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Full text of "Bonner Jahrbücher"

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JAHRBÜCHER 


DES 


VEREINS  VON  ALTERTHUMSFREUNDEN 


IM 


BHEINLANDE. 


HEFT  LVII. 


MIT  10  TAFELN  UND  »  HOLZSCHMTTEX. 


BONN. 

GEDRUCKT  AUF  KOSTEN  DES  VEREINS. 

BOXN.  BEI  A.  MARCnS. 
1876. 


JAHRBUCHER 


DES 


VEREINS  VON  ALTERTHUMSFREUNDEN 


IM 


KHEINLANDE. 


HEFT  LVII. 


MIT  10  TAFBLS  VKD  •  H0LZ8CHXITTIX. 


BONN. 

GEDRUCKT  AUF  KOSTEN  DES  VEREINS. 

BO.V\,  BEI  A.  MARCUS. 
1876. 


JAHRBÜCHER 


DES 


VEREINS  VON  ALTERTHUMSFREUNDEN 


IM 


RHEINLANDE. 


HEFT  LVII. 


MIT  10  TAFEL?^  UND  6  HOLZSCUMTTBX. 


BONN. 

GEDRÜCKT  AUF  KOSTEN  DES  VEREINS. 

BO\X,  BEI  A.  MARCUS. 

1876. 


fs 


-t 


Inhaltsverzeichniss. 


I.     Geschichte  und  Denkmäler. 

Seite 
Die  Revision  der  Rheinischen  Römerstrassen.  Auffordernngf  zur  Be- 
theiligung an  weiteren  Untersuchungen  vom  Präsidenten  .     .  1 

1.  Der  Grenzstein  des  Pagus    Carucuro.    (Hierzu   Taf.  I,    1.  2.)    Von 

Th.  Bergk 7 

2.  Der  vicus  Ambitarvius.    Von  Th.  Bergk 42 

S.    Der  Junotempel  bei  Nattenheim.    (Hierzu  Taf.  II.)    Von  E.  ans'm 

Weerth 56 

4.  Römische  Alterthümer  aus  dem  Oldenburgischen.    (Hierzu  Taf.  III.) 

Von  Prof.  Hübner  in  Berlin 66 

5.  Römische  Inschrift  eines  Armorum  custos  in  Bonn.  Von  J.  Freu- 
denberg    70 

6.  Römische  Inschrift  aus  Köln.    Von  Prof.  Dr.  Düntzer  in  Köln     .  81 

7.  Römischer  Matronenstein  zu  Enzen.    Von  Recior  Dr.  Pohl  zu  Linz  83 

8.  Kleine  Beiträge  zur  Numismatik.    Von  F.  van  Vleuten.     ...  85 

9.  Der  Kamphof  zu  Köln.    Von  J.  J.  Merlo  in  Köln 89 

10.  Nekrologium  von  St.  Maximin.    Von  Prof.  Kraus  in  Strassburg     .      108 

11.  üeber  Intaglien  des  Mittelalters  und  der  Renaissance.    (Hierzu  Taf. 
rV— VII.)    Von  Kaplan  Dr.  Dornbusch  iü  Köln  ......      120 

12.  Datirte   Grabmäler   des  Mittelalters   in   den   Rheinlanden.  '  (Hierzu 

Taf.  VIII,  IX.)    Von  E.  aus'm  Weerth 148 

IL     Litteratnr. 

1.  A  propos  de  certaines  classifications  prehistoriques  par  E.  deMeester 
de  Ravestein.  Bruxelles  1875,  angez.  von  G.  R.  Prof.  Schaaff- 
hausen  in  Bonn 152 

2.  l'^tude  sur  les  peuples  primitils  de  la  KusRie  par  le  comteA.Ouva- 
roff.    St.  Pütersb.  1875,  angez.  von  Sc haaff hausen     ....      158 

8.     Die  Chroniken    der  niodcrrheinischon  Städte.    Köln.     1.  Bd.  Leipz. 

1875,  fing^'z.  von  Prof.  Dr.  Düntzer  in  Köln 162 

4.  Clements  d'Archeolojjie  chretiennc  par  E.  Reusen s.  T.  I,  II.    Lou- 

vain   1872—5,  angez.  von  Rector  Aldonkirchen  in  Viersen     .     .      169 

5.  Geschichte  der  bildenden  Künste  in  der   Schweiz.    Von    R.    Rahn. 

2.  Äbth.   Zürich  1875,  angez.  von  Aldenkirchen 173 

IIL     Miscellen. 

1.  Wann  ist  die  Kunst  die  Bronze  zu  löthen  erfunden?  Von  Th.  B.  .      179 

2.  Zur  Chronologie  der  Gräberfunde 181 

3.  Ein  versteinertes  Holzbild.   Von  Schaaffhansen 185 


Seite 

4.  Die  Trinksohale  von  München-Gladbach.    Von  Sc haaff hausen     .  185 

5.  Bleierne  Hämmer.   Von  Bildhauer  Eoenen  in  Neuss 188 

6.  Erhaltung  von  Menschenhaar  in  alten  Grabern.  Von  Schaaff  hausen  189 

7.  Römische  Würfel  und  würfelahnliche  Spiele.  Von  F.  van  Vleuten  191 

8.  Ausgussröhren  römischer  Weinschläuche.    Von  Koenen  .      .     .     .  193 

9.  Rheinische  Alterthümer  beschrieben  von  Oisb.  Cuper 194 

10.  Ein  neuer  Altar  der  Göttin  Nohalennia.  Von  Dr.  J.  Klein  in  Bonn  195 

11.  Matroneninschrift  in  Spanien.    Von  Demselben 197 

12.  Weihgeschenk  für  Apollo  Grannus 198 

18.  Stempelinschriften 199 

14.  Stempel  eines  römischen  Augenarztes 200 

15.  Grabschrifb  eines  Priesters  der  Arduinna.    Von  Dr.  Bone  in  Trier.  201 

16.  Inschrift  aus  einem  rheinischen  Kloster 202 

17.  Der  Jungfernpfad  zu  Alfter   und   Umgegend.    Von  Kanonikus  Dr. 
Kessel  in  Aiujhen. 202 

la     Alterthümer  zu  Bender  f.     Von  Dr.  Fries 206 

19.  Bonn.    Trinkgefass  mit  Aufschrift.   Von  Th.  B 207 

20.  Bonn.    Zieg^el  mit  dem  Stempel  der  I.  Legion 208 

21.  Bonn.    Münzfund.    Von  Dr.  J.  Klein 209 

22.  Bonn.    Funde  von  Alterthümem.    Von  F.  van  V^leuten     •     .     .  210 

23.  Bonn.   Ausgrabung    eines   Ofens    mit   glasirten    Kacheln.    Von   J. 
Froudenberg 211 

24.  Gobern.    Alterthümer.    Von  Dr.  Schmitt 212 

25.  Dalheim.    Sammlung  von  Inschrift-   und  Sculpturresten.    Von  Dr. 
Bona  in  Trier 213 

26.  Dottendorf.   Grabstein.  (Hierzu  Taf.  I,  3.  4.).  Von  Prof.  Kraus.  213 

27.  Elsdorf.   Sarkophag.    Von  Freudenberg 214 

28.  Römische  Alterthümer  bei  Freilingen.    Von  Roctor  Dr.  Pohl     .  215 

29.  Alterthümer  von  Heinsberg.    Von  Schaaffhausen      ....  221 
80.    Die  LitBoh  beim  Kölner  Domo.    Von  Prof.  Dr.  Düntser     .     .  222 

dl.    Neuss.   Gräberfunde.    Von  Koenen 223 

82.     Rheinberg.    Alterthümer.    Von  Pick 227 

8&    Trier.   Mosaik 228 

84.    Wallerfaagen.    Schallgeräth.    (Hierzu  Taf.  X.)    Von  E.    aas'm 

Weerth 228 

Nachtrag  za  Miso.  14  and  22 229 

IV. 

Chronik  des  Vereins  für  das  Vereinsjahr  1874  (resp.  Pfingsten  1874—75)  .  230 

V. 

Vierzeichniss  der  Mitglieder 238 


I.     öeschiclite   nnd    Denkmäler. 


Die  Revision  der  Rlieinieclien  Römerstraesen. 

Aufforderung   zur   Betheiligung   an   weiteren 

Untersuchungen. 

Kaum  eine  andere  der  fast  die  Hundertzahl  erreichenden  Ver- 
öffentlichungen unseres  Vereines  hat  eine  so  weittragende  Bedeutung 
erlangt  als  die  das  XXXI.  Jahrbuch  bildenden  Forschungen  des  ver- 
storbenen Obrist-Lieutenauts  F.  H.  Schmidt  über  die  Römerstrassen 
im  Bheinlande.  Nicht  als  ob  dieselben  eine  überwiegend  grosse 
Summe  bisher  unbekannter  Thatsachen  oder  ganz  neuer  Gesichts- 
punkte ergäben,  sondern  hauptsächlich,  weil  die  bereits  vorhandenen 
und  taglich  sich  mehrenden  einzelnen  Funde  und  Wahrnehmungen 
an  dem  festen  Gliederbau  des  Strassennetzes  ihre  richtige.  Stellung 
zu  einander  fanden  und  sich  mit  demselben  erst  zu  einem  organischen 
Ganzen  vereinigten.  Denn  die  Bedeutung  der  Rheinischen  Römer- 
strassen beruht  ebenso  sehr  in  ihrer  Zweckbestimmung  allgemeiner 
Verkehrslinien,  als  in  ihrem  militärischen  Ursprünge. 

Nachdem  glückliche  Kriege  mit  den  celtischen  Volksstämmen 
der  Arverner,  AUobroger  u.  A.  Rom  in  den  Besitz  des  binnen 
60  Jahren  zur  blühendsten  Provinz  colonisirten  südlichen  Galliens 
(Provence)  gebracht;  dann  im  Jahre  58  v.  Chr.  die  Händel  mit  den 
Helvetiern  und  den  die  Gallier  drängenden  germanischen  Völkern  dem 
Statthalter  von  Gallien  Julius  Cäsar  und  seiner  wohlerwogenen  berech- 
neten Politik  willkommene  Veranlassung  zur  Einmischung  und  in  deren 
Folge  zur  Eroberung  des  mittlem  und  nördlichen  Galliens  bis  zum 
Rheine  gegeben,  verlangte  die  militärische  Behauptung  dieser  Länder 
vor  allen  anderen  Einrichtungen  sofort  die  Herstellung  der  zu  ihrem 
Schutze,  besonders  ihrer  Rückverbindung  mit  Italien,  nothwendigen 

1 


2  Die  Revision  der  Rheinischen  RömerstnuiBen. 

Etappenstrassen.  Unter  diesen  Strassenzügen  nimmt  die  erste  und  vor- 
nehmste Stelle  die  grosse  Strasse  ein,  welche  von  Turin  über  die 
Alpen  nach  Lyon  führte,  und  sich  über  Metz  nach  Trier  fortsetzte. 
Hier  theilte  sich  dieselbe:  ein  Arm  ging  zu  dem  mittleren  Laufe  des 
Rheines  über  Bingen  nach  Mainz,  der  andere  durch  die  Eifel  ^)  nach 
Göln  und  dem  Niederrheine.  Die  Verbindung  mit  dem  Oberrheine 
wurdQ  durch  eine  Strasse  vermittelt,  welche  von  Vienqa  ausgebend, 
die  Westschweiz  durchschnitt.  Landstrassen  fand  schon  Cäsar  in  6al- 
lien  vor'),  wäre  doch  auch  sonst  die  Schnelligkeit  seiner  Märsche 
nicht  möglich  gewesen;  aber  die  Anlegung  von  Eunststrassen,  der 
Ausbau  des  Strassennetzes  von  Lyon  aus  ist  wesentlich  ein  Verdienst 
von  Augustus  Schwiegersohn  und  Generalstabs-Ghef,  dem  einsichtigen 
Feldherrn  Marcus  Vipsänius  Agrippa  *),  der  dem  gesammten  Strassen- 
bau  des  Reiches  eine  neue  Organisation  gab. 

Selbst  wenn  die  grosse  Bedeutung  der  Richtung  und  Lage  dieses 
Strassen-Systems  seine  mit  dem  Beginn  der  Römischen  Herrschaft  an- 
genommene Entstehung  nicht  als  eine  Nothwendigkeit  erscheinen 
licsse,  so  würde,  von  anderen  Zeugnissen  abgesehen^  dafür  die  von 
Tacitus  (Hist.  IV,  23)  berichtete  augusteiische  Anlage  der  castra 
vetera  Zeugniss  ablegen.  Die  castra  vetera,  auf  dem  Fürstenberge  bei 
Xanten  belegen,  ;so  benannt  im  Gegensatz  zu  allen  später  in  Germanien 
angelegten  Befestigungen  und  in  ihren  letzten  Thürmen  bis  zum  Jahre 
1670  bestehend^)  —entsprachen  der  militärischen  Vorsicht,  an  den  ausser- 


1)  Einer  späteren  Periode  des  stetig  ausgebaaten  römischen  Strassen- 
Netzes  dürften  die  vielfachon  Abzweigungen  dieser  Hauptlinie,  deren  sich  allein 
vier  in  der  Nähe  von  Marmagen  befinden,  angehören. 

2)  Bi*ücken  and  Strassen  bezeugt  Cäsar  ausdrücklich  bei  den  Helvetiem 
und  Remi  (I,  6.  9  und  II,  5),  wie  überhaupt  das  reich  entwickelte  städtische 
Leben  der  Kelten  upd  der  rege  Verkehr  eine  regelmässige  Strassenverbindong 
voraussetzt.  Für  die  vorgeschrittene  Strassenentwicklung  im  Remergebiet  spre- 
chen auch  die  dort  wiederholt  abgehaltenen  Volksversammlungen,  Caes.  VI,  44 
und  Taoit.  Hist.  IV,  68. 

3)  Strabo  »IV,  208. 

4)  Zur  Gewinnung  der  Tufi^steine  fanden  die  Römischen  Ruinen  in  Xanten 
eine  frühzeitige  Verwandlung  in  Steinbrüche,  so  dass  1627  ein  besonderes  Edikt 
gegen  das  Tufifgraben  daselbst  erlassen  wurde.  Spenrath,  Alterthüml.  Merkw. 
V.  Xanten  I.  49,  108.  II.  87.  Der  Materialgewinnung  wegen  unterlag  einem 
ähnlichen  Schicksal  bekanntlich  das  Colosseum,  aus  dessen  Quadern  eine  Reihe 
römischer  Paläste- entstanden ;  in  Trier  ebenso  das  Amphitheater,  welches  1211 
Erzbischof  Johann  dem  Kloster  Himmerode  als .  Steinbruch  überwies. 


Die  Revision  der  Rheinischen  Römerstrassen.  8 

sten,  den  noch  nicht  unterworfenen  Völkern  zugekehrten  Grenzen  be- 
festigte Plätze  zu  besitzen.  Ihre  frühe  und,  um  die  Völker  der  rechtsrhei- 
nischen Ebene  iqi  Zaum  zu  halten,  gebotene  Anlage  auf  der  den  Rhein 
weithin  beherrschenden  Anhöhe  setzt  ganz  selbstverständlich  eine  ge- 
sicherte Rückverbindung  bis  Rom  voraus.  Bedeutung  und  Zweck  erläutern 
die  Worte  desTacitus  (Hist.  IV,  23) :  „Augustus  habe  durch  dieses  Win- 
terlager Germanien  in  Belagerungszustand  zu  erhalten  und  niederzu- 
beugen geglaubt^  —  die  Grösse  ergiebt  sich  aus  dem  Umfang  der 
zur  Aufnahme  von  zwei  Legionen  und  ihrer  ^  Httlfstruppen  bestimmten 
Festung.  Die  castra  vetera  waren  in  ihrem  offensiven  Charakter  der 
Sttttzpnnkt  des  Varianischen  Feldzuges;  in  diese  retteten  sich  die  ver- 
sprengten Flüchtlinge  der  niedergemetzelten  Legionen.  Die  Lösung  der 
Teutoburger  Schlachtfrage  muss  von  hier  als  dem  Schlüsselpunkte 
ausgehen. 

Die  grossen  Militärstrassen  waren  die  ernährenden  Adern  der 
auf  die  briegerische  folgenden  friedlichen  Invasion,  der  römischen 
Cultivirung  Germaniens.  Die  Angehörigen  der  Soldaten,  die  Lieferanten 
der  Armee,  die  Händler  und  Gewerbtreibenden  überhaupt  erscheinen 
für  den  Transport,  den  Absatz  und  die  Sicherheit  ihrer  Waaren  an 
diese  Militär-Strassen  gebunden.  Dieselben  sind  die  festen  Linien,  unter 
deren  Schutz  und  durch  deren  Verbindung  sich  das  bürgerliche  Leben 
festsetzte  und  weiter  entwickelte.  Die  meisten  unsrer  Funde  von  Nieder- 
lassungen, Canälen,  einzelnen  Denkmälern  und  Gräbern  gruppiren  sich 
seitwärts  der  Römerstrassen  und  lassen  stets  auf  die  Nähe  einer  sol- 
chen schliessen.  Ihre  genaue  Kenntniss  bleibt  darum  die  dauernde 
Voraussetzung  jeder  weitern  methodischen  Forschung,  alles  sichern, 
besonders  topographischen  Wissens  unserer  rheinischen  Lande  zur 
römischen  Zeit 

Aus  dieser  Erkenntniss  hat  der  Vereinsvorstand  bereits  vor  meh- 
reren Jahren  den  Beschluss  gefasst,  die  Römerstrassen  Schritt  für  Schritt 
erneuten,  wie  besonders  erweiterten  Untersuchungen  zu  unterziehen. 
Gegenüber  der  zu  Grunde  liegenden  Schmidt'schen  Arbeit,  welche  sich 
vorherrschend  auf  die  preussische  Rhetnprovinz  beschränkt,  musste  vor 
Allem  diese  Beschränkung  aufgehoben  und  das  gesammte,  in  keiner 
Weise  mit  dem  preussischen  Rheinlande  sich  in  Congruenz  befindende 
römische  Operationsgebiet  ungetheilt  berücksichtigt  werden,  mithin  die 
Schweiz^  Baden,  Elsass,  Lothringen,  Würtemberg,  Bayern,  Hessen, 
Belgien,  Holland,  überhaupt  das  gesammte  Terrain  von  den  Alpen  bis 
zur  Nordsee,  ebenso  aber  die  rechtsrheinischen  Landschaften,  soweit 


4  Die  Revision  der  Rheinisohen  Römentrassen. 

als  die  Römer  sie  in  ihr  Kriegstheater  hineingezogen,  hinzugenommen 
werden '). 

Begonnen  wurden  die  neuen  Arbeiten  mit  Untersuchungen  und 
Ausgrabungen  der  Rhein-Brücken-Üebergänge  am  Fürstenberge  bei 
Xanten,  besonders  aber  demjenigen  Strassen-System,  welches  in  ver- 
schiedenen Linien  von  Metz  nach  Trier  und  von  dort  durch  die  Eifel 
nach  Cöln  und  Holland  führt.  Die  stattgefandenen  Ausgrabungen 
zu  Nennig,  Köllig,  Brecht,  Stahl,  Bitburg,  im  Bethard  .  daselbst, 
Fliessem,  Weingarten,  Billig  und  Hemmerich,  die  Auffindung  dreier 
Tempel  auf  der  Hcihe  Otrang  bei  Fliessem  und  auf  dem  Natten- 
heimer  Kopf,  wie  die  Feststellung  eines  bedeutsamen,  wahrscheinlich 
militärischen  Gebäudes  auf  dem  Kirchhofe  zu  Wesselingen,  sind  einzelne 
Momente  der  Erforschung  dieser  viclverzweigten  Strasse.  Dieselben,  in- 
sammt  der  damit  zusammenhängenden  Untersuchungen,  an  welchen 
die  Herren  Prof.  Dr.  Bergk  in  Bonn,  Förster  Krebs  in  Dillmar,  Rcctor 
Dr.  Pohl  in  Linz,  Regierungs-Baurath  Seyffarth  in  Trier,  Lehrer  Theisen 
in  Bitburg,  in  hervorragender  Weise  aber  Generalmajor  von  Veith  in  Bonn, 
femerHerr  Peter  Wallenbomjun.  in  Bitburg  nebst  dem  Unterzeichneten 
lebhaften  Antheil  durch  eigene  Arbeiten  oder  Mittheilungen  nahmen  — 
ergeben  in  erster  Linie  die  Wahrnehmung  einer  überraschenden  Dichtig- 
keit der  römischen  Colonisation.  Heutzutage  gibt  es  z.  B.  zwischen  Trier 
und  Diedenhofen  die  Mosel  entlang  keine  Staatsstrasse.  Vollständig  durch- 
schnitten erscheint  seit  der  französischen  Besitznahme  bis  zum  Jahre 
1870  jeglicher  Verkehr  zwischen  Lothringen  und  dem  angrenzenden 
Trier'schen  Lande.  Und  doch  war  noch  im  13.  Jahrhundert  die  Cul- 
turströmung  zwischen  diesen  beiden  Landschaften  so  bedeutend,  dass 
der  idealste  Kunstausdruck,  in  welchen  sich  jemals  der  Zeitgeist  er- 
gossen, der  im  Becken  von  Paris  entstandene  Spitzbogenstil  nach 
Deutschland  zuerst  durch  Lothringen,  und  zwar  nach  Trier  gelangte, 
und  umgekehrt  im  10.  Jahrhundert  gerade  Trier  seine  höhere  Kunst* 
bildung  zur  französischen  Königsstadt  nach  Rheims  ausstrahlte  ^).  Und 
das  waren  nur  Nachklänge  des  früher  in  römischer  Zeit  zwischen  Re- 
mern  und  Trevirern   schon   bestehenden  bedeutenden  Römischen  Ver- 


1)  Aach  hierzu  hat  Schmidt  Vorarbeiten  grelicfert,  welche  sich  im  10. 
Bande  der  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Altert humskunde  in  Westfalen  be- 
finden. 

2]  Beide  Thatsachcn  finden  sich  dargelegt  S.  80  und  91  der  Verhand- 
lungen des  Internationalen  Archäologischen  Congresscs  1868  zu  Bonn,  heraus- 
gegeben von  E.  aus'm  Weerth.    Bonn  1871. 


Die  ReTision  der  Rheinischen  Bömerstrassen.  6 

kehrs.  Diesen  erhärtet  die  Thatsache,  dass  bereits  vier  von  Trier  nach 
dem  Innern  Galliens  führende  Hauptstrassen  nachgewiesen  sind  ^).  Metz 
ist  auf  beiden  Moselufern  mit  der  Augusta  Trevirorum  verbunden, 
Rheims  sowohl  mit  Trier  als  mit  Cöln.  Seitwärts  bebaut  durch 
Städte,  Palläste,  Villen  und  Niederlassungen  aller  Art  sind  aber  kaum 
in  gleichem  Masse  andere  Strassen.  Wir  brauchen  nur  an  den 
7  Stunden  oberhalb  Trier  liegenden  Sommerpalast  zu  Nennig  und  das 
5  Stunden  unterhalb  belegene  Jagdschloss  bei  Fliessem,  von  denen  der 
erstere  in  einer  Ausdehnung  von  388  Meter,  der  zweite  von  378  Meter  sich 
erstreckt,  zu  erinnern,  und  von  der  grossen  Zahl  aufgefundener  römischer 
Gebäude*  im  Umkreise  von  Nennig  zu  Tettingen,  Butzdorf  (rundes  Wit- 
thum),  Sinz,  Dillmar,  Palzem,  Wehr  u.s.w.  im  Umkreise  von  Fliessem,  zu 
Bitburg,  Stahl,  Oberweis,  Brecht,  Rittersdorf,  Baden,  Pickliessem,  Nat- 
tenheim,  Seffernweich,  Neidenbach  u.  s.  w.  lässt  sich  auf  die  Menge  einst 
vorhandener  baulicher  Anlagen  schliessen.  Die  Romanisirung  der  Eifel 
ist  so  sichern  und  so  raschen  Schrittes  vorangegangen,  dass  das  Rö- 
mische castrum  Beda  (Bitburg),  der  erste  Etappenplatz  auf  der  Trier- 
Cölner  Strasse,  rings  von  Privatgebäuden  umgeben  erscheint,  was  nicht 
der  Fall  sein  könnte,  hätte  man  die  Möglichkeit  eines  Kriegsfalles  in 
Betracht  gezogen.  Dieselbe  Erscheinung  gewährt  die  Militärstation 
Belgica  (Billig)  derselben  Strasse.  Nach  den  bisher  vollführten  Aus- 
grabungen daselbst  überragte  wahrscheinlich  die  an  das  castrum  nord- 
östlich sich  anlehnende  Civilstadt  dieses  selbst  an  Ausdehnung.  Die 
meisten  Ortschaften,  welche  die  Eifelstrasse  durchzieht,  sind  aus 
römischen  Niederlassungen  ersichtlich  hervorgewachsen. 

Nach  solchen  Wahrnehmungen  ist  es  unerlässlich,  für  die  ge- 
wählte Aufgabe  die  Theilnahme  aller  Local-Vereine  und  aller  Lokal- 
kundigen in  dem  Gebiete,  welches  unser  Plan  umfasst,  zu  erbitten. 
Der  Rahmen  der  Untersuchung  sämmtlicher  Römerstrassen  mit  ihren 
Ansiedelungen  von  den  Alpen  bis  zur  Nordsee  ist  zu  gross,  als  dass 
er  von  wenigen  Einzelnen  überwältigt  werden  könnte.  Darum  mögen 
diese  Zeilen  eine  Aufforderung  an  alle  Diejenigen  sein,  welche  For- 
schungen anzustellen  gesonnen  sind  oder  eigene  W^ahrnehmungen  be- 
sitzen, uns  die  Resultate  derselben  im  Interesse  der  Sache  freundlichst 
zukommen  zu  lassen,  sich  unseren  Bestrebungen  anzuschliessen.  Keine 
Thatsache  ist  so  klein  und  unscheinbar,  dass  sie  nicht  den  Aufbau  zu 
fordern  vermöchte. 


1)  Schmidt  S.  18. 


6  Die  Reyision  der  Rheinischen  Römentrasten. 

Die  Tür  die  Römerstrassen  angestellteD  und  anzustellenden  For- 
scliungen  sind  zu  umfangreich,  um  sie  in  das  Werk;  welches  diesen 
gewidmet  sein  wird,  anders  als  in  kurzer  Resultatangabe  aufzunehmen; 
zu  wichtig  aber,  um  sie  darauf  zu  beschränken  und  bis  zum  Erschei- 
nen dieser  Arbeit  zurückzuhalten.  Wir  beabsichtigen  desshalb  in  diesem 
und  den  folgenden  Jahrbüchern  das  uns  zukommende  Material  sofort 
zu  veröffentlichen,  und  beginnen  zunächst  mit  drei  Aufsätzen:  über 
den  Grenzstein  des  Pagus  Carucum,  über  den  vicus  Ambitarvius, 
über  den  Junotempel  zu  Nattenheim.  Das  nächste  Jahrbuch  wird 
die  Rheinbrücke  bei  castra  vetera  und  ein  rechtsrheinisches  Lager  auf 
der  Marschroute  nach  Aliso  bringen. 

K   Aus'm  Weerth, 
Vereinspräsident 


I.    Der  Grenzstein  des  Pagus  Canicum. 

(Hierza  Taf.  I.) 

Der  pagus  Caraonm  lebt  fort  im  pagus  Carascus  des  Mittelalters. 
Garnces  und,  Garac^tes.  Der  Name  Garuoes  deutschen  Ur- 
sprungs. Beda  und  die  Baetasii.  DieSunuci«  DieTungri  und  ihre 
Gaue  der  pagus  Gondrustis  und  pagus  Yellavus.  Grenzstein  am 
Yinxtbach.  Grenze  zwischen  Ober-  und  üntergermanien.  Der  Rhein 
die  Grenze  zwuKshen  der  Schweiz  und  Bhaetien.  Gaugrenze  im  oberen 
Rhonethal. 

Die  Inschrift,  welche  hier  zum  erstenmale  veröffentlicht  wird, 
gehört  einer  Glasse  von  Denkmälern  an,  die  schon  wegen  ihrer  Sel- 
tenheit ein  gewisses  Interesse  erwecken.  Wir  besitzen  Grenzsteine  des 
Territoriums  der  Stadt  Rom,  sowie  römischer  Colonien,  Säulen, 
welche  öffentliches  von  Privateigenthum,  profanen  Besitz  von  ge- 
weihtem scheiden.  Andere  Inschriften  bekunden  die  Regulirung  der 
Grenzen  eines  Stadtbezirkes  oder  eines  grösseren  Gebietes;  auch  aus- 
führliche Urkunden  über  die  Schlichtung  von  Grenzstreitigkeften  sind 
uns  erhalten  ^) ;  einfache  Marksteine  kommen  äusserst  selten  vor  ^). 
Im  Rheinland  war  bisher  nur  eine  einzige  Inschrift  dieser  Art  bekannt^ 

FINES.  Viel.») 


1)  Eine  Auswahl  solcher  auf  die  Sicherung  der  Grenze  bez&glicher  In- 
schriften ist  von  Wilmanns  Exempla  inscr.  Lat.  n.  843 — 876  zusammengestellt. 
In  spanischen  Inschriften  werden  öfter  termini  Augustales  erwähnt,  ferner 
1488  termini  agr.  deoumanor.  restituti. 

2)  Hieher  gehört  der  Markstein  zwischen  Arelate  und  Aquae  Sextiae, 

wo  auf  der  einen  Seite  FIN«  ACL*,  auf  der  anderen  FIN»   AREL  zu  lesen 
ist,   s.  Spon.  Mise.   S.  165.    Herzog  Hist.    GalL    Narb.   hat   die  Inschrift  nicht. 

Unecht    ist    die    spanische   Inschria     HEINC    PACENSES,    auf  d.   a.  S. 

HEINC  EBORENSES.  s.  CiL.  ii,  spur.  n.  ii. 

3)  N  und  £  sind  ligirt.    Dorow  Denkm.  I,  S.  107  n.  662  ohne  Aug.  des 


8  Der  Grenzstein  des  Pagus  Caracom. 

ungleich  wichtiger   ist  der  neue  Fund,  der  Markstein  des  Gaus  der 
Caruces,  einer  Völkerschaft,  die  hier  zum  erstenmal  erscheint   Der 
Fundort  (Neidenbach  bei  Kyllburg)  beweist,  dass  die  Caruces  zu 
den  kriegerischen  Schaaren  gehörten,  welche  am  frühesten  mit  Weib  und 
Kind  über  den  Rhein  zogen,  sich  im  Keltenlande  an  der  grossen  Völker- 
strasse  zwischen  Maas   und  Mosel  ansiedelten,   und  hier  den  Namen 
Germani  empfingen,  mit  dem  fortan  die  Römer  die  gesammte  Nation 
bezeichnen.    Diese  Gegend,  wenngleich  nicht  gerade  günstig  für  An- 
siedelung —  denn  es  war  grossentheils  Moor-  und  Haideland   oder 
Waldgebirge  —  ward  ihnen  bald  zur  Heimath,  und  obwohl  römischer 
Gultur  nicht  unzugänglich,  wurden  sie  doch  der  angeborenen  Art  niemals 
völlig  entfremdet.  Zumal  das  gebirgige  Terrain  nordwärts  von  Trier,  ehe- 
mals zum  Ardennerwalde  gerechnet,  der  auch  das  hohe  Veen  und  dier 
Eifel  umfasste,   und  insbesondere  die  letzten  Ausläufer,   wo  der  weit- 
verbreitete  Dienst   der  geheimnissvollen   Schicksalsschwestern   (denn 
das  sind  die  matres  oder  matronae)   recht  eigentlich  seine  Stätte 
hatte^   verdienen   eine  genauere  Durchforschung,    als   bisher    diesem 
Landstriche  zu  Theil  geworden  ist. 

Der  Grenzstein  findet  sich  westlich  vom  Dorfe  Neidenbach  *)  am 


Fundortes.  Diese  znerst  von  Fiedler  richtig  gelesene  Inschrift  im  Museum  d. 
üniv.  Bonn  ist  nach  Overbeok  Gatal.  n.  88  bei  Gleve  gefunden.  Overbeok  be- 
merkt, es  sei  fraglich,  ob  die  Inschrift  römisch  sei,  darauf  hin  wird  dieselbe 
CIR  S.  861  ohne  weiteres  unter  die  gefälschten  (n.  17)  verwiesen.  Man  wird  den 
Stein  so  lange  für  echt  halten  dürfen,  bis  nicht  das  Gegentheil  erwiesen  ist. 
Lersch  Centralm.  II,  n.  76  und  Overbeck  behaupten,  ein  Mühlstein  sei  zum 
Grenzstein  umgewandelt  worden,  der  umgekehrte  Verlauf  wäre  jedenfalls  wahr- 
scheinlicher. Der  Stein  hat  das  Ansehen  eines  Mühlsteines,  in  der  Mitte  ein 
rundes  Loch,  auf  der  oberen  nach  dem  äusseren  Rande  zu  schräg  abfallenden 
Fläche  ist  die  Inschrift  eingegraben.  Lapis  molaris  findet  sich  im  Yerzeich- 
niss  der  Grenzsteine,  Sehr.  d.  r.  Feldm.  I,  406,  20,  wo  eben  die  Form,  nicht 
das  Material  zu  verstehen  ist.  Runde  Grenzsteine,  z.  Th.  den  Meilensäulen  ähn- 
lich, kommen  häufig  vor;  hierher  gehören  insbesondere  die  tormini  Augu- 
stales  (ebend.  I,  242). 

1)  Neidenbach,  etwa  2  Stunden  von  Kyllburg  entfernt,  an  einem  klei- 
nen Bache  gleichen  Namens  gelegen,  heisst  in  einer  Urkunde  des  Papstes 
Alexander  III.  (Venedig  d.  2.  Aug.  1177)  Nidenbuch,  ebenso  in  einer  anderen 
des  Erzbischofs  von  Trier  v.  J.  1204  Nidenbuoch,  in  dem  Verzeiohniss  der 
Güter  des  Domkapitels  zu  Trier  (Mittelrh.  ürk.  II,  S.  353)  Nidinbuch.  Im  0»te 
selbst  wurde  mir  versichert,  das  Dorf  habe  früher  auch  Ernstbach  geheissen* 
der  Bach,  welcher  in  die  Kyll  mündet,  heisst  weiterhin  auch  Weib  ach  oder 
schlechthin  die  Bach. 


Der  Grenzstein  des  Pagus  CaracimL  9 

Waldessaum  zwischen  Eichengebüsch  unmittelbar  an  der  alten  Römer- 
strasse Ton  Trier  nach  Cöln,  die  inr  dieser  Gegend  (zwischen  Bittburg 
und  Oos,  den  Stationen  Beda  und  Ausava)  noch  an  vielen  Stellen 
deutlich  erkennbar  ist  0-  Einige  100  Schritte  nach  Westen  von  dieser 
Stelle  zieht  sich  die  jetzige  Landstrasse  hin,  nach  rechts  läuft  hier 
unmittelbar  neben  der  Römerstrasse  ein  alter  noch  wohl  erhaltener 
Weg  hin,  der  mir  als  Pilgerweg  bezeichnet  wurde  ^).  Der  Stein  (rother 
Sandstein),  31  Cent  breit,  66  Gent,  hoch,  etwa  51  Gent,  aus  dem  Bo- 
den hervorragend,  stand  an  dem  linken  Rande  der  Römerstrasse,  die 
Schriftseite  der  Strasse  zugekehrt;  man  schaut  von  dort  nach  Osten 
in  die  Thalmulde,  in  welcher  Neidenbach  liegt.  Unmittelbar  daneben 
steht  ein  neuer  Grenzstein  des  Gemeindewaldes  von  Balesfeld. 

Die  erste  Nachricht  verdanken  wir  Hm.  Limbourg  in  Bitburg, 
der  uns  freundlichst  einen  Brief  des  früheren  Ortsvorstehers  Ph. 
Mayers  in  Neidenbach  mittheilte,  welchem  Abschriften  von  zwei  in 
der  Nähe  jenes  Ortes  befindlichen  Inschriften  beigefügt  waren.  Ich 
erkannte  sofort,  dass  ein  Grenzstein  mit  dem  NVmen  eines  Pagus 
aus  römischer  Zeit  vorliege,  während  die  andere  Inschrift  dem  Mittel- 
alter angehöre.  Herr  P.  Wallenborn  in  Bitburg,  Mitglied  unseres 
Vereins,  untersuchte  darauf  an  Ort  und  Stelle  diesen  Markstein  und 
erstattete  ausführlichen  Bericht^).    Später  hat  der  Unterz.  gleichfalls 

1)  In  der  Generalstabskarte  n.  58  ist  der  Zug  der  Römenstrasse  genau 
verzeichnet. 

2)  Es  ist  unrichtig,  wenn  Manche,  wie  Baersch,  die  Pilger-  und  Römer- 
Strasse  als  denselben  Weg  betrachten ;  sie  sind,  wie  die  Generalstabskarte  zeigt, 
durchaus  verschieden,  wenn  sie  auch  zuweilen  neben  einander  herlaufen^  oder, 
wie  man  mir  versicherte,  zusammenfallen.  Die  Generalstabskarte  verzeichnet  die 
Pilgerstrasse  nur  von  Balesfeld  bis  Wallersheim,  nicht  auf  der  Strecke  südlich 
von  Balesfeld,  also  eben  an  der  Stelle,  wo  der  Grenzstein  stand. 

3)  Hr.  Wallenborn  schreibt  darüber:  »Nach  meiner  Schätzung  befindet  sich 
die  Fundstätte  ungefähr  18 — 20  Minuten  nordöstlich  von  Waxbrunn  (eine  Häu- 
sergruppe an  der  Chaussee)  und  10  Minuten  nordwestlich  von  Neidenbach  ent- 
fernt Von  dem  Neidenbacher  Flurdistrict  Hausbach  dicht  unter  Waxbrunn 
fuhrt  eine  alte  Strasse  (wahrscheinlich  die  Römerstrasse)  der  Banngrenze  ent- 
lang bis  in  die  »Sang«  Flur  Baleefeld.  Die  Strasse  ist  nur  noch  in  den  Wald- 
districten  erkennbar.  Auch  an  der  Stelle,  wo  der  Stein  steht,  ist  Lohbestand, 
dem  wohl  auch  der  Schutz  des  Steines  zuzuschreiben  ist.  Dort  ist  die  Strasse 
ungefähr  10—12  Schritte  breit  kennbar:  es  besteht  noch  die  untere  Steiulage, 
keilförmig  zugerichtete  Sandsteine,  die  mit  dem  breiten  Theil  nach  oben  ge- 
richt^  sind.  Dicht  an  der  Grenze  der  angedeuteten  Gemarkung,  zugleich  am 
Bande  der  alten  Strasse  stand  der  Stein  aufrecht  nach  Art  eines  Grenzsteines.! 


M  Div  Gffonlem  des  Pk^w 

Um  Lacaütit  'm  Jkanpasdum  genommen,  wobd  Hr.  Majers  mit 
gnmiffi  Onafcoiuie  od  dem  lebhaften  Interesse  for  die  Vomil 
n^mm^*  die  besten  Dienste  leistete;  doich  seine  Yermitldnng  wirden 
SKk  beide  Steine  fAr  onsere  Sannnlnng  erworben  ^. 

Afd  ifoa  ^fefaeitel  des  Steines  sind  zwei  Krenze,  ein  giösams 
mA  ein  Ueineres*  cxngehnaen,  dies  ist  nicht  etwa  das  drisüidie 
Symbol,  sondern  der  decnssis  (X),  daher  bei  den  ronüschen  Feld- 
mtumm  die  Aosdrücke  lapis  decnssatas,  petra  decnssata 
miAfüfTh  vorkommen  *).  Desselben  Zeichens  bediente  man  sidi  aber 
aodi  in  heatsnükuid  bei  der  Vermarknng,  in  den  älteren  dentadien 
Gesetzen  wird  es  decaria  genannt*).  Die  beiden  Erenze  sind  offen- 
bar später  eingegraben;  man  benutzte  den  alten  romischen  Grenzstein 
ab  Xarkzeicfaen,  nnd  eben  diesem  Umstände  ist  die  Erhaltung  dieses 
aerfcwttrdigen  Denkmales  zn  danken.  Noch  jetzt  findet  man  auf  den 
aken  Marksteinen  dieser  Gegend  ganz  gewöhnlich  das  Zeichen  X. 


1)  Der  andere  Stein  ist  gefunden  nordöctlich  von  Neidenbaek  im  Dietrici 
Thffridbi  (Pfkffengericht),  wo  öfter  Oriber,  Scherben  ron  Gpfiwen,  Segel  n.  s.  w. 
neb  Inden.  Genaa  i«t  die  Fnndftene  nicht  mehr  sa  ermittehi,  da  ihn  der  Be- 
•itstr  die  Gmndstaekea,  weil,  er  beim  Beackern  dea  Feldea  hinderlich  war,  an 
den  benachbarten  Weg  geachaffi  hat  Et  ist  ein  onregebniMiger  BIodL  von 
graoem  Sandtteio,  der  an  der  linken  Seite  dorch  den  Pflog  fut  ganz  abge- 
fcfalifEm  iat.  Die  Schrift  zeigt  eine  eigenthämliche  Mischung  Ton  Majnakel  nnd 
ICinnakel:  der  Ponkt  fiber  I  scheint  aaf  ziemlich  spite  Zeit  hinzudeuten  (s.  Taf.1, 2). 

V/»:iuS  JB 

p  a  n  i  8  :  Z  sub 
V  n  a  p  Lag  A 
Lo.  ci: 

Die  Entzifferung  mnts  ich  Anderen  überlassen,  doch  durfte  auch  hier  ein  Mark- 
stein Torliegen:  loci  ist  wohl  nicht  das  lateinische,  sondern  das  deutsch-lai. 
Wort  lach  US  oder  lochus,  d.  h.  Einschnitt  in  einen  Baum  oder  Stein  zur 
Bezeichnung  der  Grenze,  daher  lochbaum  und  lochstein,  s.  Grimm  d. 
Beehtsalterth.  544. 

2)  Yergl.  die  Abbildung  Sehr.  d.  r.  Feld.  I,  Tal  34,  n.  803. 

3)  Grimm  d  Bechtsalterth.  542.  Rudorff  z.  den  Feldm.  II,  268.  In  der  Ur- 
kunde T.  J.  816  (mittelrh.  Urk.  I,  n.  51)  findet  sich  eiue  genaue  Grenzbeschrei- 
bnng  des  Prümerwaldes ;  des  Kaisers  Sendbote  soll  eine  neue  Yerroarkung 
Tomehmen:  ut  TTaldnm  perlatis  signisque  certis  designareC  wo 
wohl  teclatis  zu  lesen  ist. 


Der  OrenzBtein  des  Pagui  Camoam.  »  11 

Der  Markstein  erinnert  an  die  Form,  wie  sie  die  Zeichnungen  in 
d6n  Schriften  der  römischen  Feldmesser  (Bd.  L  Taf.  27,  Ansg.  Yon 
Lacbmann)  Yeranschaulichen:  der  untere  Theil,  der  Yon  der  Erde  ver- 
deckt wurde,  ist  unbehauen,  was  mit  der  Vorschrift  der  alten  Tech- 
niker nicht  stimmt  I);  später,  besonders  in  den  Provinzen,  wird  man 
es  in  solchen  Dingen  nicht  so  genau  genommen  haben.  Unter  dem 
Fundamente  fand  sich  nichts,  weder  Münzen  noch  Kohlen,  Scherben 
oder  dergleichen  vor.  Diese  Sitte,  durch  geheime  Merkmale  für  die 
Sicherung  der  Grenze  zu  sorgen,  beschränkte  sich  wohl  auf  die  Ver- 
markung  des  Privatbesitzes'). 

Die  Aufschrift  (s.  Taf.  I,  1): 

FINIS 
PACI 
CARV 
CVM 

A 

ist  unversehrt  und  vollkommen  verständlich;  das  A  Z.  5  unter 
dem  M  ist  offenbar  nur  ein  Zeichen:  die  Buchstaben  des  Alpha- 
betes vertraten  die  Stelle  der  Zahlen;  denn  an  die  Anwendung 
des  künstlichen  Systemes  der  Yermarkung  mit  lateinischen  und  grie- 
chischen Buchstaben  ist  hier  schwerlich  zu  denken  ^). 

Z.  4^  scheint  auf  dem  Steine  C  V  *  M  zu  stehen,  allein  der  Punkt 
ist  wohl  nur  durch  Loslösen  eines  Kornes  vom  Stein  entstanden  ^). 
Der  Singular  finis  st.  des  sonst  üblichen  fines  hat  nichts  auffallen- 
des: nicht  nur  die  Schriftsprache  wechselt  mit  diesen  Ausdrücken 


1)  Sohriften  der  r.  Feldm.  Bd.  I,  S.  S06,  Tergl.  mit  8.  140;  man  woUte 
eben  der  Verwecheelnng  mit  Grabdenkmälern  vorbeugen.  Aber  andererseits  fin- 
den sich  auch  Grabsteine,  welche  voUständig  geglättet  sind. 

2)  Auch  scheint  dieser  Brauch  nicht  aller  Orten  gegolten  zu  haben,  s. 
ebend.  806:  na'm  in  aliquibus  locis  terminos  non  politos  posuimus 
et  nihil  illis  supter  addidimus. 

8)  Darüber  handelt  ausführlich  der  liber  de  litteris  et  notis  iuris 
ezponendis,  Sehr.  d.  r.  Feld.  I,  S.  310—842.  Doch  müssen  Reste  dieser  alten 
Ueberlieferung  sich  noch  im  Mittelalter  behauptet  haben.  In  einer  Urkunde  des 
Königs  Desiderius  (Grimm  d.  Rechtsalt.  542)  werden  arbores  habentes 
litt  Aas  omega  erwähnt. 

4)  Gerade  so  findet  sich  auf  der  andern  Inschrift  Lo.ci: 


12  Der  Greiuitein  des  Pag«  Cameimi. 

ab  \,  sondern  auch  den  mschriftlichen  Urknnden  war  dieser  Gebranch 
(lieht  frnad,  wie  ein  )Iarkstein  auä  Dalinatien,  welcher  der  2.  Hälfte 
des  L  Jahrb.  ansehört  zeigt  (CIL,  IlL  2SS3): 

FINIS  INTER  NEOITAS  ET  CORINIENSES 

DERECTVS  MENSVRIS  ACTIS  IVSSV 

M.  OVCENI  CEMINI  LEG. 

Paguä  ist  nicht  eine  Ortschaft,  ein  Dorf*),  sondern  der  Gau: 
so  überall  im  eigentlichen  Gallien  und  den  angrenzenden  Ländern. 
Grfeere  Völkerschaften  theilten  sich  in  mehrere  gesonderte  Di>tricte, 
während  das  Gebiet  einer  kleineren  oft  nur  aus  einem  Gau  besteht, 
der  meirit  entwerler  der  Völkerschaft  den  Namen  gab  oder  von  ihr 
empfing;  ja  es  konnte  sogar  eine  schwache  Völkerschaft  einem  andern 
Gau  zugewif?sen    werden  ^).    Die  Römer  fanden   diese  Gliederung  des 

1)  floraz  Kp.  II,  1.  38  excludat  iargia  finis  d.  h.  termiuus,  gerade 
wie  auf  d^m  Grenzsteine. 

2)  I>eeem  .  pa^i,  Station  zwiflchen  Tabernae  und  Ditodurum  er- 
innert an  die  novem  pa-zi  oder  forum  novein  pagorum  in  Etrurien,  und 
iat  wohl  eine  np&te  Gründung,  gerade  so  wie  der  Name  der  gallischeo  ProTinz 
noTem  populi.  Bei  Tacitus  ist  pagus  überall  ein  grösserer  oder  kleinerer 
Ilistrict,  wie  Ann.  III,  45  va^tat  Sequanorum  pagos,  Ilist  lY,  15  e  pro- 
ximis  Nerviorum  Germanorumque  pagis,  26  in  proxitnos  Gugerno- 
rum  pagos.  I>ie  Ortschaft  beisst  vicus,  daher  Ann.  I,  56  Chatti  omissia 
pagis  vicisqiie  in  siivas  rlisperguntur,  was  nicht  anders  zu  verstehen  ist 
als  Germ.  12  iura  per  pagos  vicosque  reddunt.  Man  darf  daher  auch  nicht 
mit  Frcudenberg  (fJrkundenbuch  de«  röm.  Bonn  S.  34)  aus  den  Worten  Hist. 
IV,  20:  tria  millia  legionariorum  et  tumultuariae  Belgaram  cohor- 
tes,  timal  paganorum  lixarumque  ....  manus  omnibus  portia 
erumpunt,  folgern,  Itonn  werde  als  ein  pagus  bezeichnet;  mit  gleichem  Rechte 
könnte  man  auch  Itr^m  für  einen  pagus  erklären,  weil  Sueton  Galba  19  bei  der 
Ermordung  dieses  Kaisers  auf  dem  Forum  schreibt:  ibi  equites,  cum  per 
publicum  dimota  paganorum  turba  equos  adegissent.  Bonn  war  ein 
vicus;  pagani  heissen  in  der  .Soldatensprache  Civilisten,  also  kann  man  es 
hier  ebenso  auf  römische  Handelsleute  wie  auf  die  einheimische  Bevölkerung 
beziehen.  Dieser  Sprachgebrauch  ist  dem  Tacitus  ganz  geläufig,  vergl.  Hist.  I, 
53.  II,  Bd.  III,  24.  43.  77.  Dann  heisst  jeder,  der  ausserhalb  einer  Zunft  steht, 
paganus,  daher  nennt  sich  Persius,  indem  er  bescheiden  auf  den  Namen  eines 
Dichters  keinen  vollen  Anspruch  macht,  semipaganus,  was  die  gelehrten 
Erklärer  nicht  vt^rstanden  haben:  nur  Gesner  urtheilt  richtig,  indem  er  passend 
Plinius  Ep.  VII,  25  vergleicht 

8)  Das  Gebiet  der  Ilelvetier  zerfiel  in  vier  pagi  (welche  12  oppida  oder 
feste  Orte,  400  vici  amfassten,  Caet.  b.  G.  I,  5  and  12),  and  das  römische  Regi- 


Der  Grenzsteiii  des  Pagas  Carucum.  13 

Volkes,  die  mit  den  ersten  Anfängen  des  Gemeindelebens  zusammen- 
hängt, vor,  und  liessen  dieselbe,  von  gesundem  politischen  Tact  ge- 
leitet, im  Wesentlichen  bestehen,  aber  im  Einzelnen  haben. sie  diese 
Verhältnisse  mehrfach  modiiicirt,  bald  Zusammengehöriges  trennend, 
bald  Gesondertes  verbindend,  hier  ein  kleines  Territorium  vergrös- 
semd,  dort  ein  weites  Gebiet  schmälernd  ^). 

Der  pagus  Carucum  führt  den  Namen  der  Völkerschaft,  ein 
deutlicher  Beweis,  dass  ihre  Wohnsitze  über  die  Grenzen  des  Gaues 
nicht  hinausreichten. 

Der  Name  Caruces  ist  neu*),   was  bei   der  Fülle  von  Namen,    Pagus 

CarasGUB. 


ment  bat  daran  nichts  geändert:  nach  wie  vor  beschliesst  die  aUgemeine  Lan- 
desversammlung  wie  die  Gaugenossen  in  besonderen  Zusammenkünften  über 
ihre  Angelegenheiten  (Insc.  Helv.  192:  civitasHelvet.  qua  pagatimqua 
publice  honores  decrevit).  Die  Gabales  mit  ihrem  ausgedehnten  aber 
wohl  schwach  bevölkerten  Gebiete  in  den  Cevennen,  scheinen  nur  einen  Gau  ge- 
bildet zu  haben,  Plinius  H  N.  XI,  240  rühmt  den  casens  Lesurae  Gabalici- 
que  pagi.  Aus  dieser  Stelle  hat  man  irrig  geschlossen,  dieser  pagus  sei  von 
den  Körnern  Nemausus  zugetheilt  worden.  Plinius  selbst  IV,  109  fuhrt  die 
Oabales  als  selbständige  Völkerschaft  auf,  ebenso  noch  später  das  Verzeich- 
niss  der  provinciae  et  civitates  Galliae.  Eher  kann  man  die  Worte  so 
auffassen,  dass  Lesura  (Bergname)  einen  der  Gaue  der  Gabales  bezeichnete. 
Verbindung  kleiner  Districte  zu  einem  grösseren  bezeugt  Plinius  IV,  106: 
Qromarsaci  iunoti  pago,  qui  Gesoriacus  vooatur/ Anders  in  der  alten 
Provinz  Gallien,  wo  pagus  in  demselben  Sinne,  wie  in  Italien  zu  fassen  ist: 
hier  wurden  ältere  Namen  öfter  mit  jüngeren  vertauscht,  der  p.  Vialosoensis 
bei  Karbo  hiess  später  Martialis  (propter  hiberna  legionnm  Juliana- 
rum,  Sidon.  Apollin.  Ep.  IT,  14). 

1)  Galba  bestrafte  die  Gallischen  Städte,  welche  gegen  ihn  Partei  genom- 
men hatten,  finibus  ademptis  Tac.  Hist.  I,  8,  damno  f^nium  I.  68.  Auch 
die  Treveri  traf  damals  dieses  Geschick. 

2)  Natürlich  darf  man  fremde  Namen  nicht  nach  der  strengen  Analogie 
der  lateinischen  Sprache  beurtheilen :  so  lässt  sich  auch  das  Maas  der  vorletzten 
Syl1)e  nicht  sicher  bestimmen.  Volux,  im  Accus.  Volucem,  Sohn  des  Kö- 
Bigs  von  Mauretanien  bei  Sallust  verkürzt  nach  Priscions  Angabe  das  V.  Für 
die  Kürze  des  V  in  Harudes  bei  Cäsar,  XnQov^eg  bei  Ptolemaeus  spricht  Augu- 
atus  Schreibweise  Charydes;  hier  wird  das  griechische  Y  gebraucht  nur  um 
der  gedehnten  Aussprache,  welche  die  Analogie  des  Lateinischen  nahe  legte, 
vorzubeugen.  Aus  demselben  Grunde  schrieb  Pinarius  auf  dem  Grenzsteine  von 
Fancigny:  inter  Viennenses  et  Ceutronas  terminavit;  denn  in  Ceutro- 
nes  war  der  römische  Mund  geneigt  das  0  zu  dehnen.  Die  in  griech.  Hdschr.  öfter 
wiederkehrende  Form  K€vTQO)ve^  {KitTQOiv^g)  kommt  nicht  in  Betracht,  der  Legat . 
des  Vespasian,  der  an  Ort  und  Stelle  die  Grenzen  regulirte,  ist  der  bette  Zeuge 


14  Der  GrenEsiein  des  Pagas  Carucam. 

wdche  uns  in  Gallien  und  Germanien  entgegentreten,  nichts  auffallea- 
des  hat:  sind  doch  manche  dieser  Namen  auch  nur  durch  ein  ein- 
liges  Zeugniss  beglaubigt.  Aber  yiie  die  alten  Namen  nicht  nur  an 
Bergen  und  Flüssen,  sondern  auch  an  Ortschaften  und  Territorien 
fiest  haften,  selbst  wenn  die  Bevölkerung  mehrfachen  Wechsel  erfuhr, 
80  ist  trotz  der  mächtigen  Völkerbewegung,  die  dem  römischen  Beiche 
ein  Ende  machte,  dieser  Gauname  nicht  untergegangen.  In  Urkunden 
der  Abtei  Prüm  ')  aus  dem  achten,  neunten  und  zehnten  Jahrhundert 
wird  mit  dem  Namen  pagus  Carouuascus,  Carascus  (Carras- 

fÜr  die  richtige  Aussprache  des  Namens  dieses  AlpenTolkes.  Aehnlich  sind  aach 
anderwiurta  die  nach  griechischer  Weise  gebildeten  Accusativformen  von  Yöl- 
kemamen  tu  beurlheilen. 

1)  Niederrhein.  Urkundenbuch  I,  n.  14,  Urkunde  des  Abtes  Asyema  Ton 
Prüm  (762 — 804)  dyduno  villa  in  pago  Carouaasoo  (jetzt  Dingdorf); 
in  der  Urkunde  König  ripins  vom  August  d.  J.  762  n.  16  wird  die  Lage  des 
Klosters  Prüm,  welches  Pipin  schon  fHiher  im  J.  752  und  im  JnU  762  beschenkt 
halte,  mit  den  Worten  beschrieben:  quod  est  positum  intra  terminos 
bidense  atque  ardinne.  Dann  heisst  es:  donamns  .  .  ,  .  res  proprie- 
tatis  nostrae  in  pago  charos  TÜla  quae  dicitur  Romerii  cor.  Hier 
ist  stt  verbessern:  in  pago  ckaro$(co  ii^  rilla  quae  dicitur  Romerii 
««r(li«A  d.  h.  Rommersheim.  Dann  heisst  es  tradimns  alia  dno  loca  ad 
eundea  monasterium  id  est  uuaihilendorp  et  birgisburias  (j. 
Wetteindorf  und  Birresborn).  Schenkungsurkunde  Ton  777  n.  31  in  pago 
carasco  in  looo  qui  dicitur  TvaUamarviUa  (j.  Wallersheim);  desgL 
Y.  X  77$  n.  32  in  pago  Carosco  ...  in  villa  quae  dicitur  Bidonis- 
Yaim  V  Budes  heim).  Desgt  t.  J.  801  n.  39  in  der  Uebersehrifl  in  pago 
Caroasco  in  Didonis villa.  Urk.  des  Kaisers  Ludwig  t.  J.  831  n  59  in 
pago  Oaroasco  in  villa  quae  dicitur  huosa  ^.  Oos).  Kaiser  Lothar  I. 
V.  X  $54  n.  $6:  in  pago  Carasco  in  Valemaris  villa.  ürk.  des  Abtes 
FturabiNrt  \v>n  IVüLm  v.  J.  943  n.  1$0  in  comitatu  biedensi  ...  et  in  alio 
pago  karasco  in  villa  Sueuerdesheim  o^Schwiraheim^.  Alle  diese  Orte 
Ue^ett  im  jetsig^n  Kr«i«e  Ih^m«  (vergL  Sprucers  Atlas  f.  d.  Gesch.  des  Mit- 
telalters n.  3^.^  Kigv^nthümlich  ist«  dsj^  die  jän^e  Urkunde  Prüm  nicht  som 
pagus  i'arascus  K\'^hnet«  sondern  als  in  finibus  Arduensem  situm 
bM^4Me(.  Die  Iv4g^nde  Vrkuude  auf  dasselbe  tj^wchilt  bciüglich  und  von 
gWkcWw  IXfttuw  nennt  den  Farabert  («ruepositus.  ist  im  Namen  des  Abtes 
Uildtadtt»  abg^fasst*  und  weicht  auch  KMUtNosi  dM*  anderen  eriteblich  ab. 
lUer  heisst  es  unter  ai\derw:  et  aliae  res.  quae  in  pagt>  carrasco  sunt 
sitae,  videlioet  StephiUnes  et^v'uuerdis  viüa  una  cum  castello,  wah- 
rNfed  nac^  der  iNiiteu  Aus<Vrt^u»g  die  ^iHa  Stephelin  in  pago  Heinflinse 
et  in  cosaitatu  Tulpiaveusi  hegt  IXvh  d^eee  Verwirrung  lu  schUehten 
4Ver>a<ee  h^  Ander««« 


Der  Grenistein  des  Pagus  Camcum.  16 

ca8)f  Garoscus,  Carjoascus  der  Strick  Landes  zwischen  dem  Bit- 
gau und  dem  Eifelgau  bezeichnet.  Es  ist  ein  waldiges  Berg-  und 
Hügelland, '  durchschnitten  von  dem  oberen  Lauf  der  Flüsse  Prüm, 
Nims  und  Kyll  (bei  Ausonius  Pronaea,  Nemesa,  Gelbis')  ge- 
nannt, im  Mittelalter  Prumia,  Nimisa,  Kila).  Später  verschwindet 
der  Name  pagus  Garascus,  dieser  District  wird  zum  Bitgau  ge- 
rechnet 

Der  pagus  Garascus  (Garoascus)  des  Mittelalters  ist  der 
pagus  Garucum  aus  römischer  Zeit'),  nur  mag  dieser  ein  etwas 
weiteres  Gebiet  umfasst  haben'):  denn  zu  dem  Gau  der  carolingischen 
Periode  gehörte  nur  die  nächste  Umgebung  der  Abtei  Prüm  oder  der 
nordöstliche  Theil  des  jetzigen  Kreises  Prüm  *). 

Aber  ich  glaube  der  alte  Volksname  Garuces  hat  sich  auch  Cartoatei. 
noch  in  anderer  Form  erhalten.  Noch  vor  Nero*s  Tode  (im  J.  68)  und 
dem  Erlöschen  des  Julischen  Kaiserhauses  brach  in  Gallien  ein  Auf- 
stand  unter  Führung  des  Julius  Vindex  aus,  der  jedoch  rasch  unter- 
drückt wurde;  aber  während  der  Wirren  und  Kämpfe  um  den  er- 
ledigten Thron  erhoben  sich  im  J.  69  die  Bataver  unter  Julius  Givilis, 
im  J.  70  die  Treveri  unter  Julius  Tutor.  Tacitus  berichtet,  wie  Tutor 
sem  Heer  durch  Zuzug  der  Vangionen,  Triboker  und  Garacaten  ver- 
stärkte: allein  da  die  Sache  der  Aufständischen  bald  eine  ungünstige 
Wendung  nahm,  schlugen  sich  diese  unzuverlässigen  Bundesgenossen  auf 
Seile  der  Römer  ^).    Die  Garacaten  werden  sonst  nicht  genannt,  man 


1)  AniOD.  Mos.  854:  namqae  et  ProDaeae  Nemesaeqae  adiuta 
meaiii  Sura  tnas  properat  non  degene'r  ire  sub  undae  ...  Te  rapidai 
Oelbis,  te  marmore  clarus  Erubrii  Festinant  famulie  quam  primum 
adlambere  lympbis:  Nobilibui  Gelbis  celebratur  piscibus.  Die  Form 
Pronaea  (die  Hdacbr.  proneao)  ist  befremdend,  man  erwartet  anob  in  dem 
alten  Kamen  M,  nicht  N,  vielleicht  ist  namque  et  Promaeo  oder  (aquis) 
Promae  an  lesen.  Gelbis,  wie  man  aus  den  Verderbnissen  der  Hdscbr.  berge- 
•tellt  bat,  ist  wobl  richtiger  mit  Scaliger  Gelbis  za  schreiben. 

2)  Der  Abrgao  (Argowe)  nach  der  Ahr  (Ära,  A'rula,  erst  in  jüngeren 
Denkmälern  nachweisbar,  s.  Zoyss  d.  Deutschen  19),  die  unterhalb  Sinzig  in  den 
Bhein  mündet^  heisst  in  mittelalterlichen  Urkunden  pagus  Ariscus  oder 
Aroentit. 

8)  Auch  der  pagus  Menapisous  des  Mittelalters  umfasst  weit  weniger  . 
als  das  Gebiet  der  Menapier  zu  Casars  Zeit,  mag  aber  ziemlich  genau  den  Gren- 
sen  dieser  Yölkersohaft  während  der  Eaiserzeit  entsprecben. 

4)  Yergl.  Eltester  mittelrh.  Urk.  II,  S.  XXIII. 

5)  Tacitus  Eist.  lY, 70:  Tutor  Treverornm  copias  reoenti  Yangio- 


üi'M  ihri^i  Mi^hm  Wohtuiiz^.  ;(wi5i4!heD  den  Vangionen  and  TreTeri 
Uli  *Utr  Suhi',  AU  ';:  nii^  irn  Hndcu  wird  das  Gebiet  der  TreTeri  dorch 
dMf  VniW^fii^u  \i4zvmi7X\  die  TaracaU^D  werden  Bewohner  eines  da* 
UU^imu  ^NMVnuUtuii  nordweHtlich  von  Trier  gewesen  sein,  nnd  sind 
unmhtit  ^tfti  d'rn  i^hnm'H  nicht  vfirnchicden. 

(UifiH',^',%  und  (laracatcH  Hirid  nur  verschiedene  Formen  des- 
miIIh'M  Stiiimm,  hu  witdiM^iln  AusoncH  und  Aurunci,  in  Iberien 
Hi'i'f/if-i:  und  Hi'^f^nni,  in  Illyrien  ^inagulg  \xni  u^vTagiarai,  in  Gal- 
llitn  Andi^N  und  Andncavi,  in  (jornninicn  Usipii  (Usipi)  und 
llM)|HifitN.  I)li*  AliliMtiuiKHiMidunK  atos,  obwohl  auch  in  anderen 
H|tt)irlinn  /.ur  Mlldun^  von  Völkrrnanion  benutzt,  war  besonders  ver- 
hiMltnl.  in  dum  wiMlrn  (ii^bintn  dor  koltischen  Zuuge  *),  und  es  ist  wohl 

iiMiii,  rMiNimliiiiii,  Tri  Immmi  riim  doloüt\i  auctas  voterano  pedite  aique 
mi|iiIIm  rii'iiiHVti.  oiii'rii|iilii  Hpo  aiit  motu  Bubactis  legionariis,  qui 
|ii-liiiit  iMiliiirtniii  |ii'iiiMiiiHNAtu  u  Soxtilio  Folico  intorficiunt,  mox  ubi 
ittMui«  iihiii'Oihiai|iio  UomuntiN  proplnquahaut,  honesto  transfugio  re- 
ttliuii  NiMMitl«  Tvibuolii  Vnniriouibuvquo  ot  Caraoatibusr.  Die  Hdscbr. 
HiiiOi  t'iMHi>nMum«  roruootit  ium,  raoracatium;  letztere  Form  bat 
liNiiiUolit  )MuiiMi«M^«wAht\  mUoIu  Ihm  fhniuioii  Ki|;oiiuameu  ist  darauf  kein  recbter 
V«tiU«N  U\\\\\  KoU,  Numou  S  41  \mU  dio  borm  Caoracates  fest,  die  er  von 
\W\\\  Kt'hU^Ou'u  \MUv  ^SobH«in  nbUnlvt»  uuWm  or  Whauptet.  Carauates  sei 
IhUwU,  w«mI  0«  «\o^  MX*  \U'\\\  KMtiM'bon  uiobt  erklären  lasse.  Allein  unsere 
K^muhuft«  «)\'«  K«'M\ih'bvi\  ut  xu^l  $\\  k\\\\AUim\\\\^*  um  jeden  Eigrennamen  be- 
l> ^^'d^v'^^^  «^^  *mH^»vu»  A\\«to\\lom  \\*r  vUvh  i'r*l  su  enteisen,  dass  dieser  Völ- 
Wu^rtH^'  l^v*\\\»\Uow  l'\*j»uufAi*  »v\  lu  Abv.lvcher  \\cUe  g\jh;  Glüok  febL  wenn  er 
d*^*  VVv*^^  \\»«M\»wo«.  di^  urkwudiioh  lv«<4^5  u:.  »er^irtt.  weU  sie  seiner  Me- 

\^  IS\^  v^^\l«wi»jC    K»^  dn^r   V,i{ji^V»,;^    d.*r  AaSbi^^K":*    :*5    für  die   geogrm- 

^^^^^.  ,' utk»^;  <U'sC^.  \k>«A'A  vOi-^',^  >ix**^v*5  ;>:t^*tt  ;i.^^f  >wiJe  s;i:ilx'£>  roa  den 
\*^*,^-.':*  *»>fcvk*.vt»     >i*  V    A*o>  'o***  3Lv«v''^9  »*?.    <s^«t  N.&3b:'X  Cji^rioua*    für 

*  w"  -A  \.  I  ^  .  ••  »  *  ^v»^«  •%■»>.  ■*!  itjt«  v->vii>C'Jv\i  Ma*t«5i;n  HL  .Ltfttnfl« 
V ^<«* •(«••<% \i«     ö*fi*t     :i    .V»     «»^i^u     *. «««ks^xK«!     -r'^.-'.'i^i"      '^ctxiiuail     •ttS!L    jx    ^l 


Der  Grenssiein  des  Pagas  Garaoam.  17 

möglich,  dass  die  Bewohner  jenes  Waldcantones  eben  bei  ihren  kel- 
tischen Nachbarn  Caracate^  hiessen  Vi  während  sie  selbst  sich 
Caruces  nannten.  Denn  sie  gehören  sicherlich  zu  den  germanischen 
Stämmen,  welche  über  den  Rhein  zogen  und  sich  mitten  zwischen 
keltischen  Völkerschaften  im  Ardennerwalde  und  den  angrenzenden 
Gebieten  niederliesscn,  weil  nur  diese  schwach  bevölkerte  oder  theilweise 
völlig  Öde  Gegend  zwischen  Maas  und  Mosel  für  neue  Ansiedelungen 
noch  Raum  gewährte.  Cäsar  bezeichnet  als  Germanen  vier  Völker- 
schaften, welche  im  2.  Jahre  des  Gallischen  Krieges  sich  an  der  «Er- 
hebung der  Belgier  gegen  die  Römer  betheiligten,  Gondrusi,  Ebu- 
rones,    Caeroesi   und   Paemaui^};   die   beiden   ersten  Völker- 


Cisalpina,  wie  Bergomates.  Ebenso  ist  den  Lig^em  diese  Form  nicht  fremd; 
Oenuates  wechselt  mit  Genaenses,  in  der  bekannten  Urkunde  über  die 
Grenzstreitigkeiten  von  Genua  Langates  mit  Langenses  (jetzt  heisst  der 
Ort  Langasco),  ebendas.  0 diätes.  Daran  reihen  sich  dann  die  zahlreicheo 
kleinen  Alpenvölker,  wie  die  Nantaates,  Focunates,  Catenates,  Li- 
cates  u.  a.,  die  vielleicht  sehr  verschiedener  Herkunft  waren.  Abgeleitet  sind 
diese  Namen  in  der  Regel  von  Stadt-  oder  doch  Ortsnamen  (bei  den  AI- 
penvölkem  gab  es  eigentlich  keine  Städte),  allein  wie  der  Name  einer  Völker- 
schaft nicht  selten  zugleich  das  Gebiet  oder  die  Hauptstadt  bezeichnet,  so  hat 
auch  Caracates  neben  Caruces  nichts  aufiallendes.  Adunicates  in  Süd- 
frankreich (Plin.  in,  85),  wohl  nicht  verschieden  von  den  Adanates  (Orelli 
626),  dürfte  ein  analoger  Fall  sein.  Vielleicht  gab  es  neben  Caruces  auch  eine 
Form  Caruci  (vergl.  Aduatuci,  Sunuci),  wie  auch  sonst  nicht  selten  in 
gaUischen  und  germanischen  Völkemamen  die  Flexion  schwankt,  z.B.  Triboces 
and  Triboci,  ebenso  bei  Gabales,  Mediomatrices,  Santonet,  Turo- 
nes,  Carnutes,  Teutones  u.  A. 

1)  Carucates  bei  Tacitus  zu  schreiben  ist  nicht  nöthig;*  die  ganze  Stu- 
((NÜeiter  des  Lautwandels  veranschaulicht  der  Name  der  Canninefaten  auf 
Insohriften  (von  den  Varianten  der  Hdschr.  will  ich  ganz  absehen),  Can- 
nanefates,  Cannenefates,  Channinifates,  Cannonefates,  Cannune- 
fates;  denn  auch  hier  ist  ates  als  Endung,  CANNANAF  als  Stamm  zu  be- 
trachten, und  schon  deshalb  die  Erklärung  Grimms,  welcher  hier  eine  Zusam- 
mensetzung mit  dem  gothischen  faths  findet,  abzulehnen.  Ueber  die  Schrei- 
bung des  Namens  der  Canninefaten  vergl.  J.  Bekker  in  d.  Jahrb.  XV,  S.  98  ff. 
nnd  Freudenberg  LIII,  S.  178.  Den  gleichen  Laut  Wechsel  zeigt  auch  Tarusoo 
lieben  Tarasco. 

3)  Caesar  de  b.  G.  II,  4:  Condrusos,  Eburones,  Caeroesos,  Pae- 
manos,  qni  uno  nomine  Germani  appellantur,  arbitrari  ad  XL 
millia.  Dazu  kommt  noch  eine  fünfte  Völkerschaft,  die  Segni,  VI,  32:  Segni 
Condrnsique  ex  gente  numeroqiie  Germanorum,  qui  sunt  inter 
Eburones  Treverosque;   diese  n&here  Bestimmung  bezieht   sich  auf  die 

2 


18 

Smhx  D»  CA5512S-  die  CAcroe«:  tim  Pi^n-ii-l  sarf  *»c«iä  mibe- 
kmm:  iiB^3IktiirLrk  cyliiBen   de  Xirie  Caerc-esi   ts  die  Caru- 

ces---  c:<i  s  e  cö*.ü>€S:  sr-e  tts  eiiuiiä«'  ra  i^hfUL  da  Cäsar  uiciht 
aDe  VcIkssä^Lncn  äcr  Arj«iT:er.  meJtie  hü  duLal«  ilt:  dem  ge- 
acösaaMS;  Xaz:»»  Gai&as:  r^sazLizK'Liass::^  *>.  iisizaih. 


äacL    ii":    Ci*  5i£i::Tt-:»n   ^i*r:*i:      C*r:*f:.    CüTif:,    Cfr;i«i*i 
CLTit-f  £1.1  ixji  äfm  \&-±r-:'«:f:  Ll  T«r:c:Li.iz£.    öJnrs  JLixS.  Xiii^   S   41  laust 

äsnic  La  itsarjt'Jusa.  Il^ri^fci  n:BE3LZksi.  Kk*  s.'.'zz.i&  fiiisLji.^rin  Hin  Bfxnp 
Ulf    bSL   nesanuBÖiSL   Kiansi    Ci.r&x»:i.{    */ c "  r  f  ^    -rfm^cüisr..      I^s-   Xud? 

r-ii.tr:x.    üiMSL    {TRTWXif    säsä.  irr  -j-fi-jK  ij;«r^  "Vfi-ifir  su*^  y.'c-üfrr:    äfcr»M 

ÜB.  I  :  X  LT  Li.  Jv  itsr  irsx  fitisr  Ckr^  rei:  :•':  llt«  '^rsts.sa.  KutL  iTTriTraTiitr  be- 
rLoTHL  JK  uztr?«:!».  Cj*  5i:ici  ös  r  k* six:  fcni  T^;l:ur  iz-^isäjezs  .  ubul  waa, 
Zejuf  iuemtihtSL  :3.  ösil  jkrxi  Jklutxxk  Tilmxtxf  :5  «br  nrn-  toil  Comärai 
wjsitsriaihai,  ^:xn  -er  5t-iu 

r  DiiBir  {»äAirsäc  '*"!  1  bsL  Axm^rzicx  vi^rnkx:  ::«r  LiXkx:-.  £h  ^e;^ 
iL.LX_  ▼•tisäi*  JirtT  vjiL  JL  J  lü*:  v^ftSTi:  1"  rsoskü;  "»fr 5^3.  kx»!  i:if  kc  äfm 
rvcinm  7*7*?  ▼iiiaHnititaL  Viji-iit  Lt  rrf-fn  xzirncim  T;i.7:.«ii  "^  f  aR  ss 
ffcurtsiutfi.     iii'L    Vf  Jf  t*.    kix.l:k  t:  xiri  5f   Tri  t  *  r  .f  ariff  rkxi^.     I« 

iMsifdi  T^JMBUSL  JCiioift  izxii  yLutnL  IX  flZKRZL  ifi^iLriiifli  TfrhkT^.T» .  £j;  rsrmss^ 
mxu:  Jif*;£MC!iWiBizz4f  izL  .Lräsui'jrv'LjSi'  :jc  ijis'  i^  irir  r.RT  af?  J'JLitfrx  xai2. 
Ztn&iixim.  lA*^  JrjLum,  \Ajar  hslz-^  7*".  -T  ijf  Z'^xrixü  uxii  C.'xirxti 
x^^ti'UKt  T?  t^t;  irxn..  cüisr  lu:  C.  iin  ILuxtc  Jjokr»  ai.':  iifa  rsMcerx 
mit  üdWTüra.  |!«iii»«:i.  jx  iau  Vthusi:  ter  rmfri  lic-j;^.  ÄL~!ifL  ä«  >etä.i:ä 
ruwr.  «L  en.  yxssxer^j^au^^aL.  icmiiss.  3113  lx  fix.  frffxniatfttii  fri:  tfa>»  ^«rxkJi- 
xäi!;:i^  si  tienii«.  i'Xit  ia.  üit  ZT^mciüi  ixc  rrc'irLÄC  üX'^räxMnL  ^f 
Tiäiffir.<pr>fl.  iitamr  '^t^maxita.  -v-kTBL  ▼'.r-i  ^kuwi*:«  iairi  "»rix  ia.  <'i:YXr*rgr 
juxr^irusL  |Kn«i.  5i*:a  Jüotr  ^ frier vjuiü:  ä*r  ^yqnT.trmnw  Jimkx,  tMirr. 
ii«  ir  t  r  iLt  1 .  bfs  "Jxftuiiui  'i«l  ITimr..  Ejäl  I*"  12*  vfcyl  IL  t—  ^.*  *:ai£  5«fc 
cm.  7  i ...     tKX  rfftnsMriK^iiJBmfgL  ^j£i.3Liri  imi  ass.  "^xrxrx:    kjairfüirciex»^ 


Der  Grenzstein  des  PagasJGaruoum.  ^         19 

Alte  Völker-  und  Ortsnamen  zu  deuten  ist  eine  missliche  Sache,  aber     Deutung 
cerade  die  Schwierigkeiten  reizen  zu  immer  neuen  Versuchen,  das  Dunkel  des  Namens 

^__  Garuces. 

aufzuhellen.  Wollte  ich  nach  hergebrachter  Weise  mit  dem  Namen 
der  Caruces  Orts-  oder  Personennamen  von  ähnlichem  Klange  zusam- 
menstellen, so  wäre  damit  nichts  gewonnen,  denn  diese  Namen  sind 
meist  ebenso  dunkel  oder  vieldeutig.  Wenn  ich  gleichwohl  eine  Muth- 
massung  auszusprechen  wage  und  Garuces  von  dem  althochdeut- 
schen Worte  haruc  (in  den  Glossen  durch  fanum,  delubrum,  oder 
lucus,  nemus  erklärt,  s.  Grimm  Mythol.  40,  1.  Ausg.)  *),  ableite,  so 
stimmt  diese  Benennung  Waldleute  mit  den  örtlichen  Verhältnissen; 
die  Caruces  werden  diesen  Namen  von  ihren  benachbarten  Stamm- 
genossen  empfangen  haben,  denn  nur  ausnahmsweise  legt  sich  ein  Volk 
den  Namen  selbst  bei.  Wenn  ich  den  Namen  aus  dem  deutschen 
Sprachschatze,  nicht  aus  dem  keltischen  herleite,  so  folge  ich  nicht 
der  herrschenden  Sitte,  ohne  Weiteres  germanisch  und  deutsch 
fQr  identisich  zu  halten,  sondern  ich  glaube  in  der  That  bei  diesen 
sog.  germanischen  Völkerschaften  zwischen  Maas  und  Mosel  deutliche 
Spuren  eines  engeren  Zusammenhanges  mit  der  deutschen  Nation  nach- 
weisen zu  können*). 

Der  Markstein   steht  an   der  Römerstrasse,   die  von  Trier  nach  Beda  und 
Cöln  führte,  zwischen  den  Stationen  Beda  (Bitburg),  und  Ausava  B^ö^^ü- 
(Cos*),  oder  vielmehr  Büdesh  ei  m)*);  hier  endete  offenbar  das  Gebiet 


1)  Caruces  verhält  sich  zu  haruc  wie  Charudes  zu  Harudes, 
Chattuarii  zu  Attuarii,  die  Aviones  des  Tacitus  zu  den  späteren  Cha- 
Yiones,  Chariovalda  (Cariovalda)  zu  Arioaldus.  Die  Matronae  Ha- 
rn avehae  CIR.  621  sind  wohl  Chamavehae.  Bei  Cäsar  11,  i,  wo  dieAtuatuci 
zum  ersten  Male  genannt  werden,  heissen  sie  nach  d.  alt.  Hdschr.  Catuati. 

2)  Ich  komme  nachher  bei  den  Tungri  und  Condrusi  darauf  zurück. 

3)  Die  in  der  Urkunde  n.  59  vonl  J.  831  genannte  villa  huosa  im  pagus 
Caroascus  scheint  Ausava  zu  sein,  ob  n.  23  (v.  J.  771)  Osa  damit  identisch, 
steht  dahin.  Oss  oder  Os  der  Abtei  Echternach  gehörig  (n.  869  v.  J.  1069 
und  n.  622  v.  J.  1161)  ist  jedenfalls  verschieden. 

4)  Die  Station  hat  zwar  von  Ausava  (Oos)  den  Namen  empfangen,  lag 
aber  mehr  südlich  bei  dem  Dorfe  Büdeaheim,  wo  die  Oertlichkeit  für  die  Anlage 
einer  Station  sich  sehr  wohl  eignet,  was  bei  Oos  nicht  der  FaU  sein  dürfte.  So 
liegt  öfter  der  Ort,  nach  dem  eine  Station  benannt  ist,  nicht  in  unmittelbarster 
Nähe.  Die  Heilquelle  Aqnae  Apollinares  am  lacus  Sabatinus  gab 
einer  Station  der  Via  Claudia  den  Namen,  aber  die  Heilquelle  lag  gar  nicht 
an  der  Strasse,  sondern  hier  zweigte  sich  nur  der  Weg  ab,  welcher  zum 
Bade  führte. 


20  Der  Grenzstein  des  Pagus  Camcam« 

der  Garaces;  was  östlich  nach  der  Eyll  und  südlich  nach  Bitburg 
zu  liegt,  gehörte  einem  anderen  Ganton  an.  Wie  im  Mittelalter  hier  der 
p  agu  s  Ga  ra  s  cus  und  der  pagusBedensis,  jetzt  die  Kreise  Prüm  und 
Bitburg  zusammenstossen,  so  grenzte  in  der  Zeit  der  römischen  Herrschaft 
der  pagus  Garucum  an  einen  Gau,  dessen  Hauptort  Be da,  die  erste 
Station  von  Trier  aus,  war.  Beda  wird  nur  im  Itinerar  des  Antoni- 
nus  und  auf  der  Peutinger'schen  Gharte  genannt  ^),  aber  die  Bewohner 
dieses  Gaues  lassen  sich  durch  eine  ganze  Reihe  urkundlicher  Zeug- 
nisse nachweisen,  es  sind  die  Betas ii  oder  Baetasii^),  die  man 
gewöhnlich  in  Brabant  an  dem  Ufer  der  Gette  sucht').  Man  versetzt 
sie  zwischen  die  Nervi i  und  Tungri,  weil  Tacitus  im  Batavischen 
Kriege  diese  drei  Völkerschaften  wiederholt  erwähnt*);  allein  aus 
Tacitus  geht  nur  hervor,  dass  sie  Grenznachbarn  waren,  und  dies 
Verhältniss  wird  genau  beobachtet,  wenn  wir  annehmen,  dass  das  Ge- 
biet der  Baetasii  westwärts  bis  an  den  pagus  Gpndrustis,  damals 
den  Tungri  zugehörig,  reichte,  auf  die  Tungri  an  der  Maas  folgten 
die  Nervii  an  der  Sambre.  Nach  einer  Inschrift  zu  Mainz  GIR.  981: 


1)  Itin.  Ant.  S.  177  Beda  vicus.  Bemerkenswerth  ist,  dass  auf  der 
Route  von  Trier  nach  Cöln  sämmtliche  Stationen  (Beda,  Ansava,  Egori- 
ginm(?),  Marcomagus,  Tolbiacum)  durch  den  Zusatz  vicus  ausgezeichnet 
werden;  in  ähnlicher  Weise  werden  S.  118  Durnoma  gus,  Burungum,  Nove- 
sium,  Gelduba  und  Calo,  spater  auch  Burginatium  und  Harenatium  als 
Standquartier  einer  ala,  Vetera  als  Garnison  der  SO.  Legion  bezeichnet. 

2)  Baetasii  ist  gebildet,  wie  die  jüngeren  Namen  Austrasii  und  Neu- 
strasii,  das  Lateinische  bietet  in  viasius,  Vespasia,  Yitrasius,  Murra- 
8 ins  u.  8.  w.  Analogien  dar. 

S)  In  dem  Namen  des  Fleckens  Beetz  glaubte  man  d^n  alten  Völker- 
namen  wiederzufinden;  nur  Yalesius  dachte  an  Beda. 

4)  Tacitus  Hist.  lY,  66:  Claudius  Labeo  .  .  .  accepta  peditnm 
equitumque  modica  manu  nihil  apud  Batavos  ausus,  quosdam  Ner- 
viorum  Betasiorumque  in  arma  traxit,  et  furtim  magis  quam  belle 
Ganinefates  Marsaoosque  incursabat.  lY,  66:  Claudius  Labeo  Beta* 
riorumTungrorumque  etNerviorum  tumultuaria  manu  restitit»  nftm- 
lieh  an  der  Maasbrücke  bei  Mastrioht  erwartete  er  den  Angpriff  des  Civilis,  der  von 
Köln  kommend  durch  das  Gebiet  der  Sunuci  (s.  nachher  Seite  22)  sich  gegen 
Labeo  wandte.  Die  Folge,  in  welcher  Tacitus  hier  die  drei  St&mme  aufzählt, 
stimmt  vollkommen  mit  der  vorgeschlagenen  Ansetzung  ihrer  Wohnsitze.  Plinius 
führt  nicht  gerade  in  bester  Ordnung  die  belgischen  Yölkerschaften  auf  lY,  106: 
Nervii,. Yeromandui,  Suaeuconi,  Suessiones,  ülmanetes,  Tungri, 
Snnuci,  Frisiavones,  Betasii,  Leuci,  Treveri,  Lingones,  wo  Betasii, 
Treveri,  Leaoi,  Lingones  unter  allen  Umstanden  sachgem&sser  war. 


Der  Grenzstein  des  Pagas  Canioum.  21 

ANNAWS  OSEOA 

VON  IS  F  CIVES 

BETASIV(8  eq.  al.) 

II  FLAVIA(e) 
dient  ein  Betasier  in  der  zweiten  Flavischen  Ala;  diese  ist  nicht 
verschieden  von  der  Ala  Agrippiana,  in  der  ein  zu  Mainz  verstor- 
bener  Trever  (CIR  893)  diente,  wie  die  Inschrift  von  Thyateira  CI 
Graec.  II,  3497  aus  der  Zeit  der  Caracalla  i'nagxov  ellrjg  devrigag 
OL  l^yQinmavijg  zeigt.  Diese  von  Vespasian  errichtete  Ala  war  wohl 
hauptsächlich  am  Niederrhein  ausgehoben;  die  Treveri,  bekanntlich 
ausgezeichnete  Reiter,  dienten  nicht  blos  in  der  ala  Indiana,  die 
wohl  zumeist  aus  Treveri  gebildet  war,  sondern*  auch  nicht  selten  in 
anderen  Reiterabtheilungen,  wie  die  Inschriften  ausweisen. 

Die  1.  Gehörte  der  Baetasii  stand  längere  Zeit  in  England,  und 
wird  mehrfach  in  Brittischen  Inschriften  erwähnt,  s.  CIL.  YII,  386. 
390.  391.  394.  395  0,  sowie  in  zwei  Militärdiplomen  1193  und  1195»}. 
Der  tribunus  Coh.  I  Vetasiorum  zuRegulbium  erscheint  noch 
in  der  Notit.  Dign.  Occid.  S.  81.  Auf  einer  Inschrift  aus  Steiermark, 
Orelli  5263,  wird  T.  Attius  Tutor  als  Befehlshaber  einer  ala  der 
B  ata  vi,  einer  ala  der  Tungri  und  der  I  COH .  B£TASiO(r).  be- 
zeichnet. 

Man  könnte  vielleicht  Bedenken  tragen  wegen  der  Verschieden- 
heit der  Schreibung  Beda  und  Betasii  oder  Baetasii  zusammen 
zu  halten;  allein  in  jenen  Itinerar  finden  sich  auch  sonst  Spuren  abwei- 
chender Orthographie,  wobei  es  dahin  gestellt  bleiben  mag,  ob  diese 
Formen  auf  das  Original  zurückgehen  oder  von  den  Abschreibern 
herrühren').    Die  Statio  Atrantina  in  Noricum,  so  die  Inschriften 

1)  Die  beiden  VotiYsteine  894  uod  895  sind  dem  Mars  Militaris 
gewidmet,  ein  Tempel  des  Mars  Militaris  befand  sich  zu  Bonn,  der  im  J.  295 
von  dem  Prafecten  der  I.Legion  wiederhergestellt  ward  (CIR.  467).  Dem  Mars 
militiao  potens  errichtet  ein  primipilus  der  3.  Leg.  Valeriana  zu  Lam- 
baese  in  Africa  eine  Statue  (Renier  4073),  er  führt  den  keltischen  Namen 
Sattonius;  Yalerianus  wird  die  im  J.  258  wiederhergestellte  Legion  meist 
aas  Soldaten  der  Gallischen  und  Germanischen  Legionen  gebildet  haben.  Mars 
Militaris  ist  wahrscheinlich  nur  Uebersotzung  eines  keltischen  Namens,  etwa 
Caturix. 

2)  Hier  ist  zuerst  BAElASIOR,   nachher   BE  I  AS.    geschrieben. 

3)  Selbst  auf  Inschriften   ist  die  Orthographie   oft  schwankend.    In  der 

Coblenzer  Inschria  SEMVS  I  ABT,  ^welche  Hübner  Jahrb.  XLIl/62  wohl 


22  Der  Groiizstt'in  dos  Pa^^ui  Carucum. 

(Orolll  20:M.  5202),  wird  in  dem  Itinerar  S.  Gl.  266  Ad r ans  oder 
Ilüdrans  grschriebc^n,  ein  vollkomnii-n  analoges  Beispiel;  aoderseits 
schreibt  das  Kincrar  fehlerhaft  Cainpodunum  st.  Cambodunum. 
Auch  in  den  mittelalterlichen  L'rkundcn  schwankt  die  Schreibart;  das 
gewöhnliche  ist  pagiis  Bedensis,  castrum  Bedense  (Bidense), 
Bidgowe,  Bideburhc,  aber  daneben  findet  sich  auch  Betensis 
oder  Bcthensis,  Bitgouwe  und  Piatihgouve.  Jetzt  wirdderOrt 
Bitburg,  der  benachbarte  Wald  Bethard  (in  Urkunden  Bitart) 
geschrieben  ^), 

Die  kriegerischen  Stämme  der  Belgier  und  linksrheinischen  Ger- 
manen stellten  ein  sehr  bedeutendes  Contingent  von  Fussvolk  und 
Reiterei;  auch  die  Caruces  oder  Caracates  wird  man  von  dieser 
Leistung  nicht  befreit  haben;  wenn  nun  keine  Abtheilung  unter  dem 
Namen  dieser  Völkerschaft  sich  nachweisen  lässt,  so  darf  man  daraus 
schliessen,  dass  der  Pagus  Carucum  mit  einem  anderen  Gebiete 
politisch  verbunden  war:  die  Römer  werden  ihn  mit  den  Betas ii 
vereinigt  haben,  wie  im  Mittelalter  später  der  pagus  Carascus  im 
pagus  Bedensis  aufgeht;  die  Caruces  dienten  in  einer  der  bei- 
den Cohorten  der  Baetasier.  Wenn  im  Bata vischen  Kriege  der  Trevirer 
Julius  Tutor  sein  Heer  durch  Caracaten,  der  Bataver  Claudius  Labeo 
durch  Baetasier  verstärkt,  so  ist  dies  nicht  auffallend^  in  dieser  un- 
ruhig bewegten  Zeit  trat  eben  die  alte  Sonderung  der  einzelnen  Gaue 
und  Völkerschaften  wieder  hervor. 
SunucL  Noch   eine  andere  Völkerschaft,   die   man  nicht   unterzubringen 

weiss,  gehört  diesem  Landstriche  an,  die  Sunuci:  sie  stellte  zwei 
Cohorten,  kann  also  nicht  unbedeutend  gewesen  sein;  die  1.  Coh. 
stand  unter  Hadrian  in  Britannien,  s.  das  Militärdiplom  CIL.  VII, 
1195  (Orelli  5455)  und  ebendas.  142.  Plinius  IV,  106  führt  sie  unter 
den  Völkerschaften  der  Belgischen  Provinz  auf:  Tungri,  Sunuci, 
Friviavones,  Betasii.  Das  Gebiet  der  Sunuci  stiess  wohl  im  Süden 


riohtig  dem  1.  Jahrh.  zuwoist,  während  Brambach  sie  für  mittelalterlich  er- 
klärt,   erkemic    ich   den   Namen    eines    Galliers   aus   Julia  Apta  (Orelli  197 

COL.  I.  AP T ,j,  wie  auch  im  Verzeichniss  der  civitates  Galliae  die  Hdsch. 
civitas  Abtensium  bieten.  Der  Name  Semus  ist  entweder  ein  griechischer, 
wie  deren  im  südlichen  Gallien  häufig  vorkommen,  oder  Rest  eines  gallischen 
Namens« 

1)  Die  Schreibung  Beda  mag  übrigens  die  locale  Aussprache  getreu 
wiedergeben  (vergl.  nachher  die  Bemerkung  über  Condrnsi),  und  daneben 
konnte  doch  Baetasii  oder  Betaiii  im  Gebrauch  sein. 


Der  Grenzstein  deB  Pagus  Caracum.  23 

unmittelbar  an  die  Caruces,  im  Westen  ward  es  durch  die  Tungri, 
im  Osten  durch  die  Ubii  begrenzt,  wie  aus  dem  Berichte  des  Tacitus 
über  den  Kampf  der  Civilis  mit  Claudius  Labeo  hervorgeht  *).  Civilis 
bricht  von  Köln  auf,  rückt  in  das  Gebiet  der  Sunuci  ein,  hebt  hier 
mehrere  Cohorten  aus  und  geht  dann  dem  Claudius  Labeo  entgegen, 
der  an  der  Maasbrücke  bei  Mastricht  seinen  Angriff  erwartete.  Damit 
stimmt  auch,  dass  von  den  beiden  der  DeaSunucsallis  (Sunux- 
salis)  geweihten  Tafeln  die  eine  zu  Embken  im  Kreise  Düren  (CIR. 
568),  die  andere  zu  Eschweiler  bei  Aachen  (CIR.  633)  gefunden 
wurde  ^);  denn  der  Name  dieser  Göttin  hängt  sichtlich  mit  dem  Namen 
der  Völkerschaft  zusammen^).  Das  Gebiet  der  Sunuci  mag  übrigens 
vor  der  Periode  der  Römerherrschaft  eine  etwas  grössere  Ausdehnung 
gehabt  haben  *). 


1)  Tacit.  Hist.  lY,  66:  Civilis  societate  Agrippinensium  auctus 
proximas  civitates  adfectare  aut  adversantibus  bellum  inferre 
atatuit,  occupatisque  Sanicis  et  iuvcntute  eorum  per  cohortes 
composita,  quomlRus  ultra  pcrgeret,  Claudius  Labeo ...  restitit^ 
fretus  loco,  quia  pontem  Mosae  fluminis  anteceperat. 

2)  Ein  zu  Neuss  gefundenes  Gefass  mit  einer  halbbarbarischen  Aufschrift 
Dae  Sunxalis  (Jahrb.  LIII,  810)  ist  für  den  Wohnsitz  der  Sunuci  nicht 
maaspgebend.  In  der  zu  Jülich  auf  einer  Säule  gefundenen  Aufschrift  CIR.  594 
Deae  Unciae  könnte  Sunciae  nur  eine  kürzere  Foim  für  Sunuxalis 
sein.  Ueber  die  bei  Düren  gefundene  Inschrift  CIR.  588  ist  jede  Yermuthung 
unsicher. 

8)  Vielleicht  hat  sich  noch  eine  Erinnerung  an  die  Sunuci  in  dem 
Namen  Sunderscas  erhalten,  welchen  die  Gegend  von  Düren  in  einer  Urkunde 
V.  J.  941  (Lacomblet  Niederrhein.  Urk.  I,  n.  95)  führt:  ecolosiam,  quae 
est  constructa  in  villa  quae  dicitur  D'uira  in  comitatu  Sun- 
derscas. 

4)  Wahrscheinlich  gehörte  Tolbiacum  ursprünglich  den  Sunuci,  in 
römischer  Zeit  ist  der  Ort  den  Ubii  zugetheilt  (Tacit.  Hist.  IV,  79),  ebenso 
Marcodurum  (Hist.  IV,  28).  Unverständlich  ist  die  Notiz  im  Itiner.  An.  177: 
Tolbiaco.  vicus  Supenorum  (Var.  supeniorum,  supernorum, 
sopenor.)  Superni  d.i.  supernates  Oberländer  konnten  die  Bewohner 
dieses  Districtes  von  den  Ubii  genannt  worden,  doch  hat  diese  Lesart  geringe 
Gewähr.  Die  Stationen  an  der  Strasse  von  Trier  nach  Köln  sind  regelmässig  an  Orte 
▼erlegt,  die  schon  vor  der  Zeit  der  Römer  bestanden,  wie  die  Namen  beweisen;  nur 
Belgica  ist  eine  neue  Gründung  oder  doch  ein  neuer  Name  eines  älteren  Ortes ; 
diese  Station  bezeichnet  die  Grenze  zwischen  Germania  inferior  und  Belgica. 
d.  h.  nach  der  älteren  Organisation;  denn  die  Germania  secunda  umfass^ 
auch  ein  bedeutendes  Stück   Belgischen  Gebietes  mit  der  Hauptstadt  Tungri- 


24  Der  Grenzstein  des  Pagos  Ganumm. 

CondrosL  ^^^  ^^^  Name  der  Caruces,  obwohl  in  der  geschichtlichen  üeber- 

lieferung  längst  erloschen,  doch  als  Gauname  nach  Verlauf  manches 
Jahrhunderts  in  überraschender  Weise  wieder  hervortritt,  so  wiederholt 
sich  diese  Wahrnehmung  bei  der  verwandten  Völkerschaft  der  Con- 
"drusi.  Der  Landstrich  am  rechten  Maasufer  zwischen  Namur  und 
Liittfch  heisst  im  Mittelalter,  so  lange  die  Gauverfassung  in  diesen 
Gegenden, bestand,  pagus  Condrustius  oder  Gondrus.tensis^), 
und  noch  heute  lebt  der  alte  Name  in  der  Form  Condroz  (Gon- 
dros)  fort 
TongrL  Die  Condrusi  nennt  Cäsar  wiederholt,  nachher   verschwindet 

der  Name^  indem  er  in  den  umfassenderen  der  Tungri  aufgeht: 
so  hiessen  nach  Tacitus')  die  ehemaligen  Germ  an  1  zwisd^en  der 
Maas  und  Mosel;  doch  decken  sich  die  Namen  Tungri  und  Ger- 
mani  nicht  vollständig;  Tungri  sind  nur  die  an  der  Maas  wohnen- 
den Aduatuci,  Condrusi,  Eburones,  welche  die  römische  Ad- 
ministration zu  einer  grösseren  civitas  mit  der  Hauptstadt  Adua- 
tuca  vereinigt  hatte;  diese  neue  Organisation  geht  wahrscheinlich  auf 
Drusus*)  zurück.  Tungri  wurden  sie  wohl  schon  früher  von  ihren 
Stammgenossen  in  den  Ardennen  benannt,  weil  sie  grossentheils 
flaches  und  sumpfiges  Haideland  iune  hatten^).    Dagegen  die  kleinen 


1)  Aach  hier  variirt  die  Form  in  denürkonden,  es  findet  sich  auch  Co n- 
droscas,  Condorustus,  Gondrusticus,  Condrosius.  s.  Zeyss  d.  Deut- 
schen S.  213.  In  dem  Schreiben  des  Kaisers  Lothar  I.  vom  J.  861  (Mittelrh. 
ürk.  I,  n.  82)  liest  man  in  der  üeberschrift  in  pago  oondrnstico,  in  der 
Urkunde  selbst:  in  pago  oondrastio  in  villa  nuncapante  boroido 
super  fluvio  solcione.  (Borcido,  nicht  Burtscheid  bei  Aachen,  wie  im  Re- 
gister vermathet  wird,  setzt  Spruner  südlich  von  Huy  an.) 

2)  Tacit.  Germ.  2:  quoniam  qui  primi  Rhenum  transgressi  Gal- 
los expulorint,  ac  nunc  Tungri,  tunc  Germani  vooati  sint. 

3)  Darauf  deutet  Hygin.  de  condit.  agr.  S.  123:  item  dioitur  in  Ger- 
mania in  Tungris  pes  Drusianus,  qui  habet  monetalem  pedem  et 
sescunciam.  Dies  wird  das  altgermanische  Längenmaass  sein  (8  Fu8S=s9  röm. 
F.),  was  wohl  auch  bei  den  anderen  rechtsrheinischen  Germanen  unter  römi- 
scher Herrschaft  sich  behauptete;  um  so  eher  ist  der  Ausdrucken  Germania 
gerechtfertigt,  obwohl  die  Tungri  damals  zur  belgischen  Provinz  gehörten. 

4)  Wo  im  Sumpfboden  sich  eine  Erhöhung  fand,  gruben  sie  ihre  Woh- 
nungen tief  in  die  Erde  und  bedeckten  sie  mit  Dünger  ebenso  zum  Sdhuts 
gegen  die  Kälte  des  Winters  wie  gegen  feindliche  Angriffe;  die  Beschreibung 
des  Tacitus  Germ.  c.  16  mag  eben  zunächst  von  den  Tungri  entlehnt  sein. 
Tung,  Dunk  ist  ein  deutsches  Wort,  s.  Holzmann  Taoitui  Germ.  S.  208.  YergL 


Der  Chrenzstein  des  Pagus  Caracam.  26 

WaldcEBtone  der  ArdenDen  behaupten  ihre  Selbständigkeit  ^),  sie  die- 
nen in  gesonderten  Abtheilungen  unter  ihrem  alten  Namen  im  römi- 
schen Heere,  wie  die  Baetasii  und  Sunüci,  und  werden  niemals 
zu  den  Tungri  gerechnet. 

Das  ausgedehnte  Gebiet  der  Tungri  zerfiel  wieder  in  mehrere 
Gaue,  von  denen  einer  sicher,  der  andere  mit  Wahrscheinlichkeit  sich 
nachweisen  lässt. 

Die  Tungri  stellten  2  Gehörten  und  ebensoviel  alae;  jene  hatten  Pagos  Con- 
lange  Zeit  ihre  Standquartiere  in  England,  die  erste  Gehörte  am 
Grenzwalle  Hadrians  zu  Borcovicium  (Housesteads),  die  zweite 
jenseits  des  Walles  in  Galedonien  zu  Blatum  Burgium  (Birrens); 
und  die  inschriftlichen  Denkmäler,  welche  sie  in  England  hinterlassen 
haben,  gewähren  über  Manches  erwünschten  Aufschluss.  Die  Inschrift 
von  Birrens  Or.  5921,  GIL  VIT,  1073: 

DEAE  VIRADES 
THI  PAGVS  CON 
DRVSTIS  MILI 
IN  COH  II  TVN 

GRO  SVB  SI(L)V(l)0 
AVSPICE  PR 
AEF 

beweist,  dass  damals  die  Völkerschaft  der  Gondrusr  als  Gau  fortbe- 
stand, einen  Zweig  der  Tungri  bildete.  Wie  nach  alter  Sitte  jede 
Völkerschaft  gesondert  zum  Schlachtfelde  zieht  %  so  war  auch  die 
aus  dem  pagus  Gondrustis  zum  Kriegsdienst  ausgehobene  Mann- 
schaft zu  einer  besonderen  Abtheilung  in  der  2.  Geh.  der  Tungri  ver- 
einigt, und  weiht  hier  gemeinsam  ihrer  heimathlichen  Göttin  Virades- 


aooh  Föntemann  Ortsn.  S.  46.  Daher  ^finden  sich  noch  jetzt  zahlreiche  Orts- 
namen, wie  Wachtendonk,  Hermendonk  u.  s.  w.  besonders  in  der  Gegend  von 
Geldern,  nnd  überhaupt  an  der  Niers,  sowie  zu  beiden  Seiten  der  Maas  bis 
Roeremonde,  also  recht  eigentlich  im  Gebiete  der  Eburonen;  dann  aber  auch 
in  Brabant.  Ein^Verzeichniss  dieser  Ortsnamen  giebt  Buyx  die  untere  Niersgegend 
und  ihre  Donken  S.  12  und  S.  15  ff. 

1)  Auch  mag  man  mehrere  Yölkerschaflen  vereinigt  haben,  daher  manche 
Namen  ganz  verschwinden. 

2)  Cäsar  b.  G.  I,  61:  Germani  suas  copias  castris  ednxerunt 
generatimqne  oonstituerunt  paribus  intervallis,  Hartides,  Mar- 
oomannos,  Triboces,  Yangiones,  Nemetes,  Sedasios,  Suevos. 


96  Der  Grenziieifi  det  Pi^mi 

tlisM  einen  Altar.  Eine  Abtbeilnng  der  Condrasi  erkenne  idi  anch 
inf  ZiegelsteiLpehi  von  V: bot;  a  lEiLcheter?  CIL  VIL  1234:  N. 
COND  und  N.  CON,  i  i.  miiDerus  Condrnsomm;  ihnen  ge- 
hört vielleicht  der  Vctivsten  n.  425: 

AIRIB  OLIST 

CARTOVAL 
hier  ist  wöhl  Tl/atr:b'us;  ...  et.  CÄrtOTal(lensibas)  zn 
löcn *  :  bei C-jitoviUcm  C-C'rioTalluiö  ihelie  ^ch  die  Strasse  tob Ton- 
gern.  Eordväns  ging  der  Weg  tl<eT  Teudnram  nach  Xanten,  nord- 
osüich  über  Jülich  nach  Coln  Irin.  Act.  1T9  und  1S0»>.  Das  Gebirt 
der  Condnisen  beschränkte  sich,  vie  ich  ein  an'lennal  zeigen  werde, 
m^prönglich  nicht  aof  den  pagns  Ci-ndrastensis  des  Mittelalters,  son- 
dern ej^treckie  sich  lördlich  bis  zur  Mündncg  der  Roer  in  die  Maas. 
Dagegen  ist  es  möglich,  dass  der  pagus  Condrustis  der  ciTÜas 
TuDgrornm  mit  dem  jetzigen  Condr:»s  ziemlidi  zusammenfiel,  indem 
der  Lordlicbe  Theil  des  Gebietes  entweder  einen  eignen  Gau  bildete 
oäeT  mix  einem  anderen  District  Tereinigt  war. 

I^r  p.  Condrustis  entspricht  formell  genan  dem  p.  Condru- 
stins  oder  Condrustensis  des  Mittelalters:  jetzt  fallt  vielleicht  anch 
Ucht  auf  die  Bedeurang  des  Volksnamens.  Man  hat  den  Namen  Con- 
dms:   aus  dem   keltischen  Eigennamen   Drusns  herleiten  woUen'); 


1.  MILI  ift  e:cM  3iiliti-s.  sondern  eier  militant  et.  Auf  der  Tafel 
be  PfTTiiTi    fehji  S.    iber    der  Text    bieiet   Virmdrftliis.    Die    Termutliang 

J.Btkker»  (Berj.  z.  ver^L  SprÄchf.  IT,  164»  in  der  Inscbrift  OR.  1726  DEAE 

VlRODol   5*i  dieselbe  Gc-tiia  renÄnat  liud   VIROD  E  DI     tu    lesen,     ist 

«ikrfsisiiiff,  mber  iiiisi:rber. 

2)  Ancb  i.T)dere  Inschriften  j^zier  Gf^nd  möcrn  den  dort  itationirten 
Trrrr:  Aüz^hören.  Der  prief.  t  q.  n.  4*3  komzcAcdirte  vielleicht  eine  ala 
Tzi-gruruta  Der  Totirstein  r,.  42i  deiK  laitriK  Lot t ib.  gehört  sicherlich 
^enrnrischex:  Scldaien  %n.  doch  standen  nicht  blos  Tnngri  in  Tinovia,  wie 
427  K Weist: 

EX  •  C    FRIS 
VINOVIE 
VS    L    M 

d.  i.  ex  ciTitmie  oder  wohl  eher  ex  cohorte  Frisiavonnm. 

S'  So  Zrjrss  S.  212.  T^T  römische  Praetor  Livins  war  der  erste  seines 
Geschlechtes,  der  Jen  Zunsmen  Drosus  im  J.  2Sd  t.  Chr.  empfing,  a  Saeton 
Tib.  S:   Drasas  hostium  duce  Drsuso  comminos  imeidato  sibi  po- 


Der  Grenzstein  des  Pagus  Caruoam.  27 

allein  die  Verbindung  mit  der  Präposition  CON  erscheint  dann  nicht 
zulässig  0»  ebenso  spricht  die  Form  Condrustis  dagegen.  Die  Wur- 
zel des  Namens  ist  deutsch,  wenn  auch  die  Weise  der  Zusammen- 
setzung keltisches  Gepräge  zeigt.  Das  Volk  hiess  Condrustes  (Con- 
drusses,  woraus  die  Römer  Condrusi  machten),  weil  die  Volks- 
genossen sich  durch  einen  feierlichen  Eid  zu  treuem  Ausharren  im  Leben 
und  Tode  verbunden  hatten;  für  ein  Volk,  welches  auszieht,  um  neue 
Wohnsitze  zu  gewinnen,  um  Ruhm  und  Kriegsbeute  zu  erwerben,  eine 
ganz  passende  Bezeichnung^). 

Ich   stelle  pagus   Condrustis   zu   den  deutschen  antrustio- 
nes  •),  die  dem  Könige  Treue  gelobt  haben,    sein  Gefolge  bilden,  sich 


sterisque  sais  cognomen  invenit.  Der  Name  Druta  findet  sich  in  dem 
lateinischen  Theile  einer  zu  Vieil-Evreux  gefundenen  keltisch-lateinischen  In- 
schrift  Z.  7    (Mem.   de   la   8oc.    des   Antiq.  XIY,   p.  15)   und   auch  Z.  5   wird 

(DrjUtH  Seiani  SeDoBDV  zu  ergänzen  sein;  dann  auf  den  zweisprachi- 
gen Inschriften  von  Tuder  in  ürabrien,;  wo  dem  DRV T El    F.  des  lat.  Textes 

TRVTIKNOS  entspricht.  Früher  hat  man  diese  Inschriften  für  Umbrische 
gehalten,  jetzt  sncht  man  sie  richtiger  den  GaUiern  zuzuweisen.  In  der  Galli- 
sehen  Mark  hätte  die  Grabschrift  eines  Gallicrs  in  gallischer  und  lateinischer 
Sprache  nichts  Befremdendes,  desto  mehr  an  der  Grenze  von  Etrurien  und  Umbrien 
in  massiger  Entfernung  von  Rom.  Mommsen  hat  darauf  aufmerksam  gemscht, 
dass  die  Schriftzuge  dem  Alphabet  der  Salasser  gleichen;  ich  vermuthe,  die 
Inschrift  ist  in  der  Mundart  eben  dieses  Alpenvolkes  verfasst,  welches  durch 
sein  räuberisches  und  unbotmässiges  Wesen  den  üömem  oft  sehr  lästig  ward. 
Man  wird  daher,  wie  es  römische  Sitte  war,  Häuptlinge  und  angesehene  Män- 
ner, die  in  Kriegsgefangenschaft  gerathen  waren,  oder  deren  Einfluss  in  der 
Heimath  gefährlich  schien,  nach  Italien  versetzt  haben.  So  wird  auch  Eoisis, 
Sohn  des  Drutus>  mit  den  Seinen  bei  Tuder  internirt  worden  sein,  nicht  durch 
Augustus,  sondern  etwa  durch  Domitius  Ahenobarbus,  der  nach  glücklicher  Be- 
endigung seines  Feldzu^^es  gep^eu  die  Allobroger  im  J.  121  v.  Chr.  nicht  unter- 
lassen haben  wird,  auch  für  die  Sicherheit  der  Alpenpässe  zu  sorgen. 

1)  Wenn  auf  einer  in  England  gefundenen  Inschrift  CIL  YII,  n.  920  ein 
Soldat  der  20.  Legion  Maximus  Condraussius  heisst,  so  hängt  wohl  dieser 
Personenname  eben  mit  dem  Y^lkernamen  zusammen. 

2)  Die  lateinischen  Ausdrücke  coniurati,  con  foederati,  confoe- 
dusti,  convoti  besagen  dasselbe.  Tacit.  Germ.  14  principem  defen- 
dere,  tueri,  sua  quoque  fortia  facta  gloriae  eius  assignare  praeci- 
puum  sacramentum  est  muss  man  wörtlich  von  einem  eidlichen  Gelübde 
fassen. 

3)  In    den  Eigennamen   der  Tungri    zeigen   sich   gleichfalls  Spuren  des 

deuUchen  Elementes,   wie   in   der  Mainzer  Inschrift  1231    FREIOVERVS  ' 


Yellavus. 


28  Der  Grenzstein  des  Pagns  Carucum. 

in  truste  befinden,  und  zudenMatronae  Andrustehiae  eines  Votiv- 
Steines  in  Cöln  (GIR.  406,  wie  es  scheint  unbekannten  Fundortes).  Die 
Verschiedenheit  der  Laute  darf  man  nicht  dagegen  geltend  machen; 
bei  diesen  germanischen  Stämmen  wird  das  D  die  Stelle  des  T  ver- 
treten haben  *). 
Pagus  Einen  anderen  Gaunamen  bietet  die  Inschrift  n.  1072  dar: 

DEAE  RICAC/vi 

BEDAE  PACVCs) 
VELLAVS  MILIT 

COH  II  TVNC*) 
Der  Pagus  Vellavus  (denn    so    kann    man   die   SchriftzQge   auf- 
lösen) *),  gehört  wahrscheinlich  auch  dem  Gebiet  der  Tungri  an.  Die 
gallische  Völkerschaft  Vellavi,  Nachbarn  der  Arvemer,  kommen  hier 
nicht  in  Betracht;  der  Name  pagus  Vellavus  erinnert  an  den  pagus 


VERANSATI  F,  d.  h.  Freüoveras,  davon  ist  Freio  et  Friatto  in 
einer  von  Beger  publicirten  Inschrift  aus  dem  Lüttichschen  wohl  nur  die  abge- 
kürzte im  taglichen  Leben  übliche  Form,  wie  im  Griechischen  *Yi//ca  st.  ^YifßinvXti. 
Qrimm  Myth.  187,  lehnt  zwar  jede  Beziehung  zu  dem  Goth.  Fr  au  ja  und  Angela. 
Frea  ab,  aber  die  Form  Freyji,  die  er  neben  dem  Nordischen  Freyr  voraus- 
•etzt,  steht  nahe.  Auch  beachte  man  die  AUitteration  bei  den  Namen  des 
Vaters  und  Sohnes.  Mit  Freiioverus  darf  man  nicht  die  Göttin  Yagdavera 

zusammenhalten,  CIR.  67  DEAI  •  VAG  D AVER  •  CVSTI-,  denn  sie  hiess 
Yagdavercustis,   der  Graveur,    welchem   der  Name  unverständlich  war,   hat 

den  Punkt  hinzugefügt.  Wie  es  sich  mit  CIR.  191  VAGE  •  VERCV  verh&lt, 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Auch  neuere  Epigraphiker  sind  öfter  geneigt  in- 
Namen  dunkele  Elemente  zu  trcnneu,  statt  zu  verbinden.  In  der  von  Hübner 
im  vorL  Hefte  publicirten  Inschrift  fmde  ich  kein  Weihgeschenk  für  Victoria, 
sondern  den  Namen  Yigdiccius. 

1)  Auf  Münzen,  welche  man  den  Eburonen  beilegt,  findet  sich  nicht  selten 

der  Name  DVRNACOS,  während  die  Stadt  der  Nervi!  Turnacum  heisst. 
Allein  ich  bin  ausser  Stand  die  Berechtigung  dieser  Attribution  zu  prüfen,  da 
mir  hier  in  Bonn  die  dazu  nothwendigen  litterarischen  Hülfsmittel  fehlen. 

2)  J.  Bekker  Rh.  Mus.  XIII,  261  glaubt  hier  einen  Bedae  pagus  zu  er- 
kennen, indem  er  den  Zunamen  der  Göttin  Ricomaga  deutet.    Dabei  ist  eben 

VELLAVS   ganz  ausser  Acht  gelassen. 

3)  Doch  kann  man  auch  Tel  laus  gelten  lassen,  V  ward  häufig  unter- 
drückt, so  Frisaeo  Orelli  175,  Bataus  CIR.  1517,  und  der  Eigenname 
Gamidiahus  (s.  nachher).  Der  Gau  der  Ghamaven  im  Gebiet  der  Lingonea 
heisst  im  Mittelalter  Am  aus  oder  Em  aus  (Zeyss  S.  584). 


Der  Grenzstein  des  Pag^  Garaonm.  29 

Felaowa  des  Mittelalters  (Förstemann,  Namenb.  II,  489,  auch  Fe- 
lum,  Velum,  Velloe,  Felua  geschrieben,  s.  Mittelrh.  ürk,  I,  n.  22, 
60,  62,  65),  der  bis  auf  den  heutigen  Tag  unter  dem  Namen  Veluwe 
in  der  Holländischen  Provinz  Geldern  fortbesteht;  allein  auf  das 
rechte  Rheinufer  hat  sich  das  Gebiet  der  Tungri  niemals  erstreckt; 
dort  waren  wohl  damals  die  Cham a vi  ansässig.  Möglicherweise 
dienten  damals  auch  rechtsrheinische  Germanen  in  den  Tungrischen 
Cohorten,  kommen  doch  selbst  Raeti  vor,  wie  die  englische  Inschrift 

n.  1068  beweist:  RAETI  MIL  IN  COH  II  TVNCR,  welche  dem 
Mars  und  der  Victoria  einen  Altar  weihen.  Indess  wie  die  Völker  bei 
ihren  Wanderungen  die  alten  Ortsnamen  gern  auf  die  neuen  Wohn- 
sitze übertragen^  so  mochte  ein  germanischer  Stamm,  der  früher  den 
pagus  Vellavus  nördlich  von  Amheim  inne  hatte,  als  er  mit  den 
Eburonen  und  Condrusen  auf  das  linke  Ufer  übersiedelte,  den  Namen 
pagus  Vellavus  nach  der  Maas  verpflanzen  und  dort  als  Zweig  der 
Tungri  fortbestehen.  Und  wenn  in  den  späteren  Ansiedelungen  der 
Ghamaven  im  Gebiet  der  Lingones  im  pagus  Amausensis  des  Mit- 
telalters eine  villa  quae  campus  Vellii  dicitur  erwähnt  wird  (Zeyss 
S.  584),  so  ist  auch  dies  wohl  eine  Erinnerung  an  den  pagus  Vella- 
vus in  Geldern,  den  früheren  Wohnsitz  der  Ghamaven. 

Einem  Tungrischen  Krieger  gehört  sicherlich  der  Votivstein  n. 
1065  (Crem  5892): 

DEAE 

HARIMEL 

LAE  SAC  CA 

MIDIAHVS 

ARC  X  VSLLM 
denn  der  Name  der  Göttin  Harimella  erinnert  an  den  Ort  Hari- 
malla,  welchen  Spruners  Karte  am  linken  Ufer  der  Maas  unterhalb 
Heristall  verzeichnet  0-    Die  Namen   anderer  Gottheiten,   die  auf  den 
Inschriften  vonBlatum  Burgium  vorkommen,  geben  keinen  weiteren 


1)  Gamidiahus  darf  man  nicht  mitHenzen  in  Gamidianus  verwandebi^ 
der  Name  ist  germansioh,  H  vertritt  dio  Stelle  des  V,   obwohl  Soldaten  dieser 

Cohorte  z.  Th.  schon  römische  Namen  fuhren,  wie  1074  Frnmentias.  ARC 
ist  Tielleiobt  ar(moram)  o(astos)  und  X  das  Epbeublatt»  das  bekannte  2iei- 
eben  der  Interponction.  Die  Dea  Harimella  ist  unverkennbar  echt  deutschen 
Ursprongs:  harimella  ist  Volksgericht,  Mahlstatt,  wie  noch  jetzt  ein  Dorf 
in  Hessen  Dietmold  (Dietmelle)  heisst 


*■ 


30  Der  Grenzstein  des  Pagas  Garacnm. 

Aufschi uss  ^);  aach  stand  dort  noch  die  cohors  I  Nervana  Germa- 
norum  (n.  1063).  Die  Inschriften  der  1.  Cohorte  der  Tungri  zu 
Borcovicium  verehren  die  Mütter  (matribus  n.  635),  alle  Götter  und 
Göttinnen  (n.  633  mit  dem  merkwürdigen  Zusätze  secundum  inter- 
pretationem  oraculi  Clari  Apollinis),  und  wiederholt  den  firitti- 
schen  Dens  Cocidius.  Auf  den  Grabschriften  dieser  Station  begegnet 
uns  der  acht  deutsche  Namen  Dagualdus*),  doch  scheint  dieser 
nicht  den  Tungri  anzugehören^).    Anklang  an  die  deutsche  Sprache 

hat  n.  647  SOLI  HERION  VLM,  vielleicht  Weihgeschenk  eines 
Batavers.  Wenn  dagegen  n.  1084  (Orelli  5943)  den  Matres  Alatervae 
(viae)  und  M.  campestres  ein  Altar  errichtet  wird,  so  ist  der  erste 
Theil  dieses  Namens  unzweifelhaft  das  althochdeutsche  alah  (heilig), 
was  sich  in  zusammengesetzten  Orts-  und  Personennamen  mehrfach 
erhalten  hat,  s.  Grimm  Myth.  39  1.  Ausg.  Hierher  gehören  auch  die" 
Matronae  Alagabiae,  welche  anderwärts  vielfach  Gabiae  genannt 
werden.  Bekannt  ist  der  Votivstein  der  Alatei  via  in  Xanten  (CIR.  197), 
die  Matronae  Alaterviae  zu  Pattern  bei  Jülich  (CIR.  823)  beruhen 
auf  unsicherer  Vermuthung.  —  Ein  Soldat  der  ala  Tungror.  in 
Brittannien  weiht  n.  1090  einen  Altar  Herculi  Magusano,  bekannt 
durch  Münzen  des  Postumus  und  Inschriften  in  Holland.    Wenn  Taci- 


1)  Auch  in  Castlesteads  (Petrianae?)  standeii  Tungri  der  2.  Cohorte, 
ilinen   mögen  die    Inschriften   877   matribus   omnium   gentium   und   888 

N  •  AVC  •  DUO  VANAVNTI   gehören. 

2)Dagoald,  s.  Förstemann  Namenb.  I,  826.  Die  Endung  VS  ist  nicht 
deutUch  SU  erkennen;  Catualda  heisst  der  Häuptling  (nobilis  inter  Go- 
tones  Taa  Ann.  II,  62),  der  den  Maroboduus  verdrängte,  aber  bald  das  gleiche 
Schicksal  erfuhr  und  bei  den  Römern  Zuflucht  suchen  musste;  ebenso  Cha- 
riovalda,  Anfuhrer  der  Bataver,  Ann.  II,  11.  In  mittelalterlichen  Urkunden 
ist  dagegen  die  andere  Form  üblich,  Dagoaldus,  Gisloaldus,  Meroaldus, 
Catualdus,  Magnoaldus  und  viele  andere. 

8)  Man  ergänzt  die  lückenhafte  Inschrift  n.  692  D  •  M  •  DACVALB    MI 

(L  Coh.  I)  PAN  •  VIXIT  A  .  .  Vielleicht  stammte  dieser  Soldat  von  dem 
Gefolge  des  Catualda  oder  des  Maroboduus,  welches  die  Römer  jenseits  der 
Donau  an  der  March  ansiedelten,  und  trat  in  eine  Pannonische  Cohorte  ein. 
Fremdartig  klingen  die  Namen  n.  691:  D.  M.  Hurmio  Leubasni  mil.  Coh.  I 
Tungror.  be.  praef.  Capurus  heres  f.  c.  Ausserdem  werden  in  Borco- 
vicium auch  Soldaten  ex  Pr.  Ger.  Sup.  genannt,  wie  n.  632  Melonius  Seni- 
lis und  693  Delfinus  Rautionis.  Eine  vexillatio  German.  weiht  den 
deabuB  matribus  tramarinis  n.  1002. 


Der  Grenzstein  des  Pagos  Caracum.  31 

tns  von  dem  Gultus  der  Hercules  bei  den  Germanen  redet,  mag  er 
den  Magusanus  im  Sinne  gehabt  haben. 

Die  Grenzen  der  einzelnen  Territorien  in  den  Provinzen  des  rö- 
mischen Reiches  waren  wohl  durchgehcnds  mit  Marksteinen  versehen; 
entstanden  zwischen  benachbarten  Territorien  Streitigkeiten  über  die 
Grenze,  so  entschied  früher  der  Senat,  später  der  Kaiser  durch  einen 
Bevollmächtigten '),  wie  z.  B.  im  J.  74  der  Statthalter  von  Obergerma- 
nien im  Auftrage  Vespasians  die  Grenze  zwischen  den  Viennenses 
und  Ceutrones  regulirte.  Nicht  selten  sind  die  Stationen  der  römi- 
schen Staatsstrassen  unmittelbar  an  die  Grenze  zweier  Territorien 
verlegt').  Kein  Name  kommt  vielleicht  so  oft  vor  als  f ine s,  ad 
fines,  nirgends  häufiger  als  in  Gallien,  ein  beredtes  Zeugniss  für  die 
reiche  politische  Gliederung  des  Keltenlandes.  Da  die  Marksteine  längst 
verschwunden  oder  doch  noch  im  Schooss  der  Erde  verborgen  sind, 
bietet  diese  Bezeichnung  ad  fines  ein  wichtiges  Hülfsmittel  zur  Fest- 
stellung der  Grenzen  der  Territorien  dar,  gleichwohl  hat  man  darauf 
nicht  überall  geachtet  oder  auch  irrige  Folgerungen  gezogen. 

In  unserer  nächsten  Nähe  oberhalb  Remagen  unweit  des  Schlosses  Grenzstein 
Rheineck  am  nördlichen  Ufer  des  Vinxtbaches  muss  ein  solcher  Grenz-  ^\^^^ 
stein  ehemals  gestanden  haben,  wie  der  Votivstein  von  2  Soldaten  der 
30.  Legion  (GIR.  649) : 

FINIBVS  •  ET 
GENIO  •  LOCI 
ET  •  I  •  O    M  • 

bezeugt.    Der  Vinxtbach  bildete  eben  die  Grenze  zwischen  den  Ubii 

und  Treveri;  früher  reichte  wohl  das  Gebiet  der  Letzteren  bis  Bonn; 

als  Agrippa  die  Ubier  auf  dem  linken  Ufer  ansiedelte,  wird  er  ihnen 

den  nördlichsten  Strich  des  Trierschen  Gebietes  zugetheilt  haben.  Un-  Grenze  zwi- 

sere  Alterthumsforscher   finden  hier  die  Grenzscheide  zwischen  Ger-  ^^^^  ^'" 

mania     in- 

mania  inferior  und  superior,   aber  mir  ist  nicht  bekannt,  dass  ferior  und 

superior. 

1)  Auf  einem  solchen  Act  in  Thessalien  vom  J.  101  bezieht  sich  die  In- 
schrift bei  Heuzey  Mont  Olympe  S.  477:  fines  derex(it  int)er  Dien(ses 
et  Oloo)ssoni(os). 

2)  Die  Strasse  über  die  Cottischen  Alpen  fahrte  von  Segusio  über 
Ocelum  nach  Turin;  früher  war  Ocelum  Station^  später  ward  dieselbe  un- 
mittelbar an  die  Grenze  des  Gebietes  des  Alpes  Gottiae  verlegt,  wie  das 
lÜnerar  des  Antoninus  im  Vergleich  mit  den  Stationsverzeichnissen  von  Yica- 
rello  lehrt. 


82  Der  Orenzsiein  des  Pftgns  Garaoimi. 

man  auch  die  Reichs-  und  Provinzialgrenzen  mit  Marksteinen  versehen 
habe ').  Wo  die  Grenze  zwischen  beiden  Provinzen  lag,  ist  nicht  über- 
liefert: denn  mit  der  Angabe  des  Ptolemaeus')  ist  nichts  anzufangen. 
Am  wahrscheinlichsten  ist,  dass  ursprünglich  die  Nahe  beide  Provin- 
zen schied  •).  Sicheres  wird  sich  vielleicht  ergeben,  wenn  die  Verthei- 
lung  der  Truppen  io  den  rheinischen  Grenzbezirken  genauer  festgestellt 
sein  wird,  oder  neue  Meilensteine  mit  bestimmter  Datirung  sich  finden. 
Die  Abgrenzung  der  Grenzprovinzen,  wie  eben  Germania  su- 
perior  und  Germania  inferior  war  der  Natur  der  Sache  nach  wan- 
delbar: mUitärische  Rücksichten,  Zuwachs  oder  Einbuisse  von  Land- 
erwerb waren  maassgebend.  So  wird  auch  später  die  Grenze  dieser 
beiden  Provinzen  anders  regulirt  worden  sein;  die  Thatsache,  dass 
zwei  Meilensteine  unter  Elagabalus  im  J.  219  (gegen  Ende)  und  unter 
Aurelian  im  J.  271  gesetzt^),  beide  bei  Salzig  eine  Strecke  oberhalb 


1)  Wenn  einmal  sich  der  Stationsname  ad,  f  in  es  an  der  Grenze  einer 
Provinz  findet,  rührt  dies  lediglich  daher,  weil  die  Grenze  des  Territoriums 
mit  der  Frovincialgrenze  zusammenfiel.  Wohl  aber  ist  beachtenswertb,  dass  die 
deutschen  Stämme  frühzeitig  die  Grenzen  ihres  Gebietes  mit  Marksteinen  be- 
zeichneten; Ammianus  Marc  XVIII,  2,  indem  er  den  Feldzug  dos  Julianus 
im  J.  859  erzählt,  sagt:  cum  ventum  fuisset  ad  regionem,  cui  Capel- 
latii  vel  Palas  nomen  est,  ubi  terminales  lapides  Alamannorum  et 
Burgundiorum  confinia  distinguebant,  d.  L  in  der  Gegend  der  Jaxt 
und  des  Kochers.  König  Dagobert  der  erste  liess  um  das  Jahr  633  nach  einer 
Urkunde  ▼.  J.  1156  (s.  Grimm  d.  Bechtsalt.  542)  an  einen  Felsen  im  St  Galli- 
schen Rheinthale  ein  Markzeiohen  einhauen,  ad  discernendos  terminos 
Burgundiae  et  Curiensis  Rhaetiae.  Trotzdem  dass  die  dentschen Stämme 
und  Völkerschaften  so  häufig  ihre  Sitze  gewechselt  haben,  muss  doch  die  Sitte 
das  Eigenthum  der  Einzelnen,  wie  die  Bezirke  der  Gemeinden  und  Gaue  genau 
abzugrenzen,  hoch  hinauf  reichen,  und  ruht  offenbar  auf  volksmässigem  Grunde; 
wohl  aber  mag  später  die  Praxis  der  römischen  Feldmesser  eingewirkt  haben. 
Wenn  König  Dagobert  das  Bild  des  Mondes  (similitudo  lunae)  eingraben 
liess,  so  erinnert  dies  an  die  römische  Sitte,  die  Ostseite  des  Grenzsieines  (latus 
limpidum)  durch  das  Bild  der  Sonne,  die  entgegengesetzte  (I.  roscidum) 
durch  den  Mond  zu  bezeichnen  (Agrim.  I,  802;  vergl.  Taf.  29  n.  223). 

2)  Ptolem.  II,  9. 

8)  Dies  nimmt  auch  Böcking  an. 

4)  GIB.    1938  und   1939.     Irrig   setzt    man   den   ersten  Stein  in   d.   J. 

220,  Elagabalus  wird  ja  als  COS  •  (DESI)C(N)ATVS  III  bezeichnet  Der 
erste  Stein  giebt  XXIX  Leugeik  bis  Mainz  an,  der  zweite  XXV  /// ,  offenbar  eine 
geringere  Zahl:  da  beide  an  derselben  Stelle  gefunden  sind,  muss  inzwischen 
der  Weg  durch  eine  Gorreotion  abgekürzt  worden   sein.    Die  Zahl  29  stimmt 


Der  Grenzstein  des  Pagns  Carucum.  88 

Boppard  gefanden,  die  Entfernung  d^s  Weges  von  Mainz,  nicht  von 
Cöln  aus  berechnen,  deutet  darauf  hin,  dass  damals  diese  Strecke  zum 
Grebiet  des  Statthalters  von  Obergermanien  gehörte  ^),  und  da   auch 


mit  der  Tab.  Peut.  welche  von  Mainz  bis  Boppard  80  Leugen  berechnet  (von 
dem  Itin.  d.  Ant.  will  ich  absehen);  die  Zahlen  sind  natürlich  rund  zu  fassen. 
Dagegen  nach  dem  Meilenstein  von  Tongern  (Orelli  5286)  ist  der  Weg  von 
Bingen  nach  Wesel  und  dann  von  Wesel  nach  Boppard  um  je  eine  Leuge  ab- 
gekürzt, so  dass  die  Entfernung  zwischen  Mainz  und  Boppard  nur  28  Leugen 
beträgt.  Rössel  ergänzt  daher  auf  dem  Steine  von  Salzig  mit  Recht  XXy(Il). 
Daraus  ergibt^  sich,  dass  der  Meilenstein  von  Tongern,  der  als  officielles  Denk- 
mal Anspruch  auf  Genauigkeit  hat,  indem  er  die  Corrcction  der  Strasse  wieder- 
giebt,  nach  219  errichtet  wurde. 

1)  Wenn  auf  der  Strasse  von  Mainz  nach  Cöln  die  Zählung  der  Meilen- 
steine nicht  wie  wohl  sonst  üblich  von  einer  Hauptstation  zur  anderen  fortge- 
f&hrt  wird,  sondern  theils  von  Cöln,  theils  von  Mainz  beginnt,  so  kann  dies 
nur   mit    der  Provinzialeintheiluug  zusammenhängen.    Schwierigkeit  macht  die 

iMchriftCm.  1965  A  •  COL  •  AVC  •  (T)R  •  M  •  P  •  LXXXVIII  auf  einem 
offenbar  in  der  Nähe  von  Mainz  gefundenen  Steine  vom  J.  139;  denn  hier  ist 
die  Zählung  von  Trier  bis  Mainz  durchgeführt  ohne  Rücksicht  auf  die  Ab- 
grenzung der  Provinzen.  Die  Entfernung  zwischen  beiden  Städten  beträgt  ge- 
rade 88  r.  M.  (s.  Schmidt  Jahrb.  XXXI,  174),  es  war  dies  also  der  letzte  Mei- 
lenstein, der  unmittelbar  vor  den  Thoren  von  Mainz  gestanden  haben  muss, 
wie  Schmidt  sehr  richtig  bemerkt;  der  Stein  ist  nicht  mehr  vorhanden,  aber 
die  Abschrift  vollkommen  glaubwürdig.  Brambach  meint,  die  Zahl  sei  fehlerhaft; 
aber  mn  die  Schwierigkeit  zu  entfernen,  müsste  man  mindestens  LXVIII  corrigireui 
dann  hätte  der  Stein  2  r.  M.  oberhalb  Bingen  nach  Dumnissus  zu  gestan- 
den (hier  konnte  die  Grenze  zwischen  Belgica  und  Germania  sein).  Noch  unglück- 
licher ist  der  Gedanke,  der  Stein  könne  der  Strasse  von  Trier  nach  Strassburg  ange- 
hören; denn  die  Verbindung  dieser  Städte  ward  durch  die  Strassen  nach  Mainz 
oder  nach  Metz  hergestellt;  eine  directe  Strasse  von  Trier  nach  Strassburg  ist 
nicht  nachweisbar,  auch  sieht  man  nicht  ein,  wie  ein  Meilenstein  aus  dem  Bin- 
nenlande nach  Mainz  kam.  Es  liegt  hier  vielmehr  der  Fall  einer  doppelten  Ver- 
markong  derselben  Strasse  vor,  wovon  sich  auch  anderwärts  Beispiele  finden 
(z.  B.  am  nördlichen  Ufer  des  Genfersees,  s.  Insc.  Helv.  n.  832  nebst  der  Be- 
merkung S.  65).  Die  Rheinstrasse  diente  auf  der  Strecke  von  Mainz  bis  Bingen 
sngleieh  als  Militärstrasse  nach  Trier ;  daher  fand  sich  hier  eine  doppelte  Reihe 
Ton  Meilensteinen;  die  Zählung  von  Mainz  rheinabwärts  gehört  der  Rhein- 
fltrasse  an,  die  Zählung  von  Bingen  rl^einaufwärts  giebt  die  Entfernung  von 
Trier  an.  Die  Anlage  der  Strasse  von  Trier  nach  Mainz  ist  älter  als  die  Strasse 
zwischen  Mainz  und  Cöln,  sie  gehört  einer  Zeit  an,  wo  die  beiden  Germaniae 
noch  nicht  als  selbständige  Provinzen  organisirt  waren,  daher  wurde  die  Zäh- 
lang von  Trier  bis  Mainz  durchgeführt^  und  diese  Bezeichnung  auch  später  bei- 

8 


34  Der  Grenzstein  des  Pagus  Garaenm. 

der  Stein  von  Stolzenfels  (n.  1941)  und  wie  es  scheint  der  von  Brohl 
von  d.  J.  283  (n.  1943)  Mainz  nennen,  wird  im  3.  Jahrh.  der  Vinxt- 
bach  die  Grenze  beider  Provinzen  gebildet  haben.  Die  Veränderung 
ward  wohl  vorgenommen  mit  Rücksicht  auf  den  rechtsrheinischen 
Limes,  um  so  auf  beiden  Ufern  des  Stromes  Einheit  des  Militär- 
commandos  herzustellen,  braucht  aber  nicht  nothwendig  der  Errich- 
tung des  Grenzwalles  gleichzeitig  zu  sein.  Die  geschichtliche  Ueber- 
lieferung  besonders  aus  dem  2.  Jahrh.  ist  so  mangelhaft,  dass  sich 
darüber  nichts  Sicheres  feststellen  lässt.  Mit  der  neuen  Grenzlinie 
stimmt  auch  die  Notitia  Dignitatum;  darnach  erstreckte  sich  das 
Gebiet  der  Dux  Moguntiacensis  von  Saletio  bis  Antonacum; 
unter  ihm  stehen  daher  auch  die  (Kommandanten  von  Boppard,  Cob- 
lenz  und  Andernach;  damals  war  also  die  Grenze  zwischen  Germania 
I  und  II  unterhalb  Andernach.  Freilich  über  den  Amtskreis  des 
Gomes  Argentoratensis,  wie  überhaupt  die  Organisation  der  beiden 
Germaniae  und  der  Provincia  Maxima  Sequanörum  erfahren 
wir  nichts  Näheres,  auch  darf  man  nicht  vergessen,  dass  die  Be- 
fugniss  der  obersten  Militärbefehlshaber  sich  öfter  über  verschiedene 
Provinzen  erstreckte  ^). 

Man  beruft  sich  auf  die  kirchliche  Diöcesaneintheilung,  indem 
der  Vinxtbach  ehemals  den  kölner  Sprengel  von  dem  Trierer  schied. 
Allein  die  administrative  und  militärische  Organisation  des  römischen 
Reiches,  die  ohnedies  wandelbar  war,  hat  auf  die  Gestaltung  der  kirch- 
lichen Verhältnisse  nur  geringen  Einfluss  ausgeübt').  Ebenso  macht 
man  den  Unterschied  zwischen  Sprache  und  Volkssitte  geltend,  indem 
auch  hier  jener  kleine  Bach  die  Grenzlinie  markire  ^).   Die  Thatsache 


behalten,   so  oft  man   die  Steine   der  Boate   nach  Trier  auf  der  Streoke   bis 
Bingen  renovirte. 

1)  Yom  Dax  Tractus  Armoricani  heisst  es  S.  107:  exten ditur  tarnen 
tractus  Armoricani  et  Nervlcani  limitis  per  provinicas  quinque, 
die  dann  namentlich  aufgezählt  werden. 

2)  Die  Neueren  pflegen  diesen  Factor  gemeiniglich  zu  hoch  anzuschlag  en; 
man  übersieht,  dass  die  Kirche  sich  vielmehr  an  die  Tolksmässigen  Institutionen 
anschliesst:  daher  fallt  die  Abgrenzung  der  Diöcesen  so  häufig  mit  der  alten 
Gliederung  der  einzelnen  Völker  zusammen. 

8)  Darauf  gründet  sich  die  volksmässige  Unterscheidung  zwischen  Ober- 
und  Niederland;  allein  dies  darf  man  nicht  mit  der  Germania  superior 
und  inferior  zusammen  halten;  kehrt  doch  am  rechten  Ufer  des  Oberrheines 
dieselbe  Sonderang   zwischen    Ober-   und  Unterland   wieder,    dort   durch   den 


Der  G^nzBtein  des  Pagns  Garncum.  35 

ist  richtig,  aber  die  Abgrenzung  der  Provinzen  kann  doch  nur  inso- 
weit auf  diese  VerhäRnisse  einwirken,  als  sie  mit  der  Völkerscheide 
zusammenfällt.  Wenn  hüben  Ubier,  d.  h.  Germanen,  drüben  Tre- 
veri,  also  Gallier  wohnten,  so  mochte,  obwohl  die  Ubier  schon  in 
ihren  früheren  Sitzen  auf  dem  rechten  Ufer  viel  von  Gallischer  Art 
angenommen  hatten,  und  alsbald  Gallier  wie  linksrheinische  Germanen 
gleichmässig  sich  beeiferten  römische  Gulturelemente  aufzunehmen, 
während  der  Periode  der  römischen  Herrschaft  dieser  Unterschied 
einem  scharfen  Beobachter  nicht  entgehen;  aber  mir  ist  unverständ- 
lich, wie  man  den  Gegensatz  zwischen  der  heutigen  mittelrheinischen 
und  niederrheinischen  Volksart  und  Sprache  auf  jene  Sonderung  zurück- 
führen will.  Diese  Bevölkerung  ist  durchaus  deutschen  Ursprungs: 
der  Unterschied  zwischen  Hochdeutsch  und  Niederdeutsch  geht  durch 
das  ganze  Gebiet  der  deutschen  Zunge  hindurch,  und  wo  sich  beide 
Mundarten  berühren,  treten  naturgemäss  überall  eigenthümliche  Mi- 
schungen und  Uebergänge  hervor,  wie  eben  am  Niederrhein.  Der  Rest 
der  älteren  romanisirten  Bevölkerung  mag  einen  gewissen  Einfluss  aus- 
geübt haben,  aber  es  ist  dies  nur  ein  secundäres  Element. 

Wie  man  hier  willkührlich   eine  Territorialgrenze  als  Provinzial-  Der   Rhein 
grenze  ansieht,   ebenso  meint  man,  die  Station  ad  fines  (jetzt  Pfyn    ^zwischen^ 
an  der  Thur)  auf  der  Strasse  von  Vindonissa  nach  Ar  bor  felix  der  Schweiz 
(Arbon  am  Bodensee)  bezeichne  die  Grenze  zwischen  Helvetien  und  ^'     *®  ®°' 
Rhaetien  0-   Allein  dieser  Punkt  erscheint  völlig  ungeeignet,  um  die 
beiden  Provinzen  abzugrenzen ;  die  natürliche  Grenze  war  der  Rhein : 
militärische  wie  administrative  Rücksichten  geboten  diese  Linie  fest- 
zuhalten.   Gesetzt  auch   die  Rhaeter  hätten   sich   im  Rheinthal  von 
Saargans  bis  zum  Bodensee  auch  auf  dem  linken  Ufer  niedergelassen  ^), 
80  würden  die  Römer  jedenfalls  keine  Rücksicht  auf  die  Stammver- 
ÜBSsung  eines  unterworfenen  Volkes  genommen  haben.  Bei  der  Station 


Gegensatz   des  Alemannischen   und  Frankisohen  Stammes  gesteigert*   während 
hier  Franken  diesseits  nnd  jenseits  des  Vinxtbaohes  wohnen. 

1)  So  noch  in  neuester  Zeit  Mommsen  CIL.  DI,  S.  706  und  Planta  das 
alte  Bhaetien  S.  66.  Plantas  Argumente  beweisen  nichts  für  die  ältere  Zeit, 
■ondem  gelten  nur,  ine  ich  zeigen  werde,  für  die  letzte  Epoche. 

2)  Das  (Gebiet  der  Helvetior  vor  Cäsar  ward  sicherlich  im  Osten  durch 
den  Rhein  begrenzt;  durch  die  Niederlage  war  die  Macht  des  Volkes  ge- 
brochen, so  konnten  Rhaeter  sich  in  dieser  Gegend  festsetzen  und  Wohnsitze, 
die  ihnen  vielleicht  schon  in  früheren  Zeiten  gehört  hatten,  wieder  gewinnen. 
Doch  ist  dies  nicht  wahrscheinlich,  s.  nachher. 


86  Der  Örenssiein  des  Pagas  Caracam. 

ad  fines  an  der  Thur  war  nur  eine  Graogrenze;  entweder  begann 
dort  ein  pagas  der  Helvetier,  welcher  bis  zom  Rheine  sich  erstreckte, 
oder  das  Gebiet  einer  rhaetischen  Völkerschaft;  dann  aber  wären  die 
Helvetier  yollständig  vom  Bodensee  ausgeschlossen  gewesen;  allein 
Strabo  bezeugt,  dass  die  Rhaeter  nur  einen  kleinen  Theil  des  See- 
ufers beherrschten,  während  das  übrige  im  Besitze  der  Helvetier 
und  Vindeliker  war  *).  Das  Gelände  des  Sees  wird  damals  unt^  jene 
Volker  ungefähr  gerade  so  vertheilt  gewesen  sein,  wie  jetzt  unter 
Oesterreich,  die  Schweiz  und  Deutschland. 

Dass  aber  der  Rhein  in  der  That  die  Grenze  der  Schweiz  bildete, 
beweist  eine  in  Tirol  zu  Partschins  im  Etschthale  oberhalb  Trient 
gefundene  Inschrift  vom  J.  180  (Orelli  3343,  CIL.  V,  1,  5090);  ein 
Freigelassener  Aetetus 

1)  Strabo  Vü,  292:    JiQoiSaTnoytai  r^;  Kuvn^  ^^  oliyov  ulv  of  'lkttro{f    t6 
6k  nliov  'EXotv^iot  xa2  Ovirdohxoi.    Diese  Worte  sind  durch  Nachlässigkeit  der 
Abschreiber  entstellt,  man  nrnss  wohl  aus  dem  Folgenden  oixovatr  oQoniita  hin- 
Eunehmen,   und    dies   ist   verschrieben  für    arar/;(fot'<riy    oixovvrtg  o^niiuiy 
denn  der  Sinn  ist  klar.    Kurs  vorher  schreibt  Strabo  vom  Bodensee:    yartur^ga 
(f  iarl  Ttiy  rov  "fOTQav  nrjywv  xal  avTr^f  iSor*  avayxtj  r^  (x  rif^  Kelrtxrjg  ini  t6v 
'Egxvrtoy  6qvu6v  iovu  nQWTov  uky  Siane^aoi  t^v  XiiÄVtjv,  iha  rör  "largoy.    Hier 
iat  ix  Tfjg  Kelux^i   in  jeder  Hinsicht  unpassend;   Strabo  schrieb  'Elovrirrix^s, 
und  meint  dabei   eben  die  Ostschweiz,   also  jenes  Gebiet,   welches   die  Neueren 
den  Rhaetem  zusprechen:  denn  nur  wer  von  hier  aus  zu  den  DonanqueUen  reist 
mnss  über   den  Bodensee  setzen ;    selbstverständlich   ist  der  directeste  Weg  ge* 
meint.    An  einer  früheren  SteUe  IV,  193  führt  Strabo  allerdings  nur  die  Rhae- 
ter  und  Vindeliker   als  Anwohner   des  Sees  auf;    man  vermisst  hier  die  Helve- 
tier,   um  so  mehr  da  nachher  dieses  Volkes  wiederholt  in  einer  Weise  gedacht 
wird,  die  darauf  hindeutet,  dass  es  schon  früher  genannt  war;  auch  ist  die  Beseich- 
nung  der  Vindeliker  Owrcfoibxol  tüv  ^Xji€itai'  ttvkg  xa\  rvv  vnfgtdnilt/y  dnrehaua 
widersinnig,  denn  v:r€Qalnetot  waren  alle  Vindeliker  am  See,  die  "lihiiioi  konnten 
•eine  Ufer    gar   nicht   berühren.    £s   ist   mit   leichter  Aendenmg  zu  schreiben 
Uurrp^,    tii  iifmioYim  xtä  *PmJoi    xa\  OiivSoltxoi    xal  riäv  *ElovfiTtitor  ttvkg 
riCr  vnalTriitüv.    Jetzt  ist  Strabo  mit  sich  selbst  wie  mit  den  thatsidhlichen 
Verhältnissen    im   Einklänge.     Den  Namen   der  Helvetier   hat   man   freilich  im 
Eingange  des  Capitels  herstellen   woUen,    wo  die  Hdsohr.    rify  «T  ijrl   t^  *Pn^ 
ngwoi    Ttiy  aTtarrtov  oixoi'Oiv  Ahoianot^    .tcc^'   ok  €/<Ry   ol  Tniyai   rov    norufAOV 
bieten.    AUein  in  den    höheren  Alpenregionen  wohnten  die  Helvetier  nichts    am 
wenigsten  an  den  RheinqueUen ;  es  ist  Ttowoi  rtiy  'Pa  i  r  10  y  oixmkn  uiiiMoyrtoi  za 
lesen :  denn  dort  lagen  die  Wohnsitze  der  Lepontier  (Cäsar  b.  0.  IV.  10),  welche 
Strabo  selbst  IV,  206  zu  den  Raetem  rechnet,  während  er  sie  IV,  204  überhaupt 
zu  den   kleinen   räuberischen  Alpen  Völkern  zählt  {xati^^iiywa  r^  *ind£ay  iy  roTc. 
rt^a&fv  x^oroi^j  wo  xararg^^^oyTa  zu  verbessern  ist)^ 


Der  Grenzstein  des  Pagus  Camcam.  87 

PP  •  STAT  •  MAIENS  •  XXXX  CALL  • 

weiht  der  Diana  einen  Altar.  Die  Statio  Maiensis,  deren  Vorstand 
der  Genannte  war,  ist  nicht  Mais  bei  Meran^);  denn  die  quadra- 
gesima  Galliarum  konnte  doch  nicht  in  Tyrol  erhoben  werden, 
sondern  Magia^)  an  der  Strasse,  welche  vom  Bodensee  nach  Chur 
führte,  jetzt  Maienfeld  auf  dem  rechten  Rheinufer  in  Graubündten ; 
Magia  lag  in  Rhaetien,  das  Hauptzollamt  wird  am  linken  Rheinufer 
auf  Helvetischem  Grund  und  Boden  im  Bereiche  des  Gallischen  Steuer- 
districtes  sich  befunden  haben,  und  ward. nach  der  Strassenstation  be- 
nannt; man  braucht  es  aber  nicht  gerade  Maienfeld  gegenüber  zu 
suchen').  Anzunehmen  die  gallische  Steuergrenze  sei  weiter  vorge- 
rückt worden  bis  in  das  Gebiet  der  Provinz  Rhaetien,  weil  man 
erkannte,  wie  unpraktisch  eine  Zolllinie  a'd  fines  an  der  Thur  war, 


1)  Der  Name  würde  aUerding^  paasen,  oastrum  Maiense  heisst  der 
Ort  bei  Meran  in  mittelalt.  ürkanden,  aber  die  Inschrift  ist  nicht  dort  gefunden; 
dass  ein  ZoUbeamter  einmal  sich  von  seinem  Posten  entfernt,  hat  nichts  Auf- 
faUendes,  seine  Station  braucht  man  nicht  in  Tyrol  zu  suchen,  sie  kann  ebenso- 
gai  in  einer  angrenzenden  Provinz  sich  befunden  haben. 

2)  Die  Station  Magia  war  nach  der  Peutingerschen  Charte  16  römische 
Meilen  von  Chur  entfernt,  und  schon  deshalb  darf  man  sie  nicht  mit  EeUer 
(BCitth.  der  Züricher  Gesellsch.  XY,  S.  69)  nach  dem  viel  weiter  entfernten  Seh  an 
verlegen;  wenn  sich  dort  Reste  eines  römischen  Kastells  finden,  so  setzt  dies 
nicht  nothwendig  eine  Strassenstation  voraus.  Die  angegebene  Entfernung  (16  MP) 
wie  der  Name  sprechen  entschieden  für  Maienfeld,  indem  dem  keltischen  Ka- 
men der  entsprechende  deutsche  hinzugefügt  ward.  Keller  bemerkt,  der  ältere 
Name  von  Maienfeld  sei  Lupinum ;  man  vergl.  die  Urkunde  über  die  Einkünfte  des 
Bisthoms  Chur  bei  Planta  S.  522  c«rtis  Lupinis  (nachher  525  ecclesia  in 
Lnpino),  aber  sollte  nicht  Lupinum  nur  der  bischöfliche  Hof,  der  zu  Maienfeld 
gehörte,  geheissen  haben.  —  Das  Itiner.  Ant.  S.  1S2  nennt  zwischen  Brigantia 
and  Curia  keine  Stationen  und  begnügt  sich  den  Weg  auf  L  MP  anzugeben, 
was  mit  den  LI  r.  Meilen  der  Tab.  Peut.,  aber  nicht  recht  mit  der  wirklichen 
Entfernung  (siehe  KeUer)  stimmt. 

8)  Vielleicht  befand  sich  das  Zollamt  weiter  oberhalb  Maienfeld  an  der 
ilteren  Rheinbrücke,  Zollbrücke  genannt,  weil  ehemals,  ich  glaube  von  Grau- 
bündten, hier  Zoll  erhoben  wurde.  Natürlich  darf  man  sich  nicht  auf  diesen 
Namen  berufen,  sondern  auf  die  Thatsache,  dass  der  Zug  der  alten  Strassen, 
Flnssüberg&nge  u.  s.  w.  im  Mittelalter  bis  auf  die  neuere  Zeit  meist  unver- 
.  ändert  beibehalten  ward.  Da  hier  die  Strasse  vom  WaUensee  einmündete  und  die 
Verbindung  der  innem  Schweiz  mit  Chur  und  mit  Brigantia  vermittelte,  war 
dies  die  passendste  SteUe  zur  Erhebung  des  Zolles. 


SS  Der  Gr^oatein  des  P^us  Cmmeum. 


ist  Didit  vahrsrheiiilidi  >X  Die  Römer  mit  ihiem  klaren  Bück  fär 
die  neakn  Verfaihnisse  wussten  in  soldien  Dingen  ^eich  dis  Rechte 
m  treffend 

Die  Siaaion  der  Strasse  an  der  Thor  lag  an  einer  Gangrenze; 
HdTeUen  i^äel  in  4  Gane  (Cäsar  b.  G.  I,  12);  drei  Namen  sind 
bdamnt,  pagas  Tigarinns  (Cäsar  I,  12k  Verbigenas  (Cäsar  I,2~, 
StimboVn.  »3V  Toagenns  (Strabo  VU.  293,  IV,  192,  aber  nordie 
Lage  des  p.  Tigurinns  ist  durch  eine  Inschrift  i^Mommsen  Insc.  HHt. 
159)  ermittdt^  er  amfasste  den  westlichen  Thetl  der  Landschaft  mit 
ATenticnm.  Do*  Tierte  Drstrict.  dessen  Name  unbekannt  est«  mag  den 
Strich  roa  der  Scatzon  ad  fines  bis  znm  Rhein  nm£i^  hab»:  die 
Ostschweiz  tritt  natnrgemäss  in  der  Periode  der  römisdien  Herrschaft 
entschiedn  znrack. 

In  da  letzten  Zeiten  des  romischen  Reiches  moss  aOcfdings  die 
Grenze  der  Pr^Ttnz  Rhaetien  Aber  den  Rhein  bis  zur  Station  ad  fines 
verleg  worden  senL  weQ  nach  der  Xotitia  dignitatnm  t.Occ  S. 
109  der  BcMkhabef  der  cohors  Hercnlea  Pann*>niornm  zu 
Arbi^n  zw  den  UBtCRebenen  des  Dnx  Rhaetiae  gehört.  Diese 
Veriodanxa;  trat  oAenbar  mter  der  Reetenm:?  DiodetiajD^  ggawn  Ende 
des  3.  JakriL  ein:  denn  das  Itinerarinm  Ant^nisr.  weiches  ehen 
üi  dsesor  Zeit  eise  afaschlies>ende  Redactitxt  erfahr^  kennt  berects  dse 
na»  EbirlciLCnK:  dije  Encfienong  zwischen  Brigaatia  und  Arbor 
felix.  eäesso  zwisdien  dKser  Statii»  izod  ad  Haes  wtni  wie  her- 
küMBjnLeft  ixach  fi>flHschen  Meäen  bestöuBt^  Ton  ad  fiaes  aach  Vito- 
JEram.  Viadomssa  mi  weiter  westwärts  wtni  nach  Leuen  ge- 
redbKC  ^  :   iies   beweise*   •ift5i>  <ier  «Stäche  Strick  der  Schweiz  ucht 


Froibsr  •&  5di'P<ia  in  r^jüiL  Zins  5.  ?)  Ims  Ifonumer  <lbt  Ij^ps  ^tü  s^.  X:^«Br- 

ptmHBHOL.  iaguL  mm.  ^staasmai  Xa^ia  t«c«igsc  vmMn  mdi  :saomt  tu  iur  uiia«ettnÄ 
^ensBt  lemün  ^-ini^igpit  wraazxcj:rL   JL)«r  «ql  Zatfl^manttr  tsum.  yfi  m»tt  jrnL.   «ed 

r.  Wf    Bis    nacarthmia.  T^nslässime   swn   r=</«^aisiiii    uia»    aHUwäraüniA 
lonufiUBu    ~^mäE 'S»   BDxxxbc  laca.    A:ri«-A  v»9x«   ia*i   3.#yj^  inc«ra.   «otir».   -nur 


Der  Grensstein  des  Psgus  Garaonin.  89 

mehr  zu  Gallien  gehört.  Die  Leuga,  das  alte,  gallische  Wegemaass, 
ward  erst  im  Anf.  des  3.  Jahrh.  officiell  in  einem  Theile  der  gallischen 
und  in  den  germanischen  Provinzen  eingeführt  durch  Se  verus  %  der  als 
eine  durchaus  soldatische  Natur  vor  allem  für  die  Wiederherstellung 
der  Hilitärstrassen  Sorge  trug^).  Das  Aufgeben  des  einheitlichen 
Wegemaasses  ist  ein  deutliches  Symptom  der  zunehmenden  Zersetzung 
des  römischen  Reiches,  eine  Goncession,  welche  man  den  separatisti- 
schen Bestrebungen  der  Provinzen  machte.  Die  Lostrennung  des  öst- 
lichen Bezirkes  der  Schweiz  erfolgte  nicht  gleichzeitig,  sondern  später. 
Während  Diocletian,  um  ein  strafferes  Regiment  durchzuführen,  sonst 


Trier  in  4  Abschnitte,  der  2.  geht  bis  Angusta  Yindel.,  der  3.  bis  ad 
fines,  der  letzte  bis  Trier;  bei  den  ersten  drei  wird  di^  Summe  der  Meilen 
mit  MPM  angegeben,  bei  dem  letzten  Abschnitte  leugae  hinzugefügt.  Ebenso 
S.  111,  wo  die  einzelnen  Stationen  des  4.  Abschnittes  verzeichnet  werden:  Yin- 
donissa  leugas  mpm  XXX,  d.  h.  von  ad  Fines  bis  Vindonissa  sind 
so  Lengen,  mpm  wird  hier  dorch  leugae  erklärt;  denn  S.  116,  wo  für  die- 
selbe Strecke  leugae  und  MP  neben  einander  verzeichnet  sind,  beträgt  die 
Entfernung  46  röm.  Meilen.  —  Ebenso  wird  die  Route  von  Pannonieu  nach 
Xanten  in  6  Abschnitte  zerlegt;  der  8.  Abschnitt  geht  von  Augsburg  bisStrass- 
burg,  S.  116  ff.,  dieser  wird  bis  ad  fines  nach  MP,  von  da  über  Winterthur 
und  Windisch  nach  Strassburg  nach  MP  und  Leugen,  von  Strassburg  bis  Bonn 
nur  nach  MP,  von  Bonn  nach  Xanten  nur  nach  dem  gallischen  Wegmasse  be- 
stimmt. 

1)  Der  Rechnung  nach  Lengen  begegnen  wir  zum  ersten  Male  bei  den 
BCeilensteinen  des  Severus  aus  den  J.  202—205,  man  vergl.  die  Schweizer  Mei- 
lenieiger  Insor.  flelv.  333.  334.  In  der  Schweiz  behauptet  sich  jedoch  daneben 
aooh  noch  das  ältere  System,  wie  die  in  den  J.  235—8  und  240  gesetzten  Meilen- 
steine n.  224.  225.  226  beweisen.  In  Germanien  kommt  die  Zählung  nach  Leugen 
snm  ersten  Male  auf  dem  Steine  bei  Zülpich  (GIR.  1984)  vor,  der  zwischen  Fe- 
bruar d.  J.  211  und  Febr.  212  unter  der  Regierung  des  GaracaUa  und  Geta 
gesetzt  ist.  Irrig  versetzt  man  diesen  Stein  in  die  Zeit  des  Severus  (202 — 5): 
denn  wäre  Severus  genannt  gewesen,  dann  würden  seine  Mitregenten  einfach  ge- 
nannt, nicht  aber  mit  dem  Zusätze  SEVERI  AVC  FiL  eingeführt  werden. 
E^  fehlt  am  Eingange  nur  eine  Zeile.  Schwierigkeit  macht  Z.  3  IMP  \  COS', 
wie  Brambaoh  liest,   während  Eick     I  ^  M  ^  I     COS  *    giebt.     Es    müsste 

IMP  *  II  heissen,  dies  steht  aber  nicht  auf  dem  Steine,  der  vielmehr  iV  ^  X 
KU  bieten  scheint.  Das  kleine  Bruchstück  dieses  Meilenzeigers  gehört,  wie  ich 
glaube,  zu  einem  anderen  Steine. 

2)  Zahlreiche  Meilensteine  bekunden  die  Verdienste^   welche  Severus  sich 
in  dieser  BeziAung  erwarb. 


40  Der  Grenzstein  des  Pagus  Caraonm.     ^ 

die  alten  Provinzen  theilt  und  ihren  Umfang  verkürzt,  ward  Rhaetien, 
dessen  Gebiet  bedeutende  Einbusse  erlitten  hatte,  vergrössert:  doch 
gaben  wohl  militärische  Rücksichten  den  Ausschlag;  es  galt  die  Ufer 
des  Bodensees  wirksam  gegen  die  Angriffe  der  deutschen  Stämme  zu 
vertheidigen  *) ;  dies  war  nur  möglich,  wenn  man  die  Einheit  des  Mi- 
litärcommandos  in  dieser  Gegend  herstellte :  so  ward  die  Ostschweiz 
zu  Rhaetien  geschlagen.  l5iese  neue  Organisation  mag  dem  J.  291 
angehören. 
Gauf^enze  Das  Quellgebiet  des  Rheines  und  der  Rhone  berühren  sich  un- 

vih  ^^i^T  ™t*^^*^*^5  daher  ist  es  wohl  gestattet  am  Schluss  dieser  Wanderung 
'  noch  einen  kurzen  Abstecher  in  das  obere  Rhonethal  zu  machen.  Hier 
weist  der  Name  des  Waldes  von  Pfyn  oberhalb  Sieders  unzweifel- 
haft auf  eine  Gangrenze  hin,  wie  ja  der  Wald  nicht  selten  die  natür- 
liche Mark  zwischen  Völkern  oder  Gauen  ist.  Bei  Pfyn  war  offenbar 
die  Grenze  zwischen  der  civitas  der^  Seduni  und  der  vierten  ver- 
schollenen civitas  der  Va  11  is  Poenina*);  auch  hier  ist  der  östliche 
Strich  der  am  wenigsten  bekannte.  Vielleicht  gab  die  Völkerschaft 
der  Viberi  oder  Vberi,  welche  nach  Plinius  an  den  Quellen  der 
Rhone  sesshaft  war^),   diesem  Districte  den  Namen;    dafür   spricht 


1)  Wenn  Eumenios  Paneg.  auf  Constantius  c.  8  im  J.  296  schreibt:  por- 
rectis  usqne  ad  Danuvii  capat  Germaniae  Rhaetiaeque  limitibus, 
so  ist  dies  rednerische  Aussohmückang.  Ebenso  wenn  Mamertinus  Paneg.  9  von 
Diodetian  sagt:  ingi^essus  est  nuper  illam,  quae  Raetis  est  objecta 
Germaniam,  similiqne  virtute  Romanum  limitem  protulitt  oder  im 
G^nethL  5:  transeo  limitem  Raetiae  repentina  hostiam  clade  pro- 
motum.  Hier  wird  momentanen  Erfolgen  eine  Bedeutung  beigelegt,  die  sie  in 
der  That  nicht  hatten. 

2)  Woranf  Marqnardts  Angabo  (Rom.  Staatsverwaltung  I,  S.  128  n.  7),  die 
4.  civitas  sei  Yilleneuve  am  Genfersee  gewesen,  sich  gründet  weiss  ich  nicht. 

8)  Plinius  m,  134:  Lepontiorum  qui  Vberi  (dieHdschr.  auch  Viberi 
oder  nachher  Juberi)  vocantur  fontem  Rhodani  (accolunt)  eodem 
Alpium  tractu,  d.  h.  wo  auch  der  Rhein  entspringt,  den  Plinius  vorher 
nennt;  es  ist  daher  unzulässig  Aeni  st.  Rheni  zu  schreiben.  Der  Name  Vberi 
verbirgt  sich  wohl  in  einer  Stelle  des  Cato,  welche  Nonius  (gelu)  aus  dem 
2.  Buche  des  Origines  anfuhrt:  libri  (oder  libyi)  qui  aquatum  et  lignatum 
videntur  ire.  Es  ist  vielleicht  zu  schreiben  Viberi,  quum  aquatum  eunt^ 
lignatum  videntur  ire:  securim  atque  lorum  ferunt,  gelum  cras- 
sum  excidunt,  eam  loro  conligatum  auferunt.  Dass  hier  der  Name 
eines  Volkes  genannt  war  ist  klar,  aber  der  Vorschlag  Libui  ist  unzulässig, 
denn  diese  wohnten  in  der  Ebene  des  Po;  hier  war  von  einem  Volke  in  den  Hoch- 


Der  GroDzstein  des  Pagus  Gftraoum.  41 

einigermassen  die  Aufzählung  der  von  Augustus  besiegten  Alpenvöl- 
ker  in  der  Inschrift,  welche  Plinius  mittheilt:  Lepontii,  Vbojri, 
Nantuates,  Seduni,  Veragri;  nur  mussten  die  Nantuates 
nach  den  Seduni  genannt  werden,  vielleicht  hat  Plinius  oder  ein 
Abschreiber  die  richtige  Folge  der  Namen  geändert. 

Nachträglich  sei  bemerkt,  dass  Hr.  Mayers  die  ursprüngliche  Stelle 
des  S.  10  Anm.  1  erwähnten  Steines  jetzt  genau  ermittelt  hat.  Wegen 
der  Inschrift  selbst,  die  sich  wegen  der  Unklarheit  einzelner  Buchstaben 
durch  den  Druck  nicht  genau  wiedergeben  liess,  verweise  ich  auf  die 
Zeichnung  Taf.  I,  2. 

Bonn. 

Theodor  Bergk. 

alpen  die  Rede,  welches  Cato  nur  von  Hörensagen  kannte ;  denn  dies  Mittel  sich 
Wasser  zu  verschaffen  mochte  t^ohl  unter  üinst&nden  angewendet  werden,  war 
aber  natürlich  nicht  tägliche  Gewohnheit.  Cato  hatte  in  jenem  Bache  genauer 
über  die  Alpenvölker  gehandelt,  Plinius,  der  ihn  zweimal  im  8.  Buche  anführt, 
scheint  ihm  hier  vorzugsweise  gefolgt  zu  sein. 


2.    Der  Vicus  Ambitarviu8. 

Ueber  die  Lage  des  Vicus  Ambitarvius,  der  nur  einmal  bei 
Sueton  mit  Berufung  auf  den  älteren  Plinius  erwähnt  wird,  ist  viel- 
fach verhandelt  worden,  ohne  dass  die  Frage  bereits  endgültig  ent- 
schieden wäre.  Ein  neuer  Versuch  das  Problem  zu  lösen  dürfte  wenig- 
stens nicht  von  vornherein  als  überflüssig  erscheinen. 

Durch  Sueton  erfahren  wir  0,  dass  es  über  den  Geburtsort  des 


1)  Die  Stelle  des  Sueton  Calig.  c.  8  ist  für  die  ganze  üntertuebong  von 
hervorragender  Bedeutung,  ich  füge  sie  daher  hier  bei:  C.  Caesar  nattM  est 
pridie  Kl.  Sept.  patre  suo  et  C  Fonteio  Capitone  coss.  Ubi  natus  sit,  ineerhim 
diversitas  tradentium  facit.  Cn.  Lentülus  GaettUicus  Tibttri  genitum  scrUnt,  PU- 
nius  Secundus  in  Treveris  vico  Ätnbitarvio  supra  confluentes:  addit  etiam  arffu- 
mento,  araa  ibi  ostendi  inseriptas:  oh  Agrippinae  Puerperium,  Versiculi  impe- 
rante  mox  eo  divulgati  apttd  hiberruM  legianes  (richtiger  Beroaldus  apud  hi- 
berna  legionum)  procreatum  indieant: 

In  caetris  natus,  patriis  nutritus  in  armis  ^ 

lam  designati  principis  omen  erat, 
Ego  in  actis  Änti  editum  invenio.  Gnetulicum  refeüit  Plinius  quasi  mentitum 
per  adtdationem,  ut  ad  laudes  iuvenis  gloriosique  principis  aliquid  etiam  ex  urbe 
HerciUi  sacra  sumeret,  ahusumque  audentius  mendaeio^  quod  ante  annum  fere 
natus  Germanico  fUius  Tiburi  fuerat,  appeUatus  et  ipse  C.  Caesar;  de  cuius 
amabüi  pueritia  immaturoque  obitu  supra  diximus.  Plinium  arguit  ratio  tempo- 
rum,  Nam  qui  res  Äugusti  memoriae  mandaverunt,  Germanicum  exacto  consu- 
latu  in  Gääiam  missum  consentiunt,  iam  nato  Gajo,  Nee  Plini  opinionem  in- 
scriptio  arae  quicquam  adiuverit,  cum  Agrippina  bis  in  ea  regione  ßias  enixa 
sitf  et  qualiscumque  partus  sine  uüo  sexus  discrimine  puerperium  vocetur^  quod 
antiqui  etiam  pueUas  pueras  sicut  pueros  pueUos  dictitarent  Extat  et  Augusti  epi- 
siukkf  ante  paueos  quam  obiret  menses  ad  Agrippinam  neptem  ita  scripta  de  Gaio  hoe 
(neque  enim  quisquam  iam  alius  infans  nomine  pari  tunc  supererat):  ^Puerum  Gaium 
XV.  Kl.  lun.  si  dii  wleni  ut  ducerent  Talarius  et  AsiüiuSy  heri  cum  iis  constitui.  Mitto 
praeterea  cum  eo  ex  servis  meis  medicum,  quem  seripsi  C^ermanico  si  veUet  ut  reti- 
neret.  Välebis,  mea  Agrippina,  et  dabis  operam  ut  välens  pervenias  ad  Germa- 
nicum tuum.*  Abunde  parere  arbiträr,  non  potuisse  ibi  nasci  Gaium,  quo  prope 
bimülus   demum  perductus  ab  urbe  sit,    Versiculorum  quoque  fidem  eadem  hcuc 


Der  VicuB  Ambitarvius.  48 

C.  Galigola  sehr  abweichende  Nachrichten  gab :  Tibur,  Antium,  endlich 
ein  kleiner  Flecken  im  Lande  der  Treveri,  der  vicus  Ambitarvius 
werden  genannt  Lentulos  Gaetulicus,  ein  Zeitgenosse  des  Caligula, 
hatte  aus  Schmeichelei,  wie  Plinius  behauptet,  Tibur  als  seine  Vater- 
stadt bezeichnet  ^) ;  zugleich  liegt  wohl  eine  nicht  ganz  absichtslose 
Verwechselung  mit  einem  älteren  früh  verstorbenen  Bruder  des  Gali- 
gula  Tor,  der  ebenfalls  Gajus  hiess,  und  wirklich  in  Tibur  geboren 
war  *).  Plinius,  der  seinen  Vorgänger  berichtigt,  irrt  in  anderer  Weise  ^); 
indem  er  der  frühzeitig  aufgekommenen  Vorstellung  folgt  ^),  Caligula  sei 
im  Feldlager  seines  Vaters  Germanicus  geboren  und  aufgewachsen,  verlegt 
er  auf  eigene  Gefahr  die  Geburt  des  nachmaligen  Kaisers  in  den  vicus 
Ambitarvius.  Dort  hatte  Agrippina  zweimal  ihrem  Gatten  ein  Kind 
geschenkt,  wie  inschriftliche  Denkmäler  an  eben  dieser  Stätte  be- 
zeugten '^).  Plinius,  der  mehrere  Jahre  im  germanischen  Heere  gedient 
hatte,  kennt  die  Oertlichkeit  offenbar  aus  eigener  Anschauung,  und 
berief  sich  auf  jene  Inschriften  zur  Unterstützung  seiner  Hypothese, 
die  jedoch  mit  der  Chronologie  unvereinbar  ist,  wie  Sueton  zeigt,  der 
sich  hier,  wie  anderwärts  als  gründlicher  und  gewissenhafter  Forscher 
bewährt*).   Caligula   ist   den   31.  August  des  J.  12    zu  Antium  ge- 


ekvant  et  eo  facüius,  qtwd  %i  sine  auctore  sunt.  Sequenda  est  igitur,  quae  sola 
restat,  publiei  instrumenti  auctaritaSf  prttesertim  cum  Gaius  Äntium,  omnihus 
semper  locis  atque  secessibus  praelatum,  non  cUiter  quam  natale  solum  dilexerit, 
tradeUurque    etiam   sedem  ac  domicüium  imperii  taedio  urbis  transfere  eo  de8t%^ 

1)  Wahrscheinlich  in  einem  Gedichte,  wo  sich  Gelegenheit  darbot,  die 
•agenhaften  Anfange  der  Stadt  Tibur  mit  der  Geburt  des  Fürsten  zu  verknüpfen. 

2)  Die  Stelle  des  Sueton  ist  durch  Ausfall  eines  Wortes  verdunkelt;  man 
niuss  lesen:  quod  ante  annum  fere  natus  Germanico  filius  Tiburi 
(mortuus)  fuerat.  Dieser  durch  seine  Schönheit  ausgezeichnejbe  Knabe  starb 
im  Alter  von  6  oder  7  Jahren  (puerascens,  Sueton  c.  7)  im  J.  11,  war  also 
ongefahr  im  J.  4  geboren. 

3)  Plinius  wird  in  der  Geschichte  der  germanischen  Kriege,  die  er  schon 
als  Reiterofficier  in  dieser  Provinz  (um  d.  J.  46  ff.)  begann,  aber  erst  nach  dem  Tode 
seines  Freundes  Pomponius  Secundus  herausgab,  über  den  Geburtsort  des  Gali- 
gola gesprochen  haben. 

4)  Schon  beim  Regierungsantritte  des  Caligula  war  dies  in  den  anonymen 
Versen,  die  Sueton  anführt,  ausgesprochen. 

6)  Diese  wohl  der  Juno  Lucina  geweihten  Altäre  hat  wahrscheinlich  Ger- 
manicus selbst  aus  Piet&t  gestiftet,  nicht  wi#  Hübner  (Jahrb.  XLII,  S.  148)  an- 
nimmt, ein  Legat  aus  Devotion  gegen  das  kaiserliche  Haus. 

6)  Tacitus  folgt  dem  Plinius,    dessen  Geschichte  der  germanischen  Kriege 


44  Der  Yicos  Ambitanriiu. 

boren  i),  wie  Saeton  aus  dem  römischen  Staatsanzeiger  berichtet,  der  in 
solchen  Dingen  volle  Glaubwürdigkeit  beanspruchen  darf.  Germanicos, 
nachdem  er  im  Herbst  des  J.  11  mit  Tiberius  aus  Germanien  nach 
Bom  zurückgekehrt  war'),  bekleidet  im  Jahr  12  das  Gonsulat  und 
geht  erst  im  folgenden  Jahre  als  Statthalter  nach  Gallien  *),  folglich 
kann  auch  Galigula  nicht  im  Gebiet  der  Treveri  oder  im  Lager  am 
Rhein  geboren  sein,  wie  Sueton  sehr  richtig  bemerkt  ^). 

Unmittelbar  nach  Ablauf  seines  Gonsulates  im  J.  12  begab  sich 
Germanicus  wieder  an  den  Rhein,  um  die  Verwaltung  der  gallischen 
und  germanischeft  Provinzen  zu  übernehmen.  Hier  verweilte  er  4  Jahre 
von  13—16  mit  kurzer  Unterbrechung;  denn  den  Winter  13/14  hat 
Germanicus  oflTenbar  in  Rom  zugebracht').  Im  Frül^'ahr  14  kehrt  er 
in  seine  Statthalterschaft  zurück ;  im  Laufe  des  Sommers  folgte  ihm 
seine  Gemahlin  mit  dem  jüngsten  Sohne  Galigula  *),  und  blieb 
fortan  seine  treue  Begleiterin.  Im  Spätjahr  14  ist  Agrippina  an  der 
Seite  ihres  Gatten  mitten  unter  den  meuterischen  Soldaten  in  Cöln  '^, 
und  fügt  sich  nur  ungern  den  eindringlichen  Vorstellungen  des  Ger- 
manicus und  seiner  Freunde,  welche  ihre  Entfernung  forderten.  Im 
folgenden  Jahre  15  verweilt  Agrippina  in  Xanten,  da  sie  natürlich  an 


er  Ann.  I,  69  anfuhrt  and  fleissig  benutzt  haben  wird,  wenn  er  den  Knaben, 
der  eben  erst  mit  seinen  Aeltern  das  Lager  der  germanischen  Legionen  be- 
treten hatte,  als  Liebling  der  Soldaten  schildert,  s.  Ann.  1,  44  rediret  legio- 
nnm  alumnus,  und  noch  bestimmter  I,  41  infans  in  castris  genitns,  in 
contubernio  legionum  ednctus,  quem  militari  vocabulo  Caligu- 
lam  appellabant,  quia  plorumque  ad  ooncilianda  vulgi  studia 
eo  tegmine  pedum  induebatur. 

1)  8.  Sueton.  Der  Geburtstag  ist  auch  in  einigen  Galendarien  verzeichnet, 
8.  G.  Inscr.  Lat.  I,  S.  400. 

2)  Dio  Cassius  LVI,  25. 

8)  Sueton:  Germanicum  exacto  consulatu  in  Galliam  missam 
oonsentiunt. 

4)  Galigula  war  beinahe  zwei  Jahr  alt  (prope  bimnlus),  als  er  Rom  mit 
seiner  Mutter  verliess. 

5)  Dies  ist  nicht  überliefert,  ergiebt  sich  aber  mit  voller  Sicherheit  dar- 
aus, dass  Agrippina  im  Spätjahre  14  eines  Kindes  genass. 

6)  Im  Mai  ist  Agprippina  noch  in  Rom.  die  Abreise  war  auf  den  18.  Mai 
festgesetzt.  Augustus  Färsorge  zeigt  sich  in  dem  Briefe,  welchen  Sueton  mit- 
theilt; er  wählt  selbst  für  den  jui^^en  Sohn  des  Germanicus  zwei  Begleiter  aus, 
und  giebt  ausserdem  einen  seiner  Aerzte  mit.  . 

7)  Taoit  Ann.  I,  40  ff. 


Der  Vions  Ambitarvius.  45 

dem  Feldzuge  nicht  theilnehmen  konnte,  und  bewährt  ihren  männ- 
lichen Math,  indem  sie  in  einem  gefährlichen  Momente  das  Ab1)rechen 
der  Rheinbrttcke  verhinderte  ^).  Die  beiden  Töchter,  welche  Agrippina 
während  dieser  Zeit  ihrem  Gatten  schenkte,  worden  im  vicus  Am- 
hitarvius  geboren.  Hier  befand  sich  offenbar  eine  kaiserliche  Villa, 
ein  sogenanntes  Praetorium,  welches  dem  Statthalter  und  seiner 
Familie  jeder  Zeit,  besonders  während  des  Winters  einen  behaglichen 
Aufenthalt  darbot'). 

Germanicus  hinterliess  drei  Söhne  und  ebensoviel  Töchter,  Agrip- 
pina, Drusilla  und  Livilla,  alle  drei  rasch  nacheinander  geboren*), 
LiviUa  im  Frühling  des  Jahres  18  auf  der  Insel  Lesbos  an  der  Küste 
Eleinasiens  ^),  da  Agrippina  ihren  Gatten  auch  auf  seiner  letzten  Reise 
in  den  Orient  begleitete,  die  beiden  anderen  in  der  kaiserlichen  Villa 
im  fernen  Keltenlande  ^).  So  berichtet  Sueton,  während  Tadtus  Göln 
als  Geburtsort  der  jungem  Agrippina  bezeichnet  *). .  Auch  hier  liegt 
eine  abweichende  Ueberlieferung  vor,  und  es  wäre  vergebliche  Mühe 
diesen  Widerspruch  auf  künstliche  Weise  auszugleichen  7).    Wir  wer- 


1)  Tacit.  Ann.  I,  69.  Dass  das  wachsende  Ansehen  der  Agrippina  beim 
Heere  den  Argwohn  des  Tiberius  erregte,  dürfen  wir  dem  Tacitus  wohl  glauben. 

2)  Der  Ort  ward  als  der  geeignetste  fQr  Agrippinas  Znstand  gewählt;  dass 
sie  hier  zweimal  die  Wochen  abhielt,  schliesst  jeden  Gedanken  an  zufaUige 
Ueberraschung  auf  der  Reise  aus. 

3)  Sueton:  continuo  triennio  natae.  Agrippina  ist  als  die  älteste 
nach  der  Mutter  benannt.  Zur  Bestätigung  dient  auch  die  Bronzemünze  des 
CaUgnlat  welche  seine  drei  Schwestern  darstellt,  Drusilla  steht  in  der  Mitte,  Agrip- 
pina zu  ihrer  Rechten,  Julia  (Livilla)  zur  Linken,  s.  Cohen  Eaiserm.  I,  S.  148, 13. 

4)  Taoit.  Ann.  II,  54  (uovissimo  partu  edidit).  Bei  dem  Triumphzuge 
am  26.  Mai  d.  J.  17  war  Germanicus  von  6  Kindern  begleitet  (currus  quin- 
queliberis  onustus),  3  Söhnen  und  2  Töchtern;  Tacit.  II,  41.  Drusilla  wird 
damals  bereits  im  zweiten  Jahre  gestanden  haben. 

5)  Die  Worte  des  Sueton:  cum  Agrippina  bis  in  ea  regione  filias 
enixa  sit  weisen  auf  das  Vorangehende:  in  Treveris  vico  Ambitarvio 
■  npra  conflnentes  zurück. 

6)  Taoit.  Ann.  XII,  29:  in  oppidum  Ubiorum,  in  quo  genita  erat, 
▼eteranos  coloniamque  deduci  impetrat. 

7)  Man  müsste  annehmen,  dass  Agrippina  drei  Töchter  während  der  J. 
14«-16  geboren  habe,  im  yious  Ambitarvius  im  Spätjahr  14  ein  Kind,  wel- 
ches alsbald  gestorben  sein  müsste  (nach  Sueton  c.  7  waren  allerdings  von  den 
9  Kindern  des  Germanicus  duo  infanies  adhnc  rapti)  und  wieder  im  Spät- 
jahre 16  ebendaselbst  die  Drusilla,  dazwischen  am  6.  Nov.  16  die  Agrippina 
zu  Coln.  Allein  aus  Tadtus  Ann.  II,  26  geht  herror,  dass  Germanicus  im  Spät- 


46  [  Der  Yicoa  AmbiiaryiaB. 

den  uns  auch  hier  für  Sueton  entscheiden,  der  die  Geschichte  des 
kaiserlichen  Hauses  sorgfältig  studirt  hatte,  während  Tacitus  nur  be- 
richtet, was  man  sich  im  Jahre  50  zu  Rom  erzählte  ^).  Das  lebhafte 
Interesse,  welches  Agrippina  für  die  Ansiedelung  römischer  Golonisten 
bei  den  Ubiern  bezeigte,  leitete  man  daraus  ab,  dass  die  Fürstin 
in  der  Stadt,  welcher  sie  damals  ihren  Namen  gab,  geboren  sei.  In* 
direkt  bestätigt  übrigens  Tacitus  selbst,  die  Richtigkeit  der  andern 
Ueberlieferung  durch  seine  anschauliche  Schilderung  des  Au&tandes 
der  Legionen  am  Niederrhein  im  J.  14. 

Das  Geburtsjahr  der  Agrippina  ist  nicht  überliefert,  wohl  aber  ihr 
Geburtstag  der  6.  November  ^.  Die  gewöhnliche  Ansicht,  Agrippina  sei 
im  J.  16  geboren,  ist  unstatthaft,  denn  dann  müsste  ihre  jüngere 
Schwester  Drusilla  früher  geboren  sein  *).  Als  Augustus  am  19.  August 
des  J.  14  gestorben  war,  brach  sofort  in  den  Lagern  Pannoniens  und 
Germaniens  die  Meuterei  aus.  Dem  Aufstande  der  pannonischen  Legio- 
nen machte  die  Mondfinstemiss  des  26.  "September  rasch  ein  Ende.  Am 
Rhein  kostete  es  mehr  Zeit  und  Anstrengung  den  Aufstand  zu  däm- 


jähr  16  nach  Rom  zurückkehrte,  den  Feierlichkeiten,  welche  fine  anni  ihm  zu 
Ehren  statt  fanden  (II,  41),  wohnte  er  offenbar  persönlich  bei.  Aach  sprechen 
die  arae,  welche  ob  Agrippinae  Puerperium  im  vicus  Ambitarvius 
errichtet  waren^  gegen  einen  ungünstigen  Ausgang. 

1)  Es  wiederholt  sich  derselbe  Irrthum,  den  wir  bei  der  Geburt  des  Cali- 
gula  finden.  Das  Andenken  an  den  Grossvater  Agrippa,  der  mit  Recht  als  der 
Gründer  der  übierstadt  gelten  konnte  (vergl.  Tacit.  German.  28,  wo  auch  der 
Name  der  späteren  Colonie  im  Widerspruch  mit  den  Annalen  von  Agrippa, 
nicht  von  Agrippina  abgeleitet  wird,  denn  es  ist  unzulässig  conditor  von 
der  Enkelin  zu  verstehen),  sowie  eigene  Erinnerungen  aus  der  ersten  Jugend, 
(Agrippina  wird  mit  ihrer  Mutter  öfter  in  Göln  gewesen  sein),  reichen  voll- 
kommen ans,  um  dies  Interesse  zu  motiviren. 

2)  Der  Kalender   von  Antinm   verzeichnet   an   diesem  Tage    AGRIPP  ' 

IVL  •  N AT  • 

8)  Nor  Froitzheim  (PhiloL  31,  S.  185)  bestimmt  das  Geburtsjahr  richtig, 
w&hrend  Ritter  (in  d.  Jahrb.  XX  XY,  S.  1  ff.)  für  Agrippina  das  J.  18,  für  Dru- 
silla 14,  für  Livilla  15/16  ansetzt,  um  die  Ansprüche  Cölns  und  des  vicus  Ambi- 
tarvius aof  die  Töchter  des  Germanicus  gleichmässig  aufrecht  zu  erhalten; 
aUein  die  Thatsache,  dass  Livilla  im  J.  18  auf  Lesbos  geboren  wurde,  ist  so 
vollgültig  bezeugt,  dass  man  daran  nicht  rütteln  darf.  Das  triennium  con- 
ti nu  um,  von  dem  Sueton  spricht,  ist  als  runder  Ausdruck  zu  betrachten,  es 
reicht  vom  6.  Nov.  14  bis  zum  Frühjahr  16,  urofasst  also  drei  volle  Jahre  (15, 
16,  17)  und  auiterdem  einige  Monate. 


Der  Yioas  Ambitarvius.  47 

pfißD.  Germanicus  wurde  dadurch,  sowie  durch  den  kurzen  Feldzug 
gegen  die  Germanen  während  des  Septembers  und  Oktobers  am  Rheine 
festgehalten.  Die  Gattin  hatte  er  etwa  im  Anfange  des  Oktober  ^)  nach 
Gallien  ins  Trierische  geschickt ;  dort  gebar  sie  ein  Eind^  dies  ist  eben 
die  ftlteste  Tochter  Agrippina;  diese  ward  den  6.  November  des 
Jahres  14  im  vicus  Ambitarvius  geboren');  etwa  ein  Ja^r  später, 
gegen  Ende  des  J.  15  oder  Anfang  16  ebendaselbst  Drusilla. 

Diese  Ortschaft  sucht  man  allgemein  in  der  Nähe  von  Coblenz, 
da  Sueton  die  Lage  des  vicus  durch  den  Zusatz  supra  con- 
fluentes  näher  bestimmt,  und  von  dieser  Voraussetzung  ausgehend 
schreibt  mau  ohne  weiteres  Confluentes,  als  ob  ein  unzweifelhafter 
Eigenname  vorliege :  allein  confluens,  confluentes  bezeichnet  jede 
Stelle,  wo  sich  zwei  Flüsse  vereinigen.  Es  ist  dies  eine  nicht  unge- 
wöhnliche Benennung  von  Halteplätzen  an  römischen  Staatsstrassen, 
so  gut  wie  ad  aquas,  ad  fines,  ad  stabulum,  ad  no vas  u.  s.  w. 
Erst  indem  solche  Orte  allmählich  Bedeutung  gewinnen,  wird  die  Be- 
zeichnung ein  wirklicher  Eigenname.  Ad  confluentes  hiess  die 
Station  der  Militärstrasse,  welche  von  Mainz  nach  Xanten  fahrte  %  ge- 


1)  Tacit.  Ann.  I,  44:  ob  imminentan  partum  et  hiemen. 

2)  Froitzheims  Yersnch,  den  Widerspruch  zwischen  Ann.  I,  44  und  Xll, 
29  SU  löten  iitt  unzulässig;  er  meint,  nachdem  der  Aufstand  beschwichtigt  war, 
habe  Oermanicus  seinen  Vorsatz,  die  Gattin  zu  den  Treveri  zu  senden,  aufge- 
geben; allein  dies  streitet  mit  der  sehr  bestimmt  ausgesprochenen  Erklärung: 
reditum  Agrippinae  excusavit  ob  imminentem  partum  et  hiemem,. 
venturum  filium  (dies  letztere  Versprechen  kam  schwerlich  zur  Ausführung). 
Es  wäre  zwecklos  gewesen,  die  Agrippina,  welche  ihre  Beise  bereits  angetreten 
hatte,  nach  Cöln  zurückzurufen,  da  Oermanicus  selbst  alsbald  nach  Xanten  ging, 
um  dort  den  Aufstand  zu  dämpfen,  and  dann  mit  sämmtlichen  Legionen  über 
den  Rhein  zog.  Der  vicus  Ambitarvius  wird  von  Anfang  an  für  den  Winter- 
anfenthalt  in  Aussicht  genommen  worden  sein,  unklar  ist,  was  im  PhiloL  81, 
S.  187  bemerkt  wird,  es  sei  kein  Grund  mehr  vorhanden  gewesen,  die  Gattin 
so  weit  fortzuschicken,  »wenn  Germanicus  es  auch  für  ihren  Zustand  rathsam 
hielt,  sie  aus  dem  Getümmel  des  Lagers  zu  entfernen. c  Damit  kann  doch  nicht 
wohl  der  vicus  Ambitarvius  gemeint  sein,  denn  so  bliebe  die  Differenz  mit 
XII,  29  ungelöst,  sondern  irgend  ein  beliebiger  Ort  in  der  nächsten  Umgebung 
Cölns. — Uebrigens  wohnte  Germanicus  nicht  in  einem  der  beiden  Winterlager  zu 
Cöln,  sondern  in  einem  Hause  der  Stadt  (Ann.  I,  89),  ob  dies  ein  öffentliches  Ge- 
bäude war  oder  der  Statthalter  die  Gadtfreundsohaft  eines  vornehmen  Ubiers 
in  Anspruch  nahm,  steht  dahin. 

8)  Diese  Bheinstrasse  existirte  sicherlich  schon  in  den  letiten  Jahren  der 


fe  -.^ 


48  Der  Yioas  Ambitarvias. 

wiss  von  Anfang  an,  aber  wann  aus  dieser  Station  eine  ansehnlichere 
Ortschaft  ward,  wissen  wir  nicht  0-  Wenn  man  daraus,  dass  Sneton 
es  unterlässt  die  Namen  der  Flüsse  zu  nennen,  folgert,  der  Ort,  d.  h. 
CoblenSy  mQsse  schon  zur  Zeit  des  Plinius  oder  doch  des  Sueton  eine 
gewisse  Berühmtheit  erlangt  haben,  so  ist  dies  ein  fehlerhafter  Schluss. 

Die  Neueren  werden  freilich  bei  der  Erwähnung  von  confluen- 
tes  im  Gebiet  der  Treveri  sofort  auf  Goblenz  und  die  Vereinigung 
der  Mosel  mit  dem  Rheine  verfallen;  allein  ein  unterrichteter  Romer 
im  ersten  und  iweiten  Jahrhandert  dachte  sicheiüch  dabei  nicht  an 
den  schmalen  Streifen  des  trierischen  Landes,  welches  der  Hilit&r- 
grenie  einverleibt  war,  sondern  an  das  blühende  und  reidie  Trier  mit 
seitttMT  unmittelbaren  Umgebung,  war  doch  Trier  schon  damals  eine 
der  «rsten  Städte  in  der  Gallia  Belgica*). 

«Dass  Cobleni  gemeint  sei  bestreitet  Niemand*,  sagt 
man^>.  ind^iss  Ober  die  liSge  des  vicus  Ambitarvius  sind  dielfd- 
auBgen  sehr  getheilt ;  die  Einen  suchen  die  Ortschaft  in  unmittdbarer 
Kihe  vttt  CVibleni^V  Andere  bei  Reuse  oder  im  Gebiete  der  Mosd 
bei  MUnstermaifeld.  ja  sogar  bei  Ems  an  der  Lahn.  Die  letzte 
H^>ih<t$e  wild  w^hl  nicht  leicht  Jemand  ernstlich  in  Schutz  nehmen*); 
wie  w^it  damals  die  rüonische  H^rschaft  sich  über  diesen  Thefl  des 


Rifiwwi^  «Im  Aii^!««li«  v».  TWtu  Ann.  L  4^V  «^na  m  ndi  ipiler  angelegt 
wu^  ak  «ift«  Stouiw»  xvm  Trier  bmIi  CöIb  «nd  Msiu:  das  SUck  iwiaehen 
F»ym  «»I  Na^mt.    w^^cAm  ra«M»i    <l«r  T^nercr  i^rasae  aBgeftMi.   «ar  der 

rtm.  ^rsto#  ^i^»ON»^pMi.  v«  W^sttai«  diWr  «»  d»  Eanaw  «ner  alfen  Nieder- 
k«Msii|p  die  »lifcWmwcliwi  l^rvS^Mm;^  aa  der  Ntdk.   w   iKit 
i^drutWitidiröw  «^^^aviU  km  ^^c^rw»  tvciMMi%     T«i  dir 

;Il>  IW   ei^wlbcW   IWaii^^saadi   dir  iltyiwelMi    Pr^wias  var  Daroeor- 

;^^  niiiiir  JkaMw  d  Y.  XUL  Sl  M 

4^  $^  lUiliMr  Ml^  XUL  :5^  «}k.  dir  «iifra  ««rxfia 

W»rt|^«»jiHpww»  Wflkkiir   va  drr  )U^  dfr  TennB^p«^ 

>>i»iW^ieiA  A-aAiri  ita^^ra  «»f  de*  l«tt  di»  tttfx^cftaMKe 

l^Wtit  tM»l  w»t4l  dM  Y-  A^V  «fc  dir  )(k«MK  amt  I 

>^  :f^   4«WKiM    Mf^'^iNtm    w^r  dm  ^Ät«  d»  ^»oiewr   ia  TreTeri«; 
di»a    >^    I««:   V^aw    >»v»>     *4w^  *i)fra  ,',rx:'^a«i=t*-  atar 


Der  YiouB  Ambitanrios.  49 

rechten  Ufers  erstreckte  wissen  wir  nicht, '  jedenfalls  würde  den  0er- 
manicus  der  Vorwurf  der  äussersten  Unvorsichtigkeit  treffen,  wenn  er 
die  Hofhaltung  seiner  Gattin  in  dieses  jedem  Angriffe  ausgesetzte 
Grenzland  verlegt  hätte.  Nicht  minder  Bedenken  erhebt  sich  gegen 
Münstermaifeld.  Die  Nachbarschaft  der  Vorberge  der  Eifel  war  wohl 
für  B&ren-  und  Wolfsjäger,  aber  nicht  für  eine  Frau  in  der  Lage  der 
Agrippina,  zumal  in  der  winterlichen  Jahreszeit,  ein  geeigneter  Auf- 
enthalt ^). 

Unter  allen  Umständen  wäre  es  seltsam,  wenn  Germanicus  sich 
gerade  für  die  Gegend  von  Coblenz,  fern  von  jeder  grossem  Stadt, 
fem  von  allen  Bequemlichkeiten  der  civilisirten  Welt  entschieden  hätte. 
Wenn  Germanicus  beabsichtigte  seine  Familie  auch  während  des  Win- 
ters in  Germanien  zurückzuhalten,  so  hätte  er  sicher  einen  Ort  in 
unmittelbarer  Nähe  der  befestigten  Winterlager  am  Nieder-  oder  am 
Oberrhein  gewählt.  Am  allerwenigsten  aber  wird  Germanicus  in  einem 
Augenblicke,  wo  der  Aufruhr  der  Soldaten  am  wildesten  tobte,  und 
er  sich  genöthigt  sah  seine  Familie  aus  Cöln  zu  entfemen,  die 
Seinen  nach  der  Gegend  von  Coblenz  geschickt  haben ;  denn  dort  hätten 
sie  sich  im  Bereiche  der  aufständischen  Legionen  befunden ;  Agrippina 


1)  Für  Coblenz  selbst  Hesse  sich  anfubron,  dass  es  gerade  in  der  Mitte 
swisohen  den  Winterquartieren  von  Cöln  und  Mainz  lag;  dieser  Vortheil  ging 
wieder  verloren,  sobald  man  die  Hofhaltung  seitwärts  in  eine  Gegend  verlegte, 
wo  es  damals  an  Strassenanlagen  noch  gänzlich  fehlen  mochte.  Auf  Münster- 
maifeld ist  man  nur  verfallen,  weil  diese  Gegend  im  Mittelalter  den  Namen 
pagus  Ambitivus  geführt  zu  haben  scheint,  der  an  den  vicus  Ambitar- 
▼iui  oder  (wie  man  bei  Suetou  früher  gegen  das  Zeugniss  der  besten  Hdschr. 
las)  Ambiatinus  zu  erinnern  schien.  In  einer  Urkunde  König  Pipins  vom 
J.  7^  (Mittelrh.' Urk.  I,  n.  12}  heisst  es:  acoclesiam  S.  Martini  in  pago 
Ambitivo  construotam.  Diese  Urkunde  ist  nicht  gefälscht,  aber  sie  lieg^ 
nor  in  einer  Copie  nach  einem  vermoderten  Original  vor,  so  dass  auf  Einzel- 
heiten kein  rechter  Yerlass  ist.  In  einer  späteren  Urkunde  vom  J.  964  (I,  n. 
217)  findet  sich  dafär  der  Ausdruck:  ad  basilicam  S.  Martini  confessoris 
Christi,  quae  Ambitivvm  vocatur,  während  in  einem  Documente  weit 
Uteren  Datums  bereits  der  Maiengau  genannt  wird,  Urkunde  des  Königs  Dago- 
bert V.  J.  684  (Mittelrheinische  Urk.  I,  n.  6):  basilicam  S.  Martini  in 
pago  Magninse.  Wie  es  sich  auch  mit  dem  pagus  Ambitivus  verhalten 
mag,  die  Form  des  Namens  selbst  verbietet,  ihn  mit  dem  vicus  Ambi- 
iarviuB  zusammenzuhalten.  Ist  übrigens  der  Name  richtig,  dann  geht  der- 
selbe sicher  auf  einen  Keltengau  aus  römischer  oder  vielmehr  vorrömischer 
Zeit  zurück. 


60  Der  Vicus  Ambitanrias. 

war  dann  völlig  schutzlos,  gleichviel  ob  dort  ein  Detachemeot  stand, 
oder  die  Gegend  von  Truppen  entblösst  war. 

Wollte  Germanicus  für  die  Sicherheit  der  Seinen  sorgen,  so 
musste  er  sie  nach  Gallien  senden;  hier  bedurfte  es  nicht  des  unzu- 
verlässigen militärischen  Schutzes.  Auch  sagt  Tacitus  mit  ganz  be- 
stimmten Worten,  dass  Agrippina  sich  nach  Gallien  zu  den  Treveri 
begab  ^).  Eben  dies,  dass  die  Gattin  des  früher  hoch  geehrten  Führers 
bei  Fremden  Schutz  vor  ihren  Landsleuten  suchen  musste,  machte 
tiefen  Eindruck  auf  die  Gemüther  der  Soldaten  und  bewirkte  einen 
Umschlag.  Die  aufständischen  Legionen  fordern  die  Rückkehr  der 
Agrippina;  Germanicus  gibt  nicht  nach,  die  Soldaten  vollziehen  als- 
bald selbst  die  Strafe  an  den  Rädelsführern  und  kehren  zum  Gehor- 
sam zurück. 

Den  vicus  Ambitarvius  darf  man  also  nicht  in  Germa- 
nien am  Ufer  des  Rheines,   sondern  nur  an  der  Mosel  suchen*). 


1)  Tacitus  Ana  I,  41  schildert  die  Abreise  der  Agrippina  mit  den  deni» 
liehen  Worten:  feminas  illustres  —  non  centurionem  ad  tutelam,  non 
militem,  nihil  imperatoriae  uxoris  aat  comitatus  soliti  ~  pergere 
ad  Treveros  et  externae  fidei  (so  sind  die  Worte  zu  intcrpungiren) ;  dann 
gleich  nachher:  sed  nihil  acque  flexit,  quam  invidia  in  Treveros: 
orant,  obsistunt,  rediret,  maneret,  pars  Agrippinae  oceursantes, 
plurimi  ad  Germanicum  regressiv  und  c.  44:  revocaretar  coniax, 
rediret  legionum  alumnus,  neve  obses  Gallis  traderetur.  Man  tieht^ 
Ag^ppina  verl&sst  mit  ihrem  Sohne  Grermanien  und  zieht  nach  Gallien  zu  den 
Treveri,  um  dort  ihre  Niederkunft  abzuwarten ;  dadurch  ist  jede  Beziehung  auf 
Coblenz  und  Umgegend  ausgeschlossen.  Tacitus  hat  den  vicus  Ambitarvius 
im  Sinne,  wenn  er  auch  nicht  genannt  wird,  und  dieser  muss  in  der  (Jallischen 
Provinz  gesucht  werden. 

2)  Nur  Ritter  (Jahrb.  XXXV,  S.  1  ff.)  verlegt  den  v.  Amb.  in  die  Saar- 
gegend; aber  man  vermisst  den  Nachweis,  dass  dieser  Ort  nicht  am  Rheine, 
überhaupt  nicht  in  Germanien»  sondern  in  Gallien  liegen  müsse,  wie  ich  hoffent- 
lich zur  vollen  üeberzeugung  jedes  Unbefangenen  ausgeführt  habe.  Auf  die 
DarsteUung  der  Vorgänge  in  Cöln  bei  Tacitus,  die  für  diese  Frage  entscheidend 
ist,  hat  man  eben  bisher  gar  nicht  geachtet  Ritter  l&sst  sich  nur  durch  eine 
gewisse  Aehnlichkeit  der  Namen  leiten  und  findet  den  v.  Ambita rv ins  in 
Zerf  an  der  Saar  wieder,  indem  er  darauf  hinweist,  dass  anlautendes  T  im 
Deutschen  sich  in  Z  verwandelt.  Allein  Zerf  heisst  in  den  älteren  Urkunden  regel- 
mässig Cervia  oder  Cerve,  wie  Zeltingen  Celtanc  oder  Celding,  Zelle- 
Gel  le.  Dann  bleibt  unerklärt,  was  aus  dem  ersten  Theile  des  Namens  (ambi) 
geworden  ist  Dass  bei  Zerf  sich  Reste  römischer  Gebäude  vorfinden,  ist  natfir- 
lioh  ohne  fielang.    —    Nachträglich  sehe  ich,   dass  schon  Aeltere   auf  Cons   ge- 


Der  Vicas  Ambitarvias.  61 

Hier  aber  giebt  es  keine  Stelle,  auf  welche  die  Beschreibung  des  Pli- 
nios  so  gut  passt  als  Conz,  auf  einem  massigen  Hügel  unmittelbar 
am  Zusammenfluss  der  Saar  und  Mosel  gelegen  ^).  Von  hier  aus 
überschaut  man  weithin  das  Thal  der  Mosel  wie  der  Sa^r:^  vor  sich 
hat  man  die  Vereinigung  beider  Flüsse  und  die  schon  von  Ausonius 
erwähnte  Brücke  über  die  Saar;  gegenüber  liegt  Igel,  im  Hinter- 
grunde ist  Trier  sichtbar.  Das  freundliche  anmuthige  Landschaftsbild, 
was  sich  hier  dem  Beschauer  darbietet,  mochte  für  die  Römer  grossem 
Beiz  haben  als  der  Ernst  nordischer  Natur,  der  anderen  Stätten  eigen 
ist').  Für  Anlage  eines  grösseren  Gebäudecomplexes  bot  der  Rücken 
des  Hügels  ausreichenden  Raum  dar.  Allein  auch  sonst  erscheint  die 
Wahl  dieses  Ortes  höchst  zweckmässig ;  in  geringer  Entfernung  von 
Trier  ^),    einer  bedeutenden  und   volkreichen  Stadt,    konnte   hier   der 


ratben  haben:  Ortelius  (Itiner.  per  nonnnllas  Galliae  Belgicae  partes 
1584,  S.  55)  schreibt  diese  Ansicht  Einigen  (nonnulli)  zu,  und  Wilh.  Wiltheim 
historiae  Lucilib.  ant.  disquis.  Lib.  III  (bandschriftlich  in  der  Bibl.  zu 
Trier)  nennt  ebensowenig  einen  bestimmten  Gewährsmann,  sondern  beruft  sich 
ausser  auf  Ortelius  auch  auf  Braunius  Thoatr.  Urb.  Tom.  V,  wo  derselbe 
Ausdruck  nonnulli  wiederkehrt.  Ortelius  kennt  auch  die  Urkunden,  in  denen 
der  pagus  Ambitivus  vorkommt,  weiss  aber  nicht,  wo  die  Kirche  des  St. 
Martin  zu  suchen  sei. 

1)  Die  Beschreibung  beiSueton:  in  Treveris  vico  Ambitarvio  supra 
eonfluentea  passt  wörtlich  auf  diese  Stelle.  Man  wird  einwenden,  Sueton  habe 
dann  die  Namen  der  Flusse  hinzufugen  müssen:  dies  verlangt  allerdings  die 
Deutlichkeit  der  Schilderung:  aber  bei  Plinius  ergab  sich  vielleicht  aus  dem 
Zusammenhange,  dass  Saar  und  Mosel  gemeint  sind;  Sueton  begnügte  sich  ein- 
fach den  Ausdruck  seines  Gewährsmannes  zu  wiederholen,  um  nicht  zu  viel 
Worte  zu  machen.  Auch  anderwärts  vermisst  man  in  diesen  Dingen  absolute 
Genauigkeit  In  der  Notit.  Dign.  Occ.  p.  103  lesen  wir,  unter  dem  dux  Uaetiae 
stehe  der  praefectus  numeri  barcariorum  confluentibus  sive  Bre- 
cantiae;  wie  bei  Sueton  die  Neueren  an  die  Stadt  Coblenz,  so  könnte  man 
hier  an  das  Dorf  Coblenz  am  Zusammenfluss  der  Aare  mit  dem  Rheine  denken, 
wäre  nicht  die  Vorstellung  eine  Flotille  zum  Schutze  des  Bodensees  unterhalb 
des  Rheinfalles  aufzustellen  gar  zu  abenteuerlich,  abgesehen  davon,  dass  das 
Aargau  nicht  zum  rhaetiechen  Bezirk  gehörte.  Confluentes  ist  hier  die  Mün- 
dong  des  Rheines  in  den  Bodensee  bei  Rheineck. 

2)  Von  dem  Kirchhofe  und  dem  Pfarrgarten  aus  hat  man  den  freiesten 
Ueberbliok  der  Gegend,  hier  stand  das  Hauptgebäude  der  späteren  Villa,  mit  der 
Front  gegen  Westen  zugekehrt. 

S)  Die  Entfernung  beträgt  ungeföhr  2  Stunden,  alle  Verkehrsverhältnisse 
wareo  so  günstig  als  möglich. 


52  Der  Vicus  AmbitanriaB. 

Feldherr  mit  seiner  Familie  ungestört  dem  Genüsse  ländlicher 
Stille  sich  hingeben,  welche  für  den  vielbeschäftigten  Römer  Bedürf- 
niss  war,  ohne  in.  der  Ausübung  der  Pflichten  seines  Amtes  gehindert 
zu  werden;  denn  von  Trier  führten  die  grossen  Militärstrassen,  deren 
erste  Anlage  unzweifelhaft  der  Regierung  des  Augustus  verdankt 
wird  *),  nach  dem  Ober-  und  Niederrheine ;  hier  befand  sich  der  Statt- 
halter von  Gallien  in  seiner  Provinz,  die  Verbindung  mit  Rom  war 
wesentlich  erleichtert. 

Diese  Villa  muss  geräumig  und  mit  allen  Bequemlichkeiten  aus- 
gestattet gewesen  sein*).  Dorthin  begab  sich  Agrippina  mit  ihrem 
Sohne  und  den  Frauen  der  Begleiter  des  Germanicus  ^),  sowie  einer 
zahlreichen  Dienerschaft.  Auch  Germanicus  wird  mit  seinem  Gefolge 
dort  den  Winter  zugebracht  haben,  wobei  militärische  Begleitung  (die 
germanische  Leibwache)  gewiss  nicht  fehlte.  Eine  so  umfangreiche 
Anlage  liess  sich  nicht  improvisiren ;  wahrscheinlich  hatte  Germanicus 
bei  seiner  früheren  Anwesenheit  in  diesen  Gegenden  im  J.  11  den 
Bau  begonnen^  ja  vielleicht  hatte  schon  Augustus  während  seines 
Aufenthaltes  in  Gallien  in  den  Jahren  16—13  v.  Chr.  diesen  Ort  zur 
Anlage  eines  Praetoriums  ausgewählt,  so  dass  Drusus  und  Tiberius  dort 
verweilt  haben  könnten^).  So  ist  Conz  auch  später  kaiserliches  Lust- 
schloss  geblieben,  und  namentlich  in  der  Zeit,  wo  Trier  Residenz  ward, 
vielfach  benutzt  worden^). 


1)  Strabo  lY,  208  ncnut  unter  den  vier  Strassen,  welche  Ag^rippa  in  €kd- 
lien  anlegte^  deren  Ausgangspunkt  Lugdunum  war,  an  zweiter  Stelle  die  Strasse 
nach  dem  Rhein  (r^v  ini  tov  *Pfjvov)y  welche  sich  im  Gebiet  der  Lingonen  von 
der  Strasse  nach  der  Nordsee  abzweigte,  nach  Trier  ging  und  von  hier  aus  sich 
theilend  den  Mittel-  und  Niederrhein  erreichte. 

2)  Anlagen    für    Bäder,    ein   unerlässliches  Bedürfniss,   werden   nicht  ge-' 
fehlt  haben. 

3)  Tacit  Ann.  I,  40:  incedebat  muliebre  et  miserabile  agmen, 
profuga  ducis  uxor,  parvulum  sinu  filium  gerens,  lamentantea 
circum  amicorum  coniuges,  quae  simul  trahebantur.  Die  amici 
et  comites  hatte  sich  Germanicus  theils  selbst  gewählt,  theils  der  Kaiser  ihm 
beigegeben. 

4)  Dass  Germanicus  erst  nach  Antritt  seiner  Statthalterschaft  im  J.  1$ 
den  Bau  dieses  Praeloriums  anordnete,  ist  wenig  wahrscheinlich. 

6)  Auson.  Mos.  367  schildert,  wie  die  Saar  Angesichts  des  Eaiserpalaatet 
ihr  Gewässer  mit  der  Mosel  vereinigt:  Naviger  undisona  dudum  me  mole 
Saravus  Tota  veste  vocat,  longum  qui  distulit  amnem,  Fessa  sab 
augustia  ut  volveret  ostia  muris.  Dass  gerade  hierbei  Goms  .sich  ein  kai- 


Der  Yioas  AmbiUrvius.  53 

Die  Villa  erhob  sich  auf  dem  Hügel,  während  die  Ortschaft  den- 
selben umgab.  Wie  neue  Ortsnamen  im  Verlaufe  der  Zeit  nicht  selten 
die  älteren  verdrängen  (gerade  Gallien  bietet  für  solchen  Namens- 
wechsel zahlreiche  Beispiele  dar),  so  empfing  auch  der  vicus  Ambi- 
tarvius  oder  wohl  richtiger  Ambitarvium  später  den  Namen 
Contionacum,  der  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  behauptet  hat  0* 


serliches  praetoriam  mit  voller  Bestimmtheit  nachweisen  lässt,  ist  in  Ver- 
bindung mit  den  übrigen  Anzeichen,  welche  auf  diese  Gegend  hinfahren,  ein 
immerhin  beachtenswerthes  Moment,  während  in  und  um  Coblenz  nicht  die  ge- 
ringste Spur  auf  die  Existenz  einer  kaiserlichen  Villa  zu  irgend  einer  Zeit  hin- 
deutet. 

1)  Wenn  Sueton  schreibt  in  Treveris  vico  Ambitarvio  (so  der  cod. 
Memm.,  früher  las  man  Ambiatino)  supra  confluentes,  so  ist  es,  da  bei 
vicus  nicht  selten  ein  Adjectivum  oder  ein  Genitiv  steht,  zweifelhaft,  wie 
eigentlich  der  Name  der  Ortschaft  lautete,  wie  mau  auch  anderwärts  auf  gleiche 
Bedenken  stosst;  z.  B.  in  den  Schriften  der  R.  Feldm.  I,  241:  praetereo 
vioum  Saprinum  et  Glinivatium.  Der  Ort  hiess  wohPAmbitarvium; 
vico  Ambitarvio  bei  Sueton  ist  gerade  so  zu  fassen,  wie  in  der  Inschr.  Or. 
S548  natus  reg.  Serdica  vico  Magari  (andere  Beispiele  Marquardt  R. 
Staatsverw.  I,  S.  15,  n.  2.  S.  130.  n.  5).  Doch  habe  ich  von  der  einmal  bei  den 
Neueren  hergebrachten  Bezeichnung  vicus  Ambitarvius  nicht  abweichen 
mögen.  Ambitarvium  ist  ein  echt  keltischer  Name.  Ambi  'kommt  häuüg  in 
zusammengesetzten  keltischen  Eigennamen  vor,  bei  Völkerschaften  Ambarri, 
Ambivareti,  Ambitouti  (ein  Gau  der  Kelten  in  Eleinasien,  Plin.  V,  146), 
besonders  wenn  sie  als  Anwohner  eines  Flusses  bezeichnet^ werden^  wie  Ambi- 
dravi,  Ambisontes,  'AfißiXixoi^  aber  auch  in  ^Personennamen,  wie  Ambi- 
re nus  (so  heisst  ein  Rauracus,  d.  i.  am  Rhyn)  oder  in  Apellativis,  wie 
ambactus  ist  die  gleiche  Bildung  nachweisbar.  Der  zweite  Theil  des  Namens 
kehrt  öfter  in  keltischen  Namen  wieder,  wie  Tarvenna  (Stadt  der  Morini), 
Tarvessedum  Station  in  Raetien,  die  montes  Tarvisani  und  die  Stadt 
Tarvisium  im  Venetianischen Gebiet.  Man  darf  Ambitarvium  nicht  mit  dem 
Flussnamen  Saravus  in  Verbindung  bringen,  denn  S  ist  hier  gewiss  ursprüng- 
lich und  nicht  aus  T  erweicht,  auch  wäre  die  Ausstossung  des  langen  A  be- 
firemdHch  (denn  ponte  Sarvix  im  Itin.  Ant.  177  ist  nur  Schreibfehler  st. 
ponte  Saravi),  ausserdem  wäre  eine  solche  Bezeichnung  passender  für  den 
Gau,  in  welchem  die  Ortschaft  lag;  noch  weniger  darf  man  vico  in  pago 
verändern,  obwohl  Sueton  nachher  die  Oertlichkeit  mit  den  Worten  in  ea  re- 
gio ne  bezeichnet.  —  Der  Name  Ambitarvium  wird  später  mit  Contionacum 
vertauscht,  wie  ja  neue  Ortsnamen  im  Laufe  der  Zeit  öfter  die  älteren  ver- 
drängen. Contio  scheint  in  örtlicher  Mundart  wie  eben  bei  den  Treveri  und 
auch  wohl  anderen  Belgischen  Stämmen  die  Vereinigung  von  zwei  Flüssen  be- 
saichnet    zu  haben,   was   die  Gallier  condate,  die  Römer   confluens,   oon- 


64  Der  Vicns  Ambitarvius. . 

Aber  auch  der  ehemalige  Kaiserpalast  ist  nicht  spurlos  verschwun- 
den;  von  den  früher  nicht  unbedeutenden  Trümmern  des  umfang- 
reichen  Gebäudes  ist  jetzt  freilich  nur  noch  am  südlichen  Abhänge  ein 
grösserer  Mauerrest  sichtbar  ^),  allein  überall  im  Boden  nimmt  man 
die  Spuren  von  Maueni  wahr,  die  sich  bis  ins  Dorf  verfolgen  lassen. 
Ausgrabungen,  welche  man  vor  einigen  Jahren  vornahm,  haben  einen 
ansehnlichen  Theil  der  Fundameute  biosgelegt;  da  die  Kirche  und 
der  Pfarrgarten  über  dem  Römerbau  liegen,  war  man  genöthigt,  auf 
eine  weitere  Nachforschung  zu  verzichten  ^).  Man  darf  natürlich  hier 
nicht  die  Reste  des  Praetorium,  in  welchem  einst  Germanicus  mit 
seiner  Familie  verweilte,  zu  finden  glauben.  Das  ursprüngliche  Ge- 
bäude, gewiss  in  massigen  Verhältnissen  und  ohne  überflüssigen  Luxus 
aufgeführt,  genügte  den  Ansprüchen  einer  späteren  Zeit  nicht  mehr^ 
und  ward  durch  einen  Neubau  ersetzt  3). 


flaentes  nenneD.  Dass  in  Britannien  neben  Gondate  auch  Cunetio  (Itin. 
Ant.  233)  sich  findet,  ist  nicht  auffallend.  Contionacum  ist  für  diese  am  Zq- 
sammenfluss  der  Saar  und  Mosel  gelegene  Ortschaft  ein  ganz  schicklicher 
Name.    —    Ob   in   der  Aufschrift   eines  Gefasses  von  terra  sigillata  in  Cöln 

(Lorsch  Centralm.  I,  S.  63)    CONTIONIC    der   Fabrikort  bezeichnet    wird, 

oder  CONTI  OFFIC  zu  lesen  ist  (dieser  Stempel  findet  sich  in  dem  Inscr. 
Helv.  352,  34)  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden.  Die  mittelalterliche  Form 
Cunzcun  (Mittelrh.  UrL  U,  S.  430)  veranschaulicht  den  üebergang  zu  der 
jetzt  üblichen. 

1)  Dieser  halbkreisförmige  Ausbau  an  der  schmalen  Südseite  des  Haupt- 
gebäudes wird  gewöhnlich  als  Thurm  oder  Warte  bezeichnet.  Die  alteren  Be- 
schreibungen der  Ruine  erwähnen  Ziogelbogen,  Wandnischen  u.  s.  w. ;  ich  verw. 
auf  AI.  Wiltheim  Lucilb.  l,  S.  326  (der  übrigens  das  alte  Contionacum  an  eine 
ganz  andere  Stelle  verlegt)  und  die  Abbildungen  II,  t.  99,  n.  481.  482.  Vergl. 
auch  Schneemann  Jahrb.  V.  VI,  S.  186  ff. 

2)  Einen  kurzen  Bericht  über  diese  Ausgrabungen,  welche  auf  Anlass  der 
Erweiterung  des  Kirchhofes  vorgenommen  wurden,  enthalten  die  Jahresber.  der 
Ges.  f.  nütz.  Forsch,  in  Trier  1865—8,  S.  46.  -  In  den  letzten  Jahren  ist  die 
Kirche  neu  aufgebaut  und  vergrössert  worden,  nur  der  untere  Theil  des  Thur- 
mes  gehört  noch  dem  früheren  Gebäude  an.  Ob  bei  dieser  Gelegenheit  Reste 
des  Römerbaues,  welche  nach  älteren  Berichten  sich  in  der  Kirche  und  der  sie 
umgebenden  Mauer  befanden,  zum  Vorschein  kamen,  ist  mir  unbekannt. 

3)  Man  legt  gewöhnlich  (so  auch  v.  Wilmowsky  in  seiner  phantasiereichen 
Schrift  die  Mosel  vi  llen  von  Trier  bis  Nennig  S.  31  ff.)  nach  einer  ganz 
unsicheren  Vermuthung  die  Erbauung  dieses  Palastes  dem  Kaiser  Valentinian 
d.  Ersten  bei.   Bei  den  Ausgrabungen  hat  sich  nur  ein  Ziegel  mit  dem  Stempel 


Der  Vicus  Ambitarvius*  65 

Die  hier  vorgetragene  Ansicht  über  die  Lage  des  vicus  Ambi- 
tarvius  beruht  auf*  sorgsamer  und  unbefangener  Erwägung  aller 
Momente,  wird  jedoch  schwerlich  überall  günstige  Aufnahme  finden. 
Coblenz  büsst  das  älteste  Zeugniss  für  seine  Existenz  ein  und  sinkt 
wieder  in  das  Dunkel,  was  seine  Anfänge  verhüllt,  zurück;  Agrippina 
bleibt  zwar  als  Gründerin  der  römischen  Colonie  der  ersten  Stadt  des 
Niederrheines  eng  verbunden,  aber  gehört  der  Ära  Ubiorum  nicht 
durch  Geburt  an,  ohnedies  eine  zweifelhafte  Ehre,  da  die  jüngere 
Agrippina  ihrer  edlen  Mutter  durchaus  unähnlich  war.  Indess  eine 
gewissenhafte  Forschung  geht  nicht  darauf  aus,  einen  an  sich  löb- 
lichen Localpatriotismus  zu  befriedigen,  sondera  sucht  lediglich  die 
Wahrheit  zu  ermitteln. 

Bonn. 

Theodor  Bergk. 


MflA  gefunden;  derselbe  Stempel  kommt  Bowohl  in  den  sog.  Bädern  (MHA 
und  ARM)  als  auch  in  der  Basilika  zu  Trier  (ARM,  ARMO,  ARMOTI) 
Tor,  und  wenn  im  Museum  zu  Wiesbaden  (CIR.  1491,  e)  sich  die  Marke  ARM 
einmal  findet,  so  wird  dieser  Ziegel  ebenso  wie  ein  anderer  CAPI     nicht    aus 

o 

dortiger  Gegend,  sondern  aus  Trier  stammen.  Jene  Marke  MflA  deutet  darauf 
hin,  dass  die  noch  yorhandenen  Ruinen  der  kaiserlichen  Villa  zu  Conz  der 
grossen  Bauperiode  von  Trier  angehören.  Auch  t heilt  Hr.  Regierung^srath  Seyf- 
farth  mit,  dass  die  Construction  des  Mauerwerkes  der  YiUa  grrosse  Aehnlichkcit 
mit  der  Thermen  in  Trier  hat;  es  ist  Kalksteinfullmauerwerk,  welches  auf  bei- 
den Seiten  mit  kleinen  zugerichteten  Kalksteinen  verblendet  ist.  Von  Inschriften 
wurde  nur  das  Bruchstück  eines  Sandsteines 

fATVRI 

Bu  Tkge  gefördert. 


58  Der  Juno-Tempel  bei  Nattenheim. 

suDgsiiuiuer  parallel  mit  derselben  eine  zweite  Mauer.  In  dieser  be- 
findet sich  eine  Thür,  vor  welcher  eine  Stufe  von  Werkstacken  liogt. 
Der  Grundriss  des  Bauwerks  zur  rechten  Hand,  das  am  meisten  vor- 
steht, zeigt  auch  ein  Viereck,  aber  ein  10'  grösseres,  nämlich  von 
35'  Länge  und  Breite,  in  dessen  Innenn  wie  beim  vorigen  in  einem 
Abstände  von  7 '  Parallelmauern  laufen.  Hinter  diesem  li^  das  dritte 
kleinere  Gebäude  in  einer  Entfenmng  von  52';  es  war  29'  lang,  23' 
breit  In  seiner  vordem  Frontmauer  sieht  man  noch  den  untern  Theil 
der  ThüröfiFhung  mit  einer  vorliegenden  Treppenstufe  von  Werkstücken.* 
Diese  Beschreibung  wie  die  freie  Hühenkige  des  Bauplatzes  lass^i 
wohl  keine  Zweifel  für  die  Annahme  bestehen,  dass  wir  hier  einen 
ummauerten  Tempelbezirk  vor  uns  haben,  in  welchem  sich  um  dn 
bewohntes,  wahrscheinlich  der  Priesterschaft  zugewiesenes  Gebäude 
drei  einzelne  Tempel  gruppiren,  von  denen  die  beiden  ersteren,  dem 
nachstehend  abgebildeten  Grundriss  des  Nattenheimer  Tempels  ent- 
sprechend, aus  einer  geschlossenen  Cella  bestanden,  um  welche  nmd 
herum  ein  offener,  wahrscheinlich  von  Säulen  umstellter  Umgang  lief.  Dass 
diese  Gebäude  wirkUch  Tempel  waren,  erhärteten  die  weiteren  Funde, 
indem  man  in  demjenigen  zur  linken  Hand  den  Torso  eines  Hercules, 
nebst  einem  Oberschenkel  und  Oberarm  wie  Bruchstöcke  von  Säulen, 
alles  aus  rothem  Sandstein  gearbeitet:  in  dem  grossem  Tempel  rechts 
ein  2  "  grosses  Backofchen  (?;  von  Bronze,  MQnzen,  eine  Menge  zer- 
brochener ägyptischer  Figuren  von  Thon  und  eine  Weihe-Inschrift  ent- 
deckte, wonach  M.  Victorius  Pollentinus  der  Dea  calva  den  Tempel 
zur  Zeit  der  Consuln  Glabrio  und  Torquatus  erbaute^). 

Drei  weitere  Tempel  wurden  im  vorigen  Jahre  gelegentlich  der 
weiteren  Ausi:rabungen  der  sogenannten  Jagdvilla  zu  Fliessem  aufge- 
deckt und  zwar  zwei,  welche  nach  Massgabe  der  Bildnissfragmente  der 
Diana  und  Minerva  geweiht  waren,  auf  der  vor  der  Fronte  des  Pa- 
lastes liegenden  Höhe  Otrang. 

Gleichfalls  auf  freier  Höhe  wie  die  vorigen  lag,  V«  Stunde  in 
gerader  Linie   davon   entfernt,    auf  dem   sogenannten  Nattenheimer 


1'  In  drm  UÜ5  Torlieg'ondec  Bericht«  hoisst  es.  die  Fundstöcke  seien  nmch 
li.-T  re'Ecrr.men,  w^  «ich  aiich  die  Inschrift  befindet.  Zu  den  Bereichenmg<en 
d^  Eorrer  Mas^e'sms  worden  im  Jahre  1S43  iber  auch  eine  ansehnliche  Zahl  tob 
T*rrk.^:-'*LcL.  FisTirer..  darur.ttr  eine  kleine  Isis,  und  Köpfe  am  dem  T^pel  der 
I>ea  Caira  enr^hri  (JäLrb.  III.  <K« .  Vcrgl.  auch  die  Kh.  FroTinzialblitter  1833. 
T.  B.  d.  p.  267  und  VI  61.  Brambach  S3S. 


Der  Juno-Tempel  bei  Nattenheim. 


59 


Kopfe  in  der  Flur  Hetterbüsch  der  dritte.    Nur  diesen  letztem  wollen 
wir  heute  eingehend  besprechen  *). 

Dicht  an  der  Römerstrasse  und  an  der  Grenze  des  Pagus  der 
Betasier  und  Carucer,  wie  auch  deijenigen  Stelle,  wo  man  1825  bei 
Umwandlung  dieser  Strecke  der  Römerstrasse  in  die  jetzige  Trier- 
Aachener  Staatsstrasse  die  beiden  in  der  Porta  nigra  zu  Trier  be- 
findlichen aus  den  Jahren  121  und  139  herrührenden  Meilensteine  der 
Kaiser  Hadrian  und  Antoninus  Plus  entdeckte  ^),  stand  auf  der  zweiten 
Terrasse  des  ansteigenden  Terrains  ein  kleiner  Tempel').  Die  Ver- 
anlassung zu  seiner  Entdeckung  gab  bei  Durchforschung  der  Um- 
gebungen des  Vliessemer  Palastes  die  Mittheilung  eines  Landmannes, 
im  Gelände  seines  Ackers  liege  ein  herausgepflügtes  mit  Buchstaben 
versehenes  Stack  Stein.  Sofort  begab  ich  mich,  es  war  ein  regnigter 
Octobertagy  an  Ort  und  Stelle  und  fand  an  der  Grenze  einer  Acker- 
parcelle  des  Landwirthes  N.  Neuerburg  aus  Nattenheim  das  nachstehende 
Fragment  aus  Jurakalk. 


^renvIbvs 

f^DAMKNTIS 
|tMPENSA 


«UHililiililHP^IIITIÄul'ii 


Seine  Form  ergibt  auf  den  ersten  Blick  die  Nachahmung  jener 
tragbaren,  durch  ihre  Berahmung  und  besonders  ihre  Handhaben  ge- 
kennzeichneten Bronzetafeln,  wie  wir  sie  auf  den  Reliefs  des  Titus- 
bogens  mit  den  Namen  der  Siege  und  eroberten  Städte  im  Triumph- 
zuge emporgetragen  sehen  ^),  und  die  eben  von  vom  herein  den  feier- 

1)  Die  beiden  Tempel  auf  der  Höhe  Otrang  werden  zusammen  mit  dem 
JagdpalaBte  von  Fliessem  besprochen  werden. 

2)  Lersch,  Centralm.  III,  1  und  2.    Brambach  1936  und  37. 

8)  Die  Stelle  liegt  zwischen  den  Chausseesteinen  34,2  und  84,3.  Die  Oert- 
liofakeit  eines  röraischon  Wohngebäudes,  welche  Schneider  (Jahrb.  III,  68)  öst- 
lich von  der  Strasse  bezeichnet,  muss  sich  dem  Tempel  gegenüber  befinden. 
Derselbe  liegt  westlich  der  Strasse. 

4)  Eine  ähnliche  Steintafel  bei  Brambach  52.  Ebenso  auf  dem  kl.  Sarco- 
phag  von  Bandorf  (Jahrb.  LIY,  Taf.  XIV,  2)  und  auf  vielen  Consular-Diptychei^. 


r'.^  ■     Z. 


60  Der  Juno-Tempol  bei  Nattenheim. 

liehen  Charakter  der  Inschrift  verkündigen.  Und  diesem  entspricht  auch 
der  auf  die  Errichtung  und  Weihung  des  Tempels  bezügliche  Inhalt. 
Die  Ergänzung  des  Textes  wird  abhängig  von  der  Restauration  der 
Tafelform  bleiben^  ob  man  dieselbe  mehr  im  gleichseitigen  oder  mehr 
im  länglichen  Viereck  beliebt.  Im  erstem  Falle  wird  eine  geringere, 
im  zweiten  eine  grössere  Anzahl  von  Buchstaben  hinzu  genommen 
werden  müssen.  Die  architectonische  Voraussetzung  passender  An- 
bringung lässt  vermuthen,  dass  die  Tafel  über  der  Tempelthür  einge- 
lassen war  und  gleichsam  deren  Bekrönung  bildete.  Sie  dürfte  sich 
dann  der  Breite  der  Tbüre  angeschlossen  und  gleich  den  Bronze-Tafeln 
eine  oblonge  Form,  also  etwa  die  doppelte  Länge  der  48  Cm.  messen- 
den Höhe  gehabt  haben.  Für  diese  Anbringung  spricht  die  technische 
Bearbeitung  des  Steines.  Derselbe  ist  nämlich  unten  flach  und  sorg- 
fältig behauen,  so  dass  er  zum  horizontalen  Auflagern  bestimmt  er- 
scheint; während  an  der  Seite  in  der  halben  Tiefe  des  Steines  sich 
ein  roher  Vorsprung  bemerkbar  macht,  der  nur  den  Zweck  haben 
konnte,  beim  Einrahmen  als  Widerhalt  zu  dienen. 

Wir  werden  uns  aber  für  die  Grössenbestimmung  an  vorhandene, 
locale  Analogien  halten  können.  Die  beiden  erwähnten  Tempelinschriften 
des  Mercur  zu  Idenhelm  und  der  Dea  calva  zu  Gerolstein, 
wie  die  dritte  vom  Tempel  des  Ziegengottes  Ca prio  bei  Mürlenbach 
besitzen  ganz  ähnliche  Umrahmungen  und  scheinen  wie  sie  aus 
einer  Landschaft  stammen,  so  auch  nach  Material,  Schriftform  und 
Zeit  eine  Gruppe  zu  bilden  ').  Alle  drei  Tafeln  haben  oblonge  Form : 
die  erste  misst  ungefähr  V*  mehr  in  der  Länge  als  in  der  Höhe;  die 
beiden  anderen  sind  um  die  Hälfte  länger  als  hoch.  Nehmen  wir  für 
die  Nattenheimer  Inschrifttafel  nun  ein  ähnliches  Grössenverhältniss 
von  1  zu  17«  au,  so  wird  sich  der  nachfolgende  Versuch  der  Text- 
herstellung in  den  gegebenen  Raum  wohl  einfügen.  Freilich  reichen 
die  erhaltenen  Reste  zu  einer  mit  Sicherheit  zu  gebenden  Ergänzung 
nicht  aus.  Die  erhaltenen  Theile  der  beiden  letzten  Zeilen  mit  ihrer 
sich  von  selbst  ergebenden  Vervollständigung;  restauravit  oder  besser 
restituit   a  fundamentis  —   —   —  sua  impensa  lassen  keinen  Zweifel 

1)  Alle  drei  Steine  befinden  sich  neben  einander  eingemauert  im  linken 
Saale  der  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen  zu  Trier.  Das  genauere  Mass 
beträgt  nach  gefälliger  Mittbeilung  unseres  auswärtigen  Secretärs  des  Herrn 
Dr.  Bone  in  Trier  für  die  Tafel  der  Dea  calva  0,73  und  0,51;  für  diejenige  des 
Mercur  0.635  und  0,41;  für  den  Mürlenbacher  Stein  0,313  und  0,61  der  jetzi- 
gen verkürzten  Länge. 


Der  Jano-Tempel  bei  Nattenheim.  61 

darüber  bestehen,  dass  das  templum  vetustate  collapsum  war  ^). 
Grössere  Schwierigkeiten  bereitet  die  Herstellung  der  ersten  Zeilen, 
welche  die  Namen  der  Götter^  denen  das  Heiligthum  geweiht  war, 
wie  denjenigen  des  Weihenden  enthielten.  Auf  die  Feststellung  des 
Letztem,  den  die  3.  Zeile^  vielleicht  mit  seinen  Eltern  und  Würden 
nannte,  werden  wir  von  vorn  herein  verzichten  müssen.  Hingegen  ge- 
statten uns  die  beiden  Endungen  A£  in  Zeile  1  und  2  den  weiblichen 
Gottheiten  näher  zu  treten,  welche  im  Gebiet  der  Trevirer  nachweis- 
bar verehrt  wurden.  Die  Tempel  bei  Fliessem  waren  nach  den  ge- 
fundenen Bildwerken  der  Minerva  und  Diana  geweiht  und  man 
würde  bei  dem  in  jenen  Gegenden  weit  verbreiteten  Culte  der  Diana 
oder  Deana,  wie  sie  die  Inschriften  häufig  nennen,  an  die  Göttin  der 
Jagd  zuerst  denken  müssen,  wenn  nicht  der  Fund  eines  sitzenden 
weiblichen  Idols  aus  Jurakalk  innerhalb  der  Tempeicella,  welches  sich 
durch  den  an  der  Seitenlehne  des  Thrones  angebrachten  Pfau  als 
Junobild  kennzeichnet  (Taf.  II),  für  diese  Göttin  entschiede.  Auch 
ohne  den  weitem  Fund  der  oben  erwähnten  Reste  einer  Aedicula  des 
Jupiter  an  der  gleichen  Strasse  vor  Bitburg  wird  es  nahe  liegen, 
das  olympische  Götterpaar  hier  zur  Verehrung  der  Umwohner  vereinigt 
zu  denken,  und  demgemäss  die  Inschrift  also  zu  ergänzen: 

(In  honorem  domus  divin)AE*) 
(Jovi  0.  M.  et  Junoni  Regin)AE«) 
-_-_---    VS 
(templum  vetustate  collaps)VM 
(vicanis  conf)EREN(ti)BVS  *) 

1)  templum  olim  vetustate  coulabsum.  Jahrb.  XYIII  S.  289  und  templum 
▼etuste  oonlabsum.  Jahrb.  XXI  S.  88  u.  s.  w. 

2)  Die  übliche  Formel  ebenso  auf  der  Inschrift  von  Mürleubach  bei  B&rsch 
ni,  2  S.  296,  Florencourt,  Beiträge  sur  Kunde  alter  Götterverehrung  S.  54. 
Trier  1842.  Bei  Brambach  849  fehlen  in  der  obersten  Zeile  die  letzten  Buch- 
ataben. 

8)  Bei  der  häufigen  Gruppirung  von  Jupiter,  Juno  und  Minerva  könnte 
in  Rücksicht  des  nahen  Fliessemer  Tempels  dieser  Göttin  in  der  2.  Zeile  es 
auch  Junoni  Minervae  gelautet  haben. 

4)  Die  meisten  Schwierigkeiten  bereitet  die  Herstellung  dieser  Zeile. 
Wenn  in  der  1.  und  2.  Zeile  die  Formel  pro  salute  des  Kaisers,  der  Kaiserin 
und  des  kaiserlichen  Hauses  gebraucht  war,  könnte  man  hier  auch  den  Namen 
der  Gottheit  zu  finden  glauben: 

(Nemesae  et  Nymphis  p)EREN(ni)ByS, 
wie  auf  einer  Inschrift  des  Pesther  Museum  (Monum.  Epigr.  du  Mut6e  Nat. 


62 


Der  Juno-Tempel  bei  Nattenheim. 


(restituit  a  fun)DAMENTIS 

(exornavitq.  sua)  IMPENS A. 
Die  aus  der  Ausdrucksweise  der  Tempelinschrift  sich  ergebende 
Wahrnehmung,  dass  der  Junotempel  zu  Nattenheim  in  der  späteren 
Kaiserzeit  verfallen  war  und  desshalb  von  frommen  Bewohnern  des 
Pagus  Betasius  wieder  hergestellt  wurde,  unterstützt  die  Thatsache 
eines  299  Stücke  betragenden  Münzfundes.  Derselbe  besteht  mit 
Ausnahme  einer  einzelnen  Silbermünze  lediglich  aus  Kupfermünzen, 
und  zwar  1  Gross-Erz,  49  Mittel-Erze  und   248   Klein-Erze  *).    Die 


Hongr.  Nr.  80)  Nymphis  perennibus  M.  Val.  Earus  za  lesen  ist;  aUein  es  ist 
weder  die  Nims,  noch  die  Kyll.  noch  überhaupt  eine  Quelle  in  der  Nähe.  In  der 
Yoranssetzung,  dass  die  Umwohner  sich  beim  Aufbau  betheiligten,  haben  wir 
desshalb  vicanis  conferenlibus  ergänzt.  Auf  eigene  Kosten  sua  impensa  folgt 
dann  die  Ausschmückung  durch  den  Weihenden.  Gemeinsame  Betheilignng  meh- 
rerer an  einem  öffentlichen  Baue  ist  nicht  ungewöhnlich.  Vergl.  Insor.  Hely.  241, 
Benier  Inscr.  de  FAlgerie  3571  u.  s.  w. 

1)  Herr  F.  v.  Vleuten   war  so  gefallig,  die  Münzen   folgendermassen   eu 
bestimmen : 

Maximian  Herc. 

Helena 

Licinius  sen. 

Constantinus  Magn. 

ürbs  Roma 

Constantinopolis 

Maximinus  Daza 

Crispus 

Constantinus  II 

Constans 

Constantius  II 

Magnentius 

Decentius 

Julian  Apost. 

Valentinian  I 

Valens 

Gratian 

Valentinian  II 

Thoodosius 

Mag.  Maximus 

Arcadius 

Unbestimmte 

251  Stück. 
Letztere  gehören  ausser  einem  Grossere  (Faustina  jun.  oder  LucilU)   und 


August  US  (?) 

2  M.B. 

Caligula 

1     > 

Claudius 

4 

Nero 

1     1 

Vespasian 

1 

Titus 

2     ' 

Domitian 

2     > 

Trajan 

4     j 

(  Hadrian 
\  Sabina 

9     1 

1     ] 

C  Antoninus  Plus 
)  Faustina  sen. 

8 

G     , 

(  Marc  Aurel 
1  Faustina  jun. 

5 

1     1 

Lucius  Verus 

1     1 

Erste  Periode 

48  Stück. 

Gallienus 

4  Kl.  B. 

Postumus 

1         » 

Tetricus 

12 

(mehrere  type  barbaro) 

Claudius  Goth. 

8        > 

Probus 

1         » 

Diocletian 

l 

> 

1  KL  B. 

3 

1 
17 

3 

6 

1 

2 

3 
17 

9 

6 

4 

1  Silber 
14  Kl.  B. 
12 
21 

4 

5 

1 

3 
95 


Der  Juno-Tempel  bei  Nattenbeim.  68 

meisten  wurden  in  der  Nähe  der  Thürschwelle  gefunden,  als  habe* 
man  dort  Spenden  für  die  Erhaltung  des  Tempels  dargebracht.  Ob- 
gleich ich  nicht  zu  behaupten  wage,  dass  ungeachtet  des  gezahlten 
Finderlohnes  alle  Münzen  in  meinen  Besitz  gekommen  sind,  reicht 
der  erlangte  Vorrath  doch  zur  Gewinnung  eines  bestimmten  Ergeb- 
nisses aus.  Die  Münzen  theilen  sich  nämlich  scharf  in  zwei  Perioden. 
48  Stück  mit  Augustus  beginnend,  enden  mit  Lucius  Verus,  darunter 
ragen  der  Zahl  nach  H ad rian  und  sein  Adoptivsohn  Antoninus  Pius 
hervor.  Der  zweiten  Periode  von  Gallieuus  bis  Arcadius  gehören  145 
Münzen  an;  95  unbestimmte  Stücke  meist  den  Söhnen  Constantins 
und  den  Valentinianen.  In  dieser  Gruppe  steht  der  Zahl  nach  Gra- 
tian  voran.  Aus  dem  Zwischenraum  von  84  Jahren,  der  beide 
Gruppen  trennt,  findet  sich  keine  einzige  Münze  vor.  Wir  dürfen 
denselben  desshalb  wol  als  die  Verfallzeit  des  Tempels  ansehen,  der 
dann  wahrscheinlich  unter  Hadrian  erbaut  und  etwa  nach  Julians 
offener  Rückkehr  zum  Heidenthum  wiederhergestellt  wurde.  Für  diese 
durch  die  Fingerzeige  des  Münzfundes  zunächst  begründete  Annahme, 
sprechen  ausserdem  bezüglich  der  Erbauungszeit  die  im  Eingang  er- 
wähnten von  Hadrian  und  Antoninus  Pius  im  Zusammenhang 
mit  einer  Vermessung  der  germanischen  Provinzen  hier  errichteten 
Meüensteine,  bezüglich  der  Wiederherstellung  die  erneute  Bedeutung, 
welche  die  ganze  Gegend  unter  den  Valentinianen  und  besonders 
imter  Gratian  als  kaiserliches  Jagdrevier  erhielt.  Wir  werden  dar- 
auf bei  Besprechung  der  neuen  Ausgrabungen  des  Fliessemer  Jagd- 
palastes zurückkommen. 

Andere  Funde,  zwei  eiserne  Spitzhämmer,  ein  Hufeisen,  ein  Blei- 
gewicht an  kleiner  Kette,  eine  grössere  offene,  indess  gewöhnliche 
Lampe  ohne  Bild  und  Stempel,  ein  silberner  Fingerring  gehören  dem 
umhegten  Tempelbezirk  an  und  sind  ohne  weitere  Bedeutung. 

Die  architectonische  Gestaltung  des  Heiligthums  ist  von  grosser 
Einfachheit.  Im  Gegensatz  zum  griechischen  Oblongum  hält  sich  der 
Grundriss  mehr  an  die  fast  quadratische  Form  der  altrömisch-etrus- 
laschen  Ueberlieferung ;  ja  annähernd  an  die  Vorschrift  Vitruvs,  wo- 
nach das  Verhältniss  der  Breite  zur  Länge  beim  tuskanischen  oder 
toskanischen  Tempel  sich  wie  5  zu  6  verhalten  soll  ^). 


einem  Mittelerz  alle  der  2.  Periode  an,   und   zwar  zum  grösseren  Theile  der 
Zeit  der  Valentiniane. 

1)  Vitruv  lib.  IV,  c.  VII. 


Der  Jono-Temp«!  bei  Natteuheim. 


Eine  durch  geschlossene  Wände  festummauerte,  aaalartige  Gella 
von  6,67  und  6,15  M.  im  Gevierte,  welche  sich  der  Strasse  entgegen 
nach  Saden  ')  für  den  Einblick  der  VorObergeheDden  *)  durch  eine  breite 

^r— »«r«*> ».       Thlire  öffiiete,   diente  zur  Aufnahme 

von  Altar  und  Götterbildern.  Um  die 
Tempel-Cella  läuft  ein  schmaler,  nur 
1,4  bis  1,5  M.  breiter  Gang,  der  nach 
den  gefundenen  Resten  einer  Anzahl 
Säulen  von^  rothem  Sandstein  aitswärts 
,  von  diesen  umstellt  war  und  somit 
den  Junotempel  zu  Nattcnbeim  als  frü 
behandelten  Peripteros  erscheinen  lässt 
Die  äussere  ßrustungsmauer  war  in- 
dessen hüher  wie  der  Estrichboden 
des  Umganges  aufgeführt,  und  bezeigte 
dadurch,  dass  die  Säulen  nicht  auf  der 
Bodenfläche  selbst,  sondern  auf  dieser 
« ^Um^ ■>         erhöhten  äussern  Mauer  standen,  wo- 

1)  Wenngleiob  ntoh  den  Dirlegongen  vod  NÜBen:  l>u  Templam,  Berlin 
1B69,  die  Oriontimng  der  Tempel  im  AllgemeineD  von  Osten  nach  Wetten  (in 
eine  T^-  und  NacbtMite)  gcaobab,  ao  iat  diei  keineiwegs  feste  Beitel.  Die  «It- 
etruikiaohcn  Tempel  lind  von  Norden  nach  Süden  orienlirt  und  da  »ich  die 
Orientirang  der  Tempelaxe  nach  dar  Stellung  des  Sonnenaufgangs  am  Orön- 
dnngstage  de«  Baues,  neloher  auch  der  Geburt«-  und  Bauptfeat-Tag  des  Gottes 
war,  richtet«  —  so  gibt  dies  schon  eine  groate  Wandelung  der  Lage  de«  De- 
II  der  Windroae.  3)  Vitruv  I.  IV  f.  5. 


Der  Jano-Tempel  bei  Nattenheim.  66 

durch  sich  auch  ihre  geringe  Höhe  erklärt  i).  Vitruvs  Bestimmung, 
dass  die  toskanische  Säule  in  ihrer  unteren  Dicke  gleich  dem  7.  Theil 
ihrer  Höhe,  ihre  Höhe  gleich  dem  3.  Theil  der  Tempelbreite  sei,  ihre 
Verjüngung  aber  den  4.  Theil  der  unteren  Dicke  betrage,  trifft  also 
hier  nicht  zu. 

Das  allgemeine  Bewusstsein  des  Canon^s  der  römischen  Bauord- 
nung leuchtet  zwar  noch  durch;  aber  die  freie  Behandlung  wie  die 
Profilirung  der  Säulen  verweisen  in  eine  sehr  späte  Zeit.  Der  auf 
hoher  Brüstung  stehende  Peripteralmantel  mag  vielleicht  das  Wesent- 
liche der  zweiten  Bauperiode  sein. 

Jahreszeit  und  Zerstörung  Hessen  weitere  einzelne  Wahrnehmun- 
gen nicht  zu.    Auf  einigen  Profilstücken  aus  gebranntem  Thon  fand 

sich  der  Fabrikstempel  IVSTINV(S).') 

Schon  während  der  Abfassung  dieses  Berichtes  wird  im  Kreise 
Bitburg  ein  weiterer  Tempel  in  geringer  Entfernung  des  vorigen  im 
Banne  von  Neidenbach  oder  wie  der  neuentdeckte  Grenzstein  besagt 
im  Pagus  Garucum  signalisirt.  Nach  einer  Mittheilung  des  frühern 
Ortsvoi'Stehers,  des  einsichtigen  Herrn  Ph.  Mayers  zu  Neidenbach,  fand 
daselbst  1825  Herr  Dechant  Becker  in  Schweich,  damals  noch  Gym- 
nasiast, innerhalb  von  Bauresten  den  oberen  Theil  eines  kleinen  Altars 
des  Apollo  *),  dessen  Fundort  ein  halbes  Jahrhundert  nach  seiner  Auf- 
findung nunmehr  die  erste  Ausgrabung  des  neuen  Jahres  veranlassen 
wird*).  E.  aus'm  Weerth. 

1)  Die  Säulen  haben  0,8  M.  Verjüngung  und  erreichen  selbst  bei  achtmal 
genommenem  Durchmesser  der  Dicke  des  unteren  Schaftes  nur  eine  Höhe  von 
1,68  M.,  können  also  nur   auf  einer  erhöhten  Brüstungsmauer  gestanden  haben. 

2)  Der  Töpferstempel  I  V  S  T I  N  V  S  steht  bei  Fröhner  Nr.  1275,  bei 
Schürmans  Nr.  2859  aus  Christnach  im  Luxemburgischen. 

8)  Durch  gef&llige  Auskunft  des  Herrn  Dechant  Becker  konnten  wir  fest- 
stellen, dass  es  der  bei  Brambach  unter  Nr.  816,  bei  Lersch  III,  8  ohne  Fund- 
ort mitgetheilte  Stein  mit  der  Inschrift  Deo  Apollini  Iniicius  lassi ist. 

Herr  Becker  schenkte  denselben  der  Ges.  für  nützl.  Forschungen,  und  Herr  Dr. 
Bone  war  so  freundlich  ihn  nach  Hervorsuchung  durch  den  gefalligen  Custos 
dos  Trierer  Museums,  H.  Zeitler,  als  ara  festzusteUen. 

4)  In  Schriftstellern  oder  Inschriften  erwähnte  Tempel  kommen  hier,  wo 
es  sich  um  faktische  topographische  Naöhweisungen  handelt,  nicht  in  Betracht. 
Solche  werden  für  Nymwegen^  Qualburg  (Brambach  166  a),  Xanten  (Brambach 
210)  Cöln,  Trier  und  im  besprochenen  Gebiet  für  Bittersdorf  (Tempel  des 
Hercules)  n.  s.  w.  beansprucht. 


4.    RSmitche  Atterthflmer  aus  dem  Oldenburgischen. 

(Hierzu  Tafel  UI.) 

Im  Amte  Löningen  bei  dem^Dorfe  Marren,  im  sfidwestlichen 
Winkel  des  Grofsherzogthums  Oldenburg  an  den  Grenzen  von  Fries- 
land und  Osnabrück,  und  wohl  in  den  Niederungen  der  Hase  und 
Jager,  ist  im  April  d.  J.  ein  interessanter  Fund  kleiner  römischer 
Alterthümer  aus  Erz  gemacht  worden.  Eine  kurze  Notiz  über  den- 
selben, von  Herrn  Oberkaromerherm  von  Alten  in  Oldenburg  an 
Professor  Virchow  gesendet,  ist  abgedruckt  in  den  Verhandlungen 
der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft  für  1875  S.  92;  mit  der 
Erlaubniss  des  Herrn  Einsenders  soll  hier  eine  genauere  Beschreibung 
des  Fundes  gegeben  werden. 

Nicht  in  einem  Hügelgrabe,  sondern  zerstreut  zwischen  rund- 
lichen und  eiförmigen  Steinen  (also  wohl  in  dem  trockenen  Bett  eines 
Baches?)  fanden  sich  daselbst  beim  Umpflügen  einer  Haide  nach  dem 
gegebenen  Berichte  die  folgenden  Gegenstände: 

1.  (Fig.  1.)  Erzstatuette  des  Mars,  etwa  12  Cientimeter  hoch; 
sie  bildet  eine  hübsche  Ergänzung  zu  der  im  Jahrgang  1873  ver- 
öffentlichten und  von  C.  Dilthey  gelehrt  erläuterten  Reihe  von  Ares- 
bildem.  Der  Gott  ist  völlig  nackt  dargestellt,  nur  auf  dem  Haupt  trägt 
er  den  Helm  mit  reichem  Busch  und  Minervenkopf  geziert;  die  hoch 
gehobene  Rechte  bielt  den  Speer,  die  Linke,  soweit  sich  erkennen 
lässt  (da  sie  verstümmelt  ist),' wohl  das  Schwert  mit  dem  Parazonium. 
Die  etwas  derb  behandelte  Musculatur  lässt  immerhin  ein  gutes  Vor- 
bild erkennen,  das  sich  in  entfernter  Weise  noch  an  den  lysippischen 
Typus  anlehnt.  Der  Kopf  ist  mit  besonderer  Sorgfalt  behandelt  und 
von  schönem  Ausdruck.  Die  Arbeit  könnte  recht  wohl  noch  dem 
zweiten  Jahrhundert  angehören ;  ich  möchte  sie  mit  Bestimmtheit  f&r 
nicht  jünger  erklären.  Aber  sie  kann  auch  recht  wohl  beträchtlich 
älter  sein ;   etwa  bis  zur  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  kann  man  sie 


Römische  Alterthünier  aus  dem  Oldenburgiscben. 


67 


meines  Erachtens  fdglich  hinaufrücken.  Haltung  und  Geberde  erinnern 
mich  an  die  schöne,  in  Deutschland  wenig  bekannte  Marsstatuette  aus 
Lincoln  im  brittischen  Museum  (die  Nachweisungen  im  C.  I.  L.  VE 
180);  nur  dass  diese,  sicher  ein  Werk  des  zweiten  Jahrhunderts, 
ebenfalls  das  Weihgeschenk  zweier  Nichtrömer,  wahrscheinlich  brita- 
nischer  Kaufleute,  und  das  Werk  des  Erzgiessers  Celatus,  von  feinerer 
Arbeit  ist. 

2.  (Fig.  2.)  Eine  zweite  Erzstatuette  des  Mars,  von  derselben 
Höhe  (einschliesslich  des  unförmlich  hohen  Helmbusches),  in  voller 
FanzerrüstuDg,  mit  Helm  und  Beinschienen.  Der  Helmkopf  zeigt  eben- 
falls ein  Minervenantlitz ;  das  Ornament  auf  der  Lorica  zwischen  den 
Blüthenranken  ist  nicht  deutlich  (es  sieht  fast  aus  wie  der  leere  Stän- 
der eines  Tropäums) ;  auf  den  hinten  mit  drei  Riemen  festgeschnallten 
Ocreae  ist  ein  geflügelter  Donnerkeil.  Die  erhobene  Hechte  hielt  auch 
hier  den  Speer;  die  Linke  vielleicht  den  Schild.  Der  Typus  ist  der 
bekannte  des  cömischeu  Mars  Victor,  wie  er  auf  den  kriegerischen 
Denkmälern  der  nördlichen  Provinzen,  z.  B.  in  Britannien,  oft  mit  der 
Victoria  vereint,  häufig  vorkommt.  Aehnliche,  zum  Theil  gröfsere 
Marsbilder,  alle  von  dem  Typus  des  sogenannten  Pyrrhus  im  capito- 
linischen  Museum,  kommen  ebenfalls  in  den  westlichen  und  nördlichen 
Provinzen  häufig  vor.  Das  vorliegende  ist  ein  sehr  handwerksmäfsig 
hergestelltes  Exemplar  dieser  offenbar  beliebten  Sorte.  Die  Zeit  wage 
ich  nicht  genauer  zu  bestimmen.  Zu  allen  Zeiten  ist  schlecht  und  roh 
gearbeitet  worden. 

3.  Auch  der  Besitzer  dieses  Larariums,  zu  wt^lchem  die  beiden 
Marsstatuetten  gehörten,  scheint  die  Victoria  mit  dem  Mars  vereint 
verehrt  zu  haben.  Denn  zugleich  mit  jener  fand  sich  die  hier  in  natür- 
licher Gröfse  im  Holzschnitt  abgebildete  Basis  einer  dritten  Statuette, 
welche  nach  der  Inschrift  eine  Victoria  war. 

Oben  sieht  man  noch  die  Vertiefung,  in 
welche  die  wohl  mit  langem  Gewand  beklei- 
dete und  geflügelte  Statuette  eingelassen 
war.  Die  Inschrift  in,  wie  es  bei  Erzplätt- 
chen  häufig  ist,  punktierter  aber  ganz  deut- 
licher Schrift,  lautet,  wie  schon  Mommsen 
sie  für  Virchow  las,  so: 
VIC  ÖICCIVS 

CAMICCI 

V   S   L    M 


•«.  •    ••    •••••••• 


■••• 


•  •    • 


66  Römische  Alterthümer  aus  dem  Oldenburgischen. 

Das  ist  Vic(toriae)  Diccius  Caöiicci  (filius)  v(otum) 
8(olvit)  l(ibens)  m(erito).  Die  Punkte,  welche  die  Querlinie 
durch  das  D  bilden,  treffen  hart  mit  denen  des  C  von  VIC  zusan)- 
men;  doch  ist  die  Lesung  sicher.  :Punkte,  welche  die  einzelnen 
Wörter  trennen,  fehlen,  wie  so  häufig,  hier  überall.  Die  nicht  ge- 
rade gewöhnliche  Abkürzung  des  Namens  der  Göttin  erklärt  sich  zur 
GenUge  daraus,  dass  sie  im  Bilde  selbst  auf  der  Basis  stand.  Das 
durchstrichene  D  ist  nicht  ohne  Interesse;  Jac  Becker  hat  Aber 
sein  Vorkommen  in  keltischen  Namen  lateinischer  Inschriften  aus- 
führlich gehandelt  (in  Kuhns  Beiträgen  zur  vergleichenden  Sprach- 
forschung 3  S.  207  if.).  Im  Anlaut  scheint  es  bisher  nur  in  dem 
Namen  der  Göttin  Dirona  (oder  Sirona)  gefunden  worden  zu  sein; 
im  Inlaut  und  besonders  in  der  Verdoppelung  (wie  in  Biliceddni, 
Boddu,  Caddarenses,  Garaddouna,  Garaditonu,  Goneddi, 

Geddi,  Medd (in  verschiedenen  Abwandlungen)  Fedd  iat ins  u.s.w. 

ist  es  häufiger.  Es  scheint  einen  dem  s  verwandten,  sibilierenden  Laut 
des  d  bezeichnet  zu  haben.  Diccius  des  Gamiccius  (oder  auch  Gamiccus) 
Sohn  (beide  Namen  sind  offenbar  peregrinen  Ursprungs  und  scheinen, 
so  weit  sich  so  etwas  behaupten  lässt,   hier  zum  ersten  Mal   vorzu- 

0 

kommen),  der  die  Statuette  geweiht  hat,  scheint,  wie  auch  das  Fehlen 
der  Bezeichnung  filius  anzeigt,  ein  Mann  keltischer  Herkunft  ge- 
wesen  zu  sein,  etwa  ein  incola  irgend  einer  der  römischen  Städte  am 
Rhein,  der  vielleicht  als  Kaufmann  den  römischen  Heeren  folgte  oder 
Reisen  in  den  Gegenden  jenseits  des  limes  machte.  Doch  braucht  er 
natürlich  nicht  identisch  zu  sein  mit  dem  letzten  Besitzer  des  sigil- 
lum  Victor iae;  leicht  kann  sich  dasselbe  auf  Descendenten  vererbt 
haben  oder  auch  durch  Kauf  in  fremde  Hand  gelangt  sein.  Also  auch 
wenn  sich  aus  den  Schriftformen  die  Zeit,  in  welcher  Diccius  das 
sigillum  weihte,  annähernd  bestimmen  lässt,  so  ist  damit  für  die 
Bestimmung  der  Zeit,  in  welcher  der  Fund  an  den  Ort  der  Auffindung 
gelangt  ist,  nichts  gewonnen.  Die  punktierten  Schriftformen  geben  aber 
auch  an  sich,  soweit  ich  darflber  bis  jetzt  zu  urtheilen  vermag,  durch- 
aus keinen  sicheren  Anhalt  für  die  Zeitbestimmung.  Die  im  ganzen 
quadratische  Fonn  der  Schriftzüge  (nur  das  durchstrichene  D  ist  etwas 
schlanker  ausgefallen)  und  das  breite  M  weisen  eher  auf  das  erste  als 
das  zweite  Jahrhundert. 

4.  (Fig.  3.)  Der  vierte  Gegenstand  des  Fundes  ist  ein  Greifen- 
kopf (die  Maafise  sind  nicht  angegeben),  ebenfalls  von  Erz;  innen 
hohl.    Die  grof^en  Ohren   und  die  borstige  Mähne  nebst  Halslocken 


Römischo  Alterthümer  aus  dem  Oldenburgischen.  69 

zusammeD  mit  dem  Adlerschnabel  scheinen  allerdings  dies  Fabelthier 
zu  kennzeichnen.  Es  wird  vermuthungsweise  als  ^  Helmzier '  bezeichnet ; 
ich  wage  ohne  Ansicht  des  Originals  keine  Vermuthung  über  die  Be- 
stimmung, für  die  auch  die  Gröfse  entscheidend  ist;  mancherlei  Ver- 
wendungsarten lassen  sich  denken. 

5.  (Fig.  4.)  Ebenfalls  von  Erz  ist  ein  Löwenkopf  in  ziemlich  hohem 
Relief  mit  einem  kreisrunden  wulstigen  Rand ;  man  vermuthet  darin 
einen  Schildbuckel.  Die  Maafse  sind  auch  hier  nicht  angegeben ;  allein 
für  einen  umbo,  deren  ja  manche  bekannt  sind,  scheint  mir  der  Kopf 
nicht  zu  passen.  Man  könnte  eher  an  eine  der  bekannten  phalerae 
denken;  doch  sind  dergleichen  runde  Zierrathstücke  ja  auch  sonst  in 
mannigfachster  Weise  zur  Verwendung  gekommen. 

6.  Eine  eiserne  Speerspitze  von  jetzt  noch  23  Centimeter  Länge 
—  doch  fehlt  ein  Theil  der  Tülle  —  und 

7.  Eine  Münze  des  Decentius  bilden  die  letzten  Fundstücke,  von 
denen  jedoch  Abbildungen  nicht  mitgetheilt  worden  sind. 

Der  Fund  von  Marren  kann  zu  irgend  einer  Zeit  innerhalb  der 
ersten  vier  Jahrhunderte  unserer  Zeitrechnung  (vorausgesetzt  dass  die 
Münze  des  Decentius  nicht[  zufällig  mit  demselben  vereint  worden  ist, 
muss  man  ja  die  Zeitgrenze  so  Mceit  hinabrücken)  auf  sehr  verschiedene 
Weise  in  jene  nördlichen  Gegenden  gelangt  sein.  Seit  uralter  Zeit  führte 
wohl  auch  schon  ein  Weg  durchs  Land  von  den  einst  bernsteinreichen 
friesischen  Küsten  an  den  Rhein  in  die  römische  Provinz;  an  kriege- 
rische Unternehmungen  als  Veranlassung  zu  seiner  Verschleppung 
wird  man  vielleicht  mit  nur  geringer  Wahrscheinlichkeit  denken  dürfen. 
Sobald  solch  ein  vereinzelter  Fund  auftaucht,  vermisst  man  schmerzlich 
das  Vorhandensein  einer  sorgfältig  bearbeiteten  Karte  aller  der  Orte  in 
Deutschland,  innerhalb  wie  ausserhalb  der  Grenzen  der  römischen  Pro- 
vinzen, an  denen  überhaupt  Alterthümer  gefunden  worden  sind.  Es 
ist  ja  bekannt  genug,  dass  nur  wer  alle  monumentalen  Thatsachen 
mit  möglichster  Vollständigkeit  vor  sich  hat,  im  Stande  ist,  auf  diesem 
dunkelen  Gebiet  Vermuthungen  zu  wagen,  die  nicht  auf  blofsem 
Rathen,  sondern  auf  wissenschaftlicher  Methode  beruhen.  Wann  wird 
die  Kraft  (oder  die  Kräfte)  gefunden,  sein,  die  solch  eine  Arbeit, 
etwa  unter  der  Leitung  und  mit  den  Hülfsmitteln  unseres  Vereins 
von  Alterthumsfreunden  im  Rheinland,  unternimmt,  richtig  anlegt  und 
mit  stetiger  Energie  zu  Ende  führt? 

Berlin.  E.  Hübner. 


Römiflolie  Inschrift  eines  Armorum  costos  aus  Bonn.  71 

der  Stelle,  wo  in  den  Jahren  1870  und  1873  die  beiden  im  vorigen 
Hefte  uiräerer  Jahrbücher  ^)  abgebildeten  und  besprochenen  Steine  mit 
Darstellungen  von  phalerae  zu  Tage  gekommen,  und  zwar  diesseits 
der  für  die  noch  im  Bau  begriffene,  grossartige  Provinzial-Irrenanstalt 
errichteten  Directorialwohnung,  auf  einem  den  Erben  Erupp  zu  Bonn 
gehörigen  Grundstück  ausgegraben  und  sofort  fQr  die  Sammlung 
unseres  Vereins  käuflich  erworben  worden. 

Ausser  dem  Grabdenkmal  fand  man  noch  ein  aus  vier  grossen 
Ziegelplatten  construirtes,  mit  einem  Deckel  versehenes  Grab,  welches 
haibverbrannte  Knochenreste  und  Asche  enthielt,  und  in  der  näheren 
Umgebung  zahlreiche  zum  grossen  Theil  verschleppte  Beigaben  :  grössere 
und  kleinere  Erüge^  darunter  einer  von  schwarzer  Farbe  (wahrschein- 
lich ein  Trinkbecher),  eine  Schüssel  von  Thon,  ein  Lämpchen,  eine  Fi- 
bula und  endlich  eine  stark  oxydirte  römische  Münze  des  M.  Agrippa. 

Der  Grabstein  besteht  aus  Jurakalk,  ist  1,42  G.  lang,  62  C.  breit 
und  14  G.  dick.  Das  Giebelfeld,  welches  mit  Leisten  umrändert  und 
auf  beiden  Seiten  von  einem  epheuartigen  Blätterornament  ausgefüllt  ist, 
schmückt  eine  sechsblätterige  Bosette  mit  ähnlichem  Blätteromament. 
Die  schön  und  kräftig  eingehauenen  Buchstaben  der  ersten  ^eile  des 
Monuments  sind  8  Millim.,  die  der  zweiten  7,  die  der  dritten  und  letzten 
Zeile  6,  die  der  übrigen  5  Millim.  hoch. 

Das  einem  Waffenwart  der  ersten  Minervischen  Legion,  die 
von  Domitian  an  Stelle  der  aufgelösten  Leg.  XXI  Bapax  errichtet,  so 
lange  wir  sie  verfolgen  können,  mit  kurzen  Unterbrechungen,  am  Nieder- 
rhein und  zwar  die  längste  Zeit  in  Bonn  stationirt  war,  gesetzte  Grab- 
monument bietet  im  Einzelnen  so  viele  Eigenthümlichkeiten  und  Ab- 
.  weichungen  von  den  herkömmlichen  Formen,  dass  eine  etwas  eingehendere 
Besprechung  derselben  geboten  erscheint. 

Z.  1.  L  •  MAGVIS  •  L  •  Dem  Vor-  und  Gentilnamen  des  Ver- 
storbenen :  Lucius  Magius,  welcher  letztere  sich  auch  auf  einem  Sarg- 
trog 2fu  Trier  mit  der  Inschrift  L  •  MACIO  PVDENTI  -  Lorsch, 
Central-Mus.  III,  21  —  so  wie  auf  zwei  Steinen  aus  Spanien:  C.  I 
L.  n  709  und  916  findet,  folgt  die  Bezeichnung  der  Abstammung  von 

dem  gleichnamigen  Vater  mit  Auslassung  der  gewöhnlichen  Sigle  F(ilius). 
Diese  Ellipse  vor  dem  Genetiv  des  väterlichen  Namens  ist  meines 
Wissens  in  Inschriften  nicht  nachweisbar,  obgleich  sie  in  der  Schrift- 


1)  Heft  LV  u.  LVI  S.  177  ff.,  H.  XLIX  p.  190  f.    und  LHI  u.  LIV.  a 
182  ff. 


72  Römische  Inschrift  eines  Armoram  oasios  aas  Bonn. 

spräche  nicht  selten  und  in  Bezug  auf  fremde  Namen  sogar  häufig 
vorkommt,  z.  B.  Faustus  Sullae  bei  Cicero  pro  Gluent.  34,  Fabius  Ae- 
milianus  Pauli*),  Darius  Hystaspis,  Hannibal  Gisgonis,  Seleucus  An- 
tiochi.  Dagegen  finden  wir  die  Auslassung  von  uxor  bei  dem  Namen 
des  Mannes  sowohl  in  der  Schriftsprache,  z.  B.  Terentia  Ciceronis, 
Fabia  Dolabellae,  als  auch  auf  Inschriften ;  so  auf  drei  Steinen  aus 
Mainz  (Bramb.  C.  I.  Rh.  999,  1003  und  1025)«). 

Z.  2.    OVF  •  DVBI VS.  Der  Beigesetzte,  welcher  den  höchst  selten 

vorkommenden  Beinamen  Dubius  führte,  gehörte  zur  tribus  OVFentina, 

auch  OFentina  oder  OFFentina  geschrieben,  in  welche  die  Bürger  ton 
Mediolanum  in  Gallia  Gisalpina  eingetragen  waren  ^).  Auf  rheinischen 
Inschriften  kommt  diese  Bürgerklasse  vor  in  Xanten  (Vetera)  Bramb. 
218,  in  Bonn  Br.  479,  dreimal  in  Mainz  Br.  1216,  1222  und  1225,  so 
wie  einmal  in  Strassburg  Br.  1884. 

Z.  3.    MEDIOLAlSl.  Auffallend  erscheint  die  Genetivendung Me- 
diolant   statt  des  gebräuclilichen  Ablativs.    Gewöhnlich  geht  bei  der 

Heimathsangabe  DOMO  oder  bloss  D(omo)  voran,  wobei  der  Heimaths- 
ort  bald  im  Ablativ^  bald  im  Genetiv  steht  Jedoch  ist  auch  ohne 
diesen  Zusatz  der  Genetiv  nicht  selten.  So  findet  sich  in  einer  der 
eben  angeführten  Mainzer  Inschriften  (Br.  1216)  Mediolam  und  in 
der  oben  genannten  StrassburgerMediolanni;  ebenso  auf  einem  Mainzer 

Stein  (Br.  1207)  Bononiae.  —  MIL.  Magius  heisst  miUs,  obgleich  er, 
wie  wir  gleich  sehen  werden,  eine  Charge  bekleidete,  üeberhaupt 
nannte  man  alle  Chargirten  abwärts  vom  centurio  (Hauptmann)  ent- 
sprechend unseren  Leutenanten,  ünterofficieren,  Gefreiten,  mit  und  ohne 
den  Zusatz  principales,  milites*). 

Z.  4.    LEG .  T  •  F .  M  •  PF  •  D .  AR  —  Hier  treten  dem  Erklärer^ 
in  Bezug  auf  zwei   räthselhafte   Siglen:   F  nach  I  und  0  nach  PF 

Schwierigkeiten  entgegen,  welche  mit  voller  Sicherheit  zu  überwinden 
uns  kaum  gelingen  möchte.  Doch  wagen  wir  den  Versuch,  durch  Com- 
bination  und  Vergleichung  der  sämmtlichen  ehrenden  Beinamen,  welche 
die  Leg.  I  Minervla  während  ihres  Bestehens  erhalten  hat,  der  Lösung 

1)  RuhnkcD,  zu  Vell.  Patcrc.  II,  5. 

2)  J.  Becker,  die  rüm.  Inschriften  des  Mus.  der  Stadt  Mainz.    S.  131. 

8)  Vorgl.  C  L.  Orotefend,  Imperium  Uomanum  tributim  descriptum  p.  63; 
4)  C.  Zell ,  Anleitung  zur  Kenntniss  der  röm.  Inschriften  S.  804;  Becker- 
Marquardt,  llandb.  der  rüm.  Alterth.  III,  2  p.  418  und  Yeget.  II,  7. 


Römische  Insohrifb  eines  Armonim  custos  aus  Bonn.  73 

der  Frage  möglichst  nahe  zu  kommen.  Von  den  bisher  in  den  Rhein- 
landen gefundenen  inschriftlichen  Denkmalen  dieser  unzweifelhaft  vom 
Kaiser  Domitianus  errichteten  Legion,  welche  ihren  stehenden  Beinamen 
Min  er  via  einer  besonderen  Verehrung  Domitians  fdr  die  Minerva 
verdankt,  wie  diess  auch  die  grosse  Anzahl  von  Münzen  des  Kaisers 
mit  dem  Bilde  dieser  Göttin  beweist^),  zeigt  die  grössere  Hälfte  der 
einige  30  betragenden  Gesammtzahl  keinerlei  Beinamen,  sondern  bloss 
die  einfache  Bezeichnung  LEG  *  I  M  und  zwar  letztere  Sigle  mit  den 
verschiedenen  Variationen  ME,  MEN,  MI,  MEN,  MINER(via).  Der 

vreifere  Beiname  P(ia)  findet  sich  angeblich  auf  zwei  stark  verwitterten 
Steinen:  auf  einer  Votivara  des  Praefectus  leg.  I  M.  Aurelius  Sintus, 
welcher  unter  Diocletian  einen  durch  Alter  verfallenen  Tempel  des 
Mars  Militaris  zu  Bonn  (Bramb.  467)  wieder  herstellen  liess,  so  wie 
auf  einem  Matronenaltar  aus  Kirchheim  (Br.  519  und  Addenda  p. 
XXIX),  doch  ist  die  Lesart  auf  beiden  Steinen  nicht  sicher,  während 
auf  Ziegelstempeln  aus  Holland  und  Xanten  die  Sigle  LIPM  oder  MINE 
mehrfach  vorkommt.  Diplomatisch  sicher  ist  ein  zweiter  Beiname  der 
Leg.  I  M.,  nämlich  F  auf  einer  Herculesara  aus  Andernach  (Br.  680)*), 
welche  die  Vexillarii  L  T  M  F(idelis)  in  Gemeinschaft  mit  den  Vexill. 

der  Leg.  VI  VICTrix  und  Leg.  X  G(emina)  Pia  geweiht  haben.  Die- 
selbe Sigle  zeigen  zwei  erst  nach  der  Herausgabe  von  Brambachs  Insc. 

Rh.  in  Bonn  zu  Tag  gekommene  Ziegelstempel:  LECTFM,  doch  mit 
dem  Unterschiede,  dass  auf  beiden  das  F  dem  M(inervia)  vorgesetzt 
ist'),  was  wohl  daher  rühren  mag,  dass  die  Ziegler  bei  den  Stempeln  beweg- 
liche Typen  gebrauchten  *),  während  die  Töpfer  meist  hölzerner  Formen 
glich  bedient  zu  haben  scheinen.  Da  nun  die  auf  den  beiden  Ziegel- 
stempeln, wie  auf  dem  Andernacher  Herculesdenkmal  vorkommende 

Sigle  F  unbedenklich  durch  Fidelis  zu  deuten  ist,  so  sind  wir,  wie  es 

1)  Dio  CasB.  LV,  24   und  LXVII,   1.    ^ebv  yuQ   t^v  Udr^vav  ig  la  fiahata 

2)  YergL  meine  Abhandlung  *  Denkmal  des  Hercules  Saxanus  im  Brohl- 
ihaf  im  Winckelmannsprogramm  1862  p.  4,  2  und  Näheres  über  die  Zeit  der 
Errichtung  der  ara  p.  22  ff. 

3)  Yergl.  ürkundenbuch  des  röm.  Bonn.  Von  J.  Freudenberg,  in  d.  Fest- 
schrift zu  d.  internal.  Congress  f.  Alterthumskunde  u.  Geschichte  zu  Bonn  im 
Sept.  1868.  p.  26. 

4)  Mommsen  Inscr.  Neap.  p.  850  und  C.  Zell  a.  a.  0.  p.  386,  Not.  9 
und  16. 


74  Römische  Insehrift  eines  Armomm  oastos  ans  Bonn. 

scheint,  zu  der  gleichen  Erklärnng  dieses  Beinamens  anf  unserer  fn- 
Schrift  berechtigt 

Dieser  Annahme  tritt  aber  der  Umstand  entgegen,  dass  unmittel- 
bar darauf  die  Siglen  PF  folgen,  welche  sich  auf  einem  starken  Diittel 
der  uns  erhaltenen  Denkmäler,  sowie  auch  auf  zahllosen  Ziegelstempeln 
der  1.  Minervischen  Legion  finden  und  nach  der  Analogie  vieler  anderen 

Legionen  keine  andere  Erklärung  zulassen  als  Pia  Fidelis.  Wir  müssen 
uns  daher  nothwendig  nach  einer  stichhaltigem  Deutung  umsehen, 
indem  wir  in  Beziehung  auf  die  verschiedenen  ehrenden  Beinamen  und 
namentlich  auf  die  Stelle,  welche  die  einzelnen  in  der  Regel  einnehmen, 
andere  Legionen  zur  Vergleichung  mit  der  unsrigen  heranziehen.  Bd 
einer  solchen  Umschau  ergibt  sich,  dass  unmittelbar  hinter  der  Nummer 
der  Legion  häufig  ein  vom  Namen  des  Gründers  derselben  gebildetes 
Beiwort  steht  So  tragen  die  vom  Kaiser  Claudius  gestifteten  Leg. 
VII  und  Leg.  XI  den  Beinamen  Claudia,  die  Leg.  IUI  und  XVI  betsst 
nach  ihrem  Stifter  Vcspasianus  Fla  via,  die  Leg.  U  Traiana,  die  . 
Leg.  XXX  V.  V.  d.  h.  Vlpia  V(ictrix),  da  beide  den  Kaiser  Ulpius 
Trajanus  zum  Gründer  haben.  Zu  diesen  von  den  Stiftern  der  Legionen 
hergenommenen  Beinamen,  welche  stehende  geworden  sind,  fügten 
später  regierende  Kaiser  und  zwar  zuerst  Antoninus  Caracalla,  um 
einzelne  Legionen  zu  ehren,  oder  für  sich  zu  gewinnen,  ein  nach  ihrem 
Namen  gebildetes  Beiwort  hinzu*);  so  erhielt  die  Legion  III  Augusta 
noch  den  Zunamen  Maximiana  und  Alexandriana,  die  Leg.  XXX. 
V.V  den  Doppelnamen  Alexandriana  Severiana,  und  so  finden 
wir  bei  der  Leg.  I  Min.  selbst  ausser  den  zwei  letztgenannten  Bei- 
namen auf  Ziegelsteinpein  aus  Nimwegen  noch  den  von  Antoninus 
Garacalla  herrührenden  Zunamen  Anton(iniana).  Uebrigens  waren  die^ 
spätem  Beinamen  nur  zeitweilig  in  Gebrauch  und  unterscheiden  sich 
von  deu  vorhergenannten  schon  dadurch,  dass  sie  unter  den  ehrenden 
Beinamen  gewöhnlich  die  letzte  Stelle  einnehmen. 

Wenden  wir  nunmehr  diese  durch  vergleichende  Combination 
der  verschiedenen  ehrenden  Beinamen  der  Legionen  gewonnenen  Er- 
gebnisse auf  die  zwei  so  seltsamen  Siglen  unserer  Inschrift  an,  so  halte 

ich  mich  zu  der  Vcrmuthung  berechtigt,  dass  das  Zeichen  F  nach  Ana- 
logie der  1.  Siglc  F  bei  der  Leg.  IUI.  FF  =  F(lavia)  F(elix) «) 
durch  Fla  via  aufzulösen  und  auf  den  Stifter  der  1.  Minerv.  Legion 

1)  nooker-MnrquaiHlt,  Handb.  d.  rdxn.  Alterth.  III.  2.  S.  274.  Note  24. 
li)  Vergl  Orolli-lleuxon  n.  S049  u.  ». 


Bömische  Insobrifb  eines  Armorum  custos  aus  Bonn.  75 

Flavius  Domitianus  zu  beziehen  sein  möchte.  Dieselbe  Sigle  hat 
Prof.  Becker  auf  einem  Mainzer  Grabsarg  eines  Soldaten  von  Hülfs- 
tmppen:  COH  - 1  -  F  *  0  statt  des  frither  angenommenen  F(idae)  mit 
Becht  durch  Flaviae  O(amascenorum)  gedeutet^).  In  Bezug  auf  die 

von  mir  aufgestellte  Erklärung  des  F  sei  mir  noch  die  Mittheilung 
gestattet,  dass  der  Sekretär  des  archäologischen  Instituts  in  Rom, 
Prof.  W.  Henzen  auf  eine  dessfallsige  Anfrage  sich  brieflich  dahin  aus- 
gesprochen hat,  dass  dieselbe,  wenn  sie  auch  nicht  absolut  sicher  sei, 
doch  richtig  sein  könne. 

Wenden  wir  uns  nunmehr  zu  der  letzten  Sigle  auf  unserer  In- 
schrift, dem  auf  PF  folgenden  D,   so  erscheint  die  Annahme,   dieselbe 

in  IBezug  auf  Fla  via  durch  D(omitiana)  zu  erklären,  schon  desshalb 
als  anstatthaft,  da  die  Inschrift  den  Schriftzügen  und  der  Erwähnung  der 
Tribus  naich  jedenfalls  in  eine  frühe  Zeit  zu  setzen  ist,  in  welcher  es, 
wie  wir  oben  nachgewiesen  haben,  noch  nicht  üblich  war,  der  Le- 
gion eine  Benennung  nach  dem  Namen  des  Kaisers  beizulegen. 

Eine  andere  Möglichkeit  ergäbe  sich,  wenn  wir  die  beiden  Buch- 
staben F  •  D  als  Abkürzung  des  Wortes  FiDelis  betrachten  dürften, 
und  allerdings  scheinen  zwei  rheinische  Yotivaltäre  aus  Andernach, 
die  von  Soldaten  der  CL ASSIS  AVC.  GERMANICA  PF  geweiht 
sind*),  hiefür  einen  Anhalt  zu  bieten,  indem  Prof.  Henzen  bei  einer  früheren 

genauem  Besichtigung  beider  Steine  auf  dem  ersten  die  Lesart  FID 

herausgefunden  hat  und  auf  dem  zweiten  den  Ausfall  eines  kleinem 
i  vermuthet  Da  sich  jedoch  auf  unserer  Inschrift  an  dieser  Stelle 
keinerlei  Verletzung  findet,  sondern  beide  Buchstaben  durch  ein  deut- 
sch erkennbares  Punctum  getrennt  sind,  so  möchte  die  Annahme 
einer  so  ganz  ungewöhnlichen  Sigle  auf  dem  Bonner  Stein,  wenn 
nicht  ganz  ausgeschlossen,  so  doch  sehr  bedenklich  erscheinen. 

Noch  ein  Ausweg  scheint  uns  oflen  zu  stehen,  wenn  wir  ver- 
suchen, ob  nicht  das  0  zu  dem  Folgenden  zu  ziehen  und  in  dieser 
Sigle  eine  zweite  niedrige  Charge,  die  der  Verstorbene  neben  der  eines 
Annoram  Custos  bekleidet  habe,  zu  suchen  sei.   Hierbei  scheint  uns 


1)  J.  Becker  röm.  Ins.  d.  M.  d.  St.  Mains  N.  220  u.  ebend.  Verbesserangen 
S.  119. 

2)  Die  eine  bei  Overbeck,  Katalog  des  Mus.  vaterl.  Alterth.  Nr.  50  = 
Orelli-Henzen  6866  =  Bramb.  677,  die  andere  Overb.  Katai.  Nr.  152  =  Or.-Henz. 
6866  =  Br.  684. 


76  Römische  Inschrift  eines  Armorum  custos  aus  Bonn. 

eine  von  Renier  publizirte  Inschrift  aus  Lambäs  in  Algerien^)  will- 
kommenen Vorschub  zu  leisten.  Auf  derselben  finden  wir  nämlich 
unter  einer  langem  Reihe  von  Soldatennamen  mit  verschiedenen  niedem 

Chargen  eine  durch  EX  D  bezeichnet,  das  Renier  in  EX  D(ispensatore), 

Henzen  dagegen  mit  Beistimmung  von  Wilmanns  durch  EX  D(uplario) 
auflöst.  Es  möchte  daher  nicht  allzu  gewagt  erscheinen,  diese  Deutung 
auch  für  unsere  Inschrift  geltend  zu  machen,  zumal  da  wir  im  Stande 
sind,  die  Verbindung  der  zwei  Chargen  eines  Armorum  Custos  und 
Duplarius  durch  eine  Parallel-Inschrift  aus  Aquincum^)  zu  bestäti- 
gen, auf  welcher  ein  Miles   leg.  II  adi.  als  ARMOR  *  CVST  •  ET 

DVPLARIVS  ausdrücklich  bezeichnet  wird,  üebrigens  ist  daran, 
dass  die  beiden  Chargen  in  unserer  Inschrift  asyndetisch  stehen,  kein 
Anstoss  zu  nehmen;   so  wird  z.  B.  auf  einem  Steine  aus  Lessenich 

(bei  Bonn)  ein  Soldat  der  Leg.  I.  (Min.)  PB  •  EX '  CA  d.  h.  P(rinci- 

palis)  B(eneficiarius)  Veteranus  EX  •  C  (ustode)  A(rmorum  oder  C(arce- 
rario)  genannt.  Ueber  die  Zulässigkeit  unserer  Vermuthung  stellen 
wir  die  Entscheidung  kundigem  Epigraphikern  anheim. 

Z.  5.  ARMORVM  CVSTOS  •  D  Was  die  Stellung  des  Anno- 
rum  custos  betriift,  so  gehörte  er  zur  Zeughaus-  und  Magazinverwaltung 
und  war  dem  Praefectus  Castrorum  {Platzcommandanten)  untergeben. 
Am  eingehendsten  hat  jungst  Professor  Becker^)  bei  Besprechung 
einer  Mainzer  Inschrift  über  die  Functionen  des  Armorum  Custos,  so 
wie  über  die  mannigfachen  Abkürzungen  beider  Worte  gehandelt,  und 
auf  Grund  der  Thatsache,  dass  auf  einem  Stein   aus  Wachenau  mit 

Nachsetzung  des  in  der  Regel  vorangehenden  ARMORVM  ausge- 
schrieben custos  armorum  steht,  in  einer  Reihe  von  rheinischen 

Inschriften  die  Sigle  C  •  A  treffend  durch  Custos  Armorum  .  gedeutet. 
Bisher  hat  man  inschriftlich  diese  Charge  nur  bei  den  Legionen, 
z.  B.  auf  drei  Steinen  von  Soldaten  der  Leg.  XXII  aus  Mainz*),  bei 

1)  Wilmanns  Exempla  inscript.  latin.  N.  1489. 

2)  Vergl.  C.  I.  L.  Tom.  III  3556.  Ueber  den  Duplarius  s.  Becker-Mar- 
quardt,    Handb.    d.  röm.  Alt.  III,  2,  S.  426.  N.   93  und  Orelli  3536,  wo   nach 

DVPLAR  noch  der  Zusatz  steht,  diurni  stipendii  X  *  II,  d.  h.  denariorom 
binorum. 

3)  Bonn.  Jahrbb.  LIII— LIV  S.  145  ff.  und  Becker,  Die  röm.Inschr.  des 
Museums  zu  Mainz  Nr.  72. 

4)  Becker,  röm.  I.  d.  Mus.  zu  Mainz  Nr.  72,  94  u.  210. 


Komische  Insohrifb  eines  Armorom  castos  aaa  Bonn.  77 

den  equites  singalares  Aug.  und  bei  der  Flotte  (classis)  zu  Mi- 
senum  (Or.  ^30)  nachgewiesen;  sie  findet  sich  aber  auch  bei  andern 
Truppengattungen.  So  wird  sie  für  die  Reiterei  der  Auxiliar- 
truppen  beglaubigt  durch  eine  Inschrift  aus  Traismaur  ^),  wo  ein 
VET(eranu8)  EX-ARM(orum)  CVST(ode)  AL(ae)  T  AVC(ustae) 
thrax  genannt  ist;  und  wenn  es  erlaubt  ist,  die  auf  einem  verloren 

gegangenen    Steine   eines    MIL  •COH(ortis)    I  •  PR(aetoriae)    LEC- 

TVSEX  (leg.)  XIII.  FACTVS  •  DICEST(or)  ARMORVM^)dieBe. 
Zeichnung  Digest or  mit  Armorum  custos  zu  identificieren,  so  wäre  sie 
auchfürdie  prätorianischen  Cohorten  nachgewiesen.  Dass  diese 
Functionsbezeichnung  auch  bei  kleinern  Truppenabtheiluogen,  den  so- 
genannten numeri,  vorkomme,  hält  Prof.  Becker'),  mit  Berufung  auf 

eine  Pfäizer  Inschrift*),  wo  ein  Soldat  mit  dft  Bezeichnung  CA  •  IIX 

(=ex)  NVMIIRO  erscheint,  für  wahrscheinlich;  doch  möchte  ich  eher 

der  Ansicht  Steiners  ^)  beipflichten,  dass  bei  den  Numeri  die  Sigle  CA 
nicht  durch  Gustos  Armorum,  sondern  durch  Campi  Doctor  aufzulösen 
sei,  da  diese  kleineren  Corps  gewöhnlich  noch  einexerciert  werden 
mussten.  •  Dagegen  halte  ich  eine  weitere  Vermuthung  Becker's,  dass 
man  auch  ausgedienten  Soldaten  (Veterani)  diesen  Posten  Übertragen 
habe,  für  begründet;   denn  wenn  auch  auf  mehreren  Inschriften,  wo 

ein  Veteranus  vorkommt,  die  Bezeichnung  EX  •  C  •  A  folgt,  d.  h. '  ge- 
wesener Custos  Armorum  und  dann  Veteran  \  wie  in  den  oben  angeführ- 
ten Inschriften  aus  Lessenich  und  Traismaur,  so  sprechen  Inschriften,  wie 
Or.  3500  (aus  Como)  C  •  VIRIVS  |  SABIN VS  |  VETERANVS  I ARMO- 
RVM  CVSTOS I  LEG.  Xllll  CEM  •  MART  •  VICT.  und  C.  I.  L. 
T.  m,  5106  (aus  St.  Veit)  VET  •  LEG  •  II    ITA(licae)   CVSTOS 

ARMORVM,  entschieden  für  die  Richtigkeit  der  Annahme,  dass  auch 
Veteranen  diese  Stelle  bekleiden  konnten. 

Nach  dieser  die  Stellung  des  Armorum  custos  erläuternden  Ab- 
schweifung kehren  wir  zur  Erklärung  unserer  Inschrift  zurück  und  be- 
merken, dass  das  Schlusszeichen  3,  ein  umgekehrtes  C  mit  Punkt  in 
der  Mitte  der  Oefifnung,  wofür  in  Inschriften  gewöhnlich  die  Form  7 

1)  C.  I.  L.  Tom.  III.  B665. 

2)  Bramb.  1017  =  Steiner  344. 

3)  Bonner  Jahrbb.  LIII.  LIV.  p.  147. 

4)  Bramb.  1762  r=  8teiner  804. 

6)  Cod.  Inso.  rom.  Rheni  et  Danubii  Vol.  II.  p.  382. 


T^  ^moH^im^  iM^SnetB'^  üms  Unnrrm  isvk»  wm 


^n^tteatr.  ^mfiTifc  '\0^0^jgi   t,  i    Zur,  «oit  CiixafliäisuiiB^  warn, 

Z  t,  A/RW   MAfcTIAUS.    I«  Fla«  tt»  Ziaa. 

Aß!Si  Z'i^jfüirerL  v>&t:i^  "jei^oürveiii   4.1:  üz^hkz  ^ceafii  te  Leg. 
XXn  ML7  t^-d^  .^^.   £:'ji^  ^ra   ijir  rxjk   zw*nziA  Mi>   si 

Z,  7,  ASN'XXXI  STIP  XIII.  H>j^^  «itiir  das  der  3e- 
«tkXi:/^^  ,a  1  ^.  Jjüire  ^..ze*  Älun  h  cie  Li»sir>-  ^usru  aad  sadi 
I.^  l»ftiEt^n»   ära    T/^a   '^«r  H*!*"!:   ul  ds&  U£sa  de*  Bheüs  im 

02k4   i^ßntfUxls^  Mkwdtkhnt  hfiüJarokL    6ä£  ihsi  ü^A  Z.  ö  ;H(cfC8) 

F'a«:MMioiii  CiüTzvit}  j  der  %im   ihm  Terjrdoete  Em  besorgte.  gQü 
Zi»;^Uift  T«VD  ditr  Pietät  des  ckht  geiuumteA  gme&  KamendeB. 

Vrtiitü  wir  schl^^Iich  nach  der  Zk;  der  Besseczug  osseRS 
Mai^a«,  fto  la»eD,  wie  sthriD  oben  aogedeoset  worden,  die  Grtsse  and 
SeUittfaeit  der  BodisUben  wie  die  Form  der  Xamensbezekiinang  kanm 
esnen  Zweifel  dbrig,  dai»  nnsere  Imcfarift  in  eine  firäbe  Zot  nnd 
m^i^ücber  Wetse  noch  m  da.^  en^te  Jahrhundert  n.  Gir.  zu  setzen  seL 
Im  F'rrichtang  der  Leg.  I  M:n.  fallt  nlmlich  nach  der  scharfsinnigen 
Oimbination  Orotefend's,  za  welcher  ihm  die  Yerdeicfanng  der  oben 
angezogenen  Hercnlesara  aas  Andernach ')  mit  der  Inschrift  des  Her- 
cnlea  .Saianoa  im  Brohlthal  *)  die  Handhabe  bot,  kurz  tot  oder  nicht 
lange  nach  dem  90  n.  Chr.  Za  dieser  Annahme  fährte  ihn  die  That- 
Sache,  das^  anf  beiden  Steinen  derselbe  Name  des  Commasdirenden 
Yon  3  Trappenkorpem,  der  Leg.  VI  Victrix  nnd  der  Leg.  X  6(emina) 
P(ia;,  Q.  Acatias  erscheint,   nur  mit  dem  Unterschiede,   dass  auf 

1)  Becker,  rom.  Inscbr.  etc.  p.  125. 

2)  Leneb,  Central-Miu.  II,  55  =  Br.  457. 

3)  Bnmb.  C.  L  Rh.  680.  Bonn.  Jabrb.  XI,  p.  77  und  XXXYI,  p.  100. 

4)  Wtnckelmtontprogr.  y.  1862,  S.  16. 


Bömitohe  Inschrift  eines  Armorum  costos  aus  Bonn.  *  79 

• 

dem  Brohler  Denkmal  an  der  Stelle  der  Leg.  I  Min.  F(idelis)  die  Leg. 
XXn  PB(imigenia)  P(ia)  getreten  ist,  woraus  Grotefend  die  weitere 
Folgerung  zieht,  dass  Q.  Acutius,  den  er  mit  dem  in  Plinius'  Briefen 
Ol,  12)  als  Cionsal  designatus  und  in  den  Fasten  des  Jahres  100  n. 
Chr.  vom  November  an  als  Consul  genannten  Q.  Acutius  Nerva  für 
identisch  hält,  vor  seinem  Consulate  die  Stelle  eines  Legatus  Pro 
Praetorein  Germania  inferior  verwaltet  und  als  solcher  zuerst  die 
Leg.  XXn  und  darnach  die  Leg.  I  M.  kommandirt  habe.  Demnach 
wflrden  also  beide  Parallelinschriften  unter  Domitians  Regierungszeit 
(81—96)  zu  setzen  sein. 

Abweichend  von  dieser  Hypothese,  welche  ich  bei  Erklärung 
des  Herculesdenkmals  im  Brohlthal  gutgeheissen  habe,  jetzt  aber 
nicht  mehr  festhalte,  nimmt  Prof.  Urlichs  ^)  an,  dass  umgekehrt 
die  XXII.  Legion  auf  die  I.  während  der  Verwaltung  des  Acutius 
gefolgt  sei,  da  dieser  der  gewohnten  Beihenfolge  dieser  hohen 
Posten  gemäss  erst  nach  seinem  Consulate  die  in  der  Begel  drei- 
jährige Verwaltung  von  Germania  inferior  erhalten,  und  wenn  anders 
die  Legio  I.  Min.  den  ersten  Dacischen  Feldzug  (101 — 102)  nicht 
mitgemacht  hat,  nicht  vor  101  oder  102  dieselbe  antreten  konnte. 
Diese  ansprechende  Vermuthung  findet  die  erwünschte  Unterstützung, 
abgesehen  von  dem  Zeugnisse  des  Spartianus '),  durch  den  zuerst 
von  Lersch  veröffentlichten  merkwürdigen  Matronenstein  ^),  den  ein 
Soldat  der  Leg.  I  M.,  welcher  unter  dem  Befehle  des  nachmaligen 
Kaisers  Hadrian  an  dem  zweiten  Dacischen  Feldzuge  (104 — 106)  Theil 
genommen,  gemäss  eines  an  der  Aluta  (ad  Alutum  flumen)  gemachten 
Gelübdes,  nach  glücklicher  Rückkehr  an  den  Rhein,  den  Aufanischen 
Matronen  geweiht  hat.  Wir  glauben  nicht  zu  irren,  wenn  wir  diesen 
Stein  nach  Vorgang  A.  Eick's^)  noch  der  Regierungszeit  Trajans 
(96—117)  zuweisen.  Dadurch  aber,  dass  in  dieser  Inschrift  die  Leg. 
I  M.  bereits  die  beiden  ehrenden  Beinamen  PF  trägt,  während  auf 
dem  Andemacher  Steine  der  zweite  Beiname  F  noch  fehlt,  gewinnen 


1)  Bonn.  Jahrb.  XXXVI,  p.  100. 

2)  Hist.  Aug.  vit.  Hadriani  c.  3:  secuDda  expediiione  Dacica  TraianuB 
eom  primae  legioni  Minerviae  praeposuit  secumque  duxit,  quandoquidem 
muHa  egregia  eins  facta  daruerant.  quare  adamante  gemma  quam  Traianus  a 
Nerva  acceperat  donatus  ad  spem  sacoessionis  erectus  est. 

8)  Bonn.  Jahrbb.  V— VI,   p.  316   und  XXIII,  79.    Düntzer,  Ver«.  d.  röm. 
Alterth.  des  Mus.  Wallraf-Bichartz  p.  44.    Brambach  405. 
4)  Bonn.  Jahrbb.  XXIII,  p.  80. 


80  Romische  Inschrift  eines  Armornm  custos  ans  Bonn. 

wir  ein  wichtiges  Kriterium  für  die  Zeitbestimmung  des  Bonner  Denk- 
mals, auf  welchem  die  Leg.  I  M.  gleichfalls  schon  PF  genannt  wird. 
Es  wird  darnach  die  Annahme  gerechtfertigt  erscheinen,  dass  auch 
dieses  noch  unter  Trajan  zu  setzen  sei,  und  dass  Trajan  selbst  der 
Leg.  I  Min.,  welche  er  selbst  während  seiner  Statthalterschaft  in  ün- 
tergermanien  commaudirt  und  sein  Feldherr  Licinius  Sura  als  Legat 
befehligt  hatte  ^),  wegen  ihrer  aufs  Neue  im  zweiten  Dacischen  Kriege 
bewiesenen  Treue  und  wohl  auch  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 
persönlichen  Verdienste  ihres  Befehlshabers  Hadrian,  den  er  durch 
ein  aussergewöhnliches  Ehrengeschenk,  eine  kostbare  Gamöe,  aus- 
zeichnete, den  zweiten  Beinamen  Pia  verliehen  habe. 

Bonn. 

J.  Freudenberg. 

4)  Urliohs,  Bonn.  Jahrb.  XXXYI,  p.  104.    Hensen  5448. 


6.    Römische  Inschrift  aus  K6in. 

Ende  October  1875  wurde  auf  der  Maximinenstrasse  in  Köln  ein  mit 
einem  Deckel  versehener  Steinsarg  von  festem  Sandstein  gefunden 
und  in's  hiesige  Museum  geschafft.  Derselbe  ist  2,17  lang,  0,77  breit, 
0,67  hoch,  der  dachförmig  in  der  Mitte  zulaufende  Deckel  bis  zur 
Spitze  0,31  hoch.  Der  Deckel,  wie  die  hintere  und  die  beiden  vorderen 
Seiten  sind  glatt  behauen  ohne  Verzierung.  Auf  der  vorderen  Seite 
halten  zwei  geflügelte  Genien  mit  abgewandtem  Gesicht  oben  und  in 
der  Mitte  die  Inschrifttafel,  die  an  den  Seiten  eine  in  der  Mitte  die 
weiteste  Biegung  machende,  an  den  Enden  zurückgezogene  Schlangen- 
linie bildet.  Die  Form  der  reliefartigen  Tafel  ist  dieselbe  wie  bei 
Nro.  204  unseres  Museums,  wo  aber  die  Genien  nach  der  Tafel  hin- 
schauen; mit  abgewendetem  Gesichte,  wie  hier,  stehen  sie  auf  228, 
an  welchei*  die  Seiten  der  Tafel  gerade  laufen.  Die  schon  in  der  Köl- 
nischen Zeitung  vom  1.  November  von  anderer  Seite  gegebene  In- 
schrift lautet: 

T  •  FL-  SVPERO   3  LEG  XXX 
T  •  FL-  CONSTAN  S  3  PROT  E  C 
F  RATRi-F   C 

Tito  Flavio  Supero  centurioni  legionis  tricesimae  Titus 
Flavius  Gonstans  centurio  protectorum  fratri  faciundum 

curavit. 
Die  legio  tricesima,  die  erst  im  Jahre  359  n.  Chr.  aus  Nie- 
dergermanien abberufen  wurde,  steht  hier  ohne  nähere  Bezeichnung, 
wie  auf  einem  bei  Xanten  gefundenen  Weihesteine  vom  Jahre  210 
(Brambach  220).  Unsere  Inschrift  gehört  auch  wohl  dem  dritten  Jahr- 
hundert an.  Die  Buchstaben  sind  meist  mit  Sorgfalt  eingemeisselt. 
Bei  dem  E  und  F  reicht  der  obere  Strich  etwas  über  den  geraden 
Strich  nach  links  hin.  Der  Herausgeber  in  der  Kölnischen  Zeitung  be- 
merkt: „Der  Titel  protector,  den  der  eine  der    beiden  Centurionen 

6 


82  Römische  Inschrift  aus  Köln. 

fahrt,  ist  in  Militärinschriften  nicht  selten/  Ich  gestehe,  kein  Beispiel 
davon  zu  kennen.  Mir  ist  ftur  ein  in  Köln  gefundener,  jetzt  im  Bonner 
Museum  befindlicher  Stein  bekannt,  der  hierher  zu  gehören  scheint 
(Brambach  318),  wo  wir  lesen:  Dis  manib'us  Superini  Romani 
centuria  (so  liest  Brambach  nach  dem  Index)  oder  centurionis 
protect(orum?)  domini  nostri^). 

Die  ersten  geschichtlichen  Erwähnungen  der  protectores  finden 
sich  bei  Spartianus  im  Leben  de^  Caracalla.  Von  des  Kaisers  Ueber- 
fahrt  vonThracien  nach  Kleinasien  heisst  es  (5):  Naufragii  pericu- 
lum  adiit,  antenna  fracta,  ita  ut  in  scapham  cum  protecto- 
ribus  descenderet.  Getödtet  wurde  er  (7):  cum  inter  protecto- 
res suos,  coniuratos  caedis,  ageret.  Dann  gedenkt  auch  Capito- 
linus  derselben  im  Leben  der  beiden  Maximine  (14):  Inde  (Gordia- 
nus)  Carthaginem  venit  cum  pompa  regali  et  protectoribus 
et  fascibuslaureatis.  Herodian  bezeichnet  sie  durch  owfiaroqwlcmeg. 
Wurden  auch  einzelne  protectores  später  mit  besonderen  Aufträgen 
in  die  Provinzen  geschickt,  so  scheint  doch  ein  centurio  (oder  eine 
centuria)  protectorum  domini  nostri  in  Köln  eher  auf  eine 
Leibwache  der  gallischen  Kaiser  Postumus  und  Victorinus  an  diesem 
Sitze  ihrer  Herrschaft  zu  deuten.  Wir  haben  so  auch  den  tribunus 
praetorianus  einer  hier  in  Köln  auf  dem  Cunibertskloster  gefunde- 
nen Inschrift  (184  des  Museums)  auf  Praetoriani  in  Köln  gedeutet^ 
obgleich  wir  Mommsen  (Jahrb.  XL,  7  f.)  zugestehen  mflssen,  dass  hier 
auch  der  Tribun  einer  prätorischen  Cohorte  gemeint  sein  könne.  Nicht 
ohne  Bedeutung  scheint  es,  dass  wir  nun  auch  auf  einer  zweiten  in  Köln 
ausgegrabenen  Inschrift  einen  centurio  (oder  eine  centuria)  protec- 
torum finden,  wobei  es  nichts  verschlägt^  dass  wir  hier  den  Zusatz  do- 
mini (oder  wie  es  früher  hiess  Äugusti)  nostri  nicht  finden.  Einen 
protector  divini  lateris  Augusti  nostri  zeigt  eine  im  alten Ocricu- 
lum  gefundene  Inschrift  aus  Heliogabals  Zeit  (Or.  1869),  dagegen  setzte 
zu  Rom  ein  Fl.  Viator  protector  seinem  Sohne  einem  eques  Roma- 
nus einen  Grabstein  (Or.  3050)  und  eine  Inschrift  zu  Spoleto  (Or. 
3391)  nennt  einen  Fl.  Baudio  vir  ducenarius  protector  ex  ordi- 
nario  legionis  II  Italicae  Divitensium.  Dagegen  gedenken  zwei 
Steine  (bei  Marini  Iscriz.  Alb.  70)  eines  protector  praefecti  prae- 
torio.    Freilich  könnte  man  meinen,  es  sei  nicht  ein  centurio  pro- 

1)  Vergl.  Moh  die  Inschria  bei  Orelli  SOOl:  T.  Petronio  . . .  trib.  eolL 
primae  praet.  proteot  AVGG  .  NN.  (nach  d.  J.  961).    D.  R. 


BÖmi0ohe  Insohrift  ans  Köln.  88 

tectorum  zu  verstehen,  sondern  protector  könne  neben  centurio 
stehen,  wie  man  auf  der  Inschrift  Or.  143Ö  jetzt  liest  centurio  C.  1. 
Egnatiani,  aber  man  erwartet  dann  bei  diesem  centurio  doch 
auch  die  Angabe  der  Legion  wie  bei  dem  Bruder.  Eine  centuria 
protectorum  finden  wir  freilich  nicht  in  späterer  Zeit,  wo  uns  die 
protectores  auch  bei  Ammian  und  Symmachus  mehrfach  begegnen. 
Nur  ein  primicerius  und  decemprimi  nebst  ihrer  matricula 
kommen  vor,  wie  bei  den  verwandten  domestici  oder  protectores 
.  domestici,  deren  ordo,  schola  oder  consortium  genannt  wer- 
den, aber  dass  es  centuriae  protectorum  gegeben,  ist  bei  der 
Lückenhaftigkeit  unserer  Eenntniss  nicht  ausgeschlossen;  die  In- 
schriften ergänzen  hier,  wie  so  oft  sonst,  die  mangelhafte  Ueber- 
lieferung.  Die  erste  uns  bekannte  kaiserliche  Verordnung  über  die 
eigentlichen  protectores  ist  vom  Jahre  416.  Die  Kaiser  Honorius  und 
Theodosius  sagen  diesen  darin  ähnliche  Würden  zu,  wie  sie  kurz  vor- 
her den  protectores  domestici  gegeben.  Die  Zusammenstellung 
von  Oodofredus  zum  Cod.  Theodos.  Paratitlon  zu  lib.  VI  tit.  XXIV 
§.  2  gibt  über  sie  noch  immer  die  beste  Auskunft.  Vgl.  auch  Boecking 
zur  Notitia  diguitatum  II,  397. 
Köki. 

Dr.  Düntzer. 


7.    Römischer  Matronenstein  zu  Enzen. 

Im  Herbste  1874  wurde  in  einer  der  Gemeinde  Enzen  gehörigen 
Sandgrube  am  Schiefeisberg  im  Kreise  Euskirchen  ein  aus  grauen 
und  rothen  Sandsteinen  zusammengesetztes  fränkisches  Grab  mit  we- 
nigen Knochen  gefunden.  Zu  diesen  Steinen  gehörte  auch  der  folgende 
mit  einer  Inschrift  versehene,  0,52  Meter  breite,  0,94  M.  hohe,  jetzt 
0,11  M.  dicke,  welcher,  gegenwärtig  in  der  Behausung  des  Finders  Wil- 
helm Steinhausen  zu  Enzen  aufbewahrt,  wohl  bald  dem  neuen  Provin- 
zial-Museum  zu  Bonn  einverleibt  werden  wird.  Derselbe  ist  oben  be- 
krönt» hat  auf  den  beiden  schmalen  Seitenflächen  je  einen  Baum  im 
Selief,  von  welchem  bloss  die  Hälfte  vorhanden  ist,  weshalb  der  Stein 


•«.^' 


84  Römischer  Matronenstem  sa  Enxen. 

zur  Gewinnung  von  Material,  wie  anch  sonst  vorkommt  (vgl.  Bonner 
Jahrbb.  XII  S.  43),  spater  moss  gespalten  worden  sein.  Die  in  guten 
grossen  Buchstaben  eingemeisselte  Inschrift  lautet: 

MATRONI(S) 
HIHERAIIS 
MANTONIVS 
KlLARIOV   S 
L  •  M 

Matroni(s)  Hiheraiis  M.  Antonius  Hilario  v(otum) 
s(olvit)  Ifibens)  m(erito).  (S)  am  Ende  von  Z.  1  ist  bis  zur  Un- 
kenntlichkeit abgeschliffen.  In  Z.  2  war  H.  Prof.  aus'm  Weerth,  der 
mit  mir  den  Stein  untersuchte,  geneigt,  den  drittletzten  Buchstaben  I 
für  ein  abgeschliffenes  R  zu  halten;  ich  selbst  schwankte  zuerst  zwi- 
schen I,  P  und  B,  habe  mich  aber  schliesslich  für  I  entschieden;  der 
vertikale  Strich  ist  kräftig  und  deutlich,  einige  unbestimmte  Vertie- 
fungen zur  Rechten  desselben  sind  wohl  zufällig. 

Bei  der  grossen  Zahl  von  Matronensteinen,  die  in  der  dortigen 
Gegend  gefunden  sind,  würde  der  unsrige  wenig  Interesse  bieten, 
wenn  nicht  auf  demselben  der  bisher  nicht  bekannte  Beiname  Hihe- 
raiac  stände.  Ich  vermuthe,  dass  sich  derselbe  in  dem  Namen  des 
Vs  Meile  von  dem  Schiefeisberg  liegenden  Weilers  Irresheim  erhalten 
hat.  Dass  überhaupt  in  Ortsnamen  fremde  Grundwörter  sich  mit  deut- 
schen Endungen  vielfach  verquickt  haben,  ist  bekannt,  nicht  minder, 
dass  Matronen-Namen  noch  hin  und  wieder  in  heutigen  Ortsnamen  an- 
Uingen.  Als  Beispiel  für  beides  sei  hier  nur  Wachendorf  angeführt, 
dessen  Name  mit  den  auf  mehreren  in  unmittelbarer  Nähe  gefundenen 
Inschriften  erwähnten  Matronae  Vacalinehae  offenbar  zusammen- 
hängt.  Es  ist  also  bloss  zu  fragen,  ob  Irre  —  denn  s  ist  Genetiv- 
zeichen, oder  doch  nach  Art  eines  solchen  verwendet  —  dem  Stamme 
Wher  richtig  „angedeutscht''  worden.  Die  Richtigkeit  des  hier  vor- 
ausgesetzten Lautprozesses  wird  man  zugeben,  wenn  man  erwägt,  wie 
leicht  der  blosse  Hauchlaut  H  sowohl  im  Anlaut  als  im  Inlaut  er- 
scheint und  schwindet  (vgl.  Corssen,  Ueber  Aussprache  etc.  P  96  ff.). 
Beispiele  seien:  Illerich  =  Hilariäcum  (s.  Esser,  üeber  einige 
gallische  Ortsnamen  auf  -äcum  in  der  Rheinprovinz,  Progr.  des 
Progymn.  zu  Andernach  1874  S.  10;  Bacmeister,  Alemann.  Wande- 
rungen I,  S.  114),  Enzen  =  Hencena  (Lacomblet,  ürkundenbuch  I 


Bömisoher  Matronenstein  zu  Enxen«  85 

n.  478  aus  dem  Jahre  1181)0,  Irnich  =  Herenniäcum  (Lacom- 
blet  a.  a.  0.  U  n.  162.  163  aus  dem  J.  1229:  Ernich),  Irmenach 
=  HermiDi&cum  (die  beiden  letzteren  von  mir  durch  Analogie  er- 
schlossen). —  Ob  auch  das  unmittelbar  bei  Irresheim  liegende  Dorf 
Frauenberg  dem  Gultus  der  Matronen  den  ersten  Theil  seines  Na- 
mens verdankt,  wie  ja  ein  Gleiches  von  Eick,  die  römische  Wasser- 
leitung S.  104  für  Müddersheim  behauptet  wird,  oder,  wie  Eatzfey, 
Gesch.  der  Stadt  Münstereifel  II,  S.  76,  will,  der  seligsten  Jungfrau 
als  der  Schutzpatronin  der  uralten  Pfarrkirche  daselbst,  ist  eine  Frage, 
die  sich  nicht  so  leicht  mit  Gewissheit  wird  entscheiden  lassen.  Doch 
selbst  zugegeben,  letztere  Ansicht  sei  die  richtige,  so  wäre  damit 
noch  immer  nicht  ausgeschlossen,  dass  sich  auch  hier,  wie  anderswo, 
christliche  Beligionsübung  an  heidnischen  Localcultus  angeschlossen 
habe «). 

Linz  a.  Rh. 

Joseph  Pohl 


8.    Kleine  Beiträge  zur  Numismatik. 

In  Heft  LV— LVI  (S.  228)  unserer  Jahrbücher  hat  Herr  Merlo 
darauf  hingewiesen,  dass  es  wünschenswerth  sei,  auch  kleinere  Ab- 
weichungen von  den  durch  Cohen  beschriebenen  Münzen  zu  publiciren. 
In  vollständigster  Uebereinstimmung  mit  dem  von  ihm  Gesagten 
bringe  ich  im  Folgenden  die  Beschreibung  einiger  Varietäten  meiner 
Sammlung. 


1)  Im  J.  1166  wird  es  Enoena  genannt  (Laoomblet  a.  a.  0.  I  n.  421). 
Data  übrigens  dio  Ortsnamen  in  den  lateinischen  Urkunden  des  Mittelalters 
sehr  frei  umgeformt  werden,  lässt  sich  an  tausenden  von  Beispielen  nachweisen. 
Oder  will  man  im  Ernste  glauben,  dass  Irresbeim  im  Jahre  1186  Irinsheim 
(Laoomblet  a.  a.  0.  I  n.  824)  geheissen  habe,  im  Jahre  1140  aber  Irloshem 
(ibid.  I  n.  841)?  —  Nebenbei  noch  die  Bemerkung,  dass  der  YoUcsmund  bei 
der  Aussprache  von  Irresheim  in  der  ersten  Silbe  nicht  i,  sondern  ein  kurzes  e 
boren  lässt. 

2)  BeiLacomblet  1.  1.  I  n.  209  aus  dem  Jahre  1067  heisst  der  Ort  einfach 
Berche.  Der  Zusatz  >Franen-c  ist  jedenfalls  erst  behufs  Unterscheidung 
Ton  dem  in  der  Nähe  von  Fmuenberg  gelegenen  Niederherg  nöthig  geworden. 


86  Kleine  Beiträge  rar  Komitmaük. 

1.  Augostus.    Denar. 

Av.)   Kopf  des  Kaisers  nach  rechts  mit  Eichenkranz,   ohne  Um- 
schrift. 
Ry.)   Schwebende  Victoria,  den  Kopf  nach  links  gewendet,  vor  sich 

einen  Schild  haltend,  worauf  die  Buchsttften   CLV ;  im  Felde 
SPQ   R. 
Cohen,  Suppl.  No.  44,  beschreibt  dieselbe  Münze  ohne  Eichen- 
kranz. 

2.  Von  Claudius  und  Agrippina   besitze  ich  einen   gefütterten 

(fourr6e)  Denar,  welcher  die  Legende  T.  CLAVD  u.   s.  w.   zeigt, 
während  Cohen  Tl.  CLAVD  hat. 
8.    Severus  I.   Denar. 
Av.)   Belorbeerter  Kopf  des  Kaisers  nach  rechts. 

SEVERVS.  AVC.  PART.  MAX. 

Ry.)  Gybele  sitzt  auf  einem  nach  rechts  laufenden  Löwen;  sie  hält 
in  der  Rechten  einen  Donnerkeil  und  in  der  Linken  einen 
Stab  (Scepter);  unter  dem  Löwen  Wasser,  welches  aus  einem 
kleinen  Felsen  zur  Linken  entspringt    Umschrift: 

INDVLCENTlA  •  AVCC 
und  im  Abschnitt: 

IN  CAMA. 
Cohens  No.  131  ist  unserer  Münze  am  ähnlichsten.    Sie  hat  auf 
dem  Ay.  die  Legende: 

SEVERVS  PIVS  AVC. 
und  auf  dem  Ry.: 

INDVLCENTlA  AVCC  IN  CARTH. 

Es  würde  am  nächsten  liegen,  die  Form  GAMA  einfach  für  einen 
Fehler  des  Stempelschneiders  zu  erklären,  wenn  nicht  auch  der  Av. 
der  Münze  Verschiedenheiten  der  Titel  zeigte.  Die  datirten  Münzen 
des  Seyer  mit  Part.  max.  kommen  yon  den  Jahren  198—204  vor 
(Cohen  No.  289),  doch  ist  dieser  Titel  nur  bis  zum  Jahre  201  häufig, 
oder  besser  gesagt  der  gewöhnliche.  Im  Falle  wir  es  nicht  mit  einem 
Stempelfehler  zu  thun  haben,  müsste  sich  Gama  auf  eine  Stadt  oder 
Proyinz  beziehen,  und  finde  ich  in  Paulys  Real-Encyclopädie  der  Al- 
terthumswissenschaft  mit  GAMA  beginnend  nur  zwei  Namen,  woyon 
der  erstere  auf  zwei  Städte  in  Palästina  Bezug  hat: 

L  »Gamala  . .  1.  feste  Stadt  auf  einem  Hügel  am  östlichen 


Sleiae  Beitrftg«  zur  Numismatik.  87 

Ufer  des  Sees  Genezareth,  Tarichaea  gegenüber,  in  Ganlanitis 
inferior,  dass  von  dieser  Stadt  auch  Gamalitica  hiess. 
2.    Stadt  auf  einem  hoben  Berge  in  Samaria.*' 
n.  „Gamarga  Landschaft  im  südlichen  Medien.^ 
Gamarga  kann  hier  nicht  in  Betracht  kommen,  wohl  aber  die 
Stadt  Gamala  (denn  es  gab   nur  eine  Stadt   dieses   Namens)  und 
der  nach   ihr   benannte   Bezirk  in  Palästina.     Nach   dem    Parther- 
Kriege,  wo  Sever  den  Titel  PART.  MAX.  annahm,  zog  derselbe  nach 
Aegypten.    Auf  diesem  Zuge  kann  er  leicht  Gamala  und  die  Gamali- 
tica berührt  und  dort  ein  Werk  der  Milde  ausgeübt  haben,   welches 
würdig  erachtet  wurde  auf  Münzen  verewigt  zu  werden  ^). 

Die  datirten  Münzen  mit  Indulgentia  in  Carthaginem  sind  vom 
Jahre  203  (Cohen  No.  520),  also  aus  einer  Zeit,  wo  der  Titel  Par- 
thicus  maximus  vorkommt  (wenn  auch  selten).  Es  würde  also  bei  An- 
nahme eines  Stempelfehlers  kein  Widerspruch  zwischen  Av.  und  Rv. 
stattfinden,  wenn  man  die  Münze  einfach  auf  Carthago  bezieht. 
4.  Gallien.  Billon. 
Av.)   Beiorb eerte  Büste  nach  rechts: 

ENVS  AVG. 

Rv.)    Stehende  Felicitas  nach  rechts  gewendet,  in  der  Rechten  einen 
Gaduceus,  in  der  Linken  einen  langen  Stab  haltend. 

FELICIT  AVG. 

Cohen  beschreibt  die  Münze  No.  120  nur  in  Gold,  No.  119,  121 
und  122  haben  alle  die  Strahlenkrone.  Diese  Münze  ist  kleiner  und 
viel  leichter  als  die  gewöhnlichen  Billonmünzen  des  Kaisers,  ohne  ein 
Quinar  zu  sein;  sie  gehört  zu  den  Münzen,  von  welchen  Cohen  S.  354 
Anm.  2.  spricht. 

»  6.    Numerian.  Eleinerz. 
Von  Numerian  Cohen  No.  22  besitze  ich  ein  Exemplar,  welches 

auf  dem  Av.  NVMAERIANVS  anstatt  Numerianus  hat. 

6.  Von  Crispus  besitze  ich  ein  Kleinerz  wie  Cohen  Suppl.  No.  5, 
dessen  Av.  auf  dem  Schilde  des  Kaisers  eine  auf  einem  Stuhl  sitzende 
Figur  zeigt. 

Gonsecrationsmünzen   von   Claudius  II.    und   Constantius  I.    in 


1)  Der  Biograph  des  Severus,  Aelius  Spartianus,  bezeugt  aasdrücklioh, 
daifl  der  Kaiser  auf  seiner  Reise  yon  Syrien  nach  Aegypten  den  Bewohnern  von 
Palistina  mancherlei  Priyüegien  verlieh,  c.  18:  in  itinere  Palaestinis  plu- 
rima  iura  fnndavit. 


66  Klaiiie  Baitrige  tat  Namknutik. 

KleJnerz  baben  als  Rt.  dieselbe  Darstellung  mit  der  Umschrift:  reqoies 
optimor.  merit  oder'reqaies  opt.  mer.,  woraus  erhellt,  dass  dort,  wie  auch 
wahrscheinlich  auf  unserem  Schilde,  der  sitzende  Kaiser  dargestellt  ist. 
7.    Valens.   Silber-Medaillon. 


Av.)   B^te  des  Kaisers  nach  rechts  mit  Diadem 
D.  N.  VALENS  P.  F.  AVC. 
Rv.)   Stehende  Victoria   nach  rechts,   den  linken  Fqss   auf  einer 
Kugel,  statzt  mit  der  linken  Hand  einen  auf  einer  Säule 
ruhenden  Schild,  mit  der  rechten  schreibt  sie  auf  denselben: 
VOT 
X 
MVLT 
XV. 
Umschrift:    VICTORIA  AVCVSTORVM. 
Im  Abschnitt:   S.  M.  K.  A.  P. 

Cohen  gibt  No.  16  eine  ähnliche  Münze;   hier  schreibt  'aber  die 
Victoria: 

VOT 

V 

MVLT 

X. 

Dann  sind  die  Buchstaben  im  Abschnitt  interessant,  denn  Cohen  foibri 

dieselben  bei  keiner  MQnze  des  Valens  an. 

Die  Münze   ist  etwas  grösser   als  das  Cohen'sche  Exemplar,   sie 
hat  Grösse  R  des  Cohen  "sehen  MUozmessers. 

Dieses  Medaillon  wurde  im  April  d.  J.  bei  Poppeisdorf  gefondeo. 
Bonn. 

F.  Tan  Vlenten. 


9.   Der  Kamphof  zu  Köln. 

Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Domhofes  daselbst. 

Die  am  Schlüsse  zum  Abdruck  gelangenden  drei  Urkunden  werden 
das  Interesse  des  vaterländischen  Geschichtsfreundes  dadurch  anregen, 
dass  sie  zu  einer  für  das  Rechtswesen  einer  längst  vergangenen  Zeit 
bedeutsamen  Oertlichkeft  führen :  zu  dem  auf  der  Westseite  des  Dom- 
hofes, dieses  an  geschichtlichen  Erinnerungen  reichsten  Platzes  unserer 
Stadt,  unmittelbar  neben  dem  vogteilichen  Gefangnisse,  der  Hacht^), 
goldenen  nEamphofe**,  und  zwar  insbesondere  dadurch,  dass  sich  in 
ihren  Inhalt  jedesmal  eine  ausdrückliche  Angabe  über  dessen  Be- 
stimmung aufgenommen  findet.  Es  erhellt  daraus,  dass  der  Eamphof 
seine  Benennung  von  den  gerichtlichen  Zweikämpfen  geführt  hat,  die 
eine  Stelle  unter  den  Ordalien  (von  Ordel,  Urtheil),  den  sogenannten 
Gottesurtheilen  oder  Gottesgerichten,  einnahmen,  so  dass  die  moderne 
Sprechweise  ihn  als  den  Kampfhof  zu  bezeichnen  hätte.  Diese  vom 
Richter  angeordneten,  gewöhnlich  die  Blutrache  verfolgenden  Zwei- 
kämpfe gehörten  zu  den  Mitteln,  deren  man  sich  zur  Erforschung  der 
Wahrheit  da  bediente,  wo  es  an  directen  Beweisen  für  Schuld  oder 
Unschuld,  Recht  oder  Unrecht  mangelte,  so  dass  man  zu  dem  Aber- 
glauben seine  Zuflucht  nahm,  die  Gottheit,  in  ihrer  Allgerechtigkeit, 
zum  Eingreifen  in  die  schwebende  Frage  und  zur  Kundgebung  der 
Wahrheit  vermögen  zu  können. 

Die  erste  und  älteste  der  drei  Urkunden  ist  vom  Jahre  1356. 
Sie  enthält  die  seitens  des  Edelvogts  Gerard  und  seiner  Gemahlin 


1)  Nar  aasnahmsweise  ündet  sich  eine  lateinische  üebertragung  dieses 
Wortes  in  den  Urkunden.  Eine  der  frühesten  Belehnungen,  um  1285,  betrifft 
ein  eubioulnm  qnod  iacet  inxta  clansnram  sab  porta,  auch  ist  ein  Gnnradus 
in  dausnra  genannt.  Hier  ist  die  Hacht  gemeint,  die  jedoch  gewöhnlich  als 
haghta  Utinisirt  erscheint.  Jener  Cunradas  w&re  demgemäss  für  den  „Hachtere'' 
oder  „Heohter",  d.  h.  den  Hausmeister  der  Hacht  zu  halten. 


* 

X 


90  Der  Kamphdf  xu  Köln. 

Gada  geschehene  erbliche  Verleihung  eines  zunächst  der  Hachtthttre 
unter  dem  Bogen  des  Saals  gelegenen  Gadems  oder  Eramgehäuses 
nebst  dem  Durchgange,  der  von  dort  an  der  Maaer  des  Kamphofes 
Torüberfahrte  und  in  seiner  Tiefe  auch  eine  Mauer  berührte,  welche 
zu  der  in  der  benachbarten  Strasse  Am  Hofe,  dem  Hause  des 
Herzogs  von  Brabant  gegenüber,  gelegenen  Behausung  des  Propstes 
von  Xanten  gehörte.  Man  ist  bemüht  gewesen,  die  Beschreibung  der 
übertragenen  Realitäten,  ausfuhrlich  und  genau  abzufassen;  dennoch 
Uetet  eine  Stelle,  nämlich  da  wo  es  heisst,  dass  das  Gadem  .vnder 
deme  bogen  des  sayltz"  stehe,  dem  heutigen  Verstandniss  Schwierig- 
keit, denn  der  Saal,  d.  h.  der  erzbischöfliche  Palast  (palacium  domini 
Episcopi,  auch  schlechtw^  palacium)  schloss,  gemäss  dem  urkund- 
lichen Material,  welches  die  drei  letzten  Jahrhunderte  hinteriiessen, 
sowie  gemäss  dem  topographischen  Bilde,  welches  der  Domhof  nodi 
vor  wenigen  Lustren  veranschaulichte,  mit  der  dem  h.  Thomas  ge- 
wdhten  Palastkapelle  (Stelle  des  Jetzigen  erzbischöflichen  Diöcesan- 
Museums)  ab  und  war  durch  mehrere  Häuser  (man  nennt  „zum 
Spiegel'  und  «Yimeburg*>  und  Gademe  von  der  Hacht  getrennt. 
Ganz  anders  sah  es  indessen  noch  nnu  die  Mitte  des  vierzdinten  Jahr- 
hunderts hier  aus.  Ein  Lehen-Register  für  den  Zdtraum  von  1285 
bis  1361  kennt  die  Häuser  Spiegel  und  Vimeburg  noch  gar  nicht, 
wdst  aber  nach,  wie  die  Vögte  bereitwilligst  fortfuhren  nicht  nur  die 
Erlaubnis  zu  festen  Bauten  auf  dem  Boden  bisheriger  Erambuden 
und  Standplatze  zu  ertheilen,  sondern  auch  neue  Grundflächen  daza 
hernigoben.  Eine  Menge  derselben  sind  als  novi  loci,  loci  noviter  fiwtl, 
loci  noviter  parati  bezeichnet :  auch  weitlen  areae  übertragen,  die  sich 
sofort  beim  nächsten  Wechsel  der  Personen  in  Häuser  verwandelt 
haben.  Es  winl  demnach  angenommen  werden  dürfen,  dass  sidi  inte- 
grirende  Thoilo  des  enbischöflichen  Palastes  westwärts  neben  der 
Thomaskapelle  fortsetzten,  und  dass  zur  Zeit  unserer  Urkunde,  im 
Jahrv^  l:v^(>,  m^h  d^nui  fest^^^halton  wurde,  den  ganzen  Gebäude- 
iVmplcx,  welchen  die  Sitdseite  des  Domhofes  zwischen  Drachenpforte 
und  H;icht  aufwies,  m;t  Einschluss  des  reberb,^ues  am  Hachtthore '), 
als  ix^Utium  Kp:sc\^pi  Ovior  Saal  iii  be^ichiHrn.  Mit  mehr  Bestimmt- 
heit lasst  sich  dies  aus  einipfn  .^Itorvn  Belehnungea  entnehmen,  worin 


1^  IW  HAchith,^r,    d;;iv)i  >k\r*o>iM  cor  We^  j^a  IV^ce  ftt&rt«  ist  östliok 
uipKm  d#r  UacKi  ^i«^«    u:^i  xUrf  r.tch:    sin    d^r  H*ck;tb«re    \\ 


Der  Kttuphof  «r  Eölii.  91 

die  anter  dem  Hachtthore  errichteten  Gademe  häufig  als  unter  dem 
Saale  liegend  bezeichnet  sind,  und  zuweilen  wird  die  Hachtpforte  so- 
gar als  nporta  palacij*'  uod  „Salportze"  vorgeführt.  Als  Beispiele 
f&hre  ich  an:  nCubiculum  quod  stat  sub  porta  palacij  iuxta  clausuram 
ubi  transitur  de  summo  (vom  Dome)  versus  domum  dominj  ducis 
brabancie",  »gadem  dat  steit  vnderme  sale  da  man  geit  an  des  her- 
zogen hus  van  brabant"^,  1343  „eyn  gadem  dat  gelegen  is  vnder  der 
salportzen  bi  der  hachten*^,  1350  „gadem  dat  gelegen  is  vnderme  sale 
vnder  der  haitportzen  alreneiste  zo  sent  thomaes  wart,  da  der  wech 
gejt  zume  duem  wart''  ^).  Was  nun  aber  die  Lage  unseres  Gadems 
betrifili  so  scheint  eine  Beschreibung  der  Hacht,  welche  die  Belle- 
tristischen Beilagen  Nr.  95  und  96  zu  den  Kölnischen  Blättern  von 
1861  gebracht  haben,  zur  Erkenntniss  derselben  geeignet  Diese  Be- 
schreibung stQtzt  sich  auf  ein  Modell  der  Hacht,  welches  im  Jahre 
1726  angefertigt  worden  und  jetzt  noch  im  Stadtarchiv  aufbewahrt 
ist,  und  in  ihren^  Verlaufe  berichtet  sie,  dass  sich  auf  dem  Domhofe 
westwärts  ausserhalb  des  Hachtthores  ein  15  Fuss  hoher  Bogen  be- 
fand, unter  welchem  zwei  Gademe  errichtet  warep.  Hier  wird  das 
1356  übertragene  Gadem  zu  suchen  sein,  das  mit  dem  den  Kamphof 
berOhrenden  Wege  in  Verbindung  stand.  Bei  einer  Schreinseintragung 
vom  15.  Mai  1399  (Hacht,  lib.  III),  welche  den  Uebertrag  von  Reali- 
täten betrifft,  zu  denen  auch  das  Object  der  Belehnung  von  1356  ge- 
hört, ist  dagegen  die  in  Rede  stehende  Bezeichnung  „vnder  deme  bogen 
des  sayltz**  in  Wegfall  gebracht:  „Kunt  sy  dat  wir  Gomprecht  vaede 
za  Goebe  belent  haen  ind  belenen  Johanne  elige  son  Fien  die  elich 
wyff  was  Gobels  van  Stralen  an  deme  gadem  vnder  hachtportzen  neist 
der  hachte  aen  (ohne,  ausgenommen)  ein  gadem  Item  an  deme  gadem 
neist  der  deren  der  hachte  an  deme  durweege  de  beneden  deme  gadem 
dorghgeit  vort  an  den  gebuchten  die  bynnen  den  muren  ind  hoef- 
stat  gebuwet  synt  Eyuer  (ferner)  an  deme  huysse  gelegen  intgaen 
des  herzogen  huysse  van  Brabant  dat  wilne  (weiland)  des  alden  Johans 
swertveigers  was.'' 

Johann  von  dem  Walde,  seines  Gewerbes  ein  Schwertfeger,  und 
Liveradis  seine  eheliche  Hausfrau  sind  in  der  Urkunde  von  1356  die 


1)  Am  18.  Deoember  1427  (Schrein  Hacht,  liber  III)  eracheint  hier  noch 
ein  kleines  Gadem  angebaut:  „dat  oleyne  gedemgin  dat  gelegen  is  ynder  der 
haiohtpoirtzen  up  dem  orde  (Ecke)  zo  sent  Thomais  Capollen  wert  intgaen  der 
kaydcB  euer  gelegen."  Kaycks,  später  Ea^,  ist  ein  Schandpfahl,  der,  wie  man 
hier  erfthrt,  auf  dem  Domhof  errichtet  war. 


92  Der  Kamphof  zu  Köln. 

Belehnten  und  übernehmen  dafür  die  Entrichtung  einer  j&hrlichen 
Rente  von  sechszehn  Mark  Pfennige  kölner  Währung,  nebst  einem 
Pfunde  Pfeffer  und  einem  Pfunde  Kümmel.  Geld  und  die  beiden  letzt- 
genannten 6ewüi*ze  („peffer  ind  kom,  piper  et  cuminum^)  waren  die 
gewöhnlichen  Abgaben  für  vogteiliche  Belehnungen.  Der  Umstand, 
dass  sich  innerhalb  des  mitübertragenen  Durchweges  die  Thüre  be- 
fand, welche  in  den  Kamphof  führte,  veranlasste  einen  Vorbehalt  des 
YogteS)  wodurch  hauptsächlich  die  Urkunde  interessant  erscheint 
Wäre  es  Sache  —  heisst  es  daselbst  —  dass  jemand  den  anderen 
nun,  nachmals  oder  zu  irgend  einer  Zeit  zum  Kampfe  heische,  so 
dass  man  den  Kämpfer  oder  Vorgänger  in  dem  Kamphofe  lehren  solle, 
alsdann  müsse  die  Thüre  des  Kamphofes  geöffnet  werden,  so  lange 
und  nicht  länger  als  man  den  Kämpfer  oder  Vorgänger  in  dem  Kamp- 
hofe lehren  solle;  nachdem  aber  die  Lehre  beendet,  übernehme  der 
Vogt  die  Verpflichtung,  die  Thüre,  welche  durch  die  Mauer  in  den 
Kamphof  führe,  zumauern  zu  lassen.  Gemäss  dieser  Urkunde  war  die 
Bestimmung  des  Kamphofes  darauf  beschränkt,  dass  die  zum  Zwei- 
kampfe bestimmten,  in  geregelter  Führung  der  Waffe  wohl  nicht 
selten  unerfahrenen  Personen  hier  in  den  vorbereitenden  Uebungen 
unterwiesen  wurden.  Dass  an  diesem  Orte  auch  das  entscheidende 
Gottesgericht  selbst  stattgefunden,  ist  in  keiner  Weise  auch  nur  an- 
gedeutet Charakteristisch  ist  die  erste  Erwähnung  des  Ortes  als  des 
„kampengras^,  statt  des  im  weiteren  Verlaufe  der  Urkunde  ange- 
wandten Ausdrucks  Kamphof,  woraus  sich  nicht  mit  Unrecht  folgern 
liesse,  dass  derselbe  nur  ein  Grasplatz  oder  Grashof  gewesen  sei, 
wenn  nicht  etwa  das  Kampengras  nur  einen  Theil  des  Kamphofes 
ausgemacht  hat.  Die  Anwendung  der  Ordalien,  auch  in  der  Form 
des  gerichtlichen  Zweikampfes,  scheint  übrigens  schon  damals  in  Köln 
nur  nivch  äusserst  selten  zur  Anwendung  gekommen  zu  sein;  man 
würde  sich  sonst  wohl  nicht  die  Belästigungen,  welche  aus  der  Ver- 
gebung einer  dazu  unentbehrlichen  Stelle  an  einen  Privatbesitzer  ent- 
standen, um  eines  kleinen  jährlichen  Gewinnes  willen  aufgebürdet 
haben,  und  es  mag  nur  eine  Vorsicht  gewesen  sein,  dass  man  einen 
darauf  IU>zug  habenden  Vorbehalt  einschaltete. 

Der  Voiit  (lerard.   ein  Herr  von  Alpen  *),   tritt   in  der  Urkunde 
einfach  als  Voj^t«   nicht    aber  als  Edelvogt  auf.    Hierin  li^  indessen 

1)  IM^HK'm  ()c»ohl^«'ht«    sinU   dio  Ritter  von  Eppeudorf  als  Vögte  Torlier- 


Der  Eamphof  zu  Köln.  9B 

keineswegs  eine  Bestätigung  der  in  jüngster  Zeit  aufgestellten  Be- 
hauptung, dass  sich  gegen  Ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts  der 
Zusatz  nobilis  in  dem  Titel  des  Vogtes  verloren  habe  und  derselbe 
seitdem  nur  unter  dem  Namen  Erbvogt,  advocatus  hereditarius,  er- 
scheine. Zur  Widerlegung  und  als  Beitrag  zur  Vogtei-Geschichte  führe 
ich  die  mir  durch  Urkunden  bekannt  gewordenen  Edelvögte  aus  den 
ersten  drei  Vierteln  des  vierzehnten  Jahrhunderts  hier  vor: 

1.  Gerard,  Sohn  des  1268  erschlagenen  Vogts  Rutger  von 
Alpen,  liess  1285  ein  neues  Lehen-Register  anfertigen  mit  der  üeber- 
schrift:  „In  nomine  domini  amen  Anno  eiusdem  Millesimo  CG.  Octo- 
gesimo  quinto  mense  aprili  Nos  Gerhardus  nobilis  Aduocatus  Colo- 
niensis  notum  esse  volumus,  quod  hoc  libellum  nouum  innouari  feci- 
mus  ad  memoriale  super  hereditate  nostra  spectante  ad  Curiam  Go- 
loniensem  Ita  quod  concessiones  predicte  hereditatis  ratas  et  firmas 
babemus  sicut  in  presenti  libello  continetur,  uidelicet  illis  qui  heredi- 
tatem  uel  domum  aliquam  a  nobis  uel  certo  nostro  nuncio  receperint, 
et  hoc  coram  nostris  hominibus  iuratis  qui  husgenosin  uocantur.^ 
Eine  Urkunde  von  ihm  aus  dem  Jahre  1313  habe  ich  im  23.  Hefte 
der  Annalen  des  bist.  Vereins^  für  den  Niederrhein  S.  271—272  mit- 
getheilt;  er  nennt  sich  darin  „Gerardus  nobilis  aduocatus  coloniensis**. 
Bald  nach  seinem  Tode  finde  ich  einen  seiner  Söhne,  mit  des  Vaters 
Taufoamen,  als  Mitglied  des  kölner  Domcapitels  genannt:  ^Notum  sit 
vniuersis  quod  nos  Juratj  siue  husgenosen  dieimus  et  testamur  quod 
nobis  notorium  est  et  euidenter  constat  quod  ille  tres  domus  que  iacent 
8ub  domo  claustralj  dominj  Gerardi  de  summo  Canonici  Goloniensis 
ante  Judicium  sunt  hereditas  aduocacie  Goloniensis,  et  quod  quondam 
dominus  Gerardus  nobilis  aduocatus  Goloniensis  bone  memorie  easdem 
tres  domos  dedit  ad  subsidium  filio  suo  dicto  Gerardo  Canonico  Colo- 
niensi  predicto  quo  ad  viueret,  et  post  mortem  suam  dicta  heteditas 
ad  nobilem  aduocatum  Goloniensem  et  ad  suos  heredes  absque  omnj 
ambiguitate  libere  reuertetur."  (Undatirt;  um  1320.) 

2.  Gerard's  Nachfolger  ist  Rutger,  den  ich  bis  1344  antreffe. 
Hier  ein  paar  Belehnungen:  „Gont  sy  dat  Rutgyr  der  Eydelvaet  ge- 
lawen  hait  Eatherinen  eren  (Herrn)  Johans  Theylduncs  dochter,  dat 
hus  dat  steyt  inme  winkele  bi  der  pelenze  zo  eynre  haut  .  . .  Inde 
geldend  al  Jair  van  deisme  hus  xxx.  solidos  coeltsch  paymentz  da 
man  gilt  vleysch  inde  broyt  mede  . . .  beheltnisse  eyn  punt  peffers 
inde  eyn  punt  coems  vp  sente  thomaes  dach  al  jair.  In  dem  Eydelin 
vayde  sins  rechtz.    Actum  anno   dni.   m^  ccc<^.  xlij^.  crastino   brixii 


94  Der  Eamphof  za  Köln. 

episcopi/  —  ,,Cunt  sy  dat.  dat  has.  dat  ouerste  van  den  dryn  wonen- 
gin.  dat  was  beirtyn  vander  vcttir  hennyn  Inde  droden  Jacobs  wiif 
vander  trappyn,  dat  hus  haynt  freyze  inde  bele  van  mailstorp.  zo  jrre 
beyder  lyue.  (auf  Lebenszeit)  weirdt  dat  dese  vurgen.  vreze  kindere 
gewönne  so  sal  man  van  ere  neinyn  als  des  hoifs  gewoente  is.  Is 
eaer  dat  sy  sunder  gheburt  stirft  so  salt  eruallen  los  inde  ledieh  up 
vrauwen  alurait  vedynne  Inde  jr  erfuen.  beheltinisse  deym  Eydelin 
vayde  syns  rechtz.  Actum  ipso  die  beati  bernardi  abbatis.  anno  dni. 
m^  cccf^.  xliij<»."  Die  Vögtin  „Alurait"  (Alveradis)  war  Ru««er'8 
Gemahlin. 

3.  Gerard,  vermählt  mitGuda,  der  Aussteller  unserer  Urkunde, 
kam  bald  nach  1344  an  die  Vogtei ;  er  hat  im  Jahre  1350  den  Schwert- 
feger  Johann  von  dem  Walde  mit  dessen  in  der  Strasse  Am  Hofe  ge- 
legenem Wohnhause  belehnt,  auf  welches  eine  Stelle  in  der  Urkunde 
von  1356  als  hinten  anstossend  hinweist.  „Cunt  sy  gemeynlichen  dat 
wir  her  gerart  eyn  Eydyl  vait  van  Coclne  hain  geleint  drudegin  eilige 
doichter  vamme  dämme  inde  Johan  deme  swertueyger  van  me  Walde 
ind  leyurayde  koygenbechers  synre  husfrouwen  irre  eykirlicher  eyne 
haut  ayne  deyme  hus  intgeygen  des  hertzogen  huis  van  brabant  dat 
meister  Johans  des  swertuegers   was  Inde   geldent   alle  Jairs   deme 

«  Eydelin  vaide  eyn  punt  peffers  up  sente  mertyns  dage  . . .  datam 
anno  dni.  m^.  ccc^  quinquagesimo  dominica  die  post  natiuitatem  bte. 
marie  virginis."  Wir  lernen  hier  Frau  Liveradis,  des  Schwertfegers 
Ehegattin,  als  Betreiberin  eines  besonderen  Geschäftes,  der  Kuchen- 
bäckerei.  kennen,  imd  gerade  hierfür  wird  die  Kramhaltung  auf  dem 
Domhofe  wünschenswerth  und  so  die  nächste  Veranlassung  zu  der 
neuen  Erwerbung  von  1356  gewesen  sein. 

4.  Nach  Edelvogt  Gerards  Tode  ging  1359  die  Vogtei  auf  sdne 
Wittwe  Guda.  nunmehr  mit  dem  Namen  Guytgin  van  Swalme 
(von  Schwelm)  auftretend,  über«  die  in  den  Jahren  1359  bis  1361 
Belehnungen  ertbeilt  hat.  Ein  Lehenbüchlein  hat  folgende  Ueberschrift : 
yAnno  dni.  m^  ccc^.  lix^.  tempore  domine  Guytginis  de  Swalme.  Ich 
Guytgin  van  Swalme..  euch  husfrauwe  wilne  was  vaedtz  Gerardtz  zu 
Coelne^  deme  got  genado,  doyn  kunt.  dat  ich  van  weegen  Eynts 
Vaedtz  van  Coelne  lud  dat  gelichi^er  wijs  as  eyn  Vaedt  van  Goelne, 
also  as  ich  gewedumt  byn  an  dat  Hoefguyt  vpme  Doyme  hoeue  zu 
Üoelne,  So  hayn  ich  vsgoleeut  ind  gedayn  dit  erfue  ind  guyt  dat  herna 
in  dcser  quatemen  (lieft  von  vier  DoppelbULttem)  beschreuen  stdt, 


'         Der  Eamphof  Ea  Köln.  95 

beheltenisse  deme  Vaede  van  Coelne  syns  rechtz  drayn  na  myme  dode, 
ind  mir  myns  rechtz  drayn  also  lancge  as  ich  leeaen." 

Erst  bei  den  nan  folgenden  Vögten  finde  ich  den  Titel  Edelvogt 
aufgegeben  and  mit  Erbvogt  vertauscht,  und  die  im  fünfzehnten  Jahr- 
hundert an  die  Vogtei  gelangenden  Grafen  von  Neuenar,  so  wie  ihre 
Nachfolger  die  Orafen  von  Bentheim,  nennen  sich  beständig  so.  Letz- 
tere Hessen  sich  durch  einen  Hofrichter  und  Statthalter  vertreten. 

Wir  kehren  zum  Kamphofe  zurück.  Anders  als  der  Lehenbrief 
von  1356  stellen  die  um  mehr  als  ein  Jahrhundert  jüngeren  beiden 
Uiinmden  von  1466  den  Sachverhalt  hinsichtlich  der  Bestimmung 
desselben  dar.  Sie  sind  an  einem  und  demselben  Tage  vom  Grafen 
Gumprecht  von  Neuenar  ^),  dem  damaligen  Erbvogte  von  Köln,  unter 
Betheiligung  seines  Sohnes  des  Junggrafen  Friedrich  von  Neuenar  und 
dessen  Gemahlin  Eva  von  Lynnep  (Lennep),  ausgestellt.  In  der  einen 
wird  ein  auf  dem  Kamphofe  vor  der  Hacht  gelegenes  Gadem,  in  der 
anderen  der  Kamphof  selbst  gegen  erblichen  Zins  (Fahr)  von  je  vier 
oberlindischen  rheinischen  Goldgulden  vergeben,  jährlichs  am  St.  Ja- 
cobstage zahlbar.  Das  Gadem  erhält  Johann  von  Seendorff  und  seine 
Frau  Catharina,  der  identisch  zu  sein  scheint  mit  dem  „Johan  van 
Seendorp",  den  ich  einer  jener  Zeit  angehörigen  Meisterrolle  der  hie- 
sigen Goldschmiedezunft  eingereiht  finde.  Den  Kamphof  erwirbt  Hein- 
rich von  Boele  mit  Hylgyn  (Helena)  seiner  Frau.  Die  SeendorflF'sche 
Belehnung  erwähnt  bei  der  Localbeschreibung  eines  Ausganges  des 
Herzogs  Stephan  von  Bayern,  der  das  Würdneramt  eines  Küsters 
(costos)  beim  Dome  bekleidete;  dieser  Gang  gehörte  zu  dem  ehemals 
domstiftischen  grossen  Hause  am  Hofe,  welches  vor  der  Säcularisation 
zuletzt  von  dem  Dompropste  Grafen  Franz  Wilhelm  von  Oettingen, 
dem  in  ehrendem  Andenken  fortlebenden  warmen  Freunde  und  För- 
derer der  Künste  und  Wissenschaften,  bewohnt  war  (alte  Nummer 
2198  und  2198Vs)  und  gegenwärtig  als  Haupt-Steueramt  für  inlän- 
dische Gregenstände  benutzt  wird  (neue  Nummer  5).    Bei  der  Ueber- 


1)  Er  starb  lu  Köln  am  9.  März  1484  nnd  wurde  im  Chor  der  Kloster- 
kirche TOQ  Biariengarten  beerdigt.  Seine  Gemahlin  Margaretha,  Gräfin  von 
lamborg,  die  yor  ihm  gestorben  war,  ruhte  nebst  drei  Kindern  an  seiner  Seite. 
(t.  Hüpschy  Epigrammatographie,  II,  S,  29—80.  Die  Grabschrift  ist  hier  mit 
einer  Unrichtigkeit  abgedruckt,  da,  nach  obigem  Sterbetage  Gumprecht's,  seine 
Gemahlin  nicht  am  14.  März  1484  »ante  obitum  prefati  dni.  Gumperti«  ver- 
■dneden  fein  kann.  Eine  andere  Inschrift  sagt  von  ihr:  »Haeo  quinque  lustris 
•nie  (Gumpertom)  sepnlta  fiiit.<) 


96  Der  Kamphof  zn  Köln. 

tragung  des  Gadeins  sowohl  als  des  Eamphofes  ist  im  Jahre  1466 
ebenfalls  ein  auf  den  gerichtlichen  Zweikampf  hinweisender  Vorbehalt 
ausbedungen,  der  jedoch  diesmal  nicht  auf  einen  den  Kämpfern  zu 
ertheilenden  Unterricht  lautet,  sondern  den  Fall  in's  Auge  fasst,  wenn 
etwa  in  zukünftigen  Zeiten  auf  dem  Kamphofe  ein  Kampf  wirklich 
abgehalten  werden  sollte:  „dat  man  eynen  kamp  da  halden  soulde''. 
Heinrich  von  Boele  verpflichtet  sich  und  seine  Erben  beim  Eintritt 
eines  solchen  Falles,  den  Kamphof^  und  was  etwa  auf  demselben  er- 
baut worden,  zu  räumen,  und  ebenso  übernimmt  Johann  von  Seen- 
dorff  fUr  sich  und  seine  Erben  die  Verbindlichkeit,  das  Gadem,  und 
was  man  etwa  noch  dazu  gebaut  hätte,  alsdann  abzubrechen  und  die 
Stätte  frei  zu  legen.  Nachdem  aber  der  Kampf  vorüber,  soUen  Beide 
die  Stellen  wieder  wie  zuvor  in  Gebrauch  nehmen  dürfen.  Es  ist  ein- 
leuchtend, dass  sowohl  der  Vogt  als  seine  Mitcontrahenten  im  Jahre 
1466  völlig  beruhigt  waren,  dass  der  vorgesehene  Fall  niemals  mehr 
eintreten  werde  ~  die  Anwendung  der  Gottesurtheile  hatte  aufgehört  ^ 
und  das  scheussliche  Mittel  der  Folter,  der  sogenannten  peinUchen 
Frage,  war  in  das  Gerichtsverfahren  eingeführt  worden.  Viel  mehr 
noch  als  beim  Jahre  1356  wird  in  diesen  späteren  Urkunden  der  Vor-  . 
behalt  als  eine  Formalität  ohne  ernste  Bedeutung  anzusehen  sein. 
Und  was  den  Widerspruch  betrifft,  den  über  die  Bestimmung  des 
Kamphofes  die  jüngeren  Urkunden  der  älteren  entgegenstellen,  so 
wird  man  im  Jahre  1356  jedenfalls  zuverlässiger  darüber  unterrichtet 
gewesen  sein  als  hundertundzehn  Jahre  nachher.  Diese  beiden  Belehnun- 
gen sind  in  kurzer  Frist  nach  ihrem  Vollzuge,  am  22.  August  1466, 
auch  in  das  Schreinsbuch  Hacht,  liber  tertius,  eingetragen  worden.  Dass 
der  Kamphof  zu  dieser  Zeit  seitens  des  Vogts  verlehnt  worden,  ist 
bereits  im  Jahre  1783  von  Hofrath  J.  T.  Füllen  in  seiner  „Betrach- 
tung der  stadtkölnischen  Banierfahne*"  0  berührt  worden;  doch  geht 
derselbe  zu  weit,  indem  er  aus  dem  Vorbehalt  hinsichtlich  etwa  in 
der  Folgezeit  noch  abzuhaltender  Kämpfe  schliessen  will,  „dass  das 
Faustrecht  bis  zum  Jahre  1466  in  der  Stadt  Köln  gedauert  habe." 
Dagegen  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  sich  noch  in  der  Gegenwart 
zwei  dem  Ordal  verwandte  Erscheinungen  in  der  Eidesleistung  und 
in  dem  Duell  erhalten  haben,  wovon  die  erstere  wohl  nie  aus  dem 
Processverfahren  verschwinden  wird. 

l)  M.  t.  Mütoriali^u    lur  greist-  und  weltlichen  Statistik   des  niederriiei- 
nisoheu  und  westphlLlisohen  Kreises,  Jahrg.  11,  Bd.  I,  S.  66. 


i)er  Kaxnphof  zu  Köln.  »  d7 

Die  beiden  Liegenschaften,  welche  der  Vogt  1466  gegen  Erbzins 
austhat,  finden  sich  in  dem  gedruckten  Einwohnerverzeichnisse  von 
1798  unter  der  Rubrik  „Aufm  Domhoff"  mit  den  alten  Nummern 
2588  und  2589  angegeben.  Zwei  Häuser  waren  daselbst  erbaut,  Nr. 
2588  auf  den  Kamphof,  Nr.  2589  auf  die  Stelle  des  Seendoi-fiTschen 
Gadems. 

Des  letzteren  harrte  nicht  lange  nach  der  Belohnung  von  1466 
eine  Bestimmung,  die  vorzüglich  geeignet  ist,  ein  erfreuliches  An- 
denken an  die  Stelle  zu  heften.  Nach  dem  kurz  nach  jener  Erwerbung 
erfolgten  Tode  der  Eheleute  Seendorff  schritten  ihre  Kinder  zur  Thei- 
lung  des  älterlichen  Nachlasses.  Ihrer  sind  acht  genannt:  1.  „Cathrin- 
gin  Cloister  Junflfer  zo  zissendorp**,  2.  „Arnt  Canonich  zo  Bonne",  3. 
„Broider  Jacob  monich  zom  Aldenberge",  4.  Johann,  5.  Peter,  6. 
Greitgin,  7.  Neesgin  und  8.  Thomas.  Das  Gadem  erhielt  der  bei  5. 
genannte  Feter  mit  seiner  Ehefrau  Gatharina.  Dem  Familiennamen  ist 
diesmal  die  Schreibweise  „Siendorp"  gegeben.  Die  neuen  Besitzer  be- 
lasten das  Gadem  mit  zehn  oberländischen  rheinischen  Gulden  erb- 
lichen Zinses  zu  Gunsten  „Virichs  Zelle  van  Haenauwe",  und  dann 
erfolgt  seitens  des  Vogtes  .eine  neue  Belehnung  an  diesen  Gläubiger 
mit  dem  Pfandobjecte:  „Vort  mit  der  haut  die  an  dem  vurss  gadem 
(up  dem  kamphoue  vur  der  hacht  steit  alrenyest  beneuen  dem  vss- 
gange  onss  heren  hertzouch  Steffens  van  Beyern  custers  zom  Doyme) 
oeuermitz  doit  Johan  Siendorps  seliger  gedacht  versuympt  was,  hain 
wir  gumprecht  Erffaidt  zo  gesynnen  Peters  vurss  nu  weder  beleent 
Virich  Zellen  vurss  in  behoiflf  der  rechter  eruen.  Datum  ut  supra 
(15.  November  1478)."  Wir  sehen  hier  die  verehrungswürdige  Persön- 
lichkeit des  ersten  Ueberbringers  der  Buchdruckerkunst  nach  Köln 
vor  uns,  den  in  der  Pfarre  Maria-Lyskirclien  den  ehemaligen  Ritter- 
sitz Constantin's  von  Lyskirchen  nebst  dem  daranstossenden,  gleich 
neben  der  Kirche  gelegenen  Hause  Birkelyn  bewohnenden  Meister 
Ulrich  Zell  von  Hanau,  der  in  Mainz  dem  Erfinder  nahe  gestanden 
und  in  der  Officin  des  Peter  Schöfi'er  thätig  gewesen.  Diese  schöne 
Besitzung  bot  ihm  ausgedehnte  Räumlichkeit  für  seine  grossartige 
typographische  Thätigkeit ;  auch  war  und  blieb  hier  der  Haupt-  und 
eigentliche  Sitz  für  den  merkantilischen  Betrieb  des  Geschäfts,  wie 
man  aus  der  häufig  in  der  Schlussschrift'  der  Druckwerke,  sowie  auf 
dem  in  Holz  gescimittenen  Signet  angegebenen  Adresse  „apud  Lys- 
kirchen" ersieht.  Da  er  aber  in  diesem  südlichen  Stadttheile  von  dem 
reVgiösen  und   wissenschaftlichen  Leben  Kölns,   und   namentlich  von 


98  Der  Kamphof  zu  Köln. 

dem  Fremdenverkehr,   ziemlich   entlegen   wohnte,   so  wnsate   er  die 
Vortheile  sehr  wohl  zu  erkennen,   welche  eine   Annäherung   an   den 
Centralpunkt  für  alles  Dieses  auch  in  Betreff  des  Feilhaltens  der  Er- 
zeugnisse seiner  Pressen  mit  sich  führte,  und  errichtete  desshalb  eine 
Niederlage  derselben  an  der  gangbarsten  Stelle  des  Domhofes.    Am 
4.  Februar  1488  überträgt  Meister  Ulrich  „mit  willen  und  stedehalden 
Cathringyns  synre   eliger    huysfrauwen*   die  vorhin  erwähnten  zehn 
Gulden  Erbzinses  an  Butger  Seibach,   so  dass  er  nunm^r  der  Zins- 
pflichtige wurde.    Im  Lehenbesitz  des  Gadems  erhielt  er  sich  bis  zum 
Jahre  1493 ;  dann  gab  er  die  Verkaufsstätte  auf,  wie  man  aus  folgen- 
den unter  seiner  Belehnung  stehenden  Vermerken  erfährt:  „Dese  vurss 
ha|it  is  verwandelt  ind  gesät  vp  fygyn  un  elige  huysfrauwe  Johans 
van  Boele  Anno  etc.  xciij  die  xij  martij."  -—  „Wir  Gumprecht  Er£Eut 
hain  mit  der  doider  hant  fygyns  vurss  belient  Gathringin  des  vurss 
Johans  dochter  Anno  xv^  die  tertia  augusti.'* 

Im  Jahre  1543  sah  man  eine  Buchhändlerin  untergeordneten 
Ranges  an  dem  Hachtthore  feilhalten ;  es  war  Cäcilia,  die  Ehefrau  des 
von  Köln  nach  Bonn  übergesiedelten  Laurenz  van  der  Mülen,  die  da- 
selbst verbotene  (lutherische)  Bücher  verkaufte  und  desshalb  vom 
Rathe  ausgewiesen  wurde  ^). 

Von  Malern  nenne  ich  den  rühmlichst  bekannten  Anton  von 
Worms,  der  1532  eine  Belehnung  empfing,  zu  welcher  „eine  Statt 
vnderme  bogen"  gehörte.    Darüber  an  anderer  Stelle  ein  Mehreres. 

Anfangs  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  fand  auch  der  Eupfer- 
stichhandel  auf  dem  Domhofe  eine  Niederlassung.  Gerhard  Altzenbach, 
der  Verleger  des  werthvoUen  Prospectes  der  Stadt  Köln  von  Wenzes- 
laus  HoUar,  so  wie  mancher  localgeschichtlich  interessanten  Blätter 
von  Abraham  Aubry  und  den  Gebrüdem  Löffler,  erwirbt  am  4.  Fe- 
bruar 1609  „eine  Stat  mit  der  Hallen  gelegen  vp  dem  Doemhoue  vnd 
ist  die  negste  an  der  Doeren  da  man  geit  von  dem  Doemhof  in  des 
Landtgrauen  kemenade  zu  St.  Margriethen  warf'  (Schrein  Hacht, 
liber  II.)  Seine  eigentliche  Wohnung  war  auf  der  Maximinenstrasse ; 
auch  im  Klosterumgange  der  Minoritenmönche  hatte  er  eine  Ver- 
kaufsstelle. 

Welch  ein  buntes  Gemälde  von  Kramhaltem  aus  allen  Gattungen 


1)  Näheres  in  meinen  Beitrugen  zur  Geschichte  der  kölner  Buchdrucker 
und  Buchhändler  des  15.  und  16.  Jahrhunderts,  in  den  Annalen  des  histor. 
Vereins  f.  d.  Niederrh.  Hoft  19,  S.  G7— 72. 


Der  Eampbof  zu  Köln.  99 

des  Kleinhandels  der  Domhof  in  den  Zeiten  darbot^  wo  die  Scharen 
unzähliger  Pilger  zu  den  seit  dem  23.  Juli  1164  im  Dome  aufbe- 
wahrten Reliquien  der  hh.  drei  Könige  herbeiströmten,  lässt  das  be- 
reits bezogene  Lehenregister  aus  den  Jahren  1285  bis  1361  einigcr- 
massen  erkennen  —  ich  sage  einigermassen,  weil  bei  der  grossen 
Mehrheit  der  mit  Gademen,  Hallen  und  Standplätzen  belehnten  Per- 
sonen die  Standesangabe  fehlt.    Es  erscheinen  da: 

Goldschmiede  und  Goldschläger  (darunter  eine  „Sophie  die  goilt- 
sleychersse"). 

Schildmaler  (schildere,  clippeator;  darunter  eine  „Alueradis 
clippeatrix"). 

Gürtler  (gurdilsleger,  gurdilbesleeger,  cingulator;  darunter  eine 
„Lena  factrix  zonarum".  Ihr  Standort  war  bei  der  Drachen- 
pforte :  „by  der  drachginportzin  by  den  hallen  da  dey  gurdel 
veyl  sint"). 

Spangenschläger  (spanginsleegere). 

Handschuhmacher  (henschmeggir,  henscheworter,  cyrothecarius, 
factor  cyrothecarum.  Sie  sind  zahlreich  vertreten  und  waren 
dem  Dome  gegenüber  gelagert,  da  zur  Bezeichnung  einer  an- 
derweitigen Kramstellc  gesagt  ist:  „ante  summum  ex  oppo- 
sito  cirothecariorum  supra  aquaductum*'). 

Beutelmacher  (budilmechger,  parator  oder  factor  bursarum). 

Wamsmacher  (wanbaystickere,  wambasiator). 

Mützenmacher  (factor  mitrarum). 

Hüllenmacher  (hullenwortere,  factor  peplorum). 

Seidespinnerinnen  („golda  sidcspenrisse"). 

Puppenmacher  („henricus  becginenmegger  et  Femina  uxor  sua**). 

Tirtey-Tuchhändler  (tirteygere,  tirteimenghere). 

Sar-  oder  Waflfenrockmacher  (factor  sarrocarum). 

Hamischmacher  (Sarewerechpre). 

Schwertfeger  (swertueghre,  gladiator,  purgator  gladiorum). 

Speermacher  (schechtmegger,  scheichter^  hastarius). 

Spommacher  (darunter  „Aylkyn  spoyrwoirterse"). 

Spiegelmacher  („Suenoldis  spegilmechersse*^). 

Scheidenmacher  (factor  vaginarum). 

Rosenkranzmacher  (paternostermechär). 

Stiefelmacher  (caligator). 

Kinderschtthmacher  (kinzschomeggere). 

Nadelmacher  („Gertrudis  naylmechgerse"). 


100  Der  Kamphof  za  EöIil 

Spuhlenmacher  (Cactor  instrnmentoram  dictomm  SpoyleD). 

Rietflechter  (reitsezzer). 

Drechsler  (dresillere,  tomator). 

Bleigiesser  (bligizere). 

Zinngiesser  (fasor  amforarum  stangneamm). 

Kannengiesser  (dupengyzere,  fasor  ollanun). 

Kupferschläger. 

Messermacher  (metzmecher.    Viele  sind  genannt;  ihnen  war  eine 

besondere  Stelle  angewiesen:    „locos    nbi    cnltelli    venduntar 

prope  gramen  Episcopi"). 
Bechermacher  (beggirmeggir,  Cactor  crateranim). 
Schleifer  (slyffer,  scherfinecher). 
Barbiere  (bartscher,  barbitonsor,  rasor). 
Orgler,  Glöckner,  Lauten-  und  Cimbelnmacher  (luthmegchir,  cita- 

rista,  fusor  cimbalorum). 
Possenreisser  (ioculator). 
Kerzenmachcr  (kerzwortere.  candelator). 
Kistenmacher  (kistm^ger,  cistarius). 
Plattenmacher  (platenmechgir,  factor  tabulamm). 
Althandler  (aide  cley denmengker). 
Müller,  als  ^lehlhändler. 
Backer. 

Kuchenbäcker  (koTgenbecher). 
Aepfelkräraerinnen  i^Mettele  eppilmengersse). 
Obstkrauthändler  (krudener,  kruydemenger). 
Köche. 
Brauer. 
Methbrauer. 

Weinzäpfer  (tractor  vini). 
Specereihändler  (Tenditor  specierum). 
Wildprethändler  (wilpretmenggerX 
Holzhändler  i^hoiltzmengerej. 
Schmiede,   welche  eine  bestimmte  Stelle   für  den  Verkauf  der 

Eisenwaarvn   hatten:    ,iaxta   palaUum  prope  dansuram  nbi 

ferrum  venditur.*" 
Kleinschmiede  ^kleynsmit,  fabriculus). 
Nagelschmiede  vfiiber  clauorumV 
Kosseischläger  ^keccelslegen^.  fabricator  caldarioram). 
auch  ein  Dachdecker  uTheylman  husdechger). 


Der  Eamphof  zu  Köln.  101 

sogar  ein  Pferdehändler   („Wilhelmas  roskamp";    er   benutzte 

eine  Halle  „neist  des  lantgreuen  kamenade**) 
and  zuletzt  nenne  ich  die  Steinmetzen  Meister  Thilman,  Meister 
Reynard,  Meister  Andreis   und   den   Dombaumeister  Johann, 
von  dem  auch  mehrere  Töchter  sich  unter  den  Belehnten  be- 
finden; einmal  ist  er   „dominus  Johannes  magister  operis 
maioris  ecclesie''  genannt. 
Auch  erscheinen  unter  den  Belehnten   auf  dem  Domhofe   viele 
Namen  aus  den  vornehmsten  Geschlechtern  Kölns,  z.  B.  Over- 
stolz,   vom    Spiegel,    Lyskirchen,    Gryn,   Schoynweder,    Jude, 
Hardevust,  vom  Cranze,  Kleingedank,  vom  Leopard,  Hirzelin, 
Gyr,    Benesis,   von   Royde,    von  der  Ehren,  von  Cusyn  und 
von  Troya. 
Das  Nutzungsrecht   an  einer  Verkaufsstelle  auf  dem  Domhofe 
wurde  als  Belehnung  mit  einer  Hand  bezeichnet;  geräumigere  Plätze 
wurden  von  zwei  und  drei  Händen  gemeinsam  erworben.    Das  Lehen- 
büchlein  gibt  die  Zahl  der  vergebenen  Hände  im  Jahre  1314  auf  un- 
gefähr dreihundertunddreissig  an :   „Summa  manuum  Trecente  et  Tri- 
ginta  manus  uel  circa  hec  uel  plures.'^  Auch  sind  die  Abgaben,  welche 
der  Edelvogt  davon  bezog,  wie  folgt  zusammengezogen: 

„Summa  denariorum  x  marce  sex  solidi  iüj^'^  oboli 

„  „  xj  marce  et  iij  oboli 

Summa  piperis  Centum  talenta 
„  „  xxvj  talenta 

„  „  et  dimidium  talentum 

„  „  et  tertia  pars  talenti 

Summa  Cuminj  sex  talenta 
„         „        Iviij  talenta 
„         „       et  tertia  pars  talenti.'' 
Eine  grobe  Verunzierung  wurde  späterhin  dem  Domhofe  dadurch 
zu  Theil,   dass  man  ihn  für  den 'Ochsenmarkt  hergab,    wodurch  die 
Anwohner  vielfach  belästigt  und  zu  Klagen  veranlasst  wurden.  Solches 
geschah   z.  B.  1634  seitens   des  in  der  Quentelei  wohnenden  Buch- 
händlers Johann  Krebs,  wie  folgende  Rathsregistratur  vom   1.  No- 
vember des  genannten  Jahres  meldet:  „Vff  suppliciren  Johansen  Krebs 
wegen  der  Ochssensteile  auffm  Tbumbhoff,  welche  gegen  Altherkhom- 
men  vnd  Verordtnung  einwendig  der  Stanketten  nit  gehalden  werde, 
mit  Bit  darüber  nothwendige  anstatt  machen  zu  lassen,  damit  die  ge* 
meine  Strasse  zum  gehen  vnd  stehen  frey  gehalten  werde  . ,  / 


102  Der  Kamphof  zu  Köln. 

Dem  Kampbofe  wurde  in  späterer  2^it  der  Xame  „Morian*'  gegeben, 
wie  man  aus  den  Schreinseintragnngen  ersieht.  Im  Bande  Hadit,  über 
secundus,  erwerben  am  1.  April  1733  Johann  Rohr  (Goldschmied)  nnd 
seine  Frau  Catharina  Brewers  „den  allingen  Camphoff  so  wie  der  ge- 
legen bcy  der  Hacbt  vnndt  nunmehr  zum  Morian  genandt  wirdt'', 
denen  mit  der  letzten  Anschreinung  am  26.  Februar  1773  ihre  vier  Kinder 
im  Besitze  folgen ;  zu  diesen  gehört  der  Bathsverwandte  und  Gold- 
und  Silberarbeiter  Johann  Heinrich  Joseph  Kohr,  der  im  Adressbuche 
von  1798  als  derzeitiger  Bewohner  genannt  ist.  Er  war  vermählt  mit 
Maria  Catharina  Blanckart,  Tochter  des  bonner  Hofmalers  L.  Blanckart, 
und  hat  die  vergoldeten  und  ciselirten  Metallverzierungen  an 'dem 
damals  entstandenen  neuen  Hochaltare  im  Dome  ausgeführt  Einen 
von  seiner  Hand  beschriebenen  Zettel  folgenden  Inhalts  hat  er  dem 
Strahlenau&atze  in  der  Höhe  des  Altars  eingelegt  „1772  11.  Decem- 
bris  hab  ich  den  altar  fertig  gemacht  und  in  fewer  flberguldet  und 
die  übergüldung  hab  vor  die  3  Altar  bekommen  dausend  Ducat  Joan 
Henrich  Joseph  Rohr  Ratz  Yerwanter  der  Goldschmidszunft  me  facit 
Collen  auf  dem  Dohmhoff  wohnt  im  Morian  an  der  Hachf 

Domwärts  folgte  auf  den  Kamphof,  durch  einen  Gang  getrennt» 
die  grosse  Besitzung  zum  Palast  (Pelence^  Peylenze)  und  Hirtzhom, 
berühmt  als  der  Sitz  der  Quentel'schen  Buchhandlung  und  Buch- 
druckerei, woher  sie  einige  Zeit  auch  den  Namen  „Quentelei**  fahrte. 
Die  ältesten  Belehnungen  geben  das  Haus  zum  Palast  an  die  Edeln 
von  Lyskirchen;  um  1300  liest  man:  „Johannes  filius  Constantini  de 
ecclesia  LisolfL  et  Bliza  eins  uxor.  et  Bruno  eomm  filius.  habent  ad 
tres  manus  quilibet  ad  unam  manum  illam  domum  que  pelence  ap- 
pellatur.  et  dant  thome  apostoli  talentum  cumini.^  Undatirt  Die 
nächstfolgende  Belehnung  ist  von  1349:  „Cunt  sy  dat  franco  van 
lisinkirchgin  vnd  Johan  der  elzste  de  canoynch  is  zo  santen  vnd  her 
Rutger  de  monich  is  veren  blysen  sun  i).  yr  eywelich  halt  eyne  haut 
an  deme  hus  dat  de  peylenze  is  genant  vnd  geldent  dan  ayue  alle 
jair  eyn  punt  peffers  vnde  eyn  punt  coyms  vp  sente  Thomaes  dach 
deyme  Eydelin  vaide  van  Coelne  . . .  Datum  anno  dnj.   m9.   ccc^.  xl 


1)  „Yeren  blisen  Bvax"  heisst  Fraa  Bliza's  oder  Blithildens  Sehe.  In  den 
kölner  Urkunden  werden  vomelime  Frauen,  namentlich  im  Wittwenstande, 
h&ofig  mit  Ter  etatt  Frau  bezeichnet,  z.  B.  Ter  Ike,  Ter  Druda,  Yer  Hanne, 
Ver  Sela,  Yer  Ida.  Ich  vermuthe,  dass  die  Abbreviatur  Yr.  statt  Yrauwe  den 
Anlass  gegeben  hat 


Der  Kamphof  zu  KöId.  108 

nono  feria,  sexta  post  medium  quadragesimum.*'  Zu  den  Besitzern 
im  fünfzehnten  Jahrhundert  gehörte  Johann  Helman,  der  mit  Elisa- 
beth Yom  Cuesyn  verheirathet  war.  Eine  Tochter  dieses  Ehepaares, 
Elisabeth,  heirathete  den  aus  Strassburg  stammenden  Typographen 
Heinrich  Qaentel  (er  schrieb  gemeinlich  Quentell),  dessen  erstes 
Druck-  und  Verlagswerk  im  Jahre  1479  von  hier  ausging  ^).  1798  war 
hier  ein  Ballhaus,  dann  fortwährend  Gast-  und  Weinwirthschaften. 
Es  darf  daran  erinnert  werden,  dass  der  grosse  Saal  daselbst  das 
erste  und  manche  Jahre  fortbestandene  Local  für  die  musikalischen 
AuflFährungen!  der  Goncert-Gesellschaft  (ursprünglich  Familienconceite 
genannt)  war,  so  wie  auch,  dass  er  oftmal  der  Versammlungsort  der 
grossen  Carnevals-Gesellschaft  in  ihrer  schönsten  Zeit  gewesen  ist.  In 
den  dreissiger  Jahren  d.  Jh.  wurde  der  Weinwirth  Franz  Wilhelm  Horst 
Eigenthümer ;  dieser  kaufte  das  ehemalige  Rohr'sche  Haus,  den  Kamp- 
hof oder  Morian,  und  hat  dasselbe  seinem  grossen  Hause  mit  über- 
einstimmender Fronte  eingebaut^  das  dadurch  die  Doppelnummer  7 
und  9  erhielt. 

Das  hachtwärts  daneben  gelegene  Haus  Nr.  2589  (neue  Nr.  5), 
andauernd  das  Gadem  auf  dem  Kamphof  genannt,  hatte  1798  den 
Perrttckenmacher  Franz  Joseph  Wilcken  zum  Bewohner,  der  auch 
Kircbmeister  und  Bürgeriahnrich  war.  Mir  vorliegende  Familienpapiere 
bekunden,  dass  er  dasselbe  mit  Urkunde  vom  14.  April  1757  von 
Wilhelm  Glehn  ftlr  achthundertfünfzig  Reichsthaler  ad  78  Albus  köl- 
nisch angekauft  habe,  und  dass,  statt  der  ursprünglich  an  den  Vogt 
zu  erlegenden  Abgabe,  nunmehr  eine  „zur  hochlöblichen  Bönnischer 
Hoff-Cammer  jährlichs  termino  Martini  fällig  weidende  Grundfahr 
ad  zwantzig  gülden  Cölsch"  auf  dem  Hause  lastete,  und  zwar  für  die 
„eine  handt,  womitten  Verkäuffer  Wilhelm  Glehn  belehnt  ist.**  Wilcken 
verkaufte  später  das  Haus  für  dreizehnhundert  Reichsthaler  an  seinen 
Schwiegersohn  und  Fachgenossen,  den  Perrückenmacher  Johann  Bap- 
tist Wagener,  der  schon  1798  als  Mitbewohner  in's  Adressbuch  auf- 
genommen ist.  Und  eine  Laune  des  Zufalls  hat  es  gefügt,  dass  im 
Jahre  1859,  als  das  Haus  seine  Selbstständigkeit  verlor,  nochmals  ein 
Haarkünstler,  der  Hof-Friseur  M.  Haeffelfinger,  sein  letzter  mieth- 
wdser  Bewohner  war. 


1)  Für  die  Genealogie  der  Familien  Qaentel  and  Helman  sind  einige  Ein- 
tragnngen  aot  den  Jahren  1582,  1584,  1537  and  1588  im  Schrein  ^acht,  Lib.  1. 
bcionden  beaohieniwerih. 


104  Der  Kamphof  zu  Köln. 

Die  Häuser  Palast  und  Hirtzhorn  nebst  dem  Kamphofe  oder 
Morian  waren  unterdessen  Eigenthum  des  Hotelbesitzers  Herrn  Theodor 
Metz  geworden,  der  hier  das  rühmlich  bekannte  Hotel  du  Dome  noch 
gegenwärtig  führt  und  dasselbe  durch  mehrfache  Ankäufe  und  Ein- 
verleibungen von  Nachbarhäusern  nach  beiden  Seiten  hin  zu  einem 
der  grössten  und  besuchtesten  Gasthöfe  Kölns  erhoben  hat  In  seinen 
Besitz  ist  auch  das  Haeifelfinger'sche  Haus  übergegangen  und  für  den 
1860  in  einem  Neubau  als  Kaffeehaus  eingerichteten  südlichen  Flügel 
des  Hotels  verwendet  worden. 

Auch  die  einem  anderen  Eigner  zugehörige  Hacht  selbst  ist  nun- 
mehr in  freundliche  Wohnräume  umgewandelt,  und  nichts  lässt  mehr 
eine  Ahnung  aufkommen,  zu  welcher  düsteren  Bestimmung  einst  der 
südwestliche  Theil  des  Domhofes  ein  gutes  Stück  seiner  Bodenfläche 
hat  hergeben  müssen. 

Köln.  J.  J.  Merlo. 


Urkunden. 


I. 

Wir  gerart  vaoyt  zö  Coelno.  Ind  güide  syn  Eylich  wyf  doyn  kunt  allen 
luden  Ind  bekennen  dat  wir  mit  güiden  vurdachtcn  iiiüyde  Ind  willen  vür  vus 
vnsso  wiislichgo  erfuen,  Erfuen  ind  nacomeliucge  erflichgen  nü  ind  zu  ewegen 
dagen  geleint  gedayn  ind  ghegeuen  hauen,  besebedenen  luden.  Johanne  van  dem 
Walde  deme  swertueghre  Ind  leyucrait  synre  eylichgber  hiisfrouwen.  bürgere 
zu  Coelne.  yren  gerechten  erfuen  ind  naconielincgben,  dat  gaydym  dat  nteit  ind 
gelegen  is  alreneist  der  docren  vander  hachten  so  wie  dat  gelegen  is  vnder 
deme  bogen  des  sayltz  vnden  Ind  oyuen  binden  Ind  vür  neit  viss  gheschoiden, 
mit  deme  durwegh  de  beneuen  deme  gademe  dürgcit  an  der  muren  des  kam- 
pengraa  lud  so  wie  der  durganck  vort  dürgeit  alle  die  m&re  lanxs  recht  vort 
vp  die  mure  des  hoifs,  da  der  proist  van  santen  nü  zer  ziit  ynne  woent,  Ind 
van  der  muren  vort  in  den  wynkcl  des  hüs  da  der  bartscher  Johan  nü  zer  ziit 
ynne  woynt,  aychten  zo,  Ind  van  deme  wynkcl  vort  rürende  ayohten  lanxs  des 
Bwortueghers  hüs  bis  vort  binden  zu  vp  die  mure  der  hachten,  Ind  so  wat  vp  der 
hofstat  binnen  den  veyr  müren  vnrghescreuen  gelegen  is  mit  den  hnssinghen  die 
vp  der  hofstat  steent,  Ouen  ind  vnder  binden  Ind  viir  Ind  mit  allen  vrme  zobe- 
beeren  neyt  vysghescheden,  Also  dat  vns  vnssen  gerechten  Erfuen  ind  nacome- 
lincghen  der  vurgescreuen  Johan.  leyuerayt  syn  wiif.  yre  gerechte  erucn  ind  naco- 
melincghe  erflichgen  nu  ind  zo  ewegen  daghen  alle  jairs  zo  zween  ziiden  binnen 
deme  Jare  genen  ind  wale  bezalen  solen.  Seyszeen  marck  pennincghe  coelscbe 
payroentz  as  alle  Jaire  erflichge  zu  der  ziit  der  bczaluncgen  gencge  ind  geae 
Bolen  syn,  Dat  is  zu  wissen.    Echt  marck    zo  bezalen    so  wie  sy   vargescreuen 


Der  Kamphof  zu  Köln.  105 

steent  vp  sente  JoLaxw  dach  baptisten  as  hey  gheboren  wart  zu  mytz  somer  nft 
neist  zft  körnende,  Ind  die  ander  echt  marck  so  wie  ey  vurghescreuen  steent 
lud  dar  zo  eyn  punt  peffers  ind  eyn  punt  koms.  dar  na  alre  neist  alle  jairs 
erflichgen  zft  bezalen  vp  kirsdach  ind  na  ekerlichme  termpte  vier  wechgeH  vn- 
beuanghen  mit  alsnsteynre  vftrwerden,  Oft  sachge  were  dat  de  vurgescreuen 
Johan,  tyn  wiif  yre  gerechte  eruen  Ind  nacomelincge  versumelich  of  verbnicht 
Heb  vonden  wurden  an  der  bezaluncgen  der  vurgescreuen  Seyszeen  niarcke  mi. 
dem  peffer  ind  koemen  vp  eincgen  der  vurgescreuen  termpte  in  eynchme  deylo 
of  alzomale  so  sal  ind  is  dat  Erfne  so  wie  id  vurscrcuen  steit  mit  alle  synre 
besseruncgen,  an  vns,  an  vnsse  ghercchto  erfuen  ind  nacomelincgho  los  Icedich 
ind  sftnder  eynoher  künne  wederreede  of  werwort  geuallen  sal  sin.  also  dat  wir 
vnse  gerechte  eruen  ind  nacomelincgho  mit  deme  vurscreuen  erue  vnsen  eygen 
vrien  wille  mögen  doyn,  as  mit  eynchme  anderme  vnsme  erfue  ind  güide,  dat 
vnse  were,  vortme  so  wie  dat  vurscreuen  erfue  arstirft  ind  geuelt  an  des  vur- 
screuen Johans,  leyuerayt  syns  wiifs  gerechte  erfue  ind  nacomclincghe,  so  solcn 
sy  id  in  alle  der  wiis  buwelich  haldcn,  Euer  mo  so  in  sal  Johan,  syn  wiif  yre 
gerechte  erfuen  ind  nacomelingho  geynon  bA  vp  deme  vurghescreuen  erfue  höre 
buwen  dan  gelich  der  müren  ho  dey  stcyt  an  deme  kamphouc  noch  euch  den 
vinsteren  die  an  deme  h&s  van  der  hachton  us  geent  noch  nft  zcrziit  vp  dat 
vurscreuen  erfue  vre  licht  noch  dach  neit  bcnemen  en  solcn ,  vort  mo  wirt 
tachge  dat  vns,  vnssen  gerechten  erfuen  ind  nacomelincghen  dat  vurscreuen 
erfue  los  ind  lecdich  emele  so  sal  mcyster  Johan  lieaerayt  syn  wijf  yre  ge- 
rechte erfuen  ind  nacomelincge  die  d&er  van  vrme  hüs  die  vp  dat  vurghe- 
screuen erfue  gencge  zo  doyn  machgen  in  alle  der  wys  so  wie  dat  hus  beslut 
was  vur  data  dis  breifs,  vortme  wirt  sachge  dat  yeman  den  anderen  nü  namayls, 
of  go  eyncher  ntt,  zo  Jcampe  eysche  also  dat  man  den  kempe  of  vurgencgher  in 
detne  1tamp7u>ue  leren  solde  so  sal  vns  vnsen  gerechten  erfuen  ind  nacomelincgen 
der  fmrsereuen  Johan,  leyuerait  sin  wif  yre  gerechten  erfuen  ind  nacomelincge  die 
dtr  vur  an  deme  dvrweghe  offenen  bis  an  die  dtr  van  der  mtren  die  geit  inden 
"kamphof  also  langhe  ind  neit  lanchger  as  man  den  kempe  of  vurgcncger  eynchen 
in  dem  houe  leren  sal,  Ind  dat  xrü  doyn  as  ducke  as  vns  des  noit  ghehurt,  Ind 
sowanne  d(U  eynich  kempe  of  vurgencger  geleirt  is,  so  solen  wir,  vnsse  gerechte 
erfuen  ind  naeomelincghe  die  dur  die  durch  die  mtre  inden  kamphof  geyt  zo 
doyn  mbren,  Ind  wir  vnsse  gerechte  erfuen  ind  nacomelincge  solen  meister  Jo- 
hanne, leyuerait  synen  wiif»  yren  gerechten  eruen  ind  nacomelincge  die  vurderste 
dm  pan  deme  dtrwege,  vur  ind  na^  as  die  kempe  of  vurgencger  geleirt  sint 
sumder  eyneher  kunne  recht  of  gebeiden  zo  yren  willen  beslut  of  offen  laisseh 
stayn,  alle  argelist  vsz  ghescheiden  in  alle  desen  vurghescreuen  dinghen.  Datum 
anno  domini  M^  ccc°  Ivi^.  feria  secunda  proxima  ante  feslum  beati  thome 
apostoIL 

II. 

Wir  Gumprecht  Greue    zo  Nuwenair  Erffaidt   zo  Coelne  etc.    Dein   kunt 
ind  bekennen,  dat  wir  vnseren  ind  vnser  Eruen  vrber  ind  natz  mit  flysse  vur- 


106  Der  Kamphof  zq  Köln. 

bedacht  ind  geproifft  hain  Ind  vns  ind  ynen  vnse  Erffiidiafii  zo  besteren  ind 
natzliger  zo  machen  Ind  hain  wir  darvmb  mit  wissen  ind  Consent  Tnss  lienen 
gemynden  soens  frederiebs  Janggreuen  van  Nuwenair  ind  der  edelre  Eaen  Tan 
Lynnep  synre  eliger  huysfrouwen  vnser  Heuer  doiohter,  den  bescheidenen  luden 
Johan  van  Seendorff  ind  Trynchyn  synre  eliger  haysfronwen  ind  yren  Eruen 
erlaissen  zo  eynre  hant  na  rechte  ind  gewonheit  des  schryns  an  der  hacht  byn- 
nen  Colne  vnse  gadom  up  dem  kamphoue  vur  der  hacht  steit  alreneist  beneaen 
dem  yyssgange  vnss  heren  hertzoug  Steffaens  van  Beyern  Gasters  zom  doyme 
etc.  Ind  wir  hain  den  vurg.  eluden  van  snnderlinger  gnnst  ind  fruntschafll 
gegont  ind  zogelaissen  dat-  sy  dat  seine  gadom  wyden  moegen  laissen  an  der 
syden  zo  dem  kamphoeue  wert  In  vnden  an  der  soelen  eynen  voess  ind  eyne 
hantbreit  Ind  an  der  andere  syden  in  dem  wynckel  zom  doyme  wert  eynen 
haluen  voess  Ind  moegen  oach  dat  gadom  In  die  lacht  na  redelioheit  buwen, 
Doch  also  dat  sy  der  hacht  noch  nyemantz  geyne  Lacht  en  benemen,  Onch 
moegen  sy  zwae  vynsteren  doin  machen  an  der  syden  zo  dem  kamphoeue  wert 
In  die  so  hoege  stain  sollen  dat  man  van  der  erden  nyet  dar  oner  gesien 
könne  ind  mit  eynre  glase  fynsteren  allzyt  zo  stain,  ind  geyne  fynsteren  me  en 
snllen  sy  machen  doin  dair  ane  in  den  kamphoff  dienende,  Ind  sullen  die  yar|^. 
Johan  ind  Trynchyn  elude  ind  yre  Eruen  vns  ind  vnseren  Eruen  Jairs  np  sent 
Jacobs  dach  Apostels  off  bynnen  vier  wechen  dar  na  neist  folgende  vnbeuang^n 
laueren  ind  wael  betzalen  vier  oeuerlentscbe  Rynsche  gülden  up  fare  Also,  were 
Sache  dat  die  vurg.  elude  off  yre  Eruen  der  betzailongen  In  maissen  vurs.  nyet 
en  deden,  ind  da  ane  zo  eynchem  Termyne  suymlich  off  bruchich  wurden  in 
deile  joS  zo  maile,  dat  asdan  dat  vurs.  Gadom  vns  ind  vnseren  eruen  weder 
eruallen  ind  yn  vnuerbunden  syn  sal,  vnse  beste  da  mit  dan  dar  achter  moegen 
zo  doin  sunder  ymantz  Indracht  hinderniss  off  wederrede,  Ind  sullen  die  Jaere 
angain  vp  sent  Jacobs  dach  neistkompt  na  dato  dis  brieffs,  Ouch  ist  i>erdedinfi 
were  sache  dat  in  zokomenden  zyden  gefiele  dat  man  eynen  kamp  da  holden 
seuide,  dat  asdann  die  vurg.  elude  ind  yre  eruen,  dat  Gadom  ind  buioe  vurs. 
van  dem  kampTMeue  affhrechen  ind  ruymen  süUen  gdych  anderen  äla  sich  dat 
geburt  Ind  wanne  dan  der  kamp  geschyet  ist,  stiUen  ind  moegen  sy  des  Gadoms 
ind  buwes  in  maissen  vurs,  weder  gebruchen  as  vur  Sunder  aUe  argeUst,  Ind  dia 
zo  vrkunde  der  wairheit  so  hain  wir  Gumprecht  Greue  vurg.  vnseren  Segel  mit 
vnser  wist  her  an  doin  hangen  Ind  wir  frederioh  Junggreue  van  Nuwenair  Ind 
Eua  van  lynnep  syne  elige  huyssfrouwe  vurg.  bekennen  dat  dit  wie  Vurs.  ist, 
vnse  liue  here  ind  vader  mit  vnseren  willen  ind  Consent  gedain  hait  Ind  des 
zo  getzuge  hain  ich  froderich  myn  Segel  vur  mich  myne  huysfrouwe  ind  vnse 
eruen  an  desen  brieff  gehangen,  Gegeuen  im  Jaere  vnss  heren  Duysent  vierhun- 
dert Seesindseesstzich  vp  sent  Ambrosius  dach  des  heiligen  Confessoirs. 


m. 

Wir  Gumprecht  Greue  zo  Nuwenair  Erffaidt  zo  Coelne  etc.  Doin  kunt  ind 
bekennen  dat   wir    vnseren   ind   vnser   Eruen   vrber  ind  nutz  vurbedacht  ind 


Der  Kamphof  zu  Köln.  107 

geproifiEl  hain  Ind  vns  ind  ynen  vnse  Erffsohafift  zo  besseren  ind  nutzb'ger  zo 
nmcbon  Ind  haaen  darvmb  mit  willen  ind  Consent  vns  lieuen  gemynden 
Boens  frederiohs  Junggreuen  van  Nuwenair  ind  der  Edebe  Euen  van  lynnep 
synre  eliger  haysfroawen  vnser  Heuer  doichter,  den  bescheidenen  luden 
Heynrich  van  boele  ind  hylchyn  synre  eliger  hnysfrouwen  ind  yren  Ernen, 
erlaissen  zo  eynre  hant  na  rechte  ind  gewonheit  vnss  schryns  an  der  bacht 
bynnen  Colne,  vnseren  kamphofif  so  wie  der  gelegen  ist  by  der  vurs.  hacht,  be- 
halden  doch  Johannen  van  Seendorff  ind  Trynchyn  synre  huysfrouwen  des  6a- 
doms  dar  vp  gebawet  des  zo  gebruychen  ua  loyde  der  verschryuongen  wir  yn 
dar  oner  gegeaen  hauen,  Ind  sullen  die  vurg.  heynrich  ind  hylchyn  elude  ind 
yre  eruen  des  kamphofifs  vurs.  gebruychen  ind  dar  up  buwen  na  yrre  noitdurfft, 
doch  dat  sulchs  nymantz  hinderlich  sy  noch  syne  lucht  en  benome,  Ind  vns  ind 
vnseren  eruen  Jairs  vp  sent  Jacobs  Apostoli  (dach)  off  bynnen  den  neisten  vier 
wechen  dar  na  neist  volgende  vnbeuaugen  teueren  ind  wael  betzalen  vier  oeuer- 
lentsohe  Bynsche  gülden  vp  faere  Also  were  sache  dat  sy  off  yre  eruen  der 
betzalongen  in  maissen  vurs.  nyt  en  deden  ind  da  ane  zo  eynchem  Terroyne 
somplich  off  bruchich  wurden  In  deyle  off  zo  maile,  so  sullen  die  elude  vurs. 
ind  yre  eruen  alle  ind  yecklichs  daghs  na  den  vier  wechen  vurs.  vns  ind  vn- 
seren eruen  zo  dem  acbterstedigen  ersehenen  Termyne  schuldich  syn  zo  be- 
tzailen  eynen  haluen  oeucrlentschen  Kynschen  gülden  zo  eynre  verwilkurdcr 
penen  Ind  liessen  sy  die  pene  vplouffen  so  lange  bis  dat  eyn  Tei*myn  den  an- 
deren vnbetzailt  erfolghde  So  sal  asdann  der  vurs.  kamphoff  ind  wat  dan  dar 
up  gebawet  were,  vns  ind  vnseren  eruen  dar  zo  ouch  weder  eruallen  ind  ynen 
vnnerbnnden  syn,  vnse  beste  da  mit  dar  achter  moegen  zo  dein,  sunder  ymantz 
indracht,  hindemiss  off  wederrede,  Ind  sullen  die  Jaere  angain  vp  sent  Jacobs 
dagh  neistkompt  na  Datum  dis  brieffs,  Ouch  ist  verdedingtt  were  sacihe  dat  in 
zokomenäen  gyden  gefiele  dat  man  eynen  kamp  dair  halden  soulde,  dat  asdann 
die  vwrg.  elude  den  katnplioff  ind  wes  van  yn  dar  vp  gebouwet  were  gelych  an- 
deren ruymen  suüen  as  sich  dat  geburt,  Ind  wanne  der  kdmp  geschiet  iSy  sullen 
sy  des  kamphoffs  in  maissen  vurs,  weder  gebruychen  Sunder  alle  argelist,  Ind  dis 
10  vrkonde  der  wairheit  hain  wir  Gumprecht  Greue  vurg.  vnseren  Segel  her 
an  doin  hangen  Ind  ich  frederich  Junggreue  van  Nuwenair  Ind  Ena  van  lynnep 
syne  elige  hnysfrouwe  vurs.  Bekennen  dat  dit  wie  vurs.  is,  vnse  liue  here  ind 
vadw  mit  vnserem  wissen  ind  Consent  gedain  hait  Ind  des  zo  getzuge  der 
wairheit,'  hain  ich  firederich  myn  Segel  vur  mich  myne  huysfrouwe  ind  vnse 
eruen  mit  an  desen  brieff  doin  hangen,  Gegeuen  im  Jaere  vnss  heren  Duysent 
vierhundert  Seessindscesstzig  up  sent  Ambrosius  dach  des  heiligen  Confessoirs. 


10.    Necrologium  von  St  Maximin. 

Die  Bibliothek  des  Museam  BoUandianum  zu  Brüssel  bewahrt 
eine  Pergament-Handschrift  des  10.  bis  11.  Jahrhunderts  auf,  welche 
ehedem  der  St.  Maximiner  Abtei  bei  Trier  gehört  hat.  Der  Codex, 
den,  wenn  ich  nicht  irre,  bereits  Bethmann  gesehen,  enthält  ein  Ne- 
crologium von  St.  Maximin,  das  jedenfalls  zu  den  interessantesten 
rheinländischen  Denkmälern  dieser  Art  zählt.  Es  stellt  sich  bei  näherer 
Untersuchung  als  identisch  mit  dem  ältesten  derjenigen  vier  Nekrologien 
heraus,  welche  Hontheim  in  der  Abtei  St.  Maximin  gesehen  und  aas 
denen  er  das  Prodrom,  bist.  Trev.  II  966  ff.  herausgegebene  zusammen- 
geschweisst  hat.  Uebrigens  scheint  er  das  Original  dieses  ältesten 
Todtenbuches  in  unserer  Brüsseler  Handschrift  nicht  vor  sich  gehabt 
zu  haben,  vielmehr  dürfte  letztere  schon  damals  den  Bollandisten  mit- 
getheilt  gewesen  sein,  welche  das  Wiedergeben  vergassen;  vermuthlich 
hat  Hontheim  ein  jüngeres,  aus  jenem  abgeleitetes  Exemplar  benutzt. 

Soll  die  Benutzung  der  Todtenbücher  in  erschöpfender  Weise  ge- 
schehen, so  muss  stets  auf  die  ursprünglichsten  Aufzeichnungen  zu- 
rückgegangen werden;  schon  aus  diesem  Grunde  würde  sich  der  Ab- 
druck des  Brüsseler  Nekrologs  rechtfertigen.  Dasselbe  enthält  indessen 
eine  namhafte  Anzahl  von  Eintragungen,  welche  ein  örtliches  Interesse 
beanspruchen,  und  über  diese  hinaus  mehrere  von  allgemeinerm  Werthe, 
welche  bei  Hontheim  fehlen.  Herr  Prof.  Dr.  Dümmler  in  Halle,  welchem 
ich  behufs  seiner  Studien  zum  9.  und  10.  Jahrhundert  eine  Abschrift 
des  Todtenbuches  zur  Verfügung  gestellt,  hebt  Nachstehendes  hervor : 

»Zum  13.  Jan.  Karl  III.  888,  denn  so  ist  (Karo)lus  imperator  zu 
ergänzen ;  zum  20.  März  der  Chorbischof  Thegan,  Geschichtschreiber 
Ludwigs  des  Fr.,  dessen  Todesjahr  ebenso  unbekannt  ist,  wie  bisher 
sein  Todestag;  zum  26.  April  Bischof  Ldutbert  von  Münster,  vgl.  Annal. 
Xantens.  871  (Mon.  Uerm.  SS.  11234).  Räthselhaft  ist  mir  zum  8.  April 


Kecrologium  von  St.  Maximin.  109 

Kaiser  Karl  und  zum  9.  Kaiser  Ludwig,  wahrscheinlich  Karolinger, 
deren  Todestage  öian  nicht  mehr  wusste,  auch  Kaiser  Arnolf  am  17. 
Aug.  ist  gansL  falsch  angesetzt,  lieber  die  meisten  Würdenträger  gibt 
Hontheim  ganz  gute  Nachweisungen,  bisweilen  irrt  er  freilich,  so  starb 
2»  B.  Erzb.  Theoderich  von  Trier  am  5.  Juni  977  (nicht  965),  Erzb. 
Luthold  von  Mainz  am  1.  December  1059  (nicht  1214).  Adelbero  (I) 
von  Metz  starb  am  26.  April  962  (nicht  1005),  III.  am  13.  Nov.  1072. 
Dagegen  ist  der  Adelbero  zum  14.  Dec,  der  IL,  f  1005,  und  Theode- 
rich I.  von  Metz  zum  8.  Sept.  starb  984,  Theoderich  IL  am  30.  April 
1047.  Ausser  den  Trierer  und  Metzer  Bischöfen  findet  sich  fast  nur 
noch  Adelbert  von  Magdeburg,  weil  er  aus  St.  Maximin  stammte, 
Anno  und  Bruno  von  Köln  und  dessen  Lehrer  der  schottische  Bischof 
Israel  zum  26.  April  (vgl.  Necrol.  Merseburg.  Hildesh.  bei  Leibniz  Ser. 
rer.  Brunsvic  I),  Ogo  und  Wazzo  von  Lüttich,  Ruoht  von  Paderborn. 
Die  Aebte  scheinen  meist  den  Klöstern  des  Trierer  Sprengeis  angehört 
zu  haben  und  dürften  zum  Theil  schwer  nachzuweisen  sein,  wie  auch 
Hontheim  hier  viele  Lücken  hat.  Selbst  so  bekannte  und  nahe  liegende 
Klöster  wie  Gorze  sind  nicht  vertreten.  Herding  zum  3.  Mai  ist  der 
aus  St  Maximin  stammende  Magdeburger  Abt,  s.  Thietmari  Ghron. 
in  c.  8,  Necrol.  Merseburg.,  Magdeburg.,  Luneburgense.  Die  Nachricht 
über  die  Einweihung  zum  13.  October  (942)  findet  in  anderweitigen 
Angaben  ihre  Bestätigung,  s.  Annal.  St.  Maximini  (Script.  lY)  und 
Contin.  Reginonis.  Bei  einigen  Namen,  wie  z.  B.  dem  des  Herzogs  Frie- 
drich zum  18.  und  22.  Mai  würde  man  gerne  wissen,  welcher  Zeit  die 
eintragende  Hand  angehört  hat,  um  danach  den  Zeitpunkt  zu  finden. 
Es  läge  sonst  nahe,  an  Herzog  Friedrich  von  Ober-Lothringen,  im 
J.  978  gestorben,  zu  denken.  Ganz  unklar  bleibt  mir  auch  die  Königin 
Hildegard  zum  3.  März,  da  Karls  des  Gr.  Gemahlin  am  30.  April  783 
starb.  Der  von  Hontheim  zum  19.  Mai  zweifelnd  bezeichnete  Rupert 
▼on  Trier  ist  ganz  richtig,  vgl.  Necrol.  Weissenburg.  bei  Boehmer 
Fontes  IV.« 

Ich  gebe  im  Nachstehenden  einen  einfachen  Abdruck  der  Brüsseler 
Handschrift,  wobei  ich  bemerke,  dass  die  Eintragungen,  wo  nicht  das 
Gegentheil  bemerkt  ist,  dem  10.  bis  11.  Jahrhundert  angehören,  die 
Randbemerkungen  fast  alle  dem  12.,  einige  dem  13.,  letztere  sind  mit 
verschiedenen  Tinten  eingetragen. 


110 


Necrologium  von  St.  Maximin. 


lANR 

II  NON    O  Ganterus  Süsas  7  hengelradus  puer  7  Megingandua 

diac.  et  &.  nre  congregationis. 
Simplex. 


Auf  dem  Rande: 

ErhmrdnB  diac.  et   &• 
Waco  ...  connenras  et 

A»  noatrae  eongreg 

tems  4  et  &.  nostrae 

congreg.BadolfoB  aubd. 

et  mon. 


*lTia  imfit  et  Amoldas  yVIII  Kai 
aac.  ot  &  nre  oongr. 


Hildibertna  diac.  et  Sx 

noatrae  congr. 

Heinricua  laicus  intcr- 

llectua. 


yni  ID  Willebolmus  diaconus  7  monaclins  nre  cong^. 

VI  ID  O  Heinricua  diac.  7  &  nfe  congr. 

ni  ID  O  Lisigerus  subdiac.  nre  oongr. 

IDVS  Immo  pr^  7  fh.  n.  congr. 

DIES  AEGYPT    O  Ruotpertus  prsi).  et  A.  nre  oongr. 

XVn  KAIi.  O  Vdo  abb.  nre  congre.  pr.  et  &. 

XVI  Eal.  Marcolfus  conuersus  n  congr. 


Gonatantins  et  Triber- 
tna  prbi  et   monaohi. 

V  Buotpertat  pf  et  m 
n.  eongreg. 

I>fithardii8  prtr  et  &. 
nostrae  congr. 

Ottoinromanomm  Im- 

perana.  qni  Aqois   est 

aepnltiiB. 

Poppo  abb.  u.  congr. 

Ogo  abb.  hnine  loci,  po- 
atea  tiing(r)en8i8  epa. 
qui  hoo  monasterium  a 
nindamentia  reparanit 
et  locnm  isttim  pone 
poBsnndatmn  renonanit 

Id  V  LX 

et  nnmcmm  fratrum  et 
religionem  amplianit. 


XIIII  KAL. 

Dagobertu«  rex  pius  qui  dedit  5co  Maximino  decem  cortesy  id  est 
Thenne.  Criske.  Juncwibe.  Riola.  Vallis.  Policbo.  Bndelach.  L  Al- 
mane.  Lova.  Deoima.  ea  ratione  ut  . . .  ribus  post  nonam  per  totam 
estatem  idem  . . . 

XII  Ka).      O  Rnotpertns  prosb.  et  A.  nre  congre, 

X  EAL.  Obitus  Ga....dand.  mon.  n.  congr. 

Villi  EAL.    WalteruB  A.  nae  congr. 

VIII  EAL.    Gudelinus  prt>.  et  abb.  bic  sepultna. 
VII  EAL. 


ima. 
mul- 


Karolus  magone 
qui  locum  hnnc 
tnm  dllexit  et  plorima 
bona  iUi  (con)tnlit  lu- 
terqne  iata  dedit  Stein. 
Oofflpe  Vhc  WimeiB- 
k(iroh  ?) 


VI  EAL.    O  Thietgaudus.  Euwinus   7  Ilungerus  prbi  et  &.  n. 

congr. 
V  EAL.    O  Amalricas  conuersus  nre  eongreg. 
IUI  EAL.    O  EngelmanuB  conuersus  nrae  congr. 
II  EAL.    O  Albricus  conuersus  nostrae  eongreg. 
////  /////  memoria  propinetur  a  Purificatione  scilioet  sce  marie  usque 
in  festiuitatem  sei  Martini  et  in  capite  omnium  kalendarum, 
id  est  (pri)mo  XII  mensium  pro  eo  et  pro  omnibus  fidelibua 
cbristianis  plenum  officium  in  uigilia  et  missa  celebretur.    et 
fratribus  plena  karitas  in    ipsis  amrainistretur.     Pauperibas 
elemosina  pro  (requ)ie  eius  et  parcntum  et  omnium  fidelium 
defuQctomm  tribuatur. 


Necrologiuin  von  Si.  Maximin. 


111 


FEBR. 


U 


EAL    Q-  An8b(er)tao  pr!>.  7  &.  nre.  cggr. 

NON    O  Johannes  diac.  et  &.  n.  congr. 

NON    0-  Adelwinus  leuita  et  &.  n.  egg,    7  Bertolfus  War- 

nerus  prt^i  et  &. 
ID         Verls  Initium      habet  dies  XGI. 
ID        DiesEgypt.    O  Megenoldus  diaconns  et  £1.  nfe... 
ID         Obitus  Adalgarii. 
KL  MARX.    Q-  Poppo  archiep.    7  Sergios  cü. 
EL       Q-  Gisla  imperatrix      7  Reginfridus  nre  congr.   lä. 

7  Barchardas  pr  et  ift.  nrae  congr. 
O  Rodulfas  pr  et  A.  n.   congr.   obiit    Cristian(u8). 

Obiit  Pippinas. 
Adam  hie  peccanit.    Romani  oratores  a  Sar« 

racenis  occisL 
KL       O  Rioheras  pr.  et  A.    7  Remigins  connersus  nre  congr. 
kl         VER  ORITUR. 
kl         Dies  Egypt. 

kl         O  Wirioas  pil^   de   Remiche.     qui  ded(it)   fratribns 

uineas  et  terras. 
n  kl         O  Winricns  atsb.  nre  congr.  prb.  et  &. 

7  Adalbertas  nre  congr.  &.    7  Heinricas  dux  beatp 

memorie. 


VII 
VI 
III 

XVI 

XV 


xnn  (kl) 


xnKL 


XI 

vm 

VII 
VI 


■Ml.  BT.  eongr.  q 


HüdiCBTt  vegbuk 


lUKw  pvlK.  «t  A. 


MART. 

KAL. 

VI  NON    Hilarius  pil).  .7  ift.      7  Geroldus  cuersus  n.   congr. 

..  acelat(?)  (acoluthus?) 
V  NON    O  Hartwinns  et  Op(er)tus  prbi  7  iL    7  Eaerhardus 

pner  nre  congr. 
IIII  NON    Depositio  Basini  ffpt.  f.  (12.  Jh.) 
III  NON    Q-  Sambo  prb  et  ift.  nfe  congr. 
n  NON    O  Düdo  prb  7  ä.  nre  congr. 

NON  MART    ORDINATIO  O  Helemb(er)tus  diac.  et 

WINRICI  ABB.  A.  nre  congr. 

nn  ID        O  Wecel  snbdiac.    7  *•  are  congr.    7  Düdo  cuersus 

n.  congr. 
m  ID       O  AmelonguB  et  Aldradns  prbi  et  &.  et  Adelbertus 

diac.  et  id.    7  Aldradus. 
n  ID       Hildericns  prb.  et  A.  7  Wamerus  diac.  et  A.  nre.  congr. 
IDVS  O  Adelgaudus  prt).  7  ft.    7  Benedictus  x&.  nre  congr. 
XV  KL       Obiit  Huodalb(er)tus  prti.  7  A.  n.  congr. 
Xin  KL      Obitus  Thegani  e^t.    O  Adelbertus  prb.  et  A.  nre. 

congr. 


^^ 


112 


Necrologiam  von  St.  Maximin. 


CrisUuiiifl  abbM  pil;. 
A.  nre  cougr. 

GermanaH  prb.  et   ih. 
nre  cougr. 


Heinricns  qnartus  rci 
ffi  LXXX  aniio  incarua- 
donia  domlnicae  ordi- 
natua  et  iu  imperJum  a 
CylGmcnto  papa  ipso  die 
paaoh^  id  eni  U  kl.  april. 

In  qua  ordiuatione 

...  fratribuH  huins  loci 
plenam  karitatem  c(ou- 

Htitnit?)  ex  cnrti- 

bna^Hiibbeim.  EucmlH- 
heim.  Bricinlicim.  qua» 
■CO  Bf  aximino  magna  hI- 

bi  in  uian  apparcn 

necesaitate  conHtrictns 

roddiditctUciu- 

rico et  post 

mortem  Ruam  ipaam 
karitatem  in  annivor- 
uario  suo  fleriFolcmaro 
abbati  prcccpit  et  co- 
ram   principibua   banc 

sit{illo    oonflr- 

mauit 


XII  kl 

XI  kl         Marquinus  prb  et  ih.  nro  congreg. 
X  kl         O  Adelungus  jir.  abb.  nre  congr.  pil*».  et   m.  Vdel- 

beii.us  diac.  et  ifi.  nre  congr. 
Villi  kl         DiesEgypti.    O  Meginwardus  subd.  et  A.  nre  congr. 
VIII  kl         Annunciatio...  et  dns  criicifixus  est.    O  Ste- 

phanus    7  Bertolfiis  diac.  et  ui.  nre  congr. 
VII  kl         O  Adalbertus  puer  nre  congr.  1 

VI  kl         Resurrectio  dnl  nri  ihn  xpi. 
V  kl         O  Ostherus  nre  congr.  prb.  et  m.  7  Ernestus  cuersus 

nre  congr. 
IUI  kl         Grimoldus  conucrsus  nre  congr. 
III  kl         Obiit  Diidac.    O  Wocelinus  diac.  et  &.  nre  congr. 
II  kl         O  Ilazzo  subd.  et  i!i.    7  Wecel  prstJ.  et  ifi.  nre  coni^r. 


APR 

IUI 
II 


VIII 

VII 

VI 


NON 

ID 
ID 
ID 


V  ID 


IUI  ID 

III  ID 

11  ID 
ID 

XVIII  kl 

XVII  kl 

XV  kl 

XII  kl 

XI  kl 

X  kl 

Villi  kl 

VIII  kl 

O  Rugorus  prtJ.  et  lö.  nro.  congr. 
NON    O  Olgenis  prti  et  m.  nrö  congr. 
NON    Finis  lunae  emboli8mi(flic!).  xxx.    O  Huoza  prb 

et  ^.  nr.  congr. 
O  Bemerus  pi^}  et  i!i  nre  congr.  7  Wernerua 

*  prt)  et  äi  nv&e  congr.  7  abbas  Limburgensis. 

O  Moinsinda     7  Cristina  laica. 
I>  Ludolfus  archicp. 
O  Luitfridus  diäc.     7  m.  nre  congr.    O  Karolus 

impf.     7  Vda  comitissa. 
0  Ilatto  pit».  et  Äi.  nre  congr.    7  Hadewihc  laica 
de  Betriüga.     O  Ludewicus  impr.  (qui)  multa 
bona  bZio  Maxime  c(once88it). 
O  Ogo  Bubdiao.  et  ifi.  ni'o  congr. 
O  Ilabonus  diäc.     7  ^1.  nfc  congr. 
ID  APR    O  Winricus  aW.  iudensis  prb.  et  ifi.  nro  congr. 
IDVS   O  RupertuB  subd.  et  iB.   n.    cougr.     Rabortus   prt». 

7  m.  nre  congr. 
O  Berninus  prb.  et  iSi.  ü.  congr. 
O  Euerbardus  treuirorum  archicp.  qui 

caritatcm  fratribus  ordiuauit. 
0  Johannes  atJl3.  prl3.    7  iS.  n.  congr. 
O  Razo  pi-b.     7  Ä.  nre  congr. 
0  Thietmarus  prt).  et  mon.  nre  congr. 
0  Wolfheimus  pie  memorie    brunwilrensis  atrti   prt». 

7  1I1.  nre  congr.  Gumpertus  prb.  7  abbas  ii.  congr. 
O  Hugo  sac(crdos)     7  ili.  s.  Marie  in  lacu  (2.7.  Jh,) 
0  Adelbnro  Mctensis  eps. 


Necrologium  von  St.  Mazimin. 


118 


vn  kl 

VI  kl 

V  kl 

mi  kl 

m  kl 

TI  kl 

MAT 

kl 

Herdingna  9,Vt  7  Ad(al)- 
nodus  Bnbd. 

OUolfoB  7  EngelbertOB 

presbyteri  7  ä.  nre  con. 

gr.    ^  Lotharlus  imp. 

V  NON 
in  NON 

Otto  primna  Imperator 
qnl  deoem  carte«  YalliB 
et  deeimam  onm  rais 
pertinentili  diu  »blatM 
rMtitalt  et  multa  bona 
ecdeaiQ  feeit(l)  et  pri- 
nilegUa  «nla  conflnna- 
yit.  Megidebnrg.  sepul- 
tns  est. 

Wikeme  saoerdoB  et  ab- 
bas  nre  congreg.  qui 
monanterium  apnd  Ta- 
nana  oonstroxit  et  prae- 
dla  eidemlooo  delega- 
uit.  7  XX  f^trcs  prae- 
bendarloe  ibidem  con- 
■titalt 

e  ADA  ancilla  O^i  pi« 
memoria  fllia  Pippini 
regiB.  Boror  magnl  im- 
peratoriB  Earoli.  qn^ 
mnlta  bona  ciroa  et  in- 
ftra  Mognntiam  7  Wor- 
Tnatiam  et  in  pago  Na- 
chowe  sico  Mazimino 
contnllt  et  textum  enan- 
gelii  anro  conscriptnm 
7  anro  deooratnm  dedit 
poat  flnem  nit^  hie  se- 
pult*  in  pace  quiescit. 


O  AflolfoB  abb.  7  sacer- 
doB  nre  congr. 

BnpertUB  arcbiepisco- 
puB 


O  Reginpertus  diac.    7  &.  nrae  oongr. 

Obiit  Luitbertos  eps    O  larahel  eps  A.  n.  congr. 

O  Folkerus  sabd.  7  &.    7  Folcardus  puer  n.  congr.. 

O  Wibimannas  presb.    7  &.  n.  congr. 

O^  Begimboldus    7  Aldradus  paeri  n.  congr. 

Q-  Theoderioos  Meiensis  epL 

O  Reineras  puer  huius  loci. 


NON    O  Azzo  pri)  7  ifi.  sct.  Nikolai    Hido  puer. 


EUopie  memoria  presb. 
/  m.  nre  congr. 

#  Teodericns  abb. 
presb.  7  A.  nro  congr. 


VIII  ID 
YII  ID        Aestas  (sie!)  initium  habet  dies  XII.    O  Otgis 

sac.  et  &.  nre.  congr. 
VI  ID  MAI    O  LupertuB  prb.  7  &.  nre.  cotigr. 

V  ID  MAI    SCI  MAIOLI  abbatis  coenobii  Cluniensis. 
O  EIlo  prb.  et  Sa.,  n.  congr. 
nil  ID        O  Hezel  pr  et  &.  btA  Remacli  apud  nos  est  se- 

pultiis. 
II  ID        FolmaruB  prb.  7  &.  n.  congr.  7  abb.  Wizinb(urgensi8). 
ID  MAI    Primum  pentecosten. 
XVU  iim      O  Nideroldus  pr  7  &.  nre  congr.   7  Adalbero  subdiac. 
XVI  kl         O  HereuuinuB  diäc.  et  m.  7  Eongo  (?)  pf . 

7  Dominicas  conversus  nre  congr. 
Fridericus  duz. 

O  AdelbertuB  diäc.  7  ifi.  nre  congr. 
O  Beringer  US  prb.  7  &.  nre  congr. 
O  Thidolfus  diac.  7  i&.  n.  congr. 

7  Fridericus  dux  iuuenis. 
Estas  oritur. 
O  Iseuardus  diac.  nre  coogr.  DiesAegypti.  Benno 

subd.  7  &.  nre  congr. 
Wioelinus  prb.  7  Ä.  nre  congr. 
O  GubertuB  conuersus  7  Adelo  puer  nre  congr. 
O  Hiltiboldus  prb  7  ili  7  atJb.  n.  congr. 
O  Herimannus  diac.  7  ßi,  n.  congr. 


XV  kl 

xmi  w 

XllI  kl 

XIT  kl 

XT  kl 

villi  kl 

VIII  kl 

VII  kl 

VI  kl 

IUI  kl 

II  kl 

8 


lU 


Necrologium  von  St  Mudmin. 


IVN. 


Kh       O  Liutenis  prb  et  &  nre  congr.    7 

Mannus  prb  7  ift  uro  congr. 
O  Johannes  pil)  et  &  nre  congr. 
O  RadolfuB  7  Inolfus  diac.  et  &.  nre  congr. 
O  CnonradoB  imp.  ang.     7  Hildewinus  sac.  et  i&  n. 

congr. 
Tidericus  Trevirorum  archieps. 
O  Rupertns  7  Sigihelmus  pi1>i  et  ifi  nre  congr. 
Dies  Egypt. 

O  Amelongus  custos  hnios  loci  diaö.  7  A.  \ 
O  Adelo  subdiac.  et  ä.  7  Tnringas  cu(er)-  \  (ig.  j^.) 
808  nre  congr.  1 

O  Ydo  pr  7  i&  nre  congreg.  Agilbertus  cu(er)8a8. 
O  Euerhardus  p  r  7  A  nre  congr. 
Beringerus  cusus  nre  congr. 
O  Adelbertus  tt(iaconu8)  7  &  nre  congr. 
O  Poppo  Trevirorum  archieps.  7  Ostradas  alSb.  nre 

congr. 
O  Isinhardus  subd.  7  &.  7  Wolframus  pr  7  &  7 

Anselmus  diac. 
0  Adelbertus  archiepiso.  Magdeburgensis.    7  A.  nre 

congr.    7  Nizo  pr  7  &  nre  eongr. 
O  Engilboldus  subd.  7  &  nre  congr. 
O  Heinricus  atrtT.  pr.    7  A.  nre  congr.  q(ui)  ih  .  .  . 
solimam  tendens.  in  itinere  apud  Myrrham  obiit  pe- 
regrinus.    7  ad  pedes  sCt  Nicolai  honorifice  ibidem 
est  sepnltuB. 
VI  11  kl         O  Snelgerus  pr  7  fii.  7  Azko  cuersus  nre  congr. 
V  kl         O  Hubertus  diac.  7  &.  nrae  congr. 
III  kl         O  Becelinas  pr  7  ili.     O  ;Herelandu8  pr.  7  &.  nre 

congr. 


nil  NON 

III  NON 

II  NON 

NON 

VIII  ID 

V  ID 

HI  ID 

II  ID 

IDVS 

XVIII  kl 

XVH  kl 

XVI  kl 

XHI  kl 

XII  kl 

XI  kl 

X  kl 

IVL 


Heiirieni  rcz  primiii  do 
Bazonla 

Umrloua  TreTirorum 
archicpi. 


W«^le«nndia  UIca  Ka* 

rltan    di«  KiiU»l«'i|i«    ul- 

nram  «IchIU  (i.Y.  Jh.) 

na|»ertUH  «llat^onu«  .  li. 

Otto  (lux  liau«MiltrnT«Mi- 
ai« 


VI  NON 

V  NON 

IH  NON 
II  NON 
VIH  ID 
VH  ID 
VI  1I> 

V  H> 


O  Cftno  abti.  pie  memorie  de  monte  S.  Dysibodi. 

{12.— 13.  Jh.) 
0  Luthardus  acolythus  H  congr. 
Et  depositio  Winifridi  pr  7  &i.  nre  congr. 
Wazzo  Leodiensis  episoopus. 
<)  Hadawinus  pr  7  iL  iL  congr. 
Egilolfus  pr  7  iti.  nre  congr. 

Johannes  pr  7  lu.  nre  congr. 


Neorologiam  yon  St  Maximin. 


115 


fleinriciifl  hniua  nomi- 

nis  prlmtia  imp.  vag, 

qai . . . 


Thietfridn«  «M.  dilS  et 
£.  nrc  congr. 


Auf  dem  Rand: 

Jnramentnm  Dnl  abba- 
tia  8.  Hbxlmini,  a.  1683. 


III  ID        Lupo  pt1>  7  A  nre  congr. 

IDYS  Q  Pie  memorie  Ruopertus  pr  7  canonicus  et  pposi- 

tu8  Magontiae  (19.  «77^.). 
7  Heib(er)tu8  cüsüs  n  congr. 
XVII  kl  AVG    O  Gerehardus  prü  7  i&  nfe  congr. 
XYI  kl         O  Minia  laica  diues. 

O  Adelboldos  pr  7  fh  nre  congr. 

O  Megingaudos  7  Walterii8  pr%  7  &  n.  congr. 

O  Ezzo  prb  7  lä  n.  CQngr. 

O  Heimo  puer  nre  congr. 

O  OpertuB  pil!^  7  &.  nre  congr.  7  Radolfus  prb  7  i*b 

nre  congr.   7  Goaemannus  conuersus. 
O  Hnoecchinas  cüsus  qui  uitam  scT  Maximini  scripsii. 
O  M&there  pr  7  A  n.  congr. 
O  Lamberta8  puer  nre  congr. 


XU  kl 

XI  kl 

Xkl 

vniiki 

Vn  kl 

mi  kl 

III  KL 

n  kl 


AVG. 

kl         Obitus  Adalhardi  diaconi.      O  Herradus   di(aconus) 

nre  congr. 
III  NON    O  Hildradus  d  7  lu.  7  Heribertus  pr  7  i&.  n.  congr. 
II  NON    O  Frideuuinu8  prb  7  *&.  nre  congr. 

NON    S.  Afre  mr.    O  Heinricus  quartu8  rex  tcrtiu8  inipr. 

aug.  qui 

VI  ID        Q  CuonraduB  comes  aduooatus   süt  Mazimini   q  buo 

tempore  multum  profuit  huic  eccl(e8ie). 

y  ID        O  Honemannus  pr  7  &  nre  congr.  7  Berta  laica. 

III  ID        O  Ydo  sacerdos  7  i&.  nre  congr.  pie  memorie. 

7  Rudolfiis. 

II  ID        O  Odilia  t...  O  Hubertus  abbas  8. Willibrordi  pr  et 

i&.  nre  congr.  qui  religionem  et  monasterium  ibidem 

reparauit. 

a  Beneagenifl  tfc^.  ii?5   XVIII  kl  AVG    O  Sigifridus  comes  qui  dedit  isti  ecclesie  Morsche 
oongr.  pj  7  fi.  ,.  ..         .       ^.  .,      .  ,    ,..  « 


^  Hartwlniu  pF  7  sM» 
0.  congr. 


O  Folcnumu  »bbaa  nR 
oongr.  f(»  7  mdB.  7  Gl- 
idlbertns  fST  7  ft  ^.  v. 

e  AmIo  pt  7  ^ks. 


cum  appendiciis  suis.   7  Gisibertus  comes  dedit  Sue- 
pesinge.    7  Lezenihe. 
XVI  kl         O  Amolfus  impr.  qui  dedit  isti   ecolesie  Riuinacba 

cum  appendiciis  suis. 
XV  kl         ^  Tietfridus  pr  7  Ä.  nre  congr.    O  Hildradus  adao- 
catus  8.  Maximini.    7  Zondebolt  rex  pie  memorie. 
Xni  kl         O  Bemardas  pr  7  iSi,  uro  congr. 
XI  kl         O  Rüpertus   abt5.  s.   Eucharii   pr  7   iä.  nre   oongr. 

7  Theodericas  pr  il.  congr. 
X  kl        Autumnus  oritur. 


116 


Keerologiom  von  St.  Maximin. 


Villi  kl        O  Engilbertus  laicus  de  Bes&nzia 


Ri 


moa. 


O  Sandradus  alTb.  nreqü  oongr. 
yil  kl         O  Tetmaras  d  7  &  nfe  congr. 
VI  kl         O  Sigeliardus  atFb.  nreqae  congr.  &. 
V  kl        O  Hildemannas  pr  7  &.  nfe  congr. 
III  kl        O  Meginherus  pr  7  &  nre  congr. 
7  Hadeauich  laica  de  Remiche. 
Wiricus  clericus  nineas  7  terrae  dedit. 
II  kl         O  Gerardus  nfe  congr.  d  7  A. 


SEP 


EgUbertna  Trerlroniin 

plns  arohiSpfl.  7  Heri- 

mumQB  pF  7  abbM  b. 

Mwio  «d  Utas. 


IUI  NON 
III  NON 

vni  ID 
vn  ID 

VI  ID 
V  ID 

iniiD 


EnerwiniiB  do  Bettlngo  XI  ID 

laiOQB   intcrfectns   ad- 
noeatUB    sancti    Maxi-  IDVS 

mini,  qnl  sno  tcmporo 

boiraa     defcnnor     fuit  XVII I  kl  Oct. 
Imic  eoclcsiv.  . 


XV  kl 

xm  kl 

XI  u 

villi  kl 

VIII  kl 

VII  kl 

VI  kl 

V  kl 

VIII  kl 

III  kl 

H  kl 


Wariniis  archie|(>5 
GoloDiciuiis 


Lothaiiua  ixnp.  7  Lnit- 

gardi«    laica    pi^    mc- 

moiif 


O  RegimbertuB  cusiiB  n.  c. 

O  Rudolfas  diaö.  7  A.  n.  c. 

O  Tietpertus  &. 

Erfo.    7  Hubertus  möo.  n.  c. 

O  Richerus  laicus  qui  dedit  . . . 

Obitus  Gobabardi. 

O  Helisens  pr  7  &.  87!t  Liutwini. 

Tancradus  pr  7  ä.  ii.  c. 

O  Ricbardus  pr  7  lä.    7  Franco 

cusus  n.  o. 

O  Eueruuinus  adnocatus  sct  Maximini  et  laicus. 

O  Regimundus  pr  7  äi.  n.  c. 

O  Gunterus  at1>.  n.  c.  &. 

Obit(us)  Liutardi.    O  Widego  subd.  7  111.  n.  ö. 

i 
O  £rib(er)tus  in, 

O  Ascolfus  pr  7  &.  n.  c. 

O  Regimbertus  pie  memorie  prt).  7  &.  nre  congreg. 

praepositus  7  decanus. 

O  Fridericus  pr  7  fii.  n.  c. 

Concoptio  sei  Jobis  Bapt. 

O  Gisilbertus  pr  7  &.  7  Amalbertns  subd.  7  i!i.  n.  c. 

O  GundolfuB  puer  n.  ö. 

O  Gristianus  pr  7  m. 

O  Bemardus  pr  7  &.    7  HAzechinus  puer  n.  ö. 

DiesAegypt.    O  Magnus  conuersus  ü.  c. 

Obit(us)  Berengarii. 


OCT 


Kl         O  Lickcrnus  conuersus  n.  c. 
V  NON    Dies  Aegypti.    O  Dagobertua  cusus  n.  c. 


III  NON 

NON 

711  ID 

VI  ID 

V  ID 

Neorologium  von  St.  Maximin.  117 

IUI  NON    O  Bertricus  pr  7  &.  n.  c. 

III  NON    -0  HeinriouB  scdä  Romanorum  impr.  aug.   qui  mona- 

sterium  sce  Marie  apud  Spiram  fccit  in  quo  sepcliri 

86  iussit. 

O  Adolhaidus  pr  7  i&.  n.  c. 

Q  Willems  pr  7  atJb.  n.  c.  qui  post  Ogonem  epm  (?) 

mouasterium  7  clauetrum  perfecit  et  tabulam  auream 

ante  altare  parauit. 

Woluerad  pr  7  &.    7  Betto  inclusus  n.  c. 

O  Ramnaldus  conuersus. 

Recordatio  fratrum.    O  Bruno  arcbiep. 

Coloniensis.    Tide  puer  n.  0. 
III  ID        Dedicatio    eoclesie    s.   Maximiui.     O  Emicho 

puer  n.  c. 
II  ID        O  Hupertus  n.  c.  diac.  7  ifi.    O  Heinricus  dux  Ba- 

wariorum  aduocatus   sZTi  Maximini,    qui    dedit   huic 

ecclesie  uillam  Schittringa  cum  omnibus  appendiciis 

suis.    7  ecclesi^m  Viclinchirida  cum  omnibus  deoi- 

macio  .... 

O  Sigifridus  pr  7  iS  n.  c.  7  Bruno  diäc  7  pp  sCt  p. 

O  Gozilo  comes  qui  multa  bona  s.  Maximino  dedit. 

O  Obit(us)  Udonis.  Dies  Egypti.  O  Ogo  abb.  n.  c. 
diac.  7  m.  7  Gisilbertus  diac.  7  lä  n  congr. 

Obitus  Rotgarii.    O  Cristianus  subd.  7  &.  ü.  ö. 

O  Witerus  pr  n.  c. 

O  Regimbaldus  lä  n  ö. 

O  Folcmarus  distc.  7  &  n  c. 

SABB.  VITE  NOV.    O  Opertus  diac.  7  ni.  n.  c. 

O  Gerbertus  presto.  7  i&.  n.  ü. 

O  Vdilliertus  acol(ythu8)  n.  c. 

Obitus  Vualdonis  Abbatis  prt  7  monachi  ad  quem 

scQs  Lupus  eps  de  Tr.    uitam  sei  Maximini  scripsit. 
II  kl         O  Hartmannus  diac  7  i&    7  Rüthardus  conuersus  n 

congr. 


IDVS 

XV  KL 

XIIII  kl 

XIII  kl 

XII  kl 

Villi  kl 

VIII  kl 

VI  kl 

IUI  kl 

III  kl 

NOV. 

EL       O  Reginerus  prb  7  &  ii  c     7  abbas  süt  Martini  ad 

litus.    7  Zirboldus  pr  7  &  n.  c. 
NON    O  Horibertus  diac.  et  mön.  et  Etcelinus  subdiac.  n.  c. 
iSi  Pad(er)brannen3is  opi.  7  Erembertus  conuersus  n.  o. 
VIII  ID        O  Rücbt  eps.  n  c.     O  Irunbertus  ex  laioo  conuer- 
sus n  ö. 
AdAio  pr  7  i& SIS  VII  ID       O  Op(er)tu8  acolitns  n  c. 


J_- 


118 


Neorologiam  von  St. 


in. 


O  Vdo  Troulrorum 
arohiol). 

«;  Vdft  anoilU  xpl 

B  Adalboro  Meteiuds 
iertiuM  oia. 


XVI  kl.  <lGr.  ftadltnin 

tat  tonitruiun  ot  ful- 

tfur»  viflft  Htint 


HciurioiiR  ■acerdon  7 
in.  n.  C.  «bbaM  u.  Blar- 
cclUuI  ot  Totri  in  8e- 
llgeiutat.  roqnieBcat  in 
paoo.  Muon, 


VI  ID 

VID 

IUI  ID 

UIID 

II  ID 

ID 

XVIII  kl. 

XVII  kL 

XVI  kl. 

XV  kl. 

XIIII  kl. 

VIDI  kl. 

VIII  kl. 

VI  kl. 

VkL 

IUI  kl. 

III  kl. 

II  kl. 

O  Oneratus  pr  7  iSi  n  ö. 
O  Emelricas  p7  f  ift  n  c. 
O  Endo  pr  7  &  n  0 
O  Giflilboldus  pr  7  ift  n  ö 

O  Hildiberins  &  n  ö 

DEC    O  Rihowinos  i&  n  c. 

O  RafriduB  pr  7  ift  n  c. 

O  Azzo  ib  7  pr  do  Malmundario. 

O  Walterus  abb.  de  Gladebach.  (13.  Jahrb.) 

O  Lutgardas  pr  7  &  n  ü.  (12.  Jh.)  Walierus  sac.  7  &. 

8.  Marie  in  lacu.  {13.  Jh.) 

O  Wichmut  l,    O  Adalrodus  pr  7  i&  u  c. 

0  Rfizo  abb.  ii.  c.  ift. 

0  Rnpertus  abb.  n.  c.  &.  7  Raudoldos  ift.  ü.  c. 

Hiemps  oritnr. 

O  Willems  diac.  7  ift.  n.  c. 

O  AdalbertuB  pr.  7  A.  n.  o. 
'    O  Buuo  pF.  7  &.  n.  ö.  7  WilhelmuB  diac.  7  ift.  n.  c- 

O  Rihcnninns  pr.  7  &.  S.  ö. 

O  AnsclmuB  pucr  n.  c. 


DEC. 


IUI 
II 


VII  ID 


VI  ID 

V  ID 

IUI  ID 

III  ID 

II  ID 
ID^ 

XVIIII  KI 

XVIII  kl 

XVII  kl 

XVI  kl 

O  Walahc  pr  7  ift.  n.  ö. 
NON     O  Emicbo  pr  7  ift.  iL  c.     7  Folko  diau.  7  &.  ü.  c. 
NON    O  Anno  Coloniensis  archiep.  7  Udo  pr  7  &.  n.  c. 
NON    S.  Nicecii  äpi  toiius  sanctitaiis  uiri.  {13,  Jh.)   Q  Lu- 

dewicus  pr  7  &  ü.  c. 

O  Otto  secundus  Romanomm  imperator  7  aug.  qui 

cum  Sarraconis   pugnauit.     O  Lutpoldus   archiepc. 

Magontiensis.     O  Henricus  i. 

O  Wemerus  pr  7  ift  n  c. 

Eckebertns  Trevirorum  archiepc. 

O  GorBonus  pr  7  &    7  Engilricus  diac.  7  A.  n.  c. 

O  Ritthardus  pr  7  iSi  n.  c. 

Dies  Aegypti.     O  Adalhardus  cüersus. 
IDVS    O  llcinricus  iunior  abbas  II  prb  7  H\  n  c  • 

7  Alb(e)rico8  at  ii  o  &. 
KL  lAN    O  Wemerua  pr  7  iä  n  c. 

O  IleinricuB  ift  et  prbr  n  c.    O  Folcinarus  abbas  pr 

7  ift  u  c.  q 
O  Moginfridus   7  Quirellus  pri  7  &  n.  c. 
Obiit  HeurarduB.    O  Ratwinus  pr  7  &  n.  ö. 


Neorc^ogium  von  St.  Maximin.  119 

XIIII  kl        Dies  Aegypti.    O  Thietwinas  pr  7  mon.  n.  ö. 
7  Reginoldus  7  Gk)debertu8  pri  7  i&  n.  ö. 
O  Agnes  imperatriz.    O  Rupertus  pr  7  d^  n.  o. 
O  Martinus  pr  7  ift  n.  c. 
Q  Boddo  pr  7  &  n  o. 
O  Cänradus  rex.   7  Richardus  pr  7  &  n.  c. 

O  Megingaudas  Treuirorum  archieps.    7 

Meginzo  pF  7  &.    7  Benno  diac.  7  &  n.  c. 
O  £ilberta8  pr  7  &  n.  c. 

O  Botboldus  conuerios  n.  c.  7  Franko  saoerdos  n.  c. 
O  O  Ada  anoilla  xpi. 

O  Wamerus  7  Gozbertus  pft  7  &  u.  c. 

7  Gancelinus  puer  ü.  c. 
O,  Thietwinus  &  u.  ö. 
O  Oiramos  pr  7  &.  7  Eueruiniis  diac.  7  i&  n.  c. 


XUIkl 

XII  kl 

XI  kl 

X  kl 

VIIU  kl 

VIII  kl 

VII  kl 

VI  kl 

V  kl 

III  kl 

II  kl 

Strassburg. 


Prof.  Dr.  F.  X,  Kraus. 


11.  Ueber  Intaglien  des  Mittelalters  und  der  Renaissance. 

ffierzu  Tafel  IV— VH 

Id  den  letzten  Jahrzehnten  hat  sowohl  die  kunsthistorische  For- 
schung als  auch  die  moderne  Kunstindustrie  den  Kunstgewerben  des 
Mittelalters  und  der  Renaissance  ihr  Interesse  in  erhöhtem  Masse  zu- 
gewendet So  manche  treffliche  Monographien  über  einzelne  Zweige 
des  KunsthandwerkeSy  wie  auch  die  Errichtung  von  Gewerbe-Museen 
Ic^n  Zeugniss  davon  ab.  Gleichwohl  ist  aber  in  diesen  Gebieten  noch 
V^ielcs  zu  erforschen  und  klar  zu  stellen.  Dürftig  sind  z.  B.  zumal 
auch  die  Nachrichten  über  die  meisten  Arten  kunstgewerblicher  Fabri- 
kation in  Köln  und  dem  Rheinlande  überhaupt.  Was  wissen  wir  heute 
von  der  Herstellung  jener  kostbaren  Gläser  und  Schmelzarbeiten, 
der  ornamentirten  Kacheln  und  Fliese,  der  Kunstgewebe  und  Sticke- 
reien, der  gepressten  Thonfiguren  und  der  verschiedensten  Arten  von 
Hetallarbeiten,  welche  Köln  im  Mittelalter  und  in  der  Zeit  der  Re- 
naissance in  hoher  Vollendung  und  grösster  Menge  fabricirt  hat? 
Weder  über  die  Genossenschaften,  welche  alle  diese  trefflichen  Arbeiten 
hergestellt  haben,  noch  über  die  Fabrikate  selbst  ist  bis  heute  mit 
Ausnahme  einiges  Wenigen  irgend  etwas  Erschöpfendes  publicirt  worden. 
Und  beklagenswert h  ist  auch  die  Thatsache,  dass,  wenn  wir  uns  über 
die  bessern  Fabrikate  heimischen  Kunstfleisses  unterrichten  wollen, 
wir  diese  weit  mehr  in  auswärtigen  Kunstsammlungen,  als  in  denen 
des  eigenen  Landes  zu  suchen  haben. 

Von  erheblicher  Bedeutung  für  eine  allseitige  und  erschöpfende 
Klarstellung  der  verschiedensten  Kunstgewerbe  ist  aber  auch  ganz 
besonders  die  Eruirung  und  l>enut2ung  der  urkundlichen  Nachrichten. 
Kunstobjokt  und  Künstler  dürfen  nicht  von  einander  getrennt  werden. 
Er^t  die  genaue  Kenntiüss  der  Geschichte  und  Sututen  der  einzelnen 
Kunstgilden  l^t  uns  ihiv  Fabrikate  richtig  beurtheüen  und  von  än- 
derten g\'nau  uiterscheiden.    Zudem  hat  die  kunstgesschichtliche  For- 


IIS  Ueber  IntagUen  des  MiUelaltera  und  der  RenaUsuioo. 

prMsti  theib  in  Stein  geschnitten.  Häufiger  finden  sich  die  in  ge- 
branntem Thone  hergestellten.  Mehrere  derselben  sind  in  der  AnlgasM 
bei  8i^[burg,  einer  ehemaligen  Töpfiemiederlassung,  an^efonden  wor^ 
den.  Eine  solche  von  sehr  schöner  Arbeit  ist  viereckig,  6''  hoch  and 
Inreit  und  von  gelblicher  gebrannter  Thonmasse.  Sie  ist  vermittels  eines 
Modelles  ausgeprägt  (Taf.  VI,  No.  10).  Auf  geblümter  Basenbank  sitsen 
ein  Jfingling  und  eine  Jungfrau ;  zwischen  beiden  steht  ein  Ambos.  Er, 
der  Jünglingy  ist,  wie  die  Thiersymbole,  der  Hase,  Hund  und  die  Taabe 
zu  seinen  Füssen  andeuten,  ein  furchtsamer,  treuherziger,  einfältiger 
Mensch,  sie,  nach  der  am  unteren  Saume  ihres  Kleides  kriechendea 
Schlange  zu  urtheilen,  eine  verschmitzte  Person.  Ueber  den  Kdpfen 
beider  winden  sich  Spruchbänder  in  gothischer  Minuskelschrift  Indess 
sie  mit  einer  Zange  sein  Herz  auf  den  Ambos  legt  und  sich  anschickt, 
mit  einem  Hammer  darauf  zu  schlagen,  hebt  er  die  Hände  flehentlich 
empor  und  spricht: 

itn  ir  ntgr  M  an  mrimt  |eri^en  • 
Sie  antwortet: 

imt  man  Tol^t  fmerijc* 

Eine  andere,  an  gleichem  Orte  gefundene  und  derselben  Zeit, 
etwa  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts,  angehörige  Form  von  6"  Höhe 
und  4"  Breite  zeigt  einen  Pelikan,  der  seine  Brust  öffnet,  um  die  Jun- 
gen zu  fttttem.  Der  Hintergrand  ist  mit  Epheu  omamentirt.  Durch 
das  Ganze  schlingt  sich  ein  Spruchband  mit  der  Legende  in  gothi- 
schen  Minuskeln:  nrnor*  (orl^*  nos*  xth*  (cruor  cordis  nos  rc- 
demit)  (Taf.  IV,  No.  5). 

Eine  weitere,  gleichfalls  in  der  Aulgasse  aufgefundene  runde  Thon- 
form  von  3"  Durchmesser  enthält  die  Kreuztragung  Christi.  Das  Bild 
des  Heilandes,  wie  auch  das  der  beiden  anderen  Personen  ist  trotz 
der  Kleinheit  von  schönster  Zeichnung  und  trefflicher  Modellirung.  Die 
Form  gehört  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  an  (Taf.  VH,  No.  17). 

Die  drei  besprochenen  Formen  befinden  sich  in  meiner  Sammlung. 

Es  fragt  sich  nun:  wozu  haben  diese  Formen  gedient?  Der  Ort 
der  Auffindung  der  drei  letztbeschriebenen  spricht  dafür,  dass  sie  zur 
Ausschmückung  von  Töpferarbeiten  verwendet  worden  sind;  denn  es 
lässt  sich  wohl  kaum  annehmen,  dass  die  Siegburger  ZunftgedOssen 
der  Töpfergilde  sich  mit  Anfertigung  von  Formen  für  firemde  Kunst- 


124  üeber  Intaglien  des  Mittelalters  und  der  Beoaissanoe. 

sollen  bestimmte  Eruggeächenke,  von  denen  die  üitanden  reden,  mit 
Bildern  verziert  waren,  zu  deren  Ausprägung  die  vorher  besprochenen 
und  ähnliche  Formen  gedient  haben.  Dass  heute  derartige  ErOge 
nicht  mehr  bekannt  sind,  beweist  allein  Nichts.  Jedenfalls  sind  sie 
nur  in  geringer  Zahl  hergestellt  worden,  und  diese  wenigen  m((gen 
wohl  im  Laufe  der  Zeit  zu  Gründe  gegangen  sein.  Finden  sich  ja 
auch  auf  den  Bildern  altdeutscher  Meister  vielfach  bis  in's  Detail  ge- 
naue Darstellungen  von  Gefässen  mit  aufgemaltem  Schmucke,  von 
denen  heute  so  gut  wie  Nichts  mehr  erhalten  ist^  obgleich  es  nicht 
bezweifelt  werden  kann,  dass  derartige  Gefässe  nicht  blos  in  der  Phan- 
tasie des  Künstlers,  sondern  auch  in  Wirklichkeit  vorhanden  waren. 
Es  finden  sich  allerdings  noch  einige  Exemplare  von  Steingut-KrQgen 
mit  reichem  Schmucke  in  gothischer  Stylisirong,  allein  sie  kommen  fär 
unsere  Untersuchung  nicht  in  Betracht,  da  die  Zeit  ihrer  Herstellung 
zweifelhaft  ist,  und  auch  die  Art  ihrer  Verzierung  mit  den  oben  er- 
wähnten Formenbildem  Nichts  gemein  hat.  Von  Krügen  mit  einer 
Gattung  von  Bildern,  wie  sie  diese  Formen  zeigen,  ist  heute,  soweit 
meine  Forschung  reicht,  Nichts  mehr  vorhanden. 

Wenngleich  es  nun  auch  wahrscheinlich « ist,  dass  jene  drei  For- 
men zur  Herstellung  von  Krugverzierungen  gedient  haben,  so  lässt 
sich  dies  jedoch  nicht  von  vielen  anderen  in  Form,  Darstellung  und 
künstlerischer  Ausführung  ähnlichen  Formen  derselben  Zeit  annehmen. 
Manche  derselben  dienten  zur  Ausprägung  von  Reliefbildem  in  Wachs, 
Thon,  Papiermasse  und  Marzipanteig.  Man  verzierte  mit  ihnen  Schach- 
teln, Kästchen,  kleine  Flügelaltäre  und  Backwerk.  Solche  mit  Relief- 
bildern von  grosser  Schärfe  und  Schönheit  in  Papiermasse  verzierte 
Schachteln  und  Kästchen  aus  dem  15.  und  16.  Jahrhundert  kommen 
in  einigen  Kunstsammlungen  vor  ^).  Im  Utrechter  Diöcesan  -  Museum 
wird  ein  kleines,  mit  Emailfarben  belegtes  Reliefbild  von  gebranntem 
Thon  aufbewahrt,  welches  mit  einer  der  hier  besprochenen  Formen 
ausgeprägt  ist.  Kleine  Altärchen  mit  bemalten  Reliefbildern  aus  Thon- 
masse  findet  man  häufiger.  Sie  sind  gleichfalls  mit  derartigen  For- 
men hergestellt.  Auch  sind  mir  Bruchstücke  von  Wachsbildern  zu 
Gesicht  gekommen,   zu  deren  Anfertigung  ähnliche  Intaglio's  können 


1)  Hr.  Domyicar  Schnütgen  in  Köln  besitzt  eine  der  ersten  Hälfte  dei 
16.  Jahrhnnderts  angehörige  Papierschachtcl,  deren  Deckel  eine  figurative  Dar- 
stellung in  Belief  zeigt.  Dieselbe  ist  wahrscheinlich  yermittels  einer  Thonform 
in  Papiermasse  ausgeprägt. 


üeber  Iniaglien  des  Mittelalters  und  der  Renaissanoe.  125 

gedient  haben.  Unzweifelhaft  wurden  aber  auch  manche  solcher  For- 
men zur  Verzierung  von  hartem  Backwerke  benutzt.  Welcher  Luxus 
1>ezQglich  der  Ausschmückung  von  Essenswaaren  im  späten  Mittelalter 
flblich  war,  beweisen  uns  so  manche  in  alten  Urkunden  beruhende  De- 
tailbeschreibungen von  Gastmählern,  wie  auch  einzelne  noch  vorhan- 
dene Waffeleisen  aus  jener  Zeit  Es  sind  bisweilen  Ornamente  von 
grösster  Schönheit  und  künstlerischer  Vollendung,  welche  mit  Aufwand 
▼on  Zeit  mid  Mühe  in  eiserne  Platten,  die  den  besagten  Zweck  hatten, 
eingeschnitten  wurden.  Es  ist  jedenfalls  eine  Art  von  Marzipangebäck 
gewesen,  welches  man  mit  Bildern  von  so  scharfer  Detailausführung, 
wie  diese  Formen  sie  zeigen,  verzierte. 

Manche  dieser  Gattung  von  Formen  aus  dem  15.  und  dem  An- 
fange des  16.  Jahrhunderts  sind  in  künstlerischer  Beziehung  wie  auch 
rQcksichtlich  ihres  Inhaltes  von  hohem  Interesse.  Sie  enthalten  nicht 
blos  religiöse  Darstellungen,  sondern  auch  mancherlei  satyrische  und 
komische  Bilder  aus  dem  Leben  des  Volkes. 

Eine  meiner  Sammlung  angehörige  runde  Form  von  gelblicher, 
hartgebrannter  Thonmasse  und  7"  Durchmesser  zeigt  in  einem  Vier- 
passe ein  mit  einem  Schleier  theilweise  bedecktes,  üppiges  Weib.  Neben 
ihm  rechts  steht  auf  einem  Hügel  ein  Schloss,  zur  Linken  erhebt  sich 
ans  einem  Grabe  em  die  Hände  mahnend  gegen  das  Weib  ausstrecken- 
des Todtengerippe.  Zu  Füssen  des  Weibes  sitzt  ein  Hündchen,  den 
Kopf  mit  offenem  Munde  dem  Gerippe  zugewendet.  Bings  um  die 
Bogen  des  Vierpasses  schlingen  sich  in  zierlichen  Windungen  zwei 
Sprachbänder  mit  gothischer  Minuskelschrift.  Das  gegenüber  dem 
Kopfe  des  Weibes  beginnende  Sprüchlein  lautet: 

U^  bin  frifi^  mb  ni0l  ^tt^m 

Ott)  Itbt  lün$t  fnv^tt  wvx^). 
Die  Antwort  enthält  die  am  Kopfe  des  Gerippes  beginnende  Bandrolle. 
Sie  heisst: 

m^  btt  orm^r  r^  nm  txitn 

nüB  Ui  Utt  hüB  mnfin  mtthtn  (Taf.  IV,  No.  6). 

Das  Weib  mit  dem  Todtengerippe  ist  eine  auf  Thonformen  jener  Zeit 
mehrfach  in  verschiedenen  Variationen  vorkommende  Darstellung.  Eine 
andere  Form,  von  der  mir  ein  Abdruck  vorliegt,  zeigt  dieselben  Figu- 
ren in  ähnlicher,  aber  grösserer  Ciomposition.    Dort  spricht  das  Weib: 

Ün  gcnitüif  geholt 
ttittdit  tttU^  ixamt  mi  alt. 

1)  Wfthn,  Beunruhigung. 


IM  Uaber  Intaglien  des  Miiteklten  nnd  der  Beailnwnep* 

Das  Gerippe  antwortet: 

hu  fiß  arm  ulfr  rh^ 

f0  mtxhtftii  mir  sli^. 
Eine  ähnliche  Darstellung  zeigt  eine  im  Mainzer  Moseom  befindliehe 
Thonform.    Sie  enthält  ausser  den  besprochenen  Figuren  noch  das  Bild 
eines  jungen  Mannes  in  der  Stutzertracht  seiner  Zeit  Er  sdüiesst  das 
Gespräch  zwischen  Weib  und  Gerippe  also: 

hnht  bmt  ^tit  snnai^ 

wk  mnütn  lebfit  mmu^en  ins. 

Eäne  demselben  Museum  angehörige  Form  zeigt  in  sitzender  de- 
stalt  einen  Mönch,  eine  Jungfrau  und  ein  Hündchen.  Gemäss  den  In- 
Schriften  der  Spruchbänder  klagt  die  Jungfrau  Aber  Untreue,  die  ihr 
so  weh  gethan;  der  Hund  tröstet  sie  damit,  dass  er  ihr  treu  sdn 
wolle  als  Ersatz,  der  Mönch  verweist  sie  auf  Gott,  auf  den  allein  man 
vertrauen  mttsse  (Taf.  VH,  No.  15).  Eine  andere  in  meiner  Sammlong 
befindliche  runde  Thonform  von  nur  5"  Durchmesser  zeigt  einen  Sikng^ 
ling  und  eine  Jungfrau  beim  Brettspiele.  Die  sehr  klein  ausgefohrte 
Legende  der  Spruchbänder  ist  wegen  der  eng  aneinander  hängenden 
Minuskelschrift  schwer  leserlich  ^)  (Taf.  IV,  No.  2).  Eme  vielleicht  noch 
dem  14.  Jahrhunderte  angehörige  runde  Thonform  von  vorsfigUcher 
Schönheit  besitzt  der  bekannte  Eunstsammler  Hugo  Garthe  in  Eöku 
Sie  hat  1"  Durchmesser.  Frau  Venus  schreitet  stolz,  mit  einem  leichten 
Schleier  theilweise  bedeckt,  einen  Apfel ')  in  der  ausgestreckten  Hand 
haltend,  über  blumigen  Grund.  Die  Männerwelt  in  Narrenkappe  und 
Schellenbesatz  rings  um  sie  her  in  knieender  und  flehender  Stellung. 
Im  Hintergrunde  ist  eine  gezinnte  Mauer,  von  der  zwei  Alte  verdriesB- 
lieh  herabsehen.  Neben  ihnen  schlägt  ein  Mann  mit  einer  Hand  die 
Trommel  •)  (Tat  IV,  No.  1). 

In  der  Sammlung  des  Herrn  Domvicar  Schnütgen  in  Eötai  be- 
findet sich  eme  runde  Thonform  verwandten  Inhaltes.    Sie  zeigt  zwei 


1)  Der  Jüngling  spricht:  „ach  wi  bat .  bin  ich  Ton  ewer  firawen  belati.^ 
Sie  antwortet:  „din  wol  ge  .  .  .  hat  dich " 

2)  Ueber  den  Apfel  als  Symbol  der  Liebe  und  Ehe  und  auch  der  aiaii- 
liehen  Lust  im  Alterthume  und  im  Mittelalter  vgl.  MüUer  und  Mothes,  Archio- 
logisohes  Wörterbuch  der  Kunst  des  germanischen  Alterthums,  des  Mittelaltert 
und  der  Renaissance  S.  67. 

8)  Herr  Garthe  behauptet,  diese  Form  sei  in  Siegburg  aufgefunden  wor- 
den. Die  rüthliche  Thonmasse,  aus  welcher  dieselbe  hergestellt  ist,  kömmt  in 
Siegburg  nicht  vor.    Das  macht  mir  die  Angabe  xweifelhafl. 


196  Uebcor  Intogiien  dee  BfitielailterB  und  der  Bfloainuioe. 

welche  diese  Formen  zeigen,  lassen  auf  einen  bedeatenden  Meister 
scbliessen.  Das  Aachener  Münster  besitzt  eine  Anzahl  von  Silberplatten 
mit  den  getriebenen  Bildern  der  Apostel.  Diese  sind  den  genannten 
Formenbildem  bezüglich  der  Stylisirang  und  Behandlung  so  ^Hnlirb, 
dass  höchst  wahrscheinlich  derselbe  Meister  sie  angefertigt  hat  Es 
waren  gewöhnlich  Goldschmiede,  welche  Metallgravuren  und  Aehnliches 
im  Mittelalter  anfertigten.  Dass  ein  Goldschmied  die  be^rochenen 
Farmen  hergestellt  hat,  dafür  dürfte  auch  der  Umstand  sprechen,  dass 
der  Stern,  welcher  dazu  benutzt  wurde,  derselbe  ist,  den  die  Gold- 
schmiede zum  Probiren  der  Metalle  gebrauchen.  Es  lag  dem  Anfertige 
somit  die  Benutzung  dieser  Steinart  nahe. 

Eine  in  Stein  geschnittene  Form  von  ähnlicher  feinet  Arbeit  der- 
selben Zrit  wurde  beim  Neubau  eines  Hauses  in  Köln  aui|;efnnden. 
Sie  ist  10  *"  hoch  und  6  "  breit  Zwischen  vier  einen  Teppich  halten- 
den Engeln  das  nackte  Christkind.  Oben  und  unten  Spruchbander  mit 
•glirit  il  tfCfl^  it$  etc.""  in  gothischer  Minuskelschrift  (T.  ¥L  No.  9). 
•  Alle  diese  der  gothischen  Kunstperiode  angehorigen  Intaglien 
zachnen  sich  aus  durch  schöne  correcte  Cömpoätion  und  sorgfaltige 
Ausführung.  Es  scheint  foist  unglaublich,  dass  man  derartige  kunst- 
rnche  und  immerhin  kostspielige  Formen,  zumal  die  in  harten  Stein 
geschnittenen,  zur  Verzierung  von  Backwerk  sollte  verwendet  haben. 
Allein  es  muss  dabei  auch  in  Betracht  gezogen  werden,  dass  diese 
Formen  sehr  dauerhaft  und,  wenn  einmal  vorhanden,  vide  Jahre 
konnten  gebraucht  werden,  ohne  abzunutzen.  Herr  Ganonicus  Bock 
theilt  mir  mit^  dass  in  Aachen  ehemals  die  Sitte  bestanden  habe,  sich 
zu  Weihnaditen  sogenannte  «Kirstkuchen*  zu  schenken.  Man  habe 
dieselben  sehr  geschmackvoll  verziert  Ob  am  Rhein  überhaupt  dieser 
Brandt  allgemein  war,  l&ssl  sich  nicht  «weisen.  In  dem  reichen  Ma- 
tefial  für  Cultuigeschichte,  welches  das  grosse  Siegbmyr  Kirrhenarchiv 
bewahrt  habe  ich  Nichts  darauf  Bezügliches  gefundoL  Wohl  bestand 
in  Siegbui^  die  Sitte,  dem  Abte  auf  Kosten  der  städtische  Kasse  zu 
Ken  jähr  zwei  sogenannte  Schedenkuchen  zu  varehrcD,  die  in  der 
Regel  von  K(^ln  bezogen  wurden  und  immer  einige  Mark  kosteten. 
Sie  m$geii  wohl  mit  solcliem  Bildwerke  verziert  gewesen  sein. 

In  süddeutsiclien  Kunstsammlunfien.  so  l  R  im  germanisdien 
Mtts^nm  zu  Nftrabex^r,  wenlon  noch  Thonformen  aufbewahrt  die  zur 
Aus^e6:sun$  wm  Mixlailkü  stheinon  gedient  lu  haben.  Sie  zagen  Por- 
trmits  mit  und  ohne  rmschrift  und  sind  von  sokher  Schirfe,  daas 
Abgösse  in  SchwvfM  den  in  Metall  gepragtn  Medaillen  gleidi  kxmtr 


130  üeber  InttgUen  de«  MiUelalten  und  der  Beaaitsance. 

nöthige  Härte;  sie  nutzen  sehr  schnell  ab  und  geben  auch  bdm  er- 
sten Abdrücke  niemals  ein  so  scharfes  Bild  wie  die  besprochenen 
Thonformen.  Darin  liegt  aber  auch  der  Grund,  wesshalb  die  moderne 
Industrie  trotz  aller  Bemühung  bis  heute  noch  nicht  im  Stande  war, 
auf  ihren  Thonfabrikaten  so  feine,  haarscharfe  Ornamente  herzustellen, 
wie  die  Töpfer  der  alten  Zeit  dies  vei'standen  haben.  Man  gibt  sich 
heute  alle  Mühe,  die  prächtigen  Steingutfabrikate  der  alten  Zeit  genaa 
zu  imitiren,  und  Merkelbach  in  Orenzhausen  liefert  Krüge,  gleieh 
schön  in  Form  und  Schmuck,  allein  es  fehlt  ihnen  eben  die  Schärfe 
und  Glätte  der  Detailverzierungen,  weil  man  zu  deren  Herstellung 
nur  Gipsformen  zu  verwenden  versteht. 

Die  Siegburger  Töpfer  benutzten  zur  Ausprägung  ihrer  herr- 
lichen Krugverzierungen  nur  Formen  aus  leicht  gebranntem  Tbon. 
Ich  besitze  dieser  Formen  eine  grössere  Zahl  von  verschiedener  Ge- 
stalt und  Grösse.  Sowohl  die  reichen  scenischen  Darstellungen  und 
complicirten  Wappenbilder,  wie  auch  die  kleineren  inhaltlich  unbe- 
deutenden Reliefomamente  ^)  wurden  mit  solchen  Formen  aasgeprägt. 
Nur  Formen  aus  Thon  sind  bisher  in  Siegburg  aufgefunden  worden. 
Und  welche  herrlichen,  haarscharfen  Bilder  jene  Töpfer  mit  diesen 
Formen  auszuprägen  verstanden,  davon  legen  die  vielen  noch  vorhan* 
denen  weissfarbigen  Krüge  Zeugniss  ab,  von  denen  einzelne  schöne 
Exemplare  mit  mehreren  hundert  Thalem  bezahlt  werden.  Die  in 
Siegburg  benutzten  Thonformen  sind  vermittels  Modellen  hergestellt. 
Man  fertigte  also  erst  eine  scharfe  Modellplatte  an.  Auch  diese  Mo- 
dellplatte bestand  aus  gebranntem  Thone.  Ich  besitze  deren  mehrere. 
Sie  wurden  je  nach  der  Art  des  Bildes  entweder  mit  freier  Hand  mo- 
dellirt  oder  mittels  einer  Matrize  von  Buchsbaum  ausgeprägt  und 
dann  sorgfaltig  nachgearbeitet.  Grössere  Bilder  mit  breiten  Formen 
modellirte  man  in  Thon,  so  z.  B.  Maskaron's  (Taf.  VI,  No.  1 1)  *),  feinere 
dagegen  mit  sehr  scharfen  Details  schnitt  man  in  Buchsbaum.  Ver- 
mittels der  Modellplatte  wurde  dann  eine  grössere  Zahl  von  Formen 
hergestellt.    Die  Jahrzahl  fügte   man  der  Modellplatte  nicht  bei,  sie 


1)  Id  meiner  Sammlung  befindet  sich  eine  Form  mit  einem  sehr  ein- 
fachen kleinen  sternförmigen  Ornament.  Sie  hat  eine  Handhabe  glcichfaUs  von 
Thon.  Dieses  Ornament  würde  sich  bequemer  in  Holz  haben  herstellen  lassen. 

2)  Das  anter  Nr.  11  der  Abbildungen  gegebene  Maskaron  ist  in  Thon 
vermittels  eines  Instrumentes  nicht  ganz  fertig  modellirt.  Das  Original  wurde 
in  der  Aulgasse  aufgefunden. 


Ueb«r  iDtagiien  des  Mittelalteni  nnd  der  Renaissanoe.  131 

wurde,  wo  sie  in  Bildern  sieb  findet,  erst  in  die  fertige  Form  einge- 
druckt. Die  Siegbarger  Töpfer  pflegten  gewisseubaft  allzeit  die  Zahl 
des  laufenden  Jabres  und  nicbt  die  eines  früberen  ibren  Fabrikaten 
beizufügen.  Einzelne  Sprücbe  kommen  ausscrbalb  der  Bilder  auf  Sieg- 
burger Steingut  äusserst  selten  vor.  leb  kenne  nur  e  i  n  Gefäss,  welcbes 
einen  frei  stebenden  Sprucb  obne  zugehöriges  Ornament  enthält.  Er 
steht  auf  einem  sparrenförmigen  Bande  über  der  Bauebwand  und  lautet  : 
VCH  GOTT  WIE  GERN  ICH  WISSEN  WOLT  •  VUR  WEME  ICH 
MICH  HÜTEN  SOLLT.  Diese  Legende  ist  mit  einer  einzigen  Form, 
nicht  vermittels  einer  Reihe  von  einzelne  Buchstaben  enthaltenden 
Formen,  ausgeprägt.  Ueberhaupt  fügten  die  Siegburger  Töpfer  im 
Unterschiede  von  denen  anderer  Zunftstätten  die  Inschriften  den  For- 
men bei.  Sie  prägten  die  Worte  nicht,  wie  dies  z.  B.  in  Frechen  ge- 
scbahf  mit  einzelnen  Typen  aus.  Die  Frechener  Töpfer  hatten  für 
jeden  Buchstaben  eine  besondere  Form.  Sie  verwendeten  aber  auch 
hättfigcnr  einzelne  Sprüche  zur  Verzierung  ihrer  Waare.  Bekannt  sind 
die  braunen  Krüge  mit  Maskaron  am  Halse,  und  abwechselnd  Köpfe 
in  Medaillon  und  Eicbenblätter  auf  der  Bauebwand.  Rings  um  den 
Bauch  des  Kruges  läuft  ein  Spruch.  Häufig  kommen  vor:  DRINKT 
VND  EST,  GOTS  NTT  VERGEST.  GOT  THÜ  DICH  ERBARMEN, 
OVER  MICH  ARMEN.  Eben  dem  Umstände,  dass  jeder  Buchstabe 
der  L^ende  mit  besonderer  Form  aufgedrückt  wurde,  ist  auch  die 
Thatsache  zuzuschreiben,  dass  die  Sprüche  oftmals  so  unortbographisch 
und  bisweilen  ganz  unverständlich  sind.  Die  des  Lesens  in  der  Regel 
nidit  kundigai  Werkleute  hatten  zwar  die'  aufzudrückende  Legende 
vor  sich ;  weil  dieselbe  jedoch  für  sie  ohne  Sinn  war,  nahmen  sie  es  in 
der  Eile  des  Geschäftes  mit  der  Auswahl  der  richtigen  Buchstaben 
nicht  immer  genau  und  setzten  so  öfters  ganz  sinnloses  Zeug  zusam- 
men. So  konnte  es  denn  wohl  kommen,  dass  ein  Pfarrer  Lambrecht 
za  Dentekom  in  einer  der  Societät  für  Wissenschaften  zu  Harlem 
1792  vorgetegten  Denkschrift  mit  Abbildung  den  Sprucb  auf  einer 
Frechener  Kanne  als  altgalliseh  bezeichnete  und  übersetzte :  „ Juckde- 
lNck(Name)  hat  das  juk(Jocb)  untergangen*'  i),  und  dass  die  Inschrift 
auf  einem  ähnlichen  Frechener  Krug  in  den  M^moires  de  l'Acad.  Cel- 
tiqoe  T.  n  p.  306  PL  VI  für  baskisch  erklärt  und  übersetzt  wurde : 
.Die  Vase  ist  viel  zu  klein  für  die  ausländischen  Hermen.''    Unter 


1)  Jahrbücher  des  Vereins   von  Alierthumsfreanden  im  Rheinlande,  XIX, 
149.  160. 


182  üeber  Intaglien  des  Mittelalten  and  der  Renaissanoe. 

den  rheinischen  Töpfergilden  war  die  Frechener  diejenige,  welche  am 
frühesten  ihre  Fabrikate  mit  kunstschSnen  Reliefomamenten  schmQckte. 
Jone  bauchigen  braunen  .und  grauen  KrQge  mit  Maskaron  und  rings 
um  die  Bauchwand  laufendem  Geranke  von  Eichen-  oder  sonstigem 
liaubwerk  sind,  wie  Funde  von  brüchiger  Waare  beweisen,  in  Frechen 
angefertigt  worden.  Vor  einigen  Jahren  wurde  in  Frechen  ein  noch 
halb  mit  Waaren  gefüllter  verschütteter  Ofen  ausg^raben  *).  Er  ent- 
hielt Krüge  der  eben  beschriebenen  Art,  einzelne  mit  Maskarons,  de« 
ren  Bart  in  zierlichen  Windungen  die  ganze  vordere  Bauchwand  be- 
deckte, andere  mit  Laubwerk.  Unter  ihnen  befand  sich  ein  kleinerer 
Krug,  dessen  Geranke  den  Stammbaum  Abrahams  darstellte.  Die 
Zweige  trugen  statt  der  Früchte  Köpfe.  Der  Fund  gehört  der  gothi- 
schon  Kunstperiode  an.  Was  die  Herstellung  dieses  Blattwerkes  be- 
trifft,  so  wurden  die  Ranken  besonders  angeklebt,  die  Blätter,  FrOchte 
und  Köpfe  prilgte  man  mit  Formen  aus. 

In  den  noch  vorhandenen  Statuten  der  Siegborger  T^erinnoiig 
sind  die  l^se  der  verschiedenen  Arten  von  Waaren  genau  bestimmt. 
Selbst  in  Berücksichtigung  des  hohen  Creldwerthes  jener  Zeit  erschei- 
non  diese  Preise  auffallend  gering.  Es  ist  das  am  so  merkwfirdiger, 
wdl  die  Siegburger  Töpfer  dne  so  überaus  reiche  Auswahl  von  Bil- 
dern tur  Aussciimückung  ihrer  Fabrikate  verwendeten.  Die  von  än- 
derten /unftstatten  hergestellten  braunen  und  blauen  Kruge  weisen 
nur  einen  kleinen  Kreis  von  bikllicher  Veraerung  auf.  Die  verschie- 
denen  Varietäten  dei^lben  ei^(^pfen  sich  in  Form  und  Schmuck  gar 
KUd«  von  der  grössten  Mannigfaltigkeit  und  Verschiedenheit  sind  da- 
$e^n  die  Vertieniugen«  welche  auf  dem  in  Siegbarg  fiabritirten  weiss- 
f;irbi,ceii  Steingute  vorkommen.  Die  in  dm  dortigen  Scherbenlagem 
beniheiiden  bUdliehen  Damellungen  auf  Krogfragmoiten  des  16.  . 
Jahrhunderte  t^ihlen  nach  Tausi^nden.  Es  ist  dies  am  so  aoflUle&der, 
da  d)e  Uev^ellunc  der  n<5thigen  Form«  jedesfiaUs  mit  erlieUidie& 
K^^^n  vtrbunden  w;9ir.  In  den  Rechnungen  der  Stadt  SiegiMiig  finden 
sich  (WVH  NetisxHi«  wekhe  übmr  den  Pieis  der  lor  Aosschnftckang  ^<on 
Krit$en  benutzen  Fanaen  eia^  Aoskonft  gehnt  la  der  Bechnnag 
vxM\  UV^T  )kr^  man:  altern  n«ii  D  Wilhelm  la  S^eir  6 
l\^t  viul  Kalbe«!  reater,  mit  j^aem  Wappen  mackea  bsaea, 
^kxv^t  svKa  KVMvk.  Itim  n>m  Wappen  ta  siectai  S^^S^ben  eia  halber 


Ueber  Iniaglien  des  MiitelalierB  and  der  Renaissanoe.  1S5 

die  Töpfergilde  dem  Untergänge  nahe  gekommen,  und  Handel  und 
Industrie  auf  Jahrzehnte  hin  gänzlich  ruinirt  waren,  hörte  die  Fabri- 
kation kostbaren  Steingutes  in  Siegburg  auf.  Von  da  an  wurden*  keine 
Formen  mit  neuen  Bildern  mehr  angefertigt;  man  nützte  die  vorhan- 
denen alten  aus  oder  fertigte  mittels  scharfer  Krugbilder  neue  an, 
die  aber  natürlich  an  Schärfe  den  Original-Arbeiten  lange  nicht  gleich 
kommen.  Die  alten  Jahrzahlen  liess  man  auf  den  mit  Ornamenten  auf 
KrQgen  hergestellten  Formen  stehen ;  *  gleichwohl  verrathcn  die  damit 
verzierten  Arbeiten  ihren  späteren  Ursprung  deutlich.  Die  späteste 
Jahrzahl  auf  Siegburger  weissfarbigem  Steingute  ist  1631. 

Entsprechend  der  Aus-  oder  Einbiegung  der  Gefässstelle,  für 
welche  das  Bild  bestimmt  ist,  ist  auch  die  Form  convex  oder  concav 
gestaltet  Bei  der  Ausschmückung  der  Krüge  wurde  auf  einer  mehr 
oder  wmiigcr  dicken,  der  Grösse  des  Bildes  entsprechenden  Thon- 
schiehte  das  Formen-Ornament  ausgeprägt,  und  dann  diese  geschmückte 
Ttaonplatte  auf  den  fertigen,  an  der  Luft  gehärteten  und  an,der  zu  oma- 
mentirenden  Stelle  mit  Wasser  angefeuchteten  Krug  aufgelebt.  Es 
gehörte  keine  kleine  Geschicklichkeit  dazu,  die  in  den  Formen  ausge- 
prägten Bilder  sauber  und  fest  auf  dem  Gefässe  zu  placiren.  Die  heu- 
tige Fabrikation  sucht  diese  beschwerliche  und  zeitraubende  Manipu- 
lation zu  vermeiden.  Man  bringt  das  ganze  Gefäss  mit  sämmtlichen 
Ornamenten  in  eine  Form  von  Gips  und  presst  dann  in  ihr  die  ein- 
zelnen Exemplare  auf  der  Drehscheibe  fertig  aus  ^).  Der  Töpfer  Hanke 
in  Höhr,  welcher  sich  mit  Imitation  der  alten  Steingut-Gcfässe  be- 
scbäftigty  hat  die  Herstellangsweise  der  Alten  beibehalten.  Er  lässt  für 
jedes  Ornament  besondere  Gipsformen  anfertigen  und  mit  diesen  in  der 
oben  beschriebenen  Art  seine  Krüge  schmücken.  Der  Vergleich  dieser  mit 
den  älteren  Fabrikaten  beweist  aber  genugsam,  wie  sehr  die  Geschick- 
lichkeit der  alten  Töpfer  die  der  neueren  übertraf.  Die  besten  Imita- 
tionen alter  Steingutgefässe  liefert  Merkelbach  in  Grenzhausen.  Sie 
würden  den  älteren  Arbeiten  nahe  kommen,  wenn  er  statt  Gips  ge> 
brannten  Thon  zur  Anfertigung  seiner  Formen  verwendete.    Gestalt 


1)  Mcjrkwürdiger  Weise  haben  die  Römer  in  ähnlicher  Art  ihre  mit  Ro- 
liefbildeni  geschmückten  Thonwaaren  hergesteUt.  Bereits  wurde  erwähnt,  dass 
Herr  Eduard  Herstatt  in  Köln  eine  Thonform  aus  römischer  Zeit  besitzt. 
Sie  ist  aus  terra  sigilata  angefertigt  und  bildet  den  unteren  Theil  einer  Ma- 
trise^  in  welcher  ein  ganzes  Gefass  mit  sammtlichem  Schmucke  in  einem  Male 
ausgeprägt  vrurde. 


136  Ueber  Intaglien  des  Mitielaliert  und  der  Boniii— aco. 

der  Gefässe  aud  Scböcheit  der  Ornamente  lassen  wenig  za  wonachen 
übrig. 

Einer  von  der  in  Siegburg  benutzten  durchaus  yerschiedenen  Art 
von  Formen  bedienten  sieh  die  Töpfer  des  sogenannten  Kannenbäcker- 
ländchens  im  ehemaligen  Herzogthum  Nassau  0.  Nachweislich  seit  der 
Mitte  des  16.  Jahrhunderts^)  beschäftigten  sich  eine  ganze  Reihe  von 
Dörfern  jenes  Landes  mit  Anfertigung  omamentirter  Steingut- Waaren. 
Höhr  und  Grenzhausen  bei  Ehrenbreitstein  waren  die  Hauptorte  jener 
Fabrikation.  Wie  alle  alten  rheinischen  Töpfergilden,  so  war  auch  die 
durch  einheitliche  Statuten  verbundene  Nassauische  streng  in  sich 
abgeschlossen.  Kein  Fremder  fand  in  ihr  Aufnahme,  und  kein  ZunA- 
mitglied  durfte  andere  Werkstätten  besuchen,  um  dort  in  Arbeit  zu 
treten.  Daher  auch  die  einer  jeden  Zunft  eigenthümliche  Fabrikation^ 
Man  hat  in  neuester  Zeit  sich  vielfach  Mühe  gegeben,  nachzawdsen, 
wie  die  Arbeiten  vieler  heute  noch  bestehender  ländliche  Fabrikar 
tionsorte  von  Thonwaaren  und  Schnitzwerk  traditionell  alte  Eanstp 
formen  als  Schmuck  zur  Schau  tragen.  Ganz  besonders  zeigt  sich 
dies  in  den  Fabrikaten  der  Nassauischen  Töpfereien.  Noch  heute  wird 
dort  in  manchen  Dörfern,  wie  ehemals,  Steingut  fabricirt,  und  die 
Ausschmückung  desselben  lehnt  sich  enge  an  die  ehemals  gebräocb- 
liehen  Kunstformen  an.  Die  gesetzlich  zur  Pflicht  gemachte  und  streng 
gewahrte  Exclusivitat  hat  aber  auch  bewirkt,  dass  während  in  allen 
anderen  niederrheinischen  Töpfemiederlassungen  das  allgemeine  Schwin- 
den des  Verständnisses  für  das  Kunstschöne  im  Volke  und  das  Ab- 
handen-Kommen  der  edlen  Kunstformen  im  17.  Jahrhunderte  semen 
Einfluss  ausübte,  und  die  alte  Fabrikationsweise  fast  überall  unter- 
ging, sich  die  Nassauischen  Töpfereien  bis  tief  in  das  18.  Jahrhundert 
hinein  auf  der  ehemaligen  Höhe  künstlerischen  Schaffens  hielten  und 
damals  noch  Arbeiten  lieferten,  die  denen  des  16.  und  Anfanges  des 
17.  Jahrhunderts  an  Kunstwerth  nahe  stehen.  Wie  keine  andere  Töpfer- 
gilde verstand  es  die  Nassauische,   ihre  Fabrikate   mit  Farben   zu 


1)  üeber  dieso  und  die  übrigen  niederrheiniscben  Kunstgilden  der  Töpfer 
gedenke  ich  demn&chst  ein  grösseres  Werk  lu  veröffentlichen. 

2)  Die  älteste  Jahnmhl,  die  ich  bis  jetit  auf  Ervigfragmenten  ans  den 
Scberbenlagem  von  Grenibausen  aufgefunden  habe,  ist  15i88.  Dass  aber  die 
K  nigfabrikation  in  jenen  Ortsohaften  bereits  viel  früher  ist  betrieben  worden, 
beweisen  sahlreiohe  Funde  jener  rohen  Steingutvaare,  die  vor  1500  fabricirt 
ist  Urkundliche  Nachrichten  über  die  ältere  Z^U  in  der  jene  Töpfisrgilde  be- 
reits thitig  war,  habe  ich  bisher  nicht  auffinden  können. 


138  Ueber  Iniaglien  des  Mittelalten  und  der  Bentissance. 

von  gebranntem  Thone,  welche  in  allen  übrigen  nieden-heiiiischen 
Töpfereien  üblich  war,  scheint  den  Nassauischen  Töpfern  unbekannt 
geblieben  zu  sein.  Zur  Herstellung  von  Formen  mit  scenischei  Dar- 
stellungen und  reichem  Schmucke  benutzte  man  einen  weichen,  po- 
rösen, grauen  Stein.  Die  mitui\ter  sehr  feinen  und  haarscharfen 
Ornamente  wurden  in  diesen  Stein  eingeschnitten.  Meine  Sammlung 
besitzt  mehrere  derartige  Steinformen  mit  Wappen,  Portraits,  Ara- 
besken und  anderen  zum  Theil  sehr  reichhaltigen  Ornamenten.  Die 
Herstellung  muss  eine  mühevolle  und  kostspielige  gewesen  sein;  denn 
wie  leicht  konnte  bei  der  Eingravirung  ein  Stückchen  ausbrechen,  und 
dann  war  die  ganze  Arbeit  verdorben.  Auch  besass  man  in  einer  sol- 
chen Steinform  das  Ornament  nur  einmal.  War  die  Form  stumpf  ge- 
worden oder  sonst  lädirt,  so  musste  eine  neue  angefertigt  werdra. 
Bei  Thonformen  war  der  bedeutende  Vortheil,  dass  die  einmal  terge* 
stellte  Modellplatte  die  leichte  und  kostenlose  Anfertigung  einer  be- 
liebigen Anzahl  neuer  Formen  ermöglichte.  Auch  standen  solche  Stein- 
formen denen  aus  Thon  gefertigten  an  Schärfe  der  Detailornamente 
bedeutend  nach.  Auf  einzelnen  dieser  Steinformen  linden  sich  anf  der  ' 
Rückseite  die  Initialen  der  Stecher  mit  Jahrzahl  beigefügt  Eine 
solche  Form  mit  Brustbild  und  der  Umschrift  „WILLEM  •  FRIESO  • 
PRINS  •  VND  •  STATHALTER  •  VON  •  FRIESLANTH  •**  hat  die  Ini- 
tialen und  Jahrzahl  Wi  1610  auf  der  Seitenwandung. 

Zur  Herstellung  mancher  einzudrückender  Aufschriften  und  Mar- 
ken bediente  man  sich  in  den  Nassauischen  Töpfereien  Stempel  ans 
Steingut.  Das  einfache  Ornament  und  die  Legende  wurden  in  weichen 
Thon  eingeschnitten  und  der  Stempel  zu  Steingut  gebrannt.  Meine 
Sammlung  hat  solche  Stempel  mit  der  Inschrift  KVRMAINZ,  SEL- 
TERS und  Anderem.  Sie  dienten  im  17.  und  18.  Jahrhunderte  zur 
Stempelung  von  Mineralwasser-Krügen,  die  ehemals,  wie  auch  heute 
noch  in  einzelnen  dieser  Dörfer  in  grosser  Menge  fabricirt  wurden. 
Wie  bemerkt,  war  der  Abdruck  vertieft,  nicht  erhaben.  Eine  vielfach 
heute  noch  in  Kunstsammlungen  vorhandene  Art  von  Nassauer  gros- 
sen Krügen  zeigt  auf  der  Bauchwand  Laubgeranke  mit  stylisirten 
Blättern.  Die  Rauken  wurden  eingeschnitten  oder  wenig  erhaben  auf- 
gepresst,  die  Blätter  prägte  man  mit  Formen  aus.  Eine  zur  Herstel- 
lung eines  solchen  erhabenen- Blattornamcntes  dienende  Form  ist  in 
meinem  Besitze  (Taf.  VI,  No.  13)  ^). 

1)  Das  Bi)d  dieser  Blattform   wird  dem  Kenner  eine  ganze  Gattung  koei- 


üeber  Intaglien  des  Mittelalters  and  der  ReBaissance.  199 

Im  Allgemeinen  verwendeten  die  Nassaaischen  Töpfer  weniger 
grosse,  inhaltlich  bedeatende  Bilder  zur  Ausschmückung  ihrer  Fabri- 
kate,  sie  verzierten  dieselben  häufiger  mit  reichem  Farbenschmuck 
und  kleinen,  inhaltlich  unbedeutenden,  in  der  symmetrischen  Zusam- 
menstellung aber  effectvoll  wirkenden  Ornamenten.  Eine  grosse  Gre- 
schicklichkeit  und  einen  ausgebildeten  Geschmack  bekunden  manche 
der  nur  mit  eingeritzten  Verzierungen  geschmückten  Krüge,  Teller  und 
Schüsseln.  Die  kleineren  erhabenen,  wie  auch  vertieften  Ornamente 
stellte  man  her  mit  Formen  aus  Buchßbaum.  Es  sind  das  in  der 
Regel  einige  Zoll  lange  Holzstäbe,  die  an  beiden  Enden  ein  Ornament 
zeigen.  Ich  besitze  deren  verschiedene.  Ein  solcher  grösserer  Holz- 
stempel hat  zwei  Ornamente,  Blattjßeranke  von  strenger,  edler  Styli- 
sirung.  Sie  erinnern  an  die  Kunstformen  der  romanischen  Zeit  (Taf.  V, 
No.  8.  TbS.  vi,  No.  14).  Schwerlich  würde  Jemand  die  Zeit  der  Anfertigung 
zu  bestimmen  vermögen,  wenn  nicht  die  Platte  selbst  die  Initialen  I.  W. 
R  und  die  Jahreszahl  1755  trüge.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  dass 
man  die  Jahrzahl  später  beigefügt  hätte.  Es  beweisen  eben  diese  Or- 
namente, wie  so  viele  andere  derselben'  Zeit,  dass  die  alten  Kunst- 
formen traditionell  in  den  Nassauischen  Töpfereien  bis  in's  18.  Jahr- 
hundert fortgelebt  haben.  Viele  derartige  Holzformen  tragen  die  Ini- 
tialen der  Formstecher. 

Wie  abgeschlossen  die  Nassauischen  Töpfer  sich  nun  auch  be- 
züglich der  Fabrikationsweise  und  des  Verkehrs  mit  anderen  Gilden 
allen  anderen  Töpferinnungen  gegenüber  verhielten,  rücksichtlich  der 
Fabrikate  zeigten  sie  sich  den  Leistungen  fremder  Zunftgenossen 
gegenüber  nicht  exclusiv.  Sie  ahmten  schöne  Fabrikate  anderer  Werk- 
stätten nach.  So  findet  sich  der  bekannte  Bauemtanz,  der  in  den 
Raerener  Steingutfabriken  zuerst  als  Schmuck  verwendet  wurde,  auch 
auf  Nassauer  Krügen  mitsammt  der  Inschrift  in  bekanntem  nieder- 
deutschem Dialekte.  Er  kommt  z.  B.  vor  auf  sogenannten  Wurstkrü- 
geDy  die  im  17.  Jahrhurfderte  in  Nassau  und  soviel  bekannt,  nur  dort 
fiibricirt  wurden.  Die  Herstellung  der  dazu  nöthigen  1^'ormen  in  Stein 
mu88  ihnen  nicht  wenige  Schwierigkeiten  bereitet  haben. 

Eine  besondere  Art  von  Waare,  welche  in  Nassau  in  grosser 
Menge  hergestellt  wurde,  waren  die  Dinten-  und  Salzfässer.  Sie  zeigen 
häufig  gothisirende  Ornamente  von  durchbrochener  Arbeit,   gothisches 


barer  blaaer  Krüge   als  nasBauisches  Fabrikat  kennzeichDen,   so  allgemein  hat 
man  dieses  Ornament  zur  AusschmückuDg  der  Daucbwand  von  Krügen  benutzt. 


142  Ueber  Intaglien  des  Mittelaliert  und  der  BenaitBanoe. 

im  Rheinlande  bisher  Nichts  wissen.  Und  doch  sind  diese  Arbeitoi 
hier  in  grosser  Menge  und  vorzüglicher  Qualität  angefertigt  worden. 
Die  italienischen  Thonwaaren  weiss  man  nach  Oii;  und  Schule  geaau 
zu  bezeichnen,  und  das  Land  ist  stolz  darauf,  so  Tr^liches  in  alter 
Zeit  geleistet  zu  haben.  Wie  steht  es  dagegen  mit  der  Bestimmung 
der  ähnlichen  Fabrikate  unseres  deutschen  Vaterlandes?  Einige  land- 
läufige Namen,  wie  Nürnberger  Fayencen  und  Erensener  Kr&ge  laufen 
durch  die  Kataloge  und  kunsthistorische  Schriften,  und  bei  eingehen- 
der Forschung  überzeugt  man  sich,  dass  es  zum  Theil  rheinische 
Fabrikate  sind,  deren  Herkunft  Niemand  kennt,  und  die  dann  ohne 
Weiteres  nach  süddeutschen  Fabrikationsorten  verwiesen  werden.  Der 
Name  Kreusener  Knlge  ist  eine  ähnliche  Mythe,  wie  das  jetzt  at^ge- 
thane  „flandrische  Steingut*  ^). 

Vor  einiger  Zeit  wurde  in  Lorch  am  Rhein  eine  Anzahl  von  beim 
Brennen  verdorbener  Kacheln  und  andere  Ofentheile,  sowie  von  FUesen 
ausgegraben,  ausserdem  auch  einige  Bruchstücke  von  Thonformen,  die 
inr  Anfertigung  der  Kacheln  dienten.  Ein  solcher  Fund  ist  ein  un- 
trüglicher Beweis,  dass  in  der  Nähe  der  Fundstelle  Fabriken  denelbea 
Waare  in  Betrieb  waren.  Es  fällt  nämlich  Niemanden  ein,  werthloae 
Sdierben  Stunden  weit  zu  trai^portiren,  man  schüttet  sie  bei  Seite 
in  nächster  Nähe.  Die  in  Lorch  aufgefundenen  Bruchstücke  gdiören 
dem  16.  Jahrhunderte  an.  Die  auf  ihnen  ausgeprägten  Bilder  der  ver- 


1)  Die  mittdalierliofa«  KerAmik  liegt  nberbaapt  bis  heate  Boeli  gw  nlir 
ia  Ar^peiL  Es  gibt  kein  Gebiet  der  arebiologiachen  Fondumg,  wddiee  noch 
•o  wenig  klar  gesteUt  ist,  wie  jene.  Es  bmt  das  seinen  Grund  hanptsicUieh 
darin,  weil  bb  gegen  die  Mitte  des  15.  Jahrhanderts  die  Steingat&brikmtion 
und  auch  die  HersteUung  der  Gefasse  für  den  Herdbedarf  auf  einer  sehr  tiefen 
Stufe  der  Atwicklung  standen.  Gi^fässe  aus  der  Zeit  der  Pfahlbauten  seigen  in 
Form  und  Schmuck  tum  Theü  weit  mehr  Geschmack  und  Gesbiicklichkeit  als 
die  fkst  durehgingig  rohen  Arbeiten  des  Mittelalter«.  Diese  Geflase  geben  in 
Bsng  auf  den  Kunststyl,  der  in  allen  anderen  Gebieten  des  Knnsthandwerha» 
tei  Forscher  suTerl&ssige  Anhaltspunkte  für  die  Datimng  daibteiet,  €ut  kaiaa 
Merkmale  nr  Beurtbeüung  an  die  Hand.  Für  ihn»  Bestimmung  können  daher 
im  AUgemeiuea  nur  die  bei-  oder  einliegenden  Gegenstande,  wie  Munaen  und 
oraamentirte  Utensilien  massgebend  sein.  Leider  werden  aber  bä  Fundan  die 
n>hen  Gelisse  tu  wvnig  beachtet.  Vielfach  finden  sich  Munaen  des  Mittelalten 
in  Gt'flbee  eingeechlossen»  und  diese  Munaen  bestimmen  die  Zeit  der  Geftaaa 
aMsalich  «eher.  Ks  wirv  daher  im  Interesse  der  archäologisdiai  Forschung  mikr 
tu  wunichen,  vUts  man  bei  Funden  den  mittelalterliehen  Geftasen  eine  besondere 
Aufy»erkfamkeit  «ehenktew 


Ueber  Inia^lian  des  Miitelalten  und  der  Resaiasanoe.  143 

schiedensten  Art  sind  von  so  vorzüglicher  Schönheit,  dass  sie  zum 
Besten  gerechnet  werden  müssen,  was  in  diesem  Genre  in  der  Re- 
naissance-Periode ist  geleistet  worden.  Sie  sind  theils  ohne  Glasur, 
theiis  bräunlich  gefärbt  Die  Formen  bestehen  aus  gebranntem  Thonc 
und  sind  mit  Modellen  ausgeprägt  Auch  in  Köln  sind  P'abriken 
derselben  Industrie  in  Thätigkeit  gewesen.  Beim  Neubau  eines  Hauses 
auf  dem  Hnnnenrücken  fanden  sich  Brüchlinge,,  d.  h.  bei  Seite  ge- 
worfene, im  Brennen  verunglückte  Waare,  von  Ofentheilen  theils  ohne 
Glasur,  theils  grün  gefärbt  Es  sind  gleichfalls  treifliche  Arbeiten  des 
16.  Jahrhunderts  ^).  Damit  hätten  wir  also  zwei  Fabrikationsorte  die- 
ser Thonwaaren-Industrie  mit  Sicherheit  bestimmt  und  kennen  zugleich 
auch  die  Waare,  die  dort  angefertigt  wurde.  Weitere  Fabrikorte,  zu- 
mal am  oberen  Rheine,  werden  sich  unzweifelhaft  noch  nachweisen 
lassen,  wenn  man  den  Scherben-Funden  einige  Aufmerksamkeit  schenkt 
Ein  Theil  der  eben  beschriebenen  Funde  mitsammt  den  Kachelformen 
sind  in  meinem 'Besitze.  Im  Anschlüsse  an  das  Vorige  mag  hier  noch 
erwähnt  werden,  dass  Paffrath  bei  Düsseldorf  bereits  im  13.  Jahrhun- 
derte Fliese  zur  Bodenbeplattung  anfertigte.  Die  dort  noch  vorhande- 
nen Scherbenberge  dürften  interessante  Aufschlüsse  über  die  rheinische 
Thonwaaren-Industrie  in  Jener  Zeit  darbieten. 

Eine  andere  Gattung  von  Thonwaaren,  die  weissen  Figuren, 
worden  gleichfalls  mit  Doppelformen  aus  gebranntem  Thon  hei^e- 
stellt  Hier  in  Köln  und  überhaupt  am  Niederrheine  kommen  bei 
Omndarbeiten  öfters  Thonfigürchen  zum  Vorscheine.  Vor  zwei  Jahren 
wurden  in  der  Nähe  des  neuen  Theaters  in  Köln  beim  Neubau  eines 
Hansee  mehrere  hundert  meist  lädirte  Figuren  aus  gebranntem  weis- 
sem Thone  aufgefunden^).  Die  Beschaffenheit  der  Figuren  bewies, 
dass  dort  eine  Fabrik  dieser  Gattung  von  Thonwaaren  gestanden  hatte. 
Eb  sind  Darstellungen  von  Heiligen,  Rittern,  Edelfrauen,  Bürgersleuten 
u.  s.  w.  Styl  und  Tracht  sprechen  für  die  spätgothische  Kunstperiode. 
AUe  flguren  sind  vortrefflich  in  Zeichnung  und  Modellirung.    Einige 


1)  Nach  Fertigstellung  vorliegender  Abhandlung  geht  mir  die  Nachricht 
xa,  dass  auch  in  Coblenz  Brüchlinge  von  Kacheln  und  Formen  zur  Herstellung 
denalben  sind  aufgefunden  worden.  Traditionell  iet  die  dort  verbreitete  An- 
flidit,  dass  langes  der,  Mosel  vor  Coblenz  Thonwaaren -Fabriken  ehemals  in  Be- 
trieb gewesen  seien.  Bruchstdcke  der  dort  aufgefundenen  Kachelformen  mit 
Bildern  von  grosser  Schönheit  sind  in  den  Besitz  des  Herrn  Dr.  Rnnen  in  Köln 
ftbergefMBgen. 

8)  Der  grossere  Theil  jener  Figuren  ist  in  meinen  Besita  übergegangen. 


üeber  Intaglien  des  Mittelalters  und  der  Renaissance.  147 

verladen  wurde,  wie  auch,  dass  Köln  überhaupt  als  Hauptmarkt  für 
omamentirtes  Steingut  im  Auslande  bekannt  war^  bewirkte,  dass 
das  niederrheinische  Steingut  in  England  jenen  Namen  bis  heute 
noch  führt 

Zum  Schlüsse  verdient  noch  Erwähnung,  dass  unter  den  mir  zu- 
letzt zugekommenen  Formen  sich  auch  eine  befindet,  welche  in  Kupfer 
geschnitten  ist.  Es  ist  ein  runder  Stempel,  welcher  zur  Signirung  von 
Mineralwasserkrügen  gedient  hat.  Er  zeigt  unter  einer  Krone  die  Ini- 
tialen H  N  und  die  Umschrift  SELTERS.  Der  Abdruck  giebt  ein  ver- 
tieftes Bild.  Es  ist  dies  die  einzige  Krugomamenten-Form  in  Kupfer, 
welche  mir  zu  Gesicht  gekommen  ist. 

Was  die  der  Abhandlung  in  natürlicher  Grösse  beigegebenen  helio- 
graphischen Abbildungen  betrifft,  so  lassen  dieselben  zu  wünschen  übrig. 
Sie  sind  nach  Abgüssen  in  Gips  und  Siegellack  von  Anbei,  dem  Erfinder 
eines  neuen  Verfahrens,  hergestellt.  Reliefdarstellungen  lassen  sich  in 
gleicher  Grösse  bis  jetzt  nur  mangelhaft  durch  den  sogenannten 
Aubeldruck  im  Bilde  wiedergeben.  Die  Erfindung  ist  noch  neu  und 
wird  sich  wahrscheinlich  auch  nach  dieser  Richtung  hin  für  die  Folge 
vervollkommnen. 

Göln. 

Dr.  J.  B.  Dornbusch. 


12.  Datirte  Grabmäler  des  Mittelalters  In  den  Rheinlanden. 

(Hienu  Taf.  YIU  und  IX.) 

L 

Die  grosse  Zahl  durch  ihren  bildlichen  Schmuck  heryorragrader 
Grabmäler  und  Grabplatten  des  Mittelalters,  welche  sich  in  fast  allen 
älteren  Rheinischen  Kirchen  noch  vorfinden;  die  grössere  Zahl  dersel- 
ben aber«  die  im  Verlaufe  der  Zeit  in  barbarischer  Weise  ssertriimmert 
und  als  Baumaterial,  besonders  zu  Fussbodenplattungen  in  Kirchen, 
Kreuzgangen  und  Kirchhöfen  verwendet  wurden  •—  mahnen  daran,  die 
noch  vorhandenen  Denkmäler  dieser  Art  zu  erhalten  und  zu  registriren. 
Es  wird  aber  zugleich  itir  die  mittelalterliche  Kunstgeschichte  eine 
werthvolle  Grundlage  bilden,  wenn  die  fest  datirten  dieser  Grabsteine 
in  chronologischer  Anordnung  und  mit  Abbildungen  zur  Veröflfent- 
lichung  gelangen. 

Die  Absicht^  dieselben  zunächst  so  wie  sie  zur  Hand  sind  in 
diesen  Jahrbüchern  nach  und  nach  in  Holzschnitten  mit  kurzen  sach- 
lichen Notizen  bekannt  zu  machen,  darf  desshalb  gewiss  auf  vielseitige 
IVtheiligunJr  hoffen.  Erscheint  nach  einer  Reihe  von  Jahren  der  Denk- 
mäler-Vorrat  h  auf  diese  Weise  beschafft,  so  lässt  es  die  stete  Ver- 
wendbarkeit der  gewonnenen  Holzstöcke  jederzeit  zu,  dieselben  alsdann 
in  chn>noKvi^*her  Folge  geordnet  im  Ges;ammten  als  besonderes  Werk 
herauszugeben- 

1459. 
Grsibplatte  des  Graien  Bemhani  von  Solms  zn  Altenberg 

an  der  Lahn. 

In  der  nördlichen  Chv^rwand  des  im  12.  Jahrhundert  gegründeten 
l>StriOuslratenstT  Nounenkloster?  Altenber^  aa  der  Lahn  befindet  sich 
die  aufnvhtsteheude  Grabplatte  vier  beifolgenden  Abbildung  (Tat  Vlll). 
Pies^^bo  besteht  aus  ivthem  Sv^nds:e:n,  is;  i93  M.  hoch,  vortrefflich  ge- 
arbeitet  utHi  enthalt   unter  einem  weit  vvxrs^eheiideii  godüschen  Bai- 


Datirte  Grabm&ler  des  Mittelalters  in  den  Bheinlanden.  149 

dachin  die  Beliefdarstellung  des  auf  seinem  Helm  knieenden  Verstor- 
benen in  voller  Rüstung.  Vor  ihm  lehnt  der  quadrirte  Schild  —  es  ist 
charakteristisch  für  die  späte  Zeit,  dass  er  eben  so  viel  Raum  ein- 
nimmt als  die  ganze  Figur  —  mit  dem  Solms*  sehen  Löwen  und  dem 
Falkenstein-Minzenberger  getheilten  Felde,  überdeckt  von  dem  Solms'- 
schen  Helmschmuck,  einem  sitzenden  Löwen  zwischen  zwei  Adler- 
flügeln. Getrennt  wiederholen  sich  beide  Wappen  als  Bernhardts  Ah- 
nenschild in  den  oberen  Ecken  neben  dem  reich  gegliederten  und  des 
Eselsrückens  nicht  entbehrenden  Baldachin.  Unter  demselben  zu  beiden 
Seiten  des  Hauptes  befindet  sich  die  Darstellung  der  Verkündigung: 
Maria  wie  der  Engel  knien  auf  vorstehenden  Gonsolen.  Die  segnende 
Halbfigur  Gott  Vaters  scliaut  auf  die  Scene  herab,  ist  aber  auf  unsrer 
Abbildung  nicht  sichtbar,  weil  sie  vom  Baldachin  verdeckt  wird.  Die 
Umschrift  in  latemischen  Majuskeln  lautet: 

Anno  domini  MCGGGLIX  ipsa  die  sixti  obiit  Magnus  generosus 
Bemhardus  comes  in  Solmßz  et  dominus  in  Mintzeberg.  Requiescat  in 
pace.    Amen  ^). 

Graf  Bernhard  v.  Solms  war  der  Sohn  des  Grafen  Otto  v.  Solms 
(t  1409)  und  der  Agnes  v.  Falkenstein  und  Minzenberg,  Erbin  der  Herr- 
schaften Falkenstein  und  Minzenberg  in  der  Wetterau  (f  1409),  welche 
nach  dem  Tode  des  Erzb.  Werner  (v.  Falkenstein-Königsstein)  Kur- 
fOrsten  von  Trier  f  1419,  als  letzten  Mannes  dieses  Geschlechtes,  an 
die  Grafen  v.  Solms  fielen. 

Bernhard  und  sein  jüngerer  Bruder  Johann  theilten  in  den  Jah- 
ren 1420  bis  1436  ihr  reiches  väterliches  und  mütterliches  Erbe,  und 
ist  Bernhard  der  Stifter  der  noch  blühenden,  seit  1742  fürstlichen 
Linie  Solms-Braunfels,  wie  Johann  der  Ahnherr  des  seit  1792  fürst- 
lichen Hauses  Solms-Lich  geworden.  Von  Bernhard  v.  Solms  ist  zu 
verzeichnen,  dass  er  ein  friedliebender  und  wohlthätiger  Herr  war.  Er 
vermählte  sich  mit  Elisabeth  Gräfin  von  Isenburg-Büdingen,  mit  der 
er  4  Söhne  und  2  Töchter  zeugte  und  starb  am  6.  August  1459. 

1500. 
Epitaphium  der  Frau  Margarethe  von  Eltz  in  der  Carmeliter- 

Kirche  zu  Boppard. 
Vorbezeichnetes  Epitaphium,   ein  umrahmtes,  flaches  Relief  aus 


1)  Wenn  Eugler  (EU.  Schriften  II,  S.  180)  und  Lotz  (Eunsttopographie 
Deatsohlandfl)  dem  V^erke  keine  besondere  künstlerische  Bedeatung  beimessen, 
so  kann  ich  dem  nicht  zustimmen. 


150  Datirte  Grabm&ler  des  Mittelalters  in  den  Rheinlanden. 

alabasterartigem  weissem  Marmor,  ungefähr  1,82  M.  hoch,  befindet  sich  in 
der  Carmeliterkirche  zu  Boppard,  und  zwar  in  der  nördlichen  Chorwand 
derselben.  Es  gewinnt  eine  besondere  Bedeutung  durch  den  Umstand, 
dass  der  ausführende  Künstler  darin  Albrecht  Dürer's  bekannten  Holz- 
schnitt der  Dreifaltigkeit  wiedergab,  mit  Hinzufügung  der  knienden 
Gestalten  der  Verstorbenen  und  ihres  Sohnes  Georg,  welcher  das 
Denkmal  errichten  Hess.  Die  Darstellung  der  Dreieinigkeit  in  dieser 
Auffassung  Gott  Vaters  im  Papstcostum,  den  todten  Heiland  auf  dem 
Schoosse  und  die  Taube  des  h.  Geistes  über  dem  Haupte,  führt  mit- 
unter auch  die  Bezeichnung  Gnadenstuhl  und  kommt  seit  dem  16.  Jahr- 
hundert nicht  selten  vor  ')•  Die  fi'eie  Nachahmung  Dürer's  ist  minder 
geistvoll  und  brüchig  im  Faltenwurf  wie  das  Original,  aber  sehr  zart 
ausgeführt  Als  Meister  nennt  sich  auf  dem  untern  Rahmen  der  In- 
schrift Loy.  H.  in  Eigstet,  Lojren  Hering  in  Eichstädt,  ein  Künstler,  von 
dem  mir  ausser  dem  Marmordenkmal  des  Bischof  Georg  III.,  Schenk 
von  Limburg,  f  1522,  im  Dom  zu  Bamberg  nichts  bekannt  geworden 
ist*).  Das  Werk  ist  im  Jahre  1519  entstanden,  wie  die  auf  der  untern 
Leiste  des  Rahmens  befindliche  nachfolgende  Lischrift  in  gedrängten 
Minuskeln  bekundet: 

«Nach  gotlichem  willen  iXt  die  Edell  vn  Arüm  fraw  Margreth 
von  Eltz  geporn  von  Helmftat  des  18.  tags  des  Monats  marcij  jm 
jar  1500  geftorbe  der  gott  genad  vn  hat  ir  Eltefter  fon  Georg  des 
teütfohen  Ordeni*  Oberfter  Marfckalck  vnd  landkomenthur  der  Balley 
Elfal^  rc  (et  cetera)  der  heyligen  triüaltigkayt  zu  lob  zum  troft  allen 
glaubige  A^len  dife  gedechtnus  machen  laflen  jm  1.5.1.9.  Jar.*' 

Margaretha  von  Eltz  kniet  in  dem  reichen  Costüm  einer  Edelfrao. 
Ueber  dem  Unterkleid  mit  gepufften  und  geschlitzten  Aermeln  trägt 
sie  don  kostbaren  mit  Pelz  verbrämten  Mantel  aus  Seiden-Damast, 
die  sogenannte  Schaube,  auf  welcher  eine  schwere  goldene  Kette  ruht. 
Den  Hals  und  fast  das  Kinn  verhüllt  eine  hohe  Krause  und  den  Kopf 


1>  Ein  sohr  merlrwürdigtes  Yorkommen  dieser  ausdrücklich  als  GDadenstohl 
iHMeiohneteu  Darstellung  leigt  im  Museum  zu  Berlin  ein  von  der  Mosel  stam- 
mendos, flaches,  in  Holz  geschnitztes  Relief  mit  dem  in  einander  geschlangeoeD 
Monogramm  P  D  und  der  Jahreszahl  IMS. 

'St)  Knglsr.  der  zuerst  auf  dieses  Epitaph  und  sein  Yerhaltniss  in  Dürer 
aufmerksam  machte  (Kl.  Schriften  IL  S.  274)  bringt  Näheres  über  den  Künstler 
auch  nicht  bei  Ebensowenig  die  späteren  Erwähnungen  ron  Lotz,  Kanst-To- 
pographie.  Ölte»  Handbuch  der  Kunstarchäologie  IL  S.  736.  und  L.  Kanfinann 
in  Müller*«  Zeitaohr.  für  deulMbe  CultargeMhiohU  1873»  S.  iTa 


Datirte  QrabmSler  des  Mittelalters  in  den  Rheinlanden.  151 

schmückt  die  reich  in  Goldstickerei  verzierte  Haube.  Margaretha,  ge- 
bome  von  Hehnstatt,  die  Tochter  von  Jacob  von  Helmstatt  und  Adel- 
heid von  Flersheun,  war  seit  1471  mit  Johann  Hm.  zu  Eltz^  Ritter, 
vermählt  und  starb  mit  Hinterlassung  von  6  Söhnen  im  J.  1500.  — 
Der  vor  ihr  kniende  bärtigej  Deutschordensritter  Georg  ist  ihr  ältester 
Sohn.  Er  trägt  über  dem  goldenen  Harnisch  den  weissen  Damastrock 
mit  schwarzem  Kreuz  seines  Ordens,  als  Wappenrock.  Anfänglich 
Domherr  zu  Trier,  wurde  er  später  Mitglied  des  deutschen  Ordens, 
oberster  Marschall  in  Preussen,  Landcomthur  im  Elsass  und  Comthur 
zu  Mainz,  wo  er  noch  1527  vorkommt. 

Die  Wappen  oben  und  zu  beiden  Seiten  des  mit  braun- 
gelbem Marmor  eingelegten  Rahmens  sind:  Oben  das  volle  Wappen 
von  Pirmont  und  von  Ehrenberg  an  der  Mosel  quadrirt,  welches 
nur  in  indirecter  Verbindung  zu  ;der  Verstorbenen  steht,  da  ein 
Bruder  des  Gemahls  der  Margaretha,  also  ihr  Schwager^  Philipp  Hr. 
V.  Eltz  die  Erbin  von  Pirmont  und  Ehrenberg,  Elisabeth,  heirathete  *). 
Bechts  stehen  ganz  richtig  die  Wappen  der  4  Ahnen  von  Johann 
V.  Eltz,  Gremahl  der  Margaretha:  nämlich  zu  oberst  v.  Eltz  mit  dem 
halben  goldenen  Löwen  in  Roth,  dann  die  Windmühlenflügel  der 
Waldbott  V.  Bassenheim,  die  Adler  (richtiger  blos  3  statt  6)  der 
Bomlian  v.  Gobern  und  die  3  Schnallen  der  Boos  v.  Waldeck.  Links 
stehen  die  4  Ahnenschilde  der  Margaretha,  nämlich :  von  Helmstatt  der 
Babe,  der  Pfahl  von  v.  d.  Leyen,  der  Balken  von  v.  Flersheim  und 
der  Balken  mit  3  Lilien  der  v.  Randeck*). 

E.  aus'm  Weerth. 


1)  Dieser  unzureichenden  Verbindung  des  oberen  V^appens  zum  Epita- 
phium entsprechend,  bemerkt  nachtraglich  unser  verehrtes  Mitglied  Hr.  Notar 
Bendermacher  in  Boppard:  »Das  in  der  Mitte  befindliche  Wappen  gehört  nicht 
som  Denkmal  und  stammt  von  den  .Chorstühlen  der  Kirche.  £s  wurde  bei  der 
Beetanration  derselben  zugefügt,  um  die  Lücke  auszufüllen  und  ist  von  be- 
maltem Holz.c 

2)  Die  genealogischen  und  heraldischen  Bestimmungen  verdanke  ich  der 
gewohnten  einsichtigen  Güte  unsres  auswärtigen  Seoretairs  in  Ooblenz,  Herrn 
Aichivrftth  L.  v.  Eltester. 


n.     Litteratnr. 


£.   de   Meester   de  Ravestein:    A  propos  de  certaines  classi- 
fications  prehistoriques.    Broxelles,  1875. 

Der  Verfasser,  welcher  schon  in  dem  Catalogue  deseripiif  seiner  Sammlung 
I,  1871  p.  325,  407  und  509  seine  Bemerkungen  gegen  die  übliche  Annahme 
einer  Aufeinanderfolge  der  Stein-,  Bronze-  und  Eisenzeit  gemacht  hatte,  stellt, 
in  dieser  kleinen  aber  inhaltreichen  Schrift  seine  Bedenken  gegen  die  fast  allge- 
mein angenommene  Eintheilung  der  Vorzeit  in  die  genannten  Perioden,  die  man 
¥rieder  in  sich  abg^etheilt  hat,  zusammen,  und  sucht  sowohl  durch  zahlreiche 
Anfuhrungen  alter  Schriftsteller  als  durch  den  Hinweis  auf  neuere  Funde  seine 
abweichenden  Ansichten  zu  begründen.  Er  will  zunächst  das  Steinalter  nicht  in 
eine  paläolithische  und  eine  neolithische  Periode  eintheilen,  weil  es  nicht  mög- 
lich sei,  eine  bestimmte  Grenze  zwischen  der  Zeit  der  rohzugehauenen  und  der 
geschliffenen  Geräthe  zu  ziehen.  Er  meint,  das  Schleifen  sei  so  natürlich  und 
so  leicht  herzustellen,  dass  es  nicht  einer  langen  Vorbereitung  zu  dieser  Erfin- 
dung bedurft  hätte.  Der  reiche  Maim  habe  die  besseren  Steingeräthe  besessen, 
während  dem  Armen  die  rohen  und  schlechten  genügten;  dieser  habe  noch  mit 
steinernem  Werkzeug  gearbeitet,  während  jener  schon  solche  aus  Bronze  oder 
Eisen  hatte.  Auch  wurde  von  Anderen  schon  die  Meinimg  geäussert,  die  rohen 
Steingeräthe  seien  solche,  die  nicht  fertig  geworden  seien,  denen  der  Schliff 
noch  fehle.  Es  sind  indessen  nur  die  ungeschliffenen  Feucrsteinmosser,  die  sich 
bis  in  die  römische  Zeit  finden,  die  späteren  Steinbeile  sind  stets  geschliffen, 
und  bieten  nie  solche  rohe  Formen  dar,  ^-ie  sie  Abbeville,  Spiecnes  und  andere 
Orte  geliefert  haben.  Da  nun  die  Fundorte  dieser  auch  im  geologischen  Sinne 
oft  die  ältesten  sind,  nämlich  die  Diluvialgebilde,  und  neben  den  rohen  Keilen 
und  Beilen  geschliffene  niemals  vorkommen,  so  ist  die  Unterscheidung  einer 
älteren  Steinzeit  nicht  ungerechtfertigt.  Doch  dürfen  die  Feuersteinmesser  nicht 
auf  diese  beschränkt  werden.  Der  Verfasser  giebt  selbst  an,  dass  das  späte 
Vorkommen  von  Steinwerkzeucren,  wie  die  auf  der  Akropolis  von  Athen  gefun- 
denen Messer  und  Sägen,  auf  einen  gottesdienstlichen  Gebrauch  derselben  be- 
zogen werden  könne.  Damit  wird  aber  ihr  höheres  Alter  bewiesen.  £Ir  hat  selbst 


A  propos  de  certaines  claBBifications  prehistoriquee.  158 

in  Nocera  (Catal.  I,  439)  in  einem  Grabe^  welohes  er  für  das  eines  Priesters 
hielt,  zur  Seite  der  Bronzegeräthe  solche  aus  Stein  gefanden.  Der  gleichzeitige 
Fnnd  von  Stein-,  Bronze-  und  Eisengeräthen  in  manchen  Fällen,  wie  in  den 
Gräbern  von  Hallst^idt,  kann  nicht  gegen  die  Annahme  einer  Aufeinanderfolge 
der  Stein-,  Bronze-  und  Eisenzeit  in  Europa  verwerthet  werden.  Er  beweist 
nur,  dass  nach  der  Einführung  der  Metalle  die  Steingerathe  noch  einige  Zeit 
in  Gebranch  blieben.  Es  ist  sogar  wahrscheinlich,  dass  zuweilen  Steinbeile  nach 
dem  Muster  von  Bronzebeilen  gearbeitet  wurden.  Die  Angelsachsen  sollen  nach 
Guill.  de  Poitiers  noch  bei  Hastings  1066  steinerne  Pfeilspitzen,  die  Schotten 
1298  unter  Wallace  noch  Steinäxte  geführt  haben.  Die  auf  der  Ebene  von  Ma- 
rathon gefundenen  Pfeilspitzen  aus  Stein  schreibt  man  aber  wohl  richtiger  den 
Persem  als  den  Griechen  zu.  Herodot  (YII,  69)  erzählt  uns  sogar,  dass  die  aethio- 
pischen  Bogenschützen  der  Perser  steinerne  Pfeilspitzen  hatten,  womit  sie  auch  die 
Siegelzeichen  schnitten.  Man  darf  also  nicht  mehr  jede  Steinwafife  für  prähistorisch 
halten,  wie  durch  zahlreiche  Funde  dargethan  ist.  Rosollini  fand  die  Feuerstein 
messer  in  ägyptischen  Mumienkasten,  Longperier  unter  dem  Palast  von  Ehorsabad, 
Layard  in  den  Ruinen  von  Nimroud,  Mariette  in  den  griechischen  und  römischen 
Gräbern  von  Saqquarali.  Joly  fand  bei  Renaix  polirte  Steingerathe  im  Kreise 
am  ein  Grab  gelegt,  das  der  römischen  Zeit  angehörte.  In  den  fränkischen 
Gräbern  von  Samson  bei  Namur  lag  ein  Steinbeil  und  neben  einer  belgisch- 
römischen  Urne  im  Torf  von  Herkenbosch  eine  steinerne  Pfeilspitze.  Wir  wissen 
femer,  dass  Schliemann  die  Steingerathe  zwischen  den  trojanischen  Alter thü- 
mem  fisuid,  dass  Fenersteinmesser  in  westfälischen  Höhlen  bei  den  Resten  noch 
lebender  ThiergeschlecHter  liegen,  und  dass  die  schönen  Jadeitbeile,  die  bei 
Mainz  und  Bonn  gefunden  wurden,  der  römischen  Zeit  angehören.  Den  Gebrauch 
der  Steinmesser  bei  der  Mumienbereitung  der  Aegyptcr  geben  Herodot  II,  86, 
undDiodor  J,  91,  an.  Dass  die  Juden  die  Beschneidung  damit  vollzogen,  zeigen 
die  Bibelatellen  B.  Josua  Y,  2  und  Exodus  lY,  25,  und  eine  dritte,  Josua  XXIY, 
29,  die  im  hebräischen  Texte  fehlt.  (Vgl.  meine  Bemerkungen  über  J.  Lubbock's 
Darstellung  der  Urgeschichte,  Archiv  für  Anthropol.  YIII,  S.  255.)  Die  Römer  ge- 
brauchten, wie  der  Yerfasser  in  seinem  Cataloge  I,  p.  439  angibt,  den  Lapis 
lilex  beim  Opfer  und  beim  Schwören.  Livius  I,  24,  sagt  vom  Pater  patratus: 
yorcum  saxo  silice  percussit,  er  tödtete  es  mit  den  Worten:  so  möge  Jupiter 
das  römische  Yolk  treffen,  wenn  es  den  Frieden  nicht  hält.  Im  Buche  IX,  5 
wird  dasselbe  vom  Fetialis  berichtet.  Yon  Hannibal  heisst  es  XXI,  45 :  agnum 
laava  manu,  dextra  silicem  retinens  caput  pecudis  saxo  elisit,  und  XXX,  48  er- 
fiüiren  wir,  dass  Lapides  silices  und  heilige  Kräuter  mit  nach  Carthago  genom- 
men werden,  um  dort  ein  Bündniss  zu  schliessen.  Wichtig  ist  noch,  wie  Prof. 
Bergk  mir  mittheilt,  eine  Stelle  bei  Festus,  115,  wo  gesagt  ist,  dass,  wer 
■ehwört,  den  Kieselstein  in  die  Hand,  nimmt  und  ihn  dann  wegschleudert  mit 
den  Worten:  so  möge  er  aus  seiner  Stadt  geworfen  werden,  wenn  er  den 
Sehwur  breche,  und  eine  bei  Plautus  im  Miles  gloriosus,  1414,  wo  es  heisst: 
juro  per  lapidem.  Yom  Kaiser  Claudius  wird  berichtet,  dass  er  bei  Bündnissen  die 
fremden  Yölker  dem  Fetialis  schwören  Hess,    wobei  gewiss   der  Lapis   silex    in 


154  E.  de  Meester  de  Ravestein: 

Anwendung  kam.  Auch  der  Ausdruck:  foedus  feriro  stammt  von  dem  Gebrancfae, 
bei  Verträgen  das  Opferthier  su  schlagen;  daher  hat  auch  Jupiter  Feretriiis 
den  Namen,  lieber  andere  Schriftstellen  der  Alten,  die  sich  auf  den  geheiligten 
Gebrauch  der  steinernen  und  eihemen  Werkzeuge  beziehen,  vgl.  wie  oben: 
Archiv  für  Anthropol.  YIII,  S.  256.  Das  Jus  fetiale,  also  auch  den  Grebrauch  beim 
Stein  zu  schwören,  hatten  die  Römer  von  den  Aequem  entlehnt,  die  Yirgil,  Aen.  YII, 
746,  eine  gens  horrida  nennt.  Dos  Schwören  beim  Stabe  oder  beim  Soepter  ist 
vielleicht  nur  eine  spätere  Ausbildung  des  Schwörens  beim  Stein.  Bergk  maefat 
mich  darauf  aufmerksam,  dass  auf  dem  von  Frangois  entdeckten  Yasenbild 
zu  Florenz,  wo  die  Hochzeit  des  Peleus  und  der  Thetis  dargestellt  ist,  jener  die 
Hand  an  den  Stab  zu  legen  scheint,  den  die  Göttin  Iris  ihm  entgegenh&lt. 
Auch  im  Deutschen  erinnert  der  Ausdruck  einen  Eid  staben  an  diesen  Ge- 
branch. Die  viel  besprochene  und  schwer  zu  deutende  Inschrift  auf  römiscben 
Grabsteinen:  sub  ascia  dedicavit,  die  zumal  in  Gallien  und  auf  celtiaohem  €^ 
biete  angetroffen  wird,  erinnert  gewiss  an  die  Steinverehrung.  Der  Yerfasser 
thcilt  unter  No.  569  des  Catalogs  die  Ansichten  Deville's  und  de  Boissieu's  dar- 
über mit.  Der  erste  glaubt,  dass  damit  gesagt  sein  soll,  dass  das  Grab  neu  sei, 
dass  darin  nicht  schon  ein  anderer  bestattet  gewesen.  Dieser  meint,  da  das 
Bild  des  Hammers  zuweilen  eingebanen  ist,  dass  der  Yerfertiger  des  Grabsteins, 
der  Steinhauer,  sein  Werkzeug  als  Symbol  darauf  angebracht  und  damit  den 
Steinblock  für  seinen  Zweck  geweiht  habe.  Wichtig  scheint  mir,  was  Isidor, 
ein  Schriftsteller  des  7.  Jahrhunderts  (Origines,  XIX.  19)  davon  sagt:  ascia  est 
manubrio  brevi,  ex  adversa  parte  referens  vel  simplicem  malleuro  aut  eavatum, 
vel  bieome  rostrum.  Die  hier  zuerst  angegebene  Form  erinnert  an  alte  Dar- 
stellungen des  Thorhammers.  Holtzmann  erklärt  in  seiner  deutschen  Mythologie^ 
herausg.  von  A.  Holder,  Leipz.  1874:  »icli  zweifle  nicht,  dass  die  Ascia  nichts 
als  der  Hammer  des  Thor  selbst  ist  und  wir  haben  hier  wieder  einen  recht 
auffallenden  Beweis,  dass  die  Religion  der  alten  Gallier  dieselbe  war  wie  die  der 
Germanen  und  der  nordischen  Völker.  Diese  richtige  Erklärung  ist  zuerst  von 
Mone«  Geschichte  des  nordischen  Heidenthums,  II,  373.  gegeben  worden,  c  Man 
hat  kleine  Bronzeheile,  die  durch  ihre  Invchrif^  sich  als  Weibgcschenko  erkennen 
lassen,  für  die  Ascia  gehalten.  Zu  Allmendingen  bei  Thun  wurden  deren  6  ge- 
funden, sie  sind  fast  dreieckig,  mit  gekrümmt<'m  Stiel  und  70  Cm.  lang;  sie  tni- 
gen  die  Inschriften :  Jo>i,  Matribus,  Matronis,  Minervae,  Mercurio,  Neptuni.  Bei 
Solothum  wurde  ein  ähnlich  gestaltetes  Votivtäfelchen.  dessen  Inschrift  mit  den 
Worten:  Jovi  vot.  beginnt,  im  Jahre  1857  gefunden  und  noch  einmal  bei  Nyon 
mehrere  kleine  Bronzebeile  derselben  Art  Vgl.  Mitth.  d.  Züricher  Antiqu. 
Gesellsch.  B.  10,  S.  89.  B.  15.  5.  S.  216  und  Muller,  ebendas.  Hft  89.  1675, 
S.  216. 

Wenn  de  Meester  de  Ravestein  (Cat.  I.  p.  325)  erklärt,  dass  die  we- 
nigen Funde  von  Geräthen  aus  Kupfer  in  Europa  nicht  gestatteten,  für  du- 
selbe  ein  Kupferalter  anzunehmen,  so  wird  diese  Thatsache  durch  den  jetzt  ge- 
führten Nachweis,  dass  man  in  den  verschiedensten  Ländern  auch  einzelne 
Waffen   und  Geräthe    aas  reinem  Kupfer   gefunden,  nickt  geändert.    So  spraoh 


156  £.  de  Meester  de  RaveBtein: 

mmint.    Nor  bleibt  es  aucb  hier  wahr,  dass  sein  allgemeiner  Ctebrauch  su  Waf- 
tea  und  Geräthsobaften   in  Europa  dem  der  Bronze  gefolgt  ist.    Die  Annahme, 
dasB  bei  vielen  alten  Fanden  das  Eisen  nur  desshalb  fehle,   weil  es  durch  Oxy- 
dation zerstört   sei,  ist  nur  in   sehr   beschranktem  Masse   zulässig.    Wenn  ein 
Eisengeräthe   durch  Rost  sich   in  Eisenoxydbydrat   verwandelt  hat»    ao    hat   et 
dadurch  nur  seine  Gestalt  vielleicht  ganz  verloren,    hat  aber  an  umfang  auge- 
nommen  und  ist  desshalb   nicht  weniger   auffindbar.    Nur  kleinere  Gegenstände 
mögen  dadurch  ganz  verschwinden,   gprössere  Rostklumpen    werden   eine  ebenso 
unbeschrankte  Zeit  lang   sich  in  der  Erde  erhalten  können,    vde  die  darin  vor- 
kommenden natürlichei^  Massen   von  Brauneisenstein.    Lepsius  glaubt,   dass  die 
Aeg^pter  den  Gebrauch  des  Eisens  schon  4000  J.  vor  Chr.  kannten  und  dass  die 
Worte  ba  ne  pe,  Eisen  vom  Himmel,  auf  Meteoreisen  deuten.    Allerdings  giebt 
es  manche  Gründe  für  die  Annahme,  dass  dieses,  welches  die  Eigenschaften  des  ' 
Metalls  im  gediegenen  Zustande  besitzt  und  sofort  gehämmert  werden  kann,  auch 
in  allen  Ländern  vorkommt,  viel  früher  zur  Verwendung  kam,  als  das  aus  eisen- 
haltigen Steinen  geschmolzene  Metall,  welches  eine  Hitze  von  1000  ^  R.  erfordert. 
Auch  Wilde  verwenden  Meteoreisen.  Stas  hat  eine  Eisenwaffe  der  Malayen  wegen 
ihres  Nickel-  und  Chromgehaltes  für  Meteoreisen  erklärt.  Die  Griechen  schreiben 
die  erste  Bearbeitung  des  Eisens  bald  den  Cyclopen,  den  Chalybem,  den  swerghafien 
Dactylen   zu,   die  vom  Berg^  Ida  in  Phrygien   später  nach  Creta  kamen.    Diese 
Namen  beziehen  sich  unzweifelhaft   auf  Gegenden,   welche  reich   an  Eisenersen 
waren.  Herodot  nennt  I,  25  den  Glaukos  von  Chios  als  den  ersten,  der  das  Eisen 
gesohweisst  habe;  auch  fragt  er  II,  125,  wie  viel  wohl  das  Eisen  beim  Bau  der    * 
Pyramiden   gekostet  habe.    Die  vortreffliche  Bearbeitung  der  härtesten  Granite 
durch  die  Aegypter  lässt  schon  vermuthen,  dass  sie  eiserne  Werkzeuge  hatten, 
doch  will  man  in  der  glatten  Behandlung,  in  dem  Fehlen    der  scharfen  Gr&ten 
an  vielen   ihrer  Bildwerke  erkennen,   dass  sie  den  Stahlmeissel   erst   später  be- 
nutzten. Wiewohl  schon  Seber  in  seinem  Index  vocabulorum  etc.,  der  im  J.  1604 
gedruckt  ist,  gezählt  hat,  dass  Homer  in  der  Odyssee  24  mal,  in  derllias  22  mal, 
in  anderen    ihm  zugeschriebenen  Gedichten  5  mal   vom  Eisen  spricht,    und    die 
Stelle:  Od.  IX,  391  auf  die  Stahlbereitung  bezogen  werden  darf,  so  war  es  jeden- 
falls noch  selten ;  denn  wenn  II.  XYIII,  474  Vulkan  die  Waffen  des  Achill  schmie- 
det, werden  Kupfer,  Zinn,  Gold  und  Silber  '^aber  nicht  Eisen  angeführt.     Auch 
eine  Wurfscheibe,  die  als  werthvoller  Kampfpreis  dient,  ist  von  Eisen,  IL  XXIII, 
826.  Weil  Homer  sie  avioj(6Mi'ov  nennt,  glaubt  der  Verfasser,  dass  diese  Scheibe, 
>von  Natur  gegossene  vielleicht  Meteoreisen  gewesen  seL  Bergk  hält  diese  Aas- 
legung  für  möglich,    doch  könne    das  Wort  auch    »roh  gegossen«,  d.  h.   »nicht 
fein  ausgearbeitet«  bedeuten.    Die  vom  Verfasser  angeführten  Stellen  beweisen, 
dass  das  Eisen  bei  den  Griechen  später  häufiger  ward.    Schon  Lykurg  hatte  in 
Sparta  eisernes  Geld  eingeführt,  um  den  Luxus  der  edlen  MetaUe  zu  beseitigen. 
Weim  nun  Xonophon  ertählt.  dass  von  diesem  Eisengeld  10  Silberminen  (=s  250 
rblr.)  von  2  Ochsen  gezogen  werden  mussten,  so  geht  daraus  ein  geringer  Werth 
hurvor.  Doch  bezieht  sich  diese  Schätzung  wohl  auf  Xenophons  Zeit  (um  400  und 
*|»äter),  Thucydides  erwähnt  Goräthc  aus  Erz  und  Eisen,  die  man  429  v.  Chr.  in 


158  A.  Oavaroff: 

Für  die  Lehre  von  dem  Ursprünge  der  menscliliehen  Bildung  ans  einem 
Zustande  der  Rohbeit,  die  zwar  in  unseren  Tagen  nicht  zuerst  ausgesprochen, 
aber  auf  das  Neue  bewiesen  worden  ist,  lassen  sich  bei  den  alten  SohrifUtellem 
schon  manche  Belege  finden.  Am  häufigsten  wird  Lucrez,  V,  1282,  dafSlr 
angeführt.  Wenig  bekannt  ist  ein  Ausspruch  des  Anazimander  von  Milet,  der 
610  Tor  Chr.  geboren  war,  den  de  Meester  nach  Plutarch,  Pladt.  philoa.  Y, 
19,  mit  folgenden  Worten  mittheilt:  »Im  Anfang  wurde  der  Kensch  hervorge- 
bracht  von  Thieren,  deren  Formen  verschieden  waren  von  den  heutigen.  Dies 
wird  dadurch  bewiesen,  weil  die  anderen  Thiere  von  selbst  sich  ernähren 
können.  Nur  der  Mensch  hat  eine  längere  Entwicklung  als  Säugling  nöthig,  so 
dass  er  in  der  Kindheit  sich  nicht  würde  erhalten  haben  können  als  der,  wel- 
cher er  ist.€  Schleiermacher  üasst  in  seiner  Abhandlung  über  Anaximandros 
(Abhandl.  der  K.  Akad.  d.  Wiss.  aus  d.  J.  1804-11,  Berlin  1815)  diese  Soh^ 
pfungslehre  des  ältesten  jonischen  Philosophen,  wie  man  sie  sich  aus  dem  Be- 
richt des  Plutarch  bei  Euseb.  Praepar.  I,  8  ergänzend  zusammensetzen  kann,  in 
folgende  Worte  zusammen:  »Der  Organisationsprocess  begann  im  Wasser  in 
rohen  und  abentheuerlichen  Gestalten,  die  auf  dem  trockenen  Lande  nur  ein 
kurzes  Leben  fristen  konnten.  AUmählig  aber  vervollkomnmete  sich  der  orga- 
nische Bildungsprozess  und  nachdem  andere  Thiere  schon  beständiges  Leben 
und  Erneuerung  aus  sich  selbst  gewonnen  an  der  Stelle  der  ursprünglichen 
Erzeugung  aus  dem  Feuchten,  ist  auch  der  Mensch  entstanden,  zuerst  aber  auch 
ohne  Selbstständigkeit,  von  anderen  Thieren  wahrscheinlich  auch  nur  für  ein 
kurzes  kindliches  Leben  ernährt,  bis  endlich  auch  er  zur  Emährungs-  und 
Zeugungsfähigkeit  allmählig  heranreifte.«  Schleiermacher  fügt  dieser  Darstel- 
lung hinzu:  »Denn  was  im  Plut.  Sympos.  YIII,  8  steht,  dass  gerade  der 
Fisch  der  gemeinsame  Vater  der  Menschen  sei,  ist  gewiss  aus  jenen  beiden 
Sätzen  vom  ursprünglichen  Hervorgehen  aller  Thiere  aus  dem  Feuchten  und 
von  der  anfanglichen  Unbehülflichkeit  des  Menschen  spottend  zusammenge- 
bildet, t  Plutarch  meint  noch,  dass  dasRathsel  desHesiod:  welches  Wesen  seine 
Eltern  verzehre,  wobei  dieser  an  das  Feuer  dachte,  nach  Anaximander  aach 
auf  den  Menschen  passe,  weil  er  Fische  isst!  Wir  sind  Herrn  de  Meester  für 
den  Hinweis  auf  die  Philosophie  des  Anaximander,  die  mehr  ^wie  irgend  eine 
andere  der  heute  sich  Bahn  brechenden  Naturanschauung  entspricht,  jedeniklls 
zu  Dank  verpflichtet 

Schaaffhansen. 


JHudesur  les  pouples  primitifs  de  la  Russie.  Les  M6riens,  par 
le  oomte  A.  Ouvaroff,  trad.  par  F.  Malaque.  St.  Peterbourg,  1875. 

In  den  Jahren  1851 — 54  wurden  in  dem  alten  Fürstenthume  Souzdal  und 
den  benachbarten  Distrikten  nicht  weniger  als  7729  alte  Grabhügel  an  168 
verschiedenen  Orten  geöfifnot^  die  dorn  alten  Volke  der  Meria's  angehören, 
welche  der  1056   gestorbene    russische  Mönch  Nestor    in  ihren  Wohnsitzen   an 


l^tnde  8ur  les  peuplee  primitifs  de  la  Rassie.  169 

der  Wolga  schildert.  Die  den  Todten  mit  in  das  Grab  gegebenen  Gegenstände 
sind  so  sahlreich  and  mannigfaltig,  dass  es  dem  Verfasser  gelingt,  nicht  nar 
Yon  Waffen  and  Kleidung,  Schmacksachen  and  Hausgerathen,  sondern  von  der 
ganxen  Lebensweise  dieses  alten"  finnischen  Yolksstammes  ein  vollständiges  and 
tireae«  Bild  sa  entwerfen.  Die  sorgföltige  and  genaue  Arbeit  ist  ein  werthvoller 
Beitrag  zur  Kennt uiss  der  ältesten  Bevölkerung  Busslands  und  die  hier  ge- 
machten Grabfande  geben  mannigfache  Veranlassung  zu  Vergleichen  mit  den 
alten  Caltnrzaständen  des  Orients,  Skandinaviens  and  Deutschlands.  Als  älteste 
Sitae  der  Meria's  werden  die  Seen  von  Pereslaf  und  Bostof  bezeichnet.  Das 
Volk  bestattete  seine  Todten  auf  den  Hügeln  des  Landes  uud  vorzugsweise  auf 
den  erhöhten  Ufern  der  Seen  und  Flusse.  Es  waren  gleichseitig  der  Leichen- 
brand and  das  Begräbniss  in  Gebrauch,  die  «ich  zuweilen  in  demselben  Tu- 
mulos  übereiaander  befinden,  aber  durch  die  gleichen  Münzen  dasselbe  Alter 
erkennen  lassen.  Die  Namen  vieler  Ortschaften  dieser  Gegend  verrathen  noch 
heute  ihren  Zusammenhang  mit  den  Meria's,  diese  Namen  sind  aber  nicht  rus- 
sischen oder  slavischen  Ursprungs,  sondern  finnisch.  Schon  vor  der  geschicht- 
lichen Zeit  hatten  sich  die  Meria's  mit  den  Slaven  gänzlich  vermischt,  und 
nach  907  kommt  der  Name  der  Meria's  in  den  Annalen  des  Landes  nicht  mehr 
vor.  Wiewohl  am  See  Bostof  nach  früheren  Angaben  eine  Münze  Pfiilipps  von 
Maoedonien  and  eine  von  Domitian  gefunden  worden  sind,  so  fehlen  doch  grie- 
chische und  römische  Alterthümer  in  diesen  Gegenden  gänzlich.  Die  meisten 
Münzen,  sowdhl  die  aus  dem  Orient,  welche  die  häufigsten  sind,  als  die  euro- 
päischen gehören  dem  10.  und  dem  Anfang  des  11.  Jahrh.  an.  Viele  der  erste- 
ren  sind  am  Caspischen  Meere  geschlagen  ^und  wohl  durch  den  Zwischenhandel 
der  Bulgaren  hierher  gelangt.  Die  älteste  Münze  ist  von  699.  Mit  dem  Ende 
des  10.  Jahrb.  werden  die  kufischen  Münzen  seltner,  an  ihre  Stelle  treten  dä- 
nische, deotsche,  normannische,  friesische.  Es  sind  im  Ganzen  über  800  Münzen 
gefunden,  darunter  80  deutsche,  27  angelsächsische.  Mit  dem  11.  Jahrh.  hört 
die  Leichenverbrennnng  auf,  man  begegnet  christlichen  Symbolen  und  byzantini- 
schen Münzen,  die  durch  die  Waräger  hierher  gekommen  sein  mögen.  Die  spä- 
teren Gräber  sind  an  Funden  ärmer,  doch  sind  die  den  Todten  mitgegebenen 
Gegenstände  dieselben.  Die  bei  den  Aschenresten  gefundenen  Sachen  zeigen  oft 
die  Einwirkung  des  Feuers,  der  Todte  wurde  also  mit  Schmuck  und  Waffen 
auf  den  Holzstoss  gelegt;  die  Hitze  des  Brandes  war  oft  so  gross,  dass  eiserne 
CFeräthe  geschmolzen  sind.  Der  Araber  Ihn  Dast  berichtet  darüber:  >am  andern 
Morgen  begaben  sie  sich  an  den  Ort,  wo  der  Todte  verbrannt  war,  sammelten 
die  Asche,  legten  sie  in  eine  Urne  und  stellten  diese  in  den  Hügel.«  Die  Beste 
der  Schmuckgeräthe  sind  gewöhnlich  in  einer  zweiten  Urne  enthalten,  die  neben 
der  Aschennme  steht;  auch  leere  Urnen  finden  sich,  die  wohl  Speise  und  Trank 
enthielten.  Diese  fehlen  auch  bei  den  Begrabenen  nicht  und  stehen  am  Haupte 
oder  zu  Füssen  derselben.  Auch  kommen  in  einem  Hügel  mehrere  Vasen  vor, 
die  übereinander  stehen.  Zuweilen  fanden  sich  neben  der  Urne  Thierknochen 
mit  Menschenknochen  vermengt.  Sind  das  vielleicht  Sparen  des  Menschenopfers  ? 
Oavaroff  sagt  es  nicht;    doch  sollte  man  bei  so  vielen  Gräbern  Beste  dieses 


160  A.  Ouvaroff: 

Gebrauchs  vermuthen.  Ibn  Foszlan  beschreibt  als  Augenzeug^e  ein  Menschenopfer, 
das  er  bei  der  Bestattang  eines  russischen  Grossen  nm  921  an  der  Wolga  sah, 
und  die  Sarmaten  im  Norden  des  Gaspischen  Meeres  verbrannten  noch  im  An- 
fang des  17.  Jahrh.  den  Diener  mit  seinem  Herrn.  Die  Todten  der  Meria's  sind 
mit  dem  Gesicht  nach  Osten  gewendet,  die  Arme  'haben  sie  gerade  gestreekt 
oder  einen  über  die  Bmst  gelegt  oder  beide  auf  der  Brust  gekreuzt.  In  den 
Gräbern  der  Vornehmen  ist  auch  das  Pferd  bestattet,  es  giebt  auch  Hügd  f&r 
das  Pferd  allein.  Der  letzte  Tumulus  scheint  1216  auf  dem  Schlachtfeld  bei 
Lipetz  über  einem  Todten  errichtet  worden  zu  sein.  Nägel  und  Holzreste  kön- 
nen nicht  auf  Särge  bezogen  werden,  da  sie  sich  auch  bei  Gräbern  mit  Aschen- 
resten finden.  Aber  der  Todte  könnte  in  einem  Holzsarg  auf  den  Scheiterhanfan 
gestellt  worden  sein.  Ein  Ereii  von  Steinblöcken  umgiebt  nicht  immer  den 
Tumulus  und  scheint  in  den  ältesten  Wohnsitzen  dieses  Volkes  zu  fehlen.  Die 
Verehrung  der  Steine  ist  indessen  acht  finnisch  und  wird  noch  heute  bei  den 
Bewohnern  des  Altai  gefunden.  Dem  Verfasser  ist  das  Vorkommen  christlicher 
Symbole,  das  Kreuz  und  Medaillen  mit  Heiligen,  noch  kein  Beweis  dafür,  data 
die,  welche  sie  trugen,  diesen  Glauben  bekannten.  Die  Vermischung  heidnischer 
mit  christlichen  Gräbern  verbiete  diese  Auslegung.  Von  einem  Bischof  in  Pom- 
mern ist  das  Verbot  erhalten :  ne  sepeliant  mortuos  christianos  inter  paganos  in 
sylvis  aut  in  campis.  (Recueil  histor.  deRussie  IV,  1,  p.  182.)  Diese  Verordnung 
erinnert  an  ähnliche  von  Karl  dem  Grossen.  Solche  Bestimmungen  würden  aber 
nicht  eingeschärft  worden  sein,  wenn  man  sie  nicht  oft  übertreten  hätte,  unter 
411  Hügeln  bei  Veskovo  enthielten  nur  3  christliche  Symbole,  eines  davon  war 
sogar  ein  Aschengrab.  Eigenthumlich  ist  den  Gräbern  der  Meria's,  dass  Hais- 
und Armringe,  auch  Ohrringe  und  die  an  einem  Lederband  an  den  Seiten  des 
Kopfes  getragenen  Ringe  bei  Männern  und  Frauen  sich  finden.  Beide  trugen 
auch  Perlschnüre  um  den  Hals.  Auch  bei  Weibern  findet  sich  ein  Messer  und 
der  Wetzstahl  sowie  der  Feuerstahl  am  Gürtel  hängend,  der  Stein  in  einem 
Säckchen.  Das  Feuerzeug  fehlt  auch  nicht  in  den  Gräbern  von  Ascheraden. 
Die  wollenen  Kleider  sind  auf  der  Brust,  am  Gürtel  und  an  der  Schulter  mit 
dreieckigen  Zindeln  besetzt  oder  mit  Schellen.  Das  Dreieck  soll  für  den  orien- 
talischen Zierrath  charakteristisch  sein  nach  Worsaae.  Auch  kommen  Anhängsel 
in  Gestalt  eines  Pferdes  vor,  die  sonst  nicht  bekannt  zind.  In  einem  Hügel 
fand  sich  ein  kleines  Götterbild  von  gebranntem  Thon,  wie  nach  Castren  die 
Lappen  solche  in  die  Erde  begraben.  Es  hat  den  zugespitzten  Kopf,  den  die 
Ostiaken  und  Samojeden  auch  ihren  Idolen  geben,  und  ist  mit  einem  Wamms 
bekleidet;  das  zweite,  aus  Kupfer  gegossen,  ist  nackt,  hat  einen  breiten  Kopf 
und  ein  nach  unten  zugespitztes  Gesicht,  aber  keine  mongolischen  Züge.  Be- 
merkenswerth  sind  als  Gegenstände  des  Aberglaubens  andere  Sachen  aus  Thon, 
der  nicht  gebrannt  ist;  es  sind  Ringe,  Kreise,  Hände,  Thiertatzen  mit  Klauen, 
einige  deutlich  die  des  Bären,  den  die  Finnen  besonders  verehren.  Auch  die  kleinen 
Trinkbecher  bei  den  Urnen  sind  nur  aus  Thon  geknetet  und  nicht  gebrannt. 
Als  Amulette  finden  sich  sowohl  durchbohrte  Zähne  und  Klauen  als  auch  kleine 
Nachbilder   derselben  aus   Metall.    Einige   Funde   von   steinernen  Pfeilspitzen, 


162  Die  Chroniken  der  niederrheinischen  Städte. 

Mehrere  100  Schädel  aus  diesen  Gräbern  der  Meria*s  sind  der  E.  Akademie 
der  Wissenschaften  in  St.  Petersburg  übergeben  und  sehen  einer  wissenschaft- 
lichen Untersuchung  noch  entgegen.  Früher  untersuchte  C.  von  Baer  (Bullet,  de 
la  Soc.  archaeol.  II,  SOO)  zwei  Schädel  von  Dobroie,  er  nennt  sie  tartarifich  und 
findet  sie  mit  Schädeln  von  Kasan  übereinstimmend.  Er  bemerkt,  dass  bei  eini- 
gen tartarischen  Stämmen  der  Schädelbau  dem  der  Finnen  gleiche,  bei  anderen 
vom  mongolischen  Typus  wenig  verschieden  sei.  Die  ihm  vorgelegten  Schädel 
waren  mehr  finnisch  als  mongolisch.  Fünf  von  Ouvaroff  ausgewählte  Schädel 
hat  Prof.  Landzert  in  St.  Petersburg  untersucht,  einer  mit  einem  Index  von 
83  ist  brachycephal  und  zeigt  den  Typus  der  Grossrussen,  die  anderen  sind 
Dolichocephalen  mit  Indices  von  74,  75  und  76.  (Vgl.  Beiträge  zur  Eenntnisa 
des  Grossrussenschädels:  Abb.  der  Senkenberg.  Gesellschaft,  VI,  Frankfurt 
a.  M.  1867.) 

Schaaffhansen. 


Die  Chroniken  der  niederrheinischen  Städte.  Köln.  Erster 
Band.  Auf  Veranlassung  und  mit  Unterstützung  seiner  Majestät  des  Königs 
von  Bayern  Maximilian  II.  Herausgegeben  durch  die  historische  Commission  bei 
der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften.   Leipzig,  Verlag  von  S.  Hirzel,  1875. 

Der  erste  Band  der  kölnischen  Chroniken,  der  zwölfte  der  unter  Leitung 
von  Prof.  Hegel  erscheinenden  Chroniken  der  deutschen  Städte,  enthält  ausser 
Gotfrid  Hagens  »Reimchronik  >Dat  is  dat  boich  van  der  stede  Colnec  das 
Bruchstück  »Die  weverslaichtc,  den  die  für  Köln  so  stürmische  zweite  Hälfte  des 
vierzehnten  Jahrhunderts  im  Auftrage  des  Bathes  darstellenden  Bericht  >Dat 
nuwe  boichc  und  unter  dem  Titel:  »Memoriale  des  15.  Jahrhunderts«  sieben 
kleinere  Stücke  aus  der  Stadt-  und  Bisthumsgeschichte.  Die  sprachliche  Behand- 
lung des  Textes  war  in  die  Hände  des  Dr.  C.  Schröder  aus  Schwerin  gelegrt, 
der  sich  leider  durch  zeitweilige  Abwesenheit  genöthigt  sah,  vor  dem  Beginne 
des  Drucks  zurückzutreten,  worauf  Prof.  Birlinger  in  Bonn  mit  der  Durchsicht 
der  Druckbogen  des  Textes  und  mit  der  Abfassung  des  Wörterbuchs  betraut 
wurde.  Die  geschichtliche  Erörterung  und  Erläuterung  übernahm  Pri\'atdocent 
Dr.  Cardauns  in  Bonn,  dem  bei  der  ganzen  Ausgabe,  wie  Prof.  Hegel  in. der 
Vorrede  bemerkt,  das  grösste  Verdienst  bei  der  Herausgabe  zukommt.  Gotfrid 
Hagens  Reimchronik  war  längst  aus  der  einzigen  diese  nebst  der  weverslaicht 
enthaltenden  nicht  bloss  fehler-,  sondern  auch  lückenhaften  Papierhandschrül 
aus  dem  Anfange  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  bekannt,  vollständig  herausge- 
geben erst  1834  von  E.  von  Groote.  Dem  neuen  Herausgeber  lagen  zwei  Per- 
gameutblätt4}r  des  dreizehnten  Jahrhunderts  vor,  die  leider  nur  125  Verse  der 
Chronik  umfassen,  aber  nach  der  hier  fest  durchgeführten  ursprünglichen  Wort- 
Schreibung  konnte  das  ganze  Gedicht  sprachlich  seiner  frühem  Gestalt  naher 
gebracht  werden.    Dann    bot   die   Koelho£Psche  Chronik,    welche   viele  Stellen 


Dxe  Chroniken  der  niederrheinischen  Städte.  163 

Hagens  wörtlich  wieder  gibt,  ein  sehr  willkommenes  Hülfsmittel  zur  Berich- 
tigimg and  selbst  zur  AosfüUung  von  Lücken.  Bei  der  wevers laicht  musste 
der  Heraasgeber  sieh  näher  an  die  einzig  vorhandene  Handschrift  anschliessen, 
die  aach  yon  der  Zeit  der  Dichtung  nicht  so  weit  entfernt  liegt  wie  Hagens  Chro- 
nik. >Dat  nuwe  boichc  ist  aus  der  ursprünglichen  im  Kölner  Stadtarchiv  be- 
ruhenden Handschjift  bereits  von  Ennen  herausgegeben  worden.  Yon  den  sieben 
kleineren,  den  Schluss  bildenden  Stücken  war  nur  eines,  tDie  vernicher  Fehde 
1460c,  noch  nicht  benutzt  worden;  alle  erscheinen  hier  zum  ersten  Male  voll- 
ständig. Yon  umfassender  Sachkenntniss  und  eingehendem  Yerständniss  zeugen 
die  geschichtlichen  Einleitungen,  Anmerkungen  und  Beilagen,  mit  denen  Car- 
dauns  die  Ausgabe  reich  ausgestattet  hat,  so  dass  hier  eine  wahrhaft  wissen- 
schaftliche Einsicht  gewonnen  ist ;  freilich  konnte  nicht  alles  so  festgestellt  wer- 
den, dass  für  eine  abweichende  Meinung  nicht  hie  und  da  Raum  blieb.  Auch 
die  den  zweiten  Theil  der  allgemeinen  Einleitung  bildende  »Uebersicht  der  Ge- 
schichtschreibung« der  Stadt  von  demselben  Yerfasser  ist  höchst  werthvoU,  da 
sie  den  Stand  der  Sache  klar  in's  Licht  setzt,  wenn  sie  auch  bei  den  neueren 
Leistungen  nicht  den  strengsten  Massstab  anlegt. 

Die  erste  Abtheilung  der  allgemeinen  Einleitung  bildet  Hegels  Abband-- 
lang  »Zur  Geschichte  und  Yerfassung  der  Städte,  von  der  aber,  um  den  Band 
nicht  zu  umfänglich  zu  machen,  die  zweite  Hälfte  dem  folgenden  Bande  aufbe- 
halten werden  musste,  obgleich  der  Yerfasser  gedrängte  Kürze  und  Beschrän- 
kung auf  das  Hauptsächliche  erstrebte.  Besonders  die  Geschichte  der  Yerfassung 
ist  mit  besonderer  Klarheit  entwickelt,  dagegen  möchten  wir  gegen  die  Behand- 
lang der  Geschichte  zuweilen  Widerspruch  erheben.  Was  über  das  römische 
Köln  S.  I — lY  bemerkt  wird,  scheint  uns  nicht  zu  genügen.  Die  höchst  wich- 
tigen Ergebnisse  der  Ausgrabungen  an  der  Ost-  und  Nordseite  des  Domes,  die 
in  diesen  Jahrbüchern  LIII.  LIY,  S.  199  ff.  gegeben  sind,  scheinen  dem  Yer- 
fasser völlig  unbekannt  geblieben  sein,  und  doch  bieten  die  dort  entdeckten 
Beate  (ur  die  Geschichte  der  römischen  Stadt  eine  ganz  neue  Grundlage.  Ebenso 
wenig  finden  wir  die  mancherlei  Aufklärungen  benutzt,  welche  die  in  Köln  er- 
haltenen römischen  Inschriften  gewähren,  üeber  die  gallische  Kaiserherrschaft 
in  Köln  wären  genauere  Mittheilungen  an  der  Stelle  gewesen.  Dass  die  Römer- 
ftadt  im  regelmässigen  Yiereck  erbaut  gewesen,  dürfte  doch  kaum  mit  solcher 
Bestimmtheit  zu  behaupten  stehen,  und  wie  es  mit  dem  einen  Arm  des  Rheines, 
der  neben  ihm  herlaufend  eine  Insel  gebildet,  zur  Römerzeit  sich  verhalten, 
ist  nicht  so  zuverlässig  zu  sagen.  Jedenfalls  lag  doch  die  Stadt  am  Flusse,  so 
data  hier  ein  Hafen  gebildet  werden  konnte;  denn  die  Römer  werden  ihre  Ko- 
lonie nicht  fem  vom  Flusse,  bloss  an  einem  hier  eine  Insel  bildenden  und  dann 
68  verlassenden  Arme  desselben  gebaut  haben.  Hegel  selbst  erwähnt  der  stei- 
nernen Brücke  des  Constantin  über  den  Rhein,  die  doch  eine  bedeutende  Breite 
des  Rheines  voraussetzt,  und  die  Ubier  werden  sich  einen  auch  zum  Handel  ge- 
legenen, nicht  vom  Flusse  entfernten  Ort  gewählt  haben.  Freilich  hat  man  die 
Behauptung  gewagt,  Köln  habe  keinen  Hafen  gehabt,  aber  das  scheint  uns  un- 
möglich,   wenn  auch  zuföllig  ein  solcher  nicht  genannt  wird.    Wenn  der  Rhein 


164  Dio  Chroniken  der  niederrheinischen  St&dte. 

vor  einem  Theile  der  alten  Römerstadt  eine  Insel  bildete,  so  flose  er  doch  selbst 
an  Köln  vorüber,    ^in  näheres  Eingehen    wäre  hier   wohl  erwünscht  gewesen« 

Hegel  gedenkt  der  ältesten  geschichtlich  nachweisbaren  Bischöfe,  ohne  irgend 
über  dio  älteste  bischöfliche  Kirche  sich  zu  erklären.  Dass  ein  conventica- 
lum  ritas  christiani  zuf&llig  beim  Jahre  355  von  Ammian  erwähnt  wird, 
war  kaum  erwähnungswerth,  da  ja  schon  313  Matemus  als  Bischof  von  Köln 
bezeugt  ist.  Nicht  bloss  ein  conventicujum,  sondern  eine  bischöfliche  Kirche 
muss  es  damals  gegeben  haben.  Wenn  Ammian  XVI;  3,  1  Agrippina  ante 
Caesaris  (Juliani)  in  Gallias  adventum  excisa  nennt,  so  reimt  sich 
damit  doch  schwer  Hegels  Behauptung,  sdie  Zerstörung  sei  nicht  sehr  bedeu- 
tend gewesen.!  Dass  Julian  die  Stadt  durch  Vertrag  mit  den  Frankenkönigen 
wiedergewonnen  zu  haben  scheine  (S.  IV),  widerspricht  den  deutlichen  Worten  Am- 
mians,  Julian  habe  die  Stadt  betreten^  die  er  nicht  eher  verlassen,  bis  er  duroh 
Schrecken,  welchen  er  bei  den  Franken,  deren  Wuth  sich  besänftigt»  erregt 
(Francorum  regibus  furore  mitescente  perterritis),  den  Frieden  be- 
festigt. Was  ich  über  die  Worte  urbem  reciperet  munitissimam,  Jahrb. 
LIV.  LV,  227  f.,  bemerkt  habe,  mag  ich  hier  nicht  wiederholen.  Dass  Ammian 
I  Agrippina  auch  nach  ihrer  Wiedereinnahme  eine  stark  befestigte  S^adt  nenne c, 
kann  man  nicht  sagen;  erst  als  Julian  sie  wieder  verliess,  war  sie  munitis- 
sima,  da  er  neue  Befestigungswerke  anlegen  Hess.  Auch  was  Hegel  über  den 
Bericht  des  Salvian  sagt,  lässt  sich  den  deutlichen  Worten  gegenüber  nicht 
halten.  Vgl.  a.  a.  0.  210.  Dass  die  Franken  sich  der  Stadt  ohne  (Gewalt  be- 
mächtigt, kann  nicht  bezweifelt  werden.  Eine  zweite  Zerstörung  der  Stadt  haben 
die  Ausgrabungen  am  Dome  erwiesen,  und  wir  können  diese  nur  in  die  Zeit 
der  ZorstöruDg  durch  die  Hunnen  setzen,  welche  eben  durch  diese  Entdeckung 
eine  Bestätigung  erhält.  Die  Nachweisung,  dass  der  fränkische  Bau  über  der 
zerstörten  Stätte  am  Dome  erst  geraume  Zeit  später  sich  erhob,  deutet  darauf, 
dass  Köln  sich  erst  langsam  von  diesem  Sturm  erholte.  Dagegen  spricht  es 
nicht,  dass  der  ripuarische  Frankenkönig  hier  im  Anfange  des  sechsten  Jahr- 
hunderts seinen  Sitz  hatte;  bei  der  allgemeinen  Zerstörung  konnte  die  Königs- 
burg verschont  geblieben  oder  binnen  mehr  als  einem  Menschenalter  wieder 
hergestellt  sein,  wenn  auch  der  Wiederaufbau  der  Stadt  eine  viel  längere  Zeit 
bedurfte.  Die  Erzählung  des  Gregor  von  Tours,  wie  der  h.  Gallus  fanum 
quoddam  zu  Agrippina  verbrannt  habe,  worüber  die  Barbaren  höchst  un- 
willig geworden,  kann  unmöglich  beweisen,  dass  »die  fränkischen  Eroberer  dort 
zuerst  noch  ihre  germanischen  Götter  verehrten« ;  war  es  ja  doch,  wollen  wir 
auch  dem  Bericht  Gregors  wörtlich  glauben,  nur  ein  Tempel,  wogegen  der 
Heilige,  wäre  unter  den  Franken  der  heidnische  Glaube  noch  allgemein  ge- 
wesen, viel  mehr  Tempel  hätte  verbrennen  müssen,  um  etwas  auszurichten. 
Selbst  die  wunderliche  Beschreibung  des  fanum:  in  quo  barbaries  opima 
libamina  exhibens  usque  ad  vomitum  cibo  replebatur,  spricht  nicht 
'für  einen  getreuen  Bericht. 

üeber  den  Dorobau  würde  Hegel  wohl  anders  geurtheilt  haben,  wäre  ihm 
unsere  Erörterung  Jahrb.  LI II.  LIV,  212   bekannt  gewesen.    »Dem  ersten  Em- 


Die  Chroniken  der  niederrheinisclien  Städte.  165 

bisdhof  (EKldebold)  von  Köln  wird  gewöhnlich  die  Erbauung  von  St.  Peter  zu- 
geichrieben,«  lesen  wir  S.  X,  wobei  auf  Gelen  und  Ennen  verwiesen  wird,  wel- 
cher letztere  seine  Meinung  jetzt  etwas  geändert  hat.  Wir  werden  eben  nicht 
angenehm  dadurch  berührt,  dass  ein  gründlicher  Gesohichtschreiber,  statt  auf 
einen  entscheidenden  locus  classicus  sich  zu  stützen,  auf  neuere  Darstellun- 
gen verweist,  wo  eben  solche  Beweisstellen  fehlen.  Dass  die  Zeugnisse  für  den 
Hildeboldsdom  sehr  spät  sind,  hatte  ich  schon  in  einem  früheren  Aufsatze  in 
Heft  XXXIX.  XL  nachgewiesen;  um  so  mehr  musste  Hegel,  wenn  er  an  diesen 
Bau  glaubt,  diesen  Punkt  thatsächlich  feststellen.  Wie  leicht  ein  »wird  ge- 
wöhnlich (soll  heissen  später)  zugeschriebene  vor  der  nur  gut  verbürgte 
Thatsachen  annehmenden  Wissenschaft  wiegt,  bedarf  keines  Wortes.  Dass  es 
sich  ganz  eigenthümlich  mit  dieser  späten  Stiftssage  verhält,  glaube  ich  a.  a.  0. 
215  £L  schlagend  gezeigt  zu  haben.  Hegel  gibt  zu,  es  sei  auffallend,  dass  Alcuin 
in  einem  Gelegenheitsgedichte  nur  erwähne,  Hildebold  habe  auf  Anordnung 
Karls  des  Grossen  den  Petersaltar  mit  edlen  Metallen  schmücken  lassen,  im 
Falle  wenn  er  schon  mit  dem  Plane  einer  neuen  bischöflichen  Kirche  sich  trug; 
dieses  Auffallende  zu  erklären,  macht  er  gar  keinen  Versuch,  behauptet  nur, 
jedenfalls  sei  der  Neubau  der  Kathedrale  um  diese  Zeit  begonnen  worden.  Wir 
vermissen  den  geschichtlichen  Beweis  dieses  » Jedenfalls  <?  Und  wie  hätte  denn 
Alcuin,  wenn  Hildebold  einen  Neubau  für  nöthig  hielt,  die  alte  Kirche  preisen 
können  als  alma  domus  donis  solidata  superbis?  Auch  einen  Medardus- 
altar  hatte  Hildebold  nach  einem  Gedichte  Alcuins  Christus,  Maria  und  diesem 
Heiligen  zu  Ehren  geschmückt  —  und  doch  soll  er  einen  Neubau  im  Sinne  ge- 
habt haben.  Die  neue  Kathedrale,  bemerkt  Hegel,  sei  schon  um  die  Mitte  des 
Jahrhunderts  im  öffentlichen  Gebrauch  gewesen,  da  sie  857  vom  Blitze  getroffen 
worden;  er  hätte  hinzufügen  können,  die  Kirche  sei  mit  Glocken  versehen  ge- 
wesen und  nicht  die  geringste  Andeutung  vorhanden,  dass  sie  damals  noch 
nicht  vollendet  gewesen.  Warum,  fragen  wir,  muss  denn  Hildebolds  basilica 
aanoti  Petri  ein  Neubau  sein?  Nun  eben,  damit  Hildebold  einen  solchen  be- 
gonnen habe.  Aber  nein,  wir  wissen  auch,  dass  die  Kirche  erst  873  feierlich 
eingeweiht  worden.  Freilich  fand  damals  eine  dedicatio  in  Gegenwart  der 
Bischöfe  von  Mainz  und  Trier  und  der  sächsishen  Suffraganbischöfe  statt.  Erz- 
bisohof  Willibert  spricht  von  dem  synodalis  conventus,  quem  nobiscum 
collectnm  habuimus  obnostrae  ecclesiae  dedicationem  faciendam 
et  ob  plurima  divina  tractanda  negotia.  Konnte  aber  die  dedicatio 
sich  nicht  darauf  beziehen,  dass  die  Kirche  wegen  der  durch  den  schismatisohen 
Günther  geschehenen  Entweihung  wieder  geweiht  werden  musste,  oder  konnte 
nicht  ein  Neubau  zur  Kirche  hinzugefügt  oder  eine  umfassende  Wiederherstel- 
lung gemacht  worden  sein  und  deshalb  eine  feierliche  Einweihung  vorgenom- 
men werden.  Ich  habe  hierüber  ausführlich  a.  a.  0.  214  gehandelt.  Hegel  wirft 
mir  vor,  meine  Beziehung  auf  die  Entweihung  unter  Günther  (er  kennt,  wie 
bemerkt,  nur  meinen  ersten  Aufsatz,  den  er  auch  nicht  genau  erwogen  hat,  da 
ich  nicht  bloss  dieser  Entweihung  gedenke)  gehe  nicht  mit  den  unzweideutigen 
Ausdrücken  und  Beweisstellen.  Nun  kann  aber  die  dedicatio  sehr  wohl  damit 


166  Die  Chroniken  der  niederrheinischen  Städte. 

bestehen,  ja  ich  firage^  wie  soll  eine  dedicatio  im  strengen  Sinne  gedacht 
werden  können.  Die  basilica  sancti  Petri,  wie  sie  sie  857  heisst,  mose 
damals  dem  heiligen  Petrus,  dessen  Namen  sie  f&hrt»  geweiht  gewesen  sein,  nnd 
mir  ist  es  überhaupt  unbegreiflich,  dass  eine  Kirche,  welche  dem  öffentlidien 
Gottesdienste  übergeben  war,  erst  sechzehn  Jahre  später  ihre  Weihe  empfangen 
haben  soll.  Hegel  aber  beruft  sich  auf  dieAnnalesFuldenses,  die  anter  dem 
Jahre  870  berichten:  Habita  est  autem  et  synodus  in  ciyitate  Colonia 
iussu  Hludovici  regis  YI  die  Ealendarum  Octobrium,  praesiden- 
tibus  Metropolitanis  episcopis  provinciarum,  Luitberto  Mogon- 
tiacensium,  Bcrtulfo  Treverorum,  Williberte  Agrippinensiam, 
cum  ceteris  Saxoniae  episcopis,  ubi  plurima  ad  utilitatem  eccle- 
siasticam  pertinentia  ventilassent,  etiam  domum  sancti  Petri 
eatenus  minime  consecratam  dedicaverunt.  Hier  wird  consecrare 
dem  dedicare  geradezu  gleichbedeutend  gesetzt,  und  wunderlich  angenommen, 
die  Kirche  sei  bis  dahin  noch  nicht  geweiht  gewesen.  Ja  wir  finden  hier  Aach 
berichtet:  Feruntur  etiam  in  eadem  nocte,  quando  basilica  mane 
erat  consecranda,  voces  malignorum  spirituum  inter  se  loqnen- 
tium.et  valde  dolentium,  se  ab  obsessis  diutissime  sedibus  ex- 
pelli  debere.  Wäre  die  Kirche  schon  längst  zum  Gottesdienste  gebraucht  ge- 
wesen, so  konnten  unmöglich  hier  noch  die  bösen  Geister  hausen,  die  ja  Tor 
dem  blossen  Namen  Gottes  fliehen,  unser  Berichterstatter  setzt  also  nothwendig 
voraus,  die  Kirche  sei  noch  nie  zum  Gottesdienste  gebraucht,  hier  hätten  nr> 
sprünglich  die  Götzen  ihren  Sitz  gehabt,  sie  sei  auf  heidnischer  Stätte  erbaut 
und  sollte  jetzt  zum  ersten  Male  geweiht  werden.  Das  steht  aber  eben  im 
schreienden  Gegensatze  damit,  dass  die  Kirche  schon  857  in  vollständigem  gottes- 
dienstlichen  Gebrauche  sich  befand,  was  eine  vorhergehende  Weihe  bedingt.  So 
ergiebt  sich  also  die  völlige  Unglaublichkeit  des  Berichtes  der  Annales  Fnl- 
denses.  Allein  diese  sindMoch,  wie  Dümmler  (Geschichte  des  ostfränkisohen 
Reichs  I,  806.  Note  27)  hervorhebt,  »eine  so  glanbwürdige  Quellet.  Wie  aber 
kann  das  unmögliche,  '^tenn  es  auch  von  einem  sonst  noch  so  glaubwürdige 
Zeugen  ausgesagt  würde,  dadurch  möglich  werden!  Doch  sehen  wir  uns  unsere 
Quelle  genauer  an. 

Die  Stelle  findet  sich  nicht  mehr  im  zweiten  von  Rudolf  geschriebenen 
Theile  der  Annales,  sondern  im  dritten,  den  man  freilich  im  Ganzen  für  eben 
so  glaubwürdig  hält  als  die  beiden  früheren,  über  dessen  Verfasser  man  aber 
nur  haltlose  Vcrmuthungen  hat.  Nun  wird  hier  die  Provinzialsynode  in  das  Jahr 
870  gesetzt,  während  sie  nach  den  Urkunden  Williberts,  Liutberts  und  Bertolfa 
unzweifelhaft  drei  Jahre  später  fiel.  Harzheim  erkannte,  dass  es  sich  hier  nm 
dieselbe  Synode  handelt  —  aber  neuerdings  ist  man  in  solchen  Dingen  scharf- 
sinniger, und  so  will  man  zwei  Synoden  unterscheiden,  ja  nach  Binterim  würden 
wir  sogar  drei  in  den  Jahren  870,  873,  874  zu  setzen  haben.  In  den  Urkunden 
Liutberts  und  Bcrtolfs  ist  das  Jahr  874,  in  der  Williberts  873  angegeben. 
Dummler  hat  die  Unmöglichkeit  des  Jahres  874  nicht  allein  durch  das  Nicht- 
stimmen  der  Indiction,    sondern  auch  durch  den  Umstand  erwiesen,   dass   awei 


Die  Chroniken  der  niederrheinischen  St&dte.  167 

der  in  den  Urkunden  als  anwesend   genannten  Bischöfe   am  28.  September  874 
nieht  mehr  am  Leben  waren.    »Zwei  Synoden  für  die  Jahre  873  und  874  anzu- 
nehmende bemerkt  er  mit  Recht,  »ist  ganz  unthunlich,    da  nicht  bloss  der  Tag 
(27.  bis  28.  September)   und  die  Personen,    sondern   auch  der  Zweck  der  Yer- 
Sammlung  ganz  gleichlautend  in  den   drei  Aktenstücken    angegeben  werden' < 
Und  doch  hält  er  an  den  beiden  Provinzialsynoden  von  870  und  878  fest,    ob- 
gleich hier  ganz  derselbe  Fall  ist,   da  auch  bei    der  von  dem  Annalisten  in  das 
Jahr  873  yersetzten  Synode    dieselben  Bischöfe   von  Mainz   und  Trier    und   die 
Soffraganbischöfe  zugegen  waren,    der  Tag  derselbe    ist   und  sowohl  die  dedi- 
eatio  der   domus   sancti  Petri   als  die  Berathung   über  kirchliche  Ange- 
legenheiten  als   Zweck   beider  Versammlungen   angegeben  wird.    Die  Annahme 
in  den  Jahren  870  und  873  sei   an    denselben    Tage    dasselbe    von    einer 
Kölner  Synode  gethan  worden,  spottet  jeder  Wahrscheinlichkeit;  alle  Versuche, 
beide  festzuhalten,  machen  die  Sache   nur  schlimmer.    Binterim  meint,  die  de- 
dicatio  der  Kirche  habe  nur  einmal  stattgefunden,  wonach  denn  der  Annalist 
darin  geirrt  haben  würde,    dass  er  die  dedicatio  drei  Jahre  zu  frühe  gesetzt 
und  die  beiden  Synoden  zu  einer  gemacht  hätte.  Liegt  es  aber  nicht  viel  näher 
nnd  erklärt  sich  weit  leichter,    dass  er  die  Synode  drei  Jahre  zu  frühe  gesetzt, 
als  dass  er  die  von  870,  die  einzig  auf  unserm  Annalisten   beruht,    dem   man 
jedenfalls  einen  Irrthum  zuschreiben  muss,   mit  der  drei  Jahre  spätem  ver- 
wechselt habe.    Dass   auch  nicht    an  zwei   verschiedene  Peterskirchen,  sondern 
nur   an  die  Kathedralkirche   gedacht  werden  könne,   beweist   schon  Dümmler. 
Wenn  derselbe  aber  meint,  die  Einweihung  sei  drei  Jahre  später  an  demselben 
Tage  ¥riederholt  worden,   weil  Willibert  erst  in  diesem  Jahre   das  Pallium  von 
Rom  erhalten  habe,    so  ist  es  mir  unbegreiflich,    dass   dieselben  Bischöfe   noch 
einmal  dieselbe  Einweihung  drei  Jahre  später  wiederholt  und  dadurch'die  frühere 
för  nichtig  erklärt  haben  sollten,  da  doch  eine  Einweihung  dadurch  nicht  ihre 
Kraft  verlieren  konnte,  dass  der  eine  der  die  Weihe  vollziehenden  Bischöfe  noch 
nicht  vom  Papste  anerkannt  worden  war,   vielmehr  angenommen   werden  muss, 
dass  die  Provinzialsynode    nicht  eher   zusammenberufen   wurde,    bis  Willibert 
dorch  Empfang   des  Palliums   die  päpstliche  Bestätigung*  erhalten,    und    wie 
kommt  es,  dass  der  Annalist  nur  die  als  nichtig  erkannte  Synode  und  Weihung, 
niqht  die  wirklich  gültige  erwähnt?  Hegel  bemerkt,  nachdem  er  Dümmlers  Mei- 
nung  angeführt:    > Vielleicht!  es    sind  noch   andere  Möglichkeiten   denkbar«; 
wir  aber  möchten  im  geraden  Gegensatze  dazu  behaupten,  weder  Dümmlers  noch 
ein  anderes  zu  ersinnendes  Auskunftsmittel,   deren  ich  eben  keines  irgend    an- 
gezeigt sehe,  sei  irgend  möglich.   Hegel  lässt  auch  hier  die  Schwierigkeit  unge- 
löst liegen,  ja  er  verdunkelt   die  Sache,   indem  er,   als  ob  die  Synode  von  870 
anch  ans  anderen  von  dem  Fuldaer  Analisten  unabhängigen  Quellen  feststände, 
über  dieselbe  auf  Binterim  verweist^).    Eine  offene  Kritik  muss  hier  den  ofien- 


1)  Alle  übrigen  Angaben  einer  Synode  von  870  oder  871  beruhen  offenbar 
auf  den  Annales  Fuldenses.  Dümmler  meint  freilich  (I,  743,  Note  7),  Aven» 
tinoB  scheine  Akten  dieser  Synode  vor  sich  gehabt  zu  haben;  aber  stände  dieses 


168  Die  Chroniken  der  niederrheinisehen  Städte. 

baron  Irrthum  der  Annalen  Fuldenses   anerkennen,   nnd  nach   einer  möglichen 
Erklärung  suchen. 

Die  älteste  Handschrift  der  Annales  soll  dem  neunten  oder  zehnten 
Jahrhundert  angehören.  Man  hat  mit  Recht  angenommen,  dass  die  arspr&ng* 
liehe  Abfassung  mit  dem  Frühling  882  abgeschlossen  worden,  aber  ¥rir  haben 
eben  nicht  die  ursprüngliche  Handschrift  Zuerst  fragt  es  sich,  sind  die  Angaben 
des  dritten  Theils  der  Annales,  von  dem  es  sich  hier  aliein  handelt,  gleich  im 
betrefifonden  Jahre  eingetragen  worden  oder  haben  erst  nach  Verlauf  einiger 
Jahre  die  Aufzeichnungen  begonnen?  Im  letztem  eben  nicht  sehr  wahrschein- 
lichen Falle  wäre  es  eben  klar,  dass  bei  der  Nachholung  der  früheren  Jahre 
die  Synode  zu  Köln,  über  welche  die  bestimmt  auf  das  Jahr  873  hindeutenden 
Urkunden  vorlagen,  durch  Versehen  drei  Jahre  früher  versetzt  worden,  waa 
unmöglich,  wenn  die  Eintragungen  gleichzeitig  erfolgten.  In  den  Handschriften 
8,  4  und  5  finden  sich  mehrere  Zusätze,  welche  in  den  beiden  älteren  fehlen, 
so  z.  B.  die  Köln  betrefifenden  Stellen  864.  865.  Wäre  es  nun  nicht  möglich, 
dass  auch  die  älteste  Handschrift,  welche  wir  nicht  vor  das  zehnte  Jahrhundert, 
ja  gegen  dessen  Endo  setzen  können,  bereits  ähnliche  Zusätze  erhalten  hätte, 
und  ein  solcher  späterer  Zusatz  gerade  unsere  Stelle  wäre,  die  durch  Versehen 
in  ein  falsches  Jahr  gerathen  wäre?  Dann  würde  sich  auch  eher  erklären,  wie 
der  mit  den  Verhältnissen  der  Kölner  Kirche  unbekannte  Verfasser  davon  hätte 
sprechen  können,  dass  die  Kathedralkirche  noch  gar  nicht  geweiht  gewesen  und 
damit  die  Legende  von  den  maligni  Spiritus  verbunden  hätte.  Die  ganae 
Stelle:  Habita  est  autem  et  synodus  in  civitate  Golonia  inssn  Hln- 
dovici  regis —  expelli  debere  scheidet  sich  leicht  aus.  Durch  iussu  Hla- 
dovici  wird  sie  als  zum  Kreise  der  Fuldaer  Annalen  gehörig  gleichsam  einge- 
führt;  von  einem  Einflüsse  des  Königs  auf  die  Berufung  der  Synode  ist  sonit 
nicht  die  Rede.  Ein  Späterer  konnte  sich  leicht  veranlasst  fühlen,  die  fnr 
die  Ordnung  der  kirchlichen  Verhältnisse  am  Rheine  so  wichtige  Kölner 
Synode  einzufügen,  wobei  er  die  Zeitfolge  in  Bezug  auf  den  Monat  innehielt, 
nur  sich  um  drei  Jahre  versah.  Diese  Annahme  der  Entstehung  der  falschen 
Verlegung  der  Synode  in  das  Jahr  873  scheint  uns  wenigstens  möglich,  die 
Falschheit  jedenfalls  erwiesen. 

Fest  steht  hiernach  nur,  dass  im  Jahre  873  eine  dedicatio  der  domus 
sancti  Pctri  erfolgte,  das  schon  857  längst  dem  öfifentlichen  Gottesdienste  ge- 
öffnet war,  dass  Hildebold  schon  am  Anfange  des  Jahrhunderts  einen  Altar  des 
h.  Petrus  in  der  Peterskirche  und  einen  des  h.  Medardus  geschmückt  hatte; 
von  einem  Dombaue  Hildebolds  findet  sich  in  alten  zuverlässigen  Quellen  nicht 
die  geringste  Spur,  und  eine  Bestätigung  desselben  kann  unmöglich  in  der  de- 
dicatio von  873  liegen.  Hildebold  besass,  wie  seine  Vorgänger,  eine  Kathedral- 
kirche da.  wo  später  der  neue  Dom  sich  erhob,  ja  zu  seiner  Zeit  wird  auch 
schon  das  von  den  Normannen  zerstörte  Gebäude  gestanden  haben,  das  wahr- 
wirklich fest,  so  könnten  diese  leicht,  wie  manche  andere,  untergeschoben  ge- 
wesen sein.  Dümmler  selbst  nimmt  daran  Anstoss,  dass  Aventinus  einen  Adal- 
win  von  Salzburg  als  bei  dieser  Synode  anwesend  nennt 


170  £.  Reusens: 

der  christlichen  Archäologie  im  Zasammenhang  behandelndes  Handbndh  hin- 
weisen, welches  zwar  noch  nicht  vollständig  vollendet  vorliegt,  aber  doch  andh 
jetst  schon  ein  Urthoil  über  seinen  Werth  zalässt  Auf  den  ersten  Blick  mödiie 
CS  zwar  scheinen,  als  ob  der  Verfiasser  sich  mit  der  Wahl  des  Titela  eine  so 
weitgehende  Aufgabe  gestellt  habe,  dass  dieselbe  unmöglich  in  einem  nur  anf 
zwei  Bände  von  massigem  Umfang  berechneten  Werke  in  genügender  Weise 
gelöst  werden  könne.  Bei  näherer  Durchsicht  haben  wir  uns  aber  übersengt, 
dass,  von  einigen  weiter  unten  näher  anzugebenden  Puncten  abgesehen,  im 
Grossen  und  Ganzen  die  Deutlichkeit  nicht  auf  Kosten  der  Vollständigkeit,  nnd 
umgekehrt,  hintangesetzt  wurde. 

Der  Verfasser  präeisirt  in  der  Einleitung  das  seiner  Arbeit  gestellte  Ziel 
des  Näheren  dahin,  dass  er  in  diesen  »Anfangsgründen  der  christlichen  Archäo- 
logie c  die  Beschreibung  der  kirchlichen  Gebäude  und  der  Kirchengeräthe  bieten, 
und  zugleich  der  Iconographie,  d.  h.  der  Besprechung  christlicher  Malereien 
und  Sculpturen,  den  ihr  gebührenden  Platz  einräumen  wolle.  Mit  mindeatent 
dem  gleichen  Rechte  darf  aber  neben  der  Iconographie  auch  die  Epigraphik 
in  einem  solchen  Handbuch  eine  Berücksichtigung  beanspruchen,  zumal  alle 
Archäologen  heutzutage  über  deren  ungemeine  Tragweite  und  Bedeutung 
einig  sind. 

Die  vom  Verfasser  beliebte  Eintheilung  des  Stoffes  ist  die  hergebrachte, 
er  unterscheidet  fünf  g^rosse  Entwicklungsperioden  der  religiösen  Kunst,  nnd 
theilt  dem  entsprechend  sein  Werk  in  fünf  Theile :  die  Periode  der  Katakomben, 
die  lateinisch-byzantinische,  die  romanische,  die  gothische  Periode  und  dieje- 
nige der  Renaissance.  Vorausgeschickt  ist  ein  Capitel,  in  welchem,  wegen  des 
von  ihr  auf  die  christliche  Kunst  geübten  Einflusses  eine  kurze  Charakteristik 
der  classischen  Kunst  geboten  wird. 

Auf  de  Rossi's  bahnbrechenden  Arbeiten  fassend  gibt  Prof.  Reusens  im 
zweiten  Capitel  einen  ziemlich  vollständigen  Ueberblick  über  den  heutigen  Stand- 
punkt der  Katakomben -Forschung,  indem  er  deren  Ursprung,  Geschichte 
und  Topographie  in  Kürze  bespricht,  und  daran  eine  in's  Einzelne  eingehende 
Würdigung  der  in  denselben  zu  Tage  tretenden  Kunstthätigkeit  durch  Vorfüh- 
rung der  sich  findenden  Schätze  anreiht.  Es  würde  zu  weit  führen,  wollten  wir 
dem  Verf.  hier  in's  Detail  folgen,  zumal  wir  seine  meisten  Ausführungen  als 
durchaus  correct  anerkennen  können.  Nur  in  Betreff  der  so  interessanten,  auch 
in  unseren  Jahrbüchern  (Heft  50/51,  S.  275  ff.)  bereits  durch  Hm.  G.  R. 
Schaaffhausen  besprochenen  Streitfrage,  ob  die  in  vielen  Katakombeng^ra- 
bem  sich  findenden  Phiolen  mit  röthlichem  Niederschlag  wirklich  ein  »sicheresc 
Zeichen  dafür  seien,  dass  der  in  dem  betreffenden  Grabe  beigesetzte  Leichnam 
derjenige  eines  Märtyrers  sei,  müssen  wir  das  Vorgehen  des  Verfassers  ent- 
schieden tadeln.  Mag  das  religiöse  Gefühl  sich  immerhin  bei  dem  bezüglichen 
Decrete  der  Congregatio  Rituum  vom  10.  Dec.  1863  beruhigen,  welches  die  be- 
zügliche Frage  bejaht,  und  in  den  Phiolen  ein  wirkliches  Zeichen  des  Marty- 
riums sieht,  vom  wissenschaftlichen  Standpunct  sind  Aeusserungen  wie  die  (S. 
115)  vom  Verf.  gebrauchten    »sans   contredit«,    lune   preuve  certaine«    u.  s.  f. 


Clements  d'Aroheologie  chretienne.  171 

0 

um  BO  weniger  zu  billigen,  als  es  ja  überhaupt  gar  nicht  feststeht»  ob  denn  der 
rotbe  Niederschlag  wirklich  Blut,  und  nicht  vielmehr  von  den  Agapen  herrüh- 
render Wein  seil  und  ob,  wenn  Blut,  nicht  die  le  Blant'sche  Ansicht  doch  auch 
manches  für  sich  habe,  dass  nämlich  der  Inhalt  dieser  Phiolen  allerdings 
Martyrerblut  sei,  welches  man,  gleich  anderen  geweihten  Gegenständen,  den 
Gräbern  geliebter  Todten,  die  aber  selbst  nicht  Märtyrer  waren,  beigefügt 
habe?  Der  Verf.  hätte  mindestens  diese  Frage  als  eine  offene  bezeichnen  und 
doroh  Anfahrung  des  bis  in  die  neueste  Zeit  herabreichenden  literarischen  Ma- 
terials die  sich  für  dieselbe  näher  Interessirenden  zur  eigenen  Orientirung  an- 
regen sollen.     Er  würde  dadurch  seiner  »Eirchlichkeitc  nichts  vergeben  haben! 

Die  häuslichen  Geräthe  der  ersten  Christen,  die  sich  mit  Kinderspielzeug 
und  Toilettegegenständen  in  den  Katakomben  finden,  hätten  bei  dem  ihnen  ge- 
bührenden allgemeineren  Interesse  eine  etwas  ausgiebigere  Besprechung  ver- 
dient^ und  das  Gleiche  müssen  wir  bezüglich  der  historischen  Entwicklung  des 
Monogramms  Christi  (S.  118  ff.)  bemerken. 

Das  dritte  Capitel  ist  dem  »lateinischen c  und  »byzantinischenc  Styl  ge- 
widmet, deren  ersterer  in  Italien,  Gallien,  Deutschland  und  Spanien  bis  in's 
YIII.  Jahrhundert  geherrscht  hat,  der  andere  im  Orient  bis  zum  Beginn  der 
mohammedanischen  Herrschaft.  Der  Leser  erhält  in  demselben  bei  äusserst 
knapper  Form  das  Wissenswertheste  über  Basiliken,  Rundkirchen,  Baptisterien 
nnd  Grypten,  wird  sodann  über  die  characteristiscben  Merkmale  der  einzelnen 
Baaglieder,  über  die  Kirchenausstattung*  (Altäre,  Ambonen,  Sitze  u.  s.  f.),  sowie 
über  das  gesammte  Kirchengeräth  jener  Epoche  belehrt,  woran  sich  dann  die 
Besprechung  der  Baudenkmale  byzantinischen  Styls  unter  den  gleichen  Gesichts- 
ponoten  anschliesst. 

Irrig  ist  die  (S.  147  und  154  vorgetragene)  Ansicht,  dass  der  christlichen 
Basilika  die  forensischen  Profanbasiliken  als  Muster  gedient  hätten.  Es  darf 
vielmehr  nach  den  neueren,  namentlich  auch  von  Deutschen  angestellten  For- 
schungen als  erwiesen  angenommen  werden,  dass  die  christliche  Basilika  mit 
den  heidnischen  nur  den  Namen  und  natürlich  auch  die  hergebrachte  Technik 
gemein  hatte,  dass  sie  aber,  was  Eaumdisposition  und  den  dadurch  bedingten 
Gmndriss  betraf,  sich  an  die  mit  absidenartigen  Ausladungen  versehenen  Pri- 
vaibasiliken  hervorragender  Christen  anlehnte,  in  welchen  ja  auch  anfangs  die 
religiösen  Versammlungen  der  ersten  Christen  abgehalten  wurden. 

S.  214  und  später  S.  430  ist  bei  Aufzählung  der  in  Deutschland  befind- 
lichen grossen  Liehtkronen  diejenige  in  der  Stiftskirche  zu  Comburg  bei  Schwä- 
bisch-Hall  vergessen,  welche  sich  sowohl  bezüglieh  ihrer  Technik  als  ihres  herr- 
lichen ÜSmail-Schmuckes  den  Kronen  von  Aachen  und  Hildesheim  würdig  zur 
Seite  stellt. 

Im  vierten,  mit  ungemeiner  Sorgfalt  bearbeiteten  Capitel  gibt  der  Verf. 
in  drei  verschiedenen  Abschnitten  (S.  449  muss  es  statt  »article  lYc  >article 
nie  heissen)  eine  Schilderung  des  Entwicklungsganges  des  sog.  romanischen 
Styls  vom  YIII.  bis  X.  Jahrhundert  und  während  des  XI.  und  XU.  Jahrhan- 
derts,  sowie  seiner  Produotionen  auf  dem  Gebiete  der  bildenden  Künste.  Einzelne 


172  £.  Reusens: 

Partien,  so  namentlich  diejeni|^  über  die  Emailkunst,    sind  mit  lobenswertfaer 
Vollständigkeit  und  namentlich  auch  mit  gewissenhafter  Berücksichtigung  unae» 
rer  deutschen,   vorzüglich   rheinischen  Werkstatten   behandelt,   und   wird  hier 
wiederholt  erfreuliches  Zeugniss  dafür  abgelegt,    dass  der  Verl   sich   aach  in 
Deutschland,    sei   es    persönlich,   sei   es    in  der  einschlägigen  Literatur  (die  er 
freilich  fast  nie  dtirt),  umgesehen  habe.     Einiges  ist  ihm  aber  doch  entgangen, 
anderes   irrthümlich   aufgefasst  worden.    Nicht  erwähnt  wird  die  Deutschland 
eigenthümliche  Bauweise  der  Doppelkirchen,  deren  untere  meist  als  Grabkirdie 
benutat  wurde,  und  deren  heute  noch  eine  ziemlichn  Zahl  erhalten  sind,  wotob 
wir  als  die  bekanntesten   nur  diejenigen   von  Schwarz-Rheindorf   und  Viandea 
anfuhren.    S.  814  S.  werden   die  ebenfalls  in  Deutschland   vorkommenden  Vor. 
haUen-Bauten  gänzlich  ignorirt,  obgleich  wir  deren  doch  höchst  charaoteristisohe 
am  Patrocii-Dome   in  Soest,  am  Dome   und  an   der  Bartholomei-Eapelle  zu  Pap 
derborn,    an  der  Kirche    zu  Fischbeck   in  Westfalen    und  anderwärts   beaitsen« 
S.  298  begegnen  wir  der  durchaus   falschen  Behauptung,    in  Deutschland  sei  in 
der  romanischen  Epoche  der  Gior  der  grösseren  Kirchen  nur  selten  von  niedri- 
gen Umgängen  umgeben,    niemals  aber    finde    man   dort  sog.  AbsidenkapeUen. 
Für  das  Vorhandensein    der  letzteren   verweisen  wir   auf  den    noch   erhaltenen 
Chor  der  Cisteroienser-Ordenskirche  in  Heisterbach  bei  Bonn  und  die  St.  GMe- 
hard-Kirche   in  Hildesheim,   sowie   auf  die  Domkirche   zu  Limburg   a.  d.  Lahn, 
wo  freilich  nur  eine  Absidenkapelle  angebracht  ist.  Ausser  diesen  drei  Kirchen, 
welche  Chorumgang   und  Kapellen  zeigen,   sind  aber   als  Kirchen   mit   blossem 
Chorumgang   hier  anzuführen  Maria   im  Capitol  zu  Köln,  das  Münster  zu  Basel 
und  der  Dom  zu  Münster,  sowie  die  Ordenskirchen  zu  Marienfeld,  Amelunxbom, 
Riddagshausen    und  Kbrach,   so   dass  also    von    > seltenem c  Vorkommen    dieser 
Anlage,    die  bei   den    lotztg^enannten  Onlenskirchen    sogar   eine  geradlinige  ist, 
nicht  fu^lich  die  Rodo  sein  darf. 

Irrthümlich  worden  S.  8GS  die  Wandmalereien  der  romanischen  Periode 
als  al  fresco  ausgeführt  erwähnt,  woneben  nur  »zuweilenc  auch  sog.  Tempera- 
MaltToi  zur  Anwoudung  gekommen  seL  Es  ist  aber  feststehende  Thatsache, 
flaNN  während  der  ganzen  romanischen  Zeit  die  sog.  Secco-Malerei  in  Leimfar- 
Imui,  Rpütor  mit  Z\ihilfenahme  von  vegetabilischen  und  animalischen  Bindemitteln, 
hr«rrNt)hond  war,  und  dass  erst  gegen  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  die  Fresco- 
i0()hiiik  in  Aufnalimo  gt^langte.  Die  rheinisch-westfälischen  Wandmalereien  zu 
Mcihwar/rhuindorf,  Hnuiweilor  (nicht  Braunweiler  S.  377),  Soest,  Mettler  sind 
»fämuitlioh  al  socoo  auf  sorgfältig  hergerichtetem  Verputz  ausgeführt,  die  präoh- 
i)((«M  Bilder  in  der  Michaelskin^he  zu  llildesheim  sind  aber  nicht,  wie  der  Verf. 
arMilmmt,  Wand-  sondern  llolzmaleriuen  an  der  gretäfelten  Decke  des  Mittel- 
«tihlfl*«*«.  iMti  Ausführungon  über  Kreuz  und  Kreuzigung  in  den  verschiedenen 
^uhrUuui\t*r\Aii  sind  im  (lansen  recht  interessant,  lassen  aber  doch  an  Vollstän- 
i1l|ib«M,  lind  (Jfinauigkeit  Manche«  zu  wünschen. 

HdKÜglioh  des  der  Kntwioklung  des  gothischen  Styl  es  gewidmeten 
#w«)t(in  Bandes  müsson  wir,  da  hiervon  bis  jetzt  nur  die  erste  der  drei  in 
AMMMiht  g0nommonou  Lioforungon  erschienen  ist,  eine  eingehendere  Würdigung 


174  Dr.  J.  Badolf  Bahn: 

über  der  Majestät  and  Herrlichkeit  der  sich  dort  seinem  entsuckten  Blicke  dai^ 
bietenden  Natur  den  Producten  der  Kunst  nur  geringe  Aufmerksamkeit  sohenktei 
woran  freilich  da  selbsteigenes  Schauen  und  Suchen  nicht  Jedersmanns  Saohe 
ist,  die  meisten  Reisehandbücher  ihr  gutes  Theil  der  Schuld  tragen«  welche 
wohl  schöne  Aussichtspuncte,  Hotels  und  Bierhäuser,  nicht  aber  Denkmale  mit- 
telalterlicher Kunst  mit  »Sternchen«  auszuzeichnen  pflegen! 

Zwar  hat,  wie  der  Verfasser  wiederholt  hervorhebt,  die  Schweiz  nicht  ^den 
Anspruch  zu  erheben,  den  grossartigen  Schöpfungen,  welche  die  bildende  Kunst 
anderwärts,  beispielsweise  am  Rhein,  zu  Tage  förderte,  den  wohlverdienten  Rang 
in  der  Kunstgeschichte  streitig  zu  machen.  Aber  sie  bietet  in  ihren  bescheide- 
neren Werken  doch  immer  des  Merkwürdigen  und  Eligenartigen  so  unendlich 
viel,  und  sie  liefert  für  die  Stetigkeit  wie  für  die  Mannig^faltigkeit  der  Entwick- 
lung aller  Künste  so  überaus  lehrreiche  Beispiele,  dass  jeder  Freund  arohiolo- 
gischer  Forschung  weit  über  die  Grenzen  des  schönen  Schweizerlandes  dem  Ver- 
fasser für  sein  Werk  zu  hohem  Danke  sich  verpflichtet  fahlen  wird. 

Anknüpfend  an  die  Besprechung  der  I.  Lieferung  durch  Sohnaase  geben 
wir  im  Nachfolgenden  zur  näheren  Elrhärtung  des  Gesagten  ein  gedrängtes 
Referat  über  den  Inhalt  der  uns  vorliegenden  U.  Lieferung,  der  sich  die 
Schlusslieferung  bereits  angeschlossen  haben  würde,  wenn  nicht  der  Verf  durch 
eine  leidige  Krankheit  und  die  Fülle  seiner  Berufsgeschäfte  an  der  rechtzeitigen 
Fertigstellung  des  Manuscriptes  gehindert  worden  wäre. 

In  dem  ersten  Buche  der  I.  Lieferung  hatte  d.  Verf.  die  Kunst  des  helveüseh- 
römischen  Zeitalters,  im  zweiten  Buche  diejenige  der  altohristliohen  Jahrhun- 
derte besprochen,  und  sodann  im  dritten  Buche  die  Schilderung  der  romanischen 
Kunst  bereits  in  drei  Capiteln  begonnen,  deren  letztes  in  unserer  Lieferung 
Zu  Ende  geführt  wird.  Daran  schliesst  sich  nun  Cap.  IV  (S.  222—244)  der  Be- 
sprechung romanischer  Monumente  in  der  Westschweiz  gewidmet.  Ein  kurzer 
geschichtlicher  Ueberblick  über  die  Geschichte  von  Transjuranisch-Burgund,  das 
sich  im  Jahre  888  aus  dem  Zusammenbruch  des  karolingischen  Weltreiches  er- 
hob, ergibt,  dass  auch  in  kunsthistorischer  Beziehung  die  Westschweiz  schon  in 
jener  Epoche  auf  französische  Einflüsse  angewiesen  war,  die. sich  denn  auch  in 
den  verschiedenen  noch  erhaltenen  Denkmalen  zur  Genüge  nachweisen  lassen. 
Dahin  gehört  namentlich  der  höchst  interessante,  auch  am  Schlüsse  der  roma- 
nischen Periode  in  Spitzbogenform  nochmals  wiederkehrende  Gebrauch  von  Ton- 
nengewölben  far  das  Mittel-,  und  Halbtonnengewölben  für  die  Seitenschiffe,  den 
die  Cluniacenser,  deren  Verdienste  eingehend  erörtert  werden,  durch  ihre 
Bauten  zu  Romainmotier  und  Payorne  (Peterling^n)  populär  machten.  Bezüg- 
lich der  vom  Verf.  (S.  237  f.)  aufgestellten  Vermuthungen  über  den  Zweck  der 
doppelgeschossigen  Vorhallen  dieser  Kirchen  verweisen  wir  auf  die  von  uns  (die 
mittelalterliche  Kunst  in  Soest,  Festschrift  zum  Winckelmannsfest  1876,  8.  7) 
beigebrachten  Notizen  über  die  Verwendung  einer  solchen  Vorhalle  an  dem 
Patrodi-Dome  zu  Soest. 

Ln  fünften  Kapitel,  welches  die  Denkmale  jener  Periode  jenseits  der 
Alpen  (3.  244—253)  behandelt,  muss  sich  der  Verf.  sehr  kurz  feuMen,  weil  dort 


t  

Geschichte  der  bildenden  Künste  in  der  Schweiz.  175 

trotz  der  N&he  Italiens  keine  Bauten  von  irgendwie  erheblichem  Kunstwerth 
sich  finden.  Die  flachgedeckte  Basilika  mit  Verzicht  auf  jegliche  horizontale 
Gliederung  im  Aussenbau  und  gänzlichem  Mangel  plastischer  Details  an  den 
Ziergliedem  ist  in  jenen  Gegenden  herrschend  geblieben. 

Um  so  reichere  Ausbeute  können  wir  aber  dann  im  sechsten  Kapitel 
halten,  welohes  der  Besprechung  romanischer  Plastik  und  Malerei  einge- 
räumt ist,  und  seinem  reichen  Inhalt  entsprechend,  erklecklichen  Raum  (S. 
253-— 811)  einnimmt.  Einige  allgemeine  Erörterungen  über  die  Bedingungen, 
unter  welchen  die  Plastik  des  Mittelalters  im  Yerhältniss  zu  jener  der  Antike 
sich  weniger  frei  und  selbständig  entwickeln  und  darum  auch  nicht  zur  glei- 
chen Vollendung  wie  die  letztere  gelangen  konnte,  sind  der  kunsthistorischen 
Würdigung  der  in  den  Schweizer  Cantonen  befindlichen  Einzeldenkmale  voraus- 
geschickt. Dahin  gehören  die  jetzt  im  Hotel  de  Glnny  zu  Paris  befindliche  gol- 
dene Altartafel  von  Basel  und  die  an  letzterem  Orte  noch  erhaltene,  wahrschein- 
lich ursprünglich  zu  jener  gehörende  Aposteltafel,  das  Relief  mit  Scenen  aus 
dem  Martyrium  des  Vincentius  und  die  Gallenpforte  des  Baseler  Münsters,  die 
Reliefs  am  Züricher  Grossmünster  und  Fraumünster  und  den  dortigen  Kreuz- 
gängen. Damit  sind  aber  auch  die  grösseren  Werke  dieser  Kunst  sämmtlich 
erledigt  und  ihnen  als  viel  einfacher  gehaltene  die  Portalsculpturen  d^  Stifts- 
kirchen von  Neuchätel;  8.  Ursanne  und  Romainmotier  anzufügen.  Die  Bildwerke 
in  der  Vorhalle  der  letztgenannten  Kirche  sowie  in  der  Abteikirche  von  Payeme 
sind  deshalb  von  ganz  besonderer  Wichtigkeit,  weil  sich  in  ihnen  ein  eigen- 
thümlicher  localer  Stil  erhalten  hat,  der  in  keiner  Weise  von  dem  Studium  der 
Antike  beeinflusst  scheint,  vielmehr  aus  den  rohesten  Anfängen  sich  allmälig 
entwickelt.  Da  der  Verf.  bei  Besprechung  der  Stuck reliefs  im  Erdgeschosse 
der  Doppelkapelle  zu  Münster  im  Münsterthale  die  allerdings  naheliegende  Ver- 
mnthung  ausspricht,  dass  der  Gebrauch  solcher  Verzierungen  aus  Italien  in  jene 
und  einige  benachbarte  Gegenden  herübergekommen  sei,  so  wollen  wir  nicht 
unerwähnt  lassen,  dass  wir  auch  in  Norddeutschland  öfter  solchen  Stuckreliefs 
an  Orten  begegnen,  bei  denen  ein  italienischer  Einfluss,  wie  z.  B.  an  der  Mi- 
chaelis- und  Godehardkirche  zu  Hildesheim  und  der  Liebfrauenkirche  zu  Hai- 
berstadt,  sich  nicht  nachweisen  lässt.  Reicher  als  an  monumentalen  Werken  ist 
die  Schweiz  auf  diesem  Gebiete  an  Werken  der  Kleinkunst,  der  Elfenbein- 
nnd  Holzschnitzerei,  der  Goldschmiedearbeiten  und  Emails.  Der 
Ter£  vermittelt  uns  die  Kenntniss  der  höchst  interessanten  romanischen  Holz- 
scolpturen  von  Chur  und  Sitten.  Unbedeutend  sind  die  noch  erhaltenen  Bronzen 
und  Erzgüsse,  wichtiger  schon  die  Emails,  die  sich  aber,  nach  der  S.  280  ff. 
gegebenen  Beschreibung  der  einzelnen  Stücke  zu  urtheilen,  auf  Ausfuhrung  in 
ömail  champlev^  zu  beschränken  scheinen.  Zahlreicher  sind  die  noch  erhaltenen 
Werke  der  Goldschmiedekunst,  die  mit  besonderer  Vorliebe  gepflegt  wurde,  wovon 
■ich  eine  Reihe  recht  interessanter  Belege  in  dem  Schatze  von  S.  Maurice  im 
Guiton  Wallis  aufbewahrt  finden,  während  sie  auch  anderwärts  vertreten  sind 
und  mitunter  (wie  z.  B.  das  Vortragekreuz  im  Kloster  Engelberg)  schon  ein 
Sireben  nach  naturalistischer  Formengebung  bekunden.  Von  romanischen  Wand- 


Oesobiohte  der  bildenden  Künste  in  der  Schweiz.  177 

einnnder  liegenden  Beihe  von  spitzbogigen  Qaertonnen  überwölbt  werden,  die 
zugleich  die  Widerlager  für  das  Gewölbe  des  Mittelschiffes  bilden. 

Die  erste  eigentlich  gothische  Kirche,  bei  welcher  das  neue  constructio- 
nelle  Princip  zur  DurchfubruDg  gelangte,  ist  die  Kirche  S.  Peter  zu  Genf, 
welche  urkundlich  Ende  des  XII.  Jahrhunderts  begonnen  wurde.  Ihr  reiht  sich 
dann  als  i zweites  Hauptmonument  des  Landes«  die  Kathedrale  von  Lausanne 
an,  welche  der  Verfasser  sehr  eingehend  bespricht,  wobei  er  die  Yermuthung 
ab  ob  der  französische  Architect  Villard  de  Honneconrt  bei  ihrer  Erbauung 
thätig  gewesen,  wie  uns  scheint  mit  triftigen  Gründen  widerlegt,  aber  doch 
einen  französischen  Einfluss  auf  dieses  Bauwerk  zugibt,  das  seinerseits  wieder 
einer  ganzen  Reihe  kleinerer  Kirchen  zum  Vorbild  diente. 

Die  nördliche  und  östliche  Schweiz,  welche  dem  französischen  Geist 
weit  weniger  zugänglich  war,  zeigt  die  Anwendung  der  Gothik  um  einige  Jahr- 
zehnte später  als  die  Westschweiz,  und  hat  hervorragende  Denkmale  nicht  auf- 
zuweisen. 

Ehrenvolle  Erwähnung  lässt  der  Verf.  den  Orden  der  Franciskaner  und 
Dominikaner  zu  Theil  werden,  welche  sich  im  Laufe  des  XIII.  Jahrhunderts, 
bald  nach  ihrer  Entstehung,  in  der  Schweiz  niederliessen  und  sich  entschiedene 
Verdienste  um  die  Einbürgerung  des  neuen  Stils  erwarben,  wofür  noch  heute 
monumentale  Zeugen  in  Zürich,  Basel,  Klingenthal,  Freiburg   uns  erhalten  sind. 

Interessant  und  jedenfalls  zu  näheren  Untersuchungen  anregend  ist  die 
S.  894  gegebene  Notiz  über  die  mit  reliefirten  Darstellungen  versehenen  Back- 
steine, welche  in  Stücken  von  beträchtlicher  Grösse  während  des  letzten  Jahr- 
zehnts in  den  Cantonen  Solothurn,  Bern,  Aargau  und  namentlich  Luzem  (S.  Ur- 
bau)  sporadisch  gefunden  wurden,  ohne  dass  eine  einheitliche  Verwendung  der- 
selben zur  Herstellung  ganzer  Bauwerke  nachweislich  wäre. 

Das  vierte  und  letzte  Kapitel  der  vorliegenden  Lieferung  beschäftigt  sich 
mit  den  Monumentalbauten  des  XIV.  und  XV.  Jahrhunderts,  in  welchen  das 
mächtige  Emporblühen  der  städtischen  Gemeinwesen  einen  edlen  Wetteifer  unter 
den  einzelnen  Städten  hervorrief,  dem  fast  jede  derselben  die  Erbauung  einer 
Pfarrkirche  verdankte.  Die  den  Seitenschiffen  in  jener  Zeit  vielfach  sich  an- 
schliessenden Kapellenreihen  sind  nicht  zunächst,  wie  H.  Rahn  annimmt,  dem 
Streben  einzelner  Familien  und  Corporationen,  sich  durch  Stiftung  kirchlicher 
Heiligthümer  zu  verewigen,  zuzuschreiben,  sondern  dem  Princip  thunlichster 
Baumausnützung,  gemäss  welchem  man  die  ja  doch  in  der  Gothik  nur  als  Fül- 
lungen dienenden  Mauern  zwischen  den  Strebepfeilern  möglichst  nach  Aussen 
rfickte,  so  dass  die  Hauptmasse  der  letzteren  in  die  Kirche  hineingelegt  wurde, 
wo  dann  der  zwischen  ihnen  befindliche  Raum  eben  jene  kleinen  Kapellen  bil- 
dete, während  Aussen  die  doch  so  kolossalen  Streben  an  den  Wänden  der  Sei- 
tenschiffe fast  nur  andeutungsweise  sichtbar  werden,  wie  u.  A.  Fig.  115  (Mün- 
ster in  Bern)  zeigt. 

Mit  der  Verallgemeinerung  der  Bauthätigkeit  hielt  auch  in  der  Schweiz 
die  Ausdehnung  der  Bauhütten  gleichen  Schritt,  sie  wuchsen  zu  immer  grösse- 
rer Macht  heran.    Die  geistlichen  Baumeister   und  Steinmetzen   waren  den  von 

12 


178  Dr.  J.  R.  Rahn:  Gesch.  d.  bildenden  Künste  in  der  Schweiz. 

allen  Seiten  sich  häufenden  Aufträgen  nicht  mehr  gewachsen,  und  worden  all- 
mälig  von  dem  laioalen  Element  ganz  verdrängt,  welches  sich  jetzt  profesaiona- 
mässig  mit  der  Bau-  und  Steinmetzkunst  befasste.  Neben  vielen  Licht-  hatte 
aber  auch  der  Einfluss  der  Bauhütten  mit  ihren  traditionellen  Eigenheiten 
manche  Schattenseiten  im  Gefolge,  weil  die  in  den  Hütten  gewonnene  technische 
Sicherheit  der  Lust  zu  allerhand  Wagnissen  Vorschub  leistete,  ¥rie  sie  nament- 
lich in  den  Details  der  Bauten  jener  späteren  Periode  zu  Tage  tritt,  und  eu 
Spielereien  ausartend,  besonders  an  den  zur  inneren  Eircheneinrichtung  ge- 
hörenden Requisiten  (Altären,  Taufbrunnen,  Sacramentshäuschen  u.  s.  £.)  sich  findet. 

Den  Schluss  der  zweiten  Lieferung  bildet  eine  Besprechung  des  mittel- 
alterlichen Profanbaues,  der  freilich,  von  den  Befestigungszwecken  dienenden 
Gebäuden  abgesehen,  wenige  hervorragende  Denkmale  aufzuweisen  hat,  sich 
aber  durch  mancherlei  Abweichungen  von  den  einschlägigen  Bauten  inDeutacb- 
land  unterscheidet. 

Wenn  Schnaase  schon  a.  a.  0.  bezüglich  der  ersten  Lieferung  die  reiche 
Ausstattung  derselben  mit  einer  grossen  Zahl  von  Holzschnitten  rühmte,  so  ver- 
dient diese  zweite  Abtheilung  das  gleiche  Lob  in  noch  höherem  Masse,  da  den 
damals  gebotenen  59 Illustrationen  sich  jetzt  weitere  86  ganz  trefflich  aus- 
geführte Holzschnitte  anschliessend  von  denen  nur  einige  wenige  bekann- 
teren Werken  entlehnt  sind,  während  die  meisten  auf  Originalaufnahmen  zu  be- 
ruhen scheinen.  Trotz  dieser  Reichhaltigkeit  haben  wir  doch  an  einzelnen  Stellen 
(z.  B.  bei  den  Reliefs  von  Romainmotier,  der  romanischen  Hobsschnitzerei  von 
Chur  oder  Sitten,  den  Goldschmiedearbeiten  von  Kloster  Engelberg  und  S. 
Maurice)  Abbildungen  höchst  ungern  vermisst,  zumal  die  wiederholt  citirten 
Werke,  namentlich  Blavignac,  architecturo  sacree  und  Aubert,  Tresor  de 
Tabbaye  de  S.  Maurice  d'Agaune  bei  uns  wol  nur  in  grösseren  Bibliotheken 
gefunden  werden. 

Wir  können  nur  wünschen,  dass  das  mit  gründlichster  Sachkennntniss 
und  dabei  doch  in  einer  auch  dem  archäologisch  weniger  Gebildeten  verständ- 
lichen Sprache  verfasste  Werk  über  die  Schweizer  Grenzen  hinaus  einen 
recht  zahlreichen  Leserkreis  finden  möge.  Es  wird  sich  bald  als  ein  ganz  un- 
entbehrlicher, weil  bisher  schmerzlich  vermisstor  Begleiter  für  diejenigen  Alter- 
thumsfreunde  erweisen,  welche  es  lieben,  auf  ihren  Erholungsreisen  das  Nütz- 
liche mit  dem  Angenehmen  zu  verbinden,  und  dies  umsomehr,  wenn  der  ge- 
schätzte Verfasser  demselben  am  Schlüsse  einen  kunsthistorischen  Weg- 
weiser beizufügen  nicht  verabsäumen  wollte. 

Viersen. 

Aldenkirchen. 


in.    Miseellen. 


1.  Wann  ist  die  Kunst  die  Bronze  zu  löthen  erfanden? 
Früher  glaabte  ich,  diese  Frage  lasse  sich  bei  der  Mangelhaftigkeit  unser  histo- 
rischen Quellen  gar  nicht  beantworten,  später  nahm  ich  zu  meiner  üeber- 
raschung  wahr,  dass  Andere  besser  unterrichtet  waren :  nicht  nur  in  deutschen, 
sondern  auch  in  englischen  und  französischen  Büchern  und  Zeitschriften  ward 
die  Thatsache  so  aufgefasst,  als  ob  sie  an  ein  bestimmtes  Datum  sich  anknüpfe; 
ich  fand  sogar  Jahreszahlen,  da  aber  dieselben  bedeutend  differirten,  macht« 
mich  dies  wieder  irre ;  endlich  erfuhr  ich,  Glaukos  von  Chios  habe  diese  Kunst 
erfanden.  Da  über  das  Zeitalter  dieses  Künstlers  die  Ansichten  getheilt  sind, 
erkürte  sich  die  Differenz  hinsichtlich  des  Datums  der  Erfindung.  Von  Glaukos 
wosste  ich,  dass  ihm  Herodot  das  Verdienst  zuschreibt,  zuerst  die  Kunst  das 
Eisen  zu  löthen  erfunden  zu  haben  *).  Ein  vielbewundertes,  alterthümliches 
Werk  von  seiner  Hand,   ein   eiserner  Untersatz  für   einen   silbernen  Mischkrug 


1)  Herodot  I,  25:  os  fxovvog  Sr^  navjfov  ttv^oinwv  at^rJQov  xolXriaiv  i^€vQe, 
Alle   übrigen   Zeug^nisse   (zusammengestellt   von  Oyerbeck    d.    antiken  Schrift- 
quellen S.  47)   gehen    auf  die  Aussage  des  Herodot  zurück   und  haben  keinen 
selbständigen  Werth:  nur  machen  Einige  nach  einer  anderen  üeberlieferung  den 
Künstler   zum  Samier;   so  auch  Stephanus  Byz.  unter  Al^alri,   der   noch  einen 
anderen  Glaukos' kennt:  ^vo  yäg  rjattv'  elg  raiv  r^y  xollriatv  at^vjQov  (vq6vt(ov  (aus 
diesen  Worten    darf  man  nicht  schliessen,    dass  auch  Andere  auf  das  Verdienst 
dieser  Erfindung  Anspruch  erhoben  hätten«    sondern   der  Grammatiker  schrieb 
^  6  Tiiv  xollijaiv  atdfjgov  €vq(6v)'  ovtos  fikv  Zufitos,  oorig  xal  t^ov  aotSifima- 
xoy    avi&rixev   iv  ^eUpöis,    tag  'Hgo^otog'    6    dk   hegog  Arifivtog^    äv^Qtavronotbg 
Staarifiog,    Der  Bildhauer  aus   Lenmos  ist  vielleicht  nicht  yerschieden  von  dem 
Glaukos,  welcher  um  Ol.  76  blüht,  denPausan.  V,  26  einen  Argiver  nennt.  Aus 
der  Stelle  des  Flutarch   de  def.  orac.  47  darf  man  nicht  schliessen,  der  ältere 
Qlaokos  habe  die  Kunst  das  Eisen  zu  härten   und  zu  erweichen  erfunden    oder 
Tervollkommnet,  sondern  Flutarch   setzt  nur   voraus,  dass  ihm  diese  Technik 
wohlbekannt  war. 


180  Miscellen. 

in  Delphi,  erhielt  das  Andenken  an  Glaukos  und  seine  Erfindung  lebendig. 
König  Alyattes  von  Lydien  hatte  um  Ol.  42  das  Weihgeschenk  nach  Delphi  ge- 
stiftet, daher  man  gewöhnlich  den  Glaukos  zum  Zeitgenossen  des  Alyatte? 
macht,  während  Eusebius,  freilich  ein  wenig  verlässiger  Zeuge,  ihn  in  viel  frühere 
Zeit,  in  Ol.  22  versetzt  Es  war  dies  die  einzige  Arbeit  des  Glaukos,  welche 
das  Alterthum  kennt;  alle  Augenzeugen,  wie  Herodot,  Hegesander  von  Delphi 
und  Pausanias  sagen  einstimmig,  der  Untersatz  sei  aus  Eisen  zusammengelöthet 
gewesen.  Woher  stammt  also  die  Nachricht  der  Neueren,  welche  in  den  alten 
Quellen  keine  Unterstützung  findet,  Glaukos  habe  die  Kunst  Bronze  zu  löthen 
erfunden? 

Offenbar  müssen  vnr  die  Gewähr  für  diese  Notiz  bei  den  modernen 
Eunstbistorikem  suchen,  und  wirklich  schreibt  H.  Brunn  Geschichte  der  griech. 
Künstler  I,  29  im  J.  1853:  »Sein  Ruhm  ist  die  Erfindung  der  Löthung  des 
Erzes.c  Dies  ist  offenbar  nur  ein  Schreib-  oder  Gedächtnissfehler  ^), 
der  aber  verhäng^nissvolle  Folgen  hat:  denn  alsbald  wird  auch  der  eiserne 
Untersatz  zum  ehernen,  und  in  der  Beschreibung  des  Kunstwerkes  nach  Pau- 
sanias ist  von  Verbindung  des  Erzes  und  ehernen  Querstäben  die 
Rede,  wo  der  Grieche  ^artv  avTi]  r^  aiSr^gip  Seofioq  und  ilaa/itaa  rov  atSiJQov 
sagt.  Für  diese  Verwirrung  ist  also  Brunn  verantwortlich  zu  machen,  doch  ist 
diese  gelehrte  Geschichte  der  griechischen  Künstler  wohl  nur  dem  engem  Kreise 
der  speciellen  Fachgenossen  bekannt,  jener  weit  verbreitete  Irrthum  wird  nur 
indirect  auf  Brunn  zurückgehen,  und  zwar,  wenn  nicht  alles  täuscht,  auf  ein 
populäres,  allgemein  verbreitetes  Werk,  auf  E.  Curtius  griechische  Geschichte  I, 
S.  441  (ersch.  im  J.  1857,  aber  die  späteren  Ausgaben  weichen  nicht  ab).  Hier 
wird  ausgeführt,  man  habe  schon  längst  verstanden  Erzstücke  durch  Stifte  und 
Nägel  zu  verbinden,  aber  erst  in  Chios  habe  man  die  Kunst  erfunden,  das  Erz 
zusammen  zu  löthen,  und  dies  sei  eben  das  Verdienst  des  Glaukos.  Bei  Curtius 
liegt  kein  Schreibfehler  vor,  sondern  er  folgt  eben  allzu  vertrauensvoll  der 
Führung  Brunns  und  sucht  sogar  recht  scharfsinnig  nachzuweisen,  dass  diese 
Technik  des  Löthens  gerade  in  Chios^  der  Heimath  des  Mastixbaumes,  vor- 
zugsweise mit  Erfolg  ausgebildet  werden  konnte. 

Ich  hoffe  dieser  weit  verbreitete  Irrthum  ist  damit  ein  für  allemal  be- 
seitigt'). Wenn  Glaukos,  gleichviel  ob  Ol.  22  oder  42  die  Kunst  das  Eisen  zu 
löthen  erfand,  so  ist  man  wohl  berechtigt  daraus  zu  schliessen,  dass  das  gleiche 
Verfahren  schon  längst  bei  der  Bronze  angewandt  worden  war;  denn  die  Technik 
der  Erzarbeit  geht  naturgemäss  der  Bearbeitung  des  Eisens  voraus  und  ist 
früher   vervollkommnet  worden.    Dabei   darf   man  übrigens  voraussetzen,  dass 


1)  Auch  die  betreffenden  Anmerkungen  zeigen  deutliche  Sparen  von 
Flüchtigkeit. 

2)  Wenn  es,  wie  hier  nachgewiesen  wurde,  einem  geachteten  Gelehrten 
begegnet,  Bronze  und  Eisen  zu  verwechseln,  so  darf  man  wohl  unter  Umständen 
alten  sonst  sorgföltigen  und  gewissenhaften  Schriftstellern  einen  gleichen  Irr- 
thum zutrauen.    Doch  darüber  ein  anderes  Mal. 


J 


MiBcellen.  181 

man  auch,  naoLdem   die  Kunst  des  Löthens   erfanden   war,   noch  längere  Zeit 
fortfuhr  nach  alter  Weise  Bronzegefasse  u.  s.  w.  zusammen  zu  nieten. 

Schliesslich  möchte  ich  rathen  die  Data  der  griechischen  Kunstgeschichte 
nicht  so  ohne  weiteres  für  die  allgemeine  Entwicklung  der  künstlerischen  Technik 
zu  verwerthen :  die  Angaben  griechischer  Schriftsteller  über  den  ersten  Erfinder 
beruhen  z.  Th.  nur  auf  unsicherer  Yermnthung,  zuweilen  stehen  verschiedene 
Ueberlieferungen  einander  gegenüber;  dann  abor  waren  die  Griechen  nur  zu 
sehr  geneigt,  auf  diesem  Gebiete  sich  alles  Verdienst  ausschliesslich  zuzueignen: 
auch  wenn  die  Nachricht  über  den  ersten  Urheber  einer  Erfindung  wohl  be- 
gründet ist,  beweist  dies  zunächst  nur,  dass  er  der  erste  Hellene  war,  der  das 
betreffende  Verfahren  anwandte,    dies  schliesst  aber  nicht  aus,    dass  anderwärts 

schon  längst  die  gleiche  Kunstübung  bekannt  war. 

Th.  B. 


2.  Zur  Chronologie  der  Gräberfunde.  Münzen  sind  anerkannter- 
massen  das  wichtigste  und  untrüglichste  Hülfsmittel,  um  wenn  auch  nicht 
immer  ganz  genau,  doch  wenigstens  annähernd  die  Epoche  zu  bestimmen,  wel- 
cher üeberreste  der  Kunst  und  Industrie,  die  eben  in  Begleitung  von  Münzen 
zu  Tage  gefördert  wurden,  angehören.  Bekanntlich  pflegt  gegenwärtig  eine 
grosse  Anzahl  Alterthumsforscher,  wenn  unter  den  nordischen  Gräberfunden 
Goldschmuck  oder  Broncegeräthe  vorkommen,  welche  mehr  oder  weniger  Kunst- 
fertigkeit verrathen,  darin  Erzeugnisse  etruskischer  Industrie  zu  erblicken.  Man 
weiss  ganz  genau,  auf  welchen  Strassen  der  Handel  diese  transalpinischen  Fa- 
bricate  nach  dem  Norden  beförderte,  und  sucht  auch  die  Chronologie  festzustellen, 
indem  man  solche  Grabfunde  ungeföhr  derselben  Zeit  zuweist,  in-  welcher  gleich- 
artige Bronzegeßlsse  und  Goldschmuck  in  Italien  angefertigt  wurden.  Auch  auf 
der  vorletzten  Generalversammlung  der  deutschen  Geschichts-  und  Alterthums- 
vereine  zu  Trier  im  Spätjahr  1874  wurde  das  Thema  eingehend  besprochen; 
bei  diesem  Anlass  warf  Hr.  v.  Quast  aus  Berlin  die  zeitgemässe  Frage  auf,  ob 
sich  nicht  zuweilen  auch  Münzen  bei  diesen  Gegenständen,  deren  Ursprung  man 
auf  ausländischen  Gewerbfleiss  zurückführe,  gefunden  hätten.  Die  anwesenden 
Vertreter  dieser  Ansicht  stellten  einstimmig  das  Vorkommen  von  Münzen*  in 
Abrede.  Diese  Behauptung  steht  jedoch  mit  den  Thatsachen  nicht  recht  im 
Einklänge.  Da  die  Fundberichte  oft  mangelhaft  und  unzuverlässig  sind,  da  na- 
mentlich bei  Ausgrabungen  das,  was  verschiedenen  Epochen  angehört,  nicht 
immer  sorg^ltig  genug  gesondert  wird,  so  mag  vorläufig  nur  ein  vollkommen 
gesicherter  Fall  vorgeführt  werden.  In  Brüssel  in  der  Sammlung  des  Herzogs 
von  Arenberg  befindet  sich  ein  goldener  Halsring,  der,  wie  Schürmans  Objets 
J^trusques  decouverts  en  Belgique  (Brüssel  1872)  S.  85  versichert^  grosse 
Aehnlichkeit  mit  dem  Halsring  von  Waldalgesheim  hat;  derselbe  ist  zu 
Frasnes -lez -Buissenal  (an  der  Grenze  der  Gemeinden  Frasnes  und 
Anvaing,  arrondiss.  de  Tournay,  province  d'Hainaut)  zugleich  mit 
monnaies  gauloises,    fabriquees  ä  Limitation   des  didraohmes   de 


tA       '^ 


182  MiMseDaL 

Philippe  de  Macedoine  aosgegpraben  worden.  Dieser  intereesante  Fond, 
obwohl  nicht  ganz  neaen  Datams  (5.  Febr.  1864),  yerdient  aach  in  weiteren 
Kreisen  bekannt  za  werden;  daher  möge  hier  der  Bericht,  welchen  alsbald  Ed. 
Joly  im  l'Eoho  de  Renaix  vom  17.  Febr.  erstattete,  den  wir  der  freund- 
lichen Mittheilang  des  Hm.  Schürmans  in  Lüttich  yerdanken,  folgen. 

„Dans  l*apres-midi  du  5  ferner  demier,  des  ouvriers  de  M.  le  comte  Gastave 
de  Lannoy,  bourgmestre  d'Anvaing,  gouvemeur  de  la  Maison  de  S.  A.  R.  Mgr. 
le  dac  de  Brabant,  procedant  it  des  travaux  de  plantation  dans  le  bois  de 
Martimont  (Martis  mons),  situe  a  an  Eilometre  environ  de  l'est  dn  chemin 
de  fer  Hainaut-Flandres,  y  ont  decouvert,  k  proximite  d'nn  ravin,  au  fond 
duquel  coule  une  source  d'eau  appclee  la  Fontaine  de  l'En fer,  un  d6p6t 
d'objets  en  or,  remontant  a  la  periode  celtique,  et  compose  d'une  cinquantaine 
de  monnaies  et  de  deux  magnifiques  colliers  ou  torques  d'un  ohef  gaulois. 

Les  monnaies  ou  medailles  qui  toutes,  oa  presque  toutes,  ont  passe  par 
nos  mains,  portent  le  meme  type,  mais  sont  distinctement  d'antant  de  coina 
diff6rents.  C*est  la  monnaie  celtique  unifaoe,  k  flacon  concaye  oü  Ton  yoit  en 
gros  relief,  galopant  kdroite,  le  cheyal  libre  ou  symbolique,  et  qui  est  r^put^e 
par  les  numismates,  comme  la  plus  ancionne  monnaie  autonome  de  ces  contr^es. 
D'apres  les  conjectures  du  sayant  polonais  feu  Joachim  Lelewel,  l'emission  des 
unifaoes  remonterait  au  plus  tard  k  l'annee  200  ayant  Jösus-Ghrist.  Elles  ne 
seraient  qu'une  imitation  barbare  et  deg^neree  du  statere  d'or,  au  bigo,  de 
Philippe  de  Macedoine. 

On  ne  doit  pas  s'imaginer  cependant  que  ces  monnaies  sont  rares  dans 
nos  looalit^s,  au  oontraire  il  se  passe  peu  d'annees,  sans  que  les  trayaux  de  la 
campagno  n'en  fassent  snrgir  de  terre  quelques  specimens.  Getto  frequente 
apparition  des  nnifaoes,  leurs  divers  degres  d'usure  dans  un  meme  däpot,  et 
sortout  leur  grande  yariete  de  coins,  dont  les  differences  se  sont  certainement 
saccedö,  d'une  mani^re  continue,  pendant  un  long  espace  de  temps,  nous  donnent 
la  preuye  que  cette  monnaie  fnt  forgee  sur  les  lieux  memes  oü  on  la  d6terre, 
tant  i8ol6mcnt  qu'en  dep6t8,  et  qu'elle  constituaf  durant  une  longue  periode 
d'annees,  le  numeraire  des  clans  celto-belges  etablis  sur  les  bords  de  l'Escaut 
(le  Scalt)  et  de  ses  divers  affluents,  tels  qu'ici  la  riyiere  la  Rönne,  dans  le 
voisinage  de  laquelle  a  eu  lieu  la  decouverte  qui  nous  occupe. 

Quant  aux  torques  ou  colliers,  dont  P^ge  nous  est  revele  par  les  medailles 
qui  les  accorapap^aient,  ce  sont  deux  pieces  exceptionnellement  rares,  et  in- 
connues  jusqu'ä  present  dans  les  Annales  des  decouvertes  arcbeologiques  dans 
notre  pays.  Ils  sont  d'une  magnificence  yraiment  capitale  pour  l'6poque  oü  ils 
furent  fabriques. 

Le  plus  grand,  qui  prosente  un  diametre  de  0,20  m.,  est  dcoor6  de  dessins 
au  repousae,  figurant  grossiereraent  des  tetes  de  cheval,  des  cygnes,  des  hydres 
ou  serpents,  et  d'autres  formes  zoomorphiques  et  symboliques,  offrant,  dans  leur 
ensemble,  la  plus  parfaite  analogie  de  style  avec  certaines  configurations  sym- 
boliques,  que  nous  avons  observees  dans  les  monuments  de  provenance  scandi- 
naye.  Et  c'est  la,  nous  le  declarons,  une  partioalarite  qui  nous  a  singuli^rement 


Misoellen.  188 

frappe.  On  se  fera  aisement  une  idee  de  la  richesse  de  ces  objets  de  pamre,  si 
Von  86  figare  qae  le  tore  ou  bondiu  de  Tun  d'eux  a  prös  de  0|035  m.  d'epaisseur, 
c*e8t-a-dire  an  d^cim^tre  de  circonförence. 

II  est  vrai  qu'ils  sont  cretix,  travailles  sur  une  armature  de  fer  ou  d'acier, 
qui  avait  pour  efifet,  tout  en  leur  donnant  plus  de  tenacitä,  de  les  rendre  aussi 
plus  flexibles,  ei  bourres  de  cire,  laquelle,  par  son  long  sejour  dans  le  sol,  a 
aoquis  une  consistance  terreuse.  Ils  sont  d'or  pur,  tandis  que  les  monnaies  ne 
sont  que  d'electrum,  qui  est  un  alliage  d'or  et  d'argent 

On  sait  que  les  Gaulois  possedaient  des  connaissances  metallurgiques 
trds  ayanc6es.  L'or  etait  abondant  chez  eux,  ils  le  deposaient  dans  les  sanetuaires 
et  il  servait  ä  la  parure  des  femmcs  et  des  hommes.  C'Stait  un  metal  local  qu'on 
retindt,  en  grande  quantite,,  des  fieuves,  des  mines  des  C^vennes  et  de  PAquitaine. 

Le  coUier  ou  torques  etait  la  parure  favorite  du  Gaulois;  c'etait  le 
plus  bei  ornement  du  guerrier.  Lorsque,  vaincu  dans  un  combat^  celui-ci  suc- 
eombait  sous  les  coups  de  son  ennemi  le  Romain,  on  voyait  aussitot  le  vainqueur 
Ini  enlever  sa  parure,  pour  s'en  decorer  comme  d'un  brillant  troph^e,  et  prondre 
de  la  ce  surnom  pompeux  de  Torquatus.  Les  Colliers  gaulois,  pris  sur 
l'ennemi,  figuraient  ainsi  parmi  les  depouilles  qui  omaient  la  pompe  triomphale 
des  generaux  victorieux. 

Dans  Torigine  le  collier  n'etait  form6  que  d'une  simple  chaine,  tordue 
comme  une  corde  (catellae  vel  catenulae  tortae),  et  c'est  de  lä  que  lui 
est  venu  le  nom  de  torques  sous  lequel  on  le  designait  indistinctement.  Dans 
la  suite,  on  le  fagonna  aussi  d'une  seule  pi^ce  de  metal,  recourbee  de  maniere 
k  former  un  cercle  d'une  dimension  plus  ou  moins  considerable,  quelquefois 
om6  de  ciselures:  on  donnait  k  ce  genre  de  colliers  le  nom  special  de  circulus 
auri  vel  aureus.  C'est  ainsi  que  Scheffer  depeint  ces  demiers,  dans  son  traite 
de  antiquorum  torquibus:'  circuli  rotundi  quidem,  sed  duri  fuere, 
crassioresque,  ex  una  massa,  figura  orbiculari  etc.  YoiUi  bien  nos 
Colliers  de  Frasnes. 

Toutefois,  il  n'y  avait  pas  que  des  colliers  d'or;  il  y  en  avait  aussi  en  bronze 
et  en  autres  metaux.  Plusieurs  etaient  composes  de  pieces  mobiles,  et  un 
grand  nombre  n'offraient  qu'une  espece  de  chapelet  de  grosses  perles,  seit 
d'ambre,  de  jais,  de  verre  de  couleur,  ou  meme  de  silex,  et  en  autres  pierres 
dures,  taillees  ou  polies. 

Les  deux  extremit^s  metalliques  du  torques  etaient  tantot  soudees, 
tantot  crochetees,  et  la  plupart  du  temps,  simplement  rapprochees :  la  flexibilite 
du  metal  permettait  de  les  ecarter  et  d'ouvrir  Vanneau.  Nos  torques  appar- 
tiennent  k  cette  demiere  categorie;  une  espece  de  fermoir  globuleux  en  serrait 
les  extremites,  et  marquait  ainsi  artistement  le  defaut  de  la  jointure. 

Kons  avons  dit  qu'il  y  avait  deux  colliers.  II  se  pourrait  cependant  que 
le  plus  petit  anneau  qui  n'a  que  0,12  m.  d'ouverture  en  diam^tre  (le  plus  grand 
en  a  0,13  m.),  et  qui  est  travaille  avec  moins  d*art  düt  etre  ränge  dans  la  dasse 
des  armillae  ou  bracelets,  mais  il  aurait  fallu  un  bras  d'une  dimension  for- 
midable  pour  y  faire  tenir  semblable  ornement;  il  est  vrai  que  les  Romains  nous 


184  Miscellen. 

reprösentent  let  Ganlois  comme  6tant  de  baate  statare  et  de  formea  colosmles. 
Le  doute  n'exisierait  plus,  t'il  y  avait  eu  dans  la  trouvaille,  an  troisi^me  anneaai 
fonnant  la  paire  avec  celai  que  nous  envisageons. 

Une  chose  regrettable,  c'est  quo  les  ouvriem,  ne  soapgonnant  pas  Timportanee 

de  lear  troavaille,  ni  meme  qu^il  y  ait  eu  do  Tor,  aient  trait^  les  objets  d6oott« 

verts  ayec  si  peu  de  menagemexits.  Les  Colliers  ont  6t6  demembr6s,  inSme  miitil6s 

on  pariie,  et  plasieurs  pieces,   entr'antres  un   anneau  d'an   travail   merveÜleuz, 

ainei  qae   le  fermoir  dont  il  faisait  partie,   ont  ete  detacbos   da    grand   ooUier. 

On  prenait   tous  ces    restes  poar   la  depoaille  d'un  eveqne    des  temps  anciens, 

sa  Crosse,  son  anneau  et  les  boutons  de  son  vetement.  Si  le  trouveur  n'avait  ea 

rheurease  inspiration  d'aller  consulter  M.  le  notaire  Degreze,  d'Anyaing,  et  de 

lui  faire  voir  les  objets  recueillis,  ceux-ci  auraient  eu  probablement   le  sort  de 

tant  de   restes   precieox  de   l'antiquite,   et   seraient  alles  s'eteindre  sans  broit 

dans    le    creuset    de    l'orfövre    qui    engloutit    tout    sans    pitie.      Anjoard*hai, 

confies  aux  mains  habiles  d'an  ouvrier  intelligent,   ils   pourront    etre    ais6ment 

r6tablis   dans   leur  etat  primitif,   et  faire  ä  l'avenir  le  principal   omement  d'an 

Musee  ou  d'une  bibliotheque. 

II  est  certain  que  le  depot  tenait  ä  nu  dans  le  sol,  et  sealerfient  de  qael- 
ques  centimetres  (de  0,05  m.  ä  0,10  m.)  de  sa  superficie.  La,  pas  de  vase,  pas 
de  pierres  qui  le  protegeaient  contre  la  pression  ou  la  souillure  des  terres 
environnanteSf  comme  cela  se  presente  le  plus  ordinairement ;  une  inspeciion 
des  terres  de  dcblai,  jointe  au  temoignage  des  ouvriers,  ne  nous  a  pas  laissö 
le  moindre  doute  k  cet  egard.  Nous  en  avons  aoquis  en  outre  la  oonviction  que 
le  depot  n'appartient  pas  k  une  s6pulture,  car  nous  n'avons  apergu  ni  traces 
de  cendres,  ni  d'ossements  calcines,  ni  restes  bumains,  ni  rien  enfin  qui  indi- 
quät  une  tombe,  et  une  fouille  operee  recemraent,  sous  la  direction  du  comte 
Ch.  de  Lannoy,  a  pleincment  confirrae  notre  Observation.  Seulement  k  peu  de 
distance  du  lieu  de  la  decouverte  (a  quelque  cent  metres  au  sud),  on  remarque 
une  eminence  regulierement  arrondie,  qui  pourrait  bien  etre  une  tombelle. 

Les  circonstances  denotent  que  le  depot  a  ete  effectue  avec  precipitation, 
seit  au  moment  d'une  alerte,  par  un  guerrier  expirant,  8*il  n'est  plutot  le  butin 
d'un  Soldat,  tue  au  combat,  avant  d*avoir  pu  relever  son  tresor. 

NoDS  avons  appris,  que  les  principaux  objets  de  la  decouverte,  d'abord 
deposes  au  chäteau  d\\nvaing,  ont  ete  depuis  remis  par  le  trouveur  lui-meme, 
le  nomme  Fidele  Teintenier,  de  Forest,  aux  mains  de  M.  le  comte  Gustave  de 
Lannoy,  a  Bruxelles,  qui,  nous  n'en  doutons  pas,  en  fera  un  noble  usage.c 

(signe)  Ed.  Joly. 
Zur  Vervollständigung  dieses  Fundbericbtes  (eine  kurze  Notiz  findet  sich 
auch  in  der  Revue  de  la  Numism.  Beige  1864,  S.  141)  dient  der  Aufsatz 
des  engUscben  Numismatikers  J.  Evans:  on  some  gold  omaments  and  Gaulish 
coins  found  togetber  atFrasnes,  im  Numiamatic  Chronicle  1864,  S.  96— 101, 
Wo  auf  T.  V  sowohl  der  Goldschmuck  als  auch  drei  der  keltischen  Münzen  ab- 
gebildet sind.  Diese  Goldmünzen  von  einseitiger  Prägung  mit  dem  Typus  des 
laufenden  Pferdes  finden   sich   vorzugsweise  im  Gebiete  der  Scheide,   dann  aber 


Mifloellen.  185 

■ 

»ach  bei  Rheims  und  SoissonB;  die  (jk>ldpragang  in  Britannien  stellt  damit  in 
imyerkennbarem  ZusanimenhoDgey  was  sich  durch  die  Einwandemng  belgischer 
Yölkersohaften  genügend  erklärt.  Das  äasserst  rohe,  verwilderte  Gepräge  dieser 
Münzen  berechtigt  nicht,  ihnen  ein  besonders  hohes  Alter  beizulegen.  Evans 
bestimmt  die  Zeit  ungef^ir  80  Jahre  v.  Chr.,  und  findet  ebensowenig  wie  Franks 
die  Rohheit  der  Münztypen  mit  der  Kunstfertigkeit,  welche  der  Goldschmuck 
zeigt,  anvereinbar '). 


3.  Ein  versteinertes  Holzbild?    Es  int  mir  am  18.  Dezember  1875 
durch  Herrn  Hugo  Garthe   in  Köln    ein  versteinertes  Stück  Holz    von  212  Cm. 
Länge  und  60  Cm.  Breite  zur  uähem  Untersuchung  übergeben  worden,  an  dem 
ein  menschliches  Gesicht,    wie  es  den  Anschein  hat,  vor  der  Versteinerung  mit 
rohen  Zügen    eingeschnitten    ist.     Dieser  Fund   ist   einzig  in   seiner  Art.    Die 
Versteinerung  ist,   nach  der  Analyse   des  Hm.  Prof.  Mohr  eine  ächte  Verkiese- 
long,  0,362  grm.  der  ausgeglühten  Substanz  enthielten  0,360  grm.  Kieselerde.  Das 
Holzstück  hat  genau  das  Aussehen  der  im  Diluvium  vorkommenden  versteinerten 
Hölzer,    denen    man   ein   tertiäres  Alter  zuschreibt.    Sie  fehlen  auch  in  unserm 
Siebengebirge  nicht.    Bei  dem  geringen  Gehalt   unserer  Quellwässer   an  Kiesel- 
erde ist  eine  Versteinerung  organischer  Körper  in  geschichtlicher  Zeit  fast  un- 
denkbar,   und  es  giebt  keine  sichere  Angabe  über  ein   solches  Vorkommen,   die 
Einwirkung  heisser  Quellen  abgerechnet.  Schon  Lyell  hatte  sein  Bedenkon  gegen 
.de  Behauptung,   es   seien    die  Pfahle   der   Trajansbrücke   über   die  Donau   bei 
Seigrad   theilwcise   verkieselt   gewesen.     Das  Holz,    dessen  Gefüge   an   einigen 
Stellen  noch  erkennbar  ist,  und  das  vor  der  Versteinerung  wurmstichig  war,  ist 
'yron  einer  Conifere,  deren  Holzzellen  durch  das  Mikroscop  noch  deutlich  zu  sehen 
«ind.    Gegen  eine  Fälschung,  *  an  die  man   zunächst   denkt,    spricht  das    ganze 
JLussehen   des  Holzbildes    sowie  der  umstand,    dass  dasselbe  von  einem  Grund- 
mrbeiter   in   der  Nähe  von  Nymwegen    in  einer  Tiefe  von  6 — 7'    gefunden   und 
-für  5  Cents  =  10  Pf.    verkauft  worden   sein  soll.    Auch  lässt  sich  nicht  anneh- 
Tnen,    dass   in   alter  Zeit    an   dem    schon    versteinerten   Holze   die  Züge    eines 
:3nenschlichen  Gesichtes  angebracht  worden  sind.    Eine  ausführliche  Mittheilung 
über  diesen  merkwürdigen  Fund  behalte  ich  mir  vor. 

Schaaffhausen. 


4.  Die  Trinkschale  von  München-Gladbach.  Die  aus  einem 
Menschenschädel  gefertigte  Trinkschale  wurde  mir  im  April  1875  von  Hm.  C. 
Koenen  in  Neuss  zur  wissenschaftlichen  Untersuchung  übergeben.  Ich  zeigte  sie 
und  sprach  darüber  in  der  Sitzung  der  Niederrhein.  Gesellschaft  vom  8.  Mai 
und  stellte  die  mir  bekannten  Nachrichten  über  den  alten  Gebrauch,  aus  Men- 
schenschädeln zu  trinken,  Zusammen.     Später  machte  mich  Prof.  Bergk  auf  eine 


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1)  Wir  werden  demnächst  auf  diesen  Fund  zurückkommen.        D.  R. 


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6,  Bleiern«  Himmer  Im  Jtni  «iw  J^iuies  ld7i  wurde  beim  Lehm- 
«iecfa^D  za  <ta«T  ZKfr^IeL  ridlidi  rr/a  XeitJL  ^if  derWleee  Tor  dem  Oberthore, 
f(eg«nkäVi«r  d^T  ätu^  'i«  4btf»mAli^e&  O^j^rkk^ters.  ein  bleierner  Hammer  ge- 
(undtiü,  »Ad  zwar  ;n  einer  Tie^e  Ton  2LI5  3Cetiir  icd  amgeben  Ton  Brmndspnren. 
Kr  bat  eine  Gr»o«e  tob  0,126  SCie^iUET.  «^nd  wiegt  cahezn  1,5  Kilo;  die  Gettmlt 
d/:0«eU>en  gleiche  einem  Cjii&der,  der  oaen  anten  etwa«  breiter  wie  naeb  oben  iat, 
wo  er  in  zwf;i  Schiagarme  aruiaj'ift.  die,  Tom  Cjiinder  Tierkantig  aoigehend, 
•ich  nach  aussen  etwa«  erweitem.  A::.f  beid>!:n  Seiten  dea  Cylinden  nebt  man 
X wischen  den  beiden  Sehla^anri<A  ein  erhaben  gegouenea  Emblem:  dai  eine 
einer  linlUt,  das  xnder^  einem  Auireaskreaz  ihTiMfh  Den  unteren  Theil  des- 
selben umgibt  ein  wulstiges  Band,  und  im  Innern,  wo  er  hohl  ist«  zeigt  er  uns 
drei  aus  Blei  l^est^faende  Zapfen,  welche  darajbf  iondeaten,  dasa  der  Hammer 
ehemals  auf  einem  Stiele  befestigt,  and  so  durch  die  bleiernen  2^pfen  ge- 
halten wurde. 

Die  Frage,  welcher  Zf^i  der  Fond  angehört,  lieaa  sich  nicht  dorch  die 
Gestalt,  nicht  dorch  das  Meull,  sondern  nor  durch  eine  genaue  Untersuchung 
der  Fundstelle  und  die  spätere  Auffindung  dreier  weiterer  Hanmier  beantworten. 
Die  Erde  nämlich,  in  der  der  F*und  gemacht  wunle.  ist,  worauf  noch  Ur- 
kunden d/iuten,  unzweifelhaft  das  nach  dem  13.  Jahrhundert  entstandenen  Pro- 
dukt der  Scfalammal#*ätze  des  sich  verändernden  Bheinlaufs.  Ebenso  können  die 
erwähnt'.'n  Brandspuren  nach  meinen  Untersuchungen,  die  ich  seit  einigen 
Jahren  in  der  nächsten  Umgebung  der  Stadt  bei  Gelegenheit  der  Gnmdarbeiten 
Yorgenommen  hal^,  nur  Reste  von  Lagerfeuern  der  Burgunder  sein,  die  bei 
der  Belagerung  von  Neuss  im  Jahre  1474  in  Laufgräben  sich  gegen  die  feind- 
lichen Gefichosse  sicherten.  Die  Fundstätte  deutet  somit  auf  das  Ende  des  Mittel- 
alters und  die  burgnndische  Belagerung  von  Neuss,  als  Zeit  und  Ort  des  Gebrauches; 
hingegen  sch^rint  der  schmuck-  und  werthlose  bleierne  Hammer  als  Waffenstück, 
und  die  Gestalt  des  Hammers  überhaupt  auf  eine  altere  Zeit  hinzudeuten.  Die  beiden 
Embleme  des  Cvlir.-ders  sind  burgundisch,  das  eine  ist  das  burgundische  An- 
dreaskreuz, da<  andere  der  Fäsil  Philipps  von  Burgund.  Der  franz..  Consnl  in 
Dusseldorf,  Fierr  Vicomte  de  Fontenay.  ein  Kenner  Ton  Wafienzeichen,  bezeichnet 
das  letztere  ;n  einem  Briefe  an  mich  als:  tle  fusil  frappant 'la  pierre  ä  fiuil 
du  bon  Dac  Philippe  de  Boargogne.c 

Nach  dffr  rj^rdvichen  Sage  fuhrt  Thor  einen  Hammer  mit  kurzem  Stiele, 
Miölner  genarjAt,  als  Waffe.  Wegen  der  Gestalt  des  Hammers,  wie  auch  noch 
aus  anderen  Onändeo,  die  sich  mir  aus  meinen  Untersuchungen  über  den  €re- 
brauch  der  Hammer  nl^erhaupt  ergeben  haben,  fühle  ich  mich  veranlasst,  den 
bleierr»*?r*  H*fr*m^r  *!«  .Thorhammer*  anzunehmen.  Es  liegt  in  der  Natur  des 
menvihlie.V'r.  Oei^V?.  'J^m  Zeichen  der  höchsten  Gottheit  eine  höhere  Kraft  zoza- 
schreiVi'rn  h^hr  ^/i!d  wird  die  Waffe,  die.  vom  zürnenden  Thor  geschleudert,  den 
Blitz  und  fior,rier  'rzefjgte,  zuerst  zu  religiösem,  dann  zu  profanem  Gebrauche 
eingeführt  worden  zu  sein.  Es  ist  bekannt,  dass  vielen  Objecten,  welche  eine  sym- 
Uili%che  Bede'jt'in;^  hziU-n.  eine  ihnen  eigenthümlicho  Form  gegeben  wurde,  und 
dass  sich  solche  erhalten  hat  bis  in  die  späteste  Zeit   So  ist  auch  unserem  Ebm- 


MisceUen.  189 

mer  jene  alte  Form  eigen,  die  uns  an  einer  Waffe  vom  Ende  des  Mittelalters  in 
Staunen  versetzt.  Auffallend  ist  das  zu  dieser  Waffe  angewendete  Metall.  Vielleicht 
hat  man  erst  gegen  Ende  des  Mittelalters  Blei  deswegen  zur  Herstellung  verwendet, 
um  den  Rüstungen  jener  Zeit  eine  wuchtige  Waffe  entgegen  zu  setzen,  wozu  es 
besser  sich  eignete,  wie  jedes  andere  Metall. 

Ich  habe  den  Hammer  bald  nach  seiner  Auffindung  dem  Hrn.  Geheim- 
ratb  Prof.  Schaaffhausen  in  Bonn  übergeben;  er  hat  denselben  dem  internatio- 
nalen Congresse  für  vorhistorische  AVchäologie  in  Stockholm  vorgelegt.  Prof. 
Schaaffhausen  stimmt  mit  mir  darin  überein,  ^^dass  dieser  Bleihammer  sowie 
die  anderen,  die  ich  gleich  erwähnen  werde,  burgundische  Waffen  sind,  und 
von  der  Belagerang  der  Stadt  Neuss  durch  Carl  den  Kühnen  herstammen,  dass 
aber  ihre  Form  eine  alte  ist,  und  als  Thorhammer  gedeutet  werden  darf.*'  Er 
hat  dieselben  zum  Gegenstand  einer  ausführlichen  Untersuchung  gemacht  und 
wird  darüber  eine  Arbeit  veröffentlichen. 

Einige  Zeit  nach  der  Auffindung  des  ersten  Hammers  machte  ich  noch 
swei  weitere  Hämmer  ausfindig,  die  durch  charakteristische  Merkmale  das 
oben  ausgeführte  hinsichtlich  der  Fundstelle  und  der  beiden  Embleme  bestä- 
tigen. Auch  diese  Waffen  wurden  in  der  nächsten  Umgebung  der  Stadtmauern 
gefunden.  Einer  wurde  mir  von  Kaufmann  Wolter  aus  Neuss  geschenkt,  der  ihn 
vor  mehreren  Jahren  von  einem  Arbeiter  gekauft  hatte.  Der  Hammer  hat  die- 
selbe Grösse  und  Schwere  wie  der  erste,  die  Form  ist  jedoch  ausgebildeter,  und 
zwar  dadurch,  dass  der  Cylinder  nach  der  äusseren  Seite  sechs  Ebenen  zeigt, 
welche  in  der  Mitte  und  nach  unten  von  einem  wulstigen  Stäbchen  umgeben 
sind.  Auch  zeigt  er  Spuren  der  Embleme  und  im  Innern  die  bleiernen  Zapfen, 
sogar  noch  Holzreste  vom  Stiele.  Als  ich  die  Fundstelle  dieses  Hammers  be- 
sichtigen wollte,  fand  ich  auf  der  Oberfiäche  eines  Ziegelfeldes  einen  dritten 
bleiernen  Hammer.  Er  war  am  vorhergehenden  Tage  bei  dem  Lehmstechen  ge- 
funden, und  von  dem  Arbeiter  als  werthlos  weggeworfen  worden.  Auch  er  hat 
die  Form  des  ersten  Hammers,  jedoch  fehlen  im  Innern  des  Cylinders  die  bleier- 
nen Zapfen,  wohingegen  auf  der  Aussenseite  desselben  in  das  zum  Schneiden 
einladende  Blei  eingeritzt,  eine  Inschrift  in  gothischen  Lettern,  dem  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  angehörig,  sich  befindet  —  Den  vierten  Hammer  fand  ich 
im  Besitze  des  Herrn  Dr.  Sels,  der  ihn  auch  vor  mehreren  Jahren  von  einem 
Arbeiter  gekauft  hatte.  Die  Form  gleicht  wiederum  dem  ersten  Hammer,  auch 
die  Zapfen  und  Embleme  sind  vorhanden,  jedoch  ist  zwischen  den  beiden 
Schlagarmen  in  dem  Auslaufe  des  Cylinders  eine  eiserne  Lanzenspitze  einge- 
lassen, die  den  Charakter  der  Waffen  des  15.  Jahrhunderts  zeigt. 

Neuss.  Koenen. 


6.  Erhaltung  von  Menschenhaar  in  alten  Gräbern.  In  der 
Sitzung  der  Niederrh.  Gesellschafl  vom  5.  Juli  1875  legte  ich  Schädel-  und 
Knochenreste  eines  Erwachsenen  und  eines  Kindes  und  einen  Haufen  wohl 
erhaltener,   röthlich    gefärbter  Menschenhaare     aus   dem   bei   Rondorf   unfern 


Misoellen.  191 

liattft.  Er  hatte  sich  tapfer  gegen  seme  Mörder  gewehrt  Auch  in  den  800  Jahre 
alten  Gr&bern  der  Meria's  an  der  Wolga  fanden  sich  nach  Ouvaroff  nicht  selten 
noch  Reste  des  Kopfhaares.  In  den  von  Frl.  J.  Mestorf  zusammengestellten  12 
Moorleichenfunden  wird  das  meist  erwähnte  Kopfhaar  zweimal  als  röthlioh  be- 
zeichnet. 

Noch  einmal  konnte  ich  bei  der  Winkelmannsfeier  am  10.  Dez.  vor. 
Jahres  über  einen  solchen  Fall  berichten.  In  dem  nicht  lange  vorher  in  der 
Johannisstrasse  in  Köln  am  AUerheiligen-Convent  ausgegrabenen  Steinsarge,  der 
jetzt  im  WallraTschen  Museum  sich  befindet  uud  laut  seiner  Inschrift  die  Ge- 
beine eines  römischen  Hauptmanns  der  Kaiserlichen  Leibgarde  enthielt  und 
etwa  in  das  dritte  Jahrb.  n.  Chr.  gesetzt  werden,  darf,  fanden  sich  neben  den  sehr 
stark  verwitterten  Knochen  ansehnliche  Reste  des  Kopf-  und  Barthaares.  Sie 
waren  röthlich,  das  feinere  und  hellere  Kopfhaar  hatte  nur  Vi  der  Dicke  des 
Barthaares,  welches  noch  in  der  Gegend  des  Backenknochens  lag  und  IVt  Zoll 
s=3  40  Cm.  lang  war.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  zeigte  sich  der 
ganze  Haarschaft  gelbröthlich,  die  Epidormisschüppchen  waren  nicht  mehr  er- 
kennbar, auch  die  Zellen  des  Markcylinders  waren  in  eine  krumeliche  Masse 
verwandelt,  die  sich  aus  dem  Haarkanal  herausdrücken  liess,  aber  noch  deut- 
liche Kerne  enthielt.  Der  Markkanal  war  vielfach  wie  im  Leben  mit  Luft  er- 
füllt. Durch  Salpetersäure  zerfiel  der  Schaft  sehr  bald  in  seine  Zellen.  Sowohl 
die  helle  Farbe  des  Kopfhaars  als  die  ungewöhnlich  starken  Knochen  sprechen 
dafür,  dass  der  Bestattete  ein  Germane  war,  aus  denen  man  gern  die  kaiser- 
liche Leibwache  wählte.  Vom  Schädel  war  ausser  Bruchstücken  nur  der  Unter- 
kiefer erhalten,  er  hat  ein  vorspringendes  Kinn  und  die  Zähne  deuten  auf  mitt- 
leres Alter.  Das  erhaltene  Ellenbogenbein  war  27,2  Cm.,  das  Oberarmbein  33^8 
Cm.  lang.  Aus  diesem  Maass  lässt  sich  nach  den  Angaben 'von  Carus,  wonach 
der  Oberarm  l*U  und  der  ganze  Körper  OVa  Modul  misst,  ein  Yerhältniss  wie 
10:57,  die  Grösse  des  Mannes  zu  193,8  Cm.  oder  6'  2"  Rh.  berechnen.  Legt 
man  die  am  Skelet  genommenen  Zahlen  von  Langer  zu  Grunde,  wonach  das 
Maass  des  Oberarmbeins  ^^^/looo  i^^*  "<>  erhält  man  für  die  Körpergrösse  dieses 
Germanen  196  Cm.  =6'  2"  10'"  Rh.  Die  mittlere  Grösse  des  Menschen  in 
Belgien  ist  nach  Quetelet  168  Cm.  Herr  Oberbürgermeister  Dr.  Becker,  der  bei 
der  Eröffnung  des  Sarges  zugegen  war,  theilt  mir  noch  mit,  dass  derselbe  nicht 
mit  Erde  gefüllt  war  und  ausser  der  Leiche  und  einem  Glase  nur  etwas  Kalk 
za  enthalten  schien.  Ueber  dem  lose  daraufliegenden  Deckel  lag  die  Erde  noch 
1^/4  BL  hoch.  Der  Sarg  stand  zwischen  Ost  und  West,  das  Gesicht  des  Todten 
war  nach  Osten  gerichtet.  Hinter  demselben  an  der  Westseite  fanden  sich  die 
Scherben  einer  grossen  irdenen  Henkelume.  Soha  äff  hausen. 


7.  Römische  Würfel  und  würfelähnliohe  Spiele.  Unser  Verein 
erwarb  gleichzeitig  ein  Trinkgefass  mit  Aufschrift  (s.  die  Mise.  19)  und 
einen  kleinen  Gegenstand   ans  grünem  Stein,   welcher  mich  veranlasste,   den 


192  MiieelleD. 

Würfeln  nnd  würfelähnliehen  Spielen  unserer  SsBimliuig  meiBe  Aufmerkaunkeü 
zozawenden,  nnd  gebe  ich  im  Folgenden  eine  knrze  Beedneibung  dendben. 

Zuerst  besitzen  wir  3  Worfelt  2  ans  Knochen  oder  Elfenbein  nnd  einen 
aas  grünem  Stein,  welche  sich  hinsichtlich  der  Anordnung  and  Besaidmnng 
der  Zahlen  von  den  jetzt  gebrauchten  nicht  unterscheiden  ^  nur  sind  die  ein- 
zelnen Punkte  einer  Zahl  durch  überaus  zierlich  hergestellte  Dop^ielkreise  ge- 
bildet. Wir  haben  dann  einen  grösseren  Ton  schwarzem  Stein,  bei  welchem  die 
6  Hauptflächen  nicht  durch  die  Zahlen  Ton  1  bis  6  ansgefnllt  werden,  sondern 
durch  je  zwei  Buchstaben,  und  zwar  TA,  LS,  SZ,  NG,  M),  hEL  Ausserdem 
sind  an  diesem  Würfel  durch  Abschrägnng  aller  Kanten  12  neue  Felder  ge- 
wonnen,  in  welchen  die  Zahlen  1  —  12,  durch  Punkte  angedeutet,  stehen.  Es 
konnten  also  in  Folge  des  Wurfes  entweder  eine  der  obigen  Buchstaben-Zu- 
sammenstellungen oder  eine  Zahl  nach  oben  zu  liegen  kommen,  und  bot  aomit 
der  Würfel  18  verschiedenen  Chancen. 

In  der  Anordnung  der  einzelnen  Zahlen  konnte  ich  eine  bestimmte  Reihen- 
folge oder  ein  System,  wonach  dieselben  geordnet,  nicht  aasfindig  machen,  nnd 
gebe  ich  im  Folgenden  die  Art,  wie  sie  zu  den  einzelnen  Buchstaben  stehen: 


Oben 

Unten 

zur  Rechten 

zur  Li 

TA 

5 

2 

9 

3 

LS 

6 

5 

10 

4 

SZ 

12 

6 

8 

7 

NG 

2 

12 

1 

11 

M) 

3 

7 

11 

4 

hH 

9 

8 

10 

1 

die  Fläche  natürlich  immer  nur  schräg  anstossend. 

Herr  Garthe  in  Köln  besitzt  einen  ähnlichen  Würfel.  Die  Buchstaben 
sind  dieselben,  nur  ist  die  Stellung  der  einzelnen  Zahlen  eine  andere.  Sie  gprup- 
piren  sich,  wie  folgt: 


TA 

11 

10 

5 

6 

LS 

1 

2 

6 

7 

SZ 

12 

9 

7 

8 

NG 

2 

3 

10 

9 

^D 

3 

4 

5 

8 

m 

1 

4 

12 

11 

Hier  ist  schon  eher  ein  Plan  in  der  Zusammenstellung  zu  erkennen,  indem  in 
den  meiMteii  Fällen  oben  und  unten  und  rechts  und  links  2  aufeinander  fol- 
gend« Zahlen  sind. 

Nun  komme  ich  zu  dem  vor  dem  Kölnthor  gefundenen  Gegenstande,  der 
das  liruoliHtilck  oinos  Kreisels  zum  Hazardspiel  zu  sein  scheint.  Es  ist  ein  1,4  Cm. 
Iioh»«,  smjhssöitijfos  Süulchon  (Durchm.  2,5  Cm.).  Die  obere  wie  die  untere  Seite  in's 
rundlluhe  übergehend  und  couisoh  zulaufend  zeigen  beide  in  der  Mitte  einen  runden 

l)  Auiih  II r.  (larthe  besitzt  dorgl.  Würfel,  darunter  einen  von  Amethyst, 
elnuit  »ndurmt  von  (Has. 


Miscellen.  193 

Brach  von  etwa  0,6  Cm.  Durcbm.  Ich  denke,  dass  der  Bruch  oben  durch  das  Abbre- 
chen eines  Stieles  als  Handhabe  zum  Drehen  entstanden  ist,  während  bei  dem 
unteren  eine  Spitze  abbrach,  worauf  sich  der  Kreisel  drehte,  bis  beim  Aus- 
laufen eine  der  6  Seiten  nach  oben  zu  liegen  kam.  Diese  zeigen  dieselben  Buch-  ^ 
itaben  wie  die  oben  beschriebenen  Würfel,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass 
hier  ND  und  NH  keine  Ligatur  haben.  Kreisel  ahnlicher  Art  (auch  mit  Buch- 
staben) sind  bei  uns  als  Kinderspiel  noch  im  Gebrauch.  Ueber  die  Bedeutung 
der  einzelnen  Buchstaben-Zusammenstellungen  habe  ich  nichts  Bestimmtes  er- 
mitteln können;  NH  könnte  z.  B.  nihil  bedeuten. 

In  unserer  Sammlung  findet  sich  endlich  noch  ein  würfelahnliches  Spiel- 
zeug: es  ist  aus  Erz  und  zeigt  12  aus  gleichseitigen  Fünfecken  construirte 
Fl&chen  (Pentagone,  Dodekaeder),  welche  mitzählen  von  verschiedenem Werthe 
bezeichnet  sind.  Die  Verwitterung  ist  leider  ziemlich  stark,  und  kann  ich  nicht 
genau  die  vorkommenden  Zahlen  angeben.  Die  höchste  nachweisbare  Zahl  ist 
die  6,  da  ich  diese  aber  3  mal  zu  erkennen  glaube,  so  bin  ich  zweifelhaft,  ob 
der  Würfel  überhaupt  zum  Spiele  benutzt  wurde,  bei  regelmassiger  Vertheilung 
dürfte  bei  12  Flächen  die  6  nur  2  mal  vorkommen.  War  es  vielleicht,  ein 
falscher  Würfel?')  van  Yleuten. 


8.  Ausgussröhreu  römischer  Weinschläuche.  In  der  Nabe  der 
von  den  Römern  benutzten  alten  Strasse,  die  von  Köln  über  Neuss  und  Ve- 
tera  nach  dem  Lande  der  Bataver  führte,  diesseits  Grimlinghausen,  fand  man 
vor  einiger  Zeit  mehrere  thöneme  Röhren.  Sie  sind  unter  sich  der  Gestalt 
nach  gleich,  gegen  7  Gm.  lang,  3  Cm.  7  Mm.  breit,  und  nach  der  oberen  Oeff- 
nung  zu,  die  bei  einigen  mit  einem,  der  römischen  Ziegelerde  gleichenden  Kalke 
vermacht  ist,  geziert  durch  einen  überragenden  Rand.  In  Bonn  am  Vierecksplatz 
fanden  sich  innerhalb  einer  römischen  Hausanlage  eine  grosse  Zahl  ähnlicher, 
aber  grösserer  thönemer  Röhren,  von  denen  jedoch  keine  zugespundet  ist; 
8.  Jahrb.  LY,  VI,  240.  Als  wasserausspritzende  Röhrchen,  zum  immerwährenden 
Feuchthalten  der  Schnecken,  können  die  bei  Neuss  gefundenen  des  festen  Ver- 
schlusses wegen  nicht  betrschtet  werden;  vielmehr  ist  dieser  und  die  Construc- 
tion  der  Objecto  der  der  amphorae  gleich,  so  dass  sie  wahrscheinlich  an 
kleineren  Schläuchen  (utriculi)  befestigt,  und  gleich  den  Hälsen  der  ampho- 

1)  Es  wäre  wünschenswerth,  wenn  auch  andere  Sanimlungen  ihre  in  dies 
Gebiet  fallenden  Gegenstände  veröffentlichten.  Erst  wenn  man  ein  reicheres 
Material  überschaut,  wird  es  vielleicht  gelingen,  das  Princip  und  die  Methode 
der  complioirten  Glücksspiele  aufzufinden.  Im  Museum  zu  Wiesbaden  findet  sich 
ein  Würfel,  der  hinsichtlich  der  Buchstaben  TA  u.  s.  w.  sowie  der  Zahlen  den  oben 
beschriebenen  gleicht  (s.  Brambach  CIR.  2006) ;  im  Museum  zu  Mainz  kommen  runde 
Spielsteine  von  Bein  vor,  theils  mit  römischen  Ziffern,  theils  mit  Buchstaben 
bezeichnet,  welche  an  diese  Würfelaufschriften  erinnern;  auf  einem  steht  TA, 
auf  einem  anderen  N,  ein  dritter  hat  S,  ein  vierter  RM  (hier  ist  jeder  Buch- 
Stabe  von  einem  Kreise  umgeben).  Vei^gL  J.  Becker,  Inschr.  des  M.  Mus.  S.  116. 

13 


194  MiBoeUen. 

rae  sum  bequemen  Ein-   nnd  Aotgiessen   und  zum  Verstopfen   der  FlfiBsi^^eit 
beim  Transporüren  dienten.  ^ 

Der  Schlauch  ist  wohl  einer  der  ältesten  Gegenstände  xum  Aufbewahren 
und  IVansportiren  von  Flüssigkeiten.  Völker  auf  niederen  Culturstufen,  denen 
die  Töpferei  noch  unbekannt,  bedienen  sich  der  Thierblasen  und  Haute  sum  Holen 
und  Aufbewahren  des  Wassers ;  wie  z.  B.  die  Australier,  die  Patagonier  u.  s.  w. 
Der  Sohlauoh  erwies  sich  so  dienlich,  dass  man  ihn  neben  den  Thongefassen 
verwendete  und  wie  diese  mehr  und  mehr  ausbildete.  Noch  heute  benutzt  man 
ihn  in  Italien,  Spanien  und  anderen  Gegenden.  In  der  h.  Schrift  finden  wir 
Ihn  mehrfach  erwähnt.  Der  Prunksucht  der  Romer  ward  auch  der  Schlauch 
»um  Gegenstände  des  Luxus.  Mehrere,  bei  den  Ausgrabungen  in  Pompeii  und 
llttroulanum  gefundene,  bildliche  Darstellungen  zeigen  den  Schlauch  in  der  Ge- 
stalt kleinerer  Thiere,  die  im  geöffneten  Rachen  ein  Röhrchen  zeigen,  das  nun 
Ausgiessen  der  Flüssigkeit  diente.  Elleinere  Schläuche,  die  im  Innern  wohl 
verpioht  waren,  sind  für  militairische  Transporte  geeigneter  wie  Amphoren. 
Wenn  nun  auch  Oel  und  Wein  aus  Italien  in  -die  Provinzen  vorzugsweise  in 
Amphoren  versendet  wurde  (daher  stammen  die  zahlreichen  Henkel,  welche 
Hiuh  überall  finden),  so  mochte  man  doch  für  das  Militair  den  Wein  u.  s.  w. 
in  kleinere  Schlauche  fallen,  die  sich  bequemer  und  sicherer  transportiren  lies- 
»en;  man  vergl.  Plinius  Hist.  Nat.  VII,  19.  Denn  an  Schläuche,  welche  die 
Holdaten  auf  dem  Marsche  bei  sich  fahren  konnten,  ist  wegen  des  festen  Ver- 
■uhlusses  nicht  zu  denken. 

Neuss.  Eoenen. 


9.  Rheinische  Alterthümer  beschrieben  von  Gisb.  Guper.  Der 
fVoundlichen  Mittheilong  des  Hm.  Schürmans  in  Lüttioh  verdanken  wir 
nachfolgende  Notiz  aus  dem  handschriftlichen  Nachlasse  Cupers.  Hr.  Seh. 
schreibt : 

„Je  pense  ä  un  objet  arriere  entre  nous,  en  copiant  pour  vous  le  passage 
i|ue  voici,  extrait  d'itn  manuscrit  de  Gisbert  Cuper,  recemment  donne  ä  la 
Hlhlioihöquo  de  La  Haye.  Cuper  rend  compte  d'un  manuscrit  de  toumaisier 
VilJttriiis,  Ms  qu'il  a  vu  ä  Bruxelles  chez  un  M.  de  Cocq;  il  en  extrait  Pobser- 
VHtioti  suivante:  >I1  y  avoit  outre  cela  dans  le  livre  de  M.  Cocq  les  dessins 
(l*ufiH  liicorna,  d'un  annulus  cui  insculpta  Venus  equo  insidens, 
Signa  «t  Hermae  eruta  in  agro  Sanctorum  et  in  confiniis  teteris 
Asoohurgi,  collecta  asservataque  quondam  a  comite  Nuenario 
Mniir«  *  .  .  domino,  ubi  situs  pagus  Asburg,  et  quidem  Rhenus 
ftai'ha  valde  longa,  incumbens  sinistro  brachio  vasis,  ex  quo  aqua 
fluH';  additur  cornucopia  et  inscriptio  deus  rheni.t" 

IMnsi)  aus  Xanten  und  Asberg  stammenden  Alterthümer  befanden  sich 
mImii  iiliornal«  im  Besitz  des  bekannten  Hermann  von  Neuenaar.  Die  Inschrift  an 
i|i<r  l^iiftir  des  Rheines  war  auch  nicht  unbekannt,  sie  findet  sich  bei  Broel- 
ifiniiti,  N.  Jl>  <lo  Wal  Mythol.  Septentrion.  monum.  epigr.  S.  169  n.  234.  Die 
\f\Hiir  iUn  Klussgottes,    deren  spätere  Schicksale   unbekannt  sind,  mag  alte  ro- 


Miscellen.  196 

nds^e  Arbeit  ^wesen  sein,  die  AufBchrift  ist  unzweifelhaft  eine  moderne  Za- 
thaV  und  man  darf  den  deus  Rheni  nicht  mit  J.  Becker  (Jahrb.  XLII,  8.  111) 
in  einen  DEYS  RHENYS  verwandeln. 


10.  Ein  neuer  Altar  der  Göttin  Nehalennia.  Im  Spätherbst 
des  Jahres  1870  legte  der  Wellenschlag  der  Nordsee  in  Folge  einer  ungewöhn- 
lich stark  eingetretenen  Sturmfluth,  welche  die  Küste  Hollands  sehr  in  Mit- 
leidenschaft zog,  auf  dem  Theile  der  Dune,  welcher  das  sogenannte  Plateau 
heisst,  unterhalb  des  Städtchens  Domburg  auf  der  Insel  Walcheren,  Provinz 
Seeland,  mitten  im  Flugsand  des  Strandes  einen  römischen  Altar  bloss.  Nach- 
dem die  erste  Kunde  von  diesem  interessanten  Funde  durch  eine  Notiz  des 
Haarlemmer  C!ourant  vom  4.  Februar  1871  in's  Publikum  gedrungen  war,  haben 
sowohl  de  Man,  ein  Ifitglied  der  Zeelandsch.  Genootschap  zu  Middelborg,  Wel- 
cher dieser  Gesellschaft  in  einer ,  ihrer  Sitzungen  darüber  berichtete,  als  auch 
E.  J.  Kiehl  im  Nederlandsche  Spectator  No.  7  vom  18.  Febr.  1871  sich  eifrig 
mit  der  Erklärung  der  auf  dem  Altar  befindlichen  Inschrift  beschäftigt,  ohne 
dass  ihnen  dieselbe  in  allen  ihren  Einzelheiten  zur  vollen  Befriedigung  gelungen 
wäre.  Dies  zu  heben  ist  das  Verdienst  von  Leemanns,  des  kundigen  Direktors 
des  niederländischen  Reichsmuseums  der  Alterthümer,  welcher  den  Altar  be- 
sprochen hat  in  Yerslagen  en  Mededeelingen  der  kon.  Akademie  von  weten- 
schapen.  Afd.  Letterkunde.  2.  Serie  t.  II  (Amsterdam  1872}  p.  74  ff.  Nach  ihm 
hat  ihn  noch  A.  Reville  behandelt  in  der  Revue  oeltique  vol.  II  (Paris  1878) 
p.  18  £ 

Der  Stein,  welcher  30  Gentim.  hoch  und  16  Gentim.  breit  ist,  hat  eine 
achteckige  Form  mit  einer  einfachen  Randleiste  unter  der  oberen  Oberfläche, 
auf  welcher  Früchte  eingemeisselt  zu  sein  scheinen,  und  als  Basis  einen  ziem- 
lich stark  hervortretenden  Sockel.  Auf  den  beiden  Seitenflächen  des  Altars  ist 
ein  Lorbeerbaum  abgebildet,  wie  er  wahrscheinlich  auch  auf  einem  anderen  zu 
Dombnrg  gefundenen  Altar  derselben  Göttin  sich  fand.  Vgl.  Janssen,  de  Ro- 
meinsohe  beeiden  en  gedenksteenen  van  Zeeland.  Middelborg  1845  pL  XYII,  30 
fig.  b.  c.  Auf  der  vorderen  Seite  des  Altars  ist  folgende  Inschrift  von  acht 
2ieilen  eingegraben,  deren  letzte  Zeile  wegen  Mangel  an  Raum  auf  dem  Sockel 
ihren  Platz  gefunden  hat. 

N  E  H  A.ENN 
iE  •  INGENV 
INIVSIANV 
ARI  VS  EX  • 
PRECEPTO 
ARAM  •  POSVIT 
PROSA-VTE 

PILI    SVi 


196  Misoellen. 

Kehalenniae  Ingenuinios  Januarius  ex  pr(a)ecepto  ajfam 
posuit  pro  salute  fili(i)  sui.  Die  Göttin  Nehalennia,  deren  Namen 
auf  den  uns  erhaltenen  Inschriften  verschieden^)  geschrieben  wird,  scheint 
einen  Hauptsitz  ihrer  Verehrung  in  der  Nähe  des  holländischen  Dom- 
barg gehabt  zu  haben,  wo  schon  im  Jahre  1647  bei  einer  ähnlichen 
Veranlassung,  wie  jetzt,  eine  Menge  Statuen  und  Inschriftsteine  durch 
das  Meer  zu  Tage  gefordert  worden  sind.  Denn  von  den  bis  jetzt  be- 
kannten  27  Inschriften  dieser  Gottheit,  wobei  die  unserige  miteingerechnet 
ist,  sind  25  allein  in  und  bei  Dombnrg  gefunden  und  nur  zwei  stammen  von 
Deutz  gegenüber  Köln  (Corp.  inscr.  Rhenan.  n.  441.  442).  Auf  einem  gössen 
Theile  der  sie  feiernden  inschrÜtlichen  Denkmäler  ist  zugleich  ihr  Bild  darge- 
stellt. Am  häufigsten  erscheint  sie  sitzend  mit  einem  Körbchen  Früchte 
auf  dem  linken  Knie,  einem  Hund,  welcher  den  Kopf  zu  ihr  erhebt,  und  einem 
Körbchen  Fruchte  noch  zu  ihren  beiden  Seiten.  Zuweilen  befinden  sich  auch 
Füllhörner  zu  beiden  Seiten  in  der  sich  auf  ihrem  Rücken  wölbenden  Nische. 
Nur  auf  zwei  Denkmälern  steht  sie  aufrecht  und  stützt  bald  den  linken,  bald 
beide  Füsse,  wie  die  Isis  auf  einen  Schiffskiel,  während  die  eben  erwähnten 
Attribute  auch  in  dieser  Darstellung  nicht  bei  ihr  fehlen.  Ihre  Kleidung  ist  die 
einer  römischen  Matrone,  ein  weites  unter-  und  Obergewand;  dieselbe  wird 
vollendet  durch  einen  die  Schultern  und  die  Brust  umhüllenden  vorne  dorch 
eine  Spange  zusammengehaltenen  ausgezackten  Kragen,  wie  ihn  nach  dem  Zeug- 
niss  von  Gantrelle  Revue  de  l'instruction  publique  en  Belgique.  Annee  XXIII. 
(Nouvelle  Serie  tome  XVlll)  p.  104  die  Frauen  zu  beiden  Seiten  der  Scheide- 
mündung noch  heutzutage  zu  tragen  pflegen,  üeber  den  Ursprung  des  Namens 
und  das  Wesen  derselben  gehen  bekanntlich  die  Ansichten  stark  auseinander. 
J.  H.  Wolf  (Bonner  Jahrb.  Xu,  S.  21  ff.)  sowie  zuletzt  noch  Kern  in  Taal-en- 
Letterbode,  Haarlem  1871,  t,  II,  p.  89  ff.  Revue  celtique  t.  II  (1873),  p.  10  ff. 
haben  sie  für  germanisch  erklärt.  Letzterer  leitet  ihren  Namen  von  neihan 
(Graff,  Sprachschatz  II,  1005)  =  libare,  immolare  ab,  so  dass  er  Mundschenkin 
bedeute,  was  sie  mit  der  Freyja  und  den  Walküren  als  himmlischen  Schenk- 
mädchen zusammenbrächte.  Französische  Gelehrte  wollten  mit  Rücksicht  auf 
den  Hund  als  ihr  stetes  Attribut  sie  mit  der  gallischen  Sequana  identificiren, 
weil  derselben  ebenfalls  Hunde  geopfert  wurden.  Vgl.  Mignard,  Fouilles  de  la 
source  de  la  Grave  in  Memoires  de  la  commission  archeol.  de  la  C6te-d*0r  t. 
III,  p.  145.  Mit  viel  grösserer  Wahrscheinlichkeit  hat  jedoch  Simrock,  Handb. 
der  deutschen  Mythologie,  4.  Aufl.  Bonn  1874,  S.  868  ff.  nach  dem  Vorgange 
Schreibers,  dem  auch  Grimm,  deutsche  Mythologie  S.  390  seine  Zustimmung 
ertheilt  hat,  in  ihr  eine  keltische  Gottheit  erkennt.    Er  bringt  ihren  Namen  in 


1)  So   lesen   wir   Nehalenniae    12  Mal  C.  In.  Rh.   n.  27.  29.  84.  36.  37. 
89-43.  48.  442.    Nehalennie  1  Mal  n.  50.    Nehalenni  1  Mal  n.  42.    Nehaleniae 

4  Mal  n.  28.  85.  88.  45.    Nehaleni  1  Mal  n.  441    und  Nehalaen 1  Mal  n. 

44.    Vgl.  über  diese  Differenz  in  der  Schreibung  Utrecht  Dresselhuis,  De  gods- 
dienstleer  der  aloude  Zeelanders,  Middelborg  1845,  p.  77  ff. 


Misoellen.  197 

Yerbindtuig  mit  nehal  (=  Nebel?),  so  dass  der  Name  neha  auf  1  weiter  ge- 
bildet and  mit  der  Ableitung  ennia,  wobei  er  an  ähnliche  Bildungen  wie  Ce- 
benna,  Arduenna,  Baduhenna  erinnert,  zu  dem  Namen  der  ünterweltsgötiin 
Terwandelt  worden  sei.  Darauf  weisen  auch  ihre  stetigen  Attribute  auf  den 
Abbildungen  hin,  nämlich  ein  Hund  und  das  Vorder theil  eines  Schiffes,  auf  dem 
sie  gewöhnlich  sitzend  dargestellt  ist,  sowie  der  Umstand,  dass  Neptunus  häufig 
mit  ihr  yerbunden  wii^.  Daher  wird  sie  von  Schiffern  und  Eaufleuten  als  Glück 
und  Segen  spendende  Gottheit  verehrt  und  ihr  Altäre  ob  merces  recte  con- 
servatas  (G.  I.  Rh.  n.  43)  und  ob  meliores  actus  (1.  c.  n.  89)  gewidmet.  Alle 
ihre  Attribute  sowie  der  auf  ihren  Bildnissen  dargestellte  Schiffskiel  erinnern  lebhaft 
an  die  Isis  und  ihr  Schiff  (navigium  Isidis),  welche  auch  neXayfa  bei  Pausanias 
II,  4,  6  genannt  wird,  und  mit  welcher  sie  noch  neuerdings  Gantrelle  a.  a.  0. 
S.  106  ff.  zu  identifioiren  versucht  hat,  sowie  an  die  Marienbilder  auf  Schiffen, 
denen  wir  in  Belgien  begegnen. 

Was  den  Wortlaut  der  Inschrift  anlangt,  so  hat  Leemans  schon  alles  zur 
Erklärung  Nöthige  beigebracht.  Zur  Beleuchtung  des  etwas  ungewöhnlichen 
Gentilnamens  des  Widmenden  Ingenuinius  hat  Leemans  auf  drei  schon  allein 
auf  Nehalleniaaltären  zu  Domburg  vorkommende  ähnliche  Namensbildungen 
hingewiesen,  nämlich  Secundinus  (C.  I.  Bh.  n.  28),  Hilarinius  (n.  34),  Januarinius 
(n.  86),  sowie  auf  die  Ingenuinia  Junia  zu  Köln  (n.  391)  und  die  Ingenuinia 
Aurelia  bei  Gruter  871,  8.  Ihnen  hätte  man  L.  Ingenuinius  Sabinus  aus  Oden- 
hausen  n.  517  hinzufugen  können.  Das  Gognomen  hat  sicherlich  Leemans  richtig 
Januarius  gelesen,    wiewohl  das  beigegebene  Faksimile  es  zweifelhaft  lässt,   ob 

auf  dem  Steine  lANVAftlVS  oder  lANVARVS  gestanden  hat.  Das  cog- 
nomen  Januarius  ist  übrigens  durch  zahlreiche  rheinische  Inschriften  vorbürgt, 
dagegen  Januarus  kommt,  so  viel  ich  das  inschriftliche  Material  übersehe,  nicht 
vor.  —  Für  ex  precepto,  wie  Leemans  gibt,  schlug  Boot  vor  ex  prece  p(a)t(er) 
zu  lesen,  indem  er  glaubte,  vor  p  einen  Punkt  zu  sehen,  und  dass  o  hinter  t 
auf  dem  Steine  fehle.  Vgl.  Yerslagen  p.  54.  Allein  ex  precepto  ist  ziemlich 
deutlich  auf  dem  Faksimile  sichtbar  und  entspricht  den  ähnlichen  Formeln  ex 
imperio,  ex  iussu,  ex  monitu  u.  s.  w.,  wobei  an  eine  Vorschrift  gedacht  werden 
kann,  welche  Januarius  entweder  von  der  Göttin  selbst  oder  von  einem  ihrer 
Priester  erhalten  hat.  Ex  praecepto  findet  sich  auch  sonst,  so  z.  B.  Muratori 
126,  1  =  Marini,  Arvali  t.  H,  p.  540. 

Josef  Klein. 


11.  Matroneninschrift  in  Spanien.  Neulich  ist  zu  Garmona  in 
Spanien  eine  Matroneninschrift  gefunden  und  von  E.  Huebner  in  der  Ephe- 
meris  voL  II,  p.  235  n.  307  veröffentlicht  worden,  deren  Mittheilung  in  diesen 
Jahrbüchern  durch  das  Interesse,  welches  sie  für  die  Rhcinländischen  Antiquare 
hat,  gerechtfertigt  sein  möchte.    Sie  lautet: 


196  Mizellen. 

matribvs  av 

eanTabvs  M 
ivl  cratvs 

Matribas  Aafaniabus  M(arca8)  lal(iuB)  Gratns.  E  za  An- 
&ng  der  2.  Zeile  verdankt  seinen  Ursprung  dem  IrrtAiam  des  Steinmetsen. 
Die  hier  vorkommende  Dativform  des  Namens  ist  die  gewöhnlichere:  sie 
kommt  auch  ausserdem  fonf  Mal  auf  Inschriften  vor:  G.  I.  Rh.  n.  73.  295. 
466.  626.  648.  Daneben  findet  sich  dreimal  Aufanis:  G.  I.  Rh.  538.  546 
und  zu  Lyon  (bei  de  Boissieu,  Inscriptions  antiques  de  Lyon  p.  69  n.  XLIV) 
sowie  Aufanibus:  Gorp.  inscr.  Rhen.  n.  405.  Die  hier  genannten  Matres  oder 
Matronae  Aufaniae,  auch  Aufaniae  allein  genannt,  gehören  zu  den  gewöhnlich 
eine  Trias  bildenden  Muttergottheiten,  deren  Verehrung  am  Niederrhein,  be- 
sonders in  der  £ifel  und  im  Jülicher  Land  bei  der  Bevölkerung  sehr  verbreitet 
war.  Denn  es  haben  sich  Altäre  derselben  zu  Bonn,  Gommem,  Rheder  bei  Eus- 
kirchen, Zülpioh,  Bürgel  und  Nymwegen  gefunden.  Von  einem  eigentlichen  Galt 
dieser  localen  Gottheit  ausserhalb  der  Rheinlande  kennen  wir  bis  jetzt  keine 
Beispiele.  Denn  wenn  zu  Lyon  ein  Tribun  der  legrio  I.  Minervia,  Tib.  GUaudius) 
Pompeianus,  den  Matronae  Aufaniae  nebst  den  matres  Pannoniorum  et  Del- 
matarum  einen  Votivstein  widmete  (De  Boissieu,  a.  a.  0.  p.  59  n.  XLIV),  so 
folgt  daraus  nichts  fibr  eine  Verehrung  dieser  Gottheiten  in  der  Hauptstadt  des 
südlichen  Frankreichs,  sondern  nur  die  Thatsache,  dass  jener  looale  Gült  des 
rheinischen  Volkes,  bei  den  Römern  namentlich  den  Soldaten  der  in  den  Rheingegen- 
den  stationirten  Legio  L  Minervia  Eingang  gefunden,  und  dass  diese,  in  der  Feme 
einer  dort  von  ihnen  verehrten  Gottheiten  gedenkend,  ihnen  Gelübde  thaten.  Aehn- 
lich  hat  ein  anderer  Soldat  derselben  Legion,  G.  Jul(ius)  Mansuctus  ein  Ge- 
lübde beim  Flusse  Alutus  im  zweiten  dacischen  Kriege  für  diese  Göttinnen 
übernommen,  vielleicht  als  er  sich  in  grosser  Lebensgefahr  befand,  und  hat  sich 
dieses  Gelübdes  nach  seiner  Rückkehr  aus  dem  Kriege  im  J.  106  p.  Ghr.  an 
den  Rhein  durch  Setzung  des  jetzt  im  Museum  Wallraf-Richartz  in  Köln  (G.  I. 
Rh.  n.  405)  aufbewahrten  Weihesteines  entledigt.  Ebenso  scheint  auch,  wie 
Huebner  hervorgehoben  hat,  jener  in  der  obigen  Inschrift  genannte  M.  Jul(ius) 
Gratus  als  ein  Mann  germanischer  Abkunft  im  fernen  Spanien  seinen  heimischen 
Gottheiten  einen  Altar  gewidmet  zu  haben. 

Josef  Klein. 


12.  Weihgeschenk  für  Apollo  Grannus.  Hr.  H.  Garthe  su  Köln 
besitzt  ein  kleines  Bronzekastchen  bei  Amheim  im  Rheinbette  gefunden  mit 
der  Aufschrift: 


Miiwelkn.  199 

APOLLINI 
GRANN 
CL  •  PATERNX 
EX  •  IMPERIO 

d.  h.  Claudia  Paterna,  denn  X  ist  nur  Versehen  des  Graveurs  für  A>  in 
dieser  Gestali  erscheint  der  Buchstabe  auch  in  der  1.  Sylbe.  Die  Aufschrift  ist 
an  der  einen  schmalen  Seite  angebracht,  würde  aber,  wenn  das  oben  offene 
Kastchen  dazu  gedient  hätte,  das  Weihgeschenk  aufzunehmen,  verkehrt  zu 
stehen  kommen.  Man  könnte  glauben,  das  K&stchen  sei  die  Basis  eines  Weih- 
gesohenkes  gewesen,  allein  die  Fläche  ist  vollkommen  glatt,  und  nichts  deutet 
an,  dass  darauf  ein  anderer  Gegenstand  befestigt  war;  man  muss  also  wohl  an- 
nehmen, dass  das  Kästchen  bestimmt  war  über  die  Gabe,  welche  Patema  dem 
Apollo  Grannus  darbrachte,  gestellt  zu  werden,  um  sie  zu  schützen  oder  auch 
neugierigen  Blicken  zu  entziehen;  denn  sie  ward  nur  sichtbar,  wenn  man  das 
Kästchen  aufhob. 


18.  Stempelinschriften.  Die  Sammlung  des  Vereins  besitzt  drei 
Bronzestempcl,  deren  man  sich  zum  Siegeln  und  ähnlichen  Zwecken  zu  be- 
dienen pflegte  ');  sie  sind  daher  mit  einem  Ring  oder  Handhabe  versehen,  die 
Schrift  läuft  von  der  Rechten  zur  Linken,  die  Buchstaben  sind  nicht  eingegra- 
ben,  sondern  erhaben  und  treten  meist  sehr  scharf  hervor. 

Nr.  1 

POMPON 
VITALIS 

Nr.  2 

EVTICHT 

IS 

Nr.  3 

RVF;I 

Dieser  letzte  Stempel  hat  die  Gestalt  einer  menschlichen  Fusssohle,  die 
fünf  Zehen  sind  ganz  genau  wiedergegeben.  In  der  , reichhaltigen  Sammlung 
römischer  Siegelstempel  grossentheils  unteritalischon  Fundortes,  welche  Momm- 
sen  Inscr.  R.  Neap.  S.  358 — 63  verzeichnet  (zusammen  293  Nr.) ')  findet  sich 
die   Form    der   Fusssohle  n.    166   (Neapel),    179   (ebend.),    193   (ebend.),   272. 


1)  In  Pompeji  hat  man  ein  Brod  mit  den  Namen  des  Bäckers  gefunden, 
der  mit  Hülfe  eines  solchen  Stempeis  aufgedrückt  zu  sein  scheint;  s.  Mommsen 
Inscr.  R.  Neap.  S.  869  n.  55. 

2)  Die  Siegelstempel  des  Leidener  Museums  theilt  Janssen  Inscr.  Mus. 
Lugd.  Bat  n.  343  fi.  mii 


200  Misoellen. 

290  (Neap.),  noch  öfter  die  Form  des  Fusses  n.  68.  86.  167.  135.  201.  218.  226. 
236.  258.  269.  275.  288.    Aach  das  Maseum  za  Wiesbaden  besitzt  ein   solches 

Bronzesiegel  in  der  Gestalt  der  Fusssohle  mit  der  Aufschrift  FLPAVLINI 
und  dem  christlichen  Monogramm,  s.  Annalen  des  Nass^  Yer.  VII,  2,  S.  45 
(Taf.  y  ab.);  in  dieser  Form  will  J.  Becker  irriger  Weise  eine  symbolische  Be- 
ziehuDgauf  die  Nachfolge  Christi  finden;  ebenso  C.  Müuz  in  dens.  Ann.YlIIy  405; 
die  Christen  haben  eben  nur  auch  hier  wie  anderwärts  die  seit  Alters  über^ 
lieferte  Form  beibehalten,  so  auf  dem  Siegelstempel  in  Neapel  (Momm&en  n.  290) 

SPES  •  IN  •  OEO  •) 

Auch  Hr.  Hugo  Garthe  in  Köln  besitzt  in  seiner  reichhaltigen  Sammlung 

drei  andere  Bronzestempel. 

Nr.  1 

L-  HELVI 
FELICIS 

Nr.  2 

G    CESENE 
GAEMINI 

doch  wohl  nur  fehlerhaft  für  C*Caesenni(ei)  Gemini. 

Nr.  3 


ATW 

VAJD 

Hier  sind  wie   es   scheint  zwei  verschiedene  Stempel  vereinigt,   die   eine  Auf- 
schrift ist  wohl  rechtsläufig,  die  andere  (CLAVdii)  wie  gewöhnlich  linkslänfig. 


14.  Stempel  eines  römischen  Augenarztes.  Nachdem  C.  L. 
Grotefend  in  seiner  sorgfältigen  Monographie  (Hannover  1867)  die  damals 
bekannten  Denkmäler  dieser  Categorie  zusammengestellt  und  eingehend  erläu- 
tert hatte,  haben  neue  Funde  die  Zahl  erheblich  vermehrt.  Grotefends  Verzeich- 
niss  zählte  110  (111)  Nummern,  die  Nachträge  des  Dr.  J.  Klein  in  d.  Jahrb. 
LV.  LYI  brachten  diese  Zahl  auf  128.  Die  meisten  Stempel  sind  in  Frankreich, 
demnächst  in  England  und  Deutschland  nebst  den  Niederlanden,  nur  wenige  in 
Italien  gefunden.  Die  Kenntniss  eines  neuen  Exemplars,  welches  am  22.  Nov. 
V.  J.  im  Moselbette  bei  Trier  zum  Vorschein  kam,  verdanken  wir  Hm.  H. 
Garthe  in  Köln,  der  dasselbe  alsbald  für  seine  Sammlung  erwarb'). 

1)  Die  Form  des  Fusses  findet  sich  öfter  auch  bei  kleinen  thönemen 
Lampen  in  Gräbern,  und  auch  hier  wird  der  Name  des  Töpfers  (wie  VITALIS) 
zuweilen  auf  der  unteren  Fläche  des  Fusses  angebracht,  aber  man  darf  deshalb 
den  Stempel  Nr.  3  nicht  als  Marke  eines  Töpfers  betrachten. 

2)  Unser  auswärtiger  Secretär  Hr.  Dr.  Bone  in  Trier  hat  gleichfalls  die- 
sen Stempel  sofort  nach  seiner  Auffindung  in  der  Monatsschrift  für  rhein.-we8tf. 
Gesch.  I,  S.  591  veröffentlicht.  D.  Red. 


Miaoellen. 


201 


EVGENICHLOR 
ADDOLORESEXO 


O  CO 
ö  < 

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NOaOHHO 

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oX3ilA*ASQVNOa 
OKIVIGIN39A3 

Der  Stempel,  ein  quadratisches  Schieferplättchen  (die  Lange  der  Seiten  betragt 
4  Cm. ,  die  Dicke  0,75  Cm.),  hat  wie  die  meisten  bekannten  Exemplare  an  jeder 
Seitenfläche  eine  zweizeilige  Inschrift  mit  dem  Namen  des  Arztes  and  des  Heil- 
mittels; ausserdem  aber  findet  sich  auf  der  oberen  quadratischen  Fläche,  die 
sonst  meist  glatt  ist,  in  der  Mitte  ein  Ornament,  an  den  Seiten  sind  die  Namen 
der  Heilmittel  wiederholt,  aber  die  Buchstaben  nur  leicht  eingeritzt,  nicht  ein- 
gegraben, da  diese  Wiederholung  nur  den  Zweck  hatte  einer  Verwechselung  des 
Stempels  beim  Markiren  der  Heilmittel  vorzubeugen.  Auch  auf  anderen  Exem- 
plaren ist  diese  Methode  angewandt,  und  auch  noch  der  Name  des  Arztes  wie- 
derholt, s.  Klein  a.  a.  0.  S.  96  ff.  Der  Name  des  Ai*ztes  Eugenius  ist  neu, 
die  Bezeichnung  der  Medicamente,  abgesehen  von  einer  oder  der  andern  Varia- 
tion, bekannt. 


15.  Grabschrift  eines  Priesters  der  Arduinna.  Herr  Kraus 
giebt  Jahrb.  L,  S.  201  und  217  in  den  horao  belgicae  unter  Epternaei  die 
Grabschrift  eines  Priesters  der  Arduinna.  Zur  Vermeidung  von  Irrthümern  be- 
merke ich,  dass  diese  Inschrift  nicht  nach  Epternach,  sondern  nach  Italien  ge- 
bort; sie  steht  bei  Alex.  Wiltheim  im  Luc.  Rom.  I,  8.  Wilh.  Wiltheim  (bist. 
Lux.  Mscr.  der  Trierer  Bibl.)  sagt  darüber:  >ex  marmore,  qnod  repertum 
via  Decia-Salaria  ad  septem  Balneas:  Msircilianum  inde  transla- 
tnm,  ut  habet  ex  P.  Ligorio  Julius  Jaoobonius.«  Dies  Zeugniss  ist 
nicht  gerade  geeignet,  uns  besonderes  Vertrauen  hinsichtlich  der  Aechtheit  ein- 
zuflössen;  die  Inschrift  ist  übrigens  schon  längst  publicirt,  J.  de  Wal  Mythol. 
Septentr.  mon.  epigr.  n.  20  hat  sie  als  ititulus  incerto  looo  repertus« 
aus  Gmters  Thes.  40,  4  wiederholt. 

Trier.  Dr.  Bone. 


202  Misoellen. 

16.  Inschrift  aus  einem  rheinischen  Kloster.  Auf  einer  Fuss- 
bodenplatte  von  Ziegelerde  von  0,22  Gr.,  0,15  Br.  und  0,3  Dicke,  welche  in 
einem  ehemaligen  Kloster  aufgefunden  wurde,  ist  zu  lesen: 


S«ii0  *  ttttö  *  Int : 


17.  Der  Jungfernpfad  zu  Alfter  und  Umgegend.  Von  den  älte- 
sten Leuten  zu  Alfter  und  Gilsdorf  wird  versichert,  dass  der  durch  diese  Dörfer 
nach  Brenig  fuhrende  Weg  seit  Menschen  Gedenken  der  Jungfernpfad  genannt 
worden  sei,  und  noch  nicht  lange  scheint  diese  Bezeichnung  aus  dem  Gebrauch 
gekommen  zu  sein.  Die  Kirchenarchive  von  Alfter  und  Lessenich  geben  keine 
Aufschlüsse  über  Ursprung  und  Alter  des  Weges,  sind  aber  überhaupt  an  histo- 
rischen Documenten  höchst  dürftig.  Zwei  alte  Leute  von  Alfter  und  Roisdorf, 
Peter  Krings  und  Elisabeth  Wüschem,  die  beide  ein  Alter  von  90  Jahren  haben, 
versicherten  mir  im  J.  1866,  dass  sie  diese  Benennung  in  ihrer  Jugendzeit  all- 
gemein und  namentlich  von  ihren  Grosseltem  gehört  hätten.  Die  Tradition  sagt 
in  den  genannten  Dörfern  übereinstimmend,  dass  der  genannte  Weg  zu  Lüftel- 
berg beginne,  dann  nach  Witterschlick,  Oedekoven,  Gilsdorf,  Birrekoven,  Alfter, 
Brenig,  Hommerich  laufe  und  zu  Weilers wist  endige.  Da  derselbe  durch  die 
rasch  fortschreitende  Feld-  und  Waldcultur  in  den  genannten  Dörfern  in  jedem 
Jahre  mehr  zerstört  wird,  so  erscheint  es  mir  im  Interesse  der  Alterthumskunde 
zweckmäsig,  die  Richtung  desselben  genau  zu  constatiren  und  die  Erinnerungen, 
die  sich  daran  knüpfen,  zu  verzeichnen.  In  Beziehung  auf  die  Strecke  von  Oede- 
koven bis  Brenig  habe  ich  dieses  im  J.  18G7  gethan,  und  theile  im  Nachfolgen- 
den die  Resultate  mit,  indem  ich  zugleich  daran  einige  geschichtliche  Bemerkun- 
gen anknüpfe. 

Von  Oedekoven  bis  Brenig  heisst  der  Weg,  wie  bemerkt,  noch  jetzt  Jung- 
fernpfad oder,  wie  das  Volk  sagt,  Jungfempad.  Von  Oedekoven  bis  Gilsdorf 
und  von  hier  den  Berg  hinunter  nach  Birrekoven  ist  derselbe  in  einem  breiten 
Fahrweg  noch  wohl  erhalten.  Von  Birrekoven  bis  Alsdorf  ist  er  nur  halb  un- 
verletzt; 50  Schritte  nämlich  oberhalb  des  Arnz'schen  Häuschen,  da  wo  er  die 
Buschstrasse  durchschneidet,  wird  er  plötzlich  ganz  schmal  und  kaum  kennt- 
lich, läuft  dann  den  Knochenberg  hinab  über's  Feld  zwischen  Alfter  und  Als- 
dorf und  erhält  am  Hause  der  Eheleute  Mömerzheim  seine  ursprüngliche  Breite 
wieder.  Hier  liegt  zu  Rechten  des  Weges  ein  waldiges  Bruch,  worin  der  Alfterer 
Bach  entspringt,  welches  den  Namen  Jungfernbruch  führt.  Dann  läuft  der 
Weg,  die  ursprüngliche  Breite  noch  immer  behauptend,  an  der  Vogelstange  vor- 
bei die  Kämmergasse  herauf  bis  zum  Buschweg,  der  von  der  Alfberer  Burg  in 
den  Ilanbusch  führt.  Nachdem  er  diesen  durchschnitten,  wird  er  wieder  schmal 
und  läuft,  den  Dauwen  Weyer  zur  Rechten  lassend,  den  Berg  hinan  bis  zum 
Buchholz.  Die  Strecke  vom  Jungfernbruch  bis  hierhin  heisst  auch,  und  zwar  im 
Munde  des  Volkes  der  Heideweg.  Vom  Fusse  des  Buchholzes  an  ist  er  eine  Strecke 
weit  ganz  zerstört.   Er  lief  nämlich  nicht  mit  dem  jetzigen  Wege  auf  die  Höbe, 


MisoeUen.  208 

wo  man  die  lohöntte  Fernsicht  einerseits  nach  Bonn  und  dem  Siebengebirge, 
anderseits  über  den  Rhein  und  seine  Ufer-Landschaften  bis  nach  Köln  geniesst, 
sondern  wendet  sich  rechts  ab  am  Saum  des  jetzigen  Waldes  vorbei,  wo  noch 
eine  grabenartign  Vertiefung  seine  Spur  bezeichnet,  bis  zur  Koisdorfer  Busch- 
Strasse.  Sobald  er  diese  durchschnitten,  gewizmt  er  wieder  seine  ursprüngliche 
Breite  und  l&uft  am  Abhänge  des  Vorgebirges  vorbei,  ungefähr  50  Schritte 
tiefer  als  die  Plateauhöhe,  bis  an  die  Botzdorfer  resp.  Bomheimer  Buschstrasse. 
Von  hier  ist  der  Weg  wieder  schmal,  bis  er  auf  die  nach  Brenig  fuhrende 
Chaussee  kommt;  dass  er  aber  früher  breiter  gewesen,  zeigt  schon  der  bedeut- 
same Name  Hellweg,  den  er  hier  führt. 

Es  hat  sich  im  Kirchenarchiv  von  Lessenich  ein  Rentenverzeichniss  der 
Kapelle  von  Gilsdorf  aus  dem  J.  1646  erhalten,  aus  welchem  hervorgeht,  dass 
der  letztgenannte  Name  für  den  Jungfempfad  auch  zu  Gilsdorf  und  Birrekoven 
ehedem  gebräuchlich  gewesen  ist.  Dort  heisst  es  nämlich: 

»Henrich  van  Brynich  zu  Gilstorp  van  einer  pinten  wingart  im  Ipendall 
längs  den  Helpath  vnd  zur  ander  Seiten  er  selvs  gilt  3  q.  wins. 

Bemdt  Leffels  Erben  van  einer  hofirechten  in  der  Blechgassen  längs  den 
Helpath  neben  ihnen  selvs  gelden  2  q.  wins. 

Henrich  Leffel  zu  Byrekboven  van  einer  hofifrechten  uff  dem  Ruffacker 
längs  den  Helpath  neben  Herman  Nuissgens  Erben  gilt  alle  Jahrs  3  heller.« 

Es  stellt  sich  also  heraus,  dass  der  so  genannte  Jungfempfad  von  Oede- 
koven  bis  Brenig  bis  in  die  neueste  Zeit  Hellweg  resp.  Heideweg  genannt  wor- 
den ist,  eine  Bezeichnung,  die  auf  ein  hohes  Alter  dieses  Weges  hinweist,  da 
nach  den  bisherigen  Resultaten  der  historisch-topographischen  Forschung  ge- 
rade dieser  Name  den  ältesten  Wegen  in  Deutschland  zukommt.  (Vergl.  E.  Pau- 
lus, die  Römerstrassen.    Stuttgart  1857,  S.  217.) 

An  die  Jungfern,  womach  dieser  Weg  benannt  ist,  knüpfen  sich  mehrere 
Sagen  an,  von  denen  ich  folgende  in  Alfter  und  Umgegend  aus  dem  Munde  des 
Volkes  vernommen  und  aufgezeichnet  habe. 

1.  Hochgeachtet  lebte  in  Lüftelberg  die  h.  Lüftildis.  Der  Ruhm  ihrer 
Gottseligkeit  und  der  guten  Werke,  die  sie  dort  übte  und  wodurch  sie  die 
Heiden  zur  Bekehrung  veranlasste,  war  bis  nach  Rom  gedrungen.  Dort  lebten 
3  Schwestern,  Fides,  Spes  und  Charitas,  deren  Herz  vor  Sehnsucht  brannte, 
der  gottseligen  Dienerin  Christi  nachzufolgen  und  zur  Ehre  Gottes  und  für  das 
Heil  der  Seelen  sich  aufzuopfern.  Lüftildis  kam  ihrem  Wunsche  entgegen,  in- 
dem sie  dieselben  einlud  nach  Weilerswist  zu  geben  und  dort  um  Christi  willen 
für  das  Wohl  der  Menschen  zu  wirken.  So  kommen  sie  von  i'.om.  Ihr  Weg 
f&hrte  sie  zuerst  nach  Lüftelberg,  um  die  Gottesmagd  zu  bermchon  und  ihr  au 
danken. 

2.  Als  die  drei  Schwestern  von  Lüftelberg  Abschied  genommen  hatten, 
reisten  sie  über  Alfter  nach  dem  Orte  ihrer  Bestimmung.  Da  zeigte  Gott,  dass 
er  mit  ihnen  sei;  denn  der  Weg,  den  sie  zu  gelien  hatten,  ebnete  sich  und 
worde  blank  vor  ihren  Augen,  Blumen  sprossten  hervor,  wo  ihre  Füsse  traten, 


204  '  Büsoellen. 

und  als  sie  in  die  Nähe  von  Brenig  kamen,  begannen  dort  die  Glocken  von 
selbst  zu  läuten  ^). 

8.  Auf  dem  Geschwisterberg,  so  heisst  noch  jetzt  Weilerswist  im  Munde 
des  Volkes,  nahmen  die  heiligen  Schwestern  im  Schwisterhof  daselbst  Wohnung 
und  begannen  sofort  den  Leuten  viele  Wohlthaten  zu  erweisen.  Kein  Stück 
Vieh  wurde  mehr  krank  und  die  Feldfrüchte  gediehen  nach  Wunsch.  Weit  und 
breit  nahmen  daher  die  Landleute,  um  dem  Unglück  der  Yiehkrankheiten  oder 
Missemten  zuvorzukommen,  ihre  Zuflucht  zu  den  heiligen  Schwestern,  die  auf 
diese  Weise  in  der  ganzen  Gegend  ein  übergrosses  Vertrauen  gewannen;  ja 
manche  Gemeinde  zu  Lcssenicb,  Lengsdorf  u.  a.  verpflichtete  sich  sogar  durch 
bin  Gelübde,  alle  Jahre  zu  diesem  Behuf  eine  Wallfahrt  nach  dem  Geschwister- 
berg  zu  halten  und  den  Heiligen  ein  Opfer  zu  entrichten  ^).  Einst  wollte  sich 
die  Gemeinde  Lengsdorf,  so  erzählt  man  weiter,  über  dieses  Gelübde  hinweg- 
setzen, musste  aber  ihre  Verwegenheit  schwer  büssen,  indem  dort  Viehkrank- 
heiten überhand  nahmen  und  Misswachs  und  Hagelschlag  eintraten. 

Nach  Angabe  der  Richtung  des  Jungfempfades  und  einiger  Sagen,  die 
sich  daran  anknüpfen,  fragt  es  sich,  welche  Bewandtniss  hat  es  mit  demselben? 

Dass  der  Name  von  den  zu  Weilerswist  verehrten  heiligen  Schwesten  be- 
nannt ist,  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  da  die  Richtung  des  Weges,  die 
Tradition  der  an  demselben  gelegenen  Dörfer  und  die  Sagen  dies  bekunden. 
Nach  unserer  Ansicht  ist  derselbe  nichts  Anderes  als  ein  seit  alter  Zeit  von 
Lüftelberg  nach  Weilerswist  führender  Wallfahrtsweg.  Die  Wallfahrten  waren 
nämlich  im  Mittelalter  viel  häufiger  und  feierlicher  als  heute ;  man  wallfahrtete 
sogar  von  einem  Gnadenort  zum  anderen  und  unterzog  sich  auf  diese  Weise 
öfters  den  härtesten  und  beschwerlichsten  Bnssübungcn.  In  den  Jahrbüchern 
des  Domdechanten  Oldecop  von  Hildesheim  heisst  es:  »In  dusscm  Jar  was  de 
Acksche  Fart,  de  ummhe  dat  sevede  Jar  eynsten  kümpt  vnd  ....  vele  borgere 
borgerschen  vnd  orhe  Kyndere  Megede  vnd  Knechte  togon  erst  nha  Treir, 
van  dare  nha  Acken  vnd  to  anderen  hilligen  steden  vnd  verleten  huss  vnd  hoflf 
wyff  vnd  kynth  vnd  bek enden  syck  op  düsscra  Ertrycke  alse  pclegrymenc  u.  s.  w. 
(Floss,  Aachener  Hciligthüraer,  S.  382).  Der  grosse  Wallfahrts-Cyclus,  von  dem 
hier  die  Rede  ist,  erstreckte  sich  über  folgende  Gnadenorte:  Trier,  (Scbillings) 
Capcllen.  Köln,  Gräfrath  (bei  Solingen),  Düsseldorf,  M. -Gladbach,  Aachen.  Erst 
im  vorigen  Jahrhundert  ist  diese  Wallfahrtsübung  untergegangen.  So  waren 
auch  Lüftelberg  und  Weilerswist  zwei  Gnadenorte,  die  seit  alter  Zeit  von  den 
Bewohnern,  namentlich  den  Landleuten  des  Bonn-  und  Argaus  stets  fleissig  be- 


1)  Brenig  war  schon  im  Jahre  941  eine  Pfarrkirche  (occlesia,  vergl.  La- 
comblet  27.  B.  I,  93)  und  gehört  zu  den  ältesten  Kirchen  des  Bonngaus.  An 
diese  Kirche  knüpft  sich  noch  eine  höchst  interessante  Sage  an,  die  ich  in 
einem  späteren  Artikel  mittheilen  werde. 

2)  Die  Wallfahrten  nach  dem  Gescbwisterberg  sind  auch  heute  noch  in 
Uebung;  man  unterscheidet  im  Volke  die  Gemeinden,  die  dazu  durch  ein  Ge- 
lübde verpflichtet  sind,  und  diejenigen,  die  dieselben  freiwillig  abhalten. 


Miscellen.  205 

sucht  worden  sind.  In  Lüftelberg  wird  bekanntlich  die  h.  Lüftildis,  wahrschein- 
lich eine  Heilige  der  karolingischen  Zeit,  verehrt  nnd  als  Patronin  gegen  ver- 
schiedene körperliche  Leiden  angerafen.  Für  diese  Verehrung  legt  schon  Cäsa- 
rius  von  Heisterbach  im  Jahre  1222  Zeugniss  ab  (dial.  miracul.  dis.  YIII,  c.  82 
und  88).  Auch  die  Verehrung  der  heiligen  Schwestern  in  Weilerswist  ist  uralt. 
Von  der  dortigen  Kirche  ist  Bede  in  einer  Urkunde  vom  Jahre  1342,  womit 
Hermann  und  Aleidis  von  Saffenberg  dem  Markgrafen  Wilhelm  von  Jülich  ihre 
Gerichte,  Hofeshörige,  Lehnleute,  Patronate  und  Besitzungen  zu  Yernich  und 
Weilerswist  als  Mannlehen  auftragen ')  (Lacomblet,  Ü.-B.  III,  378).  In  dieser 
Urkunde  wird  die  Kirche  zu  Weilerswist  Kirke  ze  Wylre,  die  zu  Vemich  Ka- 
pelle ze  Veimich  genannt;  erstere  wird  also  wohl  eine  Pfarrkirche  gewesen 
sein,  was  auch  der  romanische,  noch  existirende  Thurm  derselben  durch  seine 
Grösse  andeutet.  Das  Dorf  wurde  aber  auch  schon  damals,  wie  heutzutage, 
nach  den  heiligen  Schwestern  benannt;  denn  in  dem  alten  Weisthum  von  Bös- 
berg,  dessen  ursprüngliche  Abfassung  laut  eigener  Angabe  in's  Jahre  1304 
fällt,  heisst  es:  »Noch  eyn  gemeyn  straess  gebet  uyss  hemberger  herlicheit  durch 
vnse  herlicheit  bis  In  Swister  herlicheit  genant  die  herstraessc  (Annalen  des 
historischen  Vereins  XX.  S.  386  und  eine  alte  Copie  in  meinem  Besitz).  Also 
war  das  Dorf  den  heiligen  Schwestern  geweiht,  während  die  Pfarrkirche  dem 
h.  Mauritius  dedizirt  war,  wie  sich  dieses  auch  anderwärts  häufig  findet;  z.  B. 
in  Güsten  bei  Jülich  ist  das  Dorf  der  h.  Justina,  die  Pfarrkirche  den  hh.  Apo- 
steln Philippus  und  Jacobus  geweiht;  in  Gerresheim  ist  die  Stadt  dem  seligen 
Gerrich,  ihrem  ursprünglichen  Stifter,  die  Pfarrkirche  der  h.  Margaretha  ge- 
weiht. 

Was  aber  die  historische  Existenz  und  Verehrung  der  Heiligen  Fides, 
Spes  und  Charitas  betrifft,  so  wird  es  der  Zusammenhang  und  das  Interesse 
des  Gegenstandes  rechtfertigen,  wenn  ich  darüber  noch  einige  Worte  hinzufüge. 

Naoh  den  hagiologischen  Untersuchungen  des  Bollandisten  SoUicr  (act. 
Sanct.  Augusti  tom.  I,  p.  16)  ist  an  der  historischen  Existenz  dieser  Heiligen 
nicht  zu  zweifeln,  aber  die  Acten  ihrer  Lebens-  und  Leidensgeschichte  sind  ver- 
falfcht.  Im  römischen  Martyrologium,  bei  Usuard,  Notker  und  Galesinius  ge- 
schieht ihrer  auedrücklich  Erwähnung,  und  ist  ihr  Fest  auf  den  1.  August  ver- 
zeichnet; darnach  haben  sie  zu  Bom  gelebt  und  unter  Kaiser  Hadrian  denMar- 
tyrtod  erlitten.  Uebereinstimmend  berichten  dies  auch  die  griechischen  Menäen 
(cf.  Canisii  thesaur.  monum.  ecclesiast.  tom.  HI,  p.  468.  ed.  Basnage),  nur  ver- 
zeichnen diese  ihr  Fest  auf  den  17.,  einige  auf  den  10.  September.  Die  kirch- 
liche Verehrung  derselben  in  den  Bheinlanden  ist  schon  im  achten  Jahrhundort 
constatirt;  denn  Bischof  Bemigius  von  Strassburg  (779—803)  erhielt  vom  Papst 


1)  Ueberhaupt  scheint  der  Ort  damals  nicht  unbedeutend  gewesen  zu  sein; 
denn  an  dem  Haupthofe  daselbst  haftete  die  hohe  und  niedere  Gerichtsbarkeit 
und  erstreckte  sich  sein  Gerichtsbann  über  16  Höfe  der  Nachbarschaft.  Auch 
schrieb  sich  nach  dem  Orte  ein  adeliges  Geschlecht,  dem  wahrscheinlich  der  in 
der  oben  erwähnten  Urkunde  erwähnte  Gryn  van  Wylre  angehörte. 


.4 


208  Misoellen. 

erinnert  wie  manche  andere  an  das  Treiben  in  derTabeme.  In  Fatuvi  ospita 
ist  ospita,  obwohl  nachgestellt,  wie  die  Interpunction  beweist,  als  Anrede  an 
die  Wirthin  zu  betrachten.  Aehnlich  auf  einer  zu  Paris  im  J.  1867  gefundenen 
Trinkflasche  (Re?ue  Archeol.  1868.  II,  S.  225): 

OSPITAREPLLLACONACERVFS 

d.  i.  ospita,  reple  lagona(m)  cerves(ia)  ^),  während  auf  der  andern  Seite 

COPOCNOKITVABESESTREPLEDA  ^ 

ZU  lesen  ist,  offenbar  die  Antwort  der  Wirthin.  Copo  darf  man  hier  nicht  als 
Yocativ  fassen,  sondern  es  ist  wie  im  Drama  Bezeichnung  der  redenden  Person ; 
copo  ist  eben  die  ospita  oder  caupona,  wie  in  der  bekannten  Wirthshaus- 
rechnung    auf  der    Inschrift   von  Aesemia  (Mommson    Insc.    R.   Neap.    5078) 

COPO  COMPVTEMVS  •  denn  dort  ist  die  Scene  auch  büdlich  illustrirt; 
dem  Reisenden  gegenüber  steht  ein  Mädchen  im  Aermelchiton   und  rechnet  mit 

den  Fingern.  Inschriften,  wie  auf  dem  Gölner  Gefässe  CIR.  428,  6  REPLEME 

COPOMERI  oder  dem  Bonner  ebend.  472  AVECOPO,  sind  doppelsin- 
nig. Auch  auf  der  Pariser  Flasche  findet  wie  auf  dem  Stein  von  Aesemia  ein 
förmlicher  Dialog  statt.  Mit  CNORI  (so  ist  wohl  zu  lesen,  nicht  GNODI) 
scheint  die  Wirthin  den  Gast  anzureden,  wahrscheinlich  eine  im  Rothwelsch 
der  Kneipe  übliche  Bezeichnung.  Repleda  ist  nicht,  wie  der  französische  HerauBg. 
meint,  verschrieben  für  repleta,  sondern  =  replenda,  wie  facieda  CIL.  I, 
1488,  faciedos  Insc.  R.  Neap.  5366  und  öfter  auf  Inschriften  in  der  Yulgär- 
sprache.  Der  Sinn  der  Worte  ist:  (si)  tu  (li)abes,  est  reple(n)da,  d.h.  wenn 
du  Geld  hast,  wenn  du  zahlen  kannst  (man  muss  sich  die  Worte  von 
einer  entsprechenden  Geste  begleitet  denken),  muss  ich  wohl  deine  Flasche 
füllen.  Die  Pariser  Inschrift  begegnet  sich  mit  der  Bonner  in  der  Vernach- 
lässigung der  Aspiration  OSPITA,  ABES.  Die  Sprache  der  Gelten  hat  eine  ent- 
schiedene Abneigung  gegen  die  Aspiration,  die  bei  der  celtischen  Bevölkerung, 
auch  nachdem  sie  romauisirt  war,  fortbesteht:  und  wenn  sich  einer  Mühe  gab, 
den  Hauchlaut  wiederzugeben,  brachte  er  ihn  verkehrt  an  und  forderte  den 
Spott  heraus,  wie  das  bekannte  Sinngedicht  des  GatuU  beweist. 

T.  B. 


20.  Bonn.  Ziegel  mit  dem  Stempel  der  ersten  Legion.  Da  die 
Legio  I  Minervia  lange  Zeit  hindurch  in  Bonn  ihr  Standquartier  hatte,  sind 
Ziegel  mit  ihrem  Stempel  in  ansehnlicher  Zahl  erhalten:  die  meisten  sind  in 
der  Nähe  des  Wichelshofes  auf  der  Stelle  der  ehemaligen  Festung,  aber  auch 
an  anderen  Orten  gefunden  worden.  Im  Sommer  d.  J.  1875  fand  man  beim  Neu- 


1)  Cerves  scheint  auf  der  Flasche  gestanden  zu  haben;  dann  folgte  nicht 
sowohl  ein  Buchstabe,  sondern  ein  Trennungszeichen,  wie  auf  der  entsprechen- 
den Inschrift. 


210  MiBcellen. 

Augustas   reobtf  gewandt   mit   entblösstem   Haupt.    —   Roy.   C  *  PLOTIVS 

RVFVS  111  VIR  •  A-  A  •  A  •  F  •  F  .  Im  Felde  S  •  C  Vgl.  Cohen,  Mon- 
naies  de  la  repabl.  rom.  p.  255  n.  15  pl.  LXIII,  Plautia,  4.  üeber  die  Bedeu- 
tung dieser  nicht  vor  d.  J.  731  =  22  n.  Chr.  gesbblagenen  Münzen  für  die  Ge- 
schichte des  römischen  Münzwesens  verweise  ich  auf  Mommsen's  Gesch.  des 
röm.  Münzwesens  S.  743  f.    Die  zweite  ist  ebenfalls  eine  Münze    des  Angnstus 

(Cohen,  Monnaies  de  la  repabl.  rom.  p.  192  o.  pl.  LYII.  Lnria,  1):  CAESAR* 

AVCVST  •  PONT  •  MAX  •  TRIBVNIC  •  POT.  Kopf  des  Augurtas.  - 
Rev.  P   LVRIVS  •  ACRIPPA    III    VIR  •  A  A  •  A  •  F  •  F.    i«  Felde 

S  *  C«  Ein  gleiches  Exemplar  dieser  Münze  ist  vor  mehreren  Jahren  bei  Bin- 
gum,  Vs  Stunde  von  Lear,  gefunden  worden,  welches  C.  L.  Grotefend  in  der 
Zeitschrift  des  histor.  Vereins  für  Niedersachsen  1864  S.  355  und  Jahrbb.  d. 
Vereins  von  Alterthumsfr.    im  Rheinl.  Bd.  XXXIX/XL   S.  865  besdirieben   hat. 

Die  dritte  Münze  ist  von  Septimius  Sevems  und  kommt  häufig  ^or:  SEVERVS 

PIVS   AVG«    Belorbeerto  Büste  des  Septimius  Severus   rechts  gewandt   mit 

einer  Aegis.  —  Rev.  VICTORIAE  •  AVCC  •  S  •  C  Siegesgöttin  auf  einer 
biga  mit  einer  Peitsche  in  der  Hand.  Vgl.  Cohen,  Medailles  imperiales  t.  III, 
p.  318  n.  647.  Diese  Münze  war  weniger  gut  erhalten;  denn  der  Bevera  der 
Münze  hat  so  sehr  von  der  Feuchtigkeit  gelitten,  dass  die  Inschrift  sowohl  lUs 
die  Figur  mit  ihrem  Attribute  nur  sehr  schwach  noch  zu  erkennen  war. 
Bonn.  Dr.  Klein. 


22.  Bonn.  Funde  von  Alterthümcrn  im  J.  1875  und  Jan.  1876. 
1.  Bei  den  Fundamentirnngsarbeiten  der  Neubauten  in  der  Lennestrasso  zwischen 
No.  5  und  9  wurden  viele  römische  Gräber  aufgedeckt.  Ausser  mehreren 
gewöhnlichen  Thongefassen,  wurde  eine  kleine  Lampe  von  terra  sigillata  and 
eine  Schale  (16  Ctm.  Durchmesser)  aus  demselben  Stoff  mit  Fuss  und  einem 
Blätterschmuck  (meist  als  Lotus-Blätter  bezeichnet)  en  relief  auf  dem  Rande  ge- 
funden. Das  bemerkenswertheste  Fundstück  an  dieser  Stelle  ist  aber  eine  Lampe 
von  rothem  Thon,  welche  eine  Länge  von  22  und  eine  Breite  von  18,5  Ctm. 
hat.  Lampen  von  dieser  Grösse  sind  grosse  Seltenheiten.  Keines  der  Ge^Mse 
zeigt  einen  Stempel.  Münzen  wurden  nicht  gefunden. 

2.  Am  Reuterswege  wurden  beim  Ziegeln,  etwa  20  Schritte  vom  Kreu- 
zungspunkte des  Kessenicher  Weges  nach  der  Coblenzerstrasse  hin,  mehrere 
römische  Gräber  aufgedeckt,  welche  in  3  Reihen  mit  dem  Reuterswege  parallel 
liegen.  Es  wurden  dort  eine  Menge  römischer  Thongefässe  gefunden,  deren 
grösster  Theil  schon  nach  auswärts  verkauft  war,  als  ich  auf  den  Fund  aufmerk- 
sam gemacht  wurde.  Der  Beschreibung  nach  waren  verzierte  Gefässe  von  terra 
sigillata  darunter.  Von  den  interessantesten  Fundstücken,  welche  Herr  Bau- 
meister Porcher  so  freundlich  war,  uns  für  die  Vereinssammlung  zu  überlasten« 


MitoeUen.  211 

hdbe  ich  eine  sehr  gat  erhaltene  Lampe  von  ziegelrotbem  Thon  mit   dem  sehr 

deailiohen  Stempel  SPERA  1  I,  und  mit  einem  kleinen  maskenartigen  Kopf  en 
relief  vensiert,  besonders  hervor.  Dieselbe  hat  wie  die  meisten  Tlioulampen  an 
jeder  Seite  einen  Wulst,  nnd  einen  dritten  an  der  Stelle,  wo  sonst  ein  Henkel 
zum  Anfassen  angebracht  zu  sein  pflegt.   Auch  fand  man  dort  einen  Teller  von 

terra  sigillata  (Durchmesser  16,5  Gm.)  mit  einem  Stempel,  welchen  ich  OFGIN 
lese  (der  vierte  Buchstabe  könnte  auch  ein  E  sein).  Zur  Zeitbestimmung 
wichtig  ist  ein  dort  gefundenes,  gut  erhaltenes  Mittelerz  von  Marc  Aurel 
(Cohen  No.  418)  vom  J.  161  n.  Chr.  Der  Fund  ist  für  die  Topographie  des 
alten  Bonn  besonders  wichtig,  denn  durch  die  Lage  der  Gräber  wird  der  Reu- 
tersweg als  römische  Strasse  gekennzeichnet^). 

8.  In  der  Querstrasse  der  Paulsstrasse,   Parallelstrasse  des  Breitengraben- 
weges, ¥rarden  ebenfalls  römische  Thongefässe  gefunden '). 

F.  van  Vleuten. 


23.  Bonn.  Ausgrabung  eines  Ofens  mit  glasirten  Kacheln  zu 
Poppeisdorf.  Zu  Anfang  Februar  d.  J.  ist  ein  Fund  zu  meiner  Kenntniss 
gelangt^  welcher  *fnr  eine  bisher  wenig  beachtete  Gattung  der  Keramik,  die 
Fabrikation  von  meist  omamentirten  Kacheln,  auf  welche  Hr.  Dr.  Dornbusch  in 
diesem  Hefte  unserer  Jahrbücher  S.  142  fg.  aufmerksam  gemacht  hat,  von  In- 
teresse sein  möchte.  Es  stiess  nämlich  der  Maurermeister  Natter  von  Poppels- 
dorf  beim  Kellerausgraben  zu  einem  Neubau,  rechts  von  der  Friedrichstrasse 
hinter  dem  Hause  der  Wittwe  Hockelmann,  in  der  Tiefe  von  1^^,'  auf  Mauer- 
werk ans  Bruchsteinen.     Dasselbe   bildete  beinahe    ein  Quadrat  von  c.  15  Fuss 


1)  Bei  Erdarbeiten  auf  dem  Bahnhofe  in  Remagen  wurde  im  Sommer  1875 
eine  römische  Münze  gefunden  und  der  Yereinssammlung  geschenkt.  Der  Av. 
dieses  Mittelerzes    ist  vollständig  unleserlich,    der  Rev.   zeigt    eine   ara  mit  der 

Unterschrift  ARA  PACIS,  eine  bei  Nero  nicht  gerade  seltene  Darstellung. 
Nnmitmatiseh  wichtig  wird  die  Münze  durch  den  Umstand,  dass  sie  nicht  aus 
Kupfer  oder  Erz  besteht,  sondern  dass  um  einen  eisernen  Kern  nur  eine  dünne 
Lage  Kupfer  gelegt  ist.  Ueber  diese  allerdings  bekannten,  aber  seltenen  alten 
Falschmünzen  schreibt  Eckhel  in  seinen  »Kurz  gefassten  Anfangsgründen  zur 
Numismatik«  Wien  1788,  S.  33:  »Am  meisten  muss  man  sich  wundern,  dass 
sogar  eherne  Münzen  mit  unterlegtem  Eisen  manchmal  vorkommen,  da  bey 
einer  ao  mühsamen  Arbeit  der  Gewinn  nicht  beträchtlich  seyn  konnte.« 

2)  Im  August  1874  wurden  beim  Ausschachten  zweier  Keller  am  Rhein- 
dorfer  Wege  auf  dem  Grundstücke  des  Architekten  Herrn  Kolzem  mehrere 
Alterthfimer  gefunden,  anter  anderen  eine  ovale  silberne  Schüssel,  mit  erhal)e- 
nen  Arabesken  reich  verziert,  8Vi"  lang,  47] "  breit,  18  Va  Loth  schwer.  (Aus- 
log  mal  der  Deatsohen  Beichsztg.  vom  26.  April  1875.) 


212  Miscellen. 

im  DarohmeBser  und  ^Vs'  Tiefe;  es  war  gaoz  mit  Schalt  angefiiUt,  unter- 
miBcht  mit  gebrannten  Ziegelstücken  und  Holzkohlen.  In  einer  Eoke  lagen  xer- 
■treut  zahlreiche  grössere  und  kleinere  Bruchstücke  von  Ofenkacheln,  roeiatens 
mit  grüner  Glasur,  und  ausserdem  mehrere  Fliese  von  brauner  Farbe,  beide 
mit  Figuren  geziert.  Leider  sind  die  letztem  sämmtlich  zerbrochen  und  ver* 
•chleudert  worden.  Dagegen  sind  mir  von  den  Kacheln  mehrere  zugebracht 
worden,  darunter  eine,  die  mit  Ausnahme  eines  Bruchs  an  einer  obem  Kcke, 
noch  wohl  erhalten  ist.  Dieselbe  ist  28  Cm.  hoch  und  19  Cm.  breit  und  zeigt 
das  Bild  einer  jugendlichen  Figur  zu  Pferde,  mit  gelocktem  Haar  und  zierlichem 
Federhütchcu,  in  Harnisch  und  Panzerhemd,  so  wie  mit  Steigbügel  am  r.  Fasse. 
Das  Gesicht  des  Reiters  ist  umgewandt;  mit  der  L.  hält  er  den  Zügel,  die 
Rechte  legt  er  auf  eine  hinter  ihm  stehende  bärtige  männliche  Figur  mit  ZipfeU 
mutze  und  Mantel.  Das  von  Säulen  und  einem  erhöhten  Rande  zu  beiden  Seiten 
cingefasste  Bild  ist  nach  oben  durch  einen  Fries  abgeschlossen,  über  welchem 
in  einem  Halbbogen  die  typische  Gestalt  Gott  des  Vaters  mit  zum  Segen  aaa- 
gebreiteten  Armen  dargestellt  ist.  Aus  der  noch  erhaltenen  linken  Ecke  blickt 
ein  Engelskopf  herab.  Das  Ganze  ist  mit  grauer  Farbe  glasirt  und  zeugt  von 
mehr  als  handwerksmässiger  Kunstfertigkeit,  wenn  man  auch  die  Kenntnis«  der 
Perspective  vermisst.  Unter  den  übrigen  gefundenen  Gegenständen  verdienen 
Erwähnung  der  Rest  eines  Knchelstücks,  worauf  ein  Mannskopf  mit  zierlicher 
Müt:;e,  das  Fragment  eines  gepanzerten  Kriegers  ohne  Kopf  von  hellgrauer 
Glasur,  ferner  der  untere  Theil  einer  Kachel  nut  einem  den  Schweif  ringelnden 
Drachen,  aus  dessen  Rachen  eine  Blume  hervorspriesst,  daneben  in  eigenem 
Felde  unter  anderm  das  Bild  einer  Maske.  Bemerkenswerth  ist  noch  ein  Frag- 
ment von  brauner  Farbe  mit  einem  die  Ohren  spitzenden  Pferdekopf. 

Da  nach  dem  Gutachten  des  Finders  das  ausgegrabene  Mauerwerk  ala 
Ofen  zum  Brennen  der  gefundenen  Kacheln  und  Fliesen  gedient  zu  haben  scheint, 
so  möchte  die  Annahme  gerechtfertigt  sein,  dass  dieser  Zweig  der  Töpferei,  der 
besonders  im  16.  Jahrhundert  blühte,  auch  in  Poppeisdorf,  wo  zuerst  der  Chur- 
fürst  Sälen tin  (1567 — 1577),  der  Vorgänger  Gebhards,  im  dortigen  Lustschlosae 
zeitweilig  seine  Residenz  aufschlug,  fabrikmässig  betrieben  worden  sei. 

Schliesslich  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  nicht  weit  von  dem  Fundorte  des 
Ofens  ein  Paar  kleine  Thoukrüge  mit  hübschen  Medaillons,  wahrschein* 
lieh  von  Sicgburger  Töpferarbeit  gefunden  sind,  davon  einer  mit  dem  3  mal 
wiederholten  Bilde  des  ein  vor  ihm  knieendes  Weib  segnenden  Christus  and 
der  Umschrift  Matth.  IX. 

Bonn.  J.  Freudenberg. 


24.  Cobern.  Bei  Cobern  ist  am  Abhango  des  Berges  neben  dem  Faas- 
Wege  ein  Sarg  zu  Tage  getreten,  der  eine  ganz  ungewöhnliche  Form  hat.  Daa 
eine  Ende,  wahrscheinlich  Fusscndc,  denn  es  hat  die  Richtung  nach  Osten,  ragt 
aus  der  Erdwand  hervor,  dieses  ist  eingestossen  und  man  kann  bis  in  die  Hälfte 
des  Sarges  hineinsehen.     Derselbe  besteht  aus  Zeller  Tufstein,  er  hat  die  Form 


Miscellen.  218 

eine«  Cylinden  nnd  die  Höhle  sieht  aas,  wie  ein  Csnal.  Der  untere'  Theil  und 
der  Deckel  sind  g^nz  gleich,  und  beide  bestehen  aus  zwei  Stücken.  Die  Be- 
arbeitung ist  sehr  roh,  die  Flächen  sind  rauh  and  höckerig.  An  der  geöffneten 
Stelle  am  Sarge  befinden  sich  kleine  Steine,  die  wahrscheinlich  von  Knaben 
hineingeworfen  worden  sind.  Ich  will  den  Sarg  ausräumen  lassen,  vielleicht  fin- 
det sich  der  Schädel  in  dem  mit  Grund  gefüllten  oberen  Theile  noch  vor.  Ich 
höre,  dass  der  £igenthümer  des  Feldes  schon  früher  einen  ähnlichen  Sarg  dort 
ausgegeben  hat.  Derselbe  befindet  sich  ausserhalb  Cobern,  etwa  15  Minuten 
davon  entfernt,  es  scheint  daher,  dass  hier  ein  Begräbnissplatz  war. 

Dr.  Schmitt. 


25.  Dahlheim.  Sammlung  von  röm.  Inschrift-  und  Skulptur- 
resten. Zu  Dalheim  bei  Remich  befinden  sich  im  Garten  des  II.  Notar  Majerus 
eine  Anzahl  von  Skulpturstücken  und  Fragmenten  von  Inschriftsteinen  zu  einem 
Haufen  zusammengeschichtet  Unter  den  letzteren  befindet  sich  ein  geringes 
Bruchstück  eines  Meilensteines;  die  übrigen  enthalten  meist  nur  wenige  Buch- 
staben. Ein  Stein  ohne  Inschrift  hat  unten  eine  umlaufende  Verzierung  von  sich 
theilweise  deckenden  Schilden  und  scheint  Postament  eines  Bildwerkes  zu  sein. 
Bemerkenswerth  ist  ein  kastenförmig  ausgehöhlter  Sandsteinblock,  auf  dessen 
Innenseite  ein  Reliefbild  sich  findet,  das,  soviel  ich  erkennen  konnte,  eine  be- 
kleidete Figur  zu  Pferde  darstellt;  in  der  gegenüberliegenden  Seiten  wand  ist 
eine  thürartige  Oeffnung;  der  Stellung  des  Bildes  nach  muss  der  Kasten  mit 
seiner  offenen  Seite  nach  unten  gestanden  haben.  Alle  diese  Gegenstände  stam- 
men aus  Dahlheim  und  dessen  nächster  Umgebung.  Der  Besitzer  der  Steine, 
der  Schwager  des  H.  Notar  M.,  beabsichtigt  demnächst  diese  jedenfalls  beach- 
tenswerthen  Fragpnente  zu  publiciren. 

Trier.  Dr.  Bone. 


26.  Dottendorf.  In  der  Kirche  zuDottendorf  bei  Bonn  ist  ein  Memorien- 
stein  aus  weissem  Kalkstein  zur  Aufmauerung  des  Hochaltars  verwendet,  wel- 
cher nachstehende  Inschrift  aufweist:  II  id(u8)  mai(i)  obiit  Waltbu(rgis), 
vergl.  Taf.  I,  3.  Die  Inschrift  hat  0,27  m.  Breite  zu  0,50  m.  Höhe  und  ist  oben 
durch  eine  bei  späterem  anderweitigen  Gebrauch  eingefügte  Rinne  beschädigt, 
wie  unten  verkürzt.  Sie  gehört  unstreitig  zur  Kategorie  jener  Steine  aus  der 
Bonner  Münsterkirche,  welche  s.Z.  Prof.  aus'm  Weerth  Jahrb.  XXXII,  114  f. 
Braun,  Annal.  d.  Ver.  f.  Niederrh.  XI,  XU,  91  und  Schneider  eb.  II,  1,  2; 
XII)  222  besprochen  haben,  und  die  ihrem  allgemeinen  Charakter  nach  dem 
9.  bis  10.  Jahrh.  angehören  dürften.  Auf  den  Dottendorf  er  Stein  wurde  zuerst 
von  Hm.  Friedensrichter  R.  Pick  in  der  Bonner  Zeitung  im  Jahre  1869  auf- 
merksam gemacht. 

Die  Dottendorfer  Kirche  zählt  zu  den  ältesten  der  Gegend.  Zwei  durch 
eine  eiserne  Kette  verbundene   ziemlich   schwere  Steine  (Taf.  I,  i),  welche   in 


214  MiseeUexL 

dem  Reste  der  ehemaligen  Vorhalle  sich  befinden,  sollen  der  üeberlieferung 
nach  von  den  Büssenden  über  den  Nacken  getragen  worden  sein.  Alte  Lente 
wollen  eich  dessen  noch  erinnern.  Am  Niederrhein  war  dies  Denkmal  das  ein* 
zige  dieser  Art,  welches  bisher  bekannt  wurde.  Analoges  berichtet  ans  dem 
Elsass  Stöber  in  seiuer  ,Alsatia'  1850,  S.  86  f.:  der  noch  jetzt  am  Rathhanse 
zu  Mülhausen  aufgehängte  Klapp  er  stein,  ein  steinerner  Kopf  mit  offenem 
Munde  und  heraushängender  Zange,  wurde  an  einer  Kette  noch  im  vorigen 
Jahrhunderte  Verläumdem  und  losen  Schwätzern  über  die  Schaltern  gehftngt; 
mit  dieser  Jjast  beladen  trieben  sie  die  Stadtknechte  durch  die  Strassen  der 
Stadt.  >In  Deutschland,  fügt  Stöber  hinzu,  brauchte  man  hie  und  da  statt  des 
Klappersteines  die  sogenannte  Büttelsflasche;  sie  war  aus  Stein  und  wog 
von  30—40  Pfund;  auf  derselben  war  ein  Kopf  abgebildet  mit  einem  Yorlege- 
schloss  am  Munde  oder  auch  zwei  sich  zankende  Weiber,  c 

Die  Dottendorfer  Steine  waren  also  einfachere  Elzemplare  dieses  ohne 
Zweifel  sehr  anerkennenswerthen  Strafinstrumentes. 

Strassburg.  F.  A.  Kraus. 


27.  Elsdorf.  In  den  Herbstferien  1875  hatte  ich  Gelegenheit,  über  den  im 
Heft  XXY,  S.  210  fg.   von   mir  besprochenen  Sarkophag   aas  Elsdorf  mit  der 

Inschrift  A  •  •  •  |  VI  VA  |  SIBI  '  F  •  C,  bei  dem  in  Elsdorf  wohnenden  Sohne 
des  verstorbenen  Försters  Andernacher  nähere  Erkundigungen  einzuziehen.  Das 
kolossale  Monument  wurde  im  J.  1857  beim  Pflügen  auf  dem  Acker  des  ge- 
nannten Försters  am  Ende  des  obern  Dorfes,  neben  dem  sogen.  Römerweg, 
auch  j.Gruvensches  Strässchen*'  genannt,  welches  in  gerader  Richtung  nach  Thorr 
führt,  ausgegraben.  Der  Sarg  hatte  in  der  Mitte  eine  IVs'  hohe  Oeffnang, 
mit  eisernen  Schallriegeln  versehen  und  enthielt  noch  eine  bauchige  Urne 
von  grauem  Thon,  die  mit  Knochenresten  und  Erde  gefüllt  war,  so  wie  zahl- 
reiche Fragmente  von  dicken  Ziegelplatten  imd  ausserdem  drei  roh  gearbeitete 
und  btark  beschädigte  Köpfe,  welche  wohl  an  den  Enden  des  Sarkophags  ange- 
bracht waren.  Aus  diesem  Umstand  ist  mit  Sicherheit  zu  schliessen,  dass  das 
Grabdenkmal  der  nach  der  Inschrift  beigesetzten  Frau  schon  in  früher  Zeit  ent- 
leert worden  ist.  Leider  hat  der  Eigenthümer  schon  vor  mehreren  Jahren  das 
Denkmal,  welches  mit  Reliefs  von  Genien  zu  beiden  Seiten  geziert  war,  zer- 
schneiden lassen  und  zu  Grenzsteinen  benutzt;  nur  von  der  die  Inschrift 
tragenden  Platte  ist  noch  ein  Rest  im  Hofe  des  Eigenthümers  zu  sehen, 
jedoch  sind  darauf  nur  wenige  Spuren  von  Buchstaben  zu  erkennen.  Aus- 
serdem sind  die  drei  Köpfe  gerettet;  sie  befinden  sich  in  dem  Garten  des 
Bürgermeisters  Esser  in  Niederempten,  wo  ich  sie  als  Zierrath  einer  Grotte 
aufgestellt  fand. 

J.  Freudenberg. 


,1 


Miscallen.  215 

28.  Bömische  Alterthümer  bei  Freilingen.  Durch  Schenkung 
sind  ans  dem  Besitze  des  Herrn  Pfarrer  Mors  in  Brenig  in  die  Münzsammlung 
des  hiesigen  Progymnasinms  in  den  J.  1871  und  1873  23  römische  Kupfermünzen 
gelangt,  welche  aus  einem  im  J.  1863  »am  Stein«  bei  Freiliugen  im  Kreise 
Schieiden  gemachten  Funde  stammen.  Unter  den  11  besser  erhaltenen  Stücken 
ist  1  Caligula  (=  Cohen,  25;  die  Rectification  Toni.  VII  p.  23:  >Vesta  tieut  un 
sceptre  et  non  une  haste«),  1  Faustina  (wohl  die  Aeltere,  Grosserz),  1  Marc  Aurol 

(mit     1  Ribunioiae   Potestatis  XXXIIII,   also  180  n.  Chr.,   Grosserz),   3  Oonstan- 

tin  d.  Gr.  (Kleinerze),  8  VRBS  ROMA  (»Medaille  avec  la  tete  de  Rome,  at- 
tribuee  ä  Constantin  ou  it  ses  fils  ou  ä  des  regnes  posterienrs«  Cohen;  in  dem 
»Abschnitte«  haben  alle  8  Exemplare,  von  denen  das  eine  vorzüglich  schön  oxy- 

dirt  ist,  PLGj  eines  zeigt  oben  zwischen  den  zwei  Sternen  einen  Kranz),  1  Va- 
lens (=  Cohen,  Nr.  72,  kleine  Bronze),  1  Gratian  (==  Cohen,  n.  56,  kleine  Bronze). 
Die  übrigen  minder  gut  oder  sehr  schlecht  erhaltenen  Stücke  (unter  ihnen  1 
Mittelerz,  Arcadius?  und  11  Kleinerze,  letztere  mit  Durchmessern  zwischen 
0,0115  und  0,019  Meter  und  Gewicht  von  1,02  bis  zu  2,71  Gramm)  verrathen 
theils  durch  ihre  Legendenreste,  theils  durch  ihre  Embleme  (Büste  mit  Diadem, 
bei  den  Haaren  geschleppte  Gefangene,  zw^i  Feldzeichen  zwischen  zwei  Soldaten, 
Labarum,  Victoria  nach  links  schreitend  mit  Kranz  in  der  Rechten)  ihr  sehr 
spätes  Alter. 

Diese  Schenkung  veranlasste  mich,  sowohl  an  Ort  und  Stelle  (in  den 
Pfingstferien  1872),  als  bei  mehreren  Herren,  die  bei  dem  Funde  unmittelbar 
oder  mittelbar  betheiligt  oder  zugegen  gewesen  waren,  über  die  näheren  Um- 
stände desselben  genauere  Erkundigungen  einzuziehen.  Was  ich  auf  diese  Weise 
durch  allseitiges  freundliches  Entgegenkommen  aus  zwei  von  dem  damaligen 
Pfarrer  von  Lommersdorf,  H.  Mors,  am  18.  Sept.  1863  und  von  der  K.  Regie- 
rung zu  Aachen  am  5.  Jan.  1864  erstatteten,  mit  gütiger  Erlaubniss  des  Ober- 
Präsidenten,  Herrn  von  Bardeleben,  mir  abschriftlich  mitgetheilten  Berichten, 
femer  aus  den  brieflichen  Mittheilungen  der  Herren :  Realschul-Lehrer  H.  Marjan 
za  Aachen,  Pfarrer  Mors,  Prof.  Dr.  J.  M.  Stahl  (jetzt  in  Münster),  Lehrer 
K.  L.  Wendland  in  Lommersdorf  endlich  aus  zwei  vom  18.  Mai  und  19.  Sept. 
datirten  Notizen  in  Nr.  142  und  268  (Beilage)  der  >Kölnisühen  Blätter«  v.  J. 
1863  ermittelt  habe,  ist  Folgendes: 

L  Fundstätte  auf  dem  »Stein«. 
In  der  ersten  Woche  des  Mai  1863  wurden  auf  der  ungefähr  8  Minuten 
südwestlich  von  Freilingen  gelegenen  etwa  400  Fuss  hohen  stellenweise  kahlen 
Bergknppe,  welche  »der  Stein«  genannt  wird,  von  Arbeitern  4  römische  Münzen 
und  ein  menschliches  Skelett  nebst  Stücken  einer  Urne  aus  der  Erde  gegraben. 
Am  17.  Mai  erhielt  H.  Pfr.  Mors  hiervon  Kenntniss,  sammelte  die  aufgefundenen 
Mfinzen  und  begab  sich  an  Ort  und  Stelle,  um  weitere  Ausgrabungen  zu  ver- 
anlassen. Ungefähr  1  Fuss  tief  unter  dem  Basen  fanden  sich  noch  ein  wohl- 
erhaltenes  starkes  menschliches  Skelett  und  13  diverse  grössere  und  kleinere 
römifche  Münzexif    Bämmtlioh  mit  sehr  schönem  Gepräge  (Köln.  Bl.  Nr.  142). 


i* 


216  Miscellen. 

H.  Mön  schreibt  »aus  seiner  ErinneriiDg«  unter  dem  22.  Juli  1878  hierüber 
Folgendes:  >Es  war  im  Sopt.  1868,  wo  ein  Mann  aus  Freilingen  mir  eine  r5- 
mische  Münze  von  Antoninus  Pius  zubrachte.  Mit  diesem  begab  ich  mich  sofort 
auf  die  Fundstätte  zu  Freilingen.  Gleich  darauf  wurde  an  dieser  Stelle  der 
Rasen  entfernt,  und  es  zeigte  sich  ein  starker  Steinhaufen  von  Ziegeln,  nach 
deren  Entfernung  zwei  gut  erhaltene  menschliche  Skelette  hervortraten.  .  .  . 
Nach  Aufhebung  der  Skelette  fanden  sich  nach  und  nach  eine  Menge  grösserer 
und  kleinerer  römischer  Münzen,  etwa  bis  zu  vierzig,  und  diese  geriethen  gross- 

tentheils  in  meine  Hände <     Es  beruht  gegenüber  der  eben  mitgetheilten 

gleichzeitigen  Zeitungs-Nachricht  und  der  Angabe  des  Berichtes  vom  18. 
September,  >das8  die  Münzen  und  Skelette  schon  vor  einigen  Monaten 
gefunden  worden  seien«,  offenbar  auf  einem  Gedächtnissfehler,  wenn  hier  die 
Fundzeit  in  den  September  verlegt,  und  der  Fund  der  beiden  Skelette  als 
gleichzeitig  angegeben  wird.  Ebenso  wird  wohl  die  Münze  von  Antoninui 
Pius    mit   der   oben   erwähnten   von  Marc  Aurel  verwechselt  sein,   auf  welcher 

M  •  AVREL  ANTON  IN  VS  steht,  wobei  neben  den  mehr  verwischten  vor- 
aufgehenden Buchstaben  das  letztere  Wort  besonders  in  die  Augen  fällt.  — 
Marjan,  der  den  Nachgrabungen  14  Tage  lang  beigewohnt  und  selbst  soloha 
veranstaltet  hat,  spricht  sich  in  seinem  Briefe  vom  9.  Nov.  1878  folgender- 
massen  aus:  »Die  meisten  Münzen  lagen  fast  zu  Tage,  selten  mehr  als  4  Zoll 
tief.  Auch  die  gefundenen  Knochen,  Schädel-  und  I^jrm'  und  Beinknocben,  unter 
letzteren  einige  von  gewaltigen  Proportionen,  lagen  dicht  unter  dem  Rasen  (das 
lockere  Erdreich  ist  wohl  nirgends  mehr  als  2  Fuss  tief)  und  zwar  pele-mele 
durcheinander.  Der  südöstliche  Abhang  lieferte  fast  Alles.  Die  ganze  Fund- 
stelle hatte  kaum  eine  Ausdehnung  von  20—25  Quadratmeter.  Ein  Gebäude 
kann  hier  absolut  nicht  gestanden  haben;  denn  der  Boden,  den  ich  in  diesem 
Umfange  selbst  aufgehauen  habe,  war  überall  vierge,  und  ich  stiess  in  einer 
Tiefe  von  1  Fuss  fast  überall  auf  ursprüngliches  Felsgestein;  nirgends  die  ge- 
ringste Spur  von  Mauerresten.  Etwaige  Hypothesen  weisen  auf  einen  Begräb- 
nissplatz oder  ein  Schlachtfeld.  Gegen  Letzteres  spricht  der  enge  Raum  der 
Schädelstätte,  sowie  der  Umstand,  dass  fast  überall  die  Münzen  dicht  unter  dem 
Schädel  oder  wenigstens  ganz  in  der  Nähe  von  Gebein  lagen.  Ich  muss  die 
Stelle  für  den  Bcgräbnissplatz  romanisirter  oder  in  römischem  Dienste  arbeiten- 
der Germanen  halten;  dafür  spricht  die  ziemlich  sichere  Zusammengehörigkeit 
mit  der  etwa  800—400  Schritte  entfernten  Fundgrube  im  Thale.  [Von  dieser 
wird  gleich  unter  II.  „Fundstätte  am  steinigen  Morgen"  die  Rede  sein.]  Yoii 
letzterer  aufwärts  ist  noch  ein  tief  eingehauener,  jetzt  allerdings  ganz  bewach- 
sener Fuhrweg  zu  erkennen,  der  in  wohlberechneter  Krümmung  nördlich  an 
und  um  die  Kuppe  führt.  Dieser  Weg  kann  nur  als  Verbindung  zwischen  bei- 
den Punkten  jemals  einen  Zweck  gehabt  haben;  sonst  ist  »der  Steine  von  der 
Fundstelle  im  Thaje  aus  nur  auf  grossem  Umwege,  V«  Stunde  etwa,  für  Fuhr- 
werk zu  erreichen Von  den  80 — 40  Münzen,  die  ich  angekauft  und  selbst 

hervorgesucht,  besitze  ich  keine  mehr.    Einen  Theil  davon  gab  ich  Pro£  Ritaöhl 


Misoellen.  217 

in  Bonn,  andere  venehenkte  ich  in  Aachen.  Ich  las  bestimmt  von  Hadrian  bis 
auf  Constantin.  Es  war  meistens  die  bekannte  kleine  Münze  (Grosso  eines  2- 
Pfennigstückes).  nur  ein  paar  grössere  von  demselben  Metall  fielen  in  meine 
H&nde.«  H.  Wendland  endlich  schreibt  in  »Chronik  der  Schule  zu  Freilingeuc 
über  nnsem  Fund  Folgendes:  »Auf  der  felsigen  Kuppe,  die  »am  Steine  genannt 
wird,  fand  man  im  Jahre  1863  beim  Wegräumen  eines  Steinhaufens  sehr  viele 
römische  Münzen '),  und  zwar  aus  den  ältesten  Zeiten  des  Kaiserreichs  bis  zu 
Constantin  und  Constantius.  Auf  der  Mitte  des  Hügels  fanden  sich  menschliche 
Gebeine  eingescharrt  und  mit  einem  Schutt  überdeckt,  der  sich  ganz  deutlich 
als  Bauschutt  von  römischen  Gebäuden  erkennen  Hess.  Am  Ostabhange  dieses 
Hügels,  nach  ünterfreilingen  zu,  lagen  die  Gebeine  häufiger  und  mit  einem 
Schutt  überdeckt,  der  zu  unterst  ganz  deutlich  die  Spuren  eines  stattgefuudenen 
Brandes  zeigte.  In  meiner  Gegenwart  wurden  an  dieser  Stelle  füuf  überein- 
ander liegende  Gerippe  ausgegraben.  Gleiche  Gerippe  fand  man  noch  weiter  im 
Felde  nach  Ünterfreilingen  zu,  alle  in  roh  und  meist  muldenförmig  ausgeworfe- 
nen Gruben,  bei  einem  den  Kopf  neben  den  Füssen,  ja,  in  ganz  Ünterfreilingen, 
neben  der  Kapelle,  der  Schule,  bei  Kellerausgrabungen  etc.  fand  man  sie 
häufig.  Ich  habe  sehr  vielen  dieser  Ausgrabungen  beigewohnt,  und  musste  dabei 
auffallen,  dass,  wo  sich  immer  ein  Kopf  fand,  dieser  immer  eine  wunderschöne, 
durchaus  gesunde  Zahnbildung  zeigte.  Dies  Alles  bestimmt  mich  zu  der  An- 
nahme, dass  obengenannter  Hügel  »am  Steine  in  sehr  alter  Zeit  befestigt  gewesen 
und  durch  von  Osten  heranstürmende  Krieger,  unter  Verlust  vieler  Leute,  er- 
stürmt worden  ist,  wobei  der  Bau  durch  die  Flammen  zerstört  worden  ist-c 

Derselbe  schreibt  mir  am  3.  Nov.  1875,  au  welchem  Tage  er  die  Gegend 
noch  einmal  in  Augenschein  genommen,  der  von  Marjan  erwähnte  Weg  ezistire 
nicht,  wohl  aber  führe  ein  Pfad  von  der  Fundstelle  im  Thal  westlich  vom 
»Steine  vorbei  nach  Oberfreilingen.  In  der  Chronik  nennt  er  die  Anlage  im 
Thal  durch  die  Befestigung  »am  Stein«  wie  durch  ein  natürliches  Bollwerk  gegen 
Nordost  geschützt.  Ich  kann  seiner  Ansicht,  dass  auf  »dem  Stein«  eine  Be- 
festigung gewesen,  und  diese  nach  einem  Kampfe  durch  Feuer  zerstört  worden 
sei,  aus  den  von  ihm  entwickelten  schwer  ins  Gewicht  fallenden  Gründen  nur 
durchaus  beistimmen;  auch  der  Name  deutet  hierauf  hin,  wie  ich  in  diesen 
Jahrbüchern  LIII.  LIV  S.  328  bemerkt  habe.  Die  I^ge  macht  die  st  eile  Kuppe 
zu  einer  solchen  vorzüglich  geeignet,  jedenfalls  geeigneter,  als  die  stellenweise 
sogar  kahle  felsige  Kuppe  zu  einem  Begräbnissplatze.  Wenn  sich  auch  kein 
Mauerwerk  mehr  gefunden  hat,  welches  übrigens  eben  wegen  der  steilen  Lage 
leicht  binabrollen  konnte,  so  ist  dagegen  das  Vorhandensein  von  Bauschutt  con- 
statirt,  da  auch  der  Regierungsbericht  sagt,  »dass  unter  Mörtelresten  und  Schutt 
....  menschliche  Gerippe  vorgefunden  wurden«,    und   ich  selbst  noch  Mörtel- 


1}  Laut  brieflicher  Mittheilung  Herrn  Wendland *s  wurden  auch  einige 
silberne  Münzen  gefunden;  doch  wisse  er  nicht,  wohin  dieselben  gekommen.  Zur 
Zeit  hätten  die  Alterthumssammler  stark  zugesprochen. 


218  MimUeiL 

reate   wahrgenommen   zu  haben  glaabe.    Die  yon  Osi^  anstürmenden  Feinde 
mögen  die  Fraoken  des  5.  Jahrhunderts  gewesen  sein. 

II.  Fandstätte  »am  steinigen  Morgenc. 

Am  18.  Sept.  18G3  fand  sich  etwa  450  Schritte  südwestlich  »vom  Stein«, 
von  diesem  durch  das  circa  100  Schritt  breite  Grind elsbachthal  getrennt,  in  der 
Flurabtheilung  »am  steinigen  Morgen c  »das  Fundament  eines  Hauses  und  nahe 
bei  eine  Feuerresse  der  schönsten  Bauart  mit  Doppelsaulen  an  der  Mauer  und 
inneren  Säulchen  von  acht  übereinander  gelegten  runden  Steineif  und  platter 
Grundlage  mit  drei  ilachen  Platten  zur  Bildung  der  Kapitalere  (Bericht  vom  18. 
Sept.).  »Auch  fanden  sich  drei  Eisen-Instrumente«  (Köln.  Bl.  Nr.  268),  nach 
Wendland  »eiserne  Nägel,  6  Zoll  lange.  »Der  römische  Lufbheizungsofen,  voll- 
ständig gut  erhalten,  war  ausgemauert  in  der  Grösse  von  etwa  5  Fnss  Quadrat, 
und  fanden  sich  darin  Doppelsäulchcn  gefertigt  von  etwa  8  bis  10  runden  Zie- 
geln in  der  Dicke  von  5  Zoll  rheinisch.  In  der  Nähe  lagen  die  Grundmauern 
eines  Gebäudes,  wobei  eine  Kellergrube,  welche  bis  zu  6  oder  6  Fuss  vollgefüllt 
lag  mit  Holzasche,  und  in  dieser  fanden  sich  zwei  zweigezackte  eiserne  Lanzen- 
splisse  [?]  und  ein  paar  kleine  Handschaufeln,  welche  in  ihrer  Richtung  ein- 
schliesslich der  Schaufel  ganz  gerade  ausgestreckt  geformt  [waren]«  (Brief  des 
H.  Mors  vom  22.  Juli  1873).  »Es  fand  sich  eine  grosse  Menge  Asche  vor,  die 
über  5  Fuss  aufgeschüttet  lag  und  nachher  zur  Düngung  fortgefahren  worden 
ist.  Wahrscheinlich  war  es  Asche  von  verbrannten  Früchten,  und  es  fanden 
sich  wohler baltene  Walzenkörner  darunter«  (Brief  desselben  vom  4.  Jan.  1873). 
Der  Bericht  vom  5.  Febr.  spricht  sich  über  beide  Fundstellen  kurz  dahin  aua, 
dass  »Spuren  höchstwahrscheinlich  einer  römischen  Niederlassung  vorgefunden 
worden  sind,  ....  und  das  Ergebniss  der  angestellten  Untersuchungen  dahin 
ausgefallen  ist,  dass  unter  Mörtelrestcu  und  Schutt  nur  menschliche  Gerippe 
vorgefunden  wurden,  und  dass  die  aufgefundenen  Gebäudereste  wahrscheinlich 
von  einem  Ofen  zum  Ziegelbrennen  herrühren,  welche  Baureste  keinen  archäo- 
logischen Werth  haben.«  Herr  Stahl,  der  nur  zufallig  an  die  Fundstelle  gekom- 
men ist,  schreibt  unter  dem  7.  Nov.  1873:  »das  Wenige,  was  blossgelegt  war, 
war  offenbar  ein  Heizungsraum.  Hohlziegel  und  Canälc  zur  Fortleitung  der  er- 
wärmten Luft  wiesen  darauf  hin.  Von  Münzen  habe  ich  gar  nichts  gesehen«, 
[auch  H.  Wendlaud  schreibt,  dass  sich  am  »steinigen  Morgen«  keine  Münzen 
gefunden  haben,]  »auch  sonst  nichts  bemerkt,  woraus  auf  den  Charakter  des 
dortigen  Römerbaus  zu  schliessen  wäre.«  —  Die  Schulchrouik  besagt,  diese 
Flurabtheilung  sei  auf  einer  Fläche  von  mehreren  Hektaren  mit  Bruchstücken 
von  römischen  Ziegeln  überdeckt  Bei  den  im  Jahre  1863  durch  Ffr.  Mors 
einige  Tage  veranstalteten  Nachgrabungen  hätten  sich  in  weiter  Ausdehnung 
und  nach  verschiedenen  Richtungen  weitläufige  Fundamentmauern  und  nament- 
lich eine  sehr  schön  aus  feuerfesten  Steinen  und  mit  Cementdecke  eingerichtete 
grosso  Feuerungsaulage  vorgefunden. 

Herr  Marjan  schreibt  Folgendes:  »Als  ich  ankam,  waren  in  einem  um- 
fange von  etwa  10  Meter,  einige  spärliche  Mauerreste  einen  Fuss  tief  unter  dem 
Ackerboden  bloss  gelegt.    Die  Linien  der  beiliegenden  Zeichnung  [es  sind  zwei 


MisoeUen.  219 

Parallel-Maaeni  and  swisohen  diesen  drei  unter  sich  parallele,  auf  jene  beiden 
senkrecht  zulaufende  Stücke]  mögen  im  Allgemeinen  die  Form  des  bloss  geleg- 
ten Gemäuers  (alles  Ziegel)  wiedergeben.  In  der  südöstlichen  Ecke  legten  wir 
endlich  einen  etwa  5  Fuss  im  Gevierte  haltenden  ummauerten  Raum  bloss,  der 
an  der  nördlichen  Seite  nebeneinander  zwei  Eingänge  hatte.  Der  östliche  Ein- 
gang war  sehr  gut  erhalten.  Er  steht  jetzt  noch,  wenn  auch  verschüttet.  Er 
ist  etwa  IVs  Fuss  hoch,  ebenso  breit  und  erinnert  ganz  an  unsere  Backofen- 
thüren.  Links  und  rechts  stützen  sich  die  kleinen  Gewölbe  auf  1  Fuss  hohe 
und  dicke  Ziegelsteine,  die  am  Boden  ziemlich  ausgebrannt  und  noch  ganz 
achwarz  waren.  Das  Innere,  das  ich  jedoch  nur  auf  2  Fuss  Tiefe  untersucht 
habe,  zeigte  noch  deutlich  einen  Ziegelstein estrich.  Der  westliche  Eingang  war 
mehr  verschüttet  und  blieb  ununtersucht.  Die  Tiefe  von  der  Fläche  des  Acker- 
bodens bis  zur  Estrichebene  beträgt  kaum  4  Fuss.  —  Innerhalb  des  ummauerten 
Bauma  fanden  sich  Holzkohlen,  verbrannte  Ziegel,  einzelne  Töpferscherben, 
graue  und  solche  aus  Ziegelerde,  aber  fast  alle  werthlos.  Der  Boden  wurde  nur 
einen  Fuss  tiefer  als  der  Eingang  bloss  gelegt.  Ich  untersuchte  alle  Ziegel  (und 
ich  fand  viele  ganze)  nach  irgend  einem  Legionszeichen,  fand  aber  nicht  eines. 
....  Aus  Mangel  an  Zeit  und  Mitteln  wurde  die  Fundstelle  bald  wieder  zum 

Ackerbau  geebnet Ich  halte  das  Ganze  für  einen  Weiler  mit  romanisirter 

germanischer  Bevölkerung  und  das  zuletzt  Beschriebene  für  einen  Backofen,  c 
Letzteres  ist  wohl  vielmehr  ein  Hypokaustum.  —  Das  Grundstück  9 am  steinigen 
Morgenc  hat  mehrere  Besitzer,  unter  andern  den  Ortsvorsteher  Rittmeister,  der 
nach  H.  Wendlands  Mittheilung  Nachgrabungen  um  so  lieber  gestatten  würde, 
da  er  selber  die  Mauern  noch  beseitigen  wolle.  Im  nächsten  Sommer  (1876) 
sei  Brache  daselbst. 

III.  Yerschiedene   andere  Fundstätten  in  unmittelbarer  Nähe  von 

Freilingen  und  Lommersdorf. 

1.  »Vom  steinigen  Morgen  ostwärts  führt  ein  alter  Weg  in  etwa  10  Mi- 
nuten zu  einer  Stelle,  die  ebenfalls  mit  Ziegeln  stark  untermengt  ist.  Letztere 
heisst,  wenn  ich -nicht  irre,  »an  der  Schweinswiese. cc  (Wendland.) 

2.  An  der  Südseite  des  Weges  zwischen  ünterfreilingen  und  Lommersdorf, 
an  der  Ostseite  des  Bächleins  »alte  Bauten c.  (Wendland). 

8.  »An  dem  Wege  von  Lommersdorf  nach  Rohr  haben  sich  eine  Menge 
Stücke  von  irdenen  Urnen  mit  Kohlen  von  Menschengebeinen  gefunden.«  (Mors). 
Hier,  im  sogenannten  Hühnerberg,  einige  hundert  Schritt  nördlich  von  Lommers- 
dorf, fand  Herr  Wendland  im  Jahre  1868  eine  schöne  Bronzemünze  Nero*s,  die 
in  den  Besitz  des  damaligen  Schulinspectors  Nelles  von  Zingsheim  kam;  »es 
liegt  noch  viel  Schutt  unter  der  Wiese.« 

4.  Weiter  nördlich  an  demselben  Wege,  etwa  150  Ruthen  von  Lommers- 
dorf, nahe  einem  Kreuze,  fand  derselbe  in  diesem  Sommer  (1875)  »Fragmente 
Ton  Urnen  nebst  Knochensplittern.«  Die  hier  gefundene  Scherbe  eines  Gefösses 
ftos  terra  sigillata,  welche  mir  vorliegt,  zeigt  auf  dem  Boden  den  Töpferstempel 

VERECV(ndiia). 


220  Misoellen. 

6.  Von  letzterem  Pankte  etwa  200  Rathen  östlich,  ttark  ebentoweit  nord- 
östlich  von  Lommersdorf  (»an  der  Schnarr« )  wurden  nach  Mittheilong  desselben 
»Brachstücke  von  Urnen  und  sehr  feinen  Glaswaaren  ausgegeben;  et  sei  aber 
davon  nichts  mehr  vorfindlich.  Einige  100  Schritte  von  dieser  Stelle  habe  er 
in  diesem  Sommer  (1875)  ebenfalls  Ziegelreste  gefunden.« 

lY.    Weitere  Fundstätten  im  Umkreise  von  Freilingen. 

H.  Wendland  ist  der  Ansicht,  es  müsse  zur  Verbindung  der  Hauptstrasae 
Trier-Marmagen-Kölu  mit  der  Strasse  Marmagen-Bonn  [?]  von  Jünkerath  (leori- 
gium)  aus  eine  Strasse  in  gerader  Richtung  über  Feusdorf,  Alendorf,  Ripsdorf, 
Yellerhof '),  Freilingen,  Lommersdorf  und  Wershoven,  welches  letztere  schon  in 
der  Nähe  der  Strasse  Marmagen-Bonn  habe  sein  können,  geführt  haben;  anders 
Hessen  sich  die  zahlreichen  römischen  Niederlassungen  an  diesen  Orten  nicht 
erklären.  Wenn  »ich  die  Strasse  noch  nicht  bestimmt  habe  nachweisen  lassen,  so 
liege  die  Schwierigkeit  ihrer  Auffindung  wohl  darin,  dass  vielleicht  nicht  jede 
römische  Nebenstrasse  die  solide  und  dauerhafte  Bauart  der  üauptstrasse  ge- 
habt habe.  Wenn  wir  auch  diese  Ilypothcse  vorderhand  auf  sich  müssen  be- 
ruhen lassen,  so  verdienen  doch  die  zur  Stütze  derselben  ausser  den  bereits  be- 
sprochenen angeführten  Funde  römischer  Alterthümer  hier  verzeichnet  zu  wer- 
den. H.  Wendland  gibt  folgende  an:  .»Im  Jahre  16%0  erzählte  mir  Pfarrer 
Schervier  in  Dollendorf,  dass  man  in  Alendorf  unterirdische  römische  Bauten 
aufgedeckt  habe.  Dieser  Herr  war  auch  im  Besitze  einiger  schöner  Münzen*  — 
In  Bezug  auf  Ripsdorf  möchte  ich  auf  die  Eiflia  illustrata  aufmerksam  machen, 
worin  eines  seiner  Zeit  in  Ripsdorf  gewesenen  römischen  Yotivsteines  Erwäh- 
nung geschieht  (vide  Barsch,  Eiflia  ill.  I.  S.  451  und  452.^.  Vieles  hat  die  An- 
sicht des  vorerwähnten  Herrn  Schervier  wohl  für  sich,  dass  die  bei  Schlossthal, 
nahe  bei  Vellen  stehende  Kapelle,  ein  Octogon  mit  Kuppeldach,  auf  dem  Boden 
eines  römischen  Tempels  steht,  dass  dies  vielleicht  derselbe  Tempel  ist,  von  dem 
gedachter  Stein  berichtet,  der  dann  später  nach  dem  nahen  Ripsdorf  gekommen. 
—  Auf  Vellen^)  waren  die  römischen  Bauteu  weitläufig  und  nahmen  mehrere 
Hektaren  Fläche  ein.  Der  verstorbene  Rittmeister  v.  Rösgen  daselbst  hat  ein- 
mal auf  dem  Gute  3  Steinsärge  ausgegraben.  Diese  standen  an  einer  Steile  im 
Ahrthale  am  Waldrande,  und  scheiut  vou  den  Gebäuden  ein  Weg  an  diesen 
Särgen  vorübergefuhrt  .".u  haben  nach  einer  uahen  Stelle  an  der  Ahr,  genannt 
»Nierbrück.«  Von  letzterer  führt  auf  der  Karte  ein  Weg  nordab  nach  Frei- 
lingen  gerade  auf  die  Stelle    »am  steinigen   Morgen c,    wo    die   Ausgrabungen 


1)  Vergl.  diese  Jahrb.  XIX  S.  73  ff. 

2)  Zu  Ripsdorf  wurden  drei  romische  Inschriflen  gefunden,  (=  Brambach 
C,  in.  Rh.  Xr.  637.  (>3S.  639;.  Vgl.  Bärbch  1.  1.  p.  563.  564  und  Üb.  XVll  Nr. 
62.    Braml^ch  hat  noch  die  veraltete  Schreibweise  »Rupsdorf.« 

3)  lu  der  Schulchronik  heisst  es:  »Auf  Vellen  war  der  g^ssere  Theil  des 
Gutes  —  zwischen  dem  Wohnhause  und  der  Ahr  —  mit  Gebäuden  überdeckt; 
da;»  Ilypokaustum  fand  sich  sechsmal,  drei  Sarkophage  von  rothem  Sandstein 
mit  Fluschoheu  eto.  zwischen  dem  Walde  und  der  Ahr.« 


Miscellen.  221 

■t«itgcfandeii,  und  wo  sich  die  Heizangsanlage  fand.  Dieser  Weg  führte  wahr- 
scheinlich, wie  dn  noch  übrig  gebliebener  Pfad  zeigt  [vergl.  oben],  durch  die 
Niederlassong  in  gerader  Richtung  westlich  vom  Stein  vorbei  nach  dem  jetzi- 
gen Oberfreilingen.« 

»Zwischen  Dollendorf  andMirbach,  nahe  bei  letzterem,  wurde  bei  Anlage 
der  Strasse  ein  Steinsarg  mit  Flaschen  ausgegraben,  und  sind  letztere,  wie  man 
mir  sagte,  nach  Hillesheim  gekommen.«  Herr  Wendland  hatte  die  Freundlich- 
keit, seinen  so  reichhaltigen  Mittheilungen  auch  eine  westlich  von  Waldorf  (Kreis 
Schieiden)  gefundene  kleine  Kupfermünze  beizulegen,  in  welcher  ich  eine  Klein- 
erz von  CONSl  ANS  zu  erkennen  glaube.  Auf  die  Rückseite  passt  die  bei 
Cohen  häufig  vorkommende  Beschreibung :  »Deux  soldats  casques  debout,  appuyes 
ohacun  sur  une  haste  et  un  bouclier;  entre  eux,  un  etendard;  k  Texcrgue  (hier) 

TAS.c  Auf  der  Fahne  steht  deutlich  ein  M;  die  Umschrift  lautet:  GL(ORI)A 

EXERCITVS. 

Nehmen  wir  zu  Vorstehendem  hinzu,  dass  in  dem  nahen  Rohr  römische 
Inschriften  (vgl.  Jahrb.  LIII  und  LIV  S.  172  S.),  dass  in  den  gleichfalls  benach- 
barten Orten  Hillesheim,  Kerpen,  Stollenbach,  Stöhn  uud  Adenau  römische  Mün- 
len,  und  bei  Herschbroich  die  Ueberbleibsel  eines  römischen  Lagers,  dass  end- 
lich nach  mündlichen  Mittheilungen  zu  Hoffeld  Spuren  eines  römischen  Castells, 
zu  Lentersdorf  eine  römische  Wasserleitung  gefunden  worden  sind,  so  haben 
wir  auf  einem  Terrain  von  einigen  Quadrat-Meilen  so  zahlreiche  Zeugen  römi- 
schen Alterthums,  dass  wir  nicht  an  vereinzelte  Niederlassungen  zum  Schutze 
einer  römischen  Heerstrasse,  sondern  an  eine  völlig  colonisirte  Gegend  zu  den- 
ken haben  werden.  Um  so  wünschenswerther  ist,  dass  die  in  Obigem  gegebenen 
Andentungen  durch  systematische  Ausgrabungen  weiter  verfolgt  werden. 

Linz  a.  Rh.,  im  November  1875. 

Joseph  Pohl. 


29.  Alterthümer  von  Heinsberg.  Diese  Stadt  liegt,  nach  dem  mir 
ingegangenen  Berichte  des  Herrn  Bürgermeisters  Nathan,  am  Ende  eines  wellen- 
förmigen Höhenzugs,  der  die  Roer-  und  Worm -Niederung  begrenzt.  Eine  halbe 
Stande  von  der  Roer  erhebt  sich  ein  meist  aus  gelben  Kiessande  bestehender 
Berg,  der  die  Rainen  der  Burg  Heinsberg  trägt,  deren  sehr  dicke  aus  den  ver- 
lohiedensten  Bruchsteinen  wie  aus  Backsteinen  errichtete  Mauern  aus  der  zwei- 
ten H&lfte  des  10.  Jahrh.  herrühren  sollen.  Um  den  Fuss  des  Burgberges  ziehen 
rieh  die  Häuser  des  oberen  Stadttheiles.  Auf  der  gegenüberliegenden  Anhöhe 
liegt  die  schöne  St.  Ghmgolphuskirche,  deren  älterer  Thoil  aus  dem  13.  Jahrh. 
stammt.  Beide  Anhöhen  scheinen  die  Ausläufer  des  das  frühere  Fiussgebiet  be- 
grenxenden  Ufers  zu  sein.  Die  Heinsbergischen  Besitzungen  kamen  1472  an  das 
Hersogtham  Jülich.  Im  Januar  1858  stürzte  der  östliche  Theil  der  Qurgruine 
ein.    Jetst   hat  Herr  Nathan    das  den  Haapttheil  derselben  umgebende  Terrain 


222  Misoallen. 

in  seinen  Bemts  gebracht  and  in  eine  kleine  Anlage  umgetoliaffen.  Schon  früher 
wurden  hier  ein  Steinkrug  von  1576,  die  Lafette  einer  WaUbüchae,  eine  Stein- 
kugel,  ein  Petschaft  des  Capitels  der  Gangolphaskirohe  aus  dem  14.  Jahrh.»  ond 
kürzlich  mehrere  Silbermünzen  der  Grafen  von  Heinsberg,  .sowie  eiserne  Kugeln 
▼on  der  Beschiessung  der  Stadt  durch  die  Franzosen  im  September  1794  gefun- 
den. Im  Winter  1874—75  fand  man  bei  der  Korb weidenanlage  in  der  Nahe  von 
Heinsberg  eine  römische  Kupfermünze,  die  nicht  näher  bestimmt  werden  konnte. 
Seit  dem  Winter  1872—73  wurden  bei  diesen  die  folgenden  Jahre  fortgesetiten 
Anlagen  in  den  tieferen  Bodenschichten,  etwa  8 — 4'  tief,  mehrere  polirte  Stein- 
beile, meist  aus  Feueratein,  sowie  ein  runder  durchbohrter  Hammer  aus  Sand- 
stein ausgegraben.  In  dem  Cataloge  der  Sammlung  de«  Notara  Guillon  zu  Boer- 
monde  vom  Jahre  1874  befanden  sich  173  Nummern  polirter  Stein- WaflTen  nnd 
Ger&the,  in  und  bei  Roermonde,  Posterholt,  Echt,  Swolmen,  Moosbracht  u.  a.  0., 
also  in  der  nordwestlichen  Fortsetzung  des  alten  Flnssalluviums  der  Boer  ge- 
funden. 

Sohaaffhansen. 


80.  Die  Litsch  beim  Kölner  Dome.  In  Heft  LY.  LVI,  74  ff.  hat 
Merlo  sehr  richtig  den  Kölnischen  Strassennamen  an  oder  anf  der  Littoh 
(Letsch)  mit  dem  italienischen  loggia,  das  sehr  versi&hiedene  Anwendungen 
in  der  Baukunst  erhalten  hat,  in  Beziehung  gesetzt,  aber  die  Ansicht,  es  beseichne 
eigentlich  die  Bauhütte  und  sei  gerade  von  deutschen  Steinmetzen  ans  dem  Aue-  . 
lande  eingeführt  worden,  dürfte  kaum  zu  halten  sein.  Finden  wir  ja  im  Sela- 
burgischen  Letschen  von  Niederlagen  von  Wein  und  den  Vorsteher  derselben 
als  Lätschenmeister  bezeichnet,  daneben  auch  Letschen  des  Eisens, 
vgL  Schmeller-Frommann  >Baieri8ches  Wörterbuch»  I,  1542.  Am  Domhofe  hiess 
Letsch e.  Lötsche.  eben  wie  in  Xanten,  der  bedeckte  Gang,  unter  welchen 
die  behauenen  Steine  niedergelegt  wurden  (sub  quaponuntur  lapides  se- 
creti)f  wie  derjenige,  unter  dem  man  sie  bearbeitete  (deportantibus  lapi- 
des paratos  de  ludza  Qoggia]  et  inportantibus  reliquos  non  para- 
tos  ad  Indzam).  —  Wenn  Fuchs  von  einer  Litsch  am  Eaufhause  Gürzenich 
wusste.  so  stimmt  das  ganz  hiermit,  und  beruht  es  wohl  auf  Irrthum,  wenn  der 
so  verdiente  Aufklarer  der  Kölnischen  Geschichte  dabei  an  eine  »Litsoh  f^r 
Bewegung  der  Waarenc  dachte.  Es  war  hier  wohl  wie  am  Dome  nichts  anderes 
als  Lager,  Niederlage.  Der  Gebrauch  von  loggia  war  ganz  derselbe,  wie 
der  unseres  deutschen  Laube,  wie  wir  sagen  unter  den  Lauben  sitzen  und 
mundartlich  noch  Laube  für  Speicher  (althochd.^spihhari,  von  spicarium) 
gebraucht  wird.  Eigenthümlich  ist  es,  wie  wir  das  nach  Diez  aus  nnsenn 
deutschen  lauba,  laubja  entstandene  romanische  Wort  einmal  nach  der  ita- 
lienischen, dann  aber  auch  nach  der  französischen  Form  0<^?®)  ^^'  angeeignet 
haben.  Mit  der  Freimaurerloge  hat  die  Steinniederlage  der  Bauhütte  gar  nicht« 
zu  thun;  diese  wurde  eben  nur  von  dem  Versammlungsorte  benannt,  ohne  irgend 
eine  Beziehung  auf  ihren  Zweck.    Wie  so  manche  anf  den  Handel  bezfigliolie 


MiBcellen.  228 

Anadröoke,  war  uns  auch  loggia  in  der  besondem  Bedcmtong  Lager,  Nie- 
derlage zagekommen,  während  wir  die  mancherlei  andern  Anwendungen  des 
Wortes,  wie  aar  ßezeiohnnng  der  Börse,  der  Wechselbank  a.  a^  uns  nicht  an- 
geeignet haben. 

H.  Düntzer. 


81.  Neuss.  Gräberfunde.  Vor  einiger  Zeit  wurden  bei  der  Funda- 
mentirung  des  neuen  Stationsgebäudes  römische  Gräber  aus  der  Kaiserzeit  auf- 
gedeckt und  zwar  an  der  Stelle,  wo  sich  zur  Zeit  der  Römerherrschaft  ein 
Theil  des  öffentlichen  Begräbnissplatzes  befand,  welcher  sich  vom  Münsterplatze 
die  alte  Heerstrasse  entlang  bis  fast  zur  Neusser  Fürth  hinzog.  Schon  früher 
fand  man  an  der  Stelle  des  nunmehr  fertig  gestellten  Güter-  und  Postgebändes 
in  einer  Tiefe  von  etwa  einem  Meter  unter  dem  alten  Terrain  Spuren  von 
Holzkohlen,  sowie  Bruchstücke  römischer  Gefasse.  Diese  Gefassscherben  und 
die  Beste  von  Holzkohlen  kennzeichnen  die  Fundstelle  als  eine  Leichenverbrenn*«' 
nungastätte.  Die  Holzkoblenreste  sind  üeberbleibsel  des  Scheiterhaufens.  Die 
sohwan  angebrannten  Scherben  lassen  sich  als  Bruchstücke  von  Schüsseln  oder 
Gefiiasen  erkennen,  welche,  nach  altrömischer  Sitte  mit  Speisen  gefüllt,  in  den 
brennenden  Scheiterhaufen  geworfen  wurden.  Gleich  neben  der  Verbrennungs- 
stätte  zeigte  sich  das  eigentliche  Grab  des  Verstorbenen.  Eine  flache  Schale 
aoa  einer  weissen  rothgefärbten  Erde,  ein  Becher  aus  rother  Erde,  ein  einhen- 
keliger und  ein  zweihenkeliger  Wasserkrug  aus  weissem  Thone  und  Bruchstücke 
eines  Salbflässohens  aus  einem  grünlichen  Glase  umgaben  im  Kreise  die  mit 
verbrannten  Knochenresten  angefüllte  Urne  aus  gelblich  grauer  Erde.  Nach 
altrömischer  Auffassung  enthielten  die  Gefasse,  welche  die  Urne  umgaben, 
Speise  und  Trank  für  den  Verstorbenen,  sie  sollten  gleich  dem  Obolus  für  den 
greisen  Fährmann  der  Unterwelt,  zum  wirklichen  Gebrauche  im  Jenseits  dienen. 
Die  Gegenstände,  die  man  dem  Verstorbenen  mit  in*8  Grab  gab,  sollten  in  der 
spätem  Zeit  nur  die  Pietät  der  Hinterbliebenen  zum  Ausdruck  bringen.  Daher 
finden  wir  auch  mehrfach  in  römischen  Gräbern  Gefasse,  welche  keine  Flüssig- 
keit halten  können. 

Bei  der  Fundamentirung  des  eigentlichen  Stationsgebäudes  grub  man  noch 
'Weitere  Gräber  aus.  Auch  hier  zeigten  sich  die  Spuren  des  Leichenbrandes 
jedesmal  neben  der  Beg^räbnissstätte,  und  bildete  die  Urne  den  Mittelpunkt  von 
4  bis  6  Beigefässen.  Von  diesen  Gefässen  sind  besonders  eine  schöne  Schale 
ans  rother  Erde  mit  eingepressten  Figuren  und  ein  glänzend  schwarzer  Trink- 
becher aus  Thon,  mit  Eindrücken  verziert,  zu  bemerken.  In  letzterem  befand 
sich  ein  silbernes  Löffelchen,  welches  wahrscheinlich  beim  Mischen  des  Weines 
zun  Umrühren  benutzt  wurde.  Ein  weiteres  Interesse  boten  zwei  Ziegelgräber. 
Je  5  Ziegelplatten  von  l'/t  Decimeter  Länge  und  Breite  bildeten  einen  kasten- 
förmigen Bau.  Das  eine  Grab  barg  ausser  verbrannten  Knochenüberresten  eines 
Schädels  und  anderer  Körpertheile  zwei  vollständig  erhaltene  angebrannte  Ober* 


Miscellen.  226 

Sohönheii  als  die  oben  angeführten.  In  der  Nähe  dieser  Urne  zeigte  sich  eine 
weitere  Ton  den  oben  beschriebenen  Glasflaschen,  ein  thönernes  Lämpchen  von 
derselben  Gestalt,  wie  die  eben  erwähnte  eiserne  Lampe,  jedoch  mit  kleinem 
Henkel  verseheni  und  mehrere  Thongefösse.  Offenbar  haben  wir  es  hier  mit  Fa- 
miliengräbern vornehmer,  römisoh-ubischer  Ansiedler  zu  than.  Die  Einfriedi- 
gungen, welche  wohl  die  Gränzen  des  jeder  Familie  eigenthümlichen  Platzes 
sind,  sowie  die  Urnen  nnd  die  Aschenkiste  innerhalb  derselben  deuten  darauf 
Idn.  Beachtenswerth  ist  die  ustrina,  die  hier  auf  der  Begräbnissstätte  an- 
gelegt ist. 

Es  verdient  hier  noch  eine  aus  einem  kalkähnliohen  weissen  Steine 
(Jurakalk?)  gebildete  Urne  von  2  Fuss  Grösse  Erwähnung,  die  bis  zum  Rande 
mit  Knochenresten  angefallt  war.  Man  fand  dieselbe  ausserhalb  der  Steineinfrie- 
digungen im  J.  1874.  Sie  hat  ein  solch'  barbarisches  Aussehen,  dass  sie  denen 
aus  prähistorischer  Zeit  gleicht,  allein  stellt  man  sie  neben  die  aus  römischer 
2ieit  stammenden  Steinkisten,  so  scheint  es  fast  ausser  Zweifel,  dass  auch  sie 
der  römischen  Eaiserherrschaft  angehört. 

Vor  etwa  4  Wochen  fand  Herr  Weinhändler  Franken  bei  den  Grund- 
arbeiten auf  seinem  Hofe,  der  jene  bekannte  römische  Begräbnissstätte  berührt, 
die  vom  Münsterplatze  ausgehend  sich  westlich  von  hier  die  alte  Heerstrasse 
entlang  hinzieht,  und  nach  Münzen  u.  s.  w.  zu  schliessen  im  zweiten  und 
dritten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  angelegt  worden  ist,  ein  aus 
einem  äusserst  feinen  festgebrannten  Thon  bestehendes  Köpfchen  einer  gegen 
12  Cm.  grossen  Statuette  des  römischen  Vulkan.  Er  ist  im  kräftigen  Man- 
nesalter mit  vollem  Barte  dargestellt  und  trägt  eine  Mütze,  welche  der  bei  den 
Römern  unter  dem  Namen  cuoullus  bekannten  Kaputze  ähnlich  sieht.  Die  Durch- 
bildung dieses  kleinen  Köpfchens  ist  so  meisterhaft,  der  Contour  und  die  Form 
so  edel,  dass  wir  es  als  eine  Perle  derartiger  Arbeit  römischer  Kleinkunst  be- 
grüssen  dürfen.  Es  gehörte  zu  den  Beigaben  eines  Grabes,  welches  ausser 
einer  schalenförmigen  Urne,  welche  die  Knochenreste  enthielt,  ein  15  Cm.  grosses 
kugelfomiges  Fläschchen  mit  langem  Halse  ohne  Henkel  und  ein  6  Cm.  grosses 
pokalähnliches  Fläschchen,  letzteres  geziert  durch  zwei  schön  gewundene 
Henkel,  barg.  Ersteres  besteht  aus  ganz  hellen  crystallähnlichen  weissen  Glase, 
letzteres  ist  ans  einem  grünlich  blauen  Glase  und  macht  durch  seine  buntfarbig 
tchillemde  Oxydation  einen  höchst  zierlichen  Eindruck. 

Man  könnte  sich  wohl  geneigt  fühlen  diese  Statuette  als  ein  Geschenk  zu 
betrachten,  wie  sie  bei  den  Saturnalien  zumeist  von  Eltern  ihren  Kindern  ge- 
geben wurden,  allein  auf  jener  Begräbnissstätte,  wo  dieser  Fund  gemacht  wurde, 
förderte  man  schon  früher  mehrere  Bildnisse  derselben  Gottheit  an  das  Tages- 
licht, die  von  verschiedener  Grösse  und  aus  verschiedener  Masse  verfertigt, 
•chwerlich  als  Kinderspielzeug  zu  deuten  sind.  Eines  jener  früher  gefundenen 
Yulkan-Bildnisse  befindet  sich  im  Besitze  des  Herrn  Norrenberg.  Es  hat  eine 
Grösse  von  17  Cm.  und  ist  aus  weissem  Thon  gebrannt.  Der  Gott  ist  stehend 
dargestellt  mit  der  Tunika  bekleidet,  die  die  rechte  Brust  unbedeckt  lässt,  bis 
sa  den  Knieen  hinabreicht   nnd  unter  dem  Oberkörper  durch   einen  Gürtel  ge- 

16 


Miscellen.  227 

•dhenc^rippe;  nnmittelbar  neben  diesem  fand  sich  eine  Urne.  Der  Schädel 
ist  nach  dem  Urtheile  des  Hrn.  Prof.  Schaaffhausen  ein  kräftiger  Germanen- 
sohädel;  die  Urne,  welche  unten  ganz  abgerundet,  in  ihrer  Bildung  einem  läng- 
lichen Kürbis  gleicht,  ist  aus  freier  Hand  gefertigt. 

Kürzlich  fand  man  in  Ramrath,  einem  Dorfe  bei  Gohr,  in  einer  Tiefe  von 
etwa  8  FusB  eine  altgermanische  Urne,  welche  verbrannte  Knochenre^te  enthielt 
Die  Urne  ist  aus  freier  Hand  gefertigt,  besteht  aus  einem  festgebrannten  Thone 
und  zeigt  eine  dunkel  bläulich-schwarze  Farbe;  sie  gleicht  einer  plattgedrückten 
Kugel  und  hat  eine  Höhe  von  15  Cm.  und  17  Cm.  Durchmesser.  —  In  meiner 
Sammlung  befinden  sich  zwei  solcher  Urnen,  welche  nicht  weit  von  Ramrath 
gefunden  sind.  Da  alle  diese  Grabdenkmale  in  der  Nähe  einer  alten  Strasse 
gelegen,  so  scheint  auch  hier  die  von  Prof.  Schneider  nach  örtlichen  Unter- 
suchungen auf  dem  rechten  Rheinufer  gemachte  Beobachtung,  dass  die  Alten 
ihre  Grabstätten  fast  ohne  Ausnahme  nur  an  ihreü  Grenzwehren  und  Heer- 
strassen anlegten,  sich  bestätigt  zu  finden. 

Schliesslich  erwähne  ich  noch  zwei  kürzlich  aufgefundene  Petschafte.  Siegel- 
abdrücke ergeben  auf  einem  das  Bildniss  des  Apostels  evangelischer  Armuth, 
des  hl.  Franziskus,  umgeben  von  der  Inschrift:   S(igillum)   sororum    tertii 

ordinis  in  Nussia;  auf  dem  anderen  einen  Löwen  umgeben  von  der  Inschrift: 

« 

Sigillum 'Soabinorum  *  in  Chor  (das  heutige  Gohr  bei  Neuss).  Beide  Pet- 
schafte stammen  aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts,  erstgenanntes  ist  in 
meine  Sammlung  übergegangen  ^). 

Neuss.  Koenen. 


32.  Rhein berg.  Zwischen  Birten  und  Grünthal  hat  man  wenige' Schritte 
seitlich  von  der  Chaussee  im  vorigen  Sommer  beim  Kiesfördern  einen  mächtigen 
Grabstein  aufgefunden,  aber  die  Oberfläche  war  stark  verwittert  und  dessen 
Inschrift  total  verschwunden.  Femer  habe  ich  ca.  20  Minuten  von  hier  eine 
kleine  Sammlang  römischer  Thongefasse  entdeckt,  die  ich  in  meinen  Besitz  ge- 
bracht habe.  Unter  den  betreffenden  Gegenständen  befindet  sich  eine  kleine 
Schüssel  von  terra  sigillata  mit  dem  Stempel  Aprilis  f.  c.  t.  Das  Ganze  wurde 
beim  Sandgraben  aufgefunden,  wie  man  sagt^vor  ungeföhr  20 — 30  Jahren.  Ich 
würde  weitere  Nachgrabungen  an  der  Fundstätte  veranlasst  haben,  aber  der 
Eigenthümer  verlangte  dafür  eine  Entschädigung  von  100  Thlr.  Der  Fund  ver- 
dient besondere  Beachtung,   weil  er  mit   anderen  Ausgrabungen   in  der  Gegend 


1)  Die  im  Eingange    dieses  Berichtes  S.  223.  24  erwähnten'  am  Bahnhofe 
zu  NeoM  gefundenen  Gegenstände  (irdene  Gemüse,  ein  silbernes  Löfifelchen,  drei 

Bronzemünsen,   darunter  eine  wohlerhaltene   von  Lucius    Verus,    Rev.    KEX 

ARMEN  DAX)  s'ind  dnroh  die  Liberalität  der  Directionen  der  Rheinischen 
und  Bergisch-Mftrkischen  Eisenbahnen  der  Sammlung  unseres  Vereins  über- 
wiesen worden.  D.  Red. 


338  MisceUen. 

in  VerbiodaDg    gebracht,    Aafschluss   über  den  Laaf    der  BömerstraMe  geben 
dürfte,  für  welche  man  bisher  eine  verkehrte  Richtung  angenommen  hat. 

R.  Pick. 


83.  Trier.  Im  März  des  verflossenen  Jahres  wurde  in  dem  Esken'fchen 
Oftrten,  welcher  vor  der  Stadt  zwischen  dem  Neuthor  und  dem  Weberbaohthor 
liegt,  der  Rest  eines  leider  zerstörten  Mosaikbodens  aus  bunten  Würfeln  ge- 
funden. Die  Arbeiter  stiessen  darauf  beim  Auswerfen  einer  Grube.  Das  Frag- 
ment wurde  ausgehoben  und  zur  Aufbewahrung  in  die  römischen  Bäder  ge* 
bracht.  Soviel  man  daraus  erkennen  kann,  bestand  die  Zeichnung  aus  einer 
Anzahl  durch  breite  Bander  von  Flechtwerk  und  aneinander  gereihten  Dreiecken 
umrahmten  Feldern,  in  welchen  sich  grössere  figürliche  Darstellungen  befanden. 
In  einem  Felde  erkennt  man  noch  das  Hintertheil  eines  Yierfässlers  (Büren?); 
in  dem  daran  stossenden  einen  aufrecht  stehenden  Büren,  der  sich  mit  der  lin- 
ken Tatze  an  einen  Apfelbaum  stammt,  um  mit  der  rechten  Tatze  dessen  Früchte 
herabzuholen.  Das  geöffnete  Maul  zeigt  die  Begierde  desThieres  nach  den  Über 
ihm  hängenden  Aepfeln.  Die  Zeichnung  und  Anordnung  des  Mosaiks,  das  dem 
i,  Jahrhundert  angehören  dürfte,  ist  nicht  ohne  Verdienst. 


84.  Waller  fangen.  In  meiner  Schrift  über  den  Gräbfimd  von  Waldml- 
g«fbeim  habe  ich  als  2^ugnis8e  heimischer  Metallindustrie  ein  bei  Wallerfangen 
MiudVichfi*  römisches  Kupferbergwerk  und  die  im  Garten  des  Hm.  A.  von  Gal- 
l4^»A  davelbst  gemachten  Funde  einer  sehr  grossen  Anzahl  von  Metallringen 
UM-vorigtshohen,  Zugleich  wurde  auf  eine  seitdem  beiläufig  in  den  Jahrbüchern 
f^toff*:tti\'n:\iie  im  Felsen  oberhalb  des  Bergwerks  befindliche  römische  Inschrift 
f^wtJ9^M,  nach  welcher  Aemilianus  dasselbe  an  den  Nonen  des  März  eröffnete  '). 

lui  Jabre  1872  fand  man  im  gleichen  Garten  des  Hm.  von  Galbau  ein 
/>4M>/.;^^  v'>n  drei  flachen  Bronze-Ringen,  welche,  wie  die  Abbildung  auf  Taf. 
Z,  i  n^tüi,  Kus  einem  21 '^  im  Durchmesser  haltenden  grössern  und  zwei  nur 
/  j  ^'  ff^int^fttUtn  kleineren  Ringen  besteht.  Der  obere  Theil  der  Handhabe  oder 
i^,t4.Ai,r  4^  Halters  des  ganzen  Gehänges  ist  abgebrochen  und  nicht  gefunden 
m*/$*>44,  ^r  HuU'.ra  aufgenietete  Theil  endet  in  eine  feste  Oese.  An  dieser  h&n- 
^ii*A,  }r'/f*  l/ei'ii;ri  Hefton  an  den  gsossen  Ring  unten  anschlagend,  die  kleineren 
AM/k4j^„n  tf,tK  ft-MUut  Oesen  versehenen  Ringe.    Die  Oesen  der  drei  Ringe  greifen 

HiJ^Mt^h  h^M  rjrif/iittolbar  ineinander,    sondern   werden  durch   einen  losen  Mit- 

) 

,,  4ithfhutih  JAV,  8.  841.  Nachdem  die  im  Auftrage  des  Vorstandes  un- 
^^4«  y^4Krh*  ftftt  Mrn,  Prof.  Kraus  veranlasste  Aufgrabung  der  Inschrift  in  der 
>/>y4^  y^t*^***/^  JnUrf(,  1872,  No.  67  und  in  den  Jahresberichten  der  Ges.  f. 
>^^y.  ii'*^t»A,t,  y*,u  1809-^71,  S.  116  ausfuhrlich  besprochen  worden,  haben  wir 
v^A  4-^A4t^u  tU(^i^iU'}iunff  bis   zur  Gewinnung   in  Aussicht  stehender   weiterer 


Misoelleo.  229 

telring  verbanden,  welcher  dem  Gehänge  eine  so  leichte  Beweglichkeit  verleiht, 
dass  bei  dessen  Bewegung  sofort  ein  Aneinandersohlagen  und  dadurch  ein  Elang- 
geräasoh  stattfindet.  Die  Hervorbringung  eines  solchen  ist  jeden{^ls  die  Zweck- 
bestimmung des  Geräthes,  welches  hiemach,  wie  nach  seiner  ganzen  Erscheinung 
zunächst  an  Pferdeschmuck  erinnert,  ohne  dass  es  freilich  andere  ornamentale 
Yerzierongen  als  beiderseitig  eingravirte  concentrische 'Kreise,  und  zwar  nur 
auf  dem  grösseren  Ringe  besitzt.  Ich  würde  es  nach  Anschauung  der  reichen 
Pferdeanschirrungen,  wie  sie  auf  Monumenten  vielfach  vorkommen,  für  ein  Stück 
solcher  zu  halten  kein  Bedenken  tragen,  wenn  nicht  nach  dem  Vorkommen  ähnlicher 
Klangbleohe  auf  einem  Marmorrelief  des  vaticanischen  Museums  (welches  meines 
Ersehens  zuerst  Gerhard  in  seinen  antiken  Bildwerken  Taf.  LXXXVII,  2  und 
nach  ihm  Bötticher,  Baumoultus  der  Hellten  Taf.  II,  5,  wie  Guhl  und  Eoner, 
Leben  der  Griechen  und  Römer.  3.  Aufl.  Fig.  1,  S.  6  publicirten)  eine  andere 
Deutung  mehr  Wahrscheinlichkeit  gewänne.  Auf  jenem  Relief,  dessen  verklei- 
nerte theilweise  Wiedergabe  Taf.  X,  2  darbietet  ^),  erhebt  sich  hinter  einem  ge- 
schmückten Altare  ein  geweihter  Baum,  eine  heilige  Fichte,  an  welcher  rothe 
wollene  Binden,  die  in  Form  von  Perlschnüren  (Astragalen)  geknotet  sind  und 
Elangbleche  (Erotala)  als  Weihgeschenke  angehängt  erscheinen.  Neben  dem 
Altar  sfeht  (auf  unserer  Abbildung  weggelassen)  ein  unbekleideter  Jüngling, 
der  vielleicht  eine  dieser  Gaben  dargebracht  hat.  Gerhard  deutet  den  h.  Baum 
auf  den  Cybeledienst  und  die  Figur  auf  Apollo.  Ich  möchte  mit  Bötticher  nach 
Snidas  die  Elangbleche  überhaupt  für  bachisches  Cultusgeräth  halten')  und 
stelle  es  weiteren  vergleichenden  Untersuchungen  anheim  zu  entscheiden,  ob 
das  Ring-Gehänge  von  Wallerfangen  als  bacchisches  bei  den  ausgelassenen 
Festen  des  Weingottes  geschwungenes  Elangblech  oder  als  Pferdeschmuck  auf- 
zufassen ist. 

£.  aus'm  Weerth. 


Nachtrag.  Zu  Mise.  14,  S.  200.  201.  In  Regensburg  sind  ebenfalls  zwei 
neue  Stempel  von  Augenärzten  gefunden,  der  eine  mit  dem  Namen  des  L.  M. 
Memorialis,  der  andere  nennt  den  Q.  Pompejus  Graecinus,  der  bereits 
ans  einem  zu  Dalheim  gefundenen  Stempel  bekannt  war.  S.  Ephem.  Epigr.  II,  450. 

Nachtrag.  Zu  dem  Mise.  22,  S.  211,  Anm.  2  erwähnten  Funde  in  Bonn 
ist  zu  bemerken,  dass  diese  Gegenstände,  namentlich  die  silberne  mit  Arabesken 
am  Rande  verzierte  Schüssel  und  ein  Medusenhaupt  aus  gebranntem  Thon,  in 
die  Sammlang  des  Hm.  Garthe  in  Cöln  gelangt  sind. 


1)  Der  Vorstand  verdankt  diese  Abbildung  einem  von  der  Weidmännischen 
Verlagsbaohhandlung  in  Berlin  gefälligst  überlassenen  Gliche. 

2)  Bötticher,    Baumcultus   der  Hellenen    S.  76  und    die  dort  angeführten 
Stellen. 


IV.    Chronik  des  Vereins 

für  das  Vereinsjahr  1874  (resp.  Pfingsten  1874-75). 


Nachdem  die  General- VersammluDg  vom  31.  Mai  1874  im  Hin- 
blick auf  die  bevorstehende  Errichtung  der  Provinzial-Museen  zu  Trier 
und  Bonn  und  die  dadurch  mannigfach  sich  verändernden  Verhältnisse 
auch  unsres  Vereins,  von  der  Neuwahl  wie  Ergänzung  des  Vereins- 
vorstandes abgesehen,  und  die  bisher  in  demselben  sich  befindenden 
Herren  Nöggerath,  aus'm  Weerißi  undj Freudenberg  bevoll- 
mächtigt hatte,  die  Vereinsgeschäfte  bis  zur  wirklichen  Constituining 
der  Museen  weiter  zu  führen,  war  der- provisorische  Vorstand  nach 
üeberschreitung  des  in's  Auge  gefassten  Termins  und  der  nicht  ab- 
zusehenden Verzögerung  der  Museums-Angelegenheit  gezwungen,  für 
den  27.  Juni  1875  eine  General- Versammlung  einzuberufen  und  der- 
selben sein  Mandat  zurückzugeben.  [Es  schien  dies  um  so  dringender, 
da  durch  Schreiben  vom  20.  Juni  Herr  Berghauptmann  Professor 
Dr.  Nöggerath  das  zehn  Jahre  hindurch  von  ihm  bekleidete  Prä- 
sidium niederlegte  i).  Es  war  der  ei*ste  und  einstimmige  Beschluss  der 


1)  Wir  glauben  das  Schreiben  nachfolgend  mittheilen  zu  sollen. 

Bonn,  den  20.  Juni  1875. 
Geehrtester  Herr  College! 

Bei  meinem  hohen  Alter  und  namentlich  meiner  Schwerhörigkeit  mussich 
darauf  verzichten,  das  mir  übertragene  und  eine  Reihe  von  Jahren  bekleidete 
Ehrenamt  als  Präsident  der  Alterthumsfreunde  im  Rheinlande  femer  fortza- 
führen.  Indem  ich  hiermit  aus  dieser  Geschäftsführung  austrete,  bleibt  mir  nur 
noch  übrig,  Euer  Hochwohlgeboren  zu  bitten,  dem  Verein  in  meinem  Namen 
für  das  mir  so  lange  Zeit  bewiesene  Vertrauen  den  verbindlichsten  Dank  aoa- 
sprechen  zu  woUen:    Ihnen   aber  danke    ysh  hierdurch  noch  besonders   für  die 


Chronik  des  Yereizu.  281 

zahlreich  besuchten  General- Versammlung,  den  Nestor  der  rheinischen 
Gelehrten  in  Anerkennung  seiner  vielen  Verdienste  um  unsre  Provinz 
zum  Ehrenmitglied  ~zu  ernennen. 

Der  provisorische  Zustand  unsrer  Einrichtungen  lähmte  nach 
allen  Seiten  die  freie  Bewegung  der  Gesellschaft.  Die  unzureichenden 
Räumlichkeiten  im  Amdthause  Hessen  wiederum  an  eine  endliche  Ord- 
nung der  Bibliothek  sowie  die  öffentliche  Benutzung  derselben  und  der 
Alterthümer-Sammlungen  nicht  denken,  ja  selbst  für  die  Sicherheit 
des  Vereinseigenthums  liess'  sich  nicht  ausreichend  Sorge  tragen.  Mit 
dem  im  Mai  1875  aus  seinem  Amte  geschiedenen  Oberbürgermeister 
Herrn  L.  Kaufmann  war  bereits  wegen  Ueberlassung  eines  weitern 
Raumes  im  Arndthause  eine  Verabredung  getroffen;  allein  die  Stadt- 
verordneten-Versammlung hat  unser  darauf  gerichtetes  Gesuch  ab- 
schlägig beschieden. 

Wenn  die  äusseren  Verhältnisse  des  Vereins  unter  diesen 
wenig  fördernden  Umständen  gleich  günstig  blieben,  der  Personalbe- 
stand ungeaciitet  mannigfacher  Todesfälle,  unter  denen  wir  mit  der 
gesammten  Kunstwissenschaft  das  Hinscheiden  Carl  Sehn  aase's  be- 
klagen, auf  einer  Höhe  von  611  Mitgliedern  verblieb,  die  Finanzen 
bei  einer  Einnahme  von  7590  Mark  und  einer  Ausgabe  von  5799  M. 
in  runden  Zahlen,  mit  einem  Baarbestand  von  1791  Mark  inclusive 
750  Mark,  welche  für  die  Sammlungen  als  Geschenke  einliefen,  und 
exclusive  441  Mark  rückständiger  Beiträge  abschlössen,  so  ist  daraus 
allerdings  der  feste  und  sichere,  aus  dem  öffentlichen  Bedürfoiss  ge- 
wonnene Grund  und  Boden  zu  erkennen,  auf  welchem  der  Verein  von 
Alterthumsfreunden  steht.  Der  freudigen  Zustimmung  zum  Erfolge 
unsrer  Sammelthätigkeit  sind  die  Geschenke  zuzuschreiben,  welche  der 
Verein  in  reichem  Maasse  erhielt.  Ihre  Majestät  die  Kaiserin,  von 
lebhaftem  Interesse  für  Alles,  was  die  Rheinprovinz  angeht,  beseelt, 
sandte  als  Ausdruck  Ihrer  Theilnahme  am  23.  Februar  1874  ein  Ge- 


vielfache  und  umsichtige  Unterstützung  bei  meiner  Amtsführung,  welche  Sie 
mir  eben  so  sehr  im  Interesse  der  Sache,  als  in  Freundschaft  gegen  mich  be- 
wiesen haben.  Das  fernere  Gedeihen  des  Vereins  liegt  mir  am  Herzen,  und 
wünsche  ich,  dass  derselbe,  in  Anerkennung  Ihrer  Verdienste  um  denselben,  Sie 
zo  meinem  Nachfolger  als  Präsident  erwählen  wolle. 

Hochachtend  und  ergebenst 

Nöggerath. 

An  den  Vice-Präsidenten  des  Vereins  der  Alterthumsfreunde  im  Rheinlande 

Herrn  Dr.  aus'm  Weerth,  Ritter  etc. 


282  Chronik  des  Vereins. 

schenk  von  600  Mark.  Se.  Majestät  der  Kaiser  hatte  in  Folge  dieser 
Anregung  die  Gnade  ein  Geschenk  von  1000  Mark  beizufQgen.  Der 
Freigebigkeit  der  Kronprinzlichen  Herrschaften,  der  Prinzen 
Alexander  und  Georg  von  Preussen  wie  des  Fürsten  von 
HohenzoUcrn  Königliche  Hoheit  verdanken  wir  sechs  werth volle 
Gemälde  der  älteren  rheinischen  Schule.  Drei  unserer  Ehrenmitglieder 
beschenkten  uns,  nämlich  der  Staatsminister  von  Bethmann-Holl- 
weg  mit  einer  in  Cöln  gefundenen  fränkischen  goldenen  Fibula;  der 
wirkliche  Geheimerath  Dr.  von  Dechen  mit  einer  grossen  römischen 
Bronze-Lampe,  Freiherr  Fr.  vou  Diergardt  mit  einer  Reihe  von 
28  kostbaren^griechischen  und  römischen  Bronzewaffen  und  Terracotten. 
Herr  Major  von  Rosen  in  Cöln  übergab  eine  Anzahl  Gegenstände 
aus  Grabfunden  am  Ikulsee,  Herr  Schmithals  in  Godesberg  eine 
kleine  Eule  von  Bronze,  Herr  Stephani  in  Bonn  eine  zierliche  Thon- 
lampe  in  Form  eines  menschlichen  Fusses.  Vom  Ministerium  der 
geistlichen  Angelegenheiten  erhielten  wir  für  die  Bibliothek 
ein  Exemplar  des  Werkes  von  Wilmowsky  über  den  Dom  zu  Trier, 
und  von  Herrn  Professor  von  Sybel  eine  Anzahl  Hefte  seiner  histo- 
rischen Zeitschrift. 

Durch  Ankauf  wurden  29  Nummern  kleiner  römischer  Alter- 
thümer  der  Merlo'schen  Sammlung  in  Cöln  und  der  in  diesem  Hefte 
S.  70  besprochene  Grabstein  des  L.  Magius  nebst  einer  Anzahl  mehr 
oder  weniger  werthvoller  Gegenstände  erworben. 

Die  wissenschaftliche  Thätigkeit  richtete  sich  hauptsächlich  auf 
die  Ausgrabung  an  der  Trier-Cölner  Römerstrasse,  über  welche  der 
erste  Theil  des  Berichts  des  am  9.  Dezember  1874  begangenen  Winckel- 
mannsfestes  näheren  Aufschluss  gibt,  wesshalb  dieser  Bericht  hier 
folgen  mag. 

Zum  Winckelmannsfeste  wurde  am  9.  Dezember  1874  durch  die 
vom  Professor  Gaedechens  in  Jena  im  Auftrage  des  Vorstandes  ver- 
fasste  Schrift  über  den  kurz  vorher  bei  Venlo  gefundenen  Medusen- 
schild eingeladen*).  Der  Vicepräsident  Prof.  aus'm  Weerth  eröff- 
nete die  Sitzung  mit  dem  Hinweis,  dass  die  Winckelmannsfeste  nicht 
nur  Huldigungen  des  Genius,  sondern  gleichsam  Bekenntnisse  für  die 


1)  Das  Medusenhaupt  von  Blariacum  von  Gaedecbene,  Professor  in  Jena. 
Festprogramm  zu  Winckelmanns  Geburtstage  am  9.  Dezember  1874.  Herausge- 
geben vom  Vorstände  des  Vereins  von  Alterthumsfreanden  im  Rheinlande. 
Bonn  1874. 


9B0  Chronik  des  Yereins. 

der  Ilheinprovinz,  in  welcher  grosse  geschichtliche  Ereignisse  ihre 
Spuren  überall  zarflckgelassen  haben  und  welche,  wie  wohl  kein  an- 
derer ?renm%cher  Landestheil,  dem  antiquarischen  Forscher  ein  er- 
giebiges Feld  bietet,  in  Anregung  gebracht,  und  es  ist  in  Folge  dessen 
far  die  im  Interesse  der  rheinischen  Alterthümer  zu  treffenden  Em- 
richtungen  durch  den  Staatshaushalts-Etat  pro  1874  eine  dauernde 
Mehrausgabe  von  4000  Thalem  unter  der  Voraussetzung  bewilligt 
worden,  dass  die  ProTinzialstände  zu  dem  gleichen  Zwecke  eine  gleiche 
Summe  bewilligen.  Nachdem  Letzteres  geschehen  und  nachdem  diese 
Angelegenheit  unter  Zuziehung  tob  Fachmännern  einer  näheren  Er- 
örterung unterworfen  wtjrden  ist,  hat  [der  Herr  Minister  der  geist- 
lichen, racerrchts-  und  Medizxaal-Anzeleeenlieiten  sich  damit  einver- 
standen  erklärt,  iaes  die  Begrüadmig  zweier  Provinzial-Museen,  näm- 
Ech  m  Eonn  und  Trer  in  Aossicfat  genommen  werde,  weil  an  beiden 
Orten  ach  bereits  icdit  onbeiienteode  Suunhmgen  Ton  AlterthUmem 
—  in  Btjon  «ixe  bei  >iff  Eiinigiichfli  Cnireisztäl  befindliche  Sammlung 
laterändisdKsr  Altärthdmer  and  «üe  Suuaing  des  Yereins  von  Alter- 
thum^reunden  der  Rhmifciaiie.  in  Tr»  di«  in  der  Porta  nigra  unter- 
sebradice  ^ummtimtr  omi  >i:e  in  misn  Bamea  des  Gymnasiums 
auäzcstellte  SamoLamr  iisr  trseüsdu^  vir  Bfitdkhe  Forschungen  — 
befinden.  w^Müne  rlr  üe  Xxfeen  ila  «TnniüiCtidk  würden  dienen  können. 
Ferner  hiiz  ier  Serr  MjLscar  m  zesnE  xjf  iät  Orgausation  der  Ver^ 
wi&Icnng  tiieser  Miae^n.  13*;«:  r^irh'Trai'icäragg  der  tod  dem  Rheini- 
schen PrQylaXiA>f  a^iitUjP»  £*£iisscea  E«s'iiiBBK  gfehmigti  dass  f&r 
ein  jedes  ein  Ii5r<»<r4r  tx::^z£i:  w^tk.  w^Atr  anf  den  Vorschlag 
des  ProTiax:aI-V«rwa!taft;£»TV.i#^  t>zi  SuJSf  eamt  wird,  und  dass 
beiden  Direct^rm  eine  ^fjTL'^zjLLa  ass  TmckMaamtn  bestehende,  in 
Bonn  einzo^etzende  Conrml:«  vn  tc^i  9  IfoJiefain  nr  Seite  gestellt 
werde,  welche  theib  über  grö«seTi?  Erverbwas«  fir  die  Mnseoi,  theils 
über  die  fär  Conservirung  der  Ahenhumer  n  eigieiteaden  Maß- 
regeln, über  Leitung  und  Veranstaltung  tob  Avsgnbmgen  beschlies- 
sen  soll,  sowie  dass  Ton  den  9  C>mmis5ioiis-3Gitgliedeni  der  Vor- 
sitzende und  4  Mitglieder  rom  Staate  berufen,  4  Mit^ieder  aber  Ton 
dem  ProTinzial-Verwaltungsrathe  gewählt  werden.  Bevor  mit  den 
hiemach  zu  treffenden  weiteren  Maf^nahmen  rorgegangen  wird,  bedire 
ich  mich  den  Vorstand  im  Auftrage  desj  Herrn  Ministers  ganz  er- 
gebenst  zu  ersuchen,  eine  Beschlussfassung  der  GeDffal- Versammlung 
des  Vereins  von  Altotbumirfreunden  der  Rheinlande  darüber,  ob  der 
Verein  bereit  ist,  erentnell  unter  Vorbehalt  seines  IjgenthumsrechtSi 


%  

Chronik  des  Vereins.  287 

seine  Sammlung  für  das  Museum  in  Bonn  zur  Verfügung  zu  stellen, 
gefälligst  bald  herbeiführen  und  den  Besohluss  mir  denmächst  mitthei- 
len zu  wollen."  '  Der  Ober-Präsident  der  Rheinprovinz, 

(gez.)  V.  Bardeleben. 

In  der  lebhaften  Verhandlung  brachten  einige  unserer  Cölner 
Mitglieder  den  nach  der  Lage,  Geschichte  und  Bedeutung  Gölns  gewiss 
berechtigten  Anspruch  zur  Geltung,  den  diese  Stadt  an  den  Besitz  des 
ProYinzial-Museums  habe.  Es  konnte  darauf  nur  erwidert  werden,  dass 
^on  Seiten  des  Ministers  der  Wunsch,  die  Kräfte  der  Universität  zur 
Betheiligung  heranzuziehen  für  die  Begründung  des  Provinzial-Museums 
gerade  in  Bonn  maßgebend  gewesen  sei;  dass  aber,  abgesehen  von 
diesem  Umstände,  in  dem  langen  Zeiträume  von  7  Jahren,  seitdem 
die  Frage  der  Provinzial-Museen  sich  in  Verhandlung  und  öffentlicher 
Besprechung  befinde,  niemals  in  Göln  dafür  eine  Bemühung  oder  nur 
ein  Interesse  erkennbar  gewesen  sei.  Dasselbe  könne  in  letzter  Stunde 
nur  in  Göln,  unmöglich  aber  in  dieser  dafür  nicht  competenten  Gene- 
ral-Versammlung, bei  Gelegenheit  eines  ganz  bestimmten  Antrages 
der  Königlichen  Staatsbehörde,  die  zudem  ihre  Beschlüsse  nicht  zur 
Berathung,  sondern  zur  Notification  vorlege,  weiter  betrieben  werden. 

Die  General- Versammlung  fasste  darauf  mit  allen  gegen  zwei 
Stimmen  folgenden  Beschluss: 

»Die  General-Versammlang  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Rheinlande  vom  27.  Juni  1876  besohliesst,  unter  Vorbehalt  des  Eigen- 
thumsrechteB  des  Vereins  und  unter  den  gleichen  Bedingungen,  wie  sie 
von  der  Universität  zu  Bonn  bezüglich  der  von  dieser  zum  gleichen 
Zwecke  abzugebenden  Alterthümer  gesteUt  werden,  die  Sammlung  von 
Eunstsacben  und  Alterthümern,  welche  sich  im  Besitze  des  Vereins  be- 
findet, dem  Provinzialmuseum  zu  Bonn  zu  übergeben.  Dem  Verein  von 
Alterthumsfreunden  im  Bheinlande  hat  das  Provinzialmuseum  bei  Ueber- 
weisung  der  Sammlungen  künftig  ausreichende  Räume  zur  Unterbringung 
und  Benutzung  der  Vereins-Bibliothek  zur  Verfügung  zu  stellen. c 

Für  das  Vereinsjahr  1875  bis  1876  wählte  die  General- Versamm- 
lang einstimmig  zum  Präsidenten  den  bisherigen  Vice-Präsidenten 
Prof.  aus'm  Weerth,  zum  Vice-Präsidenten  Prof.  Bergk,  zu 
Secretären  die  Herren  Prof.  Freudenberg  und  Dr.  Kortegarn 
and  zum  Bibliothekar  Herrn  van  Vleuten. 
Bonn,  im  Januar  1876. 
Der  Vorstand  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden 

im  Rheinlande. 


Veneiehiiss  der  Mitglieder. 


Vorsttid. 

PrXsldont:  Dr.  aas'm  Weerth,  Professor  in  Kessenioh  bot  Bonn. 
Yloopräsidont:  Dr.  Dergk,  Profosaor  in  Bonn. 
Q-..-,,»^.    (   Dr.  Froadonborg,  Prof.  in  Bonn, 
oooroiare.   j  ^^   Kortogarn,  Roalschulvorstehor  in  Bonn. 

Bibliothekar:  Tan  Vleoton. 


Elirei-Iit|lieder. 

S.  KSnigl.  Hoheit  Carl  Anton  Meinrad  Fürst  zu  Hoheniollern  in  Sigmaringeii. 

Dr.  Ton  Bethmann. Hollweg,  Excellenz,  kSnigl.  Staatsminister  a.  D.,  in  Berlin. 

Dr.  Ton  Deohen,  Exoellenz,  Wirkl.  Oeh.  Katb,  Oberberghaaptmanna.D.,  in  Bonn. 

Freiherr   Friedrich  Ton  Diergardt  in  Bonn. 

Dr.  Fiedler,  Professor  in  Wesel. 

Ton  Moeller,  Exoellenz.  Wirkt.  Geheimer  Rnth  und  Ober-PrSsident  in  Straaaborg. 

Dr.   NSggerath,  Berghauptmann  und  Professor  in  Donn. 

Ton  Quast,  Geh.  lteg{erungü>rath,   Conscrrator  der  Kunstdenkmäler  in  Preussen, 

in  Kadensteben  bei   Neuruppin. 
Dr.  Kit  so  hl,  K.  Pr.  Geh.  Regterungsrath,  Professor  in  Leipzig. 
Dr.   Urttohs,  Hofrath  und  IVofessor  in  Würzburg. 
Ton  Witmowsky,  Domkapitular  in  Trier.  « 


VeneiolmlsB  d«r  Mitglieder. 


289 


Onientliohe  lltglleder. 

Die  Namen  der  auswärtigen  SecretXre  sind  mit  fetter  Schrift  gedruckt. 


Dr.  Aolienbachi  Staata-Minister  in 
BerUn. 

Achenb  acli,  Geh.  Rath  in  Saarbücken. 

Aohterfeldt,  Stadtpfarrer  in  Anholt. 

Dr.  Achter feldt,  Professor  in  Bonn. 

Adler,    Banrath  a.  Prof.  in  Berlin. 

Dr.  Aebi,  Chorherr  in  Beromünster  im 
Kanton  Luxem. 

Dr.  Aegidi,  Geh.  Rath  in  Berlin. 

Dr.  A  hr  e n  s  ,  Gymnasial  -  Director  in 
HannoTCr. 

Aldenki rohen,  Rector,  ausw.  Secr.  in 
Viersen. 

Alterthums-Yerein  in  Mannheim. 

Antiken-Cabinet  in  Giessen. 

Ark,  L.,  Baurath  in  Aachen. 

Dr.  Asohbaoh,  ausw.  Seor.y  Prof.  in  Wien. 

Baedeker,  Carl,  Buchhändler  in 
Leipzig. 

Baedeker,  J.,  Buchhändler  in  Essen. 

Barbet  de  Jouy,  Directeur  du  Mus6e 
des  souTcrains  in  Paris. 

Dr.  Ton  Bardeleben,  Oberpräsident 
in  Coblenz. 

.Bartels,  ausw.  Seoretair,  Pfarrer  in 
Alterkulz. 

Baailewsky,  Alexandre,  in  Paris. 

Dr.  Bauerband,  Geh.  Justizrath  und 
Professor,  Kronsyndicus  und  Mitglied 
des  Herrenhauses,  in  Bonn. 

Bannscheidt,  Gutsbes.  in  Endenich. 

Dr.  Becker,  ausw.  Secr.,  Professor  in 
Frankfurt  a.  M. 

Ton  Beckerath,  Heinr.Leonh.,  Kauf- 
mann in  Crefeld. 

Graf  Beissel  y.  Gymnich,  Richard, 
Kgl.  Kammerherr  auf  Schloss  Frenz* 

Bendermacher,  C,  Notar  in  Boppard. 

Bergan,  Professor  in  Nürnberg. 

Dr.  Bergk,  s.  Vorstand. 

Bernau,  Arnold,  Kreisgerichtsr ath  a.  D. 
in  Caio. 

Dr.  Bernays,  Professor  u.  Oberbiblio- 
thekar in  Bonn. 

Ton  Bernuth,  Regiertnags-Präsident  in 

cmn. 

Bettingen,  Adrocatanwalt  in  Trier. 
Bettingen,  K5nigl.  Rendant  u.  Steuer- 

empfXnger  in  St.  Wendel. 
TOD  Beulwitz,   Carl,    Hüttenbesitzer 

in  Trier. 
Bibliothek,  Kdnigl.  in  Wiesbaden. 
Bibliothek,  FürstL  in  Donaueschingen. 


Bibliothek    der    Kgl.     Akademie    in 

Munster. 
Bibliot6ca-Nazionale  in  Florenz. 
Bibliothek  des  Etrurischen  Museums 

in  Florenz. 
Bibliothek  der  Universität  in  Perugia. 
Bibliothek  der  Universität  in  Parma. 
Bibliothek  der  Univ.  in  Strassburg. 
Bibliothek  der  Stadt  Düren. 
BlgKO»  Gymnasialdirector  in  Cöln. 
Dr.  Binsfeld,   Gymnasial  -  Director  in 

Coblenz. 
Dr.  Binz,  Professor  in  Bonn. 
Bleibtreu,    G. ,    Bergwerksbesitzer  in 

Oberkassel. 
BOOh,   ausw.  Secretair,    Commerzienrath 

und  Fabrikbesitzer  in  Mettlach. 
Bock,  Adam,  Dr.  jur.  in  Aachen. 
Dr.  Bodenheim,  Rentner  in  Bonn. 
Boecking,    G.  A.,    Hüttenbesitzer  zu 

Saarbrücken. 
Boecking,  K.  Ed.,   Hüttenbesitzer  zu 

Gräfenbacherhütte  bei  Kreuznach. 
Boecking,    Rud. ,    Huttenbesitzer   zu 

Asbacherhütte  bei  Kirn. 
Boeddinghaus,     Wm.   sr. ,    Fabrik- 
besitzer in  Elberfeld. 
Boehning,  Pfarrer  in  Wesselirgen. 
Boeninger,  Theodor,  Commercienrath 

in  Duisburg. 
Dr.  Boetticher,    Professor  in  Berlin. 
Dr.  Bogen,   Gymn.-Dir.  in  Düren. 
Dr.  Bone,  ausw.  Secr.,  Gymnasiallehrer 

in  Trier. 
Freiherr  vonBongardt,  Erbkämmerer 

d.  Herzogthums  Jülich    zu  Burg  Paf- 
fendorf bei  Bergheim. 
Dr.  Boot,  Professor  in  Amsterdam. 
Dr.  Borret  in  Vogelensang. 
Dr.  Boesler,    ausw.    Secr.,    Gymnasial- 

Director  in  Darmstadt. 
Dr.  Bouvier,  C,   in  Vörde    in  West- 

phalen. 
Dr.  Brambach,  Prof.  und  Oberbiblio- 
thekar in  Carlsruhe. 
Dr.  Brasser  t,  Berghauptmann  in  Bonn. 
Dr.  Braun,  Justizrath,  Rechtsanwalt  in 

Berlin. 
Freiherr  von  Bredow,  Rittmeister  im 

Königs-Husaren-Regiment  in  Bonn. 
Bredt,    Oberbürgermeister  in  Barmen. 
Brendamour,  R.,  Inhaber  d.  Xylogr. 

Instituts  in  Düsseldorf. 


240 


YeneiohnlM  der  Mitglieder. 


Broioher,  Wirkl.  Qeh.-Rath  Exoellenz 

in  Siozig. 
TomBruok,  Emil, Com.-Raih Id Grefeld. 
▼  om  Bruok,  Moritz,  Rentner  and  Bei- 
geordneter in  Crefeld. 
Brüggemann,  Hofrath  in  Aachen, 
le  Brouy  Chr.,  Arohäolog  in  Brunei. 
Dr.    Brunn,    audw.^  Secr.,    Professor   in 

Münohen. 
Dr.  Brusis,   Realsohallehrer  in  Bonn- 
Dr.  Bücheier,  Professor  in  Bonn. 
Bücklers,    Geheimer    Comraerzienrath 

in  Dülken* 
Höhere  Bür^gerschule  in  Lennep. 
Burkart,  Stadt-Baumeister  in  Crefeld. 
Dr.   Busch,    Geh.    Medizinalrath    und 

Professor  zu  Bonn. 
Dr.  Bursian,   ausw.  Secr.,   Professor  in 

Münohen. 
Buyx,  Geometer  in  Nieukerk. 
Graf  von  Bylan d t-Rheyd t,  Haupt- 
mann a.  D.  und  Ritte rgutsb es.  in  Bonn. 
Cahn,  Albert,  Bankier  in  Bonn. 
Camphausen,  Excellenz,  Wirkl.  Geh. 

Rath,  k.  SUatsminister  a.  D.  in  Cöln. 
Camphausen,    August, Geh.  Commer- 

zienrath  in  Cöin. 
Camphauseni    Steuer  -  Inspeotor  in 

Castellaun. 
Ton  Carnap,  Rentner  in  Elberfeld. 
Oauer,  C,  Bildhauer  in  Creuznach. 
Cauer,  R.,  Bildhauer  in  Creuznach. 
Getto,  Carl,  G  utsbesitzer  in  St  Wendel. 
Chrescinski,  Pastor  in  Cleve. 
Dr.    Christ,    Carl,    ausw.    Secretair    in 

Heidelberg. 
Das  CiTÜ-Casino  in  Coblenz. 
de  Ciaer,  Alex.,  Lieutenant  a.D.  und 

Steuerempfänger  in  Bonn, 
de  C 1  a e r,  Eberhard.  Kentner  in  Bonn. 
Clason,  Rentner  in  Bonn. 
Clay6  von  Bouhaben,  Gutsbesitzer 

in  Cöln. 
Dr.  Conrads,    ausw.  Secr.,  Professor  u. 

Gymnasial-Oberlehrer  in  Essen. 
Dr.    Conze,  Professor  in  \^ien. 
Dr.  Cornelius,  Professor  in  München. 
Crem  er,    Regierungs-  und   Baurath  in 

Coblenz. 
Crem  er,  Pfarrer  in  Echtz  bei  Düren. 
Dr.  Cudoll,  Advocat  in  Lüttich. 
Culemann,  Senator  in  Hannover. 
Dr.  von   Cuny,  Professor  in  Berlin. 
Dr.  Curtius,  Professor  in  Berlin. 
Curtius,    Julius,    Inhaber  einer  ehem. 

Fabrik  in  Duisburg. 
Dapper,   Seminardirector    in  Boppard. 
Deiohmann,    Geh.  Commerzienrath  in 

Cöln. 


Frau  Deiohmann-SehsaffhaasoBy 
in  Mehlemer-Aue. 

DelhoTen,    Jaoob,     Gatsbe^tzer    su 
Dormagen. 

Dr.  De  11  US,  Professor  in  Bonn. 

Delius,  Landrath  in  Mayen. 

Di  eck  hoff,  Baurath  in  Aaohen. 

Dr.  Dilthey,  Professor  in  Zürich. 

Disch,  Carl,  in  Cöln. 

Dr.  Dobbert,  Prof.  in  Berlin. 

Doetseh,  Bürgermeistor  in  Bonn. 

Dr.  Dognäe,  Eugen,  in  Lüttioh. 

Dr.   Dornbusch,    Kaplan   an  St  Ur- 
sula in  Cdln. 

Dr-  D  r  e  w  k  e,  Advocatanwalt  in  C51n. 

Dr.  Dümichen,    Prof.   in    Strassbarg« 

Dr.  Düntzer,  Prof.  u.  Biblioth.  in  05ln. 

Dr.  Duhr,  prakt   Arzt  in  Coblenz. 

Dr.  Eckstein,    Beotor  o.  Profeasor  in 
Leipzig. 

V.  Eitester,  auswSrt  Secr.,  Arehiyrath, 
|v  Staats- Archivar  in  Coblenz. 

Graf  Eltz  in  Eltville. 

Eltzbacher,  Moritz,  Rentner  in  Bonn. 

Emundts,    Joseph ,    Landgeriohtarath 
in  Aachen. 

Frh.  V.  Ende,  KgL  Ober-PrSsident  in 
Cassel. 

Dr.  Engels,  P.H.,  Advocat  Inütreoht. 

Engelskirchen,  Architect  in  Bonn. 

Dr.  Ennen,  ausw.  Secr.,  ttädtisoher  Ar- 
chivar in  Cöln. 

Fräulein  Josephine  Eskejns,  Rentnerin 
in  Bonn. 

Essellen,  Hofrath  in  Hamm. 

Essingh,  H.,  Kaufmann  in  Coln. 

Evans,  John,  in  Nash-Mills  in  England. 

Frau  Prof.  Dr.  Firmenioh-Rioharz, 
in  Bonn. 

Dr.  Fleekeisen,  Prof.  in  Dresden. 

Chassot  V.  Florencourt  in   Berlin. 

Dr.  Floss,  Professor  in  Bonn. 

Fonk,  Landrath  in  Rüdesheim. 

Forster,  Provinzialrath  zu  Düsseldorf. 

Frank,  Gerichtsassessor  a.  D.  und  Fa- 
brikbesitzer, in  Eschweiler. 

Franks,    August,  Conservator  am  Brl- 
tish-Museum  in  London. 

Franssen,   Pfarrer   zu   Ittervort,    holU 
Limburg  bei  Roermonde. 

Dr.  F renken,  Domcapitular  in  Cöln. 

Dr.  Freudenberg:  s.  Vorstand. 

Dr.    FriedUnder,    Professor    in  Kö- 
nigsberg in  Pr. 

Frings,  Eduard,  Fabrikant  o.  Gutsbe- 
sitzer in  Uerdingen. 

Fuchs,  Pet,  Bildhauer  in  Cöln. 

Graf  von  Fürstenberg,  ErbtraoheaM 
aof  Sehloss  Herdringen. 


242 


YoneiohnUB  der  Mitglieder. 


Hörn,  Pfmrrer  In  GSIn. 

Dr.  HObner,  aaaw»  Seor-,  Prof.  In  Berlin. 

Dr.  HSffert  Professor  In  Bonn. 

Dr.  Halts  oh,  Professor  in  Dresden. 

Dr*   'Humpertl    Gyrnnftslal  -  Oberlehrer 

in  Bonn. 
HupertZ)  Generaldirector  des  Meoher- 

nioherBergwerksTereins  in  Mechemich. 
HutmAcher,    Oberpfarrer   in  Crefeld. 
H  a  y  s  s  e  n,  Milit-Oberpfarrer  in  Altona. 
Jentges,  W.,  Kaufm.  in  Crefeld. 
Jo rissen,  Pastor  in  Alfter. 
Joest,   August,  Kauftnann  in  G51n. 
Joe  st,  Eduard,  Kaufmann  in  Cöln* 
Joest,  Wilh.,  Geh.  Com.-Rath  in  Cöln. 
Jost,  J.  B.  Dominious  in  Cöln. 
Isenbeck,  Julius,  Rentner  in  Wiesbaden. 
Dr.  Jumpertz,  Reotor    der   h5h.  Bür- 

gersohule  in  Crefeld. 
Janker,  Geh.  Regierungs-  und  Baurath 

in  Limburg  a.  d.  Lahn, 
Kaestner,  Techniker  in  Neuwied. 
Dr.   Kamp,   Jos.,    Gymnasiallehrer   in 

Cdln. 
Karoher,     ausw.     Seor.,    Fabrikbesitzer 

in  Saarbrücken. 
Karthaus,    Carl,    Commerzienrath    in 

Barmen. 
Kaufmann,    OberbSrgermeister    a.   D. 

in  Bonn. 
Dr.  K  a  y  s  ^  r,  Seminar-Director  in  Buren. 
Dr.  med.  Keberlet  in   Odenkirehen. 
Dr.  Kekul6,  Geh.-Rath  und  Professor 

in  Poppeisdorf. 
Kelzenberg,  Gymn. -Lehrer  in  Trier. 
Keller,  O.,  Prof.  zu  Freiburg  in  Baden. 
Dr.  Kessel,  Kanonikus  in  Aachen. 
Dr.  Kiessling,  Prof.  in  Greifswald. 
Dr-   Klein,  Jos.,  Privatdocent  in  Bonn. 
Dr.  Klette.  Professor  und  Oberbiblio- 
thekar in  Jena. 
Dr.  Klostermann,  Geh.  Bergrath  und 

Professor  in  Bonn. 
Knoll,    Joseph,    Buchdruckereibesitzer 

in  Düren. 
Koch,  Theod.,  Gymn.-Lehrer  in  Trier. 
Koch,  Franz.  General-Dir.  in  Viersen. 
K  olb.  Franz,  Gen.-Director  in  Viersen. 
Dr.  KMClliy,   ausw.   Secr.,  Professor  in 

Heidelberg. 
Dr.  K  o  e  h  1  e  r,   Gymnasialdireotor    in 

Miinstereifel. 
Koenen,  Const.,  Bildhauer  in  Neuss. 
Koenig.  Bürgermeister  in  Giere. 
Koenigs.  Commerzienrath  in  C5ln. 
Dr.  Koenigsfeld,  Sanitätsrath u.  Kreis- 

physikus  in  Düren. 
Konopaki,  K.  Regierungs- Präsident  in 

Coblenz. 


Dr.  Kortegarn,  8.  Vorstand. 
Kraemer,    HÜttonbesitser    in  Ingbert 

bei  Saarbrücken. 
Kraemer,  Kommerzienrath  u.  Hütten- 

besitzer  in  Quint  bei  Trier. 
Dr.  K  r  a  f  f  t,  Gonsistorialrath  u.  Profeseor 

in  Bonn. 
K  r  a  f  f  t,  Geh.  Cabinetsrath  in  Wiesbaden. 
Kramarozik,   Gymnasial  - Direetor   in 

Ratibor. 
Dr.  KraM,    Prof.    und    ausw«    Seor.    in 

Strassburg. 
Se.  Bischofl.  Gnaden  Herr  Krementz, 

Bischof  Yon  Ermland  in  Fraaenborg. 
Krupp,  Geh.  Commerzienrath  in  Essen. 
▼  on  Kühlwetter,     OberprSddent    in 

Münster. 
Dr.  Küppers,    Kreis-Sohulinspeetor  in 

Mülheim  am  Rhein. 
Kyllmann,  Rentner   and  StadtTerord- 

neter  in  Bonn. 
Landau,    Heinr«,    Commerzienrath    In 

Coblenz. 
Freiherr   ▼.    Landsberg. Sie infart, 

Engelbert,  Gutsbes.  In  Drensteinfurt 
Dr.  Lange,  L.,  Professor  in  Leipzig. 
Dr.  Lange,  Kreiswundarzt  in  Dniabarg. 
Freiherr  Dr.  de  la  Valette  St.  George, 

Professor  in  Bonn. 
Lauenstein,    Historienmaler    In  Dtl»- 

seldorf. 
Dr.  Leemans,  Dir.  d.   Reiehsmusenms 

d.  Alterthümer  in  Leiden. 
Leiden,  Franz,  Kaufmann  u.  k.niederl. 

Consul  in  Cöln. 
Leydel,  J.,  Rentner  zu  Bonn. 
Lempertz,   M-,  Buchhändler  in  Bonn. 
Lempertz,  H.  Söhne,  Buchhdl. in C5ln. 
van  Lennep  in  Zeist. 
Dr.  Lentzen,  Pfarrer  in  Oekhoren  bei 

Grevenbroich. 
Dr.  Leonardy,  J.,  in  Trier. 
L  esegesells  chaft,     katholische,     in 

Coblenz. 
Dr.    von  Leutsc h,   Professor  in   GK(t- 

tingen. 
Lewiä,    S.   S<.    Professor    am   Corpus 

Christi-CoUegium  zu  Cambridge, 
von  der  Leyen,  Emil,  in  Crefeld. 
Liebenow,  Geh.  Rech-Rath  in  Berlin. 
Graf  von  L  o  S  auf  Sehloss  Wissen  bei 

Geldern. 
Dr.  Loersch,  Professor  in  Bonn. 
L  oeschigk,  Rentner  in  Bonn. 
Dr.  Loh  de,  Professor  in  Berlin. 
de  Longp6rier.    membre  de  Plnstitot 

de  France  in  Paris. 
Dr.  Lübbert,  Prof.  in  Kiel. 
Ludwig,  Bankdireotor  in  Darmstadt. 


YeridohniM  der  MhgUader. 


248 


Dr.  T.  LIbke,  «osw.  Seer*»  Profetsor  in 

Sftattgart. 
MirtoDB,  Bauinspeotor  a>  Q.  in  Bonn. 
M Areas,  Bachhändler  in  Bonn. 
Dr.  Marmor  in  ConsUnz. 
Major,  Heinr.  Jos.,  Kaafmann in Göln. 
Dr.  Meeks   R.  Edaardson  aas  Yal* 

paraUo  (Chili). 
Frhr.  t.  Me  d e  m,  Fr.L-  C-,  Kgl.  ArchiT- 

rath  a-  D.    zu  Homburg  t.  d.  Höhe. 
Dr.  M  e  h  l  e  r,  Gymnasial director  in  Sneek 

in  Holland. 
Mar  kons,  Franz,  Kaufmann  In  Cöln. 
Merlo,  J.  J.,  Rentner  in  Cöln. 
llerlo,  Chr.  J.,  in  Cöln. 
Dr.  Messmer,  Prof.  in  München. 
de  Meeater  deRayestein,  zu  Schloss 

Rayestein. 
MeTlssen,  Geh.  Commerzienrath,  Prä- 
sident der  rheinischen  £isenbahn*Ge- 

sellaehafi  in  Cöln. 
Dr.  Miehaelisy  Prof.  in  Strassborg. 
Miehels,  G.,  Kaafmann  in  Cöln. 
Milaai,  Kaufmann  in  Frankfurt  a.  M* 
Dr.  M  il  z,  G7mn.-Oberlehrer  in  Aaohen. 
VTilh.    Graf  t.  Mirbaoh,    zu   Sohlosa 

Harff. 
Frhr.  Ton  Mirbaoh,  Reg.« Präsident  a. 

D.  in  Bonn. 
M  i  t  s  0  h  e  r ,  Landgerichtsrath  in  Strass- 

bürg  i.  £. 
Graf  Mörnery.  Morlande  in  Roisdorf. 
Mohr,  Professor,  Dombildhauer  in  Cöln« 
Dr-  Moll,  Professor  in  Amsterdam. 
Dr.  Mommsen,  Professor  in  Berlin. 
Dr.    Montigny,     Gym .-Oberlehrer,    in 

Coblenz. 
Dr.  Mooren,  ausw.  Soor.,   Pfarrer,    Prä- 
sident des  bist.  Vereins  f.  d.  Niederrhein, 

in  Waohtendonk. 
Morsbaoh,  Institutsdireotor  in  Bonn. 
Dr.  Mo  sie  r,   Prof.  am  Seminar  in  Trier. 
Moaler,    Heinrioh,   Historienmaler   zu 

Düsseldorf. 
Mo T ins,  Direotor  des  Sohaaffh.   Bank- 

yereins  in  Cöln. 
Dr.  Müller,  Albert,  Gymnasial-Direotor 

SU  Ploen  in  Holstein. 
Müller,  Pastor  in  Immekeppel. 
K.  K.  Münz-  u.  Antiken-Cabinet 

Sn  Wien. 
Museen,  die  KönigL  in  Berlin. 
Mas6e    royal    d*Antiquit^,    d'Armures 

et  d'Artillerie  in  Brüssel. 
▼  on  Musiel,  Laurent,  Gutsbesitzer  zu 

Schloss  Thorn,  bei  Saarburg. 
Dr.  Nels,  Kreisphysious  in  Bittburg. 
Ton  Neufyillei  Wilh.,  Qutebesitzei  in 

Bonn. 


yon  Neufyille,  Bald.,  Bittergutsbo- 
sitzer  in  Bonn. 

Neumann,  Bau-Inspector  in  Bonn. 

Niessen,  Conseryator  des  Museums 
WaUraf-Richartz  in  Cöln. 

Dr.  Nissen,  H.,  Professor  in  Marburg. 

Nobilingy  Geh.  Baurath  u«  Strombau- 
direktor in  Coblenz. 

Freiherr  yon  Nordeok,  Rittergutsbes. 
auf  Hemmerioh. 

Nübel,  Probst  in  Soest 

Oppenheim,  Dagobert,  Geh.  Regie- 
rungs-Rath,  Direotor  d.  Cöln-Mindener 
Eisenbahn-Gesellschaft  in  Cöln. 

Freiherr  yon  Oppenheim,  Abraham, 
Geheim.  Commerz- -Rath  in  Cöln. 

Oppenheim,  Albert,  Königl.  Säohi. 
General-Consul  in  Cöln. 

Freiherr  yon  Oppenheim,  Eduard, k* 
k.  General-Consul  in  Cöln. 

O  r t  h ,  Pfarr.  in  Wismannsdorf  b.  Bitburg. 

Otte,  Pastor  in  Fröhden  b.  Jüterbogk. 

Graf  Ouwaroff  in  Moskau. 

Dr.  Ovorbeck,  ausw.  Secr.,  Professorin 
Leipzig. 

yon  P a p en,  Prem.-Lieut.  im  5.  Ulanen 
Regiment  in  Werl. 

Dr.  Pauly,  Rector  in  Montjole. 

Pfeiffer,  Peter,  Rentner  in  Düren. 

Peill,    Rentner    in  Bonn. 

Dr.  yon  Peucker,  Excellenz,  General 
der  Infanterie  in  Berlin* 

Pick,  ausw.  Seoretair,  Friedensrichter  in 
Rheinberg. 

Dr.  PlROr,  ausw.  Soor.,  Professor  in 
Berlin. 

Dr.  Piringer,  ausw.  Secr.,  kaiserLRath 
und  Gymn.-Dir.  in  Kremsmünster. 

Plassmann,  Ehrenamtmann  u.  Guts- 
besitzer in  Allehof  bei  BaWe. 

Pleyte,  W.,  ausw.  Secr.,  Conseryator  am 
Reichs  -  Museum  der  Alterthümer  in 
Leiden. 

Dr.  Plitt,  Professor,  Pfarrer  InDossen- 
heim  bei  Heidelberg. 

Dr.   Pohl,  ausw.  Secr.,  Rector    in  Linz. 

Poly  te  chnicnm  in  Aaohen. 

yon  Pommer-Esohe,  Geh.  Re|^e- 
rungsrath  in  Berlin. 

P  o  e  r  t  i  n  g,  Bergwerksdirector  in  Imme- 
keppel. 

Dr.  Prieger,  Rentner  in  Bonn. 

Prinzen,  Handelsgerichte-Präsident  in 
M.-Gladbaoh. 

Dr.  P  r  o  b  s  t,  Gymnasialdireotor  in  Essen. 

Freiherr  Dr.  yon  Proff-Irnich,  Land- 
gerichtsrath in  Bonn. 

Progymnasium  in  Gladbach. 

Prüfer,    Theod.,    Architect   in  Berlin. 


242 

Horn,  1 
Dr.  Hiibn.-%. 

Dr.    !! 
Dr. 

I'r 


JnMtor    in 


«••«».Mer  in  Cöln. 

^.     -ämand   Rad- 
..^.^     3  Warmbrann. 

^.^li  in  Crefeld. 
-.o>«-'>^^r  Baarath    in 

.^,.««««ö«Mitzer  o.  PrSsid. 
«..j»  -lir  Kheinpreussen, 
^  ,     •«•  Cn>r©ld. 

%%v^-.or>  Kentner  in  Daia- 

..  .  0  I.    Valentin,    Commer- 
,.    xvu«niaun  in  Trier. 
«.o.<*    ;!4H>r.,  Direotor  a.  D.  in 


"^,    x^H*«*.  l*farrer  in  Bonn. 

«    ivkä.  Kath,  Director  d.  Rhein. 
^.^\  ..g«M»U»ohaft  in  Cöln. 
^\..  ^    V^ttiuont,   Geh.   Legations- 

^oV  Kauftnann  in  Neuwiel. 
^,     V   ,  \  jk  V «,  Geheim.  SaniUtorath  in 

y.    :  N  N\«^Ui  äeoretXr  d.  Soo.  f.  Niederi. 

1  ^f^l4tMl'  in  I^eiden. 
(v.S,.    \     Klgal-Grunland  In  Bonn. 
K  .^  >  ^ « <•  iittimbre  de  1 'Institut  de  Franoe 

Koi^«^    llHiiiiielBter  in  Burtsoheid. 

^  ,Nn    )%«•■«*"•    Major   in   Cöln. 

!<,%.%'•    l<t«Hl')''iJ"8Br^^^    u*    Oberbürger- 

,^M«Ul«*i   I"  <'rofeid. 
p,      U  i>  ■  «  '>  f^  'i  ^  »     Gymnasiallehrer    in 

TltiM 

X  ,iM «» I  "i  !'•  *'•«  N^otar  in  Düren. 

pt    Nnulfl'»    ausw.  "Secr.,    Professor  in 

HiMll 

t(  M  li  1 1  -f  M<''>b,   Kaufmann  in  Euskirchen. 
|(  ti  itt  |H}(,  AjiOtbeker  in  Düren. 
liHMifi  '1  <=  Kiilis  in  Metz. 
flH   litifi.tiUucht  Fürst  zu  Salm-Salm 

In     Afill'^lt. 

ihMf  vi/ij  iSalm-Hoogstraeten,  Her- 
rn «in  «i    />i  Bonn. 
t\rt\  4. 1.  f«  li  e  r  gl    G  oh.  Ober  -  Baurath   in 

^  „  t,  i%  u  n  d  t,  Landrath  in  Bonn. 

|ii    h«<jpi>e,    Ilofrath   u.  Professor  in 

|fi  c,  i.  )j««ffhausen,  Geh.  Medicinal- 

ji^tii   li    J'rofessor  in  Bonn. 
i(,  i.M 4«  M hausen,  Theod.,  Rentner  in 

It,     1'.'  '.«tofer,  Prof.  in  Bonn. 

,1. .  t.  m  »u-t,  Gräfl.  Renessescher  Rentm. 


hiiiM  der  fifitglleder. 


Dr.  Sohauenburg,  Direotor    d.  Real- 

sohule  in  Crefeld. 
Ton  Sc  ha  um  bürg,    Oberst  a.  D.    in 

Düsseldorf. 
Schoben,  Wilhelm,  in  CSln. 
Dr.  Soheere,   auswärtiger   Seorateir    In 

Nymegen. 
Soheibler,    Leopold,   Commorsienrath 

in  Aachen. 
Seheppe,  Oberst  a.  D.  in  Boppard. 
Dr.  So  her  er,  Professor  in  Strassburg. 
S  ohi  ckl e  r,  Fordin.,  in  Berlin. 
Schilling,  A  drokatanwalt  beim  Appell- 
hof in  Cöln. 
Schillings-Englerth,  BSrgermeister 

in  Gürzenich. 
Sohimmelbusch,     H&ttendireotor    In 

Hochdahl  bei  Erkrath. 
Schleicher,     Carl,     Gommerzienrath 

in  Düren. 
Dr.  Schlottmann,  Prof.  in  Halle  a.S. 
Dr.  Sohlünkes,  Probst  an  dem  Colle- 

giatstift  in  Aachen 
Schmelz,  C.  O.,  Kaafhiann  in  Bonn. 
Schmidt,  Pfarrer  in  Crefeld. 
Schmidt,  Baumeister  in  Eltrille. 
Dr.  Sohmltt,   ausw.  Secr.,  Arzt  in  Mfin- 

stermaifeld. 
Schmidt,  Oberbaurath  und  Professor  in 

Wien. 
Seh  mithals,  Rentner  in  Bonn. 
Dr.  Schmitz,  Sanitfttsrath  in  Viersen. 
Dr<  Schmitz,  Dechant  u.  Schulinspec- 

tor  in  Zell. 
Dr.    Schneider,    ausw.   Secr.,  Professor 

in  Düsseldorf. 
Dr.  Schneider,  R«,  Reotor  in  Norden, 

Ostfriesland. 
Schoeroann,     Stadtbibliothekar  und 

erster  Beigeordneter  in  Trier. 
Prinz   Schönaich.Carolath,     Berg- 

hauptmann  in  Dortmund. 
Scholl,    Gutsbesitzer    zu    Theresien- 

Grube  bei  Brühl. 
Sehorn,   Kammer  -  Präsident   in    Saar- 
brücken. 
Sc  hörn,    Kreisbaumeister   in  Burgdorf. 
Schroeder,  Landg.-Rath  in  Aachen. 
Schroers,  Daniel,   Beigeordneter  und 

Fabrikbesitzer  in  Crefeld. 
Dr.  Schubart,  Bibliothekar  in  Cassel. 
Schwan,  städt.  Bibliothekar  in  Aachen. 
Schwartze,    Eduard  Wilhelm,   Kauf- 
mann in  Düren. 
Seh  wicke  rath,   C.  J.,    Kaufmann   in 

Ehrenb  reitstein. 
Seydemann,  Architeot  in  Bonn. 
Ton  Seydlitz,  General-Lieutenant  s. 

D.  in  Honnef. 


VergeiohiilM  der  Mitglieder. 


246 


Seyffarth,  Reg..BaarAth  in  Trier. 

Dr.  Simrook,  Professor  in  Bonn. 

Dr.  Baron   Sloet   van  de  Beele,  L. 

A.  J.  W.,  Mitglied  der  K5nigl.  Aoad. 

der  Wissenschaften  za  Amsterdam,  in 

Arnheim. 
Se.  Darchlauoht    Prinz  Albreoht    zu 

3olms  in  Braanfels. 
▼  on  Spankeren,  Reg.-PrSeident  a.  D., 

in  Bonn. 
Freiherr  y.  Spie s-B üllesheim,    Ed., 

KSnigL  Kammerherr  a*  Bürgermeister 

auf  Haas  Hall. 
Spitz,  Major  im  Kriegs-Minist.  In  Berlin. 
Dr.  Springer,  Professor  in  Leipzig. 
Die  Stadt. Bibliothek    zu  Frankfurt 

am  Main. 
Dr.  Staelin,  Oberbibliothekarin  Statt- 

gart. 
Dr.  Stahl,  Professor  in  Münster. 
Stahlkneoht,  H.,  Rentner  in  Bonn. 
Dr.  Ständer,  XJniv.-BibL-Secr.  in  Bonn. 
Dr.  Stark,  aasw.  Secr.,  Hofrath  u.  Prof. 

in  Heidelberg. 
Startz..  Aag.,  Kaufmann  in  Aachen. 
Statz,  Baurath  and  Diöoesan-Arehiteet 

in  Göln. 
Stedtfeld,  Carl,  Kaufmann  in  C^d. 
Steinbaoh,  Fabrikant  in  Malmedy. 
Stier,  Hauptmann  a.  D.  in  Liegnitz. 
Dr.  Stier,    Ober-Stabs-  und   Gamisons- 

Arzt  in  Breslau. 
Die  Stifts. Bibliothek  in  Oehringen. 
Stifts-Bibliothek  zu  St.  Gallen. 
Stinnes,    Qustay,    Kaufmann   in  Mül- 
heim a.  d.  Ruhr. 
Dr.  T.  S  tintzing.    Prof.    u.   Geheimer 

Justizrath  in  Bonn. 
GrXfl.    Stollbergsche    Bibliothek 

in  Wernigerode. 
Dr.  Stranb,    ausw.  Seor.,  General-Seor. 

des  Bisthums  zu  Strassburg. 
Strauss,  Bnehhäniler  in  Bonn. 
Ton  Strubberg,   General  -  Lieutenant 

und  Commandeur  der  19.  Division  in 

Hannover. 
Stumm,  Carl,  Geh.  Commeroienrath  in 

Nennkirohen. 
Saermondt,  Rentner  in  Aachen. 
Dr.  Ton  Sybel,    Direotor    der  Staats- 

Archive  und  Professor  in  Berlin. 
Tesohemaoher,   Advooat- Anwalt    in 

Saarbrfieken. 
T  h  e  i  8  e  n ,  Clemens,  Lehrer  an  der  Acker* 

bauschole  zu  Bitbnrg. 
*Dr.  Thiele,  Direetor   d.  Realschule   u. 

d.  Progymnaeiums  in  Barmen. 
Thiiten,  Domoapltolar   in  Limburg  a. 

d.  Lahn. 


Thoma,  Architekt  in  Bonn. 

T  r  i  n  k  a  u  s,  Chr. ,  Bankier  in  Düsseldorf. 

Uckermann,  H.,  Kaufmann  in  Cdln. 

Dr.  Ueberfeldt  in  Essen. 

Dr.  ünger,  Prof.   u.  BibliothekseoretSr 

in  G^ttingen. 
Dr.  Ungermann,  Rector  des  Progym* 

nasiums  zu  Rheinbach. 
DieUniYersit..Bibliothek  in  Basel. 
UniversitSts-Bibliothek  zu  Frei- 
burg. 
Die    UniTersitSts-Bibliothek    in 

(i({ttingen. 
Die  UniyersitSts  -  Bibliothek   in 

Heidelberg. 
Die   UniyersitKts. Bibliothek    in 

Jena. 
Die    UniyersitXts- Bibliothek    in 

Königsberg  i.  Pr. 
Die    UniTersitKts-Bibliothek     in 

L$wen. 
Die  UniyersitSts  •  Bibliothek    in 

Lüttich. 
K.  K.  UniyersitSts-Bibliothek  in 

trag. 
Dr.  Xfsener,  Professor  in  Bonn. 
Dr.  Vahlen,  Professor  in  Berlin. 
Dr.  Veit,  Professor  u.   Geh.  Medicinal- 

Rath  in  Bonn, 
y.  Yelth,  General- Major  z.D.  in  Bonn. 
YerhagCQ,  Jos.,  Rentner  in  Cöln. 
Der  Verein,    antiquarisch  -  historische, 

in  Kreuznach. 
Dr.  Venneulen,  ausw.  Secr.,  ünivers.-  u. 

Proyinz.-Archiyar  in  Utrecht. 
Vjilleroi,    Emest,    Fabrikant  in    Wal. 

lerfangen. 
Graf  yon   Vi  Hers,   Regier.  -  Präsident 

in  Frankurt  a.  d.  Oder, 
van  Vleuten,  s.  Vorstand» 
Voigt el,   Bauinspeotor    und    Dombau- 
meister in  Cüln. 
Voigtländer,  Buchhdl.  in  Kreuznach. 
Dr.  Waoh,  Professor  in  Leipzig- 
Dr.  Wagen  er,  Professor  in  Gent. 
Wagner,  Notar  in  Mülheim  a/R. 
Dr.  de  Wal,  Professor  in  Leiden. 
Wallenborn,  Peter  junior,  in  Bitburg. 
Wandesieben,  Friedr.  zu  Stromberger 

Neuhütte  bei  Bingerbrück. 
Dr.  Watterich,  Professor  an  der  Univer- 
sität in  Bern. 
Weber,  Advocat- Anwalt  in  Aachen. 
Weber,  Buchhändler  in  Bonn. 
Weber,  Pastor  in  Ilsenburg. 
Dr.  aus*m  Weerth:  s.  Vorstand, 
de  Weerth,  Aug.,  Rentn.  inElberfeld. 
Dr.  W  e  g  e  1  e  r,    Geh.    Medlcinalrath  in 

Coblenz. 


%4§ 


V«rs4olmiM  d«r  ULt^ßU^u. 


W  *  f  0  «y  ProtaMr,  Direetor  d.  k.  Kapfor» 

üfoUtAbinete  in  Berlin. 
W«nd«l»t«dt,  Victor,  Commerzienrath 

fn  C91n. 
W  •  r  •  •  r,  Oyninasial-Oberlehrer  in  Bonn. 
▼»  Werner,  Kablnetsrath  in  DÜBseldorf. 
Werners,  Borgermeiater  in  Dören. 
6e.  D vehlnaeht  FOrst  W  i  e d  su  Neuwied. 
Dr.  WiMStor,  nasw.   Beer.,  Professor  in 

OSttingen. 
Wietliese,  KSnigl.  Baumeister  in  C51n. 
Witkop,  Ptr.,  Maler  in  Lipstadt 
Wille,  Jacob,  Studiosas  juris,  aus  Fran- 

kenihal,  su  Bonn.- 
Dr.  Wilmanns,  Prof.  in  Strassburg. 
Dr.  Wings,  Apotheker  in  Aachen. 
Dr.    Witten  ha  US,    Rector  der  üöhern 

BSrgersehnle  in  Rheydt 
Wohlers,  Oeh.  Oberfinanzrath  u.  Pro- 

Tinaial-Steuerdirector  in  Cöln. 


T.  Wolff)  Begierungsprisldeot  In  Trier* 

Wolf,  Caplan  in  Caloar. 

Wolff,  Raufmann  in  Cola. 

Wolff,  GommerzienrathinM.  GUdbaok. 

Dr.  Wolters,  Professor  in  Halle. 

Dr.  Weltmann,  Prof.  in  Prag. 

▼  o  n  Wr  i  g  h  t,  General- Major  in  Mets. 

Wuerst,    H.,   Hauptmann   a.  D.  und 

Kreisseoretär  in  Bonn. 
Wüsten,  Gutsbesitzerin  zu  Wfiatenrode 

bei  Stolberg. 

Dr.    Wulfe rt,    Gymnasial. Dirdotor  in 

Kreuznach. 
Würz  er,  Friedensrichter  In  BUborg. 
Würz  er,  Notar  In  Siegburg. 
Dr.  Zart  mann,   Sanitätsrath  in  Boiib. 
Zeng'eler,  Kgl.  Bauführer  in  Bonn. 
ZerTas,  Joseph,  Kauftnann  in  Gttn. 
von  Zuccalmaglio,    Notar    in   Ore- 

Ycnbroich. 


Au88erordeiitliohe  Mitglieder. 


Dr.  Arendt  in  Dielingen. 

Dr.  Ars^ne  de  Nofie,  AdTOcat  in 
Malmedy. 

C  o  r  r  e  n  s,  Maler  In  Münehey. 

Connestabile,  Carlo,  Graf  in  Perugia. 

Eogelmanij,  Baumeister  in  K  reuznach. 

Feiten,  Baumelster  in  Cöln. 

O.  Fiorelli,  Intendant  d.  k.  Museen  in 
Neapel. 

Dr,  Förster,  Professor  iu  Aachen. 

Gamiirrini,  Direetor  des  etrusk.  Mu- 
seums in   Florenz. 

Gen  gl  er,  Domcapitular  und  General- 
Vfear  des  Bisth.  Namur,  in  Namur. 

H  e  i  d  e  r,  k'  k.  Sectionsrath  in  Wien. 

Hermes,  Dr.  med.  in  Remicb. 


P.  Lanciani,  Architect  in  Ravenna. 
Lansens  in  Brügge. 
Lucas,    Charles,   Architeot,  6ous-lj^ 
speoteur   des  tra^aux   de  la  Tille  in 

Paris. 
Mella,  Eduard,  Graf  in  Vercelli. 
Miohelant,  Bibliothöoaire  au  depk.  du 

Manusorits  de  la  Bibl.  Imper.  in  Paris. 
Paulus,  Topograph  in  Stuttgart. 
Promis,   Bibliothekar    des  Königs  too 

Italien  in  Turin. 
J.  B.  de  Rossi,  Arohäolog  in  Rom. 
Seh  lad,  Wilh.y  Buchbindermeisterund 

Bürger  in  Boppard. 
Schmidt,   Major  a.D.  in  Kreuznaeh. 
D.  L.  Tosti,  Abt  fn  MonteCasino. 


Tefseielmiss  der  MKglfeder. 


247 


Tendchniss 

sämmtlicher  Ehren-,  ordentlicher  und  ausserordentlicher  Mitglieder 

nach  den  Wohnorten. 


Aftohen:  Ark.  Bock.  Brüggemann. 
DieckhofF.  Emundts.  Foerster.  Georgi. 
Gymnasialbibliothek.  Hilgers.  von 
Geyr  -  Schweppenburg.  Uaagen.  Kes- 
Bol.  Milz.  Folyteehnicum.  Soheibler. 
Schlünkes.  Sohroeder.  Schwan.  Startz. 
Suermondt.   Weber.  Wings. 

Alfter:  JörisBen. 

A  1 1  e  h  o  f :  Plassmann. 

A  Iterkfilz:  Bartels. 

Amsterdam:  Boot. yan Hillegom. MoU. 

Altena:  Huyssen. 

Anholt:     Achterfeldt.    Fürst  zu  Salm. 

Arn  heim:  Baron  Sloet. 

Asbaoher  Hütte:  Boecking. 

Barmen:    Bredt.  Kartbaus.   Thiele. 

B  a  «  e  1 :    Uniyersitätsbibliothek. 

Bergh:  Habets. 

Berlin:  Achenbach.  Adler.  Aegidl.  von 
Bethmann-lioUweg.  Boetticher.  Braun, 
von  Cuny.  Curtius.  Dobbert.  Hegert. 
Hartwich.  v.  d.  Heydt.  v.  Floren- 
court. GeneraWerwaltung  der  königl. 
Museen.  Gilly.  Hübner.  Liebenow. 
Lohde.  Mommsen.  von  Peucker.  von 
Pommer-Esche.  Piper.  Prüfer.  Salzen- 
berg. Schickler.  Spitz,  v.  Sybel. 
Vafalen.    Weiss. 

Bern:  Prof.  Watterich. 

Beromünster:  Dr.  Aebi. 

Bi  t  b  u  r  g  :  Nels.  Theissen.  Wallen- 
bom.  Wurzer. 

Bonn:  Achterfeldt  Bauerband.  Bergk. 
Bemays.  Binz.  Bodenheim.  Brassert. 
Brusis.  V.  Bredow.  Bücheier.  Busch. 
Graf  V.  Bylandt  Cahn.  AI.  de  Ciaer.  £b. 
de  Glaer.  Clason.  v.  Dechen.  Delius. 
v.Diergardt.  Dötsch.  Eltzbacher.  Engels- 
kirchen. Eskens.  Firmenlch-Richartz. 
Floss.  Freudenberg.  Georgi.  J.  Gold- 
schmidt R.  Golddchmidt  Hauptmann. 
Heimsoeth.  Hermann.  Henry.  Hoch- 
gürteL  V.  Hoiningen.  Hüffer.  Humpert. 
Kaufmann.  Klein.  J.  J.  Kloster- 
mann.  Kortegam.  Krafft  Kyllmann. 
de  la  Valette  St.  George.  Lempertz. 
Leydel.  Loersch.  Loeschigk.  Märtens. 
Marcus.  von  Mirbaoh.  Morsbach. 
Bald,  von  NeufviUe.  Wilhelm  von 
Neufville*  Neumann.  NSggerath.  Peill. 
Prieger.  von  Proff-Imich.  Reinkens, 
von  Reumont.    von  Rigal.     Graf  von 


Salm-Hoogstraeten.  v.  Sandt  Herm. 
Sohaaffhausen.  Th;  Sohaaffhausen, 
Arn.  Schaefer.  Schaefer.  Schmelz. 
Schmithals.  Seydemann.  Simroek. 
von  Spankeren.  Stahlkneoht  Ständer, 
von  Stintzing.  Strauss.  Thoma.  Use- 
ner.  Veit  von  Yeith.  yan  Yleuten. 
Weber.  Werner.  Wurst.  Zartmann. 
Zengeler, 

B  o  p  p  a  r  d  :  Bendermacher.  Dapper. 
Scheppe.  Schlad. 

Braunfols:  Prinz  Solms. 

Breslau:    Graef.    Dr.  Stier. 

B  rüggo:  Lansens. 

Brüssel:  leBrou.  v. Hagemans.  Mus^ 
Royal. 

Büren:  Kayser. 

Burgdorf:  Sohom. 

Burtschei  d:  Roen. 

Calcar:  Wolf. 

Cambridge:  Lewis. 

Carlsruhe:  Brambaoh. 

Gas  sei:  Frhr.  v.  Ende.  Schubart 

Castellauzr:  Camphansen. 

Cleve:  Chrescinski.  Hasskarl.   Koenig. 

C  0  b  1  e  n  z  :  von  Bardeleben.  Binsfeld. 
Civü-Caslno.  Cremer.  Duhr.  v.  Eltester. 
Gymnasium.  Konopaki.  Landau. 
Lesegesellschaft.  Montigny.  Nobiling. 
Wegeier. 

Co  In:  Bernau,  v.  Bemuth.  Bigge.  Camp- 
hausen, Exe.  Aug.  Camphausen.  Clay6. 
von  Bouhaben.  Delchmann*  Disch. 
Dr.  Dornbusch.  Drewke.  Düntzer. 
Ennen.  Essingh.  Feiten.  Frenken. 
Fuchs.  Garthe.  Geiger.  Gottgetreu. 
V.  Hagens.  Haugh.  Heimsoeth.  Ed. 
Herstatt  Joh.  Dav.  Herstatt  Heuser. 
Hom.  August  Joest.  Eduard  .Toest 
Wilhelm  Joest  Jost.  Kamp.  Königs. 
Leiden.  Lempertz.  Mayer.  Merkens. 
J.  J.  Merlo.  Chr.  J.  Merlo.  Mevissen. 
Michels.  Mohr.  Movius.  Niessen. 
Abraham  Freiherr  von  Oppenheim. 
Albert  Oppenheim.  Dagobert  Oppen- 
heim. Eduard  Freiherr  v.  Oppen- 
heim. Pütz*  Raderschatt.  Raschdorff. 
Rennen,  von  Rosen.  Scheben.  Schil- 
ling. Statz.  Stedtfeld.  ückermann. 
Yerhagen.  Voigtel.  WendelsUdt  Wiet- 
hase.  Wohlers.  Wolff.  Zervas. 

Consta nz:  Marmor. 


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Verzeiohniss  der  Mitglieder. 


249 


Mets:  Bar.  de  Salis.    ▼.  Wrigth. 
Monte-Caeino:  Tosti. 
Montjoie:  Pauly. 
Moskau:  Graf  Oawaroff. 
Mülheim  a.  Rh.:   Küppers.  Wagner. 
Mülheim  a.  d.  R.:  G^ahl.  Stinnes. 
München:  Brann.    Barsian.  Cornelius. 

Correns.  Halm.  Messmer. 
Münster:    Bibliothek    der    Akademie. 

▼.  Kühlwetter.   Stahl. 
Münstereifel:  Köhler. 
Münstermayfeld:  Schmitt, 
üamar:  Qengler. 
Nash-Mills:  E^ans. 
Neapel:  Fiorelli. 
Neunkirchen:  Stamm. 
Neuss:     Gymn.-Bibliothek.  Koenen. 
Neuwied:  Fürst  Wied.Kaestner.Reusch. 
Nieukerk:  Bayx. 
Norden:  Schneider. 
Nürnberg:  Bergan. 
Nymegen:  Scheers. 
Ober  cas sei:  Bleibtreu- 
Oehring^en:  Stifts-Bibliothek. 
OekhoTen:  Lentzen. 
Odenkirohen:   Qoertz.  Keberlet. 
Paffendorf  (Burg):  ▼.  Bongardt. 
Paris:  Barbet.     Basilewsky.    de  Long- 

p6rier.  Lucas.  Michelant  Robert. 
Parma:  üniTersitäts-Bibliothek. 
Perugia:  Bibliothek.  Connestabile. 
Ploen  in  Holstein:  Müller. 
Poppeisdorf:  Kekul6. 
Prag:   Uniyers.-Bibliothek.    Weltmann. 
Prüm:  Guichard. 
%u  int:  Krämer. 
Raden  sieben:  v.  Quast. 
Ratlbor:  Kramarczik. 
Rayenna:  Lanziani. 
Rayestein:  de  Meester  de  Ravestein. 
Remfch:  Hermes. 
Remscheid:  Hoffmeister. 
Rheinbach:  Ungermann. 
Rheinberg:   Pick. 
Rheydt:  Wittenhaus. 
Roisdorf:  Graf  Moerner. 
Rom:  Heibig.  Henzen.  de  Rossi. 
Rurich  Schloss  b.  Erkelenz:  v.  Hom- 

pesch. 
Rüdesheim:  Fonk. 
Saarbrücken:  Achenbach.  Boecking. 

Karcher.  Teschemacher.  Schom. 


Sa  ff  ig:  Haan. 

Sangerhausen:  Fulda. 

Schieidweiler:  Heydinger. 

Siegburg:  Warzer. 

Sigmaringen:  Fürst  zu  Hohenzollern. 

Sin  zig:  Broioher. 

Sneek:  Mehler. 

Soest:  Nübel. 

Strassburg:  Universitäts  -  Bibliothek. 
Dümichen.  Kraus.  Michaelis.  Mit- 
scher, von  Möller.  Scherer.  Straub. 
Wilmanns. 

Stromberger-Neuhütte:  Wandes- 
ieben. 

Stuttgart:  Haakh.  y.  Lübke.  Paulus. 
Stalin. 

Süchtelen:  Geuer. 

Thorn:  (Schloss):  ▼.  Musiel. 

Trier:  Bettingen.  ▼.  Beulwitz.  Bone. 
Hagelüken.  Holzer.  Kelzenberg.Koch. 
Leonardy.  Mosler.  Raatenstrauch. 
Rossbach.  Schömann.  Seyffarth.  von 
Wolff.    Wilmowsky. 

Turin:  Promis. 

Uer  dingen:  Frings. 

Utrecht:  Engels«  Vermeulen. 

'Viersen:  Aldenkirchen.  Furmans. 
Greef.  Haas.  Heckmann.  Kolb.  Schmitz. 

Valparaiso:  Dr.  Meeks. 

Vercelli:  Mella. 

Voerde:  Bouyier. 

Yogelensang:  Borret. 

IFachtendonk :  Mooren. 

Waller  fangen:  y.  Galhau.    Yilleroi. 

Warmbrunn:    Prinz  Radziwill. 

St  Wendel:  Bettingen.  Getto. 

Werl:  y.  Papen. 

Wernigerode:  Bibliothek. 

Wesel:  Dr.  Fiedler. 

Wesselingen:  Böbning. 

Weylinghoyen:  y.  Heinsberg. 

Wien:  Aschbach.  Conze.  Heider.  k.  k. 
Münz-  und  Antik.-Cabinet.     Schmidt. 

Wiesbaden:  Bibliothek.  Isenbeck. 
Krafft 

Wismannsdorf  bei  Bitburg:  Orth. 

Wissen:  Graf  Lo§. 

Würzburg:  Urlichs. 

Wüsten  rode:  Wüsten. 

Zeist:  yan  Lennep. 

Zell  a.  d.  Mosel :  Schmitz. 

Zürich:  DUthey. 


Bemerkunp.  Der  Vorstand  ersucht  Unrichtigkelten  in 
vorstehenden  Verzeichnissen,  Veränderungen  in  den  Standesbezeich- 
nung[en2  den  Wohnorten  etc.  gefälligst  unserem  Rechnungsführer 
schriftlich  mitzutheilen. 


UniTenltitB-Bnobdruckerei  von  Carl  Georgl  in  Bonn. 

« 


,* 


849 


VerzelohniM  der  Mitglieder. 


Orefeld:     Ton   Beokerath.     Emil   Yon 
Bruok.     Morits  von  Braok.    Burkart. 
Uelmendahl.      HutmaoUer.     Jentges. 
Juroperts.    Ton  der  Leyen.    von  Ran- 
dow.      Rein.       Roos.      Sohaaenburg. 
Bohmidt.     Sohroers. 
Harntatadt:  Bossler.   Ludwig. 
1)  I  •  1  i  n  g  e  n :  Arendt 
Donauesoliingen:  FSrstL  Bibliotliek. 
llormagen:  Deliioyen. 
1 J  o  r  p  « t :    Uamaok. 
Dortmund:  Prinz  Sohönaloh. 
lioesenheim:  Pütt 
i)  renstelnfurt:  Frh.  y.  Landsberg. 
i)reiden:  Fleokeisen.     Hultsch. 
Dftlken:  Bücklers. 
UUron:   Bibliothek  der  Stodt   Bogen, 
(lust.   Hoeseh.    Leop.  Üoeseh.  Knoll. 
Kttnigsfeld.    Pfeiffer.  Rotteis.  RumpeL 
Bohleioher.  Sohwartze.  Werners. 
UUsseldorf:    Breodamour.       Forster. 
H*rless.    Erbprinz  von  Uohenzollern. 
¥on  Heister.  Lauenstein.    Mosler.  Ton 
Hobaumburg.      Schneider.     Trinkaus. 
▼on  Werner, 
li  u  i  s  b  u  r  g :  Böninger.     Curtius.    Gym- 
naslai-BibUothek.  Dr.  Lange,  v.  Rath. 
IQohtz:  Cremer. 

Kbrenb  reit  stein:  .Sohwiokerath. 
Klber/eld:  Boeddinghaus.  t.  Carnap. 
Oebhard.      Gtymnasialblbliothek.      de 
Weerth. 
Uli  Tille:  Graf  Eltz.  Schmidt 
fj  o  d  e  n  i  c  h :  Baunscheidt     Richarz. 
KsoUweiler:  Frank. 
K  M  s  e  n  :  Baedeker.  Conrads,  v.  Uövel. 

Krupp.  Probst    Ueberfeld. 
Kuskfrchen:  Herder.  v.d.Heydt  Ruhr. 
Vlorenz:  BibL-Nazionale.    Bibliothek 
des  etrurischen  Museums.    Gamurrini. 
Frankenthal:  Wille. 
Frankfurt    a.    M. :    Becker.      Gerson. 

Mtlani.     StadtbibUothek. 
Frankfurt  a.  d.  Oder:   Graf  Villers. 
Frauenburg:  Krementz. 
Freiburgin  Baden:    Keller.   Unirersi- 

täte.Bibliothek. 
Frenz  (Schloss):  Graf  Beissel. 
Fröhden:  Otte. 
Fulda:  Goebel. 
8t  Gallen:  StiftsbibUothek. 
Genf:  Galiffe., 
Gent:    Roulez.'  Wagener. 
G  i  e  s  s  e  n :  Antiken-Cabinet 
G  i  n  s  h  e i  m  bei  Mainz :  Hermann. 
Gladbach:    Prinz en.    Progymnasium. 

Quack.  Wolff. 
Goettingen:    Ton  Leutsoh.     Sauppe. 
Unger.  Universitätsbibliothek.  Wieseler. 


GrSfenbaoher  Hütte:  Boeoking. 
Greifswalde:  Kiessling. 
Greyenbroioh:  t.  Zueoalmaglio. 
Grube  Theresia:  Soholl. 
Giirzenioh:  Sohillings-Englerth. 
Haag:  Green  yan  Prinsterer. 
Hall  (Haus):  y.  Spies. 
Halle:      Sohlottmann.       Heydemana. 

Wolters. 
Hamm:  Essellen. 
Hannover :     Ahrens.     Culemann.     y. 

StrubUerg. 
Harff- Schloss:  y.  Mlrbaoh. 
Heidelberg:  Christ    Koechly.   Stark. 

Uniyersitäts-Bibliothek. 
Hemm  er  ich:  y.  Nordeok. 
Herdringen:  Graf  Fürstenberg. 
Hoohdahl:  Sohimmelbusoh. 
Homburg    y.  d.  Höhe:    Freiherr    yon 

Modem. 
Honnef:  jon  Seydlitz. 
Ilsenburg:  Weber. 
Immekeppel:   Müller.  Poerting. 
Ingbert:  Krimer. 
Itteryort:  Franssen.  * 

Jena:    Universitäts -  Bibliothek.    Gaede- 

chens.  Klette. 
Kalk:   Grüneberg. 
Kessenioh:  aus*m  Weerth. 
Kiel:  Lübbert 
Königsberg  i.  Pr.:  Friedlander.   Uni- 

yersitätsbibliothek. 
Kremsmünstor:  Piringer. 
Kreuznach:   Antiquariseh-historisoher 

Verein.     C.  Cauer.    R.  Cauer.    Engel- 
mann. Schmidt  Voigtländer.  Wulfert 
Ijauersfort:  y.  Rath. 
Leiden:    Leemans.    Pleyte.    du   Rieo. 

de  Wal. 
Leipzig:  Baedeker.  Eckstein.   Lange. 

Qyerbeck.  Ritschi.    Springer.    '  Wach. 
Lennep:  Bürgerschule. 
L  i  e  g  n  i  t  z :  Stier. 

Limburg  a.  d.  L.':  Junker.    Thissen. 
Linz:  Pohl. 
Lipstadt:   Witkop. 
London:  Franks. 
Löwen:  Uniyersitäts-Bibliothek. 
Lüdinghausen:  Fuisting. 
Lüttich:  Cudell.  Dogn6e.  UniyersiUts- 

Bibliothek, 
m  a  1  m  e  d  y :  Arsöne  de  Noüe.  Steinbaoh. 
Mannheim:  Alterthumsyerein.    Haug. 
Marburg:  Nissen* 
Marienwe rder:  yon  Hirschfeld. 
Mayen:  Delius* 
Mechernich:  Hupertz. 
Mehlemer-Aue:  Frau  Delohmann. 
Mettlaoh:  Booh. 


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JAHRBÜCHER 


DES 


VEREINS  VON  ALTERTHUMSFREUNDEN 


IM 


RHEINLANDE. 


HEFT  LVin. 


HIT  •  TAKLN. 


Ausgegeben  am  30.  September. 


BONN. 

GEDRÜCKT  AUF  KOSTEN  DES  VEREINS. 

BONX,  BEI  A.  MARCUS. 
1876. 


Inhaltsverzeichniss. 


L    OescMclite  und  Denkmäler. 

Seite 

1.  Drei   MetaUmedailloiw   rbeinischen  Fundorts.    (Hienn   Taf.   I— lY.) 

Von  B.  Stark •    .    .    .    .  1 

2.  Epigraphisch-antiqnarieche  Streifzüge.    Von  J.  Klein 67 

3.  Die  ehemalige  Renesse'sche  Sammlung. 

a.  Geschichte  derselben.    Von  L.  von  Eltester 90 

b.  Der  Rheinische  Theil  derselben.    (Hierzu  Taf.  V— VII.)     Von  H. 
Schuermans 96 

4.  Mains  und  Vindonissa.    Von  Th.  Bergk 120 

5.  Der  Aufstand  des  Antonius.    Von  demselben 136 

6.  Denkmäler  des  Aeon   in  York  und  Bonn.    (Hierzu  Taf.  VIII.)    Von 

E.  Hübner 147 

7.  Münzfünd'bei  Bonn.    Von  F.  v.  Vleuten 155 

8.  Münsfond  in  Bertrich.    Von  demselben 159 

9.  Kleine  Beiträge  zur  alten  Numismatik.    Von  demselben    ....  161 

10.  Das  altdeutsche  Todtenfeld  im  Roisdorfer  Walde.    Von  Dr.  Kessel      163 

11.  Romanischer   Weihwasserkessel  aus  Oranenburg.    (Hierzu   Taf.  IX.) 

Von  £.  aus'm  Weerth 170 

« 

12.  Trierer  Inschriften.    Von  Franz  Büoheler  .    .    .    '. 175 

IL    Litteratnr. 

1.  Das  Plateau  von  Ferschweiler  bei  Echtemachi  seine  Befestigung 
durch  die  Wickinger  Burg  und  die  Niederburg.  Mit  8  Tafeln  her- 
ansgeg.  durch  die  GeseUschaft  für  nützl.  Forschungen,  von  Dr. 
Carl  Bone.    Trier  1876.    Angez.  von  von  Veith 181 

SL  Die  römischen  Inschriften  und  Steinsculpturen  des  Museums  der 
Stadt  Mainz.  Von  Prof.  J.  Becker.  Mainz  1875.  Angez.  von  J. 
Freudenberg 183 

S.  Der  Dom  sn  Trier  in  seinen  drei  Hauptperioden:  der  Römischen, 
der  Fränkischen,  der  Romanischen.  Von  Domcapitular  J.  N.  von 
Wilmowsky.    Angez.  von  F.  von  Quast  .    .    .^ 187 

4.     Geschichte  des  badischen  Landes  zur  Zeit  der  Römer.    Erstes  Heft. 

Von  K.  von  Becker.  Karlsruhe  1876.  Angez.  von  Ferd.  Haug  .      195 


m.     Miscellen. 

Seite 

1.  Adenau.  Stempel  auf  römischen  Gefasten  und  Legions-Ziegeln.  Von 

J.  Pohl 201 

2.  Besseringen  a.  d.  Saar.    Reste    eines    römischen  Gebäudes.    Von 

E.  aus'm  Weerth 203 

3.  Bonn.  Fayence-  und  Porzellan -Fabrication  in  Bonn  und  Poppeisdorf 

unter  Clemens  August.    Von  J.  Freudenberg '  203 

4.  Bonn.  Römische  Gräber  aof  dem  Viebmarkte.  VonKaus'm  Weerth  204 

5.  Bonn.    Römische  Graber  in  der  Cölnstrasse.  Von  demselben    .     .  204 
G.    Bonn.    Grab-   und  Scherbenfunde  am  Wege  vom  Zollhause  an  der 

Cublenzcr  Strasse  nach  Kessenich.    Von  demselben 206 

7.  Bonn.   Römische  Gräber  an  der  Coblenzer  Strasse.   Von  v.  V.    .    .  205 

8.  Bonn.    Funde  im  Bereich  der    alten   röm.  Festang,    sowie   in    der 

Fürstcnstrasse 205 

9.  Ferschweiler.    Das  alte  Aduatuca.    Von  E.  aus'm  Weerth    .    .  206 

10.  Gelb.    Weisse    Kieselstcinchen    in    einer  Schale  aus  terra  sigillata. 

Von  Koenen 206 

11.  Das  Nymphenheiligthum  bei  Gohr.    Von  demselben 207 

12.  Ausgrabungen  an  der  Mainspitze  bei  Hanau 212 

13.  Münzfund  zuHausdorp  im  Kreise  Siegburg.  Von  Schaaffhausen  213 

14.  Ausgrabungen  bei  Hemm  er  ich.    Bericht  des  Gen.  von  Veit    .    .  214 

15.  Der  Meilenstein  von  Leicester  (England).   Von  Bone 215 

10.    Münstcrmaifeld.  Steine,  die  der  Tradition  nach  als  Kelter  dienten. 

Von  Schmitt 216 

17.  Neidenbach  (Kr.  Bittburg).  Stein  mit  Kette,  der  Sage  nach  Büsser- 

stein.    Von  Ph.  Mayers 217 

18.  Fränkische  Gräber  >)ei  Niederberg.  Von  Koenen 217 

19.  Gräber  in  ObercassoL    Von  Schaaffhausen 218 

20.  Grabfund  bei  Rondorf.     Von  E.  aus*m  Weerth 219 

21.  Strassburg.    Die  angeblichen  Entdeckungen  des  Hm.  Voulot.  Von 

Kraus 219 

22.  Taxgaetium  entdeckt.    Von  F.  Hang 221 

23.  Inschrift  aus  Un  garn 221 

24.  Zwei  römische  Basreliefs  bei  Wallerfangen.    Von  Kraus     .    .    .  222 

25.  Spuren    eines  römischen  Castrums   in  Wesseling.     Von  E.    ans'm 

Weerth 222 

26.  Höhlenfunde  in  Westfalen.    Von  Schaaffhausen   ......  228 

IV. 

Chronik  des  Vereins  für  das  Vereinajahr  1875  (resp.  Pfingsten  1875 — 76) .  225 

V. 

Verzeichniss  der  Mitglieder 234 


I.     Gesehiclite  nnd  Denkmäler. 


I.  Drei  Metallmedaillons  rheinischen  Fundorts  und  die  Entwicklung 
der  Medaillonform  im  Alterthum  Oberhaupt*). 

Hierzu  Taf.  I— IV. 

Der  dringlichen  Aufforderung  des  geehrten  Vorstandes  des  Ver- 
eins rheinischer  Alterthumsfreunde  an  der  Festsitzung,  die  den  Manen 
Winckelmanns  geweiht  ist,  Theil  zu  nehmen  und  im  Namen  des  Ver- 
eins zur  Festversammlung  zu  reden,  kam  ein  innerer,  längst  gehegter 
Wunsch  meinerseits  entgegen,  diesen  Tag  in  deren  Mitte  einmal  mit- 
zufeiern. Trat  ich  doch  in  einen  Kreis  von  hochgeehrten  GoUegen 
und  Genossen  einer  grossen  rhcinauf-  und  rheinabwärts  sich  nun 
mehr  denn  dreissig  Jahre  bewegenden  und  immer  sich  erneuern- 
den Gesellschaft,  welche  dieser  schöne  Strom  und  seine  Nebenflüsse, 
die  Denkmäler  seiner  Ufer  und  zugleich  der  an  ihnen  sich  fort  und 
fort  vollziehende  Wechsel  der  Dinge  beschäftigt,  welche  dieser  grossen 
Culturstrasse  der  mitteleuropäischen  Welt  forschend  nachgehen.  Der 
klassische  Philologe,  der  mittelalterliche  Historiker,  der  praktische  Ar- 
chitekt und  Ingenieur,  der  Mineralog  und  der  Anthropolog  finden  hier 
ein  gemeinsames  Arbeitsfeld.  Sie  alle  haben  ein  gemeinsames  Inter- 
esse daran,  den  Nibelungenschatz  der  Vergangenheit,  der  in  diesem 
Strom  versenkt  ist,  zu  heben. 

Je  mehr  die  grossen  Agglomerationen  von  Gelehrten  an  Keiz 
und  Bedeutung  verlieren,  je  mehr  andererseits  die  Specinistudien  einer 
in  das  Unendliche  fast  sich  zersplitternden  Wissenschaft  auseinander 
führen   und   ein  Verständniss   schon  zwischen  den  nächsten  Fachge- 


1)  Die  vorstehende  Abhandlung  bildete  der  Hauptsache  nach  den  Fcst- 
Torir&g  des  verehrten  Verfassers  zum  letzten  Bonner  Winckelmannsfeste  am 
9.  Deoember  1875,  daher  auch  die  für  diese  Veranlassung  berechneten  Ein- 
gangsworte. Die  Kedaction. 


L     («»Uctae  ibI  I^fibiäi-r 


I.  Drei  BetBllMiibüllBB  rtniMiwJwi  FmjhIi  Md  die  OtmcUmt 
disr  ■BdainoBfira  n  Martkam  atorhu^    . 

Hier«.  7a!  3-JT. 

eil:?  zu:  7-=*'t2raaiLJLiuii£:  zl  r«i*!L.  £aiL  «iL  juxiw«.  iaii^.  ii*;ij»rK'i.rr 
"W"iai>.a.  meu^rj^i:!.-  siurtfjKL  Qi*rÄL  Int  n.  (iero.  Mit"**  'sihuxha  ihi> 
ziriej-^TL     r-^a:  izi    umx    a   *fiiHa-  ilreü    mo.   hifnui^s^iiiri.'ti    U»u*5H«. 

LILL  l^tiL  tz^-^  -üllrr  XT'.'i?::"!  Hrif'nmirU  um,  mtUiltHir  ilTU  bi':i  iiiii. 
ÜÄ    •jira'::l:*Ul**;r.      "R-srJli-     dttüe:    i-IiLOH    TinilL     UliL   MTilH;    -N»r;>«jhUay-. 

üjt  I^eiiiOLiihf  ^toirT  Vh!:  ihal  zuc^sici  üer  ai  iuii«^  :.*:i  iwr:  uüc 
I  uiu:r*r"a55-    iie:  r-iti-irarrjutisrii*?!  V^^r    ijreviiöic  iitt'-*üi^«riif:i.     i/e? 

rr::;.i:u^ni&*;:    ^ihMOiflCUdi.  ^UDetUüüu*?' 

r    itf'    ÜHMK     '-^  miTii— irmr;    i^-tt^^iiu^nn    bii« 


2  Drei  Metallmedaillons  rheiniiohen  Fundoris. 

nossen  erschweren,  um  so  mehr  scheint  es  geboten,  auf  die  Natur  der 
Dinge  und  Jahrhunderte  lange  geschichtliche  Gemeinsamkeit  gegrün- 
dete, nicht  durch  augenblickliche  politische  Constellationen  gemachte, 
durch  ihre  Leistungen  als  lebenskräftig  erwiesene  Verbindungen  fest- 
zuhalten, enger  zu  schliessen  und  durch  neue  Elemente  zu  fordern. 

Endlich  sei  mir  der  Ausdruck  eines  gewissen  gemüthlichen 
Antheils  an  der  Feier  gestattet,  bei  welcher  Männer  wie  A.  W..von 
Schlegel,  Welcker,  Böcking,  Brandis,  Jahn,  unter  den  Lebenden  Ritschl, 
Urlichs,  Overbeck  u.  A.  so  oft  thätig  mitgewirkt  haben.  Und  in 
erster  Linie  ist  es  mir  Bedürfniss  Welckers  zu  gedenken,  den 
zugleich  ein  so  nahes  Familienband  lange  Zeit  mit  Heidelberg  ver- 
knüpfte, eines  Mannes,  der  in  seinem  Geistesreichthum,  seinem  Tiefsinn 
und  seiner  Frische,  seiner  Humanität  und  Offenheit  schon  auf  mich  als 
jungen  Anfänger,  der  nicht  sein  Schüler  war,  unmittelbar  anregend  und 
ermuthigend  wirkte,  der  dann  bei  persönlicher  Bekanntschaft  und  bei 
dem  fortgesetzten  Verkehr  mit  seinen  Schriften  nur  immer  grösser 
und  verehrungswürdiger  mir  geworden  ist. 

Der  Gegenstand  der  nachfolgenden  Untersuchung  ist  kein  von 
mir  aus  dem  Bereiche  meiner  jetzigen  Studien  frei  gewählter,  son- 
dern ein  gegebener,  gegeben  durch  glückliche  Funde  der  Rheinlande, 
und  schliesst  sich  zunächst  an  frühere  Publikationen  des  Vereins, 
sogar  an  das  vorhergehende  Winckelmannsprogramm  natürlich  an. 
Er  ist  im  vollen  Sinne  zunächst  ein  antiquarischer  und  scheint  darauf 
angelegt,  vom  antiquarischen  Standpunkt  der  Sitte,  des  Kriegs-  oder 
Standesschmuckes  aus  oder  rein  nach  seinem  mythologischen  Inhalt 
betrachtet  oder  auf  die  historischen  bei  dem  Verlieren  oder  Verbergen 
der  Gegenstände  einst  waltenden  Verhältnisse  hin  untersucht  zu  werden. 
Ohne  diese  Seite  zu  vernachlässigen,  ist  es  doch  mein  Wunsch,  dass  „die 
Seuche  der  Antiquare'*,  die  Winckelmann  so  sehr  hasste,  den  seinem  An- 
denken geweihten  Tag  nicht  in  mir  entweihe.  Möge  es  mir  gelingen  von  der 
einfachsten  Anschauung  anhebend  einiges  schärfer  aufzuzeigen,  als  bisher 
geschehen,vom  Einzelnen  zu  einer  geschichtlichen  Betrachtung  fortzu- 
schreiten und  in  dieser  die  ganze  Reihenfolge  der  Denkmäler  vorzufüh- 
ren, m  welche  auch  diese  einzelnen  Objecto  einzureihen  sind,  zur 
Formenlehre  der  Kunst  einen  kleinen  Beitrag  zu  liefern,  ohne  an 
den  Kunstideen,  die  darin  ruhen,  gleichgültig  vorüberzugehen. 

Wir  haben  es  mit  drei  Metallmedaillons  zu  thun,  die  im 
Rheingebiet  gefunden  sind,  das  eine  in  der  mittelrheinischen  Gegend 
und  im  Museum  zu  Speier  aufbewahrt,  das  andere  in  Bonn  gefunden  und 


Drei  MetallmedailloDS  rheinisohen  Fundorts.  3 

im  Vereinsmuseum  befindlich,  das  dritte  in  der  Sammlung  des  Herrn 
Guillon  zu  Roermonde  und  in  den  Torfmooren  jenseit  der  Maas  ge- 
funden. 

Das  erste  (Taf.  I,  Illa.)  ist  bereits  1820  in  einer  Kiesgrube 
zu  Schwarzenacker  bei  Zweibrücken  in  der  bayerischen  Rhein- 
pfalz mit  anderen  Metallgegenständen  gefunden  und  für  das  damals 
gegriftndete  Kreisantiquarium  erworben  worden ;  es  gehört  dem  histo- 
rischen Verein  der  Pfalz  und  befindet  sich  jetzt  in  der  neueingerich- 
teten und  so  reichhaltigen  Sammlung  im  Realgymnasium  zu  Speier. 
Des  Fundes  ist  von  Joh.  Michael  König  in  der  Schrift  über  die 
Speierer  Sammlung  aus  dem  Jahre  1832,  aber  mit  einer  unrichtigen 
Beschreibung  der  Darstellung  gedacht  i),  eine  ungenügende  Abbil- 
dung dabei  auf  Tafel  I,  3  gegeben.  Schwarzenacker  gehört  zu 
den  für  römische  Kultur  wichtigsten  Punkten  der  bayerischen  Pfalz, 
liegt  zwischen  Homburg  und  Zweibrücken,  in  einem  Nebenthal  der 
Blies,  an  dem  sog.  Gründelbach ;  ganz  in  der  Nähe  zeigen  sich  die 
hochliegenden  Ruinen  des  Klosters  Werschweiler.  Schon  der  Name 
Schwarzenacker,  Schwarzenbach  —  so  heisst  eine  neue  Ansiedlung 
dabei  —  ist  bezeichnend  und  kehrt  oft  genug  wieder  an  Stätten  rö- 
mischer und  vorrömischer  Funde ;  so  erinnere  ich  nur  in  der  dortigen 
Gegend  an  Schwarzenbach  im  Saargebiet  mit  den  wichtigen  etrus- 
kischen  Gefässfunden  *),  ferner  an  Schwarzerden  im  Kreise  St.  Wen- 
del mit  dem  MithrasdenkmaP).  Schon  im  16.  Jahrhundert  wurden 
dort  viele  Münzen  gefunden  sowie  römische  Steine,  sogenannte  heid- 
nische Bilder  auf  dem  sog.  „Heidenhübel^;  die  Sage,  ging  bei  den 
Mönchen  von  Werschweiler  von  einer  einstigen  römischen  Stadt  da- 
selbst, so  gross  wie  Worms*).  Im  Jahre  1729  ward  ein  römisches 
Bad  dort  aufgegraben  mit  Suspensurae  und  einer  eigen thümlichen  Con- 

1)  Beschreibung  der  römischen  Denkmäler,  welche  seit  dem  Jahre  1818 
bis  zum  Jahre  1830  im  königl.  bayer.  Rheinkreise  entdeckt  wurden  und  in  der 
mntiquarischen  Sammlung  zu  Speier  aufbewahrt  werden.  Mit  88  Abbild,  auf 
3  Tafeln.  Gesammelt  und  herausgegeben  durch  Joh.  Mich.  König,  Lehrer  in 
Speier.   Kaiserslautern  1832.  S.  97—101. 

3)  GFenthe,  über  den  etmskischen  Tauschhandel,  Frankfurt  1874.  S.  160  f. 

3)  Vgl.  Eor  Lokalitat  zuletzt  Engelmann  im  Eilften  Bericht  des  anti- 
quarisob  -  historischen  Vereins  für  Nahe  und  Hunsrücken  S.  15  ff.  Zwölfter 
Bericht  S.  18. 

4)  Tillmann  Stella  und  Professor  Johannes  in  der  Schrift:  Die  bayerische 
Pfiüz  unter  den  Römern.  Beitrag  zur  Feststellung  der  römischen  Topographie 
des  linken  Rheinufers.    Mit  Karten.  Kaiserslautern,  Tascher  18G5.  S.  107  ff. 


4  Drei  Metallmedsilloni  rheinisohen  Fundort«. 

struction  der  Wärmeröhren  in  der  Wand  0-  Anch  dieses  Medaillon 
ward  zugleich  mit  einer  kleinen  Bronzestatue  des  Jupiter,  einem  Reiher 
und  einer  Pfanne  von  Erzblech  gefunden. 

Dasselbe  hat  9  Zoll  Rheinisch  oder  0,17  Meter  Durchmesser,  es 
tritt  im  Relief  durchgehend  0,05  M.,  an  der  höchsten  Stelle  0,07  M. 
hervor.  Die  sehr  dünne  Metallplatte  ist  mit  reicher,  glänzender  Pa- 
tina überzogen.  Sie  ist  nicht  allein  eingerissen,  sondern  an  zwei  Sj^ellen 
bedeutend  verletzt  und  zerbrochen,  z.  B.  am  Adlerkörper. wie  oben  an  der 
Mitte  der  Brust  des  Knaben.  Wichtig  sind  die  zwei  nicht  unbedeuten- 
den mit  einander  correspondirenden  Rundlöcher  rechts  und  links  in 
der  Umrandung,  bestimmt  das  Aufhageln  auf  einer  Unterlage  zu  er- 
möglichen. Es  ist  umgeben  von  einem  feinen  geriefelten  Rand  und 
einem  innern,  einer  geknoteten  Wollenschnur  entsprechenden  Perlstabe. 
Der  innere  Raum  ist  durch  die  Darstellung  selbst  reich  ausgefüllt, 
ja  diese  greift  an  den  dadurch  ausdrücklich  charakterisirten  unteren 
Abschluss  tief  in  den  Rand  hinein.  Die  Technik  ist  eigenthümlich. 
Das  sehr  dünne  Kupfer  ist  in  den  erhabenen  Theilen  von  innen  nach 
aussen  getrieben,  ja  es  hat  sich  der  darauf  befindliche  Vogelkopf 
ganz  vom  Hintergrund  abgelöst.  Dazu  kommt  aber  zweitens  eine 
Umrandung  aller  schärfer  markirten  Theile  durch  Punktirung  von 
aussen.  Endlich  haben  wir  noch  eine  Ciselirung  mit  scharfer  Linien- 
führung, welche  sich  sehr  sorgfältig  an  der  Markirung  der  Muskeln  der 
Arme,  an  Haaren,  Augenbrauen,  Augen,  am  Gefieder  des  Adlers  zeigt. 

Ein  Knabe  ist  in  seinem  Oberkörper  dargestellt,  von  den  Krallen 
eines  Adlers  unter  den  Achseln  gefasst,  umschattet  von  den  Fittigen 
desselben;  auf  ihn  blickt  von  oben  der  Adlerkopf  nieder.  Das  ovale 
Gesicht  ist  von  Haaren  umgeben,  die  fiockenweis  lockig  ei*scheinen, 
mitten  über  der  Stirn  gerade  aufsteigen.  Hochgezogene  Augenbrauen, 
weit  geöffnete  Augen,  der  geöffnete  Mund  zeigen  Erstaunen,  Ueber- 
raschung  und  machen  zugleich  den  Eindruck  des  Luftschöpfens.  Der 
rechte  Arm  ist  gehoben,  die  rechte  Hand  wie  erschreckt  ausgestreckt. 
Die  Linke  hält  den  Hiitenstab  quer  vor  sich.  Eine  Ghlamys  mit 
Buckelspangen  befestigt  fällt  nach  hinten  herab,  ist  unter  der  linken 
Achsel  durchgezogen  und  flattert  hoch  empor.  Hinter  dem  vom  Flügel 
umschatteten  Haupt  gehen  perlenstabartig  gebildete  Strahlen  aus,  je  zwei ' 
nach  beiden  Seiten  und  begränzen  dadurch  kleinere  Abtheilungen  des  Rau- 
mes. Mit  diesen  Perlstäben  trefien  aber  leicht  in  Bogen  gehängt  andere 


1)  Sohöpfün,  Alsaiia  illustiata.  p.  539.  Tab.  XV,  8. 


Drei  Metallmedaillons  rhciniichen  Fundorts.  5 

zusammen.  Auch  ein  abwärts  gewandter  Zacken,  wie  breite  gestrichelte 
Streifen  schlicssen  sich  diesen  Stäben  an.  Rechts  für  den  Beschauer 
erscheint  ein  Hund  sich  nach  oben  rückwärts  umschauend,  mit  Hals- 
band geziert ;  links  ist  eine  Hirtenpfeifc  sichtbar.  In  den  weiteren  sich 
entsprechenden  Abtheilungen  befinden  sich  nach  auswärts  gewandte 
Köpfe  mit  vom  Wind  zurückgetriebenem  Haar.  Zu  den  Häuptern 
des  Adlers  machen  jene  flachen  Perlstabguirlanden  mit  der  Strichelung 
den  Eindruck  eines  strahlenden  Himmelsraumes  in  Form  einer  Pelta, 
eines  doppeltgeschweiften  Schildes. 

Die  Deutung  ergiebt  sich  unmittelbar  aus  der  Beschreibung,  es 
ist  Ganymed,  vom  Adler  des  Zeus  emporgehoben,  er,  der  Hirten- 
knabe, weg  von  Syrinx  und  Hund,  unter  Assistenz  zweier  Windgötter, 
er  wird  emporgehoben  in  den  Lichtbereich,  unter  den  Sternen  in  hel- 
lenistischer Zeit  als  Aquarius  verehrt.  Wir  haben  also  hier  ein  in 
sich  abgeschlossenes  Bild  aus  dem  wichtigen,  später  so  beliebten  Kreise 
der  Götterliebe. 

Das  zweite  uns  vorliegende  Relief  (Taf.  H,  Hlb)  wurde  1873  in  Bonn 
in  der  Nähe  der  Gasfabrik  und  des  Cölner  Thores,  im  Bereiche  der 
alten  Römerstrasse,  gefunden,  und  zwar  isolirt  in  der  Erde,  nicht  in 
einem  Grabe.  Dicht  dabei  aber  waren  die  im  Jahrgang  1873  (Bd.  LHI. 
LIV.  S.  321)  beschriebenen  Münzen  zu  Tage  gekommen,  die  sich  von 
Antoninus  Pius  bis  Probus  (f  282  n.  Chr.)  erstrecken,  ebenso  Reste 
eines  kleinen  Kästchens  mit  Bronzeverzierungen  und  Nägeln,  viele 
Beste  von  Gläsern,  auch  mit  Inschriften,  wie  sitio,  reple  me,  endlich 
Thongefässe,  Asche  und  auch  Skelettheile.  So  kann  man  denken,  es 
^  sei  selbst  schon  am  Ende  des  Alterthums  aus  dem  Grabe  gewaltsam 
genommen  und  liegen  gelassen  worden;  es  habe  irgend  ein  störendes 
Ereigniss  der  Flucht  dabei  mitgewirkt.  Das  Material  des  10"  Rhein, 
oder  0,18  M.  Durchmesser  haltenden  Rundes  ist  getriebenes,  theilweise 
versilbertes  Kupfer.  Die  Erhebung  des  Reliefs  beträgt  nur  0,04  M. 
Hier  ist  von  einer  Gliederung  des  Randes  kaum  etwas  zu  sehen,  wel- 
cher also  an  dem  grössern  Ganzen,  dem  das  Rund  angehört,  sich 
wiederholen  wird.  Man  hat  den  Eindruck,  dass  der  Rand  wie 
in  einen  Rahmen  eingeschoben  war.  Die  Oberfläche  ist  stark 
angegriffen,  hat  Sprünge,  die  Nasenspitze  ist  ausgebrochen,  ebenso 
ist  der  untere  Theil  des  Bruststückes  sehr  versehrt.  In  ge- 
sAickter  Weise  ist  aber  in  die  Darstellung  selbst  eine  Bogenrun- 
dang  eingeführt.  Zwei  geflügelte  nackte  Knaben,  auswärts  die  Ge- 
sichter gewandt,   halten   mit  je  einem  hochgehobenen  Arm    eine  aus 


6  Drei  Metallmedaillons  rheinischen  Fundorts. 

Lorbeerblättern  gebildete  Guirlande  mit  hochgebogeneiii  flatternden 
Enden.  Auch  die  Stellung  der  Füsse  correspondirt  streng  unter  einander, 
indem  der  eine  fest  auf  den  Boden  aufigesetzt  ist^  der  andere  wie  im  eili- 
gen Schwung  zurilckgebogen  ist.  Zur  Seite  dieser  Gestalten  steht  je 
ein  hoher  Fruchtkorb  mit  Aepfeln,  überhaupt  Früchten  beladen.  Man 
wird  nach  der  Analogie  anderer  Bildwerke  römischer  Zeit  nicht  irre 
gehen,  in  diesen  Knaben  Bilder  des  Jahressegens,  der  Jahreszeiten  zu 
sehen  *)• 

Eingefasst  von  diesem  Bogen  erhebt  sich  ein  idealer  grosser  Kopf 
mit  Theil  des  Bruststückes.  Dieses  ist  mit  hoch  hinaufgehendem 
Untergewand  bekleidet;  über  der  linken  Schulter  bemerkt  man  in 
Bogen  herabfallend  ein  oberes  Gewandstück.  Die  schwungvolle  Drehung 
des  das  Gesicht  uns  ganz  zukehrenden  Kopfes  nach  links  erinnert 
uns  an  Kopfbewegungen  des  Apollo,  des  Dionysos,  der  Musen, 
bacchischer  edler  Figuren.  Das  Gesicht  ist  voll,  nach  unten  abge- 
rundet, die  Wölbung  des  Superciliarsbogens  ist  grossartig  und  schwung- 
voll, die  Stirn  nicht  hoch,  aber  gewölbt  und  in  feinen  Bogen  umrandet 
Die  Nase  oben  breit,  nach  unten  fein  endend.  Der  Mund  besonders 
klein,  die  Augen  voll  geöffnet  mit  ausgearbeiteten  Augensternen  haben 
etwas  durchaus  Ernstes.  Das  Haar  ist  wohlgeordnet,  nach  beiden 
Seiten  in  reichen  Wülsten.  In  der  Mitte  ist  ziemlich  zerstört  eine 
aufsteigende  Locke  wohl  nicht  *zu  verkennen.  Grosse  Lorbeerblätter 
legen  sich  einfach  als  Kranz  um  das  Haupt,  dahinter  erhebt  sich  ein 
Haarwulst,  anscheinend  in  der  Mitte  durch  ein  breites  Blatt  noch  ge- 
drückt. An  den  Haaren  und  Blättern  ist  eine  sorgfaltige  Ciselirung  wahr- 
zunehmen, auch  am  Gesicht,  während  alles  andere  ziemlich  weich,  nur 
getrieben  erscheint.  Liegt  in  dem  Kopf  etwas  Apollinisches,  ja  ist 
man  vielleicht  versucht  gewesen  ihn  als  Apollokopf  zu  fassen,  so  wi- 
derspricht eben  doch  die  breite  volle  Bildung  der  unteren  Wangen, 
der  unbedeutende  Mund,  die  Gewandung;  man  hat  vielmehr  an  eine 
der  jüngeren  griechisch-römischen  Personificationen  von  Segensmächten, 
des  Friedens,  der  Eintracht,  der  Treue  und  Ehre  zu  denken,  in  denen 
ausdrücklich  äusserer  Segen  und  sittliche  Tüchtigkeit  und  Harmonie 
zusammentreffen;  eine  Concordia  Augusta,  die  Ovid  schildert:  venit 
Apollinea  longas  Concordia  lauro  nexa  comas,  liegt  hier  besonders  nahe  *). 

1)  Wie  hier  und  andorswo  zwei  Knaben^  so  crBcheinen  auch  vier  Knaben 
mit  den  Gaben  des  Jahres;  vgl.  Petersen  Annali  1861.  p.  204  ff.;  Bennddlf, 
Archäol.  Zeitung  1868.  S.  87  f. ;  Dütschke,  Oberitalien.  Bildwerke  I.  S.  48,  d.  58. 

2)  Ovid.  Fast.  VI.  91;  Graefe  de  Concordiae  et  Fidei  imaginibus.  Petersb. 


Drei  MetallmedailloDs  rheinischen  Fundortf.  7 

Das  dritte  trefflich  erhaltene  Medaillon  von  Silber  mit  theilweiser 
Vergoldung  (Taf.  IV.)  befindet  sich  jetzt  in  der  Sammlung  Guillon  zu 
Roermonde,  ist  in  den  Torfmooren  von  Helden,  im  sog.  Peel,  an  der 
Gränze  von  Holland  und  Belgien  gefunden,  und  zwar  nahe  an  der  von 
der  Maas  nach  Belgien  zu  führenden  römischen  Heerstrasse,  zwei 
Meilen  etwa  mehr  südlich  von  Maasbree  und  Blerick,  dem  Fundort 
des  schönen,  grossen,  im  vorletzten  Winckelmannsprogramm  von  Prof. 
Gaedechens   publicirten    Medaillon   mit  dem   Medusenhaupt  0-      D^i^ 


185a  8;   vgl.  Müller,   Handb.  der  Archäol.  §  406;    Hirt,  Mytholog.  Bilderbuch, 
Taf.  XIII. 

1)  Gaedechens,  Das  Medusenhaupb  von  Hlariacum  1874.  Wir  entnehmen 
den  brieflichen  Mittheilungen  .des  Herrn  Pfarrers  Fraussen  zu  Itterroort  an 
Rektor  Aldenkirchen  und  an  den  Vorstand  des  Vereins  und  den  Aufzeichnungen 
des  verstorbenen  Herrn  Guillon  folgende  für  die  dortigen  Fundstatten  wichtigen 
Mittheilungen.  Schon  auf  den  Karten  von  Karl  dem  Grossen  oder  Kahlen  findet 
sich  der  Name  Heldena.  Der  Verf.  der  Historia  ducatus  Geldriae  war  Land- 
dechant  daselbst.  Das  alt«  Helden  oder  Heldendorp  ist  Mutterkirche,  wovon  sich 
als  Kapelle»  zunächst  dann  als  eigene  Kirche  Panningem  abgelöst  hat.  Helden 
grenzt  östlich  an  Kessel  an  der  Maas»  nördlich  an  Maasbree  und  Blerick,  nord- 
westlich an  die  nordbrabantischen  Orte  Liessel,  Deurne,  Heimond.  Von  Kessel 
an  der  Maas  fuhren  Spuren  einer  römischen  Strasse  über  Helden  nach  Breda 
zu,  um  in  die  grosse  römische  von  Bavacum  (Bavay)  nach  Lugdunum  (Leiden) 
führende  Hauptstrasse  zu  münden.  Durch  den  Moor  des  Peel  ziehen  sich 
Brücken  von  Eichenbalken  hin,  welche  jetzt  meist  unter  dem  Boden  liegen. 
Am  höchsten  Rande  des  Maasthaies  in  der  Nähe  von  Kessel  hat  Franssen 
vier  römische  Todtenstätten  geöffnet  und  exploitirt.  Auf  den  fliegenden  Sand- 
hügeln weiterhin  nach  Helden  zu  finden  sich  dagegen  viele  hinarbeitete  Stücke 
von  Quarz,  Pfeilspitzen  u.  dgl.  und  eine  Menge  germanischer  Urnen.  Jenseit 
Helden  bei  Panningen  zeigen  sich  wieder  römische  Spuren,  einige  römische  Zie- 
geln, GeflSissfragmente.  Vor  60—70  Jahren  wurden  zwei  kleine  Broncebildchen 
daselbst  gefunden,  über  deren  Verbleib  nichts  bekannt  ist.  Jenseit  Panningen 
ganz  nahe  am  Peel  liegt  eine  Bauerschaft  Maris  an  einer  ausgedehnten  Höhe, 
dem  sog.  Tafelberge.  Der  sog.  Houwenberg  (Aujenberg,  Onwenberg,  Vieille 
Montagne)  enthalt  bedeutende  römische  Begräbnissstätten.  Auf  einem  Raum 
von  nahezu  30  Morgen  liegen  einen  halben  Fuss  unter  der  £rde  Stück  an  Stück 
römische  Fragmente  von  Gefassen,  Ziegeln  u.  dgl.  Hart  daran  geht  jener  oben 
erwähnte  römische  Weg  hin,  zum  Theil  noch  als  Damm  von  18  Schuh  Breite. 
Man  übersieht  von  jener  Römerstätte  einen  Theil  des  Peel,  das  sog.  Zwart- 
water  de  Peel,  de  Duivel;  sehr  bezeichnende  Namen  für  diese  gefahrlichen 
Moortümpfel.  In  diesem  Moor  wurden  römische  Münzen,  darunter  auch  Gold- 
münzen mehrfach  gefunden,  Glocken  soUen  darin  versenkt  liegen;  beim  Torf- 
grmben  in  einer  dieser  Marc   ist  nun  auch  unser  Medaillon  zu  Tage  gekommen, 


8  Drei  Meiallmedailloiis  rheinischen  Fundorts. 

Durchmesser  beträgt  0,23  M.  Das  Relief  ist  hoch  in  Silber  getrieben. 
Der  Rand  ist  treiflich  erhalten  mit  fünffacher  concentrischer,  abwech- 
selnd kettenartiger  und  platter  Gliederung.  Vier  Löcher  zum  Be- 
festigen sind  wohl  vertheilt,  in  zweien  stecken  noch  die  Knöpfe  darin. 
Der  Eindruck  der  mittleren  Darstellung  ist  ein  durchaus  anderer, 
als  bei  den  zwei  oben  betrachteten  Gegenständen;  wir  haben  eine 
Bewegung  von  Figuren  und  Bilder  des  Kampfes  im  Beginn  auf  der 
Peripherie,  in  vollster  Verflechtung  im  Gentrum.  Es  sind  Thiere 
in  sehr  conventioneller  aber  sicherer  Bildung.  Auf  einen  Widder 
eilen  mit  geöffneten  Rachen  zwei  gewaltige  Löwen  mit  zurückge- 
schlagenem Schweife  zu.  Den  Gegensatz  dazu  bilden  zwei  Panther 
oder  pantherartige  Thiere,  die  über  einen  Ochsenschädel,  den  Rest 
ihres  Mahles^  sich  in  wilder  Feindschaft  anfahren.  In  der  Mitte  kniet 
ein  Mann  und  würgt  mit  kräftigen  Armen  den  fast  rund  gebogenen 
Löwen,  dessen  Schweif  sich  um  den  Leib  geschlagen  hat  Von  einer 
mythologischen  Sccnc  kann  hier  nicht  wohl  die  Rede  sein,  wohl  aber 
von  einer  Scene,  der  Anschauung  der  Thierkämpfe  im  Amphitheater 
entnommen.  Der  Bändiger  im  engen  aber  faltigen  Aermelgewand,  das 
die  Arme  wieder  bloss  lässt,  mit  breitem  Gürtel  zeigt  uns  eine  fast 
carikirte  Gesichtsbildung.  Die  ziemlich  spärlichen  Haare  sind  wie  mili- 
tärisch geschnitten,  in  die  Stirne  gestrichen,  die  Nase  tritt  fast  ha- 
bichtartig hervor,  auf  der  Stirn,  an  Wange  wie  Mund  Zeichen  der 
höchsten  Anstrengung.  Die  Thiere  sind  lebendig,  aber  sehr  conven- 
tiouell  in  Bezug  auf  die  Behandlung  des  Haares  besonders  gebildet. 
Es  spricht  sich  in  dem  Ganzen  ein  fast  fremdartiger,  nordisch  wilder 
Charakter  bei  entschiedenem  technischem  Geschick  aus.  Höchst  inter- 
essant ist  der  Vergleich  dieser  drei  Werke  schon  stilistisch  wie  in- 
haltlich. Sie  alle  drei  gehören  der  römischen  Kaiserzeit  an,  aber 
rcpräsentiren  drei  verschiedene  Stilrichtungen  und  Gedankenkreise. 
Dort  im  Bronzerund  von  Speier  geht  ein  spatarchaisirender  Zug 
durch,  eine  spät  etruskische  lüchtung,  wie  sie  in  Spiegeln  und  Bronze- 
resten uns  oft  so  wundersam  berührt;  auch  in  der  Darstellung  selbst 
liegt  nichts  Ilömisches,  wohl  aber  ein  Hellenistisches  mit  dem  Etrus- 
kischen  etwa  verquickt.  Wir  wollen  dabei  nicht  vergessen,  dass  zumal 
die  Pfalz    und    ihre  Nachbarschaft    an    interessanter  spätetruskischer 

welches  als  Geschenk  an  Herrn  Guülon  kam.  Andere  Theile  des  Peel  sind  reich 
an  gormanlHchen  Fundon,  Steinäxten,  Steinkeilon,  Thongefässen,  Pfeilspitzen,  aber 
auch  ein  Brouzeüchwert  fehlt  nicht. 


.-. M 


Drei  Motallmedaillons  rheiniiobcn  Fundorts.  9 

Technik  in  neuerer  Zeit  so  reich  sich  gezeigt  hat  ^).  Das  Bonner  Me- 
daillon trägt  den  breiten,  nobeln,  aber  sehr  allgemeinen  und  stumpfen 
Charakter  der  Werke  römischer  Kunst  der  mittleren  Kaiserzeit  an  sich. 
Im  Fund  aus  der  Maasgegend  sehen  wir  geradezu  schon  einen  Ueber- 
gang  zur  mittelalterlichen  Technik,  eine  nordische  Freude  an  wunder- 
baren wilden  Thiergestalteu.  Wie  weit  sie  zeitlich  aus  einander  liegen, 
ist  schwer  zu  bestimmen,  da  verschiedene  Kunstrichtungen  oft  noch 
lange  je  nach  der  Bestimmung  des  Objektes  neben  einander  hergehen. 
Wir  würden  sie  zeitlich  etwa  in  derselben  Reihe  sich  folgen  lassen, 
wie  wir  sie  beschrieben  haben,  innerhalb  des  Zeitraumes  vom  Ende  des 
zweiten  Jahrhunderts  an  bis  gegen  Ende  des  vierten. 

Die  nächste  Frage,  höre  ich  mir  einwerfen,  ist  doch  wohl,  ehe 
wir  vom  Stil,  so  wie  von  den  Gegenständen  der  Darstellung  reden, 
die  nach  der  Bestimmung  dieser  Metallrunde.  Wo  haben  wir  sie 
uns  angebracht  zu  denken?  Was  haben  sie  schmücken,  schützen  oder 
anzeigen  sollen?  Gehören  sie  in  den  Bereich  jener  Ehrenzeichen  rö- 
mischer Krieger,  der  Phalerae;  deren  interessantesten  Fund  wir  am  Nie- 
i  derrhein  zu  Lauersfort  bei  Crefeld  in  einem  Medaillon  mit  einer 
bronzenen  Cista  seit  sechzehn  Jahren  kennen?^)  Oder  dienten  sie  als 
Phalerae  im  älteren  Sinne  zum  Schmucke  der  Pferde  des  römischen 
Reiters,  wie  uns  noch  neuerdings  solche  mit  Darstellungen  an  dem  Rosse 
eines  Ubiers  auf  einem  Besangen  entstammenden  Grabsteine  der  Sammlung 
von  St.  Germain  en  Laye  bekannt  geworden  sind?  ^)  Oder  gehören  sie  in 
den  Bereich  der  Umbones  der  Schilde,  wie  wir  solche  in  den  Museen  zu 
Mainz  und  Wiesbaden  aus  rheinischen  Fundorten  besitzen  und  wie  als 
ein  wahres  Prachtstück   das  Medusenhaupt  von  Blariacum  mit  seinem 


1)  leb  erinnere  an  die  Funde  von  Dürkhcim,  besonders  den  Dreifuss  mit 
Gefäss,  an  Hasslach;  Armsheim  bei  Wörrstadt,  an  Scbwarzenbacb  bei  Birken- 
feld, Merten,  Tholcy,  Mettlach,  Weisskireben  an  der  Saar,  Ottweiier,  vgl. 
H.  Gentbe  über  den  etruskischen  Tauscbhandel  S.  169  ff. 

2)  Rein  in  Bonner  Jbb.  XXVII.  S.  155  ff.;  Annali  1860,  XXXII.  tav. 
d'agg.  £.  p.  161  ff.  Mon.  ined.  YI^  41  mit  der  Abhandlung  von  Benzen  dei 
doni  loilitari;  0.  Jahn,  die  Lauersforter  Phalerae.  Mit  3  Tafeln.  Winckel- 
mamisprogramm  Bonn  1860;  Lindenschmit,  Altertbümer  unserer  heidn.  Vorzeit 
I,  4.  Taf.  6. 

3)  Abbildung  in  Indicateur  de  Parobeologie  I,  1872,  1873,  p.  436,  fig.  120. 
Die  Insohrift  lautet:  Albanus  .  Excinci .  f .  eques .  |  ala .  Asturum  .  natione  .  Ubiui  j 
stip.  XII.  an.  XXXVII.  s.  est .  Rufus*.  frater  .  et  aira  |  //////// 1.  Vgl.  Lindenschmit 
a.  a.  0.  I,  4.  Taf.  6. 


10  Drei  Metallmedmillons  rheinischen  Fundorte. 

Eichenkranz  auf  der  tiefern  Stirnfläche  sich  kennzeichnet?  0  Oder 
reihen  sie  sich  ein  in  die  an  den  Gohortenzeichen  und  Legionsadlem 
über  einander  an  der  Stange  befestigten  Runde  mit  Götter-  und  Kai- 
serbildern,  deren  wir  in  der  Sammlung  zu  Neuwied  aus  rheinischer 
Erde  ein  so  glänzendes  Beispiel  besitzen?  ^)  Oder  haben  wir  endlich 
das  Innere  einer  Sehale,  den  umbo  derselben,  wie  sie  im  Hildes- 
heimer  Fund,  also  auch  auf  deutschem  Boden,  in  charakteristischen 
Beispielen  erhalten  sind?')  Ja,  können  wir  nicht,  wenigstens  bei  dem 
Speierer  Medaillon,  an  eine  Spiegelkapsel,  an  den  Runddeckel  einer 
Cista  denken?  Und  liegen  nicht  noch  andere  Möglichkeiten  vor:  Be- 
festigung an  eine  Thüre,  als  Schmuck  und  Griff  an  dem  vordem  Ende 
einer  Deichsel,  eines  Stirnbalkens  u.  dgl.?  An  Schmuck  von  Spangen, 
von  Gürteln,  von  bullae.zu  denken,  das  verbietet  die  Grösse. 

Die  Beantwortung  dieser  Einzelfragen  fahrt,  sobald  es  sich  um 
Feststellung  einer  technischen  Verwendung  und  eines  historischen 
Brauches  handelt,  nur  dann  zu  einem  gedeihlichen  Ziele,  sobald  be- 
stimmte Anhaltspunkte  gegeben  sind  für  dessen  Verwendung  inschrift- 
lich oder  in  der  Beschaffenheit  des  Gegenstandes  oder  in  dem  Zu- 
sammenfinden mit  anderen  dazu  gehörigen  Theilen.  Das  ist  bei 
unseren  Monumenten  nicht  der  Fall :  bei  zweien  ist  die  Befestigung  auf 
einer  Unterlage,  wahrscheinlich  auf  einer  bedeutend  grösseren,  auch 
kreisförmigen  Unterlage  sicher;  bei  dem  Bonner  dagegen  das  Einsetzen 
oder  Einschieben  in  eine  Umrandung.  Bei  diesem  ist  die  einstige 
Aufbewahrung  im  Kästchen  möglich.  In  Grösse  sind  zwei  sich  ganz 
gleich,  das  dritte  hat  4  Centimcter  mehr  Durchmesser.  In  der  Relief- 
höhe sind  sie  sich  nahezu  gleich,  nur  dass  bei  No.  1  dieselbe  auf 
einen  Hauptpunkt  emporsteigt,  der  selbst  wie  eine  Art  Handhabe 
gebraucht  werden  könnte.  Man  verliert  aber  über  solchen  Einzel- 
fragen ohne  feste  Anhaltepunkte  und  bei  der  unwillkürlichen  Vorliebe 
für  gewisse  Seiten  der  antiken  Sitte  gar  zu  leicht  den  allgemeinen 
künstlerischen  Gesichtspunkt,  der  uns  eine  in  bestimmten  Zeiten  zur 


1)  Linden schmit,  Alterthümcr  unserer  heidnischen  Vorzeit  I,  5.  Taf.  5 
und  6,  r,  9.  Taf.  4;  Gaedechens,  Medusenhaupt  von  Blariacum.    Bonn  1874. 

2)  Grotefend  und  Stark  in  Bonner  Jbb.  XXX VIII.  S.  61  ff.  66  ff.  Taf.  II; 
Grotcfend  Jahrg.  XXXIX.  S.  200  ff.  Epigraphisches  von  Dr.  Grotefend,  offenes 
Sendschreiben  an  Prof.  Stark.  Hannover,  Culemann  1866;  Lindenschmit,  Alter- 
thümcr uns.  heidn.  Vorzeit  I,  7.  Taf.  6. 

8)  Wieseler,  Hildeshcimer  Silberfun^.  Göttingen  1868;  Holzer,  Hildeshci- 
mer  antiker  Silberfund.  Mit  13  Tafeln.  Hildesheim  1870.  S.  26.  61.   Taf.  I.  IL 


Drei  Metallmedailions  rheinischon  Fondoris.  H 

Herrschaft  koiDmende  Kunstform,  ebenso  die  in  ihr  liegenden  Be- 
dingungen für  die  Darstellungen,  endlich  den  künstlerischen  Ge- 
dankenkreis, der  in  dieser  Form  vor  allem  ausgeprägt  wird,  klarstellt. 
Diese  ist  nun  gerade  fQr  die  Form  des  Medaillons  noch  nie  in 
grosserem  Zusammenhang  verfolgt  worden  und  doch  erhalten  dadurch 
alle  Einzelerscheinungen  erst  ihr  wahres  Licht,  ihren  allgemein  blei- 
benden Charakter  ^). 

In  raschem  Fluge  durcheilen  wir  die  Entwickelungsstufen  der 
Kunst  der  Völker  des  Alterthums,  ausgehend  von  dem  fernen  Osten, 
um  bereichert  mit  einer  Reihe  bestimmter  Beobachtungen  auf  die 
Stätte  zurückzukehren,  von  der  wir  ausgegangen  sind.  Aus  der  Vogel- 
perspektive sehen  wir  rascher  und  noch  bestimmter  das  wirklich  Ver- 
wandte. Und  ich  hoffe,  wir  bringen  noch  einige  Hülfsmittel  mit  zur 
Erklärung  des  Einzelnen. 

Kunstformen  entstehen  einerseits  aus  dem  Bedürfniss  des  Men- 
schen, je  nach  Klima,  Boden,  nach  den  gesellschaftlichen  Verhältnissen, 
aus  den  Bedingungen,  die  die  Körperwclt^  überhaupt  die  ein  bestimm- 
tes Material  und  eine  gewisse  Grösse  an  die  Hand  giebt,  andererseits 
aber  wachsen  sie  aus  jenem  instinctiven,  nach  der  Natur  der  Racen  und 
Völker  verschiedenen  Verhältnisse  zum  Kosmos  und  seinen  Grundfor- 
men hervor,  jenem  Verhältnisse,  das  sich  in  der  Religion  am  unmittel- 
barsten kundgiebt.  Wie  dem  einzelnen  Menschen  die  Farben-  und  For- 
menwelt verschieden  nahetritt^  wie  er  von  der  mathematischen,  der 
organischen  Form  der  Pflanze,  des  Thieres,  des  Menschen,  von  dieser 
und  jener  Einzelform  (den  krystallinischen  wie  den  Rundformen)  ver- 
schieden angeregt,  angezogen  und  abgestossen  wird,  so  ganze  Völker- 
und  Gulturperioden. 

Die  ägyptische  Kunst  ist  darin  so  gross  und  eigenartig,  dass 
sie  von  den  grossen  Monumenten  bis  in  das  kleinste  Detail  die  ge- 
rade Linie  und  Fläche  in  möglichster  Ausdehnung  anwendet,  von 
krummen  Linien,  Flächen,  Körpern  möglichst  wenig,  nur  den  ein- 
fachen Rundstab,  die  Hohlkehle,  den  Cylinder,  die  Glockenform  zur 
Anschauung  bringt,  aber  wieder  so,  dass  sie  geradlinig,  gebrochen 
oder  begrenzt  sich  darstellen.  Sie  hat  auch  in  der  Sitte  des 
Schmuckes  der  Menschen   und   der  Thiere  das  Runde  möglichst  ge- 


1)  Blas.  Caryophilus  de  vetemm  olypeia,  Lugd.  Bat.  1754,  4;  Massiea  sur 
les  boucliers  votifs  Mem.  de  l'Acad.  des  inscript.  I.  p.  177  ff.;  Gurliti,  Versaoh 
über  die  Büstenkunde.  Archäol.  Schriften  S.  187  ff. ;  Stephani,  Compie  renda  da 
l'ann.  1865.  p.  157  ff.;  Müller,  Handb.  der  Archäologie  §  845.  8. 


12  Drei  Metall  medaillons  rheinisoben  Fandorts. 

mieden  und  parallele  Stäbe  in  allen  Richtungen,  Zacken,  starre  Ge- 
hänge, steife  Endspitzen  angewandt  —  Man  sehe  ihre  BlOthen,  Knos- 
pen, Blätterreihen  an,  man  sehe  wie  der  menschliche  Körper  überall 
auf  das  mechanische  starre  Knochengerüste  hin  gebildet  wird  Oi  wie 
ein  Gesicht  durch  das  Kopftuch  oder  den  steifen  Königshut  architek- 
tonisch umschlossen  wird.  Ihre  Schilde  sind  länglich,  nur  oben  flach  ab- 
gerundete Rechtecke,  einzelne  sogar  Dreiecke  *) ;  die  Namenschilde  ihrer 
Könige  entsprechen  dem  völlig.  Und  auch  die  Sonnenscheibe,  welche 
als  bedeutsames  Symbol  über  den  Eingängen  schwebt,  auf  dem  Haupte 
des  Sonnengottes  und  der  ihm  geheiligten  Gestalten  ruht,  ist  wieder 
umfasst,  möglichst  starr  durch  die  strenge  Parallele  der  Flügel  ein- 
gerahmt, diese  Sonnenscheibe  ist  selbst  wieder  eine  Kunstform  ge- 
worden für  zeichnende  Darstellung;  dagegen  der  Scarabaeus  jenen 
Schildern  entspricht.  Dass  die  Aegypter  vereinzelt  bogenartige  Con- 
struction  und  innere  Scheingewölbe  haben,  ist  allbekannt,  aber  ebenso, 
dass  nirgends  hier  ein  festes  künstlerisches  Princip  zu  Tage  tritt,  wie 
hier  die  Rundform  als  solche  geregelt  ist,  ebenso  dass  erst  die  Zeit 
der  Psammetiche  liierin  ein  gewisses  System  zeigt').  Ganz  anders  die 
Formenwelt  der  assyrisch-babylonischen  Cultur!  Hier  haben  wir 
die  Heimath  des  Gewölbes,  der  Kuppel,  des  abgerundeten  Kegels,  der 
Glocke,  der  bogenförmigen  Nische,  hier  die  der  omamentalen  Spirale  *), 
den  Kreis,  die  reiche  gegliederte  Rundblüthe  oder  Rosette,  den  Apfel 
als  oberen  Abschluss,  die  strotzende  Knospe,  den  sichelförmigen  Schild, 
und  endlich  die  Rundforni  als  Rahmen  bildlicher  Darstellung  zu  suchen 
im  Grossen  wie  im  Kleinsten,  dem  geschnittenen  Edelstein*).  Wer 
möchte  denselben  künstlerischen  Trieb  darin  verkennen,  welcher  auch  in 
der  Plastik,  in  der  menschlichen  und  der  thierischen,  das  Volle,  Strotzende, 
Runde  darzustellen  liebt  und  weiss!  Wer  aber  auch  den  innern  Zusammen- 


1)  Brunn,  über  die  Grundveracliiedenhcit  im  Bilduugsprincip  der  griech. 
und  ägyptischen  Kunst  im  Rhein.  Mus.  f.  Philol.  N.  F.  X.  2.  S.  153  ff. 

2)  Wilkinson,  Manuers  and  customs  of  the  anoicnt  Egyptians  I.  p.  293; 
298  ff.  302.  334.  N.  Ser.  III.  p.  113;  Weiss,  Geschichte  des  Kostüms.  I.  Abthlg. 
Berlin  1853.  S.  167  f. 

3)  Wilkinson,  Manners  and  customs  etc.  N.  F.  III,  S.  283. 

4)  Zur  ethnographischen  Bedeutung  der  Spirale  vgl.  Transactious  of  the 
R.  Soc.  of  litorature.  See.  Ser.  1847  tav.  I  p.  1  ff.;  Renan,  Mission  en  Phenicie 
p.  161;  Compte  rendu  du  Congrcs  d*archeolog.  prehistorique  de  Paris.  1867. 
p.  247  f. 

5)  Beispiele  in  Thompson  Photogr.  of  Brit.  Mus.,  Assyrian  art  n.  353. 
354.  364-  421.  524.  570.  569. 


Drei  Metallmedaillons  rheinischen  Fundorts.  13 

hang  mit  dem  Dienste  der  Sterne  der  himmlischen  Körper  leugnen! 
Die  Assyrer  haben  vci*schieden  von  den  Persem  wie  anderseits  den 
Aegyptern  durchaus  den  kreisrunden  Schild,  und  zwar  in  reich  concen- 
trischem  Schmuck.  Diese  Schilde  hängen  als  abschreckendes  Zeichen, 
aber  auch  wie  ein  Schmuck  über  den  Zinnen  ihrer  Stadtmauern  oder 
den  Schiffsborden  herab  0-  Besonders  wichtig  ist  der  reiche  Rund- 
schmuck ihrer  Rosse,  ihrer  Streitwagen,  ihrer  Köcher,  ihrer  Bande- 
liere.  FühFt  das  BedUrfniss  ein^r  reichen  Schirrung  und  Verknüpfung 
überhaupt  dazu,  diese  Knotenpunkte  zu  markiren  und  zu  sichern,  so 
kommt  der  künstlerische  Trieb  dazu,  sie  heraustreten  zu  lassen,  end- 
lich auch  symbolisch  zu  verzieren ;  ja  den  Stand  und  die  Geltung  des 
Besitzers,  seine  Ehren,  sein  geweihtes  Verhältniss  zu  einer  Gottheit 
daran  zu  zeigen.  Man  sehe  sich  nur  diese  Prachtstücke  von  Roset- 
ten an,  von  Metallblech  gebildet,  mit  edlen  Steinen  oder  Email  ver- 
ziert, mit  zierlicher  Zeichnung  an  der  Stiroe,  an  den  Wangen, 
an  dem  Vorderbug,  an  den  Hinterschenkeln  der  Pferde^}.  Auf 
Reliefs  von  Khorsabad  tragen  Krieger  bereits  metallene  runde 
Scheiben  auf  der  Brust  als  Schluss  kreuzweis  gebundener  Bän- 
der 3).  Ja  die  Standarte  auf  den  Wagen  getragen  oder  befestigt 
begegnet  uns  hier  zum  ersten  Male  mit  dem  Rund  als  Schluss 
und  Abzeichen,  mit  Bändern  verziert;  das  Rund  ist  theils  rad- 
förmig  durchbrochen,  theils  in  Relief  mit  dem  Stern  geschmückt, 
selbst  auch  mit  dem  Adler,  dem  altassyrischen  Herrschaftszeichen,  ja 
endlich  der  auf  Löwen  stehenden  Gottesgestalt  ^).  Endlich  spielt 
unter  den  Gefässen  die  flache  Rundschale  mit  reichem  concentrischen 


1)  Layard,  Niniveh  and  its  remains.  1849.  11.  p.  372.  386;  Discoveries  in 
ihe  mins  of  Niniveh  and  Babylon  1853.  p.  193  (erhaltenes  Bronzesohild  mit 
Griff  aus  Ninive),  p.  215  (Binnenfassung  in  Rund);  p.  350  (Königsbild  auf  halb- 
nmder  Stele). 

2)  Bekanntes  Beispiel  aus  Khorsabad  Layard  Ninive  II,  p.  353  (Weissen- 
born  Ninive  u.  s.  Gebiet  1852.  Taf.  IL  (3).  Mit  den  überaus  zahlreichen  Monu- 
menten stimmt  die  Beschreibung  eines  persischen  Heerschmuckes,  worin  der 
König  von   Susa  vor  aUen   sich  hervor  that,    bei  Xenoph.  Cyropaed.  VI,  4. 1: 

Tiovs  TtDigafAriQtdioiSf  rois   c^'  vno  roic   agfiaai   naganXevQidioiS  iate  tiaT^mi  fd^v 
/idx^,  i^v^H  (f^  ifotvixloi  naaa  17  aiqajia.  Vgl.  Anabas.  1, 8. 6 ;  Arrian  Tact.  p.  15. 

3)  Botta  Monum.  de  Ninive  PI.  6a  69.  (Khorsabad).  Thompson,  Photogr. 
of  British  Mus.  Assyrian  art.  UI  n.  456  (Kojui^ik). 

4)  Thompson,  Photogr.  n.  384.  889.  394  (Nimrud). 


V 


14  Drei  MetalfanedailloOB  rheiniselien  Fundorts. 

Schmucke,  auch  Thier-  und  Menschengestalten  als  Kreis,  mit  dem  yer- 
zierten  Rundbuckel  der  Mitte,  aber  vereinzelt  auch  mit  einer  wild- 
verwirrten  Fülle  von  Thiergestalteh,  eine  hervorragende  Rolle,  wie 
die  grosse  Reihe  der  aus  Assyrien  selbst  oder  aus  Cypem  stammenden 
Originale  in  Silber  und  Bronze  uns  zeigen  ^).  Auch  hier  ist  der  Ge- 
brauch selbst  vor  der  künstlerisch  freien  Verwendung  weit  in  den 
Hintergrund  getreten. 

Die  von  Assyrien  ganz  beeinflussten  phönizischen  und  semi- 
tischen Stämme  Kleinasiens  haben  die  Rnndform  und  daneben  aber 
noch  weichere,  geschwungene  Formen  der  krummen  Fläche  noch  mehr 
bevorzugt.  Ich  erinnere  an  die  Phallusform  ihrer  grossen  Grabdenk- 
mäler, an  die  Form  ihrer  Grabsteine,  welche  geradezu  oft  scheiben- 
ft^rmig  wird,  an  die  ausdrücklich  von  den  Griechen  dem  Herakles 
und  der  Aphrodite  oder  dem  solaren  Apollo  zugesprochenen,  andrerseits 
auf  Malta,  in  Karthago,  auf  Paphos  nachgewiesenen  Rundformen  resp. 
Halbrundformen  der  Heiligthümer  *),  an  die  Rundform  ihrer  grossen 
Hafenanlagen,  endlich  an  die  Fülle  weiblicher,  nackter,  wie  aus  Rund- 
theilen  gebildeten  Idole").  Dort  sind  unter  den  mannigfachen  Er- 
zeugnissen der  Kunstindustrie  vor  allen  die  runden  Metalls Ipiegel 
zu  Hause,  welche  uns  auf  diesem  Wege  noch  besonders  interessiren 
werden. 

Auf  dem  Boden  Kleinasiens  hat  der  Dienst  der  grossen  Berg- 
muttcr,  derKybele,  neben  dem  Löwen  ihr  hervorstechendstes,  ältestes 


1)  Layard  Second  Series  of  the  monumeuts  of  Niniveh  1858.  pl.  55—67; 
Schale  aus  Idalion  Revue  archeol.  1773.  pl.  I,  p.  6 — 30. 

2)  Naog  aifaiooeiilrji  T(ß  a^^rjfjcai  des  Apollo  im  Lande  der  Hyperboreer 
lUod.  II,  147.  Hochgehaltenes  Heiligtbum  des  Apollo  auf  der  Insel  Ikaros  im 
ItorHischen  Meerbusen  Strabo  XVI,  p.  766. 

H)  Barth,  Zur  Kunst  der  Phönicier,  Archäol.  Zeitung  1848,  p.  21.  22, 
Uurhard,  Kunst  der  Phönicier,  Abhdlg.  d.  Berl.  Acad.  d.  Wissensoh.  1846, 
M  f)7U  fr.  (Gesammelte  Abhdlgn.  II.  S.  10  ff.  bes.  Anm.  48  Tafel  XLIII.  XLIY. 
\liVII);  Stark,  Gaza  und  die  philistäischc  Küste  S.  600.  (Hercules)  quod  coleris 
iiii\)t*i*t*  tholo  Stat.  Sylv.  III,  1.  3.  Aphroditetempel  (^olofuSrjg  vaos  in  Kuidos  und 
iiitf  ilitiii  Sohiffo  dos  Ptolemaeos  Philadelphos  (Kaliixen.  Rhod.  in  Müller 
|i'i>^^iiitiiiU  iliator.  graec.  III,  p.  57).  Rundformen  des  Saturntempels  in  Kar- 
l)iiiH«'i  l^vii  ("arthage  1861  p.  286  ff.  Beule  Joum.  des  Sav.  1860.  Juni 
II  ritut  (Jittat  Kouilles  et  decouvertcs  II);  gelegentlich  der  Rundform  dos 
IUI\>u«  KikUioti:  il  y  avait  Iti  sans  doute  une  nouvelle  application  du  goüt  des 
rml)i««i|iHi>t"  |i(iur  los  construotions  semicirculaires,  goüt  que  j'ai  constate  dejä 
«Uti«  liMtiM  tohiplori,  dans  leurs  fortifications,  daus  leurs  citernes. 


Drei  Metallmedaillons  rheiniscben  Fundorts.  16 

Symbol  in  der  Rundscheibe,  im  tvfiTtavov,  welches  ebenso  sehr  in  der 
ältesten  plastischen  Darstellung  ^)  wie  in  den  rauschenden  Tönen  des 
angeschlagenen  Tamburin  sich  kundgiebt.  Wir  werden  in  ihm  doch 
das  Bild  des  gespannten  Himmelsrundes  richtiger  als  das  der  Erd- 
scheibe zu  sehen  haben.  Das  Aufhängen  der  umrandeten  im  Felde 
mit  Thiersymbolen  bemalten  oder  im  Relief  geschmückten  Scheibe 
wird  zur  allmälig  festlichen  Sitte,  zum  ästhetischen  Schmuck  aus  einem 
rein  religiösen  Akt.  Priester  und  Priesterinnen  der  Kybele,  des  Attis 
tragen  besonders  reiche  Gehänge ').  Wir  können  hier  nicht  auf  die 
Terwickelte  Frage  der  verschiedenen  Elemente  des  Dionysosdienstes 
eingehen;  jedenfalls  hat  er  in  Lydien  und  Phrygien  unter  Zusammen- 
wirken der  phrygischen,  schwärmerischen,  pantheistischen  Verehrung 
einer  mannweiblichen  Potenz,  zweitens  des  semitischen  Sonnen- 
dienstes, und  endlich  rein  griechisch-sinniger  Naturbetrachtung  des 
Weinstockes,  überhaupt  der  Baumvegetation  seine  Geburtsstätte.  Neben 
dem  Tympanon,  dann  den  Metallbecken  {nv/aßala,  ^govala)  der  Bacchan- 
tinnen und  Satyren  ist  auf  Sitte  und  Bezeichnung  aufmerksam  zu  machen, 
dass  Frauen  im  Dienste  des  Dionysos  auf  die  nackte  Brust  eherne 
Schalen  binden,  dass  die  milchgebenden  Brüste  selbst  wohl  als  Schalen 
betrachtet  werden^).  Architektonisch  ist  dfe  Rundform  eine  acht 
bakchische;  ich  erinnere   an   den  berühmten  Rundtempel  des  Liber 


1)  Aelteste  Kybelebilder  Lo  Bas  Yoyage  aroheolog.  en  Grece  eto.  Paris 
1859.  Aniiquites  pl.  44;  Newton  Halicarnassus  Cnidus  and  Branchidae  t.  46  n.  61, 
Stark,  Niobe  und  Niobiden  S.  107. 

2)  Hom.  hymn.  XIII,  3;  Müller-Wieseler.  D.  d.  a.  K.  II,  Taf.  63;  Stephan! 

1 

Compte  rendu  p.  Tann.  1859,  p.  58.  1862,  p.  155.  168.  Ich  kann  nicht  umbin, 
die  Frage  anfzu werfen,  ob  nicht  bei  der  Artemis  ymdoxos  zu  Theben  a  xi/- 
xidnr!  ttyoQäi  &q6vov  (vxl^ct  dtiaasi  Soph.  Oed.  Tyr.  160,  wozu  derScholiast  be- 
merkt: 9  Ti;  iv  ayoQ^  vttov  ^x^i  xvxloTfQ^,  was  wenigstens  in  späterer  Zeit  be- 
gründet war  (Sery.  ad  Verg.  Aen.  II,  408),  die  Form  durch  Bezug  zum  Mond 
und  Erdsoheibe  wie  zur  oberitalisohen  Artemis  erklärt  wird.  Interessant  sind  die 
mnden  Stadtmauern  von  Metropolis  in  Nordgriechenland,  einer  Stadt,  die  auf 
den  Dienst  der  Göttermutter  im  Namen  bestimmt  hinweist,  vgl.  üssing  Griecb. 
Reisen  und  Studien  S.  54. 

S)  NonnnsDionys.  IX,  125 :  xa\  (piuXas  yvfivötaiv  inl  axiQVwat  xa&axfßoi  xalxetag 
Ivoffi^  (Dionysos),  XL  VI,  278:  (Agaue  im  Schmerz)  Iggttjßev  xal  BQOfi(ov  <pialas 
StuaMiag  atfioros  olx^  atri^ia  tpoivC^öa^  XLYII,  9 :  ifiaXag  cf^  aidriQotpoQtav 
Sui  fitttpiv  attj^iat  fiuatiTtoXwaiv  avtCtoywvro  yuvaTxig.  Vgl.  dazu  Schoene  de 
penonamm  in  fiurip.  Bacch.  habita  scen.  p.  115  fif..  0.  Jahn,  Liauersforter  Pha- 
lanx. S.  8,  K.  6. 


16  Drei  Metallmedailloni  rheinisoben  FnndorU, 

pater  zu  Teos  ^),  über  den  Hermogenes  geschrieben,  an  die  kleinen 
Tempel  der  Tripodenstrasse,  an  die  durchgängige  Rundfonn  diony- 
sischer Altäre,  an  die  Rundfonn  der  bakchischen  Orchestra  und  der 
an  sie  sich  anschliessenden  Theatra. 

Wir  sind  mit  diesen  Zeugnissen  des  bakchischen  Dienstes  bereits 
auf  hellenischem  Boden,  und  zwar  in  einer  jüngeren  Periode  des 
griechischen  Lebens  angelangt  Kehren  wir  noch  einmal  in  die  älteste 
Zeit  zurück I  Neben Lydien  undPhrygien  bilden  Gypern  und  Rhodos 
die  wichtigsten  Zwischenstationen  zwischen  dem  Orient  und  Griechenland 
und  hier  sind  gerade  die  prachtvollen  runden  und  gegliederten  flachen 
Schalen  in  farbi<^em  Thon  und  Metall  mit  concentrischen  Ornamentstrei- 
fen die  bedeutsamsten  ältesten  Zeugnisse  des  Kunstbetriebes  und  des 
Eintretens  griechischer  Gedankenwelt  in  die  asiatische  Ornamentik'). 

Es  hat  eine  Zeit  in  Griechenland  gegeben,  in  welcher,  zunächst 
auf  den  Inseln,  dann  an  den  Küsten  und  besonders  den  von  asia- 
tischer Cultur  notorisch  bceinflussten  Gegenden,  wie  Argolis,  die  ur- 
griechischc,  mit  dem  Norden  verwandte,  auf  dem  Holz-  und  Kupfer- 
material und  der  einfachen  Weberei  besonders  ruhende  Formenwelt 
durch  diese  assyrisch-phönikische  Stilisirung  vielfach  umgewandelt  ward. 
Es  ist  dies  die  achäische  Heldenzeit.  Wir  werden  die  kreisrunden, 
künstlich  im  Innern  construirten  Grabliügel  von  Altsipylos,  von  Troas, 
wir  werden  die  Rundbauten  der  Thesauren  nicht  ohne  sie  denken, 
wir  werden  in  manchen  hochalterthüralichen  Stammsymbolen,  an  dem 
Erdnabel  zu  Delphi,  dem  konischen  Stein  zu  Paphos,  an  den  konischen 
Säulen  des  Apollo  Agyicus  den  pliünikischen  Einfluss  nicht  verkennen. 
Wohl  reicht  aber  tief  in  die  Urzeit  Europas,  weit  vor  jener  üebermacht 
des  semitischen  Orients,  die  griechische  und  italische  Rundform  des 
Heerd-  und  Küchenraumes,  des  ^oAos%  der  fortan  Hestia  geweiht  blieb, 
und  zum  Prytaneion,  zum  Mittelpunkt  der  Stadt  ward,  aber  in  acht 
griechischer  Zeit  durchaus  klein  im  Vorliältuiss  und  einfach  blieb,  wäh- 
rend die  dabei  und  dazu  gestifteten  Räume,  die  rechteckigen  Speisesäle, 
die  Versammlungsräume  nach  Grösse  und  Ausschmückung  wuchsen. 


1)  Vitruv.  VII,  Praef. 

2)  Couzo,  Euphorbosvase  in  Verhandig.  d.  Philo] .  und  Schulmänner  in  Han- 
nover 1865,  p.  37 — 43,  Taf.  I;  aus  Kameiros  s.  Salzmaun  Necropolis  de  Ca- 
miroB,  auf  Tafel  29.  33.  34.  50—55  (Nummern  der  üebersichtstafel  fehlen  auf  den 
Tafeln  selbst;  Thompson  Photogr.  Grec.  antiquit.  n.  747:  aus  dem  Alyattcshügel 
bei  Sardea  s.  Olfers  die  Königsgräber,  Abhdlg.  der  Berl.  Akad.  1858,  Taf.  5, 
1  -  - 1 1 ;  aus  Korinth  u.  a.  0. :   Bonndurf  griech.  und  sicil.  Vaaenbilder  I,  Taf.  G. 


Drei  MetalimedaUloiiB  rheinisohen  Fandorts.  17 

Derselben  Zeit,  demselben  Einfluss  gehört  auch  der  grosse  argo- 
lische  erzbekleidete  Rundschild  (dcTtig  mit  den  Epitheten  Ttavroa'  Uat]^ 
«t^fxXog)  an  mit  seinem  reichen,  in  concentrischen  Kreisen  oder  in 
Sternform  gebildeten  eingelegten  Schmuck,  seinen  Metallbuckeln,  wel- 
cher den  altnationalen,  länglich  rechteckigen,  thürartigen,  zum  ruhigen 
Aufstellen  auf  die  Erde  geschickten  Schild  (d^vQBoq^  y^QQovy  scutum) 
zurückdrängte^).  Als  karische,  von  den  Griechen  angenommene  Er- 
findung wird  der  Gebrauch  der  Schildwappen  bezeichnet^).  Es  ist 
interessant,  dass  das  Fussvolk  des  achäischen  Bundes  später  wieder 
auf  Philopoemen's  Anordnung  die  Hoplitenrüstung  annahm  und  dabei 
den  viereckigen,  lederüberzogenen  Langschild  mit  dem  argolischen 
Rundschild  vertauschte").  Der  Rundschild  des  Achill  und  des 
Herakles  sind  für  den  epischen  Dichter  die  höchsten  Kunstwerke 
überhaupt,  die  Schildbeschreibung  bildet  einen  wesentlichen  Bestand- 
theil  auch  der  jüngeren  epischen  Dichtung;  sie  giebt  uns  ein  Welt- 
bild als  solches  mit  Centrum  und  concentrischen  Streifen,  welches  von 
Sonne,  Mond  und  Sternen  über  die  Erde  und  ihre  Bewohner  bis  an 
den  Rand  des  Okeanos  sich  erstreckt^).  In  einer  Fülle  von  religiösen 
Handlungen,  von  Wettkämpfen,  von  Processionen,  von  Ausdrücken  ist 
in  HellaS;  speciell  in  Argos  im  Dienste  der  Hera  wie  anderswo  im 
Dienste  der  Athene  oder  dies  Mars  in  Rom  diese  kosmische  Bezie- 
hung des  Schildes  ausgesprochen*).    Die  Vasenbilder  geben  uns  eine 

1)  Der  argolische  Schild  der  Tradition  nach  zuerst  angewandt  im  Streite 
des  Proitos  und  Akrisios  um  die  Herrschaft;  zum  Andenken  waren  an  dem 
pyramidalen  Gesammtgrabmal  argolische  Schilde  im  Relief  angebracht  Paus. 
II,  26.  7. 

2)  Herod.  I,  171:  xaC  atpi  rgt^a  f^evgrjuitTa  iy^vero  roTai  ol'ElXriveg  ixQ^ 
aavto  xa\  inX  rag  aanCSag  tu  atififiia  notUa^cu,  Strabo  XIY,  p.  661.  Vgl.  dazu 
£.  Curtius,  Wappengebrauch  und  Wappenstil  im  griech.  Alterthum,  Berlin  1874. 
S.  91. 

3)  Paus.  YIII,  50 :  «tt  Sk  ^(fij  rcjvlixtxKov  atpogtavitov  ie  avrov  xal  rä  nana 
ixtivov  {Si*  tx€ivov)  noiov^uivfov,  joTg  nrayin^voig  aviaiv  iv  ry  JieCv  I^^T^ßaU  ruiv 
onktfV  Ttfl^ axivr[V*  (poQovvrag  yaQ  fiixQcc  dogaita  xal  inifirjx^arfQa  onla  ^era  rovg 
KiXrixovg  d^vgeohg  rj  lä  y^^^a  tu  ÜiQOüiv,  tniioi  &(OQaxag  t€  ivSviad-cu  xal  int- 
Tid-efT&tu  xvrifttSag,  ngog  ^k  aanCaiv  jiQyoXixaZg  xQV^^*^  *«^  ^^*^S  ^ogaai  fieyalotg, 

4)  Yerzeichniss  der  Literatur  über  die  Schildbeschreibung  besonders  voll- 
•Undig  bei  Rathgeber,  Gottheiten  der  Aioler  S.  203  fif.,  207  f.,  495;  jetzt  vgl. 
bes.  H.  Brunn  Kunst  bei  Homer,  1868,  und  desselben  Zweite  Yertheidigung  der 
philostrat.  Gemälde  S.  93  ff. 

5)  Umgekehrt  überträgt  Ennius  auf  den  Sternenhimmel  die  Ausdrücke 
der  Prachtsohilde:  in  altisono  cmU  clipeo  Iphig.  I  (EInn.  poes.  reliqu.  ed.  Yahlen 

2 


t. 


Drei  Metaümedaillonfi  rheinischen  Fnndorti.  89 

sie  knüpfte  absichtlich  an  jene  uralten  Processionen  mit  den  Ancilia 
des  Mars  oder  an  die  griechischen  Aufzüge  mit  Schilden  an  den  Heräen 
zu  Argos,   thatsächlich  an  jene  Alexanderschilde  hellenistischer  Stif- 
tung an.    So  ward   dem  Octavian  gleichzeitig  mit  seiner  feierlichen 
Benennung  als  Angustus  zugleich  mit  der  Pflanzung  heiliger  Lorber- 
bänme  an  die  Thüren  seines  Hauses,  mit  dem  Aufhängen  der  Corona 
civica  über  der  Thüre  ein  goldener  Schild   in  der  Curia  Julia  geweiht 
und  inschriftlich  dies  als  virtutis  clementiae  justitiae  pietatis  caussa  ge- 
schehen bezeugt :  so  sind  ihm  noch  zweimal  Schilde  mit  seinem  Brustbilde 
geweiht  worden.    So  ward  Caligula  bei  Lebzeiten  geehrt '),  so  Trajan 
durch  Hadrian,  so  Hadrian  durch  Antoninus  Pius'),  so  dem  Claudius 
Gothicus  nach  seinem  Tode  in  die  Curia  das  goldene  Brustbild  vom  Senat 
geweiht  ^.  Es  ist  speciell  die  Yirtus  des  Kaisers,  welche  auf  diese  Weise 
S^^hrt  wird,  wie  wir  dies  noch  aus  dem  Munde  eines  Panegyrikers  auf 
<3onstantin  d.  Gr.  ausdrücklich  ausgesprochen  finden  ^),  wie  dies  die  In- 
scshriften  ausdrücklich  erweisen  ^).  Die  späteren  römischen  Münzmedail- 
1  ons  weisen  mehrfach  die  Stiftung  solcher  Ehrenschilde  bei   den  Jah- 
BT^tagen  der  kaiserlichen  Regierung  nach  10,  20  Jahren  auf,  und  es 
siben  sich  bekanntlich   zwei  durch  ihre  Inschriften   unzweifelhaft  be- 


ptis,   Ton  den  Parthem.  Der  dritte  im  J.  15  v.  Chr.    ob   rempablicam  cum 
Inte  imperatoris  Gaesaris  Angasti  conservatam. 

1)  Suet.  ▼.  Calig.  16:  decretus  est  ei  clypeus  aureus,  quem  qnotannis 
rto  die  coUegia  saoerdotum  in  Capitolium  ferrent,  senatu  prosequente  nobilibus- 
e  pueria  ac  puellis  carmine  modulato  laudes  yirtntum  ejus  canentibus.  Vgl. 
rntzen  ad  Panegyr.  Inc.  Constant.  c.  25. 

2)  Hadrian  Ep.  de  Trajani 'honoribus  bei  Charis.,  p.  222:  a  vobis  P.  G. 
to  et  impetratum  validiasime  cupio,  ut  proxime  imagrinem  Angusti  argenteum 

X>otia8  clupeum  sicut  Augusto  ponatis;    CapitoL  Anton.  P.  5:   dipeum  Hadriano 
'Kicimgmiieentissimum  posuit  et  sacerdotea  instituit. 

8)  Trebell.  Poll.  Claud.  3 :  Uli  clypeus  aureus  vel  nt  grammatici  loquuntur, 
^^^^penm  anreum  senatus  totius  judicio  in  Romana  curia  conlocatum  est,  ut  etiam 
^^onc  videtur  expreasa  thoraoe  vultus  eins  imago. 

4)  Panegyr.  Inoert.  Constantin.    c.  25:    merito   igitur  tibi  Constantine  et 
^lAper  aeutas  signum  dei  et  paulo  ante  Italia  scutum  et  coronam  conota  aurea 

ioanint»  ut  conacientiae  debitum  aliqua  ex  parte  relcTarent.    debetur    enim 
naqae  debebitur  et  divinitati  simulacrum  et  virtuti  scutum  et  Corona  pietatL 

5)  GroUi-Henflen  Insor.  ampliss.  coU.  III,  n.  856:  swei  Victorien  halten  den 
Bchild  mit  der  Inschrift:  S.  P.  Q.  R.  Augusto  dedit  clupeum  virtutis  clementiae 
jualätiae  pietatis  caussa.  Borghesi  Arohaolog.  Zeit.  1844  p.  242,  Opp.  numism. 
U,  p.  112;  Mommsen  Res  gestae  d.  Aug.  p.  103. 


42  Dni  MfftitliwiinioM 

des  frfihern  Mittelalters,  dann  den  giQ»cien  ofalea  meist  Mgenertcn, 
Dar  vereinzelt  mit  Bockel  nnd  Stern,  selbst  Jldkr  gesehmOckten  Schfld 
des  römischen  Reiters  %  nnd  endUdi  den  grossen  Tiereckigen,  etwas 
gewölbten  Schild  oder  aoch  den  schmalen  sechseckigen  Sdald  des 
römischen  Fußsoldaten  ^.  Dieser  hat  fast  dnrchgdend  den  stark  her- 
vorstehenden Umbo  mit  Haften  befestigt,  nmgeben  vmi  Blitzbudceln 
nach  vier  Richtungen,  vereinzelt  auch  mit  Lorberfcranz  nm  den  Buckel; 
diese  Backel  selbst  sind  aber  nicht  wieder  plastisch  verziert  *X  ^^^^^ 
einzelt  Ober  oder  unter  denselben  ein  Adler,  eine  Schlange  oder  auch 
die  Wölfin^).  Nur  ein  einziges  Mal  sieht  man  einen  völlig  runden 
Schild  in  der  Linken  eines  Standartentragers,  der  von  einem  reichen 
Lorberkranz  geschmückt  ist^);  man  wird  hier  an  eine  Ehrengabe  za 
denken  haben.  Auf  dem  grossen  Relief  eines  festlichen  Opfeis  zum 
Tempel  des  Jupiter  Capitolinus  erscheinen  die  römischen  Soldaten  (ob 
Praetorianer?)  in  reichem  Schmuck ;  ihre  Schilde  nähern  sich  dem  Oval 
stark,  sind  aber  oben  breiter  wie  unten,  sind  durchaus  mit  UmlKmen 
und  geflügelten  Blitzen  herum  verziert 

Man  wird  sich  daher  sehr  htlten  mössen  Metallrunde  mit  plasti- 
scher Darstellung  ohne  weiteres  für  Cmbonen  römischer  Schilder  aus- 
zugeben; es  handelt  sich  bei  den  sicheren  wenigen  Beispielen  solcher 
nur  um  Ehrenauszeicbnungen,  die  dem  Militär  verliehen  werden,  wie 
wir  ausdrücklich  unter  den  an  den  nachherigen  Kaiser  Qaudius  Gothi- 
cus  als  Militärtribunen  verliehenen  Auszeichnungen  auch  zwei  Scuta 
chrysografata  finden,  also  doch  mehr  mit  Gold  eingelegte^  mehr  gemalte 
als  in  Relief  getriebene  Schilde.  Lindenscbmit  hat  mehrere  einfache 
Metallbuckel  von  Schilden  rheinischen  Fundortes  veröffentlicht,  die 
geradezu  kegelförmig  oder  hutformig  sich  erheben,  und  zwei  von  Erz 
mit  Versilberung  im  Museum  zu  Wiesbaden,  einen  mit  dem  Adler  im 
Kranz,  den  anderen  mit  weiblichem  Brustbilde  %  An  den  Gränzen  des 
römischen  Reiches  sind   neuerdings  interessante  Beispiele  plastischer 


Spiralen  Linien  verziert  gefunden  s.  Compte  rendu  du  Congres  arcbeol.  de  Paris 
1867.  f.  49.  p.  246. 

1)  Fröhner  a.  a.  0.  pl.  126.  136.  147.  173. 

2)  Eckige  Schilde,  pl.  39.     Ebendas.   43.   45.  65.  78.  90.  94.  98.  121.  126. 
128.  131.  137.  148. 

3)  PI.  7—23. 

4)  PI.  85. 
6)  PI.  145. 

6)  Alterthümer  unsorer  heidnischen  Vorzeit  V.  Taf.  5,  1.  2.  b.  110. 


Drei  Metallmedaillons  rheinischen  Fandorts.  49 

Soldaten,  den  torques  und  annillae,  welche  auch  auf  der  Brust  respec- 
tive  dem  Oberarm  und  Brustbein  getragen  wurden,  gar  nicht  reden 
wollen,  welche  übrigens  auch  aus  ihrer  Mitte  Büsten  hervortreten 
lassen  i),  ist  es  bisher  wenig  beachtet,  dass  auch  die  breiten  als  Aus- 
zeichnung gegebenen  baltei,  die  Schwertgürtel  des  Soldaten,  welchen 
wieder  die  Bauchgürtel  des  Pferdes  analog  sind  und  auch  im  Namen 
sich  entsprechen,  durch  runde  buUae  geziert  werden  ^).  Das  Museum 
zu  Neapel  besitzt  drei  wahre  Prachtrunde  von  Metall,  welche  noch 
mit  dem  balteus  zusammenhängen  und  uns  einen  edelen  bakchi- 
sehen  Kopf  wie  den  schlangenringenden  Hercules  zeigen^).  Endlich 
sind  es  die  fibulae,  die  Spangen,  welche  zunächst  dem  Reitermantel  der 
trabea,  der  griechischen  Ghlamys  praktisch  dienen;^),  die  aber,  seitdem 
die  römischen  Ritter  aus  einer  Waffengattung  ein  Stand  wurden  und  mi- 
litärisch die  höheren  Offizierstellen,  besonders  das  Tribunat  der  Legion 
besetzten,  besonders  diesen  gehören.  Als  eine  Auszeichnung  wurden 
sie  gegeben  ^),  und  machten  durch  den  kostbaren  Stoff,  dann  durch  die 
künstlerische  Ausstattung  sich  bemerklich.  Der  Einfluss  der  fremden 
Sitte,  vor  allem  der  hellenistischen,  wird  nicht  zu  leugnen  sein :  nach  die- 
ser war  die  goldene  Spange  {TtoQnr  xQvaij)  eine  Auszeichnung  der  soge- 
nannten Verwandten  {avyyBveiq)  des  königlichen  Hauses  •).  So  wird  im 
zweiten  punischen  Krieg  einem  numidischen  königlichen  Knaben  von 
Sdpio  Africanus  d.  Ae.  der  goldene  Ring,  die  breitsäumige  tunica,  der 
spanische  Mantel  (sagum)  und  die  goldene  Fibel  sowie  ein  geschmück- 
tes Pferd  gegeben  ^).  Brutus  klagt  in  Briefen  aus  der  Zeit  der  Schlacht 
bei  Philippi   über  den   militärischen  Luxus    in  der  Verwendung    des 


1)  Jahn  a.  a.  0.  Taf.  III,  4. 

2)  Aach  diese  baltei  bullati  werden  als  etruskisch,  von  den  Etruskem 
herüber  genommene  Sitie  bezeichnet  Yarro  bei  Gharis.  I,  p.  59 ;  L.  1.  V,  24. 

8)  Mos.  Borbon.  Y.  t.  29. 

4)  Martial  Epigr.  Y.  41. 

5)  Liv.  XXYII,  19:  tum  paero  anulum  aureum,  tunicam  cum  lato  davo  cum 
Hiipano  sagulo  et  aurea  fibula  equumque  omatum  donat;  XXXIX,  31:  Quinctius 
aUer  praetor  suos  equites  catellis  ac  fibulis  donavit ;  Plin.  N.  H.  XXXIII,  8.  12. 
§  89.  —  fibulas  tribnnicias  ex  auro  gerL  Diese  fibulae  hat  man  daher  zu  den  tribu- 
nieia  omamenta  zu  rechnen,  von  denen  Livius  YIII,  24  spricht.  Mommsen 
(Born.  Staatareoht  I*,  8.  418  Note  8)  berücksichtigt  diese  klarredenden  Stel- 
len nicht. 

6)  1  Mkkkab.  10,  89;  11,  58;  Jos.  Ant.  XUI,  28. 

7)  Liv.  XXYU,  19. 

4 


-■  ^  .'•^-  ■ 


,  Drei  Metallmedaillons  rheinischen  Fundorts.  51 

Miniaturen  durchgehen  wollten '),  wenn  wir  weiter  die  natürlich 
meist  der  ursprQnglichen  Bedeutung  unbewusste  massenhafte  Verwen- 
dung des  Bundes  in  der  architektonischen  Dekoration  der  mosaicirten 
Fussböden,  der  Wände,  der  Decken,  der  Nischen,  der  Säulenhallen,  der 
Friese,  der  Giebel,  der  Lichtöflfhungen  verfolgten,  und  endlich  die  Bund- 
form  in  ihrer  grossen  architektonischen  Ausgestaltung  von  Tempeln, 


1)  Wir  greifen  einzelne  Beispiele  aus  dem  gewaltigen  Yorrathe  herans. 
Fraaenschmuck,  Gehänge  mit  Runden  aus  Tarsos,  Fröhner  Masees  de  France. 
pL  38.  p.  76;  aus  Volterra  Arneth  Monumente  des  Kk.  Münz-  und  Antiken- 
kabinets  in  Wien  1850.  Gold  Taf.  XL  n.  125;  aus  Südrussland  Antiquites  de 
la  Scythie  pl.  XXX,  10.  12.  13;  XL,  4.  ß.  7.  20.  Goldmedaillons  zum  Anhängen 
mit  Kaiserbildnissen  Arneth  a.  a.  0.  G.  XV,  1—6.  13.  XVI.  XVII,  18.  Kleine 
Goldrunde  mit  Stier,  Adler,  Seeross,  Rosetten  Antiquites  de  la  Scythie  pl.  VII,  1. 
3.  4.  6.  12;  zum  Anheften  auf  Kleider  1.  c.  pl.  VIII,  1—7.  9.  11.  12:  IX.  XIII, 
13 — 9.  TrefiHiches  Goldmedaillon  mit  drei  Oesen  und  der  Venus  Genitrix  und 
£ros  Fröhner  Musees  de  France  pl.  XXXV,  5.  Kästchen  von  Silber  mit  Me- 
daillons (Pyxides,  Scrinia)  Visconti  lettere  su  di  una  argenteria  Op.  Var.  I. 
t.  XVII,  1.  XVIII,  9.  Silbe rgefässe,  Platten,  Schüssel,  runde  (paterae,  pa- 
tinae,  patellae,  disci,  lances,  missoria)  aus  den  Donaugegenden  Arneth  a.  a.  0. 
G.  IV,  n.  18;  V,  19;  VI,  28;  VII,  32;  XIV,  12.  22;  aus  Südrussland  Stephani 
Compte  rendu  1867.  p.  153  ff.  Taf.  III.  Antiquites  de  la  Scythie  pl.  XXIX. 
Livr.  II.  p.  106;  aus  Norddeutschland  (Hildesheim)  s.  H.  Holzer  Hildesheimer 
antiker  Silberfund,  1870.  S.  26  ff.  96  ff.  Taf.  I.  III ;  grösser  Fund  von  Trier 
aus  altchristlicher  Zeit,  gemacht  1623,  darunter  acht  Rundschüsseln  mif  Bild- 
niss  eines  Kaisers,  mit  Perseus  und  Andromeda,  mit  Gladiatorenkämpfen,  Stier- 
kämpfen, Porträtmedaillons  s.  Wiltheim.  Luciliburg.  Roman,  p.  120  ff.,  citirt  von 
Wilmoviky  Archäol.  Funde  aus  Trier.  Festschrift  1873.  S.  8.  Aus  dem  Silberfund 
eines  Mercurtempels  von  Bemay  gehören  an  dreissig  Schalen  und  Platten  mit 
Beliefschmuck  hierher,  Chabouillet  Gatalogue  general  des  camees  et  pierres  gra- 
vees  de  la  Biblioth.  imperiale  Paris  1858  n.  2820—2850;  Fund  am  EsquiUn  in 
Rom  8.  Visconti  1.  c.  XXVHI.  n.  22 — 24.  Gravirtes  Silberrund  mit  bacqhischer 
DarsteHung  in  Rom,  Gollegio  Romano  Archäol.  Zeitung  1867.  Taf.  CCXXV,  1 ; 
Arnold  Festschrift  d.  philol.  Gesellschaft  zu  Würzburg  S.  142  ff.  Bronze - 
runde,  wahrscheinlich  Spiegelkapseln  im  brit.  Museum,  Archäol.  Zeit.  1873. 
8.  60;  aas  Spanien  mit  Neptun  und  Nereide,  Archäol.  Zeit.  1870.  Taf.  XXXIV,  3; 
ans .  Korinth  mit  Pan,  Selene,  Phosphoros  Archäol.  Zeit.  1873.  Taf.  VII,  1. 
Praehtezemplare  der  grossen  fein  gegliederten  Münzmedaillons  seit  Trajan  s. 
Cohen  Descript.  des  Monnaies  imperial.  Rom  II.  pl.  2;  pl.  15.  n.  450;  III.  pl.  3.  n.447; 
pl  7.  n.  472 ;  pl.  8. 12. 17 ;  IV.  pl.  7, 198 ;  V.  pl.  4. 13.  Wichtig  ist  die  Anwendung  der 
aarei  Ton  Hädrian  als  emblemata  für  die  Goldschale  von  Rennes  s.  Chabouillet 
p.  867  iL  Reihe  von  Marmormedaillons  in  Neapel  Mus.  Borbon  IX.  t.  15.  16; 
XIII.  t'll.  28.    Elfenbein  rund  mit  Venus,  Adonis,  den  Chariten,  Schweizer. 


Drei  Metallmedaillons  rheiniBchen  Fandoris.  55 

Gewölbe  des  Tepidarium  der  kleineren  Thermen  zu  Pompeji  0  lässt 
Ganymed  vom  Adler  gefasst  aufwärts  schweben;  sehr  ähnlich  auf  der 
Bronzemünze  von  Dardanos  ohne  irgend  andere  Beigaben  ^). 

Unser  Bronzemedaillon  nimmt  unter  diesen  Darstellungen,  wenn 
auch  eines  der  spätesten  Denkmäler,  doch  durch  die  Gesammtverthei- 
lang  und  einzelne  bedeutungsvolle  Beigaben  ein  besonderes  Interesse  in 
Anspruch.  Es  gehört  dem  Hauptmotiv  nach  zu  den  älteren  und  ein- 
facheren Darstellungen:  in  dem  Knaben  nur  Zeichen  der  Verwun- 
derung, des  Eindrucks  plötzlichen  Emporhebens,  keines  eines  zärt- 
lichen Verhältnisses  zum  Adler,  in  diesem  dagegen  durch  den  über- 
geneigten Kopf  und  herabgewendeten  Blick  Ausdruck  der  Sorgfalt 
für  die  ihm  anvertraute  Beute.  Auch  das  seltene  Packen  des  Knaben 
unter  den  Achseln,  nicht  in  den  Weichen  oder  im  Oberschenkel  entspricht 
der  nicht  sinnlichen  Motivirung  dieses  Verhältnisses.  Erstauntes  He- 
ben des  Armes,  Halten  des  Pedum,  flatternde  Ghlamys,  der  auf- 
schauende Hund,  Syrinx  sind  uns  wohlbekannte  Motive.  Man  könnte 
ja  wohl  versucht  sein,  die  beiden  Köpfe  rechts  und  links  als  stärkste 
Abkürzungen  für  die  Begleiter  zu  nehmen,  die  wir  auf  der  Spiegel- 
kapsel fanden;  doch  sie  sind  beide  abgewendet  nach  Aussen  und  eine 
solche  rein  starr  typische  Behandlung  war  dafür  unerhört,  durchaus 
nicht  aber  für  die  dabei  thätigen  Naturgeister.  So  gut  wie  Erde  und 
Meer,  Ida  und  Skamander  auf  Sarkophagen  mit  der  Ganymedessage 
sich  finden  ®),  haben  die  Windgötter  dabei  eine  Bolle  gespielt.  Ja,  es 
ist  dies  die  acht  ursprüngliche  Form  der  Entrafiung  des  Ganymed ; 
heissf  es  doch  ausdrücklich  im  Homerischen  Hymnus  auf  Aphrodite  ^) : 
onnrj  oi  q)ilov  viov  avijQTtaae  d'eanig  äeila.  Endlich  die  deutlichen 
Strahlen  und  Lichtstreifen  des  Reliefs  gehören  der  wohl  bekannten 
Verstimung  des  Ganymed  im  Bild  des  Wassermannes  (YdQoxoog)  wie 
des  Adlers  im  Sternbild  gleichen  Namens  '^),  Der  Stern  ist  dem  dare- 


1)  Jahn  Neuenideckte  Wandgemälde  Taf.  V. 

2)  MüUer- Wieseler  D.  d.  K.  IT.  T.  IV,  51. 

3)  Im  Louvre  und  in  Pisa  Glarac.  181,  63;  Lasinio  28;  Dütschke  Antike 
Bildwerke  in  Oberitalien  I.  n.  30. 

4)  V.  207;  I,  6  mit  Note  von  Welcker  p.  233;  Odyss.  XX,  63.  66;  IL 
XX,  234. 

5)  Eratosth.  Cataster.  26.  31;  Philostrat.  Imagg.  Hygin  Poet,  astron.  II, 
29;  Sohol.  Germ.  266.  Herakleitos  (de  incred.  6.  28,  yergleicht  ausdrücklich 
Boreas  und  Oreithyia  und  Ganymed  mit  dem  Adler. 


66  Drei  MetalhnedailloiiB  rheinisohen  FondoiiB. 

Q6q>oi'vog  ßovxo)^  ausdrücklich  auch  beigegeben  auf  einem  geschnitte- 
nen Stein  in  Berlin. 

Fragen  wir  endlich  nach  der  muthmasslichen  Verwendung  des 
Medaillons,  so  ist  an  eines  der  militärischen  oben  vorübergeführten 
Ehrenzeichen  in  Rundgebilden  schwerlich  zu  denken,  umsomehr  als 
wir  es  mit  einem  Gegenstande  von  Bronze  ohne  Versilberung  oder. 
Vergoldung  zu  thun  haben.  Der  sehr  stark  hervorragende  Adlerkopf, 
der  fast  wie  eine  Handhabe  erscheint,  wie  das  Metall  selbst  macht  es 
immer  wahrscheinlicher,  dass  wir  hier  analog  den  Spiegelkapseln  den 
Deckel  eines  Rundbehälters,  einer  Kapsel  eher  als  das  innere  Emblema 
einer  Schale  vor  uns  haben,  was  sonst  das  Natürlichste  wäre.  Es 
stimmt  dies  auch  überein  mit  den  Gegenständen,  die  dabei  gefunden 
sind,  welche  wie  Seiher  u.  dgl.  als  Gegenstände  eines  Opferdienstes, 
sich  kundgeben. 

In  Bezug  auf  die  beiden  anderen  Medaillons  haben  wir  im  Ver- 
lauf unserer  Untersuchung  uns  hinreichend  ausgesprochen:  bei  dem 
versilberten  Bonner  Bronzerund  stehen  wir  nicht  an  zunächst  an  eine 
Phiale  an  einer  Standarte  zu  denken,  bei  dem  vergoldeten  Silberrund 
der  Maasgegend  dagegen  entschieden  einen  Schmuck  eines  Ehren- 
schildes für  Kämpfer  im  Circus  zu  erkennen. 

Heidelberg  im  Juli  1876. 

Stark. 


2.    Epigraphisch-antiquarische  StreiftOge. 

1. 

HeliastentSfelehen. 

« 

Im  Bulletino  des  archäologischeD  Instituts  zu  Rom  vom  J.  1873 
S.  4  hat  Herr  Kaibel  in  einer  kurzen  Notiz  ein  dem  Herrn  Alessandro 
Gastellani  in  Rom  gehöriges  Richtertäfelchen  verö£fentlicht.  Die  Be- 
merkungen, welche  der  Herausgeber  beigefügt  hat^  treffen  keineswegs 
alle  zu  und  zeigen,  dass  ihm  das  einschlägige  Material  nicht  in  ge- 
höriger Vollständigkeit  vorgelegen  hat,  was  jedoch  in  dem  Umstände 
seine  Entschuldigung  findet,  dass  diese  Täfelchen  mit  ihren  Aufschrif- 
ten noch  nirgendwo  vollständig  gesammelt  sind.  Um  so  mehr  mag  es 
gerechtfertigt  erscheinen,  wenn  ich  dieselben  an  diesem  Orte  zusam- 
menstelle, soweit  sie  zu  meiner  Kenntniss  gelangt  sind.  Freilich  bin 
auch  ich  nicht  im  Stande  eine  absolute  Vollständigkeit  zu  verbürgen, 
da  mir  namentlich  mehrere  Publikationen  französischer  Gelehrten, 
welche  sich  in  letzter  Zeit  vielfach  mit  ihnen  beschäftigt  haben,  nicht 
zugänglich  gewesen  sind.    Doch  nur  ein  Schelm  gibt  mehr  als  er  hat. 

Die  für  die  Mitglieder  des  von  Solon  eingesetzten  bedeutendsten 
Gerichtshofes,  der  Heiiaea,  bestimmten  Täfelchen  {mvmna  ^)  ^kiaaziKa), 
von  denen  wir  heute  einige  dreissig')  Stück  kennen,  sind  längliche. 


1)  Irrthamlieh  nennt,  sie  Damont,  Bulletin  de  Peoole  fran^.  d'Athenes, 
No.  II  (1869)  p.  27  av/ußoXa.  Was  diese  waren,  werden  wir  spater  sehen. 
JBiiMtweilen  verweise  ich  anf  K.  F.  Hermann,  Griech.  Staatsalterthümer  §  134, 17. 

2)  Es  muss  geradezu  auffallen,  dass  uns  bloss  eine  so  verschwindend 
kleine  Zahl  von  solchen  Richtert&felchen  erhalten  ist,  wenn  man  bedenkt,  dass 
sor  Zeit  der  entwickelten  Demokratie  jährlieh  sechstausend  Bürger  von  den 
nenn  Arohonten  doroh's  Loos  zum  Beisita  in  diesem  G^eschworenengericht  aua- 


60  Epigpraphisch-antiqaarische  Stfeiftüge. 

hftt  von  H  und  £,  welches  die  fünfte  und  siebente  Richterdekarie 
bedeute;  ja  er  ist  noch  weiter  gegangen  und  hat  die  Verse  des 
Aristophanes  i) 

^£ig  dyad^ov  eax^  l7ici}vvf.d(tg  noXkag  exeiv 
ovrog  yag  i^evQrjxev  arr«^  ßioriov 
ovx  hog  aTtavreg  oi  dmaCovreg  &afid 
a/t€vdovaiv  kv  TtoXXolg  yeyQaqyS'CtL  ygdfifiaaiv, 

damit  in  Verbindung  gebracht,  worin  der  Dichter  die  Sitte  bel^lagt, 
dass  Heliasten,  um  recht  häufig  den  Richtersold  zu  erheben,  sich  in 
verschiedene  Dekurien  einschreiben  Hessen.  Während  Schoemann*) 
darin  ein  gesetzwidriges  Verfahren  gesehen  hat,  hat  Vidal-Lablache 
dasselbe  als  ein  durchaus  gesetzmässiges  dadurch  zu  vertheidigen 
gesucht,  dass  er  sich  auf  jenes  Monogramm  beruft,  da,  wenn  eine 
doppelte  Einschreibung  in  zwei  verschiedene  Richterkollegien  zugleich 
gesetzlich  nicht  erlaubt  gewesen  wäre,  sie  auch  unmöglich  auf  einem 
Richtertäfelchen  hätte  bemerkt  werden  dürfen.  Allein  es  ist,  wie  0. 
Benndorf  3)  richtig  gesehen  hat,  noch  lange  nicht  erwiesen,  dass  Jenes 
Monogramm  in  Wirklichkeit  eine  Einschreibung  des  Meidonides  in  zwei 
Richterkollegien  bedeutet.  Es  erhebt  sich  nämlich  sofort  die  Fnige, 
wie  überhaupt  eine  solche  Täuschung,  wie  sie  Aristophanes  behauptet, 
möglich  war,  wenn  nach  dem  Zeugniss  des  Scholiasten  *)  des  Aristo- 
phanes die  zehn  Richtersektionen  den  zehn  Phylen  entsprachen  d.  h. 
die  einzelnen  Sektionen  aus  je  einer  Phyle  gebildet  wurden.  Allein 
hier  hat  schon  Schoemann  bemerkt,  dass  die  Möglichkeit  einer  solchen 
Ungesetzlichkeit  nur  dann  hat  stattfinden  können,  wenn  die  einzelnen 
Richterkollegien  aus  allen  Phylen  ohne  Unterschied  zusammengesetzt 
wurden.  Und  dies  beweisen  heute  die  Richtertäfelchen  aufs  Schlagend- 
ste, wie  dies  Benndorf^)  schon 'an  einzelnen  Beispielen  dargethan  hat 
Denn  die  Täfelchen  u.  3.  11  und  21  tragen  die  Zahl  B;  ihre  Inhaber 
stammen  aus  Lamptrai,  Trikoiythos  und  Thria,    drei  Demen,   welche 

1)  Plutus  V.  1164  sqq.  ed.  Meineke. 

2)  De  sortitione  iudicum  ap.  Athcnienses  in  den  Opusc.  acad.  1. 1,  p.  212  sq. 

3)  Goettinger  gel.  Anzeigen.  1870  Bd.  I  S.  276. 

4)  Scholia  ad  Aristoph.  Plut.  v.  277 :  *'^(>/fT«t  exaarog  fig  x6  [Sitcaar^gtov] 
Tuvaxiov  6/wv  i/iiyfyQa/bifi^vov  lo  ovo/ita  ttvrov  xal  nargoB-iV  x«i  tov  SrifAOV  aal 
ygafAua  fv  ri  f^^XQ^  ^^^  *>  <^'"  ''^  naXai  ^ixn  (fvkctg  ilvm  U.d-rivi^ai'  SujfQrjvt o 
yccQ  xartt  (fvXa  s. 

5)  A.  a.  0.  8.  276  f. 


Epigraphisch-antiquarisohe  Sireifzüge.  '  65 

Das  auch  in  anderer  Beziehung,  wie  schon  vorhin  ausgeführt  worden 
ist,  hemerkenswerthe  Täfelchen  des  Kalkiag  (n.  12)  hat  allein  von 
allen  vier  Stempel  aufzuweisen,  indem  auf  ihm  ausser  dem  Stempel 
der  Eule  und  des  Gorgonenhauptes  noch  der  Stempel  der  Doppel-Eule 
und  der  Sphini  erscheinen.  Was  diese  sekundären  Stempel  zu  be- 
deuten haben,  vermag  ich  ebenso  wenig  wie  Dumont  genauer  festzu- 
stellen. Man  könnte  leicht  versucht  werden,  dabei  an  das  Be- 
glaubigungssiegel eines  besonderen  Magistrates  zu  denken,  etwa  der 
KwlcmgeTcu  *),  also  derjenigen  Behörde,  welcher  es  oblag,  den  Richter- 
sold auszuzahlen.  Allein  dieser  Annahme  steht  die  ausdrückliche  lieber- 
lieferung  der  alten  Schriftsteller')  entgegen,  dass  jeder  Heliast  beim 
jedesmaligen  Eintritt  in  das  Gerichtslokal,  also  nur  immer  für  eine 
Sitzung,  eine  Marke  {avfißoXov '),  ein  Ausdruck,  welchen  man  früher 
irrthümlich  als  eine  Bezeichnung  für  die  Richtertäfelchen  selbst  ansah) 
empfing,  gegen  deren  Abgabe  er  beim  Verlassen  des  Sitzungslokales 
seinen  Richtersold  von  den  Kwlcncghai  ausgezahlt  erhielt.  So  weit 
also  jetzt  unsere  Kenntniss  dieser  Gattung  von  Denkmälern  reicht,  ist 
es  nicht  möglich  den  Grundsatz  ausfindig  zu  machen,  nach  welchem 
die  athenischen  Behörden  diese  verschiedenen  Stempel  als  amtliche 
Beglaubigungszeichen  neben  einander  benutzt  haben. 

1. 
Gefunden    wahrscheinlich   in   Athen    oder  in  der  Umgebung  der 
Stadt;  jetzt  im  Museum  der  archäologischen  Gesellschaft  zu  Athen. 


AI€X/////// 

AI  cxr //////// 


^lax[v^og  ?]    u4lox\vXov  ?] 


Kopfe  der  nach  rechts  schauenden  Athene  sichtbar  ist.  Vgl.  Dumont,  Inscrip- 
tions  ceramiques  de  Grece  in  den  Archiyes  des  missions  scientif.  et  litt,  2™« 
86rie,  t.  VI  p.  417. 

1)  Vgl.  Scholia  ad  Aristoph.  Yosp.  v.  695.  Aves  v.  1641.  Boeckh,  Staats- 
hauihaltung  der  Athener  Bd.  I*  S.  239. 

2)  Photius  lex.  s.  v.:  av/ußolov  o  iXtifißavoy  ol  dtxaaral  iig  ro  StxatnriQiov 
iiatoVTts,  tha  tovto  dovres  ro  ^txaartxbv  ixo(i(l^ovio.  Vgl.  Demosthenes,  de  Corona 
§.  210.  Lex.  rhet.  in  Bekker's  Anecd.  gr.  p.  800,  32. 

3)  Solche  avfjLßola  hat  Benndorf,  Beiträge  zur  Kenntniss  des  att.  Theaters 
(Zeitschr.  f.  österr.  Gymn.  XXVI  (1875)  S.  601)  in  einer  Reihe  attischer  Blei- 
t&felchen  wieder  erkannt,  auf  denen  ebenso,  wie  auf  den  eigentlichen  Richter- 
t&felchen,  die  Abtheilung  des  Gerichtshofes  durch  einen  Zahlbuohstaben  ange- 
geben ist  Vgl.  PostolacoMh'  den  AnnaU  delP  Inst.  XXXVm  (1866)  p.  842.  844. 

5 

/ 
/ 


66  Epigraphiaüh-antiquarische  Sireifsfige. 

Dumont  in  der  Revue  arch^ologique,  Nouv.  S6rie,  vol.  XVII 
(1868)  p.  145. 

Die  Länge  und  Breite  dieses  Bruchstückes  sind  nicht  bekannt. 

So  hat  Dumont  die  lückenhaft  überlieferte  Inschrift  ergänzt:  mit 
Rücksicht  auf  das  i*  nach  X  in  Z.  2  möchte  ich  jedoch  ^lax[vkog] 
^Mx[Qiovog]  vorziehen.  Vgl.  die  im  Piraeeus  gefundene  aus  guter  Zeit 
stammende  Inschrift  C^W*  ^QX^^oX.  n.  2740)  Aiaxvkog  •  AiaxQ^^o[g\. 
^iaxQUfv  \  AiaxiXov. 

2. 

Nach  Gerhard  gefunden  zu  Aixone  an  der  Westküste  Attika's 
südlich  von  Athen ;  nach  der  Angabe  Rangab^'s  dagegen  in  einem  Grabe 
beim  Piraeeus. 


E :     ANTI KPATHS :  EYKT 

O      A  I  S  ß  NEYC  O 

Eiilo  Oorgoneion 


^l^covevg, 

Gerhard  im  Archäol.  Intelligenzblatt  n.  84  zur  Hallischen  allgem. 
Litteratur-Zeitung  v.  J.  1837  S.  690  n.  7  b  und  S.  710.  —  Ross,  De- 
men  von  Attika  S.  59  f.  n.  37.  —  Rangabö,  Antiquit^s  Hell6niques 
vol.  II  (1855)  p.  825  n.  1301. 

Die  Grösse  des  Täfelchen  beträgt  3  Zoll,  die  Breite  1  Zoll. 

So  hat  Gerhard  beispielsweise  den  abgekürzten  Namen  ergänzt. 
Für  EvKTriidcov  kann  natürlich  auch  ein  anderer  Name  des  Vaters,  wie 
EvTCToiog,  EmTlfievog,  EvyjtiaTogj  Euxrog  da  gestanden  haben:  ein 
EvY.trji.iovidrig  TeleaavdQov  Ai^iovBvg  findet  sich  auf  einer  athenischen 
Inschrift  ^Eq)t]iti.  aQxaioX,  n.  2894  =  Kumanudes,  l^TTixijg  e7Ciyqaq>ai 
iTtiTVfzßLOi  p.  25  n.  130. 

3. 

Gefunden  auf  der  Brust  eines  Todten  in  einem  Grabe  im  Pi- 
raeeus, später  im  Besitz  von  Fauvel ;  jetziger  Aufbewahrungsort  mir 
unbekannt. 


B 

ANTIXAPMOS 

A  A  M  P 

B,   l4pTixciQf,iOQ  yiafi7t{TQ€vg). 
Fauvel  in  Millin's  Magasin  encyclopaedique,   An.  1807,  t!  III  p. 
137  und  p.  140.  —  Akerblad;   Sopra  alcune  laminette  di  bronzo  tro- 


Epigraphiich-antiquariBche  Streifzflge. 


67 


Yate  ne'  contorni  di  Atene  in  Diss.  della  pontef.  academia  Rom.  di 
archeologia  vol.  I,  1  p.  41.  —  Dodwell,  Ä  classical  and  topographical 
tour  trough  Greece.  London  1819.  t.  I  p.  437,  daher  Boeckh,  C.  1. 
Gr.  I  n.  209  und  Fritzsche,  de  sortitione  iudicum  ap.  Athenienses 
p.  73  n.  2. 

4. 

Gefunden   in  Attika,  jetzt  im  Museum  der  archäol.  Gesellschaft 
zu  Athen. 


'A' 


ANTIcfrAN 
A    AAIEYC 


Dumont  in  der  Revue  archdoL,  Nouv.  S6rie,  t.  XIX  (1869)  p.  225. 

Länge  0,12M.;  Breite  0,023  M.  Die  Linien  links  und  rechts  vom 
Zahlbuchstaben  zeigen,  dass  man  denselben  einfassen  wollte.  Das  Tä- 
felchen, welches  in  jeder  Beziehung  gut  erhalten  ist,  hat  weder  Löcher 
noch  Spuren  eines  Stempels,  wesshalb  es  wohl  gar  nicht  gebraucht 
worden  ist. 

5. 

Gefunden  wie  es  scheint  zu  Athen:  im  Besitz  des  Herrn  Photiades- 
Bey,  Gesandter  der  Pforte  zu  Athen. 


rn        APICTO0flN:APIC 

' '  o 


o 

EüIe 


TOZlHMOY:KO©n 


/'.  IdQUSToqKOv  l/iQunodtjfiov  Ko&(a{yUdr]g). 

Dumont  im  Bulletin  de  T^cole  frangaise  d' Äthanes  No.  II  p.  27  f. 

Länge  0,17  M.;  Breite  0,09  M.;  Dicke  0,0015  M.;  mittlere  Höhe 
der  Buchstaben  0,006  M. 

Die  Buchstaben  zeigen  den  Schriftcharakter  der  guten  Zeit.  Das 
Täfelchen  selbst  hat  ausser  dem  grösseren  Loch  unter  dem  ^  des  Wor- 
tes l^Qiarodi^fiov  eine  grosse  Menge  kleiner  Löchelchen,  deren  allein 
vier  auf  den  Buchstaben  ^  des  Wortes  l^gtaroq)wv  kommen. 

6. 

Fundort  unbekannt,  wahrscheinlich  Athen :  jetzt  in  der  Sammlung 
des  Herrn  Alessandro  Castellani  zu  Rom. 


68 


Epigraphiscb-antiqoarifche  Streifsüge. 


0 

Eule 


API€TO<DnN   API 

CTOAHMOYK  oenK 


^  /*.  ldqiaToq>iav  ^^QiaTodf^fwv  Ko&(07({idrig), 

Kaibel  im  BuUetino  deir  Inst.  1873  p.  4.  —  Dumont,  BoUetiD  de 
la  soci^t^  des  Antiquaires  de  France.  1873  p.  177. 

Die  Grössenverhältnisse  sind  unbekannt. 

Das  Täfelchen  bezieht  sich  auf  dieselbe  Persönlichkeit,  wie  das 
vorhergehende.  Vielleicht  ist  dieselbe  identisch  mit  dem  auf  einer  In- 
schrift bei  Ross,  Demen  von  Attika  S.  78  n.  106  =  Eumanudes, 
l^TTtxrjg  ImyQaqKxi  iniTVfiß.  p.  30  n.  164  genannten  l^Qunotpüv 
Kod'wiudrjg, 

7. 

Gefunden  zu  Athen  in  einem  Grabe  beim  Piraeeus  durch  Dod- 
well,  später  in  der  Sammlung  von  Burgon. 


o 

Eule 


AEINIAC 
AAAIEYS 


□ 

Doppelte  Eule 


O 

Oorgoneion 


I\  Jeiviag  \AXaievg, 

Dodwell  1.  c.  vol.  I  p.  437.  —  Daher  0.  Mueller  in  den  Götting. 
gel.  Anzeigen  vom  J.  1821  S.  1175;  Fritzsche  1.  c.  p.  73  n.  3  und 
C.  I.  Gr.  1,  208. 

Ein  Jeiviag  aus  demselben  Gau  wird  erwähnt  bei  Boeckh,  Ur- 
kunden zum  Att.  Seewesen.  Taf.  n.  X,  d,  Z.  90. 

Länge  und  Breite  des  Täfelchens  sind  unbekannt. 

Anstatt  r  scheint  Dodwell  E  gelesen  zu  haben.  —  Der  seitwärts 
des  Gorgoneion  abgebildete  Gegenstand  ist  nicht  deutlich  zuerkennen; 
es  scheint  eine  doppelte  Eule  gewesen  zu  sein  mit  einem  Kopfe. 

8. 
Gefunden   im  J.  1868   zu  Athen,  jetzt   im  Museum  der  archäol. 
Gesellschaft  daselbst. 


E 


AHMAPXOe 
EPOIAAHS 


E.  JfjfutQxos  'EQOUtdtjS' 


Epigpraphisoh-antiquarisohe  StreiÜEÜge.  69 

Dumont,  Revue  arcMoL,  Nouv.  S6rie,   vol.  XVII  (1868)  p.  144 
pl.  V,  4. 

Die  Angabe  der  Grösse  und  Breite  fehlt. 

Was   den  Namen  des  Richters   anlangt,   so  findet  sich  eine  In- 
schrift   g  Jrj^ioQxov  ^EQoiadrjg  bei  Eumanudes,   l^zrtxijg  htiYQ. 

imrifiß.   p.  62  n.  462.    —   Vom  Stempel   zeigt  das  Täfelchen  keine 
Spur. 

9. 

Fundort  nicht  angegeben,   wahrscheinlich  Athen ;   darauf  im  Be- 
sitz des  seit  einem  Jahr  verstorbenen  Herrn  George  Finlay  zu  Athen. 

/^    A  H  A^ 

A   A  A 


Ä.  /h]^[0Tivdr]g7i  ^af4[mQ€vg]. 

W.  Vischer,  Epigr.  und  archäol.  Beiträge  aus  Griechenland  (Basel 
1855)  S.  53  n.  60.  Taf.  VI,  10. 

Länge  0,4  M.;  Breite  0,02  M. 

Jfjuoyivdrjg  ist  von  Vischer  beispielsweise  ergänzt  mit  Rücksicht 
auf  einen  Lamptrer  Demokydes  auf  einer  gleichzeitigen  Inschrift  einer 
Grabstele:  Jf]fioxvdfjg  nagafAvd'Ov  AaiinxQavg,  (C.  I.  Gr.  I,  670  = 
Ross,  Demen  S.  82  n.  117  =  Kumanudes,  ^Atzcxfig  intyq.  im%vnß, 
p.  97  n.  748.)  Ausserdem  kennen  wir  einen  Jfjfioxleidr^g  Bevo%Uidov 
aus  demselben  Gau  bei  Ross,  Archäol.  Aufsätze  11,  652  =  Kumanudes 
1.  c.  S.  97  n.  747.  —  Von  dem  Stempel  der  Eule  unter  dem  Zahl- 
buchstaben ist  nichts  zu  sehen. 

10. 
Gefunden  in  einem  Grabe  beim  Piraeeus  zwischen  den  Gebeinen 
eines  Todten,  später  im  Mus^e  Dodwell  zu  Rom  und  mit  dessen  Samm- 
lungen verkauft. 


E      AlOAflPOC        o.,Se.oo 

o    *  PE  a::::o  o 


Eule 


J.  JiodwQog  0Q€a[^^iog']. 

Akerblad  1.  c.  p.  73  n.  1.  —  Dodwell  1.  c.  I,  p.  433  (daher  C.I. 
Gr.  In.  207;   0.  Müller,  Götting.  gel.  Anzeigen  v.  J.  1821  S.  1175 


70 


Epigrapbisoh-aniiquarische  Streifiage. 


UDd  Fritzsche,  de  »ort  iudicum  p.  72  n.  1).   —   Notice  sor  le  mosfe 
Dodwell  (Rom  1837)  p.  26  n.  90,  wo  JlOJiinOI  gelesen  wird. 

Ob  der  Stempel  links  vom  Gorgoneion  zwei  Eulen  mit  einem 
Kopfe  darstellte,  ist  nicht  ganz  sicher,  da  das  Faksimile  denselben  als 
ziemlich  verwischt  zeigt.  Dieses  Täfelchen  hat  die  Eigenthümlicbkeit, 
dass  die  Buchstaben  sowohl  als  der  übrige  freie  Baum  mit  einer  Menge 
vertiefter  Punkte  übersäet  ist.  —  Die  Form  der  Buchstaben  weist  nach 
Dodweirs  Aussage  (I,  436)  auf  die  Zeit  Alexander's  des  Grossen,  also 
das  vierte  Jahrhundert  v.  Chr.  hin. 

11. 
Aus  einem  Grabe-; beim  Piraeeus. 


B 

AIONYCIOC  KAEMA 
TPIKOPY 

O 

Gorgoneion 

B.  Jiovvaiog  KX€[i]fia{xov?) 
TQixoQv{atog). 

Gerhard  im  Archäol.  Intelligenzblatt  n.  84  zur  Hallischen  allg. 
Litteratur-Zeitung  v.  J.  1837  S.  690  n.  6  und  S.  710.  —  Boss,  Demen 
S.  98  n.  174.  —  Rangab^,  Antiquitfe  Hell^niques  t.  II  p,  825  n.  1300. 

K).ei^iaxov  oder  KXeifiavdgov  hat  schon  Franz,  Elem.  epigr.  gr. 
p.  358  entsprechend  vermuthet.  üeber  die  Schreibung  mit  e  anstatt  et 
vgl.  Keil,  Anal,  epigr.  p.  237;  Specimen  onomatol.  gr.  p.  105.  Unter 
dem  Zahlbuchstaben  fehlt  entweder  der  Stempel  oder  er  ist  jetzt  ver- 
wischt. 

12. 

Im  Museum  der  archäol.  Gesellschaft  zu  Athen. 


z 

KAAAIAC   KAAAIOXO 

0 

o 

<DA            O         O                   O 

Eulo 

Sphinx    Doppel-Eule                Gorgoneion 

Z.  Kalkiag  Ka?^h6xo[v'\ 
(l>a(k7jQevg). 

Dumont,  Revue  archeol.,  Nouv.  S6rie,  vol.  XVII  (1868)  p.  142 
pl.  V,  3. 

Ein  [K]alliag  OdercuQov  aus  demselben  Gau  kommt  vor  bei  Ross, 
Demen  n.  180  S.  99  f.  =  Lebas,  Monum.  figur6s  pl.  78,1.  Kakkioxo 
ist  der  Genitiv  in  der  alten  Orthographie,  welche  sich  nach  Weschers 


Epigraphisch*ftiitiqiiaritche  Streififige. 


71 


Nachweisen  bis  zum  Ende  des  4.  Jahrhunderts  noch  erhalten  hat. 
Vgl.  Wescher,  Revue  archöol.,  N.  S.,  VIII,  354.  XV,  40.  -  Merkwür- 
dig ist  dieses  Exemplar,  weil  es  ausser  dem  gewöhnlichen  Stempel  der 
Eule  noch  3  andere  mit  dem  Bilde  des  Sphinx,  def  Doppel-Eule  und 
des  Gorgonenhauptes  hat. 

13.    14. 

Beide  gefunden  in  demselben  Grabe  im  Piraeeus,  dann  im  Besitz 
des  bayerischen  Legationssekretärs,  Herrn  Faber,  in  Athen;  jetziger 
Aufbewahrungsort  unbekannt. 


0       KAAAIAS  KH*I€ 
ATNOV  3 


0.  KaXliag  Krjfpia(odioQOv) 
'L^yvoviOLog), 


0       KAAAIAC  KH*l€OAn 
^      APNOCI 


Q.  KakUctg  Kr)ipiaodw[QOV^ 
l^yvo\y]ai{og). 

Boss,  Demen  S.  54  n.  25  b.  —  Rangabe,  Antiqq.  Hellen,  t.  II 
p.  825  n.  1302. 

Grössenverhältnisse  unbekannt. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  das  Patronymikon,  obgleich  beide  Täfel- 
chen nach  der  Angabe  von  Boss  ungefähr  derselben  Zeit  angehören, 
auf  dem  ersten  Exemplar  anders  abgekürzt  ist  als  auf  dem  zweiten, 
sowie  dass  der  Gau-Name  einmal  ArNOY^  das  andere  Mal  AINOSI 
mit  Beibehaltung  der  alten  Orthographie  geschrieben  wird.  Den  Rest 
des  Stempels  auf  dem  ersten  Exemplar  gibt  bloss  Rangabö  an,  wäh- 
rend der  in  der  Form  des  halben  Mondes  unter  dem  Zahlbuchstaben 
auf  dem  zweiten  bezeichnete  Stempel  nur  auf  der  Angabe  von  Ross 
beruht  —  Rangabö  setzt  beide  Täfelchen  der  Schriftzüge  wegen  in  die 
Zeit  zwischenlOl.  100—110. 

15. 

Gefunden  zu  Athen,  dann  im  Besitz  FauveFs;  der  jetzige  Ver- 
bleib unbekannt. 


Epigraphisch-antiquarische  Streifsüge.  78 

ratur-Zeitung  v.  J.  1837  S.  690  n.  7  u.  S.  710.  —    Ross,  Demen  von 
Attika  S.  72  n.  86. 

Die  Grössenverhältnisse  sind  unbekannt. 

17. 

Im  Besitz  der  archäol.  Gesellschaft  zu  Athen. 


M_     MEIAANIAHC :  MEIAA 
O       KH0ISIEYC  O 

Oorgoneion 


H  und  E.  Meiäcjvidrjg  M€iäa)(vog) 
Krjq>iaievg. 

Vidal-Lablache,  Bulletin  de  l'öcole  frang.  d'Athfenes  n.  III— IV 
(1868)  p.  51  f. 

Länge  0,11  M.,  Breite  0,02  M.,  mittlere  Höhe  der  Buchstaben 
0,006  M. 

Die  Buchstaben  zeigen  die  Schriftzüge  der  guten  Zeit.  H  und  E 
sind  als  Zahlbuchstaben  in  einem  Monogramm  (?)  vereinigt.  Sollte 
Meidonides  wirklich  zweien  Gerichtshöfen  zugethcilt  gewesen  sein  oder 
ist  vielleicht  E  die  Correktur  für  Hf  Vgl.  hierüber  das  oben  Gesagte. 
—   Der  Stempel  unter  der  Zahl  ist  nicht  mehr  deutlich  zu  erkennen. 

18. 

In  der  Sammlung  des  vor  kurzer  Zeit  in  Athen  gestorbenen 
George  Finlay;  der  Fundort  ist  wahrscheinlich  Athen. 


NIKOCTPATOC  NIKOCT 
^        AXAPNEYS 


©.  NiTtoargavog  Nixoar{QaTOv) 
l/ixaqvevg, 

Vischer,  Epigr.  und  archäol.  Beiträge  aus  Griechenland  S.  53 
n.  61,  Taf.  VI,  11.  —  Dumont,  Revue  archM,  N.  S.,  XVII  p.l45. 

Länge  0,12  M.,  Breite  0,02  M. 

&  als  Nummer  anstatt  O  hat  Vischer  hergestellt,  da  es  nur  zehn 
Richterabtheilungen  gab.  —  Ein  Nicostratos  aus  Achamae  wird  noch 
genannt  bei  Kumanudes,  l^irix^g  intyQ.  imrvfiß.  p.  50  n.  340 /?.  — 
Keine  Spur  von  der  Existenz  eines  Stempels. 


74  Epigimpfaisoh-ttuüqumritohe 

19. 

Gefunden  in  Athen,  jetzt  im  Museum  daselbst. 


r       TEAIEYS :  0EOIE 

O      EAEYÖNIOS  o 


Elevaiviog, 

Rousopoulos,  ^Eq>ri^eQig  aQXOiioloyi^ri^  Nouv.  Särie,  I  (1863) 
p.  304  n.  380  pl.  46  n.  1.  —  Dumont,  Revue  arch6ol.,  N.  S.,  t  XVII 
p.  145  f. 

Länge  0,11  M.,  Breite  0,02  M.,  Dicke  0,002  M. 

Das  Täfelchen  ist  in  der  Mitte  in  zwei  Theile  zerbrochen.  — 
Die  Bilder  der  beiden  Stempel  sind  nicht  deutlich.  Dumont  wollte  im 
Gegensatz  zu  Anderen,  welche  darin  den  Kopf  einer  Minerva  sahen, 
sie  für  Manuesköpfe  erklären,  worüber  nur  Autopsie  entscheiden  kann. 
Nach  der  Angabe  desselben  zeigt  das  Täfelchen  an  der  Stelle,  wo  der 
Buchstabenstempel  sich  befindet,  eine  ungewöhnlich  starke  Vertie- 
fung, wesshalb  Dumont  vcrmuthet,  dass  derselbe  über  einen  früheren 
eingeschlagen  worden  sei. 

20. 

Gefunden  zu  Athen,  später  im  Besitz  Fauvers. 


K,  ^ü)g\TQ\ai:og 

Akerblad  a.  a.  0.  I,  1  S.  64  und  S.  73  n.  3.  --  K.  Kell  im  In- 
telligenzblatt n.  35  zur  Hall,  allgera.  Litteratur-Zeitung  v.  J.  1846 
S.  282  n.  U. 

Die  Angabe  der  Grössen  Verhältnisse  fehlt. 

Das  Täf eichen   ist  in  der  Mitte  zerbrochen.    Die  Restitution  der 

o 

Namen  rührt  von  Akerblad  her,  welche  Keil  gebilligt  hat.  —  Ueber 
die  Form  ' H(paiaTiadrjg  neben  'Ig)iaTiadj]g  haben  Keil  z.  d.  St.  und 
Boeckh  zu  G.  I.  Gr.  I  n.  295  gehandelt.  Ob  aber  Akerblad  auch  mit 
'  HqfaiaTiaärjg  den  richtigen  Demosnamen  getroffen  hat,  muss  bei  der 
unsicheren  Lesung  Geirs,  nach  dessen  Abschrift  er  dies  Täfelchen  ver- 


Epign^faisch-antiquBrisolie  Streifsüge.  75 

öfientlicht  hat,  sehr  bezweifelt  werden.  Dazu  kommt,  dass  der  in  Rede 

stehende  Demos  auf  den  Inschriften  und  in  den  besseren  Handschriften 

der  griechischen  Schriftsteller  einzig  und  allein  ^I^i(niaäai  heisst  Die 

hier  restituirte  Nebenform  ^ HqHxiariadtjg  beruht  nur  auf  der  Angabe 

späterer    Grammatiker    und  der  verderbten  Lesart  'HcpaiaTidr^  bei 

Isaeus,  negl  xov  l^arvqfllov  hItjqov  §.  5,  wozu  in  neuester  Zeit  noch 

eine  von  Lenormant  zuerst  herausgegebene  Inschrift  OegeKltjc;  KqitM' 

vog  "HqfaiaTiadrjg  (Rhein.  Museum,  N.  F.,  Bd.  XXI  S.  232,  53  =  Eu- 

manudes,  it4mx^g  ijtiyQ,  iniTVfiß.  591)   gekommen  ist,   deren  Aecht- 

heit  jedoch  neuerdings  (Hermes  Bd.  VII,  S.  235  ff.)  sehr   in  Zweifel 

gezogen  worden  ist. 

21. 

Gefunden  in  der  Umgebung  von  Athen,  dann  im  Besitz  Fauvel's, 

o 

bei  dem  der  englfsche  Architekt  Gockerell  es  für  Akerblad  abschrieb; 
später  von  Rottiers  gekauft  und  im  J.  1826  nach  Leyden  geschickt, 
wo  es  sich  jetzt  im  Museum  befindet. 


OorgonenhAupt 


I  Q  I  Oorgonen 

L°J    (DPYNOKAEHS  Q 

fOj   0PIACI-:-        ^     qb^ 


JB.  OQVvoyJLerjg 
@Qiaat(pg). 

Akerblad  a.  a.  0. 1,1  p.  62  u.  p.  73  n.  2.  —  Janssen,  Musei  Lugduno- 
Batavi  inscr.  gr.  et  lat.  Lugduni  1842.  p.  48  tab.  III,  2.  cf.  Leemans, 
Animadvers.  in  mus.  Lugd.  inscr.  p.  21.  —  Keil,  Intelligenzblatt  n.  35 
zur  Hall.  allg.  Litteratur-Zeitung  v.  J.  1846  S.  282  n.  I. 

Der  Name  0Qvvo'Klirjg  ist  bis  jetzt  sonst  noch  nicht  nachge- 
wiesen und  fehlt  bei  Benseier.  Eigenthümlich  ist,  dass  um  den  Staats- 
stempel der  Eule  unter  der  Nummer  des  Gerichtshofes  rings  herum 
sich  Buchstaben  finden,  worüber  ich  auf  das  oben  Gesagte  verweise. 
Dieses  Täfelchen  hat  sowohl  zwischen  den  Buchstaben  als  auch  auf 
den  freien  Stellen  eine  ganze  Menge  von  Punkten,  ähnlich  wie  dies 

bei  n.  10  der  Fall  ist. 

22. 

Im  Museum  zu  Athen  seit  dem  J.  1864. 


/////  ^o^ 

Hill  OAXAP 


(xog o{v)  l^xotqiyBvg), 


76  EpigrraphiBoh-antiqaarisohe  Streifeüge. 

Pervanoglu,  Archäol.  Zeitung  Bd.  XXn  (1864)  S.  284*   —   Du- 
mont,  Revue  archtol.,  N.  S.,  XVII  p.  143  (n.  49). 

23. 
Im  Museum  zu  Athen  seit  dem  J.  1864. 


///// 
///// 

0€ 
AP 

O  OoigonenlMnpt 

n 

Doppel-Eule  mit  einem  Kopf 

Pervanoglu,  Archäol.  Zeitung  Bd.  XXII  S.   284*.   —   Dumont, 
1.  c.  XVII  p.  143  (n.  50). 

24. 
Im  Museum  zu  Athen. 


/////  NHcinno 

/////   II0A  ^ 


ty]vi]oi7tno{v) 

Dumont,  1.  c.  XVII  p.  144  (n.  381). 

Die   Ergänzungen    Dumont's   sind    unsicher.   —   Ueber  die  Ge- 
netivforin  auf  o  siehe  das  zu  n.  12  Gesagte. 

25. 
Im  Museum  zu  Athen. 

A  ///// 
A        ///// 
Dumont,  Revue  arch6ol.,  N.  S.,  XVII  p.  144  (n.  97). 

26. 
Im  Museum  zu  Athen. 

A       K I  ///// 
Dumont,  Revue  archäol.,  N.  S.,  XVII  p.  144,  pl.  V,  Ö  (n.  160). 
Der  Zahlbuchstabe  gegen   die  Regel   erhaben;    keine  Spur   von 
Stempel. 

27. 
Gefunden   in  der  Nähe  von  Vari,   wo   der  Demos  der  Oogaulg 
lag,  jetzt  im  Museum  zu  Athen. 

/////  AN  AY 

//////////  AI 

ü)V   uiv 


Epipraphisob-aniiqoarisohe  Strei&üge.  77 

Dumont,  Beyae  arch^ol.,  N.  S.,  XVII  p.  145  (n.  161). 

&oQousig  scheint  Dumont  richtig  ergänzt  zu  haben,  da  der  Demos 
&6qcu  an  der  Westküste  des  Landes  zwischen  Anagyrus  und  Lamptrae 
(Strabo  IX,  1,  21  p.  389  Casaubon)  bei  dem  heutigen  Vari  lag, 

28. 

Im  Museum  zu  Athen. 

EPO 

Dumont,  Revue  arch^oL,  N.  S.,  XVII  p.  145  (n.  95). 

Es  ist  nicht  ganz  sicher,  ob  wir  in  diesem  Bruchstück  den  Rest 
eines  Heliastentäfelchens  haben.  Dumont  hat  es  hierhin  gezogen,  weil 
es  in  Bezug  auf  den  Stoff  und  die  Grössenverhältnisse  den  Richter- 
täfelchen ähnlich  ist. 

29. 

Ausserdem  enthielt  die  von  Fr.  Lenormant  beschriebene  Samm- 
lung des  Herrn  Eugene  P  . .  solche  Richtertäfelchen,  wie  ich  durch 
gütige  Vermittelung  des  Herrn  Gh.  Robert  von  Lenormant  selbst  er- 
fahren habe.  Leider  sind  dieselben  in  dem  Katalog  0  Lenormant's 
nicht  mitgetheilt  worden.  Ihren  jetzigen  Aufbewahrungsort  aufzu- 
spüren, muss  ich  einem  künftigen  Herausgeber  dieser  Täfelchen  über- 
lassen. 

Eben  war  diese  Arbeit  im  Drucke  vollendet,  als  das  zweite  Heft 
des  31.  Bandes  des  Rhein.  Museums  für  Philologie  mir  zuging,  in 
welchem  G.  Gurtius  vier  neue  Richtertäfelchen  veröffentlicht  hat,  welche 
ich  hier  als  Anhang  folgen  lasse. 

30. 

Im  Berliner  Museum;  Fundort  wahrscheinlich  Athen. 


.      POAYKAHC 
**     0AYE 


u4.    UoXvxXijg 
(Dlve(vg) 

Rhein.  Museum,  N.  F.  Bd.  XXXI,  S.  283  n.  1. 


1)  Derselbe  führt  den  Titel:  GoUeotion  d'antiqaites  grecquet  reoueiUiea 
duM  la  Grande-Grdce,  l'Attique  et  l'Asie-Miiieare  par  M.  Eng.  P  .  .  .  Pario 
1870.    8*. 


78 


EpignphMoh-ui 


StFoinfigB. 


Unser  Heliast  ist,  wie  Cortius  vermuthet,  yidleicht  derselbe  mit 
einem  Polykles  ans  Phija  aof  einer  im  Piraeens  gefundenen  Stele 
(Ross,  Demen  n.  74b»RangaM,  Antiq.  Hellen.  1448). 

31.    32. 
Fundort  unbekannt ;  jetzt  im  Berliner  Museum. 


nOAYMNHCTOC 
e      *AYEY^    API 


nolvfivfjinog 
B,    OXvevg  \4(fi(jivri(nov'i) 


"0\^^AYMNH€TO 
O  0    A    Y    E    Y 

Eule 


0.     [JT]oAt;^yijOTo[g] 
Oh)€i[g\. 

Rhein.  Mus.,  N.  F.,  a.  a.  0.  S.  283  f.  n.  2.  3. 

Beide  Tftfelchen  beziehen  sich  auf  eine  und  dieselbe  Person.  Der 
Name  des  Vaters,  welcher  auf  dem  zweiten  fehlt,  steht  auf  dem  ersten 
merkwürdiger  Weisfi  in  der  zweiten  Zelle  nach  dem  Demotikon,  wäh- 
rend er  sonst  sofort  auf  den  Namen  des  Heliasten  folgt.  —  ^Aqi^viqovov 
hat  Curtius  beispielsweise  ergänzt. 

33. 


MNHSI 


TA 


Rhein.  Mus.,  N,  F.,  a.  a.  0.  S.  284  n.  4. 

Das  Täfelchen  enthielt  nicht  wie  gewöhnlich  zwei  beschriebene 
Zeilen,  sondern  bloss  eine. 

Ausserdem  hat  Curtius  das  von  mir  unter  n.  2  veröffentlichte 
Täfelchen,  welches  sich  jetzt  ebenfalls  im  Berliner  Museum  befindet, 
mit  genauerer  Wiedergabe  der  Gestalt  der  Buchstaben  als  von  Ross 
geschehen  war,  nochmals  abgedruckt.  Demnach  muss  der  Stempel 
des  Grorgoneion  ganz  nahe  an  das  T  in  dem  Worte  EYKT  herange- 
rückt werden. 


EpigraphiBch-aDtiqnarisohe  SireifsAge. 


79 


Namen  der  Demen. 


l/^ypovaiog  13.  14 
^l»alidrjg  24 
uil^favevg  2 
^^Xaiavq  4.  7 
l4%0LQVBvg  18.  22 
'Elevaiviog  19 
'E^oiadTjg  8 
\Hq>ouaTiad7jg  (?)  20 
[©o^]ae[6i;rf  (?)  27 

Namen  der 

^Igx  ....  1 

l/tvTixQOTfjg  £tW.  ...  2 

^drsixcLQ^og  3 

l^iTi^cSy  4 

l^QiaTodfjfiog  5.  6 

l^QiOTOifiav  ^QKnodrjftiov  5.  6 

Jeiviag  7 

Jrjfio^og  8 

z^/u  ....  9 

JiodwQog  10 

Jiovvaiog  Klefna  ....  11 

'JS^o  ....  28 

JBüXT  ....  2 

0€rJ^6[vo5?]  19 

KaXUag  KaXhoxov  12 

üCa^ag  Ai79)£(rodci;[^ot;]  13.  14 

KaXkioxog  12 


&Qiaaiog  16.  21 
Krfq)iauig  17 
Ko&wyuärjg  5.  6 
KoiUuvfi;^  (?)  15 
AafjimQevg  3.  9 
T(^ixo^i;aiog  11 
0aXfjQ€vg  12 
a>ii;€t'g  30.  31.  32 
Oged^iog  10 

Heliasten. 

/iCi/^£aod€(>[^og]  13.  14 

ä:£ 26 

JÜU/za 11 

KXeoxQiTog  15 

^t; 27 

Avai&Bidrjg  16 

Meidwv  17 

Meidwvidrjg  M€idü)[vog\  17 

MvjjcTixilC^?]  33 

MxooT^aroff  Mxoarf^arot;]  18 

[Ö]vjJ(7£7r7rog  24 

ITedieig  19 
iloAvxAfg  30 

nolvfivrjCTog  31.  32 

2ioa[TQ]aTog  20 

OQvyoyclsrjg  21 

juo?  22. 


2. 

AgredinnSy 

der  vermeintliche  praefectus  praetorio  Galliarum. 

Im  Jahre  1786  wurde  in  der  Kapelle  des  Amtsgerichts  zu  Nar- 
bonae  ein  Stein  aofgeCunden,  der  dort  als  TrSger  des  Altares  diente. 


80  Epi^rrapbitch-aDtiqaAriich«  Streifzüge. 

Nachdem  er  herausgehoben  worden  war,  fand  er  später  seinen  Platz 
im  Museum  der  Stadt,  wo  er  noch  aufbewahrt  wird.  Auf  dem  Steine 
befand  sich  eine  Inschrift,  welche  Toumal  >),  als  er  ein  Verzeicbniss 
der  Alterthumsreste  jenes  Museums  anfertigte,  ebenfalls  aufnahm.  Nach 
ihm  haben  K.  B.  Stark*)  und  Herzog')  dieselbe  mitgetheilt,  nach 
deren  Angabe  sie  folgender  Massen  lautet: 

PONTEM  •  PORTAS    AQVIDVCTVS    QVARVM  •  RERVM 
VSVS  •  LONGA    INCVRIA  •  VETVSTATE  •  CORRVE 
RAT  •  CIVITATI  •  RESTAVRAVIT  ACREDINVS 
ET    AD  •  PRAETVRIANAM  •  CALLIAE   PRAEFECTVRAM 
IVDICIOACVSTAE    REMVNERATIONIS 

EVECTVS  EST. 

Aus  dieser  Inschrift  hat  man  nun  einen  neuen  praefectus  prae- 
torio  Galliarum  mit  Namen  Agredinus  hervorgezaubert,  welcher  in 
Wirklichkeit  überhaupt  nie  existirt  hat.  Zum  Glück  hat  derjenige, 
welcher  das  Samenkorn  des  Irrthums  in  die  Welt  ausgestreut  hat, 
auch  wieder  zur  Ausrottung  des  daraus  entwachsenen  Unkrautes  sein 
Scherflein  beigesteuert.  Der  leider  seit  einigen  Jahren  verstorbene  trefif- 
liche  Tournal  hat  seit  der  Veröffentlichung  der  ersten  Auflage  seines 
Katalogs  des  Narbonner  Museums  Gelegenheit  gefunden  sich  noch  ein- 
mal eingehend  mit  dem  fraglichen  Monument  zu  beschäftigen  und  die 
Resultate  seiner  Untersuchung  in  zwei  verschiedenen  für  uns  in  Deutsch- 
land gleich  schwer  zugänglichen  Publikationen  ^)  niedergelegt  Damach 
hat  die  Inschrift  in  der  That  folgende  Fassung: 

PONTEM  PORTAS  AQVIDVCT  QVARV  R  .  .  . 
VSVS  LONGA  INCVRIA  VETVSTATE  CO .  .  . 
RAT  CIVITATI  RESTAVRAVIT  AC  REDDI  •  .  . 
ET  AD  PRAETVRIANAM  CALL  PRAEFEC ...     sie ! 
IVDICIO  AGVSTE  REMVNERATIO  ...     sie! 

EVEC 


1)  Catalogue  da  musee  de  Narbonne  p.  62  n.  224. 

2)  Städteleben,  Kunst  und  Alterthum  in  Frankreich.  Jena  1865.  S.  599. 
8)  GaUiae  Narbonensis  prov.  Rom.  historia.     Append.  epigr.  p.  19  n.  77. 

Herzog  bemerkt  zwar  über  die  Inschrift :  „Nunc  vidctur  extare  in  museo,  at  ego 
non  vidi.^    Dass  sie  trotzdem  sich  dort  befinde t,  hat  Toumal  gezeigt. 

4)  Die  eine  ist  Caumont's   Bulletin  monumental,  d>^  Serie,  t.  IX  (=  yol. 


Epigraphisch-antiqaarische  Streifssüge.  81 

Pontem,  portas,  aquiduct(us),  quaru(m)  r[erumj  |  usus  longa 
incuria  vetustate  co[rrue]  |  rat^  civitati  restauravit  ac  reddi[dit]  |  et 
ad  praeturianam  Gall(iarum)  praefec[turam]  |  iudicio  A(u)gust(a)e  re- 
muneratio[nis]  |  evec[tus  est]. 

Also  jener  Praefekt  von  Gallien,  Agredinus,  entpuppt  sich  in  seiner 
wahren  Gestalt  als  das,  was  er  immer  war,  nämlich  ein  lateinisches 
ac  reddidit.  Er  wird  demnach  von  jetzt  ab  aus  der  Liste  derselben  zu 
streichen  sein.  Allein  trotzdem  haben  wir  es  in  unserer  Inschrift  mit 
einem  praefectus  praetorio  Galliarum  zu  thun,  nur  hat  der  Name 
desselben  wahrscheinlich  an  dem  Fuss  einer  Statue  des  Betreffenden 
gestanden,  zu  dem  jener  obige  Inschriftstein  als  Untersatz  im  Piedestal 
eingelassen  war.  Wer  derselbe  war,  das  lässt  sich  wohl  schwerlich 
mehr  bestimmen ;  denn,  obgleich  wir  eine  ganze  Reihe  von  Gouver- 
neuren der  gallischen  Dioecese  des  römischen  Reiches  aus  dem  Ende 
des  dritten  und  dem  Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  n.  Chr.,  dem 
unsere  Inschrift  allen  Anzeichen  nach  angehört,,  kennen,  so  gibt  es 
doch  keinen  unter  ihnen,  von  dem  wir  speciell  über  eine  solche  Thä- 
tigkeit  vor  oder  während  der  Dauer  seiner  Verwaltung,  sei  es  bei  den 
Autoren  oder  durch  die  Inschriften,  unterrichtet  werden.  Jedenfalls 
aber  war  derselbe  eine  bedeutende  Persönlichkeit,  welche  viel  für  seine 
Provinzen  that  und  namentlich  die  Einwohnerschaft  der  Stadt  Nar- 
bonne  zu  besonderem  Danke  sich  dadurch  verpflichtete,  dass  er  die  in 
ihrem  Gemeindebezirk  liegenden  Brücken,  Thore  und  Wasserleitungen, 
welche  durch  Nachlässigkeit  und  Alter  in  Verfall  gerathen  waren,  wie- 
derherstellen Hess  und  sie  so  der  Bürgerschaft  nützlich  machte.  Zum 
Danke  dafür  setzte  ihm  die  Stadt,  wie  es  scheint,  diese  Ehrenbasis, 
von  der  sich  noch  der  untere  Theil  mit  der  auf  ihr  befindlichen  In- 
schrift erhalten  hat. 


3. 

L.  Aelins  Lamia. 

Unter  den   mannigfachen  Schändlichkeiten   und  den  vielen  Ehe- 
brüchen,  welche  Domitianus  noch  bei  Lebzeiten  seines  Vaters  Vespa- 


XXIX  der  ganzen  Sammlung)  p.  840  n.  6,  die  zweite  die  neue  Auflage  von 
TournaPs  Gataloguo  du  mnsee  de  Narbonne.  Narbonno  et  Paris  1864.  p.  18 
n.  182. 


6 


82  Epigrapbisoh-aniiqaariiche  Sireifküge. 

sianus  beging,  hebt  Sueton  ^)  besonders  hervor,  dass  er  einem  Manne 
aus  einem  der  ältesten  und  vornehmsten  Adelsgeschlechter*)  Roms 
seine  Gemahlin  Domitia  Longina  ^)  entführte,  zu  seiner  Maitresse  erhob 
und,  da  sie  durch  ihren  Geist  und  ihre  Schönheit  ihn  zu  fesseln 
^russte,  später  ^)  heirathete.  Sie,  die  Tochter  ^)  des  Gn.  Domitius  Gor- 
bulo,  ein^  der  berühmtesten  Heerführer  seiner  Zeit,  welche  später  die 
Veranlassung  zur  Ermordung  Domitian's  wurde,  war  in  erster  Ehe 
vermählt  mit  L.  Aelius  Lamia,  auf  dessen  Lebensverhältnisse  wir  näher 
eingehen  wollen.  Bei  Dio  Gassius  ^),  welcher  ebenfalls  die  Entführungs- 
geschichte berichtet,  heisst  er  L.  Aelius  Lamia  Aemilianus.  Der  letzte 
Name  hat  J.  A.  Fabricius  ^)  veranlasst  anzunehmen,  dass  Lamia  aus 
der  gens  Aemilia  durch  Adoption  in  die  gens  Aelia  übergegangen  sei. 
Diese  Annahme  sowie  auch  der  Name  Aemilianus  bei  Dio  Gassius 
lässt  sich  jedoch  als  falsch  erweisen.  Glücklicher  Weise  erfahren  wir 
durch  ein  Militär-Diplom  des  Titus  ®)   vom  13.  Juni  des  J.  ^0,    dass 


1)  Saeton,  v.  Domitiani  c.  1.  3.  Gassius  Dio  LXVI,  3,  4. 

2)  Vgl.  Horaz,  Od.  III,  17:  Aeli  vetusio  nobilis  ab  Lamo.  Tao.,  Ann.  VI, 
27:  genus  illi  decorum.  Juvenal,  Sat.  VI,  385:  quaedam  de  nnmero  Lamiarum 
ac  nominis  Appi. 

3)  Ihr  war  zu  Gabii  ein  Tempel  gewidmet,  aus  dem  uns  ihre  Büste  (Vis- 
conti-Mongez,  Iconographie  rom.  I,  218  pl.  9)  sowie  eine  Inschrift  (Orelli  775) 
beginnend  „In  honorem  memoriae  domus  Domitiae  Augustae,  Cn.  Domiti  Corbu- 
lonis  ßlliae)**  erhalten  sind.  Ihren  Gemahl  muss  sie  lange  überlebt  haben,  da  die 
Inschrift  aus  dem  J.  140  stammt  und  kurz  nach  ihrem  Tode  vorfasst  zu  sein 
scheint. 

4)  Dies  muss  vor  dem  J.  73  geschehen  sein;  denn  Domitia  hat  ihm  schon 
in  seinem  zweiten  Consulat  (73)  einen  Sohn  geboren  (Sueton,  Domit.  c.  3),  wel- 
cher im  J.  88  (Oktober)  als  gestorben  von  Martial  IV,  3  und  Silius  Italicus, 
Punica  III,  627  sqq.  erwähnt  wird. 

5)  Ausser  dieser  scheint  Corbulo  noch  eine  zweite  Tochter  gehabt  zu 
haben,  welche  an  den  Legaten  der  fünften  Legion  und  cos.  suff.  a.  60,  Annius 
Vinicianus  (Tac.  Ann.  XV,  28;  Dio  LXII,  23,  6),  verheirathet  war.  Denn  dagegen, 
dass  sie  mit  der  späteren  Gemahlin  des  Kaisers  Domitian  identisch  und  vor 
ihrer  Ehe  mit  Aelius  Lamia  schon  ein  Mal  mit  dem  oben  genannten  Annius 
Vinicianus  vermählt  gewesen  sei,  spricht  das  constante  Stillschweigen  des  Sueton 
und  Dio,  namentlich  des  Letzteren,  welcher  dio  Familionbeziohungcn  immer 
genau  angibt. 

0)  LXVI,  3,  4. 

7)  Vgl.  Reimarus  ad  Cass.  Dion.  t.  2  p.  1079. 

8)  Tabula  hon.  miss.  XI  im  C.  J.  Lat.  III  p.  854  =  Orelli-Honzen  5428. 


86  Epigraphisoh-antiquarische  StreiMge. 

Incepta  Offi 
Gina  Emiliana 
Nonis  Mart. 

Nach  ihm  kommt  ein  Herr  Daubröe  und  richtet  im  J.  1860  ein 
Schreiben  an  die  Revue  arch^ologique  *),  worin  er  seinen  Fund  be- 
schreibt und  die  Inschrift  in  folgender  Fassung  mittheilt: 

Incepta  Offi 
cina  Emiliana 
Nonis  Martis. 

Und  wiederum  nach  Verlauf  von  vier  Jahren  verö£fentlicht  sie 
der  Herausgeber  des  Gori)us  inscriptionum  Rhenanarum  (n.  758)  nach 
einer  Abschrift  von  Brusskem,  ohne  seine  Vorgänger  zu  kennen.  Er 
hat  jedoch  das  Verdienst^  dass  er  den  Wortlaut')  der  Inschrift  zum 
ersten  Male  genau  wiedergegeben  hat: 

INCEPTA  OEEI 

CINA  EMILIAIII  X 
NONIS  MART 

w 

den  Brambach  so  erklärt:  Incepta  ofticina  cmilia  111  nonis  martLiis] 
mit  der  Bemerkung,  dass  nach  Brusskern's  Versicherung  in  den  Buch- 
staben X  uud  W  zur  Seite  der  übrigen  Inschrift  keine  verschiedene 
Hand  erkannt  werden  könne. 

Und  abermals  sind  vier  Jahre  verflossen  und  die  „bisher  unedirte 


worauf  die  Inschrift  steht,  noch  von  der  Gesellschaft  „VieiUc  Montagne**  wieder 
befahren  worden.  Vgl.  Jahresbericht  der  Ges.  für  nützl.  Forschungen  vom  J. 
1869—1871.    Trier  1872.    S.  117. 

1)  N.  S.  t.  VIII  (1863)  p.  449. 

2)  Gleichzeitig  mit  Brambach  hat  Schröter  die  Inschriften  in  den  Mit- 
theilungen des  hist.-antiq.  Vereins  f.  d.  Städte  Saarbrücken  und  St.  Johann  IV 
S.  68  veröfifentlicht  mit  folgender  zweifelhafter  Zeilencintheilung: 

INCEPTA  OFFICINA  AEMILIANI 
NONIS  MARTIIS 

Aus  dieser  Publication  ist  sie  neuerdings  wieder  abgedruckt  worden  von  J. 
Becker  in  den  Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Altcrthuroskunde  Bd.  XIII 
(1874)  S.  219  IL  12. 


Epigraphisch-antiquarische  Streifisüge.  87 

Inschrift*^  kommt  wieder  zum  Vorschein,  „welche  im  Laufe  des  vori- 
gen Sommers  in  der  Nähe  von  WaUerfangen  aufgedeckt  wurde^. 
^Nach  verschiedenen  erfolglosen  Versuchen",  so  berichtet  Herr  Prof, 
Kraus  in  Strassburg  i),  „dieselbe  wieder  aufzufinden,  gelang  es  mir 
durch  die  gefällige  Unterstützung  des  Herrn  Ernest  Villeroy  die  Lo- 
kalität auf  dem  s.  g.  Hanselberge,  V«  Stunde  hinter  St.  Barbe  zu  con- 
statiren.  Die  Inschrift  ist  auf  einem  Felsen  angebracht,  der  durch 
einen  Bergrutsch  wieder  mit  Erde  bedeckt  war,  so  dass  die  Schrift 
erst  nach  längerem  Graben  zum  Vorschein  kam.  Sie  ergab  folgen- 
den Text: «) 

INCEPTA  OFFI 
CINA    EMILIANI 
MONIS  MART 

—  —  Die  paläographischen  Eigenthiimlichkeiten  der  Schrift  deu- 
ten auf  das  Ende  des  zweiten  oder  den  Anfang  des  dritten  Jahr- 
hunderts." Das  beigegebene  Faksimile  der  Inschrift,  welches  nach  einem 
Gypsabdruck  der  Wallerfangener  Fayence-Fabrik  angefertigt  ist,  zeigt, 
dass  Herr  Dr.  Brusskern  richtig  gelesen  hat.  Denn  wirklich  hat  das 
zweite  F  in  officina  das  Aussehen  eines  E;  ebenso  ist  der  Verbin- 
dungszug zwischen  den  beiden  perpendikulärcn  Linien  des  N  in  Emi- 
liani  sehr  undeutlich,  so  dass  H.  Brusskern  sehr  leicht  die  Buchstaben 
NI  für  die  Zahl  III  ansehen  konnte.  Demnach  ist  also  nicht  mit 
Brambach  Incepta  officina  Emilia  lU  Nonis  Mart[iis],  sondern  Emi- 
liani  Nonis  Martiis  zu  erklären,  so  dass  der  Besitzer  der  officina  Aemi- 
lianus  geheissen  hat.  Wer  aber  jener  Aemilianus  war,  das  lässt  sich 
einstweilen  nicht  feststellen. 

Ueber  die  von  Brusskern  gelesenen  beiden  Buchstaben  X  und  W 
zur  rechten  Seite  der  Inschrift  schweigt  H.  Prof.  Kraus  gänzlich,  so 
dass  ihretwegen  die  Felseninschrift  noch  einmal  untersucht  werden 
muss,  damit  ihr  Verhältniss  zu  der  übrigen  Inschrift  ebenfalls  in's 
Reine  gebracht  werden  kann.  ' 


1)  In  einem  Artikel  der  Trierer  Zeitung  No.  67  vom  19.  März  187 1,  wel- 
cher wieder  abgedruckt  ist  im  Jahresbericht  d.  Ges.  f.  nützl.  Forschungen  v. 
J.  1869—1871  S.  116  und  Taf.  I,  6. 

2)  Hiemach  ist  die  in  den  Jahrb.  des  Vereins  v.  Alterthumsfr.  im  Bheinl. 
Bd.  LUX— UV  S.  341    gegebene  Zeilenabtheilung  der  Inschrill  zu  berichtigen. 


Epigraphisch-antiquarische  Streifzüge.  89 

AVR(eliana)  trägt,  während  der  andere ')  im  J.  173  ausgebrochene 
und  aus    den  damals  neu  eröffneten  Steinbrüchen   desselben  Kaisers 

Marcus  Aurelius  stammende  Block  mit  (ex  no)VIS    LAPICAEDINIS  | 

AVRELIANIS  bezeichnet  ist.  Und  diese  Bedeutung  von  officina  wird 
jetzt  durch  unsere  Inschrift  von  Wallerfangen  vollkommen  bestätigt, 
indem  sie  gerade  über  jener  zum  Bergwerke  des  Aemilianus  führenden 
Gallerie  in  den  Felsen  eingehauen  ist. 

Josef  Klein. 


1)  Bruzza   a.  a.  0.   S.  188  n.   224  =  Wilmanns  2774b,   wofern   diese    In- 
schrift, da  sie  bei  Gruter  1035,  2  ex  schedis  Ursini  stammt,  acht  ist. 


3.    Die  ehemalige  Renesse'sche  Sammlung. 

a)  Einleitimg :  Geschichte  derselben. 

Die  älteren  Kunst-  und  Alterthumssammlungen  der  Rheinlande 
sind  fast  alle  dem  nämlichen  tragischen  Geschicke  erlegen,  wie  die 
dortigen  staatlichen  und  socialen  Verhältnisse.  Der  gewaltige  Orkan 
der  französischen  Revolution  fegte  nicht  bloss  die  grösseren  und 
kleineren  geistlichen  und  weltlichen  Potentaten  von  den  damit  zum 
Ueberfluss  gesegneten  rheinischen  Fluren  hinweg;  diesem  Wirbel  folgten 
auch  die  Kunst-  und  Alterthumscabinette,  welche  der  ästhetische 
Sinn  eines  nichtmilitärischen  Reichsfürsten,  eines  Sonderlings  von 
Grafen  oder  Baron,  eines  aus  seiner  Erbonkelrolle  gefallenen  Cano- 
nicus  oft  unter  lebenslangen  Entbehrungen  mühsam  zusammen  ge- 
bracht hatte. 

Wo  sind  sie  hingekommen  die  Kunstcabinette  des  Domherrn 
Grafen  von  Kosseistadt  zu  Mainz,  des  Grafen  Renesse  zu  Coblenz,  des 
Canonicus  Pick  zu  Bonn,  des  Museum  Alfterianum  zu  Coln,  des  Gra- 
fen von  Manderscheid  zu  Blankenheim,  des  Baron  llüpsch  zu  Düsseldorf? 

Die  Sammlungen  der  Gebrüder  Boisscröe  und  die  Düsseldorfer 
kurfürstliche  Gallerie  zieren  die  Kunstmuseen  zu  München.  Nur  ein 
aussergewöhnlich  günstiges  Geschick,  der  Patriotismus  zweier  edlen 
Bürger,  Walraff  und  Richartz,  rettete  dem  ehrwürdigen  Cöln  den 
Rest  seines  alten  Kunstreichthums. 

Selbst  noch  in  unserer  Zeit  wandern  die  kleinen  Sammlungen 
massenhaft  ins  Ausland,  weil  in  Deutschland  weder  Staat,  noch  Ge- 
meinden, noch  Privaten  Geld  —  wie  Viele  meinen  für  dergleichen 
unnütze  Dinge  —  übrig  haben. 

Clemens  Wenceslaus  Graf  von  Renesse  aus  altem  brabantischem 
Geschlechte  war  1774  zu  Lüttich  geboren.  Sein  mütterlicher  Gross- 
oheim   Franz    Ludwig   Anselm   Freiherr    von   Breidbach-Bürresheim, 


Die  ehemalige  Reneese'sche  Sammlung.  91 

Domherr  zn  Trier,  Kurfürstlicher  Obristkämmerer,  zog  ihn  in  die 
Dienste  des  Kurfürsten  Clemens  Wenceslaus  von  Trier,  dessen  Pathe 
Renesse  war.  Als  Gardecapitain  beim  Rheinübergange  von  Hoche  bei 
Neuwied  1794  verwundet,  nahm  der  junge  Mann  seinen  Abschied  und 
zog  sich,  dem  Sturme  der  Revolution  ausweichend,  auf  sein  Schloss 
S'Heeren-Elderen  bei  Tongern  zurück,  wo  er  sich  ganz  seinen  Lieblings- 
studien, der  Numismatik  und  der  Alterthumskunde  zuwandte,  Wissen- 
schaften, denen  er  schon  als  Kind  durch  die  Sammlungen  seines  Va- 
ters zugeführt  worden  war. 

Im  Jahre  1797  fiel  ihm  durch  den  Tod  seines  Grossoheims  des 
Freiherm  v.  Breidbach  dessen  grosser  Gutsbesitz,  die  Herrschaften 
Bürresheim  und  Breidbach  am  Rhein  und  der  Bürresheimer  Hof  zu 
Coblenz  zu,  und  benutzte  Renesse  nun  die  reicheren  Mittel  zu  eifrigem 
Sammeln  des  gewaltigen  Materials  von  Kunst-  und  Alterthums- 
g^enständen,  welche  die  Umwälzungszeit  überall  in  Belgien,  Frank- 
reich und  Deutschland  auf  den  Markt'  warf,  dem  es  damals  gänzlich 
an  Käufern  fehlte. 

Die  Steindenkmale,  Bronzen,  Terracotten  der  römischen  Zeit, 
die  Schnitzwerke,  Waffen,  die  Manuscripte,  Urkunden  und  Siegel  des 
Mittelalters  stellte  er  im  Bürresheimer  Hof  zu  Coblenz  auf,  die  Mün- 
zen, Medaillen,  Porzellane,  Bilder  und  Bücher  im  Schlosse  zu  S'Hee- 
ren-Elderen. 

Nach  den  von  Renesse  selbst  mit  grossem  Fleisse  redigirten 
Katalogen,  welche  auch  zum  Theil  gedruckt  erschienen: 

1)  Description  abr^g^e  du  Cabinet  de  m^dailles  antiques  et  mo- 
dernes, tableaux,  gravures  etc.  appartenant  ä  Mr.  le  comte  de  Renesse- 
Breidbach.  Bruxelles.  de  May.  1831. 

2)  Catalogue  d'une  tres-belle  collection  de  livres  de  la  biblio- 
th^ue  dölaiss^  par  feu  Ic  comte  G.  W.  de  Renesse-Breidbach.  Anvers. 
Ancelle.  1835. 

3)  Catalogue  d*une  süperbe  collection  de  tableaux,  dessins  origi- 
nanx,  et  de  plus  de  20,000  gravures,  faisant  partie  du  magnifique 
cabinet,  d61aiss6  par  feu  le  comte  C.  W.  de  R.-B.  Anvers.  Rysheu- 
vels.  1835. 

4)  Catalogue  de  33,500  m^dailles,  monnaies  et  jetons,  compo- 
sant  le  süperbe  m^daillicr  d^laisse  par  feu  le  comte  C.  W.  de  R-B. 
Anvers.  Ancelle.  1836. 

5)  Analyse  critique  de  la  collection  des  diplömes,  sceaux,  cachets 


-i 


96  Die  ehemalige  Eenesse'sohe  Sammlang. 


b)   Der  Bheinisehe  Theil  derselben. 

(ffierzu  Taf.  V,  VI  und  VII.) 

AfMquUes  rhenanes  de  la  coUecHon  Cl.  W.  de  Renesse-BreidhiMch. 

Le  comte  Gl.  W.  de  Renesse,  parent  et  filleal  de  Tölectetir  de 
Treyes  Clemens- Wenceslas,  forma,  en  grande  partie  aar  les  bords  du  Rhin, 
une  magnifiqne  collection  d*antiquiUs^  qui  fut  ofiferte  aox  ench^res  publi- 
ques  k  Anvers,  en  1836  ^).  II  a  6t6  plusieorB  fois  fiait  aUaaion  ä  cette 
collection  dans  les  Jahrbücher  de  Bonn'). 

Le  comte  de  Renosse  avait  fait  confectionner  en  1825  et  en  1826 
nn  album-atlas  de  ses  collections  par  le  peintre  Welcker  de  Coblentz: 
ces  dessins  sont  anjourd'hui  dans  les  mains  du  petit-fils  du  celebre  col- 
lectionneur,  le  comte  Ludolphe  de  Renesse-Breidbacb,  chef  actnel  de  la 
famille.  C^est  de  ce  recueil  que  sont  extraits  les  dessins  que  les  Ja^irhücher 
publient  aujoord'hui,  et  qui  fönt  revivre  quelques  antiquit^  oubliees. 

Des  notes  puisees  dans  les  archives  du  greffier  Ter  Bruggen  d'An- 
vers,  qui  op^ra  la  vente  de  1836,  permettent  de  faire  connaitre  ä  qnel 
prix  minime  ces  antiquites  ont  et^  vendues,  et  dans  quelles  mains  elles 
ont  passe. 

Ne  pouvant  tout  publier,  les  Jdlirhüclier  ont  voulu  faire  un  choix, 
en  ecartant  beauconp  d'objets  d'une  authenticite  suspecte,  et  en  se  bor- 
nant  a  un  certain  nombre  do  statuettes,  dont  on  rectifiera  quelques  attri- 
butions. 

Celles  des  antiquites  rhenanes  que  le  comte  de  Renesse  se  plaisait  a 
citer  lui-meme^  parmi  les  perles  de  son  cabiuet  ^),  etaient  les  suivantes  qu'on 
retrouvera  ci-apr^s :  une  6pee  ä  deux  trancbants,  trouvöe  pres  de  Coblentz 
dans    un  tombeau,    avec  des    couteaux  et   ustensiles    de    sacrifice  (No.  82 


1)  Catalogue  du  magnifique  cabinet  delami  par  feu  M,  U  comte  Clemens- 
Wenceslas  de  Rencsse-Breidhach  (dont  la  vente  se  fera  a  Anvers  au  salon 
d'exposition,  rue  de  Venus,  par  le  greffier  Ter  Bruggen,  le  31  Mai  1836  et  jours 
Buivants).  No.  4.  Antiquites  grecques,  romaines,  ceUes^  germaines,  gauioises,  etc. 
Anvers,  Ancelle,  507  n.,  32  p.  in  8^ 

2)  II,  p.  7;  XXIX-XXX,  p.  85;  XXXI,  p.  86,  etc. 

3)  Description  abreget  du  cabinet  de  midaUles  antiques  et  modernes^  tableaux^ 
gravures,  etc.  appartctiant  ä  M,  le  cotnte  de  Renesse-Breidbach,  divisee  par 
classes,  Bruxelles  1831,  32  p.  in  S\  p.  17. 


Die  ehemalige  Renesse'sche  SammlaDg.  97 

et  118  ci-apr^),  deox  bostes  d'empereurs,  en  calcddoine,  provenant  du 
tr^sor  de  l'abbaye  de  Fulda  (No.  198  et  199),  des  empreintes  de  cam^e 
ou  p&te,  exbam^es  k  Neuwied  (No.  409  k  421),  deux  beaux  antels  votifs 
romains,  trouv^s  dans  les  environs  de  Simig  (No.  462  et  463),  nne  tete 
en  marbre  blanc  de  Tempereur  Commode,  decouverte  k  Trbves  (sans  doute 
le  No.  474). 


I.  Planche  Y.  Fig.  1.:  Satyre,  tenant  dans  la  main  droite  nne 
coqnille  et  dans  la  gauche  nne  corne  d^abondance,  ainsi  decrite  dans  le 
Caialogue  de  Renesse: 

„No.  1.     Figure  de  Satyre. 

„Trouv^e  en  1771  k  Treves,  pres  de  la  cath^drale,  en  creusant  les 
fondaiions  d^nne  maison ;  d'nne  süperbe  conservation  et  d'un  beau  travail." 

(Adjng6  k  M.  le  baron  de  Vinck  du  Bois,  k  Anvers,  pour  fr.  80,  00.) 

Le  baron  Jules  de  Vinck  de  Winnezeele  a  bien  voulu  faire  connaitre 
qn'il  possedait  encore  intacte  aujourd^hui  la  collection  de  son  p^re,  et  que 
ce  Satyre  y  est  encore  en  ce  moment;  aussi  est-ce  avec  ^tonnement  que 
Tauteur  du  present  article  a  vu  au  Musee  de  Wiesbaden  un  Satyre  en 
tout  semblable,  6galement  ränge  parmi  les  antiquites  romaines,  mais  sans 
designation  d'origine. 

M.  le  Colonel  von  Gohausen,  directeur  du  Musee  de  Wiesbaden, 
manifeste  quelques  doutes  au  sujet  de  Tauthenticit^  de  son  Satyre  qui, 
d'apres  lui,  est  trop  plein  de  mouvement  et  pourrait  bien  appartenir  k 
la  Renaissance  seulement.  On  ne  sache  pas.  cependant,  que  certain  acces- 
soire  quelque  peu  pai'en  de  notre  fig.  1,  ait  6te  imite  par  les  artistes  du 
XVI®  sieclo,  bien  que  parfois  ils  aient  fait  abus  des  nudit^s  feminines. 

La  flg.  1  est  en  tout  cas  d*utf  style  fort  distingue,  et  on  attendra 
des  d^uvertes  analogues  d^une  date  certaine,  avant  de  la  coudamner 
comme  moderne. 

La  patere  en  forme  de  coqnille,  que  notre  personnage  tient  de  la 
main  droite,  rappelle  certaine  coqnille  d^ambre  (ou  de  verre  de  la  nuance  de 
l'ambre),  tronvee  par  M.  Cam.  Van  Dessel  dans  un  tumulus  k  Cortil-Noir- 
mont,  et  sur  laquelle  est  represent6  un  Capricorne  ail^  devant  une  coupe  '). 

n.  PL  V.  Fig.  3:  „No.  11.    (Catal.  de  Ren.)    Fenune  assise  sur  une 


1)  Cette  decouverte  fera  Pobjet  d*une  description  ult^rieuro  dans  le  Bti^ 
letm  des  Commisaions  rayales  d'art  et  d'arch^ologie  (de  Belgique).  II  paralt  que 
la  patere  est  en  rösine-oopal. 

7 


98  Die  ehemalige  Renesse' sehe  Sammlung. 

b^te  ressemblant  a  an  cbamois.  Elle  a  sor  la  tSfce  one  esp^  de  voile  qni 
lui  descend  jusqu'aux  genonx.    Elle  est  attachee  k  l'animal  par  un  pivot 

„Trouvee  pr^s  de  Neuivied;  de  fabriqae  barbare." 

(Adjug6e  k  M.  Jean  S^gnr,  pour  fr.   15,  00.) 

D^une  antiquit^  plus  que  douteuse. 

III.  Statuettes  dont  il  convient  de  dire  an  mot,  avec  la  ferme  esp^- 
rance,  toutefois,  que  ce  sera  le  demier  sor  la  question. 

Ces  figores  se  rapportent  aux  indicaüons  snivantes  du  Catalogue : 

;,No.  12.     Figure  de  Vulcain,  arm^  d'un  marieau.^     (PI.  V.  Fig.  2.) 

(Adjuge  h  M.  le  baron  de  Vinck  du  Bois,  pour  fr.  12,  00.) 

„No.  13.  Figure  d'Hercule  ayant  tenu  anciennement  une  niaasae.*' 
(PI.  VI.  Fig.  4.) 

(Adjug6  au  meme,  pour  fr.  7,  00.) 

„No.  15.     Figure  d'Hercule,  arme  d'une  massue."     (PI.  VI.  Fig.* 5.) 

(Adjuge  k  M.  Hartog  ^),  pour  fr.  6,  00.) 

Ges  trois  numeros,  indiqu^s  comme  pi^es  de  fabrique  barbare,  avaient, 
dit  le  Catalogue,  6t6  trouv^s  k  Tr^es,  en  mSme  temps  qu'une  quatrieme, 
No.  14:  „figure  de  Mercure  teoant  dans  la  main  droite  une  bourse'^  (ega- 
lement  adjug6  ä  M.  Hartog  pour  fr.  14,  00). 

La  collection  de  Renesse  comprenait  une  quatrieme  Statuette  du 
mSme  genre: 

„No.  31.     Figure  d'Hercule  d'un  travail  tres-barbare. 

„Trouvee  pres  de  Xanten.     Le  bras  gauche  est  brise". 

(Adjuge  a  Mlle  Maes  ^)  pour  fr.  2,  00.) 

Ces  quatre  statuettes  (meme  la  prcmiere,  dans  la  main  droite  de  la- 
quelle  on  a  place  non  une  massue^  mais  vn  marteau),  appartiennent  a  une 
categorie  d'objets  pseudo-antiques,  qu'on  a  rattaches  au  culte  des  bar- 
bares  pour  Ilercule. 

La  description  qui  est  donnee  de  ces  statuettes,  les  rapporte  toutes, 
avec  quelques  variantes,  au  type  suivant :  „un  homme  nu,  de  petite  sta- 
ture,  mais  ayant  la  tote  grosse,  de  grands  yeux  et  les  pommettes  des 
joues  saillantes.  De  fortes  moustaches  viennent  encadrer  une  barbe 
longue  et  epaisse.  ün  drap  tordu  comme  une  corde  est  noue  autour  des 
hanches,  et  les  bouts  forment  une  especo  de  tablier  qui  counre  les  parties 


1)  M.  Hartog  etait  un  marchand  d'antiquites,  dont  la  collection:  ta- 
bleaux,  porcelaincs,  objets  d'art,  argenteries,  Instruments,  etc.,  a  ete  vecdue  ä 
Anvers,  le  9  Mai  1859,  par  le  greffier  Ter  Bruggen. 

2)  La  collection  d'antiquites  de  Mllo  Maes,  a  ete  venduo  ä  Anvers,  le 
22  Mars  1845,- par  lo  meme  greflfier  Ter  Bruggen, 


100  Die  ehemalige  Renesse'sche  Sammlang. 

pourraient  bien  etre  des  idoles  de  la  d^cadence,  comme  Celles  qne  GMgoire 
de  Tours  montre  dans  les  mains  de  Clovis  ^),  et  c^est  ainsi  qa*on  expU- 
querait,  d^aprös  lui,  le  soin  de  voller  les  nuditös  par  rapprocbe  de  la  re- 
ligion  nonvelle  ^). 

Ce  n'^tait  \k  qa^une  d^faite':  en  e£fet,  il  est  bien  d6montr6  anjoard^hni 
quo  ces  statuettes  appartiennent  aux  temps  modernes,  d'aatant  plus  qae 
certaines  d'entre  alles  s'appuient  sur  des  ^cus  triangulaires,  d*une  forme  qae 
n'ont  jamais  eue  les  boucliers  antiques,  classiques  ni  barbares. 

Rigollot  montra  ces  pr^tendus  Hercules  comme  encbauteors  dans 
les  romans  de  chevalene,  ou  comme  g6ants  et  sauvages  dans  Tart  b^ral- 
dique  du  XIIP  si5ole  et  du  XIV®  ^);  c'est  Tun  de  ceux-ci  qui  caract^rise 
les  armoiries  de  la  famille  de  Wiltheim  *), 

M.  de  Longperier,  de  son  c6te,  prouva,  par  des  citations  de  Shakes- 
peare et  de  Tun  de  ses  coramentateurs  ^),  qu^aü  XVI®  si^le,  les  statuettes 
de  ce  genre  servaient  de  supports  h  des  chandeliers.  D'autres  ont  soatenu 
qu^elles  furent  employees  h.  des  serrures,  cimiers  de  casques,  chenets  ®),  et 
mSme  &  des  contrepoids  de  pendules  '^)^  etc. 

En  un  mot,  le  caractere  rclativement  moderne  de  ces  statuettes  est 
aujourd^hui  duement  constate,  malgr6  les  afiOrmations  contraires  de  quelques 
retardataires. 

Ce  ne  sont  pas  au  surplus  les  seules  statuettes  d'Hercule  qui  aient 
eu  de  semblables  destinees ;  de  mßme  que  la  trouvaille  de  Tröves,  d'apres 
le  Catalogue  de  Renesse,  montre  un  Mercure  u  cote  de  trois  Hercules,  de 
memed'autres  decouvertes,  si  elJes  sovthkn  aufhentiques^),  6talent  ensemble  des 
Hercules,  des  Jupiters,  des  Mercures,  etc.  En  outre  M.  de  Meester  de  Rave- 
stein,  dans  son  magnifique   musee   d^ITever,  possede    une  V^nus    avec  bulle 

1)  DU  quos  Colitis  .  .  .  aliquo  metaUo  sculpti,  II,  29. 

2)  Bull,  Acad.  de  Belg.y  1.  cit.,  p.  95. 

3)  Essai  historique  sur  les  arts  en  Picardie,  p.  138. 

4)  Luxcmhurgum  rovianum  du  P.  Wiltheimy  preface  de  Neyen,  pl.  pr. 
on  rogard  de  la  p.  7.     Wiltlieim  veut  dire  „la  demoure  de  Thomme  saiivagc." 

5)  Ixevue  arMohgiqiie,  W  (1845-  1846),  p.  517;  voy.  aussi  le  meme,  Mem, 
de  la  Socieie  des  antiquaires  de  France,  V  (Nouv.  serie),  p.  388,  et  pl.  XII; 
Bull  Acad.  roy.  de  Belg.,  XII,  1®,  p.  545. 

6)  Revue  nrcheohf  1.  cit.,  p.  507. 

7)  Schaycs,  La  Belgique  et  les  Pays-Bas  arant  et  pendant  ladominatian 
romaine,  I,  p.  287. 

8)  Quednow,  l.  cit.,  pl.  XIV;  Wagener,  h  cit,  fig.  154  et  896;  Rapport 
sur  les  colltctions  d'antiquites  et  d^eüindogie  du  mus^e  cantannal  ä  Lausanne, 
p.  6,  etc.  * 


102  Die  ehemalige  Renesse'sche  Sammlung. 

archeologue  digne  de  ce  nom,  en  France  ou  en  Angleterre,  n'ignore  qne 
les  pr^tendaes  statnettes  persanes  du  comte  de  Caylns,  sont  des  ohandelien 
de  la  fin  da  XIY®  siecle.  Ces  magots,  dit  an  aatre  sayant,  ne  se  ratta- 
chent  pas  plas  k  l'antiqaitö  qae  les  bonshommes  de  fantaisie,  qn^on  troave 
aujourd'hui  aar  les  toilettes  et  les  ^tag^res  de  nos  dames  '). 

IV.  (PL  VI.  Fig.  6.)  Cet  objet  est  d^crit  daiis  le  Catalogue: 

„No.  22.  Figare  d'enfant,  dont  le  baste  est  termine  en  feailies 
d^acanthe. 

„Gette  pi^e  a  6ii  troavee  dans  un  sarcophage  en  pierre  de  taf,  pres 
d* Afidemach^  lors  de  la  restauration  de  la  grand'  roate,  en  1812.^ 

(Adjug6  a  Mlle  Maes,  pour  fr.  11,  00.) 

Des  statuettes  avec  ane  ornementation  semblable  ont  et^  decrites 
aillears  ^). 

Avons-oous  ici  an  ex-voto,  piatot  qa'un  poids,  sapposition  qa^auto- 
risent  les  deux  bras  oaverts.  Un  poids  de  bäiance  romaine  devait  en  effet 
dtre  suspenda:  or  on  ne  yoit  h  cette  fig.  6  ni  beliere  ni  ouyertare  poor 
introdaire  le  plomb  par  derriöre  ^).  G^est  k  tort  qae  le  comte  de  Gaylas 
(opinion  qa'il  a  abandonn^  depais)  voyait^}  des  ex-voto  dans  les  bustes 
ä  b^li^rc;  si  nombreox  dans  les  cabinets  d^antiqait6i.  La  beliöre  est  ins^- 
parable  des  poids  destines  ä  etre  suspendus;  mais,  si  eile  peut  exister  ohez 
certains  ex-voto^  ceux-ci  6taient  en  g^n6ral  places  sur  piedouche. 

V.  Deux  statuettes  ainsi  decrites  dans  le  Catalogue  de  Renesse : 
„No.  23.     Figuro  barbare    tenaut  dans    la   droite  un  baten,    dont  le 

haut  parait  avoir  et6  courb6."    (PI.  VI.  Fig.  7  et  7  a.) 

„Elle  fut  trouv^e  pres  de  Neuwied  en  1818;  eile  est  toute  couverte 
d'un  vert-de-gris  antique,  qui  forme  une  espöce  de  laque." 

(Adjug6  a  M.  Hartog,  pour  fr.  6,  00.) 

„No.  25.  Figure  de  femme  d'un  travail  tres -barbare ;  les  yeux  qui 
sont  creux,  ont  6t^  autrefois  remplis  d'une  pierre  fine.  Elle  a  la  main 
droite  tres-difforme."  (PI.  VII.  Fig.  8  et  8  a.) 

„Trouvee  pr^s  de  Cologne  en   1820." 

(Adjuge  k  M.  Den  Duyts,  ä  Gand,  pour  fr.  21,  00.) 

1)  BericM  XIII  de  Schleswig  etc.,  p.  73. 

2)  Voy.  entre  autres  de  Montfaucon,  L'aniiquiti  expUquee,  I,  pl. 
CXLVIII,  fig.  2  et  GL VII,  fig.  8;  III.  pl.  XL;  Jahrbücher  ci-dessus,  LUI,  fig.  1 
et  2;  etc. 

3)  De  Meester  de  Ravestein^  Musie  de  Ravesteinj  CakUogue  de- 
scriptif,  I,  p.  469,  n.  650. 

4)  Becueil  d'antiqmt68,  etc.,  IV,  pl.  LXXIV,  fig.  2,  p.  217. 


p«r  l€4  pointi  de  rapprocbeoMfit  mrec  les  antiqahei  etnuqfim  tfoaTcci 
MIX  orbdx  do  RbiD. 

htm  staiaetUa  de  Im  collection  de  Benesae  Tiemmit  ainsi  mpportcr 
an  ftppojnt  de  eerUise  Talenr  k  la  these  d'ane  drcnUtion  eommeraale 
de«  objeU  etnisqaea  depo»  l'Italie  jiuqn'i  la  Bahiqoe.  par  la  SunM,  la 
Kbin  et  leHanovre;  orXeawied  oomme  Cologne  se  trooTent  etre  des  ctapet 
de  cette  roate.  i  ajoater  a  celles  qae  Genthe  a  marqaees  sar  la  carte  des 
roaies  rairies  par  les  EtroBqaes  Ters  le  nord. 

On  n'ignore  paa  qn*en  Belgiqae  meme,  qoelqne  ecaite  qne  soii  ee 
pays  d«:  la  rcut^^  indiqaee,  on  a  troaT^  des  objeis  etmsqaes  d^an  caraciere 
ant^romaiOf  aajr/ard'hiii  recoona  par  les  savants  de  toate  rCarope  '),  mais 
nagnere  conieitte  par  les  archeol<^^€S  de  rAcadeniie  rojale  de  Belgique'), 
qai  araient  omis  de  ee  teosr  au  coaraot  des  travanx  de  Lindenschmit,  tod 
Sacken,  aas^m  Weerth.  etc. 

VI.  Planche  VII.  Fig.  9.     Le  Gatalogae  la  decrit  en  oes  termes: 

„Xo.  27.  Figare  d'horome  tres-matilee. 

„Troovee  ä  Xanieti:  de  cnivre  an  pea  jaane.*^ 

(Adjag6  ao  comte  Lonis  de  Renesse-Breidbach  '),  pour  fr.  3,  00.) 

Bien  qne  la  ressemblance  ne  soit  pas  parfaitement  reconnaiasable,  a 
raison  peut-^re  de  la  mutilation,  oa  de  l'infidelit^  da  premier  copiste,  ü 
se  pourrait  qae  la  fig.  9  f&t  ane  etataette  dWntinoös  piatot  qae  d'Apollon, 
et  Ton  peat  appliqaer  ici,  en  se  bomant  a  les  transcrire,  les  paroles 
suiTantes  de  M.  de  Meester  de  Ravestein  ^)  ä  propos  de  deax  figorines 
assez  semblables  de  son  Musee: 

„II  est  certain,  que  ces  denx  figorines  representent  un  seal  et  meme 
personnage.    Lears  formes  pares  et  juveniles,    leur  attitade  d'ane  moUesse 


1)  Yoir  ce  qae  l'auteur  da  present  article  a  ecrit  a  ce  sujet  dans  le 
Büü.  des  Comm.  roy,  d'art  et  d'archeol,,  XI,  p.  287  et  435;  Xn,  p.  212; 
Xni,  p.  383. 

2)  Ceci  seit  dit  sans  voaloir  porter  atteinte  au  merite  incontestable  de 
Fun  de  ces  archeologues,  le  savant  baron  de  Witte,  merite  auquel  ä  Penvi 
tout  le  monde  rend  hommage,  temoia  cncore  rccemment  Renan,  qui,  dans  la 
preface  de  sod  Antechn'st,  Ic  cite  avec  eloge  parmi  ^ses  meillears  coUaborateurs. 
M.  lo  baron  de  Witte  a  du  rcste  declare  depuis,  qu'il  cessait  de  considerer  les 
objets  etrusqaes  d'Eygcnbilsen,  comme  importes  Beulement  ä  Vcpoque  romaine 
par  un  Romain,  araatear  d'antiquites  {BulL  des  Comm.  roy.  cite,  XIII,  p.  400). 

3)  Le  comte  Louis,  fils  du  comte  Ch.  W.  de  Renesse,  fat  lai-meme 
grand  amatear  d'Hntiquites  et  numismate  distingue.  Ses  collections  furent  ven- 
daen  ä  Gand  en  1863  et  1864  par  Yerhulst. 

4)  Musie  etc.,  I,  p.  383,  No.  502. 


Die  ehemalige  Renesse'pohe  SammluDg.  109 

pleine  de  gr&ce,  la  poitrine  large,  qu'on  remarqne  aux  Images  d^Antinoüs, 
la  conformite  des  traits  du  visage  avec  ceox  du  bean  BithyDien,  et  lenr 
Dadit^  (car  alles  ne  portent  qa'un  petit  manteau  attach^  aa  cou  et  coayraDt 
le  dos),  noas  fönt  croire  qne  noas  avons  ici  devant  noas  deax  statnettes 
d^Antinoüs.  EUes  sont  probablement  du  uombre  de  Celles  qa'Hadrien  fit 
ez^nter,  en  nombre  infini,  en  Italie  et  en  Egypte,  poor  calmer  sa  dooleur 
de  la  perte  d^Antinoüs  et  pour  6terniser  la  memoire  de  ce  favori/ 

La  collection  de  Renesse  poss^dait  en  outre,  No.  44,  une  autre  figare 
dliorome  tres-mutilee,  d^apparence  semblable,  trouv^e  k  Coblentz^  dans  les 
foailles  faites  pour  la  construction  des  fortifications.  Elle  fut  adjug^e  h 
MUe  Maes  pour  fr.   1,  00. 

VIT.  Planche  VII.  Fig.  10.  Cette  Statuette  est  ainsi  decrite  par  le 
Catalogue: 

„No.  28.    Figure  d'un  vieillard,  trouv^e  en  1818,  H  Äiz-UhChapeUe; 
de  cuivre  un  peu  jaune.^ 

(Adjuge  k  M.  Hartog  pour  fr.  6,  00.) 

On  se  figure  difficilement    de  quel  groupe  peut  avoir    fait  partie  ce 
vieillard  peuche,  qu'aucun  indice  süffisant  ne  permet  de  consid^rer  comme 
on  Sil^ne  ivre.     L^absence    du   masque   socratique   et   (qu'on    noas    passe 
I'expression)    de   la  ^^bedaine^,    qui  caract^risent    le  plus  souvent   le  com- 
f^agnon  de  Bacchus,    ferait  plutdi  ecarter    cette  supposition.    .Mais  la  Sta- 
tuette est  de  bon  style,  et  a  bien  une  apparence  antique. 
VIII.  Planche  VII.  Fig.  11.  Le  CaUlogue  porte: 
„No.    30.     Figure   de    Mercure,    tenant   une    bourse    et    une    corue 
d'abondance. 

„Trouvee  prös  d' Andernach.*^ 
(Adjug^e  ä  Mlle.  Maes  pour  fr.  2,  00.) 

On  ponrrait  croire  cette  pi^ce  non  antique,  ä  cause  de  l'attitude 
]^^ench6e  qui  signale  cette  figurine  comme  la  pr^cedente.  Cependant  le  dessin 
^n  est  bon,  et  le  comucopiae  dans  les  mains  de  Mercure  n^est  pas  un 
Onotif  pour  condamner  notre  st-atuette,  car  cet  accessoire  se  voit  ailleurs 
^uicore  ^)  dans  les  mains  de  dieu  du  commerce. 

La  collection  de  Renesse  contenait  une  seconde  Statuette  de  Mercure, 


1)  De  Montfaueon,  I,  p.  130,  pL  LXXin,  fig.  4:  „La  corne  d'abondance 
trouTe  assez  rarement  avec  Mercure;  eile  sembie  ponrtant  lai  convenir,  tant 
qu'il  est  le  dieu  des  marchands  et  du  luore,  qae  parce  qne  son  antre, 
^omme  ü  est  rapportö  dans  les  vers  attribu^  ä  Orphöe,  etait  plein  de  toute 
«orte  de  biens.«'  Cfr.  Id„  pl.  LXXIV,  fig.  2,  pl.  LXXV,  fig.  4,  eto. 


Die  ehemalige  Renetse'sclie  Sammlang.  111 

XIL  Planche  YII.  Fig.  15.  Croupe  ainsi  d^crit  par  le  Catalogue: 

«No.  60.  Figure  d'Acieon  place  eutre  ses  deux  chiens,  sur  an 
diBqae,  dont  Tinterieur  est  coDcave. 

„Gelte  piece,  qui  a  un  vernis  antique  de  toute  beaut6,  fut  trouy6e  en 
1822  k  Cologne,  pres  de  la  porte  allant  k  Juliers,  a  niie  assez  grande 
profondeur.* 

(Adjnge  k  MUe.  Maes,  pour  fr.  18,  00.) 

Un  objet  completement  semblable,  sauf  las  d6tails  du  pi^douche,  a 
et^  decouvert  k  Neuss^  en  1844  ^). 


Outre  les  objets,  qui  sont  repr^sentes  par  les  planches,  oa  auxqaels 
il  a  ete  d^jk  fait  allusion  ci-dessus,  le  Catalogue  de  Renesse  comprenait 
les  numeros  suivants,  egalement  en  hronze, 

No.  20.  Une  Minerve,  qui  aurait  ^te  trouvee  k  Ehrenhreiistein  en  1819, 
mais  oü,  malgre  Tautorite  d'£mele  ^)  et  de  Hommel  ^),  il  ne  faut  voir 
qu'un  pseudo-antique,  u  raison  de  la  lance  de  toumoi  et  de  T^cu-Renais- 
sance,  dont  cette  Minerve  a  6te  orn^e. 

No.  46,  47,  48.  Un  cheval  sur  charnieres,  un  oiseau^  et  un  äne 
respectivement  trouves  d^apres  le  Catalogue,  k  Cohlentz  en  1821  et  1822 
et  pres  de  Mayence  en  1821.  Rien  dans  ces  objets,  qui  rappelle  lanti- 
quite  d'une  maniere  bien  p^remptoire;  au  contraire.  Rien  en  tout  cas 
d'assez  interessant  pour  donner  lieu  k  une  reproduction  par  le  dessin. 

No.  45,  54.  Deux  guerriers  de  fort  mauvais  style,  indiqu^s  coume 
trouves  k  Cöbletite  en  1819  et  en  1820.  Ces  figurines  sont  tres-proba- 
blement  modernes. 

No.  52.  Un  saltimbanque  faisant  de  T^quilibre  sur  une  sphere,  avec 
un  style  sans  pointe  sur  Tepaule,  Egalement  trouv6  en  1819  k  Cohlentz; 
Statuette  de  mauvais  style. 

No.  55.  Une  sorte  d'Uranie  sur  une  sphere,  ayant  Pair  de  contem- 
pler  les  astres  et  t«nant  dans  la  main  une  lunette  d'approche  (?).  Malgr6 
Tindication  des  environs  de  Cohlentz^  comme  ayant  produit  cet  objet  en 
1821;  il  decele  par  lui-meme,  ainsi  que  par  la  forme  de  son  piedouche, 
une  fabrication  moderne. 

1)  Jahrbüelier  ci-dessus,  V — VI,  pl.  IX— X,  No.  5,  p.  43,  note. 

2)  Beschreibung  römischer  und  deutscher  Älterthümer  der  Provinz  Bhein- 
hessen,  pl.  29,  fig.  7,  p.  72. 

8)  Jurisprudentia  numisnKxtibus  iUustrata,  p.  54,  pl.  XVl  (d'apres  ab 
Ebermayer),    Voy.  aussi  Wagtnerf  Handbuch,  pl.  XCI,  n.  912. 


Die  ehemalige  ReDesse'sche  Sammlung.  118 

„No.  83.     Coutean  k  an  tranchant  ayant  an  tres-petit  manche.^ 

(Adjog^  poar  fr.  6,  00,  aa  mßme.) 

«No.  84.  Coateaa  ayant  la  meme  forme  qae  le  prec^ent ;  le  manche 
,  est  cass^,  mais  Taunean  a  M  troav^  h  cot^." 

„No.  85.     Couteaa  an  pea  plas  peÜt  et  sans  manche.!' 

(Ces  deux  objets  adjug^s  poar  fr.  9,  00,  aa  comte  Loais  de  Renesse- 
Breidbach.) 

„No.  86.  Petit  vase  d'an  beaa  travail,  qai  a  6te  trouve  rempli 
de  grains  brül6s,  dans  le  mSme  tombeaa  oü  ont  6t^  d^coavertes  les  coateaax 
ci-deßsos." 

(Adjag6  poar  fr.  5,  00  ä  MUe  Maes.) 

„No.  94.  Petite  ecaelle  dont  le  manche  a  ^te  cass^;  le  fond,  qai  a 
constamment  touch^  la  pierre  da  tombeaa,  est  d^trait  par  la  roaille. 

„Troay6  avec  les  coateaax;  voyez  n.  82." 

„No.  95.     Palette  dont  ane  partie  est  emport^e  par  le  temps. 

„Tronvee  avec  la  pr^cedente,  les  nn.  82  et  saivants." 

(Ces  deax  objets  adjag^s  poar  fr.  1,  00,  H  MUe  Maes.) 

„No.  116  et  117.     Deax  caillers  qai  ont  ite  trouv^es  dans  le  meme 
tombeaa  que  les  coateaax  et  aatres  objets  soas  un.  82  et  snivants."    • 
(Adjuges  poar  fr.  6,  00  k  la  m^me.) 

On  troavera  ci-apres  le  n.  253  qai,  d*apr^  le  Catalogae,  a  fait  partie 
de  la  mdme  troavaille. 

L'ensemble  de  cette  s^paltare  est  digne  d^attention,  et  qaelqaes-ans 
des  dessins  de  Talbum  de  Welcker  poss^ent  assez  bien  le  caract^re 
6tmsqae^  notamment  le  n.  82,  ep6e  en  forme  de  feaille  de  saage,  qai  a 
ane  longaear  de  m.  0,53  k  m.  0»54,  et  dont  le  modMe  se  rapproche 
beaacoap  des  types  L  et  M  pabli^s  en  1866  par  la  Bevue  archSologique 
de  Paris,  et  qai  ont  6t6  troav^  k  Lyon  et  dans  le  canton  de  Yand. 
L'original  (de  meme  qae  le  n.  253)  fait  sans  doate  partie  dos  collect ions 
de  rUniversit^  de  Gand,  poar  lesquelles  M.  Den  Dayts  ^tait  com- 
missionne. 

Sealement,  tandis  qae  la  Bemie  archSologique  indiqae  qae  toates  les 
lames  de  Tage  de  bronze  sont  a  deax  tranchantS;  les  nn.  83  k  85  n'en 
ont  qa^an. 

Gela  est  digne  de  former  Tobjet  d^nne  etnde  speciale,  qae  des  croqais 
malheareasement  incomplets  ne  permettent  pas  dUnserer  ici. 

„No.  118.  Omements  aar  ane  plaqae  (de  bronze)  de  T^paissear 
d^ane  pi^  de  cinq  francs. 

8 


114  Die  ehemalige  Renesse'sdie  Sammlung. 

„TrouT^e  au  mdme  endroit,  qne  le  n.  82 ;  eile  parait  avoir  senri  ^ 
ane  agrafe.*' 

(Adjiig6  pour  £r.  1,  00,  h  la  m§me.) 

^No.  130.     Amulette  en  forme  de  double  Priape  k  {Me  de  bouc.*' 

„Trouv^e  k  CohlenU  dans  une  ume  remplie  d'oseemente.'' 

,No.  132.     Estampille  de  potier  portant  les  lettres  fori.^ 

„Trouv6e,  il  y  a  plnsieurs  ann6e8,  prte  de  la  peilte  Tille  de  Breissig 
entre  Andernach  et  Bown^  dans  un  endroit  oü  se  sont  trouv^  beaucoup 
de  d^bris  de  poteries,  dont  une  partie  en  terre,  avec  de  jolis  bae-relieft." 

(Adjug6  ä  MUe  Maes,  avec  d^antres  objete,  pour  fr.  11,  00.) 

„No.  144.     Joli  petit  bas-relief  representant  Hercule  et  rAmour. 

„Trouy6  ä  Neuwied  dans  les  fouilles  faites  quelques  ann^  avant 
1825  par  ordre  de  feu  la  Princesse  '),  en  mtoe  temps  qu'un  miroir  de 
metal,  des  bas-reliefs,  repr6sentant  des  tetes  chimeriqnes  et  une  tete  im- 
periale.*' 

„No.  168.     Figure  de  Laoooon  en  bronze. 

„TrouT^  k  Cohlenigf  hors  de  la  porte  du  Löhrthar.*^ 

„No.  169.     Petite  Victoire  en  bronse. 
9     „Trouyee  dans  le  meme  endroit.  ** 

,,No.  170.     Petite  statue  de  Pallas  en  bronze  dor6. 

„Trouvee  dans  un  tombeau  ä  Cologne  en  1823.^ 


Quant  aax  antiquit^s  en  fer^  elles  ne  pr^sentent  d^autre  inter^t 
qua  rannotation  suivante  confirmant  ce  qu'on  sait  de  rexploitation  des 
carrieres  de  Niedenncfidig  des  le  temps  des  Komains : 

„No.  192.  Fer  d^une  lance,  trouve  en  1826  dans  les  environs  de  Brohl^ 
avec  des  debris  de  poterie  antique.  Ge  village  est  situe  pres  du  Rhin,  a  une 
petite  distance  d^ Andernach,  Le  fer  fut  trouve  dans  d^anciennes  carrieres 
de  pierres  de  tuf,  ou  on  d6couvre  encore  tous  les  ans  des  antiqaites,  ainsi 
que  des  medailles  et  monnaies  romaines.^ 


Les  antiquites   en  pierres  prScieuses  contiennent    quelques    statuettes 
et  intailles  provenant  d^anciens  reliquaires,  etc.,   dont  les  suivantes: 


1)  Les  fouilles  de  NiederhUber^  aux  environs  de  Neuicied,  effectuees  aux 
frais  de  la  famille  princiöre  de  TFted,  et  decrites  par  Dorow,  eareat  liea, 
en  efiety  vers  l'epoque  indiquee. 


Die  ehemalige  Rteeste'sche  Sammlung.  115 

„No.  198.  Büste  laiir^  de  Pemperenr  Galba,  en  calc^oine,  plac6 
gor  an  pi^douche  non  antique  d^agate." 

„No.  199.  Büste  laar6  de  Temperear  Titos,  en  calc^oine-onyz, 
plac6  idem." 

„Ges  deax  statuettes  proviennent  de  rancien  tr^sor  de  Tabbaye  de 
Fulda." 

(Adjageefi  an  comte  Lonis  de  Renesse,  pour  fr.  88,  00  et  80^  00.) 

„No.  200.  Statue  grecque  en  forme  de  Terme,  en  calc6doine-onyx, 
representant  un  vieillard  barbu;  provenant  de  la  mSme  abbaye.  Belle 
pi^ce.* 

(Adjugee  pour  fr.  50,  00  k  Mlle  Maes.) 

„No.  213.  Belle  intaille  antique  de  calc6doine,  avec  des  inscriptions 
grecques.     Elle   appartenait  k  un    reliquaire   du  chapitre  de  S^.  Marie  h 

Cologne.      Tete   de    la    reine   Anemida;     dessous:    ANHMI,    k    Pentour 

VONAO  lAYOT  IH/ 

(Adjug6e  pour  fr.  6,  00  au  oomte  Louis  de  Renesse.) 
„No.  218.  Petit  cam6e  en  onyx,  dont  le  fond  est  de  couleur  bmne 
et  le  dessus  bleu.  11  represente,  en  intaille,  nn  empereur  debout,  tenant 
dans  la  droite  un  globe;  derrilre  lui  est  un  g^nie  ail6,  qui  lui  place  une 
couronne  de  laurier  sur  la  t^te;  le  tout  est  mont^  en  or  en  filigrane, 
avec  une  petite  b^liere;  Tor  est  d'une  couleur  blanch&tre  et  le  travail 
trfes-grossier." 

„Trouv6  au  mois  de  Janvier  1826  dans  des  ddcombres,  pr^  de 
Tancien  chateau  de  Boppard.^ 

(Adjug^  pour  fr.  25,  00,  avec  d'autres  objets,  ä  Mlle  Maes.) 
„No.  221.     Belle  piöce  en  argent  gamie  de  pierres  precieuses,  ayant 
servi   d^omement  de  femme;    au  milieu  un  grand    medaillon  en  agate,  re- 
presentant Tempereur  Nerva;  en  baut  une  b61i5re  pour  la  suspendre." 

(Adjuge  ä  Mlle  Maes,  pour  fr.  78,  00.  Cet  objet  se  retrouve  &  la 
vente  Steenecruys  le  4  Mai  1836,  sous  le  n.  1370,  y  est  adjug6  pour 
fr.  40,  00,  k  M.  de  Hert,  et  reparait  k  une  vente  d'antiquites  qui  eut 
lieu  k  Malines  le  23  Mai  1842.) 


La  collection  de  Renesse  comprenait  plusieurs  pots  k  lettres  Manches 
peintes,  trouv^s  k  CohleniZj  deux  avec  le  mot  felix,  un  autre  avec  le 
mot  reple;  un  de  chaque  sorte  est  entr6  dans  les  collections  de  l'unlver- 
Bit6  de  Gaiid  ^);  le  demier  a  et^  acquis  par  M.  Steenecruys  pour  fr.  1,  00, 

1)  Buü.  Acad.  ray,  de  Belg.,  Y,  p.  681. 


116  Die  ehemalige  Renesse'Bche  Sammlung. 

et  ä  la  vente  dn  cabinet  de  ce  demier,  a  pass^  dans  lea  maina  du  gref&er 

Ter  Bruggen. 

„No.  253.    Belle  crache  en  yerre,  tronvee  prte  de  Boppard^  prte  de 
la  route.** 

(Adjugee  avec  d*aatres  objets  poor  fr.  250,  00  k  M.  Den  Dayts.) 

[„Trouvee  dans   nn   autre  tombean  (que  le  n.  252,    antre   crache  de 

yerre,  celle-ci  en  verre  bleu  fonce),    avec  nne  aeconde  qni  fat  malhenreaae- 

ment  cass^e.     Toutes  deux  forent  trouY^es  an  pied  de  deox  cadavres,  dont 

il  ne  restait   que  quelques  os,   le  restant    etant    tomb^    en   poosaiere.     A 

la    mSme    place    se    trouvaient    aussi    les    pieces    en  bronze,    d^crites    au 

n.  82,  etc.**] 


Les  nn.  263  et  409  k  421  (voyez  aux  num^ros  indiques)  donnent 
lien  k  des  explications  du  manuscrit  au  sujet  d^une  trouvaille  qui  aurait 
*ete  falte  pres  de  Neuwied^  et  quUl  est  interessant  de  publier: 

^No.  263  (Verre).  Morceau  de  couleur  topaze,  contenant  aa  milieu 
Tempreinte  en  creux  du  huste  de  Tempereur  Marc-Aurele.** 

(A^juge  pour  fr.  42,  00  avec  d^autres  objets  ä  Mlle  Maes). 

[„L'empreinte  est  d'une  belle  conservation.  On  y  voit  tr^-diatincte- 
ment  la  couronne  de  laurier.  Le  tout  parait  avoir  €t^  coule  sur  un  camee 
antique.  Cette  piece  fut  trouvee  avec  d'autres  dun  meme  travail,  dans 
une  cave  proche  de  Neuwied^  il  y  a  80  ans  (donc  vers  1800),  lors  des 
fouilles  que  Ton  y  a  faites".] 


Les  sigles  figulhis  suivants  sont  donn6s  par  le  Catalogue: 
„No.  305.     Plat  de  couleur  ardoise:  relan  (Gdblentz).^ 
„No.  314.     Plat  en  terre  sigillee:  monn  (ibid.)." 
„No.  316.     Idem:  hass  (ibid.)." 

„No.  321.     Lampe:  evcarpi   (ibid.),"  d'apres  T Atlas  de  Welcker. 
„No.  336.     Lampe:  (ea)ttio  (ibid.),"  d^apres  T Atlas. 
„No.  347.     Lampe:  fcsti  (ibid.),"  d'apres  TAtlas. 
Trois  autres  lampes,  n.  364  ä  366  inclus,  provenant  de  Treves,  sont 
egalement  indiquees  comme  portant  des  inscriptions  *). 


1)  D'apres  une  annotation  que  je  retrouve,  a  propos  de  la  1^^  collection  de 
Rencsse,  qcs  marques  doivent  etre  les  suivantes:  fortis,  cellirs  f,cia,f  tivsa 
(ainsaWf,  mauvaise  lecture),  que  j'ai  trouvecs  dans  l'atlas  de  Welckefy 
quand  je  Tai  eu  en  mains,  et  qui  doivent  etre  rapportees  aux  numcros  corre- 
spondants    du  Catalogue  cites  ci-dessus. 


Die  ehemalige  Renesse'sche  Sammlung.  117 

D^apres  FAtlas,  certains  fragments  de  tuiles  ont  et6  tronv^es  lors 
de  fooilles.  faites  en  Töglise  S.  Florin  ä  Coblethtz.  Ces  tuiles  portent  les 
sigles : 

leg  Xl/ 

coh   IlllVin 

coh   ll(IVind) 

coh    IIIAI...TH  (circulaire). 

Ces  demieres  se  rapportent  ä  la  Colhors  IUI  Vindelicorum. 

„No.  409  a  421.  Douze  empreintes  en  terre,  mais  d'one  argile 
tres'fine,  chacune  entouree  d*nn  cercle  de  fer,  que  le  temps  a  extremement 
oxyde  et  endommage. 

„Ces  pieces  ont  6t^  trouvees  pr^s  de  Neuwied  il  y  a  30  ans,  dans 
rinterienr  d^nne  cave  dont  Touverture  avait  et6  mur6e.  La  bätisse  et  le 
Heu,  oü  cette  cave  etait  bätie,  d6notent  ai^e  construction  romaine." 

(Adjuge  pour  fr.  7,  00  avec  d^autres  objets  a  Mlle.  Maes). 

[„Ces  douze  empreintes,  qui  sont  toutes  en  relief,  y  ont  et^  faites  par 
le  moyen  d^une  tres-grande  pression;  elles  sont  toutes  tres-enfonc^s,  afin 
de  pouvoir  contenir  la  mati^re  fluide,  que  Ton  coulait  dessus,  pour  en  xf- 
tirer  un  cameo  en  creux.  Ces  pieces,  ainsi  que  beaucoup  d'autres  ont  6t6 
trouvees  pres  de  Neumed,  il  y  a  30  ans  ....  (comme  ci-dessus).  Dans 
cette  cave  furent  trouvees  en  m^me  temps  beaucoup  de  pastes  en  verre 
de  diverses  couleurs,  dont  plusieurs  contenaient  l'empreinte  de  ces  modeles 
en  terre,  des  creusets  dont  plusieurs  casses.  Ils  ^taient  en  terre  couleur 
grise;  j*en  possede  des  fragments,  diverses  pieces  en  terre  cuite  contenant 
les  coins  de  medailles  romaines,  tels  que  Ton  en  voit  un  sur  le  n.  138 
(lire  412);  mais  ce  qu'il  y  a  de  plus  singulier,  c'est  que  ces  coins,  qui 
sont  tous  d^une  terre  argileuse  cuite  au  feu  ont  des  empreintes  de  chaque 
cot^.  Celle-ci,  qui  est  tres-fruste,  me  parait  porter  la  figure  de  Julia 
Moesa  ou  Julia  Domna,  au  revers  de  .  .  .  ."  (inacheve.) 

„Les  autres  ne  me  sont  pas  parvenus;  je  ne  possöde  donc  que  ce 
seul  coin  et  les  douze  modeles,  ainsi  que  des  firagments  des  creusets  et 
quelques  poteries  qu^on  y  a  trouvees.  Je  regarde  tous  ces  objets  comme 
ayant  appartenu  h  quelques  faux  monnoyeurs  et  fabricants  de  faux  cam6es 
antiqnes.  C'est  bien  dommage  que  le  tout  n'ait  pas  pu  rester  ensemble; 
car  quelques -uns  de  mes  modMes  sontj^d'une  si  grande  finesse  et  conser- 
vation,  quUl  est  etonnant  que  le  temps  ne  les  ait  pas  plus  d^truits.  Ce« 
pendant  depuis  qu41s  ont  6t6  retires  de  la  cave,  et  quoiqne  je  les  aie 
plac^s  sons  verre,    Toxydation  a  tres-fortement   detmit  les  cercles  dont  la 


118  Die  ehemalige  Reoeste'sche  Sammlung. 

hautenr  est  d^environ  ^j^  de  pouce.    MSme  Pargile  se   trouvant  impr^gnee 
de  oet  ozyde,  commence  ä  se  sonlever  et  se  .  .  .  .*  (inaohev^.)] 


Le  No.  446  comprenait  plosienrs  plctts  et  vases  en  terre  sigillee, 
exham^s  de  1818  ä  1820  dans  las  travaux  des  fortifications  dd  Coblente. 
Ces  objets  sont  renseignes  comme  portant  des  inscriptions  qoi  ne  se  re- 
trouvent  pas. 

Quant  aux  inscriptions  l^ipidaires  No.  461  li  463,  475  iL  478  et 
489,  il  est  inntile  de  s*en  occuper  ici.  Elles  ont  et6  ou  seront  l'objet  de 
descriptions  dans  le  Bulletin  des  Contmissions  renales  d'art  et  cTarchca- 
logie  (de  Belgique),  qoi  a  repris  la  tÄche  "non  ponrsnivie  par  TAca- 
d^mie  royale  de  Bmxelles,  de  pnblier  tont  ce  qoi  conceme  P^pigraphie  beige. 

On  se  bomera  ä  citer  Celles  que  M.  de  Renesse  consid^rait  comme 
bors  ligne. 

Qn^il  snfBse  de  rappeler,  que  ces  inscriptions,  dont  celles  de  Yinxt' 
hach^  ont  £t^  vendnes  k  fr.  15,  00  les  sept,  soit  un  pen  plus  de  fr.  2,  00 
la  pi^e,  ce  qui  prouve  combien  on  a  eu  raison  de  dire,  ici  meme  ^),  que 
1^  prodnit  de  la  vente  n'avait  pas  snfß  ponr  payer  le  traiisport  de  Co- 
blentz  ik  Anvers. 


Le  No.  suivant,  rapprochS  des  enonciatioDS  reproduites  en  tet«  du 
pr68ent  article,  semble  etre  le  huste  de  Commode,  que  le  comte  de  Renesse 
estimait  ä  un  haut  prix: 

„No.  474.     Büste  en  marbre  d*une  süperbe  conservation. 

,,11  a  et6  trouv6  ä  Treves,  pres  de  Tancieu  palais  des  empereurs 
romains,  a  une  assez  grande  profondeur  en  terre." 

(Adjuge  au  comte  Louis  de  Renesse,  pour  fr.  32,  00.) 


Enfiu    le  Catalogue    indique  les    antiquites    suivantes,    dites  de  Vage 
de  pierre^  comme  ayant  ete  trouvees  dans  les  contr6e8  rhenanes: 
„No.  460.     Coin  ou  hache  en  pierre  de  touche. 
„A  et6  trouv6e  en  1816  dans  les  fouilles  d' Ehrenhreitsiein^ , 
(Adjug6  ä  MUe  Maes  pour  fr.  8,  00.) 

IJ  JahrhüeheTy  XXI— XXX,  p.  85;  M.  Steenecruys,  acquereur,  des  mains 
duquel  les  pierrcs  de  Vinxtbach  ont  passe  en  celles  d'autres  Beiges,  puis  aux 
Musees  de  Bruxelles  et  de  Liege,  etait  Beige  lui-meme,  et  non  Anglais,  comme 
Tont  dit  les  Jahrbücher. 


Die  ehemalige  Renesse'sche  Sanunlang.  119 

„No.  462.  Aatel  romain  de  marbre  blanc  tr^bien  ex6cate. 

„Trouve  pres  de  Sineig  en  1809,  lors  de  la  restanration  de  la 
grand'roate/* 

„No.  463.  Antel  romain  de  pierre  calcaire  ou  plat6t  de  tof  de  Tesp^ 
qui  se  troave  pr^  d^ Andernach.  L'onvrage  est  grosfider,  mais  d'une  belle 
conservation. 

„Cette  piece  a  ete  tronvee  dans  les  environs  de  Sineig^  en  1809,  dans 
an  champ  sitae  pres  de  la  grand'roate.^ 

„No.  464.     Hache  de  pierre  de  coalear  fonc^e. 

„Tronvee  aa  Thal-EhrenbreUsiein^  pres  de  CobletUe,  lors  de  la  oon- 
fection  dn  port.*^ 

(Adjnge  ä  M.  Steenecrnys,  poor  fr.  3,  00.) 

„No.  465.  Espece  de  coin  d'nne  coalear  olive,  ressemblant  beaa- 
ooap  k  la  pierre  k  aigaiser. 

„II  a  ete  troave  au  meme  endroit  qne  le  precMent.'* 

(Adjnge  aa  meme,  poar  fr.  3,  00.) 

„No.  466.  Pierre  de  craie,  presqae  carr6e,  mais  dont  les  coins  ont 
6te  arrondis.  La  face  da  miliSa  est  plas  crease  qae  les  aatres  faces. 
On  regarde  ces  pierres  pour  des  projectiles  k  dtre  lances  avec  la  pan- 
netiere. 

„Elle  a  6t6  tronvee  aa  mdme  endroit  avec  beanconp  d'aatres  pierres 
pareilles.'^ 

(Adjag^  k  M.  le  comte  Loais  de  Renesse,  poar  fr.  1,  00.) 

„No.  593.  Pierre  de  gres,  en  forme  de  hone;  aa  miliea  an  troa 
poar  y  passer  an  b&ton.^ 

„Trouv6  k  Cöhlentz,  dans  an  tombean.*' 

(Adjnge  k  Mlle  Maes,  pour  fr.  4,  00,  avec  d'autres  objets.) 

Liege. 

H.  Schaermans. 


124  Mains  and  Vindonissa. 

Mehlis  spricht  in  der  Einleitung  über  die  Quellen  der  ältesten 
Geschichte  der  Rheinlande;  ob  dieser  Abschnitt  nur  zum  eignen  Ge- 
brauch oder  zur  Orientirung  für  Andere  bestimmt  ist^  erfahren  wir  nicht; 
fQr  letzteren  Zweck  ist  die  Arbeit  nicht  eben  geeignet,  denn  während 
Wesentliches  übergangen^  Unwichtiges  erwähnt  wird,  begegnet  man 
hier   nicht   wenigen    irrthümlichen  Ansichten^).      Hätte  Mehlis   nur 


Btciaovo^ovQov 

OvirfQa 

Xiydov  y  OvXnC« 
tha  ^yQinmvrivoig 
€iTtt  liowa 

XeyCaty  «  lidttvatxti 
f?T«  TQtuavri  X(y(üiV 
ihn  MoxovTtaxöv, 
lässi  sich  mit  voller  Sicherheit  hersteUcn: 

BaTaoif6Sov(>ov 
€?ra   TQaiayfj 
v(p    tiy 

XiyUov  y    OvXnia 

fiin  Uy{fin7iiviivai<; 

firct  liovi'ft 

XtyiMV   «  l-l'h)ixaxri 

fi'r«  .Moyonictxih' 

Xfyftoy  {xß'  n (iO)i oyorog). 
denn  man  darf  dem  Ptolemäus  doch  wohl  zutrauen,  dass  er  w<M)igsteu3  das  ihm 
vorliegende  Itinerar  richtig  abschrieb.    Von  einer  Berichtigung  der  langen-  und 
Breitengrade  sehe  ich  ab. 

1)  Wenn  Strabo  IV,  194  der  Rheinbrücke  erwähnt,  welche  die  Römer 
kürzlich  [vi  r))  im  Germanischen  Kriege  geschlagen  hatten,  so  will  diess  Mehlis 
auf  den  Aufstand  der  Trevirer  und  Aeduer  im  J.  21  beziehen,  und  bestimmt 
danach  die  Zeit,  in  welcher  Strabo  das  vierte  Buch  abfasste.  Allein  diess  war 
kein  Ffttuinixo-;  noXfttoiy  sondern  bellum  Sacrovirianum  (Tac.  Ann.  IV.  18), 
unil  hier  war  überhaupt  kein  Anlass  eine  Rheiubrücke  zu  schlagen.  Strabo 
spricht  von  der  Uheinhrüeke  boi  Xanten  in  Jen  J.  14  und  15.  s.  Tac.  Ann.  I,  49 
und  t>9.  nur  bedürfen  die  Worte  des  Geocraphen  einer  Berichtigung,  es  ist  zu 
schreiben:  lao-uxi^v-Ji  roi-  'A*»~i\>i*  Torionooi,  n^{iav  (Sh  oixuif  Oi\'^toi  xecrtt  roirov 
lol  lo.Tol*.  ot>  u(Tfi}'€iyti'  \4yoi:i'ms  txviray  f/>  rr;>  /lTo>  tov  '  Pfjyoi'  ircriV  ot'> 
if.Tei'wiff*  ft)  ^fi'utt  v:iv  TW)-  Ih'jiiauoi  rtii  riör  armti  rvoi  itwi-  lor  Ffouattxov 
.toUttov,  während  jetzt  irriger  Weise  di"  Worte  «r^'  oF;  .  .  .  rtoXtunr  auf 
7\>»;oitow  folgen.      Mit   dieser  Zeitbestimmung  ist  die  andere  Stelle  Strabos  IV, 


Der  Anfttand  det  Antonias.  143 

Die  XXI.  Legion  hat  so  lange  sie  bestand,  wie  es  scheint,  ohne 
Unterbrechung  ihre  Standquartiere  am  Rheine  gehabt^).  Nach  der 
Niederlage  des  Varus  im  J.  9  n.  Chr.  erhielt  die  neu  errichtete  Le- 
gion Xanten  angewiesen,  vertauschte  dann  später  Vetera  mit  Bonn; 
die  erste  Anlage  des  hiesigen  Winterlagers,  welches  eine  Legion  aufzu- 
nehmen bestimmt  war,  wird  das  Werk  dieser  Legion  sein  ^).  Abthei- 
lungen waren  in  den  Tufsteinbrüchen  von  Brohl  beschäftigt,  dies  wird 
mit  den/Bauten  in  Bonn  oder  Xanten  zusammen  hängen.  Unter  Clau- 
dius ward  die  XXI.  Legion  vom  Niederrhein  nach  der  oberen  Provinz 
versetzt;  um  das  Jahr  50/51  stand  sie  in  Vindonissa,  wie  der  von 
dieser  Legion  dem  damaligen  Statthalter  Obergermaniens  Pomponius 
Secundus')  gewidmete  Denkstein  beweist  (s.  nachher).  In  der  Schweiz 
muss  sie  längere  Zeit  geblieben  sein,  es  hnden  sich  hier  zahlreiche 
Ziegelstempel  nicht  nur  zu  Vindonissa,  sondern  auch  an  andern  Orten 0. 
In  Vindonissa  stand  die  Legion  noch  beim  Ausbruche  des  Bürgerkrieges 
nach  Neros  Tode  im  J.  G8.  Die  wechselvollen  Schicksale  der  Legion 
während  der  Anarchie  sind  aus  Tacitus  bekannt ;  ob  dieselbe,  nachdem 

Hess  Septimios  Severus  die  Legio  III  Cyrenaica,  obwohl  sie  sich  für  Clodios 
Albinos  erklärt  hatte,  fortbestehen. 

1)  Die  Zahl  der  inschriftlichen  Denkmäler  dieser  Legion  ist  nur  massig, 
aber  sie  kommen  hier  weniger  in  Betracht,  als  die  Zicgclstempel,  welche  voll- 
gültiges Zeugniss  für  bleibenden  Aufenthalt  ablegen. 

2)  Eine  einzelne  cohorte  oder  ala  kann  schon  früher  zu  Bonn  in  einem 
kleinerem  Lager  gestanden  haben. 

3)  Tacit.  Ann.  XII,  27.  28.  Auf  diese  Zeit  fuhrt  auch  die  zu  Tibur  ge- 
fundene Inschrift  Orelli  1549:    C«  VIBIVS-C'F- VEL'-PVBLlLlANVS ' 

SCR  •  Q  •  PRAEF  COH  •  IUI  THRACVM  •  EQVITATAE  TRI- 
BVN(VS)  MILITVM-VS  LEG  •  IUI  MACEDONICAE  ET  LEG- 
XXI    RAPACIS    IN    GERMANIA    REVERSVS   INDE  HERCVLI 

INVIC  I  ü  D.D.  Vibius  hat  offenbar  nur  in  Obergermanien  gedient,  dort 
stand  seit  Claudius  die  lY.  wie  die  XXI.  Legion,  ebendaselbst  findet  sich  auch 
die  vierte  Cohorte  der  Thraker. 

4)  S.  die  Züricher  Mitth.  XV,  S.  217.     Der   öfter  vorkommende  Stempel 

LXXI   G  ist   wohl  durch  Germanica  aufzulösen,    andere  sind  dunkel,  wie 

LXXI  SCVI,  wo  Mommsen  C  VI  d.h.  castraVindoniss.  zu  finden  glaubte; 
allein  dieser  Stempel  kommt  auch  in  Winterthur,  Gränichen   und  Ufikon  (im 

Kanton  Lucem)  vor:  ausserdem  bleibt  S  unerklärt.     Auf  Stempeln  der  XXII. 

Legion  in  Mainz  liest  man  CV,  was  man  cohors  V  erklärt,  aber  diese  Deu- 
tung ist  ganz  unsicher. 


6.    Denkmäler  des  Aeon. 

(Hierzu  Tafel  VIII.) 

Ebiiracum,  das  römische  York,  war  etwa  seit  dem  Anfange 
des  zweiten  Jahrhunderts  neben  Londiuium  die  hervorragendste  Stadt 
der  Provinz  Britannien.  Das  ergiebt  sich  mit  hinreichender  Deutlichkeit 
aus  den  daselbst  gefundenen  Denkmälern');  Eburacum  war  offenbar 
seit  der  Zeit  Traians  der  militärische  Mittelpunkt  der  Provinz.  Lon- 
dinium  dagegen  scheint  vermöge  seiner  unvergleichlichen  Lage  schon 
damals  an  Reichthum  und  Bedeutung  ihm  mindestens  gleich  gekommen, 
vielleicht  es  tibertroffen  zu  haben.  Ein  ähnliches  Verhältniss  zw^ischen 
den  Garnisonplätzen,  welche  sich  durch  den  eisernen  Willen  der  Eroberer 
zwar  überall  in  strategisch  wohl  gewählter,  aber  dem  alten  Zuge  der 
Cultur  und  den  natürlichen  Bedingungen  derselben  nicht  immer  entspre- 
chender Lage  befanden,  und  den  rasch  aufblühenden  Handelstädten  lässt 
sich  auch  in  anderen  Provinzen  des  Reichs  beobachten,  z.  B.  in  Lusi- 
tanien  zwischen  Emerita  und  Olisipo,  in  der  Baetica  zwischen  Corduba  und 
Hispalis*).  Es  wäre  unter  diesen  Umständen  von  grofsem  Interesse, 
wenn  sorgfältige  Erforschung  der  Ueberreste  eine  genauere  Feststellung 
dieses  vorwiegend  militärischen  Charakters  der  Colonie  möglich  machten. 
In  der  heutigen  eigentlichen  Stadt,  die  sich,  wie  überall,  um  das  Münster 
gruppiert,  ist  freilich  wenig  Aussicht  auf  neue  Funde;  höchstens  der 
Umfang  der  alten  Mauern  und  die  Lage  der  Thore  wird  sich  genauer 
als  bisher  geschehen  feststellen  lassen.  Dafür  bieten  aber  die  nächsten 
Umgebungen  der  alten  Stadt,  die  suhurbia,  noch  mannigfache  Aussicht 
auf  Ausbeute.  Diese  zu  heben  scheint  sich  in  den  letzten  Jaliren  eine 
ungemein  günstige  Gelegenheit  zu  bieten.  Am  südlichen  Ende  der 
heutigen  Stadt  nämlich,   diesseits  des  Flusses  Ot(se^  wird  ein   neuer 


1)  Vgl.  C.  I.  L.  VII  S.  61. 

2)  Vgl.  C.  I.  L.  II  S.  62   163. 


Der  Aufstand  des  Antoniat.  145 

Ann.  I,  45).  Dem  Antonius  konnte  es  daher  nicht  schwer  fallen,  ge- 
rade diese  Legion  für  seine  Pläne  zu  gewinnen,  während  die  anderen 
ihrem  Eide  treu  blieben  oder  doch  erst  vorsichtig  den  Erfolg  des  ge- 
fahrvollen Unternehmens  abwarten  mochten. 

Nach  der  Niederwerfung  des  Aufstandes  ward  die  Legion  cassirt, 
daher  ist  auf  dem  Denkmale,  welches  diese  Legion  dem  Pomponius 
Secundus  zu  Vindonissa  gesetzt  hatte  (Mommsen,  Inscr.  Helv.  248), 
die  Zahl  ausgemeisselt  ^),  wie  dies  auch  sonst  bei  Legionen,  denen 
ein  ähnlicher  Schimpf  zugefügt  war,  vorkommt  *). 

Dass  diese  Inschrift,  von  der  sich  offenbar  nur  ein  kleines  Bruch- 
stück erhalten  hat 

AVGVSTO- 

VNDOLEC   AV 

LECIO/// 

(sie  ist  zu  Brugg  gefunden,  und  zeichnet  sich  durch  grosse  schöne 
Schrift  aus)  dem  Andenken  jenes  Statthalters  gewidmet  war,  beweist 
ein  anderer  später  3)  zu  Altenburg  bei  Windisch  gefundener  Stein  mit 
einer  Aufschrift  von  gleichem  Schrifbcharakter,  denn  hier  ist  der  Name 
des  Pomponius  S.  unversehrt  erhalten*).  Die  Ergänzung  der  In- 
schriften ist  schwierig:  auf  beiden  geht  der  Name  des  Kaisers  dem 
des  Pomponius  voran,  aber  diese  Denkmäler  sind  nicht  dem  Kaiser  zu 

Ehren  errichtet,  wie  CAESARE  auf  dem  zweiten  deutlich  zeigt;  ein 
Fehler  der  Copie  ist,  da  die  Buchstaben  fast  einen  Fuss  gross  und  wohl 
erhalten  sind,  nicht  anzunehmen.  Der  Name  des  Kaisers  kann  nur 
zur  Zeitbestimmung  gedient  haben,  steht  aber  ehrenhalber  voran,  wie 
auf  einer  anderen  Inschrift  von  Vindonissa  n.  245.  Man  wird  also 
die  erste  Inschrift  etwa  folgendermassen  zu  ergänzen  haben: 

Ti.  Claudio  Caesare  AVGVSTO-  trib.  p.  XI  cos.  V 
P.  Pomponio    SeCVNDOLEGAVg.  pr.  pr. 
Germaniae  Sup.  LEGIO(XXI). 

1)  Drei  Stellen  sind  radirt,  LEG  ///^  diess  passt  nur  aaf  die  XXI,  auf 
keine  andere  der  in  dieser  Epoche  in  der  Schweiz  cantonnirenden  Legionen, 
wie  Mommsen  richtig  erkannt  hat. 

/  2)  So  bei  der  Legio  III  Gallica,  welche  mit  ihrem  Legaten  sich  gegen 
ElagabaluB   empört  hatte.    (Dio  C.  LXXIX,  7). 

3)  S.  Mittheil.  d.  Züricher  Ges.  XV,  S.  211,  n.  29. 

4)  Pomponius  Secundus  bekannt  als  Tragiker,  Consul  im  J.  44,  s,  die  In- 
schrift Orelli  6445,  wodurch  auch  das  Pränomen  sicher  gestellt  wird,  vgl.  Tac. 
Ann.  XI,  13. 

10 


164  Denkmaler  des  Aeon. 

Dass  mit  den  übrigen  Bestandtheilen  des  Mithrascultes  auch  dieses 
Zeitgottes  Verehrung  durch  die  römischen  Legionare  von  orientalischem 
Ursprung  in  den  Provinzen  des  Reichs  Verbreitung  gefunden  hat, 
beweist  neben  dem  hier  besprochenen  Bildwerk  aus  York  auch  ein 
rheinisches  Denkmal.  Es  ist  das  von  F.  Hettner  in  seinem  Katalog 
der  Sammlung  des  K.  Museums  der  Alterthümer  zu  Bonn  unter 
No.  221  beschriebene  StUck  ^).  In  seiner  jetzigen  Verstümmelung  ist 
es  0,25  M.  hoch,  da  nur  der  Oberkörper  der  Figur  erhalten  ist  Damit 
aber  liegen  auch  die  charakteristischen  Abzeichen  vor:  der  Löwenkopf 
und  die  Linke  mit  dem  Messstab ;  die  jetzt  fehlende  Rechte  hielt  wohl 
die  Schlüssel;  vielleicht  hielt  auch  die  Linke  die  Schlüssel  hoch 
erhoben.  Das  Bildwerk  stammt  aus  einem  römischen  Bade  in  Hed- 
demheim,  dem  bekannten  Fundort  ziemlich  zahlreicher  Dedicationen 
an  den  Juppiter  Dolichenus  und  an  den  Mithras  ^).  Vielleicht  dient 
die  hier  gegebene  Besprechung  dazu  eine  erneute  Umschau  nach  ver- 
wandten Denkmälern  in  den  rheinischen  Sammlungen  zu  veranlassen. 

Berlin. 

E.  Hübner. 


1)  Wir  haben  dasselbe,  nach  von  der  Museums-Diroction  uns  freundlichst 
gewährter  Erlaubniss,  abzeichnen  und  als  No.  2  auf  Tafel  VIII  lithographisch 
darstellen  lassen.  Die  Redaction. 

2)  Brambach  C.  I.  R.  h.  1454  fl".  Vgl.  das  Programm  von  J.  Becker 
über  die  Ileddernheimer  Votivhand  (Frankfurt  a.  M.  1861  4.)  S.  7  ff. 


7.    MQnzfund  bei  Bonn. 

So  häutig  auch  das  Vorkommen  einzelner  römischer  Münzen  bei 
Gräberfunden  u.  s.  w.  in  unserer  Gegend  ist,  so  sind  doch  grössere 
Milnzfunde  verhältnissmässig  selten.  Noch  seltener  ist  es,  dass  ein 
solcher  Schatz  nahezu  vollständig  erhalten  bleibt  und  somit  eine  genaue 
Untersuchung  ermöglicht.  Die  Beschreibung  eines  grössern  Münzfnndes 
hat  immer  ein  gewisses  Interesse,  nicht  selten  können  daraus  fQr  die 
Numismatik  wie  für  die  Geschichte  wichtige  Ergebnisse  gewonnen 
werden.  Die  Bedeutung  wird  aber  am  meisten  ersichtlich,  wenn  diese 
einzelnen  Berichte  wieder  ülbersichtlich  zusammen  gestellt  werden,  wie 
Mommsen  dies  in  seiner  Geschichte  des  römischen  Münzwesens  so 
erfolgreich  gethan  hat. 

Ich  gebe  im  Folgenden  die  genaue  Beschreibung  (nach  Cohen'- 
schen  No.)  eines  Fundes  von  über  200  Silber-  oder  besser  gesagt 
Billon-Münzen,  welche  im  April  d.  J.  in  der  Luisenstrasse  in  Poppels- 
dorf  bei  Erdarbeiten  etwa  2  Fuss  unter  der  Oberfläche  gefunden 
wurden.  Dieselben  befanden  sich  in  einem  Topfe  von  schwarzem 
Thon,  welcher  durch  eingeritzte  Schraffirungen  verziert  war.  Es 
fanden  sich: 
Severus  Alexander.  Cohen  No.  100  (vom  Jahre  223) ...      1  Stück 

222—234. 
Gordianus  III.    No.  6.  15  (3  St.).  18.  25.  39  (2  St.).  43. 

238—243.        53  (2  St.).  58.  77.  80.  82.  109.  114  (2  St.). 

117.  138  (2  St.).  154.  166 23       » 

Philippus  pater.    No.  9  (4  St.).  10.  15.  16  (3  St.).  20.  38. 

244—249.        50.  59.  72  (5  Sh).  75  (2  St.).  86.  88  (2  St.).    23       » 

Otacilia  Severa.    No.  7.  9 2      » 

Philippus  filius.    No.  16.  30  (3  St.).  33.  48 6      » 

55  Stttck 


156  Münzfund  bei  Bonn. 

Transport    55  Stück 
Trajanus  Decius.    No.  2.  6.  11.  20.  21.  28.  48      ....      7      • 
249-251. 

Plerennia  Etruscilla.    No.  5.  10.  12  (2  St.) 4      » 

Herennius  Etruscus.    No.  13.  23 2      » 

249—251. 

Hostilianus.    No.  9  (Varietät) 1      » 

bis  251. 
Trebonianus  Gallus.    No.  24   (2  St.).   26.   36.  37.  41.  44 

.    251—254.        (2  St.).  67 ' 9       i^ 

Volusianus-    No.  4.  12  (St.).  40.  48.  51.  70.  79.  80  (3  St.).     11      » 
251—254. 

Aemilianus.    No    22 .'   .    .      1      » 

253—254. 
Valerianus  pater.    No.  17  (5  St.).  19  (3  St.).  21  (4  St).  26. 
253—260.        39.  40  (2  St.).  47.  64.  83  (3  St.)  105.  107. 

113.  114.  126.  140  (5  St.).  142.  143  (2  St). 

172 35       » 

Gallienus.  No.  100.  187.  188  (3  St.).  189.' 209  (2  St.).  252. 
253—268.   332  (2  St.).  400.  408.  509.  var.  534.  563  (?j. 

571  (3  St).  573  (2  St).  008.  018.  639 
(2  St).  670  (2  St.).  676  (2  St).  683.  686 

(3  St) 33   « 

Salonina.    No.  27   (2  St).    38  (5  St).    46  (7  St).   49.  56. 

78  (3  St).  85  (2  St).  89  (2  St).  93     .     .     24       » 
Saloninus.    No.  3  (2  St).  5.  8.  17  (5  St.)  27  (4  St).  35  (V). 

253-259.        57 15       n 

Valerianus  jun.    No.  2.  4  (3  St).  5  (6  St.).  9 11       » 

bis  268. 

Postumus.     No.  166.  168.  184 3      » 

258—267. 
Unbestimmbar 1      » 

Summa  212  Stück. 

Die  jüngsten  Münzen  haben  bei  einem  solchen  Funde  stets  die 
grössere  Wichtigkeit,  denn  der  Endpunkt  nach  rückwärts  hat  immer 
etwas  Zufälliges,  während  das  Abbrechen  der  Reihe  der  Regenten  in 
der  Regel  ziemlich  genau  auf  den  Zeitpunkt  des  Vergrabene  hinweist 
Die  No.  166  und  168  von  Postumus  zeigen  uns  den  R.  salus  provin- 


168  Mümfand  bei  Bonn. 

mnfmal   vor.     (No.  187.    188  (3  St).    189.)    Vierzehn   Stück  leigen 

AVGC  (So.  252.  332  (2  St).  400.  509.  608.  670  (2  St).  276  (2  St). 
681.   686   (3  St.)),   während   nur  No.  639,   in  dem  R.  Yirt  Gallieni 

ang,  das  AVG  hat,  aber  in  einer  Legende,  wo  der  Ploral  selbst 
während   der  Mitherrschait   des  Valerian   nnzolässig   war.     Da  die 

Münzen  des  Gallien  mit  AVG  aof  den  R.  alle  nach  dem  Jahr 
260.  in  welchem  Valerian  in  die  Gefangenschaft  gerieth,  geschlagen 
worden,  dieselben  aber  in  unserm  Funde  fehlen,  so  ergiebt  sich  hieraus 
wieder  wie  oben  das  Jahr  260  oder  Gl  als  Vergrabnngszeitpnnkt  des 
Schatzes. 

Mit  den  Folgerungen  aus  diesen  Thatsachen  stimmt  nun  wenig 
das  häufige  Vorkommen  des  Valerianus  jun.  überein,  Ton  welchen 
Cohen  in  seiner  kurzen  historischen  Uebersicht  nur  das  Endjahr  268, 
nicht  aber  das  Anfangsjahr  seiner  Regierungs-  und  Münzthätigkeit  an- 
giebt.  Obschon  Eckhel  den  von  vielen  altern  Xumismaten  angenom- 
menen Valerianus  juc.  Sohn  des  Valerianus  pater  und  Bruder  des 
Gallien,  aus  der  Kaiser-  und  Caesarenliste  gestrichen  hatte,  spricht  sich 
Cohen  sehr  entschieden  für  dessen  Existenz  aus;  er  begründet  seine 
Ansicht  einmal  auf  den  jugendlichen   Kopf  der  Münzen,    welche  die 

Legende  VALERlANVS  PF-  AVG  haben,  und  dann  auf  ein  Me- 
daillon  (C.  Bnd.  IV  Taf.  XX\  welche?  uns  nnch  seiner  Ansicht  die 
Köpfe  des  Valerianus  pater  und  jun.  sowie  des  Gallien  und  der  Salo- 
nina zeigt.  Da  das  Medaillon  aber  nur  die  rmschriften  ^pietas  ausrustr^- 
rum«  und  »»concordia  augustorumv«  hat  und  keine  Namen  aufweist,  so 
kann  hier  (trotz  der  Gruppierung,  auf  welche  Cohen  ein  so  grosses 
Gewicht  legt)  nur  von  einer  Wahrscheinlichkeit  und  nicht  von  einem 
zwingenden  Beweise   die  Rede  sein.    Auch    der  jugendliche  Kopf  auf 

den  Münzen  mit  der  Umschrift  VALERlANVS -P  F- AVG  ist  nicht 
immer  zutreffend,  denn  ein  Exemplar  unseres  Fundes  (R.  oriens  aug.) 
hat  einen  dicken  ältlichen  Kopf.  Für  die  Ansicht  von  Eckhel  sprechen 
vor  Allem  die  erwähnten  Münzen  selbst,  denn  sowohl  Arbeit  (Stil), 
wie  Metall  deuten  auf  eine  Gleichzeitigkeit  mit  den  Münzen  des  Va- 
lerianus pater,  des  Saloninus  und  den  ältesten  Stücken  des  Gallien 
hin.  Ausserdem  würde,  wenn  man  Cohens  Ansicht  festhält,  die  Re- 
gierung des  Valerianus  jun..  da  die  fraglichen  Münzen  bereits  in  un- 
serem Funde  (11  Stück)  vorkommen,  von  260  bis  26S  sich  erstrecken, 
während  die  wenigen  Varianten  in  den  Reversen  nur  auf  eine  kurze 
Dauer  der  Münzthätigkeit   schliessen   lassen.    Gerade   hierin   scheint 


Münzfiind  in  Bertrich.  169 

mir  die  besondere  Bedeutung  unseres  Fundes  zu  liegen.  Die  Münzen 
von  Postumus  sowohl  als  von  Gallien  geben  uns  unzweifelhaft  das 
Jahr  260  oder  61  als  Vergrabuogszeitpunkt  an  und  es  ist,  wie  eben 
bemerkt,  unthunlich  für  die  wenigen  Typen  der  Münzen  des  Valerian 
jun.  eine  Münzthätigkeit  von  8  Jahren  anzunehmen.  Es  scheint  mir 
hiemach  die  numismatische  Existenz  dieses  Kaisers  sehr  fraglich,  und 
es  würden  vielmehr  alle  diese  Stücke  dem  Valerianus  pater  zuzuweisen 
sein.  Doch  wohl  wissend,  dass  in  dieser  verwickelten  Frage  ausser 
den  Münzen  die  historischen  Zeugnisse  und  die  inschriftlichen  Denk- 
male in  Betracht  kommen,  bescheide  ich  mich  kurzer  Hand  ein  end- 
gültiges Urtheil  abzugeben,  und  schljesse  mit  der  Hofihung,  dass  auch 
unser  Fund  bei  der  endlichen  Regelung  dieses  streitigen  Punktes  ein 
kleines  Glied  in  der  Kette  der  Beweise  liefern  möge  *). 

F.  V.  Vieuten. 


8.    Munzfund  in  Bertrich. 

Durch  die  Zeitungen  wurde  der  Verein  auf  einen  Münzfund  auf- 
merksam, welcher  im  Mai  d.  J.  in  Bertrich  gemacht  worden.  Ich  ver- 
fügte mich  mit  Herrn  Professor  Bergk  dorthin,  um  sowohl  die  Fund- 
stelle in  Augenschein  zu  nehmen  als  auch  die  gefundenen  Münzen 
selbst  zu  bestimmen.  '^ 

Wenn  man  Bertrich  auf  dem  Wege  nach  Alf  zu  verlässt,  über- 
schreitet man  um  zur  Fundstelle  zu  gelangen  den  Ges-Bach  auf  der 
ersten  Brücke  und  erreicht  hier  nach  etwa  20  Minuten  Steigen 
einen  Kartoffelacker,  auf  welchem  man  die  Münzen  6 — 8  Zoll  unter 
der  Oberfläche  fand.  Die  Flur  heisst  Raumland  und  liegt  dem  Kondel- 
walde  gegenüber.  Obgleich  man  in  Bertrich  häufig  römische  Alter- 
thümer  findet,  so  wurden  doch  in  der  Nähe  der  Fundstelle  keine 
römische  Mauerreste  aufgedeckt,  auch  wurden  dort  sonstige  Antiqui- 
täten nicht  zu  Tage  gefördert.  Es  scheint  das  dortige  Feld,  welches 
rings  von  Busch  und  Heide   umschlossen  ist,   früher  jedenfalls  auch 


1)  Die  meisten  der  oben  angefahrten  Stücke  sind  noch  im  Besitz  des 
Herrn  Architekten  J.  Natter  in  Poppeisdorf,  der  dieselben  behufs  n&herer  Be- 
schreibung dem  Verein  mit  grösster  Freundlichkeit  zur  Verfügung  gestellt  hatte. 


160  MüDsfund  in  Bertrich. 

Wald  gewesen  zu  sein.  Die  geringe  Tiefe  der  Fundstelle  erklärt  sich 
aus  dem  Umstände,  dass  dieselbe  in  der  Rinne  einer  Mulde  liegt;  luer 
wird  das  Wasser,  nachdem  der  Wald  gerodet  war,  Erdreich  abge- 
schwemmt und  so  den  Schatz  allmählich  so  weit  blossgelcgt  haben, 
dass  ihn  in  diesem  Frühjahr  der  Pflug  erreichen  konnte.  Scherben 
eines  Gefässcs  wurden  bei  den  Münzen  nicht  gefunden,  wohl  aber 
nach  Aussage  des  Finders  Theile  eines  sackähnlichen  Gewebes.  Die 
Möglichkeit  der  Erhaltung  eines  solchen  Gewebes,  welches  einst  als 
Umhüllung  des  Geldes  gebraucht,  und  mit  demselben  vergraben 
worden  ^),  nicht  bestreitend,  nahmen  wir  doch  das  uns  gezeigte  Stück 
mit  grossem  Misstrauen  auf,  und  haben  solches  erworben  um  dasselbe 
Fachgelehrten  zur  näheren  Untersuchung  zu  überweisen  *).  Die  Zahl 
der  gefundenen  Münzen  wurde  von  einer  Seite  als  etwa  4000,  und  von 
einer  andern  als  ungefähr  2000  Stück  angegeben ;  die  richtige  Summe 
mag  in  der  Mitte  liegen.  Von  diesen  Münzen  haben  wir  181  Stück 
bestimmt,  die  leserlichsten  Exemplare  auswählend,  da  wir  der  Kürze 
der  Zeit  halber  auf  gründliches  Putzen  verzichten  mussten. 
Hiervon  waren  von 

Galüen  (253—268) 18  Stück 

Salonina 1      » 

Saloninus  (253—258)  (R.  Jovi  crescenti).      1       »  ^ 

Postunius  (258--2G7) 1       » 

Victorinus  (265-207) 13       » 

Claudius  IL  (267—270) 11       » 

Quintillus  (270) l^)    » 


1)  Der  Boden  des  1)e8agten  Feldes  enthält  eine  Menge  platter,  schieferiger 
Steine,  zwischen  welchen  ein  Zeugrest  beinahe  hermetisch  von  der  Luft  abge- 
schlossen sein  konnte. 

2)  Uerr  Professor  Schaa  ff  hausen  hatte  die  Güte  uns  über  diesen  Ge- 
genstand folgende  Notiz  zugehen  zu  lassen:  ,;Das  Sackgewebe  gleicht  auffallend 
dem  der  KaiTeesäcke,  indem  2  Fäden  kreuzweise  durcheinander  gewebt  sind, 
aber  die  Fasern  desselben  sind  Leinenfasern,  während  die  der  Kaffeesäcke  den 
Ilanffasern  gleichen  und  mit  Essigsäure  behandelt  das  Lumen  der  Zellhöhle 
deutlich  erkennen  lassen,  welches  bei  der  Leinwandfaser  nur  wie  ein  Strich 
erscheint.  Die  grünliche  Farbe  des  alten  Sackrestes  deutet  schon  auf  Kupfer- 
gehalt, die  Schwefelsäure  löst  daraus  so  grosse  Mengen  Kupfer,  dass  eine  ein- 
getauchte Stahlnadel  sich  nach  wenig  Augenblicken  mit  einer  Kupferhaut  überzieht/' 

3)  Den  QuintiUus  sah  ich  in  zweiter  Hand  und  in  geputztem  Zustande, 
dooh  zweifle  ich  nicht,  dass  derselbe  aus  unserem  Funde  herstammt. 


Münzfand  in  Bertrioh.  161 

Aurelian  (270—275) 2      » 

Tetricus  pater  (268—273) 88      » 

Tetricus  fiUus  (268—273) 45      » 

(Alle  Kleinkupfer.)    181  Stück. 

Die  Zeit  des  Vergrabens  dieser  Münzen  würde  nach  meinem 
Dafürhalten  in  oder  vor  das  Jahr  273  zu  setzen  sein.  Aurelian  schlug 
im  J.  273  im  Einverständniss  mit  Tetricus  die  Truppen  des  Letzteren 
bei  Ghälons-sur-Marne  und  würden  die  Münzen  Aurelians  in  einem 
nach  diesem  Zeitpunkte  vergrabenen  Schatze  häufiger  sein. 

Herr  H.  Garthe  in  Cöln  erwarb  im  Anfange  dieses  Jahres  einen 
grossen  Münzfund  in  der  Nähe  von  Ahrweiler.  Ohne  Herrn  Garthe, 
der  selbst  diesen  Fund  zu  publiciren  gedenkt,  vorzugreifen,  ist  es  doch 
angebracht,  hier  kurz  auf  die  grosse  Uebereinstimmung  der  beiden 
Funde  hinzuweisen.  Der  Ahrweiler  Fund  umfasst  etwa  7000  Stück 
und  finden  sich  hauptsächlich:  Gallien,  Salonina,  Victorinus,  Clau- 
dius IL,  Quintillus  und  die  beiden  Tetricus.  Hierbei  ist  mir  besonders 
aufgefallen,  dass  im  Bertricher  Funde  zwar  sehr  viele  unvollständig 
geprägte  und  verprägte  Stücke  von  Tetricus  vorkommen,  dass  aber 
die  Münzen  dieser  beiden  HeiTscher  von  barbarischem  Gepräge  zu 
fehlen  scheinen,  während  Herr  Garthe  im  Ahrweiler  Funde  gerade  die 
barbarischen  Münzen  in  Unmassen  vorfand.  Der  Grund  hierfür  ist 
schwer  zu  finden;  sollte  die  Nähe  von  Trier,  mit  seiner  in  später 
Kaiserzeit  so  ausgedehnten  Münzthätigkeit  hier  von  Einfluss  ge- 
wesen sein?  V.  VI. 


9.    Kleine  Beiträge. zur  alten  Numismatik. 

Im  Heft  L\^I.  S.  85  publicirte  ich  eine  Anzahl  Varietäten  meiner 
Sammlung.  Als  Fortsetzung  bringe  ich  heute  die  von  den  Cohen'schen 
Beschreibungen  abweichenden  Exemplare  der  Sammlung  des  Herrn 
Raderschatt  in  Cöln.  Die  Münzsammlung  des  genannten  Herrn,  welche 
numerisch  nicht  allzu  bedeutend  scheint,  wird  dies  in  hohem  Masse 
durch  die  vorzügliche  Erhaltung  der  einzelnen  Stücke.  So  sind  auch 
die  in  Folgendem  beschriebenen  Münzen  alle  von  grosser  Schönheit 
und  hierdurch  als  unbeschriebene  Varietäten  doppelt  schätzbar: 

11 


162  Kleine  Beiträge  zar  Nomitmatik. 

1.  aaudius  n.  Der  Av.  unseres  Exemplars  hat  IMP  CLAVDIVS 
P  •  F  •  AVC  während  bei  Ciohen  No.  144  das  P  •  F  •  fehlt. 

2.  Vabalathus  und  Aurelian.    Cohen  hat  als  R.  IMP  •  AVRE 

LIANVS  u.  8.  w.,  während  unser  Exemplar  IMP  •  C  •  AV  u.  s.  w. 
hat.  Es  kann  dies  bei  Cohen  nur  ein  Druckfehler  sein,  denn  die  Ab- 
bildung auf  PI.  V  hat  das  C. 

3.  Probas  als  Variante  der  No.  233—35  auf  dem  Av.  Das 
linkssehende  Brustbild  des  Kaisers,  mit  einem  lorbeerverzierten  Helm, 
hält  in  der  Rechten  eine  kleine  Figar  und  in  der  Linken  eine  Lanze 
und  einen  runden  Schild.  Der  Av.  ganz  ähnlich  der  Goldmünze  C. 
No.  31,  abgebildet  auf  PI.  VIU. 

4.  Probus.  Zu  dem  R.  Cohen  No.  520  u.  folgd.  den  nicht  be- 
schriebenen Av.  IMP  •  C  •  M  •  AVR  •  PROBVS  AVC.  Brustbild  nach 
rechts  mit  der  Strahlenkrone  und  dem  Panzer. 

5.  Numerianus.  Ganz  wie  Cohen  No.  52,  nur  dass  der  Kaiser 
in  der  Linken  ein  Scepter  trägt. 

6.  Diocletian.  Zu  dem  R.  von  Cohen  No.  165  u.  f.  haben 
wir  den  Av.  IMP  •  DIOCLETIANVS  •  AVC.  Belorbeerte  Büste  des 
Kaisers  nach  links  mit  dem  Panzer,  aber  ohne  sonstige  Beigaben. 

7.  Diocletian.  Wie  No.  313  mit  den  Ergänzungen  im  Supple- 
ment S.  342,  nur  dass  bei  unserm  Exemplar  die  Providentia  den 
Zweig  senkt  und  nicht  nach  oben  hält. 

8.  Maxiraianus  Herc.  Silber-Münze.  Av.  IMP  •  MAXIM lANVS  • 
P  •  F  •  AVC.  Belorbeerter  Kopf  nach  rechts.  R.  VIRTVS  •  MILITVM. 
Lagerthor  ohne  Thüren,  worauf  6  Thürmchen,  welche  zu  2  und  2  zu- 
sammen stehen.  Im  Abschnitt  RS.  Keine  der  Cohen'schen  No.  passt 
ganz,  obgleich  die  Verschiedenheiten  nicht  bedeutend  sind. 

9.  Constantinus  M.  Kleinkupfer.  A.  FL  •  VAL  •  CONSTAN- 
TINVS-N-C.  Belorbeerte  Büste  nach  rechts.  R.  MARTI  PATRI 
CONSERV.     Mars  nach  rechts  gewendet  stehend;  in  der  Rechten 

eine  Lanze,  stützt  die  Linke  auf  den  Schild.   Im  Abschnitt  P  T  R. 

10.  Constantius  11.  Silber-Münze.  Wie  No.  129,  aber  im  Ab- 
schnitt P-ARL. 

V.  VI. 


Das  altdeutsche  Todtenfcld  im  Roisdorfer  Walde.  160 

Urne  und  durch  den  ganzen  Grabhügel  bei  den  kleinen  Urnen  vorfanden, 
sind  nach  meiner  Ansicht  verbranntes  Tannenholz,  welches  auch  von  den 
Römern  wegen  seiner  leicliten  Brennbarkeit  zu  Scheiterhaufen  gebraucht 
wurde  (Kirchmann  I.e.  lib.  III.  c.  1);  jedenfalls  ist  es  kein  Eichenholz. 
Auf  dem  geöffneten  Grabhügel  war  in  der  Mitte  eine  kleine 
Senkung  und  diese  zeigt  sich  auch  auf  den  noch  unberührten  12  an- 
deren Grabhügeln ;  es  ist  offenbar  die  Spur  von  ausgewurzelten  Bäumen, 
die  ehedem  auf  diesen  Hügeln  gestanden  haben.  Man  pflegte  nämlich 
auf  Grabhügeln  Bäume  zu  pflanzen,  damit  die  Verstorbenen  desto 
kühler  ruhen  könnten ;  auch  glaubte  man,  dass  ein  Theil  vom  Leben 
der  Abgeschiedenen  in  die  Bäume  hineinziehe  und  daher  hielten  es 
einige  altdeutsche  und  nordische  Volkstämme  für  unerlaubt,  von  ge- 
wissen Bäumen  auch  nur  ein  Aestchen  abzubrechen  (Dorow  1.  c. 
2.  Heft  S.  61.  Concil.  Namnetensec.  20).  Auch  bei  den  Franken  bestand 
diese  Hain-  und  Baum-Verehrung ;  daher  gebot  Gregor  der  Grosse  der 
Königin  Brunhilde,  in  ihrem  Reiche  keine  Baumverehrer  zu  dulden 
(Üb.  IX.  ep.  11). 

Zum  Schlüsse  sei  noch  erwähnt,  dass  Roisdorf  den  Römern 
wohlbekannt  war,  obgleich  sein  Name*)  sich  weder  auf  einem  Denk- 
steine, noch  sonst  erhalten  hat;  ja  nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dass 
der  Ort  in  jener  Zeit  noch  bedeutender  als  heute  war;  denn  es  finden 
sich  annoch  in  der  Nähe  des  Gesundheitsbrunnens  römische  Funda- 
mente eines  150'  langen  und  50'  breiten  Gebäudes,  in  welches  von  der 
Höbe  des  Berges  herunter  eine  unterirdische  Wasserleitung  führte, 
auch  war  der  dortige  Gesundheitsbrunnen  selbst  den  Römern  wohlbe- 
kannt und  von  ihnen  den  Gesundheits-Göttinnen  feierlich  geweiht  worden ; 
denn  in  den  dreissiger  Jahren  dieses  Jahrhunderts,  wo  eine  Reinigung 
und  Vertiefung  desselben  stattfand,  wurden  in  demselben  eine  Menge 
römischer  Münzen  und  Opferschalen,  den  gewöhnlichen  Symbolen  einer 
römischen  Brunnenweihe,  aufgefunden.'  Später  werde  ich  ausführlicher 
über  die  römischen  Funde  daselbst  berichten.  Dr.  Kessel. 


1)  Die  älteste  mir  bekannte  Urkunde,  welche  des  Ortes  Erwähnang  thut, 
datirt  aus  dem  Jahre  1396  und  beruht  im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf.  Laut 
Inhalt  derselben  verkauft  Aleyt  eliche  huysfrauwe  wylne  peters  van  Roysdorp 
.. .  yre  hoffstat  geleigen  zo  Roystorp  vur  der  .  . .  Ciaren  hoyve  (noch  heute  Claren- 
hof  genannt)  längs  der  ynvart  in  den  hoff  der  Ciaren  vnrss.  (Die  Nonnen  de« 
St.  Clara  Klosters  zu  Köln  am  Römerthurm,  denen  der  Hof  gehörte.)  Unrichtig 
deutet  Lacomblei  U.-B.  I.  389  den  Namen  Rulisdorp  im  Stiflungsbrief  von 
Schwarz- Rheindorf  auf  Roisdorf;  dieser  ist  der  ältere  Name  für  Rülsdorf,  den 
südlichen  Theil  von  Beuel. 


II.  Kleiner  Romanischer  Welbwasserkeesel  aus  Elfenbein  in 

der  Kirche  zu  Cranenburg. 

Hierzu  Taf.  DL 

Unter  den  reichen  seit  15  Jahren  zusammengebrachten,  meistens 
noch  unbekannten  Materialien  zu  einer  Herausgabe  der  Elfenbein- 
arbeiten des  Alterthums  und  Mittelalters,  befinden  sich  so  mannig- 
fache und  hervorragende  Rheinische  Inedita,  dass  ich  bei  den  an- 
dauernden Schwierigkeiten,  fQr  das  gesammte  Werk  einen  vor  den 
grossen  Kosten  der  Herstellung  nicht  zui'ückschreckenden  Verleger  in 
Deutschland  zu  finden,  mich  veranlasst  sehe,  einzelne,  besonders  ge- 
eignete Stücke  vorab  und  kurz  zu  veröfi'entlichen.  Eine  eingehende 
Behandlung  wird  erst  der  Zusammenhang  zulassen. 

Zu  den  seltenem  kirchlichen  Geräthen  des  Mittelalters  aus 
der  Zeit  des  romanischen  Stils  und  zu  den  seltensten  in  Elfenbein  ^) 
gehören  jene  mit  Bildwerk  verzierten  kleinen  Weihwasserkessel  (Vasa 
lustralia),  welche  besonders  bei  feierlichen  Gelegenheiten,  z.  B.  wenn 
beim  Eintritt  in  die  Kirche  Kaiser  und  Fürsten  mit  Kreuz,  Evange- 
lienbuch und  Weihwasser  empfangen  wurden,  dazu  dienten,  denselben 
das  geweihte  Wasser  zum  Besprengen  darzureichen.  So  bezeugen  es 
inschriftlich  von  den  vier  bisher  bekannten  Weihwasserkesselchen  aus 
Elfenbein   die   beiden  ältesten,    nämlich  dasjenige  aus  dem  X.  Jahr- 


1)  Romanische  mit  Reliefs  geschmückte  Weihwasserkessel  aus  Bronze  be- 
fmdcn  sich  im  Dome  zu  Speyer,  im  Dome  zu  Mainz,  in  S.  Stefan  zu 
Mainz,  in  der  Stiftskirche  zu  Berchtesgaden,  im  National-Museum  zu  Mün- 
chen, in  der  Sammlung  des  Fürsten  Hohenzollern.  Das  letztgenannte  Gre- 
fäss  ist  dasselbe,  welches  früher  auf  der  Insel  Reichenau  war,  was  ich  er- 
wihne,  um  den  fortdauernden  Irrthum^  als  handle  es  sich  um  zwei  venchiedoie 
Kunstwerke,  zu  berichtigen.    Gothische  Weihkessel  von  Metall  sind  häufig. 


Kleiner  Romanischer  WeihwasserkesBel.  178 

Bei  dieser  Annahme  aber  wäre  in  dem  Vorkommen  der  Ringsäulen  am 
Tragbügel  unseres  Gefässes,  welche  in  der  Architectur,  wie  schon  erwähnt, 
erst  im  XII.  und  XIII.  Jahrhundert  im  Uebergangsstil  auftreten,  ein 
neuer  Beleg  für  die  in  der  Entwickelungsgeschichte  der  Kunst  wieder- 
holt beobachtete  Thatsache  gewonnen,  dass  mannigfache  Formen  der 
Architectur,  ehe  sie  in  diese  eintreten,  schon  weit  früher  in  den  Klein- 
künsten ihre  Ausbildung  fanden  ^). 

Die  Pfarrkirche  zu  Cranenburg  besitzt  ausser  diesem  Weih- 
kessel noch  eine  Anzahl  kleiner  Bildtäfelchen,  einen  kleineren  Keli- 
quienschrein  2)  und  ein  mit  Petrus  und  Paulus  geschmücktes  Dipty- 
chon aus  Elfenbein,  sämmtlich  Arbeiten  gleicher  Zeit  und  Herkunft. 

Unter  Kaiser  Otto  I.  errichtete  963  Wichmann,  der  Graf  des  Hama- 
landes,  für  seine  Tochter  Luitgardis  das  adelige  Fräuleinstift  zu  El- 
tenberg  zu  Ehren  des  Erlösers  und  des  h.  Vitus.  Wenige  Stunden 
davon  entfernt,  stiftete  Wichmann's  Tochter  Adel a  und  ihr  Mann  Graf 
Balderich  nach  mannigfachen  Fehden  auf  den  Trümmern  ihrer  Burg 
Cellum  um  das  Jahr  1002  dem  h.  Martinus  ein  Kloster  zu  Zyfflich. 
Herzog  Adolf  von  Cleve  verlegte  dasselbe  1436  nach  Cranenburg. 
Die  dortige  Pfarrkirche  ist  die  ehemalige  Klosterkirche ").  Wer  wollte 
daran  zweifeln,  dass  die  Cranenburger  Elfenbeine  ehemalige 
Besitzthümer  Adela's  und  Balderich's,  fromme  Schenkungen 
an  die  von  ihnen  gestiftete  Hosterkirche  sind,  in  welcher  sie  auch 
ihre  Grabstätte  fanden.  Mit  der  Verlegung  des  Klosters  von  Zyfflich 
nach  Cranenburg  kamen  sie  dorthin. 

Durch  diese  historische  Annahme  gruppiren  sich  die  bis  dahin 
bekannt  gewordenen  drei  Weihwassergefässe  aus  Elfenbein  von  Mai- 
land, Aachen  und  Hildesheim  mit  dem  von  Cranenburg  zu 
einer  geschlossenen  Gruppe  gleicher  Zeit,  und  zwar  der  Ottonischen 
Kaiserepoche.  Inschriftlich  ist  das  Mailänder  Eimerchen  eine  bei  Ge- 
legenheit des  Besuches  Kaiser  Otto  U.  vom  Erzbischof  Gotfried  (973 
—78)  von  Mailand  dargebrachtes  Geschenk*).  An  demjenigen  von 
Aachen   fand    man    vor   einigen  Jahren  bei  Abnahme  der  goldenen 


1)  Riggenbach   über  die  Ringsäulen  S.  53  des  VII.  B.  der  Mittheil.  d.  k. 
k.  Contralcommisirion. 

2)  Abgebildet  bei  aus'm  Weerth  Rhein.  Kanstdenkm.  Taf.  YI,  7  und  8. 

3)  Ebendaselbst  im  Text  I,  S.  T  und  S.  14. 

4)  Das  auf  dem  oberen  Rande  stehende,  dahin  bezügliche  Distichon  lautet: 

vates  Ambrosii  Gotfredus  das  tibi  Sancte, 

vas  veniente  sacram  spargendum  Caesare  lympham. 


174  Kleiner  Romanischer  WeihwasserkeneL 

Schmncklälnder  den  Namen  Otto  eingeritzt  ^.  Ebenso  nennt  der  Künst- 
ler des  Hildesheimer  vas  lustrale  den  Kaiser  Otto  ni.  als  den  zu 
ehrenden  Empfänger  seines  Werkes^).  In  Adela's  and  Bal- 
derich's  durch  eine  Reihe  von  Gnlaeln  abschreckendem  Leben  er- 
scheint die  Persem  Kaiser  Otto  in.  begütigend  als  Hersteller  des  zer- 
störten Friedens ;  der  kunstsinnige  Bischof  Meinwerk  von  Paderborn 
war  der  fromme  Sohn  jener  gottlosen^Adela. 

Für  die  Kunstgeschichte  des  Mittelalters  ist  die  Beachtung  der- 
artiger Beziehungen  von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung. 

E.  aus'm  Weerth. 


1)  Käntteler  und  Bock  im  Echo  der  Gegenwart  vom  21.  März  1863   and 
in  der  Aachener  Zeitang  vom  8.  April  Jahr  1863. 

2)  Der  unterste  Bandstreifen  am  Fusse  des  Gefasses  lautet: 

AÜXIT  EZECHIE  TER  QülNOS  QÜI  PATER  ANNOS. 
OTONI  AüGÜSTO  PLÜRIMA  LÜSTRA  LEGAT. 
CERKUUS  ARTE  CUPFF  MEMORARI  CESARI  ALIPTES  Kl. 
Der  dem  Eäe^ias  mehrte  um  dreimale  fünfe  die  Jahre, 
Gatt  hämf*  Lüstern  noch  tiel  Otto  dem  hohen  August! 
In  EkrfUreht  durch  Kunst  hofft  Casars  Gedenken,  der 

Bildner  Kl. 


176  Trierer  Inschrifton. 

Die  Buchstaben  sind  auf  der  einen  Seite  in  der  ersten  ZeUe  3, 
in  den  übrigen  Zeilen  27«»  am  Schluss  der  letzten  IV«  Cm.,  auf  der 
andern  Seite  5,  das  I  in  der  letzten  6^/2  Cm.  hoch.  Die  Schrift  ist 
auf  beiden  Seiten  gleichartig,  im  Ganzen  hübsch  und  gut,  M  schräg- 
linig,  die  Auf-  und  Querstriche  feiner  als  die  abwärts  gehenden  Li- 
nien; wahrscheinlich  sind  beide  Seiten  gleichzeitig  beschriebenr  worden. 
Hr.  Bone,  welcher  in  Picks  Monatsschrift  für  rh.-westf.  Geschichts- 
forschung II  S.  116  die  Inschriften  veröffentlicht,  sah  auf  der  Kehr- 
seite unter  dem  Schluss-S  von  Stdpicius  einen  deutlichen  dreieckigen 
Punkt;  mir  schien  er  zufällig  und  nicht  in  Uebereinstimmung  mit  dem 
gesammten  Schriftcharakter.  Die  Verse  der  einen  Seite  sind  ausLucan, 
der  Anfang  des  die  Schlacht  bei  Pharsalos  behandelnden  Buchs  VII: 
segnior  Oceano,  ^am  lex  aetema  vocahat,  luctificus  Titan  numquam 
magis  aethera  contra  egii  equos  ^}.  Für  die  Benutzung  Lucans  in  me- 
trischen Inschriften  gab  es  schon  Beispiele,  aber  diese  Tafel  liefert 
das  erste  Beispiel,  wo  die  Inschrift  bloss  in  einem  Citat  aus  Lucan 
besteht,  während  öfter  Verse  Vergils  so  ausgezeichnet  sind.  Das  weist 
auf  ziemlich  späte  Zeit,  in  welcher  die  christliche  Lehre  und  der 
Gedanke  an  die  lux^  aetema  so  herrschte,  dass  sich  auch  Lucans  Vers, 
für  den  lex  nothwendig,jene  vielleicht  unbewusste  Abänderung  hat  ge- 
fallen lassen  müssen.  Was  soll  das  Citat?  Läge  eine  Grabschrift  vor, 
so  könnte  man  denken,  dass  die  Stelle,  welche  Sonne  und  Xatur  vor 
grossem  Unglück  zagend  und  schaudernd  einführt,  zum  Ausdruck  all- 
gemeiner Trauer  über  einen  besonders  schmerzlichen  Verlust  gewählt  sei. 
Indess  die  Rückseite  hat  kein  Zeichen,  dass  ein  Todter  es  ist,  den  sie 
nennt,  Lenomar(us)  SulpiciuSf  denn  so  wird  man  den  vorderen  und  ein- 
heimischen Namen  zu  lesen  haben  nach  Art  von  Indidioniarus  Virdo- 
marus  lentumarus  u.  a.  Dazu  kommt  der  unfertige  Zustand  beider  In- 
schriften, denn  weder  ist  das  Citat  dem  Sinn  oder  auch  nur  dem  Me- 
trum nach  abgeschlossen,  noch  ist  auf  der  Rückseite  das  einzelne 
Schriftzeichen  der  letzten  Zeile  verstandlich,  objzleich  nach  dem  Aus- 
bruch und  Loch,  das  im  Stein  hier  offenbar  vor  der  Inschrift  gemacht 
war,  Platz  genug  blieb  zur  Fortsetzung.  Da  andererseits  Material  und 
Schrift  die  Annahme  ausschliessen,  dass  etwa  wie  man  auf  Ziegeln 
sieht,   das  Spiel   eines  Augenblicks   die  Inschriften  hervorgerufen,    so 

1)  Auf  den  ZusammenhaDg  mit  den  Versen  Lucan's,  der  in  der  Bone'schen 
Publication  nicht  erkannt  wurde,  hat  zuerst  Prof.  Bergk  (Köln.  Zeitung  Nr.  207. 
Zweites  Blatt  vom  27.  Juli  d.  J.)  hingewiesen.  Darnach  abgedruckt  in  der  Trierer 
Landeszeitung  vom  folgenden  Freitag.  Die  Redaction. 


Trierer  InsobriÜen.  179 

I  •  AQVILONI    ET 

•ATTOSSAE-DE 

FVNCTISAPROS 

5     IVSVRSICIVSPA 

TRIBVSETAVIS-ET 

SIBIVIVSFECIT 

Sowol  am  Ende  von  Z.  4  als  am  Anfang  von  Z.  5  kann  nach 
der  Zeichnung  ein  Buchstabe  fehlen;  vrar  der  Name  bloss  Aprosins, 
so  war  das  Ende  jener  und  der  Anfang  dieser  Zeile  nicht  ganz  con- 
form  den  nächsten.  In  Z.  1  sind  die  Namen  der  patres,  der  Eltern  ver- 
loren gegangen;  der  Ausdruck  kommt  auch  sonst  für  parentes  vor, 
z.  B.  auf  dem  Grabstein  eines  sechsmonatUchen  Kindes  zu  Ariminum 

MofUanus  et  Sortita  patres  bei  Henzen  Or.  6200.  Z.  2  hab'  ich  T  ge- 
schrieben; die  Copie  gab  E  mit  Punkt  davor  in  der  Höhe  links.  Der 
Name  der  Grossmutter  scheint  lattossa  gewesen  zu  sein.  AlsGuriosum 
mag  beigesetzt  werden,  was  unlängst  ein  Geistlicher  jener  Gegend 
schrieb:  'Die  Inschrift  auf  dem  im  J.  1871  ans  Licht  geförderten 
Stein  lautet  Ursicius  pairibus  et  avis  et  sibi  vivus  fecit;  dieser  ürsicius 
war,  wie  auf  dem^  Steine  ebenfalls  zu  lesen  ist,  äerarii  populi  Ramani 
socius.  Die  Lapidarschrift  ist  ^ehr  schön  und  gut  erhalten. ' 
Bonn  im  September  1876. 

Franz  Bücheier. 

Der  Vollständigkeit  halber  trage  ich  folgende  Inschrift  nach, 
welche  eben  E.  Z.  unter  der  Ueberschrift  'Archäologisches'  in  der 
Trierischen  Zeitung  vom  28.  August  1876  veröffentlicht  hat: 

VI.  Oberer  Theil  eines  vierseitigen  Steines  von  werthlosem  Al- 
tena!, der  eine  Ära  vorstellt,  im  Durchschnitt  der  Moselbahn  nicht 
ireit  von  der  Strasse  nach  Olewig  in  bedeutender  Tiefe  gefunden, 
0,225  M.  hoch  und  0,22  breit,  die  Höhe  des  ganzen  wird  nach  dem 
erhaltenen  auf  0,50  angenommen.  Die  Buchstaben  der  4.  Zeile  sind 
Tiel  grösser  als  die  übrigen. 

DEO  •  MER 

CVRIO  •  RES 

^PECTI A  VI 

cto  \  R  I  A 


160  Triereir  Intchiiften. 

iJie  drei  ersten  Buchstaben  der  3.  ZeQe,  deren  untere  TheQe 
fehlen,  sollen  doch  deutlich  zu  erkennen  sein.  Wahrscheinlich  fehlt 
mindestens  Eine  Zeile  und  eine  Dedicationsformel  wie  die  vom  Her- 
ausgeber angegebene  v(otum)  siclvit)  liubens)  m(ento).  Mercur,  der  yod 
den  üalliem  meist  verehrte  Gott,  gehört  auch  in  den  rheinischen  Ge- 
genden zu  den  Gottheiten,  welchen  die  meisten  Denkmäler  geweiht 
sind,  wenngleich  Niemand  mehr  glauben  wird,  dass  er  Patron  von 
Trier  insbesondere  gewesen,  auf  Grund  von  Falsa  wie  deo  Mercurio 
Trevirarum  cansiervcUori)  bei  Brambach  spur.  59  und  75. 

VII.  Wer  sich  fQr  die  Fälschungen  der  Trierischen  Epigraphik 
interessirt,  sei  aufmerksam  gemacht  auf  den  von  G.  M.  Thomas  in 
den  Sitzungsberichten  der  philos.-philolog.  Classe  der  Münchener  Aka- 
demie 1875  S.  217  f.  ausgezogenen  Brief  des  sogen.  Galba  viator  in 
Handschriften  des  12.  Jahrhunderts,  welcher  erzahlt  wie  er  in  einer 
Vorstadt  Triers  einen  Mercur  von  Eisen,  den  zwei  Magneten  in  der 
Luft  schwebend  hielten,  dann  in  derselben  Stadt  einen  grossen  mar- 
mornen Juppiter  mit  goldener  Schüssel  gesehen  habe,  in  der  die  In- 
schrift gewesen  sei  lovi  vindici  Treverorum  ex  censu  quifique  cwiiaium 
Rfieni  per  tria  decennia  denegato  sed  ftdmine  et  cadesti  terrare  ex- 
torto  —  also  eine  sehr  freche  Lüge  (vgl.  Brambach  spur.  84)  aus  sehr 
alter  Zeit. 


n.     Litteratnr. 


1 .  Das  Plateau  von  Forschwcilor  bei  Echternach,  seine  Befestigung  durcli 
die  Wickinger  Burg  und  die  Niederburg.    Mit  3  Tafebi   berausge- 
•  geben    durcb  die  Gesellscbaft  für   nützliohe  Forscbungcn,   von  Dr. 

Carl  ßone,  Trier  1876,  Lintz'sche  Bncbhandlung. 

Unser  geehrtes  Vereinsmitglied,  Herr  Dr.  Bone,  giebt  in  obiger  Schrift 
das  klare  und  höchst  anziehende  Bild  eines  klassischen  Terrains  an  der  Sauer, 
welches  durch  jahrelang  sorgfältig  gesammelte  Details  für  vreitere  historische 
Forschungen  die  schätzenswertheste  Grundlage  bietet. 

Die  Beschreibung  jenes  Plateaus,  vrelches  bei  1000'  absoluter  Höhe,  sich 
500'  über  die  Sauer  bei  Bollendorf  erheben  würde,  ist  durch  eine  Skizze  aus 
der  Generalstabskarte  erläutert,  und  bezeichnet  charakteristisch  die  Lage  des 
ffOppidum*^  als  eine  natürliche  Festung,  die  fast  rings  von  Wasser  umflossen, 
mit  steilen  Fels  abhängen  umgeben,  mit  Trinkwasser  wohl  versorgt,  auf  fast 
einer  Quadratmeile  eine  Bevölkerung  von  100,000  Menschen  gegen  feindliche 
Angriffe  gesichert  aufnehmen  konnte. 

Die  einzelnen  vorrömischen  Alterthümer  werden  ebenso  speciell  aufgeführt 
wie  die  unzweifelhaften  römischen  Funde,  zu  denen  das  bekannte  Dianen-Denk- 
mal am  Fuss  der  Niederburg  gehört.  In  Betreff  der  dortigen  Bömerstrassen 
(Seite  18)  erlaube  ich  mir  den  Zusatz,  dass  von  Alttrier  eine  Römerstrasse  ü^r 
Echtemach,  Irrel  auf  Bitburg,  eine  zweite  von  Alttrier  über  Conzdorf,  Berdorf, 
Bollendorf  zur  Wickinger  Burg  führte.  Letztere  Strasse  ist  im  Yolksmundo 
als  n  Römerweg*  bekannt,  geht  von  der  früheren  Römerbrücke  an  der  Bollen- 
dorfer  Kirche  vorbei  als  ein  sehr«  zweckmässig  geführter  Weg  auf  die  Höhe, 
windet  sich  durch  Felsen  hindurch,  wo  nur  ein  Saumthier  passiren  konnte  zum 
Fraubillenkreuz  und  Wickinger  Burg,  wahrscheinlich  mit  vorheriger  Abzwei- 
gung auf  Ferschweiler,  wo  sich  die  Spuren  einer  Römerstrasse  finden.  Sowohl 
bei  Bollendorf  wie  bei  Echtemach  sind  die  Trümmer  der  Römerbrücken  sicht- 
bar, und  lässt  sich  annehmen,  dass  am  linken  Sauerufer  eine  Romerstrasse 
Echtemach  mit  Bollendorf  verband. 

Die  Wickinger  (Normannen)  Burg,  welche  Herr  Dr.  Bone  zunächst  aus- 
führlich beschreibt,  wird  in  der  Generalstabskarte  einfach  als  ^Steinbruch"  be- 


•  •"1*         m  0010^. 


.7 


ntL^ü 


IIXU 


IIL  Miscellen. 


1.  Adenau.  Stempel  auf  römischen  Gefässen  und  Legions- 
Ziegeln.  In  den  Pfingsferieu  des  J.  1872  fand  ich  zu  Adenau  im  Besitze 
des  Hrn.  Baur  daselbst  eine  Anzahl  römischer  Thongefasse  und  Ziegel 
resp.  Bruchstücke  von  solchen.  Der  Fundort  derselben  konnte  mir  nicht 
genauer  angegcfben  werden;  doch  wird  derselbe  wohl  in  der  Umgegend 
von  Adenau  zu  suchen  sein;  wenigstens  theilto  mir  der  Vater  des  Besitzers, 
Hr.  J.  N.  Baur  in  Aachen  mit,  dass  er  seiner  Zeit  dem  Hofrath  Gomes 
in  Cochem,  einem  eifrigen  Sammler,  die  in  der  Eifel  gefundenen  Gegen- 
stände besorgt  habe;  er  besitze  noch  circa  800  römische  Münzen,  deren 
grösster  Theil  zu  Hillesheim,  Kerpen,  Nollonbach,  Nohn,  Adenau  und 
Kempenich  gefunden  worden  sei.  Auf  dem  Berge  bei  Herschbroich  seien 
die  Ueberbleibsel  eines  römischen  Lagers  mit  vielen  Grabhügeln';  letztere 
habe  er  öffnen  lassen,  aber,  da  dieselben  leider  schon  früher  durchsucht 
gewesen,  nur  zerschlagene  Urnen  gefunden.  —  Von  den  Bruchstücken, 
welche  ich  sah,  waren  folgende  mit  Stempel-Inschriften  versehen  (Nr.  4 
und  7—10  sind  gegenwärtig  im  Besitze  des  hiesigen  Progymnasiums): 

1)  Bruchstück  eines  Ziegek    |^  |  FeXIIIIOKi;]         2)  desgl.  ^^jl^gf 


3)  desgl.   EG 


x^ciii^ 


5)  Dicker   anförnüicher   Henkel    aus    graulichem  Thon:  A*  GIRCI 

6)  Desgl.     C  AF 

7)  Der  abgebrochene  Boden  eines  Gefasses  aus  terra  sigillata: 

(CAROMA  WS.  F). 


202  MifleeUeD. 


8)  Veägl  (A^BBVg)  9)  DeugL 


10)  Scherbe  eines  GefioKS   ans  terra  sigillata,   auf  weicher    in 
habener  Arbeit    ein    laofendes  Tbier  (Hase?)    and    eine  Aehre    abgebildet 
iind: 


Cnaii// 


Bei  Nr.  1,  2,  3  and  4   ist  selbstTerständlich  der  Anfang  LEG(IO)y 

bei  Nr.  2  und  4  die  Zahl  XXII   ond    bei    Nr.  4    aasserdem    wohl    noch 

PR  P  F.    wofür  der  Baam  aasreichen  würde,  za  vervollständigen  lesp.  sa 

ergänzen.  Bei  Nr.  4  moss  ich  die  Erkläning  des  vrie  ein  Dreiasack  aas- 
sehenden Zeichens  in  der  Mitte  Andern  überlassen.  Bemerkenswerth  ist 
bei  Nr.  2  die  trotz  der  gewöhnlichen  Stellang  des  Anfangs  retro- 
grade Stellang  der  Bachstaben  pr(imigenia)  p(ia)  f(idelis),  wobei  PR  aadi 

bei  der  Umstellnng,  weil  za  dem  nämlichen  Worte  gehörig,  als  miser- 
trennliches  Ganzes  behandelt  worden  sind. 

Bezüglich  der  Henkel-  ond  Geföss-Inschriften  seien  nocb  einige  ver- 
gleichende Hinweisongen  aof  Schaermans,  Sigles  figalins,  Braxelles  1867, 
und  Fröhner,  Inscr.  terr.  coct.  gestattet 

Zu  Nr.  5 :  Schaermans  n.  1414  =  Fröhner  735  (nicht  935,  wie  ver- 
druckt steht)  hat:    A.  CIRGI.  F,  Environs  de  Chavannes.  Sollte  der  Name 

nicht  mit  dem  onsrigen  identisch  sein,  oder  ein  Versehen  des  Abschreibers 
vorliegen?  Meine  Gopie  glanbe  ich  wenigstens  als  genau  verbürgen  so 
können. 

Za  Nr.  7:    Der  Buchstabe  hinter  A  üt  ausgebrochen.     Es    ist    aof- 

zulösen:  CARO  MA(N)V  S(VA)  F(EaT).  Schaermans,  bei  welchem  die 
eingeklammerten  Buchstaben  zweifelhaft  sind^  1096  hat:  (CA)R(MAN)VS 
-  ^Aarchai'qae,  d.  h.  ohne  Querbalken.)  Westendorf^  vos  bkfser,  44,  Fig.  5. 

Zu  Nr.  8:  In  Schuermans  n.  3481  (cfr.  FrÖhner  1542,  Steiner  I  95, 
II  62.  342;  Fundorte:  Inheiden,  Heddemheim,  Neuwied)  (ME)DVDFE 
sind  DD  ebenfalls  „gestrichen** ;  doch  finde  ich  bei  keinem  der  Beispiele 
eine  Ligatur  von  |V^E  angegeben,  ebensowenig,  dass  FE(CIT)  auf  dem  Kopfe 
stehen. 

Zu  Nr.  9:  Der  Stempel  OF(FICINA)RVFINI  ündet  sich  in  Frank- 
reich, Belgien,  England  und  Deutschland  häufig;  cfr.  Schaermans  4769  = 
Fröhner  1811  =  Corp.  inscr.  Lat  VH.  1336,  935—940. 


204  MisoeUen. 

Bildwerk  bringen  wir  hier  noch  eine  Notiz,  welche  dem  Herrn  Oberbürger- 
meister a.  D.  Kaufmann  verdankt  wird.  Aus  derselben  geht  hervor,  daas 
in  Poppeldorf  unter  dem  Kurfürsten  Clemens  August  eine  wahrscheinlich 
von  ihm  begründete  Porzellanfabrik  sich  befunden  hat,  und  zugleich  auch 
in  Bonn  eine  Fayence-Fabrik  bestand. 

Auszüge  aus  dem  Inventarisations- Protokoll  des  Kaiserlichen  Notarioi 
Joannes  Caspar  Trivelli  am  9.  Mai  1761  über  das  Mobiliar  des  churforst- 
lichen  Residenzschlosses  in  Bonn: 

(Clemens  August  starb  1761  am  4.  Februar.) 

„In  einem  Schlafzimmer  des  Buon  Retiro^  wird  unter  No.  6  aufgeführt: 

„In  einem  glassemen  schank  eine  gamiture  Th6egeschirr  von  Poppels- 
dorffer  Pfeiffenerd  bestehend  in  einer  Thejere  und  Zuckerdosen  dazu  dann 
sechs  Tassen  und  schahlen,  einem  weissen  Soupe-Kömpchen.  [Dazu  wird 
bemerkt :  „Das  Service  Th6egeschirr  aber  1767  zum  Verkauf  ausgesetzet^] 
mit  Unterschüsse],  dann  einer  ronden  und  zwei  oval  telleren.'' 

„In  derretirade." 

„No.  5.  in  einem  schank  sub  No.  No.  5  Ein  garniture  Theegeschirr 
von  der  Poppeldorfer  fabrique  bestehend  in  einer  Caffekanne,  einer  Milch- 
kanne, einer  Th^ekanne,  einer  Zuckerdosen,  einer  Theedosen  und  zwölf 
Tassen  und  schahlen.*^ 

„No.  6.  In  dem  änderten  schank  sub  No.  6  dreyssig  Teller  von  Bonni- 
schen faience  Prob.*' 

^Im  neuen  quartier.'' 

„In  der  ersten  Anti-chambre.'' 

„No.  9.  Ein  Caminofen  von  Bönnischem  faience. '^  Dergleichen  Camin- 
Öfen  werden  drei  erwähnt. 

,Im  Schlafizimmer.** 

,No.  17.  Vier  stück  porcelaine  Von  der  Neuen  Poppelsdorfer  fabrique.'' 

J.  Freudenberg. 


4.  Bonn.  Bei  der  Fundamentirung  der  neuen  Stadtwage  adf  dem 
Viehmarkte  stiess  man  in  einer  Tiefe  von  ungefähr  2  Meter  auf  eine  Brand- 
schicht und  darunter  auf  römische  Gräber.  Ausser  Scherben  von  Gefässen 
und  Dachziegeln  fand  man  eine  grössere  Urne  mit  verbrannten  Knochen- 
resten und  einer  unkenntlich  gewordenen  Münze  (Mittelerz).  Daneben 
standen  einige  Krüge  gewöhnlicher  Gattung.  aus^m  Weerth. 


5.  Bonn.  Im  Jahre  1872  fand  man  bei  der  Fundamentirung  des 
Hintergebäudes  der  S trau ven^ sehen  Tapetenhandlung  (Cölnstr.  29)  ungefähr 
8'  tief  unter    der   jetzigen  Bodenhöhe    eine    schmale   gepflasterte    Strasse. 


ieat  T: 


m^    iäm  %mmr 
)4f|9n0ni    mit  'f(0V 

i^r  A4wme«kntr.    Hurr  Dr.  Bna»  Intfi:rt 

w^,  iM/^X\f)x  iiMispa^mimmk  werden^  Ie& 
^Um  Htmw^m   #iiraaiy  «Ims  dam 

4*  f«M  ^irt^tm  Falk  /rendei,  n 
im'm%t$j$^   w«rife.    IlsMi  Hot  I>r.  Boa» 
H^Mill^AiMfi  find  TOS  ikB  hntnitemn  AanAt 
t^,  tfnr  n^Mm^it^lhMft  tmd  «rfreoHdi;  da« 
/ri  )fff/Anfint*fn  cmteriimt.  T<raa2a«t 


jftSDlflJMF  CWXCil 


«-  aber  dieselbe  als  die  meiiqgs 
za  dieser  Mittbeflimg. 

aos'm  Weerth. 


10.  0/^]k  Wofn^ie  Kieselsteincben  in  einer  Schale  aas  terra 
Mf^ill«f«,  ]\trTT  Onntrnm  zdgte  mir  eine  Schale  ans  rother  Erde  der 
/^fi  t{m  ViwinWn  ihrer  Technik  (d.  h.  nach  Trajan)  angehörend.  Dieselbe 
wtinlif  Jftngni  in  mnmn  r<>mi»chcn  Gralic  bd  dem  Dorfe  Gelb  (Geldnba)  ge- 


Z^if^fn]^^    ii^    tmr     khlusb. 

Ut  lamx    run^^^Ki    «m  itma  va»  rrsne  7 

i)A0^ßgi,     l>^  ^.00i  -rtr  imkruuEC  ^mi  nKbem  'iriu.  üb  "rnnmidg 
6»wi  «nuilvt.     rjtncr^i    ^arffaxac»    vm  W^mtsr    imaisL.     Jor   ier  ( 

^nn  Ar  Erwu^r«  ja  ^•tTF-wtea. 

rm  J^ünm  1-^4^  -nrift  ^fii»  y^jeäermq  ^svcmimKrrL  Msm  leste  ohcb 
A'imn^ptprik^ttk.  m.  «iitr  ias   '>cxciM  C5sr  iasr  Luei  •tarrnaefiiiis.     XAck  der 

iSitinmT«  Xiiiisi;«]!.     Ii%  '&  Ariwac«r  Hganritrhrfg^  vnrien«    ▼«nc&wiegot  ae 

<K<Hwm  f  mifi.  tun  'im  ^«siuti:  im  naeiwcai  üatr^  in  aHot  Frdiie  m 

Atti^    <na«Hr   «ier  XfMzer    jfn^    ia   deneilMn  5jek£    aus    «raer  F 

f  siuinCttt^    «xwJ    g[rih    wäät.     Sie  baiibai  da  hadat  Xj 

4MXM4|r»(  XücMft.  du»  wve  Gold  riaztax.     Ds 

fr<^.ii#v  djkft  OrvkiwMMr  Zotritt  katte.     La 

irt^n  X/vraf«    w^it/ire  Foade  xa  Ta^  beordert. 

jM<i»^  f ^AWwdMT  Ka^ermitaea.  PmiesBaf/en. eüseraer Spitzen -Pflngirlwjtren)^ 

M^tiVMriimÜ'tiMr  EtiMn  ^nadi  der  BeadkrenMaig  da  Arbeiten 

MiM^<m>  «MierMT  I^/ppelbaken,  nad  eixMr  Anxmhi  Bnicbstöcke  tob  GcQ—en^ 

wfjrttA^  $i«h  «in  gsuner  enüienkeHg«r  Trinkkrug  befiuid,  em  imiieiiief  (?) 

T^fkrelMA    wfjnaf  ein    geflfig^tei  Pierd  (?;,    ob    weiterer  LudirifieniteiD 

iMlmt  m^  Uk^ioenk^  weibHcfcen  Fignr  toq  geringer  Grose.     Es  ist  woU 

f  «wjdw,  4Mm  MMl«re  Gegenttiode  Ton  imtdiexnfaareB  Aeoneroi  too  den  Ar- 

}ßtaUfm  mchi  W/b^ehtet  worden  sind. 

Am  20.  April  d.  J.bewOHgte  der  Verein  von  Aherthnnafreonden  im  Rhem- 
UauUi  Ait  Konten  einer  Aoagrabong,  weil  die  OertHehkdt  einer  emeaten 
VnUfrnnchunf^  werth  schien.  Am  1.  Mai  wurde  mit  den  Ansgrmbangen  be- 
ffonnfm,  f\l*:  rUnn  am  2,,  am  3.,  am  8.  nnd  9.  Mai  fortgesetzt  und  am  11. 
Mai  7Mrn  Abschlass  gebracht  worden  sind  und  zwar  unter  meiner  steten 
l/eaufinchtjgung  and  Leitung. 

Vm  ^qtiU  eine  Strecke  von  c.  50  Meter  darchgraben.  Das  Grund- 
stück des  Herrn  Hahn  liegt  auf  der  höchsten  Stelle  der  Insel;  dem  gegen- 
Ober,  am  Abzag»gral>eD,  sollte  der  Fond  gemacht  worden  sein.  Wir  nahmen 


212  MiRCoUen. 

und  eine  unkenntliche  stark  oxydirtc  Kupfermünze.  Letzte 
Abhänge  des  östlichen  Ufers  in  einer  Höhe,  wo  das  Wassei 
hatte.     Brandspuren  liabe  ich  nicht  vorgefunden. 


12.  Ausgrabungen  an    der    Mainspitzc    bei    ] 
September  1875  veranstaltete  der  Geschichtsverein  zu  IJan» 
barer  Nähe  der  Stadt  in  der  Gegend  der  Kinzigmündung  ei. 
um  festzustellen,  ob  in  dieser  Gegend  eine  römische  Ueberg 
den  Main  anzunehmen   sei.     (S.  den  Bericht    in  der  Hanaui 
Oktober  1875.)     Dort  treten  vielfach  alte  Mauern  zu  Tage, 
Strecken  von  den  Grundbesitzern  bereits  beseitigt  sind.      AI 
Ausgrabung   ergab   sich,    das»    die    betreffenden  Fundament 
einem  römischen  Bauwerke  angehören,  da  man  unter  andern 
stücke  von  Terra  sigillata  fand.     Zwei  in  der  Richtung  von 
parallel    laufende    Mauern    von    etwa    1  Meter  Dicke    wurd 
zwischen  denen  sich   römische  Ziegelsteine,    Dachziegel,   sow 
in  Menge  vorfanden.     Ob  die  beiden  Mauern,    welche  man 
von  etwa  20   Schritt    aufdeckte  und   welche    20  Schritt   vo 
stehen,    die  Fundamentmauern    eines    gi*ossen  Gebäudes  bilc 
Befestigung  dienten,   liess  sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheii 
die  ganze  AnInge    einen    militärischen  Zweck  hatte,    ist   nie 
hat  man  doch  früher    an    dieser  Stelle  zahlreiche  Ziegel     mi 
der  22.  Legion  gefunden.     Jetzt    ward    es    deutlich,    dass 
eines     römischen    Castells    von    grösserem    Umfange    vor    sie 
frühern  Wall    und  Graben    ist  jedoch    nur  ein    kleiner  Theil 
Er  läuft  nördlich  von  den  erwähnten  Mauern  parallel  mit  die 
und  Westen  hat   die  Kultur    jede  Spur  vernichtet,     l'nweit 
Mauer  fanden    sich    die  Reste    eines  Platten-Grabes,    das    er: 
welches  in  dieser  Gegend  gefunden  wurde,  während  alle  ande 
aus    der  Römerzeit    sonst    einfache  Sandgräber    sind.     Die  ül 
festzustellen    wird  kaum  gelingen,  da  die  meisten  Fundamente 
ausgebrochen  worden  sind.       Die  Fundamente,  welche  Prof.  1 
Jahre  1845  untersuchte  und  darüber  seiner  Zeit  berichtete  ( 
13.  Mai  1845)   sind  offenbar  nicht  identisch  mit  den  jetzt  au 

Dieses  Castell,  fast  am  nördlichsten  Ende  des  Mainlai 
war  von  besonderer  Wichtigkeit,  da  es  zur  Deckung  des  Flu 
namentlich  zum  Schutze  der  Verbindung  der  am  grossen  Gi 
legenen  Befestigungen  mit  dem  linken  Rheinufer  diente.  Abtl 
22.  Legion  waren  hauptsächlich  in  dieser  Gegend  stationirt,  v.i 
die  erste  und  dritte  freiwillige  Bürgercohorte,  sowie  Hülfs 
Vindelicier,  Dalmatier  und  aqnitain'schen  Reiter  kamen.    Nach 


Büsoellen.  215 

Stein  als  Stelle  gilt,  der  Kanal  selbst  aber  vom  Bewohner  nie  gesehen 
ist.  Der  Kanal  würde  dort  c.  2b'  unterhalb  des  Altenberges  liegen^  und 
scheint  danach  nur  höchstens  ein  Abfiusskanal  zu  sein.  Dagegen  ist  der 
eigentliche  Kanal  vor  40  Jahren  unmittelbar  am  Altenberg  gefunden. 
Dort  yersichern  die  durchaus  glaubwürdigen  Gebr.  Giersberg  in  einem  jetat 
abgebrochenen  Gehöft  in  dem  6'  hohen  Kanal  oft  gewesen  zu  sein,  dessen 
brauchbare  Steine,  wie  an  vielen  andern  Orten,  verschwunden  sind.  Nur 
eine  Reliquie  des  Kanals  liegt  im  Bohnenfelde  neben  dem  Giersberg'schen 
Hause,  eine  rechtwinklige,  äusserst  feste  Mörtelplatte,  mit  Crras  über- 
wachsen, 5'  breit,  10'  lang,  fast  1'  stark,  nach  meiner  Ansicht  ein  Stück 
Fussboden  der  Wasserrinne,  die  hier  mit  Einschluss  der  Seitenwände,  wahr- 
scheinlich 5'  breit  war. 

Die  frühere  Existenz  der  römischen  Kaiserstrasse  von  Belgica  über 
Mettemich  und  Sechtem  zum  Rhein  bei  Wesseling  ist  in  der  Nähe  von 
Altenberg  durch  Nachgrabungen  erwiesen,  indem  hier  1  bis  3'  unter  der 
Oberfläche  eine  15 — 16'  breite,  gewölbte,  sehr  feste  Kiesdecke  sich  zeigte, 
nicht  blos  auf  einzeln  Wegen,  sondern  an  3  bis  4  Stellen  im  Ackerland, 
wo  das  spärliche  Wachsen  des  Korns  seit  vielen  Jahren  das  Vorhandensein 
der  Strasse  angedeutet  hatte. 

Der  Kreuzpunkt  dieser  Römerstrasse  mit  dem  Kanal  in  der  Nähe 
der  Fundamente  von  Altenberg  weist  hiemach  auf  eine  römische  Ansied- 
lung  in  jener  Gegend  hin,  und  so  gering  im  Allgemeinen  die  aufgefundenen 
Reste  sind,  so  verdienen  doch  die  uneigennützigen  Bemühungen  des  Hm.  Pf. 
Maassen,  der  den  Verein  zu  den  Ausgrabungen  veranlasste,  im  Interesse  der 
Alterthumskunde,  den  anerkennenden  Dank  des  Vereins. 


15.  Ein  Meilenstein  in  England.  Der  Meilenstein  vonLeicester 
ist  bereits  in  Orelli-Henzen  (n.  5252)  publicirt^),  jedoch  nicht  ganz  genau, 
namentlich    fehlt   das  C  Qftch  RATIS : 

imp  caesars 
divti  aianpath  fdi vnervnep 
Iaianhadrianavgpmtrib 

POTIVCOSIIIARATISCORITAjN 

H 

Vorstehende  genaue  Abschrift  gibt  Alles,  was  auf  dem  Stein  noch  er- 
kennbar ist.     Das  C  ii^  ▼•  3  ist  unbedenklich  zu  Ooritanor(um)  zu  ergänzen. 

—  Das  H  darunter  bedeutet  wohl  ||;  wäre  der  Stein  nicht  aus  Britannien, 

so  könnte  man  an  ||  mit  eingeschriebenem  L  von  Leugä  denken;  so  aber 


1)  Dann  auch  von  Hübner  Insor.  Brit.  n.  1169.  D.  R. 


216  MiscelleD. 

kann  wohl  nnr  ein  Fehler  des  Steinmetasen  vorliegen ;  anfiallend  bleibt  immerfatn 
das  Fehlen  von  M  '  Pi  während  die  Zahl  II  als  Meilenzahl  mit  dem  Fundorte 

bei  Leicester  stimmt*).  Dr.  Bone. 

16.  Münstermaifeld.  Bezüglich  der  Jahrb.  LIY  S.  315  a.  LVI 
S.  227  besprochenen  Steinblöcke  von  Coblenz  nnd  Müden  theilte 
mir  der  Lehrer  Holf  von  Poltersdorf  oberhalb  Cochem  a.  d.  Mosel 
mit,  dass  sich  in  der  Nähe  dieses  Ortes  am  Wege  ein  Sandsteinblock  von 
ungefähr  4'  Länge  nnd  Breite  befinde,  in  dessen  Mitte  man  eine  Aushöh- 
lung wahrnehme,  und  dass  man  in  der  Cregend  diesen  Stein  allgemein  för 
einen  alten  Kelter  halte. 

Ich  erinnerte  mich  vor  mehreren  Jahren  auch  vor  dem  Hanse  eines 
Schmiedes  in  Nieder-Lahnstein,  der  Kirche  g^enfiber,  einen  mäch- 
tigen Quader  aus  Diorit  gesehen  zu  haben,  dessen  Länge  die  Breite  etwas 
übertraf  und  in  dessen  Mitte  sich  eine  kesseiförmige  Vertiefung  befand. 
Als  ich  kürzlich  in  Lahnstein  war,  wollte  ich  den  Stein  sehen,  hnd 
ihn  aber  nicht  vor  dem  Hause;  ich  erkundigte  mich  bei  dem  Eigen- 
thümer  desselben  und  hörte,  dass  er  den  Stern  in  zwei  Hälften  habe  spalten 
lassen  und  beim  Neubau  des  Hauses  verwandte.  Er  sagte  mir,  dass 
sich  auf  beiden  Langseiten  dem  Loche  gegenüber  Einschnitte  befunden 
hätten:  er  habe  den  Stein  früher  zum  Ausbohren  von  Muttern  zu  Kelter- 
schrauben  Wnutzt,  wozu  er  sich  durch  seine  Schwere  und  durch  die  Seiten- 
rinnon«  worin  er  ilie  Pfosten  zur  Befestigung  der  Mattem  angebracht, 
goeiirnet  habe :  er  glaube,  dass  der  Stein  ursprünglich  zur  Anbringung 
einer  Soliraube  zum  Auspressen  von  Obst  oder  Trauben  benutzt  worden  sei; 
auch  hiesse  es  im  Orte,  dass  der  Stein  ein  alter  Kelter  gewesen  sei. 

Obgleich  nun  eine  Aehnlichkeit  mit  den  jetzigen  Keltern  nicht  be- 
stellt r.nd  die  Höhlung  auch  zu  klein  erscheint,  um  grössere  Quantitäten 
Trauben  auszupressen,  so  dürfte  vioch  der  an  drei  verschiedenen  Orten 
auftretenden  Ansicht,  diese  Steine  seien  Kelter,  etwas  Traditionelles  zu 
Grunde  liec^n.  Es  ist  dabei  zu  beachten,  dass  die  hölzernen  Kelter  in 
den  brasilianischen  Urwä'.dem  givis»  Aehnlichkeit  mit  unseren  Steinen 
darbiett^n. 

Aiv.  Rheine  und  die  Mv>«!  hinauf  werden  sich  wahrscheinlich  noch 
mehrere  solcher  Steine  aatV.tsiec  lassen.  Auf  jeden  Fall  hatten  dieselben 
civ.o  Festimmur^g,  rrtvi  kö-n^r.  nicht  als  blosse  Werkstücke,  die  von  irgend 
ciiicui  RAUtr^'rko  herrihrtor,  betrachtet  werden;  sie  alle  sind  ähnlich  con- 
5tn:irt  ur.d  r/Ar.  k*r::  sioh  r.:cht  gut  denken,  wozu  die  kesselformige  Ver- 
t:i<*t;i"^  mit  v'.i'r,*.  F:KSv'b;:iTte  in  der  Seite  bei  einem  blossen  Werkstücke 
»:x\v,ox»T  hAber.  ?v<*te.  Dr.  Schmitt. 


vN^e  A.tw  Cor^  bat  ARATIS  COR  MP-  D.  R. 


MiflCcUen.  217 


17.  Noideiibacli  (Kr.  Bitburg).  Ein  ganz  ähnlicher  Stein  mit  einer 
2'/«'  langen  Kette  wie  der  im  LVII.  Jahrb.  S.  213  beschriebene  von  Dot- 
tendorf  befindet  sich  in  hiesiger  Kirche.  Der  Sage  nach  diente  derselbe 
ebenfalls  als  Büsserstcin.  Ph.  Mayers. 


18.  Fränkische  Gräber  bei  Niederberg.  Im  Laufe  des  Sommers 
dieses  Jahres  stiess  man  bei  Niederberg  in  einer  Tiefe  von  1  Meter  auf 
fränkischer  Zeit  angehörende  Gräber.  Die  Stelle,  wo  der  Fund  gemacht 
wurde,  liegt  in  der  Nähe  der  alten  Strasse,  die  von  Niederberg  ausgehend 
die  Richtung  nach  Ehrenbreitstein  verfolgt.  Sie  Hess  geringe  Spuren  eines 
flachen,  wahrscheinlich  künstlichen  Erdhügels  erkennen.  Gerippe  fanden 
sich  in  grösserer  Zahl  vor,  die  jedoch  zum  Theil  so  verwittert  waren,  dass 
eine  bestimmte  Richtung  ihrer  Lage  nicht  mit  Gewissheit  festgestellt  wer- 
den konnte'.  Wnffen,  Schmuckgegenstände,  thöneme  GefUsse  und  einen 
gläsernen  Becher  hatte  man  einzelnen  Verstorbenen  mit  in  das  Grab  ge- 
geben. 

Die  Waffen  bestehen  aus  Eisen  und  sind  so  durchrostet,  dass  nur 
zwei  derselben  eine  Deutung  zulassen.  Es  sind :  eine  30  Cm.  lange  Speer- 
spitze (11  Cm.  gehören  der  eigentlichen  Schneide  an,  der  übrige  Theil 
dient  zum  Befestigen  des  Stieles)  und  ein  Messer  von  27  Cm.  Länge,  4  Cm. 
Breite  und  8  Mm.  starkem  Rücken  ^). 

Die  Schmuckgegenstände  sind:  10  aus  porzellanähnlichem  Glasflüsse 
gegossene  Perlen,  eine  durchbrochene  Zierscheibe,  ein  Armring  und  eine 
Nadel  aus  Erz  gefertigt.  —  Die  Perlen,  von  zumeist  1  Cm.  Länge,  sind 
unter  sich  im  Charakter  gleich,  dagegen  in  der  P'onn  verschieden.  Bei 
einigen  ist  die  Form  mit  einem  Cylinder  zu  vergleichen,  bei  andern  läuft 
sie,  nach  der  Mitte  zu,  weit  aus;  2  gerippte  Perlen  sind  offenbar  Nach- 
ahmung römischer  Fabrikate.  Die  Farben  des  Glasflusses  zeigen  eine  der 
Form  entsprechende  Reichhaltigkeit;  die  grüne,  in  ihren  verschiedensten 
Mischungen  bis  zur  weisslich-grünen,  ist  vorherrschend.  Die  Zierscheibe 
von  8  Cm.  5  Mm.  Grösse  besteht  aus  zu  Fischblasen  oder  Schnäusen  ver- 
schlungenen Dräthen,  die  uns  an  die  merowingische  Kunstweise  erinnern. 
Punkte  die  von  einem  Kreise  umgeben  sind,  bilden  die  Augen  der  Fabel- 
thiere  und  sind  auch  sonst  hin  und  wieder  auf  dem  Körper  vertheilt  Der 
Armring,  der  in  seiner  Form  schlicht  ist,  hat  einen  Umfang  von  20  Cm. 
4  Mm.  und  zeigt,  als  Verzierung  auf  der  äusseren  Seite  eingetheilt,  eine 
Reihe  senkrechter  Linien,  die  durch  2  schräg  überkreuzte  zu  je  4  von  ein- 
ander getrennt  sind.     Die  Nadel    hat    eine  Grösse  von  11  Cm.  und   läuft 


1)  In  meinem  Besitze  befinden  sich  zwei  etwas  längere' Messer,  die  bei 
der  Belagerang  von  Neuss  im  J.  1474  im^eero  Karls  des  Kühnen  verwendet 
worden  sind. 


218  MiBceUen. 

nach  oben  vierkantig  aus.  Hier  zeigt  sie  nur  zwei  ichrftg  fiberkremte 
Linien  als  Verzierung. 

Der  Gefasse  sind  5.  Sie  haben  eine  Grösse  von  10  bis  18  Cm.  und 
zeigen  unter  sich  dieselbe  Verschiedenheit  in  der  Form,  welche  noir  auch 
schon  bei  den  Perlen  aufgefallen  ist.  Eben  so  mannigfaltig  sind  die  eingepress- 
ten  Verzierungen,  ja,  sogar  die  Masse  der  Verfertigung  ist  verschiedene  Erde. 

Die  Gefasse  gleichen  den  bei  Lindenschmit  (die  Alterthömer  unserer 
heidnischen  Vorzeit)  Band  I,  Heft  IV,  Taf.  5,  aufgezeichneten;  ich  sehe 
daher  von  einer  speciellen  Beschreibung  ab.  Ich  will  nur  erwähnen,  daas 
ein  18  Gm.  grosser  Topf,  von  weisslich  grauer  Erde  und  dunkelgrsnem 
Anstriche  mit  Henkel  und  kleinem  Ausflusse,  dem  aus  den  Grftbem  in 
Osthofen  herstammenden  (siehe  Lindenschmit  Band  I;  Heft  IV,  Taf.  5, 
Nr.  5)  gleicht  und  zwar  in  allen  Theilen;  dass  ein  13  Cm.  grosses  Gefass 
mit  weiter  Oefinung  in  der  Mitte  kurz  abbrechender  Bauchung  und  schwarz 
gl&nzender  Farbe  auf  der  oberen  Hälfte  drei  Reihen  Quadrate  zeigt,  die 
aus  Zellen,  Halbkreisen,  und  in  phantastischster  Weise  durcheinander  ge- 
worfenen Linien  bestehend,  ein  der  Runenschrift  auffallend  ähnliches  €^ 
bilde  zeigen;  dass  ein  einfach  geformter  Topf  von  12  Cm.  Grösse  aas 
grober,  röthlich-gelber  Elrde  bestehend,  schwarz  angebrannt  ist  und  somit 
sich,  vielleicht  auch  die  übrigen,  als  früher  zum  taglichen  Bedarfe  ver- 
wendet, kennzeichnet. 

Der  gläserne  Becher,  der  leider  bei  der  Ausgrabung  zerbrochen 
wurde,  ist  sehr  dünn  und  hat  eine  Grosse  von  etwa  12  Cm.  Er  ist  oben 
weit,  wird  nach  der  Mitte  zu  schmaler  und  läuft  nach  unten,  wo  er  ab- 
gerundet ist,  weit  aus.  Unter  dem  oberen  Rande  befindet  sich  ein  3  Mm. 
breiter,  weisser  Streifen,  der  aus  mehreren  Linien  gezogen  ist. 

Neuss.  Koenen. 


19.  Gräber  in  Obercasscl.  In  der  Sitzung  der  Niederrheinischen 
Gesellschaft  vom  T.Juni  1875  berichtete  Prof.  Schaaff  hausen  über  eine,  wie 
es  scheint,  ausgedehnte  alte  Grabstätte  neben  der  Gementfabrik  in  Ober- 
casscl, welche  iam  30.  März  durch  die  Gefiilligkeit  des  Herrn  Sade  da- 
selbst der  wissenschaftlichen  Untersuchung  zugänglich  gemacht  worden  war. 
Es  sind  Reihengräber,  die  wie  jene  vor  zwei  Jahren  in  dem  nahen  Ober- 
holtdorf  aufgefundenen  durch  Basaltplatten  hergestellt  sind,  welche  ohne 
Mörtel  sowohl  die  Seitenwände  als  die  Decke  des  Grabes  bilden.  Die 
Decksteine  liegen  1,7  M.  unter  der  Oberfläche;  in  einem  Grabe  war  die 
rechte  Seiten  wand  durch  aufrecht  stehende  Platten,  die  linke  durch  über- 
(unander  gelegte  kleinere  Basalte,  die  eine  trockene  Mauer  bildeten,  herge- 
Htüllt.  Die  Länge  des  Grabraumes  war  2,17  M.,  die  Breite  57  Cm.  Das 
Gesicht  des  Todton  ist  gen  Osten  gerichtet.  Eine  früher,  40  Schritte  von 
\mv  nach  dorn  Uheine  zu,  gefundene  goldene  fibula  mit  eingesetzten  Steinen, 


22M)  Misoellen. 

Innerhalb  der  Heidenmaner  sollen  6  Sarkophage  mit  Beigaben,  theilweiie 
vorrömischer  Zeit,  ein  scharfes  Steinbeil  und  andere  Gegenstände  aus  der 
Bronze-  and  Steinaseit,  gefanden  worden  sein.  Zwei  würfelförmige  aosge- 
höhlte  Grabstatten,  die  wie  die  skandinavischen,  zajr  Aufnahme  der  Leichen 
in  sitzender  Stellung  bestimmt  schienen,  boten  Brachstücke  eines  Schädels 
von  angewöhnlicher  Dicke  sowie  Theile  eines  silbernen  Fassringes  dar. 
Das  Wichtigste  war  jedoch  die  Entdeckung  eines  ungefähr  2  Meter  langen 
Sarges,  der  ein  fast  vollständiges  Skelett  barg,  mit  einer  ans  Bernstein 
und  Glasperlen  künstlich  zusammengesetzten  Halskette,  einem  eisernen 
Opfemiesser,  einem  Amulett  aus  gebrannter  Erde,  einem  Steinbeil,  einer 
Glasurne  und  einem  wunderbar  erhaltenen  goldenen  Ringe,  dessen  Platte 
ganz  mit  Hieroglyphen  bedeckt  ist.  u.  s.  w. 

Diese  „Entdeckungen^^  des  Herrn  Voulot  aus  Beifort  gehören  in  die 
Kategorie  der  absichtlichen  oder  unabsichtlichen  Täuschungen.  Herr  Voulot, 
ursprünglich  Zeichner,  (jetzt  mag  er  eine  Anstellung  an  einer  Schule  in 
Beifort  haben  und  sich  Professor  nennen),  macht  seit  Jahren  in  den  Vo- 
gesen  die  abenteuerlichste  Jagd  auf  vorhistorische  und  celtische  Denk- 
mäler. Ohne  irgend  welche  wissenschaftliche  Methode,  ohne  die  nöthigeo 
Vorkenntnisse,  lässt  er  sich  von  seiner  Phantasie  zu  den  sonderbarsten  Un- 
geheuerlichkeiten hinreissen.  Man  lese  nur  einige  Seiten  in  seinem  ABC 
der  celtischen  Antiquitäten  im  Ebass,  um  Dinge  zu  finden,  die  einigermassen 
an  das  berühmte  Livre  des  Sauvages  des  Abbe  Domenech  erinnern^). 

Die  fraglichen  „Forschungen^'  auf  dem  Ottilienberg  haben  nun  zwar 
den  Erfolg  gehabt,  dass  bei  dem  Suchen  nach  „Schwalbenschwänzen' '  eine, 
enorme  Partie  der  „Heidenmauer''  geradezu  demolirt  und  umgeworfen 
wurde,  weshalb  Herr  Voulot  Seitens  der  Behörde  wegen  Beschädigung 
öfifentlicher  Denkmale  verfolgt  wird.  Im  Uebrigen  war  dos  Ergebniss  null 
oder  wenigstens  nicht  zu  verwerthen.  Kein  irgendwie  glaubhafter  Fand- 
bericht liegt  vor,  es  scheint  im  Gegentheil,  dass  Hr.  Voulot  die  bei  den 
Nachgrabungen  beschäftigten  Personen  fortgeschickt  habe,  als  er  sich  an- 
schickte, jene  famosen  „Grabfunde''  zu  machen.  Diese  Grabfunde  selbst 
sind  wieder  so  wunderlich,  dass  ein  mit  der  Archäologie  der  celtischen 
und  germanischen  Gräber  vertrauter  Gelehrter  nur  ungläubig  den  Kopf 
schütteln  kann;  es  liegen  da  in  einem  Grabe  Dinge  nebeneinander, 
wie  sie  kaum  anders  als  in  oder  aus  dem  Cabinet  eines  Sammlers  sich  zu- 
sammen finden  können.  Kurz,  es  ist  schwer  zu  sagen,  was  hier  auf  Rech- 
nung der  Phautasic  zu  setzen,  was  absichtlicher  Betrug  ist:  für  die  Wissen- 
schaft ist  hier  nichts  zu  holen.  Kraus. 

1)  Voulot,  ABC  d'iine  Science  nouvelle.  Les  Vosges  avant  Tbistoire. 
Mulhousc  1874.  Die  uns  zu  Gesiebt  gekommenen  Abbildungen  dieses  Werkefl 
zeigen  allerdings  eine  für  die  wissenschaftliche  Auffassung  gefahrliche  Mitwir- 
kung der  Phantasie.  D.  Red. 


Miscellen.  221 

22.  Taxgaetiam  entdeckt.  Als  ich  im  Mai  d.J.  die  von  Hrn.  Apo- 
theker L einer  mit  bewnndernswerther  Aasdauer  nnd  Rührigkeit  ins  Leben 
gemfene  Rosgartensammlung  in  Constanz  besichtigte,  fiel  mir  unter 
anderen  im  vorigen  Jahr  bei  £schenz  ausgegrabenen  römischen  Altcrthümern 
besonders  ein  Altar- Fragment  auf  mit  der  Insclirift: 

DEAE   FOR 
TVNEVIK  TA 
SG  •   POS  V 

Sofort    vermuthete    ich,    dass   zu   lesen  sei :    vikani  Tasg ,    und 

dass  mit  diesem  vicus  das  Taxgaition  des  Ptolemaeus  gefunden  sei.  Diese 
Verrauthung  wurde  mir  seitdem  mehr  und  mehr  zur  Gewissheit.  Doch 
ersah  ich  aus  einer  mir  vor  einigen  Wochen  von  Herrn  Leinor  gütigst 
mitgetheilten  Nummer  des  schweizerischen  antiquarischen  Anzeigers,  dass 
Herr  Charles  Morel  in  Genf  mir  mit  dieser  Entdeckung  zuvorgekommen 
sei.  (Mitth.  von  J.  J.  Müller  1876,  April,  S.  672  ff.)  Nichtsdesto- 
weniger glaube  ich  die  Leser  dieser  Zeitschrift  vorläufig  in  Eenntniss 
davon  setzen  zu  sollen,  indem  ich  mir  vorbehalte,  im  nächsten  Jahres- 
heft, wenn  meine  Zeit  es  erlaubt,  über  die  Funde  von  Tasgaetiura  zu- 
sammen zu  referiren.  Ich  bemerke  vorerst  nur,  dass  Eschenz  da  liegt, 
wo  der  Rhein  aus  dem  Unter-  oder  Zeller-See  herausströmt,  und  zwar  auf 
dem  linken  Ufer.  Nicht  weit  davon  liegt  ,,Burg  Stein"  auf  einer  An- 
höhe, wo  noch  Reste  eines  römischen  Castells  nachweisbar  sind ;  gegenüber 
davon  auf  der  rechten  Seite  das  Städtchen  Stein.  Bisher  suchte  man  hier 
das  Ganodurum  des  Ptolemaeus,  während  Leichtlen  und  Mannert  Tax- 
gaetium  nach  Lindau  verlegten.  Die  oben  angeführte  Inschrift  wirft  ein 
ganz  neues  und  helles  Licht  auf  die  Sache,  regt  aber  freilich  auch  neue 
Fragen  an,  deren  Besprechung  wir  uns  ebenfalls  vorbehalten. 

Constanz.  F.  Haug. 


23.  Inschrift  aus  Ungarn.  Von  der  zu  Vnkovar  (Teuto- 
burgium  nach  dem  Itinerar  des  Antoninus)  im  Garten  des  Grafen  Eltz 
gefundenen  und  im  C.  I.  L.  UI,  2.  n.  6450  publicirten  Inschrift  bringt 
die  Ephemeris  Epigr.  II  S.  357   eine   neue  Abschrift:    DEO  |  SANCTo 

I  HERCvLI  I  T  •  FL  •  NKCR  |  ANVS  •  RAE  |  COH  I  HIS  |  PAN 
EQQ  I  TRIB   COH  |  li   A/DAC  |  RTooEQQ  |  V  SL   M-  Eine 

neue  von  Hrn.  Prof.  Freudenberg  mitgetheilte  Copie  stimmt  grösstentheils 
mit  jener  Abschrift,  dürfte  aber  im  Einzelnen  noch  durch  grosse  Genauig- 
keit sich  empfehlen.  Z.  3  ist  H  mit  E  ügirt;  (Z.  4  |FL  *  tACI))  Z.  5 
CRA//,  also  PRAE  (im  CIL.    PRAE),  Z.  6  COH  '  I  -  (Z.  7  ///QO).  Z.  8 


223  MisceUen. 


TRIB  •  COH,  Z.  9  I  (M\C    DAC,  Z.  10  RF  •  nicht  RT- ,  während  CIL. 
ET  liest,  von  Mommsen  (V)ET(erana)  ergänzt.  (Z.  11  V  'S  •  L  *  VI). 


24.  Wall  er  fangen.  Etwa  eine  Stunde  südlich  von  Wallerfangen, 
in  dem  sogen.  „Bii'nhäumchensloch*^,  einem  südlich  gelegenen  Einschnitte 
des  „Blaubaches*'  befinden  sich  zwei  lüngst  8ignalisii*te,  erst  kürzlich  durch 
Aushauung  der  betreffenden  Waldpartie  wieder  aufgedeckte  römische  Bas- 
reliefs. In  zwei  wenig  vertieften,  etwa  3  Fuss  hohen  Nischen  stehen  je 
eine  menschliche  Figur.  Aeusserst  roh  sind  diese  Figuren  gearbeitet,  zum 
guten  Theil  auch,  namentlich  an  den  Köpfen,  verwittert;  anscheinend 
waren  sie  mit  der  Tunica,  die  eine  vielleicht  mit  dem  Colobium  bekleidet 
Vor  der  einen  steht  ein  einem  Leuchter  ähnelnder  Gegenstand,  die  andere 
hält  eine  Rolle  in  der  Rechten.  Auf  irgend  eine  Ausdeutung  der  Dar- 
stellung muss  ich  verzichten.  Ich  bemerke  nur  noch,  dass  die  Reliefs  aus 
dem  lebendigen  Felsen  (weisser  Sandstein)  gehauen  sind  und  dass  unge- 
fähr V«  Stunden  von  ihnen  jenes  römische  Kupfer-Bergwerk  seinen  Ein- 
gang gehabt  haben  muss,  dessen  Anlage  durch  die  s.  Z.  in  den  Jahrbüchern 
mitgetheilte  Inschrift:  INCEPTA  OFFICINA  EMILIANI  NONIS 
MART  beurkundet  ist ').  Kraus. 


25.  Wesseling.  Seit  längerer  Zeit  war  mir  Wesseling,  von  wo  bisher 
Funde  römischer  Alterthümer  selten  bekannt  wurden  ^),  wegen  des  in  einem 
mächtigen  Bogen  zur  Strasse  herantretenden  Rheinstroms  bedeutsam  er- 
schienen. Als  ich  im  Frühjahr  des  verflossenen  Jahres  mit  den  Herren 
General  von  Veith  und  Prof.  Bergk  in  Wesseling  das  Dampfjschiff  verliess, 
befragte  ich  deshalb  den  übersetzenden  Fährmann  nach  dem  Vorkommen 
alterthümlicher  Funde.  Derselbe  sagte  aus,  dass  sich  auf  der  Höhe  des 
Ufers,  demselben  entlang,  durch  die  sämmtlichen  Gärten  eine  mindestens 
mehrere  100  Fuss  lange,  breite  Mauer  im  Boden  befinde,  auf  welche  man 
häufig  bei  der  Gartenarbeit  stosse.  Diese  Aussage  veranlasste  eine  weitere 
Erkundigung  bei  Hrn.  Pfarrer  Boehning,  nach  dessen  Mittheilungen  man 
besonders  beim  Auswerfen  der  Gräber  auf  dem  Kirchhof  römisches  Mauer- 
werk, Scherben  u.  dergl.  wahrnimmt.     Sofort   wurden   durch   den  Todten- 

1)  Wo  Dr.  Brusflkern  zu  Brambach  n.  758  neben  der  Inschrift  die 
Buchstaben  X  und  W  gelesen  bat,  ist  mir  unerfindlich.  Einer  neuen  Ausgrabung 
des  Denkmals,  welche  Hr.  Jos.  Klein  ,.Epigr.-antiq.  Streifzüge**,  S.  86  dieses 
Jahrbuchs,  um  dieser  beiden  Buchstaben  willen  vorschlägt,  bedarf  es  indessen 
schwerlich,  da  gute  Gipsabgüsse  desselben  sowol  in  der  Fabrik  zu  Wallerfangen 
als  in  der  Stadtbibliothek  zu  Trier  zu  sehen  sind. 

2)  Ich  kenne  von  solchen  nur  den  im  Universitäts-Museum  befindlichen 
Grabstein  des  Philosophen  Q.  Aeliua  Kgritius  (0 verbock  No.  8.  llettncr  No.  112). 


/ 


224  MiscelleD. 

deutschen  Anthropologischen  Gesellschaft  gemacht  worden  sind.  Er  be- 
merkte, dass  nur  mit  grösster  Vorsicht  aus  dem  Zusammenliegen  der  Fossilien 
im  Höhlenboden  auf  ein  gleiches  Alter  derselben  geschlossen  werden  dürfe, 
indem  das  Wasser,  welchem  die  Höhlen  ihre  Bildung  verdanken,  wiederholt 
die  älteren  Einschwemmungen  wieder  umgewühlt  haben  könne.  Die  Blar- 
tinshöhle  habe  an  Feuersteingeräthen  eine  reiche  Ausbeute  ergeben.  Da 
diese  gerade  im  Eingange  der  Höhle  sich  finden,  so  liegt  der  Schloss  nahe, 
dass  sie  hier  von  den  Bewohnern  derselben  gefei*tigt,  dass  sie  nicht  durch 
das  Wasser  von  oben  her  eingeflötzt  worden  sind.  Nur  einzelne  der  meist 
kleinen  aber  zierlich  von  den  Kernen  abgeschlagenen  Splitter  oder  Späbne 
lassen  sich  als  Pfeilspitzen  deuten;  es  ist  schwer  zu  sagen,  wozu  die  an« 
dem  gedient  haben  mögen.  Wiewohl  sie  zahlreich  zwischen  den  aufge- 
schlagenen Röhrenknochen  der  noch  lebenden  Thiergeschlechter  liegen,  lassen 
diese  doch  nicht  erkennen,  dass  sie  mit  Steinmessern  geschabt  oder  geritzt 
sind.  Vielleicht  wurden  sie  in  Holz  eingefügt  als  Zähne  einer  Säge  oder 
eines  Ackergeräthes,  eine  Verwendung,  die  noch  bei  rohen  Völkern  im  Ge- 
brauch ist.  Ausserdem  wurden  Scherben  sehr  roher,  aber  auch  verzierter 
Töpferarbeit,  eine  Schlacke  von  irgend  einem  Metallgusse  herrührend,  eine 
Glasperle  aus  römischer  Zeit,  mehrere  Bronzestücke,  darunter  eine  spiral- 
förmige Fibula,  auch  rothe  und  rothgelbe  Farbstoffe,  von  denen  einer  deut- 
lich in  einer  runden  Schale  abgerieben  war,  gefunden;  ein  mit  einer  wie 
zum  Einlegen  des  Daumens  bestimmten  rundlich  eingeschliffenen  Stelle  ver« 
sehenes  P^euersteinmesser,  erinnert  au  ein  von  Blumner  abgebildetes  eisernes 
Messer,  dessen  sich  die  röraischeu  Schuster  zum  Zerschneiden  des  Leders 
bedient  haben.  Sollte  auch  hier  das  später  metallene  Werkzeug  sein  Vor- 
bild in  einem  Steingehithe  gehabt  haben?  Die  hier  gefundenen  Feuerstein- 
raesser  in  Begleitung  der  Beste  noch  lebender  Thiere  beweisen  wie  so  viele 
andere  Funde  neuerer  Zeit,  dasa  diese  rohen,  ungeschliffenen,  nur  durch 
einen  geschickten  Schlag  dargestellten  Steingeräthe  keineswegs  immer  nur 
der  ältesten,  sogenannten  paläolithischen  Zeit  zugeschrieben  werden  dürfen, 
sondern  wie  die  geschliffenen  Steinbeile  und  mit  ihnen  lange  im  Gebrauch 
geblieben  sind.  Sie  liegen  unter  den  Pallästen  von  Khorsabad  wie  in  den 
ägyptischen  Mumienkasten,  Schliemann  fand  sie  bei  seinen  trojanischen  Aus- 
grabungen, sie  fehlen  nicht  in  manchen  Gräbern  der  Bronzezeit.  Wiewohl 
wir  wissen,  dass  man  in  Rumelien,  in  Anatolien,  in  Syrien  im  ganzen  alt- 
osmanischen  Reiche  wo  Getreidebau  getrieben  wird,  solche  Flintniesser  zur 
Herstellung  von  Dreschmaschinen  gebraucht  werden  und  dass  schon  Varro  I. 
51  von  der  tabula  lapidibus  aut  ferro  asperata  spricht,  so  hat  doch  die 
Ansicht,  dass  die  sogenannten  Feuersteinwerkstütten  der  Vorzeit  Plätze 
seien,  wo  die  Bauern  einst  ihre  Dreschschlitten  zurichteten  wenig  Wahr- 
scheinlichkeit, wie  Dr.  M.  i\Iuch  mit  guten  Gründen  (Mitth.  d.  anthro|>ol. 
Gesellsch.  in  Wien  1874  p.  2—8)  gezeigt  hat. 


IV.   Chronik  des  Vereins 

fit  Üb  9trrin$iai|r  1875  (ttfp.  Ißfinspn  1875—76). 

Im  äussern  wie  im  Innern  Leben  des  Vereins  vollzogen  sich  im 
verflossenen  Jahre  mannigfache  Veränderungen.  Wir  beklagen  den 
Heimgang  von  24  Mitgliedern,  darunter  den  des  langjährigen  Vor- 
standsmitgliedes Professor  Fr.  Ritter,  des  Nestors  der  rheinischen 
Alterthumsforscher  Professor  Fr.  Fiedler,  welcher  seit  der  Gründung 
des  Vereins  dessen  auswärtiger  Secretair  und  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  Ehrenmitglied  war,  des  holländischen  Historikers  Green  van 
Prinsterer,  des  Architecten  L.  Loh  de,  des  hochgebildeten  Generals 
von  Peuker,  des  Historikers  Staelin,  des  um  unsere  Provinz  ver- 
dienten Landtagsmarschalls  Raitz  von  Frenz-Garrath  u.  A. 

Ausser  diesen  Verlusten,  die  der  Tod  herbeiführte^  verloren  wir 
23  Mitglieder  durch  Austritt  und  11  Personen  mussten  wegen  dauern- 
der Unterlassung  der  Beitragszahlungen  gestrichen  werden,  so  dass 
sich  der  Verein  um  58  Mitglieder  verminderte.  Gleichzeitig  wurden 
indessen  3G  neue  Theilnchmer  gewonnen,  mithin  der  gesammte  Prä- 
senzstand immerhin  ungeachtet  der  so  ungünstigen  allgemeinen  Zeit- 
verhältnisse die  ungefähre  Zahl  von  GOO  Mitgliedern  behauptete  ')•  I^ie 
Finanzen  weisen  ziffemmässig  in  runden  Zahlen 


1)  Diese  Angabe  bezieht  rieh  auf  das  Ende  des  Yereinsjahres  1876 — 76, 
also  Pfingsten  dieses  Jahres,  sn  welcher  Zeit  der  Verein  genan  604  Mitglieder 
z&hlte,  welche  sich  am  Ende  des  Jahrbuchs  LVn  namentlich  aufgezählt  finden. 
Von  Anfang  Juni  bis  zum  Abschlnsse  des  Jahrbuchs  LVIII,  also  in  den  3  Mo- 
naten Juni,  Juli  und  August,  sind  23  Mitglieder  gestorben,  ausgetreten  oder 
wegen  Nichtzahlung  der  Beiträge  gestrichen  worden,  dagegen  40  neue  Vereins- 
genossen gewonnen  worden,  so  dass  die  Mitgliederzahl  um  17  gewachsen  ist, 
sich  also  jetzt  auf  621  erhebt.  Diese  sind  am  Schlüsse  vorliegenden  Jahrbuchs 
aufgeführt. 

15 


232  Chronik  des  Yereixuu 

innerhalb  seines  Gebietes  eine  grondlicho  Erforschung  der  Reste  der  Vorzeit 
nach  besten  Kräften  zu  fördern,  so  wie  for  die  Auffindung,  Erhaltung  und 
Bekanntmachung  der  antiken  und  mittelalterlichen  Denkmäler  Sorge  zu  tragen 
sich  verpflichtet. 

§.2- 
^u  diesem  Zwecke  treten  die  Mitglieder   eines  jeden   Localvercins   von 

Zeit  zu  Zeit  zusammen,   um   sich  über  gemeinsames  Handeln   zu  verstandigen, 

ihre  Erfahrungen  und  Ansichten  auszutauschen. 

Im  Uebrigen  bestimmen  die  Local vereine  ihre  Thatigkeit  innerhalb  ihres 
Bereiches  ganz  selbständig. 

§.3. 

Jeder  Localvorein  wählt  sich  aus  seiner  Mitte  seinen  Vorstand,  welcher  die 
Versammlungen  einberuft  und  die  Geschäfte  leitet  (vergl.  §.  5  gegen  Ende). 

§.  4. 
Die  Localvereine  haben  freie  Verwendung   der  Mittel,  welche   ihnen  der 
Centralvorstand  ständig  überweist   (s.  §.  6),   oder  welche   sie  selbst  beschaffen 

(fl.  §.  6). 

§.  6. 

Die  Localvereine,  als  die  örtlich  ständigen  Organe  dos  Gesammtvereinos, 
bestehen  aus  den  ordentlichen  Mitgliedern  des  Bezirkes,  den  sie  repräsentiren, 
und  ist  jedes  ordentliche  Mitglied  des  Vereins  der  Alterthumsfreunde  im  Rhein- 
lande berechtigt  der  Localabtheilung  beizutreten,  in  deren  Bezirke  er  seinen 
Wohnsitz  hat. 

Ausserdem  sind  dio  Localvereine  befugt,  ausserordentliche  Mitglieder  auf- 
zunehmen und  von  denselben  einen  nach  Massgabe  der  örtlichen  Verhältnisse 
zu  bestimmenden  Jahresbeitrag  zu  erheben. 

In  den  Vorstand  können  jedoch  nur  ordentliche  Mitglieder  gewählt 
werden. 

§.  6. 

Der  Centralverein  überweist  jedem  Localvereine  ein  Drittel  der  Jahres- 
beiträge, welche  von  dun  ordentlichen  Mitgliedern  des  betreffenden  Localvoreins 
eut richtet  werden.  Findet  dieses  Drittel  während  des  entsprechenden  Jahres 
keine  Verwendung,  so  fliesst  es  in  die  Centralcasso  zurück. 

Auch  wird  der  Centralverein  für  grössere  Untersuchungen,  z.  B.  Aus- 
grabungen, auf  deshalb  gestellten  Antrag,  so  weit  es  die  Mittel  gestatten,  einen 
Beitrag  bewilligen,  über  deren  Verwendung  der  Localverein  seiner  Zeit  Rechen- 
schaft abzulegen  hat. 

§•7- 
Die  Jahrbücher,    als    das    wissenschaftliche  Organ    des  Vereines,    werden 

regelmässig  Jahresberichte  über  die  Thatigkeit  der  Localvereine  bringen,  und 
stehen  den  Mitgliedern  der  Localvereine,  ordentlichen  wie  ausserordentlichen, 
offen,  um  ihre  das  rheinische  Alterthum  betreffenden  Arbeiten  zu  veröffent- 
lichen. Von  dem  Jahresberichte  sowie  dessen  Arbeiten  werden  Separatabdrücke 
nach  Bedürfniss  dem  Vorstände  des  Localvoreins  überwiesen. 


Chronik  des  Vereins.  233 

§.  8. 
Der  Vorstand  jedes  Looalvereins  ist  verpflichtet 

a)  alljährlich  im  Monat  Januar  über  die  Thätigkeit  des  Vereins,   den  Be- 
stand der  Mitglieder  u.  s.  w.  Bericht  zu  erstatten; 

b)  über  besondere  Vorkommnisse,   z.  B.   wichtige  Funde,  sofort  Mitthei- 
Inng  zu  machen; 

c)  auf  Verlangen  gutachtliche  Aeusserungen   zu  geben    und  Aufträge    im 
Interesse  des  Gesammtvereins  zu  erledigen; 

d)  die  Vertheilnng  der  Veroinssohrifien  und  die  Einziehung  der  Beiträge 
zu  besorgen; 

e)  die  Anmeldung  neuer  Mitglieder  zu  vermitteln; 

f)  überhaupt  für  die  Ausbreitung  des  Vereins   und  die  allseitige  Förde- 
rung seiner  Zwecke  eifrig  zu  wirken. 

§.9. 

Die  Vorstände  der  Localabtheilnngen  sind  zum  Besuche  der  Sitzungen  des 
Centralvorstandes  berechtigt. 

Wenn  es  sich  um  Angelegenheiten  allgemeiner  Natur,  z.  B.  um  Abände- 
rung der  Statuten  oder  organische  Einrichtungen  handelt,  wird  der  Centralvor- 
stand  den  Vorständen  der  Localvereine  davon  Mitthoilung  machen  und  entweder 
ihr  Gutachten  einholen' oder  sie  zu  gemeinsamer  Berathung  auffordern. 

Zu  den  Generalvorsammlungen  hat  jeder  Localverein  ein  Mitglied  seines 
Vorstandes  abzuordnen. 

Die  Generalversammlungen  sollen  in  Zukunft  von  Zeit  zu  Zeit  a«ch  an 
den  Orten,  wo  sich  ein  Localverein  gebildet  hat,  abgehalten  werden. 

Indem  wir  diese  Grundzüge  für  die  Bildung  und  die  Thätigkeit 
von  Localvereinen  zur  Kcnntniss  namentlich  unserer  ausserhalb'  Bonns 
wohnenden  Vereinsgenossen  bringen  und  um  die  Mittheilung  von  Ver- 
besserungsvorschlägen bitten,  hoffen  wir,  dass  sich  in  recht  vielen 
Orten  solche  Vereine  bilden  mögen,  welche  an  den  sich  immer  umfang- 
reicher und  bedeutsamer  gestaltenden  Aufgaben  unseres  Vereines  mit 
Liebe  und  Hingebung  sich  zu  betheiligen  bereit  sein  werden. 

Bonn,  den  2L  August  1876. 

Der  Torstand  des  Vereins  von  Alterthnmsfrennden 

im  Bheinlande. 


Vencickiits  ikr  litglieder. 


VtrttaMl. 

Präsident:  Dr.  •as'm   Weerth,  Profeuor  in  KoMenich  bei  Bonn. 
Tieepriaident:  Dr.  Bergk,  Profestor  in  Bonn. 

Siwnrtin»-  f   ^'  P'®**^*"***'?»  ProfcMor  in  Bonn. 

)   Dr.  Kortegarni  RemLiehalTorsleher  in  Bonn. 
BiblioihekM:  Tftn  Vleaten. 


Elir«i-Mit|iieier. 

S.  KSnigl.  Hoheit  Carl  Anton  Meinrnd  Forst  za  Hohenzollern  in  Sigrnaringeo. 

Dr.  Ton  BethmaQn>Uoiiweg,  Exceiienzi  köoigl.  Siaatsniinibter  a.  D.,  in  Berlin. 

Dr.  TOD  Dechen,  Excellenz,  Wirkt  Och.  Ratb,  Oberberghauptmann a.D.|  inBoon. 

Freiherr    FrieHrioh  tod  Diergardt  in  Bonn. 

Ton  Moeiler,  Ezoelienz,  Wirkl.  Ueheimer  Rath  und  Ober-Prasident  in  Strassburg. 

Dr.   Noggerathf  Berghauptmann  und  Professur  in  Bonn. 

▼  on  Quast,  Geh.  Regiernogsrath,    ConsorTator  der  Kunstdenkmaler  in  Preasoen, 

in  Radensieben  bei  Neuruppin. 
Dr.  Ritsohl,   K.  Pr.  Geh.  Regier ungsraih,  Professor  in  Leipzig. 
Dr.   Urliehsy  Uofrath  und  Professor  in  WSrzburg. 
Ton  Wilmowsky,  Domkapitular  in   Trier. 


242 


Tarselohnbs  der  MitgUedar. 


Villeroi,    Emest,   Fabrikant  in    Wal- 

ierfangen. 
Graf  Yon   Viüers,   Regier. •  Präsident 

in  Frankurt  a.  d.  Oder, 
van  Vleuten,  b.  VorBtand« 
Voigt  ei,   Bauinspector    und    Dombaa- 

meister  in  G5in. 
Voigtiänder,  BuolihdJ.  in  Kreaznach. 
Dr.  Waoli,  ProfesBor  in  Leipzig- 
Dr.  Wagen  er,  Professor  in  Qent. 
Wagner,  NoUr  in  Mülheim  a/R. 
Dr.  de  Wal,  ProfeBsor  in  Leiden. 
Wallenborn,  l'eter  junior,  in  Bitbarg. 
Wandeslebon,  Friedr.  zq  Stromberger 

Neuhütte  bei  Bingerbrüok. 
Dr.   Watterloll,  Professor  u.   Pfarrer  in 

Babel. 
Weber,  Advocat- Anwalt  in  Aachen. 
Weber,   Buchhändler  in  Bonn. 
Weber,  Pastor  in  Ilsenburg. 
Dr.  autt'm  Weerth:  s.  Vorstand, 
de  Weerth,  Aug.,  Rentn.  in  Elberfeld. 
Dr.  Wegeier,    Geh.    Ifedioinalrath   in 

Coblenz. 
Weiss,  Professor,  Director  d.  k.  Kupfer- 

stichkabinets  in  Berlin. 
Dr.  Wende,  Realschullehrer  in  Bonn. 
Wendelstadt,  Victor,  Commerzienrath 

in  Cöln. 
Dr«    Weniger,   Professor,     Gymnasial- 

Director  in  Eisenaoh. 
Werner,  GymnaBial-Oberlohrer  in  Bonn. 
V.   Werne  r,  Kabinetsrath  in  Düsseldorf. 
Werners,  Bürp^erraeister  in  Düren. 
Öe.  Diirohlaucht Fürst  W  ied  zu  Neuwied. 


Dr.  Wl6talery  amw.   Seer.,  Professor  In 

Gottingen. 
W i  e  t  h  as  e,  KSnigl.  BanmeiBter  in  05b. 
Witkop,  Ptr,  Maler  In  UppeUdt 
Wille,  Jacob,  Stadiosut  jurU,  aus  Fran- 
kenthal, zu  Bonn. 
Dr.  W  i  1  m  a  n  n  s,  Prof.  in  Straasborg. 
Dr.  Wings,  Apotheker  in  Aaolien. 
Dr.    Witten  haus,    Reotor  der  hdhera 

Bürgerschule  In  Rheydt 
Dr.    Wo  ermann,    Carl,    Professor   In 

Düsseldorf. 
Wohl  er 8,  Geh.  OberBnanzrath  u.  Pro- 

vinzial-Steuerdireotor  In  Cdln. 
▼.  Wolff>  Regierangsprüsldent  In  Trier. 
Wolf,  Gaplan  in  Galoar. 
Wolff,  Rauf  mann  in  Gdln. 
Wolff,  Commerzienrath  in  M.  Gladbaeh. 
Dr.  Wolters,  Professor  in  Halle. 
Dr.  Weltmann,  Prof.  in  Prag. 
▼  onWright,  General- Major  in  Metz. 
Wuerst,    H.,   Hauptmann    a.  D.    und 

Kgl.  Steuereinnehmer  in  Bonn. 
Wüsten,  Gatsbesitserln  zu  Wüstenrode 

bei  Stolberg. 
Dr.    Wulfert,    Gymnasial -DI reotor  In 

Kreuznaoh. 
War z er,  Frledensriehter  In  Bitbarg. 
Wurzer,  Notar  in  Siegbarg. 
Dr.  Zartmann,   Sanitätsrath  In  Bonn. 
Z  engeler,  Kgl.  Bauführer  in  Bonn. 
Zervas,  Joseph,  Kaufmann  in  Cöln. 
von  Zuocalmaglio,  Justizrath  inGre- 

yenbroich. 


Ausserordentliche  Mitglieder. 


Dr.  Arendt  in   Dielingen. 

Dr.  Arä^ne  de  Noüe,  Advocat  iu 
Mal  med  y. 

Connebtabiic,  Carlo,  Graf  in  Perugia. 

CorrenB,  Malerin   München. 

E  n  g  e  l  m  a  n  u,  ßaumeiöter  in  Ki cuznach. 

Feiten,  Raumeister  in  Cöln. 

G.  Fiorelli,  Intendant  d.  k.  Museen  in 
Neapel. 

Dr.  Förster,  ProfeBöor  in  Aachen. 

Gamurrini,  Director  des  etrusk.  Mu- 
seums in   Florenz. 

Gongler,  Domcapitular  und  General- 
Vicar  des  Biöth.   Namur.  in  Namur. 

Hei  der,  k.  k.  Sectionsrath  in  Wien. 

Herrn  OB,  Dr.  med.  in  Remiob. 


P.  Lanciani,  Architect  in  Ravenna. 
Lucas,    Charles,    Architect,  Sous-Inap. 

des  travaux  de  la  ville  in  Paris. 
Mella,  Eduard,  Graf  in  Vercelli. 
Michelant,  Biblioth6caire  au  dept.  des 

Manuncrits  de  la  Bibl.  Imper.  in  Paris. 
Paulus,   Finanzrath  und  Mitglied  des 

Königl.   Wtbg.   Stat.-Topogr.  Bnreaus 

in  Stuttgart. 
Promis,   Bibliothekar    des  Königs  von 

Italien  in  Turin. 
J.  B.  de  Rossi,  Archäolog  in  Rom. 
Schlad,  Wilh.,  Buchbindermelster  und 

Bürger  in  Boppard. 
Schmidt,   Major  a.  D.  in  Kreuznach. 
D.  L.  Tosti,  Abt  in  Monte-Caslno. 


Verielekiilfi  d9r  Mitglieder. 


848 


Verificliiiss 

sämmtlicher  Ehi*en-,  ordentlicher  und  ausserordentlicher  Mitglieder 

nach  den  Wohnorten. 


Aachen:  Ark.  Book.  Brüggemann. 
Dieokhoff.  Emondts.  Foersier.  Qoorg!. 
Gymnasialbibliothek.  MilgerB.  von 
Geyr  •  Sohweppenbarg.  Kessel,  von 
Leipziger.  Mila.  Polyteehnioum.  Scheib- 
ler. Sohlünkes.  Schwan.  Startz.  Suer- 
mondt   Weber.  Wings. 

Abenteuerhütte:  Boecking. 

Alfter:  Jörissen. 

Allehof:  Plassznann. 

Alterkülz:  Bartels. 

ATDsterdam:  Boot. van Hillegom. Moll. 

A 1 1  o  n  a :  Huyssen. 

An  holt:    Aohterfeldt.    Fürst  zu  Salm. 

Arnheim:  Baron  Sloet. 

Asbaoher  Hütte:  Boecking. 

Barmen:    Bredt.  Kartbaus.   Thiele. 

Basel:  Untversttätsbibliothok.  Watterich.  , 

Beienburg:  Braselmann. 

Bedburg:  Ritter-Academie. 

Bergh:  Habets. 

Berlin:  Aohenbaoh.  Adler.  Aeg^di.  yon 
Bethmann-Hollweg.  Boottichor.  Braun. 
Ton  Cuny.  Gurtius.  Dobbert.  Hegert. 
Hartwioh.  v.  d.  Heydf.  v.  Floren- 
court. QeneraWerwaltung  der  kgl.  Mu- 
seen. Gilly.  Uübner.  Liebenow.  Momm- 
sen.  Müllenhof.  von  Pommer-Esche. 
Piper.  Prüfer.  Salzenberg.  Sohickler. 
Spitz.   Y.  Sybel.  Vahlen.  Weiss. 

Beromünster:  Dr.  Aebi. 

B 1 1  b  u  r  g  :  Nels.         Wallenborn. 

Wurzer. 

Bonn:  Aohterfeldt  Bauerband.  Bergk. 
Bernays.  Binz.  Bodenheim.  Brassert. 
Brusis.  T.  Bredow.  Bücheier.  Busch. 
Graf  T.  Bylandt  Cahn.  AI.  de  Ciaer.  £b. 
de  Ciaer.  Clason.  y.  Dechen.  Delius. 
Y.Diergardi  Dötsch.  Eltzbaoher.  Engels- 
kirchen. Eskens.  Firmenich-Riohartz. 
Floss.  Freudenberg.  Georgi.  J.  Gold- 
schroidt.  R.  Goldschmidt.  Guilleaume. 
Hauptmann.  Heimaoeth.  Hermann. 
Henry.  HoohgürteL  Hoffmeister,  y. 
Uoiningen.  van  Hout.  Hüffer.  Humpert. 
Kaufmann.  Klein.  J.  J.  Klostermann. 
Kortegam.  Krafft  KyUmann.  de 
la  Valette  St.  George.  Lempertz. 
Leydel.  Loersch.  Loesohigk.  Märtens. 
Marcus.  Yon  Mirbach.  Morsbach. 
Bald.  Yon  NeufYiUe.  Wilhelm  Yon 
NeufYille*  Neumann.  N5ggerath.  Poill. 
Prieger.  Yon  Proff-Imioh.  Reinkens. 
Yon  Reamont    Yon  Rigal.     Graf  Yon 


Salm-Hoogstraeten.  y.  Sandt.  Herrn. 
Schaaffhausen.  Th.  SchaafThausen. 
Arn.  Schaefer.  Schaefer.  Schmelz. 
Schmithals*  Seydemann.  Sirarock. 
Yon  Spankeren.  Stahlknecht.  Strauss. 
Thoma.  Usenor.  Veit  Yon  Veith.  Yan 
Vleuten.  Weber.  Wende.  Werner. 
Wurst.    Zartmann.    Zengelor. 

B  o  p  p  a  r  d  :  Bendermacher.  Dapper. 
Progymnasium.  Scheppe.  Schlad. 

Braunfols:   Prinz  Solms. 

Breslau:.  Dr.  Stier. 

Brügge:  Lansens. 

Brühl:  Alleker. 

Brüssel:   Mus^e  Royal. 

Büren:  Kayser. 

Burgsteinfurt:  Rohdewald. 

Burtscheid:  Roen. 

Calcar:  Wolf. 

Cambridge:  Lewis. 

Carlsruhe:  Brambach.  Conservatorium 
d.  Alterth.    Oberschulrath. 

Cassel:  Frhr.  y.  Ende.  Schubart 

Castellaun:  Camphansen. 

ClOYo:  Chrzescinski.  Hasskarl.  Stein- 
köpf. 

Coblenz:  Yon  Bardeleben.  Binsfeld. 
Civil-Casino.  Cremer.  Duhr.  y.  Ehester. 
Geiger.  Gymnasium.  Yon  Goeben. 
Konopakl.  Landau.  Lesegesellschaft 
Montigny.  Nobiling.  Wegoler. 

Co  In:  Becker.  Bernau,  y.  Bernuth. 
Bigge.  Camphausen,  Exe.  Aug.  Camp- 
hausen. ClaY6  Yon  Bouhaben.  Car- 
stanjen.  Deichmann*  Disch.  Dr.  Dorn- 
busch. Drewke.  Dümont  Düntzer. 
Ennen.  Essingh.  Feiten.  Frenken. 
Fuchs.  Garthe.  Gottgetreu,  y.  Hagens. 
Haugh.  Heimsoeth.  Ed.  Herstatt  Joh. 
DaY.  Herstatt.  Heuser.  Hom.  August 
Joest.  Eduard  Joest  Wilhelm  Joest 
Jost.  Kamp.  Königs.  Leiden.  Lem- 
pertz. Mayer.  Merkens.  J.  J.  Merlo. 
Chr.  J.  Merlo.  McYissen.  Michels. 
Mohr.  MoyIus.  Mumm  Yon  Schwarzen- 
stein.  Niessen.  Abraham  Freiherr  Yon 
Oppenheim.  Albert  Oppenheim.  Da- 
gobert  Oppenheim.  Eduard  Freiherr 
Yon  Oppenheim.  Pütz*  Raderschatt 
Raschdorff.  Rennen.  Yon  Rosen.  Sohe- 
ben.  Schilling.  Schnütgen.  Statz. 
Stedtfeld.  XJckermann.  Verhagen. 
Voigtel.  WendelsUdt  Wiethase.  Woh- 
lers. Wolff.  Zenras. 


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krutikfuri    %.    M,:    h^tkut»      Gereon. 

Frftskfttrt  «.  d.  Oder:   Graf  VilUn. 

FrAueo^ 'jf|(:  KremeaU. 

Vr«t\huf%     \n     B*d«a:       UoiTemUu. 

Bibliotb^k. 
Fr^ijx  ' iyK,u\'j%%) :  (jr«f  Bei»*eL 
V  r'oU^nn:  Ott«, 
yui^m:  Go«M. 
ht  €1 « I J  e  D :  htiruUMiotbck. 

0  •  n  t :    iioultz.    VV«f(4n<sr. 
<ilesft«o:    Antiken -CaMnct.     Thei»eea. 

0 1  *  H  h  •  c  II :    Triazeri.     2'ro|^yir.oadiunj. 
Qu«ck.  Wolff. 

Ooattingen:    voo  LeuUeh.    Saappe. 


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EicJ:  Lifl^et:. 

KüxiffVcrf  L  P^:  FnUlimii 

K  r«B.ssLlxiier: 
Kr eEXAACx: 

C  C*acr.'  R.  Ci 

IcAiertfori:  t. 

Lei  dea: 
'ie  WaL 

Leipsig:  Baedeker.  Krfritehi    Laag«. 
Orarbeek.  BitMU.    Spii^cc.     Waeh. 

Leaaep:  Birgenekale.  HardL 

Liegfiiu:  Stier. 

Licbarf  a.d.  L.:  Juakar.    TUftMa. 

Liax:  PohL 

Lipstadt:  Witkop. 

London:  Frank«. 

Löwen:  UniTertiüU6*BibUothek. 

Lüdenicheid:   Bürger&chale. 

Ladtngbaaten:  Fnütiag. 

Luttich:  CadelL     UniTeniau •  Biblio- 
thek. 

Malmedy:    Arsen«  de  Noüe.  Progym- 
naaium.     Steinbach. 

Mannheim:  AUerthiun&Terein. 

Marburg:  Niaaen. 

Marienwerder:  Ton  HirBckfold. 


Verzeiohniss  der  Mitglieder. 


245 


Majen:  Delius* 
Meohernioh:  Hupertz. 
Meh  lern  er -Aue:  Frau  Doiohmano. 
Mettlaoh:  Booh. 
Metz:  Bar.  de  Salis.    y.  Wright 
Mo nte-Casino:  Tosti. 
»    Montjoie:  Pauly. 

Moskau:  Graf  Ouwaroff. 
MQlheim  a.  Kh. :   Küppers*  Wagner. 
Mülheim  a.  d.  R. :  Gruhl.  Stinnes. 
München:  Brunn.    Bursian.  Cornelius. 

Correns.     Messmer. 
Münster:    Bibliothek    der    Akademie. 

▼.  Kühlwetter.  Probst.  Ständer.  Stahl. 
Münstereifel:  Qymnasialbibliothek. 
Münstermayfeld:  Schmitt. 
Warna  r:  Gengier. 
Naugard:  Schorn. 
Nash-Mills:  Evans. 
Neapel:  Fiorelli. 
Neunkirchen:  Stumm. 
Neuss:   yon  Heinsberg«    (lymn.-Biblio- 

tbek.  Koenen. 
Neuwied:  Fürst  Wiod.Kaestner.Reusch. 
Nieukerk:  Buyx. 
Norden:  Schneider. 
Nürnberg:  Bergau. 
Nym wegen:  Scheers. 
Obercassel:  Bleibtreu* 
Oe bringen:  Stifts-Bibliothek. 
Odenkirohen:   Goertz.  Keberlot 
Ostrowo:  Prinz  Uadziwill. 
Paffendorf  (Rurg):  y.  Bongardt. 
Paris:  Barbet.     Basilewsky.    de  Long- 

perier.  Lucas.  Michelant  Robert. 
Parma:  Universitäta-Bibliothek. 
Perugia:  Bibliothek.  Connestabile. 
Ploen  in  Holstein:  Müller. 
Poppeis dorf:  Kekul6. 
Prag:   Univers.-Bibliothek.    Woltmann. 
Prüm:  Guichard. 
Raden  sieben:  y.  Quast. 
Ratibor:  Kramarczik. 
Rayenna:  Lanciani. 
Rayestein:  de  Meester  de  Rayestein. 
Rem!  oh:  Hermes. 
Rh o in b  ach:  Ungermnnn. 
Rheinberg:  Pick. 
Rheydt:  Wittenhaus. 
Roisdorf:  Graf  Moemer. 
Rom:  Heibig.  Henzen.  de  Rossi. 
Rurioh  Sohloss  b.  Erkelenz:  y.  Hom- 

pesch. 
Rüdes  heim:  Fonk. 


Saarbrüoken:  AohenbaciL  Karoher. 
Schomw 

Sangerhausen:  Fulda. 

Schlei dw  eiler:  Heydinger. 

Siegburg:  Wurzer. 

Sigmaringen:  Fürst  zu  HohenzoUern. 

Sin  zig:  Broioher. 

Sneek:  Mehler. 

Sobemheim:  Progymnasium. 

Soest:  Nübel. 

Strassburg:  Uniyersitäts- Bibliothek. 
Dümichen.  Kraus.  Michaelis.  Mit- 
scher, yon  Möller.  Soherer.  Straub. 
Wilmanns. 

Stromberger-Neuhütte:  Wandes- 
ieben. 

Stuttgart:  KöngL  öffentl.  Bibliothek. 
Haakh.  y.  Lübke.  Paulus. 

Süohtelen:  Geuer. 

Thorn   (Schloss) :  y.  Musiel. 

Trarbach:  Progymnasium. 

Trier:  Bettingen,  y.  Beulwitz.  Bone. 
Hagelüken.  Holzer.  Kelzenberg.Koch. 
Leonardy.  Mosler.  Rautenstrauoh. 
Rossbach.  Schümann.  Seyifarth.  yon 
Wolff.    Wilmowsky. 

Tübingen:  Sohwabe. 

Turin:  Promis. 

Uer dingen:  Frings. 

Utrecht:  Engels*  Vermeulen. 

1^  i  e  r  s  e  n :  Aldenlurohen.  Furmans. 
(ireef.  Haas.  Heckmann.  Kolb.  Schmitz. 

Valparaiso:  Dr.  Meeks. 

Ver colli:  Mella. 

Voerde:  Bouyier. 

Vogelensang:  Borret« 

Wachten  denk:  Mooren. 

Wallerfangen:  y.  Galhau.    Yilleroi. 

St  Wendel:  Bettingen.  Getto. 

Werl:  y.  Papen. 

Wernigerode:  Bibliothek. 

Wesel:  Gymnasial-Bibliothek. 

Wesselingen:  Bdhning. 

Wien:  Conze.  Heider.  k.  k.  Münz-  und 
Ant!k.-Gabinet     Sohmidt. 

Wiesbaden:  Bibliothek.  Isenbeck. 
Krafft 

Wismannsdorf  bei  Bitburg:  Orth. 

Wissen:  Graf  LoS. 

Würzburg:  Urlioha. 

Wüstenrode:  Wüsten. 

Seist:  yan  Lennep. 

Zell  a.  d.  Mosel:  Qrothusen*   Schmitz. 

Zürich:  DUthej. 


Bemerkung.  Der  Vorstand  ersucht  Unrichtiqkeiten  in 
vorstehenden  Verzeichnissen,  Veränderungen  in  den  Stanoesbezeich- 
nungen,  den  Wohnorten  etc.  gefäliiost  unserem  RechnungsfDhrer, 
Herrn  Rechnungsrath  Fricke,  schriftlich  mitzutheilen. 

UalTersftfttii-Biichdruokerel  yon  Carl  Oeorgi  in  Bonn. 


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Flff.  5. 


FlfV.  Figia. 


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