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Botaniſches
Taſdenbuch
fuͤr die
Anfaͤnger dieſer Wiſſenſchaft und
der Apothekerkunſt,
auf das Jahr 1804.
LHRARY
NEW Yan
BOTANIGAL
Herausgegeben VARBEN.
von
Dr. David Heinrich Hoppe,
Profeſſor der Botanik, und Direktor des botanischen
Gartens in Regensburg, der Hallifchen und Zürchis
‚schen naturforfchenden, der Regensbirgifchen botani⸗
ſchen, ver Goͤttingiſchen phyſikaliſchen und phy⸗
tographiſchen, der Jenaiſchen mineralogi⸗
ſchen Geſellſchaft Mitgliedes.
Negensburg,
in der Montag = und Weißziſchen Buchhandlung.
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LISH ART
BRW WORK
BOTAMICAL
HARHRU
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Seite
1. Wenerkungen über eine dubiöfe Binfen-
geagart. Vom Hrn. Pater Prior R.
Schmidt in Weltenburg- T:
II. Einige Bemerfungen, den Acker⸗ und Hriens
talifchen Senf betreffem. Boni Hru.
Neuber in Schwerin. 17.
UI. Vermiſchte Hemerkungen über die Laub:
moofe. Vom Hrn. Crome in Schwertu. 26.
IV. Jrachträge zur Flora'von Salzburg. Vom
Hrn. Eooverator Leopold Michl in Wa⸗
ging. 29»
V. Uebrr einige Weidenarten. Von dem Her⸗
Sur ausgeber. 50.
VL Botanifche Ausflüge in Die Rhetiſchen Als
— = pen. Voni Hrn: Vieepraͤſidenten Grafen
— v. Sternberg. 65.
er)
VII. Ueber Die terminologifchen Ausdruͤcke bei
Snbalt
-
den Laubmoſen. Dom Hrn. Erome
in Echtoetin.
VII. Verzeichniß der feltenfien um Regensburg
mwachfenden Pflanzen. Vom Hrn. Prof.
Düval.
IX. Bemerkungen über die son den Mitglies
dern der botanischen Gefellichaft.aus Trans
quebar erhaltenen Pflanzen. Vom Hrn.
Grafen v. Sternberg.
x. Auszug aus der Rede des Hrn. €. ©. £.
Reinwardt: de Ardore, quo kistori.e
taturalis, et inprimis Botanices cultores,
in sua studia ferantur. Vom Hrn. H
8. ©. v. Braune
XL Botaniſche Literatur.
XI. Vermiſchte Nachrichten:
— ⸗
Seite
130.
151.
S
Bemerkungen über eine dubisfe Bin—
ſengrasart. Vom Heren Pater Prior
R. Schmidt in Weltenburg.
—
Differentia specifica.
Seirpus culmo subtriquetro nudo; spicu-
lis lateralibus subsessilibus pedunculatisque;
glumis calyeinis corollisgue apice emargina-
tis, ciliatis; pistillo profunde, bifido,; culmi
mucrone recto, panicula duplo longiore,
Hab. äd ripas limosas Danubii prope
Nienheim et Neustadt.
Flor. Jul. — Septemb. 2:
Sem. mat. Octobr,
Befhreibung
Die Wurzel Eriecht ohngefähe 4 Fuß tief
unter dem fogenannten Donauleften; iſt ges
| 4
2 —
— gliedert, gelblicht roſtfarben, von der Dicke
eines mittleren Gaͤnſekieles, und wird von
ſehr dünnen, gleichfaxdigen und. fcheidenar-
tigen Schuppen, bie beinahe fo lang, alg
die Glieder find, bekleidet: die Gelenke
der Glieder find dunkelbraun.
Die. geltarinen Halme fommen ein
zeln in ungleichen Entfernungen zwifchen 3
bis 5 Gliedern aus der Wurzel hervor, und
erreichen eine Höhe von 3 bis 4 Fuß. Um
Grunde, fo weir fie in den Scheiden ſtecken,
find fie ſtumpfkaͤntig; weiter aufwaͤrts wer»
den ihre Kanten faſt ſchneidend. Die Fiaͤ—
‚hen find eben, und nur bei Individuen
ſtaͤrkeren Wuchfeg deutlich ausgehöhlt, aber
kaum geſtreift.
Scheiden (am Grunde des Halmes)
find gewoͤhnlich nur drei zugegen, wovon
die oberſte nicht ſelten in ein kurzes, auch
wohl 2 big 3 Zoll langes, und ı big 2 li,
nien breiteg Blatt fih endiget, dag an der
inneren Seite, mit welcher es an den Halm
anzırliegen pflegt, ein marfigeg, zelliged An»
fehen, und auf der äußren Seite einen flarf
‚erhabenen Kiel hat: es läuft allmaͤhlich in
| -
>
—* 3
eine dicklichte, dreieckige Spitze zu, und er⸗
reicht, mit Einſchluß der Scheide, nicht fel-
ten eine Länge vo 10 bis ı2 Zoll. —
Scheide, Blatt und Halm find durchgehends
fehr glatt.
di | ra
Die Blüthenrifpe Fommt aus der
Seite des Halmes, zwei big drei Zoll unter
‚der Spige defjeiben, herver, und wird von
nichts weniger, als einem foͤrmlichen Blatte,
gefiügt. — Es finder fi zwar am Fuße
derfelben ein blattähnlicheg, mit einem ſtar—⸗
fen Kiele verfcheneg, bald ganz hautigeg,
bald nur am Kiele grüngefärbtes, ı bis 4
‚Linien langes Deckblaͤctchen: wer wird eg
aber. wagen, dieſes ohne weiters für ein
wahres Dlatt anzufehen, oder wohl gar
dafür auszugeben.
Die Aehrchen der Riſpe fisen an eis
nigen Individuen. zumweilen jeher. gedrängt,
fnaulförmig und faft ſtiellos beiſammen; an
den meiften aber find fie geftielt, und die
Stiele von verfchiedener Fänge, wie bet
Seirpus lacustris, $. maritimus u. dergl. nt.
Eben ſo verfchieden ift auch die Anzahl der
Aehrchen auf der Spige der Stiele; fie kom—
| 2 | |
4 —XRX
men einzeln, und auch zu 8 vor; am ges
woͤhnlichſten 3 big 5: fie fichen allemal in
fehr gedrängten Häupfkhen. Ihre Farbe ift
ein Nothbraun, dag dunkler in der Jugend,
im Alter aber bläffer wird: ihr Umriß ey
förmig, fid) nie in die Länge ziehend.
Die Aehrchenſtiele gehen einzeln
und paarweiſe aus flumpfen, Furzen bäutis
gen Hüllchen hervor; fie find rinnenfsrmig,
am Nande rauh, und flehen in ihrer Jugend
aufrecht, im Alter Frümmen fie fich etwas
zurücke,
Kelch md Blüthenlappen find
einander ſehr ähnlih: die Kelche aber: find
unfruchtbar. Die Blüthenlappen liegen dach—
ziegelförmig uͤber einander; fie find braun,
am Rande bleich, häutig, gefranzt (die
Franzen gegliedert), an der Spitze ſtumpf
ausgerandet und eyförmig: über dem Eins
fepnitt der Spige ragt die grüne Mittrlrip-
pe, gleich einer kurzen, dicken Granne, wie
bei Scirp. maritimus , etwas hervor.
Die Staubfäden find Fury, weiß
und flach gedrückt: die Beutel gelb, und
haben einen weißen, durchfichtigen, in eine
ftumpfe Spige auslaufenden, und mit Fur
zen Zaͤhnchen befegten Anſatz. Sie ſtehen
ganz uͤber die Bluͤthenklappen hervor: ihre
Faͤden aber liegen innerhalb derſelben vers
borgen.
Die Stempel ſind weiß, und ſehr
tief zweitheilig, ſo, daß die Bluͤthchen
zweiweibig zu ſein ſcheinen.
Die Saamenkoͤrner fſind roſtfarbig,
glänzend, verkehrt⸗ eyfoͤrmig, mit einer Fur>
zen, fiumpfen Spitze, zuſammengedruͤckt, auf
der inneren Geite etwas flach, auf ber
äußeren mehr gewoͤlbt, aber nicht dreifan-
tig, am ande nicht fcharf, fondern zuges
rundet, und an ihrer Bafig von vier weißen
Borften umgeben, welche beiderſeits am
ande abwärts ftehende Hafen, und etwas
über die Länge der Fruchtfnoten haben. Sie
gleichen ganz den Borften deg Sc. maritimus,
welche uns Hr. Sturm in Deutfchlende
Flora, I Abtheil. 13. Heft, vor Kurzem
‚abgebildet hat.
Die Blüthezeit dieſer Binſe dauert
vom Julius bis zum Oktober hin. Gegen
6 —
das Ende des Septembers kann man noch
Exemplarien finden, die nicht einmal zu
blühen angefangen haben, oder die in ber
nemlichen Riſpe fchon veifenden Saamen,
und noch blühende hi —
Ich habe meine Binſe mit den Beſchrei⸗
bungen des Scirpus triqueter, und des
S. mucronatus L. verſchiedener Schriftſteller,
und beſonders mit der muͤhſamen Diagnoſe,
die uns voriges Jahr Herr von Braune aus
Salzburg, in Nro 22 der Botaniſchen Zei⸗
tung, ©. 346 — 351, gegeben, mehrmal
verglichen, aber niemal befriedigt werden
Fönnen. Sie hat Aehnlichkeit mit dem S.
triqueter L.; allein 1) die fiharfen Ecken
(anguli acuti) des Halmes, welche Hr.
Roth *) deutlich genug als angulos ob—
wusos angiebt, ſcheinen fie wieder von ſel—
bem zu trennen. 2) Den Seiten deg Hal.
meg kann die Aushoͤhlung nicht fo ganz ab-
gefprochen Be ı wodurch fie fih dem 8.
run
mucronatus ***) nähert, bejonders wenn bie |
*) Tent. flor. Germ. TI. p. 9.
*, Willden, Spec. Plant. 'Tom. I. p. 303.
u — *
Pflanze ſtark und vollkommen ausgewachſen
vorkoͤmmt; und 3) endlich duͤrften vielleicht
auch die Umriſſe der Bluͤthenklappen fie,
von Sc. triqueter unterſcheiden, welche
Roth (c) corollas acuminatas,
und Pollich #) in der Beſchreibung ſeines
S. mucronatus, den die Schriftſteller mit S.
triqueter L. für eine und ‚ebendtefelbe Pflanze
halten, squamas obtusas ovatas nen—
net, ohne eine Silbe von der Yusrandung
zu melden, welche meiner Pflanze fo gewiß
eigen if.
Sollte fie vielleicht wirklich ein S. mu-
cronatus L. fein, mit dem fie einigermaßen
bie latera excavata, oder was eines
it, Die angulos compressos gemein
zu haben f scheint ? — Ich fann das um
jo weniger glauben, jemehr fie in anderen
Etüden, vermöge- der vor mir liegenden
Beſchreibungen, von ſelbem wieder abwei⸗
chet: denn es fehlen ihr
«) die in ein Haͤutchen zuſammengeknaul⸗
ten ffiellofen Bluͤthchen.
——
*) Hist. Plaut. I. 44. rl”
9 —
B) Die horizontalabſtehende Spike des
Halmes, die/bei meiner Pflanze immer ganz
gerade aufrecht ſteht.
n) Der breifantige, bleich» oder gelb«
grüne Saame *), nnd endlich
8) ber dreitheilige Stempel **),
den ich aber auch an S. triqueter vermuthe.
Und eben biefer Stempel ift eg, ber
mich vorzüglich auf meine Pflanze aufmerk⸗
fam machte, da ich ihn an felber fo ſtand—
haft zweitheilig finde, daß ich unter
mehreren hundert Bluͤthen, die ich untere
fucht hatte, micht ein einziges bemerfen
fonnte, daß einen breitheiligen Stem⸗
pel gehabt haͤtte.
Wenn es nun Regel bei den Binfen ***)
ift, einen dreitheiligen Stempel zu haben,
) Scheuchzer. Agrost. 405, Tab, 9. Fig. 14,
*) Scheuchzer. lc.
e⸗) Wetterauer Flora, L ©. 40.
—— | 9
und wenn Ausnahmen von diefer Negel al»
lemal richtig angemerkt werden, wie
bei den Sc. paiustris, Sc. ovatus, Sc.
fluitans etc. gefchehen ift *), deren Griffel
gweitheilig vorfömmt; ımd wenn Sc.
triqueter und Sc mucronatus nicht mit in
diefe Ausnahme gehören, fordern ſtets mit
einem dreifheiligen Stempel vorkommen :
wag kann ic) von meiner Pflanze anders
denfen, als daß fie eine nicht unbedeutende
Spielart von einer der beiden eben genann—
ten Binfenarten, oder wohl gar eine eigene
neue Species fein dürfte?
Keines von beiden will ich Gehaupfen,
ohngeachtet mich der fo ſtandhaft zwei»
theilige Stempel fürs leßtere beſtimmt, fon-
dern mir blog die gefallige Meinung der
Botaniker hierüber ausbitten, die mich ge—
wiß nicht irre führen wird. Bis dahin
follte einsmweilen diefe Binfe alg ein Scir-
pus intermedius in meinee Weltenburger
Flora vorgemerkt und eingelegt werden.
’
*) Hoffmanns Deutschlands Flora, II. Jahrgang,
5. 21022 29.
10 —
Nachſchrift von dem Herausgeber.
Ueber bie beiden Halbgraͤſer Scirpus
triqueter und Sc, mucronarus find unter den
Botanikern mehrere Irrthuͤmer und verfchies
dene Meinungen entfianden, die hauptſaͤch—
lich aus einer unvollfommenen Befchreibung,
falfchen Cıtaten und Synonymien, ihren Urs
fprung gengmmen zu haben fcheinen. In
der Botanifchen Zeitung (1802 Nro 20) ge
ſchahe deswegen von einem Ungenannten eine
Anfrage und Bitte über Belehrung, Dieſem
zu Folge gab Hr. von Braune in Salzburg
mehrere Notizen zur Aufklärung diefer beiden
Gewaͤchſe, und Hr. Hauptmann von Aman
in Salzburg fertigte eine fchöne Abbildung :
von denfeisen, die naͤchſtens —* Botanikern
vorgelegt werden biirften al Pater Prior
NR. Schmidt glaubt die bisherigen Irrungen
darin zu finden, daß eigentlich) drei Pflanzen
erifiieren, welche in ihren Bildungen mei-
ſtens übereinfommen, bisher aber nur für
zwei Arten nbälcen, wurden. Es ift in.
dieſer Ruͤckſicht die vorfiehende genaue
Beſchreibung von entfchiedenen Intereſſe,
und verdient die Aufmerkiamfeit der Bo—
taniker.
—— it: or
Zu gleicher Zeit, als diefe Bemerfung
hier in Baiern gemacht wurde, erfchien in
Hrn. Dr, Roth’8 Neuen Beiträgen:
sur Botanif ebenfalls ein Auffag über
diefe Gewächfe, nach welchen es ausgemacht
zu fein ſcheint, daß wirklich drei wahre, je
doch nahe verwandte Arten vorhanden find.
Im die Leſer in den Stand zu fegen, hier—
über fo viel —— als möglich zu er-
halten, will ich die Rothifchen Bemerfungen
mittheilen ;
„Bei dem Scirpus triqueter und mucro-
natus Linn. (Speec, Plant. Tom. I. p. 302.
03.) find die Unterjcheidungszeichen nicht
beſtimmt genug angegeben, daher entffanden.
die Irrungen der deutfchen Yflanzenforfcher in
ber Beftimmung diefer Arten, wozu noch ein
Sehler in der Synonymie nicht wenig beitrug.
inne giebt die Unterſcheidungszeichen von
Seirpus triqueter folgendermaßen an: cul-
mo trıquetro nudo, spicis subsessilibus pe«
dunculatisque mucronem aequantibus. Diefe
Art hat aber feinen dreifantigen Halm mit -
fiharfen Eden, fordern einen dreiſeitigen
mit ſtunipfen Eden (trigonus). Ferner ſitzen
die ae ſtumpfen Bläthenährchen buͤ⸗
12 — |
fcheltveife beifammen, und diefe Büfchel find
theils ungeſtielt, theils geftielt, hoͤchſt felten
aber, wenigſtens in unfern Öegenden, er-
reichen die Blüthenfliele die Yänge der über
der Blüthenrifpe hervorragenden Spiße des
Halms. Beidem Scirpus mucronatus ges
ben theils der ſcharfeckige Halm mit ausge
hoͤhlten Flächen, theilg die über den unge-
fielten Blüthenbüfchel hervorragende , fehr
lange und zuruͤckgebogene Spige bes Halms,
den wefentlichften Unterfchied ab. Dieſer
legte Umfand iſt aber in den Unterſchei—
dungszeichen diefer Art ganz uͤberſehen. Ins
ter diefer Are iſt Scheuchzers Abbildung
(Agrost. Tab. 9. fig. 14.) angefuͤhret. Ver:
gleichet man aber biefe Abbildung mit ber
Pflanze felbit; fo wird man nie auf die Vers
muthung Fommen, daß Scheuchzer biefe
Art gemeinet habe, da die über den Bluͤ—
thenbuͤſchel hervorragende Spitze in der Ab—
bildung ganz gerade in die Hoͤhe ſtehet, und
man wuͤrde es auf immer bezweifeln muͤſſen,
wenn nicht Hr. Smith (Flora Brit. Vol, ı.
p. 36.) in einer Unmerfung bei dem Scir-
pus triqueter ung belehrte, dag Scheuch⸗
zers Pflanze nach dem Scherardifchen
Hesbarium dennoch jum Scirpus mucrona-
— 13
tus gerechnet werden muͤſſe. Ferner ſind
bei dieſer Art Hallers Scirpus caule
triquetro, panicula laterali ramosa, locustis
ovatis (Hist. stirp. Helv. n. 1338.) und
Scirpus-Cyperus maritimus humilis etc,
Michel (Nov. Gen. pag. 47: Ord. II.) alg
Synonyme angeführt worden, die doch of⸗—
fenbar hierher nicht gehören. Erſterer ges
höret zum Scirpus triqueter Linn. und
legterer zu meinen Scirpus mucronatus in
der Flora Germanica. Sch würde mic) durch
diefe Irrthuͤmer nicht haben durcharbeiten
fönnen, wenn nicht die Herren Wulfen
und Willdenomw durch infteuftive Erem-
plarien mich mit dem Linneifchen Scirpus
mucronatus näher befannt gemacht, und
mich in den Etand geſetzet hätfen, drei mit
einander fehr nahe verwandte Arten zu ver⸗
gleichen und genauer zu befiimmen./
„In der hiefigen Tachbarfchaft an dem
Ufer der Wefer waͤchſt der Scirpus trique-
ter Linn. ſehr haufig, und zwiſchen demſel⸗
ben vermifcht eine andere, ihm ſehr nahe
verwandte Art, die fich durch den verfchies
denen Bau des Halms und vorzüglich der
Blüthenährchen merklich unterſcheidet. Die
14 —
Abweichungen dieſer beiden Arten koͤnnen
alfo nicht der Verſchiedenheit des Bodeng
zugefchrieben werden. Diefe Art, welche
ſchon die älteren Botaniker, ald Ray und
Pluknet, von dem Scirpus triqueter L.
trennten, unterfcheidet ſich offenbar von den
ſelben, durch einen Dreifantigen Halm mit
ſcharfen Eden, jederzeit ungeftielte Blüthen-
buͤſchel, längliche Aehrchen, und durch die
äußere Kelchſchuppe, welche noch einmal fo
groß iſt, als die Bluthenfchuppen. Dieſe
Art hielt ich bisher icrig für den Scirpus
-mucronat&is Linn. und unter diefen Namen
führte ich fie auch in der Flora Germanica
auf. Here Willdenow und Smith
‚halten fie nur für eine Abart ie Scirpus
‘triqueter, ich glaube aber, nach den wies
derholten Unterfuchungen und a
beider Pflanzen an ihrem Standorte, fie
nicht mit Unrecht als eine beſondere Art
beibehalten zn müjjen. Sch will zugleich
verſuchen, die drei ſehr nahe verwandten
‚Arten genauer zu beſtimmen, und ihre Sy—
—— zu berichtigen.“
1. Scirpus trigonus.
$. eulmo trigono nudo, spicis ovatis ob-
— 15
tusis lateralibus fasciculatis sessilibus pedun-
culatisgue, mucrone erecto,
$S. triqueter culmo trigquetro nudoy
spicis subsessilibus pedunculatisque, mucro-
nem aequantibus. Linn. Spec. Plant, Tom. 1.
p. 302. (exciusa varietate 8) Flora
Germ.:.Tom. 1: p: 23 Tom. 2. Pars ı.
pag. 59.
8, caule triquetro, panicula laterali ra-
mosa, locustis ovatis Hall. Helv. n. 1338,
Culmus trigoenus® latere paniculam
emittente laeviter canaliculato, reliquis
duobwus planis, vix parum elevatis, hinc
anguli obtusi. Spicae ovatac, obtusae,
fasciculatae, sessiles et peduncularae. Glu-
ma calycina corollis magnitudine aequalis.
2. Scirpuüs tridueter,
S. culmo triguetro nudo, spieis ovali-
oblongis subacuminatis sessilibus conglomera-
tis lateralibus, mucrone erecio,
"$.triqueter ß. Spec. Plant. 1. «& Pp.
305. cum synonymis.
$S. mucronatus culmo triangulo nu-
do, spiculis lateralibus oblongis conglomerz-
16 —
tis sessilibus, mucrone erecto, Roth Flora
Germ. Tom. ı. pag. 23. Tom. 2, Pars 1.
pag. 60. nn’
Scirpo - Cyperus maritimus humilis etc,
Michel Nov. Gen. p. 47. Ord. IL,
Culmus triqueter, nec trigonus, hu-
milior plerumgue, quam in antecedente, mu-
crone supra paniculam longiore et acutiore,
Spicaäe ovali-oblongae, subacuminatae,
‚duplo saltem acutiores, quam in antecedente,
constanter sessiles et conglomeratae. Glu-
ma calycina corollis duplo fere major
longiusqgue mucronata,
3, Scirpus mucronatus.
$. culmo triangulo acuminato, spicis ova-
tis conglomeratis sessilibus lateralibus, mu-
erone horizontali.
S. mucronatus caule triangulo nudo acu-
minato, spieis conglomeratis sessilibus late-
ralibus. Linn. Spec. Plant, Tom. tr. p. 303
(exlusis synonymis Halleri et Mi-
chelii).
S. glomeratus. Scopoli Carn. ed, 3,
n. 63. (optime convenit, exceptis
synonymis).
— 17
Scirpo - Cyperus palustris, caule molli,
panicula nitida glomerata, semine nigro. Mi-
chel Nov.. Gen. p. 47. Ord. IH.
Habitat in Carinthiae et Carnioliae palu-
dibus. de Wulfen.
Culmus duplo crassior, quam in duo-
bus antecedentibus, triqueter, triangulus, tri=
earinatus,. Mucro supra glomerulum, prae-
sertim in fruetifera planta, ad latus hori-
zontaliter reflexus, duplo vel triplo longi
et crassior, quam in Scirpo trigono et A
guetro, apice obtuse mucronatus Spicae
ovatae, crassiores et longe plures in glome-
rulo densissimos
J—
Einige Bemerkungen, den Acker und
Drientaltfhen Senf betreffend, von
Herrn Neuber.
Einige auffallende Spielarten des Acker—
Senfs lenkten meine Aufmerkſamkeit bei ei»
| B
—
18 —-
nigen botanifchen Exkurſionen vorzüglich auf
diefe Pflanze ; und mehrere von mir gefan-
melte Eremplarien giengen ganz, oder zum
Theil, in den Charakter deg Drientalifchen
Senfs über, welches mich auf die Vermu—⸗
thung leitete, daß diefe beiden Arten wohl
nicht fpeciell verfchieden fein möchten. Um
nun in diefem zweifelhaften Falle einiges
Licht zu erhalten, fuchte ich in mehreren
Botaniſchen Werfen diefe Pflanzen auf. Bei
eg Herrn D. Roths Tentamen florae germa-
nicae Tom. II. Pars secunda, pag. 123. fand
ic) eine Bemerkung, die mit meiner Meinung .
vollfommen übereinftimmte; allein in ber
neuften Ausgabe der Species plantarıum, von
Heren Profefor Willdenomw, werden dieſe
beiden Pflanzen alg fpeciell verfchieden auf-
geführt: ch ſehe mic) hierdurch von nenem
in Ungemißheit verfegt, und es bleibt mir
nichts weiter übrig, als der Entfchluß, dem
botanischen Yublifum einige gedrängte Der
fchreibungen von denen durch mich gefam-
melten Spielarten zur Prüfung vorzulegen,
* um die gefaͤllige Beantwortung der Fra—
„iſt der Acker⸗Senf wirklich und fpe
* vom Orientaliſchen * verſchieden d⸗
zu erſuchen.
Beſchreibung der erwähnten Spiefarten.
1) Der Stengel: mit einzeln, zuruͤckge—
bogenen Haaren, beſetzt.
Die Blaͤtter: unbehaart, glatt, buch—
tig⸗gezahnt.
Die unteren: am Grunde gelappt,
der uͤbrige Theil eifoͤrmig, ſehr groß.
Die mittleren: laͤnglich, am Grun⸗
de halbgefiedert.
Die oberen: lanzetfoͤrmig, durch
zwei am Grunde befindliche abſte—
hende Lappen ſpondonaͤhnlich.
Die Schoten: mehr cylindriſch, als
eckig, voͤllig unbehaart, glatt.
Der Schnabel: halb fo lang, als bie
Schote, vierfeitig — —
gedruͤckt.
2) Der Stengel: etwas ecig, mit eitt
zeln, zuruͤckgebogenen Haaren, beſetzt.
Die Blätter: vollkommen glatt, un
behaart, tiefbuchttg » gezahnt,
2
20 —
Die untern; eifoͤrmig.
Die obern: oval.
Die Schoten: mehr cylindrifh, als
ecfig, mit einzeln, zuruͤckgebogenen
Haaren befegt.
Der Schnabel: Halb fo lang, als die
Schote, vierfantig, zufammengedrückt.
3) Der Stengel: eckig, mit fehr einzeln
fiehenden, zuräcgebogenen Haaren
befireut.
Die Blätter: glatt, unbehaart.
Die unteren: am Örunde mit zwei
Stedern verfehen, der übrige Theil
mehr dreiecig, ald herzfoͤrmig, ge
lappt. |
Die mittleren: theilg herz » eifge-
mig, theilg deltaförmig, wie bie
unteren tiefbuchtig gezahnt, die Zaͤh—
ne ſcharf geſpitzt.
Die oberen: theils dreieckig, theils
deltafoͤrmig, mehr oder weniger zus
gefpist, buchtig » gezahnt.
- Die Shoten: etwas edig, aufge
fchwollen, theilg glatt, theils mit
zurücgefrünmten Haaren beftreut.
Der Schnabel: theils Halb, theils
zwei Drittheile fo lang, als bie
Schote, mehr zweifchneidig, alg vier:
feitig. |
4) Der Stengel: etwas eig, mit ſehr
furzen Haaren befireut,
Die Blätter: unbehaart, glatt.
Die unteren: am Örunde mif zwei
fleinen Fiedern verfehen, der übris
ge Theil groß, ſpondonfoͤrmig, zus
gerundet» gezahnt.
Die mittlern; am Grunde halbger
fiedert, eiförmig, buchtig »gezahnt.
Die oberen: am Gennde halbgefie-
dert, theilg länglich:eifsrmig, theils
länglich »deltaförmig ing lanzettfür-
mige Übergehend, gezahnt.
Die Schoten: lang, hörfrig, geftreift,
Dicht mit kurzen zuruͤckgebogenen Haa—
ren bekleidet.
22 —
Der Schnabel: halb ſo lang, als die
Schote, vierkantig, zuſammengedruͤckt.
5) Der Stengel: edig, mit einzeln, zus
rücfgebogenen Haaren beftreut.
Die Blätter: glatt, unbehaart.
Die unteren: beynahe eifsrmig, am
Grunde entweder gelappt, oder halb
gefiedert, verlängert gezähnt.
Die mittleren: etwas eifsrmig,
durch zwei am Grunde befindliche
abfiehende, fcharfsugefpigte Lappen
- beinahe fpondonförmig, wenig buche
+ fig, verlängert gezahnt.
Die oberen: zum Theil am Grunde,
"auf einer Seite, mit einer Fieber
verfehen ; eiförmig, durch zwei, um»
ter der Mitte befindliche, fehr ver:
längerte Zähne, etwas deitaförmig,
verlängert gezahnt.
7
Die Schoten: lang, mit einigen er«
habenen Streifen begabt, größten»
theils unbehaart, nur wenige, mit
einzeln zurückgebogenen Haaren be>
ſtreut.
— — 02
>
Der Schnabel: zweifchneidig, halb
+ fo lang als bie Schote.
6) Der Stengel: etwas eckig, mit eins
seln, zuruͤckgekruͤmmten Haaren ber
fegt,
-Die Blätter: fümmtlich glatt, eiför-
foͤrmig, etwas buchtig, gezahnt;
nur die oberen in dag Dvale über-
gehend, zugefpigt; einige derfelben
am Grunde halbgefiedert.
Die Schoten: lang, mit einigen er-
habenen Streifen verfehen, höcrig,
unbehaart.
Der Schnabel: den dritten Theil ſo
lang, als die Schote, glatt.
7) Der Stengel: etwas eckig, mit zu:
ruͤckgebogenen Haaren beſetzt.
Die Blaͤtter: ſaͤmmtlich eifoͤrmig, nur
die obern etwas laͤnglich, mit weni⸗
gen Haaren beſetzt, flachbuchtig, ges
zahnt; einige am Grumde halbgefie-
| dert, |
Die Schoten: mit vielen zurückgebes
genen Haaren befest.
*
24 m
Der Schnabel: halb fo lang, als
die Echote, mehr zweifchneidig, als
vierſeitig, glatt,
8) Der Stengel: etwas edin, mit wes
nigen zurücgebogenen Haaren bes
fest.
Die Blätter: ſaͤmmtlich eifoͤrmig, et
was gezahnt,
Die Schoten; mit vielen zurückgebos
genen Haaren bekleidet,
Der Schnabel; halb fo lang alg bie
Schote, mehr zweifchneidig, alg vier»
feitig, glait.
9) Der Stengel: etwas ecfig, mit ein-
| zeln, zuruͤckgebogenen Haaren bes
fest. i
D ie Blätter: ſaͤmmtlich laͤnglich, ges
zahnt, auf der unteren Flaͤche etwas
rauh.
7 slatt. Da dieſe Thei—
* le bei meiner Pflan—
Die Schote | PN
ze noch ziemlich klein
er Schnabel | find: fo Fann ich fie
—— | nicht genauer bes
J fehreiben.
10) Der Stengel: edig, mit einzeln,
zuruͤckgebogenen Haaren beffreut.
Die unteren und mittleren
Blätter: theilg feierförmig, und
dann die vordere größere Kappe
fehr lang; theils durch zwei gegens
überfiehende am Grunde befindliche
Lappen, halbgefiedert, und der übris
ge Theil des Blattes groß verläns
gert deltaförmig, buchtig > gezahnt,
glatt.
Die oberen: länglih, etwas belfas
foͤrmig, meiftentheils mit ein/oder
zwei langen, zahnartigen Lappen
verfehen, buchtig⸗gezahnt, glatt.
Die Schoten | a |
Der Schnabel [ 2.
26 — —
III.
Vermiſchte Bemerkungen uͤber die Laub⸗
mooſe, von Herrn Crome.
— — —— —
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts
fieng man erſt an, bie Cryptogamie, dieſes
weite Feld der Bosanif, dag man fonft, der
Kleinheit feiner Bewohner wegen, ‚nicht ach»
tefe, zu bearbeiten.
Dillenius war der Erſte, welcher ſich
- mit den Eryptogamiften, und vorzüglich mit
den Laubmooſen, beſchaͤftigte.
⸗
Gleich nach Dillenius beſchaͤftigte ſich
Michaeli zu Florenz mit der Unterſuchung
der Laubmooſe: er unterwarf fie einer ſtar—⸗
ken Bergeößerung und fah zuerft die Bluͤthen
diefer Gemwächfe, Fannte fie aber nicht.
inne feat jeßt auf; er gab der ganzen
Potanif eine Neform: er orbnefe die Ent
decfungen, welche er und feine Vorganger
gemacht hatten, auch bei diefem AN: der
Botanik.
Der verbienftvolle Hedwig, dem bie Bo—
tanik, und vorzüglich der Theil derfelben,
der fich mit der Eryptogamie befchäftigt, fo
vieles zu verdanken hat, arbeitete mit eifer-
nem Fleiße und mit imermüdeter Geduld an
der Unterfischung der Laubmooſe. Er ents
deckte bey flarfer Vergrößerung die Blumen
derfelben; die genauen Beflimmungen und
Augeinanderfegungen vieler gweifelhaften und
theils noch unbekannten Arten verdanfen
wir ihm.
Hedwigs Beifpiel bewog mehrere ver-
dienfivolle Männer, diefem Theile der Bo»
fanif die Aufmerkfamfeit zu widmen, welche
er verdient; wovon ung eine ziemliche Anzahl
vortreflicher Werfe, die wir jeßt fchon über
„die Eryptogamie befisen, die ſtaͤrkſten Bes
weife geben.
Smmer mehr fcheint jeßt das Licht fich
hierüber zu verbreiten; immer mehr fcheint
jet jeder Botaniker fein Moͤglichſtes zu thun,
um auch nicht in dem Studio der Erpptogas
mie zuruͤckzubleiben: und die vielen raftlofen
Bemühungen mehrerer deutfehen Pflanzen—
forſcher laffen uns erwarten, daß auch bald
23 ———
in dieſer Hinſicht die deutſchen Floren den
moͤglichen Grad yon Vollkommenheit errei⸗
chen werden!
Die Wohnplaͤtze der Laubmooſe ſind, eben
ſo wie die der uͤbrigen Vegetabilien, ſehr
verſchieden. Man findet nicht leicht einen
Platz im Freien, wo nicht eine oder die an—
dere Art fortkommen ſollte; doch ſcheinen
die feuchten ſchattigen Stellen ihnen die lieb⸗
ſten zu ſeyn: denn hier findet man ſie mit
dem ſchoͤnſten Gruͤn und in dem uͤppigſten
Wuchſe. Sie binden ſich aber auch an ge—
wiſſe beſtimmte Wohnplaͤtze, von denen ſie
nicht gern abgehen. So wird man das
Trichostomum heterostichum, Gymnostomum
Hedwigia etc, die auf Steinen wachfen, nicht
an der Erde, und fo wieder andere, die au
fchattigen Drfen auf der Erde wachfen, wie
Hypnum purum, Hypnum proliferum, Bryum
undulatum ete. nicht an Steinen finden. Die
Girten des Sphagnum werden gewiß eben fo
wenig ihre feuchten moorigen Pläße, wie
das Hypnum loreum, Hypnum reorgnitumetc,
ihre Waldungen verlaffen. Die Feuchtigkeit,
oder ein Platz, auf welchem fie diefe bequem
aug der Atmogphäre an fich sieben und lange
in ſich halten koͤnnen, ſcheint indeffen, wie
ich fchon bemerkt habe, dag vornehmſte Er-
forderniß zu ihrem vorzüglichen Gebeihen zu
ſeyn. Diefe Feuchtigkeit fcheint auch dem
größten Theil ihrer Nahrung auszumachen,
die fie nicht fowohl aus ihrem Wohnplage
felöft, alg vielmehr aug der Atmofphäre an
ſich ziehen. Mehrere Gründe überzeugen
ung davon. Denn woher follfen die auf
Dachziegeln, auf alten Mauern, oder an
fahlen Felfen wachſenden Mooſe ihre Nahe
rung nehmen, wenn fie diefe nicht aus Der
dmeppäre an fich zögen? Aug dem harten
teine gewiß nicht! Und wie ſchoͤn veges
tiren nicht diefe Heinen Gewaͤchſe bei feuch—
ter Witterung! — Man darf nur bei feuche
tem Wetter, welches nad) hartem Froſte oder
nach anhaltender Dürre eingetreten iſt, ing
Sreie gehen, um die Veränderung, melde
die Moofe hiedurch erleiden, wahrzunehmen.
Doch ift dabei noch zu bemerken, daß ein
zu großes Maaß von Feuchtigfeit ihrer Ve—
gefation nicht zuträglich ifts denn Moofe, die
an feuchteren Stellen mwachfen, als diejenis
gen find, welche ihnen die Natur zum bes
fiimmten Wohnplatze anwies, wird man fel-
30 —
ten oder gar nicht mit Fruktifikationen an»
treffen.
Sonderbar ift es, daß die Laubmooſe fo
ſehr die Nordfeite einer Gegend lieben. Dan
darf fich nur auf einen Hügel, auf eine An⸗
höhe oder in einen Hohlweg fielen, fo wird.
man immer finden, daß die Nordfeite meit
mehr mit Moos bewachfen ift, als bie ent
gegengefeßte; auch bei den an Baumflämmen
wachfenden Mooſen findet dieſes Statt.
Wegen des außerordentlichen Einfluffes
der Feuchtigkeit auf die Mooſe, feheint ihnen
die Natur auch bloß die Frühlings: und
Herbfizeit zum Blühen und Fruchttragen an-
gewiefen zu haben: im. diefer grünen und
‚blühen die meiften von ihnen, während bie
übrigen Vegetabilien theilg neue Kräfte fans
meln, theilg auch ganz abfterben.
An eine feftbeftimmte Monatszeit darf
man fich nicht genau binden, wenn man fie
mit Seuftififationen antreffen will; ich zum
wenigften habe fchon oft die Nachtheile das
von empfunden. Sin der erften Hälfte des
Sebruarg habe ich oft Exrfurfionen gemacht,
*
die meine Muͤhe belohnten, weil gelindes
Thauwetter eingetreten war. Ein Froſt folg—⸗
te darauf, der wohl bis in die Mitte des
Maͤrz anhielt, und ſo lange war nichts zu
finden: der Schnee bedeckte die an der Er—
de wachfenden Moofe; die an Baumfiämmen
wachſenden Fonnten vor Kälte nicht vegeti—
ven, und was auch die warmen Strahlen
ber Mittagsfonne aufthauten, das verbars
ben doc) die Nachtfröfte wieder. Aber fiel
dann warmes Thaumetter ein, fo fanden die
Moofe in vollem Floor. Am Nande deg
ſchmelzenden Schnees grünten und feuftifis
cirten fie, und ließ ich diefes günftige Werts
‚ter unbenußt, fo Eonnte ich ſchon mehrere
Wochen nachher einige von ihnen nicht mehr
mit den jüngeren Sruftififationen finden,
Das Wetter im Herbfte trägt auch wies
leg zu ihrer verfchiebenen Bluͤhezeit bei: ift
es noch fpät im Herbfte gelimd geweſen, fo
wird man in dem folgenden Winter und
Srühlinge vieie Kapfeln tragende Mooſe fin—
den. Iſt hingegen ſchon im Herbſte Froſt
eingetreten, ſo wird dadurch die Vegetation
ſchon etwas gehemmt. Doc; finden ſich hie⸗
bei mehrere Ausnahmen, da es viele Mooſe
giebt, die, ungeachtet der Kälte, den Win-
ter hindurch vegetizen, und deren reife Kap»
feln man ſchon im erften Frühlinge finder,
wie 5. B. Hypnum purum, Hypnum sylva-
ticum etc;
Vielleicht ift e8 manchen meiner Leſer
nicht unangenehm, hier noch etwas von dem
Nutzen diefer Eleinen, fo unbedeutend fcheis
nenden Gemwächfe zu hören. So klein die
Natur fie auch ſchnf, fo hat fie fie doch zu
einigen großen Arbeiten in ihrer bewunbes
rungswürdigen Werkſtaͤtte beſtimmt. Man
glaubt eg vielleicht nicht, daß wir die reinen
Bergquellen, und durch diefe, Bäche, Fluͤſſe
und große Ströme zum Theil den Moofen
zu danken haben. Die Laubmoofe, welche
an den Gipfeln der hohen Gebirge — bes
fanntlih ihr Lieblingsſtandort — machfen,
ziehen beftändig bie Seuchtigfeit der fie ums
gebenden, gewöhnlich feuchten Atmofohäre
an fih: dag Uebermaaß derfelben tröpfelt
wieder von ihnen, fließt fo von mehreren
in eine Selfenkluft ꝛc. zuſammen und wird zu
einer Duelle; mehrere diefer Duellen bilden
einen Bach, und viele diefer Bäche oft die
größten Bergſtroͤme. -- Den fo häufigen
— 33.
Arten des Torf» Moofes (Sphagnum), find
wir beinahe allein die Austrocknung unferer
Suͤmpfe ſchuldig; es überzieht diefe erft mit
einer vegetabilifchen Dede, in welcher zus
erft kleine Sumpfpflanzen fortkommen, hers
nad) aber größere Pflanzen und zulegt Sträus
che und Baume wurzeln. Go entfliehen ges
woͤhnlich die sitternden Stellen auf den Moos
ren, unter benen fih nod) Schlamm und
Waſſer befindet. — Der leberjug von Moog;
den fo mancher alte Baum bat, ift ihm eher
nuͤtzlich als ſchaͤdlich. Das Moos ſchuͤtzt ihn
im Winter fuͤr Kaͤlte, im Sommer fuͤr Duͤrre,
und bei feuchter Witterung für zu großer
Feuchtigkeit. —. Als Arzneymittel hat man
noch big jeßt Fein Moog angewandt, außer
einer Art, weiche aber auch jest nicht ans
berg, als hoͤchſtens von abergläubifchen Reus
ten gebraucht wird, Don neueren Nerzten
wird eg, als der Geſundheit fehr zuträglich,
angerathen, Betten, anflatt mit Federn, mit
Moos auszuftopfen. N
Beinahe zu allen Jahreszeiten findet
man fruchttragende Laubmoofe; doch feheis
nen der Frühling und der Herbſt die befte
Einfammlungszeit zu feyn. In diefen beiden
C
34 —
Jahrszeiten findet man unſtreitig die meiften
Laubmoofe mit Fruchttheilen. Weil aber viele
erft im Sommer ihre Kapfel zur Neife brin-
sen: fo darf man auch um diefe Zeit ja nicht
müßig feyn. In den kuͤhleren Jahrszeiten
ficken fich die Nachmittagsſtunden am beften
zum Einfammeln, im Sommer aber die fruͤ—
ben Morgenfiunden, weil die Mooſe dann
noch feucht vom naͤchtlichen Thaue und noch
nicht von der Mittagshitze zuſammengetrock⸗
net ſind.
Um die Laubmooſe in ihren Veraͤnderun—⸗
gen kennen zu lernen, iſt es bei ihnen mehr
als bei jeder andern Familie von Gewaͤchſen
noͤthig, ſie zu allen Jahrszeiten zu ſammeln
und aufzulegen. Denn wie unaͤhnlich ſind
ſich nicht die meiſten von ihnen in ihrem vers
ſchiedenen Alter! Die Encalypta vulgaris
fiebt fich Faum mehr ahnlich, wenn fie ihre
glocenfsemige Müse abgemorfen hat. Meh—⸗
rere Arten des Polytrichum gewinnen ein
ganz anderes Anfehen, wenn die Kapfel erft
zu ihrer Neife gelangt iſt. Viele Moofe tra-
gen in ihrer Jugend aufrecht ſtehende Frucht:
theile; und fammelt man fie zur Zeit ber
Reife der Kapfel, fo ift diefe niederhängend.
’
A ae 35
Beim Einfammeln der Pflanzen überhaupt
bediene ich mich eines Umjchlags von 2 Papp⸗
deckeln, etwas größer als ein halber Papiers
bogen, bie ich Hinten, wie zu einem Folio:
bande, mit Leder habe vereinigen laffen, das
mit mein Buch in 2 Abrheilungen zerfalle.
Ferner find, zu beiden Seiten deg in der
Mitte befindlichen Pappdeckels, am Nücen
der Länge nad) einige lederne Bändchen ans
gebracht, die zur Befeſtigung des Löfchpas
pierg, welches ich in dag Buch lege, dienen.
Die vorderen Ränder der Pappdecfel find
mit Bandern verfchen, um das Buch damit
zuzubinden. Dei meinen Ercurfionen hänge
ich daffelbe, vermittelft eines paßlichen leder:
nen Riemens, als eine Jagdtaſche über bie
Schultern.
Ein folhes Buch ift, meiner Einficht
nach, anf Kleinen Exkurſionen bequemer und
vortheihafter, alg eine blecherne Kapfel. In
einer Kapfel fallt bei dem Tragen alles durch
einander; die Fleineren Mooſe verlieren fich
zwifchen den größeren, felbft diefe ſtoßen
dnrch dag Schütteln leicht ihre Fruchttheile
ab, und alles wird mit Erde u. dal. „bers -
unreinigt. Dieſe Unbequemlichkeiten hat man
C 2
36 —
bei dem Gebrauche eines Buches nicht zur bes
fuͤrchten: man legt in daſſelbe an die eine
Seite des Pappendeckels Mooſe, an die anz
dere die übrigen Pflanzen, damit diefe niche
Durch die befiandige Feuchtigkeit der Moofe
leiden Einnen. Jede Pfanze breitet man
alsdann nur unverzüglich, fo gut es fich in
der Gefchwindigfeit tun laßt, zwiſchen einis
gen Papierblättern aus. Der gelinde Druck
des Zuſchnuͤrens verhindert nachher, daß die
Pflanzen nicht heraus und durch einander fals
len. Berloren babe ich nod) nie etwag aug
meinem Buche, wenn id) es gehörig zuge⸗
bunden hatte.
Bei den Laubmoofen hat man ben nicht
unbedeutenden Vortheil, dag man fie nicht,
wie die andern Pflanzen, yleich einzulegen
braucht, fondern dag man fie 4, 8 Tage und
länger liegen Iaffen fan, ohne daß es ihnen
ſchadet. Sollten fie inzwifchen etwas zu
trocken geworden feyn, fo kann man fie
leicht durd) ein wenig aufgefprengtes Waſſer
wieder in einen lebengähnlichen Zuftand vers
fegen. — Fehlt eg mir an gehöriger Zeit,
fo pflege ic) meine gefammelten Moofe in
angefeuchtetem Löfchpapier fo lange aufzubes
wahren, bis ich Zeit zum Einlegen habe.
— 37
Das Einlegen ſelbſt, wozu man am paſ—⸗
fendften das fhon zum Pflanzentrocinen ges
ſammelte £öfchpapier nimmt, welches durch
das Preffen eine glatte Dberfläche erhalten
hat, kann man bei den größern Arten mit
der bloßen Hand verrichten; bei den klei—
neren hingegen muß man fich einer Kleinen,
aus gutem Meffing fein gearbeiteten Zange
bedienen, die zwar genau faffen muß, aber
ja nicht fharf feyn darf, damit die feinen
Pflaͤnzchen nicht verlegt werden. - Größere
Movsarten legt man einzeln ein; Fleinere,
die gedrängt fichen, mie Dieranum hetero-
mallum, Dicranum pulvinatum, fann man
nicht gut aus einander zupfen, fondern man
muß fie in kleinen Büfcheln auflegen.
Es war ehemals bei den meiften Bota—
nifern dag gewöhnlichfie und beliebtefte Ders
fahren, die Mooſe in Kapfeln von Papier
aufzubewahren. Ich laffe mir diefes gern
beim Verfchicken, oder bei großen Vorrathen,
die man sum VBertaufchen oder Verfenden auf-
bewahrt, gefallen, nur nicht bei einer ſyſte—
matifch-eingerichteten Moos-Sammlung. ch
habe die meinige auf folgende Art eingerich-
tet: Auf Duartbläftern von feinem Poftpas
33 —
pier klebe ich ſo viele Arten einer Gattung
nur leicht feſt, als bequem darauf Platz
haben. Zu den großen Gattungen, wie
Dieranum und Hypnum, habe ich natürlich
mehr foicher Blätter, damit Fein Moos dem
„andern im Wege fey, Oben am Runde des
Dlattes fteht der lateinifche Name der Gat-
tung, und über jedem Moofe felbft der
Name mit den Synonymen. Sch habe fie
überhaupt in fuffematifcher Ordnung aufge
flebt. Erbält nun meine Sammlung neuen
Zuwachs, fo wird dag Mood, wenn Platz
da ift, noch mit aufgeklebt ; iſt diefeg aber
der Tall nicht, fo nehme ic) ein neues Blatt,
und fchalte es an dem gehörigen Orte ein.
Zwiſchen jedes diefer Blätter lege ich ein
leeres Blatt, damit die Pflanzen nicht ver-
legt werden. Zum Umſchlag meiner Moog:
tafeln habe ich 2 ſtarke und paffende Papp⸗
deckel, die an jedem ihrer 4 Nänder in der
Mitte mit einem Bande verfehen find, Damit
ich meine Blätter fo feft als ich will zufam-
men fchnüren koͤnne. Dieſes fefte Zufchnüs
ren, welches ich ebenfalls bei meinen uͤbri—
gen Pflanzen beobachte, fichert fie für dem _
Eindringen der Feuchtigkeit, und ebenfalls
für zu großer Hitze.
sr 39
Hei diefer Einrichfungsarf meiner Moog:
fammlung habe ich den großen Bortheil, daß
ich gleich eine allgemeine Ueberficht aller meis
ner Moofe haben Fann, Ein Vortheil, den
ic) bei der Einfapfelungsart ſchwerlich und
vielleicht gar nicht erhalten koͤnnte.
IV,
Nachtraͤge zur Flora von Salzburg;
von dem Herrn Gooperator Leopold
Michl.
Lange war Salzburg fuͤr dem Naturforſcher
eine terra incognita. Nimmt man die Berg—
baukunde aus, die ſchon in fruͤhern Jahr:
hunderten durch den Gewerbfleiß der Weit
moofer, Roſenberger, Arzbeck u. a. in einem
fo blühenden Zuftande fich befand, daß man
wohl in Verſuchung geräth, auch die diplos
matifchen Urkunden hiervon den amüfanten
Mährchen aus dem damals wahrhaft goldes
40 —
nen Zeitalter unſerer Goldbergwerke beyzu—⸗
zaͤhlen, ſo erhielt Salzburg erſt im letzten
Viertel des abgewichenen Jahrhunderts nas
turhiſtoriſche Wichtigkeit. Freyhere v. Mol
(nun Churfuͤrſtl. Regierungs-⸗Direktor), Bos
taniker, Entomolog und Mineralog, unters
ſuchte allein und in Geſellſchaft auslaͤndiſcher
Gelehrten die an Naturprodukten jeder Art
eben fo reichen als mannichfaltigen Gegen—
den feines Vaterlandes. Eine, die Fortfchrits
te des Studiums der Natur, die immer. zus
nehmende Kenntniß der inländifchen Natur—
produfte betreffende Litterargefchichte Salz
burgs zähle in mehrern gelehrten Werfen
und einzeln gelieferten Auffagen — deren
vorzüglich die Tafchenbücher für die Bota-
nif fo viele und intereffante enthalten —
ſchon fo viele Materialien, daß ih nur den
Zeitmangel jener Männer bebaure, von des
ren umfaffenden Kenntniffen mein Vaterland
die Errichtung diefeg Ehrendenkmals einzig
erwarten fan.
Das fleifige Aufſuchen der Naturproduk—
te Salzburgs beſchaͤftiget indeſſen immer noch
mehrere meiner Landsleute; vorzuͤglich iſt es
die Botanik, die hier der Freunde immer
mehrere findet, da ihre Hulfsmittel minder
foftfpielig find, das Sammeln der Pflanzen
bequemer, als die der andern Naturgegen—
ftände, und im Ganzen diefer Theil der Nas
turgefchichte noch immer der leichtefte zur er-
lernen iſt.
Diefer reitenden Wiffenfchaft (Botanif)
babe auch ich nun mehrere Jahre hindurch
meine Mufeftunden gewidmet, durch fie mich
immer mehr an ftillere Freuden gewöhnt, an
Dergnügen der Einfamfeit, in moralifcher
und Sfonomifcher Nückficht hierdurch gewons
nen. Manches neue Dpfer konnte aud) ich
auf den Altar der vaterländifchen Flora les
gen, da ich nicht Elch auf Meifen allein
flüchtig mein Vaterland durchwanderte, fone«
dern als Pandgeiftlicher in drei ſehr verfchies
denartigen Gegenden deffelben -— immer auf
eine längere Zeit — angeftellt war.
Da die botanifchen Tafchenbücher das
allgemein benutzte Repertorium der neuen
Entdecfungen für die Flora Salgburgs find,
fo glaube ich auch für gegenwärtigen Aufſatz
— wie einft für den Bluͤthenkalender Pinz-
gau's — güfige Aufnahmne hoffen zu dürfen.
Ich nahm nur jene meiner Entdeckungen auf,
42 Pe
die nicht fihon in andern bergleichen Vers
zeichniffen vorgefommen find. Zu Ende fol»
gen noch einige Beiträge von andern Botas
nifern oder Riebhabern der Botanif, die fonft
noch nicht fobald bekannt gemacht werben
dürften, Auch noch ein paar Beiträge zur
Baterichen Flora, die ich im vorigen Jahre
fand, da ich ın meinem gegenwärtigen Stand»
orte zwar im Salzburgiſchen wohne, aber
mein Geſchaͤftskreis vorzüglich die im nord»
oͤſtlichſten Theile des Churbaierfchen Landges
rights Traunſtein gelegene Curatie» Kams
mer ift.
Iris germanica. Aus dem Garten entflohen,
verwildert am Pfarrhofe zu Berndorf.
Juny. |
Bromus multiflorus. An ber Münchner
Chauffee bei Dfting. July.
— inermis. Am Wege nach Lauterbach
bei Berndorf. Sommer.
— sterilis, An ber Münchner Chauſſee
bei Otting. Sommer.
Campanula Zoysi? Felſenritzen bei Zell
im Pinzgau. Sommer. |
— 43
Campanula Rapunculus. Am Muͤhlbache,
oberhalb der Poſchenau⸗Muͤhle zu Bere
„ wang, nächft Berndorf. July.’
Verbascum Lychnitis. Am Stein, zwi—
fhen Wifen und Griefau, am Zeller
See im Pinzgau. July, |
Selinum carvifolium. Beffer- Moog im
Pinzgau, Dichten: Moog bei Michael
beuern, July.
Cicuta virosa.. Beler » Moos; auch am
Mattſee, von wo ich es durch Herrn
Nfeft, dermaligen Adininifirator des
Pflegamts Neuhaus, erhielt. July.
Coriandrum’sativum. Ich traf es ein—
mal vermildert zu Lanthal im Zellerbos
den an. July.
Seseli tortuosum. Auf Mieten und Nais
nen zu Berndorf und Otting. Sommer.
Narcissus poeticus. Kommt unter Obſt—⸗
baͤumen beim Pfarrhofe Berndorf mit
Iris germanica md Poeonia oflici-
nalis verwildert vor. Day.
Colchicum vernum. Bluͤht gerade jetzt
7” Ds —
(Ende Januars 1804) haͤufig in einer
abhaͤngigen ſonnigen Wieſe bei Otting.
Sicher nur das, was die im Herbſte
bluͤhenden Fruͤhlingspflanzen ſind. Ge—
rade fo wie bei C. autumnale erheben
fi) die Blumenfihäfte Cmeifteng 2, fel
. ten 5) nicht aus der Mitte (jondern
aus den jungen Zulben in ber Mitte
der Auffenfeite) der Bulbe. Die zuerft
erfchienenen hatten zwar fihmählere
Blumenblätter, die mehr zugeſpitzt wa—⸗
ven; da hingegen die fpötern vollſtaͤn—
digern Bluͤthen ganz der im Herbfie
blühenden Pflanze ähnlich find. 'C ver-
num ift alfo nicht einmal als eine Abs
art von C. autumnale anzufehen.
Epilobium obscurum. Sumpfiichte pPlaͤtze
im Pira-Waͤldchen bei Otting. July.
Saxifraga granulata. Am Fuße der Rui—⸗
nen von der Feſte Tettlham. May.
Auch bei Berndorf. Auch im Kirchhofe
zu Burg.
— sylvestris Schrankii. Am Rande der
Wilder bei Diting. Day.
Papaver dubium. Sornfelder um Bern⸗
dorf. Juny, July.
— 45
Ranunculus arvensis. Sornfeiber zu Ot⸗
ting; auch zwiſchen Holzhauſen und
Tankerding in der Pfarre Diting. May,
Juny.
— diversifolius, Zeller-Moos Sommer.
— peucedonifolius. Wieſengruben im Pinz⸗
gau, allenthalben. Sommer.
Helleborus viridis. Auf einem Raine,
unterhalb des Meßnerhauſes zu St.
Georg, nah Laufen. März.
Mentha verticillara. Am Höflenbache bei
Dtting, July, Auguſt.
\Galeopsis grandifora. Kornaͤcker zwiſchen
Dieperding und Tanferding in der Pfarre
Otting. Herbft.
Antirrhinum spurium. Im Engfelde
bei Otting. Herbſt.
Alyssum incanum. Steinmauern bei Ni—
kolsdorf im Pfleggerichte Lengberg.
Sommer und Herbſt.
Hesperis matronalis. Unter ber Waſſer⸗
leitung der Mühle zu Berndorf, ala
j Fluͤchtling. Sonmer.
46 *2*
Turritis ciliata. Felſen an der Landſtraße
bei Zeil im Pinzgau, zwiſchen der Ere—⸗
mitage und Untereinoͤden.
Geranium malvaefolium. An Gebäuden
um Deting. Sommer und Herbſt; auch)
im Pinzgau, auf Schutt, zu Dbereinds
den bei Sell.
Trifolium ochroleucum. Gieng einſt im
einen Wege auf, in welchem Alpen»
pflanzen finden. Sommer.
ma: procumbens, Hecker um Berndorf;
‚zahlreicher als T. agrarium. Herbft.
‘Scorzonera lanata. Auf einer Wiefe zu
Weidach, nebft Nußdorf, am Fuße deg
Haunsberges. May.
Hieracium Rupicaprae Schranküi. Schmidt
ner-Alpen, bei Zell im Pinzgau. July.
Arctium tomentosum. Affenthalben mit
A. Lappa. Sommer.
, Senecio paludosüs. Dichten: Moog, zwi⸗
fen Michaelbeuern und Lauterbach. -
July.
TE N 47
Cineraria longifolias, Sumpfichte Wiefen
am Haunsberge und bei Otting.
Achillaea nana? Eisbichl, in der Fers
leithen, im Thale Fuſch. July.
Orchis ustulata. In einer Dege oberhalb
Judendorf, im Thale Fuſch. July.
Thuja occidentalis. Bei Mattfee und
Berndorf. April.
Polypodium cynapifolium. Gteinmauern
bei Judendorf in der Fufch.
Cladonia elongata. ]) Morfhe Zäune zu
> Mitter - Kammereck,
3 | oberhalb Kammer im
IRIRENITIEOSA, J Pinzgau. Februar.
— impetiginosä.
Stereocaulon globiferum. Felſen bei der
Eremitage zu Zell im Pinzgan. Frühe
ling. -
Lobariä fraxinea. Eichbäume überall,
— ciliaris, Zwetſchgenbaͤume bei Otting.
Agaricus conspurcatus. Aus dem Thu⸗
mersbachthale bei Zeil im Pinzgau.
x |
48. Pr |
Nachtraͤge von Andern.
Swertia perennis. Im Lungau, nad) Hrn,
Schoͤnauer.
Juncus infexus. In der Hoͤrndl⸗-Leithen
bei Berndorf, von Herrn Mielichhofer
entbect.
Anthericum calycinum. + 3ol hoch;
zweinarbig; aus dem Swing in ber
Fuſch, yon Herrn Stoͤckl erhalten, der
mir lebende Stöckchen nach Berndorf
ſandte, die aber bald dahin flarben.
Sch halte diefes Pflänzchen für A, ca-
lycinum Lin. ; fo wie da8 A. calycinum
der Salzb. Flora entjchieden die He-
lonias borealis Willd. und Heriteria
Anthericoides Schrank. ift.
[
Orobanche ramosa. Wartſtein bei Matt
fee, auf verfaulten Bretern, vom jeßi-
gen Churfürftl. Negierungsrath von
Mayen entdeckt.
Arabis nutans. Defenbachgraben am Fuße
des Saalfeldner⸗Kalkgebirgs, vom Hrnu.
Stoͤckl. Juny.
— | 49
Sinapis alba. m Zillerthale, nach Herrn
Gebhard; auch auf einem Schutte bei
Berndorf traf ich es einmal an,
Lathyrus lIatifolius. Im fungau, nad
Herren Schönauer.
Nachtrag zur Flora Baierns,
Selinum palustre. In einer Pfuͤtze Bei
Selberving, im Landgerichte Traunſtein,
mit Utricularia vulgaris, Calla
palustris, Epilobium paet Som-
mer.
Aconi tum neomontanum,. An Wiefenbä-
chen bei Mieſenboͤck.
Galeopsis grandiflora. Kornaͤcker zu Ins
terweißficchen, im Landgerichte Traum:
fein.
Gnaphalium tomentosum. Auf einem aug-
gehauenen Waldorte bei Freimann, im
Aaukgesichee Traunſtein.
— — —
—2
50 —
V.
Ueber einige Weidenarten; von dem
Herausgeber.
ı, Salix purpurea und S. Helix Lin.
Unter diefen Benennungen führt Linne
zwei Weidenarten auf, die er alfo charace
terifirte :
1, Salix purpurea, fol. serrätis glabris
lanceolatis: inferioribus oppositis.
2. Salix Helix, foliis serratis glabris
lanceolato - linearibus : superioribus
oppositis obliquis.
Die nahe Derwandtfchaft diefer beiden
MWeidenarten erhellet fon aus den faft
gleichlautenden Characteren, und die unzu—
langlihen, nur von den bloßen Blättern
hergenommenen, Unterfcheidungsfennzeichen
fallen ſehr leicht in die Augen. Beides mag
den Botanifern Gelegenheit gegeben haben,
fie in der Folge zurvereinigen. Schon Hals»
ler, Linne's Zeitgenoffe, führt beide nur
unter einer Nunmer auf, und Ehrharf,
ein Schlüler Linne's, fagt *8): „Die im
Upfalifchen Garten befindliche Salix purpu-
rea, welche beide Linne, Vater und Sohn,
unter diefem Namen demonftrirfen, Fann ich
nicht von derjenigen, welche Salix Helix
heit, witterfcheiden. Die etwas mehr oder
weniger braune Rinde , und die bei der eis
nen oben, bei der andern aber unten’ gegen
einander überftehenden Blätter find ſo uns
beftändig, als eftwag, und kommen off zw
fammen auf einem umd ebendemfelben Bau⸗
me vor ! Dun trat Hr Prof. Hoffm ann
mit feinem fchäßbaren Werke #*), deffen
weitere Fortfeßung fo ſehr zu wünfchen wäre,
auf, und lieferte FH) Abbildungen und
‚ Befchreibung von einer Salix monandra,
unter welchem Namen er beide oben be
nannte Pinneifche Arten vereinigte. Kaum
hatte auch Hoffmann in feinem botani»
*) Beiträge, zweiter Band, ©. 43.
**) Historia salicunı iconibus illustrata. Voll,
‘ Leipzie , 1787. Fol.
) Pagsıs. Nro. 1. Tabı 1. Fig. 1. 2. Tab, <.
Fig. 1. *
—
a,
52 —
fchen Taſchenbuche dieſe Salix monandra
aufgeführt, als folche allgemein angenom- .
men wurde. Selbſt Hr. Dr. Roth, welcher
in dem erften Bande feiner Flor. germ. von
1788 noch Salix purpurea und Helix. nad)
£inne aufgefielt hatte, folgte in der Aus⸗
gabe von 1793 ebenfalls dem Hrn. Prof.
Hoffmann in Aufführung von Salix mo-
nandra, indem er hinzufügte: „Sub hoc no-
mine ‚Salicum indagator celeb, Hoffmann
jure meritogue species duas Linncanas
‚conjunxit in unam.“ Nun war der Salix
purpurea umd Ilelix dag Zodegurtheil :ge-
forochen. . In allen berühmten und unbe
rühmten Slorens und Pflanzenverzeichniſſen
prangfe Salix monandra Hoflm. und went
ja noch ein Neuling in der Kunſt von feiner
Studierfiube aus die Linneifchen Arten in
alle Welt geben ließ, fo mußte er befürch-
ten, von rüfiigen Recenſenten darüber an⸗
gepackt zu werden. So fanden die Sachen
14 ganzer Jahre lang, als Hr. Dr. Smith
die Linneifchen Arten wieder berzufteilen
ſuchte *). Allein, das Vorurtheil, welches
*) Transactions of the Linnean Society. Vol. VI.
Man sehe die Recension in Nro. 20. der Bot,
Zeit, von 1593. Pag. 309.
— 53
nun einmal gegen dieſe beiden Arten einge:
murzele if, und die etwas zweifelhaften
Nachrichten von Hrn. Smith, indem er
nicht‘ einmal die männlichen Blüthen von
Salix Helix gefehen hatte, und zweifelnd
fragt, ob fie wohl auch nur ein Staubgefäß
haben? moͤchten wohl nur wenig Eindruck
zu machen im Stande feyn, Wenigfteng war
dieß bei mie der Nall, denn ich Fam nicht
einmal auf den Gedanken, genauere Unter—
fischungen ansuftelen, als ih von Herrn
Smiths Bemerkungen Kenntniß erhielt,
Es dürften daher genauere Defkätigums
gen der Smithſchen Entderfungen den
Botanikern eben nicht unangenehm feyn.
Im Monat December las man in den
Augsburgfchen Zeitungen, daß um dortige
Reichsſtadt herum, wegen der gelinden Wit
terung, mehrere Gattungen (Arten oder ns
bividuen ) von Weiden in der Blüthe ſtuͤn⸗
den. Diefe Nachricht veranlaßte mich, mit
Hrn. Prof. Düval nad dem biefigen obern
Worth zu gehen, um auch bei ung dag ef
wanige Slühen der Weiden zu unterfuchen.
Allein wir fanden nicht viel Befriedigendes:-
54 —
nur allein die Salix monandra fieng an
ihre goftigen von den Gemmen etwas ent-
blößten männlichen Amenten zu zeigen, was
freitih in unfern Gegenden um diefe Zeit
(am 31. December) etwas unerhörtes war.
Wir nahmen mehrere Zweige mit, um fie
zu Haufe in Waffer geſetzt weiter aufplühen
zu laffen, was aber nur unvollfommen
gelang. Dadurch wurde ich gleichwohl über»
zeugt, daß einige MWerfchiedenheiten unter
den mitgebrachten Zweigen Statt faͤnden,
und nun eingedenk der Smithſchen Be
merfungen bejchloß ich alles genauer zu uns
terfuchen, wovon folgendes dag Reſultat ift,
welches ich fogleich den Botanikern vorlege,
Damit fie bei Zeiten in ihren Gegenden bie
nämlichen Unterfuchungen auftellen, und fich
überzeugen Finnen, daß bie Linneifhen Ar⸗
sen Salix purpurea und S. Helix wieder
hergeftellt werden müffen,
Schon von weiten bemerft man einen
deutlichen Unterfchied in Anſehung der Farbe
der Rinde: Salix purpurea ift roth, S. He-
lix gelblicätgrün; dieſer Unterſchied ift bei
genauerer Anſicht noch deutlicher mahrzu-
nehmen, Die Zweige von der erſten find
— 55
einfach und duͤnne *), die von der letzten
dicker und aͤſtiger. Hier ſolgt der beſſern
leberſicht wegen eine vergleichende Zuſam—
menſtellung, hauptſaͤchlich von den männs
lichen Kaͤtzchen; denn die weiblichen ſind
noch gaͤnzlich zuruͤck.
Salix purpurea.
Rinde: roͤthlicht.
Knospe: einblaͤtt⸗
rig, kurz, durchaus von
unten big oben aufges
fchlist, an der Spige
zweifpaltig, an der
Bafis des Käscheng
fisend ganz roth und
glänzend,
Salix Helix.
Rinde: gelblicht
grün.
Knospe: einblaͤtt—
rig, lang, von der Ba—
fig an Bis über die Mit—
te aufgefchligt. Der
übrige obereTheilröh-
rig und. zugefpißt (bie
Knospe ſtellt ſehr ger
*) Als ich vor einigen Tagen friſche Zweige aus
dem obern Worth, (eine Donauinfel) holte, be
mierfte ich einen Dann, der ehenfalls IReiden:
zmeige abfehnitt. „Die Beten find fehom fort,‘
fagte er zu mir, als er fah, Daß auch ich fein
Gefchäft trieb. Auf mein Bofragen, wozu cr
folche benugte, antwortete cr: „zum Binden
der Weinreben.“ Er hatte fehr genau die bieg:
ſamen Zweige von S. purpurea ausgeſucht.
56
Kätchen: kurz, ei⸗
foͤrmig, zottig.
Schuppe: eifoͤr—
mig, die untere Haͤlf—
te weißlicht, die obere
ſchwarz.
Staubbeutel:
einer hinter jeder
Schuppe, vierfaͤchrig.
einer
nau ein Loͤſchhorn vor,
womit man in den Kir⸗
chen die Lichter aus—
loͤſcht) an der Spitze
des Kaͤtzchens ſitzend,
die untere Hälfte
fhwärzlicht, die obere
faftanienbraun, oder
auch etwas heller.
Kaͤtzchen;: länger,
fenelförmig, zottig.
Schuppe: eifür
mig, die untere Half
te weißlicht, die obere
ſehr ſchoͤn purpurroth.
Staubbeutel:
hinter jeder
Schuppe, vierfaͤchrig.
Ich fuͤge noch hinzu, daß die Kaͤtzchen
von Salix purpurea, wegen ber ſchwarzen
Spitze an den Schuppen, ganz ſchwarz aus—
fehen, da hingegen die Käßchen von Salix
Helix, wegen ber purpurrothen Spiße der
Schuppe, ſehr ſchoͤn roth erfcheinen.
Die vorliegende Beſchreibung iſt nach den
Individuen gemacht, die ich durchs Einſetzen
— 57
in Waſſer zu mehrerer Vollfonmenheit ge»
bracht habe, an welchen aber gleichwohl
das Aufblühen noch gar nicht befördert if,
indem der Staubbeutel noch völlig unents
wickelt und unaufgeplagt hinter der Schuppe
verborgen liegt, ımd nur durch bag Vers
größerungsglas, und durch das Voneinans
derbrechen des Kaͤtzchens, fichtbar wird. Es
ift alfo wahrfcheinlich, daß die angegebenen
Figuren der Käschen beim weitern Aufblü-
hen nod) verändert werden,
Sch werde den meiblichen Individuen
von beiden Arten, wovon fi) noch Feine
Spur fehen läßt, ebenfalls genau nachſpuͤ—
ren, und fünftig aud) die Blätter vergleis
chen, wozu ich fämmtliche Botaniker eben-
falls hiemit auffordere, damit einmahl diefe
Sache zu völliger Gewißheit kommen möge,
Uebrigens wird wohl fhon aug den bereits
angeführten VBerfchiedenheiten deutlich nenug
erhellen, daß beide Weiden alg wahre Ar
ten anzunehmen find, und daß die wahren
beftimmten Charactere der Weiden mehr von
den Blüthen als Blättern bergenommen wer-
den müffen. uch beftätigt diefe Erfahrung
jenen Gedanfen, welchen Hr. Prof. Düval
58 Ze
im bofan, Tafchenb. 1794, ©. 219 äußerte:
Ob man fich -des Einfegens von Weiden»
fchnittlingen in Waffer und ber geheißten
Zimmer nicht alg eines Mittels bedienen
fönnte, die Salices audy im Winter zu um
terſuchen.
2. Salix praecox.
Salix foliis ovato - lanceolatis serratis
coriaceis petiolatis supra glabris nitentibus
subtus pallidioribus, amentis sessilibus den-
sissimis, squamis ovatis villosissimis.
Hıabitat in salicetis prope Salisburgum,
Floret Martio,
Diefer Baum gleicht in Betracht feiner
Höhe der Salix fragilis und S. alba, und
wird bei Salzburg hin und wieder an ben
Degen zwifchen andern Weidenbäumen an—
getroffen.
Die Ninde der Zweige bat fehr oft
eine lebhaft gelbe Farbe, zumeilen ift fie
auch braun. Die Blätter ſtehen wechſels—
weiſe auf kurzen, zottigen, runden Dlattftier
* 59
len, bie im Alter durch zwei eifoͤrmige, fäge-
zähnige Nedenblätter geftust werden: fie
find eirumd + lanzettfoͤrmig, mit Enorplichten
Sägezähnen verjehen, auf der obern Seite
lebhaft gruͤn und glänzend; auf der untern
Seite bläffer. Der aus dem Blattftiel ent:
fpringende der Lange nach laufende Haupt
nerve ift fehr ffarf und lebhaft gelb. Die
männlichen Käschen find voͤllig ſtiellos, in
ihrer erften Jugend eifoͤrmig und durchaus
aus weißen feibenartigen Haaren beftehend.
Im herangerückten blühenden Zuftande wer-
den die Kaschen cylindrifh. Die Schuppen
find eiformig, fihmarz, fehr baarig und be-
fehügen zwei Staubgefäße. Die weiblichen
Kaͤtzchen find ebenfalls ganz ftielog, cylin«
deifch, zottig und fehr dicht. Die Schuppen
eifdemig, ſchwarz. Die Saamenfapfel glatt,
eiförmig, lebhaft grün, und mit dem ver
längerten Griffel gekroͤnt.
Als ich diefe Weide vor einigen Jahren
zuerit bei Salzburg fah, hielt ich fie ohne
weitere Unterfuchung für Salix fragilis L.
und zwar um fo mehr, weil die Zweige fehr
zerbrechlich waren. Allein in dem verfloßenen
Fruͤhjahre beobachtete ich die Weiden um
60: —
Regensburg genauer, als ſonſt, und fand
die Salix fragilis L. haͤufig in dieſer Ge
gend, die. von dem Gakburgifhen Baume
ſehr verfchieden mer.
Here Drof. Hoffmann hat befanntlich
die Salix fragilis L. in zwei Arten, nems
li) Salix decipiens und. S. bigemmis *)
zerlegt. Es wäre alfo möglich, daß unter
diefen beiden Arten die Negensburgifche und
die Salzburgiſche Art begriffen wären. Dies
bewog vermuthlic; den Deren von Braune
die Salzburgifihe Art für Salix decipiens
zw erklären; allein bei genauerer Beobach—
kung und Dergleihung wird man wohl eitt
fehen, daß diefes der Fall nicht ſeyn kann.
Hoffmann ſchreibt feinen beiden Arten
folia lanceolata zu; bci dee Salzburgiſchen
Art find aber die Blätter evident ovato-
lanceolata, und alſo in der Figur, wie in
der Textur, Garbe und Glanz ganz von ber
Salix fragilis, die bei Regensburg waͤchſt,
*) Einige Botaniker, 5. B. Hr. D. Roth (Flor.
sermanica, Tom. II, Pars II p. 506. u. 567.)
nehmen dieſe beiden Arten an, führen aber
noch obendrein auch Die Salix fragilis auf.
u ‚ 6I
verfchieden.. Daß aber einige Aehnlichkeit
Statt finden mußte, erhellet daraus, daß
Hoffmann die Blaͤtter bei beiden Arten
ganz uͤbereinſtimmend angiebt. Endlich aber
find die Kaͤtzchen von Salz praecox, die
"männlichen ſowohl als die weiblichen, ſehr
von allen verwandten Arten unterſchieben,
indem fie 1. voͤllig fiellog ‚2. cylindriſch,
3. vollig dicht, und 4. außerordentlich zottig
find. Dieſe Käschen haben mit jenen von
Salix caprea bie: meifte Hehnlichfeit, aber
die Blätter find Davon fehe verfchieden. Ends
lich. wird unfere Weide vorzüglich durch die
frühe Blühezeit ſehr characteriſirt, diefe fällt
nemlich ber dem männlichen Baume fehon im
März ein (in diefem Jahre blühte er ſchon
im SJenner). «Die vorfiehende Befchreibung
ift nach trockenen Exemplaren, die ich dem
Herren Geiftl. Rathe Hehenberger ver-
danfe, gemacht. : Vielleicht liefert einmahl
Herr Hauptmann von Aman eine Abbil
dung davon, damit diefer große, obwohl
bisher unbefannt gebliebene Baum, ecanne
ter werde.
3. $alix vitellina.
Ich habe dieſe Weide in dem
J
62 — —
Fruͤhjahre ſehr haͤufig in der Gegend von
Untergebraching (obwohl nur die männlichen
Bäume) angetroffen, und finde fie fo ausge—
zeichnet von allen andern Arten, und_nas
mentlic) auch von Salix alha, daß ich mich
wundern muß, wie einige Botanifer geneigt
feyn koͤnnen, fie mit Salix alba zu vereint
gen; die gelbe Rinde, die glänzende Bes
fchaffenheit der Blätter, und die aͤußerſt fei—
nen und ſcharfen Zähne der Blätter fprechen
fehr laut dagegen. Es ift alfo mwahrfcheins
lid), daß diejenigen, melde diefe Vereini—
gung zu bemwirfen geneigt find, die wahre
Salix vitellina nicht kennen.
4. Salix incana,
Seitdem ich im vorigen Frühjahre hier
bei Regensburg die Salix viminalis häufig
angetroffen, und fie mit Salix incana ver»
glichen habe, kann ich nun die völlige Ueber»
geugung geben, daß beide Arten hinlänglich
und gänzlich verfchieden find. Es feheint
alfo, daß die Kärnthnerifchen Botaniker die
Salix viminalis gar nicht Fennen, weil fie
jene für diefe anſehen. |
— 63
5. Salix hybrida. *
Salix foliis serratis glabris subovatis
acutis sessilibus, subtus Blaues, stipulis sub-
cordatis, a
Habitat in salicetis ptope Salisburgum,
„et Ratisbonam,
Floret Aprili,
ch habe diefe Art in der vierten Cen—
turne für Salix hastata Lin. ausgegeben;
allein jene ift von dieſer ſehr verfchieden,
und muß alg eine eigene Art aufgeführt
werden Sch fand. biefe Art im vorigen
Frühjahr auch bei Negensburg (obwohl nur
die weibliche Art) und wahrfcheinlicht waͤchſt
fie aiıch in andern Gegenden. Sie iff mit -
Salix caprea am naͤchſten verwandt, obs
wohl hinlänglicy davon verfchieden,
Diefe Art kommt als Strauch und auch
als hoher. Baum vor. (Als Strauch fcheine
er mir die nemliche Art zu feyn, welche
Wulfen unter dem Namen Salix myrsi-
nites an Hrn. Prof. Hoffmann fchicte,
und die unter diefem Namen in der Historia
64 HERR
Salicum abgebildet wurde Hr. v. Wulfen
zeigte mir ſelbſt den einzigen Wohnort dies
fes Gewaͤchſes bei Klagenfurt.)
Die Blaͤtter ſtehen auf zottigen Stielen,
die im Alter mit herzfoͤrmigen Nebenblaͤttern
beſetzt ſind, ſie ſind eifoͤrmig, glatt, gekerbt,
und zuweilen, beſonders in der Jugend, auf
der untern Seite etwas haarigt; die maͤnn⸗
lichen Kaͤtzchen ſind kurz geſtielt, eifoͤrmig,
und mit eifoͤrmigen, braunen, etwas haarigen
Schuppen beſetzt. Die weiblichen Kaͤtzchen
find kurz geſtielt, faſt chlindriſch. Die Saas
menkapſel ganz glatt, hellgruͤn, kegelfoͤrmig
und mit dem verlaͤngerten Griffel gekroͤnt.
VI.
Botaniſche Ausfluͤge
imdie Rhetiſchen Alpen
von dem
Heren DVicepräfidenten
Grafen von Sternberg
Mitglied der botanifchen Gefellfchaft zu Regens⸗
burg, und vorrefpondirendes Mitglied der Gal—
vanifchen in Paris.
Die deutſchen Alpen von Salzburg, Tyrol,
Kaͤrnthen ꝛc. ſind zu bekannt, als daß ich es
haͤtte wagen wollen, auf den Fußſtapfen ei—
nes Wulfen, Senus, Braune, Dops
pe, und mehrerer berühmten and befann-
ten Botaniker, noch neue Entdeckungen zu
ſuchen. Ich nahm mir daher vor, die furze
Zeit, die ich zu einer bofanifchen Neife an»
wenden fonnte, in PER ER weniger be
66 —
fuchten Gegenden zusubringen. Aus biefem
Grunde durchflog ich fchnell die befannten
Wege von Benedict- Beuerm nad) Anfpruc,
ohne mich lange bei dem ſchoͤnen Sturz deg
Jochbachs am Seffelderg, und dem oft ges
ſehenen Wallerfee aufzuhalten; vergebeng
winfte mie Cacalia alpina am ſchaͤumenden
Bach, Arabis alpina an den überhängen-
den Felfen; ich verfolgte meinen Plan. Am
Fuße des Karwendels bei Mitterwald, wo
dag Rhododendron hirsutum die magere
Heide mit einem rothglühenden Teppid) übers
zieht, Fonnte ich zwar den Juncus niveus
nicht vorbei gehen, fo wie mic) am Seefel⸗
der Berg, wo ic) zu Fuße gieng, Dian-
thus Caryophyllus an fich sog, der, fo ma⸗
ger er auch in diefen Gegenden vorkommt,
dennoch wohl verdient hätte in Deutſchlands
Slora, wo ich ihn vergebens fuchte, aufge
nommen zu werden; noch fihiverer ward eg
mir, als ic) das fruchtbare Innthal verlieh,
nicht an den Ufern der Siler zu verweilen,
wo in der Mittagsfonne unter dem Schat—
ten von Ahorn und Ulmen die fchönfte Kühe
lung wehte; doch Italiam, Italiam petimus
lag mir immer im Sinne, und ich blieb
ſtandhaft. Am Fuße des Brenners flieg ich
endlich vom Wagen, und forfehte mit ſpaͤ—
hendem Blick nad) den Kindern Floreng, die
den Wanderer dicht am Wege begrüßen; da
mufte ich wohl das in Fülle blühende Hie-
racium staticefolium, die überhangende
Gypsophila repens und Saponaria oci-
moides pflücken, die Wieſen am Fleinen See
waren fehon abgemähet, und an den mit
Schnee bedeckten Gipfeln der Berge brachen
die legten Strahlen der untergehenden Sons
ne; ich eilte alfo mit meiner Beute auf bie
Poſt, legte meine Blumen in einen Folians
ten, den ich zu diefen Zweck mitgenommen
hatte, genoß einige Bergforellen, die bier
ganz vortreflich find, und rollte bei dem
herrlichſten Mondesfchimmer längft dem Eis⸗
zack hinab nach Sterzing. Zwiſchen Sterzing
und Mittelwald nöthigte mich die Ononis
Natrix einmal aug dem Wagen, und ein paar
hundert Schritte vor dem Poſthaus zwang mich
das Sempervivum arachnoideum in herre
lichtter Bluͤthe ftille zu halten. Zwiſchen Mit—
feliwald und Briren fieng die Scene an ſich
zu ändern. Fagus Castanea mit Juglans
regia gepaart erfchien zum erſtenmal mild,
und die trocne Heide war mit Achillea
tomentosa uͤberdeckt. Die Entfernung von
68 —
der Schneelinie iſt in dieſem Thal nicht wei⸗
“ter, als in manchen Thaͤlern dieſſeits des
Brenners; aber die Lage iſt ſuͤdlich, ganz
gegen Norden gedeckt, und dieſes entſcheidet
für die Vegetation,
Wenn man daher Deutſchlands Flora
noch dem allgemeinen deutfchen Clima bes
Hrengen wollte, fo müßte bier die Außerfte
Linie gezogen werden ; allein dann fiele auch
das füdliche Kaͤrnthen weg, aus deffen Flora
mehrere Pflanzen vom Herrn Prof. Hoff—
mann (in feiner meuflen Auflage von
Deutſchlands Flora) aufgenommen worden
find. Will man aber bei der geographifchen
Grenze fiehen bleiben, fo müffen die Pflan-
zen Tyrols, mit Inbegriff von Briren und
- Trient, welche beide Fürftenthümer ' zum
deutfchen Reiche gehörten, mit gezählet wer»
den, und dann erhält Deutſchlands Flora
einen mächtigen Zuwachs von fehr interef
fanten Pflanzen. Es wäre zu wünfchen, daß
die ſchwankenden Begriffe über die Ausdehs
nung der deutfchen Slora bloß in botanifcher
Ruͤckſicht betrachtet und berichtiget würden,
da in unfern Tagen die geographiiche Be—
grenzung der Länder ein zu unverläßiger
’ —
Maaßſtab geworden zu ſeyn ſcheint. Die
botaniſche Zeitung waͤre vielleicht am beſten
dazu geeignet die Meinungen der deutſchen
Botaniker uͤber dieſen Gegenſtand zu ſammeln.
Von nun an aͤnderte ſich die Geſtalt des
Landes, die Abhaͤnge und Thaͤler waren mit
Reben bebaut, welche an zweiſchenklichen
Gelaͤndern gezogen werden; der Maißbau
ward allgemeiner. Die vortrefliche Poſtſtraße
gehet unaufhoͤrlich am Ufer des Eiszacks
durch waldbekroͤnte Marmorſchichten, welche
dieſer reißende Bergſtrom durchgegraben zu
haben ſcheinet. Zwiſchen die immer ſparſa⸗
mer vorkommenden Lerchen- und Tannenbäus
me miſcht fi) Carpinus Ostrya und Cel-
tis australis an den mittägigen Wänden, alg
Strauch ohne Früchte; auf den Felfen fiehet
in haͤufiger Menge Sempervivum tectorum,
und Allium ursinum; zmifchen denfelben
am Wege Lappago racemosa Host. Epi-
-1obium tenuissimum (rosmarinifolium )
Haenke *), Sisyinbrium tenuifolium und
Melissa Nepeta; eine halbe Stunde vor
*%) Diefes Epilobium, welches ich auch ſpaͤter
. in der Gegend von Baffano fand, unter
ſcheidet jich von jenem, welches aus den Cen⸗
Li
⸗
70 —
Botzen bei einem Landhauſe erblickte ich zum
erſtenmal vier Cypreſſen im freien Erdreiche
gepflanzt. Oefters regte ſich der Wunſch
in mir, ſchon von hier aus eine Alpen—
Aſcenſion zu beginnen, aber Italiam! Italiam!
rufte meine vorlauten DBegierden in Ord—
nung und ic, verfolgte meinen Weg. Zu -
Bogen, two ber Eiszacd feinen Lauf und
Namen verändert, hatte ich ſchon einen
Vorſchmack des Landes, das ich betreten
follte; eine Menge von Maulbeerbäumen
(Morus alba), an melchen die Weinftöcfe
binanranften, und Rhus- Cotinus, den wir
forgfam in unfern englifchen Anpflanzungen
pflegen, begrenzten den Wen. Dei Saluen,
wo die Etſch ihr oͤfter niedriges Ufer häufig
turien des Herrn D. Hoppe (40) befannt ift,
durch feine Größe, die weit über einen Schuh
hinausreicht, eine viele Stämme austreibende
Wurzel, und feltnere Zähne au den Blaͤttern.
In der erſten Centurie Plant. rarior. Hung. von
Hrn. Ör.v Waldfiein m. Prof. Kitaibel
ift daſſelbe Tab. 76. vortreflich abgebildet, auch
Dort wird es in einer waͤrmeren Gegend, und
in Gefellfcheft von Juglans regia und Vi-
tis vinifera gefunden.
Br *
zu uͤberſchwemmen ſcheinet, konnte ich es
nicht vermeiden auszuſteigen, um den Scir-
pus trigueter und Cyperüs esculentus auf
der Flußfeite, und die Althaea oflicinalis
und "Eryngium amethystinum auf der
Dergieite zn fammeln. Der Cyperus
esculentus ſcheint in biefiger Gegend nicht
als Surrogat der Mandeln zur Mandelmilch,
wie in Spanien und hie und da in Italien,
gebraucht zur werden. An der Stelle deg
Caffees, wozu er in neuern Schriften vor«
züglih in Deutfchland anempfohlen wird,
ſcheint er ebenfalls nicht im Öebrauche zu
feyn , fonft würde er fehiwerlich mit dem
Grummet abgemähet, und das Vieh auf die
Miefen gelaffen worden ſeyn, welches ic)
hie und da zu bemerken Gelegenheit. hatte.
Don Nevis bis Trient war die Gegend fchon
ganz italienifch geworden ; bie Weinftöcfe
lehnten ſich nicht nur an die Maulbeerbäus
me, fondern hingen in dien Guirlanden
von einem Baume sum andern, ale Felder
waren mit reicher Verndte von Maiß bedeckt,
Maulthiere und Efel mit lautem Geläute zo—
gen über. die Straßen, und die deuffche-
Sprache Fam nur aͤußerſt felten, und in
hoͤchſt unfsrmlichen Tönen vor.
“
72 —
Da ich aus mehrern Beweggruͤnden den
in botaniſcher Ruͤckſicht ſo ſehr beruͤhmten
Monte Baldo in meine gegenwaͤrtige Reiſe
nicht einſchließen konnte, die wenige Zeit,
die ‚mir übrig blieb, aber dennoch gut an-
wenden wollte, fo blieb ich bei meinem er»
fen Entfhlufe, Baſſano, mo ich gemiß
war, bei dem edlen Fürften Nezonico
eine gute Aufnahme zu finden, zu meinem
Hauptquartier zu wählen, und von dort aus
in die nahen Gebirge an der Brenta bu
taniſche Excurſionen zu machen ; ic) verließ
daßer die Erfch (Addige) und warf mich über
Pergine in das enge Thal horizontaler
Kalk» oder abwechfelnd Hornfieinfcichten,
welche die Brenta durchfchneidet, und Fam
nach einer ziemlic) befchwerlichen Reife, vor—
züglih in den fleinigten Wegen zwiſchen
Primolano und Baffano, den 30. July
in Baffano an.
Von dem Lago di Levici an tar bie
Degetation fhon vollkommen ſuͤdlich; doch
fo nahe an meinem Ziele war. mir nicht
mehr bange alle Pflanzen, die ich hier über»
ſah, wieder zu finden, und ich habe mic
nicht geirrt, wie es meine Ausflüge bewei—
— IE,
i
fen werden, bie einzige Agrostemma co-
sonaria und Satureja montana ausgenom—
men, die ich font nirgends mehr. wildwach-
fend angetroffen Habe,
Erfter Ausflug.
&t. Michele und die Gegend von Baſſano.
Schon am erftien Tage meiner Ankunft
verfchafte mir der gefällige Für Nezonico
die Befanntfchaft von Hrn. Antonio Gais
don, der durch feine Briefe über die Ge
gend von Baffano bekannt ift, und der
in der Folge ein treuer Gefährde aller mei-
ner botanifchen Erfurfionen wurde. Diefem
wackeren Naturfreunde, der fich aus eigener
Kraft von einem Steinmeß» Gefellen zu eis
nem Architekt, Eythologen und Pflanzenfen-
ner erhob, Fann ich für feine Dienfte und
uneigennügige Sreundfchaft nicht genug Dank»
barfeit beweiſen.
Den 31. July ruhte ich von der Ermü-
dung der Reife aus, befah das herrliche,
Wohngebäude des Fürften Rezonico, wel-
bes mit merfiwürdigen Arbeiten des erſten
—
74 nr
Bildhauers unferer Zeit, Canova, geziert
ift, und beredete mit Herrn Gaidon meis
nen erften Ausflug. . L
Den ı. Auguſt 5 Uhr fruͤh machten wir
uns auf den Weg, der uns durch die Stadt
fuͤhrte; in * Straßen bluͤhte Panicum
Dactylon, Lepidium graminifolium *), Lac-
tuca Scariola und Gnaphalium luteo-
album. Diefe fonderbare Zufammenftellung
von Pflanzen, die wir fonft nicht gewohnt
find neben einander ansufreffen, hatte etiwag
überrafchendeg, welches mich in der Folge
bis auf die höchften Alpen begleitete, imo
ich ſtets unter den eigenthümlichen Bewoh⸗
nern der Alpen die gewoͤhnlichſten Pflanzen
bes niedrigen Landes gepacret fand, Wir
giengen über die von P ar bio gebaufe und
von Ferracina, einem Bauer aus So
lagma, ber fich zu einem berühmten Archi⸗
teften ausbildete, wieder hergeftellte Hilger»
ne Bruͤcke über die Brenta, und nahten
ung der Reihe von Lava» Hügeln, melde
*, Die in den neuen Beiträgen des Hrn. D. Roth
(S. 222) eingeſchaltete Berichtigung, dag die
Schötchen ſpitzig und nicht ausgerändert feyen,
hat feine vollkommne Richtigkeit.
— 75
unter dem Namen der Berge von St. Mi-
chele begriffen werden. Das Grummet
war alfenthalben abgemähet, und die Berge
ſchon fehr vertrocknet. An einer feuchten
Stelle am Fuße des erften Higels fand ich
neben Mentha rotundifolia und Carex
vulpina ein Epemplar von Cyperus fus-
cus von folcher Größe, daß ic) es gerne für
eine fremde Dflanze gehalten hätte, beſon⸗
derg als ich wahrnahm, daß die zwei Fleis
nern Dolden-Blätter rückwärts rauh (retror-
sum scabra) waren, welches ich noch niemalg
beobachtet, noch irgendwo geleſen hatte; al-
lein ich fand eg in der Folge an eben fo
merfwürdig großen Exemplaren von Cype-
rus flavescens, ja felöft an Fleinern im bo-
taniſchen Garten zu Padua, und in Deutſch—
‚land; eg ift alfo blog ein überfeheneg oder
nicht geachtetes Merkmal. Trifolium
spumosum ift haufig in Diefer Gegend, uns
ter den Stauden Holcus lanatus, und zwi⸗
ſchen den hervorragenden Felfen entdeckte ich
eine mie unbefennfe Silene, der ich den
Namen Silehe Bassanensis gab, und mit
folgender Diagnofe bezeichne *). Die uns
*) Folia inferiora spathulata in -petiolum desi-
75 | —
terſten Blätter find ſpatelfoͤrmig, die Sten-
gelblätter eiförmig, ganz und behaart, an
den Bluͤthen-Aeſten lanzenfoͤrmig, die Bluͤ—⸗
then ſtehen zu brei an den Seitenzweigen,
die Kelche ſind lang, geſtreift, wenig eins!
* — die Bluͤmenblaͤtter weiß, etwas
gekerbt, die Staubfaͤden und Griffel hoch
uͤber die Blumenblaͤtter hervorragend, die
ganze Pflanze ſehr klebricht und haarigt.
Dicht an dieſer Pflanze ſtand ſchon faſt ver—
luͤhet Prunella laciniata, und Cyclamen
europaeum findet man unter jeder Hecke.
Ich verfolgte nun meinen Weg unter
den Schatten von Kaſtanien-(Fagus Ca-
stanea) und Delbäumen (Olea europäea),
deren verfchiedenes Grün und befonderer
Wuchs ſehr gut gegen einander abfticht, big
auf die höchfte Stelle des Berges, die mir
eine herrliche Anſicht der Gartenähnlichen
nentia, caulina ovalia integra cuspidata, flo-
ralia lanceolata. Pedunculi oppositi triflori,
fiores pedicellati. Calyx longus, striatus, pa-
rum ineisus, petala alba parum emarginata.
Stamina- pistilague petala multum superantia.
Tota planta pilosissima viscidaque.
— 77
Släche bis hin gegen die Colli Euganei *)
gewährte; allein die fchon am frühen Mors
gen drückende Hite nöthigte uns den Schat—
tin bei dem unfernen GÖartenhaufe meineg
Begleiters Gaidon zu fuchen. Die Pflans
zen, die. wir auf dem Wege und um den
Meinberg fanden, waren folgende:
/
Veronica arvensis, ein Cremplar von
der Höhe eines Schuhes, und mit gro»
Gen fetten Blättern,
— urticaefolias
Galium purpureum.
— saxatile, die Bluͤthen waren röthlicht,
welches ich bei feinem Autor angemerkt
finde; ich hatte fie eben fo oberhalb
dem Lago di Levici an der erfiraße
gefammelt.
Thesium montanum.
*) Die Euganet waren ein mächtiges Wolf in
- DHberitalien, von den Schweizeralpen an bie
zu dem Adriatifchen Meere. Der Drt £ur
gano foll von ihnen den Namen haben,
78 —
Aconitum Lycoctonum.
Ran warn lüs- Thpta ſchon verbluͤht.
Coronilla Emerus.
Trifolium rubens, ſchon verbluͤht.
Geranium pheum.
— sylvestre,
Artemisia Abrotanum.
Aster annuus
und eine Menge gewöhnlicher Pflanzen des
flachen Landes. Nachdem wir ein wenig
geraftet hatten, trafen wir unfern Weg nach
Haufe an, wo wie durch das ganze Thal
von dem, Eryngio amethystino, Scrophu-
laria canina und Carthamus lanatus bes
gleitet, durch Hecken von Rhamnus phy-
lonotus (Zyziphus ph. Willd), bie
mit Ruscus aculeatus durchwachſen find,
befchattet, um Mittag anfamen; der übrige
und der folgende Tag wurden mit Trocknen
der Pflanzen, Vorbereitung zu der naͤchſten
Yipen- Erfurfion und geſellſchaftlicher Erho⸗
lung zugebracht.
Zweiter Ausflug.
Eollalto, Campo, Azolon und Grappa,
Den 3ten Morgens um 4 Uhr holte mich
mein treuer Gefährte Gaidon in einem eins
fpännigen Waͤgelchen ab, um mich au dem
Fuß des Berges zu bringen, wo fi) die
Heine Karavane vereinigen folte; um 5 Uhr
war biefelbe verfammelt, und beffand aug
der Signora Juſtina, aus Solagna,
welche in dieſen Alpen vorzuͤglich gut bekannt
iſt, indem ſie die Pflanzenlieferungen fuͤr
die Apotheken von Padua, Vicenza,
Baffano xc. beſorgt, wirklich ſehr viele
Pflanzen kennt, und dieſelben, obgleich nur
mit Trivialnamen, zu benennen weiß; fer
ner einem Efel, um unfer Gepäde und
dundvorrath forfzubringen, einem jimgen
Arzt Namens Franco aus Moraflica,
der fich etwas mit Botanif abgiebt) Gais»
don, mir und meinem Säger aus den
bairifchen Alpen. Wir beftiegen den erften
Berg, Collalto genannt, von der mefl-
lichen Seite auf einen zwar fleinigen, übris
gens aber felbft für gepacte Maulthiere -
gangbaren Weg. Die erfie Pflanze, die,
wir pflückten, war Asplenium Ceterach,
80 — —
An den unterſten Gegenden zeigte ſich noch
wenig erhebliches, anßer Cistus fumana
und Thymus montanus; *) allein nachdem
wir allenfalld eine Stunde geftiegen waren,
und einen graffigten Abhang erreichten, wo
noch etwas unabgeweidetes Grummet ftand,
erbliften wır mit großer Freude die fo oft
unrichtig angegebene, von Deren Profeffor
Willdenow aber richtig befchriebene und
abgebilbete Veronica hybrida, Scabio-
sa graminea und Dianthus caryophyllus
in unzählbarer Menge und herrlichen Erems
plaren, die wir auch ſorgſam ſammelten.
Don nun an zog fih der fihlängeinde Weg
durch dichte Gebüfche immer fteiler aufwärtg,
und wurde immer reicher an fehr gemifchter
Vegetation, von der wir allerdings in die
fer fo fpäten Jahreszeit unter diefem wärs
mern Himmelgjtriche nur den geringern Theil
mehr in Blürhe fanden. Von der oben ans
gegebenen Weide big al Campo fanden wir:
Salvia glutinosa. 2
Campanula bononiensis et variet. caule
simplicissimo, racemo secundo; wahrs
ſcheinlich die nemliche Pflanze, web
*) WValdstein pl. rar. hung. t. 71.
— 81
ce in der Halliſchen Flora des Hrn.
v. Leyfer aufgeführf wird.
Dianthus. prolifer,
Astrantia major.
Linum tenuifolium.
Helonias borealis Willd,
Asparagus offiinalis.
Epilobium angustissimum,
— montanum,
Dryas octopetala.
Poeonia oflicinalis , war ſchon verblühfe
Nepeta nuda.
Digitalis ambigua,
Bis eut ella levigata,
Crepis foetida,
Cnicus Eirisithales,;
Carlina acaulis,
J—
82 ——
N
Arthemisia Abrotanum.
— Absyntlium
und Verrucaria purpürescens auf ben
Kalkfelſen. Ich nenne abfichtlich einige ges
meinere Pflanzen, und ‚werde es auch im
der Folge beobachten, um bie fonderbare
Mifhung verfchiedener Pflanzen, die wir
nicht gewohnt find beifammen anzutreffen,
deſto anſchaulicher zu machen.
Aus der Reihe der vielen Bergkuppen,
welche den Collalto ausmachen, fuͤhrt
der Weg nach Azolon ducch eine trockene,
felſigte, aͤußerſt magere und ziemlich unbes
deutende Gebirgsreihe, wo in gegenwaͤrti⸗
ger Jahreszeit nichts mehr zu finden iſt, als
Veronica fiuticulosa, Serapias lati-
folia variet. y. serotina Haller ſlore atro - ru-
bente, tvelche bier zu Lande einen eben fo
ftarfen Geruch, als fonft dag Satyrium
nigrum beißt, und S. rubra
Don diefen traurigen Hügeln feige man
hinab, in ein freundliches grünendes Wiefen-
thal am Fuße des Azolon, auf defjen Mit
te fich ein fogeranntes Wirthshaus befindet, .
— 33
wo wir uns friedlich niederlaſſen ſollten.
Wir ſtrengten daher unſere durch die Hitze
des Tages ermatteten Kraͤfte von neuem an,
und langten um 2 Uhr in dieſer Caͤſa an,
welche ſich von den Huͤtten unſerer deutſchen
Gebirge durch nichts unterſcheidet, als daß
ſie gleich allen andern Huͤtten hieſiger Ge—
gend, nach Landesſitte, von Ziegeln erbaut,
und mit Kalk beworfen iſt, welches in der
Ferne, bei ſchoͤner Beleuchtung, dieſen Gebirs
gen eine freudige bewohnte Anſicht gewaͤhrt.
Unſere Liebe zur Botanik ließ uns das
weiſe Spruͤchlein nicht vergeſſen:
Laſt nur die Seladone ſagen:
Wer liebt, hat nichts, als Her; —
Sie hab'n auch einen Magen.
P4
Wir fiengen alfo damif an, ung ein
Mittagsmahl von Buiné, einer Art gerons
nener Milch, die eine Lieblingsnahrung hies
figer Alpenbewohner ift, und Polenta,
einer Mehlipeife von türfifhen Kornmehle,
bereiten zu laſſen. Ein Salame (geräw
cherte Wurf) und Wein hatten wir mitge—
bracht. Als wir ung geftärft haften, fo bes
fliegen wir die höchfte Kuppe diefeg Berges,
d 2
J
84 —
um ſowohl Pflanzen zu ſammeln, als auch
unſern Blick an der herrlichen Ausſicht zu
weiden; wir wurden in beiden Hofnungen
nicht getaͤuſcht. Von der hoͤchſten Zinne des
Azolon entdeckten wir gegen Suͤdoſt in
der ſchoͤnſten Beleuchtung des Abendſtrahls
die herrlich ſchimmernde Stadt Venedig,
von einer praͤchtigen Fläche des Meerſpie—
gels umgürtet, Meftre, St. Georgio,
und einen Theil der Küfte und des Landes,
mit einer großen Menge von Dörfern und
fleinern Städten. Suͤd-Weſt und Welt war
unter Dünften verborgen; Nordiwertlich übers
ſahen mir die enge Schlucht der Brenta,
mit den beiden Bergreihen, die fie bilden,
und gegen Norden die Bergfette des füdli-
den Tyrols, der punta d’asti und eine
Menge verfchieden geftalteter Berge, bie
den Horizont in ungleichen Formen abfihnit-
ten. Gern hätten wir in diefer Fülfe von
herrlichen Scenen länger verweilt, allein
eine kalte Abendluft verfündete ung bie
Nothwendigkeit zu unferm Nachtquartiee zus
rück zur fehren. Als wir zurückfamen, fich
teten wir unfere Beufe, und fanden folgen-
be Pflanzen in unfern Büchfen : \
Aira alpina, auf der Kuppe von Aolon,
85
Festuca loliacea ‚auf Wiefen am Fuße
des Derges.
Bromus rubens, bie Blätter find, aber
faft gar nicht behaart, die Aehren hins
gegen ganz mit Seidenhaar überdeckt.
Der Anbau diefer Pflanze im hiefigen
botanifchen Garten wird entfcheiden, ob
fie nicht vielmehr zroifchen Brom. ma-
drit. und rubens eingeſchaltet werden
muß.
Atropa Belladonna, dicht am Wirthshaus.
Phyteuma ovatum, auf Wieſen ‚oberhalb
dem Wirthshauſe; ſchon im Verblühen;
einige Exemplare vivipar.
Epilobium angustifolium ( salicifolium ),
‚auf einer Wiefe unter dem Wirthe-
haus.
Polygonum Bistorta, auf dem hoͤchſten
Gipfel.
Silene nutans, in. einem Waſſerriß obers
halb dem Wirthshauſe. Diefe Pflanze
ift jedoch von der unfrigen gleichnami«
gen ſehr verfchieden; da ich aber Saas
86 —
men von derſelben mitgebracht habe, ſo
erwarte ich, daß derſelbe in dem hieſi—
gen botaniſchen Garten Bluͤthen trage,
um ihr Loos zu entſcheiden, und die
Diagnoſe mitzutheilen.
Sedum hispanicum. In einer Mauer art
Suße des Berges mit S. album und
rellexum.
Crataegus Aria. Oberhalb dem Wirthe-
hauſe, an Zaͤunen.
Rosa montana, mit vorigen zuſammen.
Helleborus viridis, allgemein; verblüßt.
Galeopsis intermedia ,„ oberhalb dem
Wierthshauſe Häufig. Diefe Pflanze
feheint den Uebergang zwiſchen Ga-
leopsis tetrahit und Galeopsis
Cannabina zu machen. Blätter und
Stengel kommen mit der erflen über
ein, nur daß fie etwag mehr behaart
find; die Keiche und gelben Blumen
aber mit der zweiten bis auf bie
blaue Lippe, welche meiner Plane —
mangelt.
-
— 87
Melissa grandiſſora, unter Geſtraͤuchen
oberhalb dem Wirthshauſe.
Hieracium staticefolium, im Waſſerriß
mit der Silene, i
Carduus defloratus, häufig.
Cnicus eriophorus, oberhalb dem Wirths⸗
haufe.
Gnaphalium sylvaticum , ebendafelbft.
Arum maculatum. unter Gefiräuchen mit
vorigen.
Andropogson Gryllus, gemein,
und Polypodium fragile
Nachdem wir etwas Drdnung ih un—⸗
fere Bilanzen gebracht haften, fo fuchten
wir, zumal da bier feine Maͤdchen, wie um
Salzburg, Berchtesgaden und in Oberbaiern,
den Fremden die Zeit mit Alpengefang ab»
fürzen, Ruhe auf einem Bette von friſchem
Heu, die wie aber nicht lange genofjen, in»
dem aufziehende Gewitterwolken einen kal⸗
ten Wind erregten, der ung unfanft aus
dem Traume werte, und was noch ärger
88 —
war, hinderte, fruͤh genug aufzubrechen,
um bei Aufgang der Sonne auf dem Schei—
tel der Grappa, der hoͤchſten Döhe dies
fer Alpenkette zu gelangen,
Um 5 Uhr Morgens zerfloßen bie Wol—⸗
fen in einen Nebel, der fich nach dem flas
chen Lande zog, und wir begonnen unfere
Reiſe bei einer empfindlichen Kälte, gegen
die wir ung faum zu fchügen wuften. Nach
3 Stunden erreichten wir endlich die höchite
Stelle der Grappa. Diefer Berg ift ein
langer ſchmahler Bergrücken, an manchen
Stellen nicht über drei Schuhe breit, auf
der weftlihen Seite faft ſenkrecht, theilg
Fels, theilg gebröckelter Hornftein, auf der
oͤſtlichen Seite gewoͤlbt und beraft, und mit
mehrern abgerundeten Erhöhungen gefrönt.
Wir lagerten ung auf die höchfte und aus
ßerſte diefer Spigen, um die herrliche Auges
ficht zu genießen. Gegen Nord und Nord»
Oſt fahen mir einen großen Theil des Laufs
der Piave, wie fie ſich in mannichfaltigen
Krümmungen dem Gebirge entwinder, um
fih in der Fläche unfern Augen zu entsies
ben; über Venedig und dem Meere lag
Nebel, der ven Gegenftänden alle Beſtimmt⸗
— 99
heit raubte ; dagegen waren Padıra, Vis
cenza, i colli euganei, ın der ges
meinen Mundart Colli ugani genannt,
i Berici, $erara, ein großer Theil von
Cisalpinien, die ung geftern entgangen
waren, ins Licht getreten. Der berühmte
Monte Baldo ließ fih von Ferne b:grü-
Ben; die nähern Berge, ber Sette Com-
muni, le Alpi Rezie, flanden deutlich
vor ung, und in einander gefchlungen folgs
ten fih im Halbkreis die fchnechedecdten
Häupter der Tyroler, Beltrer und Beluner
Berge bis wieder heraus zu dem Fenero.
Die bebaute grünende Fläche mit ihren uns
zähligen weißen Thuͤrmen und Landhaufern,
‚ von den beiden Flüffen Brenta und Pia-
ve durchſtroͤmt, vom Meer begraͤnzt, und
an diefe ehrmürdige Alpenkette angelehnt,
biksefe ein fo mannichfaltiges und doc) gro—
Bes und erhabenes Ganze, deffen Eindruck
ſich ohnmöglich befchreiben laͤßt. Wir ges
noffen in Hülle bei immer heiterer werden»
den Himmel dieſen herrlichen Anblic‘; allein
fhon im Nerauffteigen waren mir erffaunf
über die Menge und fonderbare Mifchung
der biefigen Pflanzen; wir fäumten alfo
nicht, biefe Bergreihe nach allen Nichtuns
90 —
gen zu durchſuchen. Um den Leſer nicht
durch Einſchaltungen einzelner Pflanzen zu
ermuͤden, und dem Botaniker das Aufſuchen
derjelben zu erleichtern, werde ich bdiefelbe
in ein Verzeichniß zufammen faoffen. Die
Richtung, der wie vom Wirthshaufe aus
folgten, . gieng von Suͤdweſt nad) Nordoft;
allein eg mufte, wie es in Gebirgen nicht
anders möglich. tft, oftmahls davon abge—
wichen werden ;. indeg die Siguora Fuftis
na, bie ic) auf die feltenften Pflanzen aufs
merffam machte, und die Geſchicklichkeit ges
nug befaß, fih die Stellen fo gut zu mer
fen, daß fie mie 14 Tage foäter nach ber
bloßen Befchreibung die Saamen- Arten, die
ic wünfchte, nachholen fonnte, wird in der
Folge einem jeden Sotanifer, ber nach mie
in jene Gegenden fommen follte, Befcheid zu
geben wiffen. Dan bezahlet ihr für fie und
ihren Efel des Tages 5 Lire oder einen Gul-
den, und hält fie in Speife und Trank frei.
Die auf dee Grappa — ken
Pflanzen find folgende:
Veronica aphylia. Bei dem zuſammen⸗
gefchobenen Schnee am. Fuße der
Grappa, Er
Veronica inteprifolia Wild In einem
Waſſerriß, bevor man die Örappa bes
ſteigt.
Pinguicula vulgaris, mit beiden vorigen.
Circaea alpina, bei der Gafä, am Fuß
der Grappa, in einer verfallenen Ci⸗
ſterne.
auf den Feifenabs
Valeriana tripteris haͤngen unter dem
— montana | Scheitel der Grap⸗
J pa.
Melica caerulea, variet. major, mit voris
gen.
Poa alpina et ejus variet, vivipara, mit
Veron. integrifol.
Sesleria caerulea Host. (Cynosurus
caeruleus), ebendafeift.
Galium pusillum Braun et Schrank. Auf
verfchiedenen Stellen, ehe man auf die
eigentliche Grappa koͤmmt. Diefe Pflan-
ze ift allerdings diefelbe, welche auf.
den Salzburger Alpen waͤchſt, aber Fei-
neswegg Galium pusillum Willd., wels
92 —E
cher dieſe Pflanze gar nicht beſchrieben
hat; Galium oblquum Villars und
Haller bei Suter ſcheinet hieher zu
gehören, nicht aber Halleri. 7135, wels
ches von Hrn. Schranf und Braun
angeführet wird, eg fey benn eine
der Varietäten, foudern dag von Sub
ter angeführte 714 (f. Salzburger
Slora, Nro. 120.)
Alchemilla vulgaris, mif vorigen und
auf der Grappa felbft.
Primula marginata, mit den Valerianen.
Soldanella alpina, am Schnee, mit Ve-
ron, aphyl,
1
Campanula bononiensis.
Ph yteuma Scheuchzeri, mit Veron. im
tegrif.
Rhamnus pumilus, auf ber enfgegengefeß-
ten Seite diefeg Bergrüdeng, zwiſchen
Selfen.
Ribes alpinum, auf ber Grappe.
Viola biflora, am Schnee mit Ver, aphyl.
— 93
Thesium alpinum, an vielen Steffen.
Gentiana acaulis, auf dem hoͤchſten Rücken
ber Grappa, —
— verna, am Schnee mit Veron. aphyl.
Chenopodium bonus henricus, gm Schnee
und bei der Caſaͤ.
Athamanta cretensis mit Galium pus
sihum.
Carum carvi, mit vorigen, umd auf der
Grappa.
Pimpinella Saxifraga flore rubro, bei ber
Caſaͤ am Fuße der Grappas
Linum alpinum, am Schnee mit Solda-
nella alpin.
Juneus monanthos Schranki. Sin dem
Waſſerriß mut Ver, integrifol war diefe
Pflanze hier in unzähliger Menge gang
ausgewachfen von 10 big 12" Hoͤhe.
Wer diefe Pflanze fi) immer mit ih⸗
rem blättrigen Schaft gleich bleiben
ſieht, kann ſchwerlich mehr weifeln,
daß ſie nicht eine eigene? Ast ſey; ſie
94 ; or
zu einer Varietät der blaͤtterloſen Art
des Juncus trifidus zwingen zu wol
len, der fogar in eine andere Abthei—
lung gehört, hieße der Natur Gewalt
authun.
Polygonum viviparum, mit vorigen häufig.
Rhododendron. | Ateben biefer Stelle
ferrugineum und fonft Häufig auf
| der ganzen Steins
) wand.ber Örappa.
P haͤufig an verſchie⸗
u Cotiledon s denen Stellen der
— Aizoon | Grappa, zwiſchen
| den Felfenipalten.
— autumnalis, in dem a mit Po»
lygon. viviparum.
— hirsutum
Dianthus Superbus, am oberften Rande
der Steinwand.
Silene Saxifraga, mif voriger zu hundert
Stämmen an einem Stod von Io big
12! Höhe.
— quadrifida, in dem Wafferif mif Ver.
integrif, z
—— 95
Stellaria striata, ebendaſelbſt.
Sedum atratum (Crassula rubens Willd.),
an den Vorbergen der Grappa.
Cerastium alpinum, mit vorigen.
Rosa alpinı, am fleinigten Abhange der
Grappa. |
Cistus grandiflorus Scopoli Variet. Heliant.'
Willd. auf der grafigten Ruͤckſeite der
Grappa, an ben böften Stelfen. Aller
dings iſt dieſe Pflanze von C. Helianth.
nur durch die großen Blüthen und eis
runden Blätter verfchieden, aber doch
gewiß. mehr ald Papaver Rheas von
P. dubium durch abfiehende Haare und
einen äftigeren Stengel, welches ein
fehr zweineutiges Merkmal ift, und
dennoch hat man biefen letten zu eis.
ner eigenen Gattung gemacht, und
Cistus grand. fliefmütterlih als Va⸗
rietaͤt beibehalten,
Aconitum pyrenaicum, auf ber fleinige
ten Geite der Grappa, mo man zu
bem Schnee geht.
96 nn
’
Anemone vernalis, mit Rosa alpina, War
fhon im Suamen,
Atragene alpina, mit vorigen unter Ges
buͤſchen.
Ranunculus Thora, var. major. mif Sol-
dan. alp.
Betonica alopecurus, an den unterften
Hergabfiufungen mit Rhamnus pu—
milus,
Thym us alpinus, an vielen Stellen,
Hörminum pyrenaicum (Melissa pyre=-
naica Willd.) mit Betonic. alopec»
Die Gattungskennzeichen im Syſtem nach
Murray und in Öuterg Flora Hel-
vetica: : Calyx " campanülatus laciniis
quatuor subaequalibus, quinta majore
emärginata, find unrichtig, und haben
mich lange zweifelhaft gelaffen, big
ich bei Willdenom die richtige Bes
ſchreibung: Calyx decem striatus, striis
alternis crassioribus, labio superiore tri-
dentato inferiore bifido (longiore) seg-
mentis cuneiformiter incumbentibus etc,
unter Melissa entdeckt habe.
Pedicwlaris tuberosa, in dem Wafferriß
mit Polyg. vivipar,
Geranium phaeum ; ] beide auf der
| »fteinigten Wand
— aconitifolium :
) der Grappa.
Genista linifolia (Spartium linifolium
wild) an der Seitenwand mit Aco:
nitum pyren. |
Orobuüs Inteis, an ber fleinigten Band der
Grappa. Diefe Pfianze, weiche auf um
fern deutichen Alpen fhen im Monat
Juni verbluͤhet iſt, zeigte ſich hier noch
in ſchoͤnſter Bluͤthe, obgleich ſchon viele
Exemplare reifen Saamen trugen. In
dieſem uͤppigen Himmelsſtrich wird die
Natur faſt durch jeden Gewitter-Regen
verjuͤngt; es folgen unaufhoͤrlich neue
Sproſſen und Bluͤthen. Nicht ſelten
fand ich noch zu Ende des Auguſts bei
Rhamnus phylonotus reifen Saamen
am Anfang, und Bluͤthen am Ende ei
nes und deffelben Zweiges; und Che—
matis Vitalba hatte noch zu Anfang
Septembers nicht aufgehört, Frifche
Hlüthen zu feeibent:
| ; &
95 — —
Hieracium villosum; häufig auf der Grap—⸗
pa.
Hyoseris foetida, in dem Waſſerriß mit
Ver. integrif.
Cnicus acaulis; auf den unterfien Suppen
unter der Grappa mit Galium pus-
sillums
Gnaphalium supinum; bei, dem Schnee
mit Sold. alp.
Erigeron alpinum; im Herabfteigen zu der
Caſaͤ.
Tussilago alpina ); in dem Waſſerriß,
und ſonſt auf der Grappa.
Senecio alpinus; AM Fuß des Berges,
vorzuͤglich bei der Caſaͤ.
Senecio croaticus Waldstein T. II, Tab. 143.
corollis nudis, foliis oblongo-ovatis den-
tatis; auf der Sinne ber Grappa zwi⸗
fchen dem zerftücfelten Geftein:
s
>) Mon diefer Pflanze gilt die nämliche Bemerkung,
die oben bei Orobus luteus gemacht worden.
—— 99
Gleich beim erſten Anblick ſchien mir dieſe
ſtrahlloſe Pflanze fremd; indeß, da der de-
fectus radii nicht hinreicht, eine neue Art zu
bejtimmen, fo wollte ich eine forgfamere Prü-
fung abwarten, die ich auf der Reife nicht
vornehmen Eonnte; durch Zufall wurde fie
verfchoben. Indeſſen erfihien dag zte Heft
des 2ten Bandes der Plant. rarior. Hung. von
Hrn: Gr. dv. Walditein, und ich ward auf
das angenehmſte überrafcht, meine Pflanzen
dafelbft abgebildet und genau befchrieben zu
finden:
Äster alpinus; an der ſteinigten Wand der
Grappa, zu 9/ hoch mit Blumen fo
groß alg Aster chinensis in den Gaͤr⸗
ten.
Solidago virga aurea; dafelbſt.
Doronicum Bellidiastrum; in dem Steinriß
mit Ver. integrf.
Ächillea Clavennae : mit Hieracium
villosum häufig: |
Centaurea phrygia in den Waſſerriß mit
Pol yg. vivip:
63
Orchis globosa,
}
— latifolia, \ ale an der Gfein-
odoratissima, | ward der Grappa.
— copopsea ;
Satyrium nigrum; allenthalben.
Salix phylicifolia,
— arbuscula, \ an der Steinwand der
— retusa, | Grappa.
bei dem Schnee. )
Carex ferrugirea Schkuhr. ; mif Linum —*
FRE Dee ſteinigten Hand ber Peun8
häufig.
Obgleich Hr. Hoft diefelben Synonimen
von Scheuchzer und Schrank bei ſeiner
‚Carex ferruginea anfuͤhrt, fo iſt die, abge—
bildete Pflanze durch den bis an die Höhe
blätterreichern Stengel und laͤnglicher, nur
wenig verdicten männlichen Aehre, von der
Sfuheifchen Pflanze fehr verſchieden, und
kommt mit Skuhrs C. spadicea uͤberein.
Ve ratr um album: an der Steinwand der
Grappa,
Polypodium fragile; gemein.
©smunda Lunaria; auf den untern Berg»
fuppen, bevor man die Öteinwand be>
ſteigt.
Lycopodium selaginoides; daſelbſt.
Polypodium Lonchitis.
Verucaria geographica ; beſonders ſchoͤn
auf dem weißen Hornfein.
Psora caelata.
Die Ausbeute diefer Excurſion, wo wir
doc), wie es einem jeden Alpenbeſteiger aus
Erfahrung bekannt ift, aus Freude über die
gefundenen Bflanzen gewiß noch manche über
ſehen haben, die wir hätten finden koͤnnen,
ift ein hinreichender Beweis von dem Neid
thum diefer Alpen, welcher um fo.mehr be-
fremdend ift, als auf diefen Bergen gar Feine
Duelle noch Bach), nicht einmal bei den tie»
fern Caſen, die fich faft durchgehends mit
Ciſternenwaſſer behelfen müffen, zu finden,
und die einzige Kluft mit zufammengefehebes
nem Schnee Außerft unbedeutend if. Hier
mußten fih alfo die Pflanzen blos von der
102 —
Feuchtigkeit der Atmosphäre nähren, bie ih»,
nen durch die häufigen Nebel, in welche diefe
Berge eingehuͤllt zu feyn pflegen, zugeführt
wird. Der Wuchs der Pflanzen iſt demun—
geachtet Schr freudig; ihre Wurzeln find aber
im Berhältniß mit den Blättern und Blumen
mager.
Mir hatten ung, ohne eg gewahr zu mer,
ben, fehr lange in diefer Gegend verweilt,
wo wir noch gerne länger geblichen wären,
häfte ung nicht ein aufiteigendeg Gemitter
bedroht, das uns am Ende auch mod) erreich-
te, und, nach Qpenfitte, mit einem *
Dritter Ausflug
durch) Palſtagna in die Serte Comuni,
Nachdem ich meine jängft gefammelten
Pflanzen getrocknet hatte, welches bey einer
täglichen Hite von 26 big 28 Grad Reaumur
ſehr geſchwind —* Statten geht, machte
ich mich auf die Reiſe zu unſern teutſchen
Bruͤdern, in das Land der ſieben Gemeinen
(le sette communi), welche einen Theil der
Rethiſchen Alpen zwifchen ben Slüffen Bren-
— 103
ta und Aſtico im Vicentiniſchen Gebiete be—
wohnen. Sie bilden eine eigene Republik,
und haben ihre republikaniſche Verfaſſung
auch bei der gegenwaͤrtigen allgemeinen Um—
waͤlzung, die fie unter den Scepter Defters
reichg brachte, beibehalten. Sie leiten ihren
Urfprung von den Allemannen und Thurin-
giern her, welche, nachdem fie im J. 496
von Clodovaeus bei Köln geihlagen wors
den, lieber, alg ſich unter fränfifche Botmäfs
figfeit zu ergeben, nad Italien ausgewan«
dert find. Ihre Sprache ift das alte Teuts
ſche mit gufturalem Ausdruck nach gemeiner
Sitte der Alpenbewohner ausgeiprochen. Ich
werde über diefeg merkwuͤrdige Hirtenvoͤlklein
an einem fehicklichern Drte nähere Nachrichs
ten mittheilen, hier aber blog die botanifchen
Seltenheiten biefer Gegend Fürzlich berühren.
Der Sammelplag der Caravane, an des
ren Spiße Sign. Juftina mit ihrem Efel
fich als Anführerin befand, war Garpineo,
6 Milien von Baffano, mo wir am 7. Abends
nach einem flarfen Donnerwetter mit Guß—⸗
regen anfamen, und übernachteten..
Den 8. um 4 Uhr Morgens giengen wir
auf einer Brüce über die Brenta nach Val
104 —
ſtagna, und von da in dag Thal dieſes Na—
meng, welches durch einen Bergfteohm, der
die borizontalliegenden Hornſtein = Wände
durchgegraben haf, gebildet wird. Der im—
mer auffteisende Weg geht oftmals mitten
dur) dag Bett des Stromes, welches im
Sommer gewöhnlich trocken ift, heute aber
von dem geftrigen Regen mit Waffer anges
füllt war, und viele Fieine Wafferfälle bil
dete. Naͤch etwa anderthalb Stunden kommt
man an ein zweites Thal links, Val de Sassi
genannt, worauns ein anderer Bergſtrohm
ftürzt, auf welchem im Frühjahr vieleg Holz
aus den häufigen Wäldern dieſes Ländcheng
in ganzen Stämmen gefirömt, von da aber
mit Ochſen big zur Brenta gefchleift, und
auf felber weiter nach Italien geflsgt wird.
Noch etwa anderthalb Stunden höher ver-
enget fich das Thal bis zu zwei fenfrechten
Selfenwänden, il buso genannt, welche ihm
nicht mehr Defnung, als des Bergſtrohms
(torrente) Breite, übrig laffen, die etwa
15 Schuhe betragen kann. Will man nicht
eine Fleine Stunde Umweg über das Gebirg
nehmen, fo muß man fihs gefallen laffen,
wie wir auch thaten, etwa 130 Schritte bis
an die Knie durch dag Waffer zu waren. Im
!
Fruͤhjahr muß man fehlechferdings Über die
Berge gehen; wenn aber im Sommer meh»
rere Tage hindurch) Fein Regen fält, fo kann
man auch trocfenen Fuſſes durchkommen. Die—
ſe Gegend iſt vorzuͤglich intereſſant, ſowohl
‘in Ruͤckſicht der originellen Naturſcenen, als
der ſeltenen Pflanzen, welche hier wachſen.
Die engen Felſenwaͤnde, die ſich nach oben
zu noch mehr zu ammenziehen, und nach dem
Lauf des Waſſers kruͤmmen, geben dem Gan—
sen die Geftalt einer Grotte, aus ber kaum
einige Spannen des azurnen Horizonts in
ſenkrechter Richtung zu erblicken ſind. Die
verfchieden geftalteten Seifen find unten nadt,
weiter oben mit einer grünen Matte von Laub»
mooſen übersogen, swifchen welchen bald Cor-
tusa Matthioli, bald Phyteuma comosum
‘ hervorbricht ; endlich mit Stauden und einer
Menge Pflanzen überwachfen. Emiger Schats
ten und willfommene Kühlung erfrifchen hier
den müden Wanderer,
Gleich hinter dem Buſo erweitert fich dag
Thal in ein breites Steinfeld, und um den
Fuß der Gebirge, die bier wechfeln, und
bald in Kalfgebirge mit vielen eingeftreuten
Schaalthieren übergehen, windet fich von der
106 —
Iinfen Seite ein Gürtel von Baſalt hervor,
der etwa an feiner Dberfläche zwei Klafter
maͤchtig iſt.
Unfern von hier verlaͤßt man das Thal
und ſteigt rechts an einer Mühle und einzel—
nen Häufern, Ronchi genannt, einen hoben
Berg hinan, wo man auf beiden Seiten kleine
Felder mit Korn, Gerſte und Erdäpfel ans
trift, weiche legtere heuer zum erftenmal in
diefer Gegend blühen, indem der Anbau ders
ſelben erfi feit dem vorigen Jahr aus dem
füdlichen Theile von Tirol in diefeg Bergland.
gefommen ift. Dag Korn nahte fi fid) der Reis
fe; die Gerſte war noch grün.
Auf dem Gipfel des Berges ift Galio
einer der Hauptoste der fieben Gemeinen.
Sch hatte ein offenes Empfehlungsfchreiben
an die Vorfteher der ſiehen Gemeinen, wel—⸗
ches ich hier vorzeigte; fogleich Famen zwei
Vorſteher, welche mich mit vieler Hoͤflich—
feit nach dem eine Fleine Stunde entlegenen
Hauptort Aziago begleiteten. Diefer ganze
bewohnte Theil des Landes ift eine Fläche
von hohen hervorragenden Bergſpitzen umge⸗
ben, und von Waͤldern umguͤrtet. Alle Stei—
— 107
*
ne, welche um die Felder als Zaͤune aufge—
ſtellt ſind, ſind Kalkſteine mit einer Menge
verſteinerter Schaalthiere erfuͤllet. Der Feld-
bau ift Färglih, und mit unfäglicher Mühe
dem rauben Clima und dem magern ſteinig⸗
ten Boden abgemonnen. Die abgemähten
Miefen, die zum Theil Fünftlich bewaͤſſert
werden Eönnen, fehen etwag befer aus. Der
Hauptort Aziago, ziemlich bevoͤlkert, von Steis
nen gebauf, und mit einem hohen Kirchthur-
me ganz von Quaterſtuͤcken aus Marmor ges
ziert, iſt anfehnlih. Dean führte mich zu
dem erftien Vorftand, Hrn. Rigonti, der
ſehr verfiandlich teurfch forach, und mich mit
vieler Höflichfeit aufnahm. Ihm und feinem
Vetter, Abbate Rigoni, verdanfe ich viele
interefjante Auffchlüße über die Abkunft,
Eprade, Sitten und Verfaſſung diefer une
ferer Landsleute, die rund um von Stalienern
umgeben, durch fo viele Jahrhunderte ihre
Eigenthümlichfeit und ihre Sprache nicht sans
vertaufcht haben #),
*) Daß dieſes Volk feit mehreren Sahrhunderten
dieſe Gebirge bewohnet, beweifer eine Urfunde,
in welcher der Doge, Thomas Mocenigo,
“alle ihre Vorrechte befiättiget, Die fie ſeit um
108 —
Die Pflanzen, die ich auf diefer Excur⸗
fion gefammelt habe, find folgende:
Veronica glabra; Sp. nova mibi. Auf gras
figten Stellen linker Hand in dem Thal
Valſtagra, etwa eine Biertelftunde,
che man an das Thal Val de Sassi fömmt.
Ich bielt fie anfänglich für die V. ma-
jor Clusii, die bei V. longifolia anges
führt wird, bis ich fie mit. der Abbil-
dung vergleichen Eonnte; bin aber nun»
mehro überzeugt, daß fie davon, fo
wie von den übrigen mir befannten Ar—⸗
ten unterfchieden ift, wie man aus ber
Diagnofe fehen wird:
Caulis’ simplex, semipedalis, pedalis et
major, teres, glaber. Folia opposita infe-
riora subpetiolata, caulina sessilia, ovata,
obtusa, obtuse crenata, utrinque glabra, supra
laete viridia, inferius. palidiora,
denklichen Sahren (da tempi immemorabili)
und von der Zeit, da. die Staͤdt Vicenza noch
ein Freiſtaat war, genoffen hatten. — Diele
Urkunde iſt vom Jahr 1417. und findet fich in
dem libro Privilegiorum septem communi ab
gedruckt.
— 109
Spica terminalis erecta, Bracteae lanceo-
latae, ciliatae, inferiores calyce longiores, sü-
periores breviores., Calyx quadrifidus laci-
niis obtüsiusculis, duobus inferioribüs longi-
oribus ciliatis, Corolla quadrifida, laciniis
subaequalibus,
Differt a Veronica hybrida: foliis ovatis
obtusis utrinque glabris , caule glabro, brac-
teis superioribüs calyce brevioribus, ciliatis,
non pilosis,
A Veronica spicata et ejüs varietate, quam
pro hybrida habuit clarissimus Schmidt in Flora
Bohemica. P. I. Fol. 5, Tab, 10.
Caule, follisque glabris, ovatis, obtusis,
calycibus inaequalibus, Horibus subsessilibus,
spica densar,
J
*
y
Mein Urtheil fei — jeder beſſern Uns
terfuchung unterworfen,
iR
Veronica urticifolia; häufig:
Valerianasmontana, ‚hie und da.
Paederota bonarota (caerülea Host); zwi⸗
ſchen Felſen gegen il buso.
110 red
Panicum hirtellum 5 zwifchen den Selfen u.
Gefträuchen, rechts am Eingang in dag
Thal Valſtagna, und links in jeneg von
Val de sassi.
Bromus multiflorus; unter den Saaten zwi⸗
ſchen Gaͤlio und Aziago.
— giganteus; am rechten Ufer des Berg—⸗
firohms, eine halbe Stunde vor dem
Buso.
— gracilis I ., 5.
r haufig.
— pinnatus j
Giobulariä cordifolia; an ben. Felſen
häufig:
Asperula pyrenaica; am Weg zwiſchen
Selfen: |
Borago offieinalis ; an den Haͤuſern ai
Ronchi:
Cortusä Matthioli: ‚in Selfenrißen, ehe man
— al buso kommt, haufig; war fehait vers
— bluͤht.
Menyanthes trifoliata; an einer ſumpfig⸗
en - 1IE
ten Stelle unweit Aziago; hier zu Lan⸗
de fehr felten.
Phyteuma Scheuchzeri; in Val de Sassi.
— comosum; zwiſchen Selfenfpalten nahe
al buso.
Violä tricolor; auf graſigten Stellen.
Evonymus latifolius; auf Selfen hie und
do: i
Gentianaä asclepiadea; im Val de Sassi.
Selinum palüstre; auf graſigten Stellen
am Eingange des Thals Valſtagna—
Seseli montanuim ; mif vorigen:
Heräcleum Sphondilium; auf Wiefen bei
Galio gemein:
Vaccinium Mpyrtillus; in Wäldern um
Aziago, fonft nirgends in diefen Ges
genden. |
Moehringia muscosa; haͤufig zwiſchen
Selfen: |
Polygonum alpinum ; im Val de Sassi.
112 —
Polysonum Fagopyrum; im fleinigfen
Flußbett Hinter dem Hufe.
Dianthus Caryophyllus; . unter Gebüfchen,
mit längeren, fettern, rauheren Blättern,
und dunklen Blumen, als auf der
Grappa.
Asarum europaeum; unter Gebüfchen.
Mespilus Amelanchier. Prunus A. Willd. am
rechten Ufer des Bergfiroms. Indeß ich
blühende Imeige einlegte, genoß ich
der reifen Frucht, die mich in der
ſehr großen Hitze des Tages Jabte.
Mit doppelten Vergnügen laß ich bet
meiner Nachhaufefunft die Stelle im
Suters Flora Helvetica, P.1I.- fol.
296. arboris (bier iſt es nur ein
Strauch) non obliviscar, cujus fructus
nigricantes dulcesque sitienti et essu-
rienti ad alpinam viam, chemin neuf,
maximae deliciae erit,
Spiraea Aruncus; gwifchen Stauden im
unteren Thale.
Rosä inermis, varietas alpin. ‘Willd, Ger:
minibus ovatis caule pedunculisque gla-
— 113
bris inermibus, petiolis scabris, folia
ovata septena pallide viridia, tenera,
subtus villoso-sericea; glauca, acuto ser-
rata. Al Buso. Da die Pflanze ſchon
lange verdlübt, und micht mehr in
dem beften Zufiande war, fo erwar
te ich frifche Exemplare von meinen
Sreunden, im fie noch genauer zu bes
fimmen ; indeffen fcheinet mie außer
Zweifel; daß fie eine eigene Art außs
macht. —
Rubus saxatilis, mit Spiraea Aruncus.
Potentilla caulescens, zwiſchen Felſen—⸗
ſpalten, gemein.
Äträgene aipina, mit vorigem.
Ranunculus reptans, mit Menianthes
trifoliata
Betonica Alopecurus, auf Wieſen zwiſchen
Galiso und Aziago.
Melissä grandifiora, bie und da, auch im
Val de Sassi.
Euphrasia Salisburgensis; außerhalb dem
Bufo, wo der Bafalt hervorkoͤmmt.
2
114 —
Digitalis lutea, im Val de Sassi.
Lunaäria rediviva, am Ausgang von Buſo
rechter Dand, mit Impatiens moli
tangere, welche hier zu Lande als ein
fehr feltenes Gewaͤchs in Gärten ver
0 pflanzt wird,
Anthyllis vulneraria, auf Wiefen zwifchen
Galis und Aziago.
Lotus temuifolius Bauhini, welchen P. Willd.
als Varietaͤt des L. corniculati an⸗
führt; die Blätter find aber nicht folia
linearia, sed duo lateralia falcata‘, ter-
tio obverse ovato, welches. biefe Plans
je einer genauern Nufmerkfamfeit würs
diget, Ic) ſammlte fie dight am Wege
noch vor dem Buſo; die ‚eigentliche
Stelle weiß ich nicht mehr genau zu
bezeichnen. Raj. in feiner Hist. plan-
tar. P. I. pag. 967. N. 5. hab diefe
Pflanze unter dem Samen Lotus
glabra minor J. Bauhini; pentaphyllos
slabra minor C. Bauhin. genau beſchrie⸗
ben, wo er auch angemerkt, daß diefe
Pflanze behaart und unbehaart vor⸗
koͤmmt, wovon das erfiere der Fall
bei meiner Pflanze ift.
— 115
\
Hieracium porrifolium, bever man al Buso
koͤmmt, auf Grasplägen,
Carduus defloratus,; am Cingange von
Valſtagne. —
Cacalia alpina, am Eingange des Thales.
Erigeron uniflorum; am Ausgange aus
dem Buſo.
Aster Amellus, an den Seitenwaͤnden des
untern Thales.
Acer platäinoides, mit Carpinus.
Carex leporina, mit Menianth: trif, bei
Aziago.
Carpinus Petulus
h gegen i Ronchi.
— Östria
Taxus baccara, am Anfange des Pal:
ftagner Thales.
Verätrum nigrum; links auf graſigten
Stellen am Eingange des Thales.
Ficus Catica, zwiſchen Felſenritzen hie und
da im Thale.
116 h — | 2
In dieſem waͤrmern Thale war über
haupt die Vegetation weiter vorgeruͤckt; auf
den bebaisten Theil des Landes hatte die
Senfe dem Botaniker vorgegriffen, und auf
die hoͤchſten Spigen der Berge bin ich nicht
gekommen, weil mid) bie befcheänfte Zeitz
und Unterſuchungen anderer rt, auf einige
Angenblicke von dem Hauptgegenſtande mei—
ner Reiſe abgeleitet hatten.
Vierter Ausflug,
Am Urſprunge des Fluſſes Orliero—
Nach dem erſten Plan meiner Reiſe und
den auf mich zu Hauſe wartenden Geſchaͤften
haͤtte ich nunmehr meine Ruͤckreiſe antreten
ſollen, wozu ich auch alles in Bereitſchaft
brachte; allein es war anders in das Buch
des Schickſals geſchrieben; ich ſollte vorher
noch einen hoͤhern Beruf erfuͤllen, und
mußte verweilen.
Folge du willig dem Schickſal,
Willſt du nicht folgen, du mußt.
Die erſten Tage meines verlaͤngerten
Aufenthalts durchſtreifte ic) bloß das Bap
nr ‚4817
faner Feld, längft den Kleinen Bächen, bie
aus der Drenta abgeleitet werden, um
Wieſen und Felder zu. bemwäffern, und die
unfernen Hügel, worunter fich vorzüglich der
feine Dlivenhain bei Romano, ber Bas
terffadt der Ezeline, auszeichnet, auf def
fen Höhe in mahlerifcher Anſicht eine ſchoͤne
Kirche fieht. Die Pflanzen, die ich bei die
fer Gelegenheit fammelte, waren folgende:
Jasminum ofücinale, in Hecken.
Olea. europaea, an verfchiedenen Hügeln
um die Stadt und bei Romano.
Gratiola officinalis, auf fumpfigten Wiefen
an der Mühle vor Romano,
Rosmarinus ofleinalis, auf alten Mauern
bei den Gartenhaͤuſern (Villae).
Cyperus flavescens, über einen Schuh
hoch, bei der Mühle vor Romano
und gegen Roſan.
— longus, am Muͤhlgraben vor Romano
haͤufig.
Poa compressa, auf alten Mauern.
118 / —
Panicum crus galli, cum Varietate glumis
longius aristatis; um Baſſano ge
mein.
— sanguinale, im Hof der Billa Rezoni—
cd, und deffen größere Varietaͤt von
Noth, in den Kraurt- und Maißfeldern.
Die Exemplare find oft über Mannge
höhe, ganz behaart, und die Kelch»
Schuppen gezahnt.
— Dactylon, in den Straßen.
Briza Eragrostis, wenn bie häufigern und
größern Aehren dieſe Pflanze wirklich
von Poa Eragrostis unterſcheiden, auf
allen Grasplaͤtzen um Baſſano.
‚+ Festuea serotina Host., an den Huͤgeln
am rechten Ufer der Brenta, unweit
Baffano
Triticum repens, cum Variet. spicis prae-
- longis, spiculis octofloris aristatis, um
die Gartenhäufer im Baffaner
Selbe.
Zizyphus Paliurus ,„ ift die gemeinfte
Hecke in der ganzen Gegend,
— N
Tamarix germanica, auf Sand » Infeln
in dem Sluffe Brenta.
Epilobium hir-[ grandi- lauf moorigfen
FUN, for. ı Stellen beider
— pubescens, | parvi-- | Muͤhle v. Ro⸗
J
— palustre, [ dor, man
Amysdalus comunis, in und außer den
Gästen an mittägigen Abhaͤngen.
Mentha hirsuta, an den Bewaͤſſerungs⸗
bächen gegen Rofan. Die längeren
Piſtillen und Fürgeren Staubfaͤden uns
terſcheiden dieſe Pflanze ſehr leicht von
M. aquatica, von weicher ſie auch im
erſten Anblick durch den aͤſtigern Wuchs,
und das rauhere Anſehen ſchon, leicht
geſchieden wird.
— Pulegium, gemein.
Scrophularia canina, gemein.
Hibiscus syriacus.
— Variet. Fl. violaceo. in Gärten und
Feldversäunumgen, wo fie im Freien
ausdauern, und die präctigfien bie
120 —
ſpaͤt in den Herbſt hinein bluͤhenden
Hecken bilden.
Galega oſfſicinal. an feuchten Stellen.
Lotus Dorycnium, bei St, Michele, io
mano u. f. w. häufig, noch einmal
fo hoch, als in den dürftigen Aengern
um München.
Conyza squarrosa, am verſchiedenen Huͤ—
geln.
Inula dysenterica, an den Bewaͤſſerungs⸗
graben bei Roſan. Diefe Eflanze ift
hier zu Lande meniger behaart, und,
hat geſtrecktere Aefte, welches ihr auf
den erften Anblick ein fremdeg Anfehen
‚giebt.
Aster annuus, an Zäunen im ——
Feld haͤufig.
Buxus sempervirens, in und außer den
Gärten his Padua häufig.
Amaranthus viridis, in Gemuͤßgaͤrten an
Haͤuſern.
Juglans regia, bei Baſſano und ſonſt
wild.
— ET
Ruscus aculeatus, in Hecken häufig.
Celtis australis, bei Molino hinter Ro
ſata.
Asplenium Scolopendrium, in Straßen
und Vorhoͤfen an den Brunnen der
Landhaͤuſer.
Gemeine Pflanzen, die ſich unter aͤhn—
lichen Umſtaͤnden in den meiſten Laͤndern fin—
den, habe ich in allen Verzeichniſſen ausge—
laſſen.
Da mir die Umſtaͤnde noch immer nicht
erlaubten, dieſe Gegend zu verlaſſen, ſo un—
ternahm ich deu 15ten einen Ausfli« nach
den Urſprung des Fluſſes Orliero. Ich
fuhr bis nach Merlo, dem Ort Orliero
gegenuͤber, ſetzte in einem Nachen uͤber die
Brenta, und gieng nun zu der Grotte,
aus welcher der Fluß dieſes Namens ent—⸗
ſpringt. Am Fuß eines hohen Berges, aus
horizontalen Lagen von Hornſtein gebildet,
iſt eine etwa 100 Schuh tiefe und 120 Schuh
hohe Grotte. Die Waͤnde mit verſchiede—
nen Laubmooſen (zu welchen man aber nicht
gelangen kann) uͤberkleidet, mit dicken
n
122 —
Epheu-Ranken, die big in das Waſſer
herabfalfen, behangen, mit Waſſer, dag
dem Ende eines Sees gleichet, von noch
unerforfchter Tiefe, und fpiegelalatter Ober—
flähe — ein mahlerifher Anblick, wie ich
noch nicht einen gefehen habe. Aus diefem
unterirdifchen Gewölbe, wo Fein Sprudeln,
feine Bewegung eine Duelle bezeichnet, flie-
get der farfe Strom Orliero ab, nimmt
wenige Schritte davon noch zwei’ reiche
Quellen auf, treibt in feinem befchränften
Lauf von hoͤchſtens 1000 Schritten drei Pas
piermuͤhlen, worunter die anfehnlichfte mit
5 Wafferräbern der Remondiniſchen Manu:
faftur in Baffano angehört; ferner eine
Mehlmuͤhle und Seidenfpinnerei, und endet
feinen thatenvollen Lauf wenige Schritte hin»
ter dem Dite Drliero in die Brenta,
die er vollends zu einem Strom erhebt.
Wie fich diefe geräumige Grotte gebildet,
wie dag Waffer durch dag feſte Geftein durch»
fintert, um dieſe Art von See zu bilden,
und bloß auf diefer einzigen Stelle an einer
mehrere Stunden langen Bergfette in folcher
File aussufteömen, laßt ſich bei einer fiüch-
tigen Ueberfiht nicht twohl beffimmen. An
Pflanzen war meine Ausbeute fehr gering.
— | 123
Salvia glutinosa war fhon verbluͤht.
Potamogeton fluitans, ] an Duelle
u zwi⸗
— densum, ſchenSolagna
— pusillum, und Merlo.
Hedera Helix, in der Grotte.
Campanula pubescens, ztwifchen Felſen
am Eingange der Grotte. Die Blät-
ter follten nach Herrn Willdenomw
ganz glatt feyn; dag find fie aber nicht,
fondern vielmehr folia ciliara, scabra;
übrigens aber koͤmmt die Pflanze ganz
mit der Befchreibung uͤberein; da num
die Pflanze pubescens heißt, und im
Eingang der Grotte faft in befländigen
Schatten wohnt, fo möchte dieſer Un—
terfchied wohl nur zufällig feyn.
Seseli montanum, am Felſen bdieffeits und
jenfeits der Brenta.
Aconitum cammarum, unweit der Grotte.
Myriophyllum spicatum, H mit Potamo-
—- verticillatum, J geton.
124 —
Adianthum Capillus Veneris, in ber
Grotte,
Sn diefem. Thale wird viel Tabak ge-
baut. Orliero, welches fein Entfiehen
wahrfcheinlich dem Fluß dieſes Namens vers
dankt, gehört mit noch acht andern Fleinern
Dörfern zu den fieben Gemeinden, aus wel
cher fie Ausbräche find, ohne jedoch Untheil
on ber Regierung zu nehmen, welche ben
fieven Hauptorten vorbehalten- ift.
Dada den aten September,
Um die legten traurigen Pflichten ber.
Freundſchaft zu erfuͤllen, kam ich nach Pa⸗
dua; an einer nie genug zu beweinenden
Leiche ſchloß ich das Buͤndniß dankbarer Er-
kenntlichkeit mit dem vortreflichen Mann,
dem Profeſſor der Botanik und Arzt Bo⸗
nato. Er iſt zugleich Vorſteher des bo-
fanifhen Gartens, der eine große Menge
Spanifcher und Amerikanifcher Pflanzen ent
hält, welche nach Cavanilles und Dr-
tega geordnet find. Unter diefem milden
Himmelsſtrich ift ihe Wuchs chen fo freudig,
als auf ihren vaterlandifchen Boden, Eine
ı Malva paniculata oder Solanum verbas-
j a ‘125
eifolium mit einem baumartigen Schaft von
zu Durchmeſſer, Lyriodendron tulipifera
von 257, Bignonia Catalpa von 40, und
die drei Celtis - Arten von 6o big 70°
Die zu fehen, iff ein überenfchender Ans
blick, der Verwunderung erregt; dabei die
Freigebigfeit des auten Mannes, der von
jeder Pflanze, die man wuͤnſcht, ausgewähls
- te Eremplare mittyeilt, ſticht mit der Yengfts
lichkeit der meifien botaniſchen Gärtner, die
ibre fümmerlichen, oftmals ausgearteten
Sremdlinge mir Luchsblicken bewahren, fo
angenehm ab, daß ich feibft in diefem Au—
—— wo * für jeden Eindruck erfior-
‚en war, die Befriedigung ahndete, bie ich
TER günftigern Umſtaͤnden hätte genichen
koͤnnen. Die von mir erhaltenen und auf
der Reife re Pflanzen waren fol
gende:
Verbena triphyllos. Cyperus glonieratus:
Justicia coceinea, — tionamomeus,
Salvia polystaehia — papyrus
Cavan. var; tiliae-
folia Willd.
Fontenesia phylia-
rioides. — divaricamım
Panieum cöloratum;
— colonum.
126
‚-Cynosurus indicus.
Ixora americana.
Atropa procumbens.
Solanum Sodomeum,
— diphyllum.
— verbascifolium.
Asclepias Linaria:
Gronovia scandens.
Ipomaea quamokclit,
Bupleurum coria-
ceum.
Cardiospermüum
Halicacabum.
Phytoläcca lutea
Marsyliis
Cassia nictitans.
Thalinum patens;
— parietinum,
Euphorbia picta
Jacquini.
— cyatophora,
— prunifolia,
Corchorus olitorius
— hirsutus.
Lagerstroemia
indica.
Bignonia stans,
Lantana involucrata.
Malva umbellata.
—— angustifolia.
Hibiscus vitifolius,
Dalea violacea,
— Lagopus,
Crotolaria incana.
Rudbekia dälata.
Anthemis globosa.
Ageratum puncta-
tum,
Bidens nivea
Eupatorium Canes-
cens,
Sanvitallia pro-
strata.»
Polymnia ugularia.
SI Le Zi | ; 127.
Dahlia pinnata Ca⸗ Mimosa peregrina?
vanilles 6. Andropogon hir-
Osteospermum tum.
trifidum, — contortum.
Verbesina serrosä; Holcus spicatus,
Conyza glutinosa Tripsacum. her-
Cavan. mophroditum,
Psyädia gl. Jacq. — dactyloides.
Gleich dem Garten iſt auch die Biblio—
thek dieſes vortreflichen Mannes aͤußerſt ins
tereſſant; er hat die aͤltern Werke, die man
nur ſelten mehr in Verſteigerungen findet,
) Dahlia pinnata, nah Andreas Dahl
von Cavanilles benannt, und Iconum
Vol. L Tab. go. abgebilder, wird öfters in
botanifchen Gärten mit Dalea vertscchfelt;
in einem Würzöurgifchen Catalogus if fe arg
ungewiß mit einem ? begleitet. Diele Pflanze,
welche in Meyrifo- zu Haufe if, und eine
Zierde botanifcher Gärten genanne werden darf,
gehört in die zweite Ordnulg der ıoten Klaffe;
in dem neueften Lexikon von Dietrich ſo—
wohl, als in den Botaniste eultiva-
teur, wird dieſelbe gar nicht angezeigt.
128 a ae
mit der Bibliothek des Befannten Profeſſors
Maſſilli erkauft, Einen Rivinus fin
det man dba ſammt ben Supplementen coms
pleit; einen Dillenins ſammt dem Tertz
Slufiug, Scopali ic; unter den neue
ſten, Hortus Ciiffort., les Plantes ‚grasses,
Von Redaute geſtochen ꝛc. Ueber alleg -
dieſes gehet aber der gefällige Mann, der
bei feinen häufigen Berufsgeſchaͤften alle
ſeine freien Stunden der Botanik widmet,
und unter den trockenſten Unterſuchungen ct
ner gefuͤhlabſtumpfenden Praxis den edlen
Zug gefuͤhlvoller Theilnahme mit der Nas
tiongliebhaftigfeit des Charafterg verbindet,
Und wie der Herr, fo der Diener! Als
man. mir ein Exemplar ber berühmten Va-
lisnetiä spiralis zeigte, bie in den Stadt
gräben, weihe Dadıra umgeben, zu Haufe
iſt, dußerte ich den fie att ihren:
Standorte zu feben. soleih erbot ſich
der botaniſche Gaͤrtner * vah sit beglei—
ten; welches ich dankbar annahm. Ihre
Blaͤtter uͤberdecken die ganze Oberflaͤche des
Waſſers, der Gartner wählte ſich ſogleich
in den Schlamm; und holte mir eine ganze
Menge Exemplare heraus. Die männlichen
Pflanzen waren leider ſchon verbläht, wo⸗
=
— 129
durch ich des ſchoͤnen Schauſpiels der ſon—
derbaren Befruchtung dieſer Pflanze, welche
Davin in ſeinem Poëm the Botanic Garden,
II. Th. p. 46. fo artig beſingt, beraubt wur—
de; die fchon befruchteten weiblichen Pflan-
zen hingegen mit ihren Ellenlangen fpiralen
Hlüthenftielen waren in der größten Volk
fommenbeit: E
Sacchärum Ravennae; und
Althaeca oflicinalis, mit weißen und rothen
Bluͤthen fammelte ich auf den Daͤm—
mei der Brenta.
Mein Tagwerk war vollbracht; meine
Zuruͤckkunft fehr verfpätet, meine Kräfte ges
lähmt; ic) eilte daher Tag und Nacht, ohne
mich zu verweilen, nad) meiner Heymath
zurück, mit dem heißen Wunfch ‚und feften
Vorſatze, dieſe Gegenden bald wieder in der
fruͤheren Jahreszeit zu beſuchen, und den ſo
hoch geprießenen Monte Baldo mit dem
Lago di Garda, und die weniger befann»
ten Colii Eug, anei ind Berici in meine
Keife einzuſchließen. Der Himmel vergönne
mir ein baldiges Vollbringen !
—
3
130 —
VII.
Veber die terminologiſchen Ausdrücke
bei den Saubmoofen, von. Dem
Herrn Crome.
Die Zuſammenſtellung und Erklaͤrung der
vorzuͤglichſten bei den Laubmooſen uͤblichen
Kunſtausdruͤcke duͤrfte hier nicht am unrech—
ten Orte ſtehen, da doch in Werken, die
von dieſem Theile der Botanik handeln,
manches Wort vorkommt, welches man in
mehreren Schriften uͤber die botaniſche Ter⸗
minologie vergebens ſuchen wuͤrde. Groͤß—
tentheils beſchraͤnken ſich dieſe Ausdruͤcke auf
die Bluͤthen- und Fruchttheile; dahingegen
ſtimmen die Benennungen von den verſchie—
denen Arten der Wurzel, des Stengels und
der Blaͤtter mit denjenigen uͤberein, welche
dieſe Theile bei den übrigen Vegetabilien be—
zeichnen.
Den Theil, der ſich von der Wurzel ers
hebt, und die Blätter und Früchte trägt,
nennt man Moos⸗ Stengel (Suxtulns,
Caulis,
— 131
In Hinſicht des Bluͤthenſtandes giebt es
nur wenige Verſchiedenheiten bei den Laub⸗
moofen.
Knoſpenfoͤrmig nennt man die Blu⸗
- me (Flos gemmiformis), die fich in Geftalt
eines mehr oder weniger rundlichen Körperg
zwifchen den Blättern befindet; fie fieht ei»
ner gefchwollenen Knoſpe nicht unaͤhnlich. Um
fie zu feben, muß man fich bei den meiften
Mooſen eines Vergroͤßerungsglaſes bedienen;
indeffen fieht man fie bei einigen Arten deg
Hypnum foon mif bloßen Augen,
Kopfförmig (Flos capituliformis) nennt
"man die Blume, wenn fie jich in Geftalt rund⸗
licher gruͤner Körper geftielt auf den Moo—
fen befindet, wie z. B. bei Mnium andıo-
gynum,
Sternförmig (Flos disciformis) nennt
man fie, wenu fie in Gefialt eines flachen,
blättrigen, einer rofenartigen Blume aͤhnli⸗
chen Koͤrpers, der ſich oft auch durch eine
andere Farbe von den uͤbrigen Blaͤttern des
Mooſes auszeichnet, an der Spitze des Moos
Stengels fteht. Sehr, ſchoͤn und deutlich
——
132 —
ſieht man fie mit bloßen Augen bei mehre
ren Arten des Polytrichum etc,
Hei fehr wenigen Dloosarten findet man
Zmwitterblumen : bei den meiften find die
inännlihen und weiblichen Blumen entweder »
auf. einer Pflanze getrennt, oder jedes der
Gefchlechter befindet fich auf einer befondern
Pflanze; ſehr felten find fie gemifchten Ges
ſchlechts.
Die maͤnnliche Blume der Mooſe beſteht
aus einem vielblaͤttrigen Kelche; die Blu—
menkrone fehlt gaͤnzlich. In der Mitte des
Kelchs ſtehen die ſehr kleinen maͤnnlichen
Staubgefaͤße; der Faden derſelben iſt ſehr
kurz und fein; die Staubbeutel ſind verſchie—
den geſtaltet, einfaͤcherig, und ſtreuen an
ihrer Spitze aus ihrer Oefnung den feinen
koͤrnigen Saamenſtaub aus. Zwiſchen dies
ſen maͤnnlichen Staubgefaͤßen ſieht man, bei
ſtarker Vergrößerung, ganz feine, weiße, ge
gliederte, oben mit einer feinen Oefnung
verfehene Fäden, von der Größe der Staub»
gefäße; man nennr fie Saftfäden (Para-
physes). Sie feheinen zur Ausſcheidung der
überflüßigen Feuchtigkeit und zur Concentri-
rung der Säfte zu dienen,
— 133
Die weibliche Blume beſteht aus einem
vielblaͤttrigen Kelche, der die weiblichen
Staubgefaͤße einzeln, oͤfter aber mehrere
derſelben einfaßt: auch unter dieſen befin—
den ſich einige der eben genannten Saftfaͤ⸗
den. Die Blumenkrone iſt die hernach noch
naͤher zu beſchreibende junge Muͤtze, die als⸗
dann noch den Fruchtknoten bekleidet, und
an der Spitze mit dem Fruchtknoten, unten
mit dem noch zu erwaͤhnenden Scheidchen zu⸗
ſammenhaͤngt, uͤbrigens aber frei ſteht. Der
Staubweg ſelbſt beſteht aus einem rundli—
chen, kegelfoͤrmigen Fruchtknoten, und aus
einem ſehr feinen, auf der Muͤtze befeſtig—
ten und mit einer abgeflumpften Narbe vers
febenen Griffel,
Die. bemerfungswertheften Theile der
Kaubmoofe find die Theile der Frucht; denn
gewöhnlich unterfcheidet man durch fie die
Mooſe. Man theilt fie in wefentlide
und zufällige Theile Die wefentlichen
Theile (Partes essentiales), die fich bei jes
dem Moofe finden, find: der Moosfeld,
die Borſte, die Kapfel, die Müße,
und das Saamen-Säuldhen. Die zu⸗
fähigen Theile, die fich nicht bei allen fin-
134 —
den, ſind: das Scheidchen, der Anſatz,
der Deckel, der Ring oder die Fran—
zZ das Maul und dag Zwergfell,
Mooskelch (perichaetium, perigonium)
nennt man denjenigen Theil der Laubmeofe,
aus dem die Borfte mit der Kapfel hervor«
geht; gewoͤhnlich zeichnet ex fich gleich durch
ftärfere oder mindere Größe feiner Blätter,
oder durch deren andere Lage und Gefialt,
von den übrigen Blättern aug,, Man kann
ihn bei den meiften Arten des Polytri-
chum, bet vielen Arten des Hypnum etc,
deutlich mit bloßen Augen fehen.
Das Scheidchen (vaginula), welches
man wegen feiner Aehnlichkeit mir der Scheis»
de der Örasarten fo genannt hat, ift der
untere Theil der weiblichen Blumenkrone,
der von dem eben erwähnten Moosfelche
eingefihloffen wird. Nach der Befruchtung
jerplagt die mweibliche Blume ın der Mitte;
ihr ımterer Theil bieibt in dem Mooskelche
figen, und bilder dag Scheidchen; ihr oberer
Theil aber bedeckt in Geftalt einer Müge,
deren weiterhin noch befonders gedacht wer-
den fol, die Kapfel big zu ihrem Reifwer⸗
— 135
den. Das Geſchlecht Sphagn um bat die⸗
ſes Scheidchen nicht; uͤbrigens aber alle
Mooſe. |
Man nennt dag Scheibchen ;
ceylindrica, walgenförmig, wie
bei den meiften Moofen;
oblonga, Fänglid, 3. B. bei Di-
cranum purpureum; ®
conica, Eegelfdemig, z. B. bei
Tortuia ruralis;
ovata, eifoͤrmig, z. B. bei Splach-
num urceolatum;
urceolata, becherfoͤrmig, z. B. Bei
Grimmia cribrosa;
lageniformis, flaſchenförmig, z.
B. bi Gymnostomum pyri-
forme;
pileiformis, butfdrmig, 3. B. bei
Encalypta vulgaris.
| Borfie (Seta, Pedunculus) nennt mai
denjenigen Iheil der Laubmoofe, der die
136 —
Fruͤchte traͤgt. Sie wird an ihrem Ur—
ſprunge oon dem eben erwaͤhnten Scheid—
chen umhuͤllt. Sie fehlt bei keiner Moos—
art; nur iſt ſie bei einigen ſo klein, daß
man ſie mit bloßen Augen nicht ſehen kann.
Durch ihre borſtenartige Geſtalt, ihre hell—
oder dunkelrothe, oft aber auch braune, gel-
be oder ſchwarze Farbe, unterfcheidet fie fich
gleich von den übrigen Theilen der Mocfe,
In Hinſicht ihrrs verfchiedenen Stand»
ortes iſt fie: |
solitaria, einzeln ſtehend, 5. B.
bei Polytrichum commune;
aggregata, haufenweiſe ftehend,
wenn mehrere Borften aus einem
gleichen Standorte herfommen, z. B.
bei Hypnum parietinum ;
terminalis, an der Spike ſte—
hend, wenn fie bloß an der Spitze
bes Moogftengeld bervorfommt, 3.
B. bei Polytrichum commune;
asillaris, in den Winkeln ftes
hend, wenn fie aug den Aft- oder
— 137
Blattwinkeln hervorkoͤmmt, 5: ©. bei
Polytrichum urnigerum;
lateralis, an der Seite ſtehend,
wenn fie an der Seite des Moos—
fiengels oder der Aeſte hervorkoͤmmt,
z. 3. bei Hypnum triquetrum,
In Ruͤckſicht ihrer Nichtung iſt fie: _
erecta, aufrecht ſtehend, bei Ne-
ckera dendroides;
arcwata, bogenformig, wenn fie
ſich oben beinahe in Geſtalt eineg
halben Cirfels kruͤmmt, z. B. bei
Mnium hygrometricum ;
flexuosa, gefniet, wenn fie auf
verfihiedene Weiſe hin» und herge>
bogen ift, wie bei Dicranum
flexuosum.
In Hinfiht ihrer Oberfläche ift fie:
glabra, glaft, ohne die mindefte Er-
habenheit, 5.8. bei Hypnum cus-
pidatum,
— —
tuberculata, warzig, wemn fie mit
Eleinen abgerundeten Erhabenheiten
bedeckt iſt, z. B. bi Hypnum
sericeum;
exasperata, ſcharf, wenn fie mit
kleinen, nur wenig ſcharfen Erhas
benheiten bedeckt ift, 3.3, bei Hy-
pnum lutescens, Hypnum velu-
tinum,
Sind die Erhabenkeiten Heinen Stacheln
äbalich , fo nennt man dieſes mu-
ricato-exasperata, wie}. B.
bei Hypnum rutabulum.
Die Kapfel oder Buͤchſe (Theca,
Capsula, Pyxidium) iſt die Frucht der Laub⸗
mooſe. Sie iſt eine trockene Frucht, wel⸗
che an der Spitze der Borſte ſitzt, und noch
mit verſchiedenen Theilen verſehen iſt.
Ihrer Stellung nach iſt ſie:
erecta, aufrecht ſtehend, z. B. bei
Neckera dendroides;
cernua, uͤbergebogen; fie iſt nur
ſo weit heruͤbergebogen, daß ſie bei⸗
—— 139
nahe in einer horizontalen Lage uͤber
ihrem Standorte hinfteht, z B. Di-
crarum scoparium;
nutans, überhängenbd; fie hält die
Mitte zmifchen einer übergebogenen
und einer fenfrecht zur Erde hans
genden Kapfel; 5. ®. bei Bryum
nutans ; |
pendula, hbängend, wenn fie in fenf-
rechter Richtung zur Erde hängt,
z. B. Bryüm hornum,
In Hinficht ihrer Geſtaͤlt ift die Kapfel:
oblonga, länglich, $. DB. bei Poly-
trichum urnigerum,
subrotunda, zundlich, ment bie
Kapfel eine laͤnglichrundliche Geftalt
hat, 5 B. bei Polytrichum na-
num, Dicranum pulvinatum ;
ceylindrica, walgenformig, wenn
die Bafis und die Defnung der
Kapfel völlig gleich dick find, und
die Kapſel zugleich rund ift, 3. D.
bei Polytrichum aloides;
140 > — \
ovata, eiförmig, z. B. Bei Di-
cranum flexuosum;
sphaerica, fugelrund, menn bie
Kapfel eine vollfommen kugelrunde
Geftalt hat, $ ©. Barthramia
pomiformis;
pyriformis, birnfdrmig, 5.2. bei
Bryum pyriforme,
urceolata, becherfoͤrmig, wenn
die Kapſel von ihrer Baſis nach
der Oefnung zu ſich allmaͤhlig er—
weitert, z. B. bei Polytrichum
hercynicum;
truncata, abgeſtutzt, wenn der
Rand ber Kapfel wie abgeſchnitten
iſt, z. B. bei Gymnostomum
truncatum;
obliqua, ſchief, wenn ber Kand.der.
Defnung der Kapfel an der einen
Seite etwas verlängert iſt, 5 B.
bei Meesia uliginosa;
tetragona, vierfeitig, $ B. bei
Polytrichum commune;
— 141
incurva, einwaͤrts gebogen; die
Kapſel iſt in der Mitte etwas ges
frümmt,; z. B. bei Hypnum pm- .
liferum ;
cuspidata, went fie almählig in eine
feine Spitze ausläuft, z. B. bei
Hypnum attenuatum;
Ihrer Obflaͤche nach) ift die Kapfel:
glabra, glatt, danz ohne Erhaben-
heiten, Furchen oder Streifen ic.
bei ben meiften Mooſen;
striata, gefireift, wenn fie mit fei—
nen, dicht neben einander liegenden
Streifen überzogen if, DB. Weis-
Ssia striata,
sulcata, gefurcht, wenn die Strei⸗
fen tiefer hineingehen, imd weiter
auseinander liegen, z. B. bei Weis-
“sia obtüsifolia,
Die Theile der Kapfel find:
Die Muͤtze (Calyptra); ein loderer
Körper, der, wie eine Fappenförmige Haut,
* @
142 — J
den obern Theil der Kapſel, zuweilen auch
die ganze Kapſel, bedeckt. Die Muͤtze iſt
der obere Theil der vorhin bei dem Scheib-
chen erwähnten, in der Mitte geplaßten
weiblichen Blumenfeone ; fie ift in Hinficht
ihrer Struktur:
membranacea, häufig, & B. bet
Encalypta vulgaris;
pilosa, haarig, aus feinen durch einan-
der gemwebten Haaren. zuſammenge—
fett, 5. D. bei den Arten bes Po-
lytrichum. a
Ihrer Geftalt nach ift fie:
conica, fegelförmig, z. B. bei En-
„ calypta vulgaris;
tageniformis, flafıhenförmig, 5
3. bei Gynostomum ovatum;
subulats, pfeiemenförmig, z. B.
bei Gymnostomum pyriforme;
Ferner ift fie am Rande:
integra, ganz, ohne bie mindeſten
B;*
x ? — 143
Einſchnitte z. B. bei Encalypta
vulgaris;
la ciniata, eingeriſſen, wenn am
Kande der Muͤtze ſich viele unors
dentlich eingeriſſene Einſchnitte zei⸗
gen, z. B. bei Encalypta ciliata;
fissa, geſpalten, z. B. Bei —
trichum undulatum.
Der Deckel (Operculum) iſt ein deckel⸗
foͤrmiger Körper, der die Defnung der
Kapfel verſchließt, und bie Eigenfchaft hat
abzufpringen, wenn der Gaame reif ges
worden ift. Seiner Gefialt uach iſt er;
planum, flach), wenn er ganz plaft iſt.
concavum, ausgehoͤlt, z. B. En-
calypta vulgaris;
convexum; gewoͤlbt, z. B. s———
num obtusifolium;
oyatum, eifcemig, z. B. bei Gym-
nostomum pyriforme;
conicum, fegelförmig. Die Bafıs
14 | —
des Deckels verlängert ſich allmaͤh—
lig in eine ſtumpfe, abgerundete,
ſchmaͤhlere Spitze, z. B. bei Hyp-
num nitens;
acuminatum, lang zugeſpitzt,
wenn der obere Theil des Dedels
in eine lange Spitze hervorgesogen
if; z. B. bei Polytrichum com-
mune;
" rostratum, fhnabelförmig, wenn
der Deckel fih in eine allmählig
ſchmaͤhler zulaufende, gekruͤmmte
Spitze endigt, z. B. bei Gymo-
stomum curvirostrum ;
- Einige Schriftfieller nennen diefe Spige
ſelbſt: das Schnäbelhen (Rostrum,
rostellum).
apiculatum;: fahlich, wenn er in
der Mitte mit einer fechenden, fla-
chelartigen Spige befeßt ift, 5. B.
bei Hypnuim extricatum;
subulatum, pfriemenfoͤrmig, ie
B. bei Tetraphis pellucida;
— 145
mueronatum, geſtachelt, wenn der
Dedel in der Mitte mit einer aufs
recht ſtehenden borftenartigen Spike
beſetzt iſt, z. B. bei Sphagnum
obtusifolium.
aciforme, nadelfoͤrmig, z. B. bei
Bryum aciculare;
filiforme, fadbenförmig, 5. B. bei
Tortula convoluta;
obtusum, fiumpf, wenn bie Furse
Spise des Deckels fih rund endigt,
z. B. bei Bryum carneum;
papillatum, warzig, wenn er in
der Mitte niit einer Fleinen warzen⸗
artigen Erhabenheit befegt iſt, 5.2.
bei Mnium turbinatum,
Die Franze (Fimbria, annulus) if
ein Feiner und fchmahler, im Deckel liegens
der Streifen Haut, welcher mit Fleinen haus
tigen Zähnen befegt ift. Zur Zeit der Neife
des Saamens wirft fie, vermöge der ihr
eigenthümlichen und dann entbundenen
Schnelfraft den Deckel der Buͤchſe ab.
K
346 —
Das Maul (Peristomia, peristomium,
os) ift der häutige Rand, der die Müns
dung der Büchfe umgiebt, Diefes Maul
fieht man bei der Gattung Phascum gar
nicht, weil die Kapfel abtällt, ehe fie noch
die Müge abgemworfen hat, und deswegen
fagt man fie habe fein Maul: (peristomio
nullo). Berner ift diefes Maul entweder
ganz naft (nudum), das heißt, ohne einen
Zahn, wie bei den Öefchlechtern Gymno-
stomum und Sphagnum; oder ges
zaͤhnt (figuratum). Diefe Zähne ſtehen
wieder entweder in einer Reihe um die
Muͤndung der Kapfel, und dann nennt man
diefeg einfah gezaͤhnt (peristomium
ordine simplici dentatum); oder diefe erfte
aͤußere Reihe ſchließt noch eine zweite Reis
he von Zähnen ein, und dann heißt dieſes
doppelt gezaͤhnt (perist. ordine du-
plici dentatum).
Die Zähne unterfcheidet man in Hin⸗
fiht ihrer Anzahl. So finden fi:
4 Zähne, 5. B. bei Terzankie.
pellucida ;
8 Zähne, z. B. bei Splachnum
ampulilaceum;
— 147
16 Zähne, z. B. bei Dicranum
scoparium;
32 Zähne; z. B. bei Bolytria
chum Andi;
64 Zähne; z. B. bei dolytri⸗
<huim commune.
In Hinſicht ihrer Geſtalt find die Zähne:
Pyramidales; pyramidenformig
in Geftalt eines langgefchobenen
ſpitzwinklichen Dreiecks, z. B. bei
Tetraphis pellucida;
lineares, gleich breit, 4. 5. bei
Giimmia heteromalla;
articulati, gegliedert, z. B. bei
Encalypta vulgaris;
acüti, fpigig, z. B. bei Dieranum
purpüreum ;
sübuilati, pfriemenförmig, $. B.
bei Dieranum cirrhatum;
set ace ĩ. borſtenartig, z. B. bei
Dydimodon capillaceum;
K2
*
bifidi, geſpalten, wenn ihre Spitze
getheilt iſt, wie z. B, bei Dicra-
num purpureum,
furcati, gabelförmig, menn fi
die Spalte bis auf die Mitte- der
Zähne erfirecft, 5. B. bei Dicra-
num heteromallum;
bipartiti, zweytheilig, wenn fidh
bie Spalte fo weit herunter zieht,
daß fie nur unten etwag zuſammen⸗
bangen, z. ©. bei Trichosto-
mum heterostich.
sonvoluti,-s. contorti, $ufams
mengedreht, wenn fie wie eine
Walze zufammengebreht find, i B.
bei Tortula ruralis;
striati, gefireift, z B. beiSplach-
num -ampullaceum;
geminati, gezweyet, ‚wenn zwey
Zähne immer nahe zufammen ftehen,
Die Zaͤhne der innern Neihe hängen
entweder mit den Spigen zufammen, (apice
eohaerentes) $. B. bei Weissia octoblepharis,
3
* —
oder fie find frei (apice non cohaerentes),
wie bei den meiften Moofen.
Hei mehreren Moofen findet man in
der Mitte, ſtatt der innern Zähne, eine
feine Haut; und hiervon gebraucht man den
Ausdruck: peristomium membranaceum, Dies
fe ift nun:
plana, ganz platt, z. 8. bei Poly-
trichum comune;
laciniata, lappenfoͤrmig, in meh-
rere verfchieden geftaltete Läppchen
getheilt, 5. B. bei Bryum serratum;
ciliata, gewimpert, in mehrere wim—
perartige Spigen getheilt, 3. B. bei
Funaria hygrometrica;
Bald liegt diefe Membrane frei und
ift gar nicht mit den Zähnen der äußern
Meihe verbunden, bald find diefe mit ihren
Spigen an die Membrane fefigewachfen;
lesteres findet man bei Polytrichum
comune,
Diefe feine Membrane nennt man bei
dem Gefchlecht Polytrichum, bei welchem fie
ſich allein fo platt und ungetbeilt findet, das
Zwergfell (Epiphragma.)
. Dag Saamen-Säuldhen (Spo-
ragidium columnula) ift ein feiner fadens
förmiger Körper, der mitten durch den -in«
nern Raum der Kapfel geht, und an dem
ber Saame hängt.
Der Anfa& (Apophysis) ift eine vers
ſchieden geftaltete Ausdehnung der Borſte
unter der Kapſel; oft übertrift diefer Koͤr⸗
per die Kapfel an Größe, oft ift er aber
auch Eleiner. Man finder einige Berfchies
benheiten an ihm. So ift er;
orbicularis, girfelrund, er fist in
Geftalt einer Scheibe unter der Kap«
fel, z. 3. bei Sphagnum obtusifo-
lium; —
eonica, kegelfoͤrmig, z. Be bei
Splachnum sphaericum;
ampullaeformis, flafhenfsrmig,
4. B. bei Splachnum ampullaceum;
quadrangula, vieredig, z. B. bei
Polytrichum juccaefolium,
— er
VII
Verzeichniß der feltenften um Megens-
burg wachfenden Pflanzen. Dom Hın.
Prof. Düpval.
Der Vortheil, den die Sloren einzelner Ges
genden der Botanik und ihren Verehrern ge—
währen, ift zu fehr anerkannt, alg daß man
zu ihrem Schuß Vieles anzuführen bedürfte.
Sie lehren dem Defonomen, Technologen,
Pharmacentifer, fich das aus der Nähe und
frifch zu verfchaffen, was fie aus Unkunde
ihrer Gegend, dem alten Schlendrian ges
mäß, oft theuer und feiner Kräfte beraubt,
vom Auslande bezogen. Sie geben dem Bo»
tanifer Gelegenheit an die Hand, auf dem
für ihn kuͤrzeſten Weg feine Kenntniffe und
fein Herbarium zu bereichern, und fegen ihn
in den Stand, die infereffanteftien Werglei-
chungen zwifchen feinee Heimath und jenen
Drten anzuftellen, welche felbft zu bereifen
und zu unterfichen ihm Umftände verbieten;
fie befördern den Wechfel und Umlauf der
verfchiedenen Ideen und Anfichten im Spes
kulativen der Wiffenfchaften, verbreiten ſchnell
Entdeckungen, die fonft länger oder ganz ums
befannt geblieben wären, und geben dem An-
fänger,, wie dem mehr Erfahrnen neue Rei-
ge zum Sortfchreiten auf dem Pfade zu Flo
rens Tempel, da fie in feinem Bezirk oͤfters
den Befis an Schägen zu verfchaffen wiffen,
bie der relative Ausländer, wenn auch nicht
mit Gold, doch mit den feltenfien vegetabis
chen Bewohnern feiner Gegend aufwiegt.
Einen befondern Nutzen haben folche Ver⸗
zeichniffe von Drten, mo Akademien angelegt
find, wie ſchon in dieſem Tafchenbuch für
das Jahr 1797. ©. 195. gefagt wird, weil
die Gegend foıcher Derter, die Bildungsan-
falten auch für Botanifer find, genauer uns
terſucht, dag Aufgefundene richtig beflimmt,
und die Beftellung und Verfendung der das
figen Pilanzenbürger durch die fremden Stus
dierenden nach den meiften Gegenden ers
leichtert wird. 3
Regensburg, deffen Flora ohnehin durch
fein phyfifches Clima und feinem fruchtbaren
Erdreich an Verfchiedenheiten und Seltenhei-
ten reichhaltig genug ift, nm fremden Bo—
tanifern intereffanf zu feyn, genießt nun auch
—* 153
durch die weiſe Güte ſeines gnaͤdigſten
Herrn, des Herrn Kurerzkanzlers,
den Vorzug, zu einer Bildungsanſtalt fuͤr
Botaniker erhoben zu ſeyn. Schon wird die
Kraͤuterkunde oͤffentlich vorgetragen, und ein
botaniſcher Garten ſteigt mit dem Frühling
lieblich empor, um zum Beweis zu dienen,
daß Dallberg die Wiffenfchaften liebt und
unterftügt. Unter diefen Umfiänden wird eg
den Liebhabern der Botanik nicht unangenehm
feyn, hier ein Verzeichniß der feltenften in
unfrer Gegend mildwachfenden Pflanzen zu
finden, unfer denen felbft interejfante Cryp⸗
fogamen vorfommen.
CGlaffeıu
Circaea alpina, July bis Aug. unter Ep
len-Gebüfche, unweit der Leimgrube.
Veronica maritima, Auguft, an beyden
Ufern des Negeng in Gebüfchen, auch
öfterd an der Donau auf dem Be
woͤrth.
Gratiola ofſicinalis, bei Weltenburg, im
——
Utricularia minor, häufig in Waffergra-
*
ben auf dem Moos bey Weinting, auch
bei Niedergebraching, in Geſellſchaft mit
der Drosera rotundifolia.
154 —
Claffe m
Polychemum arvense, auf mehreren Ae—
fern um Megengburg, und befonderg
binter dem Klofter Prüfling.
Iris sibirica, im Jury, auf den zwi⸗
fhen Höfling und Befenkofen liegenden
nafen Wiefen,
Schoenus nigricans, auf möfigten Wiefen
hinter dem Pürfelsgut.
— albus, bey Bodenwehr.
— compressus, haufig an einem Waldbache,
in der Nähe des Kayfers-Weinbergs.
Cyperus flavescens et fuscus, auf einer feuch⸗
ten Wiefe oberhalb deg eben angeführe
ten Bach,
Scirpus ovatus, auf ‘einer Halbinſel des
Negeng, unmeit der fogenannten Ders
genmüble. Im Jun.
— 155
Scirpus triqueter, auf den Wieſen unweit
und unterhalb Bachs an der Donau.
Jul. Aug.
— waritimus, an den Waſſergraͤben hinter
dem Puͤrkelsgut.
— radicans, am Ufer des Regens oͤfters,
und beſonders auf den ſchon angefuͤhr⸗
ten Halbinſeln dieſes Fluſſes.
Eriophorum vaginatum, bei Bodenwehr.
— angustifolium, auf mehreren ſumpfigten
MWiefen, in Geſellſchaft mit E. latifolium
Hoppe.
— triquetrum Hopp. auf der moſigten Wie-
ſe bei Gebraching, wo es wenigſtens
4 Wochen ſpaͤter bluͤhet, als die beiden
vorigen angefuͤhrten *).
Leersia oryzoides Willd. ſonſt Phalaris
oryzoides, an den Wafferleitungen zwi—
N Ueber dieſe verſchiedenen Eriophora ſehe man
das Hopp. botan. Taſchenb. fuͤr das J. 1801.
S. 100.
156 | „f a
fhen dem Pringengarten und Sumpfe
mühl. Im Auguft.
Panicum dactylon, auf dem Untermörth,
an der füdlichen Seite der Schanze, ne
ben der Ziegelhütte; auch am Fuß der
Kapuzinermauer in der Dftengaffe. Aug.
Andropogon Ischaemum, im Yuguft und
September, auf dem Oberwoͤrth.
Agrostis alba, beim Eingang einer Wald»
wieſe an der Abbacher Straſſe, unweit
der ſteinernen Bank.
Aira caryophyllea, im Jun. in-einem Wal⸗
de außerhalb Zeitlarn, unweit der Haupt⸗
| firaße.
— canescens ,„ auf fandigten Aeckern um
Seitlarn. |
Cynosurus durus, hinter dem ©t. 9.
Kirchhof, auf dem Wege der nad) Isling
führt. Ende May. *
— caeruleus, an den Huͤgeln Sining ge⸗
genuͤber.
es 157
Bromus giganteus, im Walde bei Weinting.
Sul. Aug. —
— sylvaticus, an einem Bad) auf einer
Wieſe in der Nähe des Hölgelhofe.
Avena odorata, an ben waldigten Hügeln
zwiſchen Schmwabelmeiß und FEAR
April und May.
Arundo epigejos, qm Ufer der Donau auf
dem Oberwoͤrth. July, Auguſt.
Elymus caninus, an den ſchon angeführten
Bach beym Hoͤlzelhof. Sul. Auguf.
Montia fontana, an Waldbächen unterhalb
Stauf. May,
glaffe W
Globularia vulgaris, auf den waldigten
Hügeln am linken Ufer der Laber, May.
Asperula tinctoria, auf Kalffelfen an der
Donau Sinzing gegenüber, und bei
Schwabelweiß.
N
— odorata, im Walde bei Weinfing. Im
Map.
158 —
Galium glaucum, an den Schwahbelmweiß-
bergen, auf der Miktagsfeite. Im Sun.
Plantago coronöpifoliä, unter dem Grag,
vor dem Pofihaufe zu Poftfal. Im
Suli.
Plantago arenäriä, auf deni Bruder und
Unterwörth. Aug:
Trapa natäns,; bei Bodenwehr.
Potamogeton heterophyllum, in MWaffers
graben, auf fumpfigten Wiefen zwifchen
Parbing und Heifing, in Gefellfchaft mit
— perfoliatum; lucens; crispum, compres-
sum, pectinatum und gramineum.
ChaffeV.
Lithospermüm purpureo coeruleum, an
waldigten Hügeln an der Donau, ober
Halb des Schutzfelſens, aud am linken,
Ufer der Faber; Brüchdorf gegenüber.
Symphythüm tüberosim, an bei waldig⸗
ten Huͤgeln und beiden Ufern der Laber.
April und Mat, &
159
Androsace elongata, auf einem Acker
zwiſchen St. Nikolaus und Puͤrkelsgut,
bei dem erſten der zween Kaſtanienbaͤu—⸗
me. April und Mai.
Primula farinosa, auf der ſumpfigten Weis
de, hinter Puͤrkelsgut. Am Ende Mai.
Cyclamen europäeün; bei Tremelhaus
fen, ohnweit und unterhalb des Atlag-
bergs.
Menyantus nymphöides, auf Weihern chn-
weit der Donau, rechts von der Straße,
einige hundert Schritte, bevor man nach
Stauf fommt.
Hottonia-palistris; in Waffergräben vor
Stauf; auch auf Fleinen Teichen in der
Nähe der Herrnmühle am Kegen.
Lysimachiä nemorum, AR Wafferbächen
bei Bach. Im Juni.
Ph yteuma orbiculare,; auf einer Miefe auſ⸗
ſerhalb Graß, auch auf der Waldwieſe
links von der Straße nach Abach.
160 —
Chironia ramosissima, auf einem naffen
Acker, rechts von Barbing.
Ribes nigrum, in den Waldungen Schwa—
belweiß gegen über, auch bei Schönad).
Im Mai.
Thesium montanum, auf den Schmabels
mweißbergen.
— Linophylium, auf allen unfern Woͤrthen.
Vinca minor, in ber Hefe des Thurm—
garteng, dem Dechberner Wirthshauſe
gegenüber. Am Ende Aprils.
Gentiana Pneumonanthe, oberhalb . des
Fiſchteichs, hinter der Carthaufe, am
Walde. Mitten im Auguft.
— ciliata, am Walde auf der Anhöhe Hits
tee Dechbeten. Aug. und Sept,
Eryngium campestre, hinter bem Dreifals
tigfeitsberge an Nainen, Jul. Aug.
Sanicula europaea, im Walde bei Wein-
x ts Dat.
— 161
Astrantia major, idem, auch am Rande bee
Waldungen außerhalb Graf,
Bupleurum falcatum, auf dem waldigten
Huͤgel um das Schloß Woͤrth.
Selinum sylvestre, auf Wieſen im
Schoͤnach.
— Chabraei, am Nande der Waldungen aus
ßerhalb Graß.
Athamanta libanotis, an den Schwabel⸗
weißbergen, Jul. Aug.
Wie auch:
®
A. cervaria, n
u
Laserpitium latifolium, im Hohlwege hin»
ter den Schwabelmweißbergen.
Sium repens, auf uͤberſchwemmten Stellen⸗
bei Puͤrkelsgut und bei Heiſing. July.
Chaerophyllum hirsutum, auf einer
ſumpfigten Stelle in einem Walde zwi⸗
[hen der Pappelhalbinfel und Oberiſ⸗
ling. Im Iul.
£
162 —
Sambucus racemosa, in Waldungen vor
der Klammer und bei Zeitlarn.
Staphyllea pinnata, auf den walbigten
Hügeln bei Mating.
Corrigiola littoralis, in manchen Jahren
auf dem Sand an der Donau, auf dem
Dber- und Unterwoͤrth. Im Sertenn.
auch October.
Linum tenuifolium, auf den Bergen beim
Schutzfelſen. Jul. Aug.
— austriacum, auf der Weide, auf dem
Oberwoͤrth. Jul. Aug.
—Radiola, bei Bodenwehr.
Dros era rotundifolia, auf einem torfichten
Grunde bei — Jun.
Auguſt.
—
Galanthus nivalis, am Jakobi Kirchhof.
Februar und Maͤrz.
Leucoium vernum, im Weintinger Walde.
Im Apel
—— | 163
Allium oleraceum, in der Hede des Thurm⸗
gartens zu Dechbeten. Aug.
Lilium Martagon, auf den Huͤgeln um
Stauf und bei Zeitlarn.
Scilla bifolia, hinter dem Schusfelfen auf
Hügeln. |
Anthericum ramosum, auf den Bergen um
den Kayfers Weinbergen. Juny, July,
— Liliago, idem,
— calyculatum , auf einer ſumpfigten
Miefe, in der Nähe der großen Leim:
geube, hinter Dechbeten. July.
Hyacinthus botryoides, auf einem naſſen
Acker zwiſchen Prifening und der Schin⸗
derhuͤtte. Mai.
Juncus äiliformis, auf einer Wiefe am lin-
fen Ufer des Regens.
— squarrosus, bei Bodenivehr,
— capitatus, auf ber Wiefe bei Barbling.
— subverticillatus, bei Prennberg.
ta
164 —
Peplis Porttla, am Regen bei der Parm⸗
lemühle. Sul. Aug.
Rumex scutatus, auf Bergen bei Abadı.
Alisma Plantago minor, bei Barbling.
Slaffe VII.
Trientalis europaea, Bodenwehr. Juni,
Elaffe. vun
Vaccinium Vitis idaea, in Waldungen am
rechten Ufer des Regens, Zeideldorn
gegenuͤber. Mai. Juni.
— uliginosum und Oxycoccos, Bodenwehr.
Erica carnea, auf den Bergen bei Marien
Ort. April.
Daphne Mezereum, Schutzfelſen. Maͤrz,
April.
— Cneorum, auch beim Schutzfelſen. Mai.
Juni.
Polygonum Bistorta , auf der fumpfigten
Wieſe bei Niedergebraching. Mai.
Ber 165
Adoxa moschatellina, an der Laber oberhalb
Sinding und bei Alling. April und
Mai.
Elatine hydropiper, Bodenwehr.
— triandra, quf der Negeninfel bei Laps
persdorf.
SET X,
Dictamnus albus, auf den Schmwablmweiß-
bergen und bei Zeideldorn, Mai. Juni.
Andromeda polifolia, Bodenwehr.
Arbutus Uva ursi, Bodenwehr.
Dianthus Armeria, an Hügeln hinter dem
Scheibelberg. Jul. Aug.
— prolifer , auf der Anhoͤhe bei Winzer
und bei Eterzhauſen. Jul.
— plumarius, im Weintinger Walde.
— superbus, auf der Wieſe vor der Kar⸗
thauſe.
Cucubalus Otites, an Huͤgeln bei Koͤnigs⸗
wieſen.
4
166 —
$Stellaria‘ Holostea, im Weintinger Walde.
Mai.
— palustris, auf den Wiefen hinter dem
Pürkelsgut. Jun.
Arenaria verna, linfg von ber Landfiraffe
auf der Anhöhe bei Teierling.
— fasciculata, auf den Hügeln links, ſeit—
warts von dem Wege nach Dechbeten.
Sul.
Sedum villosum, auf der mofigten Wiefe
in der Nahe des Hohlwegs.
Lychnis viscaria , auf den Bergen um
Stauf.
—- diurna, idem.
Cerastium semidecandrum , auf dem
Dberwörth.
Spergula pentandra, auf einer Negenins
fel bei der Herrnmühle, Mat.
— nodosa, bei Barbling. Jul. Aug.
— 167
*
| Claffe XL
Lythrum hyssopifolium, bei Barbling. Sul.
Euphorbia platyphyllos, hinter dem Puͤr⸗
kelsgut und bei Stauf.
— Esula, auf dem Oberwoͤrth. Mat.
CGlaffe. XI
Prunus Padus, in der. Hecke um ben Thurn«
garten bei Dechbeten. Mai.
— insiticia, idem,
— Mahaleb , beim Schußfelfen. April,
Mat.
Crataegus monogyna, im Meintinger
Wald, ach bei Graf. Mai.
Mespilus Cotoneaster, beim Schußfelfen.
Mai. |
Pyrus Aria (Crataegus Aria Lin.), bei Ma⸗
rien⸗Ort und auf Hügeln an der Faber.
— torminalis (Crataeg. torminalis Linn.),.
auf der erfien Schanze, dem Dittmeris
168 —
ſchen Garten auf dem Oberwoͤrth ge⸗
genuͤber. Mai, Jun. |
Spiraea Aruncus, hinter ben Schwabelweiß⸗
bergen und in der Schlucht beim Schuß»
felfen,
Rosa lutea, auf der Pandftraff e in einem.
Graben, rechts, gleich —— Salern.
Juni, Jul.
Rosa cinnamomea, nebſt ruhiginosa, ſind in
der Hecke des Ludwigogarten naͤchſt der
Allee im Juli bluͤhend anzutreffen.
— gallica, in Wäldern beim Hoͤlzelhof und
in der Klammer,
Rubus ‚saxatilis, am Schuäfelfen und
"in den Schwabelweißbergen. Mai,
Juni.
Potentilla supina, bei Barbling.
Ela f.f.e XI
Aconitum Lycoctonum, bei Zeibeldorn auf
der dießfeitinen Seite des Negeng, auch
am rechten Ufer der Laber. Jun.
— 169
Aconitum eammarum, bei Eterzhauſen, an
dem Hügel bei der Grotte. Auguſt.
Anemone hepatica, beim Schußfelfen. Apr.
— vernalis, bei Kehlheim und Bodenmwehr.
Dig +
\
— sylvestris, hinter Dechbeten auf Hr
geln, Sinzing gegenüber.
Thalictrum aquilesifolium ,„ am rechten
Ufer des Regens in einer Decke, Zeid⸗
larn gegenüber, Jun. Jul.
Ranunculus Lingua, in einem Erlenwald
bei Dberheifing,
— hederaceus, in ber Klammer,
— auricomus , im MWeintinger Walde.
Apr. Mai,
— sceleratus, hinter dem Puͤrkelsgut. Jul.
— lanuginosus, im Walde ei Weinting,
Juni, Juli,
e laffe XIV.
Teucrium Scordium ,„ an naffen Stellen
unter Gebüfchen auf dem Bruderwoͤrth.
Juli.
— montanum, an den Hügeln, Etershaus
fen gegenüber.
Nepeta cataria, vor den erſtenHaͤuſern
auf ben Unterwoͤrth, unweit der hoͤl⸗
zernen Bruͤcke. Aug.
Mentha Pulegium, haͤufig um Schoͤnach.
Galeopsis cannabina,
— Galeobdolon, an ben Kalkfelfen ober:
halb des Schußfeljens, Zul. Aug.
Stachys germanica, im Abad;- Schloßgra⸗
ben und bei Stauf. Juli.
— annua, auf Aeckern an der linfen Seite
ber Laaber, auch vor Eterzhauſen.
Leonurus Marrubiastrum ,„ in Decken bei
dem erſten Weinberge unmeit Stauf.
Sum. e
Melissa Calamintha, in einer Hecke zwiſchen
; dem Stauferthor und dem Borerifchen
Meinberge. Aug.
— 171
Euphrasia lutea, an den Schwabelweiß—
bergen, auc an den an ber Donau
hinter Dechbeten. Aug.
Melampyrum nemorosum, im Weintingers
und im Karthärfer- Walde. Jul. Aug.
— sylvaticum, an den Schwabelweißber-
gen. Juni, Juli.
Lathraea squamaria, in Waldungen um
Stauf. Apr. Mai.
Pedicularis sylvatica, an Waldbächen bei
Bach, auch an Zeidlarn. Mai, Jun.
Antirrhinum Cymbalaria, auf der Mauer
der Wachsbleiche in» und auswendig.
Juni.
— spurium, auf den Feldern rechts und
links zwiſchen der Stadt und Dechbe—
ten. Aug. Sept.
— majus, an der Mauer der Stadtgraben
zwiſchen dem Peters und Jakobithor.
Sul. Aug.
Digitalis ambigua, um Stauf und zwiſchen
den Schusfelfen u. der Ziegelhuͤtte. Jul.
8
— —
Lindernia pyxidaria, auf der Regen⸗
inſel bei der Herrnmuͤhle. Sept.
Orobanche ramosa, beim Harthof auf
Slachsfeldern. Aug.
Claffe XV.
Myagrum dentatum, auf geimfeldern.
Isatis tinctoria, auf der Straße und
auf den Bergen bei Winzer. Juni.
Draba aizoides, auf den Bergen Etrishaus
fen etwas rechts gegenüber, April, „
Thlapsi campestre, bie und da auf dem
Unterwoͤrth wo es faſt alle Jahr fchon
vor feiner vollfommenen Entwickelung
abgemweidet wird.
Thlaspi perfoliatum, auf einer kleinen
Wieſe ohnweit der Leimgrube, da mo
Anthericum calyculatum mächft. April
Mai. |
Iberis nudicaulis, in Waldungen um Zeid-
larn. Dar, Juni. |
— 173
Alyssuim montanum, an den Schwabeliveiß-
felien. April big Juni.
-
Biscutella laevigata, bei Dr aba aizoides.
Suni, Juli,
Cardamine impatiens, Bodenwehr. Juni.
— parvifllora und
— hirsuta beyde in der Klammer, Jun.
Cardamine amara, an dem Bach zwifchen
St. Nicolaus und Pürkelsgut.
Sisymbrium arenosum, an den Kalffelien
oberhalb des Schugfelfens und in der
Klammer. Mai Juni.
— Columnae, auf den Unterwörth, auch auf
dem Oberwoͤrth, Juni,
— tenuifolium idem.
— strictissimum, am Ufer der Laber bei
Bruchdorf. Jun. Jul.
Erysimum repandum, auf Aeckern zb
{hen dem Petersthor und St. Fi
laus. Juli Aug.
174
Arabis Halleri, unter Gebüfchen auf ber
Negeninfel bei der Herenmühle, Mai
Juni.
Brassica orientalis, auf ſandigen Aeckern,
links von der Straße zwiſchen Etrig
haufen und Teuerling.
— Erucastrum, auf dem Unterwoͤrth an
der Donau. Juni bis Auguſt.
—
Ehe ff. XV%
Malva mauritiana, in den Schmabelmeißbers
gen.
E Iaffe XV,
fd
Fumaria cava, im Walde bey Weinting.
Polygala amara, auf Wiefen Fr: Schutz⸗
felſen. Mai Juni.
ee XVII,
Genista pilosa, Öodenmwehr,
Lathyrus Nissolia, idem.
Vicia pisiformis, in Waldungen um Stauf.
& >
Jull.
an EN 5
Cytisus capitatus, im Walde bei Weinting
und bei Graß. Juli, Aug.
— supinus, oberhalb der Karthaufe und
beim Schußfelfen.
Colutea arborescens, an ben Wingerber
gen. Mai und Juni.
Hedysarum Onobrychis, an der Seite der
Abacherfiraße, ungefähre noch 3 Stun-
den oberhalb Abach, auch auf der Wie: _
fe beim Frauenkloſter im bair. Hofe.
Juni, Jul. |
Trifolium rubens, in einem gelichfeten
Walde auf der Anhöhe an der Nabb,
etwas weiter hinauf als Eterzhauſen
gegenüber, Suni, Juli.
— alpestre, hinter den Schwaßelweißber:
gen.
— filiforme, auf ber Anthericums - Wieſe,
noch fchöner aber an einem Bach auf
ſerhalb Hoͤfling. Juli.
€ laffe. Xv.
Hypericum montanum, im Walde hei
Weinting. Jul. Aug.
176 —
Claffe. XIX
Tragopogon majus, an den erften Bergen
bei Schwabelweiß. Juli.
Scorzonera angustifolia, fparfam im Wal
de oben bei Schwabelweig. Mai.
— lanata, auf einer naffen Wiefe auffer-
halb den Waldungen, die füblich von
Groß liegen. Mai.
Lactuca perennis, an den Schwabelweiß⸗
bergen.
Condrilla juncea, an den Weinbergen um
Stauf.
Prenanthes purputea, in Waldungen ober
und unterhalb Graf. Aug.
Leontodon salinum, auf den Wiefen hin⸗
ter dem Pürkelsgut. Mai.
Hieracium sylvaticum, und
— sabaudum, in Weintinger Walde,
Hyoseris minima, auf fandigten Aeckern
an beiden Seiten des Regens, zwiſchen
+. Solern und Zeitlarn. Juli. €
J
— 177
Hypochaeris maculata, in den bergigten
Wäldern rechts von der nad) Zeitların
führenden Straße.
Carduus defloratus, an ben Selfen hinter
der Eterzhaufer Grotte. Juli,
Cnicus tuberosus, auf einer Wieſe i im Wals
| de zwiſchen Niedergebraching und der
Abacher Straße. Aug. Sept. |
— eriophorus, an dem Wege, der von der
Grotte nach Pillenhofen führe Jul.
— acaulis, links von der Landſtraße, eine
gute Viertelſtunde, beose man nad)
Etershaufen kommt. Jul. Aug.
— dubius, auf dem Gipfel des Scheibel—
berges, an der nördlichen Geite.
Carlina acaulis, auf der Anhöhe hinter
Dechbeten. Auguſt.
Bidens minima, auf der fumpfigten Miefe
bei Niedergebradhing. Juli, Auguft.
Chrysocoma Linosyris, an dem Schwa—
beimeisberge, Auguſt, September.
| M
“
%
178 ——
Artemisia Absinthium, bei Kayfers Wein⸗
berge, auf der Anhöhe.
Gnaphalium luteoalbum, bei Rehthal.
Senecio aquaticus ‚„ Dbermwörth.
— paludosus, bei Dberheifing.
— nemorensis, auf der Fleinen Inſel, nes
ben dem Oberwoͤrth. Juni, Juli.
— saracenicus, in den Waldungen um
Kayſers Weinberg. Juli, Auguft.
Aster annuus, bei Marieort, in Gebüjchen,
an der Donau. Auguft.
— sälieifolius, auf einer Donau : Infel,
oherhalb Stauf. Juli, Auguſt.
Cineraria integrifolia, bei Bach, auch bei
Kayfers Weinberge. Ende Mai, Juli.
Inula ER am Waffergraben hinter
Pürkelsgut.
— salicina, auf einer Wiefe außerhalb
Graß, aud) wo Carduus tuberosus
angegeben worden iſt.
# -
*
/
7 179
Arnica montana, auf einer lichten Stelle
im Walde bei der Papen » Halbinfel,
Juni, Auguſt.
i j
Achillaea Ptarmica, unfer Gebüfchen am
Regen, auc öfters am Ufer der Dos
nau auf bem Oberwoͤrth.
Viola persicifolia, auf trocknen Wiefen alte
ßerhalb Pürkelsgur, fchöner aber beim
Kanfersweinberg. |
— mirabilis, am: Fuß ber Berse, etwa
eine Viertelſtunde weiter die Donau
hinauf, als der Schusfelfen; auch bei
Mating. Mar.
Statt ee Rx.
Orchis ustulata, auf dem Bruderwoͤrth.
Juni.
— militaris, auf Hügeln beim Schutzfel⸗
ſen. Mai und Juni,
——— am Fuß der Berge am linken
Ufer der Laber, etwa Bruchdorf ger
genüber; auch hinter den Schwabel—⸗
weig> Bergen,
M 2
%
Orchis maculata, häufig in einem: Waͤld⸗
chen, nördlich vom Scheibelberg, Am
Ende Mai.
— conopsea, an den Waldungen am Res
gen, Zeitlaen gegenüber. Zuni.
— coriophora, an den Fleinen Hügeln,
linfg vom Wege nach Dechbeten. Junt.
Ophris nidus avis, oͤfters an ber Seite
eines Hohlweges auf der Anhöhe deu
Karthanferwäldchens., wenn man nad)
Groß gehet, nod) ſichrer aber neben
der Wafferleitung auf dem Berge bei
Bruchdorf. Juni, Sul.
— Loesélii, auf einer Wieſe am Wege nad)
Bentling. |
— monorchis, auf der Anhoͤhe in ber Naͤ⸗
he und ſuͤdlich des Schutzfelſens Juni.
— Myodes, at den Hügeln am linken
fer der Laber, unweit Sinzing.
Cypripedium Calceolus, etwas weiter
als der Schugfeifen, auch Mating ge—
genuͤber und bei Schönhofen, Mai, Sun.
— 161
Elaffe xXxt
Calla palustris, Bodenwehr.
Typha latifolia, im Thurmgarten zu Dech—⸗
beten. Juli.
Sparganium natans, in Waffergraben zwi⸗
fhen Barbing und Oberheiſing. Juli.
‘Carex scabra Hoppe;
—
laevis, Hoppe, beide bei Gebraching.
Leucoglochin, Bodenwehr.
Cyperoides, auf Wieſen bei Schwan⸗
dorf. Auguſt.
brizoides, haufig im Walde bei Weit
fing,
remota, an Waſſerbaͤchen hinter ben
Schwabelweisbergen.
elongata, an Baͤchen in der Naͤhe der
Muͤhle, etwas weiter als Zeitlarn,
und in der Klammer. Mai, Juni.
182 — /
Carex paniculata, auf der Wieſe ſuͤdlich
des Weintingerwaldes. Juni.
— diandra, bei Niedergebrachiug.
— Oederi, auf uͤberſchwemmten Stellen
bei Parbing. Mai.
— pedata, bei der Waſſerleitung bei Bruch—
dorf. Mai.
— ericetorum, an den Huͤgeln links vom
Wege nach Dechbeten. April und Mai.
— filiformis, in Waſſergraben bei Parbing.
April und Mai.
— tomentosa, hinter Puͤrkelsgut. Mei.
— pilulifera, auf dem Berg in der Nähe
der Kegelbanf bei Zeitlarn. Mai,
— limosa, bei Niedergebraching. Mai.
— pseudo cyperus, an ben Waſſergraben
auf dem Bruderwoͤrth.
— humilis, beim Schußfelfen und an den
angehenden Schwabelmeicbergen, April.
Littorella lacustris, oͤfters an von der
— . 183
Donau auf dem Ober und Unterwoͤrth
überfchwemmten Stellen. Suli big
September. -
Betula pubescens, bei Niedergedraching.
Xanthium Strumarium, im Dorfe Par
bing. Juli, Auguft.
Claffe XXI
Populus tremula, auf dem Oberwoͤrth.
Sebruar, März.
Taxus baccata, an den Bergen an beiden
Ufern der Laber, wo fie aber felten
blühet.
Claffe XXUL
Acer pseudo platanus,
— platanoides,
— campestre, alle drei finden fich auf der
Allee um die Stadt zwifchen dem Jas
fobi und Petersthore. |
Fraxinus excelsior, auf dem Oberwoͤrrh,
184 —
hinfer dem Diftmerifchen Glashaufe,
April.
Elaffe XXIV.
Equisetum sylvaticum, am Rande eines
Waldbaches, nördli vom Kayſers⸗
mweinberge. April und Mai.
— hyemale, am Rande des Wälbcheng,
außerhalb Zeitlarn, links von der Land»
frage. uni, Juli
Polypodium thelipteris, nicht felten in
einem Walde nördlich des Schloſſes bei
Schoͤnach. Juni, Auguft.
Onoclea Spicant, auf waldigten Bergen
um Bach. Juli, Juni.
Asplenium Adianthum nigrum, in der Naͤ—
be des Kayſersweinberges, aber fehr
fparfam an vermwitterten Öraniten.
————
— septentrionale, an Granitfelſen, worauf
die Kieche St. Salvator bei Stauf
ruhet. September, Dftober.
— germanicum, in der Klammer auf dem
Wege nah Fichtenwald an Granitbloͤ⸗
ken. Auguſt, September.
\
Asplenium Scolopendrium, Welterdurg.
Ophio glossum vulgatum, auf einer
Wieſe bei Bentling.
Osmunda Lunaria, auf der Anhöhe Bei
Winzer, auch an den Higeln links
vom Wege nad) Dechbeten, aber nicht
fo ſchoͤn. Juni
— bavarica, Weltenburg.
Lycopodium complanatum, Bodenwehr.
— inundatum, idem.
Me—
Buxbaumia foliosa, in der Klammer.
Auguſt. |
— aphylla, in Weldungen hinter den
Schwabelmeisbergen, am Fuß der Fich⸗
ten, Maͤ ty} April.
Sphagnum obtusifolium, bei —
braching, auf einer ſumpfigten Wieſe.
Juni, Auguſt.
186 —
Spha 5 num intermedium, in ber Klammer.
Juni.
— squarrosum, an einem engen —
auf der ſogenannten Abdecker- oder
Schulmeifter Wiefe, nördlich von Stauf.
Juli,
Polytrichum piliferum, bei Zeitlarn, in
Gefelifhaft mit Equis. hyemale.
— aloides bet Asplenium adianthum
nigrum.
— formosum Hedw. in der Klammer und
in der Nähe des Sphagnum squar-
rosum. Juli.
Gymnostomum pyriforme, am ande
der Waffergraben auf der Wiefe zwi—⸗
fhen Kumpfmühle und der Karthaufe,
Mai,
— ovatum, auf etwas feuchten Aeckern
bei dem fogenannten philofophifchen
Gang.
— Hedwigia, an Granifen ober⸗ und un⸗
terhalb Stauf.
. —
Gymnostomum microstomum, an ben ers
ſten ſogenaunten Schwabelmeififchen Fel—
-. fen,
/
Tetraphis pellucida, unweit von Cir-
caea alpina, dort nicht felten.
Bryum.
Bryum lanceolatum, an den Rändern des
Bachs zwifhen dem Schloͤſſel und
Dechbeten.
— pusillum, Beim Schußfelfen, auf Steis
nen unter dem Gefträuche,
— ovale, in ber Klammer.
—— aciculare, idem, |
— flagellare, Weltenburg,
— heteromallum, im Hohlwege.
— fiagile, in der Klammer.
— elaucum, an mehreren Dertern, aber
blog in der Klammer mit Kapfeln ans
zutreffen.
158 —
Bryum rugosum, vermuthlich eine bloße
Varietaͤt bei Bach.
— spurium, in Waldungen außerhalb oa
larn.
— scoparium, tft in der Klammer praͤch—⸗
tig anzutreffen.
— heterostichum , in der Klammer an.
Graniten.
— canescens, bei Zeitlarn, an Kalkfelſen,
ſelten mit Fruktifikationen.
— subulatum, im Hohlwege und in der
Klammer.
— tortuosum, in der Klammer ohne Kap
feln, in Bodenwehr aber mit Fruktifi⸗
kationen.
Mnium
>
Mnium androgsynum, im — und in
der Klammer.
— palustre, auf einer ſumpfigten Wieſe
bei Niedergebraching./
Ei)... 189
Mnium trichodes, auf einer kleinen Wiefe,
bei Gras, neben ber Halb-Papelinfel
— Pohlia, in der Klammer.
— crudum ; idem,
— triquetrum, bei Niedergebraching.
— nutans, it ber Klammer
— fontanım, idem, |
— pomiforme, beim Kayſersweinberge.
Not. Diefe Mossart iſt nah Hedwig
eine Bartramia, die verſchiede—
ne Arten giebt, davon befigen wie
bei Regensburg B. pomiformis und
B, crispa.
Hypnum
Hypnum .adiantoides, bei Zeitları.
— denticulatum, in der Klammer.
— pennatum, Qodenmwehr.
— crispum, an Kalkfelſen, oberhalb des
Schutzfelſens.
/
190
— —
‚Hypnum nitens, an einem Waffergraben,
——
— —
unweit der Ophiogloſſum⸗-Wieſe.
proliferum,, und
parietinum, in Walbungen bei Gras.
crista castrensis, |
curtipendulum; in den Waldungen um
Stauf, an Bäumen,
attenuatum, im Walde bei Weinting.
myosuroides Hedw. in Waldungen bei
Stauf.
dendroides, bluͤhet bei Regensburg, nie
wohl aber bei Bodenwehr.
tenue, an den Seiten des Ausgetrorf:
neten Fiſchteichs zwiſchen Kumpfmuͤhl
und der Karthauſe.
striatum, beim Schugfelfen.
murale, beim Schußfelfen.
rivulare, an einem Waldbach beim Kay⸗
fersmweinberg,
fuitans, Bodenwehr.
ns
— 191
Jungermania.
Jungermannia excisa, in ber Klammer.
emarginata, idem,
trichophylla idem.
tomentella, hinter den Schwabelweis⸗
bergen und auf der Schulmeiſterwieſe
bei Stauf.
ciliaris, an den Wurzeln der Foͤhren
auf dem Huͤgel hinter Dechbefen,
nemorosa, um Stauf in Waldungen.
tamariscifolia , dat:
reptans; idem,
radicans, beim Schuffelfen.
tomentosa , beim ——
pinguis, an den aͤußern Seiten der
Waſſerleitung bei BERN an der
gaber.
epiphylia, an naffen Wegen in Waͤl—
dern um Gras.
192 —— |
IX.
Bemerkungen über die von den Mike
gliedern der botanifhen Geſellſchaft
cus Tranquebar erhaltenen Pflan—
sen, vom Hrn. Grafen von Stern:
berg, der botan. Gefellf. zu Re—
gensburg Mitglied.
Son sum dritten Mal haben die, thäfis
gen Mitglieder der botanifchen Geſellſchaft,
die Hrn. Dr. John, Nottler und Klein
in Tranquebar, der hiefigen botan. Gefehfch.
Pflanzen eingeſchickt; allein die beiben erfien
Transporte find verungläckt. Endlich waren
wie dießmal fo glücklich, den deitten in einem
mittelmaͤßigen Zuftande zu erhalten. Die
fetteren Pflanzen wurden zwar auf ber lan-
gen Reiſe von den Würmern fehr befchädigt,
und einige ganz vernichtet, die Gräfer hiks
gegen find meiſtens unverſehrt angekommen.
Sch glaube daher dem botaniſchen Pır
bliko einen Dienſt zu erweiſen, wenn ich
dieſe Pflanzen mit den mir zu Gebote fie
\
— 193
henden Beſchreibungen vergleiche, die hie
und da vorkommenden Abweichungen bemer—
fe, und da, wo ein Zweifel entſtehen koͤnn—
te, vollftändigere Diagnofen. entwerfe; vors
züglih da mir aus Erfahrung befannt ift,
daß die in den botanifchen Gärten nachges
jogenen erotifchen Pflanzen oftmals von jes
nen in ihrer Heimath wildwachfenden durch
die Kultur Veränderungen erleiden.
Die beffer erhaltenen Grasarten ma-
chen den Anfang und folgen ungetheilt auf
einander, die übrigen nach Drdnung der
Klaſſen.
Kyllinga, Wild. T.IL p ı. fl. 257. mo-
nocephala; koͤnnte zu genauerer Beffim-
mung beigefeßf werden: culmi plures
ex radice repente, saepe sex policares
tantum, alii pedales, folia retrorsum _
scabra.
— panicea, fcheint mir vielmehr K. um-
bellata, und zwar % sumatrensis Retzii
observ, 4. p. 13. involucro polyphyllo
partiali nullo zu. feyn. Nach dem vor»
liegenden Eremplar Eönnte folgende
N
*
194
Diagnofe entworfen werben: Folia plut
a ad pedem culmi exoriuntur vaginan-
tia, diverse longitudinis, culmum 'semi-
pedalem et majorem quandoque aequan-
tia, praesertim. apicem versus margine
scabra, culmus nudus teretiusculus, in-
volucrum universale polyphyllum, lon-
gissimum, folis minoribus retrorsum
scabris, maximo glabro, partiale nul
lun, spiculae sessiles pedunculataegue,
‘eylindricae,squarrosae,extrorsum feliexae.
Der Name Kyllingia Cyperoides wuͤr⸗
de für dieſe Pflanze nicht unpaſſend ge⸗
weſen ſeyn, denn dieſes Geſchlecht iſt
überhaupt mit Cyperus ſehr nahe
verwandt, und koͤmmt durch) die ges
sahnten Fleineren Doidenblätter, und
ungezahnten groͤßern Doldenblätter, mit
vielen Arten deſſelben, vorzuͤglich mit
C. fuscus und Aavescens ganz überein.
Cyperus, Wild. T. I. p. 1. fl. 269. are-
narius. Da die überfchiäten Eremplare
biefer Pſianze ſehr vollffändig find, fo
erlaube ich mir eine beſtimmtere Diag-
nofe zu entwerfen: Folia radicalia nu-
merosa vaginis praelongis scopum opte-
—— 195
gentia, linearia, longitudine culmi. Cul-
mus compressus nudus, involucrum sub
monophyllum, capitulum glomeratum,
spicae sessiles squarrosae .subrotäindae,
glumae* viridescentes striätae, 77 _
Cyperus articulatus, fl. 270.. Das ange
führte Synonim. von Forsk. deseripri1gd
n.-37. - Cyperus niloficus. culmo'ttereti
nudo aequali, non "articulato, ümbella
composita, spieis globosis, kann nicht
zu dieſer Pflanze gehoͤren, denn der
culmus ijt wirklich artirulatus, jedoch
unregelmaͤßig, und die Spicae compo-
sitae find nicht globosae, fondern sria-
te, conferte ——— longe pedun-
—— lee). |
— nitens, 275, Spieae laterales find bei
unferm Exemplar, wie Hr. P. Wild,
angiebt, ebenfalls sessiles squamarum
apices, hingegen paululum divaricati
acuti,
— aristatus und castaneus entſprechen der
Beſchreibung von’ — P. Wald. in
allen Theilen. |
N 2
196 —
Cyperus fastigiatus, 285. bürfte bie Nies
gerifche Befchreibung zu anſchaulicherer
—WVerſtaͤndlichkeit auf folgende Weife er
— gaͤnzt werden: Involucro polyphyllo
longissimo, spicis linearibus .contertis,
margine membranaceis.
Scirpus,. Wild. T. J. p. I. fl 308. squar-
rosus. Iſt der vollkommenen Beſchrei⸗
bung nichts beizuſetzen, als daß bei
unſern Exemplaͤren nicht immer spicae
tres sessiles, ſondern auch duae vel
‘“ quatuor una alterave pedunculata. vor»
fommen.
— ciliaris, fe 309. Fuirena »scirpoides
König, wehn man noch unfern Exem—
plaren der ſonſt richtigen Beſchreibung
die folia ciliata,' vaginae pilose 'sufeßt,
fo mug man Hrn. König beipflichten,
der diefe Pflanze gu dem Geſchlecht
Fuirena- rechnet.
— antarcticus, fl. 3Io. Daß Involucrum
ift bei unferen Exemplaren faſt durd)-
gehendg dyptyllum, und nicht mono-
phylium, eg ſollte daher mwenigfiens in
—, 197
; |
der Diagnofe heißen : involucro sub
monophylio, |
Scirpus argenteus, fl. 311. waͤre zuzu—
fegen : folia radicalia setacea errecta,
culmo saepe longiora,
Bei Scirpus miliaceus‘ frift die Beſchrei—
bung vollkommen mit umnferen fehr
ſchoͤnen Exemplaren uͤberein.
Saccharum, Wild. T. J. p. r. fl. 300.
arundinaceum und cylindricum find gang
mit den angeführten Befchreibungen
übereinftimmend.
Perotis, Wild. T. I. p. r. fl. 304. la-
tifolia , ift die var. ß foliis planis lan-
ceolatis. Diefe Pflanze dürfte eine
' eigene Art unfer dem Namen P. plani-
folia ausmachen, wie aus der Diagnofe
erhellen wird: Caules plures ex una
radice, juniores laterales humifusi, me-
dius adacendes, caulis teres, glaber, fo-
lia plana lanceolata, ad basin caulem
amplectentia margine scabriuscula, spica
terminalis laevis subverticillata, spiculae
195 — ⸗
Tu tech.
breviter petiolatae, glumae aristacque
scabriusculae.
Paspalum Kora König, Wild. T. J. p. J.
fl. 332 Die angeführten Beſchreibun⸗
gen find zu dürftig, um bei einer Gat—
tung, wo die Aehren eine fo große
Aehnlichkeit haben, hinreichende Unters
ferfcheidungsgeichen zu gewähren; ich
habe daher nach den eingefchieften Exs
emplaren folgende Diagnoſe entworfen:
E vaginis foliorum hirsutissimis' surgit
caulis a ‚tripolicari ad semipedalem us-
sorque, vaginis foliorum undique obtectus.
Folia alterna lanceolata plana, acumi-
nata glabra, pilarum. congerie ligulae
loco a vaginis separata; spiculae duae,
quarum altera ultimo folio ad medium
fere obtegitur, flores duplici ordine al-
terni, secundi, orbiculares, calyx bi-
valvis striatus,
Panicum, Wild. T.I. p. I. stagninum,
fl. 337. möchte, um leichter unterfchies
‚den zu werden, einer beffimmferen Be»
ſchreibung unterliegen : Culmus teres.
striatus, glaber, folia lanceolato- linea-
— 199
-
. ria acuta, pilis raris adspersa, margine
. scabra, rachis pilosa, spicae alternae,
nec\ secundae, calices biflori aristati
hispidi. Ein Exemplar diefer Pflanze,
welches id) bon Herrn Profeſſor Hoft
in Wien aus dem botanifchen Garten
erhalten habe, weichet durch die Eul-
fie in etwas ab; die Bläfter find
naͤmlich breit, volfommen lanzerförmig,
mit einer meißen Mittelribbe bezeich-
net, unbehaart, und die Kelche mins
der rauh.
Asrostis, Wild. T..I. p. IL. linearis, fl,
375. bürfte noch beigefegt werden:
culmus basi decumbens,
Poa,.Willd. T. I. p. 2. fl. 392. amalulis,
Da die erhaltenen Exemplare volfoms
men find, fo glaube ich ſowohl Bei
diefer, als bei allen audern Pflanzen
diefes Gefhlehts, eigene Diagnofen
entwerfen zu müffen: Culmus semipe-
dalis et major, ex una parte sulcatus,
ex altera convexus, folia lanceolata li-
nearia, panicula ramosa, pedunculi bi-
dentati, spiculae octodecim et viginti-
200
Poa
J
florae, glumis trinerviis, quarum inferio-
res sensim cadunt, habitus brizae mediae,
coromandelica König, ift P. cyrosuroi-
des. Die Beſchreibung fiimme fo vol
fonımen überein, daß ich auch nicht ein
Wort beisufegen wüßte.
nutans, fl. 395. Radices plures longe
aequales, folia inferiora vaginantia amnia
glabra, culmus teres striatus glaber, pa-
nicula coarctata apice subnutans, pedun-
euli filiformes denticulati, spicule multi-
flore ante florescentiam adpressae, in
florescentia valvulis reversis undulantes,
glumae cartilagineae scabriusculae.
tenella, fl. 395. Caulis teres glaber,
Fasciculus pilorum ad exortum foliorum
caulinorum, et pedunculorum floralium,
panicula obionga capillaris subverticilla-
ta, pedunculi longi, scabri, spiculae
sexflores, floribus minutissimis nutanti-
bus, glumae pilosae.
viscosa, fl. 398. Caules plures ex una
radice cespitosa, geniculati, teretes, pi-
’ — 201
lis rarioribus adspersi praesertim pani-
culam versus; folia lineari- lanceolata.
Panicula brevis oblonga in florescentia
patentiuscula, pedunculi pubescentes,
spiculae inferiores tri quatuor florae,
‘ superiores octo decemflorae, glumae
pilosiusculae, culmi rigidi, demum vis-
cosi. Diefeg letzte Kennzeichen ift bei
ımferen getrockneten Exemplaren nicht
fennbar.
Poa interrupta König. Caulis primum pro-
stratus, demum adscendens, glaber, stria-
tus pedalis et altior. Folia graminea
vaginantia glabra, panicula coarctata,
verticillata, interrupta, verticillis infe-
N rioribus distantioribus, spiculae undecim
ad tredecimflores muticae, glumae ad
lentem scabriusculae. Der Name ent
fpricht diefer Pflanze viel beffer, als
bei agrostis interrupta, ich glaube alfo, .
daß er unverändert aufgenommen wer
den Fann.
Cynosurus, Wild, T. IF p. I. #. 417.
indieus. Um dem Beoabachter nicht
irve zu leiten, follte wenigfteng geſagt
202 täten’ | -
werben aristis brevissimis, denn es
find bloße gebogene aͤußerſt Furze Spi—⸗
gen des Kelchs, die kaum Grannen
genannt werden koͤnnen.
Aristida Wild, TI P» Iriauflen, 460.
histria,
— setacea. Die corolla basi lanata, von
welcher Reber ſpricht, if an unferen
Ezemplaren nicht ſichtbar.
Rotboellia, Wld. T. I p..ı..f. 464
Thomae. Könnte zu größerer Verſtaͤnd⸗
lichfeit der Befchreibung beigefeßt wer»
den; folia in cespitem congesta vaginan-
tia, hirsutissima, bipollicaria etc,
— laevis, fl. 465. wäre die Negerifche
Beſchreibung auf folgende Weife zu ers
gänzen: spica.articulata striata, calices
ad apicem marginati, striis duabus ro-
tati etc. .
— corymbosa, fl. 466. würde es beffer
heißen: spieis cilindrieis exeisis, stfia-
tis, flosculis alternis lateralibus.
— 203
Cenchnus racemosa, Lappago Wild. T. L.
p- 1. G. 487. ſtimmt ganz mit der
Befchreibung überein,
Andropagon cantantum, iſt ganz mif ber
Abbildung und Befhreibung Skuhr
“T. IV. p. 509. Tab. 342. überein»
ffimmend.
— barbatum. Chloris barbata Schwartz,
Unfere Pflanze unterſcheidet fi von
jener, welche Herr P. Skuhr T. IL
p. 344. und Tab. IV, pP. zı2. be
fohrieben hat, durch die bei Finne
und Schwarz angegebene Doppelte
Granne an der mannlichen Blume,
namlich auf jedem Bälglein m und n
eine; durch längere Wurzel ald Sten-
-gelblätter, welche auch durchgehende
kuͤrzer und ſchmaͤhler als bei der dorf
‚befchriebenen Pflanze find; endlich durch
einen ſtarken Haarbüfchel am Ausgange
bes Blattes aus der Scheide, an dem
angegebenen weißen ducchlichtigen Fleck.
‚Die von Hrn. dB. Skuhr befchriebene
Pflanze ift alfo wenigſtens eine merk⸗
wuͤrdige Varietaͤt.
204 ———
Andropogon prostratum Lin. no. 12. fl.
904. bet Muray, verdient eine aus—
führlichere Befchreibung, die ich bei
diefer wie bei folgenden nur fehr kurz
abgefertigten Grasarten, fo viel eg
nad) getrocfneten Exemplaren möglich
war, nach den eingefchickten Eremplas
ren enfworfen babe: Caulis prostratus
glaber, folia ensiformia margine scabra,
panicula connata racemosa, pedunculi
umbellato quinqueflori, flosculo hermo-
phrodito aristato, calices striati sca-
briusculi.
— schaenanthus Lin. no 15. fl. 904. Cau-
lis bipedalis et altior, teres, glaber,
folia vaginantia glabra, panicula’ race-
mosa, spicis pluribus in uno pedunculo.
conjugatis, quarum duae semper foliolo
aequalis longitudinis amplectuntur, ra-
. chis pubescens, flosculi ehren 'arista
bicolor tortuosa.
Holcus pertusus Lin. no. 13. fl. 906.
E congerie foliorum radicalium exur-
gunt caules plures geniculati, vaginis
foliorum fere ad apicem usque obtecti
—— 205
ſiliformes. Folia ad genicula caulis nu-
merosa, glabriuscula, margine scabra,
pilorum' congeries ligula loco. Spicae
digitatae vel solitariae, flosculi aristati,
glumae Äliatae ultra medium foraminulo
pertusae,
Apluda aristata Lin. no, 2. fl. 906. Cul-
mus ultra pedalis , teres, glaber. ‚Folia
lanceolata glabra, margine retrorsum
scabra. Spicae saepe plures »in. axillis
foliorum „ inferiores pedunculatae uno
alterove foliis praeditae, superiores ses-
siles,.- Rosculi hinc inde reiroflexi
‚aristati,
Ischaemum aristatum Lin. fl. 906.. Cau-
lis pedalis glaber teees geniculatus. Fo-
lia pilosa margine retrorsum scabrä,
Spicae distichae, rachis pilosa, flosculi
hermophroditi aristati, -
Manisuris myurus Lin. fl. 907. Caulis
prostratus geniculatus, ad genicula ra-
dicans, radicibus lanatis, foliosus, ra-
mosus. Folia vaginata pilosa. Spicae
terminales cylindricae, flosculi alterni.
206 —
Es folgen nunmehr die übrigen Pflan—
gen; mit ben Namen der Ueberſender bes
zeichnet; mo Diefelben etwas beigefchrieben
hoben, werde ich eg mit ben Buchſtaben
A. d. U. anmerken.
Dianthera malabarica. Justicia bica-
liculata Wild.
Gratiola lucida,
Piper nigrum.
Comelina vaginata
Spermacoce hirta, ift wahrfcheinlih Sp.
hispida, doch iſt dag Eremplar zu fehr
verdborben, um eg genau Sefinmen zu
fünnen.
Celastrus‘ emarginatus. |
Achyrantes polygonoides,
‚Celosia nodiflora, | |
— polygonoides.
IIlecebrum Javanicum,
Apocymum frutescens.
Hy drolea Zeylonica. |
Pharnaceum. distichum,
Giseki a pharnacioides, A
Pol y3 sonum barbatum,
Ocymum 'sanctum,
Polyga 1 Bas
Erythrina: corallodendron. Die Bemers
fung: von Lamark: staminibus corol-
lam. vix aequantibus ift unrichtig; bet
der» aufgeblühten Blume, fo groß fie
auch iſt, reichen bie Sapblaͤten weit
über fie hinaus.
Crotolaria retusa,
— numularia. Die unter diefem Namen
geſchickte Dflanze iſt ſehr von der bei
Her. P. Bild. T. IH. p. 2. fi 979.
befindlichen Befchreibung unterſchieden.
Dort heißt es: folia orbiculato ovata
obtusa brevissime petiolata, in nonml-
lis fere uncialia lanceolata obtusa, Pe-
dunculi uni vel biflori foliis quadrupla
longiores hirti; bei unferer Pflanze zei-
gen fi) hingegen folia reniformia vel
candato orbiculata ciliata, flores sessi-
les in axyllis foliorum minutissimi lu-
tei. Wahrfcheinlich eine neue Species.
Cortolaria pilosa; wahrſcheinlich ein
Schreibfehler, iſt C. hirsuta.
—- Anthylloides nobis. A. d. U. Sie fcheint
mehr zu C. sericea zu gehören; ‚ihre
Diagnofe könnte auf folgende Art ent
worfen werden: Caulis teres hirsutus.
. Folia alterna simplicea lanceolata acu-
minata, supra glabra, inferne pilis ru-
fescentibus sericea; stipulae, bracteae,
calicesque piloso -rufescentes, flores axi-
lares terminalesque. Die Kelche find
größer als bei irgend einer andern Art.
Phoseolus lunatus.
— trilobus. Folia inferiora ternata ovata
integra , superiora duobus lateralibus
lunatis, medio triangulari, nec trilobo.
— radicatuss Ulundu Tam, Tota planta
hirta.
Dolichos capftatusz iſt ein Schreibfehler,
und fol; D. gladiatus heißen. |
Glycine tomentosa. Stimmt mit der Bew
fchreibung bei Hrn. Bd. Willd. Sp. Pl.
T. II. p. 2.:p. 1061. nicht überein,
ift aber in einem zu ſchlechten Zuſtan⸗
de, um genau befchrieben zu werden.
Cylista scarlosa. Character generalis
“non quadrat. U 6.0. Diefe Anmer
fung ift volfommen gegründet, denn
der Kelch ift Eleiner, als die Blume,
und deffen - oberer Theil länger,- als
der ımtere, folglich gerade das *
theil der Definition. |
Cytisus Cajan. Da dag überfihidte Erems
plar ſehr vollftändtg iſt, fo erlaube ich
mie die Befchreibung nach demfelben zu
ergänzen: Folia ovato - lanceolata mol-
Jissima, 'supfa viridia subtus albicantia,
intermedio longius petiolato., flores axil-
lares terminalesque longe petiolati, Pi
tioli calycesque pubescentes,
Aeschinomene Sesban. variet, Rerzii
Y. d. 4. legumen longissimum, °: 2 9.
sro —
Hedysarum villosum nobdis. Parodda
parogy Mart. 3, 96. Zeylonae, legu-
men compressum uniloculare bispermum.
4 d.U. Von der Beſchreibung bei Hrn.
P. Willd. meichet es ab: Tacemis
axillaribus fohis brevioribus,
Galega maxima. Folia non sunt glabra.
Psoralia corylifolia. Folia ovata repando-
dentata, flores pedunculati thyrsoidei
saturate lutei,
Trifolium indicum.
Trigonella Foenum graecum. Ein Haupt—⸗
Ingredienz in der Corry. A. d. U.
Galedupa pungam. Heder Lamark.
Aethulia divaricata.
Artemisia maderaspatana. Caulis non est
‚procumbens.
Eclipta latifolia,
A rum —
Guettarda speciosa. Folia obverse ovata.
Sig 211
Phylanthus debilis; nobis. P. niruri affi-
nis. U. d. U. Flores in axillis folio-
rum breviter pedunculati, capsula quin-
“quepartita poly$perma.
— Emblica,
Cicca disticha. Arbor ad classem Dioeciam
potius quam Monoeciam referenda. A.
d. U. Flores in ramulis numerosi pe-
dunculati, pedunculis filiformibus. Fo-
lia inferiora inter flores orbiculata, de-
inde ovata obtusa, ultima lanceolato - 4-
cuminata, alia integra, plura subcrenata.
Acalypha virginica. Iſt A. indica, in-
volucris cordatis crenato- incisis, foliis
ovatis, crenatis, pubescentibus, longe
petiolatis,
Croton aromaticum,
Sterculea foetida,
Smilax pseudo China,
Trevia nudifora Lin. Attupomarussu Tam,
Dioecia polyandria nobis. 9. d. U,
Ophioglossum scandens,
O 2
212 —
Acrostichum heterophyllum.
— aigitatum.
— scandens ?
— calomelanos.
Aspleniu Mn nidus,
Polypo dium phymatodes. ‚Batavia.
— dichotomum, |
-Ly copodium cernuum,
— canaliculatum. |
we plumosum,
Fucus, sp. nov. nobis siliculoso proximüs,
A. d. U. mucro ad fructificationes nullus.
— cartilagineus.
— punctatus nobis.
— an Lychnoidess, ‚No. 24. in Herb,
nostro.
—
— 213
We
X.
Auszug aus der Rede des Herrn Ca:
ſpar Georg Carl Reinwardt, ordents
lichem Lehrers der Chemie, der Bo—
tanif und der Nakurgefchichte bei
der hohen Schule zu Hardervic in
Holland, de ardore, quo historiae
naturalis , et imprimis Botanices
cultores. in sua studia feruntur.
Dom Hrn. Hoffammerfefreräe von
Braune.
Na diefe Mede- vielleicht Noch nicht allent»
halben befannt und zu finden ift, da der Ge—
genftand , welcher-in felber abgehandelt und
erklärt wird, Botaniker inferefficren muß, da
fie fehe viele fchöne Bemerfungen und Wahre.
heiten enthält, wodurch der Nicht- und Ans
fi- Botanifer den Einfluß, welchen dag Stur-
dium der Taturgefchichte, infonderheit der
Botanik, ſowohl in Hinficht auf die koͤrper⸗
liche Wohlfahrt der Menfchen, als auch in
Betreff der Bildung des Geiftes und der Be-
{
214 _
förderung der Humanität und Moralität hat,
beffer Fennen Fann, die Würde und den Werth
derfelben mehr fchäßen muß, und daher auch
bie Anzüglichfeit, den Neiz des Studiums
ber Naturgefchichte, infonderheit der Bota—
nik, und die Anhänglichfeit und den Eifer,
womit die Verehrer und Freunde diefer Wifs
fenfchaft ihren Studien ergeben find und ob—
liegen , befjer begreift und richtiger beurs
theilt, und wodurch auch der angehende Nas
£urforfcher mit den Verhältniffen feines Stus
diums, mit den Kigenfchaften und Unterneh»
mungen, bie beffen Erlernung erfordert, nd»
ber bekannt wird; endlich, da dieſe Rede
manche Beſtaͤttigung und manchen weitern
Beweis meiner Bemerkungen uͤber
den Nutzen und die Nothwendigkeit
des Studiums der Botanif enthält,
und gleichfam das Nebenftück zu diefem Auf-
ſatze ausmacht, fo brachte ich das Wefentliche
diefer Rede in einen Auszug , und glaube,
daß derfelbe Freunden und Anfängern der
Botanik nicht ganz unmwillfommen feyn werde.
“.. Hr. Reinwarbdt bemerft im Exordium
biefer Nede, welche er beim Antritt der ches -
mifchen, botanifchen und naturhiſtoriſchen Pro«
v
— 215
feſſur an der hohen Schule zu Hardervie am
10. Jun. 1801 oͤffentlich hielt, daß eg, wie
Epicur fagt, drei Wege gebe, auf welchen
man zur Erkenntniß der Dinge und der Wahrs
heit gelangen koͤnne. Es gebe nämlid) 1)
Menſchen, die aug eigenem Antriebe fich.
emporfchwingen; 2) andere, die fremder Hüls
fe bedürfen, und feinen Schritt thun würs
den, wenn fie nicht einen VBorgeher hätten,
dem fie aber treflich nachfolgen ; und 3) noch.
andere, die nicht nur einen Führer, ſondern
auch fogar Jemand bedürfen, der fie unters
fiügt, und gleichfam zwingt, fich auszubilden,
und nüglic) und berühmt zu werden. Dbs
fhon alle diefe drei Wege zum nämlichen
Ziele führen, fo fei der dritte doch minder
erhaben und lobensmwürdig, als die beiden
übrigen; der sweite habe zwar große Mäns
ner aufzumeifen, die ihn giengen, alleın der
erfte fei von allen bei Weitem der fchönfte,
und derjenige, welchen die größten, regſam⸗
fen, und zu geoffen Unternehmungen fähig.
ften Genie gewählt haben,
Wenn man die Gefchichte der Gelehrten,
welche fich in den verfchiedenen Wiffenfchaf>
ten augzeichneten, durchgehe , fährt Herr
216 —
Reinwardt fort, fo finde man zwar im
jeder. groſſe und wackere Befoͤrderer derſel—
ben; allein, es zeige ſich auch, daß der Ans
fang, die Erweiterung, und jede Verbeſſe—
rung. oder. Reform einer Lehre durch jene
bewirft worden fei, die mit einem mittelmaͤſ—
figen Ruhme nicht zufrieden waren, fondern
von einem heftigen Eifer angefrieben, den
böchften Grad zu erreichen firebteu; ja, die
nicht damit zufrieden waren, die Wiffenfchaft,
welche fie kultivirten, nach ihrem ganzen
Umfange zu kennen, fondern die Nur dann
erft Etwas geleiftet zu haben glaubten, wenn
fie die Arbeiten des Vorwelt durch weitere
Entdecfungen vermehrt haben würden.
Obſchon alle Wiffenfchaften dergleichen
Männer aufzuweiſen haben, fo feien doc
jene, bie der Naturgefchichte fi) widmeten,
die fcharffinniaften und eifrigften; denn, ob-
wohl Talente und Fleiß zu jeder Wiffenfchaft,
um in felber fich auszuzeichnen, erfordert
werden, fo habe bie Naturgefchichte doc) dag
befonderg eigen, daß jene, die fie Fultivi-
ren, eine ausdauernd unerfchütterliche , alle
Mühe und Befchwerlichkeiten erduldende
Standhaftigkeit beſitzen müffen. Einige Wif
— 217
I
fenfchaften vertragen fih fehr wohl mit einem
gemächlichen Leben und mit dem Genuffe aller
Bequemlichkeiten ; man koͤnne fie im Zimmer,
in. feiner Heimat, unter den Freuden des
häuslichen Lebens, und mitten im Zirkel ſei⸗
ner Freunde und Berwandten fultiviren; als
lein das Studium der Naturgefchichte erheie
fehe die Entfanung aller diefer Dinge; fie
offenbare ihre Drafel nicht an jedem Orte,
ihe Tempel fei das Univerfum, und man
müfe ihn betreten, ihn durchwallen , wenn
man die Wunder und all die Werke der Nas
tur fennen lernen wolle. *) Und obfchon
*) La Botanique , fagt Fontenelle in folgender
Etelle, welche fich Hr. Reinmwardr zum Mor:
to gewählt hat, ſchoͤn und wahr; n’est pas une
science sedentaire et pareseuse, qui se puisse
acquerir dans ſe repos et dans l’ombre d’un
cabinet comme la geometrie et PHistoire; ou
qui tout au plus comme la Chimie, l’ Anato-
mie et l’Astronomie ne demande que des oc-
cupations d’assez peu de mouvement, Elle
veut que l’on cure les möntagnes et les fo-
rets, que FPon gravisse contre des rochers
escarpes, que l’on s’expose aux bords des
precipices, -Leur seuls livres, qui peuvent
nous instruire A fond dans cette matiere, ont
218 —
man bald liebliche Wieſen, lachende Fluren,
und weithallende Thaͤler durchwandeln, bald
ſchrofe Felſen, und faſt unzugaͤngliche Berg-
kuppen erklimmen, bald das unſichere Meer
durchſchiffen, bald am aͤuſſerſten Ende der
Erde die ewig mit Eis und Schnee bedeckten
Gegenden der Pole durchwandern, bald un—
ter dem brennenden Syrius zwiſchen den
Wendezirkeln in der Mitte der Erde obliegen
muͤſſe; ſo koͤnne doch keine Gefahr die Be—
gierde, Naturkoͤrper zu ſammeln und zu beob⸗
achten, vernichten, fo bleibe doch immer der⸗
felbe frohe Muth. Doch was wird, fragf
Hr. Keinwardt, hiedurch bezweckt? Wo»
zu nüßgt ed? da bie Naturforfcher von al den
vollbrachten Arbeiten Faun einen andern Lohn
ärndten, als einige felbft eroberte Natur-
produfte, die in den Augen der meiften Mens
fchen feinen Werth haben: denn zu Neich-
thümern führt das Studium der Naturges
fchichte felten. Was ift daher jener groffe
Eifer der Naturforfcher, womit fie ihre Wif
fenfchaft Fultiviren? Woher koͤmmt jene Uns
ete jettes au hazard sur toute la surface de
la terre et il faut de resoudre A la fatique et
au peril de les chercher et de les ramasser.
en.” 21%
erfchtodenheit für Gefahren, jene Gebuld
in Ertragung derfelben ? Wie geht es zu,
daß jene, im welchen einmal diefer Hang
rege gemacht worden ift, auf Feine Weife
mehr von dem Studium der Naturzefchichte
abwendig gemacht werden fünnen? Da man
hingegen von andern Wiffenfchaften und Küns
ſten Beispiele hat, daß Jünglinge jene Gtus
dien, zu welchen fie von ihyen eltern bes
ſtimmt wurden, nachdem fie erwuchfen, wies
der verlaffen haben: dieß habe ſich bei dem
Studium der Naturgefchichte noch nie ereig«
net, vielmehr fei eg ſchon fehr oft gefchehen,
daß Diele ihre vorigen Studien verlieffen,
und fich dem Studium der Naturgeſchichte ſo
fehr widmeten, daß fie durch Eeine Gefahr
Davon abgefchrecft werden konnten, fondern
ſogar durch ihre eigenen uoch eifriger dem—
felben anhängen. Hr. Reinwardt führf
fich felbft als Beifpiel an, und ergreift num
die Gelegenheit von dem Feuereifer, womit
die Naturforſcher, und vorzüglich die Bota⸗
nifer, ihrer Wiffenfchaft obliegen, mehr zu
ſprechen; erfilich fuchte er die Zweifel, Die
einige an der Wahrheit biefes Satzes noch
haben mögen, und von der mwirkliden Exi⸗
ſtenz diefes befondern Hanges und Eifers
220 —
nicht überzeugt find, durch folgendes Argır
ment zu heben; er bemerit nämlıch, daß die
Tendenz der Nakurgefchichte darin beſtehe,
alle Thiere, DVegetabilien und Mineralien,
die es giebt, und irgendwo gefammelt wur
ben, zu kennen, zu befchreiben, und andern
kennbar zu machen, damit der Nutzen, wel—
den man davon erhalten kann, allgemein
befannt und ſchaͤtzbar werde. Hieraus ers
helle nun, fagt Hr. Reinwardt, melde
Mühe die Sammlung der Naturkoͤrper, wel
hen Scharflinn die Beſtimmung der ſicher—⸗
ſten Kennzeichen, damit. die. befchriebenen
Naturkoͤrper auch von andern, die fie fin-
ben, gekannt werden, erfordere. Da alle
Naturprodukte nicht an einem Orte zu finden
feien, fondern jede Zone, die hoͤchſten Gi-
‚pfel der Berge, die Wälver, ſelbſt die Ties
fen des Weltmeereg und die Eingemeide der
Erde ihre eigenthümlichen Produfte enthals
fen, fo verfiehe eg ſich, dag man alle diefe
nicht in feinem Vaterlande, und blos in an-
genehmen Gegenden: finden koͤnne, fondern
daß auch befchmerden » und gefahrvolle Drte
zu befuchen feien, wozu viele Beharrlichkeit
in feinem Borhaben, und Anfivengung koͤr⸗
perlicher Kräfte erfordert‘ werde. Obſchon
221
es innerhalb ben Gränzen des Naterlandeg
Vieles gebe, was noc gekannt zu werten
fehr verdiene , und die Aufmerffamfeit- der
Nraturforfcher erheiſche, deſſen Kenntnik fie
ſich fogar vor allen übrigen Dingen verfihaf-
fen follen, fo fei doch Feine vollfiändige Ge—
ſchichte der Natur zu erwarten, wenn nicht
auch ihre übrigen auswärtigen Schäge auf⸗
gefucht werden. Es haben zwar, fagt Ar.
Keinmwardt, viele bewundernswuͤrdige
Männer Vieles fchon geleiftet, und doch fei
nıcht wenig noch übrig, wodurch die Natur—
gefchichte vermehrt und vervollfommnet wers
den fönne, und gleichwie alle Dinge, die
zur menjchlihen Wohlfahrt Etwas beitragen,
Arbeit und Fleiß erheifchen, aber durch Augs
dauer und Anfirengung fehr viel geleiftet wer;
den Eönne, eben fo verhalte es fich mit dem
Studium der Naturgefchichte, wovon die ber
treffenden Schriften und Müfaen den ficher>
fien Beweis enthalten. Wenn man nun bes
denfe, daß nod) heut zu Tage neue Entdes
> Fungen in den 'entfernfien Gegenden der
Melt gemacht werden, und daß das ſchon
Bekannte noch immer beſſer erflärt und aus
gearbeitet werde, fo muͤſſe man befennen;,
dag dieß ohne herfulifche Arbeit nicht gelei⸗
ftet werben koͤnnte, und daß jeder dieſer Mäns
ner, deren Namen in der Naturgefchichte
befannt und berühmt geworden feien, mit
einem gewiſſen, unglaublich groffen Eifer für
ihr Studium begabt geweſen feyn mußte.
Es habe daher auch Feine Wiſſenſchaft fo
viele ihr Beflieffene, als die Naturgefchichte
aufzumeifen, welche wegen ihres Studiums
in die größten Gefahren geriethen , oder
wohl gar aus Eifer für felbes während befs
fen Eultivirung den Tod gefunden haben, ja
die, was noch mehr zu bewundern fei, und
beinahe allen Glauben überfteige, deſto meh»
rere Verehrer erhicht, je gröffer die Zahl
derjenigen ward, welche durch fie zu Grunde
giengen.
Hr. Neinwardt führt das Beifpiel
des Plinius an, der befanntlich dem Cras
ter des Veſuvs fich näherte, algderfelbe eben
eine vulkaniſche Evolution auswarf, und
Plinius dort umkam. Da eg zu weitlaͤu⸗
fig feyn würde, alle jene Naturforfcher zu
nennen, und ihre Schickſale zu erzählen,
welche aus Liebe und Eifer für ihr Studium
zu Grunde giengen, fo Ichränfte fih Here
Keinwardt auf die Botaniker ein, deren
Anzahl aber ebenfalls fo groß iff, daß fie
nicht alle angeführt werden koͤnnen; daher
er nur jene nannfe, die fic) durch einen vor
züglihen Grad von Enthuſſasmus für die
Kräuterfunde auszeichneten, nämlih Clu—⸗
fiug, der dag Civilrecht hätte fiudieren fol
len, aber eine folhe Neigung zur Naturge>
fchichte, befonders für Botanik befaß, daß
er feine vorige Beftinnmnng aufgab, fi) blog
dem Studium der Naturgefchichte widmete,
Neifen durc ganz Europa unternahm, durch
den Sturz von .einem Pferde ſich ein Bein
brach, dadurch hinkend ward, feldft in feinem
Alter noch nad) Leiden in Holland gieng,
und bis an das Ende feines Lebens feiner
Wiffenfchaft eifrig ergeben war; Elutiug,
der, um den Garten zu Leiden zu bereis
chern, nicht nur einen groffen Theil von
Europa, die Pyrenaͤen und die dufferfien
Grangen von Spanien durchwanderte, fürs
dern fogar nach Afrika gieng, und dort dreis
mal gefangen und geplündert wurde; ferner
Gesner, Bauhine, Scheuczer,
Haller und andere, welche allen Bequem—
lichfeiten des Lebeng entfagten, und auf den
Alpen theils ihre Geſundheit fchmächten ,
theils fi) der Gefahr, ihre Leben zu yerlie
224 —
ven, preiggaben; denn, was ift wohl be
jhwerlicher, fagt Ir. Neinwardt, was
gefährlicher, als eine Reiſet nach den Alpen,
wo Alles, was die Natur Rauhes und Bes
ſchwerliches hat, vereinigt iſt, wo man Hun⸗
ger, Durſt, Sonnenhitze, Kaͤlte, Ungeſtuͤnm
des Wetters, Beſchwerlichkeiten der Wege,
und unzaͤhlige Lebensgefahren zu bekaͤmpfen
und zu beſiegen hat; und doch erklimmt, wie
Hr. Reinwardt weiter bemerkt, der Bor
taniker die ſteilſten und fürchterlichften Bers
ge und Felfenkuppen, ift dabei entzuͤckt, und
hält fich für überaus gluͤcklich, wenn er dort
eine neue Pflanze findet. Sa, kaum erblickt
er auf einem entgegenflehenden Felfen ein
feltenes Gewaͤchs, fo ſucht er etwa durd) eis
nen Sprung über die vor ihm liegende Schlucht
babin zu gelangen , und verwunder fich oder
glurfcht aus, und fällt in eine Felfenfpalte
hinab. Nun glimmt er mit fchwanfendem
Zuße wieder empor, und hält fih an Ge
ſtraͤuchen feſt; allein ihre Wurzeln werben
los, und er flürzt in den Abgrund; dennoch
fucht der Botaniker, fagt Hr. Neinwardt,
diefe gefahrvollen Drfe vor, andern auf, und
zwar darum, weil'er dort das Meifte findet,
und ruft endlich aus: o wunderbarlides Stw
fe
dium der Pflanzenkunde, mit welch einer
Begeifterung treibft du deine Befliffenen um-
ber! ”) *
Eben jener Enthuſiasmus war es, be—
merkt Hr. Reinwardt, der jenen edlen
Juͤngling, welcher eine Exkurſion nad; den
ſogenannten baierſchen Alpen unternahm,
zwiſchen unwegſamen Felſen⸗Schluchten ums
Leben brachte. **)
*)
rl &
Quinam labores, ſagt ſelbſt Linhe, quaenam
scientia taediosigr et durior esset Botanica,
nisi singularis aliquis et incantatus ,. nescio
ipse qualis, amer nos saepe in hoc studium
taperet, ut .plantarum amor saepe superet
amorem nostri ipsians, O bone’ Deus! dum
äspicio fata Botanicorum an sanos vel insanos
in pläntas eos dicam, haereo profecto ! —
Siehe Crit. Bot. p. 82.
* Diefer unglücliche junge Mann, und Freund
der Pflanzenkunde, hieß Franz de Paula
Bihler, und war der Sohn des Galzburg:
Hofkammerraths und Hofkammerprokurators
Pichler; er ſtuͤrtzte über eine Felſenwand
am Untersberg, und wurde todt gefunden. In
Hrn. Dr. Hoppe's ir chen Taſchenbuche
226 ._
Obſchon nun die botanifchen Meifen
burch Europa, fährt Hr. Neinwardt in
feiner Rede fort, einen feften und zu Ers
duldung aller Befchwerlichkeiten gefaßten
Muth erheifhen, fo find fie doch minder
befchwerlich, als jene in andere Welttheis
le, wenn man al jenes beherziget, was
in diefen entlegenen Gegenden der Welt oft
zufammen wirft, um ben Neifenden zu Gruns
de zu richten. In dem cultivirteren Europa
trift man überall Gaſthoͤfe, Freunde der Fit»
teratur und deg nemlichen Studiums, dag
man cultivirf, von welchen man freundlich
und gefällig behandelt wird. Man erhält
leichter Briefe von feinen Freunden und
Verwandten, und auch Unterflügung. Auf
Alpen trift man Hütten, deren Bewohner
gaftfrei, bieder und gutmüthig, und von
welchen man freundlid) aufgenommen wird,
wo man frifche Milch zur Erquicfung und
ein Streulager zum Augruhen der muͤden
auf das Sahr 1799 findet man Geite 89 eine
umfiändliche Yrachricht von feinem Echickfale,
und im sten Stuͤcke des ıften Sahreanges der
botanifchen Seitung eine Skizze feiner Biogra⸗
phie. Braune.
— 227
Glieder findet, und das Bild wahrer menfchs
licher Glüsffeligfeit in dem Volke, das mit
Wenigem vergnügt zu leben weiß, erblicet,
Allein alles diefes vermißt man unter den
wilden Voͤlkern, und es wird zu einer Neife
dahin Standhaftigfeit, eine fehr feſte Ge
fundheit, Entfagung aller Bequemlichkeiten,
Unverzagtheit in den auszuſtehenden Mühfes
ligfeiten und Gefahren, und der hoͤchſte
Grad von Feuereifer, jedes Unternehmen
auszuführen, erfordert. Denn befanntlich
ift man tödtenden Seuchen, unerträglicher
Sonnenhige, anhaltendem Regen, der Vers
folgung von ftechenden Inſekten, auch ber
Gefahr von giftigen Schlangen gebiffen, von
Raubthieren zerriſſen und von den Bilden,
welchen man ganz überlaffen iff, geplündert
zu werden, täglich ausgeſetzt. *) Wer eine
Reife in andere Welttheile unternehmen will,
N Aublet, Jaquin, Thunberg, Vail—
lant, Swarz, Commerſon, Des—
fontaines, Riche, Bruguier, Bil—
lardiere, die beiden Forſter, König,
Sonnenrat, Banks, Solander,
£oureiro, Ruiz, Pavon, Maffon,
. und noch Andere, haben dies aus eigenen Err
fahrungen beſtaͤttigt. p
2
228 —
der muß daher einen ſtarken Koͤrper, eine
von allen Gebrechen freie Geſundheit, einen
maͤnnlichen, unerſchrockenen, frohen Muth,
Thaͤtigkeit, und die ſchaͤrfſten Sinne beſitzen;
er muß ſie mit Eifer antreten, nicht mit je—
nem, der zu den gewoͤhnlichen menſchlichen
Unternehmungen erfordert wird, auch nicht
mit jener Begierde, die andere Menfchen
antreibt, die entfernten Weligegenden zu
beſuchen , namlich mit der Begierde Schaͤtze
zu ſammeln; denn der Muth dieſer Men»
fhen wird von der Hofnung Reichthuͤmer zu
erobern aufrecht erhalten; allein zu botanis
fchen und naturhiftorifchen Neifen ift ein
Hang erforderlich, der über alles dies ers
haben ift, der aus fich ſelbſt wirkt, von ſich
ſelbſt entfieht, und durch Feine Geld» und
Habfucht gereist wird.
Diefe Berhältniffe, wozu noch der Um»
ftand kommt, daß viele Bekannte und Freun-
de dem Botaniker durch Schilderung der Ge⸗
fahren von der Reiſe abzuwenden ſuchen,
und andere, die an ein gemaͤchliches Leben
gewoͤhnt ſind, und keinen Sinn fuͤr Wiſſen⸗
ſchaften Gaben, ein ſoiches Vorhaben foger
lächerlich und toll finden, ſetzen eg hußer
— — 229
allen Zweifel, daß ein hoher Grad von Vor—
liebe und Eifer für dag Studium der Botanik
erfordert werde, wenn der Pflanzenforſcher
ungeachtet aller diefer Muͤhſeligkeiten und
Hinderniffe dennoch auf feinem Entfchluffe
beharyt, Ei eine Neife um die Welt unteys
nimmt, Hr. Neinmwardt führt, als Bes
weiſe, daf daß es Botaniker gab, die von
einem folchen Enthufiasmug befeelt, Neifen
in die neue Welt unternahmen, die Begeben«
beiten und Schickfole Aublets, Bani—⸗
fters, Blumiers, Margrafs, Rhee—
dius und Rumphs an; erfter wagte fich
in die Wälder von Gujane, der zweite ſtuͤrz—
te in Virginien von einem Selfen, und Fan
dadurch um, der dritte gieng dreimal in die
neue Welt, und fam glücklich zurück, doch
als er das vierte Mal dahin eöifete ; fand
er dort fein Grab. Margraf war ebens
falls nicht damit zufrieden fih in Amerika
Naturprodufte gefammelt zu haben, fondern
gieng auch noch nach Afrifa und Fam dorf
um. Rheedius, der ſich durch feine Tha⸗
ten in Dftindien den größten Ruhm erwarb,
war nicht damit zufrieden, er brannte von
Seuereifer das Studium ker Botanik zu bes
fördern, fammelte, befchrieb und bildete die
230 —
Degetabilien ab, welche in ganz Malabar
wachfen, und fparte hiebei feine Arbeit und
Koften. Rumph, welcher nad) Hrn. Rein.
wards Meinung der Indifche Plinius ges
nannte zu werden verdienet, wendete alle
Zeit, die ihm von feinen Militär- und ans
dern öffentlichen Gefchäften übrig blieb, das
zu an, die Hügel und Ufer der weiten ns
fel Amboine zu durchſtreifen; er ertrug al—
les Ungemach und die brennendfte Sonnen
hitze, um nur alle dort twohnenden Vflanzen
genau kennen zu lernen; allein dag blenden-
de Licht der brennenden Sonnenftrahlen, und
der Staub, waren feinen Augen fo nach
theilig, daß er in Furzer Zeit blind warb.
Doc felbft in diefer unglücklichen Lage fuhr
er fort fein Werk zu vollenden. Er fol
nämlich eine folche Liebe zu den Pflanzen
und eine fo große Erfahrenheit befeffen
haben, daß ex diefelben durch das Anfühlen,
aus dem Geruch und Geſchmack zu erkennen,
ihre Eigenfchaften gu unterfuchen, und Ans
dern mifgutheilen im Stande mar.
Dieg find, fagt Hr. Reinwardf, nur
einige wenige Beifpiele, welche jedoch ſchon
den befondern Eifer und die Anhänglichkeit
ber Botaniker an ihe Studium bemeifen.
— 251
Noch find unzaͤhlige übrig, welche theils in
Schriften: aufgezeichnet zu finden find, theils
die heute zu Zage noch lebenden Botaniker
geben. : Hr. Neinwardt fab fidh wegen
Befchränftheit der Zeit gensthigt, diefe in
feiner Rede zu übergehen, doch Eonnte er
es nicht unterlaffen, noc zwei Männer zu
nennen, und zwar wie er bemerft, aus Bes
mwunderung, die er. fiets gegen fie fühle,
und aus Hochfchägung ihrer Verdienſte, die
fie fih um die Naturgefchichte erworben ha-
ben, nämlich Linne und Tournefort,
wovon le&terer die ganze Kräuterfunde, und
erfterer nebft diefer auch die übrigen Theile
der Naturgefihichte mit feinem Genie ums»
faßte, fie in Ordnung brachte, veformirte,
und ihre eine wiffenfchaftlichere Form gab.
Deide hatten von jugend auf einen natür
lihen und gleichfam vom Himmel eingeflößs
ten Trieb zur Botanif; beide waren von ih—
ren eltern für eine ganz andere Wiſſen⸗
fchaft , nämlich zum Studium der Theologie
befimmt, und wurden, als fie miderfireb-
ten, fogar gezwungen, demfelben obzuliegen;
doch die Natur behielt den Sieg, und re
tete beide. jeder hatte fich zum Zwecke feis
ner Arbeiten die Reform und Verbefferung
feiner Wiffenfchaft feftgefegt, und jeder er
reichte ihn. Tournefort durchwanderte
die Höhen der Alpen, die dichten Forfte und
Pyrenaͤen, Spaniens Höhlen, Portugals
Heiden, Englands Hügel, erforfchte bie Ge
beimniffe der Natur unter Aliens wilden
Völkern, und flürzte fi) in taufend Gefah—
ven. Linneé durchreifete Lapplands Eisge—
filde, lebte unter einem Volke, deſſen Sit-
ten und Sprache ſchon Schauder erregen, und
erduldete alle Beſchwerlichkeiten, welche die
Natur dort ſchuf, um die letzten Produkte
ihrer hier verarmten und erſchoͤpften Macht
zu ſammeln. Tantus amor fiorum I — Fürs
wahr, wenn Jemand an dem Eifer der Na⸗
turforſcher zweifeln follte, der lefe und er
wage nur Linnés Leben und Thaten, mwels
cher unter allen berühmten Männern mit
den meiften Widermärtigfeifen zu Fämpfen
hafte, und fich doch den größten Ruhm von
der Melt erwarb; denn feine Eltern waren
feinem Kieblingsftudium abgeneigt, umd feine
Gluͤcksumſtaͤnde fehr befchränft ; er Eonnte-
toegen Armuth die Schulen und afademifchen
Porlefingen nicht befuchen *), hatte wenige
\
) Er trug Kleider, welche andere abaenust und
5
— 233
Gefaͤhrten ſeiner Studien, Muſter gar kei—
nes, und noch andere unzaͤhlige laͤſtige Um—
ſtaͤnde zu ai die er alle fo glücklich
überwunden bat, daß man beinahe fagen
kann, Armuth fen weit tauglicher für die
Cultur der Wiffenfchaften, als großer Reich.
thum,
Sp groß nım Linnes Eifer für dag
Studium der Naturgefchichte war, eben fo
groß war diefer, Eifer auch bei jenen, bes
merkt Hr. Reinwardt, in melden er
durch Linnés Beifpiel erweckt worden war,
und fie hinriß. Wie viele von feinen Schü-
lern giengen nicht in alle Gegenden der Welt
hin, und hielten eg für den ſchoͤnſten Lohn
abgelegt hatten, und fliekte fich Die alten Schu:
he mit Bauınrinden, damit ihm nichts zu feis
nen botanischen Erkurfionen fehlte Stöver
in £innes Lehen, I. Band, Seite zu. Und in
der Rede, de peregrinationum intra patriam
necessitate, ruft er felbfi aus: „gratias tibi
Deo optimo ago, quod in vitae meae cursu,
inter gravissima paupertatis onera et alia quae-
vis incommoda ,„ auxilio tuo mihi.semper ad-
fuitti. x ie
234 —
ihrer gefahrvollen Neifen, wenn fie etwas
Neues an Linne abſchicken, oder, wenn
fie glücklich zurückfamen, in feinem Mufeum
‚aufftellen Eonnten *), oder im Stande waren
ihren damals fihon alten Lehrer durch an—
dere Erzeugniffe feiner Studien ein Vergnü-
gen zu machen! Und wenn Linne ben
Manen jener, die unter ihren Arbeiten er»
lagen, ein Dpfer brachte, ihre Verdienſte
in feinen Schriften rühmte, und wenn ihre
Namen mit dem feinigen unfterblid wurden,
fo war dieg für Andere fo aneifernd, daß fie
durch jene traurigen Beifpiele nicht abge:
*) Yon Linnes Schülen gieng Ternſtroͤm
nach China, Hafelguift nah Palaͤſtina,
Forskaͤl nach Arabien, Loͤfling nad Spa;
nien und Amerika, welche alle in dieſen Lanz
dern , während dem Etudium der Natur, ſtar⸗
ben. Glücklich hingegen Fam Kalm aus Ame -
rifa, Zoren aus Malabar, Osbeck aus
China, Thunberg aus Japan, Sparmann
aus China, Ebendieier und Solander
von der großen Reife um die Welt mit Cook
zuruͤck. richt minder find die Namen anderer
Schüler Linnés, ald Schreber, Fabri:
eius, Ehrhardt, Siefefe, Murray,
Ferber 2. bekannt.
— 0.35
fchrecft wurden, fondern vielmehr mit neuer
Anfivengung fich beftrebten, eben dieſen Ruhm
fi) zu erwerben. *)
Hr. Reinwardt siebf nun die Urſa—
che an, welche diefen Feuereifer bewirken;
er bemerkt erftlih, daß die Erlernung jeder
Miffenfhaft Nugen und Vergnügen gewähr
re, daß der Menich von Natur dazu geftimme
fei, den Grad feiner Gluücffeligfeit nach
der Zahl der Freuden, die er genießt, zu
"meffen. Nur dem Menfchen fei die Ver—
numft gegeben, wovon alles Schöne, alles
Nühmliche herrübre, wodurch der Menfch im
Stande fei, Alles zur bewundern, und wah—
re Glückfeligfeit zu genieffen, welche im Ver⸗
gnügtfeyn befiehe ; auch habe der Schöpfer,
welcher den Menfchen mit Vernunft begabte,
*) Möchte es doch ein Botanifer über fich nehmen,
ein Martyrologium oder Legende aller Martyrer
des Studiums der Botaniker zu fehreiben. Es
würde diefe Schrift, wie ich dafür halte, ein
wichtiges Aftenftück zur vollkommenen Gefchichte
dieſer Wiffenichaft ſeyn, und für Botaniker eine
intereffante und erbauliche Lektuͤre abgeben.
Braune.
—
236 —
dieſe mit dem Vermoͤgen, Alles zu bewun⸗
been, aus dem Grunde verbunden, um dieſel—
be fiätg mit ihrem Zwecke befchäftige zu er⸗
halten. Was ıft aber wohl mehr im Stans
de, fragt Hr. Reinwardt, unfere Be
munderung zu erregen, als dag Univerſum
ſelbſt, in welchem wir ung befinden? Ge-
wiß! wenn wir Vergnügen ſuchen, fo fin
den wir eg in der Betrachtung der Natur!
Unfere Bewunderung wird buch Abwechs—
lung, Neuheit, Menge, Groͤſſe und Dos
fommenheit der Dinge beiwirft, und wo fins
det dieß alles mehr ſtatt, als in der Natur?
ja fie enthält die. zahlreichſten Anlaͤſſe zur
Bewunderung, nnd daher auch die reichefte.
Duelle der Freuden, nach welcher die Nas
turforſcher mit folder Begierde verlangen. °
- Serner bemerkt Hr. Keinwardt, daß
Menfchen, die eine von jenen Wiffenfchafs
ten fich wählen, welche durch bloffes Lefen
und Nachdenken erlernet werden, in ihrem
Studierzimmer verfchloffen, unter flaubigen
Büchern ihre Leben zubringen mäffen, und,
während fie ihren Geift ausbilden, bleich und
Eränfliche werden; allein, ganz anders ver⸗
halte es ficdy) mit dem Studium ber Raturges
ee. 237
fchichte, und infonderheif mit der Pflanzen:
kunde, diefe erfordere oͤftere Ercurfionen
und Reifen, wovon jede mit einer Annehnt-
lichEfeit verbunden fet, die man fonfi nicht
geniefje. Die Veränderung des Aufenthalts,
die Werfihiedenheit der vorkommenden Gegen⸗
fände, und deren genauere Betrachtung,
die veinere Luft, die Geſundheit des Körs
pers, für welche Bewegung ſehr gedeihlich
iſt, dag Gefuͤhl von vollklommener Freiheit,
da man von allen unangenehmen Feſſeln ent—
bunden iſt, ein leichtes, von feinen haͤusli⸗
chen Sorgen geplagtes Gemuͤthe, und die
Bildung des Geifies, die man ſich auf einer
längern Reife aus den beobachteten Einriche
tungen ımd Sitten verfchiedener Länder und
Voͤlker erwerbe, dann noch mehrere andere
Dinge, die nur allein mit dem Studium der
Praturgefchichte verbunden fei, bewirken eine
fo aufferordentliche Neigung zu derfelben. Und
- die beftändige Betrachtung und Bewunderung
der Natur bringe felbit ſchon eine befondere
Stimmung des Gemüthg hervor, welche die
Grundlage von jenem Hange und jenem Ei⸗
fer fei, womit die Raturforſcher ihren Stu⸗
dien ergeben find und obliegen, K
Hr. Neinwardt behauptet au), bag
238 —
alle ruͤhmlichen Tugenden, welche den Mens
ſchen adeln und glücklich machen Finnen, z.
— B. Abſcheu vor Müffiggang, Stärke und
Standhaftigkeit der Seele, Wohlwollen ge
gen andere, Geſelligkeit, Freundfchaft und
aͤchte Verehrung der Gottheit , von jedem
Naturforſcher Hochgefchägt werden, und daß
das Studium der Naturgefchichte auch darum
fo viele und eifrige Liebhaber aufzumeifen
habe, weil es diefelben mit fo vielen vor-
züglichen und bimmlifchen Gaben bereichert
und beglükt. Da dag Gemüth des Naturs
forfchers, fagt Hr. Reinmwardt, befländig
mit der Betrachtung fo vieler bewundernss
wuͤrdiger Gegenftände befchäftigt iſt, fo er
hält es auch allgemach eine denfelben con»
forme Stimmung; es erhebt fi über das
HMenfchliche und Gemöhnliche, feine Tendenz
zielt nue nach dem, was groß iſt, und bie
ganze Denfungsart des Naturforſchers ift von
jener der gewöhnlichen Alltagsmenſchen ver-
fehieden; er findet in der Betrachtung der
Natur ein weit gröfferes Vergnügen, ale
in allen dem, mas der Pöbel für fo
hoh und beglückend ſchaͤtzt, namlich Eörpers
liche Wolluſt, Reichthuͤmer u. d. gl.m. Diefe
Stimmung wird auch durch die tägliche Er⸗
*
en 239
fahrung immer fefter, da der Naturforfcher
die Ungemwißheit und den Unbefiand des Gluͤcks
fieht, hingegen die. Schäge der Natur unver»
gänglich ıumd den Weg zu felben fräts offen
finder. Für den Naturforfcher find fogar
Gegenftände, die in den Augen des Poͤbels
etwas Gehäffiges haben, anlocdend ; ja,
Keifen in entfernte Welttheile, und Excur—
fionen auf hohe Berge, die andere als les
bensgefaͤhrlich anfehen, betrachtet und ergreift
. er als Gelegenheit, um das höchfte Vergnüs
gen zu genieffen; er fürchtet fich vor Gefah—
ren eben fo wenig, als dafür, daß der Him-
mel einftürzen werde. Man denke fich einen
Naturforfcher, fügt Ar. Neinwardt, auf
der hoͤchſten Spite eines Alpengebirgeg und
feine unermeßliche mannigfaltige Ausficht,
welch ein Schaufpiel biethet fi) ihm dar, dag
alle an Schönheit und Groͤſſe übertrift! ja,
hier vergießt man, wie Ar, Neinwardt
wahr und fchön bemerft, aller niedrigen bs
fen Leidenfchaft, und das Herz hebt fich ges
gen den Himmel empor, Wer die Natur bes
frachtet, fagt Hr. Reinwardt, der wird
auch zur Verehrung der Gottheit hingeriffen,
und es fei wahr, wag Cicero behauptet;
Nee pietas adversus Deum , nec quanta huie
240 —
gratia debeatur , sine explicatione Naturae in-
telligi potest;
Eben fo verhält es ſich mit andern Tus
genden, jagt Hr. Neinwardt, die dem
Naturforſcher nicht mangeln Finnen; denn
wie ſollte der nicht gefellig und wohlwollend
gegen andere feyn, dem fremder Beiftand
immer ein Bebürfnig if? Was fann einem
Naturforfcher auf langen Neifen angenehmer
was erwünfchter feyn, alg Geleitfchaft, Rath
amd Gaſtfreundſchaft guter Menfchen? Wer
wird aber dag nicht gerne vergelten wollen,
was ihm felbft fo trefiich zu Statten fm?
Und endlich, was Enüpft wohl dag Band
der Freundfchaft feiter als gleiches Studium ?
So geneigt nun die Naturgefchichte bie
ihr Beflieffenen zu allen Tugenden macht,
eben fo aufgelegt macht fie auch zu andern
Stutien „4. B. zur Dichtkunſt. Und weld)
eine auffallende Aehnlichkeit herrſcht nicht zwi⸗
fchen Naturforſchern und Dichtern ? welch
eine aleichgroffe Neigung hegen nicht beide
für ihe Studium? welch eine Erhabenheit
der Gefinnungen, welch gleiche Verachtung
aller nichtswuͤrdigen Dinge, welch gleiche
— 241
Bewunderung der Natur und Hochſchaͤtzung
der Tugend herrfcht nicht bei beiden ? Ja,
man möchte in der That glauben, daß beide
eine und ebendiefelbe Göttin begeiftere, und
daß ba, wo Flora throne, auch Caliope
fi) befinde, welches Royens und Hal⸗—⸗
lers Gedichte beweifen,
Wer fann nun noch den Wahn hegen/
fragt Hr. Reinwardt, daß das Studium -
der Naturgefchichte nur die Sache einiger -
Neugierigen,, oder ein Gedenftand der Mer
diziner und von geringem Belange fey? Wer
immer Nechtfehaffenheit, Tugend und wahre
Glückjeligkeit ehrt und wünfcht, der foll in
der Naturgefhichte bewandert ſeyn.
Endlich bemerft Hr. Reinwardt auch
noch, daß folgender Umſtand ebenfalls etwas
zu jenem Hang und Eifer, womit die Nar
turforfcher, und infonderheit Botaniker, ihe
rem Studium ergeben find umd obliegen,
beitrage, nämlich, daß der Menſch übers
haupt nach Fob und Ruhm Heise, und daß
die edeiften Menfchen den größten Ehrgeitz
befigen. Weich’ ein Ruhm iſt aber bleiben«
der, alg jener der Botaniker, die nicht nur
A
242 —
durch ihre Schriften bei der Nachwelt noch
Hefannt bleiben, fondern deren Namen, wo—
mit die Pflanzen zum danfbaren Andenken
belegt werden, fo lange als bie Natur be
fiehen wird, dauern. Welch’ ein der Ras
tue und den Berdienfien diefer Männer ans
gemeffenes und einfachen Denfmal! —
Da num der Lohn, welchen die Natur⸗
forſcher durch ihr Studium zu erringen in
Stand geſetzt werden, ſo glaͤnzend iſt/ wer
wird ſich noch uͤber den Feuereifer, uͤber die
Neigung wundern, ſagt Hr. Reinwardt
ſchluͤßlich, womit ſie Ihren Studien obliegen
und zugethan find ? Ja zu wundern und zu
bedauern fey es vielmehr, behauptet er,
daß nicht alle Menfchen von gleichem Feuers
eifer befeelt zur Erforfchung der Natur bins
gezogen werben!
— 243
XI,
Botanifhe Literatur.
Herbarium vivum plantarum ra-
riorum. praesertim alpinarum,
Cent, IV,
Wu lfenia carinthiaca. Paederota Age-
zia. Veronica bellidioides. V. integrifolia,
Croeus vernus (mit weißer Blume, aug
dem natürlichen Standorte). Phleum alpi-
num. Phalaris alpin. Festuca spadi-
cea. F. varia. Panicum Dactylon. Plan-
tago arenaria Waldst. (von Regensburg).
Androsace septentrionalis (au8 der Ges
gend von Würzburg). Campanula lini-
folia. Phyteuma ovatum. Ph. persici-
folium H. (Ph. scorzoneraefolium Villars 2)
Rhamnus alpinus. Evonymus latifo-
us. Gentiana glacialis. Astrantia
Epipactis, A. carniolica,. A. major, La-
serpitium peucedanoides. Seseli mon-
tanım. Athamanta cretenis Linum
flavum. Anthericum serotinum, Uvu-
laria amplexifolia Daphne alpina, Saxi-
Ba |, —
fraga androsacea, S. cuneifolia, $. aczoi-
des. Iſt dieſe Art mit S. autumnalis die—
felbe? Dianthus arenarius? Nah Wuls
fens Meinung „Ja;“ nad) Andern zwei—
felhaft. Arenaria verna. Cerastium
‘ alpnum® Euphorbia pilosa. Iſt biefe
von der Sibirifchen Pflanze verfchieden ?
Sempervivum globiferum. Pynis Ame-
lanchier. P. Aria. Fragaria sterilis. Pa-
paver alpinum! Aconitum Napellus.
A. tauricum. A. nemontanum. Anemone
trifoliat Ranungulus Thorat, Thalic-
trum nigricans Diefe Pflanze wurde in
der erfien Centurie unrichtig für T.-angusti-
folium ausgegeben; bier ift nun wahre T.
angustifolium, und ift in die ıfte Genturie,
jenes Eremplar hingegen in die 4te Centurie
gu bringen. Betomica Alopecurus. Pe-
dicularis foliosa. Scrophularia cani-
na. S. Scopolii. Iberis rotundifolia, mif
weißen Blumen, Arabis serpillifolia Vil-
Aars? Sehr mahrfcheinlich eine Draba nad)
Scopoli. Aber welche? mahrfcheinlich die
ciliata, aber dies fcheint Feine subularia, wie '
Willdenow glaubt, zu feyn. Arabis
bellidifoliaa Arabis coerulea. A. pumila.
Cardamine parviflora, an hirsuta? C.
— 245
impatiens. Cheiranthus helveticus, oder
Erysimoides. — Wann letzterer, ſo waͤre
die Pflanze keineswegs in Teutſchland ſo
gemein, als man glaubt. Orobus lu—
teus. Phaca frigiola. Trifolium nori-
cum. Coronilla minima, Cytisus al-
pinus? Lotus siliquosus. Hypericum
pulchrum. Hieracium incarnatum. H.
Pilosella. H. austriacum,. Carduus pan
nonicus. C. centauroides Hopp. an C. me-
dius Gouan? Nicht im geringften. C. me-
dius hat beſtimmt caulem unilloram nutantem.
Diefer aber. ift aͤſtig, und waͤchſt strictissi-
me; dantur et aliae differentiae. Doroni-
cum austriacum. Inula britannica. Ci-
nerarıa palustris. C. crispa. C. auran-
tiaca. Senecio vernalis Waldst. Er hat
geftrahlte und ungeſtrahlte Blumen, dies
mag ein Singerzeig feyn, daß Senecio und
Jacobaea nur eine Gattung ausmachen!
Senecio abrotanifolius. 5 sarracenicus.
$S. alpinus.. Tussilago alpin. T. dis-
color. T. sylvestris. T. hybrida. T. to-
mentosa, T. ramosa. T. alba. T. nivea.
T. partadoxa. Anthemis alpina. Carex
mucronata, C. spadicea. C. brachystachys.
Salix phylicifolia,. S. hastata? (hybrida).
246 —
$. incana. $. myrsinites. Valantia glabra.
Polypodium Theliptris. P. Driopteris.
* *
*
Bon den Hoffmanniſchen bota—
niſchen Taſchenbuche, oder Deutſch—
lands Flora, iſt num auch der 2te Theil
erfchienen. Diefer macht nun mit dem ıflen
Theile den Jahrgang von 1800, bie ate
Auflage, aus Diefes Bud) ift eine Zierde
in der bofanifchen Riteratur. Es zahlt ung
die vegetabilifchen Bewohner unfers Vater:
lasdes auf, mit denen jeder pafriotifche
Botaniker doch wohl vorzüglich befannt zu
feyn wünscht. Es enthält von den Gattun⸗
gen die kurzen befannten Charaftere, wobei
jedoch zu münfchen, daß diefe tabellarifch
vor den Claſſen aufgeftellt wären, wie in
der Hoffmannifchen Ausgabe von Smiths
Flora Britannica, damit bei der Beftimmung
die Weberficht erleichtert würde, Die Arten
haben, wie billig, ebenfalls ihren, oft ver
befferten, ſpezifiſchen Charakter an der Spitze,
und manchmal einige furze und gute Des
merfungen eingeftreuet. Diejenigen, welche
noch manche Pflanze vermiffen, mögen fi)
247
erinnern, daß es ſchwer ift, über manche
zweifelhaft und unbeftimmf angegebene Pflan«
je, die man nicht an ihrem Wohnorte fiebt,
zu urtheilen, und daß eg in diefer Nückjicht
beffer fey, gar feine, als zweifelhafte Ge«
wächfe mit einer. völligen Entfcheidung aufe
zuführen, modurh nur Jerthuͤmer genaͤhrt
werden; fie mögen bedenfen, daß bie Gren⸗
zen von Deutfchlandg Flora, bejonders ger
gen die Alpen zu, weder genau beftimmt,
noch forgfältig unterfuche find, und daß
endlich der Verfaſſer verfpricht, in einem
fünftigen Bande dag Unrichtige zu verbef
fern, das Fehlende zu ergänzen, und dag
Neuentdeckte nachzutragen. Möchten doch
deuffche Botaniker ihr Vaterland fo genau
als möglih durchfuhen, um den Codex ber
deutfchen Pflanzen bald fo vollfiändig ale
möglich zu machen!
* * *
Sturms Deutſchlands Flora in
Abbildungen nach der Natur.
Mas Hoffmann im vorſtehenden Ta⸗
ſchenbuche ſyſtematiſch darſtellt; mas Hoppe
248 ——
in den Alpen fanmelt, und Sturm um
Nürnberg auffucht, dies Liefert der Verf.
bier in miedlichen Abbildungen nad der
Natur, begleitet mit den vollitändigften und
äußerst intereffanten Zergliederungen. Pictor,
sculptor‘ et Botanicus aeque necessarii sunt
ad figuram laudabilem. Wer hat je diefen
Ausſpruch Linnés beffer analifirt, alg unfer
Sturm ? Ehrt ihr Teutſche diefen Mann
auch wohl fo alg er es verdient? linters
fügt ihe ihn hinlänglich, und wuͤrdiget ihn
der Ehre des Mitgliedes naturhiftorifcher
Geſellſchaften? Das 14te Heft wird ohne
Zweifel die Ungläubigen belehren, daß Pri-
mula acaulis und Pr. longifiora eigene wah⸗
re Arten find. Geum montanum und rep-
tans, Anemone trifolia und baldensis ges
hören in diefem Hefte zu den interefjante,
fien. Here Sturm folgt bei den neueften
Heften zwei bedeutenden Sägen. 1. &o
viel möglich zahlreiche Gattungen volftandig
zu liefern. 2. Seltene Gewaͤchſe auszuwaͤh⸗
len. Beides charafterifirt den Autor, wel
cher belehrend und nuͤtzlich if. .
— 249
XII.
Vermiſchte Nachrichten.
Die botaniſche Geſellſchaft in Regensburg
hat das Gluͤck, durch das Zuſammentreffen
mehrerer guͤnſtigen Umſtaͤnde ihrem wahren
Zwecke immer mehr zu entſprechen und ihrer
Vollkommenheit immer naͤher zu ruͤcken. Durch
ihre beiden erhabenen ordentlichen Mitglie—
der des Hrn, Vicepraͤſidenten Grafen von
Sternberg, und des Hrn. Chevalier de
Bray, Rurbaierfhen Gefandten in Berlin,
Männer von Einfichten, und belebt für nüß-»
lihe Wiffenfchaften, erhtelt diefelbe nicht nur
einen feſten Plan in Anfehung ihreg Ge—
fhäftganges, fondern wurde auch von den—⸗
felden mit namhaften Summen unterſtuͤtzt,
. um dadurch das Nöthige für zweckmaͤßige Ein»
richtungen beffreiten zu fünnen. So mie .
diefe günftigen Ereigniffe die Mitglieder mit
Freude und Thätigfeit belebten, fo hielt auch
dag zunehmende Gluͤck der Geſellſchaft damit
gleichen Scheitt. |
Regensburg fiel durch die Zeitumflände
unter das Iepter bes mweifen Dahlbergs,
ben die Gelehrten fhäßten, weil er die Mif-
“ fenfchaften cultivirte, den die Botaniker ehr-
ten, weil er dem Tempel der Göttin Flora
‚gehuldigt hatte, wovon Naumburg, der
leiver zu früh unfern botanifchen Verbinduns
gen eniriffen wurde, Bernhardi, De
er, nebft die Errichtung des botanifchen
Gartens in Erfurt die fprechendften Beweiſe
darlegten. Unter dieſen Umftänden hatte
fich auch die botanifche Gefellfhaft von den
Gefinnungen Sr. Kurfürfil. Gnaden die wich»
tigſten Vortheile zu verfprechen, die auch in
vollem Maaße nach und nad) erfolgten.
* Die wichtigfte Aequifition machte dieſelbe
an dem Garten von St. Emmeram, welcher
in Betracht der Größe und Lage ganz dem
Zwecke und den Bedürfniffen der Gefellfchaft
angemeffen, und fogar- mit einem Glashaufe
verfehen ift. Dieſes günftige Ereigniß hat
auf die Thatigfeit der Mitglieder einen ent
fehiedenen Einfluß gehabt, und ein Jeder bes
muͤhet fih, aus den umliegenden Gegenden
frifhe Gemächfe in den Garten zu bringen,
oder auf ihre Koften exotifche Gewächfe darin
zu verfegen. Der Sage Regensburgg zu Fol
ge kann diefer Garten eine ſchoͤne Pflanzfchule
!
— ‚35%
für Alpengewächfe werben, wozu er auch
vorzüglich beftimmt ift. Die Alpengewächfe
fönnen auf ber Reife big Negensburg nicht
viel Schaden nehmen. Dort innen fie ſich
ein Paar Jahre im Garten erholen, ſich an
bag Clima der Ebene fo viel moͤglich gewoͤh⸗
nen, und dann eine weitere Reiſe in bie noͤrd⸗
lihen Ebenen antreten. Mehrere Mitglies
der der Gefellichaft find in den Alpen ſehr
befannt, und es iff ohne Zweifel, daß eine
einzige frühzeitige Herbſtreiſe dahin einen
Vorrath von 2 —- 300 Alpengewächfen ab»
werfen fönnte, die dann um fo zweckmaͤßiger
gedeihen würden, als der aufgefimdene ſpe—
ciele Wohnort zugleich den Fingerzeig zur
Cultur mit fich bringt.
Herr Doftor Hoppe iſt mit einer firen
Beſoldung zum Direffor diefes Gartens, und
zum £ehrer der Botanik an dem hiefigen ya
ceo angeftelli worden. Die botan. Collegia
haben bereits den Anfang genommen. Meine
und angewandte Botanik wird in dem Pyceo
gelehrt; über pharmacevtifche Botanik wird
in dem botanifchen Garten gelefen, und Uns
terricht über nügliche und ſchaͤdliche Gewaͤchſe
wird ebenfalls in dem botan. Garten ertheile
252 e —
werden. Alle diefe Vorleſungen gefchehen
unentgeltlich. Es ift fehe mwahrfcheiniih,
daß durch diefe Anftalten mit der Zeit ein
Unterrichts⸗Inſtitut für junge Apotheker um
fo leichter entftehen wird, als diefe bereits
Gelegenheit haben, bier in einem Sommer
zu guten Sotanifern gebildet zu werben.
Neues
Botaniſches
Taſchenbuſch
| für -
die Anfänger dieſer Wiſſenſchaft
und
Der Apotheferfunf
anf das Jahr 1805.
Herausgegeben
von
Dr. David Heinrich Hoppe
Kurfuͤrſtlich ⸗Erzkanzleriſchem Sanitaͤtsratbe, Profeſſot
der Botanik am Kurfuͤrſtlichen Lyceeum zu St. Paul
amd Direetor des botanifchen Gartens zu Regensburg;
der Halliſchen und Zürchifchen naturforfchenden,, ver Re—
genshurgifchen botanifchen, der Göttingifchen phyſiealiſchen
und phytographiſchen, der Jenaiſchen mineraliſchen
Geſellſchaft Mitgliede.
BTL
Pürnberg und Altdorf,
bei J. C. Monath und J. F. Kußler
180%
— — ——— — _
————
Seite
J. Verzeichniß der ſaͤmmtlichen Herren
Mitglieder der botaniſchen Gefell-
fchaft in Regensburg
II. Botaniſche Ereurfionen auf einen Theil
der wirtembergifchen Alpen 13.
III. Botaniſche Bemerkungen; von dem
Herrn Proviſor Crome in Schwerin 34.
IV. Kurze Geſchichte des botaniſchen Gar⸗
tens in Regensburg; von dem Her⸗
auggeber al.
V. Reife duch Ehftland, vorzüglich botas
nifchen Inhalts; von dem Herrn
Prof. Sermann in Dorpat 57:
VI. Ueber der Cultur der Alpenpflanzen;
von dem Derauggeber 105,
—Jau—
Seite
VII. Ueber die Vegetation auf den Hoch—
gebirgen; von dem Herrn Dr. Kiel—⸗
mann in Stuttgardt 176.
Cap. I. Phaͤnomene der Vegetation auf
den Hochgebirgen 17%;
Cap. II. Einfluß der außern Potenzen
auf die Alpenpflanzen 187.
Cap. III. Schlüffe aus diefen beiden
Punkten auf die Urfachen, Zweke
und Kolgen diefer Erfcheinung, und
fomit auf den Vegetationsprozeß auf
den Hochgebirgen 1095e
VIII. Berzeichniß der in Deutfchland wild
wachfenden Karrenfrauter; von dem
Herausgeber 199
IX. Nachträge zu Heren Prof. Hoff?
manns Flora Deutfchlandd; von
dem Herausgeber 227%
x. Botanische Bemerkungen; von dem Der
ausgeber 248.
XI. Botaniſche Litteratur. 264.
I. Bew
1.3:
Verzeichniß
der ſaͤmmtlichen Herren Mitglieder
der
botaniſchen Geſellſchaft in Regensburg.
Give Errichtung der botaniſchen Geſell—⸗
fchaft in Regensburg fird nun bereits funfzehn
Jahre verfloffen. In diefem 3 Zeitraume hatte die;
felbe &elegenbeit, sich mit den vorzuͤglichſten Bo⸗
tanikern und mit hoben Befoͤrderern dieſer Wil
fenfchaft befannt zu machen, und in Verbindung
zu feßen. ie zahlt deswegen im folgenden Ber
geichniffe Mitglieder in vielen Theilen von Furopa,
und fogar außer demfelben. Daß die Gefells
ſchaft nun erſt ihren Wirkungskreiß recht erwei⸗
tern und die”gute Sache befördern werde, dazu
find die beften Hoffnungen vorhanden. Sollte
im folgenden Verzeichniß der Titel eines oder de3
andern Mitgliedes nicht recht benannt feyn, fo
wird man ung damit entfchuldigen fonnen, daß ung
folche nicht frühzeitig befannt geworden find,
Hoppe Zafchend. 1805. A
(8)
1. Anweſende ordentliche Mitglieder,
Herr Dr. Kohlhaas, Sanitatsrathsdirector
und eriter Stadtphyſicus. Praͤſident der
Geſellſchaft.
— Graf von Sternberg, Domcapitular und
Vicepraͤſident des Churfuͤrſtlichen Landes⸗
directoriums.
— Jeunet Duͤval, Profeſſor bei der Hochfuͤrſtl.
Thurn⸗ und Taxiſchen Pagerie.
— Arnold Bergfeld, Materialiſt in Regens⸗
burg.
— Dr. Lang, Hochfuͤrſtl. Thurn⸗ und Taxiſcher
| Hofmedicus.
— Dr. Zuder, Kurerzkanzl. Sanitätsrath.
— Conrad Hesling, Apotheker in Regens⸗
burg.
— Baron Kriedrih von Strauß.
— Dr. Hoppe, Kurerzkanzl. Sanitätsrath und
Profeſſor.
— Dr.Oppermann Sen. Sanitaͤtsrath, und
Secretair der Geſellſchaft.
ig
9, Abmefender) ordentlihe Mitglieder.
Herr Chevalier von Bray, Ehurpfalzbaierfcher
Geſandter in Berlin.
Herr E. V. Martius, Hofapotheker in Erlans
gen, ehemals Eecretair der Gefellfchaft.
— Heinrich Mayer, Apotheker in Frankfurt,
ehemals Secretair der Geſellſchaft.
— Demler, Apotheker zu Waiblingen.
— Funk, Apotheker zu Gefrees.
— Rambold, Apotheker zu Ingelfingen.
— Schmid, Apotheker in Beilſtein.
3. Ehrenmitglieder.
Herr von Aman, Kurf. Salzb. wuͤrklicher
Hauptmann in Salzburg.
— von Arnim, Landrath auf Neuenſunde.
— Aſchoff, Apotheker in Bielefeld.
Frau Baronin von Aſſeburg auf Meisdorf,
geheime Raͤthin.
A2
*) Diefe Rubrik begreift diejenigen verehrungs—
würdigen Freunde in fih, weldhe ehemals in Re:
gensburganmwefend waren, nun aber abweſend find.
4
Herr Bad er, Mebdieinal: Afleffor und Hofapo⸗
thefer in Mannheim.
Herr Baumert, Stiftd- Botanicug au Frank⸗
furt am Mayn.
Chevalier von Baylle, Aufſeher des Kor
nigl. Sardiniſchen Muſeums zu Cagliari.
Bechſtein, Bergrath in Waltershauſen.
Behne, M. Dr. in Luͤbeck.
Bergemann, Apotheker in Berlin.
Beſſer, M. Dr. in Zittau.
Biel, Apothefer in Berlin.
9. C. Blandow, der Meckl. N. ©. mie
a
. Bonato, Profeſſor in Padua.
=” Borkhauſen, Aſſeſſor in Darmſtadt.
Dr. Boy-Piriſi, Prof. der Anatomie
in Gasgliari.
von Braune, Kurfakb. Hofkammerſecre⸗
taic in Salzburg. Verf. der Salzb. Flora.
Rath Briedel, ın Gotha.
Dberverwefer Brunner, in Amberg.
Apotheker Bund, aus Hamburg.
Dr. Consbruch, in Bielefeld.»
Apotheker Corte, in Effen an der Ruhr.
Apotheker Crome, in Schwerin. Heraus⸗
geber der Meklemb. Mooſearten.
Herr Dallinger, Prof in Yandehut.
Dr. Delavigne, Prof. der Naturg. zu
Charfom.
Hofgartner Dietrich, in Eiſenach.
Hansgerihtsdirectoe Dietrihs, in Re—
gensburg.
Dr. Dällinger. Prof. in Würzburg.
Dr. Ebermeier, zu Rheda in Weſtphalen.
Dr. Ellnert, in Hildesheim.
Prof. Esper, in Erlangen.
von Ernes, Korftmeifter in Kopenhagen.
Dr. Seuerftein, in Lindau.
Dr. Fiſcher, Prof. der Naturg. in Moskau.
Botanicus Flhoͤrke, in Berlin.
Franz Zaver, Biſchoff zu Gurf Hoch—
fürftl. Gnaden. 2
Frau Franziska, verwittwete Herzogin zu
Wuͤrtemberg Hohfürftl. Durchlaucht.
Herr Dr. Froͤhlich, Hofrath und Stadtphy—
aa
u——
nm
}
j
ſicus in Ellwangen.
Apotheker Fur, inKempten.
Apotheker Gaffer, in Magdeburg.
Botanifus Gartner, in Hanau.
Gebhard, zu Zell im Zillerthale.
Dr. Hofr. und Prof. Ger mann, in Dorpat.
N arrer Girtner, in Konzell.
; DE
6
Herr Secretair Gieſeke, in Meisdorf.
Harrer Gieſe?e, in Eroja.
Dr.Gmelin, Hofr. und Prof. in Karlsruh.
Kanzlei: Rath Göller, in Regensburg.
Dr. Grimm, geheimer Hofs und Leibarzt
in Gotha.
Apotheker Groſchopf, in München.
Hofer. Gumpelsheimer, in Kegensburg.
Affeffor und Apotheker Suntber, inBreslaır.
Dr. und Prof. Hagenbad, in Bafel.
Senator Harrer, in Regendburg.
Dr. Hartenkeil, Hoftath, Director und’
Prof. in Salzburg.
Pfarrer Hehenberger, Fürftl. Chiem-
feeifcher Geiftl. Kath in Briren.
Dr. Hedwig, in feipgig.
Dr. und Prof. Heilmann, in Würzburg.
Pfarrer Heim, in Gumpeljtadt.
Placidus Heinrich, Prof. der Mathem—
und Phyſ. in Regensburg.
Apotheker Helming, in Berlin.
Hermes, penſionirter Pagenhofmeiſter in
Berlin.
Dr. und Prof. Hoffmann, in Moskau.
Baron von Hohenwarth, Generalvikarius
in Klagenfurt.
rd
Herr Honfeny, Dberamtmann in Klebshagen.
I
14
Dr. und Prof. Hoft, in Wien.
Pfarrer Huber, in DOberallteich.
Soahimi, Apotheker in Havelberg.
Sohn, Phil. Dr. und Miffionar in Team
quebar.
Dr. und Prof. Juch, in Altorf.
Hofrathb Kayſer, in Regensburg.
Hofrath Kerner, in Stuttgart.
Dr. und Prof. Kielmeyer, in Tübingen.
Dr. urd Prof. Kitaibel, in Peſt.
Marrer Ritt, zu St. Margarethen in der
Echmeis.
Dr. Klein, Miffionsarzt in Tranquebar.
Apotheker Kohl, zu Halle in Sadıfen.
Apotheker Koͤnger, in Pyrmont.
Praceptor Kühle, in Memmingen.
Dr. Kuͤhn, in Eifenad.
Dr. $üttlinger, in Neuftadt.
von Laffert, Hofr und Kanzleirath in
- &elle. |
Dr. Leo, in Cagliari.
- Dr. und Prof. Leonhardi, in Erfurt.
Graf von Lepel, in Berlin.
Baron von Lerhenfeld, Kurbaierſch.
Kammerherr.
A4
8
Herr Apotheker Lichtenberg, in Danzig.
Dr.
und Prof. Link, in Roſtock.
— Apotheker Lucaͤ, in Berlin.
—
—
Ap
Dr.
otheker Marklein, in Wiesloch.
Mayer, in Dffenbad.
Schriftſtecher Mayr, in Regensburg.
Profeſſor Mertens, in Bremen.
Aſſeſſor urd Hofapotheker Meyer, inStettin.
Cooperator Michl, im Salzburgiſchen.
Bergbeamter Milichhofer, in Salzburg.
"Dr
und Prof. Moͤnch, in Marburg.
Baron von Moll, Kurfalzb. —— —
in Salzburg.
Apotheker Muͤller,in Peſt—
Dr
und Prof. Nebel, in Gießen.
Hpothefer Nefler Jun. in Strasburg.
Dr.
Dr.
D:.
Dr.
Dr
und Prof. Nokka, in Mantua.
und Landphyſcus Panzer, inHerſpruck.
und Apotheker Piepenbring, in Karls—
hafen.
und Leibarzt Pott, in FR TER)
‚und Regimentsarzt Preiß, in Salzburg.
Major von Prunner, in Cagliari.
Dr.
Redonsky, Vorſteher des Gral.
Razumofskyſchen botanifchen Garten bei
Moskau.
⸗
Here Dr. und Prof. Reid, in Berlin.
Dr. Richtſteig, in Grosglogau.
Apotheker Risler, zu Muͤhlhauſen in der
Schweiz.
Actuarius Nodig, in Schwarzenberg.
Dr..und Prof. Nömer, in Zurich.
Afteffor und Apotheker Rofe, in Berlin.
Baron Roth von Schrefenftein, in
Immendingen.
Dr. Roth, in Vegeſack.
Dr Rattler, Mißionarius in Tranquebar.
Hof s und Univerätätsgärtner Ruͤmmelein,
in Erlangen.
Apotheker Salzwedel, gu Sranffurt a.M.
Graf von Sauer, Domkapitular undßraͤſid.
bei der Kurfuͤrſtl. Schulcommißion in Re⸗
gensburg.
Geheimer Hofrath und Leibarzt Dr. Schaͤf⸗
fer, in Regensburg.
Cameralbeamter Schedel, in Würzburg.
Dr. Schrei, in Rom.
Dr.Schiett, Kür. Metternichſch. Leibarzt.
Mechanikus Schkuhe, in Wittenberg.
Dr. und Phyſicus Schleiß von L5wen⸗
feld, in Sulzbach.
Beneficiat Schmidt, in Roſenheim.
10
Herr Dr.und Phyſicus Schmidt, in Boitzenburg.
Dr. Schneider, in Hof.
Apotheker Schneider, in Neichenbach.
Dr. Phil. und Pfarrer Schniglein, in
Flachslanden.
Botanikus und Univerſitaͤtsgaͤrtner Schott,
in Wien.
Aſſeſſor und Apothrker Schrader, inBerlin.
Dr. und Prof. Schrader, in Goͤttingen.
Director Schrank, Kurfuͤrſtl. Geiſtl. Bu
und Prof. in Landshut.
Prafident von Schreber, Dr. Geheimer
Hofrath und Prof. in Erxlarigen.
Dr. Schröder, in Hameln.
Dr. und Prof. Schultes, in Wien.
Dr. Schulz, in Rriedland.
Dr. und Prof. Schwägrichen, in Leipzig.
Notarius Schwarz, in Nürnberg.’
Baron von Seenus, in Klagenfurt.
Geheimerrath Baron von Seckendorf, in
Tübingen.
Frau Freifrau von Seckendor — in Tübingen.
Herr Amtmann Seyller, in Memmingen.
I
Dr. und Prof. Sprengel, in Halle.
Rector Sprengel, in Berlin.
Paſtor Starke, in Groß Tſchirne.
11
Herr Proviſor Stelzer, in Rothenburg an der
Fulda.
Joachim Graf von Sternberg, in Prag;
Herr auf Redwiz und Darowa.
Profeſſor Storr, in Tuͤbingen.
Apotheker Streck, in Herrnhut.
Heinrich von Struve, Ruſſ. Kaiſerl. Kolb
legienrath in Stuttgardt.
Dr. und Phyſicus Stu, in Gmuͤnd.
Kupferſtecher Sturm, in Nürnberg.
Dr. Thaden, in Fever.
Ritter Thomfon, in London.
Graf von Thurn, Domprobft und Prafis
dent ber dem Kurf. Landegdirectorium in
Regensburg.
Dr. und Phyſicus Thwingert, in Kir
Ben.
Graf von Toͤring-Jettenbach, Doms
capitular in Regensburg.
Profeffor Tromsdorf, in Erfurt.
Dr. Ufteri, in Zürich.
von Barin, Director des botan. Gartens
in Rouen.
Dr. und Prof. von Weft, in Klagenfurt.
Baron von VBietinghoff, Ruf. Kayf.
Geheimerrash in Dorpat.
*
12
Herr Baron von Viſch pach, Kurpfalzb. Hof:
Kammerrath in Neuburg.
— von Voith, Directorialrath in Amberg.
— r. Wagner, in Wien.
— — von Waldſtein, K. K. Kammerherr
und Maltheſer Ritter—
— Apotheker Weber, in Schmoͤlln.
— Ritter von Wehrs, in Hannover.
Graf von Weſter hoht, Hochf. Thurn: und
Tax. Geheimerrath und Regierungcrrag⸗
dent in Regensburg.
Dr. und Leibarzt Wibel, in Wertheim.
P. Guardian Wiemann, in Bielefeld.
Dr. und Brof. Willdenow, in Berlin.
Dr.und®bgficus Wolf, Sen. inSchweinfurt.
Dr. Wolf, der Jüngere in Echweinfurt.
Profeſſor Wolny, in Carlowitz.
Secretair Wucherer, in Bayreuth. ı
Baron von Wulfen, Abt in Klagenfurf.
Zeiher, Botan. Gartner in Bafel.
Apotheker Ziß, in Mainz.
FITErTEel |
|
13
———
II,
Botanische Excurſionen
| auf |
einen Theil der wirtembergiſcheͤn Alpen.
In Briefen an meinen Freund Kaiger.
Stuttgart. Mai 1803.
Du weißt, mein Lieber! mit welch' innigem
Vergnuͤgen ich immer den Fruͤhling kommen ſehe,
und wie begierig ich den erſten Kindern Floxens
zueile, um fie mit freudigen Blifen zu begrüffen.
Saum hat die Frühlingsfonne einige Etellen der
Erde eneblößt, fo eile ich gleich darauf zu, und
frene mich der wieder erfchienenen 'Tufsilago
Farfara, Veronica agrestis, Draba verna,
Potentilla verna u. f. w. Leider babe ich bier
immer nur alte Befannte des Gewaͤchsreiches zu
bearüffen, denn die ganze Gegend umher ift bie
anf die kleinſten Stellen angebaut, und beynahe
nichts der freyen Hand der Natur überlaffen.
Diefen Fruͤhling ſollte 68 anders werden, denn
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ich befchloß eine Erkurfion auf die Vorderfpen
von Tübingen zu machen, mo ich fchon einmal
mit dir, über die Mannigfaltigkeit der Vegeta—
bilien und der herrlichen Ausſicht mich freute.
Es war am oten April, alg ich mich von
hier nad Zübingen begab, von mo ich gleich
den folgenden Tag meine Wanderung auf den
Roßberg mit Freund H. vornahm. Auf den
Aekern bei Dorendingen bluͤhten die gemeinern
Fruͤhlingsbluͤmchen, Veronica triphyllos, Ge-
ranium cicutarium, 2.f. w. Weiterhin fanden
wir in dem Walde Primula elatior, Coma-
zum fragarioides , Iuncus vernalis, Viola
hirta mit toeiffer und rother Hbanderung, u.a. m.
Much fand'ich hier zuerftdag wahre Ornithogalum
luteum, welches ih fogleih an der einfachen
Dolde und an den ziemlich breiten Blaͤttern
dafür erfannte. Ornit. minimum hatteich fon
haufig auf den Aekern um Tübingen gefunden;
jenes ftand aber im Walde in Gefellfhaft von
Alarum europaeum und Anemone. ranuncu-
loides. Als wir vom Walde auf die Wiefen
gegen Gönningen kamen, fanden mir dieſe mit
der Gentiana verna in groffen Anzahl geſchmuͤkt.
Es war ein herrlicher Morgen, die Luft war
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heiter und erquifend, und Alles um uns ber
ſchien fich feines ernenerten Dafeyns zu freuen.
Die Heken gegen dem Dorfe waren mit den Blüs
then de Prunus spinosa bedeft, auch bluͤhten
an fonnenreichen Stellen Cardamine pratensis,
Viola canina, Ficaria ranunculoides u.a. m.
Nach einem ſehr frugalen Mittageffen beftiegen
wir den Berg, an deffen Fuß. wir Helleborus
foetidus und Primula officinalis haufig fanden.
Weiter hinauf zeigte fih Anemone pulsatilla
und eine für mich neue Gragart Cynosurus cae-
ruleus, welcher bier in beträchtlichen Raſen wuchs,
und duch feine blauen Aehren meine Aufmerkr
famkeit rege machte. Wir waren nun auf dem
Wafen, wo den ganzen Sommer uber das Vieh
gemweidet wird, und wo alfo für den Botaniker
nur hie and da ein Plänschen ftehen bleibt.
Klüchtig eilten wir uber diefe erite Flaͤche des
Sebirges hinweg, um den eigentlichen Noßberg
zu befteigen, welcher gleich einem Höfer auf dier
fer Gebirgsmaſſe ruht. Als wir gegen den Gi—
pfel des Berges Famen, trafen wir Thlafpi
montanum und Hyacinthus botryoides in grof
fer Menge blübend an. Mit diefer Beute muß—
ten wir ung aber auch begnügen, und ung da:
für durch die herrliche Ausficht ſchadlos halten,
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welche im unäberfehbartr Flache im Abendglanze
‚vor uns lag. Ach, tie wohl war mir bier in
diefer ſtillen Abgeſchiedenheit fern vom Geraͤu⸗
ſche der Stadt, wo man nur mit Muͤhe dem
Buſen der Natur ſich naͤhern, und nie dieſe rei⸗
ne ſtaͤrkende Luft einathmen kann. Ich uͤberließ
mich ganz der Empfindung, ſchaute mit Wonne⸗
gefühl hinab im meine vaterlandifche Gegend,
und dachte zugleich an dich mein Lieber! — wie
wir voriges Jahr auch an diefer Stelle faffen,
und die Herrlichkeiten der Natur bewunderten.
Der Abendwind wehete immer ſtaͤrker; Wolken
zogen am fernen Horizont herauf, und noͤthig⸗
ten ung, den Berg hinabzueilen, und ung nach
einem Rachtlager umjufeben, welches. wir bei
Freund R. in Nahren fanden.
Es hatte die Nacht hindurch gereanet, dem
ungeachtet wollten wir am folgenden Tage auch
den Rarrenberg bei Moͤſſingen befteigen, und
machten ung der zweifelhaften Witterung unge
achtet reifefertig. An den Zaunen bei Moͤſſin⸗
gen fand ich unter andern Fruͤhlingsblumen den
Ranunculus auricomus. Vergebens fuchte ich
nachher gegen dem Berge hin den Galanthus
niyalis, ob ich ſchon — wiewohl aus nicht ganz
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#
zuverläffigen Duellen vernommen hatte, daß er
dort wachfen follte. Am Fuſſe des Farrenbergs
gegen Dften fand ich Anemone hepatica in groſ—
fer Menge, und in ihrer Gefellfehaft Viola mi-
rabilis und Carex digitata. Kahl und Pflan-
senleer war der fteile Pfad, welcher ung auf die
Släche des Berges führte. Wir kamen an der
Seite hinauf, wo die Ruinen des alten Schloffed
Andek ſind. Ueber rollende Steine gieng es hin—
auf zu einer beinahe ganz verfallenen Mauer,
welche den Umfang dieſes Schloſſes beſchrieb,
und woran man noch einige Merkmale von Ger
woͤlben und Eingangen fehen Eonnte. Schauer—⸗
lih wer e8 bier bei diefen Denkmalen einſtiger
Macht und Gräfe, — Todtenftille berrfchte bier;
wo vielleicht. einit Freude» und Giegesgefchrei
erfchallte. Ein heftiger Wind erhob fich auf ein:
mal, fo, dag wir mie Mübe an den kahlen Fel—
fenwanden binklettern, nud in dem einftigen
Malle einigen Schnz finden konnten. Regen und
groffe Schloſſen fürmten auf uns ein, und zer
fegten ung das Geſicht, denn es war weit und
breit an Fein Obdach zu denken. Muthig gien⸗
gen wir auf der Flaͤche des Berges gegen die
weſtliche Seite; unter unfern Fuͤſſen war hier
Alles im uͤppigſten Slor: Pulmonaria oflicina-
Hoppe Taſchenb. 1505. B
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lis, Anemone ranunc. und nemorosa, Orobus
vernalis u. a. m. flanden im ſchoͤnſten Gemifche
durch einander, wahrend ein heftiger Falter Wind
unter beftandigem Kiefelregen uns beinahe den
Athem zurükhielt. |
Bey diefen Umjtanden mußten wir daß
Botanifiren aufgeben, und eilten den Berg hin:
ab, fo geſchwinde es fich thun ließ. Zuvor hat
te ich aber doch noch die Kreude, mich von dem
Dafeyn und freyen Wachsthum der Staphylea
pinnata auf diefem Berge zu überzeugen. Kaum
waren wir unten, fo beiterte fich die Luft mwier
der auf, und machte uns beinahe Tüftern,
unfer Heil nochmals zu verfuchen. Allein ich
hatte doch zu wenig Anlofendes wahrgenommen,
um den fteilen Pfad nochmals zu erflimmen:
auch nahm ich mir vor, diefe Gegend bei gun?
ſtigerer Jahrszeit nochmals und genauer zu durch“
ſuchen. Wir nahmen unfern Weg über die Bel
fer Kapelle, welche ein merkwuͤrdiger Gegenftand
des tiefen Alterthums iſt. Dean fieht eine ſchlecht⸗
gebildete menfchliche Figur daran ausgehauen,
und an ihrer Eeite Dchfenfopfe und Sonnen.
Jene Figur macht die Sage zu einem Gdzen
Bell, melcher bier verehrt worden feyn fol.
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Noch erzaͤhlen die dortigen Bewohner, daß der
Farrenberg von den Farren, welche man zum
Opfer fuͤr den Bell daſelbſt gehalten habe, den
Namen bekommen haͤtte; auch zeigen ſie dem
Fremden noch jest die Spur eines Wegs, mel
cher von diefem Berge herab zum Tempel geführt
habe. Es ift zu bewundern, daß diefes Gebaͤu—
de fich fo gut erhalten hat, da es doch auf alle
Falle Merkmale eines fehr großen Alterthumg
an ſich hat. |
Was fage ich dir aber fo vieles von Alter:
thümern, da doch mein Brief nur botanifchen
Inhalts feyn follte? In meinem nachften Briefe
will ich e8 wieder gut zu machen fuchen, wenn
Flora ihre Schaze reichlicher, als jest ausfpens
ven wird. Indeſſen bin ich u. f. w.
Stuttgart. Sul, 1802.
Mein Wunfh, die nahen Alpen von Tuͤ⸗
Dingen bis nach Urach zu verfolgen, ift endlich
erfüllt worden, und gemwahrte mir unendlicheg
Vergnuͤgen. Schon die naben Berge um Tür:
bingen verfehaften mir einige Ernte, worzu ich
ein paar Tage vor meiner eigentlichen- Reife
widmete E83 ift dir befannt, mie gerne ich in
diefem lieben Thale weile, wo fo mande füge.
Freuden mir lachelten — fo manches Blümchen
des Vergnuͤgens für mich bluͤhte. Meinen
Eichelberg bei Bühl, wo ich zum erftenmal das:
Cypripedium Calceolus, Centaurea montana,
Scheuchzeria, Pseudo Asphodelus, Carex hu-
milis u. a.m. fand, und dag Gebirge bei Hirfchau,
wo ich den Astragalus- pilosus, Althaea hir-
suta, Zragopogon majus, Chrysocoma Lino-
syris, Teucrium Chamapythis’und manche be?
kanntere fchone Pflanze eroberte, merde ich nie
vergeffen, und wenn mich auch das Gluf auf
die Schweizer; und Sakzburgifchen Alpen führen
folfte. Mit inniger Ruͤhrung denke ich der Abenz
de, wenn wir Arm in Arm dag liebe Thal hin⸗
ab twandelten, und der Schönheiten um ung ber,
der feierlichen Stilfe und der erquifenden Abend⸗
+
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kuͤhle uns freuten. Gleich dunkeln Wolfen Tas
gen dann die Vorder -Alpen zu unferer Rechten,
und ich verlohr mich in traulicher Geſchwaͤzig⸗
£eit, was ich Alles noch dort finden — und wie
ich vielleicht fogae neue Pflanzen dafelbit entde
fen, würde.
Lieber Kreund,. denke dir alfo meine Kreuz:
de, als ich mirkflich in der Mitte des Fun. auf
der höchiten Spize des Noßberges fland, und
rings um mich mehrere Alpenpflangen flanden,
wovon einige den Fieblichften Geruch verbreite:
gen, wahrend andere durch ihre Schönheit mei:
ne Bewunderung auf fich zogen. Ich hatte den
Weg über Blaͤſibad und Nahren genommen, und
in diefer Ebne nichts gefunden, was bemerkt zu
" werden verdiente. In der Nähe des Ieztern Ds
tes blühete der Ranunculus sceleratus mieder
an berfelbigen Stelle, wo ich ihn mit die
zuerft gefunden hatte. Hier nahm ich einen Weg:
weifer, welcher mich auf einem Fußſteige den
Berg hinauf führte. Das erfte Pflaͤnzchen, wel—
che3 mir auffiel, war der Lotus siliquosus,
in deffen Nabe ich an einem Eleinen Bergmwaffer
das Equisetum sylvaticum in ſchoͤnſter Bluͤ—⸗
the fand. Weiter hinauf zeigten ſich: Sanicula
DB 3
a
2 x
europaea, Thesium linophyllum, Lilium
Martagön, Gentiana lutea, Digitalis ambi»
gua, Orobanche major, Doronicum bellidia»
strum, Carduus defloratus, Geranium Sylva-
ticum, Coronilla coronata, Buphthalmum sa,
licifolium, 'Euphorbia sylvatica, Asperula
odorata, Serapias ensiformis, S. rubra, Ro-
sa villosa, Teucrium Botrys, Physalis Al-
kekengi, u. a, Mm,
Auf der höchften Höhe des Berges lager:
te ih mich mit meinem Begleiter unter den
Schatten eines Baums, und wir lieffen und
die mitgenonmenen Erfeifhungen treflich ſchme⸗
fen. Wie ein bunter Teppich lag die Gegend
vor ung ausgebreitet; ich blifte hinab in die
Gegend, die mir fo lieb geworden war, und
trank mit jovialiſcher Heiterkeit auf das Wohl
meiner Sreunde und — — —
Das Bläschen, woranf ich ruhe, war nur
mit wenigen Wegetabilien bedeft, einige gemeine
Mosa-Arten und dag Teucrium montanum
überzogen nur den kahlen Feifen, an deſſen fteiz
lem Abſturze ich mein friedliches Lager aufgefchlas
sen hatte. Mit heiterer Seele fhied ich von Dies
fem herrlich erhabenen Standpunkte, und gelobte,
ı
28
ihn in Zukunft noch recht oft zu beſuchen. Im
Hinabſteigen fand ich auffer den gemeinen Pflans
gen nichts befondered. Sch ließ mich über Pfule
fingen begleiten, und traf Abends fpat in dem
Marrhbaufe zu Unterhaufen ein, wo ich aufe
gaftfreundlichfte aufgenommen wurde.
Am folgenden Tage gieng ich über Ober:
haufen zu der aus Tropfitein gebildeten Nebel:
lach: Höhle, und bemunderte ihre Größe und
mancfaltige Pildungen. An ihrem Eingange
fand ich neben andern gemeineren Polypodien
die Cyathea cynapifolia. In dem Walde darum
her blühete unter andern Pflanzen Actaea spicata,
Astrantia major, Hieracium pyrenaicum,
Euphorbia amygdalinau.a.m. Nun wandte ich
mich gegen dem Schloͤßchen Fichtenftein, und fand
an den Berge dahin: Stachys alpina, Arabis are=
nosa und hirsuta, Phyteuma hemisphaericum,
Lathyrus heterophyllus, Serapias lancifolia,
Chrysanthemum atratnm, Polypodium Dryop-
teris. An den fteilften Felſen, zunachft dem
Schloͤßchen, blühete Sazifraga Cotyledon und
Aizoors auch hieng — wiewohl fparfam — die
Rosa provincialis mit ihren rothen weigen über
einige Relfenmaffen bin. Mehrere Pflanzen, die
Ba
“
24
ich fchon auf dem Roßberge gefunden hatte, Far
men bier wieder vor, 3.8. Digit. ambig. Do-
ronie. bellid. Coronilla coronata. Viola
tricolor blühete überall fehr haufig an dem Weg.
Es iſt ein ſehr vomantifcher Anblik, welchen
man von dem Schlößchen, dag ein Foͤrſter be⸗ |
wohnt, genießt, ich erinnerte mich dabei an eine
reizende Gegend der Toggenburg, welche ich vor
mehreren Jahren durchwandelt hatte. Nachmit-
tags beftieg ich das gegenüberliegende Geburge,
un zugleich meinen Freund, Pfarrer Schmid von
Kilchberg, welcher feinen Vater in 9. zu befus
en, die Reife zum Theil mit mie gemacht hatte,
in,lesterem Drte aufzufuchen. Es ftieffen mir hier
auffer den ſchon bemerkften Pflanzen nur folgende
auf. Centaurea montana, Cytissus nigricans, '
Aconitum Lycoctonum u.a.m. Froͤhlich ſchwan⸗
den mir einige Stunden des Nachmittages hin,
welche ich unter diefen biedern Menfchen zu:
brachte, und mein Kreund S. welcher mit dee
geringen Yusbente, welche mir feine Geburts
Gegend gegeben hatte, nicht zufrieden ſeyn wollte,
begleitete mich noch auf einena andern Wege ger
gen Unterhaufen zurüf, mo ich auffer der Ophrys
monorchis, die nicht frarfam auf einer Alpmwiefe
ftand, an ven Kelfen, Lichtenfein gegenüber, noch -
25
folgende Gewaͤchſe ſammelte: Mespilus Amelan-
chier, M. Cotoneaster, Rosa pimpinellifolia ;
diefe alle waren ſchon im Fruchtſtande. Mein
Freund machte mich endlich noch auf eine Inula
aufmerkfam, welche ich uachher zu meiner groß
fen Freude für I. hirta erkannte.
Am folgenden Morgen fezte ich meine Reife
gegen St. Johann fort, und traf auf dem Wege
dahin folgende Pflanzen an: Digitalis lutea,
twelche haufig in Gefellfehaft der D. ambigua
vorkam, Vicia dumetorum, Satyrium viride,
in der Nahe von Et. Johann, wo auch Dian-
thus deltoides haufig blühte. Kerner: Atropa
bella donna, Reseda luteola, R. lutea, Hy-
pericum hirsutum,, Inula salicifolia, Ophrys
Nidus avis, Trifolium rubens, Rubus saxa-
tilis, Astragalus glycyphyllos, Gentiana lutea.
Nahe bei St. Johann Fam ih an einem Schne
fengarten vorbei, welches ein ganz neuer Anblik
für mich war. Die Schneken wurden mit Kohl-
blättern sc. gefüttert, und die Umzaͤumung war
mit Karren» Salbe beftrichen, über welche fie
nicht binmweglaufen. Das Hundert. wird hier
meiſtens mit drei Kreugern bezahlt, und der Erz
108 ift nachher 24 big 36 Kreuzer.
\
*
26
Die Empfehlung welche mir Herr Ober—
jaͤgermeiſter von Luͤtzow an die Forſtbeamten
dieſer Gegend mitgab, leiſtete mir auch hier ſehr
gute Dienſte. Ich wurde von dem hieſigen Foͤr⸗
ſter, Herrn Ade, ſehr gaſtfreundlich aufgenommen,
und Nachmittags fuͤhrte er mich in ſeiner Hut
umher, zeigte mir die verſchiedenen Gehaue laͤngs
dem Lingenthal, und labte mich bei dem Hirten:
haufe mit Milch, welche mir in dem Schatten
der Baume herrlich ſchmekte. Unfern diefem
Hirtenhaufe ift eine Viehtraͤnke, bier Hülpe ge:
nennt, welche ringg mit großen dichtbelaubten
Baͤumen umgeben ift. Nicht leicht fah ich eine
fchönere Gruppirung von Yaumen, die fo fehr
gie diefe zu einem romanfifchen Gemalde ge
eigiiet geweſen waͤre. Unter den manchfalti-
gen Gemwachfen, die mich bier umgaben, ber
merkte ich nur dag Lithospermum officinale,
welches ich bisher vergebens geſucht hatte, und
Cardamine impatiens, 18 fogenanntes Wald»
unkraut ift befonders in diefem Theile der rau⸗
ben Alp die Atropa bella donna anzufehen,
welche zumeilen ganze Gegenden überzieht, und
eine Höhe von acht und mehreren Echuhen- er:
reicht. Wir Famen über den groffen Play
zu einem von den beiden grünen Selfen, an
27
welchem die Arabis arenosa haͤufig wuchs,
und von welchem man eine herrliche Ausſicht
gegen das Clemſer Thal hinab hatte; nicht ferne
von dieſem Felſen ſtiegen wir in die Schlanzen
( Felſenriſſe) des Hoͤllen lochs hinab, wo wir.
noch Schnee antrafen. Es war Abends ſo kuͤhl,
daß mich empfindlich frohr, und am folgenden
Morgen fand ich ſogar die Wohnſtube des
Foͤrſters eingeheizt.
Er begleitete mich an dieſem heitern Mor⸗
gen zu der ſchoͤnen Waſſerleitung bei Urach;
wordurch ein Brunnen die hohen Felſen hinauf:
getrieben mwird, Das Waſſer verfteinert; ich
nahm verfteinerte Wurzeln mit. ein Ablauf
bildet in der Nabe der Ruinen des ehemaligen
Carthaͤuſerkloſters Güterjtein, einen niedlichen
Wafferfall,
Ich betrachtete in dem Staͤdchen Urach
eine Sammlung auggeftopfter Vögel und Sauger
tbiere, welche Herr Schaͤrf verfertiget hatte,
Obſchon mehrere gut ausgefallen find, fo berrfcht
doch im Ganzen zu viel Spielerei in ihrer Etels
lung. Ich vermeilte nicht lange dabei, fondern
ließ mich Nachmittags nah KleinEngftingen
ducch einen Wegweiſer begleiten. Er führte mich -
28
über die Hammerſteig nah Wirtingen ; beinahe
alle bisher genannten Pflanzen traf ich auf die
fem Wege wieder an: befonderg waren auf dem
Ruͤken des Gebirge ganze Diftrifte mit der
Bella donna überzogen. Bon Wirtingen geht
der Weg großtentheils über ein mageres fer
feld nach Ensftingen, wo ich mit der ſinken—
den Nacht ankam.
Herr Foörſter Rau nahm mich am folgen:
den Morgen freundlich auf, und gab mir einen
Sagerburfchen zur Begleitung mit, welcher mich
durch dag Lojinger Buch und Loſinger Thal nach
Dffenbanfen führte. Hier batte ich das Ber:
gnügen, mit Herrn Forſt Geometer Nöcdlinger
befannt zu werden, welcher die Gefalligkeit für
mich hatte, mich in das Thalmaldchen, die
Efelsftande — und auf den Sternberg zu begleiten.
Selbſt ein Freund der Botanif machte er mich
auf die Dentaria bulbifera, und Convallaria
verticillata aufmerkfam, welche wir aber nicht
in der Blütbe fanden. Auch zeigte fih, Tha-
lietrum aquilegif. Actaea spicata, Aconit.
Lycoct. Polip. fragile, -Satyrium viride,
Ophrys bifolia, Gentiana lutea, G. cruciata,
Cuscuta epithymum u. a.m. Auf der Spije
29
des Eternenbergs erquiften wir ung mit herrlis
chem Haren Waffer, welches bier aus einer ſtar⸗
fen Duelle hervorfonimt, und meideten ung an
der weiten Ausiicht , die man von diefer Höhe
genießt. Im Herauffteigen hatten wir und vers
gebeng nach der Campanula hybrida umges
fehen, welche Herr Nordlinger hier gefunden zu
haben mich verficherte, und mir auch nachher
die getrofnete Pflanze davon gefalligft mittheilte.
Sehr angenehm ſchwand mir der Abend in Ger
fellfchaft meines neuen Freundes bin, welcher
mir einen Theil feiner getrofneten Pflanzen vor+
zeigte, ‚die fehr gut eingelegt und meiſtens rich?
tig beftimmt waren.
Es war mir unangenehm, daß er am fol
genden Tage mich nicht, ferner begleiten konnte,
allein er. batte fih fchon anders wohin verfpros
chen. Ich wanderte alfo mit meiner umgehang?
ten Pflanzenkapſel allein gegen Seeburg. Eins
formig und unguͤnſtig für den Botaniker mar
diefer Weg; es gieng größtentheilg über magere
Wieſen und fleinige Aeker hin. Indeß blieb
mein Herz nicht freudenlger: die Sonne laͤchelte
freundlich auf den einfamen Waller herab, und
die Lershen erhoben fish bald da, bald dort, und
38 5
trilferten im aufiteigenden Fluge ihr Morgen?
lied. In der Nahe von Seeburg kam ich durch
ein kleines Gehoͤlz herab, wo ich die vorhin ge
nannten Pflanzen großtentheils wieder antraf.
Der Ort Seeburg ift rings mit fleilen Kelfen
eingefchloffen, und das Thal öfnet fih nur ger
gen Urach hin. Diefe Gegend hat daher eine
ganz eigene — fehauerlich romantifche Geſtalt,
und wurde für einen Kandfchaftmahler nicht un—
intereffant feyn. Als ich in einer Mühle mich
der mittäglichen Erholung überlaffen wollte, und
ich die benachbarte fteile Selfenwand anfahe, fo
fielen mir fehr fchöne gelbe Blumen in die Au:
gen, welche an diefen Felfen in Eleinen Raſen
muchfen. Begierig eilte ich darauf zu, und freute
mich aufferordentlich, hier dag Hieracium humile
zu finden. Auch fand ih bier Dianthus plu-
marius umd Valeriana tripteriss leztere im
Fruchtſtande. Nachmittags gieng ich mit mei:
nem Wegmeifer an dem jezt augdgetrofneten See
hinauf und fam auf einem — für mich ſehr unin?
tereffanten Wege nah Hengen. In der Nahe
Diefes Orts auf einer Viehweide wachft Osmunda
lunaria in groffeer Menge. Der dortige Pfarrer,
Bauer, mein alter Univerfitäts Freund, zeigte
mie einen Teller voll von dieſer Pflanze, welche er
31
ſelbſt getroknet hatte. Dieſer fuͤhrte mich einen
ſehr pflanzenreichen Weg — die Herren Roſe
genannt — nach Urach hinab. Die Vegetation
war praͤchtig und aͤuſſerſt manchfaltig, allein ſie
enthielt doch nichts Neues fuͤr mich; uͤberall
dieſelbigen Gegenſtaͤnde, welche ſchon bei St. Jo—
hann und Offenhauſen vorgekommen waren.
Ein junger conditionirender Apotheker,
Herr Koberten, welchen ich auf meiner Durch—
reiſe in Urach hatte kennen lernen, begleitete mich
am folgenden Tage nach Hohen⸗Urach. (Ruinen
eines ehemaligen Schloſſes). Vergebens ſah ich
mich hier nach neuen Pflanzen um; überall war
die Wegetation der bisherigen aͤhnlich. Auch
bier perſezte mich meine Einbildungskraft in
die Zeiten, da diefe Mauern von der Thatige
feit und Freude ihrer Bewohner mwiederhallten.
Hier in, diefer Halle, deren Wände fihon der
Ephen umfchlungen bat, faffen fie einft beim
froͤhlichen Mahle, ersäblten fich ihre Heldenthas
ten, und munterten ihre Sohne auf zu gleichem
Heldenmuth und teutfcher Treue. Zur Geite
bier in diefer kleinern Halle falten die Töchter
um ihre Mutter her und übten fih in hausliz
chen Geſchaͤften, oder fliften Feldbinden für
38
ihre Geliebten, Dort in jener Ede, wo die
Haſelwurzel einen glängendgrünen Teppich bildet,
und eine überbangende Hollunderftaude diefeg
Maschen zu einer dunfeln Laube bildet, — dort
faß einft eine diefer biedern Töchter an- ihre
Harfe gelehnt, und fang zu ihrem einfachen
Gaitenfpiel Lieder von der teusfchen Medlichkeit
und Treue. Langft find dieſe lieblichen Tone
verhallt; ich höre nur das fanfte Saͤuſeln des
Morgenmwindes, welcher die fihlanfen Halme hin
und her bewegt, und mit den Blattern der wild—⸗
verwachſenen Geſtraͤuche frielt. Ein Botaniker
fehreitet jezt unficheren Schritteg auf euren Truͤm⸗
mern, and pflüft fih da Blumen, mo fonft
das Schlachtſchwerd bieng.
.
Zu meiner Freude fand ich bei dem Aus⸗
gang aus diefen Ruinen nöch ein unbekanntes
Allium, welches ich nachher für das angulo-
‘sum erkannte. Bergnügt flieg ich von diefem
Berge herab, und endigte biemit meine bota-
nifche Wanderung auf die rauhe Alp.
Zufrieden zwar mit der gemachten Aus⸗
beute hätte ich doch gewuͤnſcht, dir noch mehr
feltene Gewaͤchſe vorzahlen zu koͤnnen; — und
35
vielleicht gieng ich an. manchen Geltenheiten
vorüber, welche nicht gerade durch auffallende
Bildungen die Aufmerkfamfeit de8 Beobachters
feffeln. Vielleicht ließ mih auch der Grad
meiner jezisen Kenntniffe manches uͤberſehen,
was ich in einiger Zeit im eben diefen Gegenden
werde finden Fünnen.-
Mit der aufrichtigften Gefinnung
Dein
Freund 9.
Hoppe Tafıhenb, 1305 es
34
a |
Botanifhe Bemerkungen;
hi von
dem Herrn Proviſor Erome in Schwerin.
-
als squarrosum ift ein neuer Beitrag
für Teutſchlands Flora und fehlt ſowohl im
Roth’s Tentamen, als auch in Hoffinanns -
Deutfchlandg Flora. Die Diagnose ift: Ra-
mis distantibus fasciculatis. alternis, foliis
lanceolato - acuminatis concavis imbricatis
semiamplexicauli decurrentibus. Setis .ag-
gregatis. Capsulis subrotundo - cylindradeis.
Opereculis convexis. — Ein feines Unterfchei
dungs + Zeichen diefer Art ift “daß der fcheibenar:
tige Anſaz unter der Kapſel, durch eine den
Rand umlaufende Rinne in zwei Theile getheilt -
zu feyn foheint. „ i
Dicranum fragile Hoffm, ift fiher eine
eigene Species. Es unterfcheidct fih vom Di-
crano flexuoso ohne die übrigen Fleineren Un
35
terfcheidungggeichen, durch die, nach der Spize
su fein gegähnten Blätter und duch den ſchief
ſtehenden rothen Dekel.
An der Beſchreibung von Bryum andro-
gynum fehlt bei dem Muscologen das K dennzei⸗
chen “foliis versus rg denticulatis. „,
So auch bei Br palustre,, foliis peri-
‚ gonlalibus linearilanceolatis denticulatis.
C. Schwarz - in feiner Dispositio syste-
fnatica Muscor. F. S. fagt pag. 51. Nro. a2.
in der Befchreibung des Bryi cuspidati, oper-
cule conico acuto. Roth fagt von eben diefer
Pflanze in Tentamen Florae germ. T. III.
p. I. pag. 247. “operculum convexum obtu-
sissimum!, — Wen foll man nun glauben ? —
Ich fand den Defel bei der Unterfuchung des
Br. cuspidati — Roth ——— — “ge
woͤlbt und fehr ſtumpf! !,— |
Ben Hypnum parietiinum Hoffm. Roth.
zeigt ſich hin und wieder eine fehr auffallende
Varietaͤt. Sie ift größer und Aftiger, als die
wahre Art, und fchiebt ihre Borften aug den
Eleinften Nebenaften hervor.
€ es
36
| ‚ Aypnum recognitum Roth. fehlt in Hoſſm.
Deutſchlands Flora, und macht doch ficher
eine „eigene Species aus. S. Roth. Tent.
2.ILl. DEP 399 0 F
- Hypnum cordifolium feblt ebenfalls in
Hoffm. Deutſchlands Flora. &. Roth. Tentam.
Florae germ. T.LI. Pp. I. pag.319. Beide
ebengenannte Arten wachfen — unfer andern —
bin und wieder im Meklenburgifchen.
Hypnum brevirostre Roth. fehlt auch in
Hoffm. Flora, und dürfte meiner Meinung
nach auch wohl eine eigene Species feyn. Vom
Hypno- rutabulo unterfcheidet es fih “durch
die Fürzern weniger vielaftigen Surculi; durch
die dreirippigen Blatter, die bei H. rutabu-
lum eintippig find; ferner durch die deutlichen
Zaͤhne am Nande der Blatter, die bei Hypnura
rutabulum faum bemerkbar find: Die Kapfel iſt
kuͤrzer und unten bauchiger als bei Hypnum ru-
tabulum. — Vom Hypno striato iſt es auf⸗
fallend, durch die rauhe Borſte — die bei H.
striatum glatt iſt — und durch den Furzen kegel⸗
formigen abgeftumpften Dekel — der bei Hypn.
striatum furz und kegelfoͤrmig und in eine lange
37
Yfriemenförmige hin und her gekruͤmmte Spise
auslaufend ift — unterfchieden.
Bryum julaccum fehlt in Hoffın. Flora.
Es unterfcheidet fich deutlich vom Bryo argen-
teo durch dag, an der Spize der Blätter feh—
Iende Haar, und durch den platten, in der Mitte
mit einer fegelformigen Warze befezten, Defel.
Bryum.nervosum Hoflm. (Barbula ner-
vosa Brid.) ift ficher eine eigene Species. Es
unterſcheidet fich deutlich vom Bryo mucronulato
Hoffm. (Barbula unguiculata) durch die ftarf
-sorfcheinende Mittelrippe, die jenem fehlt; durch
Die — nicht wie bei jenen, mit einer durchfich:
. tigen Epize befezten Blätter, und durch den
Dekel, der beinahe eben fo lang als die Kapfel,
gewoͤlbt iſt, und in eine pfriemenfürmige abge
ſtumpfte Spije auslauft, bei jenem hingegen fer
gelfsrmig und an der Spize abgeftumpft if.
Dieranum cerviculatum fehlt ſowohl in
Roths Tentam. als in Hoffm.Flora. Funck
fand es auf den Kichtelgebirge, und im Meklen-
bursifchen wählt eg an mehreren Orten. Die
Diagnose ift: Surculis simplicibus erectis,
foliis lanceolatis longe acuminatis revolutis
——
58
“ R * ⸗ ⸗
fasciculatis, capsulis ovatis, operculis, con-
vexis longe oblique rostratis.
Dicranum undulatum* Schrad. (Roth.
Bridel) (Bryum rugosum Hoffm.) iſt fiher
vom Dierano scopario unterfohieden. Die Mood
ftenge! find aAftiger als bei Dier. scopar, und
haben einen filzartigen roftfarbigen Ueberzug;
die Blatter haben eine Mittelrippe und find am
Rande frei gezahnt. -- Bei Dicran. scopar. find
fie glattrandig und ungerippt.
Neulich hatte ich Gelegenheit, das Hypnum
decipiens, welche nur Hoffmann gefeben und
befchrieben hat, da ich. es bier im Meklenburs
gifchen fand — meiner Unterfishung zu unter
werfen: ich fege daber eine umftandliche Befchreis
bung diefes noch zweifelhaften Mooſes bieher.
"Die Mopgftengel fiehen in dichten Hafen,
find niederliegend, kurz, felten_ über einen Zoll
lang, doppelt gefiedert. Die ftengelumfaflenden
Platter find laͤnglich eyfoͤrmig, laufen in eine
lange feine Spize aus, die fehr unmerklich ge
sahne zu feyn feheint, fie find etwas ausgehoͤlt
und ungerippt: die Spize der Blätter ift etwas
übergefrummt. Die Blätter des Mooskelchs
i
a 39
find lanzettfoͤrmig — mit nicht fo langer Spize
als die übrigen Blätter verfehn — und deuf
lich gezeichnet. Am Grunde der Moogftengel
entfpringt die ungefaͤhr Zoll lange, gelblich ro:
the, etwas zuerft niederliegende, dann aufgerich:
tete, glatte Borfte. Das Scheidchen ift rühren:
förmig. Die Kapfel ift umgekehrt eyfoͤrmig,
Tanglich, gelblich braun. Der Defel ift Fegel-
foͤrmig mit abgeftumpfter Epise und oben mit
einer Eleinen Warze befejt. Die Muͤze iſt hau:
fig, grün, roͤhrenfoͤrmig und oben mit einer klei—
nen Warze befest. - Das Maul tragt eine dop—
pelte Reihe von Zaͤhnen; in der Außern befinden
fih 16 gelbe lanzettförmige, zugefpizte Zähne; in
der inneren Reihe Werlängerungen einer hautiz
gen Membrane mit dazmwifchen ftehenden Fäden.
Die Saamen find dunkelgrün und rund.
An Baumwurzeln findet man diefeg Moes
im April mit reifen Kapſeln.
NB. Vom Hypnum velutinum unfer-
fcheidet sich diefes Moos durch die nicht Frie
chenden Moosſtengel, durch die ungerippten
Blatter, durch die glatte Borfte und durch die
Warze auf dem Dekel und der Müze Dom
Hypnum plumosum durc; die gefiederten Moos⸗
€
40 | j
ftengel, durch die ungerippten Plätter, und
durch die Warze auf dem Defel und der Mütze.
Vom Hypnum sericum durch die nicht Fries °
chenden Movaftengel, durch die ungerivpten
Blätter, durch die glatte Borfte, und durch dem
fegelfürmigen mit einer Warze befezten Dekel.
In der zweiten Lieferung meiner Moog
ſammlung werde ich dieſes Moog mit liefern.
’
G. E. W. Crome.
41
IV.
Kurze Geſchichte
des |
botanifchen Garten in Regensburg;
; vondem
Derautgebern
Eu
Als im Monat April 1792. die botanifche Ge:
ſellſchaft in Regensburg geftiftet wurde, fühl
ten die Mitglieder derfelben lebhaft genug, daß-
eine folhe Gefellfhaft ohne einen botanifchen
Garten Faum folidirt werden koͤnnte. Allein
man unterftand ſich noch, nicht damit einen Uns
fang zu machen, weil die Serellichaftefaffe dazu
noch nicht geeignet war, und unter den dama—
figen Mitgliedern fich noch- fein Herr Graf von
Sternberg, noch fein Chevalier de Bray be:
fand, und Regensburg noch keinem Fürften an:
gehörte. Eingedenk aber ihrer Motto's: “Durch
Einigkeit wachfen Heine Sachen, „ und durch
den Beifall, welchen felbft einige Mitglieder des
Magiſtrats, denen der Ruhm ihrer Vaterſtadt
42 |
und Verbreitung von Gelehrfamfeit in derfelben,
Herzensfahe war, der Geftllfchaft fchenkten,
durfte diefe alles von der Zufunft erwarten.
Es hatten zwar die damaligen ordentlichen
Mitglieder e8 noch nicht gewagt, in ihren Ge:
fegen von der Anlegung eines botanifchen Gar:
ten zu fprechen, allein fie deutefen doch auf die
Nothwendigkeit eines folchen hin, indem fie den
18.8. folgendermaffen abfaßten: “Die Berpflan:
zung der wildwachfenden Gewaͤchſe zu Garten:
Pflanzen, und der Gartenpflanzen zu mwildwach:
fenden, follen die Mitglieder, melche Belegen:
heit dazu haben, fich vorzüglich empfohlen feyn
laffen, weil dem Arzt und Naturforfcher ein
großes Licht in Beſtimmung der Doſis der Pflans
zen zum innerlichen Gebrauche bei Menfchen und
Vieh dadurch aufgefteft wird, indem viele Plan:
gen durch die Kultur ihre wuͤrkſamen Beltand?
theile verandern. So konnen 5. B. Aconitum
Napellus und Cammarum, Digitalis pur-
purea, die Belladonna und Cicuta zum Der
pflanzen gewahlt werden. „
Wuͤrklich wurde dieſer Aufruf zum Theil
realiſirt, als der nunmehrige Herr Hofapotheker
Martius in Erlangen, die Digitalis und den
45
Napellus herbeifchafte, und diefe in ihren Wir:
kungen gleich berüchtigten Gemwachfe an fchikliche
Derter, bei dem Schusfelfen, verpflanzt wurden,
Dies war freilich noch fein Anfang zur. Grün:
dung eines botanifchen Garten, aber die Aus—
ficht wurde bald beffer.
Die Sefellfhaft hatte, im October des er—
fien Jahrs ihrer Eriftenz, den Herrn Hofrath
und Bibliothekar auch Hohfürftlih Thurn und
Tarifhen Hofr Staabscommiffarius Kayfer,
in ihre Mitte gewahlt, und diefer verdienſtvolle
Gelehrte. gab ihr in feinem damaligen Logis
nicht nur ein Zimmer, zur Yufftellung der
Sammlungen, und zur Haltung ihrer Sizungen;
fondern er überließ ihr auch das, bei der Woh⸗
nung gelegene Kleine Gartchen zum beliebigen
Gebrauche.
Hatte man zuvor angefangen, die Garten:
gewaͤchſe in die Wildniffe zu verfegen; fo wurde ”
nun auch dag gegentheilise Verfahren befolgt,
und wildwachfende Gewachfe, vorzüglich. die fel-
tenern der Gegend, wurden in den Garten ver:
pfanzt. Um diefe Arbeit machte fih damals
der Zögling dee Sefellfehaft Herr Funk, nuns
mehriger Apotheker in Gefreed, und den Bota⸗
44
nikern ruͤhmlichſt bekannt, verdient, und es ift
Schade, daß kein Verzeichniß des damaligen Be
ſtandes des Garten eriftiret, weil dieg zugleich
ein Verzeichniß der Zierpflanzen hiefiger Gegend
feyn würde. Erinnerlic find von diefen Ge—
wächfen no: Erica herbacea, Vinca minor,
Circaca alpina, Draba aizoides, Antheri-
eum calyculatum, Linn. Cypripedium Gal-
ceolus, Orchis militaris, welche alle in der
fhönften Bluͤthe ſtanden.
Aber, ſo thaͤtig ſich auch die Mitglieder,
in Bearbeitung dieſes Gartens bezeigten, ſo
dauerte doch das Gluͤk der Geſellſchaft nicht
lange. Das Logis, welches Herr Hofrath
Kayſer bewohnte, wurde zugleich mit dem
Garten verkauft, und fo mußte auch der lezte
geraumt werden, meil der neue Beſizer Eeine Luft
bezeigte, uns denfelben ferner zu überlaffen.
Die beträchtliche Anzahl unferer fchönen
Gewaͤchſe mußte fih nun, wie fo mancher
menfchlicher Bewohner des Erdfreifes, nach ei
ner neuen Anfedlung umfehen, und wir fa’
ben die Nothmendigkeit wohl ein, ihnen dazu
behüffich zu ſeyn, meil wir fie ja felbit aus ihr
rem wahren Vaterlande vertrieben hatten.
N
—
⸗ 45
So wenig auch die Geſellſchaftskaſſe im
Stande war, auf einen eigenen Garten Anfpruch
zu. machen, fo that fie doch, mas fie vermochte.
Es wurde nemlich in der oberen Stadt, in dem
Bezirke der Veſtnerwacht, ein Kleinere Garten
gemiethet, und nicht nur. dabin die Flüchtlinge
etabliert, fordern auch diefe neue Anfiedlung mit
fremden Völkern vermehrt. . Man fehafte nem—
lich. eine beträchtliche Anzahl Samereien, von
fremden Gewaͤchſen herbei, welche in. dem Garr
ten ausgeſaͤet wurden. War ed der fhlechte un?
gedüngte Boden dieſes Garten, ‚war es eine
ungeübte Hand, die die Saamen ausfaete, war
es eine fehlerhafte Pflege, oder waren «8 alte
Saamen, kurz die wenigſten davon giengen auf.
Auch die Koloniſten ſelbſt, ſtarben nach und nach
dahin, und bald wurde der Garten wuͤſte und
leer. Noch einige andere Umſtaͤnde noͤthigten
die Geſellſchaft, dieſe Anlage bald wieder auf⸗
zugeben, nemlich die erſchoͤpfte Kaſſe, und das
Anerbieten des Herrn Aſſeſſors Lehner, Ehren⸗
mitglied der Geſellſchaft, ung einen betraͤchtli⸗
chen Plaz in feinem eigenen, im Stoͤrzenbach
gelegenen Garten zu überlaffen , die Pflege der
Gewaͤchſe felbft zu beforgen, und unfere Biblios
thek, Sammlungen ze. in feine Behaufung aufzu⸗
46
nehmen. Hier dauerte unfere Anfiedelung einige
Sahre, bis unfer Wohlthäter farb , der Gar—
ten verfauft wurde, und unfere Lieblinge den
Küben und Erdapfeln Plaz machten.
Indeſſen folgte auf diefes Unglüf bald ein
neuer Troſt, und die Gartengefchichte der Ges
fetfchaft machte, durch das Zufanımentreffen eis
niger glüflicher Begebenheiten, eine nee Epoche.
Sr. Erc. Herr Graf von Thurn, Domprobſt,
und Prafident bei dem Kurfuͤrſtlichen Landes
direetorium in Regensburg, hatten die Gnade,
das Diplom eines Ehrenmitgliedes der Geſell—
fhäft geneigteft anzunehmen, und zugleich einen
Plaz in den Hochgrafiihen Garten, für die
Aufnahme der Gewaͤchſe, anzuweiſen. Hier er-
lebten die noch aufbewahrten, und auch neu
acquirirten Anfiedler, duch mehrere Jahre, die
glüflichfte Periode. - Denn der neue Eecretair
der Sefellfchaft, Herr Proviſor Haag, erbot
fich nicht nur zur Behandlung der Gewaͤchſe,
fondern vermehrte auch diefe mit hundert erotifchen
Arten, die er auf eigene Koften herbeifchafte.
Unter diefer Acquiſition befanden fih fogar Glas:
hauspflanzen, die durch ordentliche Pflege fehr
gut gediehen, und Herr Funk, welcher mittler
47
weile in Salzburg conditionirfe, verforgfe von
daher den’ Garten: mit einigen feltenen Gewaͤch⸗
fen aus den Alpen. Der Umſtand, daß der dar
malige Secretair der Gefellichaft, Here Haas *)
nach ‚Erlangen abreifete, um feine medicinifchen
Etudia zu vollenden, ſchien zum Nachtbeil der
Gefeltfchaft bedeutend werden zu wollen, allein
gluͤklicher Weife fand ſich unter ‘den Zöglingen
der Sefellfchaft, in der Perfon des Herren Dar
vi Kohlhaas **), alteften Sohnes des wir,
digen Deren | Praͤſidenten der Geſellſchaft, ein
thaͤtiger und kenntnißvoller Juͤngling, welcher
die Beſorgung der Gewaͤchſe zur groͤßten Zufrie:
denheit der Gefellfchaft übernahm, und mehrere
*) Die Geſellſchaft bedauert leider fchon mehs
rere Jahre den frühzeitigen Tod dieſes thäs
tigen Mannes,
39) Leider betrauern die wuͤrdigen Eitern dieſes
hoffnungsvollen Ssünglings, -mit der Gefells
fchaft, nun Schon feit drei Jahren, den frübzei:
tigen Tod diefes edlen Juͤnglings, wodurd)
abermals die Erfahrung beftätigte, daß für
hige und thätige Sünglinge oft vor der Zeit
in die Ewigkeit hinüberfchlummern.
48
Jahre hindurch vorſtand. Er verfertigte auch
waͤhrend dieſes rühmlichen Amtes ein Werzeich?
niß 7) des damaligen Beſtandes des Garten;
welcher nan ziemlich weit gediehen war. Allein
unſer guter botaniſcher Garten, der Wanderung
ſchon gewohnt, konnte auch hier kein ferneres
Gedeihen haben, als unſer emſiger Juͤngling
und Vorſteher des Garten, ſeinem weitern
Zweke gemaͤß, nach der Univerſitaͤt Jena ab⸗
reiſete, und unter den damaligen ordentlichen
Mitgliedern keiner vorhanden war, der deſſen
Stelle, anderer Geſchaͤfte halber, hatte uͤber⸗
nehmen koͤnnen. Die Pflanzen mußten alſo in
die Pflege eines Privatgaͤrtners, Namens
Weber,
*) Verzeichniß derjenigen Gewädfe,
weiche ſich in dem botanifhen Gar—
ten befinden. Von David Johann
Auguſt Kohlhaas, Eleven ber Res
gensb. „bot. Gefellfhaft. Regenss
burg 1794. (30 ©eiten, im Manufeript),
In diefem Verzeichniße finden fich die Trivials
namen von 289 Pflanzen, deren deutſchen
Benennungen, Klaſſen und Ordnungen, Blüs
hezeit und Saamenzeit, nebſt der Bemerkung
49
Weber, übergeben werden, unter deffen ober:
flaͤchlicher Pflege fich aber folche taglih vermin?
derten, welches eine abermalige ———
noͤthig machte.
Wahrend dieſer Periode hatte die Gefell:
{Haft das Giuf gehabt, in der Perfon Er. Ere.
des Herrn Grafen von Sternberg, Domca—
pitularen und WViceprajidenten, ein ordentliches
Mitglied zu finden, vdeffen Kenntniffe und Thaͤ⸗
tigkeit den Ruͤhm der Geſellſchaft für die Zur
kunft fichert. Der Here Graf nahm die noch
übergebliebenen Pflanzen in einen eigends dazu
gemietheten Garten auf, und piiegte ‚sie felbit
forsfaltigft.
ob fie innländifh oder ausländifch find, beige:
fügt worden. Unftreitig wird diefes Manufeript,
nebjt einem: „Verzeichniß der um Re
gensburg wachfenden Pflanzen nad
ihren Wohndrterns von Heinrich
Chriftian Funk, Eleven der botan,
Gefellfhaft;s Regensburg 1792, in
Manufeript. r unter den erften Handſchrif—
ten der Gefellfchaftsbibliorhef immer fchäzbar
bleiben,
Hoppe Taſchenb. 1805. D
50
Durch Einigkeit waren bisher Heine &az
chen ziemlich gewachfen; aber nun bekamen fie
durch die mächtige Unterſtuͤzung eines gelehrten
und edeldenfenden Kürten einen großen Schwung,
Carl Theodor, unfer Landesherr, welcher
eine Aufivartung der ſaͤmmtlichen biefigen Mitz
glieder der botanifchen Sefellichaft am ten Kebr.
1803 gnadigft aufnahm, und ihren Eifer bes
merkte, wollte die gute Sache noh mehr auf
richten, und gab daher die beften Verſicherun⸗
gen und Zuſagen. Hoͤchſtdieſelben erfuͤllten bald
darauf ihr gegebenes Wort dadurch, daß ſie der
Geſellſchaft den bisherigen Fuͤrſten-Garten zu
St. Emmeram zum voͤlligen Gebrauche uͤber⸗
lieſſen, und ihr ſolchen als Eigenthum ſchenkten.
Noch mehr! In einem an den Garten ſtoßenden
furfurftlichen Sebande wurden zwei befrachtlich
große Zimmer für die Sefellfchaft beftimmt, um
in vielen, ibee Sammlungen aufzubewahren,
und ihre Sizungen zu balten. Diefe gnadigfte
Vorſorge des beiten Landesvaters erfüllete alle
Mitglieder mit Freunde, und alle vereinizten
ſich zu neuer Thaͤtigkeit. Die Zimmer wurden ſo—
gleich zwekmaͤßig eingerichtet, und mit den Meublen,
welche lange zuvor der Geſellſchaft von dem Herrn
Chevalier de Bray waren verehrt worden, aus |
51
geziert, und die Sammlung und Biblisthef
aufgeftellt.
Ein eben fo wichtiger Gegenſtand für die
Thätigkeit der Gefellfehaft, wurde nun insbeſon—
dere der Garten; vorzüglich waren Herr Graf
von Sternberg, Prof. Düval, und Baron
von Strauß taglich befchaftigt, neue Recru—
ten aus der Regensburgiſchen Flora in den
Garten zu übertragen; wahrend andere Mitglies
der die Beſorgung von erotifchen Gemächfen,
theild anf ihre Koften, theils mit Unterftüsung
der Geſellſchaftskaſſe, übernahmen. Nicht min:
der mwetteiferten augmartige Ehrenmitglieder, den
Sarten der Gefellfchaft zu bereichern. Unter
andern fchiften die Herren von Braun und
Katb Hehenberger aus Salzburg, und
Herr Beneficiat Schmidt aus Roſenheim,
intereffante feifche Gewaͤchſe aus den Gebürgen,
während die Herren Profeſſoren Sprengel aus
Halle, Romer aus Zuckh, und Director
Schrank aus Landshut uns mit Esonikgeisn
verfahen.
Was nun den Garten felbft betrift, fo
hat derfelbe einen Flacheninhalt von ungefehr
13000 Quadratſchuhen. Seine Lage befindet ſich
—5
52%,
in der Stadt, und er ift der Sonne ſtark aufs
geſezt. In der Mitte deifeiben befindet fich ein
beträchtliches Baſſin, welches groͤßtentheils mit
hoͤlzernen Kaͤſten fuͤr Waſſergewaͤchſe ausgefuͤllt
wurde. Ein ſchoͤnes Sommecrhaus ſtehet ſeit⸗
waͤrts im Garten, und iſt für botaniſche Vor—
leſungen beſtimmt, und dazu eingerichtet wor⸗
ven. Das so Schuh lange Gewaͤchshaus wird
im nachften Sommer beifer gebauet und kann
durch nebenliegende Plaͤze fehr vergrößert wer⸗
den. „Die Eintheilung des ganzen Garten, ber
ftchet in vier Feldern, woson eines für die ang
laͤndiſche Flora, das andere für exotica, und
das dritte für alpina beſtimmt it, welche alle
nach foftematifcher Ordnung gepflanzt werden.
Das vierte Feld dient zum Anbau von mediciniz
{chen und oefonsmifchen Gewaͤchſen, um folche
bei. ven Borlefungen zu benuzen. Der erfte An:
bau im verfloffenen Fruͤhjahr beitand in unge
fahr 600 &ämereien, wovon aber kaum die
Hälfte keimten. Eine vorzuͤglche Urfache davon
mochte feyn, daß viele dabei bereit8 wor langer
Zeit eingefendet waren, und im Geſellſchaftszimmer
ungebraucht gelegen hatten; eine zweite Urfache
fand fich in dem duͤrren Fruͤhjahre, welches vom
April an den ganzen Mai andauerie, und darauf
55
in anhaltenden Regen übergieng. Eben diefe
Witterung binderie auch die ſchnelle Verſezung
der Haterlandifhen Gewachfe in den Garten.
Indeſſen befand ich doch im abgemwichenen
Herbſte der Beitand des Garten, laut der
vorhandenen Kataloge, im Kolgenden:
1) An erotiihen Gewaͤchſen: 289 Arten, -
worunter : folgende vorzüglichere begriffen:
Waldsteinia geoides, Kitaibelia vitifolia,
Sternbergia colchiciflora, Dianthus collinus,
Atropa procumbens, Smirnium aureum,
Podophyllum peltatum, Sonchus canaden-
sis, Rudbeckia purpurea, mehrere Arten
Aster, Solidago u. a. m. |
2) An Alpenpflangen: 150 Arten.
Hierunter befinden fich folgende: Scirpus
eaespitosus, Eriophorum alpinum, Phleum
' alpinum, Iuncus Iacquini, I. glabratus, J.
monanthos, Carex mucronata, C. balden-
sis, C. atrata, C. firma, C. brachystachys,
G. spadicea schkuti, Asplenium viride,
Polypodium Lonchitys und rigidum,' dann
Achillea atrata und Clavennae, Tussilago
alpina, Soldanella alpina, Cacalia alpinz
> %
54
und albifrons, - Primula minima', mehrere
saxifragae, Sempervivae, und Hieracia.
Erigeron alpinum, Senecio alpinus, Cine-
raria crispa, Arnica scorpioides, Rhodiola
Rosea, Gentiana acaulis bavarica, Asclepia-
dea, Plantago atrata, Globularia nudicaulis
und cordifolia, Satyrıium viride, Phellan-
drium, Mutellina u. a. m. \+
3) An inländifchen Gewaͤchſen: 160 Arten,
Die vorzüglichiten find: Cypripedium,
Calceolus, Ophrys myoides, Ophrys Lo&-
selü, Ophrys monorchis,, Orchis militaris,
O. ustulata, O. conopsea, Melitis melisso-
phyllum, Clematis erecta, Primula farinosa,
Erica herbacea, Daphne Cneorum, Tha-
lictrum aquilegifolium und minus. Ranun-
eulus lanuginosus, Draba aizoides, Trifo-
lium rubens, Dictamnus albus, Spiraea
struncus, Senecio saracenicus, $. erucae-
folius, Achillea nobilis, Arnica montana,
Cineraria campestris, Buphthalmumm. salieci-
folium, Potentilla alba, Drenanthes purpu-
ra, ff. |
Im Hintergeunde des Garten blieb ein
betraͤchtlicher Plaz für ein Bosquet, worin
55
nen erotifhe und Alpeyſtraͤucher Plaz bekamen
und dicht an den Gartenmauern wurden erofi?
fche Sommergewaͤchſe angebanet, deren Anzahl
der darüber gefertigte Catalog auf 352 fest.
Die vorzuglihfte Aequifition bat indeffen
ohnfteeitig unfer Garten, wahrend dem Verlauf
des Sommerd, an Topfgewachfen gemacht , der.
ven Anzahl fih auf 107 belauft und mworunter
einige intereffante fich befinden. 3. 8. Semper-
vivum arboreum, jest in voller Blüthe, Bud-
dleia globosa zwei betrachtlich große Stufe,
Cotyledon orbicularis, Hemimeris urticae-
folia, H. coccinea, Fuchsia coccinea, Cras-
sula coccinea, Plectranthus fruticosus , Gor-
teria ringens, welche Ieztere fuͤnf ſchoͤne Arten
wir dem Herren Profeſſor Sprengel in Halle
verdanken. Kerner zahlen wir an fechzehn Arten
von Pelargonium, ingleichen einige Passi-
florae, mimosae, Hibisci, Solandra grandi-
flora, Arbutus Unedo, Melianthus major,
Melia Azederach, Cestrum Pargui u. a. m.
Da man die oben erwähnten Straͤucher,
umter welchen ſich Ginkgo biloba, mehrere Ro-
biniae, Spireae, Salices, untet andern Salıx
praecox, incana, phylicifolia, Arbuscula,
D 4
56
ferner Betula ovata, Rhododendron hirsu«-
tum, Tamarix germanica, einige Cornus Ar⸗
ten, mehrere Rofen u.a. m. befinden, auf ungez
fahr funfzig Arten rechnen kann; fo wird die
total Summa des gegenwärtigen Beftandeg deg
Garten an 1200 Arten ausmachen, mworunfer die
alpinae am fhazbarften feyn dürften. Diefe
angegebene Eumme von Acquiſitionen iſt freifich
gar nicht betrachtlich, indeffen ift Fein Ziveifel,
daß diefe Zahl mit jedem folgenden Jahre fich verz
megren, und dadurch diefer Garten fich zu einem
nuͤzlichen Inſtitute für die Botanik bilden werde.
Dies wird um fo eher gefchehen, als die Ge
fellfhaft den lan gemacht bat, ihren Garten
Horzüglih zu einer Niederlage von Alpenpflan:
zen zu machen, um die Liebhaber diefer Ge
wachfe von hieraus damit verfehen zu Eönnen.
Zu diefem Plane giebt die Lage von Regens—
burg, die im Mittelpunfte zwiſchen den Alpen
und dem nördlichen Deutfchlande liegt, und der
Zwek der Gefellfchaft, fo viel ala moglich, bo:
tanifche Kenntniffe zu verbreiten, Gelegenheit,
und hoffentlich wird derfelbe mit aller mögliz
chen Bereitwilligfeit ausgeführt werden können.
Sollte dies würklich der Fall feyn, und dar
durch unfer Garten in der Zukunft einige Auf—
57
merkſamkeit verdienen, ſo duͤrfte es nicht ganz
zwekwidrig geweſen ſeyn, bier Die kurze Geſchich⸗
te von deſſen Entſtehung geliefert zu haben.
— [ [[ [
VW,
Reiſe durch Chftland, vorzüglich botani-
ſchen Inhalts.
Im Sommer 1303. unternommen von dem
Herrn Profeſſor Germann in
Dorpat.
Mit ungetheiltem Vergnuͤgen leſe ich jedes
mal Ihre botaniſchen Reiſen in die Salzburger
und Tyroler-Alpen, und die Begierde, auch
hohe Gebirge in diefer Nüfficht zu bereiſen,
wird bei mir von Jahr zu Jahr ſtaͤrker, hefti⸗
ger. Sch werde alles anwenden, um einfteng
auch eine Alpenreife zu unternehmen, bis jest
aber muß ich mich damit begnügen, unſere
Slachen und Walder zu durchfreifen.
Im vorigen Jahre machte ich in den Unis
verfitätgferien eine fuͤnfwoͤchentliche Reife, auf -
—
3 —
welcher freilich die Botanik nicht allein mich
beſchaͤftigte; eben fo viel Seit, und vielleicht
noch mehrere, verwandte ich auf die Ornitholo⸗
‚gie meines Vaterlandes, melde ganz aufs
Reine su bring: n, ih mich nun fchon feit einer
Reihe von Fahren bemübe. Sch glaube, «8
wird Ihnen und den Lefern Ihres beliebten
Taſchenbuches nicht unangenehm ſeyn, wenn
ih aus meinem Reiſejournal die botaniſchen Be
merfungen ausziehe. In diefem Sommer hoffe
ich ein intereffantes nordifches Land zu bereifen,
das ruſſiſche Finnland. Ich babe nicht menig
Suft, bis zum weißen Meere hinauf zu gehn.
Gewiß wird die Ausbeute feltner Gewächfe nicht
geringe ſeyn, und ich fehe mich vielleicht im
Stande, Ihnen manche feltne nordifche Pflanze
von daher fchiken zu Fonnen. Sch kann fchon
gar nicht mehr den Junius erwarten, in welchem
Monate ich diefe Neife anzutretten gedenke.
Sch hatte mir vorgenommen, jedesmal auf
meiner naturhiftorifchen Neife fo viel ‚Studie:
rende mitzunehmen, als fih uur dazu bei mit
melden wurden, um die Liebe zur Naturgefchichte
immer mehr unter unfern jungen Leuten zu dev
breiten, denen es leider! nur zu fehr noch daran
59
gebricht, Geſchmak am Studio der Natur zu
erhalten. Diefeömal meldeten fich zwei, und
ih nehm fie gerne mit.
Wir hatten feit * Mai viele und ans
haltende Hize gehabt, ſie dauerte auch, faſt waͤh⸗
rend der ganzen Reiſe hindurch, fort, nur daß
dann und wann wieder ziemlich empfindlich
kalte Tage dazwiſchen kamen, wie das bei ung etz
was ganz gewoͤhnliches ift: Am raten Julius (oder
nach unferm alten, im ganzen ruffifchen Reiche
noch immer üblichen Kalender, am zoten Junius)
‚reifeten mir, ab. *)
Nahe bei der Stadt fchon, und eine große
Strefe davon , fanden wir den wilden Paſtinak,
Pastinaca sativa, fehr haufig. Fifcher fagt in
feiner Naturgeſchichte Lieflandg, er wachie bei
—
*) Die Ferien der Dorpatichen Univerſitaͤt ſind
der ganze Monat Januar und der ganze Zus
lius, fuͤr uns die beften Zeiten zu reifen. Für
ung wäre die Einrichtung, wie auf deutfchen
Univerfitäten, zu Oſtern und Michael Ferien
- zu. haben, nicht: paffend. - Da müßten wir
fein zu Haufe bleiben wegen übler Witterung,
60
Narva in Wäldern, hat ihm aber nicht felbft
gefunden, fondern führt diefe Dolde nur. nad)
Dr. Gorters Flora ingrica auf. Fiſcher kam
hie weit von Riga, feinem Wohnorte weg, fonft
hatte er den Paſtinak an mehrern Orten gefun—
ven. Campanula rapunculoides, -an den meh:
reſten Orten Lieflands fehr felten oder gar nicht
zu finden, trafen wie fehr haufig an. Solidago
virga aurea und Verbascum nigrum fing jest
erft zu blühen an. Den ſchoͤnen Ranunculus
hingua fanden wir in einem kleinen Bache, wel—⸗
her ſich durch eine naffe Wiefe Thlangelte, haufig
in. feiner vollen Pracht bluͤhen; eben dafelbft
war Potamogeton natans, aber fchon verblüht
. amd Stratiotes Äloides in Menge.
{ Am folgenden Tage gelangten. wir zum
Peipus, dent größten. Tieflandifchen Landfee,
ja er ift in der Kangordnung der europaifchen
Seen der vierte. Wir blieben hier in einem groſ⸗
fen, von ruffifchen Fifcherbanern bewohnten
Dorfe, Tfhornvi Deremna (zu deutſch:
ſchwarzes Dorf), anderthalb Tage. liegen, um
Waſſerwild zu fchieffen. Es Liegt dieſes Dorf
von Dorpat 63 Werfie, oder 93 BAR ji
len entfernte,
"6
Am flachen Sandufer des Eee fanden
"wir Potamogeton perfoliatum in großer Men:
ge von den Welten ausgeworfen. Fiſcher jagt
alſo mit Unrecht, daß diefeg Potamogeton nur
einzeln in Liefland angetroffen werde. Wir
fammelten bier für unfere herbaria mehrere fehr
gute Eremplare. Im geoßen Rannapungernſchen
Walde, in melchen ich manchen fchönen und
feltnen Vogel für mein Kabinet ſchoß, erhielt .
ich auf einer frofnen Anhöhe zwei Gewachfe, die
bei ung zu den Keltenheiten gebören, Dian-
thus plumarius und Gypsophila fastigiata.
Beide trafen wir auf der ganzen weiten Meife
auch nicht mehr an. Als wir aus diefem einige
Meilen langen Walde endlich heraus Famen, fan’
den wir hanfig am Wege Cnicus' oleraceus und
Trifolium alpestre blühen, auch fieng ſich bier
erſt Lotus corniculatus an zu zeigen, der fich in
der Rabe von Dorpat nicht befinde. Won jezt
an hatten wir ihn beftandig zu Gefichte, und
zumweilen in fo großer Menge, als ware er.
dort ausgeſaͤet worden
Den ırten erblikten wir endlich die fo
fehnlichft erwartete Küfte des finnifchen Meer:
buſens. Wir Fehrten in Fockenhoff, einem Land:
6
gute, welches dicht am Meere liegt, ein’, und
wurden dafelbft von dem dortigen Disponenten,
Heren Wilkinfon, einem alten braven Englans
der, fehr gürig aufgenommen. Nach Tifche mach:
ten wir mit unferm guten Wirthe eine Prome—
nade am Ufer, fanden aber auffer Ulua inte-
stinalis und Fucus vesiculosus, welche Meer
respflangen die Wellen in großen Haufen ang
Ufer geworfen hatten, nichts weiter. Auf dem
Ruͤkwege ‚fand ich die fogenante rothe Varietaͤt
von Lychnis dioica. Die weiße Darierat har
ben wir bei Dorpat haufig; die rothe aber ift
in der ganzen Gegend nicht zu, finden. Sch
flimme ganz mit mehrern deutfchen Botanifern
überein, die beide Pflanzen trennen. Cie find
zu fehr unterichieden, auch habe ich ſtets, we
nigftens bei ung in Ziefland, bemerkt, daß, mo
die eine species mwachft," die andere nicht zu finz
den fey, und das aus den fehr natürlichen
Grunde, meil die weiße, Lychnis arvensis,
nur trofnen Boden liebt, daher fie auch z. B.
auf unſerm Domberge bei Dorpat fo haufig
fieht, und die rothe, Lychnis syluestris, ſchat⸗
tige, dunkle, feuchte Orte. So fanden wir less
tere auch hier, unter hohen Erlen und anderem
Laubholz, an einer feuchten Stelle.
/
. 63
Noch heute Abend verliehen wir Kodenhoff,
und veifeten weiter nach Narva, mußten aber
verfprechen, bei unfeer Nüffunft von Narva,
wieder bier einzukehren.
Ohngefaͤhr zwei Werfte von Fockenhoff
wird die Kuͤſte ſehr maleriſch. Um den herrlichen
Anblik ganz zu genießen, ſtieg ich vom Wagen,
und wanderte fünf Werſte dicht am Abhange,
zu Fuſſe. Die Ufer find bier von betrachtlicher
Höhe, von 50, 70 bis zu 100 Schuh. Diefer
ganze fteile Abhang ift mit dem dichteften und
fHönften Laubholze bis unten ins Meer hinein,
beſezt. Hin und wieder waren die jaͤhen Ab⸗
ſchuͤſſe wirklich uͤberraſchend fchön und erhaben!
Die Wellen des Meeres brachen fich tief unter mir
an groffen Relfenmaffen, die hinabgeſtuͤrzt wa⸗
ren; der Wind rauſchte in den Wipfeln der ho—
hen Espen und Birken; bin und wieder war
das ſchone grüne Laub durch einem naften, ſtei⸗
ien Selten unterbrochen, der hoch emporragte
und jeden YAugenbiif ins Meer zu ſtuͤrzen drohte !
Nun noch die untergehende Sonne — ich konnte
nicht cher wieder zu meinem Wagen, als big
fie, die Herrliche, ich ing Meer getaucht hatte! —
Dieſe ſchoͤne, abſchuͤſſſſge Wand ‚der ehſtniſchen
54
Küfte des finnifchen Meerbufens heißt man bier
den Slint. Die Maffe bejteht in einem fchlechs
sen, grungelblichen Kalkſtein. Die Flor iſt bier
reichhaltig, ich verfpare die bier gefundenen
Pflanzen big dahin, mo ich zum andernmal bier
wanderte.
Narva erreichten wir am folgenden Tage.
Hier hat der Here Marrer Knorre, der ſich mit
der Unterfuhung der biefisen Pflanzen befchaf:
tigt, Mespilus Cotoneaster gefunden, von
‚welchem er glaubt, daß er aus einem ehemals
hier gelegenen reichhaltigen Garten entfprungen
fey; allein er wachft wirklich an mehrern Orten
der Kuͤſte wild, an Stellen, wo nie eine bear-
beitende Hand an den Erdboden gelangte, vor?
zuͤglich im Nevalfchen. .
Bon Narva reifeten wir am Ufer des
Narova Fluffes bis zu deffen Mündung. Die
zehn Werfte bis dahın manderfe ich zu Fuſſe.
Hier fand ih im Sande am Ufer zuerft auf
dDiefer Neife den Elymus arenarius. Vom Ha
fen wanderten wir, nachdem wir dort zu Mit
tage gefpeifet hatten, an der Meeregküfte, die
bier ſehr flach und fandig ift, weiter, und lief:
fen unfern Fuhrmann voraus fahren, mit der
An⸗
65
Anweiſung, ung ſtets im Gelichte zu behalten.
Auffer Fucus vesiculosus war hier auch fehle:
terdings nichts zu erhalten. Die Hize war uns
leidlich. Da wir nicht8 fanden, fo wünfchten
wir ung in den Wagen zu fesen, allein der
Fuhrmann mar fo weit vorwaͤrts geeilt, Daß
wir feiner nicht anfihtig murden. Zu unferm
Aerger 309 ſich ven mehrern Seiten ein Gewit—⸗
ter zufanimen; bald fing es entſezlich an zu reg>
nen, der Donner rollte, und die Blize fuhren
durch einander. Sum Gluͤck waren wir in der
Nahe einer elenden Kifcherhütte, in- melcher acht
ruſſiſche Sifcher ihr Mahl, beitehend in frifch
gefangenen Steohmlingen, Eochten. Willig nah—
men ſie und unter ihren Bretterverſchlag auf
und fo blieben wir doch trofen. In einer vier
tel Stunde war Sturm, Regen und Gersitter
vorüber, und wir wanderten froh weiter. Im⸗
mer fahen wir noch unfern Wasen nicht. Endr
fih Fam weit ber unfer Fuhrmann geritten, der
ung berichiete, dag er in einem Walddorfe
hielte, big wohin wie armen Muͤden noch zwei
Werſte hatten. Am Anfange des Waldes, in
welchem unter Wagen bielt, fanden wir Are-
naria peploides in Menge, aber leider Fein
einziged Exemplar in Bluͤthe, auch war ich fo
Hoppe Taſchenb. 1305 re
66
glüflih, die fehöne Serapias latifolia hier zu
finden. Bon jenem Dorfe, im welchen wir un?
fer Fuhrwerk fanden, hatten wir den jaͤmmer—
lichften Waldweg, wo mir alle Augenblife bez
fürchten mußten, ein Rad zu zerbrechen. Es
war fchon dunkel, als wir endlich wieder anf
die große Heeritrafle gelangten.
Als wir Morgens frühe unfer Nachtquars
tier verdichten, gelangten wir bald wieder zum
Slint. Bis Fockenhoff hatten wir nur noch
eine Meile. Diefe wanderten wir zu Fuße. Wie
ftiegen eine geofle, aus derben Baumftammen
verfertigte Leiter hinunter, und glaubten auf
derfelben bis ans Meer zu gelangen, aber fie
war bald zu Ende und nun mußten mir auf
in den Felſen gehauenen Stufen weiter, muͤhſam
durch Geſtraͤuch und Difigt uns durchdraͤngen;
bald darauf kam mieder eine fenfrecht ſtehende
Leiter, und hierauf wieder Stufen in den Selfen
gehauen; auf diefe Art mwechfelten noch einmal
die Leiter mit den Stufen in den Felſen und
wir waren endlich unten am Rande des Meeris,
wo wir eine Heine, leere Fifcherhiitte fanden,
die mitten im Gebuͤſch, welches bis ins Waffer
hineinragte, verborgen lag. Eine wahre Robins
—
ſons⸗Wohnung! Unten, in dem unwegſamſten
Walde, fanden mir fehr viele Johannisbeer—
firaucher , deren reife Trauben ung ausnehmend
erguiften. Scrophalaria aquatica, Impatiens
noli tangere und Geranium Robertianum ftand
bier in Menge.
Triumpbirend und müde gelangten wir
wieder oben an, nachden wir unter nichts Merk
wuͤrdiges weiter gefunden hatten. Nicht jeder
Keifende wagt es, den Glint herunterzuklettern. |
Dben, dicht am Glint, fammelten mir mehrere
fhöne Pflanzen, von welchen einige in Ehſt—
und Liefland ſehr ſelten ſind, z. B. die Carlina
vulgaris, die ich bis jezt hier noch nicht ge—
funden hatte, aber, aller angewandten Muͤhe
ohnerachtet, Eonnten wir fein zweites Exemplar
mehr entdeken. Wie ſehr ich erfreut war, hier
einen alten deutſchen Bekannten, ſo unverhofft wie⸗
der zu finden, kann man ſich denken. Es er—
regt in dem Botaniker ein ſonderbares, ange
nehmes Gefühl, einige hundert Meilen von dort
» entfernt, wo man ein Gewaͤchs fo haufig antraf,
und eg nachher immer vermißte, ed nun mieder zu
finden! Wie unnennbar muß nicht das Vergnuͤ⸗
gen ſeyn, in einem fernern Welttheil erft, unter
Ea
[23
fanter fremden Gewaͤchſen, ein vaterlaͤndiſches
wieder zu finden! Wie gemein war mir nicht die—⸗
fe Carlina in mehrerern Gegenden Deutſchlands,
and welcher erfreuliche angenehme Rund war
fie mir hier! Carlina acaulis, die ‚ich bei Jena
fernen lernte, habe ich big jest ſtets vergeblich
in meinem Baterlande gefucht, fie foll aber im
ſuͤdlichen Lieflande hin und wieder wachfen.
Die ebenfalls in Liefland feltene Gentiana eru-
eiata wuchs bier am Glint in Menge, eben fo
auch Gent. campestris, die aber ihre Blumen
noch nicht entfaltet hatte. Diefe wacht in mehr
rern Gegenden dieſes Landes fehr haufig, vor⸗
zsüglih an vielen Orten im Vettifchen. Ferner
fanden wir bier: Athananta Libanotis, gleiche
falls bier zu Lande felten; Orchis Conopsea ;
Anthyllis vulneraria, die man bei Dorpat
herum vergeblich fuchen würde; Cistus Helian-
themum und Lotus corniculatus.
Der ſchoͤne Glint mit feinen intereffanten
Pflanzen hatte ung gewaltig aufgehalten, fo
daß eg zwei Uhr war, als wir in Fokenhoff ans
langten. Wilkinſon hatte ſchon abgefpeifet, aber
fogleich ward für uns aufs Reue der RT
ſervirt.
Hier hatten wir mun alle Hände voll zu
Chun, die Menge der Eremplare von den einge
tammelten fangen einzulegen, die alten umzu—
legen und die Blätter und Folianten wieder zu
troknen, und zu Tüften. Noch mehr hielt mich
Das Ausſtopfen eines ſchoͤnen Vogels auf, den
ich geſchoſſen. Der alte ehrliche Wilfinfon, dem
wir die Carlina zeigten, freute fich fehr über
dag fehone, ibm unbekannte Gewaͤchs, und ver
ſprach mehrere zu fischen. Wirklich brachte er
uns auch bald noch ein Eremplar, welches er
ohnweit dem Hofe gefunden hatte.
ir blieben bier bei unferm guten Alten
Langer als einen Tas, und reifeten dann weiter.
In Rarva hatten wir drei Birfhühner und vier
junge Hafelbühner für anderthalb Rubel einge
Kauft, dieſe ließ ung Wilfinfon braten, und fo
hatten wir unfern Speiſevorrath wieder etwas
vergroͤſſert. Wer in unferm Lande reifet, muß
fich ſtets mit Victualien verforgen, fonft kann
er hungern, denn in den Krügen ift in Ehftland
fehr felten was zu haben. Unſer Bauer hat
nichts als fein grobes Brod, und allenfalkt
etwas Miih, und felbft das Brod ift in vielen
Gegenden, wo der Baner durch Miswachs oder
| €; |
„a
Tyrannei feines Herrn heruntergebracht iſt, für
Deutfche ungenießbar, denn Hechfel, ja fogar ganze
Stuͤcken von Aehren, zumeilen Baumrinde, ift mit
hineingebaten. In mehrern Gegenden hat der Ebite
nicht einmal Brod, fondern er rührt grobes Mehl
in Waſſer ein, und ißt diefe Speiſe mit Löffeln!
Wir nahmen nun die Tone nach Reval
und fuhren twieder eine Weile an einem fhönen
Glint. Wir erblikten nicht fobald wieder eine
Reiter, als wir auch fogleich hinunterkletterten
und auch für diefe Bemuͤhung aufs Kerrlichfte
belohnt wurden. Im Schatten hoher Birken
und Espen fand ich nemlich ein ſchoͤnes feltnes
Gewaͤchs, welches ich nie in Ehftland gefucht
hatte, die Lunaria rediuiua! Schon von weiten
kuͤndigte fie jih durch ihren fchonen Veilchenge—
ruch an und verrieth fich daduech. Ihe Duft
hat die auffallendefte Yebhnlichkeit mit dem Duft
von Hesper. matronal. Viele Eremplare hat:
ten ſchon verblüht, und trugen ihre groffen
breiten merkwürdigen Schoten , die meiften aber
ftanden in voller Blüthe. Nachher erfuhr ich,
daß im fuolichen Lettland, in einer etwas ge
birgigten Gegend diefe feltne Pflanze gleich?
falls haufig vorfomme, mofelbft ſich die jungen
2.
Bauern bei feſtlichen Gelegenheiten damit ſchmuͤ⸗
fen. Cnicus olerateus fah ich bier in einer
gewaltigen Höhe, von 6 bis 7 und 8 Fuß! Lap-
sana communis und Carmpanula latifolia, ir
andern Gegenden felten, wuchs bier in Menge.
Nicht weit von diefer Stelfe fahen wir
ein machtiged Stuͤk vom Kalffelfen losgeriſſen,
einzeln für fi), wie ein Thurm dert leben, ein
Anblik, der aezeichnet zu werden verdiente,
Bald darauf entfernte ſich die Landſtraſſe von
der Kuͤſte, und wir fahen nur noch dann und
wann das Meer im weiter Entfernung.
Am azten, Abends fpat, erreichten wir
das Heine Landſtaͤdtchen Wafenberg, wo wir
im Wirthshauſe zwar fchlechte Zimmer, aber doch
ziemlih gutes Effen erhielten. Am folgenden
Morgen beftiegen wir die Anhöhe, auf welcher
die Ruinen des ehemaligen heermeifterlichen
Schloſſes liegen. Auſſer Cistus Hel. der hier
in erfiaunlicher Menge wuchs, trafen mir aber
auch auf diefer Anhöhe nichts von Bedeutung
an. Wir verließen bald darauf Wafenberg und
eilten nach dem Halljalfchen Paftorate (Pfarrhof)
eine Meile von. bier, mo wir bei dem dorti⸗
4
72
gen Paſtor Sabler, einem meiner academiſchen
Freunde, einen Tag ausruheten.
57 Werſte von Reval entfernt fanden wir
in einem breiten aber untiefen» Bache haufig
Hippuris vulgaris, aber es ftanden nur wenige
in der Blüthe. Bis jest war ung diefer Mo:
nandrijt auf unſerer Neife noch nicht vorgefom:
men. Un den heutigen Tage gelangten mir
bis 24 Werfte vor Reval. Wie gerne waren
wir ſtets an der Kuͤſte gereifet, da diefe reich?
haltiger an Pflanzen iſt, aber vberalf fagte man
ung, daß hier an der Küfte Feine Wege laufen,
und daß es für ung ganz unmöglich feyn wuͤr—
de, mit unſerm großen Wagen durchzukommen;
auch follen dort nirgends Krüse liegen, wo
follten wir alfo die Nacht bleiben, wenn wir
auch die ganze Tour bis nach Neval hatten zu
Fuße machen wollen? Wie febr wird das Rei-
fen in Deutfchland duch die Menge Doͤrfer er
leichtert, welche man überall antrift!
Am aöften fuhren wir auf einem Wege,
der in Liefland feines gleichen nicht hat. Wir
relften über große nakte flache Kalkfliefen dabin.
E8 war ung, als wenn wir uber lauter Leichen:
fieinen führen! Die gensaltigen Etöße des Was
*
23
gens waren mir bald unerträglich, ich flieg ab,
und wanderte zu Fuß. Botaniſche Ausbenten
mangelten hier ganz und gar. Nichts ale ein
oͤder, naftee Boden befand fich rund um mich.
her. Bis zum Inglentſchen Paftorate follten
wir noch 24 Werfte haben; kurz vor diefem Pfarr’
hofe, hatte man ung gefast, befande ſich ein
ſehr ſchoͤner Wafferfal. Diefen wollten mir
nicht verfehlen. Wir hatten fchon mehrere
Bäche paſſirt, über welche mir ſtets fleinerne
Bruͤken gefunden hatten, im Rettland, mo es
an groſſen Kalkſteinbruͤchen mangelt, etwas fehr
ungewöhnliches. Dort wird alles von Holz ge
baut , bier, mo eg im Gegentheil an Wald ges
bricht, alles von Kalfiteinen. Endlich gelang:
ten wir zu einem ziemlich breiten Bache, oder
vielmehr einem Fluſſe, welcher, nach unferm
Dafuͤrhalten den Werferfall befigen mußte. Wir
ließen unfern Wagen nach dem naͤchſten Kruge
fabren, und giengen am Ufer, ſtets horchend
auf ein Seraufh vom fallenden Waffer. Wirk
fih waren wir auch nicht: fehr Tange gegangen,
- fo hörten wir ein ſtarkes Geraufh, und bald
ftanden wir da vor dem herrlichen, .überrafchen:
den Anblik! Einen fo ſchoͤnen Waſſerfall wie
dieſen, ſahe ich nie! Eine große Menge
1
74
Waſſers ſtuͤrzt ſich fenfrecht von den Kelfen
herab, die vier die Figur eines halben Mondes
befchreiben. Die Kalkfelfen ragen eine ziemliche
Streke über die Tiefe herüber, daher man unfer
denfelben und hinter dem Fall trofen ftchen
fann, und fo dag feltene Vergnügen genießt,
durch den Waſſerfall hindurch zu fehauen.
Sm Fluſſe, unten am Fuße des Sturzes, liegen
große Kalfblöfe und Tafeln, auf diefe fprangen
wir von einem Etüfe zum andern, und betrach?
teten nun mit voller Vergnuͤgen den Kal von
vorne und gerade in der Mitte. Das Kaufchen
der. herabftürzenden Wafferwogen, das Schau:
men und Eprudeln unten im Bette des fortlau-
fenden Fluſſes, der feine Waſſerſtaub, der überall
herumfliegt und im Sonnenſchein in den ſchoͤn⸗
ften Rarben fpielt, vermehrt unendlich den herr;
lichen Anblik des Ganzen, wenn man unten, im
Fluſſe felbit, ftcht. Die Höhe des Falls tarirte
ich ohngefaͤhr zu zo Fuß und das Schönfte da:
bei ift, daß er fich fenfrecht ohne wo anzuftof
fen oder gebrochen zu werden, in die Tiefe bins
abjtürzt. Dieſes mangelt dem fonft fo beruͤhm⸗
ten und in mehren Reiſebeſchreibungen erwaͤhn⸗
en Narva'ſchen Fall. |
ed
Unten am Ufer des Fluſſes und in den
teofnen Stellen des Flußbettes Cdenn die Waf-
fermenge hatte duch dte anhaltende Hize und
Diürre ziemlich abgenommen) fanden mie zwei
N langen, die in Ehſtand felten find, Achillea
Ptarmica und Senecio paludosus.
Nachdem wir etwa eine Etunde hier verz
weilt hatten, fihlugen wir einen nahern Weg
ein und gelangten ſehr bald wieder zu unferm
Fuhrwerk. Es war Mittag, als wir beim Pa:
ſtor Hirfhhaufen, gleichfalls meinem academi-
ſchen Kreunde, anlangten. Ich freute mich fehr,
als ih an ihm jest einen Liebhaber von Florens
Kindern fand, denen er in Jena eben Feine große
Yufmerkfamkeit fchenkte. Er erzählte mir, daß.
in feinem Kirchfpiel die feltne und ſchoͤne Lin-
naea borealis wachſe, und fehenfte mir ein ger
trofnetes Eremplar derfelben. Diefe niedliche,
ſeltne Pflanze waͤchſt auf der Inſel Groß⸗Wran⸗
gelsholm, welche mehrere Meilen von der Kuͤſte
entfernt iſt. Dieſe Inſel gehoͤrt zum Inglecht⸗
ſchen Kirchſpiel und der hieſige Paſtor iſt ver:
pflichtet, zweimal im Jahr fie zu beſuchen.
Waͤre ich nur drei Tage fruͤher bei meinem
Freunde angelangt, ſo haͤtte ich mit ihm dieſe
76 | x
Inſel beſucht und vieleicht manche feltne Pflanze
dort geſammelt, denn Hirſchhauſen war Tags
zuvor erft von feiner Fahrt nach jener Inſel zur
ruͤkgekommen. Der Vorgänger meines Freun⸗
des, der Paſtor Schuͤttloöͤffel, ebenfalls ein
Freund der Botanik, hatte die Gewaͤchſe ſeiner
Gegend alle aufgeſucht. Man zeigte mir noch
ein Verzeichniß derſelben, in welchem ich ſo
manches Merkwuͤrdige fand.
Gegen Abend fuhren wir in Geſellſchaft
des Paſtors in einem kleinen leichten Fahrzeuge
nach der Meereskuͤſte, die hier gleichfalls einen
ſogenannten Glint hin und wieder bildet; hier
iſt er aber nicht ſo hoch und ſteil, als in der
Naͤhe von Narva und Fockenhoff. Hier fand
ich eine unſerer Gartenpflanzen wild, das Polemo-
nium coeruleum, welches an den ſteilſten m:
wegſamſten Etellen, zwiſchen Kalkfelſen wirklich
und urſpruͤnglich wild da ſtand. Meine Freude,
dieſe Pflanze zum erſtenmal in meinem Leben
wirklich wild und im natuͤrlichen Zuſtande zu
finden, war nicht geringe. Alle hatten blaue
Blumen, keine einzige fand ich mit weißen.
Fiſcher erwaͤhnt zwar in ſeiner Naturgeſchichte
Lieflands, daß einſtens ein paar Exemplare auf
77
eines Kornfelde im NRigifchen gefunden wurden, -
allein die waren wahrfcheinlich aus einem Garz
tem entfprungen. Dan zieht fie bei ung haufig _
faft in.allen Garten. Circaea alpina war hier
aufferordentlich gemein und blühte noch. hin und
wieder; das Dei ung ſeltne Linum catharcti-
cum gleichfalls, hatte aber faft ſchon ganzlich
verblüht. Polypod. fragile war in ungfaubfis
cher Menge am Abhange. Wir verforgten ung
mit den ſchoͤnſten Eremplaren. Auſſer diefen
Pflanzen bemerkten wir noch Geran. Robertia-
num; WVicia syluatica, bier zu Rande fehr fels
ten; Melampyrum syluaticum, aleichfalls gar
nicht gemein; Campanula latifolia und Tra-
chelium und endlich Inula salicina, die aber
nur fehr ſparſam hier zu finden war.
Am folgenden Morgen machten wir einen
Spaziergang in die benachbarte Gegend. Der
Paſtor führte ung in ein trofnes Flußbette,
denn der Inglechtſche Bach) hat das Eigene,
dag ee im Sommer eine ganze Werſte weit une
ter der Erde fortfauft und fein gewoͤhnliches
Bette troken zuruklaft. Im Fruͤhjahr und
Herbit, wenn die Waflermenge groß iſt, und die
anterirrdifchen Hölen voll find, fließt der Fluß
—
28
zu Tage. Test war es an diefer Stelle fo tro—
fen, daß wir in dem Bette umberfpagierten.
Zwiſchen den Risen der Kalffliefen dieſes Fluß⸗
bettes fanden wir das fohone, nicdliche Sedum
album, welches weder Fifcher, noch Grindel,
die beiden einzigen, die etwas über die lieflaͤndi—
ſche Botanik gefchrieben haben, gefunden hatten.
Es fand hier in großer Menge und blübete jest
allgemein, da hingegen S. hexangulare und
acre, beide ebenfalls hier fehr haufig, fait fchon
gaͤnzlich verblüht hatten ımd an S. Telephinum
hingegen die Blumen noch nicht ausgebrochen
waren. Die prachtige großblumige Nelke, Di-
anthus superbus, welche ich big jest noch nie
bei ung hatte finden koͤnnen, ftand hier in voller
Schoͤnheit in den Nizen der Kalffelfen und vers
breitete weit umher ihre Wohlgerüche. Gewiß
verdient dieſe herrliche Pflanze eher eine Stelle
in unfern Gärten, als fo manche andere exo—⸗
tifche Blume.
Die ganze Gegend‘, in twelcher mir jest
wanderten, ift weit umber dürre, ode und wirk—⸗
lich ſchauderhaft; überall fahen wir große Stein⸗
maſſen eingeftürjt, oder fie ftanden ſchief da, und
hatten ſich tief in den Erdboden eingefenft. An
"79
mehrern Stellen fanden wir durch die Zerſtoͤ—
rungen des Bodens, Holen gebildet, im welche
wir oft gerade: ftehend hineintretten Fonnten, zu>
weilen aber auch nur gebüft, ja Eriechend. Hin
und wieder hatten fich große Granitblöfe zwi—
fehen zwei weit machtigere Kalffelfen hineinge—
drangt, und bildeten auf diefe Art eine Bruͤke,
über die wir hinweggehn, und ebenfalls auch
unter derfelben bindurchgehn Eonnten. Alle die
fe Erdfaͤlle, Umftürzungen und gewaltfamen Ver—
änderungen feheint unftreitig ‚der Inglechtſche
Bach verurfacht zu haben, der zuverlaffig che
mals feinen Lauf gemaltfamermweife verändert
hat. |
Nachmittags machten wir in Gefellfchaft
des Paſtors noch eine Fahrt zum Waſſerfall.
Geſtern hatten mir Eupatoriem cannabinmum
überfehn, e8 fand bier nabe am Waſſer in
enge, und war eben im Besriff feine Blur
men zu entwikeln. Auch trafen wir jest Cus-
euta europaea, um groſſe Neſſeln aewunden.
Beilaufig will ich bier nur erwähnen, daß ich
um den Duendel (Thym. Serpyllum), ſo hau:
fig mir ihn auch bei uns beissen, noch nie
eine guscuta gefunden babe.
89
Abends un > Uhr verließen wir den guten
Hirfchhanfen und reifeten weiter nach Reval,
bis wohin mir noch 20 Werfte haften oder gez
rade 3 deutfche Meilen. Kurz vor. Reval fand
ich Medicago falcata und Senecio Jacohaea,
die ich beide bis jest in der Gegend um Dorpat
noch nicht angetroffen habe.
Wir blieben in Neval drei ganzer Tage,
um fo manches Merkwuͤrdige diefer Hauptſtadt
Ehftlands zu fehn, und einige Kriegsichiffe zu
befieigen. In Reval fand ich ganz unverhofft
einen Schüler Linne’g, den Herrn Paſtor Sords⸗
jon.” Er zeigte mir ein WVerzeichniß von Noo
Pflanzen, welche er um Neval herum beobachtet
hatte. Ich fand in diefer Flora manche feine,
merkwürdige Pflanze. Schon vor mehren Jahren
hafte der Herr Paſtor eine Revalſche Klora aus
gearbeitet und fie dem dafigen Buchhaͤndler,
Bornwaſſer gefchenkt, allein diefer ſaͤumte von
Jahr zu Fahr mit der Herausgabe derfeiben
und fie ift bis jezt noch nicht gedruft, wird's
auch mwahrfcheinlih von Bornmaffer nie werden.
Warum fehrieb der gute Sordsjon nicht-ein Ro
mänchen oder ein Feines Drama? Damit hatte
Herr Bornwaſſer gewiß nicht fo lange gesögert!
Da
81
Da ich hörte, daß der Herr Paſtor die Kir
ſtengegenden von Reval bie Pernau, genau Eenne,
und ich gerade nach lezteren Ort hin wollte, ſo
bat ich ihn um die Angabe einiger merkwuͤrdigen
botanifche/ Steifen. Hier find einige diefer An
gaben, die ih mir auf der Stelle auffchrieb:
Bei Linden, am Strande, 3 Werfie von Habfal,
nach der Landſpize, Pullapaͤh genannt, zu, wacht
Euphorbia palustris; em Steinwege bei Lin—
den, Astragalus danicus, auch iſt dort Po-
pulus nigra nicht felten, die ich bis jezt wer
der in Pertland, noch in Eftbland mild anges
troffen habe, auch fast Fifcher , daß fie nur fel-
gen vorkomme; auf der Halbinfel Nufoe, eine
halbe Meile von Habfal, ftebt Cochlearia da-
nica und Bunias Cakile; auf alten Manern
am Seeſtrande Artemisia rupestris; zwiſchen
HDabfal und’ Leal im Walde Gladiolus com-
munis, bier zu Pande eine ſehr groſſe Selten⸗
heit; die Inſel dagegen fchilderte mir der Par
fior als fehr pflanzenreih. Taxus baccata foll
dort fehr haufig feyn und die Inſulaner aller:
hand Hauseeratbe und Meublen davon verferti:
gen, au) Lepidium petraeum, Grambe mariti-
ma, Bunias Cakile und Linnaea borealis hat
&p. dort gefunden. Ach erzählte ihm ,. daß ich
Hoppe Taſchenb. 1808. F
82
die Lunaria rediviva erhalten hätte und er ſag⸗
te mir, daß ihm dieſe bis jezt noch nicht vorge—
kommen ſey, Sedum album hingegen hatte er
fhon gefunden. Swertia perrennis fol im
revalſchen nicht felten feyn. Eine Bemerkung,
die mir der Here Paftor mittheilte, war mir in:
tereflant. Ich theile fie hier, den Pefern mit.
Dracocephalum thymiflorum foll nemlich? jest
um Upfala herum fehr gemein ſeyn, aber fie ıft
nicht urfprunglich dort einheimifch, ſondern ſoll
fi) ang dem bstanifchen Garten, wo fie Linne
309 , heraus und in alle Gegenden weit und breit
umher ausgedehnt haben, und fo verbreitet fie
fi nun immer weiter in Schweden umher. Ehr:
hard führt diefe Pflanze unter die Schwediſchen
auf in feinen Zufazen zu Zinnes Flora suevica,
md halt fie für einbeimifch *). Auch Grindel
will einigemale dag. Drac. thymiflorum in Lief⸗
land gefunden haben, ift aber noch zweifelhaft,
ob e8 auch wirklich diefe Pflaͤnze ſey, oder nicht,
*) ſ. die Necenfion von Ehrhards Beiträs
gen zur Naturkunde, Hannover und Osna⸗
Brück 1790 in Afteris Annelen d. Bot. ates
SHED,7E
»
83
woruͤber er fich bei Gelegenheit näher rechtfer—
tigen will *)
Den zıften verließenwir Reval und eilten nach
Baltifchr Bort. In einem Eleinen fandigen
Sichtenmwalde, auf dem halben Wege nah Bal—
tiſch ⸗Port fand ich wieder einen alten deutſchen
Bekannten, eine ſchoͤne, in Deutſchland zwar
ſehr gemeine, hier aber hoͤchſt ſeltene Pflanze,
Statice Armeria. Nur an einem einzigen Flek
ſtanden einige 100 Exemplare, weiterhin feine.
Auch Ononis spinosa traf ich eine Streke
meiter an.
Abends um gUhr erreichten wir dag nene,
von Catharina II. angelegte Etadtchen, Bal:
tifh- Wort, E8 war ein herrlicher Abend, und
eben fo fehon war der darauf folgende Morgen,
den wir auf dem Balkon des Wirthshauſes ger
noffen, wo wir unfern Kaffe hintragen lichen.
Auch Baltifch : Port Tieferte ung etwas
Seltenes für unfere herbaria, die Draba in-
—
. 9) Grindels botan. Taſchenb. für Lief-Eſth—
und Eurland, Riga 1803. ©, 189.
er
84
cana, welche wir an der fterilen Küfte, auf dent
Wege nach dem Leuchtthurm zu, antrafen. Auch
Veronica Teucrium, var, ß. major, Rothii
fanden und nahmen wir mit. Sie wuchs big über
2 Fuß hoch; im Schlunde der Krone faßen hauz
fige, toeiße, feine Haare. Ich babe fie bis jezt
nur außerft felten in Lieffand gefunden. Nepeta
Cataria war hier fehr gemein.
Am ten Auguſt veifeten wir weiter bei
eben fo ftarfer Hize, als wir geſtern hatte ande
balten muͤſſen. Am folgenden Tage bemerkte ich
zuerft auf diefer Neife Hypericum humifu-
sum, und zwar die größere, in die Höhe wach:
fende Barietätz auch faben wir an dem heuti-
gen Tage dag erſte Getreide fchneiden. Es war
aber auch fhon voͤllig reif. Nachmittags ge
langten wir wieder nahe an die Kuͤſte, die hier
fehr Fah und fumpfig war. Wir fanden bier
eine ſehr nivdlihe Gentiana im thonigten,
ftark vom Meereswaſſer durchdrungenen und ger
falgenen Boden, Eie wuchs nur einen Zoll, zu
weilen zwei bis drei. Pad) Rothii tentamen
1. germ. febien e8 var. y. minima von Gen-
tiana Centaurium L. zu ſeyn. Eie wuchs
hier bis ans Meer hin im großer Anzahl. Die
85|
meiften Exemplare haften einen unzertheilten
Stengel, und an der Epise nur Eine fchöne,
rothe und fuͤnftheilige Blume; andere hingegen
waren etwas zertheilt, und diefe waren fchon
um etwas weniges großer und hatten auch drei
Blumen, wieder andere nur zwei. Der ten:
gel war vierefig; am unterften Anfang des
Stengels lagen die eifoͤrmigen, etwas zugeſpiz—
ten Blaͤtter auf der Erde in einer Roſe herum,
weiter hinauf aber waren die Blaͤtter ſparſam,
entgegen geſezt, lanzettfoͤrmig und nach der Spize
zu abgeſtumpft. Der Kelch war lang, fuͤnfekig,
faſt bis an den Blumenſtiel herab geſpaltet;
die Narbe kopffoͤrmig und zweitheilig, der Pi
ſtill einfah. Daß wir ung mit einer hinlaͤng⸗
ligen Anzahl diefer nördlichen Pflanzen verforg-
gen, kann man fich denken. Wo der gefalgene
Boden aufhorte, hörte auch dieſe Pflanze
zu wachſen.
Bier Werſte von Habfal fuhren wir ein
eingezauntes Gehege von den herrlichften, alten,
ſehr hohen Tannen und einer ſchoͤnen Anzahl
der prachtigften Eichen, die ich jemals fahe,
vorbei. Eichenwalder, welche vormals fo hau:
fig in anferm Lande waren, fucht man bei ung
53
>
86
jest vergeblih. Wir haben Feine mehr, wir
haben fie ausgehauen, zerſtoͤrt! Nur bin und
wieder befizen wir noch einige einzeln ftehende
Eichen, und auch diefe ſchwinden immer mehr!
Wer denkt hier an Anpflanzung der Walder ?
Gewiß nur fehr wenige, und diefe wenigen find
auch nur erft in den allerneueften Fahren, auf
diefen edlen Gedanken verfallen — aber, an
Zeritörung unferer Walder, daran denken Alle!
Einem Auslander muß es fehr auffallen, wenn
er fieht, wie entfeglich man mit unfern fchon-
ſten Waldungen umgeht, wie wir ohne @inn
und Verſtand das Holz verfchleudern, die Wal-
der ganzlich ruiniren! Wie ehrwuͤrdig ward mir
der Bejizer diefes ſchoͤnen Eichenwaͤldchens, da
er es fo forgfaltig pflanzte und beſchuͤzte!
Habfal, ein Eleines Stadtehen von einigen
hundert Einwohnern, liegt hart an der Oſtſee,
deren Ufer bier. ganz flach und theild fan:
dig, theils fumpfig ſind. Auch bier befin-
den fich die Ruinen einer alten Burg, mel
he wir am folgenden Morgen beftiegen. Here
Paſtor Sordsjon will hier auf den Ruinen Le-
pidium petraeum gefunden haben, ich fuchte
nach diefer Pflanze vergeblih und fand nur
87
- Lepid. ruderale. Nepeta Cataria wuchs hier
in großer Menge und von ausgezeichneter Größe.
Die Hize war heute zu einem unfeidfichen Grade
geftiegen. Mehrere Gewitterfchlage kuͤhlten auch
die Luft nicht ab, dennoch unternahmen wir
Nachmitttags um „Uhr eine Wanderung, und
befuchten anf eine weite Strefe die hieſigen Mer:
resufer. Wir fanden den Boden Teimig, naß
und ftarf gefalzen, etwas meiter vom Waſſer
weg trofen , duͤrre und hart, aber immer noch
ſtark gefalgen. Hier fand ich, was ich langft
ſchon vergeblich gefucht hatte, Glaux maritima,
aber leider ohne Blüthen, Plantago maritima
und Salicornia herbacea in großer Menge.
Den sten Auguſt reifeten wir weiter. Die
Straſſe war herrlich, wir fuhren fehnell, weil
wir am Wege nichts Sintereffantes erblikten,
und verfaumten leider in unfere Karten zu fehen,
daher e8 denn Fam, daß wir Pinden, und die
dortige Landipise, auf welcher mehrere merkwuͤr—
dige Pflanzen ‚wachen follen, bald hinter ung
hatten. Umkehren wollten wir nicht, mir fuh—
ren alfo in der Hoffnung weiter, daß fih ein
Meg von der groffen Straffe nach der Küfte zu
irgendwo bald abbiegen würde. Bald fanden
B 4
88
wir auch wirklich einen Weg, der rechts, alſo
zur Kuͤſte, abbog. Dieſer Weg mußte unſerm
Duͤnken nach in eine Gegend fuͤhren, welche
ohnweit dem Landgute Linden lage. Wir lenk—⸗
ten daher getroſt ein, vorzüglich da ung auch
ein Baner verficherte, mir würden auf dieſem
Wege bald and Meer gelangen. Diefe Straffe,
die eben fo breit war, als die groſſe Heerftraffe,
die wir verlaffen hatten, mar ebenfalls gut,
auch fahen wir zu beiden Seiten mehrere gutger
baute Landgüter liegen, ftatt aber, daß unferer
Meinung nach der Weg nach dem Meer sulaufen
ſollte, fo bog er fih nach und nach links und wir
fahen ung nun vergeblich nach der nahe geglaubten
Oſtſee um. Es war 10 Uhr Morgens, ala wir in
dieſe Straffe einlenften. Wir mochten wohl ohnge⸗
faͤhr eine Stunde gefahren ſeyn, ſo wurden die
Kraͤge ſeltner, die Guͤter verſchwanden, der Weg
ward immer ſchmaͤler und endlich verwandelte
er ſich in einen vollſtaͤndigen elenden Holz: oder
Buſchweg, auf welchem wir mit unferm großen
Wagen fehe übel durchfamen. Zulezt hörte for
gar der Weg ganz auf und ſchien fich unmerklich
in eine große Wiefe zu verlieren. Nur links lief
noch ein fchmaler, aber ziemlich guter Weg nach
einem nahe gelegenen Gute hin. Auf der Wiefe
'89
fanden wir einfam eine Scheune ſtehn, und zu
unferer Sreude bei derfelben einen Bauern. Dies
fen fragten fir um Ken eg nach Kirrefer,
toelches wir auf unferer Karte gefunden hatten
und welches Landgut dicht am Meere liegen
mußte; allein der gute Efthe wußte ung auf um
fere Anfrage keinen Befcheid zu geben, nur fo
viel konnte er ung fagen, daß die Kirreferfche
Kirche noch ziemlich weit entfernt Tage. Nun
wollten mir von ihm mwißen, ob esnoch weit von
hier big zur Dftfee ſey. Er zeigte mit der Hand
zur cechten, und ſagte, fie ware nicht weit,
aber er wendete alle feine Beredfamtkeit an, ung
zu bewegen, nicht dahin zu fahren, denn, wir
fönnten doch mit unferm Wagen nicht durchs
Meer fahren. Der arme Schelm! Er glaubte
feft in feiner heiligen Einfalt, daß wir mit un
ferm Wagen duch das Meer reifen wollten!
Wir lachten und fuchten ihm feinen Irrthum
zu benehmen.
In der Hoffnung, am Ufer ettwag zu erhal:
ten lieffen, wir. unfern Wagen bier fiehn, und
wanderten hin. Heute war die Luft etwas rauh,
befonders an der Küfte, wo ung ein Kalter
Wind empfindlich in die Seiten blies. Wahr:
90 |
fcheinlih hatte eın ſtarkes Gewitter, das irgend»
100 geftern geweſen war, die Athmogphare fo
ftarf abgekühlt. Am Ufer war nichts zu finden,
wir Eehrten daher bald um, und eilten über
eine noch ungemahte Wiefe zuruͤk. Hier fand
ich ein Trigloch. von einer ungewöhnlichen
Höhe, von zwei, bie zwei und einen halben Fuß
hoch. Anfänglich hielt ich es für Tr. mariti-
mum, und freute mich ſchon ſehr uber die
fen Fund, aber die drei Piftille und die drei
Valveln der Saamenfapfeln überzeugten mich
bald, daß es nichts meiter als eine fehr große
Spielart son dem bei uns ſo haufig machfen:
den Tr. palustre fey; dennoch fand ih auch
wieder Kennzeichen von Tr. maritimum an die
fen Exemplaren, nebmlih daB fehr viele
Echafte aus einer Wurzel entfproffen, auch
waren diefe Schafte alle halbrund. Sch ver
glich eine Menge Eremplare, und fand diefe
Zeichen bei allen. Es wuchs hier in ungeheus
rer Menge. h,
Als wir zu unferm Wagen gelangten, fe}
fen wir ung ein, und fuhren in der Hoffnung
weiter, zum Gute, um von dorf wieder auf
die richtige Straße zu gelangen. Allein ſchon
91
wieder wurden mir bier getaͤuſcht! Das Gut
blieb vet liegen, und der Weg ging in ein
dichtes Gebüfch und ward fo ſchmal, daß er
ein Rußiteig nur zu ſeyn fchien. Hier Eoftete es
Mühe, mit drei neben einander gefpannten Pfer⸗
den und dem großen Wagen ducchzufommen!
Einige Bauern, die Heu auf einer nahe aele:
genen Wiefe machten, zeigten ung mitten duch
das dichte Gebüfch einen Ausweg, wo wir nach
Berlanf einer Werfte auf die große Straffe ge
langen: follten. Hier war num nichts anders
zu machen, als ung muͤhſam duch dag Ger
ficauch durchzuarbeiten. Nach vieler Anftren;
gung erreichten wir endlich die große Straße
wieder, Nachmittags um ein Viertel auf 4 Uhr;
bald fahen wir auch wieder einen Werftpfahl,
und fiehe da, von Morgens 10 Uhr big jest wa:
ren wir ı auf: diefer Straße, nur eigentlich
6 Werfte vorwarts gekommen!
Der thonigte, ftarkgefalzene Boden mar
ducch die anhaltende Duͤrre fo fehr ausgetroknet,
daß er überall Riſſe und Sprünge erhalten hat⸗
fe. So ftelle ih mir die Galsfteppen des füd-
lichen Rußlands vor. Hier- mußte die Salicor- _
nia wachfen — und fo war's auch, ich entdefte
92
fie bald in großer Menge, und weit groͤßer und
fhöner als wir fie bei Habfal gefunden bat: em.
Sie blühere hier haufig, und einige Exemplare
waͤren über 8391 hoch. Wir warfen nun um
fere bei Habfal gefundenen Epemplare alle weg,
denn die waren nur 1.4 bie 2 Zoll hoch und
nahmen eine huͤbſche Anzahl von diefen groͤßern
und ſchoͤnern mit une. Aber mehr noch als
dieſer Rund erfreute ung das niedliche Cheno-
podium maritimum, welches hier fehr haufig
und mit vielen Blüthen verfehen, fand; "eben
fo auch die ſchoͤne Arenariaj rubra, von wel
chen beiden Pflanzen wir eine tüchtige Menge
einfammelten. Nach der Salsola Kali, die in
der rigifchen Gegend fo gemein iſt, fuchten mir
aber vergeblich. |
Als wir weiter fuhren, und der Boden
falzig zu werden aufhörte, fand ich am Wege
Gentiana Coder vielmehr Chironja) Gentau-
rium, in voller Blüthe, und von gewöhnlicher
Größe. Sene Kleine, bei Habfal ftehende Bar
rietat war bier fchlechterdings nicht zu finden.
Einige wenige Exemplare von Aster Trifolium
ftanden ebenfalls an der Etraße in ver Blüthe,
Diefe hatte ich bis jest in Liefland noch nicht
*
93
gefunden. . Im nachften Kruge, den wir antra—
fen, legten. wir unfere gefammelten Pflanzen ein,
und ftillten unfern Hunger, dev nach den hentis
gen Maärfchen nicht geringe war, dann fuhr
ren wir meifer.
” P}
Als es Abend ward, wollten wir in einem
Kruge unſer Nachtlager aufſchlagen, aber alle
Kruͤge, welche wir vorbei paſſirten, waren ſchlecht,
klein und elend, ohne ein Zimmer fuͤr Reiſende
zu enthalten. Um ⸗ꝙ Uhr hielten wir vor einem
etwas großern Kruge. “Hier ift kein deutfcheg
immer, fahrt zwei Werfte weiter, dort werdet ihre
eing finden, rief man ung zu. Wir fuhren flatt
zwei, fünf Werfte, ehe jener Krug -erfchien. Hier
hieß eg wieder, wir follten nur noch eine einzige
Werſte weiter fahren, woſelbſt ein fehr guter
Krug Fame. Wir waren leichtglaubig genug,
dachten, eine Werfte ift ja nicht viel, erreichten
auch jenen Krug, aber dort hieß es eben fo,
toie bei dem vorigen. Nun hatte unfere Leichte
glaubigfeit ein Ende erreicht, wir fahen wohl,
man wolle ung nicht beherbergen. Der Efihe
nimmt den Deutfihen nicht gerne auf, wenn er
kein abgefondertes Zimmer für ihn bat, er will
nicht mit ihm zuſammen ſeyn, der Deutfche genirk
=
94
ihn in allem, er haßt ihn auch als feinen Unter
drüfer, denn der Eſthe iſt ja leibeigener Sclave,
und flieht daher wo er kann, feine Nähe. Un:
fere Pferde waren ſehr ermüdet und hungrig,
zudem war der Abend auch fo Falt, daß mir
ganz erflarrt waren und Hunger und Durft plag-
ten uns gewaltig. Was follten wir thun? Hier
in der fürchterlichen Rauchitube mit ſchmuzigen
Menihen und dem lieben Vieh zufammenliegen ?
Wir fahen freilich zum voraus, daß wir auf
diefer Straſſe fehwerlich ein bequemes Nachtla:
ger antreffen würden. Iſt Leal, ein Eleineg
Staͤdtchen noch fo weit entfernt, daß wir es
mit unfern müden Mferden nicht mehr erreichen
fonnten, fo mußten wir ſchon hier bleiben. Sch
fragte daher die in der Thuͤre ſtehende Kruͤgerin,
wie weit wir noch bis Leal haͤtten? Ihrer
Ausſage nach war dieſer Ort wirklich noch zu
weit entfernt. Wie heißt hier das Gut, wel—
ches man ſehen kann? fragte ich weiter. Dan
nannte es mir. Wie heißt der Herr daſelbſt? —
** *. — Jezt freute ich mich. Hier mußte
mein Freund, der Doctor MX fich jest gera⸗
de eines Patienten wegen aufhalten, denn er
hatte mir vor zivei Tagen, da ich ihn ſprach,
gefagt, er würde zu Diefer Zeit noch hier feyn.
95
Durch ihn hoffteich Huͤlfe. Ich legte ein Blatt
chen Papier an das Hinterrad des Wagens, und
fchrieb mit Bfeiftift in fo flarfer Dammerung,
daß ich felbft, während ich ſchrieb, Faum meine
Buchftaben erfennen Fonnte, daß mir uns vor
dem jämmerlichiten Kruge befanden, daß und.
fehr feore und bat ihn, ung auf dem Gute ein
Nachtlager zu verfchaffen.. Unfer Fuhrmann
mußte ein Pferd ausfpannen, amd vitt eiligit
auf dag nahe gelegene Gut. Underdeffen tra;
ten wir ın das einzige Zimmer des Krugen.
Ach! Welch ein Geſtank! Welch eine unendliche
Unfauberfeit! Rein, bier iſt's unmöglich die Nacht
über zu bleiben! So kalt es auch unter
freiem Himmel war, fo hielten wir ang doch
lieber dort auf, als hier; und wenn ung zu ſehr
fror, traten wir auf Augenblife in die Stube,
um ung wieder etwas zu erwarmen. Wie lang
ward ung die Zeit, ehe Samo (unfer Fuhr⸗
mann) zuruͤkkam! Endlich hörten wir den Huf: |
fchlag eines Pferdes, Samo war's, der ung
die Nachricht brachte, er babe dag Billet an
den Doctor abgegeben, der eben mit miehrern
Herren zu Tiſche gefeffen, er ließe uns Tagen,
daß er bald bei uns ſeyn würde.
96
Unfer Ungemach wird bald ein Ende nehr
men, fo tröftete ich meine unzufriedenen Gefahrs
ten. Ich Eenne ja die Gaſtfreundſchaft der lief
laͤndiſchen Gutsbeſizer! Eigentlich ‚hatten wir
gar nicht einmal näthig gehabt, ein Billet hin
zuſchreiben, mir hatten gerade zu auf den Hof
fahren ſollen. Ach, leiviger Troſt! Ich Fannte
die Saftfreundfchaft de8 Landedelmanns in Lett
land — aber ih kannte nicht genug den eſthni—
fhen! Es dauerte ziemlih lange, und M* fam
immer noch nicht. Wir fangten unfern Speifer
vorrath, der leider nur noch gering war, herz
vor, um unfern Hunger zu ftillen — es kam end⸗
fih M* geritten, als es ſchon ıı Uhr war.
Er bedanerte es ſehr, daß ich ihm nicht gemel-
det, woran wir Mangel litten, weil er uns
dann gewiß mit allem hinlanglich verforgt hätte.
Ein Nachtquartier auf deu Hofe habe er ung
nicht ausmitteln koͤnnen, weil Gaͤſte da waͤren.
(Es waren ihrer acht, welches hier zu Lande
nicht viel ſagen will. In Lettland haͤtte man
uns aufgenommen, und waͤren auch 20 Gaͤſte
da geweſen! Aus M*—s ganzem Betragen,
dem es, wie ich deutlich ſahe, unendlich leid
that, uns nicht helfen zu koͤnnen, war es mir
Har, daß der Herr von ** big jezt noch keinen
Der
| 97
Begriff von Gaſtfreundſchaft erlangt hat, den
er ſich bei dem rauhen Tartaren und Kalb
muͤken wird holen konnen.
Wir hatten unfer Gepäfe in die Stuben
Bringen laſſen, aßen was wir hatten, und bereir
feten ung von unferer legten Eitrone, die wir noch
übrig hatten, Limonade zu, denn auch Bier war
bier nicht zu haben, welches wir doch big jezt
überalt hatten bekommen koͤnnen, und legten ung
dann, als der Dortor gegen ı Ühr fortritt, auf
Stroh nieder, wobei wir, wie gewohnlich, un—
fere Felleiſen und Kopfkiffen unter den Kopf
legten. Zum Gluͤk war jest die groſſe Arbeit:
geit der Pandleute, wo fie die Nachte gewöhnlich
auf dem Felde zubringen, daher niemand auſſer
- der Hausfrau mit ihren beiden Eleinen Kindern
ſich in der Stube befand. Kaum hatte ich ein
Auge gefchloffen, fo ward die Thüre mit Gr
walt aufgeriffen; mein freuer Huͤhnerhund ſtuͤrzte
herzu und beilte fürchterlih. Es waren zwei
große Saue eingedrungen, die bier ihr gewoͤhn⸗
liches Nachtlager halten wollten. Als ich und
mein Hund fie wieder hinausgefrieben hatten,
verrammelte ich die Thuͤre nach dem Stalle mit
unfern Kiften und übrigem Gepaͤke, und legte -
Hoppe Taſchenbe 1805. G-
98
mich wieder hin. Aber, es mar an Feine
Schlaf zu denfen; ım Stall, gleich neben der
Thüre, bielten die beiden alten Echmweine mit eis
ner Menge ungen eine herrlihe Mahlzeit, wor
bei fie gar niedlih nah Schmweinemanier ſchmaz—
ten und grunzten. Was fie da fraßen, hatte
eigentlich ich ihnen verſchafft. Ehe ich mich
niederlegte, hatte ich nemlich alle Winfel ver
Etube duchfuht, um die Urfache des unge
heuern pejtartigen Geruches auszumitteln, und
bald gefunden, daß diefer Geftanf vorzüglich
aus einem Winfel des Zimmers herfam. Hier
befand fich ein hoͤlzernes Gefaß, in welchem fich
eine Maſſe befand, die entfezlich ausfah, und
noch weit entfezlicher ftanf; die Karbe, die Con⸗
fiften; der Maſſe mag ich nicht befchreiben!
Sogleich brachten wir das Gefaß heraus in
den Stall: An diefer Maffe nun hielten die
Schweine ihr treffliches Mahl, welches mich
nicht allein im Schlafe ftörte, fondern mir auch
den fürchterlichften Ekel erregte. Der Fraß
fchmefte den Beftien fo Fannibalifch wohl, daß
fie ſich darum fogar biſſen, und mir auch hie:
durch fchlechterdings Feine Ruhe verſtatteten.
Nie brachte ich noch eine folhe Nacht zu! End⸗
lich behauptete die Natur doch ihr Recht, ich
; | 99
ſchlief wirklih ein, und erwachte nicht einmal
bei dem zweiten Einfall der Schweine, die wie
der die Thuͤre einitießen, und diesmal von meir
nen Gefährten binauggetrieben wurden. Um
halb S Uhr waren wir munter, Fleideten ung ei
ligſt an, und verlieffen diefen ſchrekbaren Ort.
Sch bin bei Erzählung dieſer abentheuer—
lichen Geſchichte deshalb fo ausführlich gewe—
fen, um denen, welche Piefland nicht kennen,
zu zeigen, welchen Unannehmfichkeiten man in
einigen Gegenden, vorzüglih in den Theil,
der eigentlich Efihbland genannt wird ımd ge.
nannt werden muß, ausgeſezt ift, wenn man
nicht die große Poſt- und Heerſtraße fahrt.
Doch giebts auch in vielen Gegenden, felbft
an den feinen Straßen, gute und ſehr beque
me Kruͤge. Nirgends babe ich fie fo fehlecht
Sefunden, als auf diefer Straße von Reval
nach Pernau. |
Der Meg war heute wieder ſchoͤn. Wär
ren doch. uͤberall in Deutſchland dergleichen
ſchoͤne, breite, geebnete Wege! Senecio Iaco-
baea ſahen wir haͤufig, und jezt zum erſtenmale
Ononis arvensis.
G 2
808
In Leal, dem Fleinften elendeften Flecken
im ganzen Rande, blieb ich nur wenige Etunden
bei meinem Freunde, dem Paſtor Mickwitz,
den ich feit zehn Jahren nicht gefehen hatte. Wie
nahmen jest unfern Weg nah dem fogenann-
ten Sunde, der Stelle der Küfle, wo man
mit großen Boten nach der Inſel Defel binuber-
fährt. . Der Sundkrug und das ſchoͤne Landgut
Herder liegen auf einer Halbinſel. Wir lang⸗
ten hier in den Abendſtunden an. Der Krug
iſt groß und zur Beherbergung vieler Paſſagiere,
die hier oft lange auf guͤnſtigen Wind warten
muͤſſen, eingerichtet. Auf dem Wege dahin fand
ich Carduus acaulis, den ich big jest noch nir—
gend angetroffen hatte. Am folgenden Tage,
da ich die Gegenden um Werder Eennen zu ler
nen , herumſpazierte, fand ich auf diefer Halb-
infel. den Schlehdorn, Prunus spinosa, ven
ich ebenfalls bis jest vergeblih im Lande ger
fucht hatte. Wieder ein Beweis, daß die Kür
ſten eines gemäßigtern Clima's genießen, als
das innere des Landes. Der Strauch wuchs
bier neben und zwiſchen Granitbloͤken, aber alle
Exemplare ſtanden doch ſchlecht, verkruͤppelt,
hatten nur ſehr wenige Blaͤtter und ar feine
Fruͤchte angeſezt.
| 161
Meine Gefährten befuchten eine Eleine Ins
fel, Bucht genannt, etwa eine Werfte vom
Ufer, welche Inſel auf eine niedliche Art gang
in einen -englifhen Garten umgewandelt war.
Sie brachten mir von da Euphorbia palustris
mit, die dort wild wuchs. Auch eine Seltenheit
in Liefland, wo wir fo außerft wenige Arten von
Eupborbien haben, und felbft dieſe nur felten vors
kommen. Fch wanderte am Ufer, in der Nahe des
Kruges herum, fand aber auffer Plantago mari-
tima und Aster Tripolium , der hier im Meer,
dicht am flachen Ufer wuchg, nichts Befondereg,
Abends um 9 Uhr (am zten) fuhren mir
weiter und übernachteten 12 Werfte von Werder.
Am gten hatten wir viel Schwarzwald im tiefere
Sande. Von Inula salicina fanden wir hier
nur zwei Exemplare. Scabiosa succisa fing
erſt jest an zu blühen. | Kur —
Nachmittags erreichte wir Pernau,
wo wir uns nur bis zum folgenden Abend auf⸗
hielten. Im Graben, der ſich um die Fer
ftungswerfe herumzieht, fahe ich Typha latifo-
lia in Menge. Der Handlungsgarfner, Here.
Burk, welcher ehedem in Sernau lebte, hat
im Pernaufluß zwei ſeltne lieflaͤndiſche Pflanzen
—
107
gefunden, Potamogeton pedinatum und Alis-
ma ranunculoides, ‘die ich gerne bier gefucht
hätte, wenn es und nur die Zeit verſtattet
hätte, |
Nahe bei Pernau, auf dem Wege nach
Kiga, liest dicht an der fandigen Landſtraſſe ei
ne ſumpfige, mit Heinen Birken and Erlen be
mwachfene, große Flaͤche, welche fih bis an die
Difee binunterzieht. Hier ſtand Lycopus eu-
ropaeus und Scutellaria galericulata in Men⸗
ge. Leztere wuchs hier ſehr ausgebreitet mit
vielen Nebenzweigen, bei Dorpat hingegen ha
be ich ſie nie anders, als ſehr einfach bemerkt.
Unſer Weg gieng nun von der Kuͤſte ab
und in das Innere des Laͤndes hinein, wo
wir bald in ſehr ſchoͤne, angenehme Gegenden
gelangten. Sn Euſekuͤll ſahen wir uns ge⸗
zwungen, zwei ganzer Tage liegen zu bleiben,
denn ein Rad war gaͤnzlich zerbrochen und ein
anderes ſehr ſchadhaft. Der gaſtfreye Beſizer
dieſes ſchoͤnen Landgutes, der Herr Landrichter
von- Sievers nahm ung nicht nur auf die
guͤtigſte Weile auf, fondern forgte auch dafür,
Daß ung ein neues Mad gemacht wurde, In
—
103
den ſchoͤnen Gehegen von Laubholz, die hier
ſtehen, fand ich Polypodium fragile, Actaca
spicata, Circaea alpina und Angelica sylue-
stris ist Menge. ie waren bier die gemein?
ften Pflanzen? Am Eufefüllfchen Eee, ohnweit
den Hofe gelegen, fand ich jest noch (am ı2fen
Yuguft) einige Eremplgre von Caltha palustris
in der Blüthe.
Bon Euſekuͤll bis Ober-Pahlen reifeten
wir in einem Tage. In dem Eleinen Stadtchen
Sellin hielten wir ung nur wenige Etunden auf.
Unfern alten würdigen Topograpben -von Lief—⸗
Tand, den Herrn Paſtor Hügel, fand ich zu meis
ner größten Treude gefund und wohl. Er ar
beitet jegt an einer neuen Auflage feiner lief
laͤndiſchen Topographie, die auch im Auslande
fehr wohl bekannt if. Sein Amt hat er fon
feit einigen Jahren niedergelegt; er febt jest in
philoſophiſcher Ruhe und mit gelehrten Arbeiten
beſchaͤftigt in Ober⸗Pahlen, wo er gegeh 30 Jah⸗
te lang Prediger geweſen if.
&4#.
104
Don hier reifeten wir, da wir eilen muß⸗
ten nach Haufe zu kommen, ziemlich fehnell, und
erreichten am ı5ten Auguſt Coder nach unferm
alten Kalender, am sten) unfer geliebtes Dor⸗
pat, fiebzig Werſte (zehn und eine halbe deuts
ſche Meile) von Ober: Pablen entfernt, in neun
Stunden. Fuͤnf Wochen waren wir abweſend,
und hatten in dieſer Zeit uͤber hundert und zwan⸗
zig deutſche Meilen das Land durchſtrichen.
— D
108
RE WE
Ueber die Cultur der Alpenpflanzen;
von dem Herausgeber.
Mit forgfältiger Hand trug euch (die Pflanzen) der
Menſch aus einem Himmelsſtrich inden andern,
und ließ da neue zahliofe Sefchlechter von euch
entftehen, two das Aug vorher vom dürren
Sand’ oder naftem Geftein fich abivendete,
Zwar nicht immer gelang es ihm, Salzpflan⸗
zen gediehen nur an falzigen Seen und Quels
len, und die Kräuter der belvetiichen Als
pen Eonnten, wie die menfchlichen Bewohner
derfeiben, fich nicht an des Auslands Ebenen
gewöhnen, fondern flarben, da fie nicht, wie
dieſe, in das geliebte Vaterland zuruͤckkehren
konnten. Gieſeke.
Wenn wir einen Blik auf diejenigen Gewaͤch⸗
ſe Deutſchlands werfen, die in den Hochge—
bürgen wachfen, und gewöhnlich mit dem an⸗
lokenden Namen, Alpenpflanzen, belegt
106
werden; fo bieten ſich ung von allen Geiten
mancherlei Betrachtungen dar,
Warum find ung diefe Getvachfe noch fo
wenig befannt ? warum nennen wir fie felten ?
warum finden wir fie fo wenig in botanifchen
Garten? und warum it deren Anbau fo ſchwer?
Alles diefes find Fragen, die fih dem den:
fenden Botaniker feht leicht aufdringen, und
die ich zu meinem vorhabenden Zweke in ber
Kürze berühren muß, .
Wenn wie bei Betrachtung derjenigen Ger
waͤchſe, die in den Ebenen unfers Waterlandes
wachen, fürs erfte ftehen bleiben; fo koͤnnen
wir ohne Bedenken ansrufen: dieſe find ung be
Fannt genug. ‚Wir Fultiviren die nuͤzlichſten,
um ung derfelben zur Nahrung und zur Arzney
für ung und unfer Rich zu bedienen. Wir ſam⸗
meln die technologifehen, um fe von Rünftlern
und Handwerkern benuzen zu laffen. "Wir jaten
das Unkraut aus, und ziehen die Zierblumen
in den Garten. Bei allem dieſem Erziehen,
benuzen wir nur die gewöhnlichen Kenntniße
der Gartner, und die Erfahrungen der Land⸗
leute und Defonsmen, und wir reuͤßiren, weil
107
dieſe Gewaͤchſe gleichfam in ihrer Heimath ger
blieben find. , Auch wurde in den Slachlandern,
wo bisher die meisten Botaniker wohnten, (uns
geachtet man das Gegentheil vermutben follte)
big jest am meiften botaniirt, das Aufgefun—⸗
Deine wurde befannt gemacht, und fo entſtanden
nach und nach zahlreiche fogenannte Sloren, fo
daß mir jezt von jedem Lande und von vielen
Staͤdten, eine folche, oder doch ein Namensver-
zeichniß der dafelbit vorhandenen Gemachfe, bes
fisen. So ſehr ſich auch diefe Bucher in unfern
Zeiten vermehren, eben fo wenig find fie doch
überfüßig, denn, geſchweige daß jeder Autor
einen eigenen Sang in Bearbeitung feines Werks
einzufchlagen pflegt, auch in Betrachtung und
Befchreibung manche ihm auffallende Pflanze
befonders aushebt; fo dient die Bearbeitung eis
nes folchen Werks zur Aufmunterung. und zur
Vermehrung der Kenntniße des Verfafferg ſelbſt,
und junge Manner werden defto mehr Geſchmak
an diefer Wiſſenſchaft finden, wenn fie, durch
einen folchen Leitfaden unterftüst, ihren Zwek
fruͤher und feichter erreichen Eonnen. Dadurch
wird unfere Wiffenfchaft ausgebreitefer, die Kaus
fer der botanifhen Werfe vermehren fi), und
nüzliche Entdefungen koͤnnen feichter ins Publi—⸗
108
fum gebracht merden. Wenn wir daher aus
diefer Urfache die haufig beransfonımenden Wers
zeihnige von Gewaͤchſen einzefner Gegenden in
Schuz nehmen müffen, fo koͤnnen wir andrerfeitg
wohl behaupten, daß wir mir den DBegetabilien
des flachen Landes, vorzüglich mit den phaͤno⸗
gamiſchen, ziemlich genau bekannt find, und daß
es ſchwer halten dürfte, bier noch irgend bes
traͤchtliche Entdekungen zu machen. |
Aber ganz anders erden wir es finden,
wenn mir einen Blik auf die Hochgebürge wers
fen und sur Betrachtung der Kenntnife von Al⸗
pengewaͤchſen übergehen. Bisher ſahe man nur
die Schweiz als das Magesin von Alpenpflans
zen an, und wenn andere Gebürgsgegenden gar
noch nicht unterſucht waren, fo blieb man auch
mit den Pflanzen der Schweiz noch ziemlich uns
befannt. Die Bereshner des Slachlandes konn⸗
ten, aus mehrern Urſachen, dieſes Land, in
botaniſcher Hinſicht, nur wenig bereiſen. Der
Mangel an Zeit, die weite Entfernung, die
Theuerung in dieſem Lande, ſind wichtige Hins
derniſſe, die nicht jeder beſtegen kann, ſo groß
auch der Gewinn fuͤr den gebildeten Botaniker
geweſen ware. Gibt es aber feine eingebohrne
109°
Botaniker in den Gebürgeländern? O ja, doch
werden auch diefe immer noch Tagereifen, bis
in die hoͤhern intereffanteften Gegenden, zu ma?
hen haben; die genauefte Unterfirhung und
Durchſuchung von Gegenden, wohin die gewoͤhn⸗
lichen Fuͤhrer nicht gelangen, wird immer noch
einen Yufwand von Geld und Zeit fordern) fie
werden manches nicht derjenigen Aufmerkſamkeit
wuͤrdigen, nicht mit dem nterefle betrachten,
ale es ein Klachlander thun würde, den alle
vorkommende Gegenftande um fo mehr zu hoͤ—
heren Gefublen fpannen, als er dergleichen vors
ber nie gefeben hatte: Aehnlich einem Nicolai,
welcher ganze Bande von intereffanten Nachrichs
ten aus einzelnen Stadten befannt machte, die
din eigenen Bewohnern bisher unbekannt geblier
ben, oder nicht mit der nothigen Aufmerkſam⸗
feit gewürdigt worden waren.
In Ruͤkſicht der Schweiz ift Hallers
vortrefliches Werk *) allerdings im Etande, ung
einen Begriff von den vegetabilifhen Neichthüs
x*) Hiftoria flirpium indigenarum Helvetias,
Tom. 3. Bernae 1768. Fol.
110
mern dieſes Landes zu geben; aber in unſern
zeiten verliehrt dies ewig ſchaͤbbare Werk, durch
einige zufaͤllige Urſachen, wodurch es viele Bota⸗
niker entbehren muͤſſen, nemlich durch ſeinen ho⸗
hen Preiß, und vorzüglich durch feine Selten—
heit . Auch iſt es für Anfaͤnger ein bedeutender
Umſtand, daß es nicht nach dem Linneiſchen
Syſteme geordnet, und die haͤufig angekuͤndigten
neuen Ausgaben bisher nicht erſchienen find.
Suters Flora **) hat zwar die Wohlfeilheit
und die Anordnung nach dem Linneifchen Syſte⸗
me bezweket; allein fie fcheint in Eile zuſammen
gefragen zu feyn, und Kenner Fk) haben nich?
*) Schon vor zehn Fahren Eonnte Herr Bas
ton von Moll in Salzburg, nur durch direete
erwendung nach Bern, das einzige und lezte,
noch dazu defecte Exemplar, für einen beträchtz
lihen Preiß erftehen,
**) Flora helvetica exhibens plantas Helvetiae
indigenas Hallerianas, et omnes quae nuper
detectae funt, ordine Linneano, Curav. I.
» R. Suter, Med. Do&. Vol.I-IL, 1802,
Zürich bey Orell, Fuesly und Comp.
=) Vergleiche die Recenſ. in Roͤmers Archiv,
111
cered dagegen einzuwenden. Mehr wuͤrde Herr
Schleicher leiſten koͤnnen und geleiftee haben,
wenn feine verfchiften Gewachfe nicht fo ſehr
fHleht eingelegt waren, daß folhe zu allen
| weitern Unterfuchungen vollig unbrauchbar find.
Mehr Werdienit hat derfelbe durch Verſendung
von friſchen Gewachfen, und Samereien, 19
durch entfernte Botaniker "in den Stand geſezt
werden, die Prlanzen ſelbſt, im frifehen Zuſtan⸗
de zu beobachten, nur iſt in diefer Ruͤkſicht die
Entlegenheit der Schmerz ein fataler Umftand.
Dies iſt das Land, in welchen mit dem
Anfange des vorigen Jahrhunderts die Sch euch?
zer und mit dem Ende desfelben der wiürdige
Sohn des großen Hallers mit vielem Erfolg
botanijirten; — dies ift das Land, von wo aus
die beiden berühmten Botaniker, Uftert und
Roͤmer, viele intereffante botanifche Nachrich⸗
ten verbreiteten, obne daß gleichwohl die Slam
zen der Schweiz befonders dabei beruffichtigt
wären; dies ift das Land, welches von den
Florenſchreibern Deutfchlande wohl deswegen
nicht im ihren Bezirk gezahlt wird, weil fie eg
nicht kennen; — ein Land, weiches weder durch
Weltmeere noch Zwifchengebürge von dem um
112
frigen getrennet wird, noch eine andere Sprache,
als die unftige, führe. x
Wenn endlich auch emfige Botaniker mit
den Echweizeraewachfen befannt geworben find,
fo zind doch) diefe Kenntniße ſehr wenig verbreitet,
und man fort auf viele fonderbare Dinge, wenn
man in vermifchten Schriften Betrachtungen
über Gebirgspflanzen antrift *). Krain, ein
gebürgigtes Land, zu dem Gebiete von Deutſch⸗
lands Klora gehörig, iſt vorzüglich durch
Sc
‘
— — — — — — — nn —
1
*) Man ſehe unter andern das Allgem. teutſche
Gartenmagazin, ©. 110. den Artikel: Aur i⸗
kel, im zten Stuͤck von 1804. Die Aus
vikeln vegetiven auf den hoͤchſten Alpen, wo
fait ein ewiger Schnee wohnt, in Deftreich und
der Schweiz. „ (Ad nit in Baiern ? nicht
in Salzburg? nicht in den Ebenen? Pri-
mula Auricula gehört als einheimifche Pflanze
in die Regensburger Flora; fie mwächft bei
Salzburg auf Wieſen in den Ebenen, und
findet fich häufig auf niedrigen Selfen am Un⸗
tersberge.)
113
Scopoli ) in. botanifcher Ruͤkſicht bekannt
geworden. Der fleißige Herr von Zoys wurde
durch einen zu fruͤhzeitigen Tod an der botani⸗
*) Scopoli, mar ein Zeitgenoſſe Linne's,
ſtand mit demſelben in Briefwechſel, konnte
daher durch unmittelbare Mittheilung der aufs
gefundenen Schäge die, Meinung des. größten
Botanikers einholen. Auch beſaß er ſehr viel
Enthufiasmus für diefe Wiſſenſchaft. Scos
poli dat uns in feiner zweimal aufgeleaten
Flora carniolica die. Pflanzen iener intereffanzs
ten. Gebirgsgegend, und manche neue Arten,
zuevft befanne gemachte. Er war von Geburt
ein Tyroler, fludirte in Innsbruck die Arzs
neykunde, und befuchte bei diefer Gelegenheit
Anfangs die nahgelegenen, zulezt die hoͤhern
Gebirge diefes Landes. Er hatte kaum in Wien
ein öffentliches Eramen überftanden, als ihm
das Bergphyjicat in Idria übertragen wurde,
wobei er nun das Land Krain und. feldft die
angraͤnzenden Gegenden botaniſch durchwan⸗
derte. Nachdem er auch bereits hier: die Stels
le eines Lehrers der Mineralogie übernommen,
wurde er von dort, zu gleichem Zwecke, nach
Chemnitz im Ungarn ‚berufen. » .°
Hoppe Taften. 1505. 9
314
ſchen Uuterfuchung feines Baterlandes Krain ge⸗
hindert, nachdem er bereits betraͤchtliche Entde—
kungen gemacht, und ſich wahren Ruhm unter
den Botanikern erworben hatte.
Was Scopoli für Krain war, dasſel—⸗
be, und noch mehr, ward Wulfen *) für
Kaͤrnthen, und für die benachbarten Lander, und
wenn große Männer zur Nachahmung anreisen,
*) Franz Xaver Freiherr von Wulfen wurde in
Belgrad zu der Zeit gebohren, als Kaifer
Franz der Erfte dafelbft feinen Einzug hielt,
und da fein Vater Kommandant von Belgrad
war, fo hob ihn der Monarch aus der Taufe,
Er wurde von Jugend auf für den Militärftand
beftimmt, allein er hatte dazu Feine Neigung,
und widmete fich dem geiftlichen Stande. Er
fiudirte Theologie in Wien, bei welcher Geles
genheit er auch botanifche Collegia befuchte, trat
+ dann in den Drden der Sefuiten, Fam als Lehs
ver der Philofophie nach Laibach, und lebt noch
als Abe in Klagenfurt, wo er allgemein gefchäßt
und geehrt wird. Er hat unzählige Alpen in
der norifchen Gebirgsfette, vorzüglih in Ob er⸗
115
fo gefellten fich zum Herrn von Wulfen auch-
ein von Hohennorth, ein von Seenus,
ein von Weft, ein NRaineir; Männer, deren
botanifcher Ruf befannt genug ift, die noch
jest in Klagenfurt mit Ausnahme des Lezten,
welcher leider zu früh fir diefe Wiffenfchaft ſtarb,
Isben, und fich emfig der Botanik widmen.
ag der noch Iebende zweite Linné,
Jacquin, für die Botanik überhaupt, und für
£ärnthen und Tyrol beftiegen, eine große Mens
ge neuer Gewaͤchſe entdeckt, genau befchrieben,
und getreu abgebildet. Sehr Schade iſt es,
daß diefe Entdeckungen in den Jacquiniſchen Wer⸗
£en, die nicht ausfchlieglich der Botanik gewid⸗
met find, eingerückt wurden, was den Ankauf
ſehr erſchwert. Noch jezt beſchaͤftigt ſich der
unermuͤdete Wulfen hauptſaͤchlich mit Be⸗
ſchreibungen von eryptogamiſchen Gewaͤchſen,
und arbeitet an einer Flora norica, die ſchon
weit gediehen iſt, die feine ſaͤmtlichen Entde—
ckungen enthalten, und die ſein Andenken auf
die ſpaͤteſte Nachkommenſchaft bringen wird.
Moͤchte doch Wulfen bald den Abdruck ſeines
Weris beſchleunigen!
592
316 s
die öftreichifche insbefondere geleiftet hat, if
noch im frifchen Andenken, und wenn es haupt:
ſaͤchlich die Schweiz und Deftreich find, welche
bei Alpengerächfen vorzüglich genannt wurden,
fo hatte Jacquin einen betrachtlichen Antheil
an diefem Vorzuge Deftreiche.
Ein unverdientere® Loos wurde dem Lande
Salzburg zu Theil. Eine terra incognita für
Botaniker! Man kann die ganze Species plan-
tarum Linn. editione Reichartiana nachfchla-
gen, ohne ein einziges mahl das Wort, Salzburg;
gu finden. Noch heute wird bei Yufführung vom
Alpengewaͤchſchen die Schweiz und Deftreih am
meiften und vorzugsmeife genannt, gerade alg
wenn Baiern und Salzburg Feine Hochgebirge
hätten; Lander, die den meiften deuffchen Bota⸗
nifern am nächften liegen und doch jezt durch
Moll's, Schranfs, Braunes Schriften,
und duch die Bemuͤhung mehrerer in und aus
Iandifcher Botaniker, befannt genug feyn follten.
Aber dem allem utigeachtet iſt es note:
rifch, daß wir mit den Alpengewachfen noch lan⸗
ge nicht fo befannt find, als mit den Pflanzen
des flachen Landes. Einige Haupturfachen moͤ⸗
11?
gen darin beftchen, daß Fein eisentlicher Botas
niker in den Hochgebirgen felbft wohne, daß
diejenigen, welche Gebirge befuchen , immer be⸗
traͤchtliche Etrefen zu reifen haben, ehe fie nahme
hafte Hoöhen erreichen; daß fie ſich nicht weit .
von den bekannten Wegen entfernen £önnen, und
dadurch fehr viele entlegene Berge unbefucht bleis
ben müffen; daß endlich viele Botanifer von
dent Geifte beſeelt find, eher fremde Länder,
als die gebirgichten Gegenden ihres eigenen Ba
terlandes zu befuchen, dorther Unkraͤuter, die
weder irgend einen Nuzen haben, noch fich durch
betraͤchtliche Echönheit auszeichnen, holten und
botanifche Garten damit anfüllten, waͤhrend
man andere in allem Betracht merfmürdigere
deutfihe Alpengewaͤchſe, ungeachtet verblüben
lied, und fie aus dem einzigen Grunde nicht
anbauete, weil man fie nicht hatte, weil man fie
nie an ihren Wohndrfern ſah, ihre Natur daher
nicht erforfchen konnte, und weswegen der zus
weilen verfuchte Anbau nicht mit Erfolg ge⸗
kroͤnt wurde.
Uber hoffentlich werden die Kraͤuter dee
Helvetiſchen und anderer Alpen Fünftig weniger
in des Auslands Ebenen flerben, wenn wir ung
23
118
mehr bemühen, ihre Natur zu erforfchen, und fie
vermoge deſſen, Kunſtmaͤßig behandeln wollen.
Kenn aus dem vorbefagten fo ziemlich er:
hellen wird, warum die Alpenpflanzen no nicht
hinlanglich bekannt find, und wir fie eben deswegen
als Seltenheiten betrachten, ungeachtet fie in
ihrer Heimat in uͤppiger Fülle wachfen; warum
wir fie fo wenig in Botanifchen, gar nicht in
andern Puftsgrten finden, und glauben. daß ihr
Anbau fo viele Schwierigkeiten habe; fo will ich
nun füchen, dem lestern noch mehr zu begegnen,
und meine bisherigen Erfahrungen in den Ges
birgen auf die Eultur der Alpengewachfe, in
botaniſchen Gaͤrten anzumenden fuchen,
Wenn wir die Pranzen in den höhern
Regionen aufmerkſam betrachten, fo finden wir
vorzüglich folgende allgemeine Wahrheiten.
I, Sie wahfen durchaus auf fleinigtem
Boden.
Ich habe nicht nur feit mehrern Fahren
viele Gebirgspflanzen gefammelt, und viele mit den
Wurzeln genommen, fondern auch in dem eben
verfloſſenen Derbite an ı25 Species, und von
" — 119
jeder mehrere Exemplare, für den Negensburgir
{hen botanischen Garten ausgegraben, und mer
der in den untern Waldregionen noh an den
hoͤchſten Gipfeln ein einziges Individuum er⸗
halten koͤnnen, ohne dabei mit dem Meſſer den
ſteinigten Boden zu bemerken. Manche Gewaͤch—⸗
ſe, vorzuͤglich der obern Regionen, preſſen ſich
ſo genau in die Fugen der Steine, daß man
dieſe mit vieler Muͤhe wegmeißeln muß, um
jene zu befommen. Ich zeigte dem Herrn Dr.
Klinger aus Wien, auf der Spize des Unters⸗
berges ein, auf ſolche Art befreieteg Eremplar
einer Achillea atrata, deren Klächen ſowohl
an den langen Wurzeln, als an dem Kraufe
und den Bfüthen, denn fie war eben in größter
Vollkommenheit, wie eine Fache Hand zufammen?
gedrüft waren. Ein folcher fteinigter Boden in
den Gebirgen wird mwohl Feine Bewunderung
erregen. Die oberfte Berggegend befteht ja an
und für fih aus lauter Geftein, und durch dag
feit 1000 Jahren fortdanernde Herabrollen der
Trümmer, wird auch die untere Gegend damit
verfeben , wenn fie nicht ohnehin ſchon ſteinigt
genug ware. Wie kann ein Gewahs das am
natuͤrlichen Standorte beftändige Hinderniſſe
findet, mit den Wurzeln in den Boden einzudrin
84
120
gen, in einem Garten gedeihen, aus welchem man
forgfältig alle Steine zu verbannen fucht? Noch .
‚eher werden eben deswegen die Alpengewaͤchſe,
in Heine Blumentöpfe gepflanzt, gedeihen.
II, Die Erde.der Alpen, fo wehl der
untern als der obern Gegenden- iſt
faft durchaus eine ſchwarze, feuchte
Modererde, die: größtentheild aus
lauter verfaulten Vegetabilien befies
het, und nur mit wenig Ihon, Sand
oder Kalferde vermiſcht ift.
"MWenn das Hochgebirge vorzüglich ans Gras
nit, aus Gneuß, Glimmerfchiefer, uranfaͤng⸗
Vichen Kalk, und anderm harten Geftein zuſam⸗
mengefest ift, das wenig Derwitterung- leidet,
und deswegen auf die Alpenerden wenigen Eins
fluß hat; wenn dagegen Thon, Sand, Mergel,
Gyps, und andere weiche Steinarten im Hoc’
gebirge nur wenig vorhanden iind, fo muß auch
der Alpenboden an allen diefen Erdarten ziem⸗
ih Mangel leiden, und nur größtentheils aus
bloßer Modererde beftchen, die in den obern Re⸗
gionen jaͤhrlich von den zahlreichen üppig wach⸗
fenden niederen Pflanzen, die in Kaulung übers
gehen, entſteht; in den untern Gegenden aber,
121
aus den umgeftürgten und vermoderten Baͤumen,
die nur zu oft, ihrer Menge wegen, dem emfiz.
gen Botaniker Befchwerlichkeiten verurfachen,
ihren Urfprung nimmt. Wie können die, an
eine ſolche lokere, beftandig feuchte Modererde
gewöhnten, Gewachfe in einem Garten gedeihen,
wo man fie mit austrofnender Kalf - Sand,
Thon und Gypserde umgiebt, indem man
wähnt, die Alpenerde feye aus trofenen, unfrucht-
baren Erben zufammen gefest ?
IT, Die Luft in den Gebirgen ift mehr
feucht als troken, mehr kalt als
warm.
“Die langen der Gebirge leben vom
Than des Himmels „ fagt ein gewiſſer Schrift:
ſteller, und er feheint nicht gang Unrecht zu has
ben. Die Waldregionen vermehren, durch ihre
undurchdringlichen Bewohner, jedem Sonnen⸗
ſtrahl den Eingang, und beitandige Naͤße füllt
ihren Boden, wahrend die höhern Gegenden drei⸗
viertel Jahre mit einer undurchdringlichen
Schneedeke begabt find, und einen aͤuſerſt Fur
"zen Zeitraum zur Vegetation genießen, in wel
en ein Felfen den andern mit Schatten. begabt
and Nebel und Wolken die Erde tranfen, bau
122
fige Donnerwetter, die oft anhaltenden Regen,
ſelbſt Schnee zur Folge haben, entſtehen, und
auf dieſe Art die Modererde, die ohnehin die
Feuchtigkeit fehr lange zu erhalten vermag,
reichlich traͤnken.
Wenn Gewaͤchſe dem zu Folge gewohnt
ſind, nur wenige Monate zu leben; beſtimmt ſind
unter beſtaͤndiger Abwechſelung von geringer
Waͤrme und haͤufiger Feuchtigkeit ihr Daſeyn
zu behaupten; wie koͤnnen dieſe, im flachen Lande
dreiviertel Jahre den brennenden Sonnenſtrah⸗
len ausgeſezt, und kaum vom erquikenden Thaue
getraͤnkt, gedeihen? Wie koͤnnen Anlagen zur Er:
ziehung von Alpengewachfen einen guten Fort—
sang haben, die, auf irrige Vorausſezungen ge
bauet, fo ganz ihrer Natur entgegen find?
IV, Die Alpenpflanzen genießen an dem
natürlihen Standorte eine beftändige
Defe, die die Wurzeln beſchuͤzt, und
vor alem Uebel bewahrt.
Die Waldregion ift mit abgefallenem Laube
und mit Moos bedekt, unter welchem die Plans
zen ficher ruhen; die obere Gegend ift im Win
ter mit Schnee bedeft, enthalt Moofe und fau⸗
123
fende Blätter, welche die Pflanzen beſchuͤzen, auch
wohl die nöthige Reuchtigkeit langer fefthalten,
und den gaͤnzlichen Durchgang der Sonnenſtrah⸗
fen hemmen. Dieſe Bedekungen find fo betraͤcht⸗
lich, daß man fie gewöhnlich wegraͤumen muß,
wenn man Pflanzen ausgraben will.
Nachdem ich nun gezeigt habe, daß die
Alpenpflanzen gute, leichte, aus vegetabilifchen
Moder entftandene Erde, und einen fleinigten
Boden lieben, dabei abmechfelnder Witterung
von Kalte und Wärme, und Näffe ausgeſezt
find; daß fie eine gewoͤhnliche Defe befisen, und
die allgemeine Negel fast; Wir follen bei der
Cultur der Gewaͤchſe insbefondere auf die Na:
fur der Pflanzen Rüfficht nebmen; fo wird es
leicht feyn, die Anwendung davon auf Alpen
gewaͤchſe zu machen, ‚und Seder wird im Etande
ſeyn, darnach eine Anlage, feinen Bedürfniffen
gemaß, zu vollführen. Indeß fey es mir erlaubt,
hier nach) meiner Idee , eine folche Anlage vorzw
zeichnen, deren fernere Berbefferung die wuͤrkliche
Yusführung noch mehr an die Hand geben wird.
Man macht gewöhnlich die Anlagen zu
Alpenpflanzen auf Fünftlishen Bergen, Ich glau⸗
124
be nicht, daß dies gefchche, um bie Alpen nach?
zuahmen; denn diefer Erdanfe ware lächerlich,
mweil ein noch fo hoher im flachen Garten er;
bauter Berg, gegen die Alpen immer noch dag
Verhaͤltniß der Müffe zum Elerhanten darftel-
len würde. Hat man andere Urfachen folche
kuͤnſtliche Berge zu errichten, fo laßt fih mit
Grunde dagegen nichts einwenden, wie Dies auch
im folgenden der Fall ift. Doch zur Sache!
Man ziehe ın feinem Garten eine Mauer,
deren Lage gleichgültig ift, deren Breite aber
ungefabr dreiviertels Schuh betragen muß, und
deren Höhe drei Schuh betragen konn. Neben
dieſer Mauer gleichlaufend, führe man noch eine
andere auf, von gleicher Lange, Breite und
Höhe, doch fü, daß der Breite nach, ein Zwi⸗
ſchenraum, von vier bie fünf Schuhen, zwiſchen
beiden Mauern vorhanden bfeibe. An beiden
Enden merden dieſe Mauerreihen mit einer
Quermauer von gleichem Berhältniffe gefchloffen.
Die Lage diefer Mauer muß fo geftellt feyn, daß
im hoͤchſten Sommer, die Sonne nur von bier
Uhr Nachmittags an, dahin wuͤrken kann; ers
laubt aber folches der Plaz nicht, fo muß das⸗
felbe durch vorgepflanzte Heken bewuͤrket werden,
125
wobei aber dahin zu fehen iſt, daß die Dauer
rund umher frei bleibe, um uͤberall be equem gehen
gu können. Die Steinart und das Bindungs—
Mittel zu dieſer Mauer it, feiner Natur nach,
gleichguͤltig, jedoch muß die obere Lage der
ganzen Mauer aus Ziegeliteinen (Bakſteinen) bes
fiehen, die, der Lange nad, auf. die fehmale
Blade fo neben einander gefteflt und. feit ge
mauert werden, daß ein Zwiſchenraum von
etwa drei Finger breit übrig Bleibe, und auf
Diefe Art auf der ganzen Mauer rings umher,
in einem fortlaufend, eine drei Kinger breite
Sinne entftehe, deren Tiefe die Breite der Zie⸗
gelſteine beſtimmen, und die etwa fuͤnf bis ſechs
Zoll ausmachen wird. — So wie nun deſe
Rinne gleichſam zur Verzierung der ganzen An—
lage beſtimmt iſt, ſo ſoll die Hoͤhlung, welche
durch die vier bis fuͤnf Schuh breite Entfer⸗
nung der parallel laufenden Mauer entſteht,
eigentlich die Rabatte der Anlage ausmachen.
Zu dem Ende wird ſie mit Erde ausgefuͤllt,
wozu untenher ſchlechte Erde genommen mer:
den kann, die obere muß aber wenigſtens ein
und einen halben Schuh tief, aus guter leichter
ſchwarzer Erde beftchen, wie ſolche meiter un:
ten angegeben if, Die gedachte Rinne ift
e
126
durchaus mit dieſer angegebenen guten Erde
anzufullen.
Dies ware nun, die Vorrichtung zu einer
Anlage von Alyenpflanzen,, deren Zwek, in
Ruküicht der Bauart, leicht einzufehen ift, und
noch Eurzlich berührt werden foll.
Die angegebene Höhe wurde deswegen be
ſtimmt, damit man die Gewaͤchſe bequem ein-
Pflanzen koͤnne, und nicht nothig habe, ſich da’
bei zu fehr zu büfen, noch einer Leiter dazu zu
bedürfen. Die angegebene Breite, und die Ber
dingniffe, daß die ganze Anlage von allen Sei—
ten frei ſtehen müfle, beruhet auf der Nothmwen:
digkeit, auch die Mitte der Nabatte bequem er;
reichen zır konnen. Wem 08 nicht entgegen iff,
hiebei den Gebrauch einer hoͤlzernen Bank, oder eir
nes Stuhls, oder gar einer Leiter anzuwenden, der
fann aus obigen Gründen die Nabatte, durch
die weitere Entfernung der Mauern noch breiter
machen. Die Gleichgültigkeit der Lange ift von
ſelbſt erfichtlich; man richte fi) dabei nach dem
Plaze, und nach der Menge der Alpenpflanzen,
die man habhaft zu werden hoffen kann. Die
angegebene drei fingerbreite Rinne auf der
Oberflaͤche der Mauer felbft, feheint nur Neben:
“
127
fache zu ſeyn, allein fie iſt von großer Wichtige
keit. Man bezwekt dadurch eine egale Höhe der
ganzen Anlage und eine fehnurgerade Linie von
niedrigen Alpenpflanzen, die das Hinuͤberreichen
nicht erſchweren und diefer Anlage zur groͤßten
Sierde gereichen.
Die Alpenpflanzen, welche man entweder
ſelbſt aus Saamen gezogen hat, oder aus
Alpengegenden, oder andern Garten erhalt, wer:
den nun auf folgende Art gerflanzt. Man
wahle dazu ein temiperirtes Wetter im Fruͤh—
jahre oder im Herbſte; lezteres fcheint vorzüglir
cher zu feyn, weil man um diefe Zeit auch Al
penpflanzen am beften erhalten kann. Die Eins
pflanzung felbft bedarf Feiner befondern Vorrich—
tung, nur merke man folgendes: die Wurzeln
muͤſſen fowohl von unten, als von allen Seiten,
mit zerbeochenen irdenen Scherben umgeben
werden, und man fehe vorzüglich darauf, daß
man zwar zum Durchgang einzelner Wurzeln,
Raum laße, daß man folches aber erfchwere, und
den Durchgang der ganzen Wurzel in etwas hin?
dere. Zerbrochene Scherben von Blumentöpfen,
einer iFleinen Handbreit, und Eleiner, werden
dazu am brauchbarften ſeyn. Die Oberfläche
128
der Erde um die Pflanze, belegt man mit ei⸗
ner Schichte friſchen Mooſes, welches noͤthigen
Falls etwas klein gehakt ſeyn kann. Jene
Pflanzen, welche in die Rinne zu ſtehen kommen,
heduͤrfen nur ſeitwaͤrts einiger kleiner Scherben,
da die Hauptwurzel derſelben bald den Boden
erreichen wird, und dann umzukehren genoͤthigt
iſt. Da dieſe ganze Anlage nicht viel von der
Sonne kann beſchienen werden, aber Schnee,
Wind und Regen von allen Seiten eindringen,
ſo wird das Begießen nicht viel noͤthig ſeyn;
es haͤngt aber ſolches alles von der Witterung
ab, und die Kunſt des Gaͤrtners und des Cub
tivateurs wird auch bier die beiten Moasregeln
an die Hand Gep⸗
Was nun noch die Ueb —— dieſet
Alpengewaͤchſe betrift; fo iſt nothwendig, daß ſie
bedeckt werden muͤſſen, und zwar aus dem einfa⸗
chen Grunde, weil ſie am natuͤrlichen Standorte,
theils von Mooß und welkenden Blaͤttern, theils
und hauptſaͤchlich von Schnee bedekt find. Auch
iſt es in den Hochgebirgen im Winter fichee nicht
fo kalt als im flachen Lande, welches mir mehrere
Bergbewohner verfichert haben, die öfters von der
Hohe in die Tiefe herablkommen und dieſen Un⸗
ter⸗
j 129
terſchied deutlich gewahr werden. Wenn alſo bei
uns im angehenden Winter die Kaͤlte zugleich mit
Schnee eintritt, oder dieſer jener noch vorher gez
gangen; fo faffen wir diefe natürliche Dede
nicht nur Auf unferer Anlage liegen, fondern ver:
mebren fie auch mit mehrerem Schnee. Im Ge
gentheile aber müffen wir eine Funftliche Dede
von Raub, Matten, sder auch eine hohle hölzerne
Ueberdecfe fo lange anwenden, bis der Schnee
wuͤrklich eintritt, f0o wir diefe Decke auch darum
als die befte anſehen, weil fie im Fruͤhjahre dag
Hervorbrechen der Pflanzen länger zurück halt,
and dadurch den Schaden der ſpaͤten Fruͤhjahrs—
froͤſte befeitigt:
Dieſe hier zwar nur theoretiſch vorgezeich⸗
nete, aber aus der Natur der Sache ſelbſt ge—
ſchoͤpfte Anlage, uͤbergebe ich nun allen Vorſtehern
von botaniſchen Gaͤrten, und kunſtverſtaͤndigen
Gaͤrtnern, zur Pruͤfung. Sollte in dem hieſigen
Garten, wo jezt die Alpenpflanzen noch im Lande
und theils in Toͤpfen im Winterbaufe ſtehen, eir
ne Anlage vielleicht im Kleinen gemacht werden
koͤnnen; fo würde ich nieht verfehlen, das Ne
fultat befannt zu machen. Sollte endlich, wider
allem Vermuthen diefe Anlage in der Ausführung
Hoppe Tafchenb. 1505. J
or
130
völlig mißgluͤcken; fo konnte fie noch immer als
eine Stellage für Blumentöpfe mit Alpenpflanzen
vortheilhaft gebraucht werden, indem diefe, hinein?
‚gegraben und mit Moos belegt , immer ein gutes
Anfehen geben mwirden:
Sch komme nun zu dem nothmwendigen An—
hange, nemlich zur Bereitung der Alpenerde, zur
Erziehung der Alpenpflanzen aus Saamen, zur
Erhaltung derfelben aug den Gebirgen, oder anz
- dern Garten, und endlich zur Anzeige derjenigen
Alpenpflanzeri felbft, die für diefe Anlage am be
ften paffen, wobei ich auf die Auswahl der fchon-
ften Arten, und folcher, die man am leichteften
haben kann, vorzüglich Ruͤckſicht genommen
habe.
I. Bereifung der Alpenerde *).
Könnten wir ung die gute lokere kohl—
ſchwarze Erde aus den Alpen felbft verichaffen,
*) In dem A. deutfchen Gartenmagazin befindet
fih folgende Angabe von guter Erde: * Sch
laffe mir im Fruͤhjahre Baum + und befons
ders Weidenerde, d.i. Erde aus hohlen Bäus
men, bringen, die ich in hölzernen Käften
oder in Töpfen ins Freie ftelle, und fie ſtets
v
131
fo wuͤrde dieſes für unſere Anlage die befte
feyn, aber der Transport Fommt zu bog. Ih
ſchlage deswegen folgende vor. Man nehme dies
jenige kohlſchwarze Erde, welche fih im den
Sumpfgegenden befindet, aus faulen Vegetabi—
lien beſtehet, und vorzüglich zur Entſtehung des
Torfs beitragt. Man fchlage folche, fo bald es
der Naͤſſe wegen angeben kann, durch eim feineg
Sieb, und mifche fie zur Hälfte mit der allerbeften
ebenfalls fehr fein ducchgefiebten Gardenerde,
9. Erziehung der Alpenpflanzen aus Saamen.
Man verfchaffe ſich reifen und frifchen
Alpenſaamen, aus dem Gebirge oder aus zw
unter Waſſer ſeze, damit fie gehörig faule,
Wenn fie fo ein Jahr im Freien geftanden.
bat und vollig verfault ift, fo fehlage ich fie
durch ein feines Sieb und verwahre fie zum
Gebrauche. Diefe Erde wird fo milde, daß
fie fih wie Staub anfühlt, und der zatte
Keim des angehenden ( Aurifelt) Saamens
fann- hier frei eindringen, ſo tief er nur will.
Es iſt kaum zur glauben, welche Tanae und
zahlveihe Wurzeln die jimge Pflanze in
furzer Zeit gewinnt, »
32
133
verlaͤßigen Gärten, fülle dann Heine Blumentoͤ⸗
pfe mit der vorbefchriebenen Erde an, und febe
hauptfachlich dahin, daß die oberfte fo fein wie
Staub ſeye. Man ftelle die Töpfe in Unter:
faze mit Waffer, und wenn die Anfaugung der
Erde fo weit gediehen ift, daß die obere feucht gez
worden, fo fireue man den Saamen forsfältig
hinein, und drüfe die Erde vorfichtig und maf-
fig mit den Fingerſpizen etwas zufammen. ft
der Saame leicht und mit einer Haarfrone ver:
fehen, fo kann man auch etwas feine feuchte, Erde
Darüber fireuen. Man lafle die Töpfe in dem
Unterfaz, welcher immer Waſſer haben muß, ſte⸗
ben, und fielle fie im Winter ins Falte Haus,
im Sommer in die freie Luft, wohin aber in bei⸗
den Fällen die Eonne nicht dringen kann. Wenn
die jungen Pflanzen fo meist gediehen find, daß
fie das Verſezen ertragen Eonnen, und die Witz
terung günftig ift, fo werden fie num mit den
übrigen Alpengewaͤchſen in Reihe und Glied, auf
die Anlage geftellt. Auf die. Zeit der Ausſaat
ift nicht befonders zu fehen, fondern man vers
zichte fie, fo bald.man den Samen erhalt, weil
folder deito beffer aufgeht, je eher er unter
die Erde kommt. R
133
a, Beziehung der Alpenpflangen aus den
Gebirgen,
Es ift ſchon ſchwer, Saamen von Alpen»
pflanzen zu befommen, noch ſchwerer aber, fich fri⸗
fche Alpengewaͤchſe von daher zu verfehaffen. Vor:
sügfih mag die feltene Nachfrage Schuld feyn,
daß ſich noch niemand befonders auf diefes Fach
gelegt bat, ein Fach, wozu ein Boptanifer nothr
wendig erfordert wird. Auch ift die Alpengegend
siemlich vom größten Theile des Aachen Deutfchr
lands entfernt, und die Gewachfe fterben auf
der Meife. Diejenigen Alpenpflangen, melche ich
aus den ſalzburgiſchen Sebirgen in den biefigen
botanifchen Garten fchikte, blieben mit Ruhr
leuten nur ſechs Tage unterwegs, kamen im
vollig frifchen Zuftande (mehrere blühend) am,
und ſtehen bis jezt fehr gut. Erhalten fich diefe,
fo fönnten davon mehrere abgegeben, und Sene
nach und nach erfegt werden. Dies muß nun
exit der Erfolg an Handen geben.
Bei der Verſchikung felbft befolge man
die gemöhnliche Methode. Man Iaffe bei dem
Ausgraben etwas Erde an den Wurzeln hängen,
balte diefe gfeichfam zufammen, umwikele fie
mit friſchem, nicht naffen, Mooſe und binde fie
oa.
33
134
mis einem Baden oder Baſte sufammen. Die
Blatter ſchneide man, mit Ausnahme derjenigen,
welche fich eben ‚entwifeln, weg, päfe alles in
eine flache Kifte fo nebeneinander , daß die Wur—
zeln zu unterft gekehrt find, und die obere Eeite
nur mit wenigem Moofe bedeft werde.
4 Berzeihniß von Alpengewaͤchſen, die für
die Anlage beftimme find,
Ohngeachtet für diefe Anlage alle Alpen:
pflanzen ohne Unterſchied beſtimmt fenn follen;
fo beſtimmten mich doch mehrere Urſachen, eine
Auswahl zu treffen. Sch habe deswegen die
Straucher ausgelaffen 3. 3. Pyrus Amelan-
chier, P. chamaemespilus, Betula ovata u. a.
ja auch fehr hohe Pflanzen z. B. Laserpitium
Siler, Gentiana lutea, weil diefe beffer im
Bousquete gezogen werden Fonnen. Sch ließ
auch Diejenigen unberührt, die bereit? in den
Gärten im freien Kande dauern j. B. Alche-
milla alpına, Stachys germanica, die Aco-
nita, Saxifraga rotundifolia u. a, m. Endlich
traf ich ſogar eine Auswahl von Sierpflangen,
um jene Anlage vorzüglich mit fchönen Gewaͤch⸗
ſen gu befezen, und fie dadurch zu einer wirkli⸗
hen Zierde der Garten zu machen.
135
Diefe Auswahl von ſchoͤnen Alpenpflangen,
die in mehrerm Betracht vielen Lefern willkom⸗
men ſeyn durften» führe ich in ſyſtematiſcher
Ordnung auf, und zeichne von den Characteren
fo viel aus, um den Lefern eine Berftellung von
jeder fange zu machen. Den Wohnort habe
ich dabei angezeigt, aber die Blühezeit ließ ich
weg, weil fich diefe in den Alpen zu fehr nach
der Lage und der Witterung richtet, und im
flachen Lande ganz anders verhalten wird. Fuͤr
die Einfaßung der Anlage ſind vorzuͤglich die
eigentlichen niedrigen Felſenpflanzen beſtimmt,
wovon ich die vorzuͤglichſten mit einem Stern⸗
chen (*) bezeichnet habe.
*j, Paederota lutea. Das gelbe Menderle.
Mit ey und lanzettfoͤrmigen gesahnten ge
genüber ſtehenden Blättern, einen halben Schuh
Iansen einfachem Stengel, an welchem große fip-
penfoͤrmige blaßgelbe Blumen in Aehren ftehen.
Diefe Pflanze wacht haufig an den Felfen deg
Loibl's, am Wege von Karnthen nach Krain.
*5 ,Paederota caerulea. Das blaue Menderle.
Hat faft die Geſtalt des vorigen, aber
die Blume ift vollig blau. Diefe findet fich nur
[97
4
136
auf den höchften Earnthifchen ee— In Italien
iſt ſie haͤufiger.
Beide Arten wuͤrden den, ihnen beſtimm⸗
ten Plaz vorzuͤglich zieren.
3. Wulfenia carinthiaca. Die kaͤrnthiſche
Wulfenie.
Eine ſehr ſchoͤne Pflanze, bei welcher große
eyfoͤrmige glatte gekerbte Blaͤtter an der Wurzel
ſtehen, und der Schaft viele blaue Blumen in
Trauben traͤgt. Die Kuͤhnnegeralpe iſt von die⸗
fer Pflanze voll,
* 4, Valeriana saxatilis. Der Steinbaldriar.
Die, in-der Erde liegenden eyformigen, etz
was difen und febhaft grünen Wurzelbfätter,
und die, an der Spize des Fußhohen einfachen
Stengels, in Straufßern ftehenden Eleinen weißen
Blumen, empfehlen diefe Ark. - Sie ift bei
Salzburg haufig zu finden. |
*5. Valeriana celtica. Der celtifche Baldrian.
Etwas Heiner als die vorige Art; übrigens
mit einem ſehr ſtarken Geruche begabt, und nur
in den höchiten Gebirgen vorhanden,
157
6. Valeriana supina. Der niedergebrüfte
$ Baldrian.
—
Ein kleines zierliches Gewaͤchs; mit laͤng⸗
lichten, und in einer Doldentraube, an der
Spize des Stengels ſtehenden roͤthlichen Blur
men. Dieſe iſt von allen Arten die ſeltenſte
und findet ſich nur auf den hoͤchſten Tyroler⸗
Alpen.
*7, Sesleria sphaerocephala. Das rund»
fopfige Kugelgras.
Fine auferft zierliche Grasart, die in allen
Blumengaͤrten gemein ſeyn miürde, wenn fie
nicht auf den höchſten Tyroler Alpen zu Haufe
ware. Hellgruͤne kurze Grasbläiter, und eine
geoße (mie eine Rlintenkugel) gelbweiße Kugel-
blüthe zeichnet fie fehe aus.
* 8. Sesleria tenella Hoft, Das zarte
Kugelgras.
Laͤngere fehmälere Blätter und Eleinere
blaue Rugelblüthen mit Grannen, unterfcheiden
fie von der vorigen Art. Sie ift auf den hoch:
ſten Färnthifchen Alpen zu Haufe. Es iſt der
Cynosurus oyatus der Eenturien,
138
*9. Sesleria disticha., Die smeirgitige
Fug: solume,
Mit graugrunen fchmalen Sraghfättern,
und zuſammengedruͤkten zweifarbigen Cblau und
weiß) Kugelblumen. Ein Mittelding von den
beiden vorigen; es finder fich auf den höchfien
Granitfelſen..
ı0. Globularia nudicaulis. Die nakt—
ftengliche Kugelblume.
Sehr fon! Große lanzettförmiae, glatte
ſchwarzgruͤne, dikke und glänzende Wurzelblatter,
und eine große hellblaue Kugelblume, die auf
einem fingerlangen Stengel ſteht, empfehlen fie
ſehr. Sie it etwas felten, und wacht an den
hoͤchſten Felſen.
ı1. Globularia cordifolia. Die herzfoͤr—
mige Kugelblume.
Mit feilartigen dreifpizigen etwas difen dun⸗
kelgruͤnen glaͤnzenden Wurzelblaͤttern, und Kugel
bluͤthen. Etwas kleiner, als die vorige, fie iſt
auch gemeiner, und waͤchſt an niedrigern Stellen.
12. Primula integrifolia. Die ganz blät-
terichte Schluff elblume.
Die eyfoͤrmigen glatten fleiſchichten ur
zelblatter, und die dunfelpurpurfarbigen , groſ⸗
139
fen, wohlriechenden zu drei und vier beifammenftes
henden Blumen empfehlen fie für jeden Garten,
jusbefondere für unfere Anlage.
13. Primula minima, Die Fleinfte Schluͤſ⸗
ſelblume.
Dieſe kaum einen Zoll hohe, niedliche
Pflanze, mit keilfoͤrmigen belkerinen an der
Spize gezaͤhnten Wurzelblattern, und einer groß
fen fleifchfarbigen Blume, ift eine Zierde der
Selfen, wo fie haufig beiſammen wacht, aber
nur auf den böchften Alpen.
14. Primula glutinosa. Die Flebrichre
Schluͤſſelblume.
Mit glatten ſaͤgezaͤhnigen laͤnglichten dikken
und klebrichten Blaͤttern, und zwei und drei
beiſammenſtehenden violetten Blumen. Sie
waͤchſt auf den hoͤchſten Alpen.
15. Primula longiflora. Die langbluͤthi⸗
ge Shlüfelblume.
Mit eylanzettformigen geferbten auf der
untern Seite weißlichten Blattern, und mit lan
gen hellrothen Blumen. Auf den böchften Al—⸗
pen. Primula Auricula, die Aurikel-⸗Schluͤſſel⸗
_
f
148
blume. Much diefe bekannte, ‚in der freien
Natur gelbbluͤhende Art - verdient‘. hier eine
Stelle. |
*
16. Androsace lactea. Der milchweißbluͤ—⸗
thige Mannsſchild.
Mit finienfsrmigen, glatten, in Roſen ge
ſtellten Wurzelblaͤttern, und ziemlich großen,
milcgweißen, am Grunde mit einem gelben Flek
gegierten, auf fingerlangen Stielen ſtehenden,
Blumen. Auf Felſen am Untersberge,
17. Androsace chamaejasme. Das ge-
franzte Mannsſchild.
Mit gefranzten, in einer Roſe geſtellten,
Wurzelblaͤttern, und milchweißen Blumen. Er
was Heiner als die vorige. Auf den hoͤchſten
Alpen.
18. Androsace villoſa. Das zottige
Mannsſchild.
Mit haarigen graugruͤnen ſchmalen Blaͤt⸗
tern, die ebenfalls wie ein Polſter an der Erde
ſtehen und aus deſſen Mitte, wie bei den vori⸗
gen Arten, der Blumenſaft hervorgeht, und
weißröthlichte Blumen tragt. |
ig
19, Soldanella alpina. Die Alpen: Sof:
danelle.
Eine ſehr ſchoͤne Pflanze, mit langgeſtiel⸗
ten. runden glatten Wurzelblaͤttern, handhohem
Schafte, an deſſen Spize zwei und drei heil
blaue glokenartige Blamen ſizen. Auf Alpen
geniein am Rande des Schnees.
20. Campanula alpina. Die Alpen Gfo-
kenblume.
Lanzettfoͤrmige haarige Blaͤtter ſtehen in
der Runde an der Wurzel, aus welcher mehre⸗
re fingerlange Stengel hervorgehen, deren jeder
eine himmelblaue mittelgroße, inwendig gefranzte
Glokenblume tragt. Sie waͤchſt auf den hoͤch⸗
ſten Gipfeln.
21. Campanula caespitosa. Die raſen—
bildende Glokenblume.
Eine große Zierde für die Felſen und Stadt—⸗
mauern zu Salzburg, aus deffen Rizen fie mit
Häufigen hellblauen Glokenblumen herunter bangt.
22. Gentiana acaulis, Der fengellofe Enzian.
Mit enförmigen gehaͤuften glatten Wars
zelblaͤttern, und einer großen dunkelblauen Blu
me. Auf Alpen ziemlich gemein.
142 :
03. Gentiana bavarıca. Der baierifche
Enzian.
Mit eyrunden kleinen Wurzelblaͤttern und
ſehr ſchoͤnen hellblauen Blumen. Auch die
Gentiana verna koͤnnte hieher gerechnet wer—
den, obwohl ſie auch in den Ebenen, jene aber
auf Alpen ausſchließlich waͤchſt.
24. Gentiana nivalis. Der Schnee⸗En—
zian.
Mit aufrechten Stengeln, kleinen eyfoͤr—
migen Blaͤttern, und himmelblauen Blumen.
Eine ſehr niedliche Pflanze, von den hoͤchſten
Alpen. Auch die Gentiana utriculosa, wel⸗
che mit dieſer nahe verwandt iſt, koͤnnte
hieher kommen, obwohl fie mehr in den Ebenen
wacht.
25. Gentiana pannonica, Der ungari-
be Enzian.
Mit enformigen glatten entgegenftehenden
Blaͤttern, und einem Schuh hohen Echafter
an welchen große braunrothe punckirte Blu—
men figen. *
143
26. Gentiana punctata. Der punctirte
Enzian.
Ganz aͤhnlich der vorigen Art, aber die
Blume gelb. Beide finden ſich auf den ſalz⸗
| bargiſchen Alpen.
27. Gentiana asclepiadea. Der ſchwal⸗
benwurzartige Enzian.
Mit gepaarten eyförmigen geſpizten glat—
ten Blaͤttern und mehrern hellblauen großen
Blumen. Auf den Alpen gemein.
28. Iuncus spicatus, Die geaͤhrte Simſe.
Eine Alpengrasart, mit einem halben Fuß
hohen Stengel, an deffen Spize braune Gras;
bluͤthen in Geſtalt einer überhbangenden Aehre
fisen. Sie wacht auf Grasplaͤzen und Kelfen
der höchiten Gebirge.
29. Iuncus spadiceus Villars. Die brau⸗
ne Simfe.
Etwas größer als die vorige, die Bluͤ—
then in Büfcheln, mit fchmalen beilgrünen, am
Grunde mit einem haarigen Pinſel verfehenen,
Blättern. Auf grafichten Felfen in Granit
gebirgen. |
f
144
50, Iuncus glabratus Hopp. Die gang
glatte Simſe.
Aeußerſt aͤhnlich der kurz vorhergehenden,
aber groͤßer, die Blaͤtter breiter und ganz und
gar nicht haarigt. Sie findet ſich auf graficht⸗
felſigem Boden in Kalkgebirgen.
31. Iuncus Iacquini. Die jaquiniſche
Segge.
Dieſe Art waͤchſt raſenartig, bringt ſehr
kurze ſchmale Blaͤtter, einen halben Schuh ho—
hen Stengel, an deſſen Spize die Bluͤthen zu
vier Koͤpfen ſtehen. Auf hohen Alpenwieſen.
32. Iuncus monanthos. Die einbluͤthi⸗
ge Simſe. |
Etwas großer als die vorige; ein langes
ſchmales Blatt ſizt am Stengel; welcher oben?
her eine einzige Bluͤthe tragt: Auf hohen Alpen?
riefen in Kalfgebirgen.
35. Iuncus trifidus. Die dreifpalfige
Simſe. | |
Ganz ähnlich der vorigen, und von eimiz,
gen nur als Warietat betrachtet. Sie ift nie
driger, hat nur obenher drei ſchmale Blatter
zwi⸗
145
zwiſchen welchen eben fo viele Bluͤthen ſizen.
Auf hohen Alpenwieſen in Granitgebirgen.
34. Iuncus triglumis. Die dreibluͤthige
Simſe.
Eine ſehr ſchoͤne Grasart. Sie waͤchſt
raſenartig. Die Stengel werden nur einen Elei>
nen Ringer lang, an deren Spize zwei oder drei
große Blüthen beiſammen ſizen. Diefe Art liebe
Bache, die aus den Gletſchern entfpringen,
und mug deswegen mit etwas Sand unterlegt
werden.
Diefe ſaͤmtlichen Simſenarten tragen Blüs
then mit einem gefarbten Kelche, in welchem
ſechs große Staubbeutel und ein dreifpaltiger
braunrother Griffel ftehen. Cie würden daher,
nebft ihren hellgrünen glatten Blättern, - einen
fhönen Beitrag für unfere Anlage abgeben.
*25, Saxifraga Cotyledon, Nabelfrauts
artiger Steinbrech. |
Mit, in einer Nofe (mie die Hauswurz) ſte⸗
henden, gehauften faftigen zungenformigen knorp⸗
lich gezahnten Blättern, und großen meißen roth⸗
punktirten in Buͤſcheln ſtehenden Bluͤthen.
Hoppe Taſchenb. 1805. K
146
#36, Saxifraga Aizoon. Traubenbluͤthiger
Steinbred.
Etwas Eleiner ale die vorige. Die Blaͤt—
ger kürzer. Die Blüthen in Trauben.
#27. Sakifraga crustatica. Vest. Der
ineruftirte Steinbrech.
Aehnlich den beiden vorhergehenden Arten;
die Blatter fehr fchmal, am Rande mit flarfen
weißen Snorpeln befezt.
* 38. Saxifraga mutata. Der veränderre
* Steinbrech.
Ganz von Geſtalt wie die vorigen Arten,
aber roͤthlichte Blumen. Dieſe Art iſt etwas
ſeltner. Alle wachſen in Felſenrizen auf Alpen,
und find wahre Zierblumen.
29. Saxifraga androsacea.. Der manns⸗
ſchildartige Steinbrech.
Mit haarigen lanzettfoͤrmigen ſaftigen ſtum⸗
pfen an der Spize dreiſpaltigen Blaͤttern und fin⸗
gerlangen Stengeln, auf welchen zwei und drei
‚weiße Blumen neben einander ſtehen. An naſ⸗
Ten felfichten Orten.
‚147
* 40, Saxifraga caesia. Blaublättrichter
Steinbrech. nr
Die ganze Pflanze fingerlang; die Blaͤt⸗
ter an der Wurzel, dicht gebauft, ſehr fchmal
und kurz, gekruͤmmt, Blaulicht; die Blumen an
der Spize, weiß.
*%41. Saxifraga aretioides (La Peyrous,)
Aretienartiger Steinbrech.
Ganz ahnlich der vorigen Art, aber gelbe
Blumen; beide Arten mwachfen an Selfen und
Sieinen, auf hoben Alpen; die Testere "wurde
von Heren Rath Hechenberger in Berchtess
gaden entdeft.
* 49. Saxifraga burseriana, Burſerſcher
Steinbrech.
| Mit gehauften kurzen, glatten pfriemen-
fürmigen Blaͤttern, und zolllangem Bluͤthenſten⸗
gel, mit einer einzigen großen weißen: Blume.
In den Nizen der Kalfalpen.
#43. Saxifraga bryoides, Moosartiger
Steinbred). /
Im Bau ganz wie die vorige: Die Blu—
me blaßgelb. An naften Alpen.
82
148
44. Saxifraga stellaris. Der flernförmige
Steinbrech.
Groͤßer als die vorigen Arten, die Blaͤt⸗
fer lanzettfoͤrmig, an der Spize ſtumpf, ge
zaͤhnt. Die Blumen in Straußern, weiß, mit
rothen Puncten. An Felſen, von welhen Wafe
ſer herunter faͤllt.
45. Saxifraga cuneifolia. Keilfoͤrmiger
Steinbrech.
Mit diken keilfoͤrmigen an der Spize ge⸗
zaͤhnten hellgruͤnen Blaͤttern, und in Buͤſchel
ſtehenden roͤthlichten punctirten Blumen. An
naſſen Felſen und Mauern; häufig auf dem
Loibl.
*46. Saxifraga oppositi folia. Paarblaͤt-⸗
teriger Steinbrech.
Eine ſehr kleine Art, mit kriechenden
Stengeln, eyfoͤrmigen dachziegelartigen Blaͤttern,
und großen blaͤulichten Blumen. Auf den hoͤch⸗
ſten Alpen. |
47. Saxifraga biflora. Der zweiblüthige
“0 &teinbred. |
Aehnlich der vorigen Art, aber größer,
die Blätter nicht dachziegelarfig, die roͤthlichten
‚149
Blumen zu zwei und drei an der Spize des
Stengeld. Auf dem heiligen Bluter Tauern.
48. Saxifraga aspera. Der fharfe Steins
| brech.
Mit niederliegenden Stengeln, ſchma⸗
len gefranzten Blaͤttern, und weißgelben Blu⸗
men. Auf den Tyroler-Alpen.
49. Saxifraga Aizoides. Der immergrüne
Steinbrech.
Eine ſehr ſchoͤne Art, mit niederliegenden
Stengeln, ſchmalen zugeſpizten ſaftigen hell—
gruͤnen Blaͤttern, und in Trauben ſtehenden,
citronengelben Blumen. Sie liebet die felfich-
ten Alpenbaͤche.
50. Saxifraga moschata. Der Biſamduf⸗
tige Steinbrech.
Die Blätter in einer Roſe, gehauft, ſchmal,
ganz oder dreifpaltig. Die Blumen auf kurzen
GStielen, blaßgelblicht,, nach Biefam tiechend.
1. Saxifraga muscoides. $ebermoosartiz
ger Steinbred. f
Bon Geftalt gang mie der vorige, aber
geruchlos. Beide Arten mwachfen auf den hoͤch⸗
K3 |
*
150
ſten Alpen und gehoͤren zu den kleinſten und
ſeltenſten Arten.
Alle dieſe Steinbrecharten wachſen auf
felſichten Boden, manche ſogar ganz an nakten
Felſen. Es ſind lauter Zierpflanzen, die dem
ihnen beſtimmten Plaz zur Einfaßung der Anla⸗
ge vollkommen entſprechen werden.
MER, Saponaria ocymoides, Rundblaͤttri—
ges Seifenkraut.
Eine kleine niederliegende, mit vielfaͤrbigen
vorzuͤglich roͤthlichten Blumen gezierte Felſen⸗
pflanze. Auf den Kaͤrnthiſchen Alpen.
#57, Dianthus alpinus. Die Alpen - Neffe.
z Eine Eleine Nelkenart mit betrachtlich groß
fen hellrothen Blumen.
*54. Dianthus sylvestris. Die wilde
Nelke.
Groͤßer als die vorige. Die Blume ſehr
hellroth. Beide Arten wachſen an felſigten Orten.
55. Silene acaulis, Die Fammlofe Silene.
Eine fHöne fehr niedrige Pflanze. Sie
bilder ganze Raſen, die auf den hoͤchſten Spis
"252
zen der Berge liegen, und ſolche mit lebhaften
rothen Blumen zieren.
56. Silene pumilio. Die niedrige Silene.
Größer als die vorige (fingerdlang) und
mit einer noch ſchoͤnern bauchicht glofenfürmigen,
hellrothen Blume gegiert. Sie waͤchſt eben
fallg in den hoͤchſten Felſenrizen.
57. Silene alpestris. Die Alpen » Silene.
Fußhoch, mit fehmalen hellgruͤnen Bläte
ern, und weißen geferbten Blumen.
58. Silene rupestris. Die Felfen - Silene.
Etwas Eleiner alg die vorige Art, die
Blumen weiß, ungeferbt. Beide wachſen an
fteinigtfelfichten Orten.
89. Sedum dasyphyllum, Difblättriges
Sedum.
Mit diken ſaftigen ——— Blaͤttern
und weißen Blumen.
*60. Sedum hispanicum. Das ſpaniſche
Sedum. |
Piele handhohe Stengel, welche fchmale
faftige Blatter, weiße Blumen und zinnobers
rothe Staubbeutel tragen.
84
152 *
*61. Sedum saxatile. Das Stein⸗Sedum—
Sehr aͤhnlich dem gewoͤhnlichen Mauer⸗
pfeffer (sedum acre). Die Blumen Bier lan⸗
zettfoͤrmig.
Alle drei Arten wachſen auf Felſen und
Mauern in Alpengegenden.
*62. Sempervivum arachnoideum. Die
ſpinnenwebartige Hauswurz.
Ganz wie die gewoͤhnliche Hauswurz, aber
kaum halb ſo hoch. Die Blaͤtter mit Spin⸗
nenwebartigem Flor überzogen.
*63, Sempervivum montanum. Die
Berghauswurz.
Im ganzen Bau und in der Groͤße wie
die vorige; die Blumen blauroͤthlicht.
*64. Sempervivum globiferum. Die
kugelknospige Hauswurz. |
Wie die vorigen; die Blumen fchrwes
felgelb.
le drei Arten wachfen mit den ange⸗
zeigten Sedums auf Mauern und Felfen in
Alpengegenden.
153
*68. Dryas o&topetala. Die Alpen >
Dryade. |
Eine ganz niedrige holzigte fehr fchöne
Pflanze. Die Blatter qusgerandet (wie Eichens
- blätter). hellgruͤn, ‚glatt, auf der untern Seite
ganz weiß. Die Blumen groß, weiß, achtblaͤt⸗
terigt. Ueberzieht Steine und Felfen im Ge
birge.
66. Geum reptans. Das Friecbende Geum.
Wird Handhoch, hat gefiederte Blätter,
friechende Manfen, und große citrongelbe Blu—
men. Rinder fih in Felſenrizen der höchften
Alpen.
67. Geum montanum. Das Derg-Geum.
Wie die vorige Art gebaut, aber Rats
kenlos, und etwas groͤſſer. Auf hohen Bergen.
68. Potentilla nitida. Das glaͤnzende Fin⸗
gerkraut.
Mit dreifachen ſeidenartigen glaͤnzenden
Blaͤttern und großen roſenfarbenen Blumen:
Eine ſehr niedliche kaum handbreit hohe Pflanze,
der hoͤchſten Tyroler⸗Alpen.
154
*60. Potentilla caulescens. Das fteng-
fichte Singerfraut.
Mit acht fünffachen hellgruͤnen Blättern,
handhohen Stengeln und weißen Blumen. An
Mauern und Felſen in Gebirgsgegenden. Die
Stadtmauern zu Salzburg find ganz mit diefet
Pflanze behangen,
*70. Potentilla clusiana. Cluſiſches Sins
gerfrauf. *
Sehr ähnlich der vorigen Art, aber klei⸗
ner. Sin den jteiermarkifchen Alpen.
71. Potentilla aurea. Das goldene Fins
gerkraut. |
Rünffache, glaͤnzendgruͤne, mit Geidens
haaren befeste Blätter und große dunkelgelbe
Blumen, empfehlen diefe Art.
72. Potentilla Salisburgensis. Das fals-
burgifche Fingerkraut.
Sehr ahnlich der vorigen Art, aber eben
fo fhön, und feltener. Sie findet fich mit der
vorigen auf den Salzburgifchen Alpen,
155
„3. Papaver alpinum, Der Alpenmohn.
Diefe zierliche Pflanze wird handhoch, hat
eingefchnittene mit grauen Haaren befezte Blaͤt⸗
ter, und ſchoͤne große dottergelbe Blumen.
74. Anemone alpina. Die Alpen-⸗Ane—⸗
mone,
Mit dreifachen fiefeingefchnittenen Blaͤt⸗
fern und großen mweifen, auswendig vöthlichen
Blumen, die auf ſchuhhohen Stengeln ſizen.
"5, Anemone Baldensis. Die Baldifche
- Anemone.
Eben fo fhön als die vorige, amd ihr
ahnlich, aber kaum fingerlang.
76. Anemone narcissiflora. Die Narcif
ſenbluͤthige Anemone.
Aehnlich den vorigen Arten, aber Kleinere
Blumen, die in Dolden ftehen,
„7. Anemone trifolia. Die breibläffrige
Anemone.
Mit dreifachen hellgruͤnen gekerbten Blaͤt⸗
tern und einer einzelnen weißen Blume. Eine
fehr niedliche Pflanze. Sie wachſen alle auf
156
Alpen, Tejtere auch in den Maldern um Kla—
genfurt.
78. Ranunculus pyrenacus. Pirenaͤiſcher
Hahnenfuß.
Mit lanzettfoͤrmigen glattrandigen hellgruͤ⸗
nen Blaͤttern, fingeriangen Stengeln, auf wel
chen große weiße Blumen fisen. Eine febr ſchoͤ⸗
ne Art, welche in Kaͤrnthen und Tyrol auf has
hen Alpenwieſen waͤchſt.
*79. Ranuneulus parnassifolius. Parnaſ⸗
ſienblaͤttriger Hahnenfuß.
Dike ſaftige rundlicht eyfoͤrmige Blaͤtter
und große weiße Blumen, mit roͤthlichen haari-
gen Kelchen, zeichnen diefe Urt fehr aus. Gie
ift ſehr felten auf der hoͤchſten Spize der Kirſch⸗
baumeralpe in Tyrol.
*
80. Ranunculus Thora. Nierenblaͤttriger
Hahnenfuß.
Eine kleine niedliche Pflanze, mit meni’
gen nierenfoͤrmigen lappigen Blättern, und
zwei ober drei Fleinen gelben Blumen. Auf den
Kaͤrnthiſchen Alpen. *
157
91. Ranunculus rutaefolius. Rautenfoͤrmi⸗
ger Hahnenfuß.
Mit gefiederten dreifachen und vielfpaltigen
Blättern und mittelgroßen weißen Blumen. Auf
den höchften Alpen.
*32, Ranunculus glacialis. Der a:
Hahnenfuß.
Mit dreifachen vielſpaltigen Blaͤttern und
zwei oder drei weißen Bluͤthen mit haarigen Kel⸗
chen. Am ewigen Schnee auf den Käarnthifchen
Alpen
83. Ranunculus Seguieri. Der Seguieri-
ſche Hahnenfup.
Sehr ahnlich der vorigen Art, «aber die
Kelche find glatt. Sehr felten auf den höchiten
Alpen.
93b. Ranunculus nivalis. Die Schneera-
nunfel. |
Mit dreilappigen ganzrandigen Blättern,
und gelben Blumen.
*34. Ranuneulus alpeftris. Der Alpen
Hahnenfuß.
Mit rundlichten dreitheiligen Blättern und
eigen Blumen.
158
Die beiden leztern Arten find in den faly
burgiſchen Alpen gemein, und gewöhnlich eine
Hand hoch. ie blühen fehr frühe.
85. Thymus alpinus. Der Alpenthymian.
Mit weitfchmeifigen hölzernen Stengeln,
enformigen Blättern, und vörhlichen großen Lips
penblumen. Iſt gemein in allen Alpengebirgen.
86. Bartfia alpina, Alpen » Bartfie.
Eine duftere fingerlange Alpenpflanze mit
einfachen Stengeln, gepaarten ſchwarzgruͤnen
Blaͤttern, und blauen haarigen Larvenblumen.
*87. Antirrhinum alpinum. Der Alpen—
Dorant. |
Eine fehe fchone weitfchmweifige Pflanze der
hoͤchſten Gebirge, wo ſie in den Truͤmmern der
Granitbloͤcke in Menge waͤchſt. Niederliegende
Stengel und dunkelblaue Larvenblumen mit feuer⸗
rother Muͤndung, zeichnen ſie aus.
88. Pedicularis incarnata. Das fleiſchfar⸗
bene Laͤuſekraut.
Eine der ſchoͤnſten Arten dieſer Gattung,
mit gefiederten ſchwarzgruͤnen Blaͤttern und ein⸗
159
fachen fhuhlangen Etengeln, an welchen große
rorhe Larvenblumen in Aehren flchen.
89. Pedicularis recutita, Beſchnittenes Laͤu—
ſekraut.
Die Blaͤtter der vorigen Art; der Stengel
noch hoͤher, ſaftig und dick. Die Bluͤthen in
blaͤtterigen Aehren mit gefaͤrbten Kelchen und
braunrothen kurzen Blumen.
90. Pedicularis verticillata. Das quirlblaͤt-
terige Laͤuſekraut.
Etwa Fingers lang; ein, zwei bis drei
Stengel aus einer Wurzel; die ſchwarzgruͤnen
gefiederten Blatter vierfach; die roͤthlichen Blu—
men in blaͤtterigen Aehren an der Spitze.
gı, Pedicularis roftrata, Das gefehnäbelte
Laͤuſekraut.
Bon der Größe der vorigen Art, aber nie:
derliegend. Schwarzgruͤne gefiederte Blatter und _
zwei bis drei an der Spize fichende roͤthlichte
Blumen.
Ude diefe vier Arten wachſen auf dem Un:
tersberge bei Salzburg.
\
F
160
| 92. Pedicularis aspleniifohia, Milzkraut⸗
blaͤttriges Laͤuſekraut.
Sehr aͤhnlich der vorigen Art, aber gewiß
davon verſchieden. Der Stengel aufrecht, die
Kelche haarigt, die Blumen in Koͤpfen, roͤthlicht.
93. Pedicularis tuberosa. Das knollige
Laͤuſekraut.
Die Stengel handhoch, niederliegend; die
Blumen ſchwefelgelb an der Spize, gehaͤuft.
94. Pedicularis foliosa. Das blaͤtterige
Laͤuſekraut.
Die Stengel handhoch, aufrecht; die
Blumen hellgelb an der Spize in blaͤttrigen
Koͤpfen.
Dieſe leztern drei Arten finden ſich in
den hoͤhern ſalzburgiſchen und angraͤnzenden
Gebirgen.
95. Pedicularis rosea. Das roſenferbne
Söufefraut.
Mit hellgruͤnen gefiedert zerfchnittenen Blaͤt⸗
teen, aufrechten fingerlangen Stengeln, an wel
chen die roſenfarbnen Blumen in Koͤpfen ſizen.
Auf den hoͤchſten Tyroler⸗ und Kaͤrnther⸗Alpen.
—
161
Alle diefe Arten find wirkliche Sierpflans
gen, aber fie laſſen fi), fagt man, ſchwer erzier
ben. Probemus! die P. recutita und rostrata
halten fich big jest im arten fehe gut.
*96a. Draba aizoides. Das immergruͤne
Hungerbluͤmchen.
Lanzettfoͤrmige glatte gefranzte Blaͤtter in
runden Polſterchen; die Blumen auf kurzen Stie—⸗
Yen an der Spize gehauft, dunfelgelb. Eine
- iedliche Pflanze und Zierde der Fablen Felſen.
Sie waͤchſt auf niedrigen Bergen.
96b. Iberis rotundifolia. Der rundblaͤttri⸗
ge Bauernſenf.
Mit eyfoͤrmigen kleinen in der Runde ſte⸗
henden Wurzelblaͤttern und hellrothen auch weiſ⸗
fen. Bluͤthen in Doldentrauben. Auf den
hoͤchſten Alpen.
97. Arabis pumila. Das niedrige Gaͤn⸗
ſekraut.
Eine kleine niedliche Pflame mit hellgrͤ⸗
nen eyfoͤrmigen glaͤnzenden, in der Runde ſte⸗
henden Wurzelblaͤttern, und ziemlich großen
weißen an der Spize beiſammen ſtehenden Blumen.
Auf den hoͤchſten Alpen.
Hoppe Taſchenb. 1805. 5
162
98. Arabis ovirensis. Rothes Gaͤnſekraut.
Mit rundlichten IBurzelblattern, eyformiz:
gen geftieften Gtengelblattern, und heifeothen
Blumen. Auf den Karntbifchen Alpen.
99. Dentarig pentaphyllos. Die fünf:
blaͤttrige Zhhnwurz.
Mit fuͤnffachen Blaͤttern und großen hell⸗
rothen Blumen. In Alpenwaͤldern.
100. Dentaria enneaphyllos. Die neun—
blaͤttrige Zahnwurz.
Mit dreimal dreifachen Blaͤttern und groſ⸗
ſen ſchwefelgelben Blumen. Unter Geſtraͤuchen
in Alpengegenden.
101, Hedysarum obscurum. Der Ge—
birgs-Hahnenkopf.
Mit eifoͤrmigen glatten gefiederten Blaͤt—⸗
tern und in Trauben ſtehenden großen purpur⸗
rothen Schmetterlings : Blumen.
1022. Phaca alpina Alpen- Bergliefe.
Eie hat den Bau der vorigen Pflanzen.
Die Blüthen find citronengelb.
%
163
102b, Phaca frigida, Die ER
liefe.
Iſt ebenfalls wie die vorige Art gebauet;
die Blumen find fchwefelgelb. Beide Arten
wachſen auf den höchften Alpen.
103. Astragalus alpinus. Der Alpen,
Traganth.
Mit niederliegenden langen fußhohen Sten⸗
geln, gefiederten Blättern und in Trauben ſtehen⸗
den heilblauen Schmetterlingsblütben, mit weif
| fen Sahnen. Auf hohen Alpenwieſen.
1042, Astragalus uralensis, Uraliſcher zra⸗
ganth.
Mit eylanzettfoͤrmigen feipenhaarigen ge
fiederten Blaͤttern, an der Wurzel ftebenden finz
gerlangen Schaften, und dunkel violetten Blu—⸗
nen.
104b. Astragalus montanus. Der Berg-
Traganth.
Ganz im Habitus der vorigen Pflanze,
aber die Blaͤtter nicht ſo haarig, die Blumen
etwas kleiner, und hellblauer.
go
164
‚105. Astragalus Campestris. Der Feld
Traganth.
Ganz der Habitus der vorigen Pflanzen.
Die Blumen ſchwefelgelb, zumeilen die Kahne
weiß oder violet. Alle drei in den Karnthifchen
Alpen.
106. Orobus luteus. Die gelbe Wald-
erbie.
Mit gefiederten Blättern und laͤnglichten
Blättchen. Die Blumen groß, hellgelb, in
einfeitisen Trauben. Auf Alpenwiefen in Kaͤrn⸗
then und Krain.
107. Coronilla minima. Die Fleinfte Kro⸗
nenwife.
Ein niedriger niederliegender Strauch mit
glatten gefiederten Blättern und citronengelben
topfformigen Blumen. In Kärnthifchen Alpen
gegenden.
108. Apargia aurea. Die goldgelbe Apargie,
Mit, an der Wurzel ftehenden, glatten ge
zahnten Blättern, und einer, an der Epize des
Stengels ſtehenden, dunkelgelbrothen Blume»
An graſichten Orten in Alpengegenden.
168
109. Apargia alpina, Die Alpenapargie,
Sehr ahnlich der vorigen Art, aber die
Blumen heifgelb. Auf hohen Alpen.
110. Hieracium aurantiacum. Das orans
genfaröne Habichtsfrauf.
Mit lanzettformigen haarigen Wurzelbläts
tern, Eriechenven Kanten, ſchuhhohen Stengeln
und dunkelrothen in Rispen ſtehenden Blumen.
Auf Alpenwieſen. Dieſe Art kommt in gewoͤhn⸗
lichem Garienlande ſehr gut fort.
III. Hieracium incarnatum. Das fleifch-
farbihte Habichtskraut.
Der Bau der vorigen Pflanze. Die Blaͤt⸗
fer an der Wurzel, in ver Runde, etwas taub.
Die Blumen weißroth. In Kaͤrnthiſchen Ale
pengegenden,
ı2. Hieracium villosum. Das zottige
Habichtskraut.
Eine ſehr ſchoͤne Pflanze. Die Blaͤtter an
der Wurzel lanzettfoͤrmig, die der Stengel ey⸗
foͤrmig, alle mit langen weißen Haaren beſezt.
Die Blumen fehr groß, hellgelb. Auf hohen Alpen,
\ O
= 3
166
Die übrigen zahlreichen Arten diefer Gat⸗
tung verdienen. allerdingd auch gezogen zu wer—⸗
den, um fie genau kennen zu lernen, aber da
fie Feine vorzüglihe Schoͤnheit beſizen, fo koͤn⸗
nen fie bier übergangen. werden.
113. Cacalia alpina. Die Alpen: Cacalie.
Sehr fhon! Große ganz glatte herzfoͤrmi—⸗
ge Blaͤtter, fußhohe Stengel, deren Spizen
mit zahlreichen vothlichten Blumenſtraͤußen bes
fest find.
114. Cacalia albifrons. Die weißzwei-
sine Cacalie.
Ganz wie die vorige Art gebaut, abet die
ganze Pflanze und bie Blätter unten graufilzigt
und die -Stengel höher. An feuchten fehattig?
ten Stellen auf Alpen.
115. Hypochaeris uniflora. Das einbluͤ⸗
tige ©aufraut,
Mit Tansettförmisen Wurzelblättern, und
fußhohem einfachen Stengel, der eine einzige
große gelbe Blume tragt. Auf hohen Alpen“
wiefen. |
167
116. Hyoseris foetid.. Der ftinfende -
Schweinsfalat. |
Mit hellgruͤnen glatten ſchrotſaͤgefoͤrmigen
Blaͤttern, die in der Runde an der Wurzel ſte⸗
hen, und faſt ſchuhlangen Schaͤften, die eine
hellgelbe Blume tragen.
117. Tussilago alpina. Der Alpen- Huf:
lattig.
Mit runden glatten auf beiden Seiten
gruͤnenWurzelblaͤttern und ſchuhlangen Schaͤften,
die eine roͤthlichte Bluͤthe tragen. Auf Alpen
in den Waldregionen.
118. Tussilago discolor. Der zweifaͤrbige
Huflattig.
Dieſer hat ganz den Bau der vorigen
Pflanze, aber ſie iſt kleiner, die Blaͤtter ſind
auf der untern Seite weißlicht und der Standort
ſind die hoͤchſten Alpen in Tyrol und Kaͤrnthen.
119. Tussilago sylvestris. Der Walde
huflattig,
Dieſe Art kommt mehr mit dem Alpen⸗
Huflattig überein, aber fie ift noch einmal fo
hoch, und tragt zwei nnd drei Blütben am eir
24
168
nem Stengel. In twaldisen Alpengegenden von
Karnthen und Krain.
120. Senecio abrotanifolius.. Das Stabs
wurzblaͤttrige Kreuzfraut,
Mit vielſpaltigen gefiederten Blättern, und
Ruß hohen Stengeln, an deren Spizen mehrere
dunfelgelbe Blumen ſizen. Auf den hoͤchſten
Alpen.
121. Senecio incanus. Das beſtaͤubte
Kreuzkraut.
Mit gefiedert zerſchnittenen ſtumpfen filis
gen Blaͤttern, handhohen Stengeln und mehrern
hellgelben Blumen. Auf den hoͤ chſten Alpen.
122. Senceio Doronicum. Das Gemſen⸗
wurzartige Kreuzkraut.
Mit eyfoͤrmigen unten wolligen Blättern,
ſchuhhohen Stengeln und großen gelben Blumen.
Huf hohen Alpen.
123. Aster alpinus. Der Apen- After. |
Mit lanzettformigen etwas rauhen Wurs
zelblattern, handhohen Stengeln und gelben Bluͤ⸗
then mit einem hellblauen Strahle.
169
%* 124. Arnica glacialis. Die Gletſcher⸗
Arnica.
Mit glatten hellgruͤnen etwas gezaͤhnten
eylanzettfoͤrmigen Blaͤttern, handhohen Sten⸗
geln und großen glatten Blumen. Auf hohen
Alpen in Kaͤrnthen.
* 125. Arnica scorpioides. Die Alpen-
Arnica. ex: oo
Kommt ganz im Baue mit der vorherges
henden Art überein, aber fie ift in allen Their
len geößer. Auf den hoͤchſten Salzburgi⸗
fchen Alpen. — |
126. Doronicum Bellidiastrum. - Die
maßliebenartige Gemſenwurz.
Mit eylanzettformigen Wurzelblettern, nak⸗
ten fußhohen Echaften, und gelben mit weißen
Strahle umgebenen großen Bluͤthen. Huf Alpen.
127: Doronicum austriacum. Dre Oeſtrei⸗
chiſche Gemſenwurz.
Mit rauhen eyfoͤrmigen, mit einem Ans
hange verfehenen Blättern, zwei Schub hohen
Stengeln und großen aelben Blumen. Auf den
Kaͤrnthiſchen Alpen.
170
128. Cineraria cordifolia. Die herzförs
mige Aſhenpflanze.
Mit herzfoͤrmigen gezaͤhnten unten ſilzigten
Blaͤttern und großen gelben Blumen.
129. Cineraria alpina. Die Alpen⸗Aſchen⸗
pflanze. |
Mit Tanzettformigen glatten gezaͤhnten
Blättern, fußhohen Gtengeln und gelben dol-
denartig ftchenden Blüthen, |
130. Cineraria aurantiaca. Die orangen-
farbere Aſchenpflanze.
Ganz der Bau der vorigen Art, aber die
Blumen dunkelroth. Alle drei Arten finden fich
‚auf Alpenwieſen.
*131. Erigeron alpinum. Das Alpen-Alt-
manngfrauf.
Mit Sansettförmigen haarigen Blättern, und
einfachen oder aͤſtigen handhohen Stielen, auf
welchen roͤthlichte Blumen ſizen.
132. Erigeron uniflorum. Einblüthiges Alt:
mannskraut.
Sehr aͤhnlich der vorigen Art, aber nur
fingerlang, beſtaͤndig einbluͤthig, und mit filzi⸗
171
gen Rechen. Beide Arten wachfen in hohen Ab
pengegenden.
133. Achillea atrata. Das geſchwaͤrzte
Achillenkraut.
Die Blaͤtter gefledert zerſchnitten, die Sten⸗
gel handhoch, weichhaarig, die Bluͤthen im
Straͤußen weiß, mit ſchwarzen Kelchen.
*134. Achillea Clavennae. Das Claven⸗
niſche Achillenkraut.
Kommt im Habitus mit der vorigen Art
uͤberein, aber die ganze lange iſt mit grauem
Filze überzogen, und die Blatter find breiter,
Beide finden fih auf dem Untersberge.
35. Anthemis alpina. Die Alpen» Anthe-
mis.
Sie kommt im Bau mit Achillea atrata
überein, aber die einzige Blume ift größer. Auf
den hoͤchſten Tyroler⸗Alpen.
136. Ehrbibiicheinunk alpinum. Die Alpen⸗
Wucherblume.
Keilfoͤrmige gefiedert zerſchnittene Blätter,
fingerlange Stengel und einzelne große gelbe Blur
men mit weißem Strahle. Yuf den hoben Alpen.
1723 |
* 137. Artemisia spicata. Der ährenförmis
ge Beifuß.
Die ganze Pflanze fingerlang, weißfilzigt;
die Blätter ſchmal, ganz oder fpaltigz Pie gelbs
lichten Bluͤthen in ehren. ?
%138. Artemisia mutellina.. Der Alpen-
Beifuß. |
Diefe Het kommt in dem Bau mit der vori⸗
gen überein; die Blatter find alle gefpalten, die
Bluͤthen in Trauben. Beide wachen auf den
hoͤchſten Alpen. |
*139. Filago Leontopodium. Das loͤwen⸗
fußartige Fadenkraut. |
Eine ſehr ſchoͤne Pflanz e. Durchaus ganz
weißfilzigt; die Blaͤtter eylanzettfoͤrmig; die
Stengel einen halben Schuh hoch; die Blumen
gelblicht mit großem Deckblaͤttchen umgeben. Auf
fehr hoben Alpen. .
140, Orchisodoratiflima. Das twobleiechUHBR Ä
Knabenkraut.
Mit fußhohen Stengeln, lanzettfoͤrmigen
Blaͤttern und roͤthlichten in Trauben ſtehenden
aͤußerſt wohlriechenden Blumen.
173
141. Orchis — Das kagelrunme Kna⸗
benkraut.
Mit breiten lanzettfoͤrmigen Blaͤttern und
hellrothen in Kuogeltrauben ſtehenden Blüthen.
142. Orchis fambucina. Das gelbe Kna- |
benfraut.
Mit lanzettfoͤrmigen Blättern, handhohen
Stengeln und blaßgelben Orchisblumen. Sie
wachſen alle drei auf Alpenwieſen.
143. Ophrys monophyllos, Die einblaͤttri⸗
‚ge Ophrys.
Mit einem einzigen eylanzettfoͤrmigen Blatte,
handhohen Etengeln und fehr Kleinen zahlreich
in Trauben beifammen fizenden gelblihten Blur
men. Eine niedliche Pflanze auf ii ——
144; Satyrium nigrum. Die ſchwarze Sten-
delwurz.
Mit gleichbreiten Blaͤttern, fingerlangen Sten⸗
geln, und einer dunkelrothen runden Bluͤthen⸗
traube, die aͤußerſt wohlriechend iſt. Sie waͤchſt
auf Alpenwieſen.
—
174
*145. Asplenium viride. Das grüne
Mikffraut.
Diele fingerlange Stengel aus einer brau⸗
nen zaferichten Wurzel. Die Blaͤttchen rundlicht,
auf der untern Geite mit rothbraunen Fruchtpunc⸗
ten. An Felſen in Ylpengegenden.
* 146. Polypodium Lonchitis. Der Milz:
Frautartige Engelſuͤß.
Fußlange lanzettförmige, gefiedert einge
fchnittene Wedeln, mit runden Feuchtpunften.
An feinigten Orten auf Alpen.
#147. Polypodium rigidum, Der fteife
Engelfüß. |
Mit einem gefiederten Wedel und zahlrei⸗
chen an der- Spize fiehenden faſt zuſammen flieſ⸗
fenden Fruchtpunkten. An ffeinichten Orten auf
Alpen.
Diefe drei feltene und ſchoͤne Farrenkraͤuter,
dürften allerdings »eine befondere Zierde, durch
ihre immer grünen Blatter, in der ——
ausmachen.
175,
| Nachtrag.
148. Statice alpina. Die Alpen-⸗-Gras—⸗
nelfe. -
Ich hebe diefe Pflanze befonderg aus, um
fie defto mehr den Liebhabern ſchoͤner Gewaͤchſe
empfehlen zu koͤnnen. Der ganze Bau diefer
Pflanze kommt mit der gewöhnlichen Grasnelke,
die man zur Zierde in allen Garten finder, über:
ein; aber die ganze Pflanze ift viel großer, die
Blumen find viel gefastigter rotb, und bilden
ganze Rafen mit einem vothen Teppich. ie ver
dient in allen Garten zu ftehen.
— —
176
DW — —
VIke, ‘
Ueber die Vegetation auf den Hoc
gebirgen.
Bon dem Herrn Dr. Kielmann in Stuttgardt.
Unter den Erſcheinungen der organiſchen Na—⸗
fur verdient die Vegetation auf den Hochgebirz
gen vorzüglich die Aufmerkſamkeit des Naturfor
fchers. In diefen, fo felten von einem menfchli-
chen Fuße befretenen, Regionen außert {ich die
Vegetationskraft viel reiner und gelauterter, als
in den niedrigen Gegenden, two die menſchliche
Induſtrie den Einfluß der natürlichen Potenzen
auf den Pflanzenorganismus zu fehr modifizirt hat.
Sch hatie auf zweien, in verfchiedenen. Serioden
des Jahrs angeftellten, Alpenreiſen, wo ich bei
der einen das Erwachen der Vegetation, bei
der andern die Vegetation in ihrer groͤßten
Vollkommenheit auf den hoͤchſten Alpen beobach⸗
ten konnte, und bei denen ich allen Beſchwer⸗
Uchkeiten des Alpenklimas, Regen, Stuͤrmen
und
=
\ +
177
und Lavinen Troz bat, Gelegenheit, über diefen
Punkt Beobachtungen anzuftellen, die ich big
jest noch nirgends fand. Sch iverde zuerft die
Erſcheinungen, melde der Pflanzenorganismus
in diefen Gegenden darbietet, erwähnen; als:
dann den Einfluß der außern Potenzen anf die
Alpenpflanzen; endlich die Schluͤſſe, die ſich im
Allgemeinen aus diefen beiden Punkten auf die
Urfachen, Zweke oder Folgen der erwähnten Er
fheinungen und fomit auf den Vegetations⸗
Prozeß auf der Hochgebirgen felbft ziehen laſſen.
Cap. I.
Phänomene der Degetation auf den
Hochgebirgen.
A) Die verfchiedenen Gattungen der Al:
penpflanzen ſind an eine gewiſſe Re—
gion gebunden. /
Man Fanıı füglich vier ſolcher Regio⸗
nen auf den Alpen annehmen. Die erite Alpen⸗
terraße erfireft fich von den.niedrigern Gegenden
aus bis dahin, wo der gewoͤhnliche Baumwuchs
aufh ort, bis zu einer Höhe von fünf tauſend
Fuß über den Niveau des Mittelmeers; die
Hoppe Taſchenb. 1505. —
178
zweite beginnt auf einer Höhe von fünf taufend
Fuß über dem Mittelmeer, da, wo die Alprofen
und die Eleinern Weidenarten bervorfproßen und
erftreft fich bis zu einer Höhe von fieben tau:
fend Ruß. Diefe- ganze Region ift nur zwei
Monate des Jahres fehneefrei. Die dritte Al—
penregion beginnt auf einer abfoluten Höhe von
fiebentaufend Ruß und erftreft fih zu einer
Höhe von acht taufend Fuß bis an die Linie
des ewigen Eifed:
Auf dieſer Region kommen nur noch eimis
ge Eryptogamijten fort, welche oft mur einige
Tage in einem ganzen ahre dag Licht erblifen.
Die vierte Region beginnt mit einer Hoͤhe von
acht faufend Fuß über dem Mittelmeer, und
ift durch die Linie des ewigen Eiſes bezeichnet,
wo feine Spur von Vegetation fih mehr vor:
findet. Das Refultat von meinen barometrifchen
und tbermometrifchen Meßungen *) war folgen-
— —— —
*) Das Barometer war ein von einem der beſten
Mechaniker der Schweiz, Eher in Atau, neu
verfertigtes; das Thermometer ein fehr ems
pfindliches Weingeiftthermometer von- Reau⸗
mur.
179
u
des: Der Barometerftand twechfelte, auf den
verfchiedenen Stufen der erjten Alpenterraße big
zur zweiten, von >630ll 83 Linie big zu 22 Zoll
53 Linie, der Thermometerſtand von 20 Grad
bis zu 9 Grad (Zul) zu Einnwald am Fuße
des Camors im Canton Appenzell war der
Barometerftand — 267! 83 der Thermometerftand
— 16° (Gewitter) Crten Zul.) Am Bier
waldjtatterfee, alfo von einer abfoluten Höhe
von 17,320 Ruß war der Barometerftand *
26“ za Thermometerſtand = 19° (zten Jul.
Gewitterluft.)
Im Muttenthal im Canton Schwyz fand
der Barometer — 26 3211 Thermometer —
20° (zten Zul. Hagelmetter).
Zu Matt im Canton Glarus, Barometer
= 25’ 639 Thermometer = 19° (sten Julius
feuchte Luft.)
Zu Wisbaden bei Appenzell Barometer —
25 6 (roten Zul.)
Am Seealpſee am Fuße des Eentis Bar
rometer = 2a zı (ofen Jul.)
M 2
180
Auf dem Ruͤken des Pragels im Canton
Schwyz Barometer = 23" 43 Thermometer
— 11° (Regen sten Julius.)
Yuf dem Gipfel des Camors im Canton
Appenzell Barometer = 23" 437 Thermometer
110 (heiterd Wetter sten Julius.)
Bon der zweiten bis zur dritten Terraße
mwechfelte der Barometerſtand vom 22/4
5300 bis zu 21 gl Thermometer — 18° Chei?
tres Wetter roten Julius). Auf der größten
Höhe der Kifiten » Alp Barometer 2ıd gun
Thermometer 9° (Regen und Sturm sten Jul.)
die Vegetation hörte bier noch nicht auf. Dieß
£önnte beim erften Anblik auffallend ſcheinen,
da fie auf dem Sentis fhon tiefer unten auf
‚hörte; allein diefe Refiten Alp iſt in einer etwas
beträchtlichen Diftanz von hoͤhern Gebirgen ein
gefchloffen und fomit Winden, Stürmen und
Lavinen nicht fo ſehr ausgeſezt.
Weiter hinauf drang ich auf der zweiten
Alpenterraße nicht, kam alſo im Ganzen zu ei⸗
ner abſoluten Hoͤhe von ſechs tauſend Fuß uͤber
dem Mittelmeer. Die barometriſchen Meffuns
gen ſtimmen genau mit den trigonometriſchen des
181
Buͤrgers Müller von Engelberg überein, wenn
man annimmt, daß eine Linie meines Barome
ters nach einer genaueren Meſſung 823 Berner
Schuhhöhe betrug. Diejenigen, welche den Ba:
rometerſtand 18% oder noch höher fanden, wie
Brydone- auf, dem Aetna oder die franzofifchen
Akademiker auf dem Cordilleras in Peru, müf
fen ſich demnach ſchon jenſeits der Linie deg
ewigen Eiſes befunden haben; die Pflanzen, die
ich ausſchließend nur auf der erſten Alpenter⸗
raſſe fand, find: Veratrum album, Gentiana
lutea, Polygonum Bistorta. Veratrum al-
bum #indet fih gewöhnlich in der Nabe der
Seehitten und wird, mie die Gentiana lutea,
auch in Deutfehland nur auf den höchften Ger
birgen (auf den hoͤchſten Siyfeln der Wirtem⸗
bergiſchen Alpen) angetroffen. Sie erheben fich
bis zur Region der Alproſen. Das Poly-
gonum Bistorta fund ich auf dem Rufen deg
Pragels im Canton Schwyz, am Fuße des Ca⸗
mors, an den Seealpen am Fuße des Sentis,
im Lauterbronner Thal im Canton Bern bei ei⸗
nen Barometerſtand = 23 — au xx auch in
Deutſchland beſchraͤnkt es ſich immer auf eine
gewiße Hoͤhe, eben ſo wie die Primula veris,
welche ich ganz nahe an der Kegion der Alpe
M 3
182
rofen auf dem Nifen des Pragels am aten Zul.
blühend fand, da es in niedrigeren Gegenden
fhon im April blüht.
Kerner find diefer Negion noch augfchlief-
fend eigen: Die Eichen, Buchen, der Taxus
und die Fichten. Die Eichen halten fich ziem-
lich in der Tiefe, höher fleigen die Buchen, noch
höher der Taxus, noch höher die Richten. Be-
tula alnus alpina ift das lezte Laubholz auf
den Alven. Die Pflanzen, Die ich auf diefer
und der zweiten Region noc weiter bemerfte,
find: Salvia pratensis, Plantago latifolia,
Phyteyma spicata, Galium Mollugo, Myo-
sotis scorpioides, Gentiana verna, campe-
stris, Pneumonanthe, Crucicata ciliata,
Lychnis dioica, Thymus ferpyllum, Trifo-
lium arvense, Anthyllis vulneraria, Urtica
urens, Sonchus palustris, Leontodon hir-
tum, Achilles vulgaris und moschata, Pel-
lis perennis, Gnaphalium diocum, Aster
Amellus, Carduus acanthoides, Juniperus
communis, Agaricus campestris.
Des Satyrium nigrum, welches mit fei>
nem aromatifchen Geruche die Alpen erfüllt,
185
beginnt auf einer abfolnten Höhe von 4300 Fuß
und erftreft fich bis tief in die zweite Region
hinein.
Der zweiten Megion find ausfchließend eir
gen: Die Alprofen CRhododendron hirsutum
und ferrugineum, ferner Rhamnus saxatilis,
Salıx retusa und reticulata, Gentiana acau-
lis, Pinus mugus. Die Alpenfohre ift die
einzige eigentliche Holzart, die auf der zweiten
Region noch fortfommt. Pinus mugus ſteigt
nach Ramond zu einer Höhe von 2900 Meter
uber die Meeresflaͤche, aber Elein, mager und
abgezehrt ftrebt fie nach den Felſen hin, die ge
gen Mittag liegen. Auf der dritten Region fin:
den fih nur noch einige Ergptogamiften, welche
Ramond auf den Pyrenaͤen fand, die ich aber
zu fehen nicht Gelegenheit hatte. Auf der vier
ten Region hört alle Vegetation auf.
-B.) Die Vegetation tft auf den Alpen bis
anf eine gewiße Region hin fehr
potensirt.
Das Ausſehen der gewöhnlichen Pflanzen
verrath mehr Kraft und Energie. Die Dimen-
fion in die Lange und Breite iſt bei einigen
aan ungewoͤhnlich vermehrt. Am Mutter:
M 4
184
thal, alfo ungefähr auf einer abſoluten Höhe von
1500 Fuß, traf ich einen Schlehborn von 50
Schuh Höhe und einen Schuh im Durchmeſſer.
Die Wuhrbeit diefer Behauptung wird auch
durch die Cedern auf dem Kibanen beſtaͤttigt,
welche ſich auf die erſte Alpenregion beſchraͤn⸗
fen. Auf dieſer Region find die Bluͤthen groß
ſer, die Raſen dichter, ſelbſt die Peripherie der
Blaͤtter hat ſo zugenommen, daß man oft zwei⸗
felt, ob man dieſelbe P lanzenfpecieg vor ſich
ſieht, die man im Thale verlaſſen hat. Die
Alpenpflaͤnzen haben alle ein friſcheres Ausſehen,
eine größere Intenſttaͤt der Farbe, als die
Pflanzen der Ebenen. Das Alpen-Vergißmein—⸗
nicht zeigt eine ſo liebliche Farbe, wie der reine
blaue Alpenhorizont, durch Feine Duͤnſte der un?
fern Atmosphaͤre getrübt. Die allgemeine Kar
be des Pflanzenreichs, das Grüne, ut Iebhafter,
zarfer, glanzender, bis zu jenen Höhen hin, wo
man nichte mehr als nafte Telfen und ewigen
Schnee unterfcheiden Fan. |
[2
185
C.) Die Vegetation nimmt von der
Graͤnze der erſten Xipenterraße an,
bis gesen die Sinie des ewigen Eis
fer bin, ſtufenweiſe an Vollkommen⸗
heit ab.
Die I lanzen werden Kleiner, haben dag
friſche Ausſehen nicht mebr, die Circulation der
Saͤfte in ihren Gefaͤßen iſt traͤger, Die Produk
tionskraft des Weidengeſchlechts erſtirbt in dem
Colibri der Baͤume, der Salix herbacea, wel⸗
cher nie über 1“ hoch wird, auch die übrigen
Weidenarten auf den Hochgebirgen fcheinen eben
fo. viele Verſuche der legten Anjtrengung dert
Vegetationskraft zu ſeyn. Auf diefer Alpenre⸗
gion finder maı feine papilionaceas mehr, fchon
auf der zweiten vermindern fie fich auffallend.
Dieß ift um fo werkwürdiger, da die natürliche
Familie der papilionacearum die hoͤchſte Stufe
der Begstation darftellt, bei ihrer Production
alſo ſchon complieirtere Krafte im Gpiele
find. Die Pflanzen auf der höchſten Alpenter⸗
raße gegen die Eislinie- bin, haben alle ein tro—
ferieg ausgedorretes Ausſehen, Rhododendra,
Salices, Salix herbacea, retusa, retieulata, Pi-
nus mugus, die faftigen Pflanzen Gentiana
lutea, Veratrum album hören auf diefer Ne
185
gion anf. Die Pflanzen in diefer höchften Region
haben zahe klebrigte Saͤfte, welche fchlechte
Waͤrmeleiter find.
D.) Die Gebirgspflanzgen derfelben Spe—
cies haben alle einen gleichmaͤßigen
Typus in Abſicht auf aͤußern Habitus,
Form, Größe, Farbe, Lebensdecurs.
Die Entwiflungsperioden find fih bei ale
len gleih, die Zeit der Keimung, des Hervorz
fproßeng , der Bluͤthe, des Welkens,
E.) Die Entwiflungs - Perioden folgen
fih bei den Alpenpflangen rapider,
als bei den Pflanzen der niedrigen
Megionen.
187
Gap. IH,
Einfluß der außern Potenzen * die
Alpenpflanzen.
Das, was wir Alpenklima nennen, wird durch
den Concurs von einer Reihe von Potenzen
bewirkt und zwar kommt hier zuerſt in censum
dag Licht, die originelffte ernenfibelfte Materie,
vielleicht der Vater aller Heterogeneitat auf un:
ferer Erde, ohne deſſen Einwirfung Fein Orga
nismug eriftiren kann, der erfte Stimulus fur
alle lebende Körper. Diefer Stimulus ift den
Alpen⸗Pflanzen von der zweiten Alpenterraße
nur zwei Monate im Jahre vergonnet und auch
in diefen zwei Moneten genießen fie ihn nur drei
Wochen. Nach den mieteorologifhen Beobach:
tungen der Capueiner auf dem St. Gotthardt's—⸗
pofpitium zahlte man auf diefer Region nur
20 heitere Tage im ganzen Jahr; da fie die
ubrige Zeit gewoͤhnlich in ihre duͤſteres Haug:
gewand, in Nebel gehüllt if. Dem ungeachtet
bekommen fie das Licht reiner, durch Eeine Duͤn—
fte der untern Atmosphäre getrübt. Der Alpen:
horizont zeigt ein Azur, welches man in den nie
dern Gegenden vergebiih ſucht. Die zmweite
.
—
188
Potenz, die beim Alyenklima in Betrachtung
fommt, if die Warme. Wir faffen ung bier
nicht auf die Streitigkeiten ein, ob Warme und
Licht dieſelbe Materie bios in verfehiedenen Gras
den der Erpanfion, oder blos Aeuſerung der waͤg⸗
baren Materie find, wir fehranfen uns blog
auf Facta ein. Hier muß nun zuerſt das
Geſez besbachtet werden, daß die Wärme, Die
das Licht bei dem AYuffallen erregt, in geraden
Verhaͤltniße ſteht mit der Größe des Widerſtan⸗
des, ven eg findet. Nun aber find in der hoͤch⸗
ften Alpenregion die fchadlichen Dünfe der ums
‚tern Atmosphaͤre, die von den Trümmern zer
ſtoͤrter Drganifstionen aufiteigen, ganzlich remo-
pirt, nemlich Kohlenſaͤure, wenigſtens bis auf
eine gerne Höher gekoblte brennbare Luft, "ges
phosphorte und gefchwefeite brennbare Luft. Man
findet bier hoͤchſtens noch die fpecififch Teichtefte
unter den permanent elaſtiſchen Fluͤßigkeiten,
die reine brennbare Luft, die gleihfam wie auf
einer Mongolliere in biefe Region getragen
wird, Siikkluft und etwas Lebensluft. Eine
Hauptquelle der Warme, nemlich durchs. Licht
erzeugte, wird "den Alpenpflanzen von der zweiten
Region demnach ſchon entzogen, jedoch nur in
den freyſtehenden Alpengegenden; zwiſchen Ge
——
$ 189
birgswaͤnden und Schnee, wo das Licht ſo viel—⸗
fach reflectirt wird, iſt die erreste Hize auflerr
ordentlich Hart). Selbſt in den zwei Monaten,
in welchen die Alpenpflanzen dem. Einfluße der
Waͤrme ausgefezt ſind, wird fie ihnen noch
duch die Erſchuͤtterungen des Luftozeans in dies
fen Regionen, durch Orkane und Lavinen und
Nebel, größtentheild entzogen. Der mächtige
Einfluß der Warme auf alle Organifationen ers
heilt daraus, daß ungefähr um den 70 Grad ge
gen den Rordpol hin Feine Spur eines Orga⸗
nismus ſich mehr findef. Die Linie deg ewigen
Eifes IR die Graͤnze der Vegetation und des
Organismus; ferner daraus, daß in heißen Cli⸗
maten bis auf eine gewiße Stufe hin der Unis
*) Als ich den Sentisgletſcher paſſirte, hatte ich
meine Arme entbloͤßt, und fühlte eben nichts
von Hize; als ich aber in das Thal herabs
gekommen war, war der ganze Arm entzüns
det, ſchmerzte ſehr ſtark, ſchwoll horrend auf,
bald ſezte ſich die Geſchwulſt wieder, ohne
weitere Folaen, blos die oberſte Lage der Epis
dermis fhälte ſich ab. Diefen Effekt äußert
das Licht nur zwiſchen Gletſchern.
190
verfal: Drganigmus gelauterter nnd vollkomme—
ner ift, wie z.B. in Stalien, bauptfächlich in
Sizilien.
Eine dritte allgemeine auf unſere Erde ver—
breitete Potenz, welche ſich noch weniger als Licht
und Waͤrme auf einen beſtimmten Raum beſchraͤn⸗
fen laßt, und ebenfalls einen ſehr bedeutenden
Einfluß auf alle Organifatisnen außert, iſt die
Elektrizität. Diefer Einfluß erhellt aus der durch
fie bewirften Contraction der feiten Organe, der
Befchleunigung des Kreislaufs der Eafte und
Secretionen, der Keimungund Entwiflung. Diefe
Potenz ift den Alpenpflanzgen in meit minderem
Grade vergannt, als den Pflanzen der Thaler,
aus folgenden Gründen: Einmal, weil bier dag
Licht Feine fo heftige Hiße erregt, als in den Thar
lern, und fomit die duch Warme erzeugte Elek
trisitat auch geringer iff, und dann wegen ber
ungeheuren Eismaſſen, welche fih ifolrend für
Eleftrigität verhalten, und alfo eine betrachtliche
Parthie atmosphaͤriſcher Elektrizität in fich ber—
gen. Die Elektrizität, die fich bei der Verduͤn⸗
ftung des Waflers erzeugt, muß fomit auh ge
ringer feyn.
191
Des Einfluſſes der Kohlenſaͤure, der fpesififch
ſchwerſten unter den Gasarten, welche daher nach
der unterſten Schichte der Atmosphaͤre firebt,
find die Pflanzen der höchften Alpen beraubt,
namlich der Iuftformigen Koblenfaure; denn eg
wäre möglich, daß die Luftfaure, vom Waffer
angezogen, in die hoͤchſten Schichten der Ytmosr
phare gelangen, und fomit auf den Pflanzenor—
ganismus einfließen koͤnnte. Der Luftfchiffer
Garnerin brachte Luft aus einer betrachtlichen
Höhe der Aimosphare herab. Humboldt unter:
fuchte fie mit feinem Anthracometer und fand fie
Kohlenfäurehaltiger, als in den volfreichiten
Strafen von Parid. Nach Ingenhouß und Een:
nebiers Erfahrungen, fließt Tuftfaures Waſſer
vortheilhaft auf die Pflanzen ein.
Nach allen Beobachtungen ift die Atmos⸗
phare der Alpen, bis auf eine gewiße Höhe hin,
reicher an Lebensluft, als die andern Gegenden;
auf der lezten Alpenregion find mir aber Feine
cudeometriſchen Meflungen bekannt, übrigens ift
fie durchaus nicht für höhere Drganifationen
geeignet und feheint wegen ihres geringen fpezifis
ſchen Gewichts nicht fehr reich an Lebensluft zu
feyn.
ö I
192
Die brennbare Puft ſcheint, vermoͤge ihres
ſpezifiſchen Gewichts, nach der Höhe zu ſtreben;
übrigens find mir Feine beftimmte Beobachtungen
darüber befannt, fo wenig als von der Stikluft.
*
Das Waſſer dieſer Potenz, ohne welche kein
Organismus beſtehen kann, iſt den Alpenpflan⸗
zen im hohen Maaße vergoͤnnt, beſonders denen
der zweiten Region, welche immer in eine feuchte
Atmosphaͤre gehuͤllt ſind.
Das Alpenwaſſer, das von den Gletſchern
ſtroͤmt, iſt das reinſte Waſſer der Erde. Nah.
meinen Verſuchen zeigt es, auf den Zuguß der
gewoͤhnlichen Reagentien nicht die geringſte Ver⸗
aͤnderung.
Nach Sauffures Analyſe enthalt die A
penerde außer einer großen Menge von Thonz
erde und Kiefelerde von fat gleicher Quantität
noch Ralkerde , Eiſenkalk, Braunſteinkalk, Kohle,
alfo eine betraͤchtliche Menge oridirbarer Sub⸗
ſtanzen. Von der Thonerde iſt es nach Humbolds
und Vauquelin's Unterſuchung bekannt, daß fie
alle Lebensluft unter einer beftimmten Glasgloke
rein abforbirte, eben fo wie Phosphor und ich
. ſomit
193
ſomit eben To gut alg Cudiometer gebrauchen laß
fen koͤnnte. Die Kalferde folgt unmittelbar auf
die Thonerde in der Affınitats » Colunme der Er>
den gegen die Lebensluft. Von der Kohle ift es
ohnehin befannt, daß ihre Affinitat gegen die Le
bensfuft eine Große iſt. Die Kiefelerde außert
fast Feine Anziehung gegen die Lebensluft. Don
dem Eifenkalfund Baumfteinfalfift ihre ſtarke An⸗
ziehung gegen die Lebensluft ebenfalls erwieſen.
Die Alpenerde befteht alfo nur aus einer Menge
von fehr oridirbaren Subſtanzen. Hiezu kommt
noch das chemifche Gefes, daß die Tendenz zur
Drydation viel ftärfer wird bei Körpern, die
ſchon auf einen gewißen Grad oridirt Ind.
uhr. Kap EUR a —
Schluͤße aus dieſen beiden Punkten auf die
Urſachen, Zweke und Folgen dieſer Erſchei—
nungen, und ſomit auf den Vegetations—
prozeß auf den Hochge⸗
| birgen.
Mus allen diefen Erfcheinungen, dem Gebunden:
ſeyn der Alpenpflanzen an gewiße Regionen, den
Potenzirtſeyn der Vegetation Bis auf eine gewiße
Höhe hin, der Conſtanz ihrer Entwifiungsperior
‚den, der fich immer gleich bleibenden Einwirkung
der Außern Potenzen auf fie, laͤßt ſich ſchon zum
Hoppe Taſchenb. 1805 R
194
Voraus der Echluß sieben, daß die Alpen:
pflanzen unter Feinen andern Umſtaͤnden gedeihen
fönnen, als unter denen, deren Ganzes dag bil
det, war wir Alpenflima nennen. - Diefer Schluß
wird. auch duch die Erfahrung beftattiget: Die
Alyenrofe, die Zierde der Hochgebirge, ver
ſchmaͤht alle Eultur , verfchmachtet in den Gars
ten der Ebenen, mager und abgezehrt; nur un?
ter dem Echnee der Alpen und der Nachbarfchaft
des ewigen Eiſes, in der fpezififh gemifchten
Alpenerde kann fie ihre verfchiedenen Entwik—
lungsperioden durchlaufen. Demungeachtet fah
ich die Salix herbacea, diefen Colibri der Bauz
me und Nachbarinn der Gletfcher, welche im:
Schooße ihrer Alpenerde im Jul. verfezt wurde,
im April des folgenden Jahres Blüthen tragen,
aber aͤußerſt Fümmerliche; dem ganzen Wuchfe
fehlte es an Energie; mir gelang es nicht, die
Salix herbacea, retusa, reticulata, welche
ich im Sul. von den Alpen verfegt und mit
der größten Sorgfalt gepflegt hatte, zur Blüthe
zu bringen; ſchon im Gept. waren fie ver
ſchmachtet. Gewiſſe Pflanzen ſcheinen unabhaͤn⸗
gig von dem Einfluß aller aͤußern Potenzen in
der Glut der heißen Zone eben ſowol wie unter
der Nachbarſchaft des ewigen Eiſes fortzukom⸗
195
men, 3. B. die Bellis perennis, gewiße Car-
dui, Leontodon Taraxacum, hirtum.
Gewiſſe Alpenpflanzen feheinen der Rich—
tung der Meridiane zu folgen, was man daraug
ſchließen kann, daß diefe Pflanzen Klimate, die
unter einer Breite gelegen find, verlaffen und
diefe Richtung vorziehen. So fteigen mehrere
ausgezeichnete Pflanzen von Sardinien, jSisi
lien und Stalien über die Alpen bin und ver-
breiten fih in Niederdeutfchland, ohne von den
Heizen des milden Klimas der Provence und
der Languedoc angeloft zu werden. So erhal:
ten die Pyrenaͤen eine große Menge von Pflanzen
von Spanien, (dieſes empfieng fie von der Barba⸗
rey) und geben fie an dag füdliche Frankreich ab,
z. B. Antherica bicolor, der crocus multi-
fudus geht bit nah England, dieß ift eine Beob-
achtung, welhe Ramond gemacht bat.
Die Urfache des erften. Hauptphaͤnomens
A. erhellt aus der WVerfchiedenheit der Alpenre—
gionen und der damit gegebenen Reihen von
Potenzen, welche auf den Organismus der Al—⸗
Ma
196
penpflanzen entfchieden mehr oder minder vor—⸗
theilhaft einfließen.
Die Urſache des zweiten Hauptphaͤnomens
B. erhellt aus dem guͤnſtigen Einfluß der reinen,
durch keine ſchaͤdlichen Duͤnſt e getruͤbten, Atmos⸗
phaͤre, und ſomit auch der erhöhten Einwuͤr⸗
fung des Lichts auf die Alpenpflangen, der
Drydabilität der Alpenerde, überhaupt aus dev
- fich immer gleichbleibenden Einwirkung der aͤuſ⸗
ſern Potenzen auf ſie.
Die Urſache des dritten Hauptphaͤnomens
C. erhellt aus der verminderten Einwirkung als
ler Potenzen, welche ſonſt guͤnſtig auf alle Orga⸗
niſationen einfließen. Aus der verminderten Ein⸗
wirkung des Lichts auf die Alpenpflanzen folgt:
1) geringere Expanſion des Lebensprinzips nach
zwei Polen hin, ſomit die Kleinheit des
Wuchſes der Alpenpflanzen.
2) verminderte Lebensluft⸗ Entwiklung. Hier
koͤnnte man einen Zwekzuſammenhang muth⸗
maſſen, daß dieſes nemlich ein Erſaz waͤre
fuͤr den verminderten Lichtgenuß, weil die
297
rebensluft, ebenfalls einer der erſten Reize
für die Pflanzenfiber R, alddann ın den
Canaͤlen der Pflanzen zurüfbliebe
Was die —— des ausgedorreten An⸗
Mans und der zaͤhen Saͤfte der Alpenpflanzen
betrift, fo fonnte man bier ebenfalls einen
Zwek muthmaffen; wenn die Pflanzen diefer
höchften Region fehr faftreich waren, und das in
ihren Gefäßen zirkulirende Waſſer zu Eis er
ſtarrte, ſo waͤre damit nothwendig Zerſtoͤrung
alles organiſchen Nexus gegeben auf einer
Stelle von sooo bis 7000 Fuß abſoluter Höhe,
welche nur zwei Monate des Jahres ſchneefrei
iſt. Die klebrigten zaͤhen Saͤfte, die in ihren
Gefaͤßen zirkuliren, verhindern als ſchlechte Waͤr⸗
meleiter das Verfliegen der durch den Vegeta⸗
tions⸗Prozeß erzeugten Waͤrme eben ſo, wie der
Schnee, mit dem ſie 10 Monate des Jahrs be⸗
dekt ſind, welcher ſie zugleich unabhaͤngig von
dem zerſtoͤrenden Einfluß des Mediums macht.
*) Das erhellt daraus, daß 20 Jahre alte Saa⸗
men durch Benezen mit dephlogiſtiſirter Salz⸗
ſaͤure zum Keimen gebracht werden.
M3
198
Dicie Urſache des vierten Hauptphaͤnomens
D.’erhellt aus der ſich immer gleichbleibenden
Einwirkung der aͤußern Potenzen auf die Alpen?
pflanzen. Alles hat feinen regelmaßigen Typus,
fogar die Winde und der Druf der Atmos⸗
phaͤre.
Die Urſache des fünften Hauptphaͤnomens E.
erhellt daraus, daß die Einwirkung der außern
Potenzen auf die Alpenpflanzen durch die Nahe
der Menfchen nicht modifisirt ift. Im Schooße
der ſtillen Alpen ducchlaufen fie ungejtort die
Bahn, die ihnen von der Natur bezeichnet
wurde. —
199
— ————— — —— —
VIII.
Verzeichniß
der in Deutſchland wild wachſenden
Farrenkraͤuter;
von
dem Herausgeber.
—e“— —— —
Die fogenannten Rarrenfrauter (Filices) gehoͤ⸗
ven in manchem Betrachte zu den fehonften
und merkfwürdigften Gewachfen. Ihr ausge
zeichneter Bau, ihre beſonders geftalteten Fruc—
tificationen find von allen andern Gewachfen im
Pflanzenreiche verfihieden, "und fie machen des⸗
"wegen auch eine eigene Familie aus, über mel
che bereitS mehrere einzelne Abhandlungen ers
fchienen find. Linne vechnete diefe Familie alg
erfte Ordnung unter feinen eryptogamiſchen Ger
wachfen, und wenn ſchon feit der Zeit mehrere
Entdefungen in Ruͤkſicht der Fruchttheile diefer
Pflanzenfamilie gemacht worden find; fo kann
man doch keinesweges annehmen, daß die wahre
—— derſelben bisher voͤllig ins Licht
Ra
209
geftellt tware, indem man findet, daß die Echrift:
fieller in diefem Punkte nicht ganz übereinfom:
men und die Theorien darüber noch fehr ver:
fchieden find. Demobngeachtet muß man geftes
ben, daß diefe Pflanzen gegenmwartig viel beffer
erkannt worden find, als fie e8 zu Linne’g
Zeiten waren. Die Herren Hedwig, Roth,
Bernhardi, Willdenow, Emith, ESprem
gel, Swarz u. a. m. haben, diefe Familie
vorzüglich bearbeitet, und die Kenntniß der -
Fruchttheile derfelben ift dadurch ſehr befürdert
worden. Daraus folgt nun auch natuͤrlich, daß
die Gattungskennzeichen, welche kinne blog von
den Figuren der Fruchttheile bernahm, ohne
fie zu zergliedern, jest auch ganz anders beſtimmt
ſeyn muͤßen; ja es ift leicht einzuſehen, daß,
da die oben genannten Manner, meiſtens zu
gleicher Zeit arbeiteten, und auf verfchiedenen Wer
gen zu ihren Zweken zu gelangen fuchten, die Beſtim⸗
mung der Gattungen und Veraͤnderung der Namen,
Die nun nothwendig geworden war, auch ſehr ver⸗
ſchieden ausfallen muſte. Die Ismunda picanth,
Linn. giebt hieruͤber ein auffallendes Beiſpiel.
Dieſe Pflanze nennt Wil lden ow Acrostichum
spicanth, Wei ß Struthiopteris spicanth, Roth
Blechnum spicanth, Bernhardi Asple-
201
nium spicanth, Hoffmann Onoclea spi-
canth, & war; Blechnum boreale. Diefe
viele Namen für eine einzige gemeine und bes
kannte Pflanze würden im Etande feyn, die An⸗
Fänger unferee Wiffenfchaft abzufchrefen, und
diefe fogar in den Augen der Nichtbotanis
fer laͤcherlich zu machen, wenn man nicht im
Etande ware ihnen begreiflich zu machen, daß
die Sache ganz natürlich zugehe, und fie gera⸗
de fo und nicht anders kommen fonne und muͤße.
Unter folchen Umftänden iſt e8 nun einleuchtend,
daß wir bei den ehemaligen Linneiſchen Sat:
tungsnamen dieſer Familie gar nicht mehr fie
ben bleiben Fonnen, and dag es Mangel an
allen neuen Entdefungen verrathen würde, went
wir Died thun wollten. Uber auf der andern
Eeite, wen foll man nun nachfolgen? Wer hat
die Beſtimmungen am beften getroffen? Es wuͤr⸗
de vielleicht ſehr ſchwer feyn, hierüber zu ent
fcheiden, wenn niht Herr Swarz augenfoheins
lich bei Fertigung feiner Abhandlung, die ge
naueſte Unterſuchung ſeines Gegenſtandes, und
die moͤglichſte Vollſtaͤndigkeit deſſelben bezwekt
haͤtte. Indem ich nun gar keinen Anſtand neh⸗
me, dem genannten Autor genau zu folgen
ſo liefere ich auch hier deſſen Beſtimmung, um
€
den Anfangern der Botanik zu übereinflimmenbem
Namen Anlaß zu geben. 2
Herr Swarz theilt die ganze Kamilie der
Farrenkrauter, in Betracht der Gattungen, in
zweierlei Rubriken.
I. Filices annulatae. Sarrenfrauter #), bei
denen die einfacherichten Kapfeln rund um:
her mit einem gegliederten Ringe, welcher
elaſtiſch von einander reißt, verfehen find,
und zahlreichen Saamen enthalten.
IL. Filices —— Farrenkraͤuter,
deren Kapſeln mit feinem Ringe verſe—
hen ſind.
Zu der erſten Abtheilung gehoͤren folgende
Gattungen: Acrostichum, (meniscium) **)
(Hiemionitis) (Grammitis) Poiypodium, Aspi-
*) Here Prof. Willdenomw befinire die Fars
venfräuter als folche, veren Laub bei der Ents
wifelung aufgerollt iſt.
x**) Die eingefehloffenen Gattungen wachſen
nicht in Deutfchland und merden deswegen.
hier übergangen.
203
dium, Asplenium, (Caenopteris) Scolopen-
drium, ( Diplazium ) (Lonchitis ) Pteris,
(Vittaria), Onoclea, Blechnum, (Wood-
wartia), (Lindsaea), (Adianthum), (Daval-
lia), (Dicksonia), (Cyathea) (T'richomanes)
(Hymenophyllum), (Schizaea),
In der zweiter Abtbeilung ftehen folgende
Gattungen: Osmunda, (Lygodium), (Glei-
chegia) (Angiopteris) (Danaea), (Marattia).
Die Sattungen der erften Abtheilung ſtehen
unter folgender Unterabtheilung :
A. Die Kapſeln ftehen, auf verfchiedene
Weife, dicht ammen, und ſind
nakt. *)
Hierher gehört:
1. Acrostichum,
Gattungskennzeichen: Die Kapfeln ſtehen
ganz dicht beifammen und bedeken die ganze un?
tere Seite des Laubes.
*) Nakte Kapfeln heißen .nur diejenigen, welche
mit einem Induſium, (eine feine Haut, die
die Kapſel bei einigen Farrenkräutern überzieht
und bei deren Reife zerreißt) bedeft find, !
204
Hicher gehört:
Acrostichum Marantae.
Mit fait doppelt gefiedertem, lederartigem,
auf der untern Geite fehr zottigem Laube, gez
genüuberftebenden zufanmengewachfenen, lanzett⸗
förmigen , ganzrandigen, oder an der Baſis mit
einem Zahn. verfehenen Blattern, und mit am
Grunde niedergebogenen Stielen.
Diefe Art waͤchſt eigentlich nicht in Deutſch⸗
land, aber fie ift aus Vermechfelung mit Poly-,
podium ilvense, in Hoffmann's und Roth's
Kloren aufgeführt worden; indeflen ift fie in
der Schweiz zu Haufe, und könnte vieleicht
in hoͤhern noriſchen Gebirgen noch entdeckt
erden.
Hear Sturm hat diefe Art in feiner
dentfhlandifhen Flora Cryptogamie,
fechftem. Heft, ſehr ſchoͤn, und zugleich mit dem
gedachten P. ilvense abgebildet.
2. Polypodium, |
Gattungskennzeihen: Die Kapfeln ſtehen
zerſtreut in rundlichten Haͤufchen.
205
Hieher gehoͤren folgende vier Arten *):
) Polypodium vulgare,
Mit einer magerechten ſchuppigen Wurzel
gefiedert + zerſchnittenem, lanzettfoͤrmigem Laube,
und gleichbreiten, laͤnglichten, ſtumpfen, zuweilen
ſaͤgeartigen Blaͤttern.
Dieſe Art, welche den Apotheken die Rad.
Polypodii liefert, iſt bekannt genug. Die mit
Wurzeln und mit mehrerm Laube, welches
braunrothe Kapſeln enthaͤlt, verſehenen Exem⸗
plare find die Zierde des Herbariums.
4
⸗ pr Re Fe ee Eh wi nn
*) Nur vier Arten Polypodium in Deutfchs
fand? Sa! weil die übrigen Arten Eeine nafte
Kapſeln haben, fondern mit dem Induſium
überzogen find, welches cin wefentlidyer Yns
terſchied iſt. Man vergleiche nur die beiders
ginneifhen Arten P. Filix mas und P.
vulgare ; erfteres hat Kapfeln, die deutlich
mit einem nierenfärmigen Induſium bedefe
find, welches Sei P. vulgare gänzlich
fehlt. I
206
2) Polypodium ilvense.
Mit einer zaferichten Wurzel, doppeltge—
fiedert » zerſchnittenem fanzettformigem Laube, ey—
förmig: laͤnglichten auf der untern Flaͤche be—
haarten Blaͤttern; gleichbreiten ſtumpfen ganz
raͤndigen Blaͤttchen, und mit faſt am Rande
ſizenden zuſammenfließenden Kapſeln.
Die ganze Pflanze wird eine Spanne lang.
Der Stiel iſt auf der obern Seite rinnenförs
mig, hellroth, glaͤnzend, und zwiſchen dem Lau⸗
be mit haarartigen Spreublaͤttchen ſparſam ber
fest. Das Laub iſt fingerlang, lanzettfoörmig,
ſchmal und faſt doppelt gefiedert zerſchnitten.
Die Blätter ſtehen einander entgegen, find faft
eyfoͤrmig gefiedert zerſchnitten, die Theile gleich:
breit, ſtumpf, glattrandig. Die Saamenkap—
feln rothbraun, am Nande dicht beifammen fie:
hend, und im Alter zuſammen fließend.
Man febe die Abbildung in Sturm
citirtem Werke.
Dieſe Art waͤchſt in Deutſchland nur an
einem einzigen Orte, nemlich in der Oberlauſiz,
auf dem Geisberge, woher ich ſie durch die
gefaͤllige Mittheilung des Herrn Apothekers
Dr
Ba *
8— a I a En
207 -
Streck in Herrenhut erhalten habe. Syn dent
Sloren von Deutfchland iſt fie noch nicht aufge
führt, weil fie mit Acrostichum Marantae.
verwechfelt worden.
s) Polypödium Phegopteris,
Mit dreiekigtem, langzugeſpiztem, gefie⸗
dertem Laube, wovon das unterſte Fiedernpaar
abwaͤrts gebogen iſt, gefiedert zerſchnittenen Blaͤtt⸗
chen und gleichbreiten, ſtumpfen, am Rande um
gesahnten behaarten Theilen.
Der Stengel ift weiß, zerbrehlih, ae
furcht; die Fiedern gehen in eine einfache, ganze,
aufwarts gebogene Spize aus; die lange End-
ſpize ift blos gefiedert zerfchnitten. Die Frucht—
puncte find glanzend, glatt, ſizen am Rande
der Theile, und haben auch Feine Epur von
Hülle, sie Roth und Bernhardi geglaubt
haben. Diefe Art findet ſich nur in Gebirgs—
gegenden und gehört deswegen zu den etwas fel-
tenen Gewachfen.
4) Polypodium Dryopteris.
Mit dreiefigtem, gedoppeltgefiederten Laube
wovon die obern Fiedernpaare allmahlich Eleiner
—
208
werden; wechſelsweiſe ftehenden, laͤnglichten
Blättern, und gleichbreiten ſtumpfen glattrandi:
gen, an den Spizen gezahnten, Theilen.
Diefe bekannte Urt finder fih ducch gang
Deutfchland unter Kelfen und in Waldern. Am
leztern Standorte werden die Eremplare noch
einmal fo groß als am erjten, find in der Ju—⸗
gend mit feinen Haaren befezt, und machen als
dann das P. robertianum Hoff. aus, welches
nur bloße Barietat von P. Dryopteris if.
B. Die Kapſeln ſind auf ——
Weiſe mit einem Induſium
bedekt.
Hieher gehoͤrt:
3. Aspidium.
Gattungskennzeichen: Die Kapſein ſizen in
rundlichten Haͤufchen zerſtreut und find mit ei
nem nabel⸗ oder nierenformigen Induſium
bedekt.
Hieher gehoͤren folgende Arten:
1) Aspidium Lonehitis.
Mit lanzettfoͤrmigem einfach gefiedertem
Laube, fait wechſelsweiſe ſtehenden, kurzgeſtielten,
lan⸗
209
— faſt ſichelartigen ſcharfzugeſpizten
ſcharfſaͤgezaͤhnigen Blaͤttchen, die an der Bas
aufwärts mit einem ohrformigen Anbange ver
feben find; und mis einem Strunke, welcher
durchaus mit rothbraunen häutigen Epreublätts
chen beſezt iſt.
Die Frachthaufchen ſind in der JIugend
hellbraun, im Alter dunkelbraun; ſie ſizen in der
Mitte am Rande der Fiedern und auf dem An⸗
ſaze in ‚parallelen Reihen; das Induſium iſt
ganz rund, in der Mitte durchſtochen. Nur die
obere Hälfte des Laubes iſt mit Seyhrhäufgen
Ada
Diefe fehr ſchoͤne * unter dem Namen
Polypodium Lonchitis, Linn, befanıt ge⸗
nug, waͤchſt nur allein in Alpengebirgen zwi⸗
ſchen Steinen/ neben welchen ſie voͤllig aufrecht
ſtehet, und ſich durch das hellgruͤne Er leicht
du grfennen a.
In meiner REN die an Pflanzen
diefer Art betraͤchtlich iſt, befinden. ſich nicht
tur Exemplare mit drei frondibus aus einer
Wurzel, fondern auch ein anderes, welches über
einen Schuh lang it, und am Ende gabelfoͤr⸗
Hoppe Taſchenb. 1805. >
210
mig in zwei Spizen ausgehet, wovon jede zwei
Zoll Laͤnge hat.
2. Aspidium Oreopteris.
Mit gefiedertem Laube, lanzettfoͤrmigen
etwas aufwaͤrtsſtehenden Blaͤttern und faſt gleiche
breiten etwas ftumpfen ganzrandigen Blättchen,
an deflen beiden Raͤndern die Fruchthaͤufchen in
einfachen Reihen ſizen.
Zahlreiche frondes entſpringen aus einer
Wurzel und erreichen eine Hoͤhe von zwei bis
drittehalb Schuhen. Die untern Fiedern ſind
die laͤngſten, fie biegen ſich aufwaͤrts, und wer?
den gegen die Spize zu immer kuͤrzer. Das
gleiche Verhaͤltniß findet ſich bei den Blaͤttchen.
Die ganze Pflanze iſt glatt, ohne irgend einem
Spreublaͤttchen. Merkwuͤrdig iſt es bei dieſer
Art, daß die Mitteltheile, welche von den Frucht—⸗
haufchen eingefhloffen werden, ganz mit durchs
fichtigen honigartigen Druͤſen befezt find. Man
findet diefe Art haufig in Gebirgsmaldungen.
Sie iſt unter dem Namen Polypodium Oreop-
teris und P. montanum Vogl. hinlänglich
befannt.
a) Aspidium cristatum.
Mit lanzettformigem, geftedertem Laube, an
welchem die Fiedern zunaͤchſt an dem Haupt:
ferunfe abermals gefiedert find. Die Blätter
find langlicht, ſpizig zulaufend, und ftehen wech:
felsweife. Die Blattchen ſtehen fait gegenüber;
find am Grunde zuſammengewachſen, laͤnglicht,
ſtumpf, am Rande imd an der Spize ſaͤgear⸗
tig. Auszeichnend ift es bei diefer Art, daß die
öbern Theile jeder Fieder immer Heiner find,
als die darunterftehenden: Die Fruchthaͤufchen
fisen auf den Theilen / der Länge nach, in dop⸗
pelter Reihe:
Diefe fhone Pflanze waͤchſt nur im Hörde
lichen Deutfchlande und iff in ganz Weſtphalen
auf fumpfihtem Boden, vorzüglich in Erlen?
Brüchen,; gemein. Unter dem Namen Polypos
dium Gallipteris Ehrh; ift fie befannt gemig:
4) Aspidium rigidum.
Mit lanzettfoͤrmigem, doppelt gefiedertem
Laube. Die Blaͤtter ſtehen wechſelsweiſe und
ſind laͤnglicht; die Blaͤttchen ſind laͤnglicht, gefie⸗
dert eingeſchnitten; die Einſchnitte ſaͤgezaͤhnig.
Die Fruchtpuncte ſizen der Laͤnge nach in dop⸗
O2
212
pelten Reihen auf den Einſchnitten, ſind im juͤn⸗
gern Zuſtande hellbraun, im Alter dunkelbraun.
Das Induſium iſt nierenfoͤrmig. Der, Strunk
iſt durchaus mit ſehr ſchmalen oberwaͤrtsgeboge⸗
nen hellbraunen Spreublaͤttchen beſezt, und nur
die obere Halfte des Laubes iſt mit Feuchte
haufchen ‚begabt.
Diefe Art gehört zu den feltenern Gewaͤch⸗
fen und ift zuerft von dem Herrn Funk auf
dem Unteröberge entdeft worden, wo fie fehr
häufig zwiſchen Felfenfpalten gerade aufwärts
waͤchſt, aber nur in den höhern Alpengegenden.
Yus. diefer Urfache ift es ſehr wahrfheinlich,
daß diejenige Pflanze, welche Borkhauſen in
dem Beffungerwalde bei Darmſtadt angetroffen
hat, ganz und gar nicht zu diefer Art gehöre.
Man: findet fie deswegen auch nicht in der Wetr
terauer Rlora. Auch die Kennzeichen, welche
Herr Smwarz von diefer Art angegeben hat,
treffen mit den vorliegenden Pflanzen nich
überein.
5) Aspidium aculeatum.
Mit eylanzettformigem, doppelt gefiederten
Saube, wechſelsweiſe ſtehenden Tanglichten in
eine lange Spize ausgehenden Blättern und
mondförmigen Eursgeftielten Blättchen, die mit
einer ſcharfen Spize begabt, am Rande ſaͤge⸗
zaͤhnig und am Grunde, einerſeits, noch mit eis
nem berverfpringenden fpizigen Anſatz verſehen
find. Der zunaͤchſt an dem Strunk ſtehende
obere Fiederntheil iſt großer, als die uͤbrigen.
Die Fruchthaͤufchen ſtehen in doppelter Reihe,
Kind braunroth, und fließen im Alter vollig zur
fammen. Der Strunk it mit fehr feinen Spreu⸗
blattchen dicht beſezt.
Diefe Art gehört mit gu den groͤſſeſten
dieſer Gattung und waͤchſt in ganz Deutſchland,
doch nur in etwas bergichten Waldungen.
6) Aspidium spinulosum.
Mit doppelt gefiedertem, eylanzettfoͤrmigem
Laube, laͤnglichten, unterwaͤrts gegenuͤberſtehen⸗
den, oberhalb wechſelſeitigen Blaͤttern, und ge⸗
genuͤberſtehenden, am Grunde zuſammengewach⸗
ſenen laͤnglichten zugeſpizten Blaͤttchen, welche
rund umher eingeſchnitten, und deren Einſchnit⸗
“fe, zwei⸗ nnd dreiſpizig find. Die Fruchthaͤuf⸗
en find fehr Flein und fizen auf doppelten Rei⸗
hen. Der Strunk iſt mit roͤthlichten ſehr ng
nen Spreublaͤttchen beſezt.
23
213.
214
Man findet diefe Art in ganz Deutfchland
in Waͤldern; jie it mit der Benennung Poly-
podium eristatum befannt genug. Das P.
dilatatum Hoff. ift nur eine Varietaͤt diefer
Art, welche in höheren Gegenden wacht, und
noch im jüngern Zuftande befindlich ift.
7. Aspidium Filix mas,
Mit eylanzettfoͤrmigem doppelt gafiedertem
Laube, langlichten langgeſpizten, wechſelsweiſe
ftehenden Blättern, und lanzettformigen, ftums
yfen, am Grunde zufammengemwachfenen Blatt:
chen, welche rund umber mit gleich großen Saͤge⸗
zaͤhnen befest find. Der Strunf it bin und wies
der mit weißlichten Spreublattchen befest. Das
Induſſium ift nierenformig, ziemlih groß, und
bei diefer Urt am deutlichften zu ſehen. Uebri⸗
gens iſt diefe Art befannt genug. Cie wacht
an allen Waldungen, und liefert den Apothe
Ten die Befannte Rad. Filieis, welche fih auch
in neuern Zeiten als ein ficheres Mittel für den
Bandwurm erprobt hat.
) Aspidium Thelypteris,
Mit fangettförmigem, gefiedertem Laube,
wechſelsweiſe ftebenden Tanzettformigen gefiedert
zerſchnittenen Blättern und langlichten zugefpisten
215
glattrandigen Blättcher. Die Fruchthaͤufchen
fließen im Alter zufammen und bedefen die ganz
ze Unterfeite de3 Laubes. Bei dem unfrucht
‚baren Laube find die Einfchnitte merklich brei—
ter, als bei denen, die mit Fruftificationen ber
fest. find.
Diefe Art ift etwas felten. Sie liebt fin
pfichten Boden, vorzüglich in waldichten Ger
senden.
9) Aspidium fragile.
Mit lanzettfoͤrmigem, doppeltgefiedertem Lau:
be, faft gegenüberftehenden Tanglichten zugefpiz
ten Blättern, und mechfelfeitigen Tanglichten
£ursgeftielten tiefzerfcehnittenen Blättchen, deren
Einſchnitte gezahnt find. Der Strunk ift braun:
licht; die ganze Pflanze iſt zart und zerbrechlich.
Sie waͤchſt an Felfen und Manern und andert
in der Breite der Theile ſehr ab, daher die
Hoffmannifohen Arten: P. .cynapifolium
und anthriscifolium, tenue u. f. w. nur Abe
arten von diefer Pflanze find.
®
216
Io) Aspidium F Filix foemina ” a
Pit fan: sertförmigem, doppelt gefiedertem Lau⸗
be wechſelsweiſe ſtehenden laͤnglichten Tangzugefpig
fen Blatter und faſt mechfelsmeife ſtehenden
langlihten Blaͤttchen, die am Nande gefiedert
zerfchnitten find, und deren Theile am Rande
and ar der Epise, zwei bis vier fpigige Zähne
haben. Der Strunk ift gelblich, und nur auf
ferft felten mit einigen Spreubfättchen beſezt.
Dieſe Pflanze waͤchſt in Waldungen durch
ganz Deutſchland und iſt bekannt genug. Die
von einigen Schriftſtellern angegebenen Arten
P molle,, tıifidum, incisum ſollen, nach
Swarz, Varietaͤten von dieſer Art ſeyn.
Il) Aspidium alpestre.
Mit eylanzettfoͤrmigem doppeltgefiedertem
Laube, wechſelſeitigen laͤnglichten aufwaͤrtsſte⸗
henden Blaͤttern, und wechſelſeitigen laͤnglichten
*) In den Verzeichniſſen von Deutſchlands Pflan⸗
zen Eommen bier Aspidium regium und
A. rhaeticum vor, da ich aber diefe Arz
ten nicht befize, fo muß ich folche Bier übers
geben,
'
217
gefiedert zerſchnittenen Blaͤttchen, deren Einſchnit⸗
te ſtumpf gezahnt find. Der Strunk iſt braun,
hie und da mit einem Spreublaͤttchen beſezt,
und etwas hin und her gebogen. Die mittlern
Fiedern ſind ſehr lang und dadurch bekommt die _
ganze Pflanze ein etwas dreiekiges Anſehen. Sie
iſt uͤbrigens ganz dunfelgrum. |
Diefe Art wacht auf dem Untersberge.
Ich halte fie von A, Filix foemina verfchieden, _
ohngeachtet es möglich feyn koͤnnte, daß fie uns
fer den obigen Darietaten begriffen ware. Sehr
wahrfcheinfih iſt es Herrn Schranfs Poly-
podium erenatum, und Herin Roth's Athy-
rium rhaeticum,
12). Aspidium alpinum.
Mit lanzettfoͤrmigem, ſchmalem dreifach ge:
fiedertem Laube, mechfelfeitigen eylanzettformi-
gen doppelt geficderten Blättern und wechſelſei⸗
tigen kei foͤrmig⸗ laͤnglichten Blaͤttchen, deren
te sweifpaltig find,
Dieſe Art waͤchſt in den Faſentzen der
Hochgebirge, und vielleicht iſt ſie gar nichts an—
ders, als eine Varietaͤt von A. ſragile.
218
13) Aspidium montanum.
Mit dreyſeitigem dreifachgefiedertem Laube,
wechſelswerſe ſtehenden eyfoͤrmig laͤnglichten Blaͤt⸗
tern wechſelſeitigen laͤnglichten Blaͤttchen, von
denen allemahl die oberſten kleiner ſind, und
eyfoͤrmigen gefiedertzerſchnittenen Theilen, deren
Einſchnitte gezaͤhnt ſind. Der braune Strunk
iſt mit einzelnen Spreublaͤttchen beſezt. Die
ganze Pflanze iſt ſehr zart und zerbrechlich und
kommt im Umeiß "ganz; mit P. Diyopteris
überein.
Sie waͤchſt ziemlich haufig auf dem Un:
teröberge bei Salzburg.
4) Asplenium,
Gattungsfennzeihen: Die Kapfeln fizen in
gerftreuten geraden Linien: Das Induſſum enf
fpringt aus den Seitenrizen, und Hfnet fich nach
der untern Seite.
Hieher gehören folgende Arten:
ı) Asplenium septentrionale.
Ans der braunen zaferichten am Ende für
pfichten Wurzel entfpringen viele Strünke, wel⸗
he Fingerslang, hellgruͤn, am Grunde rothbraun
219
find. Das gegen die Spize fiehende Laub ift
gewöhnlich zwei⸗ und dreitheilig: die Blättchen
find gleich breit, und an der Spize gezaͤhnt.
Die Rruchtlinien bedeken im Alter das ganze
Blaͤttchen.
Man findet dieſe Art in den Spalten von
Granitfelſen nicht ſelten. Es iſt das Acrostis
chum septentrionale Linn,
2) Asplenium Ceterach.
Das Laub ift lanzettfoͤrmig gefiedert eins
gefehnitten: die Einfchnitte ftehen wechſelsweiſe,
fließen am Grunde zufammen, find eyformig
ſtumpf, ganzrandig, hellgruͤn. Die Kruchtlinien
fließen in der Reife zufammen und bedefen die
ganze Unterfeite des Laubeg. Diefe Art findet
fih in verfhiedenen Gegenden Deutfchlands in
Felſenrizen.
>
3) Asplenium viride,
Zahlreiche Streünfe ang einer Wurzel, die
untenher naft und rothbraun, obenher belaubt
und grün find. Das Laub ift foannenlang,
gleichbreit gefiedert: die Fiedern find Furzgeftielt,
dreiekigt⸗ eundlicht, am Rande und an der Spize
geferbt, an der Baſis ganzrandig, und fichen
420 ’
wechfelämeife. Die Fruchtlinien fließen im Ab |
fer zuſammen und bebefen dann die ganze Mits.
telſelte der Blaͤttchen, da dann dieſe Art vorzůg⸗
lich ſchoͤn erſcheint.
Sie iſt im ſuͤdlichen Deutſchlande äußerſt
häufig und wacht am Fuße der Gebirge, vor
züglich bei Cal; sbutg. —
4) Asplenium Trichomanes *)
Diieſe Art iſt gemein und befannt, ie
gleicht fehr der vorhergehenden Art. Die Strun:
ke find durchaus rothbraun, das Laub iſt gefier
dert, die Blaͤttchen find rundlicht, geferbt.
Waͤchſt überalf in Felſenrizen.
5) Asplenium Adianthum nigrum.
Das Raub iſt eyfoͤrmig laͤnglicht, doppelt,
faſt dreifach ka? die Blätter ſtehen wech?
felameife, find enformig laͤnglicht und geben in
eine lange Epite aus. Die Blartchen find ge
fiedert zerfihnitten, die Theile eyfoͤrmig ſcharf
« f
——
*) Einige Botaniker ſchreiben unvichtig Tricho-
manoides.
221
zugeſpizt. Die im Alter zufammenfließenden
Fruchtlinien bedeken die ganze Mittelſeite der
Blaͤttchen.
Dieſe ſehr ſchoͤne Art wird Fußlang und
wicht vorzüglich an Granitfelſen, und haͤufig
auf dem Schloßberge zu ——
6). Asplenjum, Ruta musaria..
Mit dreifach: gefiedertem Lande, —
wechſelsweiſe ſtehenden, faſt dreiekigten Blaͤttern
und keilartig⸗ rautenfoͤrmigen an der Spize ger
Ferbten Blaͤttchen.
ax,
1. Diefe Teht bekannte Art ende überall in
den Felfenrizen und Mauern.
7) Asplenium Breyhl. IM |
Mit einfach gefiedertem Laube, und wech“
ſelsweiſe ftehenden länglichten, zuweilen. dreiſpal⸗
tigen Blättern, deren Spizen ſtumpf und einge⸗
ſchnitten find.
Diefe Art findet fih in Granitgiebrgen
in den Spalten der Felſen. Sie kommt einigers
maſſen mit der Manerraute überein, aber die
ganze Pflanze iſt Feiner und. Die, Blaͤttchen find
222
fhmäler. Unter dem Namen A. germänicum
und alternifolium ift fie befannter.
x
5) Scolopendrium.
Gattungskennzeichen: die Rapfeln figen in
gerftreueten Linien zwiſchen den Benen des Laubes
Das Induſium iſt doppelt, das auswärts fizende
Öfnet jich durch eine Nath der Länge nach. Hicher
gehört nur eine Art, nemlich:
Scolopendrium oflicinale.
Mit ganz einfachem, zungenformigem, ander
Baſis hersformig ausgefchnittenem, am Rande
feicht ausgefchweiftem ; zugefpistem Faube. Dee
Strunk ift mit fehr feinen Spreublättchen bes
fest und die ganze Pflanze wird anderthalb
Schuh lang.
Sie waͤchſt fehr häufig am Fuß des Uns
ter&berges bei Salzburg. Auch im noͤrdlichen
Deutfchlande bei Hannover:
| 6) Pteris:
Gaitungskennzeihen: Die Kapſeln figen in
einer fortlaufenden Linie am Rande des Laubess
227
Das Induſium entfiebt aus dem umgebogenen
häutigen Nande des Laubes und oͤfnet fich nach
innen.
Hicher- gehört:
Pteris aquilina.
Mit doppeltgefiedertem Laube. Die Blaͤt⸗
ter ftehen wechſelsweiſe, find länglicht und gez
ben in eine einfach ganzrandige Spize aus. Die
Blättchen find lanzettfoͤrmig, ftehen an beiden
Enden gegerüber,; in der. Mitte wechſelsweiſe,
und find ganzrandig.
Dieſe befannte gemeine Art waͤchſt über? |
all in ——
7) Onoclea.
Gattungskennzeichen: Die Kapſeln ſizen ge⸗
haͤuft, und beſezen auf verſchiedene Weiſe die
ganze Ruͤkſeite des Laubes.
Das Induſium entſteht aus dem umgebo—
genen haͤutigen Rande des — und oͤfnet
ſich nach innen.
324
Hieher gehört min skin unfutaf. af
Onoclea Struthiopteris.
Mitzdoppeltgefiedert zerfchntitenem, eyfoͤrmi⸗
"gem laͤnglichtem Laube. Die Blaͤtter find lan⸗
zettfoͤrmig zugeſpizt und ſtehen wechſelsweiſe.
Die Blaͤttchen ſtehen faſt gegehäber, find lan⸗
zettfoͤrmig, ganzrandig ſtumpf und fließen am
Grunde zuſammen. Das fruchtbare Laub ent⸗
ſpringt aus der Mitte des in runden Haufen
wachſenden unfruchtbaren Laubes, der Strunk
iſt dik, faſt dreiſeitig; das Laub iſt fat immer
gerollt, gefiedert: die Fiedern laͤnglicht ſtumpf⸗
glattrandig, und auf der untern Seite von den
zufammenge floſſenen Beuchtlinien ganz, ‚braun.
ta
ir
Diefe Art gehört zu den feltenen Gewaͤch
fen und findet fich nur in Gebirgsgegenden.
Bon dem fruchtbaren Laube finder” fich eine Ab⸗
bildung in Wulf's Flora borussica.
nA
# - Dir
8) Blcchnum. ;
Gaftungsfennzeihen: Die Saamenkapſeln
ſtehen in einzelnen fortlaufenden Linien mit den
Laubrippen gleichlaufend. Das ununserbrachene
Induſium oͤfnet fih nach innen.
Hies
238
Hieher gehörki,
Blechnum boreale:
“ Das unfruchtbare Laub ift lanzettfoͤrmig/
einfach gefiedert: die Blätter ſind ganzrandig, ge⸗
genuͤberſtehend: die untern ſehr kurz, rundlicht:
die mittlern viel geoßer, lanzettfoͤrmig, ſpizig, die
obern allmablig Heiner. Das fruchtbare Faub
wird bis anderthalb Schuh hoch, und ſteht zwi⸗
{chen dem in der Munde wachfenden niederliegenz
dem Kaube in der Mitte, aufrecht. Es iſt eben-
falls lange: tformig , einfach gefiedert, Die Blätz
ter jtehen wechjelgmweife, sind linienfoͤrmig, zu⸗
geſpizt, ganzrandig und am Grunde zuſammen⸗
gefloßen. Die Fruchtlinien bedeken die ganze ums
tere Seite des Laubes.
Dieſe ſehr ſchoͤne Art waͤchſt in Gebirgs⸗
waldungen.
Wir kommen nun zu der zweiten Abtheilung/
deren Kapſeln mit keinem Ringe verſehen ſind—
Dahin gehoͤrt die Gattung:
Osmunda.
Gattungskennzeichen: Die Kapſeln find
einfacherig, zweiklappig, gehäuft, fait kugel⸗
Hoppe Tafchend, sog. P
226
rund, und figen auf befondern Zweigen oder auf
der untern Geite des Laubes. Hieher gehoͤrt:
Osmunda regalis..' | .
Das Laub ift doppelt gefiedert: Die Blaͤt⸗
ter ſtehen faſt gegenuͤber, ſind eyfoͤrmig, und
am Ende mit einem einzelnen Blaͤttchen geſchloſ⸗
fen: die Seitenblaͤttchen ſtehen gegenüber und
wechſelsweiſe / find Tänglicht Tanzettförmig ſtumpf,
am Rande feicht fagezahnig, und am Grunde
öft ohrförmig eingefchnitten. Un der Spize deg
Laubes ſtehen die Fruchthaͤufchen in abgefonderten
aͤſtigen gefiederten Trauben. Die Fiedern ſtehen
wechſelsweiſe/ find aufrecht, gleichbreit, Zolllang
und ganz mit rothbraunen Fruchthaufen bedekt.
Dieſe Art, eine der ſchoͤnſten Gewaͤchſe in
Deutſchland, waͤchſt nur im noͤrdlichen Deutſch⸗
lande auf ſumpfichtem Boden, und wird drei und
vier Schuh hoch: Ich beſize durch die Güte
des Heren Apothekers Joahimi in Havelberg
Eremplare , deren unfruchtbare Blattchen an
der untern Hälfte fenetificirend find, zum Theil
auch ganz in Fruchthaͤufchen übergehen ; und da?
durch aufßerft merkwuͤrdig werden. |
D-
[er
ee:
IX.
Nachtraͤge
zu Herrn
Prof. mam— Flora Deutſchlands;
von
dem Herausgeber—
Von der neuen Aufiage der Hof fmannfchen
Flora Deutſchlands iſt in dieſem Jahre der
zweite Theil, welcher die vierzehnte bis drei und
zwanzigſte Claſſe, nach dem Linneiſchen Sy⸗
fteme, enthaͤlt, erſchienen, und die Liebhaber deut⸗
ſcher Gewaͤchſe werden fich freuen; in derſelben
manche ſchoͤne Beitraͤge, und manche Berichtigun⸗
gen uͤber dubioͤſe Gewaͤchſe zu finden. Gleichwohl;
glaube ich/ daß noch einige Gewaͤchſe Deutſch⸗
lands, welche meiſtentheils hier und dort in den
Alpen verſtekt ſind, — dem gedachten Werke
uͤbergangen worden. 8 iſt zwar etwas ſchwer
zu entſcheiden, Ko Graͤnze der Herr V. bei
Ausarbeitung feines Werkes für Deutſchland
angenommen hat. da er ſich hieruͤber nirgends
P
228
erklaͤrte, und da dieſe Annahme, wie es ſcheint,
unter den Botanikern ſehr willkuͤhrlich iſt, im
dem Herr Dr. Roth zu dem Diſtricte ſeiner
Flora von Deutſchland nicht einmal Oeſtreich,
Salzburg, Bayern, &e. hinzugezaͤhlt hat. Da
ich indeffen überzeugt zu feyn glaube, daß ich
bei meinen botanifchen Wanderungen Deutſch⸗
land nie verlaffen habe; fo kann ich auch wohl
die vorgefundenen Pflanzen füglich hieher neh>
men. Da ich ohnehin die Wohnoͤrter von jeder
hier nachgetragenen Pflanze angebe, fo ift jeder
Lefer felbft im Stande, ber die Aufnahme die⸗
ſer Gewaͤchſe zu urtheilen. Vollſtaͤndig kann
uͤbrigens das Verzeichnis der Pflanzen eines ſo
großen Bezirks nie werden, weil immer noch
neue Entdekuugen die Summe der. aufgefunde
nen Zahl vermehren werden. Uber diefe neuen.
Entdekungen baldmöglichit bekannt zu machen’
und zufammen zu ftellen, wird immer ein ver
dienftliches Unternehmen, und den Verehrern
deutfcher Gewaͤchſe angenehm ſeyn.
1. Scirpus supinus,
5. culmoteretinudo, spicis sessilibus in me-
dio culmo glomeratis. Linn. spec. plan-
tar. curante Willdenow Tom. I, p.299.
f
228
"Häbitat in agris subhumidis inundatis
| prope Ratisbonam, inque Marchia
Eledorali Brandenburgica prope Prenz-
low. (Rothii Flor. german. Tom. II.
p. 50.) Fl. Aug. Septeıinbr,
Diefe Grasart wurde juerft bei Paris
von Dalibart entdeft, und unter feinen Waris
fer Gewaͤchſen aufgeführt. Dadurch wurde fie
dem Linne befannt, und von ibm in den
Spec, plantarum ‚aufgenommen. Die nachfols -
genden franzöfifchen Botaniften, Tournefort
und Baillant fanden diefe Pflanze nicht mehr
bei Paris, und nun fing man an, über diefelbe
in Ungewißheit zu Fommen, und folhe für bloße
Varietaͤt von Scirpus setaceus, und Eyperus
minimus zu halten. Im Jahr 1778 aber wurde
diefe Pflanze in Deutſchland und zwar bei Prenz⸗
low ın der Markt Brandenburg von dem Herrn
Marrer Müller wieder aufgefunden, und des⸗
wegen von dem Deren Dr. Roth umnfer dem
deutfchen Gewachfen aufgezählt, (confer 1. c.)
‚von Heren Hoffmann aber übergangen. Im
Jahr 1802 fand Herr Prof. Düval und Here
Graf von Sternberg diefe Art bier auf feuch-
ten Aekern anderthalb Stunden von der Stadt
in großer Menge, und ich hatte Gelegenheit, fie
Ps
239°
in diefem Fahre zu fammeln und zu sinterfuchen,
und habe deswegen eine Nachricht darüber, nebſt
Beichreibung, und einer genauen von Herrn
Sturm verfertigten Abbildung in der botani-
ſchen Zeitung Nr. 23. mitgetheilt, woraus die
unbezweifelte Selbſtſtaͤndigkeit diefer Art ere
hellen wird. |
2, Panicum Ischaemum Schreb.
P. spieis congestis, floribus‘ ovatis obtu-
sis pubescentibus, foliis vaginisque
glabris, culmis prostratis. Schweigger.
Specimen Flor, Erlang p. 16.
Habitat prope Erlangam in locis humidis,
Diefe Art, fagt Herr Schweigger, wurz
de bieher für eine WVarietat von P. sanguinale
‚angefeben; es ſcheint aber, daß Herr Roth
(germ. 2. p. 73.) die Pflanze mit glatten Blat-
tern und Scheiden für das wahre Panicum
sanguinale, die behaarte Pflanze aber für die
Barietät beitimmt habe.
3. Avena distichophylia. Villars,
A. panicula subspicata, calyeibus trifloris,
Nlöseulis basi pilosis culmo basi ramoso,
foliis distichis Willd. in fpec. pl. p-452.
231
.: Habitat in alpibus carinthiacis carnio-
sh eis, Specimina legi in monte Loibl.
Tilo. Es MR
Die Wurzel Eriecht, wie die gemphnliche
Graswurzel (Triticum repens) und hat auch
ganz diefelbe Geftalt und Farbe. Die Halme,
deren mehrere ans eitter Wurzel fommen, wer
den ſchuhhoch. Die- Blätter an den unfruchtbas
ven Halmen fichen in zwei Reihen, find einen
Zoll lang und an der Baſis mit einem Furzen
Haarbüfchel befest ; die Blüthenfpelgen find weiß,
glangend und mit rothen Grannen, bie fo lang
Al: die Bluͤthen find, verfehen.
— Dieſe ſchoͤne Haferart wird beim erſten
Blik ,durch die ſilberweißen Aehrchen kennbar.
. Scabiosa norica ‚Vest,
gie Bor quinquefidis radiantibus,
foliis 'pimnatifidis nudis, caule unifloro,
‚Vest. in Bot. Zeit. 1805. nr, 3. |
Habitat in alpe Carinthiae Dobtanz Fl.
Lul. Aug. 2.
‚Herr Dr. von Veſt bat die Abbildung
diefer Mlanze, welche mit Sc. Columbaria
viel übereinfommt, an die botanifche Gefellfchaft
—
232
geſchikt, und die vollftandige Beſchreibung in
die botaniſche Zeitung eingeruͤket.
5. Phyteuma persicifolium.
Ph. Foliis oblongis glabris simpliciter
crenatis; inferioribus petiolatis, super
rioribus sensim minoribus sessilibus,
spica oblonga dilute coerulea. Herb,
v. pl. alp. Cent. 4.
Habitat in pratis 'subalpinis carinthiacis,
El. Iulio,
6. Phyteuma Scheuchzeri. _
Ph. capitulo subfolioso, bradeis linearis
bus capitulo longioribus, foliis lancea-
| latıs dentatis. Spec. pl. p.919,
Habitat in alpibus editissimis carinthiacis,
(v. Vestin Bot. Zeitung. 1803. p.258).
7. Astrantia Epipactis.
A. foliis quinquelobis obtusis serratis
ıinvolueris oblongis obtusis serrafis,
Willd. Linn. 1. c. p- 1367.
Habitat in sylvaticis.subalpinis- Garinthiae
Carnipliae v. c. in monte Loibl copio-
SE, Majo. |
| Mi 233
Diefes ſchoͤne Gewaͤchs finder fih auf
dem Loibl carnthifcher Seits linker Hand auf
den Bergmwiefen zwifchen dem MWafferfall und dem
Wirthshauſe zum Peter.
8. Laserpitium peucedanoides.
L. foliolis lineari - lanceolatis venoso-
striatis distinetis. L. spec. pl. p. 1418.
Herb. pl. alp. C. 4. |
Habitat in subalpinis sylvaticis Carinthiae
Carnioliae , copiose in monte Loibl.
Diefe Seltene Pflanze finder fich ſchon
haufig, wenn man von Kirſchentheuer gegen dert
Loibl geht, rechter Hand in dem fleinigten Wal
de von Salix phylieifolia , zugleich mit Hieraci-
um incarnatum und Tussilago sylvestris.
9. Linum alpinum.
“L. calycibus rotundatis obtusis, foliis li-
nearibus acutiusculis, caulibus decli-
natis. Linn, spec. plant. p. 1538.
Habitat in. alpibus carinthiacis et salis-
burgensibus. Iulie.
Sch habe diefe lange nur einmal auf
dem Untersberge, fehr haufig auf der Kuͤhnweger⸗
234
alpe im Gailthale angetroffen, Sie bat. mit
Linum austriacum Aehnlichkeit, aber die Ylus
me iſt nicht fo groß, und die Stengel find fait
san; niederliegend.
10. Lied flavum.
L. calycibus subserrato - scabris lanceola-
“ tis subsessilibus, panicula ramis dicho-
tomis Linn. Spec. pl. p. 1539. Herb.
pl. alp. Cent, 4.
Habitat in pratis siceis collibusque ProBR
Klagenfurtum Junio,
11. Lilium chalcedonicum.
L. foliis lineari - lanceolatis sparsis, llori⸗
bus reflexis, corollis revolufis intus ;
pundatis. Linn. Spec. plant. T.2. p. 87.
Habitat in pratis subalpinis Carinthiae
Carnioliae. Exemplaria plantae spec-
tatissimae legi in monte Loibl.
12. Daphne alpina,
D. floribus sessilibus aggregatis RER
bus, foliis lanceolatis obtusiuseulis, sub»
tus tomentosis. Linn. Spec. pl. p. 418.
| 235
Habitat in alpibus carinthiacis carniolicis. -
Spcimina legi in monte Loibl.
13. Saxifraga arctioides.
S. foliis radicalibus rosulatis carinatis inte-
gris: petalis cuneiformibus erenulatis.
La peeruse,
Habitat in alpibus Salisburgi.
Diefe neue Art hat viele Nehnlichfeit mit S.
caesia L. umnterfcheidet ſich aber durch selbe
Blumen. Herr Ratb Hechenberger fand fie
an Belfen-in Berchtolsgaden.
14. Saxifraga cuneifolia.
5. foliis cuneiformibus obtusissimis repan-
dis, caule nudo paniculato Linn. 1. c.
p- 647. Herb. pl. alpin. Gent. 4.
Habitat in alpibus carinthiacis, in muris
subhumidis montis Loibl,
15. Saxifraga Sedoides,
|
5. foliis aggregatis alternis oppositisque
sublanceolatis, flore pedunculato Linn.
Spec. pl.642. Host. austr. 237.
Habitat in alpibus carinthiaeis. Fl. Iul. Aug,
256
— Linné fagt von diefer Pflanze: Foliis
laevibus,, dagegen führt Here Hoft folgendes
an: Folia pilis albis uti tota planta, petalis
exceptis adspersa. Ich kann hierüber nicht
entfcheiden, weil ich diefe Art nie geſammelt ha⸗
be, aber ich will die Beſchreibung herſezen, welche
Herr Veſt in die botaniſche Zeitung 1803 Nr. 22.
eingerüft bat, indem folche fehr genau ift, da
er die. Pflanze für eine unbefchriebene Art ans
fab, die aber nach neuerer Verſicherung die
gegenwärtige iſt.
“E radice tereti Ailiformi serpente
oriuntur caüules, sub terra serpentes silifor-
mes „filiformes et reliquiis foliorum emer-
tuorum et-foliis emarcidis tedi et terminan-
di cauliculis eredis foliosis subbiuncialibus,
Folia oblongo -lanceolata acutiuscula mollia
pubescentia papyracea sessilia opposita li-
neas quatuor et lin, $ lata in termino cau-
liculi in rosulam conferta. Pedunculi axil-
lares inferae e caule orti subtripartiti, biflori
subnudi eaule longiores. Si bipartitus est,
ramus major in medio gerit folia dua. ‚ Ca-
Iycis Jlaciniae erediusculae triangulares
superae. | #
252
‚16, Säxifraga crustacea Vest.
S. foliis caleareo- maculatis, fadicalibus
aggregätis ligulatis integerrimis, caule
'paniculato folıoso, calycibus glandus
loso -pilosis petalis immaculatis. Vest
in Botan. Zeitung. 1805. nr. 3.
“ Habitat in alpibus noricis. Simillimz
S. Cotyledoni tota obsessa pilis capi-
tatis, pedunculi longi subtriflori folia
radicalia carnosa aggregata basi ciliata
margine non cartilaginea, supra ma-
culis crustaceis talcareis ad 'marginem
abscessa: cauteria linearia cristaceo
serrata, petala obovata alba immacu-
lata staminibus et calyce ——— multo
longiora.l.c. A
Unter dem Namen Saxifraga Cotyledon
Hat Rinne verfchiedene Abarten angegeben, mo?
von Jacquin juerft S. aizoon hat, und neuer?
lich La Peyruse mit S. longifolia getrennt iſt.
Herr Prof. v. Veſt hat nun eine dritte, Die
eben befchriebene S. erustacea aufgejtellt, und
wie ich glaube mit vollem Nechte. Ich babe
dieſe leztere Pflanze an einer Felfenreihe auf dem.
Loibl haufig gefunden, und bemerkt, daR fie in
238
vielen Stüfen, wohin auch, die Sragilität dei
ganzen Pflanze gehoͤrt, von den eben genanns
ten Arten abweicht, und alfo allerdings ale eis
gene Specied aufgenommen zu werden verdient.
17. Silene A
$. caulibus subunifloris, pedunculis lon-
gitudine caulis; foliis glabris, floribus
bermaphroditis femineisque ; petalis
bihdis. Linn: 1. c. p: 708; |
Habitat in subalpinis carinthiaeis, .v. ce
copiose in muris rupibusque montis
Loibl. Iunio:
18. Ärenäria äustriaca.
A. foliis linearibus; ramis eredis, [pe:
" dunculis terminalibus longissimis bi-
nis, petalis obtusis emarginatis. Willd.
spec. pl. p.728- *
Habitat in arenosis subalpinis Carnioliae:
Exemplaria legi in monte Loibl'prope
St. Annam.
ı9. Sedum hispanicum.
8. foliis linearibus tereti- depressis spar- -
sis; cyma patula, floribus hexapetalis.
239 ı
2 Linn. 1. c. p. 766. Hohenwarth Reife i
nach den DOberkärnthifchen Alpen:
Habitat in muris subalpinis Carinthiae,
Specimina legi in monte Loibl et —
pe Heiligenbiut. Tunio.
20. Pädienlaris rosea.
P caule simplici, foliis pinnatis, pinnis
pinnatifidis ‚linearibus aeutis, ‘caly-
cibus hirsutis quinquefidis, corollae
galea obtusa. Willd. Spec, plant, T. III
p- 1I. p. 216. |
Habitat in alpibus carinthiacis RN
Ich habe diefe ſchoͤne Pflanze Ceine Entz
dekung des vortrefihen Wulfen) auf der
Kühnmegeralpe ; dem Wohnorte der Wulfenia
carinthiaca , in Mitterkaͤrnthen, und auf der
Schleiniz in Tyrol gefammelt.
Die Pflanze erreicht die Höhe einer Spam
ne; die Wurzel ift gang einfach, die Blätter
ftehen gegenüber, find gefiedert, zerfchnitten,
und wieder mit ſchmalen fpizigen Einfchnitten
verfehen. Die Blumen bilden am Ende deg
Stengeld eine dichte Aehre, find rofenroth,
und deſſen Helm iſt ſtumpf und zweitheilig.
\
%
/
249
Die Kelche find zottig, und geben mit dem roſen—
farbenen Blumen auf dem erjten Blitk ein deůt⸗
liches Unterſcheidungszeichen.
21. Scrophularia Scopolii.
S. foliis cordatis serratis; serraturis den-
tatis, subtus villosis; inferiora appen-
diculata , caule tetragono villoso, . ra-
cemis terminalibus, pedunculis 'alter-
nis-ramosis. Herb. pl. alpin. Cent. 4ta.
Habitat in alpibus carinthiaeis carnielicis;
copiose in monte.Loibl,
92. Draba mollis.
D. foliis subcarnosis, glabris : radiealibus
petiolatis ovatis denticulafis; caulinis
sessilibuslanceolatis integerrimis, silicu=
lis oblongis rectis. Host. austr. p. 355.
Habitat in montosis subalpinis Carinthiae
Carnioliae. Iunio. |
23. Arabis ovirensis,
A. foliis radicalibus orbieulatis; "caulinis'
subovatis petiolatis, repando -dentatis,
'radice repente. Willd. J. c. p. 54%
Römer. Fl. europaea. |
Habitat in Carinthiae inferioris alpibus
ovirensibus. 4*
34. Tri-
248
24, Trifolium noricum. Wulfen.
T. pubescens ‚‚spicis globösis villosis nu-
tantibus albidis, caule decumbente,
foliolis ovatis integerrimis, dentibus
calycinis coloratis. Herb. viv. pl. alp.
Cent. 4. Sturm, Deutschl. Flora Heft
Mae nie Te
Habitat in alpe Kibberggensi cum Wul-
fenia carinthiaca et aliis plantis raris-
simis Iulio.
25. Ononis rotundifolia. Linn.
: DO. fruticosa,, Fels ovyatis ternatis denta-
tis, calycibus triphyllo - bradteatis, pe-
dunculis subtrifloris. Willd. spec. p.rort.
' Habitat in alpibus tyrolensibus. Specim!na
legi in alpe Kirschbaum prope Lienz.
06. Medilaso carstiensis.
M. pedunculis multifloris legumınibus
cochleatis utrinque compiressis, acu-
. leis subulatis redis, stipulis dentatis,
folıolis ovatis dentatis, caule eredo.
Willd. 1. c. p. 1412.
Habitat in collibus sylvaticis prope Kla-
genfurtum, Iulio.
Hoppe Taſchenb. 1305. >) h
2,42 *
27. Apargia dubia.
A.Scapo unifloro subnudo superne calyce
que hirto foliis lanceolatis basi denta-
tis pilosiusculis pilıs furcatis. Willd.
syst. plant. T. w. p. 1549.
Habitat in alpibus salisburgensibus carin-
thiacisque. Floret Iulio.
Diefe Art findet fich an fteinichten Orten,
auf Belfen. Sie wächft am Untersberge bei der
Schwaigmühler Alpe, und bei Heiligenblut am
Wege nach der Pafterze. Sie halt dag Mittel zwi⸗
fhen Apargia hispida und hastilis, fommt aber
mehr mit lezterer überein, da fie faft glatt ift.
28. Hieracium rupestre. . —
H. scapo unifloro unifolio, cal®te hirto,
foliis lanceolatis, runcinato-dentatis,sub-
pubescentibus, dentibus recurvis,. Willd.
Spec. pl. 1559.
Habitat in alpibus Salisburgi.
‚IH habe diefe Art an den Zelfen vor
dee Alpe Schwaigmühl gefunden; fie kommt
fehr mit Hieracium alpestre Iacg. überein.
243
*
29. Hieracium angustifolium.
H. scapo subtrifloro unifolio hirsuto, fo-
liis lineari -lanceolatis acutis ꝓpilosis.
Willdenow 1. c. p.1565.
“ Habitat in alpibus Salisburgi Carinthiae-
que. Iulio. Aug.
y Diefe Art finder fih auf dem Heiligen:
bluter Tauern, und auf der Paſterze.
30. Carduus ardtioides.
C. foliis decurrentibus profunde pinnatifi-
dis, laciniis sursum dentatis apice spi-
nosis,, margine setaceo ciliatis, calyci-
nis squamis lanceolato - subulatis api.-
ce coloratis incuryatis, Willd. Ic.
—— 6156. |
Habitat in alpibus pratisque ———
Carnioliae Carinthiacque. Dieſe Pflanze
it Cirsium ardioides Scopolii, und
Carduus Centauroides Cent. quartae.
Man findet diefe Art haufig auf den
Wieſen im Bodenthale, und wundert es mich,
daß folhe den Karnthifchen Botanikern unbe
fannt war, da ſie doch Scopoli’s Flora fehr
emſig ſtudieren.
—F
244 ep
Die Mens! wird an zwei Schuh had).
Die Wurzelblatter find. am Grunde gefiedert ;
die Fiedern ftehen wechſelsweiſe, find lanzettfoͤr⸗
ig zwei- und dreifpaltig; die Etengelblatter ge
fiedert, berablaufend; alle am Rande ftachlicht >
fagezähnig und unterfeit etwas wollicht. Der
Stengel ift geflreift, gegen die Spize zu wol⸗
licht, eine bis vier Blüthen tragend. Die Kelch:
blättchen find linienfoͤrmig, die untern fparricht,
Die Blumen roth, mie bei den meiften Arten
geftalter ; die Haarkrone fizend und einfach.
Cnicus salisburgensis.
- C. foliis dentatis ciliatis nudis, caulinis
amplexicaulibus pinnatifidis, radicali-
bus indivisis oblongis, caule sub»
trifloro calycinis squamis ovyato - lanı«
ceolatis adpressis. Willden. 1. c.
P. 1675.
Habitat in pratis humidis Salisburgi.
s2. Cnicus carniolicus.
C. foliis cordatis amplexicaulibus ovato-
oblongis dentatis ciliatis, radicalibus
oblongis obtusis sinuatis ciliatis, flori-
/ v
bus terminalibus subcongestis, calyci-
0.245
bus Inälhresatss ‚ lineari lanceolatis pa-
tulis. Willd. l.. c. .P. 10%
Habitat in Carinthiae Carnioliae pratis
alpinis.
33. Tussilago: sylvestris.
T. scapo subunifloro sübnudo, flore dis-.
coideo, foliis glabris reniformibus le-
viter septemlobis, lobis intermediüs |
tridentatis.. - Willd: 1. c. p. 1967. |
Habitat in montosis sylvaticis subalpinis
Carinthiae Carnioliae.
34. Gnaphaliüm alpınum,
G. caule. non sarmentoso simplicissimo,
foliis radicalibus lanceolatis, floribus
terminalibus aggregatis sessilibus,. ca-
lyeinis squamis interioribus elongatis
_ acutis membranaceis. Willden.- 1. «
“pP. 1883. |
‚Habitat in alpibus Carinthiae Salisburgi.
85 Gnaphalium pusillum.
G. caule herbaceo simplicissimo suberedto
subtrifloro, foliis linearibus acutis, sar-
mentis procumbentibus. Willd. I, «.
23
246
p. 1889. Schk. botaniſches Handbuch,
Tab. 267.
Habitat in Carinthiae Salisburgi alpibus.
Iulio.
56. Serapias Lingua. ?
Bulbis subrotundis, nedarii labio trifido
acuminato glabra, petalis - longiore.
Host. aust. p. 494-
Habitat in pratis paludosis prope Salis-
burgum, |
a7. Carex capitata.
Spica simplici teıminali subrotunda foe-
minea, apice mascula capsulis rostratis,
inflatis. |
Habitat in pratis paludosis Sueviae, prope
Füssen. Majo.
Anmerkung. Der Halm halbrund, ger
furcht, etwa vier Zoll-Iang. Die Blätter Fürzer
und etwas breiter als bei C. pulicaris. Die
Aehre blog an der Spize männlich. Die Kapr
feln geſchnabelt. Narben zwei. Schrank
baierſche Klora. P: 274.
[4
247
38. Betula turfosa,
Foliis serratis utrinque glabris, peduncu-
lis frudiferis simplicibus, squamis
glabris.
Habitat in Bavariae turfosis Majo.
39. Salix praecox,
Foliis ovato lanceolatis serratis coriaceis
petiolatis, supra glabris nitentibus sub-
tus pallidioribus, amentis sessilibus
densissimis, squamis ovatis villosissi-
mis. Bot. Tasch. 1804. p. 58.
Habitat in Salicetis Salısburgi.
— 8 —
x. ve
Botanifhe Bemerkungen
yon |
dem Herausgeber.
\
— — — ⸗——
1. Liopezia itt eine Pflanzengattung der erſten
Klaſſe, die den Namen eines ſpaniſchen Botani⸗
kers Lopez verewigt und in Merico zu Haufe
iſt. Ohngeachtet fie erft vor einigen Jahren
‚nah Europa kam, fo find doch ſchon drei Abbil⸗
dungen von derſelben erſchienen, und ihr eben
fo viele Trivinalnamen, Cein unvermeidliches
Uebel unſerer Zeit) beigelegt worden. Denn die
Lopezia hirsuta Jacq. ift nah Willdenom,
nur Abart von L.. mexicana Iacq, die Cava⸗
nillers Lopezia racemosa nannte. Diefe Lo-
pezia ift von dem Herren Ditertor Schrank
in Rüfjiht der Gattungskennzeichen auferft ge
nau, im der botaniſchen Zeitung ( Jahrgang
1802. nr. 20. &, 1.) befchrieben mworden. Im
Rorbeigehen wundert ih H. ©. über die fehnelle
Berbreitung dieſer Pflanze, da fie fiir den all⸗
1
‚249
täglichen Beobachter nichte habe, mas in die
Augen fiele, und ibe ganzes Anfehen den aller
meisten Wiefenpflanzen viel nachitehbe. Dagegen
ift Herr Prof. Sprengel mehr Gönner diefer
Pflanze. Er fagt von ihr, (Gartenzeitung 1904
&.236) indem er fie unter die Sierpflangen ftellt:
ein ungemein angenehmes Gewaͤchs, deſſen ſchoͤ⸗
ne rothe Blümchen eine fehr sierliche Form
haben.» Ih till über diefe verfchiedenen Meis
nungen nicht richten, denn auch bier wird es
heißen müffen: de gustibus non est disputan-
dum , aber doch Fonnten wohl meine Erfahrun®
‚gen diefe verfchiedenen Meinungen rechtfertigen.
Sch faete die Saamen von Lopezia im Frauͤh⸗
jahre ing Land; die Saamen gingen bald auf,
machten kaum Schuhhohe einfäche Stengel, blaͤ⸗
beten und verderreten, ohne eben fehone Ge -
wachfe gemefen zu feyn. Sch hatte aber auch
im Merz einige Saamen in Blumentöpfe gefaet,
die im Glashauſe fanden; aus »iefen wurden
im Mai die Pflanzen mit der notbigen Vorſicht
in die Erde gebracht. Diefe Pflanzen wuchſen
ſehr geſchwind und hoch heran, ſo daß ich um
Plaz zu machen alle bis auf zwei ausreiſſen
mußte. Der October kam heran, und noch
bluͤheten dieſe Pflanzen nicht. Ich verſezte alſo
Y
250
abermahlg eine Pflanze im einen Blumentopf,
und brachte fie wieder in das Glashaus. Hier
hat fie jest Cim December) über zwei Fuß Höhe
erreicht , treibt zo Aeſte, und alle Aeſte blühen.
Diefe Pfianze, muß ich bekennen, nimmt. fich
ſehr ſchoͤn aus.
2. Circaea, flora danica Tab. 20. Wird
don den Botanifern in Deutſchland als Circaea
alpina citirt, Tab. 256 in demfelben Werfe als
Circaea lutetiana. Der Englandee Smith
verfährt umgekehrt, und gibt die erfte Abbil-
dung fir C. lutetiana, leztere für C. alpina
aus; wer mag wohl Recht haben ?
3. Bei Circaca intermedia Ehrh. fagt
Hoffmann, welcher die natürlichen Exemplare
vor fih bafte, magnitudine a sequenti (Cir-
caea alpinı) differt. Aber die bloße Größe
gibt ja. bei den Pflanzenarten Fein wahres Un:
terfcheidungszeichen ab. Ueberhaupt feheint es,
daß Circaca alpina, welche nirgends auf hoben
Alpen, fondern nur höchftens in der Waldregion
in subalpinis und auch in Waldern des flachen
Deutfchlands wacht, von C. intermedia nicht
weſentlich nerfchieden ſeye.
251
4. Salvia verticillate. In den Spec.
plantarum wird eine Abart, unter den, Syno-
nimis: Horminum sylvestre hirsutum, Gap-
sanae folio, flore caesio, Barr. icon. 199. und
Horminum folio rapi, Buxb. Cent. V. app.
43. f.23. angeführt. Aber dies fcheint mir Feine
Abart, fondern die wahre Pflanze felbft zu feyn,
denn die Wurzelblaͤtter diefer Pflanze, nehmen
im Alter am Grunde tiefere Einfehnitte am,
wodurch folche filia Lapsanae oder Rapi
entitehen.
5. Veronica urticaefolia ift eine planta
ex regionibus subalpinis sylvaticis, die auch
in botanifchen Garten, im fieien Lande, over,
wie man bier fpricht, im Ealten Boden, guf
fortfommt.
Es ift gar Fein übler Gedanke, die Trivial
Benennungen einiger Pflanzen, von den Blättern
anderer Gewachfe zu entlehnen, die gemein und
befannt find, 5. 3. Urtica, Hedera, Serpil-
lum, meil fie gleich, bei Augfprehueg der Na:
men auf die Blattform hindeuten, und zu Wer:
gleihungen führen. Uber hat man denn feine
Regeln, nach melchen diefe aus zwei nominibus
Ppropriis beftehenden Namen in dem eriten Worte
x
252
geendigt werden, und mare die Endigung gleich⸗
guͤltig, ſollte man dann nicht mit mehr Ueber:
einſtimmung zu Werke gehen? Verorica hede-
raefolia fchreibt Hoffmann: in Deutſchlands
*lora; Veronica hederifolia fchreibt !inne:
Veronita urticaelolia ſteht in Linné's Spec.
plantatum; ebendaſelbſt findet man aber auch
Salvia urticifolia. Eine eigene, Bewandniß
| DENN es mit dem Namen quercifolia zu haben. ı
4
ophorum — Roth., (das im
botaniſchen Taſchenbuch für 1200 S. 106 be
ſchriebene, und in Sturms Flora, zehntes Heft
abgebildete Eriophorum triquetrum) foll nach
Here Roth und Dietrich auf den Salzbur⸗
Sifchen Alpen wachfen; wo ftehet das gefchrieben?:
7. Eriophorum Scheuchzeri waͤchſt nach.
Dietrichs Pericon bei Regensburg. Bei fol:
“chen Gelegenheiten faste Here Ehrhart, wie
ehehin die Nürnberger: mit Richten!
er 2» Das bisher in Deutfchland unter dem
en Sylvestre Pollich bekannte Galium
heißt nun ‚in den Linneiſchen spec. plant,
Galium Bocconi, Allion. ped. nr. 24. Herr
Mönch aber citirt bei der Pollichiſchen Player
—
| 2868
Galium tennifolium, Allion. pedem. nr.93.
Her Kecht hat, mögen die Deriser von A llions
Be entſcheiden. | A
o. Het Schweigger — in ſeiner
Flora Erlangensis ein Galium glabrum auf;
aber es exiſtirt ſchon eine Pflanze diefes Nas
mens, vom Vorgebuͤrge der guten Hofnung. *
10. Viola tricolor und arvensis gibt
Herr Mönch als perennirend anz fie find aber
nur einjahrig.
ı1r. Campanula pyramidalis iſt feine
planta PER: fordern biennis.
12 Datu: id, fastuosa iſt nach Herrn
Mon gr eine perennirende lange, die im Warıns
Haufe überwintert wird; - andere Schriftſteller
geben ſie als Sommergewaͤchs an. Bei uns
hat ſich ſolche im botaniſchen Garten wie eine
einjaͤhrige Pflanze erhalten.
13. Mirabilis, Eine bekannte fehe ſchoͤne
Pflanzengattung, die. drei Arten in’ fich faßt,
welche in Deutſchlands Garten haufig als Zier⸗
pflanzen gezogen werden, nemlich: wnirabilis
dichotoma, longiſlora und Lalappa. Auf fok
254 |
gende Art kann man fehr fchöne Pflanzen ers
halten. Dan fülle im Merz einen Eleinen Blu:
mentopf mit guter Erde, ſteke einen Zoll tief den
Saamen hinein, und bringe den Topf in die Wäre
me. Die Pflanze mird zum Vorfchein kommen,
und zu der Zeit, da fie der Nachtfröfte wegen
ind Land verſezt merden Fann, einen Ringer
lang feyn. Dean verfese fie nun, mit der Bor:
ficht, daß man den Scherben umfehrt, die Erde
- famt der Pflanze heraus nimmt, und an eine
fonnichte Stelle im Garten bringe. Bid im
Auguſt wird die Pflanze faft drei Schuh hoch
ſeyn und viele hundert Blumen anfgen.
Eind nun diefe Pflanzen einjahrig, wie
man gewöhnlich glaubt, und wie aus der erzaͤhl—
ten Lebensperiode zu erheilen fcheint, oder find
fie perennivend, wie viele Schriftſteller ange:
ben? Man Fonnte vielleicht beive Fragen ber
jaben. Die im Frühjahr gefäete Pflanze bluͤhet
im Sommer und ſtirbt im Herbſt ab: die
Wurzel verfault in der Erde wahrend dem Wins
er, und die Einjahrigfeit ift bewiefen. Aber,
man grabe die Wurzel im Herbite aus, bewah⸗
re fie im trofenen Sande,. bringe fie im Fruͤh—
jahr wieder unter die Erde, und die Pflanze
255
fommt zum Vorſchein, und bringt reichliche
Früchte. Ein unbezweifelter Beweis des Aus⸗
dauernd. |
Die Betrachtung der eben genannten drei
Arten von Mirabilis gibt ung Bemeife, tie
fehr die bisherigen Charactere der Pflanzen
noch unbeftimmt find. Here Willdenomw hat
fiir nothig gefunden, die Kennzeichen von M.
Ialappa und longiflora zu verbeffern. Warum
ift nicht auch dag nehmliche mit M. dichotomä
gefchehen? Wenn fich diefe Pflanze hinlänglich
durch flores solitarios unterfcheidet, fo bedur:
fen wir die Befchaffenheit der Blatter nicht zu
wiffen, aber Herr Mönch. legt ebenfalls der
Mirabilis dichotoma flores congestos bei.
Nun fiehen in unferm botanifchen Garten drei
"PB langen, davon fich eine als M. longiflora
durch die langen Blüthen Tegitimirt. Die an—
dern beiden kommen sin allen Stufen überein,
aber die Farbe der Blumen iſt verfchieden, die
eine iſt roth, die andere weiß. Beide find wahr
fheinlih M. Ialappa, aber die verfHiedenen
oben angegebenen Beltimmungen werden immer
noch Zweifel übrig laſſen.
256
14. Atliamanta pubescens Retz. ift nadj
Herr Mönch eine niedrige Abart von A. Li-
banotis Linn. Mir ift diefe Angabe fehr wahr:
fcheinlich, denn ich fand bei Heiligenblut eine
niedrige Dolde, die mir unbekannt war, und
in. welcher ich Seseli montanum, oder eine
andere dergleichen Dolde zu finden hofte. Sch
ging fehon ans Ausgraben, fahe mich aber zu:
gleich nach mehrern Eremplaren um, fand, daß
e bie und da größer, und fogar zwei Schub
hoch waren, erkannte endlich die gemeine A. Li-
banotis, und ging betrubt von dannen.
15. Erica earnea Linn. (herbacea Jacq.) |
wird nah allen Pflanzencatalogen, im Glas
baufe, Crigidarium) übermwintert. Es geſchieht
dies wahrfiheinlich, um diefen Zierſtrauch, mel:
her am natürlichen Standorte im Merz bluͤhet,
mitten im Winter in voller Bluͤthe zu haben,
da er ſich denn auch ſehr gut ausnimmt. Uebri⸗
gens aber fhalt er ſehr Mahrfheinlich in ganz
Deutfchland die freie Winterkalte aug, indent
er in hiefiger Gegend ungemein haufig in Berg:
waldern vorkommt.
16. Stellera Passerina wird vom Herrn
Moͤnch als ein Strauch angegeben, welcher im
Glas⸗
257
Glashauſe übermintert werden muß. Dies ift
ohne Zweifel ein Irrthum, denn diefe Pflanze
iſt nur einjahrig, und bedarf um fo weniger
überwintert zu werden, da fie mitten in Deutfch?
land wild wagit.
17. Saxifraga umbrosa Linn. und Saxi-
fraga cuneifolia Scop. find nach Herrn Mönch
einerlei Gewächfe, welches” ſehr mwahrfcheinlich
ift. Dielleicht ift davon auch Saxifraga hirsuta,
die Herr Willdenom zwifchen beiden in die
Mitte ftellt, nicht verfchieden. Arenaria media
wachft nah Herrn Willdeno w in England
und ift ein Sommergewaͤchs. Herr Smith
führe diefe Art in der Flora britann. als
Parietat von A. marina an. Herr Mönd
welcher die A. media umftandlich Befchreibt,
gibt fie als eine perennirende Pflanze an, die
im Glashaufe überwintert wird. Was hat es
wohl eigentlich für eine Bewandniß mit diefer
Pflanze?
18. Saxifraga burseriana führt in dem
Linneiſchen Spec. plantarum folgenden Cha;
racter: foliis aggregatis imbricatis trique-
tris subulatis laeyibus, caule subnudo uni-
floro. Herr Dr. Hoft hat in feiner Flora
Hoppe Taſchenb. 1505- ER
259
austriaca dieſe Definition beibehalten, aber das
Wort triquetris, ausgelaſſen. Herr Prof. Dr.
don Weſt in Klagenfurt behauptet in der bota—
tifchen Zeitung 1304 S. 96. daß die Blätter
nicht triquetra, fondern plana carinata feyen.
La peyrouse gibt in feiner Monographie über
die in den Pyreneen einheimifchen Gteinbrechars
ten, von Saxifraga burseriana folgenden Cha:
rakter: foliis rosulatis imbricatis triquetris,
spinoso ciliatis: floribus fastigiatis: petalis
crispo-reflexis. Bon einem Manne, der mit
altem Fleiße eine Monographie bearbeitet, ſollte
man doch twohl Feine Unrichtigfeiten vermuthen;
wir wollen fehen! Sch habe die Saxifraga bur-
seriana an der memlichen eigenthümlichen Gtelle,
wo Burfer fie zuerft entdefte Cauf dem Rad⸗—
ftadter, Tauern), gefammelt, und folche jezt vor
‚mir liegen, fie bat aber feine folia triquetra,
fondern plana, carinata, feine folia spinoso-
ciliata, fondern nuda, feine Flores fastigiatos
fondern immer pedunculos unifloros feine pe-
tala crispo-reflexa, fondern plana, reda,
Unmdglich kann La Peyrouse’s. Pflanze Saxi-
fraga burferiana feyn, fondern eg tft wahrfchein?
lich die Varietas caulibus quinquefloris , flo-
xibus fastigiatis, die Wandelle auf dem Berge
„259
Ganze in Italien entdekt hat, und die eine eige:
ne Epecied ausmacht.
19. Lavendula multiäda ift nach Herrn
Mönch im freien Lande ein Sommergewäaͤchs,
im Glashauſe aber eine perennirende Pflanze.
Herr Willdenow gibt ſie als einen Strauch
an. Meine Erfahrung beſtaͤtigt Herrn Moͤnchs
Angabe vollkommen, und iſt ein Beweis, wie
ſehr Behandlungsart auf die Dauer der Pflans
sen Einfluß hat. |
20. Herr Prof. Hoffmann haf in der
neueſten Flora german. nur ein einziges Marru-
bium, nemlich vulgare- Ich wuͤnſchte alfo ſehr,
zu wiſſen, was das fuͤr eine Art ſey, die
von Herrn von Leyſſer und von Herrn Dr.
Schwaͤgrichen auf dem Kirchhofe zu Erde⸗
born geſammelt wurde.
21. Dracocephalum thymiflorum gibt
Herr Mönch als perennirend an; es ift aber
ein Sommergewaͤchs.
«3. Dracocephalum canescens ift nach
Willdenow und Dietrich ein Eommerge
waͤchs, nach Herrn Mönch aber perennirend;
Iezterer hat recht, denn die Pflanze dauert in hie,
figem Garten, im freien Lande, aus, |
N 2
260
23. Anftatt Digitalis Winterli Roth. hat
Herr Dietrich, (Lericonsız) immer Digitalis
lanata Ehrh. erhalten. Dies ift fehr natürlich,
denn die eritere Pflanze ift von lesterer nicht ein:
mal eine Varietaͤt, wie Roth glaubt, fondern
eine und diefelbe Pflanze.
24. Thlaspi saxatile ift nach Herren
- Mönch yerennirend, nah Herrn Willde:
nom einjahrigz in dem hiefigen botanifchen Gar;
ten hat diefe Pflanze im erften Sabre“ reifen
Saamen getragen und ift ganz ausgegangen.
25. Thlaspi campestre ift nach einigen
EHriftitellern einjabrig, nach andern zweijahrig.
Die Wahrheit ift auf Seite der lestern.
26. Geranium striatum ift nicht einjah-
rig, wie Herr Mönch glaubt, fondern per:
ennirend.
27. Trifolium rubens wird von Herrn
Mönch als eine jahrige Pflanze angegeben.
Sin unfern Gegenden iſt fie perennirend.
28. Der, von’mir auf dem Benftedter
Vogelsberge bei Halle gefammelte Aster acris
261
Jeeysseri, möchte wohl Aster alpinus Linn. -
ſeyn.
29. Bei Satyrium albidum ſagt Hoff⸗
mann: odor fragrans Heliotrop. peruviani,
aber diefe Bemerkung gehort zu Satyrıum ni»
srum, und kann auch füglich zu Orchis odo-
ratissima gefest werden.
50. “Warum, ſagt Herr von Hohen warth,
zieht man Orchis odoratissima nicht in Gärs
ten, wo es doch leicht fortkommen duͤrfte, da
es kein Alpengewaͤchs iſt; beſonders da es noch
Niemanden gelingen mollte‘, dag Satyrıum ni-
grum zu einem Öartengewachfe zu machen? „
Ich glaube, daß beide Pflanzen fehr guf im
Garten fortkommen, da ich es aus Erfahrung
von Ophrys Loeselii, Monorchis und Mono-
phyllos, von Satyrium. viride, von Orchis
conopsea, militaris und ustulata , überzeugt
bin; aber man kann jene Gewaͤchſe im frifchen
Zuftande nicht fo leicht habhaft werden, als die
Herren Botaniker in Kaͤrnthen.
31. Equisetum eburneum Roth, und
E. Telmateia Ehrh, find eine and dieſel⸗
R 5
262
be Epecies , und bedürfen alfo nicht des Ueber:
sehens von einem ing andere.
32. Osmunda Lunaria £. &, ift aller»
dings eine eigene Species und fehlt in Hoff
mann’! und Roth's Floren von Deutfohland.
Vergl. Botrychium rutaccum $wartz.
33. Bei Asplenium viride ſagt Roth:
adeo
simillimum antecedenti,
(Asplenio
Trichomani) ut vix, ac ne vix quidem cha-
racteres specifici constantes erui queant.
Ich glaube folgende Differenzen find deuts
lich, und beftandig:
Asplenium viride
pinnis petiolatis inci-
so-crenatis, rhombeo-
subrotundis basitrun-
catis; frudificationi-
bus in maculis sparsis
mox confluentibus di-
gestis; involucro ob-
soleto; stipite basi
fusco utrinque canali-
culato.
Asplenium Tricho-
manes pinnis secssili-
bus obsolete crenatis,
obovatis basi subtrun-
catıs; frudificationi-
bus in lineolis paral-
lelis digestis; invo-
lucro manifesto persi-
stenteque; stipite fus-
co hinc canaliculato
inde convexo.
262
34. Athyrium fontanum Roth. wacht
nicht in Deutſchland und muß alfo in veffen
Flora ausgeſtrichen werden.
35. Athyrium Halleri Roth. führt Herr
Swarz als zweifelhaft auf, aber die Pflanze
ift ſehr beſtimmt, nemlich A. fontanum R.,
Polypodium fontanum Linn,
— —— -
264
— — — — — — —
xt.
Botaniſche Literatur.
1. Don Herrn Sturm's Deutfhlandg
Flora in Abbildungen nach der Ratur
mit Befchreibungen, find nun dag funfzehnte bis
achtzehnte Heft erſchienen, und die Liebhaber
deutſcher Gewaͤchſe werden ſich uͤber dieſe Arbeit
freuen. Das funfzehnte und ſechzehnte Heft
enthalten eine vollſtaͤndige Darſtellung aller
deutſchen Kleearten, und fuͤhren deswegen auch
einen eigenen folgenden Titel:
Die Kleearten Deutſchlands in Abbil—
dungen von Jacob Sturm, u. ſ. w.
Mit Beſchreibungen von dem Herrn
Geheimen Hofrath und Praͤſidenten
von Schreber, Herrn D. und Prof.
Hoppe und dem Herausgeber.
Hier findet man zwei und dreiſig Arten
von Klee, (Tritolium) vorgeſtellt, die in
265°
Deutfchland zu Haufe find. Mehrere Arten z.B.
Tr. pollescens Schreb. Tr. badium Schreb.
Tr. campestre Schreb. Tr. patens Schreb,
Tr. norieum Wulf. find bier zum eritenmahle
aufgeführt, und geben dem Liebhaber deutfcher
Gemächfe die unbesweifelte Hoffnung, daß in feiz
nem Daterlande noch mancher vegetabilifcher
Einwohner unbekannt haufet, aber ein Mann,
von fo großer Einfiht, wie Here von Schres
ber, erfordert mwerde, um fie zu bemerfen.
Möchte doch diefer verdiente Mann öfters von
feinen zabfreichen Entdekungen etwas befannt
machen! Es wird ja ohne Smweifel auch von
ven gegenwartig lebenden Bstanifern mit dem
Icbhafteiten Beifall aufgenonimen werden, warum
folften bloß die Nachfommen allein die uner:
reichbaren Verdienſte dieſes unfterblichen Bor
tanifers bewundern? Das ſiebenzehnte und acht⸗
zehnte Heft enthalten wieder manche ſchoͤne offi⸗ |
cinelle Pflanze und die. vorzüglichiten dubiofen
Arten von Potentilla, nemlich Potentilla ar-
gentea, verna, Brauniana, Salisburgensis,
opaca. Möchte doch Herr Sturm ang fer
266
ner, fo viel an ihm ut, mit Pflanzenabbildun—
gen reichlich befchenfen , da ja feiner Arbeit
nichts gleich Eummt ! L
2. Die Regensburgiſche botanifche Zeiz
tung wird auch in diefem Jahre ununterbro:
chen fortgefest und find die Beftellungen in allen
Buchhandlungen zu machen. |
3. Das Herbarium vivum plantarum
rariorum praesertim alpinarum fcheint zwar
mit der vierten Centurie gefchloffen zu werden;
da aber die botanifche Geſellſchaft num einen
eigenen botanifhen Garten erhalten hat, fo
werden die Mitglieder derſelben mit Pflanzen
einlegen fortfahren, und folhe an Liebhaber
überlaffen, welche fich deswegen an den Her:
ausgeber su wenden haben.
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