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Full text of "Bonner Jahrbücher"

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JAHRBÜCHER 



VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN 



RHEINLANDE. 



HEPT XIjIX. 



UT a LmioARArKiKm unu ru i« BatsKHMTm. 



BOKH. 

OEDRDCST Airr KOSTE» I)R5 VBBBDiS. 

«an. im a. Moxn. 

is7a 



J\.5l(. 



^IM- 



Inhaltsverzeichniss. 



I. Geschichte nnd Denkmäler. 

Seile. 

1. Die Fälschung der Nenniger Inschriften. Von Prof. aus'm Weerth 1 

2. Mechanische Copieeu von Inschriften. Von Prof. Hü bn er in Berlin 57 

3. Die römischen Alterthümer von Düffelward. Mit 9 Holzschnitten. 

Von Dr. Albert Fulda 72 

4. Der Brunnen des Folcardus in St. Maximin bei Trier. (Hierzu Taf. II.) 

Von Dr. F. X. Kraus 94 

5. Römische Inschriften aus der Stadt Baden-Baden. Von Karl 
Christ in Heidelberg 103 

6. Römische Legionsstempel aus dem Odenwalde. Von Demselben., 107 

7. Arabische Inschriften auf Elfenbeinbüchsen. (Hierzu Taf. I. und 3 
Holzschnitte.) Von Prof. Grildemeister 115 

8. Eine symbolische Darstellung der Geheimnisse der Trinität und der 
Incarnation. (Hierzu Taf. HI.) Von Dr. F. X. Kraus 128 

II. Litteratnr. 

1. Die Feldzüge des Drusus und Tiber ins in das nordwestliche Germa- 
nien. Von Prof. A. De de rieh, Oberlehrer am Gymnasium zu Emme- 
rich. Von Prof. Fiedler in Wesel 135 

2. Zur christlichen Alterthumskunde in ihrem Verhältniss zur heidni- 
schen. Vorträge und Studien von G. Huyssen, evangelischem Pfar- 
rer. Von Prof. J. Becker in Frankfurt a. M 146 

3. Die epigraphischen Anticaglien in Köln. Von Dr. Joseph Kamp. 

Von demselben 1B6 

in. Miscellen. 

1. Localforschungen auf der rechten Rheinseite. Von Prof. Schnei- 
de r in Düsseldorf 162 

2. Nachtrag zu dem Aufsatz : Ueber die Schriftformen der Nenniger 
Inschriften (Jahrbb. H. 46, 1869 S. 81 ff.). Von Prof. Hühner.. 179 



i 



lY Inhalt. 

Seite, 

3. Münzfand an der holländischen Grenze. Von Archivrath Dr. C. L. 
Qrotefend in Hannover 179 

4. Die Ortsbezeichnung Donk u. s. w. Von Archivrath Eltester in 
Coblenz 180 

5. Notiz, betreffend Sporen römischer Bauten zu Bonn und die Verwen- 
dung von Tuffmaterial bei denselben. Von von No ei 180 

6. Ergänzung zur Abhandlung von A. v. Co hausen »Zur Geschichte 
der Römerstätte bei Niederbiber« in Jahrbb. 47 u. 48. Von Berg- 
hauptmann Prof. No egge rath 181 

7. ZumCor|)U8inscriptionum Rhenanarum. Von Jos. Pohl in Linz a.Rh. 182 

8. Aus einer brieflichen Mittheilung an Berghauptmann Prof. Noegge- 
rath. Von L. Dressel. S. J., in Laach 185 

9. Ucber ein in der Lambertuskirche in Düsseldorf aufgedecktes Fresko- 
gcmälde. Von Archivrath Dr. Harlcss in Düsseldorf 186 

10. Ucber den Hexcnthurm in Walberberg. Von Krcissecretair Wucrst 187 

11. Aus einem alten Lagerbuch der Abtei Tholey. Von Archivrath El te- 
ste r in Coblenz 187 

12. Nachtrag zu Heft 46 zum Aufsatz über Stablo. Von Prof. aus'm 
Weerth 188 

13. Römische Inschriften, von Nettcrsheim im Urftthal, Von Prof. Frön- 
denberg 188 

14. Römische Alterthumsreste in Bonn. Von Demselben 190 

15. Bericht über die 11. Plenarversammlung der historischeu Commis- 

sioa bei der königl. bayer. Akadi^uiie der Wissonscliiiften in München 191 

IV. Chronik des Vereins, 

Vereinsjahr 1869 190 



Druckfehler: S. 189, 15 zu lesen Fries statt Trias. 



L Geschichte und Denkmäler. 



1. Ute ^jUfi^ims itx Htnnxitx Snfi^riftttt* 

Unter den rheinischen Funden aus römischer Zeit hat in den letzten 
Jahren kaum ein anderer so grosse Beachtung beansprucht, als die 
an der obem Mosel, ungefähr 2 Stunden von der französischen Grenze 
und 7 Stunden von Trier gelegene Villa zu Nennig. Die Gross- 
artigkeit ihrer Bauanlagen und ihres Mosaikbodens, sowie der Streit 
über die Echtheit oder Unechtheit der im Herbste 1866 ebendaselbst 
aufgefundenen Inschriften erregten gleichmässig die allgemeine Auf- 
merksamkeit. 

Von der Kgl. Regierung zu Trier mit der Leitung weiterer Aus- 
grabungen betraut, habe ich zu Nennig im verflossenen Jahre vom 
11. Octoberbis 27. November zumeist verweilt und mich durch die An- 
schauung und Untersuchung der Oertlichkeit und Verhältnisse, wie 
durch die Einsichtnahme in die vielfach sich darbietenden Hülfsmittel 
in Stand gesetzt, die bisherigen Funde und Vorfallenheiten von dort 
einer sorgfältigen Prüfung unterziehen zu können. Im Folgenden will 
ich versuchen, diese in rein sachlicher Weise vorzunehmen. 

Die erste Beachtung, welche Nennig von Seiten der Alterthums- 
freunde geschenkt wurde, riefen zwei, nicht weit vom Moselufer neben 
einander errichtete, runde Grabhügel hervor, von denen der eine nun- 
mehr ganz beigepflügt ist, der andere einen Durchmesser von nahe 136' 
erkennen und eine ursprünglich bedeutendere Höhe — die jetzige beträgt 
etwa 30' — vermuthen lässt. Letzterer wurde angeblich 1819 geöffnet 
und daraus sollen ein Schwert nebst einer Glasume, die beide jetzt 
verschollen sind, und einige schwere, behauene Steine entnommen wor- 
den sein. 

1 



2 Die Fälscbnng der Nenniger Inscbrifben. 

Später, im Jahre 1843, schenkte diesen Tumulus sammt einem zu ihm 
führenden Weg sein bisheriger Besitzer, Hr. Winckell zu Schloss 
Berg, der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier, die ihn in 
seiner Peripherie, so weit als erforderlich, untersuchen und aufdecken 
liess, um die nach Aussen kreisrunde, nach Innen aus kleinern vor- 
springenden Halbkreisen bestehende üntermauerung festzustellen '). 

Zum zweiten Male und in weit höherm Masse zog Nennig 
durch die Entdeckung des dortigen, nunmehr durch die Publication 
unseres Vereins allgemein bekannten Mosaikbodens die Aufmerksamkeit 
auf sich. Die Auffindung geschah durch einen Landmann, der im 
Jahre 1852 beim Auswerfen einer Grube ganz zufällig auf eine musi- 
vische Fläche stiess. Dem hiervon zuerst benachrichtigten Hm. Dom- 
capitular v. Wilmowsky in Trier — damals Präsident der Gesellschaft 
für nützliche Forschungen daselbst — gebührt das Verdienst, für die 
sofortige Ausgi'abung des ganzen Bodens und der anliegenden Mauer- 
theile, die Erwerbung und üeberdeckung energisch eingetreten zu sein. 
In literarische Kreise gelangten anfänglich nur sehr dürftige Nachrichten 
über den ausserordentlichen Fund, und als im Jahre 1864 nach zwölf- 
jährigem Harren unser Verein mit einem Kostenaufwand von über 
2000 Thlr. die würdige fiirbige Herausgabe-) des prachtvollen Wer- 
kes vollführte, waren ausser wenigen vorläufigen Mittheilungen in den 
Jahresberichten der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier ^), 
der Archäologischen Zeitung*) und der Revue arch6ologique ^) wissen- 
schaftliche Erörterungen noch nicht erfolgt. Durch seine statutenniässig 
bedingte Stellung zu dem weitem Betrieb der Nenniger Ausgrabungen 
verpflichtet und durch seine Publication des Mosaikbodens mit der 
Sache vertraut, licss unser Verein nicht nach, die Kgl. Regierung 



1) üeber die dritte Ausgrabung des jetzt (seit 1856) der Kgl. Regierung 
gehörigen Grabhügels im Jahre 1866 und über seinen ursprünglichen Charakter 
zu handeln, sei einer fernem Gelegenheit vorbehalten. 

2) Die römische Villa zu Nennig und ihr Mosaik erläutert vom Domcapitular 
von Wilmowsky, herausgegeben vom Vorstande des Vereins von Alterthums- 
freunden im Rheinlande« mit einem Stahlstich und 8 Tafeln Farbendruck. Bonn 
bei A. Marcus 1865. Preis für Vereinsmitglieder 6 Thlr. Ladenpreis 10 Thlr. 
Zugleich ausgegeben in 2 Abtheilungen als Festschrift zur Winckelmannsfeier von 
1864 und 1865. 

3) Jahresbericht der Gesellschaft für nützl. Forschungen zu Trier für 1852 
p. 4 «F., für 1853 p. 54 ff., für 1865 p. 59 ff. 

4) Archäologische Zeitung Jahrg. 1853 p. 358; 1854 p.429 u. 434. 

5) Revue archeologiquo 12. An. 2. Livr. Paris 1855. 



Die FUiohnag der Netmiger Iü«<;hrlfti>n 9 

EU Trier mu die Vornahme fernerer Aufdeckungen wieilerliolt, iinzu- 
, gehen, damit auch das Gebäude — auf desseo Grossartigkeit der Mosaik- 
bodcu einen so lierechtigten Schluss gestattete — der Verscliüttung eut- 
xogen weide. Auf die Erapfehlang zweier achtbaren und gebildeten 
Männer Triers bin, engagirte hierauf die Egl Regierting Mitte Auguat 
186G den damals 29 Jahre alten, aus Trier gebürtigen, von Stuttgart 
und Rom kommenden Bildhauer Heinrich Schaeffer, anfänglich nur 
für die Restauration des schadhaft gewordeneu Mosaiks und dann, am 
I.September zur Leitung weiterer Ausgrabungen und Nachforschungen. 

Kaum war derselbe in seinen neuen Beruf eingetreten, als die 
verschiedensten Organe der Tagespresse sich wiederholt und in auf- 
fälliger Weise belobend mit ihm beschäftigten. Bald hiesa es, Hr. 
Schaeffer habe bereits in Pompeji Ausgrabungen geleitet und sei da- 
her durch seltene Erfahrungen für die Arbeiten in Nennig geeignet; 
bald wurde das patriotische Zeitopfer gerühmt, welches der junge Bild- 
hauer darbringe, da er zur Ausführung der ihm für Amerika übertrage- 
nen Bildsaulen der Helden des dort eben beendeten Krieges unbedingt 
nach Rom zurückkehren müsse u. dergl. mehr. Die Reclame erschien 
so wohl organisirt, dass jeder Unbefangene sich freuen musste, einen 
solchen Mann an die Spitze einer belangreichen Unternehnumg ge- 
stellt zu sehen und gewiss ist es diesem Motive zuzuschreiben, dass 
die antiquarische Gesellschaft in Luxemburg den Leiter der Nenniger 
Ausgrabungen zum Ehrennut^lied, die Gesellschaft für nützliche For- 
schungen zu Trier zum ordentlichen Mitglied ernannte und ebenso 
unser Verein ihn zum Beitritt einzuladen keineswegs zögerte'). 

Zur persönlichen Reclame gesellleTi sich bald die Sensations-Nach- 
richten über die glücklichen Funde zu Nennig. 

In der Augsburger Allgemeinen and in andern Zeitungen war zu 
lesen, dass man Mitte September auf einer Wand Malereien entdeckt 
und unter dem Rest eines Bildes die umrahmten Worte C^S. TRAt. 
gefunden habe. Der merkwürdige Fuud eines Bildes Trajana, bei wel- 
chem derselbe sich auf den Titel Cäsar beschränkte und welches abo 
vor seinen Regierungsantritt zu setzen war, ergab schon eine beach- 
tenswerthe Vorbereitung auf die ungesäumt Anfangs October durch 



1) Dur Hr. Schaeffer der Einladang erst Folge geben wollte, als Beine 
Pcnfinliehlceil bereit» in einem Lichte erBchion, das seinen Eintritt untbunlich 
nucbto, ist ledigÜuh Sache <leB Zufalls und ändort nichts an dem EU uoostaliren- 
den guten Glauben, in dem nian sich dama-ls allgemein am Rhein befand. 



4 Die Fftls^trag der X ettni^er ImekrifteD. 

aiU: Blätter sreheDden vier schwarz gemalten Imcfanften auf der roth 
absfefarbteo AoäüeDwaDd eines Bnndbaaes am Ende eines Gnridois, 
welcher Villa and I^er verband. Diese Inschriften hatten nneefahr 
fols(enden Inhalt : 1; Cäsar Marcus Ulpios Trajanns erbaute das Haas 
und .'xbenkte es dem Präfecten der Trierer, Secundinus Securos. 2^ Se- 
cundinus Avf^tinas wird ab Prätorianischer Tribun bezeichnet und in 
Beziehung zu dfnn Bade der Villa gebracht 3) Unter Gisar Trajanus 
gründete Saccius M^idestus das Amphitheater und Secundinus Secums 
hielt darin als Präfect von Trier in Gegenwart des Kaisers die erste 
Thif;rhetze ab. 4) Cäsar Trajanus wird in Zusammenhang mit Secun- 
dinus und Aventinus genannt. 

Bald nachher — am 31. October und 1. December — wurde noch 
einf: füTifUi aus zwei Stuckern bestehende, jetzt im Museum der Gesell- 
H<:haft für nützliche Forschungen zu Trier aufbewahrte Steininschrift im 
nördlichen Flügelbau der Villa gefunden, welche besagte, 

dass Cäsar Marcus Ulpius Trajanus Nerva Germanicus das Haus 
und Bari errichtet und dem Präfecten von Trier, Secums, geschenkt 
habe*. Die 5 Inschriften selbst lauten '): 

1, CAES.M.V.TRAIANVS 
DOMVM EREX . ET SE 
CVNDINO SECVRO 
PRAEF . TREV . DON . DED 

2. — SECVNDI 

AVENTIN 

— TRIB.PRAET, — 

— BALNE 

3. CAES . TRAI . AMPHITH • FVND 
ET COND . EST A S . MODE 
STO S.SECPRAEFX.AVG.I 
N PRAES.C.TRAI.PRA/V.VEN 

AT . DED . 



1) Beü&ufig sei bemerkt, "; dass von den Abweichungen der verschiedenen 
Leeartcn an dieser Stelle ganz abgesehen ist, zumal da die Inschriften als ge- 
ftlschto an und für sich bedeutungslos sind. 



Dia FfilschuDg der Nenniger Inschrift^u. 

4. MI 

CAESAR TRAIANVS 
A-M--V-DINVS 
ETAVE-TI 



5. CAES.M.V.-IERVA 

GERM. 00- -ET BA 

LNEVM E 

SECVRO 

PRAEF.C.A 

DON 

Kaum waren diese Inschriften, die in so ruhmreicher Weise den 
Kaiser Tra.ian mit Trier, dem dortigen Amphitheater, der Nenniger 
Villa und den bisher ganz unhekannten Personen der Igelsäule und 
allea unter einander verbanden, bekannt geworden, als Prof. W. Braiu- 
hach zu Freihurg i. Br. sie ohne jede Einschränkung als moderne 
Fälsclmngen bezeichnete, und seiner Entrüstung darüber Ausdruck 
gab, dass dieselben in Trier, wo bewährte Philologen und Archäologen 
teilten, Glauhen finden könnten '). Er hob die Stilwidrigkeiten , die 
Fehler der Titulatur und Abkürzungen, wie die chronologischen Un- 
■wahrscheinlichkeiten hervor und bewies, dass die von der Igelsäule 
entnommenen Personennamen nicht einmal wie dort, sondern wie 
in neuem fehlerhaften Abschriften geschrieben seien, schon an sich 
ein schlagender Beweis für die moderne Fälschung. Wahrlich die Com- 
bination erschien zu schön, um sofort glaubhaft zu sein! 

Diejenigen, welche — besonders m Trier — diesem herben Angriff 
nicht beistimmten, waren zugleich entrüstet Hber die Keckheit des 
jungeo Epigraphikers und meinten, wenn noch l'b. Momrasen so ge- 
sprochen hätte, liesse man es eher gelten. Diesem Wunsche folgte 
die Erfilllung auf dem Fusse. Momnisen, in der Sache mit Brambach 
übereinstimmend, drückte seine Venirtheilung noch viel derber und be- 
süiumter als dieser aus und verwies den Betrug vor das Forum der 

I Polizei *). Wenngleich nun auch alle hervorragenden Epigraphiker nnd 



1) Aag»b. Allgem. Ztg. Jahi^. 1806 Nr. 284 BeU. u. Nr. 311 Beil.; BnMnhaeh. 
Tn(j>n am Bbein und die luBchrirteiinilBcbang m Trier. Elb^rfeld IM6. 

2) SitzungBbericbte der Berliner arohBol. Geeellacbad. abgedruckt in der 
£reiu-Ztg. d. Kölner Ztg. v. 16. Nov. 1660 u. in den Qrenzboten. Jabrg. 1666 p. 407 ff. 



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'■•.u/i,'- r/,. liiti-' !ii, )«>fW*ii*rrfj'J<;ft h*Ti:.U: zuar fa-t al!e A-f.ritaien in 
ifi.'/iiHjiii.-j}ii-ii Uui/itti li;»: S':tiu:ii-.T Iij.y:hrfttn für durcbüos moderne 
l'i(.-/ti<(jjK'-(t f-!iu:\iU^t'U. ^f.t Hatjjjtvf-rtnrtfrr ']';r Vfirtheid;?ang. Hr. v. 
W,Ii(j'»*»j-.ky. i(.')«rÄ>. f'»ii/lari*:rii'l da-.: V*-rlan?':n »teilte. -Seinen vorge- 
l<(;i<titi-ii <jMii><1<:Ii -ctiri'.t für l'-'-tintt priifi^nd zu folgen und ^i? durch 
<<<'f/i'(iliiTW(-i'r4: /.ti '-iilkräDjiri. I>i(! Acbtung vor dem Eifer und der 
\Uwt\mtv. diW!'-i MafiiHM ^iri di« lleiikinäler der Trier'schen Vorzeit, 
f'Mi- SU iijii den l'.ril,^i:Mii»^!'., mit dijr (p-üHsten Unbefangenheit sei- 

\) y.» «'Jiniiit iiIi'tIIIihiii;, iliüiiftn weniK^n Worten der Orientiranfc eine 
IU:|fltilijr'iii|r Mll':r AiitilBMii[i;(f:i> m ili;r NnntiiKcr Angelegenheit beiiufügen; die 
iiii:||iImi <i;>'l''ii »i'Ji /iiilnrn jri dfin iindiffmannUn Bchritlen Terseichoet. 

J( .1 I.M.Nui'ly, i\%i: uiifrnlilidhi-ii Trinrixdien ln«cbriftcnfälechui)gea älterer 
■Hill iin"-ii-i- /«il t\\Ht\a»n xiirii Jtthnmbiirichl der Geiielltchaft für natzlicbe For- 
■nhiiiiH'-'i «o 'lii^r fiir l'iilll II, m-A). 

.1 1. 11111111 nly, ilif VawunAwwT iiiiil diii Kchtheit der Nenniger Insohiiften. 
t'rlm Hill/ 

ii| In ,1 llNiii'iitiilllU, <lin NiiiiiiJKiT IniKslinrien. keine Fälsch ung. Trier 1867. 

\) V Wihiiitwiiky, di« riiiiiiw',liii Vilk ru Nennig. Ihre luachrifton. 
'I'ili'i l'iiiii 

li) UuiinlaliiirlKhlii dor Almilnmio der WiMOnBChRfton zu Berlin. 1867 p. 62 fT. 

•)l I. .) .Uiiiinrii . IlMJKtihKii illiiT dio in der Itprlinor Akademie der Wigsen- 
•it>1iiihi<ii i|>i||>iii dl» |ili>lilliiiit diir It^iiiiisi-Iiiiti liiiohrifttin ku Nennig vorgetragene 
|imIii •utii)iliiiH>li<i Kiiiih. HiitiuniotKi itui il<<n VonlRgon cn Mededulingen der Eo- 
iiiiiklMliK .AbNitiuiiiii «Nil \VntKiii(>liN(>|ii<u. Afdi>elitig I.etterkunde, te Amaterdam 
iMtm IVini' liiliM. 

f) II1.1111 Jalirli. d. V. V. A. M.VI |>. Hl u. p. 106; XLHI p. 185 ff. 



Die Fälschung; dpr Nconiger )ii«chrifteii. 7 

Dem Verlangen zu entsprechen und desshalb vor jeglicher Unter- 
suchunp erst die umgebpdden Verhfiltnis'^e und Momeote auf mich un- 
beeinträchtigt wirken zu lassen. In diesem Fotschlusse unterstttlKten 
mich aucli durchaus die ömstände. Während mir nämlich auf der 
einen Seite die vorerwähnten Kntgegnungen der Hm. v. Wiluiowaky, 
HQboer und Nissen in meiner Eigenschaft als Vereins-Secretär zur Cor- ' 
rectnr vorlagen, gesellten sich zu mir nach Nennig, als lYfiger 
ganz verschiedener Ansichten, meiac verehrten Freunde, die Hrn. 
Oberst v. Ckihausen, Commerzienrath Boch, Dr. Kraus und endlich 
Hr. T. Salis, welch letzterer mit unablässigem Fieisse und äusserster 
Sorgfalt sich dem Studium der Inschriften zum Zwecke ihrer Vertheidi- 
gung hingab nud mir wiederholt seine Ansichten dnriegte, während ich 
es ftlr eine Pflicht der Ilumiinitäl erachtete, dem ehrenwerthen 
Manne, gerade weil er eine der meinigen ents^gengesetzte Ansicht 
hegte, jede Erleichterung, vor Allem also freiesten Zutritt zu den In- 
schriften, zu verschaffen. 

Die Natur meiner Aufgabe führte mich zunächst zur Kenntniss- 
nahme und Prüfung der bis dahin offen gelegten ßautheile. Es lag 
mir dazu ein doppeltes Material vor, ein artistisches tind eiD 
literarisches. Jenes bestand in einer von Hrn. Schaeffer gefertigten 
Aufnahme der gefundenen Mauertheile und ihrer Dekoration und 
einer gleichen des Hrn. Kcgierungs-Bauraths Seyifarth in Trier. Auf 
den ersten Blick sprang der grosse Unterschied beider Aufnahmen in 
die Augen; wAhrentl die Seyffartb'sche sehr sorgfältig erschien, um- 
fasste sie weit weniger als die Schaeffer'sche, welche eine ähnliche Sorg- 
falt nicht erkennen Hess. Nachdem festgestellt, dass dieser quan- 
titative Unterschied beider Grundrisse daher rührte, weil Hr, Seyffarth 
lediglich das von ihm selbst Uesehene und Gemessene berücksichtigt, 
fasste ich sofort den gebotenen Entsehluss, Alles, was der Schaeffer'sche 
Plan mehr als der verbürgte Seyffartb'sche enthielt, — soweit es nicht 
offen lag — aufs Neue aufgraben zu lassen, um dadurch einen Prüf- 
stein an die Zuverlässigkeit der Arbeiten des Hm. Schaeffer zu legen. 
Und diesen Prüfstein hielten letztere nicht aus! 

Das Gesuchte war entweder gar nicht vorhanden, oder durchaus 
anders, als angegeben. Mit den bcsch reibenden Beilagen des Um. 
Schaeffer zu seinen Plänen verhielt es sich ebenso; wenngleich sie 
sich auch in idealisirender AllgemeiBheit den Arbeiten und dem Stil 
des Hrn. v. Wilmowsky anzuscbliesseii bchtrebten, entbehrten sie doeb 
gleichmässig an vielen Stellen der tbatsäcblicbeu Walirbeit. 



6 Die Fälschungf der Nenniger iDschriften. 

Nach dieser architektonischen Erfahrung — die weiter auszuführen 
und zu belegen erst nach vollendeter Ausgrabung geboten sein wird 
— musste ich mich selbstverständlich zu einer Revision der von Hm. 
Schaeffer producirten Malereien veranlasst sehen. Sie waren nach 
den damaligen, zum Theil vom Finder selbst herrührenden Zeitungs- 
notizen, den Berichten von Hasenmüller, v. Wilmowsky und Bram- 
bach folgende: 

1) Die Bemalung der östlichen, dem Abhänge zugekehrten innem 
Corridor-Wand der Villa. Nach einer in den Akten beruhenden colo- 
rirten Zeichnung des Hm. Schaeffer bestand diese aus einer Reihe 
breiter und schmaler, pompejanisch-rother Felder, welche durch weisse 
Theilungslinien von einem schwarzen Sockel und gleichfarbigen Um- 
rahmungen geschieden wurden. In den schmalen Feldern erhoben 
sich auf grünlich-grauen sechseckigen Postamenten nackte Genien, wäh- 
rend die Mitte der grossem, wie es scheint, von landschaftlichen Gemälden 
und der Statue Trajans mit dem umkränzten, die bereits angeführten Worte 
C-iES.TRAI. enthaltenden Schildchen eingenommen wurde. Ent- 
sprechend diesen grossem malerischen Darstellungen, befanden sich im 
schwarzen Sockel kleinere genrehafte Bildchen zweier im Kahne fahrenden 
Männer, einer Quellen -Nymphe, eines Ebers und — gerade unter den 
Füssen Trajans — einer Ente '). Doch möge hier der Wortlaut darüber 
aus dem in den Akten der Kgl. Regiemng bemhenden Erläutemngs- 
berichte des Hrn. Schaeffer folgen: 

«\uf eine Länge von 56 Fiiss wAr die Wand des Qprridors mit den praoht- 
TolUten Malereien bedeckt, 6o daös dieser Theil der Gallerie einen wahrhaft fürst- 
lichen Eindpick machte. 

Mit der grös^ten Behutsamkeit Hess ich die Wand bioslegen. Was das Feaer, 
Feuchtigkeit und Frost seit Jahrhunderten mürbe gemacht hatten, war durch die 
von dem Berg hinabdringenden, an dieser Mauer sich stauenden Bergwasser voll- 
ständig erweicht und in .\uflösung begriffen. Demnach gewährten die durch das 
Wasser in ihrer ganzen Lebendigkeit erscheinenden Fa:^i•n einen prächtigen Ein- 
druck. Die Details der Wand konnten theils wegen der Nässe, theiU wegen der 
höohst mürben Beschaffonheit des Verputzes nicht durchgezeichnet werden, ich 
mu;^ste mich darauf l»e!^chränken, dieselben durch eine getreue Aufnahme in Farben- 
skizze für die spätere Zeit zu erhalten. Ein Vergleich dieser Malerei mit andern 
un< bekannten W*and* Decorationen lä«st uns in der ZusammensteUung der Bilder 
der Wahl der Farben, der Technik, einen erfreulichen Nachklang der poropejani- 
sehen Malerkunst erkennen. Der Grund war. wie da? beigegebene Blatt Nr. III 
uns zeigt, jenes brillante pompejanische Kothi durch breite dunkelgrüne, von weissen 



1 T. Wilmowsky, &. a. 0. Taf. I Fig. 1 u. 2. 



Die FnlBahnug der Nenniger Inmbriften. 9 

Lini«!] eingefaualo BKniler von der Dooko liiakb in 4 Fcliler ^thailt. Zttbali«n 
deo grflDBD Abt heil an gen war irteder ein sohmales lotheg Feld, auf dem gemalt« 
Genien auf Pnniamsnten stellend, Blumen tiagmd, angebracht warao. 

Gioe SbnIIeba plnsiigahe OeaoratioB üadeo wir auT der {'[laBter^itule des 
Sacuodtner-MaDumeDta bei Igel, ferner auf einem FragmeDl von otnom ahnilobeti 
MDnitment In der Porta nigra in Trier, auf den von Ortelius um flberlteferten Zeiah- 
nungen des grossen rSmisoben Gebäudes zu Bärbeln bei Trier ; als Wandmalerei 
□ooh auf den uns durch Raphael Ssntio überliefertea Zeiobnungen an» den Büdarn 
dM Tttua in Rom. 

In iler Mitte der groesen lothsn Felder war abweoliselnd ein eingerahmMa 
BfU und eine »lehande Figur angebraohl. Auf dem S. Felde »on der ThSre 13 t> 
ao wiren oooii die mit Sandalen und Schnürwark bekleideten FÖbbo, ein Stab, 
wtlehen die Figur in der linken Hand bntle, zu erkennen; unter den Füaäen war 
du Tifelelien. mit featons Yeniecl, angebraobt (mit der iBSchiift] Cobb. Trai-, welehe 
ich, (o gut es mSglleli war, aiir FauB-Papter über das Original durehgeieiolinet bsbe> 
Dar Oedaoke, dass diese Figur eine Abbildung dei Ksieera Trajan geweeen >ein kann. 
Hegt, wie ieb glaube, liemlioh nab '. Den Sockel lier Wand bildete ein aahwana«, 
Ton gelben Linleo elngefasstes Kriee, in deaseD Mille sioli kleine niohl aingarabinte 
Uedaillona befanden, loh habe dieaelhen so deullioh wi ade nu geben ««rsuabt, als 
loh dieaelban in Zeichnung und Farben orkennen konnte. [>as erste dleaer kleinen 
Uedaillons lefgle uns Binnreleb die Nymphe einer Quelle, wslobe In der Llaken 
dn mit Bluhmen und Aehran gefälltes Füllhorn höli und die Ueppigkeil wl« die 
ft'uohtbate Hegend andeutet. Das zweite Medaillon xeigt uns den mHchtigan EWi 
wie er verwüstend duroh die Felder dablnetlirial. Das dritte Medaillon deutet am 
an. das» die Entenjagd im Bereich der Villa, vielleieht auf den noeh auf dem 
Banne Sini-Kreuzweiler erkennbaren Maaren eine ergiebige war. Das ilerte Ue- 
dalUon gibt uns ein r^zendes Bildohen von dem Vergnügen der Kahnfahrt, vlel- 
lefoht auf dem MoselSass. 

Lciiici konnte die piacbtvolle Deooratioii nicht oonsetyirt werden, scliaoll 
bleichte das LIaht die schSnen Farben ab und eohon nach einigen Tagen war der 
grijsste Tbell des Msuerverputxei In btsub und Sohntt aerfallen.' 

2) Weitere Gemälde befanden bIcI) angeblich in dem Corridor, 
welcher die VOla mit dem Rundbau verband. Hr. Schaeffer beschreibt 
dieselben wie folgt: 

ninwendig war diese Halle auf dae präohtigste bemalt- Zwul im »bam TbaUe 
der Bahn auf der westlichen Wand aofgefundene GemJüde (twel Knaben auf dar 
Jagd vorstellend) geben uns einen lebhaflon Begriff von dem Eindruck, welchen 
diese Halle einst gomaohl haben muss. (Siehe Blatt Hl zu den BKdem.) Nr. 1 
stellt einen bnieendeii Jüngling vor, welcher eben im Begriffe ist, den Pfeil abtu- 
sehiflssen. Nr. 3 der ihm gegannber In hockender Stellung verweilende aweite JSng- 
liDg hült ihn durch ein Ztäehaa mit der reeliten Hand luriiok. 

Die herrlichen JÜnglings-Geslallen »eigen sowohl in der AufTaBeuug al» Zeich- 
nung die Blüthe der cömiaehen Maleikunsl In einer Oiito, die den Oomäldan in 
dem Hause dee tiagisoheo Diahters und äes Solustiua in I'empeji In keinw WelM 



10 Die Fälflohtmg der Nenniger Imchriften. 

nachsteht. Der erste Jüngling hat sich auf ein Knie niedergelapsen, die ausge- 
streckte Linke hält den Bogen, das weit geöffnete Auge hat sich das Ziel bereits 
gewählt und die zurückgezogene Rechte ist eben im Begriff, das todtlJche Qeschoss 
dem Bogen entschlupfen zu lassen, als der besonnenere Kamerad, der den Bogen in 
der linken Hand auf die Erde gestützt halb knieend festhält, ihn ermahnt, den Pfeil 
noch nicht abzuschiessen* Die Zeichnung und der Charakter der Gemälde lassen 
auch in diesen Darstellungen einen lebhaften Zug griechischer Kunst erblicken. 
Die West-Seite der Oallerie war in Felder von ca. 12 bis 14 Fuss Länge einge- 
theilt Diese wurden getragen von einem 3V2 Fuss hohen Friese von schwarzem 
Grund. Auf diesem schwarzen Grunde waren die Jünglinge in abgemessenen Zwi- 
schenräumen gemalt. Eine durch Farbe nachgeahmte Porphirtäfelung bildete das 
unterste Friesband. Leider konnten die schönen Kunstwerke nicht erhalten wer- 
den. Zum grössten Theil schon von der Wand herabgerutöcht, musste ich mich 
darauf beschränken, die Fragmente zu sammeln, mit aller Vorsicht zusammenzu- 
legen, um noch ein ganzes Bild zu erzielen. Die Durchzeichnung wurde dann, 
wenn auch mit vieler Mühe noch richtig erzielt und kann ich dieselbe als ein ge- 
treues Facsimile der Umrisse vorlegen. Ebenso die Farbenskizze. 

Noch weithin konnte ich am Fusse der Wand die Keste noch vieler solcher 
Knabengestalten erkennen. 16 Stück habe ich gezählt, von denen noch die Füsse 
und theilweise Körperstückchen im Schutt gefunden wurden. Aber die nach Nor> 
den hin tiefer abgebrochene Mauer und der Zahn der Zeit haben un^ die schönen 
Bilder geraubt; nur die beiden vorliegenden sind uns sparsam als Probe der hohen 
Stufe, auf welcher die Malerei damals auch in der Colonia Augusta stand, erhalten 
geblieben.** 

Der 6. Brief (Anlage VI) fügt liinzu : 

y.In dem langen Gang habe ich einen zweiten Knaben gefunden so schön, 
80 ideal gezeichnet, dass ich im Zweifel bin, ob der Erste wohl besser ist als der 
Zweite. Ich konnte noch keine Zeichnung fertigen zum Absenden, «Ja ich zu wonig 
Zeit habe und nur die originale Durchzeichnung abnehmen konnte, ehe das Kunst> 
werk zerfällt.' 

3) Die prächtigsten malerischen Dekorationen soll endlich aber 
jener Rundbau selbst enthalten haben, welcher den Abschluss des vorer- 
wähnten Corridors bildete. Er zeigte inwendig kleinere Gemälde. Hr. 
Schaeffer sagt : 

„Der runde Saal war inwendig dunkelroth mit hoohgelben Feldern bemalt 
und hatte einen Fries, in welchem Scenen des Landbaues dargestellt waren. Die- 
selben waren aber derart mürbe, dass nicht einmal eine vollständige Skizze ab- 
genommen werden konnte. Der Saal hatte, wie die aufgefundenen Bruchstücke 
der Bekleidung uns zeigten, ein Qewölbe. Die Decke war blau mit gelben Ster- 
nen bemalt." 

Auswendig befanden sich 4 grössere umrahmte Gemälde über den 
Inschriften ; eines derselben, noch in seinen Stücken zusammensetzbar, 



1) Janssen, a. a. 0. p. 23. 



Dto Fälgohongp der Nenni^r Iniobriftart. 1 1 

zeigte zwei Figuren, von denen eine ein sitzender Held mit Schild und 
Lorbeerkranz'). Der Finder schreibt darüber: 

„Aof der üussero Msuec des Saals wuren «heilem 4 Bilder ja l'/i' t>i4lt 
auf der Mauer SDgebraoht, Unter Jedem dieser Oemälile, deren eines ich noob 
in den aufgerundenen Resten z u d am meng;» setzt und gezeichnet halie, befanden »lob 
in einer Entfernung von c. 7'/.' von einander 4 mit BOhwarier Fariio auf roUi g»- 
Htbtem Stiiaco gemalte iDsoliriftan* etc- 

Ergänzend heisst es hierzu in dem 3. und 4. Briefe: 

„Uehet dieser Sohriß »ac ein Bild, welctiea einen sitzenden Mann datsteUle. 
mtt einer Frau gegenüber, nebst Schild und Kram, was ioh tietm Aufdeoken 
DBohieialinan bonnte und In Parbe anlegen. Es wurde bald uja[di:ti und aaliwarit 
ao da» jetzt nur nooh wenig davon zu aeheii ist,* 

und 

„an dem Rande der Mauor auf der Oatseite konnte man beim Aufdecken 
noob deuUiah die Spuren eines 7' breiten Bildes erkennen, welches auf Sluek ge- 
malt war, während das übrige Uauerwork mit grüberein aus Ziegel Stückchen und 
Kalk gefertigten Mörtel bedeokt «rar. Unter diesem Bilde, dasten Rand oooh 
■lohtbar, befand sich eine nceb gut erhaltene Cnsahrift" ole. 

4) Das Bild eines •päiigenden Mannes wird in der AnmerknDg 
zum 3. Briefe im Innenraum erwähnt. 

5) Der Fund einer malerischen Darstellung einea Amphitheaters 
wird im 6. Briefe berichtet und dort göagt: 

,,.iuch habe ich aus dem Schutte die Trümmer eines Land schaAebil des soweit 
«asammen gelesen, dass es durch zu leiobnen ist, es stallt ein Theater oder Amphi- 
theater lar, — yiellaicIiC haben wir hier das Portrait desjenigen von Trier. — loh 
versuahe es, ob vielloiclil noch alle Stücke beiiubrlngeii sind und nehme es gut 
zu Püpter auf, aber ich bitte Sie um die Gütigkeit, vorderhand mchts au sagen, 
auch HtD. T. Wilmowskf auB keinem meiner Briefe an Sie lochei besondere Mit- 
thellucg zu machen, bis er such eine Nachricht hat' eto. 

6) Die Reste einer Fontaine am äussern Rundbau, unter welcher 
angeblich die vierte Inschrift gefunden wurde'). 

7) Schliesslich die Fragmente eines Mosaikbodens, über den sich 
Hr. Bchaeffer also verlauten lässt : 

„Wir treffen in Nr. 26 ein cbemaU auf Hypocausten gelegtes Mosaik an 15' 
lang. 12' breit. Zuerst der Brand, dann das unvernlinftige Graben nach Schützen 
*on Seilen der Landleule haben uns fast ganz um das bübsohe Mosaik gebraobt 
Ale sieh die ersten Spuren des genannten Mosaiks liei unserer Ausgrabung zeigten 
und leb die Wafarnehmung gemacht hatte, dass sowohl die Unterlage ala die 
kleinen Würfelchen selbst fast zu Ealk verbrannt waren. Hess ich mit der grässten 



l) ÜaseDroülier, a. a. 0. p. 8 u. 11. 
3) V. W)liDowBk7, n. a. 0. p. 10. 



i^ 



T3 



liie Fälschanf der Nenniger iDscfariften. 



Toaiohl ilen Soliutl lao ilen noch Torbandeneo. Aanh eine ungeftSrcte Mauer 
dnge'tiücklen Fragmontea wegcKumen. Uurdi AhmeM«) »ad nnehherSgM Z«. 
unmenslell«!! der Ze\thaaag tod den nnoh vorgdfunilsDeD Fragmentoo konnte iab 
du baigegebsDe Blatt Nr. 4 ala gelreüa Cojiie geben. loh halbe nur dtejeni^n 
Tkelle colorirt, welche fch bettimml aU da> erkannt habe, wie o* die Zelobiniuig 
■oglebL Eine Ucldenfigur mit der CUmi« bekleidet, einen Speer in der Linken, 
die Ueolite wie zu einem Zeiahen gebend ausatceBkend. Der Helm bat die iSnieoh» 
Ferm. wie wir a!e auf den ilbblidungen der Trajanaaule niederfiaden.'' 

Wenn ich dieser meist mit den Worten des Finders wiederg^ebe- 
uen Aufzählung der malerischen Darstellungen beifage, dass mir die- 
selben zumeist auch in dessen coloiirten, sorgfaltigen Copien vorliegen, 
mithin die ganzen Bilder oder ihre Thetle doch einen gewissen Zeitraum 
dem Betrachter zugänglich gewesen sein müssen um sie copiren zu 
können, wie wird der Leser es dann begreiflich and glaubhaft finden, 
dass, mit Ausnahme des gleich zu besprechenden Wasserbeckens, nichts 
von allen diesen Malereien in Nennig zur Aufbewahrung ,übergeben 
wurde? Was wird er aber erst sagen, wenn ich ihn versichere, wie 
ich von der obersten Aufsichtsbehörde bis zum letzten Arbeiter nicht 
einen einzigen Zeugen aufzutreiben im Stande war, welcher auch nur 
eines dieser Bilder constatirt hätte? Und doch wurden die Wände, an 
welchen sich angeblich deren Spuren zeigten, durch die Hunde von 
Arbeitern ihrer Verschüttung entzogen, die man nach den anliegenden 
Protocollen auf Tag und Datum herauszufinden vermag '), 

Die Antwort darauf, wie es möglich sei, durch eine ganze Reihe mit 
gutem Sehvermögen begabter Arbeiter 6 malerische Darstellungen ans 
Licht zu bringen, ohne dass jene etwas davon bemerkt, gewährt wol 
am Besten die In heiterer Parodie zu den Füssen der Trajansstatue 
schwimmemle Ente! 

Was nun das in gelber Färbung auf die rothe Wand aufgetragene 
Wasserbecken betritft, so verlangte dasselbe — wenngleich keineswegs ein 
Gemälde im künstlerischen Sinne — zum Schlüsse dieser Revision als 
einziger Ueberrest noch eine aufmerksame Prflfung. Hr. v. Wilmowsky 
sagt von demselben in seiner Tafelerklärung p. 15 Fig. V: »Wir sehen die 
Andeutung des gemalten Wassergefässes, unter welchem die Spuren 

1) Auch Hr. T. Wilmonaky Boheint beiüglich der von ihm Dutgetbcilten 
Halerridn niolit tn der La|^ geweeen xa aein. sich durch den Aagenscheio lu nnUif' 
ricIit«D, da nach einem fbei den Akten Ijefindliclien) BtieFe des Hrn. Sduteffer 
an Hm. SeylTortb vom 17. Sept 1S66 dif^ Reste der Trajaosat&tne vor dieiem 
Datum auff efanden wurden und gleiob verfielen |vf(l- p. 9 d. Abb.), während er leino 
ente Beiie (v. Wilinowiky. a. a. 0. p. 3) ent 14 Ttfie «pätsr, am 1. Üotober, aniret. 



- ^ -^ 



Die FäUcbong der Nen&i^r InBofariften. 



IS 



einer vierteu Inschrift sichtbar wurden« und (Iher diese p. 2: »Die 
Deberreste der vierten laschrift sind zu gering, uui mehr als den 
Namen Cäsar Trajanus daraus eutaehmen zu können.^ Dieser letztere 
Ausspruch ist voUatÄndig richtig; denn nicht einniül diese Worte sind 
jetzt mehr sichtbar und die Buchstaben erscheinen vollständig verbli- 
chen. Warum übergeht indess Hr. v. Wilmowaky die unerklärliche 
und auß'ällige Thatsache, dass diese Inschrift ') bei ihrer Sichtbarma- 
chung 31 Buchstaben zeigte, und warum erläutert er uns nicht den 
rathselbaften Vorgang der Verblassung derselben, während die drei 
Übrigen loschriften des Rundbaues sich doch wohl erhielten? Immerhin 
verlohnt es sich, bei dieser eigenthümlicheu Erscheinung einen Augenblick 
zu verweilen und die Anseht der Hrn. Schaeffer *) und v. Wilmowsky, 
die Scbriftzüge befänden sich unter der Farbe der später aufgemalten 
Fontaine, zu prüfen. Wäre diese Behauptung nämlich richtig, wären die 
anfänglich lesbaren 31 Bucbstabea wirklich unter dem Schutz der Farbe 
gefunden worden, so würden sie ganz gewiss auch in diesem Zustande 
verblieben und nicht sofort verblichen sein. Ich vermag nun aber diese 
behauptete Thatsache nicht als richtig anzuerkennen und stelle es jedem 
bewaffneten oder scharfseheoden Augeanheim, sich durch eigene 
Wahmelmiung an den noch erhaltenen Buchstabensparen zu überzeugen, 
dass sich dieselben nicht unter, sondern zweifellos^über der Malerei 
befanden. Die hieraus sich naturgemäss ergebende Frage : Ist es denkbar, 
dass die ehemahgen Bewohner der Villa für ihre Inschriften, anstatt leerer 
Wandäächen, solche wählten, die schon durch bildnerischen Schmuck 
ausgezeichnet waren'? überlasse ich füglich der Beantwortung des Le- 
sers und will es ebenwenig hier zum Austrag bringen, in wie "weit die 
durch Hm. Baurath Seyffarth verhinderte Anwendung des schützenden 
Wasserglases die Verblassung herbeigeführt hat. 

Ich kann nicht umhin offen auszusprechen, dass mich die Erwä^ 
gung der Publication der malerischen Decoration an der Üstwand der Villa 
in einer Ausdehnung, die, wenn wirklich vorhanden, nicht unbezeugt 
bleiben konnte, und das Resultat der Prüfung der Foutainen-Inschrift 
zuerst misstrauisch gegen die bisher von mir als durchaus correct an- 
gesehenen Wahrnehmungen des Ilrn. v. Wilmowsky stimmte, ohne na- 
türUch im Mindesten den guten Glauben, in welchem «e gegeben 

1) Trier'sche Ztg. Jahrg, 1860 Hr. 24fl ; Brambach, Trajan am Rhein etc. 
p. 10; Leonardy. die Secuadinier etc. p. 7. HagamnüllBr llieill dieselbe ichoa nicht 
mehr mit. 

2) Trier'sohe Ztg. Jahrg. 1866 Kr. 3*9 u. 270. 



M 



Die Fähohimg der Nenniger toschnften 



wiiren. zu berühren. Das Verfahren des Hm. Schaeffer erhielt, freilich be- 
reits ein derberes Rehef dureh die in Eifahrung gebrachte Thatsadie, das« 
er oeuaussehende Münzen mit einer Flüssigkeit bestrieh und im Boden 
der Villa vergrub, um sie als alte wieder hervorzuziehen '). 

Folgerichtig führte diese umschauende und prüfende Beschäftigung 
mit den Malereien der Villa zur Untersuchung der Verputzarten. Von 
vorn herein inusste es mir hierbei auffallen, duss Hr. v. Wil- 
mowsky, der einfachen Behauptung der luschriftentULichung g^en- 
abcr, zu dem Beweise vom Alter der Mauern, des Verputzes und der 
Abfürbuüg übergeht, um dadurch zum Schlüsse zu gelangen, dass 
man das üesammt« nicht in einer Nacht habe fälschen können und 
somit die Unmöglichkeit einer Fälsdmng vorliege^). Nun hat aber meines 
Wissens Niemand jemals am Alter der Mauern, des Mörtels und der 
Farbe gezweifelt, noch weniger stehen die aufgemalten Inschriften un- 
trennbar oder auch nur in irgend einem innem nothwendigen Zusammen- 
hang mit der Mauer, auf welcher sie sich zufällig befinden ; es bleiben 
initbia die Folgerungen gegenstandslos und beweisen durchaus nichts 
gegen die moderne Aufmalung der Buchslaben auf die alt« Wand. Aach 
den weitern Bemerkungen des Hm. y. Wilmowsky über die enkau- 
stische Natur der rotlien Wandfärbung und die Gleichheit der schwar- 
zen Farbe der Inschriften und Wand-Decorationen vermochte Ich dess- 
halb nicht beizustimmen, weil mir mit ersteror die Grösse der Wand- 
fläcben und ihr stets der Sonne ausgesetzter Zustand unvereinbar 
erschien, letztere aber durchgängig bei den Wandbemalungen als Deck- 
farbe, bei den Inschriften hingegen als dünne Lasurfarbe sich zu erken- 
nen gab. Um indess für solche Fragen rein technischer Natur das 
unbefangene Urtheil eines Fachmannes eintreten zu lassen, wurde die 
fruherhin zu gleichem Zweck schon in Berlin gewesene 2. Inschrift 
nebst einer Anzahl schwarzer Verputzstflcke aus den verechiedensten 
Ränmen der Villa Hm. Prof. KekuW, Director des chemischen Labo- 
ratoriums hiesiger Daiversität, zur gefälligen Untersuchung übergeben. 
Derselbe äusserte sieb wie folgt: , 

sEine ob«misoht) Analyse der F&rbe, die zur RenteUung der Bchwftnen Sohrifl 
gedient hat, Wftr lüobt nnsrührbftr, well die Sahriftillf^ keio«n elgeotUohen Kifrper 
iMtitgent ublreiehe Seobachtungea fUhrea indoiseii doeh tu ■lemlioh Moherea 
Sebl&iten über die Natur der Paibe eoviohl, >U Gber die bei HersleUiing der In- 



1} Anltge ni. Z. 1. 
2) V. Wilmowsky, a. a. 0. p. 7 v 
XLVm p. W olMD. 



, Jahrb. d. V, V. A. XLVII u 



Die PiUchan? der NeomgcT Intr^riften. 



IB 



aehrllleii atigowandtc Bclutidliing. Allen, was Über die Art der AiisriibniDg vna 
Andcin geäugt worden ist, QbergebeDd, miiga xuaichst bcrrorgehoben werdten, dais 
ä\e geitiAlliiii InBOlirineii ani Rundbau der ^eoiuger Tilla Eioher mcht tnU Jersel- 
b«n Farbo Lergealcllt utid tu derselbe n Welse bebanilelt siad'als die «cbwarzun 
Witade ilHsaelbwn flobSudo», wie die» Ton änderet Seite mit Bealimmlheit behauptut 
WUnlen iet. Die mir Torllogeuden Verputz slQoke Joner Wjtn-Ie besleiben wie bei 
Tieten rSmiBaban Bauten niiB schlecbtem MSrtel, der niit einer dünnen und glatt 
gwohlifTeuen Scblobt weUauii Kalhes bedeckt ist. Auf diene Kalkecbieht, die offen- 
bar als AeCxkalk aiirgetrag<>D war, dor sich spHtor in Tein kr^atAlliaianhen kolitea- 
■auicu Kalk umguwandult hui, ist eine tahnarxe, aua groben KohlentlieUebeo ba- 
•Ivbende PeoWarhe a froseo aurgutragen, — J>or Verpul« aii Jet AiwsenwltB de« 
Knndbau« fsl <da weit besaorDr mit raiben. üleKehtiieken getnluchter MSrlel '}. Et 
Ut nieht etwa mit rotber Farbe bentrlahan, sondom mit einer sehr r«nkSrnlffei) 
hl Ihrer Mitsse rotbuii Scbieht bekleidet, die dlabt mit dem baoulu» grsablageo 
und an der OberflSabe gcsoblilTan inl. Dteee roibo, zicgelartjge Unsse bestellt ent- 
weder aus gemaliluuen itiegelaleinea, odsr aua gebranntem Ülogelthon, mit Katk 
re«p. kolileaisarein lialk &le Bindemittel. D«s FSrbende dieser rothan Sohlabt ist 
sUo je-leuralta niobtg anderes als Eisenoxyd. Auf dieser r<itben Fläche beüodon sieb 
nun die erbwarzen Inecliririoa. Ihre Farbe ist nirgends In dts Maiae der cotben 
Sehiebt eingedrungen. Au eine Behandlung a fraüco i«taUontaht su denken] abui 
saob die Ton Prof. A. W. Hermann in Berlin audgeiproobene Vennulbung wird 
d«durah unzalKgiig. WKre nämlich die reihe Masse durch Deberitroiohea mit 
b|Cend einem chemiachen Ägena in eine sobwarxe Masse umgewandelt worden, so 
mfisste nothwendig die schwarze Farbe in das Hotb eingedrungen sein '), Daiu 



I) Ob der Verputz aus zwei Lagen bestand, (t. Wllmowsky, a. a. O. p.4) 
und ob deren ober« eine spätere (Hasenmüller, a. a. O- p> 24) war. berSbrte dieiu 
Untersuchung niebt, da wir ei selbsiversländliob nur mit der letaleren, welche die 
liuobrlft Icägl, EU thun haben. 

3] Pia Monalsberiuble der Akademie der Wissenso haften zu Berlin ent- 
ballen (ISGT p. B2) In dem Bericht über die allgemeins Sitzung Tom 31. Jan. 
1687 folgenile Stelle: „Herr Uofmann bemerkte noch, d bis auf dem rothea 
Stack tnaobriften in schwarzer Farbe gar wohl auf dem Wege hergestellt werden 
kSnnten, dasf eine Snbablene auf die rotbbcmalte Wandßüobe gelegt und mit 
einet dor Tersohiodanen dua Koih in äehwnric verwandelnilen Subslanien darüber 
yngefahren norde. Es wurden mehrere Proben rotgeniesen von Buolislaben, die 
Br. Ho&nunn also auf den aus Nennig eingesandten Stuckftagmeolen hergottellt 
halte." 

AuT brieSicbe Anfrage ist Hr. Prof. Hermann so gefülllg gewesen, iletn 
Verfasser die Copie eines Tom 18. Jan. 1»67 datiften SabrelboDi an Um. Oe- 
helmrath Finder ^ur Verfügung za stellen, in welobem die Resultate ariner Ver- 
BUobe Übet ilon reihen Stuck der Nenniger IriBobtiften genauer mllgetheilt sind als 
in der angeführten, nach einer miinJUah«n Mittheilung ledEgirten Stella der Mo- 
natoberiohle. Es heisat in diesem Sahreiben : „Der Farbstoff Ist weder Zinnober 



16 Die FikchnBtf der Nennsger Ineciirifteii. 

kommt, 4 AM weder dunh Schwefel ▼erhindangen noek dursk irgoid weick« Agen- 
tieo. Ton weleken eine derartige Wlrkuiiff etwa hatte erwartet werden kSnnen, eine 
UmwandUttg dee rothen Terputiea in eine schwarze Sab«tanz liier hervorgebracht 
werden konnte- Die ichwarzen 3chriftzSge überziehen in danner Schicht den 
rothen Orand. Die Farbe übst fa<t fiberall daa Both der Unterlage dorchsehen. 
Sie ist eine wahre Lasarfarbe, die aas höchst fein zcrtheflter Kohle besteht; sie 
deckt nirgends und 12s8t sich noch Yiel weniger Ton «ier giatt gescUiffenen Unter- 
lage abbljlaem. Se kann aogar. selbst bei der Torstehtigaten Behandlung nicht ab. 
gekratzt werden, ohne dass gietchzeitig das Roth rerletzt wurde. Dagegen gelingt 
es an vielen Stellen der Schriftzage leicht, durch gelindes Beiben mit feuchtem 
Papier oder mit dem benetzten Finger schwarze Farbe wegzunehment wahrend 
das a fresco aufgetragene Schwarz der Wände bei gleicher Behandlung sich erdig 
abreibt. — Durch Wasserglas erscheint nun auf dem ganzen Mauerstflck der Tor- 
liegenden Inschrift eine schmutzige Schicht ron angleicher Dicke aus Sand- und 
Morteltheilchen aufgeklebt. Noch jetzt besitzt das Wasserglas alkalische Reaetion 
und gelatinirt mit S2uren. Die erzeugte Schmatz schiebt ist Ton der rothen Fläche 
des Verputzes so angesaugt, dass sie sich nicht Ton ihr abblättern ISsst. Weniger 
gGnstig war die schwarze Farbe der Buchstaben einer solchen innigen Verbindimg. 
An manchen Stellen gelingt es, Ton den Buchstaben dickere Theilchen der 
Sehmutzschicht abzuschuppen und dann zeigt sich die untere Seite dieser abge- 
sprengten Kruste tief schwarz gefSrbt. Die mit dem Wasserglas aufgetragenen oder 
In das frische Wasserglas eingeworfenen Erd- und Morteltheilchen konnten also 
die schwarze Farbe der Schrift aufsaugen. Alle diese Beobachtungen lassen den 
antiken Charaoter der Torliegenden Schrift zum mindesten sehr zweifelhaft erschei- 
Qcn. Wenn man auch annehmen wollte, die Inschriften seien in aussergewShnli- 
ohen Bodinguiigon ausgeführt und deshalb auf eine Sltere Wandflache aufgesohrie- 
beiii so muss doch berücksichtigt werden, dass schwarze Farben ron so feinem 
Korn und nicht deckender Natur, so weit wir wissen, von den Rumern nirgends 
enge wandt w\>r\icn sind. Dor Umstand, dass die Farbe schon rom benetzten Fln- 
■er aufgenonunon wird, und dass sie ron der mit Wasserglas aufgetragenen 
8ohmulssohtoht aufgosaugt werden konnte, macht jedenfalls die Annahme, die 
Inscdirlftiui hKttt»n Jahrhunderte lang in feuchtem Boden ihre Frische behalten, kaum 
sullUsIg. Usst es vielmehr wahrscheinlicher erscheinen, dass Wasserglas und 
8«»hiuuts niU frlsoU aufgetragener Farbe In Bertthrung kamen. 

iioi^h Monntgft, dtiiin der Uobersug cnth&lt keine Spur Quecksilber oder Blei, son- 
dern eliiraohen ICIspnooker oder Eisenoxyd. 

Hsliinlersiiurps Hllbor, welches auf einer Zinnoberflächc Schwärzung herror- 
lirlntfl, Uft auf diu rothe l'^arbo ohne EInfluss, dagegen lassen sich leicht schwarze 
rieche herviii hl Ingen, wenn man auf den Mörtel mit einem geeigneten Metallsalae 
(Nllber , hlsl , l'litdii- oder Kupfer-Sals) schreibt und, nachdem die Lösung von 
dem Mttilcl elngtiNugeii lsl| die FUche mit Sohwefelammoiüam bestreicht Auf 
diese Widse sind ille sobwaraen Buohstaben auf der rothen Fläohe des Mörtel- 
■lUeks herfurgelitaehl, welehes ich anll^nd aurilokiende." 



Die pHUohung der Neonteer In«cbrift*n. 



tT 



Etoielna kletoere andecweilige Beohiohtungmi r<ihieD ta 'l«rMU>«n Aiiaiclit 
untt besUtkou flie weBeatlloL. Die Form Uet ßuoUitaben luid itta uogleteh« ätürke 
der Bohwkrie'i Farbe «DheEnen nämlicli dtSÜr an spreolieo, data dte SshrifbflBn 
lUnKohBl mtt lohimober Furbe Jurcli SchAhloaen sufgettagen und dnon sa*fr«l«t 
Hajid mit tiurprem Scbwari naeligätnalt worden liad. llunklcro fbiBEUlricIia sind 
dcutliob riohtbiir. Einzelne kleioa Löoher im rotiien Verpiih, die offoabjir naa 
fHiboror Zelt herriilirten, Bind dabei mit Farbe mit aiiagAfellt worden und so dunk- 
lor gerirtit. lüinige. wohl sbenfalU aus Sllorer Zeit herrlihronds Sjiallan luicli- 
lelien hie und da die Sciirift, dann leigi aioh hidweilan, dns« die durcbecbntltenen 
Theile desselliDn BuobstabeD« sieh niciht TollstSadig enlgpreelieii. On alle dtese 
tteobaehtungon inleh zu der Anaiubt gefiiltrl hallen, die betreffenden liiechrlfteD 
küDDlen vielleiehl mtt DhlnQiiaoher Tusche auigerUhrt und dann mil Waeaerglae 
ilxirt worden sein, fO habe lob versucht, in dieaer Weite die ächrifUilge nanhiu- 
ahmen, Bs ergab sich, davs auf den rolbea Qrund aurgetragene Tasche, wenn 
■ie nieht weller behandelt wird, sieb lelnlit wieder wegwasohen laant. Wird dage- 
gen «o hergestellte Snhrin mit einer dh'nnen Lesung Ton Wasaotglaa überzogen, «o 
haftet die Farbe sehon naeli wenigen Stunden. Obgleiob nun die toq mir ange- 
wandte Tuaohe In der Ntianca etwa« vom Sohwarn der Neoniger Inaehrirten ver- 
sohieden ist, und die WasierglailÖBUng, weil sie rasch etbürten sollte, etwas Bon- 
centrirt gewühlt worden war und so einen schwach g tau senden Fi rnisu bildele. so 
tragen dooli die so hergestelltan Sohriftiüge im AtlgemeinoD unverkennbar den 
CbaracUir der Nenniger Inaelirinen" '). 



1) Spater tehrelbt Hr. l'rof. Kehulä an den VerTaiser: 

„Poppeisdorf. S, Juli IHTD. 
Wortber Herr College I 

Die Uuterauchung der rothen VurputxitÜoke von Neiinig, die Sie rair vor 
Kuriani iiuxusonden so gefällig wureii, ergieht nichts weseoüicb Neues, und lob 
habe also meinen Ciüheiun Angalien niahta beisufügen. 

Das» ich au( den in der Trlerisohen «Leitung voin 9(1. Muri enthaltenen Ar- 
tikel das Urn. Bildhauer Soliaeffar eingehend >u antworten inlah uiolil eolachllossen 
kann, werden Ste wohl natiirlioh finden. Dleso von ICom aua gemaehten lieobaoh- 
Inngen, oder auf eine fast vierjährige Erinnerung basltten Bemerkungen scheinen 
mir wenig da^u geeignet neues Liebt ia den (iegensland xu bringen, 4ber ieh 
glaube auch Dlohr., il&ss «ie im Stande sind eine an sieh klare Saohe von Neuem 
SU verdunkeln. 

Wenn Hr. SohoefTor in dem Sohwarx der Nenniger Insohrirten mit dem Mi- 
kroskop Lampenruaa erkennt und bei aehr varsiclittge r Uo terauebun {[ 
kloine varbSrtele Theilcben alehl. die niuhla anderes sind als das antike Bindemittel: 
Elweiaettoff oder Leim, so verfllgt er eben Aber UntorauchungBrnelhoden, die uns 
Andern unbekannt geblieben und. Das» die zweite Insohrin doa Schwär« oiwas 
tiefer unil dünner lelgt »U die übrigen, well diaae Iniahrlft äohon toi> früherem 
Kcgen angesolilBgen und gewasehen wurde, tat soLwer vereUndlieb. Wenn «her 
gar ein SehmutiUbenug, in welohem die ohemiaobe Unterauehung dnreb WaMer- 



18 Die FUtctmng der Necntgor Injgaliriften. 

Wurde durch diese giitaclitliclte Aeusserung des Hm. Prof. Kekuli^ 
nun aiicli festgestellt , dass an der Identität der schwarzen Ver- 
pulzfarbe mit der Buchstabenschwärze, wie an einer enkauatischen 
Behandlung der rothcn Wandtlächc nicht festzuhalten, ei^b ferner 
dir Auftiaugung der schwarzen Buchstabenfarbe durch die auf- 
liegende Schinutzschicht deren frischen Auftrag, m waren es doch 
schliesslich noch ganz andere Momente, die &Ue weitem Erwägungen 
Ubortlikgsig erscheinen Hessen. 

Was die grösste Beflissenheit nicht zn erreichen vermag, bringt 
oft des Zufalls leichtes Spiel uns in die Hand. Es war an einem reg- 
nerischen Novembcrsoniitag, als der neueste Vertheidiger der Inschrif- 
ten, Hr. V. Salls, in Begleitung eines Lehrers der französischen Sprache 
zur wiederholten Untersuchung der Inschriften in Nennig erschien. Wir 
tauschten unsere Meinungen gegenseitig aus. Ich wies auf die Uubalt- 
barkeit des zu Hülfe gerufenen Unterschieds zwischen officiellen und 
privaten Inschriften für den gegenwärtigen Fall hin^ indem hier doch 
keine so unwissenden pompejanischen Handwerker als Paiastbewohner an- 
zunehmen seien, denen man die Unbildung zumntben könne, in einzig 
dastehender Weise gegen vielhuadertjährigen, sanctionirten und constant 
gewordenen Usus im 'I'itularwcsen zu sündigen und verlangte, dass 
man doch aus dem ganzen Vorrath rüniisclier Inschriften nur ein ein- 
ziges ähulichas Beispiel nachweisen möge. Hr. v. Salis setzte dem 
entgegen, Aa^ ungeachtet alledem die Nenniger Inschriften alt und 
unanfechtbar blieben, weil die durch das Jahrhunderte lang« Verweilen 
iü der feuchten Erde gebildete Kruste oder Kalksinter- Textur gleich- 
massig Über die ganze Wandßilche, also auch über die Buchstaben 
hinweggehe. Nothwendigerweise müsstc sich diese Textur unter den 
Bucfastal)en befinden, falls die Inschriften späterer Zeit angehören sollten. 
Hlwnso widerlegte Hr. v. Salis meine Meinung vom Gebrauch der 
ScbabloDo bei Aufmalung der Buchstaben siegreich dadurch, dass er 



g\i* »iirg«kUloto MSrlolthoitfllion nnoliwelaL für eioa glelohmlitigo KalUuuate, <lla 
«lu ilABi k4lkliitlllgan WuMi dei (!«guaJ h«rrUlirt, auagageban wordeo aoU, »o 
lt«iMl Ju 'loeti <lor LaicUtfilliubigkail <las i*<iblikuma «ttru viel sumutbeo. 

SoUMq Si« M für geoi(oet btllQD •1i«M Il«iu«rkang«n ««Itiof früher 
Uial)ui>f aU Anm«rki]Qg bslturagen, »o Utba loh niohtf d«g«£«n «Itt*Dw«o<l«a. 

IUI b«»l«n tiruw 

Ihr 



Die FUscbung der Neaaiger lueolinilea. 19 

einzeloe Buchstaben herausfand, z. B. ein X, deren Balken übereinan- 
der gingen und die desshalb keinesfalls mit der Schablone, vielmehr 
nur aus freier Hand gemacht sein konnten. Ich vermochte in der 
That nichts Erhebliches diesen beiden scharfsinnigen Wahrnehmungen 
entgegen zu setzen, fand die Gründe für die Kchtheit daduixh vfesent- 
lich gestützt und verliess meinen Gegner, um ihn durch meine Anwesen- 
heit in der Freiheit seiner Nachforschungen nicht zu behindern. PlötzUch 
erscheint der Begleiter des eifrigen Franzosen, um mir mitzatheilen, 
dass letzterer durch ihn als Dolmetscher so eben ein Examen mit dem 
Aufseher und Ausgräber der ersten Inschrift, Peter Reuter, abgehalten 
habe, hei welchem dieser, nach der auf den Buchstaben der ersten In- 
schrift befindlichen Schmutzschicht befragt, ausgesagt, dieselbe sei da- 
durch entstanden, dass Schaeffer nach dem Bestreichen der WandSäche 
mit Wasserglas sie stets mit dem am Buden liegenden Schutt und 
Sand beworfen und darüber wieder Wasserglas aufgetragen habe. 

Ich war keineswegs geneigt, dieser Angabe sofort tilaulien zu 
schenken, nahm die friihera protocollarischen Aussagen der Arbeiter 
zur Hand und gelangte zu dem naheliegenden EntscbluBse, festzustellen, 
wie viele und welche Arbeiter bei der Ausgrabung der ersten In- 
schrift zugegen gewesen seien. War die Aussage des eben von Hrn. 
V. Salis vernommenen I'eter Reuter wahr, so mussten notbwendig alle 
Betheiligten dasselbe gesehen haben und aussagen können. Konnten sie 
dies nicht, so blieb das Reuter'eclie Zeugniss von sehr zweifclliaftem Werth. 
Sie musst«n indess noch mehr gesehen haben; denn eines der altem 
Vemehmungsprotocolle vom 20. März 1k67 {Anlage H) enthielt bereits 
die Aeussernng des Arbeiters Loreuzer, dass Schaeffer nach der 
Bloslegung der ersten Inschrift dieselbe mit einem Pinselchen und schwar- 
zer Farbe ausgebessert habe. Desshalb aufs Neue befragt, bekundeten 
nun alle drei heim Ausgraben der ersten Inschrift gegenwärtigen 
Personen, Reuter, Schatte) und Lorenzer genau dasselbe, nämlich: 

dass Schaeffer die gefundene Inschrift mit einem Pin- 
selchen und schwarzer Farbe ausgebessert, mit Wasserglas 
überzogen und die dadurch genässte Fläche mit Schutt- 
staub beworfen habe. (Anlage III. 'L 1, 2 u. 4.) 

EsmuEste auffallen, dass diese wichtigen Thatsachen nicht früher 
ausgesagt worden waren. Die Zeii|;en erklärten dagegen, hierüber 
nicht näher befragt worden zu sein. Um so werthvoller erscheint 
es desshalb, dass der Zeuge Lorenzer seine am 20. März l^iG? 
gegebene Aussage bereits früher, am 18. Januar, in einem von der 



tfik 



£0 



Die FälBcbiing der Neuniger Inschriften. 



Staatsanwaltschaft gCRen Hrn. Schaeffer wegen Anheftung von Placaten 
angestrengten Verfahren eidlicli deponirte. (Anlage V.) 

Ich vcrmug an dieser Stelle tneiDe Verwunderung darüber nicht zu 
unterdrücken, warum Hr. v. Wilmowsky, anstatt zu behaupten, dass 
nach dem Ergebuiss der amtlichen Untersuchung eine Fälschung nicht 
erweislich und die Zeugenverhöre ein amtliches Zeugnis» iür die Echt- 
heit geworden seien '). nicht diese seihst vollständig abdruckte. Die Trag- 
weite der nicht niitgelheilten Loreuzer'schen Aussage ist doch unverkenn- 
bar. Elienso verhält es sich mit andern. Wenn Hr. v. Wilmowsky ?.. B. die 
Ünausflihrbarkeit der Inschriftenfiilschung dadurch zu beweisen sucht, 
odass es immöglich sei in einer Nacht einen 8' tiefen Graben aa»KU- 
werfen, darin eine Mauer zu verputzen, zu trockneu, zu färben und 
zu bemalen, wozu Tage und Wochen gehörten," so würde der .Abdruck 
des Zeugen Verhörs dargethan haben, dass bereits am Tage vor dem 
Fnude der Inschrift die rothe Wand bis zu dieser frei lag und »m an- 
dern Morgen der Arbeiter innerhalb der Grube nach Süden, wo die Erde 
bfischungsartig ausgehoben war, weiter arbeitete, um schon in Vi 
Stunde zur Insohrift zu gelangen. (Anlage I, Z. 1 (Schaeffer), der schon 
sagt: »der liodou war etwas uaterminirt" u. Z. 10.) War also die 
ruthe Wand vorhandeu. so bedurfte der Fälscher in der Nacht doch 
keineswegs Tage und Wochen, sondern nur so viel Zeit, um die 
Erde aus der vorhandenen Biischung zu ziehen, die Inschrift zu 
scbabloniren und ilie herausgeüogene Erde wieder in die Böschung 
XU schieben. Die über der Böschung betindliche Grasnarbe blieb und 
konnte dabei ganz unversehrt bleiben. Wo findet sich hier eine ün- 
möglichkeitV Gleichwol habe ich es nicht unterlassen, auch hierüber 
das Zeugenverhör zu veranlassen. Beide mit der Ausgrabimg beschäf- 
tigte Männer sind ganz einstimmig darin, dass zwar die Bodenfläche 
am Kuudbaue an der Stelle der ersten Inschrift oben fest, unversehrt 
und mit Gras bewachsen war, darunter aber eine mit Schutt angefüllte 
Böschung sich befand, die mau sehr gut in einer Nacht, ja sogar in 
V( Stund« leeren imd füllen konnte. (Anlage III, Z. 1 u. 2.) Ja, 
es wurde nunmehr auf das Beätiinmteäte behauptet, dass diejenige 
Stelle der Mauerttäche, welche um Sonntagmorgen die Inschrift zeigte, 
ganz dtc»elbe sei, welche schon am Samstag ohne jegliche Spur einer 
Inschrift blosgclegt wurde. (Anlage HI, Z. 2 u. 4 ; vgl. Anl. 1, Z. 3.) 



: Jkhrb. <L V. V. A. XLVIU p. 18». 



Die Fäl»cbuiift der Neuitjgw Inaoliriftcu. 21 

lä&z ausdrücklich hatte Lorenzer ilieü schon in seiner eidlichen Aug- 
sage hervorgehoben. (Anlage V.) 

Damit beHchäftigt, diese flherrnschenden Aussagen zu "rdnen, hielt 
iuh es Tür erheblich, genau den Zeitpunkt festzustellen, an welchem die 
I. Inschrift aufgefunden wurde. Nach der eigenen pnitocoIlariBchen Auk- 
sage des Hrn. Schaeffer und nach jener aller Zeugen war es der Sonntag- 
inoi^en des 30. Septembers 186fi. (Anlage I, Z. l,2,3u. 13.) Um durch die 
Sonntagsarbeit keinen Anstoss zu erregen, wurde ja hierzu die Erlaubniss 
des Pastors eingeholt. Dieser war es auch, zu dem Schaeffer sieh Sonn- 
tagmorgens gleich nach Auföndung der Inschrift begab, um, des La- 
teinischen angeblich unkundig, eine Deutung derselben von ihm zu 
erlangen. 

Ich kfimme hier an den Punkt, wo sich der Betrug seine eigene 
Falle gelugt hat. Denn vor dem nackten, unumstösslichen Factum, dass 
die 1. Inschrift am Sonntagmorgen des 30. Septembers 1860 durch 
Peter Heutet aus der Erde gegraben wurde, der dazu V- Stunde 
In der ß<)sehung bis zu den ersten Buchstaben und dann noch l'/i 
Stund«' von oljen (wo die Gra.snarbe unversehrt anstand) herab bis zur 
völligen Freilegung gebrauchti- (Anlage I, Z. 10 u. III, Z. I) und dass, wie 
crwÄhnt, an diesem Morgen durch die BeihQlfe des Pfarrers der Ent- 
decker Schaeffer nach dem Verständniss ihres Inhaltes strebte, zu- 
gleich aber, diesen Thatsachen schnurstracks entgegen, schon am Abend 
des vorhergehenden Tages, Samstags den 29, September, die vollständige 
Inschrift nebst ihrer inhaltlichen und wdIiI verstandenen Erklärung, ja 
sogar mit Geifflgung ihrer wissenschaftlichen Consequenz in zwei Brie- 
fen zur Post gab, fällt eigentlich aller fernerer Streit als gegenstands- 
los zusammen. 

In einem Schreiben an den Regierungs-Baurath Hm. Seyffarth 
nämlich (Anlage VI, 1) theilt Hr. Schaeffer mit, dass er am Samstag- 
abend die Spuren der ersten Inschrift gefunden, fügt jedoch schon 
sofort deren ganze Abschrift sammt Erklärung und die Bemerkung bei, 
dass er trotz des morgenden Sonntags arbeiten lassen müsse. In einem 
lemern Schreiben (Anlage VI, 2) erhält Hr. Bibliothekar SchÖ- 
mann in Trier dieselbe Nachricht mit der ausdiflcklichen Angabe, 
dass es der Samstagabend sei, an welchem man die Inschrift gefun- 
den habe. Zugleich findet die Freude ihren Ausdruck, Hrn. v. Wil- 
mowsky durch diesen Fund glänzend mit seinem Urtheil gerechtfertigt 
zu sehen, nachdem Prof. Hühner sich so arrogant über dessen Pilunius 'J 

1) Eb igt hier von dem Aufsatze Uübiiers: „Zu den römlscbea Atterlliü- 



32 Die Pälschnng äer Nenniger InschrifteD. 

geäussert hätte. Beide Briefe sind datirt, der eine vom 29/30. Sept., der 
andere vom 29. Sept., und beben im Texte ausdrücklich den Samstag- 
abend als Schreibezeit und den morgenden Tag als Sonntag mit 
dem Bemerken hervor, dass „es schon 12 Uhr Nachts" und dass „Mit- 
temacht vorbei" sei. Diese Zeitbestimmiingen im Brieftexte würden 
jeden Irrtbum in der Datining, lande sich ein solcher vor, leicht con- 
troliren nnd erkennen lassen '). Wenn desshalh Hr. Schaeffor im Bestreben, 
Föndzeit und Fundnu'Idung in Einkianp zu bringen, jetzt nach fast 
1 Jahren ohne alles Bedenken ganz naiv behauptet *) : „er habe schon 
in der Untersuchung im November 1S6G dem ßaurath Seyffarth nach- 
gewiesen, dass er den vom 2i»/3(>. Sept, datirten Brief am 30. geschrie- 
ben, als der Bote P. Reuter Morgens 9 Uhr einen gleichen Brief an 
den Landrath von Saarburg trug und dass er in der Hast und sich 
nicht erinnernd, vrelches Datum das richtige sei, 2d./30. beide Datum 
darauf setzte" — so passirt ihm nur das Unglück, dass er, das Brief- 
inhaltes inzwischen vergessend, den angerufenen Sonntagmorgen des 
30. Sept. selbst durch die kühnste Dialektik nicht in Einklang zu 
bringen vermag mit dcTi klaren Behauptungen der Briefe selbst, dass 
Mitternacht vorbei und morgen Sonntag sei. 

Gibt es nun nach diesem missglückten Versuche, beide Briefe 
auf den Soniilagmorgen zu verlegen, für Hrn. Schaeffers schon am 
Samstagabend bestehende intime — bis zur Beweiskraft für den Prä- 
toriauiscbcn Tribunen Pilonius reichende — Keuntniss *) der erst Sonn- 



mem von Trier" in den Jahrb. d. T. v. A. XI. p, 1 B. die Rede, in welchem 
derselbe die Abhacdlung des Domcapitulars v. Wilmowsky „Dm Ilaufl des Tribu- 
nen M. riloniu» VictoriTia» in Trier" im Jahresbericht der GesBUschaft für 
nüt«!. Forschungen über die Jahre I8C3 und 1864 bespricht und b 
chende Ansicht über die Inechrill des Mosaikhodena darlegt. Diese Hriefstplle 
ifl noch uni deswillen ganz besonders zu vermerken, weil bekanntlich Th. Momm- 
een, ohne von derselben Ecnntnias zu haben, behauptete, die Eweite iDSchrift 
aei ein nach der Mosaikinsohrift erzeugter Bastard. 

1) Wenn Hr. v. Wilmowsky. a. a. 0. p. 3 sagt, Ilr. Schasffer habe ihn am 
31. Sept. Abends von der am Morgen freigelegten Inschrift benachrichtigt, und 
wenn in der Anlage IV sogar für den 29. der 23. Sept. angegeben wird, ho 
sind das offenbare Schreibfehler. 

2) Tiieriacho Zeitung Nr. 75 v. 30. Mära 1870. 

3) Bemerkens wer th ist, dass Hr. Scheeffer schon in seinem vom 4. Oot. 
datirten Bericht über den Fund der 1 . Inschrift (vgl. Aul. lY. Bf. 4 L d. H.) in 
dieser sofort eine Anfklärnng für iUe Inschrift der IgclHäule erkennt. 



Die FaUchnng der Nouni^r InHubriflan. 2H 

i gefundenen 1. Inschrift eine an4lere Erklärung, als dass er sie selbst 
fälschte und nach Abfassung der sie verkündenden Briefe noch in rtcr 
nänilicben Nacht auf die Maner brachte? Dass die Briefe der Auf- 
malunK vorangingen, ergibt sich übrigeng Rcbon aus dem Texte gelbst mit 
Wahrscheinlichkeit. Während hier, m'e za sehen, die mitgetheilte Inschrift 
dreizeilig niedergeschrieben ist, stellt sie sich auf der Wand vicr- 
zeilig dar. Ist es wol glaublich, dass ilr. Scliaetfer eine auf der Wand 
vierüeilig von ihm vorgefundene Inschrift ohne Trennungszeichen drei- 
zeilig abschreibt, oder liegt die Annahme nicht viel nälier, dass er jene 
dreizeilig concipirte, durch den Mangel der erforderlichen Mauerbreite 
aber vierzeilig umgestalten mnsste ? ') 

Seine Vertlieidiger — wenn es deren noch gibt — werden viel- 
leicht versucht sein, zu sagen, Hr. Schaeffer habe Ja doch schon am Sam- 
Htagabend Buchstat«n erkannt (Anl. I, ZA); auch seien solche von 
den Zeugen Paillet und Toussaint gesehen worden. (Aul, I, Z. 9 und 13.) 
Nun gut, es waren in jedem Falle nur einzelne, sogar nur 3 Duch- 
staben einer über 50 Buchstaben enthaltenden vierzeiligen Inschrift. 
Wenn nun auch Hr. v. Musiel, der zufällifje Zeuge der Ausgrabung 
vom Samstagnachmittag, nicht erklärte, er habe deren keine gesehen 
(Anl. I, Z. 14), ebenso der Zeuge Toussaint seine frühere Wahnich- 
mung dreier Buchstaben nicht ausdrücklich widerriefe (Anl. I, Z. 13 
und III, Z. 0), Saillet, Toussaint ond Reuter nicht durch die 
einstimmige Verlegung des Inschriftfundes auf den Sonntagmorgen 
(AnL I, Z. 9, 10 und 13) diesen Buchstaben alle und jede Bedeutui^ 
nähmen, und wir deren Sichtbarkeit am Samstagabend schon ohne 
Weiteres gelten lassen und gar glauben wollten, was nach Loren- 
Kcra eidhcher Deposition Hr. Schaeffer zu diesem äusserte; ,,er sei in 
der Nacht mit einer Laterne an Ort und Stelle gegangen und habe die 
gemachte Entdeckung weiter verfolgt" (Anl. V), so stünden doch lim. 



1) Das8 die Inschrifltexte beiilor Itrit^fo statt dnmum rälenhlich doiniiK 
haben, sei nur dcsehalb hier coo^atirt. weil solUuinrr Weisp auch die erst« Ter- 
öffeDtlichnng der loechrifc in der Trier. Ztg. Jahrg. 1866 Nr. 238 diese Ijeaarl 
eatUelt und vieiracb behauptet wurde, das» in der Originalio«chrift selbst jener 
Fehler erst nach seiner Drgining verbesBert worden. In ähnlicher Weiie bmchlo 
die erst« briefliche Mittbeil ung (Anl. IV, Br. 5i und Veröffentlichung; (Trier. Ztg. 
ebendas. Nr. 245) der 3. Inschritt fondalum statt fundatuni, wie es dai von Hrn. 
V. Wilmowsky mitgetheilte Faosimila noch naohweist. Nur durch spätere Vor- 
beaeeraDg der Originalin scbrift kann aus dem arapränglicbcn o das jetzig« v 
entstanden aeiii. 



It Die Fälschung der Neuniger Inscbrifteii. 

Schaeffers eigene erste wie letzte Aussagen der Annahme von der 
Auffindung der Inschrift .tm Sam»tiigabeDil auf das Bestimmteste ent- 
gegen'"!. Wie sollte CS auch möglich sein? Hr. v. Musiel erklärte 
mir auadrüeklich, er habe Hrn. Schaeifcr bis zur Dunkelheit im Auge be- 
halten; um 12 Uhr aber waren schon die Briefe mit den Abschriften, 
Ucbersetziingen und Erö(terungeD geschrieben : alsn hätte der gewandte 
Bildhauer in wenigen Stunden die Inschrift aufgraben, abschreiben, 
zuwerfen, eutziifern und in zwei Briefen mittheilen miissenl 

"Wäre dies mm aber auch möglich und nähmen wir es als wirklich ge- 
schehen an, dann erschiene die Wiederverschüttung und Wiederauffindung 
der Inschriften am Sonntagmorgen als eine ganz unverständliche Co- 
inödie ; indess ist es, wie gesagt, unnöthig, diese Frage zu behandeln, da 
lim. Schaeffers Aussagen sie durchaus ausschliessen. Es wird ihm daher 
nicht geUngen, den Widerspruch der unumstösshch erst am Sonntag- 
morgeu geschehenen Aufgrahunff der 1. Inschrift mit deren brietiichen 
Mittheilung am Samstagabend aufzulösen und so lange dies nicht ge- 
schieht, lassen beide Momente keinen Zweifel darüber bestehen, dass difi 
vorfäthig gehaltene 1. Inschrift in der Nacht brieflich 

3) Die ätt^sto and erste Auslassung befindet *icl) nämlioh in einem Pro- 
toooll (Anl. IV), welnlisB von Hm. Sciiaeffer vor der amtlicben Vernehmung pri- 
vatim mit einzelnen Arbeitern am 19. November vereinbart wurdo uSenbar 
ta dem Zweckt.', sich dndnrcb der «pätErn Aussngen dieser Peraunen zu ver- 
aiohum, und i)«i gewias den Wünschen seinus Verauloasera dtirclmuB entsprach. 
Ka besang, dnas Hr. ScbaefTer am Samstagabend noch die Frage aufgU-llte. ob die 
gefimdimeu Spuren sobriftartiger Malerei vielleicbt L-ine Inschrift seien; fornnt 
dass sich erst am andern Morgen bei der Bloslegung der Wand nach zweistün- 
digem Graben nach und noch Buchetabcn leigten. 

Das amtliche ProtocoH vom 20.— 22. Nov. (Anl. I) entspricht diesen Aus- 
sagiMi, Saillot sagt: Als die Herren <t. Musiel und seine Freunde) sich cntfernl 
halten, ging ich mit SchaelTer und Toussainl wieder iiaeh der fragl. Stelli? hin 
und wir legten Für den Füll eines Regens während der Nacht zum Schuls des 
Verpnlzes Rasenstücke darauf. Des andern Morgens zeichnete Sohaeficr 
die blosgelegte Inschrift dnrch. 

Tuuflsaint: Als die Arbeiter zu graben anfingen (am Sonntag Moi^u), enU 
fomte ioh mich; nach Verlauf von 2'/, Stunden kam SehaeSer zu mir und ereäblt« 
mir, dasa sie an der fraglichen Stelle eine schone InBchriß aufgefunden hätten. 

Iteuter: Es war an einem Sanntag, ahi SchnefTer zu mir kam nnd mich 
fragt«, oh wir arbeiten durften, da er etwas Wichtiges zu entdecken bnffe. 

Vgl. die letzte Aussage in Nr. 75 d. Trier, Ztg. von 1670, worin et in 
Uetug hierauf heisst : Es ist ja aber auch schon damals festgestellt worden, dus 
•ich schon Abends bei der Dämmerung Schriftzoichen zeigten et«. 



riio Falsdinng der Nennigyi' Iiisobriftou, 25 

mitgetheilt, dann auf die in der Böschung von Lorenzer 
blos gelegte Wand tiufgenialt, mit Ii in eingcsclio heuern 
Scbntt verdeckt, und endlich Sonntags gefunden wurde. 
Auffälliger noch ergibt sich der Beweis der Fälschung 
für die 3. Inschrift'). Bereits in einem der vorgefundenen Pro- 
töcolle befand sich die Mittheilung Lorenzers, daes lir. Schaeffer am 
Abend vor dem AufKnden der 3. Inschrift den Arbeiter Kiefer zum 
Zunicklassen der Schflppe und den Arbeiter Schattel zum Wachehal- 
len in der Nähe des RundbitueB veranlas.st und ersterm Verschwiegen- 
heit darüber anempfohlen habe. (.\nl. II, Z. 2.) Beide Zeugen, hiernach 
befragt, bestätigten dies rAnl. III, Z. 3 und 4) und Kiefer bemerkte, 
dass seine Schlippe und Hacke am andern Morgen mit schwarzer 
Farbe beschmutzt gewesen sei. Aber derselbe eröffnete noch Weiteres. 
Vom Leiter des Verhürs in üblicher Weise befragt., ob er sonst noch 
etwas auszusagen wisse, erwiederte er mit unverkennbarer Erregung: 
„Jft wol, dass die ;-i. Inschrift gar nicht vorhanden war" und erläuterte 
dies dahin, dass man nach dem Funde der 2. Inschrift die ganze 
Mauerääche des Rundbaues bis ttber die letzte Inschrift am Fontainen- 
bild hinaus bloagelegt, ohne auch nur die Spur einer Inschrift zu fin- 
den und dann die Grube wieder zugeworfen habe. Nach einiger Zeit ') 
sei nun die gleiche Stelle abermals aufgedeckt worden (am Tage nämlich 
jenes Abends, wo Schaeffer ihn zum Zurflcklflssen der Schuppe und den 
Schattel zum Wachestehen veranlasste) «nd Tags darauf die (von einem Ar- 
beiter vorher weder gesehene noch ausgegrabene"! Inschrift dagewesen. Es 
ist dieselbe, welche Hr. v. Wilmuwsky, plötzlich hinzukommend, reinigte. 

1) Ton der 2. luGchrift ist an und fiir sich weniger die Rede, woil nie 
nic^t niiF der MauerßHche gefuuden. sondern nur in einzelnen Fnignienteu im 
Schutte aufgeleien wurde. Üeber dieselbe irt mir Naberus nicht bekannt gowor- 
don. Sie wird im 3. Briefe v. i. Gel. atinonoirt und im 4. iindatirlen Briefe, 
der wahracheiidich am G, Oot. gesubrieljen ist, mitgöt heilt. Die Trier'sohe Zei- 
limg bringt sie in Nr. 238 am 9- Out. Vgl. Anlage VI. Bf. i. 

i) Durch den zwischen dem Funde der 1. und 3. Inschrift, liegendan. un- 
erklärlich langen Zeitraum veranlasst, fragte Ur, Banruth SeyfTiirth schon im 
1. Tcrbor Hrn. SchaelTer. „wie es komme, duas EWJBchen der Auffindang der 
1. und 3. und 4. Inschrift ein Zeitraum von 14 Tagen verflossen, da die In- 
BChriften doch in geringer Entfernung von einander sich vorgefunden fanttea'' 
u&d erhielt die Antwort, data die Nachgrabung an dicaer Stelle von den Eigen- 
th&nem nicht eher gestattet worden sei. Die Mittheil ungen in Anlage VI, Bf. 4 
widerstreiten indees vollständig der Angabe einer bu langen Itehiadening, dio 
darnach nur von einem Tage xum andern dauerte und sich nunmehr ala fingirt 
herausstellt. 




» Di« 

Gleicbwie das Zei^mss dee Beater aber die 1. Imdirift durch 
die AoBsageo der andern betbeOigteB Arbeiter seine Contralc eriiielt, 
w sachte kJb utch jetzt die Kiefer'GChe Ai^be durch die VenM^nog 
der mit ihm nigteich beschiftig:teD Ijeate xa präfes nnd UnA dtesdbe 
UdMmDsUmiiiaiig. Nach dem amtlkhea Protocolle (AnL I, Z. 12) war 
P. Reuter Sohn Dimlicfa mit Kiefer ^«chzettig beschifb^ geocsea; 
er nosste «Im dasselbe Wisseo des VorgefaUefteo besitzen. Sein meffc- 
«flrdiges Zengniss <Anl. HI, Z. 5) belehrt uns nicht allein, dags die 
Maoerfiäehe bei ihrer ersten Aardeckmig keine Inschrift zeigte nnd 
diese er«t später nach der zweiten Bloskgoog an derseDx» Stdle 
TEHhanden war, sondern besagt aocfa, dass die Mauer dessfaalb plSto- 
lieh wiakr zugedeckt warde, weil nicht Jeder andern Tags, wo aaf 
dnem Dtmpfecfaifle eine GesctUcfaaft von Trier nr Besicbtignng der Funde 
aalangte^ das Fontainenbild sehen sollte >). Es war dies Sonntag des 
7. October. Bemerkt werden mnss auch hier, wie Lorenzers eidliche Aqa- 
sage (Anlage V) sich ToUstäadig bestätigend verhalt. Ob man der darin 
wetterbtn referirtea Aenssening Schaeffers. >es ist bald Zeit, dass wir 
mit dem iBsdiriftenänden nachlassen, sonst h.iben ^e keinen Wcrtk 
ndir*. Bedeotnng beimessen will oder nicht, ändert an den entächndenden 
Tlmtsaehen uchta. Die Thatsacheo aber »cUiesseD hier jegüehen 
Zweifel aas. 

Ueber die als Dedicati'-ttstafel am Kordportal des n»gpih»nwn 
bezeichnete Steininschrift, welche in zwei Stacken am Sl.Octobcar 
and ]. December 1SS6 geftmden nnd von Brambach and Mommaea 
for eine noch derbere Fälschong als die Wandschriflen aUart wurde *), 
weil ^e die Kenntniss der in den Trierer Zeitangeo, besonders von Hrn. 
hBonMxij, gegebenen Aasföhniogen ToranssetzteOi nur wenige Wortei 

1) Idi duf u dirao- SuUe die «icderholt« PTiimtaütÜMikiiig des Bfw. 
Sey&rtb nidit «Btat^räcteH, «oiMoh Br. SAmdSer Qwi g c kge HlBeh dar Bick- 
tihi ilii Tiiiiiiii ffiBiflwi h a n Ulf iliiii ftMwiiriiifcitrii l uininiHii II fciliiiTpiiii« lüimfc 
LldMkL Br. Spfi^rth hielt ihm da* 0>btg:i«illidM mämta B»- 
■r an OK ud SteHa hJarOD gagctwiegcn haha oad ■f "-"'nftr 
■ei täaa Ccbenengnng doich den AngeatelietB m fewünot, 
I «omditig ala aaSäDqr aDgekö^digt« Fond bat kan daraaf 
aa> Tageriicht. Audi brieffidi (AnL Tl. Bt 4) Tardao aelMii dieSptmn weitarar 
Schrift •■ 4. OeL a&aoneirt. iod««* dioMlbe «nt am 14. Oet-, ah Tcr^mini 
(AbL Tl. B£ 51 ««racideL ^Wie Ut diw nöglkA? 
St \gL d«n Fandberiefat in Nr. 270 ttnd 374 der Triff. Ztg. tov 1861. 
9) BMonden ia Nr. 243 der Tner. TolkneHmc von 1866; TgL Aid. Tl, 
K 7nd8. 



Uie FäUcbiing der Nenniger Inschriften, 37 

Wie bei der ersten und zweiten Inschrift, beginnt auch hier 
das Wunderliche damit, dass Hr. Scliaeffer wiederum das Vorhanden- 
sein von Buchstaben verkündet resp. vermuthet, ehe solche ersichtlich 
sind. Hr. v. Wümowsky, der für diese Inschrift die hauptsächlichsten 
Zeugenverhöre mittheilt, lässt jedoch die gerade hierauf bezügliche 
Stelle aus. Sie befindet sich (Änl. I, Z. 1} in der Schaeffer'schen Aus- 
sage und lautet: 

■Bei näberor Besichtigang dessoiben (dos Stmua) vennutheto ich an seiner 
Form, daea 'intor der Kalkkruate. mit tvelcher er übentogen war, Schriftzeichen 
oder Omaraonte ~- genau konnte ich ca damota nicht bostimmen — aioh be- 
Gndan kÖDDten.i 

Einer sorgfältigen Prüfung der auf den Fund der Steininschrift und 
zwar des ersten Hauptstückes bezüglichen Zeugenaussagen muss 
•es nun sofort aufiiillig erscheinen, dass die Stunde nicht angegeben 
ist, wann der Stein in die Schaetfer'sche Behausung getragen wurde, 
um darnach festzustellen, wie lange derselbe bis zu seiner Reinigung 
sich in den Händen des Hrn. Schaeffer befand. Wolweislieh sagt dieser 
selbst, der Stein sei nur in die Nähe seiner Wohnung getragen und 
flofort gereinigt worden. Das ist aber durchaus unwahr. Aus dem 
Zeugniss von Schaeffers Helfershelfer Saillet (Anl. I, Z. 9), sehen wir 
schon, dass dieser den Stein nach der Schaeffer'schen Wohnung trug; 
aus dem Zeugnisse Reuters (Anl. I, Z. 10), dass letzterer ihn erst um 
3 Uhr Nachmittags reinigte. Es kommt also nun noch darauf an, 
die Stunde festzustellen, in welcher Saillet den Stein ins Haus hin- 
übertrug. Die dieserhalb von mir angestellten Erkundigungen er- 
gaben auf das Bestimmteste, dass es gegen 9 Uhr Morgens am Aller^ 
seelentage während des Hochamtes geschah und dass die Reinigung 
Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr stattfand. (Anl. IH, Z. 1.) Hr. 
Schaeffer besass mithin den Stein wenigstens C Stunden 
zu ganz freier Disposition. Ob man in 6 Stunden auf unserm 
einheimischen Sand- oder Kalkstein einige 30 Buchstaben zu meisseln 
vermag, bleibe dahin gestellt, handelt es sich hier doch keineswegs 
uro solchen, sondern um den wegen seiner Dauerhaftigkeit und 
Leichtigkeit der Bearbeitung bekannten römischen Jurakalk, auf dem 
eine geübte Hand Schriftzflge ohne Schwierigkeit einzuschneiden im 
Stande ist. Und dass wir es mit einer sehr geübten Hand, mit einer 
Gewandtheit In HersteQung von Buchstaben zu thun haben, die so- 
fort Verwunderung erregte, wird ausdrücklich bezeugt'). Beide Om- 



1) Ilr. Bauratb Seyffsrth war Zeuge, wie Hr. SohaefTer eine Eiste eigairte, 



28 Die Falschang der Nenniger Inschriften. 

stände zusammen genommen, lassen die 6 Stunden wahrlich als hin- 
reichend för die Anfertigung der Inschrift, ja sogar als genügend er- 
scheinen, um auf der Steinfläche Trass- oder Cement- Mörtel antrock- 
nen zu lassen, selbst wenn der Stein nicht, wie vermuthet wird, auf 
dem Feuer war. Gerade auf Cement-Mörtel aber lässt die Farbe 
schliessen, welche der Zeuge Reuter — ,,der am Stein befindliche Mörtel 
hatte eine grauartige Farbe'' — bezeichnete. 

Fasst man die beiden Stein-Fragmente, die unmittelbar aneinander 
schliessen und ein Ganzes bilden sollen, scharf ins Auge, so wird 
man eine erkennbare Verschiedenheit der Buchstabenform nicht weg- 
läugnen können. Der Yerfertiger hat offenbar das grössere Stück vom 
31. Oct nicht mehr vor Augen gehabt, als er das kleinere vom 1. Dec. 
bearbeitete. Die Buchstaben auf letzterm sind des<halb wider 
Willen magerer ausgefallen. Betrachtet man weiterhin das erste 
Bachstabenfragment dieses Stückes i, so ist gar keine Möglichkeit 
vorhanden, dasselbe als Schluss eines N, nämlich des N von dem 
Namen NERVA, anzusehen, da jeder Ansatz des Querstrichs fehlt 0- 

Wenden wir uns nach dieser sich von selbst darbietenden Anein- 
anderfügung der die Fälschung der Nenniger Inschriften ergebenden 
Beweismittel, zur Prüfung des Werthes der letztem, besonders der 
Zeugenaussagen, so ist die auffällige Erscheinung nicht zu verken- 
nen, dass die Zeugen nicht von vom herein mit der vollen und 
ganzen Wahrheit auftraten. Die Gründe dieser Zurückhaltung ergeben 
sich dem mit den Verhältnissen in Nennig nur einigermassen Ver- 
trauten aus diesen ganz von selbst ; ich halte mich desshalb verpflichtet, 
auch hierüber einige Worte zu sagen. Als Hr. Schaeffer nach 
Nennig kam, verbreitete er sofort einen Nimbus unglaublicher Macht- 
falle um sich. Es waren nicht allein die Dinmantringe und Bu- 
sennadeln fürstlicher Geschenke, die angeblichen vielfachen Be- 
ziehungen zu Königen und Königinen, die ihm Ansehen verschafften, 



und sprach ihm seine Verwunderung über die erstaunliche Geschicklichkeit und 
Schnelligkeit aus. womit derselbe grosse lateinische Buchstaben aus freier Hand 
aufzumalen verstand. 

1) In Ermanglung unzweideutiger Beweisstücke bleibt es dahin gesteHt, 
ob die kleinere Steinhalfte in Fett gelegen (vgl. Anl. VI, Bf. 9), und ob, wie 
behauptet wird, eine oder beide Platten auf dem Heerde im Feuer geschwärzt 
wurden. Notorisch schwitzt das grössere Steinfragment noch heute — also nach 
4 Jahren seit seiner Auffindung — aus. weshalb eine chemische Untersuchung 
desselben wol empfehlenswerth erscheint 



Die FiiUcIiung der Nanniger lusohrifteii. 29 

Bomlcrn vor Allem das colportirte GerUcht, es handle sich bei Hrn. 
Schaeffera Anwesenheit in Nennig mehr um Berichterstattung über Zu- 
stände und Personen im Kreise Saarburg als um die Ausgrabung der 
(lortigeu Alterthiimcr. Die äOtbrt durch die Denunciation des Hm. 
Schaeffer bewirkte Absetzung des bisherigen Bürgermeisters von Neunig 
illustnile diesen Glauben iu ebenso plötzlicher als drastischer Weise. 
Andere Personen waren durch in Aussiclit gestellte Begünstigungen 
der Kgl. Regierung für Hrn. Schaeffers Interesse vollständig gewonnen. 
Ihre Namen zu nennen, würde rücksichtslos erscheinen. Als unter 
solchen Umstünden die Catastrophe über den gewandten Hildhauer 
hereinbrach, Untersuchungen wegen anderweitiger Vergehen mehrfach 
begannen, verbreitete sich das seines Eindrucks sichere Gerücht, mit 
Hrn. Schaeffers Fall würden alle Ansgiabungen sofort eingeslellt werden 
und der bisherige schöne Geldverdienst wegfallen. Unter der Macht 
dieser Verhältnisse begann am 20. Nov. 1866 die amtliche Vernehmung 
der Arbeiter. Da griff der bedrohte Bildhauer schleunigst z» der 
Vorsichlsmassrcgel, am Abend des 19. Nov. die Hnuptzeugen durch 
Privatprotocolle in ihren Aussagen zu binden. Von diesem 
Protocolle, welches also der Zeit nach das älteste ist, habe ich das in 
meine Hände gelangte Stuck in der Anlage IV abdrucken lassen. 

Konnten nun wol dieselben Personen, nachdem sie sich mit Hm. 
Schaeffer eingelassen, bei der amtlichen Vernehmung anders sprechen 
als Tags zuvor? TSerrtcksichtigt raan noch, dass die jungem Arbeiter 
theilweise zu Hrn. Schaeffer in Beziehungen gestanden, welche zu gleicher 
Zeit Gcgenstind einer strafrechtlichen Verfolgung waren, so wird man 
leicht begreifen, dass sie nur mit der grössten Befangenheit, Scheu und 
Zurückhaltung reden kannten. Weun diese Zurückhaltung nun auch jetzt 
nach Verlauf von 4 Jahren nachgelassen und die letzten Zeugenaus- 
sagen (Anl. ni) desshalb weiter geben als die frühern, so bin ich doch 
iler festen Ueberzeugung, dass die Nenniger Arbeiter noch immer nicht 
die ganze Wahrheit gesagt und dass besonders Personen, welche, wie 
Toussaint, durch Zusaramenwohuen und intimen Umgang mit Hrn. 
Schaeffer über den vollstündigen Hergang auf das Genaueste unter- 
nclitet sein müssen, sieb noch fortdauernd an ihre frühem Aussagen 
«n sehr gebunden erachten, um die uneingeschränkte Wahrheit an den 
Tag treten zu lassen ')■ 

]) Leider gesUtteten die gcsetzliRbeD Vorschriften weder für die erite, 
noch fHr die Kweito nmtliclie Vernehmung eine Vereidung der Zeugen, die 
znreifelaohne der g^zen Üntersnchuag von vom herein ein nnderaa Ergebnis! 
gesichert haken würde. 



90 Die f^Bohucg der Nenniger In«chrifl«o. 

Diese sachgemässe Prüfung der OefTentlichkeit za übergeben, habe 
ich för meine Pflicht gehalten, rauas es aber entscbieden abweisen, auf 
Erörterungen und Angritfe in Zeitungen denen Antwort und Berück- 
sichtigung zu gewähren, welche, wie die Trierer Volkszeitung, unwür- 
dige Beschuldigungen ■), oder, gleich der Gesellschaft dir nützliche For- 
schungen zu Trier, nnmagsende A-uffordeningen»), oder endlich, wie 
Hr. V. Wilmowsky, grobe Unwahrheiten in leidenschaftlicher Än^e- 
lassenheit vorbringen *). Wenn Hr. y. Wilmowsky fragt: pWozu doch 

1) Kaum war ich in Nennig aogelangt, als die Trierer Volkszeitang (Jahrg. 

1869 Nr. 249) «ich sofort bereit leigte, meine Leitong der AuBgr&bungen mit 
angeblichen Zeratörungen der Inschriften durah einzelne Besacher znnrnmen- 
xnbringon. Zur Abweisung dieser Icsinuation vgl. ebendas. Xr. 255. 

2) In Nr. 54 der Kölniichen nnd Nr. 53 der Trierisohen Zeitung von 

1870 fordert der Voralsnd der GesellechB/t für DÜUliche Forsohungen mich dnrch 
AnooDce auf. die vorgeblichen urkandlichen Beweise der FalflahoDgen der Nen- 
niger lnschrirt«u. welche bei der Winckelnwnnsfeicr vorgelegV worden sein sollen, 
aoforl ea vorößenUiohen. Abgeeehen von der wenig aohiclclichen Form dieser 
Anffirdening iil nicht erfindlich , auf welches Recht sich dieselbe gründen 
■oUI Zum Wincliolmanns feste war in Tier üfTeatUchen Blättern eingeladen 
worden nnd e« a\m jedem anh ei mge stellt , dorthin *a kommen. Wer ver- 
hindert war XU emoheinen, fand, wie dies ausdrücklich erklärt vnirde. die der 
Varmmmlong gcmnchtcn Mittheilungen im n&ohaten Jafarbuohe. Die rerehrte 
TrioriT (Insellichaft hat wol selbst van ihrem dictatoritohen Terfabren wenig 
Krfolg erwartet, 

3) I)cr zur Sache gnnz nnerhebtichen Erklärung des Em. y. Wilmowsl^ 
ind«r Augsb. Allg (Jahrg. 1S70 Nr. 81) und Köln. Ztg. (Jahrg. 1670 Nr. 76) habe ich 
in den nimlichnn Ztgn. (Nr. 89 und Nr. SO) ihre Abfertigung gegeben. Da ich 
princlpi'll nicht auf den Inhalt der Erklärung einging, so muss ich an dieser Stelle 
Bochtnals darauf nurftokkommen, um zu bemerken, dass die Behauptung, meinerseits 
wnrite da« Publikum mit Vorwänden hingehalten, gleich jener, Hr. v. Wilmowsky 
liab« bisher f.u uioinon Aeustorungen in den Jahrbüchern gesehwiegen, der Wahr- 
tiaitmtbehrt. Meine Im Oct. bis Dee. v. J. vorgenommene Prüfung der Echtheit der 
Nenniger losohriflAn ward in einer Versammlung, in der. wie gesagt, alle loleres- 
•enten In vier Zeitungen wiederholt eingeladen wurden, am 9. Dez. v. J. dargelegt. 
In diesem Vortrage, der bald nachher ausxugsweist in Nr. 58 Jahrg. 1870 der Rhein. 
Allg. Ztg. orsnhion, wurde ausdrücklich bemerkt, daas alles über die Nenniger lo- 
•ohriftnnnisohiing Vorgebrachte im nächiten Jahrbuche seine VeröfientUobnng 
ILndon sollte. Wie kann man also hier vcn einem Hinhalten des Publikums reden? 
Und bat doch Hr. v. Wilmowsky selbst seine Vertheidigung der Nenniger In- 
tcbntUm erst 2 Jahre nach ilirer Aufßndung erscheinen lassen. — Die «weite Be- 
hauptung ist gagcntlandslnsi da es in den Jahrbüchern überhaupt keine Aeusserun- 
geu oder Angriffe melnenoita gibt, geschweige denn solche ohne meine Namens unter- 
«ohrift, liie UeUerhebuag des Toni iu der Erkläning richtet sich durch ;gioh selbst. 



Die TÜaAuDg der Hwiii^ii iMchrifloL $1 

bfcctiren ? Wanim sicli Ton UnmuUi gc^cn Andere hinrassn lassen« 
mSL sie nkht 4er Bdimiiptiing der Füsdrang beiptbchta können ? Wa* 
non nicht eingestelmi wollen, dass man sidi übereüen nnd inren 
kann?« ^u^ iiüch gleich darauf ohne Bedenken nnd (dine jeglichen 
Tersnch eines Beweises der Unaufirichtigkeit leiht, so darf man wol 
die Frage mrückgeben« ob Hr. t. Wilmowskr*) seihst Ton Anfang an 
in dieser Sache ausschliesslich nnr fAr »Wahriieit, Recht und Auinchtig- 
kdt« eintrat I 



1) Bonn. Jahrb. d. T. t. A. XLYHI pc 190. 

S) In seiner neuesten Sclvift »Die rösus^en MoselTiUen iwischen Trier 
und Kennig. Trier'1870* p. 1 sagt Hr. t. Wümowskj, er logere mit der Ter- 
öUentE^ang seiner SchKissarb^ über die Yilla sn Nennig nur deesbalb» weil 
«kr yor*t»d uB^of» Ymbm i» Mintn Jahrinielien. wiedorbolt erkttrt h>H 
dass er die Ergebnisse der letsten Ansgrabongen bald beransgeben werde. Um 
den Schein unfireundlidien ZaYorkommens so Yermeiden, stehe er sorüek, nur 
sei sn wünschen, dass der YereinsTorstand seine Arbeit dem Pubükum nicht 
länger Torenthalte. Wo der Vorstand jene Elrklärong in den Jahrbüchern ab- 
gegeben haty (die auf die Nenniger Angelegenheit besügliohen Aeusserungen des- 
selben finden sich XLD p 228, XLUl p. 225, XLV p. 209, XLVI p. 187, XLYHI 
p. 199) ist mir nicht bekannt, wohl aber weiss ich, dass derselbe an eine Herausgabe 
der .yiUa** nicht eher denken wird, bis die Ausgrabung gans vollendet und die 
auf den ftüheni Untersuchungen und Ausgrabungen beruhende, „schon lange 
dmekbereite" Arbeit des Hm. y. Wilmowsky erschienen ist. In dem Vorgänge 
des Hm. y. Wilmowsky Yermag der Vorstand ein unfreundliches Zuvorkommen 
durchaus • nicht zu erkennen , da es ihm sogar noth wendig scheint, dass die 
frühere und controverse Arbeit der sp&tern und berichtigenden vorausgeht. 

m 

aoa'Bi Weerth, 



Anlage I. 

Terhandelt lo Nennig im Sehalhaase den iwanzigslan Xorember 

1800 sechs ond seohssig. 

In Folge boheii MinisterUl.aeseripts rom 3. dieses MooaU U- 22236. I be- 
gab sich heute der antermeichnete Baurath SeyfTarth in Assistenz des Regierang«- 
Referendars Beck aLs ProtooolIfQhrer hierher, am. die Umstände« anter welchen 
die Inschriften bei den Aos^rabongen der römischen Villa bei Nennig anfgefanden 
sind, fesuustellen durch Vernehmung derjenigen Personen, welche dabei betheiligt 
waren. Die dieserhalb Torbeschiedenen Personen erklärten demnächst, zur Ans- 
sage der Wahrheit ermahnt. Folgendes sa ProtoeoU. 

1. Zeuge. 
Ad generalia: Ich hetsse Friedrich Heinrich Sehaeffer, bin 29 Jabre alt, 
Billhaaer, wohnhaft zu Trier, dermalen zu Nennig mich aufhaltend, ron der 
KSmgEchen Regierung mit der Lotung der Ausgrabungen beauftragt. 

Zur Sache. 

In der Woche rom 22. bis 29. September dieses Jahres ertheille ich den 
beim Ansgraben beschäftigten Arbeitern den Auftrag, in den BSdem durch Ter- 
saehsgtSbeB eine Wasserleitung wieder aufzunehmen. Bei diesem Nachgraben 
Hiess der Arbeiter Christoph Locenzer auf eine dem AneeheiBe nach dicke Maner. 
Nachdem das Weitargraben an dieser Steile einen halben Tag fortgesetzt war, 
zeigte meh. dass die Hauer schönen Yerputx und etwas runde Form hatte. Als 
der Graben S bis 4 Pnss tief gemacht war, wurde ich hinzugernfiBn und ich be- 
meckta, dass ier Terpnte roth, mit Lehm und Kalkachutt« aus walchen TheUen 
& Bo4ettsehichte an der fragliehen Stelle besteht^ dagegen stark besehmotzt war. 
Ich empfahl den Arbeitern sofort die grSsste Behutsamkeit an und traf die An- 
ordnung, dass ein Theil des Bodens stehen bleiben sollte, damit der Verpali, der 
sehr Kurbe war, nicht herunter falle, da ich die Erfahrung gemacht hatte, dass 
diesci in einem ähnlichen Falle geschehen war. Mittags gegen halb 4 Uhr kam 
der Baron de Musiel zu mir; ich begleitete denselben auf die Baustelle und bei 
dieser Gelegenheit meldete mir Saillet« der in meiner Abwesenheit die Au£acht 
Inkrt, dmaiä der Arbeiter Lorenzer in dem 4 F>us tiefen Graben nosh auf schönen 
Verputz gestossen sa. Ich begab mich sofort an Ort und Stelle und bemerkte 
klone Sparen Ton Linien und in der Tiefe de« Grabens eine gelbliehe Terzierang 
uni am obccea Ran*le einen ca. 3 Finger breiten Rahmen ron einem BQde. am 
Ende de« Grabens ein Zeichen in der Form eines lateinischen S. Der Verpatz 
war mürbe und bröckelig. Ich nahm darauf ron dem Weitetgraben Abstand, da 
das Eaie der Arbeitsstunde herangenaht war und eatliess die Arbeiter. 

Es war dieses an einem Samstage- Ich beauftragte den Palmatiu* To«asa£nt. 
der in fter Nahe iieeer Stelle ein Gerbhaas hat. and dort arbeitete. Acht z« x^ 
Sen, dass Niemand ohne meine Aufsicht weiter grabe, da in Nennig das Gecwit 
ssea Tcr^^reiief hatte, dass hier ein Sehatz au^efunden worden sei. uni. 4a &e 
^^^rabunges auf Priratboden stattfanden, eolehes leicht au ^ennutkcA war. N-ko. 
an demselben Abende, es war noch heO. ging ich mit Saille« nach dec £:^fiiujca 
SieOe. Z« uns gesefite sieh auch der Palmatius Toussaint Letzterer na»» näi 
dem Scoeke den Bo-ien. der Etwas unterminirt war, los und ich koomte vux. er^ 

eine Sehrifl war. Cm die Mauer bei einem etwa in äk Xatofi 
Rngcn 4arcii das Eindrillen des Wassers zu sekituk Ente 




Mibe mit KaiüD bedecken. Naobdem loh Tagoa darauf in «Her Frübe gegen 
6 Uhr bei item Herrn Pastor >liu ErlaulmU» zum Weitergraheu - ea war nämliah 
tjonntag — elogeboll batte, wurde das Craben forlgeselil und die Sehrift blougo- 
legtj sie war eobmulzig und batte oine l^ebm- und Kalkkruste. Die Rasen lagert 
naob am Morgen ebenso d». wie a<e Tages vacher Itingelegt waren und weitere 
AusgtabUDg von anderer als unserer Saite hatte atobt stattgefunden. Im BMseia 
dM Reuter, Saillet und Schattel habe ioli die SchriR mit der fabne einer Cedar 
KU ceinigon gesucht und als dieiea obre Erfolg war, mit Wasser Bbge«pÜ]t, wo- 
iJorcb die eluzelaen Buchstaben etwa» lebendiger und deutlicher herTotlrslen. 

leb maeble sofort ilem Herrn Bauratb SeyfTartb und dorn Herrn *. Wil- 
mowak; die Anzeige, damit Jemand biorhor kommen sollle, die Schrift ftufsuneh- 
nien tär den Fall, daaa man den Verputz aioKt lange halten küane. Von dieser 
Zeit ab üeas ich den Iteuler und Scliatlel als WaoJie hier, um den Andrang dea 
Publikums absu halten. 

' Am andern Tage, des Montags, knm der Herr Baurath Se^artti in Be- 
gleitang des Herrn v. Wllutowsky hierher, um giob die tnsi^hriri aniuiehen. 
Eraterer erlheilte mir den Auftrag, dafür Sorge zu tragen, daas die lasohrift «h- 
genommen werden könnte. Zu dem Ende Üess ioh die Mauer auf der aarlern 
Seite 6 Pusa bloss legen und ein Feuer nnmncben, um den Verputz, der mit Nüaae 
durohaogen war, tu Iroeknen. Ijleiohzaillg tränkte ich die Sohrilt und den Mörtel 
mit Wasserglas, durah Anwendung dii'ser Mitlei wurde der Verputt der .^rt fest. 
■Im* dfo Ablösung d^t Insohrift ohne ^velte^o Zerstörung erfolgen konnte. Sofort 
lies« ich dieselbe in das über dem Uoaaikboden errichtete und tarBobliessbare 
Gebäude bringen, woeelbat sie sich noch jetzt befindet. 

Auf die an den Zeugen gerichtete Frage, ob er s!nh mit Bestimmlheil dahin 
auaspreclton könne, dass der Boden bei der jetzigen Ausgrabung an der fraglichen 
älelle so beaoliaffen gewesen, dass auf sine Nnchgrahung in neuerer und neuaten 
Zeit niahl gesi^hloasen werden kSnnte, erklärte derselbe, dasa er dieaei mit Be- 
■Ummtbcit kSnne. indem die B öden sohle hten sich in solcher Reihenfolge Torg«' 
funden hatten, wie sie gewöhnlich bei «terstörung eines Baues liegen wUrden, dio 
oberste Schichte bestand nämlich aue dem mit Oras bewachsenen jetiigen Terrain, 
' dann folgte] eine zwei Fuas dicke Schichte lon durch Bergwasaer a ngosah wem mler 
Erde mit kleinen VerpuUtriimmeru gcmiaoht; die dritte Schiebte war betrjchllloh 
dlnker und bestand aus gemaltem Mauanorputi: und Trilmmermassen, deutliflh 
«rkennbaren Bruchetüekea von Bildern, und die unterste Schichte, bestehend am 
Ziegeln, rerbranntam Holz und verrosteten NSgoln, bedeckte ursprQngliobaii 
Fuisboden. 

Einige Tage später nach Aullindung der ersten Inschrift fanden sieh bei 
Terüefung des vorerwähnten Grabens, etwas nördlicher, an dar Slelto, an welcher 
der Verputz herabgefallen war, eine .Anzahl gemalter Verputzatlicke ■ aus denen 
man durch Zusnmuienlegaug die Fra^iaeiile einer Figur erkennen konnte, sowie 
unter der Scbuttmasse die Bruchstücke einer zweilea Inschrift, welche sich zec- 
■treui in der untersten Schuttlage bafiinilen und mit dem Schutt in meiner und 
SaiUot's Gegenwart duroh die Arbeiter Kiefer und tleutor Sohn ausgeworfen wor- 
den. Ich licas den Schutt durchsuclion und die einzelnen Stücke auslesen, welche 
todanii von mir auf einem Stück Mörtel zusammengesetzt ebenfalls nach dem 
Hifsaik-Qebäude gebraobt wurden. 

Uia Arbeiter Rauland, Sauerwein und Schattel haben ahwealiselnd während 
der folgenden Tage den Graben auf der Nordaeite welterge führt und den gsnzan 
Rundbau bis auf die stellen gelassene Erdsehlohte blossgelegl. Mittags — es war 
am 12. Oktober — bemerkte ich, dass der Verputx auch Spuren von Farben durcb- 
Bchlmmern tieaa. Ich ordnete an, dass Saillet immer iu der Nähe bleiben und 
Sorge dafür haben mögte, data an der ganien Wandllänhe Niohls gerieben oder 
gawascliHo würde, bis dieaelbe gänsüeh blossgelegl Bui, des anilern Tages war dl» 
Bloaalegung derselben erfolgt, durch meinen jlallverlrelonden AiifsiahtsfÜhrer wurd« 
der dickste Sohmuti teiebl von der WandHäoho woggenommen, bei welcher Oe- 
legenbeit sich Sohriftn eichen bemerkbar machten. Ilerr t, Wilmiiwiikj' traf za- 
filllg an demselben Tage in Nonnig ein, und reiuiglo eigenhändig dio WandlliLebe 
soviel. 'Ia>s man geben konuls. da» einu gut erhaltene Insohrift, ähnlich den 
frühern auf den rolhoD Verputz gemalt war. DemuSohst habe Ich in (Sogeowkrl 



.*' Ht"'. - 'V'-.o'T-icy *ino n'jrchzeichn::ng 'ler5el*»en aufgenoTcmen anl die 
%.t*. ■.•.*• ,>.--t V% -. •.: »:\u\7;*iU Taijen «n Ort um I Stelle geUsAen. worauf sie mit 
'•:-.•. ■^,r'.*.. *V;{*r.**r.'.'.-.*r, in 1 in -las Moäaik-^jebau !e gebracht worJen i*t. 

V%::<^f i.-^ «:' /r'isci'ieri 'ier i'alrrjV.i'is Tou8?atnt iid<1 ich 'len übrigen Theil 
.".' 'f» n.T.:^.ir.:.H •.*:'.- •.ori^faltii; ab, wo wir nef>en dem Eingang zur Rotan'le ein 
• /.-. !<:'.;.* i;-.:: '^'''-.'i KU, Hin*: Fontaine 'iarstellcnd, bemerkt, welches nach meinem 
;/.k' ..".4.v-r. '<;:'.':.'. 4 ji frünkii':her Zeit herrührte. Bei genauer Betrachtung dieser 
'.'':tr.:*:i^':t \i'.uu\»: u :%n sehen, 'lariü a>ich hier eheniald eine Inschrift Torhanden 
j».tft,:i,:i^ r',ti -A<:i'.;«<;r luan noch 'Üc Buchstaben der ersten zwei Zeilen lesen 
r%j.!.**: 's'-, h .". blasen '!er unteren Zeilen waren je'Ioch nicht mehr erkennbar. 

A.f '.\*: 1 ra;^": wi«; f:s komme, 'lass zwischen der Auffindung der ersten, 
-■.•: *«;r. stA v:':;!«;ri IriB<:lirift ein Zeitraum von 14 Tagen verflossen, da die In. 
w .:'.^**:u ''',*i:t in •^inny^tzf Kntff.Tinuni;; von einander sich vorgefunden hitteui er- 
«;>.•*'. '-'.r '/.*vxv*i. 'ia.'.4 'lic dritte un«! vierte Inschrift sich auf einer zwei rersohie- 
'.* T.tn JJ/<:riti,ijri.<:rn 7.>;^i:hüriKcn i Arxclle vorgefunden hätten und von Letztern 
•\'.': ^4'rh^rA*.jri;; rii'.lit eh'ir ({OHtattct worden bei, weil ein gewisser Schillard am 
."J^rrV. 'l;«;ii'; 'ir 'iffli^tiicke käuflich an sich zu bringen suchte und auf seine Koiten 
'<}'; N4':lj^;ra*'iin;(ori auhfüiiron wollte. 

h'-'A '1 ir eil Verriiitteliin}( des Königlichen Herrn Landraths zu Saarburg lieasen 
Kj'-n '.'ii;',': riiv/itrfigr;rithünier bewegen, uie Erlaubniss zu ertheilen, worauf denn 
4'j':h 'ilc '«f»':ht{rubijngon HOffleich fortgoHctzt un>l diese Inschriften entdeckt wurden. 

\a' h'lcrii «ii«) Aui((rnii untren Mos südliclien Thciles der Villa vollendet waren, 
wjr<l<'.n 'll«'<i<;lb<:n auf 'if;r nördlichen Seite der Villa begonnen und mit Genehm!- 
y^uiy <l':r an •!'!» (inkulitchc Terrain anstoddonilen Privateigenthiimer behufs Auf- 
'N;':iciiri/ 'if!A (ran/on (irundrissn:! der Villa auf der Letztern Eigenthum ausgedehnt 
l(f}i Vi!ifol|{urig frin<;r au fKofiin- Ionen Mauer auf das Grundstück des Feter Lauer, 
n';rdjb'.ii i\*:a \\^V:\\\ \r.\\t:u Ei^entliiiuis wurde ich durch Ileuter aufmerksam gemacht, 
dnm! firi dor Sttdb', wo dor Ta^'löhncr Mathias Eiles in Gemeinschaft mit einem 
«iidfrn '\iiv\t\\\w\T arboilotn, ein Stein mit l'rofiürung gefunden worden sei. Der- 
»«dbo i}'dl M'Kdi dfir Aurt^aKO des Kontor in einer Tiefe von 8 Fuss gelegen haben. 
\\f\ niltiiriifr liMHichtt^iin^ dri4Hell>cn vormutliete ich an seiner Form, dass unter 
df;i Kiilkkruhln. irdt widfduir er überzogen war, Sohriftxelohen oder Ornamente — 
IfofiHU ki»riiilM lidi OH •liiTiialrt nicht bestimmen — sieh befinden könnten. £■ war 
fifii Itl. Ociolifir Nar'hndttaKH. Wegen dos Tages darauf folgenden Feiertages lieas 
l'di diMi Stfdn v'irlaudg lud Seite legen und am Tage nach dem Feiertage — 
Aifi AIJnriiiiMbintngo durch Salllet In ilie Nitho meiner Wohnung bringen, woselbst 
Mol'iit düifdi •liiti AiiiMidinr Koutor in nioinor und Toussaints Gegenwart die Rein!- 
niirit{ ndi liid.Mniii Watner viirKonuninien wurde. In Folge derselben zeigte sich eine 
NnuiitM nlfigMJtaiiiino Iniudirift. l>as ganzo Stoinfragment trug deutliche Spuren, dass 
n«rii)lini diuii i-'iiunr au»>^(*Hi*t/,t war, wodurch auch einzelne Buchstaben der Insohrift 
bnni-hiidiKi waion. Naoh vidLogonur Heinigung wurde es sofort nach dem Mosaik- 
(Ifiluludn Kitliraolil. 

lllni-/.ii i'ilr.M l«di iiooh dio Erklärung, dass eine Nachgrabung in neuerer odor 
uniiiiHliti /tdl an ilnr Sirlln, wo dliMO Inschrift vorgefunden wurde, nicht stattgehabt, 
wan l(di ilfiKiiiii Nidil|i«it.iiui nttiits, dass. um zu dem fraglichen Stdne zu gelaxigen, 
lilim tdnni ii|i<tii«rM Mau l'orioile angohöreuilo Estric hde oke, welche einige Fuss 
hnimi. filii ijni Stidn, IhKi durohbrochon werden musste. 

N'Hdt Viii-lftnunK und (luthoissung erklärte SchaetTer, dass er nöthlgenfalls 
linifdl md, •Ibnin mdun AunAage eidlich zu erhärten, worauf derselbe untersohrieb. 

A. u. s. 

He«, llidnrtoh SohaotTor, Bildhauer. F. Seytfarth. Beck. 

l''iiitgniiol/t am Mittwooh don ein und zwanzigsten November 

1S(H> sechs und sechszig. 

'} /.llU|(ii> 

K i| Hiiiiiti iilla loh holsN«« tMi r I s t o p h L o r o n ?. e r, bin 51 Jahre alt, TagiShner, ge- 
binnh uMil wtdiuhafl «u Nounig. 

/.ur Saohe. 
Villi AiiiAiii; nn war io.i «U \ibciter boi den Ausgrabungen der Villa, erst 
hl •Im Uuimii /.«dl hol den .Vusgrabungen der BS der besehiftigt. Ich aatdeokte 



hior eine Stalle, die das AuneeLeu oinsa OewKlhes bslte. Heim rinrchbreoliou de* 
Lelutern sliesB ioli auf einen KanaJ, weloliCD iah weiter naub 'Ist Itlnhlung hin 
»erfolgW, wo die oiato loBchrifl «urgerunden worden ist. Ich fand eine Mnuer. 
welclie Biaen BOhSoen rotheo yarpulz hatte uq'I wurde mir hiarnuf Tim dorn Auf- 
■eher Schaeffcr die grösate Pehutsanikeit anomproblen, damit der VerputK nioht 
läitirt werde. Gegen Abend 6 Ulir wurde Feier ahond geinuoht. 

Des andern Tsgee, et wnr an einem Soontige. in mller Frlllie erialiien 
SohaefTsr bei mir und Torderle mich zum Weileri;raben auf, dem auab keine Be- 
denken enlgegeDsländeD, Aa er liereita die Eriftubnise des Herrn l'asleia oingeUoU 
htttte- loh ging jedooh niolit mit, «oraiif tioh Scliaeffer entfernte. Gegen 9 Übt 
trieb mioh indeas die Neugierde naeh der Bauetelle hin und Ich fand daselbst aro 
Arbeilen den Reuter und Sohatlel. Reuter sagte mir. dasi sie einen Kund ge- 
macht hXtten. Gleich darauf kntn aueli Sahaeffer dahin, mit welchem ich naoh 
der Stelle in den Graben ging, wo ieh Taged vorher aiifgebSrl hatte zu arbeiten, 
damals aher Spuren Ton einer tniohrift nicht bemerkte. Hier sah ich jetzt eine 
Inaohrifl und Schaeffer erklärte mir. da^e er beieiis am Al^ende vorher einige Buch- 
■tabea erkannt, deshalb aber Nichte ge^agl Labe, weil der Herr Baran da Muslel 
ebeafalli auf der Baustelle anwesend geweaen sei. Der Verputz war noeh gan« 
dertelhe. wie am Tage Torber. 

Auf die Frage, eb bei Aushobung des yeriuchsgrabens an der Stelle, wo er 
die Mauer des Uundbanes gefundeii, dai Terrain noeh In seiner aitürliehen Be- 
•oliatTenheit vorlianden gewesen, Insbesondere die seKr starke Ora^narbu in irgend 
einer Weice bescbKdigt war, die auf eine Ausgrabung In der neuesten Y.eil hatte 
BohllesBen ladsan, erklärte der /Ceuge, dass die Grasnarbe sich nqeb ganz iinver- 
■efarl rorgernnden. und aa lange er sieh entsinnen hOnne, an der fragUeben Stella 
keine .Ausgrabungen stattgefunden bitten. 

SahaolTer iiberstnub die Inschrift in meiner Gegenwart mit Wasserglas, da- 
mit, wie et sagte, dieselbe nioht verblasse. 

Nach dieser Zeit habe teh bei den Ausgrabungen nooh ungefKhr 3 Woohen 
gearbeitet, wihrend welcher jedoch keine Iniichrlfl an der Stelle, wo iob grada 
arbeitete, gefunden worden Ist, so dass ich über die nShern Umsiände, unter wel- 
chen die Übrigen aufgefunden wurden, persönlich mit Bestimmtheit Nichts bekun- 

Naob Vorlesung und Genehmigung erklärte Zeuge, dass er aaoh bereit »et, 
diese seine .Vussage □Stbigenfalls zu erhSrten durch einen Eid. Er Terlangte für 
Versiumung Zeugengebühr, welche ihm auf den Fonds der Ausgrabungen ange- 
wiesen wurde. Demnächst hat er unterzeichnet. 

ge«. Christoph l.ocenier. F. Seyffarth, Beck. 



3. Zeuge, 
loh heisse M at h 
haft zu Kennig. 



as Schatte!, bin 22 Jahre alt. Leinweber, geboren und wohi: 

r Sacb 



' der Feierstande rief mioh Lorenier, 

sioh und mgla mir, dass er beim Graben 
I ich selbst hemerkie, einen schonen rotheo 
e Stelle siebtbar, da der übrige Theil nooh 




An einem SamsUg Abend, 
In dessen Nähe ich ebanfalls arbeitete, i 
auf eine Wandflüche gealossen 
Verputi zeigte. Es wor nur i 
bedeckt war. 

De« andern Tages, Sonntag, kam Schaeffer zu uiir und forderte mich zam 
Woilergraben auf. Als ich mit demselben zur Itauslello kam. war Iteuter Täter 
bereits bosohaftigt und hatte die Stelle, wo die Inschrift war, bereits blossgelegL 
Schaeffer hat dieselbe In meiner Gegenwart mit Wasserglas ilboistriohen, damit der 
Terputi, wie er sagte, mehr haltbar würde. 

Bei Aufgiabung des Rundbaues naob <]er Moselseite hin war feh auch be- 
■ehSrtigt, jedoch nicht an der Stelle, wo dio zweite Inschrift aufgefunden wurde. 

Schaeffer rief mich narb dieser Stelle hin, wo eine Masse Schutt im Oraben 
lag. Kieffer war mit Auswerfen dieses Schuttes besehKfligt und NIeeaon, Saillet, 
lEeuter Sohn ued luh tnsen aus dem Biiat;ewDrfcDeu Schulte diejenigeu Verputz* 
■lllcke hervor, auf denen ßuclistoben erkennbar vinrcn, welche naoli jler Wohnung 
de« Sohaeffor gebracht wurden. Ueber ilon BpStern Verbleib kann ich aiobis be- 



36 

konden. Zeichen Ton Ausgrabungen in der neuesten Zeit waren bei dem Schutte 
nicht erkennbar. 

Kurze Zeit darauf wurde ich mit der Aufdeckung der Mauer des Rundbaaes 
an der Stelle, wo der Verputz abgefallen und die zweite Inschrift sich Torgefun- 
den hatte» in nördlicher Richtung beschäftigt und ich grub weiter, bis ich auf eine 
Stelle stiess, wo sich rothlicher Verputz zeigte. Uier sagte mir Sohaeffer, dass 
ich mit Weitergraben aufhören möchte und wies mir eine Beschäftigang an einer 
andern Stelle an. 

Es waren hier ebenfalls keine Spuren Ton Nachgrabungen aus letzterer Zeit 
vorhanden, vielmehr war die Grasnarbe, mit welcher das ganze brachliegende 
Grundstuck aberzogen war, noch vollständig vorhanden. Ueber die nähern Um- 
stände bei Auf6ndung der übrigen Inschriften kann ich aus persönlicher Ansohaaong 
keine weitere Auskunft ortheilen. 

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. 

gez. Mathias Schattel. F. Seyffarth. Beck. 

4. Zeuge. 

Ich hei«se Johann Kiefer, bin 19 Jahre alt, Leinweber, geboren und wohnhaft 
hier in Nennig. 

Zur Sache. 

Von .Anfang war ich ah Arbeiter bei den Ausgrabungen der Villa, später 
bei den .Ausgrabungen der Bäder beschäftigt. Eines Tages, denselben kann ich 
nicht genau angeben, war ich mit Ausgraben beim Rundbau nach der Moselseite 
beschäftigt, als ich von Schaeffer nach der Stelle, wo die zweite Inschrift gefun- 
den worden ist, gerufen wurde. Hier wies derselbe mir meine Beschäftigung da- 
hin an, dass ich den Schutt aus dem Graben auswerfen sollte, was loh auch that, 
indem er sagte, dass sich unter demselben Verputzstucke mit Buchstaben, deren 
er bereits einige gefunden habe, befänden. Auf der Stelle, wo ich den Schutt 
hinwarf, befanden sich Saillet, Schaeffer, Reuter Sohn und Schattel, welche den 
Sch-Jtt auf Anordn-ing des Schaeffer behutsam durchsuchten. Sowohl ich habe 
im Graben, als auch die letztgenannten Personen unter dem Schatte einige Stuokoi 
w^raaf sich Buchstaben befanden, hervorgebracht, welche demnächst in die Woh- 
nung des Schaeffer getragen wurden. Der Schutt, unter welchem diese Yerputs- 
stüeke hervorgeholt wurden, war zwar aufgelockert, jedoch nicht neu dahingebracht. 

Ueber die übrigen Auffindungen weiss ich mit Bestimmtheit nichti Näheras 
za bekunden. 

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. 

gez. Johann Kiefer. F. Seyffarth. Beck. 

5. Zeuge. 

leh heiu« Carl Niesen, bin 42 Jahre alt, Taglöhner, wohnhaft zu Nennig, geboren 

za Tawen. 

Zur Sache* 

Ich bin von Anfang an und auch jetzt noch mit einzelnen ünterbrechongen 
bei den Ausgrabungen beschäftigt gewesen. Eines Tages, es war an einem Sams- 
XAgt. gegen 4 Uhr kam ich zu Lorenzer. der in meiner Nähe arbeitete ; derselbe 
tagte mir, das« er auf rothen Verputz, wovon ich mich auoh selbst fiberseugte, 
gestossen sex- Es war jedoch nur ein kleines Stück damals blossgelegt. 

Hierajf begab ich mich wieder naoh meiner .Arbeitsstelle. Erat des andern 
Xs^M. Sonntags, hörte ich im Orte, dass ungefähr an der Stelle, wo Lorenzer 
mir Tages vorher den rothen Verputz am Rundhaa zeigte and daselbst die Wei- 
terrrabsngen fortgesetzt hatte, eine Inschrift aufgefunden worden sei. 

Ueber die nähern Umstände bei .\uffindang derselben * sowie der späteren 
lawLnfien weiss ich Nichts zu bekunden. 

Weie.' ich weiss, noch habe von andern Personen gehört, dass jemals an 
dieser Stelle Nachgrabungen angestellt worden sind. 

Vorgelesen genehmigt und onterschrieben. 

gez. Carl Niesen. F. Seyffarth. Beck. 

6. Zeuge. 

lea ikeisie Johann Saae rwein, bin 39 Jahre, A^ckerer, geboren und wohnhaft tn 



BT 

Zur Saoho. 
Toll likbe wKhrend der AusgrabuDgen an -venehiedea«!! 8tal)«ii gei>rb«[t«( 
■ulelit anf AoordnuDg des Sobaeffer \a den Graben in cütdtlober Riobtung bin 
am Bundbau und iwnr mit Tieferlegen deiBelben. Nacb mehrtägigem Qraboo elJea« 
ich auf ein duroh mm Theil bloaa geleg:ten rotben Verputz durabBahimmeindea 
Bild eine« Springbrunnens. loh habe Haisolbe demnäohsl ganz blo^agalegl onä, 
Ton oloigen binzugeliornmeneii Arbeitern aufmctkaam gemaoht, das« sioh oberhalb 
dieses BUdaa Buchatnhen zeigten, habe loh mioh naoh ReloigUDg da» SohrauWes 
wirklich d«TOn iiberiBugl. 

Ana der Reeohaffenheit ds<i Bodeni, der gant Test war. suhüpcae lob, daai 
In neuerer Zeil helnerlel Auigrahungen an dieaer Stelle Elallgefund«a und welis 
tob wählend meineB Aufentbali» hier weder ans eignem Wabrnobmen noch durob 
Höreaaagen. da«g so der Stelle gegraben vrurde. 

Uebof die Uroaläodo, unter denen die übrigen Insohrifteo xu Tage gefürderl 
wurden, «eias loh Ntobte lu bekunden. 

Tai^eteaan, genebmigl und untetaahrlebeQ. 

gei. Sftuerweio. F. Seyffartb. Back. 

7. Zeuge, 
leb helsie Andn 
Perl elationirt 



h1>. 



ang, bin 3fi Jat 
Zur Sache. 



. wurde 
r nach Nennig c 
n den Ausgrabungen, welche i 



ur poMzeiliclien Aufniobi hei den 
andirt, iaebeaondere um die Re- 
r mehrfach TorgehommcD waren, 



Ausgrabungen t. 
aebSdigungen i 
t,u Torhüton. 

Sämmtlicbe iDaobriflen waren hereita aurgefunden mil Ausnahme der Pan- 
Iiine, welche ioh noch mit Schmutz bedeckt lab. 

Nachdem <iiB»fl in meiner Gegenwart durch Sohaeffer gereinlgl worden war, 
bemerkte ieh über dem Bilde Buchstaben. Ueber die nUhern UniBtnnde bei Auf- 
Rodung dstsolben iat mir nichld bekannt. Bei meinen Piilrouillenrllten bin ieh 
bÜDtlg Tor dem 14. Oolober durch Nennig gekommen und «war zur Napbliixeit, 
habe aber niemale bemerkt, data an itieeer BHuslelle ausser hei Tage w&brend der 
ArbeltBstundea gegraben wurde, a 

Auch habe ich von iltern Leuten hier in Nennig gehitrt, daas in frilhern 
Zeiten, anweil gie sich erinnern kannten, niemals auf dieser fraglichen Stelle Naeh- 
giabungen geschehen tind. 

Vorgelegen, genehmigt und ual ersah rieben. 



gel. Zschisohang. f. 



farth. Beck. 



leb h 



B- Zeuge. 



. bin 24 Jahre alt, Maarer, wohnhaft 
Zur Sache. 
I der letzten Zeil brä den hiesigen Auagrahoni 



Nennig- 



Ich war als Arbeiter ii 
Rundbau hesohäfligt. Tor dieser Zeit 
Ausnahme der t'ontaioe berelta Torgefunden, obna dasa !ob die nähern Umetinde 
bei AuTündung der frühem losoliririen anzugeben vermag. 

Von der dritten Insohrin ab, arbeitete iob nach der nCrdtlcben Ricblung hin 
und habe In Gemelnsohafi mit Sauerwein versuabt, die geputzte Maucrfläclis IiIosb- 
■ulegan. Uer Boden war bior fest und mit Gras bewaoüsen. Am darauf folgen- 
den Tage gruben wir so tief, als der Verpuu relohte und bemerkten auf demsel- 
ben das Bild eines Springbrunnens, an dessen obern Ende deutlich Buchstaben 
lu Beben waren. 

Nacb Vorlesung und ijulheissung erklärte Zeuge, dass dieae aeine AtHSftge 
auf Wahrheil beruhe, welche er nülhigen falls eidlich erhalten kenne, worauf der- 
selbe unterschrieb. 

gez. Mathias Iteulsnd. F. SefCfartb. Beck. 

9. Zeuge, 
loh heisae Franz Sailtel. bin 24 ,labre all, Kaufmann, wobnhan in Stiittgorl. 
dermalen mlab hier In Nennlg anfballeDd. 



36 

• 

Zur Sache. 

loh bin bei dem mit der Leitung der hiesigen Ausgrabungen beauftragten 
Sohaeffer Oesohäftsf (ihrer und habe als solcher in seiner Abwesenheit die Aufsicht 
geführt. Gegen Abend eines Tages, es war Samstags, kam ich auf die Baustelle 
und bemerkte am Rundbau, wo Lorenzer arbeitete, auf röthliohem Verputz ein- 
zelne Buchstaben. Ich machte meinen Principal, der mittlerweile in Gesellschaft 
des Herrn de Musiel mit einigen Herrn aus dem Luxemburgischen, herzukam, so- 
fort darauf aufmerksam, worauf Schaeffer die Anordnung traf, dass Lorenzor das 
Weitergraben sistiren möge, weil mehrere fremde Herrn da seien. 

Als die Herrn sich entfernt hatten, ging ich mit Schaeffer und Toussaint 
wieder nach der fraglichen Stelle hin und wir legten für den Fall eines Regens 
während der Nacht zum Schutz dos Verputzes Rasenstücke darauf. 

Des andern Morgens zeichnete Schaeffer die blossgelegte Inschrift durch — 
ich selbst war jedoch hierbei nicht zugegen — und ich brachte diese Durchzeich- 
nung noch an demselben Tage zum Herrn v. Wilmowsky nach Trier, wo ich 
gegen Vq^ Uhr ankam* 

Schaeffer hatte mir den Auftrag ertheilt, ein halbes Pfund Wasserglas mit 
zubringen, was auch geschehen ist, womit Schaeffer Montags Morgens zur festem 
Haltung des Verputzes die Inschrift tränkte. 

Nach Verlauf mehrerer Tage kam ich auf die Baustelle, als der Johann 
Kiefer aus einem Graben Schutt auswarf, unter dem sich, wie Schaeffer mir sagte, 
einige Verputzstücke mit Buchstaben befänden, da bereits einige aufgefunden wor- 
den seien. Ich half den ausgeworfenen Schutt sorgfältig durchsuchen und wir 
fanden auch mehrere Stücke mit Buchstaben und Bruchstücke einer grossem Bild, 
fläche, welche letztere wir zum Theil auf dem Platze liegen Hessen, soweit sie 
nämlich nicht in einen Zusammenhang gebracht werden konnten. Die Bruchstücke 
mit Buchstaben dagegen wurden nach der Wohnung des Sohaeffer gebracht und 
so gut es ging zusammengesetzt. 

Am Rundbau, auf der Seite, wo Strupp Eigenthümer des Grund und Bodens 
ist, wurde demnächst die Ausgrabung einige Tage sistirt, weil derselbe uns die 
Erlaubniss zum Weitergraben entzog. Durch Vermittelung des Konigl. Landrathes 
zu Saarburg haben wir jedoch diese Erlaubniss wieder erhalten und es wurden 
darauf hin die Ausgrabungen wieder fortgesetzt. Ich habe daselbst mit eigner 
Hand die an der Mauarfläche zur Erhaltung des Verputzes und der röthlichen 
Färbung einstweilen stehen gelassene dünne Bodenschichte beseitigt und ich be- 
merkte einzelne Fragmente einer Inschrift. 

Es wurde demnächst die ganze Fläche blossgelegt. Am andern Tage um 
'/28 Uhr kam Herr y. Wilmowsky mit Schaeffer nach der Baustelle und Ersterer 
wusch die Fläche, wo sich die obenerwähnten Fragmente der Inschrift zeigten, 
mit Schwamm und warmem Wasser ab und es zeigte sich eine Yollständige In- 
schrift. Vom Tage der Auffindung der ersten Inschrift bis zur Commandirung des 
Gensdarm en von Perl, war Nachts stets eine Wache ausgestellt, so dass nach 
Beendigung der Arbeitsstunde Niemand mehr nach der Baustelle kommen konnte. 

Von den nähern Umständen bei Auffindung der Fontaine weiss ich aus 
eigner Wahrnehmung Nichts zu bekunden. 

Von der Auffindung der fünften Inschrift weiss ich bloss durch Hörensagen. 
Ich selbst habe am andern Tage, als die Inschrift aufgefunden worden war, den 
Stein nach der Wohnung meines Principals gebracht, woselbst Letzterer die Rei- 
nigung durch Reuter mit warmem Wasser vornahm und eine gut erhaltene In- 
schrift zum Vorschein kam. 

Vorgelesen, genehmigt and unterschrieben. 

gez. Fr. Saillet. F. Seyffarth. Beck. 

10. Zeuge. 
Ich heisse Peter Reuter, bin 42 Jahre alt, Tagl5hner und Aufseher des Mosaik- 
bodens, geboren und wohnhaft zu Nennig 

Zur Sache. 

Als Aufseher der Villa ging ich fast täglich zur Arbeitsstelle. Es war an 
einem Sonntage, als Schaeffer zu mir kam und mich fragte, ob wir arbeiten dürf- 
ten, da er etwas Wichtiges zu entdecken hoffe. Auf meine Antwort, dass dieses 
nur mit Erlaubniss des Herrn Pastors geschehen könnte, ging Sohaeffer zu Lets- 



■^ _ _i _ 



terGin hin und bal um diejelhe, welaho ibni ilena auch geir'fhrt wurde, [cli begab 
laleh hierauf uauh der Bnuitelle, wo äohaeffer mir meiDcn TlntK anwIcB, wo ioh 
artieften eoUte. Es war itn der Stelle, wa am Ttge rarlier Lorenxet aufgeliiltt 
hittl0 tn arbeiten. Xaoh Süden hin war dl« Erdo hier bÜsahuDgtartIg ausgehoben. 
tob gruh also hier weiter und fand vollBlfnJig festea, mit einer Oratnorbe Ter- 
waobaenen Hoden, der keine Zeiohen erkfiuoen lios, dais In laaget Zeit hier Aui- 
grabuDgen alatthattca. Nach einer .Arbeit Ton einer balbca Stunde leigten aieh 
An dem rötbljohen Verpuli der Rundmauoc Spureo von Buebatabeu. leb giuli 
deshalb weiter und nach einer Arbeiteielt von 2 Stunden war eine Insehrllt uml 
iwar die erste der aurgefandaaen zu Tage getreiea. Solfaeffer veriuohte mit ainer 
Federrahne dau Sohmuti, womit die Inscbrift bedeakt war, xa beseitigen und 
■naoble sofort eine Duroli Zeichnung, mit weloher er £u Herrn de Muslel ging. 

Auf Anordnung des Sohaeffer stellle ich ein Brett vor die Itiacbtift, und fuhr 
fort, weller zu graben, Ton mir und Schatlel wurde nährend des ganzen Tag>es 
Waahe gsbaiten und während der Zelt der AufflndUQg dieser Inachrift bi» zur 
Commandirung des Oensdarmen von t'erl auch während der Nacht dicae Wache 
fortgesetzt, eo daes Niemand aubser der .\rbcllszeit nach der Bauatollu kommen konnte. 
Bei Auffindung der '2. 3. und 4. Inschrift war ioh nichl xugegon, kann auch 
nicht angeben, wer diegelbcn aufijefunden. Morgens, als lob wie gewühtüleb «ur 
Stelle kam, borte icb nur, dass Tages vorher wieder eine Inschrift gefunden wor- 
in dem Ürundatücke des Peter Lauer, welches an das fiinalisnbe Elgenthum 
angrenil, arbeitete behufs Aufiuohung der UmfasaungBinnuor der Tdla. mit Er- 
lauhniis des EigenthGmers, der Mathias Bilea und in einiger Entfernung davon 
ein gewisser Pronsdorf. Naohdem Eilea ea- 7 Fuss lief gegraben hatte, sliess er 
auf einen in einer aufgedeckten Wasserleitung etwas sehrSg stehenden grossen 
Stein. Eilea rief mich hinzu, wie dieses gswöhnlleh geschah, wenn ein Arbeiter 
auf Verputz oder eine Mauer atiess. Ich kam zur Stelle und sah den Stein mit 
MSctel bedeckt da stehen. Am abern Ifnde desselben bemerkte ich eine Kurcbe 
(Küble) und dachte bei mir, das« os das Bruohsl'iek einer Säule, deren mehrere 
In der Nähe gefunden wurden, sei. Ich angle deshalb Eilea. dasa er denselben 
behutsam herausarbeilea müchte, worauf isli mich entfernte. Gegen Abend tbeilte 
ich Scbaolfer, welcher abwesend war, diese Sache mit und sohichte ihn xu Eiles, 
worauf er auch hinging. 

Am zweiten Tage naeb Auffindung dieaea Steines — e> war am Allerseelen- 
tage — NachmiilagB gegen 3 Uhr wurde loh «u Sohaeffer beordert, weloher diesen 
Stein vor seine Wohnung hatte bringen lassen. Derselbe war mit festem Knik. 
märtel Bbatzogen und auf Tsranlaasung des Sohaeffer versuchte Ich duroh Reiben 
mit einem Sandaleine diesen Mürtel zu entfernen. Nach einem etarkeo Iteibsn 
während einer halben Stunde zeigten sieh einige Duchataben. Sohaeffer vriisob 
hierauf mit einer Durale und warmem Wasiuc den Stein ab und es trat eine In- 
Bohrift hervor. 

(•egan Abend wurde der Stein dureh mich nach dem Mosaikgebäude gebracht 
Mit Bestimmtheit kann ich erklären, data, so lange icb mich entsinne, an 
der fraglichen Stelle keine Auagrabungon stattgefunden und habe icb llerarliges 
nie von meinen Eltern gebSrI. 

Bemerken muss ioh noch, dosa Sohaeffer. als bereits dai Stein Im Mosaik- 
gebände lag, die Seite, auf welcher die Insohrift ist, mit einer Pllii,sigkoit (Wasaer- 
gUb) tränkte. 

Toi^elesen, genehmigt und untere chri eben. 

gez. Peter Reuter. F. SeffTartb. Beck, 

Fortgesetzt am Don 

11. Zeuge. 
Ich heisseMathias Eltes, 

^.ur aaene. 
Seit ungefähr 4 Wochen bin ioh aU Arbeiter bei doR Ausgrabungen der 
Villa besebäCtigt. Von der Aoffiodong der luMbriften Ul mir aus eigner Wabf- 



Jahre alt, TaglShner, geborei 



4*» 

nehxsang Nichts bekannt. Was die Auffindung^ des mir hier vorgezeigten Steioes, 
den ich an der Form insbesondere der Furche als denjenigen St^ miftBestimmt- 
heti vieder erkeune, welchen ich auf dem Grundstück des Lauer gefunden habe, 
anlangt, so rerhält es sich damit wie folgt: 

Es war am Tage vor Allerheiligentag, als loh an der Stelle, wo der Stein 
entdeckt worden, arbeitete. Nachdem ich hier ca. 8 Fusa tief gegraben hatte, 
etieas ich auf einen an der Seitenwand der Wasserleitung etwas sohrSg stehenden 
Stein. Ic*i rief den Aufseher Ueuter herzu, wie ich dieses zu thun pflegte, wenn 
ich auf eine Mauer oder Stein kam, und zeigte demselben die^n Stein, worauf 
er irir sagte, dass ich denselben behutsam rundum losarbeiten mSgte, was ich 
denn aach thau 

Gegen Abeni um 6 Uhr war dieses geschehen. Ich liess den Stein an 
derselben Stelle liegen und ging nach Hause. Als ich am Allerseelentage wieder 
zur Arbeit ging, war der Stein verschwunden; wer denselben weggenommen, weiss 
ich nicht. Der Boden war an der Stelle, wo ich arbeitete, sehr fest und musste 
icb. mich scharfer Instrumente bedienen, um durchsugraben. 

An der fraglichen Stelle ist noch nie, so weit ich mich erinnere, gegraben 
worien, und habe ich auch von meinen Eltern Derartiges nie gehört- 

Vorgelesen, genehmigt und erklärte Zeuge, im Schreiben unerfahren zu »ein. 

gez. F. Seyffarth. Beck. 

12. Zeuge. 

Ich heiftse Peter Reuter, bin 15 Jahre alt, ohne Stand zu Nennig. 

Zur Sache. 

Eis war an einem Sonntage, als ich meinem Vater nach der Baustelle eine 
Hacke brachte: derselbe war dort mit Graben beschäftigt; ich ging gleich darauf 
wieder fort. 

Spater, den Tag kann ich nicht genau angeben, half ich unter dem Sohutte, 
den der Johann Kiefer aus einem Graben auswarf. VerputzstGcke aussuchen. leh 
selbst habe jedoch keine gefunden. Schaeffer gab mir einzelne StQcke, worauf 
Bueh»tJ»hen waren, welche ich nach seiner Wohnung brachte. \^as damit ge- 
•cherien ist, weis» ich nicht. Ein Weiteres kann ich nicht bekunden. 

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. 

gez. reter Reuter. F. Sevffarth. Beck- 

13. Zeuge. 

leb heisse Palmatius Toussaint, bin 24 Jahre alt, Gerber, geboren und wohn- 
hAfl zu Nennig- 

Zur Sache* 

An einem Samstag Abende, als ich aus meiner in der Nähe der Villa lie- 
genden Gerberei nach Hause gehen wollte, begegneten mir Sohaeffer und Saillet, 
welche mir erzählten, dass sieh bei der Ausgrabung an der Mauer Verputz vor> 
gefand«rn hätte und baten mich mitzugehen. Ich sohloss mich denselben an. Auf 
der Stelle angelangt, machte ich mit einem Stocke die Erde um den Verputz, der 
roth war. los und ich konnte 3 Buchstaben deutlich erkennen. Wir deckten darauf 
die :itelle mit Rasen zu und entfernten uns, da es bereits Nacht geworden war. 
1p€* andern Tages, Sonntags gegen 7 Uhr ging ich mit Schaeffer wieder naeh 
dieser Stelle hin, und es kam Keuter Vater und Schnttel ebenfalls hip, um weiter 
Z3 grafi^n. Auch d.tmals habe ich diese 3 Buchstaben noch bemerkt Ich ent- 
ferare r.ieb, ab die Arbeiter zu graben anfingen. 

Nach Verlauf von 2^3 Stunden kam Schaeffer zu mir und erzählte mir, 
daM ii" an der fraglichen Stelle eine schone Inschrift aufgefunden hätten. 

Ge?en 11 Uhr ging ich hin und sah auch an derselben Stelle, wo ich frflher 
«fiet« Buchstaben gesehen habe, eine schone Inschrift, worauf ich wegging. Schattel 
war T-^r Bewachung derselben auf der Stelle geblieben. 

Ueber die nahem Umstände, unter welchen die übrigen Inschriften vorge> 
f «cden worden sind, vermag ich Nichts aus eigner Wamhehmung zu bekunden. 

Vorgelesen, gAehmigt und nntersohrieben. 

gez. Palm. Toussaint F. Seyffarth. Beck. 



■'\ 



j ScMott Tl.o; 



llel, bta 47 Jahr« alt, QuIebMltiar, gaboren und 

Zur Snclie. 
nJ habe ioli lor dem 30. SeptembeT fast tlgllcb dsn Ans- 
1 Villa und .lecon Bdder bsigowohtit- 

E^ wat HD einem Ssmatai^e, als iah mioh mit mshrern Herrn am dsm 
Luxemburgiiohen xu den Ausgrabuuj^en liegab. Oegen 4 Uhr rief ein Arbeiler 
dsn äobaelTer mit dura BetnarkeD, daas eine Wandflilalie mit schSnann Verputz an 
dam Rundbau riali leige. loh ginj ebsafail« uach diesei tSlelle, wo ich nitob Biiob 
daron überzeugle, und natnentlioli Spmon der Einrahmung elnea Bilde» bemerkte. 
Zeiobon TDo Buehitsbeo habe ioh js'looh ninlil geaeban. SchaeSec kam des an- 
dern Tage« ta mir und sagt«, data an der Stelle etwa* naob Süden eine gut er. 
haltena Iniubrlfl, welobe er in einem unrollslSodlgon Fao-Sirailo niltgebraohl. auf- 
gefunden worden sei, walcbKe er mir auob xelgle. Den darauf rolgondaa Tag 
oder den drillen Tag danücili, ganaj kann ieli ea niolil baatimmen, ging Isb wle- 
dar naob dar fragliohen Steile, wo ioh a.ioh diese Ino-.brifi «nh. 

Ueber die nähern Um«ISnda bei AufHnduug der übrigen IngcbriTtcn vermag 
Ich keine nähere Auskunft zu geben. 

Mit Baatlmmlbeit kann ich arklüran, da«s, soweit Ich mieh entsinne, an dlaaar 
Stelle, wo die erste InachrlFl aufgefunden worden, keine Naohgrabungen gahslten 
wurden. Diese meine Behauptung wird nooh dadurch bekräftigt, dass der Roden 
lieb ganz genau in der urtprflnglichen Ablagerung, wie solclie sicli bei Zarslürung 
von Gebäuden neigt, gefunden hat uni Spuren ron einer Naohgrabung in neuerer 
□ der neuesten Zeil, wie anloboa leicht erkennbar ist, niobt sinbtbar waren. 

Ausserdem füge ich noch hinzu, daia, fallt eine Pülschung in neuerer Zell 
hütle plfltigerunden haben kifnnen. dieses einen Zeilaufwand Ton mehrera Tagen 
erfordert halle, was voriiegenda nicht der Kall 6a\a konale, da ioh. wie oben er- 
wXhnl. bei meinem Ginireden auf der fragllobeu Stelle am andern oder dam darauf 
falgenden Tage die Inaohrifl genaii gesehen habe. 

Vorgateaen, genehmigt und 'intersohrieben. 

gez. de Nlusiel. P. Sojffarlb. Beek. 

Da babufa Keilslellung der Umstände, unter denen die fraglichen In lohrinaD 
aufgefunden wurden, andere l'ertonan hier nil^bl ausfindig gpmac^hl werden konnten, 
so wurde die gegenwärtige Verhandlung ge^ohlDssen zu Nennlg am Donnerataga 
den 22, NoTembar dea .Vbends B Uhr und damnilobst von den Eingangs aufga- 
fübrien Baamlan un tanei ebnet 

gez. F. SayfTaith. Benk, Protocollrührer. 

Farlgeeetit von dem c. Bürgermeister Book lu Mennig am 8< Decembar 1866. 

16, Zeuge. 
leb halaae Friedcleh Heinrich Sehaeffer. im Uebrigen wi« frUher. 

Zur Sache. 
Auf Anordnung dea Känigliohen Bauraibs, Herrn SaylTarth, habe ich die Ausgrabung 
in nSrdlieher Richtung, wo die lelzle Inschrift aufgefunden worden, fartgeietzt und 
lU dem Ende den .Arbeiter Carl Nieaen hingestellt, um den Raum, der dem Anscheine 
nach mit ZIegelplallen bedeckt war, gönxlioh aufznrKumen. NaobdeiQ einige Zeil 
dort gegraben war, — nngefihr drei Fuss — wurde Ich durch den Aufseher Reutet 
nach der Stelle hingerufen, wo Nioien Fragmente einer Inschrift oben ausgegraben 
hatte. leh lioas diese Fragmente, nachdem ich Torhec noch den llorro Pastor hin- 
sugerufen halte, naob meiner Wohnung bringen. 

Hierbei bemerke iah noob, daas ioh den Stein durch Umschlagen mit Oal- 
läppen zu erhalten suchte, weil derselbe nämliob aus Kalketein bestehend, elwai 
Tarhrannl war und Ich denselben durch Anwendung dieses Mittels vot Zeraetzung 
bewahren ta hSnncn glaubte. 

Vorgeleaen. genehmigt und untencbriebon. 

Heinrich Sehaeffer, Bildh. 

16. Zeuge. 
Ioh hciiBse Pater Reuter, bin 42 Jahre all, im Debrfgen wia frUher. 



42 

Zur Sache. 
Es war am veiflossenen SonntagOi als ioh durch den Arbeiter Carl Nieten 
nach der Stelle, wo derselbe mit Ausgrabungen beschäftigt war, hinzugerufen wurde. 
Dieses pflegten nämlich die Arbeiter zu thuen, wenn sie auf einen Stein oder 
sonstiges Mauerwerk stiessen. Derselbe zeigte mir ein Fragment, worauf Zeichen 
einer Inschrift bemerkbar waren. Ich machte sofort dem Herrn Sohaeffer Anzeige 
davon, worauf derselbe den Herrn Pastor herbeirufen liess* 

Nach Vorzeigung des Steines* erklärte der Zeuge, dass es derselbe Stein sei, 
welchen Niesen an dem fraglichen Tage bei Fortsetzung der Ausgrabungen auf 
dem Grundstücke des Peter Lauer entdeckt hatte. 
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. 

Peter Reuter. 
17. Zeuge. 
Ich heisseCarl Niesen, im Uebrigen wie früher. 

Zur Sache. 
Nachdem ich auf der Stelle, wo Schaeffer mich hingestellt, ungefähr 4Vs Fubs 
in der Richtung, wo der letzte Stein gefunden worden — es war auf dem Grund- 
stück des Peter Sauer — das Ausgraben fortgesetzt, stiess ioh auf einen Stein, 
auf welchem Buchstaben bemerkbar waren. Ich rief sofort den Reuter hinzu, worauf 
Letzterer den Stein nach der Wohnung des Herrn Schaeffer brachte. 

Nach Vorzeigung des Steines erklärte Niesen, dass es derselbe Stein sei, den 
er an dem fraglichen Tage — es war am verflossenen Samstage — bei Fortsetzung 
des Grabens entdeckt habe und zwar erkenne er denselben insbesondere an den 
Hieben, welche durch Aufschlagen des Bickels entstanden sind. 
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. 

Carl Niesen. 
Hierüber wurde gegenwärtige Verhandlung aufgenommen am Tage wie Ein- 
gangs gemeldet. 

a. u. 8. 

Der c. Bürgermeister 
Beck. 



Anlage II. 

Verhandelt zu Palzem den 20. März 18G7. 

Vor dem unterzeichneten Bürgermeister, handelnd Namens des Königlichen 
Regierungs- und Bauraths, Herrn Seyffartb erschienen in Gemässheit Vorladung 
die Nachbenanaten, um in Botreff der angeblichen Fälschung der Nenniger Inschrif- 
ten vernommen zu werden. Zur Aussagung der Wahrheit ermahnt, erklärten die- 
selben wie folgt : 

1. Ich heisse Mathias Kettenhofen, bin 65 Jahre alt, Anstreicher, 
wohnhaft zu Nennig. 

Zur Sache. 

Auf die Nachricht, dass beim Ausgraben eine Inschrift gefunden sei, ging 
ioh nach der Stelle, wo gegraben wurde. Hier bemerkte ich auch wirklich eine 
Inschrift, worauf die einzelnen Farben noch ganz frisch waren. Dies Letztere 
kam mir gleich verdächtig vor, und es stieg bei mir sogleich der Gedanke auf, dass 
diese Inschrift erst kurz vorher gemacht worden sei. 

Was die Stein- Inschrift anlangt, so wurde der Stein von dem Mathias Eiles 
beim Graben aufgefunden, ohne dass damals von demselben irgend ein Zeichen 
einer Inschrift bemerkt werden konnte. Erst nach Verlauf von einigen Tagen ver- 
breitete sich das Gerücht, dass dieser Stein eine Inschrift trage. — Zwischen dem 
Zeitpunkte des Auffindens des Steines und der Veröffentlichung, dass auf dem- 
selben eine Inschrift sei, will die Anna Serger von Nennig, welche zufällig in das 
Toussaint'sche Haus, wo Sehaeffer wohnt, gekommen und in der Küche den Schaeffer 
uud Saillot mit dem Steine beschäftigt getroffen haben. Auf dem Steine war 



«- • - ^ 



Feuer angetnacht, demDÜchat wur'ia <]«6 Sebwsrxu von ilem Sleino Tor de<n 
TouBBaint'sohen HausD clutoli Waaclion eatremt, worauf aioli eine loiohHft cetgte. 
BoJaes ich nur anneUmen kann, daa tlir Inaolirlft nnclitcägüoli liaraurgemacbl wu[<!s. 

VotgolesoQ, gerolimigt und anlersohrieben. 

KeUenboTeu. 

2. tob beisse Cbrlstoph Loreniar, bin 57 Jahre alt, Tagelöhner, wohn- 
haft zu Naanig. 

Zur Sncbe. 

Von Anfang als die AuBgrabungeo dar Nennfger Villa befonnen wuidan, 
war Ich aU Arbeiter beecbäftigt und awar lueiit bei der Villa und demnttehat 
im Distrikte nLlrelDiorgen*. Bei den NAofat;iabuDgen OD lolzl genannter Stelle «lieil 
[oh auf eine Mauer, welche einen rolhliclien V'erpuli nelgle. ohne dai>b jodoeh die 
geringste S[iur einer Inaelirirt Biahtbar war. In dar t'eleraluude iVbenda verlies* 
Ich die Arbeit. Am andern Tage, an einem äenntage, kam Soliaeffer zu niir in 
nein Haus und sagte zu meiner Frau, dasa iah naoh der B«u9tette kommen solle, 
da etwas Wichtigem vorgefunden sei. 

lab ging auch wirklich einige itelt nachher nach der Stelle, wo ich Tage« 
vorher mit Graben aufgehdrt halte und bemerkte jelil eine Inaohtifl. ärhaeffer war 
noch damit besohäfllgt, mit einem Pinselchen einige Buchataben auazubeiiern. 
Demnichat hat er diese Ineobrin Biil Waagorglaa getränkt. Mit Bestlmmlhelt kann 
ich sagen, daas Ich Abeodi beim Fortgehen (od dieser Stelle nicht die geringste 
Spur *on einer Inaohrifc bemerken konnle. Scbaeffer selbst erklärte mir noob, daaa 
er bereits am Abende Spuren von Buchstaben entdeckt habe und dass er noch 
Noobts mit einer Laterne an die Stelle gegangen wSre, und in der Nacht dleae 
Inschrift entdeckt habe- Ich kann hiernach nur anaebnien, dus dieae Insohrift 
in der Nacht verfertigt wurde. 

Hierbei muaa ich noch erwähnen, dasa mir der Johann Kiefer eriühlle, 
Scbaeffer habe ihn am Tage vorher, als die dritte Inaohrift an der Wand entdeckt 
nurde. aufgeforderl, beim Nacbhausogehen seieo Schaufel an der Stell« liegen zu 
lauen, unter dem ausdriiokUcben Verbote, hiervon Niemanden Etwas zu sagen. 
Scbaeffer ist noch an der Stelle geblieben und hat den Mathias SchBttel als 
rosten an den Weg gestellt, welcher Niemand an die Stelle hinlassen sollte. Am 
andern Morgen verbreitete sich das Qeräeht, es sei wieder eine Inschrift entdeokl. 
Ich ging darauf nach der Baualello. wo Ich dem Scbaeffer. der eine Durcbzeicbnung 
dieser Inschrift aufnehmen wollte, mit Festhalten dos Faplerca behilflich war. Bri 
dieser Qelegenbeii äusserte Sohaeffer zu mir, daas es jetzt bald Zeit sei, mit Ent- 
decken von Inschriften aufiubüren, Indem sie sonst keinen Werth mehr hätten. 
Ton sämmilicben Arbeitern, die bei dem Ao«graben besohüfdgl waren, ist auoh 
nicht ein Kinziger, welnher aagen konnte, eine Inschrift »der Zeichen einer solchen 
bemerkt m haben, denn Immer nach Verlauf von einigen Tagen verbreilete aich 
das Gerücht, daas wieder eine Inschrift gefunden worden sei. 

Ich kann hiernach meine Ueberzeugung nur dahin aussprechen, das« die 
Inschriften In der neuesten Zell und nur auf künstllDhem Woge entstanden sind. 
Vorgelesen, genehmigt und unter seh rieben. 

Lorenzer. 
3. Ich heUso Jobann Reichling, bin 37 .Tab re all, Qastwirlh, wohnhaft lu Nennig. 
Zur Sache. 

Ana eigener Wabrnelimung In Betreff der angeblichen FUschung der Nea. 
niger Inaehrifien kann loh Nlohts bekunden. Zur Zeit, als dieielben entdeckt wur- 
den, verkehrtet^ baulig die Arbeiter in meiner Wirthsahaft. Keiner war im 
Stande xu sagen, dasa er die Inschrift oder Zeichen einer solchen bei dem 
Ausgraben bemerkt habe. Erst nach Verlauf von einigen Tagen verbreitete sich 
immer das Oerflohl, daae wieder eine Inschrift aufgefunden >oi. lob aelbai habe 
eine Inschrift gesehen, die noch ganz neu zu sein achten, worauf bei mir gleich der 
Vstdaohl aufstieg, daaa dleaelbo nicht niis jener allen Zeit herrührte und vielleiehl 
von SohSffer aelbst verfertigt worden wäre. Doraelbe Verdacht machte sieh auoh 
bei den Übrigen Leuten geltend. 

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. 

Iloi.'.hling. 
Der fiürgetmeUler Beok. 



Anlage IIE. 



Verhandelt zu 
Vor dein untefieichncIeD 

d?B mit den Auigrabungon der 
feasora nus'm Weorth <lio naolig' 
Erkl Uran gen abgaben. 
1. toh lieisse Pelec 



bin 4G JaU 



Als Ich an ilem fraglicLen Sonntag 1 
buDg it er ersten Inaabrin eingetreteo war, U 
ilen otiern Boden fest mft einer Uraenarbe 
UQil iD die am Samstag verlanaena Qruhe hli 
hinaus, befand eich ainc 



ersobleiien heute auf TeranlaMang 

ben Villa xu Ncnnig belrautcn Herrn Pro> 

orsonen, welche nuf Befragen folgende 

i all, Uoaalkaufaelier eu NenDig. 
he. 

die Urube des Lnrenzcr zur Aufgra- 
iil ioh gemSsi meiner frühem AuMage 
erwaobsen. Unterhalb dlesea Bodsna 
linreicliend und bia iiVer die Inaohrift 
N'aoh der BeBohafTEnheil dea Bodena 
u urthellon, war et müglioh, diesen loskeren Schutt in einer ISaoht au« seiner Stelle 
bis hinter die Insobrift heraus und wieder in diese Stelle hlnelnzuiohaffen, amao- 
niehr, alu die luaohrtft nur ca. einen halben Pubs von Beginn der Schuttsefaiaht in 
dleaer loekSren Eide tag, und milliin die daToi liegende lirdinaaie in kurcer Zell 
innerhalb der Grube berauageiogen un<l wieder hinL-inge^chohen worden konnte. 
Job würde unmSglioh cur Fiellegung der Insi^hrin iwei Stunden gebraucht haben, 
wenn mieh nicht Se ha effei naeh der SlehtbarninchuDg der ersten Buohataben baof- 
derl hülle, nunmehr von oben herab den festen Boden ahzu'lechen. Sobald diete 
Iniohrift freigelegt war, hat Schaeffer die eohadhaften Buahataben derselben mit 
einem Pinsel und achwaner Farbe, welche er in einem Farhka»ten bei »loh rUhrte, 
aasgeheaEerl, sie dann mit Wasserglas überzogen und In dal nasse AVaaeerglaa 
Schutt und Sand, wie er am Boden lag, hineingeworfen, und dann wieder mtt 
einer Pederfahne geiKuberl. Diese dreifache l'roesdur wiederholt« er mebnnali. 
Naob dem Zusehen meineT Frau wurde am Allerseelen tage wShiend de« AratM, 
e« mag gelten neun Uhr gewesen sein, der Stein von Ssillet in das TouBsaint'aehe 
Hau« gobraoht. Zwischen S und 4 Uhr Nach mittag« wurde iah EUm Reinigen des- 
selben gerufen. Der am Stein befindliche Mürtel halle eine grauarlige Farbe. 

.luf Befragen erkUrle Keuler, itass ächneFfer rersohtedene, neu und blank 
aussehende MQnzen mit einer Flüssigkeit bealrich, sie dann In die N'übe des Mosalk- 
bodens in die Erde legte, wodutoh sie nach wenigen Tagon da« Aussehen von 
allen Müniun halten. Bei meiner fcüliern Vernehmung habe Ich von diesen Er- 
kUruugen keine Erwübnung getfaan, weil ich nicht so genau danach gefragt wutde> 
Vorgelesen, genehmigt und unteraoh rieben. 
Reuter. Beck. 
3. Iah helsse Cbrisloph Lorenzer, bin 60 Jahre all, wohnhaft lU Nennig. 
Zur Suche. 
An einem Samstage arbeitete ich in einet Qrnbe in den drei Morgen und 
iwar BobrSg (hSsohungsactlg) in den Boden hinein. Der obere Boden wai fast, 
wShread der untere, den ich unterminlrend herausnubni. loser Schutt gewesen Ist. 
Die Mauer, auf welcher sieh die Insohrifl des andern Tages zeigte, befand aloh 
in diesem lockern Schüttboden, und ball« Ich die Stelle, wo die Insohrlrt war, 
bereits am Samstag Abende blos^gelegt, obgleich mir Schaoffot eine halbe Stunde 
Tor Beendigung der .Arbeit aufgegeben hatte, an dieser Stelle nicht weiter zu ar- 
beiten. Dat Herausziehen und Wiederoiritegen des Schuttes würde einen Zeilauf- 
wand von einer Viertetslunde etwa to Anspruch nehmen. An dem Sonnlag Mor- 
gen, all inh an die fragliche Stelle k&m , war Sohaeffer damit besohSfUgt, die 
sobadhafien Stellen der Inschrift mit einem I'Insel utid «cbwarzer Farbe auexn- 
bet^ern. Demnüohst iibergoss er die Insnhrift mit ^Vasserglas und warf von dem 
tn der Nähe liegenden Schutte darüber. Die Orube mag ungefähr sechs Fqm tief 
gewesen sein. 

Bei meiner frtihern Vernehmung habe ioh von diesen ErklKrungen keine Er- 
wähnung gethan, well Ich nicht aper.Iell danach gefragt wurde. 
Vorgelesen, genehmigt und untere«h rieben. 

Christoph Lorenzer. Beck. 






8. IcL beiMfl Joliaon KieTer, bin 22 Jahre 
Zur Sache. 

Ad Hern Tage, sU Em Rundbau in liao drei Uorgen gearboitet wurde, tat- 
derte miob Sohaeffer des Abends, hU Ich die Arbeit verüesa, auf, meine Srbippo 
und Hacke auf der Arbeitsateile EurliakzulaeBen. «eil er nocli £l\Ta9 unlerauohen 
«Hill«. El) dunkelte dsmaU und es war an dem Abends, wo mein Vater den 
SohattBl am Wege Wache stehen Bah. Als iob am andern Margen nieder zur 
StelEe kam, fand ich maino Sachen, ächippe und Harke, wieder vor, ersterc war 
mit schwarzer Farbe beBchmiert. Bemerken muai ich noch, daaa bal dem Auf- 
Buchen der zweitea Inachrirt aus dem Schulte, wotor ich bereits In meiner frühern 
Vernehmung sprach, der tlundbau bis Sher die Stelle der dritten Inschrift und 
der Fontaine Mossgelegt wurde, ohne daas ich dort das Mindeste von lasoliriften 
bemerkte; diese Stelle vrurdo dnnn zugeworren und beim abermaligen Aufdecken 
dieser Stelle wurde eine Inschrift entdeckt, die beim ersten Aufdecken niobt tot. 
hinden war. 

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. 

Jobann Kiefer. Beck. 
4. Ich beisse Mathias Scbatlel, bin 25 Jabreall, Leinweber sn Neunig. 
Zur Sache. 

Die Stelle, wohin miob Larmzer, welcher auf einen ratben Verputz gesloiBen 
war, rief, ist dieselbe Stelle, wo des andern Tages eine Insohrift gefunden wurde. 
Tages vorher war nicht das Mindeste von einer Inachrift zu sehen. In meiner Qe- 
genwart hat Sohaeffer diese Inschrift mit einem Pinsel mit Farbe ausgebessert, mit 
Wasserglas bpgossen und dann Orund von rierselben Stelle drarif geworfen, 

.\m Tage vor dem Funde der dritten Inschrift Abends 6 Dhr, es war schon 
dunkel, erlheilte mir SchacITer den Auftrug, am Wege lur BaUcIulle Wache zu 
■leben und Nlemnnd nsrli der Baustelle gehen zu lassen. Domniichit begab er 
(ioh in Begleitung des Toussaint oder Saillei. Letzteres kann ieh nicht genau sagen, 
lur Baustelle. Naoh Vorluuf einer Stunde rief er mir von hier aus zu. daas ich 
nach Bause gehen kSnne. worauf ich mich denn auch entfernte. Es war an dem- 
selben Abende, wo er den Kiefer hieas, sein Handwerkszeug auf der Raustella 
auriickxulaiaeo. Am andern Tage war die Inschrift vorhanden, ohne dass ein 
Arbeiter je Etwas dnron gesehen halte. 

Vorgelesen, genehmigt und unlerechrletien. 
Schattet. Beek. 
D. luh heUse Feter Reuter, Sohn, bin ISJahre alt, Tagiöhnei zu Nenntg. 
Zur Saobe 

Nach dem Auflesen der zweiten iDSchriftatüoke aus dem Scbulle habe ieh 
die Mauerfläclie bis über die Fontaine hinaus mit Mossgelegt. Auf dieser Mauer- 
flüabe habe ich keine Spur einer Inschrift gesehen, Schaetfer forderte uns Samstag 
Abend, es war der Tag rorher als eine äesetlsohaft von Trier mit dem L>anipf- 
•chlffe hierherkam, auf, diese Stelle wieder zusudecken, damit oleht Jeder :in:i 
andern Tage dieses Bild «eben künne. Spater wurde diese Stelle wieder aufge- 
deckt und da sah ich an oinem Sonntag Morgen, obgleich es verboten war dahin 
»u gehen, an derselben Stelle vor der Fontaine 



< früher keine Inschrift u 



9 Ina 
Vorgelesen, genehmigt u 

6. loh heisse Palmatius To 



1 II nie rs oh riehen. 
Iteutor. Beck, 
Saint, bin 27 Jahn 



alt, derber lu Nennig. 



ts meine früher in dieser Ajigelegunheit abgegebene Erklärung dahin 
recliSdren, dass die auf dem rolhen Vorpulz von mir gesehenen Punkte keine 
Baohslaben einer Inschrift waren, ich habe sie wenigstens als solche nicht angesehen. 
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben, 

Palm. Toussainl, Beek. 
, Ieh beltsa Anna Serger, bin 44 Jahre alt, Ehefrau Peter Strupp, wohnhaft au 

Zur Sachs. 
Am Tage nachher, als loh des Abends In dem Toussalnt'schen H«u>e den 
SoluMffet und Skillet In der Kilohe büm Psusrhetde besoUflJgt fand, »ah loh 



46 

vor dem Hause eineD Stein mit einer Inaohrift liej^en. Ob sie damals den Stein 
auf dem Herde liegen hatten, kann ioh nicht angeben. Das Feuer brannte auf 
der Platte des Feuerherdes und nicht im Ofen* 
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. 

Anna Serger. Beck. 
Hierüber wurde gegenwärtige Verhandlung aufgenommen und geschlossen 
wie Eingangs gemeldet. 

Der Bürgermeister Beok. 



Anlage IV. 

Auf Befragen, was ich von den dahier gefundenen Inschriften auszusagen 
weiss, kann ich Palmatius Toussaint, yier und zwanzig Jahre alt, Folgendes 
angaben : 

Herr Scbaeffer und Saillet, die bei uns wohnen, erzählten am zwei und 
zwanzigsten September Abends beim Nachtessen, dass sich in dem Felde genannt 
Dreimorgen heute Spuren Ton schriftartiger Malerei zeigten, dass er höchst ge- 
spannt sei, ob dieses yielleicht eine Inschrift wäre; da die Herren hier Terschie- 
dene Unannehmlichkeiten hatten und es gerüchläweise im Dorf bekannt war, in 
dem Felde habe man Spuren einer werthyoUen Sache gefunden, spraeh Herr 
Schaeffer die Sorge aus, wenn nur keine Schatzgräber, was hier öfter Yorkam, 
am Ende dort etwas verderben. 

In Folge dessen gingen wir zusammen auf das Feld an die Stelle, wo ioh 
auch sah, dass sich dort Buchstaben zeigten, ea wurde dunkeler und wir legten einige 
Klotze Grund an den Rand des Grabens, damit ein etwaiger Regen keinen Scha- 
den verursachen könne, wir gingen dann nach Hause, am andern Morgen wurde 
die Wand, wie ich selbst sah, durch [*eter Reuter Vater und Sohn and Mathias 
Sckattel selbst biosgelegt. Ich ging während der Zeit wo die späteren Inschriften 
gefunden wurden, als öfter sehen, ob die Wache auch da sei. Die letzte Inschrift 
in Stein habe ich gesehen vor unser Haus bringen Mittags, dieselbe wurde durch 
Herrn Schaeffer und Reuter dort gereinigt und dann durch Reuter ins Mosaik- 
haus gebracht. Ich habe mo gehört, dass das Feld, wo die Inschriften gefunden 
wurden, früher offen war, überhaupt kann ich die Ueberzeugung aussprechen, dass 
die Inschriften alt sind. Ich habe ein Gerbhaus in der Nähe des Feldes und 
übersehe von dort das ganze Terrain, bin auch täglich in der Nähe der Ausgra- 
bungen und wenn von irgend einer Seite etwas vorgenommen worden wäre, so 
mfisste ich gewiss etwas davon gesehen oder erfahren haben. Soviel ich weiss, war 
unser Fastor und Kaplan bei der Auffindung der Inschriften und werden diese 
dann auch .Auskunft geben können. Obiges Protokoll habe ich selbst geschrieben 
und als durchaus wahr unterzeichnet. 

Nennig. den 19. November 1866. 
Palm. Toussaint. H. Schaeffer, Bildh. Zschischang. Peter Reuter. Fr. Saillet 

Auf Befragen des Peter Reuter dahier, 42 Jahre alt, .Aufseher am Mo- 
saik-Haus zu Nennig, was er über die Auffindung der romischen Inschriften an- 
geben kann, gibt derselbe Folgendes zu Protokoll: 

Es ist mir ganz gut in der Erinnerung, dass der Arbeiter Christoph Lorenzer 
den Auftrag hatte von Herrn Schaeffer, eine Wasserleitung aufzusuchen; ich selbst 
kam Öfter auf das Feld und erfVihr durch Lorenzer selbst, dasa er bei dieser 
Operation auf eine schön mit rother Farbe bemalte Wand gestossen sei. leh 
selbst sah die Malerei an dem Nachmittage nicht mehr, sondern hörte bloss am 
selben Abend, dass sich dort etwas gefunden habe* Herr Schaeffer sagte mir, ob 
wir am folgendeu Morgen Sonntags wohl dort weiter graben dürften, wenn es der 
Herr Pastor erlaubt. Am folgenden Morgen ging ioh selbst mit zum Pastor, wo Herr 
Schaeffer die Erlaubmss holte, Sonntags graben zu dürfen. Ich und mein Sohn 
begab mich gleich schon um 6 Uhr Morgans an die Stelle und grub ungefähr 
2 Stunden an der Wand, wo sioh nach und nach schwarze Buchstaben zeigten, 
die Herr Schaeffer in meinem Beisein reinigte. Die Buohstaben und die rothe 



47 

Farbs auf iom Ver[iiilz witren leMiafier, hIi mb jeUl Bind unil j^lioltan ilemtelben 
VerpuU, wie wir ilin *c)ion fcühor gefiindon hnben. l>or Taglülaer Math. ä«haltel 
bat auch einige Stunden roll^egraben und wird meine Aaasage healütlgea hSnaen. 
Cfarislopli Larenxer k^n^ aueb iIbzu; icb sagte noch xu dieAem: gell, büttest Du 
Doob wueD uinzigea Schub weite rgegrnbeD. so hütleat L>u gcBlern Bobon gefunden, 
wa« wie heute gefunden haben. 

Da sieb nauli und naeti eine grössere Aoiabt Leiits eingefunden batte und 
Hetr tjcbaeffer mir den Auftrag gegeben. Niemand dsui iii laaseu, damit keine 
Beaebädigung staltHnde, weil der Verputn lehr mürba wnr, ao bat ich LoreuEec 
Hiebt in den Ocaben zu steigen, bii die Letite fort wären. Herr Sohaeffer aohickta 
togloieh meinen Sohn mit einem Brief zum Herrn Landratb Menmann in Saarburg, 
weil wir ßirchteteD> dass uns ilet Herr Bürgerin eieler \V.ignei Unannebmtieiikeileu 
Diaoben könnte, wegen Entwolbung des Sonatags. Die zweite InBohrlft wurde, 
«oriel loh bärte, wKbrend der Arbeil gefunden und zu Uerrn Schaeffer in di« 
Wobaung gehrHubl ; loh wurde die Sache daduroh gewabr, well der ESgenthUmeT 
I'aul Sirupp voQ Pntzem noch am selben Tage Streit anRog um den Be^ita der 
VerputzstScke. Die dritte Inaebrift wurde, eoTiel mir beltanot ist, durch Math. 
Iteuiand anrgedeekl, welcher darüber Auskunft geben kann. Dfe Steinplatte mit 
den ßuebstabon wurde mir zuerst angezeigt 'lurob den Tagidhner Mathias Eilee; der- 
selbe grub in dem Qrundst'iok des T'eler Lauer und fand sie in einer beirifahlliohen Ttofe 
an einer Mauer, wo sieb viele Kriiohattlehe von siteni Verputz fanden- Der Uano 
sagte ntfr : Reuter, hier liegt ein Stein. Ich meine was soll der für ein Stein eein, 
weil derselbe verliert sebieQ ; dje ArbeilBleulo fragten mich immer zuerst, wenn Herr 
SobaeSer grade nicht anwesend war. loh eiiplloirte dem Mann, dnss er den Stein 
langsam und vorsichtig von der Mauer ablösen soll und dann liegen lassen. Ms 
Herr Sohaeffor kommt. Der Steiu sah ganz schwarz ans und war mil einer Kruste 
hedeokt wie verbrannte Kslkspelse; ich zeigte den Fund darauf Herrn Sobaeffer 
an : derselbe kam , hesab den Stein genau und sH^e> dasa er von Wiohtigkeft 
wäre, man solle denselben, ohne Aufsehen zu maoben, es waren nämlich viele Leuta 
aufdem Kirchhof, die herüber sahen. In Sicherheit bringen. Elnalwellen aber nloht 
dergleichen thun, als ob wir grosaun Werth darauf legten, damit der UrundstOcka- 
besitxer keine unvernünfügen Forderungen dafür mache. Der Stein wurde duroh 
Herrn SalUel am Mitlag vor das Toussainl "sehe Haos aaf das Mäuerchen gebracht, 
wo Herr Sebasffer die l'lalte mit warmem und kaltem Waseer duroh mich reinigen 
lieas. Es zeigten sich nach l^ntfernung des Schmuties und MSrteU ilie Buchsta- 
ben, so wie sie jetzt nooh da sind. 

Tab kann bezeugen, diias so lange In Xenn!; gegraben worden Ist, es an- 
tnSglioh gewesen wäre, die Inschriften zu fSIacben oder naehzu machen, ohne das* 
Einer von uns es gesehen bütle. leh kann auch bezeugen, dass von dem Tag« 
an (23. September) bis zu der Zeil, wo die letzte Inschrift gefunden und wegge- 
nommen worden war, dos Feld, reap. die Stelle Immer Tag und Nacht bewach) 
war. Iah seibat und mein Sahn haben die Wache grS ästen I he !ls besorgt. Es wäre 
rein unmaglloh, dass Jemand an der Stelle irgend etwas gemacht hätte, was wtr 
nicht gesehen hätten. Die Tagllibner Job. Kiefer. Frdr. Kiefer und Math. Hohattel 
werden diese meine Aussage baaläligen kSnnen. 

Obiges Protokoll wurde mir naoh Aufnahme vorgelesen und der Inhalt tod 
mir wBttlioh als wahr duroh L'ntereehrift In Oegenwarl des stalionirten kgl. Qens- 
ilarmen Zschlsohang. Patmalius Toussaint und Frz. Saillet unteTzeiobnel. 
JJennlg, den lit- Sovbr. 1866. 
Feter Reuter. Palm. Toussaint. H. Sobaeffer Büdh. Zeehisohang. 
Frz. Soütot, Sobrirtführer, 

Auf Befragen, was loh (Mathias Soha ttel) übet die aufgeftmdeueo tmebrlfton 
anzugeben weiss, kann ich das mir Vorgelesene und von Peter Reuter Ausgesagte bo- 
atStigen. lob selbst habe auob an dem runden Thurme gearbeitet, die Erde so well weg- 
Kcmaohl, daas man die Wand abwaschen konnte und die liemlioh dloke Lehm- und 
Sobuttschichte enirernl. Reuland und Sauerwein mit Kiefer können das bostätigen, 
Ah die letzte Inschrift gefunden wurde, war Herr Sobaeffer naoh Remloh. Es war 
w«nig davon erkenntlich, Herr Domoapiluiar von VVilmowskj hat, soviel ich weiss, 
dieselbe selbst abgewaBobeo. Job habe die Ueberaeagong, dau, wenn Irgend 



m 



t f tut h Om UBa, wir w bStleo »ehto mDaMo, 
ftm. 4am aMi* datut rM«hebeti Ut. 
N«anig. doa 19. !(o*-. IKt 
HalUu SctuiML Hdarieh B t hleJi» BBtt. Pal». ToiHMiM. ZuhUcbuig, beritteoer 



Anlage V. 



ForlgcMtxt ■« Perf iti 



• Biar, bn 57 Jakr« «It, TaglSbni 



deben nnd ■echizig. 

Neonig, d[e 



leh heisae Cbriitopb La 
ubr(g«fi üeaeoUtBgeD Tafnan 

ZiE Saebe. 

ä«Tlel Ich HÜb minaai a ate. Mm. UäiM Ceberzeagnng ist irirkUofa naa aneli 
di«, das« Ni*niui>l »miMn ala SefcMdlM die« HlaLita uigsf«rtigl bat. loh babo 
daiüt falgendo GriInJa: 

leb bin laaga Z«il bai inm liisgtabaB|ea b«i Xrnaig unter Sohaeffera Lei- 
tung ala anter Aibaitar b— atiifügt gaveaas. luid sameDllieli da. wo tUa römSacliea 
UKJet niiJ Jie rürai«cb«a buabnRea, die to Tiel toq sieb reden macblen, entdaokt 
W«rd«i> tind. An «iae« So&ntaf Margen kam aimliob Sobaeffsc in maia Hau* 
und T«tlaagl«, i<b aaUla b«>ite acb^ten, veÜ etwas Uerklicbes gefun'ion worden 
aai. \\t kb an den Rundbaa kam. aah icb die Intchrift Dnd Ewar an deraelbea 
Slolle, wo iob Abcmli rorbec aelbat ^graben und keine Spur eioer Iniotirifi ent- 
dooki ball«. Ivb batle gaaa fenau aaf dec Uauarrerputi und dessen Zustand 
Acbl |«|[«beB UD'I wür>Ie JsdeafalU die pouea schwanen Buelistabea, wenn ua 
TOibandea geweaaa wtren. geaehen haben. Als kh ilen andern Morgen dia In- 
aohrin sab, waran di« Buchiiabea aa sohwara und so glänxend, als ob sie arat 
oban ganTa«)il worden witren. Scbaeffer halle auoh in der Tbat einen l'inaol mit 
aobwartar Oelfarbo ia dar Hand, uad beiseite naob an einielneD Bnobslabeo 
aus. Iileteh datauT äboriog er die Imobrifl tnit Wauerglaa, um dieselbe, wie er 
aa|[)e, au be(ostlgcn. Daa Wuserglaa hatle aber, wie es mir aohien, nur die Wir- 
knngi daa.1 die sohwano Farbe blasser watde and wie alt ausaah. SaiiaefTar er- 
■Klille mir nudi nanhdani er mit diesen Arbeilun fertig geworden war, dass «r 
aoboii \henda -roiher in meiner Gegenwart mehrere Buobstaben der lasabrirt 
■nideokt, desabalb aber aiubU davon gesagt balle, weil er ^n Henualcömen loa 
LaLiten und eine iCer«tSrung der iDsobrin befürchtet bütte; er aei daraur in der 
Nauhl nill uinor Laterne aa Orl und Stelle gegangen und babe die gemaclite Eni- 
deekung wnller verfolgt, leb glaube jadoeh, dasi Sobaelfer die Inaohrift In dieser 
Naebl «olbsl gemalt hal, denn sie eUnd, wie bereits bemerkt, auf eiaer Stelle, dia 
Inh Abeiidi vorher aelbtt bloMgelegt halle und keine Inachrin enibiell. Die Stall« 
nn damaolboa Itiindbau, wo apillBf die »weite Inachrin gefunden worden Ist, wat 
barall* aufgagraben worden und wurde auf Befehl dea SobaeSer durah Jobans 
Ktafar wieder augaacbültet. obno daaa hierbei von einer Inaahrift etwaa gesehen 
worden wKre. l'ISldtob war eines Mnrgena die Inaohrift gofundea, ohne daaa eiaar 
dar \rbellei dabei gowoien. Her Kiefer hatls vielmehr aoT Befehl des Schaeffer 
aalii* 8eb>ufel an Ott und Stolle Abends larBcklassea miiaBea. Schaaffor aelcb- 
iiele naidibar dleaa awalt« Inschrift auf rauspapier durch und hiell ich IcUlerea 
fall. IllarWI lagle er au mir; „Es isl doch bald Zeit, dasa wir düI dem In- 
■nbiirianliiiden nnohlasaen, sonst haben sie keinen Werlb mehr." Wie gesagt, iat 
baliii jVurnixIon der tascbriften niumal» ein Arbeiter lugegeu geweiea und liin iob 
(olUiinitnoM Ilbar*eu){l, dais sie Schaefiär setbal gemaohl hat. Ea aitna Ihm daher 
aiinli raeliiar Molnuag iiaoh die Anfertigung der i'lakate zur Lnel gelegt weriteo. 

Vorgaloson, geuebmigl, Taxe verlnngl uud unterschrieben. 
gez. Klein, Larenter. Uan»en. 
forlgesetal lU Perl den aoumehnten Januar 1800 sieben und aechsaig. 

Ilar /enge Christoph l.orenzor ersaliien heute freiwillig wieder und erUSrla 
uutar Varwalauog auf aaiuan gelelstetan lUd ferner: 



49 

Meine Aussage tod gestern mass ich dahin Torbessera, dass es nioht der 
Stephans-Tag v.J. war, an welchem Morgens das Plakat an meiner Thüce hing, sondern 
rielmehr am Sonntage den 23. Dezember. In Nennig geht das Gespräch, dass der 
bei der römischen Villa zuletzt aufgefundene Stein mit der Inschrifi in der Nacht 
auf dem Schlafzimmer des Bildhauers Sohaeffer behauen worden sei, und dass Tor- 
übergehende Leute nicht nur den Ton gehört haben, der beim Steinhauer yor- 
kommt, sondern auch die Bewegung der Arme des Steinhaiiers gestehen haben; 
wer diese Leute jedoch sein sollen, kann ich nioht angeben, oben so wenig, von 
wem ich diese Kunde habe. Der Taglöhner Carl Niesen zu Nennig, der den In- 
Bohriftenstein nachher gefunden haben soll, gab mir gegenüber zu verstehen, dass 
die Stelle, wo der Stein lag, vorher schon aufgegraben gewesen sei und die Erde 
lose darauf gelegen habe. 

Vorgelesen, genehmigt and unterschrieben. 

gez. Klein. Lorenzer. Hansen. 



Anlage VI. 

Briefe des Bildhauers Schaeffer. 

1. 

Hoehverehrter Herr Baarath ! 

Ich beeile mioh Ihnen die freudige Nachricht zu geben, dass ich heute noch 
iipät die Sparen einer Inschrift an dem Rundbau entdeckte, welchen wir heute 
Mittag erst gefunden hatten. Die Inschrift ist seiir leserlich, ziemlich verletzt, 
doch nioht zu stark, dass ich dieselbe niclit retten könnte. Dieselbe lautet: 

CiES.MVTRAIANVS 

OOMVS EREX . ET SECVND 

INO SECVROPRiEF. "REV • DON . DED . 

Trajan schenkte dem PrSfekt Secundinus dieses Anwesen. Die Schrift iaX 
sehwarz auf rothem Grunde an der Aussenseite eines runden Saals südwestlich 78' 
von dem Bade jedoch innerhalb dessen Bering* 

loh mass morgen 2 Mann arbeiten lassen, trotz Sonntag, indem sonst 
i^ht für Schaden garantirt werden kann. Ich schreibe an Hrn. Schömann, dass 
die Qesellschaft noch Ueld giebt, damit wir alles aufdecken können. Ich bringe 
auch gern ein Opfer, da die Sachen sich nun so interessant gestalten. 

Montag sende loh Ihnen eine l)urchzeiohnung der Schrift. Wie froh bin 
ichy daae nun dae Papier da ist; es war mir nun, als ob das eine Ahnung gewesen 
w&e. Es ist schon 12 Uhr Nachts, doch wollte ich Ihnen die gute Botschaft 
keine Stunde vorbehalten. Wenn nur der Hr. Wagner jetzt keine Chicane erfindet, 
denn wir sind auf lauter Privatbesitz. Das (lemüse wurde gestern alle abgenom- 
men. Die Frau W. kam und benahm sich sehr gemein gegen mioh durch ganz 
abscheuliche Reden, die sie mir hinwarf. Sie hat jetzt Alles weg und kommt 
dann wohl nicht mehr wieder, da jetzt ja keine Ursache mehr vorhanden ist. 

In Eile schlieeee ich Ihr ganz ergebener 

H. Sohaeffer. 

Nennig, den 29/80. Sept 1866. 

4 



HoohveMbrler Herr Baurttli! 
Ihr Qeeliitei vom 3. erhielt ich, ali da« Melntge tahoa ■hgäHaDtll war, Uler- 
*l)et folgt Dieiii Beriobt, soweit es die Zeit luüuat ']. Genaue Maasse köniion erat 



1) Etwa ICOO Fns» i 






■chen Villa entfernt, entapringt eine klare. 



. zionilioli etaike Qualle etwa 36' über dem Nlveaa des MoBafkrussbodena im Alrlom. 
Bei einer Untersucbung dieser Quelle fand icli eine MÜnie tod Kaiser Maxlmlanas 
rnil dem Zelohen der Miinie von Trier, anoh ilellle sieh heraus, dasa die Quelle 
mll einigen auf dem Berge liegenden aniiken Weiom zusammen hangt, luh tng 
daraus den Schlusa, das» die BSder nlnhl weit daion entfernt sein könnten und 
fand auch wirklich am Kusse des Berges, eüdl. der Villa, 6oO Fuss von deren Haupt- 
mauer naoh Süden eine grosiartlge ThercncDantage. Es Tand sich luerel ein Bassin 
mit ZiegelpUlten-Boden, welches lum kalten Bad diente le^abe FUn die Eiedra 
närdl.). Uie ElDlaufröhre mit noch einem Stück Bleirohr lug Ssilioh in der Eeke, 
wo das kleine Canälohen angege)<en ist. Vor dleseni Bassin war ein Torziminer 
mit gewöhnllcbem gelbem Verputz und rothen Randern mit l.inian. Das Bassin ga- 
maeh selbst war mit Linien und Arabesken auf weiss gesehlitfenem. feinem VerputB 
decorirt. Oesttloh daran aohliMit sich ein zweites Gemach an, kleiner aU das 
erst«, welches nioht heilbar war und einen Holzboden halte, der auf olner SoUehte 
Eslrioh lag. Siidlieh und östlich an diesRs Vacbereitungszlmmer reihen sieh zwei 
grosse heizbare Säle an. wovon der sädliohe Saal iwei Eiedien halle, eine nord- 
östlich und eine an der sUdwestlioben Ecke, wie nn der lerstürten Basilika Ulpia 
KU Rom, hier im Kleinen wiedorholl. Oestlioh an dieso Räume, deren Fussboden 
auf 3'/j' hohen runden Pfeilerahen standen, sahlieascn sich wieder 2 mit Hypo- 
enuaten Tersehene Säle an und südlich ein schönes Bassin sum warmen Bad. 

Die Ein- und .ablaufe sind sehr praktist^b angelegt und der Ablauf durch 
einen zierlich aus Ziegel construlrten CannI mit dem Hauptoanal lerbumten. Meben 
diesem Canälohen lauft die 2'/i Pubs breite grosse, noch gut erhaltene Wasserlei- 
tung von Süden naoh Nord«n unter den Badern hin und ebenso Tcn Osten njteh 
Westen. Gegen den Berg hin in der Mitte dOB Bodens liegt nun 13' tief in der 
Erde wieder ein scbSnes grosses Hyponaustum, über diesem lüuft wieder ein Ca- 
nal der Wasserleitung, hier ist das Terraid noch nicht ganz blossgologl, jedoch 
zeigt sich schon so viel, dass an dieser Stelle wahrscheinlich das warme Wassar 
bereitet wurde. Dieser Kaum liegl 9 Fuss unter dem Niveau aller andern BSden, 
Bei dem Verfolgen der Wasserableiiung naoh Südwesten fand sieh, daes die Lei- 
tung aioh BÜdlioh wieder abzweigt und beim Ausstecken dar Richtung, um die Lei- 
tung etwa 70 Fuss unterhalb des Hauptbaues wieder aurxusuahen. fanden wir 

[••inen Rundbau, dessen Aussenaeite noch sgfaön verpiilzt war; an dem Rande der 
:er auf der Ostsella kannte man beim Aufdecken noch deutlich die Spuren 
s 7' breiten Bildes erkennen, welches auf Stucko gemalt war, wlhrend das 
ihrige Dlauerwerk mit grQbcrem, aus Ziegel Stückchen und Kalk gefertigtem Mörtel 

■i^deckt war. Unter diesem BiMe, dessen Rand noeh sichtbar, befand sich eine 

Ksnch sehr gut erhnltene Inschrift, welche hier boüiegt. 

CjES M-V"RAIANVS 
DOMVM EREXET SE 
CV^DINO SECVRO 
CRjEFTREV-DONDED- 

Die Buchstaben sind mit schwarzer incauslidoher Fnrbe auf dem rolhen 
liraude angebracht je lü in einer Hmhe, nur in der oborn und untern Reihe 3 
Doppel buch Stäben, dadurch 54 Buchalahen. Die Schrift Ist 4'U Fuss vom Boden 
entfernt und dieser Saal, welcher 33 Fuss Ourchmessar enthüll, liegt wieder um 
LlO FusB tiefer als tllo Säte in dea Bildern, war jedoch aaeh mit Mauern wieder 
Bit der Oberbau anläge yerbunden. Inwendig war der Saal sobön bemalt mit Fi- 
auf weissem und blauem Grunde. Im Friess am Boden war noeh sehr deut- 
n RQmer eckeanbar, der den r£ug führt und ist die Zeiohnung daton in Aj'beit. 



52 

genommen werden, wenn mehr bloss liegt, diese hab ioh heute früh genommeni so 
weit es ging. 

Ich hab Spuren von noch mehr Schrift. Yielleioht, dass das Gluck 
uns wieder lächelt und noch mehr gefunden wird. Der Plan, die Schrift auszu- 
heben, kam, als ich schon begonnen habe mit einem, der gewiss zum Ziele fährt; 
insofern es in der Macht steht, es fertig zu bringen, dürfen Sie überzeugt sein 
dass ioh es sorgfältig und gut zu Stande bringe, aber Bürgschaft dafür gibt es 
keine als die Vorsicht, an der ich es nicht mangeln lasse. Bitte mir bald Wasser- 
glas und Gummi und Zeichenpapier und geöltes Seidenpapier reoht klar, nebst 
Bleistiften weich und hart zu übersenden. 

Ihr ganz ergebener 
Heinrich Sohaeffer, Bildh. 
Nennig, den 4. Okt. 18^6. 

4. 

Hochverehrter Herr Baurath! 

Ich theile Ihnen in Eile die Nachricht mit, dass wir auf der andern Seite 
eine zweite Inschrift fanden, dieselbe ist aber zerbrochen und war mit dem 
Schutt hinabgefallen. Nach sorgfältiger Durchsuchung bekam ioh folgende Namen 
noch vollständig: 

SECVNDIN 

AVENTIN 

RI8PILET.L-... 
BALISE 1' 

Dieses habe ich gerettet und conservirt. Ueber dieser Schrift war ein Bild, 
welches einen sitzenden Mann darstellte mit einer Frau gegenüber 
nebst Schild und Kranz, was ich beim Aufdecken nachzeichnen konnte und in 
Farbe anlegen. Es wurde bald morsch und schwarz, so dass jetzt nur noch wenig 
zu sehen ist. 

Eine grosse neue Chicane ist entstanden und nur durch Palzem angezettelt. 
Nämlich der Eigenthümer des Stücks ist ein Talzemer und gestattete Alles. Gestern 
nun brachte der eine Feldhüter selbst wieder Leute, die dann in die Gräben laufen 
und alles verstören ; trotzdem ich ihn ersuchte, dieses nioht zu thun, war der 
Mensch grob und die ewige Rede: r^WiT habt nichts zu sagen!^ Zudem kam ge- 
stern Nachmittag der Besitzer und war ausser sich, dass ich Verputzstücke aus 
dem Felde habe tragen lassen und hinderte absolut jede weitere NachJsuohung auoh 
selbst, dass Wache dort bleibt. Ausseraem war ein Herr von Sierk hier, der dann 
dem Mann das Stück abkaufen will und verlangt dasselbe für 450 Thir. Nach- 



Es ist wahrscheinlich, dass wir noch mehr Inschriften finden, da sich bereits 
auf der Sudseite dieses Saales Spuren einer durch das Wasser zerstörten Schrift 
zeigen, welche herabgefallen ist und einzelne sehr spärliche Zeichen zurückliess. 
Bei dem vorsichtigen Graben habe ich gegründete Hoffnung, noch mehr zu entdecken. 

Die Bäder sind sehr solid construirt; in Lage und Arrangement prächtig, 
eines kaiserlichen Geschenkes würdig. 

Was sehr interessant ist, ist die Construction der Fussböden in den Exedren, 
welche uns positiven Aufsohluss über diejenigen in den Thermen von Trier geben. 
Wenn das Ganze aufgedeckt ist, kann ioh ein getreueres Bild derselben entwerfen, 
sowie auch über die höchst merkwürdige Inschrift, die uns mit wenigen Worten 
über das Monument in Igel bei Trier aufklärt, ebenso über die Villa selbst. 

Ich glaube nicht, dass je ein interessanterer Fund in der Gegend von Trier 
gemacht wurde, als diese Inschrift und wäre es äusserst wichtig, die Bäder hier 
sammt der Villa, mit der dieselben durch Gänge yerbunden waren, näher kennen 
zu lernen. 

Nennig, den 4. Okt. 1866. Heinrich Schaeffer, Bildhauer. 

\ 



dem eiu anderer Bauet, der gar nichts dort zu thiin hatts, formlioli iasuIÜTle nnd 
Cefaht lief, dms die luaehrirt naoli Fr&Qkreiob wandert, so ash !ob mieli genStbigl, 
solbsl gestern Äbond den Herrn Lacdrittli in. Saarburg aufzuauchcn and um Schati 
aDxusucliQn. Herr LAnJralb vrar beule biar und liat dem Mann gesagt, daaa sr, 
rür jedoD Sobsden gut ist, und data dlo äohrin abgenommcD werden darf, wa» 
ich dauQ Montag tbun will. Ich konnte unter diesen Vethillnitaen kaum fortar- 
^Bllen und bin froh, nun endlich zu dieBem Ziele gehommen cu aeio, dauB eta 
Gcnaiarm hingeatoUl wird, tonst ist an ein Zeichnen gar nicht zu denken' 

Wie icb härte von Heren Landrath, zettelt der tiürgernieUter Jetzt eins nouu 
Klage an gegen mich; er habe eine Schrifl an den Oberprokuralor goniaeht und 
tMge, ich kranke seine EUire, 

Der Mensch, scheint' 9, will mir ahsolut das Leben eauer machen t loh denke 
die XBnigl. Regierung wird mich docb vor weilem Auarälten dns Mannes echützon. 

Der runde Thurm ist auf der Xordaetseita noch sehr schSn bomnlt und 
hatte wahrscheinlich einen Portikus. Es zeigen sich jetzt die Mauern davon. 

Das Wasserglas Ist angekommen. 

Ich bitte, falls sie den Hm. Obetprokurator tehen sollten, demselben ge- 
fälligat einige Worte über die Saehe zu sagen, wie unTersohümt miob der Mann 
behandelt; er ist hier ilafür bekannt, doss et kein Mittel loheut, um zu sohaden, 



9 tbun 



m. 



Die Arbeiten gehen «ODitt gut fort, lüohste Wouhe bekommen wir mehr A.c- 
betl«i, dann gebt'a besser. 

HoohaoblungsvolUt griisst 

Ihr ergebener 

Heinrich SohaefTer- 



UoobvereLrtei Herr Baurath I 

Anbei beehre ich mich Ihnen die Liquidation vom 1, bis H. Okt. zu gefall. 
Oenehmigung na Übersenden. 

Die Arbeilen gehen gut voran und werden wir MTlle dieser Wo ehe die Süd. 
seile der Villa noob vollständig abdecken und dann die Nordsaite Untersueben 

Bei den Bädern fand iah Torgestern .Vbend eine drille Inaohrift analog 
dar erilen. welche uns Kunde gibt, daas der Trajan das Amphitheater erbauen 
tiatc und See. Securus dai erste Kampf9i>iel dort abhielt in Gegenwart des Kaisers. 

loh übersende Ihnen morgen Abend die ilurohielohnung oehit der iweitnn 
Insebrift. die Sie. glaube leb, noch nicht haben. Hr. v. ^* iluiowsky kam zufällig, als 
trir gestern Morgen eben die Schrift abdcchten, um dieselbe zefcbnon lu kännen. 

Sobald alles soweit gediehen ist, um den Plan vorrollstlndigen au Wnneo, 
Word« ich df^nsclben beilegen. 

Uestem hielt der Landrnth .Meramann hier eine Untersuchung ab betreffend 
Angelegenheiten zwlsoben Hr. Wagner und den oontribuirlOD Bauern, die sehr schlimm 
fllr den W. ausfttlit, wie ich reroabm. 

Die erste Inschrift habe ich i;l'1cklich und unverletzt von der Mauer 
ahgolSat und im Mosaikbaus wieder angemauert. Die dritte Inschrift werde 
ieh rait gleichem "Verfahren wohl ebenso glücklich herausbringen. 

Bitte micli geOUIigst threi wertlien Familie zu empfehlen und grilfse Sie 
Ihr ganz ergebener 

H. Schaeeier, Blldb. 

Nennig, den 14. Okt. 1B6«. 

C JiS-T^A I ■ A^PH|-H - FOrO ■ 
ET CONDESTASMOOE 
STOS SEC- PRyEF- CA/C- 1 
N PRiESCTRAIPRMVEN 
AT DED- 



Nennig, den 24. Okiober ISfiß, 



llochT« 



shcter Herr Bau 



Indem Ich Hinen betrotT'a dor Arlioiton dnhler riaa beute Voranaohreltett ^ 
meldet] kann, bitte ich ziigleioh eigebemt um eine ('opis des ganien Cstnster- 
ÄuaKUgB, wie Sie, wenn ich mich nicht irrte, einen in Trier vorliegen batlen. Es 
wire mir eine recht baldige Zusendunt; desbalb nilnscheaewecth, weil ich die Dm- 
fastungsniHuer dos (Villen) liartena auch jetxl ermillelt und fsitgestellt habe ; ebenso 
einen antiken Teich in der Wiese ungeführ !n der Riohtung von Osten naoh Wseteo 
im UiirohscIiDltt des OabSudes, woia es nülhig ist, diexelben bald und bealimmt 
aaf der Karl« einzutragen, da ich die LSoher gleich wieder schlies»en Inasen miiss. 

loli habe ferner um eine sehr billige EntaohSdigung die Erllubniss erlangt, 
die nSrdliehen Umrisse der Tilla gegen die Hüuier de« Dorfs hin zu suchen. 
Sait Montag «Ind die Lsote, deren wir ,ietxl genug bekommen kännen, damit he- 
sahitUgt, die antiken Zeugen aus der Erde i'i rufen. Es ist bereits die Ecke de« 
Haupttlilgels nach Norden aufgedeckt und ebenso die Colonade dort wiederge- 
funden. Die Ofiligkeit des Utn. Paetors bat ea geBtatlel, mit möglichster äohonung 
der neuem Oiäber auch die Mkuern über oder begeer gesagt, unter dem Kirohhofo 
hindurch eu verfolgen. 

So werden wir denn doch den ganzen GrnndrisB dca aohönen Baues TOlt- 
■tüodig bekommen. Im nürdl. Flligel haben wir bereits schöne Säulenfragmcnle noeh 
auf ihren Fiededtalen stehend gefunden und xwe! Hyjiocausten- 

In den Bädern da wird es mit jedem Tage interessanter und loh glaube 
kaum, dass ausser den von Pompeji noch so gut orhaltane vorhanden sind. Dia 
Exedra südlich, die wo das Canäohen iäl, hat einen prächtigen Vorsaal und heule 
fanden sieh unten die Hei^- und noch andere Gewölbe, deren Zweok lob noch 
nieht genau angeben kann- 



In dem la 



nUang habe 



1 Kna 



efu 



de 


n so sobSD, 


so ideal geiei 


ebnet, das« 


ich In 


n Zweifel bin 


, ob der Erat. 


s wohl 


besser ist als 


der Zweite. 


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noch 


keine Zeich 


DUng fertigen luni Ab- 




deu, da loh 


zQ wenig Zelt 


habe und 


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ie originale Durchieiohnung 


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a konnte, e 


he das K.instw< 


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Ines Landso 


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ein Amphlll 






r. - rieilelcht haben wir 


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igen von Tr 


ier. — 


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versuche « 


18. ob vielleicht 


. noch alle 


Stücke beiiubring. 


^n sind und m 


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t la Faiii 


er auf, aber 


ich bitte 


Sie u 


m die Gut 


igkeit, vord« 


irhand 


ni< 


.bts.usa 


.gen, auch Brn. v. Wilmowskv au« keinem mc 


>iner Briefe an 




her 


besondere 


Mittheilung £>i 


machen, bis Er i 


)uch eine Na 


ohriohl hat. — 






lUgS. 



Wir haben in < 
r Farbe; glauboi 
naubt, dann kann 

Wenn mcigliab i 
Das Nivellement 



9 der Quellen ; als festen Punkt hat 
aaiks gewählt. Ihr Instrument ist recht gut 
nalwage. Die Ma»e sind jetzt alle genai 
muhe leh die Durcbsehnitte. 

Die Platten sind gekommen und werden 
reshts versetzt. Ich habe 
und gebe Ihnen hierdurch 
mir gefüUigat ao ehi flao 
Kaisuohlane, beizulegen. 



dorn SD auagezeichnete Verputz sttiokcben rother und 
i nicht, dass es Hr. Oberbauralh Salnenberg Vergnü- 
I ihm ja in Ihrem Namen Proben davon senden? 
itte Ich um haldige Ueberaendung des Caiasteraus- 
genau aufgenommen von der Villa und Bader, 



Wasserlinie des gro 
id leichter eu behandeln all 
sobald ich nun Zelt gewlr 



e Ca- 



aaf die Gange links und 
!\ tlartnack nooh i^cichenpapier kommen lassen 
Kennluiss. Bei Sendung der Zeichnung bitte leb 
bis 3'/i Fuaa langes hülzernea Richtscheit, nicht 



)chachtungsTöll 



Ihr 



Hoiacich Scbaeffer. 



HoohTeretirler Heer BaaTklhl 

erhalten and sohlOH aus iler Ueberaen'Iung, rUsi 

eisen wollten. 

[cb k«nn ibnen eine neue froho BotschRn gebso, die unaere g«n»e Auagra- 
bang );UDiend belolint. Iiie D e •! io a tion» - Ta rel inl geilem gefiiiiiteD worden 
und was am überraiobenditen isl. dasi sie mit der eratgorundonan Inichrifl niobt 
nur lollsländig aoalog ist, eoadern sin so uniweireDmflei Dooumenl iut lirSadung 
der Villa liefart, wie et nur irgend tu wfinsnben iill 

Die Tafel ist ein gro»soi FragrnoDl, 2' breit, 2' lang nnd war etwa 4 Fii»> 
lang, als tie nocb gani war. Auf dieao 6" dieko Platts, welobe auf der liokea 
Kuile oooU ein Sliiok Tom Kabmen-Qeaims zeigt, sind folgaiile Worte, In aebr 
inbüaen, groBsen und «ebr lief eingeaabnltlenun Uucbstaben, welobe die beela Kuoit- 
ceil beurkunden, elugegrabea: 



T"' 



CjES.M.V.TBAIANVS 

CEKM.D0'V1''"ETB« 

LNEVMEREXITETSEC- 

SECVRO .... 

piiä:F.c.Ay?:?Ev- 



I ..._ 

^^^E^ntel und Beiaaoiea (>ermnnicuB hier war unct nun läist Utk ilte Orilodung fait 
I auf« Jahr be»timmen. 

I Die Tafel lag auf Privaletgenlbiim, weloLoä an dM Staatanigenthura nördl. 

I anatSssl. leb lisbe gegen Entsobädigiing von 2 Tblr. die Kalflc dea Uarlena lUr 

B Untermohung ilberDommen und dera Veriprecbon einer einmaligen Düngung. 

i Die Tafel war Tersi^hleppt und war urdprilnglioli in einer Tor diesem Raums an- 

gebraohten Säulenhalle gewesen, wo lieh BruehatSekc desselben Steinet rorfanden. 
I l>ie AnB<oht. und so als fest erwieaene AufütcIluDgen (?) um. t, WilmowBky's, 

das« die Villa in der urspriingliahen Form bU auf da« H. Jahrhundert ge- 
standen habe und goanhont worden a ei, erweist aioh als irrig und falsvh. loh kann 
nicht begreifen, daaa Er die VVahrnebmung niaht msohte und so feit diese Hypo- 
thesen aufschrieb, Dia SüulenhaEle iat durah Brand untergei^angen und die SobUfta. 
Pledeslala, Bla>t in das Tundamenl der zweiten Periode eingemauert und darauf 
silit rSmisober, schän römiaoher Ter[iutz und war apStar auab in einzelnen 
rnier angebraobi, dienes iat unumaläaalicb fastgeatellt. 
Die Villa ging wahrscheinlich unter Conslaatin <). Ur. mit dem Lager lu 
Dalhelm unter. '2 aehSns Hypooauslen sind auch dort gefunden und vers«biedeoe 
Anüeaglien. 

Der C^nat uiua Haus herum iat fertig, da wir dla Steine gerade da haben, 
so tieas ich auob gleioli dna {'fliLster, wie Sie es angabraoht wünschten, aatfllhien. 
leb denke, da die Kosten verbältniaatnäsBig gering sind, wird es Tlinon roobt sein, 
[n den Büdern iat nun das Ende gefunden und lasse ioh aber das tfsfe 
Hjpooaust aufräuman, dort leigt ainh jetzt die Feuerung und die i£ugSnge daiu, 
so wie dia Wasserleitung. Auch in dar Villa ist jetzt dio Wasserleitung gefunden ; 
noch pracblToll erballan. 

Ich ertuehe Sie nooh, mir, wenn es Ibre Zeit zulitast, das PlÜnohea, wie ieh 
ea wüDsobte, nebst tiaem flaoben Lineal gütigst überaenden zu wollen und grüiae 
mit Hochaohtung 

Ihr ergebenster 

H^rleh Sohaeffar. 
Nennlg. den 3. Novemb. lB6e. 



56 

8. 
HoohTorehrter Herr Baurath! 

Herr SaQlet überbringt Ihnen die Nachricht, das8 ein weiteres Sück der er- 
sten fnschrift in Stein gefunden worden ist Reuter rief mieh, da ich auf der an- 
deren Seite beschäftigt war hinzu, worauf ich Ihrem Wunsch gemSss Herrn Pastor 
Cordei dazu zog und sogleich den Thatbestand schriftlich aufnahm und hier 
ob ersende. 

Die Buchstaben lauten: 




Profil. 



miiiuä/^ii) 

Faosimile folgt mit der Post heute A.bend. 

Ich bin, wie wahrscheinlich jeder Betheiiigte, hocheifreut über den Fund 
nach solch unverdientem Sturm der Anftfchtung Toa den Eerren Gelehrten und 
Nenniger Bauern. Entschuldigen Sie meine Eile uad seien Sie überzeugt, dass 
meinerseits Alles geschieht, uro die Saehe unumstSsdlich festzustellen. 

Ihr ergabenster 

Heinrich Schaeffer, Bildh. 
Nennig, den 1. Dez. 1866> 

9. 

Ew. Hoch-wohlgeboren 

beehre ich mich anbei das Facslmile der neu aufgefundenen Buchstaben za 
übersenden- 

Das Fragment ist sehr verbrannt und nur der trockenen Schuttschichte ist 
es zu verdanken, dass sich dasselbe erhalten hat bis zu unseren Tagen. Als ich 
dasselbe reinigte, zeigte sich bal<I darauf ein Sprung, so dass anzunehmen Ist, dass, 
wenn keine Schichte überzogen wird, welche die Luft total abscbliesst, der Stein 
am Ende zerfällt! Ich befrug mich zur besseren Fürsorge bei Technikern In der 
Nähe und es ist mir bei angebranntem Muschelkalk nur der einzige Rath er- 
theilt worden, das Fragment in Sohellackfirniss oder Oel einzutauchen. Ich zog 
nun vor, es einstweilen, weil es zerbrechlich ist, in einen fetten Lappen, Ton LetnSl 
getränkt, sorgfältig einzuwickeln, bis es sieh zeigt, ob es sich hält oder nicht. Ohne 
Fürsorge kann man es nicht lassen. Die dabei gefundenen, fast ganz verbrannten 
YerputzstÜcke sind bereits in der Auflösung begriffen. 

Im Tumulus geht es so gut fort, dass wir bald auf den Qrund kommen 
werden. Der Minengang ist jetzt 16', ohne etwas zu finden. Der grosse Qraben 
aber bis auf 10' Tiefe abgedeckt; dort fand sich etwas ßlei. Die Mauerecke ist 
offen, aber noch nicht zu enträthseln, was es war. 

Bei dem Aufdocken des Uypocaustes fiel plötzlich ein Stück Erde sammt 
Mauerrest herunter und hat den Reuter und Eiles etwas gequetscht, ohne dieselben 
gefährlich zu verletzen. 

Ho chach tungs voll 
Heinrich Schaeffer, Bildh. 

Nennig, den 1. Dez. 1866. 



3. Mti^m\Jd(t Copüett aoii Sitri^riflni. 

Mit vollem Recht erwecken die epigraphischen Studien eiu täg- 
lich sich steigemdps Interesse. Auch aus dem grofsen Schiffbrncli der 
antiken Litteratur wird ja zwar hin und wieder noch manches werth- 
volle Stück zit Tage gefördert, aus Papyrosrollen ägyptischer Gräber 
oder aus zwei- oder auch dreimal beschriebenen Pergamenten; aber in 
weit ausgedehnlereui Mafs wird unsere Kenntniss der verschiedenar- 
tigsten Seiten des Altertbums durch die zahlreichen Funde griechischer 
oder lateinischer Inschriften fortgesetzt erweitert. Zum Theil ist es 
der pure Zufall, der sie zu Tage bringt, — der Aufschwung der mo- 
dernen Cultur, auch in bisher derselben noch wenig zugänglichen Län- 
dern, und besonders die im Gefolge dieser modernen Cultur auftreten- 
den Bauanlagen, wie die der Eisenbahnen, haben die zufälligen Funde 
in jüngster Zeit erheblich vermehrt, und vor allen Dingen trägt die 
wenigstens eitensiv im Steigen begriffene Bildung dazu l>ei, dass we- 
niger Denkmäler, insbesondere weniger Bronzen, nach der Auffindung 
verbaut oder verbraucht werden — , zum Theil sind es absichtliche 
Nachgrabungen, wie sie nicht blors in Athen, in Jerusalem und in 
Rom, sondern ebenso auch an den verschiedensten weniger bedeuten- 
den Plätzen antiker Cultur im Zuge sind. Es liegt in der Natur der 
Sache, dass nicht immer, bei den zufälligen Funden besonders, Gelehrte 
zur Hand sind, welche im Stande wären, die neu gefundenen Inschrif- 
ten richtig zu lesen. Selbst im ganzen wohlerhaltene lateinische In- 
schriften, um von den zuweilen sehr umfangreichen griechischen Ur- 
kunden zu schweigen, welche das Fehlen der Interpunction und Acceu- 
tuirungan sich schon schwer verständlich macht, bieten dem ungeübten 
Leser mannigfache Schwierigkeiten. Es ist ja nicht von jedem im übrigen 
Gebildeten, ja nicht einmal von den classischen Philologen zu verlangen, 
dass sie, so wie die Sachen jetzt stehen, auch die griechische und rü- 



UMliaiiiicbe Copieeo von Iiuabrifl«n. 

1 mische Epigraphik, oder ■wenigstens eine von den beiden dieser tech- 
niscben Disciplioen beherrschen ; für die Philologen wird es freilich je 
mehr und mehr eine Nothwendigkeit, dass sie, wie von der Paläogra- 
phie und Diplomatik, so auch von jenen Disciplinen sicli einige Kennt- 
niss verschafifen. Ohne solche Kenntniss ist es aber nicht mßglich, 
selbst die besterhaltene Inschrift richtig zu verstehen, und ohne die 
Möglichkeit richtigen Vei-ständnissea können schlechterhaltene, ver- 
witterte, theüweis verstümmelte Inschriften überhaupt gar nicht be- 
friedigend copiert werden. 

Es ist ein längst widerlegter Irrthum, dass ein Ablesen und Co- 
pieren der Inschriften ohne alles Verständniss des Inhalts um der ver- 
meinten Unbefangenheit willen zu besseren Resultaten fahre als ein 
mit dein Lesen verbundenes Deuten und Combinieren; das Inschriften- 
lesen ist vielmehr ^ne Kunst, die wie alle Künste und Fertigkeiten 
tedmische Vorkenntnisse und dauernde Uebnng voraussetzt. Fort- 
wäbreod aber geschieht es noch, dass Abschriften von Inschriften ge- 
nommen Verden von solchen, denen jene Vorbedingungen zum In- 
schnfteidcseQ gänzlich iibgi^'hn ; bleiben die Originale unerreichbar oder 
gehn sie, wie so häufig, noch derAuftindung wieder verloren, s« musH 
die Wissenschaft mit solchen anvollkommenen Copieen allein operieren. 
Keineswegs soll den Kfäuuem daraus ein Vorwurf gemacht werden. 
die mit Mähe und Fleiss Inschriften an eutl^^enen Orten abscJireiben 
und abzeidmen, ohne der Aufgabe gewachsen zu sein. Sie verdienen 
in Gegentheil Dank und Anerkennung: doch lässt sieb nicht immer 
sigen, dass eine onvollkommene Abschrift unter aDen UmstandeD 
beeaer sei als keine. 

Vid Zeit und unnütze Zweifel aber sind zu ersparen, wenn man 
äA entscfaliesst statt onvoUkommeoer Abscbnftca übemll, wo ea 
Dgeadaqgdit, ausser den bloCäen Abschriften mechaniscbe Reprodactiooen 
der Texte herxnstellen. Ist die Abschrift von einem geflbtes Kenner 
gemacht, so bietet sie in nicht seltenen Fällen mefar als die beste me- 
diamscbe Copie; neben der mechanischen Ci^ie ist abersudi Ha Ab- 
sduift eines Xichtkenners häufig vi>n Nutzen, wie Bufaher geteilt 
«erden sdl. Ueber die Vorzüge aber der mediantsdien Oc^tecn vor 
den AbEchnftoi Cngeöbter bedarf es keiner Worte; man ist skh Uagst 
dsrflber einig. Allein es schien mir in Folge der dgenen ErfalmtDgen, 
die tdi forteceeCzt mache, nidit annütz in dieser anter deo BdQrderem 
cfigrqihisdker mid anti<)iuriscfaer Localstodien weit Tcrfateiteten Zeit- 
flchrSt Aber die versdüedeaen Arten meduoisdier BeprodoctioneD vgn 



Meuhanltobo Copieen von Inschriften. B9 

Inschriften uud ihre Anwendbarkeit in verscLiedenen Füllen die nach- 
folgenden, auf einiger Praxis beruhenden Mittheilungen zu veröfTentlichcu. 

Für die volJkomraenste Ueproduction eines iiischriftlichen Denk- 
mala kann wohl der Gipsabguss gelten, sofern er dasselbe in i^einer 
Oesammtheit (mit Ausschluss der Farbe) vullständig wiedergiebt. Allein 
die Herstellung der Formen fQr den Abguss ist kostspielig, zeitraubend 
und umständlich; Werth und Wichtigkeit der epigraphischen Monu- 
mente entspricht nur in seltenen Fällen der auf die Herstellung von 
Formen und Abgüssen verwendeten MUhe *). 

Das heutzutage beliebteste und am weitesten verbreitete Mittel 
mechanischer Reproduction für jede Art von Gegenständen ist be- 
kanntlich die Photographie. Für Inschriften ist dieselbe jedoch 
nur in seltenen Fällen geeignet. Handelt es sich darum die äussere 
Erscheinung eines inschriftUchen Denkmals, architektonische oder pla- 
stische Ornamente desselben und ihren Stil, den ganzen Umfang einer 
gröfsercn Urkunde auf kleinem Raum zur Anschauung zu bringen, so 
leistet die Photographie auch der Epigraphik unverächtliche Dienste. 
Für die eigentlich epii^raphische Interpretation aber, Lesung und Deu- 
tnngder Schrift und schwieriger Einzelnheiten derselben, besonders bei 
mangelhafter Erhaltung, versagt die photographische Reproduction oft 
ganz (z. B. bei dunklen Bronzetafeln) oder, was schlimmer ist, sie täuscht 
sogar, weil wirkliche Eindrücke der Schrift im Lichtbild häufig gar 
nicht zu unterscheiden sind von zufälligen Verschiaienheiten der Fär- 
bung, wie sie die Oberhäche der Stein- oder Erztafeln zu zeigen pfle- 
gen =). Für auf sehr groffee Räume vertheilte Inschriften von guter 
Erhaltung auf großen architektonischen Werken*) ist die Photographie 
nützlich, besonders da sie unter die Loupe gebracht werden kann. Was 
sie jedoch überhaupt zu leisten vermag, ist eigentlich nur die genaue 
Wiedergabe des paläographischen Charajtters der Schi'ift im Allgemei- 
nen, abgesehen von der Tiefe und der Art des Schnittes der Buch- 



1) Zu diesOD AiiBnRhmen rechne ich die durch landen sahmits actione Pii- 
blicntiOD bekaDoten Abgüsse der KriegorgrabsUino des Mainzer Museums wegen 
ihrer Reliefbilder. 

2) Man vgl. e. B. Mommsens Bemerknngen über das Htrdiniaohe Decret 
im Herme* 3, 1867 S. 102 S. 

3] Wie z. B. für die grofiten Inscbrißon der Brücke von AlcänUtra in Ili- 
spa&ieni vgl. Annali dtlV /nM, 1863 S. 173 S. 



n HMhaniselie Copieen tod Inschriften. 

Stäben, die meist aus ihr nicht gehörig erhellen oder durch falsche 
Lichtwirkung entstellt werden. 

Ilcides leistet in weit vollkommnerer Weise die dritte Art der 
mpchaDischei) Reproduction von Inschriften, nämlich der Papierab- 
drnck (von den Franzosen empreinte oder jetzt gewöhnlich estampage 
genannt, oneigentlich auch calque. von den Engländern paper-impresMon 
oder auch rubbing). Er ist das eigentlich adäquate, das weitaus beste 
mechaBiscbe Reproductionsmittel der Inschriften; überall anwendbar, 
aosser wo der zu grofae Umfang der Inschriftfiacbe, oder ihre Uner- 
reicfabarkeit für die Berührung mit den Händen, oder endlich Wasser- 
mangel hindern ; in ihren Resultaten so vurzüglic-h. dass er das Stu- 
dism der Originale nicht nur in den meisten Fällen vollständig ersetzt, 
sondern noch übertrifft, weil man mit allen Vortheilen günstiger Beleucb- 
toog nnd auch mit der Rückseite des Abdrucks operieren kann. Diese 
Vonüge sind längst erkannt, und z. B. von unseren Äeg)'ptologen für 
die Reproduction der Hieroglypheninschriften, die sich so leicht mit 
der Hand nicht abschreiben lassen, in ausgedehntem Mafö verwerthot 
worden; auch griecbische und lateini^ctie Inschriften sind seit langer 
Zeit schon in Papier abgedruckt worden. Aber nicht blofe in Italien, 
in Spanien und England ist es mir passiert (und kann dort jedem täg- 
Uch passieren), dass man die einfache Manipulation des „Abklatschcns" 
nicht kannt« aod fast wie ein Wunder anstaunte, sondern auch bei 
ans in Deutschland ist sie noch lange nicht bekannt genug und wird 
daher noch ™l zu selten angewandt. 

Schon im sechszehnten Jahrhundert war das Verfahren bekannt; 
Gniter hat gelegentlich Papierabdrücke benutzt'); nachher erwähnt 



1) Wie ich mir bei Benutzung des Tbesuuni» notirt habe; doch bin ich 
mybtidtlich nicht im St&nde die genauere Notii wiederzufinden. 

Geber dos Älter dar Meüiode , von Inichrifien Pspierabdräoke la 
DcfcnMV, erhilt die Redution von Prof. Gildemeitter fctlgende MittlieiluBg: 
,J>ie wahncbeialtch ält«ste Erwähnung findet sich um 1631 in den in 
Hillisa Malaiin »Heytlap^äijut, Mai 1A15 abgedruckten Briefen Peir«ac'i aa 
d'AKOa, liam gclduten Proven^len spanischer Abkunft, der in Tonis lum liUm 
QbOTf«(r«ten war. D'Ai«oa hatte die beröbmte pfaömciscfa-Ubywb« Inschrifl von 
PUags« Mtdeekl and erbot aidi, den Stein, der lie trug (einen Quader dv 
rvtAmlcmen I^age de« G«bände«), heraiuuelmieu tu laMen und nach Fraiüt- 
niUk so rT^T Diet rerbat Feiresc, der TOraussab, dus es nicht ohna B«- 
MlMi^nig da* Qmatak aoaEnföbrea «ei. mit der Pietät de» ä«ht«o OcJcbtten 
ftr ÖB )[<i hif litlk h^i Denkmal , das «elli*t vandaiisobe und arahäacbe Z«ri4&- 



Mcchanischo Copieeti von InsohrifUn. Rl 

ihrer FabiPtti, freilich in etwas veränderter Methode ') ; die letzte und 
und ausführlichste Instruction ist meines Wissens von der im Jahr 
1843 von dem damaligen französischen Unten-ichtsmini8t«r Villemain 
eingesetzten Commrssion zur Herausgabe eines corp«» inaeriptionum 
tadnarum, das bekanntlich unausgeführt geblieben ist, gegeben worden *). 



riingen öberdaaert hatte, und weit entfernt von der Rohheit des England ers Sir 
Thomas Reade, der in unseren Tagen, blora um die Inschrift in ein englische* 
Uuseuin XU sahleppeu, da« sülide. in seiner Art ejnxige, vollständig jetzt nur 
noch in Catlicrwood's Zeichnung fTrania^iutui af 1h« A>a»riean Eihnolog. Soe. 
Heiey. 1/i-ts I pl. 9J exiBtirende Mausuleun),. dcaBen Beatande keine Cefabr drohte, 
in pluinpHter Weise hat zerstören lassen fGufria Yoyage afcMol. Jana ia ri- 
fftnet äe Tunit. 1S62 II, 120. Maltzan Rciee in Tunis ii. Trip, 1870 II 264j, 
Er wünschte d»her Idoas einen genauen Abdruck der Inflchrift und gab dazu 
Anleitung. Leider hnbe ich niir den gonannteii Jahrgang des Uagaxin eitftyelo- 
j>4dique nicht verschafien können und kann nur aus zweiter, aber sicherer Haud 
citiren, nach Qualremire Journ, aiimi^ue IS3S I, 13, der folgimdermarsen 
referirt : II propntait deux moi/ent ; ou de prendre une empreinle tn plätra, eu 
d'emploj/er uii aulre tjpedienl. qui »a reeommande par son exlriia» »implieili. 
It eantUlaä ö iippliquer sur la pierre dei fawltai de papiar mouitU, timplat ou 
doublea, atäeani r^paimeur du, papiar ; ptüt de ie pretier I4i/eremeni acte ie doigl 
et un linge de manifre ä y faire imprimer la Jigure dei earacliret. tl d'aitsndri, 
pauf la ritirer, gu'il fut ä-pewprfi tee- 

\) Am SchlusB der Vorrede seincB bekannten Wcrkti interiptionum anti- 
guaram qiiae in aedibm palsmia aiiercaitlur expliealto et ad'tiCamanliim, Rom 
1699 Fol., wo er sagt er habe ausser den AbsclLrirten gelehrter Freunde auch aolche 
von ignari at indoeli prariui. und /.war fu<» « /n!e/iVsr gebraucht, nimlich ort« 
juadam fartili et axpedita nee ijuae »eietar inulili facta, die er so beaoUreibt: 
lapidibm guippa levitar in mperßcie emumiati«, iia ut patei» et siltu in eoneati- 
täte litterarum remaneai, cAaffaiii bane hitiHentem oppliea et linieolo in glubur» 
«irfumvultilo iire arida tpongin luperpoaila ita eoviprimo, nl in pacua e/antcn- 
lomtn tpatio et tordibut ibi remnnn't fingalur. unde et liHerarum eoloe aliqiu'e 
et profundilai itnprana remanaat, lieqne ajuiceala rolora not mtni« quam duritie 
Itttara» ajfabre teulptat oilandat. Hiernach war also diu Absicht die, einen Be- 
Uefabdrnck der Bclirift durch dun in ihr aiifgusanimclten SchmutK ta erhalteo; 
in der Pmxiti würde aber dnbci die riohttge Methode hcrausgekummea aeiu, 

2) Sie steht S. 33 IT. der von dem designierten Verleger jenes CorjiUB, Herrn 
Ambroiae Firniin Didot. gedruckten aber nicht in den Buchhandel gegebenen 
Sammlung der projelt et rapporlt relntift ä ta publication d'un reeueil giniral 
d'ipigraphie Laline, einer Broschüre in 8. von 35 S., und ist verfassl von Hm. 
Ta«tu. der eine Zeitlang französischer Consul in verschiedenen »panischen Häfen 
war und nachher in Nurbonne gelebt hat. Sie ist im ganzen richtig und brauch- 



^^^ife 



M Heohnttisctie Copieen von Iiicohriften. 

Vor allem empfiehlt den Papierabdruck die Leichtigkeit und Bil- 
ligkeit seiner Herstellung; jeder Arbeiter, ja jeder nicht ganz unge- 
schickte Tertianer kann ihn liefern, selbst wenn der Gebrauch einer 
Leiter oder eines einfachen Gerüstes sich als nothig herausstellt; es 
ist ganz aberflussig, Bildhauer. Gipsgiesaer oder Maurer, die sich die 
ungewohnte, obgleich leichte Arbeit unverhältnissmäf^ig theuer bezahlen 
zu lassen pflegen, dazu anzustellen. 

Man nimmt zum Papierabdruck ungeleimtes Papier, am besten 
nicht zu starkes Druckpapier; aber auch geleimte Papiere, Schreib- 
papier, schwaches Packpapier (auf die Farbe kommt nichts an) sind 
anwendbar. Zu dickes Papier ist ungeeignet, weil es die Schriftformen 
nicht scharf genng ausprägt; stellt sich das angewendete Papier wäh- 
rend des Gebrauchs als zu schwach heraus, so lege man zwei oder drei 
Blätter übereinander. Man kann auf diese Weise auch gleich auf ein- 
mal mehrere Abdrücke erzielen ; der unterste wird freilich immer der 
schärfste sein, wie bei gepressten Stempeln, Aber je nach Tiefe und 
Scliärfe der Schrift habe ich schon drei, auch vier gleich brauchbare 
Abdrücke in leichtem ungeleimtera Papier auf emmal erreicht. Man 
mtiss sie nach dem Trocknen nur recht sorgfältig von einander lösen. 
Das Format des Papiers wird sich natürlich nach der Größe der 
Schriftfläche richten. Zu grotees Format ist unbequem zu transpor- 
tieren und schwierig zu handhaben. Reicht da.s angewendete Format 
nicht aus, so lege man einen Bogen neben den andern, so dass sich 
ihre Ränder decken und bezeichne noch auf dem Stein selbst mit 
Strichen und Kreuzen, wie und wo sie zusammen gehören. Mühseliges 
Zusammenkleben ist ganz unnöthig und erschwert den Transport. Die 
einzelnen Theile können für das Lesen ja immer wieder zusammenge- 
legt werden. Diess zu erleichtem nützt sehr die Abschrift auch eines 
Ungeübten, weil man auf ihr den Zusammenhang und die Vertheihm^ 
der Schrift im ganzen trotz einzelner Fehler leichter übersieht. 

Nöthig ist ferner ein Gefäls mit Wasser und ein tüchtiger 
Schwamm; in Ermangelung des letzteren kann auch ein nasses Tuch 
verwendet werden. Damit wasche man zunächst die Schriftfläche 
möglichst rein ; aller Staub und der oft verhärtete Schmutz müssen 



bar, imrettru xu umatÄndtich ; in einigen Puuttt^n weicht meme pr»tUsohe Kr- 
fahnutg von der des llcrm Tuta ab; in einem besondercti, nickber su erw&h- 
neniUn Fall i«t Bm. Tutn'*« B«th perven und geradetu get&hrliolL. 



Mechanische Copieen von Inschriften. fiS 

aus den Vertiefungen der Schrift sorgfältig entfernt werden '). Es ist 
meiner Erfahrung nach gut, die Sehriftfläche möglichst feucht zu ma- 
chen; die verschiedenen Arten von Marmor und Sandstein machen 
daher eine verschiedene Behandlung, seltenere oder Öftere Benetzung 
oder Begiessung uothwendig. Ist die Schriftfliiche, wie gewöhnlich, 
eine verticale, so fliesat von selbst i^as überflüssige Wasser ab; hat 
man eine horizontale Fläche vor sich, die Inschrift also auf den Rücken 
gelegt (was frtr die eigentliche Manipulation des Abdruckens viel be- 
quemer ist), SD ist darauf zu sehen, daas nicht, wie man zu sagen 
pflegt, das klare Wasser auf ihr stehe. 

Nun muss auch das Papier angefeuchtet werden. Diesa kann auf 
Torschiedene Weise, je nach der Qualität desselben, geschehen. Dickes 
geleimtes Papier muss man womiSglich ganz durchs Wasser ziehen, 
dass es abtrieft; bei leichterem angeleimtem Papier hat es sich mir 
bewährt, nur die eine Seite desselben mit dem (recht nassen) Schwamm 
(oder Tuch) mögliciist gleichmäfsig anzufeuchten, und diese dann auf 
die Schriftfläche zu bringen. Die andere Seite des Papiers behält so 
etwas mehr Knrn, wie man sagt, und gröföere Widerstand-tfähigkeit. 
Doch kommt es nicht selten vor, dass durch Sonnenhitze oder Wind 
das Papier auf der Schriftfläche an manchen Stellen zu früh trocknet, 
ehe der Abdruck fertig ist; da habe ich mich nie gescheut, das Papier 
mit dem Schwamm einfach von vorn neu zu benetzen, so lange bis es 
feucht genug war. 

Das so angefeuchtete Papier wird dann (mit seiner nassen Seite 
natürlich) auf die noch nasse Schriftfläche sorgfältig aufgelegt und mit 
einem trocknen Tuch (ich habe nie etwas anderes als ein Schnupftuch 
dazu gehabt) oder auch mit dem möglichst trockenen Schwamm gleich- 



1) Eb kommt vor, daas sich «elbst mit dem Messer oder Jer Spitihaoke 
nicht wo^ubrint^ender Schmutz, ThoD- oder KaUcerde auf den Schriftääcbcn be- 
findet. Dann kann ohne Gefahr Saheäure angewendet werden, je nach der 
Feitigkeit dea SchmutEes entsprechend verdünnt. So g-eschah c» mit einem 
Stein aus Knatendje (Tomi) im brittiscben Museum durch Herrn Newtons Für- 
■orge, den ich im J. 1867 wegen der ihn bedeckenden Tbookrust« nicht hatte 
oopiren können. Im i. 1868 war er (durch Salzaäure) vollkommen gereinigt 
und letbar, so däas ich ihn in den Monatsberichten der Berliner Akademie von 
1868 S. 84 publicieren konnte; die Säureu faatten dem Stein nicht das geringste 
gasehodet. Marmor wird allerdiags durch Saksänre sniaiert; bei Beiner Härte 
iflt aber wohl nicht eu befürcbten, dass lich Ealk- oder Tho&erde so unlöslich 
feat ansetzen. 



Meohflniache Capiee 



1 Inscbriflen. 



miirsig fest aufgetupft '). Ist sie horizontal, so ist das sehr leicht ; 
etwas schwieriger, aber auch nicht sehi- schwierig, ist es bei Her ver- 
ticalen Fläche oder bei der convexen (z. B. bei Meilenaäulen). Idi 
suche das Papier zuerst mit beiden Händen au den oberen Ecken fest- 
zulegen und kiftpfe mit der (nachherzuerwähnenden) Bürste gleich den 
obersten Theil (die ersten Zeilen etwa) fest; dann legt sich der untere 
Theil des Papiers von selbst leicht an. Es bilden sich jedoch dabei, 
besonders wenn die Schriftfläche durch Löcher und Eisse ungleich ist, 
Luftblasen, die man mit dem Tuch (oder Schwamm) sorgfältig nach 
den' Seiten hin vertreiben muss ') ; auch Falten im Papier sind nicht 
immer ganz zu vermeiden, hindern aber auch gar nicht, wenn sie nur 
mit aller Rücksichtslosigkeit festgeklopft werden "). 

Denn das ist die letzte und wichtigste Manipulation, Mit einer 
tüchtigen Bürste (nicht zu langhaarig und weich darf sie sein; die 
bekannte Construction der Pferdekartätsche ist empfehlenswerth, doch 
thut es auch jede tüchtige Kleiderbürste mit und ohne Stiel; am 
besten ist es wenn der Stiel in einer höheren Ebene liegt als 
der Kücken der Bürste; die Borsten dürfen "nicht zu grob sein 
und müssen eine dichte, gleichmäCsige Fläche bilden, siehe die 
nebenstehende Figur), klopfe man mit aller Kraft das Papier 
so fest und gleichmäßig als möglich auf die Schriftfläche auf, 
so dass es sich, vermöge seiner natürhchen Elasticität, in alle 
Vertiefungen der Schrift, sowie in alle zufälligen Löcher und 
Risse des Steines hineinlegt. Es schadet dabei nichts, wenn, was bei 
dünnem Papier und tiefer Schrift nicht immer vermieden werden kann, 
in den Tiefen der Schriflzüge das Papier hier und da durchreisst — , 
erweist sich das Papier duvcbgeheuds als zu dünn, so lege man, wie 



1) TastQ empfiehlt dafür &ud1i einen tampon, einen le<lergppo1aterl(?n oder 
leinenen Puffer; wer k&nn den ftber immer mit sich Führen? 

3) TfLBtu empfiehlt dieselben durch Nftdelslicbe za entfernen. 

3) Daa Autlegen des Papiers auf die Schriftfläobe ist bei boeb und unba- 
quem aogebracbteii Steintm zuweilen achwierig, beaonders wenn der Wind weht. 
Ich habe an der der See zugekehrten offenen Loggia des Stadthauses von Car- 
tagena oben auf der Leiter diese Experiment ausgeführt, während zwei Männer 
mit langen Cannarohren (wie man sie im Süden statt unserer BolmeDe langen 
braucht) von untcu\das Papier feethielten. und ein dritter hinter mir auf der 
Leiter den Eimer hielt, weil bei der frischen Brise fortwährendes Anfeuchten 
nöthig war. 



X' 



Mechauigche Copiei 



n Inaehriften. 



schon gesagt, schnell noch einen zweiten, ebenfalls vorschriftsmäßig 
angefeuchteten Bogen auf ~ man kann desshalb die Schrift doch Iiti- 
mer ganz gut lesen uml darauf kommt es ja wesentlich an. Mit dem 
XU zimperlich Üngstliclien Klopfen erhält man stets zu flache und da- 
her für den Charakter des Schnittes der Schrift nicht ausreichende 
Abdrücke. Auch schadet das starke Klopfen den Steinen oder Erzen 
nichts: je härter und edler dieselben sind, desto weniger. Bei ganz 
dünnen Erzplattcn (auch bei Gold- Silber- und Bleiplättchen) und bei ge- 
wissen leicht bröckelnden Mannorbreccien oder durch Feuchtigkeit stark 
erweichtem Sandstein wird man natUrhch vorsichtig sein müssen '). 

Ist diess geschehen, so kann man zweierlei Wege einschlagen ; ent- 
weder man lässt das Papier auf dem Stein selbst trocknen und nimmt 
es dann erst fort — diess lässt sich aber nur auf horizontalen 
Schriftflächen und bei vollkommener Freiheit über das Original zu 
verfügen und bei hinreichender MufSe dazu ausführen — , oder aber 
man löst sogleich, und das hat sich mir in allen Fällen als das em- 
pfehlenswertlieste herausgestellt, das noch nasse Papier mit beiden 
Händen von den oberen Ecken beginnend sorgsam ab und legt es, 
womöglich auf Holz und in die Sonne zum Trocknen hin '). Ist der 
Abdruck vollkommen trocken, so kann er gerollt '), zusammengefaltet 
(mit möglichster Schonung der Schrift) und versendet*), und ausge- 
breitet, m Mappen aufbewahrt werden. Doch soll damit nicht etwa 
behauptet werden, dass Papierabdrücke, auch gut gemachte, überhaupt 
nicht beschädigt werden könnten. Feuchtigkeit kann sie, wie begreif- 
lich, ganz oder theilweis verderben, auch starker Druck oder Durch- 



1) O» ne tavrait jirendre Irop de pr^eauliont lerßyu'il s'agit d» tfmehnT ä 
dtt Monumenfj conßSi ä noire diter^Uon sagt Taalu; im Frincip gewiss sehr 
richtig, nur darf übertriebenp Vorsicht den Effeot des Verfahrens Balbst nicht 
hinitsm. , 

2) Tastu trilnkt das Papier dann noch mit dünnem Mehl- oder Stärke- 
kleister; ich habe gefunden, daag die einmal ausgedehnte Masse des Papiers nii 
MOh eine völlig ausreichende Dauerhartigkeit besitzt. 

3] In einer Blechrolle zum Versohliegsen hahe ich an hundert Abdrücke. 
znsamm engerollt, zu Pferd und Wagen weit traosportiert. ohne dass es ihnen im 
geringsten geschadet hütte. 

4J loh erhalte unter Kreuzband aus Temen Gegenden, z, B. aus Schottland 
and ans Spanien, nicht selten Abdrücke, die durch den Transport nicht im ge- 
ringstfin gelitten IiaIkt ; man niusn ihnen unreinen gehnrig lireitcn und ntnrkeu 
Papier II nlBchlag geben. 



.1 



66 Mecbanisohe Copieen von Inschriften. 

scheuemng. Li^ eine Abschrift, wenn auch eines Ungeübten, dem 
Abdruck bei, so wird er in den meisten Fällen, auch wenn er beschä- 
digt ist, noch nützen. 

Der Charakter einer unmittelbar mechanischen Copie, mit allen 
Zufälligkeiten und Undentlichkeiten des Originals, wird aufgehoben, 
sobald man, wie Tastu empfiehlt % die Schriftzöge des Abdrucks mit 
Bleistift, Kreide oder Farbe nachzieht. Hiervor ist vielmehr entschie- 
den zu warnen; die oft irrthiimlich nachgezogenen Linien lassen sich 
vom Papier schwer wieder entfernen und sind im Stande, den Werth 
des ganzen Abdrucks illusorisch zu machen. Den Epigraphikem ist 
bekannt, wie oft die Inschriften selbst durch unverständiges Nachmalen 
mit Oelfarbe ganz oder stellenweis unleserlich gemacht worden sind. 
Im Alterthum selbst füllte man allerdings die Vertiefungen der Schrift 
mit rother Farbe (Mennige) aus ^), wie man firuher die Au£schriften nur 



1) On pomrra passer daiu U crsux des lettres de Vewspreinie mm trrnH de 
eraffom rtmge ok «otr, jMwrr« que ceiie op^aHon ne seit pas faäe smr le mommme ni^ 
qu^elle pourrait deUriorer . Das letzte wird in den seltensten Fallen zu befürch- 
ten sein, da vom Stein oder Erz Kreidestnche stets mit Leichtigkeit wieder 
entfernt werden können, ohne im ^ringsten zu schaden. 

2) Plinios n. h. 33 § 122 mi nmoi in ro/voitiiiiai quoque senpiura msurpaiur 
ciariaresque litter as vei in auro vel in marmore etiam in sepmleris faeii. Auf 
Gold hat man schwerlich mbricirt. Mommsen (C. I, L. 1 S. 16) Termuthete daher 
rel in ouiro rel in marmore, womit die Manerfläche und die eingesetzten mar- 
mornen tiiult unterschieden werden sollen. Aber murus und m^nnor scheinen 
mir nicht rechte Correlata zu sein; auch der micni« kann ja marmorn sein und 
war es in den kostbaren Gräbern der Kaiserzeit häufig, und marmar wird zwar 
uneigentlich für Grabstein und Grabschrift gebraucht, ist aber doch nicht iden- 
tisch mit tiialus. Die tituU sepmlrraies waren in repnblicanischer Zeit selten 
auf Mannortafeln eingegraben, sondern auf die landübUchen Steinsorten, und so 
sind auch in der Eaiserzeit noch Grabcippi ans anderen Steiosorten ab Marmor 
häufig genug. Ich würde daher eher vermuthen tei in aere rel in mermore^ 
das paläojrraphisch nicht femer Uegt wie in mmro. Seit alter Zeit sind für die 
Verzeichnung der Gesetze und Urkunden in Rom Erztafeln gebraucht worden 
(TgL Mommsen in den Annali deW Inst. 1858 S. 196 ff.) ; nie zwar ist bemerkt 
worden, daas sich auf den erhaltenen Erztafeln Spuren Ton Farbe gefunden 
hätten, aber nie ist auch meines Wissens auf diesen geringfügig scheinenden 
und bei der Kleinheit der Schrift kaum bemerkbaren Umstand geachtet worden. 
Aber auch wenn oonstaüert wäre, dass nie auf solchen Tafeln Farbe gefunden 
worden ist, so bietet das immer noch keinen anssehliessenden Beweis bei der 
Terhältnissmäfsigen Seltenheit ron Erztafeln und bei der geringen Fahi^eit des 
Metalls, die Farbe auf sich haften zu madien. Die Abachnitte der Urkunden 



Mechanische Copieen von Insohriften. (i7 

damit malte'); durch falsches Bemalen der Originale sind aber z. B. 
eine Anzahl von Inschriften der bis jetzt grö&ten Inschriftensanimlung 
der Welt, der vaticanischen Galleria lapidaria, verdorben worden und 
dabei' zum Theil nur noch im Papierabdruck richtig zu lesen. 

Bei sehr kleiner und wenig tief eingegrabener Schrift (z.B. der 
großen Gesetzestafeln und vieler kleineren Urkunden, wie der Militär- 
diplome und Patronatädecrete) führt der Pnpierabdruck zu uugenilgen- 
dcn Resultaten, Nur sehr dünnes Papier dringt in die Vertiefungen der 
Schrift hinreichend ein, und der so erzielte Abdruck bleibt immer schwer 
lesbar, Fflr diese Art von Inschriften winl, abgesehn vom Gipsab- 
gu88, der Abdruck in Blei- oder Zinkpapier (Stanniol), das vierte 
Reproductionsmittel, welches zu Mttnzabdrücken vielfach verwendet 



(xäla und eapita) wurden auf Ei'k bo gut wie auf Marmor, geweisaten 'Wäu<1en 
oder Büderem Schriftmnlerial durch Absütxe und gröfaere AnfaD^buchataben 
unterBehieden. Warum die Üeberschriften der .\bBäUe. die tmditianell rabrica« 
beiHseii und z B. auf der ErsUfel von Malacu [C. 1. L. S, 1964) mit dem vonte- 
teUten durchstricbeneD ß IieEeiohuet werden, nicht auch als ursprünglich rolh 
gemalt gedacht werden sollen, venniig ich nicht ein2it»elin. Wie vielracb due 
Altertbum bemüht war, audi dem Em diiroh Mischung und eingelegte Ortia- 
mente Färbung 7U geben, ist bekannt; bo Bchwer za überaehenda Urkunden wie 
da« Repetujidonguaetz und das Ackorgeaetz (C. I. L. 1 19B und 200; raÜBSen durch 
rothe Färbung der Ueberschriften udur Anfangaworte der eapüa einigennafeeii 
an Deutlichkeit und Loabarkeit gewonnen haben, 

1 ) Solche blofs gemalt« ÄurBchriften haben aioh i. B, auf den Sarkophagen 
der Scipionen und der Furier und auf d^n A Beben krügen sehr alter Begrab □ ist' 
Hätten in Rom erhalten ; gewöhnlich auch malte sich der Steinmetz mit rutber 
Farbe die Schrift erat vor, die er nachher aunzumeisaelii halte. 6n sah Monimavu 
im Museum ta Pavia eine luachrin (bei Aldiai lapidi TMneti S. 60). 
C ■ VAI.EBIO 
SABINO 
VP 
RATIONAI.I 
D- D 
die in allen Zeilen die rothe Farbe deutlich zeigte, während die beiden ktcton 
hlofs gesehrieben, nicht auch eingehauen waren. Oder es wurde wohl auch 
von dem ursprünglichen Concept aus mancherlei Gründen abgewichen. Auf 
einer der kleinen .^schenkiaten aus dem Grabmal einer Familie Fompeia 1)ei 
Baens in Spanien (C. I. L. 2, 1596) aind unter der eingemeiaaelten Schrift deut- 
liche Reste einer verseliiedonen Fassung der munioipalen EhrooJUnter liea Vor- 
■torbenen in rotli gemalter Schrift m erkennen. 



Oopieen v 

wird, anzuwenden sein. Kr giebt ein ebenso trenes Bild, nie lier Pa- 
pierabdruck, hat aber verschiedene Nachttieile demselben gegenüber. 

Erstens ist er sehr wenig dauerhnl't ; der geringste Druck richtet 
ihn, ganz im Gegensatz zu dem trocken gewoitlenen Papier, zu Grund, 
Man hat zwar versucht <l!e Rückseite mit Wachs oder einer Gutta- 
perchaauHöäung auszugies^en (ich h»be beides selbst angewendet); allein 
dabei wird häutig der Abdruck selbst alteriert oder lädiert, und dauer- 
haft wird er auch so nicht. Man kann nur den Abdruck zwischen Watte 
verpackt in festen Kästchen transportieren und mus» ihn beim Lesen 
sehr sorgfältig behandeln. Zweitens ist der blanke Stanniol für grol^ere 
Flächen sehr unbequem zu lesen und greift die Sehkraft an '). Der 
Stanniolabdruck ist mitliin immer nur ein unvollkommener Ersatz des 
Papierabdrucks. 

In den seltenen Fällen, wo die Schrift der Inschriften nicht vertieft, 
sondern entweder in gleicher Ebene mit der Schrifttiäcbe erscheint (z. B. 
da wo eherne Buclistaben in Marmortafeln ') oder in Mosaikfuf!sbAden 
oder goldene oder silberne Buchstaben in Silber oder Erz eingelegt 
sind, endlich bei allen gemalten und bei den Mosaikinschriften) oder 
gar erhaben ist (z. B. auf Metallbarren, gegossenen BleirOhren und in 
vielen Ziegelstempeln), kann der I'apierabdruck entweder überhaupt 
nicht, oder darf nur iu anderer Weise zur Anwendung kommen. Ui 
den Fällen der ersten Art wird man als einzig heijuemos, freilich dem 
Abdruck au Bequemlichkeit und Sicherheit weit nachstehendes Mittel 
der mechanischeu Iteproduction (das fiinlte) die Durchzeiehnung 
(die Pause oder den calqw, engli^^ch tracouj) betrachten müssen, zu 
deren Ausführung , ausser dein niithigen durchscheinenden Pajiier 
{oder transparentem Glanzcattun, wie ihn die Avi-hitecten anwenden) 
freilich einige Uebung im Zeichnen und wenigstens eine sichere Hand 



1) Auch darin bolie ich bei der (.oUation (jrofBiir GeactzesfragmenLe Er- 
fahrungen gemacht. 

2) Oh auch in Holz eherne Bnchslaben eingesetzt wurden, ist zweifelhaft. 
Plioias erzählt u. h. IG §. 237 von einer uralten Steineiche auf dem Vatioan, 
in qua titulut aereii litleria Etrufcii retigione arborcm iam tum dignatn fuiue 
ngnifieat — gemeint, aind wohl altlatoiniKchä Schriftzeichen. Man könnta daffir 
freilich auch mit kaum merklicher Äenderung Bchreiben liiuiiu aereui lilleri* 
Etntieiti doch ist, wie Pliniua die Siirache handhabt, wohl auch die Erklärung 
zuläBsig, dasB damit eiae labetta aenea (etwa aniata) gemeint Bei, die aji den 
Baum genagelt worden. Ein aoluheB Verfahren hat wenigatena die meiste WaliP- 
tcheialiohkeit. 



Mectianiiclie Copieen von Insdiriftpii. 



6!» 



gehört. In den Fällen, wo die Schrift nicht nllzu erhalten ist, gelingt 
der Papierabdruck meist ganz nut (so besitze ich zahlreiche Abdrücke 
von exhabcneii Ziegelstenii>eln); Ist sie sehr stark erhaben, so wird 
meist nur der GtpsabKusa möglich sein. 

Es kann aber endlich, nnd zwar niclit hiots in der afrikanis(;hen 
Wöste, wo Herr Ueuier in Paris die Erfahrung oft gemacht hat, der 
Fall eintreten, dass das Hauptcrfordcmisa für den Papierabdruck, das 
Wasser, nicht zu beschatfen ist. In solchen Fällen giebt es ein \''er- 
fahren des trockenen Abdruckes oder farbigen Abreiben«, die Durch- 
reibung (diesB ist eigentlich das nthfiing der Englander), über welche 
schUesslich noch ein paar Worte zu siigen sind, obgleich auch diess 
Verfahren (das sechste Beproductlonsmittelj an sich bekannt ist und 
von den Künstlern in ziendich analoger Weise vielfach angewendet winl. 
Es gehört dazu ein sehr dünnes und glattes Papier (nicht vollkommen 
durchsichtiges, geiiltes oder Pflanzenpapier, sondern sogenanntes fran- 
üösischea Seidenpapier, oder auch leichtes Postpapier, wenn das Format . 
ausreicht, von heller Farbe) und ein farbiges Pulver, am besten wohl 
Graphitschwärze (min« de plomb nennen es die Franzosen), die man als 
solche kaul'en oder auch von jedem weicheren Bleistift al>schaben kann, 
oder auch geriebene Mennige (vom Ilothatein abzuschaben); auch an- 
dere geriebene Kreiden sowie Kohlenschwärzc und Schusterpech sind 
dafür zu verwenden. Das Papier wird auf die trockene Schrift- 
Hache fest aufgelegt (womöglich an den Euden mit Wachs befestigt) 
und der Farbestoff (in geringer Quantitiit und ganz leicht) darauf 
gerieben, mit der Fingerspitze oder mit einem Lederpuifer (iampon) 
oder dem zusammengeballten Schnupftuch. Das Graphitpnlver ist so 
, fein, dass man es am besteu in Säckchen von fester Leinwand, die 
nur wenig durchtässt, auflegt. Das geht ziemlich schneit; doch hat 
L man bei Anwendung des Schusterpochs die Quantität der aufzubrin- 
I gendon Farbe mehr in der Gewalt. Die leinenen Tampons mit Graphit- 
[ pulver nutzen sich ausserdem sehr schnell ab. Das dünne Papier senkt 
k sich bei jeder dieser Anwendungsarten von Farbstoffen über den Ver- 
I tjefungen der Schrift unmerklich ein, und nimmt auf diesen nicht, 
r sondern nur auf der festen Schriftfläche, die Farbe an. Der Grund 
1 äes durchgeriebenen Abdrucks erscheint also dunkel, die Schrift hell. 
' Je fester das Papier aufliegt, desto schärfer erscheinen die Umrisse 
i der Schrift ; auf rauhem, unebenem, verwittertem Gestein und bei roh 
und unregelinäfsig eingehauener Schrift ist das Resultat selten befrie- 
digend. Mit dem (feuchten) Papierabdruck kann die Durchreihung 



^^fc 



Heohaniioho Copieen von Insohriflen. 

' schon desshalb sich niclit messen, weil sie im Iiesten Fall nur den Um- 
ris8 der Schrift genau, nie aber die Tiefe des Schnittes derselben wie- 
dergiebt; bei schwierig zu lesenden, sehr zersttJrten Inschriften kommt 
m&n mit ihr überhaupt nicht weit. Doch emptiehlt sie sich für grö&ere 
Urkunden auf Erz und überhaupt für solche Schrift, deren Kleinheit 
den Papierabdruck uuanwendbar macht; auch erlangt man wenigstens 
eine Gesamnitübersicht über die Vertheilung der Schrift im Raum und 
eine annähernde Vorstellung vom Charakter derselben. 

Durch die Anwendung eine-s der im vorhergehenden beschriebenen 
Mittel mechanischer Reproduction, besonders durch den Papierabdruck, 
ist jeder in den Stand gesetzt, mit geringer Mühe und ohne irgend 
erhebUche Unkosten authentische Copieen von Inschriften zu erlangen 
und zu bewahren. Wie viel fnichtbringender und sicherer das Studium 
solcher Copieen ist, als die Benutzung handschriftlicher oder gedruckter 
Iiischriftentexte, leuchtet von selbst ein. Insbesondere können auf diese 
Weise sehr leicht in den verschiedenen Centren epigraphischer und 
antiquarischer Studien, wie in den Provinzialmuseen, durch Abdrücke 
die Gruppen der ortszugehörigen Inschriften in annähernder Vollstän- 
digkeit zusammengebracht werden. So hat Ferdinand Keller in Zu- 
ricli, das Muster eines Localantiquars, seiner Zeit daran gearbeitet 
{wie mir Mommsen mittheilte). Papierabdrücke aller noch vorhande- 
nen Schweizer Inschriften zu beschaffen und diese, in Mappen ge- 
ordnet, im Züricher Museiun auszulegen. In Bonn z. B. wäre etwas 
ähnliches für die Rheinlande leicht ausführbar und von höchstem Nutzen, 
üröteere Museen könnten in gleicher Weise nach verschiedenen wissen- 
schaftlichen Gesichtspunkten Sammlungen von Papierabdrücken Iw- 
schaffen; womit für weit weniger Geld viel mehr erreicht werden würde, 
als durch das prtncip- und zwecklose Ankaufen einiger Specimina von 
zulällig zusammengewürfelten Inschriftsteinen. Ritschi hat den vor- 
trefflichen Plan verfolgt, eine solche Sammlung von Abdrücken datierter 
Inschriften ans der Kaiserzeit herzustellen; für Frankreich hat Renier 
in Paria ein reiches Material zusammengebracht, aus Spanien und Portu- 
gal so wie aus England und Schottland stehen mir zahlreiche Abdrücke 
zu Gebote ; aus Deutschland ist allerlei schon abgeklatscht worden, aber 
nicht systematisch und in bestimmten localen Grenzen. In der Verglei- 
chung solcher Sammlungen würde die Kenntniss der chronologischen 
und der provinrialen Entwicklung der Schrift erst ihr Fundament finden, 
während wir jetzt noch, wie jüngst der Streit über die Nenniger In- 
schriften gezeigt hat, von solchen Dingen nach Vermuthungen urtheUen, 



Mechanische Copieen von Inschriften. 71 

die sich an ein ganz unzureichendes Material knüpfen. Denn wenn 
auf diese Weise der Sinn für den paläographischeu Charakter der 
Schrift auch in weiteren Kreisen sich ausbildet, so wird dadurch auch 
die Unterscheidung des ächten vom unächten erleichtert und vielleicht 
in Zukunft verhindert werden, dass Machwerke wie die Nenniger In- 
schiiften ernste und mit den antiquarischen Studien vertraute Männer 
auch nur einen Augenblick zu täuschen vermögen. 

Hoffentlich werden diese Zeilen wenigstens dazu beitragen, dass 
der Papierabdruck künftig als die selbstverständliche Form der In- 
schriftencopie zu allgemeinster Anwendung kommt 

Berlin. 

K. Hfibner. 



\i. . 



"^ 



Das Kirchdorf Döffelward liegt am alten Rhein, eine Stunde nord- 
westlich von Cleve, etwa 20 Minoten in gleicher Richtung von Rindern, 
entfernt, genan gegenüber der ehemaligen niederländischen Festung 
Schenkenschanz. Zwischen dem Dorfe und dem Rheine zieht sich der 
Hauptbanndeich hin« der die ganze Niederung von Calcar bis Xime- 
gen einschliesst Dieser Deich ist im Jahre 1799 gleich unterhalb des 
IVrf€S von den Fluthen des Hochwasers durchbrochen worden; an 
der Durchbruchstelle höhlte das Was^r ein» tiefen Kolk aus, dessen 
Ausftülung bei der Wiederherstellung des Deiches zu kostspielig er- 
schien. Man baute daher um denselben herum, und so entstand an 
dieser Stelle ein einspringender Winkel in der Dammlinie, der mit 
ganz besonderer Sorgfalt geschützt werden muss. Zu diesem Zwecke 
liess die Deichschau im Sommer 1S6S und 69 ein anliegoides. etwa 
3u^> RuUien sroeses. bis dahin als Weide benutztes Grundstück, den 
sogenannten Schmachtkamp, etwa 4 Fuss tief ausschachten und die 
Enie zur Verstärkung des Dammes Terwenden. An d«- nordwesthcben 
Seite ncn dieser Weide z>>g sich ein breiter Streifien etwa 3 Fuss höher 
liegenden Terrains hin und bei dessa Abtragung stiessen die Arbeiter 
in einer P.efe Ton etwa zwei Fuss Crbeim zweiten Siich'^' auf eine 
M^ijse von römischen Ahezthtlmem. 

Leider wurden über die Art der Auffindung der einzefaioi Stucke 
Aiifzexhnungen nicht gemache und die wenigen Notizen, die sich in 
dieser E^ehnng n*xh haben gewinnen lassen, rühren auschläessüch 
Toa Ar>ei:eni her. die vv'U der Bedeutung und dem Werthe ihres Fun- 
des ELxr sehr wenig Begriff hauen. 

Die FizsKktucke wurden zunächst zerstreut : emzdne Tbongefilsse 
iiad Ziegei nahmen in der Nabe wohnende Artieiter mit sich, eine 
grössere ^-^^^^ von Thon- und GbsgeGssen kam in den Besiiz des 



Die römisolteii AlterthSmer von DQf^lwnpd, 



78 



Herrn Pastor Hochschulte zu Düffelward; die Hauptstflcke, nattilich 
sechs lironcegefässe, wurden von Arbeitern, die in dem etwa l'/s Stunde 
entfernten Qualburg wohnten, dem dortigen Ortspfarrer. Herrn Pastor 
Wald zur Aufbewahrung übergeben und durch dessen Vermittlung für 
das Alterthumscnbinet der Stadt Cleve erworben. In dieses gelangte 
durch Ankauf allmählich auch, was sich in der Nähe der Fundstelle 
im Besitze von Arbeitern erhalten hatte, und endlich hat Herr Pastor 
Hochschulte mit seltener Liberalität die von ihm theilweise mit eignen 
pekuniären Opfern gesammelten FundstUcke (zwei Glasgefässe, darunter 
die grosse Aschenurne, zehn Schftsseln von terra siglllata, neun Krllgc, 
Urnen, Schüsseln etc. von gewöhnlichem Thon) säranitlich dem Clever 
Cabinet zum Geschenk gemacht, so diiss nunmelir in diesem vermuth- 
lieh Alles, was sich überhaupt erhaJten hat, vereinigt ist. 

Auch bei der Fortsetzung der Ausschachtungen im Jahre ISfiÖ 
fanden sich noch einige Alterthflmer, namentlich in unmittelbarer Nähe 
des Fuudorts ilcr Broncen drei Näpfe von terra aü/ülata, ein ausge- 
höhltes Stück Hirschgeweih und ein Webergewicht, ausserdem an an- 
dern Punkten des Feldes (nicht auf jenem erhöhten Terrainstreifen) 
mehrere römische Münzen und ein sehr roh gearbeitetes broncenes Pferd. 

Wir lassen zunächst Vcrzeichniss und Beschreibung der einzelnen 
Fundstücke folgen fl), um sodann zu erörtern, was sich über die Her- 
kunft derselben feststellen lässt (IIl. 

I. 

A. Gegenstände von Thon. 
l) Zwei Legionsziegel. Kine grössere Anzahl von gleichartigen 
Ziegelplattcn lug m einer Ebene neben einander, die umgebogenen Kan- 
ten nach unten gerichtet, und bildete eine Art von Flur von etwa 
VU—-1 Meter Breite und 2'/«— 3 Meter Länge. Von diesen Platten 
ist eine vollständig und eine zur Hälfte erhaltene in das Clever Cabinet 
gekommen; die zertrümmerten Reste der übrigen sind mit der Krde 
auf den Damm gefahren worden. Die erhaltene Platte hat folgende 
Dimensionen ; Länge 53 cent-. Breite 41,3 c., Dicke 3 c. An den län- 
geren Kanten ist der Rand 4 c, hoch umgebogen. In der Mitte der 
Untei'seite dieser, wie der fragmentarisch erhalteneu Platte befindet 
sich ein runder Stempel, iiber den in der Mitte ein Streifen läuft mit 
der Inschiift LXGPI d. h. Lf<ji<> ßecima Oemina Pia Fideiis. Die ho- 
rizontalen Stäbe 'des F scheinen aus Mangel an Kaum zu fehlen. Die 



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xn -TTiit^ i£:r jicnt ^tgg jmde mit •iiesem Stempel : 

fT-i-tfir- I:«?^ 7 iTü ifef »rtTPt '^rird jn den beiden 
-•ai-inTTT?" * heiles. ^■i'r:^"!r.tf^ xz 1 wfMMK» md liüerr^tj^ls i Yid- 
■4* ;;■: üii j-ii^r -r ^'-^izit jssa. " n jimiwam ^oilscimüg gleich. 
~m:ii ~^-l ^n -t=-rti: .ILr-^"i».iM"^r7TTir 'izuies ^ca -»me Menge T»>n TuflF- 
-ciiürü 1 -ZTiirriz-UÄÄi^r« Jr^ficB. 3tti iTTgPQnigeSEr Lage: dagegen 

-rw!::^ .:,-ea m7 ^ese Jlii^iei ani I-ii&seine lis Reste romi- 
•:::•: ü. laj3ir^»:-.2-: -: ":s*^ *»*^- .»^ss^fi >acxr eut^h "äch. ziichc näher 



>c^k.x.. 



"^ V T-re*-^wT«::ii "^ a ler T-n Iliisciii Zahri. XU p. 9 aq. 
-s^^r-^.iiTr-i»::: j^. •^*>'::: -«? Lürsffifci^LarriuÄÖn »dienen und etwas 

^Äti. vn;:^. x^z^nitiMi, Nüpie. S:iiussein Terschiedener 
•*' ;w ^-'•* uiiL.%::Äiii "^'u- - -i i»*? ?«>rmea ien in romiachen Gril- 
,,.- -tri-;^ --^: .m-Ti MHimi .orrüÄUs tncsprmien. seilen wir vDn einer 
•^•tv rvvj. ^^^'t^vuiQL wcr:«ii?«tt oj iini .*eQLefkai nur. äassach anter 
r«5*u >a -iir -^i^iiäi.::;^ ^JLT-Hricecc cn»öse Urne "«>n 29 c. Hohe nnd 
>L.-'iim:'^«^ >c«it: «Q :^«e!aeitki::pfr 'irog v-ijn JT cenc. Höhe 
'TLsri^.c,. s.:^ ,j»-fi^ 'UnjOf jA'icüer jewiihuücher niuogefi:se ist 
cv .»«^t' .tr ^:^«ts(er .i:rÄ:aui??a v.nieu. 

. . Ä»*«.:«:sP^ **tiiues r^uiCÄU. ":- :. iiiHia. K'. OTSBter Dnrch- 
tv^j^i V^Äfe -ÄvU uiu •n:^ Aiii e?Ä r'.imie neutrale Oe&ang von 

• iit:Ji«t:>cÄi ^•r>i.ri:oö^«. IWuierseu^wer.li ist auch eine kleine 

n».v.K^iiH=!5. .et Vse UÄ lüüue. OdfeniHu: stimme dieses eigen- 

«uiti.A i^ »x^dö^ --'»a iwnatt ttit ieu irei im Jahre IS68 bei den 

..^.-x,^' .;^*it»^.lC?lt Ä MXOittti ivfög«^«üeueD, die Janssen Jahrb. 

V N '- >jx?ut>i 1^1^ m üt?<er Stelle ausgesprochene Vennu- 

'^xo ..v^»^ ^-^i* tnCrKtt x«iM iadeu =Äbraacht worden, um das Oel 

i., L c cVk^ tiRiunk *ai iie itrgilis trüpfcin zu lassen, kommt 

! v..v^.4 M^u '•^•^ ^Min<i|eimioJ >'or: eine zumAusguss bestimmte 

" .r L %..'Ki >^.t^«f*-K'i II vi*ttcr etnJacheii Durchbohrung bestehen- 

•Nt .\>«? ' i*»<*K»« «ftKT tür Lampen halten, die besonders 
3^ ^ ' ., st^uxKu Hsie^titituc wart?u, etwa für Sachtlichter. Auf der 
-^^»r Ut^-^v 5^^**^ ***^^*** '***" "^^ L>whthalter auigesetzt gewesen 
"^^ M*fcv vt>iw^ w* -«^^ t>ttHWwarder und einem der drei Vech- 



XgyC^gQtetf» S^Milodi wOrde die Bestimmung gehabt 



Die römischen Altertbümer von Düffelward. 75 

haben, etwa abflieesendes oder übergeschüttetes Oel in das Innere des 
Gefässes abzuleiten. 

b) 6 flache Schüsseln von 9—16 c. Durchmesser mit gleichartigem 
4—9 mal wiederholten Blattomament auf dem Rande ; alle diese Schüs- 
selchen sind, wie auch zwei ganz gleichartige des Clever Cabinets von 
andern Fundorten, ohne Stempel. Eine grössere Anzahl derselben 
bildeten bei der Auffindung einen Kreis. 

c) Schüsseln und Näpfe mit Töpferstempeln: 

1) flache Schüssel von 18,2 c. Durchmesser: 

-.BOMOXSF: 

Fröhner, Inscr. terr. coct. führt unter der No. 420 den Stempel 
BONOXVS aus Friedberg und London an. 

2) Napf von 11,5 c. Durchmesser (1869): 

VITALISFEC 

Fröhner 2177 : VITALISFE (Riegel im Breisgau, Friedberg, Trier) 
sowie 2175: VITALISF. 

3) Gefäss gleicher Form von 10,2 c. Durchmesser (1869): 

APOLIN ARIS 

Ein gleicher oder ähnlicher Stempel kommt bei Fröhner nicht vor. 

4) Flache Schüssel (in drei Theile zerbrochen), Durchmesser 17,9 c. 
Stempel nicht mit völliger Sicherheit zu lesen, wahrscheinlich: 

^ TARVLIAA 

L vielleicht HL und der|Namen identisch mit Fröhner 914: TARVILLI M 
(Voorburg). 

5) Fragment einer flachen Schüssel: 

PATERCLINIOF 
Derselbe Stempel bei Metzger, die röm. Steindenkmäler etc. zu 
Augsburg No. 69; PATERCLINI Fröhner No. 314 (Basel). 

6) Flache Schüssel von 15,8 c. Durchmesser: 

OFAASCLIN 
Fröhner 1507: OFAAASCLI (Xanten, Limoges etc.); 1508: OF 
AASCLI (London). 

7) Flache Schüssel von 18,5 c. Durchmesser; Stempel sehr un- 
deutlich, wahrscheinlich : 

VITIV 

Vgl Fröhner 2181 (London) und 2182 (Mainz) (1869). 



76 Die römiflcben Alierthömer yon Duffelvrard. 

B. Gegenstände von Glas oder Paste. 

1) Grosse Glasume mit Knochenresten. Gmndfläche fast quadra- 
tisch, die Seitenlange schwankt nor zwischen 13,2 und 13,8 c. Die 
Urne steigt zunächst vierkantig 15 c. hoch auf und schliesst sich so- 
dann zu einem runden Hals mit 9,4 c. weiter Oeffnung zusammen, so 
dass die Höhe des ganzen Gefasses 24,2 c. beträgt. Der Boden ist 
mit drei concentrischen erhöhten Ringen geschmückt; das hier bis zu 
8 )HUim. dicke Glas ist in den Seitenwänden nur etwa 2 Millim. stark 
und von grünlicher Farbe. Gewicht des Glases 3 Pfd. 28Vt Loth. 
Ein ganz ähnliches Gefäss befindet sich in der Sammlung des Herrn 
Ingenlath in Xanten. Da die Düfifclwarder Urne ohne Steinhülle frei im 
Boden stand, so ist sie bei der Aufgrabung an 2 Stellen durch Hiebe 
mit der Spitzhacke durchlöchert worden. 

2) Salbphiole von kugeliger Form, 5 c. hoch, die Oefinung 3 c. 
weit; sie wurde dicht neben der grossen Urne gefunden. 

S) Längliche, unten kegelförmig erweiterte Salbphiole, in der Form 
genau mit dem bei Fiedler, Houbens Antiquarium, Taf. XIV c. abge- 
bildeten Glase übereinstimmend, oben etwas abgebrochen, noch 12 c. hoch. 

4) Eine Perle von geripptem blauem Glas sowie drei von ähn- 
licher Gestalt, Grösse und Farbe von Paste. 

G. Gegenstände von Bein und Zähne. 

1) Ueberreste von drei mit eingeritzten Ringen verzierten Robr- 
ehen von etwa 1 c. Durchmesser. Vermuthlich sind dieselben von der- 
selben Art, wie diejenigen, von denen Overbeck, Pompeji U 49 be- 
richtet, dass sie früher als Flötenstücke bezeichnet, aber jetzt als Schar- 
niere an Kisten und andern Mobilien nachgewiesen seien. 

2) Ein ausgehöhltes Wurzelstück eines Hirschgeweihs, möglicher 
Weise als Lampe benutzt (1869;. 

3) Zwei gerade Zähne von 5—6 c. Länge, von Herrn Kreisthier- 
arzt Sauberg in Cleve als Schneidezähne des Stachelschweins bestimmt 

4; Ein 8 Cent langer Zahn, nach Bestimmung desselben Herrn 
Backzahn des Bos primigem us (Auerochsen». Auch im Berliner Mu- 
seum befindet sich eine Anzahl solcher Auerochsenzähne (No. 2490 — 97)t 
die ebenfalls von Grabfunden herrühren. 

5) Mehrere Stosszähne des gewöhnlichen Schweins. 

D. Gegenstände von Bronce. 
a) Broncegefässe. 
Die werthvollsten Stücke des ganzen Fundes sind offenbar sechs 
Broncegefässe, die bei der Auffindung dicht neben einander, zum Theil 



Die römischen AltorthÜro 



] Däffelward. 



auch auf einander standen. Sie sind durchweg ausgezeichnet erhalten; 
die fein poUrten Flächen haben vielfach noch die nr&prtlDglichc Glätte 
behalten. Henkel und Stiele waren besonders gegossen, cisehrt und 
dann angclöthet worden; wie so häufig hatte Jedoch die Löthmasse sich 
aufgelöst, so dass diese Tlieile bei der Acquisitiou ganz von den Ge- 
fässen getrennt waren; doch hat sich aus dem Aufeinanderpassen der 
Lüthstellen (he Zugehörigkeit derselben zu den einzelnen Gefässen mit 
völliger Sicherheit feslatellen lassen, so dass eine Wiederanlöthung un- 
bedenklich erschien. 

Die Holzschnitte sind nach Photographien angefertigt wurden und 
folgen diesen auch in der Lichtgebung; es lagen jedoch zugleich auch 
die Originale dein ausführenden Xylographen vor. Die demnacli unter 
möglichst günstigen Umständen angefertigten Schnitte geben ein durch- 
ao-s getreues Bild von den Originalen. 

Die einzelnen Gcfü-sse sind folgeude: 
Fig. I. 'u J. c. Gr. 




l) Tiefe runde Schüssel (Fig. 1). Oberer Durchmesser 20 c, 
Höhe )0 c, von denen 1 c. auf den Band und I c. auf den Fuss kommt. 
Zwei kleine Henkel schliessen in vier Vogelküpfchen an die Wandung 
der Schaale an. Auf dem Grunde derselben befindet sich ein vertiefter 
Ring von 7,.') c. Darchmesser, in dessen Mitte eine Vertiefung von 2,2 c, 
Durchmesser, aus der sich eine knopfartige Erhöhung von 1,2 c. Durch- 
messer erhebt. Ein tiefes Loch in der Mitte dieses Knopfes, dem ein 
zweites auf der Unterseite der Schaale genau gegenüber steht, rührt 
offenbar von dem Stift her, der das Gefäsa bei der Politur festhielt. 

Der durch den Fuss der Schüssel umschlossene Boden ist in sehr 
feiner Weise durch verschiedene concentriache Wülste und Vertiefungen 
gegliedert. An dieser geschützten Stelle hat sich die ui'sprUngliche 
belle Farbe des Metalls in vollkommenster Weise crhaUeu. 



re 



Die römisolieii Alt#rtliüm 



1 Düßalnard. 



Im Innern der Schaale, nahe der Mitte des Bodens befindet sich 
ein Stempel, der jedoch entweder von Anfang an nach der linken und 
unteren Seite hin nicht scharf eingeschlagen oder durch die nachfol- 
gende Politur theilweise wieder verwischt worden ist. Fig. l b giebt 
R«. 7. Fig. 1 b, ein getreues Facsimile desselben in na- 

Nj^r N»t.Gr. jQ^ygijgr Grösse. Eine Entzifferung ist 

^^^^^^ <ti\Tll(^tnir nicht gehingen; nur die Buchstaben 
^^^B^^ V(C gegen Schluss der Inschrift sind ziem- 

lich deutlich, doch wäre die Lesart VIC oder VIS ancb nicht ganz 
umnüglich. Für den Fnll, dass eine Gewichtsangabe aus den Spuren 
d«s Stempels sich heritellen liesse. bemerke ich, dass diis Gefäss 2 Pfd, 
8'/i Loth schwer ist und bei seiner ausgeEeichoeten Erhaltung nur on- 
bedeutende Einbusse erlitten haben kann. 

Der Ilolzsclmitt sollte zugleich von der äossem nnd nueni Be- 
schnffenheit der Schaale, sowie von den Henkeln ein dentlicbes Bild 
geben. Die dadurch bedingte Lage des Augenpunktes l&sst die edle 
Eleganz der Form, durch welche diese Schaale ausgezeichnet ist, nidtt 
zu voller Geltung konuuen. Die tedimsche Behandlung ist eme darcfa- 
au.4 sorgfältige, die Politur eine sehr feine. IM lar AUHUtmg ge 
wtüilttf Seite iii die am meisten durch Osjdation verletzte, da die hst 
ganz glatt gebücbene andere Seite sur Pbotograiibirung mEhger geeigiiet 
erschien. 

Gentese von gleicher oder Uuilidb«' Form in Tboo sind m^ 
aelten, in Uetall ist mir ein wirklidi nabe rerwandtea Gefiss nickt 
bekuQt geworden. 

3) Flache runde Schaale mit Handgriff. Fig. 3. Oberer DonJi- 
messer 19,S c, wovon 1.4 c. jederseits auf den Rani koanMs, H9he 
3,7 c. Der 10 e. lange Handgriff Unit in einen Vom 
nd sckUesst mit einen geschmackroUen Ur«unenl (sj 
TOQ der Mitte ans nach bädco Sätta Tcrtanfiaide wd sieh ^tl- 
lesde Rankest, «dehes jedoch mm Tbeik ahgahnchea tee^ imtA 
4ten Eost an^seaehit ist, an die Unterseite der Sckaale an. Dw F^b 
md der tob diesem amsddasseBe Raum ist gta* Ihnlirh hcfenaMk 
«ie bd Kq. 1. XKe teähaische AnsfUnu« ist a«A bei «enm GeOtf 



Fast I 



Rieh, WÖfterh. d. röm. AltathUnir, x. r. , 
WKk heil 

irIhTfwte« 



Die römiaclien Alterthümer von Düffalwftrd. 79 

Tor (Deutsclie Ausg. v. Schätzen tab. LV), Einen völlig gleichen Hand- 
griff aus Houbens ÄDtiquarium hat Fiedler, Erotische Bildvrerke, tab. 11 3, 
abgebildet '}. Nicht selten kommt fast genau derselbe IJandgriff auch 
an etrusc. Spiegeln vor z. B. Mus. Greg. I t XXVH, 2 ; XXVUI, 1 ; XXV ; 
XXII. Gewiss hat Fiedler die Ansicht, dass diese Windspielltöpfe als 
phalli»che Symbole zu fassen seien, mit Ueclit nachträglich zurückge- 
nommen; wir haben e-s hier wie bei den an den übrigen Gefässen vor- 
kommenden Thier- und MenschenkÖpfen lediglich mit typischen Oma- 
meuten zu thun, die zunächst wenigstens aus der etniskischen Kunst 
herstammen, und die, wenn sie überhaupt eine symbolische Bedeutung 
gehabt haben, diese zur Zeit der Herstellung dieser üefHsse gewiss 
längst verloren hatten. 

'/, d. n. (Jr. 




3) Flache runde Schaale mit Ilandgritf. Fig. 3. Darchmesser 13,5 c. 
Höhe 3 c. Der 9 c. lange Stiel ist aus einem Bronceblech geschnitten ; 
wie Mch aus den Löthstellen scliliessen läset, war derselbe durch irgend 
eine Stütze mit der Unterseite der Schaale verbunden. Diese ist durch 
fttrif Linien unter dem Kande und vier, die um den Fuss herum laufen, 
geschmückt. Der von der nur drei Millim. hohen Fussleiste umschlossene 
Baum ist bedeutend weniger als bei No. 1 u. 2 durch Wülste und Ver- 
tiefungen gegliedert. 



IJ Derselbe befindet sich, wie auch der ähnliche Handgriff a 
No. 4 jetxt in der Sammlung dus Borrn Rentner Heratatt in Culn. 




Dieses Gefiiss stimmt Jer Art nach mit No. 2 üUercin, die tech- 
nische Ausfiilirung ist jedoch eine weniger sorgfältige als bei diesem 
und dem ersten Gefässe, wie sich dies auch auf der Abbildung an dem 
schiefen Abschnitt des obern Randes des Handgriffs erkennen lässt. 
Mehrere ganz ähnliche etruskische Gefässe sind auf der ersten Tafel 
des ersten Theiles des Mus. etrusc. Oreij. abgebildet. 

4) Bauchige Amphora. Fig. 4, Höhe 21,8 c, grösster Durchmesser 
etwa 14 c., Durchmesser der Oeffnung 7 c. Der Fusa ist iiuch hier 
mit vielen erhöhten und vertieften Hingen gesclimockt. Diu mit Man- 



Die römiiehan AlterUitliner vim DfiSotirard. 91 

ucrinasken ausciLUeüHeoden Henkel stehen einander nicht ii^anz uenau 
eegenßber; im Uebrigen ist die technisdie Ansfllhrurg eine sehr sorg- 
fältige, (üe Erhultiing, ahgesctien von eiuiiie!) durdifiefressenen Stellen 
eine icfht gute, so dass etwa die Hälfte der Oberfläche noch die ur- 
sprüngliche Spiegelglatt« und Politur bewahrt hat. 

Genau mit dieser Nummer ilbereiDstiuimende Kxenijdarekomiuen 
in den mir zugänglich geweseuen l'ublikationcn und näher bekaniiteu 
^aiiiuiluDgeo nicht vor, jedoch ist die Amphora Mus. Greg, erster Theil, 
H, 1 abgesehen vom Fuss sehr ähn^Uch. 

Diese Amphora stand auf der Schaale Nr. fi ; in derselben lagen 
die oben p. 20 beschriebenen Perlen, sowie einer der weiter unten er- 
wähnten Bronceringe. 

5) Einh'enkliges Kftnnchen, Fig. 3, Höhe 10,8 c. Es ist aus fol- 
genden drei Theilen zusammengesetzt- a) Bauchstück mit Fuss. wel- 
chfti für sich allein den F.indmck eines Üechera macht, 10,2 c. hoch, 
10 c. im Durchmesser. Wie die Abbildung zeigt, ist an einer Seite 
durch Oxydation ein Loch entstanden; .'ion-'t ist dieses Stück wie das 
ganze Känucben so ausgeiieichnet erhalten, daes die ursprüngliche Glätte 
der Politur nur an vereinzelten Stellen zerstürt ist. 

b) Halsstück mit AusflusstHlle, welches genau in das Bauchstück 
eingeschlilTen ist. Im Inneni finden sich eine Menge Spuren von 6—14 
Millini. lange» Hieben mit einem scharfen Instrument, die sich in re- 
gelmässigen Keihen rund um den Hais herumziehen und fast den Ein- 
diuck einer Schrift machen. Da hei dem etwa zwei Millim. starken 
Metall an Treiben kaum zu denken ist, so ist mir nicht klar geworden, 
welche Ilollc in der technischen Ausführung diesen Einschnitten zuzu- 
schreiben ist. Bemerken 8 werth ist an diesem Halsstrtck noch eine kunst- 
volle Verbesserung eines Gussfeblers am unteren Rande durch Ein- 
setzung eines neuen Stückes von der Form imd Grösse eines Daumen- 
nagels. Auf der Aussenseite ist dieselbe nur durch die etwas dunklere 
Farbe, auf der Innenseite durch die erhöht« und unebene Oberfläche 
des eingesetzten Stückes erkennbar. 

c) Gegossener und dann ciselirter Henkel in Form eines Drachens, 
der seine Füsse auf die Ausflussöffnung legt, wahrend der Leib in einer 
Schlangenwindung sich hoch über den Kopf erhebt und mit einer fein 
gearbeiteten Maske an den Bauch der Kanne anschliesst. Um diese 
Maske in der Abbildung deutlich hervortreten m lassen, wurde eine 
etwas schiefe Stellung des Kännchens gewählt, die die eleganten For- 
men desselben nicht zu voller Geltung kommen lässt Auffallender 



Die römiscbeii Alterthömer t 



Weise war es unmöglich, den Henkel zu vollem Au^assen auf die 
anderen Stücke zu bringen, obwohl eine Verbiegung der massiven 
Schlangeuwindung nicht erkennbar ist, In der Abbildung ist dieser 
Mangel nur daran zu bemerken, dass eine kleine Ecke der Schlangen- 
krüniniung über die obere Kante des HaUstückes nach der linken Seite 
hinausragt. 

Gefasse gleicher oder ähnlicher Form sind vielfach gefunden wor- 
den, und auch die Omamentirung des Henkels durch Schlangen- oder 
Drachenköpfe mit Maskenanschluss findet sich häufig. In der oben 
citirten Ausgabe von Montfaucon sind z. B. zu vergleichen die als 
praeferictüa t&h. LIVI, 34 bezeichneten Stücke; das Berliner Museum 
enthält den Abguss eines fast ganz gleichen in Pompeji gefundenen 
Gefässes im Saale der Thiere und Broncen unter der No. 57. Nur läuft 
bei ditsem die Schlangen wind ung nicht in einen Drachen-, sondern in 
einen Pferdekopf aus. Sehr nahe verwandt ist auch ein Stück der 
Nimeger Sammlung : B e IV 23, über welches sich p. (58 des CatalogB 
von Paul van Stompwijk und Scheers die Bemerkung findet: JEn xeer 
fraai scltenkJiatielje op ilaarhti hehoorendm sdiotel, ket afgebrokm aar is 
versierii aan de bovemijde mct etn onbekenä dier, an de beneden/ijde met 
em mtmscheuhoofd ; vfrmoedrlijk koprr met cilt>er vermetigd. Boogte van 
hcl Jcarmetjc 0,30 El. Afk. Gcttonden in December 185*2, in de Nieuwe 
haveti. Es ist jedoch bei dieser Nimeger Kanne das BauchstQck er- 
heblich grösser, dagegen sind Halsstück und Schlangenwindung be- 
deutend niedriger ; wir haben daher zwar denselben Typus, aber keines- 
wegs dieselbe Eleganz vor uns, wie bei dem Clever Gefäss. 

Auch Apnleius hat offenbar denselben Typus vor Augen, wenn 
er XI, 11 ein goldenes Gefäss folgendejrmaasscn beschreibt: urnida fa- 
betrime cavata, fundo qtiam rotundo rnris es^trinseeus sitaulacris Äcgyptio- 
rum eftigiata; eitu »rifidum tion alHuscuk- Icvalum in conaiem porrecttan 
longo rivulo prcminebaC. ex alia vero parte mulium recedens spattosa di- 
Mione adhaerebat ansa, quam contorta tiodula supersedebat aspis sguamfoc 
cervicis slriato tiimore sutiUmis , eine Stelle, auf die Beger im /Aes. frafuJeH^. 
bei der Beschreibung eines ähnlicheu Gefässes zuerst aufmerksam ge- 
macht bat. 

Bemerkenswerth ist an dem Clever Gefäss noch ein Graftito, 
welcher auf dem untersten Absatz des Ilalsstückes mit einem spitzen 
Instrumente flüchtig eingeritzt ist. Die Hauptfigur deutet denselben 
mit etwas verstärkten Linien an, um seine Stellung zu marquiren, 
die Nebenfigur No. 5 b giebt ein genaues Facsimile, bei dem auch einige 



Die römbcheii Alterthiimer von Diiffolward. R3 

I nach meiner Ansicht zufällige Kratzen unter dem 3, 4, 5 und 6. Buch- 
r stabeo, wie sie auch sonst an dem Gefässe vorkommen, mit anfgennin- 
I . men sind, um einem etwaigen abweichenden Deutungsversuch volles 
I Idaterial darzubieten. 

Fig. 5 b. NaL Gr. 




Ich lese die Inschrift 

P NAVINI 
und bemerke über die einzelnen Buchstaben folgendes: 

Das P hat die gewöhnliche offene l'orm römischer Inschriften; 
das N mit dem stark entwickelten, vorne überragenden Mittelstrich 
findet sich ganz ähnlich auf dem Ninieger Graffitoziegel, Branibach 
C. i. It. 114. Das A hat, wie so häufig keinen Querstrich; ich ver- 
I «eise auch hier nur auf die rheinischen Graffiti 114 und 110 fllole- 
i doom); etwas auffallend i.st die geringe Convergenz der beiden Haupt- 
' Btriche, so dass man allenfalls auch an «ine nuf verwandten rheinischen 
I Inschriften mehrfach vorkommende Form des E (II) denken könnte, 
die sich z.B. auch auf dem eben citirten Graffito HO, sowie auf den 
' bei Kamp, epigr. Anticaglien v. Killn 133 (PIIRIICRINI) und Jahrb. IX 
Taf. I 13 (VIIRIICVNDI) mitgetheilten Inschriften gleicher Art findet. 
Indessen würde man damit einerseits einen ganz unbekannten und auf 
lateinischem Sprachgebiete schwer unterzubringenden Namen erhalten, 
andrerseits aber wäre auch die Lage der beiden Striche des E keines- 
wegs die auf anderen Denkmälern vorkommende. Dass das | einen 
bedeutenden Haken hat und gekrümmt ist, kommt ebenfalls auch sonst 
vor, z.B. auf dem Graftito von Vuorburg, C. I. R. 18 und namentlich 
unserem I ganz ähnlich auf dem ebendaher stammenden C. I. R. 1!). 
Das letzte I scheint eine I lotuja zu sein, doch ist bei einem so unregel- 
mässig und auf so sprödem Material eingeritzten Graffito in tlieser Be- 
ziehung ein bestimmtes Urtheil nicht zu gewinnen. 

Ich halte Navini für den Genitivus von I^aviniiis in der durch die 
»ganze Kaiserzeit überwiegenden Form mit einem i (vgl. Brambach, 



u 



Kb miaiBchen Alterthümer von Düffolward. 



Orthographie p. IfiS"). Offenbar sollte dieser Geuitivus den ßesiUcr 
des Kännuhens liezeichnen, Geniiu derselbe Gebrauch des Genitivus 
findet sich auch in einem an/leren, noch unedirttn Graffito des Clever 
Ciibinets; eine aus der Nähe von Cali-ar atammpode, vor etwa drei 
Jahren gefundene Schüssel von terra sigülatn enthält nämlich in der 
HöhUmg des Fusses in eigenthUralichen sehr deutlichen Zügen die In- 
schrift : 

T VlIRVhKI CIINIAKIS 
Da die innere Seite der Schüssn! mit OFICVIRIL (cf. Fröhner 2156) 
gesteinjielt ist, so ist dieser Graffitogenitiv unbedingt auf den Besitzer 
KU beziehen. Der Name Navinius kommt auf italischen Inschriften 
mehrfach vor. Teuffei filhrt in Pauly's Realencyclopädie s.v. Navinii 
fünf Beispiele (aus Rom, Patavium, Bajä) mit den Vornamen Q. Sex. 
T. an. Ein P. Navinius ist, so viel ich sehe, nirgendwo nachzuweisen'). 
Auch auf der gegenüberstehenden Seite desselben Halbrings tinden 
sich Spuren von Schriftziigen ; da aber hier gerade die Ohertläche durch 
Oxydation zerstört ist, so lässt sich kein Buchstabe mit Bestimmtheit 
erkennen. 

Fiif. 6. '/, A. n. Gr. 




ii) Nur in Bruchstücken erhalten ist die Schaale Fig. fi, deren 
Höhe etwa .'i c. bei 18 c. Durchmesser betragen haben mag. Es be- 
stand dieses Gcfäss aus einem weicheren Metall, wie die flbrigen, nach 
dem ürtheil eines Gelbgiessers fast aus reinem Kupfer, und erklärt 
sich daraus wie auch aus der geringen Wandstarke die schlechtere 
Erhaltung. Wie die Abbildung zeigt, ist die Seitenwand in einzelne 

1) Eine völlig abweichende Lesung schlägt Herr Dr, Kamp in Cöln anf 
Grand voretflhendctt Hokachnitlea vor, nämlich PATDRNI. Kr betrachtet alio 
den ersten auf das N (nach meiner LeBung) folRendeti Stricli bIb lurällig ent- 
standen, was uicht gerade unzulässig ist, da deraelbe etwas weniger scharf ein- 
geritzt ist, als die übrigen Striche. Bedenklich aher scheiut mir die sehr Bchrago 
Lage der E-Striche sowie die im Yergleicb mit dem P doch etwas sehr rohe 
und eckige Form des R. Ich halte daher nach wi<fdarholter Vergleicbung des 
Originala an meiner Lesung fest. 



DJQ römischen Ällerthümor. von Düfleiward. 85 

lÜppen, von denen ii mehr oder weniger vollständig erhalten sind '), 
zerlegt, die nach unten hin durch halbkreisförmige Linien geschlossen 
werden. Auffallender Weise tretlen aber vielfach diese Halbkreine mit 
deu Kanten der einzelnen Rippen nicht zusammen, jedenfalls ein Zei- 
chen nachlässiger Arbeit. Um die runde Erhebimg in der Mitte des 
Gefitsees lief ein Kreis von sechs hirnfönuigen Ornamenten herum, von 
ileucu zwei zum grössten Theile in der Abbildujig sichtbar sind. Die 
beiden Henkel des Gefässes waren merkwürdiger Weise ungleich und 
in sehr verscliiedener Weise befestigt. Ein aus stärkerem Drabt an- 
gefertigter war auf der in der Abbildung nicht sichtbaren Seite ver- 
mittelst zweier in Ringe auslaufender Mctallplättclien nngclüthet, wäh- 
rend der etwas schwächere auf der Vigur siclitbare in einer nicht mehr 
xa bestimmenden Weise in zwei Lücberu von genau zutreffendem Ab- 
stand befestigt gewesen sein muss. Ein l)eäonderer Fuss fehlte dieser 
Schallte, doch ist der Boden durch vei'schiedene Gruppen concenlrischer 
Kreislinien gegliedert. 

Jedenfalls ist dieses Gefäss, für welches ich ein wirklich nahe 
stellendes Aualogon nicht habe auftinden können, zwai- nach einem sehr 
ansprechenden üessin gearbeitet, aber in der AusAihi'ung bedeutend 
weniger sorgfältig behandelt als die übrigen Stücke. 

Was mm die stilistischen Eigenthibmlichkdteu der beschriebenen 
Gefiisse im Ganzen betrifi't, so sind dieselben offenbar dui-chaus nicht auf 
eine Stufe zu stellen mit deu in diesen Jahrbüchern mehrfach besprochenen 
etruskisch-archaischen Broncen \on der Saar und dem Oberrheiu. Sie 
stehen vielmehr am nächsten den in Pompeji gefundenen Gefä.ssen, in 
denen zwar die Masken, ScJilangeu- und sonstigen Thierköpfe der 
arcliaisch-etruskischen Kunstweise beibehalten, aber unter dem Kinduss 
griechischer Kunst die eckigen und steifen Formen jenes iiltt-rthüm- 
lichen Stils abgerundet und durch Hei'stellung weicher und fliessender 
Contouren die altitalischen Formen und Ornamente im Sinne spätgrie- 
chischer Eleganz umgebildet sind (Vgl. Friederichs, Bausteine zur Geach. 
d. griech.-rüm. Plastik p. »31). 

Mit Rücksicht auf die völlige oder doch fast völlige Identität von 
No. 2 und 4 mit pompejanischen Funden wird man die Dtiffelwarder 



1; Die unter LeituDg des OberhütleDiuspekLor Schott stehenile gräSicIi 
StolbergBche Hütte iia Ilseuburg hat die Düfte Iwarder GefaHse iu KisengUM für 
(Ird KuiiBthaudel uoeh gebildet. No. li zahlt in die*er Nachbildung 27 Hippen i 
du: Henkel lelileii deraelben, weil erst BpiilBr deren Zuge biihg keil entdeckt wimle. 



m 



9 rAmiaohen AHertbQraer von Daffelvard, 



lironcen als italiBclies Fabrikat des ersten Jahrhunderts bezeichnen 
(lUrfcn, eine Zcitbestiuimung, mit der die epigraphischeo Eigenthäm* 
lichkoiten jedenfalls nicht im Widerapruch stehen. 

Wiis cudlidi den Zweck dieser Gefässe betrifft, so sind dieselben 
anzusehen als Geräthc, in denen offenbar für einen vornehmen 'l'odten 
die üblichen Todtenopfer dargebracht wurden, was natürlich nicht ans- 
Bchliecst, dftss dieselben vorher aüderweitigeni profanem Gebrauche 
dienten. 

b) Sonstige Broncegeräthe. 

Mit diesen GefUssen zusammen wurden noch verschiedene andere 
Broncegeräthe gefunden; 

t) Vier knopfartige, glatt polirte, dünne Scheiben mit Stiften und 
eine Reihe von Fragmenten solcher Scheiben, vielleicht zum Beschlag 
eines hölEeraen Ger&ths gehörig. Fig. 7 (s. oben S. 78) stellt die Ruck- 
seite einer solchen Scheibe dar, die Vordei'seite ist glatt polirt und 
mit einer ringförmigen Vertiefung geschmückt. 

2) Ein Scharnier, vträcliiedene Hakeu und Stifte, Beschläge von 
Ecken und Kanten etc.. vielleicht demselben Geräth angehörig. 

S) Reste eines Kettchens, von dem der untere Theil jedes Glie- 
des gespalten ist, genau wie die Jahrb. XXE^ and XXX Taf. II ä und 6 
abgebildeten der Fischlampe von Monreberg. 

4) Vier Ringe, zwei von der Grösse von Fingerringen, zwei äwas 



Fig. 8, S«t. Gr. 



5) Ein hohler Knauf eines Stockes oder 
dem ähnlichen Geräths, welchen Fig. S in 
natärlicher Grösse darstellt. 

An einer anderen Stelle der at^tragenes 
Weide fand sich noch von Bronce ein sehr 
roh gearbeitetes Herd (Hengst), dessen Beine 
and Schweif abg^rochen sind, vom Manie 
bis ntr Sdiwuuwurtei etwa 7 c lang. Ob 
dieses Stück rönüscbeai oder spätere Dr- 
sfunags ist, wage ich nicht zn ent- 
schcideD. 

C. BroDcemftnzen. 
a) Uit den BnacegeSssa nsanmeD in das Cabinet abgeüelert 
nd TcnalUkh mit de^elboB aasunmen gcAind«n: IGttdfacoDce dca 




Die römiechen Altertlömer von Düffelward. 

Av. Kopf des Aug. mit der Umschrift CAESAR PONT A/\AX| 
Rev. Nur Reste von zwei Victorien erkenubar. 
G) Au anderen Stellen der Weide 1869 gefunden: 

1) Mittelbronce des Claudius; von der Legende nur zu erkenneoij 
CLAVDIVS CAESAR. 

2) Eine gleichartige Münze, dem Kopfe nach vennuthlich ebm*! 
falle voQ Claudius, Legende nicht mehr zu erkennen, 

3) Eine gleiche Münze, deren Gepräge nicht mehr zu erkennen ist.1 

4) Etwa ein Dutzend neuere Kupfermünzen, meist aus dem voriJ" 
gen Jahrhundert, z.B. Stadt Utrecht 1740, Jiilich-berg. '/, Stüber vonj 
1785 a. 86, 7, churküln, Stüber von 1759, mehrere clevische Miln-^ 
z€n etc. Auch mit den 18G8 gefundenen Broncen kam eine Münze der 
Stadt Soest von 1741 in das Cabiuet. Diese neueren leichten Scheide- 
inüttzen wurden über das ganze Feld zerstreut gefunden. Da keine 
derselben ein jüngeres Datum als 1786 zeigt, alle aber den Ende vo- 
rigen Jahrhunderts in hiesiger Gegend cursirenden Scheidemünzen ent- 
sprechen, so lässt sich mit Bestimmtheit annehmen, dass dieselben 1 
dem grossen Deichdurchbruch von 1799, der mehrere Häuser in der J 
Nähe der Fundstelle zeratfirte, eingeschweramt sind. 

Auch an sonstigen Spuren der Ereignisse, die über diesen Fleck 1 
Landes im Laufe der Jahrhunderte dahingezogen sind, fehlte es nicht. ■[ 
Mehrere Kanonenkugeln rühren vermuthlich von der Belagerung voftll 
Schenkenschanz im Jahre 1635 und 3ß her, wo an dieser Stelle etwa die I 
Niederländer lagern mochten und unter ihnen der junge Churprinz J 
Frie4lrich Wilhelm die Elemente der Kriegskunst erlernte. Eine kleine * 
Silbermünze aus der Zeit des 30jährigen Krieges stammt vermuthlich 
gleichfalls von dieser Belagerung her. Auch die Zeit der Sanscutottes 
fand sich noch vertreten durch einen Militärknopf mit Jakobinermütze 
und der Aufschrift Jiepublique fran^aise. Jedenfalls können diese auf J 
einem bedeutenden Räume zerstreut vorkommenden Reste späterere 
Zeiten in keiner Weise einen Zweifel daran begründen, dass die römi-r 
sehen Alterthümer in ihrer natürlichen Lage, unberührt von den nach-f 
folgenden Geschlechtern auf uns gekommen sind. 



It. 

Nachdem wir hiermit, soweit uns dies inügüch war, über deitj 
Thatbestand des Fundes berichtet, bleibt uns noch übrig zu erörtern J 
nag sich über die Herkunft desselben feststellen lässt. 



88 Die römischen Altertbümer von Düffelward. 

Düflfelward war bisher als Fundort römischer Alterthümer so gut 
wie gar nicht bekannt. Nur in den im XXXI. Hefte dieser Jahrbücher 
mitgetheilten Forschungen des Herrn Oberst-Lieutenant Schmidt findet 
sich die Bemerkung (p. 123), dass sich auch in DüflFelWard römische 
Alterthümer fänden. Irgend ein Nachweis, welcher Art diese Funde 
seien, wird jedoch an dieser Stelle nicht gegeben. Indessen können 
wir wenigstens über einen früheren Fund aus einer andern Quelle be- 
richten. Nach Mittheilung des Herrn Pastor Hochschulte, der mir in 
allen die lokalen Verhältnisse betreffenden Fragen mit der grössten 
Bereitwilligkeit mündlich und schriftlich Auskunft ertheilte, fand man 
im Jahre 1852 beim Bau der Kirche zwei römische Münzen, die noch 
jetzt in der Pastorat aufbewahrt werden. Es sind zwei Grossbroncen 
des Drusus und Claudius. 

1) Av. NERO CLAVDIVS DRVSVS CERAAANICVS IMP 
Kopf des Drusus ; neben demselben eingeschlagen zwei Naf hstempel : 



| PRO| und [M| 



Rev. Tl CLAVDIVS CAESAR AVC P M TR P IMP S C 

Sitzende Figur. 

2) Av. Tl CLAVDIVS CAESAR AVC P M TR P IMP 

Kopf des Tiberius ; neben demselben dieselben Nachstempel wie bei der 
ersten Münze. 

Ilev. SPES AVCVSTA S C Stehende weibhche Figur. 

Die Kürche ist erbaut auf der Stelle einer grösseren alten Kirche 
gothischen Stils, die 1636 durch die Batterien von Schenkenschanz fast 
ganz zerstört wurde, so dass Jahrhunderte lang nur noch ein noth- 
dürftig restaurirter Theil des Kreuzschiffes als Kapelle benutzt wer- 
den konnte. 

Die Kirche ist vom Schmachtkamp etwa 500 Schritt entfernt. Sie 
liegt ebenso wie dieser etwas höher als die umhegende Gegend. Ein 
unmittelbar an den Schmachtkamp grenzender, zwischen diesem und 
der Kirche gelegener Ackerhof hat den Namen Mühlenberg, weil der 
Tradition zufolge dort eine Mühle stand, die durch Hochwasser zer- 
stört worden ist. Es lässt sich daher vermuthen, dass sich in früherer 
Zeit eine ausgedehntere Hochfläche von der Gegend des Schmacht- 
kampes bis über die Kirche hinaus erstreckte und dass diese durch 
Hochwasser, theilweise auch wohl durch fiühere Deichbauten zum 
grössten Theile zerstört worden ist. Auch der erhöhte Terrainstrich 



Die römisohen Alterthumer von Düffolward. 89 

am Schmachtkanip ') wird schon durch das Wasser gelitten gehabt 
haben, da sonst die Aiterthilmer schwerlich in so geringer Tiefe sich 
gefiiBden haben wUrden ; die tieferen 'l'heile des Schmacbtkamps aber 
waren vermutlilich bis unter die Suhle der rümischen Aherthümer 
abgespült worden, bu dass nur schwerere Stücke wie z. B. die Münzen 
zurückblieben. 

Auf dieser erhöhten Fläche nun haben wir uns zur Zeit der 
Römer eine Ansiedlung zu deukeu. Wären nur Gräber gefunden wor- 
den, ao würde man bei der geringen Entfernung von Uiudern, in welchem 
nach den Untei-suchungen von Dederich und Schneider das Arenacum 
des Tacitus zu suchen ist, nicht berechtigt sein, eine römische Ansied- 
lung in Düffelward zu statuireu; die Iteste von römischem Mauerwerk 
aber utithigen uns zu dieser Annahme. Vielleicht werden trotz der 
bedeutenden TciTainverändeningeu, dje hier durch dua Hochwasser im 
Laufe der Zeit hervorgerufen sind, noch bedeutendere Reste dieser Nie- 
derlassung sich aufhudeu lassen. Wenigstens ist mau mehrfach in 
uuiüiltelbarer Nähe des Dorfes beim Umsetzen der f'elder auf alte 
Fundamente gestossen, so z. B. auf einem Grundstück des van Straeteo, 
welches östlich von der lürche iu der Nähe des Deichs liegt; ferner 
auf dem des Fr. Derksen ganz in der Nälie des Schmachtkamps. Wel- 
cher Art diese Fundamente waren, darüber haben sieh leider keine 
näheren Nachrichten gewinnen lassen. 

Die Entstehung einer römischen Ansiedlung an dieser Stelle hat 
trotz der Nähe von Arenacum Nichts auffallendes. Zunächst muaste 
schon die natürliche Erhöhung, wie sie hier sich vorfand, in der im 
Allgemeinen sehr tief liegenden Niederung eine Seltenheit, zur Nieder- 
lassung autfordern; vielleicht aber gabeu auch ilie damahgen Strom- 
und C'ommunikationsverhältnisse diesem Punkte noch eine besondere 
Bedeutung. Nach Anlage des Drususdammes fand nur wenig unter- 
halb Schenkenschanz und DufTelward die Hauptrheiiitbeiluug inVahahs 
und Bhenus statt. Jene erhöhte Fläche war daher, wie auch die spä- 
tere Anlage der gerade gegenüber liegenden Festung Schenkeuschaoz 
bezeugt, uicht ohne strategitjche Bedeutung. 

Düffelward Uegt ferner fast genau auf der Linie Hindern-Elten- 
berg. Nun nimmt Dederich, Progr. v. Emmerich 1849 p. G allerdings 

1) Vielleicbt beEieht sich, wie Herr Pastur UoohBuhulte vermuthel, der 
Nuoe Suhmachtkamp auf den Waiaermangel der hochliegeuden uud d&ber 
im Sommer Itsictit auadörreudeu Weide, 



m^ 



90 Die rumischeo .Wtcrthöfner von Düffelwani. 

an, dass die- Communikation Ewischen diesen beiden von den Römern 
besetzten und befestigten Punkten duixh eine Brücke zwischen Rindern 
und Wardhausen vermittelt worden sei. Viel wahrscheinlicher aber ist 
ebi üebergangspunkt bei Dflffclward, da in diesem Falle der Weg so 
lange wie möglich auf dem geschützteren linken Rhciuufer gehalten 
wurde, auch auf einer grösseren Strecke des Weges der aus andern 
Gründen schon angelegte Rindersche Deich benutzt werden konnte. 

Welcher Art nun die römische Xiederlassong war. ob ein offener 
Ort zum Betriebe des Ackerbaues und Handels, ob ein befestigter Platz, 
wenn auch vielleicht von untergeordneter Bedeutung, darüber schon 
jetzt, nachdem erst so wenige Data Über die im Buden von DQffel- 
ward erhaltenen Reste der Vorzeit bestimmt constatirt sind, eine Ver- 
muthung aufzustellen, würde entschieden verfrüht sein. Auch die Un- 
tersuchung, ob das heutige ßiUTetward in direktem Zusammenhing 
mit der römischen Ansiedlung steht, bin ich in eingebender Weise eu 
erörtern augenblicklich nicht in der Lage. Ich bemerke in dieser Be- 
ziehung nur Ibijiendes. Düffelward war offenbar vor dem 30jährigen 
Kriege von weit grösserer Bedeutung als jetzt. Die Pfarre hatte nach 
Mittheilung des llerru Pastor Hochschnlte drei Vikarien, von denen 
jEwei von den Herrn von Bylaud und Halt, eine von der Biesenburg 
(^ Binsenburg ?) abhiug, ilie in Düffelward selbst 20ü Schritt nörd- 
Hcli von der Kirche am Banndeich gelegen, in der Geschichte des Orts 
eine bedeutendere Rolle gespielt zu haben scheint, jetzt aber zu einem 
gewöhnlichen Bauernhaus geworden ist Vor Allem aber erbellt die 
grössere Uednitung des Orts mit Bestimmtheit aus der bedeutenden 
Uro."«»' der alten Kia'he, von der sieh eine Abbildung noch in der Pa- 
storat betindel. Was aber die Zeiten des frahern Mittelalters betrifft, 
»o sind nur aus diesen bisher keine Zeugniisse für die Bedeutung Diif- 
felwants bekiuint gvwonlen. Eine Handschrift der Weisthümer des 
Amte« Itllftelt. iHter wie dort gt^schrieben wird. Duyffel oder Duyffell, 
AUS tlem t*'. Jahrhundert, welche sich im BesiUe der Stadt Cleve be- 
findet, einlebt keinerlei Aureicbeu einer prävalirenden .Stellung Düffel- 
wimls KVK»>iiUbi>r den andern Kirchspielen resp. Gericlitsbannen der Düffelt. 
Ktne l'rkuudo des Jahrw t^ *ber nennt zwar Nüttcrden, Mehr, Mil- 
llUKen. fte^erhaui, IXmi^briU^n ^*i Rindern, lauter in der Nähe von 
iHllh^lwAol ntleuvtH« ttrtschaflen. nicht aber dieses selbst. 

Auch nu« dem Namen wird ihau uiobt auf den romischen Ursprung 
wMlivww durh»u. Was den eisten Bestandthdl desselben anbetrifft, 
■n kAuniPn diw (teutscheu Konwen des KV. Jahrhunderts Duyffel, 



Die römischen Allerthür 



1 Du fiel ward. 



Ol 



Duyffell, Duiffell Duffell, Düffel (letztere drei bei R. Schroeder, specimen 
libri senlmtianm Cliviens(8 Bonn 1870 p. 8.) allerdings wohl verleiten, 
an ein lateinisches Diffluvium zu denken, welches im Gegensatz zn 
ConÜueutes recht wohl die Uheintheilung bezeichnet haben könnte. 
Allein die 7 — 800 Jahre ältere Form pagus DuUensis in der oberf er- 
wähnten Urkunde legt eine Erklärung des Namens aus dem deutschen 
»doppelt« näher. 

Da nun Ward eine Erhöhung in oder am Wasser bezeichnet, so 
erklärt sich Dütfelward ohne Zuhülfeuahme des fremden Idioms in be- 
friedigender Weise als »Höhe an der Doppelung« (des Rheins). Wir 
haben also einstweilen keinen Grund, einen direkten Zusammenbang 
zwischen dem heutigen Düffelward und der an dieser Stelle gelegeneu 
römischen Ansiedlung zu vermuthen; die dem Hochwasser gegenüber 
80 ausserordentlicJi gefährdete Lage des Orts konnte ja hier besonders 
leicht die Spuren einer vielleicht nur unbedeutenden römischen Ansied- 
luug verwischen und einen alten Namen untergehen lassen. 

Ea bleibt uns schliesslich noch übrig die Frage, uns welcher Zeit 
die zu Dütfelward erhaltenen Reste des Riimertbums stammen. Wir 
haben hier zunächst zu unterscheiden die Baureste und die Gräber. 
Was die ersteren betrifft, so gewähren sie einen bestimmten Anhalts- 
punkt dadurch, dass sie mit dem Stempel der 10. Legion bezeichnet 
Bind. Nach Tac bist. IV G8 undV 19 kam diese im Jahre 70 aus 
Spanien an den Kliein. Wir finden sie zunächst gerade in Arenacum, 
offenbar mit der Aufgabe die moles Drusi wieder herzustellen, zu be- 
wachen und den unteren Theil der batavischen Insel zu bedrohen. Durch 
einen Ueberfall der Germanen unter Tutor oder Verax verlor sie in 
dieser Stellung den pracfedus castrorum, quinque primores cenlurvmum 
und pauä muten {Tac. bist. V 20). Später war die Hauptstation dieser 
Legion jedenfalls Nimegen, wo sich eine grosse Menge von Ziegeln 
und sieben Grab- oder Votivsteine . derselben gefunden haben. Auch 
an andern Orten Hollands z. B. Voorburg (C. I. R. 23. 6), Eossem (ib. 64), 
Schloss Britten (ib. 4 c.) finden sich Spuren ihres Aufenthalts. Sudbch 
von Nimegen haben sich ilu-e Ziegel gefunden in HoUedoom (ib. 128 e 5} 
und Xanten (ib. 223 e), nach einer allerdings unsichem Nachricht auch 
am Clever Schlossberg ') (ib. 144 d, Dedericb, Feldzüge des Drusus und 



I) Gegenüber den mehrfach aiisg^aprocheDCn Zweifelo an dem Vorkommea 
rÖmüoher Aiterthümer am Schloaaberg wollen wir nicht unUrlaBsen, gelegent- 
lich KU notiren, dass im Not. 186tl am nördlichen Abhänge deaeelben die von 



92 Die römischen Alterthümcr von Daffelward. 

Germanicus p. 26). Endlich ergeben fünf Inschriften (651, 652, 653, 
660. 662), dass ein Detachement dieser Legion eine Zeit lang zur Be- 
aufsichtigung der Steinbrüche im Brohlthal Station! it war. 

Aus Rindern und Umgegend waren bis jetzt Inschriften dieser 
Legion nicht bekannt ; wir finden dort nur die Leg. I Min. ^) und Vex. 
ex- Genn. *) durch Inschriften bezeugt. Da aber überhaupt erst drei 
Ziegel von dort bekannt geworden sind '), so würde der Schluss, dass 
nur vorübergehend, etwa nur im Jahre 70, Truppen dieser Legion in 
Rindern und Umgegend gestanden hätten, voreilig sein, und wir müssen 
daher die Möglichkeit einer Entstehung des Düffelwarder Ziegelflurs 
för die ganze Zeit des Aufenthalts des 10. Legion am Rheine festhalten. 

Eine bestimmte Nachricht über den Abzug derselben fehlt ; Ptole- 
maus n, 14 §.3 fügt zu ^lovhoßova die Notiz hinzu: Aiyiiov dtudri- 
iiQfifxvixr. : wir finden also um die Mitte des 2. Jahrhunderts die 10. 
Legion in Obei-pannonien. Nach den Untersuchungen von Aschbach, 
Beiträge zur Gesch. d. röm. leg. X gem. mit besonderer Rücksicht 
auf ihr Standlager zu Vindobona p. 9 sq. war sie dorthin zusammen 
mit der leg. XIV genu durch den Kaiser Trajan versetzt worden. So- 
mit ergibt sich die Periode von Vespasian bis Trajan als diejenige, aus 
der jener Ziegelflur herstammen muss. 

Was nun die Reste von Gräbern betrifit, so sind diese nicht 
als nothwendig gleichzeitig mit jenem Bauwerk anzusehen. Wir haben 



Mommsen Gesch. d. röm. Müiizwes. unter der No. 290 besprochene Familien- 
münze der yens Hareia von dem Bürgermeistereisekretär Gerritzeu gefunden 
worden ist. 

1) Der betreffende Ziegel ist jetzt im Clever Cabinet. 

2; Von den beiden 1823 gefundenen Ziegeln ist der eine, angeblich in der 
Kirche zu Rindern aufbewahrte dort nicht mehr anfzutinden; der andere ist in 
das Clever Cabinet gekommen und hat die Inschrift: VEX £X G£: Brambach 
165, sowie die früheren Publikationen von von Velsen (Stadt Cleve p. 292) und 
Schneider (Jahrb. X p. 63) sind mir bei Feststellung dieser abweichenden Lesart 
gegenwärtig gewesen. 

3) Leider ist der projektirte Neubau der Eindernschen Kirche, nachdem 
schon die Ziegel zur Ausfuhrung desselben gebrannt, in Folge von Streitigkeiten 
über Aufbringimg der Kosten sistirt worden. Ich sage leider, weil nach An- 
gabe von Buggenhageu im vorigen Jahrhundert römische Inschriftsteine in die 
Fundamente des Mittelbaues der jetzigen Kirche vermauert sind und auch ab- 
gesehen davon bedeutende Erdarbeiten auf diesem Terrain reiche Ausbeute für 
die Geschichte der hiesigen Gegend zur Zeit der Körner versprachen. 



Die römiRchen Alterthümer von Düffelward. 93 

schon früher bemerkt, dass die Broncen uns auf das erste Jahrhundert 
nach Christi Geb. hinweisen. Da die bisher vereinzelt aufgefundenen 
und vermuthlich aus Gräbern herstammenden Broncemünzen ausschliess- 
lich der Zeit des julisch-claudlscheu Kaiserhauses angehören, so er- 
scheint die im wesentlichen auch schon in einem Briefe des Herrn 
Pastor Hochschulte aufgestellte Vermuthung durchaus nicht unwahr- 
scheinlich, dass vor dem Bataverkrieg die werthvolle Hochfläche von 
Dtiffelward vorzugsweise, und zwar vermuthlich von Rindern aus, zu 
Gräbern benutzt worden, und dass ei*st nach diesem auf derselben eine 
römische Ansiedlung entstanden sei, die immerhin noch Platz genug 
finden mochte, um die Begräbnissstätten, soweit dieselben noch erkenn- 
bar waren, schonen zu können. 

Ich verkenne durchaus nicht, dass es sich hier vorläufig nur um 
eine Hypothese handelt; möglich, dass zukünftige Funde, die voraus- 
sichtlich an Ort und Stelle wie von Seiten der Clever Alterthumscom- 
mission mit besonderer Sorgfalt werden verfolgt werden, dieselbe als 
irrig oder ungenau erweisen ; auf Grund der bisher constatirten That- 
sachen wusste ich zu keinem anderen Endergebniss zu gelangen. 

Albert Fulda. 



(Hierzu Taf. U.) 

Es ist bekannt, dass S. Maxinün bei Trier eine der ältesten Nie- 
derlassungen der Benedictiner auf deutschem Boden, eine der i^ichsten, 
durch wechselnde Geschicke und tiefes Eingreifen in die Kirchen- und 
Ordensgeschichte des Mittelalters bedeutendsten Abteien unseres Vater- 
landes gewesen ist. Weit weniger aber ist bekannt, dass auch die 
Kunst in S. Maximin einen Heerd und eine Heimath gefunden hatte. 
Wer einstens die Geschichte dieses Klosters schreiben wird — vielleicht ist 
es mir vergönnt, den Versuch zu wagen — der wird dieser Kunst- 
thätigkeit der Maximiner Mönche eine besondere Aufmerksamkeit zu- 
wenden müssen, und die Bemühung wird nicht unbelohnt sein. Sind 
in stürmischen Zeiten durch die Rohheit wälscher und deutscher Bar- 
baren auch alle alten Monumente der Abtei vernichtet, ist auch die 
Bibliothek derselben mit ihren reichen Schätzen zum grössten Theile 
verloren gegangen, so ist doch noch Hoffnung da, manches Blatt für 
eine künftige kleine Maximiner Kunstgeschichte dem Untergange und 
der Vergessenheit zu entreissen. Ein Beispiel liefert hiezu eine inter- 
essante Entdeckung, die ich im Laufe des Sommers 1868 in Maximiner 
Handschriften der Universitätsbibliothek zu Gent gemacht habe, ein 
anderes die Mittheilungen, welche ich hier vorlegen werde. 

Zwei Schriftsteller, der Maximiner Mönch Nicolaus Novilla- 
n ins (1618) aus Luxemburg, in seinem CatcUogus äbbatum S. MaximinO)^ 
und der berühmte Alexander Wiltheim^) in seinen unedirten^n- 
nales San-Maximianae^) haben uns Nachrichten aufbewahrt über einen 



1) Abgedruckt bei Hont he im Prodr. 11, 1003. 

2) Vgl. über ihn Triersc he Chronik 1824,8.254—7. MarxErzstiaiV, 584. 

3) Ich bediene mich des Exemplars, welches ehedem dem Maximiner-Abt 
AL llt^un gehörte. 



a dfiB Folüardns in S. Maximin bei Trii 



<JB 



ehernen Branoen oder Wasserbehälter, den Abt Folcard durch zwei 
Mönche, Gosbert und Absalon, aofertigen lieas und der vor dem Som- 
merrefectorium in dem innem Klosterbering aufgestellt war. Bei beiden 
Autoren findet sich auch eine ziemlich ausführliche udd die Inschriften 
des Werkes genau wiedergebende Beschreibung des Brunnens, der unter 
dem Namen Folcardi fons bekannt war, dessen Abbildung Wiltheini auch 
seinen Aunalen einzuverleiben beabsichtigte. Indessen war diese Abbil- 
dung bisher nirgend zu finden, die in Trier erhaltenen Abschriften -der 
Wiltheim'achen Aunalen wiesen statt der Zeichnung einen freien Raum 
auf. Herrn Prof. Bock in Freiburg verdanke ich es, auf eine in der 
Burgundischen Bibliothek zu Brüssel befindliche Handzeichnung auf- 
merksam gemacht worden zu sein, die ich in der That für diejenige 
halten musa, welche Wiltheim zur Illustration seines Buches anfertigen 
liess. Die Verwaltung der kgl. Bibliothek erlaubte mir das Blatt zu 
copieren, sowie sie es mit rühmenswerther Liberalität bald darauf zur 
Ausstellung des interuationalen archäologischen Kongresses nach Bonn 
hinilbersandte. Der Brunnen hat auf der Brüsseler Zeichnung eine 
Höhe von etwa 0,56, eine Breite von etwa 0,42 m„ unsere Copie gibt 
also ihr Brüsseler Original uicht ganz in der halben Grösse wieder. 
Ich bemerke noch, dass letzteres sehr mangelhaft ausgeführt ist und 
durch Feuchtigkeits-Iiisse stellenweise gelitten hat. Ueber die ur- 
sprünglichen Maasse des Erzgusses fehlt jede Angabe, wie überhaupt 
die erwähnten Beschreibungen bei Novillanius und Wiltheim leider 
manche Details ganz übersehen. Da indessen unsere Zeichnung bloss 
eine Seite des Denkmals darstellt^ jene Autoren aber noch beide sahen 
und beschrieben, da insbesondere der Text des Wiltheim niemals be- 
kannt gemacht wurde, so scheint es angemessen, letztern vollständig 
wiederzugeben; die Angaben des Novillanius stimmen mit den Wilt- 
heim'schen im Ganzen vollkommen iiberein, sind aber viel unvollstäu- 
<liger und schlechter geordnet; wir sehen darum hier davon ab. 

Vetus coenobiorum mos, heisat es also bei Wiltheini zum J. 8315, 
inolevit, ut liaberent artifices monachos, estque de artificibus monasterii 
Caput leguni d, Benedicti (c. r>l). Et constat a Uhabano celcbri iHo 
Fuldensi abbate sumptuni annuura in fabricam coenobü decretum eum- 
que sumptum post ab Hadumaro sancitum. Ita sperabant viri sapien- 
tes, sc iugi impendio artes, artibus ingenia domi alituros. Qu&nquam 
puleherrimi inventi fructus potissimus erat in vitando otio templi- 
que et coenobü moderato ornatu ("ßrow. antiqq. Fuld. I c. 11), ergo 
Opera etiani Fuldae quoudam produxerunt nun iudigna visa Khabano,- 



')*t D«r Bnnmen des Folcmnliis in S. Maximin bei Trier. 

iiiae 7pp?ibaa ipsc suis inscriberet (cann. 106 sqq.). 'Maximianae autem 
'iibrciie Incnlentimi argumentum post tot saecula atque etiam post 
:!aiiem Vortmanmcam dorat vas aere fusum specie dolii, emblematis 
■iniü«me caelatum F'jieardi fontem nuncupant. Folcardo quippe vivo 
•:üepnim opus, vita deiiuie functo peractum eius nomine insignitum est. 
[n ianimo va.<i5 turritum nescio quid eminet quod proiectis ad quataor 
lannra viomoneulis signom Christi sedentis (die Weltkugel in der Linken 
haltend) osteadaL Adscriptom solenne illud: 

ECO SVMAET-nO 

Inde per aedicolanun proiectarum fastigia scripti hi tituli: 
SPC-)SAPIENTIE 
SPC INTELLECTVS 
SPC CONSILII 
SPC FORTITVOINIS 
SPC SAPIENTI>E') 
SPC PIETATIS 
SPC TIMORIS OEI*). 
l\)ti^haec in margiae pinnito aequalibus spatiis posita nomina pa- 
nuiisi duminum: 

PHKSON^ • CEON . (TIGRIS EVFR)ATES. 
IViude iu latiore tecto evangdistarum sedentium quatemae Sta- 
tute avWito vi«iUiM*r in pinnito margine versa interprete, sed qui ipse 
{KiciH.^ im^ri>r\Heui desideret, ita nebulosus et pro aevi illius ingenio 
)K>rfKtu8 «it 55KJa^ue antiquitate, ut fere hie caetera, ferendus. 
fcVANl^ELISTE • DIVINO • FÖNTE • SOPHISTE 
AU'HA ' (F\'NDARI • PROMVNT- AGNO • SOCIARI 
AVLAM sSACRATVM SEPTEM OONIS • OECORATAM •) 
lALCI ^ Vl\CE • MELI QVAE DANT • ANIMALIA • COELI- 
SK VtP\"^NT ^ IXKTORES • SENSV • TIPICO • SENIORES^) 

> ^ t^i«^^^ \Vs»rto ^rwchoiiwn ftuf der Zeichnung nicht, welche von den über 
.AVJ44 lHu*«K' vhrN»M<^ttsWw rbri»tu« nur die untern Gliedmassen aufweist. 

.i) tl»*^* wl >Äv>W SVlKNTlAE ÄU lesen, wie auch Novillanius hat. 

1^ Vut >A^ Äcu^ittwx^ »ieht man bloss SPC FORTITVDInis, SPC SA- 
^"'KwiK, ?<^V \VN5UUl B^i den foljrenden Inschriften haben wir das auf 
.A^ A>KÄ«u4ü^ ^\»KI^«hW wi^lammert (— ). 

\ VW' *>* ^♦wJbtttUH^ »t^hi vor jeder Zeile ein iji. 



Her BrumiBii dea Folcnrdus in S. Maximm bei Trier. 97 

Sophistarum autem non vile liac teuipesUte vocabuluii), evangelisti 
divina sapieittia plenjs haud iaiuria poeta accomuiodavit, inaiore r^puclu 
ad vim vocis quam ad veterem usum. 

Posthaec amplioris argumenti excipit toreiima: stänt in orhem 
duodenae vlriui^s, cultu virgiiieu sinjiulae singula vitia proterentes. 
Credideriiii huic argumento eseinpluni dedisse Psychumachiani Aurelii 
Prudentii. Virtutibus tolidem columnae interiectae, columnis impositi 
urcus speciem quandam porticus praebeot. Qua arcus iu columnas 
vecllnati, anguluiu supeme cogunt, undccim tuHus uumachoruiu emi- 
nent, üiceiea optimos ascetas hoc situ nfficium protiteii, nempe suum 
esse in virtutum palaestra manum conserere cujn vitiis, victis pro- 
stratisque insultare. De inonachorum autem viiltibus baep est obsei^ 
vatio, quod caculli ad humeros adstricti, quod capiUus conmae in ino- 
dum attonsus non gracili, ut iiimc mos est, sed lato admoduin ovbe, 
per sinciput et occiput ac tempora siibmissHS. Atque haec capilliunenti 
fürma si vivo d. Bcnedicto iaiu fflonasticae cousuctudiniH fuit, fädle 
intelligitur, quomodo Mauruui derasuui licet Placidus criuc prehendere 
et e lato lacu educere potuerit, qua de re dispiitari video. In iisdein 
vultibus Gosberii visenda itnagn, fordpe et malleo rostiato insignis, 
quippe cuius aiie confectum opus ; &ed autu alios spectabilis Folcardus 
abbas, quodque niodesliue est, haud dispari a cactei'is vultu, nisi quod 
lituum manu praetendit. Titulus ei 

FOL(CARDVS ABBAS). 
Monachis porro, qui per angulos coeuntiujn arcuum dispositi pro titulo 
adscripta singula in schedio bemy^tichia, quae universa liexametros 
quinque versus in laudem Folcardi abbatis lum ante pcrfectuni opus 
mortui ita colligunt. 

tVITAE • SECTATOR - VIRTVTVM ■ VERVS ■ AM ATOR ■ 
ABBAS ■ NATORVM ■ DVLCIS ■ FOLCARDE ■ TVORVM ■ 
REGTE ■ VIVENDI ■ TV ')■ NOBlS ■ FORjMA • FVIST(I)- 
PERPES ') IN ■ ARCE ■ DEI ■ MANEAT ■ TIBI SORS" REQVIEI ■ 
(O ) QVISQVIS ■ SPIRAT- SIC ■ TE ■ FOLCARDE REQVIRAT ■ 
lam supra virtutum porticum supraque tociiubitarum vultus lii scul])ti 
versus litteris paulo quam reliquia maioribus: 



1) ha olvm legebatur, BeWt W. 
CHRISTI TV etc. 

2) ^VES in der Zeicbnung. 



hesl: EXKMP1,0 



I)e-r Oruttcen des Folcardn^ 



1 S. Maxiiiiin bei Trier. 



NE • (VARIORVM ■ OVIS • VITIORVM ■ SORDE NECETVR- 
HIjS ■ OOMINARl NON SVPERARI ■ RITE • MONETVR- ') 

Per arcus lietnde siflgulos f ingiili vereus ii lide im smu|ito exonüo : 
CESSIT • FALSORVM FIOEI C VLTVRA DEORVM ■ 
ECC LESIAM ■ CHRISTI ■ SPERNENS SYNACOCA ■ RVISTI- 
(LVXVRIAM ■ SICA TRANSFICIT • VIRCO ■ PVDICA- 
SIMPLICITAS CAVDE ■ FRAVDEM ■ SVPERAS • QVIA • LAVOE- 
MVNDI • CALCATRIX SIT AVARITIAE ■ SVPERATRIX- 
IRAM QVAM SPERNIT ■ FORTIS PATIENTIA- STERNIT 
SCISSIO CALC ATVR • CONCORDIA • NE PERIMATVR • 
VIRTV)TEM VERI ■ FALLACIA ■ DISCE ■ VERERI • 
SC ANOIT ■ MENS • HVMILIS PETIT IMA ■ SVPERBIA ■ VILIS- 
IMPIETAS NEQVAM ■ PER IVSTITIAM- PERIT- .€QVAM 
VIRVS LIVORIS • VIRTVS CONC VL(CAjT • AMORIS • 
SPERNERE PLENA DOLI SPEM DESPERATIO ■ NOLI • 

Sub bis limbus vas luediuin intei^cat bis iiucialibDs (erme littem 

notatss: 

(FACTA ' FAVENT ' QVAPROPTER - AVENT -CARISTO FAMVLANTVR - 
FACT>A PREHVNT OVO FASCE -r GEMVNT- HORTEH COHITANTVR. 'i 

Tun] infra baec distributi per iutercotiimnia AytisloU suos quique tj'ran- 

Bcä subi^eates similem poiticutD, qualis superior, efbciunt; in arcuom 

aagulis supra columnas emine&t duodcni epüropi mitratL Per amts 

baec sunt indsa carmina ; 

(OVMSIMONEM STRAVITPETRVS ROMAMOECORAVrr- 
VICTVS AB ■ ANDREA ■ VITA PRIVARIS ■ ECEA ■ 
DVM • lACOBVM ■ PERIMIS • HERODES MERCERIS IMIS 
ABNECAT ■ ESSE PIA SPRETO IVDAEA MATHIA- ') 
PERSIMONEMVICTVSRVIT ARPHAXAR';MALEDICVS 
EN • THOMAS VI VIT ■ MORTEM MEOEVS *) • AOIVIT ) 



I) Tor den Anfing dieses DistictioDS NE steht ein ■{(. Ebeamo tot dem 
Enden CESSIT ODd IHPIGTA& 

2} Statt FASCE, wu noch die Zekhaang Iiietet, hat KcmlUniii« FACTO. 

5) Die Zdchoiing laut nur COMrrAT<+ erkeuneiL 
4) No«iIl: HATTHIA . ITDAB.\. 

6) Id.: AKKAXAB. 
6) Id.: UEDAEVS. 



Der Brunnen dea FolcftrdoB in 8. Manimin bei Trier. 9» 

ICTVS- NOSCE ■ DEVM ZAROES ') • COLVISSE -TH ADEVM- -) 

MARS-MANET-INPENASED-LVCE-PHILIPPVS-AMENA- 

VIVIT- BARNABAS • ELIMA ■ QVEM • FRAVDE ■ NECA(BAS)- 

ViaT-S(VMME)DE(VS)-ASTRIGEMBARTHOLOMEVS' 

QVE ■ lACOBVM ■ STRAVIT- lESVM ■) ■ SIN AGOCA ■ NECAVIT ■ 

SE ■ CONOEMNAVIT ■ NERO • QVI - PAVLVM ■ (IVGVLA)VIT- 

Sub Columnis liiaut duodenis in orbeiii rictus leouum, quibus inserti 

olim tnbuli aquam fundcbant. Postremo vas Universum quateniis boves 

cervicibus fulciiint aeniulatione quailam aßnei maris, Ädeo in parvis 

etjam magna utcumque assequi iucundum est! Bobus substrata mix- 

taqiie ranarum et peregrinarum feranim simulacra uiarmoreo labro opus 

medium imponunt, ut, cum vas aquaiu manibus affuderit (ei enim usui 

conflatum est) aquatica animalia uatantium specie delecteut. Per haec 

infima animantium sigllla GosberCtis et Äbsalon, ille auctor, bic adiittor 

operis, nomina adscripsere. 

FRATER ■ GOZBERTVS^) ■ EST ■ ISTVD ■ VAS ■ OPERATVS ■ 
(ARTIS ■ QVEM • SOCIVS ■ IVVIT PAR ■ NOMINIS ■ HVIVS ■ 
ABSALON ■ IVNCTO ■ SINT ■ ILLIS PRAEMIA- COELO-) 
HICQVIA-QVIMONACHIFVERANTHOC-tP0SCITECV}NCTI- 
Hac forma, setzt WUtbeim bei, vas aereum est, non tarn caelatura 
aliove quo artiticio. quam antiquitate et vetere iiuagioum habltu een- 
seadum, quo nomine eminentissirao cardinali Chisio, dum pontificius 
legatuä ageret, ita placuit, ut carmina describi sibique tradi voluerit. 
Caput aestimandi tarnen est, quod Folcardum nobis abbatem situ! et 
origine invitis (?) conservarit, tum etiam quod ex habitu eius et alu- 
mnorum coenobitico iam dubium relictum nou sit, quin Masimiani, 
quamvis super Helisacharem ex clero abbaten! babuerint canonicum, 
fuerint tamen monachi, quanquara ex auperioribus Ludovici August! 
tabuüs idipsum abunde liqueat 

Die unvollständige, namentlich das künstlerische Element fast 
völlig oei Seite lassende Beschreibung Wiltheiras wird blurcichend durch 



1) So Novill. und die Zeichnung, richtig; Wiltb.: ZÄREOS, 
3) Novill. MATHEVM, fahck 

3) IHM hat die Zeichuucg. 

4) Dia Zeichnung hat GOZBERT. Wiith. u. No»ilL Bchreiben GOSBEKTVS. 



UmJ Ilev Brunnen des Folonrdua in S. Masimin bei Trier. 

unsere Abbildung ergänzt. Für die kuDstgeächichtltche Würdigung des . 
Dunkmala dürfte der VevgleicJi mit dem Taufbruanen in der Vorballea 
lies Merseburger Doms (abgebildet bei Puttrich, Denkmale der Ban-* 
kiixist lies Mittelalters in Sachsen, II. Abth. I. B. Nr. i) nieht unwe- 
sentlich sein. Dort werden in 12 ähnlichen Bogennischen die Apostel, 
anstatt ihre besiegende Herrschaft durch die unter ihren Füssen be- 
äudlichen Gestalten auszudrücken, von den Propheten als ihren Vorläu- 
fern auf den Schultern getragen. Die vier Flüsse des Paradieses be- 
finden sich zu nuterst. Nur weniges sei nachgetragen. Während 
die Köpfe der Mönche sämmtlich die grossere Tonsur tragen, haben 
die Bilder der Apostel mit Ausnahme des h. Petrus ihr volles in der 
Mitte getheiltes Haupthaar. Die Figuren, welche sich unter den Füssen 
der die Tugenden darstellenden Frauengestalten winden, erscheinen 
alle in langem Haupthaar und sind auch als Frauen aufzufassen; die 
Gestalten, welche die Apostel niedertreten, sind zum Theil unbekleidet; 
der h. Paulus tritt auf eine mit der Krone und langem Kleide ver- 
sehene Person, unter welcher man sich, der Umschrift entsprechend, 
den Kaiser Nero zu denken hat. 

Es fragt sich, wann ist dieses Kunstwerk entstanden und welchem 
Gebrauche hat ea gedient? 

Die Antwort auf die erste Fragen wäre leicht, wüssten wii- be* J 
stimmtes über den Abt Folcard und seine Lebenszeit. Novillanius unil,| 
Willheira, sowie aUe, die ilinen nachgeschrieben haben, sehen in ihm '' 
den Abt Folcard, der nach Wiltheim um 836 (als Nachfolger des He- 
lisachar, der 814—822 urkundlich nachgewiesen ist), nach Novillanius 
um 880, zur Zeit der Normannischen Verwüstung, gelebt hätte. Dieser 
Folcai-d ist bisher in Urkunden nicht erwiesen, auch Brower und Maaen 
übergehen ihn in ihrem Verzeichnisse der Äebte von S. Masimin und 
halten den Abt Folcardus fauch Volcmarus, Folmar), der unter Otto Hl. 
lebte und urkundlich 990— 99G (992 als Ofcradus) bezeugt ist, für den 
geistigen Urheber des Monumentes. Ein dritter Folcmar war zu An- 
fang des V2. JahrhunderLs Abt zu S. Maximin (erscheint in Urkunden 
1101). Auf den zweiten Folcmar bezieht Hontheim die Notiz in dem 
ältesten Necrologium von S. Masimin: XVIIl kal. Sept.(obiit) Folema- 
rtts abbas nostrae congregaHonis monachus '), auf den letztem diejenige 
XVIII fuU. ian. (obiit) Folettmruä abias noairae congregaliotiis*). In dem- 



1) Honth. Prodr. p. 984. Hiet. dipl. Trev. I, 3 

2) Hönth. Prodr. p. M3 sq. 



Der Bmmian dea Folotrdiw in 8. Ihzimin b« Trier- 



selben Necrologium (12. Jahrb.) wird noch zum II. Id. Mai. Fnhmn. 
presbi/icr cl monadius nostrae cottyregatUmia et abbaa Wizinburgensis (^i k\- 
Benburg, soll nach Bruch 1042 gostorben sein), und V. kal. Mai. ein 
Fokardus puer noshae congregationis, der also nicht in Betracht kommt, 
erwähnt '). Wenn man erwägt, dass die auf unserer Abbildung zu 
sehenden Bischöfe die Mitra und den Knimmstab. wie beide seit dem 
VI. Jahrhundert in Gebrauch waren, tragen, wenn man dazu manche 
Einzelheiten in der Tracht und den Emblemen der übrigen Personen 
(wie den lituus in der Hand des Abtes Folcard) und jiewisse paläo- 
graphische Merkmale erwägt, so scheipt kaum zweifelhaft, dass unser 
Bronzeguss auf ijeheiss des dritten Folcard, also zu Anfang des 12. 
.Tahrhundcrts entstanden ist. Dass er noch älter als 882 sei und dem- 
nach die Zerstörung der Abtei ilurch die Normannen überdauert habe, 
ist völlig unglaubhaft. 

Welchen Zwecken der Wasserbehälter gedient habe, lässt sich uni 
so weniger mit Bestimmtheit nachweisen, als wir über seine Grössen- 
verhältnisse gar keine Nachrichten haben. Das einzige, was wir wissen 
ist, wie schon bemerkt, die Angabe des Novillanius, der Brunnen habe 
prope refeclorium aes/ivaU, uhi f'otts infiuebaf, gestanden. Er scheint 
demnach zum Waschen der Hände vor dem Eintritt in den Speisesaal 
gedient zu haben*). . 

S. Maximin besass noch einen andern Wasserbehälter, der zur 
Wiltheims Zeiten bereits verschwunden gewesen zu sein scheint, dessen 
Zeichnung dieser CJelehrte aber in einer alten Maxiniiner Pergamenthand- 
schrift vorfand. Auch diese Abbildung liess er für seine Annalen copieren, 
doch hat sie sich nicht mehr vorgefunden. Es wird wol willkommen 
sein, wenn icli indessen die Beschreibung dieses Gefässes mittheile, 
wie sie der genannte Autor, sofort nach der Schilderung des Folcards- 
brunnen, bietet: 

Stabant in medio (forte ibi crater fontis erat) salvator ad eumquc 
vitis onusta uvis, ex qua aquara in labrum aliud inierius promanasse 
indicio sunt tum titulus hie: 

MAIESTAS DOMINI 
tum Carmen illud circulum interiorem in orbem auibieos: 
SACRA ■ VI RENS ■ VITIS ■ VAS ■ I M PLENS ■ AFFLVIT ■ VVIS - 



1) Hontb. Prodr. p. 977. 975. 

2) TgL Aehulichefi bei Otts, Kiinatarcbäal. i 



B MA. 4. A. I 90 al. 



102 Der Brunnen des Folcardus in S. Maximin bei Trier. 

Quatemi deinde bifidi meatus ex circulo medio aequalibus inter se 
spatiis recto ducta prodeuntes ad nomina quattuor evangelistarum pro- 
cumint, canales fuisse crediderim, quibus aqua ab statua salvatoris, 
ut yite media ad simulacra evangelistarum circumposita derivaretur, 
ut intelligas, a Christo, aetema sapientia, qui se viti comparat, evan- 
gelistas divinae sapientiae haustu potatos, unde et in argumento paene 
simili a Paulino Nolano dicti sunt hoc iambo: evangelisiae viva Christi 
flumma. Bem satis explicant quattuor hexametri versus, qui undique 
ex minoribus orti ab evangelistarum nominibus ad medium circulum 
procedunt. Hos deinde canales circulus ambit maximus, symbolum 
orbis terrae, in cuius fines et quattuor piagas vox evangelistarum exiit, 
eaque causa quaterni canales in eum circulum pergunt, cui insuper 
dedicatio operis et quidem Imperator! orbis Domino inscripta. Hoc opus 
non rudis artificii et fonti Folcardi, quantum ad evangelistarum et 
fluminum paradisi symbola attinet, non absimile, an a Maximianis 
ascetis artificibus olim procusum sit, an aliunde eins operis vestigium 
ob homine curioso in codicem domesticae bibliothecae translatum sit 
(letzteres gewiss wenig wahrscheinlich), aegre dixerim. 

Br, F. X. Kraiui. 



A\ 



Daselbst fand sich im Herbste 18G9, 3 Fuss unter der Sole des 
Bettes des Oosbaches ein römischer Grabstein in Form einer Tlatte 
aus rotliem, eisenschüssigem Sandsteine, der in die Karlsruher Alter- 
thumshallc t;el(ommen ist. Die vom Wasser etwas stark verwischte, 
aber (irösstenthcils doch noch deutliche Inschrift, bei der kein einziger 
Buchstabe ausgefallen ist, lautet nach meiner Abschrift folgendermassen; 
VALCASIO PATRI 
VAL- AVGVSTALI 
FILIO-QVAL-PRVSO 
VIVOS SIBI ETDOME 
STICAECOIVGIEC 

Was das Aeussere der von mir schon in der Karlsruher Zeitung 
1869 N. 217, ßeilafje, veröffentlichten Inschrift bctriift., so stammen 
die sehr schon gearbeiteten Buchstaben aus guter Zeit, wohl noch ans 
dem ersten Jahrhundert. Hierauf deut«n auch die offenen P hin. Die 
Querstriche der A sind durchs Wasser abgewaschen; Ligaturen kommen 
gar keine vor. Interessant ist auch die zugleich archaistische und 
vulgäre Form vivos für den Nominativ vivus {worüber man Brambach 
'Orthographie' S. 02 und Hefner d. röm. Baiern S.HS, 151, 165 f. 208 
sehe). Ueber die Formel vivus sibi etc. S.Steiner US. 396. Die Form cojux 
auf den Grabdenkmälern der Kaiserzeit ist häufig so; Bramb. 1572 (Aus- 
fall des n vor j und andern Consonanten ist überhaupt nicht selten). 

Aus der Inschrift geht hervor, dass Quintus Valerius Pruso zweien 
bereits gestorbenen Mitgliedern seiner Familie, niimüch seinem Vater 
Castus und seinem Sohne Augustalis — [letzteres cognomen durchaus 
nicht als Amtsbezeichnung aufzufassen, als Personenname gedeckt durch 
Brambach 825 und mehrfach in HQbners ueu erschienenem spanischen 
Inschriftenwerk;] — ein Familien-Grabmal errichtet habe mit der 
Bestimmung, dass auch er, der Stifter selbst und seine Frau Domestica 



104 Bömischc Inschriften aus der Stadt Baden-Baden. 

an diesem Orte beerdigt werden müssten. — Schliesslich muss noch 
bemerkt werden dass nicht entschieden werden kann, ob in der ersten 
Zeile CASTO oder CASIO zu lesen ist. Man gewahrt zwar nur mehr 
blos einen I Strich, allein dies ist auch bei dem T der zweiten und 
vierten Zeile der Fall, wo der obere Querstrich ebenfalls abgewaschen 
ist. Zudem ist die Lesung Castus schon desshalb wahrscheinlicher, 
weil Casius die Form eines Gentils haben würde. Uebrigens könnte 
es archaisch für Cassius stehn, welches öfters als cognomen verwandt 
vorkommt. Die Inschrift endet mit der Formel E-C = erigendum 
(kaum efficiendum) curavit [Vergl. Brambach 1470 in suo e(rexit)]. 
Das E ist sehr deutlich und kann keinesfalls ein F sein, auch ist kein 
F vorher ausgefallen, so dass man (F) EC. lesen könnte. Der Punct nach 
E ist übrigens kaum mehr zu erkennen. (Für die Lesung efficiend. könnte 
opus perfec. sprechen, so Bramb. 1 554, 1732) — Die vorstehende Grabschrift 
führt uns mit ihrem Pruso auf eine andere Badener Inschrift, wo dieser 
Personalname, der sonst unbekannt ist, ebenfalls vorkommt. Es ist dies 
ein auf der höchsten Spitze des grossen Staufens stehendes Altärchen. 

Ganz mit Unrecht nahm man früher, in der Meinung einen dem 
Merkur blos in seiner Eigenschaft als Führer auf allen Wegen ge- 
widmeten Altar vor sich zu haben, an, derselbe könne ursprünglich 
nur an einer öffentlichen Heerstrasse gestanden sein, von wo er später 
erst auf den Bergesgipfel verbracht worden wäre. 

Abgesehen von dem analogen Vorkommen des Merkurdienstes 
auf andern Bergen, so auf dem heiligen Berge bei Heidelberg und dem 
Greinberge bei Miltenberg, wo mit dem Merkur identificirte keltische 
Lokalgottheiten verehrt wurden, widerspricht aber jener Annahme schon 
der Umstand, dass ebenfalls auf dem höchsten Plateau des Staufens 
schon lange vor dem, um 17G0 erfolgten Funde des erwähnten Altars 
ein Anaglyph Merkurs *) nachgewiesen werden kann, welches später 
darüber aufgestellt wurde, obgleich es, in viel grösserem Verhältniss 
gehalten, nicht als Statue dazu gehört haben kann. 

Wenn nun auch die Möglichkeit vorliegt, dass der Altar, über 
dessen Fund keine nähere Notiz voriiegt, zu Baden gefunden und dann 
erst zu dem Bilde auf den Berg gestellt worden sein kann, so ist es 
doch wahrscheinlicher, dass Bild wie Altar einer ursprünglich an ihrem 
Fundorte, dem Staufenberge gestandenen aedicla Merkurs entstammen. 



1) Schöpflin kannte a. 1751 in seiner Alsaiia illustrata nur dieses letztere, 
nicht aber das Altarchen, das damals noch nicht gefimden war. 



RömiBahfl Inscliriften aun der Stadt Baden-Baden. lOS 

Darin war der Opfpraltar wahrscheinlich, wie gewöhnlich vor dem Bildp 
atifgestellt. Beide sind aus Buntsandstein verfertigt, wie er auf dem 
Staufenbergc selbst vorkommt, und besteht aus diesem Materiale auch 
die oben besprochene Seiiulkralplatte des Valerius Pruso, wie überhaupt 
die meisten Römerdenkmale unserer Gegenden. — Was das Altärchen 
des Staufens betrifft, sn fand ich die Lesung, wie sie Brambach n. 
I6R9 gab, bei meinem Besuche des Berges im Ganzen bestätigt, wobei 
ich nur bemerken muss, dass die erste Zeile noch deutliche Interpunk- 
tion geigt, und dass vor dem unzweifelhaften Pruso [welcher Name ein 
offenes P=p enthält, und noch von Fröhner ganz unrichtig in P. und 
Rnso zerschnitten wurde] wahi-scheinüch ein F oder unten abgeschla- 
genes E steht (weder eine Ligatur mtt T noch ein bioser I Strich oder 
wie man früher glaubte C), vor dem 2—3 Buchstaben ausfielen, vrie 
auch die unterste Zeile mit der Schlussformel ganz weggehauen ist, 
so dass die Inschrift so aussieht: 

INHD-D- 

OEO ^ER 

vC\R.|VERCI 

• • vFPRVSO 



Auffallend ist, dass das etwas höhere 1 am Ende von Zeile 3, wo 
doch kein Raummangel dazu zwang, so nahe an das gerückt ist, 
dass man glaubt man habe mir einen Buclistaben, und zwar ein um- 
gekehrtes D (Q) vor sich. Jenes I nacbC aber für eine spätere Zutbat 
zu halten, geht desswegen kaum an, weil es eben so tief wie die andern 
Buchstaben eingegraben ist"), jedenfalls ist es aber kein mit doni C 
ligirtes V wie [''röhner gänzlich unriclitig angab, um mercuriales lesen 
zu können, was aber schon desshalb nicht wohl angebt, da deren Namen 
ihrem Stande vorausgehen müssten. Das I steht nämlich durchaus 
senkrecht auf der Linie. Da es nicht hinweggeläugnet werden kann, 
80 scheint es wohl am Einfachsten MEUCI für den Plural eines sonst 
freilich nicht uachweisbaren Gentils Merciua zu nehmen und bleibt je- 
denfalls die sonst wahrscheinliche Conjektur MERGurius - ? Filius PRVSO 
m lesen, problematisch. (Vergl, z. B. Brambach 117: Aureliua Flavl 
F. Flavinus und ÄnreliusT. F. Flavoa.J Ein Gentile Mercuriua kommt 



2) Wenn auch nicht auf diesem ÄIta.re, so sind doch auf Tertchiedenen 
Theilen dus erwähnten MerkursbUdea moderne BncbBtaben und Jahreasahlen (»o 
■chon 1465) eingehalten. 



106 Römische Inschriften aus der Stadt Baden-Baden. 

übrigens mehrfach vor^), indem es nicl|t gerade ungewöhnlich war 
Göttemamen, Menschen, besonders Sklaven beizulegen. (So auch Hermes 
bei Brambach, und ebenda 1798 auch eine Luna. Gewöhnlich jedoch 
wurden Götternamen nicht geradezu, sondern in Form einer Ableitimg 
angenommen, indem man z. B. Mars zu Martiur umgestaltete.) 

Könnte nun das MERG der Badener Inschrift wirklich zu einem 
Namen Mercurius ergänzt werden, so läge hier ein interessantes Na* 
menspatronatverhältniss vor, indem der Dedikant den Namen des Gottes 
dem er widmete, direkt auf sich übertragen haben würde. 

Dieser Erklärung steht aber derselbe Uebelstand eines folgenden 
estgegen, der auch Steiner's sonst annehmbarem Vorschlag 'Mercurio 
Mercatori' zu lesen, entgegentritt. Ein solches Prädikat ist bis jetzt 
zwar nicht nachweisbar, würde aber sein Pendant finden im Regens- 
burger Mercurius Censualis der den Einkünften und dem Kaufe vorstand, 
sowie im Mercurius Negotiator zu Metz und im Nassauischen und dem 
Mercurius Nundinator ebenda, wodurch er sowohl als Grosshändler wie 
als Marktvorsteher und Kleinhändler charakterisirt wird. 

Zum Schlüsse mag noch erwähnt werden, dass von dieser Inschrift 
und von dem darüber gesetzten Merkurbilde eine durchaus misslungene 
steinerne Nachbildung aus dem vorigen Jahrhunderte besteht, die im 
Dampf bade unmittelbar über der heissen Quelle eingemauert ist (niemals 
in der alten, jetzt abgebrochenen Trinkhalle). Und auf dies total ver- 
ketzerte Duplikat unserer Inschrift, haben fast alle älteren Editoren 
derselben, ihre natürlich gänzlich verfehlten Erklärungen gebaut! — 

Heidelberg. 

Karl CliriBt. 



SJ So in den Namenverzeichnissen zu Grater und zu Hübners spanischen 
Inschriften, hier als cognomen. 



R. ISömirdie CefliDiisprapfl niis icm ©öEiiuinHit. 

Der durch deu Odenwald ziehende Theil des Limes, der in seiner 
gansen Länge von Paulus auf das Schlagendste na::hgewiesen wurde, 
war im Rücken durch eine zweite parallele Linie von Kastellen und 
Signal- oder Waehtliäusern gedeckt, die von Obernburg am Main bis 
ZQ den Orten Schlossau und Mudau (richtiger Scblossach und Mudaeh) 
in ununterbrochener Folge zugleich eine rümiache Kunststrasae deckend, 
deu vom Maine aus bis hieher, auf die Wasserscheide zwischen Main 
und Neckar sich erstreckenden Bergrücken der östlichen Mümglinga- 
höhe behaupteten '). Der Schlüssel der ganzen Position war Schlossau, 
and wurden daselbst auch schon früher verschiedene römische Inschrift- 
steine an der Stelle des ehemaligen, jetzt von der Oberfläche verschwun- 
denen Kastells in der sogenannten Schloss- oder Burggewanu ausge- 
graben. 

Im Jahre 1863 nun liess der Alterthumsverein von Buchen hier 
Nachgrabungen anstellen, wobei sich, wie längs der ganüen Castell- 
reihe , die Fundamente eines ausserhalb des Kastells gestandenen 
Wohngehäudes fanden, welches zum Winteraufenthait für die Wacht- 
tnannschaft diente und deshalb mit heizbaren Räumen versehen war *). 

1) Vergl. Walther 'diB Alterlhiimer der heidnischen Vorzeit innerhalb dci 
Grosiherscogt. Hessen', Dnrmst.ftdt 1869 S. 13—14. — Das SchloBsaner Castell 
Iftg aher nicht itn Bücken der Rümeratrasse, wie Waltbura Karte angibt, soDdem 
Tor dPt Frunt derselben, — Man sehe desshaih die genaue Beschreibung nnd 
Kmrte, welche Debon von jener römiachoa lanie gibt in seinem 'Amorbach', Eur 
RömerEeit im Archiv für Uuterfranken. Wiireburg 1862. 

2) Auf der ganzen Position des Mümliugeplateau'B fanden sich solche, ür- 
Uiümlicb für Bader gehaltene heizbare, voU nur für den Frieden berechnete 
Soldaten Wohnungen, immer in nächster Nachbarschaft der Castello selbst, inner- 
halb welcher dagegen niemals hypocausta vorkamen. — Kür die Mümliagskastelle 
gesägte im Kriege eine Besatzung von einer Coborte, weshalb sie von CohaoHen 
in diewn Jahrbüchern XLVU — VllI S. 5L CohortenkatiteUe geaannt werden. 



108 



Bömiaolie Legioosetempcl aiii dem Odenwalile. 



Wie überall, so hielt man auch hier wieder das zogi-hörige hypo- 
caustum, wodurch die Zimmer erwännt wurden, für ein Bad, wie man 
anch die (viereckiRen) nur zum Ällarmiren der Linie bi-ätimnite, auch 
auf dem Ilauptlinies in gleicher Weise vorkommenden und mit den 
Lagern auf der ganzen Linie abwechselnden (aber ja nicht mit jenen, 
mit Heizbiiden versehenen und aus mehreren Räumen bestehenden 
Wohngebäuden zu verwechselnden) kleinen speculae oder niedrigen 
Warten ffiluchlich für Gräber angesehen hatte. (Heber letzlern Punkt 
S. Frank im hessischen Archiv XII S. 13 f. Anm. 5. Walther a. a.O, 
S. 2fi.) — In dem genannten Schlossauer hypocaustiim wurden nan 
eine grosse Menge gestempelter Ziegelplatien gefunden, die theils in 
Schlossan zurückgeblieben, theils nach Buchen und Miltenberg, theils 
nach Karlsruhe und Mannheim gekommen sind. 

Von denselben sind bis jetzt einige sehr ungenau und mangelhaft 
bekannt gemacht worden, und theilen wir dieselbe daher hier, soweit 
wir sie näher geprüft haben, nach eigener Anschauung mit. 

Hierbei müssen wir die Bemerkung vorausschicken dass die meisten 
der in Scblossan zurückgebliebenen und dort in das Haus eines gewissen 
Glock entführten Ziegelstempei sich jetzt im Mannheimer Alterthumsver- 
eine befinden, der früher nur 3 Schlossauer Exemplare als Geschenk des 
Buchener Alterthumsveteins besass. Mehrere Stempel, die, wie wir uns 
indessen zu Schlossau selbst fiberzeugten, nur weitere Abdrücke der 
uns schon bekannten, keine neue Arten waren, blieben allerdings zu 
Schlossau in besagtem Haus» zurück, wo sie der Besitzer dazu benutzte 
seinen Speicher damit zu pflastern. 

Von denjenigen Backsteinstempeln die nach Buchen kamen, ist 
Nachricht gegeben in dem fliegenden Blatte 'Alterthumsverein zu Bu- 
chen^ Jahresbericht pro 1863; die Stempel sind darin jedoch meist 
theils unvollkommen, theils falsch mitgetheilt. 

Alle zu Schlossau gefundenen Stemiiei gehören der 22. Legion 
an und sind theils solche ohne, theils solche mit beigefügtem Töpfer- 
namen. Was a) die erstere Art betrifft, so wurden Massen von Exem- 
plaren davon in den verschiedensten Formen gefunden, worunter 
namentlich auch die eines sogenannten Malteserkreuzes, zumeist aber 
befindet sich die Schrift innerhalb sog. Tessern. Die einfachen Stempel 
enthalten entweder blos LEG - XXUPR- wovon ich riele Exemplare 
za Schlossau selbst, dann im Amthause zu Buchen, zu Miltenberg 
b^m Revieriorster Madler und im Mannheimer Vereinsmusenm im 
Schlosse daselbst sah — oder sie lauten vollständig LEG XXII PPF- 



Römtaclie Legionastempcl aus dem Odenivalde. IDÜ 

^Iso Primigenia Pia Fidelis], wovon ebenfalls an alle jene Orte und 
äerdem noch in die Karlsruher Sammlung Exemplare gebracht wur- 
b) Die einfachen Legious sigilla werden nun auf andern ge- 
brannten Steinen durch angehängte Tüpfemamen vervollständigt"): 
1) Abdrücke des folgenden Stempels sah ich an allen so eben ge- 
_ nannten Orten: 

LEG XXII P P F 
C C SECVN F 

kuf den beiden Seiten der eiiigedritckten tessera, innerhalb welcher 
Sie Schrift steht, befinden sich halhmoodformige \usbuehtungeu oder 
^exzieTungeu, indem der Halbmond eines der bekannten Zeicheu der 
. Legion ist. 

So lange wir nur die zwei Abdrücke dieses Stempels vor uns 
Btten, die nach Karlsruhe gekommen waren, wovon der eine sehr 
indeutlich ausgedrackt ist, war es kein Wunder, dass sowohl Mone in 
: Zeitschr. f. Gesch. des Oberrheins XVII S. .^86 (und hieraus Bram- 
1 add. 17;i6) als ich in den Verhandlungen der 24. Philologen-Ver- 
iilung S. 216 Zöle 11—12 diesen zweiten undeutlichen Abdruck 
5 obigen Stempels für eine andere Art Stempel hielten, so dass Mone 
i eine C einmal ganz weglieas, und icb dasselbe, durch Vergleich 
mit ähnlichen Stempelschriftcn bewogen, einmal irrthümlich für A ansah. 
i einem inzwischen nach Mannheim gekommenen Exemplare unseres 
sind zwar die beiden C ■ C - des Töpfernaraens ebenfalls 
mdeutlich ausgednlckt; nicht so aber bei den zu Buchen befindlichen 
lA.bdraeken, wo dieselben auf's Klarste ausgeprägt erscheinen, wie ich 
nich durch den Augenschein überzeugte. — Was den zu Millenberg 
Mim Förster Madler befindlichen Schlossauer Stempel (Bramb. 1736,2) 



9] Gänzlicb ans der Luft ^griffen irt was Steiner III S. 4SS vorbringt 

tncbtiich einer angebliclien Unterscheid ung zwischen centuriones fabrum und 

B fnbnim (welch Itlzteren das Geschäft desSlempelna obgelegen hüUe], 

a darin bestelin eoll, daaa Dur die letztern ihren Numen die Sigl« F, die figu- 

ba bedeuten boU, angehängt hätten. Die eraterun diigegan aollen sich duduroh 

unterscheiden, daaa sie ihren Namen ohne jede Sigle an das sigilliini der Legion 

fB^ hätten. — Stoioer nagt ja aber aelbet S. 453 das F bedeute nicht figulua. 

eciti AuBserdem kommen aber, abgeeelien von aUcm Andern, gerade 

aaelben Topfernanien auf verschiedenen mit einander gefundenen Legion«- 

■iteinpeln. Ibeila mit, theil« ohne die Sigle F vor, m> e. B. beim Namen luliui 

■ (Bramb. p. 256). 



110 



Bömisehe Leg-ionastempal ans dem OdenwalJe, 



betrifft, in dessen zweiter Reibe CE SECVN stehen soll, so gab mir 
Madlcr trotz wiederholter Anfrage keine Auskunft darüber. Bei Mad- 
ler selbst hatte ich ihn nicht zu sehen bekommen. Vielleicht ist er 
ebenfalls nur ein Exemplar unseres obigen Stempels. Wäre dies nicht 
der Fall, so würde das CE wohl Abkürzung für Cecilius statt Caeciliu» 
sein, welches mehrfach unter die Abkilrzung CAE (gewöhnlicher aller- 
dings Caec.) vorkommt, so bei Hühner im C, I. L. II n. 4970, lOS 
CAE(ciIiu3) MARfcianus) ebenfalls als Töpfername. Ein wirklicher 
unzweifelhafter CAE ■ SECVND. als Töpfer der 22. Legion wurde aber 
von mir in der Gegend von Heidelberg (bei Neuenheim) gefunden und 
in den genannten Pbilal.-Verhandlungeu S. 21C, deagl. bei Brambach 
add. 170B, 5—6 beschrieben undCaesiusV Secundus erklärt, DerTöpfer- 
naroe Caesius kommt zwar bei Fröhner (Inscr. t. c] vor; Caecilius 
erscheint indessen näher liegend und könnte man hiernach fast vei^ 
sucht sein, das zweite C unseres Schlossauer Stempels auf dieselbe 
Weise zu erklären, wenn nicht ein C{aius) C(omehus) Secun(dus) F(ecit) 
näher läge, indem die Sigie C für Cornelius bei Hübner mehrfach anzu- 
treffen ist. Oefters noch erscheint dafür COR. und führt uns dies auf 
einen weitern Schlossauer Stempel, der zu Buchen aufbewahrt ist. 

[ZuvÄrderst muss nur noch auf das wiederholte ^'orkümmen des 
obigen Schlossauer Ti3pferstempels aufmerksam gemacht werden, so 
zu Heddemheim bei Frankfurt (Bramb. 1491 c, lO) und zu Wiesbaden 
(Bramb. 1537 f, 19. 2a) wo ebenfalls überall C C- SECVN F folgte.] 

2) Der so eben erwähnte Schlossauer Stempel lautet nun: 

LEG XXIIPP F 

COR ■ SECvN 
also Comebus Secundus, wobei das cognomen jedoch undeutlich aus- 
geprägt ist. 

3) Ein weiteres Schlossauer Sigillum, wovon ich weniger gute Ab- 
drücke zu Karlsruhe und Mannheim, einen besseren zu Buchen sah, lautet: 

LEG XXII P-PF 

L • CA - SEV F 
So lange ich nur die schtechtfren Abdnicke dieses Stempels gesehen 
hatte, deren einen Mone nur theilweise zu entziffern vermochte (er las 
CA ... V F), glaubte ich in den 24. Phil. Verb. S. 216, es sei nach 
dem A ein E ausgefallen, und demnach L{ucius) CA[E1 ■ SEV(erus) 
F(ecit) zu ergänzen*). Dies ist jedoch nicht der Fall, d. h. es folgt 



4) Leider ist dauelbit Zeile lü durch e 



a Irrthlun im Drucke Verscibie- 



Römiaclie Legianaatoniiiol aus dem Odenwuldo. 



111 



auf das A ein deutlicher Punkt und ist daher nicht zu sageu. ob dieses 
CA. (oder imch GA) ebenfallä eine Abkürzung für Caeciliug oder fttr 
ein anderes IJentile ist, etwa Gaviua oder Cavius. Statt SEVl-" zu 
lesen SEVE wie der Buchener Jahresbericht gethan, ist schon deshalh 
nicht angezeigt, da tiic gewöhnliche Abkürzung für Severus eben 
SEV. ist. 

4) Von dem folgenden, vom vorigen verschiedenen Stempel sah 
ich einen Abdruck zu ICarlsruhe und einen zu Mannheim, beide leider 
höchst unvollkommen ausgeprägt: 

LEG ■ XXIIP • P F 

CIIIIIINIIINIIIIIH^ 
Wieviele und welche Buchstaben in der zweiten Zeile ausgefallen sind, 
vermag man nicht zu bestimmen. Sicher sind indessen die angegebenen. 
Nach ü scheint mir Jetzt eher ein Punkt zu folgen, als wie ich 
früher annahm ein A (so dass ich lesen zu können glaubte CAVV F — 
Mone las blos C , . V F) — das Gentile Gavius oder Cavins acheiht 
mir hiemach nicht vorzuliegen. — Bei dieser Gelegenheit muss ich 
auch den von mir a. a. 0. einer falschen, jetzt verbesserten Angabe 
des Mannheimer Vereinskatalogs entnommenen Irrthum berichtigen, 
wornach die vorhergehenden Stempel nicht allein aus Schldssau, son- 
dern auch aus Osterbucken stammen sollten, während der Buchener 
Verein niemals in Osterbucken Ausgrabungen voniohmen liess. 

Von weitern Schlossauer Stempeln besitzt der Mannheimer Alter- 
tliumsverein noch folgende von mir abgeschriebene: 

5) LEG XXII PPF 
IVL-SAEVIO — lulii Saevi officina? 

sodass wir den Namen eines Tüpfereibesitzers [ein Sevus auch bei 
Brambach] vor uns hätten? — Ende des Namens jedoch undeutlich. 
Dasselbe ist der Fall mit den beiden folgenden: 

6) LEG XXII PP (f.) 
IVL FEU////////// 

I "Wohl Julius Felix {denselben Stempel, ebenfalls nur halb ausgedmekt, 
. sah ich in der Erbachischen Sammlung. Jedenfalls stammt derselbe 
[auch aus dem Odeuwalde). 

I auigerallen. Daes es CAK SEVferus] sUtt des Biauloaen SEV(b) Iieiisen 
müsse, versteht Bich vod selbst. Sodann ist aber der folgende Satz um eineD 
ganzen Pssuus verküret. Es muss nämlich hcisaen : Nicht aber [statt emes Töpfer- 

ae) an eineu (der Legion zakommeaden) Beinamen 'Severiana' eu denken. 



^ 
s 



112 Römische Legionsstempel aus dem Odenwalde. 

7) LEG • XXH (p. p. f.) 

IVL PRI(mus) 

[Dieser Stempel kommt häufig vor, s. Brambach p. 380 indicis. Dazu 
kommt ein im Mannheimer Alterthums verein befindlicher Stempel aus 
Nidda bei Frankfurt, worauf in einer Reihe LEG • XX P • P • IVL • 
PRIMVS • F. (Ausserdem befinden sich ebenda noch mehrere ein- 
fache Sigilla dieser Legion aus Nidda d. h. solche ohne beigefügten 
Töpfernamen.)] 

8) Im Umkreise gestempelt: 

LEG XXII //////////// PA. 
Vielleicht Patemus. 

9) Zwischen zwei halbmondförmigen Auszackungen in zwei Reihen : 

LEG XX 
IIPPIE F 

Die letzten 3 Buchstaben wohl zu lesen I(ulius) E? F(ecit). Das I 
nach P ist kein F, sodass es mit zum Namen der Legion gehören 
würde. Die Abkürzung I für lulius kömmt öfters vor. Dieser Stem- 
pel ist in zwei Abdrücken zu Mannheim vorhanden. 

Von weitern Schlossauer Stempelinschriften sah ich zu Buchen 
noch folgende. 

10) Am Ende undeutUch: 

LEG • XXII PR • PC F 
Die beiden letzten Buchstaben bedeuten etwa Cornelius Fecit. 

11) Sehr gut ausgedrückt: 

LEG XXII • PR • P • F 

JVLIVS . AVGVR • F 
Derselbe Töpfer Julius Augur kommt auch in der untern Maingegend 
im Gefolge der 22. Legion vor (Bramb. 1491 c, ^, i^. 1503, 6). Ausser 
den von mir beschriebenen, befinden sich im Besitze des Buchener 
Vereins, laut dessen Jahresbericht pro 1863 noch einige wenige Stempel 
der 22. Legion mit angehängtem Tr)pfemamen, an deren richtiger 
Mittheilung aber gezweifelt werden muss, da auch die übrigen in jenem 
Jahresbericht höchst ungenau mitgetheilt sind. — Wir entnehmen dem- 
selben daher auch nur die Mittheilung;, dass auf einigen zu Schlossau 
gefundenen Geschirren der bekannte Töpfername AVSTRVS zu lesen 
ist. Den Wunsch kann ich hier jedoch nicht unterdrücken, es möchten 
die zu Buchen und Miltenberg zerstreuten Schlossauer Stempel zu den 
übrigen in die Karlsruher oder Mannheimer Sammlung gelangen. In 



RömiBobe LegionSBtoiiipe) aas dam Odeuwalde. 



1X81 



die letztere ist durch meine Vermittelung scliou ein grosser Theil der 1 
von mir in einem Hause zu Schlosaau (wo sie als Pflaster benutzt 
wurden) entdeckten Ziegelatempel gekommen, ein grosser Theil ist aber, 
wie gesagt, daselbst zurückgeblieben. Bevor aber nicht alle die noch i 
vOThandenen Schlossauer Stempel in zugänglichen Museen untergebracht 1 
sind, kann eine durchaus sichere Mittheilung derselben nicht vorge-l 
Dommen werden. 

Tief zu beklagen ist es, dass solche Ausgrabungen gänzlich dem! 
Zufall überlassen bleiben und zumeist in den Händen von Dilettanteul 
und Privatleuten ruhen, die gewöhnlich, wenn die Ausgrabungen imi 
besten Gange sind, und wie bei Schlossau die schönsten Eriblge ver-' 
sprechen, aus Mangel an den nüthigen Geldmitteln, erlahmen. (Soi 
war es zu Schlossau, so zu Miltenberg, so zu Osterburken und : 
Ladenburg — kurz überall wo der Boden die ergiebigste Quelle i&t-M 
die Urgeschichte des Landes darbot.) 

Zu Schlossau ist übrigens von der ganzen Linie Mudau-Obernburgl 
noch das Meiste geschehen. Bei den übrigen Kastellen, Stations- xadiA 
Signalhäusern dieses Strassenzuges fanden niem als Nachgrabungen, kaum 
oberflächliche Durchsuchungen statt, wobei ausser einigen Inschriften- 
steinen nur wenige Ziegelstempel zum Vorschein kamen. So in dem, 
beim Castelle 'Heunenhaus ')' [nicht HainhausJ gelegenen Wintersta- 
tionshause [nicht Bade] unfern Wirzbergs, ein Ziegelstempel der 24. 
Cohorte der Freiwilligen (Brambach 1393). 

[Einen Stempel worauf COHXXUll, sah ich auch zu Erbach i 
der Erbachischen Sammlung, vielleicht stammt er auch von der nahea'J 
Mimlinghöhe. An gleichem Orte sah ich auch einen Stempel, worauJ 
in Form eines gebogenen Bandes zwischen zwei halbmondförmigenj 
Verzierungen, deren letzte aber nicht für ein G gehalten werden darf:1 
OLEGXXUPPFMSEC also wohl mit dem Töpfernamen Manlius odei 
Marius SeverusV] 

In den, wie ich mich an Ort und Stelle' überzeugte, neben einer.« 
Quelle ehmals vorhandenen Trümmern eines abermals fälschlich fOrT 



5) Den Orundriss dieses CMteUes gibt Cobauscn iu dieaen JahrLücbera 
XLVII. XLTIII auf tob. X. Ebenda auch den des EndpunUto» der KaHtelle vor 
Obemburg, das Kaetall zwiscben LützL-lbach und Seckmauero (Walthar S. Ö4). 
{Das Kastell 'Hasaelburg' bei Hummetrod deiisea ünindrisa gli^ichfalln gegebeaM 
wird, ktioiite auch eine bürgerliche AueiedeluDg gewesen nein. Es gehört niohn^ 
der Foaition Obomburg-Mudau an. Vergl. Walther S. 61.) 



114 Römisclie Legionsstempel aas dem Odenwalde. 

ein Bad ausgegebenen andern Postirungsgebäudes, bei einem gleichfalls 
'Heonenhaus^ ') genannten, in der Nähe von Vielbnum gelegenen Gastelle, 
fand sich der Stempel: LEG XXII.PPFQF (Brambach 1395, 2). Der 
abbreyiirte Töpfername ist wohl entweder Quintus Fabios oder Qointius 
Fecit aufzulösen (Knapps Erklärung ist so lächerlich, dass dieselbe 
einer Widerlegung nicht bedarf). 

Auch einige Töpfemamen auf Geschirren zeigten sich auf dem 
Mimlingstrassenzuge. So der Stempel Ursinus in einem Castelle bei 
Eulbach (Knapp- Scriba S. 162, Klein Inscr. Hass. nr. 20; Fröhner 
inscr. t c. 2216; Walther a. a. 0. S. 57. 

Ein anderer, Namens VICTOR ist in der Höhlung des Fusses 
einer patera eingeritzt, welche in einem jener kleineren Posten oder 
WachtthUrmchen unweit Eulbach gefunden und zu Erbach aufbewahrt 
ist (Knapp § 6ß, Steiner 167, Fröhner 2121, Klein 19). — Dass der 
Fundort kein Grab ist (ebensowenig wie der der Inschriftsteine Bramb. 
1394 und 1395, 1 die ebenfalls in solchen kleinen speculis gefunden wur- 
den), wurde schon oben am Anfange bemerkt 

M»rl Christ. 



6) Im Odenwalde sowohl wie im Spessart werden alle Römerwerke den 
Hennen d. h. Hannen zugeschrieben. Daher die Honnenhänser — säulen — bürgen 
a. 8. w., welche in Folge einer verkehrten Etymologie meistens Hainhanser» 
Hainsäolen u. s. w. geschrieben werden. (Das mittelhochdeatsche hione war 
ursprünglich der Name f&r die Hannen, bedeutet dann aber auch Biesen u. s. w. 
woför wir noch Hünen, Heunen sagen.) 



7. aroMr^e Snfi^rt^n auf (Eireubtinirfii^rnt. 

(Hierzu Tafol I.) 

In dem die vorhand^en Elfenbein-Kunstwerke des AUertliums 
und Mittelalters umfassenden Thesaurus, mit desF^en Bearbeitung Hr. 
Prof. aua'm Weerth beschäftigt ist, wird eine Abtheiluiig den im frühern 
Mittelalter alsCiborien und Sacramentanen dienenden I'yxen gewidmet 
sein. Unter diesen finden sich einige von arabischer Arbeit und mit 
arabischen luBchrifteu verseben, deren Lesung und Erklärung leb auf 
seinen Wunsch hier mittheile. 
[ Die älteste derselben, in folgendem Holzschnitt abgebildet, befindet 




IIA Aribiftche Inscbriften tinf Elfenbeiob&ebten. 

sich im Besitz der Sl. Gereonsklrclie in Cö\b uod ist dort zum Be- 
Uquieobehälier venrendet worden. Sie ist verfertigt aus dem dicken 
Tbeil eioes Elephaatenzahos, Id den ein eirenbeinener Boden fest ein- 
gelassen ist, und misst in Höhe und Durchmesser 12 Centimeter; der 
darauf befindliche konische Deckel toq etna 6 Centimeter Hohe )äaft 
in einen stampfen Knopf aus. durch den ein zur Aufnahme eines Riuges 
oder grösseren Knopfe? bestimmtes Loch ^eht. Der Mantel ist mit 
zwei Streifen verziert, deren jeder aus drei Reihen mit einer Diagonale 
rerseheaer länglicher Rechtecke besteht und oben and onten von einer 
Schnur kleiner Kreise, in denen sich ein Punct befindet, begränzt ist. 
Auf dem Iieckel zeigt sich am Rand eine Reihe von Doppelkreisen mit 
PuDct darin; nach obui ein Streifen, be^hend aus zwei Reihen di- 
vergtreoder Halbkreise, die gleichsam eine Perlen^rlande darstellra, 
xwisehen zwei Schnüren kleiner Kreise, welche denen auf dem Mantel 
ganz glekfaen. Die Verzierungen auf dem Deckel und Mantel smd alle 
BKchnitten and abwechselnd bald roth, bald schwarz aasgekittet, in- 
dessen ist jetzt die Farbmasse grösstentheils ausg^prongen. Sporen 
fines Verschlusses zeigen sich vum am Mantel und Deckel, und zwar 
an ersterem vi^ NietlOcher zur Befestigung eines viereckigen Termutfalicfa 
silbernen Bleches mit emer vorstehenden Oese (um Raiun fflr die Be- 
festigung an der Hückseite des Bleches zn gewinnen, ist an der be- 
treJIeiiden Stelle des Gefässniaotels, wie die Zeicboong zeigt, etwas 
weggeschnitten) und am Deckel gerade darüber zwei gleiche zar An- 
heftnng des über die Oese berabiallenden Krunpois, v(m denen eins 
in der Inschrift steht. Auch gegenüber befinden steh Nietlücher uod 
zwar je vier am Mantel and Deckel, di« ohne Zweifel zur Befestigung 
eines beide verbindenden Chaniieres dienten. AUe die^ Nietlücber 
gehen durch und za fitof von ihnen sind die nrspränglichen sübemeo 
Stifte Doch vorhanden, wekben Bock Das IteHige C«im Lpz. l$5d. 4 
8. 5 ganz irrig den Zweck zoschreiht, eine Handhabe zu befestigen, ver- 
nittel&t deren die Bädee habe etwa an einer Scfannr getragen werdm 
können. Der Dedtel bestellt ans zwei horizontal aufgesetzten Stücken. 
Auf dem von Onaaenten freien. I',i Centimeter breiten Ramne 
des sduägeo Dedceb lioft ringsum und ohne Unterscheidung eines 
^**f*C° «BS Insdirift Die Bochstabeo sind durch Puncte gebQdet, 
vtldK, wie z. R bei Verfertigni^ von Dominosteinen gescfaiefat, dnrch 
Aabohnng berroigebi»^ siitd aod mit rather Masse aagefällt waren, 
dte sidi an eiug« Stellen nodi erUten baL DteSdvift bat dadurch 
dn etwas robes ntd anicgduissiges Anssebn erbalten und leicht wären 



Arabische Inschriften auf Elfenbeinbüchsen. 117 

die Züge auch mittelst der blossen Pancte genauer und eleganter 
wieder zu geben gewesen. Möglich, dass die Puncte ohne Vorzeichnung 
aus freier Hand eingebohrt sind; falls eine Vorschrift gemacht wor- 
den war, wird dies mit breiteren Zügen geschehen sein und die Puncte 





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llff Arabisehi) Inschriftan auf Elfenbembüchsen, 

haben niclit immer die Stellen getroffen, an denen sie den Windungen 
der Schrift am besten entsprochen haben wHrden. 

Die Inschrift ist, narli einer sorgfältigen Durchpausung nnd mit Zu- 
rückfühiiiDgaufgeradeLinieti, auf vorigerSeite abgebildet undzu lesen: 

Im Kamen Gottes. Gedeihen dem KneefU Gottes Äbd<Uldh, dem 
Fürsten der Glävbigen. 

Von dem was (d. i. Etwas was) befohlen hat der Emir Ähd<^ah 
ibti Mrabi zu machen in Aden. •) 
Sie gewährt dadurch ein besonderes Interesse, das» sie nicht einen 
gewöhnliclieir Koranvei-g oder sonstigen stehenden und für uns nicht« 
sagenden Spruch darbietet, sondern zwei geschichtliche Persönlichkeiten 
namhaft macht und die Aufgabe stellt, diese zu ermitteln. 

Unter denen, welche ilen Khalifentitel Fürst der Gläubigen führ- 
ten, hatten den Vornamen .^lidanaÄ zunächst der Gegenkhiilif Abdallah 
ihn Ziihair 6B3— 690, dann der erste Äbbaside, Abulabbäs alsafläh 
749 — VM, sein unmittelbarer Nachfolger Alman^;flr 754 — 775 und Alma- 
mftn 813—833. Von den späteren hiessen so Älmustakfi seit 944, 
Alqäim seit lOftO, Almuqtadi seit 1070 und Almusta^m seit 1242; 
von den FiUimiden und den spanischen Umayyaden trug keiner den 
Namen. Von vom herein wird man an einen der vier ersten denken: 
litTSchriftcharaeter fordert eine frflhe Epoche; der Titel Knecht Gottes, 
welchen die Khalifen in älterer Zeit sich regelmässig in Briefanßngen 
und uft auf Münzen beilegten, tritt immer mehr zurück und ward 



I) In der «cbtxn Lii-forung der »KheinländischLU Batidontmal« dt* Mit- 
liililtcn hr.it, von Dr. F, Uook 1869- i»l Seito 22 in oineni AoInU mit iW 
ITahiTDohrift : »Ilio Klrchn t.n »t. Gereon. ilUiBtrirt mit d^D NUiüIb d« Hm. 
ttr, I'. MnloluTi, Kr*b. Ton COlni und mit der Cuterachrift : lA. B«icliestpe*ger« 
iiiilxr iii>>ln<!in Ntimm olnffs ErklHning in der b^tem Form der Mmir JUmlitJt 
nh»r It/tht lind mit elnflin weise hiozugeaetiten Fragsieicb^ii TwöffeotBcfc». 
Wiilili loh iIh* «rwflliTiL-, lu K^HcLieht es natürlicb nicht, am midi mit dt«Ma 
fbilirlfUlfllnni Mmt dix Vras» suidnaiiddr zu letzen. invciefeni es dem lilenri- 
«ultan AioUnd if.iiiid.» lui, nlnn ohne WisueD und milen dea ÜTheber« in au« 
lUrid» t(«r«UiBiifl, •'.(fir «ooli luivollrtiodige EnWiBeraag liaXer emmoi Räcikcn 
mi |iii)ill(ilri<ii, «KidKrit um mich tii vurviiima, das« der Dosimi. da« üa wir 
iiiiliirnuliliiliun. Villi inlp hurrdhrc. 



Arabiiohe Inschriflen auf Elfcnbeinbüchien. 119 

später wohl kaum von Anderen gegen sie gebraucht; die Formel 
,.,iUJ jüjj, in der das Wort nicht in der Bedeutung Segen zu oehmeD 
ist (wobei U zu erwarten wäre), sondern in der Bedeutung Wachs- 
thum, Wohlsein, Gedeihen, Gesegnetsem '), ist, wenn auch nicht unge- 
wöhnlich, doch nicht übermässig häufig und ersclieint gerade auf frü- 
heren Abbasidenmunzen von Mangür bis Mutagim -) mit Vorliebe 
ai^ewendet. Das Genauere muss sich aus der Identificirung der zwei- 
ten Persönlichkeit ergeben. 

Für diese kann nicht in Betracht kommen Abdallah, der Sohn 
des Alrabf ibn Ziyäd Älhärithi, des vonZiyäd im Jahr 671 (51 der H.) 



1] z.B. Bftidli. KQ Sur. 3, 40; in dorn Sprichwort 'i^ß Ä5 Jl Har. «aI", 
6 orste Aqb^.; in der Tradition jij-'j ü^ <i iß -^ >-Ä*iUj ,*Äfc [j^ bei 
Remaud Honum. mos. I 14; Ibn ArBbsh&h Tim. If, 3. I'ö, 6^ Mugtotr&f I. Ifw, 
10 inf. der gedmokten Au»g>be Qfth. Caatelli 1279 = 1863; in Verbindung 

mit ^^*rf und ähnlichen Wörtern Fraehu Antiq. muh. mon. 11 2S. 6G und sonst. 
So auch in der Inschrift um das Schlüsselloch eines Elfenbeiukä Stehens «111 ,».«>^ 
id>«L^ tlkJÜ. 'iX>^ tkJ%J *A=^-I' cr'^J'^' Yoliiommnei Gedeihen und um- 
fatiendet Wohlbeßnden [zu ergänzen: sei dam Besitzer], deren pBrallelismug die 
Bedeutung Seyen aiiSBchliesst piese 6ndet sich in einem nicht ganz zuverliiB- 
sigen BolzBcbnitt abgebildet bei AndrS Notier lur uae caitelle d'icoire da la catM- 
•irale de Bayeux. Extrail da tome V 1 1 de >■ Memoire» de la SoeiM d'ArcMoIogie 
du dfyartemenl d'Itle-et-Vilaine. Rennet. 1860. ^ji 11 in S, wo zugleich mit vallem 
Glauben dnrnn J. v. Hammers durchaus schülerhaft« Lasang und Erkläning : Bir- 
roiihn kitmitet ou niamihi chamilet luttitia tjut perfmta et gratia eju* eompn- 
hendeni niitgetheilt wird. 

2) ^j:'-ji i^^ Fraehn Rec. p.33; (jiA-fJJ iWj Zeitsohr, d.d.morgenl. 
Ges. XI. 447; u'j*' ^ß Fraehn p. 12». Sunst auf der sonderbaren Münze 
bei Fraehn üluss Dachutschi p. 47: u5uji^ '*^y> ^'^^ spanischen IneohriftBU 

bei Coode I. IV J^K aül tj* '^^ ! »"f ^"a Bleisiegeln aus namadän bei 

Stickel Ztschr. d, d. m. G. XX, 344, wo noch anderes. Auf einem unedirten 
Stoffe in der Kirche üu Siagburg wiederholt sich eingewebt vielfach auf Kwei 
kleinen gegen einander gekehrton Feldern einmal rechts und einmal rücklaufend 
sLoJ Ä^jJ, daa für a.^UaJ steht, da die Schrift sich nach dem Raum und 
nicht der Raum nach der Schrift richten muaste und daa erste Wort zu breit 
gerftlhea war. üuber solche Verstümmelungen z. vgl. Fraehn Ant. I 42 II 30. 
83 und das dort Angeführte; die Abkürzung ist wie Lt» für U^Jk>, 



Arftbifiche InschrifteD auf Elfenbeinbflchmn. 



ernannten Statthalters von KhorÄsän, der 673 (53) Nachfolger seines 
Vaters wurde und einen Zug gegen Amol in Tabaristän unternahm, 
da er schon «73 (Belddsori ed. de Goeje p. ft-; Ihn AlatWr HI fir; 
Ibn Khaldttn Bulaker Ausg. von 1284 = 1867 UI If, in), also lange 
vor dem Khalifen Muävia, gestorben ist. Dagegen haben sich von 
einem Ändern dieses Namens Nachrichten erhalten. Als Abulabbäs 
Alsaffäh am 30 Oct. 749 sich in Kufa huldigen lieas und damit das 
Abbasidenkhalifat gründete, machten sich die einst in Nagrän im süd- 
lichen Arabien wohnhaften, von Umar aber vertriebenen und in der 
Nahe von Kufa augesiedelten Christen dadurch bemerklich, dasH sie 
ihm, um ihn für ein Gesuch günstig zu stimmen, Blumen streuten ; sie 
wünschten wieiler auf das ihrer ursprünglichen Capitulation mit Mu- 
hammad entsprechende Steuermass, an dem mehrfach zu ihrem Nach- 
theil geändert war, herabgesetzt zu werden. Der durch jeue scheinbar 
uneigennützige und nicht erwartete Freudenbezeigung erfreute Khalif 
gewährte die Bitte, und dazu trug bei, dass sie sich auf eine Art Stam- 
mesverwandtschaft berufen konnten, die so vielfach in dem politischen 
Leben der Araber das bestimmende Moment gebildet hat. Die Mutt«r 
des Khalifen, nach der er häufig bloss der Sohn der Härithidin genannt 
wird, Baita, die Tochter des Ubnidallab ibn Abdallah ibn Abdalmadin, 
war aus dem Stamm Härith ibn Ka'b, der im VAdi Nagrän wohnte 
(Wüstenfeld Geneal. Tab. p, 210 nach Ibn Sa'd) und mit dem die 
Christen der Stadt Nagrän in Bluts- oder Schutzverwandtschaft stan- 
den, wie denn z, B. ihre Gesandtschaft an Muhammad auf den Kameelen 
und also unter dem Geleit dieses Stammes reiste (Ibn Hisbäm p. f.r). 
Bei dieser Gelegenheit wird Abdallah ibn Alrabi' der Ilärithide 
zuei"st genannt, als welcher, offenbar durch seine Abkunft sich dazu 
verpflichtet fühlend, als ihr Fürsprecher (^ f^iiJ Beläds. p. V ; nicht 
richtig Sprenger Mohammed III 507) auftrat. Da er mit vollem Namen 
Abdallah ibn Alrabf ibn Abdallah ibn Almadän hiess (Ibu Khaldiin 
in Hl), so war er ein naher Verwandter der Mutter des Khalifen, 
wenigstens dem gleichen Zweige der Banü Härith, den Abdalmadän, 
angehörig, einer Famihe, die von den Genealogen (Ibn Duraid p. n"^ 
Wü^t.) zu den drei je in ihrem Stamm alleradligsten unter den Arabern 
gerechnet wird. Er erscheint somit hier unter dem nächsten Anhang 
und Gefolge des bis dahin in Verborgenheit wirkenden Prätendenten; 
eine hervorragende politische Holle wird er wohl nicht gespielt haben, 
da er in der längern Liste der Parteihäupter, die den Abbasiden an 



Arabische Inaahriflen nuf Elfenbeinbüchsen. 121 

jenem Tage zur Unabhängigkeitserklärung drängten (Ibn Khaldun 
in in), nicht mit genannt wird. 

Mehr tritt er unter der Regierung des Nachfolgers hervor, des 
Mantür, der im Juni 754 den Thron bestieg. Gleich darauf ward er 
als Statthalter nach Yaman (Gesch. von Zabfd bei Johannsen Hiat, 
Jem. p. 114) geschickt, wie wir denn unter den ersten Abbasiden in 
Yaman eine ganze Reihe Statthalter aus dem Stamm Härith finden, 
sichtlich weil dieser, vermöge jener Vei-schwägerung dem Abbasidischcn 
Interesse ergeben, dasselbe durch seinen localen Einfluss dort am besten 
zu fördern geeignet war. Abdallah trat, es wird nicht gesagt warum, 
seinen Posten nach einiger Zeit seinem Sohn ab, der ihn bis 7.am August 
757 behielt; Mitte 7Si4 findet sich abermals, wie dem Namen nach zu 
vermuthen ist, ein Enkel Abdallahs in gleicher Stellung ein Jahr lang. 

Mehrere Jahre später erscheint er in einem kritischen Augenblick 
an Man^ürB Seite. Als 762 (145) der Aufstand der Alidischen Brüder 
Muhammad und Ihrähim. der Söhne des Abdallah ibn Hasan, äusserst 
gefährlich zu werden drohte, da hier zuerst die bis dahin vereinigte 
Äbbasidische und Alidische Partei auseinander ging, und Mant^r nach 
Kftfa eilte, um diese wichtige Stadt, in welcher Alidische Neigungen 
von je her vorherrschten, sich zu sichern, wird unter seinen Begleitern 
allein Abdallah ibn AlrabI* hervorgehoben (Ibn Jvhaldiin III '1'; 
nach dem Kitäb aluyfln edd. de Goeje et de Jong p, tfv begleitete er 
ihn auch nach Bagdad zurück). Damals erreichte er den Gipfel seiner 
politischen Laufbahn. Denn nachdem Muhammad in Mcdina durch Isä 
ibn Mftsä niedergeworfen und letzterer, als bewährter Feldherr zur 
Bekämpfung Ibrahims in Ba^ra unentbehrhch, zurückbeordert war, 
erhielt er die Statthalterschaft, von Medina, wobei er sich indess keine 
Lorbeeren erwarb. Der Unfug, den der Schranze des hlutigen Khalifcn 
seinem Kriegsheer zu üben gestattete, veranlasste einen Aufstand be- 
sonders des uiedern Volks und der Sclaven, vor dem er zurückwich, 
bis die Wogen der Empörung durch einflussreiche Medinenser beschwich- 
tigt waren (Kitäb aluyün rfl ; Ihn Khaldün III lir. r.t ; Weil Gesch. 
d. Chalifen II 53, wo nur die Zeitangabe „im nächsten Monat" nicht 
richtig sein kann). Schon im folgenden Jahr 763 (146) ward er, wie 
überhaupt steter Wechsel der l'rovinzgouverneure Staatsprincip war, 
von seiner Verwaltung wieder abberufen. 

Weitere Nachrichten bieten die bis jetzt gedruckten arabischen 
Geschichtschreiber, die ausser den genannten ihn völlig ignorireu, nicht 



133 



Arsbischa Inichriften Auf Elfenbeinbächten. 



dar. Da kein dritter gleichem Namens erwähnt wird, so ist er für 
den Widmer der Büchse zu baiten; ein weiterer Umstand setzt dies so 
gut wie ausser Zweifel: die nusdrücklidie Angabe, dass sie in Adeo 
gemacht sei. Allerdings war Aden, wie sicli, auch wenn es nicht be- 
zeugt wäre (Idrisi I 51 Jaubert), aus seiner Lage schliessen lässt, ein 
' Hauptplatz für die Elfenbeineinfuhr, und so wie blühende Gewerb- 
thätigkeit sieb nach einer andern Kichtung hin aus der Berühmtheit 
der Adenischen Gewebe ergiebt, Hesse sich vermuthen und aus der In- 
schrift bestätigen, dass die Bearbeitung des Elfenbeins dort mehr wie 
anderswo zu Hause gewesen sei. Aber die besondere Hervorhebung 
der Stadt in der kurzen Inschrift würde bei der Bestellung durch einen 
Fremden von fern her immer auffällig sein, denn ao selten war ja 
die — übrigens hier noch sehr primitive — Kunst doch nicht; irgend 
eine nähere Beziehung muss darin gesucht werden. Für den Statt- 
halter von Yaman aber lag es nahe, das Geschenk als Product seiner 
Provinz zu bezeichnen; die gewählte Formel Von dem was befohlen 
hat usw. ist ohnehin die in solchen Fällen oflicielle, z. B. von dem 
Mttnzherrn auf Monzen regelmässig gebrauchte; und so müssen wir 
anaehinen, dass Abdallah die Büchse als Gouverneur von Yaman für 
den Khalifen Man^ür, vielleicht in grosserer Anzahl (da eine einzelne 
doch keinen grossen Werth darstellen konnte) hat machen lassen, und 
können aus der scheinbar ganz allgemein lautenden Inschrift denZeit- 
punct der Verfertigung bis auf ein Jabr sicher bestimmen, wenn wir 
ihn in das Jahr 755 setzen. 

Der Schriftcharacter ist ganz der, welcher zu dieser Zeit auf einem 
derartigen Gegenstand erwartet werden darf. Es ist die altere runde 
Schrift des gewöhnlichen Lebens, zwischen dem Küti und dem Naskhi 
stehend und jenem noch ähnlicher, als die Züge des bekannten Papyrus 
von 133. Jenem gehört das stark nach vorn geschweifte 1^ das i>, 
das ungeschweifte finale ^», auch wohl das lang gestreckte ^s an, die- 
sem das gerundete ^y, auch das j. In dem letzten jL»e der ersten 
Zeile ist das -, wie es scheint, ausgeblieben; derName ^Ji^ istdurch 
das Nietloch etwas beschädigt Die Verlängerung in J-t, -• hat ihren 
Grund darin, dass die Schrift den ganzen Umkreis ausfüllen sollte 
und zu viel Kaum übrig geblieben war. 

Die Frage, wie dies Eigenthum eines Khalifen nach St. Gereon in 
COln gekommen sein mag, ist nur durch Vermuthungen zu beantwor- 
ten, die sich jeder leicht selbst machen kann. Aus gedruckten Quellen 



d 



ArabiBchn Insohrifteci auf Elfenbeinbüchaen, 



123 



lääst sich aur die sehr späte Eniäiinung in Gelenius (De admiranda 
magnitudine Coloniae Col. Itt45, 4) Verzeichnissen der Cölner Kirchen- 
schätze heibringen. Er redet S. '2fi7 von einer p!i.cis roltinda ebumea 
major, cui foris sera argen/ea appensa und einer similis paulo minor 
ebumea et rotunda pyxis. Die crstere "wird die nnsrige sein, und man 
sieht daraus, dass die oben beschriebene Schliessvorrichtuiig noch vor- 
handen war und wahrscheinlich erst in der französischen Zeit verloren 
gegangen ist. Sollte er jedoch unter sera foris appetisa ein Voriege- 
schloss verstanden haben, wie es wohl scheint, so miisste dies europäi- 
sche Zuthat gewesen sein, da derartige Schlösser dem Orient nnbe- 
kannt waren. 

Der Gebrauch, zu welchem ein solches Gefäss dienen sollte, lässt 
sich leicht im Allgemeinen verinuthen — werden doch ühnliche mittel- 
alterliche Kunstwerke regelmässig mit dem Namen Salbenhilchse be- 
zeichnet — aber ausdrücklich belehrt uns darflber die zweite Pyxis. 

Diese, der Form nach der vorigen gleich, angeblich in Cordova 
gekauft, vertritt eine ganz andere Stufe der Kunstcntwicklnng. Sie 
zeigt (vergl. Taf. I) ein sehr geschmackvolles, tief ausgeschnittenes 
Blattwerk und trägt byzantinischen Charakter; die silbernen vergolde- 
ten Beschläge befinden sich noch an ihr, wie auf der die eine Seite dar- 
stellenden nach einer Photographie gearbeiteten Abbüdung zu ersehen ist. 
Um den unteren Rand des Deckels, durch die Beschläge in zwei 
Theile ge>:chieden, läuft die folgende ebenlälls nach einer Bleistift- 

pause abgebildete Inschrift in schönen kutischen Zügpn. Sie 'ist metrisch, 
im Rainal oder ionischen Dimeter abgeläs-^t und lautet: 






JäXfi ^j-^^t kSj^ 
^_k ^^ylM. j^yÄLi. 



124 Arabische Inachrifleii »ut Elfcnbeinbücbaen. 

Für die Lesung musa das Metrum massgebend sein. Daher ist im 
Anfang ,^JaXA zu lesen: der letzte Clmracter kam zwar als ^ oder 
i genommen werden, kommt aber oft auch für einfaches ,3 vor, z. B. 
in C-onde'a III (aus Cordoba v. J. 346) Z. 4 v. u. Das Wort J.e bietet 
die seltnere Licenz des dritten Paeon für den lonicus a miuori dar. 
Lcxicalisch ist das Passiv der zweiten Form von „»J in der Bedeutung 
sMa/f sei» zu bemerken; In dieser ist sonst die fünfte gewöhnlich 
vgl. Dozy Idrtsi p. 389, doch zeigt das dort aus Maqqari angeführte 
jt!"^, dass auch die zweite in diesem Sinn gebräuchlich war. Zu 
jP^ t»jj' ist zu vergleichen, was Toghrät 42 vom Schwert sagt: 
Sj9^ i«*!^- ^^ übersetzen ist: 

Mein Anblick ist schönster Anblick, eine Mädchetihrust , rto 
noch nicht schlaff geworden ist. 

Mein Prachtkleid ist die Schönheit, ich habe ein Ziergewand an, 
das mit EdeUteinglane prangt, 

Und so hin ich Gefäss für Moschus und für Campher und Ambra. 

Zwischen den beiden Hälften findet sich in einem Viereck, vertieft, 

nicht wie das übrige erhaben eingeschnitten eine kleinere Inschrift, 

von der einen ausreichenden Abdruck zu machen nicht gelungen war 

und die nach einer Zeichnung etwa so aussieht: 

Einen Sinn giebt dies nicht. Nimmt man an, dass unten J-»c Werk 
stehe. So könnte das obere Wort den Künstler bezeichnen. Allein die 
Zöge geben keinen bei den Arabeni gebräuchlichen Namen; der einzige, 
der, 80 viel ich sehe, zu ihnen stimmt: jä*»-, den ein König von Oman 
zu Muhammeds Zeit trug, darf hier nicht erwartet werden. Man sollte 
daher glauben, an einen fremden Namen, und falls der byzantinische 
Stil zugegeben wird, an einen griechischen denken zu müssen, obschon 
ein zu den Zügen passender, der dann mit y anfangen und etwa auf 
ifOQng endigen müsste, sich nicht bieten will. 

Aus paläogi'apbischen Gründen, da die noch unverschnörkelte 
kufische Schrift der der altem spanischen Denkmäler völlig entspricht, 
möchte man mit der Zeitbestimmung nicht über das Jahr 1000 herab- 
f^ehn dürfen, obschon spätere Nachbildung nicht unbedingt ausge- 
tichloBsen, aber auch nicht wahrscheinlich ist; der spätere Geschmack 
war ein anderer. Dazu würde stimmen, dass die tiefen Ausbohrungen, 



Arabiicbe Laiohriften anf Enfenbeinbücbsen. 135 

die das Blattwerk zeigt, bei byzantinischen Kunstwerken nur bis zum 
Jähr 1000 hin characteristisch sind. 

Seit obiges geschriebeü war, erschien in dem Pariser Magazin 
Fittoresque vom Januar 1870 p. 5 eine nach der gleichen Photographie 
verfertigte Holzschnittabbildung der einen Seite der Pjxis, nur, was 
wegen der Inschrift störend ist, in umgekehrter Richtung, und zugleich 
eine jedoch ganz ungenügende Abbildung der ganzen Inschrift, nebst 
einer Uebersetzung derselben, die fast durchweg verfehlt ist. Zui- 
Rechtfertigung der gegebenen mag sie hier mit Andeutung der zu 
Grunde liegenden Irrthüraer der Entzifferung wiederholt werden. Der 
nicht genannte Urheber fängt in der Mitte an, übersieht das am Ende 
der ersten Hälfte stehende 1 und hat <lie metrische Form nicht erkannt. 
liest {diese beiden Wörter sind zügesatzt) plus ieau (^_-»=.i statt ^_»Ä) 

qu' (J^!) un coffret (er las iü»., dies wäre aber coufßn, aus Palm- ■ 
blättern geflochtener Korb oder Hülle zum Einpacken von Datteln 
u. drgl.) omv de pierreries, et sert (dritte Person für ij|) de Hceptade 
pour le musc, h camphre et Vambre. Sa vue (oJä^ ; eine Verzierung 
für » angesehn) est pour moi (X) le pl«s beau spectacle, ü m' i»sptre 
(ol) (^J^J^) it* generosite {■Jty^- müs-ate aber Accusativ sein) pour le 
malheta^etix {^iXil für den Schmutzigen!) qiti vient chee moi (wohl 

Ausserdem wird hier ausdrucklich gesagt, die Biichse sei im Jahr 
1060 zu Tanger geschnitzt; diese Angabe Ist jedoch nur einer ihr in 
spanischer Sprache beiliegenden Beschreibung entnommen, die ohne alle 
Autorität ist. 



Von einer dritten, drei Jahrhunderte späteren Pyxis, welche 
durchbrochene einfachere Arbeit zeigt und colorirt ist, und welche sich 
augenblicklich, wie die vorige, im Pariser Kunsthandel befindet, liegt mir 
bloss eine Bleistiftpause der Inschrift vor, von der, da sie in einer Art 
Thulthischrift besteht, ein Pacsimile kein besonderes Interesse haben 
würde. Die Inschrift steht doppelt einmal auf dem Deckel, 36 Centi- 
lueter lang, und einmal unten am Mantel, 37 dergl, lang; aber da i^e 
untere um ein geringes höher und etwas weitläuftiger geschrieben ist, 
so enthält die obere ein paar Wörter mehr, welche, da doppelte Auf- 
führung unnöthig igt, hier eingeklamitiert werden mögen: 



US Anbucbe Intduifteo mf Elfanbeinbücfatni. 

4Jil >x.^ ^ ...l.'Jt f.««.^! ^lUu. iul^ll j^lil 

In der anterea Inschrift steht för das vorletzte Wort je fehlerhaft 
jst, falls nicht riclmebr &ill aosgelasseo sein oder er^nzt «er- 
den sollte. 

"Ehre v,nserm Herrn dem SuUan, dem Herrscher, dem frommen 
£«ni(^ (oder Almolik cd^äUth), dem gelehrten thätigen gerechten, der 
den heäigen Krieg führt und die heilige TTodU häit. dem Sultan des 
^äm imd der Muslimen, dem Herrn der Könige und Sultane [_dem 
Wiederbeleber der Gerechtigkeit tntter den Gesehöj^en] (^älich [dem 
Sohn MmalA alm^r's], dessen Siege herrlieh seien. 

Die Titel sind die gewöhnlichen. Ueber ^ich, deo Sohn Aln&r 
^;iis, den siebenzehnten Bachridischen Mamlukensultan, der 1351 — 1354 
regierte, kann man sich aus Weils Gesch. der Chalifen IV 490 genü- 
gotd aoterrichten. 

Der Durchpausimg war eine französische TJebersetznng beigefugt, 
von der, da sie leicht auch noch gednickt «erden könnte, bemerkt 
werden mag, dass sie, obschon im Ganzen richtig, doch irrig die In- 
schrift mit 'i^ifi anfangen lieäs and jüli statt ^^^j^i— Xt gelesen hatte 
und da&s sie sie auf den Soltän Älmalik Al^ich Ismail ibo Ahirn^ 
1342— 1345 bezog. Dies ist unmöglich, da Ija ohne Artikel steht. 
Fitr die Zeitbestimmung macht es freihch keinen grossen Unterschied. 

Um die bis jetzt bekannten arabischen Kunstwerke dieser Art 
Tollstäudig zusammen zu siellen, mag noch eine offenbar der letztge- 
nannten sehr ähnliche Buchse, ebenfalls von durchbrochener Arbeit, 
erwähnt werden, die sich in der Cathedrale zu Sens befindet und tod 
MüBn Vovage dans les d^partemens du midi de ]& France. Par. 1807. 
I p. 11! beschrieben und sehr ungenOgend abgebildet ist. Sie hat am 
Deckel und unten Inschriften, deren von Sacj', allerdings nicht ohne 
Ausdruck des Zweifels, gegebene and in der That der Sprache mehi^ 
Etch Gewalt anlhuende Erklärung dort mitgetheilt ist Nach dem. 
wss über den Schriftcharacter gesa^ wird, gehört sie wohl einer ver- 
hiteriiiMmfagig ^äten Zeit an. Einer andern im Dom St Just ta. 
NaAcone aufbewahrten wird mit wenigen Worten in dem Bericht aber 



Arabische Insohriften auf Elfenbeinbüchsen. 



127 



eine Sitzung des französischen archäologischen Congresses (Congres 
archSohgigue de France. XXXV Session en 1868. Par. 1869. 8 p. 280) 
gedacht ; sie sei gleichsam bekleidet mit einem zarten Netz von phan- 
tastischen Pflanzenformen (also wohl der auf Tafel I ähnlich) und 
habe eine Inschrift, von der ein Membre de V Institut die ¥runderliche 
Uebersetzung : BinSdiäion de Dieu. Fait dans la vüle de Cuenca, pour 
la collection de Hadjeb Cdid, des Cayds Ismael gegeben hat. Einei* 
kurzen brieflichen Notiz verdanke ich die Kenntniss einer in Toulouse 
befindlichen BUchse (oder Kästchens?), die in gleichem Schriftcharacter, 
wie unsere spanische, das Jahr 355 = Chr. 966 als das ihrer Ver- 
fertigung angiebt. 



/. «U4emel«ter. 



8. (Eine r9mb0ltfi^t Sor^eUuns htx dt^ftimtä^t l^tx Srhritit ntdi in 

' Hierzu Abbildung Taf. UI. 

Aus dem Nachlasse des verewigten Canonicus und Official Dr. 
Knopp zu Trier, des bekannten Verfassers des „Eherechts", gelangte 
in meinen Besitz eine kostbare Stickerei, die ich an diesem Orte 
beschreiben und besprechen zu dürfen glaube, weil sie einen interes- 
santen Beitrag zur mittelalterlichen Kunstsymbolik und zugleich zur 
rheinischen Kunstgeschichte liefert. Ohne Zweifel stammt die Arbeit 
aus einem Trierschen Frauenkloster und scheint früher den Haupt- 
schmuck eines Pluviale oder Choimantels gebildet zu haben. Sie hat 
in der Breite 0,39 m. und in der Höhe 0,41 m. und ist am untern 
Theile halbkreisförmig ausgeschweift. Auf einem groben Leinentuche 
in Plattstich ausgeführt, ist zunächst der Hintergrund der Zeichnung 
mit gelber und grüner Seide bestickt, so weit er den Erdboden 
darstellt; Blumen und Sträucher zieren ihn; darüber das Firmament, 
weiss und blau, mit trefflicher Abstufung der Farben. Den Mittel- 
punkt bildet eine goldene, inwendig ;silbeme Schale eines Brunnens, 
deren Aufsatz eine silberne, strahlenumglänzte Taube mit Nimbus 
aus echten Perlen trägt. Die linke' Seite des Bildes nimmt die 
Gestalt eines beflügelten Jägers ein, in langem, weissem, mit Sil- 
ber durchwirktem Unterkleide, darüber ein eben so langer, gold- 
brocatner, roth durchwirkter Mantel; in der rechten Hand hat er 
einen langen Stab oder Spiess, der oben in das dreifache päpstliche 
Kreuz ausgeht; die Linke hält ein grosses, gewundenes Jagdhorn an 
den Mund. An drei Leinen, welche von der Rechten des Jägers aus- 
laufen, führt derselbe drei Hunde, deren zwei weiss, der dritte, mitt- 
lere braun gefärbt und welchen in Purpurseide die Worte aufge- 
stickt sind: charitas, veritas, humilitas. Dem Jäger gegenüber steht 
auf der rechten Seite eine Jungfrau mit Heiligenschein, in langem. 



3 Bymbolisciie DarsLellung derGoheimm 



1 Ü. Incarnatioi 



gulileneni GewanJe, die beiden Hände nach einem Einhorn ansstreckeml, 
welches vor dem Jäger und seinen Hunden in ihren Schooas flieht. 
Das Einhorn ist — ebenfalls in Plattstich — in weisser Seide gestickt 
und hat auf der Stirne einen rothen, rosettenfürniigen Biiachel. Die 
arctutectonischen Einfassungen, Gcwaudsüulen, die Umrandung des Nim- 
bus der h. Jung&au, dt^r Stab des Engels u. s. w. sind um einen re- 
liefartigen Charakter zu erzeugen, mit Kordel unterlegt uud mit Gold- 
fäden überstiekt. 

Dass wir hier eine symbolische Darstellung der hh. Dreifaltigkeit 
und der Menschwerdung vor uns haben, bedarf filr Kenner solcher 
Dinge kaum eines Nachweises. Das Einhorn, bei Hieb 3'J,9 als ein 
unbezähmbares Thier bezeichnet, spielte schon in jüdischen Träume- 
reien, die man auf altpersisehe Sculptaren zurückführen wollte, eine 
grosse Rolle') und ist bekanntlich in dem christlichen Alterthum das 
Symbol fflr Christus geworden. Die Sage, das wilde gewaltige Thier 
lasse sich von Niemanden fangen, lege sldi aber beim Anblick einer 
Jungfrau friedsam in ihren Schooss und schlafe ein, deutete man auf 
die göttliche Allmacht, die im Schoosse der Jungfrau Mensch geworden -), 



1] S. EiaeDmengcr, Eatil. Judenth. 1 386 f. Meoiel Symbol. I 230 
Am aueführlichaten handelt über den Gegen stanil Griase, Beitr, zur Literatur 
nnd Sage des MA. 1850. iä. 00 ff. 

2) Rhinoceros iste qui etism mouoccros iiominstur, tcmtae efse foriitudinii 
dicitur, at nulla venaatiam rirtiite capiatiir. Sed sicut tii Hsseruot, ijui descri- 
bcndis DiiLuris &Diuialium laboriusa itiveBtigatiooe audaverunt, virgo ei puelU 
proponjLur, quae reulenti siuiim aperit, ia quu ille omni ferocitate postposits 
Caput dcponit aicqua ab eis a quibuB capi ijuaeritiir, repaote vclut inermia in- 
venitur. etc.' Greg. Magn. MoraJl. XXXI 10. ed. Basil. 1551. p. 1050. Vgl. 
Isid. Orig. XII 211. EuBtBtli, Hexaem. p 40. Pe tr. Pamiaa. Epist H 18. 
Albert. M. de animnl. 1. XXII, fr.a. c. 1. D. alldeutscber Pliy Biologua 
in UoffmannB Fiindgrubeo 1 24. Koiirad v. Megtiuberg i. Buch d. Natur. 
Wolfr. V. Eschenbacb i. Paroival 14405. Die Sagi-u des MA. aind inaam- 
mengestellt bei Barlbulam. de GlanTiUa. de prupriet. rerum XVllI 86. 
Brünette Latini, Teauro V G5. Boabart IHeru;«. 1 940. Berger de 
Xivrey, Ti-adit. teratologiquee p. 559. Dobeneck, Volkaiilaube II 187. Mun- 
ter Sinnbilder I 41. Nach altem Quelleo er/.älilt der Verf. des alteii Bacfaea 
der Natur: ȟuicornus ist ein Einhorn vud ist ein kleines Tbier, wie laidoma 
apricht, aeigen seine groBson Kräfte Es Ijat zu leiner Gröaso kurzeBeiae. Gar 
aubarF vud hauend wie ee ist, mag ea keiD Jäg(>r fahen mit Gewalt, aber, wie 
laidorua und Jacoliuii aprechen. ao langt man es durcli oine koii»ohe Jungfrau. 
Wenu die JungFrau ait«t im Walde vud das Eiuhuru kömmt »a ihr, MaA oa alle 



130 Eine lymboUscbe Daratellmig; der GefaeimaiBse der Trinität □. d- EncunatÜiB. 

Gregor d. Gr. wollte von dieser Anwendung nichts wissen: er dachte 
nur an das hässliche Nashorn, dessCE unbändigen Stolz sein Horo auf 
der Nase aozeige; ihm ist das Rhinoceros darum bald Syinbol der 
gottlosen Menge, bald des bekehrten, aus dem Saulos zum taalits 
gewordenen Apostel. Gleichwohl erhielt sich der alte Glaube und die 
alte Beziehung des Eiuhoms, nur dachte man sich dasselbe immer als 
eia edles Pferd mit langem Elfenbeinhoni auf der Stirne. So malte es, 
e der es liebkosenden Jungfrau, Annihale (Jaracci im Palast 



•eine Griinmigheit nnd kömmt za Utr m den Schooss, vn<l ebret dia Reinigkeit 
ta dem kea»ofaeii Leibe nid legt seia IXanpt ihr in den Scbooss vnd entocbttft 
da. So fongCD ee die Jäger und füiiren es in dei Eöaig« P&lut, die wonderbwe 
Seldeohßit. Dm Thier bedeutet ÜSSERK HERRN lESOM CHRISTUM- Der 
war lomig Tnd frrimjaig, ehe er Mensch ward, gegen die hoRärtigen Engel 
md ihren Tngehoraani. Den fing die liuchgelobt« Magd MARIA mit ihrer 
KetucUiüt in der Wüste dieser kranken Welt, da er vom Himmel herabaprang 
ia ihren reinen keuschen Sohooas. Damach ward er gebogen tod dco ichufea 
Jigem, den Juden vnd van ihnen getödtet liaterlich. u. ■, w.* Beachreibangen 
fOD tnitteUllcrIichen Bildern, auf denen daa Einhorn in den Scboost der Jung- 
Ena Maria flüchUt, geben Tulpins. Curioait. Tl. 2, S. 133 ff. Munter, Sinn- 
bilder I 43. Maury tegendes pienses du lAajen-ä^ p. 176 ff. Thoma» t. 
Tillanova erklärt (serm. in natiT. Dom. 4): 'Dilectua qiiaai filini anicoraiam. 
Qoid filio Dei »imilis, quam fiLns unicomium? Ciptus est et ipse amore Vir- 
ginia et maisststii oblitns, caroeis rincalia irretitar.' Am weit«stm gehen im 
ABegonairen. wie auch Grässe a. a. 0. S. 68 bemerkt, die Terf. der a. g. 
Baatiuice, ao der Franiose Philipp de Thaan, bei dem M heiwt t, 19S: 

Monoeceroa est beste, un com ad en ia te«te , 

Put i^ od ai ä non, de buc atl fagun; 

Par pacele est priae. or oez en qnel gnise. 

Quant hom le volt cacer e prendre et enginner. 

Si vent hom al forest □ sis repairs est; 

La met noo puoete hors de letii Ia m&mele, 

E par odarement Monoeeros Ia lent; 

Dnnc veat ä In pnoele. e ai baiaet sa mamele etc. 

Grant choae «ignefip, ne Uni ne 1' «na die. 

Honoacaros Gnc eat, en Fnutocäa on oorn est : 

Beate de Ul baillia Jheni Christ dgnefie; 

ün Dea est e tent e fnd e parmaindrat; '' 

Eb 1» Tirgino ae miat, e pur hom cham i prist, 

E por Tirginited pur mnstrer caateed ete. — ~ 

Oeite beste en verte nna aignefie Mtrie: 

Par u mamda eat«ot aancte egiise enseneat, «Ic ete. 



Eine aymboÜBobe Dftralellung der Geheimnisse d. TrintUt u. d. Incamation. 131 

nese ■) und so kommt es auf Miniataren und auf eineiD Cborstubl 
in Maulbrono vor*). 

Eine Darstellung, die deijenigen unserer Stickerei am meisten 
entspricht, findet sich in Braunschweig (Fiorillo II 57). Das Ein- 
horn schläft im Schosse der Jungfrau, dahei stehen die Worte: 'Quem 
coela capere non possunt, in tuo gremio contulisti'. Ein Engel mit 
Hom, Spiess und Hunden, welche wie hier Tugenden bedeuten (und 
zwar jene Tugenden oder göttlichen Attribute, welche zunächst zu der 
Menschwerdung des Sohnes antrieben: Liebe zu den Menschen, das 
Verlangen sich und seine Wahrheit zu offenbaren — veritas — und 
Demuth, ki'aft deren es der Sohn nicht verschmähte, Knechtsgestalt 
anzunehmen) jagt das Einhorn. Wem übrigens noch ein Zweifel übrig 
bleibt, dass der Jäger oder Engel Gott Vater selbst, das Einhorn 
ChristuB, das Weib Maria ist, den verweise ich auf nachstehende Verse 
aus der goldenen Schmiede Konrads von Wilrzburg, za denen unsere 
Stickerei fast die Illustration bildet: v. 2U ff. (ed. Grimm 1«W) 
apostrophirt der Dichter die seligste Jungfrau folgcnderraassen : 

Du bist genant von scliulden 

ein maget aller megede. 

Aii vieuge an eim gejegede 

des himels einhärne, 

der ward in daz gediirne 

dirre wirlden werlt gejaget, 

und suochte, keiserllcUiu maget, 

in diner schöz vil aenftez leger. 

ich meine dö der himeljeger, 

dem Untertan diu riche sint, 

jagte sin einborncz klnt 

fif erden nach gewinne. 

dö in diu wäre minne 

treip her nider balde 

ze maneger Sünden walde, 

dö nam ez, vrouwe, sine vluht 

zuo dir, vil saelden riebe vruht 

und sluof in dinen buosen. 



1) BuDHen Beachreibung von Rom. III. 3, 427. 

2) Piper Symb. und Mytliol- I 369. Dera. Ev. Kai. 1859. 
Symbols pl. Bb. Meozel a. a. 0. 



Ttl 



132 Eine symboÜBche Daratelliuig der Geheimnisse d. Triniiäi o. d. Incamation 

der ine mannes graosen 

ist luter irnde liehtgevar. 

Crist Jesas, den din lip gebar, 

der leite sich in dine schöz, 

dö des vater minne groz 

in jagete zuo der erden. 

er SQOchte dine werden 

kiosche lAter nnde glang. 

din reinin staete unm&zen ganz 

bot im ze vroaden voUeist 

der snn, der yater and der geist 

haeten an dir, vronwe trftt, 

ir Idnt, ir mnoter and ir brat 

vor mangen ziten üz erkom a. s. 1 ')* 
Wir haben also aof unserer Stickerd Gott Vater, wie er als Jäger 
dorch die drei göttlichoi Tagenden A&k Sohn in den Schooss der 
Jangfran jagt; dazu den h. Geist in der Mitte des Bildes, ober dem 
Kelche oder Bronnen. Der h. Geist sitzt aof einem Leachter, der 
aas diesem aufsteigt Ohne Zweifel ist es der Taafbninnen, dessen Wasser 
anter Anrafdng der h. Dreifaltigkeit den Menschen in das Reich 
Gottes anfhimmt, wo sich also im Leben des Menschoi zum erstenmal 
die Wirksamkeit der drei göttlichen Posimen offenbart. 

Die Darstdhing ist nach oben darch ein^i gothischen B<^ai mit 
Kreazblame, welche der firanzösischoi lüie sdion nahe kommt, be- 
dacht je \\er romanische Fensttf stehen za beidoi Seiten des Bebens, 
dessen starkgedrüdite and aasgeschweifte Form aof den Verfall der 
Gothik hinwäst Diesem Umstände, dar Form des Brannens, sowie 
der ganzen Haitang der Stickerei ent^rechend möchte ich dieselbe 
Ende des XV. oder in den Anfang des XVL Jahrfaanderts setzen; 
dass einige Jahriiondate über sie hinweggegangen, sieht ihr findlich 



1 DieMDieSjBboiikkelvtm^iieHi «hen KrAnaliede wieder; Mananisdier 
Liedendifttz. Ai^sb. 1S4L Sudä. üelyr^eiis ist dftsEiBfaora im Mittdadter matik 
Srmbol der Ka— rfcheit vad JnnglrmBHrlikiMt, sowie der EinsuDkeit mid des Ein- 
siedlerMwBS (dalier Wafipeii des in der Einöde itm Abi Starmio gegrindeten 
Klosters Fulda-. Die Belefe fv Beides findet man bei Piper SjmboL und 
ÜTtboL I S06. Hinter. Sinnfaüder n. sl O. nnd Mensel Sjmbolik 1 »1. 
Insbeeoadere findei siek nck dns Einkorn ab Begleiter der k Jaeüna. des b. 
Frimxans und des k Crprian. & Grisse sl a. O. S. 6& 



Bin« symboliache »Rrstellting der Gehi 



il. Trinitiit u. A. Inoarnaljun. ISS 



.(eriennann an; doch bat sie sich im Ganzen trefflich erhalten niid 
sind auch die Farben wenig verblichen. 

Erst uachträtflich erlange ich durch dieltcdaction der Jahrb. Kennlr 
niss von dem interessanten Aufsätze B e rg a u"s ; die Jagd des Einhornes auf 
einem Schrotblatte des XV. Jhd. fÄltpreiiss. Monatsschr. IV, 723 ff.) 
Die in dieser Arbeit beschriebene Platte zeigt in vieler Hinsicht auf- 
fallende Aefanlichkeit mit unserer Ooldsticlfcrei '}. Das Diadem mit 

1) «In eiiiem durch Fieuhtwerk eingezäunleD. mit pinem grossan überdach- 
ten hölzernen Stakctenthor mit Vorbau geschlosa verselieoen Garten (hortns con- 
alusug), in welufaem auf dem Haseateppicb Lilien and andere Blumen blühen, 
•itr.t 'linltB vom Beschauer) Maris ('die Rose im HimmeUlkaui) mit lang her- 
ahwallendem Haar, mit Diadem und Strahlenglorie. Sie ist über eiuum Cutor- 
gewande mit steifen parallelen Falten, mit einem langen, falteoreicbeii Mantel 
behleidet, welcher am nalse mith^ls cini>r Spange zugainmengubalten wird. Der 
Mantel ist über und über mit kloinem ond grösiern Perlen bedeckt '). Tun 
ihrumllaupty aus geht ein fliegendi'sBaBii. auf welchem in golhisahen Minuskeln 
tn Icaen; „trrt ftuciUa höi ünt miljl" f D t (Eüce ancilla domini, ßat mihi lecundum 
verbum tuum. Luc. I, 38). Zu Marin Suchtet sich, von ihr mit Wohlwollen 
empfangen, das ^hetzte Einhorn ') mit laug aua dem Munde hängender Zunge 
welche« seine Vorderlusse in den Schooas Maria gelegt hat, vor dt-m (rechti 
vom BL-8chauer) daigeatelllen Jäger, dem Engel Gabriel, welcher hier ohne 
Flügel L-racbeiut, aber mit einem Diadem mit Kratui auf dem Haupte und deni 
Hciligen«uhein versehen. Er hat sich vor Maria auf ein Knie nicdergelasaen (in 
»linlicher Stellung wie er in der Verkündigung dargestellt au werden pflegt), 
trägt einen langen Mantel gleich dem der Maria, welcher am Halse ebenfslla 
durch eine Spange zusammengehalten wird, hält m der Linken eine Lanze (Jagd- 
Bpiess) und an drei Leinen eben io viele Windhunde, welche das Einhorn in 
vollem Lauf vorfolgen. Mit der Iti^chten halt er ein Jagdhorn an den Mnnd 
gesetat. in welches er die auf eimm fliegenden Spnichbande oberhalb befindli- 
cben Worte blaset: „mif graria pitnfl Bo trC"." (.^ve, gratis plena. dominus 
leeum. Luc. 1. 28.) Von den Kcipfec der drei Hunde gehen ebenfalls Spruch- 
binder aus, auf welchen deren Namon: „Btrilos" — „ttttrcrirot&ta" -- 
„iU|ltdA" EU losen sind. In der Mitte des BlalLeit aber den Hunden ist ein 
zottige« Vlies», dnbei die Iniohrift: „orltuä gtbtDtlia" mit Bezug auf Israeli 
Erlösung (Buch der Richtec VI, 37 - 40) und gnnz oben das Haupt und die 
Binde fiottes dargestellt, aus dessen Munde auf sieben Strahlen (mit Bezug auf 
die aielieu Uaben des heiligen Geiates) ChristuE mit dem Kreuze und der heilige 

1) Auf Stickereien finden sich ähnliche Gewänder durch wirkliche . echte 
Perlen dargestellt. Vergl. F. Bock, Geschichte der Hturgiaoben Gewänder des 
Mittelalter«. Bd. L Taf. X und XI. 

2) Das Einhorn (Mouoeero»), ein pferdähnliehes Thier mit langem, Kera- 
detn Hom auf der Mitte der Stirn, soll im Innern Afrikas leben. Siehe: Lnch 
und tiruber, Kneyclopädie. 



134 Eine aymboliscbo DArstelhing dor GebeimniBBe d. Tmitüt u. d. IncarDstion- 

Kreuz, welches der Jäger liier trägt, und sein päpstlicher üirtenatab 
sind Insignien Gottes des Vaters, und ich muss daher bei der Ansicht 
verharren, dasa hier der Vater und nicht der Erzengel Gabriel dar- 
gestellt ist. Anderwürts ist freilich Gabriel der Jäger, wie in der im 
XIV. Jh. von Mannhardt nachgewiesenen, von Bergau S. 6 citirten 
christlichen Umdeutung der wilden Wuotansjagd. 

Dr. F. 3L Kran«. 

Geist in der Geist in der Goatail. der Taube, deren Kopf ebenfalls mit einem 
BoiligenBohein mit Kreuz versobon ist, Maria Haupt Ton links her treffen. 
(»Harn wird von Gott mit aeincB Geiütoa Thau beBchatlot» mit Bezug aufJesais 
45, S.) Sonst ist der obere Kaum durch Wolken, Stome und Rankeu-Ornanient 
auagefülll. — Hinter Maria, am linken Rande des Blattee, steht ein kleiner, 
streng architektouiBch ^hildeter Kasten, ähnlich einem Reliquienscbreiii, deascn 
Dach durch zwei Kreuze gükrönt wird. An der achmalen Seit« deaselben ist 
ein Kelch nebst Hoatie darüber a!a Ornament angebrachl. Auf einem Saitera- 
den Sprucbbande über dem Hasten steht: „nn^n onui mamii)". Hinter dem 
Engel Gabriel, an der untgegenicesetzten Seite des Blattes, sieht man einen 
kleinen Altar, auf dessen Tiauh inmitten von zwölf Lichtern die fürstliche Ruthe 
Aarona steht, darüber auf einem Baude; „Uiiga aaron". — Die Uut^riuhrill 
d«a ganzen Blattes, welabe am untern Rande zu beiden Seiten des Portals ent- 
lang läuft, lautet ; 

iSrtus ti^clurus farai: mcn fpüT»' 

Arbu c''tlafM foit» fignatits. - 

(Hortus conoluaiie, aoror mea, sponsa, 

QortuH coDcliisng, fona signatus. Hohes Lied IV, 12.) 

Daa Blatt ist 7Vi Zoll lang. 6'/, Zoll hoch. Der Grund ist schwarz, die 
Zeicfanung darauf eracheint weiss, wie solches für alle Scbrotblätter charakte- 
riatitcfa isL Die Platten sind nämlich Punzarbeiten deutscher Goldschmiede. 
Sie wurden in der Weise ausgeführt '), daaa der Grund durch eingeschlsigeoe 
grössere oder kleinere Punkte, Slerachun oder andere Huater geschoiäckt, er- 
haben atehen blieb und schwarz druckte, während die heraiiBgeachlagenen Stellen 
der Zeichnung und der Schrift weisa blieben. 

Die Composition des Gaazen und die Zeiehnnng aller Einzelheiten sind 
■ehr vortrefflich, besser als in den meisten ähnlichen Blättern jener Zeit. Die 
Technik ist vollendeL Die Hantel Maria und des Jägers und ein Theil des 
Banken-Omamenla am obem Rande sind durch grössere oder kleinere weisse 
Punkte auf schwarzem Grande hergestellt. Alles Uebrige ist tn Linien-Manier 
■ehr bestimmt und sicher gezeichnet. Die Buchstaben der Insohrilt sind von 
•cbvner klarer Fomi.< 



l) VergL PassaTant, Le Peintre-Graveur. T. L p. 64 ff, T. 0. Weigel 
und Zertenunn, AnSnge der Druckerkunst Bd. H, S. 314. H, Otte, Kunst- 
Afcbäulogie. 4. Aufl. S. 800. 



II. litteratur. 



I. Die Fcld/fige (loa DniaiTs und TibanuB in 
Trof. A. Dedorich. Oberlehrer am Gymn 
L, Schwau'acho VerliigshauiUiinK 1869. 8. 



doB iiordneatliche GermaDioQ Von 
,gium KU Emmerich. Köln iind Neuss, 
VDI. 142 88. 



Der durch aciDo Schrifton über die alte Geographie und Goacbiohte des 
mederrhoiniacben Luides, inabeflondere der zwischen den Römern iiod Germanen 
geführten Kriege, rühmlichst hekanute Verfaaaer hat uns anfa Neue mit einer 
Monographio erfreut, welche seine gründlichen Forschungen über die Feldaöge 
der beiden Stiefsohne des Kaisers Äugustus gegen die Germanen zwischen dem 
Rheine und der Elbe enthält Donaetbcn Stoff, wenn auch in hoschr&Bkterem 
Umfange, hatte der Verf. bereits vor 16 Jahren in seiner iGeschichte der Römer 
lind der Deutschen um Niederrliein, insbesondere im Lande der Chamavor oder 
Hainalaudc,! Emmerich 1B54, Iwhandclt, hält es aber jetzt für zeitgemäss. die 
Feldzüge des Dnisus und Tiberius »nach dem gegenwärtigen Standpunkte dor 
historischen Forschungen einer neuen eingehenden und umfassenden Itearbeitung 
zu uuterwerfem. Mit dieser vordienst vollen Arbeit, welche viele bisher unsichere 
Bestimmungen der I.ocalitäten herichligot und sioherer festateltt, verbindet er 
eine nicht unbegründete Beschwerde »über das Unwesen des niederrheinidchon 
Forschers J. Schneiders«, der in der ersten und «weiten Folge seiner »Neuen 
Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der Hheinlande, Düsseldorf 1860 
und 166Si, eine Reihe von Resultaten der Forsohiingen Dederichs aicb angeeig- 
net hat, ohne dessen Namen auch nur der Erwähnung zu würdigen. Die Beläge 
EU dieser Beschwerde gieht der Verfasser theils in dem Vorworte, theils in dem 
letüten Abschnitte vorliegender Schrift, verkennet aber dabei keineswegs die Ver. 
diensto Schneider's um Aufhellung mancher geographischer Verhältnisse und om 
die AulBndung römischer Anlagen und Befestigungen. Ref. glaubt zwar nicht. 
dass Prof. Schneider die Absicht gehabt hat, seinen ehemaligen Collegen iu 
Emmerich und älteren Genossen auf demselben Gebiete der Forschungen »todt- 
loschweigen», wie der Verf. S. IV des Vorwortes seinen Gegner beschuldigt; 
kann aber doch die Art und Weise nicht billigen, wie Schneider die Dederich'schen 
Arbeiten sich anzueignen für gut befunden hat, da er hatte bedenken sollen, 
dasB der altgriecbiscbe, aus Cicuro bekannte Spruch: amicorum esse onuiia 
cotnuiunia, in der schriftstellerischen Praxis nicht immer gutgeheiseen wird. 
Doch lassen wir die unerquickliche Beigabe des Dederich'schen Buches bei Seite 
liegen und gehen eu dessen geschichtlichem Inhalt über. 



I3G Die FeWzügo des Ilnisiis und Tiborius in das nordwestl, Cn 

Nach eiiipr kurzen üeberaicht der Kämpfe, die sich in Folge der Eroberung 
nnd ProTinrialeinrichtung Galliens swiaehen den Römern und ibron neuen Nacb- 
bam, den tranarbenaniscben oder recbtsrheiniBolien Germanen, entsponnen bstten 
nnd den Kaiser Anguatus in Fol;^ di?r cladea Lolliana selbst nacb dem Nieder- 
rhein riefen, schildert der Verf. die militäriachc Thätigkoit des Jcaigerlichen Stief- 
sulineB Drusus, dem Aug^stns im J. 13 v. Chr. Jon Oberbefehl über die Legionen 
am Rhein übertragen hatte. Die Stelle auf dem heutigen Füretenberge hei 
Xanten. 60 Million von Cöln entfernt, wo AiigustoB ein stehende* oder Winter- 
Lager (ouatra hiberna) gründete, hatte nach Taoitus Ann. L 45 den Kamen 
Vetiira (loco Vetcra nomen est). Dieser Name war gewiss kein römischer and 
bezeichnete nicht »das alte Lagen, da noch kein neueres vorhanden war, eawar 
vielmehr ein ganz neues, vor dcsaan Gründung der Ort bereits diesen Namen 
trug, der also ein einheimiaober oder gulligoher war, wie der Verf. richtig be- 
merkt hat. aber er schwankt in der Stellung der Wörter aistra Vetera und 
Vetcra castra. Die letztere Stellung Ist nach Tacitiis die richtige, denn in den 
beiden Stellen Hist. IV, 21 ondV. 14, in denen er dem Nomen Vetera das Wort 
castra beifugt, setzt er dieses nach dem Namen. In den übrigen Stellen, in denen 
dieser Ort genannt wird, hoisat er kurüweg Vetera oder nur Castro, einmal 
mit dem Zusatz quibus Vetemm nomen est, oder ohne weiteren ZuHatu: hiberna. 
Vergl, die Stellen Ann. I, 48. 49. Hist. FV, 18. 23. 35, 36. 60. 62. Berficksieh- 
tigung verdient noch die Stelle Ann. I, 60. wo die Rede von dem WobuaitEe ist, 
den Germanicus dem gefangenen Segestes anweiset: ipsi (Segesti) Caesar {Ger- 
mujiiauB] acdem vetere in provincia poUicetur. Die älteste imd beste Hand- 
schrift dea Tacitua, der codex Mediceua pr., hat aber statt vetere die Lesart Vetera, 
und von späterer Hand goachrieben steht über dem n ein o. Diese vermeintliohe 
VurtjesBcrii Dg nahm Lipsius in den Text seiner Anagabe des Tacitus auf und so 
hat Bich die Lesart vetere in den folgenden Auegabon behauptet, denn die 
Bcraiisgeber erklärten die vetus prorincia im GegensatK zu der in Anssicht 
atahenden neuen Frovin« Germania für Gallien, welches diese Bezeichnung vetus 
aber nicht bedurfte, da Gallien auch kurzweg provinoia bei Tacitua beisst, in der 
Vetoni lag. Hier erhielt der StaatBg:efaDgODe Segestes seinen Wohnsitz, wio aus 
den Worton dos Arminias hervorgeht: colerct Segestes victam ripam. nohmtich 
das linke Bheinufer, auf dem Vetera lag. Die oben nitirto Stelle des Taoiliis 
übersetze ich deninaoh: iDeni Segestca verspricht Germanicus tum Wohnsiti 
Vetera in der Provinzt (Gallien). Was ferner die Abstammung utid Bedeutung 
des Namens Vetera anlangt, den der Verf. von dem holländischen Hat oder liet 
ableitet und Vetera castra als >das batavische Lager, d. fa. das nahe an der 
Grenze der Bataver gelegene! erklärt, so kann ich ihm darin nicht beistimmen. 
Abgesehen davon, dass die gleiche Bedeutung von vetera ond Batava sich nicht 
beweisen lässt. ßnde ioh kein Beiapiel, dass die Römer einem Grenvlager den 
Numen des benachbarten Volkes gegeben haben, wohl nannten sie einige ihrer 
Lager nach dem Volke, dessen Contingent als Garnison zuerst oder lange Zeit 
darin lag. wie castra Bntava (Paasau), Italica in Spanien. weilScipio Terwundete 
Italikcr dort angesiedelt hatte (Appian Uispan. Gesch. c. 38.), Germanopolis in 



Von Prof. A. Dedo; 



137 



Psjibtsgonion. GormoniciH in Sjrrii^n am Gebirgu AmamiB. Der romnoisirto 
Name Vetera ist olme Zweifel au» einem gaIliBi:hen Wortstnmme gebildet. deascD 
ursprüngliche Form und Bedeutung aber tiocb nicht mit Sicherheit ermittelt ist. 

Der Torf, uotenebeidet vier Feldzüge des DriiaiiB in dfts transrhenrtniBche. 
nordwestliche oder ostrheiuiBche Germanien, indem er den kuriien, aber chrono- 
logisch geordneten Angaben des Dio üassiuB folgt, die aut LiviuB hervorgegangen 
■ind, wie die Epitomen der leider rerlorenen Bücher (137—140) über diesen 
Tbeil der römischen Geschichte beweisen. BesäsBen wir noch die ausfübrlichQ 
Geschichte des älteren Pliniaa: Bellomm Germaniao viginti libri (quibus omnia. 
qnae cum Germania geBsimas balla, collegit. Phc. Epist. III, 5.), so würden 
gewiss alle Duakelheiten und Lücken in der Geachiohte der germanischen Kriege 
länget beseitigt sein, an deren Aufhellung und Ergänzung wir uns — leider oft 
ohne Erfolg - - abmühen müssen. Der Verf. hat sieh iiiira Neue dieser schwieri- 
gen Arbeit unteraogBU und mit unverdrossener Auedauer die vorhandenen, in 
den alten S eh rifU teile ru aerstteuten Nachrichten gesaniioelt und in seiner Dar- 
stclliuig mit glücklichem Erfolge verarbeitet. 

Dbeb die von keinem der alten Geschieh tsuhreiber alB ein von den Römern 
befahroner Strom erwähnte Yssel zu dem von DruHiis angelegten Kanäle (fossao 
Dmsinae oder fnasa, cui Drusinao nomen] bouutzt und mit ihm verbundno wor- 
den Bei, wie mit frühern Geschichtfleh reibe m nnd Geographen der Verf. ohne 
Bedenken annimmt, wird von dem gelehrten Holländer Westendorp") sehr be- 
«weifelt, der mit beachtungawerthen Gründen nachweiset, daag unter dem Rhenus, 
auf dem von der Insel der Bataver aus die Flotten des Drusus, Geraianicus und 
I.. Apronius in die Nordsee fuhren, nicht die heutige Yasel, sondern der fkrummo 
nheiu' zu verstehen sei. Aus diesem soll der Kanal in die Seen Weatfrieslands 
gefuhrt haben, aus denen die römischen Flotten in den Ocean und weiter zur 
Mündung der Ems gelangten. Dieaon Weg scho-iut Tacitus Ann. 11, 6 zu be- 
zeichnen, wo er die Fahrt des Germanicus beschreibt. Als die Flotte auf dem 
Bhein bis zur Kaualraüadung angekommen war, fuhr Germanicus in die fossa 
Drasiana ein und aus dieser in die Seen flacus) und weitor in die Nordsee 
(ooennum), und erreichte lu glücklicher Fahrt die Hündung der Ems, an deren 
linkem Ufer bei Amisia die Flotte stehen blieb, wo die Truppen auf das rechte 
Ofer üborgeselKt wurden. Da aber seit jeuer Zeit dio westfriesischen Lande und 
Seen grosse Veränderungen erfahren haben und die Beschaffenheit des heutigen 
Landes nicht mehr dieselbe ist, wie in der Zeit des Germanicua, ao ist eine ge- 
naue' Beseichnung dieses römischen Wasserweges, wie ihn Dmsus durch scino 
Wasserbauten herstellte, wohl kaum noch möglieb. 

Ueber die beiden bei Emmerich liegenden Anhöhen, die Drusus bei seinen 
Kriegaoperationen am Niederrhein gewiss nicht unbeachtet gelassen bat, besitzen 
wir Ewei Monographien, die des Prof. Schneider: DerEltenberg und Montferland. 
mit 2 Ansichten und 2 topographischen Plänen. Emmerich 1845, und die 



1} S. inJaotKu'i 
pig. 175-184. 



Gedenkteekenan dcrGi 



n Romeinen. Utrecht ISSij. 






138 Die Feldzüge des Drasus und Tiberius in das nordwesÜ. Gennanien. 

Herinnering aan Montferland door L. J. K Janssen. Amhem 1841. (Niet in den 
Handel). Zu beiden hat Prof. Dederich in §. 4 der vorliegenden Schrifi einige 
Nachtrage über die in neuester Zeit gemachten Funde romischer Ziegel und 
Urnen beigefugt, und g^egen Schneider's Ansicht über den Namen Elten das 
Richtige bemerkt, dass dieser nicht auf das lateinische Wort altus zurückgeführt 
werden könne, sondern ein deutscher oder oeltischer Name sei Auch die ober- 
italische Stadt Altinum kann ihren Namen nicht von altus herleiten, denn sie 
lag nicht auf der Höhe, sondern auf der niedrigen Fläche, zwischen den Lagunen 
des venetianischen Küstenlandes^ wo bei dem aus wenigen Häusern bestehenden 
Orte ToroeUo die Buinen der alten Stadt zum Theü unter dem Wasser noch 
sichtbar sein sollen. Auch die alte Stadt Altinum in Pannonien kann nicht Yon 
ihrer Lage den scheinbar lateinischen Namen erhalten haben, denn sie lag in der 
Niederung bei Semlin und heisst jetzt Lom-Planka. Auch die Namen Montfer- 
land und Monterberg sind nicht römischen Ursprungs, denn nach Dederichs 
richtiger Bemerkung (S. 20) ist der Berg bei s'Herrenberg benannt von dem 
»Lande der Herren de Monte«, und der bei Calcar hat seinen Namen von einem 
nicht mehr bestehenden Castcll Munna oder von dem Bach Munt oder Mönne. 
Was die von Tacitus Ann. XHI, 54 erwähnten agri vacui et müitum usui sepositi 
auf der rechten Bheinseite zwischen Elten und der Lippemündung betrifii, so ist 
anzunehmen, dass dieses nicht sehr breite, aber fruchtbare Uferland von den 
römischen Besatzungen dieser Gegend zur Weide und zum Feldbau benutzt wurde. 
Gegen die germanischen Nachbarn an der Ostseite dieses Landstrichs schützten 
limites oder GrenzwäUe, die theilweise sich noch erhalten haben. Vor der Zeit 
des Dmsus bewohnten kleine germanische Völker dieses Uferland, Chamaver, 
dann Tubanten und die von Drusus v^drängten Usipeten. Seit der Mitte des 
dritten Jahrhunderts behaupteten die Chamaver wieder ihre ursprünglichen 
Wohnsitze, und nachdem sie durch die Verbindung mit den mächtig gewordenen 
Franken ihre Selbstständigkeit verloren hatten, erhidt sich doch ihr Name in 
der Bezeichnung dieses Uferstriches Hamaland, d. h. Chamaverland. S. des Verf. 
Schrift: Geschichte der Bömer und der Deutschen am Niederrhein. S. 146 fil 
179 - 190. Wie EHenberg und Montferland ohne Zweifel römische Militärposten 
gehabt haben, so ist gewiss auch eine der benachbarten Anhöhen, wo jetzt Gl eve 
liegt, eine Station der Bömer gewesen. In §. 5 giebt der Verfiuser die gründ- 
lichsten, zu relativer Gewissheit fuhrenden Nachriditen und Nachweisungen über 
den Ursprung und Namen deve, über die ViUa Hageberg und den Schlossberg. 
S. 23—47. Es gehört dieser Abschnitt zu den gelungensten und besonders an- 
sprechenden Partien des Badies. So sehr sich audi die älteren Chronisten be- 
müht haben, Cleve zu einem Orte römisdien Ursprungs zu machen, so entbehren 
dodi ihre Angaben jedes sidieren geschichtlichen Grundes. Nach des Verf. an- 
erkennungswertbai loealen und urkundlichen Forschungen taucht der Name 
Cleve erst zu Anfang des dften Jahrhunderts au£ Ln Jahre 1010 starb der 
zuerst als Präfect oder Voigt des derisdien Landes, oder als Graf des Atiuarier- 
Ganes erwähnte Gottfried, dessen Wc^insitz aller Wahrsdieinlidikät nach die 
Burg Cleve gcncsea war, denn Inerlier sendet der Kaiser Heinrich IL an die 



Von Prof. A. Dede) 



Stelle des geBtorbonen attuarischen Grafen dessen Naohfolgor, den Grafen Rütger 
»US Flaadem, welcher der StammTaior des erblichen clevischen GrafengeBchlecbtea 
imd der Erbauer der Burg auf dem Scbloesberge wurde. Dbbb in römiscber 
Zeit aber ftuf dem benachbarten Hageberg eine Militärstation bestand und später 
ein fränkischer Graf Ebroiu eine Villa beeaas, die in einer SchenkungBurkundo 
vom 3. 720 genannt wird, dies ist von dem Verf. als eine hiatorischQ ThatBacbc 
festgestellt worden. Auf dieser Höbe lag aach der älteste Stadttheil des beutigen 
Cleve mit dem Namen Clive, Clyves, später Cleive, latiniairt Clivua, Cleva, Ciivia. 
Dieser Name bezeichnet nach des Verf. etymologischer Erläuterung einen Ab- 
hang, Voreprung, steile Höhe, die hier in der Rheinebene hervortritt, In einer 
Anmerkung S. 45 wird der Nama dea Fürstenbei^s bei Xanten von einem nahen 
Orte tFurateni, der freilich nicht mehr naohzuweisen ist, hergeleitet und die 
gewöhnliche Ableitung von Varua verworfen. Der in lateinischen Urkunden vor- 
kommende Name mona prjocipum ist eine Ueborsetsung dos aus der unrichtigen 
Ableitung des deutschen Namens entstanden. Nach dieser Outersuchung der 
Localität des geschichtlichen Ursprungs Cleve'« wendet sich der Verf. in g. 6 
xur ersten Nordsec-Gspeditioc des Drusua und giebt nähere Auskunft über die 
Insel Burcbana, über die Gefahr dea DruauB im Laude der Chauken, über die 
Scblacbt gegen die BJiicterer an der untern Ems, über das Castell Flevum und 
über Amasia. Burchana, die beutige Inael Borkum, wurde römisch Fab'jria. 
Bohneninsel genannt, und noch in unserer Zeit gedeihen Auf derselben wohl- 
schmeokenda Bohnen. Der See im Lande der Chauken. auf dem Drusus mit der 
Flotte bei der Durchfahrt in Gefahr gerieth und von dem ihn begleitenden Land- 
hoore der friesischen Bnndesgonosseu gerettet wurde, ist nach von Ledebur's 
Bestimmung, dio auch der Verf. angenommen bat, die schiffbare Leda oder Sater- 
Ems, die bei Leer sich mit der Ems vereinigt. Die von Strabo ohne bestimmte 
Zeitangabo nur obenhin erwähnte Schlacht auf der Ems gegen die Bructerer 
setzt der Verf. in diesen P'eldzug und lässt gleich darauf wegen des nahen Win- 
ters seinen sehr zweifelhaft siegreichen Hetden den Rückzug nach dem Rheine 
antreten, von wo Drusus nach Rom eilt. Vor dem Abzüge aus dem Lande an 
der Ems aoll nach des Verf. Vermuthung Drusus das Castell Flevum oder Amisla 
erbaut haben, um die Chauken und Bruaterer in Respect zu halten. Die Zeug- 
nisse der Alten fehlen zwar tat Begründung dieser Annahme, aber sie wird zu 
grosser Wahraobeinlicbkeit, wenn das einzige, hierher au ziehende Zengnias des 
Florus IV, 12, 26 festgestellt wird durch Aufnahme der von dem Verf. vorge- 
gescblagcnen Conjoctur, dass nemlich statt dar hier unpassenden gewöhnlichen 
Ijesart Mosam der geeignetere Name Amisiam oder, nach Strabo's Schreibweise, 
Amasiam in den Text aufgenommen wird. Die oft schon besprochene Stelle 
lautet: praeterea [victor Drusus) in tutelacn provinciarnm praesidia atquo cu- 
stodias ubifjue disposuit; per Mosam Humen, per Albim, per Visnrgim: naroque 
per Rheni tjuidem ripam <iuinquitginta amplius castella direiit. Dass Drusus an 
der Maas Castclle angelegt habe, ist nicht gluublioh, weil sie dort nioht nöthtg 
waren, denn das Maasland war mit dem daxu gehörigen Belgien seit C^ars 
Abzöge bereits eine geeioberte FÖmiacbe Provini, deren östliche Grenze der Rhein 



140 Diu Foldzüge den Di'iiBua uoi! Tiberius in an« nordwcail. QormaaioD. 

war und dieser alleio hatte ge^en die gerroaDischRti Nuchbitro ooah Schntj: 
niithig;, woFUr auch Driisiis durch mehr als fnufzig Caatcllc Sorge tnig: ebes to 
tbat er es für die jüngst eroberteu, nher uoch unsicheren Länder im nordwest- 
lichen Dcntschland imd legte Befestigungeu an der Elbe iind Weser an uudgc~ 
wiss auch an der zum Landen der römisohen Kriegs- und Transportschiffe wich- 
tigen Ems. deren Anwohner, die Chaukon und Bi'ncterer, noch aehr zivcidoiitig^ 
Untei-thanen waren. Dnr bisherige Teitt des Flcinis, ohneZweifel au« den beiden 
Ictet^n Büchern des Livina eiceqjirt. erwähnt die Ems nicht, wohl aber die 
iu der Reihe der deutschen Flüsse Elbe, Weser, Bhoin, nicht gehörende Maa«' 
an deren Ufern sich nicht, wie am Rhein und an der Donau, eine zuBainmenhilngendo, 
durch eine römische Militäretrasse verbundene Reihe befestigter Lager, ans denen 
unter den Franken und Alemannen und Bajoarcn hiiihende Städte entstanden, 
nachweisen iässt. Vom rechten Rheinufer bis zur'Elbe war das nordwestliche 
Deutschland von vielon theils grÖHsern, theils kleinem Völkern Irawohnt, die zvar 
alle isur grossen germanischea Nation gehörten, aber unter sich politisch ge- 
trennt, bald in Kriege, bald in Frieden lebten. Die grösseren Flüsae des Lan- 
dog waren theilweise die geographischen Greneen der für sich bestehenden Länder. 
Dm nun diese versohiedeu artige Bevölkerung, die nur eine den Römern scheinbar 
unterworfene war, in Gähorsam xii halten, muaste Dnisus hü den wichtigsten 
Uebergangapunkten der vier deutsehen in die Nordsee strömendin Flüsse feite. 
mit starken Besatzungen versehene Forts {praesidin, oaatella, cnatodiaa. muaimenta) 
gründen und diese durch Strassen mit den rheiniachen HnuptplätKen verbinden. 
Daas derartige Forts auch au der Ems gegründet worden sind, ist wohl sicher 
anEUuehmen und ao hat die vom Verf. vorgeschlagene Lesart Amisam eine wobl 
begründete Berechtigung an die Stelle von Mosam au treten. 

Die Sigambrer, die den Plan des Drusus, Germanien von der See- nnd 
Landaeite zagleioh anzugreifen und die römische Herrschaft hia an die Elbe aus- 
zubreiten, durchschauet hatten, riefen im J. 11 v. Chr. ihre Bundesgenossen am 
Rhein ond an der Weser zur Abwehr der drohenden Gefahr auf. Diesem Bunde 
traten die Dsipeten, Tenoterer, Cherusker und Sueven bei; die Chatten blieben 
neutral. Gegen dieaen Bund war der zweite Feldzug des Drusus gerichtet, den 
der Verf. in IJ. 7 beachreiht. Die Stelle, wo Drusus eine Brücke ülwr die Lippe 
schlug, bestimmt der Verf. bei Dorsten; Ref. glaubt, dass dieser Üebergang bei 
Sohermbeck an der »Stoeger Burgwart« geschehen sei, wo die Wälle nudOrfiben 
eines Romerlagers sich theUweise noch erhalten haben '). Die Lage dea allein 
von Plinius H. N. XL 17 erwähnten Ortes Arbnio, wo sich Drusus auf Bcinom 
Rückzüge nach dem Rhein von den Germanen bedrängt, durchaohlog. lüsat sich 
nicht mehr sicher bestimmen. Das einzige Resultat dieses verunglückten Feld- 
zugs war die Gründung des Castells Äliso, deaaen Lage der Verf. in seiner 
•Kritik der Qu eile übe richte über die Tarianische Niederlagei an den Zusain- 



l) S. des Ref- Römiache Denkmäler der Gegend von Xanten und Wesel. 



Ton Prof. A, Dsdei^ 



141 



menfliiea der Lippe und Almo, die bei Dio CaesiuB ■l^lison« hoisst, bei dem Dorfe 
Elsen in der Nähe von Feidorborn gesetzt hat. 

Den dritten Feldzug eröffnete Druaua im J. lO mit dar tiostrafuiig der 
Chatten, die aua ihrer neutralen Stellnng in. das feindliche Lager übergetreten 
waren und legte gegen sie ein Caatell auf dem Taunus an, das Ptolemäus Ar- 
tnunon nennt, arx Tanni. die heutige Saalburg bei llombiug, und bekümpfle 
marcomauuiache Stämme an der fränkiichen Saale und am Muin. Da er von den 
Tencterero und Sigambrem keine Angriffe zu besorgen hatte, ao nntemahm er, 
währpud Augnstns in Gallien und Tiberios in Paaaouien und Dalmatien beschäf- 
tigt waren, eine zweite Nordsue -Expedition, auf welcher er die noch von keinem 
Körner betretenen nordiacben Hercules -Säulen oder daa cimbriache Vorgebirge, 
die Nordepitse Jütlands und den Berg Sevo, das schwedische Küsten gebirge, er- 
reichte. In Fi>lgB dieses kühnen Unternebmeas schickten die bedrohten und in 
Schreck gesetzten Cimbern. Cbariiden nud Semnonen Gesandte an den Kaiser 
Auguatus und baten am deaaen und des römischsn Volkes Freundschaft, wie una 
das Momimentum Ancyramim und mit diesem übereinstimmend Pliaius (U. N. 
VI. 67,), Tacitns (Germ. 31 ] and Saetonius im Leben des Claudius c. 1 berichten. 
Der nahe Winter nöthigtc, wie gewöhulicb, den Oruaiia zur Rückkehr an den 
Bhein und weiter Dach Lyon, wo am ersten August seine dort weilende Gemahlin 
ihm einen Sohu geboren hatte, den Tili. Claudius Druaus, der im J. 41. n. Chr. 
Jeu Kaiaerthrou bestieg. Von Lyon reiste Dricaus mit seiner Familie, von 
Augufltua und Tiberius begleitet, naeh Rom, wo er am 1. Jiin. des J. 0, die con- 
Biilarisclie Würde erhielt und im Frühjahr wieder nur Armee an den Rhein eQte, 
nm da£ schwierige Werk der Unterwerfung dea nordweat liehen Gonuaniens »i 
ToUendeu. Dio Vorsehung hatte es audera bescUlossea Er sah Rom nicht wieder: 
nur seine Lei'ho kam mit dem Ruhme seiner Thaten zurück. Der Verf. beginnt 
in §. 9 die Erzählung dieses vierten und letzten Feldzugs Tnit der Unter- 
suchung über die viel bestrittene und gesncLte Rheinbi-ücke bei Bonn, über ihre 
Lage und den Namen der beiden von Florus dabei erwähnten Ocrter Wir 
wollen die einzelnen Punkte des noch ungesch lichteten Streites hier nicht wieder- 
holen, bei dessen Entscheidung es darauf ankommt, ob in der Stelle des Florus 
IV, 12, 26 gelesen wird: Bonnam et Gesouiam, oder Bononiam ot Gesoniacnm, 
oder: Bonnam et Novesium, oder; Bormam ot Caesoriacum. oder endlich: Bor- 
mam et Gesoniacum oder Gesogianicum; ferner ob pontes von nur eiuer BrSuke 
and claasea von nur einer Flotte im lateinischen richtig gesagt werden kann, 
oder ob hier mehrere Brücken und Flotten bezeichnet werden; weiter ist zu be- 
stimmen, ob die beiden genannten Caalclle auf einem und demselben Ufer dea 
Rheines oder einnadsr gegenüber gelegen haben, oder endlich, ob sie Überhaupt 
am Rhein odvi' an der nordweatliclien Küste Galliena gesacht werden müsatn. 
Ohne einer der neueren siflh mehr oder wetiiger widei-atreitenden Beatimmungen, 
wie sie Stein. Froudenberg. J. Becker. Ritter, Stembarg und v. Coh»usen auf- 
gestellt haben, sich anxuschlieasen, hält der Verf. auch heute noch foat an seiner 
alten Ansicht, die er ausführlich dargele^ hat iu der Abliaudluug'J: iDle 

1; iin Vm. H. der Jahrb. d. V. ItMS. S. 62—75. 



T49 Die Peldtüge des Drusna nnd Tiberrtu tn du nordweatl. Gerroanisn. 

Brüake des Drusus bei Bodhi. Demnach ist der durch üne BrQcke mit Boim 
verbundene Ort Gewmiaoum da» dem heutiffen Wichelehofe, der Stelle des römi- 
schen Lsgdr.i Bonna, gegenüber liegende Dorf Oe Qscm, wo jetzt noch der tob 
dem landeinwärts liegenden Dorf Geislar an den Rhein führende Weg der 
•Brückenweg« heisst. mit wulchem die auf der linken Rheinseite vom Wichelihofe 
landeinwfirt« nach Endenioh führende Strsaae coirespondirt und gleichfaJk 
»Briickenweg oder Üeerwegi genannt wird, auch als eine römische Strasse er- 
wiesen ist. Das ist das Resultat, das der Verf. aus seinen sn Ort und Stelle ge- 
führten Untersuchungen, Vergleich ungeu und mündlichen NachforBchnngen ge- 
wonnen hiit. S. 77—91, Die gegen Prof. Ritter, dessen anerkannte Verdianrte 
lim die Aufhellung der alten Geschichte des Rheinlandes und der Stadt Bonn der 
Verf. nioht tm BehmMem beabsichtiget, auf S. 75 gerichtete Rechtfertigung scheint 
der Verf, in einer gereisten Stimmung geschrieben ta haben, die einen unbe- 
haglichen Miaston in aeiae sonst ruhige und gefällige Darstellung gebracht hat. 
Die Richtung des Zuges, den Drusus im J. 9 von Mainz aus bia an die 
Elbe unternahm, hat der Verf. unstreitig richtiger angegeben als es in »Wilhelm'» 
DruBUSi geschehen ist. Das bei Dio Caaaiua in der Beschreibnng dieser schwie- 
rigen Expedition erwähnte Land Suevia ist nicht der von suevischen Marcomannen 
am Main und an der fränkischen Saale bewohnte, an das Chattenland grenzende 
Landstrich, der bereits im dritten Feldzuge unterworfen war und vom vierten 
nicht wieder berührt ward : sondern das hier genannte Suevia ist das zwischen 
der thüringischen Saale nnd der Elbe liegende, von suevisohcn Stämmen bewohnla 
Land, wo der römische Name kaum bekannt war. Eine genaue Angabo der 
Richtung des Zuges lässt sich freilich bei dem gänzlichen Mangel an Noehricbten 
nicht mehr bestimmen, eben so wenig die Stelle, wo Drusns die Saale überschritt 
nnd wo er die Elbe erreichte, Dio rioeenhafte Fraa, die ihm hier von weiterem 
Vordringen abmahnte, war ohne Zweifel eine Prieaterin aus dem Volke der am 
rechten Dfer der Elbe wohnenden Semnonen, eine wahrsagende Runcujungfrao, 
virgo fatidica, wie Vel&da, Aurinia, Ganna und andere derartige Prieaterinnen, 
die wir in der Geachichte einiger römischer Kaiser und noch am Hofe des Attila 
erwähnt finden. Nach einem vormuthtich mit Vertust abgeschlagenen Versuche 
über die Elbe vorzudringen, gab Druaua sein Unternehmen auf, errichtete an dem 
Flusse zur Erinnerung an dio Anweaenheit des römischen Heeres ein Sieges- 
dcnkmal und zog an den Rhein zurück, don er aber lebend nicht erreichte. Die 
Linie seinea Rückzuges kennen wir nicht, und n'inseu daher auch nicht, ob er 
Richtung nach Mainz oder nach Vetera nahm. Die Umstände und den Ort seines Un- 
falls und Todes sind wahracheinlichnus der Lebensgesohich te, dio derKaiaerÄugustns 
eigenhändig aufzeichnete, in das letzte Buch des Livius und in des altem Plinius 
Schrift über die germanischen Kriege aufgenommen wonleu. Da aber diese drei 
Uuuptquelleu verschwunden sind, so müssen wir uns mit den wenigen noch 
übrigen frag^mentariachen Nachrichten begnügen, üeber den Ort, wo Drusos 
durch einen unglücklichen Stur« vom Pferde einen Schenkelbruch erhielt und 
Tiberios seinem sterbenden Bruder das letzte Lebewohl sagte, haben wir allein 
von Strabu die kurze Nachricht, dass Drusas zwischen den l<1üssen Salas und 



Von Prof. A. Dedei 



1*3 



BheiD sUrb, und Suetoniua fügt ohno aabere AnzBige des Ortes hinzu, dais da* 
So mni erlager, wohin der auf dem Marsche gestürzte Feldherr gebracht wurde 
uod starb, seitdem caitra scelsrnta genasDl woi'den sei. Die Frage aber, wel- 
cher FliiBB dor Suloa sei, ob die tbüringiBcbe oder die &iukiBcbe Saale, oder die 
Iseel. die auchYala und dor daran liogeedoGau pagus Salon oderSalo genannt wird, 
l&iBt «ich mit Sicherboit ebensoweDig beantworten, wie die Frage, wo da« >ver- 
wünschte Lager« gelegen habe. Der Verf. entscheidet ricli fftr die thüringiacha 
Saale utid tritt der Bestimmung Wilhelm'« bei, dass das Lager in den weitläußgen 
VerBchan Zungen bei Vogelsbnrg zwischen Erfurt, Weimar und den bewaldeten 
Hüben der Finne, nicht Finngobirge. nie der Vcrf, schreibt, zu Buchen Bei. 
Auch der bekannte Eector der Sohul-Pforta, Prof. Ilgeu, ein geborner Thüringer, 
sprach aicb für die Saale seiner Heimath aus. In der übrigens ausführlicbuD 
Aufzählung der dem gefeierten Helden nach seinem Tode erwiesenen Ehrenbe- 
zeigungen vermisBo ich nur die hierzu, gehiirigea Münzen und Inachrifteu. Es 
sind die Goldmünzen mit dem lorbeorbekränzten Kopfe des Drusus und mit 
germaniacbon Waffen auf dem Rovers, darunter DE GERMATHS; ferner die 
Enmünzcn mit dem Bilde dea swischen der Wafleubeute sitzenden und einen 
Lorbeerzweig haltenden Drusus. die Nachbildung einer ihm in Rom errichteten 
Statue; dieae Münzen sind geiirägt auf Befehl des Senates, daher sie die Sigle 
S. C. tragen, miter der Regierung des Kaisers Claudius, dos jüngsten Sohnes des 
Drusus uud der Antonia. Die Reilerstatue des Drusus auf deni Triumphbogen, 
den ihm der Senat an der Tia Appia bei Born errichten liesB, sehen wir als 
Münztypus auf ErzmüuEeu dos Kaisers Claudius. Derselbe stiftete auch seinem 
Vater zu Bavenna ein Monument mit einer Geldscbonkung an die VI. Decurie 
der fabri (Schmiede und Zimmerleute) unter der Bedingung, dass sie alljährlich 
am 11- Juli diLB Denkmal mit Bösen bestreuen und dazu einen Schmaus holten 
sollten, im Falle der Nichtbeachtung werde die Schenkung der VHI. Decnrie über- 
wieBun werden. Ruveuna hatte damals als Hafenstadt und Flottenstiktion eine grosse 
AnKahJ dieser Haudworker (fubri) zum Schiffsban unter seinen Bürgern. Die auf 
diese Stiftung bezügliche Inschrift tn Ravenna steht abgedruckt in der Sammlung 
Apian's vom J. 1534 S. 139, in der Gruter'schcn N. 237 und am richtigsten in 
Orelli's Colleetio 1. R. t. I, n. 707; die übrigen den Drusus betreffenden In- 
schriften sind nachgewiesen in Henzen's Indioibus T. UI. p. 59 s. n. Drasoa 



Die nach des Drusus Tode von dessen Bruder gegen dio Germanen gs- 
rührten Feldzügo, die rechtsrheinischen Limites und die Wohnsitze der Attuarier 
nnd Chamaver am Niederrhein bilden den Inhalt der ^. 11. 12 und 13. Der 
§. 14 scliliestt mit einer Untersuchung über die Namen der von Gennanicus im 
J. 10 im Triumph aufgeführten Volker. Der Verf. lässt darauf im §. 15 ein 
Nachwort oder Bericlitigungen zu J. Schneider's Schrift »der Kreis Beea unter 
den Römern) folgen. 

Die Fortsetzung des von Drusus angefangenen Angriffskrieges wurde olma 
Zweifel veranlasst durch neue Unruhen und Erhebungen der nur scheinbar un- 
terworfeneu germanischen Völker in Folge des Todes düs Drusus. Die vom J. B 




1 das nordwestl. Germanien, 



dessen Naehfol- 
L Armee imter- 
]d die Bcriclile 
kan, maug«l- 



144 IMe FeldxSge dea Drusui and Tiberiua 

V. Chr. bis zum J. 11 nach Chr. theil>) von Tiberius, Lheila von 
gom im Oberbefehl der in Germanien beschäftigten r&mischc 
noirnnenen Feldzüge führten zu keinem dauernden Besnltat, u 
der alten Schriftsteller über diese ruhmlosen Kriogsthaten sind i 
baft und ohne Kenntniss oder ohne alle Angabe der Qertlichkeiton geachri-'ben, 
dais eine aiuafilhrliche Dttrstellimgr dieser Ericgspertode dem neimm Historiker 
nicht möglich ist. Selbst Tellejos, der ale Anführer einer Ala oder Reiter- 
Schwadron den Tiberius auf diesen Zügen hegleitete und theitoehmender Augen- 
zeuge der EreigiiisBe war, ist in seinen Berichten kun und unbestimmt, und 
bemühet durch prunkende RedonBarten seinen Feldherm zu verherrlichen, näh- 
rend der zwar 200 Jahr später lebende, aber der Wahrheit treu bleibende Dio 
CassiuB einfach siob dahin liusscrt, däss Tiberiiu bis an die Weser, dann bis 
Bur Elbe vordrang, dass aber nichts Denkwürdiges geschah '). Der merkwür- 
digste und mit gruEiseu Rüstungen eii Wasser und eu lAnde ausgerOhrte Feld- 
zug ist allerdings der des J. 5. n. Chr., aber auch dieser endigte mit dem Bück- 
zuge der Armee nach Aliso in die Winterquartiere und die, von der batnTischen 
Insel aus über die Nordsee fahrend und deren Busen umschüfend, in die Elbe 
ruhmvoll eingelaufene Flotte, die dem Tiberius Truppen zuführte, wird Dicht 
wieder erwähnt, daher die Vormalhiing in uns aufsteigt, daas sie nicht wicdor 
nach Hanse gekommen, sondern von den kriegerischen Anwohnern der Elbe, den 
Semnonen und Hermacduren auf dem rechten Urer und den Chaukcn und 
Langobarden auf dem linken Ufer vernichtet, vielleicht auch durch die herbst- 
lichen Stürme serstreut wurden sei. Welcher argen Täuschung eich die römi- 
stsben Gouverneure unter deu Germanen hingaben, wenn sie meinten, wie Vellejus 
C. 9 sagt, Tiberius habe dem Lande die Organisation einer fast steuerp flieh tigeu 
Provinz gegeben, dies machte ihnen der Ausgang der Varusschlacht recht klar, 
welche mit einem Schlage alle bisher mit vielen Opfern und Verlusten an Mate- 
rial und Menschenleben errungensn Vortheile vernichtete. Äugustus und seine 
Nachfolger beschränkten die bisherigen OfTensiv kriege anf die Vertheidigiing der 
ßheingrenze und zunächst auf die Abwehr der siege Btrunhenen Germanen. Dem 
KU diesem Zwecke an den Rhein geschickten Tibeiius empfahl der Kaiser Vor- 
sicht, .damit uicht ein neues Unglück über das Ueer komme. Daher wagte sieb 
Tiberius, als er im J. 1! gum leisten Male, begleitet von seinem Neffen Ger- 
nianicua. den Rhein öbersohritt, nicht weit vom Flusse landeinwärts, verwüstete 
die Felder, vorbrannte die Wohnungen, zerstreuete die ihm Entgegentretenden, 
feierte am 23. September des Augustua Geburtstag mit einem Pferde Wettrennen, 
wahrscheinlich in Vetera, und kehrte dann, ohne einun Mnnn jenseit des Rheines 
verloren su haben, maxima cum gloria, wie der schmeichelnde Vellejus D, 120 
(sgt, nitch Rom zurück, wo er am 12. Jannar d. J. 13 seinen seit zwei Jahren 
ftufgesobobenen Triumph über die Panonier und Deimnten feierte, und nun deu 
Oberbefehl über die am acht I^egionen bestehende Rheinarroeo an G«rmanious 



1) Dio LV, 28; Tißi^ios — n^ttgtiv fity (an. 4 p. Chr.) loE Oiiaovej'ov, 
fitiic 3i ioüro(an. 5) xaXjov ' AlfUav n^of/eipiiacr, oü /ifnai ul ifyofivtiftairtvtöv 
ti lütt yt fnf<i/*>i. 



Von Prof. A. Dedei 



145 



abtrat. AU Donkmälcr seiner «icbernden und sorglichen Thätigkeit prw&hnt 
V«lbj[is nnd nach ihm Taeitiia (Ann. 1. &0. 11.7.1 diu Lftadweliren und Dämmo 
Oimites aggereaque), die Tiberius auf der Oateeiti? diw Rheines xiir Sicherung 
des Landes gegon die Einföilli.' der Uermanen und 2ur Behauptung der Verbin- 
dungsstrusscn Ewischen don rhciniachen Cortelleu uud festen LHgoru und den 
militäriBcben Positionen, besonders dem nichtigen Aliso. in der Mitte des nord- 
wastlichen Gertnaniens. Dioses Castell blieb von den Bömem besetzt aach nach 
der Variunischen Niederlage, vei'tbeidigte sich tapfer gegen die anstürmendon 
Germanen \md gewährte auch dum Gcrtuanicus bei seinem Vordringen eine 
sichere Position. Zum letzten Male wird dieses Aliso namentlich erwähnt in 
Taoitus Annaleti II. 7, in dem Feldzuge des Germanious gegen die Cherusker 
im J. 16, als er diese von den Germanen belagerte Vesto entsetzte und die Mi- 
UtirstraBse von Vetcm nach Aliso durch neue Dämme und Schanzen, denn die 
von DnisuB ungelegten waren von den Germanen nach der Varianischsn Nieder- 
Ittgo zerstürt worden, gehörig befottigte. Ohne Zweifel behauptete sich in Aliso 
die römlscbu Besatzung bis zum J. 47, in welchem der Kaiser Claudius alle Be- 
«atjtangen aua den ostrheinischen Castellen auf da» westliche Rheinland zurück- 
log. Nach dieser Zeit wird wohl die verhasste ItÖmerburg von den Germanen 
gründlich verstört worden sein, so dass keine Spur von ihr übrig blieb, Doas 
die alten Mauerwerke bei Elsen Ueberreste der Festungsmauern Aliso's seien, 
lässt sich nicht mit Sicherheit behaupten. 'Sehr wuhrscbeinlich sind, nach 
Ctostermeier's Bemerkung, die von den Römern zu AUso aufgefQhrl.eti steinernen 
Gebäude nach der Ausbreitung des Christcntbums in Westphalen nach und nach 
abgebrochen nnd von den Materialien derselben die Kirchen und Klöster in der 
Umgebung von Alieo erbaut worden>. Dieser Meinung stimmt auch Giefers: 
de Alisone castello p, 64 bei- 

Die von Strabo VII, 1 erhaltenen, aber zumTheil unrichtig geschriebenen 
Namen der germanischen Völker, die im Triumphe des Germanicus am 26. Mai 
des J. 17 aufgeführt wurden, berichtiget der Verf. in § 14. Taoilns Ann, 11,41 
nennt >die Cherusker, Chatten, Angrivarior und andere bis zur Elbe 
wohnende Völker«. Der Verf. fügt mit Recht noch hinzu die Marser, 
Brncterer, Tubacten und Usipeten oder Osipier. Strabo, der Augensongo 
dieses Festruges war, nennt theiln die schon erwähnten, tbeils die noch folgen- 
den: Caulker, deren Name otTenlmr verstümmelt ist aus dem riuhtigen Chau- 
koo: Ampsanor, verfälscht aus dem Namen Ampsivarier; diu Nusipor 
sind die üsipier oder Usipeten; die Chattuarier heissen auch Attnarier; die 
ferner von Strabo genannten Lander sind vielleicht Langobarden oder nach 
des Verf. Vorschlag sind die Marser dafür zu substituivoo. Am Schloss nennt 
Strabo die Subattier. ein rütbselbafter. durch Abschreiber vorstüdnmeltor 
Ifame. der ohne Zvraifel dio Tubanten bezeichnen soll. 

Wir schliessen diese Anzeige mit dem aufrichtigen Wunsche, dass es dem 
Vorf. gefallen möge, uns fernerhin mit den Ergebnissen seiner Forachnngen auf 
dem Gebiete der niederrbe iniseben Landesgeschichte beschenken zu «ollen; wir 
werden sie dankbar entgegen nehmen. Fiedler. 

10 



^^ 



2. Zur obriBtlicheD Altprtfan ms künde in ihrem Verfag,ltnia9 zur beidniscben. Vor- 
träge und Studien von 6. HuyiBen, evHngelischem Pfarrer. Ereuxnach ISTO. • 
Verlag der J. H. Menrer'schsn Hofbuchhandlung, lY u. S56 S. 8. 

Der früher kaum geahnte AufscIinuDgf, welchen die Erforschung des christ- 
lichen Altertbums von dem Mittelpunkte Rom aas in den neusten Zeiten niiah 
ollen Seiten hin genommen hat, konnte nicht verfehlen, auch für die nrcbristli- 
chen Perioden und Zustände der Ifordprovinzen des ehemaligen Rümiachen Ret- 
cbea, insbesondere der Rheinlande, die langet erwünschte Aufhellung anzabahnen. 
EaamfaesendiesePerioden eine Zeit von nahezu einem halben Jahrtausende, von der 
ersten Gründung des Chiistenthuma am Rheine bis zu dessen völligem Durchhruoha 
und Siege nicht blas am Rheine, sondern aueh im übrigen Gormanien in den 
letzten fränkisuhen Zeiten und der Umspannong fast aller seiner Dioceaen iu 
dem von dem h, Bonifncios unter dem Mittelpunkte Maiuü begriindeUii grossen 
hierarchischen Verbände. Daas in diesem langen Zeiträume die urchriitliahen 
Zustände am Rheine einestheita nach der römischen, anderntbeils nach der frän- 
kisch -alamanni sehen Zeit, zwischen welchen eine Periode fast vülliger VerwÜstang 
und des Unterganges der ersten chriBtlinhen Aussaat anzunehmen ist, bemessen 
werden müssen, ist bekannt (vgl. Huyssen S, 168) und gibt scharf und bcstimiut 
die Scheidelinie an die Hand, nach welcher die Erfurecbung beider Perioden 
abgegrenzt und die Samnjlung der zugehörigen Zeugnisse vorgenommen werden 
mass. Letztere lassen sich hinwieder als eigentliche Denkmäler, Auticaglien 
und sonstige Reste, wie als geschichtliche üeberliefeningen, Berichte, Urkunden 
und Notizen charakterisieren. Zu der ersten Periode gehören unseres Erachtena 
alle .iene ältesten Spuren des Christenthum« in den Rheinlanden, welche zuvör- 
derst zwar ein unverfalBchl national -römisch es Gepräge tragen, wie Inschriflen 
und andere beschriebene und unbeschriebene Antioaglien jeder Art aus Gräber- 
und anderen Funden , zugleich aber, sei es durch luscbriften und Monogramme, 
sei es durch Ornamentik und Symbole unzweideutige Zeichen ihres abrisUichen 
Charakters aufzeigen. Von Inschriften möchten hier zuvörderst nur diejenigen 
KU reohnen sein, welche offenbar jenen ersten Zeiten des Christentbums ange- 
hören, in welchen es seine Arcandisciplin »orglältig zu hüten gezwungen war 
und unter vieler Vorsicht die heidnischeu Formen und Formeln bei Seite setzte, 
daher man oft so schwer und nur in Einzelheiten eiue leise Andeutung der 
Christ lieb keit zu finden vermag. Le Blaut hat mit Recht auf diese ohne Zweifel 
älteste Gattung altchrist lieber Inschriften aufmerksam gemacht, welche Öfters 
noch selbst das heidnische D . M an der Stime tragen. Derselben Periode sind 
auch jene altchristUchen Graber zuzuschreiben, welche den noch gemeinsamen 



i^ 



Zur chrütlichea AlterlhiimakundB in ihrem VerbältiitsB -t 



' lieidn lachen. 



147 



odnr nach heidnischci' Weise eingerichleten Cimiterien angebörU-D und Bioh 
darcli diu Beigabe altcbr^licber Syrnbtile, wie Tniibe und Fiedi, liinreichi^iid 
obarakteriBiaren. Die Leeüglicben ZuBamm.ineUiMnngeii von Dr. Münz und dorn 
UntoKeichueten in dem VlI-lX Bande der Naasauiacben VereinHannalen hüben 
(u dieser rümifcb-t-'briatlichen Periode der Bbcinlaude manDigfacho Beiträge 
geliefert, bei welchen aber eine Schürfer« Sclieidung der früheren und Bpnleren 
Denkmäler und Anticaglleo zu vräiiscfae« wäre. Mit der Sammlung von (liesuhrie- 
beueu und unbeaohri ebenen) Denkmälern dieser Periode sind eodaun die falstüri- 
ichen Zcugnisac zu verbinden, welche bei den heldniseheu Soliriftstellern, wii: 
den älteren Kirehenvätem flher die Ana breit iing des Chrisicnthums im AJlge- 
meinen und int Rheinlande innbesondcre vorliegen, wonach sieb im Ganzen die 
Hauptorte der beiden Rbeinisehen Germanien (in welche selbst die Verpflanzung 
aus den Hauptstädten des Innern Galliens stattgeriindon hatte) als Auagangspu niete 
des ChriatoDlbmns und Knotenpunkt des Fadens ergeben, an welchen sich die ■ 
ältesten Spuren dos Chris lentbu ms am Rhi^ine aneinander reiben laitBcn; in diese 
älteste Zeit geboren denn auch noch jene meist militärischen Märtyrer, wie auch 
jene Äpoatclacküter und ersten Glaebensboten, weiche in den nK'isten Bbeiniacben 
Ilaaptorten als legendenhafte Begründer der Bieehorsaitze genannt wenleii. 
Diese erste ADpflariEiing und Bliithe des CbriBtentbumB im Rheingebiete wurde 
bekanntlich durch die Volkerstürme lies 4. und 5. Jabrhunderl.a fast völlig wie- 
der ausgetilgt, nachdem allerdings, wie man aus den Schild erungeii Salvians 
ersieht, die allgemeine Corruplioa auch die römisoben Christen der grossen 
Städte in den Rheinlanden in ihren Strudel gerusten hatte. Erat die Aufiirhtiing 
des fränkischen Reiches, der llebertritt seiner Regenten zum katholischen G! an- 
ben, sowie endlieb die Befestigung dieses Reiches auf dem Grunde römisoh- 
chriatlicher Cultur. welche den Irieuheii und Angelsäobai sehen, wie den wenigen 
Fränkischen Glaubensboteii ihren Schutx verlieh, begründete das Chrietcnthum nm 
Rheine von Neuem und vollendete das ganze gi-uase Werk der Chnstianisioning 
Germauiens. Beide Perioden des Urchristenthums am Rheine hängen, wie an- 
gedeutet, nur durch dünne Fäden luaammen, und nur elnxelne tüchtige Bitcböfe 
in Cüln, Trier und Mainz waren es bekanntlich, welche die Traditionen Römi- 
Bchen Lebens und Rümischer Cultur in den Rhetnlanden in dieseu Zeiten daa 
Ueberganges festzuhalten und in die neue fränkische Zeit hinüber zu retten 
suchten. Daher sind in diese Uebergangsperiode die nicht grade tahlrcicben 
altcbriat lieben Grabachriften dej Rheiulandea zu rechnen, welche, wenn aiioh 
in sachlich nnd spriicblicb eigeutbümlichen Formen, doch noch lateiniacb 
abgefaaBt sind, obwohl sie öfters eiiigebornen fVänkischen Christen aDgehören. 
Zu dieseu Grabscbriften kommen dann weiter, wie bei dei- vorigen I'eriode, noch 
andere christliche Zeugnis xe. welche als Monogramme, Kreozcsfonnen und andere 
Symbole auf Ringen, Schnallen, Fibeln und soustigen Fnndstückon fränkischer 
und alamanniscber Friedhöfe vorliegen. Welter gehören dieser zweiten Perlode 
der Chriatianiaierung der Rheiulande alle Spuren vim den ältesten Kirchen- 
bauten und den äbtigen z&blreiuheo In- und Aiifschriftuu von Voll v Widmungen, 
Grabplatten. Kiroheagerittbeu und anderen Denkmälern an, welche txt jenen 




ÜB 



G. Hoyi! 



Kirchen baut 611 oder dem kirohliKhon Leben Belbst Iii BeEiehunn stellen: ihre (ur 
die Rbeinlande projektierte Sammluag wird ohne Zweifel als die nothwondigil« 
erste und ■wichti((Bte Vorarbttit und Grundlage nur Geschichto der Christ iaiiisie- 
riiDg der Rbeinlande angesehen uerden müssen. Diesen Urkunden BchliCBsan 
sich endlicb als bisturische Zeugnisse in engerem Sinne die oft Bahatzbftren 
Mittheilungen chrlatbcb-riimiseher Dichter and Historiker, wie endlich die mit 
kritischer Vorsicht nasKunut^Giiden Hlttheüungen der Legenden und vitae 
EBDctoroTn d. h. der ersten Mieaionare sn, welche bekanntlich oft unter einem 
Schwall von Phrasen einzelne werthTolle Andeutungen £ur antiken Topographie, 
Geschiebte und Kunxt cuthalteii. 

Aus allen diesen Turarbeiteu wird sich später erst eine befriedigende 
Urgeschichte der clii'istlicheii Kirche iu den Rbeinlanden EitsamnjDns teilen lasaen: 
ea ist natürlich, daaii bei dem Mangel dieser Vurarbeiten die sunat so verdienst- 
lichen Ki rebenge <!chichtea Deutachlanda vun Retlberg nnd Friedrich in diuRom 
Theile nicht geuügcu können, wenn auch letzterer einen bedeutenden Fortschritt 
im Vergleiche zu crstei'um aufeeigl und die /wiuohen zeitlichen und neueten Bei- 
trÄge lur Aufhellung der rümiscb- wie fränkisch -oh ri etlichen Periode am Rheine 
verwertbet hat. Beide Perioden aber müssen nicht allein »um allseitigen Ver- 
rtändnisBe der Ranzen Entwicklung des Christenthuma am Rheine in ihrem Vor- 
hältnisse ku einander richtiji; aufgefasst, sondern der Gegensati des römiBub- 
heidmsohen tum gormaniscli -christlichen Wesen dabei vor Augen gestellt wei^ 
den, um den welthistorischen Pro eess der nationalen und religiösen Umwandlung 
der Europüitichen Menschheit auch auf diesem beschränkten Gebiete allseitig 
würdigen zu können. Auch der Verfasser der Oben an gestellten Schrift hat 
diese Stellung der antik-heidnischen, insbesondere römischen Kur chriatlicbun 
LebensBuifassung, nnd demgemäss aueh das VerhältnisB der christlichen Aller- 
thumskuude nur heidnischen ala den seine Vorträge und Studien durchziehen- 
den Hauptgedanken mit voller Berechtigung schon im Titel angedeutet, und es 
verleibt diese AufTusaung und Behandlung seinen Beiträgen um so mehr einen 
begründeten Anspruch anf originale Fiisohe. als einestbcils die gewonnenen Ein- 
drücke und Anschauungen vuti dem Streben nach scllistüudig -objektiver Betrach- 
tung zeugen, underntheils auch die sprachliche Darstellung der von dein Vor- 
fasser entrollten Bilder atoli durch Klarheit, AnscbaTiliehkeit und Lebendigkeit 
»usKeichnot. — Vor allem ist wohlthuend hervoriiihehen, dnsa der Verfasser bei 
der Betrachtung des christlichen Altcrtbums und seiner Kunst jene Gkubeiis- 
wärme txir Führorin bat. welche sein kunatgelehrter Confrater Otte (Udhch der 
kirchl. Eunstarch&ologie I S. 3) mit Recht als iinerlässliche Vorbedingung tum 
Verständnisse jener beiden bezeichnet. Mit stiller Ehrfurcht betritt er daher 
die Stätten Roms, welche eine wublbe recht igte (S. 46) Tradition als die MaHor- 
orto der beiden ApoateKursteo nennt nnd würdigt die tiefe Symbolik der from- 
men Localsage und Legende (S. 17). Dass letztere sieh nicht immer so gradezn 
in 'täuschenden Heiligenschein' (S. 168) hüllt, kann ohnehin dem Verfasser ala 
bewährtem Erforscher des Alterthuron nicht unbekannt sein; sumal grade die 
Forschungen der neusten Zeit in Rhein- und Donaulandeu so manche seither 



Znr ohriatlichen ÄlterthamthtiDde in ihrem VarhKItnia!« xur heidnisohen. 



149 



obenhin a!s Legenden abgethuneiie Traditionen mclir und mehr als tiistoriacke 
ThttMcbeu lierausgotiteltl haben, Wir orinneru Tür da« Hheinland nu die theil- 
weiso wahrhiift miBshandelto Lebende von den ElRnuBend Jungfrauen und ver- 
weiami dabei auf die Clomatian liehe Itiechrift und Kesnel« bekannte Untersuchun- 
gen. Auch über die durch daa gnnxe Rheingpbi^t sich hinziehende Legende von 
der Thebaiflclien Legion sind die Akten noch lange nicht gesehloasen, und grade 
des Verfassers Beleuchtung derselben (S. 149 ff.) hat in der Z lik am mens teil ung 
der uralten Zeugnisse gewichtiger Männer (S. lÖÜ f.), wie in der Einweisung 
auf die Bedeutung der mit der frühen Verehrung dieser militärischen Mirtyrer 
im Zusammenhange stehenden Gründungen der Mflnsterkirchc zu Bunn, wie der 
St. Gereonskireh a in Cöln »ad dar Viktorskirohe in Xanten (S. 1S4), als der 
beToi'sugteaten und berühmtesten Statten des ohriatlichenfCultua am Rhein, nufs 
neue gewichtige historische Momente geltend i^emacht Bekannt ist auch die durah 
Le Blant und Andere eingeführte Deutung einer Cölner Märtyrer-Inschrift auf 
dieselbe Thehaische Legion, wie denn iiberhaupt solchen altchristliohen Inschrif- 
ten, welche, wie z. B. dio bis jel^l einzige aus dem römiseh-chriBtlichaa Begena- 
burg, der Beststtuug bei den Blutzeuge» gcdi-mken, bis jetzt uoch viel zu wenig 
Beachtung zu Theil gewordeu ist. Wie uns dünkt, pflegen uralte Namen, nie 
>zu den goldenen Heiligem zur Bezeiehnuiig der Gereonakirche (S. 154) und 
Xanten [d. h. Sancteu, üelligen S. 155) nicht ohne wohl begründete Anlässe zu 
entstehen und fortzudauern. Auch für die Douaulande hat die von Rossi als 
eoht anerkannte Grabschrift der Wittwa Valeria tu St. Florian In Vorderöster- 
reioh von uenem (wie Kenner. Chronik dei' weh äologis eben Fuudo Oesterroicha 
IX. Fortsetzung S. B7 sagt) die Wahrheit und bistorisohe Treue der Legende 
bestätigt, indem sie die Wittwc Valerie aus dem unaicheren Dunkel der münd' 
liehen Deberlieferuug und aus dem Schwanken der Legende als eine durchaus 
hidtoriEiche Per90ulichk>;it scharf hervortreten läest. Nach dieser Logende hatte 
Valeria den Leichnam des im Jalire 301 in der D io et etiatii sehen ChristettTerruI- 
guiig gemarterten und in die Eniis gestürzten h, Florian gerettet und au dar 
Stelle des heutigen Stiftes beigesetzt, wo sie nach ihrem Tode aulb^t ihre Ruhe- 
stätte fand, also, wie es auf altchristlichen Grabsteinen heisat: aociata est mar- 
liribuB. welche fromme Sitte der alten Christen dio Kirchenväter bekanntlich 
unter Angabe der Gründe bezeugen. ^ Bei dieser gl&ubigcn Würdigang und 
Oesinnuug des Verfassarä ist es recht sehr ru bedauern, duas er sich (virl. 8,31, 
33, 43, 49 f. 53 f.) mehrfauh xu Aeusserungen über die kirchlichen und aittlioben 
Zustände des heutigen Roni, den Aberglauben und audere Unguhürigk eilen ver- 
anlasst glftubt. die wesentlich den uiederen Kreisin des Volkslebens zur Last 
fallen und mehr oder weniK'^r nur in anderen Formen überall in derselben 
Sphäre sieb wiederfinden. Die katholische Kirche weiss niehl^t von einer Anbe- 
tung Marias (S. 61), wenn sie ihr auch und aichei'lieh nicht ohne logische Be- 
rechtigung cfine besonders erhabene Stellung zuerkennen muss. Der Werth des 
Buohes würde sicherlich bei WeglaasuuK dieser AetisiüruiigeD nichts eLiigebüsst, 
die Parallelen und Coutraste, welche hier für fleidniscbus und rhristlichci mit 
lebendiger Ansdiaulichkuit gegeben wcrtlen, an Scliönlieit und Kindringtioh- 



150 



G. Hi>yB. 



keit ahne jene Ziitbateo nur gewonnen habsn. Antiquarische üateriiuofaan|>nn 
sollen sieh von allen solchen modernou Anhäugaeln und Beziehungen mögliohlt 
frei halten, durch die etriklesle Objektivität aus und durch sich seihet «prechen; 
die Vergleichung mit entsprechonden modernen Zuitändon jedem denkenden 
Leser «elher üborlaBsen, welcher sicherlich um su mehr ilaraus gewiunt, je 
weniger er eine Absicht merkt und vergtiromt wird. Darum aber auch noch 
weniger jene go&lirliche Vermongimg von Koligiou und Politik, wie eino Be- 
mei'knng auf B. 167 bekundet, über dercQ folgenacbwere Bedeutung und Trog- 
weite eich viel sagen liesse. 

Wenden wir uns nach diesen aligemeinen Bemerkungen zn dem Inhalte 
der einzelnen Stndien und Vorträge solhst, so beeeichriet der Terfaeser der vier 
ersten in dem Vorworte ah Fruchte einer Ferienrenae nach Italien, iuBbegoudars 
tiscb Ronri; sie bandeln über isnlikc und altchristliche Kunst und Bildertpraelje< 
(3, 1 - 27], über idas christliche Rom auf und in deaTrüinmem ie» heidniscbeii 
lind das heidnische im christlichen Rom> (S. 29 — 59); sodann über idas römi- 
suh« Amphilheat«!'. eine Luststätte der Heiden, eine Leide usstätte der ChriKten« 
(S. 61—93); endlich über »die römischen Katakomben, der ersten rhriileu 
Grab- nad das DrchriBtenthums Pflegestütten« {S. 98—127). Die vier ersten 
Arbeiten lehnen sich xnmeist an das klassische Alterthura an, sind von mehr 
Dtigcmdneni Charaktt-r xum Zwecke einer nllseitigen Darstellung der antiken 
Kunst nnd des aulikeu Lebens Kur Zeit der unheschränkteeteu Blütlie und tlerr- 
sobaft über die damals bekannte Welt im schfirfsten Gegonsatte tugleich Kum 
ürchristenthume, welches eich im gewaltigen Kämpfen gleichsam aus den ver- 
borgnen Tic fi^a der Erde, den Katakonibeu. i/mporringt, in die es sich als letzte 
Schutz- und Pflegstütten vor dem Hoidunlhume geflüchtet hatte. — Bei der 
Beschränktheit des dieser Anzeige verstnlteteii Raumes vermögen wir nur wenige 
Bemerkungen zu einzelnen Aufsätzen zu machen. >Die Kunst bei den allen 
C'hristeni ist jungst von Hrn. Dr. F. X, Kraue zum Gegenstände einer beson- 
dern Bcln«chtung(Frankl'QrterBrochürenverein 4, Jahigang N. 9) gemacht wor- 
den, welch» mebrfauhe Berührungspunkte mit der ersten Arbeit des Vorfaitaers 
bietet. Hieruauli dürfte das von demselben S. 19 f. über die portrsl-Miulicben 
AuEfassimgen Christi, sowie die Bemerkungen über die Statnen des Herrn zu 
Panofts und des Hippolytus, endlich über die ältesten Mnrienhilder S. 20 f. sich 
theils ergänzen, theits modiilzieren lassen (vgl. Kraus S. IJ, IT, 21 f.) Auch 
die Darstellungen des Crucifixus sind jüngst nicht blos un den von dem Ver- 
fasser S. 27 Anmk. hexeiuhneten Stellen, sondern auch von Dr, MSoz in dem 
Vlll. Baude der NassaLiischen Vereinsannalen S, 446 S. ausführlich behandelt 
und nebst den S. 16 ff. (vgl. Kraus S. 8 f j berührten altohriBtliohen Symbolen 
erneuter Betrachtung unterzogen wurden. Jüngst ist die bezügliche Literatur 
auch noch durch eine >KunstgeeuhicIlte des Kreuzesi von Stockhauer vermehrt 
worden. 

Ein besonders anschauliches Bild, wie die Ueberreste des heidnischen Bom 
überall so weit und mächtig iu das christliche hinein ra^n und sich geltend 
machen, onlrollt der Verfasser in seiner H Stadie, indem er im Einzelnen m 



Zur chrietlicben AlterthumikoDde in ihrem Verhältniaa xur heidnucbon. 



161 



deu Duomelir daa eiegreicbe Ereai^ Irageaden Obelisken, an den mit Statuen von 
tleiligen geschmückten Säulen der alten Kaiser und Helden, an den altbeidni- 
achen Tempelaäulan. weU:ba zu mennigfEMiheD Zwecken in christliche Kirchen 
hineingebaul sind, an Baidewanaeo, die als Taufe teine, Bei iquieuaob reine, ja selbst 
Altäre verwendet sind (wie Badcsesael als Bischofs Stühle), an Sarkophagen, Götter- 
sUtuen, die in Heiligenbilder umgewandelt aind, eiidliub an der Engelsburg, den 
TrQmmern der Kaiserpaläate und dem Culosaeum dieae enge Verbindung von 
antikem Heidentbum, Kunst und Chriatentbom nacbwciaet, welche, wie er bemerkt 
(S. 29), so viel Aüziebendea, aber auch viel Doerfreu liebes bietet. Wird mit 
letzterem das ■ Ueidiüsche' im beutigen Eom gemeint, so gilt das oben Bemerkte, 
wonach der ganze zweite Theil dieser Stadie (S. 43 ff.) zum vermeintlichen 
Älischliuse der im ersten Theile entrollt«» Einzelbilder nicht vermisst wer- 
den würde. 

km besten scheint uns der Verfasser seine Aufgabe in den beiden folgenden 
Abhandlungen über das rümische Amphitheater als Lustslätte der Heiden und 
Leidensstätte der Christen, wie auch über die Katakomben gelöst zu haben. In 
dei- ersten, von einer Schilderung des Colasseums. seiner Vergangenheit und 
Gegenwart ausgebend, belebt er die gewaltigoo Räame durch eine anschauliche 
Vorführung der verschiedenen Arten von blutigen Beluetigungen des Romervol- 
kes. insbesondere der Gladiatorkämpfe und Tbierhetzen, um sodann auch der 
xaUlreichen Martyrien zu gedenken, welche die Christen in diesen grausamen 
Sdiauapieleu erduldeten, bis sie mit dem endlichen Siege des Christenthums 
völlig aufhörten. Die Errichtung einer Kapelle nebst einer Wohnung für einen 
frommen Einsiedler ale Hüter, wie auch eines Hospitals in dem obeni Theile 
beurkundet für das Mittelalter den Ungeheuern Wandel der Dinge auch auf dieser 
blutgetränkten Arena, in deren Mitte jot:^t das Kreuz des Erlösers hoch aufge- 
richtet steht. In gleicher Weise werden in der zweiten Studie Namen, Entate- 
bung, Bestimmung und kirchliche Bedeutung der Katakomben, wie auch ihre 
Gescfaiobte als Grab- und Znfluchtstatten der ersten Christen, endlich die innere 
Einrichtung und Ausschmückung der einzelnen Gräber nach Bildwerk, Symbolen 
und Inschriften unter Benutz un|r der Werke Bossi's und anderer be währten For- 
scher, sowie nach den eigenen Anscbauungi^u des Verfassers nähe r dargelegt. 
Seine eigenen Eindrücke und Euzelbemerkungen verleihen dabei seiner Darstel- 
lung, auch bei den schon bekannteren Thataachen, immerhin den Beiz einer ge- 
wissen Frische und Neuheit. 

Aus der ewigen Roma weg und auf das Gebiet der altdeutschen Sage and 
Mythologie hinüber leitet uns die zweite Abtheilung der Studien und Vorträge des 
Verfaasera, welche, der Zald nach gleichfalls vier, eineraeita >das germanische 
HeidenUium in seiner Bedeutung fiirGlauben und Aberglauben im Cliristentbumi 
aubeigen (8. 197 — 231), andererseits den glorreiche« Sieg da» Chriatenthuma über 
das deutsche Ueidentbum in der altgorman lachen Volkspoosie, namentlich in 
der wunderbar sobönen Gestalt des altsächsischen Heliand (S. 233—276 ; vgl. 
Vorwort S. 111— IV) feiern. Voransgoschickt werden zwei Vorträge über den -Dra- 
cbenkampr und die militärischen Märtyrer, namentlich am Rheinet (S. 129 — 163)i 



G. HM]r**gD. 



in wrtcbem tich der Euupf zwbcbeii Chriateatlium und Heidenthan 
bUdlicbl. Bodaim endlicb über ■Hu-tinus vod Touri, den Apostel GalUeni, den 
Volb«heiligen Deutschtandii (S. 165—196); ei ist das Lebenebild einei der ält«- 
«tsn ß laubeuazeugen in Gallien and. gruanen neitsT^reierten Mabüchen Heiligen: 
beide Abhondlaagen* sind sefaätib&re Bnträge zur Crgeichicbte de« Chri*t«n- 
Uhuhb üi den Nordprorinzen des eheinBligen römisoheu Reiches und sonkch 
anch von l^esonderem IntereMe für die Rheinische Aiterthomskunde. Von Anbe- 
ginn ber «nd Schlange und Dracben Vertreter nnd Sinnbild des Bösen, wie 
im alteii Testamente, und letzterer erscheint daher im neuen gradeeu als der 
Teufel (8. ISl f.), wie er dtnn auch überhaupt als das Verkehrte, deca Goten 
Hittder liehe, die Fiiul«rnis> in der lüuMiichen nnd vrieiitaliBchcn Mythologii- 
^It ') nnd von Herculi;!, Juon, Penea«, Mithras, Daniel bekämpft nird. Die 
Drachen gc&tatt diente l>et Orientalen und Hellenen bia in die Zeilen Constsntins 
des GroBien herab als Feldzeichen und erat anter diesen Kaiser tritt an ihre 
Stelle das Kreuzeizeichen : es »legt das Chriatcnthum über däa Heidenthum, 
den alten Drachen der Sünde. FinsternlBs und da« fiöaeu. Hienoit ist d^r ganze 
□unmehr sich fortziebendo Kampf zwischen dem anl ergehenden Hcidenthume 
und dem siegreich emporstrebenden Christeulhume überall ayiuholisiert, und 
et erscbeiDeD in Legeode und Pussie die ruhmvollen Dracheutiidter und militä- 
rischen Märtyrer, welche schon durch den weitverbreiteten Namen Sieger (Vic- 
tor) jenen Kampf and jene Cebcrwältigung beurkunden; von der Quelle des 
Rheines bis in die N&Le seiner Müuduug, von St. Maarice in der Schweiz bis 
Xanten unweit der holländischen Grcnxe, sind sie Bi.nt 15 Jabrlitinderten houh 
verehrt {S. 131^. Ihre Reihe erüffnet derEretnf^el Michael, der vornehmste und 
stärkite Held und Besieger des Dritchen, dessen Verehrung allüberall (S. 138 f.) 
«u liel in dits kirchliche Leben verfluchten ist und an dessen Namen sich daher 
auch das Patrunat der ülteslen Kapellen und Kirchen kni^pft. Ihm folgt dar 
■oldatiscbe Uuld St. Georg, das Iduul des chriBtÜcbeu Ritters und daher beson. 
ders in den Zeiten der Kreuzzüge und gleichfalls weithiu verehrt. Beiden 
Bcbliusst eich au eine Rtihe von christlichcu Siegern, die ganz einfach den Na- 
men Victor tragen und zumeist Krieger waren, deren Stand so viele ruhrnffür- 
dige Blutzeugen gestellt haUc, wie Sebastianus, Mai'ccUus, Mauritius u. a. m- 
Ünter ihnen sind für die Rheinlands die Soldaten der Thebüisohen Legion vor 
alleu bedeutsam, wie die legendenhafte Ausbildung der Geschichte ihres Märty- 
rerUiums am Niuderrbeioe. vor allem in Xanten, zur Genüge zeigt (S. 149 S.), 
woselbst sich auch wohl {vgl. S. 157) die Siege des Siegfried von Xanten an die 
Legende das Victor von Xanten aulehnt. Im Uebrigen ist bereits oben dcxt Ver- 
fassers (vgl. auch S. 292) und unsere Auffassung dieser Frage in Kürio dargelegt 
worden. Mit Recht wird bei der Betrachtung dieser militärischen Mürtyrer 
noch auf zwei charakteristische Momeute aufmerksam gemacht. Eiuestheils 
nämLicb weiset folgende Stelle des Tertullian in seiner Schrift wider die Heiden: 

1) Vgl die Schriften von Paulus Cassel: Di'achenkämpfe; Sobwarx: die 
Sohlaugengottheiteii, und Miihly: die Schlange im Mythus und Cultus der klaa- 
■ beben Völker. 



I 



Zur chriatlicheu Alterlhumskiinile in ihrem Verhältnigs zur beidniscben. 



•Wir haben alles d&aEnrigv orfiUlt: St£dte, laeein, Kastelle. Muaieipieii, Murkt- 

Becken, «elbit die Lagen (vgl. S. 15T) auadräckljch darauf bin, dasa man mit 

Recht die ersten Ausbreiter und tüchtigsten Vorkämpfer des Jungen ClirisleQ- 

tbiima am Rheine. uameutÜcb unter dem Mihtärstande anzunebmea hat (vgl. 

S. I6G)', andirrntheils aber zeugt die Tbatsacbe dei' hohen Verebruug dieser 

L mttitÄnschen Heiligen (üt die Vorliebe des lapfern und kriegaluiti^u Vulkes 

I der Rbeiufrankeu, nelches grade an diesen mulhigen GlaubcQskämpfem aus dem 

I Soldat« □ Stande besonderes Wohlgefallen finden mutete {igl. S. Ibfi). 

Aus dem Militarstaude ist nun auch der b. Msrtinus von Tours als dei'- 
I jeuige Mann hervorgegangen, tVL-Ioher als einer det' hervoiTagendisteii Tr&ger des 
cbristlichen Bekenntnisses und der christlichcii Kultur im 4. Jahrhunderte mobr 
als alle übrigen Männer aus der Zuit der ersten Aupüanzung des Christuathums 
iii Uallieu und Liermaaieu aus der legen dt: uhaften Umhülluug heraustritt und 
dar selbst nach seinem Tode noch durch den Hut seiner Heiligkeit und Wun- 
der in einer Weise die fromme Verehrung: auf sich cunceutrierte, dass niabt 
nur seine ürabslätte zu Tours bald Ziel der Pilgerfahrten und gewissermassen 
i Mittelpunkt des religiösen Lebens wurde (S. 169 u. 183), sondern auch viele 
, Kiroheu durch daa ganise FrankenluDd bin (S. 186 f.) sieb ihn zum Patron erku- 
Er wurde damit xui^lciob ein eubter Volksheil i^rer und Vulkamauu der 
I SestKben, welche nuch auf ihn iiianmgfacbe Attribute und Fuukiioneu ihrer 
I alten Götter übertragen mochten (vgl. 3. IBO B.). Allen diesen verschiedenen 
Seiten des Lebens und der Wirk.samkeit Martina sucht der Verfasser gerecht KU 
werden und den Heibgeu insbesondere als Apostel Üaüiens und Volksheiligeu 
Deutschlands näher eu charakterisieren. Hiermit erscheint de» Vei-fassers Dar- 
stellung selbst nach deu jüngsten und ausführlicheren Monographien des h. Mar- 
tin von Keiokuus und Anderen imAn^chluase an die Drachentüdter und übrigeu 
militärischen Märtyrer und Heiligen aus der Urgeschichte des Christenthums in 
I den fränkischen Rhein- und Maiuluudon i^m gerechtfertigt und xweckontspre- 
. cbend'). Uns bleiben hierbei nur zwei kleine Bamerkungea lu mocbeu übrig, 
I deren eine die Geschichte der ersten Anpflanzung des Christenthums auf den 
beiden Bbeinufern, die andere einen Vorgang aus der militäriscbeu Laufbahn 
Martinua oder vielmehr den Hauptwendepunkt seines Lebeos betrifft. Sind 
t »war dem Verfasser auch die Forschungen Kur Urgesobicble des Cbriatculhiuns in 
Reitbergs') Kirehengeachichte Deutschlauda, wie auch anderes Material eii 
derselben Periodi- nicht unbekannt geblieben, so kann ihm doch nicht ent- 
1 sein, dass, wie wir oben angedeutet haben. Reitberg selbst, ausser 
Steiners nothdärftigen Zusammenstellungen altebris tticher Inschriften von Rhein 



n Toui 



1) Eine kurze Uebersicbl der (juelleuliteratur über Martin 
Prof. Dr. Glaser in der Giessener Gymiiasialprogrammabhandlung 
I beilige Martinus. nach der Darstellung seines Biographen Sutpicius Sevemi 
^ " 1. A. I und 2. 

3) Nicht Uecbherg, wie S. 152 steht; von Druckfehlern bemerken wir 3-61 
I morturi, wogegen das richtige S. 76 steht; Reliqiiariutn S. 3Ö. Auch Atlilii 
[ 8. 801 scheint nach der Sohreibong des citierten lateinischen LobgediobtR; 
[ adoptiit EU sein. 



ibt 



IB4 



G. HaymHn. 



und Donau, Taaf keinerlei Vorarbeiteo hatte. ZwiNvIienxeillich alier siod niuht 
allein die beiden ersten Bände der Kirchen )^Echtchte Deutachlands von Pror. 
Friedrieh io Münehen ersehiencn, welclie eile Fragfo über diu orste Auabraitonf; 
dos ChrieteDtbums iu den ßheiiilandeu einer erneute» krittBahen Betrachtung 
uiit^rciefaeii, sondern es aind auch in dem VII. Till und IX Gnnde der N&saaiii- 
sobt'n Annale» »die Utestcn Spuren des Cbristenthums am Bheine, insbesondere 
am Mittc!lrbeine> nach DenkmUern und Inschriften, wie ohen beiuerkt, eilsam- 
iiioQ gl- stellt werden. Konnte auch der zwuite Band vuu Friedricbs ICirchen^- 
schielite noch nicht von dem Verfasser benutzt werden, so bleibt doch sehr zu 
bedauern, dass die beEügliclien Bftiträ-,'e in den Annalen de» Naesauer Vereine« 
nbersehen wurden^ es würden ttadernfallB die S. 16!) gegebenen Notizen über 
die antiquarischen Spuren des ChriEtcnthume auf beiden Cfem des Mittelrboines 
nicbf tu dürftig und daza noch theilveise uuriehtig ausgefallen sein. Die beiden 
römteohcD Inschritlen aus Amsbupg haben iiiclits mit obristliclier Symbolik xu 
finn; der angebliche Kreuzes et umpel ist rein mfallig uad von einer lusohrift in 
der ümriMKeichnung eines Fisches iit uns weder etwas bei Steiner n,20!lfr. und 
in K. Kleini Sommlnng der Olierhesaisohen Inseliriften begegnet noL-b auch sonsther 
etwas bekannt. Die angebliche Fisch umrissKeicbnung ist wahracheinlich nichts 
andere» als ein sugenannter Bandatempel. wie er sich öfter findet. Anch die 
eine altchristliche Inschrift von Wiesbaden enthält noch etwas mehr als die 
Warte tUier ruht in Frieden«, wie denn dortselbst jotet auch noch andere altr 
chrisüiübe Inschriften nebst weiteren Anticaglico dcsBoIben Gepräges vorhanden sind. 
Was den Vorgang ans der niililärisclien Laufbahn des kMartinus betrifft, so ist damit 
der vom Verfasser S. ITOf. nach Sulpicius 8everus erzählte Austritt dos Heiligen 
BUS dem römischen Militärdienste unter dem Cäsar Julian gemeint, mit welchem 
Martiaus zu Worms einen unliebsamen Auftritt hatte, der ssiuen definitiven 
Abschied veranlasste. Die desfallsigen von den Biographen Martius berichteten 
Vorgänge finden sich einerseits mit den bezüglichen Nachrichten des Ammian 
Harceltin über Julians ersten Feldzüge gegen die Alamannen in völliger lieber- 
einstiramuoKi andrerseits tnt aus der Combination der beiderseitigen Miltheilun- 
gen der wahre Verlauf der ganzen VerabBchiedungsgeschichto Martius unschwer 
tu ermittelu, wie solches in dem X Annalenbande des Naasauischeu Vereins 
S. 319 ff. versucht ist. 

Die beiden let£t«n Abhandlungen über idas römischt^ Castra vetera und 
das christliche XanUn« einer- (S. 277 - 316}, wio über idie Heidunmauer und 
da* chriitlicho Ereuzaach< andererseits (S. 317—356) geben eine üebersiobt der 
Studien des Verfassers über die Vorzeit, dieser beiden Stätten «einer amtliohea 
Thätigkeit; er zeigt dabei trotz des lokalen Charakters au einem Beispiele 
zweier einselnen Städte der Rfaeinlande. wie es mit vielen derselben in ähnlicher 
Weise vor Alters zugegangen sein wag (vgl. Vorwort S. IV). In der Urge- 
schichte des christlichen Xanten spielen die fabel- und sagenhaften Vertan- 
ccbnligon von Colonia oder legio Troiana statt Traiana, von dem fräukiscben 
Troia, welches Braun, Roth, Wonnstall und Andere behandelt haben, wie aaoli 
die mebrerwähnte Tbebaische Legion eine grosse Bolle, ohne dass es bis j«tsl 



Zur obrütliohen Altertliutnskutide in ihrem Terhähnitt xnr heidnigchen. 155 

EU einer irgend befrit-digenden AtitläniDg dieser Frag'en gekommen wäre. Per 
Verfasser hält eich hm seici^r I>arBtelIuiig dieser, wie der mitMlalterliciten und 
neusten kirulieageachicbtllcheD Verbältnisse von Xunten gröeatentheUs an säine 
18(16 in zneiliT Au<taf;u crscliieno Sclirift »Die St. Victorakircbe oder der Dom 
in Xanten.« In gleicher Weise liL'hsndell er auch das christliche Kreuznach 
und im Anachiasse dHrtin die kirchlielK'n Verhitltnigso dar l'falz von den alte- 
rten Zeiten an bis jtu der 1817 erfiilgtan Ouion der beiden |iroteElan tischen 
Gemeinden in vorgenannter Stndt, Bei dem altchristliohon und fränkiaaheii 
Krenznacb bandelt es sich vor Allem um den, vrie es scheint, ältestmi Mittel- 
punkt der dortigen ersten AnpHamiungeQ den Christentbums, die uralte Kilians- 
kirche> welche innerhalb des Beringes des alten ßömercastellea stand, wie solcba 
hirdilicho liauten auch anderwärts dieselbe Stelle einnehmen; anch in RogeDs- 
btirg steht die sogenannte lalte Kapelle.t der unzweifelhaft älteste Mittelpunkt 
des ehr tätlich BD Leben* dortaelbst. innerhalb des ehemaligen Kömercastells 
oastra Regina. Die aoi'gfältigen Unter« ucbiiiigou des Vorfwiiers, wie der Hm. 
Major Schmidt und Baumeister Eagelmann in Kreuznach, haben flberdies noch 
so reiches und schätzbares Material in den Berichten des dortigen Vereines, wia 
auch in diesen Jahrbüclierii über diese alte Kilians-, wie über eine, wie es 
Bctieint, noch altere Marl Laskirche angesammelt (welche letztere schon im 
8. Jahrbunderle an die Würzburger Domkirche kam), dass bei der künftigen 
Bearbeitung der Geschichte der letzteren in der obenerwähnten lüi-chenge- 
schicble IleutHchlaiida von Prof. Friedrich sicherlich auch jene beiden urältesten 
Kirchen Krcuznachfl die gebübi-cnde Berücksichtigung tindeu werden. Bei Xan- 
ten sowohl als bei Kreuznach schliesst der Verfasser nach seinem Plane die Zeit 
des Christentbums jedesmal an die römische Periode jener Städte an, Es lie- 
gen aber für diese Periode derselben so viele auch von dem Verfasser berührte 
bedeuttamo historisch -au tiijuaris che Co ntrovers punkte vor, dass eine nähere 
Erörterung derselben für eine mehrfach von uns angeregte, theilweise auch 
duhon begonnene besondere Urgeschichte der Rheinischen StÄdte einerseits 
und für eine spoielle Durstsllung der grossartigen Rheiugrensbc Festigung das 
Knisers Valentiaian I andererseits vorbehalten bleiben muas. In jener ürgc- 
sohiuhte wird vor allen Rheinstädten Castra Vetera (Xanten- Birten) und Dmge- 
gegcud, (las Fundgebiet des ältesten römischen Grabstüiiin (Cenotaphs des Cen- 
turioneo Caelius) uud des vollendetsten pkstischen Denkmals (BronMstatne von 
Tiüttingeu) der Rbeinlande, die erste Stelle einzunehmen haben; ebenso bei der 
Ilarslellung von Valeutiniaus verstärktem iimoa das Oastell von Kreusnaab be- 
sondere Betrachtung finden rnüascu. 

Frankfurt a. M. J. Becker. 



3. Die epigraphischen Anticaglien in Köln. Von Dr. Joseph Eamp^ Köln 1869. 
(Programmabhandlung vom K. Friedrich-Wilhelms-Gymnasium und Realschule 
I. Ordnung zu Köln). 

Unter den epigraphischen Denkmälern des klassischen Alterthums, jenen 
ältesten und untrüglichsten Urkunden über sa viele sonsther völlig unbezeugte 
Gebiete des antiken Lebens, gewinnen diejenigen eine immer grössere Bedeu- 
tung, welche, als Aufschriften einer zahllosen Menge kleinerer Anticaglien und 
vorzugsweise unter dem Namen »instrumentum domesticum« zusammengefasst, 
bereits in einer besonderen Abtheilung grösserer Inachriftsammlungen zusammen- 
gestellt zu werden pflegen. Eröfinen diese kleineren epigraphischen Anticaglien 
oft fast mehr als alle übrigen Inschriftdenkmäler einen tiefen Einblick in das 
Leben der antiken Welt nach allen Richtungen hin, tritt uns in ihnen Geist 
und Anschauung der Alten in zahllosen individuellen Aeusserungen besonders 
scharf und chai'akteris tisch ausgeprägt entgegen; so liegen in der ganzen Eigen- 
thümlichkeit dieser Art von epigraphischen Alterthümern zugleich auch alle 
die Schwierigkeiten vorbezeichnet, welche sich einer befriedigenden Zusammen- 
stellung und Betrachtung derselben entgegeustellen. Ist schon bei der grossen 
Anzahl und leicht zu ermöglichenden Verheimlichung, Verschleppung und Zer- 
störung dieser kleinen Anticaglien eine auch nur relative Vollständigkeit ihrer 
Sammlung kaum erreichbar, so ermöglicht die meist räthselhafbe Kürze ihrer 
Aufschriften und die Dunkelheit des oft den individuellsten Lebensbeziehungen 
entnommenen Inhaltes derselben zuweilen nur dadurch ein näheres Verständniss 
und eine befriedigende Deutung, wenn günstige Momente oder Zufall das Räthsel 
erschliessen. Um so verdienstlicher muss nach allem diesem jedweder Beitrag 
erscheinen, welcher sich die epigraphischen Anticaglien dieser Art in einem 
bestimmten Kreise zum Gegenstand einer besondern Betrachtung nimmt, je 
schwieriger deren Vereinigung in einem grösseren Sammelwerke ohne derartige 
bezügliche Vorarbeiten ist. Auch die obenangestellte Monographie über die 
epigraphischen Anticaglien in Köln liefert zu unseren Vorbemerkungen vollgii- 
tige Beweise und muss daher um so freudiger begrüsst werden, als sie, wie zu 
ho£fen steht, noch zu weiteren bezüglichen Sammlungen am Rheine anregen 
wird, ohne welche an eine möglichst vollständige Vereinigung der Inschriften 
dieser Art, insbesondere aus dem oft schwer zugänglichen Verstecke ephemerer 
Privatsammlungen, zum allmähligen Ausbaue des Brambach'schen Corpus In- 
scriptionum Rhenanarum nicht zu denken ist. Möge der gelehrte Verfasser von 
diesem unserem (ihm vielleicht nicht ganz unbekannten) Standpunkte aus die 
wenigen Bemerkungen würdigen, welche wir als geringe Nachträge zu seinem 
schätzbaren Beitrage zur römisch-rheinischen Inschriftenkunde uns erlauben 



Die epigraphiachen Anlicaglien in Köln, 

lind darin das lebhaft« [nter«sAe nicht |prkfiinen, das eeine verdien« lliuhe Zu- 
eamroenstellung sicherlich bei aLleo Rbeiniacbon Epigraphlkern orrtigen wird. 

Was Kunäohat die S. 3 gegebene Debersicht der Litoral.iir über die opi- 
grnphiscbenÄuticaglien in Kölnanbetriirt, so darftenebendem 1837 erachioneuen 
traten gröaaerea Sammelwerke Steinera luoh dessen zweite uraFaiig reichere Sama- 
lung der römischiMi In»ohriften der Rhein- und Donaulonde. der bekannte van 
1861 ab in ß Bandeti heraungegehene Codex inaüriptioniim Üaimbii et Rheni) 
aufgeführt werden. wi>!elb8t unl(irK.1147— 1150. 1612— lG14.2395diebei!äglicheu 
kölner Anticagliim aus dem Museum, üowie den Sammlungen Löwenttein, Alden- 
kirchen, Kraft, Meinertzhagcn. Sencklrr xnm Tfaeüe nach Dorow, Lersoh, Ur- 
liclit u. A. mitpretheilt werden (vgl. Brambach 354,356,359). auch unter N,2S9S 
die Aiilschrifl GAVDIO aus Schöpflina Alsatia illust. HI, 1 p. 609 beigebracht 
ist. ielKtere Aufschrift ohne nähere Angabe des GegeBstaodes selbst, auf dem 
■ie sich befand. 

Der literarischen üeheraioht folgt (S. 1—8} die 1. Abtheilnng : 'die Stempel 
anf Lampen und Thongefaasen.t 136 Nummern von Aufschriften umfassend, 
welche Kumeist Namena-Stempel von Firmen odor vioUeieht auch von einielneu 
Arbeitern derselben aufwciaen, Ks achlinsst sieh daran (S. 8 — 10) eine recht 
öbersicbtliche Darlegung der Geschichte der Tbpferkunst insbesondere hei den 
Römern, wobei die vornüglichsten Töpferwerkslä-tteu der Römischen Rheia- und 
Dunaulande erwähnt, über Modelle das Nöthige bemerkt und Kuletil die ver- 
Bohiedenen Arten der Stempel nnil Bildformen, sowie die mannigfachen Arten 
der sprachlichen Bezeichnung der Töpffr-Firmen und Namen kura aufgeiählt 
werdm. Bei den letzteren erwähnt Steiner II, 115S unter den im Kölner Mii- 
80Qm bewahrten noch BEVAL.O. CVS {vgl. No. 34) und FBATERNI, die sjch 
hier nicht finden, während sein ebendort citierter CICARV offenbar identisch mit 
dem rOCmV von N. 29 ist und auch dieses vielleicht zu dem CCOHVM (n. 32) 
gehört. Ebenso dürfte auch CONTIONIO bei Steiner a, a. (1. nur verlesen statt 
dem DONTIOUIC von N, 40 sein, wie VODARAF statt VOCARAF in N. 126; 
XU dem MF.SBICVS mit seinem doppelten geatricbcnea 6 kann noch der Nnme 
MF.DDIRIVS in einem Stempel der Meinert^liBgen 'scheu Smnmiung (Steiner 
II. 1154) verglichen werden; auch dieser letxtero Name hatte uhmsZweifel Kwei 
getlriohene it. Christliches Gepräge acheinen N. 19 und 124h aufzuweisen {vgl. 
N. 195 i). In ersterer Aufschrift erinnert die Aualasaung des V hinLör Q an 
ihnlicfae Schreibung auf altohristliohen Denkmälern, und scheint Eugleich in den 
beiden Vertiefungen neben LITAS eine rohe Andeutung der auf solchen Denk- 
mälern voikonimenden Palmzweige gegeben, wie wir uns denn erinnern ähnlichen 
roh aiisg-eprägten Darstellungen des Monogramm« Christi mit der Andeutung 
rings herum gestellter Sterne grade anf altchristlichen Todtealanipen begegnet 
lu sein. Auch die Lampe in Form eines Fussea (N. 124b S. 7) mit der punk- 
tierten Aufschrift VIT-ALIS erinnert an die Verwemlutig des Fnsses und der 
FUBssohle als «Itehristliches Grabsyrahol glücklich snrückgelegter Erdenpilgor- 
schaft, wobei denn auch ein IN DEO nelien den Fusssohleo gelesen wird; gaos 
bcaooders dient aber die ainnbildliche Verwerthung der letateran zur Bezeichoimg 



1 Dr. Job. 






der Nachfolge ChrUti; tlnbin gabört dk Fuaasohle als Fibula und ala Lampe. 
wovon siab Kxemplori! im Mfticzer und Wieibadner Museum finden; vgl. Naseaner 
Atmalen VIII S. 40ä f., inaheanDdcre Taf- III, 1 und 3; auch als Siegel fand 
doBielbe Symbol seine Vurwendimg und gwar in dieser Form wohl weniger xur 
Bezeiohoung des Eig0iithuins als ebeufalU der Nachfolge Christi, wie auf dem 
bemerliBnBWBrthenBronieaiegBl des Wius badner Moaenms mit FL PAVLINI und 
dam Moucigraniin Christi vor dam Namen an der Spitze der Sollte (vgl, Kasa. 
Annalen VII, Tat. II, 5) und anderwärts mit d«n Namen FORTVNIVS. PAVU 
und VITALIS, welcher letztere demaauh auch auf der Kölner Lumpe als alt* 
christlicher gefasat werden muss, wobei die vor und nach demeelbeu elieufalU 
punkürt abgebildeten Figuren eines wie ein Dri^iock erscheinenden Buchslabeiu! 
und eines Kreises vielldicbt gk'ichfalls iu der Weise zu deuten sind, ditss ersterer 
als Abbreviatur eines Vornamens (vielleicht D), wie auf dem Wiesbadner Siegel 
FL und lolEterer als Symbol zu fassen ist. Auch die ßandpunktirung der Suhle 
kann, wie auf der Wiesbadener Fibula (a. a, 0. Tnf. III, l) alt Andeutung der 
Benage lung orsobuinen. 

Don Lampen und Tbongcßssen reihen sich 8. 11 unter N. 137 als IL Ab- 
theilung dieser Anticaglien »die LcgionsEiegel mit Stempeini au, von welchen 
die mit d und g bezeichneten VeranloBBUUg bieten einen seit lange fortgeschlepp- 
ten Irrthum zu berichtigen. Üer erste Ziegelatempel lautet nämlich LEO XXII 
PRPl, der »weite C. G. P. F (vgl. Steiner II, Hb')] uud wird von Hrn. Kainp 
ala cohortes Germaniae piae fideles erklärt. Es führt nun aber Pigbiua [vgL 
Brambaoh p. XXIV) zwei nunmehr verlorene Votivinachriflen des Deus Bacurdu» 
aus Köln auf, von welchem die eine von einem Optio [ohne nähere Beziehung], 
die andere von «nem nicht uäJier charakterisierten Privatmanne fiir sich und 
die Seinen gewidmet ist, I>azu berichtet aber Pigbiua weiter noch >in laterei 
Snde flieh bei jenem C.O.P.F. bei diesem LEG. -XXII. PRL und man hat diese» 
so Teretandcn, als seien mit tin latere< (auf der Seite) die Seitenflächen jener 
nunmehr verlornen Votivultäre gemeint, ohne dass man sich bis jetit tvgl.Brsm- 
bach 386, 386) darüber klar geworden wäre, dass diese Bcneiahnung' durch die 
Uauptinschrift selbat keinerlei Rechtfertigung erhalte, Pighius Ist offenbar mist- 
verstanden worden und meinte mit >in lntere< nicht »Bui der Seite« (jener 
Altäre), sondern >auf einem Z iegelsteinei ; d. h. sugleioh mit jenen Allänni 
«ind die beiden Ziegelsteine gefunden worden, welche die von ihm bemerktAD 
Stempelaüfschriften LEG XXn FR PI (oder PRI] und C. Q. P. F enthielten 
und wohl identisch mit den bei Hrn. Kamp a. a. 0. aufgeführten sind. 

Eine 111. Abtheilung (S. 11-13) umfasst unter N. 138—145 >die GUa- 
Stempeil und eine IV (S. 12— U) unter N. 146— 1S4 idie Trinkgetacse mit 
bemalten Anfschriften«, letztere hinwieder durch passende Einleitung eingeführt 
und S. 14 ebenso durch zweckentsprechende Zusammenfassung ihres Inhalte* 
(unter Beigabe der erfordcrliclien literarischen Nachweiscj charakterisiert. Auch 
diese Aufachriften haben, wie man aua Brambach ersehen kann, bereits in der 
(weiten Sammlung Steiners wenigstens Iheilwoiee eine Stelle gefunden, wie N. 
147. 166, 160, 167, läO, 183 bei Steiner U,1150; N.löT und 176 ebendort 1613. 



I 



Die epigraphischen AnticugliGn in Köln. 159 

Zur V. Abtheiliing «Inaclirifton auf anderen Gegenatiinilein (S. 16—16) 
wäre mit Bezug auf die literarischen Nach weise zu dea epigrapbiscbea Anticag- 
lieo Kölns auch Jahrb. XIV S. 194 nachzutrsgan, woselbst mich Stoiner II. 1614 
die Äufgohrift AVE EDAX eines Silbefringtea aus dem Beaitze des Refereudnrs 
Senclcler xa Köln erwähnt wird. Unter den S. 185—195 zuaammeQgeateliteu 
Aufschriften dieser Abtheilung ist scIiud gleich die anter N.IBS aufgeführte, mit 
concentriBchen Kreisen vercierte Metallplatte von 3" Durclimesser, von dem 
grösaten Interesse. In die Mitte dieser I'lattu ist nAmlich i;ine Mämie mit dem 
Bruatbilde des Kaisera Nero und der UniRuhrift Nero Claudius Caesar Auguatus 
fiemiBniuua unter Beifügung des PMTRPIMI eingelassen. Der Verfasser erklär't 
diese Metallplstte für ein militärisches EhreuxeiuUeu , phalera, mit welcheiD 
Nami-n bukannllich auch ühnliche kreisrunde Metallvomieruugen am PferdogB- 
sohirrtf bexeithnet wurden. Es kann aber wohl keinem Zweifel unterliegen, dass 
diese KüIdct Metallplatte mit dem Mcdoilluti im Nero zu jitnea Subeibeo gehi>rt, 
mit welchen die Feldzeichen (sign») der römischen Heere auf örabsteiueu, MOu- 
zen, wie auoh auf den Reliefs der Trajansäiile geschmückt ersobainen, und in 
deren Mitte öfter die gottlich verehrten Biliior der Kaiser (Jmagines imporato- 
rnm) »agebniüht waren, welche bei SolUatepaufsländöu und dem Sturze schlech- 
ter Regenten zuerst von den Fahnen boi-abgeiisseD wurden (vgl, Gubl und Koner, 
Leben der Griechen und Römer 1. Ausgabe, S. 3G1, Fig. 509). Eine gleiche 
Metallscheibe mit eingesetztem McdiiiUon des Caracalla kam nach einer Mittbui- 
lung des llrn. Dr. Rüppell dahier bei einer im Febniar löTO zu Fans nbgehal- 
tenen Auctioii der CAlektion Rollet de Tavernost vor und wird im Katalog drr- 
»albno S.B6 unter No.662 also beschrieben; «Medailloa oontorninto. M.AVREI. 
ANTONINVSPIVSAVG.BRIT. Son huste lauro et eurasae i droite. Rev.REGINA. 
Oljrmpias coui'hee ä gauche sur ud lit, caressunt nn aerpent, Beau et avec 
une helle patine verte«. Die eigentliche und wahre Bedeutuug dieses Medaillous 
und seiner mit einem uoucen Irischen Kreiae (wia solche auch sonst auf leeren 
Fnhnenacheiben vorkommen) omamentierteD Kundplatte scheint man iu Paris 
gar nicht erkannt zu hahcu. Auch Hr. Dr. Büppi'll erinnerte sich des Pariser 
Scheibe nmedail Ions wieder, als iu der Sitzung des Frankfurter Altcrthumsvureius 
am 29. März d. J. zwei zu solchem Einsetzen in Fahne necheiben bestimmte 
Exemplare von Kaisermedaillona aus dem Besitze des llra. Senators Finger 
dahier vorgelegt wurden, deren eines Hr. Rapp (aus Bonn?) bei dein Besitzer 
gesehen und als Fahnenmedaillon gedeutet batte. Das eine dieser beidun Me- 
daillons zeigt das Brustbild Trajaue, das andere das des neunjährigen Sohnes 
nad Mitregenten des Maiimus (217-218 n, Chr.), nämlich des M. Opeüus An- 

\ toniiiDS Diadumenianus. Beide Exemplare sind nugewÖhuHch dick, schwer und 
Inaaeiv, so dass sie, obwohl mit dem Munzst«rnpul gcprikgt, doch kcinesfitlls als 

. Münzen gedient haben können. Das zuletzt erwähnte Exemplar zeigt dabei 
noch an ewei fast entgegen gesetzten Stelleu auf dem breiten Rande unzweideu- 

, tage Spuren einer Verlöthung, hier ohne Zweifel mit dem innem Rande der 
I Uetallscheihe, iu deren Mitte es dereinst eiagesetEt war. Dass übrigens auch 

^ koitbarere und künstlerisch ausgeführte Metallacheiban mit KaiaerbUderu aus 



160 Von Dr. Joseph Kamp. 

besonderen Veranlassungen einzelnen Truppenkorps verliehen worden sein dürf- 
ten, bezeugt die bekannte Neuwieder Metallscheibe mit dem Bilde des Kaisers 
Commodus. über welche Grotefend und Stark in diesen Jahrbüchern XXXVIII 
S. 61—82 und Taf. 2, sowie XXXIX und XL S. 199 ff. nebst des Ersteren Offe- 
nem Briefe au Letzteren (Hannover 1866) zu vergleichen sind. — Von beson- 
derem Interesse sind auch die S. 16 unter N. 195 f. auf einem Ringe und 
einer Gemme gelesenen Widmungen an den Dens oder Divus Hercules, welche ^ 
sich sowohl auf den in den Rheinlanden verehrten Hercules der Steinbrüche (H. 
Saxanus") und den fremdländischen H. Magusanus beziehen dürften. Auch die 
Aufschrift GENIO POPV auf einem Pfeile von Elfenbein (N. 192) erinnert an 
die auf mehreren Votivaltärchen (z. B. im Mainzer Museum) vorkommende Widmung 
GENIO POPVLI (Catalog des Mainzer Museums S. 37, XI, N. 34), wobei unter 
POPVLVS, wie die Brescianer Inschrift bei Orelli 5778 mit GEN. POP. PAG. 
IV. . . BENEMERENTI zeigt, die heimathliche Gemeindebevölkerung dos Be- 
sitzers des Pfeiles zu verstehen sein wird. — Ganz auszuscheiden aus der Reihe 
dieser Anticaglien und zwar als nicht römisch und dazu modern ist der unter 
N. 191 aufgeführte Spielwürfel mit seinen Buchstabenverbindungen. Hrn. Dr. 
Kamp ist. wie es scheint, dasjenige entgangen, was über diese Spielwürfei in 
Jhrb. XLIV und XLV S. 244 bemerkt worden ist. 

Die VI. und letzte Abtheilung enthält S. 16 unter N. 196—198 vier »Grie- 
chische Inschriften«, deren grösste sich am äusseren Rande einer Glasscheibe 
mit mehreren Reliefs befindet, welche unter Beigabe einer Abbildung demnächst 
von dem Verfasser anderwärts besprochen werden sollen.^ Besonderes Interesse 
bietet auch die unter N. 198 aufgeführte offenbar amuletartig verwendete Gemme 
mit der Aufschrift XNOVBIC und der bekannten Darstellung der Schlange mit 
dem von sieben Doppelstrahlen umgebenen Löwenkopfe, dem ^Qaxtoy l^ovroxi. 
tftdog, wie er in der merkwürdigen Gemmeninschrift bei Fr. Creuzer Schriften 
ni; 2 S. 526 genannt und abgebildet ist; nur eine noch immer vermisste Samm- 
lung und Vergleichung dieser mystischen Amuletinschriften wird die in ihuen 
überlieferten Verschlingungen des wachsenden Aberglaubens in den Zeiten des 
sinkenden Römerreiches mehr und mehr entwirren, nachdem 0. Jahn dieses 
Nachtgebict des antiken Lebens mit der Fackel seiner Forschung über den 
Aberglauben des bösen Blickes aufzuhellen begonnen hat. — Zum Schlüsse gibt 
der Verfasser ein »Verzeichniss der Besitzert dieser epigraphischen Anticaglien 
Kölns und trägt unter N.200 — 205 noch eine kleine Anzahl von Töpferstempeln 
und Gefassaufschriften nach, welche ihm nach Abschluss seiner Zusammenstellung 
bekannt wurden, die sich durch üebersichtlichkeit in der Anordnung wie durch 
Klarheit und Kürze in der Bearbeitung auszeichnet und als Muster 4cu ähnlichen 
Arbeiten empfiehlt. 



Die epigraphischen Anticaglien in Köln. 161 

Nachtrag. 

Den fünf oben erwähnten Fahnenmetallscheiben mit Eaiserbildem sind 
wir noch zwei weitere Kaisermcdaillon anzureihen in den Stand gesetzt, welche 
ohne Zweifel gleichfalls Einsätze solcher Scheiben waren, da ihre Beschaffenheit 
eine einstige Yerwendong als Münze ausschliesst. Die erste derselben, 2 — 3 
Linien dick und etwa 20 Linien breit, zeigt, wie auf dem Pariser Medaillon das 
Brustbild des Caracalla mit der Umschrift M AVREL ANTONIXVS AVG BRIT 

und auf der Rückseite in theilweise zerstörten Schriftzügen PMTI II 

zu ergänzen PMTRP XVIII IMPII) und unten COS IUI PP. 

Derselben Art von Fahnenschmuck scheint endlich auch eine Bronze- 
Medaille von etwa Vj^ Zoll Durchmesser angehört zu haben, welche in Ungarn 
gefunden sein soll und deren Abguss Hr. Dr. Rüppell zur Ansicht vorlegte. Sie 
iat gegossen, einseitig und am Rande mit einem Perlstabc eingefasst, welcher 
die Darstellung einer militärischen Ansprache (adlocutio) eines Römischen Im- 
perators umsohliesst. Auf einer schemelartigen niedrigen Rednerbühne steht 
ein behelmter und mit Waffenrock und Kriegsmantel (sagum) bekleideter Krie- 
ger hinter dem Imperator (Traian?), der den linken Fuss auf den Rand der 
Rednerbühne vorsetzend, barhäuptig, aber mit Waffenrock und dem feldherrli- 
chen Kriegsmantel (paludamentum) bekleidet, in lebhafter Gesticulation begriffen, 
die Linke wie demonstrierend erhebt, während die Rechte sich etwas nach hinten 
vom Körper abstreckt. Seine Worte sind an drei vor der Rednerbühne stehende 
Fahnenträger (signiferi) gerichtet, welche mit dem Waffenrocko bekleidet, hoch- 
kammige Helme und an der Linken Schilde tragend, mit der Rechten ihre Feld- 
zeichen halten. Alle drei Signa bestehen nur aus einfachen unverzierten Stan- 
gen, an deren einem (mittleren) sich das Querfahnchen (vexillum) aufbauscht, 
überragt von einem kugelartigen Knopfe, während von den beiden übrigen das 
eine auf der Spitze einen breiteren beringten Aufsatz trägt, von dem sich ein 
Gegenstand, wie eine Flamme erhebt, das andere in gleicher Weise mit einem 
noch breiteren korbartig durchbrochenen Aufsatze bekrönt ist, unter welchem 
an dem Fahnenschafte selbst zwei Flügel anhaften. Unter dem Reliefe liest 
man ADLOCVT. 

Frankfurt a. M. J. Becker. 



11 



III. Miscellen. 



1. LooalforBchungen auf der rechten Rheinseite. 

Mit Rücksicht auf Jahrbb. XL VII und XLVIII S. 177 mögen hier einige 
der Berichte folgen, welche mit den Ergebnissen der bisherigen Untersuchungen 
(12 Sectionen der Generalstabskarte mit c. 100 MI Heerstrassen und c. 50 M. Grenz- 
wehren, 138 Grundrisse und Profile von Heerstrassen, Grenzwehren und Schan- 
zen) an hoher Stelle eingereicht worden sind. 

Erster Bericht über den Ursprung und Zweck der auf der rech- 
ten Rheinseite der Frov. Rheinpreussen zahlreich vorhandenen 
Ueberreste von Gräben , Wällen und sonstigen Erdaufwürfen. 

Nachdem die Localuuter suchungen bis zu dem gegenwärtigen Grade ge- 
diehen sind, kann der Beantwortung der wichtigen Frage näher getreten werden, 
inwiefern die auf der ganzen rechten Rheinseite zahlreich vorhandenen alten 
Strassen, Landwehren und sonstigen Yerschanzungen ganz oder thoilweise dem 
Alterthum oder etwa dem Mittelalter resp. der neuern Zeit ihren Ursprung ver- 
danken. Die gewöhnliche Meinung scheint diese Frage bereits dahin beant- 
wortet zu haben, dass diese Ueberreste durchweg dem Mittelalter oder einer 
noch spätem Zeit angehören, woraus sich denn auch zum Theil die geringe 
Aufmerksamkeit und Theilnahmc erklären lassen, welche diesen Denkmälern in 
80 auffallender Weise bis jetzt zugewandt worden sind. Da es selbstverständlich 
ist, dass man über die Herkunft von Denkmälern nur dann sicher urtheilen 
kann, wenn man dieselben vorher in allen ihren Theilen genau kennen gelernt, 
und da den in Rede stehenden Uebcrresteu bekanntlich eine umfassende und 
eingehende Untersuchung bisher nicht gewidmet worden ist, so ergibt sich, dass 
die bisherigen Meinungen, da sie auf einer mangelhaften Kenntniss einzelner in 
verschiedenen Gegenden zerstreut vorkommender Ueberreste beruhen, der noth- 
wendigen Grundlage entbehren, und daher auf eine wissenschaftliche Bedeutung 
keinen Anspruch machen können; nur in einigen Fällen hat man Landwehren 
auf kurze Strecken in ihrem Zusammenhange untersucht und sie dann fürXheile 
des römischen Limes erklärt; in noch seltneren Fällen wurden einzelne alte 
Strassen theilweise verfolgt und für Römerstrassen gehalten; so hat man auch 
einige Schanzen erforscht, und sie theils dem germanischen, theils dem römi- 
schen Alterthume zugeschrieben. 



Miacollen. 



Meine Aufgabe wird es »ein, unbehelligt voa bEstehendeo Anaichten, nur 
allein gestützt auf die sorgfältig errorichten Thateacben. tirsprung und Zweck 
dieser Denkmäler so weit wie möglich fastzustellen, eine Aufgabe, die nicht auf 
eiamal gelÖEt werden, sondero nur nach Masagabe der fortschreitendau Loeal- 
ontertuchuDgeu selbst fortsabreiten, und endlioh, nach Erfaricbung aller ein- 
schlägigen Thatsacben in ihrem Zusammenhange, ihrer ToUstiLndigen Lösung 
entgegen geführt werden kann. 

Die in die Karton eingetragenen Ergebnisio der bisherigen Untersucbun- 
gea reichen hin, um xn erkennen, dos» die langen DamnilinioD, welche 
gröl stau thei Ig vom Rheine nus nach dem Innern, tbeilweise auch mit dem Bheine 
parallel laufen, und deren Ueberreste zwar vielfach verändert, hier und daanch 
guir. verschwunden, sieb dennoch bei sorgfältiger Erforschung ohne wesentUche 
Lücken in Uirem Zusammenhange sicher verfolgen lassen, ihren Richtungen 
zufolge nicbls Anderes als Strassen aeiu können, die in ihrem Laufe sowohl 
einzeln als verbunden eine planmässige Anlage verrathen. Dieses Reänitat wird 
um so deutlicher za Tage treten, je weiter sich dio Untersuchungen ausdehoeo; 
bis jetzt ist noch keine einzige der Ilauptatrasseulinien bis tu ihrem Ende ver- 
folgt worden. Erst, wenn wenigstens die Uauptliuien ihrer ganzen Ausdehnang 
nsoh erforscht sind, wird sich über den Zweck des ganzen Systeme ein voll- 
konmnes Urtheil bilden lassen. 

Aus den Karten ist ferner, namentlich in den Gebirgsgegenden, ersiofat- 
licb, dnos auch die Lagen dieser Damme allenthalben ihrem Zwecke, als Stras- 
sen zu dienen, vollkommen entsprechen; wir sehen sie stets genau über die 
Wasserscbeiden hinziehen, überall das günstige Terrain ausgewählt und bcnutüt, 
und nirgend« Terrain Verhältnisse, die der Anlage einer Strasse etwa widerspre- 
chen' Wenn man diesen Strassen in den verschieden aten Gegenilen gefolgt ist, 
sa gewahrt man mit Bewunderung, wie die Ingenieure, denen sie ihre Richtun- 
gen verdanken, eine Terrainkenn tniss besasscn, wie wir sie uns selbst mit Hülfe 
unsrer Generalstabskarten nicht besser aneignen können. 

Aus den Profilen endlich ist zu ersehen, dasa auch die Couatruction 
der Dämme mit dem Zwecke als Strassen zu dienen, übereinstimmt. Die Breite 
der Fabi-bahu auf dem mittleren Damme beträgt durchschnittlich 13 Fusa, der 
Böschungswinkel der Seitenabhänge ungefähr 35". Die Proöle lehren ferner, dass 
der Hauptwall noch von Seitenwällen begleitet war, und dass diese drei Wälle, 
welche die Strasse bilden, knustmässige Anlagen sind, und nicht etwa durch 
Ausschlämmen, Ausfahren u. dgl. entstanden sind, Ueber den Zweck der Sei- 



tenwälle kann 



'Et näher geurtheüt v 



verschiedenen Strassen aus verschiedenen üegenden vorliegt. 



Fragt B 
zu beachten seic 
Gegenden keine 
aus dem Anfang 
im Einzelnen kei 
ein, nnd eben 



i grössere Anzahl Profile 



welcher Zeit diese Strossen herstammen, so wird Eunachst 

dass das Mittelalter hindurch bis in die neueste Zeit in diesen 

Kunststrassen gebaut wurden; die ersten Kunststrassen datiren 

Jahrhunilcrla. Ferner stimmt die Construction derselben 

ineswegs mit dem Zwecke, als Verkehrs Strassen zu dienen, öbei^ 

wenig deuten ihre Richtungen darauf hin, dass sie in dß" 



164 



Miacelleii, 



mittelalterlichen oder späteren Zeit zum Verkehr zwiBohen den damals böBtan- 
dencn Ortschaft«!! gedient haben. Wenn aber einstens eine genügende Anzahl 
dioaer Strassen in g-enügender Auidehirang unteranoht sein wird, so wird Bich 
SUH dem ganzen ZuBammen bange mit einem Blicke erkennen laasen, ob dieser 
Strasaencomplex sich erst in der späteren Zeit tur Verkehrivermittelung zwi- 
Bcben einzelnen Ortschaften nach, und aBcb gebildet, oder aber ini Ältertbume 
zu militüriachen Zwecken systematisch angelegt worden ist. 

ÄuB den Karten ergibt sich, dass der Lauf der Landwehron von 
dem der Strassen sehr verschieden ist: Eratere zeigen allenthalben das Be- 
atreben, in Verbindung mit dem Rheine gröaaero oder kleinere Territorien ein- 
zuschliesaen ; aie Betten nur aneinan:ier, ohne sich t\i durchkreuzen. 

Eben so wesentlich unterscheiden sich die Landwehren von den Strassen 
durch ihre Lagen, namentlich in den G ebirgs gegen de u; hier ziehen die Land- 
webren durchweg auf den Bergabhängen, parallel mit der Thalsoble. wo Stru- 
seuaniagen ganz unmöglich sind ; auch haben die Landwebren Steigungen, die 
einer Strsaaenanlage gsnz widersprechen. 

In der Cunstruction aind die Landwehren von den Strassen, wie die 
Profile lehren, gteicbfalls verachieden. Erstere bestehen entweder aus 3 oder S 
Wällen, Letztere immer aosSWüllen; wo aber sich hei den Landwehren 3 W&lle 
finden, liegt der grüssere stets an der Seite, bei den Strassen aber immer in 
der Mitte d<;r beiden kleiueren; auch ist der Büachungawinkel bei den Land 
vehren gröaaer als bei den Strassen dämmen. 

Aus welcher Zeit datiren nun dieae Landwehren? Bei dieser Frage ist 
■unächst XU beachten, daaa die Landwehren in älteren Urkunden zwar wiederholt 
vorkomnicn. aber nirgenda sich eine Notiz von ihrer Entstehung vorfindet, wäh- 
rend siuh das Torbandensein einzelner derselben bia ins 9. and 10, Jahrhundert 
hinauf nachweisen lässt. Eben so wenig kann irgend eine der bis jetzt be- 
kannten Landwehren in ihrer ganzen Ausdehnung als Begrenzung einet älteren 
oder neueren politischen Gebietes erwiesen werden, wenn auch hier und da 
kleinere Theile zu diesem Zwecke gedient haben und noch dienen. In den niedrig 
gelegenen Gegenden wird der Graben einiger Landwehren zur Wasserableitung, 
auch hier und da ein Stück Wall zur Abdämmung benutzt; man braucht aber 
nur einen Blick auf die betreffenden Profile zu werfen, um zu erkennen, dass 
die ganze Couatruction der Landwehren soluhen Zwi'cken völlig fremd ist und 
nur hier und da eine Benutzung zu localea Zwecken stattgefunden hat. Nimmt 
man nun dazo. dass die Cunstruction der Landwehren in entfernt von einander 
gelegenen Gegenden, in denen eine Verwendung derselben in späterer Zeit nicht 
stattgefunden, und überhaupt nach der Looalität nicht stattfinden konnte, doch 
stets ein und dieselbe ist; ao gelangt man leifiht zu der Hebe rzeugung, dass diese 
Landwebren zu ganz anderen als loualen Zwecken gedient, und einer viel älteren 
Zeit angehören nmasen. 

Ich habe uun^die Hypothese aufgestellt, daas das ganze System von Land- 
wehren, ao weit es bis jetzt durch die Localnntersuchuugen im Zuaammonhanga 
festgestellt ist, einen Tbeil der römischen Reichsgrenze, limea trangrhe- 



Miscellen. 



165 



naauB. gebildet habe, eine Hypotheee, -welche durch die bereits weiter rheioaur- 
(rirta sporadisch aufgefundeneo Theile ganz gleich conetruirler Landwehren eine 
bedeutende SlütKe erbiilt. Ob die Ilypotheae schlieselicb za einer Wahrheit er- 
hoben nerde, hängt von dem ErgehnissB der ferneren Unters uchuDgcn. und 
uunentlich such von dem Dmatnode ab, ob Bich der AnschlnsE an den bereits 
bekannten Limes am Oberrbein leatetelleii oder gar die Fortsetzung; des Systems 
in der bisherigen Form auch weitur rheiaaufwärts über die Provinz hinaoa nacb- 

Dass die ring- nnd keKelfönnigen Aufwürfe, Ton denen die Gruadrlsie 
und Profile vorliegen, nur Warten gewesen sind, ergibt sich aus ihrer Lage 
und ConBtruution. UinsichLlich ihrer Entatehungszeit ist zunäcbfit zu bemerken, 
dasB nirgends eine Bchriftiicbe oder mündliche Nachricht über ihren Ursprung 
und~Gebrauch vorbanden ist, und sich eben so wenig Spuren raittelallerlichcr 
oder nachmittetalterl icher Denkmäler an oder auf denselben bis jetzt vorgefun- 
den haben. Erwägt man nun die wichtige Thatsache, dsss alle diese Anlagen 
nur in der Nähe der Römerstrassen und Landwehren, zuweilen sogar in unmit- 
telbarer Verbindung mit den Letzteren vorkommen, so kann wohl kein Zwdfel 
obwalten, dasa sie mit eben diesen Anlagen auch gleichen Ursprunges sind. 

Ob die nur an den Römerstrassen gelegenen Wailbefestigungen in Form 
von Vierecken dem germanischen oder römischen Alterthume angeboren, kann 
erst näher erörtert werden, wenn eine genügende Anzahl Grundrisse und Profile 
dieser Denkmäler aufgenommen sein wird. 

Die vorstehenden Erörterungen sollen als Aodeutuugen, soweit es die 
bisherigen Aufnahmen zulassen, nur den Anfang zur Lösung der Eingangs 
beregten Fragen bilden; erst wenn eioe grosse Zahl von Strasseo, Landwehren 
und Befestigungen in allen ihren Details vorliegen, und auch von den ganz 
Ähnlichen Anlagen auf der linken Rheinseite Grundrisse und Profile genommen 
werden (wozu in der nächsten Zeit übergegangen werden soll), wird sich ein 
weiter Blick in ein Feld eröfinen, von dessen Bedeutsamkeit für die vsterländi- 
tche Geschichte- und Alterthum stunde nur Wenige eine richtige Erkenntniss, 
die Meisten kaum eine Ahnung haben. Wenn einer der fleissigBlen Foi-scher 
auf diesem Gebiete (Finaozrath Paulus in Stuttgart) mit Recht sagen konnte, 
dass durch die Loca! unter Buchungen die dortige Alterthumekunde eine gaoi 
andere Gestalt gewonnen, so wird man mit demselben Rechte sagen können, 
dasB durch diese Forschungen auf der rechten Rheinseite unserer Provius über- 
haupt erst eine Alterthumskunde geschaffen wird. 

Zweiter Bericht über den Ursprung und Zweck der auf der roob- 
ten Rheinseite der Provinz Rheinpreusaen zahlreich vorhande- 
nen Deberreste vonGräben, Wällen und sonstigen Erdoufwürfen. 
In dem Gange der bisherigen Untersuchungen habe ich es stets als eines 
der folgenreichsten Ergebnisse betrachtet, dass ein gi-osser Theil der 
Ebenen nie auf den Gebirgen der rechten Rbeinseite vorhandi 
langer Dämme sJs Strasssnri 



Ueberreste 
aureufasnen, und hiernach iwiichcn solobsn 



ir.r> 



Miscellfln. 



Dämmeo, welolie eberaaligen Strassen und salcben, woIcUe GreoBWehreW 
angehört, woh! zu anterseheideo ist. Eine solche Uuterecheidung ist bis jetzt 
selbst von Denjenigen, welche sich mit der Erforschung der noch vorhandeneD 
alten Wali- und Grabenreate beschäftigt haben, nicht gemacht worden, and aa 
ist einleuchtend, das«, wenn ein Theil dieser Denkmäler wirklich nichts anders. 
als Straseendämme sind, und dann diese mit GretiEwehren verneohieH 
werden, in der Bestimnmng des Laufes der Leizleren eine unlösbare Verwirrung 
eintreten muss. Hieraus ergibt »ich die Nolhwendigkoit. die von mir vertretene 
Anffaasung, dasa ein Theil jener Dämme alten Strassen angehört habe, mit 
allen denjenig'W Mitteln, welche die noch erhaltenen Ueberreate zulassen, ea 
erhärten. 

Bereits in Tneinem ersten Beri-chte sind die Richtungen der laugen 
Dammlinien als ein weuoatliches Moment heeeichnet worden, woduroh sich die- 
selben ila Strassen charaktevisiren. Die seitdem in die Karten eingetragenen 
Deberreste bestätigen das frühere Hesultat, dass diese Linien meistens vom Rheine 
aus nach dem Inneren von Deutschland führen, dass sie im Ganüen genommen 
gerade Richtungen verfolgen, die auf ein gewiaaes Ziel losgehn, wie dies bei 
Strassen immer der Fall ist. Zuweilen durohtreuzeo sie sich, oder es tweigt 
sich von der Hauptlinie eine anilere ab, oder es gehen uwei solcher Linien nach 
küreerom oder längerem Laufe in eine eintige »usamroon, wie es bei Strassen 
häafig einEUtreten pflegt, kurz ein blasser Dliok auf die Karten genügt zn 
der Einsiebt, dass die Richtungen dieser Linien mit dem Zwecke, als Stras- 
sen zu dienen, vollkommen übereinstimmen. 

Ein zweites Moment, welches bereits als bedentnngsvoU für diese Anlagen 
bezeichnet worden, ist ihre Lage, d. h. ihr VerhlLltniss su dem umgebenden 
Terrain. In den Ebenen sehen wir sie mit Vorsicht so geführt, dass dieuugün- 
stige Bodenbeschaßenheit, namentlich das sumpfige Terrain, überall thunlichit 
umgangen wird; in den Gebirgen aber laufen sie durchweg über die Wasger- 
scheiden, das [Teberachroiton von Thälcrn ist mögUchst vermieden, und wo es 
geschiebt, sind neislens die sanft abfallenden Gehänge gewählt, während in 
den seltenen Fällen, wo diese fehlen, die Thalränder benutzt oder selbst die 
Felsen durchbrochen sind. Die Steigungen sind bei Weitem grÖBser, als bei 
unEcm Jetzigen Strassen, was sich ans dem Umstände erklärt, dass das Fuhr- 
wesen im Alterthume auf einer sehr niedrigen Stufe atand, und der Transport 
durchweg aof Laatthieren geschah. Hinsichtlioli der Grösse dieser Steigungen 
haben r.war iiooli keine Nivellements stattgefunden; jedoch ist mir bis jctül noch 
keine Strasse bekannt geworden, welche nach Schitzungea einen Neigungswin- 
kel von mehr als 15 bis 16 Grad hat. Da aämmtlicho Strassen in die Geneml- 
stabskarte eingetragen sind, so können die angegebenen Yerbdltnisse an den 
dortigen Terrain Zeichnungen geprüft werden. 

Während hiernach die in Rede stehenden Anlagen in ihren Richtungen 
und ihrer Lage mit dem angegebenen Zwecke völlig übereinatimmen, und b«^ I 
sonders in letzterer Hiuaicht ailen Bedingungen entsprechen, welche ' 
der Föhnmg der römischen Militärstrassen anzu treffen pflogen, 



Miacellen. 



ler 



nunniebr zu prüfen sein, in wie fern sie auch io ihrer Constraction mit den 
römischen ätraasenaDlagen in ändern Gegenden ubere in kommen. Die römiscben 
Heeritraasen bildeten bekanntlich hohe Enldäronie, bis zu G Fubs Höhe und 
darüber. In dieae Dämme war entweder ein ans mehren Lagen beatehender 
SteinlcÖrper eingesetzt, wie i. B. in den Gebirgen der linken Rboinaeite der 
Fall ist ; oder aber der Erddamm trag bloa eine Kiesdecke, wie wir es bei 
vielen Römeretraas^n am Niederrhein finden. Die jetzige Breite der Fahrbahn 
gibt der Oberatlicutenant Schmidt bei den von ihm untersuchten Straaiea za 
16 F. an; da es aber undenkbar ist, dasn sich die Strassen so viele Jahrhundert« 
onTerändert sollten erhalten: yielmehr die Breite sich wird vermehrt haben; so 
müssen wir die nrsprünglicbe Breite geringer als 16 F, annehmen, und wirk- 
lich gibt Schmidt selbst die Breite eines wohl erhaltenen StraasenreAtea am 
Kiederrhein nur zu 14—16 F. an; den B-iachungawinkel der Erddämme sohätit 
er auf ü". Der rühmlich bekannte Forscher romiacher Heerstraaaön im süd- 
westlichen Deutschlaud, Finonzratb Paulus in Stattgart, gibt die Breite der 
eigentlichen Fahrbahn bei allen Haupt railitärstraaacn 2u 14 würtemberger Fusa, 
die der übrigen xu 12 und 10 F. an; er bemerkt dabei ausdrüukliDb, dass, wo 
sich römiacho Strassen von grosserer Breite vorfinden, dieselben in einer späte- 
ren Periode entweder plan massig oder durch allmäliges Ausfahren breiter gemacht 
worden, oder sieb nur die breitere Unterlage der Strasse erhalten habe ; dan 
Böschungswinkel schätzt Paulus auf etwa 30". Nach meinen eigenen Uoter- 
■ucbungen römisobor Steinstrassen In versclnedenen Gegenden der linken Bhein- 
aeite scheint mir die obere Breite des Fahrdamma ursprüngliuh hüchstens 
14 pr. Pubs beaeasen zu haben. Vergleicht man nun hiermit ausure Anlagen, wie 
sie die corUegenden Proßle darstellen ; so findet man zunächst in der Form des 
Fahrdammea volle Uebereinstimmung mit den rümischen Daqmstrassen in ande- 
ren Gegenden, wie sie a. B. die von Schmidt gegebenen Profile darstellen. 
Ebenso verhält eii ^ich mit allen Dimensionen; die flöhe unserer Fahrdämme 
wechselt von 3 bis ta 6 F. über der Grabensohle: die obere Breite beträgt im 
Durchschnitt 12 F. und die durchschnitt licho Grösse des Bö ^ehungs Winkels ist 
36 '. Statt dea Steinkörpers oder der Kioadecke war der Fahrbahn durch Boll- 
werk die nöthige Haltbarkeit verliehen, was mit den sonaligen Anlagen der 
Bömer aa{ der rechten Rheinaeite übereinstimmt, die, ausser denen in dem 
Becken von Neuwied, sämmtlich ohne Anwendung von Stein und Mürtel, nur 
aus Erd- and Holzwerk construirt waren. Schon der General von Müffling 
und der Oberstlieutenant Schmidt haben dieses richtig erkannt, indem der 
Erstere ausdrücklich bemerkt, dass die Strassen der Römer auf der rechten 
Bheinseite von Erdaufwürfen nnd mit Buk (Bohlen oder Knüppel} belegt, ihre 
Caatelle aber aus Erdaufvrürfen waren, und. Letzterer Straaaen und Befestigungen 
beschreibt, die bloss aua Erdwerk bestanden haben, wobei er gerade die Abwe- 
senheit aller Mauerreato ala einen Fingerzeig für fernere Dnteraachungen her- 
vorhebt, was sich bei meinen Untersuchungen auch vollkommen bewährt hat. 
Alle militärischen Anlagen auf der recfaton Rbeinscite tragen demnach nur einen 
provieorisohen Charakter, und um denselben die volle Dauerhaftigkeit, wie auf 



168 Miacellen. 

der ÜDken Rbeinseite zu geben, dnraii wurden die Romur verhindert, wie 
Sohmidt treffiitid bemerkt, »durch Hernjaon und seina Cherusker.« 

Eine ganz bßsonderü Eigeothümlichkeit aber zeigen die von tnir all Strai- 
aen bcxtiiahDeten Dämme darin, d&aa aie au beiden Seiten nucb von je eiaem 
Seitenwalle begleitet aind, auf welcheo wieder Auesengräben folgon. Da dicver 
Eigenthümliehkeit bis jetEt von Niemanden gedacht worden, ao tritt die Noth- 
wandigkeit der Begründung dieser Anlagen als Strassen um ao schärfer hervor, 
als einer aolchen Einrichtung- überhaupt bei römiecben Heerstraeieii in anders 
Gegenden kaum irgendwo Erwähnung geachieht. Wenn es nach den schon an- 
gedeuteten Verhältnissen nicht auffallen kann, daaa die Strassen der rechten 
ßheinseite in der Rege! mit Iloir, statt wie auf der linken Rheinseite, mitStein- 
material befestigt waren, so niuaa doch die aas einem Oauptdamm mit 
zwei äeitenwälleo bestehende Anlage befremden, liumal nicht anEunehmen 
ist, daaa eine ao wesentliche Verschiedenheit in der Coostniction der rönuEchen 
Bfilitäratraasen dies- und jeneeits des Rheines bestanden habe, vielmehr diese 
Strassen im Weientlichen in allen Gegenden übereinkommen müssen. Und in 
der That würde ich es niumala gewagt hüben, die Meinung, daas die in Rede 
stehenden Anlagen nichta anders als Strassen sein können, mit der Beatimmtfaeit, 
wie es geschehen, auszusprechen, wenn rair nicht wirklich auch auf der linken 
Rheinseile unnweifelhaft römisohe Strassen bekannt gewesen wiiren, welche eben 
dieselbe E ige nt hü m liebkeit aufzuweisen haben. Ich beeile mich nm so mehr 
die Details einer dieser Strassen zu geben, als dieselbe in den letzten Jahren 
durch den Ackerbau sehr gelitten, und in Hureem die Beweismittel gänzlich 
verschwunden sein werden. Die drei ziemlich wohl erhaltenen Dumme dieser 
Strasse liegen dicht neben der von Düsseldorf ^Oberkasael) über Beerdt nach 
Neusserfurth führenden Chauaeee zwiachca Nummerstein 0,16 und 0,19. Ihre 
bisherige Erhaltung hat aie wohl dem Umstände zu verdanken, daas diese kleine 
Parzelle bis vor Kurzem noch Biischwerk gewesen, das jetzt gänzlich wegge- 
hauen ist. An dar Ostseite, wo die Dämme aufhören, bemerkt man an densel- 
ben noch sehr deutlich eine Drehung nach Norden i» einem stumpfen Winkel, 
und verfolgt man den hier von der Chaussee abgehenden Fahrweg in dieser 
Richtung eine kurze Strecke an einem Bauernhof vorbei bis zu dem letzten Uause 
am Wege, so bemerkt man einige Schiitte rechts am Wege, und zwar in der- 
selben Verlängerung, eine ununterbrochen sich fortsetzende Wölbung In den 
Feldern, und auf dieser Wölbung ist die Ackererde mit Kiea vermengt, während 
der Boden der Umgebung von Kiea völlig frei iat. Verfolgt man jene Wölbung 
durch die Aecker immer neben dem Wege weiter nach Norden, so nimmt die- 
aelbe an Stärke immer niehr zu, und wächst zuletzt so bedeutend, dass man sie 
schon aus der Ferne wahrnehmen kann; zugleich zeigt sich die Ackererde ganz 
mit Kiea gespickt, so dass auf dem erhöhten Boden ein von setner Umgebung 
stark abatechcnder Streifen gebildet wird. Noch im vorigen Jahre war hier 
ein Gebüsch vorhanden, in welchem ich den Kiesdamm aus dem Boden hervor- 
ragen sah; jetzt ist die ganze Parzelle Ackerland, in dem man jedoch deutlioli 
an der fortlaufenden Erhöhung, wie an den vielen Kiesresten den ehemaligen 



Miicellen. 



16!) 



Hamm Yerfolgeti kann bis «u einem quer darchUo fanden Feldwege; hier ragt 
- der Kiesdainin noch jelut 1—2 F. aus dem Boden hervor, ist aber Bchon an 
den Selten dmcli die Bngrenxendea Aecker geschmälert, wie an den beideraeits 
einher laufenden Kiesstroifen zu ersehen ist. Man lunn von hier an den Kiee- 
datnm, immer in nördlicher Richtung, eine geraunie Strecke verfolgen, bis er 
mit dem obgenannten Fahrwege xusammenlänft und zuletzt die TOD Düsseldorf 
(Oberkassel) nach Uerdingen führende Chaussee erreicht. Es kaun hiernach keta 
Zweifel sein, und an Ort und Stelle kann die Ueberzeugung von Jedem und zn 
jeder Zeit durch unmiUelhare Anschaumig nuch leichter gewonnen werden, dais 
wir hier eine alte StraBse vor uns haben, deren Fahrdamm mit Eies belegt war; 
dieser Damm ragt auf der einen Strecke, nachdem die Gräben und Seiten zuge- 
worfen, nur mehr mit seinem oberen Tbeile aus dem Boden hervor, während 
auf der anderen die Strassendämme mit ihren Graben erhalten geblieben; nur 
hat hier der Fahrdamm seine Kieedecke verloren, die wahrscheinlich beim Bau 
der nebeuanliegcnden Chaussee verwendet wurde. Letzteres kömmt auch ander- 
wärts sehr haulig vor; so e. B. ist von einer gauE nahe gelegenen, vun Neuss 
kommenden Römcrstraseo, wie schon der Obers tlieutenant Schmidt anführt und 
ich von Augenzeugen bestätit^en gehört, selir viel Eies nach der Cbausaee gefah- 
ren worden, und Schmidt, führt auch andre Fälle an. wo man den Eies von 
den römischen Strassen dämmen zu Ö cono in iscb e n i! wecken zu verwenden pflegte ; 
daher kömmt es, dasa man z. B, an der grossen Rh eins trasse da, wo der Damm 
noch über der Erde erhaUeu, denaetben ohna Eies, und nur da, wo er sich nicht 
über den Boden erh«'hl, oder aus demselben eben herausragt, noch die Eiesdeoke 
vorfindet, genau so wie in dem vorliegenden Falle. Verfolgt man die Richtnng 
unsrer Strasscndämme nach der Westseite der Chaussee entlang, so trifft man 
in Weiasonberg in einem Gehüscho noch schwache Beste von Wall und Graben, 
und gleich hinler Nousserfurth, wo die alto Strasse von der Chaussee in der 
Riobtung nach Eaarst abgeht, findet man die beiden Seiteowälle rechts und 
links im Gehüacbe ziemlich gut erhatten, während der mittlere Damm auseinan- 
der geworfen iind zu einem breiten Fahrwege geworden ist. Bei den Landleateu 
führt üusre Strasse in ihrem östlichen Theile den Namen lalte Bömerstrasse«, 
und wenn man sich bei den angrenzenden Grundbesitzern erkundigt, so wissen 
sie viel zu erzählen von den Schwierigkeiten, welche ihnen die Ausrottung der 
Straase bei Urbarmachung dea Bodens durch ihre Festigkeit, an der alle ihre 
Werkzeuge stumpf geworden, verursacht hat. 

Als fernerer Grund, das« die Drillingsdämme der rechten Rheinseite nicht« 
»nderes als Strassen gewesen, ist anzuführen, dass dieselben Jahrhunderte lang 
und bis den heutigen Tag als Strassen wirklich gedient, in Folge dessen sie an 
verschiedenen Stellen Veränderungen verschiedener Art erlitten haben. Sobald 
der mittlere Üsmm seines Holzwcrkea beraubt war. konnte er ala Fahrstrasse 
kaum mehr geliraucbt worden; man warf ihn daher auseinander und füllte damit 
theilweise die beiderseitigen Graben, so dass er eine obere Breite von 20 — 30 F. 
bei einer Höhe von 2 — 3 F. erhielt; die beiden Seitonwälle aber blieben nnver- 
aehrt liegen, und in dieser Form sehen wir s. B. die aua der Nähe von Huokiu- 



170 



Hieeellen. 



gen nach Speidorf xiehende Str«f b«, der Reitweg ([enannt, ferner blos mit einem 
nooh erhaltene» Seitenwalle die Slruae von Wipperfürth nach RadeTormwild. 
ZDweilen ist der mittlere Damm ganz Diisgr? fahren, und nur mehr ein Seitenwall 
BD der einen oder andera Seite des Weges |r<.'}iiiuben. wie bei dem obgenannten 
Reitwege, und liem jetzigen Coramunalwege im Kuhbruob, südlich vun Vörde; 
oder die Fahratrassu ist Eur Chaussca umgewandelt worden, neben wclchor man 
noch einen der SeitenwäUe erhaltan sieht, wie bei der Chunnsee von Düsseldorf 
nach Elberfeld; oJer es bat sieb ausser einem Seitenwalle noch ein Theil des 
mittleren Dammes erhalten, wie bei derselben Striteae, und bei der Cbausse von 
Dinslaken nach Hünxe. Auch bat sich ruweilen der mittlere Damm allöin, oder 
dieser nebst einem Saitenwall erhalten, wie bei der alten Strasse Ton Peddenberg 
naoh Sohermbek, und der Strasse vgn Neuwied nach Jahrsfeld. In vielen Fallen 
lieas man die Dimme liegen, und fuhr zwischen deoaelben durch einen der 
Or&ben, wodurch diceer ollmiUig k.u einem Hohiwego ausgetieft wurde, wie bei 
der Stnese von Wipperfürth nach Kreutzbei'?. Manchmal lieee man auch alle 
drei Wille neben einander Uegen, and legte die Strasse dicht daneben, wie bei 
der Chanixeu von Rntlevormwald nach Herbek. und an der von Siegbui^ nach 
dem llockhauie führenden Chaussee. Wo aber die Richtungen der alten Römer' 
itnusen von den io der spätern Zeit gangbaren Richtungen abweichen, und 
dabAT nicht cur Verbindung der später entstandenen Ortschaften dienen konnten, 
da Itss) man dieielben unberührt liegen, woher es kommt, dass wir hier die 
drei Wülle am besten erhalten finden, wie bei der Strasse von Schermbek nach 
Kirohhellen, vom Fangerhof nach dem Huvermannshof, vom Hause Bürge! nach 
Ilnterbaoh, von der holländischen Grenze dem Rheine entlang nach Deutz; etel- 
Imwoiio haben siuh bei der letztgenannten Strasee auch bloss zwei oder ein 
Wall erhalten. 

Diu vorstuhouden Daten dürften vorl&ufig genügen, um den fraglichen 
UaKniistand sKiner nllmütigen Aufklärung entgegenzufahren. Mit dem Fort- 
«ehraiti^ii der Untertuch ungen wird noch eine Reihe von Fragen zu erledigen 
•«in, von donim ich mir nur einige hervorzuheben erlaube: Welche Richtungen 
v*rfol||ali dioiq Strassen nach dem Innern Deutschlands nnd wo enden dieielben ? 
In wwluhiim. gcgunscitigsn Zuiammenhange stehen sie, vurrathen dieselben eine 
pUnmbmiign Anlage, imd zu welchem Zwecke? Correspondiren die vom Rheine 
aiisitithnndeTi Ntraiien mit den auf dem linken Ufer gelegenen römisobeo Etablts- 
(«meiitai' älud dipDolben vielleicht nicht« andere«, als die Verlüjigerungen der Bus 
lUni luiiMi'ii fiallion« nach dem Rheine führenden Römerstrassen ? An welchen 
rtmlsulifii Huvrslranen der linken Rheinseite finden sich nnob Reste der drei 
WAIIüV Finden liuh diese drei Wälle auch an den Römerstrassen in andern 
liAluloru und woV Zu welchen Zwecken dienten die beiden Seitenwälle? Fin- 
ihm «loh auf der rruhteu Rheinseite der Rhcinprovinz ancb Romeratraiseni die 
M •lll>*liieu Stellen durch die Terrainbescbafl'enheit veranlasst, statt des Holze*, 
■lltti Klandenlii) trugen, wie dies a.n einigen Römerstraasen in Westpbalen der 
V'ftll >*tV Uiu 'rhail dieser Fragen wird seine Lösung erhalten können, nenn 
«lia UtileriueliuniTM) »o weit gediehen, dasa zieh die Oonstraotion dieter Strauen 



MiBcelläu. 



171 



r ina ideale» Profil darstellen lägst, und -wenn wenisstena einige der Haupt- 
zu ihrem Ende untersocht sein werdeu. Ich habe es untemODimeD. 
I dieser Bnuptheerstrasaen, die von Xanten kommend durch Weätpbalea 
} tnbncheinlich nach der Ems führt, ftllraälig bis zn ihrem Ende lU untersuchen ; 
I dieselbe gebt in zwei Armen vom Rheine aas einaraeits über Boobult. andorieits 
Eber Borken ; der erate ist bereits bis Bocholt untersucht und iu die Karle 
eingetragen, letzterer bis zur Provinz Westpkalen, von wo mir über die fernere 
Fortsetzung durch die Bauerschaft iluiner einige Nachrichten zvgekommeii ijnd. 
El ist bemerkensvrerth, dass bereits der General von HüffUng die Richtung 
dieser Strasse in die Karte gezeichnet, obgleich ihm die noch vorhandanen 
DAberresta ana eigener Anschauung unbekftaut waren, und dusa der Obersttieu- 
tonant Schmidt sie zwischen Sttdiolin und Ahaus aufgcfandco, und ihre Fart- 
UtxuDg über Bocholt nach Xanten vermuthet, also in dersclhen ßichtiuig, in 
welcher ich die ß^ete bereits aufgefunden bebe. 

Was die langen Walllinieu botriät, welche Grenz wehren angehö- 
ren, so ist schon in dem ersten Berichte erwähnt worden, wie sich dieselben in 
ihren Bichtungcn von denen, welche Strassen augebören. unterscheiden; 
rie sind auch iu der spateren Zeit niemals als Strassen benutzt worden, weil 
ihre Richtungen diesem Zwecke nicht entsprechen. Noch deutlicher unterschei- 
den sie sich durch ihre verachiedcne Lage, und man kann annehmen, dasa 
die Rücksichten, welche man bei Anlage der Straaaen auf die Bodenbeschaffen- 
heit nahm, das gerade Gegentbeil von denjenigen bilden, die wir bei den Land- 
webren vorfinden. Wenn bei den Strassen in den ebenen Gegenden das sumpfige 
Terrain thunliohat vemieden wird, so sehen wir im Gegeutheil die (irenzwebreu 
dasselbe geflissentlich aufsuchen, um sich dicht dahinter anzulehnen in der Art, 
dass das unwegsame Terrain an die innere, dem Rheine zugekehrte Seite, die 
Orenzwehr aber nach Aussen zn liegen kömmt. Noch aufi'alieuder tritt der 
Dolerschied in den Gebirgen hervor; während die Strassen sich durohweg'auf 
den Hohen zu halten suchen, und in der Begel über die Wasserscheiden führen, 
sehen wir die Grea/.webren auf den Abhängen liegend, den Thälern entlang zie- 
hen, oder, statt wie die Straaaen das Uehcrschrelten von engen Tliälem vu ver- 
meiden, vielmehr rücksichtslos in die Abgniade hinab und auf der andern Seite 
die steilsten Abhänge hinaufziehen, und so manchmal eine Reihe der tiefsten 
und schluchtigsten Thäler rasch hintereinander tjuer durchschneiden. Sehr be- 
awkenswerth ist der Umstand, dass da, wo oine Grenzwebr einen Abbang hinauf 
y oifit hinab zieht, sei es um ein Thjil zu überachreiten, sei ea, um aus einem 
., Tbale, dem sie eine Strecke gefolgt, auf die Höhe zu gelangen, die Richtung 
f des aof- oder absteigenden Wallee mit der Richtung des Thalgrundes einen 
apitien Winkel bildet, welcher dor feindlichen Seite zu hegt, so dass der Feind 
I keinen höheren Standpunct über der Grenzwehr gewinnen konnte, vielmehr die- 
, Mibe immer achräg über sich hatte. Diese eigenthämlichen Logen der Grens- 
wehrwäUe erschweren die Untersuchung in hohem Gmde, und wer einige Jahre 
' thrsn Spuren durch die Gebirge über die liefen und schluchtigen Tbäier hinweg 
I m folgen gesucht, begreift leicht, wie man JaJu-hunderte lang ihrem Laufe naoh- 



JM 



i di— elb a» widt m der Canat 

en, wie Mihoo in den fröberea 
StnM« der grönera W*Q iteU in d«> IGu«, ba da 
■a dar^Seit« liegt Wo üb nur 2 oder 1 Wall 
raim IbeOs ast des altea FlorbuteB, tbefls mu der 
oder aBs saden Gmatüulea naclivciaeB, daat vrtptima 



t nA ia nelen 
TnditioB der Lsadlaat« 
tiob 2 oder gu 3 WaDa 



yiema bei den StzuseDDiUen, foHs ihre 
laüfat so ersdien itl. daaa lie ihre EaLftebiuif nsr in JUlerUiBB babenköaaeD, 
ibJem Dicht dans tu denken i«t. dast man im llitl«!aiter dr«i bobe. MAaoale 
Parallcldämme zn TerkehmtraneD errichtet habe; to wird bei de> Grena- 
webren, die in der apäterenZeit zu Terschiedenen Zwecken in Gebnuoh waten, 
Wibrend la diesen Zwecken aucb WäUe und Gräben nen angelegt wurdan, ca 
erörtern sein, ob dieselben aua einer äJUreo Zeit herrähren, und aai fpÄter~ 
hin je nach ihrein Vorkommen benaUt. i>der aber in Rpiterer Zeit su den 
Zwecken, zn welchen sie gedient und noch dienen, crhcblet worden aind. In 
den Ebenen kömmt die Verwendimg von Londtrebren inr Bodenentwässeruog 
wiederholt vor; wo aber dieselben nur einigermasscn mit ihren Wällen noch 
erhalten lind. ist leicht zu ersehen, dasa dieser Zweck ihrer nrsprängliQhen 
Anlage völlig fremd ist, und die Gräben späterhin Llosa erweitert und zu jenetn 
Zwecke benutsL worden sind. Dazu kömmt nun, daas Euweiten eine Lfiidwehr 
eine Strecke lan^ zur Waaserableitang, nach Erbreiterung eines ihrer Gräben, 
benutzt ist, nnd daun der Wasserlauf die Laudwebr veriässt, um in einem eige- 
nen neuen Graben fortzugehn, w&hrend die Landwehr eheofalU ihren eigenen 
Weg weiterzieht, woraus sich klar erkennen lässt, dasa die Landwehren anfäng- 
lich nicht KQ einer Wasserableitung angelegt worden siod. So c. B. «eigen di« 
Proäle die Landwehr an einer Stelle, wo sie von der Ysscil gaui: entfernt liegt, 
w&hrend einige Minuten weiter der Flusa in einen der erweiterten Gräben bia- 
eingeleitet iat. In den Gebirgen wurden die Landwehren im Mittelalter bis in 
die neuere ii^eit 6fter als Schutzwehren gebraucht, und namentlich wo sie qger 
über die Landstrassea liefeu, zur Sperrung derselben mittels eines Schlagbanuu 
benutzt. Solche Stellen an den alten Strassen bcisaen noch jetzt >ani Schlag- 
banmi, und man findet hier nocb jetzt die üeberreste meist wohlerhalten. Die» 
bat Manche zu irrthümlichun Ansichten verleitet ; die Einen glauben, diese 
üeberreste kämen nur an den Strassen vor, und seien nur zur Sperrung derael- 
ben angelegt worden, indem aie die ForteelzuDgeu recbta und linka der Strassen, 
die oft Meilen weit über die Berge und durch die Thaler ziehen, entvreder nicht 
aufgefunden oder nicht nufgesucht haben; die Anderen, denen es nicht unbe- 
kannt geblieben, daas sich die Wälle und Gräbeu auch noch in grösserer Ent- 
fernung von der Strasse fortsetzen, halten dafür, dass bei Strasse ndurchgängan 
die Zahl der Wälle an den Landwehren verstärkt worden sei, ein Irrthum. der 
seinen Omnd darin hat, dass man den Ueberrcaten nicht Schritt fiir Schritt 
gefolgt ist, sonst würde man auob in der EntfernuDg von Strassen Stellen genug 



« 



< 



Hiscolten. 



173 



^ 



haben, wo die Zahl der Wälle eben ao grooB oder noch grösser als an 
TtiKeäurcbgaDgeo iat, DasB mao noch an so vielen Stellen an Strassen- 
8iirob^nKen die Landwehren ziemlich wohlerhalten findet, hat eeineo Grund 
duin, d»Bs man sie an aolchen Stellen zu dem angegelienon Zwecke conservirte, 
wlbrend sie an entfernteren Orten, wo ^sie nicht gebraucht wurden, der Ver- 
nicbtung Preis (jegoben wareo. Hieraus ist za ersehen, daas, -wo wir an alten 
Struten solche Qnerabachnitte von Landwehren finden, difsetben nicht 211 dem 
■DKe^benen Zwecke in einer spateren Periode angelegt, sondern nar »erwandt 
i%Or<Ien sind. In mancbeo Gegenden bildeten und bilden noch jetxt die Land- 
wehren Grenjisc beiden von Territorien; es ist mir aber kein Gebiet aus älterer 
oder nenerer Zeit bekannt, no nicht die dasselbe theilweiae begrenzende Land- 
wehr sich weitbin über das begrenzte Gebiet fortsetrt, oder durch dasselbe hin- 
durcbläuft, worans hervorgeht, dasa sie nicht urapninglicb als Grenischeide ange- 
legt, sondern nur streckenweise, wo es ihre Lage zuliess, dazu gebraucht wurde. 
Einen ferneren Beweis dafür, dase die Landivchren zu einem gemeinsohaft- 
Hohen Zwecto ursprünglich errichtet, so rasnchfaltig auch die Zwecke Bind, 
^aen sie in späterer Zeit gedient, liefert die Gleichartigkeit der Pro- 
Go sehen wir die Landwehren, theils mit 2. theils mit 3 Walten, an der 
ihledenhorat, bei Loikum, am grossen Kaiser, aämmtlieb im Kreise Itees, dann 
I^ndwehron auf der Bruchhauser und Eger Heide, im Gartroper Busch, 
Ältitaden und Styrum, bei der Zeche Roland, eämmtlich im Kreise Duisburg. 
Doppelwall nördlich von Jahrsfcld. den Römergraben am Marschfeld, beide 
■im Kreise Neuwied, nnd deo Heister Grengel im Kreise Siegburg, gans von 
ÜeDBcIben* Formen und Dimensionen. Hierbei ist eine bisher nicht gekannte 
Zigenthümlichkeit hervorzuheben, die für die Erforschung des Pfablgrabens 
TOn Wichtigkeit zu werden verspricht; bekanntlich wird angenommen, dasa der 
'Pfahlgraben aus ei nem_ einzigen Walle mit vorliegendem Graben bestanden habe, 
sehen wir ihn westlich vom Marschfeld. an der Chaussee von Bendorf 
[•nach Granzhausen; allein wir finden ihn auch aus einem Walle mit vor- ond 
ijöckwärts lit'gondeni Graben bestehend westliuh von Rockenfeld, iwiscben dem 
Sayn- und dem Wiedbach, und ganz in derselben Form die Landwehren west- 
ih von Heiligenhaus im Kreise Mettmann, am L an dwehrhiu sehen bei Maria- 
Lden im Kreise Mülheim, bei Egen im Kreise WipperRirth, Ausser dieser 
ßleiobartigkeit der Profile, die sich von den Ebenen des Niederrheins 
*^rch die Gebirge bis zur Provinz Hessen -Nassau hinauf nachweisen ISssl, ist 
erwähnen, dass die sämmtlichen Landwehren, die bis jetzt vollst4ndig 
Untersucht sind, nämlich von der holländischen Grcnie bis znr Wupper, ein 
bestimmtes in sich gesehlossenea System bilden, mit dem klar ausgesproche- 
Aen Zwecke, die neben einander gelegenen Territorien der Reihe nach in Ver- 
bindang mit dem Rheine einzuscbliessen, woraus sich die Zusammengehö- 
rigkeit aller einzelnen Ttaeile. mit Ausschluss aller der Zwecke, zu welchen 
äie Reste in spateren Zeiten benutzt worden, deutlich ergibt. Endlich kömmt 
ODch hintu, dass bis jetzt keine einzige Nachricht aufzufinden gewesen, durch 
irelohe die Errichtung irgend einer der von mir in die Karten eingetragenen 



174 



Misoelleo. 



li&ndwebreii in späterer Zeit sicher bezeugi wird; und ea wird abzunarten sein, 
ob Jemand eine solobc Nucbrioht — nicht über die Auabessemng und Eraans- 
tuag — sondern über die nrBprünglicbe Anlage einer Landwehr in einer ip&t«- 
ren Periode beizubringen im Sta.Dde ist. 

Wie weit wir übrigens, ungeachtet der biahertgen Errungenschaften, von 
einer vollständigen Aufklärung über diese Anlagen entfernt sind, mögen folgende 
Fragen zeigen, deren Lösung dringend erheischt wird: Wie weit setzt sich das 
System einzelner aneinander achliessender Arme der Grenzwehr den Rhein hinanf 
fort? Sind die in Baiem, Baden, Wilrtemberg aufgefundenen Tbeilu des Limes 
transrhenanuB. die man bisher als eine einzige fortlaufende Linie angegeben, 
vielleicht nur einzelne Thoilc einea aoluben, aus mehren zusammen bangenden 
Annen bestehenden Systems ? tiibt es Greuzwebren, die ursprünglich nur aas 
einem WaJIe hentebn, oder sind die hier und da vorkommenden EinKelwälle 
bloss die Ueberreste von mehren Wällen ? Gibt es Greaiwehreu, die urnprüng- 
lieh nur aus 2 Wällen bcstehn, oder sind diese Doppel wälle nur die Ueberreste grös- 
serer Anlagen? Gibt es Grenz wehren von nur 3 Wällen, oder ist da ■ noch erhaltene 
Stück des Römergrabena am Marachfeld, welches ans 'S Wällen und 4 Gräben nebst 
einem glacisartigein Aufwürfe besteht (such schon dem Oberstlieutenant Schmidt 
bekannt war), vielleicbt der hier glücklich der Zerstörung entgangene, allen 
Grenzwehren ursprünglich gemeinsame Typus? Welchen verschiedenen Zwecken 
dienten die schmäleren, welchen die breiteren Wälle, aus welchen wir die Gronz- 
wehren zusammengesetzt sehen? Wo und in welcher Weise war das ohne 
Zweifel damit verbundene Holzwerk an denselben angebracht? War dasselbe 
todtea oder lebendes Gehölz? Sind diese Anlagen Vertbeidigangs werke oder 
blosse Schutzwehren? Und wie ko^nnten dieselben in dem einen oder andern Falle 
ihrem Zwecke genügen? Ea ist nicht au bezweifeln, dass mit Erledigung dieser 
Fragen auch über den Pfablgraben am Oberrbein, insofern er nur die Fortsetzung 
anseres Grenzwehrsyatems ist, maiiche wichtige Aufklarungen gewonnen werden. 

Wenn die zahlreichen Wälle und Gräben, welche als Heerstrnssen nnd 
Grenzwehren bozeichoot worden sind, die Aufmerksamkeit der Forscher in 
hohem Grade in Anttprucb nehmen müssen, so ist dieses in noch böhumm Grade 
der Fall mit den Krdaufwürfen und Umwallungen, welche sich als einzelne 
Schanzen zu erkennen geben. Ea sind solcher Schanzen bis jetzt 42 in 
die Harten eingetragen worden, und von 20 derselben Uegen die Grundrisse und 
Pro&le vor. Die Verwunderung, mit welcher man die grosse Zahl dieser Schan- 
zen betrachtet hat, zeugt von der herrschenden Uokunde über diese Denkmäler, 
obschon sich diese Verwunderung^ bedeutend berabgestimmt hätte, wenn man 
beachtet, dass, wo Grenzwehren vorhanden, auch aolobe Anlagen sein müssen, 
wie es beim Pfablgraben bereits langst nachgewiesen ist. Meine Aufgabe irt 
es, ausser dem Vorhandensein, auch den Ursprung und Zweck dieser 
Denkmäler, auf Gnmd der noch vorhandenen Deberveste, darzuthun. 

Was zunäehBt denUrsprung angehl, so iat hervorzuheben, dass bisjetet 
von keiner einzigen dieser Anlagen irgend eine schriftliche oder mündliche 
Nachricht aufzufinden gewesen, die dem Mittelalter oder der neueren Zeit an- 



t 



Misoellen. 



17B 



g«hÖrt« ; lind eben so wonig sind aa oder auf denaelbeo Deokmäler aus eioer 
spätem Periode jemals zum VorBcheia gekommen, wie icboD in meinem ersten 
Berkbu erwähut worden üt; dieselben liegen g^uuentheÜs, von Gelehrten 
und lingelebrten gteiub wenig beachtet, in Gebüechen tief rerateckt, und eind 
manclmial in da nächsten Umgebung kaum bekanot. Da wir von mittelalterli- 
chen oder noch apäteren, znmal mitunter ao omfangrciuben Anlagen, in der Be- 
gel schriftlicbe oder mündliche Ueberliefe mögen besitzen, so deutet die Abwe- 
pnobeit aller solcher Nachiichteu darauf hin, duss diese Denkmäler einer Behr 
1 Zeit ODgehöreu mÜBsen, aua welcher uns keine Kunde mehr über dieselben 
4>liiebeii ist. Anch pflegen die mitte lalterlicben Befestigungen nicht, wie die 
) Bede itebenden, bloss aus lürd- und Iluliwerk. sondern mit Anwendung von 
^Btein nnd Mörtel conetruift eu sein. 

Insofern nun diese Umstände rücksichtlich der Herkunft unsrer Denkmäler 

Kkaf das Altertbum hinweisen, sd entsteht die weitere Frage, ob sie dem römi- 

1 oder aber dem germaniBcben Altcrtbuui aogehören. In dieser Beziehung 

Iwt der wichtige Umstand hervorzuheb^. dass sie sämnitticb in der Nähe der 

L Beerstrassen und Landwebren sich vorflndeu, manchmal sogar In unmittelbarer 

Verbindung mit den LetEteren, wie bereits in dem ersten Berichte angedeutet 

ist. Wenn nun die Eeerstrassen und Grenzwebren dem römischen Altertbume 

xuBUSchreiben sind, so werden auch diese Verschanzuugen mit ihnen denselben 

■ Ursprung haben, und wir werden den an deii Grentwehren gelegenen Schanzen 
L dieselben Functionen beizumessen haben, wie den dem Pfahlgrabeu entlang gele- 
Bgenen ateiuernea Thüi'meu; ich habe es daher auob bereits als ein sicheres ßr- 
E'gebniei ausgesprocbeu, dass die den Landwehren entlang gelegenen Schanden als 

en EU betrachten seien, die einen böbei'uea Thurm xam Signalisiren trugen, 
r es auf der Trajanssäute in Rum abgebildet sehen, und womit auch die 

■ boha und freie Lag« der meisten dieser Warten übereinstimmt. Eine weitere, 
I vad wohl entscheidende Bestätigung erhält diesu Erklärung durch die Wahr- 
[ nshmnng, dass alle an den Grenzwehren gelegenen Warten, gleich denTbärmen 

a Pfahlgraben, stets an der inneren, dein Rheine zugekehrten Seite liegen, 
[ niemals nach der feindlichen Seite hin. Und demselben Zwecke entsprechen 
li die den Heorstrasaen entlang gelegenen Erdhügel, während die ebenda- 
I aelbst vorkommenden, grossen viereckigen Umwallungeu offenbar einem anderen 
I Zwecke dienten. 

Betrachtet man nun die Verschanz iingen im Einzelnen, so findet man deren 
[ 6| die aus einem kegelförmigen Erdaufwurfe bealeben. und deren Zweck, aU 
P Warten zn dienen, durch ihre Constructiou und Lage deutlich bezeichnet ist; 
ftdavOD liegen drei dicht an der Innenseite der Landwehr, nämlich die bei Scbulta 
I Bamum, Heidberg genannt, die beim Uauee Gravon und die bei Styrnm; die 
drei andern liegen an Heers trasseti, nämlich die beim Hause Grunewald, die bei 
y Bocholt, Calvaricnberg genannt, und die bei Wortelskamp. Femer finden wir 
Ldrei soLoher Hügel, die mit einem Graben umgeben sind, auf den ein glacia- 
rtigoT Aufwurf folgt; olle drei liegen an HeeratraBsen, nämlich die Hünxer 
KBnrgwart, die Schanze bei Vörde und die im Kircheobusch bei Eppingboven. , 



176 



Misaellan. 



Ferner sehen wir noch eine kreisförmige ömwaUnnK bei Schulte Voss, die grleiüh' 
falls an einer Strasse liegt. Dieson Wnrten schlissBeD sieb zunächst die beiden 
merkwürdigen Anlagen an. welche aus zwei DebonclQandcrliegDnden Erdhügeln 
bestehen, und mit Graben and Wall umgeben aiud* beide liegen au der Innen- 
seite der Landwehr im Gartroper Busch j dann die in viereckiger Form von Wall 
lind Graben umsohlosBece Honnerother BUrg bei Altenkirchen, die im Innern 
einen runden Erdaufwurf trug und dicht an der Grenzwelir liegt; ferner der 
dreifache Bingvall bei Hilden, und zwar an einer Heorstrasse; dann die beiden 
an der Landwehr gelegenen, böchst merkwürdigen Anlagen beim Schwinnmba- 
hofe und bei Schult am Berge, von denen die erste nur einen, die andere, gleich 
den früher genannten, zwei Erdhügel nebeneinander hat, und ron nicht weniger 
als 6 Wällen, zum Tlieil von colossalen Dimensionen, umschlossen ist. Von die- 
sen 16 Schanzen, deren Bestimmung, als Warten zu dienen, deutlich hervor- 
tritt, wenn auch bei einigen derselben ein weiterer Zweck hinzukommt, unter- 
scheiden sieb nach Lage und Conatruction die vier übrigen, die Verschanzung 
aof dem Katern he rgsküppel bei Bünxe. die Versohanxung bei Gross- Winkelhau - 
■en, die alte Burg bei ßonnefcld und die Stecger Bargwart au der Lippe. Es 
drängt sich über alle diese merkwürdigen Erdanlagen, von denen einige vielleicht 
einzig in ihrer Art siud. eine Reihe von Fragen auf, deren einstige Lösung sehr 
wichtige Aufklärungen verspricht, und von denen ich cur einige hervorhebalt 
will: In welchen Entfernungen liegen die Warten den Grenzwehren und Strassen 
entlang neben einander? Welchen Zweck hatte der zweite niedrigere Hügel 
neben dem höheren? Waren die mit Wällen und Gräben versehenen Anlagen 
aur Vertheidigiing eingerichtet oder bildeten die Umwallungen nur einen passi- 
ven Widerstand? In welcher Weise war das Holzwork dabei angebracht? Wel- 
chen andern Zwecken dienten die grösseren dieser Werke ausser- dem der Ob- 
servirung? Welche Bestimmung hatten die grossen viereckigen Terscbanzun gen 
an den Heerstrassen? Worden die Wachen auf den Warten von römischen 
Eriegem oder vielmehr von den einheimischen Germanen versehen? Sind alle 
diese Werke, die HoprEtrassen und GreMwehren eingeschlossen, von den Bomem 
oder den Germanen, oder theilweiae von den Einen und den Andern, errichtet 
worden, und welche von ihnen wurden von den römischen Truppen, und welche 
von den Germanen, unter Anleitung der BÖmer, angelegt? 

Ich musB es dahingestellt sein lassen, ob der gegenwärtige Stand der Un- 
tersuchungen hinreichend ist. um über die dargelegten Erklärungen dea ür- 
■prungea und Zweckes der noch vorhandenen Ueberreate von 
Gräben, Wällen und sonstigen Erdaufwürfen ein sicheres Urtheil *u 
fassen; aber das Vorhandensein dieser Denkmäler lüast sich nicht mehr 
läugnen; sie liegen zu Jedermanns Einsicht offen da, und die Alterthumskunde 
kann dieselben, mögen sie einer Zeit und Bestimmung angehören, welcher sie 
wollen, nicht mehr ferner ignoriren. Wenn aber die Zeit gekommen iat, wo 
nusere Alterthumsforscher, statt diese Dinge aus der Ferne anzustaunen, oder 
anzuzweifeln, oder zu verwerfen, selbstthatig mit angreifen und Neues au för- 
dern helfen, wenn ganze Gesellsohaften mit den ihnen za Gebote stehenden Mit- 



HiBcellen. 



177 



V OegenstsndeB bemächtigen und denselben planmÜBsig za beaibei- 
Im inclien, dann dürfte ein umfasse u de res ürtheil über einen Zweig der Alter- 
UtDin*kande möglich sein, der bis jetzt noeh nenig cultivirt, kaam hioreiohend 
gesehätzt iat, in »ndem Gegenden sich grösserer Fortschritta erireut, tind noch 
nanerlioh in Frankreich mit nützlichem Eriutga engeregt worden iat. Allein 
die Zeit drängt, da die Gegenwart als der ietKtc Termin für die Erhal- 
tDii|r der üeberreste Ton Denkmälern zu erachten ist, an denen mehr als 
anderthalb Jahrtausende unaufhörlich gezehrt haben. InKwischen dürfte die Thä- 
tigknt des Einzelnen, so schwach aie auch der Grüsse des zu erforschen- 
den Objectes gegenüber erscheint, um so weniger nutzlos sein, als vorläufig 
nur dadurch allein mancher Sobati für die wissenschaftliche 
Porschnng gerettet wird, dessen völlige Ternichtting in naher 
Zukunft sicher bevorsteht. 

Aus dem fünften Berichte über die Ergebnisse der Local- 
anterauchungen. welche über die Denkmäler des Altertbumsin 
der Provinz RheinpreuBson und den angrenzenden Gegenden ge- 
führt worden sind. 

An die Spitze des HecbenscbafteberichteB über die im Jahre 1669 geführten 
Looaluntersuchungen erlaube ich mir ein Ergelmias zu stellen, welches in mehr- 
facher Hinsicht als das bedeutungsvollste zu erachten sein dürfte: es betrifft 
die römische Grenzwehr, limci trausrhenaous. 

Bekanntlich haben die UnterBuchLingen den Oberstlieutenant Schmidt 
gelehrt, daas die durch ^^'ii^tembe^g, Baden, Baiem und zuletzt durch die Pro- 
vinz Hessen- Nasa au ziehende rheinische Grenzwehr sich bis in die rheinpreus- 
■ische Provinz erstreckt, wo sie bei dem Dorfe Honningen, im Kreise Nen- 
«ied, ihr Ende erreicht haben soll. Meine im vorigen Jahre bei Honningen 
angeetellten Untersuchungen haben jedoch auaaer Zweifel gestellt, duss die Grena- 
vehr keineswegs am Rheine bei Honningen geendigt, sondern dass die deutlichen 
Ueberreste sich noch über Honningen weiter dt'n Rhein abwärts erstrecken, und 
beeile ich mich, hei der Wichtigkeit des Resultates, die Details der Ünterm- 
obiing schon jetzt kurz anzuführen. 

Von dem Marachfeide, einer Waldrodung nordwestlich des Dorfes 
Rockenfeld, lassen sich die Ueberresto der Grenzwehr, welche hier den Namen 
>R om e rgrabeni führt, in Form eioea Walles mit vorliegendem Graben am 
nordöstlichen Abhänge des Beulenbergkopfes vorbei verfolgen bis zm 
Grenze des Waldes am Steinbrink, wo neben dem Graben noch die Ueber- 
reste eines steinernen Wartthurmes hegen. Von diesem Puncte läset Schmidt 
den Grenzwall eine plötzliche Wendung nach Westen machen und dem linken 
Bande des Baalsbachthates entlang bei Honningen in die Rheinebene laufen. 
Allein aaf der rechten Seite, des Baalabachtbales treten die üeberreste des 
Walles und Grabens, die genau in der Verlängerung der bisherigen nordweat- 
Uchen Richtung liegen, wiederum deutlich auf, und bieten hier dasselbe Profil 
dar, wie am Marschfelde. Auf den Aeckem des Steinbrinkes sind zwar die Spu- 
ren verschwunden, allein schon auf der andern Seite des Baches zeigen sich 

IS 



1T6 



HiacelleD. 



djeielben am top. faulon Strauch wieder deiitlicb, nnd gehen ober dieStein- 
ühr nach dem Frammerich, wo Wall und Graben wohlerhalten am Bande 
des Walde« von einem Wege durchschnitten werden. Von hier riehen sich die 
Qeberreste nach einem «chluchtigen Thale, der Eichhell. dreheD sich nach 
Westen über den Eichhcller Kopf, wo sie in den Aeckern Terschninden, von 
den Landlenten aber noch gekannt sind, und zeigen eich sogleich wieder deut- 
lich an dem bewaldeten Abbacg. der in die Anholl binsbfDhrt. Dieses Thal 
wird von dem Orabeo durchsetzt, worauf derselbe durch eine Fiohtelgruppe am 
HorrenhäuBchen vorbei, neben einem Steinbruche, nach dem Humborner 
Hof zieht. Die Untersuchung der Ueberreate der örenrwelir, welche auch hier 
noch immer den Namen > Rom ergraben • fuhren, ist über die tiefen und schluch- 
tigen Thäler hinweg bis ku diesem Puncte sehr mühaam, jedoch kann der Yer- 
lauf, nachdem in den vorstehenden An^ben der Weg gewiesen ist. um so leichter 
oootroUrt werden, als auch den Landleutcu in HÖTiuingen und der Umgegend 
derseiba wohlbekannt ist, selbst an Stellen, wo die Bodencultur in der letEten 
Zeit die Spuren gänzlich lemiahtet hat. Wenn nun der Lauf der Grenzwebr 
Qber Hönningen hinaus den Kheiu abwärts nicht bezweifelt werden kann, »o 
wäre es doch denkbar, dass der von Schmidt angegebene, bei Hünningen endende 
Theil eins Abzweigung wäre, die sich vom Steinbrink an westwärts an den Rhein 
angeschlossen, indem nach meinen Erfahrungen die Grenzwehren sich in einzel- 
nen Armen oneinanderzuschliessen pflegen. Man findet nämlich, wenn man vom 
Steinbrink westlich nach dem Tillberge geht, den Schmidt'schen Angaben ent- 
«prechend, wieder Ueberreste von Wall und Graben, die sich über das TiUhergi- 
fisld und am Unken Rande des Baalsbachthaies bis zum Akrienhellerhof verfolgen 
lauen. Diese Ueberreste, welche ich für eine aus dem Rheinthale nach dem 
Halberge hinaufziehende Römerstrasse halte, unterscheiden sich zum Theil aber 
schon dadurch wesentlich von denen der Grenzwehr, dass bei dieser der Graben 
vor dem Walle, an der dem Rheine abgekehrten Seite, liegt, während er dort 
hinter dem Walle, an der dem Rheine zugekehrten Seite, vorhanden ist; auch 
führen dieselben nicht, wie die andern, den Hamen iRömergrabeof. Fernere 
Naohforschungen Über den Lauf jener Strasse werden noch genauere An fschlüsae 
gewähren; auf alle Fälle aber ist in den noch vorbandeneu üeberreslen das 
wichtige Resultat gesichert, dass sich die römische Greniwehr weiter als man 
bisher geglaubt, rheinabwärts erstreckt, und es gewinnen die Untersuchungen 
des k. Bergraths , Freiherru van Huene, ein erneutes Interesse, indem 
derselbe eine unter dem Namen ■ Hei den grab en< fortlaufende Greniwehr vom 
Monzenberge bei Honnef rbeinaafwärts bis zum Rennebergerhofe nach* 
gewiesen, sich aber vergebens bemüht hat, eine Vorbindung mit der Grenawehr 
bei Hünningen anfzufindeu. Demnach bleibt Jetzt nur noch eine Lücke zwischen 
dem Renneberger- und demHumborner floto, und die fortgesetzten Local- 
fbrsohungen werden lehren, in wiefern die übereinstimmenden Angaben der 
Landleute. dais aich der Römer- oder Heidengraben ununterbrochen nach 
dcoa Siebengabirge hio eratreakt habe, begründet ist. 

Prof. Dr. Schneider. 



Miscellen. 179 

2.Nachtrag zu dem Aufsatz: üeber dieSchriftformen derNen- 
niger Inschriften. (Jahrbücher Heft 46, 1869 S. 81 ff.) — Der verstorbene 
Janssen in Leyden, dessen Verdienste um die rheinischen Alterthümer bei allen 
Genossen unseres Vereines stets in ehrenvollstem Gedäcbtniss bleiben werden, 
hatte sich, in dem unglücklichen Eifer, für die paläographische Richtigkeit der 
Schriftformen in den Nenniger Inschriften Beweise zu sammeln, leider auch einer 
falschen Inschrift des Leydener Museums bedient, wie in dem oben angeführten 
Aufsatz nachgewiesen worden ist. Dabei ist es ihm passiert, wider sein eigenes, 
besseres Wissen zu verfahren, unser Mitarbeiter Herr C. L. Grotefend in 
Hannover machte mich vor kurzem darauf aufmerksam, dass Janssen dieselbe 
Inschrift, welche er gegen mich als Zeugen aufruft, in diesen Jahrbüchern Heft 26 
S. 129 ff. für uuächt erklärt hat, nachdem der Beweis der Unächtheit, gerade 
so wie ich ihn geführt habe, von Hrn. Grotefend ihm brieflich mitgetheilt wor- 
den war. 

Zu der an wunderbaren Vorkommnissen reichen Geschichte der Nenniger 
Fälschungen bietet auch diese an sich unbedeutende Thatsache einen nicht un- 
interessanten Nachtrag. E. H. 

3. Münzfund an der holländischen Grenze. — Im verflossenen 
Jahre kaufte Herr Amtsrichter Sudendorf zu Neuenhaus von einem Goldschmiede 
in Nordhom (in der Grafschaft Bentheim) den Rest eines Münzfundes, von wel- 
chem derselbe schon das Dreifache eingeschmolzen hatt«. Die Münzen waren 
in der Twente, wahrscheinlich im Holländischen Denecamp, gefunden. Die 29 
erhaltenen Stücke sind, nach dem etwaigen Alter geordnet, folgende: 

Aureliua. Cohen n. 5. Mommsen n. 21. 

AniettiuB, Cohen n. 7. Mommsen n. 103. 

Seroilius. Cohen n. 3. Mommsen n. 103 (um 630 d. St.). 

Coelius. Cohen n. 2. Mommsen n. 180 (um 645 d. St.). Zwei Ex. 

CorneliiM, Cohen n. 16, Mommsen n. 181. 

Memmitu, Cohen n. 4. Mommsen n. 188 (640—660 d. St.). Zwei Ex. 

Poreius. Cohen n. 6. Mommsen n. 197 (650—660 d. St.). 

Cornelius. Cohen n. 25. Mommsen n. 242, a (680 d. St.). 

Farsulejus, Cohen n. 2. Mommsen n. 248 (673—685 d. St.). 

Naevius. Cohen n. 1. Mommsen n 251 (673—685 d. St.). Vier Exempl. 

PoBtumiuf. Cohen n. 6. Mommsen n. 254, a (673 — 685 d. St.). 

ProciliuB, Cohen n. 1. Mommsen n. 255, a (673—685 d. St.). 

8atrienu8, Cohen n. 1. Mommsen n. 258 (673—685 d. St.). 

VoUejuB. Cohen n. 2. Mommsen n. 259, e (673—685 d. St.). 

CabsiuB. Cohen, n. 10. Mommsen n. 278, c (680-704 d. St.) 

CaasiuB. Cohen n. 11. Mommsen n. 278, b (680—704 d. St.). 

Fontejus. Cohen n. 15. Mommsen n. 284, a (um 700 d. St.). 

Fußus. Cohen n. 1. Mommsen n. 285 (680—704 d. St.). Drei Ex. 

ClodiuB. Cohen n. 11. Mommsen p. 753 (716 d. St.). 

ClodiuB. Cohen n. 13. Mommsen p. 753 (716 d. St.). 



180 Miscellen. 

AuguBtus. Cohen n. 67 (711—718 d. St.). 

Auffu$tu9. Cohen n. 119 (742—748 d. St.). 
Der Münzfand ist also nach dem Jahre 748 der Stadt vergraben. 

Sonderbar ist es, dass verschiedene dieser Münzen auf dem Avers eine 
Art Contremarque zeigen, die mit einem Stempel leicht eingeprägt ist und nur 
aus einem lateinischen Buchstaben besteht Die Münze von Farsulejus bat ein 
F, die des Postumius und die des Servilius ein C, die des Cornelius (Coh. n. 10) 
sogar mehrere C, die des Clodius (Coh. n. 11) und des Cornelius (Coh. n. 25) 
ein M, die des Fontejus ein fl, eine des Memmius ein X, die des Cassius (Cob. 
n. 10} und dos Voltejus ein 0. Ich erinnere mich nicht, früher eine ähnliche 
Wahrnehmung gemacht oder von einer solchen gehört zu haben. 

Derselbe Alterthumsfreund hat noch zwei Münzen des Augustus gerettet, 
welche in seiner Gegend gefunden sind, eine in Gold und einein Silber. Beides sind 
Exemplare der bekannten Münze des Augustus, auf deren Revers Cfigus und Lucius 
Caesares abgebildet sind (Cohen n. 86 und 87). Das Exemplar in Silber ist gefunden 
auf dem Passe zwischen Kalkriese, im Kirchspiel Engter, und Barenau, wo im Laufe 
eines Jahrhunderts wohl mehre 100 römische Gold-, Silber- und Kupfermünzen 
gefunden sind. Das Exemplar in Silber stammt aus dem Neuenhausischen Klingel- 
beutel, und ist unstreitig in der Nähe gefunden, wahrscheinlich in Esche, Kirch- 
spiels Veldhausen. Vgl. über einige Goldmünzen des Augustus, die im Osna- 
brückischen gefunden sind, meine Anmerkung zu Hahn's Fund von Lengerioh 
S. 57 f., der ich noch hinzuzufügen habe, dass auch ich jetzt im Besitze eines 
bei Bramsche gefundenen Goldstückes des Augustus mich befinde (Cohen n. 82). 

Hannover, Jan. 1870. C. L. Grotefend. 



4. Herrn Dr. Wilhelm Kellner in Hanau. — Die Ortsbezeichnung 
Denk, Dunk, Dnngk, welche in den nördlichen Rheinlanden und den anstos- 
senden flämischen Provinzen Limburg, Brabant und Geldern sehr häufig vor- 
kommt, bedeutet einen von Wasser umgebenen Platz und ist von dem Worte 
denken, dunkeu, d. h. eintauchen abgeleitet. Noch heute nennt der Bauer 
bei Goch sein von Wassergräben umgebenes Feld ein eingedouktes Feld 
oder schlechtweg die Donk. Ebenso heisst im Volksmund am Nieder- und 
Mittelrhein das Eintauchen von Gegenständen in eine Flüssigkeit eindonken, 
eiudunken. Von mir bekannten Donken kann ich folgende aufiuhren: Im 
nördlichen Theil der Rheinprovinz; Gasdonk, Wachtendonk, Müllendonk, Heiligeu- 
donk, Donk etc. In Belgien: Keildonk, Grobbendonk, Kranendonk, Poppendonk etc. 

Coblenz, April 1870. EU est er. 

5. Bonn. Notiz, betreffend Spuren römischer Bauten und die Verwen- 
dung von Tuffmaterial bei denselben. — Die Erdarbeiten zur Fundirung der 
neuen geburtshülHiohen Klinik auf dem ehemaligen Exercirplatze durchschnit- 
ten, ehe sie den baufahigen festen Kiesboden erreichten, zu oberst Anschüttun- 
gen neuesten Datums, durchschnittlich 9 Fuss tiefer die Erdmassen der ehe- 
maligen Festungswerke und stiessen unter diesen letztem auf den römischen 
Culturboden. Die Gestaltung und Beschaffenheit des römischen Rheinufers an 



Miflcellen. IBl 

dieser Stelle waren aufs beHtimmtesto zu erkennen, su genau, dass man einen 
Weg mit dem seitlichen AbzugRgraben geometrisch und nivellitiach hätte ver- 
messen können. Das römische Ufer, wenn anders der Rlicin auch damals seinen 
heutigen Lauf hatte, lag zwischen 20 und 40' über Null des Bonner Pegels, fiel 
ziemlicli abschüssig dem Strome zu, und war parallel dem Stromstrich unregol- 
massig und wechselnd gestaltet. Die Plumusschichte der römischen Zeit zeigte 
überall eine bedeutende Mächtigkeit. Die Ausdehnung des klinischen Neubaues 
gestattete, das römische Ufer auf «ine Länge von etwa 230 Fuss zu verfolgen. 
An Mauerüberresten wurden zwei von einigem Interesse aufgefunden. Bei Fun- 
dirung der südlichen Hofifronte des neuen Gebäudes fanden sich Ueberreste einer 
aus regelmässigen Tuffquaderu errichteten Mauer mit vielen Mörtclüberresten, 
Legionssteinen etc., fundirt auf einer wenige Zoll starken Betonschicht. Die 
Mauer hatte eine Richtung von Südwest nach Nordost, die Lage derselben betrug 
c. 40' über Pegel. Unmittelbar dabei und ungewiss, ob mit den Tuffsteinen 
vermauert, fanden sich Basaltstücke. 

Der zweite Ueberrest lag auf der Ostfronte des Gebäudes und hatte eine 
dem Stromstriche parallele Richtung. Die Mauer konnte ungefähr 30 - 40' weit 
verfolgt werden, ehe sie aus dem Baugrunde verschwand; sie hatte eine Stärke 
von 2 Fuss und mehr. Das Material derselben war reiner Tuff, in regelmässigen 
Quadern. An einer Stelle waren die Quadern von solcher Grösse und Mächtig- 
keit, dass sie in der Baugrube erst zertrümmert werden mussten, bevor sie 
heraufgeschaffl werden konnten. 

Die Ueberreste römischer Ziegel der Leg. I P. M. F., die Betonschicht 
unter den Quadern fehlten auch hier nicht. 

Bonn, den 12. April 1870. von Noel. 

6. Bonn. In der inhaltsreichen und eingehenden Abhandlung »Zur Ge- 
schichte der Römerstätte bei Niederbiber von A. vonCohausenc in »Jahrbü- 
cher des Vereins von AUerthumsfreunden im Rheinlandec Heft XLYII und 
XLYIII, wird unter Anderm auf Seite 55 ff. mit Gründen die von Stoininger 
vertheidigte Ansicht bestritten, dass das Ereigniss, welches Tacitus (Annal. 
XIIL 57) aus dem Jahre 58 n. Ch. beschreibt, als eine vulkanische Eruption, 
welche bei Niederbiber statt gefunden habe, und ganz richtig als ein blosser 
Wald- oder Haidebrand dargestellt. Jene so oft von Philologen und Naturfor- 
Bohem falsch gedeutete Stelle des Tacitus ist schon vor 46 Jahren von mir und 
dem verewigten Dr. C. G. Nees von Esenbeck in einer Abhandlung: »Gibt 
Tacitus einen historischeu Beweis von vulkanischen Eruptionen am Niederrheinc ? 
(abgedruckt in »Nöggerath, das Gebirge in Rheinland- Westphalen«, dritter 
Band, S. 69 ff.) ausführlich besprochen worden, und in demselben Bande befin- 
det sich Seite 255 ff. noch ein Zusatz zu jener Abhandlung. Später aber haben 
sich wieder Stimmen für die affirmative Beantwortung der Frage des Titels 
der Nöggerath-Nees von Esenbec k' sehen Abhandhmg erhoben, nament- 
lich von Dr. E. von Eichwald, welcher letztere speciell in den Verhältnissen 
von Niederbiber einen Beweis zu finden glaubte, dass die erwähnte Stelle von 



182 Miscellen. 

Tacitus sich auf eine vulkanische Eruption in der Gegend von Neuwied beziehe. 
Diese gab mir Veranlassung, eine weitere kritische Abhandlung über diesen Ge- 
genstand in der Zeitschrift: »Das Ausland« No. 32 vom Jahre 1868 zu veröffent- 
lichen. Das allgemeine Resultat dieser sämmtlichen Arbeiten geht dahin, dass 
Tacitus bei jener Aufzeichnung keineswegs einen vulkanischen Ausbruch be- 
schrieben habe, dass darin nur von einem Haide- oder Waldbrand die Rede sein 
könne und dass höchst wahrscheinlich die vulkanischen Eruptionen am Rhein in 
vorhistorische Zeiten fallen. 

Wie aus der antiquarischen Abhandlung von von Gohausen hervorgeht, 
worin jene Arbeiten nicht citirt sind, hat der geehrte Herr Verfasser meine und 
Dr. Nees von P^senbecks Untersuchungen nicht gekannt, obgleich er in 
seinen Folgerungen im Allgemeinen auf die nämlichen Resultate gekommen ist. 
Geologie und Alterthumsforschung leisten sich wechselseitig Hülfe, und das ist 
auch vorliegend der Fall. Wenn ich mir daher erlaube, zur Ergänzung der v. 
Cohausen'schen Mittheil ungen auf jene Aufsätze die Aufmerksamkeit zu lenken, 
so darf ich hoffen, dass man darin keine schriftstellerische Eitelkeit erblicken 
wolle. Wie wäre es möglich, dass der Alterthumsforscher neben seinem weiten 
eigenen Gebiete auch die naturwissenschaftliche Literatur ihrem ganzen Umfange 
nach kennen und vergleichen könnte! Nöggerath. 



7. Zum Gorpus inscriptionum Rhenanarum. 

I. 
Le Blant, Inscriptions chretieunes de la Gaule, tome I. p. 868 no. 260 
theilt folgende drei unedirte heidnische Inschriften mit: 

»Ex cadem membrana. 
C . CAESIO .C.F.PAP. IVSTO . C . C AESIVS . PAP . IVST VS 
nVIR . AP . Q . A . FIT.IO . PIISSLMO 
ET . VETTIA . STE . PRISCA . PRIVIGNO 
OPTIMO.L.D.D.D 

Ex eadem membrana, 
AREA . SEPVf iT VRAE . IN . FRONTE . XX 
IN.AGR.P.XL.H.M.H.N.S. 

Ex eadem, 
GLITI A . M . FILIA . FLACCI . VXOR . SIBI . ET 
VIRU . SVO . FACIENDVM . CVRAVIT . 

FVNVS . ET . LOCVS , PVBLIC 
Le Blant sagt über seine Quelle p. 866 Folgendes: 

»C'est au savant M. de Rossi que je dois la counaissance de ces monu- 
ments. Ils sont oompris dans une serie d'inscriptions antiques transcritos sur 
la derniere page d'un exemplaire de Gruter, conserve ä la Vaticane, et deveuu 
historiquo pour avoir appartenu ä J. Scaliger, ä G. Vossius, et enfin äG. Marini. 
Une note de Vossius, placee en teto du volume, nous apprend que cette page 
est de la main de Scaliger. On ne connait pas'le codex auquel ont ete emprun- 
i^es quelques — unes des inscriptions qui la composcnt, et uotamment celles 



Miscellen. 183 

que je vais iranscrire. II devait remonter a un ägu assez ancieu, si l'on en juge 

par lamention ex ueteri ou ex uetutia membrana, dont Scaliger a fait preceder 

Bee tranBcriptions, et par le mot memoria, qui, dans ce manuBcrit, designait les 

monuments. 

Je copio: 

Ex membrana uetuata Treuirü- 

mC REQVIESCIT.c u. s. w.. bei Le Blant No. 258; darauf folgt die eben- 
falls christliche Inschrift No. 259, der die Worte vorangehen: Ex eadem mem- 
brana uetuita Treuiris., und darauf unter No. 260 die drei obigen heidnischen 
Inschriften mit den angegebenen Ucber Schriften, denen sich unter derselben 
No. 260 noch eine christliche mit der üeberschrift >Ex eadem« anschliesst. Bei 
diesen vieren fehlt die Angabe ihrer Herkunft; indessen hat Le Blant p. 869 
hinsichtlich der letzten derselben es mehr als wahrscheinlich gemacht, dass sie 
Trier angehört, und da nun No. 258 und 259 schon durch ihre üeberschrift 
ihren Trier'schen Ursprung, der durch mehrere epigraphische Eigen thümlichkei- 
ien bestätigt wird (cfr. Le Blant p. 867), darthun, so vermuthet der französische 
Gelehrte wol mit Rocht, dass auch die drei heidnischen Inschriften, weil zwi- 
schen christlichen, Trier angehörigen mitgetheilt, derselben Stadt zuzuweisen 
seien. Ob und inwiefern sich für diese Vermuthung aus den Inschriften selbst 
Gründe anfuhren lassen, kann ich, da mir das Brambachsche Corpus nicht zur 
Hand ist, im Augenblicke nicht entscheiden. Brambach, der bekanntlich die 
christlichen Inschriften von seiner Sammlung ausgeschlossen, hat in Le Blant 
wol nichts für seine Zwecke Brauchbares zu finden geglaubt und so unsere 
Inschriften einfach nicht gekannt, nicht etwa absichtlich aus kritischen Gründen 
dieselben ausgeschlossen. 

H. 
Im Herbste 1867 notirte ich mir von dem damals als Treppenstufe an dem 
Sohnlhause zu Billig dienenden, in seinem untern Theile arg mitgenommenen 
Steine, dessen Inschrift Brambach C. I. R. 524 gibt, ohne Zuhülfenahme der er- 
wähnten Copie folgende Lesung: 

FABENLMER 

Q EEiVSETNA 

EOBVÄ'G^/' 
iPO()|L 

in. 

Haben wir oben dem G. I. R. einige in demselben fehlende Inschriften vindi- 
oirt, so dürfte dagegen G. I. R. 2045 als christlich auszuscheiden sein. Form und 
Inhalt der Inschrift sind jedenfalls etwas seltsam. Hier ihr Faosimile: 

D A\ 

GRACIWS 

AVS PECIO 

DE "" b 

AN »I 



1" ■. 



184 



Hucellen. 



Im Jahr« 1B57 f^b ich Otto Jahn eaie meinos WisaenB oicht veröfTont- 
liohte Cüpifi der Inschrift uabst Angabo dtr nähern Umstände ihres Funds. Nach 
Mittheiluog meinea Oheims Cauonicua Steinhuiisen in Edkcb bei Zülpich «viirde 
der oblonge: Snndstain an der Nordgreme des genannten Dorfes in einem jetsit den 
Oeschwiatern Althausen gehureuden Acker entdeolit. lu diesem Aoker fanden sich 
viele mit grossen Sandsteinen eingefasate Gräber und kusser diesen eine grosie 
Menge menschlicher Gobeine. AnDh nuser Denkstein diente als aolohe Eiufassung 
der einen Seite einos Grabes, in weichem sich, wenn ich nicht irre, ein noch wohl- 
erhaltener menschlicher Schädel fand. In demselben Grundstücke hal sich ein 
grosses Qrabgewölbe mit riesigen Mieoschengebeinen und ein cylinderJÜrmig ge- 
höhlter, weiaaer ynlkanischer, mit seinen Aussenaeiten ein regelmässiges Achteck 
bildender Stein gefunden, welcher oben und unten von achteckigen Platten cin- 
gesohloasen. Asche, Moder und einige Schaddreate enthielt = C. I. R, 2046. Unser 
Inschriften - Stein scheint oben in der Mitte als Sckmuck eine halbcytinderlor- 
mige Erhöhung gehabt 7.u haben; die andere Hälfte des Cjlinders ist vorn auf 
dem Steine durch einen Halbkreis angedeutet. Die Inschrift gibt mir zu folgen' 
den Bemerkungen Anlans: 

1) Ueber D. M (dis. mauibus) auf christlichen Inschriften handelt Le BUnt 
I. I. I |>, 439 sqq. Diese beiden Buchstaben standen herkömmlich auf den su 
Grabmonuraenten präparirton Steinen, und letztere wurden auch von Christen 
benuttt. Die übrige Inschrift wnrdra später eingemeisselt. Für diesen Vorgang 
anf unserem Steine dürfte die Verschiedenheit des schön und regelmässig geformten 
D in der 1. Zeile von dem schlechten und un rege! massigen in der 4. sprechen. 

2) Der Name Auspiciua steht auch «uf der christlichen lotchrifl bei La 
Blant I. 1. p. 342 No. 234. e statt i weist auf späte Zeit hin, ebenso Gracius 
statt Gratius auf das 6. Jahrfauniiert als früheste Entsteh uugsze it. Den Be- 
weis für die Richtigkeit der letzteren Behauptung zu führen, wäre hier su 
weitläufig. 

3) DE ~ E AN LV [de(caBBit) (ajeftatis) oder de(fnnotu8) eCst) an(no) 
LV?] erinnere ich mich nicht auf andern heidnischen rheinischen Inschriften ge- 
lesen KU haben, wohl aber Aenliches auf chrislUchen, t. B. Le Blant 1. 1. I p. 382 
o. 277: RREqECESSIT (sie, = pi-ecessit). 

4) Die Einfachheit des Stils, welche die Angabe von Verwandtschalls- etc. 
Verhältniasen versclimaht, ist acht christlich. 

5) Auch die Form der Guchstaheu e. B. des R, des P und des C in der 
3. Zeile verräth ein spätes Alter der Insclirift, während die Ungleichheit einet 
und desselben Buchitaben. der äberQüssige Strich vor dem S in der 3. Zeile, 
der Querstrich zwischen den beiden E in der 4. Zeile (ein angefangenes, aber 
nicht vollendetes F?), die ungleichen Zwischenräume zwischen den einzelnen 
Buchstaben ausserdem auf Flüchtigkeit der Einmeisselung schliesson lassen. 

G) Das Fehlen Ton etwas positiv und apecifisch Christlichem, z. B, der 
Worte in pacc, eines Kreuzes u. dgl. darf nicht befremden, da es in dieser Be- 
ziehung durchaus nicht an Analogieen fehlt. 

Linz a. Rh. Joseph Pohl 



wllen, 



1A5 



Prof. Dr. Noeggeralh. ■ 
nenüogie 1669 S. 762 den ki 



hod Mitt.b«iliine an don Borghauptmann 
Ala ich vor längerer Zeit im Jahrbiiche ßr Mi- 
zen Aasiug aus 0, Scbustera Schrtft lüber die 
■Jten Heiden« cbiitweo DautBohlanda" Üb, fiel mir alsbald die eigenthiimlicbe üm- 
mllnng am Svhoidberge nieder cid, welche mir sclion zu wiederholten Malen 
bei meioeD früheren Bern chen dieaBB intereHaanten Basaltkegala aufgefallen war'). 
Sie Bttinmt in ihrer Form und In ihrem Bau ao sehr mit der daselbst gegebenen 
Beachreibung der Saevenacbanzen überein, dasa ich niebt langer mehr anstand, 
lie aoch für eine aolcbe lu halten. Um mich jedooh hierüber gründlicher xa 
infbrmiren, verfügte ich mich vor 14 Tagen abermals an den besagten Punot 
und war so glücklich, über meine Ansicht noch tn rechter Zeit Gewisaheit ru 
vluigen. Wie Sie wohl wiesen, leigte der Schaidberg. bevor er durch die emsig 
betriebenen Stein brauharbeiten eo grausig durchwühlt und zernagt worden, auf 
•einem Gipfel eine ziemlich geräumige Plattform, welche fast zu ^/, , nämlich 
gegen Osten, NorlTeb und Nordwest von dichtem, hohem Wald umgeben,' nach 
Süden und Südwest aber oiTen war. Auch sind die Abhängo und die gante Berg- 
fonn der Art, daea dieser Kegelberg von Ost und Nord gesehen wenig die Auf- 
merktamkeit auf sich ziehen und zur Anlegung eines Lagerplatzes einladen konnte; 
wohl aber von der Landakrone und dem Ahrthale her. Wirklich ist auch dar 
Wall nur nach dieser Seite hin an dem Rande des Plateaus aufgebaut. Es iat 
ein •halbmondförmiger Rnndwall.i welcher den Berg^orsprung in die Hochebene 
gegen die Laudskrone bin abscblieast. Er besteht aus lose über einander ge- 
h&afleu Basalt«! einen. An mehreren Stellen sieht man deutlich, dass es ein Dop- 
pelwall war, d. h. ein Hauptwall, vor welchem ein niedrigerer Vorwall sich be- 
findet. Seine gesammte Höhe beträ<rt ca. 8 Fuss; seine Breite lägst sich so genau 
nidit angeben, da jetzt die Steine, über die Abhänge hemntcrge rollt, ihn viel 
breitfir erscheitien lassen, als er ursprünglich war. Die Länge des Walles ist 
aelir beträchtlich; am östlichen Ende theilt er sich in zwei Ausläufer; kurz vor 
dem andern Endo, das sich gegen Nord henimbiegt, ist er auf eine kurse Strecke 
durchbrochen. Das Ende selbst an dieser Stelle wird durch einen grösseren, 
rundlichen, künstlich angelegten Hügel gebildet. Dieser ward elwanfalls aus Ba- 
saltsteinen aufgebaut und eeigt an seinem oberen Ende Terassen, Die Höhe des 
Abbanges gegen West beträgt ca. 14 Fuss ; gegen Ost und Nord erreicht der 
Abhang des Hügels viel grössere Dimensionen, weil hier der Abhang des künst- 
lichen Hügets mit dem Bergabhang sich verbindet. Ich sagte oben, dass ich 
nuoh zu rechter Zeit den Wall in Augenschein genommen habe. Denn bei mei- 
nem letzten Besuche fand icb schon den ganzen Kegel von den Steinbrueharbei' 
ten durchbrochen und so auch den Wall schon au einer Stelle zerstört. Ea wird 
nicht aehr lange mehr dauern, so wird der ganze Wall sammt dem Kegel ver- 
aohwunden sein. Ala iah mioh erkundigte., ob denn an der Stelle, wo die ler- 



1) Der geologisch wichtige, drei Viertel Stande westlich von Remagen ge- 
legene Basfjtkegel lieisst örtlich nicht Scbeidberg, sondern Scheidskopf. 

Die Red, 



166 



HiieellBn. 



atörta Wallstreckc Ina, ninbte gofun-dcn worden st-i, erfahr ioh, daas eiu aondor- 
barer Stein daselbst vorgekommen. Aus den Antwurteo der Arbeiter, welctw 
ich auf meine Fraf^ou erhielt, vermutbete ich alsbald in dem Funde eion Stein- 
wa£fe. Leider lag derselbe damals in dem nahegelegenen I>orfe Kirchdaun, wo- 
liia lu gehen ich keine Zeit mehr hatte, Svitdem wurde mir dai gefundene Stück 
nachLaach gebracht und ich habe mich von der Richtigkeit meiner Vennutbung 
überzeugen können. Die Farm dea Stückei ist kcUfÖt-mig zugeschnitten; ea iat 
2% Zoll inng, vorn au der platten Scheide I'/, ZoU hreit, nach hinten wird es 
schmaler, aber auch dicker, so dasa an diesem gerundeten Ende ein Durchschnitt 
einen Kreis mit fast V, Zoll Durchmesser darstellen würde. 

Die Oberfläche der Waffe ist polirt ; auf den beiden breiten und platten Flächen 
bemerkt man kaum diu anfängliche Zeraeteung, auf den flcbmaleo Seitenflacben 
dagegen ist das Stück ziemlich stark angegriffen und oorrodirt. Das grüne Ma- 
terial, aus welchem die Waife gefertigt worden, ist Eklogit. Denn an der Schneide, 
wo das Stück von den Arbeitern angeschlagen wurden war, lassen die frischen 
Bruchflächen deutlich erkennen, daes die Gestein sm aase der Hauptsache nach aus 
einem Gemenge von Smaragdit und rotheo Granaten besteht. Auf den noch 
frischeren, platten Flächen gewahrt man purphyrischo Strnctur, die mich zuerst 
das Stück für Diorit halten lieas. £s treten uämlich aus der grünen Gesleina- 
masse weisse, unregelmässig begrenzte Partieen uugltichmtusig zerstreut bervor 
neben bäußgeren. runden rüthllchbraiiuen Flecken (zerfetzte Granaten]. Die weis- 
»cn Partieen bilden meist Uniengrosae, ziemlich scharf umgreneto Hecken; in 
selteneren Fällen stellen sie DurchBcluiitle kuglicher Bildungen dar. Letztere 
bestabeu im Centrum au» Smaragdit, nm diesen legt sich eine grünlich -weisse 
Schiebt, d. i. ein Gemenge aus Smaragdit und dem weissen Mineral, dann folgt 
eine dickere weisse Schicht, welche dann Bchliesslicb wieder durch eine dünne 
grünlich-weisse Zone umschlossen u-ird. Das weisse Mineral halte ich für Feld- 
■path (noh! Saussurit); seine H&rte ist 5,6. — Jedenfalls dürfte es im Interesse 
der Archäologie und Alterthumsknnde liegen, wenn der Suevenwall am Soheid- 
berge von Sachkundigen sehr bald eingesehen würde, bevor er spurlos ver- 
iohwunden sein wird. L. Dreaiel, S. J. 



9. Düsseldorf. Kürzlich is( in der hiesigen I^mbertuskircbe oberhalb 
eiDes südwärts neu angebrachten Eingangs ein Freskogemälda aufgedeckt wor- 
den, das die in niederländiBoben Kirchen nicht selten abgebildete Legende 
der h. Vilgefortis [St. Kümmemias) behandelt. Die Figur am Kreuze zeigt 
männliche Züge und ist natürlich bürtig, das (iewand lang, einer Tunika 
Umlich. Ans dem rechten Fuss der Gestalt flicest Blut in einen Kc^lcb. der 
abgeworfene Pantoffel (ein Priester schuh) fliegt eben dem Spieimann zu. den 
man in knieender Stellung am Kande links erblickt Die Zeichnung ist fein und 
proportionirt, das Bild überhaupt niebt ohne Kunstwerth und gehört wohl der 
Anten Hälfte des 15. Jahrh. an. Der Grund iat mit Lilien verziert. Am ans- 
sereten untern Ende links und rechts ist der Bergiache rothe Löwe auf grün- 
Q Doppelfelde angebracht, was darauf schliesaen lässt, daas die Dedicatoren 



Misoelldn. 



187 



ÜerzoR Oarliard von Jitlii.'li-Ber;r (1437— U7S) uiid »oiDO Gemahlin Sophia von 
SboIuod geweai;a sind. In dem Kopfu des Spielmanne« vermuthe icb Portrait- 
iluilichkcit, riulleicht zum Andenken an den von einer HerKOgin von Bar (Jo- 
UiitbaiabstAiainciidenJun(;lierxog'Ruprecbt[t 1433), dessen Tod dem Vetter Gerhard 
Atta Access auf den Berglaohen Herzogstliron eröffnet«. Auf die Joknlhe würden 
denn auuh die Lilien pasaen. Die Legende der b. Vilgdfortis ist Dir obue Zweifal 
bek&nat. sie findet sich ia verscbiedenen Versionen Acta Sanctor. Bolknd X. luL 
Heraog Adolf I. von Cleve erricbtete 1419 in der Stillslcircbe xa Cleve eine Capelle 
in Ehren de» h. Georg und der h. Vilgefortig (offenbar = virgo fortis, wie Santer- 
vilgen oder Sanot Revilien für saucttte virgineg ^= Urauk). 

Dezember 186». Harlesa. 

10. Der Hexentbarm za Walborberg ist nicht, wie Seite 141 des 
Jahrbuches Heft 47 u. 43 angegeben, von Seiten des Staats angekauft norden, 
■ODdem Privat' Eigentbum Sr. Majestät des Königs. 

Nacbdem der Pfarrer Lob r zuWalberberg den Tbnrm mit andern Liegen- 
schaften von dem Weinbändler Christian Joseph Trimborn »u CÖln durch Act 
mm 26. Februar 1857 erworben, «ullle der neue Besitzer dun Abbruch dei 
Thnrmos vornehmen, tbeils um das Material zur Errichtung einer Kircbbofsmatwr 
lu verwenden, theils um damit den ZufliichtBorl einer übergrossen Menge von 
Dohlen xu zerstören. Als dies Yorhaben dem Königl. Landrathe, flerm von 
Sandt zu Bonn, bekannt wurde, legte dieser sich ins Mittel und bleibt es zu- 
nächst seinen Bemühungen zu danken, daas das alte Bauwerk erbalten und 
Tor künftiger Zerstörung gesichert worden ist, Durch die Königl. Regierung 
fu Cöln erhielt nämlich der damalige König Friedrich Wilhelm 17. Eennt- 
nisa von der Sachlage, und war dieser gleich bereit, die x-ot Erwerbung des 
Hexenthurmes erforderlichen Mittel zu gewähren. Die längeren Verhandlungen 
BChloBEOn damit, daaa Ur. von Sandt im Namen und als Vertreter dos Könige 
den Thunn mit einer Grundfläche von 25 HRuthen mit einem zuführenden 
Wege von 10* Breite und 8T Länge, von dem Pfarrer Löhr kaufte. 

Der Vertrag datirt vom 9. September 1858 und wurde derselbe von dem 
Königl. Haus - Ministerium unterm 13. October jenes Jahres ratificirt und der 
Kaufpreis aus der Königl. Schatulle gezahlt. 

Bonn, April 1870. Wuerst. 

11. Aus einem alten Lagorhoch der Abtei Tholey (Kr, S. Wendel, Reg.- 
Bec> Trier). Actus einiger erfundener heidtniscber Abgötter de 13. Jnly 1755. — 
Wir Ynterscbriebeno und ruapoctive Verhandtzeichneto einwohner des Dorfis 
Osenbaeh in dem Teutsoh Lothringen gelegen, des Ambts Schambourg Bekennen 
darch gegenwertigest pp. daea nachdoraablen wir unterem dreizehnten Jnnij 
Lsuffenden Jahrss zu Verfertigung der zu machender newer Chaussee in dem ao 
genannten Wareaswäldtgen ') zwischen Tholaye. Altzweyler undt Osenbacb*) in 
der Höhe desselben aus den a.lt«n dbanigcc heidtniachen fundamenten (allwo 



188 Miscelleu. 

nach dem gemeinen gespräch eine von dem Rixiovaro her erbawte statt zur zeit 
solle gestanden haben) sein gegraben, ein dem ahnsohein nach von Ertz oder 
Kupfer gegossenes viereckigess Kästgen, so in der mitten, auf welchen beyden 
seythen ohngefahr ändert halben schuhe von einander zwey kleiner Statuen oder 
Götzenbilder gefunden, auf welchem Kästgen die folgende, nndt in diessen Buch- 
staben bestehende Überschrift auss der seythen: 

DEO MERCVRIO lOVANTVCARO PRO SALVTE 
ROMANIAE . ROMANAEj. ET ROMANI SEVERI 
IVLIVS ROMANVS PATER VISSV MONITVS. 

V. S. L. L. M. 
gewesen, ein wclchess wir dem hochwürdigen Herren Theoberto Dhamc zur Zeith 
Abbten des Münsters Tholaye alss dhasiegem Grundt- undt Bannherren gantz gern 
praesentiren undt dass diesem also seye in Vhrkundt bescheinen wollen. Tholaye 
den 13ten July 1755 

Haudtfr Handt,, 

Margarethe -f Röhr Jacoben || Görg. 

Jacob Britz. zeichen. zeichen. 

Den 12. Febr. 1756 seyndt obige Statuen mit dem Kästgen undt dem ori- 
ginal actu dem König Stanislas ^) auf dessen Begehren überschickt worden. 

Lagerbuch der Abtei Tholey. S. 276. 
Gefallige Mittheilung des Herrn Archivrath Eltester in Coblenz. 



12. S table. Zu meinem Aufsatz über Stablo im XLVI. Jahrbuch füge 
ich nachträglich bei, dass Abt Poppo wahrscheinlich auch der Erbauer der Klo- 
sterkirche (Säulenbasilika) zu Liraburg an der Hardt. welchen Bau Kaiser 
Conrad, der auch 1045 die Crypta weihte, ihm auftrug (Otte, deutsche Bauge- 
schichte p. 220 u. Giesebrecht d. Kaiser p. 291 u. 611), und der Kirche des Klo- 
sters Hersfeld (Otte p. 242 u. Lotz im Correspondenzblatt VI. 115) war. Unter 
ihm wurde auch die Kirche des Klostors Echter nach, dessen Oberleitung er 
führte, wieder aufgeführt. aus'm Weerth. 



13. Bonn. Römische Inschriften von Nettersheim im Urftthal. 
— In den verwicheuen Ilerbstferien erhielt ich in Köln durch meinen Freund Pro- 
fessor Düntzer Kunde von einer römischen Strassensäule, welche bei den Arbei- 
ten zu der Eifelbahn zwischen Nettersheim und Blankcnheimerdorf gefunden 
und von einem in Köln wohnenden Werkmeister bei der neuen Eisenbahn nach 
Köln gebracht worden ist. Die Säule ist von rothcm Sandstein, 19'' hoch, misst 
17" im Durchmesser und ist unten abgebrochen. Sie trägt folgende wohlerhal- 
tene Inschrift: 



1) König Btanislaus von Polen, Herzog von Lothringen 17S5 — 1766. 



Mki Celle Q. 



im 



///,,STITVTORE (sie Est, li 

PVBLICAE LIBEa 

TA TIS ■ IMPERATORI 

MAGNO MAGNENTIO 

ranCTO ■ SEMPER 

Es iat die» die entc lueclirift. die «idi id der Rheiuproviax tod dem 
Kaiser Magncntiue. welcher aich im J. 4EK) iu OiJlies lum Imperator aufwftrf 
und Miliou 453 aich Helbst tödtele, erhalten bat. Ohne Zweifel sind einip Zeilen 
aoBgefallen, iu welchen «iiaaer dem lu SRMPETl gehörigen AVGVSTO, die An- 
pibQ dor EntferuuQi; von Colojia Agrippinenals naoli Mille Paasus ataud. Ein 
äbnlicber auf die Kölo ■ Trierer Römeralrast>e sich beziehender Meilenstein aus 
der Zeit de« SuptimiuB Severus, der die Entfi-rnung von Kolu nsieh Marcomitgua 
(Maricagfu iu der Eifel) angibt, ist von A. Kick in d. Bonn. Jahrhb. XXIII. Sl 
(Bramb. C. I. R. 1934) veröffentlicht. 

Die Mittheilung von dieeum Funde, welche ich unserem ersten Secretär, 
Herrn Prof. aus'm Weerth ntauhti.', veranlsiigte diesen, die Fundstelle zu beeucfaen. 
üeber die Ergebuisae aciuer Nucbforschungea hat Hr. aus'm Weerth mir folgende 
Notiz zugeatellt: 

Bei NetterBboim, ganz nahe dem rechten Ufer dea Ähebachea, der in die 
Urft flieaat, fai'llndet aioh ein apatrötniaclier viereckiger Bau — nach dem Vor- 
finden vieler Schlacken von Bleiert vielleicht einer Schmelze (in der NIhe die 
alte dem Herrn ZiutgrafT gehörige Grabe Silberfiind), vrelcher dadurch beeonderee 
Intereeae gewahrt, duss aeine Fundamente auK grosaen Quadern eines frühem 
Baoea beatehen, Ea aind diea rotbe und weisse Sandsteinhiöcke von c. 3' u. 4' 
im Gevierte, welche Reate von Seulpturon und Inschriften enthulten, die offen- 
bar auf ein grosses Dud koatbarea Grabdenkmnl achlieaaen luaeD. Ich unterschied 

1) einen Säuleuachaft von 28" Durchmesser, 

2) einen Bluek mit den Füssen einer Figur an seiner Schmalseite, 

3) einen deagl. mit einem weibl. Brustbild in einem Medaillon und einam 
Trias darnber, alao vom Obertheil des Denkmals und twar deesen 
Schmalseite, 

4) einen desgl. mit dem Reate einer Dach rechts gewendeten männlichen 
GewandSgur, 

6] deagl. mit Brustbild in einer Nische (noch eingemauert), 
Das interessanteste Stüok bildet 6) ein langer Inschrin stein, welcher nach, 
oben, 80 wie an der rechten Seite abgebrochen ist. Die Schrift lautet: 
DEG'C-CV/ l-lim 
CAPITONIAE////' 
RAECONIVGHE/// 
Der vorletzte Buchstabe der ersten Zeile iat unsicher, er scheint auch ein 
A gewesen zu sein. Vielleicht steckt in dieser Zeile die Wurde des Widmenden: 
DECnrioC-C-A'.^, d.i. CCcloniae) C(lauiiBe) A(uguataft) Afgrippinae): vergl. Or. 
1108, So hätten wir daa Fragment einer römiachen Grabschrift vor una, die ein 
Btädtiacher Beamter aus Colouia Agrippinenais aeiner Gattin Capitonia [VEJRA nli 



190 



BTiMellai. 



HE(re8l gesetzt hs,X. Wie reich diese Ge^nd bei Nettersheim an RöDii>rre>ten 
ist. erhellt aus der ThatHachc. dnes der verstorbene A. Eick in der Nühe dieses 
Fuadortps bei der sog. Kapelle lan der Alie,( vielleicht cbendaBUlbst, wo ansre 
Steine gefunden wurden, zwei Gratis chrifteu gefunden und in seiner sehätzba- 
ren Monographie •über die romische Watuerleitung aus der Eifet naob Kölni 
3. 21 veröfTeDtlicbt ha,t, 

Ton kleineren Sachen fanden sich an der römitchoD Fundstelle noch ein 
kleinei^r Gagutriiig, ein kleiner Discns, Perloti, Glas- nnd Ziegelfragmente. 

J. Fr. 

U. Bonn. Römische Alterthumsreste in Bonn. — Im Laufe des 
Jahres 1869 sind bei Gelf^fenheit von Neubauten an mehreren Stollen Römorreste 
SU Tage gekommen, weiche hier ein» kuree Erwähnung verdienen. So fand man 
hei dem Auswerfen des Grundes au der neuen Beethoven-Halle auf dem Viereoks- 
platz vcTEchiedene Terracatten, beatcbeud in Krügen, in Urnen und Schüsseln 
von grauem Thou und einigen Münzen auA der spätem Kaiserzeit. welche darauf 
■chlieasen lassen, dasa sich hier eine römische Gräberatätte befand. Die Kund- 
g^geostande bewahrt Hr. Biichdr ackere ibesitzer Georgi. 

2. Hintor dem Hofgarteu, rechts von der Herz-.Tesukircbe, fanden die 
Arbeiter beim Fundamentiren des von den hier residirondeu Herrn Patres der 
Oesellsahaft Jesu errichteten Neubaues unter andern unbedeutenden Fragmenten 
von Thongefässen eine Münze vonHadrian in Grosäerz und ein sogenanntes Tbrä- 
uenfläBchchen von violettem Glase. Das letztere, weluhes vielmehr als 
Salhfliauhohen gedient bat. ist eine Seltenheit, dik die gewfihnliohen Flfcsohchen 
der Art von grünlich weisscni oder scbillerndeni Glase sind. Man vergleiche hier- 
über Fiedler, römioches Antiquurinm des Notar Ho nbcu in ^Canten- 5.63. Beide 
Fiindetücke sind in meinen Besitz gekommen; nur Schude. dose das Glasuhen 
durch die Onvorsiehtigkeit des Arbeiters zerbrochen ist und nur ibeilweise xu- 
aammengesetxt werden kann. 

3. An der Nordseite der Stadt, gleich vor dem Kolntbore. rechts von der 
Chaussee, ungefähr gegeuüber dem sagen, fleerwege. stiessen in diesem Frühjahre 
die Arbeiter bei einem durch den Krieg unterbrochenen Nctibau auf eine römi- 
sche Orabslälle, worin neben zum Theil wohlerhaltenen Skeletten mehre Urnen 
mit Knoohonresten von verbrannten Todten ausgegi'aben wurden. Das belang- 
reichste Fundstück aber war ein mit Bildwerk geschmückter GrabeteiD. Dasselbe 
besteht aus einem leider nach oben abgebrochenen Rieraenwerke, in dessen Mitte 
und Endpunkten sich sieben sogenannte plialerae, d. h. ninde silberne Schild- 
üben oder Plätteben beHuden, welche den römischen Ericgeru als Ineignien der 
Tapferkeit verliehen und gowöhnhch an einem Riemenwerk auf dem Bruslhar- 
nitch befestigt wurden. Im Mittelpmiktc desselben erblicken wir das Mvdusen- 
Wipt, rechts und links davon xwei ThierlLöwen?]i[cipr(>, unter dem Medusen- 
haupts wieder einen etwas unkenntlichen Tliierkupf. umgeben von swei Men- 
■chenköpfen im Proßl, nach oben rechts vou dem Medusenhauptu ceigt sich dn 
Adlerkopf. Unter deni Phalerenachmiick lesen wir den auf roraisuheu Grabdenk- 
mälern nicht seltenen Nachruf VALK'LVCl. Von dioxem interetaanleu Steiiiu, 



T91 



voleher e[n Seitenstünk in dem bepühmten Grft1>i3en>TnBl des in der VnniHseblacht 
gefallenen M. CaeiiuH, Conturio der 16. Le^iun, (im faic^iigeD Museum vaterlän- 
discher AUerthümer) bildet, werden wir hoffentlich im nächst^D Hefte eine 
Aiihildung bringen ; vorläiifig- gvnlige es. auf 0. Jahns tret^iche AbhaDdhing tata 
Bonn. Winc keim an nsprogr. 1660 r «DJe Laueraforter Phaleräf S. S flg. zu vorwoi- 
sen. Für die Erwerbung des Steins ist Torsorge getroffen, 

4. An einem entgegengesetzten Punkte Bonns, an der Koblenzer Strawe 
und zwar an der dem Rhein zugekehrten Seite, sind bei der FundamentiruDg 
dea Neubaus, welchen Hr. Rentner Theod. SchssfiliaUBen errichten läset, nicht 
unbedeutende Reste von römischem Mauerwerlt, theila aus einer Art Beton mit 
klein geschlagenen Ziegelstiioken vermengt, tbeils aus feiten Tufisteiaen mit 
Mörtel bestehend, zu Tage gekommen. Ausserdem fand man eine zweifaafae 
Wasserleitung, eiuo mit eiaer tlacben Leitungsrinno, die andere, aus über 
4" weiten Röhren zasammen gesetzt, und eine Feu erungs- Anlage, welche tu 
einem Bade gedient hüben mag. Der Raum innerhalb des Mauerwerks war mit 
Schutt gefüllt, worin sieb neben einigen Knochenrosten und Fragmenten ron 
ThooßefasBen nur ein Krug von weissem Thou, aber eine Menge von Ziegel- 
platten meistens mit dem Stemjjel des Leg. I. Minervia in mehreren Variotä- 
ten fand ; darunter die seltenere mit LEG. I. F, M. (I^egio prima Felii Minorvia), 
welche wir im Urkundenb, dos riim. Bonn (Festaehriftf den internationalen Con- 
gresB der Archäologen 1868) S. 26 besprochen hnben. Wir gedenken auf diese 
tüT die Topographie des römischen Bonn nicht unwichtige .^usgrabong im Düch- 
lt«n Hefte zurückzukommen und dieselbe durch eine Zeichnung der OertlichkeitOD 
lu veraDScIianlichen. 

5. Noch will ich an dieser Stelle eines epigraphiscben Fnndes in Eürxe 
Erwähnung tbun. Es sind D&miiob in der Nähe von Iversbeim und Weingarten. 
wo schon manche liömerspnren zu Tage ,gekommen sind, in alten Kalkgruben 
eine Anzahl von römischen Inschrift steinen entdeckt und durch gütige Vermittlung 
des Hrn. Krcisbaumeisters Neumann anerer Tereinssammlung zugewendet worden, 
welche theile durch ihre Datirung, theils durch die Seltenheit der dartiaf vor- 
kommenden G ottheit L u d e n a ein besonderes Interesse erregen. Dieselben 
sind aber in so fragmentarischem Zustande und vor der Hund so ungünstig auf- 
geiteltt, dasB ich bisher noch nicht im Stande gewesen bin, dsn vollständigen 
Wortlaut der einzelnen Insohriften zu ermitteln und daher die Veröffentlichung 
erst im nächsten Hefte stattfinden kann. J, Frendenberg. 



16. München. Elfte Plenarversammlung der historisctiBii 
Commission bei der königl. bayer. Akademie der Wissenscbaften, 
Bericht des Secretariats. — Die statu tenm aasige Plenarversammlung der 
Commission für deutsche Geschichts- und Quellenforschung wurde auf Befehl 
König Ludwigs U, auoh in diesem Jahr abgehalten. Wie allgemein das Ge- 
fühl ist, dass die Arbeiten der CommiBsion mit den nationalen Interessen in 
enger Verbindung stehen, xeigte sich darin, dass sich trotz des deutschen Krie- 
ges fast sämmtlicho auswärtige Mitglieder eingefunden hatten. An den Sitznn- 



192 



Miscellen. 



gcD. welche üi den Tagen vom 1. bie 6. Ootober stattfanden, nattmen aiiasor dem 
VorsitKendeD. Geheimen Begierungsrath t. Rttnkä aus Berlio, Antheil: Holrath 
Ritter v. Arneih aua Wien. Profeaaor Hogel aus Erlangen, Gebeimer Regia- 
riiugsrath Perti aus Berlin, Director v. Stalin aue Stuttgart, ProfeBsor v. 
Sybel nua Bonn, ProfesBor Waitz ans Göttingen, Profesgor Wegele aus 
WürEburg. überdies die eämmtlicheu einbeimiicben Mitglieder: Profeaaor Cor- 
nelias, Reicbsrath v. Dollinger. Oborbibliotbekar Föringer, Reiebsarcbiv- 
director v. Löher, Staattrath v. Maurer, Reichsarchtvrath Mu ffat. GeneraJ- 
pentenant ». Spraner und der Seoretür der CommisBion ProfeBBor v. Giese- 
brecht. 

In der EröITnungBrede wiea der Voraitzende Kunächst anf den überaus 
edimerxlicheD Terlnat hin. welchen die CommiBBion durch den Tod W. Wacker- 
nagela erlitten hatte; nachdem dieser hervorragende Gelehrte den Sitz J, Grimms 
in der Commiaaion eingenumiuen, unterstützte er die Arbeiten derselben mit dem 
lebeudigiten Eifer und bat sie nach vielen Seiten gefordert. Auch dea Abschei- 
dens E. Köpkea und Ph. Jaffea wurde gedacht, d» ihre historischen Studien 
aicb mit den Bestrebungen der CommiaHion vielfach berührt hatten. Im weiteren 
Verlauf der Bede deutete der Vorsitzende auf d^^n Zuaammenhang der Oommis- 
rioDsarbeiten mit dar deutschen Erhebung der Gegenwart hin und beleuchtete 
die grossen ZeitereignisBe in ihren welthiatoriacben Beziehungen. Dia nationale 
Gesinnang, welche in den Worten dea TorsitE enden hier Ausdruck fand, belebt« 
dann auch die weiteren Berathen der CommisBion : vor dem Eintritt in dieselben 
■prach sie in einem Anschreiben au König Ludwig ü. die Gefühle innigsten 
Dankes aus, welche die bocbherzigeu und folgenreichen EntsobliesBungenSeiner 
Majestät in ganz Deutachland hervorgerufen haben. 

üeber die Arbeiten des letztvorfioBsenen Geachäflajahre§ erstattete der Se- 
cretär in hergebrachter Weise Beriebt, Bis zum Ausbruche des Krieges waren 
&«t alle Unternehmungen in raacbem Fortgange geweaen, dann aber manche 
nicht zu bewältigende Bern mniaae eingetreten. So miiaaten sogar einzelne Werke, 
die «ur Äuagabe fertig waren, wegen der dem Buchbande! unginatigen Zeitver- 
hiltnisBe zurückgehalten werden. 

In den Buchhandel sind seit der letzten Plcnar.Tersammlung gekommen: 

1) Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert Bd. 
VIU, enthaltend die erste Abtheilung der Slrassburger Chroniken, be- 
arbeitet von C. Hegel. 

2) Die bistoriacben Volkslieder der Deutschen vom 13. bis ins 10. Jahr- 
hundert, gesammelt und erläutert von R. v, Lilicnoroa. Naohtrag. 
enthaltend die Töne und das alphabetiache Regiater. 

3) Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. X. 

4) Weisthümer, gesammelt von J. Grimm und nach deuen Tode, nnter 
Mitwirkung von F. X Kraus, Archivar Müller und anderen Gelehr- 
ten, von G. L. V. Maurer. Theü VI, bearbeitet von K. Schröder. 

6) Bayerisobea Wörterbuch von J. A. Sohmeller. Zweite, mit des Ver- 



Hiticellan. 



193 



1 G. K. Pro in 



der Pfalz, mit verwandten 
A. Kluckhohn. Zweiter 



Lneri Nachträgen Termehrte Ausgabe, bearbeitet 
lann. LteferuDg IV. 
fifl) Briefe Friedrieb des Frommen, Kurfürsten 
ScliriftBtückeD, geflammelt und bearbeitet 
Band, erste Abtheilung 1567—1572, 
KiEar AoBgabe fertig sind aueserdem: 

f 1) Qeaobichte der WiesenBchaften in Denlschland. IVouere Zeit. Band IX 
oathalten-i Gaaohiohte der germauischeu Philologie von R. v. Räumer^ 
■4} Die Recesse und andere Akten der Eaneetage von 1256—1430, Bd. I. 
[8) Briefe und Akteu zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges in den 
Zeiteu des vorwalteudoa Einfluoses dev Witteisbacher. Bd. I. Die Grün- 
dang der Union 1598—1609, bearbeitet von M. Ritter. 
Die weiteren Mittheil ongen des Secret&rs, wie die Berichte, welche im Laufe 
der Verband langen von den Herausgebern der einzelnen Werke erstattet wurden, 
thaten dar, dasa auch eine Anzahl anderer Arbeiten bereits der Presse übergeben 
ist und mehrere neue Publicationen in naber Ausaicht stehen. Wie früher lind 
auch in dieaem Jahre die Nacbforscbuiigen , welche die Commiwion in den ver- 
(chiedeDen Archiven und Bibliotheken Tiir nöthig hielt, von den hiesigen und 
Boiwirtigen Behörden mit der grösaton Liberalität unterstützt worden. 

Die Conunission war diesmal vorzugsKeisc mit Berathusgen beschäftigt, 
welche «ich auf das vom Geheimen Bath v. Bänke und Reichsratb v. Döllin- 
ger beantragte und erst kürzlich in Angriff genommene grosse Cntemehmen 
der allgemeinen deutschen Biographie bezogen. Freifaerr v. Lilienoron, jettt 
in München ansässig, welcher die Redaction des Werkes übernommen hat. be- 
richtete über seine amfasaendeu Vorarbeiten, wie auch über eine Reise, welche 
. er im Interesse desselben ausgeführt hatte. Ueberall war er rager Theilnahme 
f2r das Unternehmen begegnet, und hervorrageude Gelehrte halten ihm nicht 
allein die Bearbeitung einzelner Artikel, sondern auch grösserer Abtheilongen 
migesichert. Von besonderer Wichtigkeit erschien es jetzt der Conuniasion, das 
Daternehmen, ohne der Vollständigkeit Eintrag zu thun, douh auf einen Umfang 
zu begrenzen, welcher die Ausführung in einem nicht zu langen Zeitraum er- 
möglicht. Die Zahl der Artikel wurde deshalb auf etwa 40,000 beschränkt, von 
denen kaum der vierte Theil mehr als eine Seite füllen wird; die Artikel werden 
in alphab et! scher Folge erscheinen und soll in 20 Bänden das ganze Werk seinon 
Abschlusa finden. Dasselbe wird in gleicher Weise die Biographien von Regen- 
ten, Staatsmännern, Feldhorm. Gelehrten. Künstlern, Industriellen, in so weit 
ihra Wirkaamkeil auf die Entwickelung der deutschen Nation von Einfluss war, 
zu liefern haben. Die Bearbeitung der einzelnen Biographien, bei denen es neben 

Iticherer Charakteristik besonders auf genaueste Feststellung des Tbatsäeh liehen 
ankommt, soll nur erprobten Kräften anvertraut und die Verfssaer der einzelnen 
Artikel bezeichnet werden. Es ist eine Verlagshandlung bereits gewonnen, deren 
Thätigkeit und patriotischer Eifer die glückliche Durchführung das Unterneh- 
mens aDoh nach aussen hin sichert. Ein lange schmerzlich vermisstes Werk, 
welches in votlsläadiger und doch Übersichtlicher Weise sichere Lebensnach- 



1IH 



M)«-i>11ra. 



rii'liMi) Hl»«' nll« Hill ilim iIkhIxi-Iip V ulk Tortlioiiton bittoriBchen PenSiiIicbk«it«n 
ilurliK-lKi. Willi K''«!"« 10 ■■iu»r /i'it ii<>iii<r Krht'hnnti DeuUchknda mit der all- 

iiiiii inii'ii |li'rnnli)!iiii|i tiiit'^i>iiimiiiii-ii «t'nlcn : Ol fQlU iiicbt all<?iii ein wissen- 

■l'llHnll^■llI<l■ lli'iliirltiiMi itii!>, liiiniti'rii \(<r*)iricht iut;loi(-li eine tiefti Wirkung auf 
.U- .;.»<.' Ivlvii >l.>r Nitlioii .11 uWu. 

Pu. i;.-ii.-lii.'lil.' .l.-r \\ i'<>i"iii>h:itt.-ii in IViitwhUnd wird demnäohft ur.i ein- 
>i.<>i.> M'iIi.'iliiiiK <1'<' i<>->'lih'ht.' J.'r /ootoi^o. l>o»rWitot Ton Profewor Vic:or 
r!«iii« III I .'if >):, K-ivu'h,'rt ivi-rdi'u: oiii (;r.'#mT Tlwil dii'*e* Werkt if% l-Tr?i:s 
lit'ilnivki Mt'liv.T.' Mii.I.-v.' wlt-1lt1l^1 Vbilioiliiüiioii dt^ riitemehiaeut toV,i:L i= 
a.-ti i.».!»(o.- \l.-ii.v.i'ii i.". l'!v.»L' ul>.-[Vv'.>on «erüer. Die Be*rl*;:,iai dfr Or- 
».'hiorn.' a.'r .■l:n..«.-!i.-!i l'^iL-U'^-'- •I>'- Hi*I.'ri.-st*i.h:^ v.a.l der Me-ii^ir. ii>.;z 
■.■, « J-. ^^^•^■«.• V. |!;iT-.j- ;■.- .V:... Wec''-- v" W-ir:b -.r^. Hir*.-!: iz B-r- 
■.»: i;lv. .iiiüwv Wr^v .1.7 .:^*^:;.-h:r dK IW.AIL:* K::i =e::e l"=lirhi=i::i^r= 



Miaue lluu. 



196 



nicht abergeben verdea k'tnnea: mau boHl aber nun nur um m> macber den 
Drack ED fordern. Inewisoben aber haben der Herausgeher Profatior J. AVeii- 
aficker in Tübingen und seine Mitarbeiter Dibüothckar Dr. Kerl«r in Erlan- 
^n und Dr. Schäffler, jetzt Vorstand des Archivs in Würiburg. durch ihre 
Reiae« luid Nachforschungen in don Archiven noch viele werthvolle Ergänzungen 
des bereits gesammelten MateriaU gewonnen. 

In gewissem Sinne als ein Seitenstück eu der grossen SammluDg der deut- 
achen Reichstagsaktea hatte die Commissioa immur die Ausgabe der HanaereccgMi 
betrachtet, mit welcher sie seit ihrem ersten Zusammentreten auf Antrag des 
Terstorbenen Lappenberg beschäftigt v/nr. Mit grosser Freude nahm sie jottt 
den ersten im Ürnck Tolloudeten Band der lUnBorecesse entgegen, der sich in 
Jeder Beziehung dem ersten Baude der Keichatagsakteu würdig zur Seite stellt. 
' Uoher die Geschichte dieaes Unternehtoona und diu vielfachen Hindernisse, auf 
welche dasselbe nach Lappenbergs und Junphans Tode stiess, giebt Pro- 
ftiSBor WaitK in der Vorrede Nachricht. Der erste Band trägt den besonderen 
Titel: Die Receaae und andere Akten der Hanaetage von 1250—1430. Bd. I and 
umfasst die Reoesse bia zum Jahre 13T0, Man verdankt die Bearbeitung des- 
selben Dr. K. Koppmann in Göitingen und ist bei dem rühmlichen Eifer des- 
selben auf eine schnelle Nachfolt;Q der andern Bände dieser Abtbeilung sicher 
en zählen. Durch die angemessene und echüne Ausstattung dea Werkes hat sich 
«neb die Verlagsbandlung Puncker und Humblot in Leipdg kein geringei 
Verdienst um diis Unternehmen erworben. Vor Allem aber verdient Beachtung, 
dus nur die hochherzige ÜnterstütKung, welche Bayerns Könige der deutschen 
Gesohichta Wissenschaft nngedeihen Useen, ea der historiachen Conunisaion ermög- 
lichte, diese au wichtige Sammlung der Verhandlungen des grossen Dorddeut- 
>chen Städtebundes der Presse zu übergeben. 

Von den Jahrbüchern dea deutschen Reichs wird deDinächst eine neue Ab- 
theilung erscheinen, welche im Druck beinahe vollendet vorlag; es ist die Ge- 
schichte König Pippina von Dr. Oelsner in Frankfurt a/M. Archivar Dr. Sira- 
«OD in Düsseldorf hatte einen Theil seiner Geschichte Ludwigs des Frommen im 
ManuBoripte eingeschickt and verspricht baldige Vollendung. Die Geschichle 
Ottos dea Grossen, deren Bearbeitung der verstorbene R. Köpke zugesagt hatte, 
wird hoffentlich von Professor Dümmler in Halle übernommen werden, Die 
Vollendung der Geschichte HHniich« 11. ist Dr. Breslau in Berlin übertragen. 
Die Geschichte Heinrichs lU, verheiast Dr. Steindorff in Götlingen im Laufe 
des Jahres dniokfertig herzustellen. Professor Winkelmann in Bern ist in 
der Bearbeitung der Geschichte Philipps von Schwaben und Ottos IV. bereits 
weit vorgeschritten. 

Bekanntlich werden seit einem Deceunium mit Aufwend'mg bedeutender 
Mittel in den deutschen und anslündischen Archiven von der Commiaaion Naob- 
forichungen nach der Correspondeuz der Fürsten des Wittelsbaehaohen Hauses 
im 16. und 17. Jnhrbuudert angestellt. Di« Nachforschungen haben lur Samm- 
Inng eines sehr umfangreichen Materials geführt, welches nicht nur für die baj^ 
röche und deutsche, sondern auch für die allgemeine Geschichte Europas tou 



MiBOoUen. 



^osflem Werth ist, Diese noch in atctigem Wachaen begrifieiie Sammlung bil- 
det gleiehsam die Quelle für mehrere liedouteDdc PablicfttioneD der Commimon. 
Die aacb vielen Seiten hin inleressante Correspondcnz Churfürst Friedriclii IQ. 
von der Pfalz, bearbeitet von Professor Kluckhohn, wird alsbald mit der zweiten 
Abtbeilung des »weilen Bandes volIefÄndig dnm Publikum vorliegen. Von den 
»Briefen und Akten mc Gesi^hichte Ups lö. Jahrhunderta mit besonderer Bedia- 
hung auf Bayerns Fürstenbana« hat unter Leitung des Directors v. Löher Dr. 
V. Druffel Ewei Bände bearbeitet. Der Druck des ersten hat begonnen, ist aber 
durch die Einberufung des liearbeitera zur Landwehr unterbrochen worden. Die 
umfänglichste dieser Public ationcn sind die unter Leitung des ProfesBors Cor- 
nelius bearbeiteten (Briefe und Akten zur Geschichte des dreissig] Übrigen 
Krieges in den Zeiten des vorwaJtenden EinSnsses der Wittelsbaoher,< deren 
erster Band, bearbeitet von Dr. M. Ritter, der Commisaion im Druck vorlag. 
Die Arbeiten für die folgenden Bände sind von Professor Cornelius und sei- 
nen Mitarbeitern Dr. Ritter und Dr. Stieve ununterbrochen fortgeaetEt wor- 
den, hauptsächlich in dem Münchner Archive; ausserdem in Düsseldorf, im Haag, 
in Paria und besonders in dem gräflich Dohnascheo Familieuarchiv zu Schlobit- 
ten, in welchem sich eine neue ergiebige Fundginibe für diese Forschungen er- 
acblossen hat. Der Druck des zweiten Bandes, welcher das Eingreifen Heinriche IV. 
von Frankreich in die deutseben Verhältnisse und die Schicksale der Union in 
den Jahren IG08— 10 zum Gegenstand haben wird, kann hoffentlich schon im 
nächsten Jahre beginnen. Ihm werden eich dnnn ohne Unterbrechung der dritte 
und vierte Band mit den Akten Herzog Mliximilians von Bayern und der Liga 
anschliesaen. nachdem bis dahin die Archive in Dresden und Simaneai durchforscht 
und die Arbeiten in Wien vollendet sein werden. 

Die Sammlung der Weisthümer ist mit dem sechsten Bande vorläufig ab- 
getchlossen. In Bearbeitung ist jetzt ein ausführliches , Wort- und Sachregister 
welches die Benützung des Werks sehr erleichtern wird; in Jahresfrist hofft man 
dieses Register vollendet zu sehen. 

Auch für die bereits abgescblosaene Sammlung der historischen Volkslieder 
der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert ist noch ein Glossar in Aussicht ge- 
nommen, doch hat CS bisher an den Kräften inr Anfertigung deEselbeo gefehlt. Ob 
die von W. Wackernagel angeregte, mit den Volksliedern in innerer Verbin- 
dung stehende Sammlung der historischen Gedichte dr>r deutschen Lyriker im 
lü. Jahrhundert nach dem Tode Wackernagels, der selbst einen grossea 
Theil der Arbeit übernehmen wollte, noch ausführbar ist, muss spaterer Erwä- 
gung vorbehalten bleiben. 

Die neue Ausgabe vonSchmellere Bayerischem Wörterbuch ist in regel- 
milsBigcm Fortgange; die fünfte Lieferung wird demnächst erscheinen. 

Die Forschungen zur deutschen Geschichte haben sich als eine dem Go- 
sohiohtsstndium sehr forderliche Zeitschrift erwiesen und immer wachsende Theil- 
nähme gewonnen. Dem vollendeleo zehnten Bande ist eine üebersicht des Ge- 
sammtinhalts beigegeben worden. In der bisherigen Weise wird die Zeitsohrift 
»ueh femer fortgeführt werden. 



Miscelleii. 197 

Die Commission fohlte bei ihren Berathungen das BedürfniBs, die Lücken 
welche durch den Verlust Häussers, Lappenbergs und Waokernagels in 
ihrer Mitte entstanden waren, durch Zuziehung neuer Mitglieder auszufüllen« In 
der vorgeschriebenen Weise wurden deshalb mehrere Geschichtsforscher von an- 
erkannten Verdiensten gewählt, um sie Seiner Majestät dem Könige zur 
Ernennung zu ordentlichen Mitgliedern der historischen Commission in Vor- 
schlag zu bringen» Die Richtung der Wahl wurde theils durch die im Gange 
befindlichen grösseren Unternehmungen, theils durch den Wunsch bestimmt, die 
Verbindungen der Commission mit Deutschösterreich zu verstärken. 

So hat die Commission die ihr aufgetragenen Friedensarbeiten inmitten 
eines blutigen Krieges unbeirrt mit sicherer Zuversicht fortgeführt. Möchte die 
Eintracht, mit welcher hier deutsche Männer aus verschiedenen Theilen unsers 
Vaterlands zu nationalen Unternehmungen berathend zusammenwirkten, von 
guter Vorbedeutung sein f&r Verhandlungen von weit grösserer Tragweite, die 
uns bevorstehen und die über die ganze Zukunft des deutschen Volkes entschei- 
den werden. 



IV. Chronik des Vereins. 



•mittsiö^ 1869. 

Gemäss dem Beschlüsse der Generalversammlung vom 9. Dez. 1868, 
die jährliche geschäftliche Generalversammlung in Rücksicht voraus- 
sichtlich grösserer Betheiligung der auswärtigen Mitglieder wie des 
wünschenswerthen Abschlusses des Geschäftsjahres mit dem Kalender- 
jahr fernerhin vom bisher üblichen 9. Dezember in die Pfingstwoche zu 
verlegen (vergl. Jahrb. XLVI p. 187), schliesst nunmehr unser Vereins- 
jahr stets mit dem 31. Dezember. Die erste Generalversammlung nach 
der neuen Ordnung fand zur Berichterstattung des Verlaufes des Jah- 
res 1868 am 23. Mai 1869 statt und verhandelte hauptsächlich über 
den Modus, wie fernerhin in den Jahresversammlungen die Geschäfte 
behandelt werden sollten. Es wurde besonders festgestellt, dass die 
Jahresrechnung stets mit dem 1. Januar abzuschliessen habe und am 
darauf folgenden 1. März den vom Vorstande bestimmten Revisoren 
zu übergeben sei. 

Das letztverflossene Vereinsjahr gewährte im Mitgliederbestande 
eine Zunahme von 31, leider aber auch einen Verlust von 27 Personen 
durch Tod und Austritt. Ganz besonders beklagen wir das Ableben 
von drei bewährten Archäologen : Otto Jahn in Bonn, Zestermann 
in Leipzig und Janssen in Leiden. Letzterer war seit Gründung 
des Vereins dessen auswärtiger Secretär und förderte unsere Interessen 
stets mit seltener Treue und Liebe. Ein ehrendes Andenken bewahren 
wir gleichmässig den mit allen Rheinischen Verhältnissen patriotisch 
verbundenen beiden Rheinländern : Geheimer Commerzienrath Freiherr 
V. Diergardt in Viersen und Regierungspräsident a. D. v. Witt- 
genstein in Cöln. 

In Folge der neuen Rechnungsweise, alle dem Vereinsjahre an- 
gehörigen Verpflichtungen vor dessen Rechnungslage zu erledigen, ge- 
währte die Gasse beim Eintritt in das Jahr 1870 immerhin noch einen 
baaren Ueberschuss von 63 Thalern und Ausstände im Betrage von 
102 Thalem. 



ChroDik des Vereins. 199 

Eingenommen wurden im Jahre 1869: 

Bestand aus dem Voijahre .... 735 Thir. 5 Sgr. 8 Pf. 

Beiträge der Mitglieder 2053 15 — 

Erlös aus Druckschriften .... 221 7 6 



3009 Thlr. 28 Sgr. 2 Pf. 
Die Ausgaben betrugen: 

Für Druck und Papier 766 Thlr. 15 Sgr. 6 Pf. 

Für Zeichnungen, Litho- 
graphien, Holzschnitte 
und dergleichen .1202 2 5 

Für Honorar und ße- 
daction 205 

Für Buchbinderarbeiten 1 33 

Für Bibliotheks- Anschaf- 
fungen und Kosten . 82 

Für Sammlungen . 52 

Für Ausgrabungen 
und Reisen ... 67 

Für diverse Ausgaben 436 

2946 Thlr. 16 Sgr. 4 Pf. 
Damach bleibt Cassenbestand .... 63 Thlr. 11 Sgr. 10 Pf. 
Hierzu rückständige Beiträge .... 102 Thlr. — — 

Zusammen 165 Thk. 11 Sgr. 11 Pf. 
Dem Wunsche, die mancherlei Funde unsres heimischen Bodens 
nicht immer dem Kunsthandel überlassen zu müssen, um so mehr, 
als die rheinischen Museen für deren Erwerbung äusser&t selten eintre- 
ten, veranlasste den Vorstand der Anregung hervorragender Mitglieder, 
zur Sammlung einiger ausserordentlicher Beiträge Folge zu geben. 
Eine in unsemr Händen bereits befindliche Summe von 336 Thlm. 20 Sgr. 
verspricht noch femern Zuwachs zu erhalten. Indem wir den wohl- 
wollenden Gebern *) hiermit wärmsten Dank sagen, versäumen wir 



19 


— 


18 


fi 


16 


9 


11 




13 


6 


9 


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1) Es sind die Herren Gehcimerath von Dechen ExceUenz (25 Thlr.), Frh. v. 
Diergardt in Viersen (25 Thlr.), Frh. v. Diergardt in Bonn (25 Thlr.), N. N. in 
Bonn (75 Thlr.), Geh. Commerz ienrath G. Mevisaen in Cöln (25 Thlr.), Oberprä- 
sident V. MöUer in Cassel (25 Thlr.). Fürst zu Hohenzollem (öö^/s Thlr.), Frau 
Geheimrathin Deichmann zu Mehlem (25 Thlr.). Carl Baunscheidt in Endenich 
(SO Thlr.), Assessor v. Cuny in Bonn (25 Thlr.). 



aOO Chronik des Vereins- 

nicht die Gegenstände m bezeichnen, welche wir bereits aus diesem 
Fonds erworben: es ist die auf der Ausstellung des Internationalen 
Congressea beltannt gewordene Saininlung römischer Gläser aus dem 
Besitze des verstorbenen Hofbuchhändlers Dr. Fritz Hahn in Hanno- 
ver und die imJahrb, XLII p. 72 abgebildete rümische Militär-Schnalle 
des Hrn. Postdirectors Scheele in CÖln. Aus der Vereinsbasse wurde 
femer der Ankauf des Jahrb. XLV Taf. VI und VII abgebildeten frän- 
kischen Grabfundes von Meckenheim und einiger geringfügiger Anti- 
cagiien bestritten. 

Als Geschenke empfingen wir: 

a. Alt«rthümar und Abbüdungen solcher. 

Von Hm. Whaites in Bonn eine Anzahl bei Bingen gefundener 
kleinerer Anticaglien M. 

Von der Direction der RheinlscbenEisenbahn zuCöln: 9 Gold- 
und 67 Silber-Münzen englischen und französischen Gepräges, ge- 
funden bei Vallendar. 

Von derselben einige bei Gindorf gefundene Reste antidilaviani- 
scher Knochen. 

Von Hm. Bürgermeister Boysen in Hildesheim: ein Bonner 
Goldgulden. 

Von derKönigl. Regierung zu Cöln durch Vermittlung des Hrn. 
Kreisbaumeisters Neuraann: Fragmente verschiedener römischer 
Grabsteine, gefunden beim Strassenbau zulversheini inderEifel, 

Von Hrn. Eduard Herstatt in Cöln: Die Pbotographieen seiner 
Sammlung römischer Trinkgefäsae mit Aufschiiften '). 



1) Einen aat von der vei^brlicben Direotion angeboteneD, beim Eisenbalm- 
Bbo >n Trier ta Tage gutrotooen bedeuteudeo Fund, haben wir p&icblmüng 
dem dortigen Uateom ta überweisen (tebcUn. deaten Hamptzierde er Jetzt bildet. 

3) In der Torigen Chronik lieft 46 p. 183 stellt tds Geber von Photogra- 
fkäat der in GrcMenieh gefondeticn Alterthümer irrthünilich Herr Commersien- 
raüt Sdteibler. Ee niua daJQr Herr ConuDortienratli Carl ScUeicber ibehea. 
imeh oHg bei di«Mr Gdegeolirät in Bejog des an gleicher Stelle angefilJirten 
Ct iA fVr» bhcher BronaeB tm Herrn Ed. Herttatt in Cöln bemerkt werden, 
Ami Mit dieaer Bme wwwi g aeDwtTeTsUbidliish nicht eine vom Terehrten Gebor 
■fa eckt haeM^Mte AirtiqntU fir falBoh «rklÄrl. »ondem der Charakter and 
B F»lwfioato übergobenen Gegenstände muag«. 



Chronik ita Vemoj. 



Von Hrn. Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Schaaffhauaen in Bonn: 

Garrigou, Etade comparative des alluvioos quatemaires anciennes. 

Toulouse et Paris ISS."). Ferner: 
Krul van Stompwijk en Scheers, Beschrijving van de voorwerpen van 

germaaiischen, germaansch-celtiächen, en romeinsclien Oorsprong 

te Nymegen. Nymegen 18C4. Nebst Nachträgen. 
Von Hm. Aegid. Müller, Vikar in Gladbach bei Düren, dessen 

Beiträge zur Gesch. des Herzogtli. Jülich. 2 B. 1867—61 
Von Hrn. Ch. Lucas, Architect in Paris, dessen Notes aur le morj 

nument des sources de la Seine. Paris 1869. 
Von Sr. Majestät dem Kaiser Napoleon ein Exemplar ad- ' 

ner Geschichte Julius Cäsars. 
Von Hrn. Robert, Intendant gonßral du ministfere de la guerre 

in Paris, dessen Epigraphie de la'Moselle. Paris 1869. 1.Faac; 
Von Hrn. Prof. H. Dflntzer in Cöln : Drei Programme von Pro* J 

fessoren der alten Bonner Universität. 
Von Hm. de Linas in Arras: Les Casqaes de Falaise et D'a 

freville etc. Paris 1869. 
Von Hm. de Caumont in Caen: Bulletin monumental für 1869.1 

c. Begünstig angen im ÄllgeineineQ, 

Die Directionen der Rheinischen undCöIn-Mindener Eisen- 
bahn- wie der Cöln -Düsseldorfer Dampfschifffahrt-Gesellschaft ha- 
ben auch in diesem Jahre wie in den Vorjahren durch Gewähmng 
von Freikarten uns wiederholte im Vereinsinteresse gebotene Reisen 
ermöglicht. 

Der Leitung der Vereinsgeschäfte waren im Jahre 1869 zwölf 
Vorstandssitzungen und eine Generalversammlung, nämlich zu Pfingsten 
1869, gewidmet. Die litterarische Thätigkelt förderte die Jahrbücher 
47—48 und das Einladungsprogramm zur Winckelmannsfeier über die 
oBurg-Kapelle zu Iben'i an die Oeffeatlichkeit. Ausgrabungen wurden 
auf Vereinskosten auf dem neuen Exercierplatze zu Bonn (Jahrb.XLVTII 
p. 165 ff,) und zu Iversheim in der Eifel veranlasst, wie unter Leitung 
des L Secretärs auf Staatskosten die Aufdeckungen in Nennig weiter 
geführt. 

Die Feier des Geburtstages Winckelmanns beging der Verein am 
9, Dec 1869 im grossen Saale des Gasthofes zum goldenen Stern wie 
alljährlich. Nachdem der Vereinspräsident Herr Berghauptmann Prof. 



202 



Chronik doa Vereine. 



Dr.Nöggciath (iic Sitzung reit einigen der Feier des Tages geltendtn 
Worten errtffaet, hielt den ersten Vortrag: 

Prof. Dr. Bergk aus Uaile. Derselbe sprach über die neüer- 
worbenen Statuen des Augustus im Vattcan zu Rom uiiil im 
Museum zu Berlin, insbesondere Aber die bildlichen Darstellungen, 
womit diese statiiae loricatae verziert sind. Indem er die Beziehung 
der Hauptgi'uppe auf dem Panzer der vaticanischcn Statue auf die 
Auslieferung der römischen Feldzeichen Seitens der Parthar als tinzu- 
lÖGSig ablehnte, wies er mitBerufung auf das Mouum. Anc;r. nach, 
dass Augustuä auch in Dalmatien, Gallien und Spanien gleiche Trophäen 
erworben habe, und zwar entschied sich der Vortragende fiir Spanien, 
indem er die Scene auf Antistiua bezog, der als Legat des Kaisers im 
J. 729 der Stadt durch die naterwerfung der aufständischen Völker- 
Bchaften im nördlichen Spanien den Cantabrischen Krieg glllcklich be- 
endigte. Dieser Zeit werde auch die Statue selbst angehören, sie sei 
also gleichzeitig mit der Statue des Augustus, welche Agrippa im Pan- 
theon aufstellen liess, und werde wohl ebenso wie dit^se statt des Scep- 
ters vielmehr eine Lanze in der Hand gehalten haben. FUr die Bild- 
werke der Berliner Statue wollte Prof, Bergk ein munumeutules Vorbild 
in den Victorien des Triumphbogens nachweisen, welcher dem Augustus 
zur Erinnerung an die Demiltbigung derParther (734) auf dem Forum 
errichtet worden war. Das Bedenken, dnss der Augustus der vatica- 
niscben Statue als gereifter Mann, der der Berliner Statue mehr jugend- 
lich erscheine, suchte der Vortragende durch die Hinweisung zu ent- 
kräften, da5>s die vaticaniscbe Statue, die überhaupt eine mehr realistische 
Behandlung verrathc, als eine getreue Porträt-Darstellung zu betrachten 
sei, während die Berliner Statue eine entschieden idealisirende Auffas- 
Bung zeige. 

Prof. aus'm Wecrth gab dann in einem längeren, mit den man- 
nigfachsten Relegen versehenen Vortrag, seine Revision der Akten 
der im Herbste dys Jahres iset! in den Triimmern der römischen Villa 
zn Nennig an der Mosel gefundenen, und seitdem unablässig in Beaug 
ihrer Echtheit angefochtenen Inschriften. Redner erwies dieselbien 
als moderne Fälschungen. 

Prof. Dr. KekuU prüfte diese Inschriften vom technischen resp. 
chemischen Standpunkte, um zu dem gleichen Resultate wie der Vor- 
redner üu kommen '). Zur allgemeinen Betrachtung waren im Festsaale 

I) Wir konneu über dietä Vortrag? kurz hinwegffeheu, ^a dieBelben dem 
WeieDÜicben nach in der eratcn Abbandliiug dieses Jshrliucba abgedruckt lind. 



Chranik da* Tarm». SM 

eine dem Herrn I.. v. Musiel auf Schloss 'fbcnn an der Mosel Rehörige 
bei Wehr daaeibat gefundene kleine Bronze-Bflste eines jugendlichen 
Mars; ferner Nachbildungen des llild«Bheiiner Fundes und eine Anzalil 
bei Cleve entdeckter riimischer bvmize-Gd'iishß '!, aus deu Werkatütten 
lier Ilsenbui'i;er Hütte aufgestellt. Ebenso Pbotographieen der mit 
Inschriften verzierten römischen TrinkgefUsge der Sammlung des Herrn 
Sdoard Herstatt in Cülu '.und solche von Glasmalereien eine» neuen 
Verfahrens zui- Imitation alter Vorbilder aus dem Institut des Herrn 
Dr. Oidtmann In I.innich. 

Leider mussten wir in Folge städtiächer Aufforderung das bishttr 
in der Msrtiusschulc für unsre Sammlungen benutzte Lucal am 1. Märe 
1869 verlausen, weil dasselbe für die gebotene Erweiterung der Schule 
nnentbehrlich geworden war. Hautige Localwecbsel sind für den Be- 
stand und die Erhaltung vieler leicht zerbrechlicher, nft schon in 
trumTncrhaftem Zustande befiudlicher und in mUbsain zusammen geord- 
nete Aufstellung gebrachte Uegenstäude durchaus unlioilvolL Der Verein 
hat deg^hatb ör^sachc zu ganz besondrer Dankbarkeit, dass er die anfäng- 
lich von der verstorbenen Wittwe Arndt mielhweise gewonnenen Räume im 
Amdt'sdien Hause nunmehr in weiterer Ausdehnung von den städtischen 
Behörden in liberaler Weise — wenn auch der Form nach miethweiae 
— aberlassen erhielt. Wir können die zuversiclitliche Uoffnung hegen, 
diese für unseren Zweck, den Spuren und Zeugen unsrer Vorzeit eine 
würdige Aufbewahrung zu gewähren, durch das Walten ihres Gründers 
geweihten Räume nicht wieder verlassen zu müssen, und hoffen such 
dieselben recht bald dem Publikum zugänglich zu machen. 

Am Vi. Juni 1870 hielten wir im Arniit'schcn Hause uusrc erste 
öSentliche Generalversammlung. An Stelle des durch Abwesenheit 
behinderten I'räsidonten begrüasle der erste Secrctär die zahlreich Vcr- 
BammelteD mit kurzen Worten, indem er darauf hinwies, wie der Verein 
uch Glflck wünschen dürfe, an dieser durch das Leben und Wirken 
Arndts geweihten Stätte ein bleibendes Domizil gefunden zu haben, 
und forderte die Anwesenden auf durch Erheben von den Sitzen ihre 
Pietät gegen den frühern Besitzer und Gründer des Hauses wie ihren 
Dank gegen die städtische Verwaltung zu bekunden. — Die darauf 
folgenden Mittheilungen über die Innern Vereinsangelegenheiten und 
von Seiten des Rendanten über die Casseuverhällnisse sind bereits vor- 
stehend zur Kenntniss gebracht. 



1) Besprochen und abgebildet p. 73 S. iiaaee JahrhnchB. 



204 Chronik des Vereins. 

Ein vom Vorstande eingebrachter Antrag, denselben zu ermäch- 
tigen, vorkommenden Falls die bis zum 1. Mai des Jahres nicht ein- 
gegangenen Vereinsbeiträge durch Postvorschuss entnehmen zu dürfen, 
wurde einstimmig angenommen und den Statuten folgende Zusatzbestim- 
mung beigefügt: 

„Jedes ordentliche Mitglied hat den Jahresbeitrag bis zum I.Mai 
„dem Rendanten oder dessen Bevollmächtigten portofrei zuzu- 
„stellen. Unterbleibt es, so gewinnt der Vorstand das Recht, den 
„Beitrag durch Postvorschuss zu entnehmen.'' 
Bei der vorgenommenen Vorstandswahl lehnte Hauptmann Wuerst we- 
gen seiner vielfachen sonstigen Beschäftigung eine Wiederwahl definitiv 
ab. Wir halten uns verpflichtet, auch an dieser Stelle dem scheidenden 
Gollegen für seine 6jährige ausgezeichnete Thätigkeit den Dank des 
Vereins auszusprechen. An die Stelle von Hm. Wuerst wurde Landgerichts- 
Assessor von Cuny einstimmig gewählt. Die übrigen Vorstandsmit- 
glieder verblieben in ihren Aemtem und besteht somit der Vorstand 
f&r das Jahr 1870 aus: 

1) dem Präsidenten: Berghauptmann a. D. Prof. Dr. Nöggerath. 

2) dem ersten Sßcretär: Prof. Dr. aus'm Weerth. 

3) dem zweiten Secretär: Prof. Dr. Ritter. 

4) dem Archivar: Prof. Dr. Freudenberg. 

5) dem Rendanten: Landgerichtsassessor von Cuny. 

Der Vorstand des Vereins von Alterthumsfreunden 

im Bheinlande. 



Das Mitgliederverzeiohniss wird in dem alaobald naohfolgenden 50. Jahr- 
bache und von da an überhanpi immer nor in dem tweitfolgenden Jahrbache 
encheinen. 



Druck TOD 0. Geoiri in Bonn. 



i y. Alterthmnsfr. i. Rheinl. Heft XLIX. 




Joiiidrem/n: nJIrm Shwt MUÜ' 




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