler mit beredten Worten geschildert, doch schiefsen diese
Lobpreisungen, wenigstens so weit das vorhegende Buch in Betracht kommt,
erheblich über das Ziel hinaus. Die unter dem Titel «Aus Mitleid** vereinigten
Skizzen haben ihren eigentlichen Reiz in der frisch zupackenden Art des
Dichters, in der Art, wie er die Gegenstände, bedeutendere und unbedeutende,
sieht, aufgreift und ins helle Tages- und StraCsenlicht rückt. R. gleicht einem
Bttchench&a. 191
Koch, der an sich nicht gerade nahrhafte Speisen in appetitlicher Zubereitung
vorsetzt und der dabei mehr an den Satten als an den Hungrigen denkt.
Yolksbibliotheken , die gewühnlich über geringe Mittel verfügen, werden auf
das unverhältnismäfsig teure Buch wohl verzichten müssen. G. K.
Rüst, Edela, Die Baronsche. Ein Roman aus Ostprenlsen.
Berlin, Herrn. Costenoble, 1902. (301 8. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Halb Dorf- und S tadt geschieh te , halb Küostlemovelle , entbehrt der
Roman der EinheitHchkeit in der Komposition. Das Charakterbild der Baronin
von Stutter schwankt zwischen Backfisch Untugenden, Ehelaunen, Gutsherrin-
marrotten und künstlerischen Anwandlungen hin una her. Sie, die Ehefrau,
kugelt sich zum Entsetzen der umstehenden Herren mit einem Spanferkel
den Abhang hinunter, treibt eigenhändig Champignonzucht, schreibt Novellen
und Dramen, die niemand liest, brennt inrem Gatten mit einem Verehrer durch
und kehrt nach mancherlei pikanten Berliner Abenteuern reumütig in die Arme
des „unverstandenen Mannes"* zurück. Das typsch Ostpreufsische scheint
gnt getroffen zu sein, aber dem Adel dürfte man doch wohl etwas mehr ge-
sellschaftlichen Anstand zutrauen. Technisch hat der Roman etwas Unfertiges,
Sätze wie S. 26 unten sind eine starke Zumutung an die Leser. Das Buch ist
trotz der Bewunderung Felix Dahns „fUr das ganz ausgezeichnete Werk* für
Bibliotheken wertlos. Bb.
Rnneberg, Johann Ludwig, Fähnrich Stäls Erzählungen. Deutsch
von F. Tilgmann. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Buchhdlg., 1902. (VI u.
218 8. 4.). geb. 6 M.
Getragen von echtem Nationalgefühl, verherrlichen diese kräftigen
Balladen erhebende Episoden und heldenmütige Charaktere aus dem zweiten
finnischen Kriege (1S08 9). In Schweden und Finnland gehören sie zu den
beliebtesten Dichtungen Runebergs, der, obwohl als Finne geboren, sie in
schwedischer Sprache niederschrieb. Auch in Deutschland haben sie sich
Freunde erworben. Die vorliegende Uebersetzung unterscheidet sich von
ihren Vorgängerinnen durch eine gröfeere Worttreue und ist in ihrer hübschen
Ausstattung litterarisch interessierten Lesern und grö&eren Bibliotheken zu
empfehlen. Bb.
Schrickel, Leonhard, Von Gestern und Morgen. Eine alte Ge-
schichte. Dresden und Leipzig, C. Reifsner, 1903. (226 S. 8.). 3 M.
Die Erzählung soll uns die Lebensgeschicbte eines Genies bieten. Als
solche ist sie viel zu wenig vertieft, zeigt uns meist nur einen seichten Kopf
oder eine Fratze, und da das Buch zugleich Stellung nimmt für das ver-
kannte Genie gegenüber der heutigen Gesellschaft, zeigi; sich der Verfasser
zugleich ungerecht gegen diese. Doch mufs man dem Verfasser zuerkennen,
dafs er manche Wunde unseres Gesellschaftslebens, wenn auch mit allzu
grellen Farben, dabei aber nicht ohne Humor aufdeckt. Dafs der Verfasser
in seinem Helden für die ,freie Liebe'' eintritt, macht das Buch für Volks-
uud Stadtbüchereien nicht empfehlenswert. ibl
Schulze, Hans, Im Schuldbuch der Vergangenheit. Erzählung
aus Kahlberg und Cadinen. Berlin, Otto Janke. (169 8. 8.). 1 M.
Ein Seebad -Roman, der zwar tragisch ausgeht, der aber sonst ziemlich
lustig, ohne Aufregung und mit halb geschlossen Augen — am besten wohl
auch im Seesande — zu lesen ist. G. K.
Sewett, Arthur, Die Halbseele. 2 Tle in 1 Bd. Berlin, Otto
Janke, 1903. (227 + 207 8. 8.). 4 M.
Es ist ein Bild aus dem sozialen Kampfe des Aerztestandes , das uns
der Verfasser entwirft. In den zwei Hauptnguren des Romanes, dem Pro-
fessor Westphal und dem Dr. Merten steUt er zwei Typen des ärztlichen
Standes dar, den mit der Moral , Jenseits von Gut und Böse*, der nur mit
dem interessanten Fall, nicht mit dem Menschen rechnet — und den, der
192 BttoheraohaiL
bei jedem Falle vorzüglich den Menschen im Auge hat und sich vom Ge-
wissen leiten läfst. Der Verfasser versteht es, uns für die Handlung semes
Romanes zu interessieren und weifs es zu hegenden, dafs der Edlerein
diesem Kampfe an der Halbheit seiner Natur, da er seinen Halt nur in sich,
nicht in Gott sucht, zu Grunde gehen mufs. Als eine unnötige Beigabe zu
dem Roman fUhlt man die langen Liebesepisoden, die zur Haupthandlong
des Buches eigentlich in keinem rechten Zusammenhange gehalten sind. ibi.
Sohnrey, Heinrich, Die Leute ans der Lindenhütte. Nieder-
sächsische Walddorfgeschichten. Für grofse und kleine Leute erz&hlt
L Bd. Friedesinchens Lebenslauf. 7. Aufl. U. Bd. Hütte und Schiefe.
4. Aufl. Beide Bände mit Zeichnungen von L. Burger. Berlin, Martin
Warneck, 1902 u. 1903. (415 u. 416 8. 8.). Jeder Bd. 3. M., geb. 4 M.
Das Heer geist- und poesieloser Skribenten hat die „Volkserzählung**
mittlerweile so in MLQ^kredit gebracht, dafs schon ein warmblütiger und aof-
richtiger Volksfreund wie Sohnrey kommen mußste, um sie wieder auf die
sonnige Höhe der Poesie zu führen. Es ist kaum begreiflich, dafs so dichterisch
ursprüngliche und lebensprudelode Erzählungen wie diese so langsam ihren
Weg nahmen, zumal die hohen Auflagen vieler Modebücher, die litterarisch
weit tiefer stehen, durchaus nicht gegen die Kauflust des deutschen Lese-
publikums sprechen. Da ist es einfach die Pflicht der Bibliotheken, die
städtischen voran, die Leser an die gesunde Quelle eines gesunden Volks-
tums, wie sie Sohnrev frei gelegt hat, zu führen. „Friedesmchens Lebens-
lauf*, für junge Mädchen wie geschaffen, mufs das Ergötzen der Leeer werden
wie in einer früheren Epoche Auerbachs Dorfgeschichten und in einem andern
Sinne der Jörn Uhl, und „Hütte und Schloßs" mit dem ergreifenden sozialen
Gemälde aus dem südhannoverschen Ber^wald muiis den Lesern auf die Seele
gebunden werden, die stärkere Stoff licne Reize suchen, als sie der erste
Band giebt. Bb.
Sperl, August, Prickelnd. Novelle. 3. Tausend. HaUe a. S.,
C. Ed. MüUer, 1903. (62 8. 12.). 1 M.
Fesselnd üu Stil, gesund in der Auffassung und mit einem Zug zur
Satire, behandelt die Novelle den Gewissenskampf eines ideal veranlagten
Schriftstellers, dessen Litteratenelend ein auf die niedrigste Lesewut speku-
lierender Verleger zu seinem Vorteil ausbeuten will. Der Glaube seiner Frau
an den Genius des Dichters und die pekuniäre Hilfe und lobende Anerkennung
einer Zeitungsredaktion retten die Ideale eines Verzweifelnden. GebUdete
Leser, die sich mit dem Verfasser eins wissen in der Verurteilung schwiüer
Entartungsprodukte, werden Sperl, der nicht dem Götzen Mode huldigt, die
mannesmutige That danken. Bb.
Trinius, August, Vom Thüringer Walde. Geschichten. Minden LW.,
J. C. C. Bruns* Verlag. (276 8. gr. 8.). 3 M., geb. 4 M.
Der bekannte Wald- und Wanderpoet Thüringens ist ein Meister des
StUs und der Stimmungsmalerei. Ein üppiges Rankenwerk poetischer BUder
umschlingt die mädchenhaft-sentimentalen Gestalten und die drollig herben
Sonderlinge aus den Bergen, und eine schwül-wollüstige Waldluft streicht
über Thal und Höhe. Fast alle Geschichten gehen von einer jugendlichen
Liebessromantik aus und endigen mit der Erfüllung der Jugendträume oder
einer stillen Resignation. Im Spiel mit Blumenduft und Sonnenschein konunt
oft die konkrete Gestaltung zu kurz, und wo hiervon ein ausgiebiger Gebrauch
gemacht wird wie in der gegen Fabriken, Eisenbahnen und Sozialdemokratie
gerichteten Novelle „Die neue Zeit*, da erhebt sich die Darstellung zu einer
grotesken, elementaren Wucht, neigt aber in der stofflichen Behandlung zu
einer einseitigen Parteinahme. Der Band ist reiferen Lesern sehr zu empf^en.
^ __ . Bb^
Redaktionsschlufs für die nächste Doppelnummer am 15. Oktober 1903.
YorUg Ton Otto H«mMOwiti, LeipEig. — Dxaok Ton Bhrhacdt Kmxm, Halle.
4. Jahrg. Nr. 11 u. 12. Rl^ffpi* "ovember-Dezember 1903.
für VolksMbliotheken und Lesehallen.
Beiblatt zum Centralblatt für Bibliothekswesen.
Heraasgeber: Oberbibliothekar Dr. A. Graesol in Göttingen, Planok-
strafse 18. — Verlag von Otto Harrassowitz in Leipzig. — rreis des
Jahrgangs (12 Nrn.) 4 M., mit dem Centralblatt fUr Bibliothekswesen zu-
sammen bezogen 16 M.. das Centralblatt allein 15 M. — Zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Postanstalt.
Zur Einrichtung öffentlicher Bficherhallen.
Schon vor geraumer Zeit hatte ich die Absicht, in diesen
Blättern einige Fragen über Volksbüchereien, besonders über die
Katalogisierung, zur Diskussion zu stellen, ich nahm aber davon Ab-
stand, als ich von Herrn Dr. Hallier erfuhr, dafs er selbst eine Artikel-
reihe zu veröffentlichen im Begriff sei. Nachdem nun seine anregenden
Aufsätze erschienen sind, möchte ich doch auf mein Vorhaben in ge-
wissen Grenzen zurückkommen, teils weil H. einige Fragen, die mir
einer Aussprache wert scheinen, nicht berührt hat, teils weil ich zu
seinen Darlegungen, die hoffentlich überall die verdiente Beachtung
finden und fördernd wirken, einige Randbemerkungen machen möchte.
H.'s Vorschläge werden auch bei andern hie und da Widerspruch
wecken; ich halte meine Einwände nicht zurück und wünsche, dafs
diese Blätter ein recht lebhafter Tummelplatz der Meinungen werden.
Der Streit ist der Vater aller Dinge. Und allerdings ist es an der
Zeit, dafs in manchen Punkten für die Einrichtung und Verwaltung
von Volksbibliotheken gröfsere Klarheit und Sicherheit gewonnen wird.
Die folgenden Ausführungen werden, das weifs ich, vielen etwas Neues
nicht bringen, aber überflüssig sind sie nach meiner Erfahrung nicht,
und sie können namentlich dort von Nutzen sein, wo die Einrichtungs-
arbeit in die Hände von Laien gelegt ist
Nach meiner Ajisicht ist es vor allem unbedingt nötig, dafs man
sich bei der Einrichtung von vornherein, ehe man ans Werk geht,
über die Aufgabe der Anstalt und ihrer bibliothekarischen Hilfsmittel
klar ist und planmäfsig vorgeht. Der Zweck der Bücherhalle ist,
schroff gesagt, nicht der, Bücher aufzubewahren, sondern möglichst
viele zu verbrauchen. Dies und die Art des Bücherbestandes, die
gerade das ausschliefst, was dem wissenschaftlichen Bibliothekar be-
sonders auf bewahrens wert erscheint, stellen an den Volksbibliothekar
und seine Hilfsmittel ganz andere Anforderungen als an jenen. Das
darf man nie aus den Augen lassen, sondern mu£9 sich von Anfang
an seinen Weg danach abstecken. Sieht man immer nur auf die
Erfordernisse des Augenblicks und nicht bis ans Ziel, kommt man z. B.
erst kurz vor der Eröffnung zum Schlaft über die Einrichtung des
rv. XI. 12. U
194 Zar Einrichtong öffentlicher BttcherhAllen
Drnckkatalogs, so wird eine einwandfreie Erledigung der Aufgabe
mindestens sehr erschwert, wenn nicht vereitelt. Sobald das erste
Buch ins Hans kommt, mnfs es regelrecht nach festem Plan so be-
arbeitet werden, dafs mit der Erledigang des letzten der Apparat fertig
dasteht.
Zanächst möchte ich einiges über die ftlr den Gebrauch der
Beamten bestimmten Kataloge bemerken. Man sollte freilich meinen,
dafs darüber kaum noch Worte zu verlieren seien, aber es herrscht
auch auf diesem Gebiete noch viel Unsicherheit, die eine Diskussion
wünschenswert erscheinen läfst.
Man fahrt wohl überall Zugangsbuch, Standortskatalog — der
nur bei fortlaufender Numerierung überfltlssig ist — und alpha-
betischen Hauptkatalog, diesen als Zettelkatalog, abgesehen von be-
sonderen Listen über Fortsetzungswerke u. dgl.
Das Zugangsbuch soll, wenn ich so sagen darf, das Wirt-
schaftsbuch sein, also über Herkunft, Art der Erwerbung und Preis
Auskunft geben. Jede Eintragung erfolgt unter laufender Nummer,
die in das Buch eingeschrieben wird, doch genügt es auch, die Bücher
nur nach dem Datum einzutragen und dies auf das Titelblatt zu
stempeln. Jenes ist zunächst zeitraubender, dies aber bei Ermittelungen
unter Umständen unbequemer.
Der Standortskatalog wird am besten in Heftmappen für die
einzelnen Abteilungen angelegt, da sie sich leicht durch Einlegen
neuer Blätter erweitem lassen und ermöglichen, dafs mehrere Beamte
zu gleicher Zeit daran arbeiten. Die Listen enthalten neben der auf
dem Titelblatt zu vermerkenden Standortsbezeichnung den Titel in
knappster Fassung und in besonderen Rubriken die Anzahl der vor-
handenen Exemplare — über Dublettenbezeichnung wird noch die
Rede sein — und die Zahl der Buchbinderbände, so dafs sich leicht
der Bestand ermitteln läfst, event auch die Formatbezeichnung. Den
Standortskatalog als Zettelkatalog anzulegen halte ich fOr unpraktisch,
— seine Bestimmung fordert solchen Aufwand auch gar nicht — da
er nicht die bequeme Uebersicht gestatten und die Gefahr mit sieh
bringen würde, dafs bei Eintragungen neuer Bücher leicht Versehen
unterlaufen. Das gilt jedenfalls, wenn man die Bücher systematisch
aufstellt, wie es mir das einzig richtige scheint. Darüber ist also zu-
nächst Klarheit zu gewinnen.
Die Bücher einfach nach der Reihenfolge des Zugangs zn
numerieren und aufzustellen, ist ganz und gar unzweckmäfsig. Denn
wenn man auch dem Publikum einen Druckkatalog in die Hand giebt,
so ist der Beamte doch in sehr vielen Fällen gezwungen, eine eigne
Wahl zu treffen, sei es, dafs der Leser sie ihm von vornherein über-
läfst, sei es, dafs dessen Wunsch nicht zu erfüllen ist und unter
Aehnlichem gewählt werden mufs. Da ist es erforderlich, dafs die
Bücher in Gruppen sachlich gesondert stehen, aus denen der Beamte
schnell und sicher Geeignetes herausgreifen kann, ohne erst seine
knapp bemessene Zeit an den Gebrauch von Hilfismitteln verwenden
yon A. Schild t. 195
zu müssen. Man hat ja den Verkehr zwischen Beamten und Publikum
durch den Indikator zu erleichtem gesucht, der eine Aufstellung nach
fortlaufenden Nummern nicht nur gestattet, sondern sogar wünschens-
wert macht, aber ich habe eine lebhafte Abneigung gegen alle Ein-
richtungen, die das Ausleihegeschäft immerhin bequemer gestalten
mögen, aber gerade das hintanhalten, was mir das Erstrebenswerteste
scheint, Annäherung und lebendigen Verkehr zwischen Beamten und
Publikum. Jene dürfen nicht auf das Niveau von Leihbibliothekaren
herabgedrückt werden, sie sollen die Leser nicht nur schnell, sondern
auch so bedienen, dafs der Zweck der Anstalt erreicht wird, erzieh-
lich und bildend zu wirken. Sicher wäre es ja das Idealste, das
Publikum direkt an die Regale heranzulassen, damit es selbst wähle,
aber so weit sind wir noch lange nicht, ganz abgesehen von äufseren
Gründen. Wie sehr sich manche Leser von Aeufserlichkeiten leiten
lassen, kann man schon an der Benutzung des Druckkataloges be-
obachten. Man darf sich nicht darüber täuschen, — Selbsttäuschung
ist auch für den Volksbibliothekar das All ergefährlichste! — dafs die
Leser zum grofsen Teile nicht im Stande sind, das ihnen Zusagende
und Dienliche selbst zu finden; für sie den Bibliothekar auszuschalten
wäre einfach Sünde. Vielmehr mufs er mit ihnen Fühlung zu ge-
winnen suchen, damit sie nicht eine Zeit lang ohne Nutzen herum-
probieren und schliefslich enttäuscht der Bibliothek den Rücken
wenden. Gewifs soll man sich hüten, ihnen den Eifer des Anfängers
auszutreiben durch aufdringliche und überlegene Bevormundung, aber
der Beamte, der seiner Aufgabe mit Verständnis und Hingebung dient,
findet auch einen Weg ohne Steine des Anstofses. Giebt ihm nun
der Leser einen Wunschzettel, so hat er es in der Hand, das Beste
aus dem Verlangten auszuwählen; unter Umständen kann er sich sogar
eine Notltlge gestatten, dafs die begehrten Bücher ausgeliehen seien,
und Geeigneteres empfehlen. Giebt aber der Indikator Auskunft über
das z. Z. Vorhandene, so wird die wohlmeinende Erklärung, dafs das
verlangte Buch ungeeignet sei, sehr oft nicht die verdiente Aufnahme
finden. Es kommt hinzu, dafs sehr viele Leute Angehörige zum
Bücherwechsel schicken, Frauen und Kinder, die den Indikator nicht
zu benutzen wissen und also doch auf die Beamten angewiesen sind.
Für diese bietet es dann aber Schwierigkeiten, aus dem nicht
systematisch geordneten Bestände Geeignetes herauszugreifen, ohne
Zuhilfenahme eines Sachkatalogs werden sie ihre Aufgabe gar nicht
erfüllen können, und bei starkem Verkehr wird dies Auskunftsmittel
recht lästig werden. Schliefslich würde es jeden Tag mehr als ein-
mal vorkommen, dafs ein Buch, dessen Vorhandensein ein Leser kon-
statiert hat, zu seinem Mifsvergnügen ausgeliehen ist, ehe er an die
Reihe kommt. Unbequem ist es auch, dafs bei Aufstellung eines In-
dikators alle Dubletten, auch im Druckkatalog, besonders aufgeführt
werden müssen. Jedenfalls kann man behaupten, dafs die Einrichtung
ein vorgeschritteneres Publikum voraussetzt als das, mit dem die
Bücherhallen im Allgemeinen zu rechnen haben.
14*
196 Zur Einrichtimg öffentlicher Bttcherhallen
Deshalb scheint mir eine systematische Aufstellung der Bücher
und somit eine entsprechende Anlage des Standortskatalogs notwendig.
Das Nörrenbergsche System, das durch Wahl des Anfangsbuchstabens
der Gmppenbezeichnung als Signatur sich leicht und sicher einprägt,
ist vorzüglich, namentlich für kleinere Bibliotheken, zumal wenn sie
mit wenig geschulten Hilfskräften arbeiten müssen. Für gröfsere
Sammlungen dagegen wird sich das System, dem natürliche Grenzen
gezogen sind, schwer durchfahren lassen, denn je gröfser der Bestand
ist, eine um so eingehendere Gliederung ist wünschenswert Das be-
denke man also von vornherein und wähle lieber ein anderes
Signierungssystem, das nicht so bequem ist, aber mehr Freiheit giebt,
als dafs man später zu Halbheiten greift und Verwirrung in das
System bringt. Selbstverständlich darf man die Gliederung auch nicht
zu weit treiben und die Zahl der Signaturen nicht allzu grofs machen,
denn sie sollen sich so einprägen, dafs jede Gruppe sofort ohne Hilfs-
mittel zu finden ist, und die Signaturen sollen nicht nur trennen,
sondern auch zusammenfassen. Ist es an sich mitunter schwierig, ein
Werk einer bestimmten Gruppe zweckdienlich zuzuweisen, so wird
es bei zu weit gehender Gliederung oft unmöglich sein. Sie braucht
auch nicht überall gleich eingehend zu sein, und vielfach wird man
sich mit springenden Ziffern gut behelfen können.
Bei der Einordnung der Bücher in die einzelnen Gruppen hat
man sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dafs es nicht sowohl
auf wissenschaftliche Genauigkeit ankommt, als auf den praktischen
Zweck: das Buch soll dort stehen, wo man es ohne langes Nach-
denken findet. Man kann getrost Bücher verwandten Inhalts za-
sammenstellen , die der wissenschaftliche Bibliothekar verschiedenen
Abteilungen zuweisen würde, kann selbst belletristische Litteratur —
z. B. Schilderungen aus dem Kriegs- oder Seeleben — den betreffenden
wissenschaftlichen Abteilungen einreihen, da sich die Grenze zwischen
den Litteraturgattungen für den Benutzer leicht verflüchtigt.
Die belehrende Litteratur innerhalb der Abteilungen alphabetisch
nach den Verfassern zu ordnen, halte ich für unrichtig, da hier in
den meisten Fällen das Interesse nicht ihnen, sondern dem Gegen-
stande gilt. Nach diesem also gliedere man, soweit nötig, auch inner-
halb der Einzelgruppen durch springende Ziffern, um die Aufstellung
80 übersichtlich wie möglich zu machen. Aus demselben Grunde em-
pfiehlt es sich auch, Sammelwerke, die nicht ein einzelnes Gkbiet um-
fassen, auseinanderzureifsen und die Bände den entsprechenden Ab-
teilungen zuzuweisen, wo sie weniger im Verborgenen bleiben.
Die Signierung soll so einfach und kurz wie möglich sein, zwei
Buchstaben und eine vierstellige Zahl sollte man nicht überschreiten,
auch nicht Buchstaben und Ziffern mehrfach wechseln lassen. Andern-
falls sind die Bezeichnungen nicht nur schwer zu merken, sondern sie
verftlhren auch leichter zu Irrtümern bei der Eintragung in die Kata-
loge, beim Zurückstellen der Bücher und bei der Bnchnng im Aus-
leüiegeschäft ebenso, wie bei den Notierungen der Leser. Die
Yon A. Sohildt 197
lehrt, wie unbeholfen oft die Benutzer des Dmckkatalogs in dieser
Beziehung sind, die von dem Zweck keine rechte Vorstellung haben.
Bei komplizierter Standortsbezeichnnng wUrde den Beamten sicher viel
unnötige Last erwachsen. Mit den amerikanischen Systemen kann ich
mich aus diesen und anderen Gründen nicht recht befreunden.
Etwas Besonderes ist über die fQr sich aufzustellende, stark be-
nutzte Unterhaltungslitteratur zu sagen. Hier ist es für den Ausleihe-
dienst ungleich praktischer, die Bücher nach dem Alphabet aufzustellen,
damit die Werke desselben Verfassers beisammen bleiben und beim
Fehlen des einen leicht ein anderes ausgewählt werden kann. Hier
in Hamburg, wo ich mit dieser Anregung zunächst auf Widerspruch
stiefs, hat man schliefslich diese Art der Aufstellung durchgefQhrt,
und der Erfolg spricht dafür. Ein Aufdruck der Signatur ist dabei
entbehrlich, dagegen der des Titels notwendig. Allerdings ist es
schwer, die Standortsliste genau so anzulegen, dafs das Alphabet streng
innegehalten wird, wenn man die Signatur nicht schwerfällig machen
will, aber das thut auch nichts zur Sache. Durch springende Ziffern
läfst sich doch die Liste der thatsächlichen Anordnung ziemlich an-
nähern, so dafs eine Kontrolle an der Hand jener unschwer zu
üben ist.
Einen anderen Gesichtspunkt nehme ich bei den Jugendschriften
ein. Bei den Benutzem dieser Abteilung liegt, wie bei denen der
belehrenden Litteratur, in den weitaus meisten Fällen ein stoffliches
Interesse vor, die Person des Verfassers ist fast immer gleichgültig.
Ich würde daher eine Einteilung nach dem Gegenstande anwenden:
Erzählungen, Märchen, Sagen, Geschichte, Erd- und Völkerkunde,
Naturwissenschaft, Gedichte, Handfertigkeit und Zeitvertreib.
Dubletten werden am besten mit gleicher Signatur versehen, wie
das erste Exemplar, unter Hinzufttgung eines Exponenten a, b u. s. w.,
(der aber nicht immer unbedingt notwendig ist,) damit man sie beisammen
hat. Bei der Unterhaltungslitteratur wird dies allerdings schon durch
die alphabetische Anordnung erreicht, immerhin bringt das Verfahren
auch hier, wo Dubletten besonders zahlreich sind, manche Erleichterung
beim Katalogisieren und Ausleihen. Den Begriff Dublette darf man
— immer in Rücksieht auf den Zweck — nicht zu eng fassen, es
kommt nur darauf an, dafs der Inhalt der Bände derselbe ist, mag
auch ein Unterschied sein in Auflage, Herausgeber u. s. w.
Was die Trennung nach dem Format anlangt, so braucht man
das Material nicht allzu sehr zu zersplittern, denn im Allgemeinen
überwiegt ein gewöhnliches Oktavformat. Es wird daher wohl meist
ausreichen, zwei Gröfsen zu scheiden. Sehr einfach und bequem ge-
schah das früher in der Hamburger Bücherhalle dadurch, dafs fElr das
gröfsere Format die Ziffern 90 — 99 und 900—999 vorbehalten wurden.
Die Signatur bleibt dabei einfach und kurz. Will man indes mehr
Formate bilden — drei dürften überall genügen — so empfiehlt sich
das System der Kruppschen Lesehalle. Danach wird den vier Formaten,
die dort vertreten sind, zur Kennzeichnung eine der Ziffern 1 — 4 an-
198 Zur EindchtiiDg öffentlicher Bilcherhallen
gehängt, 80 dafs ein Buch, das z. B. die Signatur N 25 h&tte, bei
kleinstem Format die Bezeichnung N 251 bekäme, beim nächsten
N 252 u. 8. w. Vielleicht wäre es noch vorzuziehen , die Format-
bezeichnung voranzustellen, die beim ersten, gewöhnlichen Format
fortbleiben könnte : N 25 , 2 N 25 u. s. w. Diese Art der Kennzeich-
nung ist sicher praktischer als Zusätze wie Qt und FoL, die leicht über-
sehen werden und die Signatur schwerfällig machen.
Auf weitere Einzelheiten will ich nicht eingehen, nur eins sei
noch bemerkt. Vielfach treten an den Beamten Wtlnsche heran nach
einem historischen, humoristischen oder Kriminalroman und dergl., und
er kann natürlich nicht immer alles Passende im Kopfe haben. Da
liefse sich gewifs ein bequemes Auskunftsmittel schaffen, indem man
den betreffenden Büchern ein Kennzeichen aufdruckte, einen Querstrich,
ein Kreuz und dergl. Auch die Farbe des Einbandes oder der Signatur
könnte man dazu benutzen, doch möchte ich dieses Unterscheid nngs-
mittel vorbehalten sehen für die einzelnen Unterabteilungen mit ihren
oft leicht zu verwechselnden Signaturen, um namentlich Verstellungen
vorzubeugen.
Der Hauptkatalog ist als Zettelkatalog anzulegen. Die Zettel
müssen gerade soviel enthalten, dafs sie das Buch ersetzen können,
nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bei den Titelaufnahmen braucht
man nicht pedantisch genau zu sein und kann manche Kürzung vor-
nehmen. Aber man soll auch nicht pedantisch im Zeitsparen sein.
Aufser dem Titel, so gefafst, dafs das Buch als Individuum kenntlich
ist, mufs der Zettel Standortsbezeichnung und Zugangsnummer (resp.
Zugangsdatum) enthalten, um jede durch Umstände erforderte Auskunft,
z. B. bei Verlust, geben zu können und nicht nur die, ob ein Buch
überhaupt vorhanden ist. Dubletten werden auf dem Zettel des ersten
Exemplars kurz vermerkt mit Angabe der Abweichungen. Den Verlag
anzugeben erübrigt sich durch den Verweis auf die Nummer des Zn-
gangsbuches, falls er dort angegeben ist, doch halte ich es für
wünschenswert, dafs der Zettel selbst darüber Auskunft giebt. Viel-
fache Abkürzungen, die sich leicht festsetzen, sind der Zeitersparnis
halber anzuwenden. Auch mit Verweiszetteln darf man bei der Art
des Büchermaterials und dem Zweck des Katalogs sparsam sein. Der
Unterschied zwischen wissenschaftlicher und Volksbibliothek kommt
auch hier in Betracht, nur auf Brauchbarkeit kommt es an, nicht auf
bibliographische Akribie. Bei Pseudonymen z. B. — wenn der Ver-
fasser nicht unter verschiedenen Namen schrieb — erst auf den wirk-
lichen Namen zu verweisen, macht nur unnötige Mühe, es genügt, ihn
in Klammern beizufügen. Ebenso ist es nicht erforderlich, bei Sammel-
werken auch die einzelnen Teile gesondert aufzunehmen.
Bei der Anlage des alphabetischen Katalogs ist auch gleichzeitig zu
erwägen, ob daneben ein systematischer Zettelkatalog erwünscht
ist, damit, ehe das einzelne Buch aus den Händen des Beamten geht,
noch ein oder, wenn es in verschiedene Gebiete greift, mehrere weitere
Zettel geschrieben werden, die man sachlich geordnet nach Schlag-
von A. Sohildt 199
Wörtern zusammenstellt Hierbei sind auch einzelne Teile, Aufsätze
aus Zeitschriften, soweit sie von Wert sind, zu bertlcksichti^en, damit
die Beamten in der Lage sind, über irgend einen Gegenstand alle
vorhandene Litteratur schnell nachweisen zu können. Die schöne
Litteratur ist hier nach Titeln aufzunehmen, da die Bücher oft nach
diesen verlangt werden, die Verfassemamen aber den Beamten nicht
immer gegenwärtig sind.
Dieser Zettelkatalog lieise sich auch bequem, da die Anordnung
leicht nach dem Bedürfnis einzurichten ist, zunächst fQr die Her-
stellung des Druckkatalogs verwenden, dessen Manuskript sofort
nach Abschlufs der Einrichtungsarbeit fertig vorläge.
Jedenfalls mufs man sich, wie gesagt, von Anfang an darüber
klar sein, wie man ihn anlegen will, und dementsprechend von jedem
Buche die nötigen Abschriften nehmen. Ich komme damit zu dem
wichtigen Thema, das Herr Dr. Hallier in erster Linie behandelt hat
Er hat gewifs Recht, wenn er sagt, dafs ein grofser Teil des Erfolges
einer Bücherhalle davon abhängt, ob der Druckkatalog richtig angelegt
ist, und es ist deshalb erwünscht, dafs recht viele Fachmänner ihre
Ansicht aussprechen, wie sie sich aus der Erfahrung gebildet hat. Dafs
man nun aber ein System als das geeignetste für alle Volksbiblio-
theken aufstelle, scheint mir doch etwas über das Ziel hinauszuschiefsen.
Für die kleinen und kleinsten wird die Gliedemug in eine Anzahl
Abteilungen durchaus angemessen sein, ähnlich, wie sie der Kruppsche
Katalog zeigt. Für umfangreiche Sammlungen dagegen ist diese
Gliederung zu dürftig, die Abteilungen werden zu grofs, als dafs man
sie leicht übersehen könnte. Die Zeit, die der Leser daran wenden
mufs, ist allerdings durchaus nicht verloren, denn er wird veranlafst den
ganzen Lesestoff durchzusehen und dadurch auf manches aufmerksam
gemacht, was ihm sonst vielleicht entginge. Zu fürchten ist nur, dafs
nicht alle sich die nötige Zeit nehmen und das Verwandte herausfinden.
Das Gegenstück dazu ist der von H. empfohlene Schlagwort*
katalog, ftlr den ich mich trotzdem nicht begeistern kann. Nach meiner
Meinung ist er nicht so einfach, dafs ihn auch der ungeübteste Leser
ohne Anleitung benutzen kann, d. h. mit Erfolg benutzen kann. Da-
für spricht die tatsächliche Beobachtung, dafs viele Benutzer in unsrer
Bücherhalle lange Zeit in dem Kataloge herumblättern müssen, oft
aber doch nicht ans Ziel kommen, sondern sich an den Beamten oder
Nebenstehende um Rat wenden. Und doch sagt H. selbst, dafs ver-
lorene Zeit oft verlorene Leser bedeutet Mir gilt als Muster eines
Katalogs, der geeignet ist, seinen Zweck zu erfüllen, nämlich die
Bücher schätze leicht und sicher an den Mann zu bringen, der unter
Berücksichtigung der eigenartigen Verhältnisse systematisch
geordnete, wie der Elberfelder, Bremer und der der Heimannschen
Lesehalle in Berlin. Namentlich der letzte entspricht meinem Ideal.
Halllers Einwände sind nicht stichhaltig. Der Jenenser Katalog war
allerdings auch mir zu „wissenschaftlich'', aber die neueren passen
sich den Bedürfhissen schon weit besser an, und Versehen im Ein-
200 Zur Einrichtoiig öffentlicher Bttcherhallen
•
seinen fallen nicht dem System znr Last. Es ist ein Widerspruch,
wenn H. 8. 42 bemerkt, selbst Gebildete wUrden sich über die Be-
zeichnimg der Abteiinngen nicht immer klar sein, nnd dennoch Schlag-
wörter empfiehlt, die diese Gefahr doch unendlich steigern. Denn
dabei wird erst recht mit Begriffen operiert, die dem einfachen Manne
vielfach überhaupt ganz unbekannt sind. Wie soll er also darauf
verfallen? Nun soll ja, wie beim Hamburger Katalog, jeder Abteilung
ein Schlagwörterverzeichnis vorangestellt werden. Gut, aber ich be-
ftlrchte, dafs mancher Leser sehr bald die Lust verliert, sich bei jedem
zu suchenden Buche erst durch eine Unzahl Schlagwörter durchzu-
arbeiten, die ihm oft gar nichts sagen. Aus demselben Grunde mifs-
fallen mir die unzähligen unentbehrlichen Verweise, die den Leser
von Pontius zu Pilatus schicken, ehe er alle in Frage kommende
Litteratur kennt und das Geeignete findet. Ich will nicht ins Einzelne
eingehen, aber man mache eine Probe. Freilich kann man so einfache
Beispiele wählen, wie im Vorwort des Hamburger Katalogs. Die be-
weisen aber nichts, es lassen sich eine Menge anderer anführen, die
sich nicht so einfach erledigen, und wer mit dem Hamburger Katalog
arbeitet, lernt seine Schattenseiten zur Genüge kennen. Sie haften
aber dem System natnrgemäfs an, das mit eng umschriebenen Begriffen
operiert. Selbst zwei gebildete Leute werden bei einem Gegenstande
nicht immer auf dasselbe Stichwort verfallen trotz angestrengten Nach-
denkens. Wollte man aber die Schlagwörter so weit fassen, dafs den
Gedanken des Benutzers ein gewisser Spielraum bliebe, so brächte das
nur gröfsere Gefahren — von Schlagwörtern könnte man dann auch
nicht mehr gut reden. Diese dürfen keinen Spielraum geben, die
schärfste Präzision ist erforderlich, die freilich beim Leser dieselbe
Sachkenntnis und das gleiche logische Denken voraussetzt, wie beim
Verfasser.
H. meint zwar, das Volk würde sich leicht dazu erziehen lassen,
prägnant nach Schlagwörtern zu denken, aber ich bezweifle das nicht
nur sehr, sondern sehe darin anch nicht die Aufgabe der Volksbiblio-
theken. Das zu erreichen, müfsten erst andere Faktoren der Volks-
bildung nachhaltig wirken, auch die Bücherschätze der Bibliotheken
selbst. Wenn das englische Volk grofse Fortschritte gemacht hat. so
wird das den Bibliotheken zum grofsen Teil zu danken sein, aber
ihren Büchern, nicht den Druckkatalogen. Ich halte zudem jene Er-
ziehungsmethode geradezu für verkehrt, selbst wenn die Dressur ge-
lingt. Erst dem wird ein Wort zu einem lebendigen Begriff werden,
der den Gegenstand kennt. Es mag übertrieben klingen, nnd ich will
nur wünschen, dafs ich nicht mifsverstanden werde, aber mir scheint,
als drohe uns auch hier etwas, wie eine „amerikanische Gefahr^, als
zeige sich schon in solchen Aeufserlichkeiten der Unterschied zwischen
dem nüchtern „ praktischen*' Sinn unserer erfolgreichen Lehrer nnd
deutscher Art, die mehr auf Bildung im eigentlichsten Wortsinn aus-
geht. So viel wir auch von jenen lernen können, nnsere Eigenart
wollen wir doch wahren.
von A. Sohildt aOl
Ich glaube anch, wir kranken an manchen Stellen schon genug an
dem Gebrauche oberflftchlich erhaschter Schlagwörter, und es giebt
selbst Gebildete, die einem Schlagwort nicht immer den richtigen In-
halt geben. Das nimmt mich auch nicht Wunder. Wir sind alle auf
vielen Gebieten Laien, und wenn es, wie H. hervorhebt, Schwierig-
keiten macht, im systematischen Katalog jedes Buch richtig einzu-
ordnen, so wird es noch schwieriger sein, immer das treffende und
für unsere Zwecke geeignete Schlagwort zu finden, das sich allen
mit Sicherheit aufdrängt. Aber auch wenn es gelingt, bin ich doch
gegen das System. Nimmt man es indessen an, so sollte man auch
konsequent sein und jede systematische Gliederung vermeiden, die
der Natur des Systems widerspricht, zu nichts hilft, sondern nur stört
Einmal ist es doch bequemer, in einem Alphabet zu blättern als in
fünfzehn oder zwanzig, zweitens rückten verwandte Stoffe nahe zu-
sammen, und man sparte viele Hinweise und Wiederholungen. Eine
nochmalige Aufnahme des ganzen Bestandes, alphabetisch nach Ver-
fassern geordnet, wie im Hamburger Katalog, sollte überflüssig sein,
sie macht den Katalog um vieles umfangreicher und teurer. Ist sie
nicht entbehrlich, so beweist das eben einen Mangel des Systems. Das
Verzeichnis sollte so klar und übersichtlich angelegt sein, dafs das
Vorhandensein eines Buches leicht zu ermitteln ist Dem systematischen
Kataloge wäre dagegen zu bequemerem Gebrauch ein genaues Sach-
register, vielleicht auch ein Verfasserverzeichnis, mit Hinweis auf die
betreffenden Paragraphen oder Seiten anzuhängen. Solche enthält der
Katalog der Hamburger Ausgabestelle B, der im Uebrigen noch mehr
als der der Hauptbibliothek ein Zwitterding ist zwischen Schlagwort-
und systematischem Katalog. Von letzterem unterscheidet er sich nur
dadurch, dafs die Unterabteilungen nicht sachlich, sondern alphabetisch
geordnet sind. Den Nutzen davon sehe ich nicht ein, da auf diese
Weise nur der Erfolg des Schlagwortkatalogs, wenn auch nicht in so
unerträglicher Weise, erzielt wird, dafs man Zusammengehöriges zer-
reifst. Und diese Zersplitterung ist ein weiterer schwerer Nachteil des
Schlagwortsystems.
Dagegen bietet meiner Meinung nach der systematische Katalog
alle Vorteile: der Benutzer findet leicht die betreffende Gruppe von
Büchern, besonders wenn eine vorausgeschickte Uebersicht und ein
Sachregister dies erleichtem, und er übersieht die ganze Gruppe mit
einem Male, aus der er prüfend wählen kann. Dafs alle Leser ein
Feld systematisch beackern, — viele thun es sicher, wie die Erfahrung
lehrt, — glaube ich gewifs nicht, aber sie dazu anzuregen, vor Ober-
flächlichkeit und Einseitigkeit zu bewahren, ist doch ein Ziel, aufe
Innigste zu wünschen, und besser als sie auf Schlagwörter abzurichten.
Die stärker interessierten Leser aber auf andere Hilfsmittel zu ver-
weisen, ist kein glücklicher Gedanke. Viele sind zu unbeholfen und
unkundig, um sie zu benutzen, und die dort erhaltenen Fingerzeige
sind auch nicht leicht anwendbar auf das vorhandene Material. Und
wenn nur dieser Zeitverschwendung ein Vorteil für die übrigen Be*
202 Zur Einrichtong öffentlicher Bücherhallen
nutzer gegenüberstände! Der ungebildete Mann, der gar nicht weÜB,
was es eigentlich an Wissen nnd Büchern giebt, nnd oft mit ganz un-
klaren Vorstellnngen über das, was er lesen möchte, in die Bibliothek
kommt, lernt bei einem systematischen Kataloge viel, was er beim
Schlagwortkataloge nicht lernt, und so kann der Druckkatalog selbst
in gewissem Sinne anregend und fördernd wirken. Am besten ist es
freilich, wenn sich Leser, die der Litteratur und Wissenschaft ganz
fremd gegenüber stehen, von den Beamten beraten lassen, aber be-
kanntlich haben einfache Leute eine grofse Scheu, aus ihrer Bescheiden-
heit herauszutreten — oder auch ihre Hilflosigkeit zu bekennen. In
diesem Punkte sollten die Beamten durch freundliches Entgegenkommen
in behutsamer Weise einzuwirken suchen. Daneben wird ein praktisch
gefafster Katalog immer Gutes leisten.
So wenig man nun jemandem, der sich über ein Gebiet unter-
richten will, statt eines Lehrbuches ein Konversations- oder Reallexikon
in die Hand geben wird, aus dem er sich die verschiedenen Aufisätze
zusammensuchen soll bei Gefahr, manches, vielleicht das Wichtigste,
zu übersehen, so wenig ist ihm, glaube ich, selbst wenn er über eine
gewisse Bildung verfügt, mit einem Schlagwortkatalog gedient, der das
Zusammengehörige zerreifst. Und dabei mufs man, wie gesagt, noch
inmier damit rechnen, dafs viele Leser völlig ratlos sein werden, unt«r
welchem Schlagwort sie ein Buch suchen sollen. Findet der Benutzer
aber auch alle zusammenhängenden Schlagwörter, so fehlt ihm am
Schlufs doch die rechte Uebersicht, und mit erneutem Hin- und Her-
blättern geht viel Zeit verloren.
Auf den ersten Blick kann es ja scheinen, als sei der systema-
tische Katalog das „Höhere^, das mehr Kenntnisse voraussetzt, der
Schlagwortkatalog das Einfachere. In Wirklichkeit ist es umgekehrt.
Ein Lexikon gebraucht nur der mit Nutzen, der den Gegenstand bis
zu einem gewissen Grade beherrscht, und selbst ihn wird es oft nicht
anregen und fördern, sondern zur Bequemlichkeit verleiten; der An-
fänger braucht systematische Lehrbücher. Das gilt cum grano saUs
auch von den Bücherverzeichnissen, deren Aufgabe es nicht nur sein
soll, über ein eng begrenztes Thema einige Bücher nachzuweisen,
sondern auch, die Schätze der populären Wissenschaft vor dem Bildungs-
bedürftigen übersichtlich auszubreiten, ihm nicht blofs einen Brocken
für seinen augenblicklichen Hunger zu bieten, sondern eine reich ge-
deckte Tafel, die seinen Appetit reizt. Einen gründlich durchgeführten
Schlagwortkatalog halte ich, wie gesagt, für sehr zweckdienlich in den
Händen der Beamten, damit sie leicht die über einen Gegenstand vor-
handene Litteratur, die oft versteckt liegt, nachweisen können, aber
weniger als Druckkatalog für das Publikum selbst.
Ich würde diesen also in der Weise anlegen, dafs ich den Stoff
in Haupt- und Unterabteilungen systematisch gliederte und mit einem
genauen Sachregister versähe. Dabei sollte es mir wieder nicht so
sehr auf wissenschaftliche Präzision ankommen, wie auf die Brauch-
barkeit. Die Gliederung könnte in den einzelnen Abteilungen ganz
von A. Sohildt 203
verschieden durchgefdhrt sein, je nach Umfang nnd Inhalt, znm Teil
anch ganz unterbleiben. Vor allem aber wflrde ich, was bisher, so-
weit ich sehe, nirgends geschehen ist, auf den Leserkreis weitgehende
Rücksicht nehmen bei der Wahl der Gmppenbezeichnnngen. Begriffe,
wie Biologie, Physiologie, Anthropologie, Geologie n. s. w. sagen vielen
Lesern absolut nichts. Wamm also nicht, nm bei den Beispielen zu
bleiben, die Naturwissenschaften gliedern in: Das Leben oder Die
Lebensvorgänge, Der Mensch, Die Erde u. s. w.? Mindestens sollte
man den Fremdwörtern, wo man sie nicht entbehren zu können glanbt,
einen erläuternden Zusatz geben.
Was H. im Besonderen von der Anordnung der schönen Littera-
tnr — es ist dieselbe, die der Heimannsche Katalog zeigt, — und der
Titelanfnahme sagt, unterschreibe ich. Die Titel müssen kurz sein,
aber den Inhalt des Buches erkennen lassen, bedürfen also oft eines
erläuternden Zusatzes. Ebenso halte ich es mit H. fdr das Wünschens-
werteste, dafs der Katalog in einem Bande ausgegeben wird, doch
zweifle ich, ob sich dies bei gröfseren Bibliotheken auf die Dauer er-
möglichen läfst; am wenigsten wird es der Fall sein, wenn man sich
für das Schlagwortsystem entscheidet. Schon mit Rücksicht auf den
Preis wird man sich hie und da entschliefsen müssen, schöne und be-
lehrende Litteratur getrennt abzugeben. Dafs manche Leser dann
letztere nicht benutzen, die andernfalls dazu angeregt würden, mag
wohl sein, doch darf man ihre Zahl nicht überschätzen. Die Statistik
zeigt, dafs dort, wo der Katalog in Teilen verkauft wird, die Benutzung
der belehrenden Litteratur durchaus nicht geringer ist als an Orten
mit einbändigem Katalog. Jenem immerhin nicht zu leugnenden Uebel-
stande träte auch der Vorteil gegenüber, dafs der Katalog bei geringem
Preise weitere Verbreitung fände; und dafs er zu Hause in Mufse
durchgesehen wird, ist doch das Ziel. Ich vermute, man könnt« wohl
mit Nutzen sogar noch weiter gehen und das Verzeichnis der wissen-
schaftlichen Litteratur in mehreren Teilen verkaufen, die verwandte
Gebiete einschlössen, wie Geschichte und Länderkunde, Naturwissen-
schaften und Technik n. s. w. Denn dals viele Leser einzelne Ab-
teilungen überhaupt nicht oder sehr wenig benutzen, ist sicher. Wer
sich aber nicht auf einzelne Gebiete beschränkt, giebt bekanntlich
leichter viermal 20 Pfennig aus als einmal 50. Die Trennung hätte
manche Vorzüge. Erstens liefse sich der Katalog fruchtbringender
gestalten, indem man den Titeln, die oft recht wenig sagen, wo nötig,
einen Hinweis auf den Inhalt und den Leserkreis, für den das Buch
geeignet ist, beifügte oder der Abteilung eine zusammenhängende
Uebersicht voranstellte, die als Wegweiser für den Benutzer diente,
also etwa dasselbe leistete, wie die von H. empfohlenen Flugblätter.
W^eiter wäre man in der Lage, die einzelnen Teile in verschieden
starker, dem Gebrauch angemessener Auflage herzustellen und könnte
die stark begehrten und am meisten der Nachträge bedürftigen öfter
neu auflegen.
H.'s Ausfuhrungen über Klubgründungen, Probeleser u. s. w.
204 Zar Einrichtung öffentlicher BUcherhallen.
haben mich sehr interessiert, wenn sie anch wohl vielfach noch Za-
knnftsmnsik sind. Ich meine, dafs sie die weitere Entwicklung ins
Ange fassen nnd anregen, giebt ihnen gerade ihren Wert In einer
kleineren Stadt dürfte sich ein Klnb anch nnschwer gründen lassen,
der Versuch wäre gewifs empfehlenswert, in einer Grofsstadt dagegen
wird es nicht leicht sein, geeignete Personen aus der Zahl der Leser
herauszugreifen, die Lust und Zeit haben. Ablehnungen ungeeigneter
Elemente würden leicht Verdrufs schaffen, auch fehlt es wohl fast
überall an passenden Räumen. Wo sie vorhanden sind, liefse sich mit
populären Vorträgen wohl das Feld vorbereiten. Bedenklicher scheint
mir indes die Einladung von Probelesern. Nicht alle, die sich melden,
werden das rechte Verständnis und Interesse mitbringen. Lieber sähe
ich es, wenn sich gebildete Freunde der Anstalt zur Verfügung stellten,
die durch ihre Fachkenntnis dem Bibliothekar nützen könnten. Für
solche ist wohl auch der Leseraum in der Bremer Lesehalle berechnet
Tafeln mit besonderen Zusammenstellungen anzubringen, dürfte
den Versuch wert sein. Allerdings hat die Sache ihre zwei Seiten,
wie sich schon jetzt bei Anregungen durch die Tagespresse zeigt Die
angezeigten Bücher werden sehr lebhaft gefordert werden, so dafs der
Beamte sehr bald die Wünsche nicht befriedigen kann, was leicht
böses Blut macht Jedenfalls dürfte die Einrichtung nicht den leisesten
Verdacht einer Beeinflussung oder Parteinahme zulassen, — Auf-
schriften, wie „Brotwucher", würde ich unbedingt vermeiden — und es
müfste reichliche Litteratur vorhanden sein, die ein Gebiet von mehreren
Seiten beleuchtet Auch müfste man bei Tagesfiragen schnell das
Nötige bereitstellen, ehe das allgemeine Interesse abflaut
Alle diese dankenswerten Anregungen werden sich freilich nur dann
ausführen lassen, wenn den Bücherhallen mehr als bisher die geeigneten
Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, d. h. also die nötigen Mittel. Deshalb
hat H. Recht, wenn er es als wesentlich hinstellt, das Interesse in
immer weitere Kreise zu tragen, namentlich durch Benutzung der Presse.
Dazu würde auch ein Zusammenschlufs der Volksbibliothekare viel
nützen, die gleichzeitig für sich Vorteil dabei gewännen. Im
letzten Winter traten ja in Hamburg eine Anzahl Beamte nordwest-
deutscher Volksbibliotheken zusammen, aber Partikularismus hat hier
keine Berechtigung. Wirklicher Nutzen wird sich nur aus einem
lebendigen Meinungsaustausch eines grofsen Kreises ergeben. Gemein-
same Arbeit scheint mir auch der einzige Weg zur Aufstellung eines
Mnsterkatalogs, der natürlich alle Interessen zu berücksichtigen hätte,
die in den einzelnen Orten sehr verschieden sind. Doch das ist cura
posterior. Die angesehensten Vorkämpfer und Vertreter der Sache,
wie Nörrenberg, Ladewig, Jäschke, Heidenhain, Fritz sollten sich der
Aufgabe — Gründung einer Vereinigung deutscher Volksbibliothekare
— annehmen, sie würden bald vorankommen. Ich richte hiermit
geradezu die Aufforderung an sie, recht bald die vorbereitenden Schritte
zu thun.
Hamburg. Dr. A. Schildt
Berichte über BibUotheken einzelner Städte. 205
Berichte über Bibliotheken einzehier Städte.
Ueber Volkabibliotheken in den Vororten Berlins berichtet der
jjTaff" (1903, Nr. 391): Die mehrfachen Anregungen des Regierungspräsidenten,
in den Berliner Vororten durch Einrichtung und Vermehrung von Volks-
bibliotheken dem Bedürfnis nach geistiger Fortbildung in den unteren und
mittleren Schichten der Bevölkerung Rechnung zu tragen, smd nicht ohne
Erfolg geblieben. Der Kultusminister hat neuerdings Staatszuschüsse den
Gemeinden, welche Volksbibliothcken einrichten, zugesichert und auch die
Landratsämter suchen diese Bestrebungen zu unterstützen. Dagegen ist von
der Einrichtung von Ereisbibliotheken , zur Bekämpfung der minderwertigen
Eolportage-Litteratur Abstand genommen worden. Die Städte Charlottenburg,
Schöneberg und Rixdorf haben für die Volksbibliotheken eine bestimmte
Summe im Etat stehen, so dafs die Anstalten dieser Gemeinden beständig
verbessert werden. Ganz verschiedenartig liegt es in den übrigen Vororten.
Die Wilmersdorfer Bibliothek trägt den örtlichen Verhältnissen Rechnung.
In Neu-Weiüsensee besteht ein Verein zur Unterhaltung der Volksbibliothek,
welche über 2000 Werke verfügt, die jedermann gegen 25 Pf. Entschädigung
i' ährlich, zur Verfügiing stehen. Die Gemeinde Tegel dagegen weist nur 431
$ände auf, ebensoviel wie die Bibliothek des kleinen Stralan. Rnmmelsburg
steht mit etwa 500 Büchern hinter dem kleinen Bernau, dessen Volksbiblio-
thek 1500 Bände aufweist. Friedrichshagen und Lichtenberg verfügen über
gute Bibliotheken. In Pankow hat der dortige Bürgerverein eine Bücherei
begründet, welche etwa 1000 Bände aufweist. Die Gemeinde unterstützt
dieses Unternehmen durch regelmäßige Beiträge. Von den kleinen Vororten,
welche jetzt eigene Volksbibliotheken begründet haben, sind zu nennen:
Hermsdorf, Waidmannslnst, Tempelhof, Ober -Schöneweide, Rüdersdorf,
Erkner etc. Im Niederbarnimer Kreise allein sind 53 Bibliotheken zu ver-
zeichnen.
Nach dem „Grazer Tageblatt* 0903 Nr. 180) wurden 1902 in den vier
Anstalten des Vereins «VolksbibliothcK'' zu Graz im ganzen 201108 Bände
entlehnt, und zwar in der Zentrale 63439, in der Saria - Bibliothek 99206, in
der Bibliothek in der Annenstrafse 36937, in der Bibliothek in Eggenberg
1526 Bände. Aus einem Vergleiche mit den Entlehnungsziffem des Jahres
1901, die filr die Zentrale 53 387, für die Saria - Bibliothek 88 703, für die
Bibliothek in der Annenstrafse 40201, folglich als Gesamtsumme 182 255 Bände
ergaben, zeigt sich mithin eine Steigerung in der Zahl der Entlehnungen um
1 8 853 Bände. Dei Besuch der in den beiden grölseren Anstalten befindlichen
Lesezimmer bezifferte sich im abgelaufenen «Jahre mit 6226 Lesern, wovon
2693 auf die Zentrale, 3533 auf die Saria-Bibliothek entfielen. Die Vermehrung
des Bücherbestandes in den vier Bibliotheken betrug im Jahre 1902 in Ge-
samtsumme 2161 Bände belletristischen Inhaltes, femer in der Zentrale 46
Bände wissenschaftlicher Werke. Die Benutzung des reichen Bücherbestandes
wurde wesentlich durch die Neuauflage der Kataloge in den Anstalten er-
leichtert. Mit der Eröffnung einer Volksbibliothek in Eggenberg hat der
Verein in seinem Wirkungskreise das erste Mal die Grenzen des Grazer
Weichbildes überschritten und den hoffnungsvollen Versuch untemommeni
auch die Umgebung der Landeshauptstadt in sein Thätigkeitsgebiet einznbe-
ziehen. Diese neue Bibliothek wurde am 14. August 19u2 mit einem Bestände
von 2000 Bänden, der seither wesentlich vermehrt worden ist, der allgemeinen
Benutzung übergeben.
Nach dem Jahres -Bericht über die städtische Lesehalle und die drei
städtischen Volksbibliotheken der Stadt Düsseldorf für den Zeitraum vom
I.April 1902 bis 31. März 1903, erstattet vom Ersten Bibliothekar Dr. C.
Lausberg ist auch für dieses Berichtsjahr eine erhebliche Zunahme des
Bücherbestandes und der Benutzung festzustellen.
206 Berichte ttber BibUotheken einzelaer Stftdte.
Dio Lesehalle wurde benutzt von 37123 männl. und 2513 weibl., in»-
gesamt von 39G3G Personen, gegen das vorige Jahr ein Mehr von 6556, was
eine Steigerung des Besnches um 20 % (gegen öVs und ö^/s °/f» der Vorjahre)
bedeutet. Diese unverhältnismäfsig starke Zunahme ist sicherlich eine Folge
des Aufliegens der Tagespresse. Die Lesehalle war geöffnet an 365 — (15 4-3)=
347 Tagen; sie erfuhr also einen durchschnittlichen Tagesbesnch von 1 14 Lesern
(gegen 98 und 90 der Vorjahre). Von den drei Voltsbibliotheken besafe die
erste im Jahre 1902/03 5009 regehnälsige Leser (gegen 4469, 3975, 3496, 2939,
2361, 1445 der Vorjahre), die zweite 937 (gegen 793, 607, 425, 531, 524, 728
der Vorjahre) , die dritte 438 (gegen 409, 428, 360, 405, 824, 329 der Vor-
jahre). Im ganzen wnrden demnach die Büchereien in diesem Jahre von
6384 ständigen Lesern benutzt, was gegen das Jahr 1901/1902 ein Mehr vod
713 Personen ausmacht.
Den Berufsständen nach lasen in der L H. IILBibl. insgesamt:
Fabrikarbeiter und Tagelöhner. . . 421 159 122 702
Handwerker und Gewerbetreibende . 1098 306 138 1542
Kaufleute 735 68 48 851
Beamte 476 58 16 550
Lehrer 78 19 3 100
Rentner 33 3 3 39
Personen aus anderen Berufen . . . 259 22 7 288
Lehrerinnen 34 11 4 49
Andere weibliche Personen . . . . 1875 291 97 2263
in Summa 5009 937 438 6384 Pers.
Es wurden entliehen aus der ersten Bibliothek 76 879 Bände , ans der
zweiten 17 222, aus der dritten 7131.
Insgesamt wnrden in diesem Jahre 101 232 Bücher gewechselt, was
gegen das Vorjahr ein Mehr von 14941 Bänden bedeutet.
Es ergieot sich aus diesen statistischen Berechnungen, dafs, anf alle
Büchereien verrechnet, die Zahl der Leser um 12V2°/o, die Zahl der Be-
nutzungen um 17Vs °/o gestiegen ist.
Da jeder Leser immer nur ein Buch erhält, so geben die Zahlen
76 879 + 17 222 + 7181 « 101232
zugleich die Gesamtziffer der Benutzungen der drei Bibliotheken an.
Rechnen wir hierzu die 39 636 Besucher der Lesehalle, so ergiebt sich,
dafs Lesehalle und Bibliotheken zusanmien in 140 868 Fällen benutzt worden
(gegen 119 371 und 102948 der Vorjahre).
In der Bücher- und Lesehalle in der Bleichstraise verkehrten insgesamt
116515 Personen, was einen täglichen Durchschnitt von 336 Personen ergiebt.
Die drei Bibliotheken haoen (ohne die nicht auszuleihenden Bücher der
Lesehalle) einen Gesamtbestand von 11500 Büchern (gegen 9840^ 8449, 7126
der Vorjahre); die erste ertuhr einen Zuwachs von 993, die zweite von 490,
die dritte von 177 Büchern.
Die im Verhältnis zu den bereitstehenden Mitteln geringe Znn&hme des
Bücherbestandes erklärt sich daraus, dals bei der überaus starken Benutznoe
die Bücher, besonders die Unterhaltungsschriften, schnell verschleiOsen and
ersetzt werden müssen. Durchschnittlich ist jeder Band 9 Mal ausgeliehen
worden (in der ersten 10,7 Mal, in der zweiten 6,1 Mal, in der dritten 4,7 Mal).
Bei diesem Mifsverhältnis zwischen Bücherbestand und Benutzung kann es
nicht ausbleiben, dals fernerhin und zumal anf dem Gebiete der schönen
Litteratur starker Raubbau getrieben wird. Es wird immer schwerer, den
Wünschen der scharenweise neu hinzukommenden Lesefrennde gereclit an
werden; die Regale sind meist leer^ und die Leser müssen, statt die ge-
wünschte Lektüre zu bekommen, mit den zufällig gerade znrückgelieferten
Büchern vorliebnehmen. Man bedenke: die erste Bibliothek hat 5009 regel-
mälsige, eingeschriebene Leser und insgesamt 7200 B&ide! Man wird ve^
stehen, dafs die Bücher sich auf ständiger Wanderung befinden und bald zer-
lesen sein müssen.
Berichte Ober BibUotheken einzelner Städte. 207
Der Rechnangsabschlufs der Lesehallo und der Volksbibliotheken weist
nachstehendes Ergebnis nach:
Lesehalle u. Bibliothek Bibliothek
B bliothek . ^^, . ^^,
in der "^ ^^' "^ ^^^
Gegenstand Bleichstr. Oberstr. Höhenstr.
1901 1902 1901 1902 1901 1902
M. M. M. M. M. M.
Einnahme
Für verkanfte Bücherverzeichnisse,
Bürgschaftsscheine u. dergl. . . . 391 410 60 112 42 87
Ausgabe
Dem Bibliothekar, Vergütung ... 400 GOO 250 250 250 250
Dem Verwalter, Vergütung .... 1800 1800 — — — —
Dem Uilfsbibliothekar, Vergütung . 1219 1212 200 200 — 100
Dem Bibliothekdiener, Vergütung . 144 450 75 75 50 50
Zur Unterhaltung und Vermehrung
des Bücherbestandes 1833 8520 1208 1329 568 653
Für Buchbmderarbeiten 200 673 — — — _
Feuerversicherun^beiträge .... 108 — 80 — 16 —
Heizung und Remigung der Bäume
einschl. der Reinigungsgeräte .. 310 — — — — —
Heizmaterial 175 175 25 25 25 25
Beleuchtung 353 313 — _ — —
Drucksachen , Einrückungsgebühren
und Schreibmaterialien 186 433 109 100 4 3
Unterhaltung der Bibliothekräume
und Utensilien 92 70 — _ _ —
Nicht vorgesehene Ausgaben . . . 13 25 18 33 — 5
Zusammen 6833 14271 1965 2012 918 1086
— r —
Sonstige Mitteilungen.
Krankenlektüre. In der Zeitschrift fUr Nervenheilkunde verülTent-
licht Dr. Laqner einen Aufsatz über die Bedeutung des Lesestoffes für Leute
mit überreizten Nerven, der auch das Interesse der Volksbibliothekare be-
anspruchen kann. Man wendet sich ja öfter an sie mit der Bitte um Kranken-
lektüre, und wenn jener Aufsatz auch nur die Regelung des Lesestoffes für
eine bestimmte Art von Kranken ins Auge faist, so gestatten die aufgestellten
Gesichtspunkte doch eine weitere sinngemäfse Anwendung. Der Verfasser
bewertet die Bücher nach ihrer Wirkung, die eine ablenkende, beruhigende
oder anreffende sein kann.
Er heilst alles willkonmien, was den Elranken aus der durch sein Leiden
bedmgten centralen Stellung herausreifst: Reisebeschreibungen von kräftiger
Färbung, wie die Werke von Nansen, Sven Hedin ^ Nordenskjöld, Nachti|i[d,
Humboldt (Ansichten), Moltke (Reisebriefe); die naturwissenschaftlichen
Schriften von Helmholtz , Liebig , v. Hoffmann , du Bois-Reymond , Littrow
(Wunder des Himmels), Sterne (Werden und Vergehen). Der Verfasser ver-
spricht sich davon die Wirkung, dals sie die mutlos gewordenen Menschen
von ihrer Mutlosigkeit ablenken, indem sie zeigen, was Willenskraft und
Stählung der Nerven an körperlichen und seelisohen Leiden za überwindeil
312 BttcheraohaiL
NatorwisseiiBohaften :
BOlsche, W., Die Eroberung des Menschen. 3. stark verm. Aufl. Berlin,
Fr. Wunder. (168 S.) 2 M.
Christiansen und MUller, Elemente der theoretischen Physik. Leipzig,
J.A.Barth. (532 S.) 10 M.
Dalitzsch, Tierbnch mit farbigen in den Text eingedr. Bildern. ETslingen,
J. F. Schreiber. (374 SO Geb. 6,50 M.
Dominik, H., Was muls man von der Natnrlehre wissen? Berlin, Steinits.
(64 S.) 1 M.
— , — Was muls man von der Dynamomaschine wissen? Berlin, Steinitz.
(112 S., viele Abb.) 2 M.
Ebenhoeck, P., Der Mensch in zerlegbaren Abbildungen. Efslingen,
J. F. Schreiber. (22 S., viele Abb.) Geb. 1,60 M.
GrUndling, E., Elektrotechnische Plauderei. Leipzig, H. BuschmanD.
(172 S.) 3M.
Gutberiet, C, Der Mensch. Sein Ursprung und seine Entwicklung. 2. Aufl.
Paderborn, F. Schüninf?h. (644 S.) 1 1 M.
Helmholtz, v., H., Vortiilge und Reden. 5. Aufl. L u. IL Bd. Braun-
schweig, Yieweg & Sohn. (422 u. 486 S.) Je 8 M.
Hoernes, M., Der diluviale Mensch in Europa. Braunschweig, Viewdg
& Sohn. (227 S., Abb.) 8 M.
Hofmeister, H., Drahtlose Telegraphie. Kiel, R. (Mordes. (.34 3.) 0,50 M.
Rehbein, E., Grundgesetze der Mechanik. Leipzig, M. Schäfer. (128 8.)
Geb. 2,50 M.
Philosophie:
Diefke, M., Was muls man von Nietzsche wissen? Berlin, Steinitz. (64 8.)
IM.
Eucken, R., Gesammelte Aufsätze zur Philosophie und Lebensanschauung.
Leipzig, Dürr. (242 S.) 4,20 M.
Richter, R., Fnedrich Nietzsche. Sein Leben und sein Werk. Leipzig,
Dürr. (288 S.) 4M.
Keohts- und StaatswiBseiiBohaften :
Adolfi, V., W. E., Juristisches Konversationslexikon für Jedermann. 2. Aufl.
Stuttgart, Schwabacher. (328 SO Geb. 4 M.
Jaffa, S., Welche rechtlichen (Grundbegriffe muls man kennen Y Berlm,
Steinitz. (62 S.) 1 M.
Pauly, W., Recntshandbuch des Kaufmanns. Leipzig, H. Busohmann. (146 S.)
Geb. 3,75 M.
Wacker, Th., Entwicklung der Sozialdemokratie von 1891—1898. Freiburg,
Herder. (438 S.) 8 M.
Theologie.
Dorn er, A., Grundrils der ReligionsphUosophie. Leipzig, Dürr. (448 S.) 7M.
Fleisch, P., Die moderne Gemeinschaftabewegung in Deutschland. Leipzig,
H. G. Wallmann, (159 8.) 2 M.
Waal. de, A., Papst Plus X. München, AUg. Verl-Gesellsch. (164 S.,
137 Abb.) Geb. 4 M.
b) Neue Eingänge bei der Kedaktion.
Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- und Auslandes (s. oben
S. 32. 62. 105). Nr. 1653-1677. Verlag von Otto Hendel, Halle a. S. (Preis
25 Pfennig pro Nr.)
Nr. 1653— 1655. Multatuli (Eduard Douwes Dekker), Minnebriefe.
Zeige mir den Platz, wo du gesSet hast I — Nr. 1656— 1661. F. G ersticke r,
Goldl Ein kalifomisohes Lebensbild. — Nr. 1661 Melchior Meyr,
BttohfnehMi. S18
Lndwlg und Annemarie. Enihlnng ans dem Ries. — Nr. 1663. Franz
Grillparzer, Libnasa. Trauerspiel in fünf Anfettgen. — Nr. 1664. F.
Grillparzer, Ein Braderzwiat in Habsburg. Trauerspiel in fttnf Auf-
zUffen. — Nr. 1 665 - 1 667. F. 6 r i 1 1 p a r z e r , Selbstbiographie. Erlebnisse
und Erinnerungen. — Nr. 1668. Lord Byron, Der Giaur. — Die Braut
von Abydos. — Nr. 1669. Lord Byron, Der Korsar. — Lara. — Nr. 1670—
1672. K. E. Altena (E. Rzesacz), Der junge Goldschmied. Dichtung. —
Nr. 1673— 1674. Melcnior Meyr, Die Lehrersbraut Erzählung aus dem
Ries. — Nr. 1675. 1676. J. S. Turgenjew, Drei Erzählungen: Klara
Militsch. Jakob Passuinkow. Der Jude. — Nr. 1677. J. Gotthelf,
Dnrsli, der Branntweinsäufer oder Der heilige Weihnachtsabend. —
Nr. 1 678 — 1 686. H. 8 i e n k i e w i c z , Die Kreuzritter. Historischer Roman
aus dem 15. Jahrhundert. A. d. Polnischen übersetzt von Th. Kroczek.
Erste vollständige wohlfeile Ausgabe. — Nr. 1687, 1688. Melchior Meyr,
Der Sieg des Schwachen. Erzählung aus dem Ries. — Nr. 1689. Lord
Byron, Die Belagerung von Korinth. Beppo. — Nr. 1690—1 696. Willibald
Alexis (W. Hänng) , Isegrimm. Vaterländischer Roman. — Nr. 1697.
Lord Byron, Mazeppa. Die Insel. Uebersetzt von Alexander Neidhardt
— Nr. lt>98. William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig. Be-
arbeitet von C.W. Schmidt. — Nr. 1699. Melchior Meyr, Ende gut,
aUes gut. Erzählung aus dem Ries. — Nr. 1700— 1702. Maxim GorKi,
Mein Reisegefährte und ändere Novellen. Aus dem Russ. übers, von
Th. Kroczek.
Cotta'sche Bibliothek der Weltlitteratur. Grillparzers Briefe
und Tagebücher. Eine Ergänzung zu seinen Werken. Gesanmielt und mit
Anmerkimgen herausgegeben von Carl Glossy und August Sauer. Bd. 1. 2.
Stuttgart und Berlin, J. G. Cotta. (XIV, 297; 316 S.)
Als Ergänzung zur zwanzigbändigen Ausgabe von Grillparzers Werken
erscheinen des Dichters Briefe und Tagebücher hier zum ersten Male in
chronologischer Folge geordnet.
Meyers Volksbücher (s. oben S. 33, 105). Nr. 1359—1374. Leipzig und
Wien, Bibliographisches Institut. (Preis 10 Pfennig pro Nr.)
Nr. 1359— 1361. F. Gerstäcker, Mississippi-Bilder. — Nr. 1362, 1363.
F. Grillparzer, Ein treuer Diener seines Herrn Trauerspiel in fünf
Aufzügen. — Nr. 1364, 1365. F. Grillparzer, Des Meeres und der Liebe
Wellen. Trauerspiel in fünf Aufzügen. - Nr. 1366— 1368. F. Grillparzer,
Das Goldene Vlies. Dramatisches Gedicht. — Nr. 1369, 1370. F. Grill-
parzer, Künig Ottokars Glück und Ende. Trauerspiel in fünf Aufzügen.
— Nr. 1371. F. Grillparzer, Die Jüdin von Toledo. Historisches
Trauerspiel in fünf Aufzügen. — Nr. 1872, 1373. F. Grillparzer, Ein
Bruderzwist in Habsburg. Trauerspiel in fünf Aufzügen. — Nr. 1374. F.
Grillparzer, Der arme Spielmann. Novelle.
Der Türmer. Monatsschrift für Gemüt und Geist Herausgeber: Jeannot
Emil Freiherr von Grotthuss. 6. Jg. 1903 (H. 1). Stuttgart, Greinerund
Pfeiffer. Vierteljähriich 4 M., einzeke Hefte 1,50 M.
Der mit einer Erzählung von Rosegger beginnende neue Jahrgang dieser
bereits früher (S. 105j) empfohlenen Monatsschrift führt sich seinen Vor-
gängern ebenbürtig em.
Volksabende, herausgegeben von Hermann Kaiser. Gotha, Verlagsbureau.
1903.
Heft 1. Hans Sachs. Ein Vortragsabend von Richard Bürkner. (48 S.) IM.
Heft 2. Wilhebn Hauff. Ein Volksabend von Hermann Mosapp. (32 S.)
0.75 M.
Heft 3. Künigin Luise. Ein Volksabend von Hermann MüUer-Bohn.
(32 S.) 0,75 M.
Die Sammlung wird Allen denen, die an der Hebung und Veredelung
volkstümlicher Zusammenkünfte und Festlichkeiten thätigen Anteil nehmen,
wUlkommen sein.
S14 BttohenehaiL
Volksbfloher, Wiesbadener. Yeikg des YolkabildangBrereiiiB zu Wiesbaden.
k Nr. 0,10 M.
Nr. 23. K. J. L. Almqnist, Die Kolonisten auf Grimstabamm. 1902.
Nr. 24. Jeremias Gottbelf, Elsi, die seltsame Magd. 1902.
Ueber die Wiesbadener Volksbücher ist S. 121—135 dieses Jahrgangs
ansftthrlich gehandelt worden.
F. Freiherr von der Goltz, Moltke. Mit zehn Kartenskizzen. Berlin, Georg
Bondi, 1903. (VIII, 212 S.) 2,50 M.. ffeb. S,50 M.
Eine klar and ansprechend geschriebene Biographie des grolsen Strategen,
die ihren Weg in jede deutsche Volksbibliothek finden sollte.
Eduard Lockroy, Von der Weser bis zur Weichsel. Briefe über das
deutsche Seewesen. Uebersetzt von Loppe. Berlin, J. M. Spaeth. (VIII,
139 S.) 2M.
Bemerkenswerte Aeulserungen eines ehemaligen französischen Kriegs-
ministers über die deutsche Wehr zur See, die Aufsehen erregt haben.
Bunte Bilder aus dem Schlesierlande. Herausgegeben vom Schlesischen
Pestalozzi -Verein. Mit vielen Illustrationen. Bd. 1 (3. Aufl.), 2. Breslau,
Max Woywod. 1903. (470 u. 472 S.) 4 Bd. 6 M.
Ueber Scnlesiens Grenzen hinaus wird dieses reich ausgestattete Werk
mit seinen geschichtlichen, geographischen und kulturgeschichtlichen
Bildern unterhalten und beleihen. Allen BUcherhallen zur Anschaffung
empfohlen.
Prince geb. v. Massow, Magdalene. Eine deutsche Frau im Innern Deutsch-
Ostafrikas. Nach Tagebuchblättem erzählt Mit 1 TitelbUd und 14 Ab-
bildungen. Berlhi, E. S. Mittler & Sohn. 1903. (VI, 2U8 S.) 3,50 M.
Freunde unserer Kolonien, besonders auch Frauen, werden diese an-
sprechenden Skizzen der aufreibenden Reisen und Erlebnisse einer tapferen
deutschen Offiziersfrau aus den Jahren 1S96— 1900, in die u. a. auch der
Wahehe -Aufstand fiel, mit Interesse lesen.
Richard Müller, Geschichtliches Lesebnch. Darstellungen ans der Deutschen
Geschichte des 19. Jahrhunderts. 2. wohlfeile Ausgabe. Göttingen, Vandenhoeck
und Ruprecht 1903. (V, 319 S.) 2 M., geb. 2,40 M.
Dieses für höhere Lehranstalten bestimmte Sammelwerk, worin Proben
der Darstellung unserer bedeutendsten Historiker gegeben werden, dürfte
als Bibliotheksbuch auch Freunden der Geschichte gute Dienste leisten.
Nauticns. Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen. 5. Jahrgang 1903. Mit
19 Taf. und 25 Abbildungen im Text. Berlin, E. S. Mittler & Sohn, 1903.
(VI, 530 S.) 4,75 M., geb. 5 M.
Auch dieser neue Jahrgang der in diesen Blättern wiederholt besprochenen
Zeitschrift enthält eine Fülle von Stoff maritim -politischen Inhalts; er
eignet sich besonders als Nachschlagewerk in Marinefragen.
F. S will US, Turnvater Jahn. Ein Lebensbild ftir jeden Deutschen. Königs-
berg i. Pr. 1903. (34 S.) 0.60 M.
Frisch und volkstümlicn geschrieben.
Jos. Turquan, Jnliette R6camier und ihre Freunde. Ein Frauenbild aus be-
wegter Zeit. In freier Uebertragung von Oscar Marschall von Bieberstein.
Leipzig, H. Schmidt & C. Günther, 1903. (VIII, 338 S.) 4,60 M., geb. 5,60 M.
Scnilderung einer interessanten Frauengestalt und ihrer Umgebung aus
napoleonischer Zeit nach bisher unveröf^tlichten Dokumenten und sel-
teneren historischen ..Quellen.
C. Waldemar Werther, Ostliche Streiflichter. Kritische Beobachtungen und
Reiseskizzen. Berlin, Hermann Paetel, 1903. (154 S.) 3 M., geb. 4 M.
Der Verfasser, Hauptmann a. D., war von 1900 bis 1901 Leiter der vom
deutschen Flotten -Verein nach China entsandten Nachrichten -Expedition
und bietet uns seine in Petschili, sowie später in Japan und Ladien ge-
machten Erfahrungen.
Beiträge zur Bauwissenschaft. Hrsg. von (Cornelius Gurlitt Heft 1—3.
Berlin, Ernst Wasmnth, 1903.
BflohenohML 215
Heft 1. Wilhelm Fiedler. Das Faehwerkhaiu in Dentschland, Frankreich
und England Mit 192 Abbildungen. (99 S.) 5 M.
Heft 2. Rudolf Wesser, Der Holzbau mit Ausnahme des Faohwerkes.
Mit 200 Abbildungen. (73 8.) 5 M.
Hefts. H. Ratbgens. 8. Donato zu Murano und ähnliche venizianisehe
Bauten. Mit 100 Abbildungen. (96 S.) 8 M.
Die zu einer Sammlung vereinigten Dissertationen von Studierenden
der technischen Hochschule zu Dräden verdienen, soweit sie, wie die
vorliegenden, von allgemeinem Interesse bleiben, in unsere städtischen
BUcherballen aufgenommen zu werden. Die Ausstattung ist eine glänzende.
H. Löschhorn, Museumsgänge. Eine Einführung in Eunstbetrachtung und
Kunstgeschichte. Mit 262 Abbildungen im Texte, einem Titelbild und
einem Einschaltbild. Bielefeld und Leipzig, Yelhagen & Klasing, 1903. (VI,
268 ä.) 3 M.
Der erstaunlich billige Preis dieses reich illustrierten Buches, worin die
Kunst aller Zeiten von der Skulptur der Hellenen an mit Sachkenntnis
beschrieben ist, wird hoffentlich eine Massenverbreitung desselben, auch
in unsern Volksbibliotheken, herbeiführen.
Adolf ßekk, Shakespeare. Des Dichters Bild, nach dem Leben gezeichnet.
Paderborn, Ferdinand Schüningh, 1902. (141 S.) 1,60 M.
Ist ideal gehalten, daher oesonders für die deutsche Jugend geeignet
Für Volks- und Schulbibliotheken.
G. H. Lew es, Goethes Leben und Werke. Autorisierte Uebersetzung von
Julius Frese. 18. Aufi. Bd. 1. 2. Stuttgart, Carl Krabbe. (XXXIJ^ 288;
XII, 380 S.) 5M., geb. 6M
Das bekannte Buch des Engländers Lewis Über den deutschen Dichter-
fürsten hat sich längst bei uns Bürgerrecht erworben.
Emest Seilliere, Peter Rosegger und die steirische Volksseele. Autorisierte
Uebersetzung von J. B. Semmig. Leipzig, L. Staackmann, 1 903. (144 S.) 2.50 M.
Mit Geschick und Verständnis geschrieben; ursprünglich in der Kevue
des deux Mondes veröffentlicht.
Ernst Schultze, Wie wir unsere grolsen Dichter ehren sollten. Ein Wort
über Dichter -Denkmäler und anderes. Leipzig, L. Staackmann, 1902.
(32 S.) 0,50 M.
Nicht durch Denkmäler ans Stein und Erz wollen unsere Dichter geehrt
sein, sondern dadurch, dals ihre Werke gelesen werden. Die deutsche
Dichter-GedächtniB-Stiftung sucht diesem vom Verfasser vertretenen Stand-
punkte gerecht zu werden.
Alt -klassischer Dichterhain. Eine Auswahl der bekanntesten Stellen aus
griechischen und lateinischen Dichtem für realistisch gebildete Leser. Im
Zusammenhange dargestellt von August Vogel. Bd. 1: Griechische Dichter,
Bd. 2: Lateinische Dichter. 2. Auflage. Langensalza, F. G. L. Grelsler, 1903.
(VI, 275 u. IV, 180 S.)
Bringt Dichtungen Homers und der griechischen Tragiker; Vergils,
Ovids und des Horaz in besten deutschen Uebersetzungen.
Helene Otto, Odyssee. In der Sprache der Zehnjährigen erzählt. Mit 10
Vollbildern von Friedrich Preller und einer Vorrede an Eltern, Lehrer und
Erzieher von Berthold Otto. 1.— 3. Tausend. Leipzig, K. G. Th. Scheffer,
1903. (V, 102 S.) 2,25 M.
Wir haben schon früher (Jg. 2, S. 162) auf die Zeitschrift der „Haus-
lehrer*' hingewiesen, die sich inzwischen als eigenartiges pädagogisches
Unternehmen fest eingebürgert hat Obige hübsch ausgestattete Schrift,
s. Z. im „Hauslehrer** erschienen , geht ads Buch für unsere Kleinen in
die Welt.
Reformatoren, Die, und ihre Zeit in ausgewählten SchUderun^en deutscher
Dichter. Herausgegeben von Rudolf Eckart. Leipzig, Christoph Steffen,
1903. (VIII, 274 S.) 8,50 M.
Gut gewählte poetische Augenblieksbilder aus dem Leben und Wirken
einiger Vorrefonnatoren, Luthers und Melanchthons, Ulrichs von Uatten,
S16 Bttohenohau.
Friedrichs des Weisen , Karls V. und einiger Schweizer Glaabensstreiter.
Ein Anhang bietet kurze Lebensskizzen der vertretenen Dichter.
Loewenberg. J., Vom goldnen Ueberflnis. Eine Aoswahl ans neuem
deutschen Dichtem für Schule und Haus. 6. bis 10. Tausend. Leipzig, R.
VoigtlSnder. (272 S.) 1,60 M.
Im Auftrag und unter Mitwirkung der Litterarischen Kommission der
Hamburger Lehrervereinigung zur Pflege der künstlerischen Bildung
herausgegeben und in erster Linie der reiferen Jugend gewidmet Be-
sonders ochulbibliotheken empfohlen. Das Buch wandelt nicht im aus-
getretenen Qeleise der gangbaren Lesebücher.
Chr. Roese, Unterrichtsbriefe ftlr das Selbst- Studium der Lateinischen Sprache.
L Kursus. Leipzig, E. Haberland. Preis k Brief 0,50 M.
Zum Selbstunterricht fUr Erwachsene bestimmt und ähnlich den be-
' kannten englischen bez. französischen Unterrichtsbriefen, die in städtischen
Bücherhallen wohl vielfach schon vertreten sind.
Ernst Moritz Arndts Werke. Erste einheitliche Ausgabe seiner Hauptschriften.
Leipzig, Neue musikalisch -literarische Verlags -Gesellschaft, 1902. Pro Bd
3 M., geb. 4 M.
Vor uns liegt der siebente Band dieser Gesamtausgabe von Arndts
Werken in zwei selbständigen Teilen, enthaltend die Märchen und Ju^d-
erinnerungen. Die Bände sind einzeln käuflich, daher sollten uunder
bemittelte Bibliotheken wenigstens das Beste aus der Sammlung an-
schaffen.
Naumann-Buch. Eine Auswahl klassischer Stücke aus Friedrich Naumanns
Schriften herausgegeben von Heinrich Meyer-Benfey. Göttingen,
Yandenhoeck und Ruprecht, 1903. (VIII, 185 S.) 1,75 M., geb. 2,50 M.
Sorgfältige Auswahl meist kleiner in sich geschlossener Aufsitze und
Skizzen.
Bibliothek der Gesundheitspflege. Stuttgart, Ernst Heinrich Moritz.
Bd. 4. Otto von Sicherer, Hygiene des Auges im gesunden und kranken
Zustande. 1,50 M.
Bd. 15. Joseph Trump p, Gesundheitspflege im Kindesalter. Teil 1.2. IM.
Bd. 18. Hermann Ried er, Körperpflege durch Wasseranwendung. 2M.
Bereits oben S. 83 ist auf aas uuSangreiche Unternehmen der Stutt-
rter Verlagsbuchhandlung von Ernst Heinrich Moritz hingewiesen worden,
einer „Bibliothek ^er Volksbildung*' die Gebiete der Gesundheitslehre,
der Rechts- und Staatskunde, sowie der Naturkunde und Technik von
tüchtigen Kriiften bearbeiten zu lassen. Die hübsch ausgestatteten Bändchen
verdienen Aufnahme in unsem volkstümlichen Bibliotheken, auch die als
4. Serie des Unternehmens erscheinende Illustrierte deutsche Handwerker-
bibliothek.
Jahrbuch der Naturwissenschaften. 1902—1908. 18. Jahrgang. Unter Mit-
wirkung von Fachmännern herausgegeben von Max Wild ermann. Frei-
burg i.B., Herder, 1903. (XIII, 508 S.} 6 M., geb. 7 M.
Das Jahrbuch hat sich die Aufgaoe gestellt, der gebUdeten Laienwelt
ein Führer durch das weite Gebiet naturwissensebamich- geographischer
Forschungen und Entdeckungen sowie ihrer Anwendungen in der Praxis
zu sein. Das Buch ist dieser Aufgabe bisher gerecht geworden. Für
städtische Büchersammlungen.
G. Fröhlich, Gustav Dinter. Langensalza, F. G. L. Grefsler, 1902. (VIU,
586 S.) 9M.
Die Schulbuchhandlung von F. G. L. Grelsler in Langensalza giebt seit
längerer Zeit die „Klassiker der Pädagogik* heraus, eine Sammlung, deren
21. Band die obige Bio^phie Gustav Dinters, eines Reformators der
deutschen Volksschule, bildet. Die Mehrzahl der Biographien eignen sich
zur Einstellung in unsere Bildungsbibliotheken, wir eriimem u. a. nur an
den 2. Band der Sammlung Luther als Pädagog von Ernst Wagner.
(1,80 M.)
Bttohenohan. S17
6. Riehm, Schöpftiog und Entstehung der Welt DarwinimnuB und Christen-
tum. Zwei Vorträge. 9. und 10. lausend. Göttingen, Vandenhoeck und
Bnprecht, 1908. 0,40 M.
Diese beiden flir weitere Kreise bestimmten Vorträge gehören zu der
von Friedrich Naumann herausgegebenen Arbeiter-Bibliothek, die in dem-
selben Verlage erscheint.
Friedrich Delitzsch, Babel und Bibel. Ein Vortrag. Leipzig, J. C. Hinrichs,
1903. (78 S.) 2 M., kart. 2,50 M.
Gebildete Leser unserer städtischen Bücherhallen haben wohl begründeten
Anspruch darauf, den vielbesprochenen Vortrag des bekannten Assyrio-
logen der Berliner Universität in der Bibliothek vorzufinden.
Fr. Ho mm el, Die altorientalischen Denkmäler und das alte Testament. Eine
ErwideniDg auf Prof. Fr. Delitzsch's „Babel und BibeP. Berlin, Verlag der
Deutschen Orient-Mission. (38 S.) 1 M.
Bibliotheken, welche Delitzschs Babel und Bibel erworben haben, werden
gut thun als Gegenstück u. a. diesen in Eisenach gehaltenen Vortrag des
Professors Bommel daneben zu stellen, von dem inzwischen eine 2. er-
weiterte Auflage (1,50 M.) erschienen ist. — r —
Dr. G. Carring, Das Gewissen im Lichte der Geschichte sozialistischer
und christlicher Weltanschauung. Leipzig, Lipinskis Verlag, 125 S. 2 M.
Carring, der uns aus verschiedenen rein wissenschaftlichen Arbeiten als
Schüler Wundts bekuint ist, geht mit wisse'nschaftlicher Ruhe, Sachlichkeit
und Grilodlichkeit dem Gewissensprobleme, wie es sich in der Geschichte
bei Dichtem und Denkern gestaltet hat, sowie in seinen Beziehungen zum
Sozialismus und zum Christentum, nacji, versteht dabei aber lebendig, fesselnd
und interessant zu schreiben. Dem Grundsatze, den er dem Buche voranstellt,
verständlich „flir denkende Arbeiter zu schreiben", ist er durchweg treu ge-
blieben. Er bat eine hervorragende Gabe, schwierige Dinge klar und ver-
ständlich auszudrücken. Das Buch sollte wirklich in keiner besseren Bücher-
halle fehlen. Pfannkuche.
Kräutersegen. Die Bedeirtung unserer vorzüglichsten heimischen
Heilkräuter in Sitte, Sage, Geschichte und Volksglauben; ihr wirtschaftlicher
und industrieller Nutzen und ihre praktische Verwendung als Hausmittel.
Für die Jugend, das Volk und deren Freunde zur Belebung einer
religiös-sinnigen Naturanschanung gesammelt und herausgegeben von E. M.
Zimmerer. Mit 56 Pflanzentafeln in Chromodruck nach Aquarellen von M.
V. Tautphöus. Zweite durchgesehene und verbesserte Auflage. Donauwörth,
Druck und Verlag der Buchhandlung Ludwig Auer. 1902. 463 S. gr. 8^
Preis geb. 8 M.
Ein vortreftliches Buch, welches der vom Verfasser als grenzenloses
Unglück beklagten Naturentfremdung unseres Volkes entgegenarbeiten soll
und diesen Zweck zu erfüllen durchaus geeignet ist. La lebendiger, bilder-
reicher, leicht faislicher Darstellung weifs der Verfasser das Interesse für die
Pflanzenwelt zu wecken und zu eigenen Beobachtungen in Garten, Wald und
Flur anzuregen. Die zahlreichen Abbildungen sind als wohlgelungen zu be-
zeichnen, da sie durch sichere Zeichnung der charakteristischen Merkmale in
Form und Farbe eine deutliche Vorstellung der besprochenen Pflanzen geben.
Das Werk kann warm empfohlen werden. — k —
Hundert Meister der Gegenwart in farbiger Wiedergabe.
Lieferung 7—11. Leipzig, E.A.Seemann, 1903. Jedes Heft (enthaltend 5
Bilder) 2 M.
Es ist ein verdienstvolles Unternehmen, gute Bilder noch lebender
Maler in billigen Nachbildungen dem grolsen Publikum zugänglich zu machen.
Auch die Volksbibliotheken können daraus Nutzen ziehen, nicht nur indem
sie einzelne Hefte der „Hundert Meister der Gegenwart*' verleihen, sondern
218 BOehendiiiL
tneb iDdem sie eineD Wechselnhmen (am besten tiu nnz weiä pessi^e&es
Holz; sich -' -' — ' ^-- '-— - ^ '^" "--^"^-•— - ^~•-
5 M.; kAat\
Sammlang in der Bnchau5gabe aosbÜngTQ-
BeDurzangsordsiiDgeD ui^ebnoa: sein, sondern aach Din^e. •11'^ >i-:si A::^
des Waneoden einen schv-aen Kindmck bieten. — Natürlich wird *:ci- J'^-3*
Bild nach Jedermanns Gestchmack sein: aber Thijmas .Kinderrei£^n~. der ii
Maeterlinck. Maurice : Das Leben der Bienen. Ant.>ris. Aos^abe i=s
Deutsche tibertragen von Friedr. v. Oppeb - Bronikowski. Leip-«!?. £-:^2
Diederichs, 1'.* -S. 25*» Seiten. Pr»ris 4.5u M.. gebunden 5.> » M-
Dieses Bach des bekannten belpschen Dichters, der schon sei: Tiiir-
zehnten eifriger Bienenzüchter ist. mais als das bedeatemiste p^jpallkrK'is^i-
schaftliche des letzten Jahres bezeichnet werden. Mit groJ^er .Saohirszizis
und mit gro&er Klarheit geschrieben, zeichnet es sich ^orch e':-enso gr.'JH:
Unparteilicokeit cnd durch einen selten weiten und um^&ssenden Blick a:^.
Denn M. schildert uns nicht nur das Leben trines Bienenstockes mi' seLirz
gegenüber der wunderbaren geistigen T'rganisation der bienen Ln gr
Zahl erheben, mit Eifer zu Leibe. Die meisten Naturforscher waren ja VisizZ
der Ansicht, dai's alle Uandluniren der Bienen, auch die scheinbar Ib-rhe^ex
nur
diese
Zeit
legung zu und bringt dafür schlagende Beweise. — Wie gesagt, eines der besiea
Bücher, die je geschrieoen wurden. Für städtische und ländliche %'•.>!£«:■ :>!:.>
theken gieicn notwendig. ^.
VeLse. Dr. Ed.. Illustrierte Geschichte des preof&ischeii Hofes,
des Adels und der IKplomatie. vom Grofsen Enrf^lrsten bis znm T:«ie
Kaiser Wilhelms L Stuttcrart. Franckhsche Verlagsbnchhajidlun^.
(30 Liefer. ä 50 Pf., oder 2^Bde. (49i5. 4-48 S.). 15 M- geb. 18.5':- M.
Die Darstellung der Geschichte der Hufe besitzt für die politische Gr-
schichte. wie insoesondere aueh für die Rulturgeschiehte einer Zeit einea
groisen Wert, nur muü sie die Tendenz verfolgen, nichts zu verschweigen
und nichu zu deuteln. Denn einerseits bringt sie Licht in das of: dunkle
und undurchdriQ fliehe Getriebe der politischen Geschichte, anderseits biete;
sie aurch die D:irs:eL:ung des Üoflebens, der Zeremunieils . der Feste.
Trachten etc. wertvolle Beiträge zur Kultur- und Sittengeschichte. Der Gt-
schichts^chreioer Vohse nun hat sich bestrebt, das Hot leben in seinen
wichtigen Bezieh uc gen zur politischen Geschichte möglichst vielseitig blois-
zulegen auf Grund von QueÜ-^nscrriften. Memuiren- und Briefwerken .ind
gleichzeitigen Bericht in Ernst und Karrikatur. Der erste Band ist bestjuders
interessant, indem darin die ^ofse und eigenartige Persün ichkei: Frie^incl:
des Groisen — seine Jugend^eschichte. seine intimen Beziehungen zj ver-
schiedenen bedeutsamen Persönüchkeiten seiner Zeit, die öttercn diplociA-
matiscben und politiscLen ßeeindussungen durch diese Sympathien und das
•onderlingsanige Altersleben ditrses grofsen Helden und Menschen — dar-
gestellt wird. Der zweite Bjind bietet leiirreiche Einsichten, indeui er die
tieferen Grtinde aufdeckt, die zu dem Zusammenbruche auf den Schl.u:h:-
feldem bei Jena und Auen^tlidt tllhrten. Sc':^r interessant sind dann besonders
die Kapitel, welche die traurige Niederlande des Hofes in dem 4Ser Jihre zz:
Darsteflung bringen und jene, die von den Hofintriguen gegen Bi5u.ar^:£
berichten. Ueberhaupt bietet besonders dieser Band viel Ueberraschendes.
BttöhenehAiL S19
Volks-Statistik. I. Leben and Sterben im Dentschen Reiche.
8 Tafeln und Text II. Was das Deutsche Reich einnimmt und braucht.
6 Tafein und Text. III. Flügelrad and Dampfschranbe im Deutschen Reiche.
9 Tafeln and Text. IV. Ealtargeographischer Atlas des Deutschen Reiches.
10 Tafeln und Text. V. Des deutschen Bodens und des deutschen Volkes
Arbeit. 9 Tafehi und Text. Leipzig und Wien, G. Freytag und Bemdt
(1903) quer-kl. 4^. Je 50 Pf.
Statistische Verhältnisse prägen sich am leichtesten ein, wenn sie durch
Bild oder Karte veransohaulicht werden; ein sehr gelungener Versuch in
dieser Richtung war s. Z. L. H ick mann s Geographisch-Statistischer Taschen-
Atlas des Deutschen Reiches. Die Tafeln desselben liegen nunmehr unter
obigem neuen Titel, in fUnf einzeln käufliche Hefte geteilt, wieder vor, und
zwar sind überall, wo es sich um Zahlen handelt, die jährlich sich ändern,
bei dieser neuen Ausgabe die neueren Zahlen (mehrfach bis 19U2 reichend)
farbig auf die Tafeln aufgedruckt. Der Text ist neu bearbeitet. Bei seiner
Reichhaltigkeit und Billigkeit ist das kleine Werk jeder, auch der kleinsten
Volksbibliothek zur Anscnaffung zu empfehlen. C. N.
C. Schöne Litteratur.
a) Sammlungen.
Bachems Jagend-Erzählangen. Jedes Bdchn. kl. 8 mit
4 Vollbüdern in inehrfarb. Orig.-Einb. Je 1,20 M., Köln a. Rhn.,
J. G. Bachern.
Die vorliegenden Bände 17—20 (113— 170 S.) von Christine Doorman,
Marianne Maidorf und Th. Messerer enthalten durchaus sittenreine Erzählungen
in vorzüglicher Ausstattung ftir das Alter von 10— U Jahren. Dichterische
Qualität besitzen sie nicht; am höchsten stehen noch die beiden Bände (19 u. 20)
von Tb. Messerer, die in ihren bayerischen Dorfgeschichten schon früher mit
einigem Glück die Pfade Hermann Schmids betreten hat Bb.
Cotta'sche Handbibliothek (s. oben S. 35). Stuttgart and
Berlin, J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger. Die empfehlens-
werte Sammlung bietet in erster Reihe Hauptwerke der deutschen und
ausländischen schönen Litteratur in gut ausgestatteten und dabei
billigen Einzelausgaben. Jede Nummer ist einzeln verkäuflich. Uns
liegen vor:
Nr. 48. Moritz Hartmann. Der Krieg um den Wald. Eine Historie
in 12 Kapiteln. 50 Pf. — Nr. 49. Wilhelm Hauff, Märchen. 80 Pf. — Nr. 52.
Gottfried Keller, Die drei gerechten Kammacher. Erzählung. 30 Pf. —
Nr. 53. Heinrich von Kleist, Michael Kohlhaas. Erzählung. 25 Pf. — Nr. 62.
Heinrich Seidel, Weihnachtsgeschichten. 60 Pf. — r —
Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek. Eine Auswahl
der besten modernen Romane aller Völker (s. Jg. 2, S. 133; 3, S. 140).
Stuttgart, J. Engelhorn. Preis k Bd. 50 Pf., in Leinwand 75 Pf.
Wir weisen wiederholt auf diese Sammlung, von der alle 14 Tage ein
Band erscheint, empfehlend hin. Vor uns liegen vom IS. Jg. die Bände 17
und 18: F. v. Zobeltitz, Die papierene Madit Bd. 1. 2 und vom 19. Jg.
Bd. 20 B. Lie, Nordwärts. — r —
Trewendt's Jugendbibliothek. Breslau, Eduard Trewendt
ä Bd. 60 Pf., geb. 90 Pf.
Neue Folge. Bd. 57. Sophie Mich au t, Gott lenkt. — Bd. 58. Alfred
Frey tag, Der Dorischäfer von Panten. — r —
SSO Bttohenohan.
Max Hesse's Volksbflcherei. Leipzig, Max Hessens Verlag.
(Preis 30 Pf. pro Nr.) Diese neu begründete Sammlung will in
der Hauptsache Meisterwerke der schönen Litteratnr aller Völker
bringen, wobei aber der Aaswahl wirklich guter Unterhaltungsschriften
älterer und neuerer Zeit ganz besondere Sorgfalt gewidmet sein soll.
Druck und Ausstattung sind recht gut; die Werke zum Teil auch ge-
bunden (Leinen) zu beziehen. Vor uns liegen bis jetzt:
Nr. 1. F. Grillparzer, Die Ahnfrau. — Nr. 2. F. Grillparzer,
Sappho. — Nr.3-4. W. Jensen, Der Ta^ von Stralsund. — Nr.5. A.Stifter.
Prokopus. Die drei Schmiede ihres Schicksals. — Nr. 6—7. F. Gerstäcker,
Verhängnisse. Die Flucht über die Kordilleren. Die Backwoodsmen Nord-
amerikas. Drei Erzählungen. — Nr. 8. 9. F. Grillparzer, Das goldene VlieCs.
Dramatisches Gedicht in drei Abteilungen. — Nr. 10. F. Grillparzer, König
Ottokars Glück und Ende. Trauerspiel. — Nr. 11. F. Grillparzer, Ein treuer
Diener seines Herrn. Trauerspiel. — Nr. 12. F. Gerstäcker, Das sonderbare
Duell. Ein berühmter Name. Zwei hnmuristische Erzählungen. — Nr. 13 — 14.
O.Ludwig, Zwischen Himmel und Erde. — Nr. 15—17. A.Stifter, Bunte
Steine. — Nr. IS. F. Grillparzer, Des Meeres und der Liebe Wellen. Trauer-
spiel. — Nr. 19. F. Grillparzer, Der Traum, ein Leben. Dramatisches
Märchen. — Nr. 20. F. Grillparzer, Weh dem, der lügt. Lustspiel. — Nr. 21.
F. Grillparzer, Ein Bruderzwist in Habsburg. Trauerspiel. — Nr. 22. F.
Grillparzer, Die Jüdin von Toledo. Historisches Trauerspiel. — Nr. 23— 25.
Homers llias. Uebersetzt von J. H. Voss. Abdruck der ersten Ausgabe. —
Nr. 26— 28. Homers Odyssee. Uebersetzt von J. H. Voss. Abdruck der
ersten Ausgabe. — Nr. 29. A. Stifter, Der Waldbrunnen. Nachkommen-
schaften. Zwei Erzählungen. — Nr. 30. F. Grillparzer, Libnssa. Traner-
roiel. — Nr. 31. 32. A. Stifter, Der Waldgänger. Der fromme Spruch. Der
Knfs von Sentze. — Nr. 33. F. Grillparzer, Esther. Hannibal. Drahomira.
Psyche. Spartakus. Dramatische Fragmente. — Nr. 34. F. Grillparzer, Der
arme Spielmann. Das Kloster bei Sendomir. Ein Erlebniss. — Nr. 35. 36.
F. Gerstäcker, Irrfahrten. Der tote Zimmermann. So du mir, so ich dir. —
Nr. 37. 38. Ch. M. Wieland, Oberen. — Nr. 39. W. von Goethe, Hermann
und Dorothea. Mit Einleitung und Anm. von E. Wass erzieh er. — Nr. 40.
E. T. A. Hoffmann, Klein Zaches. Ein Märchen. — Nr. 41—43. W. Hauff,
Lichtenstein. Romantische Sage. — Nr. 44— 48. F. Grillparzers sämtliche
Gedichte und Epigramme in zwei Bänden. Hrsg. von M. Necker. — Nr. 49.
50. F.Grillparzer, Selbstbiographie. Erinnerungen an Beethoven. — r —
b) EinBolsohriften.
Alexis, Willibald (W. Häring), Historische Romane. Mit einer
Einleitung: Willibald Alexis, sein Leben und seine Werke von A.
von Auerswald. Berlin, A. Weichert. 8. k Bd. 60 Pf.
Diese neue billige Gesamtausgabe der Werke des deutschen Walter
Scott, wie man Willibsdd Alexis genannt hat, erscheint in zwanfcloser Folge.
Vor uns liegen Der falsche Waldemar und Der Roland von Berlin in je drei
Bänden. Die weiteren Bände werden Die Hosen des Herrn von Bredow, den
Werwolf, Dorothee, Cabanis, Ruhe ist die erste Bürgerpflicht und Isegrimm
bringen. — r —
Brentano u. Tieck, Romantische Märchen. 1. Reihe. In Aus-
wahl und mit Einleitungen von Bruno Wille. Leipzig, Eugen Diederichs,
1902. (343 S.) 4,50 M., geb. 6 M.
Das fein ausgestattete Buch enthält Tiecks Elfen und von Brentano
Gockel, Hinkel und Gackeleia, Schulmeister Klopfistock, das Märchen von
Komanditchen. — r— •
BflohenohAiL 221
Fontane, Theodor, Meine Einderjahre. Autobiographischer Roman.
4. Auflage. Berlin W., F. Fontane & Co., 1903. (VI, 321 S. 8.). 4M.
Diese AufzeichnoDeen des liebenswürdigen märkischen Dichters geben
uns in bewanderaugswürdiger Kleinmalerei das Bild einer kleinen Ostseestadt
ans dem ersten Drittel des verflossenen Jahrhunderts und die Schilderung
einer noch ganz von Refugi^- Traditionen erfüllten Französischen -Kolonie-
Familie, deren Träger und Repräsentanten Fontanes Eltern sind. — r —
Frenssen, Gustav, Die drei Getreuen. Sechsunddreifsigstes
Tausend. Berlin, G. Grote, 1903. (490 S. 8.).
Die neue Auflage dieses in der Groteschen Sammlung von Werken
zeitgenössischer Schriftsteller erschienenen Buches bietet uns willkommene
Gelegenheit an dieser Stelle von neuem (vgl. Jg. 2, S. 102, Jg. S, S. 141) auf
Frenssen hinzuweisen. „Wie sagt Otto Si edel (Gustav Frenssen, der Dichter
des „Jörn Uhl" als Kultnrschriftsteller, Leipzig 1908) doch so treflfend, „Worte,
die alle Sorge verscheuchen, finden wir in dem Roman: „Die drei Getreuen**.
£s ist ein Armeleutebuch, in welchem Frenssen Hir iedes bekümmerte Menschen-
kind, gleichviel ob es im Salon oder in armseliger Hütte weilt, tröstende,
aufrichtende Worte findet.** — r—
Grabbe, Christian Dietrich, Sämtliche Werke. In vier Bänden
herausgegeben mit textkritischen Anhängen und der Biographie des
Dichters von Eduard Grisebach. Bd. 3. 4. Berlin, B. Behr's Verlag.
1903. (431 u. 526 S. 8.). k Bd. 3 M., im Einzelpreis 4 M., geb. 5M.
Mit den vorliegenden beiden Bänden ist die stattliche Ausgabe, auf
die wir S. 87 bereits empfehlend hinweisen konnten, zum Abschla» gelangt.
— r —
Strophen Christian Günther' s. Ausgewählt, eingeleitet und
herausgegeben von Wilhelm von Scholz. Leipzig, Eugen Diederichs,
1902. (XXVIII, 182 S.) 4,50 M., geb. 6 M.
Gröfsere städtische Volksbibliotheken werden sich wohl die Gelegen-
heit, anch das unglückliche Dichtergenie Günthers in einem hochmodern aus-
gestatteten, zierlidien Bande innerhalb der poetischen Litteratur vertreten zu
sehen nicht entgehen lassen, wennschon Giinthers Erotik — die Auswahl ist
nämlich lediglich von künstlerischem Standpunkte ans erfolgt — in diesem
Buche die Stelle erhalten hat, die sie in seinem Leben einnahm. — r —
Heyne, Moritz. Fünf deutsche mittelalterliche Erzählungen in
neuen Versen. Mit Bildern von Otto Meves. Berlin, Meyer & Wunder.
1902. (XVm, 74 S.) 1,80 M., geb. 2,50 M.
Die ganz den Geist des Mittelalters wiederspiegelnden kraftvollen,
kernigen Verse werden auch in unsem Volksbibliotheken ihre Leser finden;
das äuDsere Gewand des Büchleins ist ein gefälliges. — r —
Heyse, Paul, Romane und Novellen. Wohlfeile Ausgabe. Stutt-
gart, J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger. In Lieferungen ä 40 Pf.
Von dieser bereits früher empfohlenen Gesamtausgabe liegen 33 Liefe-
rungen vor. Mit der 48. Lieferung werden die Romane abgeschlossen sein
und in einer zweiten auf 60 Lieferangen berechneten Serie die Novellen des
Meisters gesammelt werden. — r —
Euoni, J., Sagen des Kantons St. Gallen. Mit 16 Illustrationen.
St. GaUen, Wiser & Frey, 1903. (XX, 305 S. 8.). 3,20 M., geb. 4 M.
Sagenbücher sind die besten Volksbücher, sie beleben die Phantasie
und heben den Sinn für echte Poesie. Die vorliegende reizend ausgestattete
Sammlung von Schweizer Sagen sei daher aileneits empfohlen. — r~
922 BttehmcJiftiL
Licnhard, Fritz, Wasgau- Fahrten. Ein Zeitbach. 3. Auflage.
Leipzig und Berlin, Georg Heinrich Meyer, 1902. (190 S. 8.). 2 M^
geb. 3 M.
Der verdiente Beifall, den Fritz Lienhards. des elsässischen Dichten,
Wasgaa- Fahrten gefunden haben ist ein sprechendes Zeichen dafür, daCs, wie
der Verfasser selbst mit Genngtaung hervorheben darf, das Verständnis ftir
künstlerische Besonnenheit, für tiefere Gemütswärme, für landschaftliche Freude
anfängt eine stille Macht zu werden. — r—
Deutsche Sagen. Herausgegeben von den Brüdern Grimm.
Auswahl 1. bis 5. Tausend. Hamburg, Alfred Janssen, 1902. (241 S.) IM.
Das hübsch ausgestattete Buch gehört zur Hamburgischen Hausbibüo-
thok, herausgegeben im Auftrage der Gesellschaft Hambnrgischer Kunst-
freunde, der Patriotischen Gesellschaft und der Lehrervereinigung für die
Pflege der künstlerischen Bildung. Die von den Brüdern Grimm gesammelten
deutschen Sagen haben, wie im Vorwort mit Recht hervorgehoben wird, im
Gegensatz zu den Märchen leider nur eine geringe Verbreitung gefunden.
Und doch darf der Schatz von Volkspoesie und Volkshumor, der in den
Sagen enthalten ist, dem deutschen Volke nicht fremd werden. Es ist daher
ein verdienstliches Werk der genannten Vereine, dafs sie infolge des niedrigen
Preises eine Verbreitung der Sammlung in den weitesten Kreisen ermöglicht
haben. Die Fülle des Stoffes ist hier gesichtet und die Auswidil je nach dem
dichterischen Wert der einzelnen Sagen vorgenommen. — r —
Schwartz, Wilhelm, Sagen nnd alte Geschichten der Mark
Brandenburg. 4. Auflage. Stuttgart und Berlin, J. G. Cotta, 1903.
(XII, 219 S. 8.). 2 M., geb. 3 M.
Die vorliegenden märkischen Sagen wurden von dem vor einiger 2^it
verstorbenen Berliner Gymnasialdirektor Dr. Schwartz 1871 zuerst heraus-
gegeben. Die 4. Auflage ist ein unveränderter Abdruck der dritten. — r—
Freiherr von Schlicht, Der höfliche Meldereiter. Militärische
Humoresken und Satiren. Dresden nnd Leipzig, Carl Reifsner, 1903.
(251 S.) 3 M., geb. 4 M.
Die Söhlichtschen Sachen, die in diesen Blättern wiederholt empfohlen
werden konnten, verlieren sich teilweise immer mehr aus dem Gebiete des
Humors und der Satire in das der Karrikatur, so namentlich gleich die erste
Erzählung, nach der die obige Sammlung benannt ist — r —
Seidel, Heinrich, Phantasiestücke. Stuttgart n. Berlin, J. G. Cotta,
1903. (374 S.) 4M.— Von Perlin nach Berlin. Von Berlin nach
Perlin und Anderes. Aus meinem Leben. Stuttgart n. BerUn , J. G.
Cotta, 1903. (334 S.) 4M.
Dafs Heinrich Seidel in jede bessere Volksbibliothek gehört, braucht
nicht mehr wiederholt zu werden. Die Cotta'sche Buchhandlung giebt seine
Schriften in einer prächtigen Gesamt -Ausgabe heraus, deren Bände einzeln
käuflich sind. — r —
Spielhagen, Friedrich. Romane. Nene Folge. Leipiig, L
Staackmann. Vollständig in 50 Lieferungen, k 35 Pf.
Das Unternehmen einer biUigen Gesamtausgabe der Romane Spielhagens
schreitet rüstig vorwärts. Z. Z. liegen 22 Lieferungen vor. — r —
Spyri, Johanna, In Leuchtensee. — Wie es mit der Goldhalde
gegangen ist. Zwei Erzählungen. 2. Aufl. Mit vier Bildern. Gotha,
Friedr. Andr. Perthes. (199 S. 8.). Geb. 3 M.
Johanna Spyri mag eine gute Jugendschriftstellerin sein; aber Er-
wachsene fesselt sie in diesen frommen nVolksenählungen*' nioht recht Nickt
BüohenchjUL 228
nur, da(s die Geschichten auf einen lehrhaften, um nicht zn sagen morali-
sierenden Ton gestimmt sind, sondern aach die meist sehr einfache Fabel ist
so dürftig and darchsichtig , dals man schon aus den ersten Seiten den Aus-
gang der Geschichte mit Sicherheit folgern kann. Bb.
Strindberg, Angnst, Schwedische Schicksale und Abenteuer.
L B. Leipzig, Herm. Seemann Nachf., 1903. (358 S.). 4 M.
Der schwedische Dichter Strindberg ist eine Natur, die schwer mit
ihren Leidenschaften gerungen hat und diesem Ringen auch in vielen seiner
Werke Ausdruck verschaffte. Hier in diesen kulturgeschichtlichen Novellen
tritt uns Strindberg mehr als Schilderer der Vergangenheit seines Volkes
entgegen und als Dichter, den die Probleme jener Zeit, geschaut aus unserer
Zeit reizen. Die Auswahl der Stoffe zeigt nicht nur seine individuale Vor-
liebe, sondern auch den Einflufs der Geistesrichtungen und Strebungen des
19. Jahrhunderts. Der erste Band der kulturgeschichtlichen Erzählungen
Strindbergs bietet Schilderungen aus dem schwedischen Volksleben des
Mittelalters und des 16. Jahrhunderts. Brandes spricht über diese Erzeugnisse
des Dichters folgendes Urteil: «Einzelne dieser Novellen sind wohl das
künstlerisch Vollendetste, was Strindberg je geschaffen." Uns sind diese
Schilderungen als Darstellungen germanischen Volkslebens vergangener Tage,
und als Parallelen zur Entwicklung unseres Volkstums interessant. Für
Stadtbüchereien. J. Stibitz.
Sylva, Carmen und Eremnitz, Mite, Feldpost. 4. Aufl. Bonn,
E. Straufs, 1900. (432 S.). 6 M.
Dieser Roman der königlichen Dichterin und ihrer Mitarbeiterin
schildert die Schicksale einer iungen Ehe, die kurz nach der Hochzeit ge-
trennt wird, indem der Mann als Arzt an dem Kriege (1870) teilnimmt. Wie
die jungen Ehegatten auseinanderkommen und gereifter wieder zusammen-
geführt werden im Dienste der Verwundeten, wird in angenehmer Weise in
Briefform durchgeführt Nur für Stadtbüchereien. ibi.
Thoresen, Magdalene, Die Sonne des Siljethals. — Pilt 01a.
Zwei Erzählungen. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow, 1902. (441 8. 8.).
Geb. 6 M.
Die kürzlich in Kopenhagen verstorbene Verfasserin versteht Stimmungen
zu malen und innere Erlebnisse zu offenbaren; aber die Weitschweifigkeit der
Darstellung wirkt trotz aller romantischen Verwicklungen oft geradezu er-
müdend. Die bäuerlichen Gestalten aus der norwegischen Gebirgswelt, die
bibelgläubigen Fanatiker und die scheinheiligen Schleicher sind ohne Zweifel
nach Modellen gezeichnet; doch operieren sie durchweg mit Gefühlen, die
man bei Leuten ihres Schlages kaum suchen dürfte. Die Uebersetzung ist
sehr gewandt. Zu empfehlen für reife Leser. Bb.
Verne, Jules, Werke. Berlin, A. Weichert 8. k Bd. 50 Pf.
In demselben Verlage, der die historischen Romane von Willibald Alexis
herausgiebt, erscheint die vollständige deutsche Ausgabe der Werke des be-
kannten französischen Romanschreibers Jules Verne mit Einleitungen und Er-
läuterungen von Paul und Walter Heichen. Vor uns liegen die ersten 5 Bände.
Die Reise um die Erde in 80 Tagen, Von der Erde zum Mond, Reise um
den Mond, Reise nach dem Mittelpunkt der Erde, Fünf Wochen im Ballon.
— r —
An die Herren Mitarbeiter.
Da die neneste Rechtschreibung vom Jahrgange 1904 ab anch
in den Bl&ttem für Volksbibliotheken nnd Lesehallen znr Anwendung
224 Zar gefl. Beachtung.
kommen wird, so bitten wir, in den uns zugehenden ICanuBkripteii flick
ebenfalls dieser bedienen zu wollen. Die Redaktion.
Zur gefl. Beachtung.
Mit vorliegendem Hefte giebt Herr Oberbibliothekar Dr. Graesel
die Herausgabe der , Blätter für Yolksbibliotheken und LesehaUen*
auf. Die Leser und Freunde unserer Zeitschrift werden diesen Eni-
schlufs nicht weniger bedauern als der Verleger, der in erster Linie
in der Lage ist zu beurteilen, welche Ffllle selbstloser Arbeit mit der
Redaktion verbunden war. Hierfür sei auch hier Herrn Dr. Graesel
aufrichtiger Dank ausgesprochen. An seiner Stelle wird vom Jahre
1904 Herr Professor Dr. Liesegang, Direktor der Landesbibliothek
in Wiesbaden, die Redaktion übernehmen; alle auf den neuen Jahrgang
bezüglichen Zuschriften etc. wolle man an seine Adresse Wilhelm-
strafse 20 richten.
In der äufseren Form und dem Charakter der „Blätter" soll zu-
nächst keine Aenderung eintreten; nur werden vom neuen Jahrgang
an die bisherigen Beziehungen zum „Centralblatt für Bibliothekswesen"
als dessen „Beiblatt" sie bisher erschienen, gelöst werden. Die , Blätter"
werden in Zukunft als vollständig selbständige Zeitschrift erscheinen;
ob und in welcher Weise hierdurch Aenderungen herbeigeftlhrt werden,
wird die Zukunft lehren. Jedenfalls bitten Redaktion und Verlag die
bisherigen geehrten Herren Mitarbeiter auch um ihre fernere Mithilfe,
sowie um Aeufseruugen etwaiger besonderer Wünsche und Vorschläge,
die thnnlichst berfleksichtigt werden sollen.
Mit der Lo&lösung vom „Centralblatt" fkllt auch der bisherige
Vorzugspreis für die Abonnenten des letzteren weg; der Preis der
„Blätter^ wird in Zukunft für alle Abnehmer gleichmälsig 4 M. jähr-
lich — ein Preis, der als ein so mäfsiger bezeichnet werden darf, dafs
alle, auch die kleineren Volksbibliotheken und Lesehallen und sonstigen
Freunde der guten Sache, in deren Dienst sich die Zeitschrift stellt,
ihn aufwenden können. In der That darf nicht verschwiegen werden,
dafs die Zeitschrift bisher einen erheblichen jährlichen ZuschuTs seitens
des Verlegers erforderte, der nur mit Hinblick auf die verfolgten idealen
Zwecke gerechtfertigt erscheinen kann. Unter diesen Umständen werden
alle an der Bewegung für Volksbibliotheken Beteiligten gebeten, dorch
Subskriptionen auf die „Blätter für Volksbibliotheken und Lesehallen"
ihrem Interesse Ausdruck zu geben. Der Verleger.
Verlag tou Otto HARMMwiu, L«ipiig. — Drock ron EbrhudK Knai, HftU«.