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Full text of "Botanisches Taschenbuch fr die Anfñger dieser Wissenschaft und der Apothekerkunst"

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Botaniſches 


Taſdenbuch 


fuͤr die 
Anfaͤnger dieſer Wiſſenſchaft und 
der Apothekerkunſt, 


auf das Jahr 1804. 
LHRARY 
NEW Yan 
BOTANIGAL 
Herausgegeben VARBEN. 


von 


Dr. David Heinrich Hoppe, 


Profeſſor der Botanik, und Direktor des botanischen 
Gartens in Regensburg, der Hallifchen und Zürchis 
‚schen naturforfchenden, der Regensbirgifchen botani⸗ 
ſchen, ver Goͤttingiſchen phyſikaliſchen und phy⸗ 
tographiſchen, der Jenaiſchen mineralogi⸗ 
ſchen Geſellſchaft Mitgliedes. 








Negensburg, 
in der Montag = und Weißziſchen Buchhandlung. 


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LISH ART 
BRW WORK 
BOTAMICAL 

HARHRU 


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Seite 
1. Wenerkungen über eine dubiöfe Binfen- 
geagart. Vom Hrn. Pater Prior R. 
Schmidt in Weltenburg- T: 
II. Einige Bemerfungen, den Acker⸗ und Hriens 
talifchen Senf betreffem. Boni Hru. 
Neuber in Schwerin. 17. 
UI. Vermiſchte Hemerkungen über die Laub: 
moofe. Vom Hrn. Crome in Schwertu. 26. 
IV. Jrachträge zur Flora'von Salzburg. Vom 
Hrn. Eooverator Leopold Michl in Wa⸗ 


ging. 29» 
V. Uebrr einige Weidenarten. Von dem Her⸗ 
Sur ausgeber. 50. 


VL Botanifche Ausflüge in Die Rhetiſchen Als 

— = pen. Voni Hrn: Vieepraͤſidenten Grafen 
— v. Sternberg. 65. 
er) 


VII. Ueber Die terminologifchen Ausdruͤcke bei 


Snbalt 


- 


den Laubmoſen. Dom Hrn. Erome 
in Echtoetin. 

VII. Verzeichniß der feltenfien um Regensburg 
mwachfenden Pflanzen. Vom Hrn. Prof. 
Düval. 

IX. Bemerkungen über die son den Mitglies 
dern der botanischen Gefellichaft.aus Trans 
quebar erhaltenen Pflanzen. Vom Hrn. 
Grafen v. Sternberg. 

x. Auszug aus der Rede des Hrn. €. ©. £. 
Reinwardt: de Ardore, quo kistori.e 
taturalis, et inprimis Botanices cultores, 


in sua studia ferantur. Vom Hrn. H 


8. ©. v. Braune 
XL Botaniſche Literatur. 
XI. Vermiſchte Nachrichten: 


— ⸗ 


Seite 


130. 


151. 


S 

Bemerkungen über eine dubisfe Bin— 
ſengrasart. Vom Heren Pater Prior 
R. Schmidt in Weltenburg. 


— 





Differentia specifica. 
Seirpus culmo subtriquetro nudo; spicu- 
lis lateralibus subsessilibus pedunculatisque; 
glumis calyeinis corollisgue apice emargina- 
tis, ciliatis; pistillo profunde, bifido,; culmi 
mucrone recto, panicula duplo longiore, 

Hab. äd ripas limosas Danubii prope 
Nienheim et Neustadt. 
Flor. Jul. — Septemb. 2: 


Sem. mat. Octobr, 


Befhreibung 
Die Wurzel Eriecht ohngefähe 4 Fuß tief 
unter dem fogenannten Donauleften; iſt ges 
| 4 


2 — 


— gliedert, gelblicht roſtfarben, von der Dicke 
eines mittleren Gaͤnſekieles, und wird von 
ſehr dünnen, gleichfaxdigen und. fcheidenar- 
tigen Schuppen, bie beinahe fo lang, alg 
die Glieder find, bekleidet: die Gelenke 
der Glieder find dunkelbraun. 


Die. geltarinen Halme fommen ein 
zeln in ungleichen Entfernungen zwifchen 3 
bis 5 Gliedern aus der Wurzel hervor, und 
erreichen eine Höhe von 3 bis 4 Fuß. Um 
Grunde, fo weir fie in den Scheiden ſtecken, 
find fie ſtumpfkaͤntig; weiter aufwaͤrts wer» 
den ihre Kanten faſt ſchneidend. Die Fiaͤ— 
‚hen find eben, und nur bei Individuen 
ſtaͤrkeren Wuchfeg deutlich ausgehöhlt, aber 
kaum geſtreift. 


Scheiden (am Grunde des Halmes) 


find gewoͤhnlich nur drei zugegen, wovon 


die oberſte nicht ſelten in ein kurzes, auch 
wohl 2 big 3 Zoll langes, und ı big 2 li, 
nien breiteg Blatt fih endiget, dag an der 
inneren Seite, mit welcher es an den Halm 
anzırliegen pflegt, ein marfigeg, zelliged An» 
fehen, und auf der äußren Seite einen flarf 

‚erhabenen Kiel hat: es läuft allmaͤhlich in 
| - 


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—* 3 


eine dicklichte, dreieckige Spitze zu, und er⸗ 
reicht, mit Einſchluß der Scheide, nicht fel- 
ten eine Länge vo 10 bis ı2 Zoll. — 
Scheide, Blatt und Halm find durchgehends 
fehr glatt. 


di | ra 

Die Blüthenrifpe Fommt aus der 
Seite des Halmes, zwei big drei Zoll unter 
‚der Spige defjeiben, herver, und wird von 
nichts weniger, als einem foͤrmlichen Blatte, 
gefiügt. — Es finder fi zwar am Fuße 
derfelben ein blattähnlicheg, mit einem ſtar—⸗ 
fen Kiele verfcheneg, bald ganz hautigeg, 
bald nur am Kiele grüngefärbtes, ı bis 4 
‚Linien langes Deckblaͤctchen: wer wird eg 
aber. wagen, dieſes ohne weiters für ein 
wahres Dlatt anzufehen, oder wohl gar 
dafür auszugeben. 


Die Aehrchen der Riſpe fisen an eis 
nigen Individuen. zumweilen jeher. gedrängt, 
fnaulförmig und faft ſtiellos beiſammen; an 
den meiften aber find fie geftielt, und die 
Stiele von verfchiedener Fänge, wie bet 
Seirpus lacustris, $. maritimus u. dergl. nt. 
Eben ſo verfchieden ift auch die Anzahl der 
Aehrchen auf der Spige der Stiele; fie kom— 

| 2 | | 


4 —XRX 

men einzeln, und auch zu 8 vor; am ges 
woͤhnlichſten 3 big 5: fie fichen allemal in 
fehr gedrängten Häupfkhen. Ihre Farbe ift 
ein Nothbraun, dag dunkler in der Jugend, 
im Alter aber bläffer wird: ihr Umriß ey 
förmig, fid) nie in die Länge ziehend. 


Die Aehrchenſtiele gehen einzeln 
und paarweiſe aus flumpfen, Furzen bäutis 
gen Hüllchen hervor; fie find rinnenfsrmig, 
am Nande rauh, und flehen in ihrer Jugend 
aufrecht, im Alter Frümmen fie fich etwas 
zurücke, 


Kelch md Blüthenlappen find 
einander ſehr ähnlih: die Kelche aber: find 
unfruchtbar. Die Blüthenlappen liegen dach— 
ziegelförmig uͤber einander; fie find braun, 
am Rande bleich, häutig, gefranzt (die 
Franzen gegliedert), an der Spitze ſtumpf 
ausgerandet und eyförmig: über dem Eins 
fepnitt der Spige ragt die grüne Mittrlrip- 
pe, gleich einer kurzen, dicken Granne, wie 
bei Scirp. maritimus , etwas hervor. 


Die Staubfäden find Fury, weiß 
und flach gedrückt: die Beutel gelb, und 


haben einen weißen, durchfichtigen, in eine 
ftumpfe Spige auslaufenden, und mit Fur 
zen Zaͤhnchen befegten Anſatz. Sie ſtehen 
ganz uͤber die Bluͤthenklappen hervor: ihre 
Faͤden aber liegen innerhalb derſelben vers 
borgen. 


Die Stempel ſind weiß, und ſehr 
tief zweitheilig, ſo, daß die Bluͤthchen 
zweiweibig zu ſein ſcheinen. 


Die Saamenkoͤrner fſind roſtfarbig, 
glänzend, verkehrt⸗ eyfoͤrmig, mit einer Fur> 
zen, fiumpfen Spitze, zuſammengedruͤckt, auf 
der inneren Geite etwas flach, auf ber 
äußeren mehr gewoͤlbt, aber nicht dreifan- 
tig, am ande nicht fcharf, fondern zuges 
rundet, und an ihrer Bafig von vier weißen 
Borften umgeben, welche beiderſeits am 
ande abwärts ftehende Hafen, und etwas 
über die Länge der Fruchtfnoten haben. Sie 
gleichen ganz den Borften deg Sc. maritimus, 
welche uns Hr. Sturm in Deutfchlende 
Flora, I Abtheil. 13. Heft, vor Kurzem 
‚abgebildet hat. 


Die Blüthezeit dieſer Binſe dauert 
vom Julius bis zum Oktober hin. Gegen 


6 — 


das Ende des Septembers kann man noch 
Exemplarien finden, die nicht einmal zu 
blühen angefangen haben, oder die in ber 
nemlichen Riſpe fchon veifenden Saamen, 
und noch blühende hi — 


Ich habe meine Binſe mit den Beſchrei⸗ 
bungen des Scirpus triqueter, und des 
S. mucronatus L. verſchiedener Schriftſteller, 
und beſonders mit der muͤhſamen Diagnoſe, 
die uns voriges Jahr Herr von Braune aus 
Salzburg, in Nro 22 der Botaniſchen Zei⸗ 
tung, ©. 346 — 351, gegeben, mehrmal 
verglichen, aber niemal befriedigt werden 
Fönnen. Sie hat Aehnlichkeit mit dem S. 
triqueter L.; allein 1) die fiharfen Ecken 
(anguli acuti) des Halmes, welche Hr. 
Roth *) deutlich genug als angulos ob— 
wusos angiebt, ſcheinen fie wieder von ſel— 
bem zu trennen. 2) Den Seiten deg Hal. 
meg kann die Aushoͤhlung nicht fo ganz ab- 
gefprochen Be ı wodurch fie fih dem 8. 


run 


mucronatus ***) nähert, bejonders wenn bie | 


*) Tent. flor. Germ. TI. p. 9. 
*, Willden, Spec. Plant. 'Tom. I. p. 303. 


u — * 


Pflanze ſtark und vollkommen ausgewachſen 
vorkoͤmmt; und 3) endlich duͤrften vielleicht 
auch die Umriſſe der Bluͤthenklappen fie, 
von Sc. triqueter unterſcheiden, welche 
Roth (c) corollas acuminatas, 
und Pollich #) in der Beſchreibung ſeines 
S. mucronatus, den die Schriftſteller mit S. 
triqueter L. für eine und ‚ebendtefelbe Pflanze 
halten, squamas obtusas ovatas nen— 
net, ohne eine Silbe von der Yusrandung 
zu melden, welche meiner Pflanze fo gewiß 
eigen if. 


Sollte fie vielleicht wirklich ein S. mu- 
cronatus L. fein, mit dem fie einigermaßen 
bie latera excavata, oder was eines 
it, Die angulos compressos gemein 
zu haben f scheint ? — Ich fann das um 
jo weniger glauben, jemehr fie in anderen 
Etüden, vermöge- der vor mir liegenden 
Beſchreibungen, von ſelbem wieder abwei⸗ 
chet: denn es fehlen ihr 


«) die in ein Haͤutchen zuſammengeknaul⸗ 
ten ffiellofen Bluͤthchen. 


—— 


*) Hist. Plaut. I. 44. rl” 


9 — 


B) Die horizontalabſtehende Spike des 
Halmes, die/bei meiner Pflanze immer ganz 
gerade aufrecht ſteht. 


n) Der breifantige, bleich» oder gelb« 
grüne Saame *), nnd endlich 


8) ber dreitheilige Stempel **), 
den ich aber auch an S. triqueter vermuthe. 


Und eben biefer Stempel ift eg, ber 
mich vorzüglich auf meine Pflanze aufmerk⸗ 
fam machte, da ich ihn an felber fo ſtand— 
haft zweitheilig finde, daß ich unter 
mehreren hundert Bluͤthen, die ich untere 
fucht hatte, micht ein einziges bemerfen 
fonnte, daß einen breitheiligen Stem⸗ 
pel gehabt haͤtte. 


Wenn es nun Regel bei den Binfen ***) 
ift, einen dreitheiligen Stempel zu haben, 





) Scheuchzer. Agrost. 405, Tab, 9. Fig. 14, 
*) Scheuchzer. lc. 


e⸗) Wetterauer Flora, L ©. 40. 


—— | 9 


und wenn Ausnahmen von diefer Negel al» 
lemal richtig angemerkt werden, wie 
bei den Sc. paiustris, Sc. ovatus, Sc. 
fluitans etc. gefchehen ift *), deren Griffel 
gweitheilig vorfömmt; ımd wenn Sc. 
triqueter und Sc mucronatus nicht mit in 
diefe Ausnahme gehören, fordern ſtets mit 
einem dreifheiligen Stempel vorkommen : 
wag kann ic) von meiner Pflanze anders 
denfen, als daß fie eine nicht unbedeutende 
Spielart von einer der beiden eben genann— 
ten Binfenarten, oder wohl gar eine eigene 
neue Species fein dürfte? 


Keines von beiden will ich Gehaupfen, 
ohngeachtet mich der fo ſtandhaft zwei» 
theilige Stempel fürs leßtere beſtimmt, fon- 
dern mir blog die gefallige Meinung der 
Botaniker hierüber ausbitten, die mich ge— 
wiß nicht irre führen wird. Bis dahin 
follte einsmweilen diefe Binfe alg ein Scir- 
pus intermedius in meinee Weltenburger 
Flora vorgemerkt und eingelegt werden. 


’ 





*) Hoffmanns Deutschlands Flora, II. Jahrgang, 
5. 21022 29. 


10 — 
Nachſchrift von dem Herausgeber. 


Ueber bie beiden Halbgraͤſer Scirpus 
triqueter und Sc, mucronarus find unter den 
Botanikern mehrere Irrthuͤmer und verfchies 
dene Meinungen entfianden, die hauptſaͤch— 
lich aus einer unvollfommenen Befchreibung, 
falfchen Cıtaten und Synonymien, ihren Urs 
fprung gengmmen zu haben fcheinen. In 
der Botanifchen Zeitung (1802 Nro 20) ge 
ſchahe deswegen von einem Ungenannten eine 
Anfrage und Bitte über Belehrung, Dieſem 
zu Folge gab Hr. von Braune in Salzburg 
mehrere Notizen zur Aufklärung diefer beiden 
Gewaͤchſe, und Hr. Hauptmann von Aman 
in Salzburg fertigte eine fchöne Abbildung : 
von denfeisen, die naͤchſtens —* Botanikern 
vorgelegt werden biirften al Pater Prior 
NR. Schmidt glaubt die bisherigen Irrungen 
darin zu finden, daß eigentlich) drei Pflanzen 
erifiieren, welche in ihren Bildungen mei- 
ſtens übereinfommen, bisher aber nur für 
zwei Arten nbälcen, wurden. Es ift in. 
dieſer Ruͤckſicht die vorfiehende genaue 
Beſchreibung von entfchiedenen Intereſſe, 
und verdient die Aufmerkiamfeit der Bo— 
taniker. 


—— it: or 


Zu gleicher Zeit, als diefe Bemerfung 
hier in Baiern gemacht wurde, erfchien in 
Hrn. Dr, Roth’8 Neuen Beiträgen: 
sur Botanif ebenfalls ein Auffag über 
diefe Gewächfe, nach welchen es ausgemacht 
zu fein ſcheint, daß wirklich drei wahre, je 
doch nahe verwandte Arten vorhanden find. 
Im die Leſer in den Stand zu fegen, hier— 
über fo viel —— als möglich zu er- 
halten, will ich die Rothifchen Bemerfungen 
mittheilen ; 


„Bei dem Scirpus triqueter und mucro- 
natus Linn. (Speec, Plant. Tom. I. p. 302. 

03.) find die Unterjcheidungszeichen nicht 
beſtimmt genug angegeben, daher entffanden. 
die Irrungen der deutfchen Yflanzenforfcher in 
ber Beftimmung diefer Arten, wozu noch ein 
Sehler in der Synonymie nicht wenig beitrug. 
inne giebt die Unterſcheidungszeichen von 
Seirpus triqueter folgendermaßen an: cul- 
mo trıquetro nudo, spicis subsessilibus pe« 
dunculatisque mucronem aequantibus. Diefe 
Art hat aber feinen dreifantigen Halm mit - 
fiharfen Eden, fordern einen dreiſeitigen 
mit ſtunipfen Eden (trigonus). Ferner ſitzen 
die ae ſtumpfen Bläthenährchen buͤ⸗ 


12 — | 


fcheltveife beifammen, und diefe Büfchel find 
theils ungeſtielt, theils geftielt, hoͤchſt felten 
aber, wenigſtens in unfern Öegenden, er- 
reichen die Blüthenfliele die Yänge der über 
der Blüthenrifpe hervorragenden Spiße des 
Halms. Beidem Scirpus mucronatus ges 
ben theils der ſcharfeckige Halm mit ausge 
hoͤhlten Flächen, theilg die über den unge- 
fielten Blüthenbüfchel hervorragende , fehr 
lange und zuruͤckgebogene Spige bes Halms, 
den wefentlichften Unterfchied ab. Dieſer 
legte Umfand iſt aber in den Unterſchei— 
dungszeichen diefer Art ganz uͤberſehen. Ins 
ter diefer Are iſt Scheuchzers Abbildung 
(Agrost. Tab. 9. fig. 14.) angefuͤhret. Ver: 
gleichet man aber biefe Abbildung mit ber 
Pflanze felbit; fo wird man nie auf die Vers 
muthung Fommen, daß Scheuchzer biefe 
Art gemeinet habe, da die über den Bluͤ— 
thenbuͤſchel hervorragende Spitze in der Ab— 
bildung ganz gerade in die Hoͤhe ſtehet, und 
man wuͤrde es auf immer bezweifeln muͤſſen, 
wenn nicht Hr. Smith (Flora Brit. Vol, ı. 
p. 36.) in einer Unmerfung bei dem Scir- 
pus triqueter ung belehrte, dag Scheuch⸗ 
zers Pflanze nach dem Scherardifchen 
Hesbarium dennoch jum Scirpus mucrona- 


— 13 


tus gerechnet werden muͤſſe. Ferner ſind 
bei dieſer Art Hallers Scirpus caule 
triquetro, panicula laterali ramosa, locustis 
ovatis (Hist. stirp. Helv. n. 1338.) und 
Scirpus-Cyperus maritimus humilis etc, 
Michel (Nov. Gen. pag. 47: Ord. II.) alg 
Synonyme angeführt worden, die doch of⸗— 
fenbar hierher nicht gehören. Erſterer ges 
höret zum Scirpus triqueter Linn. und 
legterer zu meinen Scirpus mucronatus in 
der Flora Germanica. Sch würde mic) durch 
diefe Irrthuͤmer nicht haben durcharbeiten 
fönnen, wenn nicht die Herren Wulfen 
und Willdenomw durch infteuftive Erem- 
plarien mich mit dem Linneifchen Scirpus 
mucronatus näher befannt gemacht, und 
mich in den Etand geſetzet hätfen, drei mit 
einander fehr nahe verwandte Arten zu ver⸗ 
gleichen und genauer zu befiimmen./ 


„In der hiefigen Tachbarfchaft an dem 
Ufer der Wefer waͤchſt der Scirpus trique- 
ter Linn. ſehr haufig, und zwiſchen demſel⸗ 
ben vermifcht eine andere, ihm ſehr nahe 
verwandte Art, die fich durch den verfchies 
denen Bau des Halms und vorzüglich der 
Blüthenährchen merklich unterſcheidet. Die 


14 — 


Abweichungen dieſer beiden Arten koͤnnen 
alfo nicht der Verſchiedenheit des Bodeng 
zugefchrieben werden. Diefe Art, welche 
ſchon die älteren Botaniker, ald Ray und 
Pluknet, von dem Scirpus triqueter L. 
trennten, unterfcheidet ſich offenbar von den 
ſelben, durch einen Dreifantigen Halm mit 
ſcharfen Eden, jederzeit ungeftielte Blüthen- 
buͤſchel, längliche Aehrchen, und durch die 
äußere Kelchſchuppe, welche noch einmal fo 
groß iſt, als die Bluthenfchuppen. Dieſe 
Art hielt ich bisher icrig für den Scirpus 
-mucronat&is Linn. und unter diefen Namen 
führte ich fie auch in der Flora Germanica 
auf. Here Willdenow und Smith 
‚halten fie nur für eine Abart ie Scirpus 
‘triqueter, ich glaube aber, nach den wies 
derholten Unterfuchungen und a 
beider Pflanzen an ihrem Standorte, fie 
nicht mit Unrecht als eine beſondere Art 
beibehalten zn müjjen. Sch will zugleich 
verſuchen, die drei ſehr nahe verwandten 
‚Arten genauer zu beſtimmen, und ihre Sy— 
—— zu berichtigen.“ 


1. Scirpus trigonus. 


$. eulmo trigono nudo, spicis ovatis ob- 


— 15 


tusis lateralibus fasciculatis sessilibus pedun- 
culatisgue, mucrone erecto, 


$S. triqueter culmo trigquetro nudoy 
spicis subsessilibus pedunculatisque, mucro- 
nem aequantibus. Linn. Spec. Plant, Tom. 1. 
p. 302. (exciusa varietate 8) Flora 
Germ.:.Tom. 1: p: 23 Tom. 2. Pars ı. 
pag. 59. 
8, caule triquetro, panicula laterali ra- 
mosa, locustis ovatis Hall. Helv. n. 1338, 


Culmus trigoenus® latere paniculam 
emittente laeviter canaliculato, reliquis 
duobwus planis, vix parum elevatis, hinc 
anguli obtusi. Spicae ovatac, obtusae, 
fasciculatae, sessiles et peduncularae. Glu- 
ma calycina corollis magnitudine aequalis. 


2. Scirpuüs tridueter, 


S. culmo triguetro nudo, spieis ovali- 
oblongis subacuminatis sessilibus conglomera- 
tis lateralibus, mucrone erecio, 


"$.triqueter ß. Spec. Plant. 1. «& Pp. 
305. cum synonymis. 


$S. mucronatus culmo triangulo nu- 
do, spiculis lateralibus oblongis conglomerz- 


16 — 


tis sessilibus, mucrone erecto, Roth Flora 
Germ. Tom. ı. pag. 23. Tom. 2, Pars 1. 
pag. 60. nn’ 
Scirpo - Cyperus maritimus humilis etc, 
Michel Nov. Gen. p. 47. Ord. IL, 


Culmus triqueter, nec trigonus, hu- 
milior plerumgue, quam in antecedente, mu- 
crone supra paniculam longiore et acutiore, 
Spicaäe ovali-oblongae, subacuminatae, 
‚duplo saltem acutiores, quam in antecedente, 
constanter sessiles et conglomeratae. Glu- 
ma calycina corollis duplo fere major 
longiusqgue mucronata, 


3, Scirpus mucronatus. 


$. culmo triangulo acuminato, spicis ova- 
tis conglomeratis sessilibus lateralibus, mu- 
erone horizontali. 

S. mucronatus caule triangulo nudo acu- 
minato, spieis conglomeratis sessilibus late- 
ralibus. Linn. Spec. Plant, Tom. tr. p. 303 
(exlusis synonymis Halleri et Mi- 
chelii). 

S. glomeratus. Scopoli Carn. ed, 3, 
n. 63. (optime convenit, exceptis 
synonymis). 


— 17 


Scirpo - Cyperus palustris, caule molli, 
panicula nitida glomerata, semine nigro. Mi- 
chel Nov.. Gen. p. 47. Ord. IH. 

Habitat in Carinthiae et Carnioliae palu- 
dibus. de Wulfen. 

Culmus duplo crassior, quam in duo- 
bus antecedentibus, triqueter, triangulus, tri= 
earinatus,. Mucro supra glomerulum, prae- 
sertim in fruetifera planta, ad latus hori- 
zontaliter reflexus, duplo vel triplo longi 
et crassior, quam in Scirpo trigono et A 
guetro, apice obtuse mucronatus Spicae 
ovatae, crassiores et longe plures in glome- 
rulo densissimos 





J— 
Einige Bemerkungen, den Acker und 


Drientaltfhen Senf betreffend, von 
Herrn Neuber. 


Einige auffallende Spielarten des Acker— 
Senfs lenkten meine Aufmerkſamkeit bei ei» 
| B 


— 


18 —- 


nigen botanifchen Exkurſionen vorzüglich auf 
diefe Pflanze ; und mehrere von mir gefan- 
melte Eremplarien giengen ganz, oder zum 
Theil, in den Charakter deg Drientalifchen 
Senfs über, welches mich auf die Vermu—⸗ 
thung leitete, daß diefe beiden Arten wohl 
nicht fpeciell verfchieden fein möchten. Um 
nun in diefem zweifelhaften Falle einiges 
Licht zu erhalten, fuchte ich in mehreren 
Botaniſchen Werfen diefe Pflanzen auf. Bei 
eg Herrn D. Roths Tentamen florae germa- 
nicae Tom. II. Pars secunda, pag. 123. fand 
ic) eine Bemerkung, die mit meiner Meinung . 
vollfommen übereinftimmte; allein in ber 
neuften Ausgabe der Species plantarıum, von 
Heren Profefor Willdenomw, werden dieſe 
beiden Pflanzen alg fpeciell verfchieden auf- 
geführt: ch ſehe mic) hierdurch von nenem 
in Ungemißheit verfegt, und es bleibt mir 
nichts weiter übrig, als der Entfchluß, dem 
botanischen Yublifum einige gedrängte Der 
fchreibungen von denen durch mich gefam- 
melten Spielarten zur Prüfung vorzulegen, 
* um die gefaͤllige Beantwortung der Fra— 
„iſt der Acker⸗Senf wirklich und fpe 
* vom Orientaliſchen * verſchieden d⸗ 
zu erſuchen. 


Beſchreibung der erwähnten Spiefarten. 


1) Der Stengel: mit einzeln, zuruͤckge— 
bogenen Haaren, beſetzt. 


Die Blaͤtter: unbehaart, glatt, buch— 
tig⸗gezahnt. 


Die unteren: am Grunde gelappt, 
der uͤbrige Theil eifoͤrmig, ſehr groß. 


Die mittleren: laͤnglich, am Grun⸗ 
de halbgefiedert. 


Die oberen: lanzetfoͤrmig, durch 
zwei am Grunde befindliche abſte— 
hende Lappen ſpondonaͤhnlich. 


Die Schoten: mehr cylindriſch, als 
eckig, voͤllig unbehaart, glatt. 


Der Schnabel: halb fo lang, als bie 
Schote, vierfeitig — — 
gedruͤckt. 


2) Der Stengel: etwas ecig, mit eitt 
zeln, zuruͤckgebogenen Haaren, beſetzt. 


Die Blätter: vollkommen glatt, un 


behaart, tiefbuchttg » gezahnt, 
2 


20 — 
Die untern; eifoͤrmig. 
Die obern: oval. 


Die Schoten: mehr cylindrifh, als 
ecfig, mit einzeln, zuruͤckgebogenen 
Haaren befegt. 


Der Schnabel: Halb fo lang, als die 
Schote, vierfantig, zufammengedrückt. 


3) Der Stengel: eckig, mit fehr einzeln 
fiehenden, zuräcgebogenen Haaren 
befireut. 


Die Blätter: glatt, unbehaart. 


Die unteren: am Örunde mit zwei 
Stedern verfehen, der übrige Theil 
mehr dreiecig, ald herzfoͤrmig, ge 
lappt. | 

Die mittleren: theilg herz » eifge- 
mig, theilg deltaförmig, wie bie 
unteren tiefbuchtig gezahnt, die Zaͤh— 
ne ſcharf geſpitzt. 

Die oberen: theils dreieckig, theils 
deltafoͤrmig, mehr oder weniger zus 
gefpist, buchtig » gezahnt. 


- Die Shoten: etwas edig, aufge 
fchwollen, theilg glatt, theils mit 
zurücgefrünmten Haaren beftreut. 


Der Schnabel: theils Halb, theils 
zwei Drittheile fo lang, als bie 
Schote, mehr zweifchneidig, alg vier: 
feitig. | 

4) Der Stengel: etwas eig, mit ſehr 
furzen Haaren befireut, 


Die Blätter: unbehaart, glatt. 


Die unteren: am Örunde mif zwei 
fleinen Fiedern verfehen, der übris 
ge Theil groß, ſpondonfoͤrmig, zus 
gerundet» gezahnt. 

Die mittlern; am Grunde halbger 
fiedert, eiförmig, buchtig »gezahnt. 

Die oberen: am Gennde halbgefie- 
dert, theilg länglich:eifsrmig, theils 
länglich »deltaförmig ing lanzettfür- 
mige Übergehend, gezahnt. 


Die Schoten: lang, hörfrig, geftreift, 
Dicht mit kurzen zuruͤckgebogenen Haa— 
ren bekleidet. 


22 — 


Der Schnabel: halb ſo lang, als die 
Schote, vierkantig, zuſammengedruͤckt. 


5) Der Stengel: edig, mit einzeln, zus 
rücfgebogenen Haaren beftreut. 


Die Blätter: glatt, unbehaart. 


Die unteren: beynahe eifsrmig, am 
Grunde entweder gelappt, oder halb 
gefiedert, verlängert gezähnt. 

Die mittleren: etwas eifsrmig, 
durch zwei am Grunde befindliche 
abfiehende, fcharfsugefpigte Lappen 

- beinahe fpondonförmig, wenig buche 

+ fig, verlängert gezahnt. 

Die oberen: zum Theil am Grunde, 

"auf einer Seite, mit einer Fieber 
verfehen ; eiförmig, durch zwei, um» 
ter der Mitte befindliche, fehr ver: 
längerte Zähne, etwas deitaförmig, 
verlängert gezahnt. 


7 


Die Schoten: lang, mit einigen er« 
habenen Streifen begabt, größten» 
theils unbehaart, nur wenige, mit 
einzeln zurückgebogenen Haaren be> 
ſtreut. 


— — 02 


> 


Der Schnabel: zweifchneidig, halb 
+ fo lang als bie Schote. 


6) Der Stengel: etwas eckig, mit eins 
seln, zuruͤckgekruͤmmten Haaren ber 
fegt, 

-Die Blätter: fümmtlich glatt, eiför- 
foͤrmig, etwas buchtig, gezahnt; 
nur die oberen in dag Dvale über- 
gehend, zugefpigt; einige derfelben 
am Grunde halbgefiedert. 

Die Schoten: lang, mit einigen er- 
habenen Streifen verfehen, höcrig, 
unbehaart. 

Der Schnabel: den dritten Theil ſo 
lang, als die Schote, glatt. 


7) Der Stengel: etwas eckig, mit zu: 
ruͤckgebogenen Haaren beſetzt. 
Die Blaͤtter: ſaͤmmtlich eifoͤrmig, nur 
die obern etwas laͤnglich, mit weni⸗ 
gen Haaren beſetzt, flachbuchtig, ges 
zahnt; einige am Grumde halbgefie- 
| dert, | 

Die Schoten: mit vielen zurückgebes 

genen Haaren befest. 


* 


24 m 


Der Schnabel: halb fo lang, als 
die Echote, mehr zweifchneidig, als 
vierſeitig, glatt, 


8) Der Stengel: etwas edin, mit wes 
nigen zurücgebogenen Haaren bes 
fest. 

Die Blätter: ſaͤmmtlich eifoͤrmig, et 
was gezahnt, 
Die Schoten; mit vielen zurückgebos 
genen Haaren bekleidet, 
Der Schnabel; halb fo lang alg bie 
Schote, mehr zweifchneidig, alg vier» 
feitig, glait. 


9) Der Stengel: etwas ecfig, mit ein- 
| zeln, zuruͤckgebogenen Haaren bes 
fest. i 


D ie Blätter: ſaͤmmtlich laͤnglich, ges 
zahnt, auf der unteren Flaͤche etwas 


rauh. 
7 slatt. Da dieſe Thei— 
* le bei meiner Pflan— 
Die Schote | PN 


ze noch ziemlich klein 

er Schnabel | find: fo Fann ich fie 
—— | nicht genauer bes 
J fehreiben. 


10) Der Stengel: edig, mit einzeln, 
zuruͤckgebogenen Haaren beffreut. 


Die unteren und mittleren 

Blätter: theilg feierförmig, und 
dann die vordere größere Kappe 
fehr lang; theils durch zwei gegens 
überfiehende am Grunde befindliche 
Lappen, halbgefiedert, und der übris 
ge Theil des Blattes groß verläns 
gert deltaförmig, buchtig > gezahnt, 
glatt. 


Die oberen: länglih, etwas belfas 
foͤrmig, meiftentheils mit ein/oder 
zwei langen, zahnartigen Lappen 
verfehen, buchtig⸗gezahnt, glatt. 

Die Schoten | a | 

Der Schnabel [ 2. 


26 — — 
III. 


Vermiſchte Bemerkungen uͤber die Laub⸗ 
mooſe, von Herrn Crome. 


— — —— — 


In der Mitte des vorigen Jahrhunderts 
fieng man erſt an, bie Cryptogamie, dieſes 
weite Feld der Bosanif, dag man fonft, der 
Kleinheit feiner Bewohner wegen, ‚nicht ach» 
tefe, zu bearbeiten. 


Dillenius war der Erſte, welcher ſich 
- mit den Eryptogamiften, und vorzüglich mit 
den Laubmooſen, beſchaͤftigte. 


⸗ 


Gleich nach Dillenius beſchaͤftigte ſich 
Michaeli zu Florenz mit der Unterſuchung 
der Laubmooſe: er unterwarf fie einer ſtar—⸗ 
ken Bergeößerung und fah zuerft die Bluͤthen 
diefer Gemwächfe, Fannte fie aber nicht. 


inne feat jeßt auf; er gab der ganzen 
Potanif eine Neform: er orbnefe die Ent 
decfungen, welche er und feine Vorganger 
gemacht hatten, auch bei diefem AN: der 
Botanik. 


Der verbienftvolle Hedwig, dem bie Bo— 
tanik, und vorzüglich der Theil derfelben, 
der fich mit der Eryptogamie befchäftigt, fo 
vieles zu verdanken hat, arbeitete mit eifer- 
nem Fleiße und mit imermüdeter Geduld an 
der Unterfischung der Laubmooſe. Er ents 
deckte bey flarfer Vergrößerung die Blumen 
derfelben; die genauen Beflimmungen und 
Augeinanderfegungen vieler gweifelhaften und 

theils noch unbekannten Arten verdanfen 
wir ihm. 


Hedwigs Beifpiel bewog mehrere ver- 
dienfivolle Männer, diefem Theile der Bo» 
fanif die Aufmerkfamfeit zu widmen, welche 
er verdient; wovon ung eine ziemliche Anzahl 
vortreflicher Werfe, die wir jeßt fchon über 

„die Eryptogamie befisen, die ſtaͤrkſten Bes 
weife geben. 


Smmer mehr fcheint jeßt das Licht fich 
hierüber zu verbreiten; immer mehr fcheint 
jet jeder Botaniker fein Moͤglichſtes zu thun, 
um auch nicht in dem Studio der Erpptogas 
mie zuruͤckzubleiben: und die vielen raftlofen 
Bemühungen mehrerer deutfehen Pflanzen— 

forſcher laffen uns erwarten, daß auch bald 


23 ——— 
in dieſer Hinſicht die deutſchen Floren den 


moͤglichen Grad yon Vollkommenheit errei⸗ 
chen werden! 


Die Wohnplaͤtze der Laubmooſe ſind, eben 
ſo wie die der uͤbrigen Vegetabilien, ſehr 
verſchieden. Man findet nicht leicht einen 
Platz im Freien, wo nicht eine oder die an— 
dere Art fortkommen ſollte; doch ſcheinen 
die feuchten ſchattigen Stellen ihnen die lieb⸗ 
ſten zu ſeyn: denn hier findet man ſie mit 
dem ſchoͤnſten Gruͤn und in dem uͤppigſten 
Wuchſe. Sie binden ſich aber auch an ge— 
wiſſe beſtimmte Wohnplaͤtze, von denen ſie 
nicht gern abgehen. So wird man das 
Trichostomum heterostichum, Gymnostomum 
Hedwigia etc, die auf Steinen wachfen, nicht 
an der Erde, und fo wieder andere, die au 
fchattigen Drfen auf der Erde wachfen, wie 
Hypnum purum, Hypnum proliferum, Bryum 
undulatum ete. nicht an Steinen finden. Die 
Girten des Sphagnum werden gewiß eben fo 
wenig ihre feuchten moorigen Pläße, wie 
das Hypnum loreum, Hypnum reorgnitumetc, 
ihre Waldungen verlaffen. Die Feuchtigkeit, 
oder ein Platz, auf welchem fie diefe bequem 
aug der Atmogphäre an fich sieben und lange 


in ſich halten koͤnnen, ſcheint indeffen, wie 
ich fchon bemerkt habe, dag vornehmſte Er- 
forderniß zu ihrem vorzüglichen Gebeihen zu 
ſeyn. Diefe Feuchtigkeit fcheint auch dem 
größten Theil ihrer Nahrung auszumachen, 
die fie nicht fowohl aus ihrem Wohnplage 
felöft, alg vielmehr aug der Atmofphäre an 
ſich ziehen. Mehrere Gründe überzeugen 
ung davon. Denn woher follfen die auf 
Dachziegeln, auf alten Mauern, oder an 
fahlen Felfen wachſenden Mooſe ihre Nahe 
rung nehmen, wenn fie diefe nicht aus Der 
dmeppäre an fich zögen? Aug dem harten 

teine gewiß nicht! Und wie ſchoͤn veges 
tiren nicht diefe Heinen Gewaͤchſe bei feuch— 
ter Witterung! — Man darf nur bei feuche 
tem Wetter, welches nad) hartem Froſte oder 
nach anhaltender Dürre eingetreten iſt, ing 
Sreie gehen, um die Veränderung, melde 
die Moofe hiedurch erleiden, wahrzunehmen. 


Doch ift dabei noch zu bemerken, daß ein 
zu großes Maaß von Feuchtigfeit ihrer Ve— 
gefation nicht zuträglich ifts denn Moofe, die 
an feuchteren Stellen mwachfen, als diejenis 
gen find, welche ihnen die Natur zum bes 
fiimmten Wohnplatze anwies, wird man fel- 


30 — 


ten oder gar nicht mit Fruktifikationen an» 
treffen. 


Sonderbar ift es, daß die Laubmooſe fo 
ſehr die Nordfeite einer Gegend lieben. Dan 
darf fich nur auf einen Hügel, auf eine An⸗ 
höhe oder in einen Hohlweg fielen, fo wird. 
man immer finden, daß die Nordfeite meit 
mehr mit Moos bewachfen ift, als bie ent 
gegengefeßte; auch bei den an Baumflämmen 
wachfenden Mooſen findet dieſes Statt. 


Wegen des außerordentlichen Einfluffes 
der Feuchtigkeit auf die Mooſe, feheint ihnen 
die Natur auch bloß die Frühlings: und 
Herbfizeit zum Blühen und Fruchttragen an- 
gewiefen zu haben: im. diefer grünen und 
‚blühen die meiften von ihnen, während bie 
übrigen Vegetabilien theilg neue Kräfte fans 
meln, theilg auch ganz abfterben. 


An eine feftbeftimmte Monatszeit darf 
man fich nicht genau binden, wenn man fie 
mit Seuftififationen antreffen will; ich zum 
wenigften habe fchon oft die Nachtheile das 
von empfunden. Sin der erften Hälfte des 
Sebruarg habe ich oft Exrfurfionen gemacht, 


* 


die meine Muͤhe belohnten, weil gelindes 
Thauwetter eingetreten war. Ein Froſt folg—⸗ 
te darauf, der wohl bis in die Mitte des 
Maͤrz anhielt, und ſo lange war nichts zu 
finden: der Schnee bedeckte die an der Er— 
de wachfenden Moofe; die an Baumfiämmen 
wachſenden Fonnten vor Kälte nicht vegeti— 
ven, und was auch die warmen Strahlen 
ber Mittagsfonne aufthauten, das verbars 
ben doc) die Nachtfröfte wieder. Aber fiel 
dann warmes Thaumetter ein, fo fanden die 
Moofe in vollem Floor. Am Nande deg 
ſchmelzenden Schnees grünten und feuftifis 
cirten fie, und ließ ich diefes günftige Werts 
‚ter unbenußt, fo Eonnte ich ſchon mehrere 
Wochen nachher einige von ihnen nicht mehr 
mit den jüngeren Sruftififationen finden, 


Das Wetter im Herbfte trägt auch wies 
leg zu ihrer verfchiebenen Bluͤhezeit bei: ift 
es noch fpät im Herbfte gelimd geweſen, fo 
wird man in dem folgenden Winter und 
Srühlinge vieie Kapfeln tragende Mooſe fin— 
den. Iſt hingegen ſchon im Herbſte Froſt 
eingetreten, ſo wird dadurch die Vegetation 
ſchon etwas gehemmt. Doc; finden ſich hie⸗ 
bei mehrere Ausnahmen, da es viele Mooſe 


giebt, die, ungeachtet der Kälte, den Win- 
ter hindurch vegetizen, und deren reife Kap» 
feln man ſchon im erften Frühlinge finder, 
wie 5. B. Hypnum purum, Hypnum sylva- 
ticum etc; 


Vielleicht ift e8 manchen meiner Leſer 
nicht unangenehm, hier noch etwas von dem 
Nutzen diefer Eleinen, fo unbedeutend fcheis 
nenden Gemwächfe zu hören. So klein die 
Natur fie auch ſchnf, fo hat fie fie doch zu 
einigen großen Arbeiten in ihrer bewunbes 
rungswürdigen Werkſtaͤtte beſtimmt. Man 
glaubt eg vielleicht nicht, daß wir die reinen 
Bergquellen, und durch diefe, Bäche, Fluͤſſe 
und große Ströme zum Theil den Moofen 
zu danken haben. Die Laubmoofe, welche 
an den Gipfeln der hohen Gebirge — bes 
fanntlih ihr Lieblingsſtandort — machfen, 
ziehen beftändig bie Seuchtigfeit der fie ums 
gebenden, gewöhnlich feuchten Atmofohäre 
an fih: dag Uebermaaß derfelben tröpfelt 
wieder von ihnen, fließt fo von mehreren 
in eine Selfenkluft ꝛc. zuſammen und wird zu 
einer Duelle; mehrere diefer Duellen bilden 
einen Bach, und viele diefer Bäche oft die 
größten Bergſtroͤme. -- Den fo häufigen 


— 33. 


Arten des Torf» Moofes (Sphagnum), find 
wir beinahe allein die Austrocknung unferer 
Suͤmpfe ſchuldig; es überzieht diefe erft mit 
einer vegetabilifchen Dede, in welcher zus 
erft kleine Sumpfpflanzen fortkommen, hers 
nad) aber größere Pflanzen und zulegt Sträus 
che und Baume wurzeln. Go entfliehen ges 
woͤhnlich die sitternden Stellen auf den Moos 
ren, unter benen fih nod) Schlamm und 
Waſſer befindet. — Der leberjug von Moog; 
den fo mancher alte Baum bat, ift ihm eher 
nuͤtzlich als ſchaͤdlich. Das Moos ſchuͤtzt ihn 
im Winter fuͤr Kaͤlte, im Sommer fuͤr Duͤrre, 
und bei feuchter Witterung für zu großer 
Feuchtigkeit. —. Als Arzneymittel hat man 
noch big jeßt Fein Moog angewandt, außer 
einer Art, weiche aber auch jest nicht ans 
berg, als hoͤchſtens von abergläubifchen Reus 
ten gebraucht wird, Don neueren Nerzten 
wird eg, als der Geſundheit fehr zuträglich, 
angerathen, Betten, anflatt mit Federn, mit 
Moos auszuftopfen. N 


Beinahe zu allen Jahreszeiten findet 
man fruchttragende Laubmoofe; doch feheis 
nen der Frühling und der Herbſt die befte 
Einfammlungszeit zu feyn. In diefen beiden 

C 


34 — 


Jahrszeiten findet man unſtreitig die meiften 
Laubmoofe mit Fruchttheilen. Weil aber viele 
erft im Sommer ihre Kapfel zur Neife brin- 
sen: fo darf man auch um diefe Zeit ja nicht 
müßig feyn. In den kuͤhleren Jahrszeiten 
ficken fich die Nachmittagsſtunden am beften 
zum Einfammeln, im Sommer aber die fruͤ— 
ben Morgenfiunden, weil die Mooſe dann 
noch feucht vom naͤchtlichen Thaue und noch 
nicht von der Mittagshitze zuſammengetrock⸗ 
net ſind. 


Um die Laubmooſe in ihren Veraͤnderun—⸗ 
gen kennen zu lernen, iſt es bei ihnen mehr 
als bei jeder andern Familie von Gewaͤchſen 
noͤthig, ſie zu allen Jahrszeiten zu ſammeln 
und aufzulegen. Denn wie unaͤhnlich ſind 
ſich nicht die meiſten von ihnen in ihrem vers 
ſchiedenen Alter! Die Encalypta vulgaris 
fiebt fich Faum mehr ahnlich, wenn fie ihre 
glocenfsemige Müse abgemorfen hat. Meh—⸗ 
rere Arten des Polytrichum gewinnen ein 
ganz anderes Anfehen, wenn die Kapfel erft 
zu ihrer Neife gelangt iſt. Viele Moofe tra- 
gen in ihrer Jugend aufrecht ſtehende Frucht: 
theile; und fammelt man fie zur Zeit ber 
Reife der Kapfel, fo ift diefe niederhängend. 


’ 


A ae 35 
Beim Einfammeln der Pflanzen überhaupt 
bediene ich mich eines Umjchlags von 2 Papp⸗ 
deckeln, etwas größer als ein halber Papiers 
bogen, bie ich Hinten, wie zu einem Folio: 
bande, mit Leder habe vereinigen laffen, das 
mit mein Buch in 2 Abrheilungen zerfalle. 
Ferner find, zu beiden Seiten deg in der 
Mitte befindlichen Pappdeckels, am Nücen 
der Länge nad) einige lederne Bändchen ans 
gebracht, die zur Befeſtigung des Löfchpas 
pierg, welches ich in dag Buch lege, dienen. 
Die vorderen Ränder der Pappdecfel find 
mit Bandern verfchen, um das Buch damit 
zuzubinden. Dei meinen Ercurfionen hänge 
ich daffelbe, vermittelft eines paßlichen leder: 
nen Riemens, als eine Jagdtaſche über bie 
Schultern. 


Ein folhes Buch ift, meiner Einficht 
nach, anf Kleinen Exkurſionen bequemer und 
vortheihafter, alg eine blecherne Kapfel. In 
einer Kapfel fallt bei dem Tragen alles durch 
einander; die Fleineren Mooſe verlieren fich 
zwifchen den größeren, felbft diefe ſtoßen 
dnrch dag Schütteln leicht ihre Fruchttheile 
ab, und alles wird mit Erde u. dal. „bers - 
unreinigt. Dieſe Unbequemlichkeiten hat man 

C 2 


36 — 


bei dem Gebrauche eines Buches nicht zur bes 
fuͤrchten: man legt in daſſelbe an die eine 
Seite des Pappendeckels Mooſe, an die anz 
dere die übrigen Pflanzen, damit diefe niche 
Durch die befiandige Feuchtigkeit der Moofe 
leiden Einnen. Jede Pfanze breitet man 
alsdann nur unverzüglich, fo gut es fich in 
der Gefchwindigfeit tun laßt, zwiſchen einis 
gen Papierblättern aus. Der gelinde Druck 
des Zuſchnuͤrens verhindert nachher, daß die 
Pflanzen nicht heraus und durch einander fals 
len. Berloren babe ich nod) nie etwag aug 
meinem Buche, wenn id) es gehörig zuge⸗ 
bunden hatte. 
Bei den Laubmoofen hat man ben nicht 
unbedeutenden Vortheil, dag man fie nicht, 
wie die andern Pflanzen, yleich einzulegen 
braucht, fondern dag man fie 4, 8 Tage und 
länger liegen Iaffen fan, ohne daß es ihnen 
ſchadet. Sollten fie inzwifchen etwas zu 
trocken geworden feyn, fo kann man fie 
leicht durd) ein wenig aufgefprengtes Waſſer 
wieder in einen lebengähnlichen Zuftand vers 
fegen. — Fehlt eg mir an gehöriger Zeit, 
fo pflege ic) meine gefammelten Moofe in 
angefeuchtetem Löfchpapier fo lange aufzubes 
wahren, bis ich Zeit zum Einlegen habe. 


— 37 


Das Einlegen ſelbſt, wozu man am paſ—⸗ 
fendften das fhon zum Pflanzentrocinen ges 
ſammelte £öfchpapier nimmt, welches durch 
das Preffen eine glatte Dberfläche erhalten 
hat, kann man bei den größern Arten mit 
der bloßen Hand verrichten; bei den klei— 
neren hingegen muß man fich einer Kleinen, 
aus gutem Meffing fein gearbeiteten Zange 
bedienen, die zwar genau faffen muß, aber 
ja nicht fharf feyn darf, damit die feinen 
Pflaͤnzchen nicht verlegt werden. - Größere 
Movsarten legt man einzeln ein; Fleinere, 
die gedrängt fichen, mie Dieranum hetero- 
mallum, Dicranum pulvinatum, fann man 
nicht gut aus einander zupfen, fondern man 
muß fie in kleinen Büfcheln auflegen. 


Es war ehemals bei den meiften Bota— 
nifern dag gewöhnlichfie und beliebtefte Ders 
fahren, die Mooſe in Kapfeln von Papier 
aufzubewahren. Ich laffe mir diefes gern 
beim Verfchicken, oder bei großen Vorrathen, 
die man sum VBertaufchen oder Verfenden auf- 
bewahrt, gefallen, nur nicht bei einer ſyſte— 
matifch-eingerichteten Moos-Sammlung. ch 
habe die meinige auf folgende Art eingerich- 
tet: Auf Duartbläftern von feinem Poftpas 


33 — 


pier klebe ich ſo viele Arten einer Gattung 
nur leicht feſt, als bequem darauf Platz 
haben. Zu den großen Gattungen, wie 
Dieranum und Hypnum, habe ich natürlich 
mehr foicher Blätter, damit Fein Moos dem 
„andern im Wege fey, Oben am Runde des 
Dlattes fteht der lateinifche Name der Gat- 
tung, und über jedem Moofe felbft der 
Name mit den Synonymen. Sch habe fie 
überhaupt in fuffematifcher Ordnung aufge 
flebt. Erbält nun meine Sammlung neuen 
Zuwachs, fo wird dag Mood, wenn Platz 
da ift, noch mit aufgeklebt ; iſt diefeg aber 
der Tall nicht, fo nehme ic) ein neues Blatt, 
und fchalte es an dem gehörigen Orte ein. 
Zwiſchen jedes diefer Blätter lege ich ein 
leeres Blatt, damit die Pflanzen nicht ver- 
legt werden. Zum Umſchlag meiner Moog: 
tafeln habe ich 2 ſtarke und paffende Papp⸗ 
deckel, die an jedem ihrer 4 Nänder in der 
Mitte mit einem Bande verfehen find, Damit 
ich meine Blätter fo feft als ich will zufam- 
men fchnüren koͤnne. Dieſes fefte Zufchnüs 
ren, welches ich ebenfalls bei meinen uͤbri— 
gen Pflanzen beobachte, fichert fie für dem _ 
Eindringen der Feuchtigkeit, und ebenfalls 
für zu großer Hitze. 


sr 39 

Hei diefer Einrichfungsarf meiner Moog: 

fammlung habe ich den großen Bortheil, daß 

ich gleich eine allgemeine Ueberficht aller meis 

ner Moofe haben Fann, Ein Vortheil, den 

ic) bei der Einfapfelungsart ſchwerlich und 
vielleicht gar nicht erhalten koͤnnte. 


IV, 


Nachtraͤge zur Flora von Salzburg; 
von dem Herrn Gooperator Leopold 
Michl. 


Lange war Salzburg fuͤr dem Naturforſcher 
eine terra incognita. Nimmt man die Berg— 
baukunde aus, die ſchon in fruͤhern Jahr: 
hunderten durch den Gewerbfleiß der Weit 
moofer, Roſenberger, Arzbeck u. a. in einem 
fo blühenden Zuftande fich befand, daß man 
wohl in Verſuchung geräth, auch die diplos 
matifchen Urkunden hiervon den amüfanten 
Mährchen aus dem damals wahrhaft goldes 


40 — 


nen Zeitalter unſerer Goldbergwerke beyzu—⸗ 
zaͤhlen, ſo erhielt Salzburg erſt im letzten 
Viertel des abgewichenen Jahrhunderts nas 
turhiſtoriſche Wichtigkeit. Freyhere v. Mol 
(nun Churfuͤrſtl. Regierungs-⸗Direktor), Bos 
taniker, Entomolog und Mineralog, unters 
ſuchte allein und in Geſellſchaft auslaͤndiſcher 
Gelehrten die an Naturprodukten jeder Art 
eben fo reichen als mannichfaltigen Gegen— 
den feines Vaterlandes. Eine, die Fortfchrits 
te des Studiums der Natur, die immer. zus 
nehmende Kenntniß der inländifchen Natur— 
produfte betreffende Litterargefchichte Salz 
burgs zähle in mehrern gelehrten Werfen 
und einzeln gelieferten Auffagen — deren 
vorzüglich die Tafchenbücher für die Bota- 
nif fo viele und intereffante enthalten — 
ſchon fo viele Materialien, daß ih nur den 
Zeitmangel jener Männer bebaure, von des 
ren umfaffenden Kenntniffen mein Vaterland 
die Errichtung diefeg Ehrendenkmals einzig 
erwarten fan. 


Das fleifige Aufſuchen der Naturproduk— 
te Salzburgs beſchaͤftiget indeſſen immer noch 
mehrere meiner Landsleute; vorzuͤglich iſt es 
die Botanik, die hier der Freunde immer 


mehrere findet, da ihre Hulfsmittel minder 
foftfpielig find, das Sammeln der Pflanzen 
bequemer, als die der andern Naturgegen— 
ftände, und im Ganzen diefer Theil der Nas 
turgefchichte noch immer der leichtefte zur er- 
lernen iſt. 


Diefer reitenden Wiffenfchaft (Botanif) 
babe auch ich nun mehrere Jahre hindurch 
meine Mufeftunden gewidmet, durch fie mich 
immer mehr an ftillere Freuden gewöhnt, an 
Dergnügen der Einfamfeit, in moralifcher 
und Sfonomifcher Nückficht hierdurch gewons 
nen. Manches neue Dpfer konnte aud) ich 
auf den Altar der vaterländifchen Flora les 
gen, da ich nicht Elch auf Meifen allein 
flüchtig mein Vaterland durchwanderte, fone« 
dern als Pandgeiftlicher in drei ſehr verfchies 
denartigen Gegenden deffelben -— immer auf 
eine längere Zeit — angeftellt war. 


Da die botanifchen Tafchenbücher das 
allgemein benutzte Repertorium der neuen 
Entdecfungen für die Flora Salgburgs find, 
fo glaube ich auch für gegenwärtigen Aufſatz 
— wie einft für den Bluͤthenkalender Pinz- 
gau's — güfige Aufnahmne hoffen zu dürfen. 
Ich nahm nur jene meiner Entdeckungen auf, 


42 Pe 

die nicht fihon in andern bergleichen Vers 
zeichniffen vorgefommen find. Zu Ende fol» 
gen noch einige Beiträge von andern Botas 
nifern oder Riebhabern der Botanif, die fonft 
noch nicht fobald bekannt gemacht werben 
dürften, Auch noch ein paar Beiträge zur 
Baterichen Flora, die ich im vorigen Jahre 
fand, da ich ın meinem gegenwärtigen Stand» 
orte zwar im Salzburgiſchen wohne, aber 
mein Geſchaͤftskreis vorzüglich die im nord» 
oͤſtlichſten Theile des Churbaierfchen Landges 
rights Traunſtein gelegene Curatie» Kams 
mer ift. 


Iris germanica. Aus dem Garten entflohen, 
verwildert am Pfarrhofe zu Berndorf. 
Juny. | 

Bromus multiflorus. An ber Münchner 
Chauffee bei Dfting. July. 

— inermis. Am Wege nach Lauterbach 
bei Berndorf. Sommer. 

— sterilis, An ber Münchner Chauſſee 
bei Otting. Sommer. 


Campanula Zoysi? Felſenritzen bei Zell 
im Pinzgau. Sommer. | 


— 43 


Campanula Rapunculus. Am Muͤhlbache, 
oberhalb der Poſchenau⸗Muͤhle zu Bere 
„ wang, nächft Berndorf. July.’ 


Verbascum Lychnitis. Am Stein, zwi— 
fhen Wifen und Griefau, am Zeller 
See im Pinzgau. July, | 


Selinum carvifolium. Beffer- Moog im 
Pinzgau, Dichten: Moog bei Michael 
beuern, July. 


Cicuta virosa.. Beler » Moos; auch am 
Mattſee, von wo ich es durch Herrn 
Nfeft, dermaligen Adininifirator des 
Pflegamts Neuhaus, erhielt. July. 


Coriandrum’sativum. Ich traf es ein— 
mal vermildert zu Lanthal im Zellerbos 
den an. July. 


Seseli tortuosum. Auf Mieten und Nais 
nen zu Berndorf und Otting. Sommer. 


Narcissus poeticus. Kommt unter Obſt—⸗ 

baͤumen beim Pfarrhofe Berndorf mit 

Iris germanica md Poeonia oflici- 
nalis verwildert vor. Day. 


Colchicum vernum. Bluͤht gerade jetzt 


7” Ds — 


(Ende Januars 1804) haͤufig in einer 
abhaͤngigen ſonnigen Wieſe bei Otting. 
Sicher nur das, was die im Herbſte 
bluͤhenden Fruͤhlingspflanzen ſind. Ge— 
rade fo wie bei C. autumnale erheben 
fi) die Blumenfihäfte Cmeifteng 2, fel 
. ten 5) nicht aus der Mitte (jondern 

aus den jungen Zulben in ber Mitte 
der Auffenfeite) der Bulbe. Die zuerft 
erfchienenen hatten zwar fihmählere 
Blumenblätter, die mehr zugeſpitzt wa—⸗ 
ven; da hingegen die fpötern vollſtaͤn— 
digern Bluͤthen ganz der im Herbfie 
blühenden Pflanze ähnlich find. 'C ver- 
num ift alfo nicht einmal als eine Abs 
art von C. autumnale anzufehen. 

Epilobium obscurum. Sumpfiichte pPlaͤtze 
im Pira-Waͤldchen bei Otting. July. 

Saxifraga granulata. Am Fuße der Rui—⸗ 
nen von der Feſte Tettlham. May. 
Auch bei Berndorf. Auch im Kirchhofe 
zu Burg. 

— sylvestris Schrankii. Am Rande der 
Wilder bei Diting. Day. 


Papaver dubium. Sornfelder um Bern⸗ 
dorf. Juny, July. 


— 45 


Ranunculus arvensis. Sornfeiber zu Ot⸗ 
ting; auch zwiſchen Holzhauſen und 
Tankerding in der Pfarre Diting. May, 
Juny. 

— diversifolius, Zeller-Moos Sommer. 


— peucedonifolius. Wieſengruben im Pinz⸗ 
gau, allenthalben. Sommer. 


Helleborus viridis. Auf einem Raine, 
unterhalb des Meßnerhauſes zu St. 
Georg, nah Laufen. März. 


Mentha verticillara. Am Höflenbache bei 
Dtting, July, Auguſt. 


\Galeopsis grandifora. Kornaͤcker zwiſchen 
Dieperding und Tanferding in der Pfarre 
Otting. Herbft. 

Antirrhinum spurium. Im Engfelde 
bei Otting. Herbſt. 

Alyssum incanum. Steinmauern bei Ni— 
kolsdorf im Pfleggerichte Lengberg. 
Sommer und Herbſt. 


Hesperis matronalis. Unter ber Waſſer⸗ 
leitung der Mühle zu Berndorf, ala 
j Fluͤchtling. Sonmer. 


46 *2* 


Turritis ciliata. Felſen an der Landſtraße 


bei Zeil im Pinzgau, zwiſchen der Ere—⸗ 
mitage und Untereinoͤden. 


Geranium malvaefolium. An Gebäuden 
um Deting. Sommer und Herbſt; auch) 
im Pinzgau, auf Schutt, zu Dbereinds 
den bei Sell. 


Trifolium ochroleucum. Gieng einſt im 
einen Wege auf, in welchem Alpen» 
pflanzen finden. Sommer. 


ma: procumbens, Hecker um Berndorf; 
‚zahlreicher als T. agrarium. Herbft. 


‘Scorzonera lanata. Auf einer Wiefe zu 
Weidach, nebft Nußdorf, am Fuße deg 
Haunsberges. May. 


Hieracium Rupicaprae Schranküi. Schmidt 
ner-Alpen, bei Zell im Pinzgau. July. 


Arctium tomentosum. Affenthalben mit 
A. Lappa. Sommer. 


, Senecio paludosüs. Dichten: Moog, zwi⸗ 


fen Michaelbeuern und Lauterbach. - 


July. 


TE N 47 


Cineraria longifolias, Sumpfichte Wiefen 
am Haunsberge und bei Otting. 


Achillaea nana? Eisbichl, in der Fers 
leithen, im Thale Fuſch. July. 


Orchis ustulata. In einer Dege oberhalb 
Judendorf, im Thale Fuſch. July. 


Thuja occidentalis. Bei Mattfee und 
Berndorf. April. 


Polypodium cynapifolium. Gteinmauern 
bei Judendorf in der Fufch. 


Cladonia elongata. ]) Morfhe Zäune zu 
> Mitter - Kammereck, 
3 | oberhalb Kammer im 
IRIRENITIEOSA, J Pinzgau. Februar. 


— impetiginosä. 


Stereocaulon globiferum. Felſen bei der 
Eremitage zu Zell im Pinzgan. Frühe 
ling. - 


Lobariä fraxinea. Eichbäume überall, 
— ciliaris, Zwetſchgenbaͤume bei Otting. 


Agaricus conspurcatus. Aus dem Thu⸗ 
mersbachthale bei Zeil im Pinzgau. 
x | 


48. Pr | 
Nachtraͤge von Andern. 


Swertia perennis. Im Lungau, nad) Hrn, 
Schoͤnauer. 


Juncus infexus. In der Hoͤrndl⸗-Leithen 
bei Berndorf, von Herrn Mielichhofer 
entbect. 


Anthericum calycinum. + 3ol hoch; 
zweinarbig; aus dem Swing in ber 
Fuſch, yon Herrn Stoͤckl erhalten, der 
mir lebende Stöckchen nach Berndorf 
ſandte, die aber bald dahin flarben. 
Sch halte diefes Pflänzchen für A, ca- 
lycinum Lin. ; fo wie da8 A. calycinum 
der Salzb. Flora entjchieden die He- 
lonias borealis Willd. und Heriteria 
Anthericoides Schrank. ift. 

[ 

Orobanche ramosa. Wartſtein bei Matt 
fee, auf verfaulten Bretern, vom jeßi- 
gen Churfürftl. Negierungsrath von 
Mayen entdeckt. 


Arabis nutans. Defenbachgraben am Fuße 
des Saalfeldner⸗Kalkgebirgs, vom Hrnu. 
Stoͤckl. Juny. 


— | 49 


Sinapis alba. m Zillerthale, nach Herrn 
Gebhard; auch auf einem Schutte bei 
Berndorf traf ich es einmal an, 


Lathyrus lIatifolius. Im fungau, nad 
Herren Schönauer. 


Nachtrag zur Flora Baierns, 


Selinum palustre. In einer Pfuͤtze Bei 
Selberving, im Landgerichte Traunſtein, 
mit Utricularia vulgaris, Calla 
palustris, Epilobium paet Som- 
mer. 


Aconi tum neomontanum,. An Wiefenbä- 
chen bei Mieſenboͤck. 


Galeopsis grandiflora. Kornaͤcker zu Ins 
terweißficchen, im Landgerichte Traum: 
fein. 


Gnaphalium tomentosum. Auf einem aug- 
gehauenen Waldorte bei Freimann, im 
Aaukgesichee Traunſtein. 


— — — 


—2 


50 — 
V. 


Ueber einige Weidenarten; von dem 
Herausgeber. 


ı, Salix purpurea und S. Helix Lin. 


Unter diefen Benennungen führt Linne 
zwei Weidenarten auf, die er alfo charace 
terifirte : 


1, Salix purpurea, fol. serrätis glabris 
lanceolatis: inferioribus oppositis. 


2. Salix Helix, foliis serratis glabris 
lanceolato - linearibus : superioribus 
oppositis obliquis. 


Die nahe Derwandtfchaft diefer beiden 
MWeidenarten erhellet fon aus den faft 
gleichlautenden Characteren, und die unzu— 
langlihen, nur von den bloßen Blättern 
hergenommenen, Unterfcheidungsfennzeichen 
fallen ſehr leicht in die Augen. Beides mag 
den Botanifern Gelegenheit gegeben haben, 
fie in der Folge zurvereinigen. Schon Hals» 
ler, Linne's Zeitgenoffe, führt beide nur 


unter einer Nunmer auf, und Ehrharf, 
ein Schlüler Linne's, fagt *8): „Die im 
Upfalifchen Garten befindliche Salix purpu- 
rea, welche beide Linne, Vater und Sohn, 
unter diefem Namen demonftrirfen, Fann ich 
nicht von derjenigen, welche Salix Helix 
heit, witterfcheiden. Die etwas mehr oder 
weniger braune Rinde , und die bei der eis 
nen oben, bei der andern aber unten’ gegen 
einander überftehenden Blätter find ſo uns 
beftändig, als eftwag, und kommen off zw 
fammen auf einem umd ebendemfelben Bau⸗ 
me vor ! Dun trat Hr Prof. Hoffm ann 
mit feinem fchäßbaren Werke #*),  deffen 
weitere Fortfeßung fo ſehr zu wünfchen wäre, 
auf, und lieferte FH) Abbildungen und 
‚ Befchreibung von einer Salix monandra, 
unter welchem Namen er beide oben be 
nannte Pinneifche Arten vereinigte. Kaum 
hatte auch Hoffmann in feinem botani» 


*) Beiträge, zweiter Band, ©. 43. 
**) Historia salicunı iconibus illustrata. Voll, 
‘ Leipzie , 1787. Fol. 
) Pagsıs. Nro. 1. Tabı 1. Fig. 1. 2. Tab, <. 
Fig. 1. * 





— 


a, 


52 — 


fchen Taſchenbuche dieſe Salix monandra 
aufgeführt, als folche allgemein angenom- . 
men wurde. Selbſt Hr. Dr. Roth, welcher 
in dem erften Bande feiner Flor. germ. von 
1788 noch Salix purpurea und Helix. nad) 
£inne aufgefielt hatte, folgte in der Aus⸗ 
gabe von 1793 ebenfalls dem Hrn. Prof. 
Hoffmann in Aufführung von Salix mo- 
nandra, indem er hinzufügte: „Sub hoc no- 
mine ‚Salicum indagator celeb, Hoffmann 
jure meritogue species duas Linncanas 
‚conjunxit in unam.“ Nun war der Salix 
purpurea  umd Ilelix dag Zodegurtheil :ge- 
forochen. . In allen berühmten und unbe 
rühmten Slorens und Pflanzenverzeichniſſen 
prangfe Salix monandra Hoflm. und went 
ja noch ein Neuling in der Kunſt von feiner 
Studierfiube aus die Linneifchen Arten in 
alle Welt geben ließ, fo mußte er befürch- 
ten, von rüfiigen Recenſenten darüber an⸗ 
gepackt zu werden. So fanden die Sachen 
14 ganzer Jahre lang, als Hr. Dr. Smith 
die Linneifchen Arten wieder  berzufteilen 
ſuchte *). Allein, das Vorurtheil, welches 
*) Transactions of the Linnean Society. Vol. VI. 
Man sehe die Recension in Nro. 20. der Bot, 
Zeit, von 1593. Pag. 309. 


— 53 


nun einmal gegen dieſe beiden Arten einge: 
murzele if, und die etwas zweifelhaften 
Nachrichten von Hrn. Smith, indem er 
nicht‘ einmal die männlichen Blüthen von 
Salix Helix gefehen hatte, und zweifelnd 
fragt, ob fie wohl auch nur ein Staubgefäß 
haben? moͤchten wohl nur wenig Eindruck 
zu machen im Stande feyn, Wenigfteng war 
dieß bei mie der Nall, denn ich Fam nicht 
einmal auf den Gedanken, genauere Unter— 
fischungen ansuftelen, als ih von Herrn 
Smiths Bemerkungen Kenntniß erhielt, 


Es dürften daher genauere Defkätigums 
gen der Smithſchen Entderfungen den 
Botanikern eben nicht unangenehm feyn. 


Im Monat December las man in den 
Augsburgfchen Zeitungen, daß um dortige 
Reichsſtadt herum, wegen der gelinden Wit 
terung, mehrere Gattungen (Arten oder ns 
bividuen ) von Weiden in der Blüthe ſtuͤn⸗ 
den. Diefe Nachricht veranlaßte mich, mit 
Hrn. Prof. Düval nad dem biefigen obern 
Worth zu gehen, um auch bei ung dag ef 
wanige Slühen der Weiden zu unterfuchen. 
Allein wir fanden nicht viel Befriedigendes:- 


54 — 
nur allein die Salix monandra fieng an 
ihre goftigen von den Gemmen etwas ent- 
blößten männlichen Amenten zu zeigen, was 
freitih in unfern Gegenden um diefe Zeit 
(am 31. December) etwas unerhörtes war. 
Wir nahmen mehrere Zweige mit, um fie 
zu Haufe in Waffer geſetzt weiter aufplühen 
zu laffen, was aber nur unvollfommen 
gelang. Dadurch wurde ich gleichwohl über» 
zeugt, daß einige MWerfchiedenheiten unter 
den mitgebrachten Zweigen Statt faͤnden, 
und nun eingedenk der Smithſchen Be 
merfungen bejchloß ich alles genauer zu uns 
terfuchen, wovon folgendes dag Reſultat ift, 
welches ich fogleich den Botanikern vorlege, 
Damit fie bei Zeiten in ihren Gegenden bie 
nämlichen Unterfuchungen auftellen, und fich 
überzeugen Finnen, daß bie Linneifhen Ar⸗ 
sen Salix purpurea und S. Helix wieder 
hergeftellt werden müffen, 


Schon von weiten bemerft man einen 
deutlichen Unterfchied in Anſehung der Farbe 
der Rinde: Salix purpurea ift roth, S. He- 
lix gelblicätgrün; dieſer Unterſchied ift bei 
genauerer Anſicht noch deutlicher mahrzu- 
nehmen, Die Zweige von der erſten find 


— 55 
einfach und duͤnne *), die von der letzten 
dicker und aͤſtiger. Hier ſolgt der beſſern 
leberſicht wegen eine vergleichende Zuſam— 
menſtellung, hauptſaͤchlich von den männs 
lichen Kaͤtzchen; denn die weiblichen ſind 


noch gaͤnzlich zuruͤck. 


Salix purpurea. 
Rinde: roͤthlicht. 
Knospe: einblaͤtt⸗ 
rig, kurz, durchaus von 
unten big oben aufges 
fchlist, an der Spige 
zweifpaltig, an der 
Bafis des Käscheng 
fisend ganz roth und 
glänzend, 


Salix Helix. 

Rinde: gelblicht 
grün. 

Knospe: einblaͤtt— 
rig, lang, von der Ba— 
fig an Bis über die Mit— 
te aufgefchligt. Der 
übrige obereTheilröh- 
rig und. zugefpißt (bie 
Knospe ſtellt ſehr ger 


*) Als ich vor einigen Tagen friſche Zweige aus 
dem obern Worth, (eine Donauinfel) holte, be 
mierfte ich einen Dann, der ehenfalls IReiden: 
zmeige abfehnitt. „Die Beten find fehom fort,‘ 
fagte er zu mir, als er fah, Daß auch ich fein 
Gefchäft trieb. Auf mein Bofragen, wozu cr 
folche benugte, antwortete cr: „zum Binden 
der Weinreben.“ Er hatte fehr genau die bieg: 
ſamen Zweige von S. purpurea ausgeſucht. 


56 


Kätchen: kurz, ei⸗ 
foͤrmig, zottig. 

Schuppe: eifoͤr— 
mig, die untere Haͤlf— 
te weißlicht, die obere 


ſchwarz. 
Staubbeutel: 
einer hinter jeder 


Schuppe, vierfaͤchrig. 


einer 


nau ein Loͤſchhorn vor, 
womit man in den Kir⸗ 
chen die Lichter aus— 
loͤſcht) an der Spitze 
des Kaͤtzchens ſitzend, 
die untere Hälfte 
fhwärzlicht, die obere 
faftanienbraun, oder 
auch etwas heller. 
Kaͤtzchen;: länger, 
fenelförmig, zottig. 
Schuppe: eifür 
mig, die untere Half 
te weißlicht, die obere 
ſehr ſchoͤn purpurroth. 
Staubbeutel: 
hinter jeder 
Schuppe, vierfaͤchrig. 


Ich fuͤge noch hinzu, daß die Kaͤtzchen 
von Salix purpurea, wegen ber ſchwarzen 
Spitze an den Schuppen, ganz ſchwarz aus— 
fehen, da hingegen die Käßchen von Salix 
Helix, wegen ber purpurrothen Spiße der 
Schuppe, ſehr ſchoͤn roth erfcheinen. 


Die vorliegende Beſchreibung iſt nach den 
Individuen gemacht, die ich durchs Einſetzen 


— 57 


in Waſſer zu mehrerer Vollfonmenheit ge» 
bracht habe, an welchen aber gleichwohl 
das Aufblühen noch gar nicht befördert if, 
indem der Staubbeutel noch völlig unents 
wickelt und unaufgeplagt hinter der Schuppe 
verborgen liegt, ımd nur durch bag Vers 
größerungsglas, und durch das Voneinans 
derbrechen des Kaͤtzchens, fichtbar wird. Es 
ift alfo wahrfcheinlich, daß die angegebenen 
Figuren der Käschen beim weitern Aufblü- 
hen nod) verändert werden, 


Sch werde den meiblichen Individuen 
von beiden Arten, wovon fi) noch Feine 
Spur fehen läßt, ebenfalls genau nachſpuͤ— 
ren, und fünftig aud) die Blätter vergleis 
chen, wozu ich fämmtliche Botaniker eben- 
falls hiemit auffordere, damit einmahl diefe 
Sache zu völliger Gewißheit kommen möge, 
Uebrigens wird wohl fhon aug den bereits 
angeführten VBerfchiedenheiten deutlich nenug 
erhellen, daß beide Weiden alg wahre Ar 
ten anzunehmen find, und daß die wahren 
beftimmten Charactere der Weiden mehr von 
den Blüthen als Blättern bergenommen wer- 
den müffen. uch beftätigt diefe Erfahrung 
jenen Gedanfen, welchen Hr. Prof. Düval 


58 Ze 


im bofan, Tafchenb. 1794, ©. 219 äußerte: 
Ob man fich -des Einfegens von Weiden» 
fchnittlingen in Waffer und ber geheißten 
Zimmer nicht alg eines Mittels bedienen 
fönnte, die Salices audy im Winter zu um 


terſuchen. 
2. Salix praecox. 


Salix foliis ovato - lanceolatis serratis 
coriaceis petiolatis supra glabris nitentibus 
subtus pallidioribus, amentis sessilibus den- 
sissimis, squamis ovatis villosissimis. 


Hıabitat in salicetis prope Salisburgum, 


Floret Martio, 


Diefer Baum gleicht in Betracht feiner 
Höhe der Salix fragilis und S. alba, und 
wird bei Salzburg hin und wieder an ben 
Degen zwifchen andern Weidenbäumen an— 


getroffen. 


Die Ninde der Zweige bat fehr oft 
eine lebhaft gelbe Farbe, zumeilen ift fie 
auch braun. Die Blätter ſtehen wechſels— 
weiſe auf kurzen, zottigen, runden Dlattftier 


* 59 


len, bie im Alter durch zwei eifoͤrmige, fäge- 
zähnige Nedenblätter geftust werden: fie 
find eirumd + lanzettfoͤrmig, mit Enorplichten 
Sägezähnen verjehen, auf der obern Seite 
lebhaft gruͤn und glänzend; auf der untern 
Seite bläffer. Der aus dem Blattftiel ent: 
fpringende der Lange nach laufende Haupt 
nerve ift fehr ffarf und lebhaft gelb. Die 
männlichen Käschen find voͤllig ſtiellos, in 
ihrer erften Jugend eifoͤrmig und durchaus 
aus weißen feibenartigen Haaren beftehend. 
Im herangerückten blühenden Zuftande wer- 
den die Kaschen cylindrifh. Die Schuppen 
find eiformig, fihmarz, fehr baarig und be- 
fehügen zwei Staubgefäße. Die weiblichen 
Kaͤtzchen find ebenfalls ganz ftielog, cylin« 
deifch, zottig und fehr dicht. Die Schuppen 
eifdemig, ſchwarz. Die Saamenfapfel glatt, 
eiförmig, lebhaft grün, und mit dem ver 
längerten Griffel gekroͤnt. 


Als ich diefe Weide vor einigen Jahren 
zuerit bei Salzburg fah, hielt ich fie ohne 
weitere Unterfuchung für Salix fragilis L. 
und zwar um fo mehr, weil die Zweige fehr 
zerbrechlich waren. Allein in dem verfloßenen 
Fruͤhjahre beobachtete ich die Weiden um 


60: — 


Regensburg genauer, als ſonſt, und fand 
die Salix fragilis L. haͤufig in dieſer Ge 
gend, die. von dem Gakburgifhen Baume 
ſehr verfchieden mer. 


Here Drof. Hoffmann hat befanntlich 
die Salix fragilis L. in zwei Arten, nems 
li) Salix decipiens und. S. bigemmis *) 
zerlegt. Es wäre alfo möglich, daß unter 
diefen beiden Arten die Negensburgifche und 
die Salzburgiſche Art begriffen wären. Dies 
bewog vermuthlic; den Deren von Braune 
die Salzburgifihe Art für Salix decipiens 
zw erklären; allein bei genauerer Beobach— 
kung und Dergleihung wird man wohl eitt 
fehen, daß diefes der Fall nicht ſeyn kann. 
Hoffmann ſchreibt feinen beiden Arten 
folia lanceolata zu; bci dee Salzburgiſchen 
Art find aber die Blätter evident ovato- 
lanceolata, und alſo in der Figur, wie in 
der Textur, Garbe und Glanz ganz von ber 
Salix fragilis, die bei Regensburg waͤchſt, 


*) Einige Botaniker, 5. B. Hr. D. Roth (Flor. 
sermanica, Tom. II, Pars II p. 506. u. 567.) 
nehmen dieſe beiden Arten an, führen aber 
noch obendrein auch Die Salix fragilis auf. 


u ‚ 6I 


verfchieden.. Daß aber einige Aehnlichkeit 
Statt finden mußte, erhellet daraus, daß 
Hoffmann die Blaͤtter bei beiden Arten 
ganz uͤbereinſtimmend angiebt. Endlich aber 
find die Kaͤtzchen von Salz praecox, die 
"männlichen ſowohl als die weiblichen, ſehr 
von allen verwandten Arten unterſchieben, 
indem fie 1. voͤllig fiellog ‚2. cylindriſch, 
3. vollig dicht, und 4. außerordentlich zottig 
find. Dieſe Käschen haben mit jenen von 
Salix caprea bie: meifte Hehnlichfeit, aber 
die Blätter find Davon fehe verfchieden. Ends 
lich. wird unfere Weide vorzüglich durch die 
frühe Blühezeit ſehr characteriſirt, diefe fällt 
nemlich ber dem männlichen Baume fehon im 
März ein (in diefem Jahre blühte er ſchon 
im SJenner). «Die vorfiehende Befchreibung 
ift nach trockenen Exemplaren, die ich dem 
Herren Geiftl. Rathe Hehenberger ver- 
danfe, gemacht. : Vielleicht liefert einmahl 
Herr Hauptmann von Aman eine Abbil 
dung davon, damit diefer große, obwohl 
bisher unbefannt gebliebene Baum, ecanne 
ter werde. 


3. $alix vitellina. 
Ich habe dieſe Weide in dem 


J 


62 — — 


Fruͤhjahre ſehr haͤufig in der Gegend von 
Untergebraching (obwohl nur die männlichen 
Bäume) angetroffen, und finde fie fo ausge— 
zeichnet von allen andern Arten, und_nas 
mentlic) auch von Salix alha, daß ich mich 


wundern muß, wie einige Botanifer geneigt 


feyn koͤnnen, fie mit Salix alba zu vereint 
gen; die gelbe Rinde, die glänzende Bes 
fchaffenheit der Blätter, und die aͤußerſt fei— 
nen und ſcharfen Zähne der Blätter fprechen 
fehr laut dagegen. Es ift alfo mwahrfcheins 
lid), daß diejenigen, melde diefe Vereini— 
gung zu bemwirfen geneigt find, die wahre 
Salix vitellina nicht kennen. 


4. Salix incana, 


Seitdem ich im vorigen Frühjahre hier 
bei Regensburg die Salix viminalis häufig 
angetroffen, und fie mit Salix incana ver» 
glichen habe, kann ich nun die völlige Ueber» 
geugung geben, daß beide Arten hinlänglich 
und gänzlich verfchieden find. Es feheint 
alfo, daß die Kärnthnerifchen Botaniker die 
Salix viminalis gar nicht Fennen, weil fie 
jene für diefe anſehen. | 


— 63 


5. Salix hybrida. * 


Salix foliis serratis glabris subovatis 
acutis sessilibus, subtus Blaues, stipulis sub- 
cordatis, a 


Habitat in salicetis ptope Salisburgum, 
„et Ratisbonam, 


Floret Aprili, 


ch habe diefe Art in der vierten Cen— 
turne für Salix hastata Lin. ausgegeben; 
allein jene ift von dieſer ſehr verfchieden, 
und muß alg eine eigene Art aufgeführt 
werden Sch fand. biefe Art im vorigen 
Frühjahr auch bei Negensburg (obwohl nur 
die weibliche Art) und wahrfcheinlicht waͤchſt 
fie aiıch in andern Gegenden. Sie iff mit - 
Salix caprea am naͤchſten verwandt, obs 
wohl hinlänglicy davon verfchieden, 


Diefe Art kommt als Strauch und auch 
als hoher. Baum vor. (Als Strauch fcheine 
er mir die nemliche Art zu feyn, welche 
Wulfen unter dem Namen Salix myrsi- 
nites an Hrn. Prof. Hoffmann fchicte, 
und die unter diefem Namen in der Historia 


64 HERR 


Salicum abgebildet wurde Hr. v. Wulfen 
zeigte mir ſelbſt den einzigen Wohnort dies 
fes Gewaͤchſes bei Klagenfurt.) 


Die Blaͤtter ſtehen auf zottigen Stielen, 
die im Alter mit herzfoͤrmigen Nebenblaͤttern 
beſetzt ſind, ſie ſind eifoͤrmig, glatt, gekerbt, 
und zuweilen, beſonders in der Jugend, auf 
der untern Seite etwas haarigt; die maͤnn⸗ 
lichen Kaͤtzchen ſind kurz geſtielt, eifoͤrmig, 
und mit eifoͤrmigen, braunen, etwas haarigen 
Schuppen beſetzt. Die weiblichen Kaͤtzchen 
find kurz geſtielt, faſt chlindriſch. Die Saas 
menkapſel ganz glatt, hellgruͤn, kegelfoͤrmig 
und mit dem verlaͤngerten Griffel gekroͤnt. 


VI. 


Botaniſche Ausfluͤge 
imdie Rhetiſchen Alpen 


von dem 


Heren DVicepräfidenten 


Grafen von Sternberg 


Mitglied der botanifchen Gefellfchaft zu Regens⸗ 
burg, und vorrefpondirendes Mitglied der Gal— 
vanifchen in Paris. 


Die deutſchen Alpen von Salzburg, Tyrol, 
Kaͤrnthen ꝛc. ſind zu bekannt, als daß ich es 
haͤtte wagen wollen, auf den Fußſtapfen ei— 
nes Wulfen, Senus, Braune, Dops 
pe, und mehrerer berühmten and befann- 
ten Botaniker, noch neue Entdeckungen zu 
ſuchen. Ich nahm mir daher vor, die furze 
Zeit, die ich zu einer bofanifchen Neife an» 
wenden fonnte, in PER ER weniger be 


66 — 


fuchten Gegenden zusubringen. Aus biefem 
Grunde durchflog ich fchnell die befannten 
Wege von Benedict- Beuerm nad) Anfpruc, 
ohne mich lange bei dem ſchoͤnen Sturz deg 
Jochbachs am Seffelderg, und dem oft ges 
ſehenen Wallerfee aufzuhalten; vergebeng 
winfte mie Cacalia alpina am ſchaͤumenden 
Bach, Arabis alpina an den überhängen- 
den Felfen; ich verfolgte meinen Plan. Am 
Fuße des Karwendels bei Mitterwald, wo 
dag Rhododendron hirsutum die magere 
Heide mit einem rothglühenden Teppid) übers 
zieht, Fonnte ich zwar den Juncus niveus 
nicht vorbei gehen, fo wie mic) am Seefel⸗ 
der Berg, wo ic) zu Fuße gieng, Dian- 
thus Caryophyllus an fich sog, der, fo ma⸗ 
ger er auch in diefen Gegenden vorkommt, 
dennoch wohl verdient hätte in Deutſchlands 
Slora, wo ich ihn vergebens fuchte, aufge 
nommen zu werden; noch fihiverer ward eg 
mir, als ic) das fruchtbare Innthal verlieh, 
nicht an den Ufern der Siler zu verweilen, 
wo in der Mittagsfonne unter dem Schat— 
ten von Ahorn und Ulmen die fchönfte Kühe 
lung wehte; doch Italiam, Italiam petimus 
lag mir immer im Sinne, und ich blieb 
ſtandhaft. Am Fuße des Brenners flieg ich 


endlich vom Wagen, und forfehte mit ſpaͤ— 
hendem Blick nad) den Kindern Floreng, die 
den Wanderer dicht am Wege begrüßen; da 
mufte ich wohl das in Fülle blühende Hie- 
racium staticefolium, die überhangende 
Gypsophila repens und Saponaria oci- 
moides pflücken, die Wieſen am Fleinen See 
waren fehon abgemähet, und an den mit 
Schnee bedeckten Gipfeln der Berge brachen 
die legten Strahlen der untergehenden Sons 
ne; ich eilte alfo mit meiner Beute auf bie 
Poſt, legte meine Blumen in einen Folians 
ten, den ich zu diefen Zweck mitgenommen 
hatte, genoß einige Bergforellen, die bier 
ganz vortreflich find, und rollte bei dem 
herrlichſten Mondesfchimmer längft dem Eis⸗ 
zack hinab nach Sterzing. Zwiſchen Sterzing 
und Mittelwald nöthigte mich die Ononis 
Natrix einmal aug dem Wagen, und ein paar 
hundert Schritte vor dem Poſthaus zwang mich 
das Sempervivum arachnoideum in herre 
lichtter Bluͤthe ftille zu halten. Zwiſchen Mit— 
feliwald und Briren fieng die Scene an ſich 
zu ändern. Fagus Castanea mit Juglans 
regia gepaart erfchien zum erſtenmal mild, 
und die trocne Heide war mit Achillea 
tomentosa uͤberdeckt. Die Entfernung von 


68 — 


der Schneelinie iſt in dieſem Thal nicht wei⸗ 
“ter, als in manchen Thaͤlern dieſſeits des 
Brenners; aber die Lage iſt ſuͤdlich, ganz 
gegen Norden gedeckt, und dieſes entſcheidet 
für die Vegetation, 


Wenn man daher Deutſchlands Flora 
noch dem allgemeinen deutfchen Clima bes 
Hrengen wollte, fo müßte bier die Außerfte 
Linie gezogen werden ; allein dann fiele auch 
das füdliche Kaͤrnthen weg, aus deffen Flora 
mehrere Pflanzen vom Herrn Prof. Hoff— 
mann (in feiner meuflen Auflage von 
Deutſchlands Flora) aufgenommen worden 
find. Will man aber bei der geographifchen 
Grenze fiehen bleiben, fo müffen die Pflan- 
zen Tyrols, mit Inbegriff von Briren und 
- Trient, welche beide Fürftenthümer ' zum 
deutfchen Reiche gehörten, mit gezählet wer» 
den, und dann erhält Deutſchlands Flora 
einen mächtigen Zuwachs von fehr interef 
fanten Pflanzen. Es wäre zu wünfchen, daß 
die ſchwankenden Begriffe über die Ausdehs 
nung der deutfchen Slora bloß in botanifcher 
Ruͤckſicht betrachtet und berichtiget würden, 
da in unfern Tagen die geographiiche Be— 
grenzung der Länder ein zu unverläßiger 


’ — 


Maaßſtab geworden zu ſeyn ſcheint. Die 
botaniſche Zeitung waͤre vielleicht am beſten 
dazu geeignet die Meinungen der deutſchen 
Botaniker uͤber dieſen Gegenſtand zu ſammeln. 
Von nun an aͤnderte ſich die Geſtalt des 
Landes, die Abhaͤnge und Thaͤler waren mit 
Reben bebaut, welche an zweiſchenklichen 
Gelaͤndern gezogen werden; der Maißbau 
ward allgemeiner. Die vortrefliche Poſtſtraße 
gehet unaufhoͤrlich am Ufer des Eiszacks 
durch waldbekroͤnte Marmorſchichten, welche 
dieſer reißende Bergſtrom durchgegraben zu 
haben ſcheinet. Zwiſchen die immer ſparſa⸗ 
mer vorkommenden Lerchen- und Tannenbäus 
me miſcht fi) Carpinus Ostrya und Cel- 
tis australis an den mittägigen Wänden, alg 
Strauch ohne Früchte; auf den Felfen fiehet 
in haͤufiger Menge Sempervivum tectorum, 
und Allium ursinum; zmifchen denfelben 
am Wege Lappago racemosa Host. Epi- 
-1obium tenuissimum (rosmarinifolium ) 
Haenke *), Sisyinbrium tenuifolium und 
Melissa Nepeta; eine halbe Stunde vor 





*%) Diefes Epilobium, welches ich auch ſpaͤter 
. in der Gegend von Baffano fand, unter 
ſcheidet jich von jenem, welches aus den Cen⸗ 
Li 


⸗ 
70 — 
Botzen bei einem Landhauſe erblickte ich zum 
erſtenmal vier Cypreſſen im freien Erdreiche 
gepflanzt. Oefters regte ſich der Wunſch 
in mir, ſchon von hier aus eine Alpen— 
Aſcenſion zu beginnen, aber Italiam! Italiam! 
rufte meine vorlauten DBegierden in Ord— 
nung und ic, verfolgte meinen Weg. Zu - 
Bogen, two ber Eiszacd feinen Lauf und 
Namen verändert, hatte ich ſchon einen 
Vorſchmack des Landes, das ich betreten 
follte; eine Menge von Maulbeerbäumen 
(Morus alba), an melchen die Weinftöcfe 
binanranften, und Rhus- Cotinus, den wir 
forgfam in unfern englifchen Anpflanzungen 
pflegen, begrenzten den Wen. Dei Saluen, 
wo die Etſch ihr oͤfter niedriges Ufer häufig 





turien des Herrn D. Hoppe (40) befannt ift, 
durch feine Größe, die weit über einen Schuh 
hinausreicht, eine viele Stämme austreibende 
Wurzel, und feltnere Zähne au den Blaͤttern. 
In der erſten Centurie Plant. rarior. Hung. von 
Hrn. Ör.v Waldfiein m. Prof. Kitaibel 
ift daſſelbe Tab. 76. vortreflich abgebildet, auch 
Dort wird es in einer waͤrmeren Gegend, und 
in Gefellfcheft von Juglans regia und Vi- 
tis vinifera gefunden. 


Br * 
zu uͤberſchwemmen ſcheinet, konnte ich es 
nicht vermeiden auszuſteigen, um den Scir- 
pus trigueter und Cyperüs esculentus auf 
der Flußfeite, und die Althaea oflicinalis 
und "Eryngium amethystinum auf der 
Dergieite zn fammeln. Der Cyperus 
esculentus ſcheint in biefiger Gegend nicht 
als Surrogat der Mandeln zur Mandelmilch, 
wie in Spanien und hie und da in Italien, 
gebraucht zur werden. An der Stelle deg 
Caffees, wozu er in neuern Schriften vor« 
züglih in Deutfchland anempfohlen wird, 
ſcheint er ebenfalls nicht im Öebrauche zu 
feyn , fonft würde er fehiwerlich mit dem 
Grummet abgemähet, und das Vieh auf die 
Miefen gelaffen worden ſeyn, welches ic) 
hie und da zu bemerken Gelegenheit. hatte. 
Don Nevis bis Trient war die Gegend fchon 
ganz italienifch geworden ; bie Weinftöcfe 
lehnten ſich nicht nur an die Maulbeerbäus 
me, fondern hingen in dien Guirlanden 
von einem Baume sum andern, ale Felder 
waren mit reicher Verndte von Maiß bedeckt, 
Maulthiere und Efel mit lautem Geläute zo— 
gen über. die Straßen, und die deuffche- 
Sprache Fam nur aͤußerſt felten, und in 
hoͤchſt unfsrmlichen Tönen vor. 


“ 


72 — 


Da ich aus mehrern Beweggruͤnden den 
in botaniſcher Ruͤckſicht ſo ſehr beruͤhmten 
Monte Baldo in meine gegenwaͤrtige Reiſe 
nicht einſchließen konnte, die wenige Zeit, 
die ‚mir übrig blieb, aber dennoch gut an- 
wenden wollte, fo blieb ich bei meinem er» 
fen Entfhlufe, Baſſano, mo ich gemiß 
war, bei dem edlen Fürften Nezonico 
eine gute Aufnahme zu finden, zu meinem 
Hauptquartier zu wählen, und von dort aus 
in die nahen Gebirge an der Brenta bu 
taniſche Excurſionen zu machen ; ic) verließ 
daßer die Erfch (Addige) und warf mich über 
Pergine in das enge Thal horizontaler 
Kalk» oder abwechfelnd Hornfieinfcichten, 
welche die Brenta durchfchneidet, und Fam 
nach einer ziemlic) befchwerlichen Reife, vor— 
züglih in den fleinigten Wegen zwiſchen 
Primolano und Baffano, den 30. July 
in Baffano an. 


Von dem Lago di Levici an tar bie 
Degetation fhon vollkommen ſuͤdlich; doch 
fo nahe an meinem Ziele war. mir nicht 
mehr bange alle Pflanzen, die ich hier über» 
ſah, wieder zu finden, und ich habe mic 
nicht geirrt, wie es meine Ausflüge bewei— 


— IE, 


i 
fen werden, bie einzige Agrostemma co- 
sonaria und Satureja montana ausgenom— 
men, die ich font nirgends mehr. wildwach- 
fend angetroffen Habe, 


Erfter Ausflug. 
&t. Michele und die Gegend von Baſſano. 


Schon am erftien Tage meiner Ankunft 
verfchafte mir der gefällige Für Nezonico 
die Befanntfchaft von Hrn. Antonio Gais 
don, der durch feine Briefe über die Ge 
gend von Baffano bekannt ift, und der 
in der Folge ein treuer Gefährde aller mei- 
ner botanifchen Erfurfionen wurde. Diefem 
wackeren Naturfreunde, der fich aus eigener 
Kraft von einem Steinmeß» Gefellen zu eis 
nem Architekt, Eythologen und Pflanzenfen- 
ner erhob, Fann ich für feine Dienfte und 
uneigennügige Sreundfchaft nicht genug Dank» 
barfeit beweiſen. 


Den 31. July ruhte ich von der Ermü- 
dung der Reife aus, befah das herrliche, 
Wohngebäude des Fürften Rezonico, wel- 
bes mit merfiwürdigen Arbeiten des erſten 


— 


74 nr 


Bildhauers unferer Zeit, Canova, geziert 
ift, und beredete mit Herrn Gaidon meis 
nen erften Ausflug. . L 

Den ı. Auguſt 5 Uhr fruͤh machten wir 
uns auf den Weg, der uns durch die Stadt 
fuͤhrte; in * Straßen bluͤhte Panicum 
Dactylon, Lepidium graminifolium *), Lac- 
tuca Scariola und Gnaphalium luteo- 
album. Diefe fonderbare Zufammenftellung 


von Pflanzen, die wir fonft nicht gewohnt 


find neben einander ansufreffen, hatte etiwag 
überrafchendeg, welches mich in der Folge 
bis auf die höchften Alpen begleitete, imo 
ich ſtets unter den eigenthümlichen Bewoh⸗ 
nern der Alpen die gewoͤhnlichſten Pflanzen 
bes niedrigen Landes gepacret fand, Wir 
giengen über die von P ar bio gebaufe und 
von Ferracina, einem Bauer aus So 
lagma, ber fich zu einem berühmten Archi⸗ 
teften ausbildete, wieder hergeftellte Hilger» 
ne Bruͤcke über die Brenta, und nahten 
ung der Reihe von Lava» Hügeln, melde 
*, Die in den neuen Beiträgen des Hrn. D. Roth 
(S. 222) eingeſchaltete Berichtigung, dag die 
Schötchen ſpitzig und nicht ausgerändert feyen, 

hat feine vollkommne Richtigkeit. 


— 75 
unter dem Namen der Berge von St. Mi- 
chele begriffen werden. Das Grummet 
war alfenthalben abgemähet, und die Berge 
ſchon fehr vertrocknet. An einer feuchten 
Stelle am Fuße des erften Higels fand ich 
neben Mentha rotundifolia und Carex 
vulpina ein Epemplar von Cyperus fus- 
cus von folcher Größe, daß ic) es gerne für 
eine fremde Dflanze gehalten hätte, beſon⸗ 
derg als ich wahrnahm, daß die zwei Fleis 
nern Dolden-Blätter rückwärts rauh (retror- 
sum scabra) waren, welches ich noch niemalg 
beobachtet, noch irgendwo geleſen hatte; al- 
lein ich fand eg in der Folge an eben fo 
merfwürdig großen Exemplaren von Cype- 
rus flavescens, ja felöft an Fleinern im bo- 
taniſchen Garten zu Padua, und in Deutſch— 
‚land; eg ift alfo blog ein überfeheneg oder 
nicht geachtetes Merkmal. Trifolium 
spumosum ift haufig in Diefer Gegend, uns 
ter den Stauden Holcus lanatus, und zwi⸗ 
ſchen den hervorragenden Felfen entdeckte ich 
eine mie unbefennfe Silene, der ich den 
Namen Silehe Bassanensis gab, und mit 
folgender Diagnofe bezeichne *). Die uns 


*) Folia inferiora spathulata in -petiolum desi- 


75 | — 


terſten Blätter find ſpatelfoͤrmig, die Sten- 
gelblätter eiförmig, ganz und behaart, an 
den Bluͤthen-Aeſten lanzenfoͤrmig, die Bluͤ—⸗ 
then ſtehen zu brei an den Seitenzweigen, 
die Kelche ſind lang, geſtreift, wenig eins! 
* — die Bluͤmenblaͤtter weiß, etwas 
gekerbt, die Staubfaͤden und Griffel hoch 
uͤber die Blumenblaͤtter hervorragend, die 
ganze Pflanze ſehr klebricht und haarigt. 
Dicht an dieſer Pflanze ſtand ſchon faſt ver— 
luͤhet Prunella laciniata, und Cyclamen 
europaeum findet man unter jeder Hecke. 


Ich verfolgte nun meinen Weg unter 
den Schatten von Kaſtanien-(Fagus Ca- 
stanea) und Delbäumen (Olea europäea), 
deren verfchiedenes Grün und befonderer 
Wuchs ſehr gut gegen einander abfticht, big 
auf die höchfte Stelle des Berges, die mir 
eine herrliche Anſicht der Gartenähnlichen 


nentia, caulina ovalia integra cuspidata, flo- 
ralia lanceolata. Pedunculi oppositi triflori, 
fiores pedicellati. Calyx longus, striatus, pa- 
rum ineisus, petala alba parum emarginata. 
Stamina- pistilague petala multum superantia. 
Tota planta pilosissima viscidaque. 


— 77 


Släche bis hin gegen die Colli Euganei *) 
gewährte; allein die fchon am frühen Mors 
gen drückende Hite nöthigte uns den Schat— 
tin bei dem unfernen GÖartenhaufe meineg 
Begleiters Gaidon zu fuchen. Die Pflans 
zen, die. wir auf dem Wege und um den 
Meinberg fanden, waren folgende: 


/ 
Veronica arvensis, ein Cremplar von 
der Höhe eines Schuhes, und mit gro» 

Gen fetten Blättern, 


— urticaefolias 
Galium purpureum. 


— saxatile, die Bluͤthen waren röthlicht, 
welches ich bei feinem Autor angemerkt 
finde; ich hatte fie eben fo oberhalb 
dem Lago di Levici an der erfiraße 
gefammelt. 


Thesium montanum. 


*) Die Euganet waren ein mächtiges Wolf in 

- DHberitalien, von den Schweizeralpen an bie 
zu dem Adriatifchen Meere. Der Drt £ur 
gano foll von ihnen den Namen haben, 


78 — 
Aconitum Lycoctonum. 
Ran warn lüs- Thpta ſchon verbluͤht. 
Coronilla Emerus. 
Trifolium rubens, ſchon verbluͤht. 


Geranium pheum. 


— sylvestre, 
Artemisia Abrotanum. 


Aster annuus 


und eine Menge gewöhnlicher Pflanzen des 
flachen Landes. Nachdem wir ein wenig 
geraftet hatten, trafen wir unfern Weg nach 
Haufe an, wo wie durch das ganze Thal 
von dem, Eryngio amethystino, Scrophu- 
laria canina und Carthamus lanatus bes 
gleitet, durch Hecken von Rhamnus phy- 
lonotus (Zyziphus ph. Willd), bie 
mit Ruscus aculeatus durchwachſen find, 
befchattet, um Mittag anfamen; der übrige 
und der folgende Tag wurden mit Trocknen 
der Pflanzen, Vorbereitung zu der naͤchſten 
Yipen- Erfurfion und geſellſchaftlicher Erho⸗ 
lung zugebracht. 


Zweiter Ausflug. 
Eollalto, Campo, Azolon und Grappa, 


Den 3ten Morgens um 4 Uhr holte mich 
mein treuer Gefährte Gaidon in einem eins 
fpännigen Waͤgelchen ab, um mich au dem 
Fuß des Berges zu bringen, wo fi) die 
Heine Karavane vereinigen folte; um 5 Uhr 
war biefelbe verfammelt, und beffand aug 
der Signora Juſtina, aus Solagna, 
welche in dieſen Alpen vorzuͤglich gut bekannt 
iſt, indem ſie die Pflanzenlieferungen fuͤr 
die Apotheken von Padua, Vicenza, 
Baffano xc. beſorgt, wirklich ſehr viele 
Pflanzen kennt, und dieſelben, obgleich nur 
mit Trivialnamen, zu benennen weiß; fer 
ner einem Efel, um unfer Gepäde und 

dundvorrath forfzubringen, einem jimgen 
Arzt Namens Franco aus Moraflica, 
der fich etwas mit Botanif abgiebt) Gais» 
don, mir und meinem Säger aus den 
bairifchen Alpen. Wir beftiegen den erften 
Berg, Collalto genannt, von der mefl- 
lichen Seite auf einen zwar fleinigen, übris 
gens aber felbft für gepacte Maulthiere - 
gangbaren Weg. Die erfie Pflanze, die, 
wir pflückten, war Asplenium Ceterach, 


80 — — 


An den unterſten Gegenden zeigte ſich noch 
wenig erhebliches, anßer Cistus fumana 
und Thymus montanus; *) allein nachdem 
wir allenfalld eine Stunde geftiegen waren, 
und einen graffigten Abhang erreichten, wo 
noch etwas unabgeweidetes Grummet ftand, 
erbliften wır mit großer Freude die fo oft 
unrichtig angegebene, von Deren Profeffor 
Willdenow aber richtig befchriebene und 
abgebilbete Veronica hybrida, Scabio- 
sa graminea und Dianthus caryophyllus 
in unzählbarer Menge und herrlichen Erems 
plaren, die wir auch ſorgſam ſammelten. 
Don nun an zog fih der fihlängeinde Weg 
durch dichte Gebüfche immer fteiler aufwärtg, 
und wurde immer reicher an fehr gemifchter 
Vegetation, von der wir allerdings in die 
fer fo fpäten Jahreszeit unter diefem wärs 
mern Himmelgjtriche nur den geringern Theil 
mehr in Blürhe fanden. Von der oben ans 
gegebenen Weide big al Campo fanden wir: 


Salvia glutinosa. 2 
Campanula bononiensis et variet. caule 
simplicissimo, racemo secundo; wahrs 


ſcheinlich die nemliche Pflanze, web 


*) WValdstein pl. rar. hung. t. 71. 


— 81 


ce in der Halliſchen Flora des Hrn. 
v. Leyfer aufgeführf wird. 


Dianthus. prolifer, 

Astrantia major. 

Linum tenuifolium. 

Helonias borealis Willd, 

Asparagus offiinalis. 

Epilobium angustissimum, 
— montanum, 

Dryas octopetala. 

Poeonia oflicinalis , war ſchon verblühfe 

Nepeta nuda. 

Digitalis ambigua, 

Bis eut ella levigata, 

Crepis foetida, 

Cnicus Eirisithales,; 


Carlina acaulis, 


J— 


82 —— 
N 
Arthemisia Abrotanum. 


—  Absyntlium 


und Verrucaria purpürescens auf ben 
Kalkfelſen. Ich nenne abfichtlich einige ges 
meinere Pflanzen, und ‚werde es auch im 
der Folge beobachten, um bie fonderbare 
Mifhung verfchiedener Pflanzen, die wir 
nicht gewohnt find beifammen anzutreffen, 
deſto anſchaulicher zu machen. 


Aus der Reihe der vielen Bergkuppen, 
welche den Collalto ausmachen, fuͤhrt 
der Weg nach Azolon ducch eine trockene, 
felſigte, aͤußerſt magere und ziemlich unbes 
deutende Gebirgsreihe, wo in gegenwaͤrti⸗ 
ger Jahreszeit nichts mehr zu finden iſt, als 
Veronica fiuticulosa, Serapias lati- 
folia variet. y. serotina Haller ſlore atro - ru- 
bente, tvelche bier zu Lande einen eben fo 
ftarfen Geruch, als fonft dag Satyrium 
nigrum beißt, und S. rubra 


Don diefen traurigen Hügeln feige man 
hinab, in ein freundliches grünendes Wiefen- 
thal am Fuße des Azolon, auf defjen Mit 
te fich ein fogeranntes Wirthshaus befindet, . 


— 33 


wo wir uns friedlich niederlaſſen ſollten. 
Wir ſtrengten daher unſere durch die Hitze 
des Tages ermatteten Kraͤfte von neuem an, 
und langten um 2 Uhr in dieſer Caͤſa an, 
welche ſich von den Huͤtten unſerer deutſchen 
Gebirge durch nichts unterſcheidet, als daß 
ſie gleich allen andern Huͤtten hieſiger Ge— 
gend, nach Landesſitte, von Ziegeln erbaut, 
und mit Kalk beworfen iſt, welches in der 
Ferne, bei ſchoͤner Beleuchtung, dieſen Gebirs 
gen eine freudige bewohnte Anſicht gewaͤhrt. 


Unſere Liebe zur Botanik ließ uns das 
weiſe Spruͤchlein nicht vergeſſen: 
Laſt nur die Seladone ſagen: 

Wer liebt, hat nichts, als Her; — 
Sie hab'n auch einen Magen. 


P4 


Wir fiengen alfo damif an, ung ein 
Mittagsmahl von Buiné, einer Art gerons 
nener Milch, die eine Lieblingsnahrung hies 
figer Alpenbewohner ift, und Polenta, 
einer Mehlipeife von türfifhen Kornmehle, 
bereiten zu laſſen. Ein Salame (geräw 
cherte Wurf) und Wein hatten wir mitge— 
bracht. Als wir ung geftärft haften, fo bes 
fliegen wir die höchfte Kuppe diefeg Berges, 

d 2 


J 


84 — 


um ſowohl Pflanzen zu ſammeln, als auch 
unſern Blick an der herrlichen Ausſicht zu 
weiden; wir wurden in beiden Hofnungen 
nicht getaͤuſcht. Von der hoͤchſten Zinne des 
Azolon entdeckten wir gegen Suͤdoſt in 
der ſchoͤnſten Beleuchtung des Abendſtrahls 
die herrlich ſchimmernde Stadt Venedig, 
von einer praͤchtigen Fläche des Meerſpie— 
gels umgürtet, Meftre, St. Georgio, 
und einen Theil der Küfte und des Landes, 
mit einer großen Menge von Dörfern und 
fleinern Städten. Suͤd-Weſt und Welt war 
unter Dünften verborgen; Nordiwertlich übers 
ſahen mir die enge Schlucht der Brenta, 
mit den beiden Bergreihen, die fie bilden, 
und gegen Norden die Bergfette des füdli- 
den Tyrols, der punta d’asti und eine 
Menge verfchieden geftalteter Berge, bie 
den Horizont in ungleichen Formen abfihnit- 
ten. Gern hätten wir in diefer Fülfe von 
herrlichen Scenen länger verweilt, allein 
eine kalte Abendluft verfündete ung bie 
Nothwendigkeit zu unferm Nachtquartiee zus 
rück zur fehren. Als wir zurückfamen, fich 
teten wir unfere Beufe, und fanden folgen- 
be Pflanzen in unfern Büchfen : \ 
Aira alpina, auf der Kuppe von Aolon, 





85 


Festuca loliacea ‚auf Wiefen am Fuße 
des Derges. 


Bromus rubens, bie Blätter find, aber 
faft gar nicht behaart, die Aehren hins 
gegen ganz mit Seidenhaar überdeckt. 
Der Anbau diefer Pflanze im hiefigen 
botanifchen Garten wird entfcheiden, ob 
fie nicht vielmehr zroifchen Brom. ma- 
drit. und rubens eingeſchaltet werden 
muß. 


Atropa Belladonna, dicht am Wirthshaus. 


Phyteuma ovatum, auf Wieſen ‚oberhalb 
dem Wirthshauſe; ſchon im Verblühen; 
einige Exemplare vivipar. 


Epilobium angustifolium ( salicifolium ), 
‚auf einer Wiefe unter dem Wirthe- 
haus. 


Polygonum Bistorta, auf dem hoͤchſten 
Gipfel. 


Silene nutans, in. einem Waſſerriß obers 
halb dem Wirthshauſe. Diefe Pflanze 
ift jedoch von der unfrigen gleichnami« 
gen ſehr verfchieden; da ich aber Saas 


86 — 


men von derſelben mitgebracht habe, ſo 
erwarte ich, daß derſelbe in dem hieſi— 
gen botaniſchen Garten Bluͤthen trage, 
um ihr Loos zu entſcheiden, und die 
Diagnoſe mitzutheilen. 


Sedum hispanicum. In einer Mauer art 


Suße des Berges mit S. album und 
rellexum. 


Crataegus Aria. Oberhalb dem Wirthe- 
hauſe, an Zaͤunen. 


Rosa montana, mit vorigen zuſammen. 
Helleborus viridis, allgemein; verblüßt. 


Galeopsis intermedia ,„ oberhalb dem 
Wierthshauſe Häufig. Diefe Pflanze 
feheint den Uebergang zwiſchen Ga- 
leopsis tetrahit und Galeopsis 
Cannabina zu machen. Blätter und 
Stengel kommen mit der erflen über 
ein, nur daß fie etwag mehr behaart 
find; die Keiche und gelben Blumen 
aber mit der zweiten bis auf bie 
blaue Lippe, welche meiner Plane — 
mangelt. 


- 


— 87 
Melissa grandiſſora, unter Geſtraͤuchen 
oberhalb dem Wirthshauſe. 


Hieracium staticefolium, im Waſſerriß 
mit der Silene, i 


Carduus defloratus, häufig. 


Cnicus eriophorus, oberhalb dem Wirths⸗ 


haufe. 
Gnaphalium sylvaticum , ebendafelbft. 


Arum maculatum. unter Gefiräuchen mit 
vorigen. 


Andropogson Gryllus, gemein, 
und Polypodium fragile 


Nachdem wir etwas Drdnung ih un—⸗ 
fere Bilanzen gebracht haften, fo fuchten 
wir, zumal da bier feine Maͤdchen, wie um 
Salzburg, Berchtesgaden und in Oberbaiern, 
den Fremden die Zeit mit Alpengefang ab» 
fürzen, Ruhe auf einem Bette von friſchem 
Heu, die wie aber nicht lange genofjen, in» 


dem aufziehende Gewitterwolken einen kal⸗ 


ten Wind erregten, der ung unfanft aus 
dem Traume werte, und was noch ärger 


88 — 
war, hinderte, fruͤh genug aufzubrechen, 
um bei Aufgang der Sonne auf dem Schei— 


tel der Grappa, der hoͤchſten Döhe dies 
fer Alpenkette zu gelangen, 


Um 5 Uhr Morgens zerfloßen bie Wol—⸗ 
fen in einen Nebel, der fich nach dem flas 
chen Lande zog, und wir begonnen unfere 
Reiſe bei einer empfindlichen Kälte, gegen 
die wir ung faum zu fchügen wuften. Nach 
3 Stunden erreichten wir endlich die höchite 
Stelle der Grappa. Diefer Berg ift ein 
langer ſchmahler Bergrücken, an manchen 
Stellen nicht über drei Schuhe breit, auf 
der weftlihen Seite faft ſenkrecht, theilg 
Fels, theilg gebröckelter Hornftein, auf der 
oͤſtlichen Seite gewoͤlbt und beraft, und mit 
mehrern abgerundeten Erhöhungen gefrönt. 
Wir lagerten ung auf die höchfte und aus 

ßerſte diefer Spigen, um die herrliche Auges 
ficht zu genießen. Gegen Nord und Nord» 
Oſt fahen mir einen großen Theil des Laufs 
der Piave, wie fie ſich in mannichfaltigen 
Krümmungen dem Gebirge entwinder, um 
fih in der Fläche unfern Augen zu entsies 
ben; über Venedig und dem Meere lag 
Nebel, der ven Gegenftänden alle Beſtimmt⸗ 


— 99 


heit raubte ; dagegen waren Padıra, Vis 
cenza, i colli euganei, ın der ges 
meinen Mundart Colli ugani genannt, 
i Berici, $erara, ein großer Theil von 
Cisalpinien, die ung geftern entgangen 
waren, ins Licht getreten. Der berühmte 
Monte Baldo ließ fih von Ferne b:grü- 
Ben; die nähern Berge, ber Sette Com- 
muni, le Alpi Rezie, flanden deutlich 
vor ung, und in einander gefchlungen folgs 
ten fih im Halbkreis die fchnechedecdten 
Häupter der Tyroler, Beltrer und Beluner 
Berge bis wieder heraus zu dem Fenero. 
Die bebaute grünende Fläche mit ihren uns 
zähligen weißen Thuͤrmen und Landhaufern, 
‚ von den beiden Flüffen Brenta und Pia- 
ve durchſtroͤmt, vom Meer begraͤnzt, und 
an diefe ehrmürdige Alpenkette angelehnt, 
biksefe ein fo mannichfaltiges und doc) gro— 
Bes und erhabenes Ganze, deffen Eindruck 
ſich ohnmöglich befchreiben laͤßt. Wir ges 
noffen in Hülle bei immer heiterer werden» 
den Himmel dieſen herrlichen Anblic‘; allein 
fhon im Nerauffteigen waren mir erffaunf 
über die Menge und fonderbare Mifchung 
der biefigen Pflanzen; wir fäumten alfo 
nicht, biefe Bergreihe nach allen Nichtuns 


90 — 


gen zu durchſuchen. Um den Leſer nicht 
durch Einſchaltungen einzelner Pflanzen zu 
ermuͤden, und dem Botaniker das Aufſuchen 
derjelben zu erleichtern, werde ich bdiefelbe 
in ein Verzeichniß zufammen faoffen. Die 
Richtung, der wie vom Wirthshaufe aus 
folgten, . gieng von Suͤdweſt nad) Nordoft; 
allein eg mufte, wie es in Gebirgen nicht 
anders möglich. tft, oftmahls davon abge— 
wichen werden ;. indeg die Siguora Fuftis 
na, bie ic) auf die feltenften Pflanzen aufs 
merffam machte, und die Geſchicklichkeit ges 
nug befaß, fih die Stellen fo gut zu mer 
fen, daß fie mie 14 Tage foäter nach ber 
bloßen Befchreibung die Saamen- Arten, die 
ic wünfchte, nachholen fonnte, wird in der 
Folge einem jeden Sotanifer, ber nach mie 
in jene Gegenden fommen follte, Befcheid zu 
geben wiffen. Dan bezahlet ihr für fie und 
ihren Efel des Tages 5 Lire oder einen Gul- 
den, und hält fie in Speife und Trank frei. 


Die auf dee Grappa — ken 
Pflanzen find folgende: 
Veronica aphylia. Bei dem zuſammen⸗ 
gefchobenen Schnee am. Fuße der 
Grappa, Er 


Veronica inteprifolia Wild In einem 
Waſſerriß, bevor man die Örappa bes 
ſteigt. 

Pinguicula vulgaris, mit beiden vorigen. 

Circaea alpina, bei der Gafä, am Fuß 
der Grappa, in einer verfallenen Ci⸗ 
ſterne. 


auf den Feifenabs 
Valeriana tripteris haͤngen unter dem 


— montana | Scheitel der Grap⸗ 
J pa. 
Melica caerulea, variet. major, mit voris 
gen. 


Poa alpina et ejus variet, vivipara, mit 
Veron. integrifol. 


Sesleria caerulea Host. (Cynosurus 
caeruleus), ebendafeift. 


Galium pusillum Braun et Schrank. Auf 
verfchiedenen Stellen, ehe man auf die 
eigentliche Grappa koͤmmt. Diefe Pflan- 
ze ift allerdings diefelbe, welche auf. 
den Salzburger Alpen waͤchſt, aber Fei- 
neswegg Galium pusillum Willd., wels 


92 —E 


cher dieſe Pflanze gar nicht beſchrieben 
hat; Galium oblquum Villars und 

Haller bei Suter ſcheinet hieher zu 
gehören, nicht aber Halleri. 7135, wels 
ches von Hrn. Schranf und Braun 
angeführet wird, eg fey benn eine 
der Varietäten, foudern dag von Sub 
ter angeführte 714 (f. Salzburger 
Slora, Nro. 120.) 


Alchemilla vulgaris, mif vorigen und 
auf der Grappa felbft. 


Primula marginata, mit den Valerianen. 


Soldanella alpina, am Schnee, mit Ve- 
ron, aphyl, 
1 


Campanula bononiensis. 


Ph yteuma Scheuchzeri, mit Veron. im 
tegrif. 

Rhamnus pumilus, auf ber enfgegengefeß- 
ten Seite diefeg Bergrüdeng, zwiſchen 


Selfen. 
Ribes alpinum, auf ber Grappe. 
Viola biflora, am Schnee mit Ver, aphyl. 


— 93 
Thesium alpinum, an vielen Steffen. 


Gentiana acaulis, auf dem hoͤchſten Rücken 
ber Grappa, — 
— verna, am Schnee mit Veron. aphyl. 


Chenopodium bonus henricus, gm Schnee 
und bei der Caſaͤ. 


Athamanta cretensis mit Galium pus 
sihum. 


Carum carvi, mit vorigen, umd auf der 
Grappa. 


Pimpinella Saxifraga flore rubro, bei ber 
Caſaͤ am Fuße der Grappas 


Linum alpinum, am Schnee mit Solda- 
nella alpin. 


Juneus monanthos Schranki. Sin dem 
Waſſerriß mut Ver, integrifol war diefe 
Pflanze hier in unzähliger Menge gang 
ausgewachfen von 10 big 12" Hoͤhe. 
Wer diefe Pflanze fi) immer mit ih⸗ 
rem blättrigen Schaft gleich bleiben 
ſieht, kann ſchwerlich mehr weifeln, 
daß ſie nicht eine eigene? Ast ſey; ſie 


94 ; or 


zu einer Varietät der blaͤtterloſen Art 

des Juncus trifidus zwingen zu wol 

len, der fogar in eine andere Abthei— 

lung gehört, hieße der Natur Gewalt 
authun. 


Polygonum viviparum, mit vorigen häufig. 


Rhododendron. | Ateben biefer Stelle 

ferrugineum und fonft Häufig auf 

| der ganzen Steins 
) wand.ber Örappa. 

P haͤufig an verſchie⸗ 

u Cotiledon s denen Stellen der 

— Aizoon | Grappa, zwiſchen 
| den Felfenipalten. 

— autumnalis, in dem a mit Po» 

lygon. viviparum. 


— hirsutum 


Dianthus Superbus, am oberften Rande 
der Steinwand. 


Silene Saxifraga, mif voriger zu hundert 
Stämmen an einem Stod von Io big 
12! Höhe. 


— quadrifida, in dem Wafferif mif Ver. 
integrif, z 


—— 95 
Stellaria striata, ebendaſelbſt. 


Sedum atratum (Crassula rubens Willd.), 
an den Vorbergen der Grappa. 


Cerastium alpinum, mit vorigen. 


Rosa alpinı, am fleinigten Abhange der 
Grappa. | 


Cistus grandiflorus Scopoli Variet. Heliant.' 
Willd. auf der grafigten Ruͤckſeite der 
Grappa, an ben böften Stelfen. Aller 
dings iſt dieſe Pflanze von C. Helianth. 
nur durch die großen Blüthen und eis 
runden Blätter verfchieden, aber doch 
gewiß. mehr ald Papaver Rheas von 
P. dubium durch abfiehende Haare und 
einen äftigeren Stengel, welches ein 
fehr zweineutiges Merkmal ift, und 
dennoch hat man biefen letten zu eis. 
ner eigenen Gattung gemacht, und 
Cistus grand. fliefmütterlih als Va⸗ 

rietaͤt beibehalten, 


Aconitum pyrenaicum, auf ber fleinige 
ten Geite der Grappa, mo man zu 
bem Schnee geht. 


96 nn 


’ 
Anemone vernalis, mit Rosa alpina, War 
fhon im Suamen, 


Atragene alpina, mit vorigen unter Ges 
buͤſchen. 

Ranunculus Thora, var. major. mif Sol- 
dan. alp. 


Betonica alopecurus, an den unterften 
Hergabfiufungen mit Rhamnus pu— 
milus, 


Thym us alpinus, an vielen Stellen, 


Hörminum pyrenaicum (Melissa pyre=- 
naica Willd.) mit Betonic. alopec» 
Die Gattungskennzeichen im Syſtem nach 
Murray und in Öuterg Flora Hel- 
vetica: : Calyx " campanülatus laciniis 
quatuor subaequalibus, quinta majore 
emärginata, find unrichtig, und haben 
mich lange zweifelhaft gelaffen, big 
ich bei Willdenom die richtige Bes 
ſchreibung: Calyx decem striatus, striis 
alternis crassioribus, labio superiore tri- 
dentato inferiore bifido (longiore) seg- 
mentis cuneiformiter incumbentibus etc, 
unter Melissa entdeckt habe. 


Pedicwlaris tuberosa, in dem Wafferriß 

mit Polyg. vivipar, 
Geranium phaeum ; ] beide auf der 
| »fteinigten Wand 


— aconitifolium : 
) der Grappa. 


Genista linifolia (Spartium linifolium 
wild) an der Seitenwand mit Aco: 
nitum pyren. | 


Orobuüs Inteis, an ber fleinigten Band der 
Grappa. Diefe Pfianze, weiche auf um 
fern deutichen Alpen fhen im Monat 

Juni verbluͤhet iſt, zeigte ſich hier noch 

in ſchoͤnſter Bluͤthe, obgleich ſchon viele 

Exemplare reifen Saamen trugen. In 

dieſem uͤppigen Himmelsſtrich wird die 

Natur faſt durch jeden Gewitter-Regen 

verjuͤngt; es folgen unaufhoͤrlich neue 

Sproſſen und Bluͤthen. Nicht ſelten 

fand ich noch zu Ende des Auguſts bei 

Rhamnus phylonotus reifen Saamen 

am Anfang, und Bluͤthen am Ende ei 

nes und deffelben Zweiges; und Che— 
matis Vitalba hatte noch zu Anfang 

Septembers nicht aufgehört, Frifche 

Hlüthen zu feeibent: 

| ; & 


95 — — 
Hieracium villosum; häufig auf der Grap—⸗ 
pa. 


Hyoseris foetida, in dem Waſſerriß mit 
Ver. integrif. 


Cnicus acaulis; auf den unterfien Suppen 
unter der Grappa mit Galium pus- 
sillums 

Gnaphalium supinum; bei, dem Schnee 
mit Sold. alp. 


Erigeron alpinum; im Herabfteigen zu der 
Caſaͤ. 

Tussilago alpina ); in dem Waſſerriß, 
und ſonſt auf der Grappa. 


Senecio alpinus; AM Fuß des Berges, 
vorzuͤglich bei der Caſaͤ. 


Senecio croaticus Waldstein T. II, Tab. 143. 
corollis nudis, foliis oblongo-ovatis den- 
tatis; auf der Sinne ber Grappa zwi⸗ 
fchen dem zerftücfelten Geftein: 





s 


>) Mon diefer Pflanze gilt die nämliche Bemerkung, 
die oben bei Orobus luteus gemacht worden. 


—— 99 
Gleich beim erſten Anblick ſchien mir dieſe 
ſtrahlloſe Pflanze fremd; indeß, da der de- 
fectus radii nicht hinreicht, eine neue Art zu 
bejtimmen, fo wollte ich eine forgfamere Prü- 
fung abwarten, die ich auf der Reife nicht 
vornehmen Eonnte; durch Zufall wurde fie 
verfchoben. Indeſſen erfihien dag zte Heft 
des 2ten Bandes der Plant. rarior. Hung. von 
Hrn: Gr. dv. Walditein, und ich ward auf 
das angenehmſte überrafcht, meine Pflanzen 
dafelbft abgebildet und genau befchrieben zu 
finden: 
Äster alpinus; an der ſteinigten Wand der 


Grappa, zu 9/ hoch mit Blumen fo 
groß alg Aster chinensis in den Gaͤr⸗ 


ten. 
Solidago virga aurea; dafelbſt. 
Doronicum Bellidiastrum; in dem Steinriß 
mit Ver. integrf. 

Ächillea Clavennae : mit Hieracium 
villosum häufig: | 
Centaurea phrygia in den Waſſerriß mit 

Pol yg. vivip: 


63 


Orchis globosa, 


} 
— latifolia, \ ale an der Gfein- 
odoratissima, | ward der Grappa. 


— copopsea ; 
Satyrium nigrum; allenthalben. 
Salix phylicifolia, 


— arbuscula, \ an der Steinwand der 
— retusa, | Grappa. 


bei dem Schnee. ) 


Carex ferrugirea Schkuhr. ; mif Linum —* 
FRE Dee ſteinigten Hand ber Peun8 
häufig. 

Obgleich Hr. Hoft diefelben Synonimen 
von Scheuchzer und Schrank bei ſeiner 
‚Carex ferruginea anfuͤhrt, fo iſt die, abge— 
bildete Pflanze durch den bis an die Höhe 
 blätterreichern Stengel und laͤnglicher, nur 
wenig verdicten männlichen Aehre, von der 
Sfuheifchen Pflanze fehr verſchieden, und 
kommt mit Skuhrs C. spadicea uͤberein. 


Ve ratr um album: an der Steinwand der 
Grappa, 


Polypodium fragile; gemein. 


©smunda Lunaria; auf den untern Berg» 
fuppen, bevor man die Öteinwand be> 
ſteigt. 

Lycopodium selaginoides; daſelbſt. 


Polypodium Lonchitis. 


Verucaria geographica ; beſonders ſchoͤn 
auf dem weißen Hornfein. 


Psora caelata. 


Die Ausbeute diefer Excurſion, wo wir 
doc), wie es einem jeden Alpenbeſteiger aus 
Erfahrung bekannt ift, aus Freude über die 
gefundenen Bflanzen gewiß noch manche über 
ſehen haben, die wir hätten finden koͤnnen, 
ift ein hinreichender Beweis von dem Neid 
thum diefer Alpen, welcher um fo.mehr be- 
fremdend ift, als auf diefen Bergen gar Feine 
Duelle noch Bach), nicht einmal bei den tie» 
fern Caſen, die fich faft durchgehends mit 
Ciſternenwaſſer behelfen müffen, zu finden, 
und die einzige Kluft mit zufammengefehebes 
nem Schnee Außerft unbedeutend if. Hier 
mußten fih alfo die Pflanzen blos von der 


102 — 


Feuchtigkeit der Atmosphäre nähren, bie ih», 
nen durch die häufigen Nebel, in welche diefe 
Berge eingehuͤllt zu feyn pflegen, zugeführt 
wird. Der Wuchs der Pflanzen iſt demun— 
geachtet Schr freudig; ihre Wurzeln find aber 
im Berhältniß mit den Blättern und Blumen 
mager. 


Mir hatten ung, ohne eg gewahr zu mer, 
ben, fehr lange in diefer Gegend verweilt, 
wo wir noch gerne länger geblichen wären, 
häfte ung nicht ein aufiteigendeg Gemitter 
bedroht, das uns am Ende auch mod) erreich- 
te, und, nach Qpenfitte, mit einem * 


Dritter Ausflug 


durch) Palſtagna in die Serte Comuni, 


Nachdem ich meine jängft gefammelten 
Pflanzen getrocknet hatte, welches bey einer 
täglichen Hite von 26 big 28 Grad Reaumur 
ſehr geſchwind —* Statten geht, machte 
ich mich auf die Reiſe zu unſern teutſchen 
Bruͤdern, in das Land der ſieben Gemeinen 
(le sette communi), welche einen Theil der 
Rethiſchen Alpen zwifchen ben Slüffen Bren- 


— 103 
ta und Aſtico im Vicentiniſchen Gebiete be— 
wohnen. Sie bilden eine eigene Republik, 
und haben ihre republikaniſche Verfaſſung 
auch bei der gegenwaͤrtigen allgemeinen Um— 
waͤlzung, die fie unter den Scepter Defters 
reichg brachte, beibehalten. Sie leiten ihren 
Urfprung von den Allemannen und Thurin- 
giern her, welche, nachdem fie im J. 496 
von Clodovaeus bei Köln geihlagen wors 
den, lieber, alg ſich unter fränfifche Botmäfs 
figfeit zu ergeben, nad Italien ausgewan« 
dert find. Ihre Sprache ift das alte Teuts 
ſche mit gufturalem Ausdruck nach gemeiner 
Sitte der Alpenbewohner ausgeiprochen. Ich 
werde über diefeg merkwuͤrdige Hirtenvoͤlklein 
an einem fehicklichern Drte nähere Nachrichs 
ten mittheilen, hier aber blog die botanifchen 
Seltenheiten biefer Gegend Fürzlich berühren. 


Der Sammelplag der Caravane, an des 
ren Spiße Sign. Juftina mit ihrem Efel 
fich als Anführerin befand, war Garpineo, 
6 Milien von Baffano, mo wir am 7. Abends 
nach einem flarfen Donnerwetter mit Guß—⸗ 
regen anfamen, und übernachteten.. 


Den 8. um 4 Uhr Morgens giengen wir 
auf einer Brüce über die Brenta nach Val 


104 — 
ſtagna, und von da in dag Thal dieſes Na— 
meng, welches durch einen Bergfteohm, der 
die borizontalliegenden Hornſtein = Wände 
durchgegraben haf, gebildet wird. Der im— 
mer auffteisende Weg geht oftmals mitten 
dur) dag Bett des Stromes, welches im 
Sommer gewöhnlich trocken ift, heute aber 
von dem geftrigen Regen mit Waffer anges 
füllt war, und viele Fieine Wafferfälle bil 
dete. Naͤch etwa anderthalb Stunden kommt 
man an ein zweites Thal links, Val de Sassi 
genannt, worauns ein anderer Bergſtrohm 
ftürzt, auf welchem im Frühjahr vieleg Holz 
aus den häufigen Wäldern dieſes Ländcheng 
in ganzen Stämmen gefirömt, von da aber 
mit Ochſen big zur Brenta gefchleift, und 
auf felber weiter nach Italien geflsgt wird. 
Noch etwa anderthalb Stunden höher ver- 
enget fich das Thal bis zu zwei fenfrechten 
Selfenwänden, il buso genannt, welche ihm 

nicht mehr Defnung, als des Bergſtrohms 
(torrente) Breite, übrig laffen, die etwa 
15 Schuhe betragen kann. Will man nicht 
eine Fleine Stunde Umweg über das Gebirg 
nehmen, fo muß man fihs gefallen laffen, 
wie wir auch thaten, etwa 130 Schritte bis 


an die Knie durch dag Waffer zu waren. Im 


! 

Fruͤhjahr muß man fehlechferdings Über die 
Berge gehen; wenn aber im Sommer meh» 
rere Tage hindurch) Fein Regen fält, fo kann 
man auch trocfenen Fuſſes durchkommen. Die— 
ſe Gegend iſt vorzuͤglich intereſſant, ſowohl 
‘in Ruͤckſicht der originellen Naturſcenen, als 
der ſeltenen Pflanzen, welche hier wachſen. 
Die engen Felſenwaͤnde, die ſich nach oben 
zu noch mehr zu ammenziehen, und nach dem 
Lauf des Waſſers kruͤmmen, geben dem Gan— 
sen die Geftalt einer Grotte, aus ber kaum 
einige Spannen des azurnen Horizonts in 
ſenkrechter Richtung zu erblicken ſind. Die 
verfchieden geftalteten Seifen find unten nadt, 
weiter oben mit einer grünen Matte von Laub» 
mooſen übersogen, swifchen welchen bald Cor- 
tusa Matthioli, bald Phyteuma comosum 
‘ hervorbricht ; endlich mit Stauden und einer 
Menge Pflanzen überwachfen. Emiger Schats 
ten und willfommene Kühlung erfrifchen hier 
den müden Wanderer, 


Gleich hinter dem Buſo erweitert fich dag 
Thal in ein breites Steinfeld, und um den 
Fuß der Gebirge, die bier wechfeln, und 
bald in Kalfgebirge mit vielen eingeftreuten 
Schaalthieren übergehen, windet fich von der 


106 — 


Iinfen Seite ein Gürtel von Baſalt hervor, 
der etwa an feiner Dberfläche zwei Klafter 
maͤchtig iſt. 


Unfern von hier verlaͤßt man das Thal 
und ſteigt rechts an einer Mühle und einzel— 
nen Häufern, Ronchi genannt, einen hoben 
Berg hinan, wo man auf beiden Seiten kleine 
Felder mit Korn, Gerſte und Erdäpfel ans 
trift, weiche legtere heuer zum erftenmal in 
diefer Gegend blühen, indem der Anbau ders 
ſelben erfi feit dem vorigen Jahr aus dem 
füdlichen Theile von Tirol in diefeg Bergland. 
gefommen ift. Dag Korn nahte fi fid) der Reis 
fe; die Gerſte war noch grün. 


Auf dem Gipfel des Berges ift Galio 
einer der Hauptoste der fieben Gemeinen. 
Sch hatte ein offenes Empfehlungsfchreiben 
an die Vorfteher der ſiehen Gemeinen, wel—⸗ 
ches ich hier vorzeigte; fogleich Famen zwei 
Vorſteher, welche mich mit vieler Hoͤflich— 
feit nach dem eine Fleine Stunde entlegenen 
Hauptort Aziago begleiteten. Diefer ganze 

bewohnte Theil des Landes ift eine Fläche 
von hohen hervorragenden Bergſpitzen umge⸗ 
ben, und von Waͤldern umguͤrtet. Alle Stei— 


— 107 

* 
ne, welche um die Felder als Zaͤune aufge— 
ſtellt ſind, ſind Kalkſteine mit einer Menge 
verſteinerter Schaalthiere erfuͤllet. Der Feld- 
bau ift Färglih, und mit unfäglicher Mühe 
dem rauben Clima und dem magern ſteinig⸗ 
ten Boden abgemonnen. Die abgemähten 
Miefen, die zum Theil Fünftlich bewaͤſſert 
werden Eönnen, fehen etwag befer aus. Der 
Hauptort Aziago, ziemlich bevoͤlkert, von Steis 
nen gebauf, und mit einem hohen Kirchthur- 
me ganz von Quaterſtuͤcken aus Marmor ges 
ziert, iſt anfehnlih. Dean führte mich zu 
dem erftien Vorftand, Hrn. Rigonti, der 
ſehr verfiandlich teurfch forach, und mich mit 
vieler Höflichfeit aufnahm. Ihm und feinem 
Vetter, Abbate Rigoni, verdanfe ich viele 
interefjante Auffchlüße über die Abkunft, 
Eprade, Sitten und Verfaſſung diefer une 
ferer Landsleute, die rund um von Stalienern 
umgeben, durch fo viele Jahrhunderte ihre 
Eigenthümlichfeit und ihre Sprache nicht sans 
vertaufcht haben #), 


*) Daß dieſes Volk feit mehreren Sahrhunderten 
dieſe Gebirge bewohnet, beweifer eine Urfunde, 
in welcher der Doge, Thomas Mocenigo, 

“alle ihre Vorrechte befiättiget, Die fie ſeit um 


108 — 


Die Pflanzen, die ich auf diefer Excur⸗ 
fion gefammelt habe, find folgende: 


Veronica glabra; Sp. nova mibi. Auf gras 
figten Stellen linker Hand in dem Thal 
Valſtagra, etwa eine Biertelftunde, 
che man an das Thal Val de Sassi fömmt. 
Ich bielt fie anfänglich für die V. ma- 
jor Clusii, die bei V. longifolia anges 
führt wird, bis ich fie mit. der Abbil- 
dung vergleichen Eonnte; bin aber nun» 
mehro überzeugt, daß fie davon, fo 
wie von den übrigen mir befannten Ar—⸗ 
ten unterfchieden ift, wie man aus ber 
Diagnofe fehen wird: 


Caulis’ simplex, semipedalis, pedalis et 
major, teres, glaber. Folia opposita infe- 
riora subpetiolata, caulina sessilia, ovata, 
obtusa, obtuse crenata, utrinque glabra, supra 
laete viridia, inferius. palidiora, 


denklichen Sahren (da tempi immemorabili) 

und von der Zeit, da. die Staͤdt Vicenza noch 
ein Freiſtaat war, genoffen hatten. — Diele 
Urkunde iſt vom Jahr 1417. und findet fich in 
dem libro Privilegiorum septem communi ab 
gedruckt. 


— 109 


Spica terminalis erecta, Bracteae lanceo- 
latae, ciliatae, inferiores calyce longiores, sü- 
periores breviores., Calyx quadrifidus laci- 
niis obtüsiusculis, duobus inferioribüs longi- 
oribus ciliatis, Corolla quadrifida, laciniis 
subaequalibus, 


Differt a Veronica hybrida: foliis ovatis 
obtusis utrinque glabris , caule glabro, brac- 
teis superioribüs calyce brevioribus, ciliatis, 
non pilosis, 


A Veronica spicata et ejüs varietate, quam 
pro hybrida habuit clarissimus Schmidt in Flora 
Bohemica. P. I. Fol. 5, Tab, 10. 


Caule, follisque glabris, ovatis, obtusis, 
calycibus inaequalibus, Horibus subsessilibus, 
spica densar, 


J 
* 
y 


Mein Urtheil fei — jeder beſſern Uns 
terfuchung unterworfen, 


iR 
Veronica urticifolia; häufig: 
Valerianasmontana, ‚hie und da. 


Paederota bonarota (caerülea Host); zwi⸗ 
ſchen Felſen gegen il buso. 


110 red 


Panicum hirtellum 5 zwifchen den Selfen u. 
Gefträuchen, rechts am Eingang in dag 
Thal Valſtagna, und links in jeneg von 
Val de sassi. 

Bromus multiflorus; unter den Saaten zwi⸗ 
ſchen Gaͤlio und Aziago. 

— giganteus; am rechten Ufer des Berg—⸗ 

firohms, eine halbe Stunde vor dem 
Buso. 


— gracilis I ., 5. 
r haufig. 


— pinnatus j 


Giobulariä cordifolia; an ben. Felſen 


häufig: 

Asperula pyrenaica; am Weg zwiſchen 
Selfen: | 

Borago offieinalis ; an den Haͤuſern ai 
Ronchi: 


Cortusä Matthioli: ‚in Selfenrißen, ehe man 
— al buso kommt, haufig; war fehait vers 
— bluͤht. 


Menyanthes trifoliata; an einer ſumpfig⸗ 


en - 1IE 
ten Stelle unweit Aziago; hier zu Lan⸗ 
de fehr felten. 
Phyteuma Scheuchzeri; in Val de Sassi. 


— comosum; zwiſchen Selfenfpalten nahe 
al buso. 


Violä tricolor; auf graſigten Stellen. 
Evonymus latifolius; auf Selfen hie und 
do: i 
Gentianaä asclepiadea; im Val de Sassi. 
Selinum palüstre; auf graſigten Stellen 
am Eingange des Thals Valſtagna— 
Seseli montanuim ; mif vorigen: 


Heräcleum Sphondilium; auf Wiefen bei 
Galio gemein: 

Vaccinium Mpyrtillus; in Wäldern um 
Aziago, fonft nirgends in diefen Ges 
genden. | 

Moehringia muscosa; haͤufig zwiſchen 
Selfen: | 


Polygonum alpinum ; im Val de Sassi. 


112 — 


Polysonum Fagopyrum; im fleinigfen 
Flußbett Hinter dem Hufe. 


Dianthus Caryophyllus; . unter Gebüfchen, 
mit längeren, fettern, rauheren Blättern, 
und dunklen Blumen, als auf der 
Grappa. 


Asarum europaeum; unter Gebüfchen. 


Mespilus Amelanchier. Prunus A. Willd. am 
rechten Ufer des Bergfiroms. Indeß ich 
blühende Imeige einlegte, genoß ich 
der reifen Frucht, die mich in der 
ſehr großen Hitze des Tages Jabte. 
Mit doppelten Vergnügen laß ich bet 
meiner Nachhaufefunft die Stelle im 
Suters Flora Helvetica, P.1I.- fol. 
296. arboris (bier iſt es nur ein 
Strauch) non obliviscar, cujus fructus 
nigricantes dulcesque sitienti et essu- 
rienti ad alpinam viam, chemin neuf, 
maximae deliciae erit, 


Spiraea Aruncus; gwifchen Stauden im 
unteren Thale. 


Rosä inermis, varietas alpin. ‘Willd, Ger: 
minibus ovatis caule pedunculisque gla- 


— 113 


bris inermibus, petiolis scabris, folia 

ovata septena pallide viridia, tenera, 

subtus villoso-sericea; glauca, acuto ser- 

rata. Al Buso. Da die Pflanze ſchon 

lange verdlübt, und micht mehr in 

dem beften Zufiande war, fo erwar 

te ich frifche Exemplare von meinen 

Sreunden, im fie noch genauer zu bes 

fimmen ; indeffen fcheinet mie außer 

Zweifel; daß fie eine eigene Art außs 

macht. — 

Rubus saxatilis, mit Spiraea Aruncus. 

Potentilla caulescens, zwiſchen Felſen—⸗ 
ſpalten, gemein. 

Äträgene aipina, mit vorigem. 

Ranunculus reptans, mit Menianthes 
trifoliata 

Betonica Alopecurus, auf Wieſen zwiſchen 
Galiso und Aziago. 

Melissä grandifiora, bie und da, auch im 
Val de Sassi. 

Euphrasia Salisburgensis; außerhalb dem 
Bufo, wo der Bafalt hervorkoͤmmt. 


2 


114 — 


Digitalis lutea, im Val de Sassi. 

Lunaäria rediviva, am Ausgang von Buſo 
rechter Dand, mit Impatiens moli 
tangere, welche hier zu Lande als ein 
fehr feltenes Gewaͤchs in Gärten ver 

0 pflanzt wird, 

Anthyllis vulneraria, auf Wiefen zwifchen 
Galis und Aziago. 

Lotus temuifolius Bauhini, welchen P. Willd. 
als Varietaͤt des L. corniculati an⸗ 
führt; die Blätter find aber nicht folia 
linearia, sed duo lateralia falcata‘, ter- 
tio obverse ovato, welches. biefe Plans 
je einer genauern Nufmerkfamfeit würs 
diget, Ic) ſammlte fie dight am Wege 
noch vor dem Buſo; die ‚eigentliche 
Stelle weiß ich nicht mehr genau zu 
bezeichnen. Raj. in feiner Hist. plan- 
tar. P. I. pag. 967. N. 5. hab diefe 
Pflanze unter dem Samen Lotus 
glabra minor J. Bauhini; pentaphyllos 
slabra minor C. Bauhin. genau beſchrie⸗ 
ben, wo er auch angemerkt, daß diefe 
Pflanze behaart und unbehaart vor⸗ 
koͤmmt, wovon das erfiere der Fall 
bei meiner Pflanze ift. 


— 115 


\ 


Hieracium porrifolium, bever man al Buso 
koͤmmt, auf Grasplägen, 


Carduus defloratus,; am Cingange von 
Valſtagne. — 


Cacalia alpina, am Eingange des Thales. 


Erigeron uniflorum; am Ausgange aus 
dem Buſo. 


Aster Amellus, an den Seitenwaͤnden des 
untern Thales. 


Acer platäinoides, mit Carpinus. 


Carex leporina, mit Menianth: trif, bei 
Aziago. 

Carpinus Petulus 

h gegen i Ronchi. 

— Östria 

Taxus baccara, am Anfange des Pal: 
ftagner Thales. 


Verätrum nigrum; links auf graſigten 
Stellen am Eingange des Thales. 
Ficus Catica, zwiſchen Felſenritzen hie und 

da im Thale. 


116 h — | 2 

In dieſem waͤrmern Thale war über 
haupt die Vegetation weiter vorgeruͤckt; auf 
den bebaisten Theil des Landes hatte die 
Senfe dem Botaniker vorgegriffen, und auf 
die hoͤchſten Spigen der Berge bin ich nicht 
gekommen, weil mid) bie befcheänfte Zeitz 
und Unterſuchungen anderer rt, auf einige 
Angenblicke von dem Hauptgegenſtande mei— 
ner Reiſe abgeleitet hatten. 


Vierter Ausflug, 
Am Urſprunge des Fluſſes Orliero— 


Nach dem erſten Plan meiner Reiſe und 
den auf mich zu Hauſe wartenden Geſchaͤften 
haͤtte ich nunmehr meine Ruͤckreiſe antreten 
ſollen, wozu ich auch alles in Bereitſchaft 
brachte; allein es war anders in das Buch 
des Schickſals geſchrieben; ich ſollte vorher 
noch einen hoͤhern Beruf erfuͤllen, und 
mußte verweilen. 

Folge du willig dem Schickſal, 
Willſt du nicht folgen, du mußt. 


Die erſten Tage meines verlaͤngerten 
Aufenthalts durchſtreifte ic) bloß das Bap 


nr ‚4817 


faner Feld, längft den Kleinen Bächen, bie 
aus der Drenta abgeleitet werden, um 
Wieſen und Felder zu. bemwäffern, und die 
unfernen Hügel, worunter fich vorzüglich der 
feine Dlivenhain bei Romano, ber Bas 
terffadt der Ezeline, auszeichnet, auf def 
fen Höhe in mahlerifcher Anſicht eine ſchoͤne 
Kirche fieht. Die Pflanzen, die ich bei die 
fer Gelegenheit fammelte, waren folgende: 


Jasminum ofücinale, in Hecken. 


Olea. europaea, an verfchiedenen Hügeln 
um die Stadt und bei Romano. 


Gratiola officinalis, auf fumpfigten Wiefen 
an der Mühle vor Romano, 


Rosmarinus ofleinalis, auf alten Mauern 
bei den Gartenhaͤuſern (Villae). 


Cyperus flavescens, über einen Schuh 
hoch, bei der Mühle vor Romano 
und gegen Roſan. 

— longus, am Muͤhlgraben vor Romano 
haͤufig. 


Poa compressa, auf alten Mauern. 


118 / — 


Panicum crus galli, cum Varietate glumis 
longius aristatis; um Baſſano ge 
mein. 


— sanguinale, im Hof der Billa Rezoni— 
cd, und deffen größere Varietaͤt von 
Noth, in den Kraurt- und Maißfeldern. 
Die Exemplare find oft über Mannge 
höhe, ganz behaart, und die Kelch» 
Schuppen gezahnt. 


— Dactylon, in den Straßen. 


Briza Eragrostis, wenn bie häufigern und 
größern Aehren dieſe Pflanze wirklich 
von Poa Eragrostis unterſcheiden, auf 
allen Grasplaͤtzen um Baſſano. 


‚+  Festuea serotina Host., an den Huͤgeln 
am rechten Ufer der Brenta, unweit 
Baffano 


Triticum repens, cum Variet. spicis prae- 

- longis, spiculis octofloris aristatis, um 
die Gartenhäufer im Baffaner 
Selbe. 


Zizyphus Paliurus ,„ ift die gemeinfte 
Hecke in der ganzen Gegend, 


— N 


Tamarix germanica, auf Sand » Infeln 
in dem Sluffe Brenta. 


Epilobium hir-[ grandi- lauf moorigfen 


FUN, for. ı Stellen beider 
— pubescens, | parvi-- | Muͤhle v. Ro⸗ 
J 
— palustre, [ dor, man 


Amysdalus comunis, in und außer den 
Gästen an mittägigen Abhaͤngen. 


Mentha hirsuta, an den Bewaͤſſerungs⸗ 
bächen gegen Rofan. Die längeren 
Piſtillen und Fürgeren Staubfaͤden uns 
terſcheiden dieſe Pflanze ſehr leicht von 
M. aquatica, von weicher ſie auch im 
erſten Anblick durch den aͤſtigern Wuchs, 
und das rauhere Anſehen ſchon, leicht 
geſchieden wird. 


— Pulegium, gemein. 
Scrophularia canina, gemein. 
 Hibiscus syriacus. 


— Variet. Fl. violaceo. in Gärten und 
Feldversäunumgen, wo fie im Freien 
ausdauern, und die präctigfien bie 


120 — 


ſpaͤt in den Herbſt hinein bluͤhenden 
Hecken bilden. 


Galega oſfſicinal. an feuchten Stellen. 


Lotus Dorycnium, bei St, Michele, io 
mano u. f. w. häufig, noch einmal 
fo hoch, als in den dürftigen Aengern 
um München. 

Conyza squarrosa, am verſchiedenen Huͤ— 
geln. 

Inula dysenterica, an den Bewaͤſſerungs⸗ 
graben bei Roſan. Diefe Eflanze ift 
hier zu Lande meniger behaart, und, 
hat geſtrecktere Aefte, welches ihr auf 
den erften Anblick ein fremdeg Anfehen 
‚giebt. 


Aster annuus, an Zäunen im —— 


Feld haͤufig. 


Buxus sempervirens, in und außer den 
Gärten his Padua häufig. 


Amaranthus viridis, in Gemuͤßgaͤrten an 


Haͤuſern. 


Juglans regia, bei Baſſano und ſonſt 
wild. 


— ET 
Ruscus aculeatus, in Hecken häufig. 


Celtis australis, bei Molino hinter Ro 
ſata. 


Asplenium Scolopendrium, in Straßen 
und Vorhoͤfen an den Brunnen der 
Landhaͤuſer. 


Gemeine Pflanzen, die ſich unter aͤhn— 
lichen Umſtaͤnden in den meiſten Laͤndern fin— 
den, habe ich in allen Verzeichniſſen ausge— 
laſſen. 


Da mir die Umſtaͤnde noch immer nicht 


erlaubten, dieſe Gegend zu verlaſſen, ſo un— 
ternahm ich deu 15ten einen Ausfli« nach 
den Urſprung des Fluſſes Orliero. Ich 
fuhr bis nach Merlo, dem Ort Orliero 
gegenuͤber, ſetzte in einem Nachen uͤber die 
Brenta, und gieng nun zu der Grotte, 
aus welcher der Fluß dieſes Namens ent—⸗ 
ſpringt. Am Fuß eines hohen Berges, aus 
horizontalen Lagen von Hornſtein gebildet, 
iſt eine etwa 100 Schuh tiefe und 120 Schuh 
hohe Grotte. Die Waͤnde mit verſchiede— 
nen Laubmooſen (zu welchen man aber nicht 
gelangen kann) uͤberkleidet, mit dicken 


n 


122 — 


Epheu-Ranken, die big in das Waſſer 
herabfalfen, behangen, mit Waſſer, dag 
dem Ende eines Sees gleichet, von noch 
unerforfchter Tiefe, und fpiegelalatter Ober— 
flähe — ein mahlerifher Anblick, wie ich 
noch nicht einen gefehen habe. Aus diefem 
unterirdifchen Gewölbe, wo Fein Sprudeln, 
feine Bewegung eine Duelle bezeichnet, flie- 
get der farfe Strom Orliero ab, nimmt 
wenige Schritte davon noch zwei’ reiche 
Quellen auf, treibt in feinem befchränften 
Lauf von hoͤchſtens 1000 Schritten drei Pas 
piermuͤhlen, worunter die anfehnlichfte mit 
5 Wafferräbern der Remondiniſchen Manu: 
faftur in Baffano angehört; ferner eine 
Mehlmuͤhle und Seidenfpinnerei, und endet 
feinen thatenvollen Lauf wenige Schritte hin» 
ter dem Dite Drliero in die Brenta, 
die er vollends zu einem Strom erhebt. 
Wie fich diefe geräumige Grotte gebildet, 
wie dag Waffer durch dag feſte Geftein durch» 
fintert, um dieſe Art von See zu bilden, 
und bloß auf diefer einzigen Stelle an einer 


mehrere Stunden langen Bergfette in folcher 


File aussufteömen, laßt ſich bei einer fiüch- 
tigen Ueberfiht nicht twohl beffimmen. An 
Pflanzen war meine Ausbeute fehr gering. 


— | 123 
Salvia glutinosa war fhon verbluͤht. 


Potamogeton fluitans, ] an Duelle 


u zwi⸗ 
— densum, ſchenSolagna 
— pusillum, und Merlo. 


Hedera Helix, in der Grotte. 


Campanula pubescens, ztwifchen Felſen 
am Eingange der Grotte. Die Blät- 
ter follten nach Herrn Willdenomw 
ganz glatt feyn; dag find fie aber nicht, 
fondern vielmehr folia ciliara, scabra; 
übrigens aber koͤmmt die Pflanze ganz 
mit der Befchreibung uͤberein; da num 
die Pflanze pubescens heißt, und im 
Eingang der Grotte faft in befländigen 
Schatten wohnt, fo möchte dieſer Un— 
terfchied wohl nur zufällig feyn. 


Seseli montanum, am Felſen bdieffeits und 
jenfeits der Brenta. 


Aconitum cammarum, unweit der Grotte. 


Myriophyllum spicatum, H mit Potamo- 
—- verticillatum, J geton. 


124 — 


Adianthum Capillus Veneris, in ber 
Grotte, 


Sn diefem. Thale wird viel Tabak ge- 
baut. Orliero, welches fein Entfiehen 
wahrfcheinlich dem Fluß dieſes Namens vers 
dankt, gehört mit noch acht andern Fleinern 
Dörfern zu den fieben Gemeinden, aus wel 
cher fie Ausbräche find, ohne jedoch Untheil 
on ber Regierung zu nehmen, welche ben 
fieven Hauptorten vorbehalten- ift. 


Dada den aten September, 


Um die legten traurigen Pflichten ber. 
Freundſchaft zu erfuͤllen, kam ich nach Pa⸗ 
dua; an einer nie genug zu beweinenden 
Leiche ſchloß ich das Buͤndniß dankbarer Er- 
kenntlichkeit mit dem vortreflichen Mann, 
dem Profeſſor der Botanik und Arzt Bo⸗ 
nato. Er iſt zugleich Vorſteher des bo- 
fanifhen Gartens, der eine große Menge 
Spanifcher und Amerikanifcher Pflanzen ent 
hält, welche nach Cavanilles und Dr- 
tega geordnet find. Unter diefem milden 
Himmelsſtrich ift ihe Wuchs chen fo freudig, 
als auf ihren vaterlandifchen Boden, Eine 

ı Malva paniculata oder Solanum verbas- 


j a ‘125 


eifolium mit einem baumartigen Schaft von 
zu Durchmeſſer, Lyriodendron tulipifera 
von 257, Bignonia Catalpa von 40, und 
die drei Celtis - Arten von 6o big 70° 
Die zu fehen, iff ein überenfchender Ans 
blick, der Verwunderung erregt; dabei die 
Freigebigfeit des auten Mannes, der von 
jeder Pflanze, die man wuͤnſcht, ausgewähls 
- te Eremplare mittyeilt, ſticht mit der Yengfts 
lichkeit der meifien botaniſchen Gärtner, die 
ibre fümmerlichen, oftmals ausgearteten 
Sremdlinge mir Luchsblicken bewahren, fo 
angenehm ab, daß ich feibft in diefem Au— 
—— wo * für jeden Eindruck erfior- 

‚en war, die Befriedigung ahndete, bie ich 
TER günftigern Umſtaͤnden hätte genichen 
koͤnnen. Die von mir erhaltenen und auf 
der Reife re Pflanzen waren fol 
gende: 


Verbena triphyllos. Cyperus glonieratus: 
Justicia coceinea, — tionamomeus, 
Salvia polystaehia — papyrus 
Cavan. var; tiliae- 
folia Willd. 
Fontenesia phylia- 
rioides. — divaricamım 


Panieum cöloratum; 


— colonum. 


126 


‚-Cynosurus indicus. 
Ixora americana. 
Atropa procumbens. 
Solanum Sodomeum, 

— diphyllum. 

— verbascifolium. 
Asclepias Linaria: 
Gronovia scandens. 
Ipomaea quamokclit, 


Bupleurum coria- 
ceum. 


Cardiospermüum 
Halicacabum. 


Phytoläcca lutea 
Marsyliis 
Cassia nictitans. 
Thalinum patens; 
— parietinum, 
Euphorbia picta 
Jacquini. 
— cyatophora, 
— prunifolia, 


Corchorus olitorius 
— hirsutus. 


Lagerstroemia 
indica. 


Bignonia stans, 
Lantana involucrata. 
Malva umbellata. 

—— angustifolia. 
Hibiscus vitifolius, 
Dalea violacea, 

— Lagopus, 
Crotolaria incana. 
Rudbekia dälata. 
Anthemis globosa. 


Ageratum puncta- 
tum, 


Bidens nivea 


Eupatorium Canes- 
cens, 

Sanvitallia pro- 
strata.» 

Polymnia ugularia. 


SI Le Zi | ; 127. 


Dahlia pinnata Ca⸗ Mimosa peregrina? 


vanilles 6. Andropogon hir- 


Osteospermum tum. 
trifidum, — contortum. 


Verbesina serrosä; Holcus spicatus, 


Conyza glutinosa Tripsacum. her- 
Cavan. mophroditum, 


Psyädia gl. Jacq. — dactyloides. 


Gleich dem Garten iſt auch die Biblio— 
thek dieſes vortreflichen Mannes aͤußerſt ins 
tereſſant; er hat die aͤltern Werke, die man 
nur ſelten mehr in Verſteigerungen findet, 





) Dahlia pinnata, nah Andreas Dahl 
von Cavanilles benannt, und Iconum 
Vol. L Tab. go. abgebilder, wird öfters in 
botanifchen Gärten mit Dalea vertscchfelt; 
in einem Würzöurgifchen Catalogus if fe arg 
ungewiß mit einem ? begleitet. Diele Pflanze, 
welche in Meyrifo- zu Haufe if, und eine 
Zierde botanifcher Gärten genanne werden darf, 
gehört in die zweite Ordnulg der ıoten Klaffe; 
in dem neueften Lexikon von Dietrich ſo— 
wohl, als in den Botaniste eultiva- 
teur, wird dieſelbe gar nicht angezeigt. 


128 a ae 

mit der Bibliothek des Befannten Profeſſors 
Maſſilli erkauft, Einen Rivinus fin 
det man dba ſammt ben Supplementen coms 
pleit; einen Dillenins ſammt dem Tertz 
Slufiug, Scopali ic; unter den neue 
ſten, Hortus Ciiffort., les Plantes ‚grasses, 
Von Redaute geſtochen ꝛc. Ueber alleg - 
dieſes gehet aber der gefällige Mann, der 
bei feinen häufigen Berufsgeſchaͤften alle 
ſeine freien Stunden der Botanik widmet, 
und unter den trockenſten Unterſuchungen ct 
ner gefuͤhlabſtumpfenden Praxis den edlen 
Zug gefuͤhlvoller Theilnahme mit der Nas 
tiongliebhaftigfeit des Charafterg verbindet, 
Und wie der Herr, fo der Diener! Als 
man. mir ein Exemplar ber berühmten Va- 
lisnetiä spiralis zeigte, bie in den Stadt 
gräben, weihe Dadıra umgeben, zu Haufe 
iſt, dußerte ich den fie att ihren: 


Standorte zu feben. soleih erbot ſich 


der botaniſche Gaͤrtner * vah sit beglei— 
ten; welches ich dankbar annahm. Ihre 
Blaͤtter uͤberdecken die ganze Oberflaͤche des 
Waſſers, der Gartner wählte ſich ſogleich 
in den Schlamm; und holte mir eine ganze 
Menge Exemplare heraus. Die männlichen 
Pflanzen waren leider ſchon verbläht, wo⸗ 


= 


— 129 


durch ich des ſchoͤnen Schauſpiels der ſon— 
derbaren Befruchtung dieſer Pflanze, welche 
Davin in ſeinem Poëm the Botanic Garden, 
II. Th. p. 46. fo artig beſingt, beraubt wur— 
de; die fchon befruchteten weiblichen Pflan- 
zen hingegen mit ihren Ellenlangen fpiralen 
Hlüthenftielen waren in der größten Volk 
fommenbeit: E 
Sacchärum Ravennae; und 
Althaeca oflicinalis, mit weißen und rothen 
Bluͤthen fammelte ich auf den Daͤm— 
mei der Brenta. 

Mein Tagwerk war vollbracht; meine 
Zuruͤckkunft fehr verfpätet, meine Kräfte ges 
lähmt; ic) eilte daher Tag und Nacht, ohne 
mich zu verweilen, nad) meiner Heymath 
zurück, mit dem heißen Wunfch ‚und feften 
Vorſatze, dieſe Gegenden bald wieder in der 


fruͤheren Jahreszeit zu beſuchen, und den ſo 


hoch geprießenen Monte Baldo mit dem 
Lago di Garda, und die weniger befann» 
ten Colii Eug, anei ind Berici in meine 
Keife einzuſchließen. Der Himmel vergönne 
mir ein baldiges Vollbringen ! 





— 


3 


130 — 
VII. 


Veber die terminologiſchen Ausdrücke 
bei den Saubmoofen, von. Dem 
Herrn Crome. 


Die Zuſammenſtellung und Erklaͤrung der 
vorzuͤglichſten bei den Laubmooſen uͤblichen 
Kunſtausdruͤcke duͤrfte hier nicht am unrech— 
ten Orte ſtehen, da doch in Werken, die 
von dieſem Theile der Botanik handeln, 
manches Wort vorkommt, welches man in 
mehreren Schriften uͤber die botaniſche Ter⸗ 
minologie vergebens ſuchen wuͤrde. Groͤß— 
tentheils beſchraͤnken ſich dieſe Ausdruͤcke auf 
die Bluͤthen- und Fruchttheile; dahingegen 
ſtimmen die Benennungen von den verſchie— 
denen Arten der Wurzel, des Stengels und 
der Blaͤtter mit denjenigen uͤberein, welche 
dieſe Theile bei den übrigen Vegetabilien be— 
zeichnen. 


Den Theil, der ſich von der Wurzel ers 
hebt, und die Blätter und Früchte trägt, 
nennt man Moos⸗ Stengel (Suxtulns, 
Caulis, 


— 131 


In Hinſicht des Bluͤthenſtandes giebt es 
nur wenige Verſchiedenheiten bei den Laub⸗ 
moofen. 

Knoſpenfoͤrmig nennt man die Blu⸗ 

- me (Flos gemmiformis), die fich in Geftalt 
eines mehr oder weniger rundlichen Körperg 
zwifchen den Blättern befindet; fie fieht ei» 
ner gefchwollenen Knoſpe nicht unaͤhnlich. Um 
fie zu feben, muß man fich bei den meiften 
Mooſen eines Vergroͤßerungsglaſes bedienen; 
indeffen fieht man fie bei einigen Arten deg 
Hypnum foon mif bloßen Augen, 


Kopfförmig (Flos capituliformis) nennt 
"man die Blume, wenn fie jich in Geftalt rund⸗ 
licher gruͤner Körper geftielt auf den Moo— 
fen befindet, wie z. B. bei Mnium andıo- 
gynum, 


Sternförmig (Flos disciformis) nennt 
man fie, wenu fie in Gefialt eines flachen, 
blättrigen, einer rofenartigen Blume aͤhnli⸗ 
chen Koͤrpers, der ſich oft auch durch eine 
andere Farbe von den uͤbrigen Blaͤttern des 
Mooſes auszeichnet, an der Spitze des Moos 
Stengels fteht. Sehr, ſchoͤn und deutlich 

—— 


132 — 
ſieht man fie mit bloßen Augen bei mehre 
ren Arten des Polytrichum etc, 


Hei fehr wenigen Dloosarten findet man 
Zmwitterblumen : bei den meiften find die 
inännlihen und weiblichen Blumen entweder » 
auf. einer Pflanze getrennt, oder jedes der 
Gefchlechter befindet fich auf einer befondern 
Pflanze; ſehr felten find fie gemifchten Ges 
ſchlechts. 

Die maͤnnliche Blume der Mooſe beſteht 
aus einem vielblaͤttrigen Kelche; die Blu— 
menkrone fehlt gaͤnzlich. In der Mitte des 
Kelchs ſtehen die ſehr kleinen maͤnnlichen 
Staubgefaͤße; der Faden derſelben iſt ſehr 
kurz und fein; die Staubbeutel ſind verſchie— 
den geſtaltet, einfaͤcherig, und ſtreuen an 
ihrer Spitze aus ihrer Oefnung den feinen 
koͤrnigen Saamenſtaub aus. Zwiſchen dies 
ſen maͤnnlichen Staubgefaͤßen ſieht man, bei 
ſtarker Vergrößerung, ganz feine, weiße, ge 
gliederte, oben mit einer feinen Oefnung 
verfehene Fäden, von der Größe der Staub» 
gefäße; man nennr fie Saftfäden (Para- 
physes). Sie feheinen zur Ausſcheidung der 
überflüßigen Feuchtigkeit und zur Concentri- 
rung der Säfte zu dienen, 


— 133 


Die weibliche Blume beſteht aus einem 
vielblaͤttrigen Kelche, der die weiblichen 
Staubgefaͤße einzeln, oͤfter aber mehrere 
derſelben einfaßt: auch unter dieſen befin— 
den ſich einige der eben genannten Saftfaͤ⸗ 
den. Die Blumenkrone iſt die hernach noch 
naͤher zu beſchreibende junge Muͤtze, die als⸗ 
dann noch den Fruchtknoten bekleidet, und 
an der Spitze mit dem Fruchtknoten, unten 
mit dem noch zu erwaͤhnenden Scheidchen zu⸗ 
ſammenhaͤngt, uͤbrigens aber frei ſteht. Der 
Staubweg ſelbſt beſteht aus einem rundli— 
chen, kegelfoͤrmigen Fruchtknoten, und aus 
einem ſehr feinen, auf der Muͤtze befeſtig— 
ten und mit einer abgeflumpften Narbe vers 
febenen Griffel, 


Die. bemerfungswertheften Theile der 
Kaubmoofe find die Theile der Frucht; denn 
gewöhnlich unterfcheidet man durch fie die 
Mooſe. Man theilt fie in wefentlide 
und zufällige Theile Die wefentlichen 
Theile (Partes essentiales), die fich bei jes 
dem Moofe finden, find: der Moosfeld, 
die Borſte, die Kapfel, die Müße, 
und das Saamen-Säuldhen. Die zu⸗ 
fähigen Theile, die fich nicht bei allen fin- 


134 — 


den, ſind: das Scheidchen, der Anſatz, 
der Deckel, der Ring oder die Fran— 
zZ das Maul und dag Zwergfell, 


Mooskelch (perichaetium, perigonium) 
nennt man denjenigen Theil der Laubmeofe, 
aus dem die Borfte mit der Kapfel hervor« 
geht; gewoͤhnlich zeichnet ex fich gleich durch 
ftärfere oder mindere Größe feiner Blätter, 
oder durch deren andere Lage und Gefialt, 
von den übrigen Blättern aug,, Man kann 
ihn bei den meiften Arten des Polytri- 
chum, bet vielen Arten des Hypnum etc, 
deutlich mit bloßen Augen fehen. 


Das Scheidchen (vaginula), welches 
man wegen feiner Aehnlichkeit mir der Scheis» 
de der Örasarten fo genannt hat, ift der 
untere Theil der weiblichen Blumenkrone, 
der von dem eben erwähnten Moosfelche 
eingefihloffen wird. Nach der Befruchtung 
jerplagt die mweibliche Blume ın der Mitte; 
ihr ımterer Theil bieibt in dem Mooskelche 
figen, und bilder dag Scheidchen; ihr oberer 
Theil aber bedeckt in Geftalt einer Müge, 
deren weiterhin noch befonders gedacht wer- 
den fol, die Kapfel big zu ihrem Reifwer⸗ 


— 135 


den. Das Geſchlecht Sphagn um bat die⸗ 
ſes Scheidchen nicht; uͤbrigens aber alle 
Mooſe. | 


Man nennt dag Scheibchen ; 


ceylindrica, walgenförmig, wie 
bei den meiften Moofen; 


oblonga, Fänglid, 3. B. bei Di- 
cranum purpureum; ® 


conica, Eegelfdemig, z. B. bei 
Tortuia ruralis; 


ovata, eifoͤrmig, z. B. bei Splach- 
num urceolatum; 


urceolata, becherfoͤrmig, z. B. Bei 
Grimmia cribrosa; 


lageniformis, flaſchenförmig, z. 
B. bi Gymnostomum pyri- 
forme; 


pileiformis, butfdrmig, 3. B. bei 
Encalypta vulgaris. 


| Borfie (Seta, Pedunculus) nennt mai 
denjenigen Iheil der Laubmoofe, der die 


136 — 


Fruͤchte traͤgt. Sie wird an ihrem Ur— 
ſprunge oon dem eben erwaͤhnten Scheid— 
chen umhuͤllt. Sie fehlt bei keiner Moos— 
art; nur iſt ſie bei einigen ſo klein, daß 
man ſie mit bloßen Augen nicht ſehen kann. 
Durch ihre borſtenartige Geſtalt, ihre hell— 
oder dunkelrothe, oft aber auch braune, gel- 
be oder ſchwarze Farbe, unterfcheidet fie fich 
gleich von den übrigen Theilen der Mocfe, 


In Hinſicht ihrrs verfchiedenen Stand» 
ortes iſt fie: | 


solitaria, einzeln ſtehend, 5. B. 
bei Polytrichum commune; 


aggregata, haufenweiſe ftehend, 
wenn mehrere Borften aus einem 
gleichen Standorte herfommen, z. B. 
bei Hypnum parietinum ; 


terminalis, an der Spike ſte— 
hend, wenn fie bloß an der Spitze 
bes Moogftengeld bervorfommt, 3. 
B. bei Polytrichum commune; 


asillaris, in den Winkeln ftes 
hend, wenn fie aug den Aft- oder 


— 137 


Blattwinkeln hervorkoͤmmt, 5: ©. bei 
Polytrichum urnigerum; 


lateralis, an der Seite ſtehend, 
wenn fie an der Seite des Moos— 
fiengels oder der Aeſte hervorkoͤmmt, 
z. 3. bei Hypnum triquetrum, 


In Ruͤckſicht ihrer Nichtung iſt fie: _ 


erecta, aufrecht ſtehend, bei Ne- 
ckera dendroides; 


arcwata, bogenformig, wenn fie 
ſich oben beinahe in Geſtalt eineg 
halben Cirfels kruͤmmt, z. B. bei 


Mnium hygrometricum ; 


flexuosa, gefniet, wenn fie auf 
verfihiedene Weiſe hin» und herge> 
bogen ift, wie bei Dicranum 
flexuosum. 


In Hinfiht ihrer Oberfläche ift fie: 
glabra, glaft, ohne die mindefte Er- 


habenheit, 5.8. bei Hypnum cus- 
pidatum, 


— — 


tuberculata, warzig, wemn fie mit 
Eleinen abgerundeten Erhabenheiten 
bedeckt iſt, z. B. bi Hypnum 


sericeum; 


exasperata, ſcharf, wenn fie mit 
kleinen, nur wenig ſcharfen Erhas 
benheiten bedeckt ift, 3.3, bei Hy- 
pnum lutescens, Hypnum velu- 
tinum, 


Sind die Erhabenkeiten Heinen Stacheln 
äbalich , fo nennt man dieſes mu- 
ricato-exasperata, wie}. B. 
bei Hypnum rutabulum. 


Die Kapfel oder Buͤchſe (Theca, 
Capsula, Pyxidium) iſt die Frucht der Laub⸗ 
mooſe. Sie iſt eine trockene Frucht, wel⸗ 
che an der Spitze der Borſte ſitzt, und noch 
mit verſchiedenen Theilen verſehen iſt. 


Ihrer Stellung nach iſt ſie: 


erecta, aufrecht ſtehend, z. B. bei 
Neckera dendroides; 


cernua, uͤbergebogen; fie iſt nur 
ſo weit heruͤbergebogen, daß ſie bei⸗ 


—— 139 


nahe in einer horizontalen Lage uͤber 
ihrem Standorte hinfteht, z B. Di- 
crarum scoparium; 


nutans, überhängenbd; fie hält die 
Mitte zmifchen einer übergebogenen 
und einer fenfrecht zur Erde hans 
genden Kapfel; 5. ®. bei Bryum 
nutans ; | 


pendula, hbängend, wenn fie in fenf- 
rechter Richtung zur Erde hängt, 
z. B. Bryüm hornum, 


In Hinficht ihrer Geſtaͤlt ift die Kapfel: 


oblonga, länglich, $. DB. bei Poly- 
trichum urnigerum, 


subrotunda, zundlich, ment bie 
Kapfel eine laͤnglichrundliche Geftalt 
hat, 5 B. bei Polytrichum na- 
num, Dicranum pulvinatum ; 


ceylindrica, walgenformig, wenn 
die Bafis und die Defnung der 
Kapfel völlig gleich dick find, und 
die Kapſel zugleich rund ift, 3. D. 
bei Polytrichum aloides; 


140 > — \ 


ovata, eiförmig, z. B. Bei Di- 
cranum flexuosum; 


sphaerica, fugelrund, menn bie 
Kapfel eine vollfommen kugelrunde 
Geftalt hat, $ ©. Barthramia 
pomiformis; 


pyriformis, birnfdrmig, 5.2. bei 
Bryum pyriforme, 


urceolata, becherfoͤrmig, wenn 
die Kapſel von ihrer Baſis nach 
der Oefnung zu ſich allmaͤhlig er— 
weitert, z. B. bei Polytrichum 
hercynicum; 


truncata, abgeſtutzt, wenn der 
Rand ber Kapfel wie abgeſchnitten 
iſt, z. B. bei Gymnostomum 
truncatum; 


obliqua, ſchief, wenn ber Kand.der. 
Defnung der Kapfel an der einen 
Seite etwas verlängert iſt, 5 B. 
bei Meesia uliginosa; 


tetragona, vierfeitig, $ B. bei 
Polytrichum commune; 


— 141 


incurva, einwaͤrts gebogen; die 
Kapſel iſt in der Mitte etwas ges 
frümmt,; z. B. bei Hypnum pm- . 
liferum ; 

cuspidata, went fie almählig in eine 
feine Spitze ausläuft, z. B. bei 
Hypnum attenuatum; 


Ihrer Obflaͤche nach) ift die Kapfel: 


glabra, glatt, danz ohne Erhaben- 
heiten, Furchen oder Streifen ic. 
bei ben meiften Mooſen; 


striata, gefireift, wenn fie mit fei— 
nen, dicht neben einander liegenden 
Streifen überzogen if, DB. Weis- 
Ssia striata, 
sulcata, gefurcht, wenn die Strei⸗ 
fen tiefer hineingehen, imd weiter 
auseinander liegen, z. B. bei Weis- 
“sia obtüsifolia, 


Die Theile der Kapfel find: 


Die Muͤtze (Calyptra); ein loderer 
Körper, der, wie eine Fappenförmige Haut, 
* @ 


142 — J 


den obern Theil der Kapſel, zuweilen auch 
die ganze Kapſel, bedeckt. Die Muͤtze iſt 
der obere Theil der vorhin bei dem Scheib- 
chen erwähnten, in der Mitte geplaßten 
weiblichen Blumenfeone ; fie ift in Hinficht 
ihrer Struktur: 


membranacea, häufig, & B. bet 
Encalypta vulgaris; 


pilosa, haarig, aus feinen durch einan- 
der gemwebten Haaren. zuſammenge— 
fett, 5. D. bei den Arten bes Po- 
lytrichum. a 
Ihrer Geftalt nach ift fie: 
conica, fegelförmig, z. B. bei En- 


„ calypta vulgaris; 


tageniformis, flafıhenförmig, 5 
3. bei Gynostomum ovatum; 


subulats, pfeiemenförmig, z. B. 
bei Gymnostomum pyriforme; 


Ferner ift fie am Rande: 


integra, ganz, ohne bie mindeſten 
B;* 


x ? — 143 


Einſchnitte z. B. bei Encalypta 
vulgaris; 


la ciniata, eingeriſſen, wenn am 
Kande der Muͤtze ſich viele unors 
dentlich eingeriſſene Einſchnitte zei⸗ 
gen, z. B. bei Encalypta ciliata; 


fissa, geſpalten, z. B. Bei — 
trichum undulatum. 


Der Deckel (Operculum) iſt ein deckel⸗ 
foͤrmiger Körper, der die Defnung der 
Kapfel verſchließt, und bie Eigenfchaft hat 
abzufpringen, wenn der Gaame reif ges 
worden ift. Seiner Gefialt uach iſt er; 


planum, flach), wenn er ganz plaft iſt. 


concavum, ausgehoͤlt, z. B. En- 
calypta vulgaris; 


convexum; gewoͤlbt, z. B. s——— 
num obtusifolium; 


oyatum, eifcemig, z. B. bei Gym- 
nostomum pyriforme; 


conicum, fegelförmig. Die Bafıs 


14 | — 


des Deckels verlängert ſich allmaͤh— 
lig in eine ſtumpfe, abgerundete, 
ſchmaͤhlere Spitze, z. B. bei Hyp- 


num nitens; 


acuminatum, lang zugeſpitzt, 
wenn der obere Theil des Dedels 
in eine lange Spitze hervorgesogen 
if; z. B. bei Polytrichum com- 
mune; 

" rostratum, fhnabelförmig, wenn 
der Deckel fih in eine allmählig 
ſchmaͤhler zulaufende, gekruͤmmte 
Spitze endigt, z. B. bei Gymo- 
stomum curvirostrum ; 


- Einige Schriftfieller nennen diefe Spige 
ſelbſt: das Schnäbelhen (Rostrum, 


rostellum). 


apiculatum;: fahlich, wenn er in 
der Mitte mit einer fechenden, fla- 
chelartigen Spige befeßt ift, 5. B. 


bei Hypnuim extricatum; 


subulatum, pfriemenfoͤrmig, ie 
B. bei Tetraphis pellucida; 


— 145 


mueronatum, geſtachelt, wenn der 
Dedel in der Mitte mit einer aufs 
recht ſtehenden borftenartigen Spike 
beſetzt iſt, z. B. bei Sphagnum 
obtusifolium. 


aciforme, nadelfoͤrmig, z. B. bei 
Bryum aciculare; 


filiforme, fadbenförmig, 5. B. bei 
Tortula convoluta; 


obtusum, fiumpf, wenn bie Furse 
Spise des Deckels fih rund endigt, 
z. B. bei Bryum carneum; 


papillatum, warzig, wenn er in 

der Mitte niit einer Fleinen warzen⸗ 

artigen Erhabenheit befegt iſt, 5.2. 
bei Mnium turbinatum, 


Die Franze (Fimbria, annulus) if 
ein Feiner und fchmahler, im Deckel liegens 
der Streifen Haut, welcher mit Fleinen haus 
tigen Zähnen befegt ift. Zur Zeit der Neife 
des Saamens wirft fie, vermöge der ihr 
eigenthümlichen und dann entbundenen 
Schnelfraft den Deckel der Buͤchſe ab. 


K 


346 — 

Das Maul (Peristomia, peristomium, 
os) ift der häutige Rand, der die Müns 
dung der Büchfe umgiebt, Diefes Maul 
fieht man bei der Gattung Phascum gar 
nicht, weil die Kapfel abtällt, ehe fie noch 
die Müge abgemworfen hat, und deswegen 
fagt man fie habe fein Maul: (peristomio 
nullo). Berner ift diefes Maul entweder 
ganz naft (nudum), das heißt, ohne einen 
Zahn, wie bei den Öefchlechtern Gymno- 
stomum und Sphagnum; oder ges 
zaͤhnt (figuratum). Diefe Zähne ſtehen 
wieder entweder in einer Reihe um die 
Muͤndung der Kapfel, und dann nennt man 
diefeg einfah gezaͤhnt (peristomium 
ordine simplici dentatum); oder diefe erfte 
aͤußere Reihe ſchließt noch eine zweite Reis 
he von Zähnen ein, und dann heißt dieſes 
doppelt gezaͤhnt (perist. ordine du- 
plici dentatum). 

Die Zähne unterfcheidet man in Hin⸗ 
fiht ihrer Anzahl. So finden fi: 

4 Zähne, 5. B. bei Terzankie. 
pellucida ; 


8 Zähne, z. B. bei Splachnum 
ampulilaceum; 


— 147 
16 Zähne, z. B. bei Dicranum 
scoparium; 
32 Zähne; z. B. bei Bolytria 
chum Andi; 


64 Zähne; z. B. bei dolytri⸗ 
<huim commune. 

In Hinſicht ihrer Geſtalt find die Zähne: 

 Pyramidales; pyramidenformig 

in Geftalt eines langgefchobenen 

ſpitzwinklichen Dreiecks, z. B. bei 


Tetraphis pellucida; 


lineares, gleich breit, 4. 5. bei 


Giimmia heteromalla; 


articulati, gegliedert, z. B. bei 
Encalypta vulgaris; 

acüti, fpigig, z. B. bei Dieranum 
purpüreum ; 

sübuilati, pfriemenförmig, $. B. 
bei Dieranum cirrhatum; 


set ace ĩ. borſtenartig, z. B. bei 
Dydimodon capillaceum; 


K2 


* 


bifidi, geſpalten, wenn ihre Spitze 
getheilt iſt, wie z. B, bei Dicra- 
num purpureum, 


furcati, gabelförmig, menn fi 


die Spalte bis auf die Mitte- der 


Zähne erfirecft, 5. B. bei Dicra- 
num heteromallum; 


bipartiti, zweytheilig, wenn fidh 

bie Spalte fo weit herunter zieht, 

daß fie nur unten etwag zuſammen⸗ 

bangen, z. ©. bei Trichosto- 
mum heterostich. 


sonvoluti,-s. contorti, $ufams 
mengedreht, wenn fie wie eine 
Walze zufammengebreht find, i B. 
bei Tortula ruralis; 


striati, gefireift, z B. beiSplach- 
num -ampullaceum; 


geminati, gezweyet, ‚wenn zwey 
Zähne immer nahe zufammen ftehen, 


Die Zaͤhne der innern Neihe hängen 
entweder mit den Spigen zufammen, (apice 
eohaerentes) $. B. bei Weissia octoblepharis, 


3 


* — 


oder fie find frei (apice non cohaerentes), 
wie bei den meiften Moofen. 


Hei mehreren Moofen findet man in 
der Mitte, ſtatt der innern Zähne, eine 
feine Haut; und hiervon gebraucht man den 
Ausdruck: peristomium membranaceum, Dies 
fe ift nun: 


plana, ganz platt, z. 8. bei Poly- 
trichum comune; 


laciniata, lappenfoͤrmig, in meh- 
rere verfchieden geftaltete Läppchen 
getheilt, 5. B. bei Bryum serratum; 


ciliata, gewimpert, in mehrere wim— 
perartige Spigen getheilt, 3. B. bei 
Funaria hygrometrica; 


Bald liegt diefe Membrane frei und 
ift gar nicht mit den Zähnen der äußern 
Meihe verbunden, bald find diefe mit ihren 
Spigen an die Membrane fefigewachfen; 
lesteres findet man bei Polytrichum 
comune, 


Diefe feine Membrane nennt man bei 
dem Gefchlecht Polytrichum, bei welchem fie 


ſich allein fo platt und ungetbeilt findet, das 
Zwergfell (Epiphragma.) 


. Dag Saamen-Säuldhen (Spo- 
ragidium columnula) ift ein feiner fadens 
förmiger Körper, der mitten durch den -in« 
nern Raum der Kapfel geht, und an dem 
ber Saame hängt. 


Der Anfa& (Apophysis) ift eine vers 
ſchieden geftaltete Ausdehnung der Borſte 
unter der Kapſel; oft übertrift diefer Koͤr⸗ 
per die Kapfel an Größe, oft ift er aber 
auch Eleiner. Man finder einige Berfchies 
benheiten an ihm. So ift er; 


orbicularis, girfelrund, er fist in 
Geftalt einer Scheibe unter der Kap« 
fel, z. 3. bei Sphagnum obtusifo- 
lium; — 


eonica, kegelfoͤrmig, z. Be bei 
Splachnum sphaericum; 


ampullaeformis, flafhenfsrmig, 
4. B. bei Splachnum ampullaceum; 


quadrangula, vieredig, z. B. bei 
 Polytrichum juccaefolium, 


— er 
VII 


Verzeichniß der feltenften um Megens- 
burg wachfenden Pflanzen. Dom Hın. 
Prof. Düpval. 


Der Vortheil, den die Sloren einzelner Ges 
genden der Botanik und ihren Verehrern ge— 
währen, ift zu fehr anerkannt, alg daß man 
zu ihrem Schuß Vieles anzuführen bedürfte. 
Sie lehren dem Defonomen, Technologen, 
Pharmacentifer, fich das aus der Nähe und 
frifch zu verfchaffen, was fie aus Unkunde 
ihrer Gegend, dem alten Schlendrian ges 
mäß, oft theuer und feiner Kräfte beraubt, 
vom Auslande bezogen. Sie geben dem Bo» 
tanifer Gelegenheit an die Hand, auf dem 
für ihn kuͤrzeſten Weg feine Kenntniffe und 
fein Herbarium zu bereichern, und fegen ihn 
in den Stand, die infereffanteftien Werglei- 
chungen zwifchen feinee Heimath und jenen 
Drten anzuftellen, welche felbft zu bereifen 
und zu unterfichen ihm Umftände verbieten; 
fie befördern den Wechfel und Umlauf der 
verfchiedenen Ideen und Anfichten im Spes 
kulativen der Wiffenfchaften, verbreiten ſchnell 


Entdeckungen, die fonft länger oder ganz ums 
befannt geblieben wären, und geben dem An- 
fänger,, wie dem mehr Erfahrnen neue Rei- 
ge zum Sortfchreiten auf dem Pfade zu Flo 
rens Tempel, da fie in feinem Bezirk oͤfters 
den Befis an Schägen zu verfchaffen wiffen, 
bie der relative Ausländer, wenn auch nicht 
mit Gold, doch mit den feltenfien vegetabis 
chen Bewohnern feiner Gegend aufwiegt. 


Einen befondern Nutzen haben folche Ver⸗ 
zeichniffe von Drten, mo Akademien angelegt 
find, wie ſchon in dieſem Tafchenbuch für 
das Jahr 1797. ©. 195. gefagt wird, weil 
die Gegend foıcher Derter, die Bildungsan- 
falten auch für Botanifer find, genauer uns 
terſucht, dag Aufgefundene richtig beflimmt, 


und die Beftellung und Verfendung der das 


figen Pilanzenbürger durch die fremden Stus 
dierenden nach den meiften Gegenden ers 
leichtert wird. 3 


Regensburg, deffen Flora ohnehin durch 
fein phyfifches Clima und feinem fruchtbaren 
Erdreich an Verfchiedenheiten und Seltenhei- 
ten reichhaltig genug ift, nm fremden Bo— 
tanifern intereffanf zu feyn, genießt nun auch 


—* 153 


durch die weiſe Güte ſeines gnaͤdigſten 
Herrn, des Herrn Kurerzkanzlers, 
den Vorzug, zu einer Bildungsanſtalt fuͤr 
Botaniker erhoben zu ſeyn. Schon wird die 
Kraͤuterkunde oͤffentlich vorgetragen, und ein 

botaniſcher Garten ſteigt mit dem Frühling 
lieblich empor, um zum Beweis zu dienen, 
daß Dallberg die Wiffenfchaften liebt und 
unterftügt. Unter diefen Umfiänden wird eg 
den Liebhabern der Botanik nicht unangenehm 
feyn, hier ein Verzeichniß der feltenften in 
unfrer Gegend mildwachfenden Pflanzen zu 
finden, unfer denen felbft interejfante Cryp⸗ 
fogamen vorfommen. 


CGlaffeıu 


Circaea alpina, July bis Aug. unter Ep 
len-Gebüfche, unweit der Leimgrube. 


Veronica maritima, Auguft, an beyden 
Ufern des Negeng in Gebüfchen, auch 
öfterd an der Donau auf dem Be 
woͤrth. 


Gratiola ofſicinalis, bei Weltenburg, im 
—— 


Utricularia minor, häufig in Waffergra- 


* 


ben auf dem Moos bey Weinting, auch 
bei Niedergebraching, in Geſellſchaft mit 
der Drosera rotundifolia. 


154 — 


Claffe m 


Polychemum arvense, auf mehreren Ae— 
fern um Megengburg, und befonderg 
binter dem Klofter Prüfling. 

Iris sibirica, im Jury, auf den zwi⸗ 
fhen Höfling und Befenkofen liegenden 
nafen Wiefen, 


Schoenus nigricans, auf möfigten Wiefen 
hinter dem Pürfelsgut. 
— albus, bey Bodenwehr. 


— compressus, haufig an einem Waldbache, 
in der Nähe des Kayfers-Weinbergs. 


Cyperus flavescens et fuscus, auf einer feuch⸗ 
ten Wiefe oberhalb deg eben angeführe 
ten Bach, 

Scirpus ovatus, auf ‘einer Halbinſel des 
Negeng, unmeit der fogenannten Ders 
genmüble. Im Jun. 


— 155 


Scirpus triqueter, auf den Wieſen unweit 
und unterhalb Bachs an der Donau. 
Jul. Aug. 


— waritimus, an den Waſſergraͤben hinter 
dem Puͤrkelsgut. 


— radicans, am Ufer des Regens oͤfters, 
und beſonders auf den ſchon angefuͤhr⸗ 
ten Halbinſeln dieſes Fluſſes. 


Eriophorum vaginatum, bei Bodenwehr. 


— angustifolium, auf mehreren ſumpfigten 
MWiefen, in Geſellſchaft mit E. latifolium 
Hoppe. 


— triquetrum Hopp. auf der moſigten Wie- 
ſe bei Gebraching, wo es wenigſtens 
4 Wochen ſpaͤter bluͤhet, als die beiden 
vorigen angefuͤhrten *). 


Leersia oryzoides Willd. ſonſt Phalaris 
oryzoides, an den Wafferleitungen zwi— 





N Ueber dieſe verſchiedenen Eriophora ſehe man 
das Hopp. botan. Taſchenb. fuͤr das J. 1801. 
S. 100. 


156 | „f a 


fhen dem Pringengarten und Sumpfe 
mühl. Im Auguft. 


Panicum dactylon, auf dem Untermörth, 
an der füdlichen Seite der Schanze, ne 
ben der Ziegelhütte; auch am Fuß der 
Kapuzinermauer in der Dftengaffe. Aug. 


Andropogon Ischaemum, im Yuguft und 
September, auf dem Oberwoͤrth. 


Agrostis alba, beim Eingang einer Wald» 
wieſe an der Abbacher Straſſe, unweit 
der ſteinernen Bank. 


Aira caryophyllea, im Jun. in-einem Wal⸗ 
de außerhalb Zeitlarn, unweit der Haupt⸗ 

| firaße. 
— canescens ,„ auf fandigten Aeckern um 
Seitlarn. | 


Cynosurus durus, hinter dem ©t. 9. 
Kirchhof, auf dem Wege der nad) Isling 
führt. Ende May. * 


— caeruleus, an den Huͤgeln Sining ge⸗ 
genuͤber. 


es 157 


Bromus giganteus, im Walde bei Weinting. 
Sul. Aug. — 


— sylvaticus, an einem Bad) auf einer 
Wieſe in der Nähe des Hölgelhofe. 


Avena odorata, an ben waldigten Hügeln 
zwiſchen Schmwabelmeiß und FEAR 
April und May. 


Arundo epigejos, qm Ufer der Donau auf 
dem Oberwoͤrth. July, Auguſt. 


Elymus caninus, an den ſchon angeführten 
Bach beym Hoͤlzelhof. Sul. Auguf. 


Montia fontana, an Waldbächen unterhalb 
Stauf. May, 


glaffe W 


Globularia vulgaris, auf den waldigten 
Hügeln am linken Ufer der Laber, May. 


Asperula tinctoria, auf Kalffelfen an der 
Donau Sinzing gegenüber, und bei 
Schwabelweiß. 


N 
— odorata, im Walde bei Weinfing. Im 
Map. 


158 — 
Galium glaucum, an den Schwahbelmweiß- 
bergen, auf der Miktagsfeite. Im Sun. 


Plantago coronöpifoliä, unter dem Grag, 
vor dem Pofihaufe zu Poftfal. Im 
Suli. 

Plantago arenäriä, auf deni Bruder und 
Unterwörth. Aug: 


Trapa natäns,; bei Bodenwehr. 
Potamogeton heterophyllum, in MWaffers 
graben, auf fumpfigten Wiefen zwifchen 
Parbing und Heifing, in Gefellfchaft mit 
— perfoliatum; lucens; crispum, compres- 
sum, pectinatum und gramineum. 
ChaffeV. 
Lithospermüm purpureo coeruleum, an 
waldigten Hügeln an der Donau, ober 


Halb des Schutzfelſens, aud am linken, 
Ufer der Faber; Brüchdorf gegenüber. 


Symphythüm tüberosim, an bei waldig⸗ 
ten Huͤgeln und beiden Ufern der Laber. 
April und Mat, & 


159 


Androsace elongata, auf einem Acker 
zwiſchen St. Nikolaus und Puͤrkelsgut, 
bei dem erſten der zween Kaſtanienbaͤu—⸗ 
me. April und Mai. 


Primula farinosa, auf der ſumpfigten Weis 
de, hinter Puͤrkelsgut. Am Ende Mai. 


Cyclamen europäeün; bei Tremelhaus 
fen, ohnweit und unterhalb des Atlag- 
bergs. 


Menyantus nymphöides, auf Weihern chn- 
weit der Donau, rechts von der Straße, 
einige hundert Schritte, bevor man nach 
Stauf fommt. 


Hottonia-palistris; in Waffergräben vor 
Stauf; auch auf Fleinen Teichen in der 
Nähe der Herrnmühle am Kegen. 


Lysimachiä nemorum, AR Wafferbächen 
bei Bach. Im Juni. 
Ph yteuma orbiculare,; auf einer Miefe auſ⸗ 


ſerhalb Graß, auch auf der Waldwieſe 
links von der Straße nach Abach. 


160 — 


Chironia ramosissima, auf einem naffen 
Acker, rechts von Barbing. 


Ribes nigrum, in den Waldungen Schwa— 
belweiß gegen über, auch bei Schönad). 
Im Mai. 

Thesium montanum, auf den Schmabels 
mweißbergen. 


— Linophylium, auf allen unfern Woͤrthen. 


Vinca minor, in ber Hefe des Thurm— 
garteng, dem Dechberner Wirthshauſe 
gegenüber. Am Ende Aprils. 


Gentiana Pneumonanthe, oberhalb . des 
Fiſchteichs, hinter der Carthaufe, am 
Walde. Mitten im Auguft. 


— ciliata, am Walde auf der Anhöhe Hits 
tee Dechbeten. Aug. und Sept, 


Eryngium campestre, hinter bem Dreifals 
tigfeitsberge an Nainen, Jul. Aug. 


Sanicula europaea, im Walde bei Wein- 
x ts Dat. 


— 161 


Astrantia major, idem, auch am Rande bee 
Waldungen außerhalb Graf, 


Bupleurum falcatum, auf dem waldigten 
Huͤgel um das Schloß Woͤrth. 


Selinum sylvestre, auf Wieſen im 
Schoͤnach. 


— Chabraei, am Nande der Waldungen aus 
ßerhalb Graß. 


Athamanta libanotis, an den Schwabel⸗ 
weißbergen, Jul. Aug. 


Wie auch: 
® 


A. cervaria, n 
u 

Laserpitium latifolium, im Hohlwege hin» 
ter den Schwabelmweißbergen. 


Sium repens, auf uͤberſchwemmten Stellen⸗ 
bei Puͤrkelsgut und bei Heiſing. July. 


Chaerophyllum hirsutum, auf einer 
ſumpfigten Stelle in einem Walde zwi⸗ 
[hen der Pappelhalbinfel und Oberiſ⸗ 
ling. Im Iul. 

£ 


162 — 


Sambucus racemosa, in Waldungen vor 
der Klammer und bei Zeitlarn. 


Staphyllea pinnata, auf den walbigten 
Hügeln bei Mating. 

Corrigiola littoralis, in manchen Jahren 
auf dem Sand an der Donau, auf dem 


Dber- und Unterwoͤrth. Im Sertenn. 
auch October. 


Linum tenuifolium, auf den Bergen beim 
Schutzfelſen. Jul. Aug. 


— austriacum, auf der Weide, auf dem 
Oberwoͤrth. Jul. Aug. 

—Radiola, bei Bodenwehr. 

Dros era rotundifolia, auf einem torfichten 


Grunde bei — Jun. 
Auguſt. 


— 


Galanthus nivalis, am Jakobi Kirchhof. 
Februar und Maͤrz. 


Leucoium vernum, im Weintinger Walde. 
Im Apel 


—— | 163 
Allium oleraceum, in der Hede des Thurm⸗ 
gartens zu Dechbeten. Aug. 


Lilium Martagon, auf den Huͤgeln um 
Stauf und bei Zeitlarn. 


Scilla bifolia, hinter dem Schusfelfen auf 
Hügeln. | 


Anthericum ramosum, auf den Bergen um 
den Kayfers Weinbergen. Juny, July, 


— Liliago, idem, 


— calyculatum , auf einer ſumpfigten 
Miefe, in der Nähe der großen Leim: 
geube, hinter Dechbeten. July. 


Hyacinthus botryoides, auf einem naſſen 
Acker zwiſchen Prifening und der Schin⸗ 
derhuͤtte. Mai. 


Juncus äiliformis, auf einer Wiefe am lin- 
fen Ufer des Regens. 


— squarrosus, bei Bodenivehr, 
— capitatus, auf ber Wiefe bei Barbling. 


— subverticillatus, bei Prennberg. 
ta 


164 — 


Peplis Porttla, am Regen bei der Parm⸗ 
lemühle. Sul. Aug. 


Rumex scutatus, auf Bergen bei Abadı. 


Alisma Plantago minor, bei Barbling. 


Slaffe VII. 


Trientalis europaea, Bodenwehr. Juni, 


Elaffe. vun 


Vaccinium Vitis idaea, in Waldungen am 
rechten Ufer des Regens, Zeideldorn 
gegenuͤber. Mai. Juni. 


— uliginosum und Oxycoccos, Bodenwehr. 


Erica carnea, auf den Bergen bei Marien 
Ort. April. 

Daphne Mezereum, Schutzfelſen. Maͤrz, 
April. 

— Cneorum, auch beim Schutzfelſen. Mai. 
Juni. 


Polygonum Bistorta , auf der fumpfigten 
Wieſe bei Niedergebraching. Mai. 


Ber 165 
Adoxa moschatellina, an der Laber oberhalb 
Sinding und bei Alling. April und 
Mai. 
Elatine hydropiper, Bodenwehr. 


— triandra, quf der Negeninfel bei Laps 
persdorf. 


SET X, 


Dictamnus albus, auf den Schmwablmweiß- 
bergen und bei Zeideldorn, Mai. Juni. 


Andromeda polifolia, Bodenwehr. 
Arbutus Uva ursi, Bodenwehr. 


Dianthus Armeria, an Hügeln hinter dem 
Scheibelberg. Jul. Aug. 


— prolifer , auf der Anhoͤhe bei Winzer 
und bei Eterzhauſen. Jul. 
— plumarius, im Weintinger Walde. 


— superbus, auf der Wieſe vor der Kar⸗ 
thauſe. 


Cucubalus Otites, an Huͤgeln bei Koͤnigs⸗ 
wieſen. 


4 


166 — 


$Stellaria‘ Holostea, im Weintinger Walde. 
Mai. 


— palustris, auf den Wiefen hinter dem 
Pürkelsgut. Jun. 


Arenaria verna, linfg von ber Landfiraffe 
auf der Anhöhe bei Teierling. 


— fasciculata, auf den Hügeln links, ſeit— 
warts von dem Wege nach Dechbeten. 
Sul. 


Sedum villosum, auf der mofigten Wiefe 
in der Nahe des Hohlwegs. 


Lychnis viscaria , auf den Bergen um 
Stauf. 


—- diurna, idem. 


Cerastium semidecandrum , auf dem 
Dberwörth. 


Spergula pentandra, auf einer Negenins 
fel bei der Herrnmühle, Mat. 


— nodosa, bei Barbling. Jul. Aug. 


— 167 
* 
| Claffe XL 
Lythrum hyssopifolium, bei Barbling. Sul. 


Euphorbia platyphyllos, hinter dem Puͤr⸗ 
kelsgut und bei Stauf. 


— Esula, auf dem Oberwoͤrth. Mat. 


CGlaffe. XI 


Prunus Padus, in der. Hecke um ben Thurn« 
garten bei Dechbeten. Mai. 


— insiticia, idem, 


— Mahaleb , beim Schußfelfen. April, 
Mat. 


Crataegus monogyna, im Meintinger 
Wald, ach bei Graf. Mai. 


Mespilus Cotoneaster, beim Schußfelfen. 
Mai. | 

Pyrus Aria (Crataegus Aria Lin.), bei Ma⸗ 
rien⸗Ort und auf Hügeln an der Faber. 


— torminalis (Crataeg. torminalis Linn.),. 
auf der erfien Schanze, dem Dittmeris 


168 — 


ſchen Garten auf dem Oberwoͤrth ge⸗ 
genuͤber. Mai, Jun. | 


Spiraea Aruncus, hinter ben Schwabelweiß⸗ 
bergen und in der Schlucht beim Schuß» 
felfen, 


Rosa lutea, auf der Pandftraff e in einem. 
Graben, rechts, gleich —— Salern. 
Juni, Jul. 


Rosa cinnamomea, nebſt ruhiginosa, ſind in 
der Hecke des Ludwigogarten naͤchſt der 
Allee im Juli bluͤhend anzutreffen. 


— gallica, in Wäldern beim Hoͤlzelhof und 
in der Klammer, 


Rubus ‚saxatilis, am Schuäfelfen und 
"in den Schwabelweißbergen. Mai, 
Juni. 


Potentilla supina, bei Barbling. 


Ela f.f.e XI 


Aconitum Lycoctonum, bei Zeibeldorn auf 
der dießfeitinen Seite des Negeng, auch 
am rechten Ufer der Laber. Jun. 


— 169 
Aconitum eammarum, bei Eterzhauſen, an 
dem Hügel bei der Grotte. Auguſt. 
Anemone hepatica, beim Schußfelfen. Apr. 
— vernalis, bei Kehlheim und Bodenmwehr. 
Dig + 


\ 


— sylvestris, hinter Dechbeten auf Hr 
geln, Sinzing gegenüber. 


Thalictrum aquilesifolium ,„ am rechten 
Ufer des Regens in einer Decke, Zeid⸗ 
larn gegenüber, Jun. Jul. 


Ranunculus Lingua, in einem Erlenwald 
bei Dberheifing, 


— hederaceus, in ber Klammer, 


— auricomus , im MWeintinger Walde. 
Apr. Mai, 


— sceleratus, hinter dem Puͤrkelsgut. Jul. 


— lanuginosus, im Walde ei Weinting, 
Juni, Juli, 


e laffe XIV. 
Teucrium Scordium ,„ an naffen Stellen 


unter Gebüfchen auf dem Bruderwoͤrth. 
Juli. 


— montanum, an den Hügeln, Etershaus 
fen gegenüber. 


Nepeta cataria, vor den erſtenHaͤuſern 
auf ben Unterwoͤrth, unweit der hoͤl⸗ 
zernen Bruͤcke. Aug. 


Mentha Pulegium, haͤufig um Schoͤnach. 
Galeopsis cannabina, 


— Galeobdolon, an ben Kalkfelfen ober: 
halb des Schußfeljens, Zul. Aug. 


Stachys germanica, im Abad;- Schloßgra⸗ 
ben und bei Stauf. Juli. 


— annua, auf Aeckern an der linfen Seite 
ber Laaber, auch vor Eterzhauſen. 


Leonurus Marrubiastrum ,„ in Decken bei 
dem erſten Weinberge unmeit Stauf. 
Sum. e 


Melissa Calamintha, in einer Hecke zwiſchen 
; dem Stauferthor und dem Borerifchen 
Meinberge. Aug. 


— 171 


Euphrasia lutea, an den Schwabelweiß— 
bergen, auc an den an ber Donau 
hinter Dechbeten. Aug. 


Melampyrum nemorosum, im Weintingers 
und im Karthärfer- Walde. Jul. Aug. 


— sylvaticum, an den Schwabelweißber- 
gen. Juni, Juli. 


Lathraea squamaria, in Waldungen um 
Stauf. Apr. Mai. 


Pedicularis sylvatica, an Waldbächen bei 
Bach, auch an Zeidlarn. Mai, Jun. 


Antirrhinum Cymbalaria, auf der Mauer 
der Wachsbleiche in» und auswendig. 
Juni. 


— spurium, auf den Feldern rechts und 
links zwiſchen der Stadt und Dechbe— 
ten. Aug. Sept. 


— majus, an der Mauer der Stadtgraben 
zwiſchen dem Peters und Jakobithor. 
Sul. Aug. 


Digitalis ambigua, um Stauf und zwiſchen 
den Schusfelfen u. der Ziegelhuͤtte. Jul. 


8 


— — 


Lindernia pyxidaria, auf der Regen⸗ 
inſel bei der Herrnmuͤhle. Sept. 


Orobanche ramosa, beim Harthof auf 
Slachsfeldern. Aug. 


Claffe XV. 


Myagrum dentatum, auf geimfeldern. 


Isatis tinctoria, auf der Straße und 
auf den Bergen bei Winzer. Juni. 


Draba aizoides, auf den Bergen Etrishaus 
fen etwas rechts gegenüber, April, „ 


Thlapsi campestre, bie und da auf dem 
Unterwoͤrth wo es faſt alle Jahr fchon 
vor feiner vollfommenen Entwickelung 
abgemweidet wird. 


Thlaspi perfoliatum, auf einer kleinen 
Wieſe ohnweit der Leimgrube, da mo 
Anthericum calyculatum mächft. April 
Mai. | 


Iberis nudicaulis, in Waldungen um Zeid- 
larn. Dar, Juni. | 


— 173 


Alyssuim montanum, an den Schwabeliveiß- 
felien. April big Juni. 


- 


Biscutella laevigata, bei Dr aba aizoides. 
Suni, Juli, 


Cardamine impatiens, Bodenwehr. Juni. 
— parvifllora und 
— hirsuta beyde in der Klammer, Jun. 


Cardamine amara, an dem Bach zwifchen 
St. Nicolaus und Pürkelsgut. 


Sisymbrium arenosum, an den Kalffelien 
oberhalb des Schugfelfens und in der 
Klammer. Mai Juni. 


— Columnae, auf den Unterwörth, auch auf 
dem Oberwoͤrth, Juni, 


— tenuifolium idem. 


— strictissimum, am Ufer der Laber bei 
Bruchdorf. Jun. Jul. 


Erysimum repandum, auf Aeckern zb 
{hen dem Petersthor und St. Fi 
laus. Juli Aug. 


174 


Arabis Halleri, unter Gebüfchen auf ber 
Negeninfel bei der Herenmühle, Mai 
Juni. 


Brassica orientalis, auf ſandigen Aeckern, 
links von der Straße zwiſchen Etrig 
haufen und Teuerling. 


— Erucastrum, auf dem Unterwoͤrth an 
der Donau. Juni bis Auguſt. 


— 


Ehe ff. XV% 


Malva mauritiana, in den Schmabelmeißbers 
gen. 


E Iaffe XV, 
fd 
Fumaria cava, im Walde bey Weinting. 


Polygala amara, auf Wiefen Fr: Schutz⸗ 
felſen. Mai Juni. 


ee XVII, 
Genista pilosa, Öodenmwehr, 
Lathyrus Nissolia, idem. 


Vicia pisiformis, in Waldungen um Stauf. 
& > 
Jull. 


an EN 5 

Cytisus capitatus, im Walde bei Weinting 
und bei Graß. Juli, Aug. 

— supinus, oberhalb der Karthaufe und 
beim Schußfelfen. 


Colutea arborescens, an ben Wingerber 
gen. Mai und Juni. 


Hedysarum Onobrychis, an der Seite der 
Abacherfiraße, ungefähre noch 3 Stun- 
den oberhalb Abach, auch auf der Wie: _ 
fe beim Frauenkloſter im bair. Hofe. 
Juni, Jul. | 
Trifolium rubens, in einem gelichfeten 
Walde auf der Anhöhe an der Nabb, 
etwas weiter hinauf als Eterzhauſen 
gegenüber, Suni, Juli. 


— alpestre, hinter den Schwaßelweißber: 
gen. 


— filiforme, auf ber Anthericums - Wieſe, 
noch fchöner aber an einem Bach auf 
ſerhalb Hoͤfling. Juli. 


€ laffe. Xv. 


Hypericum montanum, im Walde hei 
Weinting. Jul. Aug. 


176 — 


Claffe. XIX 
Tragopogon majus, an den erften Bergen 
bei Schwabelweiß. Juli. 


Scorzonera angustifolia, fparfam im Wal 
de oben bei Schwabelweig. Mai. 


— lanata, auf einer naffen Wiefe auffer- 
halb den Waldungen, die füblich von 
Groß liegen. Mai. 


Lactuca perennis, an den Schwabelweiß⸗ 
bergen. 


Condrilla juncea, an den Weinbergen um 
Stauf. 

Prenanthes purputea, in Waldungen ober 
und unterhalb Graf. Aug. 


Leontodon salinum, auf den Wiefen hin⸗ 
ter dem Pürkelsgut. Mai. 


Hieracium sylvaticum, und 


— sabaudum, in Weintinger Walde, 
Hyoseris minima, auf fandigten Aeckern 
an beiden Seiten des Regens, zwiſchen 
+. Solern und Zeitlarn. Juli. € 


J 


— 177 
Hypochaeris maculata, in den bergigten 


Wäldern rechts von der nad) Zeitların 
führenden Straße. 


Carduus defloratus, an ben Selfen hinter 
der Eterzhaufer Grotte. Juli, 


Cnicus tuberosus, auf einer Wieſe i im Wals 
| de zwiſchen Niedergebraching und der 
Abacher Straße. Aug. Sept. | 


— eriophorus, an dem Wege, der von der 
Grotte nach Pillenhofen führe Jul. 


— acaulis, links von der Landſtraße, eine 
gute Viertelſtunde, beose man nad) 
Etershaufen kommt. Jul. Aug. 


— dubius, auf dem Gipfel des Scheibel— 
berges, an der nördlichen Geite. 


Carlina acaulis, auf der Anhöhe hinter 
Dechbeten. Auguſt. 


Bidens minima, auf der fumpfigten Miefe 
bei Niedergebradhing. Juli, Auguft. 
Chrysocoma Linosyris, an dem Schwa— 
beimeisberge, Auguſt, September. 
| M 


“ 


% 


178 —— 


Artemisia Absinthium, bei Kayfers Wein⸗ 
berge, auf der Anhöhe. 


Gnaphalium luteoalbum, bei Rehthal. 
Senecio aquaticus ‚„ Dbermwörth. 
— paludosus, bei Dberheifing. 


— nemorensis, auf der Fleinen Inſel, nes 
ben dem Oberwoͤrth. Juni, Juli. 


— saracenicus, in den Waldungen um 
Kayſers Weinberg. Juli, Auguft. 


Aster annuus, bei Marieort, in Gebüjchen, 
an der Donau. Auguft. 


— sälieifolius, auf einer Donau : Infel, 
oherhalb Stauf. Juli, Auguſt. 


Cineraria integrifolia, bei Bach, auch bei 
Kayfers Weinberge. Ende Mai, Juli. 


Inula ER am Waffergraben hinter 
Pürkelsgut. 


— salicina, auf einer Wiefe außerhalb 
Graß, aud) wo Carduus tuberosus 
angegeben worden iſt. 


# - 


* 


/ 


7 179 


Arnica montana, auf einer lichten Stelle 
im Walde bei der Papen » Halbinfel, 
Juni, Auguſt. 


i j 


Achillaea Ptarmica, unfer Gebüfchen am 
Regen, auc öfters am Ufer der Dos 
nau auf bem Oberwoͤrth. 


Viola persicifolia, auf trocknen Wiefen alte 
ßerhalb Pürkelsgur, fchöner aber beim 
Kanfersweinberg. | 


— mirabilis, am: Fuß ber Berse, etwa 
eine Viertelſtunde weiter die Donau 
hinauf, als der Schusfelfen; auch bei 
Mating. Mar. 

Statt ee Rx. 
Orchis ustulata, auf dem Bruderwoͤrth. 
Juni. 

— militaris, auf Hügeln beim Schutzfel⸗ 

ſen. Mai und Juni, 

——— am Fuß der Berge am linken 
Ufer der Laber, etwa Bruchdorf ger 


genüber; auch hinter den Schwabel—⸗ 
weig> Bergen, 
M 2 


% 


Orchis maculata, häufig in einem: Waͤld⸗ 
chen, nördlich vom Scheibelberg, Am 
Ende Mai. 


— conopsea, an den Waldungen am Res 
gen, Zeitlaen gegenüber. Zuni. 


— coriophora, an den Fleinen Hügeln, 
linfg vom Wege nach Dechbeten. Junt. 


Ophris nidus avis, oͤfters an ber Seite 
eines Hohlweges auf der Anhöhe deu 
Karthanferwäldchens., wenn man nad) 
Groß gehet, nod) ſichrer aber neben 
der Wafferleitung auf dem Berge bei 
Bruchdorf. Juni, Sul. 


— Loesélii, auf einer Wieſe am Wege nad) 
Bentling. | 
— monorchis, auf der Anhoͤhe in ber Naͤ⸗ 
he und ſuͤdlich des Schutzfelſens Juni. 
— Myodes, at den Hügeln am linken 
fer der Laber, unweit Sinzing. 
Cypripedium Calceolus, etwas weiter 


als der Schugfeifen, auch Mating ge— 
genuͤber und bei Schönhofen, Mai, Sun. 


— 161 


Elaffe xXxt 


Calla palustris, Bodenwehr. 


Typha latifolia, im Thurmgarten zu Dech—⸗ 


beten. Juli. 


Sparganium natans, in Waffergraben zwi⸗ 


fhen Barbing und Oberheiſing. Juli. 


‘Carex scabra Hoppe; 


— 


laevis, Hoppe, beide bei Gebraching. 
Leucoglochin, Bodenwehr. 


Cyperoides, auf Wieſen bei Schwan⸗ 
dorf. Auguſt. 


brizoides, haufig im Walde bei Weit 
fing, 


remota, an Waſſerbaͤchen hinter ben 
Schwabelweisbergen. 


elongata, an Baͤchen in der Naͤhe der 
Muͤhle, etwas weiter als Zeitlarn, 
und in der Klammer. Mai, Juni. 


182 — / 


Carex paniculata, auf der Wieſe ſuͤdlich 
des Weintingerwaldes. Juni. 


— diandra, bei Niedergebrachiug. 


— Oederi, auf uͤberſchwemmten Stellen 
bei Parbing. Mai. 


— pedata, bei der Waſſerleitung bei Bruch— 
dorf. Mai. 


— ericetorum, an den Huͤgeln links vom 
Wege nach Dechbeten. April und Mai. 


— filiformis, in Waſſergraben bei Parbing. 
April und Mai. 


— tomentosa, hinter Puͤrkelsgut. Mei. 


— pilulifera, auf dem Berg in der Nähe 
der Kegelbanf bei Zeitlarn. Mai, 


— limosa, bei Niedergebraching. Mai. 


— pseudo cyperus, an ben Waſſergraben 
auf dem Bruderwoͤrth. 


— humilis, beim Schußfelfen und an den 
angehenden Schwabelmeicbergen, April. 


Littorella lacustris, oͤfters an von der 


— . 183 


Donau auf dem Ober und Unterwoͤrth 
überfchwemmten Stellen. Suli big 
September. - 


Betula pubescens, bei Niedergedraching. 
Xanthium Strumarium, im Dorfe Par 
bing. Juli, Auguft. 
Claffe XXI 


Populus tremula, auf dem Oberwoͤrth. 
Sebruar, März. 


Taxus baccata, an den Bergen an beiden 
Ufern der Laber, wo fie aber felten 
blühet. 

Claffe XXUL 

Acer pseudo platanus, 

— platanoides, 


— campestre, alle drei finden fich auf der 
Allee um die Stadt zwifchen dem Jas 
fobi und Petersthore. | 


Fraxinus excelsior, auf dem Oberwoͤrrh, 


184 — 


hinfer dem Diftmerifchen Glashaufe, 
April. 


Elaffe XXIV. 


Equisetum sylvaticum, am Rande eines 
Waldbaches, nördli vom Kayſers⸗ 
mweinberge. April und Mai. 


— hyemale, am Rande des Wälbcheng, 
außerhalb Zeitlarn, links von der Land» 
frage. uni, Juli 


Polypodium thelipteris, nicht felten in 
einem Walde nördlich des Schloſſes bei 
Schoͤnach. Juni, Auguft. 


Onoclea Spicant, auf waldigten Bergen 
um Bach. Juli, Juni. 


Asplenium Adianthum nigrum, in der Naͤ— 
be des Kayſersweinberges, aber fehr 
fparfam an vermwitterten Öraniten. 


———— 

— septentrionale, an Granitfelſen, worauf 

die Kieche St. Salvator bei Stauf 
ruhet. September, Dftober. 


— germanicum, in der Klammer auf dem 


Wege nah Fichtenwald an Granitbloͤ⸗ 
ken. Auguſt, September. 
\ 
Asplenium Scolopendrium, Welterdurg. 


Ophio glossum vulgatum, auf einer 
Wieſe bei Bentling. 

Osmunda Lunaria, auf der Anhöhe Bei 
Winzer, auch an den Higeln links 
vom Wege nad) Dechbeten, aber nicht 
fo ſchoͤn. Juni 


— bavarica, Weltenburg. 


Lycopodium complanatum, Bodenwehr. 


— inundatum, idem. 


Me— 


Buxbaumia foliosa, in der Klammer. 
Auguſt. | 


— aphylla, in Weldungen hinter den 


Schwabelmeisbergen, am Fuß der Fich⸗ 
ten, Maͤ ty} April. 


Sphagnum obtusifolium, bei — 
braching, auf einer ſumpfigten Wieſe. 
Juni, Auguſt. 


186 — 


Spha 5 num intermedium, in ber Klammer. 
Juni. 


— squarrosum, an einem engen — 
auf der ſogenannten Abdecker- oder 
Schulmeifter Wiefe, nördlich von Stauf. 
Juli, 

Polytrichum piliferum, bei Zeitlarn, in 
Gefelifhaft mit Equis. hyemale. 


— aloides bet Asplenium adianthum 
nigrum. 


— formosum Hedw. in der Klammer und 
in der Nähe des Sphagnum squar- 
rosum. Juli. 


Gymnostomum pyriforme, am ande 
der Waffergraben auf der Wiefe zwi—⸗ 
fhen Kumpfmühle und der Karthaufe, 
Mai, 

— ovatum, auf etwas feuchten Aeckern 
bei dem fogenannten philofophifchen 
Gang. 

— Hedwigia, an Granifen ober⸗ und un⸗ 
terhalb Stauf. 


. — 


Gymnostomum microstomum, an ben ers 
ſten ſogenaunten Schwabelmeififchen Fel— 
-. fen, 


/ 
Tetraphis pellucida, unweit von Cir- 
caea alpina, dort nicht felten. 


Bryum. 


Bryum lanceolatum, an den Rändern des 
Bachs zwifhen dem Schloͤſſel und 
Dechbeten. 


— pusillum, Beim Schußfelfen, auf Steis 
nen unter dem Gefträuche, 


— ovale, in ber Klammer. 

—— aciculare, idem, | 

— flagellare, Weltenburg, 

— heteromallum, im Hohlwege. 
— fiagile, in der Klammer. 


— elaucum, an mehreren Dertern, aber 
blog in der Klammer mit Kapfeln ans 
zutreffen. 


158 — 
Bryum rugosum, vermuthlich eine bloße 
Varietaͤt bei Bach. 


— spurium, in Waldungen außerhalb oa 
larn. 


— scoparium, tft in der Klammer praͤch—⸗ 
tig anzutreffen. 


— heterostichum , in der Klammer an. 
Graniten. 


— canescens, bei Zeitlarn, an Kalkfelſen, 
ſelten mit Fruktifikationen. 


— subulatum, im Hohlwege und in der 
Klammer. 


— tortuosum, in der Klammer ohne Kap 
feln, in Bodenwehr aber mit Fruktifi⸗ 
kationen. 


Mnium 


> 


Mnium androgsynum, im — und in 
der Klammer. 

— palustre, auf einer ſumpfigten Wieſe 
bei Niedergebraching./ 


Ei)... 189 


Mnium trichodes, auf einer kleinen Wiefe, 
bei Gras, neben ber Halb-Papelinfel 


— Pohlia, in der Klammer. 

— crudum ; idem, 

— triquetrum, bei Niedergebraching. 
— nutans, it ber Klammer 

— fontanım, idem, | 


— pomiforme, beim Kayſersweinberge. 


Not. Diefe Mossart iſt nah Hedwig 
eine Bartramia, die verſchiede— 
ne Arten giebt, davon befigen wie 
bei Regensburg B. pomiformis und 
B, crispa. 


Hypnum 
Hypnum .adiantoides, bei Zeitları. 
— denticulatum, in der Klammer. 
— pennatum, Qodenmwehr. 


— crispum, an Kalkfelſen, oberhalb des 
Schutzfelſens. 


/ 


190 


— — 


‚Hypnum nitens, an einem Waffergraben, 


—— 


— — 


unweit der Ophiogloſſum⸗-Wieſe. 
proliferum,, und 

parietinum, in Walbungen bei Gras. 
crista castrensis, | 


curtipendulum; in den Waldungen um 
Stauf, an Bäumen, 


attenuatum, im Walde bei Weinting. 


myosuroides Hedw. in Waldungen bei 
Stauf. 


dendroides, bluͤhet bei Regensburg, nie 
wohl aber bei Bodenwehr. 


tenue, an den Seiten des Ausgetrorf: 


neten Fiſchteichs zwiſchen Kumpfmuͤhl 
und der Karthauſe. 


striatum, beim Schugfelfen. 
murale, beim Schußfelfen. 


rivulare, an einem Waldbach beim Kay⸗ 
fersmweinberg, 


fuitans, Bodenwehr. 


ns 


— 191 


Jungermania. 


Jungermannia excisa, in ber Klammer. 


emarginata, idem, 
trichophylla idem. 
tomentella, hinter den Schwabelweis⸗ 


bergen und auf der Schulmeiſterwieſe 
bei Stauf. 


ciliaris, an den Wurzeln der Foͤhren 
auf dem Huͤgel hinter Dechbefen, 


nemorosa, um Stauf in Waldungen. 
tamariscifolia , dat: 

reptans; idem, 

radicans, beim Schuffelfen. 
tomentosa , beim —— 


pinguis, an den aͤußern Seiten der 
Waſſerleitung bei BERN an der 
gaber. 


epiphylia, an naffen Wegen in Waͤl— 
dern um Gras. 


192 —— | 
IX. 


Bemerkungen über die von den Mike 
gliedern der botanifhen Geſellſchaft 
cus Tranquebar erhaltenen Pflan— 
sen, vom Hrn. Grafen von Stern: 
berg, der botan. Gefellf. zu Re— 
gensburg Mitglied. 


Son sum dritten Mal haben die, thäfis 


gen Mitglieder der botanifchen Geſellſchaft, 
die Hrn. Dr. John, Nottler und Klein 
in Tranquebar, der hiefigen botan. Gefehfch. 
Pflanzen eingeſchickt; allein die beiben erfien 
Transporte find verungläckt. Endlich waren 
wie dießmal fo glücklich, den deitten in einem 
mittelmaͤßigen Zuftande zu erhalten. Die 
fetteren Pflanzen wurden zwar auf ber lan- 
gen Reiſe von den Würmern fehr befchädigt, 
und einige ganz vernichtet, die Gräfer hiks 
gegen find meiſtens unverſehrt angekommen. 


Sch glaube daher dem botaniſchen Pır 
bliko einen Dienſt zu erweiſen, wenn ich 
dieſe Pflanzen mit den mir zu Gebote fie 


\ 


— 193 


henden Beſchreibungen vergleiche, die hie 
und da vorkommenden Abweichungen bemer— 
fe, und da, wo ein Zweifel entſtehen koͤnn— 
te, vollftändigere Diagnofen. entwerfe; vors 
züglih da mir aus Erfahrung befannt ift, 
daß die in den botanifchen Gärten nachges 
jogenen erotifchen Pflanzen oftmals von jes 
nen in ihrer Heimath wildwachfenden durch 
die Kultur Veränderungen erleiden. 


Die beffer erhaltenen Grasarten ma- 
chen den Anfang und folgen ungetheilt auf 
einander, die übrigen nach Drdnung der 
Klaſſen. 

Kyllinga, Wild. T.IL p ı. fl. 257. mo- 
nocephala; koͤnnte zu genauerer Beffim- 
mung beigefeßf werden: culmi plures 
ex radice repente, saepe sex policares 
tantum, alii pedales, folia retrorsum _ 
scabra. 


— panicea, fcheint mir vielmehr K. um- 
bellata, und zwar % sumatrensis Retzii 
observ, 4. p. 13. involucro polyphyllo 
partiali nullo zu. feyn. Nach dem vor» 
liegenden Eremplar Eönnte folgende 

N 


* 


194 


Diagnofe entworfen werben: Folia plut 
a ad pedem culmi exoriuntur vaginan- 


tia, diverse longitudinis, culmum 'semi- 


pedalem et majorem quandoque aequan- 
tia, praesertim. apicem versus margine 
scabra, culmus nudus teretiusculus, in- 
volucrum universale polyphyllum, lon- 
gissimum, folis minoribus retrorsum 
scabris, maximo glabro, partiale nul 
lun, spiculae sessiles pedunculataegue, 


‘eylindricae,squarrosae,extrorsum feliexae. 


Der Name Kyllingia Cyperoides wuͤr⸗ 


de für dieſe Pflanze nicht unpaſſend ge⸗ 


weſen ſeyn, denn dieſes Geſchlecht iſt 
überhaupt mit Cyperus ſehr nahe 
verwandt, und koͤmmt durch) die ges 
sahnten Fleineren Doidenblätter, und 
ungezahnten groͤßern Doldenblätter, mit 
vielen Arten deſſelben, vorzuͤglich mit 
C. fuscus und Aavescens ganz überein. 


Cyperus, Wild. T. I. p. 1. fl. 269. are- 


narius. Da die überfchiäten Eremplare 
biefer Pſianze ſehr vollffändig find, fo 
erlaube ich mir eine beſtimmtere Diag- 


nofe zu entwerfen: Folia radicalia nu- 


merosa vaginis praelongis scopum opte- 


—— 195 


gentia, linearia, longitudine culmi. Cul- 
mus compressus nudus, involucrum sub 
monophyllum, capitulum glomeratum, 
spicae sessiles squarrosae .subrotäindae, 
glumae* viridescentes striätae, 77 _ 
Cyperus articulatus, fl. 270.. Das ange 
führte Synonim. von Forsk. deseripri1gd 
n.-37. - Cyperus niloficus. culmo'ttereti 
nudo aequali, non "articulato, ümbella 
composita, spieis globosis, kann nicht 

zu dieſer Pflanze gehoͤren, denn der 
culmus ijt wirklich artirulatus, jedoch 
unregelmaͤßig, und die Spicae compo- 
sitae find nicht globosae, fondern sria- 

te, conferte ——— longe pedun- 
—— lee). | 


— nitens, 275, Spieae laterales find bei 
unferm Exemplar, wie Hr. P. Wild, 
angiebt, ebenfalls sessiles squamarum 
apices, hingegen paululum divaricati 
acuti, 


— aristatus und castaneus entſprechen der 
Beſchreibung von’ — P. Wald. in 
allen Theilen. | 

N 2 


196 — 


Cyperus fastigiatus, 285. bürfte bie Nies 
gerifche Befchreibung zu anſchaulicherer 

—WVerſtaͤndlichkeit auf folgende Weife er 

— gaͤnzt werden: Involucro polyphyllo 
longissimo, spicis linearibus .contertis, 
margine membranaceis. 


Scirpus,. Wild. T. J. p. I. fl 308. squar- 
rosus. Iſt der vollkommenen Beſchrei⸗ 
bung nichts beizuſetzen, als daß bei 

unſern Exemplaͤren nicht immer spicae 

tres sessiles, ſondern auch duae vel 

‘“ quatuor una alterave pedunculata. vor» 
fommen. 


— ciliaris, fe 309. Fuirena »scirpoides 
König, wehn man noch unfern Exem— 
plaren der ſonſt richtigen Beſchreibung 
die folia ciliata,' vaginae pilose 'sufeßt, 
fo mug man Hrn. König beipflichten, 
der diefe Pflanze gu dem Geſchlecht 
Fuirena- rechnet. 


— antarcticus, fl. 3Io. Daß Involucrum 
ift bei unferen Exemplaren faſt durd)- 
gehendg dyptyllum, und nicht mono- 
phylium, eg ſollte daher mwenigfiens in 


—, 197 
; | 
der Diagnofe heißen : involucro sub 
monophylio, | 


Scirpus argenteus, fl. 311. waͤre zuzu— 
fegen : folia radicalia setacea errecta, 
culmo saepe longiora, 


Bei Scirpus miliaceus‘ frift die Beſchrei— 
bung vollkommen mit umnferen fehr 
ſchoͤnen Exemplaren uͤberein. 

Saccharum, Wild. T. J. p. r. fl. 300. 
arundinaceum und cylindricum find gang 
mit den angeführten Befchreibungen 
übereinftimmend. 


Perotis, Wild. T. I. p. r. fl. 304. la- 
tifolia , ift die var. ß foliis planis lan- 
ceolatis. Diefe Pflanze dürfte eine 

' eigene Art unfer dem Namen P. plani- 
folia ausmachen, wie aus der Diagnofe 
erhellen wird: Caules plures ex una 
radice, juniores laterales humifusi, me- 
dius adacendes, caulis teres, glaber, fo- 
lia plana lanceolata, ad basin caulem 
amplectentia margine scabriuscula, spica 
terminalis laevis subverticillata, spiculae 


195 — ⸗ 
Tu tech. 
breviter petiolatae, glumae aristacque 
scabriusculae. 


Paspalum Kora König, Wild. T. J. p. J. 
fl. 332 Die angeführten Beſchreibun⸗ 
gen find zu dürftig, um bei einer Gat— 
tung, wo die Aehren eine fo große 
Aehnlichkeit haben, hinreichende Unters 
ferfcheidungsgeichen zu gewähren; ich 
habe daher nach den eingefchieften Exs 
emplaren folgende Diagnoſe entworfen: 

 E vaginis foliorum hirsutissimis' surgit 
caulis a ‚tripolicari ad semipedalem us- 
sorque, vaginis foliorum undique obtectus. 
Folia alterna lanceolata plana, acumi- 
nata glabra, pilarum. congerie ligulae 
loco a vaginis separata; spiculae duae, 
quarum altera ultimo folio ad medium 
fere obtegitur, flores duplici ordine al- 


terni, secundi, orbiculares, calyx bi- 
valvis striatus, 


Panicum, Wild. T.I. p. I. stagninum, 
fl. 337. möchte, um leichter unterfchies 
‚den zu werden, einer beffimmferen Be» 
ſchreibung unterliegen : Culmus teres. 
striatus, glaber, folia lanceolato- linea- 


— 199 


- 


. ria acuta, pilis raris adspersa, margine 

. scabra, rachis pilosa, spicae alternae, 
nec\ secundae, calices biflori aristati 
hispidi. Ein Exemplar diefer Pflanze, 
welches id) bon Herrn Profeſſor Hoft 
in Wien aus dem botanifchen Garten 
erhalten habe, weichet durch die Eul- 
fie in etwas ab; die Bläfter find 
naͤmlich breit, volfommen lanzerförmig, 
mit einer meißen Mittelribbe bezeich- 
net, unbehaart, und die Kelche mins 
der rauh. 


Asrostis, Wild. T..I. p. IL. linearis, fl, 
375. bürfte noch beigefegt werden: 
culmus basi decumbens, 


Poa,.Willd. T. I. p. 2. fl. 392. amalulis, 
Da die erhaltenen Exemplare volfoms 
men find, fo glaube ich ſowohl Bei 
diefer, als bei allen audern Pflanzen 
diefes Gefhlehts, eigene Diagnofen 
entwerfen zu müffen: Culmus semipe- 
dalis et major, ex una parte sulcatus, 
ex altera convexus, folia lanceolata li- 
nearia, panicula ramosa, pedunculi bi- 
dentati, spiculae octodecim et viginti- 


200 


Poa 


J 
florae, glumis trinerviis, quarum inferio- 
res sensim cadunt, habitus brizae mediae, 


coromandelica König, ift P. cyrosuroi- 
des. Die Beſchreibung fiimme fo vol 
fonımen überein, daß ich auch nicht ein 
Wort beisufegen wüßte. 


nutans, fl. 395. Radices plures longe 
aequales, folia inferiora vaginantia amnia 
glabra, culmus teres striatus glaber, pa- 
nicula coarctata apice subnutans, pedun- 
euli filiformes denticulati, spicule multi- 
flore ante florescentiam adpressae, in 
florescentia valvulis reversis undulantes, 
glumae cartilagineae scabriusculae. 


tenella, fl. 395. Caulis teres glaber, 
Fasciculus pilorum ad exortum foliorum 
caulinorum, et pedunculorum floralium, 
panicula obionga capillaris subverticilla- 
ta, pedunculi longi, scabri, spiculae 
sexflores, floribus minutissimis nutanti- 
bus, glumae pilosae. 


viscosa, fl. 398. Caules plures ex una 
radice cespitosa, geniculati, teretes, pi- 


’ — 201 


lis rarioribus adspersi praesertim pani- 
culam versus; folia lineari- lanceolata. 
Panicula brevis oblonga in florescentia 
patentiuscula, pedunculi pubescentes, 
spiculae inferiores tri quatuor florae, 

‘ superiores octo decemflorae, glumae 
pilosiusculae, culmi rigidi, demum vis- 
cosi. Diefeg letzte Kennzeichen ift bei 
ımferen getrockneten Exemplaren nicht 
fennbar. 


Poa interrupta König. Caulis primum  pro- 
stratus, demum adscendens, glaber, stria- 
tus pedalis et altior. Folia graminea 
vaginantia glabra, panicula coarctata, 
verticillata, interrupta, verticillis infe- 

N rioribus distantioribus, spiculae undecim 
ad tredecimflores muticae, glumae ad 
lentem scabriusculae. Der Name ent 
fpricht diefer Pflanze viel beffer, als 
bei agrostis interrupta, ich glaube alfo, . 
daß er unverändert aufgenommen wer 
den Fann. 

Cynosurus, Wild, T. IF p. I. #. 417. 
indieus. Um dem Beoabachter nicht 
irve zu leiten, follte wenigfteng geſagt 


202 täten’ | - 


werben aristis brevissimis, denn es 
find bloße gebogene aͤußerſt Furze Spi—⸗ 
gen des Kelchs, die kaum Grannen 
genannt werden koͤnnen. 


Aristida Wild, TI P» Iriauflen, 460. 
histria, 


— setacea. Die corolla basi lanata, von 
welcher Reber ſpricht, if an unferen 
Ezemplaren nicht ſichtbar. 


Rotboellia, Wld. T. I p..ı..f. 464 
Thomae. Könnte zu größerer Verſtaͤnd⸗ 
lichfeit der Befchreibung beigefeßt wer» 
den; folia in cespitem congesta vaginan- 
tia, hirsutissima, bipollicaria etc, 


— laevis, fl. 465. wäre die Negerifche 
Beſchreibung auf folgende Weife zu ers 
gänzen: spica.articulata striata, calices 
ad apicem marginati, striis duabus ro- 
tati etc. . 


— corymbosa, fl. 466. würde es beffer 
heißen: spieis cilindrieis exeisis, stfia- 
tis, flosculis alternis lateralibus. 


— 203 


Cenchnus racemosa, Lappago Wild. T. L. 
p- 1. G. 487. ſtimmt ganz mit der 
Befchreibung überein, 


Andropagon cantantum, iſt ganz mif ber 
Abbildung und Befhreibung Skuhr 
“T. IV. p. 509. Tab. 342. überein» 
ffimmend. 


— barbatum. Chloris barbata Schwartz, 
Unfere Pflanze unterſcheidet fi von 
jener, welche Herr P. Skuhr T. IL 
p. 344. und Tab. IV, pP. zı2. be 
fohrieben hat, durch die bei Finne 
und Schwarz angegebene Doppelte 
Granne an der mannlichen Blume, 
namlich auf jedem Bälglein m und n 
eine; durch längere Wurzel ald Sten- 
-gelblätter, welche auch durchgehende 
kuͤrzer und ſchmaͤhler als bei der dorf 
‚befchriebenen Pflanze find; endlich durch 
einen ſtarken Haarbüfchel am Ausgange 
bes Blattes aus der Scheide, an dem 
angegebenen weißen ducchlichtigen Fleck. 
‚Die von Hrn. dB. Skuhr befchriebene 
Pflanze ift alfo wenigſtens eine merk⸗ 
wuͤrdige Varietaͤt. 


204 ——— 

Andropogon prostratum Lin. no. 12. fl. 
904. bet Muray, verdient eine aus— 
führlichere Befchreibung, die ich bei 
diefer wie bei folgenden nur fehr kurz 
abgefertigten Grasarten, fo viel eg 
nad) getrocfneten Exemplaren möglich 
war, nach den eingefchickten Eremplas 
ren enfworfen babe: Caulis prostratus 
glaber, folia ensiformia margine scabra, 
panicula connata racemosa, pedunculi 
umbellato quinqueflori, flosculo hermo- 
phrodito aristato, calices striati sca- 
briusculi. 


— schaenanthus Lin. no 15. fl. 904. Cau- 
lis bipedalis et altior, teres, glaber, 
folia vaginantia glabra, panicula’ race- 
mosa, spicis pluribus in uno pedunculo. 
conjugatis, quarum duae semper foliolo 
aequalis longitudinis amplectuntur, ra- 

. chis pubescens, flosculi ehren 'arista 
bicolor tortuosa. 


Holcus pertusus Lin. no. 13. fl. 906. 
E congerie foliorum radicalium exur- 
gunt caules plures geniculati, vaginis 
foliorum fere ad apicem usque obtecti 


—— 205 


ſiliformes. Folia ad genicula caulis nu- 
merosa, glabriuscula, margine scabra, 
pilorum' congeries ligula loco. Spicae 
digitatae vel solitariae, flosculi aristati, 
glumae Äliatae ultra medium foraminulo 
pertusae, 

Apluda aristata Lin. no, 2. fl. 906. Cul- 
mus ultra pedalis , teres, glaber. ‚Folia 
lanceolata glabra, margine retrorsum 
scabra. Spicae saepe plures »in. axillis 
foliorum „ inferiores pedunculatae uno 
alterove foliis praeditae, superiores ses- 
siles,.- Rosculi hinc inde  reiroflexi 
‚aristati, 


Ischaemum aristatum Lin. fl. 906.. Cau- 
lis pedalis glaber teees geniculatus. Fo- 
lia pilosa margine retrorsum scabrä, 
Spicae distichae, rachis pilosa, flosculi 
hermophroditi aristati, - 


Manisuris myurus Lin. fl. 907. Caulis 
prostratus geniculatus, ad genicula ra- 
dicans, radicibus lanatis, foliosus, ra- 
mosus. Folia vaginata pilosa. Spicae 
terminales cylindricae, flosculi alterni. 


206 — 


Es folgen nunmehr die übrigen Pflan— 
gen; mit ben Namen der Ueberſender bes 
zeichnet; mo Diefelben etwas beigefchrieben 
hoben, werde ich eg mit ben Buchſtaben 
A. d. U. anmerken. 


Dianthera malabarica. Justicia bica- 
liculata Wild. 


Gratiola lucida, 
Piper nigrum. 
Comelina vaginata 


Spermacoce hirta, ift wahrfcheinlih Sp. 
hispida, doch iſt dag Eremplar zu fehr 
verdborben, um eg genau Sefinmen zu 
fünnen. 


Celastrus‘ emarginatus. | 
Achyrantes polygonoides, 
‚Celosia nodiflora, | | 

— polygonoides. 
IIlecebrum Javanicum, 


Apocymum frutescens. 


Hy drolea Zeylonica. | 
Pharnaceum. distichum, 
Giseki a pharnacioides, A 
Pol y3 sonum barbatum, 
Ocymum 'sanctum, 

Polyga 1 Bas 


Erythrina: corallodendron. Die Bemers 
fung: von Lamark: staminibus corol- 
lam. vix aequantibus ift unrichtig; bet 
der» aufgeblühten Blume, fo groß fie 
auch iſt, reichen bie Sapblaͤten weit 
über fie hinaus. 


Crotolaria retusa, 


— numularia. Die unter diefem Namen 
geſchickte Dflanze iſt ſehr von der bei 
Her. P. Bild. T. IH. p. 2. fi 979. 
befindlichen Befchreibung unterſchieden. 
Dort heißt es: folia orbiculato ovata 
obtusa brevissime petiolata, in nonml- 
lis fere uncialia lanceolata obtusa, Pe- 


dunculi uni vel biflori foliis quadrupla 
longiores hirti; bei unferer Pflanze zei- 
gen fi) hingegen folia reniformia vel 
candato orbiculata ciliata, flores sessi- 
les in axyllis foliorum minutissimi lu- 
tei.  Wahrfcheinlich eine neue Species. 


Cortolaria pilosa; wahrſcheinlich ein 
Schreibfehler, iſt C. hirsuta. 


—- Anthylloides nobis. A. d. U. Sie fcheint 
mehr zu C. sericea zu gehören; ‚ihre 
 Diagnofe könnte auf folgende Art ent 
worfen werden: Caulis teres hirsutus. 

. Folia alterna simplicea lanceolata acu- 
minata, supra glabra, inferne pilis ru- 
fescentibus sericea; stipulae, bracteae, 
calicesque piloso -rufescentes, flores axi- 
lares terminalesque. Die Kelche find 
größer als bei irgend einer andern Art. 


Phoseolus lunatus. 


— trilobus. Folia inferiora ternata ovata 
integra , superiora duobus lateralibus 
lunatis, medio triangulari, nec trilobo. 


— radicatuss Ulundu Tam, Tota planta 
hirta. 


Dolichos capftatusz iſt ein Schreibfehler, 
und fol; D. gladiatus heißen. | 


Glycine tomentosa. Stimmt mit der Bew 
fchreibung bei Hrn. Bd. Willd. Sp. Pl. 

T. II. p. 2.:p. 1061. nicht überein, 

ift aber in einem zu ſchlechten Zuſtan⸗ 

de, um genau befchrieben zu werden. 
Cylista scarlosa. Character generalis 
“non quadrat. U 6.0. Diefe Anmer 
fung ift volfommen gegründet, denn 

der Kelch ift Eleiner, als die Blume, 

und deffen - oberer Theil länger,- als 

der ımtere, folglich gerade das * 

theil der Definition. | 


Cytisus Cajan. Da dag überfihidte Erems 
plar ſehr vollftändtg iſt, fo erlaube ich 
mie die Befchreibung nach demfelben zu 
ergänzen: Folia ovato - lanceolata mol- 
Jissima, 'supfa viridia subtus albicantia, 
intermedio longius petiolato., flores axil- 
lares terminalesque longe petiolati, Pi 
tioli calycesque pubescentes, 

Aeschinomene Sesban. variet, Rerzii 
Y. d. 4. legumen longissimum, °: 2 9. 


sro — 


Hedysarum villosum nobdis. Parodda 
parogy Mart. 3, 96. Zeylonae, legu- 
men compressum uniloculare bispermum. 
4 d.U. Von der Beſchreibung bei Hrn. 
P. Willd. meichet es ab: Tacemis 
axillaribus fohis brevioribus, 


Galega maxima. Folia non sunt glabra. 
Psoralia corylifolia. Folia ovata repando- 


dentata, flores pedunculati thyrsoidei 
saturate lutei, 


Trifolium indicum. 


Trigonella Foenum graecum. Ein Haupt—⸗ 
Ingredienz in der Corry. A. d. U. 
Galedupa pungam. Heder Lamark. 


Aethulia divaricata. 


Artemisia maderaspatana. Caulis non est 
‚procumbens. 


Eclipta latifolia, 
A rum — 


Guettarda speciosa. Folia obverse ovata. 


Sig 211 


Phylanthus debilis; nobis. P. niruri affi- 
nis. U. d. U. Flores in axillis folio- 
rum breviter pedunculati, capsula quin- 
“quepartita poly$perma. 


— Emblica, 


Cicca disticha. Arbor ad classem Dioeciam 
potius quam Monoeciam referenda. A. 
d. U. Flores in ramulis numerosi pe- 
dunculati, pedunculis filiformibus. Fo- 
lia inferiora inter flores orbiculata, de- 
inde ovata obtusa, ultima lanceolato - 4- 
cuminata, alia integra, plura subcrenata. 


Acalypha virginica. Iſt A. indica, in- 
volucris cordatis crenato- incisis, foliis 
ovatis, crenatis, pubescentibus, longe 
petiolatis, 


Croton aromaticum, 
Sterculea foetida, 
Smilax pseudo China, 


Trevia nudifora Lin. Attupomarussu Tam, 
Dioecia polyandria nobis. 9. d. U, 


Ophioglossum scandens, 


O 2 


212 — 
Acrostichum heterophyllum. 

— aigitatum. 

— scandens ? 

— calomelanos. 
Aspleniu Mn nidus, 
Polypo dium phymatodes. ‚Batavia. 

— dichotomum, | 
-Ly copodium cernuum, 

— canaliculatum. | 
we plumosum, 


Fucus, sp. nov. nobis siliculoso proximüs, 
A. d. U. mucro ad fructificationes nullus. 


— cartilagineus. 
— punctatus nobis. 


— an Lychnoidess, ‚No. 24. in Herb, 
nostro. 


— 


— 213 
We 
X. 
Auszug aus der Rede des Herrn Ca: 
ſpar Georg Carl Reinwardt, ordents 
lichem Lehrers der Chemie, der Bo— 
tanif und der Nakurgefchichte bei 
der hohen Schule zu Hardervic in 
Holland, de ardore, quo historiae 
naturalis , et imprimis Botanices 
cultores. in sua studia feruntur. 
Dom Hrn. Hoffammerfefreräe von 
Braune. 


Na diefe Mede- vielleicht Noch nicht allent» 
halben befannt und zu finden ift, da der Ge— 
genftand , welcher-in felber abgehandelt und 
erklärt wird, Botaniker inferefficren muß, da 


fie fehe viele fchöne Bemerfungen und Wahre. 


heiten enthält, wodurch der Nicht- und Ans 
fi- Botanifer den Einfluß, welchen dag Stur- 
dium der Taturgefchichte, infonderheit der 
Botanik, ſowohl in Hinficht auf die koͤrper⸗ 
liche Wohlfahrt der Menfchen, als auch in 


Betreff der Bildung des Geiftes und der Be- 


{ 


214 _ 


förderung der Humanität und Moralität hat, 
beffer Fennen Fann, die Würde und den Werth 
derfelben mehr fchäßen muß, und daher auch 
bie Anzüglichfeit, den Neiz des Studiums 
ber Naturgefchichte, infonderheit der Bota— 
nik, und die Anhänglichfeit und den Eifer, 
womit die Verehrer und Freunde diefer Wifs 
fenfchaft ihren Studien ergeben find und ob— 
liegen , befjer begreift und richtiger beurs 
theilt, und wodurch auch der angehende Nas 
£urforfcher mit den Verhältniffen feines Stus 
diums, mit den Kigenfchaften und Unterneh» 
mungen, bie beffen Erlernung erfordert, nd» 
ber bekannt wird; endlich, da dieſe Rede 
manche Beſtaͤttigung und manchen weitern 
Beweis meiner Bemerkungen uͤber 
den Nutzen und die Nothwendigkeit 
des Studiums der Botanif enthält, 
und gleichfam das Nebenftück zu diefem Auf- 
ſatze ausmacht, fo brachte ich das Wefentliche 
diefer Rede in einen Auszug , und glaube, 
daß derfelbe Freunden und Anfängern der 
Botanik nicht ganz unmwillfommen feyn werde. 


“.. Hr. Reinwarbdt bemerft im Exordium 
biefer Nede, welche er beim Antritt der ches - 
mifchen, botanifchen und naturhiſtoriſchen Pro« 


v 


— 215 


feſſur an der hohen Schule zu Hardervie am 
10. Jun. 1801 oͤffentlich hielt, daß eg, wie 
Epicur fagt, drei Wege gebe, auf welchen 
man zur Erkenntniß der Dinge und der Wahrs 
heit gelangen koͤnne. Es gebe nämlid) 1) 
Menſchen, die aug eigenem Antriebe fich. 
emporfchwingen; 2) andere, die fremder Hüls 
fe bedürfen, und feinen Schritt thun würs 
den, wenn fie nicht einen VBorgeher hätten, 
dem fie aber treflich nachfolgen ; und 3) noch. 
andere, die nicht nur einen Führer, ſondern 
auch fogar Jemand bedürfen, der fie unters 
fiügt, und gleichfam zwingt, fich auszubilden, 
und nüglic) und berühmt zu werden. Dbs 
fhon alle diefe drei Wege zum nämlichen 
Ziele führen, fo fei der dritte doch minder 
erhaben und lobensmwürdig, als die beiden 
übrigen; der sweite habe zwar große Mäns 
ner aufzumeifen, die ihn giengen, alleın der 
erfte fei von allen bei Weitem der fchönfte, 
und derjenige, welchen die größten, regſam⸗ 
fen, und zu geoffen Unternehmungen fähig. 
ften Genie gewählt haben, 


Wenn man die Gefchichte der Gelehrten, 
welche fich in den verfchiedenen Wiffenfchaf> 
ten augzeichneten, durchgehe , fährt Herr 


216 — 


Reinwardt fort, fo finde man zwar im 
jeder. groſſe und wackere Befoͤrderer derſel— 
ben; allein, es zeige ſich auch, daß der Ans 
fang, die Erweiterung, und jede Verbeſſe— 
rung. oder. Reform einer Lehre durch jene 
bewirft worden fei, die mit einem mittelmaͤſ— 
figen Ruhme nicht zufrieden waren, fondern 
von einem heftigen Eifer angefrieben, den 
böchften Grad zu erreichen firebteu; ja, die 
nicht damit zufrieden waren, die Wiffenfchaft, 
welche fie kultivirten, nach ihrem ganzen 
Umfange zu kennen, fondern die Nur dann 
erft Etwas geleiftet zu haben glaubten, wenn 
fie die Arbeiten des Vorwelt durch weitere 
Entdecfungen vermehrt haben würden. 


Obſchon alle Wiffenfchaften dergleichen 
Männer aufzuweiſen haben, fo feien doc 
jene, bie der Naturgefchichte fi) widmeten, 
die fcharffinniaften und eifrigften; denn, ob- 
wohl Talente und Fleiß zu jeder Wiffenfchaft, 
um in felber fich auszuzeichnen, erfordert 
werden, fo habe bie Naturgefchichte doc) dag 
befonderg eigen, daß jene, die fie Fultivi- 
ren, eine ausdauernd unerfchütterliche , alle 
Mühe und Befchwerlichkeiten erduldende 
Standhaftigkeit beſitzen müffen. Einige Wif 


— 217 


I 


fenfchaften vertragen fih fehr wohl mit einem 
gemächlichen Leben und mit dem Genuffe aller 
Bequemlichkeiten ; man koͤnne fie im Zimmer, 
in. feiner Heimat, unter den Freuden des 
häuslichen Lebens, und mitten im Zirkel ſei⸗ 
ner Freunde und Berwandten fultiviren; als 
lein das Studium der Naturgefchichte erheie 
fehe die Entfanung aller diefer Dinge; fie 
offenbare ihre Drafel nicht an jedem Orte, 
ihe Tempel fei das Univerfum, und man 
müfe ihn betreten, ihn durchwallen , wenn 

man die Wunder und all die Werke der Nas 
tur fennen lernen wolle. *) Und obfchon 





*) La Botanique , fagt Fontenelle in folgender 
Etelle, welche fich Hr. Reinmwardr zum Mor: 
to gewählt hat, ſchoͤn und wahr; n’est pas une 
science sedentaire et pareseuse, qui se puisse 
acquerir dans ſe repos et dans l’ombre d’un 
cabinet comme la geometrie et PHistoire; ou 
qui tout au plus comme la Chimie, l’ Anato- 
mie et l’Astronomie ne demande que des oc- 
cupations d’assez peu de mouvement, Elle 
veut que l’on cure les möntagnes et les fo- 
rets, que FPon gravisse contre des rochers 
escarpes, que l’on s’expose aux bords des 
precipices, -Leur seuls livres, qui peuvent 
nous instruire A fond dans cette matiere, ont 


218 — 


man bald liebliche Wieſen, lachende Fluren, 
und weithallende Thaͤler durchwandeln, bald 
ſchrofe Felſen, und faſt unzugaͤngliche Berg- 
kuppen erklimmen, bald das unſichere Meer 
durchſchiffen, bald am aͤuſſerſten Ende der 
Erde die ewig mit Eis und Schnee bedeckten 
Gegenden der Pole durchwandern, bald un— 
ter dem brennenden Syrius zwiſchen den 
Wendezirkeln in der Mitte der Erde obliegen 
muͤſſe; ſo koͤnne doch keine Gefahr die Be— 
gierde, Naturkoͤrper zu ſammeln und zu beob⸗ 
achten, vernichten, fo bleibe doch immer der⸗ 
felbe frohe Muth. Doch was wird, fragf 
Hr. Keinwardt, hiedurch bezweckt? Wo» 
zu nüßgt ed? da bie Naturforfcher von al den 
vollbrachten Arbeiten Faun einen andern Lohn 
ärndten, als einige felbft eroberte Natur- 
produfte, die in den Augen der meiften Mens 
fchen feinen Werth haben: denn zu Neich- 
thümern führt das Studium der Naturges 
fchichte felten. Was ift daher jener groffe 
Eifer der Naturforfcher, womit fie ihre Wif 
fenfchaft Fultiviren? Woher koͤmmt jene Uns 





ete jettes au hazard sur toute la surface de 
la terre et il faut de resoudre A la fatique et 
au peril de les chercher et de les ramasser. 


en.” 21% 


erfchtodenheit für Gefahren, jene Gebuld 
in Ertragung derfelben ? Wie geht es zu, 
daß jene, im welchen einmal diefer Hang 
rege gemacht worden ift, auf Feine Weife 
mehr von dem Studium der Naturzefchichte 
abwendig gemacht werden fünnen? Da man 
hingegen von andern Wiffenfchaften und Küns 
ſten Beispiele hat, daß Jünglinge jene Gtus 
dien, zu welchen fie von ihyen eltern bes 

ſtimmt wurden, nachdem fie erwuchfen, wies 
der verlaffen haben: dieß habe ſich bei dem 
Studium der Naturgefchichte noch nie ereig« 
net, vielmehr fei eg ſchon fehr oft gefchehen, 
daß Diele ihre vorigen Studien verlieffen, 
und fich dem Studium der Naturgeſchichte ſo 
fehr widmeten, daß fie durch Eeine Gefahr 

Davon abgefchrecft werden konnten, fondern 
ſogar durch ihre eigenen uoch eifriger dem— 
felben anhängen. Hr. Reinwardt führf 
fich felbft als Beifpiel an, und ergreift num 
die Gelegenheit von dem Feuereifer, womit 
die Naturforſcher, und vorzüglich die Bota⸗ 
nifer, ihrer Wiffenfchaft obliegen, mehr zu 
ſprechen; erfilich fuchte er die Zweifel, Die 
einige an der Wahrheit biefes Satzes noch 
haben mögen, und von der mwirkliden Exi⸗ 
ſtenz diefes befondern Hanges und Eifers 


220 — 


nicht überzeugt find, durch folgendes Argır 
ment zu heben; er bemerit nämlıch, daß die 
Tendenz der Nakurgefchichte darin beſtehe, 
alle Thiere, DVegetabilien und Mineralien, 
die es giebt, und irgendwo gefammelt wur 
ben, zu kennen, zu befchreiben, und andern 
kennbar zu machen, damit der Nutzen, wel— 
den man davon erhalten kann, allgemein 
befannt und ſchaͤtzbar werde. Hieraus ers 
helle nun, fagt Hr. Reinwardt, melde 
Mühe die Sammlung der Naturkoͤrper, wel 
hen Scharflinn die Beſtimmung der ſicher—⸗ 
ſten Kennzeichen, damit. die. befchriebenen 
Naturkoͤrper auch von andern, die fie fin- 
ben, gekannt werden, erfordere. Da alle 
Naturprodukte nicht an einem Orte zu finden 
feien, fondern jede Zone, die hoͤchſten Gi- 
‚pfel der Berge, die Wälver, ſelbſt die Ties 
fen des Weltmeereg und die Eingemeide der 
Erde ihre eigenthümlichen Produfte enthals 
fen, fo verfiehe eg ſich, dag man alle diefe 
nicht in feinem Vaterlande, und blos in an- 
genehmen Gegenden: finden koͤnne, fondern 
daß auch befchmerden » und gefahrvolle Drte 
zu befuchen feien, wozu viele Beharrlichkeit 
in feinem Borhaben, und Anfivengung koͤr⸗ 
perlicher Kräfte erfordert‘ werde. Obſchon 


221 


es innerhalb ben Gränzen des Naterlandeg 
Vieles gebe, was noc gekannt zu werten 
fehr verdiene , und die Aufmerffamfeit- der 
Nraturforfcher erheiſche, deſſen Kenntnik fie 
ſich fogar vor allen übrigen Dingen verfihaf- 
fen follen, fo fei doch Feine vollfiändige Ge— 
ſchichte der Natur zu erwarten, wenn nicht 
auch ihre übrigen auswärtigen Schäge auf⸗ 
gefucht werden. Es haben zwar, fagt Ar. 
Keinmwardt, viele bewundernswuͤrdige 
Männer Vieles fchon geleiftet, und doch fei 
nıcht wenig noch übrig, wodurch die Natur— 
gefchichte vermehrt und vervollfommnet wers 
den fönne, und gleichwie alle Dinge, die 
zur menjchlihen Wohlfahrt Etwas beitragen, 
Arbeit und Fleiß erheifchen, aber durch Augs 
dauer und Anfirengung fehr viel geleiftet wer; 
den Eönne, eben fo verhalte es fich mit dem 
Studium der Naturgefchichte, wovon die ber 
treffenden Schriften und Müfaen den ficher> 
fien Beweis enthalten. Wenn man nun bes 
denfe, daß nod) heut zu Tage neue Entdes 
> Fungen in den 'entfernfien Gegenden der 
Melt gemacht werden, und daß das ſchon 
Bekannte noch immer beſſer erflärt und aus 
gearbeitet werde, fo muͤſſe man befennen;, 
dag dieß ohne herfulifche Arbeit nicht gelei⸗ 


ftet werben koͤnnte, und daß jeder dieſer Mäns 
ner, deren Namen in der Naturgefchichte 
befannt und berühmt geworden feien, mit 
einem gewiſſen, unglaublich groffen Eifer für 
ihr Studium begabt geweſen feyn mußte. 
Es habe daher auch Feine Wiſſenſchaft fo 
viele ihr Beflieffene, als die Naturgefchichte 
aufzumeifen, welche wegen ihres Studiums 
in die größten Gefahren geriethen , oder 
wohl gar aus Eifer für felbes während befs 
fen Eultivirung den Tod gefunden haben, ja 
die, was noch mehr zu bewundern fei, und 
beinahe allen Glauben überfteige, deſto meh» 
rere Verehrer erhicht, je gröffer die Zahl 
derjenigen ward, welche durch fie zu Grunde 
giengen. 


Hr. Neinwardt führt das Beifpiel 
des Plinius an, der befanntlich dem Cras 
ter des Veſuvs fich näherte, algderfelbe eben 
eine vulkaniſche Evolution auswarf, und 
Plinius dort umkam. Da eg zu weitlaͤu⸗ 
fig feyn würde, alle jene Naturforfcher zu 
nennen, und ihre Schickſale zu erzählen, 
welche aus Liebe und Eifer für ihr Studium 
zu Grunde giengen, fo Ichränfte fih Here 
Keinwardt auf die Botaniker ein, deren 


Anzahl aber ebenfalls fo groß iff, daß fie 
nicht alle angeführt werden koͤnnen; daher 
er nur jene nannfe, die fic) durch einen vor 
züglihen Grad von Enthuſſasmus für die 
Kräuterfunde auszeichneten, nämlih Clu—⸗ 
fiug, der dag Civilrecht hätte fiudieren fol 
len, aber eine folhe Neigung zur Naturge> 
fchichte, befonders für Botanik befaß, daß 
er feine vorige Beftinnmnng aufgab, fi) blog 
dem Studium der Naturgefchichte widmete, 
Neifen durc ganz Europa unternahm, durch 
den Sturz von .einem Pferde ſich ein Bein 
brach, dadurch hinkend ward, feldft in feinem 
Alter noch nad) Leiden in Holland gieng, 
und bis an das Ende feines Lebens feiner 
Wiffenfchaft eifrig ergeben war; Elutiug, 
der, um den Garten zu Leiden zu bereis 
chern, nicht nur einen groffen Theil von 
Europa, die Pyrenaͤen und die dufferfien 
Grangen von Spanien durchwanderte, fürs 
dern fogar nach Afrika gieng, und dort dreis 
mal gefangen und geplündert wurde; ferner 
Gesner, Bauhine, Scheuczer, 
Haller und andere, welche allen Bequem— 
lichfeiten des Lebeng entfagten, und auf den 
Alpen theils ihre Geſundheit fchmächten , 
theils fi) der Gefahr, ihre Leben zu yerlie 


224 — 


ven, preiggaben; denn, was ift wohl be 
jhwerlicher, fagt Ir. Neinwardt, was 
gefährlicher, als eine Reiſet nach den Alpen, 
wo Alles, was die Natur Rauhes und Bes 
ſchwerliches hat, vereinigt iſt, wo man Hun⸗ 
ger, Durſt, Sonnenhitze, Kaͤlte, Ungeſtuͤnm 
des Wetters, Beſchwerlichkeiten der Wege, 
und unzaͤhlige Lebensgefahren zu bekaͤmpfen 
und zu beſiegen hat; und doch erklimmt, wie 
Hr. Reinwardt weiter bemerkt, der Bor 
taniker die ſteilſten und fürchterlichften Bers 
ge und Felfenkuppen, ift dabei entzuͤckt, und 
hält fich für überaus gluͤcklich, wenn er dort 
eine neue Pflanze findet. Sa, kaum erblickt 
er auf einem entgegenflehenden Felfen ein 
feltenes Gewaͤchs, fo ſucht er etwa durd) eis 
nen Sprung über die vor ihm liegende Schlucht 
babin zu gelangen , und verwunder fich oder 
glurfcht aus, und fällt in eine Felfenfpalte 
hinab. Nun glimmt er mit fchwanfendem 
Zuße wieder empor, und hält fih an Ge 
ſtraͤuchen feſt; allein ihre Wurzeln werben 
los, und er flürzt in den Abgrund; dennoch 
fucht der Botaniker, fagt Hr. Neinwardt, 
diefe gefahrvollen Drfe vor, andern auf, und 
zwar darum, weil'er dort das Meifte findet, 
und ruft endlich aus: o wunderbarlides Stw 


fe 


dium der Pflanzenkunde, mit welch einer 
Begeifterung treibft du deine Befliffenen um- 
ber! ”) * 


Eben jener Enthuſiasmus war es, be— 


merkt Hr. Reinwardt, der jenen edlen 
Juͤngling, welcher eine Exkurſion nad; den 
ſogenannten baierſchen Alpen unternahm, 
zwiſchen unwegſamen Felſen⸗Schluchten ums 
Leben brachte. **) 


*) 


rl & 

Quinam labores, ſagt ſelbſt Linhe, quaenam 
scientia taediosigr et durior esset Botanica, 
nisi singularis aliquis et incantatus ,. nescio 
ipse qualis, amer nos saepe in hoc studium 
taperet, ut .plantarum amor saepe superet 
amorem nostri ipsians, O bone’ Deus! dum 
äspicio fata Botanicorum an sanos vel insanos 
in pläntas eos dicam, haereo profecto ! — 
Siehe Crit. Bot. p. 82. 


* Diefer unglücliche junge Mann, und Freund 


der Pflanzenkunde, hieß Franz de Paula 
Bihler, und war der Sohn des Galzburg: 
Hofkammerraths und Hofkammerprokurators 


Pichler; er ſtuͤrtzte über eine Felſenwand 


am Untersberg, und wurde todt gefunden. In 
Hrn. Dr. Hoppe's ir chen Taſchenbuche 


226 ._ 


Obſchon nun die botanifchen Meifen 
burch Europa, fährt Hr. Neinwardt in 
feiner Rede fort, einen feften und zu Ers 
duldung aller Befchwerlichkeiten gefaßten 
Muth erheifhen, fo find fie doch minder 
befchwerlich, als jene in andere Welttheis 
le, wenn man al jenes beherziget, was 
in diefen entlegenen Gegenden der Welt oft 
zufammen wirft, um ben Neifenden zu Gruns 
de zu richten. In dem cultivirteren Europa 
trift man überall Gaſthoͤfe, Freunde der Fit» 
teratur und deg nemlichen Studiums, dag 
man cultivirf, von welchen man freundlich 
und gefällig behandelt wird. Man erhält 
leichter Briefe von feinen Freunden und 
Verwandten, und auch Unterflügung. Auf 
Alpen trift man Hütten, deren Bewohner 
gaftfrei, bieder und gutmüthig, und von 
welchen man freundlid) aufgenommen wird, 
wo man frifche Milch zur Erquicfung und 
ein Streulager zum Augruhen der muͤden 


auf das Sahr 1799 findet man Geite 89 eine 
umfiändliche Yrachricht von feinem Echickfale, 
und im sten Stuͤcke des ıften Sahreanges der 
botanifchen Seitung eine Skizze feiner Biogra⸗ 
phie. Braune. 





— 227 


Glieder findet, und das Bild wahrer menfchs 
licher Glüsffeligfeit in dem Volke, das mit 
Wenigem vergnügt zu leben weiß, erblicet, 
Allein alles diefes vermißt man unter den 
wilden Voͤlkern, und es wird zu einer Neife 
dahin Standhaftigfeit, eine fehr feſte Ge 
fundheit, Entfagung aller Bequemlichkeiten, 
Unverzagtheit in den auszuſtehenden Mühfes 
ligfeiten und Gefahren, und der hoͤchſte 
Grad von Feuereifer, jedes Unternehmen 
auszuführen, erfordert. Denn befanntlich 
ift man tödtenden Seuchen, unerträglicher 
Sonnenhige, anhaltendem Regen, der Vers 
folgung von ftechenden Inſekten, auch ber 
Gefahr von giftigen Schlangen gebiffen, von 
Raubthieren zerriſſen und von den Bilden, 
welchen man ganz überlaffen iff, geplündert 
zu werden, täglich ausgeſetzt. *) Wer eine 
Reife in andere Welttheile unternehmen will, 


N Aublet, Jaquin, Thunberg, Vail— 
lant, Swarz, Commerſon, Des— 
fontaines, Riche, Bruguier, Bil— 
lardiere, die beiden Forſter, König, 
Sonnenrat, Banks, Solander, 
£oureiro, Ruiz, Pavon, Maffon, 

. und noch Andere, haben dies aus eigenen Err 
fahrungen beſtaͤttigt. p 

2 


228 — 


der muß daher einen ſtarken Koͤrper, eine 
von allen Gebrechen freie Geſundheit, einen 
maͤnnlichen, unerſchrockenen, frohen Muth, 
Thaͤtigkeit, und die ſchaͤrfſten Sinne beſitzen; 
er muß ſie mit Eifer antreten, nicht mit je— 
nem, der zu den gewoͤhnlichen menſchlichen 
Unternehmungen erfordert wird, auch nicht 
mit jener Begierde, die andere Menfchen 
antreibt, die entfernten Weligegenden zu 
beſuchen , namlich mit der Begierde Schaͤtze 
zu ſammeln; denn der Muth dieſer Men» 
fhen wird von der Hofnung Reichthuͤmer zu 
erobern aufrecht erhalten; allein zu botanis 
fchen und naturhiftorifchen Neifen ift ein 
Hang erforderlich, der über alles dies ers 
haben ift, der aus fich ſelbſt wirkt, von ſich 
ſelbſt entfieht, und durch Feine Geld» und 
Habfucht gereist wird. 


Diefe Berhältniffe, wozu noch der Um» 
ftand kommt, daß viele Bekannte und Freun- 
de dem Botaniker durch Schilderung der Ge⸗ 
fahren von der Reiſe abzuwenden ſuchen, 
und andere, die an ein gemaͤchliches Leben 
gewoͤhnt ſind, und keinen Sinn fuͤr Wiſſen⸗ 
ſchaften Gaben, ein ſoiches Vorhaben foger 
lächerlich und toll finden, ſetzen eg hußer 


— — 229 


allen Zweifel, daß ein hoher Grad von Vor— 
liebe und Eifer für dag Studium der Botanik 
erfordert werde, wenn der Pflanzenforſcher 
ungeachtet aller diefer Muͤhſeligkeiten und 
Hinderniffe dennoch auf feinem Entfchluffe 
beharyt, Ei eine Neife um die Welt unteys 
nimmt, Hr. Neinmwardt führt, als Bes 
weiſe, daf daß es Botaniker gab, die von 
einem folchen Enthufiasmug befeelt, Neifen 
in die neue Welt unternahmen, die Begeben« 
beiten und Schickfole Aublets, Bani—⸗ 
fters, Blumiers, Margrafs, Rhee— 
dius und Rumphs an; erfter wagte fich 
in die Wälder von Gujane, der zweite ſtuͤrz— 
te in Virginien von einem Selfen, und Fan 
dadurch um, der dritte gieng dreimal in die 
neue Welt, und fam glücklich zurück, doch 
als er das vierte Mal dahin eöifete ; fand 
er dort fein Grab. Margraf war ebens 
falls nicht damit zufrieden fih in Amerika 
Naturprodufte gefammelt zu haben, fondern 
gieng auch noch nach Afrifa und Fam dorf 
um. Rheedius, der ſich durch feine Tha⸗ 
ten in Dftindien den größten Ruhm erwarb, 
war nicht damit zufrieden, er brannte von 
Seuereifer das Studium ker Botanik zu bes 
fördern, fammelte, befchrieb und bildete die 


230 — 


Degetabilien ab, welche in ganz Malabar 
wachfen, und fparte hiebei feine Arbeit und 
Koften. Rumph, welcher nad) Hrn. Rein. 
wards Meinung der Indifche Plinius ges 
nannte zu werden verdienet, wendete alle 
Zeit, die ihm von feinen Militär- und ans 
dern öffentlichen Gefchäften übrig blieb, das 
zu an, die Hügel und Ufer der weiten ns 
fel Amboine zu durchſtreifen; er ertrug al— 
les Ungemach und die brennendfte Sonnen 
hitze, um nur alle dort twohnenden Vflanzen 
genau kennen zu lernen; allein dag blenden- 
de Licht der brennenden Sonnenftrahlen, und 
der Staub, waren feinen Augen fo nach 
theilig, daß er in Furzer Zeit blind warb. 
Doc felbft in diefer unglücklichen Lage fuhr 
er fort fein Werk zu vollenden. Er fol 
nämlich eine folche Liebe zu den Pflanzen 
und eine fo große Erfahrenheit befeffen 
haben, daß ex diefelben durch das Anfühlen, 
aus dem Geruch und Geſchmack zu erkennen, 
ihre Eigenfchaften gu unterfuchen, und Ans 
dern mifgutheilen im Stande mar. 

Dieg find, fagt Hr. Reinwardf, nur 
einige wenige Beifpiele, welche jedoch ſchon 
den befondern Eifer und die Anhänglichkeit 
ber Botaniker an ihe Studium bemeifen. 


— 251 


Noch find unzaͤhlige übrig, welche theils in 
Schriften: aufgezeichnet zu finden find, theils 
die heute zu Zage noch lebenden Botaniker 
geben. : Hr. Neinwardt fab fidh wegen 
Befchränftheit der Zeit gensthigt, diefe in 
feiner Rede zu übergehen, doch Eonnte er 
es nicht unterlaffen, noc zwei Männer zu 
nennen, und zwar wie er bemerft, aus Bes 
mwunderung, die er. fiets gegen fie fühle, 
und aus Hochfchägung ihrer Verdienſte, die 
fie fih um die Naturgefchichte erworben ha- 
ben, nämlich Linne und Tournefort, 
wovon le&terer die ganze Kräuterfunde, und 
erfterer nebft diefer auch die übrigen Theile 
der Naturgefihichte mit feinem Genie ums» 
faßte, fie in Ordnung brachte, veformirte, 
und ihre eine wiffenfchaftlichere Form gab. 
Deide hatten von jugend auf einen natür 
lihen und gleichfam vom Himmel eingeflößs 
ten Trieb zur Botanif; beide waren von ih— 
ren eltern für eine ganz andere Wiſſen⸗ 
fchaft , nämlich zum Studium der Theologie 
befimmt, und wurden, als fie miderfireb- 
ten, fogar gezwungen, demfelben obzuliegen; 
doch die Natur behielt den Sieg, und re 
tete beide. jeder hatte fich zum Zwecke feis 
ner Arbeiten die Reform und Verbefferung 


feiner Wiffenfchaft feftgefegt, und jeder er 
reichte ihn. Tournefort durchwanderte 
die Höhen der Alpen, die dichten Forfte und 
Pyrenaͤen, Spaniens Höhlen, Portugals 
Heiden, Englands Hügel, erforfchte bie Ge 
beimniffe der Natur unter Aliens wilden 
Völkern, und flürzte fi) in taufend Gefah— 
ven. Linneé durchreifete Lapplands Eisge— 
filde, lebte unter einem Volke, deſſen Sit- 
ten und Sprache ſchon Schauder erregen, und 
erduldete alle Beſchwerlichkeiten, welche die 
Natur dort ſchuf, um die letzten Produkte 
ihrer hier verarmten und erſchoͤpften Macht 
zu ſammeln. Tantus amor fiorum I — Fürs 
wahr, wenn Jemand an dem Eifer der Na⸗ 
turforſcher zweifeln follte, der lefe und er 
wage nur Linnés Leben und Thaten, mwels 
cher unter allen berühmten Männern mit 
den meiften Widermärtigfeifen zu Fämpfen 
hafte, und fich doch den größten Ruhm von 
der Melt erwarb; denn feine Eltern waren 
feinem Kieblingsftudium abgeneigt, umd feine 
Gluͤcksumſtaͤnde fehr befchränft ; er Eonnte- 
toegen Armuth die Schulen und afademifchen 
Porlefingen nicht befuchen *), hatte wenige 


\ 


) Er trug Kleider, welche andere abaenust und 


5 


— 233 


Gefaͤhrten ſeiner Studien, Muſter gar kei— 
nes, und noch andere unzaͤhlige laͤſtige Um— 
ſtaͤnde zu ai die er alle fo glücklich 
überwunden bat, daß man beinahe fagen 
kann, Armuth fen weit tauglicher für die 
Cultur der Wiffenfchaften, als großer Reich. 
thum, 


Sp groß nım Linnes Eifer für dag 
Studium der Naturgefchichte war, eben fo 
groß war diefer, Eifer auch bei jenen, bes 
merkt Hr. Reinwardt, in melden er 
durch Linnés Beifpiel erweckt worden war, 
und fie hinriß. Wie viele von feinen Schü- 
lern giengen nicht in alle Gegenden der Welt 
hin, und hielten eg für den ſchoͤnſten Lohn 





abgelegt hatten, und fliekte fich Die alten Schu: 
he mit Bauınrinden, damit ihm nichts zu feis 
nen botanischen Erkurfionen fehlte Stöver 
in £innes Lehen, I. Band, Seite zu. Und in 
der Rede, de peregrinationum intra patriam 
necessitate, ruft er felbfi aus: „gratias tibi 
Deo optimo ago, quod in vitae meae cursu, 
inter gravissima paupertatis onera et alia quae- 
vis incommoda ,„ auxilio tuo mihi.semper ad- 
fuitti. x ie 


234 — 


ihrer gefahrvollen Neifen, wenn fie etwas 
Neues an Linne abſchicken, oder, wenn 
fie glücklich zurückfamen, in feinem Mufeum 
‚aufftellen Eonnten *), oder im Stande waren 
ihren damals fihon alten Lehrer durch an— 
dere Erzeugniffe feiner Studien ein Vergnü- 
gen zu machen! Und wenn Linne ben 
Manen jener, die unter ihren Arbeiten er» 
lagen, ein Dpfer brachte, ihre Verdienſte 
in feinen Schriften rühmte, und wenn ihre 
Namen mit dem feinigen unfterblid wurden, 
fo war dieg für Andere fo aneifernd, daß fie 
durch jene traurigen Beifpiele nicht abge: 





*) Yon Linnes Schülen gieng Ternſtroͤm 
nach China, Hafelguift nah Palaͤſtina, 
Forskaͤl nach Arabien, Loͤfling nad Spa; 
nien und Amerika, welche alle in dieſen Lanz 
dern , während dem Etudium der Natur, ſtar⸗ 
ben. Glücklich hingegen Fam Kalm aus Ame - 
rifa, Zoren aus Malabar, Osbeck aus 
China, Thunberg aus Japan, Sparmann 
aus China, Ebendieier und Solander 
von der großen Reife um die Welt mit Cook 
zuruͤck. richt minder find die Namen anderer 
Schüler Linnés, ald Schreber, Fabri: 
eius, Ehrhardt, Siefefe, Murray, 
Ferber 2. bekannt. 


— 0.35 


fchrecft wurden, fondern vielmehr mit neuer 
Anfivengung fich beftrebten, eben dieſen Ruhm 
fi) zu erwerben. *) 


Hr. Reinwardt siebf nun die Urſa— 
che an, welche diefen Feuereifer bewirken; 
er bemerkt erftlih, daß die Erlernung jeder 
Miffenfhaft Nugen und Vergnügen gewähr 
re, daß der Menich von Natur dazu geftimme 
fei, den Grad feiner Gluücffeligfeit nach 
der Zahl der Freuden, die er genießt, zu 
"meffen. Nur dem Menfchen fei die Ver— 
numft gegeben, wovon alles Schöne, alles 
Nühmliche herrübre, wodurch der Menfch im 
Stande fei, Alles zur bewundern, und wah— 
re Glückfeligfeit zu genieffen, welche im Ver⸗ 
gnügtfeyn befiehe ; auch habe der Schöpfer, 
welcher den Menfchen mit Vernunft begabte, 





*) Möchte es doch ein Botanifer über fich nehmen, 
ein Martyrologium oder Legende aller Martyrer 
des Studiums der Botaniker zu fehreiben. Es 
würde diefe Schrift, wie ich dafür halte, ein 
wichtiges Aftenftück zur vollkommenen Gefchichte 
dieſer Wiffenichaft ſeyn, und für Botaniker eine 
intereffante und erbauliche Lektuͤre abgeben. 

Braune. 


— 


236 — 


dieſe mit dem Vermoͤgen, Alles zu bewun⸗ 
been, aus dem Grunde verbunden, um dieſel— 
be fiätg mit ihrem Zwecke befchäftige zu er⸗ 
halten. Was ıft aber wohl mehr im Stans 
de, fragt Hr. Reinwardt, unfere Be 
munderung zu erregen, als dag Univerſum 


ſelbſt, in welchem wir ung befinden? Ge- 


wiß! wenn wir Vergnügen ſuchen, fo fin 
den wir eg in der Betrachtung der Natur! 
Unfere Bewunderung wird buch Abwechs— 
lung, Neuheit, Menge, Groͤſſe und Dos 
fommenheit der Dinge beiwirft, und wo fins 
det dieß alles mehr ſtatt, als in der Natur? 
ja fie enthält die. zahlreichſten Anlaͤſſe zur 
Bewunderung, nnd daher auch die reichefte. 
Duelle der Freuden, nach welcher die Nas 


turforſcher mit folder Begierde verlangen. ° 


- Serner bemerkt Hr. Keinwardt, daß 
Menfchen, die eine von jenen Wiffenfchafs 
ten fich wählen, welche durch bloffes Lefen 
und Nachdenken erlernet werden, in ihrem 
Studierzimmer verfchloffen, unter flaubigen 
Büchern ihre Leben zubringen mäffen, und, 
während fie ihren Geift ausbilden, bleich und 
Eränfliche werden; allein, ganz anders ver⸗ 
halte es ficdy) mit dem Studium ber Raturges 


ee. 237 


fchichte, und infonderheif mit der Pflanzen: 
kunde, diefe erfordere oͤftere Ercurfionen 
und Reifen, wovon jede mit einer Annehnt- 
lichEfeit verbunden fet, die man fonfi nicht 
geniefje. Die Veränderung des Aufenthalts, 
die Werfihiedenheit der vorkommenden Gegen⸗ 
fände, und deren genauere Betrachtung, 
die veinere Luft, die Geſundheit des Körs 
pers, für welche Bewegung ſehr gedeihlich 
iſt, dag Gefuͤhl von vollklommener Freiheit, 
da man von allen unangenehmen Feſſeln ent— 
bunden iſt, ein leichtes, von feinen haͤusli⸗ 
chen Sorgen geplagtes Gemuͤthe, und die 
Bildung des Geifies, die man ſich auf einer 
längern Reife aus den beobachteten Einriche 
tungen ımd Sitten verfchiedener Länder und 
Voͤlker erwerbe, dann noch mehrere andere 
Dinge, die nur allein mit dem Studium der 
Praturgefchichte verbunden fei, bewirken eine 
fo aufferordentliche Neigung zu derfelben. Und 
- die beftändige Betrachtung und Bewunderung 
der Natur bringe felbit ſchon eine befondere 
Stimmung des Gemüthg hervor, welche die 
Grundlage von jenem Hange und jenem Ei⸗ 
fer fei, womit die Raturforſcher ihren Stu⸗ 
dien ergeben find und obliegen, K 
Hr. Neinwardt behauptet au), bag 


238 — 


alle ruͤhmlichen Tugenden, welche den Mens 
ſchen adeln und glücklich machen Finnen, z. 
— B. Abſcheu vor Müffiggang, Stärke und 
Standhaftigkeit der Seele, Wohlwollen ge 
gen andere, Geſelligkeit, Freundfchaft und 
aͤchte Verehrung der Gottheit , von jedem 
Naturforſcher Hochgefchägt werden, und daß 
das Studium der Naturgefchichte auch darum 
fo viele und eifrige Liebhaber aufzumeifen 
habe, weil es diefelben mit fo vielen vor- 
züglichen und bimmlifchen Gaben bereichert 
und beglükt. Da dag Gemüth des Naturs 
forfchers, fagt Hr. Reinmwardt, befländig 
mit der Betrachtung fo vieler bewundernss 
wuͤrdiger Gegenftände befchäftigt iſt, fo er 
hält es auch allgemach eine denfelben con» 
forme Stimmung; es erhebt fi über das 
HMenfchliche und Gemöhnliche, feine Tendenz 
zielt nue nach dem, was groß iſt, und bie 
ganze Denfungsart des Naturforſchers ift von 
jener der gewöhnlichen Alltagsmenſchen ver- 
fehieden; er findet in der Betrachtung der 
Natur ein weit gröfferes Vergnügen, ale 
in allen dem, mas der Pöbel für fo 
hoh und beglückend ſchaͤtzt, namlich Eörpers 
liche Wolluſt, Reichthuͤmer u. d. gl.m. Diefe 
Stimmung wird auch durch die tägliche Er⸗ 


* 


en 239 


fahrung immer fefter, da der Naturforfcher 
die Ungemwißheit und den Unbefiand des Gluͤcks 
fieht, hingegen die. Schäge der Natur unver» 
gänglich ıumd den Weg zu felben fräts offen 
finder. Für den Naturforfcher find fogar 
Gegenftände, die in den Augen des Poͤbels 
etwas Gehäffiges haben, anlocdend ; ja, 
Keifen in entfernte Welttheile, und Excur— 
fionen auf hohe Berge, die andere als les 
bensgefaͤhrlich anfehen, betrachtet und ergreift 
. er als Gelegenheit, um das höchfte Vergnüs 
gen zu genieffen; er fürchtet fich vor Gefah— 
ren eben fo wenig, als dafür, daß der Him- 
mel einftürzen werde. Man denke fich einen 
Naturforfcher, fügt Ar. Neinwardt, auf 
der hoͤchſten Spite eines Alpengebirgeg und 
feine unermeßliche mannigfaltige Ausficht, 
welch ein Schaufpiel biethet fi) ihm dar, dag 
alle an Schönheit und Groͤſſe übertrift! ja, 
hier vergießt man, wie Ar, Neinwardt 
wahr und fchön bemerft, aller niedrigen bs 
fen Leidenfchaft, und das Herz hebt fich ges 
gen den Himmel empor, Wer die Natur bes 
frachtet, fagt Hr. Reinwardt, der wird 
auch zur Verehrung der Gottheit hingeriffen, 
und es fei wahr, wag Cicero behauptet; 
Nee pietas adversus Deum , nec quanta huie 


240 — 


gratia debeatur , sine explicatione Naturae in- 
telligi potest; 

Eben fo verhält es ſich mit andern Tus 
genden, jagt Hr. Neinwardt, die dem 
Naturforſcher nicht mangeln Finnen; denn 
wie ſollte der nicht gefellig und wohlwollend 
gegen andere feyn, dem fremder Beiftand 
immer ein Bebürfnig if? Was fann einem 
Naturforfcher auf langen Neifen angenehmer 
was erwünfchter feyn, alg Geleitfchaft, Rath 
amd Gaſtfreundſchaft guter Menfchen? Wer 
wird aber dag nicht gerne vergelten wollen, 
was ihm felbft fo trefiich zu Statten fm? 
Und endlich, was Enüpft wohl dag Band 
der Freundfchaft feiter als gleiches Studium ? 


So geneigt nun die Naturgefchichte bie 
ihr Beflieffenen zu allen Tugenden macht, 
eben fo aufgelegt macht fie auch zu andern 
Stutien „4. B. zur Dichtkunſt. Und weld) 
eine auffallende Aehnlichkeit herrſcht nicht zwi⸗ 
fchen Naturforſchern und Dichtern ? welch 
eine aleichgroffe Neigung hegen nicht beide 
für ihe Studium? welch eine Erhabenheit 
der Gefinnungen, welch gleiche Verachtung 
aller nichtswuͤrdigen Dinge, welch gleiche 


— 241 


Bewunderung der Natur und Hochſchaͤtzung 
der Tugend herrfcht nicht bei beiden ? Ja, 
man möchte in der That glauben, daß beide 
eine und ebendiefelbe Göttin begeiftere, und 
daß ba, wo Flora throne, auch Caliope 
fi) befinde, welches Royens und Hal⸗—⸗ 
lers Gedichte beweifen, 


Wer fann nun noch den Wahn hegen/ 
fragt Hr. Reinwardt, daß das Studium - 
der Naturgefchichte nur die Sache einiger - 
Neugierigen,, oder ein Gedenftand der Mer 
diziner und von geringem Belange fey? Wer 
immer Nechtfehaffenheit, Tugend und wahre 
Glückjeligkeit ehrt und wünfcht, der foll in 
der Naturgefhichte bewandert ſeyn. 


Endlich bemerft Hr. Reinwardt auch 
noch, daß folgender Umſtand ebenfalls etwas 
zu jenem Hang und Eifer, womit die Nar 
turforfcher, und infonderheit Botaniker, ihe 
rem Studium ergeben find umd obliegen, 
beitrage, nämlich, daß der Menſch übers 
haupt nach Fob und Ruhm Heise, und daß 
die edeiften Menfchen den größten Ehrgeitz 
befigen. Weich’ ein Ruhm iſt aber bleiben« 
der, alg jener der Botaniker, die nicht nur 


A 


242 — 


durch ihre Schriften bei der Nachwelt noch 
Hefannt bleiben, fondern deren Namen, wo— 
mit die Pflanzen zum danfbaren Andenken 
belegt werden, fo lange als bie Natur be 
fiehen wird, dauern. Welch’ ein der Ras 
tue und den Berdienfien diefer Männer ans 
gemeffenes und einfachen Denfmal! — 


Da num der Lohn, welchen die Natur⸗ 
forſcher durch ihr Studium zu erringen in 
Stand geſetzt werden, ſo glaͤnzend iſt/ wer 
wird ſich noch uͤber den Feuereifer, uͤber die 
Neigung wundern, ſagt Hr. Reinwardt 
ſchluͤßlich, womit ſie Ihren Studien obliegen 
und zugethan find ? Ja zu wundern und zu 
bedauern fey es vielmehr, behauptet er, 
daß nicht alle Menfchen von gleichem Feuers 
eifer befeelt zur Erforfchung der Natur bins 
gezogen werben! 


— 243 
XI, 
Botanifhe Literatur. 


Herbarium vivum plantarum ra- 
riorum. praesertim alpinarum, 
Cent, IV, 


Wu lfenia carinthiaca. Paederota Age- 
zia. Veronica bellidioides. V. integrifolia, 
Croeus vernus (mit weißer Blume, aug 
dem natürlichen Standorte). Phleum alpi- 
num. Phalaris alpin. Festuca spadi- 
cea. F. varia. Panicum Dactylon. Plan- 


tago arenaria Waldst. (von Regensburg). 


Androsace septentrionalis (au8 der Ges 
gend von Würzburg). Campanula lini- 
folia. Phyteuma ovatum. Ph. persici- 
folium H. (Ph. scorzoneraefolium Villars 2) 
Rhamnus alpinus. Evonymus latifo- 
us. Gentiana glacialis. Astrantia 
Epipactis, A. carniolica,. A. major, La- 
serpitium peucedanoides. Seseli mon- 
tanım. Athamanta cretenis Linum 
flavum. Anthericum serotinum, Uvu- 
laria amplexifolia Daphne alpina, Saxi- 


Ba |, — 


fraga androsacea, S. cuneifolia, $. aczoi- 
des. Iſt dieſe Art mit S. autumnalis die— 
felbe? Dianthus arenarius? Nah Wuls 
fens Meinung „Ja;“ nad) Andern zwei— 
felhaft. Arenaria verna. Cerastium 
‘ alpnum® Euphorbia pilosa. Iſt biefe 
von der Sibirifchen Pflanze verfchieden ? 
Sempervivum globiferum. Pynis Ame- 
lanchier. P. Aria. Fragaria sterilis. Pa- 
paver alpinum! Aconitum Napellus. 
A. tauricum. A. nemontanum. Anemone 
trifoliat Ranungulus Thorat, Thalic- 
trum nigricans Diefe Pflanze wurde in 
der erfien Centurie unrichtig für T.-angusti- 
folium ausgegeben; bier ift nun wahre T. 
angustifolium, und ift in die ıfte Genturie, 
jenes Eremplar hingegen in die 4te Centurie 
gu bringen. Betomica Alopecurus. Pe- 
dicularis foliosa. Scrophularia cani- 
na. S. Scopolii. Iberis rotundifolia, mif 
weißen Blumen, Arabis serpillifolia Vil- 
Aars? Sehr mahrfcheinlich eine Draba nad) 
Scopoli. Aber welche? mahrfcheinlich die 
ciliata, aber dies fcheint Feine subularia, wie ' 
Willdenow glaubt, zu feyn. Arabis 
bellidifoliaa Arabis coerulea. A. pumila. 
Cardamine parviflora, an hirsuta? C. 


— 245 


impatiens. Cheiranthus helveticus, oder 
Erysimoides. — Wann letzterer, ſo waͤre 
die Pflanze keineswegs in Teutſchland ſo 
gemein, als man glaubt. Orobus lu— 
teus. Phaca frigiola. Trifolium nori- 
cum. Coronilla minima, Cytisus al- 
pinus? Lotus siliquosus. Hypericum 
pulchrum. Hieracium incarnatum. H. 
Pilosella. H. austriacum,. Carduus pan 
nonicus. C. centauroides Hopp. an C. me- 
dius Gouan? Nicht im geringften. C. me- 
dius hat beſtimmt caulem unilloram nutantem. 
Diefer aber. ift aͤſtig, und waͤchſt strictissi- 
me; dantur et aliae differentiae. Doroni- 
cum austriacum. Inula britannica. Ci- 
nerarıa palustris. C. crispa. C. auran- 
tiaca. Senecio vernalis Waldst. Er hat 
geftrahlte und ungeſtrahlte Blumen, dies 
mag ein Singerzeig feyn, daß Senecio und 
Jacobaea nur eine Gattung ausmachen! 
Senecio abrotanifolius. 5  sarracenicus. 
$S. alpinus.. Tussilago alpin. T. dis- 
color. T. sylvestris. T. hybrida. T. to- 
mentosa, T. ramosa. T. alba. T. nivea. 
T. partadoxa. Anthemis alpina. Carex 
mucronata, C. spadicea. C. brachystachys. 
Salix phylicifolia,. S. hastata? (hybrida). 


246 — 


$. incana. $. myrsinites. Valantia glabra. 
Polypodium Theliptris. P. Driopteris. 


* * 
* 


Bon den Hoffmanniſchen bota— 
niſchen Taſchenbuche, oder Deutſch— 
lands Flora, iſt num auch der 2te Theil 
erfchienen. Diefer macht nun mit dem ıflen 
Theile den Jahrgang von 1800, bie ate 
Auflage, aus Diefes Bud) ift eine Zierde 
in der bofanifchen Riteratur. Es zahlt ung 
die vegetabilifchen Bewohner unfers Vater: 
lasdes auf, mit denen jeder pafriotifche 
Botaniker doch wohl vorzüglich befannt zu 
feyn wünscht. Es enthält von den Gattun⸗ 
gen die kurzen befannten Charaftere, wobei 
jedoch zu münfchen, daß diefe tabellarifch 
vor den Claſſen aufgeftellt wären, wie in 
der Hoffmannifchen Ausgabe von Smiths 
Flora Britannica, damit bei der Beftimmung 
die Weberficht erleichtert würde, Die Arten 
haben, wie billig, ebenfalls ihren, oft ver 
befferten, ſpezifiſchen Charakter an der Spitze, 
und manchmal einige furze und gute Des 
merfungen eingeftreuet. Diejenigen, welche 
noch manche Pflanze vermiffen, mögen fi) 


247 


erinnern, daß es ſchwer ift, über manche 
zweifelhaft und unbeftimmf angegebene Pflan« 
je, die man nicht an ihrem Wohnorte fiebt, 
zu urtheilen, und daß eg in diefer Nückjicht 
beffer fey, gar feine, als zweifelhafte Ge« 
wächfe mit einer. völligen Entfcheidung aufe 
zuführen, modurh nur Jerthuͤmer genaͤhrt 
werden; fie mögen bedenfen, daß bie Gren⸗ 
zen von Deutfchlandg Flora, bejonders ger 
gen die Alpen zu, weder genau beftimmt, 
noch forgfältig unterfuche find, und daß 
endlich der Verfaſſer verfpricht, in einem 
fünftigen Bande dag Unrichtige zu verbef 
fern, das Fehlende zu ergänzen, und dag 
Neuentdeckte nachzutragen. Möchten doch 
deuffche Botaniker ihr Vaterland fo genau 
als möglih durchfuhen, um den Codex ber 
deutfchen Pflanzen bald fo vollfiändig ale 
möglich zu machen! 
* * * 
Sturms Deutſchlands Flora in 
Abbildungen nach der Natur. 


Mas Hoffmann im vorſtehenden Ta⸗ 
ſchenbuche ſyſtematiſch darſtellt; mas Hoppe 


248 —— 

in den Alpen fanmelt, und Sturm um 
Nürnberg auffucht, dies Liefert der Verf. 
bier in miedlichen Abbildungen nad der 
Natur, begleitet mit den vollitändigften und 
äußerst intereffanten Zergliederungen. Pictor, 
sculptor‘ et Botanicus aeque necessarii sunt 
ad figuram laudabilem. Wer hat je diefen 
Ausſpruch Linnés beffer analifirt, alg unfer 
Sturm ? Ehrt ihr Teutſche diefen Mann 
auch wohl fo alg er es verdient? linters 
fügt ihe ihn hinlänglich, und wuͤrdiget ihn 
der Ehre des Mitgliedes naturhiftorifcher 
Geſellſchaften? Das 14te Heft wird ohne 
Zweifel die Ungläubigen belehren, daß Pri- 
mula acaulis und Pr. longifiora eigene wah⸗ 
re Arten find. Geum montanum und rep- 
tans, Anemone trifolia und baldensis ges 
hören in diefem Hefte zu den interefjante, 
fien. Here Sturm folgt bei den neueften 
Heften zwei bedeutenden Sägen. 1. &o 
viel möglich zahlreiche Gattungen volftandig 
zu liefern. 2. Seltene Gewaͤchſe auszuwaͤh⸗ 
len. Beides charafterifirt den Autor, wel 
cher belehrend und nuͤtzlich if. . 


— 249 
XII. 


Vermiſchte Nachrichten. 


Die botaniſche Geſellſchaft in Regensburg 
hat das Gluͤck, durch das Zuſammentreffen 
mehrerer guͤnſtigen Umſtaͤnde ihrem wahren 
Zwecke immer mehr zu entſprechen und ihrer 
Vollkommenheit immer naͤher zu ruͤcken. Durch 
ihre beiden erhabenen ordentlichen Mitglie— 
der des Hrn, Vicepraͤſidenten Grafen von 
Sternberg, und des Hrn. Chevalier de 
Bray, Rurbaierfhen Gefandten in Berlin, 
Männer von Einfichten, und belebt für nüß-» 
lihe Wiffenfchaften, erhtelt diefelbe nicht nur 
einen feſten Plan in Anfehung ihreg Ge— 
fhäftganges, fondern wurde auch von den—⸗ 
felden mit namhaften Summen unterſtuͤtzt, 
. um dadurch das Nöthige für zweckmaͤßige Ein» 
richtungen beffreiten zu fünnen. So mie . 
diefe günftigen Ereigniffe die Mitglieder mit 
Freude und Thätigfeit belebten, fo hielt auch 
dag zunehmende Gluͤck der Geſellſchaft damit 
gleichen Scheitt. | 

Regensburg fiel durch die Zeitumflände 
unter das Iepter bes mweifen Dahlbergs, 


ben die Gelehrten fhäßten, weil er die Mif- 
“ fenfchaften cultivirte, den die Botaniker ehr- 
ten, weil er dem Tempel der Göttin Flora 
‚gehuldigt hatte, wovon Naumburg, der 
leiver zu früh unfern botanifchen Verbinduns 
gen eniriffen wurde, Bernhardi, De 
er, nebft die Errichtung des botanifchen 
Gartens in Erfurt die fprechendften Beweiſe 
darlegten. Unter dieſen Umftänden hatte 
fich auch die botanifche Gefellfhaft von den 
Gefinnungen Sr. Kurfürfil. Gnaden die wich» 
tigſten Vortheile zu verfprechen, die auch in 
vollem Maaße nach und nad) erfolgten. 


* Die wichtigfte Aequifition machte dieſelbe 
an dem Garten von St. Emmeram, welcher 
in Betracht der Größe und Lage ganz dem 
Zwecke und den Bedürfniffen der Gefellfchaft 
angemeffen, und fogar- mit einem Glashaufe 
verfehen ift. Dieſes günftige Ereigniß hat 
auf die Thatigfeit der Mitglieder einen ent 
fehiedenen Einfluß gehabt, und ein Jeder bes 
muͤhet fih, aus den umliegenden Gegenden 
frifhe Gemächfe in den Garten zu bringen, 
oder auf ihre Koften exotifche Gewächfe darin 
zu verfegen. Der Sage Regensburgg zu Fol 
ge kann diefer Garten eine ſchoͤne Pflanzfchule 


! 


— ‚35% 


für Alpengewächfe werben, wozu er auch 
vorzüglich beftimmt ift. Die Alpengewächfe 
fönnen auf ber Reife big Negensburg nicht 
viel Schaden nehmen. Dort innen fie ſich 
ein Paar Jahre im Garten erholen, ſich an 
bag Clima der Ebene fo viel moͤglich gewoͤh⸗ 
nen, und dann eine weitere Reiſe in bie noͤrd⸗ 
lihen Ebenen antreten. Mehrere Mitglies 
der der Gefellichaft find in den Alpen ſehr 
befannt, und es iff ohne Zweifel, daß eine 
einzige frühzeitige Herbſtreiſe dahin einen 
Vorrath von 2 —- 300 Alpengewächfen ab» 
werfen fönnte, die dann um fo zweckmaͤßiger 
gedeihen würden, als der aufgefimdene ſpe— 
ciele Wohnort zugleich den Fingerzeig zur 
Cultur mit fich bringt. 


Herr Doftor Hoppe iſt mit einer firen 
Beſoldung zum Direffor diefes Gartens, und 
zum £ehrer der Botanik an dem hiefigen ya 
ceo angeftelli worden. Die botan. Collegia 
haben bereits den Anfang genommen. Meine 
und angewandte Botanik wird in dem Pyceo 
gelehrt; über pharmacevtifche Botanik wird 
in dem botanifchen Garten gelefen, und Uns 
terricht über nügliche und ſchaͤdliche Gewaͤchſe 
wird ebenfalls in dem botan. Garten ertheile 


252 e — 
werden. Alle diefe Vorleſungen gefchehen 
unentgeltlich. Es ift fehe mwahrfcheiniih, 
daß durch diefe Anftalten mit der Zeit ein 
Unterrichts⸗Inſtitut für junge Apotheker um 
fo leichter entftehen wird, als diefe bereits 
Gelegenheit haben, bier in einem Sommer 
zu guten Sotanifern gebildet zu werben. 


Neues 
Botaniſches 


Taſchenbuſch 
| für - 
die Anfänger dieſer Wiſſenſchaft 
und 


Der Apotheferfunf 


anf das Jahr 1805. 


Herausgegeben 


von 

Dr. David Heinrich Hoppe 
Kurfuͤrſtlich ⸗Erzkanzleriſchem Sanitaͤtsratbe, Profeſſot 
der Botanik am Kurfuͤrſtlichen Lyceeum zu St. Paul 
amd Direetor des botanifchen Gartens zu Regensburg; 
der Halliſchen und Zürchifchen naturforfchenden,, ver Re— 
genshurgifchen botanifchen, der Göttingifchen phyſiealiſchen 

und phytographiſchen, der Jenaiſchen mineraliſchen 

Geſellſchaft Mitgliede. 


BTL 


Pürnberg und Altdorf, 
bei J. C. Monath und J. F. Kußler 
180% 





— — ——— — _ 


———— 


Seite 


J. Verzeichniß der ſaͤmmtlichen Herren 
Mitglieder der botaniſchen Gefell- 
fchaft in Regensburg 


II. Botaniſche Ereurfionen auf einen Theil 


der wirtembergifchen Alpen 13. 


III. Botaniſche Bemerkungen; von dem 


Herrn Proviſor Crome in Schwerin 34. 


IV. Kurze Geſchichte des botaniſchen Gar⸗ 
tens in Regensburg; von dem Her⸗ 
auggeber al. 


V. Reife duch Ehftland, vorzüglich botas 
nifchen Inhalts; von dem Herrn 
Prof. Sermann in Dorpat 57: 


VI. Ueber der Cultur der Alpenpflanzen; 
von dem Derauggeber 105, 


—Jau— 


Seite 
VII. Ueber die Vegetation auf den Hoch— 
gebirgen; von dem Herrn Dr. Kiel—⸗ 
mann in Stuttgardt 176. 
Cap. I. Phaͤnomene der Vegetation auf 
den Hochgebirgen 17%; 
Cap. II. Einfluß der außern Potenzen 
auf die Alpenpflanzen 187. 


Cap. III. Schlüffe aus diefen beiden 
Punkten auf die Urfachen, Zweke 
und Kolgen diefer Erfcheinung, und 
fomit auf den Vegetationsprozeß auf 
den Hochgebirgen 1095e 


VIII. Berzeichniß der in Deutfchland wild 
wachfenden Karrenfrauter; von dem 
Herausgeber 199 


IX. Nachträge zu Heren Prof. Hoff? 
manns Flora Deutfchlandd; von 


dem Herausgeber 227% 
x. Botanische Bemerkungen; von dem Der 

ausgeber 248. 
XI. Botaniſche Litteratur. 264. 


I. Bew 


1.3: 
Verzeichniß 
der ſaͤmmtlichen Herren Mitglieder 


der 
botaniſchen Geſellſchaft in Regensburg. 





Give Errichtung der botaniſchen Geſell—⸗ 
fchaft in Regensburg fird nun bereits funfzehn 
Jahre verfloffen. In diefem 3 Zeitraume hatte die; 
felbe &elegenbeit, sich mit den vorzuͤglichſten Bo⸗ 
tanikern und mit hoben Befoͤrderern dieſer Wil 
fenfchaft befannt zu machen, und in Verbindung 
zu feßen. ie zahlt deswegen im folgenden Ber 
geichniffe Mitglieder in vielen Theilen von Furopa, 
und fogar außer demfelben. Daß die Gefells 
ſchaft nun erſt ihren Wirkungskreiß recht erwei⸗ 
tern und die”gute Sache befördern werde, dazu 
find die beften Hoffnungen vorhanden. Sollte 
im folgenden Verzeichniß der Titel eines oder de3 
andern Mitgliedes nicht recht benannt feyn, fo 
wird man ung damit entfchuldigen fonnen, daß ung 
folche nicht frühzeitig befannt geworden find, 
Hoppe Zafchend. 1805. A 


(8) 


1. Anweſende ordentliche Mitglieder, 


Herr Dr. Kohlhaas, Sanitatsrathsdirector 
und eriter Stadtphyſicus. Praͤſident der 
Geſellſchaft. 

— Graf von Sternberg, Domcapitular und 
Vicepraͤſident des Churfuͤrſtlichen Landes⸗ 
directoriums. 

— Jeunet Duͤval, Profeſſor bei der Hochfuͤrſtl. 
Thurn⸗ und Taxiſchen Pagerie. 

— Arnold Bergfeld, Materialiſt in Regens⸗ 
burg. 

— Dr. Lang, Hochfuͤrſtl. Thurn⸗ und Taxiſcher 

| Hofmedicus. 

— Dr. Zuder, Kurerzkanzl. Sanitätsrath. 

— Conrad Hesling, Apotheker in Regens⸗ 
burg. 

— Baron Kriedrih von Strauß. 


— Dr. Hoppe, Kurerzkanzl. Sanitätsrath und 
Profeſſor. 

— Dr.Oppermann Sen. Sanitaͤtsrath, und 
Secretair der Geſellſchaft. 





ig 
9, Abmefender) ordentlihe Mitglieder. 


Herr Chevalier von Bray, Ehurpfalzbaierfcher 
Geſandter in Berlin. 

Herr E. V. Martius, Hofapotheker in Erlans 
gen, ehemals Eecretair der Gefellfchaft. 

— Heinrich Mayer, Apotheker in Frankfurt, 
ehemals Secretair der Geſellſchaft. 

— Demler, Apotheker zu Waiblingen. 

— Funk, Apotheker zu Gefrees. 

— Rambold, Apotheker zu Ingelfingen. 

— Schmid, Apotheker in Beilſtein. 


3. Ehrenmitglieder. 


Herr von Aman, Kurf. Salzb. wuͤrklicher 
Hauptmann in Salzburg. 
— von Arnim, Landrath auf Neuenſunde. 
— Aſchoff, Apotheker in Bielefeld. 
Frau Baronin von Aſſeburg auf Meisdorf, 
geheime Raͤthin. 
A2 


*) Diefe Rubrik begreift diejenigen verehrungs— 
würdigen Freunde in fih, weldhe ehemals in Re: 
gensburganmwefend waren, nun aber abweſend find. 


4 


Herr Bad er, Mebdieinal: Afleffor und Hofapo⸗ 


thefer in Mannheim. 


Herr Baumert, Stiftd- Botanicug au Frank⸗ 


furt am Mayn. 


Chevalier von Baylle, Aufſeher des Kor 


nigl. Sardiniſchen Muſeums zu Cagliari. 
Bechſtein, Bergrath in Waltershauſen. 
Behne, M. Dr. in Luͤbeck. 
Bergemann, Apotheker in Berlin. 


Beſſer, M. Dr. in Zittau. 


Biel, Apothefer in Berlin. 

9. C. Blandow, der Meckl. N. ©. mie 
a 
. Bonato, Profeſſor in Padua. 

=” Borkhauſen, Aſſeſſor in Darmſtadt. 

Dr. Boy-Piriſi, Prof. der Anatomie 

in Gasgliari. 

von Braune, Kurfakb. Hofkammerſecre⸗ 
taic in Salzburg. Verf. der Salzb. Flora. 

Rath Briedel, ın Gotha. 

Dberverwefer Brunner, in Amberg. 

Apotheker Bund, aus Hamburg. 

Dr. Consbruch, in Bielefeld.» 

Apotheker Corte, in Effen an der Ruhr. 

Apotheker Crome, in Schwerin. Heraus⸗ 
geber der Meklemb. Mooſearten. 


Herr Dallinger, Prof in Yandehut. 


Dr. Delavigne, Prof. der Naturg. zu 
Charfom. 

Hofgartner Dietrich, in Eiſenach. 

Hansgerihtsdirectoe Dietrihs, in Re— 
gensburg. 

Dr. Dällinger. Prof. in Würzburg. 

Dr. Ebermeier, zu Rheda in Weſtphalen. 

Dr. Ellnert, in Hildesheim. 

Prof. Esper, in Erlangen. 

von Ernes, Korftmeifter in Kopenhagen. 

Dr. Seuerftein, in Lindau. 

Dr. Fiſcher, Prof. der Naturg. in Moskau. 

Botanicus Flhoͤrke, in Berlin. 

Franz Zaver, Biſchoff zu Gurf Hoch— 
fürftl. Gnaden. 2 


Frau Franziska, verwittwete Herzogin zu 


Wuͤrtemberg Hohfürftl. Durchlaucht. 


Herr Dr. Froͤhlich, Hofrath und Stadtphy— 


aa 


u—— 


nm 


} 


j 


ſicus in Ellwangen. 
Apotheker Fur, inKempten. 
Apotheker Gaffer, in Magdeburg. 
Botanifus Gartner, in Hanau. 
Gebhard, zu Zell im Zillerthale. 
Dr. Hofr. und Prof. Ger mann, in Dorpat. 
N arrer Girtner, in Konzell. 

; DE 


6 


Herr Secretair Gieſeke, in Meisdorf. 


Harrer Gieſe?e, in Eroja. 

Dr.Gmelin, Hofr. und Prof. in Karlsruh. 

Kanzlei: Rath Göller, in Regensburg. 

Dr. Grimm, geheimer Hofs und Leibarzt 

in Gotha. 

Apotheker Groſchopf, in München. 

Hofer. Gumpelsheimer, in Kegensburg. 

Affeffor und Apotheker Suntber, inBreslaır. 

Dr. und Prof. Hagenbad, in Bafel. 

Senator Harrer, in Regendburg. 

Dr. Hartenkeil, Hoftath, Director und’ 
Prof. in Salzburg. 

Pfarrer Hehenberger, Fürftl. Chiem- 
feeifcher Geiftl. Kath in Briren. 

Dr. Hedwig, in feipgig. 

Dr. und Prof. Heilmann, in Würzburg. 

Pfarrer Heim, in Gumpeljtadt. 

Placidus Heinrich, Prof. der Mathem— 
und Phyſ. in Regensburg. 

Apotheker Helming, in Berlin. 

Hermes, penſionirter Pagenhofmeiſter in 
Berlin. 

Dr. und Prof. Hoffmann, in Moskau. 

Baron von Hohenwarth, Generalvikarius 
in Klagenfurt. 


rd 


Herr Honfeny, Dberamtmann in Klebshagen. 


I 


14 


Dr. und Prof. Hoft, in Wien. 

Pfarrer Huber, in DOberallteich. 

Soahimi, Apotheker in Havelberg. 

Sohn, Phil. Dr. und Miffionar in Team 
quebar. 

Dr. und Prof. Juch, in Altorf. 

Hofrathb Kayſer, in Regensburg. 

Hofrath Kerner, in Stuttgart. 

Dr. und Prof. Kielmeyer, in Tübingen. 

Dr. urd Prof. Kitaibel, in Peſt. 

Marrer Ritt, zu St. Margarethen in der 
Echmeis. 

Dr. Klein, Miffionsarzt in Tranquebar. 

Apotheker Kohl, zu Halle in Sadıfen. 

Apotheker Koͤnger, in Pyrmont. 

Praceptor Kühle, in Memmingen. 

Dr. Kuͤhn, in Eifenad. 

Dr. $üttlinger, in Neuftadt. 

von Laffert, Hofr und Kanzleirath in 

- &elle. | 

Dr. Leo, in Cagliari. 


- Dr. und Prof. Leonhardi, in Erfurt. 


Graf von Lepel, in Berlin. 
Baron von Lerhenfeld, Kurbaierſch. 
Kammerherr. 
A4 


8 


Herr Apotheker Lichtenberg, in Danzig. 


Dr. 


und Prof. Link, in Roſtock. 


— Apotheker Lucaͤ, in Berlin. 


— 


— 


Ap 


Dr. 


otheker Marklein, in Wiesloch. 
Mayer, in Dffenbad. 


Schriftſtecher Mayr, in Regensburg. 
Profeſſor Mertens, in Bremen. 

Aſſeſſor urd Hofapotheker Meyer, inStettin. 
Cooperator Michl, im Salzburgiſchen. 
Bergbeamter Milichhofer, in Salzburg. 


"Dr 


und Prof. Moͤnch, in Marburg. 


Baron von Moll, Kurfalzb. —— — 


in Salzburg. 


Apotheker Muͤller,in Peſt— 
Dr 


und Prof. Nebel, in Gießen. 


Hpothefer Nefler Jun. in Strasburg. 


Dr. 
Dr. 


D:. 


Dr. 
Dr 


und Prof. Nokka, in Mantua. 
und Landphyſcus Panzer, inHerſpruck. 
und Apotheker Piepenbring, in Karls— 
hafen. 

und Leibarzt Pott, in FR TER) 
‚und Regimentsarzt Preiß, in Salzburg. 


Major von Prunner, in Cagliari. 


Dr. 


Redonsky, Vorſteher des Gral. 
Razumofskyſchen botanifchen Garten bei 
Moskau. 


⸗ 


Here Dr. und Prof. Reid, in Berlin. 


Dr. Richtſteig, in Grosglogau. 

Apotheker Risler, zu Muͤhlhauſen in der 
Schweiz. 

Actuarius Nodig, in Schwarzenberg. 

Dr..und Prof. Nömer, in Zurich. 

Afteffor und Apotheker Rofe, in Berlin. 

Baron Roth von Schrefenftein, in 
Immendingen. 

Dr. Roth, in Vegeſack. 

Dr Rattler, Mißionarius in Tranquebar. 

Hof s und Univerätätsgärtner Ruͤmmelein, 
in Erlangen. 

Apotheker Salzwedel, gu Sranffurt a.M. 

Graf von Sauer, Domkapitular undßraͤſid. 
bei der Kurfuͤrſtl. Schulcommißion in Re⸗ 
gensburg. 


Geheimer Hofrath und Leibarzt Dr. Schaͤf⸗ 


fer, in Regensburg. 
Cameralbeamter Schedel, in Würzburg. 
Dr. Schrei, in Rom. 
Dr.Schiett, Kür. Metternichſch. Leibarzt. 
Mechanikus Schkuhe, in Wittenberg. 
Dr. und Phyſicus Schleiß von L5wen⸗ 
feld, in Sulzbach. 
Beneficiat Schmidt, in Roſenheim. 


10 


Herr Dr.und Phyſicus Schmidt, in Boitzenburg. 


Dr. Schneider, in Hof. 

Apotheker Schneider, in Neichenbach. 

Dr. Phil. und Pfarrer Schniglein, in 
Flachslanden. 

Botanikus und Univerſitaͤtsgaͤrtner Schott, 
in Wien. 


Aſſeſſor und Apothrker Schrader, inBerlin. 


Dr. und Prof. Schrader, in Goͤttingen. 

Director Schrank, Kurfuͤrſtl. Geiſtl. Bu 
und Prof. in Landshut. 

Prafident von Schreber, Dr. Geheimer 
Hofrath und Prof. in Erxlarigen. 

Dr. Schröder, in Hameln. 

Dr. und Prof. Schultes, in Wien. 

Dr. Schulz, in Rriedland. 

Dr. und Prof. Schwägrichen, in Leipzig. 

Notarius Schwarz, in Nürnberg.’ 

Baron von Seenus, in Klagenfurt. 

Geheimerrath Baron von Seckendorf, in 
Tübingen. 


Frau Freifrau von Seckendor — in Tübingen. 
Herr Amtmann Seyller, in Memmingen. 


I 


Dr. und Prof. Sprengel, in Halle. 
Rector Sprengel, in Berlin. 
Paſtor Starke, in Groß Tſchirne. 


11 


Herr Proviſor Stelzer, in Rothenburg an der 


Fulda. 

Joachim Graf von Sternberg, in Prag; 
Herr auf Redwiz und Darowa. 

Profeſſor Storr, in Tuͤbingen. 

Apotheker Streck, in Herrnhut. 

Heinrich von Struve, Ruſſ. Kaiſerl. Kolb 
legienrath in Stuttgardt. 

Dr. und Phyſicus Stu, in Gmuͤnd. 

Kupferſtecher Sturm, in Nürnberg. 

Dr. Thaden, in Fever. 

Ritter Thomfon, in London. 

Graf von Thurn, Domprobft und Prafis 
dent ber dem Kurf. Landegdirectorium in 
Regensburg. 

Dr. und Phyſicus Thwingert, in Kir 
Ben. 

Graf von Toͤring-Jettenbach, Doms 
capitular in Regensburg. 

Profeffor Tromsdorf, in Erfurt. 

Dr. Ufteri, in Zürich. 

von Barin, Director des botan. Gartens 
in Rouen. 

Dr. und Prof. von Weft, in Klagenfurt. 

Baron von VBietinghoff, Ruf. Kayf. 
Geheimerrash in Dorpat. 


* 


12 


Herr Baron von Viſch pach, Kurpfalzb. Hof: 
Kammerrath in Neuburg. 

— von Voith, Directorialrath in Amberg. 

— r. Wagner, in Wien. 

— — von Waldſtein, K. K. Kammerherr 

und Maltheſer Ritter— 

— Apotheker Weber, in Schmoͤlln. 

— Ritter von Wehrs, in Hannover. 

Graf von Weſter hoht, Hochf. Thurn: und 
Tax. Geheimerrath und Regierungcrrag⸗ 
dent in Regensburg. 

Dr. und Leibarzt Wibel, in Wertheim. 

P. Guardian Wiemann, in Bielefeld. 

Dr. und Brof. Willdenow, in Berlin. 

Dr.und®bgficus Wolf, Sen. inSchweinfurt. 

Dr. Wolf, der Jüngere in Echweinfurt. 

Profeſſor Wolny, in Carlowitz. 

Secretair Wucherer, in Bayreuth. ı 

Baron von Wulfen, Abt in Klagenfurf. 

Zeiher, Botan. Gartner in Bafel. 

Apotheker Ziß, in Mainz. 


FITErTEel | 


| 


13 
——— 


II, 
Botanische Excurſionen 
| auf | 
einen Theil der wirtembergiſcheͤn Alpen. 


In Briefen an meinen Freund Kaiger. 





Stuttgart. Mai 1803. 


Du weißt, mein Lieber! mit welch' innigem 
Vergnuͤgen ich immer den Fruͤhling kommen ſehe, 
und wie begierig ich den erſten Kindern Floxens 
zueile, um fie mit freudigen Blifen zu begrüffen. 
Saum hat die Frühlingsfonne einige Etellen der 

Erde eneblößt, fo eile ich gleich darauf zu, und 
frene mich der wieder erfchienenen 'Tufsilago 
Farfara, Veronica agrestis, Draba verna, 
Potentilla verna u. f. w. Leider babe ich bier 
immer nur alte Befannte des Gewaͤchsreiches zu 
bearüffen, denn die ganze Gegend umher ift bie 
anf die kleinſten Stellen angebaut, und beynahe 
nichts der freyen Hand der Natur überlaffen. 
Diefen Fruͤhling ſollte 68 anders werden, denn 


14 

ich befchloß eine Erkurfion auf die Vorderfpen 
von Tübingen zu machen, mo ich fchon einmal 
mit dir, über die Mannigfaltigkeit der Vegeta— 
bilien und der herrlichen Ausſicht mich freute. 


Es war am oten April, alg ich mich von 
hier nad Zübingen begab, von mo ich gleich 
den folgenden Tag meine Wanderung auf den 
Roßberg mit Freund H. vornahm. Auf den 
Aekern bei Dorendingen bluͤhten die gemeinern 
Fruͤhlingsbluͤmchen, Veronica triphyllos, Ge- 
ranium cicutarium, 2.f. w. Weiterhin fanden 
wir in dem Walde Primula elatior, Coma- 
zum fragarioides , Iuncus vernalis, Viola 
hirta mit toeiffer und rother Hbanderung, u.a. m. 
Much fand'ich hier zuerftdag wahre Ornithogalum 
luteum, welches ih fogleih an der einfachen 
Dolde und an den ziemlich breiten Blaͤttern 
dafür erfannte. Ornit. minimum hatteich fon 
haufig auf den Aekern um Tübingen gefunden; 
jenes ftand aber im Walde in Gefellfhaft von 
Alarum europaeum und Anemone. ranuncu- 
loides. Als wir vom Walde auf die Wiefen 
gegen Gönningen kamen, fanden mir dieſe mit 
der Gentiana verna in groffen Anzahl geſchmuͤkt. 
Es war ein herrlicher Morgen, die Luft war 


15 
heiter und erquifend, und Alles um uns ber 
ſchien fich feines ernenerten Dafeyns zu freuen. 
Die Heken gegen dem Dorfe waren mit den Blüs 
then de Prunus spinosa bedeft, auch bluͤhten 
an fonnenreichen Stellen Cardamine pratensis, 
Viola canina, Ficaria ranunculoides u.a. m. 
Nach einem ſehr frugalen Mittageffen beftiegen 
wir den Berg, an deffen Fuß. wir Helleborus 
foetidus und Primula officinalis haufig fanden. 
Weiter hinauf zeigte fih Anemone pulsatilla 
und eine für mich neue Gragart Cynosurus cae- 
ruleus, welcher bier in beträchtlichen Raſen wuchs, 
und duch feine blauen Aehren meine Aufmerkr 
famkeit rege machte. Wir waren nun auf dem 
Wafen, wo den ganzen Sommer uber das Vieh 
gemweidet wird, und wo alfo für den Botaniker 
nur hie and da ein Plänschen ftehen bleibt. 
Klüchtig eilten wir uber diefe erite Flaͤche des 
Sebirges hinweg, um den eigentlichen Noßberg 
zu befteigen, welcher gleich einem Höfer auf dier 
fer Gebirgsmaſſe ruht. Als wir gegen den Gi— 
pfel des Berges Famen, trafen wir Thlafpi 
montanum und Hyacinthus botryoides in grof 
fer Menge blübend an. Mit diefer Beute muß— 
ten wir ung aber auch begnügen, und ung da: 
für durch die herrliche Ausficht ſchadlos halten, 


16 


welche im unäberfehbartr Flache im Abendglanze 
‚vor uns lag. Ach, tie wohl war mir bier in 
diefer ſtillen Abgeſchiedenheit fern vom Geraͤu⸗ 
ſche der Stadt, wo man nur mit Muͤhe dem 
Buſen der Natur ſich naͤhern, und nie dieſe rei⸗ 
ne ſtaͤrkende Luft einathmen kann. Ich uͤberließ 
mich ganz der Empfindung, ſchaute mit Wonne⸗ 
gefühl hinab im meine vaterlandifche Gegend, 
und dachte zugleich an dich mein Lieber! — wie 
wir voriges Jahr auch an diefer Stelle faffen, 
und die Herrlichkeiten der Natur bewunderten. 
Der Abendwind wehete immer ſtaͤrker; Wolken 
zogen am fernen Horizont herauf, und noͤthig⸗ 
ten ung, den Berg hinabzueilen, und ung nach 
einem Rachtlager umjufeben, welches. wir bei 
Freund R. in Nahren fanden. 


Es hatte die Nacht hindurch gereanet, dem 
ungeachtet wollten wir am folgenden Tage auch 
den Rarrenberg bei Moͤſſingen befteigen, und 
machten ung der zweifelhaften Witterung unge 
achtet reifefertig. An den Zaunen bei Moͤſſin⸗ 
gen fand ich unter andern Fruͤhlingsblumen den 
Ranunculus auricomus. Vergebens fuchte ich 
nachher gegen dem Berge hin den Galanthus 
niyalis, ob ich ſchon — wiewohl aus nicht ganz 


17 


# 


zuverläffigen Duellen vernommen hatte, daß er 
dort wachfen follte. Am Fuſſe des Farrenbergs 
gegen Dften fand ich Anemone hepatica in groſ— 
fer Menge, und in ihrer Gefellfehaft Viola mi- 
rabilis und Carex digitata. Kahl und Pflan- 
senleer war der fteile Pfad, welcher ung auf die 
Släche des Berges führte. Wir kamen an der 
Seite hinauf, wo die Ruinen des alten Schloffed 
Andek ſind. Ueber rollende Steine gieng es hin— 
auf zu einer beinahe ganz verfallenen Mauer, 
welche den Umfang dieſes Schloſſes beſchrieb, 
und woran man noch einige Merkmale von Ger 
woͤlben und Eingangen fehen Eonnte. Schauer—⸗ 
lih wer e8 bier bei diefen Denkmalen einſtiger 
Macht und Gräfe, — Todtenftille berrfchte bier; 
wo vielleicht. einit Freude» und Giegesgefchrei 
erfchallte. Ein heftiger Wind erhob fich auf ein: 
mal, fo, dag wir mie Mübe an den kahlen Fel— 
fenwanden binklettern, nud in dem einftigen 
Malle einigen Schnz finden konnten. Regen und 
groffe Schloſſen fürmten auf uns ein, und zer 
fegten ung das Geſicht, denn es war weit und 
breit an Fein Obdach zu denken. Muthig gien⸗ 
gen wir auf der Flaͤche des Berges gegen die 
weſtliche Seite; unter unfern Fuͤſſen war hier 
Alles im uͤppigſten Slor: Pulmonaria oflicina- 
Hoppe Taſchenb. 1505. B 


18 

lis, Anemone ranunc. und nemorosa, Orobus 
vernalis u. a. m. flanden im ſchoͤnſten Gemifche 
durch einander, wahrend ein heftiger Falter Wind 
unter beftandigem Kiefelregen uns beinahe den 
Athem zurükhielt. | 


Bey diefen Umjtanden mußten wir daß 
Botanifiren aufgeben, und eilten den Berg hin: 
ab, fo geſchwinde es fich thun ließ. Zuvor hat 
te ich aber doch noch die Kreude, mich von dem 
Dafeyn und freyen Wachsthum der Staphylea 
pinnata auf diefem Berge zu überzeugen. Kaum 
waren wir unten, fo beiterte fich die Luft mwier 
der auf, und machte uns beinahe Tüftern, 
unfer Heil nochmals zu verfuchen. Allein ich 
hatte doch zu wenig Anlofendes wahrgenommen, 
um den fteilen Pfad nochmals zu erflimmen: 
auch nahm ich mir vor, diefe Gegend bei gun? 
ſtigerer Jahrszeit nochmals und genauer zu durch“ 
ſuchen. Wir nahmen unfern Weg über die Bel 
fer Kapelle, welche ein merkwuͤrdiger Gegenftand 
des tiefen Alterthums iſt. Dean fieht eine ſchlecht⸗ 
gebildete menfchliche Figur daran ausgehauen, 
und an ihrer Eeite Dchfenfopfe und Sonnen. 
Jene Figur macht die Sage zu einem Gdzen 
Bell, melcher bier verehrt worden feyn fol. 


19 
Noch erzaͤhlen die dortigen Bewohner, daß der 
Farrenberg von den Farren, welche man zum 
Opfer fuͤr den Bell daſelbſt gehalten habe, den 
Namen bekommen haͤtte; auch zeigen ſie dem 
Fremden noch jest die Spur eines Wegs, mel 
cher von diefem Berge herab zum Tempel geführt 
habe. Es ift zu bewundern, daß diefes Gebaͤu— 
de fich fo gut erhalten hat, da es doch auf alle 
Falle Merkmale eines fehr großen Alterthumg 

an ſich hat. | 


Was fage ich dir aber fo vieles von Alter: 
thümern, da doch mein Brief nur botanifchen 
Inhalts feyn follte? In meinem nachften Briefe 
will ich e8 wieder gut zu machen fuchen, wenn 
Flora ihre Schaze reichlicher, als jest ausfpens 
ven wird. Indeſſen bin ich u. f. w. 


Stuttgart. Sul, 1802. 


Mein Wunfh, die nahen Alpen von Tuͤ⸗ 
Dingen bis nach Urach zu verfolgen, ift endlich 
erfüllt worden, und gemwahrte mir unendlicheg 
Vergnuͤgen. Schon die naben Berge um Tür: 
bingen verfehaften mir einige Ernte, worzu ich 
ein paar Tage vor meiner eigentlichen- Reife 
widmete E83 ift dir befannt, mie gerne ich in 


diefem lieben Thale weile, wo fo mande füge. 


Freuden mir lachelten — fo manches Blümchen 
des Vergnuͤgens für mich bluͤhte. Meinen 


Eichelberg bei Bühl, wo ich zum erftenmal das: 


Cypripedium Calceolus, Centaurea montana, 
Scheuchzeria, Pseudo Asphodelus, Carex hu- 
milis u. a.m. fand, und dag Gebirge bei Hirfchau, 
wo ich den Astragalus- pilosus, Althaea hir- 
suta, Zragopogon majus, Chrysocoma Lino- 
syris, Teucrium Chamapythis’und manche be? 
kanntere fchone Pflanze eroberte, merde ich nie 
vergeffen, und wenn mich auch das Gluf auf 
die Schweizer; und Sakzburgifchen Alpen führen 
folfte. Mit inniger Ruͤhrung denke ich der Abenz 
de, wenn wir Arm in Arm dag liebe Thal hin⸗ 
ab twandelten, und der Schönheiten um ung ber, 
der feierlichen Stilfe und der erquifenden Abend⸗ 


+ 


21 


kuͤhle uns freuten. Gleich dunkeln Wolfen Tas 
gen dann die Vorder -Alpen zu unferer Rechten, 
und ich verlohr mich in traulicher Geſchwaͤzig⸗ 
£eit, was ich Alles noch dort finden — und wie 
ich vielleicht fogae neue Pflanzen dafelbit entde 
fen, würde. 


Lieber Kreund,. denke dir alfo meine Kreuz: 
de, als ich mirkflich in der Mitte des Fun. auf 
der höchiten Spize des Noßberges fland, und 
rings um mich mehrere Alpenpflangen flanden, 
wovon einige den Fieblichften Geruch verbreite: 
gen, wahrend andere durch ihre Schönheit mei: 
ne Bewunderung auf fich zogen. Ich hatte den 
Weg über Blaͤſibad und Nahren genommen, und 
in diefer Ebne nichts gefunden, was bemerkt zu 

" werden verdiente. In der Nähe des Ieztern Ds 
tes blühete der Ranunculus sceleratus mieder 
an berfelbigen Stelle, wo ich ihn mit die 
zuerft gefunden hatte. Hier nahm ich einen Weg: 
weifer, welcher mich auf einem Fußſteige den 
Berg hinauf führte. Das erfte Pflaͤnzchen, wel— 
che3 mir auffiel, war der Lotus siliquosus, 
in deffen Nabe ich an einem Eleinen Bergmwaffer 

das Equisetum sylvaticum in ſchoͤnſter Bluͤ—⸗ 
the fand. Weiter hinauf zeigten ſich: Sanicula 
DB 3 


a 


2 x 
europaea, Thesium  linophyllum, Lilium 
Martagön, Gentiana lutea, Digitalis ambi» 
gua, Orobanche major, Doronicum bellidia» 
strum, Carduus defloratus, Geranium Sylva- 
ticum, Coronilla coronata, Buphthalmum sa, 
licifolium, 'Euphorbia sylvatica, Asperula 
odorata, Serapias ensiformis, S. rubra, Ro- 
sa villosa, Teucrium Botrys, Physalis Al- 
kekengi, u. a, Mm, 


Auf der höchften Höhe des Berges lager: 
te ih mich mit meinem Begleiter unter den 
Schatten eines Baums, und wir lieffen und 
die mitgenonmenen Erfeifhungen treflich ſchme⸗ 
fen. Wie ein bunter Teppich lag die Gegend 
vor ung ausgebreitet; ich blifte hinab in die 
Gegend, die mir fo lieb geworden war, und 
trank mit jovialiſcher Heiterkeit auf das Wohl 
meiner Sreunde und — — — 


Das Bläschen, woranf ich ruhe, war nur 


mit wenigen Wegetabilien bedeft, einige gemeine 


Mosa-Arten und dag Teucrium montanum 
überzogen nur den kahlen Feifen, an deſſen fteiz 
lem Abſturze ich mein friedliches Lager aufgefchlas 
sen hatte. Mit heiterer Seele fhied ich von Dies 
fem herrlich erhabenen Standpunkte, und gelobte, 


ı 


28 
ihn in Zukunft noch recht oft zu beſuchen. Im 
Hinabſteigen fand ich auffer den gemeinen Pflans 
gen nichts befondered. Sch ließ mich über Pfule 
fingen begleiten, und traf Abends fpat in dem 
Marrhbaufe zu Unterhaufen ein, wo ich aufe 
gaftfreundlichfte aufgenommen wurde. 


Am folgenden Tage gieng ich über Ober: 
haufen zu der aus Tropfitein gebildeten Nebel: 
lach: Höhle, und bemunderte ihre Größe und 
mancfaltige Pildungen. An ihrem Eingange 
fand ich neben andern gemeineren Polypodien 
die Cyathea cynapifolia. In dem Walde darum 
her blühete unter andern Pflanzen Actaea spicata, 
Astrantia major, Hieracium pyrenaicum, 
Euphorbia amygdalinau.a.m. Nun wandte ich 
mich gegen dem Schloͤßchen Fichtenftein, und fand 
an den Berge dahin: Stachys alpina, Arabis are= 
nosa und hirsuta, Phyteuma hemisphaericum, 
Lathyrus heterophyllus, Serapias lancifolia, 
Chrysanthemum atratnm, Polypodium Dryop- 
teris. An den fteilften Felſen, zunachft dem 
Schloͤßchen, blühete Sazifraga Cotyledon und 
Aizoors auch hieng — wiewohl fparfam — die 
Rosa provincialis mit ihren rothen weigen über 
einige Relfenmaffen bin. Mehrere Pflanzen, die 

Ba 


“ 


24 

ich fchon auf dem Roßberge gefunden hatte, Far 
men bier wieder vor, 3.8. Digit. ambig. Do- 
ronie. bellid. Coronilla coronata. Viola 
tricolor blühete überall fehr haufig an dem Weg. 
Es iſt ein ſehr vomantifcher Anblik, welchen 
man von dem Schlößchen, dag ein Foͤrſter be⸗ | 
wohnt, genießt, ich erinnerte mich dabei an eine 
reizende Gegend der Toggenburg, welche ich vor 
mehreren Jahren durchwandelt hatte. Nachmit- 
tags beftieg ich das gegenüberliegende Geburge, 
un zugleich meinen Freund, Pfarrer Schmid von 
Kilchberg, welcher feinen Vater in 9. zu befus 
en, die Reife zum Theil mit mie gemacht hatte, 
in,lesterem Drte aufzufuchen. Es ftieffen mir hier 
auffer den ſchon bemerkften Pflanzen nur folgende 
auf. Centaurea montana, Cytissus nigricans, ' 
Aconitum Lycoctonum u.a.m. Froͤhlich ſchwan⸗ 
den mir einige Stunden des Nachmittages hin, 
welche ich unter diefen biedern Menfchen zu: 
brachte, und mein Kreund S. welcher mit dee 


geringen Yusbente, welche mir feine Geburts 


Gegend gegeben hatte, nicht zufrieden ſeyn wollte, 
begleitete mich noch auf einena andern Wege ger 


gen Unterhaufen zurüf, mo ich auffer der Ophrys 


monorchis, die nicht frarfam auf einer Alpmwiefe 
ftand, an ven Kelfen, Lichtenfein gegenüber, noch - 


25 
folgende Gewaͤchſe ſammelte: Mespilus Amelan- 
chier, M. Cotoneaster, Rosa pimpinellifolia ; 
diefe alle waren ſchon im Fruchtſtande. Mein 
Freund machte mich endlich noch auf eine Inula 
aufmerkfam, welche ich uachher zu meiner groß 
fen Freude für I. hirta erkannte. 


Am folgenden Morgen fezte ich meine Reife 
gegen St. Johann fort, und traf auf dem Wege 
dahin folgende Pflanzen an: Digitalis lutea, 
twelche haufig in Gefellfehaft der D. ambigua 
vorkam, Vicia dumetorum, Satyrium viride, 
in der Nahe von Et. Johann, wo auch Dian- 
thus deltoides haufig blühte. Kerner: Atropa 
bella donna, Reseda luteola, R. lutea, Hy- 
pericum hirsutum,, Inula salicifolia, Ophrys 
Nidus avis, Trifolium rubens, Rubus saxa- 
tilis, Astragalus glycyphyllos, Gentiana lutea. 
Nahe bei St. Johann Fam ih an einem Schne 
fengarten vorbei, welches ein ganz neuer Anblik 
für mich war. Die Schneken wurden mit Kohl- 
blättern sc. gefüttert, und die Umzaͤumung war 
mit Karren» Salbe beftrichen, über welche fie 
nicht binmweglaufen. Das Hundert. wird hier 
meiſtens mit drei Kreugern bezahlt, und der Erz 
108 ift nachher 24 big 36 Kreuzer. 


\ 


* 


26 


Die Empfehlung welche mir Herr Ober— 
jaͤgermeiſter von Luͤtzow an die Forſtbeamten 
dieſer Gegend mitgab, leiſtete mir auch hier ſehr 
gute Dienſte. Ich wurde von dem hieſigen Foͤr⸗ 
ſter, Herrn Ade, ſehr gaſtfreundlich aufgenommen, 
und Nachmittags fuͤhrte er mich in ſeiner Hut 
umher, zeigte mir die verſchiedenen Gehaue laͤngs 
dem Lingenthal, und labte mich bei dem Hirten: 
haufe mit Milch, welche mir in dem Schatten 
der Baume herrlich ſchmekte. Unfern diefem 
Hirtenhaufe ift eine Viehtraͤnke, bier Hülpe ge: 
nennt, welche ringg mit großen dichtbelaubten 
Baͤumen umgeben ift. Nicht leicht fah ich eine 
fchönere Gruppirung von Yaumen, die fo fehr 
gie diefe zu einem romanfifchen Gemalde ge 
eigiiet geweſen waͤre. Unter den manchfalti- 
gen Gemwachfen, die mich bier umgaben, ber 
merkte ich nur dag Lithospermum officinale, 
welches ich bisher vergebens geſucht hatte, und 
Cardamine impatiens, 18 fogenanntes Wald» 
unkraut ift befonders in diefem Theile der rau⸗ 
ben Alp die Atropa bella donna anzufehen, 
welche zumeilen ganze Gegenden überzieht, und 
eine Höhe von acht und mehreren Echuhen- er: 
reicht. Wir Famen über den groffen Play 
zu einem von den beiden grünen Selfen, an 


27 


welchem die Arabis arenosa haͤufig wuchs, 
und von welchem man eine herrliche Ausſicht 
gegen das Clemſer Thal hinab hatte; nicht ferne 
von dieſem Felſen ſtiegen wir in die Schlanzen 
( Felſenriſſe) des Hoͤllen lochs hinab, wo wir. 
noch Schnee antrafen. Es war Abends ſo kuͤhl, 
daß mich empfindlich frohr, und am folgenden 
Morgen fand ich ſogar die Wohnſtube des 
Foͤrſters eingeheizt. 


Er begleitete mich an dieſem heitern Mor⸗ 
gen zu der ſchoͤnen Waſſerleitung bei Urach; 
wordurch ein Brunnen die hohen Felſen hinauf: 
getrieben mwird, Das Waſſer verfteinert; ich 
nahm verfteinerte Wurzeln mit. ein Ablauf 
bildet in der Nabe der Ruinen des ehemaligen 
Carthaͤuſerkloſters Güterjtein, einen niedlichen 
Wafferfall, 


Ich betrachtete in dem Staͤdchen Urach 
eine Sammlung auggeftopfter Vögel und Sauger 
tbiere, welche Herr Schaͤrf verfertiget hatte, 
Obſchon mehrere gut ausgefallen find, fo berrfcht 
doch im Ganzen zu viel Spielerei in ihrer Etels 
lung. Ich vermeilte nicht lange dabei, fondern 
ließ mich Nachmittags nah KleinEngftingen 
ducch einen Wegweiſer begleiten. Er führte mich - 


28 

über die Hammerſteig nah Wirtingen ; beinahe 
alle bisher genannten Pflanzen traf ich auf die 
fem Wege wieder an: befonderg waren auf dem 
Ruͤken des Gebirge ganze Diftrifte mit der 
Bella donna überzogen. Bon Wirtingen geht 
der Weg großtentheils über ein mageres fer 
feld nach Ensftingen, wo ich mit der ſinken— 
den Nacht ankam. 


Herr Foörſter Rau nahm mich am folgen: 
den Morgen freundlich auf, und gab mir einen 
Sagerburfchen zur Begleitung mit, welcher mich 
durch dag Lojinger Buch und Loſinger Thal nach 
Dffenbanfen führte. Hier batte ich das Ber: 
gnügen, mit Herrn Forſt Geometer Nöcdlinger 
befannt zu werden, welcher die Gefalligkeit für 
mich hatte, mich in das Thalmaldchen, die 
Efelsftande — und auf den Sternberg zu begleiten. 
Selbſt ein Freund der Botanif machte er mich 
auf die Dentaria bulbifera, und Convallaria 
verticillata aufmerkfam, welche wir aber nicht 
in der Blütbe fanden. Auch zeigte fih, Tha- 
lietrum aquilegif. Actaea spicata, Aconit. 
Lycoct. Polip. fragile, -Satyrium viride, 
Ophrys bifolia, Gentiana lutea, G. cruciata, 
Cuscuta epithymum u. a.m. Auf der Spije 


29 


des Eternenbergs erquiften wir ung mit herrlis 
chem Haren Waffer, welches bier aus einer ſtar⸗ 
fen Duelle hervorfonimt, und meideten ung an 
der weiten Ausiicht , die man von diefer Höhe 
genießt. Im Herauffteigen hatten wir und vers 
gebeng nach der Campanula hybrida umges 
fehen, welche Herr Nordlinger hier gefunden zu 
haben mich verficherte, und mir auch nachher 
die getrofnete Pflanze davon gefalligft mittheilte. 
Sehr angenehm ſchwand mir der Abend in Ger 
fellfchaft meines neuen Freundes bin, welcher 
mir einen Theil feiner getrofneten Pflanzen vor+ 
zeigte, ‚die fehr gut eingelegt und meiſtens rich? 
tig beftimmt waren. 


Es war mir unangenehm, daß er am fol 
genden Tage mich nicht, ferner begleiten konnte, 
allein er. batte fih fchon anders wohin verfpros 
chen. Ich wanderte alfo mit meiner umgehang? 
ten Pflanzenkapſel allein gegen Seeburg. Eins 
formig und unguͤnſtig für den Botaniker mar 
diefer Weg; es gieng größtentheilg über magere 
Wieſen und fleinige Aeker hin. Indeß blieb 
mein Herz nicht freudenlger: die Sonne laͤchelte 
freundlich auf den einfamen Waller herab, und 
die Lershen erhoben fish bald da, bald dort, und 


38 5 

trilferten im aufiteigenden Fluge ihr Morgen? 
lied. In der Nahe von Seeburg kam ich durch 
ein kleines Gehoͤlz herab, wo ich die vorhin ge 
nannten Pflanzen großtentheils wieder antraf. 
Der Ort Seeburg ift rings mit fleilen Kelfen 
eingefchloffen, und das Thal öfnet fih nur ger 
gen Urach hin. Diefe Gegend hat daher eine 
ganz eigene — fehauerlich romantifche Geſtalt, 
und wurde für einen Kandfchaftmahler nicht un— 
intereffant feyn. Als ich in einer Mühle mich 
der mittäglichen Erholung überlaffen wollte, und 
ich die benachbarte fteile Selfenwand anfahe, fo 
fielen mir fehr fchöne gelbe Blumen in die Au: 
gen, welche an diefen Felfen in Eleinen Raſen 
muchfen. Begierig eilte ich darauf zu, und freute 
mich aufferordentlich, hier dag Hieracium humile 
zu finden. Auch fand ih bier Dianthus plu- 
marius umd Valeriana tripteriss leztere im 
Fruchtſtande. Nachmittags gieng ich mit mei: 
nem Wegmeifer an dem jezt augdgetrofneten See 
hinauf und fam auf einem — für mich ſehr unin? 
tereffanten Wege nah Hengen. In der Nahe 
Diefes Orts auf einer Viehweide wachft Osmunda 
lunaria in groffeer Menge. Der dortige Pfarrer, 
Bauer, mein alter Univerfitäts Freund, zeigte 
mie einen Teller voll von dieſer Pflanze, welche er 


31 
ſelbſt getroknet hatte. Dieſer fuͤhrte mich einen 
ſehr pflanzenreichen Weg — die Herren Roſe 
genannt — nach Urach hinab. Die Vegetation 
war praͤchtig und aͤuſſerſt manchfaltig, allein ſie 
enthielt doch nichts Neues fuͤr mich; uͤberall 
dieſelbigen Gegenſtaͤnde, welche ſchon bei St. Jo— 
hann und Offenhauſen vorgekommen waren. 


Ein junger conditionirender Apotheker, 
Herr Koberten, welchen ich auf meiner Durch— 
reiſe in Urach hatte kennen lernen, begleitete mich 
am folgenden Tage nach Hohen⸗Urach. (Ruinen 
eines ehemaligen Schloſſes). Vergebens ſah ich 
mich hier nach neuen Pflanzen um; überall war 
die Wegetation der bisherigen aͤhnlich. Auch 
bier perſezte mich meine Einbildungskraft in 
die Zeiten, da diefe Mauern von der Thatige 
feit und Freude ihrer Bewohner mwiederhallten. 
Hier in, diefer Halle, deren Wände fihon der 
Ephen umfchlungen bat, faffen fie einft beim 
froͤhlichen Mahle, ersäblten fich ihre Heldenthas 
ten, und munterten ihre Sohne auf zu gleichem 
Heldenmuth und teutfcher Treue. Zur Geite 
bier in diefer kleinern Halle falten die Töchter 
um ihre Mutter her und übten fih in hausliz 
chen Geſchaͤften, oder fliften Feldbinden für 


38 
ihre Geliebten, Dort in jener Ede, wo die 
Haſelwurzel einen glängendgrünen Teppich bildet, 
und eine überbangende Hollunderftaude diefeg 
Maschen zu einer dunfeln Laube bildet, — dort 
faß einft eine diefer biedern Töchter an- ihre 
Harfe gelehnt, und fang zu ihrem einfachen 
Gaitenfpiel Lieder von der teusfchen Medlichkeit 
und Treue. Langft find dieſe lieblichen Tone 
verhallt; ich höre nur das fanfte Saͤuſeln des 
Morgenmwindes, welcher die fihlanfen Halme hin 
und her bewegt, und mit den Blattern der wild—⸗ 
verwachſenen Geſtraͤuche frielt. Ein Botaniker 
fehreitet jezt unficheren Schritteg auf euren Truͤm⸗ 
mern, and pflüft fih da Blumen, mo fonft 
das Schlachtſchwerd bieng. 
. 

Zu meiner Freude fand ich bei dem Aus⸗ 
gang aus diefen Ruinen nöch ein unbekanntes 
Allium, welches ich nachher für das angulo- 
‘sum erkannte. Bergnügt flieg ich von diefem 
Berge herab, und endigte biemit meine bota- 
nifche Wanderung auf die rauhe Alp. 


Zufrieden zwar mit der gemachten Aus⸗ 
beute hätte ich doch gewuͤnſcht, dir noch mehr 
feltene Gewaͤchſe vorzahlen zu koͤnnen; — und 


35 
vielleicht gieng ich an. manchen Geltenheiten 
vorüber, welche nicht gerade durch auffallende 
Bildungen die Aufmerkfamfeit de8 Beobachters 
feffeln. Vielleicht ließ mih auch der Grad 
meiner jezisen Kenntniffe manches uͤberſehen, 
was ich in einiger Zeit im eben diefen Gegenden 
werde finden Fünnen.- 


Mit der aufrichtigften Gefinnung 


Dein 


Freund 9. 


Hoppe Tafıhenb, 1305 es 


34 


a | 
Botanifhe Bemerkungen; 
hi von 
dem Herrn Proviſor Erome in Schwerin. 





- 


als squarrosum ift ein neuer Beitrag 
für Teutſchlands Flora und fehlt ſowohl im 
Roth’s Tentamen, als auch in Hoffinanns - 
Deutfchlandg Flora. Die Diagnose ift: Ra- 
mis distantibus fasciculatis. alternis, foliis 
lanceolato - acuminatis concavis imbricatis 
semiamplexicauli decurrentibus. Setis .ag- 
gregatis. Capsulis subrotundo - cylindradeis. 
Opereculis convexis. — Ein feines Unterfchei 
 dungs + Zeichen diefer Art ift “daß der fcheibenar: 
tige Anſaz unter der Kapſel, durch eine den 
Rand umlaufende Rinne in zwei Theile getheilt - 
zu feyn foheint. „ i 


Dicranum fragile Hoffm, ift fiher eine 
eigene Species. Es unterfcheidct fih vom Di- 
crano flexuoso ohne die übrigen Fleineren Un 


35 


terfcheidungggeichen, durch die, nach der Spize 
su fein gegähnten Blätter und duch den ſchief 
ſtehenden rothen Dekel. 


An der Beſchreibung von Bryum andro- 
gynum fehlt bei dem Muscologen das K dennzei⸗ 
chen “foliis versus rg denticulatis. „, 


So auch bei Br palustre,, foliis peri- 
‚ gonlalibus linearilanceolatis denticulatis. 


C. Schwarz - in feiner Dispositio syste- 
fnatica Muscor. F. S. fagt pag. 51. Nro. a2. 
in der Befchreibung des Bryi cuspidati, oper- 
cule conico acuto. Roth fagt von eben diefer 
Pflanze in Tentamen Florae germ. T. III. 
p. I. pag. 247. “operculum convexum obtu- 
sissimum!, — Wen foll man nun glauben ? — 
Ich fand den Defel bei der Unterfuchung des 
Br. cuspidati — Roth ——— — “ge 
woͤlbt und fehr ſtumpf! !,— | 


Ben Hypnum parietiinum Hoffm. Roth. 
zeigt ſich hin und wieder eine fehr auffallende 
Varietaͤt. Sie ift größer und Aftiger, als die 
wahre Art, und fchiebt ihre Borften aug den 
Eleinften Nebenaften hervor. 
€ es 


36 
| ‚ Aypnum recognitum Roth. fehlt in Hoſſm. 
Deutſchlands Flora, und macht doch ficher 


eine „eigene Species aus. S. Roth. Tent. 
2.ILl. DEP 399 0 F 


- Hypnum  cordifolium feblt ebenfalls in 
Hoffm. Deutſchlands Flora. &. Roth. Tentam. 
Florae germ. T.LI. Pp. I. pag.319. Beide 
ebengenannte Arten wachfen — unfer andern — 
bin und wieder im Meklenburgifchen. 


Hypnum brevirostre Roth. fehlt auch in 
Hoffm. Flora, und dürfte meiner Meinung 
nach auch wohl eine eigene Species feyn. Vom 
Hypno- rutabulo unterfcheidet es fih “durch 
die Fürzern weniger vielaftigen Surculi; durch 
die dreirippigen Blatter, die bei H. rutabu- 
lum eintippig find; ferner durch die deutlichen 
Zaͤhne am Nande der Blatter, die bei Hypnura 
rutabulum faum bemerkbar find: Die Kapfel iſt 
kuͤrzer und unten bauchiger als bei Hypnum ru- 
tabulum. — Vom Hypno striato iſt es auf⸗ 
fallend, durch die rauhe Borſte — die bei H. 
striatum glatt iſt — und durch den Furzen kegel⸗ 
formigen abgeftumpften Dekel — der bei Hypn. 
striatum furz und kegelfoͤrmig und in eine lange 


37 


Yfriemenförmige hin und her gekruͤmmte Spise 
auslaufend ift — unterfchieden. 


Bryum julaccum fehlt in Hoffın. Flora. 
Es unterfcheidet fich deutlich vom Bryo argen- 
teo durch dag, an der Spize der Blätter feh— 
Iende Haar, und durch den platten, in der Mitte 
mit einer fegelformigen Warze befezten, Defel. 


Bryum.nervosum Hoflm. (Barbula ner- 
vosa Brid.) ift ficher eine eigene Species. Es 
unterſcheidet fich deutlich vom Bryo mucronulato 
Hoffm. (Barbula unguiculata) durch die ftarf 
-sorfcheinende Mittelrippe, die jenem fehlt; durch 
Die — nicht wie bei jenen, mit einer durchfich: 
. tigen Epize befezten Blätter, und durch den 
Dekel, der beinahe eben fo lang als die Kapfel, 
gewoͤlbt iſt, und in eine pfriemenfürmige abge 
ſtumpfte Spije auslauft, bei jenem hingegen fer 
gelfsrmig und an der Spize abgeftumpft if. 


Dieranum cerviculatum fehlt ſowohl in 
Roths Tentam. als in Hoffm.Flora. Funck 
fand es auf den Kichtelgebirge, und im Meklen- 
bursifchen wählt eg an mehreren Orten. Die 
Diagnose ift: Surculis simplicibus erectis, 
foliis lanceolatis longe acuminatis revolutis 


—— 


58 

“ R * ⸗ ⸗ 
fasciculatis, capsulis ovatis, operculis, con- 
vexis longe oblique rostratis. 


Dicranum undulatum* Schrad. (Roth. 
Bridel) (Bryum rugosum Hoffm.) iſt fiher 
vom Dierano scopario unterfohieden. Die Mood 
ftenge! find aAftiger als bei Dier. scopar, und 
haben einen filzartigen roftfarbigen Ueberzug; 
die Blatter haben eine Mittelrippe und find am 
Rande frei gezahnt. -- Bei Dicran. scopar. find 
fie glattrandig und ungerippt. 


Neulich hatte ich Gelegenheit, das Hypnum 
decipiens, welche nur Hoffmann gefeben und 
befchrieben hat, da ich. es bier im Meklenburs 
gifchen fand — meiner Unterfishung zu unter 
werfen: ich fege daber eine umftandliche Befchreis 
bung diefes noch zweifelhaften Mooſes bieher. 


"Die Mopgftengel fiehen in dichten Hafen, 
find niederliegend, kurz, felten_ über einen Zoll 
lang, doppelt gefiedert. Die ftengelumfaflenden 
Platter find laͤnglich eyfoͤrmig, laufen in eine 
lange feine Spize aus, die fehr unmerklich ge 
sahne zu feyn feheint, fie find etwas ausgehoͤlt 
und ungerippt: die Spize der Blätter ift etwas 
übergefrummt. Die Blätter des Mooskelchs 


i 


a 39 
find lanzettfoͤrmig — mit nicht fo langer Spize 
als die übrigen Blätter verfehn — und deuf 
lich gezeichnet. Am Grunde der Moogftengel 
entfpringt die ungefaͤhr Zoll lange, gelblich ro: 
the, etwas zuerft niederliegende, dann aufgerich: 
tete, glatte Borfte. Das Scheidchen ift rühren: 
förmig. Die Kapfel ift umgekehrt eyfoͤrmig, 
Tanglich, gelblich braun. Der Defel ift Fegel- 
foͤrmig mit abgeftumpfter Epise und oben mit 
einer Eleinen Warze befejt. Die Muͤze iſt hau: 
fig, grün, roͤhrenfoͤrmig und oben mit einer klei— 
nen Warze befest. - Das Maul tragt eine dop— 
pelte Reihe von Zaͤhnen; in der Außern befinden 
fih 16 gelbe lanzettförmige, zugefpizte Zähne; in 
der inneren Reihe Werlängerungen einer hautiz 
gen Membrane mit dazmwifchen ftehenden Fäden. 
Die Saamen find dunkelgrün und rund. 


An Baumwurzeln findet man diefeg Moes 
im April mit reifen Kapſeln. 


NB. Vom Hypnum velutinum unfer- 
fcheidet sich diefes Moos durch die nicht Frie 
chenden Moosſtengel, durch die ungerippten 
Blatter, durch die glatte Borfte und durch die 
Warze auf dem Dekel und der Müze Dom 
Hypnum plumosum durc; die gefiederten Moos⸗ 

€ 


40 | j 
ftengel, durch die ungerippten Plätter, und 
durch die Warze auf dem Defel und der Mütze. 
Vom Hypnum sericum durch die nicht Fries ° 
chenden Movaftengel, durch die ungerivpten 
Blätter, durch die glatte Borfte, und durch dem 
fegelfürmigen mit einer Warze befezten Dekel. 


In der zweiten Lieferung meiner Moog 
ſammlung werde ich dieſes Moog mit liefern. 


’ 


G. E. W. Crome. 


41 


IV. 
Kurze Geſchichte 
des | 
botanifchen Garten in Regensburg; 
; vondem 


Derautgebern 


Eu 


Als im Monat April 1792. die botanifche Ge: 
ſellſchaft in Regensburg geftiftet wurde, fühl 
ten die Mitglieder derfelben lebhaft genug, daß- 
eine folhe Gefellfhaft ohne einen botanifchen 
Garten Faum folidirt werden koͤnnte. Allein 
man unterftand ſich noch, nicht damit einen Uns 
fang zu machen, weil die Serellichaftefaffe dazu 
noch nicht geeignet war, und unter den dama— 
figen Mitgliedern fich noch- fein Herr Graf von 
Sternberg, noch fein Chevalier de Bray be: 
fand, und Regensburg noch keinem Fürften an: 
gehörte. Eingedenk aber ihrer Motto's: “Durch 
Einigkeit wachfen Heine Sachen, „ und durch 
den Beifall, welchen felbft einige Mitglieder des 
Magiſtrats, denen der Ruhm ihrer Vaterſtadt 


42 | 
und Verbreitung von Gelehrfamfeit in derfelben, 
Herzensfahe war, der Geftllfchaft fchenkten, 
durfte diefe alles von der Zufunft erwarten. 


Es hatten zwar die damaligen ordentlichen 
Mitglieder e8 noch nicht gewagt, in ihren Ge: 
fegen von der Anlegung eines botanifchen Gar: 
ten zu fprechen, allein fie deutefen doch auf die 
Nothwendigkeit eines folchen hin, indem fie den 
18.8. folgendermaffen abfaßten: “Die Berpflan: 
zung der wildwachfenden Gewaͤchſe zu Garten: 
Pflanzen, und der Gartenpflanzen zu mwildwach: 
fenden, follen die Mitglieder, melche Belegen: 
heit dazu haben, fich vorzüglich empfohlen feyn 
laffen, weil dem Arzt und Naturforfcher ein 
großes Licht in Beſtimmung der Doſis der Pflans 
zen zum innerlichen Gebrauche bei Menfchen und 
Vieh dadurch aufgefteft wird, indem viele Plan: 
gen durch die Kultur ihre wuͤrkſamen Beltand? 
theile verandern. So konnen 5. B. Aconitum 
Napellus und Cammarum, Digitalis pur- 
purea, die Belladonna und Cicuta zum Der 
pflanzen gewahlt werden. „ 

Wuͤrklich wurde dieſer Aufruf zum Theil 


realiſirt, als der nunmehrige Herr Hofapotheker 
Martius in Erlangen, die Digitalis und den 


45 
Napellus herbeifchafte, und diefe in ihren Wir: 
kungen gleich berüchtigten Gemwachfe an fchikliche 
Derter, bei dem Schusfelfen, verpflanzt wurden, 
Dies war freilich noch fein Anfang zur. Grün: 
dung eines botanifchen Garten, aber die Aus— 
ficht wurde bald beffer. 


Die Sefellfhaft hatte, im October des er— 
fien Jahrs ihrer Eriftenz, den Herrn Hofrath 
und Bibliothekar auch Hohfürftlih Thurn und 
Tarifhen Hofr Staabscommiffarius Kayfer, 
in ihre Mitte gewahlt, und diefer verdienſtvolle 
Gelehrte. gab ihr in feinem damaligen Logis 
nicht nur ein Zimmer, zur Yufftellung der 
Sammlungen, und zur Haltung ihrer Sizungen; 
fondern er überließ ihr auch das, bei der Woh⸗ 
nung gelegene Kleine Gartchen zum beliebigen 
Gebrauche. 


Hatte man zuvor angefangen, die Garten: 
gewaͤchſe in die Wildniffe zu verfegen; fo wurde ” 
nun auch dag gegentheilise Verfahren befolgt, 
und wildwachfende Gewachfe, vorzüglich. die fel- 
tenern der Gegend, wurden in den Garten ver: 
pfanzt. Um diefe Arbeit machte fih damals 
der Zögling dee Sefellfehaft Herr Funk, nuns 
mehriger Apotheker in Gefreed, und den Bota⸗ 


44 

nikern ruͤhmlichſt bekannt, verdient, und es ift 
Schade, daß kein Verzeichniß des damaligen Be 
ſtandes des Garten eriftiret, weil dieg zugleich 
ein Verzeichniß der Zierpflanzen hiefiger Gegend 
feyn würde.  Erinnerlic find von diefen Ge— 
wächfen no: Erica herbacea, Vinca minor, 
Circaca alpina, Draba aizoides, Antheri- 
 eum calyculatum, Linn. Cypripedium Gal- 
ceolus, Orchis militaris, welche alle in der 
fhönften Bluͤthe ſtanden. 


Aber, ſo thaͤtig ſich auch die Mitglieder, 
in Bearbeitung dieſes Gartens bezeigten, ſo 
dauerte doch das Gluͤk der Geſellſchaft nicht 
lange. Das Logis, welches Herr Hofrath 
Kayſer bewohnte, wurde zugleich mit dem 
Garten verkauft, und fo mußte auch der lezte 
geraumt werden, meil der neue Beſizer Eeine Luft 
bezeigte, uns denfelben ferner zu überlaffen. 


Die beträchtliche Anzahl unferer fchönen 
Gewaͤchſe mußte fih nun, wie fo mancher 
menfchlicher Bewohner des Erdfreifes, nach ei 
ner neuen Anfedlung umfehen, und wir fa’ 
ben die Nothmendigkeit wohl ein, ihnen dazu 
behüffich zu ſeyn, meil wir fie ja felbit aus ihr 
rem wahren Vaterlande vertrieben hatten. 


N 


— 


⸗ 45 

So wenig auch die Geſellſchaftskaſſe im 
Stande war, auf einen eigenen Garten Anfpruch 
zu. machen, fo that fie doch, mas fie vermochte. 
Es wurde nemlich in der oberen Stadt, in dem 
Bezirke der Veſtnerwacht, ein Kleinere Garten 
gemiethet, und nicht nur. dabin die Flüchtlinge 
etabliert, fordern auch diefe neue Anfiedlung mit 
fremden Völkern vermehrt. . Man fehafte nem— 
lich. eine beträchtliche Anzahl Samereien, von 
fremden Gewaͤchſen herbei, welche in. dem Garr 
ten ausgeſaͤet wurden. War ed der fhlechte un? 
gedüngte Boden dieſes Garten, ‚war es eine 
ungeübte Hand, die die Saamen ausfaete, war 
es eine fehlerhafte Pflege, oder waren «8 alte 
Saamen, kurz die wenigſten davon giengen auf. 
Auch die Koloniſten ſelbſt, ſtarben nach und nach 
dahin, und bald wurde der Garten wuͤſte und 
leer. Noch einige andere Umſtaͤnde noͤthigten 
die Geſellſchaft, dieſe Anlage bald wieder auf⸗ 
zugeben, nemlich die erſchoͤpfte Kaſſe, und das 
Anerbieten des Herrn Aſſeſſors Lehner, Ehren⸗ 
mitglied der Geſellſchaft, ung einen betraͤchtli⸗ 
chen Plaz in feinem eigenen, im Stoͤrzenbach 
gelegenen Garten zu überlaffen , die Pflege der 
Gewaͤchſe felbft zu beforgen, und unfere Biblios 
thek, Sammlungen ze. in feine Behaufung aufzu⸗ 


46 

nehmen. Hier dauerte unfere Anfiedelung einige 
Sahre, bis unfer Wohlthäter farb , der Gar— 
ten verfauft wurde, und unfere Lieblinge den 
Küben und Erdapfeln Plaz machten. 


Indeſſen folgte auf diefes Unglüf bald ein 
neuer Troſt, und die Gartengefchichte der Ges 
fetfchaft machte, durch das Zufanımentreffen eis 
niger glüflicher Begebenheiten, eine nee Epoche. 
Sr. Erc. Herr Graf von Thurn, Domprobſt, 
und Prafident bei dem Kurfuͤrſtlichen Landes 
direetorium in Regensburg, hatten die Gnade, 
das Diplom eines Ehrenmitgliedes der Geſell— 
fhäft geneigteft anzunehmen, und zugleich einen 
Plaz in den Hochgrafiihen Garten, für die 
Aufnahme der Gewaͤchſe, anzuweiſen. Hier er- 
lebten die noch aufbewahrten, und auch neu 
acquirirten Anfiedler, duch mehrere Jahre, die 
glüflichfte Periode. - Denn der neue Eecretair 
der Sefellfchaft, Herr Proviſor Haag, erbot 
fich nicht nur zur Behandlung der Gewaͤchſe, 
fondern vermehrte auch diefe mit hundert erotifchen 
Arten, die er auf eigene Koften herbeifchafte. 
Unter diefer Acquiſition befanden fih fogar Glas: 
hauspflanzen, die durch ordentliche Pflege fehr 
gut gediehen, und Herr Funk, welcher mittler 


47 


weile in Salzburg conditionirfe, verforgfe von 
daher den’ Garten: mit einigen feltenen Gewaͤch⸗ 
fen aus den Alpen. Der Umſtand, daß der dar 
malige Secretair der Gefellichaft, Here Haas *) 
nach ‚Erlangen abreifete, um feine medicinifchen 
Etudia zu vollenden, ſchien zum Nachtbeil der 
Gefeltfchaft bedeutend werden zu wollen, allein 
gluͤklicher Weife fand ſich unter ‘den Zöglingen 
der Sefellfchaft, in der Perfon des Herren Dar 
vi Kohlhaas **), alteften Sohnes des wir, 
digen Deren | Praͤſidenten der Geſellſchaft, ein 
thaͤtiger und kenntnißvoller Juͤngling, welcher 
die Beſorgung der Gewaͤchſe zur groͤßten Zufrie: 
denheit der Gefellfchaft übernahm, und mehrere 


*) Die Geſellſchaft bedauert leider fchon mehs 
rere Jahre den frühzeitigen Tod dieſes thäs 
tigen Mannes, 

39) Leider betrauern die wuͤrdigen Eitern dieſes 
hoffnungsvollen Ssünglings, -mit der Gefells 
fchaft, nun Schon feit drei Jahren, den frübzei: 
tigen Tod diefes edlen Juͤnglings, wodurd) 
abermals die Erfahrung beftätigte, daß für 
hige und thätige Sünglinge oft vor der Zeit 

in die Ewigkeit hinüberfchlummern. 


48 


Jahre hindurch vorſtand. Er verfertigte auch 
waͤhrend dieſes rühmlichen Amtes ein Werzeich? 
niß 7) des damaligen Beſtandes des Garten; 
welcher nan ziemlich weit gediehen war. Allein 
unſer guter botaniſcher Garten, der Wanderung 
ſchon gewohnt, konnte auch hier kein ferneres 
Gedeihen haben, als unſer emſiger Juͤngling 
und Vorſteher des Garten, ſeinem weitern 
Zweke gemaͤß, nach der Univerſitaͤt Jena ab⸗ 
reiſete, und unter den damaligen ordentlichen 
Mitgliedern keiner vorhanden war, der deſſen 
Stelle, anderer Geſchaͤfte halber, hatte uͤber⸗ 
nehmen koͤnnen. Die Pflanzen mußten alſo in 
die Pflege eines Privatgaͤrtners, Namens 

Weber, 





*) Verzeichniß derjenigen Gewädfe, 
weiche ſich in dem botanifhen Gar— 
ten befinden. Von David Johann 
Auguſt Kohlhaas, Eleven ber Res 
gensb. „bot. Gefellfhaft. Regenss 
burg 1794. (30 ©eiten, im Manufeript), 
In diefem Verzeichniße finden fich die Trivials 
namen von 289 Pflanzen, deren deutſchen 
Benennungen, Klaſſen und Ordnungen, Blüs 
hezeit und Saamenzeit, nebſt der Bemerkung 


49 
Weber, übergeben werden, unter deffen ober: 
flaͤchlicher Pflege fich aber folche taglih vermin? 
derten, welches eine abermalige ——— 
noͤthig machte. 

Wahrend dieſer Periode hatte die Gefell: 
{Haft das Giuf gehabt, in der Perfon Er. Ere. 
des Herrn Grafen von Sternberg, Domca— 
pitularen und WViceprajidenten, ein ordentliches 
Mitglied zu finden, vdeffen Kenntniffe und Thaͤ⸗ 
tigkeit den Ruͤhm der Geſellſchaft für die Zur 
kunft fichert. Der Here Graf nahm die noch 
übergebliebenen Pflanzen in einen eigends dazu 
gemietheten Garten auf, und piiegte ‚sie felbit 
forsfaltigft. 





ob fie innländifh oder ausländifch find, beige: 
fügt worden. Unftreitig wird diefes Manufeript, 
nebjt einem: „Verzeichniß der um Re 
gensburg wachfenden Pflanzen nad 
ihren Wohndrterns von Heinrich 
Chriftian Funk, Eleven der botan, 
Gefellfhaft;s Regensburg 1792, in 
Manufeript. r unter den erften Handſchrif— 
ten der Gefellfchaftsbibliorhef immer fchäzbar 
bleiben, 
Hoppe Taſchenb. 1805. D 


50 


Durch Einigkeit waren bisher Heine &az 
chen ziemlich gewachfen; aber nun bekamen fie 
durch die mächtige Unterſtuͤzung eines gelehrten 
und edeldenfenden Kürten einen großen Schwung, 
Carl Theodor, unfer Landesherr, welcher 
eine Aufivartung der ſaͤmmtlichen biefigen Mitz 
glieder der botanifchen Sefellichaft am ten Kebr. 
1803 gnadigft aufnahm, und ihren Eifer bes 
merkte, wollte die gute Sache noh mehr auf 
richten, und gab daher die beften Verſicherun⸗ 
gen und Zuſagen. Hoͤchſtdieſelben erfuͤllten bald 
darauf ihr gegebenes Wort dadurch, daß ſie der 
Geſellſchaft den bisherigen Fuͤrſten-Garten zu 
St. Emmeram zum voͤlligen Gebrauche uͤber⸗ 
lieſſen, und ihr ſolchen als Eigenthum ſchenkten. 
Noch mehr! In einem an den Garten ſtoßenden 
furfurftlichen Sebande wurden zwei befrachtlich 
große Zimmer für die Sefellfchaft beftimmt, um 
in vielen, ibee Sammlungen aufzubewahren, 
und ihre Sizungen zu balten. Diefe gnadigfte 
Vorſorge des beiten Landesvaters erfüllete alle 
Mitglieder mit Freunde, und alle vereinizten 
ſich zu neuer Thaͤtigkeit. Die Zimmer wurden ſo— 
gleich zwekmaͤßig eingerichtet, und mit den Meublen, 
welche lange zuvor der Geſellſchaft von dem Herrn 
Chevalier de Bray waren verehrt worden, aus | 


51 
geziert, und die Sammlung und Biblisthef 
aufgeftellt. 


Ein eben fo wichtiger Gegenſtand für die 
Thätigkeit der Gefellfehaft, wurde nun insbeſon— 
dere der Garten; vorzüglich waren Herr Graf 
von Sternberg, Prof. Düval, und Baron 
von Strauß taglich befchaftigt, neue Recru— 
ten aus der Regensburgiſchen Flora in den 
Garten zu übertragen; wahrend andere Mitglies 
der die Beſorgung von erotifchen Gemächfen, 
theild anf ihre Koften, theils mit Unterftüsung 
der Geſellſchaftskaſſe, übernahmen. Nicht min: 
der mwetteiferten augmartige Ehrenmitglieder, den 
Sarten der Gefellfchaft zu bereichern. Unter 
andern fchiften die Herren von Braun und 
Katb Hehenberger aus Salzburg, und 
Herr Beneficiat Schmidt aus Roſenheim, 
intereffante feifche Gewaͤchſe aus den Gebürgen, 
während die Herren Profeſſoren Sprengel aus 
Halle, Romer aus Zuckh, und Director 
Schrank aus Landshut uns mit Esonikgeisn 
verfahen. 


Was nun den Garten felbft betrift, fo 
hat derfelbe einen Flacheninhalt von ungefehr 
13000 Quadratſchuhen. Seine Lage befindet ſich 

—5 


52%, 


in der Stadt, und er ift der Sonne ſtark aufs 
geſezt. In der Mitte deifeiben befindet fich ein 
beträchtliches Baſſin, welches groͤßtentheils mit 
hoͤlzernen Kaͤſten fuͤr Waſſergewaͤchſe ausgefuͤllt 
wurde. Ein ſchoͤnes Sommecrhaus ſtehet ſeit⸗ 
waͤrts im Garten, und iſt für botaniſche Vor— 
leſungen beſtimmt, und dazu eingerichtet wor⸗ 
ven. Das so Schuh lange Gewaͤchshaus wird 
im nachften Sommer beifer gebauet und kann 
durch nebenliegende Plaͤze fehr vergrößert wer⸗ 
den. „Die Eintheilung des ganzen Garten, ber 
ftchet in vier Feldern, woson eines für die ang 
laͤndiſche Flora, das andere für exotica, und 
das dritte für alpina beſtimmt it, welche alle 
nach foftematifcher Ordnung gepflanzt werden. 
Das vierte Feld dient zum Anbau von mediciniz 
{chen und oefonsmifchen Gewaͤchſen, um folche 
bei. ven Borlefungen zu benuzen. Der erfte An: 
bau im verfloffenen Fruͤhjahr beitand in unge 
fahr 600 &ämereien, wovon aber kaum die 
Hälfte keimten. Eine vorzuͤglche Urfache davon 
mochte feyn, daß viele dabei bereit8 wor langer 
Zeit eingefendet waren, und im Geſellſchaftszimmer 
ungebraucht gelegen hatten; eine zweite Urfache 
fand fich in dem duͤrren Fruͤhjahre, welches vom 
April an den ganzen Mai andauerie, und darauf 


55 
in anhaltenden Regen übergieng. Eben diefe 
Witterung binderie auch die ſchnelle Verſezung 
der Haterlandifhen Gewachfe in den Garten. 
Indeſſen befand ich doch im abgemwichenen 
Herbſte der Beitand des Garten, laut der 
vorhandenen Kataloge, im Kolgenden: 


1) An erotiihen Gewaͤchſen: 289 Arten, - 


worunter : folgende vorzüglichere begriffen: 
Waldsteinia geoides, Kitaibelia vitifolia, 
Sternbergia colchiciflora, Dianthus collinus, 
Atropa procumbens, Smirnium aureum, 
Podophyllum peltatum, Sonchus canaden- 
sis, Rudbeckia purpurea, mehrere Arten 
Aster, Solidago u. a. m. | 


2) An Alpenpflangen: 150 Arten. 

Hierunter befinden fich folgende: Scirpus 
eaespitosus, Eriophorum alpinum, Phleum 
' alpinum, Iuncus Iacquini, I. glabratus, J. 
monanthos, Carex mucronata, C. balden- 
sis, C. atrata, C. firma, C. brachystachys, 
G. spadicea schkuti, Asplenium viride, 
Polypodium Lonchitys und rigidum,' dann 
Achillea atrata und Clavennae, Tussilago 
alpina, Soldanella alpina, Cacalia alpinz 


> % 


54 

und albifrons, - Primula minima', mehrere 
saxifragae, Sempervivae, und Hieracia. 
Erigeron alpinum, Senecio alpinus, Cine- 
raria crispa, Arnica scorpioides, Rhodiola 
Rosea, Gentiana acaulis bavarica, Asclepia- 
dea, Plantago atrata, Globularia nudicaulis 
und cordifolia, Satyrıium viride, Phellan- 
drium, Mutellina u. a. m. \+ 


3) An inländifchen Gewaͤchſen: 160 Arten, 


Die vorzüglichiten find: Cypripedium, 
Calceolus, Ophrys myoides, Ophrys Lo&- 
selü, Ophrys monorchis,, Orchis militaris, 
O. ustulata, O. conopsea, Melitis melisso- 
phyllum, Clematis erecta, Primula farinosa, 
Erica herbacea, Daphne Cneorum, Tha- 
lictrum aquilegifolium und minus. Ranun- 
eulus lanuginosus, Draba aizoides, Trifo- 
lium rubens, Dictamnus albus, Spiraea 
struncus, Senecio saracenicus, $. erucae- 
folius, Achillea nobilis, Arnica montana, 
Cineraria campestris, Buphthalmumm. salieci- 
folium, Potentilla alba, Drenanthes purpu- 
ra, ff. | 

Im Hintergeunde des Garten blieb ein 
betraͤchtlicher Plaz für ein Bosquet, worin 


55 
nen erotifhe und Alpeyſtraͤucher Plaz bekamen 
und dicht an den Gartenmauern wurden erofi? 
fche Sommergewaͤchſe angebanet, deren Anzahl 
der darüber gefertigte Catalog auf 352 fest. 


Die vorzuglihfte Aequifition bat indeffen 
ohnfteeitig unfer Garten, wahrend dem Verlauf 
des Sommerd, an Topfgewachfen gemacht , der. 
ven Anzahl fih auf 107 belauft und mworunter 
einige intereffante fich befinden. 3. 8. Semper- 
vivum arboreum, jest in voller Blüthe, Bud- 
dleia globosa zwei betrachtlich große Stufe, 
Cotyledon orbicularis, Hemimeris urticae- 
folia, H. coccinea, Fuchsia coccinea, Cras- 
sula coccinea, Plectranthus fruticosus , Gor- 
teria ringens, welche Ieztere fuͤnf ſchoͤne Arten 
wir dem Herren Profeſſor Sprengel in Halle 
verdanken. Kerner zahlen wir an fechzehn Arten 
von Pelargonium, ingleichen einige Passi- 
florae, mimosae, Hibisci, Solandra grandi- 
flora, Arbutus Unedo, Melianthus major, 
Melia Azederach, Cestrum Pargui u. a. m. 


Da man die oben erwähnten Straͤucher, 
umter welchen ſich Ginkgo biloba, mehrere Ro- 
biniae, Spireae, Salices, untet andern Salıx 
praecox, incana, phylicifolia, Arbuscula, 


D 4 


56 

ferner Betula ovata, Rhododendron hirsu«- 
tum, Tamarix germanica, einige Cornus Ar⸗ 
ten, mehrere Rofen u.a. m. befinden, auf ungez 
fahr funfzig Arten rechnen kann; fo wird die 
total Summa des gegenwärtigen Beftandeg deg 
Garten an 1200 Arten ausmachen, mworunfer die 
alpinae am fhazbarften feyn dürften. Diefe 
angegebene Eumme von Acquiſitionen iſt freifich 
gar nicht betrachtlich, indeffen ift Fein Ziveifel, 
daß diefe Zahl mit jedem folgenden Jahre fich verz 
megren, und dadurch diefer Garten fich zu einem 
nuͤzlichen Inſtitute für die Botanik bilden werde. 
Dies wird um fo eher gefchehen, als die Ge 
fellfhaft den lan gemacht bat, ihren Garten 
Horzüglih zu einer Niederlage von Alpenpflan: 
zen zu machen, um die Liebhaber diefer Ge 
wachfe von hieraus damit verfehen zu Eönnen. 
Zu diefem Plane giebt die Lage von Regens— 
burg, die im Mittelpunfte zwiſchen den Alpen 
und dem nördlichen Deutfchlande liegt, und der 
Zwek der Gefellfchaft, fo viel ala moglich, bo: 
tanifche Kenntniffe zu verbreiten, Gelegenheit, 
und hoffentlich wird derfelbe mit aller mögliz 
chen Bereitwilligfeit ausgeführt werden können. 
Sollte dies würklich der Fall feyn, und dar 
durch unfer Garten in der Zukunft einige Auf— 


57 


merkſamkeit verdienen, ſo duͤrfte es nicht ganz 
zwekwidrig geweſen ſeyn, bier Die kurze Geſchich⸗ 
te von deſſen Entſtehung geliefert zu haben. 


— [ [[ [ 





VW, 
Reiſe durch Chftland, vorzüglich botani- 
ſchen Inhalts. 
Im Sommer 1303. unternommen von dem 


Herrn Profeſſor Germann in 
Dorpat. 





Mit ungetheiltem Vergnuͤgen leſe ich jedes 
mal Ihre botaniſchen Reiſen in die Salzburger 
und Tyroler-Alpen, und die Begierde, auch 
hohe Gebirge in diefer Nüfficht zu bereiſen, 
wird bei mir von Jahr zu Jahr ſtaͤrker, hefti⸗ 
ger. Sch werde alles anwenden, um einfteng 
auch eine Alpenreife zu unternehmen, bis jest 
aber muß ich mich damit begnügen, unſere 
Slachen und Walder zu durchfreifen. 


Im vorigen Jahre machte ich in den Unis 
verfitätgferien eine fuͤnfwoͤchentliche Reife, auf - 


— 


3 — 

welcher freilich die Botanik nicht allein mich 
beſchaͤftigte; eben fo viel Seit, und vielleicht 
noch mehrere, verwandte ich auf die Ornitholo⸗ 
‚gie meines Vaterlandes, melde ganz aufs 
Reine su bring: n, ih mich nun fchon feit einer 
Reihe von Fahren bemübe. Sch glaube, «8 
wird Ihnen und den Lefern Ihres beliebten 
Taſchenbuches nicht unangenehm ſeyn, wenn 
ih aus meinem Reiſejournal die botaniſchen Be 
merfungen ausziehe. In diefem Sommer hoffe 
ich ein intereffantes nordifches Land zu bereifen, 
das ruſſiſche Finnland. Ich babe nicht menig 
Suft, bis zum weißen Meere hinauf zu gehn. 
Gewiß wird die Ausbeute feltner Gewächfe nicht 
geringe ſeyn, und ich fehe mich vielleicht im 
Stande, Ihnen manche feltne nordifche Pflanze 
von daher fchiken zu Fonnen. Sch kann fchon 
gar nicht mehr den Junius erwarten, in welchem 
Monate ich diefe Neife anzutretten gedenke. 


Sch hatte mir vorgenommen, jedesmal auf 
meiner naturhiftorifchen Neife fo viel ‚Studie: 
rende mitzunehmen, als fih uur dazu bei mit 
melden wurden, um die Liebe zur Naturgefchichte 
immer mehr unter unfern jungen Leuten zu dev 
breiten, denen es leider! nur zu fehr noch daran 


59 
gebricht, Geſchmak am Studio der Natur zu 
erhalten. Diefeömal meldeten fich zwei, und 
ih nehm fie gerne mit. 


Wir hatten feit * Mai viele und ans 
haltende Hize gehabt, ſie dauerte auch, faſt waͤh⸗ 
rend der ganzen Reiſe hindurch, fort, nur daß 
dann und wann wieder ziemlich empfindlich 
kalte Tage dazwiſchen kamen, wie das bei ung etz 
was ganz gewoͤhnliches ift: Am raten Julius (oder 
nach unferm alten, im ganzen ruffifchen Reiche 
noch immer üblichen Kalender, am zoten Junius) 
‚reifeten mir, ab. *) 


Nahe bei der Stadt fchon, und eine große 
Strefe davon , fanden wir den wilden Paſtinak, 
Pastinaca sativa, fehr haufig. Fifcher fagt in 
feiner Naturgeſchichte Lieflandg, er wachie bei 





— 


*) Die Ferien der Dorpatichen Univerſitaͤt ſind 
der ganze Monat Januar und der ganze Zus 
lius, fuͤr uns die beften Zeiten zu reifen. Für 
ung wäre die Einrichtung, wie auf deutfchen 
Univerfitäten, zu Oſtern und Michael Ferien 

- zu. haben, nicht: paffend. - Da müßten wir 
fein zu Haufe bleiben wegen übler Witterung, 


60 


Narva in Wäldern, hat ihm aber nicht felbft 
gefunden, fondern führt diefe Dolde nur. nad) 
Dr. Gorters Flora ingrica auf. Fiſcher kam 
hie weit von Riga, feinem Wohnorte weg, fonft 
hatte er den Paſtinak an mehrern Orten gefun— 
ven. Campanula rapunculoides, -an den meh: 
reſten Orten Lieflands fehr felten oder gar nicht 
zu finden, trafen wie fehr haufig an. Solidago 
virga aurea und Verbascum nigrum fing jest 
erft zu blühen an. Den ſchoͤnen Ranunculus 
hingua fanden wir in einem kleinen Bache, wel—⸗ 
her ſich durch eine naffe Wiefe Thlangelte, haufig 
in. feiner vollen Pracht bluͤhen; eben dafelbft 
war Potamogeton natans, aber fchon verblüht 
. amd Stratiotes Äloides in Menge. 


{ Am folgenden Tage gelangten. wir zum 
Peipus, dent größten. Tieflandifchen Landfee, 
ja er ift in der Kangordnung der europaifchen 
Seen der vierte. Wir blieben hier in einem groſ⸗ 
fen, von ruffifchen Fifcherbanern bewohnten 
Dorfe, Tfhornvi Deremna (zu deutſch: 
ſchwarzes Dorf), anderthalb Tage. liegen, um 
Waſſerwild zu fchieffen. Es Liegt dieſes Dorf 
von Dorpat 63 Werfie, oder 93 BAR ji 
len entfernte, 


"6 

Am flachen Sandufer des Eee fanden 
"wir Potamogeton perfoliatum in großer Men: 
ge von den Welten ausgeworfen. Fiſcher jagt 
alſo mit Unrecht, daß diefeg Potamogeton nur 
einzeln in Liefland angetroffen werde. Wir 
fammelten bier für unfere herbaria mehrere fehr 
gute Eremplare. Im geoßen Rannapungernſchen 
Walde, in melchen ich manchen fchönen und 
feltnen Vogel für mein Kabinet ſchoß, erhielt . 
ich auf einer frofnen Anhöhe zwei Gewachfe, die 
bei ung zu den Keltenheiten gebören, Dian- 
thus plumarius und Gypsophila fastigiata. 
Beide trafen wir auf der ganzen weiten Meife 
auch nicht mehr an. Als wir aus diefem einige 
Meilen langen Walde endlich heraus Famen, fan’ 
den wir hanfig am Wege Cnicus' oleraceus und 
Trifolium alpestre blühen, auch fieng ſich bier 
erſt Lotus corniculatus an zu zeigen, der fich in 
der Rabe von Dorpat nicht befinde. Won jezt 
an hatten wir ihn beftandig zu Gefichte, und 
zumweilen in fo großer Menge, als ware er. 
dort ausgeſaͤet worden 


Den ırten erblikten wir endlich die fo 
fehnlichft erwartete Küfte des finnifchen Meer: 
buſens. Wir Fehrten in Fockenhoff, einem Land: 


6 
gute, welches dicht am Meere liegt, ein’, und 
wurden dafelbft von dem dortigen Disponenten, 
Heren Wilkinfon, einem alten braven Englans 
der, fehr gürig aufgenommen. Nach Tifche mach: 
ten wir mit unferm guten Wirthe eine Prome— 
nade am Ufer, fanden aber auffer Ulua inte- 
stinalis und Fucus vesiculosus, welche Meer 
respflangen die Wellen in großen Haufen ang 
Ufer geworfen hatten, nichts weiter. Auf dem 
Ruͤkwege ‚fand ich die fogenante rothe Varietaͤt 
von Lychnis dioica. Die weiße Darierat har 
ben wir bei Dorpat haufig; die rothe aber ift 
in der ganzen Gegend nicht zu, finden. Sch 
flimme ganz mit mehrern deutfchen Botanifern 
überein, die beide Pflanzen trennen. Cie find 
zu fehr unterichieden, auch habe ich ſtets, we 
nigftens bei ung in Ziefland, bemerkt, daß, mo 
die eine species mwachft," die andere nicht zu finz 
den fey, und das aus den fehr natürlichen 
Grunde, meil die weiße, Lychnis arvensis, 
nur trofnen Boden liebt, daher fie auch z. B. 
auf unſerm Domberge bei Dorpat fo haufig 
fieht, und die rothe, Lychnis syluestris, ſchat⸗ 
tige, dunkle, feuchte Orte. So fanden wir less 
tere auch hier, unter hohen Erlen und anderem 
Laubholz, an einer feuchten Stelle. 


/ 


. 63 
Noch heute Abend verliehen wir Kodenhoff, 
und veifeten weiter nach Narva, mußten aber 


verfprechen, bei unfeer Nüffunft von Narva, 
wieder bier einzukehren. 


Ohngefaͤhr zwei Werfte von Fockenhoff 
wird die Kuͤſte ſehr maleriſch. Um den herrlichen 
Anblik ganz zu genießen, ſtieg ich vom Wagen, 
und wanderte fünf Werſte dicht am Abhange, 
zu Fuſſe. Die Ufer find bier von betrachtlicher 
Höhe, von 50, 70 bis zu 100 Schuh. Diefer 
ganze fteile Abhang ift mit dem dichteften und 
fHönften Laubholze bis unten ins Meer hinein, 
beſezt. Hin und wieder waren die jaͤhen Ab⸗ 
ſchuͤſſe wirklich uͤberraſchend fchön und erhaben! 
Die Wellen des Meeres brachen fich tief unter mir 
an groffen Relfenmaffen, die hinabgeſtuͤrzt wa⸗ 
ren; der Wind rauſchte in den Wipfeln der ho— 
hen Espen und Birken; bin und wieder war 
das ſchone grüne Laub durch einem naften, ſtei⸗ 
ien Selten unterbrochen, der hoch emporragte 
und jeden YAugenbiif ins Meer zu ſtuͤrzen drohte ! 
Nun noch die untergehende Sonne — ich konnte 
nicht cher wieder zu meinem Wagen, als big 
fie, die Herrliche, ich ing Meer getaucht hatte! — 
Dieſe ſchoͤne, abſchuͤſſſſge Wand ‚der ehſtniſchen 


54 

Küfte des finnifchen Meerbufens heißt man bier 
den Slint. Die Maffe bejteht in einem fchlechs 
sen, grungelblichen Kalkſtein. Die Flor iſt bier 
reichhaltig, ich verfpare die bier gefundenen 
Pflanzen big dahin, mo ich zum andernmal bier 
wanderte. 


Narva erreichten wir am folgenden Tage. 
Hier hat der Here Marrer Knorre, der ſich mit 
der Unterfuhung der biefisen Pflanzen befchaf: 
tigt, Mespilus Cotoneaster gefunden, von 
‚welchem er glaubt, daß er aus einem ehemals 
hier gelegenen reichhaltigen Garten entfprungen 
fey; allein er wachft wirklich an mehrern Orten 
der Kuͤſte wild, an Stellen, wo nie eine bear- 
beitende Hand an den Erdboden gelangte, vor? 
zuͤglich im Nevalfchen. . 


Bon Narva reifeten wir am Ufer des 
Narova Fluffes bis zu deffen Mündung. Die 
zehn Werfte bis dahın manderfe ich zu Fuſſe. 
Hier fand ih im Sande am Ufer zuerft auf 
dDiefer Neife den Elymus arenarius. Vom Ha 
fen wanderten wir, nachdem wir dort zu Mit 
tage gefpeifet hatten, an der Meeregküfte, die 
bier ſehr flach und fandig ift, weiter, und lief: 
fen unfern Fuhrmann voraus fahren, mit der 

An⸗ 


65 


Anweiſung, ung ſtets im Gelichte zu behalten. 
Auffer Fucus vesiculosus war hier auch fehle: 
terdings nichts zu erhalten. Die Hize war uns 
leidlich. Da wir nicht8 fanden, fo wünfchten 
wir ung in den Wagen zu fesen, allein der 
Fuhrmann mar fo weit vorwaͤrts geeilt, Daß 
wir feiner nicht anfihtig murden. Zu unferm 
Aerger 309 ſich ven mehrern Seiten ein Gewit—⸗ 
ter zufanimen; bald fing es entſezlich an zu reg> 
nen, der Donner rollte, und die Blize fuhren 
durch einander. Sum Gluͤck waren wir in der 
Nahe einer elenden Kifcherhütte, in- melcher acht 
ruſſiſche Sifcher ihr Mahl, beitehend in frifch 
gefangenen Steohmlingen, Eochten. Willig nah— 
men ſie und unter ihren Bretterverſchlag auf 
und fo blieben wir doch trofen. In einer vier 
tel Stunde war Sturm, Regen und Gersitter 
vorüber, und wir wanderten froh weiter. Im⸗ 
mer fahen wir noch unfern Wasen nicht. Endr 
fih Fam weit ber unfer Fuhrmann geritten, der 
ung berichiete, dag er in einem Walddorfe 
hielte, big wohin wie armen Muͤden noch zwei 
Werſte hatten. Am Anfange des Waldes, in 
welchem unter Wagen bielt, fanden wir Are- 
naria peploides in Menge, aber leider Fein 
einziged Exemplar in Bluͤthe, auch war ich fo 
Hoppe Taſchenb. 1305 re 


66 


glüflih, die fehöne Serapias latifolia hier zu 
finden. Bon jenem Dorfe, im welchen wir un? 
fer Fuhrwerk fanden, hatten wir den jaͤmmer— 
lichften Waldweg, wo mir alle Augenblife bez 
fürchten mußten, ein Rad zu zerbrechen. Es 
war fchon dunkel, als wir endlich wieder anf 
die große Heeritrafle gelangten. 


Als wir Morgens frühe unfer Nachtquars 
tier verdichten, gelangten wir bald wieder zum 
Slint. Bis Fockenhoff hatten wir nur noch 
eine Meile. Diefe wanderten wir zu Fuße. Wie 
ftiegen eine geofle, aus derben Baumftammen 
verfertigte Leiter hinunter, und glaubten auf 
derfelben bis ans Meer zu gelangen, aber fie 
war bald zu Ende und nun mußten mir auf 
in den Felſen gehauenen Stufen weiter, muͤhſam 
durch Geſtraͤuch und Difigt uns durchdraͤngen; 
bald darauf kam mieder eine fenfrecht ſtehende 
Leiter, und hierauf wieder Stufen in den Selfen 
gehauen; auf diefe Art mwechfelten noch einmal 
die Leiter mit den Stufen in den Felſen und 
wir waren endlich unten am Rande des Meeris, 
wo wir eine Heine, leere Fifcherhiitte fanden, 
die mitten im Gebuͤſch, welches bis ins Waffer 
hineinragte, verborgen lag. Eine wahre Robins 


— 
ſons⸗Wohnung! Unten, in dem unwegſamſten 
Walde, fanden mir fehr viele Johannisbeer— 
firaucher , deren reife Trauben ung ausnehmend 
erguiften. Scrophalaria aquatica, Impatiens 
noli tangere und Geranium Robertianum ftand 
bier in Menge. 


Triumpbirend und müde gelangten wir 
wieder oben an, nachden wir unter nichts Merk 
wuͤrdiges weiter gefunden hatten. Nicht jeder 
Keifende wagt es, den Glint herunterzuklettern. | 
Dben, dicht am Glint, fammelten mir mehrere 
fhöne Pflanzen, von welchen einige in Ehſt— 
und Liefland ſehr ſelten ſind, z. B. die Carlina 
vulgaris, die ich bis jezt hier noch nicht ge— 
funden hatte, aber, aller angewandten Muͤhe 
ohnerachtet, Eonnten wir fein zweites Exemplar 
mehr entdeken. Wie ſehr ich erfreut war, hier 
einen alten deutſchen Bekannten, ſo unverhofft wie⸗ 
der zu finden, kann man ſich denken. Es er— 
regt in dem Botaniker ein ſonderbares, ange 
nehmes Gefühl, einige hundert Meilen von dort 
» entfernt, wo man ein Gewaͤchs fo haufig antraf, 
und eg nachher immer vermißte, ed nun mieder zu 
finden! Wie unnennbar muß nicht das Vergnuͤ⸗ 
gen ſeyn, in einem fernern Welttheil erft, unter 

Ea 


[23 


fanter fremden Gewaͤchſen, ein vaterlaͤndiſches 
wieder zu finden! Wie gemein war mir nicht die—⸗ 
fe Carlina in mehrerern Gegenden Deutſchlands, 
and welcher erfreuliche angenehme Rund war 
fie mir hier! Carlina acaulis, die ‚ich bei Jena 
fernen lernte, habe ich big jest ſtets vergeblich 
in meinem Baterlande gefucht, fie foll aber im 
ſuͤdlichen Lieflande hin und wieder wachfen. 
Die ebenfalls in Liefland feltene Gentiana eru- 
eiata wuchs bier am Glint in Menge, eben fo 
auch Gent. campestris, die aber ihre Blumen 
noch nicht entfaltet hatte. Diefe wacht in mehr 
rern Gegenden dieſes Landes fehr haufig, vor⸗ 
zsüglih an vielen Orten im Vettifchen. Ferner 
fanden wir bier: Athananta Libanotis, gleiche 
falls bier zu Lande felten; Orchis Conopsea ; 
Anthyllis vulneraria, die man bei Dorpat 
herum vergeblich fuchen würde; Cistus Helian- 
themum und Lotus corniculatus. 


Der ſchoͤne Glint mit feinen intereffanten 
Pflanzen hatte ung gewaltig aufgehalten, fo 
daß eg zwei Uhr war, als wir in Fokenhoff ans 
langten. Wilkinſon hatte ſchon abgefpeifet, aber 
fogleich ward für uns aufs Reue der RT 
ſervirt. 


Hier hatten wir mun alle Hände voll zu 
Chun, die Menge der Eremplare von den einge 
tammelten fangen einzulegen, die alten umzu— 
legen und die Blätter und Folianten wieder zu 
troknen, und zu Tüften. Noch mehr hielt mich 
Das Ausſtopfen eines ſchoͤnen Vogels auf, den 
ich geſchoſſen. Der alte ehrliche Wilfinfon, dem 
wir die Carlina zeigten, freute fich fehr über 
dag fehone, ibm unbekannte Gewaͤchs, und ver 
ſprach mehrere zu fischen. Wirklich brachte er 
uns auch bald noch ein Eremplar, welches er 
ohnweit dem Hofe gefunden hatte. 


ir blieben bier bei unferm guten Alten 
Langer als einen Tas, und reifeten dann weiter. 
In Rarva hatten wir drei Birfhühner und vier 
junge Hafelbühner für anderthalb Rubel einge 
Kauft, dieſe ließ ung Wilfinfon braten, und fo 
hatten wir unfern Speiſevorrath wieder etwas 
vergroͤſſert. Wer in unferm Lande reifet, muß 
fich ſtets mit Victualien verforgen, fonft kann 
er hungern, denn in den Krügen ift in Ehftland 
fehr felten was zu haben. Unſer Bauer hat 
nichts als fein grobes Brod, und allenfalkt 
etwas Miih, und felbft das Brod ift in vielen 
Gegenden, wo der Baner durch Miswachs oder 
| €; | 


„a 

Tyrannei feines Herrn heruntergebracht iſt, für 
Deutfche ungenießbar, denn Hechfel, ja fogar ganze 
Stuͤcken von Aehren, zumeilen Baumrinde, ift mit 
hineingebaten. In mehrern Gegenden hat der Ebite 
nicht einmal Brod, fondern er rührt grobes Mehl 
in Waſſer ein, und ißt diefe Speiſe mit Löffeln! 


Wir nahmen nun die Tone nach Reval 
und fuhren twieder eine Weile an einem fhönen 
Glint. Wir erblikten nicht fobald wieder eine 
Reiter, als wir auch fogleich hinunterkletterten 
und auch für diefe Bemuͤhung aufs Kerrlichfte 
belohnt wurden. Im Schatten hoher Birken 
und Espen fand ich nemlich ein ſchoͤnes feltnes 
Gewaͤchs, welches ich nie in Ehftland gefucht 
hatte, die Lunaria rediuiua! Schon von weiten 
kuͤndigte fie jih durch ihren fchonen Veilchenge— 
ruch an und verrieth fich daduech. Ihe Duft 
hat die auffallendefte Yebhnlichkeit mit dem Duft 
von Hesper. matronal. Viele Eremplare hat: 
ten ſchon verblüht, und trugen ihre groffen 
breiten merkwürdigen Schoten , die meiften aber 
ftanden in voller Blüthe. Nachher erfuhr ich, 
daß im fuolichen Lettland, in einer etwas ge 
birgigten Gegend diefe feltne Pflanze gleich? 
falls haufig vorfomme, mofelbft ſich die jungen 


2. 
Bauern bei feſtlichen Gelegenheiten damit ſchmuͤ⸗ 
fen. Cnicus olerateus fah ich bier in einer 
gewaltigen Höhe, von 6 bis 7 und 8 Fuß! Lap- 
sana communis und Carmpanula latifolia, ir 
andern Gegenden felten, wuchs bier in Menge. 


Nicht weit von diefer Stelfe fahen wir 
ein machtiged Stuͤk vom Kalffelfen losgeriſſen, 
einzeln für fi), wie ein Thurm dert leben, ein 
Anblik, der aezeichnet zu werden verdiente, 
Bald darauf entfernte ſich die Landſtraſſe von 
der Kuͤſte, und wir fahen nur noch dann und 
wann das Meer im weiter Entfernung. 

Am azten, Abends fpat, erreichten wir 
das Heine Landſtaͤdtchen Wafenberg, wo wir 
im Wirthshauſe zwar fchlechte Zimmer, aber doch 
ziemlih gutes Effen erhielten. Am folgenden 
Morgen beftiegen wir die Anhöhe, auf welcher 
die Ruinen des ehemaligen heermeifterlichen 
Schloſſes liegen. Auſſer Cistus Hel. der hier 
in erfiaunlicher Menge wuchs, trafen mir aber 
auch auf diefer Anhöhe nichts von Bedeutung 
an. Wir verließen bald darauf Wafenberg und 
eilten nach dem Halljalfchen Paftorate (Pfarrhof) 
eine Meile von. bier, mo wir bei dem dorti⸗ 

4 


72 
gen Paſtor Sabler, einem meiner academiſchen 
Freunde, einen Tag ausruheten. 


57 Werſte von Reval entfernt fanden wir 
in einem breiten aber untiefen» Bache haufig 
Hippuris vulgaris, aber es ftanden nur wenige 
in der Blüthe. Bis jest war ung diefer Mo: 
nandrijt auf unſerer Neife noch nicht vorgefom: 
men. Un den heutigen Tage gelangten mir 
bis 24 Werfte vor Reval. Wie gerne waren 
wir ſtets an der Kuͤſte gereifet, da diefe reich? 
haltiger an Pflanzen iſt, aber vberalf fagte man 
ung, daß hier an der Küfte Feine Wege laufen, 
und daß es für ung ganz unmöglich feyn wuͤr— 
de, mit unſerm großen Wagen durchzukommen; 
auch follen dort nirgends Krüse liegen, wo 
follten wir alfo die Nacht bleiben, wenn wir 
auch die ganze Tour bis nach Neval hatten zu 
Fuße machen wollen? Wie febr wird das Rei- 
fen in Deutfchland duch die Menge Doͤrfer er 
leichtert, welche man überall antrift! 


Am aöften fuhren wir auf einem Wege, 
der in Liefland feines gleichen nicht hat. Wir 
relften über große nakte flache Kalkfliefen dabin. 
E8 war ung, als wenn wir uber lauter Leichen: 
fieinen führen! Die gensaltigen Etöße des Was 


* 


23 


gens waren mir bald unerträglich, ich flieg ab, 
und wanderte zu Fuß. Botaniſche Ausbenten 
mangelten hier ganz und gar. Nichts ale ein 
oͤder, naftee Boden befand fich rund um mich. 
her. Bis zum Inglentſchen Paftorate follten 
wir noch 24 Werfte haben; kurz vor diefem Pfarr’ 
hofe, hatte man ung gefast, befande ſich ein 
ſehr ſchoͤner Wafferfal. Diefen wollten mir 
nicht verfehlen. Wir hatten fchon mehrere 
Bäche paſſirt, über welche mir ſtets fleinerne 
Bruͤken gefunden hatten, im Rettland, mo es 
an groſſen Kalkſteinbruͤchen mangelt, etwas fehr 
ungewöhnliches. Dort wird alles von Holz ge 
baut , bier, mo eg im Gegentheil an Wald ges 
bricht, alles von Kalfiteinen. Endlich gelang: 
ten wir zu einem ziemlich breiten Bache, oder 
vielmehr einem Fluſſe, welcher, nach unferm 
Dafuͤrhalten den Werferfall befigen mußte. Wir 
ließen unfern Wagen nach dem naͤchſten Kruge 
fabren, und giengen am Ufer, ſtets horchend 
auf ein Seraufh vom fallenden Waffer. Wirk 
fih waren wir auch nicht: fehr Tange gegangen, 
- fo hörten wir ein ſtarkes Geraufh, und bald 
ftanden wir da vor dem herrlichen, .überrafchen: 
den Anblik! Einen fo ſchoͤnen Waſſerfall wie 
dieſen, ſahe ich nie! Eine große Menge 


1 


74 


Waſſers ſtuͤrzt ſich fenfrecht von den Kelfen 
herab, die vier die Figur eines halben Mondes 
befchreiben. Die Kalkfelfen ragen eine ziemliche 
Streke über die Tiefe herüber, daher man unfer 
denfelben und hinter dem Fall trofen ftchen 
fann, und fo dag feltene Vergnügen genießt, 
durch den Waſſerfall hindurch zu fehauen. 
Sm Fluſſe, unten am Fuße des Sturzes, liegen 
große Kalfblöfe und Tafeln, auf diefe fprangen 
wir von einem Etüfe zum andern, und betrach? 
teten nun mit voller Vergnuͤgen den Kal von 
vorne und gerade in der Mitte. Das Kaufchen 
der. herabftürzenden Wafferwogen, das Schau: 
men und Eprudeln unten im Bette des fortlau- 
fenden Fluſſes, der feine Waſſerſtaub, der überall 
herumfliegt und im Sonnenſchein in den ſchoͤn⸗ 
ften Rarben fpielt, vermehrt unendlich den herr; 
lichen Anblik des Ganzen, wenn man unten, im 
Fluſſe felbit, ftcht. Die Höhe des Falls tarirte 
ich ohngefaͤhr zu zo Fuß und das Schönfte da: 
bei ift, daß er fich fenfrecht ohne wo anzuftof 
fen oder gebrochen zu werden, in die Tiefe bins 
abjtürzt. Dieſes mangelt dem fonft fo beruͤhm⸗ 
ten und in mehren Reiſebeſchreibungen erwaͤhn⸗ 
en Narva'ſchen Fall. | 


ed 

Unten am Ufer des Fluſſes und in den 

teofnen Stellen des Flußbettes Cdenn die Waf- 

fermenge hatte duch dte anhaltende Hize und 

Diürre ziemlich abgenommen) fanden mie zwei 

N langen, die in Ehſtand felten find, Achillea 
Ptarmica und Senecio paludosus. 


Nachdem wir etwa eine Etunde hier verz 
weilt hatten, fihlugen wir einen nahern Weg 
ein und gelangten ſehr bald wieder zu unferm 
Fuhrwerk. Es war Mittag, als wir beim Pa: 
ſtor Hirfhhaufen, gleichfalls meinem academi- 
ſchen Kreunde, anlangten. Ich freute mich fehr, 
als ih an ihm jest einen Liebhaber von Florens 
Kindern fand, denen er in Jena eben Feine große 
Yufmerkfamkeit fchenkte. Er erzählte mir, daß. 
in feinem Kirchfpiel die feltne und ſchoͤne Lin- 
naea borealis wachſe, und fehenfte mir ein ger 
trofnetes Eremplar derfelben. Diefe niedliche, 
ſeltne Pflanze waͤchſt auf der Inſel Groß⸗Wran⸗ 
gelsholm, welche mehrere Meilen von der Kuͤſte 
entfernt iſt. Dieſe Inſel gehoͤrt zum Inglecht⸗ 
ſchen Kirchſpiel und der hieſige Paſtor iſt ver: 
pflichtet, zweimal im Jahr fie zu beſuchen. 
Waͤre ich nur drei Tage fruͤher bei meinem 
Freunde angelangt, ſo haͤtte ich mit ihm dieſe 


76 | x 

Inſel beſucht und vieleicht manche feltne Pflanze 
dort geſammelt, denn Hirſchhauſen war Tags 
zuvor erft von feiner Fahrt nach jener Inſel zur 
ruͤkgekommen. Der Vorgänger meines Freun⸗ 
des, der Paſtor Schuͤttloöͤffel, ebenfalls ein 
Freund der Botanik, hatte die Gewaͤchſe ſeiner 
Gegend alle aufgeſucht. Man zeigte mir noch 
ein Verzeichniß derſelben, in welchem ich ſo 
manches Merkwuͤrdige fand. 


Gegen Abend fuhren wir in Geſellſchaft 
des Paſtors in einem kleinen leichten Fahrzeuge 
nach der Meereskuͤſte, die hier gleichfalls einen 
ſogenannten Glint hin und wieder bildet; hier 
iſt er aber nicht ſo hoch und ſteil, als in der 
Naͤhe von Narva und Fockenhoff. Hier fand 
ich eine unſerer Gartenpflanzen wild, das Polemo- 
nium coeruleum, welches an den ſteilſten m: 
wegſamſten Etellen, zwiſchen Kalkfelſen wirklich 
und urſpruͤnglich wild da ſtand. Meine Freude, 
dieſe Pflanze zum erſtenmal in meinem Leben 
wirklich wild und im natuͤrlichen Zuſtande zu 
finden, war nicht geringe. Alle hatten blaue 
Blumen, keine einzige fand ich mit weißen. 
Fiſcher erwaͤhnt zwar in ſeiner Naturgeſchichte 
Lieflands, daß einſtens ein paar Exemplare auf 


77 


eines Kornfelde im NRigifchen gefunden wurden, - 
allein die waren wahrfcheinlich aus einem Garz 
tem entfprungen. Dan zieht fie bei ung haufig _ 
faft in.allen Garten. Circaea alpina war hier 
aufferordentlich gemein und blühte noch. hin und 
wieder; das Dei ung ſeltne Linum catharcti- 
cum gleichfalls, hatte aber faft ſchon ganzlich 
verblüht. Polypod. fragile war in ungfaubfis 
cher Menge am Abhange. Wir verforgten ung 
mit den ſchoͤnſten Eremplaren. Auſſer diefen 
Pflanzen bemerkten wir noch Geran. Robertia- 
num; WVicia syluatica, bier zu Rande fehr fels 
ten; Melampyrum syluaticum, aleichfalls gar 
nicht gemein; Campanula latifolia und Tra- 
chelium und endlich Inula salicina, die aber 
nur fehr ſparſam hier zu finden war. 


Am folgenden Morgen machten wir einen 
Spaziergang in die benachbarte Gegend. Der 
Paſtor führte ung in ein trofnes Flußbette, 
denn der Inglechtſche Bach) hat das Eigene, 
dag ee im Sommer eine ganze Werſte weit une 
ter der Erde fortfauft und fein gewoͤhnliches 
Bette troken zuruklaft. Im Fruͤhjahr und 
Herbit, wenn die Waflermenge groß iſt, und die 
anterirrdifchen Hölen voll find, fließt der Fluß 


— 


28 


zu Tage. Test war es an diefer Stelle fo tro— 
fen, daß wir in dem Bette umberfpagierten. 
Zwiſchen den Risen der Kalffliefen dieſes Fluß⸗ 
bettes fanden wir das fohone, nicdliche Sedum 
album, welches weder Fifcher, noch Grindel, 
die beiden einzigen, die etwas über die lieflaͤndi— 
ſche Botanik gefchrieben haben, gefunden hatten. 
Es fand hier in großer Menge und blübete jest 
allgemein, da hingegen S. hexangulare und 
acre, beide ebenfalls hier fehr haufig, fait fchon 
gaͤnzlich verblüht hatten ımd an S. Telephinum 
hingegen die Blumen noch nicht ausgebrochen 
waren. Die prachtige großblumige Nelke, Di- 
anthus superbus, welche ich big jest noch nie 
bei ung hatte finden koͤnnen, ftand hier in voller 
Schoͤnheit in den Nizen der Kalffelfen und vers 
breitete weit umher ihre Wohlgerüche. Gewiß 
verdient dieſe herrliche Pflanze eher eine Stelle 
in unfern Gärten, als fo manche andere exo—⸗ 
tifche Blume. 


Die ganze Gegend‘, in twelcher mir jest 
wanderten, ift weit umber dürre, ode und wirk—⸗ 
lich ſchauderhaft; überall fahen wir große Stein⸗ 
maſſen eingeftürjt, oder fie ftanden ſchief da, und 
hatten ſich tief in den Erdboden eingefenft. An 


"79 
mehrern Stellen fanden wir durch die Zerſtoͤ— 
rungen des Bodens, Holen gebildet, im welche 
wir oft gerade: ftehend hineintretten Fonnten, zu> 
weilen aber auch nur gebüft, ja Eriechend. Hin 
und wieder hatten fich große Granitblöfe zwi— 
fehen zwei weit machtigere Kalffelfen hineinge— 
drangt, und bildeten auf diefe Art eine Bruͤke, 
über die wir hinweggehn, und ebenfalls auch 
unter derfelben bindurchgehn Eonnten. Alle die 
fe Erdfaͤlle, Umftürzungen und gewaltfamen Ver— 
änderungen feheint unftreitig ‚der Inglechtſche 
Bach verurfacht zu haben, der zuverlaffig che 
mals feinen Lauf gemaltfamermweife verändert 
hat. | 


Nachmittags machten wir in Gefellfchaft 
des Paſtors noch eine Fahrt zum Waſſerfall. 
Geſtern hatten mir Eupatoriem cannabinmum 
überfehn, e8 fand bier nabe am Waſſer in 
enge, und war eben im Besriff feine Blur 
men zu entwikeln. Auch trafen wir jest Cus- 
euta europaea, um groſſe Neſſeln aewunden. 
Beilaufig will ich bier nur erwähnen, daß ich 
um den Duendel (Thym. Serpyllum), ſo hau: 
fig mir ihn auch bei uns beissen, noch nie 
eine guscuta gefunden babe. 


89 

Abends un > Uhr verließen wir den guten 
Hirfchhanfen und reifeten weiter nach Reval, 
bis wohin mir noch 20 Werfte haften oder gez 
rade 3 deutfche Meilen. Kurz vor. Reval fand 
ich Medicago falcata und Senecio Jacohaea, 
die ich beide bis jest in der Gegend um Dorpat 
noch nicht angetroffen habe. 

Wir blieben in Neval drei ganzer Tage, 
um fo manches Merkwuͤrdige diefer Hauptſtadt 
Ehftlands zu fehn, und einige Kriegsichiffe zu 
befieigen. In Reval fand ich ganz unverhofft 
einen Schüler Linne’g, den Herrn Paſtor Sords⸗ 
jon.” Er zeigte mir ein WVerzeichniß von Noo 
Pflanzen, welche er um Neval herum beobachtet 
hatte. Ich fand in diefer Flora manche feine, 
merkwürdige Pflanze. Schon vor mehren Jahren 
hafte der Herr Paſtor eine Revalſche Klora aus 
gearbeitet und fie dem dafigen Buchhaͤndler, 
Bornwaſſer gefchenkt, allein diefer ſaͤumte von 
Jahr zu Fahr mit der Herausgabe derfeiben 
und fie ift bis jezt noch nicht gedruft, wird's 
auch mwahrfcheinlih von Bornmaffer nie werden. 
Warum fehrieb der gute Sordsjon nicht-ein Ro 
mänchen oder ein Feines Drama? Damit hatte 


Herr Bornwaſſer gewiß nicht fo lange gesögert! 
Da 


81 


Da ich hörte, daß der Herr Paſtor die Kir 
ſtengegenden von Reval bie Pernau, genau Eenne, 
und ich gerade nach lezteren Ort hin wollte, ſo 
bat ich ihn um die Angabe einiger merkwuͤrdigen 
botanifche/ Steifen. Hier find einige diefer An 
gaben, die ih mir auf der Stelle auffchrieb: 
Bei Linden, am Strande, 3 Werfie von Habfal, 
nach der Landſpize, Pullapaͤh genannt, zu, wacht 
Euphorbia palustris; em Steinwege bei Lin— 
den, Astragalus danicus, auch iſt dort Po- 
pulus nigra nicht felten, die ich bis jezt wer 
der in Pertland, noch in Eftbland mild anges 
troffen habe, auch fast Fifcher , daß fie nur fel- 
gen vorkomme; auf der Halbinfel Nufoe, eine 
halbe Meile von Habfal, ftebt Cochlearia da- 
nica und Bunias Cakile; auf alten Manern 
am Seeſtrande Artemisia rupestris; zwiſchen 
HDabfal und’ Leal im Walde Gladiolus com- 
munis, bier zu Pande eine ſehr groſſe Selten⸗ 
heit; die Inſel dagegen fchilderte mir der Par 
fior als fehr pflanzenreih. Taxus baccata foll 
dort fehr haufig feyn und die Inſulaner aller: 
hand Hauseeratbe und Meublen davon verferti: 
gen, au) Lepidium petraeum, Grambe mariti- 
ma, Bunias Cakile und Linnaea borealis hat 
&p. dort gefunden. Ach erzählte ihm ,. daß ich 

Hoppe Taſchenb. 1808. F 


82 
die Lunaria rediviva erhalten hätte und er ſag⸗ 
te mir, daß ihm dieſe bis jezt noch nicht vorge— 
kommen ſey, Sedum album hingegen hatte er 
fhon gefunden.  Swertia perrennis fol im 
revalſchen nicht felten feyn. Eine Bemerkung, 
die mir der Here Paftor mittheilte, war mir in: 
tereflant. Ich theile fie hier, den Pefern mit. 
Dracocephalum thymiflorum foll nemlich? jest 
um Upfala herum fehr gemein ſeyn, aber fie ıft 
nicht urfprunglich dort einheimifch, ſondern ſoll 
fi) ang dem bstanifchen Garten, wo fie Linne 
309 , heraus und in alle Gegenden weit und breit 
umher ausgedehnt haben, und fo verbreitet fie 
fi nun immer weiter in Schweden umher. Ehr: 
hard führt diefe Pflanze unter die Schwediſchen 
auf in feinen Zufazen zu Zinnes Flora suevica, 
md halt fie für einbeimifch *). Auch Grindel 
will einigemale dag. Drac. thymiflorum in Lief⸗ 
land gefunden haben, ift aber noch zweifelhaft, 
ob e8 auch wirklich diefe Pflaͤnze ſey, oder nicht, 








*) ſ. die Necenfion von Ehrhards Beiträs 
gen zur Naturkunde, Hannover und Osna⸗ 
Brück 1790 in Afteris Annelen d. Bot. ates 
SHED,7E 


» 


83 


woruͤber er fich bei Gelegenheit näher rechtfer— 
tigen will *) 


Den zıften verließenwir Reval und eilten nach 
Baltifchr Bort. In einem Eleinen fandigen 
Sichtenmwalde, auf dem halben Wege nah Bal— 
tiſch ⸗Port fand ich wieder einen alten deutſchen 
Bekannten, eine ſchoͤne, in Deutſchland zwar 
ſehr gemeine, hier aber hoͤchſt ſeltene Pflanze, 
Statice Armeria. Nur an einem einzigen Flek 
ſtanden einige 100 Exemplare, weiterhin feine. 
Auch Ononis spinosa traf ich eine Streke 
meiter an. 


Abends um gUhr erreichten wir dag nene, 
von Catharina II. angelegte Etadtchen, Bal: 
tifh- Wort, E8 war ein herrlicher Abend, und 
eben fo fehon war der darauf folgende Morgen, 
den wir auf dem Balkon des Wirthshauſes ger 
noffen, wo wir unfern Kaffe hintragen lichen. 


Auch Baltifch : Port Tieferte ung etwas 
Seltenes für unfere herbaria, die Draba in- 


— 


. 9) Grindels botan. Taſchenb. für Lief-Eſth— 
und Eurland, Riga 1803. ©, 189. 
er 


84 

cana, welche wir an der fterilen Küfte, auf dent 
Wege nach dem Leuchtthurm zu, antrafen. Auch 
Veronica Teucrium, var, ß. major, Rothii 
fanden und nahmen wir mit. Sie wuchs big über 
2 Fuß hoch; im Schlunde der Krone faßen hauz 
fige, toeiße, feine Haare. Ich babe fie bis jezt 
nur außerft felten in Lieffand gefunden. Nepeta 
Cataria war hier fehr gemein. 


Am ten Auguſt veifeten wir weiter bei 
eben fo ftarfer Hize, als wir geſtern hatte ande 
balten muͤſſen. Am folgenden Tage bemerkte ich 
zuerft auf diefer Neife Hypericum humifu- 
sum, und zwar die größere, in die Höhe wach: 
fende Barietätz auch faben wir an dem heuti- 
gen Tage dag erſte Getreide fchneiden. Es war 
aber auch fhon voͤllig reif. Nachmittags ge 
langten wir wieder nahe an die Kuͤſte, die hier 
fehr Fah und fumpfig war. Wir fanden bier 
eine ſehr nivdlihe Gentiana im thonigten, 
ftark vom Meereswaſſer durchdrungenen und ger 
falgenen Boden, Eie wuchs nur einen Zoll, zu 
weilen zwei bis drei. Pad) Rothii tentamen 
1. germ. febien e8 var. y. minima von Gen- 
tiana Centaurium L. zu ſeyn.  Eie wuchs 
hier bis ans Meer hin im großer Anzahl. Die 


85| 


meiften Exemplare haften einen unzertheilten 
Stengel, und an der Epise nur Eine fchöne, 
rothe und fuͤnftheilige Blume; andere hingegen 
waren etwas zertheilt, und diefe waren fchon 
um etwas weniges großer und hatten auch drei 
Blumen, wieder andere nur zwei. Der ten: 
gel war vierefig; am unterften Anfang des 
Stengels lagen die eifoͤrmigen, etwas zugeſpiz— 


ten Blaͤtter auf der Erde in einer Roſe herum, 


weiter hinauf aber waren die Blaͤtter ſparſam, 
entgegen geſezt, lanzettfoͤrmig und nach der Spize 


zu abgeſtumpft. Der Kelch war lang, fuͤnfekig, 


faſt bis an den Blumenſtiel herab geſpaltet; 
die Narbe kopffoͤrmig und zweitheilig, der Pi 
ſtill einfah. Daß wir ung mit einer hinlaͤng⸗ 
ligen Anzahl diefer nördlichen Pflanzen verforg- 
gen, kann man fich denken. Wo der gefalgene 
Boden aufhorte, hörte auch dieſe Pflanze 
zu wachſen. 


Bier Werſte von Habfal fuhren wir ein 
eingezauntes Gehege von den herrlichften, alten, 
ſehr hohen Tannen und einer ſchoͤnen Anzahl 
der prachtigften Eichen, die ich jemals fahe, 
vorbei. Eichenwalder, welche vormals fo hau: 
fig in anferm Lande waren, fucht man bei ung 


53 


> 


86 


jest vergeblih. Wir haben Feine mehr, wir 
haben fie ausgehauen, zerſtoͤrt! Nur bin und 
wieder befizen wir noch einige einzeln ftehende 
Eichen, und auch diefe ſchwinden immer mehr! 
Wer denkt hier an Anpflanzung der Walder ? 
Gewiß nur fehr wenige, und diefe wenigen find 
auch nur erft in den allerneueften Fahren, auf 
diefen edlen Gedanken verfallen — aber, an 
Zeritörung unferer Walder, daran denken Alle! 
Einem Auslander muß es fehr auffallen, wenn 
er fieht, wie entfeglich man mit unfern fchon- 
ſten Waldungen umgeht, wie wir ohne @inn 
und Verſtand das Holz verfchleudern, die Wal- 
der ganzlich ruiniren! Wie ehrwuͤrdig ward mir 
der Bejizer diefes ſchoͤnen Eichenwaͤldchens, da 
er es fo forgfaltig pflanzte und beſchuͤzte! 


Habfal, ein Eleines Stadtehen von einigen 
hundert Einwohnern, liegt hart an der Oſtſee, 
deren Ufer bier. ganz flach und theild fan: 
dig, theils fumpfig ſind. Auch bier  befin- 
den fich die Ruinen einer alten Burg, mel 
he wir am folgenden Morgen beftiegen. Here 
Paſtor Sordsjon will hier auf den Ruinen Le- 
pidium petraeum gefunden haben, ich fuchte 
nach diefer Pflanze vergeblih und fand nur 


87 


- Lepid. ruderale. Nepeta Cataria wuchs hier 
in großer Menge und von ausgezeichneter Größe. 
Die Hize war heute zu einem unfeidfichen Grade 
geftiegen. Mehrere Gewitterfchlage kuͤhlten auch 
die Luft nicht ab, dennoch unternahmen wir 
Nachmitttags um „Uhr eine Wanderung, und 
befuchten anf eine weite Strefe die hieſigen Mer: 
resufer. Wir fanden den Boden Teimig, naß 
und ftarf gefalzen, etwas meiter vom Waſſer 
weg trofen , duͤrre und hart, aber immer noch 
ſtark gefalgen. Hier fand ich, was ich langft 
ſchon vergeblich gefucht hatte, Glaux maritima, 
aber leider ohne Blüthen, Plantago maritima 
und Salicornia herbacea in großer Menge. 


Den sten Auguſt reifeten wir weiter. Die 
Straſſe war herrlich, wir fuhren fehnell, weil 
wir am Wege nichts Sintereffantes erblikten, 
und verfaumten leider in unfere Karten zu fehen, 
daher e8 denn Fam, daß wir Pinden, und die 
dortige Landipise, auf welcher mehrere merkwuͤr— 
dige Pflanzen ‚wachen follen, bald hinter ung 
hatten. Umkehren wollten wir nicht, mir fuh— 
ren alfo in der Hoffnung weiter, daß fih ein 
Meg von der groffen Straffe nach der Küfte zu 
irgendwo bald abbiegen würde. Bald fanden 


B 4 


88 


wir auch wirklich einen Weg, der rechts, alſo 
zur Kuͤſte, abbog. Dieſer Weg mußte unſerm 
Duͤnken nach in eine Gegend fuͤhren, welche 
ohnweit dem Landgute Linden lage. Wir lenk—⸗ 
ten daher getroſt ein, vorzüglich da ung auch 
ein Baner verficherte, mir würden auf dieſem 
Wege bald and Meer gelangen. Diefe Straffe, 
die eben fo breit war, als die groſſe Heerftraffe, 
die wir verlaffen hatten, mar ebenfalls gut, 
auch fahen wir zu beiden Seiten mehrere gutger 
baute Landgüter liegen, ftatt aber, daß unferer 
Meinung nach der Weg nach dem Meer sulaufen 
ſollte, fo bog er fih nach und nach links und wir 
fahen ung nun vergeblich nach der nahe geglaubten 
Oſtſee um. Es war 10 Uhr Morgens, ala wir in 
dieſe Straffe einlenften. Wir mochten wohl ohnge⸗ 
faͤhr eine Stunde gefahren ſeyn, ſo wurden die 
Kraͤge ſeltner, die Guͤter verſchwanden, der Weg 
ward immer ſchmaͤler und endlich verwandelte 
er ſich in einen vollſtaͤndigen elenden Holz: oder 
Buſchweg, auf welchem wir mit unferm großen 
Wagen fehe übel durchfamen. Zulezt hörte for 
gar der Weg ganz auf und ſchien fich unmerklich 
in eine große Wiefe zu verlieren. Nur links lief 
noch ein fchmaler, aber ziemlich guter Weg nach 
einem nahe gelegenen Gute hin. Auf der Wiefe 


'89 
fanden wir einfam eine Scheune ſtehn, und zu 
unferer Sreude bei derfelben einen Bauern. Dies 
fen fragten fir um Ken eg nach Kirrefer, 
toelches wir auf unferer Karte gefunden hatten 
und welches Landgut dicht am Meere liegen 
mußte; allein der gute Efthe wußte ung auf um 
fere Anfrage keinen Befcheid zu geben, nur fo 
viel konnte er ung fagen, daß die Kirreferfche 
Kirche noch ziemlich weit entfernt Tage. Nun 
wollten mir von ihm mwißen, ob esnoch weit von 
hier big zur Dftfee ſey. Er zeigte mit der Hand 
zur cechten, und ſagte, fie ware nicht weit, 
aber er wendete alle feine Beredfamtkeit an, ung 
zu bewegen, nicht dahin zu fahren, denn, wir 
fönnten doch mit unferm Wagen nicht durchs 
Meer fahren. Der arme Schelm! Er glaubte 
feft in feiner heiligen Einfalt, daß wir mit un 
ferm Wagen duch das Meer reifen wollten! 
Wir lachten und fuchten ihm feinen Irrthum 
zu benehmen. 


In der Hoffnung, am Ufer ettwag zu erhal: 
ten lieffen, wir. unfern Wagen bier fiehn, und 
wanderten hin. Heute war die Luft etwas rauh, 
befonders an der Küfte, wo ung ein Kalter 
Wind empfindlich in die Seiten blies. Wahr: 


90 | 
fcheinlih hatte eın ſtarkes Gewitter, das irgend» 
100 geftern geweſen war, die Athmogphare fo 
ftarf abgekühlt. Am Ufer war nichts zu finden, 
wir Eehrten daher bald um, und eilten über 
eine noch ungemahte Wiefe zuruͤk. Hier fand 
ich ein Trigloch. von einer ungewöhnlichen 
Höhe, von zwei, bie zwei und einen halben Fuß 
hoch. Anfänglich hielt ich es für Tr. mariti- 
mum, und freute mich ſchon ſehr uber die 
fen Fund, aber die drei Piftille und die drei 
Valveln der Saamenfapfeln überzeugten mich 
bald, daß es nichts meiter als eine fehr große 
Spielart son dem bei uns ſo haufig machfen: 
den Tr. palustre fey; dennoch fand ih auch 
wieder Kennzeichen von Tr. maritimum an die 
fen Exemplaren, nebmlih daB fehr viele 
Echafte aus einer Wurzel entfproffen, auch 
waren diefe Schafte alle halbrund. Sch ver 
glich eine Menge Eremplare, und fand diefe 
Zeichen bei allen. Es wuchs hier in ungeheus 
rer Menge. h, 


Als wir zu unferm Wagen gelangten, fe} 
fen wir ung ein, und fuhren in der Hoffnung 
weiter, zum Gute, um von dorf wieder auf 
die richtige Straße zu gelangen. Allein ſchon 


91 
wieder wurden mir bier getaͤuſcht! Das Gut 
blieb vet liegen, und der Weg ging in ein 
dichtes Gebüfch und ward fo ſchmal, daß er 
ein Rußiteig nur zu ſeyn fchien. Hier Eoftete es 
Mühe, mit drei neben einander gefpannten Pfer⸗ 
den und dem großen Wagen ducchzufommen! 
Einige Bauern, die Heu auf einer nahe aele: 
genen Wiefe machten, zeigten ung mitten duch 
das dichte Gebüfch einen Ausweg, wo wir nach 
Berlanf einer Werfte auf die große Straffe ge 
langen: follten. Hier war num nichts anders 
zu machen, als ung muͤhſam duch dag Ger 
ficauch durchzuarbeiten. Nach vieler Anftren; 
gung erreichten wir endlich die große Straße 
wieder, Nachmittags um ein Viertel auf 4 Uhr; 
bald fahen wir auch wieder einen Werftpfahl, 
und fiehe da, von Morgens 10 Uhr big jest wa: 
ren wir ı auf: diefer Straße, nur eigentlich 
6 Werfte vorwarts gekommen! 


Der thonigte, ftarkgefalzene Boden mar 
ducch die anhaltende Duͤrre fo fehr ausgetroknet, 
daß er überall Riſſe und Sprünge erhalten hat⸗ 
fe. So ftelle ih mir die Galsfteppen des füd- 
lichen Rußlands vor.  Hier- mußte die Salicor- _ 
nia wachfen — und fo war's auch, ich entdefte 


92 

fie bald in großer Menge, und weit groͤßer und 
fhöner als wir fie bei Habfal gefunden bat: em. 
Sie blühere hier haufig, und einige Exemplare 
waͤren über 8391 hoch. Wir warfen nun um 
fere bei Habfal gefundenen Epemplare alle weg, 
denn die waren nur 1.4 bie 2 Zoll hoch und 
nahmen eine huͤbſche Anzahl von diefen groͤßern 
und ſchoͤnern mit une. Aber mehr noch als 
dieſer Rund erfreute ung das niedliche Cheno- 
podium maritimum, welches hier fehr haufig 
und mit vielen Blüthen verfehen, fand; "eben 
fo auch die ſchoͤne Arenariaj rubra, von wel 
chen beiden Pflanzen wir eine tüchtige Menge 
einfammelten. Nach der Salsola Kali, die in 
der rigifchen Gegend fo gemein iſt, fuchten mir 
aber vergeblich. | 


Als wir weiter fuhren, und der Boden 
falzig zu werden aufhörte, fand ich am Wege 
Gentiana Coder vielmehr Chironja) Gentau- 
rium, in voller Blüthe, und von gewöhnlicher 
Größe. Sene Kleine, bei Habfal ftehende Bar 
rietat war bier fchlechterdings nicht zu finden. 
Einige wenige Exemplare von Aster Trifolium 
ftanden ebenfalls an der Etraße in ver Blüthe, 
Diefe hatte ich bis jest in Liefland noch nicht 


* 


93 
gefunden. . Im nachften Kruge, den wir antra— 
fen, legten. wir unfere gefammelten Pflanzen ein, 
und ftillten unfern Hunger, dev nach den hentis 
gen Maärfchen nicht geringe war, dann fuhr 
ren wir meifer. 

” P} 

Als es Abend ward, wollten wir in einem 
Kruge unſer Nachtlager aufſchlagen, aber alle 
Kruͤge, welche wir vorbei paſſirten, waren ſchlecht, 
klein und elend, ohne ein Zimmer fuͤr Reiſende 
zu enthalten. Um ⸗ꝙ Uhr hielten wir vor einem 
etwas großern Kruge. “Hier ift kein deutfcheg 
immer, fahrt zwei Werfte weiter, dort werdet ihre 
eing finden, rief man ung zu. Wir fuhren flatt 
zwei, fünf Werfte, ehe jener Krug -erfchien. Hier 
hieß eg wieder, wir follten nur noch eine einzige 
Werſte weiter fahren, woſelbſt ein fehr guter 
Krug Fame. Wir waren leichtglaubig genug, 
dachten, eine Werfte ift ja nicht viel, erreichten 
auch jenen Krug, aber dort hieß es eben fo, 
toie bei dem vorigen. Nun hatte unfere Leichte 
glaubigfeit ein Ende erreicht, wir fahen wohl, 
man wolle ung nicht beherbergen. Der Efihe 
nimmt den Deutfihen nicht gerne auf, wenn er 
kein abgefondertes Zimmer für ihn bat, er will 
nicht mit ihm zuſammen ſeyn, der Deutfche genirk 


= 


94 
ihn in allem, er haßt ihn auch als feinen Unter 
drüfer, denn der Eſthe iſt ja leibeigener Sclave, 
und flieht daher wo er kann, feine Nähe. Un: 
fere Pferde waren ſehr ermüdet und hungrig, 
zudem war der Abend auch fo Falt, daß mir 
ganz erflarrt waren und Hunger und Durft plag- 
ten uns gewaltig. Was follten wir thun? Hier 
in der fürchterlichen Rauchitube mit ſchmuzigen 
Menihen und dem lieben Vieh zufammenliegen ? 
Wir fahen freilich zum voraus, daß wir auf 
diefer Straſſe fehwerlich ein bequemes Nachtla: 
ger antreffen würden. Iſt Leal, ein Eleineg 
Staͤdtchen noch fo weit entfernt, daß wir es 
mit unfern müden Mferden nicht mehr erreichen 
fonnten, fo mußten wir ſchon hier bleiben. Sch 
fragte daher die in der Thuͤre ſtehende Kruͤgerin, 
wie weit wir noch bis Leal haͤtten? Ihrer 
Ausſage nach war dieſer Ort wirklich noch zu 
weit entfernt. Wie heißt hier das Gut, wel— 
ches man ſehen kann? fragte ich weiter. Dan 
nannte es mir. Wie heißt der Herr daſelbſt? — 
** *. — Jezt freute ich mich. Hier mußte 
mein Freund, der Doctor MX fich jest gera⸗ 
de eines Patienten wegen aufhalten, denn er 
hatte mir vor zivei Tagen, da ich ihn ſprach, 
gefagt, er würde zu Diefer Zeit noch hier feyn. 


95 


Durch ihn hoffteich Huͤlfe. Ich legte ein Blatt 
chen Papier an das Hinterrad des Wagens, und 
fchrieb mit Bfeiftift in fo flarfer Dammerung, 
daß ich felbft, während ich ſchrieb, Faum meine 
Buchftaben erfennen Fonnte, daß mir uns vor 
dem jämmerlichiten Kruge befanden, daß und. 
fehr feore und bat ihn, ung auf dem Gute ein 
Nachtlager zu verfchaffen..  Unfer Fuhrmann 
mußte ein Pferd ausfpannen, amd vitt eiligit 
auf dag nahe gelegene Gut. Underdeffen tra; 
ten wir ın das einzige Zimmer des Krugen. 
Ach! Welch ein Geſtank! Welch eine unendliche 
Unfauberfeit! Rein, bier iſt's unmöglich die Nacht 
über zu bleiben! So kalt es auch unter 
freiem Himmel war, fo hielten wir ang doch 
lieber dort auf, als hier; und wenn ung zu ſehr 
fror, traten wir auf Augenblife in die Stube, 
um ung wieder etwas zu erwarmen. Wie lang 
ward ung die Zeit, ehe Samo (unfer Fuhr⸗ 
mann) zuruͤkkam! Endlich hörten wir den Huf: | 
fchlag eines Pferdes, Samo war's, der ung 
die Nachricht brachte, er babe dag Billet an 
den Doctor abgegeben, der eben mit miehrern 
Herren zu Tiſche gefeffen, er ließe uns Tagen, 
daß er bald bei uns ſeyn würde. 


96 

Unfer Ungemach wird bald ein Ende nehr 
men, fo tröftete ich meine unzufriedenen Gefahrs 
ten. Ich Eenne ja die Gaſtfreundſchaft der lief 
laͤndiſchen Gutsbeſizer! Eigentlich ‚hatten wir 
gar nicht einmal näthig gehabt, ein Billet hin 
zuſchreiben, mir hatten gerade zu auf den Hof 
fahren ſollen. Ach, leiviger Troſt! Ich Fannte 
die Saftfreundfchaft de8 Landedelmanns in Lett 
land — aber ih kannte nicht genug den eſthni— 
fhen! Es dauerte ziemlih lange, und M* fam 
immer noch nicht. Wir fangten unfern Speifer 
vorrath, der leider nur noch gering war, herz 
vor, um unfern Hunger zu ftillen — es kam end⸗ 
fih M* geritten, als es ſchon ıı Uhr war. 
Er bedanerte es ſehr, daß ich ihm nicht gemel- 
det, woran wir Mangel litten, weil er uns 
dann gewiß mit allem hinlanglich verforgt hätte. 
Ein Nachtquartier auf deu Hofe habe er ung 
nicht ausmitteln koͤnnen, weil Gaͤſte da waͤren. 
(Es waren ihrer acht, welches hier zu Lande 
nicht viel ſagen will. In Lettland haͤtte man 
uns aufgenommen, und waͤren auch 20 Gaͤſte 
da geweſen! Aus M*—s ganzem Betragen, 
dem es, wie ich deutlich ſahe, unendlich leid 
that, uns nicht helfen zu koͤnnen, war es mir 
Har, daß der Herr von ** big jezt noch keinen 
Der 


| 97 
Begriff von Gaſtfreundſchaft erlangt hat, den 
er ſich bei dem rauhen Tartaren und Kalb 
muͤken wird holen konnen. 


Wir hatten unfer Gepäfe in die Stuben 
Bringen laſſen, aßen was wir hatten, und bereir 
feten ung von unferer legten Eitrone, die wir noch 
übrig hatten, Limonade zu, denn auch Bier war 
bier nicht zu haben, welches wir doch big jezt 
überalt hatten bekommen koͤnnen, und legten ung 
dann, als der Dortor gegen ı Ühr fortritt, auf 
Stroh nieder, wobei wir, wie gewohnlich, un— 
fere Felleiſen und Kopfkiffen unter den Kopf 
legten. Zum Gluͤk war jest die groſſe Arbeit: 
geit der Pandleute, wo fie die Nachte gewöhnlich 
auf dem Felde zubringen, daher niemand auſſer 
- der Hausfrau mit ihren beiden Eleinen Kindern 
ſich in der Stube befand. Kaum hatte ich ein 
Auge gefchloffen, fo ward die Thüre mit Gr 
walt aufgeriffen; mein freuer Huͤhnerhund ſtuͤrzte 
herzu und beilte fürchterlih. Es waren zwei 
große Saue eingedrungen, die bier ihr gewoͤhn⸗ 
liches Nachtlager halten wollten. Als ich und 
mein Hund fie wieder hinausgefrieben hatten, 
verrammelte ich die Thuͤre nach dem Stalle mit 
unfern Kiften und übrigem Gepaͤke, und legte - 

Hoppe Taſchenbe 1805. G- 


98 

mich wieder hin. Aber, es mar an Feine 
Schlaf zu denfen; ım Stall, gleich neben der 
Thüre, bielten die beiden alten Echmweine mit eis 
ner Menge ungen eine herrlihe Mahlzeit, wor 
bei fie gar niedlih nah Schmweinemanier ſchmaz— 
ten und grunzten. Was fie da fraßen, hatte 
eigentlich ich ihnen verſchafft. Ehe ich mich 
niederlegte, hatte ich nemlich alle Winfel ver 
Etube duchfuht, um die Urfache des unge 
heuern pejtartigen Geruches auszumitteln, und 
bald gefunden, daß diefer Geftanf vorzüglich 
aus einem Winfel des Zimmers herfam. Hier 
befand fich ein hoͤlzernes Gefaß, in welchem fich 
eine Maſſe befand, die entfezlich ausfah, und 
noch weit entfezlicher ftanf; die Karbe, die Con⸗ 
fiften; der Maſſe mag ich nicht befchreiben! 
Sogleich brachten wir das Gefaß heraus in 
den Stall: An diefer Maffe nun hielten die 
Schweine ihr treffliches Mahl, welches mich 
nicht allein im Schlafe ftörte, fondern mir auch 
den fürchterlichften Ekel erregte. Der Fraß 
fchmefte den Beftien fo Fannibalifch wohl, daß 
fie ſich darum fogar biſſen, und mir auch hie: 
durch fchlechterdings Feine Ruhe verſtatteten. 
Nie brachte ich noch eine folhe Nacht zu! End⸗ 
lich behauptete die Natur doch ihr Recht, ich 


; | 99 
ſchlief wirklih ein, und erwachte nicht einmal 
bei dem zweiten Einfall der Schweine, die wie 

der die Thuͤre einitießen, und diesmal von meir 
nen Gefährten binauggetrieben wurden. Um 
halb S Uhr waren wir munter, Fleideten ung ei 
ligſt an, und verlieffen diefen ſchrekbaren Ort. 


Sch bin bei Erzählung dieſer abentheuer— 
lichen Geſchichte deshalb fo ausführlich gewe— 
fen, um denen, welche Piefland nicht kennen, 
zu zeigen, welchen Unannehmfichkeiten man in 
einigen Gegenden, vorzüglih in den Theil, 
der eigentlich Efihbland genannt wird ımd ge. 
nannt werden muß, ausgeſezt ift, wenn man 
nicht die große Poſt- und Heerſtraße fahrt. 
Doch giebts auch in vielen Gegenden, felbft 
an den feinen Straßen, gute und ſehr beque 
me Kruͤge. Nirgends babe ich fie fo fehlecht 
Sefunden, als auf diefer Straße von Reval 
nach Pernau. | 


Der Meg war heute wieder ſchoͤn. Wär 
ren doch. uͤberall in Deutſchland dergleichen 
ſchoͤne, breite, geebnete Wege! Senecio Iaco- 
baea ſahen wir haͤufig, und jezt zum erſtenmale 
Ononis arvensis. 


G 2 


808 
In Leal, dem Fleinften elendeften Flecken 

im ganzen Rande, blieb ich nur wenige Etunden 
bei meinem Freunde, dem Paſtor Mickwitz, 
den ich feit zehn Jahren nicht gefehen hatte. Wie 
nahmen jest unfern Weg nah dem fogenann- 
ten Sunde, der Stelle der Küfle, wo man 
mit großen Boten nach der Inſel Defel binuber- 
fährt. . Der Sundkrug und das ſchoͤne Landgut 
Herder liegen auf einer Halbinſel. Wir lang⸗ 
ten hier in den Abendſtunden an. Der Krug 
iſt groß und zur Beherbergung vieler Paſſagiere, 
die hier oft lange auf guͤnſtigen Wind warten 
muͤſſen, eingerichtet. Auf dem Wege dahin fand 
ich Carduus acaulis, den ich big jest noch nir— 
gend angetroffen hatte. Am folgenden Tage, 
da ich die Gegenden um Werder Eennen zu ler 
nen , herumſpazierte, fand ich auf diefer Halb- 
infel. den Schlehdorn, Prunus spinosa, ven 
ich ebenfalls bis jest vergeblih im Lande ger 
fucht hatte. Wieder ein Beweis, daß die Kür 

ſten eines gemäßigtern Clima's genießen, als 
das innere des Landes. Der Strauch wuchs 
bier neben und zwiſchen Granitbloͤken, aber alle 
Exemplare ſtanden doch ſchlecht, verkruͤppelt, 
hatten nur ſehr wenige Blaͤtter und ar feine 
Fruͤchte angeſezt. 


| 161 
Meine Gefährten befuchten eine Eleine Ins 
fel, Bucht genannt, etwa eine Werfte vom 
Ufer, welche Inſel auf eine niedliche Art gang 
in einen -englifhen Garten umgewandelt war. 
Sie brachten mir von da Euphorbia palustris 
mit, die dort wild wuchs. Auch eine Seltenheit 
in Liefland, wo wir fo außerft wenige Arten von 
Eupborbien haben, und felbft dieſe nur felten vors 
kommen. Fch wanderte am Ufer, in der Nahe des 
Kruges herum, fand aber auffer Plantago mari- 
tima und Aster Tripolium , der hier im Meer, 
dicht am flachen Ufer wuchg, nichts Befondereg, 


Abends um 9 Uhr (am zten) fuhren mir 
weiter und übernachteten 12 Werfte von Werder. 
Am gten hatten wir viel Schwarzwald im tiefere 
Sande. Von Inula salicina fanden wir hier 
nur zwei Exemplare. Scabiosa succisa fing 
erſt jest an zu blühen. | Kur — 


Nachmittags erreichte wir Pernau, 
wo wir uns nur bis zum folgenden Abend auf⸗ 
hielten. Im Graben, der ſich um die Fer 
ftungswerfe herumzieht, fahe ich Typha latifo- 
lia in Menge. Der Handlungsgarfner, Here. 
Burk, welcher ehedem in Sernau lebte, hat 
im Pernaufluß zwei ſeltne lieflaͤndiſche Pflanzen 

— 


107 


gefunden, Potamogeton pedinatum und Alis- 
ma ranunculoides, ‘die ich gerne bier gefucht 
hätte, wenn es und nur die Zeit verſtattet 
hätte, | 


Nahe bei Pernau, auf dem Wege nach 
Kiga, liest dicht an der fandigen Landſtraſſe ei 
ne ſumpfige, mit Heinen Birken and Erlen be 
mwachfene, große Flaͤche, welche fih bis an die 
Difee binunterzieht. Hier ſtand Lycopus eu- 
ropaeus und Scutellaria galericulata in Men⸗ 
ge. Leztere wuchs hier ſehr ausgebreitet mit 
vielen Nebenzweigen, bei Dorpat hingegen ha 
be ich ſie nie anders, als ſehr einfach bemerkt. 

Unſer Weg gieng nun von der Kuͤſte ab 
und in das Innere des Laͤndes hinein, wo 
wir bald in ſehr ſchoͤne, angenehme Gegenden 
gelangten. Sn Euſekuͤll ſahen wir uns ge⸗ 
zwungen, zwei ganzer Tage liegen zu bleiben, 
denn ein Rad war gaͤnzlich zerbrochen und ein 
anderes ſehr ſchadhaft. Der gaſtfreye Beſizer 
dieſes ſchoͤnen Landgutes, der Herr Landrichter 
von- Sievers nahm ung nicht nur auf die 

guͤtigſte Weile auf, fondern forgte auch dafür, 
Daß ung ein neues Mad gemacht wurde, In 


— 


103 
den ſchoͤnen Gehegen von Laubholz, die hier 
ſtehen, fand ich Polypodium fragile, Actaca 
spicata, Circaea alpina und Angelica sylue- 
stris ist Menge. ie waren bier die gemein? 
ften Pflanzen? Am Eufefüllfchen Eee, ohnweit 
den Hofe gelegen, fand ich jest noch (am ı2fen 
Yuguft) einige Eremplgre von Caltha palustris 
in der Blüthe. 


Bon Euſekuͤll bis Ober-Pahlen reifeten 
wir in einem Tage. In dem Eleinen Stadtchen 
Sellin hielten wir ung nur wenige Etunden auf. 
Unfern alten würdigen Topograpben -von Lief—⸗ 
Tand, den Herrn Paſtor Hügel, fand ich zu meis 
ner größten Treude gefund und wohl. Er ar 
beitet jegt an einer neuen Auflage feiner lief 
laͤndiſchen Topographie, die auch im Auslande 
fehr wohl bekannt if. Sein Amt hat er fon 
feit einigen Jahren niedergelegt; er febt jest in 
philoſophiſcher Ruhe und mit gelehrten Arbeiten 
beſchaͤftigt in Ober⸗Pahlen, wo er gegeh 30 Jah⸗ 
te lang Prediger geweſen if. 


&4#. 


104 

Don hier reifeten wir, da wir eilen muß⸗ 
ten nach Haufe zu kommen, ziemlich fehnell, und 
erreichten am ı5ten Auguſt Coder nach unferm 
alten Kalender, am sten) unfer geliebtes Dor⸗ 
pat, fiebzig Werſte (zehn und eine halbe deuts 
ſche Meile) von Ober: Pablen entfernt, in neun 
Stunden. Fuͤnf Wochen waren wir abweſend, 
und hatten in dieſer Zeit uͤber hundert und zwan⸗ 
zig deutſche Meilen das Land durchſtrichen. 


— D 


108 


RE WE 
Ueber die Cultur der Alpenpflanzen; 


von dem Herausgeber. 





Mit forgfältiger Hand trug euch (die Pflanzen) der 
Menſch aus einem Himmelsſtrich inden andern, 
und ließ da neue zahliofe Sefchlechter von euch 
entftehen, two das Aug vorher vom dürren 
Sand’ oder naftem Geftein fich abivendete, 
Zwar nicht immer gelang es ihm, Salzpflan⸗ 
zen gediehen nur an falzigen Seen und Quels 
len, und die Kräuter der belvetiichen Als 
pen Eonnten, wie die menfchlichen Bewohner 
derfeiben, fich nicht an des Auslands Ebenen 
gewöhnen, fondern flarben, da fie nicht, wie 
dieſe, in das geliebte Vaterland zuruͤckkehren 
konnten. Gieſeke. 


Wenn wir einen Blik auf diejenigen Gewaͤch⸗ 
ſe Deutſchlands werfen, die in den Hochge— 
bürgen wachfen, und gewöhnlich mit dem an⸗ 
lokenden Namen, Alpenpflanzen, belegt 


106 


werden; fo bieten ſich ung von allen Geiten 
mancherlei Betrachtungen dar, 


Warum find ung diefe Getvachfe noch fo 
wenig befannt ? warum nennen wir fie felten ? 
warum finden wir fie fo wenig in botanifchen 
Garten? und warum it deren Anbau fo ſchwer? 


Alles diefes find Fragen, die fih dem den: 
fenden Botaniker feht leicht aufdringen, und 
die ich zu meinem vorhabenden Zweke in ber 
Kürze berühren muß, . 


Wenn wie bei Betrachtung derjenigen Ger 
waͤchſe, die in den Ebenen unfers Waterlandes 
wachen, fürs erfte ftehen bleiben; fo koͤnnen 
wir ohne Bedenken ansrufen: dieſe find ung be 
Fannt genug. ‚Wir Fultiviren die nuͤzlichſten, 
um ung derfelben zur Nahrung und zur Arzney 
für ung und unfer Rich zu bedienen. Wir ſam⸗ 
meln die technologifehen, um fe von Rünftlern 
und Handwerkern benuzen zu laffen. "Wir jaten 
das Unkraut aus, und ziehen die Zierblumen 
in den Garten. Bei allem dieſem Erziehen, 
benuzen wir nur die gewöhnlichen Kenntniße 
der Gartner, und die Erfahrungen der Land⸗ 
leute und Defonsmen, und wir reuͤßiren, weil 


107 
dieſe Gewaͤchſe gleichfam in ihrer Heimath ger 
blieben find. , Auch wurde in den Slachlandern, 
wo bisher die meisten Botaniker wohnten, (uns 
geachtet man das Gegentheil vermutben follte) 
big jest am meiften botaniirt, das Aufgefun—⸗ 
Deine wurde befannt gemacht, und fo entſtanden 
nach und nach zahlreiche fogenannte Sloren, fo 
daß mir jezt von jedem Lande und von vielen 
Staͤdten, eine folche, oder doch ein Namensver- 
zeichniß der dafelbit vorhandenen Gemachfe, bes 
fisen. So ſehr ſich auch diefe Bucher in unfern 
Zeiten vermehren, eben fo wenig find fie doch 
überfüßig, denn, geſchweige daß jeder Autor 
einen eigenen Sang in Bearbeitung feines Werks 
einzufchlagen pflegt, auch in Betrachtung und 
Befchreibung manche ihm auffallende Pflanze 
befonders aushebt; fo dient die Bearbeitung eis 
nes folchen Werks zur Aufmunterung. und zur 
Vermehrung der Kenntniße des Verfafferg ſelbſt, 
und junge Manner werden defto mehr Geſchmak 
an diefer Wiſſenſchaft finden, wenn fie, durch 
einen folchen Leitfaden unterftüst, ihren Zwek 
fruͤher und feichter erreichen Eonnen. Dadurch 
wird unfere Wiffenfchaft ausgebreitefer, die Kaus 
fer der botanifhen Werfe vermehren fi), und 
nüzliche Entdefungen koͤnnen feichter ins Publi—⸗ 


108 

fum gebracht merden. Wenn wir daher aus 
diefer Urfache die haufig beransfonımenden Wers 
zeihnige von Gewaͤchſen einzefner Gegenden in 
Schuz nehmen müffen, fo koͤnnen wir andrerfeitg 
wohl behaupten, daß wir mir den DBegetabilien 
des flachen Landes, vorzüglich mit den phaͤno⸗ 
gamiſchen, ziemlich genau bekannt find, und daß 
es ſchwer halten dürfte, bier noch irgend bes 
traͤchtliche Entdekungen zu machen. | 


Aber ganz anders erden wir es finden, 
wenn mir einen Blik auf die Hochgebürge wers 
fen und sur Betrachtung der Kenntnife von Al⸗ 
pengewaͤchſen übergehen. Bisher ſahe man nur 
die Schweiz als das Magesin von Alpenpflans 
zen an, und wenn andere Gebürgsgegenden gar 
noch nicht unterſucht waren, fo blieb man auch 
mit den Pflanzen der Schweiz noch ziemlich uns 
befannt. Die Bereshner des Slachlandes konn⸗ 
ten, aus mehrern Urſachen, dieſes Land, in 
botaniſcher Hinſicht, nur wenig bereiſen. Der 
Mangel an Zeit, die weite Entfernung, die 
Theuerung in dieſem Lande, ſind wichtige Hins 
derniſſe, die nicht jeder beſtegen kann, ſo groß 
auch der Gewinn fuͤr den gebildeten Botaniker 
geweſen ware. Gibt es aber feine eingebohrne 


109° 


Botaniker in den Gebürgeländern? O ja, doch 
werden auch diefe immer noch Tagereifen, bis 
in die hoͤhern intereffanteften Gegenden, zu ma? 
hen haben; die genauefte Unterfirhung und 
Durchſuchung von Gegenden, wohin die gewoͤhn⸗ 
lichen Fuͤhrer nicht gelangen, wird immer noch 
einen Yufwand von Geld und Zeit fordern) fie 
werden manches nicht derjenigen Aufmerkſamkeit 
wuͤrdigen, nicht mit dem nterefle betrachten, 
ale es ein Klachlander thun würde, den alle 
vorkommende Gegenftande um fo mehr zu hoͤ— 
heren Gefublen fpannen, als er dergleichen vors 
ber nie gefeben hatte: Aehnlich einem Nicolai, 
welcher ganze Bande von intereffanten Nachrichs 
ten aus einzelnen Stadten befannt machte, die 
din eigenen Bewohnern bisher unbekannt geblier 
ben, oder nicht mit der nothigen Aufmerkſam⸗ 
feit gewürdigt worden waren. 


In Ruͤkſicht der Schweiz ift Hallers 
vortrefliches Werk *) allerdings im Etande, ung 
einen Begriff von den vegetabilifhen Neichthüs 





x*) Hiftoria flirpium indigenarum Helvetias, 
Tom. 3. Bernae 1768. Fol. 


110 


mern dieſes Landes zu geben; aber in unſern 
zeiten verliehrt dies ewig ſchaͤbbare Werk, durch 
einige zufaͤllige Urſachen, wodurch es viele Bota⸗ 
niker entbehren muͤſſen, nemlich durch ſeinen ho⸗ 
hen Preiß, und vorzüglich durch feine Selten— 
heit . Auch iſt es für Anfaͤnger ein bedeutender 
Umſtand, daß es nicht nach dem Linneiſchen 
Syſteme geordnet, und die haͤufig angekuͤndigten 
neuen Ausgaben bisher nicht erſchienen find. 
Suters Flora **) hat zwar die Wohlfeilheit 
und die Anordnung nach dem Linneifchen Syſte⸗ 
me bezweket; allein fie fcheint in Eile zuſammen 
gefragen zu feyn, und Kenner Fk) haben nich? 





*) Schon vor zehn Fahren Eonnte Herr Bas 

ton von Moll in Salzburg, nur durch direete 

erwendung nach Bern, das einzige und lezte, 

noch dazu defecte Exemplar, für einen beträchtz 
lihen Preiß erftehen, 


**) Flora helvetica exhibens plantas Helvetiae 
indigenas Hallerianas, et omnes quae nuper 
detectae funt, ordine Linneano, Curav. I. 

» R. Suter, Med. Do&. Vol.I-IL, 1802, 
Zürich bey Orell, Fuesly und Comp. 


=) Vergleiche die Recenſ. in Roͤmers Archiv, 


111 


cered dagegen einzuwenden. Mehr wuͤrde Herr 
Schleicher leiſten koͤnnen und geleiftee haben, 
wenn feine verfchiften Gewachfe nicht fo ſehr 
fHleht eingelegt waren, daß folhe zu allen 
| weitern Unterfuchungen vollig unbrauchbar find. 
Mehr Werdienit hat derfelbe durch Verſendung 
von friſchen Gewachfen, und Samereien, 19 
durch entfernte Botaniker "in den Stand geſezt 
werden, die Prlanzen ſelbſt, im frifehen Zuſtan⸗ 
de zu beobachten, nur iſt in diefer Ruͤkſicht die 
Entlegenheit der Schmerz ein fataler Umftand. 


Dies iſt das Land, in welchen mit dem 
Anfange des vorigen Jahrhunderts die Sch euch? 
zer und mit dem Ende desfelben der wiürdige 
Sohn des großen Hallers mit vielem Erfolg 
botanijirten; — dies ift das Land, von wo aus 
die beiden berühmten Botaniker, Uftert und 
Roͤmer, viele intereffante botanifche Nachrich⸗ 
ten verbreiteten, obne daß gleichwohl die Slam 
zen der Schweiz befonders dabei beruffichtigt 
wären; dies ift das Land, welches von den 
Florenſchreibern Deutfchlande wohl deswegen 
nicht im ihren Bezirk gezahlt wird, weil fie eg 
nicht kennen; — ein Land, weiches weder durch 
Weltmeere noch Zwifchengebürge von dem um 


112 


frigen getrennet wird, noch eine andere Sprache, 
als die unftige, führe. x 


Wenn endlich auch emfige Botaniker mit 
den Echweizeraewachfen befannt geworben find, 
fo zind doch) diefe Kenntniße ſehr wenig verbreitet, 
und man fort auf viele fonderbare Dinge, wenn 
man in vermifchten Schriften Betrachtungen 
über Gebirgspflanzen antrift *). Krain, ein 
gebürgigtes Land, zu dem Gebiete von Deutſch⸗ 
lands Klora gehörig, iſt vorzüglich durch 

Sc 


‘ 
— — — — — — — nn — 
1 


*) Man ſehe unter andern das Allgem. teutſche 
Gartenmagazin, ©. 110. den Artikel: Aur i⸗ 
kel, im zten Stuͤck von 1804. Die Aus 
vikeln vegetiven auf den hoͤchſten Alpen, wo 
fait ein ewiger Schnee wohnt, in Deftreich und 
der Schweiz. „ (Ad nit in Baiern ? nicht 
in Salzburg? nicht in den Ebenen?  Pri- 
mula Auricula gehört als einheimifche Pflanze 
in die Regensburger Flora; fie mwächft bei 
Salzburg auf Wieſen in den Ebenen, und 
findet fich häufig auf niedrigen Selfen am Un⸗ 
tersberge.) 


113 
Scopoli ) in. botanifcher Ruͤkſicht bekannt 
geworden. Der fleißige Herr von Zoys wurde 
durch einen zu fruͤhzeitigen Tod an der botani⸗ 





*) Scopoli, mar ein Zeitgenoſſe Linne's, 
ſtand mit demſelben in Briefwechſel, konnte 
daher durch unmittelbare Mittheilung der aufs 
gefundenen Schäge die, Meinung des. größten 
Botanikers einholen. Auch beſaß er ſehr viel 
Enthufiasmus für diefe Wiſſenſchaft. Scos 
poli dat uns in feiner zweimal aufgeleaten 
Flora carniolica die. Pflanzen iener intereffanzs 
ten. Gebirgsgegend, und manche neue Arten, 
zuevft befanne gemachte. Er war von Geburt 
ein Tyroler, fludirte in Innsbruck die Arzs 
neykunde, und befuchte bei diefer Gelegenheit 
Anfangs die nahgelegenen, zulezt die hoͤhern 
Gebirge diefes Landes. Er hatte kaum in Wien 
ein öffentliches Eramen überftanden, als ihm 
das Bergphyjicat in Idria übertragen wurde, 
wobei er nun das Land Krain und. feldft die 

angraͤnzenden Gegenden botaniſch durchwan⸗ 
derte. Nachdem er auch bereits hier: die Stels 
le eines Lehrers der Mineralogie übernommen, 
wurde er von dort, zu gleichem Zwecke, nach 
Chemnitz im Ungarn ‚berufen. »  .° 
Hoppe Taften. 1505. 9 


314 


ſchen Uuterfuchung feines Baterlandes Krain ge⸗ 
hindert, nachdem er bereits betraͤchtliche Entde— 
kungen gemacht, und ſich wahren Ruhm unter 
den Botanikern erworben hatte. 


Was Scopoli für Krain war, dasſel—⸗ 
be, und noch mehr, ward Wulfen *) für 
Kaͤrnthen, und für die benachbarten Lander, und 
wenn große Männer zur Nachahmung anreisen, 





*) Franz Xaver Freiherr von Wulfen wurde in 
Belgrad zu der Zeit gebohren, als Kaifer 
Franz der Erfte dafelbft feinen Einzug hielt, 
und da fein Vater Kommandant von Belgrad 
war, fo hob ihn der Monarch aus der Taufe, 
Er wurde von Jugend auf für den Militärftand 
beftimmt, allein er hatte dazu Feine Neigung, 
und widmete fich dem geiftlichen Stande. Er 
fiudirte Theologie in Wien, bei welcher Geles 
genheit er auch botanifche Collegia befuchte, trat 

+ dann in den Drden der Sefuiten, Fam als Lehs 
ver der Philofophie nach Laibach, und lebt noch 
als Abe in Klagenfurt, wo er allgemein gefchäßt 
und geehrt wird. Er hat unzählige Alpen in 
der norifchen Gebirgsfette, vorzüglih in Ob er⸗ 


115 


fo gefellten fich zum Herrn von Wulfen auch- 
ein von Hohennorth, ein von Seenus, 
ein von Weft, ein NRaineir; Männer, deren 
botanifcher Ruf befannt genug ift, die noch 
jest in Klagenfurt mit Ausnahme des Lezten, 
welcher leider zu früh fir diefe Wiffenfchaft ſtarb, 
Isben, und fich emfig der Botanik widmen. 


ag der noch Iebende zweite Linné, 
Jacquin, für die Botanik überhaupt, und für 





£ärnthen und Tyrol beftiegen, eine große Mens 
ge neuer Gewaͤchſe entdeckt, genau befchrieben, 
und getreu abgebildet. Sehr Schade iſt es, 
daß diefe Entdeckungen in den Jacquiniſchen Wer⸗ 
£en, die nicht ausfchlieglich der Botanik gewid⸗ 
met find, eingerückt wurden, was den Ankauf 
ſehr erſchwert. Noch jezt beſchaͤftigt ſich der 
unermuͤdete Wulfen hauptſaͤchlich mit Be⸗ 
ſchreibungen von eryptogamiſchen Gewaͤchſen, 
und arbeitet an einer Flora norica, die ſchon 
weit gediehen iſt, die feine ſaͤmtlichen Entde— 
ckungen enthalten, und die ſein Andenken auf 
die ſpaͤteſte Nachkommenſchaft bringen wird. 
Moͤchte doch Wulfen bald den Abdruck ſeines 
Weris beſchleunigen! 
592 


316 s 

die öftreichifche insbefondere geleiftet hat, if 
noch im frifchen Andenken, und wenn es haupt: 
ſaͤchlich die Schweiz und Deftreich find, welche 
bei Alpengerächfen vorzüglich genannt wurden, 
fo hatte Jacquin einen betrachtlichen Antheil 
an diefem Vorzuge Deftreiche. 


Ein unverdientere® Loos wurde dem Lande 
Salzburg zu Theil. Eine terra incognita für 
Botaniker! Man kann die ganze Species plan- 
tarum Linn. editione Reichartiana nachfchla- 
gen, ohne ein einziges mahl das Wort, Salzburg; 
gu finden. Noch heute wird bei Yufführung vom 
Alpengewaͤchſchen die Schweiz und Deftreih am 
meiften und vorzugsmeife genannt, gerade alg 
wenn Baiern und Salzburg Feine Hochgebirge 
hätten; Lander, die den meiften deuffchen Bota⸗ 
nifern am nächften liegen und doch jezt durch 
Moll's, Schranfs, Braunes Schriften, 
und duch die Bemuͤhung mehrerer in und aus 
Iandifcher Botaniker, befannt genug feyn follten. 


Aber dem allem utigeachtet iſt es note: 
rifch, daß wir mit den Alpengewachfen noch lan⸗ 
ge nicht fo befannt find, als mit den Pflanzen 
des flachen Landes. Einige Haupturfachen moͤ⸗ 


11? 


gen darin beftchen, daß Fein eisentlicher Botas 
niker in den Hochgebirgen felbft wohne, daß 
diejenigen, welche Gebirge befuchen , immer be⸗ 
traͤchtliche Etrefen zu reifen haben, ehe fie nahme 
hafte Hoöhen erreichen; daß fie ſich nicht weit . 
von den bekannten Wegen entfernen £önnen, und 
dadurch fehr viele entlegene Berge unbefucht bleis 
ben müffen; daß endlich viele Botanifer von 
dent Geifte beſeelt find, eher fremde Länder, 
als die gebirgichten Gegenden ihres eigenen Ba 
terlandes zu befuchen, dorther Unkraͤuter, die 
weder irgend einen Nuzen haben, noch fich durch 
betraͤchtliche Echönheit auszeichnen, holten und 
botanifche Garten damit anfüllten, waͤhrend 
man andere in allem Betracht merfmürdigere 
deutfihe Alpengewaͤchſe, ungeachtet verblüben 
lied, und fie aus dem einzigen Grunde nicht 
anbauete, weil man fie nicht hatte, weil man fie 
nie an ihren Wohndrfern ſah, ihre Natur daher 
nicht erforfchen konnte, und weswegen der zus 
weilen verfuchte Anbau nicht mit Erfolg ge⸗ 
kroͤnt wurde. 


Uber hoffentlich werden die Kraͤuter dee 
Helvetiſchen und anderer Alpen Fünftig weniger 
in des Auslands Ebenen flerben, wenn wir ung 
23 


118 


mehr bemühen, ihre Natur zu erforfchen, und fie 
vermoge deſſen, Kunſtmaͤßig behandeln wollen. 


Kenn aus dem vorbefagten fo ziemlich er: 
hellen wird, warum die Alpenpflanzen no nicht 
hinlanglich bekannt find, und wir fie eben deswegen 
als Seltenheiten betrachten, ungeachtet fie in 
ihrer Heimat in uͤppiger Fülle wachfen; warum 
wir fie fo wenig in Botanifchen, gar nicht in 
andern Puftsgrten finden, und glauben. daß ihr 
Anbau fo viele Schwierigkeiten habe; fo will ich 
nun füchen, dem lestern noch mehr zu begegnen, 
und meine bisherigen Erfahrungen in den Ges 
birgen auf die Eultur der Alpengewachfe, in 
botaniſchen Gaͤrten anzumenden fuchen, 


Wenn wir die Pranzen in den höhern 
Regionen aufmerkſam betrachten, fo finden wir 
vorzüglich folgende allgemeine Wahrheiten. 


I, Sie wahfen durchaus auf fleinigtem 
Boden. 


Ich habe nicht nur feit mehrern Fahren 
viele Gebirgspflanzen gefammelt, und viele mit den 
Wurzeln genommen, fondern auch in dem eben 
verfloſſenen Derbite an ı25 Species, und von 


" — 119 
jeder mehrere Exemplare, für den Negensburgir 
{hen botanischen Garten ausgegraben, und mer 
der in den untern Waldregionen noh an den 
hoͤchſten Gipfeln ein einziges Individuum er⸗ 
halten koͤnnen, ohne dabei mit dem Meſſer den 
ſteinigten Boden zu bemerken. Manche Gewaͤch—⸗ 
ſe, vorzuͤglich der obern Regionen, preſſen ſich 
ſo genau in die Fugen der Steine, daß man 
dieſe mit vieler Muͤhe wegmeißeln muß, um 
jene zu befommen. Ich zeigte dem Herrn Dr. 
Klinger aus Wien, auf der Spize des Unters⸗ 
berges ein, auf ſolche Art befreieteg Eremplar 
einer Achillea atrata, deren Klächen ſowohl 
an den langen Wurzeln, als an dem Kraufe 
und den Bfüthen, denn fie war eben in größter 
Vollkommenheit, wie eine Fache Hand zufammen? 
gedrüft waren. Ein folcher fteinigter Boden in 
den Gebirgen wird mwohl Feine Bewunderung 
erregen. Die oberfte Berggegend befteht ja an 
und für fih aus lauter Geftein, und durch dag 
feit 1000 Jahren fortdanernde Herabrollen der 
Trümmer, wird auch die untere Gegend damit 
verfeben , wenn fie nicht ohnehin ſchon ſteinigt 
genug ware. Wie kann ein Gewahs das am 
natuͤrlichen Standorte beftändige Hinderniſſe 
findet, mit den Wurzeln in den Boden einzudrin 


84 


120 


gen, in einem Garten gedeihen, aus welchem man 
forgfältig alle Steine zu verbannen fucht? Noch . 
‚eher werden eben deswegen die Alpengewaͤchſe, 
in Heine Blumentöpfe gepflanzt, gedeihen. 


II, Die Erde.der Alpen, fo wehl der 
untern als der obern Gegenden- iſt 
faft durchaus eine ſchwarze, feuchte 
Modererde, die: größtentheild aus 
lauter verfaulten Vegetabilien befies 
het, und nur mit wenig Ihon, Sand 
oder Kalferde vermiſcht ift. 


"MWenn das Hochgebirge vorzüglich ans Gras 
nit, aus Gneuß, Glimmerfchiefer, uranfaͤng⸗ 
Vichen Kalk, und anderm harten Geftein zuſam⸗ 
mengefest ift, das wenig Derwitterung- leidet, 
und deswegen auf die Alpenerden wenigen Eins 
fluß hat; wenn dagegen Thon, Sand, Mergel, 
Gyps, und andere weiche Steinarten im Hoc’ 
gebirge nur wenig vorhanden iind, fo muß auch 
der Alpenboden an allen diefen Erdarten ziem⸗ 
ih Mangel leiden, und nur größtentheils aus 
bloßer Modererde beftchen, die in den obern Re⸗ 
gionen jaͤhrlich von den zahlreichen üppig wach⸗ 
fenden niederen Pflanzen, die in Kaulung übers 
gehen, entſteht; in den untern Gegenden aber, 


121 


aus den umgeftürgten und vermoderten Baͤumen, 
die nur zu oft, ihrer Menge wegen, dem emfiz. 
gen Botaniker Befchwerlichkeiten verurfachen, 
ihren Urfprung nimmt. Wie können die, an 
eine ſolche lokere, beftandig feuchte Modererde 
gewöhnten, Gewachfe in einem Garten gedeihen, 
wo man fie mit austrofnender Kalf - Sand, 
Thon und Gypserde umgiebt, indem man 
wähnt, die Alpenerde feye aus trofenen, unfrucht- 
baren Erben zufammen gefest ? 


IT, Die Luft in den Gebirgen ift mehr 
feucht als troken, mehr kalt als 
warm. 

“Die langen der Gebirge leben vom 
Than des Himmels „ fagt ein gewiſſer Schrift: 
ſteller, und er feheint nicht gang Unrecht zu has 
ben. Die Waldregionen vermehren, durch ihre 
undurchdringlichen Bewohner, jedem Sonnen⸗ 
ſtrahl den Eingang, und beitandige Naͤße füllt 
ihren Boden, wahrend die höhern Gegenden drei⸗ 
viertel Jahre mit einer undurchdringlichen 
Schneedeke begabt find, und einen aͤuſerſt Fur 
"zen Zeitraum zur Vegetation genießen, in wel 
en ein Felfen den andern mit Schatten. begabt 
and Nebel und Wolken die Erde tranfen, bau 


122 


fige Donnerwetter, die oft anhaltenden Regen, 
ſelbſt Schnee zur Folge haben, entſtehen, und 
auf dieſe Art die Modererde, die ohnehin die 
Feuchtigkeit fehr lange zu erhalten vermag, 
reichlich traͤnken. 


Wenn Gewaͤchſe dem zu Folge gewohnt 
ſind, nur wenige Monate zu leben; beſtimmt ſind 
unter beſtaͤndiger Abwechſelung von geringer 
Waͤrme und haͤufiger Feuchtigkeit ihr Daſeyn 
zu behaupten; wie koͤnnen dieſe, im flachen Lande 
dreiviertel Jahre den brennenden Sonnenſtrah⸗ 
len ausgeſezt, und kaum vom erquikenden Thaue 
getraͤnkt, gedeihen? Wie koͤnnen Anlagen zur Er: 
ziehung von Alpengewachfen einen guten Fort— 
sang haben, die, auf irrige Vorausſezungen ge 
bauet, fo ganz ihrer Natur entgegen find? 


IV, Die Alpenpflanzen genießen an dem 
natürlihen Standorte eine beftändige 
Defe, die die Wurzeln beſchuͤzt, und 
vor alem Uebel bewahrt. 


Die Waldregion ift mit abgefallenem Laube 
und mit Moos bedekt, unter welchem die Plans 
zen ficher ruhen; die obere Gegend ift im Win 
ter mit Schnee bedeft, enthalt Moofe und fau⸗ 


123 


fende Blätter, welche die Pflanzen beſchuͤzen, auch 
wohl die nöthige Reuchtigkeit langer fefthalten, 
und den gaͤnzlichen Durchgang der Sonnenſtrah⸗ 
fen hemmen. Dieſe Bedekungen find fo betraͤcht⸗ 
lich, daß man fie gewöhnlich wegraͤumen muß, 
wenn man Pflanzen ausgraben will. 


Nachdem ich nun gezeigt habe, daß die 
Alpenpflanzen gute, leichte, aus vegetabilifchen 
Moder entftandene Erde, und einen fleinigten 
Boden lieben, dabei abmechfelnder Witterung 
von Kalte und Wärme, und Näffe ausgeſezt 
find; daß fie eine gewoͤhnliche Defe befisen, und 
die allgemeine Negel fast; Wir follen bei der 
Cultur der Gewaͤchſe insbefondere auf die Na: 
fur der Pflanzen Rüfficht nebmen; fo wird es 
leicht feyn, die Anwendung davon auf Alpen 
gewaͤchſe zu machen, ‚und Seder wird im Etande 
ſeyn, darnach eine Anlage, feinen Bedürfniffen 
gemaß, zu vollführen. Indeß fey es mir erlaubt, 
hier nach) meiner Idee , eine folche Anlage vorzw 
zeichnen, deren fernere Berbefferung die wuͤrkliche 
Yusführung noch mehr an die Hand geben wird. 


Man macht gewöhnlich die Anlagen zu 
Alpenpflanzen auf Fünftlishen Bergen, Ich glau⸗ 


124 
be nicht, daß dies gefchche, um bie Alpen nach? 
zuahmen; denn diefer Erdanfe ware lächerlich, 
mweil ein noch fo hoher im flachen Garten er; 
bauter Berg, gegen die Alpen immer noch dag 
Verhaͤltniß der Müffe zum Elerhanten darftel- 
len würde. Hat man andere Urfachen folche 
kuͤnſtliche Berge zu errichten, fo laßt fih mit 
Grunde dagegen nichts einwenden, wie Dies auch 
im folgenden der Fall ift. Doch zur Sache! 
Man ziehe ın feinem Garten eine Mauer, 
deren Lage gleichgültig ift, deren Breite aber 
ungefabr dreiviertels Schuh betragen muß, und 
deren Höhe drei Schuh betragen konn. Neben 
dieſer Mauer gleichlaufend, führe man noch eine 
andere auf, von gleicher Lange, Breite und 
Höhe, doch fü, daß der Breite nach, ein Zwi⸗ 
ſchenraum, von vier bie fünf Schuhen, zwiſchen 
beiden Mauern vorhanden bfeibe. An beiden 
Enden merden dieſe Mauerreihen mit einer 
Quermauer von gleichem Berhältniffe gefchloffen. 
Die Lage diefer Mauer muß fo geftellt feyn, daß 
im hoͤchſten Sommer, die Sonne nur von bier 
Uhr Nachmittags an, dahin wuͤrken kann; ers 
laubt aber folches der Plaz nicht, fo muß das⸗ 
felbe durch vorgepflanzte Heken bewuͤrket werden, 


125 
wobei aber dahin zu fehen iſt, daß die Dauer 
rund umher frei bleibe, um uͤberall be equem gehen 
gu können. Die Steinart und das Bindungs— 
Mittel zu dieſer Mauer it, feiner Natur nach, 
gleichguͤltig, jedoch muß die obere Lage der 
ganzen Mauer aus Ziegeliteinen (Bakſteinen) bes 
fiehen, die, der Lange nad, auf. die fehmale 
Blade fo neben einander gefteflt und. feit ge 
mauert werden, daß ein Zwiſchenraum von 
etwa drei Finger breit übrig Bleibe, und auf 
Diefe Art auf der ganzen Mauer rings umher, 
in einem fortlaufend, eine drei Kinger breite 
Sinne entftehe, deren Tiefe die Breite der Zie⸗ 
gelſteine beſtimmen, und die etwa fuͤnf bis ſechs 
Zoll ausmachen wird. — So wie nun deſe 
Rinne gleichſam zur Verzierung der ganzen An— 
lage beſtimmt iſt, ſo ſoll die Hoͤhlung, welche 
durch die vier bis fuͤnf Schuh breite Entfer⸗ 
nung der parallel laufenden Mauer entſteht, 
eigentlich die Rabatte der Anlage ausmachen. 
Zu dem Ende wird ſie mit Erde ausgefuͤllt, 
wozu untenher ſchlechte Erde genommen mer: 
den kann, die obere muß aber wenigſtens ein 
und einen halben Schuh tief, aus guter leichter 
ſchwarzer Erde beftchen, wie ſolche meiter un: 
ten angegeben if, Die gedachte Rinne ift 


e 


126 


durchaus mit dieſer angegebenen guten Erde 
anzufullen. 


Dies ware nun, die Vorrichtung zu einer 
Anlage von Alyenpflanzen,, deren Zwek, in 
Ruküicht der Bauart, leicht einzufehen ift, und 
noch Eurzlich berührt werden foll. 


Die angegebene Höhe wurde deswegen be 
ſtimmt, damit man die Gewaͤchſe bequem ein- 
Pflanzen koͤnne, und nicht nothig habe, ſich da’ 
bei zu fehr zu büfen, noch einer Leiter dazu zu 
bedürfen. Die angegebene Breite, und die Ber 
dingniffe, daß die ganze Anlage von allen Sei— 
ten frei ſtehen müfle, beruhet auf der Nothmwen: 
digkeit, auch die Mitte der Nabatte bequem er; 
reichen zır konnen. Wem 08 nicht entgegen iff, 
hiebei den Gebrauch einer hoͤlzernen Bank, oder eir 
nes Stuhls, oder gar einer Leiter anzuwenden, der 
fann aus obigen Gründen die Nabatte, durch 
die weitere Entfernung der Mauern noch breiter 
machen. Die Gleichgültigkeit der Lange ift von 
ſelbſt erfichtlich; man richte fi) dabei nach dem 
Plaze, und nach der Menge der Alpenpflanzen, 
die man habhaft zu werden hoffen kann. Die 
angegebene drei fingerbreite Rinne auf der 
Oberflaͤche der Mauer felbft, feheint nur Neben: 


“ 


127 


fache zu ſeyn, allein fie iſt von großer Wichtige 
keit. Man bezwekt dadurch eine egale Höhe der 
ganzen Anlage und eine fehnurgerade Linie von 
niedrigen Alpenpflanzen, die das Hinuͤberreichen 
nicht erſchweren und diefer Anlage zur groͤßten 
Sierde gereichen. 


Die Alpenpflanzen, welche man entweder 
ſelbſt aus Saamen gezogen hat, oder aus 
Alpengegenden, oder andern Garten erhalt, wer: 
den nun auf folgende Art gerflanzt. Man 
wahle dazu ein temiperirtes Wetter im Fruͤh— 
jahre oder im Herbſte; lezteres fcheint vorzüglir 
cher zu feyn, weil man um diefe Zeit auch Al 
penpflanzen am beften erhalten kann. Die Eins 
pflanzung felbft bedarf Feiner befondern Vorrich— 
tung, nur merke man folgendes: die Wurzeln 
muͤſſen fowohl von unten, als von allen Seiten, 
mit zerbeochenen irdenen Scherben umgeben 
werden, und man fehe vorzüglich darauf, daß 
man zwar zum Durchgang einzelner Wurzeln, 
Raum laße, daß man folches aber erfchwere, und 
den Durchgang der ganzen Wurzel in etwas hin? 
dere. Zerbrochene Scherben von Blumentöpfen, 
einer iFleinen Handbreit, und Eleiner, werden 
dazu am brauchbarften ſeyn. Die Oberfläche 


128 


der Erde um die Pflanze, belegt man mit ei⸗ 
ner Schichte friſchen Mooſes, welches noͤthigen 
Falls etwas klein gehakt ſeyn kann. Jene 
Pflanzen, welche in die Rinne zu ſtehen kommen, 
heduͤrfen nur ſeitwaͤrts einiger kleiner Scherben, 
da die Hauptwurzel derſelben bald den Boden 
erreichen wird, und dann umzukehren genoͤthigt 
iſt. Da dieſe ganze Anlage nicht viel von der 
Sonne kann beſchienen werden, aber Schnee, 
Wind und Regen von allen Seiten eindringen, 
ſo wird das Begießen nicht viel noͤthig ſeyn; 
es haͤngt aber ſolches alles von der Witterung 
ab, und die Kunſt des Gaͤrtners und des Cub 
tivateurs wird auch bier die beiten Moasregeln 
an die Hand Gep⸗ 


Was nun noch die Ueb —— dieſet 
Alpengewaͤchſe betrift; fo iſt nothwendig, daß ſie 
bedeckt werden muͤſſen, und zwar aus dem einfa⸗ 
chen Grunde, weil ſie am natuͤrlichen Standorte, 
theils von Mooß und welkenden Blaͤttern, theils 
und hauptſaͤchlich von Schnee bedekt find. Auch 
iſt es in den Hochgebirgen im Winter fichee nicht 
fo kalt als im flachen Lande, welches mir mehrere 
Bergbewohner verfichert haben, die öfters von der 
Hohe in die Tiefe herablkommen und dieſen Un⸗ 

ter⸗ 


j 129 
terſchied deutlich gewahr werden. Wenn alſo bei 


uns im angehenden Winter die Kaͤlte zugleich mit 
Schnee eintritt, oder dieſer jener noch vorher gez 
gangen; fo faffen wir diefe natürliche Dede 
nicht nur Auf unferer Anlage liegen, fondern ver: 
mebren fie auch mit mehrerem Schnee. Im Ge 
gentheile aber müffen wir eine Funftliche Dede 
von Raub, Matten, sder auch eine hohle hölzerne 
Ueberdecfe fo lange anwenden, bis der Schnee 
wuͤrklich eintritt, f0o wir diefe Decke auch darum 
als die befte anſehen, weil fie im Fruͤhjahre dag 
Hervorbrechen der Pflanzen länger zurück halt, 
and dadurch den Schaden der ſpaͤten Fruͤhjahrs— 
froͤſte befeitigt: 


Dieſe hier zwar nur theoretiſch vorgezeich⸗ 
nete, aber aus der Natur der Sache ſelbſt ge— 
ſchoͤpfte Anlage, uͤbergebe ich nun allen Vorſtehern 
von botaniſchen Gaͤrten, und kunſtverſtaͤndigen 
Gaͤrtnern, zur Pruͤfung. Sollte in dem hieſigen 
Garten, wo jezt die Alpenpflanzen noch im Lande 
und theils in Toͤpfen im Winterbaufe ſtehen, eir 
ne Anlage vielleicht im Kleinen gemacht werden 
koͤnnen; fo würde ich nieht verfehlen, das Ne 
fultat befannt zu machen. Sollte endlich, wider 
allem Vermuthen diefe Anlage in der Ausführung 
Hoppe Tafchenb. 1505. J 


or 


130 
völlig mißgluͤcken; fo konnte fie noch immer als 
eine Stellage für Blumentöpfe mit Alpenpflanzen 
vortheilhaft gebraucht werden, indem diefe, hinein? 
‚gegraben und mit Moos belegt , immer ein gutes 
Anfehen geben mwirden: 

Sch komme nun zu dem nothmwendigen An— 


hange, nemlich zur Bereitung der Alpenerde, zur 


Erziehung der Alpenpflanzen aus Saamen, zur 
Erhaltung derfelben aug den Gebirgen, oder anz 
- dern Garten, und endlich zur Anzeige derjenigen 
Alpenpflanzeri felbft, die für diefe Anlage am be 
ften paffen, wobei ich auf die Auswahl der fchon- 
ften Arten, und folcher, die man am leichteften 
haben kann, vorzüglich Ruͤckſicht genommen 
habe. 


I. Bereifung der Alpenerde *). 
Könnten wir ung die gute lokere kohl— 


ſchwarze Erde aus den Alpen felbft verichaffen, 


*) In dem A. deutfchen Gartenmagazin befindet 
fih folgende Angabe von guter Erde: * Sch 
laffe mir im Fruͤhjahre Baum + und befons 
ders Weidenerde, d.i. Erde aus hohlen Bäus 
men, bringen, die ich in hölzernen Käften 
oder in Töpfen ins Freie ftelle, und fie ſtets 


v 


131 


fo wuͤrde dieſes für unſere Anlage die befte 
feyn, aber der Transport Fommt zu bog. Ih 
ſchlage deswegen folgende vor. Man nehme dies 
jenige kohlſchwarze Erde, welche fih im den 
Sumpfgegenden befindet, aus faulen Vegetabi— 
lien beſtehet, und vorzüglich zur Entſtehung des 
Torfs beitragt. Man fchlage folche, fo bald es 
der Naͤſſe wegen angeben kann, durch eim feineg 
Sieb, und mifche fie zur Hälfte mit der allerbeften 
ebenfalls fehr fein ducchgefiebten Gardenerde, 


9. Erziehung der Alpenpflanzen aus Saamen. 
Man verfchaffe ſich reifen und frifchen 
Alpenſaamen, aus dem Gebirge oder aus zw 





unter Waſſer ſeze, damit fie gehörig faule, 
Wenn fie fo ein Jahr im Freien geftanden. 
bat und vollig verfault ift, fo fehlage ich fie 
durch ein feines Sieb und verwahre fie zum 
Gebrauche. Diefe Erde wird fo milde, daß 
fie fih wie Staub anfühlt, und der zatte 
Keim des angehenden ( Aurifelt) Saamens 
fann- hier frei eindringen, ſo tief er nur will. 
Es iſt kaum zur glauben, welche Tanae und 
zahlveihe Wurzeln die jimge Pflanze in 
furzer Zeit gewinnt, » 
32 


133 


verlaͤßigen Gärten, fülle dann Heine Blumentoͤ⸗ 
pfe mit der vorbefchriebenen Erde an, und febe 
hauptfachlich dahin, daß die oberfte fo fein wie 
Staub ſeye. Man ftelle die Töpfe in Unter: 
faze mit Waffer, und wenn die Anfaugung der 
Erde fo weit gediehen ift, daß die obere feucht gez 
worden, fo fireue man den Saamen forsfältig 
hinein, und drüfe die Erde vorfichtig und maf- 
fig mit den Fingerſpizen etwas zufammen. ft 
der Saame leicht und mit einer Haarfrone ver: 
fehen, fo kann man auch etwas feine feuchte, Erde 
Darüber fireuen. Man lafle die Töpfe in dem 
Unterfaz, welcher immer Waſſer haben muß, ſte⸗ 
ben, und fielle fie im Winter ins Falte Haus, 
im Sommer in die freie Luft, wohin aber in bei⸗ 
den Fällen die Eonne nicht dringen kann. Wenn 
die jungen Pflanzen fo meist gediehen find, daß 
fie das Verſezen ertragen Eonnen, und die Witz 
terung günftig ift, fo werden fie num mit den 
übrigen Alpengewaͤchſen in Reihe und Glied, auf 
die Anlage geftellt. Auf die. Zeit der Ausſaat 
ift nicht befonders zu fehen, fondern man vers 
zichte fie, fo bald.man den Samen erhalt, weil 
folder deito beffer aufgeht, je eher er unter 
die Erde kommt. R 


133 
a, Beziehung der Alpenpflangen aus den 
Gebirgen, 

Es ift ſchon ſchwer, Saamen von Alpen» 
pflanzen zu befommen, noch ſchwerer aber, fich fri⸗ 
fche Alpengewaͤchſe von daher zu verfehaffen. Vor: 
sügfih mag die feltene Nachfrage Schuld feyn, 
daß ſich noch niemand befonders auf diefes Fach 
gelegt bat, ein Fach, wozu ein Boptanifer nothr 
wendig erfordert wird. Auch ift die Alpengegend 
siemlich vom größten Theile des Aachen Deutfchr 
lands entfernt, und die Gewachfe fterben auf 
der Meife. Diejenigen Alpenpflangen, melche ich 
aus den ſalzburgiſchen Sebirgen in den biefigen 
botanifchen Garten fchikte, blieben mit Ruhr 
leuten nur ſechs Tage unterwegs, kamen im 
vollig frifchen Zuftande (mehrere blühend) am, 
und ſtehen bis jezt fehr gut. Erhalten fich diefe, 
fo fönnten davon mehrere abgegeben, und Sene 
nach und nach erfegt werden. Dies muß nun 
exit der Erfolg an Handen geben. 


Bei der Verſchikung felbft befolge man 
die gemöhnliche Methode. Man Iaffe bei dem 
Ausgraben etwas Erde an den Wurzeln hängen, 
balte diefe gfeichfam zufammen, umwikele fie 
mit friſchem, nicht naffen, Mooſe und binde fie 


oa. 


33 


134 


mis einem Baden oder Baſte sufammen. Die 
Blatter ſchneide man, mit Ausnahme derjenigen, 
welche fich eben ‚entwifeln, weg, päfe alles in 
eine flache Kifte fo nebeneinander , daß die Wur— 
zeln zu unterft gekehrt find, und die obere Eeite 
nur mit wenigem Moofe bedeft werde. 


4 Berzeihniß von Alpengewaͤchſen, die für 
die Anlage beftimme find, 

Ohngeachtet für diefe Anlage alle Alpen: 
pflanzen ohne Unterſchied beſtimmt fenn follen; 
fo beſtimmten mich doch mehrere Urſachen, eine 
Auswahl zu treffen. Sch habe deswegen die 
Straucher ausgelaffen 3. 3. Pyrus Amelan- 
chier, P. chamaemespilus, Betula ovata u. a. 
ja auch fehr hohe Pflanzen z. B. Laserpitium 
Siler, Gentiana lutea, weil diefe beffer im 
Bousquete gezogen werden Fonnen. Sch ließ 
auch Diejenigen unberührt, die bereit? in den 
Gärten im freien Kande dauern j. B. Alche- 
milla alpına, Stachys germanica, die Aco- 
nita, Saxifraga rotundifolia u. a, m. Endlich 
traf ich ſogar eine Auswahl von Sierpflangen, 
um jene Anlage vorzüglich mit fchönen Gewaͤch⸗ 
ſen gu befezen, und fie dadurch zu einer wirkli⸗ 
hen Zierde der Garten zu machen. 


135 
Diefe Auswahl von ſchoͤnen Alpenpflangen, 
die in mehrerm Betracht vielen Lefern willkom⸗ 
men ſeyn durften» führe ich in ſyſtematiſcher 
Ordnung auf, und zeichne von den Characteren 
fo viel aus, um den Lefern eine Berftellung von 
jeder fange zu machen. Den Wohnort habe 
ich dabei angezeigt, aber die Blühezeit ließ ich 
weg, weil fich diefe in den Alpen zu fehr nach 
der Lage und der Witterung richtet, und im 
flachen Lande ganz anders verhalten wird. Fuͤr 
die Einfaßung der Anlage ſind vorzuͤglich die 
eigentlichen niedrigen Felſenpflanzen beſtimmt, 
wovon ich die vorzuͤglichſten mit einem Stern⸗ 
chen (*) bezeichnet habe. 


*j, Paederota lutea. Das gelbe Menderle. 
Mit ey und lanzettfoͤrmigen gesahnten ge 
genüber ſtehenden Blättern, einen halben Schuh 
Iansen einfachem Stengel, an welchem große fip- 
penfoͤrmige blaßgelbe Blumen in Aehren ftehen. 
Diefe Pflanze wacht haufig an den Felfen deg 
Loibl's, am Wege von Karnthen nach Krain. 


*5 ,Paederota caerulea. Das blaue Menderle. 
Hat faft die Geſtalt des vorigen, aber 
die Blume ift vollig blau. Diefe findet fich nur 


[97 


4 


136 


auf den höchften Earnthifchen ee— In Italien 
iſt ſie haͤufiger. 


Beide Arten wuͤrden den, ihnen beſtimm⸗ 
ten Plaz vorzuͤglich zieren. 


3. Wulfenia carinthiaca. Die kaͤrnthiſche 
Wulfenie. 


Eine ſehr ſchoͤne Pflanze, bei welcher große 
eyfoͤrmige glatte gekerbte Blaͤtter an der Wurzel 
ſtehen, und der Schaft viele blaue Blumen in 


Trauben traͤgt. Die Kuͤhnnegeralpe iſt von die⸗ 


fer Pflanze voll, 


* 4, Valeriana saxatilis. Der Steinbaldriar. 


Die, in-der Erde liegenden eyformigen, etz 


was difen und febhaft grünen Wurzelbfätter, 
und die, an der Spize des Fußhohen einfachen 
Stengels, in Straufßern ftehenden Eleinen weißen 
Blumen, empfehlen diefe Ark. - Sie ift bei 
Salzburg haufig zu finden. | 


*5. Valeriana celtica. Der celtifche Baldrian. 


Etwas Heiner als die vorige Art; übrigens 
mit einem ſehr ſtarken Geruche begabt, und nur 
in den höchiten Gebirgen vorhanden, 


157 
6. Valeriana supina. Der niedergebrüfte 
$ Baldrian. 


— 


Ein kleines zierliches Gewaͤchs; mit laͤng⸗ 
lichten, und in einer Doldentraube, an der 
Spize des Stengels ſtehenden roͤthlichen Blur 
men. Dieſe iſt von allen Arten die ſeltenſte 
und findet ſich nur auf den hoͤchſten Tyroler⸗ 
Alpen. 
*7, Sesleria sphaerocephala. Das rund» 
fopfige Kugelgras. 


Fine auferft zierliche Grasart, die in allen 
Blumengaͤrten gemein ſeyn miürde, wenn fie 
nicht auf den höchſten Tyroler Alpen zu Haufe 
ware. Hellgruͤne kurze Grasbläiter, und eine 
geoße (mie eine Rlintenkugel) gelbweiße Kugel- 
blüthe zeichnet fie fehe aus. 


* 8. Sesleria tenella Hoft, Das zarte 
Kugelgras. 


Laͤngere fehmälere Blätter und Eleinere 
blaue Rugelblüthen mit Grannen, unterfcheiden 
fie von der vorigen Art. Sie ift auf den hoch: 
ſten Färnthifchen Alpen zu Haufe. Es iſt der 
Cynosurus oyatus der Eenturien, 


138 
*9. Sesleria disticha., Die smeirgitige 
Fug: solume, 

Mit graugrunen fchmalen Sraghfättern, 
und zuſammengedruͤkten zweifarbigen Cblau und 
weiß) Kugelblumen. Ein Mittelding von den 
beiden vorigen; es finder fich auf den höchfien 
Granitfelſen.. 

ı0. Globularia nudicaulis. Die nakt— 
ftengliche Kugelblume. 

Sehr fon! Große lanzettförmiae, glatte 
ſchwarzgruͤne, dikke und glänzende Wurzelblatter, 
und eine große hellblaue Kugelblume, die auf 
einem fingerlangen Stengel ſteht, empfehlen fie 
ſehr. Sie it etwas felten, und wacht an den 
hoͤchſten Felſen. 

ı1. Globularia cordifolia. Die herzfoͤr— 
mige Kugelblume. 

Mit feilartigen dreifpizigen etwas difen dun⸗ 
kelgruͤnen glaͤnzenden Wurzelblaͤttern, und Kugel 
bluͤthen. Etwas kleiner, als die vorige, fie iſt 
auch gemeiner, und waͤchſt an niedrigern Stellen. 


12. Primula integrifolia. Die ganz blät- 
terichte Schluff elblume. 


Die eyfoͤrmigen glatten fleiſchichten ur 
zelblatter, und die dunfelpurpurfarbigen , groſ⸗ 


139 
fen, wohlriechenden zu drei und vier beifammenftes 
henden Blumen empfehlen fie für jeden Garten, 
jusbefondere für unfere Anlage. 


13. Primula minima, Die Fleinfte Schluͤſ⸗ 
ſelblume. 


Dieſe kaum einen Zoll hohe, niedliche 
Pflanze, mit keilfoͤrmigen belkerinen an der 
Spize gezaͤhnten Wurzelblattern, und einer groß 
fen fleifchfarbigen Blume, ift eine Zierde der 
Selfen, wo fie haufig beiſammen wacht, aber 
nur auf den böchften Alpen. 


14. Primula glutinosa. Die Flebrichre 
Schluͤſſelblume. 


Mit glatten ſaͤgezaͤhnigen laͤnglichten dikken 
und klebrichten Blaͤttern, und zwei und drei 
beiſammenſtehenden violetten Blumen. Sie 
waͤchſt auf den hoͤchſten Alpen. 


15. Primula longiflora. Die langbluͤthi⸗ 
ge Shlüfelblume. 


Mit eylanzettformigen geferbten auf der 
untern Seite weißlichten Blattern, und mit lan 
gen hellrothen Blumen. Auf den böchften Al—⸗ 
pen. Primula Auricula, die Aurikel-⸗Schluͤſſel⸗ 


_ 


f 


148 

blume. Much diefe bekannte, ‚in der freien 
Natur gelbbluͤhende Art - verdient‘. hier eine 

Stelle. | 
* 


16. Androsace lactea. Der milchweißbluͤ—⸗ 
thige Mannsſchild. 


Mit finienfsrmigen, glatten, in Roſen ge 
ſtellten Wurzelblaͤttern, und ziemlich großen, 
milcgweißen, am Grunde mit einem gelben Flek 
gegierten, auf fingerlangen Stielen ſtehenden, 
Blumen. Auf Felſen am Untersberge, 


17. Androsace chamaejasme. Das ge- 
franzte Mannsſchild. 


Mit gefranzten, in einer Roſe geſtellten, 
Wurzelblaͤttern, und milchweißen Blumen. Er 
was Heiner als die vorige. Auf den hoͤchſten 
Alpen. 


18. Androsace villoſa. Das zottige 
Mannsſchild. 

Mit haarigen graugruͤnen ſchmalen Blaͤt⸗ 

tern, die ebenfalls wie ein Polſter an der Erde 

ſtehen und aus deſſen Mitte, wie bei den vori⸗ 

gen Arten, der Blumenſaft hervorgeht, und 
weißröthlichte Blumen tragt. | 


ig 

19, Soldanella alpina. Die Alpen: Sof: 

danelle. 

Eine ſehr ſchoͤne Pflanze, mit langgeſtiel⸗ 
ten. runden glatten Wurzelblaͤttern, handhohem 
Schafte, an deſſen Spize zwei und drei heil 
blaue glokenartige Blamen ſizen. Auf Alpen 
geniein am Rande des Schnees. 


20. Campanula alpina. Die Alpen Gfo- 
kenblume. 

Lanzettfoͤrmige haarige Blaͤtter ſtehen in 
der Runde an der Wurzel, aus welcher mehre⸗ 
re fingerlange Stengel hervorgehen, deren jeder 
eine himmelblaue mittelgroße, inwendig gefranzte 
Glokenblume tragt. Sie waͤchſt auf den hoͤch⸗ 
ſten Gipfeln. 


21. Campanula caespitosa. Die raſen— 
bildende Glokenblume. 

Eine große Zierde für die Felſen und Stadt—⸗ 

mauern zu Salzburg, aus deffen Rizen fie mit 

Häufigen hellblauen Glokenblumen herunter bangt. 


22. Gentiana acaulis, Der fengellofe Enzian. 

Mit enförmigen gehaͤuften glatten Wars 
zelblaͤttern, und einer großen dunkelblauen Blu 
me. Auf Alpen ziemlich gemein. 


142 : 
03. Gentiana bavarıca. Der baierifche 

Enzian. 

Mit eyrunden kleinen Wurzelblaͤttern und 
ſehr ſchoͤnen hellblauen Blumen. Auch die 
Gentiana verna koͤnnte hieher gerechnet wer— 
den, obwohl ſie auch in den Ebenen, jene aber 
auf Alpen ausſchließlich waͤchſt. 


24. Gentiana nivalis. Der Schnee⸗En— 
zian. 


Mit aufrechten Stengeln, kleinen eyfoͤr— 
migen Blaͤttern, und himmelblauen Blumen. 
Eine ſehr niedliche Pflanze, von den hoͤchſten 
Alpen. Auch die Gentiana utriculosa, wel⸗ 
che mit dieſer nahe verwandt iſt, koͤnnte 
hieher kommen, obwohl fie mehr in den Ebenen 


wacht. 


25. Gentiana pannonica, Der ungari- 
be Enzian. 


Mit enformigen glatten entgegenftehenden 
Blaͤttern, und einem Schuh hohen Echafter 
an welchen große braunrothe punckirte Blu— 
men figen. * 


143 

26. Gentiana punctata. Der punctirte 
Enzian. 

Ganz aͤhnlich der vorigen Art, aber die 

Blume gelb. Beide finden ſich auf den ſalz⸗ 
| bargiſchen Alpen. 


27. Gentiana asclepiadea. Der ſchwal⸗ 
benwurzartige Enzian. 
Mit gepaarten eyförmigen geſpizten glat— 
ten Blaͤttern und mehrern hellblauen großen 
Blumen. Auf den Alpen gemein. 


28. Iuncus spicatus, Die geaͤhrte Simſe. 


Eine Alpengrasart, mit einem halben Fuß 
hohen Stengel, an deffen Spize braune Gras; 
bluͤthen in Geſtalt einer überhbangenden Aehre 
fisen. Sie wacht auf Grasplaͤzen und Kelfen 
der höchiten Gebirge. 


29. Iuncus spadiceus Villars. Die brau⸗ 
ne Simfe. 

Etwas größer als die vorige, die Bluͤ— 
then in Büfcheln, mit fchmalen beilgrünen, am 
Grunde mit einem haarigen Pinſel verfehenen, 
Blättern. Auf grafichten Felfen in Granit 
gebirgen. | 


f 


144 
50, Iuncus glabratus Hopp. Die gang 
glatte Simſe. 
Aeußerſt aͤhnlich der kurz vorhergehenden, 
aber groͤßer, die Blaͤtter breiter und ganz und 
gar nicht haarigt. Sie findet ſich auf graficht⸗ 
felſigem Boden in Kalkgebirgen. 


31. Iuncus Iacquini. Die jaquiniſche 
Segge. 

Dieſe Art waͤchſt raſenartig, bringt ſehr 
kurze ſchmale Blaͤtter, einen halben Schuh ho— 
hen Stengel, an deſſen Spize die Bluͤthen zu 
vier Koͤpfen ſtehen. Auf hohen Alpenwieſen. 


32. Iuncus monanthos. Die einbluͤthi⸗ 
ge Simſe. | 
Etwas großer als die vorige; ein langes 
ſchmales Blatt ſizt am Stengel; welcher oben? 
her eine einzige Bluͤthe tragt: Auf hohen Alpen? 
riefen in Kalfgebirgen. 


35. Iuncus trifidus. Die dreifpalfige 
Simſe. | | 

Ganz ähnlich der vorigen, und von eimiz, 

gen nur als Warietat betrachtet. Sie ift nie 
driger, hat nur obenher drei ſchmale Blatter 
zwi⸗ 


145 
zwiſchen welchen eben fo viele Bluͤthen ſizen. 
Auf hohen Alpenwieſen in Granitgebirgen. 


34. Iuncus triglumis. Die dreibluͤthige 
Simſe. 


Eine ſehr ſchoͤne Grasart. Sie waͤchſt 
raſenartig. Die Stengel werden nur einen Elei> 
nen Ringer lang, an deren Spize zwei oder drei 
große Blüthen beiſammen ſizen. Diefe Art liebe 
Bache, die aus den Gletſchern entfpringen, 
und mug deswegen mit etwas Sand unterlegt 
werden. 


Diefe ſaͤmtlichen Simſenarten tragen Blüs 
then mit einem gefarbten Kelche, in welchem 
ſechs große Staubbeutel und ein dreifpaltiger 
braunrother Griffel ftehen. Cie würden daher, 
nebft ihren hellgrünen glatten Blättern, - einen 
fhönen Beitrag für unfere Anlage abgeben. 


*25, Saxifraga Cotyledon, Nabelfrauts 
artiger Steinbrech. | 
Mit, in einer Nofe (mie die Hauswurz) ſte⸗ 
henden, gehauften faftigen zungenformigen knorp⸗ 
lich gezahnten Blättern, und großen meißen roth⸗ 
punktirten in Buͤſcheln ſtehenden Bluͤthen. 


Hoppe Taſchenb. 1805. K 


146 
#36, Saxifraga Aizoon. Traubenbluͤthiger 
Steinbred. 
Etwas Eleiner ale die vorige. Die Blaͤt— 
ger kürzer. Die Blüthen in Trauben. 


#27. Sakifraga crustatica. Vest. Der 
ineruftirte Steinbrech. 


Aehnlich den beiden vorhergehenden Arten; 
die Blatter fehr fchmal, am Rande mit flarfen 
weißen Snorpeln befezt. 


* 38. Saxifraga mutata. Der veränderre 
* Steinbrech. 

Ganz von Geſtalt wie die vorigen Arten, 
aber roͤthlichte Blumen. Dieſe Art iſt etwas 
ſeltner. Alle wachſen in Felſenrizen auf Alpen, 
und find wahre Zierblumen. 


29. Saxifraga androsacea.. Der manns⸗ 
ſchildartige Steinbrech. 


Mit haarigen lanzettfoͤrmigen ſaftigen ſtum⸗ 
pfen an der Spize dreiſpaltigen Blaͤttern und fin⸗ 
gerlangen Stengeln, auf welchen zwei und drei 

‚weiße Blumen neben einander ſtehen. An naſ⸗ 
Ten felfichten Orten. 


‚147 
* 40, Saxifraga caesia. Blaublättrichter 
Steinbrech. nr 
Die ganze Pflanze fingerlang; die Blaͤt⸗ 
ter an der Wurzel, dicht gebauft, ſehr fchmal 
und kurz, gekruͤmmt, Blaulicht; die Blumen an 
der Spize, weiß. 


*%41. Saxifraga aretioides (La Peyrous,) 
Aretienartiger Steinbrech. 

Ganz ahnlich der vorigen Art, aber gelbe 
Blumen; beide Arten mwachfen an Selfen und 
Sieinen, auf hoben Alpen; die Testere "wurde 
von Heren Rath Hechenberger in Berchtess 
gaden entdeft. 


* 49. Saxifraga burseriana, Burſerſcher 
Steinbrech. 

| Mit gehauften kurzen, glatten pfriemen- 

fürmigen Blaͤttern, und zolllangem Bluͤthenſten⸗ 

gel, mit einer einzigen großen weißen: Blume. 

In den Nizen der Kalfalpen. 


#43. Saxifraga bryoides, Moosartiger 
Steinbred). / 
Im Bau ganz wie die vorige: Die Blu— 
me blaßgelb. An naften Alpen. 
82 


148 
44. Saxifraga stellaris. Der flernförmige 
Steinbrech. 

Groͤßer als die vorigen Arten, die Blaͤt⸗ 
fer lanzettfoͤrmig, an der Spize ſtumpf, ge 
zaͤhnt. Die Blumen in Straußern, weiß, mit 
rothen Puncten. An Felſen, von welhen Wafe 
ſer herunter faͤllt. 


45. Saxifraga cuneifolia. Keilfoͤrmiger 
Steinbrech. 

Mit diken keilfoͤrmigen an der Spize ge⸗ 
zaͤhnten hellgruͤnen Blaͤttern, und in Buͤſchel 
ſtehenden roͤthlichten punctirten Blumen. An 
naſſen Felſen und Mauern; häufig auf dem 
Loibl. 


*46. Saxifraga oppositi folia. Paarblaͤt-⸗ 
teriger Steinbrech. 

Eine ſehr kleine Art, mit kriechenden 
Stengeln, eyfoͤrmigen dachziegelartigen Blaͤttern, 
und großen blaͤulichten Blumen. Auf den hoͤch⸗ 
ſten Alpen. | 
47. Saxifraga biflora. Der zweiblüthige 
“0 &teinbred. | 

Aehnlich der vorigen Art, aber größer, 
die Blätter nicht dachziegelarfig, die roͤthlichten 


‚149 


Blumen zu zwei und drei an der Spize des 
Stengeld. Auf dem heiligen Bluter Tauern. 


48. Saxifraga aspera. Der fharfe Steins 
| brech. 


Mit niederliegenden Stengeln, ſchma⸗ 
len gefranzten Blaͤttern, und weißgelben Blu⸗ 
men. Auf den Tyroler-Alpen. 


49. Saxifraga Aizoides. Der immergrüne 
Steinbrech. 

Eine ſehr ſchoͤne Art, mit niederliegenden 
Stengeln, ſchmalen zugeſpizten ſaftigen hell— 
gruͤnen Blaͤttern, und in Trauben ſtehenden, 
citronengelben Blumen. Sie liebet die felfich- 
ten Alpenbaͤche. 


50. Saxifraga moschata. Der Biſamduf⸗ 
tige Steinbrech. 
Die Blätter in einer Roſe, gehauft, ſchmal, 
ganz oder dreifpaltig. Die Blumen auf kurzen 
GStielen, blaßgelblicht,, nach Biefam tiechend. 


1. Saxifraga muscoides. $ebermoosartiz 

ger Steinbred. f 

Bon Geftalt gang mie der vorige, aber 

geruchlos. Beide Arten mwachfen auf den hoͤch⸗ 
K3 | 


* 


150 


ſten Alpen und gehoͤren zu den kleinſten und 
ſeltenſten Arten. 


Alle dieſe Steinbrecharten wachſen auf 
felſichten Boden, manche ſogar ganz an nakten 
Felſen. Es ſind lauter Zierpflanzen, die dem 
ihnen beſtimmten Plaz zur Einfaßung der Anla⸗ 
ge vollkommen entſprechen werden. 


MER, Saponaria ocymoides, Rundblaͤttri— 
ges Seifenkraut. 


Eine kleine niederliegende, mit vielfaͤrbigen 
vorzuͤglich roͤthlichten Blumen gezierte Felſen⸗ 
pflanze. Auf den Kaͤrnthiſchen Alpen. 


#57, Dianthus alpinus. Die Alpen - Neffe. 


z Eine Eleine Nelkenart mit betrachtlich groß 
fen hellrothen Blumen. 


*54. Dianthus sylvestris. Die wilde 
Nelke. 


Groͤßer als die vorige. Die Blume ſehr 
hellroth. Beide Arten wachſen an felſigten Orten. 


55. Silene acaulis, Die Fammlofe Silene. 
Eine fHöne fehr niedrige Pflanze. Sie 
bilder ganze Raſen, die auf den hoͤchſten Spis 


"252 


zen der Berge liegen, und ſolche mit lebhaften 

rothen Blumen zieren. 

56. Silene pumilio. Die niedrige Silene. 
Größer als die vorige (fingerdlang) und 

mit einer noch ſchoͤnern bauchicht glofenfürmigen, 

hellrothen Blume gegiert. Sie waͤchſt eben 

fallg in den hoͤchſten Felſenrizen. 


57. Silene alpestris. Die Alpen » Silene. 


Fußhoch, mit fehmalen hellgruͤnen Bläte 
ern, und weißen geferbten Blumen. 


58. Silene rupestris. Die Felfen - Silene. 

Etwas Eleiner alg die vorige Art, die 
Blumen weiß, ungeferbt. Beide wachſen an 
fteinigtfelfichten Orten. 


89. Sedum dasyphyllum, Difblättriges 
Sedum. 
Mit diken ſaftigen ——— Blaͤttern 
und weißen Blumen. 


*60. Sedum hispanicum. Das ſpaniſche 
Sedum. | 


Piele handhohe Stengel, welche fchmale 
faftige Blatter, weiße Blumen und zinnobers 
rothe Staubbeutel tragen. 

84 


152 * 
*61. Sedum saxatile. Das Stein⸗Sedum— 
Sehr aͤhnlich dem gewoͤhnlichen Mauer⸗ 
pfeffer (sedum acre). Die Blumen Bier lan⸗ 
zettfoͤrmig. 
Alle drei Arten wachſen auf Felſen und 
Mauern in Alpengegenden. 


*62. Sempervivum arachnoideum. Die 
ſpinnenwebartige Hauswurz. 


Ganz wie die gewoͤhnliche Hauswurz, aber 
kaum halb ſo hoch. Die Blaͤtter mit Spin⸗ 
nenwebartigem Flor überzogen. 


*63, Sempervivum montanum. Die 
Berghauswurz. 
Im ganzen Bau und in der Groͤße wie 
die vorige; die Blumen blauroͤthlicht. 


*64. Sempervivum globiferum. Die 
kugelknospige Hauswurz. | 
Wie die vorigen; die Blumen fchrwes 
felgelb. 
le drei Arten wachfen mit den ange⸗ 
zeigten Sedums auf Mauern und Felfen in 
Alpengegenden. 


153 


*68. Dryas o&topetala. Die Alpen > 

Dryade. | 

Eine ganz niedrige holzigte fehr fchöne 
Pflanze. Die Blatter qusgerandet (wie Eichens 
- blätter). hellgruͤn, ‚glatt, auf der untern Seite 
ganz weiß. Die Blumen groß, weiß, achtblaͤt⸗ 
terigt. Ueberzieht Steine und Felfen im Ge 
birge. 


66. Geum reptans. Das Friecbende Geum. 


Wird Handhoch, hat gefiederte Blätter, 
friechende Manfen, und große citrongelbe Blu— 
men. Rinder fih in Felſenrizen der höchften 
Alpen. 


67. Geum montanum. Das Derg-Geum. 


Wie die vorige Art gebaut, aber Rats 
kenlos, und etwas groͤſſer. Auf hohen Bergen. 


68. Potentilla nitida. Das glaͤnzende Fin⸗ 
gerkraut. 


Mit dreifachen ſeidenartigen glaͤnzenden 
Blaͤttern und großen roſenfarbenen Blumen: 
Eine ſehr niedliche kaum handbreit hohe Pflanze, 
der hoͤchſten Tyroler⸗Alpen. 


154 


*60. Potentilla caulescens. Das fteng- 
fichte Singerfraut. 

Mit acht fünffachen hellgruͤnen Blättern, 
handhohen Stengeln und weißen Blumen. An 
Mauern und Felſen in Gebirgsgegenden. Die 
Stadtmauern zu Salzburg find ganz mit diefet 
Pflanze behangen, 


*70. Potentilla clusiana. Cluſiſches Sins 
gerfrauf. * 
Sehr ähnlich der vorigen Art, aber klei⸗ 

ner. Sin den jteiermarkifchen Alpen. 


71. Potentilla aurea. Das goldene Fins 
gerkraut. | 
Rünffache, glaͤnzendgruͤne, mit Geidens 

haaren befeste Blätter und große dunkelgelbe 

Blumen, empfehlen diefe Art. 


72. Potentilla Salisburgensis. Das fals- 
burgifche Fingerkraut. 
Sehr ahnlich der vorigen Art, aber eben 


fo fhön, und feltener. Sie findet fich mit der 
vorigen auf den Salzburgifchen Alpen, 


155 

„3. Papaver alpinum, Der Alpenmohn. 

Diefe zierliche Pflanze wird handhoch, hat 

eingefchnittene mit grauen Haaren befezte Blaͤt⸗ 
ter, und ſchoͤne große dottergelbe Blumen. 


74. Anemone alpina. Die Alpen-⸗Ane—⸗ 
mone, 
Mit dreifachen fiefeingefchnittenen Blaͤt⸗ 
fern und großen mweifen, auswendig vöthlichen 
Blumen, die auf ſchuhhohen Stengeln ſizen. 


"5, Anemone Baldensis. Die Baldifche 
-  Anemone. 


Eben fo fhön als die vorige, amd ihr 
ahnlich, aber kaum fingerlang. 


76. Anemone narcissiflora. Die Narcif 
ſenbluͤthige Anemone. 


Aehnlich den vorigen Arten, aber Kleinere 
Blumen, die in Dolden ftehen, 


„7. Anemone trifolia. Die breibläffrige 
Anemone. 


Mit dreifachen hellgruͤnen gekerbten Blaͤt⸗ 
tern und einer einzelnen weißen Blume. Eine 
fehr niedliche Pflanze. Sie wachſen alle auf 


156 
Alpen, Tejtere auch in den Maldern um Kla— 
genfurt. 


78. Ranunculus pyrenacus. Pirenaͤiſcher 
Hahnenfuß. 

Mit lanzettfoͤrmigen glattrandigen hellgruͤ⸗ 
nen Blaͤttern, fingeriangen Stengeln, auf wel 
chen große weiße Blumen fisen. Eine febr ſchoͤ⸗ 
ne Art, welche in Kaͤrnthen und Tyrol auf has 
hen Alpenwieſen waͤchſt. 


*79. Ranuneulus parnassifolius. Parnaſ⸗ 
ſienblaͤttriger Hahnenfuß. 


Dike ſaftige rundlicht eyfoͤrmige Blaͤtter 
und große weiße Blumen, mit roͤthlichen haari- 
gen Kelchen, zeichnen diefe Urt fehr aus. Gie 
ift ſehr felten auf der hoͤchſten Spize der Kirſch⸗ 
baumeralpe in Tyrol. 


* 


80. Ranunculus Thora. Nierenblaͤttriger 
Hahnenfuß. 
Eine kleine niedliche Pflanze, mit meni’ 
gen nierenfoͤrmigen lappigen Blättern, und 
zwei ober drei Fleinen gelben Blumen. Auf den 
Kaͤrnthiſchen Alpen. * 


157 
91. Ranunculus rutaefolius. Rautenfoͤrmi⸗ 
ger Hahnenfuß. 
Mit gefiederten dreifachen und vielfpaltigen 
Blättern und mittelgroßen weißen Blumen. Auf 
den höchften Alpen. 


*32, Ranunculus glacialis. Der a: 
Hahnenfuß. 

Mit dreifachen vielſpaltigen Blaͤttern und 
zwei oder drei weißen Bluͤthen mit haarigen Kel⸗ 
chen. Am ewigen Schnee auf den Käarnthifchen 
Alpen 


83. Ranunculus Seguieri. Der Seguieri- 
ſche Hahnenfup. 
Sehr ahnlich der vorigen Art, «aber die 
Kelche find glatt. Sehr felten auf den höchiten 
Alpen. 


93b. Ranunculus nivalis. Die Schneera- 
nunfel. | 
Mit dreilappigen ganzrandigen Blättern, 
und gelben Blumen. 


*34. Ranuneulus alpeftris. Der Alpen 
Hahnenfuß. 
Mit rundlichten dreitheiligen Blättern und 
eigen Blumen. 


158 

Die beiden leztern Arten find in den faly 
burgiſchen Alpen gemein, und gewöhnlich eine 
Hand hoch. ie blühen fehr frühe. 


85. Thymus alpinus. Der Alpenthymian. 


Mit weitfchmeifigen hölzernen Stengeln, 
enformigen Blättern, und vörhlichen großen Lips 
penblumen. Iſt gemein in allen Alpengebirgen. 


86. Bartfia alpina, Alpen » Bartfie. 


Eine duftere fingerlange Alpenpflanze mit 
einfachen Stengeln, gepaarten ſchwarzgruͤnen 
Blaͤttern, und blauen haarigen Larvenblumen. 


*87. Antirrhinum alpinum. Der Alpen— 
Dorant. | 
Eine fehe fchone weitfchmweifige Pflanze der 
hoͤchſten Gebirge, wo ſie in den Truͤmmern der 
Granitbloͤcke in Menge waͤchſt. Niederliegende 
Stengel und dunkelblaue Larvenblumen mit feuer⸗ 
rother Muͤndung, zeichnen ſie aus. 


88. Pedicularis incarnata. Das fleiſchfar⸗ 
bene Laͤuſekraut. 


Eine der ſchoͤnſten Arten dieſer Gattung, 
mit gefiederten ſchwarzgruͤnen Blaͤttern und ein⸗ 


159 
fachen fhuhlangen Etengeln, an welchen große 
rorhe Larvenblumen in Aehren flchen. 


89. Pedicularis recutita, Beſchnittenes Laͤu— 
ſekraut. 

Die Blaͤtter der vorigen Art; der Stengel 
noch hoͤher, ſaftig und dick. Die Bluͤthen in 
blaͤtterigen Aehren mit gefaͤrbten Kelchen und 
braunrothen kurzen Blumen. 


90. Pedicularis verticillata. Das quirlblaͤt- 


terige Laͤuſekraut. 

Etwa Fingers lang; ein, zwei bis drei 
Stengel aus einer Wurzel; die ſchwarzgruͤnen 
gefiederten Blatter vierfach; die roͤthlichen Blu— 
men in blaͤtterigen Aehren an der Spitze. 


gı, Pedicularis roftrata, Das gefehnäbelte 
Laͤuſekraut. 


Bon der Größe der vorigen Art, aber nie: 


derliegend. Schwarzgruͤne gefiederte Blatter und _ 


zwei bis drei an der Spize fichende roͤthlichte 
Blumen. 


Ude diefe vier Arten wachſen auf dem Un: 
tersberge bei Salzburg. 


\ 


F 
160 


| 92. Pedicularis aspleniifohia, Milzkraut⸗ 
blaͤttriges Laͤuſekraut. 


Sehr aͤhnlich der vorigen Art, aber gewiß 
davon verſchieden. Der Stengel aufrecht, die 
Kelche haarigt, die Blumen in Koͤpfen, roͤthlicht. 


93. Pedicularis tuberosa. Das knollige 
Laͤuſekraut. 
Die Stengel handhoch, niederliegend; die 
Blumen ſchwefelgelb an der Spize, gehaͤuft. 


94. Pedicularis foliosa. Das blaͤtterige 
Laͤuſekraut. 

Die Stengel handhoch, aufrecht; die 
Blumen hellgelb an der Spize in blaͤttrigen 
Koͤpfen. 

Dieſe leztern drei Arten finden ſich in 
den hoͤhern ſalzburgiſchen und angraͤnzenden 
Gebirgen. 


95. Pedicularis rosea. Das roſenferbne 
 Söufefraut. 
Mit hellgruͤnen gefiedert zerfchnittenen Blaͤt⸗ 

teen, aufrechten fingerlangen Stengeln, an wel 

chen die roſenfarbnen Blumen in Koͤpfen ſizen. 

Auf den hoͤchſten Tyroler⸗ und Kaͤrnther⸗Alpen. 

— 


161 

Alle diefe Arten find wirkliche Sierpflans 

gen, aber fie laſſen fi), fagt man, ſchwer erzier 

ben. Probemus! die P. recutita und rostrata 
halten fich big jest im arten fehe gut. 


*96a. Draba aizoides. Das immergruͤne 
Hungerbluͤmchen. 

Lanzettfoͤrmige glatte gefranzte Blaͤtter in 
runden Polſterchen; die Blumen auf kurzen Stie—⸗ 
Yen an der Spize gehauft,  dunfelgelb. Eine 
- iedliche Pflanze und Zierde der Fablen Felſen. 
Sie waͤchſt auf niedrigen Bergen. 


96b. Iberis rotundifolia. Der rundblaͤttri⸗ 

ge Bauernſenf. 

Mit eyfoͤrmigen kleinen in der Runde ſte⸗ 

henden Wurzelblaͤttern und hellrothen auch weiſ⸗ 

fen. Bluͤthen in Doldentrauben. Auf den 
hoͤchſten Alpen. 


97. Arabis pumila. Das niedrige Gaͤn⸗ 
ſekraut. 
Eine kleine niedliche Pflame mit hellgrͤ⸗ 
nen eyfoͤrmigen glaͤnzenden, in der Runde ſte⸗ 
henden Wurzelblaͤttern, und ziemlich großen 
weißen an der Spize beiſammen ſtehenden Blumen. 
Auf den hoͤchſten Alpen. 
Hoppe Taſchenb. 1805. 5 


162 


98. Arabis ovirensis. Rothes Gaͤnſekraut. 

Mit rundlichten IBurzelblattern, eyformiz: 
gen geftieften Gtengelblattern, und heifeothen 
Blumen. Auf den Karntbifchen Alpen. 


99. Dentarig pentaphyllos. Die fünf: 
blaͤttrige Zhhnwurz. 

Mit fuͤnffachen Blaͤttern und großen hell⸗ 
rothen Blumen. In Alpenwaͤldern. 


100. Dentaria enneaphyllos. Die neun— 
blaͤttrige Zahnwurz. 
Mit dreimal dreifachen Blaͤttern und groſ⸗ 


ſen ſchwefelgelben Blumen. Unter Geſtraͤuchen 
in Alpengegenden. 


101, Hedysarum obscurum. Der Ge— 
birgs-Hahnenkopf. 

Mit eifoͤrmigen glatten gefiederten Blaͤt—⸗ 
tern und in Trauben ſtehenden großen purpur⸗ 
rothen Schmetterlings : Blumen. 

1022. Phaca alpina Alpen- Bergliefe. 


Eie hat den Bau der vorigen Pflanzen. 
Die Blüthen find citronengelb. 


% 


163 


102b, Phaca frigida, Die ER 
liefe. 
Iſt ebenfalls wie die vorige Art gebauet; 
die Blumen find fchwefelgelb. Beide Arten 
wachſen auf den höchften Alpen. 


103. Astragalus alpinus. Der Alpen, 
Traganth. 

Mit niederliegenden langen fußhohen Sten⸗ 
geln, gefiederten Blättern und in Trauben ſtehen⸗ 
den heilblauen Schmetterlingsblütben, mit weif 

| fen Sahnen. Auf hohen Alpenwieſen. 


1042, Astragalus uralensis, Uraliſcher zra⸗ 
ganth. 
Mit eylanzettfoͤrmigen feipenhaarigen ge 
fiederten Blaͤttern, an der Wurzel ftebenden finz 
gerlangen Schaften, und dunkel violetten Blu—⸗ 
nen. 


104b. Astragalus montanus. Der Berg- 
Traganth. 

Ganz im Habitus der vorigen Pflanze, 

aber die Blaͤtter nicht ſo haarig, die Blumen 


etwas kleiner, und hellblauer. 
go 


164 


‚105. Astragalus Campestris. Der Feld 
Traganth. 
Ganz der Habitus der vorigen Pflanzen. 
Die Blumen ſchwefelgelb, zumeilen die Kahne 
weiß oder violet. Alle drei in den Karnthifchen 
Alpen. 


106. Orobus luteus. Die gelbe Wald- 
erbie. 


Mit gefiederten Blättern und laͤnglichten 
Blättchen. Die Blumen groß, hellgelb, in 
einfeitisen Trauben. Auf Alpenwiefen in Kaͤrn⸗ 
then und Krain. 


107. Coronilla minima. Die Fleinfte Kro⸗ 
nenwife. 

Ein niedriger niederliegender Strauch mit 
glatten gefiederten Blättern und citronengelben 
topfformigen Blumen. In Kärnthifchen Alpen 
gegenden. 


108. Apargia aurea. Die goldgelbe Apargie, 


Mit, an der Wurzel ftehenden, glatten ge 
zahnten Blättern, und einer, an der Epize des 
Stengels ſtehenden, dunkelgelbrothen Blume» 
An graſichten Orten in Alpengegenden. 


168 
109. Apargia alpina, Die Alpenapargie, 


Sehr ahnlich der vorigen Art, aber die 
Blumen heifgelb. Auf hohen Alpen. 


110. Hieracium aurantiacum. Das orans 
genfaröne Habichtsfrauf. 


Mit lanzettformigen haarigen Wurzelbläts 
tern, Eriechenven Kanten, ſchuhhohen Stengeln 
und dunkelrothen in Rispen ſtehenden Blumen. 
Auf Alpenwieſen. Dieſe Art kommt in gewoͤhn⸗ 
lichem Garienlande ſehr gut fort. 


III. Hieracium incarnatum. Das fleifch- 
farbihte Habichtskraut. 

Der Bau der vorigen Pflanze. Die Blaͤt⸗ 
fer an der Wurzel, in ver Runde, etwas taub. 
Die Blumen weißroth. In Kaͤrnthiſchen Ale 
pengegenden, 


ı2. Hieracium villosum. Das zottige 
Habichtskraut. 


Eine ſehr ſchoͤne Pflanze. Die Blaͤtter an 
der Wurzel lanzettfoͤrmig, die der Stengel ey⸗ 
foͤrmig, alle mit langen weißen Haaren beſezt. 


Die Blumen fehr groß, hellgelb. Auf hohen Alpen, 
\ O 


= 3 


166 


Die übrigen zahlreichen Arten diefer Gat⸗ 
tung verdienen. allerdingd auch gezogen zu wer—⸗ 
den, um fie genau kennen zu lernen, aber da 
fie Feine vorzüglihe Schoͤnheit beſizen, fo koͤn⸗ 
nen fie bier übergangen. werden. 


113. Cacalia alpina. Die Alpen: Cacalie. 


Sehr fhon! Große ganz glatte herzfoͤrmi—⸗ 
ge Blaͤtter, fußhohe Stengel, deren Spizen 
mit zahlreichen vothlichten Blumenſtraͤußen bes 
fest find. 


114. Cacalia albifrons. Die weißzwei- 
sine Cacalie. 

Ganz wie die vorige Art gebaut, abet die 
ganze Pflanze und bie Blätter unten graufilzigt 
und die -Stengel höher. An feuchten fehattig? 
ten Stellen auf Alpen. 


115. Hypochaeris uniflora. Das einbluͤ⸗ 
tige ©aufraut, 

Mit Tansettförmisen Wurzelblättern, und 
fußhohem einfachen Stengel, der eine einzige 
große gelbe Blume tragt. Auf hohen Alpen“ 
wiefen. | 


167 


116. Hyoseris foetid.. Der ftinfende - 

Schweinsfalat. | 

Mit hellgruͤnen glatten ſchrotſaͤgefoͤrmigen 

Blaͤttern, die in der Runde an der Wurzel ſte⸗ 

hen, und faſt ſchuhlangen Schaͤften, die eine 
hellgelbe Blume tragen. 


117. Tussilago alpina. Der Alpen- Huf: 
lattig. 

Mit runden glatten auf beiden Seiten 
gruͤnenWurzelblaͤttern und ſchuhlangen Schaͤften, 
die eine roͤthlichte Bluͤthe tragen. Auf Alpen 
in den Waldregionen. 


118. Tussilago discolor. Der zweifaͤrbige 
Huflattig. 

Dieſer hat ganz den Bau der vorigen 

Pflanze, aber ſie iſt kleiner, die Blaͤtter ſind 

auf der untern Seite weißlicht und der Standort 

ſind die hoͤchſten Alpen in Tyrol und Kaͤrnthen. 


119. Tussilago sylvestris. Der Walde 
huflattig, 

Dieſe Art kommt mehr mit dem Alpen⸗ 
Huflattig überein, aber fie ift noch einmal fo 
hoch, und tragt zwei nnd drei Blütben am eir 

24 


168 


nem Stengel. In twaldisen Alpengegenden von 
Karnthen und Krain. 


120. Senecio abrotanifolius.. Das Stabs 
wurzblaͤttrige Kreuzfraut, 
Mit vielſpaltigen gefiederten Blättern, und 
Ruß hohen Stengeln, an deren Spizen mehrere 
dunfelgelbe Blumen ſizen. Auf den hoͤchſten 
Alpen. 


121. Senecio incanus. Das beſtaͤubte 
Kreuzkraut. 
Mit gefiedert zerſchnittenen ſtumpfen filis 
gen Blaͤttern, handhohen Stengeln und mehrern 
hellgelben Blumen. Auf den hoͤ chſten Alpen. 


122. Senceio Doronicum. Das Gemſen⸗ 
wurzartige Kreuzkraut. 


Mit eyfoͤrmigen unten wolligen Blättern, 
ſchuhhohen Stengeln und großen gelben Blumen. 
Huf hohen Alpen. 


123. Aster alpinus. Der Apen- After. | 


Mit lanzettformigen etwas rauhen Wurs 
zelblattern, handhohen Stengeln und gelben Bluͤ⸗ 
then mit einem hellblauen Strahle. 


169 


%* 124. Arnica glacialis. Die Gletſcher⸗ 
Arnica. 

Mit glatten hellgruͤnen etwas gezaͤhnten 
eylanzettfoͤrmigen Blaͤttern, handhohen Sten⸗ 
geln und großen glatten Blumen. Auf hohen 
Alpen in Kaͤrnthen. 


* 125. Arnica scorpioides. Die Alpen- 
Arnica. ex: oo 
Kommt ganz im Baue mit der vorherges 
henden Art überein, aber fie ift in allen Their 
len geößer. Auf den hoͤchſten Salzburgi⸗ 
fchen Alpen. — | 


126. Doronicum Bellidiastrum. - Die 
maßliebenartige Gemſenwurz. 


Mit eylanzettformigen Wurzelblettern, nak⸗ 
ten fußhohen Echaften, und gelben mit weißen 
Strahle umgebenen großen Bluͤthen. Huf Alpen. 


127: Doronicum austriacum. Dre Oeſtrei⸗ 
chiſche Gemſenwurz. 

Mit rauhen eyfoͤrmigen, mit einem Ans 
hange verfehenen Blättern, zwei Schub hohen 
Stengeln und großen aelben Blumen. Auf den 
Kaͤrnthiſchen Alpen. 


170 
128. Cineraria cordifolia. Die herzförs 
mige Aſhenpflanze. 
Mit herzfoͤrmigen gezaͤhnten unten ſilzigten 
Blaͤttern und großen gelben Blumen. 


129. Cineraria alpina. Die Alpen⸗Aſchen⸗ 
pflanze. | 
Mit Tanzettformigen glatten gezaͤhnten 
Blättern, fußhohen Gtengeln und gelben dol- 
denartig ftchenden Blüthen, | 


130. Cineraria aurantiaca. Die orangen- 
farbere Aſchenpflanze. 
Ganz der Bau der vorigen Art, aber die 
Blumen dunkelroth. Alle drei Arten finden fich 
‚auf Alpenwieſen. 


*131. Erigeron alpinum. Das Alpen-Alt- 
manngfrauf. 

Mit Sansettförmigen haarigen Blättern, und 

einfachen oder aͤſtigen handhohen Stielen, auf 

welchen roͤthlichte Blumen ſizen. 


132. Erigeron uniflorum. Einblüthiges Alt: 
mannskraut. 

Sehr aͤhnlich der vorigen Art, aber nur 

fingerlang, beſtaͤndig einbluͤthig, und mit filzi⸗ 


171 


gen Rechen. Beide Arten wachfen in hohen Ab 
pengegenden. 


133. Achillea atrata. Das geſchwaͤrzte 
Achillenkraut. 
Die Blaͤtter gefledert zerſchnitten, die Sten⸗ 
gel handhoch, weichhaarig, die Bluͤthen im 
Straͤußen weiß, mit ſchwarzen Kelchen. 


*134. Achillea Clavennae. Das Claven⸗ 
niſche Achillenkraut. 


Kommt im Habitus mit der vorigen Art 
uͤberein, aber die ganze lange iſt mit grauem 
Filze überzogen, und die Blatter find breiter, 
Beide finden fih auf dem Untersberge. 


35. Anthemis alpina. Die Alpen» Anthe- 
mis. 
Sie kommt im Bau mit Achillea atrata 
überein, aber die einzige Blume ift größer. Auf 
den hoͤchſten Tyroler⸗Alpen. 


136. Ehrbibiicheinunk alpinum. Die Alpen⸗ 
Wucherblume. 
Keilfoͤrmige gefiedert zerſchnittene Blätter, 
fingerlange Stengel und einzelne große gelbe Blur 
men mit weißem Strahle. Yuf den hoben Alpen. 


1723 | 
* 137. Artemisia spicata. Der ährenförmis 
ge Beifuß. 
Die ganze Pflanze fingerlang, weißfilzigt; 
die Blätter ſchmal, ganz oder fpaltigz Pie gelbs 
lichten Bluͤthen in ehren. ? 


%138. Artemisia mutellina.. Der Alpen- 
Beifuß. | 

Diefe Het kommt in dem Bau mit der vori⸗ 

gen überein; die Blatter find alle gefpalten, die 
Bluͤthen in Trauben. Beide wachen auf den 
hoͤchſten Alpen. | 


*139. Filago Leontopodium. Das loͤwen⸗ 
fußartige Fadenkraut. | 

Eine ſehr ſchoͤne Pflanz e. Durchaus ganz 
weißfilzigt; die Blaͤtter eylanzettfoͤrmig; die 
Stengel einen halben Schuh hoch; die Blumen 
gelblicht mit großem Deckblaͤttchen umgeben. Auf 
fehr hoben Alpen. . 


140, Orchisodoratiflima. Das twobleiechUHBR Ä 
Knabenkraut. 
Mit fußhohen Stengeln, lanzettfoͤrmigen 
Blaͤttern und roͤthlichten in Trauben ſtehenden 
aͤußerſt wohlriechenden Blumen. 


173 


141. Orchis — Das kagelrunme Kna⸗ 
benkraut. 
Mit breiten lanzettfoͤrmigen Blaͤttern und 
hellrothen in Kuogeltrauben ſtehenden Blüthen. 


142. Orchis fambucina. Das gelbe Kna- | 
benfraut. 
Mit lanzettfoͤrmigen Blättern, handhohen 
Stengeln und blaßgelben Orchisblumen. Sie 
wachſen alle drei auf Alpenwieſen. 


143. Ophrys monophyllos, Die einblaͤttri⸗ 
‚ge Ophrys. 

Mit einem einzigen eylanzettfoͤrmigen Blatte, 
handhohen Etengeln und fehr Kleinen zahlreich 
in Trauben beifammen fizenden gelblihten Blur 
men. Eine niedliche Pflanze auf ii —— 


144; Satyrium nigrum. Die ſchwarze Sten- 
delwurz. 

Mit gleichbreiten Blaͤttern, fingerlangen Sten⸗ 
geln, und einer dunkelrothen runden Bluͤthen⸗ 
traube, die aͤußerſt wohlriechend iſt. Sie waͤchſt 
auf Alpenwieſen. 


— 


174 
*145. Asplenium viride. Das grüne 
Mikffraut. 

Diele fingerlange Stengel aus einer brau⸗ 
nen zaferichten Wurzel. Die Blaͤttchen rundlicht, 
auf der untern Geite mit rothbraunen Fruchtpunc⸗ 
ten. An Felſen in Ylpengegenden. 


* 146. Polypodium Lonchitis. Der Milz: 
Frautartige Engelſuͤß. 

Fußlange lanzettförmige, gefiedert einge 

fchnittene Wedeln, mit runden Feuchtpunften. 
An feinigten Orten auf Alpen. 


#147. Polypodium rigidum, Der fteife 

Engelfüß. | 

Mit einem gefiederten Wedel und zahlrei⸗ 

chen an der- Spize fiehenden faſt zuſammen flieſ⸗ 

fenden Fruchtpunkten. An ffeinichten Orten auf 
Alpen. 

Diefe drei feltene und ſchoͤne Farrenkraͤuter, 
dürften allerdings »eine befondere Zierde, durch 
ihre immer grünen Blatter, in der —— 
ausmachen. 


175, 
| Nachtrag. 
148. Statice alpina. Die Alpen-⸗-Gras—⸗ 
nelfe. - 

Ich hebe diefe Pflanze befonderg aus, um 
fie defto mehr den Liebhabern ſchoͤner Gewaͤchſe 
empfehlen zu koͤnnen. Der ganze Bau diefer 
Pflanze kommt mit der gewöhnlichen Grasnelke, 
die man zur Zierde in allen Garten finder, über: 
ein; aber die ganze Pflanze ift viel großer, die 
Blumen find viel gefastigter rotb, und bilden 
ganze Rafen mit einem vothen Teppich. ie ver 
dient in allen Garten zu ftehen. 


— — 


176 
DW — — 





VIke, ‘ 


Ueber die Vegetation auf den Hoc 
gebirgen. 


Bon dem Herrn Dr. Kielmann in Stuttgardt. 





Unter den Erſcheinungen der organiſchen Na—⸗ 

fur verdient die Vegetation auf den Hochgebirz 

gen vorzüglich die Aufmerkſamkeit des Naturfor 

fchers. In diefen, fo felten von einem menfchli- 

chen Fuße befretenen, Regionen außert {ich die 

Vegetationskraft viel reiner und gelauterter, als 

in den niedrigen Gegenden, two die menſchliche 

Induſtrie den Einfluß der natürlichen Potenzen 

auf den Pflanzenorganismus zu fehr modifizirt hat. 

Sch hatie auf zweien, in verfchiedenen. Serioden 

des Jahrs angeftellten, Alpenreiſen, wo ich bei 

der einen das Erwachen der Vegetation, bei 
der andern die Vegetation in ihrer groͤßten 

Vollkommenheit auf den hoͤchſten Alpen beobach⸗ 

ten konnte, und bei denen ich allen Beſchwer⸗ 

Uchkeiten des Alpenklimas, Regen, Stuͤrmen 
und 


= 
\ + 


177 


und Lavinen Troz bat, Gelegenheit, über diefen 
Punkt Beobachtungen anzuftellen, die ich big 
jest noch nirgends fand. Sch iverde zuerft die 
Erſcheinungen, melde der Pflanzenorganismus 
in diefen Gegenden darbietet, erwähnen; als: 
dann den Einfluß der außern Potenzen anf die 
Alpenpflanzen; endlich die Schluͤſſe, die ſich im 
Allgemeinen aus diefen beiden Punkten auf die 
Urfachen, Zweke oder Folgen der erwähnten Er 
fheinungen und fomit auf den Vegetations⸗ 
Prozeß auf der Hochgebirgen felbft ziehen laſſen. 





Cap. I. 
Phänomene der Degetation auf den 
Hochgebirgen. 


A) Die verfchiedenen Gattungen der Al: 
penpflanzen ſind an eine gewiſſe Re— 
gion gebunden. / 


Man Fanıı füglich vier ſolcher Regio⸗ 
nen auf den Alpen annehmen. Die erite Alpen⸗ 
terraße erfireft fich von den.niedrigern Gegenden 
aus bis dahin, wo der gewoͤhnliche Baumwuchs 
aufh ort, bis zu einer Höhe von fünf tauſend 
Fuß über den Niveau des Mittelmeers; die 

Hoppe Taſchenb. 1505. — 


178 

zweite beginnt auf einer Höhe von fünf taufend 
Fuß über dem Mittelmeer, da, wo die Alprofen 
und die Eleinern Weidenarten bervorfproßen und 
erftreft fich bis zu einer Höhe von fieben tau: 
fend Ruß. Diefe- ganze Region ift nur zwei 
Monate des Jahres fehneefrei. Die dritte Al— 
penregion beginnt auf einer abfoluten Höhe von 
fiebentaufend Ruß und erftreft fih zu einer 
Höhe von acht taufend Fuß bis an die Linie 
des ewigen Eifed: 


Auf dieſer Region kommen nur noch eimis 
ge Eryptogamijten fort, welche oft mur einige 
Tage in einem ganzen ahre dag Licht erblifen. 
Die vierte Region beginnt mit einer Hoͤhe von 
acht faufend Fuß über dem Mittelmeer, und 
ift durch die Linie des ewigen Eiſes bezeichnet, 
wo feine Spur von Vegetation fih mehr vor: 
findet. Das Refultat von meinen barometrifchen 
und tbermometrifchen Meßungen *) war folgen- 


— —— — 


*) Das Barometer war ein von einem der beſten 
Mechaniker der Schweiz, Eher in Atau, neu 
verfertigtes; das Thermometer ein fehr ems 
pfindliches Weingeiftthermometer von- Reau⸗ 
mur. 


179 

u 

des: Der Barometerftand twechfelte, auf den 
verfchiedenen Stufen der erjten Alpenterraße big 
zur zweiten, von >630ll 83 Linie big zu 22 Zoll 
53 Linie, der Thermometerſtand von 20 Grad 
bis zu 9 Grad (Zul) zu Einnwald am Fuße 
des Camors im Canton Appenzell war der 
Barometerftand — 267! 83 der Thermometerftand 
— 16° (Gewitter) Crten Zul.) Am Bier 
waldjtatterfee, alfo von einer abfoluten Höhe 
von 17,320 Ruß war der Barometerftand * 
26“ za Thermometerſtand = 19° (zten Jul. 
Gewitterluft.) 


Im Muttenthal im Canton Schwyz fand 
der Barometer — 26 3211 Thermometer — 
20° (zten Zul. Hagelmetter). 


Zu Matt im Canton Glarus, Barometer 
= 25’ 639 Thermometer = 19° (sten Julius 
feuchte Luft.) 


Zu Wisbaden bei Appenzell Barometer — 
25 6 (roten Zul.) 


Am Seealpſee am Fuße des Eentis Bar 
rometer = 2a zı (ofen Jul.) 


M 2 


180 


Auf dem Ruͤken des Pragels im Canton 
Schwyz Barometer = 23" 43 Thermometer 
— 11° (Regen sten Julius.) 


Yuf dem Gipfel des Camors im Canton 
Appenzell Barometer = 23" 437 Thermometer 
110 (heiterd Wetter sten Julius.) 


Bon der zweiten bis zur dritten Terraße 


mwechfelte der Barometerſtand vom 22/4 
5300 bis zu 21 gl Thermometer — 18° Chei? 
tres Wetter roten Julius). Auf der größten 
Höhe der Kifiten » Alp Barometer 2ıd gun 
Thermometer 9° (Regen und Sturm sten Jul.) 
die Vegetation hörte bier noch nicht auf. Dieß 
£önnte beim erften Anblik auffallend ſcheinen, 
da fie auf dem Sentis fhon tiefer unten auf 
‚hörte; allein diefe Refiten Alp iſt in einer etwas 
beträchtlichen Diftanz von hoͤhern Gebirgen ein 
gefchloffen und fomit Winden, Stürmen und 
Lavinen nicht fo ſehr ausgeſezt. 


Weiter hinauf drang ich auf der zweiten 
Alpenterraße nicht, kam alſo im Ganzen zu ei⸗ 
ner abſoluten Hoͤhe von ſechs tauſend Fuß uͤber 
dem Mittelmeer. Die barometriſchen Meffuns 
gen ſtimmen genau mit den trigonometriſchen des 


181 
Buͤrgers Müller von Engelberg überein, wenn 
man annimmt, daß eine Linie meines Barome 
ters nach einer genaueren Meſſung 823 Berner 
Schuhhöhe betrug. Diejenigen, welche den Ba: 
rometerſtand 18% oder noch höher fanden, wie 
Brydone- auf, dem Aetna oder die franzofifchen 
Akademiker auf dem Cordilleras in Peru, müf 
fen ſich demnach ſchon jenſeits der Linie deg 
ewigen Eiſes befunden haben; die Pflanzen, die 
ich ausſchließend nur auf der erſten Alpenter⸗ 
raſſe fand, find: Veratrum album, Gentiana 
lutea, Polygonum Bistorta. Veratrum al- 
bum #indet fih gewöhnlich in der Nabe der 
Seehitten und wird, mie die Gentiana lutea, 
auch in Deutfehland nur auf den höchften Ger 
birgen (auf den hoͤchſten Siyfeln der Wirtem⸗ 
bergiſchen Alpen) angetroffen. Sie erheben fich 
bis zur Region der Alproſen. Das Poly- 
gonum Bistorta fund ich auf dem Rufen deg 
Pragels im Canton Schwyz, am Fuße des Ca⸗ 
mors, an den Seealpen am Fuße des Sentis, 
im Lauterbronner Thal im Canton Bern bei ei⸗ 
nen Barometerſtand = 23 — au xx auch in 
Deutſchland beſchraͤnkt es ſich immer auf eine 
gewiße Hoͤhe, eben ſo wie die Primula veris, 
welche ich ganz nahe an der Kegion der Alpe 

M 3 


182 


rofen auf dem Nifen des Pragels am aten Zul. 
blühend fand, da es in niedrigeren Gegenden 
fhon im April blüht. 


Kerner find diefer Negion noch augfchlief- 
fend eigen: Die Eichen, Buchen, der Taxus 
und die Fichten. Die Eichen halten fich ziem- 
lich in der Tiefe, höher fleigen die Buchen, noch 
höher der Taxus, noch höher die Richten. Be- 
tula alnus alpina ift das lezte Laubholz auf 
den Alven. Die Pflanzen, Die ich auf diefer 
und der zweiten Region noc weiter bemerfte, 
find: Salvia pratensis, Plantago latifolia, 
Phyteyma spicata, Galium Mollugo, Myo- 
sotis scorpioides, Gentiana verna, campe- 
stris, Pneumonanthe, Crucicata ciliata, 
Lychnis dioica, Thymus ferpyllum, Trifo- 
lium arvense, Anthyllis vulneraria, Urtica 
urens, Sonchus palustris, Leontodon hir- 
tum, Achilles vulgaris und moschata, Pel- 
lis perennis, Gnaphalium diocum, Aster 
Amellus, Carduus acanthoides, Juniperus 
communis, Agaricus campestris. 


Des Satyrium nigrum, welches mit fei> 
nem aromatifchen Geruche die Alpen erfüllt, 


185 


beginnt auf einer abfolnten Höhe von 4300 Fuß 
und erftreft fich bis tief in die zweite Region 
hinein. 


Der zweiten Megion find ausfchließend eir 
gen: Die Alprofen CRhododendron hirsutum 
und ferrugineum, ferner Rhamnus saxatilis, 
Salıx retusa und reticulata, Gentiana acau- 
lis, Pinus mugus. Die Alpenfohre ift die 
einzige eigentliche Holzart, die auf der zweiten 
Region noch fortfommt. Pinus mugus ſteigt 
nach Ramond zu einer Höhe von 2900 Meter 
uber die Meeresflaͤche, aber Elein, mager und 
abgezehrt ftrebt fie nach den Felſen hin, die ge 
gen Mittag liegen. Auf der dritten Region fin: 
den fih nur noch einige Ergptogamiften, welche 
Ramond auf den Pyrenaͤen fand, die ich aber 
zu fehen nicht Gelegenheit hatte. Auf der vier 
ten Region hört alle Vegetation auf. 


-B.) Die Vegetation tft auf den Alpen bis 
anf eine gewiße Region hin fehr 
potensirt. 

Das Ausſehen der gewöhnlichen Pflanzen 
verrath mehr Kraft und Energie. Die Dimen- 
fion in die Lange und Breite iſt bei einigen 
aan ungewoͤhnlich vermehrt. Am Mutter: 
M 4 


184 


thal, alfo ungefähr auf einer abſoluten Höhe von 
1500 Fuß, traf ich einen Schlehborn von 50 
Schuh Höhe und einen Schuh im Durchmeſſer. 
Die Wuhrbeit diefer Behauptung wird auch 
durch die Cedern auf dem Kibanen beſtaͤttigt, 
welche ſich auf die erſte Alpenregion beſchraͤn⸗ 
fen. Auf dieſer Region find die Bluͤthen groß 
ſer, die Raſen dichter, ſelbſt die Peripherie der 
Blaͤtter hat ſo zugenommen, daß man oft zwei⸗ 
felt, ob man dieſelbe P lanzenfpecieg vor ſich 
ſieht, die man im Thale verlaſſen hat. Die 
Alpenpflaͤnzen haben alle ein friſcheres Ausſehen, 
eine größere Intenſttaͤt der Farbe, als die 
Pflanzen der Ebenen. Das Alpen-Vergißmein—⸗ 
nicht zeigt eine ſo liebliche Farbe, wie der reine 
blaue Alpenhorizont, durch Feine Duͤnſte der un? 
fern Atmosphaͤre getrübt. Die allgemeine Kar 
be des Pflanzenreichs, das Grüne, ut Iebhafter, 
zarfer, glanzender, bis zu jenen Höhen hin, wo 
man nichte mehr als nafte Telfen und ewigen 
Schnee unterfcheiden Fan. | 


[2 


185 

C.) Die Vegetation nimmt von der 

Graͤnze der erſten Xipenterraße an, 

bis gesen die Sinie des ewigen Eis 

fer bin, ſtufenweiſe an Vollkommen⸗ 
heit ab. 


Die I lanzen werden Kleiner, haben dag 
friſche Ausſehen nicht mebr, die Circulation der 
Saͤfte in ihren Gefaͤßen iſt traͤger, Die Produk 
tionskraft des Weidengeſchlechts erſtirbt in dem 
Colibri der Baͤume, der Salix herbacea, wel⸗ 
cher nie über 1“ hoch wird, auch die übrigen 
Weidenarten auf den Hochgebirgen fcheinen eben 
fo. viele Verſuche der legten Anjtrengung dert 
Vegetationskraft zu ſeyn. Auf diefer Alpenre⸗ 
gion finder maı feine papilionaceas mehr, fchon 
auf der zweiten vermindern fie fich auffallend. 
Dieß ift um fo werkwürdiger, da die natürliche 
Familie der papilionacearum die hoͤchſte Stufe 
der Begstation darftellt, bei ihrer Production 
alſo ſchon complieirtere Krafte im Gpiele 
find. Die Pflanzen auf der höchſten Alpenter⸗ 
raße gegen die Eislinie- bin, haben alle ein tro— 
ferieg ausgedorretes Ausſehen, Rhododendra, 
Salices, Salix herbacea, retusa, retieulata, Pi- 
nus mugus, die faftigen Pflanzen Gentiana 
lutea, Veratrum album hören auf diefer Ne 


185 

gion anf. Die Pflanzen in diefer höchften Region 
haben zahe klebrigte Saͤfte, welche fchlechte 
Waͤrmeleiter find. 


D.) Die Gebirgspflanzgen derfelben Spe— 
cies haben alle einen gleichmaͤßigen 
Typus in Abſicht auf aͤußern Habitus, 
Form, Größe, Farbe, Lebensdecurs. 


Die Entwiflungsperioden find fih bei ale 
len gleih, die Zeit der Keimung, des Hervorz 
fproßeng , der Bluͤthe, des Welkens, 


E.) Die Entwiflungs - Perioden folgen 
fih bei den Alpenpflangen rapider, 
als bei den Pflanzen der niedrigen 
Megionen. 


187 
Gap. IH, 


Einfluß der außern Potenzen * die 
Alpenpflanzen. 





Das, was wir Alpenklima nennen, wird durch 
den Concurs von einer Reihe von Potenzen 
bewirkt und zwar kommt hier zuerſt in censum 
dag Licht, die originelffte ernenfibelfte Materie, 
vielleicht der Vater aller Heterogeneitat auf un: 
ferer Erde, ohne deſſen Einwirfung Fein Orga 
nismug eriftiren kann, der erfte Stimulus fur 
alle lebende Körper. Diefer Stimulus ift den 
Alpen⸗Pflanzen von der zweiten Alpenterraße 
nur zwei Monate im Jahre vergonnet und auch 
in diefen zwei Moneten genießen fie ihn nur drei 
Wochen. Nach den mieteorologifhen Beobach: 
tungen der Capueiner auf dem St. Gotthardt's—⸗ 
pofpitium zahlte man auf diefer Region nur 
20 heitere Tage im ganzen Jahr; da fie die 
ubrige Zeit gewoͤhnlich in ihre duͤſteres Haug: 
gewand, in Nebel gehüllt if. Dem ungeachtet 
bekommen fie das Licht reiner, durch Eeine Duͤn— 
fte der untern Atmosphäre getrübt. Der Alpen: 
horizont zeigt ein Azur, welches man in den nie 
dern Gegenden vergebiih ſucht. Die zmweite 


. 
— 


188 


Potenz, die beim Alyenklima in Betrachtung 
fommt, if die Warme. Wir faffen ung bier 
nicht auf die Streitigkeiten ein, ob Warme und 
Licht dieſelbe Materie bios in verfehiedenen Gras 
den der Erpanfion, oder blos Aeuſerung der waͤg⸗ 
baren Materie find, wir fehranfen uns blog 
auf Facta ein. Hier muß nun zuerſt das 
Geſez besbachtet werden, daß die Wärme, Die 
das Licht bei dem AYuffallen erregt, in geraden 
Verhaͤltniße ſteht mit der Größe des Widerſtan⸗ 
des, ven eg findet. Nun aber find in der hoͤch⸗ 
ften Alpenregion die fchadlichen Dünfe der ums 


‚tern Atmosphaͤre, die von den Trümmern zer 


ſtoͤrter Drganifstionen aufiteigen, ganzlich remo- 
pirt, nemlich Kohlenſaͤure, wenigſtens bis auf 
eine gerne Höher gekoblte brennbare Luft, "ges 
phosphorte und gefchwefeite brennbare Luft. Man 
findet bier hoͤchſtens noch die fpecififch Teichtefte 
unter den permanent elaſtiſchen Fluͤßigkeiten, 
die reine brennbare Luft, die gleihfam wie auf 
einer Mongolliere in biefe Region getragen 
wird, Siikkluft und etwas Lebensluft. Eine 
Hauptquelle der Warme, nemlich durchs. Licht 
erzeugte, wird "den Alpenpflanzen von der zweiten 
Region demnach ſchon entzogen, jedoch nur in 
den freyſtehenden Alpengegenden; zwiſchen Ge 


—— 


$ 189 
birgswaͤnden und Schnee, wo das Licht ſo viel—⸗ 
fach reflectirt wird, iſt die erreste Hize auflerr 
ordentlich Hart). Selbſt in den zwei Monaten, 
in welchen die Alpenpflanzen dem. Einfluße der 
Waͤrme ausgefezt ſind, wird fie ihnen noch 
duch die Erſchuͤtterungen des Luftozeans in dies 
fen Regionen, durch Orkane und Lavinen und 
Nebel, größtentheild entzogen. Der mächtige 
Einfluß der Warme auf alle Organifationen ers 
heilt daraus, daß ungefähr um den 70 Grad ge 
gen den Rordpol hin Feine Spur eines Orga⸗ 
nismus ſich mehr findef. Die Linie deg ewigen 
Eifes IR die Graͤnze der Vegetation und des 
Organismus; ferner daraus, daß in heißen Cli⸗ 
maten bis auf eine gewiße Stufe hin der Unis 





*) Als ich den Sentisgletſcher paſſirte, hatte ich 
meine Arme entbloͤßt, und fühlte eben nichts 
von Hize; als ich aber in das Thal herabs 
gekommen war, war der ganze Arm entzüns 
det, ſchmerzte ſehr ſtark, ſchwoll horrend auf, 
bald ſezte ſich die Geſchwulſt wieder, ohne 
weitere Folaen, blos die oberſte Lage der Epis 

dermis fhälte ſich ab. Diefen Effekt äußert 
das Licht nur zwiſchen Gletſchern. 


190 

verfal: Drganigmus gelauterter nnd vollkomme— 
ner ift, wie z.B. in Stalien, bauptfächlich in 
Sizilien. 


Eine dritte allgemeine auf unſere Erde ver— 
breitete Potenz, welche ſich noch weniger als Licht 
und Waͤrme auf einen beſtimmten Raum beſchraͤn⸗ 
fen laßt, und ebenfalls einen ſehr bedeutenden 
Einfluß auf alle Organifatisnen außert, iſt die 
Elektrizität. Diefer Einfluß erhellt aus der durch 
fie bewirften Contraction der feiten Organe, der 
Befchleunigung des Kreislaufs der Eafte und 
Secretionen, der Keimungund Entwiflung. Diefe 
Potenz ift den Alpenpflanzgen in meit minderem 
Grade vergannt, als den Pflanzen der Thaler, 
aus folgenden Gründen: Einmal, weil bier dag 
Licht Feine fo heftige Hiße erregt, als in den Thar 
lern, und fomit die duch Warme erzeugte Elek 
trisitat auch geringer iff, und dann wegen ber 
ungeheuren Eismaſſen, welche fih ifolrend für 
Eleftrigität verhalten, und alfo eine betrachtliche 
Parthie atmosphaͤriſcher Elektrizität in fich ber— 
gen. Die Elektrizität, die fich bei der Verduͤn⸗ 
ftung des Waflers erzeugt, muß fomit auh ge 
ringer feyn. 


191 
Des Einfluſſes der Kohlenſaͤure, der fpesififch 
ſchwerſten unter den Gasarten, welche daher nach 
der unterſten Schichte der Atmosphaͤre firebt, 
find die Pflanzen der höchften Alpen beraubt, 
namlich der Iuftformigen Koblenfaure; denn eg 
wäre möglich, daß die Luftfaure, vom Waffer 
angezogen, in die hoͤchſten Schichten der Ytmosr 
phare gelangen, und fomit auf den Pflanzenor— 
ganismus einfließen koͤnnte. Der Luftfchiffer 
Garnerin brachte Luft aus einer betrachtlichen 
Höhe der Aimosphare herab. Humboldt unter: 
fuchte fie mit feinem Anthracometer und fand fie 
Kohlenfäurehaltiger, als in den volfreichiten 
Strafen von Parid. Nach Ingenhouß und Een: 
nebiers Erfahrungen, fließt Tuftfaures Waſſer 
vortheilhaft auf die Pflanzen ein. 
Nach allen Beobachtungen ift die Atmos⸗ 
phare der Alpen, bis auf eine gewiße Höhe hin, 
reicher an Lebensluft, als die andern Gegenden; 
auf der lezten Alpenregion find mir aber Feine 
cudeometriſchen Meflungen bekannt, übrigens ift 
fie durchaus nicht für höhere Drganifationen 
geeignet und feheint wegen ihres geringen fpezifis 
ſchen Gewichts nicht fehr reich an Lebensluft zu 
feyn. 





ö I 
192 
Die brennbare Puft ſcheint, vermoͤge ihres 
ſpezifiſchen Gewichts, nach der Höhe zu ſtreben; 
übrigens find mir Feine beftimmte Beobachtungen 
darüber befannt, fo wenig als von der Stikluft. 


* 


Das Waſſer dieſer Potenz, ohne welche kein 
Organismus beſtehen kann, iſt den Alpenpflan⸗ 
zen im hohen Maaße vergoͤnnt, beſonders denen 
der zweiten Region, welche immer in eine feuchte 
Atmosphaͤre gehuͤllt ſind. 


Das Alpenwaſſer, das von den Gletſchern 
ſtroͤmt, iſt das reinſte Waſſer der Erde. Nah. 
meinen Verſuchen zeigt es, auf den Zuguß der 
gewoͤhnlichen Reagentien nicht die geringſte Ver⸗ 
aͤnderung. 


Nach Sauffures Analyſe enthalt die A 
penerde außer einer großen Menge von Thonz 
erde und Kiefelerde von fat gleicher Quantität 
noch Ralkerde , Eiſenkalk, Braunſteinkalk, Kohle, 
alfo eine betraͤchtliche Menge oridirbarer Sub⸗ 
ſtanzen. Von der Thonerde iſt es nach Humbolds 
und Vauquelin's Unterſuchung bekannt, daß fie 
alle Lebensluft unter einer beftimmten Glasgloke 
rein abforbirte, eben fo wie Phosphor und ich 

. ſomit 


193 
ſomit eben To gut alg Cudiometer gebrauchen laß 
fen koͤnnte. Die Kalferde folgt unmittelbar auf 
die Thonerde in der Affınitats » Colunme der Er> 
den gegen die Lebensluft. Von der Kohle ift es 
ohnehin befannt, daß ihre Affinitat gegen die Le 
bensfuft eine Große iſt. Die Kiefelerde außert 
fast Feine Anziehung gegen die Lebensluft. Don 
dem Eifenkalfund Baumfteinfalfift ihre ſtarke An⸗ 
ziehung gegen die Lebensluft ebenfalls erwieſen. 
Die Alpenerde befteht alfo nur aus einer Menge 
von fehr oridirbaren Subſtanzen. Hiezu kommt 
noch das chemifche Gefes, daß die Tendenz zur 
Drydation viel ftärfer wird bei Körpern, die 
ſchon auf einen gewißen Grad oridirt Ind. 





uhr. Kap EUR a — 
Schluͤße aus dieſen beiden Punkten auf die 
Urſachen, Zweke und Folgen dieſer Erſchei— 
nungen, und ſomit auf den Vegetations— 
prozeß auf den Hochge⸗ 
| birgen. 
Mus allen diefen Erfcheinungen, dem Gebunden: 
ſeyn der Alpenpflanzen an gewiße Regionen, den 
Potenzirtſeyn der Vegetation Bis auf eine gewiße 
Höhe hin, der Conſtanz ihrer Entwifiungsperior 
‚den, der fich immer gleich bleibenden Einwirkung 
der Außern Potenzen auf fie, laͤßt ſich ſchon zum 
Hoppe Taſchenb. 1805 R 


194 


Voraus der Echluß sieben, daß die Alpen: 
pflanzen unter Feinen andern Umſtaͤnden gedeihen 
fönnen, als unter denen, deren Ganzes dag bil 
det, war wir Alpenflima nennen. - Diefer Schluß 
wird. auch duch die Erfahrung beftattiget: Die 
Alyenrofe, die Zierde der Hochgebirge, ver 
ſchmaͤht alle Eultur , verfchmachtet in den Gars 
ten der Ebenen, mager und abgezehrt; nur un? 
ter dem Echnee der Alpen und der Nachbarfchaft 
des ewigen Eiſes, in der fpezififh gemifchten 
Alpenerde kann fie ihre verfchiedenen Entwik— 
lungsperioden durchlaufen. Demungeachtet fah 
ich die Salix herbacea, diefen Colibri der Bauz 
me und Nachbarinn der Gletfcher, welche im: 
Schooße ihrer Alpenerde im Jul. verfezt wurde, 
im April des folgenden Jahres Blüthen tragen, 
aber aͤußerſt Fümmerliche; dem ganzen Wuchfe 
fehlte es an Energie; mir gelang es nicht, die 
Salix herbacea, retusa, reticulata, welche 
ich im Sul. von den Alpen verfegt und mit 

der größten Sorgfalt gepflegt hatte, zur Blüthe 
zu bringen; ſchon im Gept. waren fie ver 
ſchmachtet. Gewiſſe Pflanzen ſcheinen unabhaͤn⸗ 
gig von dem Einfluß aller aͤußern Potenzen in 
der Glut der heißen Zone eben ſowol wie unter 
der Nachbarſchaft des ewigen Eiſes fortzukom⸗ 


195 


men, 3. B. die Bellis perennis, gewiße Car- 
dui, Leontodon Taraxacum, hirtum. 





Gewiſſe Alpenpflanzen feheinen der Rich— 
tung der Meridiane zu folgen, was man daraug 
ſchließen kann, daß diefe Pflanzen Klimate, die 
unter einer Breite gelegen find, verlaffen und 
diefe Richtung vorziehen. So fteigen mehrere 
ausgezeichnete Pflanzen von Sardinien, jSisi 
lien und Stalien über die Alpen bin und ver- 
breiten fih in Niederdeutfchland, ohne von den 
Heizen des milden Klimas der Provence und 
der Languedoc angeloft zu werden. So erhal: 
ten die Pyrenaͤen eine große Menge von Pflanzen 
von Spanien, (dieſes empfieng fie von der Barba⸗ 
rey) und geben fie an dag füdliche Frankreich ab, 
z. B. Antherica bicolor, der crocus multi- 
fudus geht bit nah England, dieß ift eine Beob- 
achtung, welhe Ramond gemacht bat. 


Die Urfache des erften. Hauptphaͤnomens 

A. erhellt aus der WVerfchiedenheit der Alpenre— 

gionen und der damit gegebenen Reihen von 

Potenzen, welche auf den Organismus der Al—⸗ 
Ma 


196 
penpflanzen entfchieden mehr oder minder vor—⸗ 
theilhaft einfließen. 


Die Urſache des zweiten Hauptphaͤnomens 
B. erhellt aus dem guͤnſtigen Einfluß der reinen, 
durch keine ſchaͤdlichen Duͤnſt e getruͤbten, Atmos⸗ 
phaͤre, und ſomit auch der erhöhten Einwuͤr⸗ 
fung des Lichts auf die Alpenpflangen, der 
Drydabilität der Alpenerde, überhaupt aus dev 
- fich immer gleichbleibenden Einwirkung der aͤuſ⸗ 


ſern Potenzen auf ſie. 





Die Urſache des dritten Hauptphaͤnomens 
C. erhellt aus der verminderten Einwirkung als 
ler Potenzen, welche ſonſt guͤnſtig auf alle Orga⸗ 
niſationen einfließen. Aus der verminderten Ein⸗ 
wirkung des Lichts auf die Alpenpflanzen folgt: 


1) geringere Expanſion des Lebensprinzips nach 
zwei Polen hin, ſomit die Kleinheit des 
Wuchſes der Alpenpflanzen. 


2) verminderte Lebensluft⸗ Entwiklung. Hier 
koͤnnte man einen Zwekzuſammenhang muth⸗ 
maſſen, daß dieſes nemlich ein Erſaz waͤre 
fuͤr den verminderten Lichtgenuß, weil die 


297 


rebensluft, ebenfalls einer der erſten Reize 
für die Pflanzenfiber R, alddann ın den 
Canaͤlen der Pflanzen zurüfbliebe 


Was die —— des ausgedorreten An⸗ 
Mans und der zaͤhen Saͤfte der Alpenpflanzen 
betrift, fo fonnte man bier ebenfalls einen 
Zwek muthmaffen; wenn die Pflanzen  diefer 
höchften Region fehr faftreich waren, und das in 
ihren Gefäßen zirkulirende Waſſer zu Eis er 
ſtarrte, ſo waͤre damit nothwendig Zerſtoͤrung 
alles organiſchen Nexus gegeben auf einer 
Stelle von sooo bis 7000 Fuß abſoluter Höhe, 
welche nur zwei Monate des Jahres ſchneefrei 
iſt. Die klebrigten zaͤhen Saͤfte, die in ihren 
Gefaͤßen zirkuliren, verhindern als ſchlechte Waͤr⸗ 
meleiter das Verfliegen der durch den Vegeta⸗ 
tions⸗Prozeß erzeugten Waͤrme eben ſo, wie der 
Schnee, mit dem ſie 10 Monate des Jahrs be⸗ 
dekt ſind, welcher ſie zugleich unabhaͤngig von 
dem zerſtoͤrenden Einfluß des Mediums macht. 





*) Das erhellt daraus, daß 20 Jahre alte Saa⸗ 
men durch Benezen mit dephlogiſtiſirter Salz⸗ 
ſaͤure zum Keimen gebracht werden. 


M3 


198 

Dicie Urſache des vierten Hauptphaͤnomens 
D.’erhellt aus der ſich immer gleichbleibenden 
Einwirkung der aͤußern Potenzen auf die Alpen? 
pflanzen. Alles hat feinen regelmaßigen Typus, 
fogar die Winde und der Druf der Atmos⸗ 
phaͤre. 


Die Urſache des fünften Hauptphaͤnomens E. 
erhellt daraus, daß die Einwirkung der außern 
Potenzen auf die Alpenpflanzen durch die Nahe 
der Menfchen nicht modifisirt ift. Im Schooße 
der ſtillen Alpen ducchlaufen fie ungejtort die 
Bahn, die ihnen von der Natur bezeichnet 
wurde. — 





199 


— ————— — —— — 


VIII. 
Verzeichniß 
der in Deutſchland wild wachſenden 
Farrenkraͤuter; 


von 
dem Herausgeber. 


—e“— —— — 


Die fogenannten Rarrenfrauter (Filices) gehoͤ⸗ 
ven in manchem Betrachte zu den fehonften 
und merkfwürdigften Gewachfen. Ihr ausge 
zeichneter Bau, ihre beſonders geftalteten Fruc— 
tificationen find von allen andern Gewachfen im 
Pflanzenreiche verfihieden, "und fie machen des⸗ 
"wegen auch eine eigene Familie aus, über mel 
che bereitS mehrere einzelne Abhandlungen ers 
fchienen find. Linne vechnete diefe Familie alg 
erfte Ordnung unter feinen eryptogamiſchen Ger 
wachfen, und wenn ſchon feit der Zeit mehrere 
Entdefungen in Ruͤkſicht der Fruchttheile diefer 
Pflanzenfamilie gemacht worden find; fo kann 
man doch keinesweges annehmen, daß die wahre 
—— derſelben bisher voͤllig ins Licht 
Ra 


209 


geftellt tware, indem man findet, daß die Echrift: 
fieller in diefem Punkte nicht ganz übereinfom: 
men und die Theorien darüber noch fehr ver: 
fchieden find. Demobngeachtet muß man geftes 
ben, daß diefe Pflanzen gegenmwartig viel beffer 
erkannt worden find, als fie e8 zu Linne’g 
Zeiten waren. Die Herren Hedwig, Roth, 
Bernhardi, Willdenow, Emith, ESprem 
gel, Swarz u. a. m. haben, diefe Familie 
vorzüglich bearbeitet, und die Kenntniß der - 
Fruchttheile derfelben ift dadurch ſehr befürdert 
worden. Daraus folgt nun auch natuͤrlich, daß 
die Gattungskennzeichen, welche kinne blog von 
den Figuren der Fruchttheile bernahm, ohne 
fie zu zergliedern, jest auch ganz anders beſtimmt 
ſeyn muͤßen; ja es ift leicht einzuſehen, daß, 
da die oben genannten Manner, meiſtens zu 
gleicher Zeit arbeiteten, und auf verfchiedenen Wer 
gen zu ihren Zweken zu gelangen fuchten, die Beſtim⸗ 
mung der Gattungen und Veraͤnderung der Namen, 
Die nun nothwendig geworden war, auch ſehr ver⸗ 
ſchieden ausfallen muſte. Die Ismunda picanth, 
Linn. giebt hieruͤber ein auffallendes Beiſpiel. 
Dieſe Pflanze nennt Wil lden ow Acrostichum 
spicanth, Wei ß Struthiopteris spicanth, Roth 
Blechnum spicanth, Bernhardi Asple- 


201 


nium spicanth, Hoffmann Onoclea spi- 
canth, & war; Blechnum boreale. Diefe 
viele Namen für eine einzige gemeine und bes 
kannte Pflanze würden im Etande feyn, die An⸗ 
Fänger unferee Wiffenfchaft abzufchrefen, und 
diefe fogar in den Augen der Nichtbotanis 
fer laͤcherlich zu machen, wenn man nicht im 
Etande ware ihnen begreiflich zu machen, daß 
die Sache ganz natürlich zugehe, und fie gera⸗ 
de fo und nicht anders kommen fonne und muͤße. 
Unter folchen Umftänden iſt e8 nun einleuchtend, 
daß wir bei den ehemaligen Linneiſchen Sat: 
tungsnamen dieſer Familie gar nicht mehr fie 
ben bleiben Fonnen, and dag es Mangel an 
allen neuen Entdefungen verrathen würde, went 
wir Died thun wollten. Uber auf der andern 
Eeite, wen foll man nun nachfolgen? Wer hat 
die Beſtimmungen am beften getroffen? Es wuͤr⸗ 
de vielleicht ſehr ſchwer feyn, hierüber zu ent 
fcheiden, wenn niht Herr Swarz augenfoheins 
lich bei Fertigung feiner Abhandlung, die ge 
naueſte Unterſuchung ſeines Gegenſtandes, und 
die moͤglichſte Vollſtaͤndigkeit deſſelben bezwekt 
haͤtte. Indem ich nun gar keinen Anſtand neh⸗ 
me, dem genannten Autor genau zu folgen 
ſo liefere ich auch hier deſſen Beſtimmung, um 
€ 


den Anfangern der Botanik zu übereinflimmenbem 
Namen Anlaß zu geben. 2 


Herr Swarz theilt die ganze Kamilie der 
Farrenkrauter, in Betracht der Gattungen, in 
zweierlei Rubriken. 


I. Filices annulatae. Sarrenfrauter #), bei 
denen die einfacherichten Kapfeln rund um: 
her mit einem gegliederten Ringe, welcher 
elaſtiſch von einander reißt, verfehen find, 
und zahlreichen Saamen enthalten. 


IL. Filices —— Farrenkraͤuter, 
deren Kapſeln mit feinem Ringe verſe— 
hen ſind. 


Zu der erſten Abtheilung gehoͤren folgende 
Gattungen: Acrostichum, (meniscium) **) 
(Hiemionitis) (Grammitis) Poiypodium, Aspi- 


*) Here Prof. Willdenomw befinire die Fars 
venfräuter als folche, veren Laub bei der Ents 
wifelung aufgerollt iſt. 

x**) Die eingefehloffenen Gattungen wachſen 
nicht in Deutfchland und merden deswegen. 
hier übergangen. 


203 


dium, Asplenium, (Caenopteris) Scolopen- 
drium, ( Diplazium ) (Lonchitis ) Pteris, 
(Vittaria), Onoclea, Blechnum, (Wood- 
wartia), (Lindsaea), (Adianthum), (Daval- 
lia), (Dicksonia), (Cyathea) (T'richomanes) 
(Hymenophyllum), (Schizaea), 


In der zweiter Abtbeilung ftehen folgende 
Gattungen: Osmunda, (Lygodium), (Glei- 
chegia) (Angiopteris) (Danaea), (Marattia). 
Die Sattungen der erften Abtheilung ſtehen 
unter folgender Unterabtheilung : 


A. Die Kapſeln ftehen, auf verfchiedene 
Weife, dicht ammen, und ſind 
nakt. *) 

Hierher gehört: 
1. Acrostichum, 
Gattungskennzeichen: Die Kapfeln ſtehen 
ganz dicht beifammen und bedeken die ganze un? 
tere Seite des Laubes. 





*) Nakte Kapfeln heißen .nur diejenigen, welche 
mit einem Induſium, (eine feine Haut, die 
die Kapſel bei einigen Farrenkräutern überzieht 
und bei deren Reife zerreißt) bedeft find, ! 


204 
Hicher gehört: 
Acrostichum Marantae. 


Mit fait doppelt gefiedertem, lederartigem, 
auf der untern Geite fehr zottigem Laube, gez 
genüuberftebenden zufanmengewachfenen, lanzett⸗ 
förmigen , ganzrandigen, oder an der Baſis mit 
einem Zahn. verfehenen Blattern, und mit am 
Grunde niedergebogenen Stielen. 


Diefe Art waͤchſt eigentlich nicht in Deutſch⸗ 
land, aber fie ift aus Vermechfelung mit Poly-, 
podium ilvense, in Hoffmann's und Roth's 
Kloren aufgeführt worden; indeflen ift fie in 
der Schweiz zu Haufe, und könnte vieleicht 
in hoͤhern noriſchen Gebirgen noch entdeckt 
erden. 


Hear Sturm hat diefe Art in feiner 
dentfhlandifhen Flora Cryptogamie, 
fechftem. Heft, ſehr ſchoͤn, und zugleich mit dem 
gedachten P. ilvense abgebildet. 


2. Polypodium, | 
Gattungskennzeihen: Die Kapfeln ſtehen 
zerſtreut in rundlichten Haͤufchen. 


205 


Hieher gehoͤren folgende vier Arten *): 


) Polypodium vulgare, 


Mit einer magerechten ſchuppigen Wurzel 
gefiedert + zerſchnittenem, lanzettfoͤrmigem Laube, 
und gleichbreiten, laͤnglichten, ſtumpfen, zuweilen 
ſaͤgeartigen Blaͤttern. 


Dieſe Art, welche den Apotheken die Rad. 
Polypodii liefert, iſt bekannt genug. Die mit 
Wurzeln und mit mehrerm Laube, welches 
braunrothe Kapſeln enthaͤlt, verſehenen Exem⸗ 
plare find die Zierde des Herbariums. 

4 


⸗ pr Re Fe ee Eh wi nn 


*) Nur vier Arten Polypodium in Deutfchs 
fand? Sa! weil die übrigen Arten Eeine nafte 
Kapſeln haben, fondern mit dem Induſium 
überzogen find, welches cin wefentlidyer Yns 
terſchied iſt. Man vergleiche nur die beiders 
ginneifhen Arten P. Filix mas und P. 
vulgare ; erfteres hat Kapfeln, die deutlich 
mit einem nierenfärmigen Induſium bedefe 
find, welches Sei P. vulgare gänzlich 
fehlt. I 


206 


2) Polypodium ilvense. 

Mit einer zaferichten Wurzel, doppeltge— 
fiedert » zerſchnittenem fanzettformigem Laube, ey— 
förmig: laͤnglichten auf der untern Flaͤche be— 
haarten Blaͤttern; gleichbreiten ſtumpfen ganz 
raͤndigen Blaͤttchen, und mit faſt am Rande 
ſizenden zuſammenfließenden Kapſeln. 


Die ganze Pflanze wird eine Spanne lang. 
Der Stiel iſt auf der obern Seite rinnenförs 
mig, hellroth, glaͤnzend, und zwiſchen dem Lau⸗ 
be mit haarartigen Spreublaͤttchen ſparſam ber 
fest. Das Laub iſt fingerlang, lanzettfoörmig, 
ſchmal und faſt doppelt gefiedert zerſchnitten. 
Die Blätter ſtehen einander entgegen, find faft 
eyfoͤrmig gefiedert zerſchnitten, die Theile gleich: 
breit, ſtumpf, glattrandig. Die Saamenkap— 
feln rothbraun, am Nande dicht beifammen fie: 
hend, und im Alter zuſammen fließend. 


Man febe die Abbildung in Sturm 
citirtem Werke. 


Dieſe Art waͤchſt in Deutſchland nur an 
einem einzigen Orte, nemlich in der Oberlauſiz, 
auf dem Geisberge, woher ich ſie durch die 
gefaͤllige Mittheilung des Herrn Apothekers 


Dr 


Ba * 
8— a I a En 


207 - 


Streck in Herrenhut erhalten habe. Syn dent 
Sloren von Deutfchland iſt fie noch nicht aufge 


führt, weil fie mit Acrostichum Marantae. 


verwechfelt worden. 


s) Polypödium Phegopteris, 


Mit dreiekigtem, langzugeſpiztem, gefie⸗ 
dertem Laube, wovon das unterſte Fiedernpaar 
abwaͤrts gebogen iſt, gefiedert zerſchnittenen Blaͤtt⸗ 
chen und gleichbreiten, ſtumpfen, am Rande um 
gesahnten behaarten Theilen. 


Der Stengel ift weiß, zerbrehlih, ae 
furcht; die Fiedern gehen in eine einfache, ganze, 
aufwarts gebogene Spize aus; die lange End- 
ſpize ift blos gefiedert zerfchnitten. Die Frucht— 
puncte find glanzend, glatt, ſizen am Rande 
der Theile, und haben auch Feine Epur von 
Hülle, sie Roth und Bernhardi geglaubt 
haben. Diefe Art findet ſich nur in Gebirgs— 
gegenden und gehört deswegen zu den etwas fel- 
tenen Gewachfen. 


4) Polypodium Dryopteris. 


Mit dreiefigtem, gedoppeltgefiederten Laube 
wovon die obern Fiedernpaare allmahlich Eleiner 


— 


208 
werden; wechſelsweiſe ftehenden, laͤnglichten 
Blättern, und gleichbreiten ſtumpfen glattrandi: 
gen, an den Spizen gezahnten, Theilen. 


Diefe bekannte Urt finder fih ducch gang 
Deutfchland unter Kelfen und in Waldern. Am 
leztern Standorte werden die Eremplare noch 
einmal fo groß als am erjten, find in der Ju—⸗ 
gend mit feinen Haaren befezt, und machen als 
dann das P. robertianum Hoff. aus, welches 
nur bloße Barietat von P. Dryopteris if. 


B. Die Kapſeln ſind auf —— 
Weiſe mit einem Induſium 
bedekt. 


Hieher gehoͤrt: 


3. Aspidium. 


Gattungskennzeichen: Die Kapſein ſizen in 
rundlichten Haͤufchen zerſtreut und find mit ei 
nem nabel⸗ oder nierenformigen Induſium 
bedekt. 


Hieher gehoͤren folgende Arten: 


1) Aspidium Lonehitis. 
Mit lanzettfoͤrmigem einfach gefiedertem 


Laube, fait wechſelsweiſe ſtehenden, kurzgeſtielten, 
lan⸗ 


209 


— faſt ſichelartigen ſcharfzugeſpizten 
ſcharfſaͤgezaͤhnigen Blaͤttchen, die an der Bas 
aufwärts mit einem ohrformigen Anbange ver 
feben find; und mis einem Strunke, welcher 
durchaus mit rothbraunen häutigen Epreublätts 
chen beſezt iſt. 


Die Frachthaufchen ſind in der JIugend 
hellbraun, im Alter dunkelbraun; ſie ſizen in der 
Mitte am Rande der Fiedern und auf dem An⸗ 
ſaze in ‚parallelen Reihen; das Induſium iſt 
ganz rund, in der Mitte durchſtochen. Nur die 
obere Hälfte des Laubes iſt mit Seyhrhäufgen 
Ada 


Diefe fehr ſchoͤne * unter dem Namen 
Polypodium Lonchitis, Linn, befanıt ge⸗ 
nug, waͤchſt nur allein in Alpengebirgen zwi⸗ 
ſchen Steinen/ neben welchen ſie voͤllig aufrecht 
ſtehet, und ſich durch das hellgruͤne Er leicht 
du grfennen a. 


In meiner REN die an Pflanzen 
diefer Art betraͤchtlich iſt, befinden. ſich nicht 
tur Exemplare mit drei frondibus aus einer 
Wurzel, fondern auch ein anderes, welches über 
einen Schuh lang it, und am Ende gabelfoͤr⸗ 

Hoppe Taſchenb. 1805. > 


210 


mig in zwei Spizen ausgehet, wovon jede zwei 
Zoll Laͤnge hat. 


2. Aspidium Oreopteris. 


Mit gefiedertem Laube, lanzettfoͤrmigen 
etwas aufwaͤrtsſtehenden Blaͤttern und faſt gleiche 
breiten etwas ftumpfen ganzrandigen Blättchen, 
an deflen beiden Raͤndern die Fruchthaͤufchen in 
einfachen Reihen ſizen. 


Zahlreiche frondes entſpringen aus einer 
Wurzel und erreichen eine Hoͤhe von zwei bis 
drittehalb Schuhen. Die untern Fiedern ſind 
die laͤngſten, fie biegen ſich aufwaͤrts, und wer? 
den gegen die Spize zu immer kuͤrzer. Das 
gleiche Verhaͤltniß findet ſich bei den Blaͤttchen. 
Die ganze Pflanze iſt glatt, ohne irgend einem 
Spreublaͤttchen. Merkwuͤrdig iſt es bei dieſer 
Art, daß die Mitteltheile, welche von den Frucht—⸗ 
haufchen eingefhloffen werden, ganz mit durchs 
fichtigen honigartigen Druͤſen befezt find. Man 
findet diefe Art haufig in Gebirgsmaldungen. 
Sie iſt unter dem Namen Polypodium Oreop- 
teris und P. montanum Vogl. hinlänglich 
befannt. 


a) Aspidium cristatum. 

Mit lanzettformigem, geftedertem Laube, an 
welchem die Fiedern zunaͤchſt an dem Haupt: 
ferunfe abermals gefiedert find. Die Blätter 
find langlicht, ſpizig zulaufend, und ftehen wech: 
felsweife. Die Blattchen ſtehen fait gegenüber; 
find am Grunde zuſammengewachſen, laͤnglicht, 
ſtumpf, am Rande imd an der Spize ſaͤgear⸗ 
tig. Auszeichnend ift es bei diefer Art, daß die 
öbern Theile jeder Fieder immer Heiner find, 
als die darunterftehenden: Die Fruchthaͤufchen 
fisen auf den Theilen / der Länge nach, in dop⸗ 
pelter Reihe: 

Diefe fhone Pflanze waͤchſt nur im Hörde 
lichen Deutfchlande und iff in ganz Weſtphalen 
auf fumpfihtem Boden, vorzüglich in Erlen? 
Brüchen,; gemein. Unter dem Namen Polypos 
dium Gallipteris Ehrh; ift fie befannt gemig: 


4) Aspidium rigidum. 


Mit lanzettfoͤrmigem, doppelt gefiedertem 
Laube. Die Blaͤtter ſtehen wechſelsweiſe und 
ſind laͤnglicht; die Blaͤttchen ſind laͤnglicht, gefie⸗ 
dert eingeſchnitten; die Einſchnitte ſaͤgezaͤhnig. 
Die Fruchtpuncte ſizen der Laͤnge nach in dop⸗ 

O2 


212 


pelten Reihen auf den Einſchnitten, ſind im juͤn⸗ 
gern Zuſtande hellbraun, im Alter dunkelbraun. 
Das Induſium iſt nierenfoͤrmig. Der, Strunk 
iſt durchaus mit ſehr ſchmalen oberwaͤrtsgeboge⸗ 
nen hellbraunen Spreublaͤttchen beſezt, und nur 
die obere Halfte des Laubes iſt mit Feuchte 
haufchen ‚begabt. 


Diefe Art gehört zu den feltenern Gewaͤch⸗ 
fen und ift zuerft von dem Herrn Funk auf 
dem Unteröberge entdeft worden, wo fie fehr 
häufig zwiſchen Felfenfpalten gerade aufwärts 
waͤchſt, aber nur in den höhern Alpengegenden. 
Yus. diefer Urfache ift es ſehr wahrfheinlich, 
daß diejenige Pflanze, welche Borkhauſen in 
dem Beffungerwalde bei Darmſtadt angetroffen 
hat, ganz und gar nicht zu diefer Art gehöre. 
Man: findet fie deswegen auch nicht in der Wetr 
terauer Rlora. Auch die Kennzeichen, welche 
Herr Smwarz von diefer Art angegeben hat, 
treffen mit den vorliegenden Pflanzen nich 
überein. 


5) Aspidium aculeatum. 


Mit eylanzettformigem, doppelt gefiederten 
Saube, wechſelsweiſe ſtehenden Tanglichten in 


eine lange Spize ausgehenden Blättern und 
mondförmigen Eursgeftielten Blättchen, die mit 
einer ſcharfen Spize begabt, am Rande ſaͤge⸗ 
zaͤhnig und am Grunde, einerſeits, noch mit eis 


nem berverfpringenden fpizigen Anſatz verſehen 


find. Der zunaͤchſt an dem Strunk ſtehende 
obere Fiederntheil iſt großer, als die uͤbrigen. 
Die Fruchthaͤufchen ſtehen in doppelter Reihe, 
Kind braunroth, und fließen im Alter vollig zur 
fammen. Der Strunk it mit fehr feinen Spreu⸗ 
blattchen dicht beſezt. 


Diefe Art gehört mit gu den groͤſſeſten 
dieſer Gattung und waͤchſt in ganz Deutſchland, 
doch nur in etwas bergichten Waldungen. 


6) Aspidium spinulosum. 

Mit doppelt gefiedertem, eylanzettfoͤrmigem 
Laube, laͤnglichten, unterwaͤrts gegenuͤberſtehen⸗ 
den, oberhalb wechſelſeitigen Blaͤttern, und ge⸗ 
genuͤberſtehenden, am Grunde zuſammengewach⸗ 


ſenen laͤnglichten zugeſpizten Blaͤttchen, welche 


rund umher eingeſchnitten, und deren Einſchnit⸗ 
“fe, zwei⸗ nnd dreiſpizig find. Die Fruchthaͤuf⸗ 
en find fehr Flein und fizen auf doppelten Rei⸗ 
hen. Der Strunk iſt mit roͤthlichten ſehr ng 


nen Spreublaͤttchen beſezt. 
23 


213. 


214 

Man findet diefe Art in ganz Deutfchland 
in Waͤldern; jie it mit der Benennung Poly- 
podium eristatum befannt genug. Das P. 
dilatatum Hoff. ift nur eine Varietaͤt diefer 
Art, welche in höheren Gegenden wacht, und 
noch im jüngern Zuftande befindlich ift. 
7. Aspidium Filix mas, 

Mit eylanzettfoͤrmigem doppelt gafiedertem 
Laube, langlichten langgeſpizten, wechſelsweiſe 
ftehenden Blättern, und lanzettformigen, ftums 
yfen, am Grunde zufammengemwachfenen Blatt: 
chen, welche rund umber mit gleich großen Saͤge⸗ 
zaͤhnen befest find. Der Strunf it bin und wies 
der mit weißlichten Spreublattchen befest. Das 
Induſſium ift nierenformig, ziemlih groß, und 
bei diefer Urt am deutlichften zu ſehen. Uebri⸗ 
gens iſt diefe Art befannt genug. Cie wacht 
an allen Waldungen, und liefert den Apothe 
Ten die Befannte Rad. Filieis, welche fih auch 
in neuern Zeiten als ein ficheres Mittel für den 
Bandwurm erprobt hat. 


) Aspidium Thelypteris, 

Mit fangettförmigem, gefiedertem Laube, 
wechſelsweiſe ftebenden Tanzettformigen gefiedert 
zerſchnittenen Blättern und langlichten zugefpisten 


215 


glattrandigen Blättcher. Die Fruchthaͤufchen 
fließen im Alter zufammen und bedefen die ganz 
ze Unterfeite de3 Laubes. Bei dem unfrucht 
‚baren Laube find die Einfchnitte merklich brei— 
ter, als bei denen, die mit Fruftificationen ber 
fest. find. 


Diefe Art ift etwas felten. Sie liebt fin 
pfichten Boden, vorzüglich in waldichten Ger 
senden. 


9) Aspidium fragile. 


Mit lanzettfoͤrmigem, doppeltgefiedertem Lau: 
be, faft gegenüberftehenden Tanglichten zugefpiz 
ten Blättern, und mechfelfeitigen Tanglichten 
£ursgeftielten tiefzerfcehnittenen Blättchen, deren 
Einſchnitte gezahnt find. Der Strunk ift braun: 
licht; die ganze Pflanze iſt zart und zerbrechlich. 
Sie waͤchſt an Felfen und Manern und andert 
in der Breite der Theile ſehr ab, daher die 
Hoffmannifohen Arten: P. .cynapifolium 
und anthriscifolium, tenue u. f. w. nur Abe 
arten von diefer Pflanze find. 


® 


216 
Io) Aspidium F Filix foemina ” a 
Pit fan: sertförmigem, doppelt gefiedertem Lau⸗ 
be wechſelsweiſe ſtehenden laͤnglichten Tangzugefpig 
fen Blatter und faſt mechfelsmeife ſtehenden 
langlihten Blaͤttchen, die am Nande gefiedert 
zerfchnitten find, und deren Theile am Rande 
and ar der Epise, zwei bis vier fpigige Zähne 
haben. Der Strunk ift gelblich, und nur auf 
ferft felten mit einigen Spreubfättchen beſezt. 
Dieſe Pflanze waͤchſt in Waldungen durch 
ganz Deutſchland und iſt bekannt genug. Die 
von einigen Schriftſtellern angegebenen Arten 
P molle,, tıifidum, incisum ſollen, nach 
Swarz, Varietaͤten von dieſer Art ſeyn. 


Il) Aspidium alpestre. 

Mit eylanzettfoͤrmigem doppeltgefiedertem 
Laube, wechſelſeitigen laͤnglichten aufwaͤrtsſte⸗ 
henden Blaͤttern, und wechſelſeitigen laͤnglichten 





*) In den Verzeichniſſen von Deutſchlands Pflan⸗ 
zen Eommen bier Aspidium regium und 
A. rhaeticum vor, da ich aber diefe Arz 
ten nicht befize, fo muß ich folche Bier übers 


geben, 


' 


217 


gefiedert zerſchnittenen Blaͤttchen, deren Einſchnit⸗ 
te ſtumpf gezahnt find. Der Strunk iſt braun, 
hie und da mit einem Spreublaͤttchen beſezt, 
und etwas hin und her gebogen. Die mittlern 
Fiedern ſind ſehr lang und dadurch bekommt die _ 
ganze Pflanze ein etwas dreiekiges Anſehen. Sie 

iſt uͤbrigens ganz dunfelgrum. | 


Diefe Art wacht auf dem Untersberge. 
Ich halte fie von A, Filix foemina verfchieden, _ 
ohngeachtet es möglich feyn koͤnnte, daß fie uns 
fer den obigen Darietaten begriffen ware. Sehr 
wahrfcheinfih iſt es Herrn Schranfs Poly- 
podium erenatum, und Herin Roth's Athy- 


rium rhaeticum, 


12). Aspidium alpinum. 


Mit lanzettfoͤrmigem, ſchmalem dreifach ge: 
fiedertem Laube, mechfelfeitigen eylanzettformi- 
gen doppelt geficderten Blättern und wechſelſei⸗ 
tigen kei foͤrmig⸗ laͤnglichten Blaͤttchen, deren 
te sweifpaltig find, 


Dieſe Art waͤchſt in den Faſentzen der 
Hochgebirge, und vielleicht iſt ſie gar nichts an— 
ders, als eine Varietaͤt von A. ſragile. 


218 


13) Aspidium montanum. 

Mit dreyſeitigem dreifachgefiedertem Laube, 
wechſelswerſe ſtehenden eyfoͤrmig laͤnglichten Blaͤt⸗ 
tern wechſelſeitigen laͤnglichten Blaͤttchen, von 
denen allemahl die oberſten kleiner ſind, und 
eyfoͤrmigen gefiedertzerſchnittenen Theilen, deren 
Einſchnitte gezaͤhnt ſind. Der braune Strunk 
iſt mit einzelnen Spreublaͤttchen beſezt. Die 
ganze Pflanze iſt ſehr zart und zerbrechlich und 
kommt im Umeiß "ganz; mit P. Diyopteris 
überein. 


Sie waͤchſt ziemlich haufig auf dem Un: 
teröberge bei Salzburg. 


4) Asplenium, 
Gattungsfennzeihen: Die Kapfeln fizen in 
gerftreuten geraden Linien: Das Induſſum enf 
fpringt aus den Seitenrizen, und Hfnet fich nach 
der untern Seite. 


Hieher gehören folgende Arten: 


ı) Asplenium septentrionale. 

Ans der braunen zaferichten am Ende für 
pfichten Wurzel entfpringen viele Strünke, wel⸗ 
he Fingerslang, hellgruͤn, am Grunde rothbraun 


219 
find. Das gegen die Spize fiehende Laub ift 
gewöhnlich zwei⸗ und dreitheilig: die Blättchen 
find gleich breit, und an der Spize gezaͤhnt. 
Die Rruchtlinien bedeken im Alter das ganze 
Blaͤttchen. 


Man findet dieſe Art in den Spalten von 
Granitfelſen nicht ſelten. Es iſt das Acrostis 
chum septentrionale Linn, 


2) Asplenium Ceterach. 


Das Laub ift lanzettfoͤrmig gefiedert eins 
gefehnitten: die Einfchnitte ftehen wechſelsweiſe, 
fließen am Grunde zufammen, find eyformig 
ſtumpf, ganzrandig, hellgruͤn. Die Kruchtlinien 
fließen in der Reife zufammen und bedefen die 
ganze Unterfeite des Laubeg. Diefe Art findet 
fih in verfhiedenen Gegenden Deutfchlands in 
Felſenrizen. 


> 


3) Asplenium viride, 

Zahlreiche Streünfe ang einer Wurzel, die 
untenher naft und rothbraun, obenher belaubt 
und grün find. Das Laub ift foannenlang, 
gleichbreit gefiedert: die Fiedern find Furzgeftielt, 
dreiekigt⸗ eundlicht, am Rande und an der Spize 
geferbt, an der Baſis ganzrandig, und fichen 


420 ’ 
wechfelämeife. Die Fruchtlinien fließen im Ab | 
fer zuſammen und bebefen dann die ganze Mits. 
telſelte der Blaͤttchen, da dann dieſe Art vorzůg⸗ 
lich ſchoͤn erſcheint. 


Sie iſt im ſuͤdlichen Deutſchlande äußerſt 
häufig und wacht am Fuße der Gebirge, vor 
züglich bei Cal; sbutg. — 


4) Asplenium Trichomanes *) 
Diieſe Art iſt gemein und befannt, ie 
gleicht fehr der vorhergehenden Art. Die Strun: 
ke find durchaus rothbraun, das Laub iſt gefier 
dert, die Blaͤttchen find rundlicht, geferbt. 
Waͤchſt überalf in Felſenrizen. 


5) Asplenium Adianthum nigrum. 


Das Raub iſt eyfoͤrmig laͤnglicht, doppelt, 
faſt dreifach ka? die Blätter ſtehen wech? 
felameife, find enformig laͤnglicht und geben in 
eine lange Epite aus. Die Blartchen find ge 
fiedert zerfihnitten, die Theile eyfoͤrmig ſcharf 





« f 
—— 


*) Einige Botaniker ſchreiben unvichtig Tricho- 
manoides. 


221 
zugeſpizt. Die im Alter zufammenfließenden 
Fruchtlinien bedeken die ganze Mittelſeite der 
Blaͤttchen. 


Dieſe ſehr ſchoͤne Art wird Fußlang und 
wicht vorzüglich an Granitfelſen, und haͤufig 
auf dem Schloßberge zu —— 


6). Asplenjum, Ruta musaria.. 


Mit dreifach: gefiedertem Lande, — 
wechſelsweiſe ſtehenden, faſt dreiekigten Blaͤttern 
und keilartig⸗ rautenfoͤrmigen an der Spize ger 
Ferbten Blaͤttchen. 


ax, 


1. Diefe Teht bekannte Art ende überall in 
den Felfenrizen und Mauern. 


7) Asplenium Breyhl. IM | 

Mit einfach gefiedertem Laube, und wech“ 
ſelsweiſe ftehenden länglichten, zuweilen. dreiſpal⸗ 
tigen Blättern, deren Spizen ſtumpf und einge⸗ 
ſchnitten find. 


Diefe Art findet fih in Granitgiebrgen 
in den Spalten der Felſen. Sie kommt einigers 
maſſen mit der Manerraute überein, aber die 
ganze Pflanze iſt Feiner und. Die, Blaͤttchen find 


222 


fhmäler. Unter dem Namen A. germänicum 
und alternifolium ift fie befannter. 


x 


5) Scolopendrium. 


Gattungskennzeichen: die Rapfeln figen in 
gerftreueten Linien zwiſchen den Benen des Laubes 
Das Induſium iſt doppelt, das auswärts fizende 
Öfnet jich durch eine Nath der Länge nach. Hicher 
gehört nur eine Art, nemlich: 


Scolopendrium oflicinale. 

Mit ganz einfachem, zungenformigem, ander 
Baſis hersformig ausgefchnittenem, am Rande 
feicht ausgefchweiftem ; zugefpistem Faube. Dee 
Strunk ift mit fehr feinen Spreublättchen bes 
fest und die ganze Pflanze wird anderthalb 
Schuh lang. 


Sie waͤchſt fehr häufig am Fuß des Uns 
ter&berges bei Salzburg. Auch im noͤrdlichen 
Deutfchlande bei Hannover: 


| 6) Pteris: 
Gaitungskennzeihen: Die Kapſeln figen in 
einer fortlaufenden Linie am Rande des Laubess 


227 


Das Induſium entfiebt aus dem umgebogenen 
häutigen Nande des Laubes und oͤfnet fich nach 
innen. 


Hicher- gehört: 


Pteris aquilina. 


Mit doppeltgefiedertem Laube. Die Blaͤt⸗ 
ter ftehen wechſelsweiſe, find länglicht und gez 
ben in eine einfach ganzrandige Spize aus. Die 
Blättchen find lanzettfoͤrmig, ftehen an beiden 
Enden gegerüber,; in der. Mitte wechſelsweiſe, 
und find ganzrandig. 


Dieſe befannte gemeine Art waͤchſt über? | 
all in —— 


7) Onoclea. 


Gattungskennzeichen: Die Kapſeln ſizen ge⸗ 
haͤuft, und beſezen auf verſchiedene Weiſe die 
ganze Ruͤkſeite des Laubes. 


Das Induſium entſteht aus dem umgebo— 
genen haͤutigen Rande des — und oͤfnet 
ſich nach innen. 


324 

Hieher gehört min skin unfutaf. af 
Onoclea Struthiopteris. 

 Mitzdoppeltgefiedert zerfchntitenem, eyfoͤrmi⸗ 
"gem laͤnglichtem Laube. Die Blaͤtter find lan⸗ 
zettfoͤrmig zugeſpizt und ſtehen wechſelsweiſe. 
Die Blaͤttchen ſtehen faſt gegehäber, find lan⸗ 
zettfoͤrmig, ganzrandig ſtumpf und fließen am 
Grunde zuſammen. Das fruchtbare Laub ent⸗ 
ſpringt aus der Mitte des in runden Haufen 
wachſenden unfruchtbaren Laubes, der Strunk 
iſt dik, faſt dreiſeitig; das Laub iſt fat immer 
gerollt, gefiedert: die Fiedern laͤnglicht ſtumpf⸗ 
glattrandig, und auf der untern Seite von den 
zufammenge floſſenen Beuchtlinien ganz, ‚braun. 


ta 
ir 


Diefe Art gehört zu den feltenen Gewaͤch 
fen und findet fich nur in Gebirgsgegenden. 
Bon dem fruchtbaren Laube finder” fich eine Ab⸗ 
bildung in Wulf's Flora borussica. 


nA 


# - Dir 


8) Blcchnum. ; 
Gaftungsfennzeihen: Die Saamenkapſeln 
ſtehen in einzelnen fortlaufenden Linien mit den 
Laubrippen gleichlaufend. Das ununserbrachene 
Induſium oͤfnet fih nach innen. 


Hies 


238 
Hieher gehörki, 
Blechnum boreale: 


“ Das unfruchtbare Laub ift lanzettfoͤrmig/ 
einfach gefiedert: die Blätter ſind ganzrandig, ge⸗ 
genuͤberſtehend: die untern ſehr kurz, rundlicht: 
die mittlern viel geoßer, lanzettfoͤrmig, ſpizig, die 
obern allmablig Heiner. Das fruchtbare Faub 
wird bis anderthalb Schuh hoch, und ſteht zwi⸗ 
{chen dem in der Munde wachfenden niederliegenz 
dem Kaube in der Mitte, aufrecht. Es iſt eben- 
falls lange: tformig , einfach gefiedert, Die Blätz 
ter jtehen wechjelgmweife, sind linienfoͤrmig, zu⸗ 
geſpizt, ganzrandig und am Grunde zuſammen⸗ 
gefloßen. Die Fruchtlinien bedeken die ganze ums 
tere Seite des Laubes. 


Dieſe ſehr ſchoͤne Art waͤchſt in Gebirgs⸗ 
waldungen. 


Wir kommen nun zu der zweiten Abtheilung/ 
deren Kapſeln mit keinem Ringe verſehen ſind— 
Dahin gehoͤrt die Gattung: 


Osmunda. 


Gattungskennzeichen: Die Kapſeln find 
einfacherig, zweiklappig, gehäuft, fait kugel⸗ 
Hoppe Tafchend, sog. P 


226 
rund, und figen auf befondern Zweigen oder auf 
der untern Geite des Laubes. Hieher gehoͤrt: 


Osmunda regalis..' | . 
Das Laub ift doppelt gefiedert: Die Blaͤt⸗ 
ter ſtehen faſt gegenuͤber, ſind eyfoͤrmig, und 
am Ende mit einem einzelnen Blaͤttchen geſchloſ⸗ 
fen: die Seitenblaͤttchen ſtehen gegenüber und 
wechſelsweiſe / find Tänglicht Tanzettförmig ſtumpf, 
am Rande feicht fagezahnig, und am Grunde 
öft ohrförmig eingefchnitten. Un der Spize deg 
Laubes ſtehen die Fruchthaͤufchen in abgefonderten 
aͤſtigen gefiederten Trauben. Die Fiedern ſtehen 
wechſelsweiſe/ find aufrecht, gleichbreit, Zolllang 
und ganz mit rothbraunen Fruchthaufen bedekt. 
Dieſe Art, eine der ſchoͤnſten Gewaͤchſe in 
Deutſchland, waͤchſt nur im noͤrdlichen Deutſch⸗ 
lande auf ſumpfichtem Boden, und wird drei und 
vier Schuh hoch: Ich beſize durch die Güte 
des Heren Apothekers Joahimi in Havelberg 
Eremplare , deren  unfruchtbare Blattchen an 
der untern Hälfte fenetificirend find, zum Theil 
auch ganz in Fruchthaͤufchen übergehen ; und da? 
durch aufßerft merkwuͤrdig werden. | 


D- 
[er 
ee: 


IX. 
Nachtraͤge 
zu Herrn 
Prof. mam— Flora Deutſchlands; 


von 
dem Herausgeber— 
Von der neuen Aufiage der Hof fmannfchen 
Flora Deutſchlands iſt in dieſem Jahre der 
zweite Theil, welcher die vierzehnte bis drei und 
zwanzigſte Claſſe, nach dem Linneiſchen Sy⸗ 
fteme, enthaͤlt, erſchienen, und die Liebhaber deut⸗ 
ſcher Gewaͤchſe werden fich freuen; in derſelben 
manche ſchoͤne Beitraͤge, und manche Berichtigun⸗ 
gen uͤber dubioͤſe Gewaͤchſe zu finden. Gleichwohl; 
glaube ich/ daß noch einige Gewaͤchſe Deutſch⸗ 
lands, welche meiſtentheils hier und dort in den 
Alpen verſtekt ſind, — dem gedachten Werke 
uͤbergangen worden. 8 iſt zwar etwas ſchwer 
zu entſcheiden, Ko Graͤnze der Herr V. bei 
Ausarbeitung feines Werkes für Deutſchland 
angenommen hat. da er ſich hieruͤber nirgends 
P 


228 


erklaͤrte, und da dieſe Annahme, wie es ſcheint, 
unter den Botanikern ſehr willkuͤhrlich iſt, im 
dem Herr Dr. Roth zu dem Diſtricte ſeiner 
Flora von Deutſchland nicht einmal Oeſtreich, 
Salzburg, Bayern, &e. hinzugezaͤhlt hat. Da 
ich indeffen überzeugt zu feyn glaube, daß ich 
bei meinen botanifchen Wanderungen Deutſch⸗ 
land nie verlaffen habe; fo kann ich auch wohl 
die vorgefundenen Pflanzen füglich hieher neh> 
men. Da ich ohnehin die Wohnoͤrter von jeder 
hier nachgetragenen Pflanze angebe, fo ift jeder 
Lefer felbft im Stande, ber die Aufnahme die⸗ 
ſer Gewaͤchſe zu urtheilen. Vollſtaͤndig kann 
uͤbrigens das Verzeichnis der Pflanzen eines ſo 
großen Bezirks nie werden, weil immer noch 
neue Entdekuugen die Summe der. aufgefunde 
nen Zahl vermehren werden. Uber diefe neuen. 
Entdekungen baldmöglichit bekannt zu machen’ 
und zufammen zu ftellen, wird immer ein ver 
dienftliches Unternehmen, und den Verehrern 
deutfcher Gewaͤchſe angenehm ſeyn. 


1. Scirpus supinus, 
5. culmoteretinudo, spicis sessilibus in me- 
dio culmo glomeratis. Linn. spec. plan- 
tar. curante Willdenow Tom. I, p.299. 


f 


228 
"Häbitat in agris subhumidis inundatis 
| prope Ratisbonam, inque Marchia 
Eledorali Brandenburgica prope Prenz- 
low. (Rothii Flor. german. Tom. II. 

p. 50.) Fl. Aug. Septeıinbr, 

Diefe Grasart wurde juerft bei Paris 
von Dalibart entdeft, und unter feinen Waris 
fer Gewaͤchſen aufgeführt. Dadurch wurde fie 
dem Linne befannt, und von ibm in den 
Spec, plantarum ‚aufgenommen. Die nachfols - 
genden franzöfifchen Botaniften, Tournefort 
und Baillant fanden diefe Pflanze nicht mehr 
bei Paris, und nun fing man an, über diefelbe 
in Ungewißheit zu Fommen, und folhe für bloße 
Varietaͤt von Scirpus setaceus, und Eyperus 
minimus zu halten. Im Jahr 1778 aber wurde 
diefe Pflanze in Deutſchland und zwar bei Prenz⸗ 
low ın der Markt Brandenburg von dem Herrn 
Marrer Müller wieder aufgefunden, und des⸗ 
wegen von dem Deren Dr. Roth umnfer dem 
deutfchen Gewachfen aufgezählt, (confer 1. c.) 
‚von Heren Hoffmann aber übergangen. Im 
Jahr 1802 fand Herr Prof. Düval und Here 
Graf von Sternberg diefe Art bier auf feuch- 
ten Aekern anderthalb Stunden von der Stadt 
in großer Menge, und ich hatte Gelegenheit, fie 

Ps 


239° 


in diefem Fahre zu fammeln und zu sinterfuchen, 
und habe deswegen eine Nachricht darüber, nebſt 
Beichreibung, und einer genauen von Herrn 
Sturm verfertigten Abbildung in der botani- 
ſchen Zeitung Nr. 23. mitgetheilt, woraus die 
unbezweifelte Selbſtſtaͤndigkeit diefer Art ere 
hellen wird. | 


2, Panicum Ischaemum Schreb. 

P. spieis congestis, floribus‘ ovatis obtu- 
sis pubescentibus, foliis vaginisque 
glabris, culmis prostratis. Schweigger. 


 Specimen Flor, Erlang p. 16. 


Habitat prope Erlangam in locis humidis, 
Diefe Art, fagt Herr Schweigger, wurz 
de bieher für eine WVarietat von P. sanguinale 
‚angefeben; es ſcheint aber, daß Herr Roth 
(germ. 2. p. 73.) die Pflanze mit glatten Blat- 
tern und Scheiden für das wahre Panicum 
sanguinale, die behaarte Pflanze aber für die 
Barietät beitimmt habe. 


3. Avena distichophylia.  Villars, 
A. panicula subspicata, calyeibus trifloris, 


Nlöseulis basi pilosis culmo basi ramoso, 


foliis distichis Willd. in fpec. pl. p-452. 


231 


.: Habitat in alpibus carinthiacis carnio- 
sh eis, Specimina legi in monte Loibl. 
Tilo. Es MR 

Die Wurzel Eriecht, wie die gemphnliche 
Graswurzel (Triticum repens) und hat auch 
ganz diefelbe Geftalt und Farbe. Die Halme, 
deren mehrere ans eitter Wurzel fommen, wer 
den ſchuhhoch. Die- Blätter an den unfruchtbas 
ven Halmen fichen in zwei Reihen, find einen 
Zoll lang und an der Baſis mit einem Furzen 
Haarbüfchel befest ; die Blüthenfpelgen find weiß, 
glangend und mit rothen Grannen, bie fo lang 
Al: die Bluͤthen find, verfehen. 


— Dieſe ſchoͤne Haferart wird beim erſten 
Blik ,durch die ſilberweißen Aehrchen kennbar. 


. Scabiosa norica ‚Vest, 

gie Bor quinquefidis radiantibus, 

foliis 'pimnatifidis nudis, caule unifloro, 

‚Vest. in Bot. Zeit. 1805. nr, 3. | 

Habitat in alpe Carinthiae Dobtanz Fl. 
Lul. Aug. 2. 

‚Herr Dr. von Veſt bat die Abbildung 
diefer Mlanze, welche mit Sc. Columbaria 
viel übereinfommt, an die botanifche Gefellfchaft 

— 


232 


geſchikt, und die vollftandige Beſchreibung in 
die botaniſche Zeitung eingeruͤket. 


5. Phyteuma persicifolium. 

Ph. Foliis oblongis glabris simpliciter 
crenatis; inferioribus petiolatis, super 
rioribus sensim minoribus sessilibus, 
spica oblonga dilute coerulea. Herb, 
v. pl. alp. Cent. 4. 

Habitat in pratis 'subalpinis carinthiacis, 
El. Iulio, 


6. Phyteuma Scheuchzeri. _ 
Ph. capitulo subfolioso, bradeis linearis 
bus capitulo longioribus, foliis lancea- 
| latıs dentatis. Spec. pl. p.919, 
Habitat in alpibus editissimis carinthiacis, 
(v. Vestin Bot. Zeitung. 1803. p.258). 


7. Astrantia Epipactis. 

A. foliis quinquelobis obtusis serratis 
ıinvolueris oblongis  obtusis serrafis, 
Willd. Linn. 1. c. p- 1367. 

Habitat in sylvaticis.subalpinis- Garinthiae 
Carnipliae v. c. in monte Loibl copio- 
SE, Majo. | 


| Mi 233 

Diefes ſchoͤne Gewaͤchs finder fih auf 

dem Loibl carnthifcher Seits linker Hand auf 

den Bergmwiefen zwifchen dem MWafferfall und dem 
Wirthshauſe zum Peter. 


8. Laserpitium peucedanoides. 

L. foliolis lineari - lanceolatis venoso- 
striatis distinetis. L. spec. pl. p. 1418. 
Herb. pl. alp. C. 4. | 

Habitat in subalpinis sylvaticis Carinthiae 
Carnioliae , copiose in monte Loibl. 

Diefe Seltene Pflanze finder fich ſchon 
haufig, wenn man von Kirſchentheuer gegen dert 
Loibl geht, rechter Hand in dem fleinigten Wal 
de von Salix phylieifolia , zugleich mit Hieraci- 
um incarnatum und Tussilago sylvestris. 


9. Linum alpinum. 

“L. calycibus rotundatis obtusis, foliis li- 
nearibus acutiusculis, caulibus decli- 
natis. Linn, spec. plant. p. 1538. 

Habitat in. alpibus carinthiacis et salis- 
burgensibus. Iulie. 


Sch habe diefe lange nur einmal auf 
dem Untersberge, fehr haufig auf der Kuͤhnweger⸗ 


234 
alpe im Gailthale angetroffen, Sie bat. mit 
Linum austriacum Aehnlichkeit, aber die Ylus 
me iſt nicht fo groß, und die Stengel find fait 
san; niederliegend. 


10. Lied flavum. 
L. calycibus subserrato - scabris lanceola- 
“ tis subsessilibus, panicula ramis dicho- 
tomis Linn. Spec. pl. p. 1539. Herb. 
pl. alp. Cent, 4. 
Habitat in pratis siceis collibusque ProBR 
Klagenfurtum Junio, 


11. Lilium chalcedonicum. 

L. foliis lineari - lanceolatis sparsis, llori⸗ 
bus reflexis, corollis revolufis intus ; 
pundatis. Linn. Spec. plant. T.2. p. 87. 

Habitat in pratis subalpinis Carinthiae 


Carnioliae. Exemplaria plantae spec- 


tatissimae legi in monte Loibl. 


12. Daphne alpina, 


D. floribus sessilibus aggregatis RER 
bus, foliis lanceolatis obtusiuseulis, sub» 
tus tomentosis. Linn. Spec. pl. p. 418. 


| 235 
Habitat in alpibus carinthiacis carniolicis. - 


Spcimina legi in monte Loibl. 


13. Saxifraga arctioides. 
S. foliis radicalibus rosulatis carinatis inte- 
gris: petalis cuneiformibus erenulatis. 
La peeruse, 
Habitat in alpibus Salisburgi. 
Diefe neue Art hat viele Nehnlichfeit mit S. 
caesia L. umnterfcheidet ſich aber durch selbe 


Blumen. Herr Ratb Hechenberger fand fie 
an Belfen-in Berchtolsgaden. 


14. Saxifraga cuneifolia. 
5. foliis cuneiformibus obtusissimis repan- 
dis, caule nudo paniculato Linn. 1. c. 
p- 647. Herb. pl. alpin. Gent. 4. 
Habitat in alpibus carinthiacis, in muris 
subhumidis montis Loibl, 


15. Saxifraga Sedoides, 
| 
5. foliis  aggregatis alternis oppositisque 
sublanceolatis, flore pedunculato Linn. 
Spec. pl.642. Host. austr. 237. 


Habitat in alpibus carinthiaeis. Fl. Iul. Aug, 


256 


— Linné fagt von diefer Pflanze: Foliis 
laevibus,, dagegen führt Here Hoft folgendes 
an: Folia pilis albis uti tota planta, petalis 
exceptis adspersa. Ich kann hierüber nicht 
entfcheiden, weil ich diefe Art nie geſammelt ha⸗ 
be, aber ich will die Beſchreibung herſezen, welche 
Herr Veſt in die botaniſche Zeitung 1803 Nr. 22. 
eingerüft bat, indem folche fehr genau ift, da 
er die. Pflanze für eine unbefchriebene Art ans 
fab, die aber nach neuerer Verſicherung die 
gegenwärtige iſt. 


“E radice tereti Ailiformi serpente 
oriuntur caüules, sub terra serpentes silifor- 
mes „filiformes et reliquiis foliorum emer- 
tuorum et-foliis emarcidis tedi et terminan- 
di cauliculis eredis foliosis subbiuncialibus, 
Folia oblongo -lanceolata acutiuscula mollia 
pubescentia papyracea sessilia opposita li- 
neas quatuor et lin, $ lata in termino cau- 
liculi in rosulam conferta. Pedunculi axil- 
lares inferae e caule orti subtripartiti, biflori 
subnudi eaule longiores. Si bipartitus est, 
ramus major in medio gerit folia dua. ‚ Ca- 
Iycis Jlaciniae erediusculae triangulares 
superae. | # 


252 
‚16, Säxifraga crustacea Vest. 
S. foliis caleareo- maculatis, fadicalibus 
 aggregätis ligulatis integerrimis, caule 
'paniculato folıoso, calycibus glandus 
loso -pilosis petalis immaculatis. Vest 
in Botan. Zeitung. 1805. nr. 3. 
“ Habitat in alpibus noricis. Simillimz 
S. Cotyledoni tota obsessa pilis capi- 
tatis, pedunculi longi subtriflori folia 
radicalia carnosa aggregata basi ciliata 
margine non cartilaginea, supra ma- 
culis crustaceis talcareis ad 'marginem 
abscessa: cauteria linearia cristaceo 
serrata, petala obovata alba immacu- 
lata staminibus et calyce ——— multo 
longiora.l.c. A 


Unter dem Namen Saxifraga Cotyledon 
Hat Rinne verfchiedene Abarten angegeben, mo? 
von Jacquin juerft S. aizoon hat, und neuer? 
lich La Peyruse mit S. longifolia getrennt iſt. 
Herr Prof. v. Veſt hat nun eine dritte, Die 
eben befchriebene S. erustacea aufgejtellt, und 
wie ich glaube mit vollem Nechte. Ich babe 
dieſe leztere Pflanze an einer Felfenreihe auf dem. 
Loibl haufig gefunden, und bemerkt, daR fie in 


238 

vielen Stüfen, wohin auch, die Sragilität dei 
ganzen Pflanze gehoͤrt, von den eben genanns 
ten Arten abweicht, und alfo allerdings ale eis 
gene Specied aufgenommen zu werden verdient. 


17. Silene A 
$. caulibus subunifloris, pedunculis lon- 
gitudine caulis; foliis glabris, floribus 
bermaphroditis femineisque ; petalis 
bihdis. Linn: 1. c. p: 708; | 
Habitat in subalpinis carinthiaeis, .v. ce 
copiose in muris rupibusque montis 
Loibl. Iunio: 


18. Ärenäria äustriaca. 
A. foliis linearibus; ramis eredis, [pe: 
" dunculis terminalibus longissimis bi- 
nis, petalis obtusis emarginatis. Willd. 
spec. pl. p.728- * 
Habitat in arenosis subalpinis Carnioliae: 
Exemplaria legi in monte Loibl'prope 
St. Annam. 
ı9. Sedum hispanicum. 
8. foliis linearibus tereti- depressis spar- - 
sis; cyma patula, floribus hexapetalis. 


239 ı 
2 Linn. 1. c. p. 766. Hohenwarth Reife i 
nach den DOberkärnthifchen Alpen: 
Habitat in muris subalpinis Carinthiae, 
Specimina legi in monte Loibl et — 
pe Heiligenbiut. Tunio. 


20. Pädienlaris rosea. 

P caule simplici, foliis pinnatis, pinnis 
pinnatifidis ‚linearibus aeutis, ‘caly- 
cibus hirsutis quinquefidis, corollae 
galea obtusa. Willd. Spec, plant, T. III 
p- 1I. p. 216. | 

Habitat in alpibus carinthiacis RN 
Ich habe diefe ſchoͤne Pflanze Ceine Entz 
dekung des vortrefihen Wulfen) auf der 

Kühnmegeralpe ; dem Wohnorte der Wulfenia 

carinthiaca , in Mitterkaͤrnthen, und auf der 

Schleiniz in Tyrol gefammelt. 


Die Pflanze erreicht die Höhe einer Spam 
ne; die Wurzel ift gang einfach, die Blätter 
ftehen gegenüber, find gefiedert, zerfchnitten, 
und wieder mit ſchmalen fpizigen Einfchnitten 
verfehen. Die Blumen bilden am Ende deg 
Stengeld eine dichte Aehre, find rofenroth, 
und deſſen Helm iſt ſtumpf und zweitheilig. 


\ 


% 


/ 


249 


Die Kelche find zottig, und geben mit dem roſen— 
farbenen Blumen auf dem erjten Blitk ein deůt⸗ 
liches Unterſcheidungszeichen. 


21. Scrophularia Scopolii. 

S. foliis cordatis serratis; serraturis den- 
tatis, subtus villosis; inferiora appen- 
diculata , caule tetragono villoso, . ra- 
cemis terminalibus, pedunculis 'alter- 
nis-ramosis. Herb. pl. alpin. Cent. 4ta. 

Habitat in alpibus carinthiaeis carnielicis; 
copiose in monte.Loibl, 


92. Draba mollis. 

D. foliis subcarnosis, glabris : radiealibus 
petiolatis ovatis denticulafis; caulinis 
sessilibuslanceolatis integerrimis, silicu= 
lis oblongis rectis. Host. austr. p. 355. 

Habitat in montosis subalpinis Carinthiae 
Carnioliae. Iunio. | 


23. Arabis ovirensis, 

A. foliis radicalibus orbieulatis; "caulinis' 
subovatis petiolatis, repando -dentatis, 
'radice repente. Willd. J. c. p. 54% 
Römer. Fl. europaea. | 

Habitat in Carinthiae inferioris alpibus 


ovirensibus. 4* 
34. Tri- 


248 
24, Trifolium noricum.  Wulfen. 
T. pubescens ‚‚spicis globösis villosis nu- 

tantibus albidis, caule decumbente, 
foliolis ovatis integerrimis, dentibus 
calycinis coloratis. Herb. viv. pl. alp. 
Cent. 4. Sturm, Deutschl. Flora Heft 
Mae nie Te 
Habitat in alpe Kibberggensi cum Wul- 
fenia carinthiaca et aliis plantis raris- 
simis Iulio. 


25. Ononis rotundifolia. Linn. 

: DO. fruticosa,, Fels ovyatis ternatis denta- 
tis, calycibus triphyllo - bradteatis, pe- 
dunculis subtrifloris. Willd. spec. p.rort. 


' Habitat in alpibus tyrolensibus. Specim!na 
legi in alpe Kirschbaum prope Lienz. 


06. Medilaso carstiensis. 

M. pedunculis multifloris legumınibus 
cochleatis utrinque compiressis, acu- 
. leis subulatis redis, stipulis dentatis, 
folıolis ovatis dentatis, caule eredo. 
Willd. 1. c. p. 1412. 

Habitat in collibus sylvaticis prope Kla- 


genfurtum, Iulio. 


Hoppe Taſchenb. 1305. >) h 


2,42 * 
27. Apargia dubia. 


A.Scapo unifloro subnudo superne calyce 
que hirto foliis lanceolatis basi denta- 
tis pilosiusculis pilıs furcatis. Willd. 
syst. plant. T. w. p. 1549. 


Habitat in alpibus salisburgensibus carin- 
thiacisque. Floret Iulio. 


Diefe Art findet fich an fteinichten Orten, 


auf Belfen. Sie wächft am Untersberge bei der 


Schwaigmühler Alpe, und bei Heiligenblut am 
Wege nach der Pafterze. Sie halt dag Mittel zwi⸗ 
fhen Apargia hispida und hastilis, fommt aber 
mehr mit lezterer überein, da fie faft glatt ift. 


28. Hieracium rupestre. . — 
H. scapo unifloro unifolio, cal®te hirto, 
foliis lanceolatis, runcinato-dentatis,sub- 
pubescentibus, dentibus recurvis,. Willd. 
Spec. pl. 1559. 
Habitat in alpibus Salisburgi. 
‚IH habe diefe Art an den Zelfen vor 


dee Alpe Schwaigmühl gefunden; fie kommt 
fehr mit Hieracium alpestre Iacg. überein. 


243 


* 


29. Hieracium angustifolium. 

H. scapo subtrifloro unifolio hirsuto, fo- 
liis lineari -lanceolatis acutis ꝓpilosis. 
Willdenow 1. c. p.1565. 


“ Habitat in alpibus Salisburgi Carinthiae- 
que. Iulio. Aug. 


y Diefe Art finder fih auf dem Heiligen: 
bluter Tauern, und auf der Paſterze. 


30. Carduus ardtioides. 


C. foliis decurrentibus profunde pinnatifi- 
dis, laciniis sursum dentatis apice spi- 
nosis,, margine setaceo ciliatis, calyci- 
nis squamis lanceolato - subulatis api.- 
ce coloratis incuryatis, Willd. Ic. 

—— 6156. | 

Habitat in alpibus pratisque ——— 
Carnioliae Carinthiacque. Dieſe Pflanze 
it Cirsium ardioides Scopolii, und 


Carduus Centauroides Cent. quartae. 


Man findet diefe Art haufig auf den 
Wieſen im Bodenthale, und wundert es mich, 
daß folhe den Karnthifchen Botanikern unbe 
fannt war, da ſie doch Scopoli’s Flora fehr 
emſig ſtudieren. 


—F 


244 ep 
Die Mens! wird an zwei Schuh had). 
Die Wurzelblatter find. am Grunde gefiedert ; 
die Fiedern ftehen wechſelsweiſe, find lanzettfoͤr⸗ 
ig zwei- und dreifpaltig; die Etengelblatter ge 
fiedert, berablaufend; alle am Rande ftachlicht > 
fagezähnig und unterfeit etwas wollicht. Der 
Stengel ift geflreift, gegen die Spize zu wol⸗ 
licht, eine bis vier Blüthen tragend. Die Kelch: 
blättchen find linienfoͤrmig, die untern fparricht, 
Die Blumen roth, mie bei den meiften Arten 
geftalter ; die Haarkrone fizend und einfach. 


Cnicus salisburgensis. 

- C. foliis dentatis ciliatis nudis, caulinis 
amplexicaulibus pinnatifidis, radicali- 
bus indivisis oblongis, caule sub» 
trifloro calycinis squamis ovyato - lanı« 
ceolatis adpressis. Willden. 1. c. 


P. 1675. 
Habitat in pratis humidis Salisburgi. 


s2. Cnicus carniolicus. 
C. foliis cordatis amplexicaulibus ovato- 
oblongis dentatis ciliatis, radicalibus 
oblongis obtusis sinuatis ciliatis, flori- 


/ v 
bus terminalibus subcongestis, calyci- 


0.245 
bus Inälhresatss ‚ lineari lanceolatis pa- 
tulis. Willd. l.. c. .P. 10% 

Habitat in Carinthiae Carnioliae pratis 


alpinis. 


33. Tussilago: sylvestris. 

T. scapo subunifloro sübnudo, flore dis-. 
coideo, foliis glabris reniformibus le- 
viter septemlobis, lobis intermediüs | 
tridentatis.. - Willd: 1. c. p. 1967. | 


Habitat in montosis sylvaticis subalpinis 


Carinthiae Carnioliae. 


34. Gnaphaliüm alpınum, 

G. caule. non sarmentoso simplicissimo, 
foliis radicalibus lanceolatis, floribus 
terminalibus aggregatis sessilibus,. ca- 
lyeinis squamis interioribus elongatis 

_ acutis membranaceis. Willden.- 1. « 
“pP. 1883. | 

‚Habitat in alpibus Carinthiae Salisburgi. 


85 Gnaphalium pusillum. 
G. caule herbaceo simplicissimo suberedto 
subtrifloro, foliis linearibus acutis, sar- 
mentis procumbentibus. Willd. I, «. 


23 


246 
p. 1889. Schk. botaniſches Handbuch, 
Tab. 267. 
Habitat in Carinthiae Salisburgi alpibus. 
Iulio. 


56. Serapias Lingua. ? 
Bulbis subrotundis, nedarii labio trifido 
acuminato glabra, petalis - longiore. 
Host. aust. p. 494- 
Habitat in pratis paludosis prope Salis- 
burgum, | 


a7. Carex capitata. 


Spica simplici teıminali subrotunda foe- 
minea, apice mascula capsulis rostratis, 
inflatis. | 

Habitat in pratis paludosis Sueviae, prope 
Füssen. Majo. 


Anmerkung. Der Halm halbrund, ger 
furcht, etwa vier Zoll-Iang. Die Blätter Fürzer 
und etwas breiter als bei C. pulicaris. Die 
Aehre blog an der Spize männlich. Die Kapr 
feln geſchnabelt. Narben zwei. Schrank 
baierſche Klora. P: 274. 


[4 


247 
38. Betula turfosa, 


Foliis serratis utrinque glabris, peduncu- 
lis frudiferis simplicibus, squamis 
glabris. 


Habitat in Bavariae turfosis Majo. 


39. Salix praecox, 


Foliis ovato lanceolatis serratis coriaceis 
petiolatis, supra glabris nitentibus sub- 
tus pallidioribus, amentis sessilibus 
densissimis, squamis ovatis villosissi- 
mis. Bot. Tasch. 1804. p. 58. 


Habitat in Salicetis Salısburgi. 


— 8 — 


x. ve 
Botanifhe Bemerkungen 


yon | 
dem Herausgeber. 


\ 


— — — ⸗—— 





1. Liopezia itt eine Pflanzengattung der erſten 
Klaſſe, die den Namen eines ſpaniſchen Botani⸗ 
kers Lopez verewigt und in Merico zu Haufe 
iſt. Ohngeachtet fie erft vor einigen Jahren 
‚nah Europa kam, fo find doch ſchon drei Abbil⸗ 
dungen von derſelben erſchienen, und ihr eben 
fo viele Trivinalnamen, Cein unvermeidliches 
Uebel unſerer Zeit) beigelegt worden. Denn die 
Lopezia hirsuta Jacq. ift nah Willdenom, 
nur Abart von L.. mexicana Iacq, die Cava⸗ 
nillers Lopezia racemosa nannte. Diefe Lo- 
pezia ift von dem Herren Ditertor Schrank 
in Rüfjiht der Gattungskennzeichen auferft ge 
nau, im der botaniſchen Zeitung ( Jahrgang 
1802. nr. 20. &, 1.) befchrieben mworden. Im 
Rorbeigehen wundert ih H. ©. über die fehnelle 
Berbreitung dieſer Pflanze, da fie fiir den all⸗ 


1 


‚249 


täglichen Beobachter nichte habe, mas in die 
Augen fiele, und ibe ganzes Anfehen den aller 
meisten Wiefenpflanzen viel nachitehbe. Dagegen 
ift Herr Prof. Sprengel mehr Gönner diefer 
Pflanze. Er fagt von ihr, (Gartenzeitung 1904 
&.236) indem er fie unter die Sierpflangen ftellt: 
ein ungemein angenehmes Gewaͤchs, deſſen ſchoͤ⸗ 
ne rothe Blümchen eine fehr sierliche Form 
haben.» Ih till über diefe verfchiedenen Meis 
nungen nicht richten, denn auch bier wird es 
heißen müffen: de gustibus non est disputan- 
dum , aber doch Fonnten wohl meine Erfahrun® 
‚gen diefe verfchiedenen Meinungen rechtfertigen. 
Sch faete die Saamen von Lopezia im Frauͤh⸗ 
jahre ing Land; die Saamen gingen bald auf, 
machten kaum Schuhhohe einfäche Stengel, blaͤ⸗ 
beten und verderreten, ohne eben fehone Ge - 
wachfe gemefen zu feyn. Sch hatte aber auch 
im Merz einige Saamen in Blumentöpfe gefaet, 
die im Glashauſe fanden; aus »iefen wurden 
im Mai die Pflanzen mit der notbigen Vorſicht 
in die Erde gebracht. Diefe Pflanzen wuchſen 
ſehr geſchwind und hoch heran, ſo daß ich um 
Plaz zu machen alle bis auf zwei ausreiſſen 
mußte. Der October kam heran, und noch 
bluͤheten dieſe Pflanzen nicht. Ich verſezte alſo 


Y 


250 
abermahlg eine Pflanze im einen Blumentopf, 
und brachte fie wieder in das Glashaus. Hier 
hat fie jest Cim December) über zwei Fuß Höhe 
erreicht , treibt zo Aeſte, und alle Aeſte blühen. 
Diefe Pfianze, muß ich bekennen, nimmt. fich 
ſehr ſchoͤn aus. 


2. Circaea, flora danica Tab. 20. Wird 
don den Botanifern in Deutſchland als Circaea 
alpina citirt, Tab. 256 in demfelben Werfe als 
Circaea lutetiana. Der Englandee Smith 
verfährt umgekehrt, und gibt die erfte Abbil- 
dung fir C. lutetiana, leztere für C. alpina 
aus; wer mag wohl Recht haben ? 


3. Bei Circaca intermedia Ehrh. fagt 
Hoffmann, welcher die natürlichen Exemplare 
vor fih bafte, magnitudine a sequenti (Cir- 
caea alpinı) differt. Aber die bloße Größe 
gibt ja. bei den Pflanzenarten Fein wahres Un: 
terfcheidungszeichen ab. Ueberhaupt feheint es, 
daß Circaca alpina, welche nirgends auf hoben 
Alpen, fondern nur höchftens in der Waldregion 
in subalpinis und auch in Waldern des flachen 
Deutfchlands wacht, von C. intermedia nicht 
weſentlich nerfchieden ſeye. 


251 


4. Salvia verticillate. In den Spec. 
plantarum wird eine Abart, unter den, Syno- 
nimis: Horminum sylvestre hirsutum, Gap- 
sanae folio, flore caesio, Barr. icon. 199. und 
Horminum folio rapi, Buxb. Cent. V. app. 
43. f.23. angeführt. Aber dies fcheint mir Feine 
Abart, fondern die wahre Pflanze felbft zu feyn, 
denn die Wurzelblaͤtter diefer Pflanze, nehmen 
im Alter am Grunde tiefere Einfehnitte am, 
wodurch folche filia Lapsanae oder Rapi 
entitehen. 


5. Veronica urticaefolia ift eine planta 
ex regionibus subalpinis sylvaticis, die auch 
in botanifchen Garten, im fieien Lande, over, 
wie man bier fpricht, im Ealten Boden, guf 
fortfommt. 


Es ift gar Fein übler Gedanke, die Trivial 
Benennungen einiger Pflanzen, von den Blättern 
anderer Gewachfe zu entlehnen, die gemein und 
befannt find, 5. 3. Urtica, Hedera, Serpil- 
lum, meil fie gleich, bei Augfprehueg der Na: 
men auf die Blattform hindeuten, und zu Wer: 
gleihungen führen. Uber hat man denn feine 
Regeln, nach melchen diefe aus zwei nominibus 
Ppropriis beftehenden Namen in dem eriten Worte 


x 


252 

geendigt werden, und mare die Endigung gleich⸗ 
guͤltig, ſollte man dann nicht mit mehr Ueber: 
einſtimmung zu Werke gehen? Verorica hede- 
raefolia fchreibt Hoffmann: in Deutſchlands 
*lora; Veronica hederifolia fchreibt !inne: 
Veronita urticaelolia ſteht in Linné's Spec. 
plantatum; ebendaſelbſt findet man aber auch 
Salvia urticifolia. Eine eigene, Bewandniß 
| DENN es mit dem Namen quercifolia zu haben. ı 


4 


ophorum — Roth., (das im 
botaniſchen Taſchenbuch für 1200 S. 106 be 
ſchriebene, und in Sturms Flora, zehntes Heft 
abgebildete Eriophorum triquetrum) foll nach 
Here Roth und Dietrich auf den Salzbur⸗ 
Sifchen Alpen wachfen; wo ftehet das gefchrieben?: 


7. Eriophorum Scheuchzeri waͤchſt nach. 
Dietrichs Pericon bei Regensburg. Bei fol: 
“chen Gelegenheiten faste Here Ehrhart, wie 
ehehin die Nürnberger: mit Richten! 


er 2» Das bisher in Deutfchland unter dem 
en Sylvestre Pollich bekannte Galium 
heißt nun ‚in den Linneiſchen spec. plant, 
Galium Bocconi, Allion. ped. nr. 24. Herr 
Mönch aber citirt bei der Pollichiſchen Player 


— 


| 2868 
Galium tennifolium, Allion. pedem. nr.93. 
Her Kecht hat, mögen die Deriser von A llions 
Be entſcheiden. | A 


o. Het Schweigger — in ſeiner 
Flora Erlangensis ein Galium glabrum auf; 
aber es exiſtirt ſchon eine Pflanze diefes Nas 
mens, vom Vorgebuͤrge der guten Hofnung. * 


10. Viola tricolor und arvensis gibt 
Herr Mönch als perennirend anz fie find aber 
nur einjahrig. 


ı1r. Campanula pyramidalis iſt feine 
planta PER: fordern biennis. 


12 Datu: id, fastuosa iſt nach Herrn 
Mon gr eine perennirende lange, die im Warıns 
Haufe überwintert wird; - andere Schriftſteller 
geben ſie als Sommergewaͤchs an. Bei uns 
hat ſich ſolche im botaniſchen Garten wie eine 
einjaͤhrige Pflanze erhalten. 


13. Mirabilis, Eine bekannte fehe ſchoͤne 
Pflanzengattung, die. drei Arten in’ fich faßt, 
welche in Deutſchlands Garten haufig als Zier⸗ 
pflanzen gezogen werden, nemlich: wnirabilis 
dichotoma, longiſlora und Lalappa. Auf fok 


254 | 
gende Art kann man fehr fchöne Pflanzen ers 
halten. Dan fülle im Merz einen Eleinen Blu: 
mentopf mit guter Erde, ſteke einen Zoll tief den 
Saamen hinein, und bringe den Topf in die Wäre 
me. Die Pflanze mird zum Vorfchein kommen, 
und zu der Zeit, da fie der Nachtfröfte wegen 
ind Land verſezt merden Fann, einen Ringer 
lang feyn. Dean verfese fie nun, mit der Bor: 
ficht, daß man den Scherben umfehrt, die Erde 
- famt der Pflanze heraus nimmt, und an eine 
fonnichte Stelle im Garten bringe. Bid im 
Auguſt wird die Pflanze faft drei Schuh hoch 
ſeyn und viele hundert Blumen anfgen. 


Eind nun diefe Pflanzen einjahrig, wie 
man gewöhnlich glaubt, und wie aus der erzaͤhl— 
ten Lebensperiode zu erheilen fcheint, oder find 
fie perennivend, wie viele Schriftſteller ange: 
ben? Man Fonnte vielleicht beive Fragen ber 
jaben. Die im Frühjahr gefäete Pflanze bluͤhet 
im Sommer und ſtirbt im Herbſt ab: die 
Wurzel verfault in der Erde wahrend dem Wins 
er, und die Einjahrigfeit ift bewiefen. Aber, 
man grabe die Wurzel im Herbite aus, bewah⸗ 
re fie im trofenen Sande,. bringe fie im Fruͤh— 
jahr wieder unter die Erde, und die Pflanze 


255 


fommt zum Vorſchein, und bringt reichliche 
Früchte. Ein unbezweifelter Beweis des Aus⸗ 
dauernd. | 


Die Betrachtung der eben genannten drei 
Arten von Mirabilis gibt ung Bemeife, tie 
fehr die bisherigen Charactere der Pflanzen 
noch unbeftimmt find. Here Willdenomw hat 
fiir nothig gefunden, die Kennzeichen von M. 
Ialappa und longiflora zu verbeffern. Warum 
ift nicht auch dag nehmliche mit M. dichotomä 
gefchehen? Wenn fich diefe Pflanze hinlänglich 
durch flores solitarios unterfcheidet, fo bedur: 
fen wir die Befchaffenheit der Blatter nicht zu 
wiffen, aber Herr Mönch. legt ebenfalls der 
Mirabilis dichotoma flores congestos bei. 
Nun fiehen in unferm botanifchen Garten drei 
"PB langen, davon fich eine als M. longiflora 
durch die langen Blüthen Tegitimirt. Die an— 
dern beiden kommen sin allen Stufen überein, 
aber die Farbe der Blumen iſt verfchieden, die 
eine iſt roth, die andere weiß. Beide find wahr 
fheinlih M. Ialappa, aber die verfHiedenen 
oben angegebenen Beltimmungen werden immer 
noch Zweifel übrig laſſen. 


256 


14. Atliamanta pubescens Retz. ift nadj 
Herr Mönch eine niedrige Abart von A. Li- 
banotis Linn. Mir ift diefe Angabe fehr wahr: 
fcheinlich, denn ich fand bei Heiligenblut eine 
niedrige Dolde, die mir unbekannt war, und 
in. welcher ich Seseli montanum, oder eine 
andere dergleichen Dolde zu finden hofte. Sch 
ging fehon ans Ausgraben, fahe mich aber zu: 
gleich nach mehrern Eremplaren um, fand, daß 
e bie und da größer, und fogar zwei Schub 
hoch waren, erkannte endlich die gemeine A. Li- 
banotis, und ging betrubt von dannen. 


15. Erica earnea Linn. (herbacea Jacq.) | 
wird nah allen Pflanzencatalogen, im Glas 
baufe, Crigidarium) übermwintert. Es geſchieht 
dies wahrfiheinlich, um diefen Zierſtrauch, mel: 
her am natürlichen Standorte im Merz bluͤhet, 
mitten im Winter in voller Bluͤthe zu haben, 
da er ſich denn auch ſehr gut ausnimmt. Uebri⸗ 
gens aber fhalt er ſehr Mahrfheinlich in ganz 
Deutfchland die freie Winterkalte aug, indent 
er in hiefiger Gegend ungemein haufig in Berg: 
waldern vorkommt. 


16. Stellera Passerina wird vom Herrn 


Moͤnch als ein Strauch angegeben, welcher im 
Glas⸗ 


257 
Glashauſe übermintert werden muß. Dies ift 
ohne Zweifel ein Irrthum, denn diefe Pflanze 
iſt nur einjahrig, und bedarf um fo weniger 


überwintert zu werden, da fie mitten in Deutfch? 
land wild wagit. 


17. Saxifraga umbrosa Linn. und Saxi- 
fraga cuneifolia Scop. find nach Herrn Mönch 
einerlei Gewächfe, welches” ſehr mwahrfcheinlich 
ift. Dielleicht ift davon auch Saxifraga hirsuta, 
die Herr Willdenom zwifchen beiden in die 
Mitte ftellt, nicht verfchieden. Arenaria media 
wachft nah Herrn Willdeno w in England 
und ift ein Sommergewaͤchs. Herr Smith 
führe diefe Art in der Flora britann. als 
Parietat von A. marina an. Herr Mönd 
welcher die A. media umftandlich Befchreibt, 
gibt fie als eine perennirende Pflanze an, die 
im Glashaufe überwintert wird. Was hat es 
wohl eigentlich für eine Bewandniß mit diefer 
Pflanze? 


18. Saxifraga burseriana führt in dem 
Linneiſchen Spec. plantarum folgenden Cha; 
racter: foliis aggregatis imbricatis trique- 
tris subulatis laeyibus, caule subnudo uni- 
floro. Herr Dr. Hoft hat in feiner Flora 

Hoppe Taſchenb. 1505- ER 


259 

austriaca dieſe Definition beibehalten, aber das 
Wort triquetris, ausgelaſſen. Herr Prof. Dr. 
don Weſt in Klagenfurt behauptet in der bota— 
tifchen Zeitung 1304 S. 96. daß die Blätter 
nicht triquetra, fondern plana carinata feyen. 
La peyrouse gibt in feiner Monographie über 
die in den Pyreneen einheimifchen Gteinbrechars 
ten, von Saxifraga burseriana folgenden Cha: 
rakter: foliis rosulatis imbricatis triquetris, 
spinoso ciliatis: floribus fastigiatis: petalis 
crispo-reflexis. Bon einem Manne, der mit 
altem Fleiße eine Monographie bearbeitet, ſollte 
man doch twohl Feine Unrichtigfeiten vermuthen; 
wir wollen fehen! Sch habe die Saxifraga bur- 
seriana an der memlichen eigenthümlichen Gtelle, 
wo Burfer fie zuerft entdefte Cauf dem Rad⸗— 
ftadter, Tauern), gefammelt, und folche jezt vor 
‚mir liegen, fie bat aber feine folia triquetra, 
fondern plana, carinata, feine folia spinoso- 
ciliata, fondern nuda, feine Flores fastigiatos 
fondern immer pedunculos unifloros feine pe- 
tala crispo-reflexa, fondern plana, reda, 
Unmdglich kann La Peyrouse’s. Pflanze Saxi- 
fraga burferiana feyn, fondern eg tft wahrfchein? 
lich die Varietas caulibus quinquefloris , flo- 
xibus fastigiatis, die Wandelle auf dem Berge 


„259 
Ganze in Italien entdekt hat, und die eine eige: 
ne Epecied ausmacht. 

19. Lavendula multiäda ift nach Herrn 

Mönch im freien Lande ein Sommergewäaͤchs, 
im Glashauſe aber eine perennirende Pflanze. 
Herr Willdenow gibt ſie als einen Strauch 
an. Meine Erfahrung beſtaͤtigt Herrn Moͤnchs 
Angabe vollkommen, und iſt ein Beweis, wie 
ſehr Behandlungsart auf die Dauer der Pflans 
sen Einfluß hat. | 

20. Herr Prof. Hoffmann haf in der 
neueſten Flora german. nur ein einziges Marru- 
bium, nemlich vulgare- Ich wuͤnſchte alfo ſehr, 
zu wiſſen, was das fuͤr eine Art ſey, die 
von Herrn von Leyſſer und von Herrn Dr. 
Schwaͤgrichen auf dem Kirchhofe zu Erde⸗ 
born geſammelt wurde. 


21. Dracocephalum thymiflorum gibt 
Herr Mönch als perennirend an; es ift aber 
ein Sommergewaͤchs. 


«3. Dracocephalum canescens ift nach 
Willdenow und Dietrich ein Eommerge 
waͤchs, nach Herrn Mönch aber perennirend; 
Iezterer hat recht, denn die Pflanze dauert in hie, 
figem Garten, im freien Lande, aus, | 

N 2 


260 


23. Anftatt Digitalis Winterli Roth. hat 
Herr Dietrich, (Lericonsız) immer Digitalis 
lanata Ehrh. erhalten. Dies ift fehr natürlich, 
denn die eritere Pflanze ift von lesterer nicht ein: 
mal eine Varietaͤt, wie Roth glaubt, fondern 
eine und diefelbe Pflanze. 


24. Thlaspi saxatile ift nach Herren 

- Mönch yerennirend, nah Herrn Willde: 

nom einjahrigz in dem hiefigen botanifchen Gar; 

ten hat diefe Pflanze im erften Sabre“ reifen 
Saamen getragen und ift ganz ausgegangen. 


25. Thlaspi campestre ift nach einigen 
EHriftitellern einjabrig, nach andern zweijahrig. 
Die Wahrheit ift auf Seite der lestern. 


26. Geranium striatum ift nicht einjah- 


rig, wie Herr Mönch glaubt, fondern per: 
ennirend. 


27. Trifolium rubens wird von Herrn 
Mönch als eine jahrige Pflanze angegeben. 
Sin unfern Gegenden iſt fie perennirend. 


28. Der, von’mir auf dem Benftedter 
Vogelsberge bei Halle gefammelte Aster acris 


261 


Jeeysseri, möchte wohl Aster alpinus Linn. - 
ſeyn. 


29. Bei Satyrium albidum ſagt Hoff⸗ 
mann: odor fragrans Heliotrop. peruviani, 
aber diefe Bemerkung gehort zu Satyrıum ni» 
srum, und kann auch füglich zu Orchis odo- 
ratissima gefest werden. 


50. “Warum, ſagt Herr von Hohen warth, 
zieht man Orchis odoratissima nicht in Gärs 
ten, wo es doch leicht fortkommen duͤrfte, da 
es kein Alpengewaͤchs iſt; beſonders da es noch 
Niemanden gelingen mollte‘, dag Satyrıum ni- 
grum zu einem Öartengewachfe zu machen? „ 


Ich glaube, daß beide Pflanzen fehr guf im 
Garten fortkommen, da ich es aus Erfahrung 
von Ophrys Loeselii, Monorchis und Mono- 
phyllos, von Satyrium. viride, von Orchis 
conopsea, militaris und ustulata , überzeugt 
bin; aber man kann jene Gewaͤchſe im frifchen 
Zuftande nicht fo leicht habhaft werden, als die 
Herren Botaniker in Kaͤrnthen. 


31. Equisetum eburneum Roth, und 
E. Telmateia Ehrh, find eine and dieſel⸗ 
R 5 


262 


be Epecies , und bedürfen alfo nicht des Ueber: 
sehens von einem ing andere. 


32. Osmunda Lunaria £. &, ift aller» 
dings eine eigene Species und fehlt in Hoff 
mann’! und Roth's Floren von Deutfohland. 
Vergl. Botrychium rutaccum $wartz. 


33. Bei Asplenium viride ſagt Roth: 


adeo 


simillimum antecedenti, 


(Asplenio 


Trichomani) ut vix, ac ne vix quidem cha- 


racteres specifici constantes erui queant. 


Ich glaube folgende Differenzen find deuts 


lich, und beftandig: 


Asplenium viride 
pinnis petiolatis inci- 
so-crenatis, rhombeo- 
subrotundis basitrun- 
catis; frudificationi- 
bus in maculis sparsis 
mox confluentibus di- 
gestis; involucro ob- 
soleto; stipite basi 
fusco utrinque canali- 


culato. 


Asplenium Tricho- 
manes pinnis secssili- 
bus obsolete crenatis, 
obovatis basi subtrun- 
catıs; frudificationi- 
bus in lineolis paral- 
lelis digestis; invo- 
lucro manifesto persi- 
stenteque; stipite fus- 
co hinc canaliculato 


inde convexo. 


262 
34. Athyrium fontanum Roth. wacht 


nicht in Deutſchland und muß alfo in veffen 
Flora ausgeſtrichen werden. 


35. Athyrium Halleri Roth. führt Herr 
Swarz als zweifelhaft auf, aber die Pflanze 
ift ſehr beſtimmt, nemlich A. fontanum R., 
Polypodium fontanum Linn, 


— —— - 


264 


— — — — — — — 


xt. 
Botaniſche Literatur. 





1. Don Herrn Sturm's Deutfhlandg 
Flora in Abbildungen nach der Ratur 
mit Befchreibungen, find nun dag funfzehnte bis 
achtzehnte Heft erſchienen, und die Liebhaber 
deutſcher Gewaͤchſe werden ſich uͤber dieſe Arbeit 
freuen. Das funfzehnte und ſechzehnte Heft 
enthalten eine vollſtaͤndige Darſtellung aller 
deutſchen Kleearten, und fuͤhren deswegen auch 
einen eigenen folgenden Titel: 


Die Kleearten Deutſchlands in Abbil— 

dungen von Jacob Sturm, u. ſ. w. 
Mit Beſchreibungen von dem Herrn 
Geheimen Hofrath und Praͤſidenten 
von Schreber, Herrn D. und Prof. 
Hoppe und dem Herausgeber. 


Hier findet man zwei und dreiſig Arten 
von Klee, (Tritolium) vorgeſtellt, die in 


265° 
Deutfchland zu Haufe find. Mehrere Arten z.B. 
Tr. pollescens Schreb. Tr. badium Schreb. 
Tr. campestre Schreb. Tr. patens Schreb, 
Tr. norieum Wulf. find bier zum eritenmahle 
aufgeführt, und geben dem Liebhaber deutfcher 
Gemächfe die unbesweifelte Hoffnung, daß in feiz 
nem Daterlande noch mancher vegetabilifcher 
Einwohner unbekannt haufet, aber ein Mann, 
von fo großer Einfiht, wie Here von Schres 
ber, erfordert mwerde, um fie zu bemerfen. 
Möchte doch diefer verdiente Mann öfters von 
feinen zabfreichen Entdekungen etwas befannt 
machen! Es wird ja ohne Smweifel auch von 
ven gegenwartig lebenden Bstanifern mit dem 
Icbhafteiten Beifall aufgenonimen werden, warum 
folften bloß die Nachfommen allein die uner: 
reichbaren Verdienſte dieſes unfterblichen Bor 
tanifers bewundern? Das ſiebenzehnte und acht⸗ 
zehnte Heft enthalten wieder manche ſchoͤne offi⸗ | 
cinelle Pflanze und die. vorzüglichiten dubiofen 
Arten von Potentilla, nemlich Potentilla ar- 
gentea, verna, Brauniana, Salisburgensis, 


opaca. Möchte doch Herr Sturm ang fer 


266 

ner, fo viel an ihm ut, mit Pflanzenabbildun— 
gen reichlich befchenfen , da ja feiner Arbeit 
nichts gleich Eummt ! L 


2. Die Regensburgiſche botanifche Zeiz 
tung wird auch in diefem Jahre ununterbro: 
chen fortgefest und find die Beftellungen in allen 
Buchhandlungen zu machen. | 


3. Das Herbarium vivum plantarum 
rariorum praesertim alpinarum fcheint zwar 
mit der vierten Centurie gefchloffen zu werden; 
da aber die botanifche Geſellſchaft num einen 
eigenen botanifhen Garten erhalten hat, fo 
werden die Mitglieder derſelben mit Pflanzen 
einlegen fortfahren, und folhe an Liebhaber 
überlaffen, welche fich deswegen an den Her: 
ausgeber su wenden haben. 











8 





3 5185 00257 8134